Vinkovci Das Tor Kroatiens

October 17, 2017 | Author: Kristin Frank | Category: N/A
Share Embed Donate


Short Description

1 Vinkovci Das Tor Kroatiens Kaum ein Deutscher kennt die Stadt Vinkovci im Osten Kroatiens, die nur wenige Kilometer vo...

Description

Vinkovci – Das „Tor“ Kroatiens Kaum ein Deutscher kennt die Stadt Vinkovci im Osten Kroatiens, die nur wenige Kilometer von der serbischen Staatsgrenze entfernt ist. Dabei gehört sie zu den ältesten Städten in ganz Europa. Doch vor rund 20 Jahren wurde die Stadt im Kroatienkrieg fast vollständig zerstört. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges bildeten Kroatien, Serbien, Montenegro, BosnienHerzegowina, Slowenien und Mazedonien die Volksrepublik Jugoslawien. Mit der Volksabstimmung begann 1991 der Zerfall Jugoslawiens. Kroatien erklärte im Juni 1991 seine Unabhängigkeit von dem durch die Serben dominierten Jugoslawien, das durch das gewaltsame Eindringen seiner Armee auf kroatisches Territorium versuchte, eine Abspaltung zu verhindern. Die kriegerischen Auseinandersetzungen dauerten 5 Jahre und hinterließen Zerstörung, Wut und Verzweiflung. Vinkovci und die rund 40 Kilometer entfernten Städte Osijek und Vukovar waren die ersten militärischen Angriffspunkte der Serben. Vinkovci wurde stark bombardiert, weshalb die Hälfte der Stadt zerstört wurde. Von den rund 40.000 Einwohnern verließen mehr als zwei Drittel die Stadt, um in Länder wie Deutschland, Österreich oder Dänemark zu fliehen. Öffentliche und humanitäre Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten und Krankenhäuser wurden gezielt zerstört, obwohl sie laut Genfer Konvention unter allen Umständen zu schonen sind und durch das Schutzzeichen des Roten Kreuzes auf weißem Grund gekennzeichnet waren. Auch das Gymnasium „Matije Autune Reljkovicà“ wurde durch acht Bomben getroffen. Den Kindern der zurückgebliebenen Familien und den Waisenkindern Vinkovcis war der Schulbesuch nicht mehr möglich. Die Stadt reagierte darauf und schickte einen Großteil der Kinder zu Verwandten in andere Länder. Die deutsche Stadt Kenzingen in Baden-Württemberg bot ebenfalls ihre Hilfe an und nahm viele Kinder bei sich auf, weshalb heute noch eine große Bindung zwischen Vinkovci und Kenzingen besteht. Nachdem die militärische Belagerung Kroatiens 1995 nachließ, kehrten die meisten Familien wieder nach Vinkovci zurück. Insgesamt waren 11.000 Wohneinheiten der Stadt zerstört und 750 Menschen verletzt worden. Bis heute sind rund 90 % der Stadt wieder aufgebaut worden. Die Stadtverwaltung setzt dabei auch auf ökologisch wirksame und nachhaltige Projekte. Dazu zählen einerseits der Umbau der Kriegsmüll- und wilden Deponien zu naturgerechten Mülldeponien und andererseits energieeffiziente Beleuchtungssysteme. Auch der Aufklärung der Bürger über gesundes Leben im Rahmen einer jährlich stattfindenden Gesundheitsmesse wird eine große Bedeutung beigemessen, auch, weil die psychologischen Traumata des Krieges noch sehr präsent sind. Tina Haupt (17)

Bazjaš – eine wilde Deponie wird zahm Auf den ersten Blick ist nicht zu erkennen, dass es sich bei dem leicht bewachsenen, grünen Hügel namens Bazjaš nahe Vinkovci um eine Mülldeponie handelt. Auf 800 Metern Länge hatten sich in den letzten 10 Jahren 550 000 Tonnen Abfall angesammelt. Die ehemals illegale Deponie entstand in der Zeit des Krieges zwischen Kroatien und Serbien von 1991 – 1998. Die Einwohner der während des Krieges belagerten Stadt Vinkovci sahen sich gezwungen, ihre Abfälle in dem nahegelegenen Waldgebiet zu entsorgen, da der Zufahrtsweg zur nächstgelegenen legalen Mülldeponie versperrt war. Auch nach dem Krieg wurde weiter unerlaubt Müll nach Bazjaš gebracht. Durch den Müll wurden in der Folgezeit Grundwasser, Wälder, der nahegelegene Fluss Bazjaš sowie Menschen und Tiere im negativen Sinne beeinträchtigt. Häufige Selbstentzündungen der Abfalllagerstätte verstärkten diesen schädlichen Effekt. Daher beauftragte die Stadt Vinkovci im Jahre 2003 die Firma EURCO mit der Sanierung der Müllhalde. Finanziert wurde das Projekt unter anderem vom Umweltschutzfond der EU und durch die Unterstützung Dänemarks. Die Sanierung konnte in relativ kurzer Zeit erfolgen, da die Beschaffenheit des Bodens die Arbeiten wesentlich erleichterte. So konnte durch das natürliche Vorhandensein einer wasserundurchlässigen Torfschicht auf eine Umlagerung des Mülls auf eine wasserdichte Folie verzichtet werden. Die Sanierung wurde in Etappen vollzogen, da zeitweise nicht genug Geld zur Verfügung stand. Bis zum Abschluss der Arbeiten 2007 wurde weiterhin Abfall deponiert. Die Gesamtkosten für die Sanierung beliefen sich auf 13 Millionen Kuna (ca. 1,8 Mio. €). Mittlerweile treten keine giftigen und übel riechenden Gase mehr aus der Deponie aus und auch das Ökosystem ist auf dem Weg der Regenerierung. Bald wird hier nur noch ein dichter Wald sein und ein ungewöhnlich gerader und langgestreckter, bewachsener Hügel wird an die zurückliegende Zeit erinnern. Der hohe Aufwand der Sanierung wird durch den ökologischen Nutzen für die Umgebung von Vinkovci entlohnt. Aus diesem Grund sollten auch die verbleibenden 398 großen wilden Deponien Kroatiens saniert werden. Georg Zweiniger (17), Anna Ranert (18), Johannes Gergenreder (18), Kristina Kunz (17), Franziska Welke (17)

Wie verläuft die Sanierung einer Müllkippe? Das Ziel einer Sanierung ist es, den gelagerten Müll vollständig von den natürlichen Kreisläufen zu isolieren. Ein gut durchdachter Schichtaufbau ermöglicht die gewünschte Isolation. Die Auflistung beschreibt den Aufbau beginnend mit der untersten Schicht. 1. 2. 3. 4. 5. 6.

eine wasserundurchlässige Schicht (zumeist aus Folie) eine wasserdurchlässige Schicht (aus Kies oder Sand) der Müll eine wasserdurchlässige Schicht (aus Kies oder Sand) eine wasserundurchlässige Schicht (Folie) fruchtbare Erde (Humus)

Zwischen dem Müll und der sich darüber befindenden wasserdurchlässigen Lage werden Rohre verlegt, welche die entstehenden Faulgase auffangen und ableiten. Auf diese Weise gewonnene Gase (zum Beispiel Methan) können unter anderem verbrannt und anschließend zur Wärmeversorgung naheliegender Städte genutzt werden. Die oberste mit fruchtbarer Erde bedeckte Schicht wird im Laufe der Zeit auf natürlichem Wege von Pflanzen besiedelt, sodass die sanierte Müllkippe sich optisch in das Landschaftsbild integriert. Georg Zweiniger (17), Anna Ranert (18), Johannes Gergenreder (18), Kristina Kunz (17), Franziska Welke (17)

Umweltpolitik in Kroatien Innerhalb der Europäischen Union sind Themen wie Umweltschutz und Gesundheit seit 1972 ein fester Bestandteil der Politik. Kroatien, ein Land, das kein Mitglied der Europäischen Gemeinschaft ist, regelt seine Umweltpolitik selbst. Das damals aus dem 1991 zerfallenen Jugoslawien hervorgegangene Land sah sich mit einer Reihe von ökologischen Altlasten konfrontiert, die aus fehlendem Umweltbewusstsein aber auch dem Krieg mit Serbien resultierten. Der Neuanfang gab jedoch die Möglichkeit einer neuen – auch ökologischen - Orientierung. Neben konkreten Maßnahmen vor Ort bewilligt der Staat Kroatien Umweltprojekte in Form von Austauschprogrammen, bei denen durch eine Zusammenarbeit mit deutschen Schulen schon junge Menschen für die Thematik sensibilisiert werden sollen. Im Rahmen solcher Projekte werden die Schüler und Schülerinnen mit aktuellen und geplanten Umweltprojekten und Problemen ihrer Heimatregion und deren Lösung in Deutschland vertraut gemacht. Von aktueller Bedeutung ist z. B. in der Stadt Vinkovci der Fluss Bosut, in dem sich im Laufe der Zeit viel Abfall angesammelt hat. Dabei handelt es sich um ein fast stehendes Gewässer, weshalb der Müll im Wasser beginnt zu faulen. Das führt dazu, dass sich bestimmte Pflanzen bilden, die extrem schädlich für die Umwelt sind. Viele Fische leiden und sterben sogar, weil diese Pflanzen dem Wasser eine Menge Sauerstoff entziehen. Jetzt soll ein neues Projekt begonnen werden, bei dem der Fluss gesäubert und "entschlammt" wird, um das allgemeine Umweltklima in der Stadt zu verbessern. Weitere Projekte sollen folgen und der Umwelt zu Gute kommen und an bereits abgeschlossene Maßnahmen anschließen. Kroatien verfolgt verschiedene Projekte, um die Umwelt zu erhalten und zeigt Interesse an dieser Politik, wenngleich die dafür notwendigen Mittel bei Weitem nicht ausreichen und wirtschaftlichen Interessen, die gerade in dieser abgeschiedenen Grenzregion zu einer Belebung führen könnten, nachgestellt werden. Tom Stannek (17), Vadim Beyer (17), Tilo Weber (16), Antonia Luba (16)

Möglichkeiten der Abfallentsorgung: Ein Vergleich In Kroatien, wie auch in Deutschland, wird versucht, die enormen Entsorgungsprobleme für Abfälle verschiedener Art zu lösen. Da man sich dabei zum Ziel gesetzt hat, so umweltverträglich und nachhaltig wie möglich zu arbeiten, hat sich die Art und Weise der Entsorgung in den vergangenen Jahrzehnten weitgehend verändert. Während früher auf Deponien gesetzt wurde, sind heute Müllrecycling- beziehungsweise Müllverbrennungsanlangen stärker gefragt. So ist in Deutschland der Prozess der Stilllegung von Deponien bereits in den neunziger Jahren eingeleitet worden. Ziel ist es dabei, in Zukunft komplett auf die Abfallentsorgung mit Deponien zu verzichten und durch Recycling- wie Verbrennungsanlagen zu ersetzen. So erfolgte die Stilllegung der Deponie Schwanebeck bei Berlin bereits zum 31.05.2005. Lediglich die Deponiegase werden in Blockheizkraftwerken energetisch verwertet und zur Stromversorgung von Berlin - Buch genutzt. Doch aufgrund der enormen Größe und der gegenwärtigen Nutzung der entstehenden Gase wird eine gezielte Bepflanzung oder Rekultivierung in den nächsten 50 Jahren nicht möglich sein, so dass der kahle Berg auch in den nächsten Jahrzehnten über das flache Land ragen wird. In Kroatien stellt sich die Situation anders dar. In Bezug auf die Deponien wurde dieses Problem zum Beispiel in Bazjaš, in unmittelbarer Nähe der Stadt Vinkovci im Osten Kroatiens, besser gelöst. Im Laufe der kommenden Jahre werden sich die verhältnismäßig kleineren, stillgelegten Deponien den umliegenden Verhältnissen bereits angepasst haben und als Müllentsorgungsanlage nicht mehr erkennbar sein. Dies ist möglich, da die Deponien aufgrund ihres Alters und ihrer Größe kaum noch nutzbare Gase bilden. Anders als in Deutschland ist jedoch die Abfallentsorgung mit Hilfe von Recycling, die kaum ausgebaut ist. Da besteht enormer Nachholbedarf. Dennis Rahmel (18)

LED Straßenbeleuchtung - eine glänzende Investition für die Zukunft Bernau/Vinkovci – Bei Schülern in Vinkovci, aber auch im Barnim, hieß es vor kurzem: „Es werde Licht!“. Und das nicht mit irgendwelchen Straßenlaternen, nein, sondern mit einer sehr ökofreundlichen LED-Straßenbeleuchtung. Wir verwenden diese kleinen Lämpchen bereits in Taschenlampen und Bodenleisten, als Gartenbeleuchtung und seit neuestem auch in Fernsehern. Doch was sind LEDs eigentlich und warum sind sie so umweltfreundlich? LED steht für Light Emitting Diode, was so viel wie Leuchtdiode heißt. Sie ähnelt vom Grundprinzip einer Glühlampe, nur dass ein Kristall als Stromleiter fungiert. Dieser Kristall besteht aus zwei verschiedenen Schichten, die entgegengesetzt elektrisch geladen sind. Wandert der Strom nun von der einen zur anderen Schicht, entsteht dabei Licht, welches die verschiedenen Farben des Regenbogens annehmen kann - Hightech im Vergleich zur 1841 patentierten Glühlampe. In Vinkovci hat man nun angefangen diese veralteten Glühlampen durch die LED-Leuchten auszutauschen. Dadurch kann die im Kroatienkrieg zerstörte Stadt erheblich Kosten sparen, zumal der EU-Beitrittskandidat Kroatien sich an die EU-Richtlinie, die umweltfeindlichen Glühlampen abzuschaffen, halten möchte. Bisher wurden in Vinkovci 100 neue Lampen installiert. Das ist jedoch noch zu wenig bei 4400 bis zu 20 Jahre alten Glühlampen. Somit steht dieses UmweltProjekt zurzeit mit an vorderster Stelle. Auch im Barnim sah man die Chance für die neuartigen Lämpchen. Im Rahmen der Kampagne Erneuer:Bar bekam die Gemeinde Panketal im Oktober 2009 ihre ersten auf LED-Technik basierenden Straßenlaternen. Entlang einer Schulstraße zwischen Schwanebeck und Zepernick wurden 52 dieser LED-Leuchten auf einer Strecke von 1,5 km aufgestellt und bilden nun einen „Energiepfad“. Kurze Zeit später gab es bereits eine zweite Anlage. Die neue Straßenbeleuchtung am Fernradwanderweg Berlin-Usedom ist im Dezember 2009 der Gemeinde übergeben worden. Natürlich stellt sich für sparsame Mitbürger jetzt die Frage, weshalb man unbedingt eine neue LEDStraßenbeleuchtung braucht, wenn die alten Glühlampen doch noch funktionieren? Besonders überzeugend ist natürlich der Umweltaspekt. Die Herstellung einer Glühlampe bedeutet einen hohen CO2-Ausstoß, denn der Stahl für die Halterung muss angefertigt werden. Bei der LEDLampen-Produktion wird kaum CO2 ausgestoßen, da umweltverträgliches Aluminium verwendet wird. Weiterhin haben die LED-Lampen eine Lebensdauer von 100.000 Stunden, während eine Glühlampe gerade mal 1.000 Stunden leuchten kann. Ein besonders sparsamer Stromverbrauch und ein geringer Anschaffungspreis können sogar die Sparfüchse unter uns überzeugen: mit 0,1 W je Stunde verbraucht sie das 1000-fache weniger als eine herkömmliche Glühlampe bei gleicher Lichtausbeute und dafür muss man durchschnittlich nur 45 Cent für ein LED-Lämpchen ausgeben. Somit ist die Anschaffung einer neuen LED-Leuchte um 20 Cent je Lampe preiswerter als eine herkömmliche Glühlampe. Sollten wir wirklich in der Zukunft einheitlich in Europa nur noch LEDs verwenden, würden Ballungsgebiete und Städte vielleicht vom Satellitenbild der Erde bei Nacht verschwinden. Neben der vorteilhafteren Energiebilanz könnte so auch der gegenwärtigen Lichtverschmutzung Einhalt geboten werden, unter der vor allem Zugvögel zu leiden haben. Madeleine Jordan (16)

View more...

Comments

Copyright � 2017 SILO Inc.