VO Orts- u. Gewässernamen Österreichs

May 17, 2017 | Author: Jens Hafner | Category: N/A
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1 VO Orts- u. Gewässernamen Österreichs Namen = wesentlicher Teil unseres Wortschatzes Name = griechisch: onom...

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VO Orts- u. Gewässernamen Österreichs 10.10. Namen = wesentlicher Teil unseres Wortschatzes Name = griechisch: onoma  davon leitet sich engl. u. frz. Namenforschung ab: onomastics – onomastique  Dt.: Namenkunde … aber seit 60er: „Onomastik“ setzt sich allmählich durch z.B.: Waschmittel: Persil, Fewa  Persil = Abkürzung v. 2 chem. Bestandteilen: Pergorat + Silikat  Fewa = Fein-Waschmittel z.B.: Müller (kann man wg. appellativischem Wortschatz nachvollziehen), aber Meier od. so = nicht so leicht zu entziffern  Meier = Verwalter d. Güter einer Herrschaft … egal, wie man ihn schreibt! (landschaftliche Schreibtraditionen) z.B. Scharinger: = jmd. der aus Stadt Schärding OÖ kommt … Dialekt Scharing = Schering = Scharinger z.B. Wiesinger = viele Weiler heißen „Wiesing“ u. jmd. der von dort kommt = Wiesinger z.B. Kärntnerstraße = als Wien bis 1857 nur 1. Bezirk umfasste, hat Ausfallstraße nach Süden nach Kärnten geführt … darum „Kärntnerstraße“  wichtig, weil Handel nach Venedig führt da durch  Fortsetzung zur anderen Straße: Rotenturmstraße … früher war da Roter Turm … geschichtlich kann man das alles ermitteln Namen haben synchron (in Gegenwartssprache) keine unmittelbare Bedeutung … sondern diachron (aus Geschichte heraus) z.B. Gretchen fragt Faust, wie es um sein Verhältnis zu Gott steht: „Name ist Schall und Rauch“ (Gefühl ist alles)  Name ist Etikette, der keine Bedeutung hat  v. d. Bedeutungslosigkeit d. Namen im aktuellen Sprachsystem wird immer wieder gesprochen aber andere Stelle in Faust: Mephisto kommt das erste Mal „das Wesen kann man gewöhnlich aus dem Namen lesen“ … also m. d. Namen verbindet sich die Wesenhaftigkeit  Name als individuell zugehörige Erscheinung sagt etwas bestimmtes aus mittelalterliche Literatur, z.B. Parzival (Wolfram v. Eschenbach)  wird nur bezeichnet als guoter son, lieber son, etc.  erst als er seinen Namen erfährt, wird er zum Wesen, zur tatsächlichen Person in der Gesellschaft Sprichwort „Das Kind beim rechten Namen nennen“ … sagt sowas ähnliches aus … gibt Namen, die Bezug zum appellativischen System haben  kann verlebendigt werden (z.B. Müller) 1

z.B. Goethes Wilhelm Meister: Truppe zieht in Stadt ein, jeder muss sich ausweisen  Meister als Vorstand d. Truppe wird bewusst, dass „Meister“ große Bedeutung hat (obwohl Geselle besser passen würde) … Name als wesentlicher Bestandteil … Goethes „Dichtung und Wahrheit“  Goethe = Götter, Goten, Kot ?  „Name ist vollkommen passendes Kleid, wie die Haut selbst über u. über angewachsen, an der man nicht […] schaben darf.“ o dürfen also nicht beleidigt werden, ohne dass m. Namen beliebig gespielt werden darf Theorie des Namens … seit 200 Jahren, Jacob Grimm „Vater d. SpraWi“  aber theoretische Durchdringungen erst in 60er, 70er Jahren griechische Antike unterscheidet zwischen Wort u. Name  Nomen Appellativum (Wort, „Nennwort“, allgem. Bezeichnung)  Nomen Proprium (Name, bestimmende Bezeichnung) … welche Unterschiede gibt’s zw. eigentlichem Wort u. Name? z.B.  Fuchs (Tier)  Schneider (Handwerker, stellt Kleidung her) Der Fuchs stiehlt Hühner. Der Schneider näht Kleider  allgemeine Bezeichnungen, Appellativa aber: Fuchs kommt morgen zu Besuch = nicht das Tier, sondern Mann. Wir treffen Schneider auf dem Bahnhof  Person, individualisiert … Hat jmd., der Fuchs heißt, was mit dem Tier zu tun? Naja heutzutage nicht mehr  geschichtlich: der erste Träger des Namens „Fuchs“ hatte Eigenschaften d. Fuchses o schlau, rothaarig … metaphorisch auf Person übertragen worden  Schneider … war ursprünglich bestimmt Schneider … also synchron haben Familiennamen nix mehr m. Ursprung zu tun, diachron eben schon Volksetymologien  versuchen, nicht verständlichen Namen aus synchronen Gegebenheiten zu erklären  z.B. bei Linz gibt’s einen Ort „Luftenberg“ o schon im 16. Jhd. wird v. Gelehrten erklärt, was Ort bedeutet o liegt am Fuß, Mitte: Schloss o Ort liegt an luftigem Berg, Wind streift immer darüber, Vieh sehr gesund weil an frischer Luft, keine Pest o bis ins 14. Jhd. heißt Ort „Luffenberg“  Personenname „Luffo“ … aber weil Name schon längst nicht mehr vorkommt, im 15. u. 16. Jhd. nicht mehr verstanden … darum „t“ hineingeflickt

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z.B. Schwechat gibt’s Ortsteil „Keppenhof“ … im Süden: „Pellendorf“, dann „Hindberg“, dann „Fellen“ o Wappen: Hirschkuh … später wurde Hund daraus, der aufrecht steht o volksetymologisch kann man z.B. sagen, dass Hund in Ketten lag, dann zu bellen anfing, dann hin war u. dann Fell abgezogen wurde o stimmt natürlich nicht, aber Aktualitätsverlust, den Namen haben, will man rückgängig machen

… Volksetymologien gibt’s schon im 6. Jhd. (z.B. Isidor), auch im 12. Jhd. gibt’s mhd. Schriftsteller, die Namen auf diese Weise erklären  Admont = ad montem (am Berg) … in Wirklichkeit slawischer Name

Klassifikation d. Namen

Lexeme = Wortwurzeln + Formelemente (Morpheme) … Verbindung beider = verschiedene Wortarten als Formklassen  z.B. Verb - Substantiv – Adjektiv – Pronomen – etc. … Morpheme, die dazukommen =  Flexive (Bildung d. Casus- u. Verbalformen) - Suffixe – Präfixe Substantive:  Appellative  Propria (Eigennamen) … schon Antike hat sich Gedanken gemacht, wie Substantive geschaffen sind  Zwischenebene: Konkreta – Abstrakta  Substantiv: o Konkreta  gegenständlicher Art (Lebewesen u. Dinge)  Propria kann man ableiten (Namen sind ja gegenstandsbezogen)

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Abstrakta  ungegenständlich (Vorstellungen, Handlungen, Zustände, Eigenschaften, Begriffe)  können unter bestimmten Umständen zu Propria werden  wenn man z.B. Tempiform v. Musikstück hat … da kann man sagen man spielt das Adagio von Beethoven oder so … also da wird’s zu Gegenstand  Propria können beides sein! Abstrakta (Die Weisheit), Konkreta (Der Fuchs) o

Appellativa u. Propria = deutliche Unterschiede  „Über die Stellung der Namen im lexikalischen System“ von Dietrich Gerhardt In: Beiträge der Namensforschung, Bd. 1.

1. Unterschiede: 1.1 formale Unterschiede: 1. Orthographie o z.B. Familienname „Schmied“ wird man am Häufigsten in Süddeutschland ohne „ie“ finden, also Schmid o Mitteldeutscher Raum: „dt“ Schmidt o Norddeutsch: „tt“ … Schmitt  Familiennamen im 14. Jhd. aufgekommen o 15. Jhd.: verschiedene Sprech- u. Schreibweisen o Schriftsprache erst im 16. Jhd. 2.

Namen sind in Bildung u. Betonung eigenständig, unterscheiden sich v. entsprechenden Bildungen m. Appellative  z.B. Wiesen = in Schweiz Matte o An der Matte = an der Wiese … Andermatt  Betonung auf 1ter Silbe o Die alte Stadt => aber Altstadt (auf erster Silbe betont) o Die neue Stadt => Neustadt  Thüringen: Naumburg … Neuburg … aber im Dialekt ist das heute gar nicht mehr so, aber früher war das dort „nau“

3. 

Namen kennen keine Numerusunterschiede Namen im Plural kann man nicht im Sg. bringen u. Sg. nicht in Plural o also nicht „Naumburge“ oder „Wiene“ o aber auch nicht „die Niederlande“ … nicht in „das“ umwandeln

4.

Reduzierungen der Flexion  z.B. Ochs od. Fürst o Ich sehe Fürst. o aber wenn ein Tier od. Adeliger: Ich sehe einen Ochsen u. einen Fürsten  appellativisch Flexion … aber nicht bei Eigennamen! o Die Mitarbeiter des Wr. Kurier … nicht des Wr. Kuriers kein Plural-S … Die Schmids kommen … eigentlich Genitiv (Die Leute des Schmieds)

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1.2 Die Pragmatischen Unterschiede (Unterschiede der Verwendung) 5. 6.

Namen werden ohne Artikel verwendet Namen sind nicht übersetzbar  z.B. Casonova: nicht einfach übersetzen in Neuhauser oder sowas  Ausnahmen: Stadt mit mehreren Sprachen haben 2 Namen o z.B. Brünn, Znein in Dt. u. Brno in Tschechien o z.B. Tschaikowsky schrieben wir so … Eingliederung  aber z.B. in Italien: Ciaikovschi  Exonyme … Namen, die ein einer Sprache üblich sind … keine Übersetzungen sondern Eindeutschungsformen, die im Mittelalter entstanden sind o entstanden in Zeit, wo betreffenden Städte im Ausland f. eigene Sprache u. eigene Beziehungen wesentliche Rolle gespielt haben o Meilan – nicht Milano, Rom – nicht Roma, etc.

1.3 Semantische Unterschiede 7.

relative Bedeutungslosigkeit d. Namen  z.B. Römer früher Kinder durchgezählt: Primus, Septimus, etc. o dann aber auch verlorengegangen u. jmd. einfach so Primus geheißen, ohne dass 1tgeborener war  z.B. in Mannheim: nach Quadraten benannt: H3, etc.

2. Namen müssen klassifiziert werden: Klassifizierung: … das wird in letzten 40 Jahren immer schwieriger  Namenbücher d. 50er hatten schon kl. Klassifizierungen, aber in 70er nochmal ordentlich  1980: Friedhelm Debus „Onomastik“ im Lexikon d. germanistischen Linguistik o davor schon: Kalverkämper: „Textlinguistik der Eigennamen“, 1978

2. Einteilung ist hier recht einfach:

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Propria bestehen aus: o Anthroponymika  anthropos = Mensch … Personennamen o Toponymika  topos = Ort … Ortsnamen o Varia  varia = Verschiedenes … Restgruppe

2.1 Anthroponymika  2.1.1 Individualname o Vornamen  Rufnamen … Individualnamen (Hildebrand, Hadubrand, etc.) schon seit d. Mittelalter  sonstige Bezeichnung musste her, vor allem seit Städtebildung im 14./15. Jhd. o Nachnamen  Beiname kann sich zum Familiennamen entwickeln (siehe unten) o Beinamen  Hartmann der Fuchs, Hartmann der Weise, Hartmann der Graukopf, etc.  aus dem Beinamen ist dann durch den Wegfall „Hartmann von Aue“ => Hartmann Auer  sind quasi Vorläufer der Nachnamen Exkurs:  Heiligennamen: erst im 13. Jhd. … davor nur germanische Namen (Konrad, Sigfried, etc.)  Vulgunamen (Haus- u. Hofnamen) o jmd. übernimmt Hof, hat anderen Familiennamen … aber Hof hat einen Namen  Kosenamen, Scherznamen, Spitznamen, Schimpfnamen o Kosenamen im Familienkreis  Johannes => Hansl, oder so  aber auch: Helmut => Fifi … kein Zusammenhang, außerhalb d. intimen Kreises wird das nicht verwendet o Scherz-, Spitz- u. Schimpfnamen in Gruppe  entstehen in Gruppe  können positiv – negativ – neutral sein  z.B. armer Student, der kein Geld hat => Lazarus  z.B. Familienname: Hendl => Gogo  z.B. dicke Person => Nilpferd 

2.1.2 Gruppenname o Abstammungs- u. Herkunftsnamen  Volksnamen: historisch: Stammesnamen, etc.  wirken in Gegenwart historisch nach: Bayern, Schwaben, Thüringen, Franken

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Zugehörigkeitsnamen  z.B. Infanterieregiment König v. Dänemark  Studentenverbindungen … zum Teil Herkunftsbezeichnungen (Sachsonia, Danubia)  Vereinigungen künstlerischer Art (Wr. Symphonica, etc.)  Interessensverbände (pol. Parteien, z.B: SPÖ, ÖVP, etc.)  Brüderschaften (die Barmherzigen Brüder, RosenkranzSühnekreuzzug, Benediktiner, Franziskaner, etc.)

2.2 Toponymika  2.2.1 Kulturraumnamen = kultivierte Umwelt o Siedlungsnamen, Ortsnamen  Besiedlungen o Flurnamen  kultivierte Feld-, Wiesen- u. Weideeinheiten (was der Bauer nützt) o Verwaltungsnamen  wichtig f. territoriale u. politische Einheiten  z.B. Gaue als Verwaltungseinheit früher … in Salzburg gibt’s das weiter (Pinzgau, etc.)  z.B. OÖ hat inoffiziell -viertel (Innviertel, etc.) … in 1780er Jahren durch Joseph II eingeführt … dann durch Bezirke ersetzt 

2.2.2 Naturraumnamen = nicht beanspruchtes Gelände o Geländenamen  Bergnamen  Großglockner, etc.  Talnamen  besonders im Gebirge üblich … Zillertal, Ötztal, etc.  Waldnamen  Kobernaußerwald etc. o Gegendnamen  z.B. Marchfeld, Seewinkel, Strudengau (weil da Donaustrudel sind) o Gewässernamen  Teiche, Moore (übrigens -mos bei uns)

17.10. 2.3 Varia  2.3.1 o  2.3.2 o o o

Naturerscheinungen Tiere, Pflanzen, Steine, Metall, Gestirne Kulturerscheinungen Gegenstände (Schiff, Glocke, Getränke) Einrichtungen (Autofirmen, Versicherungsgesellschaften, etc.) Handlungen  große Gruppe … Tänze, Spiele (Schach, etc.) o Kunstwerke (Faust, Romane, Gedichte, etc.) o Motive (Schicksalsmotiv)

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andere Einteilung: (30 Jahre später)

 Besonderheit: Literarische Namen (Poetonyme) … eigene Gruppe (gar keine nähere Erläuterung … gehören eigentlich zu Lebendiges u. Sachliches)  Real u. Irreal …  terrestrisch = erdbezogen  geosphärisch = Naturereignisse, etc. Flurnamen  Gewässer gehört da auch dazu … fraglich  Bergnamen evtl. noch ok  Talnamen (eher Geographie)  Straßennamen gehören auch dazu … das alles unter „Flurnamen“ = merkwürdig … Einsichtigkeit u. Merkbarkeit = nicht so super auffallend  unter jedem Namen stehen Kursiv erscheinende Fachausdrücke o lebendig = Bionym o Sachlich = Abionyme

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 griechisch … relativ junge Entwicklung o russische Namensforschung: Natalia Podolskaja … Moskau 1988 in russischer Sprache „Wörterbuch d. russischen Namenbezeichnungen“ geschrieben o sie wollte zwar russische Termini prägen, aber gleichzeitig ist Namensforschung international … internationale Begrifflichkeiten  etwa um 2000 aufgegriffen … wg. Ostdeutsche, die sich in 90ern damit beschäftigt haben o erst 2004 Andrea Brendler … dickes Buch „Einführung in die Namenkunde“ (u. Namenarten) o will internationale Terminologie einführen u. dt. Namenforschung an d. Internationale terminologisch anschließen  Problem: gibt immer eigene Termini, etc. … griechisches passt nicht immer o z.B. Flurnamen = Anoikonyme oikos = Haus, Siedlung, Wohnort  aber an = Negation … also kein Hausname … wird automatisch zum „Flurnamen“ verdeutscht  Diskrepanzen 

Sternchen … vorgeschlagener internationaler Begriff o zeigt die Schwierigkeiten o auch f. Laien problematisch

… immer wieder neue Nameneinteilungen, schwierig, alles ordentlich einzuordnen, etc.  die andere Einteilung ist sinnvoller u. einfacher

3. Geschichte der Namenkunde … Germanistik beginnt m. Erforschung d. germanischen Sprachen (nicht nur Deutsch, auch Skandinavisch u. Englisch) am Beginn d. 19. Jhd.  Jacob Grimm um 1820: Vergleichende Grammatik („Deutsche Grammatik“) d. germanischen Sprachen o hat erkannt, dass Namen ein Teil der Geschichte sind … eben auch d. Sprachgeschichte  kam aus Hessen … daher 1839: Aufsatz veröffentlicht über Hessische Ortsnamen o zeigt auf, welche Bedeutungen sie haben, werfen Licht auf Geschichte d. Besiedelung u. Landschaft o „Namen bringen Licht über Sprache, Sitte u. Geschichte unserer Vorfahren“  diachronische Dimension d. Namenforschung erkannt J. Grimm war Mitglied d. Berliner Akademie d. Wissenschaften  macht immer Preisausschreiben … z.B. zur Sammlung u. Erforschung d. germanischen Rufnamen bis 1100  das hat Ernst Förstemann gemacht: 1856: „Altdeutsche Namenbuch“ o Bd. 1 enthält dt. Personennamen v. d. ältesten Zeiten bis 1100 o Bd. 2: 1863: Ortsnamen untersucht … bis 1100  Personennamen verzeichnet … die Namen gibt’s gar nicht mehr, also müssen älter sein od. sind nur zufällig nicht urkundlich belegt

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 das ist bis heute die einzige Sammlung d. ÄdL überlieferten Personennamen o 3. Auflage um 1900 … erweitert worden v. … Henning Kaufmann … also frühe Werke haben bis heute Bedeutung! 1989: Altdeutsches Namenbuch in Österreich u. Südtiroler Überlieferung d. Ortsnamen  wichtig f. Namenforschung weil man originale ältere Überlieferungen braucht … wirklich original? spätere Abschrift? … genau das ist hier o Hinweis auf Etymologie 1952: Adolf Bach … Darstellung d. dt. Namenkunde in vielen Bänden … hat v.a. in Bezug auf d. Ortsnamen 5 Punkte aufgestellt, in welche Richtung d. Forschung gehen soll (3 sind bis heute wichtig u. aktuell)  1. Erforschung d. sprachlichen Herkunft u. Eigenart d. Namen (nach Lauten, Formen, Wortbildung, Stellung im Satz, Bedeutung) o völlige Erschließung d. Namen nach d. Grammatik also linguistische Erschließung 

2. Erforschung d. Entfaltung d. Ortsnamenbestandes in der Zeit o lange Geschichte … gehören verschiedene Zeitschichten an o das zu erschließen ist wichtig o außerdem: Typen d. Ortsnamen sollen untersucht werden:



3. Erforschung d. Staffelung d. Ortsnamen im Raum o geografische Verbreitung o jeweils in Zeit üblichen Bildungstypen o z.B. Österreich: viele Namen m. -ing, aber auch -han, od. m. -kirche  verschiedene Typen … wenn man die auf Karten aufzeichnet, bekommt man die Verbreitungsräume  Verbreitungsräume sind sehr unterschiedlich … in NÖ wird’s kaum was auf –heim od. -han geben … in OÖ ist das sehr häufig  Punkt 2 + 3 = wichtig f. Siedlungsgeschichte … im 19. Jhd. u. frühen 20. Jhd. hat man Namenforschung missverstanden  nicht v. sprachlichen sondern v. historischen Standpunkten aus geforscht worden o Hilfswissenschaft d. Historiker … das sieht man heute noch in Bayern o z.B. „Historisches Ortsnamenbuch v. Bayern“ … geschichtliche Landeskommission gibt die heraus … weder rein historische Seite noch rein linguistische Seite ist befriedigend … muss alles zusammenspielen … auch Regionalität spielt eine Rolle der größte Teil unserer Ortsnamen ist bis spätestens 1500 entstanden  Ortsnamen reichen aber schon viel länger zurück o bis heute lebendig … in d. Antike

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4. gibt 8 verschiedene Schichten d. Ortsnamen … 1-4 gehen zurück in die Antike bzw. vor d. Antike  1. Nicht-indogermanische Namen o z.B. Namen in Alpen (v.a. Tirol, Vorarlberg ein paar) 

2. indogermanisch-voreinzelsprachliche Namen o lassen sich m. H. d. Indogermanischen erklären … aber man kann sie nicht einer d. bekannten indogerm. Sprachverbindungen zuordnen … daher: voreinzelsprachlich … also vor d. Griechischen / Altindischen / Germanischen, etc. o eindeutig keine keltischen Merkmale (wie idg. P- u. Wandel v. idg. O zu a) o f. Gewässernamen in ganz Europa v. Bedeutung o geringfügig in Mittelmeerbereichen … hauptsächlich West-, Mittel- u. Nordeuropäisch (mehr gibt’s im Laufe d. VO)



3. keltische Namen o gehen auf indogermanisches Volk zurück o 5. Jhd. v. Chr. o NÖ Donauraum: idg. Voreinzelsprachl. Gewässernamen am Oberlauf u. keltische Namen am Unterlauf o an phonetischen u. morphologischen Eigenheiten erkennbar, oft Entsprechungen im einstigen keltischen Europa



4. romanische Namen o romanische Bev. ist m. Völkerwanderung (ab Ende d. 5. Jhd.) ins Wanken geraten … bei uns hat sich das in Alpengebieten v. Tirol u. Südvorarlberg gehalten (auch in Schweiz) o romanische Sprache bis ins 11. Jhd. … manchmal sogar bis ins 17. Jhd. o sind aus echten romanischen Namen (Latein) entstanden u. weiterentwickelt 5. slawische Namen o Osten u. Süden Österreichs o seit ausgehendem 6. Jhd.: Burgenland, Steiermark, Kärnten, Osttirol, Salzburger Lungau, Ennspongau





6. germanische Namen o nur in Germanien … Grenze d. Römerreiches war bei uns d. Donau … darum nördl. d. Donau gibt’s germanische Namen o Mühlviertel, Wein- u. Waldviertel



7. deutsche Namen o v. 7. Jhd. aufwärts in damaligen Stammesdialekten entstanden … v. Vorarlberg bis March => bairischer Raum o Vorarlberg spricht alemannisch



8. magyarische Namen (ungarische) o Burgenland … war ja bis 1920 Teil v. Ungarn o war entsprechend nationalistisch … alle Namen wurden ins Ungarische übersetzt … das wird heute wieder aufgegriffen … gibt kl. ungarische Minderheit, etc. 11

… alle 8 Gruppen sind irgendwann eingedeutscht worden u. haben sich deutsch weiterentwickelt  beginnt im 6. u. 7. Jhd. o z.B. Antike Namen, die die 2te Lautverschiebung aufweisen o ebenso romanische Namen seit d. 7. Jhd.  wenn Integrierung ins Ahd. erfolgt ist => dann haben sich die Namen genauso weiterentwickelt wie Lehnwörter … sehen aus wie deutsche Worte o Mauer, Fenster, Ziegel (murus, tegula) Wie kann man das erkennen? … man kann nur Namenforschung betreiben, wenn man ältere Überlieferung als Ausgangsbasis hat  wenn Namen im Frühmittelalter entstanden sind u. sich entwickelt haben … muss man die ältesten schriftl. Aufzeichnungen kennen o Name wird beim Entstehen nicht unbedingt sofort notiert o evtl. gibt’s den Namen schon viel länger, als er urkundlich belegt ist  historische Quellen heranziehen … in Verbindung m. Dialektaussprache u. historische Grammatik d. Deutschen (evtl. auch d. anderen beteiligten Sprachen) o so kann man Etymologie erarbeiten: o Namenbildung (Lautung, Formung, Wortbildung, Verhältnis im Satz) o Bedeutung (etymologische Bedeutung)

5. historische Quellen … antike Namen, die sich weitertradiert haben  z.B. Donau, Linz, Lorch, Wels sind uns die schon antik bezeugt? Wenn ja, wo?  historische u. geografische Schriften gibt’s in d. Antike  Inschriften auf Wegsteine, Ziegel, etc. 5.1 schriftliche Quellen 1. historische Schriften  schriftl. Berichte in Griechisch (Bildungssprache) od. Latein  Caesar: Gallischer Krieg  Tacitus: Annalen u. Historien  Pinius: Naturgeschichte (sehr umfangreich) … viele Namen kommen drinnen vor 2. Geographie  Beschreibungen d. Welt, Landkarten m. Beschreibungen 3. Itinerarien  Wegbeschreibungen f. Reisende … damit sie sich vorher schon informieren können  Raststationen genannt, wo man übernachten kann o Städtenamen (oppida) od. Militärlager m. Zivilstädten, etc.

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5.2 bedeutende antike Schriften:  Claudius Ptolemäus (83-181 n. Chr.) in Ägypten gelebt … Enzyklopädien o 8 Bücher … alles geografische Wissen gebündelt o Landkarten … Namen v. Flüssen u. Orten in jeweiligen Religionen aufgezählt u. festgehalten … Nachschlagewerk m. Landkarten o außerdem hat er Constructio Mathematica geschrieben (große Zusammenstellung)  darin beschreibt er das Weltsystem … damit ist er Begründer d. geozentrischen Weltsystems (bis ins 16. Jhd. gebräuchlich) 

Tabula Peutingeriana o Karte aus mittelalterlichen Umzeichnung überliefert o 1 Exemplar … das hat d. Humanist Konrad Beutinger in Nürnberg besessen … Prinz Eugen hat das erworben o darum ist das jetzt in österr. Nationalbibliothek



Itinerarium Antonini … Straßenverzeichnis v. Antoninus (röm. Kaiser Caracalla … bis 217 n. Chr. gelebt) o 100 Jahre später überarbeitet, in mhd. Abschriften überliefert



Vita (Sancti) Severini o = wichtige Quelle zur Veränderung d. Sozial- u. Siedlungsstrukturen im 5. Jhd. bis zum Abzug d. romanischen Bev. aus Donauraum 488 o erzählt etwas über d. alltägliche Leben d. Menschen im Grenzgebiet o war wahrscheinlich römischer Beamter, der Ende d. 5. Jhd. im Donauraum war … Donauraum = Wien bis Passau  Verwaltungsstruktur war schon am Zerbrechen  davor war er vermutl. woanders stationiert (war üblich, Leute durchs ganze Land zu schicken)  Ort d. Handlung: romanische Siedlungen an d. Donau o hat als Christ gelebt u. gewirkt … erst viel später heiliggesprochen  Geschichte wurde erst zu Beginn d. 6. Jhd. (511 n. Chr.) aufgeschrieben, in Neapel: Eugippius (Severins Schüler) 5.3 mittelalterliche Quellen:  Urkunden o Rechtstexte … wo Rechtsgeschäft u. wie … da ist dann auch Ort genannt u. Zeugenname  Urbare o Besitzverzeichnisse: Besitzungen d. Grundherrn u. einzelnen Lehensleute angeführt … wichtige Quellen  Urkunden u. Urbare = die wichtigsten sonst gibt’s noch:  Totenlisten v. Klöstern (Nekrolog)  historische Schriften o nicht gut überliefert, nicht viele Namen … meist erst später angefertigt  Dichtungen (z.B. Nibelungenlied) o aber keine Erstnennungen … das ist in Urkunden schon längst überliefert

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6. Dialektaussprache wie sich d. Wortschatz weiterentwickelt … so entwickeln sich auch die Namen weiter  v.a. im 18. Jhd. v. Maria Theresia, Joseph II, Franz I + II => Kataster angelegt o amtliche Schreibungen  davor: Schreibtradition od. nach Aussprache in Schrift umgesetzt  das zeigt uns (sind ja kontinuierlich entstanden) wie Lautentwicklung d. einzelnen Ortsnamen ist  natürlich auch problematisch … vieles nach Gehör geschrieben o z.B. Untersuchung v. Briefen v. adeligen Damen (kaum geschult) … haben auch nach Gehör geschrieben od. hyperkorrekt … wichtig f. d. richtige Betonung v. Ortsnamen  gibt zwar Faustregeln, aber letztlich gar nicht so selbstverständlich  man muss sich schon anschauen / anhören wie das an Ort und Stelle ist o z.B. Landegg vs. Landegg

24.10. … Nachtrag zur Methodik: in Wien hat um 1900 der erste Prof. Namenforschung betrieben: Nagel: … postulierte 2 Grundsätze, die damals ganz neu waren, um Ortsnamen richtig zu erschließen:  alle Urkunden u. Belege sammeln (die ältesten) o Ortsnamen sind zum größten Teil im MA entstanden o somit bis 1050 in Ahd. od. bis 1250 Mhd. … jüngeres: Fnhd. bis 1550 o darum ist urkundliche Überlieferung ganz wichtig … und auch schauen, wie sie sprachlich ausgesehen haben 

dialektale wörtliche Aussprache festhalten o weil Namen sind ein Teil d. Substantive, die sich aus Appellativen u. Proprien zusammensetzen o Namen haben sich dialektal weiterentwickelt … also aus dieser Verbindung kann man die Entwicklung d. Ortsnamens feststellen  Etymologie erschließen

3te Forderung Nagels: 

Realprobe nach Möglichkeit durchführen o d.h. wenn man sprachlich Etymologie erschließt … soll man schauen, ob das bestätigt wird o problematisch, weil sich inzwischen viel verändert haben kann … stimmt also nicht immer  aber im Zusammenhang m. Flussnamen kann man die Namensgebung besser nachvollziehen o z.B. Pielach fließt zur Donau … knapp davor mündet Sirnitz in sie hinein  beides Ortsnamen slawischer Herkunft  Pielach = die Weiße  klares, durchsichtiges Wasser … farblos klares Wasser  Sirnitz = die Schwarze  kl. Bach … aber nicht schwarz 14

 Mündungsgebiet im Donauraum anschauen o Pielach mündet in hellen Teil d. Donau hinein … das sieht man genau, wie die reinfließt … 15m sieht man eine Art weißen Keil hinein o Sirnitz mündet zunächst in Pielach hinein … da zeichnet Sirnitz schwarzen Fleck in Pielach hinein

Beispiele Bsp. 1: Reikersham  Ziffern sind aus d. Gemeindebuch (Code) o dann Ziffer m. Bindestrich … Wohngebäude, etc. o letzte Zahl = Einwohnerzahl  D = Dialektaussprache  U = urkundlichen Belege (10901020) o geht weiter bis ins 16. Jhd. weiter nicht, weil dann ist es verfestigt (evtl. anders geschrieben)  etymologische Erklärung folgt o Weiterleitung zu Personennamenbuch v. Förstemann

… Was sind Heimnamen?  Grundwort: -heim … ist ahd. nicht belegt, aber mhd. … besagt das gleiche, wie heute o wenn Leute an einem Ort schon längere Zeit gesessen sind od. fixen Wohnsitz hatten (Ansitz) … das drückt „heim“ aus  Personennamen davor => Heim d. Reiker d. m. seinen Leuten ansässig war  ist also ein Besitzname, der Besitz ausdrückt o semantischer Moment d. Besitzes geht hervor aus dem Bestimmungswort (Personenname => Besitzer) o bestimmte sprachliche Erscheinungsform … im Genitiv gefügt o Bsp.: bairisch-ahd. … das ist in Ö. nicht überraschend Urkunden:  müsste eigentlich Akkusativform v. Namen stehen … ist aber d. Dativform o da sieht man, wie ahd. Geistliche u. Mönche lateinisch geschrieben, aber dt. gedacht haben  nächster Beleg: kein -e mehr o Norm d. Mhd. sagt, im Dativ muss e sein … aber bei Urkundenüberlieferung wird das nicht so regelmäßig eingehalten … haim = typisch bairische Schreibweise nächste Überlieferung 1218-21: Reichkersheim  nhd. Diphthongierung setzt sich da allmählich fort 15

… es gibt aber auch Ortsnamen, wo man Etymologie trotz Urkunden u. Dialektaussprache nicht so leicht feststellen kann: Bsp. 2: Reiferdorf  11.1 (Perg)  Gemeinde Mauthausen an d. Donau  Reiferdorf … auch die Dialektaussprache  Reifferdorf … bis 1775 … dann tritt Reiffersdorf auf o da war die josephinische Landesaufnahme … Gemeinden werden auf Landkarten aufgenommen o keine einheimischen Leute … darum haben d. Schreiber ein s hinzugefügt (Katasteraufnahmen u. josephinische Landesaufnahme … da sind oft Schreibfehler) … das ist eigentlich falsch!  gefügter Dorfname, entweder m. d. bair.-ahd. Personennamen Rîffo gebildet od. m. Adjektivbildung *rîfîn o * = Name nicht unmittelbar bei Förstemann belegt  es geht aber hervor, dass es d. Namen gibt, aber d. Kurzform ist nicht belegt  Namen auf o => Schwach flektiert o

andere Möglichkeit: großes Lexer-WB mhd. schauen  Substantiv: rief => Ufer … aus lat. ripa  v. Substantiv kann man Adjektivform ableiten: mhd. –inen (rif – rifinen => zum Ufer gehörig)  da kommt man auch zu Reiferdorf

 letzteres ist durch Lage unmittelbar d. Ufers d. Donau wahrscheinlicher o verweist noch auf anderen Artikel: „Mauthausen“ o da war Donauschiff-Umschlagplatz o Zollhaus … Waren, die auf Donau gebracht wurden, wurden verzollt o v.a. nach Böhmen gebracht … v.a. Salz  Reiferdorf liegt auch an d. Donau … darum ist Möglichkeit, dass es „Uferort“ heißt, wahrscheinlicher o aber ganz genau kann man es nicht sagen … beides ist gefügt … d.h. Personenname ist im Genitiv, Adjektiv ist im Dativ angeglichen Aber warum schwache Flexion, obwohl kein Artikel?  Ahd. keine strengen Regelungen, alle möglichen Formen  dahinter steckt alte Anschauung: Artikel bestimmt ja genau o die bestimmte Frau – der bestimmte Man o vs. ein Mann – eine Frau … irgendwer 16

 in älterer Zeit war es so, dass schwache Flexion eigentlich die bestimmte war o die Ortsnamen bewahren da noch die schwache Flexion, die den bestimmten Ort ausdrücken o darum die schwache Form d. Flexion Bsp. 3: Schwarzendorf 



egal, wie urkundlichen Belege geschrieben wurden … ist ein gefügter Name o und zwar gefügt m. mhd. Adjektiv „swarz“ o Beleg bei Lexer viele Belege, wo steht „Schwaizendorf“ o wie kommt‘s zum „ai“? o breit = broat (aufm Land) o schwarz = schwoaz

… wenn Schreiber Schreibregeln nicht genau kennt (waren ja nicht besonders geschult)  nach Gehör schreiben … dialektales „oa“ muss man mit „ei“ verschriftlichen => dann kommt es zu hyperkorrekten Schreibungen => „ai“ … das ist hier d. Fall … was zeigen uns die hyperkorrekten Schreibungen?  Dialektale Entwicklungen  ai u. ar => fallen zusammen … also war bereits zur 2. Hälfte d. 13. Jhd. da o das wird man bei anderen Schreibungen in dem Landesteil auch sehen … viele Fehlschreibungen dieser Art  wichtig f. d. Dialektbestimmung o umgekehrt bewahren Ortsnamen auch ältere Aussprachen, die sonst im Dialekt kaum vorkommen Bsp. 4: Dietzendorf  

Schärding, am Esternberg überliefert als Ditzingen, Dietzingen (nicht immer mit „ie“)  plötzlich 1324: nur mehr Diezzendorf … Was ist passiert?  Personenname = Kurzform (z-Form = Koseform) … also Dietrich, Dietmar, etc. => Koseform Dietz o nicht nur Komposita, sondern auch Ableitungen o Suffix: „ing“ = Zugehörigkeit o in Pluralform … Leute, die Dietzo unterstehen, die dem angehören

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… man weiß nicht, ob Sippe od. Bedienstete … aber Dietzo war Grundherr, zu dem die Leute gehört haben (darum –ing in ahd. Zeit … bis ca. 1000, dann hört das auf)  also ein Besitzname … die ganzen -ing-Namen sind Besitznamen (wenn sie echt sind) … Wieso plötzlich –ing m. –dorf abgelöst?  -dorf ist neue Bildungsweise ab 1000 o Modeerscheinung … löst d. ing-Bildung ab 

Folie anschauen o zeigt, wie Dorfnamen verteilt sind … ganz viele Dorfnamen (12) m. -dorf o einziger –ing-Name ist völlig isoliert … das weicht ab, darum gleicht sich d. isolierte –ing-Name an => Wechsel v. Dietzing zu Dietzendorf

Bsp.5 + 6: letzte beiden Namen: Steinwag u. Perwang

 



beide in Braunau … etwa 20km voneinander entfernt, haben als Orte nichts miteinander zu tun aber das gleiche Grundwort: o Steinwag u. Perwang o wenn * ist => nicht überprüft … keine Garantie, ob die richtig geschrieben wurden … alle anderen sind nachgeprüft -wang o o o

= alte Flurbezeichnung, bezeichnet abschüssiges, trockenes Gelände abschüssig … wie die Wange … liegen an Hang (später Leitennamen) im Ahd. nur 1x überliefert in Glosse aber im altsächsischen (altniederdeutschen): Wang = Paradiesflur

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 sind beide nicht gefügt, sondern beide Namen sind gereiht: Reihung o das bedeutet, dass 2 Substantive od. Adjektive aneinandergereiht werden  in ahd.-Zeit => Bindevokal stand da dazwischen … hängt ab v. Silbengestaltung  kurze Silbe => Bindevokal  lange Silbe => kein Bindevokal o Reihung ist im Gegensatz zur Genitivfügung eine echte Fügung  weil sie ursprünglicher ist 

Dialektaussprache: sduiwang, beawog , beawan o Stein => stoan im Dialekt o im Innviertel ist mhd. ei als oa da o Einsilbler: oa  Mehrsilbler: oi Kleid: Kloa, Kleider: kloida o einzelne Wörter bewahren das dialektal noch (weizen => woiz) o Steinwang => wird zu oi => vor n zu u => ui o Nasalierung vor Konsonanten (n geht im Vokal auf … aber dann fehlt sowohl Nasalierung wie n … da wird aus stuiwang stuiwog)  das sieht man noch im perwog wang => wán => wág => wenn das verloren geht, bleibt wóg über (´ = Betonung)  aber kein stuiwog … nicht nachweisbar, aber perwog schon … wieso kommt es in beiden Fällen zur Schreibung Steinbach u. Perbach?  Bach = Dialektal „Bow“ … w oft zu b => klingt so ähnlich wie bach, darum Perbach Reliktlautungen, abweichende Schreibungen: zu Art. 7  Bibliographie schauen … das war‘s zur Methodik d. Namenforschung 8 Schichten der in Österreich auftretenden Orts- u. Gewässernamen … älteste Gruppe: 1. vorindogermanische Namen od. nicht-indogermanische Namen  darüber sprechen wir jetzt nicht … weil das nur ein paar Namen in Tirol sind

2. indogermanisch-voreinzelsprachliche Namen   

wir können die Namen keiner d. uns bekannten Sprachfamilien zuweisen müssen also älter sein als die indogermanischen Sprachen selber das sind v.a. Gewässernamen o aber nicht nur, sondern auch Siedlungsnamen, wo man kein entsprechendes Gewässer ausmachen kann o darum nicht „alteuropäische Hydronymie“ od. „alteuropäische Gewässernamen“ … das hat man früher oft gern gesagt

… Namengruppe d. alteuropäische Hydronymie => wurde v. Indogermanisten Hans Krahe entdeckt (dazu später mehr) 19

Indogermanen od. Indoeuropäer?  in d. dt. Forschung verwendet man hauptsächlich Indogermanen  gemeint sind Vorkommen v. d. Germanen im Westen bis zu den Indern im Osten o anderssprachige Forschung: benutzt „Indoeuropäer“ … Wer waren die?  Forschung hat in d. letzten Jahrzehnten extrem zugenommen  gibt viele Meinungen … weil viele Disziplinen beteiligt sind o je nach Einzelaspekt gibt’s unterschiedliche Auffassungen  3 Werke sind v. Bedeutung: o Haarmann, Harold: Die Indoeuropäer. München: 2010  anschaulich, hauptsächlich historische Sicht, weniger sprachlich o Schmitt-Brandt, Robert: Einführung in die Indogermanistik. UTB TB: 1990.  geht auf historischen Voraussetzungen ein, auch auf d. Wortschatz u. verschiedene Theorien  hat aber persönliche Umschreibungen … darum ist Buch nicht weit verbreitet (ist alter Herr m. ganz eigenen Theorien) o Meier-Brügger, Michael: Indogermanische Sprachwissenschaft. 8. Aufl. Berlin: 2008.  rein linguistisch … neuester Stand  v.a. was aus Haarmann vorgetragen … Woher kommt die Problematik? 3 Disziplinen:  Rekonstruktion d. ältesten Sprachformation d. Indogermanischen durch Sprachvergleiche o aus d. überlieferten Sprachen wird durch Sprachvergleich d. älteste Form d. Indogermanischen erschlossen o Vorgang, der schon am Ende d. 18. Jhd. u. im 19. Jhd. betrieben wurde o Methoden verfeinern sich immer mehr … Laryngaltheorie hat sich erst in d. letzten 40 Jahren gebildet u. durchgesetzt  f. d. Nicht-Indogermanisten macht das das Verständnis sehr schwer 

Archäologie d. Frühzeit o arbeitet m. Funden u. Fundzuordnungen o bis ins 7. Jahrtausend v. zurückgehen



DNA-Analysen o Y-Chromosom … dadurch kann man Herkunft d. Bevölkerung herausfinden o 2 Herkunftsgruppen in Europa: Westlich u. Östlich … splittert sich extrem auf o auch im Kleinraum kann man große Unterschiede erkennen DNA-Analysen z.B. Osttirol:  westliches Pustertal hat nur romanische Ortsnamen … Asslingen = letzter slawischer Ortsname, d. anderen sind slawisch  was zeigt sich bei d. DNA-Analyse? o Erbhöfe wo dieselbe Familie schon Jahrhunderte lang wohnt o 2 Volksgruppen: östliche u. westliche  Grenze stimmt genau m. d. Ortsnamengrenze überein!  sonst in Europa ist das nicht so leicht, aber das ist anschauliches Beispiel 20

… beteiligt sind also:  Linguistik



Archäologie



Medizin

… v.a. Linguisten u. Archäologen haben unterschiedliche Anschauungen  zeitlich muss man v. plus-minus v. 500 Jahren durchaus rechnen o weil genaue Datierungen von so lang her sind nicht möglich … nur ungefähre Jahreszahlen Ur-Indogermanen vs. Proto-Indogermanen  Ur-Indogermanen: haben schon deutliche sprachl. Kennzeichen  Proto-Indogermanen: haben sich im Laufe d. Zeit Richtung Ur-Indogermanen entwickelt … aber man weiß nicht, wie das wirklich war, man kann es nur aus vorhandenen Sprachen rekonstruieren Ausgangsgebiet d. Proto-Indogermanen (also die vorindogermanischen Gruppen)  zwischen Schwarzes Meer, kaspisches Meer, Ural  Bild: Indogermanische Urheimat o nördliche Gruppe = Ur-Uralier  das sind die, aus denen Ural-Altaischen Sprachen hervorgehen  im N bis Richtung Polarkreis  Waldgebiet: Jäger u. Sammler o Ur-Indogermanen: Karpatenraum: Steppe, etc. … man nimmt an, dass zunächst die Proto-Leute (Uralier u. Indogermanen) sich in Zeit v. 7000 v. Chr. bis 3000 v. Chr. sich zu den Ur-Leuten entwickelt haben  archäologisch gibt’s 5 verschiedene Kulturstufen o wichtig: 4. zw. 4500 u. 3350 v. Chr.: da soll sich das UrIndogermanische als Sprache ausgeformt haben o Migrationen, Wanderbewegungen wurden ausgelöst 

3 große Klimaperioden o wichtig: 2te Klimaperiode: 4100-3800: starke Abkühlung o Vegetation lässt nach, Niederschläge auch o Steppenlandschaft: trocknet immer mehr aus o fruchtbare Ackerböden bringen keine Erträge mehr  Menschen haben zu wenig zum Leben => ziehen weg u. suchen Gebiete, wo sie sesshaft werden können … genau in die Klimaperiode schließt sich die 3te Periode an: Trockenperiode, Austrocknen d. Böden:  Abwanderung verschiedener Gruppen  ursprüngl. Siedlungsgebiet d. Indogermanen: o erste Migration 4500 … Balkan o 2te Periode: ca. 3500: Kerngebiet: Ausbreitung in d. Westen nach Norditalien … ins südöstliche D. bis zur Ostsee, Polen, Russland, etc. o 3te Periode: ca. 3100-2900: dazu kommt NW-D, O-Frankreich, Südschweden, Baltischer Raum, Russischer-europäischer Raum  das wären archäologisch 3 Ausbreitungszonen

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… Ur-Indogermanen haben sich v.a. in 2. u. 3. Periode ausgebreitet  müssen in dieser Zeit Ur-Indogermanische Sprachverhältnisse nach Westen getragen haben  aber man kann noch nicht unmittelbare Auswirkung auf d. Indogermanischen Sprachen feststellen (Keltisch, etc.) ca. 2000-1500 v. Chr. differenzieren sich die Gruppen  Niederlande, Westdeutschland: da hat sich das Keltische entwickelt  südlich davon (Süd-D, Mittel-D., einschl. Ö.): Italiker o diese Stämme sind ca. um 1500 v. Chr. nach Italien gezogen  3 große Sprachgruppen: o 1. Latiner-Falisker (Rom) o 2. Osker-Umbrier (Osten) … zugunsten d. Lateinischen untergegangen  Osten gegen Ostsee u. südl. Bereich v. Skandinavien: o 3. Germanen o Norden weiter ausgebreitet  östlich: Balten … dann beginnt Abwanderung  nach Frankreich, in d. Süden  450: Kelten nehmen S-Deutschland ein, Österreichische Teile o kommen letztlich bis nach Kleinasien Illyrer: ursprüngl. heutiges Ungarn, Pannonien … in Westraum gezogen Albanisch => Nachfolgesprache v. Illyrer

31.10. Die Herkunft der Griechen Ventris + Chadwick entziffern Linear B = die älteste überlieferte griechische Schrift der mykenisch-minoischen Kultur.  Auf Kreta existierte eine orientalische Kultur mit vorindogermanischer Sprache; Linear A, Bilder- und Silbenschrift, entziffert durch Doblhofer  Hethitisch = zweitälteste indogermanische Schrift  Ab 1600 v. Chr. ist die Keilschrift nachweisbar, gefunden in Bugazköi. Griechen kamen nicht als geschlossenes Volk auf den Balkan  sondern in mehreren Wellen ab 2500 v. Ch.  vermischten sich dort m. d. nicht-indogerm. Bev. (Pelasger) … Indogermanen teilen sich vermutl. um 2500 v. Chr. (kommen aus d. Ural) in 2 Gruppen (Ost u. West)  eine zog Richtung Europa, d. andere nach Indien  Ankunft d. Arier = 1700 v. Chr. in Indien (missbräuchlich im 2. WK verwendet) o sprechen Vedisch (jüngere Form davon = Sanskrit), wurde ca. 700 v. Chr. verschriftlicht o Panini schreibt um 400 v. Chr. 1. Grammatik (Regelwerk d. gesprochenen Sprache = Sanskrit) o Hethiter haben über Bosporus Kleinasien erreicht, im 2. Jahrtausend v. Chr. dort angesiedelt (Keilschrift 1600-1300 v. Chr.) o Lumisch = 1600-700 v Chr. 22

Linear B = zw. 1700 u. 1200 v. Chr. verwendet  gilt als älteste überlieferte indogerm. Schrift (u. damit Sprache)  Funde: nicht literarische Texte, sondern v.a. Notizen zu wirtschaftl. u. Verwaltungszwecken (nicht zur dauerhaften Aufbewahrung bestimmt) o Tontafeln blieben wg. Brandkatastrophe erhalten … wurden dadurch gebrannt u. somit lange haltbar gemacht … v. d. eigentlichem Griechisch spricht man erst ab Homer (8. Jhd. v. Chr.)  danach setzt sich d. attische Form durch, aber zwischenzeitl. auch Dorisch (Sparta) u. in d. Kolonien Äolisch Indogermanisch voreinzelsprachliche Schicht Siedlungen sind zeitabhängig, diese Schicht betrifft vorwiegend die Gewässernamen  Warum? o Sie bildeten Verkehrswege … haben ja festen Verlauf o Bevölkerung wechselte, die Namen blieben allerdings gleich Hans Krahe (1898-1965)  entdeckt d. Namenkunde als Teil d. Indogermanistik  erforschte ab den 50ern älteste Gewässerschicht u. fand indogerm. Lexeme in ganz Europa o gleiche Suffixe, z.B. Al- [weiß] finden sich in versch. indogerm. Sprachen wieder o 1. Gruppe: Albe, Labe (CZ) … Vgl. Zettel  Wortwurzel Alb + Substantivendung o 2. Gruppe: Ableitungen m. Suffix  Wortwurzel + Suffix + Morphem Gewässernamenforschung bestätigt die Laryngaltheorie von Saussure:  Saussure: entdeckte Kehllaute im Indogerm. = Laryngale (H1-H2-H3-H4)  Laryngale werden überall abgebaut … hinterlassen aber unterschiedl. Reflexe in d. einzelnen Sprachen o Bsp. Hethitisch: da sieht man es gut, in Europa ist es komplizierter, daher gibt es dazu auf dem Handout kein Beispiel … d. meisten Flüsse haben feminine Endungen (außer bei den Griechen und Römern)  Griechen u. Römer: Gewässernamen männlich o bei röm. Göttern wurden Flüsse, etc. immer als Männer präsentiert! Bauplan für typischen Flussnamen:  Wurzel al- + Suffix -an/-in/-un + Substantivendung -a  also Wurzel + 1 (selten 2) Ableitungssuffix + Endung o häufigste Wurzeln = *al-, *alb-, *drav-, *kar-, *sal- und *varo Ableitungssuffixe: *-l-, *-m-, *-n-, *-r-, *-s-, *-st-, *-k, *-w-, *-yo Endung = nördlich der Alpen meistens *-a, in den Mittelmeerländern daneben häufig auch *-os.

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Die Grobanalyse der Flussnamen lässt folgende Schlüsse zu: (nach Krahe) Die alteuropäische Hydronomie … 1. … ist nach Wortschatz u. formaler Bildung indogermanisch u. umfasst nur den westindogermanischen Raum. 2. … erstreckt sich: o v. Skandinavien bis Süditalien o v. d. britischen Inseln bis in d. Ostseeländer o auf d. südeuropäischen Halbinseln ist sie auf der Apenninenhalbinsel stärker, sie fehlt am südlichen Balkan fast ganz 3. … stellt nördlich d. Alpen das älteste Sprachgut der Namen dar, südlich der Alpen ist sie sekundär eingeführt worden u. überlagert ältere nichtindogermanische Schichten 4. … ist vor der Entwicklung der Einzelsprachen entstanden (besser statt alteuropäische Hydronomie wäre übrigens indogermanisch-voreinzelsprachlich) o Germanisch, Keltisch, Illyrisch, Italisch, Venetisch, Slawisch erst später! 5. … ist strukturell u. semasiologisch von hoher Altertümlichkeit o war bis 1500 v. Chr. voll ausgebildet. Indogermanisch ist keine geschlossene Sprachschicht  Krahe glaubte das, in den 50ern war ein gemeineuropäisches Element politisch wichtig! Die sog. Donau-Drau-Stämme (Handout!) sind nur in d. Gewässernamen vorhanden, in den Einzelsprachen aber nicht mehr, nur im Indischen und Persischen!  Partizipiale Stämme (-nt) sind wahllos in Europa verteilt  Hydronymie weist Lexeme u. Suffixe d. Urindogermanischen auf o die Namen selbst dürften aber schon zu Beginn bedeutungslos gewesen sein  gab auch schon vor d. Indogermanen Menschen in Europa, die nach d. Eiszeit aus Afrika über Spanien einwanderten (Basken als letzter Rest?) o daher gibt es einige Flussnamen, die nicht zuzuordnen sind … wenn d. Einzelsprachausbildung zw. 2000 und 1500 v. Chr. passierte, muss d. Hydronymie älter sein!  Gewässernamen = tlw. Über 4000 Jahre alt  viele Historiker behaupten bis heute, dass Illyrisch die älteste Schicht in Europa ist, da sie m. d. Hallstattkultur in Verbindung gebracht wird o Das ist Blödsinn und wurde von Krahe widerlegt Bsp. v. Zettel „Flussnamen Alba“: 2.2 Gewässernamen mit idg. Lexemen bzw. Lexemformen, die in europäischen Sprachen fehlen *dānu-: ai. dānu 'Tropfen', avest. dānu- 'Fluß' Donau: Sallust, Caesar: Danubius, Danuvius Dnjepr: gr. Δ ά ν α π ι ς Dnjestr: gr. Δ ά ν α σ τ ρ ι ς Donwy, Fl. in Nordwales, Trydonwy, Fl in Shropshire

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… „danu” = im altindischen “Tropfen” … diese Wurzeln sind nur mehr in Gewässernamen erhalten *droṷ-: ai. dravati ‘läuft’, dravah ‘Lauf, rasche Bewegung’ Drau, serb. Drava, Strabo: Δράβος, Plinius: Dra-us Drohn: ( > Mosel), *Dravonis, Ausonius: Drabonum, 752 Dronum Trionto, Fl in Kalabrien, Strabo: Τράεντος < *Δράϝ αντος Drewens ( > Passarge) Ostpreußen, 1243 Drewencz und Drawant' < *Dravanti … „drau“ = altindisch = laufen, bewegen  Wurzeln wie „net“ z.B. in dravantia entsprechen in ostindoiranischen voll dem System Was ist ein Medium? Ich beende etwas. ich befinde mich im Zustand des Beendens/ des Aufhörens (Medium)  griechisch Paouw  Medialform: Paouwei = Ich befinde mich im Zustand des Beendens, Aspekt d. Sache 2.3. Partizipialsystem im Indoiranischen – Morpheme in Gewässernamen Aktiv Medium Praesens -nt-meno- / -monoPerfekt -ṷes- / -us-to- / -noidg. ṷ,er- / -ṷor: ai., avest. vār- 'Regen' -nt-: Wörnitz ( > Donau, Bayern) *Varantia, 9. Jh. Warinza -meno- / -mono-: Warmenau ( > Elze, bei Melle in Westfahlen),*Varmena, 13. Jh. Warmena Würm ( > Amper, Bayern), *Wermena, 1056 Wirmina -us-: Versa, Fl bei Turin, Tab. Peut.: Varusa -no-: Warne ( > Oker, Niedersachsen), *Varina, 1370 Werne -to-: Vareta, Litauen … Bedeutungslosigkeit d. Namen (man bildet sie m. Lexemen u. Morphemen)  aber schon als sie gebildet wurden, hatten sie schon keine Bedeutung mehr f. Benutzer o kein System erkennbar bei d. Bildung indogermanischer Voreinzelsprachen  höchstens noch „fließen“, aber auch d. Farben stimmen nicht mehr überein o Bsp. Elbe früher aus Sandstein, gelb … in Europa sind Bedeutungen d. Gewässernamen umstritten!  indogermanisch od. außerhalb davon … nicht eindeutig einzuordnen, gibt viele verschiedene Meinungen  z.B. Annahme, dass Leute langsam über Europa hinaufziehen, da treffen sie schon auf Siedler aus Afrika, die schon vor d. Indogermanischen dort waren o Basken sprechen keine indogermanischen Sprachen … die nächsten Verwandten liegen in Afrika, Sprache d. Berber u. Hamitischen (Eingeborenensprache) o Vaskonisch, z.B. München … kann das baskisch sein? … gut nachweisbar, dass es auf eine Gründung v. Mönchen zurückgeht … umstritten 25

… manche Leute glauben auch, dass es gar kein alteuropäisch gibt, sondern, dass alle indogermanisch sind.  über 4000 Jahre alt sind die Gewässernamen  Hallstattkultur hatte jüngere Eisenzeit (400 v. Chr.) v. Kelten getragen u. die ältere (400-800 v. Chr.) v. indogermanischen Stämmen o letztere: wird mit Elyrern in Verbindung gebracht Welche Leute siedelten vor den Indogermanen? Gruppen aus Afrika (ältestes Gebiet der Ansiedlung von Menschen)  heute noch sind Basken in Spanien o sprechen eine nicht indogermanische Sprache (Sprachähnlichkeiten mit Leuten aus Afrika); eine Form der semantischen Sprache … Theorie ist sehr umstritten

07.11. letztes Mal: östl. Indogermanen: Griechen u. Hethiter Theorie v. Hans Krahe  Revision v. Wolfgang Schmidt o es handelt sich bei d. Namen bezügl. Sprache nicht um europäisch spezifisches Produkt o sondern: indogermanische Bildungen  das sieht man, dass z.B. die Suffixe u. insbesondere Partizipialsuffixe, die im indogermanischen vollständiges grammatikalisches System haben o in alteuropäischen Flussnamen kann man keine Systematik erkennen, ganz verschiedene Suffixe verwendet o keine bestimmten Bedeutungen können festgestellt werden o Partizipialsuffixe … die „fließend“ oder so bedeuten … das darf man nicht mit betreffenden Wortwurzel verbinden 2.4. Idg.-vspr. Gewässernamen des "alteuropäischen Typus" in Österreich

Donau: Sallust, Caesar: Danubius, Danuvius, mhd. Tuonouwe idg. *d ā n u- (s i e he 2.) : lat. D a n u v i u s > g e r m. *D ō n a ṷ a -> ahd. Tuonouwa > mhd. Tuonouwe (mhd. ouwe 'Au, Flußlandschaft') Donau: Sallust, Caesar: Danubius, Danuvius  in Caesars gallischem Krieg (58-51 v. Chr.) … Sallust beschreibt verschiedene Kriege  danuvius = mask. => Flüsse sind bei Römer weitgehend maskulin … Flussgott haust da (v. Griechen übernommen) o heute: die meisten Flüsse feminin … germanisch o „der Inn“ aber OÖ im Dialekt sagen „die Inn“ … mhd. Belege: da heißt die Donau „Tuonouwa“  wie kommt‘s dazu? o zw. lateinischen u. mhd. Form rekonstruieren  dt. historische Grammatik  mhd. Diphthong entsteht aus germ. langem „o“  „uo“ aus „o“ entstanden o Überlieferungen aus d. 8. Jhd., wo noch „o“ geschrieben wird 26

zunächst „oa“ … wird gehoben zu „uo“ … evtl. Angleichung an d. Fränkische o ahd. Tuonouwe => donaua Donaua (gesprochen donawa): … Germanen bis zur Donau vorgedrungen im 1. nachchristl. Jhd.  Limes wurde errichtet … um Einfälle über d. Donau einzudämmen  Flussüberquerung … da weiß man natürlich den Namen o lat. danuvius … Römer haben das so benannt o Germanen: haben Name ihrer germanischen Sprache angeglichen  lat. marta (Mutter) … altengl. modor … im ahd. auch „motar“ => daraus „muata“ geworden  Caesar hat in seinem gallischen Krieg Donau erwähnt (danuvius), aber auch das dt. Mittelgebirge o das heißt Bácenis (silva) … was steckt drin … Buche o ist später Bóh (ahd.)  a zu o ... etwa in d. ersten Jahren n. Chr. vollzogen  fremde Endung durch ein bekanntes ähnl. lautendes Wort besetzen = Volksetymologie (au) o

… 6. bis 8. Jhd. im dt. Raum: 2te Lautverschiebung d. Konsonanten  im bairischen u. alemannischem: vollständig u. konsequent o im Anlaut p, t, k => Affrikate: z, pf od. ph, ch (6. Jhd.) o im Inlaut zw. Vokalen => Affrikata: Doppelfrikkativ: z = ss, p = ff, ch = hh (6. Jhd.) o d, b, g werden zu t, p, k (meistens als c) (8. Jhd.)  aus donawa wird tonawa und im 9. Jhd. turnawa … mhd. „Tuonouwe“  im 13. Jhd. setzt im Mittelbairischen (Donauraum u. Oberpfalz): Konsonantenschwächung o p, t, k d. ahd. wird wieder zu b, d, g o so wird die turnauwe (im Dialekt heißt sie „durnau“ im Bairischen) zur Donau 

aber davor: im Wr. Sprachraum wird ein „ur“ zum „oa“, z.B. Blümchen zu Bleaml => „o“ wird in Wien hyperkorrekt „a“, NÖ: „stoan“, Wr. „stá“ o in Wien kann Blume auch Blám heißen … z.B. in Familiennamen sieht man das o solche „a“ werden beim Schreiben fälschlich als „o“ aufgefasst ... NÖ: Danau  so kommt man dann zur Donau Parallelbeispiel:  Straße, die zur Freyung führt: Teinfaltstraße  mittelalterliche Landkarten v. Wien: Toamvoit … Domvogt (Verwalter, der die zum Dom gehörigen Güter verwaltet) o was ist passiert? Toam … wie Blume Bloam ... wird missverstanden so wie stoan zu Stein … wird „oa“ zu „ei“ => Tein o „voit“ … mhd. voget? … so wird als „voit“ „falt“ => Teinfalt

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… solche Namen können sein:  phonetische Direktanzeige … wenn es wirklich geschrieben wird, wie es ausgesprochen wird  od. Hyperkorrekt, wenn 2 ursprüngl. getrennte Wirkungen dialektal zusammenfallen o das ist hier der Fall Attersee in OÖ Attersee: 748 Atargauui, 829 Atarsêo. idg. * adu- / adro- (avest. adu- 'Bach') *Adara … d zu t  wäre es Idara => im ahd. müsste a wg. i zu e umgelautet werden o aber heißt nicht so o z.B. Adria … ist auch so ein Fall … Wasserfläche ist offensichtlich gemeint  a dialektal zu o … kein Umlaut o daher muss ahd. Form vorher ansetzen m. a … weil wenn da i wäre, hätte es einen Umlaut haben müssen Ager: 810 Agre, 1103 Aeger, 1139 Eger. idg.*ag- 'treiben, in Bewegung setzen' (lat. agere), ant. *Agira / Agara, ahd. Agira / Agara, spahd. Agira, mhd. Äger 

aggare lat. … etwas tun, machen o antike Form: agara od. agira o spät-ahd. auf jeden Fall Agira … mhd. Aeger

 Umlaut v. a zu e hat 2 Formen o im ahd. gibt es den Primärumlaut … durch Folgesilbe wird ein „i“ zu einem „e“ o jüngerer Umlaut: erst im 9. u. 10. Jhd. i kann Umlaut befolgen, aber nicht mehr Primärumlaut zu geschlossenem e sondern offenes e (ä)  heute im Dialekt „ada“ … Ergebnis eines Sekundärumlautes (Käse => Kás“, Fässchen => Fassl, Hase => Haserl, Wagen => Wagerl) o „ada“ … helles „a“ … braucht Sekundärumlaut … wann ist es eingedeutscht worden?  vieles romanisch, z.B. Orte, die „Walchen“ heißen  wann haben Baiern d. Fluss übernommen? o hätten sie das als agira im 8. Jhd. übernommen => wäre es heute Äger o haben sie es später gemacht: Agara maduka … u bewirkt keinen Umlaut, aber u wird abgeschwächt, a ebenfalls  kann also altes agara im Laufe d. 9. Jhd. zu „agira“ abgeschwächt werden o das ist z.B. bei der Madig der Fall o das kann auch bei der Ager im 10. Jhd. passiert sein … man weiß nicht, ob Fluss Agira oder Agara geheißen hat  wird zu Äger m. d. Sekundärumlaut o antike Form ist schriftlich nicht überliefert, wir können das nicht genau sagen

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ahd. Überlieferung d. 8. u. frühen 9. Jhd. schreibt g als k  aber normalerweise doch oft g  aber t u. p bleiben unverändert, z.B. Paumgartner bis heute als Familienname od. Bezirk im unteren Mühlviertel heißt Perg Traun: 819 Truna, 783 in pago Drunense; Traun bei Traunstein, Bayern: 788 Druna idg. *dreṷ-/dru- 'laufen, eilen', ant. *Drūna > ahd. Trûna > mhd. Trûn … nhd. Diphthongierung um 1130  Vokaldreieck

ei

oi

ei – öü – ou ei – öu-ou ai - äü – au Polsenz: ( > Innbach > Donau) 1050 Palsenza, 1110 Palasenza. idg. *bhel-/bhol'glänzend,weiß' (illyr. balta 'Sumpf', slaw. blato 'Sumpf'), ant. *Balsantia > ahd. Palsenza > mhd. Palsenz, vgl. Balaton, Ungarn; Pöls, Steiermark; Palencia, Spanien … obwohl es glänzend od. weiß heißt, hat der Name mit Wasserqualität nix zu tun  man kann keine Realprobe nehmen … Fluss ist zu schmal um zu glänzen … Polsenz ist ein kl. Bach, kann nicht glänzen (See schon) Aist: 853 Agasta, 983 Agesta, 1281 Eista: idg. *ag- (vgl. Ager), ant. *Agasta > ahd. Agasta > spahd. > Agesta > mhd. Eista  st = Superlativ (am Schönsten, etc.)  Aist = die sehr schnell sich bewegende o ahd. agesta wird im 12. Jhd. zu Eista = allgemeine Erscheinung  sage - er sege - er seit  die fließt wirklich sehr schnell March: tschech, slwk. Morava. Tacitus: Marus, ahd. 892 Maraha, slaw. 824/27 Maravia, 1203 Morava: idg. *mor- (vgl. 4. 5. Mur), germ.* Marahwō, urslaw. Marava indogerm. o zu a  nox, noctis => Nacht  das ist hier auch d. Fall o muss antik Morus geheißen haben o arch wie Wasserbezeichnung (arche) … so müssen d. Germanen das übernommen haben  ahd. Form Marach … Maraha übernommen … dann Morava …. Sumpffluss, kein Gefälle … passt gut zu „mor“, was Wasserflächesumpf heißt

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2.5. Idg.-vspr. Gewässernamen in Niederösterreich, die nicht dem "alteuropäischen Typus" angehören Erlaf: ant. Arlape, 832, 979 Erlaffa. Komp. *Er-el-apa zu idg. *er-/or- ( vgl. Arl 4.4.) und idg.*ap- 'Wasser' (apreuß ape ‘Fluss’) … ape-Namen (ape = Fluss)  Lautverschiebung p zu f => Aschaffenburg od. Ulf … alles solche  Erlaf ist eine Zusammensetzung o antike Form = Sonderform (Arlape) o e zu r geworden  keine indogermanische Sippe Ybbs: röm. Ziegelstempel Figulinas Ivensianas, 788 Ibose, 837 Ipusa, 863, 885 Ibisa, 995, 1037 Ibseburch: idg. *eiṷ-/iṷ- in ai. evah ‘eilig’ ( < *eiṷos), ant. *Ivusa / Ivisa > frahd. *Ibusa / Ibisa > ahd. Ipusa / Ipisa > mhd. Ibse. Oberlauf Ois: spahd. Ibusa > mhd. *Iuse > frnhd. *Eus. … eilig … sonst keine Parallelen wie Erlaf, ist aber trotzdem indogermanisch Url ( > Ybbs > Donau): 863 Hurula, 977 Urula. 1120 de Urle; idg. *ṷer-/ṷor-/ur'winden, sich krümmen' (osk. uruvú 'Krümmung', lat. urvum ‘Krümmung der Pflugschar des Sterzes, des Riesters’), ant. *Urula. … ebenso keine Parallelen  sich krümmen … passt gut dazu, wenn man die anschaut Leitha, ung. Sarviz ("Schmutzwasser"), mittelalt. Urkunden lat. Lutus zu lat. lutum ‘Schmutz, Kot’, ab 833 Litaha. Zu idg. *loidh- ‘Lehm’ in apreuß. laydis ‘Lehm’. Laidas / Laidavas, > lat. *Laedavus / Laedava > got.*Lǣdahwa > *Lēdahwa > langob. *Līdahwa, Lītaha > ahd. Lîtaha … mhd. Urkunden: Lateinisch: lutus  heißt Schmutz, Kot … gleiche Bedeutung wie ungarisches Sarviz (Schmutzwasser)  indogerm. loidh = Lehm, altpreuß. laydis = Lehm  Ansatzform Laidas / Laidavas => rekonstruieren o wer hat da gelebt? … im 5. Jhd. bis nach Westpannonien (das endet im Wienerwald): Goten o ei wird zu ä … die machen aus so einem offenen ä was geschlossenes (?) o die wurden im 6. Jhd. durch Langobarden abgelöst  bis 568 … sind dann abgezogen  die Langobarden haben gotische Form, die sie gehört haben m. geschlossenem e übernommen … aber das Langobardische hatte im 6. Jhd. kein geschlossenes e  wenn man einen Laut nicht hat, muss man den ersetzen m. dem, was am ähnlichsten ist => i  daraus wird in Lautverschiebung die litacha => leithe … zufällig gleich m. d. Form … man muss das aber gar nicht wissen, aber man soll wissen, was es da etwa für Namen gibt!

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14.11. zur Bibliographie: … ist insofern wichtig, als dass man da die Bücher anschaut, darum gibt’s diese beiden Bibliographien  man soll aus der ganzen Liste wenigstens 2 Aufsätze (Beiträge in Sammelbänden) anschauen … darf man sich aussuchen  kann man alle in der FB schauen  also nicht irgendwelche Nachschlagewerke, das ist sinnlos … soll schon was Geschlossenes sein zur Prüfung:  man soll nicht irgendwas ableiten aber in etwa wissen, was in Frage kommt zu unseren vielen Flüssen … Terminus „indogermanisch-voreinzelsprachlich“ = sinnvoller als „alteuropäische Hydronymie“ od. „alteurop. Gewässernamen“  weil letztere sind ein TEIL davon 2.6 Indogermanisch voreinzelsprachliche Siedlungsnamen Beispiel 1: Wels W e l s , O Ö : A n t . O v i l a v i s , O b i l a b i s , 7 7 6 i n castro U u e l e s , 7 9 0 a d W e l s . i d g . ṷe i - / ṷ ī- ‚ d r e h e n , b i e g e n ‘ m i t 1 - E r w e i t e r u n g i n l i t . v i e l a ‚ D r a h t ‘ = ‚ d a s G e d r e h t e ' , a p v i l t i ‚ l üg e n = e t w a s u m d r e h e n , u m b i e g e n ‘; w o h l l a t . o b ‚ g e g e n … h i n ‘. I m S i n n e v o n „G e g e n d i e W i n d u n g e n d e r T r a u n h i n “. G e r m . * W i l a s > * W ël a s > a h d . W ë l e s … ist uns in zahlreichen Namen (Inschriften, Ziegelsteine, Grabmäler als Ovilavis, od. Obilabis überliefert)  indogerm. voreinzelsprachl. Bildung  keltisches Reich d. Noriker … ist 15 v. Chr. v. d. Römern erobert worden u. wurde Teil d. Imperium Romanum => das Lateinische = d. allgem. Sprache dort o auch bei uns sind die keltischen Truppen zum Lateinischen übergegangen  daher: lateinisch geschrieben u. bereits im Vulgärlateinischen wechseln v und w o v u. b => austauschbar o eingedeutschte Form 667: „in castro Uueles“ o später das letzte u synkopiert: 790: „ad Wels“  beide urkundl. Überlieferungen = nicht original … Schreiber haben d. Eigenschaft gehabt, wenn sie Vorlagen älterer Herkunft hatten, hatten sie die abgeändert, was halt in ihrer Zeit aktuell war … zum Ahd. passt der Name nicht … aber wie kommts von Ovilavis zu „Welas“?  Wurzel indogerm. uei/iu = „drehen“, „biegen“ o m. 1 Erweiterung in lit. „viela“ = „Draht“ = „das Gedrehte“  An d. Ostseite => Traun (heute reguliert, gerader Fluss) o ältere Landkarten aus d. 18. Jhd.: Traun ist dort absolut gewunden, Nebenarme, etc. o gibt Mühlbach, der durch Stadt fließt (da waren Mühlen dran) … und der windet sich bis heute durch  Also Ort, der an Windungen eines Flusses gelegen ist o Litauisch => hat L-Ableitung (das war damals generell häufig, heute nur mehr dort) 31

 Was ist mit dem „o“? o griechisch: W wird als OU geschrieben … aber das macht keinen Sinn … Lateinischer Namen m. halb-griechischer Orthographie … kann man nicht nachweisen o eher: Präposition: lat. „ob“ => kann zu „ow“ verschmelzen => „gegen etwas hin“  also ein Ort, der „gegen die Windungen der Traun hin“ liegt … war ein romanisches *Wilas  da gibt’s die „Brechung“, d.h. Vokale d. Hauptsilben, die betont sind, werden gebrochen … angeglichen o Vokaldreieck denken … i u e o a  also was zwischen „i“ und „a“ liegt => wird zu „e“ angeglichen  Germanische Söldner wurden im röm. Heer angeworben … waren dann als „Rentner“ dort ansässig, Gärtner, etc. o die haben germanisch gesprochen u. röm. Namen kennengelernt u. ihrer Sprache angepasst  an solchen kleinen Lauten kann man Geschichte ablesen o ca. im 3., 4. Jhd. wurde der Name „germanisiert“ … wir wissen nicht, wer diese indogermanisch-voreinzelsprachlichen  Leute, die noch vor d. Ausbildung d. bekannten europäischen haben (Germanisch, Italisch, etc.)  15 v. Chr.: Noricum: östl. d. Inn bis in Gegend vor Innsbruck o Eroberung d. Alpengebiete v. Noricum u. westl. davon westl. Tirol auch + alemannischer Raum) => Stämme o wir wissen nicht, wie die gelebt haben, etc. 

Leute gewesen sind Sprachen gelebt

(Baiern = Rätien, waren ansässig

aber: Römer, bes. Kaiser Augustus (15. v. Chr.: Eroberung Noricums) … ließ sich großes Denkmal aufstellen in S-Frankreich (heute Ort: La Turbie = Tropaeum Alpium) o steht auf d. großen Römerstr., die entlang d. Küstenstreifens v. Genua über Nizza, Marseille verlauft … Handels- u. Militärstraße o geht nicht unten am Meeresufer in Ebene (gefährl. wg. Überschwemmungen, etc.) sondern oben am Hang o gut erhalten … große Inschrift, heute nur mehr teilweise erhalten geblieben

 über 100 Jahre nach Entstehung hat Plinius die Inschrift in seiner Naturgeschichte festgehalten o Text m. Fragmenten vergleichen … kann man gut ergänzen 

Augustus hat alle Alpenstämme, die er besiegt hat, aufgezählt … im Westen hinein nach Tirol: o Venosten = in S-Tirol … Vinschgau leitet sich v. d. Namen ab o Isarken = wohnen am Eisack

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… nördl. d. Brenners:  Fokunaten  Genaunen  Breonen= werden uns auch im 6. Jhd. n. Chr. genannt v. Venatius Fortunatis o Bischof … hat Ende d. 6. Jhd. Wahlfahrt gemacht zum Hl. Martin o beschreibt Weg … kommt über Vinschgau zum Lech … da schreibt er, er kommt zum Gebiet der Breonen o Was haben die Leute gesprochen?  haben die ältere Sprachen tradiert oder selbst einen nichtkeltischen Dialekt gesprochen?  muss was Indogermanisches gewesen sein aber eben ohne Zugehörigkeit zu bestimmten großen Ethnie Beispiel 2: Rum: Rum, Bez. Innsbruck-Land,Tirol: 1152-58 Rumne, 1175 Rumme, 1320 Rum. Ant.*Rupna zu idg. *reup-/roup-/rup- ‚aus-, zerreißen, brechen‘ in l a t . r u m p ō , r u p t u s ‚ b r e c h e n ‘, r ūp ēs ‚ s t e i l e F e l s w a n d , j äh e r A b g r u n d ‘, l i t . r u p i s ‚ F e l s ‘, n d . r u b b e l i g ‚ r a u ‘, n h d . r u p p i g ‚ s t r u p p i g ‘. R o m . *Rubna > ahd. *Rumna > mhd. Rumne > nhd. Rum mit Bezug auf die Rumer M u r e „A u f r e i ß u n g e i n e r F l äc h e = G e r ö l l h a l d e 

Was lässt sich ansetzen? antikes *Rupna … heißt ausreißen, brechen o gibt’s zum lat. rumpo, ruptus (brechen) o lat. Substantiv: rupes = „steile Felswand“ o litauisch: rupis = „Fels“ o nd. rubbelig, rau nhd. ruppig = struppig

 Lautentwicklung: *Rupna wird zu *Rubna … ahd. Rumna mhd. Rumne nhd. Rum m. Bezug auf die Rumer Mure = Aufreißen einer Fläche, Geröllhalde o ist aufgerissenes Gelände … Geröllhalde 

Siedlungsname, der sich nicht v. Bachname ableitet o so lassen sich besonders in Tirol viele Ortsnamen finden, die auf vorindogerm. Sprachverhältnisse zurückgehen o vermutlich waren da die Stämme, die unter Augustus erobert worden sind u. auf d. Denkmal v. La Turbie erhalten sind o solche Stämme konnten erst nach 2000 v. Chr. ihre Sprache m. solchen Mitteln bilden

 vermutl. sind die Tiroler Namen, die da vorkommen, erst später entstanden o wann die zum Lateinischen übergegangen sind, oder ob dazwischen „keltisiert“ wurde … kann man nicht sagen  sicher ist, dass uns das durch das Romanische überliefert ist, mehr kann man nicht sagen  inlautende Konsonantenschwächung ist da: *Rupna zu *Rubna zu *Rumna o in Tirol gibt’s einige keltische Namen

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… Caesar als K oder C gesprochen  indogerm. K ist im Lat. als Verschlusslaut „K“ erhalten geblieben, wurde dann aber vor Palatal-Vokalen (i, e) zu Z … daraus entsteht romanisches C (k vor i mit c im Italienischen) o cantare => wird im Spanischen u. Italienischen als k gesprochen o aber frz.: als „sch“  Tradition: lat. K vor I u. E => als C sprechen

3. Keltische Namen … sind ganz beliebt in Esoterik, haben aber meistens nix damit zu tun  warum so beliebt? Kult d. Kelten v. keltischen Priestern (Druiden) … schon im 18. Jhd. große Keltenbegeisterung … setzt sich bis heute fort  gibt keine Überlieferungen v. d. Kelten o erst in d. irischen Zeit ab d. 6. Jhd. in Geheimschrift (Ogham) überliefert o christianisierten Iren: haben dann im 8. Jhd. begonnen, Texte in altirisch aufzuschreiben  von denen gibt’s Überlieferungen  Marseille war griechische Kolonie … da hat man auch Grabsteine, etc. gesetzt m. Namen o das haben wir auch als Überlieferung: Namen in Inschriften o wenn steht, woher d. Mensch kommt => Ortsnamen 

Caesar m. Kelten als Römer in Berührung gekommen, Memoiren geschrieben o Infos über Kelten u. Namen (z.B. Vercingetorix)

… man weiß nur indirekt was v. d. Kelten … das fördert Esoterik-Hype und Co. Was gibt’s wissenschaftlich über d. Kelten zu sagen?  eigene indogermanische Sprachfamilie  sind im nördl. Mitteleuropa (Belgien, Niederlande, NW-Deutschland)  Nachbarn: südl.: Italiker, östl.: Germanen … Indogermanistik hat sich sehr gewandelt … früher hat man die 3er Gruppe in Beziehung zueinander gesetzt  Kontakte zu den anderen … da hat man versucht, 3-fache Gleichungen zu machen o etwas ist in 2 Sprachen oder allen 3en da  genau das aber verwirft die jüngere Indogermanistik … weil einiges, was gemeinsam ist, auch in ostindogermanischen Sprachen auftaucht o Hethitisches (erst in 50er Jahren erforscht) o u. nördl. d. Himalaya gelegenen Indogermanischen (Tocharisch … erst seit d. 15. Jhd. schriftl. überliefert, aber man kann rekonstruieren)  also die Gemeinsamkeiten haben gar nix mit Nachbarschaft zu tun, das nur die 3 entwickelt haben … sondern das ist viel älter, ein Erbe, weil es im Osten sowas auch gibt … Sprachgeografie: in Nachbarvölkern gibt’s immer Kontakte, die zum Austausch führen  Harald Hagemann geht soweit, dass er meint, das Keltische stehe ganz ohne irgendwelche Verwandtschaft zu anderen indogermanischen da 34

… Kelten sind uns bei Griechen u. Lateinern überliefert  griechisch: Keltoi (Pl.) … Galatei (Paulus schreibt Brief an Griechen, da schreibt er das so) o Kel = hoch … also die Hochgewachsenen od. Herausragenden o gal = können, vermögen … also die, die etwas vermögen, können … also sowas wie die Mächtigen  lateinisch: Galli (Pl.) … Galatae (Paulus) … gibt kein keltisches Königreich od. Königtum, sind in viele Einzelstämme zerfallen … in vielen Namen bei Caesar überliefert … keine Einheit  Kelten sind ab 1200 v. Chr. nach Gallien gezogen  im 7. u. 6. Jhd. v. Chr. über Pyrenäen nach N-Spanien gezogen o Keltiberer haben die geheißen  dann nach England u. Schottland, v. dort weiter nach Irland (ca. 5. Jhd. v. Chr.)  aber auch im Süden ausgebreitet: rheinaufwärts  bis 400 v. Chr. nach Süddeutschland weiter o Böhmen, bairischer Donauraum u. auch zu uns … archäologisch: jüngere Hallstattkultur vs. ältere H. (Eisenzeit)  jüngere Eisenzeit: Hallstattkultur bei uns o Name Hallstatt hat nix m. Kelten zu tun o Hall => mhd. Salzgewinnung … nix Keltisches  im Westen: gibt’s die auch, aber da heißt sie La Tène-Kultur u. 3. Jhd. v. Chr. Kelten nach Ungarn bis Siebenbürgen inselhaft weiter vorgedrungen  auch nördl. Balkan-Halbinsel  u. über Bosporus auch nach Kleinasien o südl. d. heutigen Ankara: da sind die Galater … an die hat Paulus d. Brief geschrieben o als er so 50 n. Chr. schreibt, waren sie schon 300 Jahre dort

über die Kelten Kelten ab d. 6. Jhd. v. Chr.  Frankreich: da sind sie bekannt geworden … Gallien Was haben die Kelten gesprochen?  schriftlose Kultur … gibt Überlieferungen … Inschriften in keltischer Sprache gefunden o je nachdem, wo sie gefunden wurden, im Römerreich entsprechend aufgeschrieben … aber sind eher Ausnahmen  z.B. Spanien: ibero-keltisch 5 Schriften überliefern Keltisches  Griechisch in S-Frankreich o v.a. Orts- u. Personennamen in griechischen Texten  romanisiertes Frankreich (Mittel- Nordfrankreich)  Kelten in N-Italien im Seenbereich = das Lepontische o lepontisches Alphabet … Luganer Alphabet = Ableitung d. Etruskischen Schrift  N-Spanien: Iberische Schrift o Keltisch-iberisch 35



Irland, Wales, Schottland o 4. Jhd. n. Chr. eigene Schrift = Ogham = Kombi aus Strichen und Punkten bis ins 7., 8. Jhd. erhalten o ab 5. Jhd. in Irland: Lateinisch … wegen frühen Christianisierung  Patrick (461 gestorben … hat m. Christianisierung d. Lateinische eingeführt)  heute gibt’s noch das Irische, Kymrisch (Wales) u. von denen als Rückwanderung in Bretagne das Bretonische o nicht die Tradition d. alten Keltischen … sondern v. Siedlern hingebracht worden o Insel Mann: Manx bis 1950 gehalten o Cornwall: Cornisch … ist auch etwa 1950 ausgestorben  wird tlw. künstlich am Leben erhalten … aber nicht natürlich gesprochen o Schottland: Gälisch Besonderheiten d. Keltischen Abfall des ablautenden P  lat. pater  altirisch: atir (wie „the“ im Englischen gesprochen) o das zeigt Herausbildung d. Keltischen aus d. Indogermanischen Vokalismus  indogerm. ei => keltisch: é  é zu í  ó zu á  r und l (mit Kreisel drunter) wird im keltischen zu ir und il Beispiel 3.1: Bregenz B r e g e n z , V : A n t i k g r . Β ρ ιγ άν τιο ν , l a t . B r i g a n t i u m ; 8 0 2 P r e g a n c i a , 1 0 6 4 Preginza, 1218 Pregentz. Zu kelt. brig- ‚Berg' in mir. bri, Akk. brig.   

z.B. helfen – halfen (mhd. hulfen) … so wird bur zu bir Bregenz … Brigantium Bregenz muss also ein keltischer Name sein … anders lässt sich das nicht erklären

… zum r:  Zungenspitzen-R  und uvulares (Zäpfchen-R) Rrrrr  keltisch: r und l (mit Ringerl drunter) o germanisch zu ur und ul Bsp.: tschechisch: Srbik => Sirbik Bsp.: tschechisch: Vlcek => Wiltschek  also ein „i“ entsteht … wegen Zungenspitzen-R o Kelten haben das vermutlich so gesprochen o Germanen: eher Zäpfchen R (wie die Norddeutschen heute reden) Beispiel 3.2: Rhein (nicht auf Zettel)  entspringt in Graubünden, fließt in Bodensee, heraus bis Basel u. bis NL, dann nach W, mündet bei Rotterdam in Nordsee  Rhein = lat. Rénus 36



ahd. Rín … bis ins 15. Jhd. kein „h“ dazwischen! … daraus entsteht unser Rhein o Fluss muss schon indogerm. Stämmen vor der Bildung d. einzelnen Ethnien bekannt gewesen sein o weil das ei wird im keltischen zum é o Germanen: é zu í (reiten – ritten – geritten später als Bsp.)  Woher kommt das Rh? o griechisch: rheinos … hat im Griechischen so ein Hackerl … jedes R wurde behaucht gesprochen  z.B. Dialekt in Salzburg: Leute haben jedes H behaucht  darum schreiben wir im Humanismus (16. Jhd.) das so wie griechisch m. „Rh“ … an solchen Dingen erkennt man keltische Namen  keltische Lauterscheinungen  Wörter müssen enthalten sein, die im Keltischen vorkommen  müssen im Mittel- u. Westeuropäischem Raum vorkommen  wenn‘s im Osten vorkommt … da waren ja gar keine Kelten o muss also indogerm-voreinzelsprachl. sein Keltische Sprachen zerfallen in 2 Sprachgruppen: 1. Q-Sprachen  Indogermanische kennt ein „Q“ z.B. „quattur“ = 4  Q-Sprachen erhalten das „Q“ o z.B. kuetuer = lat. quatuor => kelt. ceth(a)ir  das sind: Irisch, Gälisch, Manx  historisch: Kelt-Iberische in Spanien (N-Spanien), tlw. Gallische in S-Frankreich 2. P-Sprachen  heutiges: Kymrisch (Wales), dazu das Bretonisch (Bretagne)  historisch: Festland-Keltisch o überwiegendes Gallien (Mittel u. N-Frankreich) o Lepontinische (Oberitalien) o Cornische (Britannien) o Kleinasien: Galatische  unser Raum = Festland-Keltisch => also sind wir auch ursprüngl. P-Sprache o z.B. Kymrisch: petguar Überlieferungen haben wir in all diesen Sprachen sehr wenig  was uns interessiert ist das Festland-Keltische … da sind die Sprachübergange sehr früh erfolgt … gibt 2 Nachrichten, wann das Festland-Keltische in Gallien nicht mehr benutzt wurde  Hieronymus hat im 5. Jhd. gelebt … war um 460 in Trier o da überliefert er uns, dass die Leute langsam Lateinisch reden … er hat dort selbst noch Keltisch gelernt, um m. d. Leuten sprechen zu können  Somnius: berichtet in Auvergne, dass Adelsgeschlechter Keltisch sprechen … da Kelten schriftlos waren, gibt’s außer Inschriften keine Überlieferung  so kennen wir Ortsnamen, Personennamen u. manchmal in lateinischen Texten

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in Österreich haben wir viele keltische Gewässernamen  in Tirol (vereinzelt auch woanders) keltische Ortsnamen o das ist, weil im Osten in der Völkerwanderung die antike Tradition abgerissen ist, im Alpenraum hat sie sich gehalten … darum im Westen mehr überliefert als im Osten  wir kennen Orte … aber keine Tradition o so kennen wir viele historische Namen aus Schriftstücken, die nicht tradiert sind o tradiert wurde nur da, wo Siedlungskontinuität war, f. Siedlungsnamen od. wo Flüsse keltische Namen aufweisen o Flüsse sind vielfach erhalten, weil sie Wegmarkierungen waren u. Orientierung geboten haben … die sind immer geflossen, nicht so wie Siedlungen (Abzug d. Leute, v. Krieg zerstört, etc.)

3.1

Keltische Gewässernamen

Oberösterreich Bsp. 3.1.1: Ipf I p f , N f l . d e r D o n a u : 7 7 7 i n t e r I p f a s , 78 9 , 7 9 1 i n t e r I p p h as , 1 0 0 2 I p p h a . A n t . * E p i a z u k e l t . * e p o s ‚ R o ß , P f e rd ' i n g a l l . E p o n a ‚ e i n e Pferdegöttin' (vgl. lat. equus), vlat./rom. oder germ. *Ippia > a h d . I p p h a „R o s s b a c h “   

pf = 2te Lautverschiebung d. Deutschen keltische Göttin: Epona … Weihegöttin m. Pferd auch im Inlaut kann qu zu p werden o lat. equos zu kelt. *epos = Ross, Pferd  ahd. Ippha = Roßbach o Ross = Pferd … nur als edles Reittier … bei uns ursprüngl. aber Ross o Roßbach = gibt’s mehrere … Warum heißen die so?  Pferdeschwämme … Bach ist tief genug, man kann die da waschen  oder Furt … da können Pferde durch  Kelten werden das auch so gemacht haben 

vulgärlat.: *Ippia … das Germanische hebt ein e vor i d. Folgesilbe o darum können wir sagen, wann das eingedeutscht wurde … 3tes od. 4. Jhd. n. Chr. o 6. Jhd.: Lautverschiebung: Ipfa

Bsp. 3.1.2: Steyr Steyr, Nfl. der Enns: Tab. Peut. Stiriate, 1082 Styra, 1110 Styria, 1190 Stire. Ant.'* S t īr i a zu i d g . * s t ī- r o ‚dicht' in lat. s t īr i a ‚ g e f r o r e n e r T r o p f e n , E i s z a p f e n = d a s V e r d i c h t e t e ‘, a i . s t i j ā ‚ t r äg e s , s t e h e n d e s W a s s e r ‘. „D i e d a s W a s s e r V e r d i c h t e n d e = D i e Aufstauende“  Tabula Peuteriana: Stiriate o ate-Namen = typische keltische Stammesnamen … also Leute, die an der Steyr wohnen  Warum ist Steyr ein keltischer Name? o 1082 Styra, 1110 Stiria etc. o lat. stiria = gefrorener Tropfen, Eiszapfen = das Verdichtete o aber altindisch: stija = träges, stehendes Wasser 38



Kontakte zwischen Kelten u. Germanen … zeigt das o im Keltischen gibt’s keinen Beleg f. „stir“ oder sowas o aber R-Ableitung spricht f. keltische Bildung … weil es im Lateinischen u. hier da ist o röm. kann es nicht sein, die haben keine -ate Bildung … muss vorher gewesen sein o „die das Wasser Verdichtende“ = „die Aufstauende“  Enns größer, wird zuerst überschwemmt … dann die Steyr … darum „die Aufstauende“  also geht von Beobachtungen od. Betroffenheit aus



R … da können verschiedene Konsonanten antreten, eher die Endungen folgen (w, r, m, l) o so eine R-Erweiterung mit dieser Wurzel gibt’s nur im Lateinischen … gibt keine andere Überlieferung m. „r“

Bsp. 3.1.3: Antiesen: Antiesen, Nfl. de s Inns: 788 ad Antesnam, 789 Antesna. K e l t . * A n d e s a n ā, a n t . * A n d e s n a z u i d g . * a n d h o - ‚ b l i n d , d u n k e l ‘ i n g a l l . a n d a b a t a ‚ G l a d i a t o r , d e r m i t e i n e m H e l m o h n e Öf f n u n g e n k äm p f t ' . “D i e D u n k l e “ 

788: ad Antesnam, 789, Antesna o Kelt. *andesaná … e muss betont worden sein o ant. *Andesna zu idg. *andho = „ blind, dunkel“ o in gall. andabata „Gladiator, der mit einem Helm ohne Öffnung kämpft“, „Die Dunkle“  gallisch … ist uns aus Frankreich überliefert … darum nennt man das „gallisch“ o gibt Glossen u. ein paar Wortlisten … darin gibt’s einzelne Wörter … daher wissen wir das  wichtig: im Germanischen (wenn‘s früh eingedeutscht wurde), wird die 2te Silbe betont  Inn ist heute aufgestaut, bis zu 6m … haben Rückstau, ist natürlich anders als früher, aber ein bisschen kann man es noch sehen o Antiesen ist ca. 15m entfernt v. Hauptfluss  wenn man zum Inn schaut = grünlich-weiße Farbe  Antiesen = dunkel  wenn die zusammenfließen, sieht man weiße Linie v. Inn gegen das Dunkle d. Antiesen Bsp. 3.1.4. Ischl Ischl, Nfl. der Traun: Ant.Inschrift: Statio Esc[ensis], 829 Iscula, 849 Iscola fluvius, 984 prope Iscalam, 1000 Iskila. Zu m i t t e l i r . e s c ‚ W a s s e r ‘, e s c a ‚ S u m p f ‘ < e n t w e d e r i d g . * p e i s k /pisk- ‚Fisch‘ i n l a t . p i s c i s ‚ F i s c h ‘ o d e r i d g . * p o i d - / p ǐ/ īd i n g r . πῖ δ αξ, l e t t . p i s a ‚ M o r a s t ‘. „ F i s c h b a c h “ o d e r „W a s s e r “ 

Antik: Statio Esc(ensis), 829 Iscula, Iscola, Iscala, etc. o iskila, esca o *idg. peisk-/pisk = Fisch … lat. piscis (fisch) od. idg. *poid/-pi/id griechisch = Quelle, Wasser 39

 

kann also Fischbach heißen … oder Wasser aber dadurch, dass das Wort im Irischen da ist … muss die Ischl keltischen Ursprungs sein o dann ins Slawische gelangt … vom Slawischen ins Deutsche o Slawisch: bestimmt Iscula geheißen … Deutsch dann auch

21.11. zur Erinnerung: … Kelten sind in ganz Europa verbreitet  um 450 in unseren Raum eingezogen  „unser Raum“ … Alpenvorland, d.h. Donauraum v. Bayern, OÖ, NÖ woher sind sie gekommen?  Weg vom Norden: o Boier im böhmischen Becken o gab Handelswege: z.B. durchs Mühlviertel  Eisfurche … v. Linz / Mauthausen nach N über Freistadt u. über Kerschbaumer Sattel zur Moldau … dann auf d. Weg ins Innerböhmische Becken  wichtiger Weg o weiter östlich: ebenso ein Weg … in Pannonischen Raum (ungarische Tiefebene)  Weg vom Westen: Donau entlang o vom Alpenvorland ins Gebirge => Hallstadt, dann Pinzgau, Ponsgau, etc. o Alpenhauptkamm = Hindernis … aber auch durch Handelswege passierbar in verschiedenen Richtungen (gibt ganz alte Straßenkarten)  Weg vom Süden o oberitalienische Seengebiete: Lepontinische Kelten o v. d. Poebene in d. Etsch eindringen od. wieder ins Inngebiet über Gebirge … alles letztlich offene Fragen  Archäologen finden Handelswaren u. örtl. Waren  sprachlich sind die Festlandgruppen zur P-Gruppe gehörig … Gewässernamen sind entsprechend auch über ganz Europa verteilt u. ein paar Ortsnamentypen  Ischl z.B. gibt’s auch in Gallien Bsp. NÖ: 3.1.5 Kamp N f l . d e r D o n a u : 7 9 1 C a m p ( F r än k . A n n a l e n ) , C a m b u s , 1 0 7 2 a d C h a m b a . Kelt. *Kambos zu air. camb ‚krumm', lat. Cambus > ahd. C h a m p . „D e r G e k r üm m t e = D e r s i c h W i n d e n d e “  

windet sich ständig … fließt durchs Bergland *camb = „krumm“ => typische Bezeichnung d. Flussverlaufes o lat. “Cambus” => ahd. „Champ“ = „d. Gekrümmte“, “Der sich Windende” o frühe Lautverschiebung … kann man alles ersehen (Bayer: 1072: Chamba)  das gibt’s auch in Frankreich  im Bayrischen Wald  Steiermark: Kobénz = auch sich windend

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Bsp. 3.1.6 Glan Glan: Nfl. der Salzach, 790 Glana. Nf1. der Drau, 985 Glana. Zu i r . g la n ‚ h e l l , l a u t e r , r e i n ' .  



Salzburg, Kärnten, Glan in Pfalz, etc. o Nebenfluss d. Salzach (Salzburg) Glan kommt im altirischen, bretonischen, etc. vor … „hell, lauter, rein“ o ist semantisch dasselbe … gibt viele klare, helle, durchsichtige Gewässer (sind es teilweise noch heute) Vorarlberg: Lautrach

Bsp. 3.1.7 Kobénz (Steiermark) K o b én z , N f l . d e r M u r : 8 9 0 C h u m b e n z a . Z u a i r . c a m b ( v g l . 2 . 2 . K a m p ) a l s a n t . * C a m b a n t i a > s l a w . * K ǫ b ęc a > a h d . C h u m b e n z a .  



Nebenfluss d. Mur 890: „Chumbenza“ … lässt sich auf antikes *Cambantia ableiten o die Ableitung haben die Kelten weiterverwendet o Camb … hat indogermanische Wurzel, Name ist alt o aber naheliegend, dass es keltische Benennung ist, wenn man sich die vielen Flüsse keltischer Herkunft anschaut … die Kelten haben ältere Suffixe in ihrer Sprache weitertradiert 890: *Chumbenza o slawisches Gebiet damals … haben v. Romanen d. Namen übernommen u. in ihre Sprache eingebunden o dann die Baiern slawische Benennung ins Dt. tradiert



das Slawische als Mittler o* Slawisch: K ǫ b ę c a o slawisches c entspricht unserem z (ts gesprochen) o Nasalvokale … sind schon sehr früh in d. Nasalierung d. Vokale aufgegangen (im Slawischen) … darum so ein Häkchen



Ahd. Bayern: kennen keine Nasalvokale o darum haben sie das aufgelöst zu o und n => (Chumbenza)  aber u: im Ahd. kann vor n u. m kein o stehen … sondern nur ein u  darum Chumbenza



ist Ort + Bach … heißt heute Kobénz … also mit Betonung auf e o das würde genaue antike Betonung d. Lateinischen Cambantia entsprechen o alle Germanen (natürlich auch die Baiern) haben immer auf der ersten Silbe ein Wort betont  das ist auch fürs Deutsche charakteristisch  aber gewisse Präfixe (vorne stehende Wörter sind nur, wenn sie alt sind, betont … z.B. Antworten, aber erzählen)  oder Offenbarung: junge Entwicklungen: ursprüngl. Offenbarung

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 das trifft auch auf d. Übernamen zu o z.B. Antiesen m. Betonung vorne o Übername zu Kobenz relativ spät … Eindeutschung d. Namen größtenteils erst im 10. Jhd./11. Jhd.  ca. bis 1000: Akzente auf erster Silbe … danach nicht mehr  stimmt grob, aber gibt viele Beispiele, wo das nicht zutrifft, so wie hier  Verschiebung auf K Chumbenza o in 2. Hälfte d. 8. Jhd. Beispiel 3.1.8 Sulm: N f l . d e r M u r : a n t . F l a v i a S o l v a ; 8 6 0 , 8 9 0 S u l p a . Z u i d g . * s ṷe l - / s u l ‚schwellen' in ahd. swëlla n , engl. Meerenge Solventa < * S o l v a n t i a . „D i e A n s c h w e l l e n d e “  größter Teil d. vorhandenen Namen wurde v. d. Römern tradiert o Ortsname nicht tradiert worden, nur der Gewässername: Sulm  ahd.: Supla … kelt. *suel-/sul = „schwellen“ ahd. „swellan“ o aber: englische Meerenge: Solventa *Solvantia = >Die Anschwellende o dt. Form kann wieder kein „o“ haben … O in Solva = keltische Entwicklung so einfach sind die Verhältnisse nicht:

3.2

Keltisch od. indogermanisch voreinzelsprachlich

… also da kann man sehr schwer entscheiden, was das jetzt ist Beispiel 3.2.1: Inn Inn, Nfl. der Donau: Antik: Arrian Ἔνος, Tab. Peut. ad Enum, Vit. Sev. inter Enum atque Danuvium; Tacitus, It. Ant. Aenus, Ptol. Αἶνος. 798 Enum fluvium, 904 in ripa Aeni sitam, 1060 fluvii In, 1160-65 daz In (Kaiserchronik). Entweder idg.-vspr. mit idg. *pen-/pon-/pṇ- ‚Schlamm, Sumpf, Wasser‘ und kelt. p-Verlust oder nach Krahe idg. *en-/on- ‚Wasser’in mir. en ‚Wasser ‘, enach ‚Sumpf‘. Lat. Enus / rom.*Enu > ahd. *Inu, In (neutr. u-Stamm ?) = fließt in Graubünden, nach Landeck in Tirolisch-Österr. Gebiet … v. Kufstein bis Braunau durch Oberbayern … bildet v. südl. Braunau bis Passau heutige Landesgrenze zw. Ö u. Bayern … in Passau: mündet in Donau  Passau = „die 3 Flüsse Stadt“: Donau, Inn (ist der stärkste Fluss m. Wassermenge), Iltz  Inn = sehr wasserführend, bringt v. d. Schneeschmelze im Frühjahr riesige Wassermengen, die Donau nicht hat  Antike: einerseits griech: Evos bei Arrian … der entspricht auf Tabula Oeutiana „ad Enum“ … dann „inter Enum atque Danuvium“ o aber im Itinerarium Antonini: Aenus o Ptolemäus schreibt griechisch Ainos  Überlieferung in Urkunden v. 8. Jhd. bis in 2te Hälfte d. 11. Jhd.: beide antiken Schreibungen werden fortgesetzt o entweder Enus od. Aenus  1060: fluvii Inn (also des Inn Flusses) o 1160-65: dt. Kaiserchronik: „daz In“ (ist noch im Dialekt heute so)

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… was kann das sein?  überraschend: neutrales Geschlecht (Flüsse meistens weiblich, sonst männlich) o gibt idg. „pen/pon/pn = Schlamm, Sumpf, Wasser  die einen sagen, d. Innfluss war schon idg. benannt, weil er so wichtig ist … hat dann Penus geheißen m. P … Kelten sind über Mitteleuropa gekommen  Frage, wann gesamtkeltische anlautende p-Verlust eingetreten ist o Lautentwicklungen haben gewisse Dauer … kann längere Zeit dauern od. nur kurz o wenn man annimmt, dass ursprüngl. Inn *penos geheißen hat … könnte durch Kelten evtl. im 5. Jhd.: P-Verlust … das nehmen d. meisten Forscher an … also idg.-voreinzelsprachlich 

*en/on- Namen = Wasser … die liegen alle in Mitteleuropa, also da, wo die Kelten sind o ist zwar im Mittelirischen als Wasser überliefert … aber wo ist d. Inn ein Sumpffluss? o durchfließt nur in Tirol eine Ortsebene … das war früher Sumpfwiese (v. Innsbruck bis Kufstein) = versumpfter Inn

 in Bayern, etc. ist das nicht der Fall … teilweise Steilabfälle o im Unterlauf: Enge … gefürchtet v. Flößern (Salz- u. Holzflößer) ca. 15km lang … Engstelle o heute nicht mehr, weil 1960: große Überschwemmungen, Inn wurde ausgebaut u. rückgestaut … dort stehendes Wasser  Inn kann kein Sumpffluss sein … also das m. d. *en/on bzw. dann „enach“ (Sumpf) kann nicht zutreffen … ist also idg.-voreinzelsprachl. Herkunft m. p-Verlust (wahrscheinlich) … lat. „Enus“, rom. *Enu (offenes e) entsprach griech. e, das sich aus „ei“ entwickelt  griech. ei zu lat. e … offenes e => im Schreiben = austauschbar: wenn Tacitus Aenus schreibt = hyperkorrekt … man kann v. einem e ausgehen … das Inn => wie kann antikes E zu I werden?  ahd. *Inu, In:  Germanen => schon im 1 Jhd. n. Chr. v. Norden her bis an d. Donau vorgedrungen o Römer haben Donau v. Altmündung (Regensburg im Westen bis hinunter auf Balkan) zur Grenze ihres Reiches gemacht o Noricum = 15. v. Chr. unterworfen u. weiter vorgedrungen  3. Jhd.: Limes als Schutzmauer gebaut o Germanen haben Kontakte … Handelswaren ausgetauscht o Germanen haben Namen v. Röm. Kastellen, Orten, Städten im Grenzbereich kennengelernt u. Gewässer ebenso  germanisches Lautgesetz: E wird durch ein J oder I oder U der Folgesilbe gehoben o z.B. ofendere = bindan, binde

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 z.B. lat. Enus => was ist im Vulgärlatein daraus geworden? o Vulgärlatein? Volk hat anders gesprochen als geschrieben wurde … das Gesprochene = Vulgärlatein … 2. Jhd. angefangen, als große Schriftkultur nachgelassen hat, hat sich das V. immer weiter mündl. durchgesetzt o die Gebildeten haben nach wie vor klassisches Latein weitgehend weitergeschrieben … aber auch Fehler gemacht aufgrund d. Gesprochenen o Vulgärlatein: Casus werden reduziert  Nominativ zugunsten d. Akkusativs  Nom: Enus => Akk.: Enum  wenn das die Germanen hören: :v. Akk: m fällt weg Enum wird zu Neu o germanisches Lautgesetz: vor u wird das e zum i => wird also zunächst zu Inu … als welcher Genus wurde das aufgenommen? Germanen war das ziemlich egal … wussten das ja nicht … haben dieses Wort schon im Stammvokal ihrer Sprache angeglichen  in d. germanischen Sprache gibt’s wie im Lateinischen verschiedene Deklinationen (o-a, lang o u. a., u, n. etc.)  solche Substantivform auf u => entspricht neutralen u-Deklination  son heißt sunus … aber Vieh heißt schon vechu m. u (ahd. fihu = auch neutral) o und so ist dann das Inu geworden (neutraler u-Stamm … gibt aber noch andere Erklärungen, die Wiesinger nicht plausibel vorkommen … darum das „?“ auf dem Handout) Bsp. 3.2.2: Enns Enns, Nfl. der Donau: Antik: Acta Flor. Ad fluvium Anesium;772 circa Anisa fluvium, 783 ad Enisam, 791 ad Enisa, 1125 Ense. Ant. *Anisa > ahd. Enisa > mhd. Ense. Entweder idg.vspr. *Panisā mit idg. pen/pon-/pṇ- und kelt. p-Verlust oder kelt. *Anisā in gall. anam ‚Sumpf‘. ähnliches Problem wie bei Inn … größerer Fluss, der aus Alpen kommt  antik: Acta Flor  Hl. Florian => Acta Floriani … da steht „Ad fluvium Anesium” (mask.) o aber schon 772: feminine Form. „circa Anisa fluvium” in einer Urkunde  Anisa zu Enisa o dann „ad Enisam” (783), „ad Enisa“ (792) o mhd. „Ense”  das Wort „anam” als gallische Glosse überliefert o neutrum: gehört zu idg. „pon“ (Sumpf)  aber wo ist Enns Sumpf? … nicht in OÖ  Kelten dürften im Inneren d. Benennung vollzogen haben  oder wenn d. Fluss älter ist: indogermanischen Wurzeln können in ihrer Bedeutung nicht so genau in ihrer Semantik genommen werden o kann dann auch Wasser heißen, nicht Sumpf  An … kommt oft f. Flüsse vor

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3.3

Wechsel v. idg.vspr. zu kelt. Gewässernamen

Bsp. Türnitz / Traisen … heißen im Oberlauf Türnitz od. müssen so geheißen haben Bsp. 3.3.1: Traisen: Traisen: Antik: St. Pöltner Weihealtar [in] Tragisa[mum] rivum;799 ad Treisma, 828 Dreisma, 895 Treismae fluminis. Zu kelt. *tragesa ‚schnell laufend‘ in gall. vertragos ‚Windhund‘ mit S u p e r l a t i v s u f f i x k e l t . - s a m ā < i d g . * s ṃm a , ( v g l . l a t . - i s s i m u s ) a l s k e l t . * T r a g i s a m ā. R o m . * T r a i s m a > a h d . T r e i s m a . „D i e s e h r Schnelle“  Antik: St. Pöltner Weihealter „Tragisamum rivum“  799 ad Treisma … 828: Dreisma, 895 = Treismae fluminis  aus d. Antike gibt’s gallische Glosse: vertragos = Windhund … *tragesa = schnell laufend o keltisches Superlativsuffix (vgl. lat. „issimus“ … kelt. *samá => sehr schneller Fluss) … gibt mehrere Traisen … z.B. im Schwarzwald  Trisama = Stanzertal, Vorarlberg  alte Überlieferung bis ins 16. Jhd: Tresen od. Tresana … im 16. Jhd.: Trisama o Dialekt: „Sana“ … entspricht genau dem, was Traisen ist … ai wird zum a (so wie haaß und braat bei uns) Bsp. 3.3.2: Türnitz: 3 1. Türnitz / Traisen, Nfl. der Donau in NÖ: Türnitz: 1209 Durntze torrens, 1265 Dürrntze. Ant. *Durina zu idg. dheur-/dhur- ‚eilen, stürmen' in lit . p adurmai ‚stürmisch', s l a w . * D ъr i n a , * D ъr i n i c a . Q u e l l b a c h : D ür n < * D u r i n a . „D i e s e h r S c h n e l l e “  Durntze torrens 1209 o gefährlicher Wildbach … Zerstörung o 1265: Dürrntze  Quellbach heißt heute noch Dürn o kommt aus Durina => aus idg.-germ. Wurzel: dheut-/dhur = eilen, stürmen  Wildbach  slawisches Gebiet: viele Flüsse nicht nur selbst benannt, sondern Angetroffene gerne m. ihren Bildungsmitteln versehen o Mur, Mürz … Mürz v. Mura abgeleitet Muriza o v. Dürn … auch so eine iza-Ableitung … zunächst *Durina übernommen (die sehr Schnelle)  6 = reduziertes i = Jer  ъ => u … hart u. ohne Palatalisierung gesprochen = Jor o antike Durina muss im slaw. das kurze u enthalten (ъ) … daraus wird Dъu ri n i ca

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Bsp. 3.3.3: Natters N a t t e r s : 1 3 8 8 N ät e r s . I d g . - v s p r . * N a t i r ā z u i d g . * ( s ) n a t - ‚ f l i e ß e n , f e u c h t ' i n l a t . n a t ō ‚ s c h w i m m e n ' , s l a w . * N a t ьr i c a > a h d . N a t i r i z a > f r n h d . N ät e r s .  erst spät 1388 überliefert als Naters o idg. vspr. *Natirá zu idg. *(s)nat- = fließen, feucht  (s) = s-mobil = bewegliches s … Worte m. u. ohne s  manchmal heute noch, z.B. „spreiten“ breiten u. spreizen o lat. nato = schwimmen o slaw. Natъ rica => ahd. Natiriza = frnh. Naters Bsp. 3.3.4: Loich L o i c h : 1 3 0 7 L e v c h . Z u i d g . * l e u k - ‚ w e i ß ‘ ( i n g r . λε υκό ς ‚ g l än z e n d , w e i ß ' ) als ant. *Leuca > frahd. *Leuhha > nahd. *Liuhha.    

erst 1307 überliefert. Levch … geht auf idg. *leuk (weiß) zurück als ant. *Leuca überliefert idg. voreinzelspr. Name: Loich … Oberlauf: Natters Traisen = keltisch … Leuka kann auch keltisch sein

Was kann man daraus schließen?  ursprüngl: heute am Oberlauf üblicher Name (Natters) hat ursprüngl. gesamten Fluss bezeichnet, dann Kelten auf idg.-voreinzelspr. Bevölkerung gestoßen => haben sich unten im Alpenvorland angesiedelt Typologie  Beiträgen zur Namenforschung (unter NÖ) … Flussnamentypologie zw. Lech u. La  v. Tirol bis an Ostraum v. Salzburg: Alpenhauptkamm v. Westen nach Osten: verläuft eben o v. Salzburg ostwärts … Alpen zur Donau, Klosterneuburg Engstelle … da enden d. Alpen (Bisamberg), Wienerwald = Alpenausläufer im Osten  v. OÖ gehen Alpen hinauf … da wird Alpenvorraum immer enger (Flüsse, die zur Donau führen, werden immer kürzer) o Benennungen: Ager, Ibbs, Erlach, Traisen (sehr Schnelle), Alm (weiß, klar), Loich (Weiße), Pielach (Weiße), öst.: Tulln (anschwemmen)  also wenn man sich die Benennungen anschaut u. das Gefälle berechnet o Gefälle nimmt v. Westen in Osten zu o das sieht man auch in den Benennungen (Benennung m. „schnell“)  offenbar haben namengebenden Völkerschaften diese Flussläufe beobachtet, sonst hätten sie nicht solche Namen gegeben, die auf Flussverlauf od. Aussehen Bezug nehmen Namen sind nicht willkürlich vergeben worden  im Osten: March => „stehendes Wasser“ … alles versumpft u. hat kein Gefälle

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28.11. 3.4 Keltische Siedlungsnamen Bsp. 3.4.1: Bregenz B r e g e n z , V : A n t i k g r . Β ρ ιγ άν τιο ν , l a t . B r i g a n t i u m ; 8 0 2 P r e g a n c i a , 1 0 6 4 Preginza, 1218 Pregentz. Zu kelt. brig- ‚Berg' in mir. bri, Akk. brig. …. v. lat. Brigantium  alemannisch o gehört zu kelt. brig- = Berg o Kelten haben gern auf Anhöhen gebaut … weniger am Wasser o Wasser siedelnde Leute => Slawen Brigantium ins Alemannische = sehr früh  wie bei owilawa (Wels) … i vor a d. Folgesilbe wird gesenkt (Vokalsenkung) o hartes p statt weiches b o Alemannen haben im 6. u. 7. Jhd. Lautverschiebung durchgeführt (wie Bayern) o normale Eindeutschung da … aber die Senkung war recht früh … Alemannen früh in SW-Römische Gebiet … schon im 3. / 4. Jhd. (seither kennen wir d. Namen in d. röm-antiken Überlieferung d. Alemannen)  daran kann man ablesen, was in keiner Urkunde steht … dass Alemannen Bregenz früh kennengelernt haben Bsp. 3.4.2: Linz Linz,OÖ: Antik Not. Dig. Lentiae; 799 Linze, 821 Linza. Zu idg. *lento‚biegsam' in lat. lentus ‚biegsam', bret. lintr ‚glatt‘ (= g e s c h m e i d i g ) , k y m r . 1 1 e t h r - ‚ A b h a n g ' ( = G e l än d e k r üm m u n g ) ( < * 1 e n t - r o , - r a - ) a l s k e l t . * L e n t i ā „A n d e r W i n d u n g , K r üm m u n g ( d e r D o n a u ) “ … Antik: Notitium Dignatium: Lentiae  Lateinische: bei o- u. a-Deklination: Lokativ im Ortsnamen bewahrt … darum „ae“ o Lokativ … nicht Genitiv-Form o generell hat man Ortsnamen an syntaktischen Kontext angepasst o selten im Nominativ, viel mehr im Lokativ … wird in Urkunden zusammengezogen o Ortsnamen immer im Dativ überliefert, weisen immer Dativform auf … nicht immer sichtbar, weil unsere unbetonten „e“ sind später verlorengegangen aber Formen auf „n“ gibt’s noch   

799: Linze … aus d. Kontext Dativform überliefert 821: Linza zu idg *lento „biegsam“ … lat. „lentus“ (biegsam) … m. weiterentwickelten Bedeutung „glatt“ (geschmeidig) o in kymrisch: Abhang (lletrh) = Geländekrümmung o binden – band gebunden …. helfen – half – gehulfen  benden zu bendan => Lentia => Hebung im Gegensatz zur Senkung  3. / 4. Jhd. … so genau kann man das nicht feststellen, aber früher Vorgang

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Bsp. 3.4.3: Lorch Lorch,OÖ: Antik: It. Ant., Not. Dig. Lauriaco, Vit. Sev. Lauriacum; 791 Lorahha, 1282 Lorich, 1325 Larch. Zum kelt. PN Laurios mit Possessivsuffix kelt.*-akōm als *Lauriakōm, lat. neutr. Lok. Lauriacō > germ. fem. *Laurakō > frahd. *Laurahha > nahd. L ôrahha > mhd. Lorich.  geschichtlich interessanter Ort … Florian hat da sein Martyrium erlitten o Florian war Stadtbeamter, Statthalter in Cetium (antiker Name f. St. Pölten) o Diokletian (284-305 regiert) … hat letzte Christenverfolgung im ganzen Reich durchführen lassen  Christen sehr zahlreich … haben Verehrung d. Kaisers als Gott abgelehnt  davon ist schon früh berichtet ... aber nicht Name Lorch, sondern „ad Anesium“ (an der Enns) ist das Martyrium erfolgt … spätere Nachrichten legen das in Lorch fest o urkundliche kirchliche Überlieferung geht ins 5. Jhd. zurück  archäologische Zeugnisse: Basilika … in 60er Jahren ausgegraben worden … o Kirche restauriert … Altar brüchig, abgeklopft => Mauer zusammengefallen … Steintrog kam zum Vorschein … Deckel: Gebeine  Beisetzung im Altar: nur Reliquienbeisetzung  laut Rom: keine Märtyrerknochen … soll man am Friedhof bestatten … eingegraben … dann doch wieder ausgegraben u. untersucht (vorher war die Wissenschaft noch nicht so weit)  Knochen von mind. 31 Leuten … gehören in d. 4. Jhd. o also mehrere Christen hingerichtet … müssen Märtyrerknochen sein o Florian m. Mühlstein ertränkt => Wasserpatron => Feuerpatron o Florian: keine antike Tradition, aber Lorch hat sie … gehört zu d. 3 Orten aus d. bairischen Sprachgebiet, wo heidnischen Germanen christl. Traditionen geachtet haben (Maximilianszelle in Bischofshofen u. St. Ullrich)  Rom hat dann anerkannt, dass Gebeine v. Märtyrern stammen … Beisetzung im neuen Altar o Papst Paul VI hat 1970 Lorch zu altchristlichen Basilika erhoben … sogar Titularbischof v. Lauriacum … Name Lauriacum verschiedentlich überliefert: Itinerarium Ant. im Not. Dig: Lauriaco  in Vita Sancti Severini: Lauriacum  791: Lorahha überliefert o ablativisches o am Ende erscheint als a o keltischer Besitznamen: Possessivsuffix: *-akom als *Lauriakom o lat. neutr.: Lauriaco  Germanen od. frühen Baiern nehmen Namen als *Laurako o sie verwandeln auslautendes „o“ zu „a“ (3. u. 4. Jhd.) o so erklärt sich die feminine Form, die in dem Zusammenhang ungewöhnlich ist *Laurako o wird dann im früh-ahd. zu *Laurahha o ahd.: Lorahha => mhd. Lorrich

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Geografie: o Enns, Linz, Wels => Dreieck o bei Lorch u. Enns: Ipf (Fluss) … da haben wir festgestellt, dass e zu i wird (Epia zu Ipf) o in allen 4 Namen: Hebungen von e zu i vor Nasal + Konsonant (Linz), i d. Folgesilbe in Ipf, Senkung von i zu e zu a, u. früher Wandel v. lat. ablativischem o zu a (Lauriacum)

 röm. Ortsnamen schon lange bevor d. eigentliche ahd.-Bildung bekannt wurde … Handel, Kriegsdienste, Ansiedlung v. Veteranen o in Linz nachgewiesen: Gräberfelder aus d. 3. Jhd.: viele Germanen neben Römern bestattet … Leute, die da Grundstücke bekamen u. als Veteranen angesiedelt wurden  über solche Lauteigenheiten sollte man nicht hinweggehen, weil man genaue Geschichtsbeobachtungen hat … die können Historiker u. Archäologen nicht machen Bsp. 3.4.4: Anif Anif, S: 788 ad Anua, 930 ad Anauam. Entweder idg.-vspr. Kompositum *Pan-apā mit k e l t . p - A b f a l l z u * A n - a pā o d e r k e l t . A b l e i t u n g * A n - a v ā z u i d g . * p e n - / p o n - / p ṇ- ‚ S c h l a m m , S u m p f , W a s s e r ‘ ( v g l . 2.6.). Rom. *Anaba/Anava > ahd. Anava. 788 ad Anua, 930 ad Anauam  kelt. an = Sumpf … *pen- / pon- / pn. = Schlamm … könnte keltisch sein  kann man aber auch ableiten v. *An-apa … umstritten, ob keltisch od. älteres idg. o im Hochdeutschen Raum: Lautverschiebung f => Aschaffenburg  kelt. Bildungssuffix: *ava  Niederung d. Salzach … Reste v. Teichen u. Sumpfwiesen … Etymologie „Ort in d. feuchten Ebene“ richtig Bsp. 3.4.5: Wien W ie n: Id g. - v sp r. F l us s na me/ S ta d tn a me 8 8 1 ad U ue ni a m, 1 0 3 0 Vie n n i, 1 1 2 0 d e W i e n n a. V gl. W eid a n g s t (G ü n ser B er g la nd ) , a hd . 8 6 0 W i t an esp erc für W e c h sel a u s p a n. *V eid o n i ā /V īd o ni ā zu id g. * ṷ e id h u -/ ṷ id h u - ‚ B au m, Ho lz, W ald ‘ i n a hd . wi t u ‚ Ho lz ‘. F l u s s: id g . - v sp r . *Ṷ e id i ni ā „ W ald b ac h “ > ke lt. *V ēd in iā. (N ac h ke lt. *v ē d o s ‚ wi ld ‘ i n a ir . fi ad U m d eu t u n g zu „W ild b ac h “ mö g lic h ). An ti k * V ēd i n ia > ro m. *V ēd n ia > f r a hd . *W ē n ni a, n a hd . W ie n na. Daz u W eid li n g : 1 1 0 8 W id e ni c he < s la w. *V id ьn i ka, > a hd . *W īd i nic h a. Kel t. S ied l u n g s na me V i n d o b o n a : lebt im Slawischen fort: tschech. Vídeň , slwk. Vieden, a l t p o l n . W i ą d eň . Antik: Tab. Peut. (3. Jh.) Vindobona, It. Ant. (3. Jh.) Vendobona, Vindomina, Sext. Aurel. Victor ( 4. Jh.) Vendobona, N o t . Dig. ( 5 . J h . ) Vi n d o m o n a , J o r d a n e s ( G e t i c a , 6 . J h . ) Vindomina, Vendomina. Kompositum mit kelt. PN Vindos (zu idg. * ṷe i d h - / ṷi d h - ‚ s e h e n ‘ , üb e r ‚ l i c h t , h e l l ‘ u m g e d e u t e t z u ‚ f r o h , g l üc k l i c h ‘ i n a i r . f i n d ) u n d - b o n a ‚ O r t ' ( i d g . * b h ṷo n ā i n a l b . b a n ë ‚ O r t , W o h n u n g ‘) . K e l t . / l a t . V i n d o b o n a > v u l g l a t . V i n d o v o n a , Vindomona (Umdeutung Vindomina) > rom. Vendomna, Vendonna > g e r m . * W i n d u n n a ( A k k . ) / * W i n d u n i ( N o m . ) > s l a w . * V ęd ъ n i . 49

Wien überliefert in d. Form 881: in Melker Analen: Schlacht „ad Weniam“  ob Fluss od. Ort … lässt sich nicht aus d. Text erschließen  1030: urkundliche Nennung: Vienni … lokativisches i v. d. o-Deklination  1120: de Wienna … charakteristisch ab 1030: Wien hat immer ein Doppel-n … wirkt bis heute in Dialektform nach : Wean … m. gesprochenem n (das ist nur da, wenn Doppel-n gesprochen wird … z.B. grün grea … da spricht man d. n nicht) Walter Steinhauser: hat Wien weitgehend geklärt … antiker Name d. Kastells Vindobona hat nix mit Wien zu tun  pannonische Form: *Veidonia od. Vidonia o stellt sich zu idg. *ueidhu- / uidhu … Baum, Holz, Wald  in ahd. witu „Holz“  Ueedinia = Waldbach o altes idg. e wird im keltischen zu lang e

… Indogermanen: Waldgötter verehrt, lat.: Silvanus, aber Pannonien: Widasus  wird auch als Silvanus, Silvester v. Römern umschrieben … damit ist d. Widasus lokale Waldgottheit  dazu passt einerseits ahd. Bezeichnung d. Wechselgebirges in d. Salzburger Urkunden: um 860: Witanes … Widasus … Kelten übernehmen das Pannonische Wort *Ueidinia (Waldbach … zu Wildbach)  früh-ahd.: *Wennia, Wienna o Wenia wird zu Wiena … Geminate nach Langvokal darf nicht stören, ist im ahd. üblich bei allen Konsonanten … auch nach Diphthongen … z.B. ahd. riessan … das kann man heute nicht mehr so, reißen 

ad Weniam … kein Doppel n u. langes e … das ist 881 nicht mehr möglich durch die Diphthongierung v. oa zu ua (Boach zu Buach) o Historisierende Schreibung … das war der Fluss Siedlung: Vindobona … der Name lebt nicht weiter in unserem Namen „Wien“, aber in unseren slawischen Nachbarsprachen:  tschech. Viden, slwk. Vieden, altpoln. Wiaden  man hat Wiennamen auf d. verschiedenste zu erklären versucht  Vindobona hat nix zu tun mit dem Namen d. 4. Bezirks Wieden o Wieden ist 1211 in Urkunde v. St. Stepan überliefert: Wiedem … das ist Wiedum = Widmung, kirchliche Widmung eines Grundstückes an jmd. … Stephanskirche widmet einen Grund im 4. Bezirk f. dort bestehendes Hl. Geist Spital m. Ordenshaus o dieser Name hat sich gehalten … hat nix mit „Wien“ zu tun  Sitz v. o o o

Hl. Severin war Favianis in Mautern … gegenüber v. Krems ist um 460 aus d. Süden gekommen Schüler um sich gesammelt, Ordensgemeinschaft … war eine Art Mönch 50

durch Gegenden gezogen, um Leuten zu helfen … wir wissen das, denn Eugippius hat als sein Schüler alles v. ihm aufgeschrieben (511) o Hl. Severin war in Lorch, Kuchl, etc. … Leiche nach Neapel gebracht (bis 1807 … dann in Dorfkirche gebracht)  Wien ist nicht das antike Favianis! … so hat das eine gewisse Frau in 60ern 70ern behauptet  wird auch behauptet, dass Wien slawisch sei … stimmt nicht, ist ins Slawische gelangt (Manfred Niemeyer … Städtebuch, da kann man das schön nachlesen) o

Antik:   

Tab. Peut. (3. Jhd.): Vindobona It. Antonini: Vedobona, Vindomina Sextus Aurel Victor: Vendobona, Vindomona … 4. u. 5. Jhd. 6. Jhd.: Vindomina, Vendomina

… was ist da passiert?  „domina“, Herrin …  i und e … (Vindomina, Vendomina) = romanische Senkung von „i“ zu „e“, wie das im Vulgärlat. u. Mittellat. vorkommt … piscis (Fisch) => ital. pesche … selber Lautvorgang ist hier geschehen o also bis ins 6. Jhd. müssen in Wien Romanen gesessen sein  dieser Name lebt bei uns nicht weiter, aber in den slawischen Nachbarsprachen … müssen die Germanen gewesen sein, die Namen „Wien“ kennengelernt haben  wenn sie das im 3., 4. Jhd. kennengelernt haben oder sogar noch früher … nicht unwahrscheinlich o schon im 2. Jhd. zu Mark Aurels Zeiten gab es die sogenannten „Markomannenkriege“, v. Carnuntum u. Vindobona aus geführt o Mark Aurel in Vindobona od. Carnuntum gestorben …  im 2. Jhd. können schon die Markomannen d. Namen v. Vindobona / Vendobona kennengelernt haben o und zwar aus einer romanischen Weiterentwicklung Vindomina, Vindomona … Vindomna zu Vendomna (Assimilierung) o Vendomna ins Germanische: e vor n + Konsonant => zu i gehoben (Lenzia, Linz) o doppel-m u. -n bleiben … das können die Germanen normal aussprechen … Formenlehre: *Windunna = Akkusativ d. *jo-Deklination  das ist ins Slawische geraten … die treten Ende d. 6. Jhd. auf … müssen diese ins germanische gedrungene Form kennengelernt haben o slaw. Veduni … daraus wird polnische u. slowakische u. tschechische Form Was ist passiert?  Ende d. Römerzeit: Völkerwanderung … Besiedlung d. Kastells ist zu Ende gegangen o Mauern stehen geblieben o Siedlungsunterbrechung … sonst hätte Name weiterbestanden o Zivilstadt: Rennweg (3. Bezirk) … in Wirren d. Völkerwanderung völlig verloren gegangen … keine Siedlungstradition

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 Gewässernamen bleiben bestehen, das haben wir schon oft gehört o Gewässername Wenia … muss weitergelebt haben … das zeigt uns die Lautentwicklung o stehen geblieben ist auch das „e“ das im ahd. zu „i“ wird o Vermittlung muss über Romanen nachfolgende jüngere Stämme gekommen sein o Langobarden (seit Mitte d. 5.Jhd.) oder einzelne Baiern … wissen wir nicht  muss direkt ins Bairische od. Germanische gekommen sein u. auf neue Siedlung in den Kastellruinen übertragen worden sein o anders lässt sich das namenkundlich nicht erklären nicht vom Slawischen … sehen wir an Weidlung in Klosterneuburg … das geht zurück auf das keltische Wedinia  Slawen hatten kein langes geschlossenes „e“ … haben es mit dem „i“ substituiert und immer mit ihren Suffix kombiniert … iga … Wedinia => Widinika … das ist später eingedeutscht worden … Wien vom Germanischen ins Bairische / Deutsche gelangt  Lautentwicklungen sind ganz wichtig! Keltische Namen sind jetzt abgeschlossen … wir kommen zu unserer nächsten Gruppe:

4.1

Romanische Namen

Ein Blick in die Geschichte: Römische Integrierung u. romanische Weiterentwicklung  schon in idg.-voreinzelspr. Teil haben wir über d. Namen gesprochen: Siegesdenkmal (Tropaeum Alpium) in la Turbie o war ursprüngl. 50 Meter hoch, jetzt noch 35m hoch o 6 od. 7. v. Chr. fertiggestellt worden o Inschrift: Fülle v. Alpenstämmen wurden besiegt  Königreich Noricum wurde eingegliedert  Noricum erstreckte sich zur Römerzeit v. Eisack über Brenner, Wipptal bis Innsbruck, Inntal als Grenze … Inn überhaupt bis Passau = Westgrenze o Nordgrenze: Donau bis St. Pölten: Cetium o Ostgrenze: Wienerwald … gegen Wr. Becken weiter über Wechsel u. steirisches Bergland  da waren verschiedene Stämme: Breonen sind uns bis in 7. Jhd. überliefert, Genaunen u. Fokunaten… bis nach Westtirol o lokalisieren können wir die Venosten im Vinschgau o Breonen o Isarken, Brixenten o Likaten (am Lech) o Ambisonter (Salzburger Pinzgau an Obersalzach)  gibt noch viele Stämme, die man nicht lokalisieren kann, keine namentliche Spuren hinterlassen Was waren das für Leute? … Königreich Noricum schon im 2. Jhd. v. Chr. bestanden … Römer hatten m. Norikern Wirtschaftsverbindung  Noriker (Tauriscer) haben Kupfer u. Eisen erzeugt o norisches Eisen super f. Schwerter 52

 

Alpeneroberung f. d. Römer um 15 v. Chr. => großer Gewinn ... eigene Handwerker konnten Förderung betreiben Pannonien bis 9 v. Chr. auch eingegliedert … aber da gab es Kämpfe o norische Eroberung war wohl nicht so kriegerisch, sondern Besetzung

… gibt Königreich Noricum, aber so viele einzelne Stämme => lockerer Verband  wird aber noch komplizierter: in der Antike sind uns auch die Raeter überliefert o Provinz, die westlich an Noricum anschließt = Raetien … das ist nach d. Vorstellung in d. Römerzeit auch v. Raetern besiedelt o verschiedene Berichte erklären diesen Bereich f. raetisch o aber Breonen, Genauten u. Fokunaten … sind die raetisch? Wir haben Meinungen von: Archäologen (Funde), Historiker (Dokumente), Sprachwissenschaftler (Namen)  Archäologen + Historiker => sind sich einig, dass in dem Alpenraum, der zur Debatte steht: Oberitalien, Ostschweiz, Tirol, Allgäu, Oberbayern … die Raeter gesiedelt haben o stützen sich auf Livius: Raeter sind verwilderte Etrusker o Livius stammt aus Padua … hat v. Etruskern u. Raetern etwas gewusst, aber so genau wusste er das sicher nicht  Archäologen kennen: o Fritzens-Sanzeno-Kultur = Hauptfundorte v. Raetischen Inschriften o Raetische Inschriften: kurze Texte auf Weihegaben (Steine, Knochen, etc.) … Spender ist genannt, der Gottheit etwas darbringt o überliefert in N-Etruskischem Alphabet o Männer- u. Frauennamen an Endungen unterscheiden o Vinschgau, Inntal, Eisacktal, Trienter Gebiet, Vincenzo, Verona, Padua  Manko: Inschriften sind nicht datiert … fraglich, wie alt sie sind … Archäologen + Historiker sagen, der Raum wäre raetisch  Raetisch = m. Etruskischem verwandt … aber so leicht ist es nicht  auf d. Insel Limnos in Nord-Agäis … vorgriechische Inschriften gefunden (lemnisch) o das Lemnische ist m. Raetisch u. Etruskisch verwandt  alle 3 Sprachen lassen sich, so weit man das bei der Entzifferung überhaupt feststellen kann, zurückführen auf eine gemeinsame Ursprache o also Raeter müssen eigener Stamm gewesen sein, der zu dieser Mittelmeersprache dazugehört … aber wird noch komplizierter:  Wenn Alpenstämme Raeter sind: Wie kann denn das sein? Indogermanisches, Keltisches (Fritzens, Brixen) und viele Namen, die wir nicht erklären können (Wilden bei Innsbruck, Wipidenum, Laas, Latsch, Tirol, etc.) o darum: Namen wie Brixen werden als raetisch erklärt

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idg.-voreinzelsprachl.Namen, keltische Namen, umgedeutet Namen, die möglicherweise raetisch sind  was kann man sich da vorstellen? gibt nur eine vorläufige Lösung … im Königreich Noricum waren verschiedene Kleinstämme m. eigenen Namen … die haben d. Römer aufgenommen u. nach ihrem Siegeszug aufgeschrieben o die Stämme sind Raetisch, Indogermanisch-voreinzelsprachlich u. keltisch  Alpenraum: Kleinkammerung durch verschiedenen Täler: möglich … kann wirklich sein, dass sich das ins 2te u. 3te Jhd. hinein gehalten hat o aber sind letztlich alle im Romanischen aufgegangen, weil Tiroler Namenwelt zeigt, dass ganz Tirol erfüllt ist v. Romanischen Namen … werden in Salzburg weniger u. im westl. OÖ Reste, ebenso im Süden v. Kärnten … Linie ziehen v. Enns, Lorch bis Villach  östlich davon: nur Gewässernamen aber keine einzigen Siedlungsnamen o d.h. die Siedlungen d. Römerzeit sind in Völkerwanderung zugrunde gegangen im Osten ... da sind die Slawen eingezogen v. Osten her 

mind. 3 Sprachen haben nebeneinander bestanden … dann haben wir tlw. keltische Namen: Ambisonten in Pinzgau o Salzach soll Igonta (nur 1 Quelle) geheißen haben … wenn man das als Isonta verbessert, kommt man zu den Ambisonten, die in Salzburg leben, auf die Bisonzio f. Pinzgau zurückgeht … o ambi = typisches keltisches Bindungselement … die Völker haben da sicher keltisch gesprochen o dass Noriker Kelten waren, ist klar … aber ihre Hauptsitze waren in Kärnten  wo Hauptstadt Noreia lag, weiß man nicht, später haben sie in Virunum gesiedelt  Noricum in Römerzeit in 2 Teile: o südlich des Gebietes: Noricum mediteneraeum (Binnen-Noricum) o nördlich: Noricum ripense (Ufer-Noricum)

05.12. Römer haben lateinische Sprache überall mitgebracht  Rom hat sich politisch sehr rasch seit d.3. Jhd. v. Chr. hervorgearbeitet u. hat die anderen Sprachen verdrängt o ursprünglich war das sogenannte oskisch-umbrische wesentlich größer  Emilia, Marken … bis hinunter Richtung Apulien … ganzer Osten außer Süden  Römer haben im N. das Etruskische verdrängt, dann das Venetische im Osten u. Raetisches bzw. Keltisches in d. Lombardei u. weiter nach Westen auch  9 v. Chr.: Alpenraum (Raetien u. Noricum) erobert … begonnen, das dort herrschende keltische bzw. evtl. Raetisches etc. zu romanisieren in Augusteischen Zeit u. 1. Jhd. n. Chr.: klassisches Latein als Schriftsprache  episch u. lyrisch kultiviert  dann kam z.B. Cicero, das klassische Latein mündlich in seinen Reden verwendet … setzt sich im 1. Jhd. bis Tacitus, etc. fort o stilistisch-hochkultivierte Sprachform o das einfache Volk hat natürlich nicht so kompliziert gesprochen … so wie jetzt Schauspieler vs. normale Leute 54

 Leute sprechen Vulgärlatein o hat sich im Lauf d. Zeit weiterentwickelt o haben wir z.B. gesehen, als wir Wien besprochen haben … Vindobona Wendobona, etc.  p, t, k im Inlaut abgeschwächt … z.B. padre (statt pater) … auch bei uns als d. Römer Raetien bzw. Noricum besiedelt haben, hat sich das Vulgärlateinische weiterentwickelt  Römerreich ist 476 zu Ende gegangen … da war natürlich schon viel Vulgärlatein bzw. in Richtung Romanisch da … bestimmt Differenzierungen in einzelnen Ländern (Römerreich = riesig) … hat sich entsprechend weiterentwickelt o Romanisch entsteht … natürlich nicht gleichzeitig … aber die romanischen Sprachen entwickeln sich daraus

… auch bei uns gab es Vulgärlatein … je nachdem waren Ortsnamen im Westen v. d. Baiern (deutsch) u. im Osten v. Slawen (slawisch) … haben nach dem Gehör Namen übernommen  z.B. älteste Übernahmen haben Konsonantenschwächung nicht o spätestens 4., 5. Jhd. in Italien … ist im 6., 7. Jhd. nicht eingetreten Bsp. 4.1.1: Innichen (italienisch San Candido)  als Intica überliefert  8. Jhd.: Urkundenschreibungen, die sagen Innihha (c lautverschoben zu ch) o nt also geschwächt … nt zu nd … daraus wird nn (Assimilierung)  aber romanische Form ist auch überliefert: India o aus Intica wird romanisch Indiga … Schwächung auf g … geschwächt auf „ja“ gesprochen (Indija) => India kommt heraus o die hat sich unabhängig entwickelt v. d. bairischen Übernahme 

Bsp.   Bsp. 

590 ca. sind im Pustertal d. Baiern m. d. Slawen kriegerisch zusammengestoßen … mehrere Auseinandersetzungen … Berichte aus d. 8. Jhd. o hat sich 2 Jhd. mündlich gehalten … die Erinnerung (memoria) an dieses Geschehen o wenn man das weiß u. wo es war (Langobarde im Pustertal) … nennt zwar nicht Ort aber d. Gegend … offenbar haben Baiern sich d. Namen bewahrt und weiterentwickelt zu Indicha 4.1.2: Zirl das geht auf Teriolis zurück … wie Tirol selbst nördl. sind Baiern im 6. Jhd. da u. machen m. Lautverschiebung t zu z o Zirl entsteht (evtl. noch m. i dazwischen, Ziril) 4.1.3: Tirol Baiern erst viel später gekommen … haben das nicht übernommen … von Teriolis zu Tirol

Wann ist das Romanische untergegangen?  Alpenraum: spätestens 7., 8. Jhd. o nur mehr Sprachinseln … Baiern haben alles besetzt

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Karte 1: Siedlungsnamen antik-romanischer Herkunft ▲ nichtindogermanisch und indogermanisch-voreinzelsprachlich ■ keltisch ○ romanisch ○ mit senkrechtem Strich: Praediennamen ● romanisch-deutsche Mischbildungen und Namen auf –walchen ▌ romanisch slawische Mischbildung

  

  

Vorarlberg: ganz viel Tirol: romanische Namensherkunft bis knapp nach Oberkärnten, Osttirol ganz viel Nordtirol: relativ wenige Namen überliefert, auch in Salzburg o mit einer Ausnahme: um Stadt Salzburg gibt’s eine Reihe v. romanischen Namen (Tennengau) OÖ: vereinzelt o Wels, Linz, Lorch ein bisschen Villach u. Klagenfurt … gibt Namen romanischer Herkunft, aber die sind ins Slawische gegangen u. v. dem erst ins Deutsche d.h. östlichste Außenposten im Innviertel

… lautliche Erscheinungen: nhd. Diphthongierungen: wenn die da sind … muss Eindeutschung bis ins 12. Jhd. geschehen sein  S-tirol: da gibt’s Namen mit und ohne Diphthongierungen o so kann man es datieren  wir wissen z.B. in Westtirol gibt es bis ins 16. u. 17. Jhd. hinein noch romanische Siedlungen! o die, die sich jetzt in Graubünden fortsetzen (Engadin)  Grenze zw. Romanisch u. Deutsch geht genau m. Staatsgrenze CH-Ö überein Warum ist das Romanische im 17. Jhd. ausgestorben? … Konfessionsgrenze  Romanen in Graubünden wurden Protestanten o weitgehend Protestantisch …. Rheintal u. Chur nicht …. aber Romanen wurden protestantisch  im Habsburgischen Gebiet: bleibt alles katholisch … keine Reformation in Tirol o wer auf d. österr. Seite stand … wurde Katholik … auch keine Romanen mehr

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… letzte Zeugnisse Ende d. 17. Jhd. … Romanen, die „Vater Unser“ in romanischer Sprache gesagt haben zur Siedlung:  weiße Flecken: ganzes Lechtal ist leer … erst im 11. Jhd. besiedelt worden, vorher gab es nichts  großes Loch = Ötztal (Ö)  Vinschgauer bringen Schafe im Frühjahr hinüber ins oberste Ötztal … u. im Herbst wieder zurück … das war Almgebiet d. Südens, darum haben sich romanische Namen gehalten o aber das andere war unbesiedelt … daher keine romanischen Namen Karte 2: slawische Namen

○ ● ▌

slawisch slawisch-deutsche Mischbildung romanisch-slawische Mischbildung

im Donaugebiet … erst südl. bei Steyr beginnt Slawisches … hört bei Linz auf südl. OÖ u. Ennstal bis Radstadt … wo wir auf d. anderen Seite keine romanischen Namen haben  Überschneidungsgebiete: Lungau: slawisch … bei romanischer Karte leer  Oberkärnten: großes Überschneidungsgebiet o Hasling … letzter slawischer Name, dann nur mehr romanische Namen o ein Teil d. Namen gelangte über d. Slawische ins Deutsche … ein Teil ist ohne slawische Vermittlung direkt übergegangen … muss man im Einzelnen anschauen, lässt sich nicht immer deutlich unterscheiden o nebeneinander haben in Osttirol 3 Ethnien gewohnt: Romanen, Slawen u. Baiern  dichte slawische Gebiete. Kärnten, Steiermark (was leer ist = Gebirge, da kann man nicht siedeln) … ganz NÖ u. OÖ o NÖ Süden leer = Waldgebiet, z.B. an d. Traisen v. Lilienfeld von den Zisterzienserklöstern erst gerodet worden

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Karte 4: Baiern … Siedlungsnamen auf –heim

endet in d. Höhe v. Attersee u. Traunsee  geht bis faktisch zur Traun … Innviertel, Hausruck-Viertel … Westen d. Traunviertels o was v. Slawen ausgespart ist, ist hier bairisch  Baiern früher in d. Süden gekommen, einzelne Niederlassungen in Tirol … komplementäre Verteilungen d. 3 Sprachen  wenn man sich das z.B. in OÖ anschaut: da gibt’s genaue Trennung: Streifen unbesiedelt, dazwischen (z.B. zw. Bad Ischl, Gmunden, etc.) nix … südlich: Slawen  Steyr: langsames Ineinandergreifen in d. Grenzen … Ethnien haben sich wohl auch nicht so geliebt wie man das gerne sehen würde … älteste deutsche Namen: -Ing-Namen (Karte 3) ● Besitzname bis 1299 ○ Besitzname 1300-1499 ▲ Lagename bis 1299 ∆ Lagename 1300-1499

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  

heim = Heimat, Ansitz, daheim-sein wenn man Ansitz hat … muss man m. d. Gegend länger verbunden sein heim-Namen erst später aufgekommen, als die Leute lang genug ansässig waren

-ing Namen drücken nur aus, dass da die Angehörigen v. jemandem (sind Personennamen als Grundlage meistens)  wenn man in neues Gebiet vorstößt, nimmt man etwas in Besitz  auf die Weise sind die -ing Namen im 8.,9. Jhd. nach Osten m. d. allgem. Vordringen d. Baiern in ursprüngl. Slawischen Gebiete vorangetragen worden o zeichnen sich im Donauraum deutlich ab o dichte Verbreitung: wo heim-Namen sind, sind auch die ing-Namen o ing-Namen reichen ein bisserl weiter als -heim-Namen  unmittelbare Randgebiete: nicht Heimat (-heim) … sondern als die Landeinnehmenden (-ing) zurück zu den Romanen:

4.2

Romanische Siedlungsnamen

4.2.1: unterschiedliche Eindeutschungszeiten: südl. v. Salzburg (bei Hallein): Bsp. 4.2.1.1: Kuchl Kuchl, S: Antik: Tab. Peut. Cuculle, Vita Sev. castel1um Cucullis; um 700 ad Cucullas, ad Chuchil, 10. Jh. ad Chuchilam. Zu lat. c u c u l l a ‚ K a p u z e ‘. F r ü h e E i n d e u t s c h u n g : f r a h d . C h úh h i l a , m h d . C h úc h e l .  das ist uns antik überliefert: Tabula Peutingerana, Vita Severini: castellum Cucullis o großer Bergrücken, da war keltische Siedlung oben … heute ist Siedlung unten  um 700: nebeneinander: ad Cucullas u. ad Chuchil o Lautverschiebung ist eingetreten … Baiern haben das früh in Anspruch genommen  aber östl. v. Kuchl gibt’s Berge u. ein Almgebiet … Almen heißen heute Gugilan o 700 alpis Cuculana überliefert … keine Lautverschiebung o cuculla = Kapuze … auch f. Bergformen verwendet  erste Silbe betont … bis ca. 1000 haben Worte d. Akzent v. romanischen u. slawischen Wörtern vorverlegt auf d. erste Silbe (KUchl etc.) o später: keine Anfangsbetonung mehr … da hat man ursprüngl. romanische alias slawische Betonung beibehalten Bsp. 4.2.1.2: Gugilan o so kommt es, dass die Alm Akzent d. Romanischen beibehält: Gugilan … spät-nhd. Kukulana mhd. Gugelan G u g i l án , S : u m 7 0 0 a l p i s C u c u l a n a . S p ät e E i n d e u t s c h u n g : s p a h d . K u k u l án a , m h d . G u g e l án .  da sieht man die späte Übernahme  Dialektsprache: macht auch Aussagen über d. ursprüngl. Aussprache

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4.2.2 Mehrsprachige Namen im oberen Südtiroler Vinschgau … da war lange Deutsch u. Romanisch nebeneinander  frühe Eindeutschung, weil Baiern rübergekommen sind ins obere Etschtal Bsp. 4.2.2.1: Graun … heutiges Graun liegt am Bogen, Hang … Siedlung hat ursprünglich Corona geheißen … Kranz … runder Felskopf d t . G r a u n / r ät o r o m . C u r ún : 1 1 5 0 C u r u n , 1 3 2 0 C u r a u n . Z u l a t . c o r ō n a ‚ K r o n e , r u n d e r F e l s k o p f ‘. S p a h d . K u r ūn > f r n h d . K u r a ú n o spätrom. Curun: 1150 Curun o romanischer Akzent auf vorletzter Silbe o dt.: Curaun 1320 o nhd. Diphthongierung … Beginn d. 12. Jhd. muss d. Ort im Bairischen gewesen sein  ursprüngl. romanisch … deutsch wurde beibehalten o aber nicht mehr Anfangsakzent: Curaun … spät-ahd.: Kurun früh-nhd. Kuraun Bsp. 4.2.2.2: Burgeis

dt. Burgeís / rätorom. Burg úsio: 1161 in montem Burg ůs, 1290 Burkäus;1215 Burgusia, 1320 Burgusio. Spahd. *Burgūsio > mhd. Burg ṻs > frnhd. Burge ús / Burgeís. dasselbe gitl f. Burgeis … romanisch Burgusio  1161: in montem Burgus  1290: Burkäus  1215. Burgusia, 1320: Burgusio  spät-ahd. Burgusio  mhd.: Burgus  früh-nhd.: Burgeus, Burgeiis  Akzent: beibehalten auf d. 2. Silbe … Übernahme erst nach 1000 erfolgt o wenn Belege wie 1215 Burgusia u. 1320 Burgusio da sind … sind das romanische Formen … meistens lateinische Kontexte 4.2.3: Prädiennamen auf lat. -anum Karte schauen: 1  unten bei Bozen … liegen die alle o sehr zahlreich -anum drückt Zugehörigkeit aus Bsp. 4.2.3.1: Bozen Bozen: 769 Bauzono, 827 ad Bauzana, Pozana. Zum kelt. PN Bautios / B a u d i o s a l s l a t . * B a u t / d i ān u m > r o m . * B a u z a n o > f r a h d . P a u z a n a , nahd. Pôzana > mhd. Pôzen Baucianum od. Bautianum … Baiern hatten kein z bis zur Lautverschiebung  entweder als Bautianum od. Baucianum übernommen  t-Verschiebung ist sicher in d. 1. Hälfte d. 7. Jhd. erfolgt o da kamen Baiern hin … Bozen früh kennengelernt … keltischer Herkunft: Bautios  ist Siedlung, die einem Bautius untersteht

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Bsp. 4.2.3.2: Eppan

Éppan: Paulus Diac. Appianum, 9. Jh. Eppan. Appiānum zum PN Appius. 

im 9. Jhd. auch Eppan … Appianum zu Eppan … aber keine Lautverschiebung zu pf … sicher im 8. Jhd. übernommen … Lautverschiebung von p zu f schon verändert

Bsp. 4.2.3.3: Girlan G ír l a n : 1 1 . J h . G u r n i l a n , 1 3 2 4 G ür l a n . * C o r n e l i ān u m z u P N C o r n e l i u s  Erstbetonung … da sieht man, es ist vor 1000 übernommen worden o aber haben weitere Entwicklungen aus späterer Zeit  geht auf Personenname Cornelius zurück Bsp. 4.2.3.4: Erl Erl: 788 in monte Oriano, 930 Orilano, 1280 Oerlan, 1339 Oerl. * A u r e l i ān u m z u m P N A u r e l i u s > a h d . * Ô r i l a n > m h d . Ö r l  erste Überlieferung 788: Oriano … spätere Belege: Oerlan, Oerl … Ort eines Aurelius … häufige Gruppe … warum gibt’s so viele romanische –anum Namen um Bozen herum?  hat in d. Antike zur Provinz Venedig gehört  wird angenommen, dass dort eine Menge v. römischen Veteranen angesiedelt wurden, um das Gebiet nach Norden abzusichern  Übernahme 9 v. Chr. v. Noricum … wurde nicht so akzeptiert … gut, wenn man sich durch eine Siedlung schützt o darum wurden so viele Veteranen angesiedelt … weiter interessant im Inntal: 4.2.4. Rom. Siedlungsnamen auf –s in Tirol  da gibt’s eine Menge v. Ortsnamen, die auf –s ausgehen: Telfs, Wattens, etc. o aber Leute, die da wohnen sind nicht die Wattenser sondern die Wattener … das wird bei Bewohnerbezeichnung weggelassen, nur d. Ortsname hat das s wie kommt es zu diesem s? Bsp. 4.2.4.1: Wattens W a t t e n s : 9 3 0 , 1 0 0 8, 1 0 2 0 , 1 0 5 0 W a t ta n e s . Z u m P N V a t tu s a l s * V a t t ān u m - a d f u n do s V a t t ān o s . E i n d e u t s c h u n g i m 8 . J h . al s W át t a n e s  930-1050: Wattanes … da ist schon s drinnen o Personenname Vattus o im Romanischen nicht lat. Nominativ fortgesetzt, sondern lateinischer Akkusativ  der kann im Sg. od. Pl. sein  Sg.: Watti, Pl.: Wattos  hier nimmt man an, dass Adjektiv gebildet wurde … Besitztümer: fundus, fundi, fundos … ad fundos m. Namen als Adjektiv verbinden: ad fundus Vattano / Vattanos … aus diesem Vattanos leitet sich sichtlich das n von Wattens ab u. das s o Pluralform bei d. Besitzungen d. Vattus … also bei den vatanischen Besitzungen

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gibt aber auch s-Formen, die dt. Genitive sind … wo Elliptisches vorliegt  z.B. Hofnamen bei Kitzbühel: Kaisers … Kaiser = Familienname o ergänzen: Haus des Kaisers => Genitiv-s o so ist es auch in Tirol … weil das eine aus romanischer Herkunft u. dt. als andere … Vermischungen entstehen o aber bei d. Einwohnernamen wie gesagt kein s dabei  gibt Dutzende von Namen im Inntal, die auf –s ausgehen … zum größten Teil romanischer Herkunft, gehen auf Plural-s zurück im Sinne von „ad fundus Vattanos“ 4.2.5. Salzburger Romaneninsel und Oberösterreich Salzburger Romaneninsel = v. Muntigl bis südl. runter nach Hallein  am Rand gibt’s einerseits Mischnamen, wo Personenname romanisch aber Ortsnamenbildung deutsch ist, wie Liefering  u. walchen-Namen … wo Leute gesagt haben, da leben die Romanen o sind aber deutsch Doppelnamen u. Namenpaare: Bsp. 4.2.5.1: Muntigl Muntigl: 788 loco Monticulus, 1125 Muntingele. lat. mons, -tis ‚Berg‘ + Dim. -iculus, rom.*Montiglu. Muntigl u. Bergheim  mons, montis = berg … kl. Berg = Muntigl … daneben dt. Ort: Bergheim  Namenpaare gibt’s immer wieder … sind Zeichen d. Nebeneinanders u. Miteinanders … Leute haben den gleichen Bezug o jeder nennt d. Ort in seiner Sprache … so entsteht d. Namenpaar Bsp. 4.2.5.2: Plain Plain: 1108 Plaien, Plaigin. Zu mittellat. plagia ‚Abhang' als *Plagina > r o m . * P l a i n a . … Kirche liegt oben … großer Wiesenhang bis in Ebene hinunter Bsp. 4.2.5.3: Vigaun V i g a ún : 7 8 8 a d F i g u n a s , 1 0 . J h . a d V i g u n . Z u l a t . v i c u s ‚D o r f ‘ m i t Suffix -ōna als rom. *ad Vicōnas > spahd. Vigūn.  788 ad Figunas … vicus = Dorf … „ona“ = Vergrößerungsform … Saal = normal groß, Salon = früher größer Bsp. 4.2.5.4: Gampern G a m p e r n _ b e i V öc k l a b r u c k : 8 2 3 d e C a m p a r o n . Z u l a t . c a m p u s ‚F e l d ‘ m i t Einwohnersuffix lat. -ariu / ahd. -ari als nahd. *za [dēn] = „bei den Leuten auf dem Feld“

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Bsp. 4.2.5.5: Gurten G u r t e n b e i S c h är d i n g : 7 8 8 G u r d u n a , 7 8 6 C u r t u n a , 8 0 5 G u r t i n a . Zu v la t. c ur ti s ‚ ei n g ezä u nt er Ho f‘ a l s ro m. *C u rti na / C ur t u na ( v g l. lad . co r ti n a ‚ Fr i ed ho f ‘, Co r ti na d 'A mp ez zo ), na hd . K úr ti na . Gurten = da fließt Gurtenbach durch … garantiert kein Gewässername, das hieß ursprünglich anders  übelriefert sind f. d. Ort … Gurtuna, Curtuna  Anfangsbetonung: spätlat. Curtis (eingezäunter Hof) … roman. Ableitung: Curtina/Curtuna (vgl. Cortina d’Ampezzo) … lat.: Friedhof … also eingezäunter Hof Bsp. 4.2.5.6: Kobernaußen K o b e r n a úß e n / K o b e r n a úß e r W a l d : 1 4 7 4 K o b e r n a u s . Z u l a t . c a v e r n ō s u s ‚mit Höhlen versehen‘ wohl als *Cavernōsa si1va nach cavernōsa/us v i a , i t e r ‚ H o h l w e g ‘, n a h d . * C h a p e r n ūs a .  erst spät … 1474: Kobernaus .. lat: cavernosus „m. Höhlen versehen“ … Cavernosa silva nach Cacernosa / us via, iter … „Hohlweg“ … nahd: *Chapernusa o noch m. Lautverschiebung eingedeutscht, sonst gabs kein K … aber Endbetonung ist beibehalten … Mischverhältnisse, Einteilung = schwierig 4.2.6: Deutsche Walchen-Namen Straßwalchen bei Salzburg: 799 Strazuualaha Seewalchen am Attersee: 1135 Sewalhin Walchen bei Vöcklabruck: 1371 Walhen W a l s b e i S a l z b u r g : 7 8 8 W a l a h o w i s , v g l . g o t . w e i h s ‚ D o r f ‘. … Nordrand d. Attersees: Seewalchen = da wohnen die Romanen am See … drüben ist Einwalchen … dann Straßwalchen … Rand, da wohnen Romanen aber in Minderzahl o darum haben die Baiern das deutsch benannt 4.2.7: Deutsche Ortsnamen m. romanischen Personennamen Bsp. 4.2.7.1: Liefering Liefering bei Salzburg: 800 Liueringe, 930 ad Liberingam, PN Liberius  800 Liueringe, 930 ad Liberingam, Personnename: Liberius  Schreiber kannte sicher Name Liberius … darum m. „b“ wiedergegeben  weil spätere Eindeutschung ab 800 v. romanischem „b“ od. slawischen „b“ erfolgt m. ahd. stimmhaften „f“ … das wird dann stimmlos  Schreibung 800 stimmt … Stimmhaftigkeit = durch das „u“ … wurde zu stimmlosen f Bsp. 4.2.7.2: Irrsee: OÖ Irrsee, OÖ: 1000 Urisesseo, 1313 Uerse, PN Ursus  PN Ursus … Bär  alle Ursus-namen haben Umlaut, heißen heute „Irr“  Ursus … rs f. Leute schwer zu sprechen => Sprossvokal eingeschoben (Svarabhakk … Grammatik, kommt v. Indien … altindisch ist als d. älteste Sprache angesehen worden … das Altindische hat solche Sprossvokale auch) o daraus wurde Uriso … das bewirkt Umlaut, Uerse … dass alle heute Umlaut haben

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Bsp. 4.2.7.3: Ansfelden: Ansfelden,OÖ: 788 ad Albiasuelt, 10. Jh. ad campos Albini, PN Albinus nördlichster Mischformname  da ist übrigens Anton Bruckner geboren  788 ad Albiasuelt … Personenname Albius, Albinus  10 Jhd. da wissen die Mönche das, schreiben ad campos Albini o kein Mensch hat campos Albini gesagt … aber d. Gelehrten können das damals richtig etymologisieren

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Germanen

Romanen u. Römer sind bis zur Donau vorgedrungen … haben Donaulimes geschaffen  Verlauf d. Donau … war nicht wie heute reguliert, viele Seitenarme  erst ab Regensburg hat man Schutzwälle gebaut … besonders in Hessen (nördl. v. Frankfurt / Main) … da kann man sich d. Pfahlgraben anschauen … Schutzwall gegen einfallende Germanen  Germanen wissen, dass man bei Römern was erbeuten kann  im 2. Jhd. n. Chr. unter Kaiser Marc Aurel: Markomannenkriege: jenseits d. Donau standen Germanen … die „Grenzmannen“ o Germanen v. N nach S vorgedrungen … immer wieder Überfälle  nach d. Untergang d. Römerreiches in unsere Gebiete hereingekommen … das waren die Baiern … Germanen werden in 3 Kultverbände v. Tacitus eingeteilt:  Nordgermanen (Schweden, Norwegen)  Ingaevonen o NW-Germanen die haben Gottheit verehrt, Ing  Istaevonen o Weser-Rhein-Germanen … wurden dann die Franken  Irmionen (oder Herminonen) … bei Plinius u. Tacitus o die haben Gott Irwin (alles umfassend) verehrt = Elbgermanen … die sind für uns besonders wichtig (Langobarden, Quaden, Markomannen o untere Elbe u. Raum gegen die Oder zu … im heutigen Schleswig-Holstein u. Mecklenburg … auch Richtung Brandenburg … die anderen sind im Westen in ihren Räumen sitzen geblieben … nicht die Elbgermanen  Elbgermanen … zunächst nach Süden bewegt o waren Nachbarn d. Römer in unserem Gebiet  östl. d. Oder => Ostgermanen Wer sind die Ostgermanen?  Germanen haben auch in Skandinavien gesiedelt  kein tolles Land … dunkel u. kalt => in Süden abgewandert o zunächst ober Ostsee in Gebiet v. Pommern u. Ostpreußen (nördl. Polen heute) o erste, die sich an Weichsel angesiedelt haben, waren die Goten … weiter zum Schwarzen Meer, angesiedelt in Djnepr … dann weiter … in Römerreich aufnehmen lassen, schließlich Westgoten bis nach Spanien … Ostgoten = Italien

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… andere Stämme sind auch nach Süden gezogen  Schlesier sind ein Teil v. Ostgermanen gewesen  unser Gebiet um Krems u. im Weinviertel: Rugier (das wissen wir aus der Vita Sancti Severini … der hat immer m. denen verhandelt) … NÖ u. OÖ: Wein-, Wald- u. Mühlviertel … da waren nie Römer da, sondern nach d. Kelten waren immer die Germanen da  da finden wir Reste v. germanischen Namen Warum sind germanische Namen nicht deutsche Namen?  das Ahd. ist Elbgermanisch … aber als Ahd. wird es erst durch die 2te Lautverschiebung (ab d. 6. Jhd.) + Reihe v. weiteren Laut- u. Formenentwicklungen, die bairische-oberdeutsche-ahd. Formen mitgemacht haben  Elbgermanen sind auch die Alemannen im Westen …aber die haben das anders gemacht als im Osten im Bairischen … Unterschiede, die ältere Wurzeln haben … die Germanen haben da ihre sprachlichen Spuren hinterlassen: einige Gewässernamen können wir als germanisch bezeichnen wer waren die Germanen noch?  Rugier … haben wir schon gesagt  östl: Heruler … auch Ost-Germanen  5. Jhd. nachdem Rugier nach Italien abgewandert sind: Langobarden kommen … im Weinviertel u. Südmären … am Beginn d. 6. Jhd. weiter nach Pannonien gezogen … da haben sie 568 Gebiete verlassen u.sind in Poebene gezogen (heißt heute noch Lombardei nach ihnen)  auch langobardische Spuren gibt’s in den Gewässernamen … die wichtigsten gibt’s auf d. Seite 6: 5.1: Germanische Gewässernamen nördlich der Donau Bsp. 5.1.1: Mühl M üh l : 1 1 0 9 a d M o h i l e , 1 1 3 0 M u c h e l , 1 1 4 7 u l t r a M u h e l e n . Z u g e r m . * m u / ūh a / m u / ūg a ‚ H a u f e n ‘ ( a e . m ūh a / m u g a ‘H a u f e n ' ; n o r w e g . - m a . m u k k a ; H a u f e n ‘, a h d . m ūw e r f a u s * m ūh w e r f ‚ M a u l w u r f ‘) a l s g e r m . * M u h i l ō > a h d . * M u h i l a > m h d . M üh e l „B a c h m i t K l u m p e n = S t e i n b a c h “, v g l . S t e i n e r n e M üh l  nix mit Mühl zu tun … heißt ad Mohile, Muchel, etc.  da lässt sich Germanisches feststellen: das „h“ spricht gegen slawische Ableitungen  zu germ. *mu/uha / mu/uga = Haufen o Maulwurf hängt auch damit zusammen … hat nix m. Maul zu tun, sondern der, der Erde aufwühlt … muh = die Erde  also wenn das „Haufen“ heißt … die Mühl ist voller großer Steine Bsp. 5.1.2: Gusen Gusen: 1125 Gvvsin, 1230 Gusin. Germ. *Gusuna, vgl. ahd. gussi ‚Guß, Flut, Überschwemmung'  ahd. 1125 Guusin: Wasserguss … Bach, der stark anschwellen kann  schwellt schnell an, überschwemmt alles 65

Bsp. 5.1.3: Rodl R o d l : 7 7 7 a d R a o t u l u , 1 0 . J h . R o t a l a . G e r m . * R a u đ a l a , g o t . r a u ϸs , a h d . r ô t 1 ’r o t ‘. = die Rote  rotes Granitgestein durch Eisenhaltigkeit

12.12. NÖ: in Vita Severini … stehen Volksverhältnisse im ausgehenden 5. Jhd.  Severin: 480 gestorben … m. Rugiern verhandelt … damit keine Plünderungen, Einfälle erfolgen u. romanische Bevölkerung in Ruhe leben kann o gut geglückt … ehrwürdiger Severin ist geschätzt worden v. Germanenfürsten (geht aus d. Vita hervor) Wer sind die Rugier? = Ostgermanischer Stamm … weil östlich der Oder (im heutigen Pommern bzw. N-WPolen) bis zur Weichsel (Danzig): Ostgermanen gesiedelt  die sind der Herkunft nach Nordgermanen … v. Ostsee hergezogen o beginnt um ca. Christi Geburt o die ersten waren die Goten … deren Heimat ist die Insel Gotland u. Österjötland in Schweden o Gründung d. Stadt Danzig geht auf Ostgoten zurück … bleiben bis ca. 200 n. Chr. da  dann ziehen sie weiter in die Gegend v. Siebenbürgen, wo sie siedeln u. ins römische Reich aufgenommen werden als Föderaten o nicht endgültiger Sitz: teilen sich in West- u. Ostgoten 

Westgoten: sind im 4. Jhd. als 380 d. Christentum Staatsreligion im Römerreich wurde Christen geworden o Führer: Bischof Wulfila (d. kleine Wolf) o der hat f. sie aus d. Griechischen d. Bibel ins Gotische übersetzt … ist in Codex Agentius überliefert in Uppsala  stammt aus 6. Jhd. … Ostgoten sind m. Theoderich 490 nach Italien gekommen o Auseinandersetzungen m. Odoaker bei Verona (Bern) … da hat Theoderich Odoakerheere besiegt, weitergezogen nach Ravenna o Ravenna = Mittelpunkt d. Ostgoten … Dietrich v. Bern-Sage Warum Codex Agentius? … Silbertinte mit der auf Pergament (purpur gefärbt) geschrieben ist  Goten: eigene Schrift, v. griechischen Schrift abgeleitet, m. germanischen Runenzeichen versehen  aus d. Codex wurden Reliquien gemacht … z.B. Markusevangelium wurde gefunden (das Ende … sodass das ganz überliefert ist) … weiteren N-Germanen: auch stammesweise nach Süden gezogen  Heruler nach Süden … in Slowakei angesiedelt (jenseits d. March)  Rugier … auf Insel Rügen niedergelassen (daher hat Rügen seinen Namen), dann über Pommern ins Weinviertel gelangt, m. Hauptsitz Krems  m. Odoaker: ein Teil nach Süden nach Italien weitergereist  andere Ostgermanen: Gepiden … ins östliche Pannonien 66

… Ostgoten waren eine Zeit lang im östlichen Pannonien (um Plattensee herum) bis an die Grenze d. Wr. Beckens  Westgoten: unter Alarich ganz Italien geplündert u. in Spanien gelangt  südlichsten Ostgermanen: Vandalen … an Ostküste v. Afrika gesiedelt (Tunesien, Marokko) o zunächst in Schlesien, sind über S-Frankreich, Spanien da hinübergelangt  Burgunden: auf Insel Bornholm in Ostsee … dann über Kontinent nach Westen, Gegend v. Worms … Nibelungensage spielt in Worms als Burgundensaga o von dort hinuntergezogen, in heutiger Provence in S-Frankreich ihr Reich gehabt … also alle Nordgermanen sind hinunter u. haben Völkerwanderung im Mittelmeerraum ausgelöst  Codex Agentius: Gotische Sprache: wichtig … ältestes germanisches Textzeugnis  zeigt, dass im 4. Jhd. Gotisches v. Germanischem entfernt ist Warum ist das Ostgermanische f. uns wichtig?  Rugier im Weinviertel … könnten v. denen Sprachreste sein?  so leicht ist es nicht … sind um 400 v. westgermanischen Langobarden abgelöst worden o kommen v. d. Elbe, sind nach Süden u. haben m. Sicherheit in Gebiet in Südmären gesiedelt  Geschichte d. Langobarden hat Paulus Diakonus geschrieben … der hat dem Hof Karls d. Großen um 770 als Historiker d. Gelehrtenkreis angehört u. Historica Langobardorum geschrieben o da ist v. d. Herkunft d. Langobarden die Rede u. dass sie in großem Feld gelebt haben o dieses Feld ist Nordmären u. Weinviertel, Marchfeld  nachdem die Ostgoten aus d. Pannonischen Raum nach Italien 490 gezogen sind … in das leere Gebiet nach Pannonien u. dort niedergelassen o Germanische Stämme = nicht friedlich, auch untereinander Streit u. Kämpfe o Auseinandersetzungen m. nachbarlichen Gepiden  um 550 in Italien: Ostgotenreich geht zu Ende … Langobarden nach N-Italien weitergezogen … in Venetien u. Lombardei gesiedelt o bis 770 bestanden  Karl d. Große: wollte germanisches Großreich errichten (Franken) o die ersten Besiegten: Langobarden o 777: Baiern erobert (Herzog Tassilo) … also wir müssen im Marchfeld rechnen, dass Langobarden eine Zeit lang da sind … haben die uns Namen hinterlassen? Flüsse in NÖ … die Namen sind germanischen Ursprungs … hängt m. lautlichen Entwicklungen zusammen, ob sie auf Ostgermanen zurückgehen od. auf Langobarden

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Bsp. 5.1.4: Thaya, die in March mündet Thaya / tschech. Dyje: Allentsteig: 1132 de Tigia, 1159 de Tya; Cosmas 1 0 7 4 D i a , D y a . A l t n o r d . d ȳ ‚ S c h l a m m , S c h m u t z ‘, s c h w e d . - m a . d u n g e n ‚ f e u c h t ‘. G e r m . * d u n h j a > d ūh j a ( E r s a t z d e h n u n g ) . O s t g e r m . * D ū h j a > u r s l a w . * D ūj a > s l a v . * D y j e > a h d . * D īa > f r m h d . T îa / T īa h a .  seit 12. Jhd. überliefert … 1159: Tya (richtig geschrieben) … daraus wurde ganz normal das spätere Thaya  tschechischer Geschichtsschreiber: Cosmas: 1974: Dia od. Dya o y = ursprüngliches langes „u“ … das ist zu „i“ geworden … historisiert spricht man es wie ein „ü“ o dazu passt: Wort aus d. Altnordischen: „dy“: Schmutz, Schlamm o Schwedisch: germ *dunhja duhja (Ersatzdehnung) o dieses dy muss Grundlage abgeben f. Thaya, für die man Ostgermanisches *Duhja ableiten kann  weil „nh“ gibt’s nur im Skandinavischen … Verwandtschaft d. Ostgermanen m. d. Nordgermanen: man kann als Grundlage Ostgermanisch ansetzen o urslawisch: *Duja …. dann slav. Dyje, ahd. Dia früh-mhd. Tia / Tiaha  Übernahme dann wohl erst um 1000 o das ist sehr wahrscheinlich, weil Weinviertel wurde erst dann besiedelt v. d. Baiern o Babenbergerherzog hat das bekommen … Gebiete zwischen Kamp u. March o Weinviertel ab 1000: dicht besiedelt .. häufigste Namensform: -dorfNamen … ahd. Namentypus der um 1000 produktiv wird … passt alles zusammen … nicht richtig: d zu t als Lautverschiebung um 800 … weil das war ja nicht besiedelt zu der Zeit  späteres Lautgesetz: Notkersches Anlautgesetz u. Schrödersches Assimilationsgesetz  Notker v. St. Gallen … Übersetzer u. Mönch … der hat sehr genau seine ahd. Schreibungen beobachtet  alemannisch: b, d, g im absoluten Anlaut od. nach harten Konsonanten (p, s, etc.) … wird das zu p t k … aber wenn im Kontext ein Vokal od. weicher Konsonant steht, bleibt b d g erhalten … Doppelformen je nach Kontext  dieses Gesetz hat auch im Bairischen gegolten … z.B. Tausend nicht „Dausend“, weil englisches „thousand“ würde „d“ voraussetzen, aber das geht eben auf das Notkersche Anlautgesetz zurück  dieses t d. Thaya geht auf das zurück … weil im Kontext könnte es auch Schrödersches Gesetz sein: o wenn im Wort ein harter Konsonant steht, der vorhergehende weicher ist, wird der dem angeglichen o da ist zwar kein Konsonant, aber wenn das nächste Wort stimmlos anfängt, könnte im vorhergehenden Wort das angeglichen werden

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Bsp. 5.1.5: Pulkau Pulkau: 1055 Bvlka, 1165 Pulca. Zu germ. *fulk- ‚Volk‘ als germ. *Fulkahwō ‚Wasser, an dem eine große Menge Volkes wohnt‘ (vgl. V o l k a c h i n U n t e r f r a n k e n ) > s l a w . * P ъl k a v a > a h d . * P u l k a h a > m h d . Pulka     



 



Nebenfluss d. Thaya … 1065: Bulka, Pulca, etc. germanisches Wort f. Volk: *fulk … als germ. *Fulkahwo, Wasser, an dem Volk wohnt bei uns: u, Franken: o Westgermanisch: da muss u vor a d. Folgesilbe zum „o“ werden … so wie bei „Volk“ … das hat auch ursprüngl. „fulkah“ geheißen aber hier gibt’s ein „u“ … das ist sicher nicht Ergebnis einer Slawisierung … o u bleibt im Ostgermanischen erhalten … im Gotischen sind alle „u“ erhalten … Brechung u zu o in Folgesilbe = nur Westgermanische Erscheinung o das würde f. d. Rugier sprechen aber das Langobardische ist W-Germanische Sprache, hat Brechung aber nur teilweise durchgeführt o wir haben v. Langobarden keine Texte, aber Personennamen o PN sind in Urkunden überliefert … wichtig, dass man d. Originale heranzieht o wenn es keine gibt: spätere Abschriften genau untersuchen, ob die ursprünglichen Lautstand zeigen od. spätere Neuerungen durch Italienischen Einfluss haben PN m. „folk“ … bewahren im Langobardischen auch das „u“ Frage: Ostgermanisch od. Langobardisch? o beides ist möglich o Langobarden haben da auch gesiedelt o wer die große Menge an Volk war, lässt sich nicht entscheiden o Archäologen helfen auch nicht weiter … wenn man was findet, wird es meistens als langobardisch beschrieben, weil es nix gibt, das rugisch sein könnte … alles analog zueinander m. historischen Geschichtsüberlieferung kann also ost- u. westgermanisch (langobardisch) sein

Bsp. 5.1.6: Zaya Zaya / slowak. Sajava: 1045 Zaiaha, 1148 Zaia. Zu ahd. sou ‚Saft' < urgerm. *sauwaz als w e s t g e r m . * S a u w j ah w ō > u r s l a w . * S ā j a v a , ahd. *Zajaha, mhd. *Zaja.  slawische Form: Sajava … 1045: Zauaha … wobei das „aha“ germ. Wort: ahd. „ache“  passt zu germ. Wort: „sou“ … Saft aus urgerm. *sauwaz o da kommt man zu westgerm. *Sauwjahwo … Grundlage f. urslawisches *Sajava … daraus kann man ahd. *Zajaha ableiten o ahd.: kein stimmloses s im Anlaut (gesprochen wie sche) Substitution v. stimmloses s zu z … mhd. *Zaja o Namen, die m. z anlauten sind meistens slawische Namen m. ursprüngl. s  muss also v. d. Langobarden kommen o das passt zur Geschichte

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Waldviertel … bis heute großes Waldgebiet  v. Kuenringer durch Rodung systematisch erschlossen  Germanen haben da nicht gesiedelt in d. Waldgebieten  erst d. Mönche haben das gemacht o Zwettl, Altenburg … haben ihren Beitrag dazu geleistet

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Slawen

… Verbreitung d. slawischen Namen haben wir schon auf d. Karte gesehen (Karte 2)  östliches OÖ, NÖ, Burgenland, Steiermark, Kärnten, O-Tirol: dichte slawische Namensgebungen Wer sind die Slawen?  die sind Ende d. 6. Jhd. in unserem Alpengebiet aufgetreten o Pustertal bei Lienz … überliefert durch Paulus Diakonus … Auseinandersetzungen zw. Bajuwaren u. Slawen  ganz viele Soldaten sterben, so große Heere gab‘s vermutlich nicht, aber gab dort auf jeden Fall kriegerische Auseinandersetzungen  Zerstörung v. Aguntum … Vernichtung d. Bischofssitzes u. in O-Tirol hat sich die 2-malige kämpferische Auseinandersetzung abgespielt  im Alpenraum: westlichster Siedlungsort: Asslingen im Pustertal … Slawen ab d. 6. Jhd.  keine Nachrichten v. Slawen im Donauraum, verschiedene Interpretationen o Bereich d. Samo (fränkischer Kaufmann, der im 7. Jhd. die Slawen in Südmären zusammengefasst hat u. unter seine Regentschaft gebracht hat) … kann man Slawen im Donauraum ausmachen o also im Wr. Becken, NÖ waren bestimmt Slawen im frühen 7. Jhd. Woher kommen sie? Wer sind sie?  Heute im östlichsten Europa bis auf Ungarn: slawische Sprachen o Ungarn sind es, die Slawen in S-Slawen in Balkanhalbinsel teilen u. WSlawen … sowie O-Slawen o S-Slawen: heute Slowenen, Kroaten, Serben, Mazedonier, Bulgaren o W-Slawen: Tschechen, Slowaken, Polen … aber auch in D. die noch vorhandenen Sorben in der Lausitz u. ausgestorben kennen wir Stämme, die weiter oben waren … gibt zum Niedersachen Bezirk Hannover gehörig Wenlan … die Wenden bis ins ausgehende 18. Jhd. o O-Slawen: Ukrainer, Weißrussen, Russen  ursprüngl. nur bis zum Ural … Russland nach O ausgedehnt u. ausgebreitet Slawen sind im ersten nachchristlichen Jhd. in südl. u. östl. Urkaine gewandert … Abzug d. Ostgermanen: Rugier, die zu uns ziehen, Ostgoten, die v. d. Weichsel ins Schwarze Meer ziehen, Burgunden nach S-Frankreich, Silinger in Schlesien (Vandalen), ebenfalls nach Westen … u. N-Afrika  Ostdeutsche Raum v. Schlesien, Brandenburg, Mecklenburg, Pommern, Ostpreußen: durch Abzug d. Ostgermanen um 500 herum entvölkert o Abzug solcher Stämme: nicht 100% marschieren davon, Reste bleiben immer … wer hätte sonst Namen, die dort vorhanden sind (v.a. Gewässernamen) weitergegeben, wenn keine Leute da gewesen wären? 70

o immer m. Resten rechnen, die Namen tradiert haben o Abzug zu einem hohen Maße, aber halt nicht alle  in diese Räume sind v. Osten in Westen Slawen hergekommen … in Österreich: Einzug d. Slawen: deutlich auszumachen … Römerstraßen benutzt  kultiviertes Gebiet m. Straßen … natürliche Gebirgstäler u. Flüsse entlang … Karte v. Kronsteiner  Ungarn war slawischen Gebiet, bevor die Ungarn kamen … NÖ hängt m. Großmärischen Reich zusammen  Reich d. Samo … in Alpenraum hinein vermutlich nicht mehr reingereicht … Slawen in Westen vorgedrungen u. genauso nach Deutschland  an d. Saale, Elbe  da sind sie im 7. Jhd. auf germanische Stämme gestoßen: N: Sachsen, S: Thüringer o Slawen im östl. Baiern (Bayreuth, Bamberg) … jünger … erst im Mittelalter Slawen dort eingezogen Name „Slawen“: Sorbitz u. Slowenier: bedeutet sowas wie die Mitbrüder, Verwandte … stammesmäßige Zusammengehörigkeit v. Leuten  Slowenen, Slowaken: „slow“ … Wort, Rede o also die, die als Sprechende führen … später: die Deutschen m. ihnen in Zusammenhang gebracht, die sind slawisch nemy „die Stummen“ o weil die nicht Slawisch konnten … waren für die d. Stummen  Christianisierung im 10. Jhd. Der Namen „slawen“ hängt zusammen m. lat. „sklavi“ … Sklaven  Adam v. Bremen, im 12. Jhd. v. Bremen aus Geschichte d. Slawen (SchleswigHolstein u. Mecklenburg) … nennt diese Leute zusammenfassend „sklavi“ o Der Name „slawen“ kommt gar nicht vor bei d. Slawen o sklavi … die Untergebenen … waren im 12. Jhd. deutschsprachigen Herrschern unterstellt … Volksetymologie … im Slawischen selbst kein Anschluss o man kann das Wort auch nicht m. „slawa“ (Ruhm, Glorie) in Verbindung bringen … im Slawischen hat das Wort Slowenen m. Slawen keine Verbindung, a u. o kann man nicht so einfach austauschen Seit wann kennen wir die slawische Sprache?  seit d. 10 Jhd. bei uns  Abraham v. Freising (Bischof) … hat m. seinen Leuten Slawenmission betrieben o im alten Gebiet v. Kärnten im 8. Jhd. o Slawentum im frühen 9. Jhd. in Pannonien zugrunde gegangen durch Ungarn  die Ungarn ganzes 9. Jhd. Raubzüge gemacht  955: auf Lechfeld (bei Augsburg) unter Otto d. Großen u. Bischof v. Augsburg (Ullrich) besiegt worden

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 Ungarn: 2 Möglichkeiten: o entweder als Reitervolk abziehen u. Europa verlassen o oder sesshaft u. Christen werden  das haben sie gemacht  Führer: Stephan … um 1000 zum Christentum übergetreten (Taufe) … m. bairischer Königstochter Gisela vermählt … somit wurden Ungarn sesshaftes Volk in Pannonien o deren Sprache: „Fremdkörper“ in Mitteleuropa bis heute o und die teilen d. Slawen in West u. Südslawen um 1000 Sprache d. Slawen Indogermanische Sprache … enge Zusammenhänge m. Baltisch (Altpreußisch, Lettisch, Litauisch)  baltisch … sehr urtümliche indogerm. Sprache … Bauern, waren da schon immer u. wenig Weiterentwicklung in d. Sprache  Baltisches Gebiet: bis Kiew ursprünglich o Russen haben systematisch Gebiete langsam in Besitz genommen, Balten immer weiter auf Rest v. Litauen u. Lettland zurückgedrängt worden Slawische Sprachen sind uns 2-fach überliefert  in unserem Gebiet: Missionstätigkeit v. Abraham v. Freising im Kärntner Gebiet (vermutlich) o Freisinger Denkmäler … 3 Texte um 972  2 Beichtformeln, 1 Predigt, die zur Beichte anleitet o gern als altslowenisch bezeichnet v. d. Slowenen … sind sie aber nicht, sondern im altkirchenslawisch m. Kennzeichen, die zum späteren slowenisch führen o die Texte passen m. vielen Gewässer- u. Ortsnamen morphologisch u. phonologisch zusammen Was ist altkirchenslawisch?  Bulgaren haben auch N-Griechenland besiegelt  Thessaloniki war im 8. u. 9. Jhd. slawische Stadt o Griechen u. Slawen haben da gewohnt … mehrsprachige Stadt o da waren 2 Geistliche, die der Ostkirche angehört haben: Kyrill u. Method (Brüder) o wollten Christianisierung d. slawischen Stämme weiter durchführen:  entwickeln Schrift: Glagolitische Schrift o daraus hat sich kyrillische Schrift entwickelt o da sind kirchliche Texte im 9. Jhd. aufgezeichnet worden o v.a. von dort aus: Christianisierung d. Russen … in Russland: viele altkirchenslawische Texte, ebenso in Bulgarien (darum wird das auch auf altbulgarisch genannt)  Kyrill u. Method haben in unserer Nähe ihre Tätigkeiten ausgeübt o m. Salzburgern zusammengestoßen => Auseinandersetzungen, die zur Gefangennahme nach Rom geführt haben, einer stirbt in Rom, d. andere kam wieder frei (Katholiken vs. Orthodoxen) o Kyrill u. Method: Gottesdienst in Landessprache geführt … Katholiken wollten das nicht, sollte Latein bleiben 72

 Slawistik: Grundlage f. slawische Sprachen … Karl d. Große ist f. dt. Sprache als Kirchensprache eingetreten, darum haben wir so viele dt. Texte um 800 … aber sein Nachfolger Ludwig wollte das Lateinische u. hat das Ahd. zurückgedrängt  Gottfried v. Weißenburg: Spätblüte weil auf Ahd. geschrieben  Notker: um 1000 beginnt wieder von vorne slawische Sprachen sind sehr eng verwandt miteinander  da kann man viel ableiten v. d. altkirchenslawischen … damit kann man fast alles erklären  die Slawinen (mehrere slawische Sprachen) sind eng miteinander verwandt o deren starke Differenzierung ist erst im 11. Jhd. erfolgt o also bis 1000 ist es falsch, von „altslowenisch“ zu reden … Entwicklungen sind erst Ende d. 10. Jhd. auseinander gegangen o das Slawische als Einheit … ist aber genauso falsch … gab Wortschatzdifferenzierungen u. phonologische u. morphologische Unterschiede, auch wenn die erst später zum Tragen gekommen sind  d.h. bis 800 kann man auch in unserem Raum was eingedeutschte Namen betrifft, vom Urslawischen ausgehen o älteste Form, die das Slawische aus d. Indogermanischen heraushebt als Urslawisch … ist ein langer Zeitraum o aber um 800: setzen gemeinslawische Erscheinungen ein, die f. alle Slawen charakteristisch sind lautliche Erscheinungen:  Indogerm. langes u zu ü o evtl. um 800 erfolgt o Diphthong „ou“ rückt nach und wird zu „u“ o Salzburger Mission schon im 8. Jhd. u. Baiern im Oberraum: frühe Eindeutschungen aus d. 2. Hälfte d. 8. Jhd. … da muss man vom Urslawischen ausgehen, um es m. lautlichen Erscheinungen erklären zu können  aber: altkirchenslawisch ist belegt, darum ist es nicht sinnvoll, alles vom Urslawischen zu erklären … weil dann muss man alle slawischen Formen mit „*“ kennzeichnen … beim Altkirchenslawischen ist es einfacher … also m. vorhandenen sprachlichen Substanz kann man arbeiten o ist nur sinnvoll, wenn man nix Erhaltenes hat … weitere slawische Entwicklungen: Liquidametathese … v.a. in den süd- u. westslawischen Sprachen  liquid u. Konsonanten umgestellt (Metathese)  d.h. zwischen Konsonanten wurden die urslawischen Verbindungen *or, *ol, *er, *el umgestellt zu: o ra, le, rě, lě (im Südslawischen, Tschechischen u. Slowakischen) o ro, lo, re, le (in anderen westslawischen Sprachen) o z.B.: König: kroll: … Karl wird der Herrscher … Karl wird zu kroll

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09.01. zur Prüfung am 30. findet die erste schriftliche Prüfung ab 11:30 statt  Anfang März gibt’s den 2ten Termin  man soll sich an die beiden Termine halten, weil Wiesinger im SoSe nicht unterrichtet u. das schwierig für ihn wird! keine Etymologisierungen … aber man soll Bescheid wissen über den Stoff  bei den deutschen Namen sieht es anders aus, die kann man deutlicher erkennen u. man soll ein bisschen etymologisieren können o er gestaltet die Prüfungsfragen nicht bewusst schwierig … weiß sie aber noch nicht Erinnerung vom letzten Mal: Slawen … auch über Slawinen (einzelne Sprachen) gesprochen dazu noch: Slawische Sprachen haben sich erst spät in Einzelsprachen differenziert Am Anfang steht urslawisch … das entspricht d. Urgermanischen … slawische Sprache aus idg. deutlich hervorgetreten  man spricht ca. ab 7. Jhd. v. „Gemeinslawisch“ o d.h. Differenzierung d. einzelnen Slawinen ist sehr gering v.a. im Hinblick auf den Laut- u. Formenbestand  slawische Sprachen haben sich im Laufe d. späteren Jhd. nicht so sehr differenziert o wenn man eine slawische Sprache kann, kann man die anderen auch verstehen o z.B. Russen, die nach dem 2. WK da waren … konnten sich m. Tschechen verständigen  erste slawische Aufzeichnungen: im Altkirchenslawischen o die beiden „Erfinder“ der Verschriftlichung d. Slawischen: Kyrill u. Method … beide slawischer Herkunft, Brüder o sind nach Mären gezogen, haben dort missioniert u. es kam zu verschiedenen Auseinandersetzungen m. d. katholischen Seite (v.a. v. Salzburg aus) … die gingen nach Rom (freiwillig od. gezwungen … wird unterschiedlich gedeutet) wesentlich: slawische Sprache verschriftlicht, ausgehend v. d. griechischen Schrift: glagolitische Schrift … + „sche“-Laute hinzugefügt  altkirchenslawische Texte sind überliefert aus d. bulgarischen Bereich  Missionierung hat v. a. Orthodoxie im Osten erfasst … d.h. Ukraine, Russland, Weißrussland  westslawische Gebiete … wurden katholisch (Slowenien, Kroatien, Slowakei, Tschechien, Polen, Sorben in Lausitz, Pommern an Ostsee, etc.) o die haben ihre Sprache in lateinischer Schrift geschrieben … zu verschiedenen Zeiten o das trifft auch auf d. Freisinger Denkmäler zu … Bischof Abraham in Freising hat die um 975 aufgezeichnet

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slawische Ortsnamen: ähnliches Problem:  man kann nicht sagen, dass slawische Namen in Österreich slawisch, altslowenisch, tschechisch, etc. sind o so ein Nationalitätenbestreben gab es damals nicht o die Aufzeichnungen unserer Ortsnamen erfolgten alle ab d. Ende d. 8. Jhd. in ahd. Orthographie … wie die Freisinger Denkmäler  d.h. die Mönche, die diese Texte u. Namen aufgezeichnet haben, waren Sprecher d. Ahd.  Urkundensprache, in der die Ortsnamen enthalten sind, ist natürlich das Lateinische  Namen sind so, wie sie v. d. Deutschen gesprochen wurden bis etwa 1050 auf Ahd. geschrieben o später früh-mhd. u. mhd. o d.h. wenn slawische Namen überliefert sind, haben die einen lateinischen Kontext … in Ahd. Sprachform oder mhd. Sprachform überliefert o aber fast nicht in slawische Sprachform!  ganz selten … dass im Grenzgebiet od. 2-sprachigen Gebiet (Kärnten z.B.) ein Name einigermaßen im slawischen Gewand aufgezeichnet wurde … gesprochen sind die Namen m. d. Sprachwechsel d. Slawen zum Deutschen eingedeutscht wurden  waren aus dt. Sicht Lehnnamen … wie im Westen die romanischen Namen, so auch im Osten u. Süden die slawischen Namen  wurden wie dt. Wörter behandelt o z.B. Fenster, Ziegel, Kalk, Mauer … da sieht man nicht, dass es lateinische Grundlagen gibt o tebula => ahd. zu „ziagal“ geworden … je nach Eindeutschungszeit wurde das Slawische übernommen u. ins Deutsche integriert:  slawisches u. ahd. Lautinventar haben sich v. Anbeginn im 8. Jhd. unterschieden o beide Sprachen haben sich im 9. Jhd. auf ihre Weise unterschiedlich weiterentwickelt  wenn wir ältere Eindeutschungen aus d. 8. Jhd. haben … weil damals Deutsche u. Slawen zusammentrafen, zeigen die einen Lautstand d. 8. Jhd. zur Zeit d. Übernahme u. sind dann wie Wörter d. Deutschen, die im 8. Jhd. da waren, im 9. Jhd. weiterentwickelt  wenn sie aber erst im 9. od. 10. Jhd. übernommen wurden, war d. deutsche Lautstand anders als im 8. Jhd.  im 9. Jhd.: ahd., 10. Jhd.: spät-ahd., 11. Jhd. früh-mhd. u. dann mhd. o das zeigt sich in den verschiedenen Lautständen, je nach Übernahme o das ist also wesentlich für die Frage, wann die Eindeutschungen erfolgten … mit Hilfe dieser Lautchronologie können wir d. Eindeutschungszeit bestimmen u. feststellen, wann ein Name ins Deutsche gelangt ist  zu Übernahmezeitpunkt gab es slawische u. deutsche Kontakte … so ein Name ist zu der Zeit Bestandteil d. dt. Sprache geworden

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was d. sprachl. präzise Ausdrucksweise betrifft, sollte man nicht v. slawischen Ortsnamen in unserem Gebiet sprechen, sondern v. slawischer Herkunft … weil sie deutsch erhalten sind und nicht slawisch  das ist wichtig, sich so auszudrücken, weil der Nationalismus d. benachbarten Slawen hat immer wieder versucht, den ostösterreichischen Raum unter sich aufzuteilen o die Slowenen sind am weitesten gegangen … in 60ern: Landkarten historischer Art über d. Verbreitung d. Altslowenischen … die ziehen Grenze schon in Südmären! o Tschechen: nicht so ausgreifend … haben maximal bis zum Alpenhauptkamm … NÖ/ÖO Donauraum f. s. beansprucht o Slowaken: am wenigsten nationalistisch, bis 1918 Bestandteil v. Ungarn, dann nach Tschechoslowakei, erst 1993 selbstständiger Staat geworden … was Kärnten betrifft … vor 3 Jahren ist Einführung v. 2-sprachigen Ortstafeln erfolgt … Kompromiss: Slowenen wollten natürlich mehr … v. Kärntner Seite her: große Bedenken  sind 10 oder mehr fließende Linien, die von stärker im Inneren nach außen immer dünner werden … wenn man sich das praktisch vorstellt … nach außen hört Slowenien nie richtig auf  2sprachige Gebiete: Südkärnten, Norditalien u. Steiermark o Steiermark: alle Gebiete: auch Radkersburg: ist dt.-sprachiges Gebiet … Slowenen, die da leben, sind Pendler … nicht gebürtige steirische Slowenen o da gibt’s keine 2-sprachigen Namen offiziell … Blatt erklären:  1. Gruppe: zeichnet noch urslawische Verhältnisse u. ältere deutsche Verhältnisse  2. Gruppe: schon jüngere slawische Erscheinungen + jüngere ahd. Entwicklungen (n … Normal-ahd. … immer aufs Bairische bezogen u. nicht aufs Ostfränkische)  das sind die unterschiedl. Lautentwicklungen d. Slawischen bzw. Deutschen, das schauen wir uns vergleichend an: 6.1: Frühe Integrierungen ins Deutsche bis Ende d. 8. Jhd. und 6.2: Späte Integrierungen ins Deutsche vom 9.-12. Jhd. Bsp. 6.1.1: Pielach P i e l a c h , N Ö : 8 3 1 B e l a a , 8 1 1 B i e l a h a , 1 0 7 2 P i e l a h a . S l a w . * B ě1 a z u s l a w . b ěl a ' w e i ß ' , f r a h d . * P ēl a h a , n a h d . P i e l a h a „W e i ß e n b a c h “ slawische Grundform: bela = weiß  erste Überlieferung kann d. slawische Form spiegeln: Belaa … kein Unterschied zur tatsächlichen slawischen Form  aber: geschlossenes slawisches e … wird m. ahd. e übernommen o ahd. e wird im bairischen erst gegen Mitte d. 9. Jhd. zum Diphthong ie (gesprochen ia)  1071: Pielaha ... könnte auch schon 831 stehen, weil die Lautentwicklung war schon im 8. Jhd. … aber so genau haben das die Schreiber nicht genommen … gibt p u. b im Wechsel o Slawisten sehen hier gern die slawische Form … Germanisten sehen die eingedeutschte Form … unterscheiden sich nicht o Diphthongierung schon 811 drinnen: Bielaha  slawisches P wird Lautverschiebung unterzogen …  Pielach heißt so viel wie „Weißenbach“ 76

Bsp. 6.2.1: Fella Fella, Hauptfluss des Kanaltales: 11. Jh. Uelach, nahd. Velaha. Siehe Pielach Kanaltal: heute bei Italien: Fluss: 11. Jhd. Uelach … -ache … kennen wir aus Salzburg u. Tirol … gibt viele -ache dann: Velaha  was ist passiert? o Stimmhaftes slawisches b wird durch stimmhaftes v ersetzt o f im mhd. zu v … 13. Jhd. wieder stimmlos geworden o so gibt’s im 13. Jhd. die Fella m. f … dasselbe gibt’s bei Perschling in NÖ u. Ferschnitz in NÖ Bsp. 6.1.2: Perschling: östl. v. St. Pölten P ersc h li n g, N Ö : 8 3 4 B er s ni c ha, 8 9 3 P e rs n ic ha . Zu ur s la w. b erz a, sl a w. b r eza 'B ir ke ' a ls *B er z ь ni k a, fr a hd . *P er s( i) n ic h a. D t. P yh ra : 1 0 7 2 ad P irc h a hi, z u a hd . p irc ha 'B ir k e ' mi t Ko l le kt i v s u f fi x - a hi „B i r ke n wa ld “ im Slawischen: Lautwandel, der um 800 eintritt: Liquidametathese Perschling = Birkenwald … Doppelnamen: da liegt der Ort Pyhra … das heißt auch Birkenwald  das findet man oft … können einerseits Übersetzungen im 2-sprachigem Gebiet sein, oder auch unabhängig voneinander entstanden sein o das Bsp. haben wir schon bei Pielach gesehen 6.2.2: Ferschnitz Ferschnitz bei Steinakirchen, NÖ: 1034 Pheznica, 1345 Versnitz. Slaw. * B e r z ьn i c a , n a h d . * V e r s i n i z a , m h d . V e r s n i t z . S i e h e P e r s c h l i n g Metathese nur gegenüber d. urslawischen da … Name um 800 übernommen Slawische Sprachen sind Suffixsprachen  d.h. Substantive u. Adjektive geschehen m. Suffixen Deutsch = Kompositionssprache … wir können Substantive u. Adjektive miteinander verbinden  das zeigt sich auch bei d. slawischen Namen … ica = Slawisches Suffix Bsp. 6.1.3: Liesing: Lie si n g b ei W ie n : 1 0 2 2 in ter Li ez ni cc ha m, 1 1 2 0 Lie s ni k k e. Sl a w. *L ě sь ni k a z u sl a w.1 ěs ъ 'W ald ', fr a hd . *L ē zi n ic h a, na hd . *Li ez in ic h a dt.: ing vs. slaw. ica … verschiedene Deutungen dafür, warum Orte mit diesen Namen nebeneinander bestehen  wenn Lautwandel aktuell ist u. ein ic palatalisiert wird, kann man solche Übergangslautungen verschieden hören o als ic … aber auch als itz  Schreiber nach Gehör aufgezeichnet … je nachdem, wie sie s gehört haben war es mehr gegen ch hin, wenn eher z, dann z geschrieben o so kann man sich das Nebeneinander in d. Übergangszeit erklären o wenn eingedeutschte Form da war, blieb die Liesing … kommt aus d. Wienerwald „Waldbach“ … gleiche Benennung, die wir f. d. Wien-Fluss ermittelt haben (der ist idg.voreinzelsprachlich) 77

Bsp. 6.2.3: Lessach(tal) in Kärnten Lessach(tal), K: 1366 in Lessach. Lesach im Lungau, S: 1130 Lesach. Slaw. * L ěša n e / - a c h ъ, s p a h d . * L e s a c h ' b e i d e n W a l d l e u t e n ' . S i e h e L i e s i n g  andere Ableitung, auch Wald  man findet da viele Laute auf -ach … die sind Ablative v. Einwohnernamen  Einwohnername: Nom. Pl. Lesane … Lokativ: Lesachu …. –achu-Suffix d. Lokativs hat sich durchgesetzt o in NÖ haben wir keine solchen ach-Namen, obwohl alle slawische Sprachen dieselbe Wortbildung haben o es wird also auch ausgewählt, je nach Gegend Bsp. 6.1.4: Palt P alt b e i Kr e ms , N Ö : 9 7 7 P alta . S la w. *B a lt a z u ur sl a w. *b al ta, s la w. b l a to 'S u mp f', fra hd . P alta p bei Palt: zeigt, dass Eindeutschung erfolgt ist, wo noch keine Metathese war … aber Fladnitz hat das schon, Palt noch nicht: Bsp.: 6.2.4: Fladnitz F l a d n i t z b e i K r e m s , N Ö : 1 0 7 2 F l a d n i t z , 1 1 1 7 P h l a e t n i t z . S l a w . * B l a t ьn i c a , nahd.*Vlatiniza, mhd. Vlaednitz. Siehe Palt

Bsp. 6.1.5: Sarming Sar mi n g b e i G r ei n, O Ö : 9 9 8 Sab i nic h a, 1 1 4 7 Sab en i k he, 1 2 2 9 S aeb i n ic h, 1 3 3 2 Sa eb nic h , 1 4 5 1 Ser mi n g . Sl a w. * Ž ab ь ni ka z u sl a w. žab a ‚ Fro sc h, Kr ö t e‘ al s a hd . *Sāp i nic h a, sp a hd . S āb i ni c ha Kröten u. Frösche sind an Gewässern üblich … darum zaba = Frosch, Kröte … als ahd. Sapinicha Bsp. 6.2.5: Saffen Saffen bei Scheibbs, NÖ:1277 de Saeven, 1367 Saefen. Safen bei Hartberg, S T , G w N : c a . 1 1 4 5 ( 1 1 2 8 ) , 1 1 7 0 , 1 2 1 4 , 1 2 1 8 d e S a u e n . S l a w . * Ža b i n a z u s l a w . ža b a ‚ F r o s c h , K r ö t e ’ a l s n a h d . S āv i n a , m h d . S a e v e n . S i e h e S a r m i n g auch v. Frosch, Kröte … Umlaute sind nicht Primärumlaute sondern Sekundärumlaute  Primärumlaut erst im 8. Jhd. … Sekundärumlaute im 7. Jhd. slawischen Namen haben Lautverschiebungen in d. 2. Hälfte d. 9. Jhd.  erst da gab‘s Kontakt zwischen Baiern u. Slawen … Wann fand slawische Besiedlung im Donauraum statt?  unterschiedliche Angaben d. Geschichtswissenschaft u. Archäologie  Samos Reich zu Beginn d. 7. Jhd. lag im märisch-böhmischen Bereich … hat Donauraum eingeschlossen, aber wie weit das in den Süden geht, weiß man nicht … da gehen die Meinungen weit auseinander … vom Osten her: Awaren aufgetreten (vom heutigen Ungarn): hat sich gegenüber d. Baiern an d. Enns im Laufe d. 7. Jhd. erst eine Grenze gebildet  Ennsgrenze um 700 auf jeden Fall da … inwiefern sie älter ist, weiß man nicht  anhand d. Ortsnamenverteilung hat es immer Grenzzonen gegeben, die waren nicht besiedelt 78

… Awaren hatten Eigenschaft, möglichst freie Grenzräume zu schaffen  waren Reitervolk, Nomadenvolk … überall hingezogen u. eingefallen  ganzer NÖ-Donauraum im 8. Jhd. u. tlw. im 9. Jhd. wurde in der Wissenschaft lange als siedlungsleerer Grenzraum d. östlichen Awaren angesehen o das kann man aber nicht aufrecht erhalten … weil: Karl d. Große hat m. d. Awarenkriegen v. Ende d. 8. bis zu Beginn d. 9. Jhd. Awaren nach Osten abgedrängt  hat Marken errichtet … östlichen Marken: Ostmark o mark = Grenzraum  war sicher nicht unbesiedelt, weil Urkunden in Klöstern das beweisen … Baiern wollten Gebiete in NÖ erwerben  sind weiter nach Osten gegangen … sieht man bei Höfen in Wien m. bairischen Namen … Besiedelung mag nicht sehr dicht gewesen sein, aber Slawen waren ein v. d. Awaren unterdrücktes begleitendes Volk … ist möglich, dass Slawen erst in der Awarenzeit in NÖ (Laufe d. 7. Jhd.) stärker in NÖ angesiedelt haben … sprachliche Krux: idg.-voreinzelsprachl. u. keltische Namen in NÖ: zeigen alle ahd. Lautverschiebung p zu f, t zu z, die sind im ausgehenden 6. u. 7. Jhd. bis maximal Mitte 7. Jhd. erfolgt sind  kein einziger slawischer Name hat Lautverschiebung außer d. jüngeren vorher genannten o d.h. es können keine Slawen in größerem Maße da gewesen sein  Baiern waren nur jenseits d. Enns … wussten nicht, was östlich d. Enns war? o es müssen Beziehungen bestanden haben  man hat sich darauf geeinigt, dass keine größere bairische Siedlung im NÖ-Raum vor d. 9. Jhd. erfolgt ist, aber dass es sehr wohl Handelskontakte gab … das bestätigen auch die Funde bairischer Waffen 6.3: weitere slawische Namen: Bsp. 6.3.1: Döbling Döbling, Wien: 1114 de Teopili, 12. Jh. de Topilicha, 1293 Töbliche, 1356 Töbling. Slaw. *Toplʼika zu slaw. *toplʼь ‚nasse Stelle, Sumpf‘ als ahd. *Topilicha, mhd. Töblich  gibt sogar unterirdischen Döbling-Bach Bsp. 6.3.2: Pölla in NÖ u. Pollau in Steiermark P ö l 1 a , N Ö ; P ö l l a u , S T : u r k u n d l . 1 3 . / 1 4 . J h . m e i s t P o l a n, P ö l a n. S l a w . *Polʼana ‚flache Gegend, Feld' zu slaw. pol'e ‚Feld‘  Pölla, Pöllau … Feld … Gebiet d. Ebene Bsp. 6.3.3: Sierning S i e r n i n g b e i S t . P ö l t e n , N Ö : 1 1 6 2 d e S i r n i c h . S l a w . *Čьrnika z u s l a w . čьr n ъ ‚ s c h w a r z ' a l s n a h d . * S i r n i c h a „S c h w a r z e n b a c h “  sehr oft. Sierning od. Siernitz = Schwarzenbach … Gegenteil zum Weißenbach Bsp. 6.3.4: Leibnitz Leibnitz, ST: 970 Lîpnizza, 1137 de Libniz, 1162 de Liebniz, 1181 de L e i b n i t z . S l a w . * L i p ь n i c a z u s l a w . l i p a ‚ L i n d e ‘ a l s a h d . * L īp i n i z a , m h d . Lîbnitz  Leibnitz = Lindengebiet 79

Bsp. 6.3.5: Graz Graz, ST: ca. 1145 (1128)de Gracz, 1136 de Grece, 1151 de Graece. Slaw. * G r a d ьc ь z u s l a w . g r a d ъ ‚ B u r g ’ a l s sp a h d . * G r a d i z , m h d . G r ä z sehr einfach … zu gradu, Burg … Gradizi = Leute, die auf d. Burg wohnen  Uhrturm = Teil einer Burganlage, die sich auf d. Berg befunden hat … danach ist d. Ort benannt  tritt urkundlich spät auf  neu: Belege v. 1136, die aus d. Zeit kommen sollen … davor war das frühste 1145 6.4: Antik-romanische Namen über das Slawische integriert östlich v. Lorch Enns runter, Oberkärnten … Westlich Villach: keine romanische Ortsnamen … also keine, die direkt v. Romanischen ins Bairische gekommen sind  es lassen sich aber östl. antike Ortsnamen od. tlw. Gewässernamen über d. Slawische ins Dt. nachweisen … z.B. Ischl haben wir schon besprochen die Beispiele sind hypothetisch, weil man es nur rekonstruieren kann! Bsp. 6.4.1: Klagenfurt Klagenfurt, slow. Celóvec, K: 1192-99 Chlagenfurt; 1615 v Zelovzi. Slaw. * C v i l ʼ o v ьc ь, v o l k s e t y m . z u s l o w . c v i l j a ‚ W e h k l a g e , G e j a m m e r ‘, üb e r s e t z t d t . K l a g e n f u r t . R o m . * L ʼ a q u i l i u ‚ O r t a m b z w . m i t W a s s e r ‘, u r s l a w . * K v i l ʼ ъ, s l a w . *C v i l ʼ +o v ьc ь erst im 17. Jhd. gibt’s d. slowenischen Beleg  Kronsteiner hat slawische Form rekonstruiert … die zu späterem zelovec führt … passt zu slow. cvilja, Wehklage, Gejammer  Bach befindet sich dort, die Glan … nach diesen Klagefrauen hat man die Furt Klagenfurt genannt … das hat man früher geglaubt  heute: romanischer Name liegt zugrunde: L’aquiliu (L = der Artikel) … das heißt „Der Ort am Wasser“, hat nix mit „klagen“ zu tun o so gibt’s die volksetymologische Übersetzung zu Klagenfurt … aber ist nicht richtig Bsp. 6.4.2: Villach: Villach,slow.-ma. Bljak, K:878 Uillah, 1147-60 de Uillach; 979 Fillac, 1136/37 apud Uillac. Lat. *Biliacum mit kelt. PN *Bilios. Rom. *Biliacu, s l a w . * B ьlʼ a k ъ , n a h d . * V i l l a h u n t e r E i n f l u s s v o n l a t . v i l l a ( 1 3 . J h . V i l l a ad aquas) slowenische Mundart: Bljak = genaue Weiterentwicklung v. lat. Biliacum m. kelt. PN Bilios  Reduktionsvokale i u. u verschwinden im 10. Jhd. … unter Anlehnung an lat. villa als Villach eingedeutscht worden  also die dt. Namen setzen lautlich nicht immer die slawischen Namen fort Bsp. 6.4.3: Grein: G r e i n , O Ö : 1 1 4 7 , 1 2 0 9 G r i n e , 1 2 3 0 G r e y n . I d g . - v s p r . * K r ēm ( i ) ā z u i d g . * ( s ) k r ēm - ‚ s c h n e i d e n ‘ „ E n g t a l ( d e r D o n a u ) “. U r s l a w . * K r īm ā, * K r īm ʼ ā, F r a h d . * C r īn a , s p a h d . * G r īn a i n v o l k s e t y m . A n l e h n u n g a n a h d . c / g r īn a n ‚ weinen, wehklagen‘ mit Bezug auf die gefährliche Schiffsdurchfahrt. 1596 Kardinal Enrico Caetano: un ridotto di case chiamato in lingua todesca Grain, che in Italia vol dire piangere „eine kleine Ansiedlung, die man in deutscher Sprache Grein nennt, was in Italien soviel wie weinen heißt“ 80

kompliziert: 1. Volksetymologie:  Grine – Greyn; zusammengebracht m. „grinan“ (ahd. u. mhd.) … Ort, wo geklagt u. geweint wird  Greiner Studel … der wurde durch Sprengungen entschärft … m. Felsen versehen u. Schifffahrt war sehr schwierig, gefährlich o Schiffe haben Ladungen in Grein entladen … Strudel per Land umgangen u. am Ende wieder ins Wasser u. weiter nach Wien u. weiter hinunter gefahren  Schiffe verunglückt, man kann nicht fahren … zum Weinen  tatsächlich Kardinal Enrico Caetano: ist auch über d. Ort Grein gekommen u. hat in seinem Tagebuch aufgezeigt (siehe Kasterl) 2. nicht volksetymologisch u. plausibler: … aber Wiesinger kennt keinen Ort, der v. Gefühlsausdruck rührt  sonst Nomen: „diesen“ (gesprochen diasen) (= dosen) oder sowas … aber weinen … kann so nicht richtig sein  aber man kann tatsächlich rekonstruieren: idg. voreinzelsprachl. *krem(i)a zu (s)krem … schneiden o ins Slawische: muss *Krima werden … und wenn man Namen nicht versteht: kann man v. Anfang an volksetymologisch das so verändern, dass es „Sinn“ macht … aber das hält Wiesinger f. Volksetymologie u. m. Hilfe d. Deutungen kann man das richtig sehen  Römer sind schon da durchgefahren u. haben Flussgöttern geopfert … man fand viele Münzen im Flussbett, Beile, etc. o soll d. Name erst im 10. Jhd. d. Leuten bekannt geworden sein? … von daher ist Rechtfertigung eine ältere … also Engtal der Donau wäre besser!

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Echte deutsche Ortsnamen: bairische Ortsnamen

bayerisch = Freistaat Bayern bairisch = bezieht sich auf Stammesname … auch österr. Raum v. Tirol – NÖ u. Wien Wer waren die Baiern? zuerst 551 in Gotengeschichte v. Jordanes: Getica darin gibt es 3 Varianten:  Baibari  Baiobari  Baioarii (i am Schluss ist lat. Endung … Getica = lateinischer Text) … das sind die ältesten Formen  Baiovarii: 571 bei Venantius Fortinatus … war Bischof o kam aus Oberitalien u. ist im damaligen Gallien Bischof geworden o Wahlfahrt zum Grab d. Hl. Martin unternommen u. Reise in seine neue Bischofsstadt … kommt durch das Gebiet d. Baiern … die nennt er Baiovarii … Jordanes beschreibt Baiern in Gotengeschichte als Nachbarn d. Schwaben u. Alemannen urgermanische Form: *Baiowaryoz kann man rekonstruieren  ist d. Nom. Pl. „die Baiern“  schönes Kompositum, charakteristisch f. germanische Sprachen 81

 

warjoz = Pl. v. warjaz = „Männer“ … kann in vielen germanischen Stammesnamen vorkommen und baio … heißt bei antiken Schriftstellern: Boiohaemum o boio – baio … latinisierte Form o älteres idg. o wird zum germ. a … um 1. Jhd. n. Chr. vollzogen o somit haben die Baiowaryoz als ältere Grundform ein Boio … o = Bindevokal, aber Stamm: Bai – Boi

Keltenstamm: Boier … aus böhmischen Becken weiter südlich gekommen, weil in Passau am rechten Donauufer (römisches Donauufer) liegt d. überlieferte Siedlung Boiotro  das war Sitz d. Boier an d. Donau Baiern sind Elbgermanen Elbgermanen saßen unter d. 3 großen Stammesgruppen zw. Elbe u. Oder  westlich im Norden: Ingaevonen od. Nordsee-Germanen (Angeln, Sachsen, Friesen)  Süden: Rhein-Weser-Germanen … aus denen entstehen die Franken … Elbgermanen sind im Lauf d. Zeit in d. Süden vorgestoßen im 2. Jhd. n. Chr. Marc Aurel: Markomannenkriege (Grenzmannen) … Quaden (Leute aus d. Sumpfgebieten … quade = Kot)  1837 wurden Namen d. Baiern etymologisiert o gedeutet als die Männer, die aus Boio (aus Böhmen) kommen Was kann man über die frühen Baiern sagen?  Herzöge d. Baiern wurden v. d. Franken eingesetzt: die Agilolfinger … bis 777 geherrscht, letzter Herzog: Tassilo III, dann v. Karl d. Großen übernommen  die sind in Regensburg … das war bairischer Mittelpunkt  Baiern haben sich im Donauraum bis gegen d. Alpenrand ausgebreitet u. im Gebiet nördl. v. Regensburg in südl. Oberpfalz gesiedelt o wie weit nach Osten? … umstritten … bestimmt im heutigen OÖ, aber wenn man sich im Linzer Becken d. Namen anschauen mit ing … waren die vermutlich auch im Linzer Raum insgesamt: kein Altstamm … weil Altstamm d. Elbgermanen waren die Alemannen  die kennen wir seit d. 3. Jhd.  Baiern: von Böhmen in d. Süden gekommen o das war lange umstritten, aber in d. 70ern wurde festgestellt, dass um Straubing u. Regensburg große Reihengräberfelder sind … starke bairische Besiedelung o interessant: Keramik, die in diesen Gräbern d. 6. Jhd. in Südböhmen auch zu finden ist u. zwar um Prestovice  man kann archäologisch sagen, dass Männer aus Böhmen da hinuntergekommen sind

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Wie kommt es zu der politischen Bildung? Hermann Wolfram hat Baiern als „Findelkinder d. Völkerwanderung“ bezeichnet  Warum? Goten: ab 492 in Oberitalien ansässig … Theoderich d. Große hatte in Ravenna seinen Herrschermittelpunkt, bis 526 regiert  sein Gotenreich sicherte er ab gegen die Expansionskraft d. Franken o weil d. Franken haben nach Osten gedrängt, Alemannen bedrängt u. d. Thüringer ebenso  zur Absicherung war es wichtig, dass Theoderich die Gebiete, die unmittelbar nördl. v. Oberitalien lagen, in seine Reichspolitik integriert … das ist das bairische Gebiet … Name tritt auf in der verlorenen Gotengeschichte d. Cassiodor … war d. Kanzler v. Theoderich … auf seiner Geschichte beruht Jordanes (aber die Geschichte v. Kassiodor ist verloren)  Goten spielen f. das Bairische eine Rolle … wir haben eine Reihe v. gotischen Lehnwörter, besonders d. dialektalen Wochentagsformen  bis ins mhd. Freitag: pferning od. pfernta … geht aufs Gotische zurück Wiesinger hat sich m. sprachl. Grundlagen d. Bairischen beschäftigt, 2005.  da kann man alles über d. bairische Sprache nachlesen  1 Jahr später: Haubrichs Beitrag veröffentlicht: „Baiern, Romanen u. andere Sprachen, Namen, Gruppen südlich der Donau u. d. öst. Alpen während d. frühen Mittelalters“ o da zeigt er anhand v. späteren PN u. archäologischen Funden, dass hier ältere Gotengruppe ansässig war o was das f. Konsequenzen hat, davon sagt Haubrichs nix Jedenfalls: Baiern sind nicht Romanen, die germanisiert worden sind  das wurde in den 80ern behauptet ... aber das stimmt ganz bestimmt nicht 1988: in Rosenheim gabs Baiern-Ausstellung m. leider nie veröffentlichter Darstellung d. ethnischen Zusammensetzung d. Baiern bezüglich ihrer Herkunft: Herkunft d. Baiern:  Restromanen  Ostgermanische Splittergruppen, die nach d. Auflösung d. Reiche da waren o Rugier, Heruler, Pieden  Reste v. Langobarden (sind auch Elbgermanen)  Alemannen  zugewanderte Männer aus Böhmen … diese Gruppe aus Regensburg muss irgendwann so auffällig gewesen sein, dass man nach ihr diesen sich neu aus d. Restgruppen bildenden Stamm benannt hat  muss prägend gewesen sein … gotisches Element war bestimmt stark … aber Goten, die die ersten arianischen Christen waren, haben westliche Mission betrieben  unter Bischof Wulfila … Goten wurden Christen u. haben missioniert  alle ostgermanischen Stämme aber auch westgermanische (Langobarden) waren arianische Christen

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o

o

man kann nur arianisch werden, wenn es einem jmd. vermittelt … v. Italien her ist das kaum möglich in der kurzen Zeit, in der Theoderich da gewirkt hat östliche Mission ist wahrscheinlich … Bairisch ist d. einzig übergebliebene Sprachraum … gotische Lehnwörter

16.01. Namentypen = Namen als Modeerscheinungen  Namen nach bestimmtem Muster … m. Grundbedeutung o eine bestimmte Zeit lang „modisch“, dann nicht mehr o hat auch was m. Siedlungszeit zu tun o vom 6.-13. Jhd. … 3 große Siedlungswellen m. eigenen Namentypen  unterschiedl. Bildungsweise  einige Dinge kehren wieder ältester u. wichtigster Typ: -ing-Namen u. –heim-Namen  Salzburger Flachgau, Innviertel, Hausruckviertel, Traunviertel bis zur Traun  Nordgrenze = Donau (Ausnahmen z.B. Ottensheim) o Traun: haben wir slawische Ortsnamen … sodass hier d. OÖ Osten (Traun, Steyr, Enns => slawisch) leer bleibt m. –ing- u. –heim-Namen … -heim-Namen = nicht die älteste Gruppe, die ältesten sind die –ing-Namen  wenn man die vergleicht … da sieht man v.a. im Osten: o –ing-Namen gehen immer über –heim-Namen nach Osten, Süden hinein … sind etwas weiter verbreitet als d. –heim-Namen

KARTE 3: Deutsche Siedlungsnamen auf -ing ● ○ ▲ ∆

Besitzname bis 1299 Besitzname 1300-1499 Lagename bis 1299 Lagename 1300-1499

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KARTE 4: Namen auf –heim

-ing-Namen = Besitzergreifung  Baiern stoßen vor u. siedeln sich neben slawischen Vierteln an … da sieht man besonders die –ing-Namen  heim-Namen … Ansitz einer Familie, da ist man zu Hause … das dauert ein bisserl, bis man sich „heimisch“ fühlt o NÖ: -ing-Namen als Kolonisationsgebiet u. nicht die –heim-Namen … Alpenbereich im Süden: einzelne –ing- u. heim-Namen  dichte slawische Siedlungen … einrückende Baiern haben weniger Siedlungen gefunden, die sie selbst gründen können … haben sich „dazu gesetzt“ u. slawische Namen übernommen, ins Ahd. übernommen o darum gibt’s da nur wenige d. alten Namentypen … aber wo sie auftreten sieht man, dass es frühe Niederlassungen sind allgemein: bei d. dt. Ortsnamen unterscheiden wir d. Bildung nach 2 Typen: 1. Ableitungen m. Suffix o leicht merkbar … gibt nur eine: Ableitung auf -ing 2. Komposita o das sind alle anderen o Grundwort (Substantiv, Adjektiv od. Adverb) o dazu kann Bestimmungswort hinzutreten  PN od. Substantiv, das keine Person betrifft allgemein: PN od. personenbezogenes Substantiv (Standesbezeichnung wie pfaffe od. König od so)  dann liegen Besitznamen vor o d.h. durch d. Namen wird ausgedrückt, dass die Niederlassung sich im Besitz d. Mannes befindet 85







Bildung m. Substantiv: meist Geländeerscheinungen (Berge, Täler, Wiesen, Wälder, Bäume) od. Tiere oder sowas = Lagenamen o unterschiedliche Bildungsweise Bildung m. Adjektiv: drücken Eigenschaften aus o kann flektiert sein od. nicht o bestimmte Eigenschaft, Art wird ausgedrückt = heißen auch Artnamen Bildung m. Adverbien: drücken prinzipiell eine Lage aus … sind also auch Lagenamen o z.B. Ober- od. –unter od. –nieder … ob man das als Art bezeichnet … ist Geschmackssache

7.1: -ing-Namen Unterscheidung: echte u. unechte echte –ing-Namen  die haben –ing-Suffix schon in Ahd. Zeit oder aufgrund versch. Bedingungen auch erst in Mhd. Zeit  da das ing v.a. im Donauraum vorkommt, haben sich da ähnliche andere Bildungen angeschlossen  da liegen PN zugrunde

unechte –ing-Namen … abgeschwächt worden zu –ing  z.B. slawische namen auf –ica … sind alle zu ing geworden o die sind unecht: sarnica – Saning … Semmering o –en-Endung zu –ing (Wiesen => Wiesing … außer das in Tirol)  od. –ach … abgeschwächt zu –ing o z.B. Eichach wird zu Eiching abeschwächt  auf –arun wird mhd. –ern Bsp.: echte –ing-Namen: Bsp. 7.1.1: Hörsching u. Schärding

1. -ing: Hörsching (bei Linz): 793 Herigîsinga, 800 Herigisingon, 1111 Heresingen, 1136 Heresing. PN Herigîs. Nom. Pl. Herigîsinga, Dat. Pl. za [dên] Herigîsingon Schärding/Inn: 804 Scardinga, vor 1097 in Skaerdingen, 1180-1200 de Scherding. PN Skardo  

ing = Zugehörigkeit sind abgeleitete Personennamen: Herigis = PN o Heringising = etwas, das zu dem gehört o der Herigis … war nicht allein, hatte seine Leute … Frage: nur Verwandten (Sippe), od. Untergebenen (Leute, die in seinem Dienst stehen, f. ihn arbeiten)  das wurde nie geklärt  und wenn man mehrere Personen ausdrücken will, die zum Heringis gehören o Heringîsinga … Ortsnamen wurden lebendig gebildet … im Satz entstanden  müssen am häufigsten im Dativ od. Lokativ (Ortsfall) verwendet werden  Präpoisiton: „zu“ … Abschwächung „za“ => za Heringîsingon o also bei den Leuten des Heringis

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in eckiger Klammer führt man d. Artikel an … die sind uns nicht überliefert (ist nicht notwendig) o ist so, dass eigentlich in ahd. Zeit noch etwas aus d. Germanischen nachwirkt, wenns um definitiven u. indefinitiven Artikel geht  das äußert sich in der Flexion o z.B. Adjektive: starke Deklination = unbestimmt … das ist die definitive o beim Adjektiv kommt immer nur die schwache Deklination vor  ist nicht d. Artikel ans ich, sondern die Flexionsart, die da vortritt Endung abgeschwächt im Mhd. 1136: Heresing Synkope statt –ingen = en  das ist im Alemannischen nicht geschehen (Göttingen, Friedingen, Tübingen, etc.) Wann sind die –ing-Namen entstanden? … bairische Stamm im 6. Jhd. als Neustamm gebildet  ing Namen: 2 Wellen … ältere Namen: 6.-8. Jhd.  9. u. 10. Jhd.: erste Welle d. Ausbausiedlung: da sind immer noch echte ingNamen enstanden … laufen um Jahrtausendwende aus o Bsp.: Karte: Mühlviertel hat keine –ing-Namen o erst allmählich v. Süden nach Norden besiedelt … Rodungsfläche

v.a. im 12. Jhd.: Rodung: (4te Welle d. Ausbausiedlung)  dazwischen: auch schon Teile weiter besiedelt worden … Leute sind v. südl. d. Donau gekommen (kannten die –ing-Namen) … haben das nicht mehr verwendet  daraus kann man schließen, wann das Ende ist  man kann es nicht aus d. urkundl. Überlieferung schließen o weil: die setzt immer erst später ein als dann der tatsächliche Ort benannt wurde o in Bayern haben wir schon Urkunden aus d. 8. Jhd. … aber z.B. in OÖ haben wir sowas nicht, oder fast gar nicht (erst später, wenn Besitzstreitigkeiten oder so sind … in Urbare od. Urkunden)  man muss aus d. späteren Überlieferung erschließen, was später u. was früher entstanden ist o

auf d. Karte gibt’s 2 Zeiteinteilungen  Besitznamen bis 1299 o meistens echte –ing-Namen … die schon im 8. Jhd. entstanden sind  Besitznamen 1300-1499 oder noch später o jüngerer –ing-Name … Typus bestimmt grundsätzlich, wann Namen (nicht d. einzelne!) aber d. Gruppe entstanden ist

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Wo kommen sie vor?  Regensburg war Ausgangspunkt d. Baiern o Karolingische Zeit: -gau-Namen  Nordgau in Regensburg, Westerngau in Erding, Sundergau zw. Starnberger See u. Kiemsee … also am Rand d. Ebene bevor d. Bergland d. Alpen beginnt  was es nicht gibt: Ostgau … da war alles offen  OÖ: im Lauf d. 8. Jhd. m. Sicherheit besiedelt: geht ins 7. Jhd. zurück o im 7. Jhd. erweist sich d. Enns als die Ostgrenze  was östl. davon ist = als Ostarrichi bezeichnet 976 (unter Babenbergern)  gibt auch d. Bezeichnung Osterland, aber das hat sich nicht durchgesetzt 

Baiern dort niedergelassen, wo sie als Ackerbauer u. Viehzüchter gut leben konnten o Inngebiet, Linzer Becken m. Gebiet gegen Wels … älteste –ing-Namen o altertümliche PN (Leoning oder sowas) o dazwischen: einzelne Flächen

Besiedelung im 9. Jhd. weiter gegangen … Bev. hat sich vermehrt, man brauchte Boden  weitere Landstriche besiedelt  jüngere –ing-Namen … da versucht man, festzustellen, wann das war ... funktioniert bei manchen Gebieten sehr gut o Dietzing, Ottakring, etc. o einige d. Namen findet man auch in Kiemseegegend -ing-Namen: Verbreitung:  Tirol: ing-Namen bei Innsbruck (Pötting, Mieming) o frühe bairische Niederlassungen, z.B. Zierl hat Lautverschiebung d. 6. Jhd. 

Salzburg: um Saalfelden herum gibt’s eine Reihe solcher Namen o Pfaffing … pfaffe = Weltgeistlicher … neutraler Begriff (erst im 16. Jhd. durch Reformationszeit negativ gewertet)



Südtirol: o Sterzing an Brennerstr. o Issing, Pfaffing

… -ing-Namen hören dann um Jahrtausendwende auf  NÖ: Weinviertel 1004 übergeben … Gebiet zw. Kamp im Westen u. March im Osten … da haben wir faktisch keine –ing-Namen: sondern –dorf-Namen

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7.2 -heim-Namen … alle außer –ing-Namen = Komposita die haben im dt. seit Ahd. Zeit 2 Bildungsweisen:  entweder Bestimmungswort im Genitiv gefügt o Fügung = unechte Komposition  od. im Nominativ gereiht o Reihung = echte Komposition o das ist älter o PN gereiht, damit die Besitznamen gereiht Bsp. 7.2.1: Eggersham

1. -heim: Eggersham (bei Schärding): 1190 Ekkolfesheim. PN Ekkiwolf  

starke Deklination: Genitiv-s Deisenham: Tiso => schwache Flexion m. –en

das Ahd. hat ein Erbe bei d. PN … germanisch  das Germanische kennt 2-gliedrige PN (bestehen aus 2 Wörtern, die gereiht waren) o wie Ekkiwolf … also Ecke, Kante, Schneide + Wolf o hatte zuerst Sinn … dann nicht mehr verstanden worden, z.B. Gundhild (beides Kampf … Kampfkampf) … nur mehr aneinandergefügt, aber Bedeutung nicht mehr vorhanden  kann zu 1-gliedrig verkürzt werden, z.B. Gunskirchen … Gunt = Erstglied eines Namens

Gunskirchen (bei Wels): 820 Kundeschirichun. PN Gunt, bair.-ahd. chirihha ‚Kirche‘ … -heim-Namen sind vielfach Besitznamen, stehen oft im Plural Bsp. 7.2.2: Thalheim

Thalheim (bei Schwanenstadt): 927 Talaheimon, 1130 Taleheim. Mhd. tal ‚Tal‘  das ist Dat. Pl. o unter Vorstellung, dass nicht 1 Person da wohnt, sondern mehrere … darum Pluralform o man kann nicht ausschließen, dass sie analog gebildet wurden … pluralische u. singularische Formen kommen nebeneinander vor … -heim = Wohnsitz, Wohnort, aber auch Ansitz … so wie Heimat ausdrückt, dass man da zu Hause, daheim ist  Verbreitung: geringer als –ing-Namen o wo d. Leute länger ansässig sind, sind die –heim-Namen o im fränkischen Raum sehr verbreitet  germanisches Erbgut: England: Burmingham o ing-Namen: Reading … sind d. Bildung nach gefügt (Genitiv) Lagenamen … die drücken aus, wo sich was befindet Bsp. 7.2.3: Puchheim

Puchheim (bei Vöcklabruck): 1125-47 de Půchheiman, 1160 de Půchheim. Bair.mhd. puoch ‚Buchenwald‘ oder mhd. puoche ‚Buche‘ … kann Buchenwald sein od. Buche  heute kann man nicht entscheiden, welches gemeint wurde 89

Bsp. 7.2.4: Thalheim

Thalheim (bei Schwanenstadt): 927 Talaheimon, 1130 Taleheim. Mhd. tal ‚Tal‘ Talaheimon = Pl.  auffallend: zwischen Tal (heißt auch im Ahd. „tal“ u. mhd. u. heute auch noch) u. heim => Fuge: h Warum?  gibt im Ahd. ein Lautgesetz: das besagt, dass Kurzsilbige Substantive einen Fugenvokal bei d. Komposition erhalten u. zwar entsprechend ihrem Stamm o germ. a-Stamm: h, i-Stamm: i-, u-Stamm: u o aber da Nebensilben schwach od. gar nicht betont waren, gibt’s ein Durcheinander u. es stehen andere Vokale o aber bei früher Überlieferung im 8., 9. Jhd. steht weitgehend d. richtige Fugenvokal  später gehen die dann durcheinander Was ist eine kurze Silbe? Kurzvokal, einfacher Konsonant … Tal erfüllt diese Bedingungen  Puch erfüllt das nicht  auch Kurzvokal u. 2 Konsonanten gilt als lange Silbe o lange Silbe: kein Fugenvokal o darum Puchheim: ganz regulär … Thaleim halt m. h regulär interessant, wenn man Verbreitung anschaut: schön m. –ing-Namen eingrenzen  nicht überraschend, dass da, wo wenige –ing-Namen vorkommen, es auch kaum –heim-Namen gibt  dass sie jünger sind, zeigt sich daran, dass Lagenamen viel häufiger vorkommen als bei lebendige –ing-Namen o 30% d. Heimnamen sind schon Lagenamen! das besondere ist: Kombination von –ing- u. –heim: 7.3. -ingheim-Namen  da liegt ein ing-Name zugrunde, an dem ein –heim angeschlossen wird Bsp. 7.3.1: Aselkam bei Braunau … PN Asilo

-ingheim: Aselkam (bei Braunau/Inn): 1140 de Asinchaim, 1220 Aselchaim, 1278 Äselchaim. PN Aso, später Asilo Timelkam (bei Vöcklabruck): 1399 Tůmelchaim, ca. 1500 Timelkam. PN Tumilo Bsp. 7.3.2: Timelkam … PN Tumilo  Tumilo … dessen heim ist das  aber: könnte zunächst auch –ing-Name gewesen sein, aber als dann –heimNamen Produktion im 9. Jhd. besonders einsetzte, könnte es die Verbindung beider sein  lustige Volksetymologie: jmd. der m. Kamel durchgeritten ist o unwissenschaftlich, synchron … während echte Etymologie die diachrone ist (Sprachgeschichtlich)  Timelman … PN Tumilo … -heim-Namen hören um 1000 auf  darum sind sie zB nicht im Mühlviertel vorhanden, in NÖ fehlen sie auch o gehören d. ersten Welle d. Aufbausiedlungen an o besonders im 9. u. 10. Jhd. enstanden 90

nah verwandt m. –heim-Namen = 7.4 -haus-Namen Haus = Wohngebäude, Wohnort … das Wohnen als solches  Gebäudekomplex  bei uns sehr selten … kommen am häufigsten im Salzburger Flachgau u. im oberen Innviertel vor Bsp. 7.4.1: Gundertshausen … PN Guntran o Bildung im Pl … ähnlich wie wir es schon gesehen haben

-hausen: Gundertshausen (bei Eggelsberg): 1070 de Gundrameshusin, 1532 Gunndertzhausen. PN Guntram Bsp. 7.4.2: Aufhausen:

Aufhausen (an der Salzach): 1052 Hvfhvsvn, 1143 Ŏfhusin, 1293 Aufhausen. Mhd. ûf ‚auf, oberhalb‘ = oberhalb (d. Salzach) gelegen  da passt auch die Realprobe 7.5. -hofen-Namen Hof = Wirtschaftshof  Vierseithof z.B. im Innviertel o solche großen Höfe stehen allein in d. Landschaft o tatsächlich hat Hof ursprüngl. bedeutet: „in der Höhe gelegenes Gebäude“ … m. Hügel (hubil) verwandt  bald ist d. Bezeichnung d. Lage zugunsten der Wirtschaftlichkeit verloren gegangen o waren im 8. Jhd. schon Wirtschaftsgebäude Bsp. 7.5.1 Mattighofen

-hofen: Mattighofen: 860 Matahhova, 1103-39 ad Matechouen. GewN 796 Matucha, 12. Jh. Matihha mit Sekundärumlaut < antik-rom. *Maduca ‚Mattig‘ 

Karolingische Pfalz => d. König unterstehender Hof o da haben sich einzelne Könige aufgehalten o gereihte Bildung: Mattig = wo der Hof gelegen ist *Maduca o schon im 10. Jhd. wird das u abgeschwächt …

Bsp. 7.5.2 Ranshofen:

Ranshofen (bei Braunau): 788 in curte qui vocatur Rantesdorf, 1025 Rantesdorf sive Rateshova, 1125 de Raneshoue, c. 1150 Ranshoven. PN Ranti   

im Hof der Rantesdorf heißt (in curte qui vocatur Rantesdorf) im 11. Jhd. haben wir –dorf sive (oder) hova schon in Agilolfingerzeit Wirtschaftshof … aber wird später übernommen v. König u. so kommt es, dass die ursprüngl. –dorf Bezeichnung durch -hof Bezeichnung aufgrund d. geänderten Funktion geändert wird o das kann man geschichtlich schön nachvollziehen o PN … Rant (Rant ginge auch) … beides im Genitiv: Rantes

91

hofen = meistens die alten Pluralbildungen  hof-Bildungen = jünger  Bsp. Maierhof = Sitz d. Verwalters d. Grundherrn (Meier) o viele Wirtschaftshöfe, darum gibt’s auch viele meier … weswegen der zu häufigen Familiennamen gehört (egal, wie man ihn schreibt)  besondere Form: gabs in Ahd. Zeit noch nicht, weil das entwickelt sich erst im 11. Jhd. 7.6. -statt (Sg.), -stetten (Pl.)-Namen  ahd. = fem. i-Stamm … Ahd. stat … Dat.: steti o Namen im Dativ gebildet Bsp. 7.6.1 Teichstätt

-statt, -stetten: Teichstätt (bei Lochen im Innviertel): 980 Tihsteti. Ahd. stat, Dat. steti; tîh ‚Teich‘ Bsp. 7.6.2 Raffelsteten

Raffelsteten (bei Linz): 902-06 Raffoltestetun, 12. Jh. Rapholtstetin. PN Raf(f)olt 

Raffelsteten … Dat. Pl. statt, steti = stetin … aber im 10 Jhd. sind i-Plural m. Menge d. o-Pl. durcheinander geraten … darum grammatikalisch nicht richtig Plural d. o-Deklination o im 11. Jhd. wird’s dann eh abgeschwächt, da heißt es in

… im 12. Jhd. entsteht unser Wort Stadt  Wr. Neustadt … auch um die Zeit enstanden  was vorher große Befestigung war hieß burg o m. Aufkommen d. Ritterwesens im 11. Jhd. bauen sich die Ritter befestigte Wohnsitze auf Höhen (Höhenburg) od. in d. Ebene (Wasserburg) o da wird Wort Burg eingegrenzt auf Niederlassugn d. Ritters, f. neue Bürgergemeinschaft m. neuen Rechten kommt d. Wort Stadt auf  in ahd. Zeit: statt, steti = Siedlungsplatz o Gstetten bleibt noch erhalten … gibt viele Brandstatt … erst im 13. Jhd. aufgetreten  entweder Stelle m. Brandrodung erfolgt ist od. bestehendes Gebäude durch Feuer abgebrannt ist o meistens abgebrannt 7.7. -kirchen: ahd. chirihha = schwaches fem.  hat im Dat. Sg. chirihhun … un als Ende Bsp. 7.7.1 Gunskirchen

kirchen: Gunskirchen (bei Wels): 820 Kundeschirichun. PN Gunt, bair.-ahd. chirihha ‚Kirche‘ 

Gunskirchen … Kundeschirichum (Dat. Sg. … alle anderen Komposita treten überwiegend als Pl. auf)

… die setzen sich m. PN zusammen  dann kann man sagen: handelt sich entweder um Gründer einer Kirche od. eigene Kirche 92

v.a. im 10., 11. Jhd.: Grundherren haben Kirche geschaffen, sich d. Geistlichen selbst geholt, der ihnen unterstellt war o das führte übrigens zum Investiturstreik  wir können nicht unterscheiden aufgrund d. Namen ob es jetzt Eigenkirche od. Gründungskirche ist o anhand d. Urkunden kann man es aber meistens sehen o

andere Möglichkeit: kirchliche Organisation spiegelt sich … Pfarrkirche zB od. Taufkirche (Bei Schärding gibt’s eine Taufkirche)  Pfarrkirche: vollkommene Kirchrechte (Tauf-, Ehe- u. Begräbnisrecht)  Taufkirche: nur das Recht d. Taufe o daher sind d. Taufkirchen sehr alt … weil als es um Christianisierung ging, hat man zuerst nicht Pfarrorganisation gebaut, sondern Kirchen errichtet, dass man getauft werden konnte als äußeres Zeichen, Christ zu sein  manchmal musste man Tote sogar übers Gebirge tragen, um sie begraben zu können Bauweise d. Kirchen: Bsp. 7.7.2: Hartkirchen

Hartkirchen (an der Donau): 899 Hartchirihha 1200-20 Hartkhirchen. Mhd. hart ‚Buschwald‘ oder auch:  Mauerkirche (gemauerte Kirche)  Weißekirche = m. Kalk geweißte Kirche Bsp. 7.7.3 Steinakirchen

Steinakirchen am Forst (bei Wieselburg): 979 Steininachiricha ca. 1000 Steininchirchen. ahd./mhd. steinîn ‚aus Stein‘ Adjektiv steina … adjektiv: steinîn  alter Bindevokal gibt’s aber noch … nicht eindeutig erklärbar, aber überliefert … Holzkirche … haben wir bei München, aber in Ö. nicht, dafür: Bsp. 7.7.4: Baumkirchen (Baumstann, Balken, Pfosten)

Baumkirchen (bei Hall in Tirol): 1147-67 Poumchirche, 1259 Paumchirchen. Bair.-ahd. poum ‚Baum, Baumstamm, Balken, Pfosten‘ 

Kurzenkirchen: kurze Kirche = das, was ursprüngl. Holzkirche war … reines Rechteck als Grundriss, kein eigener Altarraum

aber auch: Rundbau … Rundkirche = Sinwel-Kirchen … runder Kirchbau mhd. sinwel = rund … sind m. Kirchenorganisation aufgekommen, setzt schon in d. 2. Hälfte d. 8. Jhd. ein  Bonifatius d. berühmte Missionar aus Irland o Salzburg, Passau, Freising, etc. … das sind die Diözesen, die er geschaffen hat o nächster Schritt: Urpfarren od. Mutterpfarren  wurden immer weiter unterteilt, um leichter in d. Kirche zu kommen sind in OÖ am häufigsten, treten aber sonst verhältnismäßig zurück im Gegensatz dazu, sehr häufig verbreitet: St.-Namen  verbunden m. d. Heiligen (v.a. in Kärnten u. Steiermark) 93

warum da? … slawische Gebiete  Salzburg missioniert … schwierig, slawischen Namen zu bilden, so hat man dann den neutralen Heiligennamen d. Kirche genommen u. gesagt zu St. Stephan, etc. o sieht man auch in d. Urkunden … lateinische Heiligennamen ad Sanctum Stephan

zur Prüfung … man muss sich bitte im Univis anmelden  2ter Termin ist vermutlich in der 1. Märzwoche, aber genau weiß er es noch nicht … er peilt den 7. oder 8. an, aber weiß es erst so ca. Mitte Februar  Prüfung in Form eines kleinen Aufsatzes  gelesene Beiträge werden auch abgefragt! also 2 muss man sich aussuchen o natürlich keinen Lexikonbeitrag anschauen, sondern abgeschlossene Artikel

23.01. letzte Stunde haben wir Ahd. Ortsnamen besprochen  1. Phase: 1.1 Primärsiedlung … v. 6. bis 8. Jhd. angesetzt o dazu gehören –ing-Namen (sind die ältesten … germanisches Erbe, das auch in Skandinavien vorkommt u. im ganzen dt. Sprachraum verbreitet)  1.2: Ausbausphase: im 9. Jhd. erste Phase d. Ausbausiedlung setzt ein o das darf man aber nicht so streng sehen, gibt vorher u. nachher solche Namen o dauert bis Beginn d. 11. Jhd.  Namentypen … die sind in bestimmten Phasen produktiv o ing-Namen umschließen beide Phasen o heim-Namen die 2. Phasen o kirchen, hausen, stetten, hofen => fallen in Zeit d. Ausbausiedlung … zu dieser Ausbausiedlung gehören außerdem noch: aha- und wang-Namen  aha (gesprochen acha) = Fluß, Bach Verbreitung der aha-Namen OÖ: viele –aha-Namen … ins Inntal nach Tirol  kommen im nördl. Vorarlberg, Bregenzer Wald, etc. vor  vereinzelt in NÖ, in Marchfeld gibt’s ein paar mehr … an Gewässernamen sind Siedlungen entstanden u. so sind die Gewässernamen auf Ortsnamen übergegangen  oft hat der Ort den Namen bis heute bewahrt … die Gewässer heißen oftmals mittlerweile anders … Bevölkerung hat sich vermehrt, so kommts zur Ausbausiedlung, indem zunächst – heim-Namen u. –ing-Namen entstehen  Leute müssen aber auch an ungünstigen Plätzen siedeln => an Bächen (weil da ist es feucht, das ist nicht gut) o Siedlungen sind nicht sicher u. in Niederungen ist es nicht sicher o im feuchten Wohnen ist ungesund … aber man hat halt auch irgendwo wohnen müssen

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7.8 –aha-Namen Bsp. 7.8.1

-aha: GewN Vöckla: 788-90 Fecchilesaha, 798-800 Fechilaha, 1134 Uekkelahe, ca. 1150 Vehlaa. PN Feckili < *Fackili, dann Feckilo GewN Enknach (Innviertel): 788 Ankinaha, 803 Enchinaha, 1363 Encknach. PN Anko GewN Fischa (bei Fischamend): 805 Fiskaha, 12. Jh. Vischahe. Ahd. fisk ‚Fisch‘ 



auch benannt nach: Tieren, die im Wasser vorkommen … oder, die am Ufer reiten, o z.B. Aurach (OÖ) = Ur (Auerochse) o oder hier Fisch … z.B. Fischamend diese Tier-Namen werden gereiht und sind Lagenamen o aber auch Baumnamen

7.9 wang-/-weng-Namen

KARTE 11: Siedlungsnamen auf -wang -weng ○ Besitzname ▲ ■ ▌ x

∆ ║

Lagename Artname Simplex abgekommen

Vorkommen:  OÖ, Mostviertel in NÖ  Vorarlberg  auch im Mürztal Was ist ein wang?  im Ahd. in 1 Glosse nur 1x belegt o aber kommt im Sächsischen oft vor … da bezeichnet Wang das Paradies o wang = Wiese … verwandt m. „Wange“ … die ist gekrümmt o daher: ist Wang im Gelände ein abschüssiges, gekrümmtes, Gelände … und zwar ein Wiesengelände (Feldgelände)  diese abschüssigen Geländeformationen sind trocken (Wasser fließt nach unten) o da kann man leichter siedeln … man hat Feuchtigkeit d. Achen (Bäche) umgangen … noch nicht Berg, aber immerhin Wiesenabhang o wenn man sich das in Realprobe ansieht, ist das wirklich meistens ein abschüssiges Gelände  z.B. Attnang od. Salzburg im Flachgau gibt’s einige  wang wird in mhd. als „leithe“ bezeichnet o das bezeichnet auch den Abhang … war ahd. halt der Wang … die Wang-Namen sind vielfach nicht mit PN verbunden, sondern Lageangaben, Tiernamen, Baumnamen, etc. 95

Bsp. 7.9.1 Eberschwang

wang-/-weng: Eberschwang (903 Heurtteswanch, ca. 1100 Eberiswanch, ca. 1180 Eberswanch. PN Ëburhart, später Ëber Attnang (bei Vöcklabruck): 1242 in Ottenange, 1380 Ottnang, Attnang. PN Otto; ahd. *Ottinwange, mhd. Öttenang mit Umlaut Ottnang am Hausruck (bei Vöcklabruck): 1144 de Otenanch, 1199-1231 de Ottenange, 1255 von Otnang. PN Otto; spätahd. *Ottenwang, mhd. Ottenang ohne Umlaut Weng im Innkreis: 1070 de Wengi. Ahd. Lok. in wangiu, jünger wengi  Attnang u. Ottnang sind in der Nähe aber unterschiedl. entwickelt Attnang => ahd. Ottinwange … also Genitiv v. Otto u. das hat Umlaut (Ö) verursacht  daraus wird durch Entrundnung zu A … Käs zu Kas im Dialekt … ist auch so Ottnang => spätere Entwicklung  Nebensilbe nicht mehr i, sondern abgeschwächt zu e, kann keinen Umlaut auslösen o an diesen Lautlichen Unterschieden kann man das unterschiedliche Alter festhalten o das ist jünger als Attnang  „am Hausruck“ … bei ing- und heimnamen = vollkommen leer … wird erst später besiedelt … u. da gibt’s halt so Orte wie Ottnang (also wang-Namen)  die wang-Namen sind bis ins 11. Jhd. produktiv gewersen o das sieht man zB im Mostviertel, wo sie jenseits d. Enns hingetragen wurden o im Mühlviertel u. Weinviertel gibt’s kein Beispiel … weil als man das besiedelt hat, gabs die wang-Namen nicht mehr Weng: = Lokativ  Dativ von Wang ist Wengi o Übergang d. alten Lokativs in den Dativ kann man hier beobachten o Überlieferung ist so alt, dass sie ins 8. Jhd. fällt … also da gibt’s keinen Umlaut um 1000 beginnt die 2. Phase der Ausbausiedlung: Bevölkerung nimmt immer mehr zu, Siedlung verdichtet sich  2. Phase: grob 1000-1150 gekennzeichnet durch 3 Namen: bach-Namen u. berg-Namen u. moos-Namen 7.10 –bach-Namen  ache = von aquae  bach = eigene Bezeichnung, die im Mitteldeutschen fem. ist die Bach o auch im Niederdeutschen fem. … als bäch überliefert m. Umlaut o im Oberdeutschen mask. Der Bach  Dann gibt’s noch den Bach-Anwohner o der hat Ahd. geheißen: beckio o bach … Gemination hat dann das k bewirkt o darum: Beck oder Böck … Leute, die so heißen sind Anwohner eines Baches (z.B. Weißenbeck oder Schwarzenböck)  später: Umlautumrundung: Böcke werden auch zu Becke … e statt ö schreiben! o ist nur orthographisch … ist eigentlich dasselbe! o hat nix mit dem Bäcker (becki) zu tun!! 96

Bsp. 7.10.1

-bach: Aschbach-Markt (bei Amstetten): 971-77 Asbahc, 1049 Aspah. Ahd. aspa, mhd. aspe ‚Espe‘ Aspach (bei Mauerkirchen): ca. 1100 Aspach. Mhd. aspe ‚Espe‘ oder asch(e) ‚Esche‘ Münzbach (bei Perg): 1111 aecclesia Munichispach, 1189 Můnichespach, 1281 Munspach, 1313 Minspach. Mhd. münich ‚Mönch‘ Aspach: viele verschiedene Schreibweisen  wird im Dialekt „Aschbach“ gesagt o nur anhand d. älteren Überlieferungen kann man feststellen, ob das die Espe ist oder die Esche … bei Aschbach ist es genau so Münzbach hingegen im Mühlviertel ist eindeutig: Munichispach  ist also ein Mönchsbach  was dahintersteckt, ist die andere Frage … Urkunde für 1111 rückdatiert, 1147 erst geschrieben o Kirche wird abgetreten an Stift St. Florian … muss vorher schon Kirche dagewesen sein o man weiß nicht, wem das gehört hat … also welche Mönche  hier haben wir wieder Lagenamen u. Besitznamen, etc. … früher waren unsere Gegenden ziemlich feucht: Moore: 7.11 moos-Namen  Moor = bair. moos … also Orte, die am Moor legen o aber moos heißt mies  im Innviertel Bsp. 7.11.1.

-moos: Haigermoos (bei Ostermiething): 1125-47 Heigirmos. Mhd. heiger ‚Reiher‘ Moor: wasserundurchlässige Schicht, da sammeln sich Blätter, etc. an … kein Abfluss => so entsteht das  Moor kann im Laufe der Zeit austrocknen, wenn Wasser ausfließt  oder zur Gewinnung von Land hat man in den letzten 200 Jahren viele Moore trockengelegt, sodass die jetzt weg sind o kleine Moore gibt’s noch im Mühlviertel 7.12 –berg-Namen Was ist ein Berg? … relativer Begriff  in der Ebene: kleiner Abhang  im Gebirge: mehrere 100 Meter … also wäre am besten mit Anhöhe zu übersetzen, hängt v. Gegend ab  Rodungen: Sträucher, etc. entfernen … zu größeren Rodungen v. Baumbewuchs oder so … ist es nicht gekommen o die Berge sind mehr oder minder waldfreie Anhöhen gewesen o haben sich später fortgesetzt, genauso wie bach-Namen  sind in ganz Österreich vorhanden

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Bsp. 7.12.1

-berg: Reichersberg/Inn: 1074-88 de Richherisperge, 1132 Richersberc, 1141 Reichersperg. PN Rîchheri Eppenberg (bei Krems/Donau): 1141 de Eppinberge. PN Appo mit Primärumlaut oder Eppo Damberg (bei Böheimkirchen): 1292 in Tanberge. Mhd. tan ‚Tannenwald‘ Reichersberg: Besitzname  wirklich ein Berg … der hat einem gewissen Rîchheri gehört Eppenberg: ähnlich  PN Eppo, aber kann auch Appo gewesen sein … das können wir nicht entscheiden, damit ist auch die Frage, wann es entstanden ist, gekoppelt o Appo: Name bis 800 entstanden o Eppo: Zeit offen … Wiesinger würde eher zu Eppo plädieren Damberg: Tannenwald  am Rand eines Tannenwaldes … also nicht durch Rodung entstanden  kann geringe Höhe gewesen sein  wenns wirklich niedrig ist … kann es hügel sein … das wäre pichl o sind ziemlich flache Geländeformen, während Berg doch eher einen Abhang hat, etc. o Personen heißen dann Pichel oder Pichler oder so  Gruber ist der stärkste Familienname, den wir in Österreich haben o wäre mhd. gruobe … also Orte, die in einer Geländesenke wohnen (nicht Grube, wie man sich das heute vorstellt) 7.13 –dorf-Namen  Namen weden alle mit dem Dativ gebildet o aber bei –dorf-Überlieferungen (siehe Bsp.) ist es nur „dorf“ … auch wenn daz davor steht! Bsp. 7.13.1

-dorf: Ebreichsdorf (bei Baden): 1120 Eberrichisdorf, 1294 Ebreichsdorf. PN ahd. Ëburrîch, mhd. Eberrîch Kaiserebersdorf (Wien): 1108-25 Eberisdorf, 1177-94 de Ebersdorf. PN ahd. Ëbur, mhd. Ëber 



ist nie dorfe o bildet Ahd. Lokativform … nicht in allen Deklinationsklassen ist der Lokativ m. Endung versehen  bach u. dorf sind a-Stämme => keine Lokativendung … darum immer nur in einer Form, die wie Nominativ aussieht, auch wenn daz oder so davor steht! Hauptform: dorf o das sind weitgehend Besitznamen o die lösen die –ing-Namen auf … die um 1000 auslaufen u. dann setzen die dorf-Namen ein

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Vorkommen:

KARTE 12: Siedlungsnamen auf -dorf (bis 1350) ○ Besitzname ∆ Lagename ■ Artname ▌ Simplex x ungeklärte Etymologie

ganz NÖ u. OÖ (Donauraum) ist m. Dorfnamen erfüllt  ebenso Steiermark (Murteil), Oststeiermark  ganz Kärnten  im Westen gibt’s fast nix (Tirol, Vorarlberg fast nichts)  in Salzburg auch nicht viel, Pinsgau, Pongau ein bisschen … ist so, dass im Osten (v.a. NÖ u. Kärnten) die slawischen Namen waren u. soweit die nicht übernommen wurden => werden neuen Orte angelegt (slawische Namen laufen so um 11. Jhd. auch aus!)  vgl. ich-Namen in Tirol … bleibt für neue Namen nicht viel übrig … dorf-Namen treten schon in Freisinger Urkunden d. 8. Jhd. auf  aber produktiv werden sie erst um die Jahrtausendwende o das kann man in NÖ deutlich sehen: Weinviertel voller Dorfnamen … das kann man zeitlich gut eingrenzen Heinrich II: 991 Ungarn besiegt  Babenberger 976 in unseren NÖ-Raum als Markgrafen angesiedelt worden  Kaiser Heinrich II schenkt 1004 das Gebiet den Babenbergern o Weinviertel: über 1/3 d. Ortsnamen sind dorfnamen  sind fast alles PN … also wird nach den Leuten, die sich da neu ansiedeln, benannt  lösen ing-Namen ab u. wo es die nicht gab, treten sie jetzt zahlreich auf … mit dorf-Namen verwandt sind die: 7.14 genitivische Ortsnamen:  typischer NÖ-Namentyp o kommen nämlich massig im Waldviertel o auch im nördl. Weinviertel um Retz … die Namen um Retz zeigen uns deutlich was los ist  Urkundenüberlieferung: zunächst: dorf-Komposita o dann wird das Grundwort dorf eingespart u. elliptisch bleibt übrig der Genitiv d. vorangehenden PN: 99

Bsp. 7.14.1

Genitivische Ortsnamen: Hadres (bei Pulkau): 1271 Hedreinstorf, 1312 Haedreinstorf, 1313 Hadreichs. PN ahd. Hadurîch, mhd. Hädrîch, Koseform Hädrî Seyfrids (bei Schrems): 1342 Seifricz. PN ahd. Sigifridu, mhd. Sîfrid Groß-Otten (bei Weitra): 1200 villa Otten. PN Otto Stoies (bei Waidhofen an der Thaya): 1417 Stoyans. Slaw. PN Stojanъ   

z.B. bei Hadres: o Hädrich, Gen. Hädrines z.B. Seyfrids: stark gebildet z.B. Groß-Otten o –en = schwach gebildet

3. Phase d. Ausbausiedlung: ist durch Rodungsphasen gekennzeichnet: 7.15 -reit / -rad; -roit / -röd, -raut-Namen  das ist der häufigste Name, Karte wäre ganz voll! germ.

*reude

*reud

*reudi

*rûd

ahd.

riot

riut

riuti

rût

mhd.

riet

nhd.

ried

rüte Roit, Röd

Reit, Rad

Raût

 Hauptform ist Reit  hängen v. d. ursprüngl. germanischen Vorläufern ab Bsp. 7.15.1

-reit/-rad; -roit/-röd; -raut: Perchtoldsreuth (bei Königswiesen): 1300 Perchtoldsraeut. PN Përchtold Mühlreith (bei Vöcklamarkt): ca. 1380 dacz Milichkraut, ze Milichreutt, 1561 Milchreut, Milchreidt, 17. Jh. Mihlreit. Mhd. mil(i)chkrût ‚Wolfsmilch‘ Gossenreith (bei Hirschbach, Mühlviertel): 1377 Gostasrewt. Slaw. PN Gostejь Kreut (bei Schwanendstadt): 1455 Amais- und Slegelgereut, ca. 1640 im Greidt, 1673 Khreidt. Mhd. geriute ‚Rodung‘ Edenrad (bei Schärding): 1110-44 in Ŏdinriuten, 1433 Odenrat, 1535 Edenrät. Mhd. oede ‚öde, unbebaut, unbewohnt Ippesroith (in Oberwang bei Mondsee): 1416 von Hiltweinsreut, 1435 Hilpeinsrewt, 1542 Hipoßreut, 1726 Ybbesroith. PN Hiltwîn < Hildiwin Wieneröth (in Weissenkirchen im Attergau): 14. Jh., 1455 Winderreut, 1570 Windterödt. PN ahd. Win(i)dheri, mhd. Winder Raut(h): Mehrfach in Kärnten und Südtirol, z. B. Raut in Maria Luggau im Lesachtal   



z.B. Perchtoldsreuth: o alte Schreibung mit eu, obwohl im Dialekt oi gesagt wird z.B. Gossenreith zeigt, dass Slawen an Rodung beteiligt sind z.B. Mühlreith: 1380: Milichkraut … also Wolfsmilch (Pflanze) o mehrgliedrige Namen werden auf 2-gliedrige verringert o kraut wird ausgespart u. mihlreit bleibt übrig Kollektiv: z.B. Kreut o die Orte haben alle kein g sondern ein k

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Warum kein g sondern k?  r = aspiriert gesprochen: rh z.B. Rheumatismus … Griechen haben das so gesprochen: HReumatismus o das wird mit hr identisch … daher kommen die K-Schreibungen zustande … durch das behauchte r o das ist in den Dialekten überall weg heute  z.B. Ippesroith: reud => riut = Roit, Röt o aber wird nicht als ö gesprochen sondern immer als oi  z.B. Raut(h)  z.B. ried … das kommt bei uns nur 1x vor! o Ried im Mühlviertel o Ried im Innkreis: hängt ab v. ahd: hriot (Schilfgras) … also das zählt da nicht dazu!  ist in der Nähe v. d. zusammenfließenden beiden Bächen: Sumpfgebiete u. in der Nähe d. Sumpfgebietes entstanden  dieses hr im Ahd. hat nix mit dem behauchten r zu tun … ist schon im 9. Jhd. geschwunden  man kann bei Überlieferungen im 9. Jhd. aufgrund d. Geländeverhältnisse entscheiden, was das ist o die wenigen Ried-Namen gehen auf das Schilfrohr zurück … gibt eben nur das eine andere … als in der Mitte d. 12. Jhd. die systematische Rodung v. Wald (Hochwald v.a.) eintritt: hat man schon die Art, wie man gerodet hat, zum Ausdruck gebracht  das große Rodungsgebiet in Ö = Mühl- u. Waldviertel 7.16 –schlag-Namen  Hochwald: geschlägert worden o v.a. Klöster: St. Florian z.B. o und auch eine Reihe v. kl. Adelsgeschlechtern, die Grundbesitz hatten u. Leute ansiedeln wollten, um den Zehent abnehmen zu können v. d. Leuten  schlagen geschieht mit der Axt … d.h. Leute haben Bäume m. d. Axt zu Fall gebracht o Baumstamm so eingekerbt, dass er umfällt in der Weise, dass er sich natürlich nach unten senkt … u. ordentlich umfällt o Äste zerschneiden u. wegbefördern o Stümpfe bleiben übrig … entweder ausgegraben od. verrotten lassen (muss man schauen, dass nix nachwächst, sonst war d. Arbeit umsonst) Bsp. 7.16.1

1. -schlag: Ottenschlag (Waldviertel): 1277 Ottenslag. PN Otto 

v.a. im Weinviertel u. Mühlviertel, teilweise im westl. NÖ

7.17 –schwand/-schwend-Namen  schwand => hängt m. „schwinden“ zusammen o in historischen Grammatik: Kausativa (v. 2. Stamm eines starken Verbums leitet man ein Wort ab: „etwas zum Schwinden bringen“ … das macht man m. Rodung)

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 wie hat man gerodet? o Bäume ca. bis 1 Meter 1 Stück rundherum abgeschält o Saft v. Baum wird von außen nach oben befördert, nicht v. d. Mitte aus o Baum bekommt wenig Saft, wird immer weniger … dauert 20-30 Jahre, bis Baum von selber umfällt  d.h. das kann man nur da anwenden, wo man Zeit gehabt hat z.B. beim Mondsee … da hatten die Mönche Zeit, so zu roden  schwand der swant  schwend diu swente Bsp. 7.17.1

-schwand/-schwend: Schwand im Innkreis: 1240 Swant. Mhd. der swant (mask.) Gschwendt (bei St. Ägidi/Donau): ca. 1130 ad Suente. Mhd. diu swente (fem.) 7.18. –sang/-seng-Namen  nächste Rodungsart … da gibt’s nicht viele  sengen = abbrennen … aber was dahintersteckt ist, „die Bäume zum Singen bringen“ o wenn man an Stämmen Feuer anlegt, bewirkt das Feuer Hitze, dadurch trocknet d. Rinde aus u. das macht dann so ein komisches Geräusch Bsp. 7.18.1

-sang-/-seng: Asang mehrfach in Oö und Nö. Mhd. der âsanc (mask.) Bachseng (bei Zell an der Pram): 1433 Pachseng. Mhd. diu senge (fem.)  Form d. Brandrodung … die hat man aber relativ selten angewendet, weil wenn Brände entstehen, kann das gefährlich werden Brandnamen:  Brandrodung od. abgebrannt  gab früher oft Brände … weil Häuser waren m. Holzschindeln gedeckt u. wenn man Feuer macht, gibt’s Funkenflug, Holzdach kann leicht zum Brennen anfangen … man geht davon aus, dass die Namen nicht v. Brandrodung kommen sondern, dass da Häuser niedergebrannt sind o kann man nicht nachweisen, aber man geht davon aus … weils keine großen Flächen sind, sondern einzelne Häuser, die mitten im Wald oder Feldern oder so stehen o also durch Hausbrand entstanden 7.19 –öd-Namen v.a. im Mühlviertel  Ödnis oder verödet  Möglichkeit 1: Verödung einer bestehenden Siedlung u. nachher eine neue Besiedlung o z.B. nach 30-jährigen Krieg od. sonstige Kriege … Verödungen durch Kriege u. spätere Wiederbesiedelung  Möglichkeit 2: in d. Einsamkeit wird gerodet

102



Möglichkeit 3: Kleinod o ursprüngl. Besitzbezeichnung o das ist nur in Ahd. Zeit üblich, ist dann im Mhd. ausgelaufen u. f. Wiesinger ist es nicht nachvollziehbar, warum die öd-Namen m. Besitzbegriff in Verbindung gebracht werden o Kontexte: meistens öd u. hat nix m. Besitz zu tun

7.19.1

–öd: Hellmonnsödt (nördl. Linz): 1260 Helmwigsode, 1366 in Helmeisöder pfarre, ca. 1380 Helmansöd, ca. 1775 Helmonsed. PN Hëlmwîg Rauchenödt (in Grünbach bei Freistadt): 1286 in Rauchenode, 1387 de Rauhenöd. Mhd. rûch ‚rau, hart, streng‘, hier mit Bezug auf die freie, dem Wind ausgesetzte hohe Lage z.B. Rauchenödt: völlig isoliert auf Anhöhe  rundherum gibt’s nix … rauh = vom Wind  rauhe Wildnis, abgelegt v. anderen Orten z.B. Hellmonnsödt: war ursprüngl. vermutlich etwas Ähnliches, ist jetzt ein großer Ort Ende: Faktisch im 13, 14. Jhd. sind unsere ganzen Gegenden besiedelt: damit hört die Siedlungstätigkeit und die Namengebung auf  unser heutiger Siedlungsbestand existiert also seit 600-700 Jahren (mindestens) o ist teilweise noch weiter besiedelt worden, z.B. im Bergland (K, T, V) … hat man noch Rodungen betrieben  Ausdehnungen von vorhandenen Siedlungen gibt es immer  Zusammenwachsen v. getrennten Siedlungen zu größeren ist Phänomen d. 19. Jhd.  neue Siedlungen: neue Erscheinungen … Rodungen haben f. Siedlungszwecke im Mühlviertel im 18. Jhd. aufgehört (Liebenau) … um 1720 die letzten Rodungen f. Siedlungswecke  Ausnahme, dass etwas so lang systematisch angedauert hat o ist bis heute noch riesiges unbesiedeltes Gebiet … das trifft auch im Gebirge zu:  Erbhöfe: z.B. in Tirol im 17. Jhd. spätestens angelegt … meistens viel früher, sind sehr alt  für Gewinnung v. Weiden kl. Gebiete gerodet … das wars dann

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