Verleihung des Ritterkreuzes des Ordens vom Zähringer Löwen an den preußischen Hauptmann Konstantin

December 28, 2016 | Author: Matthias Günther | Category: N/A
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V. GESCHICHTE

V. GESCHICHTE

810 BADEN. – FRIEDRICH I., Großherzog, 1826 – 1907. Urkunde m. U. Schloss Baden 2.VI. 1865. 1 S. gr.-folio. Mit schönem papiergedecktem Siegel. Kleiner Randeinriss. (120.—) Verleihung des Ritterkreuzes des Ordens vom Zähringer Löwen an den preußischen Hauptmann Konstantin Sander. Beiliegend ein Br. m. U., Karlsruhe 1877, an den Agronomen Friedrich Wilhelm Dünkelberg in Bonn, dem er für dessen Werk über den „Wiesenbau“ dankt.

811 — — 2 Br. m. U. Karlsruhe 12.IX.1889 und 1.V.1891. 2 S. gr.-4o. Ein Brief mit Trauerrand und kleinen Einrissen. Leicht gebräunt. (300.—) An den Theologen und Juristen Friedrich Curtius (1851 – 1933), damals noch Kreisdirektor in Thann (Elsaß), dem er für „Glück- und Segenswünsche“ dankt. Beiliegend 4 Autographen: 2 e. Br. m. U. von Großherzog Friedrich II. (Langenstein 1918 und Badenweiler 1919), ein e. Br. m. U. von Großherzogin Luise (Mainau 1912) und ein e. Br. m. U. von Königin Victoria von Schweden (Stockholm 1885); an Friedrich Curtius bzw. dessen Gemahlin Louise geb. Gräfin von Erlach-Hindelbank.

812* BADEN-BADEN. – GÄSTEBUCH des Kurhotels „ H a u s M e s m e r “ für das Jahr 1871. 60 beschriebene Seiten (leicht gebräunt, teilweise etwas fleckig); gut ein Viertel der Seiten sind leer. 4o. Brauner Lederband mit geprägtem Titel, Goldschnitt. Rücken (leicht gelockert) und Kanten etwas berieben. (600.—) Mit über 150 Eintragungen (zum großen Teil e. Namenszüge) aus dem deutschen und europäischen Hochadel sowie von bekannten Personen der Zeitgeschichte. Die Eintragungen stammen überwiegend aus den Jahren 1871 bis 1890. Hier nur einige Namen: Otto von Bismarck (eingeklebter e. adressierter Briefumschlag und e. Namenszug), Kuno Fischer, Gustav Freytag, Königin Luise von Dänemark, König Georg von Griechenland, Franz Liszt, Edwin von Manteuffel, Helmuth von Moltke, Königin Sophie der Niederlande, Kaiserin E l i s a b e t h von Österreich (2 Einträge), Kaiser Wilhelm I. (2 Einträge) und Kaiserin Augusta sowie ihre Tochter Luise von Baden, Kronprinz Friedrich und Kronprinzessin Victoria von Preußen, der spätere Kaiser Wilhelm II. und Kronprinz Wilhelm von Preußen, Kaiserin Maria Feodorowna von Russland, Königin Sophia von Schweden, der spätere König Gustav V. und Königin Victoria von Schweden, König Franz II. und Königin Maria Beider Sizilien, John Lawson Stoddard, Friedrich von Wrangel, König Karl I. und Königin Olga von Württemberg. Des weiteren mit Einträgen von Mitgliedern u. a. der Häuser Baden, Bayern, Hohenlohe-Langenburg, Lippe, Mecklenburg-Schwerin, Preußen, Sachsen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Meiningen und SachsenWeimar.

813 BAYERN. – MAXIMILIAN II. EMANUEL, Kurfürst, 1662 – 1726. Br. m. U. u. E. München 12.VIII.1722. 2 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. (250.—) An Landgraf Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt, dem er zur Geburt seines Enkels Prinz Georg Wilhelm gratuliert. Beiliegend ein gedrucktes kurfürstliches „Patent ... wider das Bettler- Zigeuner- und Raubergesindel“, München 29.XII.1719, 1 S. imp.-folio (ca. 7643 cm).

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V. GESCHICHTE

814* — MAXIMILIAN IV. (I.) JOSEPH, Kurfürst, 1806 der erste König, 1756 – 1825. Br. m. U. u. E. und dreizeiliger e. Nachschrift. Nymphenburg 28.VII.1804. 1 S. 4o. Mit dreiseitigem Goldschnitt. (250.—) An den schwedischen Staatsmann Hans Axel Graf von Fersen, den ehemaligen Favoriten der Königin Marie Antoinette, der wie der Kurfürst in seiner Jugend in der französischen Armee gedient hatte. „... Ce n’est que depuis trois jours ... que le B[ar]on de Klinckström m’a remis Votre lettre du 15 Avril ... et je contribuerai avec bien du plaisir, autant qu’il dependra de moi, à rendre agréable à Votre Neveu le sejour de Munich ...“ Die eigenhändige Nachschrift betrifft wohl einen Besuch des schwedischen Königspaares in München sowie einige Elche, die wohlbehalten eingetroffen seien: „La Reine arrive ici dimanche 5 d’aoust et le Roi quelques jours plus tard. Ma femme vous fait mille amitiées. Les Elans tout arrivés en très bon Etat.“ Königin Friederike von Schweden geb. Prinzessin von Baden, Gemahlin Gustavs IV. Adolf, war eine Schwester von Maximilian Josephs zweiter Gemahlin Karoline. – Mit Fersens Empfangsvermerk am Kopf.

815 — — E. Br. m. U. O. O. 7.II.1810. 1⁄2 S. 4o. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Leicht fleckig, kleiner Randeinriss. (150.—) An den ihm befreundeten französischen Offizier Jean Baptiste de Chastel de Boinville (1756 – 1813). „Des Circonstances imprévues m’Empêchent ... de réaliser ma promesse; disposez de moi dans toute occasion où je pourrai vous donner des preuves de mon ancienne amitié ...“

816* — (LUDWIG I., König, 1786 – 1868.) – MONTEZ, Lola, ursprünglich Elisabeth Rosanna Gilbert, Tänzerin; Geliebte König Ludwigs I., von ihm zur Gräfin Landsfeld erhoben, 1818 – 1861. E. Billett m. U. O. O. u. D. 1 S. quer-schmal-gr.-8o. Etwas fleckig, Einriss fachmännisch ausgebessert, Montagespuren an den unteren Ecken. (800.—)

An „Monsieur Miquel“ wegen einer Verabredung. „... Je suis venue vous voir et vous n’y étiez pas si vous pourrez passer chez moi demain à 11 heures j’ai à vous parler ...“

817 — MAXIMILIAN II., König, 1811 – 1864. Br. m. U. „Max“. München 28.X.1850. 1 S. 8o. Mit kleinem geprägtem Wappen am Kopf. (180.—) An seinen Kriegsminister Ludwig von Lüder. „... Ich will, daß Sie dem hier befindlichen Obersten des Mir von dem Kaiser von Oesterreich Majestät“ (Franz Joseph I.) „verliehenen Regiments ... zwey goldene und sechs silberne Tapferkeits-Medaillen zur Austheilung nach seinem Ermessen an die sich vornehmlich ausgezeichnet habenden Unteroffiziere und Gemeine, zu Handen stellen. – Hätte der Oberst den Wunsch, noch ein paar solcher silbernen Medaillen mehr zu bekommen, überlasse ich Ihnen die Bescheidung ...“ Beiliegend ausgeschnittene Namenszüge von Maximilian II., Ludwig I. sowie des Ministers Johannes von Lutz und des Theologen Ignaz Döllinger (zusammen auf ein 8o-Blatt montiert).

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V. GESCHICHTE (Bayern)

818 — LUDWIG II., König, Freund Richard Wagners, 1845 – 1886. Urkunde m. U. (handschriftlich ausgefüllter Vordruck). Schloß Berg 18.VI.1 8 6 6 . 1 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel. Etwas gebräunt. Kleine Faltenrisse. (600.—) „Patent für den zum Hauptmann 2. Cl. beförderten bisherigen Oberlieutenant Kajetan Rechenmacher“ (Regest) vom 8. Infanterie-Regiment . – Das Regiment gehörte zum VII. (bayrischen) Bundes-ArmeeCorps, das damals bei Bamberg aufmarschierte, um – eine Woche später – den Hannoveranern zu Hilfe zu kommen. Beiliegend ein e. adressierter Briefumschlag König Ludwigs I. (Bad Brückenau o.D., Siegel ausgeschnitten, Adresse durchstrichen): „An / den königlich Preussischen / Herrn Geheimen / Ober-Regierungsrath Körner / in / Berlin / frey“ – Christian Gottfried Körner, Schillers Freund und Vater des Dichters und Freiheitskämpfers Theodor Körner.

„ewig unvergeßliche Freuden“ 819* — — E. Br. m. U. „Ihr sehr gewogener König / Ludwig“. O.O. 5.V.1872. 2 S. gr.-8o. Mit bekrönter Wappenprägung. Mit eigenh. Umschlag. (3.000.—) An den Tenor Franz N a c h b a u r (1830 – 1902). „Mein lieber Nachbaur! / In Eile diese Zeilen! / Recht innig habe ich bedauert, Sie vor Ihrer Abreise nicht mehr habe sehen zu können. Gestern, wie vorgestern war ich nämlich von sehr heftigem Kopfweh geplagt, u. heute wollte ich Sie doch nicht mehr zu mir bemühen, da Sie von der Oper gewiß ermüdet zurückgekommen sein werden u. da es überdieß der letzte Abend ist, den Sie vor Ihrer Abreise mit Ihrer Familie vereint sein können. Als ‘ Ta n n h ä u s e r ’ sowohl, als auch als ‘Masaniello’ haben Sie mich durch Ihren wundervollen Gesang, wie auch durch Ihr herrliches Spiel entzückt. – Herzlichen Dank für die ewig unvergeßlichen Freuden die Sie mir dadurch bereitet haben. Viel u. oft werde ich Ihrer gedenken, mein lieber Nachbaur ...“ In der Uraufführung der „Meistersinger von Nürnberg“ am 21.VI.1868 in München hatte Nachbaur den Walther von Stolzing gesungen. Seine glänzende Erscheinung und der Klang seiner Stimme hatten Ludwig derart beeindruckt, daß er den Sänger zu seinem „besten Freund“ erklärte.

820 BEBEL, August, sozialdemokratischer Politiker, 1840 – 1913. E. Br. m. U. Schöneberg 25.III.1906. 1 S. quer-8o (Briefkarte). Mit gedrucktem Briefkopf. Mit frankiertem Umschlag. (200.—) An den Journalisten Ludwig Lessen (1873 – 1943), Redakteur der „Neuen Welt“ in Berlin, den er an den 85. Geburtstag des Journalisten und Schriftstellers Robert Schweichel erinnert. „Werter Genosse! Ich möchte Ihnen mitteilen, daß Rob. Schweichel am 12 Juli dies. Jahres sein 85 Lebensjahr abschließt; ich darf doch wohl annehmen daß die Neue Welt diesen Tag mit einem Artikel über ihn feiern wird ...“ – Der Journalist und Schriftsteller Robert Schweichel war ein enger Freund Bebels und Wilhelm Liebknechts. Beiliegend ein eigenh. Namenszug von Maximilian Harden, als Albumblatt geschrieben, o.O. 1912.

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V. GESCHICHTE

Nr. 819 König Ludwig II. von Bayern

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V. GESCHICHTE

821 BERLIN, Revolution 1848/49. – Ca. 60 Drucke: Plakate, Bekanntmachungen, politische Streitschriften, Spottblätter und Gedichte, Polizei- und Bürgerwehrakten. Berlin u. a. Orte 1848/49. Über 200 S. gr.-folio bis gr.-8o. Teilweise etwas gebräunt und kleine Randschäden. – Dazu über 30 handschriftliche Schriftstücke und Briefe, Berlin 1848, über 270 S. gr.-folio bis (800.—) gr.-8o. Teilweise etwas gebräunt und kleine Randschäden. Darunter „Die Wahlfrage“ (Berlin 1848), die Nummern 1 bis 5 und 7 bis 11 der humoristisch-satirischen Zeitschrift „Berliner Grossmaul“ (1848), die Note „Der Centralausschuß der Demokraten Deutschlands an die demokratischen Vereine“ (Berlin 17.VII.1848), das Gedicht „Die Todten an die Lebenden“ von Ferdinand Freiligrath (Juli 1848), die „Rede des Ministers ... von Manteuffel ... wegen Aufhebung des Belagerungszustandes der Stadt Berlin“ (25.IV.1849), „Die deutsche Frage und das preußische Ministerium“ (Berlin 27.IV.1849), der Aufruf „An mein Volk!“ von Friedrich Wilhelm Graf von Brandenburg (Charlottenburg 15.V.1849), „Die Deutsche Kaiserkrone“ (Berlin, Juli 1849), „Von den neuen Wahlen“ (Juli 1849), die „Note des Patriotischen Vereins an den Patriotischen Verein Potsdam“ (Berlin 28.IX.1849, m. U. des Vorsitzenden Mathis) und „Wer ist Waldeck?“ (Berlin 1849). Dazu die handschriftlichen Schriftstücke: eine Abschrift der „Acta: Staats-Verfass[ung] 3 vol. I“ (Berlin 1848, 195 S. folio), Aufzeichnungen des Magistrats von Berlin (darunter von einer Unterredung mit König Friedrich Wilhelm IV., Fragment), eine Schilderung der Besetzung des Mehlhauses am 29.V.1848, 3 Briefe des Polizeipräsidenten Moritz von Bardeleben an den Magistrat bzw. an das Kommando der Bürgerwehr (Berlin 1848) sowie eine Protestnote von Bürgerwehrmännern des 46. Stadtbezirks an das Kommando der Bürgerwehr (10.XI.1848).

822* BETHMANN-HOLLWEG, Theobald von, Reichskanzler, 1856 – 1921. E. Br. m. U. Berlin 10.I.1913. 21⁄3 S. gr.-4o. Mit Empfangsvermerk des Adressaten am Kopf. Minimal braunfleckig. (300.—) An Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen mit Dank für Neujahrsgrüße und „Anteilnahme an dem Tode des Staatssekretärs von Kiderlen“ (am 30. Dezember des Vorjahres). „... In der B a l k a n k r i s e werden auch jetzt noch mancherlei Schwankungen vorkommen. Ich halte aber eine friedliche Regelung für ziemlich sicher, da keine der Großmächte kriegslustig ist. Die Gestaltung der inneren Politik wird wesentlich von der Haltung des Zentrums abhängen. Es wird mir und der Regierung überhaupt an allen Ecken und Enden Schwierigkeiten machen, in großen Fragen aber wohl nicht versagen, es sei denn, daß es auf einen Kanzlerwechsel hinarbeitet, worüber ich noch nicht klar sehe. Jedenfalls hat uns der Minister von Hertling mit den Jesuiten eine abscheuliche Suppe eingebrockt ...“ Die erneute Bosnien-Krise hatte den Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Alfred von Kiderlen-Waechter, am 2. Oktober des Vorjahres veranlasst, eine Rede zu veröffentlichen, in der alle europäischen Mächte zu einer Neutralitätspolitik auf dem Balkan aufgefordert wurden.

823 BISMARCK, Otto Fürst von, Staatsmann; Kanzler des Deutschen Reiches und von Preußen, 1815 – 1898. E. Billett m. U. (Berlin 21.II.1866.) 1 S. quer-gr.-8o. Linker und rechter Rand montiert. Kleiner Faltenriss, ein Eckchen fehlt. (250.—) „Dienstag. / Ich bitte den Herrn Minister zu einer vertraulichen Besprechung auf Mittwoch 1 Uhr W i l h [ e l m ] s t r 7 6 schleunig einzuladen / vBismarck“. Beiliegend ein e. Albumblatt m. U. von Feldmarschall Friedrich Graf von Wr a n g e l (Berlin 1857, leicht beschädigt): „Die Rechte des Herrn / behalten den Sieg. / vWrangel / Feldmarschall“.

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V. GESCHICHTE

824 — — Portraitphotographie mit e. Namenszug „vBismarck“ und Datum „4 März 1893“ auf dem Untersatzkarton. Kabinettformat. Aufnahme: A. Bockmann, Straßburg i.E., 1890. Umlaufender Goldschnitt. In verglaster (mittig gebrochen) roter Samtkassette der Zeit. (300.—) Die Aufnahme zeigt Bismarck sitzend, in Hut und Mantel, auf seinen Stock gestützt. Mit diversen Beilagen, darunter ein Brief und zwei Telegramme von fremder Hand (1893), die Übersendung der Photographie an einen Bewunderer betreffend, ein Einblattdruck (13.VII.1874): „Worte des Fürsten Bismarck / bei der zur Feier seiner Errettung ihm gebrachten Serenade“ (Bismarck war an diesem Tag in Bad Kissingen vom Böttchergesellen Eduard Kullman – dessen Portraitphotographie ebenfalls beiliegt – angeschossen worden), sowie zwei faksimilierte Dankesbriefe Bismarcks (1896 und 1897), ein Br. m. U. (Potsdam 1905) von Graf Johannes von Bismarck-Bohlen, dem Kammerherrn des Kronprinzen, an August Müller, Oberbürgermeister von Kassel, der zur Vermählung des Kronprinzen mit Prinzessin Cecilie zu Mecklenburg gratuliert hatte und dem er ein seidenes Gedenkband (beiliegend) übersendet; und weitere Drucke.

825 BLÜCHER von Wahlstatt, Gebhard Leberecht Fürst, preußischer Feldmarschall, 1742 – 1819. Br. m. U. u. E. sowie e. Nachschrift. Münster 18.V.1798. 2 S. 4o. (400.—) An den Hannoverschen Ingenieur-Leutnant Preuß, dem er für eine „geschickt gezeichnete Carte“ dankt. Der König (Friedrich Wilhelm III.) habe „seinen Beyfall darüber geäußert und selbige sogleich für die Plan-Cammer ... copiren lassen“. – Eigenhändig fügt Blücher am Unterrand hinzu: „Meine Frau und Tochter empfehlen sich“. Blücher hatte Ende 1795 das Kommando über einen Teil der Observationsarmee gegen die Franzosen mit Sitz in Münster übertragen bekommen. Er sollte mit Unterbrechungen zehn Jahre in Münster stationiert sein, zuletzt als Militärgouverneur.

826 — Schriftstück m. U. Hauptquartier Lüttich 2.IV.1815. 2⁄3 S. gr.-folio. Etwas fleckig, kleine Randläsuren. (350.—) An den Oberst und späteren General Karl Heinrich von Borstell in Düsseldorf wegen der Versetzung von drei Offizieren des 3. Ersatzbataillons zu „der neuen Formation am Rhein“. Beiliegend ein Schriftstück m. U. seines Stabschefs G n e i s e n a u , Hauptquartier Lüttich 20.IV.1815, ebenfalls an v. Borstell, wegen der Beschwerde des Generalgouverneurs des Großherzogtums Berg, daß das „GeneralGouvernement der bergischen Länder mit Truppen überhäuft“ sei.

827 — — Schriftstück m. U. Hauptquartier Namur 15.V.1815. 11⁄2 S. folio. Adressblatt abgeschnitten. Etwas fleckig. Kleine Randläsuren. (250.—) „ Ta g e s b e f e h l “ an die „Armee vom Nieder-Rhein“: „... Ich halte es zwar überflüßig die Befehlshaber der Truppen daran zu erinnern, wie wesentlich und nothwendig es ist, den Zustand der Taschen Munition und der Gewehre so oft wie es möglich untersuchen zu laßen ... Sollte daher wider alles Erwarten die Verwahrlosung der Taschen Munition, und ein schlechter Zustand der Gewehre, in einer ... der ... Truppen Abtheilungen sichtbar werden, so soll nicht allein der unmittelbare Befehlshaber dieser Truppe, sondern auch die in entfernterer Dienstbeziehung zu ihr stehenden zur strengsten Verantwortung gezogen werden ...“

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V. GESCHICHTE (Blücher)

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— — E. Br. m. U. Berlin 5.I.1818. 13⁄4 S. gr.-4o. Etwas gebräunt. Alte Heftspuren. (800.—)

An seinen Schwager Ludwig von Colomb, Finanzrat im Herzogtum Warschau, der auf eine offizielle Bestätigung seiner Beförderung wartete. – Am 13. November hatte Hardenberg Blücher bereits persönlich mitgeteilt, daß die Ernennenung Colombs zum Chefpräsidenten in Breslau geregelt sei. „... es nimt mich wunder daß sie noch nicht zum Cheff Presidenten er nannt sind, aber es stockt itzt alles weill Hardenberg nicht gegenwärtig[,] in dessen ist die Sache sicher, u. ich wollte Ihnen woll wünschen daß Sie ihre Gütter in Pohlen verkauften, es ist doch außer landes[.] Die quitungen über die ... gellder habe ich so wie sie es gewünscht voll zogen und sie vollgen eilig; machen sie sich kein kumer ... Die Conringschen kinder sind alle 3 hier[,] zu dem jungen Conring“ (sein zweiter Sohn Friedrich G.L. Blücher hatte Elisabeth von Conring geheiratet) „habe ich vihl vertrauen, er ist ein kluger u. sehr solider junger man, dabey rühmt man seine geschicklichkeit, und sein Fleiß ...“

829 BRANDENBURG. – GEORG WILHELM, Kurfürst, 1595 – 1640. Br. m. U. u. E. „E: Ld: Allezeit getrewer Dienstwilliger Vetter George Wilhelm“. Düsseldorf 2.IV.1614. 2 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Leicht gebräunt. Kleine Rand- und Faltenschäden. (400.—) Noch als Markgraf von Brandenburg an die verwitwete Gräfin Katharina von Hanau-Münzenberg, eine Tochter Wilhelms „des Schweigers“ von Oranien („Uranien“). Er habe im Namen seines Vaters, des Kurfürsten Johann Sigismund, eine Bitte bezüglich des aus Hanau übergesiedelten kurfürstlichen Rates Peter von Potter. Dieser reise nach Hanau, seiner „daselbst hinterlaßenen sachen, sonderlich auch seines aldar noch habenden Haußgerechts halber“. Der Markgraf bittet, die Reise zu gewähren. Aus der Sammlung Künzel.

830 — FRIEDRICH WILHELM, der Große Kurfürst, 1620 – 1688. Br. m. U. u. E. „Ew: Ld: / Dienstwilliger / Vetter undt gevatter / Friedrich Wilhelm Churfürst“. Kleve 3./13.VII.1666. 1 S. folio. Mit Siegelspur und Adresse. Leicht gebräunt und etwas fleckig. Kleine Rand- und Faltenschäden. Ein wenig Tinte abgerieben. (300.—) An Herzog August von Sachsen-Weißenfels, Administrator des Erzbistums Magdeburg, bei dem er sich für zwei Schuldner, „welche bey dem Raht zu Halle eine schuld von 1000. R[eichs]th[a]llr stehen haben“, verbürgt.

831 — FRIEDRICH III., der letzte Kurfürst, als Friedrich I. der erste König von Preußen, 1657 – 1713. Br. m. U. u. E. „Ew. Ld. / Dienstwilliger treuer Gevatter und Bruder Friederich Churfürst“. Cölln an der Spree 5./15.II.1698. 11⁄2 S. folio. Mit schönem Trauer-Ringsiegel und Adresse. Leicht fleckig. Kleine Rand- und Faltenrisse. (350.—) An seine Schwester Elisabeth Sophie, der er zum „unvermutheten Todt“ ihres Gemahls, des Herzogs Friedrich Kasimir von Kurland, kondoliert. „... Ich ... zweifele nicht, es werde inmittelst Mein ... Cammer Juncker, der von Printz, bey deroselben angelanget sein, und Ihr mit mehrern mündlich tesmoigniret haben, wie schmertzlich Mir dieser Todesfall gewesen ... Gott wolle Ewrer Ld. bey solchem Ihrem traurigen Zustande reichen trost verleihen, Sie zu Seiner Zeit in andere wege wieder erfreuen und mit allem glück und seegen mildiglich überschütten ...“

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V. GESCHICHTE

Die Prinzessin sollte noch zweimal heiraten, 1703 Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth und 1714 Herzog Ernst Ludwig I. von Sachsen-Meiningen; die Prinzessin überlebte auch diese Männer. Aus der Sammlung Künzel.

832 BRÜHL, Heinrich Graf von, kursächsischer Staatsmann; nach ihm ist die Brühlsche Terrasse in Dresden benannt, 1700 – 1763. Schriftstück m. U. „Comes de Bruhle“. Dresden 1752. 1 S. kl.-folio. Polnisch. Mit schönem roten Lacksiegel. Etwas gebräunt. (200.—) Reisepass für einen Rittmeister.

833* BUDWEIS. – Urkunde des Richters und Rats der Stadt. Budweis 9.III.1380. 1 S. quer8o. Lateinisch. Pergament. Schwach fleckig. Ohne das Siegel; Pressel verhanden. (200.—) Kaufbrief: Der Tuchmacher Gilko Hanzhon verkauft sein 30 Prager Groschen zinsendes Haus „in vico pannificum sita“ an den Altar der hl. Maria Magdalena in der Pfarrkirche.

834 BUNDESREPUBLIK. – ADENAUER, Konrad, christdemokratischer Staatsmann; der erste Bundeskanzler, 1876 – 1967. Br. m. U. Bonn 5.IX.1953. 1 S. folio. Mit Briefkopf „Der Bundeskanzler“. Kleine Einrisse. (300.—)

An den sozialdemokratischen Politiker Paul L ö b e (1875 – 1967) in Berlin-Grunewald. Er bedauere, daß dieser nicht in den Bundestag zurückkehren werde. „... Es ist mir ein schmerzlicher Gedanke, Sie nicht mehr dort zu wissen. Sie verkörperten in sich eine so grosse parlamentarische Tradition und gleichzeitig hatten Sie sich eine seltene persönliche Unabhängigkeit und Abstand von den Tagesereignissen und Vorfällen bewahrt. Das fällt nun fort ... Es ist für den Bundestag und alle Ihre Freunde, zu denen ich mich ja auch zählen darf, ein grosser Verlust ...“ Löbe war von 1949 bis 1953 Mitglied und Alterspräsident des Bundestages. 1920 bis 1924 und 1925 bis 1932 war er Reichstagspräsident gewesen. Beiliegend eine gedruckte Grußkarte mit den eigenh. Namenszügen von Erich Ollenhauer, Herbert Wehner, Willy Brandt und Alfred Nau (Klappkarte, quer-gr.-8o) sowie eine gedruckte Danksagung m. U. (Bleistift) von Gustav Radbruch (Heidelberg 1948).

835

— — Br. m. U. Bonn, „Januar 1961“. 1 S. folio. Mit Umschlag.

(300.—)

An den amerikanischen Diplomaten und langjährigen Herausgeber des Politmagazins „Foreign Affairs“ Hamilton Fish Armstrong in New York. „... Herr Bundesminister S t r a u s s “ (Franz Josef Strauß, damals Verteidigungsminister) „hat mir Ihre Anregung übermittelt, für die nächste Nummer von ‘Foreign Affairs’ einen Artikel zu schreiben. / Auf Grund unserer alten Bekanntschaft möchte ich Ihnen persönlich mitteilen, dass ich den Artikel schreiben und Ihnen rechtzeitig zustellen werde ...“

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V. GESCHICHTE (Bundesrepublik)

836 — BRANDT, Willy, sozialdemokratischer Politiker, Bundeskanzler; Friedens-Nobelpreisträger, 1913 – 1992. Eigenh. Manuskript. 3⁄4 S. gr.-8o. Zweifach gelocht. (300.—) Notizen zu einer Rede vor Parteigenossen (auf dem Nürnberger Parteitag 1968?), pag. „XIV“. „Lasst uns eine grosse Anstreng[ung] machen / Lasst uns zeigen, was man sich in wenigen Monaten leisten kann / Hoffe, dass N[ürn]b[er]g helfen wird / Bitte darum, von hier aus durch harte Arbeit zu helfen, nicht nur des Landes, sondern der d[eutschen] Zukunft wegen“. Beiliegend signierte Portraitphotographien des Bundespräsidenten Gustav Heinemann und seiner Ehefrau Hilda.

„das Klatschen im Parlament“ 837 — HEUSS, Theodor, liberaler Politiker; der erste Bundespräsident, 1884 – 1963. 2 Br. m. U. Bonn 7.III.1955 und Stuttgart 6.V.1963. 3 S. folio. Mit gedruckten Briefköpfen. (400.—) An den sozialdemokratischen Politiker Paul L ö b e (1875 – 1967) in Berlin-Grunewald. 1955, wegen der „Klatscherei“ im Bundestag. „... Ich bin ... einigermassen skeptisch gegenüber den Rundfunk-, vor allem aber gegenüber den Fernsehübertragungen des Parlaments, weil ich sehe, dass die ‘schönen’ Männer das sehr gern haben. Aber das ist ja nicht meine Sache, darüber etwas zu bestimmen. Mir ist nur bei dem gelegentlichen Zuhören während der letzten grossen Debatte unsicher geworden, ob wir eigentlich zu ‘unserer’ Zeit schon das Klatschen im Parlament hatten ... Wohl erinnere ich mich, dass in der Nationalversammlung, deren Mitglied ich ja nicht war, einmal geklatscht wurde, als Naumann im Februar 1919 eine grosse Rede über den Wandel der Zeit gehalten hat. Damals hat Konrad Haussmann als Präsidium gesagt, dass das in diesem Hause nicht üblich sei ... Mir selber gefällt diese Klatscherei nicht, aber ich bin wirklich unsicher, ob ‘wir’ das damals auch schon gelegentlich betrieben haben oder ob das erst eine Einführung der nationalsozialistischen Zeit gewesen ist, die sich dann herüber geschmuggelt hat ...“ 1963, wegen der Niederschrift seiner „Erinnerungen“. „... Und da brauche ich nun den Namen des bayerischen Generalstabmajors, der in der Prinzregentenstrasse zu Wilmersdorf wohnte und bei dem wir uns ... zu treffen pflegten ... In seiner Wohnung haben Sie ... uns einmal den Brief eines Ihrer Parteifreunde von der Ostzone vorgelesen, der für uns alle bestürzend war: wie die Juden einer Stadt gezwungen waren Gräben auszuheben, sich völlig zu entkleiden, um dann von Litauern rücklings erschossen zu werden. Die Kleider galten als Textilvorrat. Es war das erste Mal, dass wir von solcher Art der Menschenvernichtung erfuhren. Der Gastod war noch nicht erfunden ...“ Löbe war von 1949 bis 1953 Mitglied und Alterspräsident des Bundestages.

838* — — Br. m. U. Bonn 3.II.1956. 1 S. folio. Mit gedrucktem Briefkopf. Gelocht. (250.—) An den Schriftsteller Max Barthel in Niederbreisig, dem er für die „beiden Liederhefte“ dankt. „... Leider habe ich zur Zeit niemanden in meiner näheren Mitarbeiterschaft, der sich bereit fände und begabt genug wäre, mit Klavier und Stimme die Sache zur wirksamen Verwendung zu führen, denn unsere Nachtigall hat geheiratet. Aber vielleicht fangen wir mal wieder eine ...“ Beiliegend an Barthel gerichtete Autographen: 1) ein Br.o.U. von Heuss, Stuttgart 1963, 2) ein gedrucktes Schriftstück m. U. von Heuss, Dank für Glückwünsche zum Geburtstag, 3) ein Br. m. U. des Landrats Möller, Siegburg 1975, und 4) eine Urkunde m. U. von Bundespräsident Scheel, Bonn 1974, Verleihung des Verdienstkreuzes. Ferner beiliegend ein Gedichtentwurf Barthels für Heuss, Niederbreisig 1954; und 2 Schriftstücke für Barthel: 1) Kirchenaustrittsbescheinigung, Dresden 1942; 2) Marschbefehl („von Beaune ... nach Paris“), 1942.

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V. GESCHICHTE

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— — E. Postkarte m. U. Lörrach 19.XII.1959. Leicht gebräunt.

(80.—)

An Herbert Hohenemser, Kulturreferent der Stadt München. „... was Sie vorschlagen, könnte wohl sehr nett sein – aber nach einem hin u her der Terminfragen habe ich den 11. April für Nürnberg festgelegt: German. Nationalmuseum, wo ich Vorsitzender bin, und Handelskammer, wo ich eine ‘Festrede’ ... halten soll ...“ Beiliegend ein e. Schriftstück m. U., Stuttgart 1943. – Ferner beiliegend Autographen der Politiker Gerhard Jahn (2; 1 Br. m. U. und 1 e. Postkarte m. U., 1986/87), Hans-Jochen Vogel (gedrucktes Billett mit e. Zusatz u.U.) und Richard von Weizsäcker (sign. Photographie).

840

— Über 30 Autographen, vielfach Br. m. U.

(300.—)

Darunter die Bundespräsidenten Theodor Heuss (2) und Gustav Heinemann (Namenszug), Bundestagspräsident Eugen Gerstenmeier, die Bundeskanzler Konrad Adenauer und Willy Brandt (5 Namenszüge auf Bildkarten), die Bundesminister Franz Blücher (2), Franz Etzel (1 Br. m. U. und 5 sign. Drucke), Elisabeth Schwarzhaupt (2), Käte Strobel und Franz-Josef Würmeling (2) sowie die Ministerpräsidenten Peter Altmeier (2) und Georg August Zinn (sign. Regierungserklärung 1955, vierfach).

841

— 17 Autographen. Gelocht.

(200.—)

An einen Politiker gerichtete Briefe, darunter Konrad Adenauer (e. Namenszug auf einem „Sonderumschlag“ anläßlich seines 90. Geburtstags), Hans-Dietrich Genscher (Bonn 1983, als Bundesvorsitzender der F.D.P.), Philipp Jenninger (Bonn 1986, als Bundestagspräsident), Wolfgang Schäuble (4; Bonn 1984 – 1988, als Kanzleramtsminister), Lothar Späth (6; Stuttgart und Jena 1984 – 1997, meist als Ministerpräsident von Baden-Württemberg), Franz Josef Strauß (München 1985, als Ministerpräsident von Bayern) und Erwin Teufel (o.O. 1988, als Fraktionsvorsitzender der CDU-Fraktion im baden-württembergischen Landtag). – Beiliegend ausgeschnittene (und montierte) Namenszüge von Wolfgang Schäuble, Lothar Späth, Franz Josef Strauß und Erwin Teufel.

842 CASSIN, René, französischer Jurist und Diplomat, Friedensnobelpreisträger; Mitverfasser der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, 1887 – 1976. 1 e. Br. m. U. und 2 teilweise e. Br. m. U. Fromentin (Algerien) 3.V.(1944) und Paris 25.XI.1944 und 11.VI.1946. 4 S. (gr.-)8o. Gedruckte Briefköpfe „France Libre“, „Gouvernement provisoire de la République Française“ und „Conseil d’État / Le Vice-Président“. (300.—)

An den elsässischen Juristen Fernand Heitz, mit dem er in der provisorischen französischen Hauptstadt Algier im „Comité Juridique“ zusammenarbeitete. Fromentin 3.V.(1944). „... Je regrette vivement que les élections de l’Assemblée m’aient obligé à contremander la réunion du Comité Juridique, hier, sans que j’aie pû vous avertir à temps ...“ 25.XI.1944. „... A mon tour de me rejouir en vous félicitant de la libération de l’Alsace que couronnera celle de votre chère ville de Colmar“. – Tatsächlich hielten die Kämpfe um Kolmar bis Februar 1945 an. 11.VI.1946. „... Veuillez agréer mes meilleurs voeux pour votre retour dans votre bonne ville, après tant de perégrinations et de services rendus dont j’ai gardé le souvenir“. Beiliegend e. Grußworte auf seiner Visitenkarte.

397

V. GESCHICHTE

843* CECIL, William, 1. Baron Burghley, englischer Staatsmann; Berater der Königin Elisabeth I., betrieb die Hinrichtung Maria Stuarts, 1521 – 1598. Schriftstück m. U. „W. Burghley“. (Westminster) „Mensis Maij Anno Regni Regine Elizabeth Quinto decimo“ (Mai 1573). 3⁄4 S. folio. Etwas fleckig, Rand- und Faltenschäden repariert; linker Rand beschnitten. (400.—) Als „Lord High treasoror of England“ bewilligt Lord Burghley dem Philip Conway, „one of the messengers of the Queenes Ma[yes]ty chamber“, eine Entschädigung („alowance“) für die Mühen, die er auf Dienstreisen nach Kent und Sussex gehabt habe. – Conway hatte u. a. Thomas Walsingham of Scadbury, einen Vetter des Staatssekretärs, aufgesucht. Mit einem Auszahlungsvermerk m. U. des Remembrancer of the Exchequer, Sir Thomas Fanshawe (1533 – 1601). Aus der Sammlung Künzel. – S e h r s e l t e n .

844* CHURCHILL, Sir Winston Spencer, englischer Staatsmann, 1874 – 1965. Br. m. U. u. E. „Yours sincerely, / Winston S. Churchill“. London 14.V.1953. 1 S. 4o. Mit geprägtem Briefkopf „Prime Minister“. Verso kleine Montagereste. (1.200.—) „Personal & Confidential“ an Sir Norman Brook (1902 – 1967), seinen Kabinettssekretär, in Zusammenhang mit der K r ö n u n g K ö n i g i n E l i s a b e t h s I I . am 2. Juni in Westminster Abbey. „My dear Brook, / I have already told you of my hope that you will allow me to submit your name to The Queen in the Coronation Honours List for a Privy Counsellorship. Your services as Secretary to the Cabinet, the help you have so long given to Ministers in all the great affairs of state and your profound understanding of so many of our problems fully entitle you to this distinction. If, as I hope, you will allow me to lay this proposal before The Queen, it will give satisfaction to a wide circle of your friends and colleagues and to none more than me personally ...“

845* — Br. m. U. u. E. „Yours sincerely, / Winston S. Churchill“. Chartwell 25.VII.1956. 3⁄4 S. 4o. Mit geprägtem Briefkopf. Rückseitig kleine Montagereste. (1.200.—) An denselben, dem er für die in diesem Jahr in London erschienenen „Studies of Overseas supply“ des Historikers Hessel Duncan Hall dankt. „My dear Norman“ (eigenhändig), „Thank you very much for sending me ‘Studies of Overseas Supply’, which I am glad to have in my library. May I offer you my very warm congratulations on your new appointment? It will no doubt be a heavy weight to add to your present burdens and responsibilities, but to those who know you it is very agreeable to hear that so much rests in your hands ...“

Beiliegend 3 Autographen seiner Frau Clementine geb. Ogilvy Hozier: 1 e. Br. m. U., 1 e. Billett und 1 Grußkarte m. U., London 1961 und o. J., an Norman Brook und dessen Frau.

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V. GESCHICHTE

846* CLEMENCEAU, Georges, französischer Staatsmann, Ministerpräsident, 1841 – 1929. 12 e. Br. m. U. (darunter 1 Briefkarte und 1 beschriftete Visitenkarte). Paris und Karlsbad 17.VIII.1886 bis 7.VIII.1892 und o. J. 35 S. gr.-8o bis quer-32o. Teilweise leicht braunfleckig. (600.—) An (Emilie Börlin in Basel) wegen seines Sohnes Michel (1873 – 1964). – Nach dem Besuch verschiedener Schulen in Paris vertraute Clemenceau seinen Sohn im Alter von 15 Jahren einem Lehrer in Zürich an, wo er später am Agrarinstitut studierte. Paris 17.VIII.1886. „... Je suis très heureux de savoir que l’enfant va mieux. Cependant je ne suis pas d’avis qu’il prenne encore des bains froids cette année. Vous savez qu’avant les vacances, il restait trop longtemps dans l’eau ... / Ce serait une grande joie pour moi d’apprendre qu’il se décide enfin à travailler ...“ Paris 30.VI.1891. „... Michel a eu le plus grand tort de vous laisser si longtemps sans nouvelles, mais il faut l’excuser. Il passe son examen à la fin du mois et il travaille vraiment comme un brave garçon trèsdésireux de réussir. Je suis content de lui ...“ Karlsbad 7.VIII.1892. „... M. Börlin que j’ai vu en passant à Zürich m’a dit la grave maladie dont vous étiez atteinte. J’en ai été profondement affligé comme bien vous pensez, mais ce que m’a surtout inquiété c’est d’apprendre que vous vous refusiez à toute opération. Puisque vous avez droit! Michel comme un de vos enfants, permettez moi, à mon tour, de vous parler comme je ferais à un membre de ma famille. J’invoque ma double qualité d’ami et de médecin pour vous dire que la décision que vous prendrez peut avoir les conséqueneces les plus graves ... Vous avez à Bâle un excellent opérateur ...“

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— E. Br. m. U. Paris 23.XII.1926. 1 S. 4o. Leicht fleckig, kleiner Randeinriss. (150.—)

An den französischen Botschafter in den USA, den er um eine erneute Sendung von amerikanischem I n s u l i n bittet, welches bei ihm gut gewirkt habe. „... L’Insuline américaine m’a si bien réussi que j’en voudrais une autre boite. Puis-je m’adresser à l’hôpital Américain, ou faut-il que je vous ennuie à nouveau de cette affaire? Soyez assez aimable pour me renseigner. Mais n’oubliez pas qu’il ne peut etre question d’un cadeau. Je ne veux pas d’un surcroit de querelle avec votre ami Baruch ...“ (der amerikanische Staatsmann Bernard Mannes Baruch, 1870 – 1965). Das Insulin war 1921 von den kanadischen Medizinern F. G. Banting und C. H. Best entdeckt worden.

848* COLIGNY, Gaspard II. Graf von, Seigneur von Châtillon, Admiral von Frankreich; Führer der Hugenotten, 1519 – 1572 (in der Bartholomäusnacht ermordet). Br. m. U. u. E. „Votre entierement bien bon amy / Chastillon“. Baraize 11.XI.1569. 1⁄2 S. folio. Mit Adresse. Stärkere Rand- und Faltenschäden (alt hinterlegt), eine Ecke abgetrennt, etwas gebräunt. (400.—) An „Madame de Sainct Sulpice“ (?), der er für eine Ziege und Geflügel dankt. „Madame. Jay receu le present que vous m’avez envoyé d’un chevreuf et dautres vollailles dont Je vous remercye bien fort ...“ Zudem habe er erfahren, „que vous avez bezoing d’une Sauvegarde / Je la vous envoye ...“ Aus der Zeit der Hugenottenkriege; in der Schlacht von Moncontour am 3. Oktober hatte Coligny eine Niederlage gegen den Herzog von Anjou, den Bruder des Königs, erlitten.

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V. GESCHICHTE

849* CONRAD von Hötzendorf, Franz Graf, österreichisch-ungarischer Feldmarschall, im Ersten Weltkrieg Oberbefehlshaber, 1852 – 1925. E. Br. m. U. „Conrad“. Villach 13.VIII.1918. 11⁄2 S. kl.-4o. Leichte Wischspuren. Mit Trauerrand. (150.—) An einen Freund. „... Herzlichen Dank für die so freundliche Erinnerung anläßlich meiner durch den Kaiser erfolgten Enthebung. Ich bin mit meiner Frau momentan hier in Villach und genieße meine Freiheit – die ich zwar jetzt, in diesen ernsten Zeiten – nicht freiwillig gesucht hätte ...“ Conrad von Hötzendorf war 1917 von Kaiser Karl als Chef des Generalstabs entlassen worden.

850 DÄNEMARK. – CHRISTIAN VIII., König, 1814 auch von Norwegen, 1786 – 1848. E. Br. (200.—) m. U. Kopenhagen 30.X.1843. 12⁄3 S. 4o. An den Hofjägermeister von Warnsted, dem er für Nachrichten „von der Versamlung der Landwirthe und Dienstmannen“ dankt. „... Mit Theilnahme habe ich und die Königinn die Nachricht von der Verlobung Ihrer Fräul. Tochter erhalten und da diese Verbindung mit einem geschätzten Verwandten durch seine Beförderung beschleunigt worden, so ist es mir doppelt lieb daß diese erfolgt ist. Sollten Ihre Geschäfte es Ihnen erlauben auf einige Wochen im Herbste abzukommen werde ich es Ihnen wissen lassen wann die Jagten in der Gegend von Frideriksburg anfangen, welche Sie alsdenn mitmachen könnten. Meine Absicht ist Ende November hinzugehen ...“

851 — CHRISTIAN IX., König; begründete die glücksburgische Linie des Hauses Oldenburg, erhielt den Beinamen „Schwiegervater Europas“, 1818 – 1906. E. Br. m. U. Wiesbaden 31.VII.1892. 31⁄2 S. kl.-4o. Mit bekrönter Initiale am Kopf. (250.—) Dankesbrief an einen Landgrafen, der ihm und Königin Louise zur Goldenen Hochzeit gratuliert hatte. „... Unsere goldene Hochzeit wurde zu einem höchst erfreulichem Fest für uns, indem wir dieses umgeben von allen unseren Kindern und Enkeln, unter wärmster Theilnahme des gesammten Volkes, und in Gemeinschaft vieler Verwandte und Freunde, begünstigt vom schönsten Wetter, verbringen konnten ...“ Unter anderen waren anwesend: sein ältester Sohn Friedrich, der Thronfolger, verheiratet mit Luise geb. Prinzessin von Schweden, seine Tochter Alexandra, verheiratet mit Edward VII., dem späteren König von Grossbritannien, seine Tochter Maria Dagmar, verheiratet mit Kaiser Alexander III. von Russland, sein Sohn Wilhelm, seit 1863 als Georg I. König von Griechenland, sowie sein Enkel Carl, der 1905 als Haakon VII. König von Norwegen werden sollte.

852 DEUTSCHE KAISER, Könige von Preußen. – WILHELM I., 1797 – 1888. Urkunde m. U. (handschriftlich ausgefüllter Vordruck). Berlin 18.VI.1871. 1 S. folio. Mit geprägtem Siegel. (300.—) Verleihung des Verdienstkreuzes „für Frauen und Jungfrauen“ an Anna Stahn in Berlin. Beiliegend 7 weitere offizielle Schriftstücke (Urkunden, Drucksachen und Briefe; mehrfach im Namen der „Königlichen-General-Ordens-Kommission“), Auszeichnungen für Anna Stahn (3) und ihren Vater (4), Konsistorialrat Johann Karl Stahn, Pfarrer der Friedrichswerderschen Kirche, betreffend.

400

V. GESCHICHTE

Nr. 855 Kaiser Wilhelm I.

401

V. GESCHICHTE (Deutsche Kaiser, Könige von Preußen. – Wilhelm I.)

853 — — Br. m. U. u. E. „Eurer königlichen Majestät freundwilliger Vetter und Bruder / Wilhelm“. Berlin 4.XI.1876. 1 S. gr.-4o. Leicht gebräunt. Kleine Rand- und Faltenrisse alt hinterlegt. (250.—) An König L u d w i g I I . von Bayern, dem er zur Geburt einer Tochter des Herzogs Carl Theodor in Bayern, der späteren Königin Elisabeth von Belgien, gratuliert. Herzog Carl Theodor war der Begründer und Leiter der gleichnamigen Augenklinik in München.

854

— — Urkunde m. U. Berlin 27.V.1881. 3 S. folio. Mit geprägtem Siegel. Leicht gebräunt. (350.—)

Vollmacht für den „Direktor im Auswärtigen Amte Wilhelm Jordan“ zu Verhandlungen mit ÖsterreichUngarn über „eine Uebereinkunft ... wegen Beglaubigung der von öffentlichen Behörden und Beamten ausgestellten und beglaubigten Urkunden auf die von Oesterreich-Ungarn eingesetzten Gerichte und Verwaltungsbehörden in Bosnien und in der Herzegowina zu treffen ...“ Mit Gegenzeichnung B i s m a r c k s als Reichskanzler und Außenminister.

855 — — Portraitphotographie mit e. Namenszug und Datum am Unterrand. O.O. 6.III.1882. Ca. 34 30 cm (oval; Aufnahmegröße: 2117,5 cm). Aufnahme: Hanns Hanfstaengel, Berlin. In goldenem, bekröntem Prunkrahmen der Zeit vom „Hofvergolder“ Theodor Metz, Berlin. Kleiner Schaden in der Krone, an 4 Stellen gesprungen. (800.—) „Wilhelm Imp[erator] Rex. / 6.3.1832 / 82.“ – Brustbild, Dreiviertel-Profil, der Kaiser in Paradeuniform. Siehe die Abbildung auf Seite 401.

856 — FRIEDRICH WILHELM, Kronprinz, 1888 als Friedrich III. deutscher Kaiser und König von Preußen, 1831 – 1888. E. Billett m. U. (Berlin) 15.IV.1871. 2⁄3 S. gr.-8o. Bleistift. Mit Adresse. Geprägtes Wappen am Kopf. Minimal gebräunt. (120.—) An Dr. Velten, den Leibarzt seiner Mutter, der Kaiserin Augusta („I.M. der Kaiserin“). „Hätten Sie wohl die Gefälligkeit einen Augenblick zu m e i n e r F r a u zu kommen, da das Halsleiden nicht weicht. / Ihr / Friedrich Wilhelm Kpr.“ Beiliegend ein e. Billett seiner Gemahlin Kronprinzessin Vi k t o r i a (o.O.u.D., mit kolorierten, bekrönten Initialen am Kopf); ebenfalls an Dr. Velten: „Können Sie einen Augenblick um 6 Uhr heute kommen / VKrprz“ (Bleistift).

857 — — E. Br. m. U. Potsdam 22.IX.1880. 1 S. gr.-8o. Mit bekrönter Wappenprägung am Kopf. Minimaler Faltenriss. (200.—) An einen Juristen. „Prinz Christian von Schleswig-Holstein hat mich vertraulich gebeten ihm einen Entwurf für die Form der zu verfassenden Ehetrakten meines Sohnes, des Prinzen W i l h e l m , zukommen zu lassen. Könnten Sie mir einen solchen verschaffen ...“

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V. GESCHICHTE

Der spätere Kaiser Wilhelm II. heiratete 1881 Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein, die Nichte von Prinz Christian. Beiliegend ein vervielfältigter Brief der Kaiserin Auguste Viktoria an Gräfin Eulenburg in Potsdam (mit Umschlag, „Ab Kaiserin“) sowie ein an Kaiser Wilhelm II. „an Bord d[er] Hohenzollern“ adressierter Briefumschlag (Kiel 1898).

858 — — E. Schriftstück. O.O. (März 1888). 3⁄4 S. gr.-8o. Bleistift. Mit Trauerrand. Respektblatt abgetrennt. (350.—) Nach seinem Regierungsantritt an (seinen Generaladjutanten, General d. Inf. v. Winterfeld). Einer der „Korrespondenzzettel“ des der Sprache beraubten Kaisers, der an Kehlkopfkrebs litt. „Ich nehme an daß Ihre Gegenwart heute bei der E i d e s L e i s t u n g d e r M i n i s t e r unnöthig ist da Sie schon vorgestern mir den Eid in die Hände geleistet?“

„ich spreche aus schmerzlicher Erfahrung“ 859 — — VIKTORIA, seine Gemahlin, geb. Prinzessin von Großbritannien, 1840 – 1901. E. Br. m. U. Kronberg 15./16.VIII.1900. 161⁄4 S. gr.-8o. Mit bekröntem Monogramm am Kopf. Mit Trauerrand. Minimaler Tintenfraß. (400.—)

An Prinzessin Luise Sophie von Preußen („Yaya“), Gemahlin des Prinzen Friedrich Leopold („Fritz“), geb. Prinzessin von Schleswig Holstein, eine Schwester ihrer Schwiegertochter Kaiserin Auguste Viktoria. Die Prinzessin litt unter dem Hofleben und hatte sich über einen scharfen Brief Kaiser Wilhelms II. beklagt. „... Die Briefe u. Telegramme die an Dich gerichtet sind ... müßen ja verletzen u. klingen sehr schroff, aber ich glaube wirklich, .... daß man nur das Beste für Dich wünscht u. thun möchte. – Dein Brief als Antwort ist vielleicht ein wenig lang, u. ich möchte vorschlagen noch einiges weg zu laßen; – u. möglichst wenig von ‘Intriguen’, ‘Spioniren’ oder ‘Hinterbringen’ zu reden. – Es bringt an höchster Stelle einen falschen Eindruck hervor. Du wirst sagen, ich hätte gut reden, – ich spreche aber aus schmerzlicher Erfahrung – u. habe oft leiden müßen in vergangenen Zeiten unter der Nothwendigkeit des Unterordnens des Aufgebens v. Plänen Wünschen u. Hoffnungen, – es wurde mir recht schwer, – u. ich weiß daß, wenn man einen Druck empfindet, man all zu leicht geneigt ist dagegen zu protestiren ... Es muß Alles geschehen damit Fritz in diesem Brief des Kaisers nicht einen neuen Grund zu einem Conflikt erblickt, u. ich kann Dir nur rathen ... vor allen Dingen den Schein zu meiden als wolltet Ihr den großen Hof reizen oder principiell ihren Ansichten entgegen handeln ...“ In einer Nachschrift mahnt sie noch einmal zu Nachgiebigkeit – „Vergiß auch nicht wie alle Augen auf die Königliche Familie gerichtet sind, u. wie in jetzigen Zeiten doppelt viel verlangt wird – es geht ein Geist der Critik durch die Welt ... Daß es Wilhelm daran liegen muß, daß seine Familie keinen Anlaß zu Tadel u. Rederei giebt, ist nur natürlich u. ihm nicht zu verargen ...“

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V. GESCHICHTE (Deutsche Kaiser, Könige von Preußen)

860 — WILHELM II., 1859 – 1941. E. Schriftstück mit Namen „Major Prinz Wilhelm v. Preussen“ am Kopf (zweifach). Potsdam, Jagdschloss Stern 3.XII.1883. 4 S. quer- kl.-4o. Bleiund Farbstifte. Auf vorgedruckten Karten. Schwach fleckig; Knickspuren. (300.—) Meldung während eines Manövers. – „An den stellvertretenden Commandeur der 12t Inf. Brig. Commandeur d. Ers. Det. Potsdam / Meldung über die Recognoscirung der Linie Sterngestell v. Drewitz ... bis Chaussee Potsdam Gütergotz ... 1) Das Stern Gestell ist vom mittleren östlichen Ausgang von Drewitz bis ... halbwegs zum Waldrande chaussirt und an beiden Seiten mit Gräben versehn. Der südlichere würde durch einen Aufwurf von außen her leicht zu befestigen sein ... 2) Da wo das Sterngestell in die Lisiere tritt, springt letztere etwas vor und läuft an einem Felde entlang; diese Lisiere ist ebenfalls leicht durch einen Aufwurf zu befestigen ... 3) Am Jagdschloß stößt ein fester Gartenzaun unmittelbar an die Lisiere des das Sterngestell begleitenden Stangenholzes und jenseits des Philippsthaler Gestells sind ein großes zweistöckiges Haus nebst kleinen Scheunen, sowie das Jagdschloß. Sie sind zur Vertheidigung gut gelegen ... Für Artillerie ist eine sich markirende Stellung nicht vorhanden doch würden Emplacements in Nordwestlicher Richtung ... sich empfehlen ...“ Auf der letzten Seite eine farbige Lageskizze. – Mit kritischen Anmerkungen eines Vorgesetzten in Rotstift.

861 — — 2 Urkunden (handschriftlich ausgefüllte Vordrucke) m. U. „Wilhelm R.“ Bergen, „an Bord Seiner Majestät Yacht ‘Hohenzollern’“ 16.VII.1891 und Berlin 18.I.1900. 1 S. kl.folio und 3 S. folio. Mit geprägten Siegeln. Schwach gebräunt. Leicht fleckig. Eine Urkunde mit kleinen Löchern in der Unterschrift. (300.—) 1891. Majorspatent für Franz Proseke, „aggregirt dem Infanterie-Regiment von Courbière (2. Posenschen) No. 19“. 1900. Verleihung des „königlichen Kronen-Orden[s] dritter Klasse“ an denselben. Beiliegend ein Br. m. U. (Neues Palais 1889); an seinen Vetter Prinz Friedrich Leopold von Preußen, den er von der Abkommandierung von „Generallieutnant v. Krosigk, Chef des Militair-Reit-Institus, für die Zeit vom 22. bis einschließlich 24. Juni zur Dienstleistung bei Euer Königlichen Hoheit“ in Kenntnis setzt. Ferner beiliegend eine Portraitpostkarte von Kronprinz Wilhelm, mit 6 typographierten Zeilen m. U. „Wilhelm“ auf der Rückseite (S.S. Columbus, April 1935); „Zur freundlichen Erinnerung und besten Dank für Ihr ausgezeichnetes Service im Grillroom ...“ (die Speisekarte des „Grill-Raums“ liegt ebenfalls bei). – Die Aufnahme zeigt den Kronprinzen im Profil nach links (Brustbild) in Uniform mit Schwarzem Adlerorden.

862 — — 7 Urkunden m. U. Güns, Rominten, Berlin und Balholm sowie „an Bord Meiner Yacht Hohenzollern“ 21.IX.1893 bis 19.VII.1911. 13 S. folio. Mit geprägten Siegeln. Die erste mit leichten Lichträndern und kleinem Einriß. (350.—) Ernennungen und Ordensverleihungen für den Mediziner Walter Stechow (1852 – 1927): Patente als Oberstabsarzt II. Klasse und Regimentsarzt (1893), Oberstabsarzt I. Klasse (1897), Generaloberarzt (1899), Generalarzt (1903) und Obergeneralarzt zur Disposition (1911); ferner Verleihungen des Kronenordens II. Klasse (1907) und des Roten Adlerordens II. Klasse (1910). – 1893 hatte Wilhelm II. auf Einladung Kaiser Franz Josephs I. von Österreich an dem Günser Kaisermanöver teilgenommen.

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V. GESCHICHTE

Beiliegend eine Urkunde m. U. König Alberts von Sachsen, Dresden 5.II.1898 (Verleihung des Ritterkreuzes I. Klasse des Albrechtsordens) sowie weitere Verleihungen bzw. Besitzzeugnisse für Stechow: Kriegs-Denkmünze für Combattanten (1872), Erinnerungs-Medaille an den 100. Geburtstag Kaiser Wilhelms I. (1897), Denkmünze aus Stahl „in Anerkennung seiner Verdienste um die Expedition nach China“ (1901), bayerischer kgl. Militär-Verdienstorden II. Klasse (1911, m. U. des Kriegsministers Gf.v. Horn) und Rote Kreuzmedaille II. Klasse (1917).

863 — — Urkunde m. U. (handschriftlich ausgefüllter Vordruck). „Molde an Bord Meiner Yacht ‘Hohenzollern’“ 22.VII.1900. 2 S. folio. Leicht gebräunt. (200.—) „Patent als Stabsarzt der Reserve für den bisherigen Oberarzt der Reserve Dr. (Heinrich) Wagner“ (Regest). Beiliegend ein Br. m. U. (an Bord der „Hohenzollern“ 1905) an das Generalkommando des III. Armeekorps: „... dem Leutnant a.D. v. Kleist zu Groß-Lichterfelde, zuletzt im 4. Garde-Regiment zu Fuß, wird die Aussicht auf Anstellung im Zivildienst ertheilt ...“, verso mit Bearbeitungsvermerken der zuständigen Dienststellen, sowie eine Urkunde im Namen des Prinzen Friedrich Leopold von Preußen (handschriftlich ausgefüllter Vordruck, Jagdschloß Klein-Glienicke 1913); Ernennung „zum Ehrenmitgliede des Nationaldanks für Veteranen“ „für den Admiral à la suite des Seeoffizierkorps Felix v. Bendemann“.

„Confessionelle Schwierigkeiten“ 864* — — E. Br. m. U. „Dein treuer Vetter und König Wilhelm“. Potsdam, Neues Palais 25.XII. 1909. 13⁄4 S. gr.-8o; bläuliches Papier. Mit bekrönter Wappenprägung am Kopf. (600.—) An Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen (1880 – 1925), dem er zur Verlobung mit Prinzessin Agathe, Tochter des Herzogs Viktor von Ratibor, gratuliert. „Lieber Vetter / Von Herzen gratuliere ich Dir zu Deiner Verlobung mit der reizenden Prinzessin Agathe Ratibor, die gewiß alle Eigenschaften besitzt um Dich glücklich zu machen. Daß Eure Trauung ganz offiziell Protestantisch erfolgt und die zu erwartende Nachkommschaft protestantisch getauft und in unserer Confession also protestantisch erzogen wird, versteht sich von selbst. Der Herzog von Ratibor hat mir kürzlich in Pless mitgetheilt, daß er diese meine Bedingungen die ich als Chef des Hauses stelle für selbstverständlich fände, und daß er einen Weg wisse um den Confessionellen Schwierigkeiten auszuweichen. Das würde sich mit der Dir gegenüber abgegebenen Erklärung decken, daß Confessionelle Schwierigkeiten nicht beständen. Ich muß aber Werth darauf legen, daß der Herzog nach der Publizierung Eurer Verlobung im Januar, meinem Hausminister gegenüber entsprechende schriftliche Erklärungen abgiebt / daß ich es als protestantischer Souverain und Familien Chef nach allen Seiten hin und für Alle Zukunft festgestellt sehen will, daß mein Königliches Haus ein Protestantisches ist; darüber muß Deine Braut sich vollkommen im Klaren befinden ...“ – Mit Empfangsvermerk des Adressaten am Kopf. Die Hochzeit fand am 8. Juni des folgenden Jahres statt.

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V. GESCHICHTE

865* DREISSIGJÄHRIGER KRIEG. – DUWALL, Jakob, schwedischer General; verteidigte 1628 Stralsund gegen Wallenstein, 1589 – 1634. Schriftstück m. U. Stettin 16.IV.1633. 2⁄3 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel. Leicht fleckig, kleine Heftschäden am linken Rand. (200.—) Quittung über 2000 Taler. – S e h r s e l t e n .

866* — FERDINAND IV., Sohn Kaiser Ferdinands III., 1646 König von Böhmen, 1647 König von Ungarn, 1653 Römischer König, 1633 – 1654. Br. m. U. Schloß Ebersdorf 7.X.1647. 11⁄3 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel (defekt) und Adresse. (180.—) An Richter und Rat der Stadt Retz in Niederösterreich, denen er befiehlt, „... daß Ir solche Neüe zu werbende Soldaten, soviel dern dahin zu Euch von dißem Under Österr: Quartier Directorio verwißen und eingetheilt werden, gehorsambist ein: und übernembet, Dieselben auch mit dem gebüehrenden Underhalt ... unwaigerlich versehet, und verpfleget ...“

867* — GORDON, Adam, kaiserlicher Obristleutnant schottischer Herkunft, Vetter des Kommandanten von Eger, Johann G.; wie dieser an der Ermordung Wallensteins beteiligt. Br. m. U. Hohenburg (Saar) 10.III.1641. 2 S. folio. Mit schönem Ringsiegel und Adresse. Leicht fleckig, kleine Randschäden durch Mäusefraß. (350.—) An Ottavio P i c c o l o m i n i in Regensburg, den er nach dem bekannt gewordenen Seitenwechsel des Herzogs von Lothringen um Verstärkung an der Saar bittet. „... J’ay apris comme va le mot commun, que le Duc de Lorraine a passé la Saare et est avec ses troupes sur les frontiers de la haulte Bourgogne, et sestant mis soub la protection de la couronne de France, c’est pourquouy il est bien necessaire d’avoir de la cavallerie par icy, afin de plus asseurement mettre des vivres et se qui sera necessaire dans les places sur la Saare, daultant que les ennemys vont presentement presque tous les tours en partie de ce coste cy, comme doncque il ny a que deux tours qu’un Lieutenant Colonel de Streiff, avec cinquante chevaulx a passé proche dicy, prenant son chemin a Kreutzenach; A Cest Effect ie suplie tres humblement V.E. quil plaise a icelle de vouloir ordonner que les trente chevaux soient au plustost que possible sera commandés icy ...“ Nach der Besetzung seines Landes durch die Franzosen hatte sich Herzog Karl IV. von Lothringen 1634 den kaiserlichen Truppen angeschlossen; nach Verhandlungen mit Richelieu schloß er am 2.IV.1641 den Vertrag von Saint-Germain-en-Laye, mit dem er sein Herzogtum als französisches Protektorat zurück erhielt. Nach seiner Beteiligung an der Verschwörung gegen Richelieu floh er im Juli des Jahres und kämpfte wieder auf kaiserlicher Seite.

868* — LEOPOLD WILHELM, Erzherzog von Österreich, Bruder Kaiser Ferdinands III.; Hoch- und Deutschmeister, Statthalter der Niederlande, übernahm 1639 den Oberbefehl über die kaiserliche Armee, 1614 – 1662. Br. m. U. Wien 19.VII.1645. 1⁄2 S. 4o (beschnittenes Folioblatt, das papiergedeckte Siegel aufgeklebt). Am linken Rand montiert. (150.—) An „liebe andechtige und getreüe“ wegen der Einquartierung von Soldaten in Klosterneuburg. „... Waß bey Unß die statt Closter-Neüburg, wegen Ihres obhabenden Quartierungs lasts, und desßen erleüchterung unterthenigst anbringen und bitten thuet. / Solches haben Wir hiemit an Euch zu dem Endt ... remittiern wollen, damit Ihr die gehörige remedierung ehist vorzunehmen wisßen möget ...“ In diesem Jahr waren schwedische Truppen in Österreich eingefallen.

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V. GESCHICHTE

869* — MARIA ANNA, Kaiserin, Tochter König Philipps III. von Spanien, Gemahlin Kaiser Ferdinands III., 1606 – 1646. Br. m. U. Linz 24.I.1645. 13⁄4 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel (leicht brüchig) und Adresse. (150.—) An Richter und Rat der Stadt Retz in Niederösterreich wegen des Proviants für „Etliche Regimenter zue Fues“, die der Generalfeldwachtmeister Hans Wilhelm von Hunoltstein von Magdeburg ins Winterquartier nach Niederösterreich geführt habe. „... Alß bevelchen Wir Euch hiemit ..., Ir wollet den Jenigen Soldaten, so bey Euch ... einloßirt werden, die Quartir, ohne ainige Verwaigerung verstatten, unnd in dieselbe alsobalden an: und einnemben, Euch auch zue Verhüetung Ungelegenhait, gegen Ihnen, mit allem genaigten guten willen, der gebür nach, erzaigen, und verhalten ...“ Im Vorjahr hatte Hunoltstein vergeblich versucht, Magdeburg zu entsetzen.

870* — OXENSTIERNA, Axel Graf, schwedischer Staatsmann; Kanzler Gustav Adolfs und der Königin Christine, Leiter der schwedischen Politik in Deutschland, 1583 – 1654. Schriftstück m. U. E l b i n g 19.I.1627. 3⁄4 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel (kl. Loch). Etwas fleckig, Oberrand scharf beschnitten. (350.—) Schuldschein für den Kaufmann Christian Treschenberg, „RathzVerwandtten der Stadt Ellbingck“, über 1202 Gulden 15 Groschen als Kaufpreis für „etliche Stück Karesey“. – Am Kopf Oxenstiernas Titel, darunter auch „Commissarius undt Gouverneur General der Landen deß König[liche]n Schwedischen Antheilß Preüßen“. Am Fuß der Seite Treschenbergs eigenh. Quittung vom 31.VIII.1627 über den Erhalt der Summe.

871* — QUESTENBERG, Gerhard Freiherr von, kaiserlicher Staatsmann, Mitglied des Hofkriegsrats; um Ausgleich mit Wallenstein bemüht, um 1586 – 1646. Br. m. U. „Questenberg“. (Wien,) „Ex Cons. Bellico“ 8.X.1623. 2 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel (defekt) und Adresse. Kleine Randschäden und Löcher, etwas braunfleckig. (200.—) Im Namen Kaiser Ferdinands II. an den Gesandten Michael Startzer mit dem Auftrag, „nacher Ofen zu dem Vesier daselbsten: wie auch zu dem I b r a h i m B a s s a “ zu reisen. „... Solle demnach Er Starzer sich also gefasst haltten, auff das Er ehist und ungesaumet von hinnen fortraisen khönne. Zu seiner nacher Offen ankhunfft sich bei dem Vesier alda gebüerlichen angeben laßen, auff ervolgende fürlassung: die Er zu treiben waiß, demselben die mitgebende Ihrer Kay: Matt. aignes Credentional unnd andere Schreiben überlieffern, unnd was Ihme sonsten in ainem unnd andern angedeüttet unnd bevohlen worden, ausfuerlich unnd umbstendiglichen fürbringen, ain andtwortt unnd genuegsambe nachrichtung, wessen Sye die Turggen aigentlichen gemaint sein erhaltten unnd sollicitren ...“ Vom Ende des böhmisch-pfälzischen Kriegs. In Ungarn kämpften damals erneut Truppen des Siebenbürger Fürsten Bethlen gegen den Kaiser. Sie wurden von Türken unter dem Oberbefehl von Ibrahim Pascha, dem Statthalter von Bosnien, unterstützt. – Questenberg war seit 1607 als Konzipist im Hofkriegsrat tätig und u. a. mit der Türkenabwehr an der Südostgrenze der habsburgischen Erblande befaßt.

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V. GESCHICHTE (Dreißigjähr. Krieg)

„Justa Causa wirdt mitt der hilff gottes Triumphiren“ 872 — SCHLAMMERSDORF, Balthasar Jacob, Landrichter (1615 – 1621) in Auerbach (Oberpfalz), Obrist unter Friedrich V. von der Pfalz, dem „Winterkönig“, zuletzt schwedischer Generalmajor, gest. 1634. E. Br. m. U. „In Veldt Läger bey Malleschau“ (heute Malesov in Tschechien) 20.IX.1618, „Stylo novo“. 3 S. folio (eng beschrieben) mit Ringsiegel (gebrochen) und Adresse. Leicht fleckig. Bugfalte gebrochen (teilweise alt hinterlegt). (600.—) Farbiger früher Kriegsbericht an C h r i s t i a n I . von Anhalt-Bernburg, Statthalter der Oberpfalz, mit einem ausführlichen Bericht von „dem zustandt unsers Kriegswesen“. – Schlammersdorff sei Tage „mitt der Arme gezogen, bis wir Endtlich den Kayserlich Volck a Fronte kommen sindt“, worauf dieses geflohen, jedoch von ihm wieder eingeholt worden sei. „... Es hatt sich aber der feindt nitt lang gesäumett Sich in gutte ordtnung gestellet und seine stück laßen spielen, darauff das gantze Volck von unser Seitt auch in gutte ordtnung gebracht, und dem feindt die Fronte gebotten mitt Resolution zu Schlagen“. Als man gemerkt habe, dem Feind unterlegen zu sein, habe man den Rückzug angetreten. „Jedoch Mitt gutter ordtnung ... hientter die berg losiret, wie dan der feindt sich Eben falls in freyen veldt sein quartier geschlagen, die nacht über geschantz und seine bey sich habende 6 Stück an 3 ortt gepflantz auch damitt unserer Reütterrey und Fuß Volck großen schaden zugefügt ... als haben wir uns uff ein 1000 Schritt zu Rück begeben und do selbst das Läger geschlagen, verschantz und die Stück gepflantz, durch 3 Tag do selbst so blieben, untter deßen hatt der Feindt aller ortten angefangen zu brennen und In dieser zeitt über die 40 Flecken herliche und adeliche Heüser und Dörffer in Brandt gesteckt welches Gott in Hiemel möchte Erbarmen, dan solcher Schadt an dem lieben gedraytt geschieht, das dieser Greis schwerlich überwinden wirdt, und do es von dem Erbfeindt d[er] Christenheitt als türcken und Tattern geschehn were es genug, allein geschieht dieses zu defendirung ihr Kays[erlicher] May[e]st[ät]s landt und leutt, (leyd gott erbarms)“. Beim Aufbruch des Feindes sei sein Regiment unter Zugzwang geraten, „weiln wir aber wegen schlechter Kundtschafft seine Intention wo er seinen Kopf hien wenden möge nitt gewüst Als sindt wir auch gegen d[ie] Nacht mitt gantzen Läger uffgebrochen und ihm an der Seitten gezogen, uff das er nicht die umbligende ortt und städt ... möge Attaciren.“ Des weiteren hätten der „Graff von Hohenloe ... mit 8 Stück“, Markgraf Johann Georg von Brandenburg und Herzog Johann Christian von Liegnitz in das Geschehen eingegriffen. „... Jedoch Justa Causa wirdt mitt der hilff gottes Triumphiren, und ist ohn Maßgebig woll zu behertzen, auch in Ob Acht zunehmen, wan der gegen theill soltte die Oberhandt gewiennen, wie es Andern ergehen Möcht, derentwegen von Nötten die Augen uff zu thun und lenger nitt in dem haltt zu ligen, unser gantze Armata ist 6 600 Man zu Fuß und 2800 pferdt geworbenes volck, so frisch und wacker auch des landt Volcks bey 9 000 Mann, welche zwar nichts Anders thun dan die proviant vertheuren, aber doch Ist bis hero noch kein mangel gewest ...“ Erwähnt Heinrich Matthias von T h u r n , den Führer der böhmischen Protestanten, unter dessen Führung am 23. Mai d.J. der Prager Fenstersturz stattgefunden hatte. Beiliegend ein e. Albumblatt von Herzog Christian I. von Sachsen-Merseburg (1643); „Christianus Dux Saxoniae“.

873 — TILLY, Johann Tserclaes Graf von, Feldherr; Oberbefehlshaber des ligistischen und, nach Wallensteins Sturz, des kaiserlichen Heeres, 1559 – 1632. Br. m. U. „Johan grave von Tilly“. Höxter 9.VI.1628. 3 S. folio. Mit Siegelspur und Adresse. Minimal fleckig. (400.—) An das Reichskammergericht zu Speyer, bei dem er sich zugunsten der Gebrüder von Westrum in ihrem Prozeß gegen Zourß zu Kreyenberg verwendet, die „weegen ihrer ... bißhero gelaister und annoch beharrender gethreuesten dapferen, und ersprießlichen Khriegsdiensten, die Subtiliteten der Rechtsprocessen, nicht eben wahrnemmen khönnen ...“ Aus der Sammlung Künzel.

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V. GESCHICHTE

874 DRESDEN 1849. – Brief von Karl Eduard Tauerschmidt, Mitglied des Sächsischen Landtags. Dresden 31.III.1849. 21⁄2 S. 8o. Mit Siegel und Adresse. Kleinere Rand- und Faltenschäden. (120.—) An Julius Schanz in Oelsnitz, wohl einen Parteifreund, mit Nachrichten aus dem Landtag; geschrieben gut einen Monat vor der M a i r e v o l u t i o n . „... Die parlamentarische Schlacht ist vergangnen Mittwoch geschlagen worden ... Wir blieben mit unserem Mißtrauensvotum in der Minorität. Der Antrag von einigen rund zwanzig Mitgliedern der Linken: es zur Zeit auf sich beruhen zu lassen, wurde mit 39 gegen 31 Stimmen angenommen; aber moralisch war die Linke geschlagen. Sie zogen mit sehr betruwten“ (betrübten) „Gesichtern ab, und wollen, wie ich gehört habe, uns doch noch mit einem Mißtrauensvotum hintennach kommen ... Ich habe mich am Mittwoch auf die Beistimmung meiner Wähler berufen, und hoffe, daß sie mich nicht desavouiren werden. Jedenfalls gehen wir neuen Kämpfen entgegen, wir dürfen also noch nicht müde werden. Daß sich das teutsche Volk ganz ruhig durch die Wahl des preußischen Erbkaisers von der Frankfurter Gesellschaft sollte verhöhnen lassen, ist doch kaum zu glauben ...“ Erwähnt die Abgeordneten Christian G. Jahn und Martin G. Oberländer, den kurzzeitigen sächsischen Innenminister.

875 EBERT, Friedrich, sozialdemokratischer Politiker, der erste Reichspräsident, 1871 – 1925. E. Br. m. U. „Fr. Ebert“. O.O. 13.III.1921. 1 S. gr.-8o. Mit Briefkopf „Der Reichspräsident“. Kleine Faltenrisse. (400.—)

An den Journalisten Ludwig Lessen (1873 – 1943), damals Redakteur der Wochenschrift „Volk und Zeit“, der ihn um einen Beitrag gebeten hatte. „... Gern hätte ich Ihrem Wunsche entsprochen. Leider muß ich mir aber gerade in der jetzigen Situation in öffentlichen Äußerungen große Zurückhaltung auferlegen. Mit ein paar allgemeinen Redensarten ist Ihnen auch nicht geholfen und mehr könnte ich Ihnen doch nicht geben ...“ Am folgenden Tag ging die Londoner Konferenz zu Ende, auf der die Anerkennung der Pariser Beschlüsse unter Androhung von Sanktionen gefordert wurde. Auf der Pariser Konferenz (24. – 29. Januar des Jahres) war die Gesamtsumme der von Deutschland zu zahlenden Reparationen festgelegt worden. Eigenhändig s e h r s e l t e n .

876 EUGEN, Prinz von Savoyen, der „edle Ritter“, Reichsgeneralfeldmarschall, 1663 – 1736. Br. m. U. „Eugenio von Savoy“. Festung Ehrenbreitstein 30.VI.1708. 2 S. folio. Etwas fleckig. (400.—) Aus dem Spanischen Erbfolgekrieg, zwei Wochen vor der siegreichen Schlacht bei O u d e n a a r d e , an einen Fürsten in Bad Ems. Er habe „kheinen augenblikh von hier abkhomben“ können, da er „in bereitschafft gestanden“, „alle augenblikh von hier“ aufzubrechen, „... gleich dann auch morgen in aller früh von hier abgehen und der armee folgen werde, welche gestern den marche gegen die Niderlandte angetretten hat, nachdeme für nöttig befunden worden, wann man ... die Campagne nicht fruchtloß ablauffen lassen wolle, daß mich dahin wenden, und mit dem Duc de M a r l o b o r o u g h conjungiren solle ...“

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V. GESCHICHTE (Prinz Eugen)

„gar zu hoch gespahnet“ 877 — Br. m. U. „Eugenio von Savoy“. Wien 28.XI.1725. 23⁄4 S. folio. Sporfleckig, kleinere Schadstellen hinterlegt. (350.—) An einen Grafen Colloredo, wohl den Gouverneur von Mailand, Graf Hieronymus von C.-Waldsee (1674– 1726), wegen des Beförderungsgesuchs des Obristleutnants Vela. Das Gesuch müsse näher geprüft werden, da „die Obristen Graduation, dann das beständige Vice-Commando zu Tortona, nebst einem ansehentlichen stukh geld, so Er Vela auch dem vernehmen nach fordert, bedingnussen seynd, welche zusamben gar zu hoch gespahnet scheinen ... Ich aber glaubte, daß derselbe villeicht nacher Massa Carrara an statt des von dem Herrn Feldt Marschallen Marchese Visconti, und Conte Carlo Borromeo leztens dahin vorgeschlagenen Culmbachischen Obristwachtmeister Baron Von Correnberg am füeglichsten angetragen werden khönte ...“

„die Interview-Angelegenheit“ 878* EULENBURG, August Graf zu, Oberhofmarschall und Hausminister Kaiser Wilhelms II., 1838 – 1921. Br. m. U. Berlin 13.III.1909. 2 S. gr.-4o. Mit blindgeprägtem Kopf „Ministerium des Königlichen Hauses“. Empfangsvermerk des Adressaten am Kopf. Leicht gebräunt. (250.—) „Geheim“-Schreiben an Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen, den er über eine „längere Aussprache zwischen ... dem Kaiser und dem ... Reichskanzler“ informiert. „... Im Verlauf derselben bat Fürst B ü l o w , im Gefühl sich nicht mehr des Allerhöchsten Vertrauens zu erfreuen, um seine Entlassung, gab aber gleichzeitig seine, von den Gefühlen reinster Liebe und Treue zu Seiner Majestät diktirte Stellungnahme in der Interview-Angelegenheit vor dem Reichstage der Kritik preis und bat Seine Majestät für Alles was Allerhöchstderselbe etwa als persönliche Kränkung oder als Preisgabe der Interessen der Krone empfunden haben könnte, um Vergebung. Seine Majestät hat diese Erklärungen, unter Anerkennung der vollen Legalität des Herrn Reichskanzlers in seinem ganzen Vorgehen gnädig aufgenommen und das Entlassungs-Gesuch mit der Motivierung abgelehnt, daß der Reichskanzler durch ein Scheiden aus dem Amte in diesem Augenblick Ihn – den Kaiser – vor die schwersten politischen Verwickelungen stellen würde ...“ Infolge der D a i l y - Te l e g r a p h - A f f ä r e des Vorjahrs hatte Reichskanzler Bernhard Fürst von Bülow das Vertrauen Kaiser Wilhelms II. verloren, weil er ihn nicht gegen die Angriffe aus der Öffentlichkeit gedeckt hatte. Am 16. Juli des Jahres reichte Bülow erneut seinen Rücktritt ein.

879* FARNESE, Alessandro, Herzog von Parma und Piacenza, Statthalter der Niederlande und Heerführer in spanischen Diensten, 1545 – 1594. Urkunde m. U. „Alexandre“. To u r n a i (200.—) 27.XI.1581. 1⁄2 S. quer-gr.-folio. Pergament. Etwas fleckig. Ernennung des Charles Bonaventure de L o n g u e v a l , Grafen von Boucquoy zum Hauptmann einer Kompanie anstelle seines Vaters Maximilian, der bei der Eroberung von Tournai gefallen war. Charles Bonaventure de Longueval (1571 – 1621) wurde 1618 von Kaiser Matthias zum Feldmarschall ernannt und war in den ersten Jahren des Dreißigjährigen Krieges Oberbefehlshaber der Kaiserlichen; 1621 fiel er bei der Belagerung von Neuhäusel.

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V. GESCHICHTE

Nr. 882 Frankfurt a.M.

Urkunde 1416

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V. GESCHICHTE

880* FLORENCOURT, Franz Chassot von, politischer Publizist; als „Demagoge“ verfolgt, 1803 – 1886. E. Br. m. U. Naumburg 27.VII.1844. 12⁄3 S. gr.-4o. Mit Siegelrest und Adresse. Leicht grbräunt, kleine Randläsuren. (150.—) An die Weidmannsche Buchhandlung in Leipzig bei Rücksendung eines Verlagsvertrags über eine „projektirte Zeitschrift“. „... Übrigens bin ich noch immer der Ansicht, daß man sich einen etwas begränzteren politischen Zweck stellen muß, als unter dem Titel einer allgemeinen deutschen Vierteljahrsschrift begriffen werden kann. Das eben ist ein Hauptmangel solcher Unternehmen bei uns, daß sie sich über nicht weniger als Alles und noch etwas erstrecken. Das übrige Deutschland wäre doch gezwungen von einer preußischen Vierteljahrsschrift, welche sich die Entwicklung des preußischen Staatslebens zur Aufgabe gemacht hätte, Notiz zu nehmen, zumal allgemein deutsche Gegenstände durchaus nicht unbedingt ausgeschlossen zu werden brauchten ...“ – Erwähnt D a h l m a n n , „mit der größten Anerkennung und Verehrung“.

881 FOCH, Ferdinand, französischer Marschall, am Ende des Ersten Weltkriegs Oberbefehlshaber der Alliierten, 1851 – 1929. Br. m. U. O.O. 10.XII.1921. 11⁄2 S. gr.-8o. Eingehängt in einen schwarzen Halblederband der Zeit (etwas berieben) mit blau-seidenen Vorsätzen. (120.—) An Alfred Holland Smith (1863 – 1924), Präsident der New York Central Railroad, bei dem er sich für die vorzügliche Behandlung während seiner Reise durch die Vereinigten Staaten bedankt. „... J’y ai été, de la part de votre personnel, l’objet des meilleures attentions et tout a été mis en oeuvre pour faciliter mes déplacements ...“ Ebenfalls in den Band eingehängt seine Portraitphotographie mit e. Widmung m. U. an Smith (Brustbild in Uniform; Postkartenformat) sowie der Durchschlag eines Briefes von Smith an Foch.

882* FRANKFURT a.M. – Urkunde des Schultheißen Rudolf G e i l i n g . (Frankfurt a.M.), Mittwoch nach Allerheiligen (4.XI.)1416. 1 S. quer-kl.-folio. Pergament. Mit an Pergamentstreifen hängendem Wachssiegel (kleinere Randschäden). (800.—) In seinem Namen ausgestellte, durch sein Siegel beglaubigte Urkunde: Jeckel Klobelauch d.J. gibt im Namen seines Vetters Konrad K. dem Bender Peter Bocke „ein huß gelegen in der bendergassen ... bij dem Rintsfuße“ zur Erbpacht. Das Haus war offenbar Teil des S a a l h o f e s („der sale daryn daz ... huß auch gehoret“), der der Familie Klobelauch in Ganerbschaft gehörte. Als Zeugen sind Schöffen „an des Richs gericht zu franckfurd“ genannt, darunter Johann von Ochsstadt und Johann Palmstorffer. Auf der Rückseite diese Pacht betreffende Vermerke aus den Jahren 1611 und 1755. Siehe die Abbildung auf Seite 411.

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V. GESCHICHTE

Nr. 885 König Karl VII., der Siegreiche, von Frankreich

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V. GESCHICHTE

FRANKREICH. – KARL IV., der Schöne, König von F. und von Navarra; der letzte 883 Kapetinger auf dem Thron, 1295 – 1328. Urkunde. „Actum apud faverias“, Oktober 1325. 1 S. quer-schmal-4o. Pergament. Ohne das Siegel. Heftspuren am linken Rand. (2.000.—) Zu seinem sowie seiner Brüder und Vorgänger Ludwig X. und Philipp V. Seelenheil – „pro nostre parentumque ac Germanorum quondam nostrorum, Ludovici et Philippi animarum Salute“ – stiftet der König dem Zisterzienserinnenkloster Ste. Marie de la Barre in Château-Thierry („Castrum Theodorici“) zwei Scheffel Hafer („duos modios ... Avene“). Siehe die Abbildung auf Seite 415 (oben). – Vo n g r ö ß t e r S e l t e n h e i t .

884 — KARL V., der Weise, König, 1338 – 1380. Brief in seinem Namen. Paris 21.XII. (wohl 1367 oder 1368). 1 S. quer-schmal-folio. Pergament. Mit Siegelspur und Adresse. Leicht fleckig. (800.—) An Bernabò Visconti, Herzog von Mailand. Beglaubigungsschreiben für seinen Gesandten Otho de Aurea, der im Streit zwischen Bernabò und Galeazzo Visconti einerseits und dem Heiligen Stuhl andererseits vermitteln solle – „de omnibus questionibus discordiis et querelis etiam factum nobilum de Savolo tangentibus Inter sanctissimum pontificem et sanctam Romanam ecclesiam ex una parte Et vos ac carissimum amicum nostrum Galeaz germanum vestrem ex altra“. In den Jahren 1360 und 1367/68 führten die Visconti Krieg gegen die Päpste Innozenz VI. und Urban V. Sehr selten. Beiliegend eine Urkunde a.d.J. 1382 mit vollständiger Insertion einer Urkunde Karls V. a.d.J. 1365, betr. eine Rente für Jeanne de Chailly, Witwe des Robert de la Brigue und Kammerfrau der Königin Johanna.

Le Roy de Bourges 885 — KARL VII., der Siegreiche, König; besiegte mit Hilfe der Jeanne d’Arc die Engländer, 1403 – 1461. Urkunde m. U. B o u r g e s 15.V.1422. 2⁄3 S. quer-imp.-4o. Pergament. Leicht fleckig. Ohne das Siegel. (5.000.—) Als „Regent dauphin“ verfügt der spätere König die Transferierung von 30.000 Gold-Ecus, die ihm Louis II. de Poitiers vermacht habe, an den Generalschatzmeister des Languedoc, François de Nerly, in Avignon. – Louis II. von Poitiers, Graf von Valentinois und Dinis (1354 – 1419), hatte den Dauphin zu seinem Universalerben bestimmt. Am Kopf die Titel des Dauphins: „Charles fils du Roy de france Regent le Royaume daulphin de viennoys duc de Berry de Tourainne et Conte de Poittou“. Auf der Plica die Namen der Mitglieder seines „grant conseil“. Nachdem sein Vater König Karl VI. im Vertrag von Troyes (1420) dem englischen König Heinrich V. die Thronfolge in Frankreich zugesichert hatte, war der ausgeschaltete Dauphin nach Bourges ausgewichen und hatte dort eine Gegenregierung gebildet („König von Bourges“). Am 21. Oktober des Jahres starb Karl VI.; da Heinrich V. bereits am 31. August gestorben war, blieb der Vertrag von Troyes zwar folgenlos, jedoch konnte sich der Dauphin erst nach dem Sieg der Jeanne d’Arc 1429 als König Karl VII. krönen lassen. Siehe die Abbildung auf Seite 413. – S e h r s e l t e n .

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V. GESCHICHTE

Nr. 883 König Karl IV., der Schöne, von Frankreich und Navarra

Nr. 886 König Ludwig XI. von Frankreich

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V. GESCHICHTE (Frankreich)

886 — LUDWIG XI., König, 1423 – 1483. Br. m. U. Paris 8.II.o. J. (nach 1472). 1⁄2 S. querfolio. Pergament. Mit Adresse. (4.000.—) An den Protonotar de Lucenne, einen fremden Diplomaten, dem er die Entsendung mehrerer seiner Räte zwecks Verhandlungen ankündigt, nämlich der Bischöfe von Alby und von Lombez, des Protonotars Jean (III.) d’Amboise, „maistre des Requestes ordinaire de nostre hostel“, des Kämmerers Rogier de Grantmont und des Oberrichters von Quercy, Pierre de Sacierges, „nostre notaire et secretaire“. Siehe die Abbildung auf Seite 415 (unten). S e h r s e l t e n . – Aus der Sammlung Benjamin Fillon (Nr. 112).

887* — KARL VIII., König, 1470 – 1498. Br. m. U. Chinon 5.III. o. J. 3⁄4 S. 4o. Mit Adresse. Etwas fleckig, kleinere Schäden, der linke Rand unterlegt. (600.—) An den Chevalier Antoine de Foudras und Jehan de Montbard, Bailly von Chalon, denen der König den Heerbann verkündet und „en habillement de guerre les nobles et autres de nostre ban et arriereban“ zu den Waffen ruft. Die Adressaten werden aufgefordert zu melden, „quel nombre de gens nous pouvions servir et aider“. – Mit altem Schenkungsvermerk unterhalb der Unterschrift. Unter Karl VIII. begannen die Kriege um die Vorherrschaft in Italien.

888 — LUDWIG XII., König, „le père du peuple“, 1462 – 1515. Urkunde m. U. Blois 30.XI. 1505. 1 S. quer-folio. Pergament. Leicht gebräunt. Ohne das Siegel. (800.—)

An seine Finanzräte mit dem Befehl, durch den Kriegsschatzmeister Geoffroy de la Croix 100 Pfund an seinen Haushofmeister Charles de la Condémine auszuzahlen, „Pour ses peines ... davoir par nostre commandement et ordonnance fait les monstres et Reveues de toutes les compaignes des gens de guerre de noz ordonnance estans en garnison ou pays de bourgougne et es environs pour le quartier davril may et iuny dernier passe ...“ – Mit Gegenzeichnung seines Staatssekretärs Florimond Robertet. Im Vertrag von Blois vom 12.X.1505 hatte Ludwig XII. die spanische Herrschaft über Neapel anerkannt.

889* — — Urkunde m. U. Amiens 6.X.1513. 1 S. quer-schmal-folio. Pergament. Einschnitt unterhalb des Textes alt unterlegt; verso alter Sammlerstempel. (800.—) Zahlungsanweisung an Jean Lallemant, seinen Generaleinnehmer „en noz pays et duché de Normandie“ über 2975 Livres, 9 Sols und 7 Deniers Tournois. – Mit Gegenzeichnung des Kanzlers Hedouyn.

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V. GESCHICHTE

„selon noz voulloir“ 890* — — ANNA von Bretagne, seine Gemahlin, in erster Ehe mit König Karl VIII. vermählt, 1476 – 1514. Br. m. U. Romorantin 25.VI. o. J. 2⁄3 S. gr.-4o. Mit Adresse. Leicht fleckig; Unterschrift ein wenig blass. (1.600.—) An den französischen Botschafter in Rom wegen ihres Wunsches an den Papst, ihrem Beichtvater Claude de Tournon, Bischof von Viviers, die Würde des Abtes der Abtei von Ainay in Lyon zu verleihen. „... monseigneur le Roy et nous escripnons presentement a nostre saint pere le pape pour Reserver labbaye daynay lez Lyon ... a nostre ame et feal conseiller et grant aumosiner levesque de viviers ... monseigneur le Roy et nous desirons que ceste matiere soit expediée selon noz voulloir ...“ Anna von Bretagne hatte sich 1490 per procurationem mit Kaiser Maximilian I. vermählt, wurde aber von Karl VIII. unter Hausarrest gestellt und zur Eheschließung mit ihm gezwungen. Um die Bretagne für Frankreich zu sichern, wurde ihr im Falle seines Todes die Ehe mit seinem Thronfolger zur Bedingung gemacht. Vo n g r ö ß t e r S e l t e n h e i t .

891* — (HEINRICH II., König, 1519 – 1559.) – DIANA von Frankreich, Herzogin von Angoulême, natürliche Tochter König Heinrichs II., in erster Ehe mit Horazio Farnese, in zweiter Ehe mit Herzog Franz von Montmorency verheiratet, 1538 – 1619. Schriftstück mit e. Zusatz u.U. Bois de Vincennes 28.X.1601. 2⁄3 S. gr.-folio. Leicht fleckig, kleiner Randausriss unterhalb des Textes. (800.—)

Quittung für den Führer der Hugenotten, Henri de la Tour d’Auvergne, Herzog von Boullion, Vicomte de Turenne, über die Zahlung einer Rente; am Schluss eigenhändig: „Pour servir de quictance de la Somme de cent soixante six escutz deux tz / Diane l[egitimée] de France“. Diana von Frankreich und der Herzog von Boullion waren verschwägert.

892 — HEINRICH IV., König, auch von Navarra (seit 1572), 1553 – 1610 (ermordet). Br. m. U. Chambéry 22.VIII.1600. 1⁄2 S. gr.-4o. Mit Siegelspur und Adresse. Leichte Randläsuren, kleine Einschnitte, etwas gebräunt. (600.—) An Cinzio Passeri Aldobrandini, Kardinaldiakon von San Giorgio in Velabro („Cardinal St. georges“); Beglaubigungsschreiben für seinen Großstallmeister Roger de Saint-Lary et de Termes, Herzog von Bellegarde (1562 – 1646). „Mon Cousin. Envoyant presentement a Rome vers nostre tressainct pere le pape mon cousin le s.r de bellegarde grand escuyer de france Je luy ay commandé de Vous veoir & visiter de ma part et vous dire de bouche l’affection que Je vous porte de quoy Je vous prie le croire comme moy mesme, me continuer votre bonne volonté ...“ König Heinrich IV. führte damals einen Feldzug gegen Savoyen.

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V. GESCHICHTE (Frankreich)

893* — (LUDWIG XIII., 1601 – 1643) – GASTON, „fils de France“, Herzog von Orléans, sein Bruder; Anführer des Hochadels im Kampf gegen Richelieu und Mazarin, 1608 – 1660. Urkunde m. U. Paris 16.IV.1652. 1 S. quer-imp.-4o. Pergament. Mit Siegelspur. Etwas fleckig und gebräunt. (350.—) Aufnahme in seinen Hofstaat und Ernennung zum Hofstallmeister („Escuyer Cavalcadour“) für den Sieur Deschenetz. – In diesem Jahr wurde der Herzog nach Blois verbannt, wo er bis zu seinem Tod blieb.

Der Friede von Nimwegen 894 — LUDWIG XIV., König, 1638 – 1715. Br. m. U. (Sekretär). St. Germain 28.IV.1679. 3 S. folio. Mit Adresse. Leichte Rand- und Faltenschäden (geringer Buchstabenverlust). Leicht fleckig. (500.—) Inhaltsreicher Brief aus der Zeit der Friedensschlüsse von Nimwegen, mit umfangreichen Anweisungen an den französischen Botschafter in Schweden, Isaac de Pas, Marquis de Feuquières. – Im Text zehn (vom Empfänger dechiffrierte) Zeilen Geheimschrift. „... la ratiffication du Roy de Suede“ (Karl IX.) „il est arrivé a Nimegue dans le mesme temps que mes ambass[adeu]rs se preparoient a eschanger la mienne avec celle de l’Empereur“ (Leopold I.), „et ainsy l’une et l’autre ont esté eschangées en mesme temps. La conclusion entiere de ce traitté me donne plus de lieu d’esperer que bientost l’Electeur de Brandebourg“ (Friedrich Wilhelm, der „Große Kurfürst“) „se portera a faire le Sien, et je puis croire par la maniere dont le S. Spaen a parlé a mes ambassadeurs qu’enfin ce Prince en a pris la resolution ... C’est dont vous donnerez part au Roy de Suede et vous luy ferez connoistre en mesme temps le soin particulier que j’auray de ses interestes dans les propositions qui me seront faittes par l’Envoyé de Brandebourg ... Ainsy selon touttes les apparences peu de jours me feront voir ceque l’on peut esperer de l’une et de l’autre de ces negociations dans lesquelles vous pouvez asseurer le Roy de Suede que Ses interests me seront tousjours trez presens. Cependant j’approuve que vous aiez donné communication au Senateur Guldenstiern des ordres dont je vous avois chargé et vous ne pouviez mieux repliquer que vous avez fait aux responses qui vous avoient esté données par les Commissaires.“ [Das Folgende chiffriert:] „Les mesmes difficultez subsistent toujours en Ang[leter]re pour le passage de mes v[aiss]aux Et c’est ce qu’on aura pu connoistre en S. par les informations que l’on y aura eües par le S. Wachtmeister. Je suis cependant bien aise d’apprendre que quoy que l’on affecte de publier que la cession faite dans le S. de Zell poura tirer a consequence, on reconnoisse neantmoins que la S. n’a point de meilleur conseil a suivre que de m’abandonner entierement le soin de ses interesses dans les Neg[ociati]ons qui restent a conclure ...“ Mit Gegenzeichnung von Außenminister Simon A r n a u l d .

895 — — Br. m. U. (Sekretär). Versailles 6.IX.1703. 3⁄4 S. folio. Mit Adresse. Faltenschäden hinterlegt (kleine Fehlstelle im Text und in der Unterschrift), Unterrand leicht beschnitten. (200.—) An den Oberst und späteren General Marquis de C a n i l l a c (1669 – 1725), in dessen Regiment er die Stelle eines Leutnants neu besetzt habe. „... ayant donné à Brunel la Charge de Lieutenant ... dans le regiment d’Inf[ante]rie ... que vous commandez vacante par la mort de Bouchard Je vous Ecris Cette lettre pour vous dire que vous ayez à le recevoir et faire reconnoitre en lad[ite] Charge ...“ Mit Gegenzeichnung des Kriegsministers und Generalkontrolleurs der Finanzen, Michel de C h a m i l l a r d (1651 – 1721).

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V. GESCHICHTE

Nr. 896 Elisabeth Charlotte, „Liselotte von der Pfalz“

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V. GESCHICHTE (Frankreich. – Ludwig XIV.)

896* — — ELISABETH CHARLOTTE, geb. Kurprinzessin von der Pfalz, Herzogin von Orléans; Schwägerin Ludwigs XIV., die „Liselotte von der Pfalz“, 1652 – 1722. E. Br. m. U. „Elisabeth Charlotte“. Versailles, „Trianon“ 16.VI.1707, „umb 8 abends“. 1 S. 4o. Mit eigenh. Adresse und schönem roten Lack-Allianzsiegel. (4.000.—) An ihre Stiefschwester, die Raugräfin Luise von der Pfalz in Hannover. „Hertzliebe Louise. Ich habe schon die lezte post Ein liebes schrieb von Eüch und amelise“ (ihre Stiefschwester Raugräfin Amalie Elisabeth, die zusammen mit ihrer Schwester Luise in Hannover lebte) „Entpfangen, Es seindt mir aber wegen des pfingstfest so viel verhindernüße zu geschlagen daß Ich ohnmoglich habe andtwortten kennen, heütte haben wir den Englischen Hoff hir / kann es noch ohnmoglich / aber zu kunfftige post werde Ich Ein tag Vorher Nehmen undt ahn Eüch undt amelise ordentlich andwortten[.] Dießmahl aber kan ich In großer Eyll nichts anderst sagen alß daß ich Eüch undt amelise von hertzen lieb behalte ...“ Siehe die Abbildung auf Seite 419.

897 — LUDWIG XV., König, 1710 – 1774. Br. m. U. (Sekretär). Fontainebleau 30.X.1726. 2 S. folio. Mit Adresse. Schwach fleckig. Kleinere Rand- und Faltenschäden (zwei kleine Reparaturen mit Klebefilm). (300.—) Entlassungsschreiben für den französischen Botschafter in der Schweiz, Claude Théophile de Besiade Marquis d’Avaray (1665 – 1745). „... je suis disposé a vous donner tous les temoignages possibles du gré que je vous sçais de tout ce que vous avez fait en execution de mes ordres pendant les cours de vostre Ambassade, je me porte avec plaisir a vous marquer moimesme qu’ayant tout lieu de me louer de l’extreme attention que vous avez apportée a procurer mes avantages dans les affaires que vous avez traitées avec les Cantons ...“ – Der Marquis war maßgeblich für die Rekrutierung schweizerischer Regimenter für die französische Armee verantwortlich gewesen. Mit Gegenzeichnung von Charles Jean Baptiste Fleuriau de Morville als Außenminister.

898 — — Br. m. U. „paiés / Louis“, neben der Unterschrift des „Secrétaire de la main“. Versailles 1.X.1768. 1 S. gr.-folio (handschriftlich ausgefüllter Vordruck). Leicht gebräunt und fleckig; etwas schadhaft. (350.—) Anweisung an seinen Schatzmeister, der Witwe eines „Timbalier ... des gardes de mon corps“ die Summe von „Deux Cents Livres“ jährlich auszuzahlen. Mit Gegenzeichnung des Ministers Phelypeaux.

899 — LUDWIG XVI., König, 1754 – 1793 (hingerichtet). Schriftstück m. U. „approuvé / Louis“, o.O. 19.X.1789, und 1 Schriftstück mit e. Genehmigungsvermerk, o.O. 21.II.1790. Zusammen 21⁄2 S. folio. Schwach gebräunt. 2 minimale Papierschäden. (300.—) 1789. Ein Gesuch seines Finanzintendanten Antoine Louis Blondel betreffend, „qui n’a aucune fortune“, und der deshalb gebeten hatte, seine Einkünfte dadurch aufzubessern, daß ihm ein Teil der vertraglich zugesicherten Kerzen in Geld ausgezahlt werde. Der König genehmigt „une gratification extraordinaire de cent Louis“.

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V. GESCHICHTE

1790. Wegen eines Gesuchs von „trois D[esmois]elles Fouquet“, die um eine Sonderzahlung gebeten hatten, da es diesmal nicht möglich sei, ihnen ihre Rente aus ihrem bei der „loterie Royale“ und der „ecole Militaire“ angelegten Geld auszuzahlen. Der König genehmigt das Gesuch: „Bon pour cent ecus a chacune“. Beiliegend 1 Br. m. U. (Sekretär), Versailles 1787; eine Beförderung betreffend, sowie 1 Schriftstück m. U. (Sekretär) von L u d w i g X I V. (Versailles 1691); Anweisung an die „Commis du munitionnaire ... de ses armées navalles“, die Marine mit besseren Waren zu versorgen, „pour la Subsistance des Equipages de ses vaisseaux“.

900 — — E. Vermerk „Bon.“ unter einer Eingabe, o.O. 21.V.1791. 11⁄4 S. folio. An den Rändern minimal fleckig. (200.—) Gesuch um Neubesetzung von zwei Offiziersstellen in dem sich in Toul versammelnden Kriegsrat. Der König genehmigt, dass Marschall Malseigne und Oberst de Grave, die um die Versetzung in den Ruhestand gebeten hatten, durch Marschall Guerehy und Oberstleutnant Le Bon ersetzt werden.

901 — LUDWIG XVIII., König, 1755 – 1824, und sein Bruder und Nachfolger KARL X., 1757 – 1836. Urkunde (handschriftlich ausgefüllter Vordruck) mit beider Unterschrift „Louis Stanislas Xavier“ und „Charles Philippe“. K o b l e n z 1.III.1792. 3⁄4 S. quer-gr.-folio. Pergament. Leicht fleckig. (250.—) Ernennung des Grafen Ch.A.V.G. de Polereczki zum Premierleutnant im Husarenregiment des Fürsten Moritz zu Salm-Kyrburg. Von Marschall de Broglie, dem Oberbefehlshaber der Armee der Prinzen, ebenfalls unterschrieben. – Sieben Wochen später begann der Erste Koalitionskrieg gegen das revolutionäre Frankreich. Beiliegend eine Urkunde m. U. und (verdrücktem) Siegel des Herzogs Louis V. de Bourbon, Prince de Condé, des Führers der „Armée du Condé“ in den Revolutionskriegen, Hauptquartier Mülheim 7.II.1797; Verleihung des St. Ludwig-Ordens an einen Hauptmann.

902* — — Urkunde m. U. Paris 26.XI.1821. 1 S. quer-imp.-4o (handschriftlich ausgefüllter Vordruck). Pergament. Ohne das Siegel. Etwas fleckig. (250.—) Ernennung von Martin Pierre Perrin Dumont zum „Chevalier de l’Ordre Royal de la Légion d’Honneur“. – Mit Gegenzeichnung des Großkanzlers Jacques Alexandre Macdonald, Herzog von Tarent. Beiliegend eine weitere Urkunde m. U. Ludwigs XVIII., Paris 1817, Ernennung von Baron Jean Antoine de Rostaing zum „Intendant Militaire“.

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V. GESCHICHTE (Frankreich)

903 — KARL X., der letzte König aus dem Haus Bourbon, als Karl Phillip Graf von Artois Führer der Emigranten, 1757 – 1836. Urkunde m. U. „Charles Philippe“. Versailles 16.II.1783. 1 S. gr.-folio (handschriftlich ausgefüllter Vordruck). Mit papiergedecktem Siegel. Schwach fleckig. (200.—) Als „Colonel-Général des Suisses et Grisons“ ernennt der spätere König Jean Marty aus dem Kanton Glarus, „souslieutenant de la Compagnie de Marty au Régiment Suisse de Sonnenberg“, zum Leutnant der Kompanie Louis de Riding. Beiliegend ein Br. m. U. des Generals Masséna, Hauptquartier Zürich 28. Pluviôse an 7 (16.II.1799), an den französischen Gesandten in der Schweiz, Perrochel; gedruckter Briefkopf der „Armée Française en Helvétie“, mit Vignette.

904 — — Urkunde m. U. „Charles Philippe“. Hamm 10.IV.1793, „l’an premier du Regne du Roy“. 1 S. quer-gr.-folio. Pergament. Leicht fleckig. (200.—) Als Regent für König Ludwig XVII. ernennt der „Oncle du Roi“ den Grafen Ch.A.V.G. de Polereczki zum Hauptmann im Husarenregiment des Fürsten Moritz zu Salm-Kyrburg. Mit Gegenzeichnung des Oberbefehlshabers der Armee der Prinzen, Marschall de Broglie. – Wenige Wochen nach der Hinrichtung Ludwigs XVI. (am 21. Januar) ausgestellt.

905* — 8 Autographen.

(500.—)

1) Charlotte Marguérite, Gemahlin des Fürsten Heinrich II. von Condé, Tochter von Henri I. de Montmorency; Maitresse König Heinrichs IV., Mutter des „Großen Condé“, 1594 – 1650. E.Br.o.U., Compiègne 4.V.(1646), 2 S. 4o, mit 2 schönen Ringsiegeln über rosa Seidenfäden. 2) Anne Geneviève de Condé, Gemahlin von Henri II. von Orléans, Herzog von Longueville, Tochter der Vorigen, 1619 – 1679. E. Br. m. U., Rouen 12.II.1663, 2 S. 4o, mit Adresse; an „Monsieur le prince“. 3) Louise Françoise de Bourbon, „Mademoiselle de Nantes“, natürliche Tochter König Ludwigs XIV. und der Marquise de Montespan, Gemahlin des Fürsten Louis III. von Condé, 1673 – 1743. E.Br.o.U. O.O. 30.III.(1691). 22⁄3 S. 4o, mit Siegel und Adresse; an „Monsieur le prince“. 4) Louis Alexandre de Bourbon, Graf von Toulouse, natürlicher Sohn König Ludwigs XIV. und der Marquise de Montespan, 1678 – 1737. Quittung m. U., Versailles 14.X.1708. 5) Louis Jean Marie de Bourbon, Herzog von Penthièvre, Sohn des Vorigen, 1725 – 1793. E. Randvermerk m. U. auf einem an ihn gerichteten Brief, Sceaux 26.XII.1782. 6) Louis François Joseph II., Fürst von Conti, 1734 – 1814. E. Br. m. U., Paris 16.X.1776, 2⁄3 S. 4o, mit Trauersiegel und Adresse. 7) Maria Theresa, Prinzessin von Bourbon und Braganza, Tochter König Johanns VI. von Portugal, 1793– 1874. E. Br. m. U. Sevilla 19.IV.1823, 3 S. 8o. 8) Juan de Bourbon, spanischer Thronprätendent, 1822 – 1887. E. Br. m. U. O. O. u. D.

906 FRANZÖSISCHE REVOLUTION. – 9 Urkunden (handschriftlich ausgefüllte Vordrucke) m. U. von Generalen, Kriegskommissaren und Platzkommandanten. Verschiedene Orte, 1791 bis 1801. 10 S. quer-gr.-folio bis quer-4o. Mit (meist gestempelten) Siegeln. Mit Vignetten in Holzschnitt oder Kupferstich, teilweise mit illustriertem Schmuckrahmen. Einige Defekte. (250.—) „Congés Militaires“ etc. (Entlassungs- und Urlaubsscheine) für Soldaten der Revolutionsarmee. – Beiliegend ein „Congé de réforme“ aus der Kaiserzeit für einen aus Koblenz stammenden Grenadier (1808).

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V. GESCHICHTE

907* FUENTES, Pedro Enriquez de Acevedo y Toledo, Graf von, spanischer Feldherr und Staatsmann; 1595 Statthalter der Niederlande, 1600 Gouverneur und Generalkapitän von Mailand, 1525 – 1610. Br. m. U. Mailand 21.VII.1608. 21⁄3 S. gr.-folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Leichte Randläsuren, kleine Einschnitte (zur Befestigung des Siegels). (250.—) Als Gouverneur und Generalkapitän an den Magistrat von Mailand, dem er ein an ihn gerichtetes Schreiben von König Philipp III. aus Madrid vom 13. März des Jahres mitteilt, die „Real hazienda“ betreffend. „... La primera es que los Questores, notarios, y porteros que entendieren en tomar la possesion de los Feudos, y otros bienes, que devolvieren à esa mi Regia, y Ducal Camara por falta de linea, redempcion, ó otra qualquiera causa no paguen ningunos derechos en la Cancellieria secreta, ni al Contador de la Thesoreria, y otros officiales por la expedicion de los mandatos que se dieren para cobrar el dinero que fuere necessario para el gasto que se hibiere en tomar la dicha possesion, y que los mandatos se hagen con la brevedad que convenga à mi servicio sobre la qual os ordeno, y mando, que de ninguna manera se paguen derechos por estos mandatos, y que se hagan con toda brevedad como lo pide el haver de ser para cosas que tocan à mi Real servicio ...“

908* FÜRSTEN. – 6 Autographen, meist Br. m. U.

(350.—)

König Ludwig XV. (Urkunde m. U. von der Hand seines Sekretärs, Paris 1719) und Kaiser Napoleon III. von Frankreich (Paris 1867) sowie die Könige Friedrich Wilhelm II. (Potsdam 1787), Friedrich Wilhelm III. (Berlin 1818, an General von Stipsicz), Friedrich Wilhelm IV. (Urkunde m. U., Sanssouci 1845) und Wilhelm I. von Preußen (Berlin 1833).

909* GANDHI, Mohandas Karamchand, gen. Mahatma, Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung, „Vater der Nation“, 1869 – 1948 (ermordet). E. Postkarte m. U. „MK Gandhi“. Sabarmati 2.VII.1929. Stärker gebräunt, etwas knittrig, leichte Randläsuren. (1.600.—)

An den Astrologen Louis Brinck Brinkfort (1888 – 1958) in Kopenhagen. „Dear Friend, / I thank you for your letter recommending Drews’ book ...“ Im Sabarmati-Ashram lebte Gandhi von 1918 bis 1930 und leitete von hier aus den gewaltlosen Widerstand gegen die britische Kolonialmacht. Selten.

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V. GESCHICHTE

910 GENTZ, Friedrich von, Staatsmann und politischer Schriftsteller; Berater Metternichs, 1764 – 1832. E. Br. m. U. Verona 27.X.1822. 23⁄4 S. 4o. Minimale Heftlöcher in der Bugfalte. (400.—) (An Otto von Vo ß ), Hardenbergs Gegenspieler, der, nach längerem Ruhestand, am 16. September „zum Vicepräsidenten des Ministeriums und des Staatsraths“ (ADB) ernannt worden war. „... Der königliche Entschluß, der Ew Excellentz zu einer der wichtigsten Stellen in der Monarchie berief, ist eine Begebenheit, die Jeder, dem das Wohl Preußens, und das künftige Schicksal Europas am Herzen liegt, nicht hoch genug segnen und feyern kan. S[eine D[urchlaucht] Fürst W i t t g e n s t e i n “ (Vertrauter König Friedrich Wilhelms III. und ebenfalls Gegner Hardenbergs) „mag Ew Excellentz bezeugen, ob irgend Jemand von der Weisheit und Wohlthätigkeit dieses Entschlusses tiefer und lebendiger durchdrungen ist, als ich ... Ungeachtet der Reinheit des Bewegungsgrundes, der mir diese Zeilen eingiebt, würde ich doch nicht ohne Furcht seyn, mich ... einer gewissen Anmaßung schuldig zu machen, wenn nicht von meiner Seite der Umstand, daß ich in früheren Zeiten das Glück hatte, mit Ew Excellentz in persönlichen, wenn auch in Hinsicht meiner sehr untergeordneten Geschäfts-Verhältnisse zu stehen ...“ – Gentz hatte seine Beamtenlaufbahn in Preußen 1793 als Kriegsrat beendet.

911* GNEISENAU, August Graf Neidhardt von, preußischer Feldmarschall, 1760 – 1831. E. Br. m. U. Berlin 9.III.1813. 2⁄3 S. gr.-4o. Mit Siegelspur und Adresse. Leicht gebräunt. (200.—) An den Verleger Georg Andreas R e i m e r in Berlin. „Es schwebt mir eine dunkle Erinnerung vor, daß es ein topographisches Wörterbuch des Erzherzogthums Oesterreich gebe. Wenn dies der Fall ist, könnte man hier in Berlin ein Exemplar zur Ansicht erhalten? Entschuldigen Sie, wenn ich Sie zur Unzeit mit dieser Anfrage störe ...“ Gemeint ist wohl die in drei Bänden in Wien 1769/70 erschienene „Topographie von Niederösterreich“ von Friedrich Wilhelm Weiskern.

912 GONZAGA, Federico II., Herzog von Mantua und Montferrat, 1500 – 1540. Brief, in seinem Namen ge- und unterschrieben. Mantua 5.XII.1534. 1 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel (defekt) und Adresse. Leicht fleckig, kleine Reparaturen. (500.—) An den Dogen von Genua, Battista Lomellini. Empfehlungsschreiben für den Juristen Pietro Bisio, Leiter des Appellationsgerichts zu Mantua, der sich um eine Stelle am Genueser Tribunal („la Rota di quella ... Citta“) bewerben wolle. „... havendo in la sua administration’ sua dimostrato la dottrina, ed integrita sua, mi ha satisfatto tanto che sero sempre per fargli piacer’, dove mi accada poterlo fare ...“ Beiliegend ein Br. m. U. u. E. seiner zweiten Gemahlin Margherita Palaiologa geb. Markgräfin von Montferrat, Mantua 1547, an ihren Schwager Ferrante I. Gonzaga, Graf von Guastalla und Statthalter von Mailand.

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V. GESCHICHTE

913* GROSSBRITANNIEN. – KARL II., König von England und Schottland, a.d.H. Stuart, 1630 – 1685. Br. m. U. u. E. „Caes[are]ae V[ost]rae Ma[iesta]tis Amantissimus Frater et Consanguineus / Carolus R“. Brügge 23.X.1656. 1 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Minimal gebräunt, schwach fleckig. (1.600.—)

Aus dem Exil an K a i s e r F e r d i n a n d I I I . , den er zur Krönung seines Sohnes, des späteren Kaisers Leopold I., zum König von Ungarn (am 14. September) beglückwünscht. Nach längeren Aufenthalten in deutschen Städten hatte sich der König 1656 vorübergehend in Brügge niedergelassen.

914 — GEORG I., König von Grossbritannien, Frankreich und Irland, als Georg Ludwig Kurfürst von Hannover, 1660 – 1727. Br. m. U. u. E. (London) St. James Palace („Palatio zu St. James“) 14./25.II.1724. 2 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Leicht gebräunt. Kleine Einrisse in der ehemaligen Heftung. (300.—) An Herzog Ernst Friedrich I. von Sachsen-Hildburghausen mit Dank für Neujahrswünsche. „... Also wünschen wir, daß der Höchste Dieselbe in diesem und einer großen Anzahl folgender jahre bey beständigem Wohlseyn und allem ersinlichen Vergnügen erhalten wolle ...“ – Der Herzog starb am 9. März.

915* — STUART, Heinrich (IX.) Benedict, Sohn des Thronprätendenten Jakob Eduard, 1747 Kardinal, 1725 – 1807. Br. m. U. „Henry Cardinal“. Rom 23.XI.1771. 1⁄2 S. 4o. Kleiner Einriss, leicht braunfleckig, das zweite Blatt angerändert. (800.—) An den Bankier Nicolas Verzura in Paris, in einer Finanzangelegenheit. „Vous tiendrez à la disposition de Mr. le Marquis Jerôme Belloni la somme de Trente cinq mille Livres ...; et Vous placerez la d[i]t Somme à mon Compte, que vous tenez avec Joseph Cantini.“

916 — VICTORIA I., Königin, Kaiserin von Indien, 1819 – 1901. Urkunde mit e. Namenszug am Kopf (handschriftlich ausgefüllter Vordruck). London, „at Our Court at Saint James’“ 4.VI. 1881. 1 S. quer-imp.-4o. Mit papiergedecktem Siegel (leicht beschädigt). Etwas gebräunt und unfrisch. Ränder unterlegt. (150.—) Agrément für Siegfried Eberhard Voigt, der von König Oskar II. von Schweden zum Konsul für Bengalen ernannt worden war. Mit Gegenzeichnung von Außenminister Earl Granville.

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V. GESCHICHTE (Großbritannien)

„your interesting country“ 917* — EDUARD VII., König, Kaiser von Indien, 1841 – 1910. E. Br. m. U. „Edward R & I.“ Balmoral Castle 5.X.1905. 3 S. gr.-8o. Mit geprägtem bekröntem Monogramm am Kopf. (400.—) An Khedive Abbas II. von Ägypten, der an der Hochzeit von Herzogin Margarete von Connaught mit dem späteren König Gustav VI. Adolf von Schweden teilgenommen hatte. „My dear Khedive, / Many thanks for your kind letter from Constantinople. It gave the Queen & myself especial pleasure to receive you as our guest at Windsor Castle this summer on the occasion of the marriage of our niece with the young Prince of Sweden. As their engagement took place in Egypt & under your auspicies there was all the more reason that you should be present at their Wedding. We sincerely hope that your visits to England may be as frequent as possible & it will always give us the greatest pleasure to see you. Trusting that you have benefitted from your ‘cure’ & thoroughly enjoyed your stay in the different countries you have visited – & from all wishing your interesting country continued prosperity! ...“

918 — ELISABETH II., Königin, geb. 1926, und PHILIP, Herzog von Edinburgh, ihr Prinzgemahl, geb. 1921. Grußkarte mit den eigenh. Namenszügen „Elizabeth R“ und „Philip“ auf Seite 3, unter einer Photographie (Offset-Reproduktion) mit Prinz Charles und Prinzessin Anne. „1956“. Kl.-folio. Klappkarte mit geprägter Krone auf Seite 1. (400.—) Glückwünsche zum Weihnachtsfest und zum neuen Jahr. – Die Aufnahme zeigt die Königin und Prinz Philip mit ihren beiden Kindern an Deck eines Schiffes.

919 GRUMBKOW, Friedrich Wilhelm von, preußischer Feldmarschall und Staatsmann, 1678 – 1739. E. Schriftstück m. U. (Berlin) 13.II.1734. 1⁄2 S. 4o. Leicht fleckig, kleine Randeinrisse. (200.—) Weiterleitung eines (nicht mehr vorhandenen) Schreibens Königs Friedrich Wilhelms I. an seine Ministerkollegen Johann Moritz von Viebahn (1684 – 1739) und Franz Wilhelm von Happe (1684 – 1760). „Verkunden das praes. S. K. Mayestet mit eigener Hand geschrieben bekommen / bitte es mir cito zuzusenden weiln ich unsere leute bestelet umbes zu examiniren“. Darunter die Sichtvermerke der Empfänger (jeweils mit Vermerk Grumbkows): „Ich habe es so, wie ich es dießen morgen bekommen, so gleich an des Würckln. geh. Et[ats] Kr[iegs] u. Dirigir[enden] Ministre Frh. von Happe Excellentz geschickt / Viebahn“ und „ich habe es umb 10 Uhr heüte früh so bald ich es empfangen, auch weiter an den Hn. Geh. Fin. Raht Schoening geschickt, eod[em] / Happe“.

920 HARDENBERG, Karl August Fürst von, preußischer Staatsmann, 1750 – 1822. E. Br. m. U. „Carl von Hardenberg“. Marienstein 11.IX.1778. 1 S. 4o. Schwach fleckig. (200.—) Als junger hannoverscher Kammerrat an einen Professor in Göttingen. „... Da ich vermuthlich für diesmal das Vergügen nicht werde haben können, Sie und Ihre Frau Gemahlin in Göttingen zu besuchen, so erfreuet mich um so mehr der Auftrag den ich ich von meinen Eltern erhalte, Sie nebst Ihrer Frau Gemahlin, auf den künftigen Sontag Mittag zum Essen zu bitten ...“ S e h r s e l t e n so früh.

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V. GESCHICHTE

Nr. 921 Karl August Fürst von Hardenberg

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V. GESCHICHTE (Hardenberg)

921 — E. Br. m. U. Berlin 19.IX.1822. 1 S. gr.-4o. Dreiseitiger Goldschnitt. Minimale Heftspuren. (300.—) Als Staatskanzler (an seinen alten Gegenspieler Otto von Vo ß ), der, nach längerem Ruhestand, am 16. September „zum Vicepräsidenten des Ministeriums und des Staatsraths“ (ADB) ernannt worden war. – Friedrich Wilhelm III. hatte sich immer mehr von Hardenberg entfremdet; die Berufung von Voß, der 1817 bei der Gründung des Staatsrates von Hardenberg absichtlich übergangen worden war, mußte „der greise Fürst wie einen Schlag ins Gesicht empfinden“ (a.a.O.) „... Ihr Patriotismus wird Sie bestimmen, dem König“ (Friedrich Wilhelm III.) „das Opfer Ihrer Unabhängigkeit zu bringen und Sr. Majestät Anträge anzunehmen. Ich freue mich sehr darüber, mit Ihnen wieder in Geschäfts Verbindung zu treten und erbitte mir Ihr Vertrauen und die freundschaftlichen Gesinnungen, womit Sie mich früher beehrt haben[.] Ew Excellenz würde ich ersuchen bey mir, vor meiner Abreise nach Wien, ein Mittags Essen anzunehmen, wenn ich nicht wüßte, daß Sie, Ihrer Gesundheit wegen, dergleichen Einladungen abgelehnt haben ...“ Hardenberg reiste im Oktober nach Wien und anschließend weiter zum Kongress nach Verona, wo er sich vermutlich einen Infekt zuzog; er starb am 26. November in Genua. – Otto von Voß starb im Januar des Folgejahres. Siehe die Abbildung auf Seite 427.

922 HERESBACH (Hertzbach), Konrad, Humanist und klevischer Staatsrat; mit Erasmus und Melanchthon befreundet, 1496 – 1576. E. Schriftstück. O. O. u. D. 11⁄2 S. folio, halbspaltig beschrieben. Leicht fleckig, kleine Randläsuren. (300.—) Liste zinspflichtiger Bauern, „Us eins alden Reg[iste]r Copyrt“. – Vermutlich aus der Zeit nach seiner Heirat mit Mechelt von Dunen (1536), die das Gut Lorward bei Wesel in die Ehe eingebracht hatte. Auf der Rückseite eine Zuschreibung von alter Hand: „Handschrift des Conrad Hertzbach (Heresbachius) geb. MCDXCVI. / Rath des Herzogs Wilh. v. Cleve, Vermittler der Heirath [Annas von Kleve] mit Heinr. VIII / Verf. der 4 Bücher de re Rustica“. Sehr selten.

923 HERSFELD. – ROËLL, Joachim, 1591 – 1606 Abt, † 1606. Urkunde m. U. Hersfeld 30.IX. 1599. 1 S. quer-schmal-folio. Pergament. (150.—) Darlehensvertrag in der Form eines Verkauf- und Widerkaufbriefs: Das Ehepaar Georg und Thrinna Hildtt in Niederaula verkauft zum Preis von 40 Gulden einen jährlichen Zins von 2 Gulden aus ihrer Wiese, „die SchwarzWiesenn genandtt“, an die Vorsteher des dortigen Hospitals.

924* HERZL, Theodor, Schriftsteller, Begründer des Zionismus, 1860 – 1904. Br. m. U. Wien 3.IV.1902. 2⁄3 S. gr.-4o. Schreibmaschinentext, hektographiert. Randläsuren (am Oberrand alt hinterlegt). Gelocht. (250.—)

Als „Obmann“ des zionistischen „Actionscomités“ an einen Herrn („Sehr geehrter Herr Collega!“), in Veröffentlichungsfragen des zionistischen Zentralorgans „Die Welt“. „... Wir haben an die russischen Mitglieder des A.C. ein Circular gerichtet, sie möchten uns in ihren Berichten dasjenige blau anstreichen, was wir in der ‘Welt’ reproducieren sollen ... Diese Vorbedingun-

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V. GESCHICHTE

gen müssen uns ... unsere Collegen abnehmen, und wir werden selbstverständlich dann gerne ihren Wünschen in jeder Weise Rechnung tragen. Am besten wäre es allerdings, wenn Sie uns ausser den von Ihnen verschickten Circularen, denen wir erst mit Mühe das zur Publication Geeignete entnehmen könnten, schon zur Veröffentlichung bestimmte Berichte über die Arbeiten und die Situation in Ihrem Wirkungskreise allmonatlich einschicken würden. Es ist dies selbstverständlich ein Wunsch und kein Auftrag ...“ Mitunterzeichnet von Oser Kokesch (1859 – 1905) als Schriftführer des Aktionskomitees.

925 HESSEN. – PHILIPP I., „der Großmütige“, Landgraf; Förderer der Reformation, Gründer der Universität Marburg, 1504 – 1567. Urkunde m. U. „Philip[pu]s L Z Hessen etc sst.“ Grünberg (6.VIII.)1519. 1 S. quer- folio. Pergament. Minimal fleckig. (250.—) L e h n s b r i e f für seinen Hofmeister Conrad von Waldenstein und die Brüder Wilhelm und Rabe von Reckrodt über das Gericht Rongshausen, als Dank für „die treuen ... Dinste, so weylanndt dem Hochgebornnen Fürsten Unserm Lieben Hern unnd Vattern seligen“ (Landgraf Wilhelm II., gest. 1509) geleistet worden seien. – Philipp I. war 1509 seinem Vater gefolgt und regierte seit einem Jahr selbständig.

926 — — Br. m. U. „Philip[pu]s L Z Hessen etc sst“. Kassel (17.V.)1543. 11⁄2 S. imp.-4o. Mit Siegelspur und Adresse. (400.—) An den Kurfürst-Erzbischof von Trier, Johann Graf von Isenburg, wegen der Wiedereinsetzung der Familie von S i c k i n g e n in ihre Güter. – 1523, im sogenannten „Ritterkrieg“, hatte Franz von Sickingen als Anführer der rheinischen und schwäbischen Ritterschaft, nach dem fehlgeschlagenen Angriff auf Kurtrier, sämtliche Güter an die gegen ihn siegreiche Koalition aus Kurtrier, Kurpfalz und Hessen verloren. Philipp gibt dem Abkommen von 1542, in dem der Adressat und Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz einerseits und die Söhne Sickingens, Schweickart, Hans und Franz v. S., andererseits sich „vonn wegen der Vhede, so Ir Vatter gegen Eur Liebe unnd uns furgenommen, gutlich vertragen“, seine Zustimmung.

„peinlicher Rechtstag“ 927* — — Br. m. U. Marburg 18.VII.1560. 3⁄4 S. folio. Leicht fleckig, linker Rand etwas beschädigt; ein Wort (Ortsname) gelöscht. (350.—) An einen Fürsten mit der Bitte, ihm Prozeßakten zu dem im Mainzischen „gefangenen Philipp Knopfen“ zu übersenden. „... Da nun der Erzbischoff zu Meintz“ (Daniel Brendel von Homburg) „E.L. und unß einen Peinlichen Rechtstag gegen gedachten Knopfen ernennen wirdt, alß unß nicht zweivelt, Damit wir dann under deß die unsern, beneben den Ewern, mit notturfftigem bevelch zu demselbigen tage abferttigen mögen, So bitten wir freundlich, E.L. wollen unß auß der Inquisition abschrifft der Indicien und verdachts gegen ermelten Philipp Knopfen zufertigen ...“

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V. GESCHICHTE

928 HESSEN-HOMBURG. – FRIEDRICH V. LUDWIG, Landgraf; ihm widmete Hölderlin die Hymne „Patmos“, 1748 – 1820. E. Br. m. U. „le Landgrave de Hesse Hombourg“. Homburg 14.XI.1804. 2 S. 4o. Mit Goldschnitt. Altes Signaturschildchen am Kopf. (300.—)

An einen Grafen, dem er einen seiner in diplomatischen Angelegenheiten reisenden Söhne empfiehlt. – Die fünf Söhne des Landgrafen kämpften sämtlich als österreichische bzw. preußische Generale in den Kriegen gegen Napoleon. „... J’envie bien à mon fils le plaisir de Vous revoir; il partage que toute ma famille les sentimens que nous Vous avons tous voués. Ç’auroit eté un bien doux moment pour moi, de Vous surprendre dans Votre maison, & de Vous rappeller le court éspace de tems que Vous avez passé ici. Ma santé me défend de faire actuellement ce Voyage. Oserois je Vous supplier ... de vouloir bien traitér mon fils qui a eu l’honneur de Vous voir dans son enfance, comme Vous en auriez agi avec moi même, & de lui donner les avis & les Conseils dont il aura besoin dans sa négotiation ...“ In diesem Jahr ernannte der Landgraf auf Betreiben des gemeinsamen Freundes Sinclair den bereits umnachteten Hölderlin zum Hofbibliothekar.

929 HESSEN-KASSEL. – WILHELM II., Kurfürst, 1777 – 1847. Urkunde m. U. Kassel 12.V. 1815. 13 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel über rot-weißer Seidenschnur. Schwach gebräunt, leicht fleckig; kleine Läsuren. (180.—) „Instruction“ für den Feld-Kriegs-Kommissar Karl Emil Ludwig Robert, dem der Kurfürst die „Verwaltung der Geld-Renterey“ der Festung Ziegenhain überträgt. – Vom Kurprinzen für seinen Vater Kurfürst Wilhelm I. unterschrieben. Beiliegend eine Urkunde m. U., Kassel 26.XI.1814, mit schönem Lacksiegel (als „General en Chef des kurhess. Armée Corps / Kur-Prinz zu Hessen“); Dienstzeugnis für den Feld-Kriegs-Kommissar Robert. Ferner beiliegend ein e. Br. m. U. des Prinzen Karl Konstantin von Hessen-Rheinfels-Rotenburg (als Jakobiner „Citoyen Hesse“), Straßburg 1782, mit Erwähnung seiner Geschwister Christian und Antonie.

930 HINDENBURG, Paul von, preußischer Feldmarschall, Reichspräsident, 1847 – 1934. E. Namenszug auf einem Rundbrief (Berlin 29.VII.1895, Druck). O.O. 7.VIII.1895. 3 S. folio. Etwas gebräunt. Spuren alter Heftung. (200.—) Sichtvermerk Hindenburgs auf einem Rundbrief des Kriegsministeriums an „sämmtliche Königliche General-Kommandos“, in dem vor dem „Luftschiffer Spelterini“ gewarnt wird, der, „zu Offizieren des französischen Luftschifferwesens in näherer Beziehung“ stehe und bei Mainz „Ballon-Photographien“ mache. – Hindenburg unterschreibt als „Der Garnison-Aelteste“. Beiliegend eine Urkunde m. U. (Berlin 1932); Versetzung in den Ruhestand für „den Eisenbahnamtmann i.W. Dr. Ing. Christos Vlachos“. – Mit Gegenzeichnung des Verkehrs- und Postministers Paul von EltzRübenach.

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931 — 2 Urkunden (handschriftlich ausgefüllte Vordrucke) m. U. Berlin 11.IV.1927 und 21.VIII.1933. 2 S. (kl.-)folio. Mit geprägten Siegeln. (250.—) 1927. Ernennung des Regierungsbauassessors Georg Schuseil zum Regierungsbaurat. – Mit Gegenzeichnung von Reichskanzler M a r x (Zentrum). 1933. Versetzung in den Ruhestand für „den Oberpostrat Herrn Wilhelm Schubnell in Chemnitz“. Beiliegend ein Br. m. U. (Neudeck 1931, mit Umschlag); an Generalleutnant von Kracht in Dresden, mit Dank für dessen „Erinnerungen an Königgrätz“ sowie ein e. adressierter Feldpost-Briefumschlag mit e. Namenszug in der Absenderangabe „Feldmarschall v. Hindenburg“ an seine Frau „auf Neudeck bei Freystadt, Westpreussen“ (o.O. 1916, mit zweimaligem Stempel „Oberbefehlshaber Ost“).

932* — Br. m. U. Berlin 3.V.1934. 1 S. folio. Mit Prägung „Der Reichspräsident“ am Kopf. (250.—) An Prinz Friedrich Heinrich von Preußen (1874 – 1940) in Erbach, der ihn gebeten hatte, einer Kirchenspaltung (durch die Gründung der „Bekennenden Kirche“) entgegenzuwirken. „... Die gegenwärtigen Zwistigkeiten in der evangelischen Kirche sind seit langem Gegenstand meiner besonderen Aufmerksamkeit und Sorge. Ich habe wiederholt mit den Vertretern der beiden Richtungen, wie auch den Spitzen des Kirchenregiments und den zuständigen Mitgliedern der Reichsregierung über die Frage verhandelt, wie der so dringend erwünschte Friede in unserer Kirche wieder herzustellen ist, aber ich habe bisher noch nicht die Überzeugung erlangt, dass ich selbst einen Schritt tun könnte, der den Frieden schafft. Die Gegensätze sind zurzeit noch zu schroff, als dass jetzt schon von mir Schritte unternommen werden könnten, die auch nur etwas Aussicht auf Erfolg hätten ...“ Beiliegend eine Abschrift (Typoskript) des an Hindenburg gerichteten Briefes des Prinzen Friedrich Heinrich (Berlin 26.IV.1934).

933* HOELZ, Max, kommunistischer Agitator; leitete den Aufstand im Vogtland (1920) und im mitteldeutschen Industriegebiet (1921), 1889 – 1933. 1 e. Br. m. U. (selbständige Nachschrift) und 1 e. Schriftstück m. U. Zuchthaus Sonnenburg (18.X. und 6.XI.1927). 2 S. folio und quer4o. Gelocht; der Brief etwas gebräunt. Mit 1 Umschlag (e. Absender „Max Hoelz / Zuchthaus Sonnenburg“). (400.—)

An Hedwig Hirsch-Hülsenitz in Berlin, eine Gesinnungsgenossin. (18.X.1927.) „Nachschrift für Hede! / Über die Verwendung der Geldmittel, die durch Deine, Zenzl’s“ ( M ü h s a m ) „und Freund Ernst To l l e r s Bemühungen aufgebracht werden, sollt und müsst Ihr natürlich eine genaue Kontrolle ausüben ...“ – Diese Nachschrift lag vermutlich einem Brief an den Buchhändler Leon Hirsch bei. (6.XI.1927.) „Telegramm! ... Nach Halle nicht fahren, Sache erledigt, Brief folgt.“ – Mit der „Sache“ ist wohl das Wiederaufnahmeverfahren gemeint, das Hoelz in diesen Wochen betrieb. Im Sommer 1928 wurde Hoelz begnadigt und ging in die Sowjetunion, wo er 1933 angeblich ertrank. Sehr selten.

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Sechs Dokumente aus dem Hundertjährigen Krieg

934 HUNDERTJÄHRIGER KRIEG. – ARTHUR III., Herzog von Bretagne (1457), Graf von Richmond, Connétable von Frankreich, der „Connétable de Richmond“, 1393 – 1458. Br. m. U. „Artur“. Malestroit 12.I.1435. 1 S. quer-schmal-folio. Pergament. Mit Siegelspuren. Etwas fleckig, Text stellenweise ein wenig berieben. (2.000.—) An Jehan Aleaume, Steuereinnehmer des Herzogs (Johanns des Guten von Bretagne) bei Übersendung einer Urkunde König Karls VII., die den Seigneur de Guingamp von der Steuer für Weine aus dem Anjou und aus Maine für „deux cenz pippes de vin cieuz es heritaiges de sa femme“ befreie. – Die Art der Steuer wird in dem Brief erwähnt: „vingt solz par pippe de vin leve au pont de sec ... par lordenance du Roy des vins yssaus des pais daniou et du maine“. Der Brief ist mitunterzeichnet von dem Archidiakon von Rennes in seiner Eigenschaft als „president de la chambre des comptes de monseigneur le duc“. Im April des nächsten Jahres zog der Connétable de Richmond siegreich in das zuvor von den Engländern gehaltene Paris ein – der englische Gouverneur der Stadt war Robert Willoughby – und trieb von da an den Feind immer weiter zurück. Wie die folgenden Stücke aus dieser Epoche v o n g r ö ß t e r S e l t e n h e i t .

935 — DUNOIS, Jean Graf von, „der Bastard von Orléans“, Sohn des Herzogs Ludwig von Orléans; Großkämmerer von Frankreich, Kampfgefährte der Jeanne d’Arc, 1402 – 1468. Urkunde m. U. „J. bastart dorleans“. O.O. 30.IV.1428. 1 S. quer-schmal-4o. Pergament. Mit Siegelrest. (3.000.—)

Quittung für den Einnehmer der Grafschaft Blois, Pierre Taillebois, über 20 Scheffel („mins“) Weizen, 10 Scheffel Roggen und 10 Fässer Wein „sur la Revenue des grains et vins de nostre treschier ... seigneur monseigneur le duc dorleans de sa chastellerie de Blois“. Herzog Karl von Orléans, sein Stiefbruder, war 1415 in der Schlacht bei Azincourt in englische Gefangenschaft geraten und kam erst 1440 frei. – Im Herbst des Jahres stieß Dunois zu den Verteidigern von Orléans und hielt die Stadt bis zu dem Eintreffen des von Jeanne d’Arc geführten Entsatzheeres.

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V. GESCHICHTE

936 — GUESCLIN, Bertrand du, Connétable von Frankreich, der große Heerführer König Karls V., um 1320 – 1380. Br. m. U. („Bretan Dugesclin“) in seinem Namen von Sekretärshand geschrieben und unterschrieben. O. O. u. D. (Frühjahr 1362). 1 S. quer-schmal-folio (ca. 5  29 cm). Pergament. (1.200.—)

(An Nicole Anquetil, Vogt des Klosters Mont Saint Michel) mit der Anweisung, die 50 Real, die ihm das Kloster noch schulde, an Richard Frogier auszuzahlen. „Treschier et grant ami, comme labbe et vous me eusiez promis et octroye la somme de cent realx dont vous ne avez paie que cinquante je vous requier expressement que vous baillez ladicte somme de cinquante realx a richart frogier porteur deceste lettre ...“ Am 12.VI.1362 quittiert Frogier dem Bailli den Erhalt der Summe (s. Jones, Letters, orders and musters of Bertrand du Guesclin, Nr. 24). Dokumente des analphabetischen Kriegshelden, der zweimal von seinem König für hohe Summen aus englischer Gefangenschaft freigekauft wurde, sind im Handel kaum nachweisbar. Jones Nr. 23; Sammlung Fillon Nr. 2636.

937 — KARL II., der Böse, König von Navarra, 1332 – 1387. Urkunde „par le Roy en son conseil“. Kastell Sarrazin 27.IX.1351. 1 S. quer-schmal-folio. Pergament. Mit Siegelspur. Fleckig und etwas knittrig. Rechter Rand beschädigt (Verlust von Zeilenenden). (400.—) Als Statthalter im Languedoc für König Johann II. von Frankreich, seinen Schwiegervater, an den Schatzmeister zu Toulouse mit dem Befehl, dem „seigneur darmes“ und Kastellan „du Chastel Cordous en Auvigné“, Guiraut de Marcelhac, den ihm zustehenden Sold zu zahlen und ihn soweit zu befriedigen, „quil nen Retourne plus par devant nous“. 1353 heiratete Karl II. Johanna von Frankreich, eine Tochter König Johanns II., verbündete sich dann aber mit den Engländern gegen diesen, auf dessen Thron er als Enkel Ludwigs X. Anspruch erhob.

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V. GESCHICHTE (Hundertjähriger Krieg)

938 — KARL von Valois, Herzog von Orleans, Vater König Ludwigs XII.; einer der bedeutendsten Lyriker seiner Zeit, 1394 – 1465. Urkunde m. U. Paris 21.XII.1444. 1 S. quer-schmalfolio. Pergament. Ohne das Siegel. Leicht fleckig und wellig, kleine Montagereste. (2.000.—)

Quittung für seinen Schatzmeister und Generaleinnehmer Jehan Chardon über 275 Livres. „... Laquelle somme il nous a aujourdhuy baylle ... en noz mains pour les affaires de nous et de nostre treschier et tresamee seur et compaigne la duchesse...“ Bei der erwähnten Schwester handelt es sich um die durch ihr Stundenbuch berühmt gewordene Marguerite von Orléans (1406 – 1466).

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V. GESCHICHTE

„devant louiers“ 939 — WILLOUGHBY, Sir Robert, 6. Baron W. de Eresby, Graf von Vendôme und Beaumont; der letzte englische Gouverneur von Paris, 1385 – 1446. Urkunde m. U. „Willughby“. O.O. 1.X.1430. 1 S. quer-schmal-folio. Pergament. Ohne das Siegel. Leicht feuchtfleckig. (1.200.—)

Von Willoughby als Kommandant („cappitaine“) von Bayeux unterzeichnete Quittung für Pierre Surreau, Generaleinnehmer der Normandie, über den Erhalt von 14 Livres 17 Sols 11 Deniers „paiement des gages et Regars“ für einen Berittenen und drei Bogenschützen der Garnison Bayeux, denen König Heinrich VI. die Teilnahme an der Belagerung von Louviers befohlen habe – „au siege advise prouchaine estre mis devant louiers“. 1429 hatte La Hire, der Waffengefährte Jeanne d’Arcs, Louviers von den Engländern erobert; am 19. Juni 1431 begannen die Engländer mit der Belagerung der Stadt, die sie im Oktober zurückeroberten.

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V. GESCHICHTE

940 ITALIEN. – VIKTOR EMANUEL III., König, auch Kaiser von Äthiopien und König von Albanien, 1869 – 1947. Urkunde m. U. Rom 29.III.1928. 2 S. gr.-folio. Mit gedrucktem Kopf. Leicht knittrig und fleckig, Nadelspuren. (120.—) Verleihung der italienischen Staatsbürgerschaft an einen gebürtigen Jugoslawen aus Triest. – Mit Gegenzeichnung M u s s o l i n i s .

941 JAPAN. – HIROHITO, 124. Tenno Japans, 1901 – 1989. Portraitphotographie (schwarzweiß) mit e. Namenszug auf der Bildseite. Ca. 32,5 21,5 cm. Eingelegt in eine Mappe mit kaiserlichem Chrysanthemen-Emblem in Gold auf dem Vorderdeckel (Karton, leicht berieben). (2.000.—) Kniestück en face, in Stresemann. Die Aufnahme zeigt den Tenno in mittleren Jahren. Beiliegend eine dazugehörige signierte Portraitaufnahme seiner Gemahlin, der K a i s e r i n K o j u n (1903 – 2000), aus derselben Zeit und ebenfalls in eine Mappe mit kaiserlichem Emblem eingelegt. – Die Kaiserin trägt einen Kimono mit großen Chrysanthemen auf dem Obi.

942 JUDAICA. – Verordnung (Druck) der „Fürstlich-Hessische[n] Regierung“. Rinteln 16.XII.1794. 1 S. folio. Ränder leicht schadhaft. (150.—) Es wird verfügt, daß den „ergangenen Judenverodnungen“, die keinem Schutzjuden die Anstellung eines „Profitknechts“ erlaube, bei Strafandrohung Folge zu leisten sei. „... Ausserdem aber hat sich ergeben, daß einige Beamten die Verordnung ... auch auf andere Contracte der Juden, und besonders auf den Wollenkauf ausdehnen. Da nun diese Verordnung blos auf den Viehhandel gerichtet, und daher deren Anwendung auf andere Contracte nicht nur an sich unstatthaft ist, sondern auch das Commerzium zu sehr darunter leiden würde, wenn jeder jüdische Handel über Wolle, Garn und andere Gegenstände ebenfalls protocollirt werden sollte; So wird Euch zugleich aufgegeben, den klaren Inhalt dieser Verordnung nicht zu überschreiten ...“

943* KEITH, George, Viscount of Elphinstone, britischer Admiral; leitete 1815 als Kommandant der Kanalflotte die Einschiffung Napoleons I. nach St. Helena, 1746 – 1823. Br. m. U. und e. Nachschrift. „His Britannic Majesty’s Ship Minotaur, off Genova“ 14.V.1800. 11⁄2 S. gr.folio. Mit Goldschnitt. Leicht fleckig. (300.—) Als Oberbefehlshaber der Mittelmeerflotte an den (österreichischen) Oberst de Best, dem er die Verschiffung von vier Kanonen in den Golf von La Spezia ankündigt. „... If agreeable to His Excellency, I should wish all the Balls and Cartridges to be landed at Fort St. André, from whence we can be supplied as occasion may require ... I have seen nothing of the small foreign Vessels, since the Weather became unfavorable ...“ Erwähnt den österreichischen General Franz Xaver Graf Saint-Julien und (in der eigenh. französischen Nachschrift) Bonapartes Generalstabschef Berthier. Aus der Zeit der Belagerung von Genua, die am 4. Juni mit der Kapitulation des französischen Generals Masséna endete.

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Nr. 941 Kaiser Hirohito

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944 KÖLN, ERZBISTUM. – PHILIPP II. von Daun-Oberstein, Kurfürst-Erzbischof, 1463– 1515. Urkunde. Arnsberg, am Laurentiustag (10.VIII.) 1509. 1 S. quer-folio. Pergament. Ohne das Siegel. Etwas fleckig. (200.—) An Bürgermeister und Rat der Stadt B r i l o n im kurkölnischen Herzogtum Westfalen mit der Anordnung, daß die dortigen „verbranten verfallen huyser unnd woesten stede“ (wüste Hofstätten) binnen eines Jahres von den Zinsherren wieder aufzubauen und mit Bewohnern zu besetzen seien, andernfalls würden sie eingezogen. Philipps Anordnung scheint fruchtlos geblieben zu sein, denn sein Nachfolger Hermann V. von Wied erneuerte sie nach seinem Regierungsantritt 1515.

945 KOSSUTH, Lajos von, Führer der ungarischen Unabhängigkeitsbewegung von 1848/49, 1802 – 1894. E. Br. m. U. Arrochar (Schottland) 20.IX.1857. 11⁄3 S. 8o. Auf einem Briefbogen des Hotels „The Queens“, Glasgow. Etwas fleckig. (300.—) Aus der Emigration an James B. Robertson, dem er für das Honorar für seine „lectures at Alexandria“ dankt. „... While I beg to tender my best thanks to the Committee both for the effective arrangements and the cordial sympathy which I met from their hands, I beg to assure them that my visit to the Vale of Leven will ... always continue to be a source of cheerful consolation on which my memory shall delight to dwell ...“ Beiliegend ein e. Br. m. U. an seinen Freund Vincze Janko, die Abrechnung von Anleihen der Fiume-Eisenbahn betreffend (Pest 23.IX.1847, 1 S. quer-gr.-4o, ungarisch; mit vollständiger Übersetzung).

946 KRUPP, Friedrich Alfred, Großindustrieller, 1854 – 1902. E. Br. m. U. „Sayneck“ 12.VIII. 1884. 22⁄3 S. 8o. (300.—)

An den Generalverwalter des Grafen Alexander von Hachenburg (von dem er das Jagdhaus Sayneck und die umliegenden Jagden gepachtet hatte), den er einlädt, „nächsten Sonntag um 4 Uhr bei mir den Caffee einzunehmen u. Abends mit mir ein ganz bescheidenes Abendbrod zu genießen“. „Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, daß ich Sie in Reise Costüm resp. in dem Ihnen bequemsten Anzuge erwarte. Bei gegenwärtiger Hitze kann man die Neger in Afrika noch beneiden. Im Einverständniß mit Grf Hachenburg möchte ich Sie bitten das Gehalt des Förster Knefels auf die Höhe dessen zu stellen, das der Förster Tillmann bezieht u. mir ... diesen erhöhten Betrag von nun an in Rechnung zu stellen ...“ 1888 ließ Krupp das Jagdhaus abreißen und als Jagdschloß neu errichten.

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947* LAFAYETTE, Joseph de Motier, Marquis de, französischer General und Staatsmann; nahm seit 1777 am nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieg teil, in den Revolutionen von 1789 und 1830 Kommandeur der Nationalgarde, 1757 – 1834. Br. m. U. „Lafayette“. Paris 13.III.1831. 1 S. 4o. Etwas gebräunt, Nadelspuren, Unterrand beschnitten. (200.—) An François Antoine H a b e n e c k (1781 – 1849), den Leiter der Société des concerts du Conservatoire in Paris. „Parmi tous les motifs de reconnaissance qui animent le Président du Comité Polonais, nous sentons bien vivement ... les grandes et particulières obligations que nous vous avons. Je suis chargé de vous témoigner toute la gratitude du Comité et tout le prix que nous mettons aux marques de patriotisme et aux preuves de talens qui nous ont été données par vous & par les artistes que vous dirigez avec tant de succès. Nous vous devons en grande partie celui de notre concert, et en vous parlant des obligations générales, j’aime à vous offrir l’expression de mes sentimens personnels ...“

948* LASSALLE, Ferdinand, Publizist und Politiker; Theoretiker und Organisator der Arbeiterbewegung in Deutschland, 1825 – 1864. E. Br. m. U. Berlin 20.I.1862. 1⁄2 S. gr.-8o. Leicht fleckig, kleine Randeinrisse. (250.—) An den Buchhändler Joseph Baer in Frankfurt a.M. „Ew. Wohlgeboren Büchersendung habe richtig erhalten und übersende ich Ihnen dafür beifolgend den rechnungsmäßigen Betrag von 42 r. 28 sgr. ...“

„mon grand compatriote“ 949 LICHNOWSKY, Felix Fürst, preußischer, dann spanischer Offizier, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, Mäzen Liszts, 1814 – 1848 (von den Revolutionären ermordet). E. Br. m. U. „Félix Lichnovsky“. Berlin 27.III.1845. 3 S. gr.-8o. Mit Trauerrand. Leicht (staub)fleckig. Mit schön gesiegeltem, signiertem Umschlag. (300.—) An die aus Kuba stammende Gräfin Marie Merlin geb. Santa Cruz y Cardenas Jaruco (1788 – 1852) in Paris, deren Salon viele Berühmtheiten der Zeit, Musiker, Schriftsteller wie Wissenschaftler, anzog. „‘Hommage à la belle des belles, à la Reine des Antilles’, c’est ainsi que mon grand compatriote H u m b o l d t a commencé une lettre d’introduction que vous m’avez montré il y a six ans, ma belle et gracieuse amie. Je n’ai pas la prétention de croire que mes lettres puissent avoir auprès de vous le poids des Siennes, mais je vous sais toujours bonne et indulgente pour vos anciens amis et admirateurs ... je vous présente le porteur de ce petit mot, M. le Conseiller intime Seiffert, notre Consul-général au Mexique. Il se rend à son poste, et s’arrêtera aux Antilles. – Il sait qu’il ne peut mieux s’y présenter que sous votre egyde qui le protègera plus puissamment que le pavillon de son Roi ...“

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LIPPE-DETMOLD und verwandte Häuser. 8 Autographen.

(200.—)

Elisabeth zur Lippe-Detmold, Gemahlin Leopolds. III., geb. Prinzessin von Schwarzburg-Rudolstadt (2 e. Br. m. U.; Detmold 1864 und Rudolstadt 1896), Friedrich Wilhelm zur Lippe-Biesterfeld (2 e. Br. m. U.; Potsdam 1905 und Rottleberode 1911), seine Gemahlin Gisela zur Lippe-Biesterfeld geb. Gräfin zu Ysenburg-Meerholz (Hannover 1914; ausführlicher Brief an einen Herrn, der ihr zum Tod des im Krieg gefallenen Grafen kondoliert hatte), Bertha zur Lippe-Biesterfeld, Gemahlin von Leopold IV., geb. Prinzessin von Hessen-Philippsthal-Barchfeld (e. Br. m. U., Rotenburg 1901), Friedrich Graf zur LippeWeißenfeld (e. Namenszug) und Ernst Graf zur Lippe-Weißenfeld (Berlin 1874). Beiliegend ein e. Notizzettel des Historikers Leopold von Ledebur.

951 LÜTZOW, Adolf Freiherr von, preußischer General; 1813 Freikorpsführer, 1782 – 1834. Br. m. U. Berlin 5.IV.1814. 1 S. folio. Etwas fleckig, Randläsuren alt hinterlegt. (200.—) An das preußische „Militär Gouvernement für das Land zwischen der Elbe und Oder“ in Berlin, in einem Untersuchungsverfahren. „... beehre ich mich ... ergebenst zu erwiedern, daß ... der p. Natus krankheitshalber sich hat vom Corps entfernen müssen, und es überhaupt unentschieden ist, ob derselbe wieder zum effectiven Militair Dienst brauchbar wird ...“

„unsere gute Sache“ 952 LUXEMBURG, Rosa, sozialistische, dann kommunistische Politikerin; begründete mit Karl Liebknecht den „Spartakusbund“ und die „Rote Fahne“, 1871 – 1919 (ermordet). E. Br. m. U. O.O. (8.X.1913, von fremder Hand). 21⁄2 S. 8o. Leicht gebräunt, schwach fleckig. Minimale Faltenrisse. Bearbeitungsvermerke am Kopf. (3.500.—) An einen Genossen, der sich in Veröffentlichungsfragen an sie gewandt hatte. – Rosa Luxemburg veröffentlichte ihre Aufsätze und Artikel in dieser Zeit zum großen Teil in der „Leipziger Volkszeitung“. „... Zur Veröffentlichung eignet sich das Gedicht kaum. Ich würde Ihnen rathen, falls Ihre Zeit erlaubt, unsere klassischen Schriften: L a s s a l l e , E n g e l s , M a r x zu lesen. Sie würden darin sicher viel Anregung und Standpunkte finden, jetzt scheint mir Ihr Aufsatz noch zu ausschliesslich auf warmem Gefühl, etwas zu wenig auf klaren Gedankenbildern gegründet. Das mag freilich auch von der dichterischen Form herrühren. Wie dem sei, ich würde mich sehr freuen, wenn Sie sich weiter mit demselben Eifer unserer guten Sache des Sozialismus widmen würden ...“

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Nr. 952 Rosa Luxemburg

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MAINZ. – 18 Briefe und Schriftstücke aus der „Franzosenzeit“. Mainz 1798 – 1813. (350.—)

Briefe der Generale François Freytag, Kommandant von Mainz (1798, mit Vignette) Barthélemy-Catherine Joubert (1798, mit gedr. Briefkopf „Armée de Mayence“), François-Christophe Kellermann, Herzog von Valmy (5, 1807 – 1813) und Jean-Baptiste Meynier, Gouverneur der Festung Mainz (1808), ein „Congé de Réforme“ m. U. des Generals Jacques-Antoine de Chambarlhac de Laubespin (1801, mit Vignette) sowie ein von zahlreichen Offizieren unterschriebenes Führungszeugnis für einen Hauptmann (1803), Briefe des „Commissaire du Gouvernement dans les nouveaux Départemens de la Rive gauche du Rhin“, François Joseph Rudler (2, 1798, mit Vignetten), des Präfekten des Departements Mont-Tonnerre, Jeanbon de Saint-André (4, 1806 – 1811, in Kultusangelegenheiten), des Rektors der Académie de Mayence, Boucly (1811) und des Ober-Konsistorialpräsidenten Pietsch (1811, betr. die Unterstützung der „Militair Conscription“ durch die Geistlichkeit). Beiliegend ein Brief des Kriegsministers Schérer an den Oberkommandierenden der Mainz-Armee (1798, mit Vignette) sowie ein Brief des Generals Grosjean (1797, einen Transport nach Boppard betreffend).

954 MANGOLD, Joseph, katholischer Theologe; Rektor der Jesuitenanstalt in Augsburg, 1716 – 1787. Urkunde. D i l l i n g e n 27.V.1769. 1 S. quer-imp.-folio. Pergament. Leicht fleckig. Kleines Loch in der Blattmitte. Mit an Seidenschnüren anhängendem, prachtvollem Universitätssiegel in gedrechselter Holzkapsel (Durchmesser ca. 6 cm). (250.—) Von Mangold als Rektor der Universität Dillingen ausgefertigtes Doktordiplom für Johannes Riedt aus Oberndorf. – Mit Unterschrift des Notars Johann Caspar Reiner.

955 MASARYK, Tomáš Garrigue, tschechischer Soziologe und Staatsmann; Gründer der Tschechoslowakei, 1850 – 1937. E. Br. m. U. „Tomáš G. Masaryk, / univ. prof. v Praze“. Horazdovice 19.II.1891. 2/3 S. 8o. Tschechisch. Kleine Einrisse, etwas gebräunt, an zwei Ecken montiert. (400.—) An die Stadtverwaltung von Sušice. „... ich möchte die ehrenwerte Stadtverwaltung über meine Kandidatur für den böhmischen Landtag informieren, in welchem ich mehrere Orte Ihres Gebietes vertreten will, eingeschlossen Ihre Stadt. Dafür möchte ich Sie um Ihre freundliche Unterstützung ersuchen ...“ (Übersetzung). – Auf der Unterhälfte und auf dem anhängenden Respektblatt Notizen von fremder Hand. In diesem Jahr wurde Masaryk für die Partei der Jungtschechen in den österreichischen Reichsrat gewählt.

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— E. Postkarte m. U. „prf Masaryk“. (Prag) 6.I.1902. Tschechisch. Etwas gebräunt. (300.—)

An den Verleger Karel Hipman (1867 – 1914) in Smichov wegen der Herausgabe der Politischen Schriften von Karel Havlicek. „... Ich teile Ihnen mit, daß Herr Langner die Sammlung von Havliˇceks Werken vorbereiten kann. Er ist ein Journalist von der Redaktion der ‘Volksstimme’ in Wien. Er schreibt ein Buch über Havliˇcek, und er hat Quellen aus meinem Buch benutzt. So weiß er eine Menge über Havliˇcek ...“ (Übersetzung).

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V. GESCHICHTE

957 METTERNICH, Clemens Wenzel Lothar Fürst von, österreichischer Staatsmann, 1773– 1859. Schriftstück m. U. „Metternich“. Wien 21.X.1836. 11⁄4 S. folio. Leicht gebräunt. Winziger Faltenriss. (180.—) „An die löbliche kön. Preussische Gesandschaft“, in einer Erbschaftsangelegenheit. „... wonach Johann Gottfried Feldweg, als Einwohner zu Felsö-Rakoncz, Honther Comitats, sich befindet, und um Ausfolge des ihm im Königreiche Preußen angefallenen Erbvermögens bittet ...“

Das „Schmuggler Gefecht“ 958 — E. Br. m. U. „v Metternich“. Wien 24.II.1847. 1 S. gr.-8. Leicht fleckig, kleine Randschäden. (400.—) „Ich bitte Sie, kenntniss von dem angestrichenen in der anliegenden Leipziger Zeitung zu nehmen um mir zu sagen, ob irgend Etwas an dem Schmuggler Gefecht Wahres ist; der Art[ikel] strotzt von Lügen, welche ich in dem beobachter als solche bezeichnen möchte, aber sicher in der Sache zu gehen wünsche ...“

959 — Eigenh. adressierter Briefumschlag mit Namenszug „Metternich“ als Absender. O. O. u. D. Ca. 10,513,5. Mit Trauersiegel (zerdrückt). (80.—) An Herzogin Marie Louise von Parma (die vormalige Kaiserin der Franzosen): „A Sa Majesté / Madame L’Archiduchesse / Duchesse de Parme / En ses propres mains. / à Parme.“

960* MEXIKO. – Manuskript, im Text datiert 15. I.1863. Titel + 50 gez. S. folio. Geheftet, die beiden ersten Blätter lose. In Papierumschlag der Zeit. (150.—) „Campagne du Mexique en 1862“. Titel + 45 gez. S. – Bericht über die diplomatischen und militärischen Ereignisse in den ersten 14 Monaten der französischen Intervention in Mexiko, von der „Convention du 31 octobre 1861“ (dem „Londoner Vertrag“, mit dem Frankreich, Großbritannien und Spanien vereinbarten, die Rückzahlung der mexikanischen Staatsschulden zu erzwingen) bis zur Eroberung von Tampico (November 1862); abschließend „Décembre 1862. Situation actuelle. Plan probable du Général en Chef“ (General Forey). Mit einem Anhang „Guerre des Etats-Unis avec le Mexique 1846 – 1848“, 5 S.

961 MOLTKE, Helmuth Graf von, preußischer Feldmarschall, 1800 – 1891. E. Br. m. U. „Helmuth“. Berlin 27.X.1867. 11⁄2 S. gr.-8o. (200.—) An seinen Vetter Eduard Ballhorn, mit dessen Elternhaus Moltke zu Zeiten seines Studiums ein eher kühles Verhältnis unterhalten hatte. – In Familienangelegenheiten. „... Von meinen Geschwistern erfahre ich daß sie gesund sind ...“ – Es folgen detaillierte Beschreibungen der Lebensumstände seiner Geschwister; über einen in geistiger Verwirrung lebenden entfernten Verwandten heißt es gegen Ende des Briefes: „... Ueberhaupt ist es schrecklich wie in unsrer Zeit die Geisteskrankheiten zu nehmen ...“ Beiliegend ein e. Br. m. U. von Moltkes Vater Friedrich (Kiel 12.XI.1836), eine Silhouette seines Onkels, des in Rußland gefallenen mecklenburgischen Majors Helmuth von Moltke, und die Abschrift eines Briefes des Feldmarschalls.

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V. GESCHICHTE

Der Plan zur Zerstörung des Castello Sforzesco 962 NAPOLEON I., Kaiser der Franzosen, 1769 – 1821. Vierzeiliger e. Vermerk m. U. (Mailand 23.IX.1796) auf einem Manuskript m. U. des „chef de Bataillon du Génie“ und späteren Generals Jacques David Martin de C a m p r e d o n (1761 – 1837), Mailand 5. jour complémentaire an 4 (21.IX.1796), 2 S. gr.-folio. Leicht (staub-)fleckig, kleine Läsuren. (3.000.—) „Projet d’un dispositif de Mines pour la démolition du C h a t e a u d e M i l a n “. – Von Campredon ausgearbeiteter Plan zur Zerstörung der Mailänder Festung. „... C’est de faire une large Brêche à chacune des deux faces des six bastions ... au moyen d’une Mine à quatre fourneaux ... les quatre fourneaux auront huit chambres de Mines dont chacune ... devra être chargée de 550 livres de poudre ... La Brêche produite à chaque face sera d’environ 20 toises de longueur. Il conviendra de ne charger les Mines qu’au moment de l’exécution ... en sorte que les préparatifs de l’opération n’auront aucune apparence extérieure et ne derangeront point les dispositions défensives. Ce travail préparatoire pourra être exécuté dans 20 ou 25 jours ... Si L’on juge que ce dégré de Démolition ne suffise pas, et qu’on veuille rendre encore plus difficile la restauration de cette forteresse on pourra faire sauter les six demi Lunes et les six courtines par le Même procedé ...“ – Es folgen Berechnungen für drei mögliche Grade der Zerstörung, für die zwischen 15.000 und 40.000 Pfund Pulver benötigt würden.

Bonaparte als Oberbefehlshaber der Italienarmee genehmigt Vorbereitungen für die einfachste Variante: „approuvé la demolition en suivant le projet cidessus pour le premier degré[.] l’on ne chargera les fourneaux jusqu’à nouvel ordre“. Mit seiner Bewilligung zur teilweisen Zerstörung des Castello Sforzesco – einer der größten Festungsanlagen Europas – kam Bonaparte einer Forderung der Mailänder Republikaner nach, die dieses Symbol der Tyrannei vernichtet sehen wollten. Der Plan wurde allerdings zurückgestellt, da Bonaparte vorläufig nicht auf die Festung verzichten konnte; erst nach seinem Sieg über die Österreicher bei Marengo im Juni 1800 ließ er die äußeren Anlagen schleifen.

963 — 2 Urkunden m. U. (Sekretär). Paris 5. Fructidor an 8 (22.VIII.1800) und 4. Messidor an 9 (23.VI.1801). Je 1 S. quer-imp.-4o. Jeweils mit Kupferstich-Vignette am Kopf (sitzende Marianne; auf dem Sockel „Bonaparte 1er Consul de la République“, ähnlich Boppe Nr. 232) und papiergedecktem Siegel. Kleine Randläsuren. Verso Montagereste. (200.—) 1800. Gewährung einer jährlichen Witwenrente von 100 Francs für Jeanne Rogée. Mit Gegenzeichnung des Kriegsministers Carnot und des Staatssekretärs (und späteren Außenministers) Maret. 1801. Gewährung einer jährlichen Witwenrente von 100 Francs für Elisabeth Perrine Desnos. Mit Gegenzeichnung des Kriegsministers Berthier und des Staatssekretärs Maret.

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V. GESCHICHTE

964* — E. Randvermerk m. U. „Np“ auf einem an ihn gerichteten Brief von General Alexandre B e r t h i e r, Mailand 23.XII.1807, 1⁄2 S. folio. Leicht gebräunt und fleckig. (500.—) Auf dem Gesuch Berthiers an den Kaiser um Bewilligung eines Urlaubs von vier Monaten für den Unterleutnant Henrionnet, „qui se trouve en ce moment hors d’Etat de servir des suites d’une blessure qu’il a reçu devant Heilsberg“, vermerkt der Kaiser eigenhändig: „accordé“. In der Schlacht bei Heilsberg am 10. Juni des Jahres hatten die französischen Truppen über die russischen gesiegt. Aus der Crawford Collection.

965* — Randvermerk m. U. „Np“, o. O. 21.III.1811, auf einem „Rapport“ des Kriegsministers General C l a r k e , Herzog von Feltre, (Paris) 18.III.1811, 2 S. folio. Leicht gebräunt, ein Eckchen abgerissen. (400.—) Auf dem Bericht des Kriegsministers an den Kaiser mit dem Vorschlag, das 4. Bataillon des Regiments La Tour d’Auvergne in das Bataillon Valaison einzugliedern, denn es sei „uniquement composé d’allemands“, vermerkt Napoleon: „approuvé“. Das 1805 gebildete Regiment La Tour d’Auvergne bestand überwiegend aus österreichischen Kriegsgefangenen.

966 — Vermerk m. U. „Np“, St. Cloud 26.IV.1811, auf einem an ihn gerichteten „Rapport“ mit eigenh. Ergänzung u.U. des „Ministre-Directeur“ der Kriegsverwaltung, Jean-Girard Lacuée, Graf von Cessac, vom 24.IV.1811, 6 S. folio. Leicht gebräunt. Mit rosa Seidenbändchen geheftet. (750.—) Lacuée berichtet, daß die Kaufleute die Abgaben für in Stettin beschlagnahmte Kolonialwaren nicht – wie vom Kaiser befohlen – in der Form von Getreidelieferungen für die Armee entrichten und nach Küstrin liefern könnten, und legt seine Berechnung des Getreidebedarfs für „la nourriture de 150000 hommes“ vor. Napoleon verfügt: „Renvoyé au Prince d’Eckmulh pour decider sur tous cela“. Louis-Nicolas Davout Fürst von Eckmühl hatte damals den Oberbefehl über die französische Armee in Deutschland.

967* — Br. m. U. „Nap“. Cherbourg 29.V.1811. 2⁄3 S. 4o. Ein Eckchen abgeschnitten, Montagespuren am linken Rand, minimal gebräunt. (600.—) Von einer Inspektionsreise des Kaisers an den „Major General“ Alexandre B e r t h i e r, Fürst von Neuchâtel. „Mon Cousin, je Vous renvoie votre correspondance de Portugal. Faites connaitre au Duc de Raguse“ (Marschall M a r m o n t ) „qui j’ai nommé le General Maucune general de division. Repetez lui qu’il est maitre de renvoyer en France les Generaux qui ne lui conviennent pas et d’organiser son armée de la maniere qu’il le jugera le plus convenable ...“ Mit Erledigungsvermerk am Unterrand. – Wellington hatte in der Schlacht von Fuentes de Oñoro zwischen dem 3. und 5. Mai die französische Armee unter Marschall Massena besiegt. Daraufhin hatten sich die Franzosen nach Spanien zurückgezogen, Massena war durch Marschall Marmont ersetzt worden.

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V. GESCHICHTE (Napoleon I.)

968 — E. Genehmigungsvermerk m. U. „accorde / Np“, o. O. 21.XII. o. J., auf einem „Rapport“ des Kriegsministers General C l a r k e , Herzog von Feltre, o. O. 20.XII.o. J. 1 S. 4o. (1.200.—) Der Kaiser genehmigt den Vorschlag des Kriegsministers, 18 von S a n t o D o m i n g o heimgekehrte Offiziere des 89. Regiments, die zuerst beim 86. Regiment untergekommen waren, auf die Regimenter 26, 66 und 82, „dont partie est emploiée aux Colonnies et l’autre partie en Europe“, aufzuteilen. „... Les Bataillons de ces Corps en Europe, etant tous à l’armée d’Espagne, leurs dépôts en France manquent d’Officiers et ceux qu’on y fera passer du 89e ne pourront qu’y être très utiles ils seraient placés suivant les besoins, dans les trois Régiments ...“ 1802 hatte Napoleon, noch als Konsul, eine Invasions-Armee nach Santo Domingo gesandt, die jedoch im November 1803 kapitulieren musste; die Kolonie rief ihre Unabhängigkeit aus.

969 — MARIE LOUISE, Kaiserin der Franzosen, seine zweite Gemahlin, Tochter Kaiser Franz’ I. von Österreich, 1791 – 1847. Urkunde m. U. „Louise“. St. Cloud 3.V.1812. 1 S. quergr.-folio (handschriftlich ausgefüllter Vordruck). Pergament. Mit Schmuckbordüre. Schwach fleckig, kleiner Randeinriß. (250.—) Ernennung der Gräfin Jacqueminot zur „Dame de la Société de la Charité maternelle“. – Mit Gegenzeichnung des Erzbischofs von Versailles, Louis Charrier de La Roche.

970* — LUCIEN Bonaparte, Fürst von Canino und Musignano, Innenminister, zweiter Bruder Napoleons, 1775 – 1840. E. Br. m. U. Bagni di Lucca 26.VI.1809. 2⁄3 S. 4o. Leicht gebräunt. (300.—) A n s e i n e M u t t e r, die er von der Ankunft bei seiner Schwester Elisa in Bagni di Lucca unterrichtet. „Ma chere maman, / je vais ecrire deux mots pour vous annoncer notre arrivée à Lucques: nous sommes aux bains dans la maisonette d’elisa que vous avez occupé: nous nous portons tous fort bien. – nous vous embrassons de tout notre coeur ...“ Nach einem Zerwürfnis mit seinem Bruder Napoleon hatte sich Lucien 1804 auf seine Ländereien in Canino zurückgezogen.

971* — LOUIS Bonaparte, König von Holland, dritter Bruder Napoleons, 1778 – 1846. Br. m. U. „Louis Napoleon“. Paris 14.III.1806. 3⁄4 S. 4o. (300.—) An einen General, dem er für „papiers anglais“ dankt. „... J’ai lû les détails de votre lettre ... avec intérêt. Faites moi part, je vous prie, de tout ceux qui viendront à votre connaissance, lorsqu’ils auront un certain dégré de certitude ...“ Ende des Jahres verfügte Kaiser Napoleon die Kontinentalsperre gegen England, wogegen der König Einspruch erhob, da er die Interessen Hollands gefährdet sah.

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V. GESCHICHTE

„sono sola e trista“ 972 — PAULINE Bonaparte, Fürstin Borghese, zweite Schwester Napoleons, 1780 – 1825. Br. m. U. Pisa 24.I.1823. 21⁄2 S. gr.-8o. Tinte leicht durchschlagend, kleine Wurmspuren. (500.—) Wohl an ihren Anwalt Joseph Vanutelli, bei dem sie sich über ihre Schwester Caroline (Murat) und ihre Nichte Laetitia (Tochter ihres Bruders Lucien) beklagt, die unzufrieden mit dem seien, was sie ihnen in ihrem Testament zugedacht habe. Sie sei krank, ihre Familie kümmere sich nicht um sie, und deshalb überlege sie, ob sie nicht Fremde adoptieren und ihnen ihr Vermögen vermachen solle. „... hò ricevuto una lettera di Carolina che mi hà dato molto umore, gli assicuro 50 mila franchi, e non è contenta, aveva promesso di più avanti di fare il mio testamento, ma doppo che l’ho fatto hò decisa di non dar a Letizia che 150 mila franchi, non posso fargli altri regali giacche vendo tutto ... per la mia malattia. Se non sono contenti cosi ... disfarò il testamento e non darò niente a nessuno perchè sono stanca di veder che tutto quello che si fa non basta mai. Credete che la condotta di mia sorella ... mi hà molto inasprito contro di loro, e gle l’ho scritto francamente ... La mia salute è molto cattiva ... sono in letto con la febre, non hò mai ricevuto dalla mia famiglia la minima consolazione, sono sola e trista, mà finirò per adottarmi dei stranieri a cui lasciero tutta la mia fortuna ...“

973* — BERNADOTTE, Jean Baptiste Jules, Fürst von Pontecorvo, Marschall des Kaiserreichs, als Karl XIV. Johann König von Schweden und Norwegen, 1763 – 1844. Br. m. U. Paris 8. Thermidor an 7 (26.VII.1799). 1 S. gr.-folio. Mit Vignette am Kopf (Boppe Nr. 201). Leicht gebräunt. (300.—) Als Kriegsminister an General Bourcier, „Inspecteur Général des troupes a cheval de l’armée du Danube“. „... Je vous ai annoncé ..., que l’arrondissement de l’armée du Rhin comprenait le territoire situé depuis Huningue inclusivement jusqu’à Dusseldorf. C’est une erreur qu’il importe de rectifier; Les Places d’Huningue et de Béfort forment la ligne de démarcation entre l’Armée du Rhin et celle du Danube ...“ Vom Beginn des zweiten Koalitionskrieges.

974* — FOUCHÉ, Joseph, Herzog von Otranto, Revolutionär; Polizeiminister Napoleons I. und der Bourbonen, 1759 – 1820. Br. m. U. „Fouché“. Paris 28.VII.1809. 1 S. folio. (200.—) An den Kriegsminister General C l a r k e , Graf von Hüneburg (noch in diesem Jahr zum Herzog von Feltre erhoben), der ihn um Auskünfte „sur l’anglais James Care“ gebeten hatte. „... J’ai l’honneur de lui transmettre une lettre de M. le Consul des Etats unis au Havre qui a delivré un passeport au Sr James Care, en le considérant comme américain et qui prétend justifier sa conduite dans cette circonstance ...“

975* — — Br. m. U. „Le duc d’otrante“. Paris 14.IV.1810. 3⁄4 S. folio. Leicht fleckig. (180.—) Ebenfalls an Clarke, wegen einer Engländerin, die sich in Lille aufhalte und um einen Pass gebeten habe „pour se rendre avec sa fille âgée de 19 ans, à Stokolm. Cette demande rentrant dans les attributions de Votre Excellence je m’empresse de la lui transmettre ...“

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V. GESCHICHTE (Napoleon I.)

Der Quasi-Krieg 976 — TALLEYRAND, Charles Maurice Herzog von, Fürst von Benevent und Herzog von Dino, Staatsmann, 1754 – 1838. Br. m. U. „ch. mau. talleyrand“. Paris 17. Messidor an 6 (5.VII. 1798). 1 S. gr.-4o. Mit gedrucktem Briefkopf. Großer Ausriß in der rechten oberen Ecke (alt hinterlegt). (400.—) Als Außenminister an Fulwar Skipwith, den Generalkonsul der Vereinigten Staaten von Amerika. „... je vous renvoye ... les passeports de MM. Clement Humphreys, Joseph Dugan et Stephen Trenck. / Le ministre de la marine les a visés pour prevenir toute difficulté. il me marque néanmoins que cette formalité n’etait point necessaire: que la commissaire principal du Hâvre ne là sans doute exigée que par un neuf entendu et quil va lui adresser à cet egard, des instructions précises ...“ Geschrieben zwei Tage vor Ausbruch des nie erklärten Seekriegs zwischen den Vereinigten Staaten und Frankreich („Der Quasi-Krieg“, 1798 – 1800). Nachdem Frankreich in den Jahren zuvor Hunderte amerikanischer Handelsschiffe gekapert hatte, griff ab dem 7. Juli die amerikanische Marine französische Schiffe auf hoher See an.

977 — MARSCHÄLLE und GENERALE. – 30 Autographen, meist Briefe. Einige kleinere Defekte. (1.600.—) Antoine de Béthencourt (an 6, mit Vignette), André Joseph Boussart (an 10; mit Vignette und schönem Siegel), Jean Claude Boudinhon-Valdec (6.VI.1815; eigenh., mit Vignette), Guillaume Marie-Anne Brune (Alkmaar an 8), Lazare Nicolas Marguerite Carnot (an 8, mit Vignette), François Etienne Damas (Düsseldorf 1813), Louis Nicolas Davout, Fürst v. Eckmühl (2; Hamburg 1811), Joseph François Fririon (1809), Antoine Jomini (Liegnitz 1813), François Louis Magallon de Lamorliere (Hauptquartier Le Havre 1811), Jean Baptiste Joseph L’Olivier (an 12, mit Vignette), Auguste Frédéric Louis Viesse de Marmont, Herzog von Ragusa (1809), Jean François Xavier Menard (Würzburg 1809), Jean Victor Moreau (Den Haag an 4, mit großer Vignette), Joachim Murat, König von Neapel (Madrid 1808), Louis Marie de Narbonne-Lara (2; Raab 1809), Jean Rapp (2 ; Danzig 1810), Claude Ambroise Régnier, Herzog v. Massa (1807), Nicolas Antoine Graf Sanson (1811 an Davout), Anne Jean Marie René Savary, Herzog von Rovigo (1811, an Davout in Hamburg), Dominique Joseph Vandamme, Graf von Hunebourg (2; 1806 und 1811), Martin Vignolle (3; Mailand an 6 als Stabschef Berthiers, mit großer, die obere Hälfte des Blattes füllender Vignette, und 1810, an Kriegsmininister Clarke, Herzog von Feltre), Jacques Pierre Orillard de Villemanzy (an 5, mit Vignette der Italien-Armee; an Berthier, mit dessen Genehmigungsvermerk) und Joseph Zayonchek (Zajcaczek) (Engelsburg 1807).

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— — 6 Autographen (Br. m. U.), meist S a a r l o u i s betreffend.

(250.—)

Alexandre Berthier (Hauptquartier Schönbrunn 1809; Marschbefehl nach Stuttgart), Henri Jacques Clarke (Paris 1807, als Kriegsminister, die Befestigung von Saarlouis betr.), Louis Nicolas Davout (Paris 19.V.1815, als Kriegsminister an den Kommandanten von Landau), Louis Marie Milet de Mureau (Paris an 4, mit Vignette, an den „Directeur des fortifications“ in Saarlouis), Balthasar Alexis von Schauenburg (Hauptquartier Saarlouis 1792) und Barthélemy Schérer (Paris an 6, als Kriegsminister, die Folgen der Explosion einer Kaserne in Saarlouis betr.). Beiliegend ein Bericht m. U. des Genie-Offiziers Nicolas François Curel, Saarlouis 1791, „sur la nécessité de redresser la Sarre, à son entrée dans les fossés de Sarrelouis“ sowie ein Br. m. U. des späteren Finanzministers Ludwigs XVI., Calonne, Paris 1766, wegen des Fällens von Pappeln in der Allee „qui borde la chaussée de France près de Sarrelouis“.

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V. GESCHICHTE

979* NAPOLEON III., Kaiser der Franzosen, 1808 – 1873. E. Br. m. U. mit Namen am Kopf (3. Person). Leamington 9.I.1839. 3⁄4 S. 8o. Schwach fleckig, kleine Faltenrisse teilweise unterlegt. (250.—) An Lord und Lady Eastnor, auf eine Einladung zum Diner. „Le Prince Napoléon est bien sensible à l’aimable attention du Lord et de Lady Eastnor qui veulent bien le consoler par une nouvelle invitation de la peine qu’il a éprouvée hier en manquant l’heure fixée pour le diner ...“ Ende 1838 hatte der Prinz die Schweiz auf Druck Frankreichs verlassen müssen und war nach England gegangen.

980

— E. Br. m. U. O. O. „Villa Elisa“ 14.XI.(1848). 1 S. gr.-8o. Leicht braunfleckig. (300.—)

Leicht verärgerter Brief an einen Herrn, der wohl die Zahlung einer in Auftrag gegebenen Büste angemahnt hatte. „... Il est vrai qu’au moment de mon depa[r]t ... j’ai oublié de donner ... les ordres necessaires pour le Buste de la Princesse Demidoff“ (der Bildhauer Hiram Powers hatte 1846 eine Büste von Mathilde Bonaparte, Princesse Anatole Demidoff angefertigt) „mais cet oubli que je reconnais ... ne vous donne pas le droit de faire des suppositions aussi extraordinaire que vous les faites ...“ – Gut einen Monat später, am 16. Dezember, wurde Napoleon III. zum Staatspräsidenten gewählt.

981* — Br. m. U. (Paris,) „Palais des Tuileries“ 21.XII.1866. 2⁄3 S. folio. Mit Empfangsvermerk am Kopf. Mit gesiegeltem Umschlag. (250.—) An Großherzog Nikolaus Friedrich Peter II. von Oldenburg mit der Nachricht von der Geburt der Prinzessin Laetitia, der Tochter seines Cousins Prinz Napoleon. „... Il a plu à la Divine Providence de bénir le mariage de mon bien aimé Cousin le Prince Napoléon en lui donnant une fille dont Madame la Princesse Marie Clotilde“ (Tochter König Viktor Emanuels II. von Italien) „est heureusement accouchée hier ... et qui a reçu les noms de Marie Letizia Eugénie Catherine Adélaïde. Vous me faites assez connaître, dans les occasions qui s’en présentent, combien Vous prenez part à tout ce qui peut regarder les intérêts de ma Couronne, pour que je me persuade que Vous voudrez bien Vous associer à ma satisfaction ...“

982 NAVARRA. – HEINRICH II. (Henri d’Albret), König, Schwager König Franz’ I. und Großvater König Heinrichs IV. von Frankreich, 1503 – 1555. Br. m. U.u.E. „V[ost]re bon cousin / Henry“. Pau 6.V.1549. 1 S. gr.-4o. Mit Adresse. Leicht beschnitten, kleine Löcher. Verso der teilweise getilgte Stempel der Sammlung Thorek. (800.—) An den „Lieutenant du Roy“ (Heinrichs II. von Frankreich) in der Guyenne, den er mahnt, seine Stellung in Libourne nicht zu verlassen. – Dessen Vorgänger war im Jahr zuvor bei einer Revolte gegen die Salzsteuer umgekommen. „Mon Cousin / Jay veu bien au long tout ce que par vostre lettre du quattriesme du present mavez escript Mesmement de la compaignie escossoise que le roy ne vous a Jamais mande faire desloger de lybourne Contre ce que dernierement chantelloube“ (Jean de Neufville, Seigneur de Chanteloup, Sekretär des

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V. GESCHICHTE (Navarra. – Henri d’Albret)

Königs) „me feist entendre de vostre part / Que luy debvez faire cognoistre ne lavoir trouve bon comme Je ne fays de mon Coste ... Je ne suis poinct dadviz que vous y touchiez en aulcune maniere quil ne vous soit expressement commande par ledit Seigneur ...“ „la compaignie escossoise“: Französische Truppen kämpften damals an der Seite Schottlands gegen die Engländer. Sehr selten.

983* NEAPEL-SIZILIEN. – KAROLINE MARIE, Königin, Gemahlin Ferdinands I., Tochter der Kaiserin Maria Theresia, Freundin der Lady Hamilton, 1752 – 1814. Br. m. U. und eigenh. Nachschrift. Portici 9.VI.1804. 1 S. 4o. Leicht fleckig. (300.—) An Joseph Frhrn. von Stifft, Leibarzt von Kaiser Franz II., dem sie für die Fürsorge bei der Niederkunft ihrer Tochter, der Kaiserin Marie Therese, dankt. – Am Vortag war Erzherzogin Marie Anna zur Welt gekommen. „... Obwohl Ich die besten Nachrichten von der vollkommensten Gesundheit Meiner Tochter die Kaiserin schon hatte, ohngeachtet dem, habe Ich mit besonderm Vergnügen alles Tröstendes in diesem Betreffe aus Ihrem Brief ... vernommen. Ich hoffe zu Gott, daß Derselben Niederkunft zu Meiner großen Freude die allerglücklichste seyn werde, und erwarte Mir dahero von Ihrer bekannten Ämsigkeit, die fleißigste Hilfe ...“ In der eigenh. Nachschrift: „Gott sey Ewig gedanckt daß alles so gut und Glucklich bey der Geburt meiner Herzgeliebten Tochter abgelaufen ist / ich dancke ihnen vor ihre sorgen und verbleibe mit dankbarem Herzen“.

Der Kieler Matrosenaufstand 984 NOSKE, Gustav, sozialdemokratischer Politiker; 1919/20 Reichswehrminister, 1868 – 1946. Eigenh. ausgefülltes Telegrammformular m. U. Kiel 5.XI.1918, „um 12 Uhr 30“. 1 S. quer-4o. Kopierstift. Gedruckter Kopf „Festungs-Telegraph der Kieler Hafen-Befestigungen“. Leicht fleckig; grüne Papiermarke in der oberen linken Ecke. Mit Bearbeitungsvermerken. (800.—) Während des Kieler Matrosenaufstands an Philipp S c h e i d e m a n n , seit kurzem Staatssekretär ohne Portefeuille in der Regierung Prinz Max von Baden. „Staatssekretär Scheidemann / Reichsamt des Innern / Berlin. L a g e s e h r e r n s t . Schickt mir noch einen Mann / Noske“. Seit dem Abend des 4. November war Kiel in den Händen der Aufständischen, die dem dorthin entsandten Regierungsbeauftragten Noske einen begeisterten Empfang bereiteten und ihn am 5. November zum Vorsitzenden des Soldatenrates wählten.

985 ÖSTERREICH. – FRANZ I., der erste Kaiser, als Franz II. letzter römisch-deutscher Kaiser, Schwiegervater Napoleons I., 1768 – 1835. Br. m. U. Salzburg 11.VI.1816. 1⁄2 S. 4o. (180.—) An Graf Bissingen mit Übersendung von sechs Dukaten für Joseph Oberhammer aus Sonnenburg im Pustertal für „das von ihm zusammengeschriebene ... Bet- und Andachts-Büchlein“ und die „demselben beigeschlossenen vaterländisch-patriotischen Gelegenheitsgedichte“; man möge ihm „Mein Wohlgefallen zu erkennen zu geben ...“

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V. GESCHICHTE

Nr. 986 Kaiserin Maria Ludovica

an Kaiserin Marie Louise, die Gemahlin Napoleons I.

451

V. GESCHICHTE

„Jouissez bien tranquillement de votre bonheur“ 986* — — MARIA LUDOVIKA, Kaiserin, dritte Gemahlin Franz’ I., Tochter von Erzherzog Ferdinand von Österreich-Modena, Freundin Goethes, 1787– 1816. E.Br. mit Abschlußstrich (2.000.—) als Unterschrift. Wien 7.IV.1811. 21⁄2 S. 4o. Heftspuren. An K a i s e r i n M a r i e L o u i s e , ihre Stieftochter, die Gemahlin Napoleons I. „... Vous recevez en même tems deux de mes lettres, le Prince Clary et Monsieur de Nicolai en etant les porteurs. Ce n’est qu’aujourdh’hui que je pus recevoir ce dernier en particulier quoique j’aurois desiré l’interoger sur votre compte dès l’instant qu’il débarqua, mais me trouvant très malade et plus accablée que le journalier je dus différer; en revange j’ai tachée de m’en dédomager au mieux en l’accablant de question et une demie heure d’entretient s’écoula sans que je m’en doutois. Vous pouvez juger qu’il me faisoit bien sa cour en me parlant de vous, et que mon coeur s’épancha à vous rendre justice sans flatterie, dont je suis incapable. Dieu merci que d’après les dernières nouvelles vous étiez aussi bien que possible, c’est un grand soulagement pour mon coeur qui desiroit et craignoit l’instant décisif. Quel bonheur que le petit“ (Marie Louises Sohn, der am 20. März geborene Herzog von R e i c h s t a d t ) „se porte bien; on dit que sa nourice a un air de santé qui promet beaucoup; il me paroit de vous voir embrasser ce petit innocent et vous trouvez étonner d’être Mere; ah que ne puis-je vous imiter. Vous sentirez tout le prix de posséder un bien si doux qui vous attache toujours plus à votre Epoux, et je suis sure que si bien il ne vous laisse rien à desirer en amour et gage vous rendre encore plus chere à ses yeux. Jouissez bien tranquillement de votre bonheur en augmentant celui de l’Epoux auquel vous avez consacré vos jours et n’oubliez jamais d’en rendre d’éternelles actions de graces, à l’Auteur de tout, qui tient dans sa main notre sort spirituel et temporel ...“ Siehe die Abbildung auf Seite 451. – S e l t e n .

987 — — LEOPOLD II., Erzherzog, Großherzog von Toskana, sein Neffe, 1797– 1870. E. Br. m. U. Florenz 5.III.1820. 2 S. 4o. (250.—) An einen Kunsthändler (in Dresden) wegen des Kaufs einer Stanhope-Presse, wie er sie in Leipzig bei Ta u c h n i t z gesehen habe. „... Als ich den vorigen Herbst in Leipzig war, besah ich mit vielen Vergnügen die Druckerey des Herrn von Tauchnitz. Er zeigte mir eine Druckerpresse von neuer Erfindung ... von Lord Stanhope ... Wenn der Herr Tauchnitz bereit wäre mir solch eine aus England kommen zu lassen braucht man ihm nur zu sagen, daß man sie gerade so wünscht wie seine ist. Auch möchte ich von ihm die proportion der Mischung der ingredienten und die Characteren für die Stereotypen zu drucken gießen ...“ Der Leipziger Drucker Karl Tauchnitz (1761 – 1836) führte das von Lord Charles Stanhope (1757– 1816) entwickelte Verfahren der Gipsstereotypie in Deutschland ein, das eine deutliche Verbilligung der Buchproduktion zur Folge hatte. Beiliegend eine Urkunde m. U. und Siegel der Großherzogin Anna Maria Franziska von Toskana geb. Herzogin von Sachsen-Lauenburg (Reichstadt 1727).

988* — FRANZ JOSEPH I., Kaiser, 1830 – 1916. Urkunde m. U. Wien 13.VII.1886. 1 S. querimp.-folio, handschriftlich ausgefüller, kalligraphisch gestalteter Vordruck. Kleine Rand- und Faltenschäden. (180.—) Ernennung von Friedrich Dautwitz, „Hof-Bauverwalter der Schloßhauptmannschaft in Schönbrunn“, zum „Ritter Unseres Franz Josephs Ordens“. Beiliegend u. a. eine Urkunde m. U. von Großherzog Ferdinand IV. von Toskana (1892), ebenfalls für Dautwitz.

452

V. GESCHICHTE

989 — — Urkunde m. U. (handschriftlich ausgefüllter Vordruck). Wien 21.VII.1898. 1 S. quer-imp.-folio. Mit geprägtem Siegel. (200.—) Ernennung von Admiral Maximilian Freiherrn von Pitner anläßlich seiner Versetzung in den Ruhestand „zum Großkreuze Unseres Franz-Joseph-Ordens“. Mit Gegenzeichnung des Ordenskanzlers Joseph Alexander Freiherr von Helfert.

Kämpfe in der Herzegowina 990* — — E. Schriftstück m. U. O. O.u.D. 2⁄3 S. gr.-8o. Mit Trauerrand.

(300.—)

Anweisung an den Außenminister zur Beantwortung eines Telegramms des Botschafters in Montenegro, Gustav Frhrn. von Thömmel. „Ich erinnere an die Beantwortung des Telegramms Thömmels wegen der Herzegovina Insurgenten Battaillone, die mir sehr dringend erscheint, um den Fürsten von Montenegro“ (Nikola I.) „durch Subvention die Möglichkeit zu geben, diese Insurgenten von der Theilnahme an den Kämpfen gegen unsere Truppen in der Herzegovina abzuhalten.“ Kaiser Franz Joseph verfolgte 1882/83 die Annexion Bosniens und der Herzegowina.

991* — — MONTENUOVO, Alfred Fürst von, Obersthofmeister, 1854 – 1927. E. Br. m. U. Unter-Berkovic 22.II.1921. 42⁄3 S. gr.-8o. Gelbliches Papier. Mit Briefkopf. Faltenrisse. (150.—) An einen Herrn über die Trauerfeierlichkeiten anläßlich des Todes Kaiser Franz Josephs I. (1916). „... das bewußte Leichenbegängniß wurde auf einer ganz neuen Basis aufgebaut. Während die letzten derartigen Einsegnungen nur in der Capuziner-Kirche im Beisein der Familie und der Hofwürdenträger vor sich giengen und der Leichenzug sich nur von der Hofburg auf den Mehlmarkt bewegte, fand die eigentliche Feierlichkeit dießmal zum ersten Male in der Stephans-Kirche statt. Der Leichenzug wurde durch das äußere Burgthor über die Ringstrasse, Quai, Rothenthurmstrasse auf den Stephansplatz geführt um der ganzen Bevölkerung die Möglichkeit der Betheiligung zu schaffen & die Stephanskirche wurde gewählt damit die gesammte gesetzliche Vertretung der beiden Reichshälften, der autonomen Körperschaften, der größeren Städte, schließlich eine ungezählte Menge von Deputationen Vereinen etc. an der Leichenfeier theilnehmen könne ...“

992* — KAISER und ERZHERZOGE. – 8 Autographen.

(350.—)

Die Kaiser Ferdinand I. (Urkunde m.U., 1847, ungarisch) und Franz Joseph I. (Br. m. U., Wien 1887, an Erzherzog Leopold Salvator) sowie die Erzherzoge Carl (3 Br. m. U., 1801 – 1806), Rudolph (Br. m. U., Wien 1830), Leopold, Großherzog von Toskana (Schriftstück m. U., 1867) und Franz Karl (Schriftstück m.U., Schönbrunn 1855). Beiliegend über 50 Schriftstücke: Empfangsbestätigungen für Andenken aus dem Nachlass Kaiser Franz Josephs.

453

V. GESCHICHTE (Österreich)

993

— ERZHERZOGE. – 4 Autographen.

(250.—)

Leopold Wilhelm, Statthalter der Niederlande, kaiserlicher Generalissimus (Br. m. U., Hauptquartier Denklingen 1646), Maximilian, Hoch- und Deutschmeister, Kurfürst-Erzbischof von Köln (e. Br. m. U. Wien 1780, seine Wahl zum Kölner Koadjutor betr.), Ferdinand Karl von Österreich-Este, Feldmarschall (Schriftstück m. U., Cannstadt 1815: Liste der Parolen) und Johann, Reichsverweser (e. Schriftstück m. U., Wien 1838, ein Sitzungsprotokoll betr.). Beiliegend ein Br. m. U. der Erzherzogin Maria Anna, Äbtissin zu Klagenfurt (1786), ein e. Schriftstück der Erzherzogin Sophie geb. Prinzessin von Bayern u. a.

994 PANAMA. – SOLÍS PALMA, Manuel, Präsident, 1917– 2009. Br. m. U. „Manuel SP“. Panama 19.IV.1988. 23⁄4 S. gr.-4o. Mit Wappenprägung am Kopf. Gelocht. (200.—) Als „Ministro Encargado de la Presidencia“ an Víctor Paz Estenssoro, den Präsidenten der Republik Bolivien, wegen der ernsten Gefahr, die dem friedlichen Zusammenleben der Nationen des amerikanischen Kontinents drohe – durch „la Orden Ejecutiva contra la República de Panamá que firmó el Presidente Ronald R e a g a n el 8 de abril de 1988“. – Die Regierung Reagan hatte alle Konten und Geldtransfers der Regierung Panamas auf US-amerikanischen Banken sperren lassen. „... Manifiesta desmesura en la acción de los Estados Unidos de América en contra de la Repúblice de Panamá, la cual adquiere un carácter más alarmante mediante el bloqueo financiero al cual ha sometido a nuestro pueblo, agravado por la Orden Ejecutiva ya mencionada. La utilización de estas armas por parte del Gobierno de los Estados Unidos de América, en su naturaleza y extensión, es a todas luces un nefasto precedente que abre posibilidades insospechadas en contra de cualquier otro país de nuestro continente ...“ Am 20. Dezember des folgenden Jahres kam es zur Invasion Panamas durch amerikanische Truppen.

995 PÄPSTE. – INNOZENZ III., vormals Lotario Graf di Segni, Vormund Kaiser Friedrichs II.; unter seinem Pontifikat erreichte das mittelalterliche Papsttum den Höhepunkt seiner Macht, 1160/61 – 1198 – 1216. Bulle. Rom, Lateran XIII. Kalendas Februarii (17.I.1211). 1 S. 4o. Mit kalligraphierter I-Initiale. Mit an rot-gelber Seidenschnur hängendem wohlerhaltenem B l e i s i e g e l . Von ungewöhnlich guter Erhaltung. (6.000.—) An Propst und Konvent der Propstei St. Laurentius in Oulx, denen der Papst den Besitz der Kirche St. Martin zu Chiomonte bestätigt, „cum omnibus pertinentijs suis et alijs possessionibus et rationibus vestris in Territorio Caumuncii constitutis“. Aus dem Jahr der Wahl Friedrichs II. zum Römischen Gegenkönig. – Prachtvolle hochmittelalterliche Papsturkunde. Nicht bei Potthast. – Vo n g r ö ß t e r S e l t e n h e i t .

454

V. GESCHICHTE

Nr. 995 Papst Innozenz III.

Rom 1211

455

V. GESCHICHTE (Päpste)

996 — INNOZENZ IV., vormals Sinibaldo Fiesco, Gegner Kaiser Friedrichs II., reg. 1243 – 1254. Bulle. Lyon 8. Kalendas Octobris (24.IX.1245). 1 S. quer-kl.-folio. Mit kalligraphierter I-Initiale. Pergament. Mit an rot-gelber Seidenschnur hängendem B l e i s i e g e l . (5.000.—) Schutzbrief für den Franziskanerorden. „Innocentius episcopus servus servorum dei. Venerabilibus fratribus Archiepiscopis et Episcopis ac Dilectis filiis, Abbatibus, Prioribus, Decanis, Archidiaconis, Plebanis, Archipresbyteris et Aliis Ecclesiarum prelatis ad quos littere iste pervenerint, Salutem ac apostolicam benedictionem. Quoniam habundavit iniquitas ac restinguit caritas plurimorum ecce ordines dilectorum filiorum fratrum minorum dominus suscitavit qui non que sua sed que sunt Christi querentes tam contra profligandas hereses quam contra pestes alias mortiferas extirpandas se dedicarunt evangelizationi verbi dei in abiectione voluntarie pauperitatis ...“ Aus der Zeit des Ersten Konzils von Lyon, auf dem die Absetzung Kaiser Friedrichs II. verhandelt wurde. Nicht bei Potthast. – Vo n g r ö ß t e r S e l t e n h e i t .

997 — LEO X., vormals Giovanni de’ Medici; erließ die Bannbulle gegen Luther, förderte Michelangelo und Raffael, 1475 – 1513 – 1521. E. Br. m. U. „Io[annes] Fr[ater] Car[dina]lis de medicis“. „Ex Urbe“ (Rom) 26.VII.1492. 1 S. 4o. Mit Siegelspur und Adresse. Etwas fleckig und gebräunt, kleinere Rand- und Faltenschäden restauriert (Buchstabenverluste). (3.000.—) An seinen älteren Bruder Piero, der seit dem Tod ihres Vaters, Lorenzos des Prächtigen, im April des Jahres über die Republik Florenz herrschte. Tags zuvor war Papst Innozenz VIII. gestorben, doch über die Dinge „quae in senatu nostro quae foris acta sint“ möchte der junge Kardinal nicht schreiben, sondern lediglich, dass es ihm in Rom trotz des im Sommer ungesunden Klimas („plurimum noxium“) wohl ergehe. – Der Brief ist in einer Mischung aus Latein und Italienisch geschrieben. Aus der Sammlung Robert Schuman, von dem eigenh. Notizen beiliegen.

998 — CLEMENS VIII., vormals Ippolito Aldobrandini; Gönner Tassos, 1536 – 1592 – 1605. Bulle. Rom 11. Kal. Maii (21.IV.)1603. 1 S. quer-gr.-folio. Pergament. Leicht fleckig. Mit an rotgelber Seidenschnur (cum filo serico) hängendem B l e i s i e g e l . (300.—) An den Bischof von Namur, François Buisseret, wegen der Ernennung des Pfarrers Nicolas Guise zum Kanoniker der Kirche zu Cambrai. – François Buisseret wurde 1615 Erzbischof von Cambrai.

999* — PIUS VI., vormals Gianangelo Graf Braschi; erlebte die Aufhebung des Kirchenstaates (1798) und starb in französischer Gefangenschaft, 1717– 1775 – 1799. Breve. Rom, „apud S. Petrum“ 20.III.1777. 1 S. quer-schmal-folio. Pergament. Mit Spuren des FischerringSiegels. Leicht fleckig, winzige Wurmlöcher. (200.—) Ablassprivileg für die Wallfahrtskirche M a r i a z e l l bei Wien.

456

V. GESCHICHTE

Nr. 996 Papst Innozenz IV.

Lyon 1245

457

V. GESCHICHTE (Päpste)

1000* — PIUS IX., vormals Gianmaria Mastai-Ferretti, 1792 – 1846 – 1878. Breve. Rom, „apud S. Petrum“ 22.XII.1868. 1 S. quer-gr.-folio. Pergament. Mit gestempeltem Fischerring-Siegel und Adresse. (150.—) Verleihung des Pius-Ritterordens II. Klasse an den k.k. Diplomaten Moritz Baron von Ottenfels-Gschwind (1820 – 1907).

1001* PREUSSEN. – FRIEDRICH I., der erste König, bis 1701 als Friedrich III. letzter Kurfürst von Brandenburg, 1657– 1713. Br. m. U. Cölln an der Spree 18.IV.1712. 13⁄4 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel (defekt) und Adresse. Minimale Rand- und Faltenschäden, leicht gebräunt. (400.—) An die Regierung von Halberstadt „wegen des von denen Jüdischen Weibern praetendirenden beneficii dotis“ (Regest); die christlichen Gläubiger dürften nicht benachteiligt werden. „... Nun wollen Wir zwar nach Innhalt Unsers ... Rescripts vom 22ten Novembris 1703 gedachten Jüdischen Weibern, das beneficium dotis jedoch aber anderst nicht alß unter dieser expressen restriction angedeyen laßen, wann nemblich die Jüdischen Weiber nicht zugleich in Ihrem Nahmen mit dem Manne die Handlung führen, undt Sie nicht nur durch des Rabbi undt durch anderer Juden Zeugnuß, welche Wir in diesem Fall gar nicht vor zulänglich halten, sondern durch Instrumenta Publica werden darthun können, daß Sie den angegebenen dotam realiter inferirt haben, gestaldt dann unter diesen conditionen, undt sonst nicht mehr besagten Jüdischen Weibern oberwehntes beneficium ins künfftige zustatten kommen soll, wornach Ihr Euch in vorfallenden begebenheiten zu achten habt. Daferne Ihr auch noch Vorschläge zu thun wißet, wie zu vermeidung alles besorgten Jüdischen Betrugs, denen Christlichen Creditoribus noch mehrere sicherheit zu verschaffen; So seyndt Wir nicht abgeneigt, solche Euere Vorschläge bey Uns gelten zu laßen ...“

1002 — FRIEDRICH WILHELM I., der „Soldatenkönig“, 1688 – 1740. Br. m. U. Berlin 4.VIII. 1716. 1 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Schwach gebräunt. Kleinere Randläsuren (Oberrand scharf beschnitten). (200.—) An die Räte N. Duncker und F.O. St. Paul in Geldern, die ihm „einen Aufsatz wegen des Policey-Wesens im Geldrischen eingesandt“ hatten. „... so haben Wir Eure über diese Materie darin eröfnete Gedanken allergnädigst approbiret, undt Vor erst an das Geldrische Justitz-Collegium ... rescribiret ...“ Im Verlauf des Spanischen Erbfolgekriegs war Geldern 1713 an Preußen gefallen und wurde Verwaltungssitz des neu gebildeten „Herzogtums Geldern preußischen Anteils“.

1003 — — Br. m. U. Berlin 16.II.1717. 2 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Leicht fleckig, kleine Rand- und Faltenschäden repariert. (250.—) An Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha mit der Bitte, seinem General-Finanzdirektorium „die an Uns von Sie erhandelten Northausischen und Hohensteinischen Collectur revenüen“ betreffenden Urkunden zu übersenden; „insbesonder aber ein altes so genantes Lager Buch de anno 1588 ... so Wir zur revision der Collectur revenüen gar nötig befinden ...“ – Die Gegenzeichnung des Ministers Ernst Bogislav von Kameke ist beschädigt.

458

V. GESCHICHTE

Nr. 1006 Friedrich der Große

an König Ludwig XV.

459

V. GESCHICHTE (Preußen. – Friedrich der Große)

1004 — — Schriftstück m. U. Berlin 14.X.1732. 3⁄4 S. folio. Leicht gebräunt.

(150.—)

An den Rat Bloemarts in Geldern mit der „Ordre, 3000 Reichsthaler“ zwecks „einiger Vergütung des Schadens, welchen im verwichenen Sommer der Hagel in dem königl. Antheil von Geldern gethan, zu zahlen“ (Regest). Das Geld müsse „unter die beschädigte Unterthanen proportionirlich vertheilet werden“. Im Verlauf des Spanischen Erbfolgekriegs war Geldern 1713 an Preußen gefallen und wurde Verwaltungssitz des neu gebildeten „Herzogtums Geldern preußischen Anteils“.

1005 — — SOPHIE DOROTHEA, Königin, seine Gemahlin, Tochter König Georgs I. von Großbritannien, Mutter Friedrichs des Großen, 1687– 1757. Br. m. U. Berlin 2.I. 1744. 2⁄3 S. folio. Mit schönem Trauersiegel und Adresse. Etwas sporfleckig. (250.—) An Landgräfin Christine Charlotte von Hessen-Homburg geb. Gräfin zu Solms-Braunfels in Hötensleben, deren Glückwünsche zum Jahreswechsel sie erwidert.

1006* — FRIEDRICH II., der Große, König, 1712 – 1786. E. Br. m. U. Potsdam 10.II.1743. 11⁄2 S. 4o. Nadellöcher und kleiner Einschnitt, Einriss fachmännisch restauriert, Seite 2 etwas staubfleckig. (8.000.—) An K ö n i g L u d w i g X V. von Frankreich, seinen Verbündeten im Österreichischen Erbfolgekrieg (1740 – 1748), der ihm mitgeteilt hatte, dass Kardinal André Hercule de Fleury (am 29. Januar) gestorben sei. „Monsieur Mon frere. Rien ne peut etre plus flateur pour moy que Les assurances d’Amitié que Votre Majesté veut bien me donnér Elle même, quelque sensible que j’aye eté a tout ce que Le Cardinal de F l e u r y m’a dit en Son nom, je le Suis cependent infiniment plus à ce qui me Vient endroiture de Sa propre persone, et je Saisi cette Ocasion avec bien de L’empressement pour L’assurér de tout les Sentimens d’estime distinguée et de L’atachement parfait que j’ai pour Votre Majesté / je me ferai un plaisir de Concourir en tout ce qui depend de moy à ce qui peut etre Avantageux et agréable à un Si Grand prince, du Quel je rechercherai Sansaise L’amitié en conoisant tout Le prix ; je prie Votre Majesté de croire que ce sont les sentimens avec Les quels je ne saicerai d’etre / Monsieur Mon frere / De Votre Majesté / Le bon frere / Federic“. Kardinal Fleury, seit 1726 Premierminister König Ludwigs XV., hatte bis zu seinem Tod die Politik Frankreichs geleitet. „Politische Correspondenz Friedrichs des Großen“, Bd. 2, Nr. 1056; „Nach Abschrift der Cabinetskanzlei.“ Siehe die Abbildung auf Seite 459.

Die „Pfältzer-Colonisten“ im Oderbruch 1007* — — Br. m. U. „Fridch“. Potsdam 25.VIII.1748. 4 S. 4o. Leicht fleckig; kleine Heftlöcher. (1.600.—) An den pommerschen Kammerpräsidenten Georg Wilhelm von Aschersleben in Stettin, der ein „Pro Memoria“ zur Verbesserung der wirtschaftlichen Verhältnisse in Pommern – u. a. durch den 1740 begonnenen Hafenbau in Swinemünde – vorgelegt und darin auch Bedenken gegen die Besiedelung des Oderbruchs mit Fremden („Pfälzern“) vorgetragen hatte.

460

V. GESCHICHTE

„... So viel den 2ten Punckt ... anlanget, so ist es Mir sehr lieb gewesen zu vernehmen, was Ihr von den guten Fortgang der Farth durch den neuen Schwine-Hafen und daß dadurch sowohl die davon fallende revenües als die Consumtion zu Stettin sich considerable vermehret, melden wollen; da die Gelder zu Verlängerung des Packwercks bereits accordiret seyn, so wird Mir Selbst nichts angenehmer seyn, als wann der Schluß der Verlängerung je ehe je lieber geschehen und diese gantze Fahrt so wie es sich gebühret im Stande gebracht werden wird ... Den Krieges Rath Brandes angehend, so will Ich denselben zwar, in Betracht seines bey der Schwinefahrt bezeigten Fleißes, die recruten-Stempel und Canzelley Jura wegen seines erhaltenen Krieges Raths Patents erlaßen; So viel aber die von ihn gebethene Zulage von 200 rthlr. aus der Schwinschen Boots-Casse anbetrifft, so muß er erst gedachte Farth völlig fertig und im Stande schaffen alsdann Ich vor ihn sorgen werde. Anlangend den 3ten Punct ..., so will Ich wohl geschehen laßen, daß denen von Stettin nach Spanien reißenden Schiffern aufgeben werden möge, bey ihrer retour Spanische Böcke, auch Schafe, mit zurück nach Pommern zu bringen, um dadurch alda die Schaf Vieh Zucht zu verbeßern ... Über alles dasjenige so Ihr sub No. 4 wegen der Pfältzer-Colonisten meldet, daß solche nicht zu Bruch Einwohnern taugen, auch nicht dahin wollen, sollet Ihr mit den Etats und dirigirenden Ministre v. Blumenthal conferiren, als an welchen Ich deshalb ... besonders schreibe ...“ – Die Maßnahmen des Königs zur Urbarmachung des Oderbruchs durch Ansiedlung „ausländischer“ Kolonisten stießen auf hartnäkkigen Widerstand der örtlichen Behörden. Die übrigen Punkte betreffen das Justizwesen, die Bereitstellung von Saatgut nach einem schlechten Erntejahr in Pommern und die Verwertung von „verreckten Viehe“.

1008* — — Br. m. U. „Federic“. Potsdam 30.III.1751. 2⁄3 S. 4o. Kleine Randeinrisse ausgebessert. (250.—) An den Generalleutnant Louis Élisabeth de la Vergne, Graf von Tressan, Gouverneur von Toul und Direktor der Société Royale des Sciences et Belles-Lettres von Nancy. „... Je m’interesse trop particulierement a la gloire de l’auguste fondateur de l’Academie de Nancy pour ne pas vous savoir gré de la marque d’attention que vous m’aves donné en m’envoyant les Discours qui y ont été prononcés; ils ont tous des beautés, et vous avés fait connoitre dans le votre combien les connoissances les plus étendues des sciences et des arts ont d’agrément quand elles se trouvent jointes aux graces du Stile et de l’Eloquence; il y avoit longtems que j’etois instruit des qualités brillantes que vous reunissés pour la guerre et pour les lettres, et je suis charmé de vous assurer icy des droits quelles vous donnent sur mon estime ...“

1009 — — E. Genehmigungsvermerk m. U. „guht / Fch“ auf einem an ihn gerichteten Br. m. U. des Generals Friedrich Wilhelm von F o r c a d e (1698 – 1765), We l l e s l a w i n 2.VI.1757, 1 S. folio. Leicht gebräunt, am Unterrand alter Sammlervermerk in roter Tinte. (400.—) General Forcade schlägt dem König mehrere Offiziere seines Regiments zur Beförderung vor, nachdem „der Hauptmann von Zastrow ... den 31. an seiner Blessur mit Tode abgegangen“. Auf der vierten Seite des Doppelblattes der Genehmigungsvermerk des Königs. – Aus der Zeit zwischen der Schlacht bei Prag (6. Mai) und der Schlacht bei Kolin (18. Juni), nach der Friedrich sich aus Böhmen zurückziehen mußte.

461

V. GESCHICHTE (Preußen. – Friedrich der Große)

Der König an die Kaiserin 1010 — — Br. m. U.u.E. „Ew: Kaÿserl. und Konigl: Maÿtt / Freündt williger Vetter / und Bruder / Frdch“. Berlin 21.X.1769. 1 S. folio. Schwach fleckig. (1.200.—) An K a i s e r i n M a r i a T h e r e s i a („An der Verwittweten Römischen Kayserin-Königin Maytt.“), der er „mit vollkommener Hochachtung und Freundschaft“ die Entbindung seiner Schwägerin Luise, Prinzessin Ferdinand von Preußen, „von einem gesunden und wohlgebildeten Printzen“ (Friedrich, † 1773) anzeigt. „... Ich habe um so weniger Anstand nehmen mögen, Ewr. Kaÿserl. und Königl. Mayt. davon Freündbrüderlich zu benachrichtigen, als Ich zum voraus versichert bin, daß Ewr. Kaÿserl. und Königl. Mayt. ... diese Vermehrung Meines Königlichen Hauses mit ... Vergnügen vernehmen werden ...“ Mit Gegenzeichnung der Minister v. Finckenstein und Hertzberg.

1011 — — Br. m. U. „Federic“. Potsdam 11.III.1773. 1⁄4 S. 4o. Respektblatt montiert. (350.—) An Staatsminister Julius August Freiherrn von der Horst (1723 – 1791). „Vos nouvelles de France, dont Les derniers sont du 24 de Février, continuent d’être interessantes. C’est le meilleur garant, que Je puisse vous donner, de L’accueil, que Je Leur fais, & du gré, que Je vous sais, de Les portes à Ma connoissance ...“ Beiliegend sein gestochenes Portrait („Gravé par Aug. St. Aubin d’après le Buste en Marbre par M. Blaise pour la Galerie du 1.er Consul“).

„seine stimme ist angenehm, auch sogar im fluechen“ 1012* — (—) Zeitgenössisches Manuskript von unbekannter Hand über Friedrich den Großen. Nach 1752. 12 S. folio, geheftet. Etwas gebräunt und fleckig. (800.—) „Beschreibung der Persohn, Lebens-ordnung und Hof des Königs in Preusen“. Beginnt: „Carl Friderich König in Preusen gebohren den 24ten January 1712 und Erst der dritte König allda ist 5 Schuhe und 2 Zoll hoch, wohl proportionirt, aber dannoch nicht vollkommen wohl gestaltet, hat etwas gezwungenes an Sich, deme ohngeachtet ist Seine gestalt annehmlich, und geistreich, Er ist höflich, seine stimme ist angenehm, auch sogar im fluechen, welches Ihme so gemein ist, als einem grenadier, Er spricht die französische sprach Reiner als die teutsche, und Redet seine Muttersprach nur mit Jenen, so der französischen nicht kundig, Er hat schöne Castanien Braune Haare, welche Er allzeith in einen Zopf traget, accomodiret sie selbst, und zimmlich gueth ... An dem Vermählungstag seines zweyten Herren Bruders des Princen Heinrichs“ (am 25. Juni 1752 heiratete Prinz Heinrich Wilhelmine von Hessen-Kassel) „ist Er in der galla in Einer Montour von gros de tour Erschienen, Er stehet alle tag umb 5 Uhr auf, und arbeithet allein bis 3/4 auf 7, und umb 7 Uhr ist Er schon angekleyidet, als dann lasset Er sich alle Relationes, Brief und Memorialien, so den vorigen tag eingelofen, überreichen, Eröfnet solche, und Liset Sye ..., um 9 Uhr kommen seine Ministri, ... des Königs Befehl zu Empfangen ... um 11 Uhr verlasset Er seine Zimmer, und gehet auf den Parade plaz, allwo umb dieselbe Stundt Seine Leibwache aufziehet, und Paradiret ... um 5 Uhr ... kommt der Marquis d ’ a r g e n s , und liset dem König bis um 7 Uhr aus unterschidlichen Büchern ..., um 9 Uhr komen die gelehrte, nehmlich der Vo l t a i r e , A l g o r a t h i , M a u p e r i u s , und andere grose geister, jedoch niemahls mehr als 8 ...“

462

V. GESCHICHTE

1013 — FRIEDRICH WILHELM II., König, 1744 – 1797. E. Br. m. U. „Frederic Guillaume“. Magdeburg 6.I.1762. 1 S. 4o. Minimal fleckig. (300.—) Als siebzehnjähriger Prinz von Preußen an einen befreundeten Herrn, mit Dank für Neujahrswünsche. „... je souhaite de mon coté que cette année soit très favorable pour Vous, Dieu veuille que ce soit la derniere de la Guerre; Comme j’aprends Monsieur que Vous comptés de passer dans peu à Magdebourg, je me flatte d’avoir le plaisir de Vous assurer de bouche de la parfaite consideration avec laquelle je suis / Monsieur / Votre très afectioné / ami / Frederic Guillaume“. Geschrieben im vorletzten Jahr des Siebenjährigen Krieges, in dessen Verlauf der Prinz an militärischen Einsätzen teilnahm, u. a. im März an der Belagerung von Schweidnitz und im Juli an der Schlacht von Burkersdorf.

1014 — — Br. m. U. Berlin 25.XII.1791. 1⁄3 S. 4o.

(200.—)

An den General und späteren Feldmarschall Friedrich Adolf Graf v. K a l c k r e u t h . „... Ich habe dem Lieutenant von Sydow, vom Regiment von Schenck, den nachgesuchten Abschied bewilliget und in deßen Stelle die Wiedereinrangirung des bisherigen Generals Adjudanten, Lieutenant von Kyckbusch, genehmiget; welches Ich Euch hierdurch bekannt mache ...“ – Geschrieben vier Monate vor Ausbruch des Ersten Koalitionskrieges gegen das revolutionäre Frankreich, in dem Kalckreuth eine bedeutende Rolle spielte. Beiliegend ein auf seinen Befehl ausgestelltes Leutnantspatent (1795, mit Siegel) sowie 5 gedruckte Erlasse und Bekanntmachungen Friedrichs des Großen und Friedrich Wilhelms II. in Militärangelegenheiten, meist Deserteure betreffend.

1015 — FRIEDRICH WILHELM III., König, 1770 – 1840. Urkunde m. U. Berlin 16.VII.1798. 4 S. folio. Die erste Seite kalligraphiert. Mit papiergedecktem Siegel über schwarz-weißer Seidenschnur. Leicht fleckig. (350.—) „Patent als Praesident des Ober-Collegii Sanitatis“ für den Geheimen Oberfinanz-, Kriegs- und Domänenrat Alexander Ludwig N e u h a u s s (1738 – 1815). „... Sein Augenmerk muß auf alles gerichtet seyn was zur Erhaltung und Beförderung der Gesundheit der Einwohner des Staats gereichen kann ...“ – Mit Gegenzeichnung des Ministers Hans Ernst Dietrich v. Werder. Angeheftet 10 Neuhauss betreffende Aktenstücke a.d.J. 1798 – 1815, darunter eine von Wilhelm v. H u m b o l d t als Kultusminister unterzeichnete Pensionsverfügung für Neuhauss sowie für den Kammergerichtsrat Friedel „als Räthe des ehemaligen Joachimsthalschen Schul-Directorii“ (1810); andere Schriftstücke m. U. der Minister Gf. v.d. Schulenburg, v. Struensee und v. Werder.

1016 — — Br. m. U. Berlin 15.III.1802. 2⁄3 S. 4o. Leicht fleckig, kleine Randläsuren. (150.—) An den General Prinz L o u i s F e r d i n a n d von Preußen wegen der Beförderung von Offizieren. „... Nach Ew. Liebden Vorschlage ... avancire Ich hiemit bey Dero Regimente, in die Stelle des verstorbenen Majors von Haupt, den Capitaine von Hanstein zum übercompletten Major, jedoch so daß er die Grenadier Compagnie behält; den Stabs-Capitain von Zsüschen zum Compagnie-Chef; den Premier-Lieutenant von Schönfeld zum übercompletten Stabs-Capitain; den Seconde-Lieutenant von Trotha zum Premier-Lieutenant ...“ Beiliegend ein Hauptmanns-Patent m. U. König Friedrich Wilhelms IV., Sanssouci 1852.

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V. GESCHICHTE (Preußen. – Friedrich Wilhelm III.)

1017* — — Br. m. U. P a r i s 20.VII.1815. 1⁄4 S. gr.-4o. Etwas stockfleckig.

(200.—)

An „Monsieur Obeuf / Docteur en médecine“ in Meudon. „Les pièces jointes à Votre lettre ... prouvent que dans les journées des 3 et de ce mois Vous avez prodigué Vos soins aux blessés des differentes armées. En Vous renvoyant les certificats qui constatent Votre zèle & Votre désintéressement je Vous exprime les sentimens de reconnaissance & d’estime que Votre conduite m’a inspirées.“ Nach der siegreichen Schlacht bei Waterloo waren die Verbündeten am 7. Juli in Paris eingezogen.

„Getriebe, Gerüchte, Unsicherheit“ 1018 — — WILHELM, Prinz, preußischer General, jüngster Bruder König Friedrich Wilhelms III., 1783 – 1851. E. Br. m. U. „Dein Freund Wilh:“ Sanssouci 14.VII.1848. 3 S. 4o. Kleine Faltenrisse. Mit schwarz gesiegeltem Umschlag. (200.—) An den Oberzeremonienmeister Friedrich Graf von Pourtalès (1779 – 1861) in Oberhausen, dem er für Glückwünsche zum Geburtstag dankt und über die Situation im revolutionären Berlin berichtet. „... Bei uns herrscht das Getriebe, Gerüchte, die Unsicherheit eben so vor als da Du uns verließest, nur ganz leise Symtome scheinen ein Einlenken auf bessere Bahn anzudeuten. Wie glücklich wäre es wirklich der Fall , am besten ist u bleibt’s denn doch jedenfalls wenn die ausgelassene Leidenschaftlichkeit von sich selbst, sich abkühlend in’s Bette der gesetzlichen Ordnung einfällt ohne Blutvergießen wie es in Paris der Fall gewesen ist, ‘denn der schrecklichste der Schrecken das ist der Mensch in seinem Wahn’ sagte so trefflich mein geliebter Schiller. In Deutschland im allgemeinen sieht es ungefähr aus wie in Preußen. Kann Jemand helfen dann ist es unstreitig mein Freund Johann“ (der spätere König Johann I. von Sachsen). „Unsere Popularität reicht in keinem Fall so weit als die seine, welcher Fürst wäre ihn aber an Einsicht gleich wenn ihn gleich mancher an gutem Willen ähnlich sein mag ...“

1019 — FRIEDRICH WILHELM IV., König, 1795 – 1861. E. Br. m. U. Charlottenburg 15.IX. 1822. 13⁄4 S. gr.-4o. Schwach gebräunt. Kleine Heftlöcher in der Bugfalte. (600.—) Launiger Brief des Kronprinzen an den Minister Otto von Vo ß über dessen für den nächsten Tag geplante Ernennung „zum Vicepräsidenten des Ministeriums und des Staatsraths“ (ADB). – Unter dem Einfluß des Kronprinzen hatte sich Friedrich Wilhelm III. immer mehr von Hardenberg entfremdet, „der Einfluß des alten zurückgesetzten Ministers begann wieder zu steigen“ (a.a.O.) „Mein lieber Herr Minister, Es würde mir eine große Freude seyn, wenn ich morgen noch ein paar Momente die Gelegenheit finden könnte, Sie zu sprechen. Ich weiß, daß Sie morgen nach Buch gehen, u. ich frage Sie deßhalb, ob Sie auf Ihrem Wege dahin, mir einige Minuten schenken wollen. Von 8 Uhr an stehe ich Ihnen zu Befehl. Ich prevenire Sie, lieber Herr v Voß, daß ich mit Ihnen zu kämpfen gedenke, u. zwar wegen Ihres Eintritts in’s Ministerium. Ich prevenire Sie deßhalb davon, damit Sie sich dazu vorbereiten, denn ich sage Ihnen im Voraus, daß Sie einen harten Kampf mit mir haben werden – Möchte ich Sie nicht zu kriegerisch gesinnt finden, denn sonst müßte ich ganz an dem Frieden verzweifeln, da ich meine Kräfte zu wohl kenne u. würdige, um Sie mit den Ihrigen zu messen. Es ist mir aber auf jeden Fall ein Bedürfniß über diesen Gegenstand vor des Königs Abreise“ (nach Wien und Verona) „zu sprechen ...“ Die Pläne, die der König und der Thronfolger mit Voß hatten, zerschlugen sich; Voß starb im darauffolgenden Januar.

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V. GESCHICHTE

„beym Kaiser Nikolaus“ 1020* — — E. Br. m. U. (Paraphe). Ch(arlottenburg) 19.VII.1830. 1 S. gr.-8o. Etwas fleckig. (250.—) Als Kronprinz an (den Diplomaten und späteren Minister Alexander von?) Schleinitz. „Bester Schleinitz – ist es möglich so bitt’ ich mir bis gegen 6 Uhr Abends, Abschrift Ihres meisterhaften Schreibens an Gf. Bernstorff ... zuzusenden. Ich will beym Kaiser Nikolaus einen Discreten Gebrauch davon machen. Sollten Sie es etwa schon an H. v. Rochow mitgetheilt haben, so fällt, selbstredend jede Ursach zur eiligen Abschrift für mich fort ...“ Kurz vor Ausbruch der Julirevolution in Frankreich geschrieben, zu deren internationalen Folgen die Absetzung des russischen Kaisers Nikolaus I. als König von Polen zählte.

1021 — — Br. m. U. Berlin 13.II.1847. 12⁄3 S. gr.-4o. Etwas gebräunt, Heftspuren, minimale Randeinrisse. (200.—) An Kultusminister E i c h h o r n mit der Anweisung, „die Disciplinar-Verhältnisse des Domchors ... fester, als bisher geschehen, zu reguliren“. „Ich habe, als ich am vergangenen ersten Weihnachtstage dem Gottesdienst in der Domkirche beiwohnte, sehr mißfällig das laute Sprechen und sonstige unruhige Treiben der beim Domchor mitwirkenden Sänger wahrgenommen, welches zu Zeiten in einem Maaße überhand nahm, daß selbst die Predigt dadurch übertönt wurde und Mich dadurch veranlaßt gesehen, diese Unordnung gegen den Grafen von Redern sofort zu rügen. In Folge dessen ist Mir jedoch anderweitig unter Berufung auf das Zeugniß sämmtlicher Hofprediger die Versicherung gegeben worden, daß die Sänger des Dom-Chors es sich zur Gewohnheit gemacht hätten, während des Sommers nach Beendigung der Liturgie unverzüglich und unter großem Geräusch die Kirche zu verlassen, vor derselben sich herumzutreiben und erst nach dem Schluß der Predigt sich wieder einzufinden. Diesem Unwesen muß auf das Nachdrücklichste entgegengetreten werden und Ich trage Ihnen daher auf ... gegen die Mitglieder des Chors ... die ernstete Rüge eintreten, zugleich aber Fürsorge treffen zu lassen, daß dergleichen Störungen für die Zukunft vorgebeugt werde ...“

1022 — — ELISABETH, Königin, seine Gemahlin, geb. Prinzessin von Bayern, 1801 – 1873. E. Br. m. U. „Elisabeth Reine de Prusse“. Sanssouci 14.XI.1851. 12⁄3 S. 8o, mit bekrönter Wappenprägung am Kopf und Goldschnitt. Mit e. adressiertem, gesiegeltem Umschlag. (350.—) An (Sophie Marie) von May, „Gouvernante de S.A.R. Madame la Princesse Louise de Prusse“ in Koblenz. „... j’ai appris la résolution pénible, que votre santé affaiblie Vous a forcée de prendre. Je regrette néanmoins de savoir ma chère petite Nièce privée de vos soins éclairés et de votre tendresse, et je comprends, combien il doit Vous en couter de vous séparer de notre chère enfant, mais à nos regrets dois se mêler une bien douce satisfaction, celle de Vous dire, que Vous avez si entièrement et à tous égards justifié la confiance que le Prince et la Princesse“ (der spätere Kaiser Wilhelm I. und seine Gemahlin Augusta) „avoient placée en Vous. Le Roi est peiné comme moi de votre résolution, croyez bien, que l’un et l’autre, nous serons toujours ... Vous aprécier comme Vous le méritez ...“ Sophie Marie von May, spätere Gräfin von Erlach-Hindelbank, wurde die Schwiegermutter von Friedrich Curtius, dem Patenkind des späteren Kaisers Friedrich III. Beiliegend ein Br. m. U. von Kaiserin Augusta, o. O. 24.VII.1876, wohl an dieselbe Adressatin.

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V. GESCHICHTE (Preußen)

„Die politische Bombe ist dem Platzen nahe“ 1023 — WILHELM I., König, seit 1871 auch Deutscher Kaiser, 1797– 1888. E. Br. m. U. „Ihr PrinzvPreußen“. Berlin 5.V.1 8 4 9 . 3 S. gr.-8o. Bläuliches Papier. Mit Goldschnitt. Mit e. adressiertem, gesiegeltem Umschlag. (350.—) An den General Gustav Adolf von Strantz (Name auf dem Umschlag durchstrichen) auf Dyhernfurth, dem er für Glückwünsche zum Geburtstag (am 22. März) dankt und zum Tod seiner zweiten Gemahlin Fanny Luise geb. Gräfin von Maltzan-Hoym-Dyhernfurt (am 25. März) kondoliert. „... Auf zwei Ihrer Briefe, sehr verschiedenen Inhalts, konnte ich nicht früher antworten, indem ich 4 Wochen an einer rosenartigen Entzündung der rechten Hand gelitten habe ... Sie wissen, in welchen freundschaftlichen Beziehungen ich zu den Kindern der Verstorbenen stehe ... Möge die Zukunft dieser ausgezeichneten Kinder von der Mutter gehörig gewürdigt sein u. durch Ihre Vermittlung zu einer gedeihlichen Ausführung gelangen ...“ Mit einer Nachschrift: „Die politische Bombe ist dem Platzen nahe; jetzt heißt es Preußischen Patriotismus haben!“

1024 — — Br. m. U. „PrinzvPreußen“. Frankfurt a. M. 5.IX.1 8 4 9 . 2⁄3 S. folio. Mit Siegel und Adresse (Poststempel). Schwach fleckig, winziger Randeinriß. (350.—) Als „Oberbefehlshaber der OperationsArmee am Rhein“ an W. Wegelin in London, der sich um eine Stelle als Verwalter bemühte. „Auf Ihr Schreiben ... erwiedere Ich, daß Ich Mich nicht in dem Falle befinde über Verwalterstellen gegenwärtig disponiren zu können ...“ Im Sommer hatte die von Prinz Wilhelm kommandierte Armee den Aufstand in Baden niedergeschlagen. Beiliegend ein Br. m. U. (1832; defekt), eine Urkunde m. U. (1870; Hauptmanns-Patent) und ein e. umadressierter „Sparumschlag“; ferner beiliegend ein Albumblättchen seiner Gemahlin Augusta (1870) sowie die gedruckten Statuten des 1849 gegründeten „Treu-Bundes für König und Vaterland“ (8 S. 8o; etwas fleckig).

„Concessionen in liberaler Richtung wären sehr gefährlich“ 1025* — — 3 e. Schriftstücke m. U. (1 Paraphe). Berlin 4.III.1861 bis 14.VIII.1866. 3 S. (gr.-)8o. Tinte und Bleistift (1). Die beiden ersten mit Trauerrand. Unfrisch. (250.—) Wohl an den preußischen Außenminister (ab Juli 1861 Hausminister) Alexander von Schleinitz. 4.III.1861. „So eben lese ich erst die letzten Incartaden von V i n c k e gegen Österreich etc. Da Sie nicht zugegen waren, so frage ich, ob es nicht nöthig ist, daß Sie bei der ersten Plenar Sitzung ihm antworten, wenn Ihre Collegen einverstanden sind.“ – Georg von Vincke, der Führer der Altliberalen im preußischen Abgeordnetenhaus, brachte die preußische Diplomatie mit seiner Feindseligkeit gegen Österreich immer wieder in Verlegenheit, zuletzt mit einer Sympathieerklärung für das geeinigte Italien.

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V. GESCHICHTE

7.III.1861. „Telegraphiren Sie doch gleich an B i s m a r c k , damit er, wenn es nöthig, in meinem Namen, erfahre, was ein GroßFürst nach Warschau bringen soll? Concessionen in liberaler Richtung wären sehr gefährlich für uns, also könnte B. dies benutzen.“ 14.VIII.1866. „Wir wünschen heute Abend bei Ihnen den Thée einzunehmen um 1⁄2 10 Uhr, wünschen aber daß keine Diplomaten eingeladen werden u. sehen der Einladungs Liste entgegen.“ Als Nachschrift: „(Loftus, Oubril, Beust könnten eingeladen werden.)“ – Gemeint sind die Gesandten Englands, Russlands und Sachsen-Altenburgs.

1026 — — Urkunde m. U. Berlin 20.V.1863. 21⁄2 S. gr.-folio. Mit geprägtem Siegel. Leicht gebräunt, Rand- und Faltenschäden. (300.—) Bestallung als preußischer Konsul in Ciudad Bolivar für den Kaufmann C. Vanselow. – Von B i s m a r c k als Außenminister gegengezeichnet. Beiliegend 2 wohlerhaltene Urkunden m. U.; Patente als Hauptmann (Baden-Baden 1860, als Regent unterschrieben) und als Major (Berlin 1866) für Konstantin Sander.

1027 — — 3 Urkunden m. U. Berlin und Ems 18.I.1865 bis 10.VII.1885. 3 S. folio. Mit Prägesiegel. Teilweise leicht gebräunt, mit kleinen Randläsuren. (200.—) An den Konsistorialrat Johann Carl Spahn, dem der „Rothe-Adler-Orden dritter Klasse mit der Schleife“ (1865), der „Kronen-Orden dritter Klasse“ (1873) und „Zweiter Klasse“ (1885) verliehen werden. – Beiliegend ein weitere Verleihungsurkunde des Kaisers (Berlin 1876).

„nicht hoffähig“ 1028 — — Br. m. U. Schloss Babelsberg 20.V.1869. 12⁄3 S. gr.-4o. Kleinere Rand- und Faltenrisse. (250.—) Offizieller Brief wohl an seine Schwägerin Königin Elisabeth von Preußen wegen der „heimlichen Vermählung des jetzigen Fürsten Ludwig von Sayn-Wittgenstein-Sayn mit Amalie geborene Lilienthal“. Ob die aus dieser Verbindung hervorgehenden Kinder als ebenbürtig anzusehen seien, könnten nur die Gerichte entscheiden. „Dagegen habe Ich schon jetzt bestimmt, daß die Ehefrau des Fürsten Ludwig zu Sayn-Wittgenstein-Sayn, Amalie geborene Lilienthal – als nicht hoffähig – vom Empfange bei Meinem Hofe ausgeschlossen bleiben soll, und daß Meine Gesandtschaften im Auslande zur Beobachtung eines entsprechenden Verfahrens davon in Kenntniß zu setzen seien ...“ – Mit Unterstreichungen in Rot.

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V. GESCHICHTE (Preußen)

„weil ich mit Bismarck nichts zu thun haben will“ 1029 — FRIEDRICH WILHELM, Kronprinz, 1888 als Friedrich III. deutscher Kaiser und König von Preußen, 1831 – 1888. 6 e. Br. m. U. London, Genua, Putbus, Windsor und Berlin 2.VII.1861 bis 8.XII.1866. 31 S. gr.-4o bis 8o. Ein Brief mit Wappenprägung „Buckingham Palace“ und Trauerrand. Zum Teil kleine Faltenrisse, etwas gebräunt. (1.600.—) Bedeutende vertrauliche Briefe des Kronprinzen an den Archäologen Ernst C u r t i u s (1814 – 1896), seinen ihm eng verbundenen ehemaligen Hauslehrer, dem er seine Ansichten über die politische Entwicklung Preußens darlegt. London 2.VII.1861. „... Zwei Zeilen nur, zunächst des innigen Dankes für Ihr an uns Beide gesendetes neuestes Werk“ („Griechische Geschichte“, Band 2, Berlin 1861), „in welches zu blicken mir leider vor unserer Abreise, keine Zeit vergönnt war. Sodann aber sollen Sie aus dem ... beifolgenden Schreiben ersehen, daß endlich unsere Acropolis Unternehmung zur Welt gebracht und dotirt worden ist ...“ – Beiliegend das erwähnte Schreiben an ihn, ein Br. m. U. des Kultusministers August von Bethmann-Hollweg, Berlin 24.VI.1861; Genehmigung einer Reise des Altertumsforschers Karl Bötticher nach Athen. „Im Hafen von Genua“ 7.XII.1862. „... Unsere schöne in jeglicher Beziehung genußreiche und gelungene Reise wird für unser ganzes Leben ein Freude-Strahl erster Größe bleiben; für die ernste Gegenwart aber wird sie aufheiternd auf unsere sonst wahrlich sehr bekümmerten Gemüther wirken ... Sie schreiben daß Sie gern sich überzeugt hätten wie die Ereigniße der letzten Zeit auf mein Gemüth gewirkt haben ... Zurückhaltend im äußeren und auch im inneren Leben, werde ich mehr schweigen müßen als früher, außer wenn ich Gefahren erblicke die dadurch erwachsen daß man sie mit falschen Mitteln zu verscheuchen sucht ...“ – Am 19. September hatte Friedrich das Vorhaben seines Vaters abgelehnt, aufgrund des in Preußen schwelenden Verfassungskonflikts zu seinen Gunsten auf den Thron zu verzichten. Er plädierte für eine Einigung mit der liberalen Parlamentsmehrheit und vertrat in vielen politischen Fragen liberale Positionen, mit denen er häufig in Widerspruch zu Bismarck geriet. Putbus 26.VII.1863. „... Ich habe mir ... meinen Standpunkt in unserer parlamentarischen Zeit klar zu machen gesucht, und wiewohl ich der Letzte bin der schablonenmäßig die Verhältniße anderer Staaten auf den unsrigen übertragen will, ... so giebt es doch gewiße allgemein gleich geltende Grundsätze von denen nicht abgewichen werden darf. So finde ich daß unsere Verfaßung leicht zu verstehen ist ... Klugheit u. rechtzeitiges Verständniß, um durch zeitgemäßes Nachgeben große Lebensfragen durchzuführen, ist das was unseren Staatsmännern fehlt. Sähe mein Herr Vater sich mit Männern umgeben die ihn von diesem Standpunkt aus beriethen, und ihm die Dinge vorhielten wie sie bei uns wirklich stehen so würde Alles leichter und beßer gehen. Aber jetzt ist das Losungswort ‘revolutionaire Umsturz Zeit’, und Democrat heißt zieml[ich] Jeder der nicht lobt was die Regierung thut ...“ – Am 5. Juni hatte Friedrich öffentlich die neue „Pressordonanz“ von Bismarck kritisiert, die mit Zustimmung Wilhelms I. erlassen wurde. Dies hatte beinahe zum Zerwürfnis mit dem Vater geführt. (Schloss Inveraray) 1.XI.1863. „... Seit Abgang Ihres Briefes haben die Wahlergebniße bei uns ein neues politisches stadium gebildet – das wohl Niemandem eine Ueberraschung sein konnte. Fast das Schlimmste des Schlimmen ist das persönliche Eintreten des Königs in den Wahlkampf ... Bismarck hat mir in Gastein gesagt falls ein neu zu wählendes Abg[eordneten] Haus nicht beßer als das aufzulösende würde, der Zeitpunkt gekommen sei zu entscheiden ob in Preußen parlament[arische] Zustände noch und überhaupt beizubehalten wären, was nach seiner Ueberzeugung unmöglich sei. Was wird nun geschehen – ich weiß es nicht, und suche mich zu verkriechen, wie ich nur kann, weil ich mit Bismarck nichts zu thun haben will ... Der König wird seinen Eid nie brechen, aber es werden ihm wohl Maßregeln empfohlen werden ...“ (Schloss Windsor) 10.XII.1863, über die Schleswig-Holstein-Frage. „... Bereits sehe ich den ersten günstigen Zeitabschnitt als verloren an, indem 4 Wochen vergingen ehe man handelte; die jetzt beschloßene execution wird schließlich fürchte ich mit der Einsetzung Christian IX in den Herzogthümern enden, denn jenes Verfahren ist gegründet auf das scheußliche London’er protocoll, dessen Beibehaltungsverpflichtung H. von Bismarck verkündet hat.

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V. GESCHICHTE

Nr. 1029 Kaiser Friedrich III.

als Kronprinz

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V. GESCHICHTE (Preußen. – Kaiser Friedrich III. als Kronprinz)

Letzterer haßt die Augustenburger, und kann von seinem Parteistandpunkt aus in dem so lebhaft erwachten national-Gefühl Deutschland’s nur gefährliche revolutionaire sympthome wittern, die man beschwichtigen muß. Deshalb sind wir langsam im Handeln und werden so viel Zeit verlieren bis die Großmächte in Copenhagen zu gewißen Scheinkonzeßionen es bringen. Dann wird man um des Friedens willen, aus Rücksicht für den lauernden Napoléon, befehlen daß dies genügt – und wir kehren in die lieblichen Verhältniße vor’m Tode Friedrich VII zurück. Nichts ist dann erreicht ...“ Berlin 8.XII.1866/18.I.1867, ausführlich über die Zukunft Preußens nach dem siegreichen Ende des Krieges gegen Österreich. „... Jetzt hat die Vorsehung Preußen plötzlich beim Schopfe erfaßt und es um ein so Bedeutendes weiter geschleudert als seine Lenker es je erstreben konnten, daß hier in Berlin mehr oder minder immer noch Unklarheit, Zaghaftigkeit herrschen. Niemand trachtete ein Ziel zu erreichen wie dasjenige welches unser Waffenglück u. der gesunde kernige Sinn unserer Bevölkerung uns zu erlangen ermöglichte. Zwar wird Bismarck jetzt als ein Halbgott angestaunt, der das Alles vorher berechnet, aber mir werden so leicht keine Blender bereitet, und ich harre immer noch der endlichen Lösung der deutschen Frage, die durch Preußens gegenwärtiges Verhalten wahrlich nicht erreicht werden wird ... Gott war mit uns, Ihm sei die Ehre! so schrieb mein Großvater F. W. III nach Beendigung der Freiheitskriege; dasselbe sagte sich mein Vater und ich als uns die Erfolge klar waren ... Die Zustände in Hannover sind recht betrübender Art. Ich rechne es den Hannoveranern hoch an daß sie an ihrer vertriebenen Dynastie festhalten ... allein alle démonstrationen werden die unglückliche königl. Familie nicht wieder einzusetzen vermögen u. können vielmehr dem Lande noch großen Schaden bereiten ...“ – Die siegreiche Schlacht von Königgrätz am 3. Juli hatte Friedrich Wilhelm durch das rechtzeitige Eintreffen seiner Armee entschieden.

1030 — — Eigenh. Briefschluss m. U. Potsdam 3.X.1868. 1 S. quer-schmal-gr.-8o (Abschnitt eines Quart-Blattes). (120.—) „Ihr ergebener / Friedrich Wilhelm Kpz“. Beiliegend ein eigenh. adressierter Briefumschlag seiner Gemahlin Auguste Viktoria an Großfürstin Alexandra Josifiwna von Russland geb. Prinzessin von Sachsen-Altenburg (Homburg 21.IX.1891, mit Trauerrand).

1031* — — FRIEDRICH WILHELM, Prinz, preußischer Politiker, 1880 – 1925. 8 e. Br. m. U. Bonn 13.XII.1898 und Oban, Trossachs Hotel und Potsdam 28.VII. bis 29.X.1901. 49 S. gr.(400.—) 8o und 8o. Ein Brief mit Trauerrand. Zum Teil kleine Faltenrisse. An seinen Vater, Prinz Albrecht von Preußen in Camenz, dem er über sein Befinden und seinen Alltag berichtet. Bonn 13.XII.1898. „... Sehr hat es mich interessiert zu hören, daß die Vermächtnisse der teuren Mutter“ (Prinzessin Marie geb. Prinzessin von Sachsen-Altenburg war am 8. Oktober des Jahres verstorben) „nunmehr versandt werden. In der That muß es sehr traurig sein, zu sehen, wie ein Stück nach dem andern aus ihren Räumen verschwindet ...“ Oban (Schottland) 28.VII.1901. „... Als wir ... das Schlachtfeld von Culloden besuchten, bekamen wir den ersten Nebelregen ... In der Mitte dieses Moors, wo am 16. April 1746 der Herzog von Cumberland den letzten Versuch der Stuarts und der Schotten, sich von England zu emanzipieren, zu nichte machte, ist eine aus Feldsteinen roh aufgebaute Säule zu Erinnerung ... errichtet ...“

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V. GESCHICHTE

Potsdam 29.VIII.1901. „... Gestern war Fahnennagelung und -Weihe im Zeughaus, bei welchletzterer Divisionspfarrer Wölfling recht schön sprach. Die einzigen anwesenden Prinzen des Hauses waren der zweite Sohn des Kaisers, Joachim und ich. Mit Joachim zusammen war ich gestern Abend noch bei unserm einstigen griechischen Lehrer, Professor Kübler, in Grosslichterfelde Ost eingeladen. Dieser Herr hat sich kürzlich dort eine recht hübsche Villa gekauft ...“ Potsdam 29.X.1901. „... Gestern vor einer Woche war ich in der Philharmonie, wo die hohe Messe von Bach zur Aufführung gelangte ... Das herrliche Werk wurde vom philharmonischen Chor und Orchester ganz vortrefflich wiedergegeben. Letzteres habe ich gestern wieder spielen hören unter dem berühmten Dirigenten des Leipziger Gewandhaus-Orchesters: Arthur N i k i s c h , der wohl einer der besten ist, die jetzt existieren ...“ Beiliegend Briefe der Prinzen Friedrich (1), Sigismund (3), Waldemar (10) und Wilhelm von Preußen (1).

1032 — Über 20 Autographen. Meist Br. m. U.

(400.—)

Friedrich Wilhelm II. (3; Potsdam 1788, Posen 1794 u. Berlin 1795), Friedrich Wilhelm III. (5; Berlin 1810 – 1837), Friedrich Wilhelm IV. (5; 2 Br. m. U., Berlin 1823 u. 1832 sowie 3 e. adressierte Briefumschläge, und 1 e. Br. m. U. seines Vorlesers Friedrich, Berlin 1843), Friedrich III. (e. adressierter Briefumschlag, Potsdam 1880: „An des Kaisers und Königs Majestät / Ems / FW“), Wilhelm II. (1 Urkunde m. U., mit Prägesiegel, Yacht Hohenzollern 1904, und 1 Brieftelegramm m. U., Doorn 1926) und Kronprinz Wilhelm (Grußworte m. U. auf einer Portraitpostkarte, Schloß Oels 1923). Beiliegend über ein Dutzend Autographen preußischer Prinzen und Prinzessinnen, darunter Luise verh. Fürstin Radziwill (e. Br. m. U. Berlin 1811), August, General der Infanterie (3; davon 1 Br. m. U. Berlin 1824), Friedrich, General der Kavallerie (3; davon 1 Br. m. U. Düsseldorf 1834), Adalbert, Oberbefehlshaber der Marine (e. Br. m. U. Luzern 1865), Prinzessin Marie, verw. Prinzessin der Niederlande (e. adress. Briefumschlag an Kaiser Wilhelm I., 1880) und Prinz Eitel Friedrich (e. Namenszug).

1033 — 12 Autographen.

(350.—)

Die Könige Friedrich Wilhelm III. (3; 2 Urkunden m. U. und 1 Br. m. U.; Defekte), Königin Elisabeth (e. Namenszug, als Albumblatt geschrieben, 1868), Wilhelm (2; 1 Urkunde m. U., 1853, Randdefekte, und 1 doppelt gesiegelter „Sparumschlag“, 1883), Friedrich III. (2; 1 Br. m. U., 1876, und 1 e. adressierter, gesiegelter Briefumschlag an seine Mutter Kaiserin Augusta, ebenfalls als „Kronprinz“), Königin Auguste Viktoria (2; 1 e. Br. m. U. als „Prinzeß Wilhelm v. Preussen“, 1881, und 1 e. adressierter Briefumschlag „An die liebe Großmama“) sowie die Prinzen Adalbert (Br. m. U., 1852) und Albrecht (Urkunde m. U., Hannover 1881).

1034 — 6 Autographen.

(350.—)

An Mitglieder des Fürstenhauses Sayn-Wittgenstein-Berleburg gerichtete Briefe von den Königen Friedrich Wilhelm III. (Berlin 1836), Friedrich Wilhelm IV. (Sanssouci 1857) und Wilhelm I. (2; Baden-Baden 1858“, „Im Allerhöchsten A[uftrag] Seiner Majestäts des Königs“, und Berlin 1865) sowie von den Prinzen Carl (e. Br. m. U., Berlin 1864) und Friedrich Karl (Sassnitz 1882). Beiliegend Briefe von Großherzog Adolph I. von Luxemburg (Br. m. U.u.E., Biebrich 1855, als Herzog v. Nassau) und Fürst Clemens v. Metternich (Br. m. U.u.E., Wien 1855) sowie sign. Portraitphotographien von Fürst Heinrich von Sayn-Wittgenstein (1909) und Prinz Gustav Alexander von Sayn-WittgensteinSayn (1902).

471

V. GESCHICHTE (Preußen)

1035 — 4 Autographen. Leicht gebräunt.

(300.—)

Friedrich II. (Briefschluß mit eigenh. Unterschrift, Potsdam 1786), Friedrich Wilhelm III. (Br. m. U. Wien 1814; an den Marquis de Béthune), Friedrich Wilhelm IV. (Br. m. U. Sanssouci 1844; an einen Organisten, Konzerte „in der Garnison-Kirche“ betreffend) und Wilhelm I. (Br. m. U. Schloß Babelsberg 1882; mit der Ernennung des Generalmajors von Alten zum „Commandanten von Danzig“).

1036 — STAATSMÄNNER. – 8 Autographen.

(250.—)

August v. Bethmann-Hollweg (e. Br. m. U., Rheineck 1842, Gasbeleuchtung betr.), Herbert Gf. v. Bismarck (Br. m. U. 1887) und sein Bruder Wilhelm (e. Br. m. U., Friedrichsruh 1885), Leo v. Caprivi (e. Postkarte m. U., 1884), Karl Helfferich (gedr. Danksagung m. U. anläßl. des „Erzberger-Prozesses“, 1920), H.G. v. Mühler (Br. m. U., 1843, mit Siegel des Jusizministeriums), Heinrich v. Stephan (e. Zusatz auf seiner Visitenkarte) und Wilhelm Fst. zu Sayn-Wittgenstein (e. Br. m. U., Berlin 1847).

1037 — FELDMARSCHÄLLE und GENERALE. – 7 Autographen.

(200.—)

Leonhard Gf. v. Blumenthal (abgeschn. e. Briefschluss m. U.; montiert), August Karl v. Goeben (e. Br. m. U., Koblenz 1878), Helmuth v. Moltke (4; 1 Br. m. U. 1868, mit Briefkopf „Chef des General-Stabes“, 1 e. Br. m. U. 1878, 1 schön gesiegelter e. Briefumschlag an seine Frau und 1 e. Billett m. U.) und Karl Friedrich v. Steinmetz (abgeschn. Briefschluss m. U.)

1038 RAUMFAHRT. – ARMSTRONG, Neil A., amerikanischer Astronaut; betrat als erster Mensch den Mond, 1930 – 2012. 3 Ersttags-Briefumschläge mit e. Namenszug auf der Adressseite. Washington 9.IX.1969, zusammen mit den Namenszügen von Buzz A l d r i n und Michael C o l l i n s , Houston 20.VII.1970 und Bhopal 19.XI.1969. (300.—) Beiliegend ein e. Namenszug von Buzz Aldrin auf der Textseite einer Ansichtskarte der N.A.S.A., Kennedy Space Center 20.VII.1972, und eine Portraitphotographie mit e. Widmung m. U. von John G l e n n (späterer Abzug, 25,3 20,3 cm) sowie 2 Ersttags-Briefumschläge der Kosmonauten German T i t o w (Poststempel: Vilnius 6.VIII.1961, anläßlich der Mission „Wostok 2“) und – zusammen auf einem Umschlag – die Namenszüge von Andrijan N i k o l a j e w und Pawel P o p o w i t s c h (Poststempel: Vilnius 17.VIII.1962, anläßlich der Missionen „Wostok 3“ und „Wostok 4“).

„the first American to orbit the earth“ 1039 — GLENN, John Herschel, amerikanischer Astronaut; der erste Amerikaner, der die Erde in einem Raumschiff umkreiste, geb. 1921. Typoskript m. U. 19 1⁄3 S. gr.-4o. (300.—) „A detailed plan“. – Abgeschlossener Bericht über die Vorbereitungen zu seinem ersten Raumflug; beginnt: „Naturally it was a great moment for me when the announcement came that I would be the first American to orbit the earth. I first knew it when Robert Gilruth, the Director of Project Mercury, called the seven of us into his office at Langley and told us that I would be the pilot on MA-6 and that Scott Carpenter would be the backup pilot ...“ Beiliegend ein Grußkärtchen m. U. und eine farbige Portraitphotographie (Druck; 4o).

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V. GESCHICHTE

„our thirty-fourth Polaris nuclear submarine“ 1040 RICKOVER, Hyman George, Admiral der US Navy; „Vater der Nuklearmarine“, 1900– 1986. Br. m. U. „At Sea / North Atlantic“ (Groton, CT) 29.XI.1965. 3 S. gr.-4o. Mit frankiertem Umschlag. (250.—) An Fern Bernstein vom Navy Department in Washington, dem er über das Nuklear-U-Boot „George Bancroft“ berichtet. „... We have just successfully completed the first sea trials of the USS GEORGE BANCROFT, our thirty-fourth Polaris nuclear submarine. We also have in operation twenty-two attack type nuclear submarines , making a total of fifty-six. The GEORGE BANCROFT was built by the Electric Boat Division of the General Dynamics Corporation, Groton, Connecticut ...“ Im weiteren ausführlich über den Namensgeber des Schiffes, den Historiker und Politiker George Bancroft (1800 – 1891).

1041 RÖMISCH-DEUTSCHE KAISER. – RUDOLF I. von Habsburg, Deutscher König; der Begründer der habsburgischen Hausmacht, 1218 – 1291. Urkunde. Oppenheim Kal. Decembris (1.XII.) 1289. 1 S. quer-gr.-8o. Pergament. Ohne das Siegel. (5.000.—)

Bestätigung eines Tauschs von Lehensgütern in Ebersheim gegen solche in Mommenheim für den Ritter Wernher von Saulheim, gemäß dem Vorschlag des Grafen Eberhard von Katzenelnbogen. Beginnt: „Rudolfus Dei gratia Romanorum Rex semper Augustus. Universis Sacri Imperii Romani fidelibus presentes litteras inspecturis, gratiam suam, et omne bonum ...“ Demandt, Regesten der Grafen von Katzenelnbogen, Band I Nr. 316. Vo n g r ö ß t e r S e l t e n h e i t .

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V. GESCHICHTE (Römisch-deutsche Kaiser)

1042 — FRIEDRICH III., 1452 als letzter Deutscher König in Rom zum Kaiser gekrönt, 1415– 1493. Urkunde. Linz, „Sambstag sannd Vincentzen tag“ (22.I.) 1491. 1 S. quer-folio. Pergament. Leicht fleckig. Ohne das Siegel. (800.—) Lehnsbrief für seinen Hofmarschall und Kämmerer Sigmund P r ü s c h e n k Freiherrn zu Stettenberg und dessen Bruder Heinrich über heimgefallene Lehen des Hans von Plankenstein, darunter die „Sslösser Karnspach und Plankhenstain“. Siegmund Prüschenk, 1493 Graf von Hardegg († 1502), war ein Berater des späteren Kaisers Maximilians I., mit dem er einen vertraulichen Briefwechsel unterhielt.

Fuggersche Schulden 1043 — MAXIMILIAN I., der „letzte Ritter“, 1459 – 1519. Urkunde m. U. „p[er] reg[em] p[er] s[e]“. Bozen 9.I.1510. 1 S. quer-imp.-4o. Mit Siegelspur. Etwas braunfleckig, durchgehender Faltenriss und kleine Schadstelle sauber repariert. (800.—) An Bürgermeister und Rat der Stadt A u g s b u r g „unnd sunst andern unsern und des Reichs unnderthanen“ wegen der Schulden der „gebrüder die Fugker Burger zu Augspurg“ – Ulrich I., d.Ä., Jakob „der Reiche“ und der 1506 verstorbene Georg Fugger – bei Kardinal Melchior, Fürstbischof von Brixen. Nach dem Tod des Kardinals im März 1509 seien die „ettlichen schuldbriefen ein namhafftige Summa gelts innhaltende ... durch unsern Heiligen vater Babst Julium den Andern des namens eingezogen, und unns furtter aus besondern ursachen ubergeben“ worden. Der Kaiser erklärt, dass die Fugger „unns dann die ... Summa gelts merern teils bezahlt“ hätten, weshalb er „Sy und Ire aller Erben“ von allen weiteren Forderungen aus diesen Schuldbriefen befreie. Melchior von Meckau, Fürstbischof von Brixen, hatte Maximilian I. im Schwabenkrieg von 1499 mit Geld und Soldaten unterstützt.

1044 — — Br. m. U. „P[er] reg[em] p[er] s[e]“. Hall 9.XI.1511. 11⁄2 S. folio. Mit Siegelspuren und Adresse. Etwas fleckig, kleinere Schäden restauriert (unter leichter Beeinträchtigung der Unterschrift). (600.—) An seinen Rat Antonio Savorgnano (1457– 1512), dem er für dessen Bericht aus dem – zwei Jahre zuvor von den Venetianern eroberten – Friaul (Forojulium) dankt. „... satisfecit ... nobis plurimum bonum et sapiens iudicium et consilium tuum circa res nostras ForiJulii, in quibus administrandis eorum respectum habebimus, cum a fideli in nos animo profecisse cognoscamus ...“ 1519 fiel das Friaul wieder an Venedig. – Aus der Sammlung Lempertz. Beiliegend ein Holzschnitt-Portrait des Kaisers in Medaillonform (1546, Durchmesser ca. 28 cm). Ferner beiliegend eine Urkunde m. U. Kaiser Karls V., 1538 (defekt).

1045 — — Br. m. U. „P[er] reg[em] p[er] s[e]“. Brüssel 26.VII.1513. 1 S. quer-gr.-4o. Mit Siegelspuren und Adresse. Minimale Randläsuren. (800.—) Mahnschreiben an Bürgermeister und Rat der Stadt U l m , in Sachen „der dreyer Ewr ausgetreten Burgermaister und Burger“.

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V. GESCHICHTE

„... Wellen unns auch versehen, Ir werdet Euch hinfur nit alain in diser Sach sonnder auch in annder weg ... so gepürlich und zimlich, und gegen unns so gehorsam beweisen, das ... wir nit geursacht noch bewegt werden, unns gegen Euch zu besweren ...“

1046 — KARL V., als Karl I. König von Spanien, 1500 – 1558. Br. m. U.u.E. „V[ost]re bon frere Charles“. Toledo 21.III.1538. 1⁄2 S. folio. Mit Siegelspur und Adresse. Kleinere Feuchtigkeitsschäden (geringe Buchstabenverluste), etwas unfrisch. (2.000.—) An seine Schwester Marie, Witwe König Ludwigs II. von Ungarn, Statthalterin der Niederlande, der er den Pfalzgrafen Friedrich (gemeint ist wohl der spätere Kurfürst Friedrich III.) empfiehlt. „Madame ma bonne soeur. N[ost]re neveux le duc fredericq palatin, et la princesse sa compaigne, mont fait p[rese]nter le billet cy encloz Me priant et faisant grande Instance vous [... e]scripre tres expressement ... Et ... par led[it]e billet voiez tout ce que en scauroye ...“

1047 — — Br. m. U.u.E. „votre bon neveu / Charles“. Saragossa 19.X.o. J. 2⁄3 S. 4o. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Etwas gebräunt (größerer heller Fleck in der Mitte des Blattes). Ober- und Unterrand leicht beschnitten. Linker Rand verso mit Montagerest. (1.600.—) An seine Tante M a r g a r e t e Herzogin von Savoyen, Statthalterin der Niederlande. „... J’ay veu ce que avez escript à mon cousin et grand chambellan le s[ieu]r de Chievres“ (Wilhelm von Croy, Herzog von Chièvres, sein ehemaliger Erzieher, 1458 – 1521) „et les lettres que luy avez envoye venant du Cardinal de syon“ (Matthäus Schinner, Bischof von Sitten, um 1465 – 1522) „ensemble la Response que luy avez faite ... Et vous mercye de voz bons advertissements et de la diligence que vous faictes en tous mes afferes vous pryant y continuer / En ensuivant votre adviz Jescriptz audit Cardinal de syon et à mon ambassadeur à Rome en sa faveur / ainsi que verrez par la copie des lettres que Je vous envoye pour les luy fere tenir ...“ Der Walliser Kardinal Matthäus S c h i n n e r hatte 1519 Karls Wahl zum Kaiser unterstützt. Von der frankreichfreundlichen Partei aus Sitten vertrieben, ernannte der Kaiser ihn zu seinem Stellvertreter in Italien. – Auf dem Wormser Reichstag 1521 war er Karls intimster Ratgeber im Kampf gegen Luther.

1048 — — MARGARETE, Herzogin von Parma, seine natürliche Tochter, Gemahlin Ottavio Farneses, Statthalterin der Niederlande, 1522 – 1586. Br. m. U.u.E. „Di V[ostra] S[ignoria] Ill[ustrissi]ma et R[everendissi]ma S[er]va et sorella Margarita d’austria“. Piacenza 8.IX. 1558. 1 S. folio. Mit schönem papiergedecktem Siegel und Adresse. Linker Rand feuchtfleckig und leicht lädiert. (600.—) An ihren Schwager Kardinal A l e s s a n d r o F a r n e s e , dem sie einen Brief ihres Halbbruders, König Philipps II. von Spanien, sendet. „... Havendomi mandato l’Amb[asciat]or che è in Genova per il Rè mio sig[no]re l’alligata lettera acciò per aventura non si facessero genti su questo stato ad instantia del Marchese del Finale“ (Alfonso II. del Carretto) „non ho mancato, sicome prega esso Amb[asciato]re dar secretam[en]te ordine sovra ciò, riputandomi che torni di S[ua] M[aes]tà Cat[toli]ca ...“ In diesem Jahr fielen die Genueser in die Markgrafschaft Finale ein, dankbar begrüßt von der unter der Herrschaft Alfonsos II. leidenden Bevölkerung.

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V. GESCHICHTE (Römisch-deutsche Kaiser)

„die geferlichait bemelts Türggen“ 1049* — FERDINAND I., Bruder und Nachfolger Kaiser Karls V., 1503 – 1564. Br. m. U. Wien 19.III.1528. 3⁄4 S. quer-imp.-folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Kleine Montagespuren und Einrisse, leicht fleckig. (300.—) Als römisch-deutscher König an den Fürst-Bischof von Würzburg, Konrad II. von Thüngen, wegen der Einberufung des Reichstags zu Regensburg „auf den Sontag Jubilate“ durch Kaiser Karl V. „... So sein wir doch ... sovil verhindert, unnd in unnsernn Kunigreich Hungernn enthallten worden, Das wir ... solhenn ... nit stat tun mögen, haben aber daselbs in unnser Cron Hungernn, neben anndern gemelten unnsernn zugefallen geschefften, nicht minder in fleissiger Hanndlung, was dem Türggen zugegen, auch nit allein unnsernn Kunigreich unnd Lannden, sonnder auch dem heiligen Reich, unnd gemainer Cristenhait zu gutem, unnd nutz volgen möchte, nit unbedacht gelassen, und wiewol die geferlichait bemelts Türggen halb groß genug gewesen, unnd in ansehen der Kuntschafften die unns teglichen von der zunahung einer so grossen des Türcken macht, zu wasser, unnd Lannde zukamen, unnd antzaigt waren, unnsers lenngernn beharrens, in unnser Cron Hungernn, Derselben zu behelff unnd trost, die notdurfft wol Erfordert hat ...“ Vom Beginn des ersten Türkenkrieges; im nächsten Jahr wurde Wien zum ersten Mal von türkischen Truppen belagert.

1050* — — Br. m. U. Augsburg 31.V.1550. 31⁄2 S. folio. Schwach fleckig, minimale Faltenschäden; Unterrand etwas beschnitten. (300.—) Als Römischer König vom Reichstag zu Augsburg an einen Reichsstand, den er zur Zahlung der auf den Reichstagen zu Speyer 1544 und zu Augsburg 1548 beschlossenen T ü r k e n h i l f e mahnt, „Dieweil wir unnd unnser Cristliche Lanndt und leüth dann ain Zeit heer, wie dier unverporgen, von dem Türggen beschwärlichen angefochten bedrangt unnd dahin verursacht worden sein, zu Rettung erhaltung und bewarung nit allain derselben unnser dem Türggen zunechst gelegnen Lanndt und leüth, sonder auch der gannzen Cristenhait zu Nutz unnd guetem, ... angeregten bewilligten gemainen phening ... aufzupringen“. – Erwähnt seinen Bruder Kaiser K a r l V. Auf diesem Reichstag stand Ferdinand in Opposition zum Kaiser, der die Wahl seines Sohnes Philipp zum Römischen König durchsetzen wollte.

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V. GESCHICHTE

1051 — — Urkunde m. U. Augsburg 13.VII.1555. 1 S. quer-imp.-folio. Im Zentrum eine wohlerhaltene goldumrahmte Wa p p e n m a l e r e i in Gold, Silber und Farben (11 8 cm). Leicht fleckig, geringe Fraßspuren. Ohne das Siegel; von der schwarz-gelben Seidenschnur ist nur das Gelb erhalten. (600.—) Wa p p e n b r i e f für Jacob Hernlin (Hörnlein). – Mit Gegenzeichnung des Vizekanzlers J. Jonas. Auf dem Reichstag von 1555 wurde am 25. September der „Augsburger Religionsfriede“ verabschiedet.

1052 — MAXIMILIAN II., 1527– 1576. Br. m. U. Wien 29.VII.1564. 23⁄4 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Leicht fleckig, geringe Faltenschäden. (500.—) Vier Tage nach seinem Regierungsantritt an Graf Jakob von Zweibrücken-Lichtenberg mit dem Befehl, die von seinem verstorbenen Vater, Kaiser Ferdinand I., wiederholt angemahnten Türkensteuern („Reichs Hilffen“) bis „auf negstkhomende Franckhfurter Herbstmeß“ zu entrichten. Bei den Steuern handelte es sich um die 1557 auf dem Reichstag zu Regensburg beschlossene „Türckhenhilff“ sowie um das „Im Neünundfuffzigsten zu Augspurg bewilligt Pawgelt“, die sich für den Grafen auf 3960 Gulden – „ausser des gemainen phenings“ – beliefen.

1053 — — Urkunde m. U. Prag 23.IV.1570. 1 S. quer-gr.-folio. Mit papiergedecktem Siegel. Etwas braunfleckig. Kleine Randeinrisse. (300.—) S c h a d l o s b r i e f „umb Zwainzig Tausend Taller“ für die Stadtgrafen von Glogau, die für den Salzamtmann von Schlesien, Hans von Braun, gebürgt hatten. Beiliegend ein Br. m. U. seines Sohnes Kaiser Rudolph II. (Prag 1605, defekt); aus dem Türkenkrieg an Herzog Christian II. von Sachsen, den er um einen „Paßbrieff“ ersucht, für „drey Jar lang, unnd ... drey Schiff mit Güettern von Hamburg in unnser Khünigreich Behem, und zu notturfft des Christlichen Veldtlägers nach Hungern“.

1054 — — Br. m. U. Wien 31.X.1573. 12⁄3 S. folio. Mit Adresse. Adreßblatt angerändert. (600.—) An den Gouverneur der seit 1541 türkischen Provinz B u d a („Spectabili ac Mag[nifi]co Mustaffae, Ser[enissi]mi Principis Thurcarum“), der seine Belagerung „contra Castellum nostrum noviter in Kalo extructum“ vorläufig einstellen möge. Um der Erhaltung des Friedens willen habe er deswegen bereits an Sultan Selim II. („Imperatorem Vestrum“) geschrieben. Am Kopf ein Empfangs- oder Registraturvermerk in deutscher Sprache: „an Bascha zu Ofen, das Er mit belegerung Kollo solle innhalten, biß bey seinem Kaiser auf Ir M[ajestä]t schreiben anntwortt khombt“.

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V. GESCHICHTE (Römisch-deutsche Kaiser. – Maximilian II.)

1055* — — ERNST, Erzherzog, Sohn Maximilians II., Statthalter von Ungarn und der Niederlande; Förderer der Gegenreformation, 1553 – 1595. Br. m. U. Wien 15.VI.1588. 2 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. (200.—) An Richter und Rat der Stadt Retz in Niederösterreich; „Daß deme groß wardin bischoff Klößl ... erzeigt und zuegesagt worden der Religion halber; fortan continuire, darüber aller Schuz und assistenz gelaist werden solle“ (Regest). Melchior Kardinal K h l e s l (1552 – 1630), Bischof von Wiener Neustadt und (späterer) Kanzler des Kaisers Matthias, war einer der Hauptvertreter der Gegenreformation. Er führte Säuberungsaktionen in den Pfarrgemeinden und Klöstern von Niederösterreich durch. Beiliegend ein weiterer Br. m. U. von Erzherzog Ernst an dieselben (Wien 1588).

1056 — MATTHIAS, 1557– 1619. Urkunde m. U. Regensburg 17.IX.1613. 1 S. quer-imp.-folio. Pergament. Mit den schwarz-gelben Siegelschnüren (defekt; das Siegel fehlt). Leicht fleckig. (180.—) „Legitimatio für Wilhelm Veldbrugk“. – Der Kaiser „dispensirt“ Wilhelm Veldbrugk und seine „Ehelichen Leibs Erben“ vom „onschuldig empfangnen Mackel, ond gebrechen seiner onehelichen geburtt“. Veldbrugk hatte angegeben, er sei der uneheliche Sohn des „Arnold von Altenbrugk“ und „ainer Ledigen Weibs Person, welche bey seiner Muttern Anna von Hennerich, alß ain Cammermagt gedient“. Beiliegend eine weitere Urkunde m. U. (Fragment, 1⁄3 des Textes fehlt), Wien 9.II.1615; wohl eine streitige Geldangelegenheit betreffend.

1057 — FERDINAND II., 1578 – 1619. Br. m. U. Graz 28.X.1619. 2 S. folio (Unterrand scharf beschnitten). Mit papiergecktem Siegel und Adresse. (150.—) An Abt Balthasar, Prälat des Stifts Neuberg an der Mürz, den er von einer bevorstehenden Reise unterrichtet und ihm befiehlt, „für unnser Hofgesindt, zu fortbringung derselben“ ausreichend „Klepper“ zur Verfügung zu stellen, was leider bei vorherigen Reisen nicht der Fall gewesen sei. Der Kaiser befiehlt Balthasar, „bei den Deinigen, welche zwischen hier und Österreich wohnhafft, mit allem ernnst“, darauf zu dringen, seinen Troß, „mit der Jenigen Anzahl zum Reutten tauglichen Roß“ zu versorgen und versichert, daß „Deinen Undterthanen die gebürunde bezallung, beschehen solle ...“

1058 — FERDINAND III., 1608 – 1657. 3 gedruckte, handschriftlich ausgefüllte Urkunden m.U. Prag 1.II.1645, Wien 17.V.1645 und Linz 18.II.1646. Je 1 S. quer-imp.-4o. Mit papiergedeckten Siegeln. Eine etwas gebräunt; leicht fleckig, kleine Läsuren. (300.—) Werbe-Patente für den Oberstleutnant Johann Franz Grafen von Huyn sowie für zwei Rittmeister über „ain Compagnie Curaßierer vonn funffzig Pferdten“, „ain Compagnia Reütter von hundert Pferdt Starkh“ und „ain Compagnie Curaßier von zweyhundert Köpffen“, welche „Unsere angelegene Kriegsdiensten, zu vollziehung des geschlossenen Fridens und tranquillierung deß Hey. Röm. Reichs der Zeit unumbgänglich erfordern“. – Gemeint ist der 1635 geschlossene Friede von Prag zwischen dem Kaiser und dem Kurfürsten von Sachsen, dem sich die Mehrzahl der protestantischen Fürsten angeschlossen hatte; mit Schweden und seinen deutschen Verbündeten sowie mit Frankreich befand sich der Kaiser noch im Krieg. Beiliegend eine handschriftliche Urkunde m. U., Preßburg 1638 (Paß für den Obristen Lothar v. Böninghausen für eine Reise „zue Unsern Veldtmarschalckhen Graffen P i c c o l o m i n i “; Reparaturen) und eine gedruckte Urkunde m.U., Hauptquartier Stuttgart 1634, die Einrichtung der Winterquartiere betreffend; kleine Fehlstellen).

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V. GESCHICHTE

„zu conservation deß Ritterweesens“ 1059 — — Urkunde m. U. Wien 6.VI.1647. 1 S. quer-imp.-folio. Mit papiergedecktem Siegel. Kleine Rand- und Faltenrisse. (200.—) „Patent“ an die „Reichs Ritterschafft im undern Elsaß“, deren Mitglieder er mahnt, sich zu den anberaumten Rittertagen einzufinden und sich den dort gefaßten Mehrheitsbeschlüssen zu unterwerfen, da sonst die Gefahr der Auflösung „dieses uhralten Ritter Corporis“ bestehe. „... Alß ist Unnser gnedigister ernst- und endtlicher befelch hiemit, daß Ihr ... dem gemainen Ritterschluß gehorsamblich nachlebet, von demselben Eüch keines weegs separiret weniger under anderer Jurisdiction und Schuz Euch begebet, Insonderheit aber zu conservation deß Ritterweesens gleich andern beytraget, und in allem Euch also, wie es Adelichen freyen Mitgliedern obligt und gebühret, erwaiset und bezeiget, alles bey vermeidung Unnserer Kaiserlichen Ungnad und verlust Ewrer Immediet und Freyheitt ...“ Mit „anderer Jurisdiction und Schuz“ ist König Ludwig XIV. von Frankreich gemeint, der nach dem Westfälischen Frieden seine Oberhoheit auf die elsässischen Reichsstände ausdehnte.

1060 — — Br. m. U. Prag 23.VII.1652. 11⁄2 S. folio. Kleine Randeinrisse. Klammerspur. (200.—) An einen kaiserlichen Kommissar, der nach Ulm reisen und die dem Magistrat der Stadt befohlene Herausgabe „der daselbst vorhandenen depositirten Schwedischer gelter und mobilien“ durchsetzen solle. „... Worzue Wir dan dir hiemit Unser Kay. Commißion und Vollmacht ertheilen, das du mit Hilf gedachten Magistrats allsolchen depositis alles fleißes nachforschest, und dieselben, sonderlich aber die bey deß Georgen Horungs Erben albereit erkundigte gelter und mobilien, vermitelst ordentlicher beschreibung gegen deinen geferttigten Schein erhebest ...“ Beiliegend ein papiergedecktes Siegel Ferdinands III.

„ein sehr gutter Aderlasser und WundtArzt“ 1061* — — KHEVENHÜLLER, Franz Christoph Graf von, kaiserlicher Staatsmann, Gesandter in Madrid; Verfasser der „Annales Ferdinandei“, 1588 – 1650. Br. m. U.u.E. O. O. (wohl Februar 1626). 3 S. folio. Etwas feuchtfleckig, kleine Faltenlöcher. (300.—) An den späteren Kaiser Ferdinand III., damals König von Ungarn und von Böhmen, bei dem er sich für den Chirurgen Michele Romero verwendet, den er nur unter Versprechungen dazu habe bewegen können, „Ihr Khönigl: May: meine genädige Fraw“ (Ferdinands erste Gemahlin Maria Anna, Tochter König Philipps III. von Spanien) auf ihrer Reise „in der Venedische Galeren“ zu begleiten. „... Jetz langt sein allerunterthänigstes Bitten an E: Khön: May:, ob sie Ihnen mit einer Khönigl. Recompens oder dienst zuversehen allergnädigst geruhen wolten, dan auf diesen Fall er sein Weib auß Spanien khummen zulaßen, oder in Ermangelung angezogener Gnad oder dienst sich zu Ihr in Spanien zubegeben Willenß wehre ... Dabey muß Ich Ihm auch Zeugniß geben, daß er ein fleissiger embsicher Man und ein sehr gutter Aderlasser und WundtArzt, und der Teutschen Sprach zugenungen khundig ist, der in fall der Noht bey ein Hofdienst den Doctoren Juan Buthero vertretten khundt ...“ – Auf der Adreßseite ein Antwortvermerk vom 7.III.1636.

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V. GESCHICHTE (Römisch-deutsche Kaiser)

1062 — LEOPOLD I., 1640 – 1705. Urkunde m. U. Schloß Laxenburg 12.V.1683. 1 S. querimp.-folio. Pergament. Etwas wasserfleckig. Das Siegel fehlt. (300.—) Verleihung des Hofpfalzgrafenamts („Palatinat“) an den kurfürstlich-bayerischen Geheimen Rat Korbinian P r i e l m a i r, einen treuen Gefolgsmann des Kurfürsten Max Emanuel, unter genauer Aufzählung der mit dem Amt verbundenen Rechte und Pflichten. So „daß nun hinführo bemelter Prielmair, alle und iede Privilegia, Freyheit, Ehr, Würde, Vortheil, Recht und Gerechtigkeit, mit Creierung Tauglicher Persohnen zu Notarien, Legitimierung der Unehelich gebohrnen, Vidimierung allerhandt Brieflicher Instrumenten, und Verleihung Burgerlicher Zeichen, und Wappenbrieff (: Jedoch ohne Kayser- und königlichen Adleren, Cronen, offene Helmben, noch anderen Geschlechteren zum praejudiz :) ... sich deren freyen, gebrauchen, und genüessen soll und mag ...“ Korbinian Prielmair (1643 – 1707), Sohn eines Leibeigenen, ab 1692 Freiherr von Priel, 1698 Hofkammerpräsident in Brüssel, 1704 als bayerischer Kriegskanzleidirektor im Spanischen Erbfolgekrieg mit der Vorbereitung des Feldzugs gegen Österreicht betraut (folgte nach der Niederlage dem Kurfürsten ins Exil), hat „unter den bayerischen Staatsmännern vor 1800 die wohl erstaunlichste Karriere gemacht“ (NDB). Beiliegend 2 Br. m. U. (Wien 1674), eine an ihn gerichtete Eingabe mit e. Genehmigungsvermerk (1704) u.a.

1063 — — Br. m. U. Wien 12.VIII.1688. 21⁄4 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Leicht fleckig. Kleine Randeinrisse. Bugfalte hinterlegt. (200.—) An „Reichs Ritterschafft und Adel des Wetterauischen Bezirks“ (in Friedberg) wegen einer Schuldforderung des Reichshofrats-Agenten Georg Fabricius an den Freiherrn Wilhelm Ludwig von Stauffen, die der Gläubiger trotz einer kaiserlichen „interims-relation“ nicht erfülle. „... Alß ist Unser gnädigster befelch ... , daß ihr ... Unser eüch .... auffgetragene Kay. Commission ohne ferners nach- oder zuruck sehen biß impetiant völlig an Capital interesse expensen, recompens, schaden und unkosten bezahlt, vollziehet, und dabey denselben authoritate nostrae Caesareae manuteniret und handthabet ...“

„mehr dan hundert tausent mann“ 1064 — — Br. m. U. Wien 2.I.1694. 31⁄2 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Leicht fleckig, Unterrand beschnitten; Adreßblatt mit Faltenschäden. (400.—) An die Rheinisch-Wetterauische Ritterschaft in Friedberg, die er „umb ein freywilliges Subsidium Extraordinarium von hundert Römer Monathen“ ersucht, um das Reich vor dem drohenden neuen Einfall der Franzosen zu schützen. „... Wir mögen Eüch gnädigst nicht verhalten ... waßmassen fast von allen orthen zuverlässige nachrichten einlauffen und durch die am Obern Rhein überall machende ohngemeine feindliche anstalten noch mehrers bekräfftiget werden, daß die Cron Franckreich in negstkünfftigem feldzug ihr absehen vornehmblich gegen daß Römische Reich gerichtet, und demselben negst bezwingung der beyden Franck und Schwäbischen Craysen den letzteren fatalen Streich beyzubringen, zu solchem Ende auch längst mit anfang deß herannahenden Frühlings mehr dan hundert tausent mann gegen dasselbe anzuführen gesinnet seye ... Nachdemahlen Wir aber in dem Stand nicht sein, neben der in Italien und Hungarn zu tragen habender schwehrer Bürde mit solchem nahmhafften Vorschüssen im Reich sonderbahr bey gegenwärtiger so grosser thewerung ferner beyzuhalten, mehr gedachte bayde Crayse auch kundbahrlich

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V. GESCHICHTE

darzu allzu schwach seind, und dafern ihnen an volck und geld zugleich nicht mit gnugsamber oder proportionirter assistenz unter die arm gegriffen werden solte, die Hände sincken lassen, und alßdan die daraus ohnvermeidlich entspringende funeste Sequelen nicht mehr abzuwenden seyn werden; So befinden Wir Uns gemüssiget allen getrewen Churfürsten, Fürsten und Ständen diese vor augen schwebende gefahrlichkeit und bewandnuß der sache vorzustellen ...“ Mit Gegenzeichnung des Reichsvizekanzlers Leopold Wilhelm Graf von Königsegg-Rothenfels.

1065 — KARL VI., als Karl III. König von Spanien, 1685 – 1740. Br. m. U. Wien 13.XII.1717. 3 S. folio. Leicht fleckig (Spur des fehlenden Siegels). (200.—) Aus der Zeit des Venezianisch-Österreichischen Türkenkriegs an einen benachbarten Landesherrn mit einer Vollmacht für den „Hoffjuden Emanuel Oppenheimber“ über den Ankauf von 1100 Pferden, „zu Rimontir: und wieder beritten machung Unserer Cuirassier und Dragoner Regimenter Hautauix, Eckh und Battée“. „... Sie belieben bey denen ihrigen ohnschwehr zu verfüegen, damit in ermelten dero Landen dem ... Oppenheimer, oder seinen hierzubestelten Leuthen ... nicht nur der ungehinderte einkauff obbemelter zu Unseren und der allgemeinen Christenheit diensten benöthigten pferdten ... , sondern ihnen auch in deren ab: und durchführung ohne abforderung einiger Mauth, Zoll, oder anderer derley aufflagen ... Vorschub erwießen werde ...“ Mit Gegenzeichnung von Reichsvizekanzler Friedrich Carl von Schönborn und Reichsreferendar E. F. von Glandorff.

„Meine weibliche Descendenz“ 1066 — — Br. m. U.u.E. Wien 30.I.1734. 1 S. folio. Leicht fleckig, kleine Randeinrisse alt unterlegt. (400.—) An einen Kurfürsten, die P r a g m a t i s c h e S a n k t i o n betreffend. „... Was Ewer L[ie]bd[en] von einer in Gottes Händen stehenden zukünfftigen Römischen Kaysers oder Königs Wahl, wie ingleichen von der extension der Mantuanischen Erbfolg auf Meine weibliche Descendenz in dero schreiben ... einfliessen lassen, ist mit so vielen verbindlichen bezeugungen dero Mir und Meinem Ertzhauß zutragender unveränderlicher gesinnung begleitet, daß Mir nicht leicht was angenehmeres hätte zukommen können ... Meine Dancknehmigkeit wird umb deßwillen nicht geringer seyn, und je mehr Ewer Lbden, dero patriotischen eyffer an tag zulegen Sich bestreben, je mehr werde gewißlich auch Meines orths es zuerwiedrigen beflissen seyn ...“ Aus dem Polnischen Erbfolgekrieg.

1067* — KARL VII., als Karl Albrecht Kurfürst von Bayern, 1697– 1745. Urkunde m. U. Prag 9.XII.1741. 1 S. quer-imp.-4o. Mit papiergedecktem Siegel. Minimal fleckig. (300.—) Pass für den (späteren schwedischen General Fredrik Axel) Grafen v. F e r s e n , der „von hie über Franckhfurth nacher Stockholm“ reise. Aus der Zeit des Österreichischen Erbfolgekriegs. – Zehn Tage vor seiner Krönung zum König von Böhmen (am 19. Dezember) geschrieben; am 24.I.1742 wurde er zum Kaiser gewählt.

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V. GESCHICHTE (Römisch-deutsche Kaiser. – Karl VII.)

1068 — — Br. m. U. Frankfurt a. M. 13.IX.1742. 21⁄2 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Schwach fleckig, kleiner Randeinriß. (400.—) An Landgraf Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt, der Einnahmen des Grafen (Friedrich Wilhelm) von Solms-Hohensolms im Amt Königsberg mit „Arrest“ belegt hatte, um Forderungen hessen-darmstädtischer Untertanen gegen den Grafen abzusichern. „... So versehen Wir Uns zu D[er]o L[ie]bd[en] gnädigst, es werden dieselbe solches von ihrer Regierung verhängte Verfahren nicht genehm halten, sondern vielmehr an dieselbe die ohngesäumte Verordnung dahin ergehen laßen, daß der so widerrechtlich angelegte Arrest sofort aufgehoben, und die Gräflich Hohe Solmßische im Amt Königsberg gelegene Gefälle der Zahlungs Cassa ferner nicht entzogen“ werde. Die Gläubiger seien vielmehr „an Unsere Kay. Commission, als das forum universale“ zu verweisen, „um sich daselbst denen Verordnungen gemäß, an Gleich und Recht begnügen zu laßen“. Mit Gegenzeichnung des Reichsvizekanzlers Johann Georg Graf von Königsfeld.

1069 — FRANZ I., Begründer des Hauses Habsburg-Lothringen, Gemahl Maria Theresias, 1708 – 1765. Urkunde m. U. „François“. Wien 8.III.1736. 1 S. quer-gr.-folio. Pergament. Ohne das Siegel. (150.—) Von dem späteren Kaiser als Herzog Franz III. von Lothringen ausgestellte Ernennung zum „Chambellan“ für den kaiserlichen Hauptmann und späteren Feldmarschallleutnant Karl Marquis de Ville (1705 – 1792).

1070* — — Br. m. U. Wien 20.XI.1748. 31⁄4 S. gr.-folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Kleine Randschäden, etwas gebräunt. (250.—) An die verwittwete Gräfin Wilhelmine zu Solms geb. Gräfin zu Isenburg mit der Aufforderung, die „DebitCassen-Rechnungen“ herauszugeben, um den „gegenwärtigen wahren Schulden-Zustand“ festzustellen. „... Als laßen wir es nochmahlen bey dieser angeordneten Debit-Commission ... bewenden, und befehlen demnach hierdurch Dir ..., sowohl die von der Commission ... abgeforderte Debit-Cassen-Rechnungen, so viel Du deren annoch in Händen, unverzüglich heraus zu geben, als auch in allen und jeden puncten, was zu diesem Debit-Wesen gehöret, besagter Commissions-Anordnungen so gewiß zu geleben, als sonsten Wir auf der Commission weiterer unterthänigste Anzeige Deiner Wiedersetzlichkeit, zu einer ManutenenzCommission auf Deine eigene Kosten, auch anderen schärfferen Verordnungen, vorzuschreiten, gemüßiget werden würden ...“

1071* — — Urkunde m. U. „francois“. Wien 15.I.1749. 1 S. quer-imp.-folio. Französisch. Pergament. Mit großem papiergedecktem Siegel. (150.—) Verleihung einer Pension von 1 000 Gulden an seinen Kämmerer Marquis de Ville. – Mit Gegenzeichnung seines Vertrauten und ehemaligen Erziehers Karl Baron von Pfütschner und des Finanzministers Franz Joseph von Toussaint.

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V. GESCHICHTE

1072 — MARIA THERESIA, Tochter Kaiser Karls VI., Gemahlin Franz’ I., 1717– 1780. Urkunde m. U. Wien 17.VIII.1751. 1 S. quer-imp.-4o. Mit papiergedecktem Siegel. Leicht fleckig. (300.—) Ernennung „des Kalkreuterischen Regiments Commendanten“, Marquis Karl de Ville (1707– 1792), zum Obristfeldwachtmeister. – Mit Gegenzeichnung des Hofkriegsratspräsidenten Joseph Grafen von Harrach. Beiliegend eine Urkunde Maria Theresias a.d.J. 1762 in zeitgenössischer Abschrift; „Patent in Betreff der sogenanten Banco Zetteln“.

1073 — — Br. m. U. Wien 2.III.1764. 1 S. imp.-4o. Lateinisch. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Kleine Faltenrisse. (350.—) An den Kanzleirat Gottfried Frhrn. von Koch, den sie auffordert, zu dem auf den 17. Juni in Preßburg einberufenen ungarischen Reichstag („generalis Regni Hungariae Diaetae“) zu erscheinen. – Am 15. Februar war mit dem Frieden von Hubertusburg der Siebenjährige Krieg zu Ende gegangen. Beiliegend eine wohlerhaltene gedruckte Verordnung Maria Theresias gegen das Schuldenmachen der Offiziere, Wien 2.VI.1753, 1 S. quer-imp.-4o.

„Besonders Lieber Freund, Vetter und Bruder“ 1074 — — Br. m. U.u.E. „Eüer May[estät] freüdwillige schwester und Muhme Maria Theresia“. Wien 23.VI.1767. 1⁄2 S. gr.-folio. Ausgeschnittenes prachtvolles Trauersiegel (vom Umschlag) neben der Unterschrift montiert. Leicht fingerfleckig; verso kleine Falzreste. (1.200.—)

An ihren alten Gegner, König F r i e d r i c h d e n G r o ß e n , dem sie zur Geburt einer Großnichte (Friederike, spätere Herzogin von York) gratuliert. Die Eltern waren Friedrichs Neffe, der spätere König Friedrich Wilhelm II., und seine erste Gemahlin Elisabeth geb. Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel. „Durchleuchtigst-Großmächtigster Fürst, Besonders Lieber Freund, Vetter und Bruder; die angenehme Nachricht, so Euer Maytt. Mir von der glücklichen Entbindung der Prinzessin von Preussen ... zu geben beliebet, habe mit jenem wahren vergnügen erhalten, das Ich bey allen Begebenheiten, welche zu Euer Maytt. Freude dienlich sein können, immer empfinden werde ...“ Der Austausch von Familiennachrichten zwischen den Höfen war auch während der Kriege nicht ausgesetzt worden.

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V. GESCHICHTE (Römisch-deutsche Kaiser. – Maria Theresia)

1075* — — Br. m. U. Wien 22.VI.1774. 11⁄4 S. gr.-folio. Mit Trauersiegel und Adresse. Trauerrand. (300.—) An Anton Ignaz Graf von Fugger-Glött, Bischof von Regensburg, wegen der von Papst Clemens XIV. im Vorjahr angeordneten A u f h e b u n g d e s J e s u i t e n o r d e n s . „... Ob Mich zwar gnädigst enschloßen, die päbstliche Encyclicam, so die Mitglieder der aufgehobenen Societät von dem Beichtstuhle, und Predigamt gänzlich ausschlüßet, in Meinen deutschen Staaten keinesweegs anzunehmen, so bin Ich doch nichts desto weniger auch nicht gemeinet, die Anwendung dieser Patrum zu den ersagten Verrichtungen der Seelsorge weder allgemein festzusezen, noch darzu Eüer And[ach]t, als Ordinarium zu verhalten, sondern Ich überlaße lediglich Eüer And:t eigener pflichtmäßiger, und gewißenhaften Beurtheilung, ob, und in wie weit die erwehnte Patres der aufgelößten Societät zu ein, so anderen Amt, und Verrichtung der Seelsorge anzustelllen, entweder in Ermanglung des anderweiten Cleri nothwendig, oder sonsten diensten ermeßen werden: Wobey jedoch all-erforderliche Behutsamkeit anzuwenden, und die vorläufig-hinlängliche Prüfung der Subjectorum nach klaren Inhalt des päbstlichen Aufhebungs-Breve nicht außer Acht zu laßen seyn wird ...“ Beiliegend ein Br. m. U. von Kaiser Franz I., für seine Gemahlin Maria Theresia an die ungarische Regierung (Wien 1741, lateinisch).

1076* — — DAUN, Leopold Graf von, kaiserlicher Feldmarschall, Gegner Friedrichs des Großen, 1705 – 1766. Br. m. U. Wien 3.X.1763. 11⁄3 S. folio. Gering braunfleckig. (200.—) An einen Feldmarschall wegen der Besoldung des Generalfeldwachtmeisters Ernst Gottlieb Frhrn. v. Petrasch (1708 – 1792). Die Kaiserin habe „geruhet ..., daß ... ersagtem Herrn Generalen Baron Petrasch ... ein gehalt von Jährlichen 4000 f ... abgereichet werden ...“

Joseph II. öffnet den Prater 1077* — JOSEPH II., ältester Sohn und Mitregent Maria Theresias, 1741 – 1790. Br. m. U. (2.000.—) „Joseph“. Wien 5.IV.1766. 11⁄2 S. 4o. Mit Trauerrand. Respektblatt fehlt.

An (den Obersthof- und Landjägermeister Franz Wenzel) Graf von C l a r y und Aldringen (1706 – 1788). „... Ich habe, zu mehrerer Ergötzlichkeit des Publici, entschloßen, daß künfftig hin und von nun an, zu allen Zeiten des Jahres ohne Unterscheid, jedermann frey und erlaubt seyn solle, in den Prater sowohl, als in das StadtGut, zu allen Stunden spatzieren zu gehen, zu reuten und zu fahren, und zwar nicht nur in der Haupt Allée, sondern auch in allen Seiten-Alléen, Wiesen und Plätzen (: die allzu abgelegenen Orte und dicke Waldung, wegen sonst etwa zu besorgenden Unfugs und Misbrauchs, allein ausgenommen :) wie dann auch niemand verwehret seyn solle, sich daselbst mit ballon-schlagen, kegel-schieben, und andern erlaubten Unterhaltungen, eigenen Gefallens zu divertiren.

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V. GESCHICHTE

Der Graf wird also ... die Verfügung daselbst treffen, damit, meiner Absicht zu folge, das Publicum der ihme in diesen Spatziergängen verstattenden Freyheit sich vollkommen zu erfreuen haben möge.“ Diese Verfügung erschien nahezu gleichlautend im „Wienerischen Diarium“ vom 9. April, dort jedoch um eine Warnung ergänzt, zu der man sich amtlicherseits wohl veranlaßt gesehen hatte: „... wobey man sich aber versiehet, daß niemand bey solcher zu mehrerer Ergötzlichkeit des Publici allergnädigst verstattenden Freyheit sich gelüsten lassen werde, einige Unfüglichkeit, oder sonstig unverlaubte Ausschweifungen, zu unternehmen, und anmit zu einem allerhöchsten Mißfallen Anlaß zu geben.“ Demungeachtet entwickelte sich der Prater nicht nur zu einem beliebten Ausflugs- und Vergnügungspark, sondern in seinen abgelegeneren Teilen auch zu einem Zentrum der Prostitution.

1078 — — 2 e. Billetts m. U. „Joseph Corr[egens]“ bzw. Paraphe. O. O. (1778/79). 1 S. kl.-8o und 2 S. quer – 16o (Briefkärtchen). Mit 1 eigenh. adressiertem, gesiegelten Umschlag. (600.—) Während des Bayerischen Erbfolgekrieges, in dem der Kaiser selbst die Hauptarmee befehligte, an Feldmarschall Gideon Ernst Frhrn. v. L a u d o n . 1) Über die Verhandlungen Maria Theresias mit Friedrich dem Großen über einen Friedensschluß. „Unsere Politische umstände sind folgende, I[hre] M[ajestät] die Kayserin haben nach meinen nachrichten Thugut anwiederum zum König abgeschicket, aber wann es keine andere sind, als die mir bewuste bedingnüssen, so wird sie der König nie eingehen und also kein Frieden werden[.] morgen kann Thugut ankommen beym Konig sie konen sich vorstellen mit was vor einer ungeduld ich doch das ende, auf ein oder andere arth dieser grausamen und tötlichen ohnentschlossenheit erwarte ...“ Der spätere österreichische Kanzler Johann Amadeus Franz de Paula, Frhr. von Thugut (1736 – 1818) führte für Maria Theresia die Friedensverhandlungen mit Preußen. 2) „... da ich nach allen umstanden morgen gewis in HohenElbe werde mit gewalt angegriffen werden so habe dem Colloredo dem befehl überschickt alsogleich mit seinen 8 bataillonen seiner artillerie und zwey divisionen von Kinsky cheveaux legers abzumarschiren um morgen bey anbruch des tags gewis in HohenElbe zu seyn[.] ich erinnere es zugleich dem Nugent damit er Turnau derweil besetze, Braun bleibt ohnberührt stehen[.] verliehren wir HohenElbe, so ist unsere gantze position weg ...“

1079 — — Br. m. U. Petersburg (Böhmen) 11.VII.1780. 21⁄4 S. folio. Mit Siegel und Adresse. Etwas gebräunt, leicht fleckig. Mit schwarz-gelber Seidenschnur geheftet. (250.—) An Franz Wilhelm von Oettingen-Baldern, damals „Vice Dechant des Erzstifft Cölln“, die dort im August stattfindende Ko-Adjutor-Wahl betreffend, zu der der Kaiser seinen Abgesandten Franz Georg von Metternich-Winneburg, den Vater des Staatskanzlers, sendet. Vorgesehen für das Amt sei sein Bruder Erzherzog Maximilian Franz; dieser sei zuversichtlich, dass „besagte Wahl zu dem abgezielten löblichen Endzweck, nämlich zur Ehre Gottes, zum Nutzen der Kirche, und zu des deutschen Reichs Wohlfart ausschlagen möge ...“ – Der Erzherzog wurde am 7. August zum Ko-Adjutor gewählt. Beiliegend eine Urkunde (Fragment, nur das Anfang- und das Schlußblatt eines mehrseitigen Dokuments) m. U. (1778, Pergament; S. 1 mit reicher kalligraphischer Verzierung).

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V. GESCHICHTE (Römisch-deutsche Kaiser)

1080 — LEOPOLD II., 1747– 1792. Br. m. U. Wien 23.V.1790. 11⁄4 S. 4o. Mit Trauerrand. (300.—) Drei Monate nach seinem Regierungsantritt (Kaiser Joseph II. war am 20. Februar gestorben) an Feldmarschall Gideon Ernst Frhrn. v. L a u d o n , dem er für den eingereichten „Concentrirungs Plan der ihrem Commando unterstehenden Armée“ dankt. „... da die dermahligen Umstände ihre Gegenwart bey der Armée nicht so dringend zu erfordern scheinen, so wäre es Mir um so lieber, wann Sie ihre Rückreise anhero so bald möglich antretten wollten, als dieses einen sehr vortheilhafften Eindruck auf die hier anwesenden fremden Ministers machen würde, und Ich Sie über manchen Gegenstand zu Rath zu ziehen hätte ...“ Laudon hatte den Oberbefehl über die gegen Preußen zusammengezogene Armee, nachdem Preußen mit der Türkei ein Bündnis gegen Österreich geschlossen hatte; er starb am 14. Juli in seinem Hauptquartier in Mähren.

1081 — — Br. m. U. F r a n k f u r t a.M. 10.X.1790. 11⁄3 S. folio. Etwas gebräunt, kleine Randläsuren. (250.—) Einen Tag nach seiner Kaiserkrönung an den Niedersächsischen Reichskreis, bei dem er seinen Gesandten Baron Anton Binder von Krieglstein akkreditiert, „um in Unserm Namen mit Fürsten und Ständen des besagten Kreises über die von Zeit zu Zeit vorkommende Reichs- und Kreis-Angelegenheiten vertrauliches Einvernehmen zu pflegen ...“ Aus der Sammlung Lempertz.

1082 — FRANZ II., der letzte römisch-deutsche Kaiser, als Franz I. Kaiser von Österreich, Schwiegervater Napoleons I., 1768 – 1835. Br. m. U. Wien 11.V.1792. 11⁄2 S. 4o. Mit Trauerrand. (200.—) An Graf Balassa mit Anordnungen zur Beschleunigung der „Geschäfte, die bei der untergeordneten Behörde haften, und besonders jene, die dieser von der Hofstelle zum Vollzug, oder zur Berichterstattung aufgetragen worden“. Trauerrand wegen des Todes seines Vaters Leopold II. am 1. März des Jahres. – Beiliegend sein gestochenes Portrait (folio; Guerard pinx., Meno Haas sc.).

1083* — KAISER und KAISERINNEN. – 26 Autographen, überwiegend Br. m. U. (1.200.—) Friedrich III. (Urkunde, Marburg 1447, defekt), Ferdinand I. (2, 1560/61, der zweite tschechisch), Rudolf II. (Brief in seinem Namen), Matthias (Wien 1609), Ferdinand II. (Prag 1628), Ferdinand III. (Urkunde m. U., Linz 1646), Leopold I. (3, Wien 1676 – 1703) und seine (dritte) Gemahlin Eleonore Magdalene Theresia geb. Pfalzgräfin (2, Wien 1701 und 1706, lateinisch, an Kardinal Colloredo bzw. an Kardinal Corsini), Joseph I. (Wien 1706) und seine Gemahlin Wilhelmine Amalie (Wien 1709, lateinisch, an Kardinal Colloredo), Karl VI. (3, Preßburg, Laxenburg und Wien 1712 – 1718) und seine Gemahlin Elisabeth Christine geb. Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel (Wien 1733), Franz I. (2, davon 1 Urkunde, Wien 1749 und 1760), Maria Theresia (4, Wien 1745 – 1772, dazu eine gedruckte Urkunde, Wien 1749), Joseph II. (Wien 1782, lateinisch) und Franz II. (Wien 1794). Beiliegend eine Urkunde m. U. Kaiser Ferdinands I. von Österreich (Wien 1839, lateinisch).

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V. GESCHICHTE

1084* RUSSLAND. – PAUL I., Kaiser, Sohn und Nachfolger Katharinas der Großen, 1754 – 1801 (ermordet). E. Br. m. U. Pawlowsk 29.VI.1788. 3⁄4 S. kl.-4o. Tintenspritzer. (350.—)

Wohl an General Christoph von Benckendorff. „Je reçois mon cher ami à bon augure ce que Votre amitié Vous fait dire et Vous en remercie du fond de mon cour. Je pars avec l’aide de Dieu après demain matin pour Vibourg et y serai le lendemain. Que le bon Dieu soit avec Vous ...“ In der Nachschrift: „Les Votres se portent tres bien.“

1085* — — E. Br. m. U. Moskau 23.III.1797. 1⁄2 S. kl.-4o. Mit Goldschnitt. Heftspuren. (300.—) An denselben, dem er zum Tod von dessen Frau Anna Juliane geb. Freiin Schilling von Cannstatt (am 11. März in Riga) kondoliert. „Je partage bien sincerement mon cher Benckendorf Votre douleur de la perte que Vous vené de faire … Soyé tranquil du coté du service je Vous connais et je suis tranquil. Croyé que je regarde plus que jamais de mon devoir d’avoir ... soin des Votre ...“

„conduite impertinent“ 1086* — — MARIA FEODOROWNA, Kaiserin, zweite Gemahlin Pauls I., Mutter der Kaiser Alexander I. und Nikolaus I., geb. Prinzessin Sophie von Württemberg, 1759 – 1828. 2 e. Br. m. U. St. Petersburg 30.XI./2.XII.1797 und o. O. 22.XII.1797. 6 S. gr.-8o und 8o. Ein Brief mit geprägter Schmuckbordüre und kleinem Loch. (500.—) Ebenfalls an General Christoph von Benckendorff, wegen der Hochzeit einer seiner Töchter. 30. November. „Je me sens ... obligé mon bon Benkendorf d’eloigner la Leamaire de Vos Enfans avant de recevoir Votre nepveu, ayant trouvé chez Elle une Lettre d’Elmpt à Votre fille, concu dans des termes, qui m’ont inspiré le plus juste mépris pour ce jeune homme, et pour la Leamaire: Elmpt manque de respect à Votre fille dans cette Lettre par le ton familier, et les conseils de conduite impertinent quil lui donne, lui prescrivant même, celle qu’elle doit observer vis à vis de Vous / il manque de respect ... en parlant avec le plus parfait oubli de ce Leutenant ... Et bien la Gouvernante de Votre Enfant tolèroit cette correspondance ... La Lisbeth est bien coupable dans toute cette affaire ...“ 22. Dezember. „mon bon Benkendorf / j’ai tardée de vous ecrire jusqu’à ce que j’eus de bonnes nouvelles à vous donner, presentement j’espère que notre mariage ne sera pas rompue, mais je vous avoue que j’ai vue le moment où il retint, enfin la petite se repent sincerement, ainsi il faut lui pardonner cette fois ...“ Benckendorffs Gemahlin Anna Juliane geb. Freiin Schilling von Cannstatt war im Gefolge der (späteren) Kaiserin aus Württemberg nach Russland gekommen.

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V. GESCHICHTE (Rußland)

1087 — NIKOLAUS I., Kaiser, letzter gekrönter König von Polen, 1796 – 1855. Br. m. U. „Nikolaus“. Zarskoje Selo 20.IX./2.X.1830. 1 S. 4o. Deutsch. Leicht gebräunt, minimal fleckig. Riss in der Bugfalte. (250.—) An Oberst von Zollikofer, der von 1816 bis 1830 das 6. Preußische Kürassierregiment „Kaiser von Rußland“ befehligt hatte und dem er zur Beförderung zum Brigade-Kommandeur gratuliert. „Indem ich ... mich innig des neuen rühmlichen Beweises erfreue, der Ihnen hiedurch von ... der Allerhöchsten Zufriedenheit des Königs“ (Friedrich Wilhelm III.), „Ihres Herrn, geworden ist, – kann ich nicht umhin, Ihnen das lebhafte Bedauern auszudrücken, welches ich über das Ausscheiden eines so verdienstvollen und würgigen Führers aus dem Regimente meines Nahmens, empfinde ...“

1088 — ALEXANDER II., Kaiser, 1818 – 1881 (ermordet). Br. m. U. Nischnij Nowgorod 19.VIII.1858. Russisch. 11⁄2 S. folio. Minimal gebräunt. Heftspuren am linken Rand. (250.—) An Herzogin Luise von Parma, Regentin für ihren Sohn Herzog Robert, der er die Geburt seines Neffen, des Prinzen Konstantin, anzeigt. – Mit französischer Übersetzung auf der dritten Seite des Doppelblattes.

1089 — — Br. m. U. St. Petersburg 9./21.II.1870. 12⁄3 S. gr.-4o. Kleiner Randeinriß. (250.—) An Fürstin (Leonilla von Sayn-Wittgenstein geb. Fürstin Bariatinska), der er zur Verlobung ihres jüngsten Sohnes (Alexander mit Marie Auguste Yvonne de Blacas d’Aulps) gratuliert. „... L’Impératrice me charge de mille choses pour vous, et joint Ses félicitations aux miennes. Puissiezvous trouver dans cette union, une consolation à vos chagrins ... Le souvenir d’affection et de reconnoissance, que vous portez à Ma Mère, me touche réellement ...“ – Kaiserin Alexandra geb. Prinzessin Charlotte von Preußen war 1860 gestorben.

1090 — (NIKOLAUS II., 1868 – 1918.) – ALEXANDRA (Alix), Kaiserin, seine Gemahlin, geb. Prinzessin von Hessen und bei Rhein, 1872 – 1918 (ermordet). E. Billett m. U. auf der Rückseite einer Portraitphotographie Kaiser Nikolaus’ II. O. O., Jahreswechsel 1911/12. Bleistift. Postkartenformat. Schwache Knickspuren. (600.—) An eine Hofdame mit Glückwünschen zum Jahreswechsel. „Ein glückliches, gesegnetes Neues Jahr sei Dir beschieden, geliebte Onor. Es küsst Dich zärtlichst Deine treue /Alix“. – Die Aufnahme zeigt den Kaiser in Uniform (Kniestück). – S e h r s e l t e n . Beiliegend eine Portraitphotographie ihres Onkels Prinz Heinrich von Hessen (Visitformat).

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V. GESCHICHTE

Nr. 1091 Großfürstin Anastasia

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V. GESCHICHTE (Rußland. – Nikolaus II.)

1091 — — ANASTASIA, Großfürstin, jüngste Tochter Kaiser Nikolaus’ II., 1901 – 1918 (ermordet). E. Br. m. U. Zarskoje Selo 4.VIII.1915. 3 S. 8o. Russisch. Grünliches Papier. (2.000.—) An ihre Gouvernante Alexandra Teglewa („Meine liebe Schura“). „... Hier regnet es die ganze Zeit ... es ist kalt und windig, so daß das widerlichste Wetter herrscht ... Heute habe ich nur eine Unterrichtsstunde, weil Monsieur Gilliard in die Stadt fahren mußte. Ich bin natürlich sehr froh. Am Sonntag waren wir bei der Taufe von Johanntschiks kleinem Mädchen Jekaterina, und es schrie von Anfang bis zum Ende, einfach schrecklich. P a p a und die alte Tante Olga waren Taufpate und -patin. Gestern war Tante ‘Seelchen’ Olga bei uns ... sie hat viel Interessantes erzählt; sie ist stark sonnengebräunt und hat ein wenig abgenommen. Tatjana Andrejewna ist gekommen, aber nicht zu uns, sondern nach Strelna, sie sei müde, sagte die Tante. Ach ja, gestern haben Monsieur Gilliard und Wladimir Nikolajewitsch eine laterna magica in Betrieb gesetzt, es war sehr gut und interessant ...“ (Übersetzung). Der Schweizer Pierre Gilliard (1879 – 1962) war Erzieher und Französischlehrer der Zarenkinder; er heiratete später die Adressatin. „die alte Tante Olga“: vermutlich Großfürstin Olga Konstantinowna (1851 – 1926), Witwe König Georgs I. von Griechenland. – „Tante ‘Seelchen’ Olga“: vermutlich Großfürstin Olga Alexandrowna (1882 – 1960), die jüngste Schwester Nikolaus’ II. Vo n g r ö ß t e r S e l t e n h e i t .

„no resemblance to my niece Anastasia“ 1092 — — OLGA ALEXANDROWNA, Großfürstin, jüngste Schwester Kaiser Nikolaus’ II., in erster Ehe mit Herzog Peter von Oldenburg, in zweiter Ehe mit Nikolaus Kulikowsky verheiratet, 1882 – 1960. E. Schriftstück m. U. (Kopenhagen, Anfang 1927.) 1 S. gr.-4o. Leicht gebräunt, Klammerspur; kleinere Randeinrisse. (800.—) Erklärung über ihre Begegnung mit Anna Anderson (damals unter dem Namen Anna Tschaikowsky auftretend), die sich als Zarentochter Anastasia ausgab. „In the last days of October 1925 I visited Frau Tchaikovsky in the Momsen Sanatorium at Berlin. As to looks, voice & personality I found no resemblance to my niece Anastasia. She tried in every way to make me recognize her as such. But she knows no more about the family life or anything than has already been in print or is generally known. To all my questions relating to former days or to friends or any intimacies – she could not answer one thing. She impressed me with being sincerely convinced of the fact that she really is Anastasia ...“ Darunter ein Beglaubigungsvermerk der „Vertrauensstelle für Angelegenheiten der Russischen Emigranten in Dänemark“, Kopenhagen 28.II.1927, mit gestempeltem Siegel des „Bureau pour les Emigrés“. Beiliegend ein notariell beglaubigtes „Gutachten über die Identität der Frau Tschaikowsky mit einer der russischen Grossfürstinnen“ m. U. der Baronesse Sophie Buxhoeveden, die „von 1913 – 1918 ununterbrochen im Dienste der russischen Kaiserfamilie als Hofdame“ gewesen war (Darmstadt 13.I.1927, 2 S. gr.-4o; Randläsuren), ferner beiliegend ein Brief des Jonkheer F. van der Hoeven, Legationssekretär a.D., ausführlich „über die Intrigen der ‘Kranken in Seeon’“, d.i. Anna Anderson, die sich dort Franziska Schanzkowska nannte (München 3.X.1927, 6 S. gr.-4o), sowie Auszüge aus dem Tagebuch von G(eorgina?) v. Rotsmann, Begebenheiten am Darmstädter Hof i.J. 1916 betreffend (31⁄4 S. 4o).

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V. GESCHICHTE

1093 — — 11 private Photographien von Mitgliedern der kaiserlichen Familie aus dem Besitz des Schweizer Gelehrten und Amateurphotographen Pierre G i l l i a r d . (2.000.—) Die vermutlich von Gilliard selbst aufgenommenen (und teilweise wohl auch von ihm bezeichneten) Photographien zeigen Kaiser N i k o l a u s I I . auf einer Parkbank mit seinen Kindern A l e x e j und A n a s t a s i a (6,210,7 cm); Anastasia mit einer Schwester auf Balken in einem See balancierend (8,58,5 cm), dieselbe mit ihrer Schwester M a r i a auf einer Picknick-Decke (79,7 cm), dieselbe in einem Park spazierend (im Oval, 5,9 10,4 cm, weiße Ränder beschnitten), im Kreis einer Ausflugsgesellschaft (1912; 8,4 8,5 cm) und im Kreis von Soldaten (8,5 8,5 cm); Maria beim Erledigen ihrer Schulaufgaben (12 9 cm); O l g a , ebenso, zusammen mit Gilliard (12 9 cm), sowie 3 großformatige Gruppenaufnahmen der Zarenkinder, verso mit Stempel „Photographe de S.M. L’Empereur / C.E. de Hahn & Co. / Tzarskoie-Selo“ (je ca. 1621,5 cm). Beiliegend 8 offizielle Aufnahmen im Postkartenformat. Der aus dem Waadtland stammende Pierre Gilliard (1879 – 1962) war Erzieher und Französischlehrer der Zarenkinder. Nach der Revolution teilte er zunächst die Gefangenschaft der kaiserlichen Familie, bis er in Jekaterinburg von ihr getrennt wurde. 1920 gelang ihm die Rückkehr in die Schweiz. – Seine ganz private Szenen aus dem Leben der kaiserlichen Familie einfangenden Aufnahmen sind eine bedeutende Quelle.

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V. GESCHICHTE

1094* SACHSEN. – JOHANN, der Beständige, Kurfürst, Förderer der Reformation, 1530 Führer des Schmalkaldischen Bundes, 1468 – 1532. E. Br. m. U. „Hans Herczog zcu Sachssen“. Weimar, „am freitag nach Johannis baptiste“ (27.VI.) 1516. 1 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel; Adresse gelöscht. Leicht gebräunt und fleckig; winzige Randeinrisse. (1.600.—) An einen Fürsten („Freuntlicher lieber ohem son unnd Swager“) bei Übersendung einer am Vortag angekündigten „vorschreibung der lantgraffin mit sampt meynner quitancz“. „... mit der wollest du gebaren wie ich dyr gestern geschrieben und auch gebetten habe wyll auch solchs freuntlichen umb dich vor dienen, nach dem du mir auch geschrieben das ich dich wolt vorstendigen who ich nach unser lieben frawen tag ... müge antroffen werden dan du mich gern wollest ansprechen dar auff gebe ich dyr freuntlichen zu vorstehen das ich auff den unser lieben frawen tag nit werde anheym sein aber etliche tage dar nach vorsehe ich mich mit der hulffe gottes wider umb alhyr zu sein dyr freuntlichen zu dienen ...“ Mit der „lantgraffin“ ist vermutlich die Witwe des Landgrafen Wilhelm I. von Hessen, Anna geb. Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel, gemeint. Eigenhändig s e h r s e l t e n .

1095 — JOHANN FRIEDRICH, „der Großmütige“, Kurfürst, 1503 – 1554. Urkunde m. U. „Jo: Fridrch: Churfürst: / m: pp: sst“. Friedebach „am Sonnabennt nach Nativitatis Marie“ (11.IX.)1535. Quer-gr.-folio. Pergament. Schwach fleckig. Das Siegel fehlt. (400.—) Genehmigung für den Rat zu Neustadt an der Orla, die Jahr-, Roß- und Wochenmarktzeiten zu ändern. „... Doch wo mit der Zeit befundenn, das diese verannderung ... den umbligenden unnsern Steten, und merckten, nachtailig sein wurde, So wollen wir uns und unnsern Erben himit vorbehaltenn haben, Solchs alles widerumb, auffzuhebenn ...“

1096 — JOHANN GEORG I., Kurfürst, 1585 – 1656. Br. m. U. Dresden 26.I.1615. 11⁄2 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Gebräunt. Spuren alter Heftung. Kleine Randschäden. (180.—) An die Schöffen Dr. Jesaias Baumann, Samuel Mainer und August Crackau in Dresden, den „Inquisition-Prozeß“ gegen Peter Glizen betreffend, der „Straffgeldere undt Weinsteuer“ unterschlagen hatte.

1097 — — Br. m. U.u.E. Freiberg 24.IX.1649. 11⁄2 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Gebräunt. Leichte Randschäden und Montagespuren auf der Adressseite. (200.—) An den Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, in einer Bürgschaftsangelegenheit seines Untertanen Michael Trüller. – Er bittet den Kurfürsten um Unterstützung bei der „Stiffts Regierung zu Halberstadt“, „damit Supplicant mit seiner nothdurfft satsamb gehöret, und ... um der von ihme außgestandenen überaus großen drangsahlen willen nach befindung stat und raum gegeben werde ...“

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V. GESCHICHTE

Nr. 1094 Johann der Beständige, Kurfürst von Sachsen

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V. GESCHICHTE (Sachsen)

1098 — JOHANN GEORG II., Kurfürst, 1613 – 1680. Br. m. U. Dresden 28.II.1657. 3⁄4 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Gebräunt. (200.—) An den Oberforst- und Wildmeister Werner Schwartz mit dem Befehl, „Ein Stück Wildt, Eine Bache und Ein Rehe“ für die Kindtaufe bei dem Stallmeister des Kronprinzen „auf dem Tharandischen Walde“ schießen zu lassen. Beiliegend ein Br. m. U.u.E. (Dresden 1674); an den „Großen Kurfürsten“ Friedrich Wilhelm von Brandenburg, mit Neujahrswünschen.

1099 — JOHANN GEORG III., Kurfürst, Vater Augusts des Starken, 1647– 1691. Br. m. U.u.E. Schloß Hartenfels 5.III.1690. 12⁄3 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel (leicht gelockert) und Adresse. Etwas gebräunt. Kleine Rand- und Faltenschäden. (150.—) An die Schwedisch-Pommersche Regierung in Stettin wegen der „Confusion“ des Münzwesens im Reich, „und sonderlich in diesem Ober-Sächßischem Kreyße“. Um den dortigen „unfehlbare[n] Ruin“ abzuwenden, habe er zusammen mit „Chur. Brandenburg, und dem Fürstlichen Hause Braunschweig-Lüneburg“ Maßnahmen eingeleitet, von denen er die Regierung (in einem nicht beiliegenden Schreiben) in Kenntnis setzt.

1100 — KURFÜRSTEN. – 4 Autographen.

(300.—)

August (Br. m. U., 1577), Johann Georg I. (e. Vermerk m. U. auf an ihn gerichtetem Brief, 1631), Johann Georg II. (Schriftstück m. U., 1679) und Friedrich August III., der spätere erste König (Verordnung m. U., 1803). Beiliegend je ein Br. m. U. des Herzogs Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz (1708) und des Herzogs Leopold von Anhalt (1830) sowie ein Quittungsabschnitt m. U. der Herzogin Anna Christine von Sachsen-Weißenfels (1760).

1101 SACHSEN-WEIMAR. – WILHELM IV., Herzog, schwedischer General im Dreißigjährigen Krieg; der „Schmackhafte“ der „Fruchtbringenden Gesellschaft“, 1598 – 1662. Br. m. U. Weimar 12.IX.1627. 1 S. folio. Mit Siegelspuren und Adresse. Leicht gebräunt, kleine Randläsuren. (120.—) An seinen Kanzler und seine Räte in der – von den sächsischen Fürsten gemeinsam regierten – Grafschaft Henneberg zu Meiningen wegen einer vor dem Reichskammergericht zu Speyer verhandelten Klage „Hennenberg contra Würtzburg et consorten“ um den Zehnten im unterfränkischen Mittelstreu. – Erwähnt Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen und Herzog Johann Philipp von Sachsen-Altenburg. Aus der Sammlung Künzel.

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V. GESCHICHTE

1102 SCHARNHORST, Gerhard von, preußischer General; Begründer der allgemeinen Wehrpflicht, 1755 – 1813. Br. m. U. Königsberg 23.XII.1808. 2 S. 4o. Leicht gebräunt. Minimal fleckig. Linker Rand mit Montagerest. (350.—) An General von Bülow, den späteren Grafen B ü l o w v o n D e n n e w i t z , dessen Vorschläge „in Betreff einiger Dislocations Veränderungen der Pommerschen Brigade“ er auf Befehl des Königs ablehnt. „... Ueberhaupt haben Se. Majestät der Koenig Sich bei dieser Gelegenheit nochmals bestimmt dahin geäußert: ‘Daß die gegenwärtigen Quartiere der Truppen lediglich nur als Cantonements zu betrachten wären, daß die Truppen sich daher schlechterdings nicht in den ihnen jetzt angewiesenen Orten häuslich niederlassen sollten und daß Se. Majestät die Truppen im Frühjahr wieder umquartiren lassen wollten’ ...“

1103 SCHWEDEN. – FRIEDRICH I., ab 1720 König von Schweden, ab 1730 Landgraf von Hessen-Kassel, 1676 – 1751. E. Br. m. U. „Au camp de Canda“ 22.IX.1706. 1 S. 4o. Stark gebräunt; das Respektblatt abgetrennt. (200.—) Aus dem Spanischen Erbfolgekrieg als holländischer General der Kavallerie an einen Weizenhändler. „Monsieur / Je vous suis tres obligee que vous voulles bien me laisser la preference a lachet de vos blees. pour cet effait jay envoie un expres a nostre livereneir pour Luy en donner part / je crois que jauray la reponce demains sil en a encor besoins / ensi je vous pris denvoier icy un de vos gens daffaires pour parler avec nostre liverentier ...“ Geschrieben zwei Wochen nach seiner Niederlage bei Castiglione.

1104 — OSKAR II., König; verzichtete 1905 auf Norwegen, 1829 – 1907. E m s 11.VII.1869. 13⁄4 S. gr.-8o. Mit bekröntem Monogramm am Kopf. (150.—) Als Kronprinz an eine junge Dame, im Auftrag seiner Gemahlin Sophia geb. Prinzessin von Nassau. „... je viens de recevoir une lettre de la Duchesse, ma Femme, dans laquelle elle me charge pour vous de milles choses affectueuses. Elle dit qu’elle se souviendra toujours avec joie des temps qu’elle vous voyait journellement ‘en très bonne ami’ ... Je Vous prie de vouloir bien vous charger de milles amitiés à la Comtesse de Rudiger.“

1105 SIEBENBÜRGEN. – SIGISMUND Báthory, Fürst; Schwager Kaiser Ferdinands II., 1572 – 1613. Urkunde m. U. Karlsburg („Alba Julia“) 8.V.1595. 1 S. quer-folio. Lateinisch. Mit papiergedecktem Siegel. Leichte Faltenschäden, gering fleckig. (250.—) An die Schöffen und Bürger der Stadt Baia Mare (Rivulus Dominorum) wegen eines Grenzstreits mit der Stadt Felsö Bánya. – Die Titulatur lautet: „Sigismundus Dei gratia Trans Silvaniae, Moldaviae, Valachiae Transalpinae, et Sacri Romani imperii Princeps, partium regni Hungariae Dominus, et Siculorum Comes &c“. Aus dem Jahr seiner Hochzeit mit der Erzherzogin Maria Christine; im Januar hatte Kaiser Rudolf II. Sigismund Báthory als freien Fürsten von Siebenbürgen anerkannt und damit einen tatkräftigen Verbündeten gegen die Türken gewonnen.

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V. GESCHICHTE

1106 SIMON, Marie, Krankenpflegerin; verdient um den Aufbau des Roten Kreuzes in Sachsen, 1824 – 1877. E. Br. m. U. Dresden 18.IV.1872. 1 S. gr.-8o. Kariertes Papier. Schwach fleckig. (180.—) An eine „liebe, herzige Frau Doctorin“ (Andree), die sie nach Leipzig eingeladen hatte. „... es geht nicht, ich bin geistig und körperlich so sehr danieder und doch bin ich besorgt was es giebt, können Sie denn nicht einen Tag hierher kommen, oder mir es schriftlich mittheilen? ... Mit meinen Unternehmen geht es recht hübsch, ich möchte Ihnen gern alles ausführlicher mittheilen ...“ Nach dem deutsch-französischen Krieg baute Marie Simon eine systematische Ausbildung von Pflegerinnen auf. S e h r s e l t e n . – Aus der Sammlung Künzel.

1107 SPANIEN. – ALFONS II., der Keusche, König von Aragonien; Troubadour, 1157– 1196, und seine Gemahlin SANCHA von Kastilien, 1154/55 – 1208. Urkunde mit beider (eigenh.) Handzeichen. (1183.) 1 S. quer-schmal-folio. Pergament. Kleine Löcher; Textschluß mit Datum sowie ein Wort im Text radiert. (5.000.—) Eigentums- und Lehensbestätigung für Bernardo de Perella „super omnibus illis tuis allodiis et super illis feriis que tenes ... in parrochiis Sancta marie & sancti stephani de calidis & sancti felicis de lagustaria, que tua alodia, & et illa feuda que tenes pro nostri consecutiones jure“. Mit den Handzeichen mehrerer Zeugen, darunter der Erzbischof von Tarragona, Berenguer de Vilademuls, und dem Signet des königlichen Notars Guillelmo de Bassia. Urkunden des königlichen Troubadours sind im Handel v o n g r ö ß t e r S e l t e n h e i t .

1108 — ALFONS V., der Großmütige, König von Aragonien, als Alfons I. König von Neapel und Sizilien, 1394 – 1458. Br. m. U. „Rex Alfonsus“. Puzol 7.III.1456. 3⁄4 S. quer-folio. Mit Siegelspur und Adresse. Etwas fleckig, kleine Faltenlöcher teilweise hinterlegt (minimale Buchstabenverluste); verso schmale Montagereste. (3.000.—) An seinen Vizekanzler Johann Pager, dem er bei Übersendung von Urkunden befiehlt, dem kgl. Rat Francisco Burgues und seinem Sohn Gregor in einem Streit mit dem Edelmann Luis de Perellos zu ihrem Recht zu verhelfen. „... Vos encarregam e manam tant stretament con podem que observant les dites l[ett]res iuxta lur forma e tenor haian per recomenat los dits moss[enores] Francesch e Gregori burgues en lur iustitia ...“ Vo n g r ö ß t e r S e l t e n h e i t .

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V. GESCHICHTE

Nr. 1108 Alfons V., der Großmütige, König von Aragonien

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V. GESCHICHTE (Spanien)

Der Abfall der Niederlande 1109 — PHILIPP II., König, 1527– 1598. Br. m. U. Madrid 9.III.1578. 11⁄3 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel. Randschaden (alt ausgebessert), kleiner Einriß und kleine Einschnitte, etwas braunfleckig. (800.—) Aufruf an die aufständischen Provinzen der spanischen Niederlande, zum Gehorsam zurückzukehren, den Verführern und Friedensstörern keinen Glauben zu schenken und auf die Güte und Milde des Statthalters, Don Juan d’Austria („nostre treschier, et tresame frere“), zu vertrauen. – Don Juan war als Sohn Kaiser Karls V. und der Barbara Blomberg ein Halbbruder Philipps; er starb am 1. Oktober des Jahres, vermutlich durch Gift. „... nous navons jamais pretendu aultre chose de vous que l’observance de la Religion Catholique Romaine, et nostre dheue“ (due) „obeissance, telle que au tamps de feu L’Empereur Monseigneur, et pere, que Dieu ait en gloire ...“ Spanien gelang es nicht, die politische Einheit der Niederlande aufrechtzuerhalten. Die nördlichen Provinzen konstituierten sich im Januar des folgenden Jahres durch die Utrechter Union als protestantische Republik, die sich 1581 endgültig für unabhängig erklärte. In den katholisch gebliebenen südlichen Provinzen konnten die Spanier ihre Herrschaft festigen.

Die Vertreibung der Mauren 1110 — — Brief in seinem Namen. Granada 15.III.1584. 1 S. quer-folio. Verso mit papiergedecktem Siegel (abgefallen) und einigen Gegenzeichnungen. Leicht gebräunt und etwas fleckig. Kleine Rand- und Faltenschäden. (200.—) An Don Diego de Orellana, „Corregidor“ der Städte Ronda und Marbella, dem befohlen wird, die noch im Küstenbereich lebenden Morisken verwaltungsmäßig zu erfassen („recoger y alistar los moriscos“) und sie ins Landesinnere zu deportieren.

1111* STAATSMÄNNER und GENERALE. – 14 Autographen.

(400.—)

Jasir Arafat (e. Namenszug), Alexandre Berthier (Br. m. U., Schönbrunn 1809), Leopold Graf von Daun (Br. m. U., Wien 1763), Engelbert Dollfuß (e. Postkarte m. U., Genf 1931), Karl Dönitz (Billett m. U., 1979), Paul von Hindenburg (Br. m. U., Hannover 1923), Wenzel Anton Fürst von Kaunitz-Rittberg (2; e. Br. m. U., 1756, und Br. m. U., 1775), Ludwig Andreas Graf von Khevenhüller (e. Br. m. U., Esseg 1733), Helmut Kohl und König Hussein II. von Jordanien (von beiden sign. Photographie, 1987), František Palacky (e. Br. m. U., Prag 1860), Raymond Poincaré (e. Br. m. U., Paris 1916), Georg von Schönerer (e. Br. m. U., Wien 1877) und Ernst Rüdiger Fürst von Starhemberg (e. Schriftstück m. U.).

1112 STEIN, Karl Reichsfreiherr vom und zum, preußischer Staatsmann, 1757– 1831. E. Br. m. U. Minden 12.I.1801. 1⁄2 S. 4o. Mit Siegelrest (Ausriss an der Siegelstelle alt hinterlegt) und Adresse. Etwas fleckig. (300.—) „An die Hahnsche Buchhandlung in Hannover.“

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V. GESCHICHTE

„Ich wünschte ... mir bald die bereits bestellten / Segur histoire des principaux evenemens de Frederic Guill. II.“ („Histoire des principaux évènements du règne de Fréderic-Guillaume II“ von Louis Philippe Comte de Ségur) „... auch Waigels geographische Beschreibung des Herzogthums Schlesien“ (von J.A.V. Weigel) „und Westrumb“ (der Apotheker Johann Friedrich W.) „ueber die Blaichkunst ...“

Prinz Wilhelm in Paris 1113 — E. Br. m. U. Königsberg 21.VII.1808. 31⁄4 S. gr.-4o. Heftspuren.

(1.600.—)

Wohl an Finanzminister Otto von Vo ß , zunächst über den Gesandten Karl Christian Friedrich von Brockhausen, dann über die diplomatische Mission des Prinzen Wilhelm in Paris. „... Je suis parfaitement de l’opinion de Votre Excellence que Mr. de Brockhausen n’est absolument point fait pour la place qu’il occupe, comme il est rempli de morgue, suffisant, irascible et grossier ... il est avare et ne se comportant avec personne ... Au reste le Prince a été autorisé formellement au moment qu’il s’est chargé de la Mission, de destituer Mr. de Brockhausen au moment qu’il le jugerait que les interets du Roi l’exigent, on lui a donc donné toute l’autorité necessaire pour l’eloigner en cas que les circonstances l’exigent. Je suis egalement de l’opinion de Votre Excellence que Mr. de Lützow est trop faible pour contenir nos jeunes militaires dans les bornes que la prudence conseillent et je ferois les demarches necessaires pour determiner Sa Majesté à charger Mr. de Kleist de cette surveillance ... Comme le sejour des francais paroit se prolonger il sera impossible à la longue de faire face aux depenses que l’entretien de leurs armée coute, et il me paroit qu’il faudroit d’expliquer franchement avec eux pour obtenir une diminution des troupes, ou une plus grande oeconomie dans la maniere de les entretenir, ou une des Caisses imperiales. Le Prince Guillaume devroit apprecier ces representions auprès de l’Empereur ...“ (Napoleon). In der zwischen Frankreich und Preußen am 8. September des Jahres geschlossenen Pariser Konvention wurde Preußen zur Zahlung von mehr als 32 Millionen Reichstaler Kriegskontribution verpflichtet.

Der Grundherr 1114 — E. Vermerk m. U. „HF Karl Frhr. vom Stein“, Cappenberg 13.VIII.1819, sowie besiegelter Unterschrift, Nassau 17.V.1820, in einer Akte. 11 S. folio. Geheftet. (400.—) Vergleich des Freiherrn vom Stein mit der Gemeinde Schweighausen in einem Grundstücksstreit, „Actum bei der Oppelsmachermühle in der Gemarkung Schweighausen am 28. Jul. 1819“, in dem die Gemeinde dem Freiherrn vom Stein 28 Morgen „Wald, Feld und Triesch“ abtritt, während dieser „auf die Huteweide in der Schweighauser Feldgemarkung, so wie im Walde und auf alle übrige Gerechtsame“ verzichtet. – Mit der Unterschrift von Steins Hofkammerrat Gosebruch, Steins eigenhändigem Vermerk „Den obenstehendem Vergleich genehmige und billige ich“ sowie besiegeltem Genehmigungsvermerk der hzgl. Nassauischen Landesregierung; 31⁄2 S. Darunter und auf den folgenden Seiten ein von Stein mit Unterschrift und großem Trauersiegel angenommener Vergleich über eine Entschädigungszahlung für die Zeit seit 1811 (12⁄3 S.) sowie die Vermessung der Flurstücke betreffende Protokolle a.d.J.1820. Bis 1804 waren die Freiherren vom Stein reichsunmittelbare Herren des Dorfes Schweighausen gewesen und besaßen dort auch eigenen Grund.

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V. GESCHICHTE

1115 UDET, Ernst, im Ersten Weltkrieg Jagdflieger, im Zweiten Weltkrieg Generalluftzeugmeister und General der Luftwaffe, 1896 – 1941 (Selbstmord). Federzeichnung mit eigenh. Datum „ 1 7 . 9 . 3 8 “ und Namenszug „Ernst Udet“. 1 S. quer-8o (Postkarte). Etwas gebräunt. (120.—) Selbstkarikatur: Udet mit Zigarette und Flügeln an den Schultern.

1116* WEIZMANN, Chaim, jüdischer Gelehrter und Staatsmann; Präsident der Zionistischen Weltorganisation und der Jewish Agency, 1949 erster Präsident des Staates Israel, 1874 – 1952. Br. m. U. London 13.X.1941. 12⁄3 S. 4o. Mit Briefkopf des „Dorchester Hotel / London“. Minimal fleckig. (600.—)

An Josef Cohn in New York, wohl über die finanzielle Unterstützung des 1934 von Cohn und Weizmann in Palästina gegründeten „Daniel-Sieff-Forschungsinstitut“ (ab 1949 „Weizmann-Institut für Wissenschaften“) durch amerikanische Geldgeber. „... I would like to draw your attention to the fact that so far I have received nothing from Mr. Sonneborn’s representative ... I further understand that Lourie from San Francisco has instructed his people here to pay £500 to us, but this is bound up with so many formalities that there is very little chance of getting the money released for some considerable time. I believe the same trouble applies to Dewey“ (e. verbessert aus Julius) „Stone’s contribution. I would therefore rather prefer that they should pay in dollars in America direct to the Institute ... I would also ask you to send me a statement on the finance of the Foundation. Have you got into touch with Sieff ...“ – Der englische Großkaufmann Israel Sieff war ein Hauptgeldgeber des Instituts, das im Andenken an seinen verstorbenen Sohn Daniel gegründet worden war.

1117* WIENER OKTOBERAUFSTAND 1848. – Druck: „Der Gemeinderath der Stadt Wien hat ... die Absendung einer Deputation an Se. Majestät beschlossen ...“ Wien 18.X.1848. 2 S. gr.-folio (Doppelblatt). (120.—) An Kaiser Ferdinand I. gerichtete Adresse des Gemeinderates der Stadt Wien; beginnt: „Die Ereignisse des 6. Octobers haben Euer Majestät bewogen, Ihre Haupt- und Residenzstadt Wien zu verlassen, ohne daß über den Grund Ihrer Entfernung und Ihre weitere allerhöchste Willensmeinung eine constitutionellgesetzliche Mittheilung der Stadt zugekommen wäre. Doch ist es den Bürgern Wiens bekannt geworden, daß sich die Ansicht verbreitet, und wahrscheinlich auch bei Euer Majestät Eingang gefunden hat, als ob in den Mauern Ihrer Haupt- und Residenzstadt Anarchie herrsche ...“ Als am 6. Oktober 1848 von Wien aus kaiserliche Truppen gegen das aufständische Ungarn ziehen sollten, hatten die mit den Ungarn sympathisierenden Wiener Arbeiter, Studenten und meuternden Truppen den Abmarsch zu verhindern versucht. Es war zu Straßenkämpfen gekommen, wobei der Kriegsminister von der Menge gelyncht wurde. Der Hof war daraufhin mit Kaiser Ferdinand nach Olmütz geflohen, wo dieser am 2. Dezember zu Gunsten seines Neffen Franz Joseph abdankte.

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V. GESCHICHTE

1118 WITTGENSTEIN, Wilhelm Fürst zu Sayn-W., preußischer Staatsmann; Gegner Steins, Polizeiminister zur Zeit der „Demagogenverfolgung“, 1770 – 1851. E. Br. m. U. Berlin 3.IV.1821. 1 S. 4o. Etwas gebräunt. (250.—) An den ehemaligen Staatsminister Otto von Vo ß , Hardenbergs alten Gegenspieler, dessen „Einfluß ... wieder zu steigen“ begann (ADB), nachdem sich der Hof von Hardenberg entfremdet hatte. „Sr. Königl[iche] Hoheit der Kronprinz“ (der spätere König Friedrich Wilhelm IV.) „haben mir den Auftrag ertheilt Ew. Excellenz die Anlage zu übersenden; es würde Höchstdemselben sehr angenehm seyn, wenn diese ... Ihren Beifall hätte und Sie mit ihrer Fassung einverstanden wären ...“ – Voß wurde am 16. September „zum Vicepräsidenten des Ministeriums und des Staatsraths“ (a.a.O.) ernannt, starb jedoch bereits im folgenden Januar.

1119* ZABELTITZ (Meissen). Urkunde des Heinrich von Hirschstein („Herstein“). O. O.u.D. (verso datiert „1397“). 1 S. quer-folio. Pergament. Leicht fleckig. Mit an Pergamentstreifen hängendem wohlerhaltenem Siegel in Wachsschale. (800.—) „Donation und Kauffbrieff“ (Regest). – Heinrich von Hirschstein beurkundet, dass sein Oheim Otto P f l u g k („Phlug“) ihm für 80 Schock Meißener und 200 Schock böhmischer Groschen das Gut Zabeltitz („Czabelticz“) verkauft habe, das er selbst zuvor von den Brüdern v. K ö c k e r i t z „vor virczehnhundert schog“ erworben habe, „unde hot mir doran grosse fruntschafft und guden willen bewyst“. Sollte er, Hirschstein, ohne „libes leynsErbn“ sterben, falle Zabeltitz wieder an Otto Pflugk und dessen Erben, ebenso seine anderen Güter in „der margraffen lande von myßin“. Das „lypgedinge“ für seine Ehefrau Katharina sowie ein Seelgerät werde er nicht ohne Pflugks Wissen und Rat einrichten. Werde ihm jedoch ein Leibeserbe geboren, seien Kauf und Schenkung nichtig. – Erwähnt Markgraf Wilhelm I. („den Eldern“) von Meißen als Lehensherrn sowie mehrere adlige Zeugen. 1412 kam Otto Pflugk wieder in den Besitz von Zabeltitz. In der Mitte des 16. Jahrhunderts baute Nickel Pflugk die alte Wasserburg zu einem Wohnschloss um; nach dessen Tod 1580 verkaufte die Familie Zabeltitz an den Kurfürsten Christian I. – „Nach den bewährtesten alten Historikern der meissenschen Lande wurde das Pflugk’sche Geschlecht zu den vier Hauptsäulen und Prinzipalgeschlechtern des meissenschen Helden-Adels, und zwar gewöhnlich an erster Stelle, genannt“ (Kneschke). Wichtige Urkunde für die Besitzfolge der Herrschaft Zabeltitz, über die in der Literatur Unklarheit herrscht.

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