Zu den Piraten statt zur Marine

December 24, 2016 | Author: Margarethe Vogt | Category: N/A
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Georg Baums Hg.

Zu den Piraten statt zur Marine 100 kreative Köpfe verraten, warum sie sich selbständig gemacht haben

inHaLt Vorwort

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Heute hat jeder das Potential zum Gründer

Von Piraten und Marineangehörigen – aus Sicht eines blinden Passagiers

12

Günter Faltin

Andreas Knaut

Die Menschen zählen, aber die Kommunikationsleistung entscheidet

15

21

Die Autoren

24

Geschichten, die das Leben schreibt

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Georg Baums

Herbert Sollich

Das Salz in der Suppe Lothar S. Leonhard

18

Management-Brevier

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100 Profile Harald Adam Tobias Bartenbach Egbert Barutzki Edward Berger Markus Biermann Gabriele Bohn Alexej Brecht-Bergen Stephan Chi Jakob Claussen Gabriele Collier Michael Conrad Thomas Dannecker Egbert Deekeling Mariusz Jan Demner Alexander Demuth Dominicus Doriat Dietmar Ecker Sven Eggert Christian Faltin & Stefan Krüger Joerg G. Fieback

32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70

Heike Flottmann Stephan Fruth Peter Fuhrer Oliver Goller Christiane Häberlein Peter Haller Michael Hartung Sir John Hegarty Thomas Heilmann & Sebastian Turner Ralf Heuel Bernd Heusinger Kai Hiemstra Petra Hüßtege Heinz Huth Alexandra Iwan Enno Jacobsen Michael Jäschke Holger Jung & Jean-Remy von Matt Mirko Kaminski

72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108

Tino Keller André Kemper Hartwig Keuntje Günther Kienpointner Thomas Koch Maik Königs Heike Kötting Stefan Kolle Sven Korhummel & Georgios Manolidis Rolf Körner Alwin Küchler BSC Oliver Lehnen Alexander Ludwig Thomas Mang Stefan Mauerer Florian Meimberg Andreas Mengele Frank Merkel Ruth-Esther Mikus Gerhard Mutter

110 112 114 116 118 120 122 124 126 128 130 132 134 136 138 140 142 144 146 148

Günther Nessel Ralph Ohnemus Peter Olsson Mike John Otto Heinrich Paravicini & Johannes Plass Peter Peschel Thomas Plötzeneder Thomas Rempen Johannes Röhr Bent Rosinski Markus Ruf & Danielle Lanz Marc Sasserath Dieter Schaller Frank Schätzing Stefan Scheer

150 152 154 156

Michael Schirner & Kexin Zang

158 160 162 164 166 168

Stephanie Solterbeck

180 182 184 186 188

Leonard & Gordon Sommer

190

Gunter Wenzel

Peter Wippermann

170 172 174 176 178

Gurli Thermann

192 194 196 198 200 202 204 206

Frank-Michael Schmidt Rüdiger Schmidt Bernd Schmittgall

Martin Spillmann & Peter Felser Jens-Uwe Steffens Peter Strahlendorf

Ingeborg Trampe Dr. Michael Trautmann Andreas Unger Mirko Vasata

Hans E. Wolff

208 210 212 214 216 218 220 222 224 226

Zu guter Letzt

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Literatur

230

Dank

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Der Herausgeber

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Hermann Vaske Georg Vladuca Dominique von Matt Ivo von Renner Ingrid Wächter-Lauppe Eberhard P. Wensauer

Uli Wiesendanger

Vorwort Gibt es noch eine interessante und bedeutende Branche, in der man sich ohne viel Geld, ohne Venture Capital und ohne Investo­ ren selbständig machen kann? Gibt es eine Branche, in der die Kombination von Unternehmungsgeist, strategischem Denken und kreativem Talent eine wichtige Rolle spielt? Wir haben bei der Gründung unserer Agentur BMZ damals gesagt: Wir benötigen Papier und Bleistift, und dann geht’s los. Telefon und Schreibmaschine gehörten noch dazu. Das waren geringe Investi­ tionen. Aber wir waren drei Partner – ein Texter, ein Art Director und ein Kundenberater –, also ein komplettes Kernteam (siehe State­ ment Thomas Mang). Und wir hatten eine Handvoll guter Kunden­ kontakte, aber kein Wettbewerbsverbot in unseren Verträgen. Inhabergeführte Werbeagenturen spielen nach wie vor eine wichtige Rolle im Markt. Da sind meist das kreativere Talent und die flexiblere Organisation zu finden. Aus den Werbeagenturen sind Kommunikati­ onsagenturen geworden. Die internationalen Agenturgruppen sind glo­ bal aufgestellt, an der Börse notiert und Partner großer internationaler Kunden. Sie waren auch einmal inhabergeführte Agenturen – lange ist es her. Auf dem Weg zum Konzern hat sich ihr Charakter verändert. Hier und da wird der Eindruck erweckt, als gehöre die inhaberge­ führte Agentur der Vergangenheit an. Als wäre das die schöne Welt von gestern. Vielleicht steckt Zweckpropaganda dahinter, vielleicht Globalisierungsideologie oder einfach oberflächliches Hinschauen. Tatsächlich sind diese Inhaberagenturen den Agenturkonzernen oft ein Dorn im Auge.

10

Das Projekt „Warum selbständig“ habe ich ins Leben gerufen, um die Bedeutung, Vitalität und Aktualität dieser Gruppe von Agentu­ ren und Selbständigen zu zeigen. Für sie sprechen kein eigener Verband und keine Lobby. Die Statements sind Ausdruck der per­ sönlichen Authentizität der Autoren und ihrer Vielfalt. Hier zeigen Unternehmen und Selbständige Flagge.

Also, schauen Sie sich die Piraten an. Es klingt abenteuerlich. Wen es anspricht und wer die fachliche Qualifikation mitbringt, sollte nicht zögern. Das zeigen die authentischen Statements der Auto­ ren dieses Buches.

PS. Im Sinne leichterer Lesbarkeit sind die im Buch verwendeten Bezeichnungen nur in einer geschlechtsspezifischen Formulierung ausgeführt. Selbstverständlich sind dabei jeweils beide Geschlechter gemeint.

Georg Baums

Die Auswahl der präsentierten Autoren erfolgte von mir persönlich nach dem Prinzip eines breiten Spektrums von Werbe- und Spe­ zialagenturen für Design, Media, Internet und PR. Die beteiligten Einzelkämpfer kommen vor allem aus den Bereichen Werbung, Pa­ ckungsdesign und Filmproduktion. Im ersten Teil dieses Buches werden die inhabergeführten Agentu­ ren aus verschiedenen Perspektiven betrachtet und kommentiert. Aus der Sicht eines Journalisten (Andreas Knaut), eines Kunden (Herbert Sollich), des Chefs einer führenden Network-Agentur (Lothar Leonhard) und eines selbständigen Wissenschaftlers ­ (Günter Faltin). Im zweiten Teil folgen hundert Statements kreativer Köpfe dieser Branche. „Zur Marine? Oder zu den Piraten?“ Mit dieser Metapher hat Uli Wiesen­ danger die Frage beantwortet. Unter dieser Überschrift bringt er einen Vergleich zwischen dem Selbständig- und dem An­ gestelltsein. (Die Überpointierung gehört übrigens zum Talent eines erfolgreichen Werbemannes beziehungsweise Kommunikations­ experten, nicht zu verwechseln mit Übertreibung.)

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Petra HÜssteGe TV Producerin (2010)

Biografie geboren am 28. April 1970 in Thuine, Deutschland Ausbildung 1990

Abitur in Düsseldorf

1990 – 1997

Studium Anglistik und Medienwissenschaften und diverse Neben­ jobs bei Electronic Partner, Achenbach Art Consulting und Kunst­ handel, Architekturbüro Stöcker & Schümmelfeder und zu guter Letzt Rempen & Partner, wo ich schnell wusste, was ich will: quer in die Werbung einsteigen.

Stationen 1997 – 1999

Kontakt Name

Hüßtege, Petra

Anschrift

Wherever I may roam

E­Mail

p.huesstege@t­online.de

Telefon

0172 2155276

96

Rempen & Partner, Düsseldorf. Einstieg als Assistentin der Geschäftsführung für Thomas Rempen und Stefan Telegdy, danach Junior Producer in der FFF. Förmlich der Sprung ins kalte Wasser, ohne Ausbildung schon nach drei Wochen gedreht und gleich verdammt viel gelernt.

1999 – 2001

Production Assistant und Junior Producer bei der BMZ!FCA, Düsseldorf. Hier habe ich die Basics und Pieke kennengelernt.

2001 – 2004

TV Producer bei BUTTER, Düsseldorf. Hier habe ich die FFF aufgebaut.

2005 – 2009

TV Producer bei Ogilvy & Mather, Düsseldorf. Hier habe ich den Sprung in die Selbständigkeit beschlossen.

seit 2010

Freelance TV Producer für deutsche Agenturen und H2O Films New York – And I’m loving it!

waruM seLBstandiG Am Anfang war die Frage: Selbständig­ keit oder Sicherheit? Ich hab mich für die Selbständigkeit entschieden. Die einzig logische Konsequenz aus meiner Ein­ stellung, meinen Erfahrungen, meinen Visionen und nicht zuletzt auch meiner Sammlung an Kontakten. Und, obwohl ich die Hosen gestrichen voll hatte, hat sich mein Leben mit ihr als einzig richtiger Weg herausgestellt. Die Selbständigkeit ist toll … … weil sie tolerant ist und mir auch mal eine Atempause erlaubt, wenn ich sie brauche, … weil sie mich großzügig entlohnt für das, was ich leiste, und mir wieder klar gemacht hat, dass meine Arbeit einen Wert hat – für mich und für andere,

… weil sie mich ein selbstbestimmtes Le­ ben leben lässt, … weil sie mich lehrt, nicht immer alles per­ sönlich zu nehmen, … weil sie mich weiterbildet, indem sie mich vor immer neue Herausforderungen stellt, … weil sie mich weiterbringt, indem sie mir neue Leute, neue Sichtweisen und neue Aufgaben liefert, … weil sie mich täglich motiviert, meinen Job, den ich liebe, auszuüben. Mir ist sehr schnell klar geworden: die Selbständigkeit und ich, wir gehören einfach zusammen. Jeder sollte mal selbständig sein. Was Besseres gibt es einfach nicht.

And I’m loving it! 97

dr. doMiniQue Von Matt Jung von Matt/Limmat AG (1993), Zürich

Biografie Dominique von Matt hat an der Universität Zürich mit einer Dissertation zum Thema „Markenpolitik“ zum Dr. oec. publ. promoviert. Nach dem Studium war er am Dalhousie University Conference Centre in Halifax (Kanada) und anschließend bei Unilever in Zürich als Product Manager tätig. Seine Laufbahn in der Kommunikationsbranche begann er bei Wirz, wo er nach einem Aufenthalt als Account Executive bei DMB & B, London zum Beratungsgruppenleiter und Mitglied der Geschäftsleitung aufstieg.1993 gründete er zusammen mit David Honegger die Honegger/von Matt Werbeagentur. Seit 2001 ist er Mehrheitsaktionär der Agentur, die – mit dem Einstieg von Jung von Matt Hamburg – als Jung von Matt/Limmat AG firmiert. Die Agentur beschäftigt heute 85 Mitarbeiter in den Disziplinen Brand Identity, Werbung, Digital und Public Relations. Dominique von Matt ist Lehrbeauftragter für Betriebswirtschaftslehre an der Universität St. Gallen und Autor zahlreicher Publikationen zur Markenführung. 2002 war er Schweizer „Werber des Jahres“. Er ist Vorstandsmitglied der GfM (Gesellschaft für Marketing) und des BSW (leading swiss agencies) sowie Stiftungsrat der AWD Stiftung Kinderhilfe und der Laureus Foundation Switzerland.

Kontakt Name

von Matt, Dominique

Anschrift

Jung von Matt/Limmat AG Wolfbachstrasse 19 CH­8032 Zürich

E­Mail

[email protected]

Telefon

+41 (0) 44 25466­00

Fax

+41 (0) 44 25466­01

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waruM seLBstandiG Als ich zehn Jahre alt war, erzählte mir mein Vater von einem verärgerten Kunden seiner Buchhandlung. Bisher hatte ich das noch nie gehört, da er für seine Kunden alles machte, stundenlang für sie in der Univer­ sitätsbibliothek recherchierte, auch wenn nachher nur ein Taschenbuch als Umsatz herausschaute. Aber diesem Kunden woll­ te mein Vater partout ein Buch nicht bestel­ len, weil es seinem Weltbild fundamental widersprach. Beiläufig sagte er: „Weißt du, weil ich selbständig bin, kann ich das“.

Als ich 30 Jahre alt war, hatte ich ein BWL­ Studium und eine Ausbildung als Product Manager bei Unilever hinter mir und wollte zur Abrundung als Trainee in einer Werbe­ agentur arbeiten. Ich bekam bei 19 von 20 Agenturen nicht einmal ein Gespräch, dafür klare Absagen. Ein Putzmittelverkäufer mit Doktorhut war für diese Branche suspekt. Damals war es für einen Berater wichtiger, wie ein fröhlicher Bohemien aufzutreten und den Guide Gault Millau auswendig zu kennen.

An diesem Tag wusste ich: Ich werde mein eigenes Unternehmen gründen.

Jetzt wusste ich: Ich werde eine Werbeagentur gründen.

Als ich 20 Jahre alt war, wurde ich von einem Befrager eines Marktforschungsinstituts zu Limonaden und meiner Haltung zu Rivella, der Ikone der Schweizer Getränkemarken, befragt. Das Interview faszinierte mich so, dass ich mich für das Thema zu interessie­ ren begann und das Buch des Pioniers der Motivforschung, Ernest Dichter, „Motivfor­ schung – mein Leben. Die Autobiographie eines kreativ Unzufriedenen“ las.

Fünf Jahre später wurde ich Unternehmer. Ich kann mir nichts Besseres vorstellen, um Haltung, Leidenschaft und Kampfgeist auszuleben.

Weil ich selbständig bin, kann ich das.

Danach wusste ich: Ich möchte mein berufliches Leben im Kontext von Konsumentenverhalten, Marken und Kommunikation verbringen.

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steFan KoLLe Kolle Rebbe (1994), Hamburg

Biografie Geboren am 27. April 1962 in Wuppertal. Stefan Kolle studierte an der Hochschule der Künste in Berlin. Nach Stationen als Texter in Wien und Hamburg gründete er im Alter von 32 Jahren mit seinem alten Studienfreund Stephan Rebbe 1994 Kolle Rebbe. Seit vielen Jahren zählt die unabhängige und inhabergeführte Agentur in Hamburgs Speicherstadt zu den meist ausgezeichneten des Landes. Aus der klassischen Agentur ist inzwischen ein Anbieter medienübergreifender Kommunikationslösungen geworden. Kolle Rebbe beschäftigt über 250 Mitarbeiter und arbeitet für Kunden wie Bionade, Deka Investmentfonds, Google, Nike, Otto, Ritter Sport oder TUI.

Kontakt Name

Kolle, Stefan

Anschrift

Kolle Rebbe GmbH Dienerreihe 2 20457 Hamburg

E­Mail

hallo@kolle­rebbe.de

Telefon

040 325423­0

Fax

040 325423­23

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waruM seLBstandiG Ich komme aus einer Unternehmerfamilie. Großvater selbständig. Vater selbständig. Mit 12 Jahren die ersten Ferienjobs, mit 14 Jahren Verkauf von selbst gemalten Comic­ heften im Schulhof, mit 17 Jahren selbständi­ ger Fensterputzer. Damit habe ich mein ers­ tes Moped und letztlich auch mein Studium in Berlin finanziert. Ich war nach dem Studi­ um sechs Jahre Angestellter (die Zeit ist zu kurz, um einen gesetzlichen Rentenanspruch zu haben), dann zwei Jahre Freiberufler. Mit 32 Jahren habe ich mit meinem Berliner Studienfreund Stephan Rebbe eine eigene Agentur gegründet. Viel zu früh, wie mein damaliger Chef meinte, denn ich war kein Creative Director, geschweige denn Ge­ schäftsführer, noch konnte ich Kunden mit­ nehmen. Das Entscheidende aber war: Ich hatte keine Angst. (Im Gegenteil, ich hatte Angst vor dem Angestelltsein.) Kleine Kinder sind furchtlos, im Alter steigt die Angst. Jahr für Jahr. Das hemmt. Bes­ ser also, man macht sich in jungen Jahren selbständig, wenn man wenig zu verlieren hat. Dann ist man frei. Frei von materiellen Zwängen, Häusern, die abbezahlt werden

müssen, finanzierten Autos oder konsum­ wütigen Kindern. „Freedom is another word for nothing left to loose“ heißt es in einem Song der Hippie­Zeit. Dazu ein tolles Beispiel: Tarek. Ich habe ihn kennen gelernt, da war er 16 Jahre alt. Er verkaufte Wasserpfeifen in einem Onlineshop. Sein Monatsumsatz: 30.000 Euro. Vormittags ging Tarek in die Schu­ le, nachmittags organisierte er mit seinen Freunden und den Müttern der Freunde seinen Shop. Tarek fragte mich, ob er ein Praktikum bei Kolle Rebbe machen kann. Nicht als Onliner, nicht als Texter, sondern als Geschäftsführer. Er wollte lernen: Wie funktioniert Buchhal­ tung, was ist Personalwesen, wie managt man 200 Leute. Er hat das Praktikum ab­ solviert und sich mit 18 Jahren direkt selb­ ständig gemacht. Heute ist er 22 Jahre und hat 50 Mitarbeiter. So wird man viel­ leicht sogar der nächste Bill Gates, Richard Branson oder Steve Jobs, zu dem alle an­ gestellten Manager der Welt aufschauen. Zu Recht, denn das sind die Leute, die die Welt bewegen.

Freedom is another word for nothing left to loose.

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