Jahresbericht 2014/2015

January 21, 2018 | Author: Max Küchler | Category: N/A
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Jahresbericht 2014/2015

Impressum Fotos: TOTAL/Pierre Adenis, Detlef Maak, Alex Jakob Text: Alex Jakob Grafik und Design: Alexandra Geffert, [email protected] Druck: Copyshop Peter Noack, Tegeler Str. 29, 13353 Berlin

Der Deutsche Kinderschutzbund LV Berlin e.V. wird gefördert durch die Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft und das Bezirksamt Mitte von Berlin.

Jahresbericht 2014/2015

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Inhalt Vorwort des Vorstandes ................................................................................................. 4 Die Kinderschutz(bund)-Themen des Jahres • Der Fall „Jugendamt“ .................................................................................................... 8 • Fünf Jahre Berliner Kinderschutzgesetz ....................................................................... 9 • Reaktionen auf Äußerungen des Papstes .................................................................... 16 • Berliner Senat spart gute Ganztagsschulen kaputt ...................................................... 17 • Eine „Streitschrift“ und ihre Folgen .............................................................................. 18 Neues vom Kinderschutzbund Landesverband Berlin • Warum haben Männer Brustwarzen? Erste sexualpädagogische Workshops des Kinderschutzbundes für Kinder .............................................................................. 24 • „Kinder- und Jugendschutz heute“ – Die Psychotherapeutenkammer Berlin lädt zu Info-Veranstaltung ............................................................................................ 25 • Fortbildung zur „Kindlichen Sexualität“ ......................................................................... 26 • Ausbildung von Schulungsreferentinnen und -referenten für die Prävention von sexualisierter Gewalt in der Jugendarbeit (ein Gastbeitrag) ................................... 27 Aktivitäten der Kinderschutzbund-Projekte • Unser neues Kinder- und Familienzentrum ................................................................... 28 • Kinderschutzbund gibt Kinderrechte-Workshop in Förderschule ................................. 34 • Elternabend „Kindliche Sexualität“ .............................................................................. 35 • Großes Treffen in blau-weiß. Kinderschutzbund-Kinder bei Hertha BSC ....................... 36 • Reisen – zu Wasser und an Land .................................................................................. 38 • „Mach mal blau!“ .......................................................................................................... 44 Beispielhafte Hilfe • Großer Einsatz für „unsere“ Kleinen ............................................................................ 46 • TOTAL toll! .................................................................................................................... 48 • Ein Kinderspiel: Der „social day“ von der Deutschen Bank am Teltower Damm ........... 50 • Hertha Fanclub unterstützt Kinderschutzbund ............................................................ 52 • Schaurig-schönes Weihnachtsmusical-Erlebnis für 1.200 Kinderschutzbund-Kinder .... 53 Dank an alle Spender_innen und Unterstützer_innen ................................................... 54 Pressemitteilungen ........................................................................................................ 58 Organigramm .................................................................................................................. 64 Beitrittserklärung .......................................................................................................... 65

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Vorwort zum Jahresbericht 2014/2015 des Deutschen Kinderschutzbundes Landesverband Berlin e.V. Liebe Mitglieder, Freund_innen, Förderer und Sponsoren des Berliner Kinderschutzbundes, wenn wir uns etwas wünschen könnten, dann eine Welt wie diese: Alle Kinder haben ein Zuhause, wo sie sich sicher und geborgen fühlen, haben alles, was sie zum Lernen in der Kita oder der Schule brauchen und werden bestmöglich gefördert. Sie bekommen jeden Tag etwas Gutes und Gesundes zu essen. Kinder und Jugendliche werden mit ihren Wünschen, Sorgen und Ideen ernst genommen. Sie bekommen Verantwortung da, wo es verantwortungsvoll ist. Freunde und Hobbies gehören ganz normal zum Alltag und es gibt für alle Kinder genug Zeit und Platz, zum Spielen, Toben oder Träumen. Leider sieht die Wirklichkeit ganz anders aus. Immer noch lebt jedes dritte Berliner Kind in armen Verhältnissen, in manchen Teilen der Stadt sogar jedes zweite. In anderen Familien mangelt es zwar nicht an Geld, aber an Zeit und Zuwendung. Kinder und Jugendliche werden von Erwachsenen gedemütigt, geschlagen und missbraucht. Sie erleben häusliche Gewalt oder geraten zwischen sich trennende Eltern. Und mittendrin: traumatisierte Flüchtlingskinder aus Syrien oder anderen Ländern, die Schlimmes erlebt haben und dringend (unsere) Hilfe brauchen. All das ist traurige Realität und begegnet uns tagtäglich bei der Arbeit in unserer Beratungsstelle, der Kita, dem Kinder- und Familienzentrum oder der ergänzenden Förderung und Betreuung an unseren Kooperationsschulen, der Erika-Mann- und der Leo-Lionni-Grundschule. Und jeden Tag wieder sind die über 100 Mitarbeiter_innen vom Kinderschutzbund gefragt, wenn es darum geht, sich dafür stark zu machen, dass es Kindern gut geht. Konkret heißt das: Sie haben offene Ohren für die Sorgen der Kinder, sind für sie da; sie führen Elterngespräche, beraten in Krisensituationen, begleiten Prozesse z. B. mit dem Jugendamt, schulen andere Fachkräfte, bilden sich selbst fort, sitzen in Ausschüssen, werben in der Öffentlichkeit für die Verbesserung der Lebenssituation von Kindern und Familien u.v.m. Im Kinderschutzbund-Alltag geht es oftmals um langwierige Hilfeprozesse, die auch für unsere Mitarbeiter_innen schwer auszuhalten sind. Denn natürlich wünschen wir uns alle schnelle und nachhaltige Hilfe für „unsere“ Kinder. Daher fordert der Berliner Kinderschutzbund seit langem eine bessere personelle und finanzielle Ausstattung der Jugendämter. Und tatsächlich scheint sich aktuell etwas in die richtige Richtung zu bewegen. Nähere Informationen dazu finden Sie auf den nächsten Seiten. Aber beim Kinderschutzbund gibt es nicht „nur“ die direkte Arbeit mit Kindern. Auch hinter den Kulissen passiert viel. So treffen sich beispielsweise interessierte Mitarbeiter_innen

5 regelmäßig zur Abenteuerreisen-AG, Inklusions-AG, Partizipations-AG, Qualitäts-AG, Waldpädagogik-AG sowie AG Arbeitssicherheit und Arbeitsmedizin, zum Mitarbeiter_innenBeteiligungs-Gremium und zu der Leitungs-Runde. Dort werden Ideen und Erfahrungen ausgetauscht, Konzepte entwickelt, dort wird leidenschaftlich diskutiert und vor allem über Verbesserungen nachgedacht. Wahrscheinlich ist auch in einer dieser Runden die Idee entstanden, ein eigenes Kinderschutzbund-Kinder- und Familienzentrum auf die Beine zu stellen. Angebote wie eine KochAG, ein Eltern-Café sowie ein Nähstübchen und eine Holzwerkstatt gibt es dort schon seit geraumer Zeit. Im vergangenen Jahr waren nun endlich die vorerst letzten großen Umbaumaßnahmen fertig, so dass wir am 06. September 2014 die Räume offiziell einweihen konnten. Besonders gefreut haben wir uns über die begeisterte Eröffnungsrede unseres neuen Botschafters, dem bekannten Fernsehmoderator Mitri Sirin. Aber auch die Modenschau einer Mädchengruppe sowie die wunderbaren Auftritte von Kindern und Eltern werden wir noch lange in guter Erinnerung behalten. Überhaupt wäre unsere Arbeit niemals ohne die vielfältige Unterstützung zahlreicher Menschen aus den unterschiedlichsten „Ecken“ möglich. Eltern, die für Feste Kuchen backen; engagierte Menschen, die Selbstgemachtes verkaufen und den Erlös spenden oder auf Geburtstagsgeschenke verzichten und stattdessen ihre Gäste bitten, für bedürftige Kinder zu spenden. Oder die Mitarbeiter_innen der TOTAL Deutschland GmbH, die sich seit drei Jahren mit ganzem Herzen für den Kinderschutzbund engagieren, tolle Weihnachts-Spenden-Aktionen organisieren, unseren Nachwuchskickern dringend benötigte Trikots spendieren, KinoEvents für die Kinder veranstalten und vor Ort in den Kinderprojekten schauen, wo Hilfe benötigt wird. Auch die Gesellschaft für Boden- und Abfallverwertung mbH (GBAV) und die ALPHONS-VELISCH-Stiftung unterstützen seit Jahren nachhaltig die Arbeit des Kinderschutzbundes. Der Kiwanis Club Berlin-Frohnau e.V. denkt sich immer wieder neue schöne Ausflüge und Aktionen für „unsere“ Kinder aus. Die Reichelt-Filiale in der Müllerstraße ruft ihre Kund_innen zum Spenden der Pfandbons auf und hat auch sonst immer wieder eine kleine Überraschung für die Kinder „auf Lager“. Mitarbeiter_innen der Deutschen Bank am Teltower Damm haben unsere Kinder an einem „social day“ mit tollen Spielen begeistert. Der Weddinger Hertha BSC-Fanclub „65er Baeren“ hat fleißig für „unsere“ Kita-Kinder gesammelt und passend gab es dann auch noch von Hertha BSC Freikarten für das eine oder andere Spiel, ebenso wie von ALBA Berlin. Dank der Deutschen Fernsehlotterie konnte auch in diesem Jahr wieder eine Kindergruppe unvergessliche Ferientage erleben. Mit lecker gefüllten roten Sportbeuteln bescherte die Deutsche Bank den „Kinderschutzbund-Kindern“ einen schönen Nikolaus-Tag und in der

6 Vorweihnachtszeit packte die Bürogemeinschaft „Undconsorten“ erneut liebevoll Päckchen für unsere Kita-Kinder ebenso wie das Unternehmen „wimdu“. Nicht zu vergessen die 1.200 Freikarten für das Musical „Frohe Weihnacht, Mr. Scrooge!“ im Tempodrom, großzügig spendiert und organisiert von radioBerlin 88,8 (rbb) und der ATLANTA Stage Company. Darüber hinaus gab und gibt es viele Menschen, die den Kinderschutzbund durch ihre Mitgliedschaft und ihre Spenden unterstützen. Dafür danken wir Ihnen allen! Bedanken möchte ich mich ebenfalls ganz herzlich bei all unseren Mitarbeiter_innen, den ehrenamtlichen Helfer_innen, allen Ratgeber_innen sowie unseren Mitgliedern und meinen Vorstandskolleg_innen. Ihre und Eure Mithilfe ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeit des Kinderschutzbundes und ohne Ihr und Euer Engagement wäre diese Arbeit nicht möglich! Mein Dankeschön geht aber auch an all die Menschen in Politik und Verwaltung, die uns schätzen, auch wenn wir mitunter unbequem sind. Ich grüße Sie herzlich und bitte Sie, den Kinderschutzbund auch weiterhin zu unterstützen!

Ulrike Leyh 1. Vorsitzende DKSB LV Berlin e.V.

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Die Kinderschutz(bund)-Themen des Jahres Der Fall „Jugendamt“ In den vergangenen Jahren stiegen die Anfragen nach Schulungen unserer Beratungsstelle zum Thema „Was tun bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung“ stetig. In zahlreichen Fortbildungen erarbeiteten die Kolleginnen vom Kinderschutzbund gemeinsam mit Kita-Erzieher_innen, Mitarbeiter_innen von Vereinen, Kirchen oder anderen Verbänden, was es bei einem Verdacht von Kindeswohlgefährdung alles zu beachten gilt – u.a. auch wann und wie sie am besten Kontakt zu den zuständigen Jugendämtern aufnehmen. Von Jahr zu Jahr wurde jedoch die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis immer größer. Dem kontinuierlich wachsenden Hilfe-Bedarf standen in den Jugendämtern immer weniger Ansprechpartner_innen gegenüber. Daher betonte der Berliner Kinderschutzbund stets sehr deutlich, dass eine gute freie Jugendhilfe dringend auf eine gut funktionierende öffentliche Jugendhilfe angewiesen sei, die z. B. in Kinderschutzfällen mit freien Trägern zusammenarbeitet. Es fällt jedoch schwer, qualitativ gute Arbeit von den Jugendämtern zu fordern, wenn dort nicht einmal eine Mindestausstattung gewährleistet ist. Nun scheint sich endlich etwas zu bewegen. Die Jugendstadträt_innen aller zwölf Bezirke haben Ende Februar einstimmig einen „Maßnahmenkatalog zur Aufgabensicherung der Berliner Jugendämter“ beschlossen. Darin geht es um Standards, wie die Regionalen Sozialpädagogischen Dienste (RSD) auszusehen haben bzw. ausgestattet sein müssen, um ihre Arbeit verantwortungsvoll machen zu können. Daraus ergeben sich nur für den Bezirk Mitte folgende Mehrbedarfe: 13,5 Stellen für den RSD 4,0 Stellen für das Elterngeld 6,6 Stellen für die Kita-Gutscheinstelle Das bedeutet, dass derzeit allein im Jugendamt-Mitte 24,1 Stellen fehlen. Der Druck auf die Politik seitens der Öffentlichkeit, die Elterngeld- und Kita-Gutscheinstellen personell besser auszustatten, ist seit langem groß. Leider haben die RSDs der Jugendämter eine wesentlich schlechtere Lobby und einen ebensolchen Ruf. „Die nehmen einem doch nur die Kinder weg“ heißt es auf der einen Seite oder „Warum haben sie die Kinder denn nicht rechtzeitig aus der Familie geholt?“ sagen

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die anderen. Wertschätzung für und Unterstützung bei der schwierigen Aufgabe, das Wächteramt des Staates auszuüben, erfahren die RSDs nur wenig. Daher hoffen wir als Kinderschutzbund, dass die Senatsfinanzverwaltung die dringend benötigten Gelder schnell zur Verfügung stellt – und dies nicht erst, wenn (wieder) ein Kind zu Schaden gekommen ist.

Fünf Jahre Berliner Kinderschutzgesetz Seit fünf Jahren hat Berlin ein eigenes Kinderschutzgesetz. Die bisherige Bilanz des Berliner Kinderschutzbundes lautet: Theoretisch gut, praktisch verbesserungswürdig. Aus Sicht des Kinderschutzbundes existieren zwar viele gute Konzepte, aber es mangelt an finanziellen Mitteln und an Menschen, die das Ganze umsetzen. Auch fünf Jahre nach Inkrafttreten des Gesetzes ist die Ausstattung absolut nicht ausreichend. Vor allem vor dem Hintergrund, dass in Berlin besonders viele arme und bedürftige Familien leben. Da braucht es eher ein Mehr an Mitteln, um Kinder wirksam zu schützen. Nach wie vor kommt eine wirksame Prävention zu kurz. Daher sollte aus Sicht des Berliner Kinderschutzbundes, nach fünf Jahren endlich mehr passieren, als immer nur das Schlimmste zu verhindern. Es wäre wünschenswert, dass der neue Regierende Bürgermeister sowie der neue Finanzsenator den Kinderschutz endlich zur Chefsache erklären. Denn viele Kinder müssen Unglaubliches erleiden, ohne vernünftige Hilfe zu bekommen. Deswegen brauchen wir dringend einen effektiven Kinderschutz, das heißt Kinderschutz und Hilfe für Eltern von Anfang an.

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Politik Politik

Video: Abendschau | 04.02.2015 | Norbert Siegmund Video: Abendschau | 04.02.2015 | Norbert Siegmund

Eine Wochekein keinsozialpädagogischer sozialpädagogischer Dienst - Kreuzberger Jugendamt in Eine Woche Dienst - Kreuzberger Jugendamt in Personalnot Personalnot Dass Mitarbeiter Grippe ausfallen, ist imistWinter keine Seltenheit, dann müssen Dass Mitarbeiterwegen wegen Grippe ausfallen, im Winter keine Seltenheit, dann eben müssen eben andere Kollegen einspringen. Im Jugendamt Kreuzberg aber ist das nicht möglich: Es fehlt andere Kollegen einspringen. Im Jugendamt Kreuzberg aber ist das nicht möglich: Es fehlt das Geld für Personal, die Ausfälle sind nicht zu kompensieren. Deswegen muss nun eine das Geld fürder Personal, die Ausfälle sindschließen nicht zu-kompensieren. Deswegen muss nun eine Woche lang sozialpädagogische Dienst ausgerechnet eine der wichtigsten Woche langim derBezirk. sozialpädagogische Dienst schließen - ausgerechnet eine der wichtigsten Abteilungen Von Norbert Siegmund Abteilungen im Bezirk. Von Norbert Siegmund Das Kreuzberger Jugendamt ist für viele Familien im sozialen Brennpunktkiez eine Art

Das Kreuzberger Jugendamt füristviele Familien sozialen eine Art Katastropheschutzbehörde. Dochistnun das Amt selbst im in Not: BeimBrennpunktkiez sozialpädagogischen Dienst wird eine Abteilung ab Donnerstag fürdas eineinhalb Wochen schließen. ist die Katastropheschutzbehörde. Doch nun ist Amt selbst in Not: BeimSchuld sozialpädagogischen Grippewelle, dieAbteilung offizielle Begründung. Personal, das einspringen könnte, gibt es nicht. Dienst wird so eine ab Donnerstag für eineinhalb Wochen schließen. Schuld ist die "Das ist nichts, was wir in Friedrichshain-Kreuzberg exklusiv hätten, das betrifft alle zwölf Grippewelle, so die offizielle Begründung. Personal, das einspringen könnte, gibt es nicht. Berliner Bezirke", sagt Bezirksamtssprecher Sascha Langenbach. "Wir haben das Personal "Das ist nichts, was wir in Friedrichshain-Kreuzberg exklusiv hätten, das betrifft alle zwölf nicht und das ist ein Thema von Verhandlung zwischen Bezirk und Senat. Wir sind personell Berliner Bezirke", sagt Bezirksamtssprecher Sascha Langenbach. "Wir haben das Personal richtig ausgeblutet". nicht und das ist ein Thema von Verhandlung zwischen Bezirk und Senat. Wir sind personell richtig ausgeblutet". Der Dienst ist zuständig bei Gewalt oder Verwahrlosung in Familien, wenn Eltern drogensüchtig sind oder Kinder nicht mehr zur Schule gehen. In dringenden Notfällen gebe es

ja noch die Hotline Kinderschutz oder den Krisendienst, wiegeltinder Bezirk ab.wenn Eltern Der Dienst ist zuständig bei Gewalt oder Verwahrlosung Familien, drogensüchtig sind oder Kinder nicht mehr zur Schule gehen. In dringenden Notfällen gebe es ja noch die Hotline Kinderschutz oder den Krisendienst, wiegelt der Bezirk ab.

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SPD und CDU kritisieren Bürgermeisterin Herrmann Der SPD-Abgeordnete Joschka Langenbrinck ist empört. Er hatte auf Nachfrage beim Senat alarmierende Zahlen über Schulabbrecher in Berlin erhalten. "Mich bedrückt, dass in Friedrichshain-Kreuzberg jeder siebter Schüler mit Migrationshintergrund die Schule ohne einen Abschluss verlässt. Dass die grüne Bezirksbürgermeisterin von FriedrichshainKreuzberg, Frau Hermann, vor diesem Hintergrund auf die schräge Idee kommt, den Sozialpädagogischen Dienst in ihren Bezirk für eine Woche zu schließen, macht mir großen Bauchschmerzen." Der Dienst kümmere sich nämlich auch um Schüler, die Gefahr laufen, den Schulabschluss zu verpassen. "Durch die Schließung dieses Amtes werden Kinder und Jugendliche der Region gefährdet", meint auch Timur Husein, Bezirksverordneter von der CDU. "Wir haben viele Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund und die Bezirksbürgermeisterin setzt die falschen Schwerpunkte. Sie gibt lieber 160.000 Euro für den Wachschutz an der Gerhart-HauptmannSchule aus statt für die Kinder und Jugendliche hier in der Region und den Bezirk." Finanzielle Belastung durch Flüchtlinge wieder Thema Das Wohl der Besetzer der Gerhard-Hauptmanschule gegen die Not Kreuzberger Familien: Ein herber Vorwurf der Opposition im Bezirk. Von Monika Herrmann gibt es dazu auf Nachfrage keine Stellungnahme - sei sei selbst derzeit krank. Der Kinderschutzbund sieht ein tieferes Problem, und zwar berlinweit. "Das Jugendamt ist schlicht personell und finanziell schlecht ausgestattet", kritisiert Sabine Bresche vom Deutschen Kinderschutzbund. "Wir haben seit fünf Jahren das Berliner Kinderschutzgesetz, was gut ist und das gute Strukturen geschaffen hat. Aber man muss ganz einfach sagen: Es fehlen die finanziellen Mittel und die Menschen, die die Arbeit dann auch machen." Erst im Dezember hatte eine andere Jugendamtsabteilung ebenfalls für knapp zwei Wochen geschlossen, verraten ältere Aushänge. Nicht wegen Grippe, sondern wegen "anhaltender Überlastung durch personelle Unterbesetzung". Beitrag von Norbert Siegmund rbb Abendschau, 04.02.2015

rbb Abendschau, 04.02.2015

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Kinderschutzbund zieht Bilanz

„In Berlin sterben immer noch zu viele Kinder“

16.02.2015 15:37 Uhr von Sandra Dassler

Seit fünf Jahren soll ein Gesetz die Schwächsten schützen. Sabine Walther, Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes, spricht über die kritische Situation in Berlin.

Mehr als 200.000 Berliner Kinder gelten als arm. - FOTO: DPA

Seit fünf Jahren hat Berlin ein eigenes Kinderschutzgesetz. Was hat es gebracht? Viele gute Konzepte, um jenen zu helfen, die sich meist noch nicht selbst helfen können. Aber noch immer mangelt es an finanziellen Mitteln und an Menschen, die alle diese guten Konzepte und tollen Angebote auch gut und toll umsetzen. Und deshalb sterben in Berlin auch immer noch zu viele Kinder. Das gilt wohl für jede Stadt, oder? Ja – in dem Sinne, dass jedes durch Misshandlung oder Vernachlässigung getötete Kind eines zu viel ist. Aber nicht jede Stadt Deutschlands hat so viele Probleme. In Berlin braucht es eben auch mehr Mittel, um Kinder wirksam zu schützen. Und das nicht erst, wenn es eigentlich schon zu spät ist. Wie meinen Sie das? Die zuständigen Behörden sind personell und finanziell so schlecht ausgestattet, dass sie eigentlich immer nur das Schlimmste verhindern können. Eine wirksame Prävention kommt immer noch zu kurz. Wir brauchen dringend einen effektiveren Kinderschutz, das heißt: Kinderschutz und Hilfe für Eltern von Anfang an. Die Gesundheitsämter müssten eigentlich jede Familie aufsuchen, in der ein Kind geboren wurde. In den ersten sechs Wochen, ja – und leider nur jede Erstgebärende nach Berliner Kinderschutzgesetz, aber selbst das ist in vielen Bezirken nicht zu schaffen.

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Können Sie das konkreter sagen? Leider nicht. Wir haben versucht, entsprechende Zahlen zu bekommen, aber es gibt sie einfach nicht. Ist so ein Erstbesuch nach der Geburt das Allheilmittel? Nein, aber es geht ja nicht nur um den Besuch, sondern auch um entsprechende Hilfsangebote, für die übrigens viele gerade junge Eltern sehr dankbar sind. Und es geht um ein frühzeitiges Erkennen möglicher Problem- und Konfliktpotenziale. Dann kann man nämlich präventiv tätig werden. Zum Beispiel? Wenn man erfährt, dass schon mehrere Kinder in der Familie leben, dass die Mutter alleinerziehend ist, Drogen- oder psychische Probleme vorliegen – dann kann man das weitere Vorgehen sehr eng mit Ärzten, Kitas, Jugendämtern und so weiter abstimmen. Wenn man genug Zeit hat. Ja, das ist die Voraussetzung. Wenn die Mitarbeiter nur von einem Notfall zum anderen hetzen, bleibt für Prävention, für die Abstimmung mit anderen Behörden und die eigene Reflexion der Arbeit natürlich keine Zeit. Der CDU-Politiker und Jugendstadtrat von Neukölln, Falko Liecke, hat eine Obergrenze von maximal 50 Fällen pro Mitarbeiter in den Jugendämtern gefordert. Wäre das hilfreich? Natürlich, wobei man genau schauen muss, wie man die jeweiligen Fälle definiert. Aber es würde den immensen Zeitdruck von den Mitarbeitern nehmen und es könnte sich auch niemand mehr dahinter verstecken. Denn nicht nur die Quantität der Arbeit, auch ihre Qualität ist sehr wichtig. Was tut der Kinderschutzbund selbst? Wir bieten Fortbildung für Fachkräfte an, unsere Beratungsstelle ist sehr gefragt. In unseren Kinderprojekten unterstützen wir auch finanziell, beispielsweise betreiben wir eine kleine Kita, in der Kinder aus sozial schwachen Familien kein Frühstücksgeld bezahlen müssen. Gibt es fünf Jahre nach Einführung des Kinderschutzgesetzes auch eine positive Bilanz? Viele Angebote wie beispielsweise die Hotline Kinderschutz, bei der inzwischen in verschiedenen Sprachen beraten wird, sind sehr gut. Auch durch den Ganztagsbetrieb der Schulen hat sich die Situation vieler Kinder verbessert. Und nicht zuletzt ist die Bevölkerung sehr viel sensibler und aufmerksamer geworden, was den Umgang mit Kindern anbelangt. Was wünschen Sie sich vom neuen Regierenden Bürgermeister? Er sollte gemeinsam mit dem neuen Finanzsenator den Kinderschutz endlich zur Chefsache machen. Denn noch immer müssen zu viele Kinder in physischer und psychischer Hinsicht Unglaubliches erleiden, ohne dass sie vernünftige Hilfe bekommen. Der Tagesspiegel, 16.02.2015 Der Tagesspiegel, 16.02.2015

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http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=ba&dig=2015%2F01%2F12%2Fa0115 http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=ba&dig=2015%2F01%2F12%2Fa0115 12.01.2015

Wenn der Kinderarzt mahnt WennSeitder Kinderarzt mahnt Das hat vor allem eine Folge: Mehr SOZIALES fünf Jahren hat Berlin ein neues Kinderschutzgesetz. 12.01.2015

Eltern gehen mit ihrem Nachwuchs zu den Vorsorgeuntersuchungen SOZIALES Seit fünf Jahren hat Berlin ein neues Kinderschutzgesetz. Das hat vor allem eine Folge: Mehr Eltern gehen mitLANG-LENDORFF ihrem Nachwuchs zu den Vorsorgeuntersuchungen VON ANTJE

VON ANTJE LANG-LENDORFF Die Einführung des Berliner Kinderschutzgesetzes vor fünf Jahren hat dazu geführt, dass mehr Eltern mit ihren Kindern zu den Vorsorgeuntersuchungen gehen. Pro Jahr gebe es Die Einführung des vor fünf Jahren hat geführt, dass insgesamt 15.000 bisBerliner 20.000 Kinderschutzgesetzes zusätzliche Untersuchungen aufgrund desdazu Gesetzes, sagte Oliver mehr Eltern mit ihrender Kindern zu den Vorsorgeuntersuchungen Pro Jahrgegenüber gebe es der Blankenstein, Leiter Zentralen Stelle an der Charité, der die gehen. Daten erfasst, insgesamt 15.000 bis 20.000 zusätzliche Untersuchungen aufgrund des Gesetzes, sagteinOliver taz. Die Neuregelung führe auch dazu, dass die Bezirke mit mehr belasteten Familien Blankenstein, Leiter Stelle an derKindeswohlgefährdung Charité, der die Daten erfasst, gegenüber Kontakt kämen. Wie der oft Zentralen dabei tatsächlich eine festgestellt wurde, der taz. DieBlankenstein Neuregelungnicht führesagen. auch dazu, dieFall Bezirke mit mehr belasteten Familien in konnte In so dass einem müsste das Jugendamt eingeschaltet Kontakt kämen. Wie dabei tatsächlich festgestellt wurde, werden. Das sei in deroft Vergangenheit nur eine seltenKindeswohlgefährdung vorgekommen. konnte Blankenstein nicht sagen. In so einem Fall müsste das Jugendamt eingeschaltet werden. sei trat in der nur selten vorgekommen. Vor fünfDas Jahren dasVergangenheit neue Kinderschutzgesetz in Berlin in Kraft. Seitdem melden die Kinderärzte der Zentralen Stelle an der Charité, wenn Eltern mit ihrem Kind an einer der Vor fünf Jahren trat das neue Kinderschutzgesetz in Berlin Kraft. Seitdem Vorsorgeuntersuchungen teilgenommen haben. Dort werdenindie Angaben mitmelden dem die Kinderärzte derabgeglichen. Zentralen Stelle an der Charité, wenn Eltern mit ihrem Kind an einerZeitraum, der Melderegister Versäumen Eltern eine Untersuchung im vorgegebenen Vorsorgeuntersuchungen teilgenommen Dort werden die Angaben dem erhalten sie einen Mahnbrief. Wegen derhaben. teils langen Wartezeiten auf einenmit Kinderarzttermin Melderegister abgeglichen. Versäumen Eltern eine Untersuchung im vorgegebenen Zeitraum, passiert das relativ häufig: 95.000 Familien bekamen 2013 einen solchen Brief geschickt. erhalten sie einen Mahnbrief. Wegen der teils langen Wartezeiten auf einen Kinderarzttermin passiert dasEltern relativauch häufig: Familiennicht bekamen 2013 einen solchen geschickt. Gehen die nach95.000 der Mahnung zur Untersuchung, schaltetBrief die Charité den Kinder- und Jugendgesundheitsdienst des jeweiligen Bezirks ein. Das war 2013 insgesamt Gehen auch Die nachMitarbeiter der Mahnung nicht zurinUntersuchung, schaltet dieund Charité den im 47.500 die MalEltern vonnöten. treten dann Kontakt mit der Familie machen Kinderund auch Jugendgesundheitsdienst Zweifelsfall einen Hausbesuch. des jeweiligen Bezirks ein. Das war 2013 insgesamt 47.500 Mal vonnöten. Die Mitarbeiter treten dann in Kontakt mit der Familie und machen im Zweifelsfall auch liegt einenhier Hausbesuch. Für Blankenstein ein wichtiger Nutzen des Gesetzes: Pro Jahr nehmen rund 6.000 der Familien, die kontaktiert wurden, dann auch eine Beratung zu einem ganz anderen Thema Für Blankenstein hier ein wichtiger Nutzen des Gesetzes: Proberichtet Jahr nehmen rund 6.000 wahr, etwa wegenliegt wirtschaftlicher oder psychosozialer Probleme, Blankenstein. der Familien, die kontaktiert wurden, dann auch eine Beratung zu einem ganz anderen Thema "Das ist präventiver Kinderschutz: Die Gesundheitsämter erreichen auf diesem Weg Familien wahr, etwa wegen wirtschaftlicher oder psychosozialer Probleme, berichtet Blankenstein. in schwierigen Situationen, die sie sonst nicht unbedingt kennengelernt hätten." "Das ist präventiver Kinderschutz: Die Gesundheitsämter erreichen auf diesem Weg Familien in schwierigen Situationen, die sie unbedingt Wenn sich das Gesundheitsamt beisonst ihnennicht meldet, machenkennengelernt Eltern oftmalshätten." doch noch einen Termin beim Kinderarzt. Die Mahnungen von Charité und Bezirken haben die Teilnahme an Wenn sich das Gesundheitsamt bei ihnen machen Eltern92oftmals noch einen den Untersuchungen insgesamt erhöht: Someldet, ließen im Jahr 2011 Prozentdoch der Eltern eine U4 Termin beim also Kinderarzt. Die Mahnungen von Charité Bezirken haben Lebensmonat. die Teilnahme an durchführen, eine Untersuchung der Säuglinge imund dritten oder vierten den Soder ließen im Jahr 2011 Prozent derkamen Eltern2011 eine 82 U4 2013Untersuchungen waren es schon insgesamt 98 Prozent.erhöht: Zur U9, Untersuchung für92 Fünfjährige, durchführen, also eine Untersuchung Säuglinge im dritten oder vierten Lebensmonat. Prozent der Kinder. 2013 waren es 87der Prozent. 2013 waren es schon 98 Prozent. Zur U9, der Untersuchung für Fünfjährige, kamen 2011 82 Prozent Kinder. 2013 waren es 87 Prozent. Offenbarder gibt es auch einen Lerneffekt: Die Meldungen an die Gesundheitsämter nahmen zwischen 2011 und 2013 leicht ab, die Zahl der Vorsorgeuntersuchungen dagegen stieg. Offenbar gibt es auch"Die einen Lerneffekt: Die Meldungen an diezum Gesundheitsämter Blankensteins Fazit: Leute gehen früher und freiwilliger Kinderarzt." Ernahmen würde das zwischen 2011 und 2013 leicht ab, die Zahl der Vorsorgeuntersuchungen dagegen stieg. Blankensteins Fazit: "Die Leute gehen früher und freiwilliger zum Kinderarzt." Er würde das

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Einladungswesen gerne auch auf die Untersuchungen für Jugendliche ausdehnen. Da lägen die Teilnahmequoten bei mageren 35 bis 38 Prozent, so Blankenstein. Der Berliner Kinderschutzbund zieht nach fünf Jahren Kinderschutzgesetz eine weniger positive Bilanz. Zwar laufe bereits vieles gut, so Geschäftsführerin Sabine Walther. Die Ausstattung sowohl bei den Jugend- als auch bei den Gesundheitsämtern reiche aber hinten und vorne nicht. "Es mangelt an finanziellen Mitteln und an Menschen, die das Ganze umsetzen." Walther forderte deshalb, der neue Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) solle Kinderschutz zur Chefsache machen. "Fünf Jahre sind rum. Jetzt muss endlich mehr passieren, als immer nur das Schlimmste zu verhindern." Die kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Grünen, Marianne Burkert-Eulitz, beurteilt das ähnlich. Einerseits sieht sie durchaus positive Effekte des Kinderschutzgesetzes. "Ich finde gut, dass mehr Kinder an den Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen." Ziel des Gesetzes sei es allerdings gewesen, Fälle für den Kinderschutz früher oder schneller zu erkennen. "Das passiert nicht", so Burkert-Eulitz weiter. Dafür brauche es auch keine neuen Gesetze, sondern vor allem eine bessere Ausstattung. Wie Walther kommt die Grünen-Sprecherin zu dem Schluss: "Das Hauptproblem ist die Personalknappheit der Jugendämter." "Michael Müller (SPD) sollte Kinderschutz zur Chefsache machen" SABINE WALTHER, GESCHÄFTSFÜHRERIN DES BERLINER KINDERSCHUTZBUNDES taz, 12.01.2015 taz, 12.01.2015

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Reaktionen auf Äußerungen des Papstes Eigentlich ging es Papst Franziskus in der wöchentlichen Generalaudienz Anfang diesen Jahres um die Rolle des Vaters in der Kindererziehung. Wie wichtig Väter bei der Erziehung seien und dass sie präsent, liebevoll und nachsichtig sein sollten, betonte er. Doch dann kommentierte er ein Gespräch mit einem Vater sinngemäß mit den Worten, wenn Eltern ihre Kinder schlagen, ohne dass diese dabei ihre Würde verlieren, sei das völlig in Ordnung. Möglicherweise hat sich Papst Franziskus hier missverständlich ausgedrückt. Aber die Mails, die uns in diesem Zusammenhang erreichten, gingen alle in die gleiche Richtung: Lieber Kinderschutzbund! Der Papst hat Recht. Ein Klaps hin und wieder hat noch keinem Kind geschadet. Unsere Antwort darauf war und ist: Doch das hat er! Daher gilt in Deutschland seit dem 02. November 2000 das Gesetz zur Ächtung von Gewalt in der Erziehung. Darin ist das Recht auf gewaltfreie Erziehung verankert. Insofern ist die Frage „Darf ich mein Kind schlagen?“ keine Glaubensfrage (mehr). Auch der immer wieder gerne verharmloste „Klaps“ ist gesetzlich verboten; zumindest in Deutschland. Weltweit ist das Recht auf „gewaltfreie Erziehung“ in der UN-Kinderrechtskonvention festgeschrieben – diese wurde bislang von allen Staaten außer von den USA und dem Süd-Sudan unterzeichnet.

An der frischen Luft sein, Spaß haben und etwas lernen – „unsere“ Kita-Kinder in der Gartenarbeitsschule

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Berliner Senat spart gute Ganztagsschulen kaputt Der Berliner Kinderschutzbund fürchtet um die Qualität an Berliner Ganztagsschulen. Die Senatsbildungsverwaltung hat angekündigt, den Leitungszuschlag für Hortgruppen an Schulen mit freien Trägern zu kürzen. Schon jetzt ist die Ausstattung mit Erzieher_innen an den offenen Ganztagsschulen viel zu knapp bemessen. Dass eine gute Förderung und Betreuung der Kinder funktioniert, wenn hier noch weiter gekürzt wird, hält der Berliner Kinderschutzbund für sehr fraglich. Vor allem in Brennpunktbezirken, wo Unterstützung besonders wichtig ist, sieht der Kinderschutzbund dringend Handlungsbedarf. Denn gerade für sozial benachteiligte Kinder ist die Ganztagsschule eine große Chance. Nur mit einer guten Förderung von Anfang an, haben sie die Aussicht auf eine bessere Zukunft. Auch Birgit Habermann, Schulleiterin der mehrfach ausgezeichneten Erika-Mann-Grundschule in Berlin-Wedding und Kooperationsschule des Kinderschutzbundes, sieht die Ankündigung der Senatsverwaltung äußerst kritisch. Aus ihrer Sicht werden Forderungen nach mehr Qualität in der Schule immer sehr laut geäußert. Doch gerade an Schulen in sozialen Brennpunkten gehört eine gute Vernetzung mit den freien Trägern unbedingt dazu. Diese ist jedoch nur mit Hilfe einer effektiven und engagierten Koordination zu erreichen. Wenn Hortarbeit zukünftig nur auf ein ‚Beaufsichtigen‘ der Kinder hinausläuft, widerspricht dies dem inhaltlichen und qualitätsbezogenen Ansatz – sowohl der Arbeit des Kinderschutzbundes als auch der, der Erika-Mann-Grundschule sowie vieler anderer. Daher fordert der Berliner Kinderschutzbund dringend, die angekündigten Kürzungen des Leitungszuschlages zurückzunehmen.

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Eine „Streitschrift“ und ihre Folgen Fortbildungen zum Thema „Kinderschutz“ sind von jeher keine leichte Sache. Doch seitdem die so genannte Streitschrift „Deutschland misshandelt seine Kinder“ (von Michael Tsokos und Saskia Guddat) die Runde macht, fühlen sich unsere Kolleginnen der Beratungsstelle an die Anfänge ihrer Fortbildungsarbeit erinnert. Das Buch setzt sich sehr kritisch mit dem „System Kinderschutz“ auseinander und zeigt durchaus Schwachstellen auf. Leider suggeriert es jedoch auch, dass mit dem Erkennen von Misshandlungen der größte Teil des Problems schon gelöst sei. Das führt dazu, dass in unsere Fortbildungen zum Thema „Kinderschutz“ zunehmend Fachkräfte kommen, die sich eine „absolute Sicherheit“ im Umgang mit Kindeswohlgefährdung erhoffen. Viele hätten am liebsten eine Checkliste – ähnlich wie bei der theoretischen Führerscheinprüfung. Einmal durchgearbeitet, steht am Ende des Fragebogens ein klares „Ja, Kinderschutzfall“ oder ein „Nein, kein Kinderschutzfall“. Manche Fachkräfte haben seit der Lektüre des Buches das Gefühl, sie müssten „nur“ Spuren von Misshandlungen entdecken, dann sei ja „alles klar“, dann könnten sie den „Fall“ an das Jugendamt abgeben und alles werde seinen Gang gehen. Aus Sicht des Kinderschutzbundes hat diese Streitschrift bei vielen Fachkräften die ohnehin bestehende Verunsicherung verstärkt. Das führt dazu, dass diese versuchen, „schnell etwas zu entdecken“, um dann schnell die Verantwortung abgeben zu können. Diese Herangehensweise ist nur zu menschlich und war auch vor Erscheinen des Buches immer mal wieder Thema in unseren Fortbildungen. Aber so „funktioniert“ Kinderschutz nicht. Kinderschutz bedarf einer klaren Haltung. Um Kinder zu schützen, brauchen wir keine „Schablonen“, die bei Bedarf angelegt werden. Vielmehr braucht es einen Prozess, bei dem alle Beteiligten miteinander ins Gespräch kommen, um gemeinsam die bestmögliche Lösung für das Kind zu finden. Dabei ist es enorm wichtig, die Eltern mit in die Verantwortung zu nehmen und mit ihnen nicht für sie zu entscheiden. Die Streitschrift „Deutschland misshandelt seine Kinder“ hat aber aus Sicht des Kinderschutzbundes genau das (wieder) schwieriger gemacht und damit den Kindern, die dringend Hilfe benötigen, keinen Gefallen getan.

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vom 22.01.2015

Kinderschutzbund kritisiert Vorstoß - Berlin will Betteln durch Kinder verbieten Im Berliner Stadtbild hat man sich an Bettler mittlerweile gewöhnt - anders sieht es aber bei Kindern aus. Seit langem schleppt der Berliner Senat dieses schwierige Thema mit sich rum. Innensenator Henkel will ein Verbot vorantreiben - doch wie das umgesetzt werden soll, darüber hält sich die Behörde noch bedeckt. Der Kinderschutzbund Berlin warnt unterdessen vor einem "lebensunpraktischen Gesetz". Von Vanessa Witzki Kleinkinder sitzen neben Frauen in Einkaufsstraßen oder Kinder im Grundschulalter spielen Akkordeon - und betteln um Geld. Innensenator Frank Henkel (CDU) will nun das Betteln durch Kinder und in Begleitung von Kindern in Berlin verbieten. Dazu erstellte die Innenverwaltung eine Rechtsverordnung, die derzeit in der Abstimmung im rot-schwarzen Senat sei, erklärte Staatssekretär Andreas Statzkowski auf eine Parlamentarische Anfrage der SPD-Fraktion. Der Senat sei weiterhin der Auffassung, dass Kinder davor geschützt werden müssen, zum Betteln missbraucht zu werden, heißt es weiter. Innenverwaltung will Geldbuße verhängen Nach der geplanten Verordnung können Verstöße gegen das Bettelverbot durch Kinder als Ordnungswidrigkeit mit einer Geldbuße geahndet werden. Das sei bisher nicht möglich gewesen. Nähere Details, ob sich die Verordnung speziell gegen bettelnde Roma-Kinder richtet oder in welcher Höhe der Geldbußbetrag angesetzt werden soll, wollte ein Sprecher der Innenverwaltung auf Nachfrage von rbb online nicht nennen. Auch wie die Verordnung in die Tat umgesetzt werden soll, wollte er nicht kommentieren. Kinderschutzbund mahnt Machbarkeit an Der Kinderschutzbund Berlin findet es generell "gut, dass sich jemand Gedanken macht, aber es muss die Machbarkeit geprüft werden", sagte Pressesprecherin Alex Jacob am Mittwoch gegenüber rbb online. Natürlich sollte es keine bettelnden Kinder auf den Straßen geben. Doch dieses Problem könne nicht durch das "nächste lebensunpraktische Gesetz" gelöst werden, da man mehr kaputt mache, als dass man hilft. "Uns geht es in erster Linie um eine Lösung, die den Kindern wirklich hilft."

Betteln in Berlin

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Betteln in Berlin

Betteln in Berlin

Nach Angaben der Innenverwaltung gilt für Berlin, gegendass aggressive Bettelei einge- Bettelei eingeNach Angaben der Innenverwaltung giltdass fürnur Berlin, nur gegen aggressive schritten werden darf, wenn die öffentliche Ordnung gestört wird oder die öffentliche Sicherheit. schritten werden darf, wenn die öffentliche Ordnung gestört wird oder die öffentliche Sicherheit. Gegen diese werden dann Platzverweise ausgesprochen undnur Identitätsfeststellungen NachPersonen Angaben der Innenverwaltung gilt für Berlin, ausgesprochen dass gegen aggressive Bettelei eingeGegen diese Personen werden dann Platzverweise undaggressiIdentitätsfeststellungen durchgeführt. Diewerden Berlinerdarf, Polizei erteilte 2014 berlinweit 296 Platzverweise wegen schritten wenn die öffentliche Ordnung gestört wird oder die öffentliche durchgeführt. Die Bettler Berliner Polizei erteilte berlinweit 296 Platzverweise wegenSicherheit. aggressiven Bettelns. Zudem wurden in 57 FällenPlatzverweise wegen 2014 Nötigung, Beleidigung und KörperGegen diese Personen werden dann ausgesprochen und Identitätsfeststellungen venangezeigt. Bettelns. Zudem wurden Bettler in 57 Fällen wegen Nötigung, Beleidigung und Körperverletzung

durchgeführt. Die Berliner Polizei erteilte 2014 berlinweit 296 Platzverweise wegen aggressiverletzung angezeigt. ven Bettelns. Zudem wurden Bettler in 57 Fällen wegen Nötigung, Beleidigung und KörperVon daher sei es wichtig, die Umsetzung des Verbots zu prüfen, so Jacob weiter. Man müsste verletzung angezeigt. sich dazuVon mit daher der Jugendverwaltung der Polizei zusammensetzen, der Kinderschutzbund sei es wichtig, und die Umsetzung des Verbots zurät prüfen, so Jacob weiter. Man müsste Berlin. sich dazu mit der Jugendverwaltung und der Polizei zusammensetzen, rät der Kinderschutzbund Von daher sei es wichtig, die Umsetzung des Verbots zu prüfen, so Jacob weiter. Man müsste Berlin. sich mit derdieJugendverwaltung der Heimatsprache Polizei zusammensetzen, rät der Kinderschutzbund Aber auch diedazu Menschen, dort betteln, solltenund in ihrer aufgeklärt werden, was sie ihren Kindern damit antun, führte Alex Jacob weiter aus. Doch dazu bräuchte man mehr Berlin. Aber auch dieDer Menschen, die dortsieht betteln, sollten Heimatsprache aufgeklärt werden, Straßensozialarbeiter. Kinderschutzbund es aber auch in alsihrer wichtig an, die Bevölkerung was sie ihren Kindern damit antun, führte Alex Jacob weiter aus. Doch dazu bräuchte man mehr aufzuklären: kein Geld." Denn in den meisten Fällenintutihrer manHeimatsprache nicht den Kindern was Aber"Bitte auchgebt die Menschen, die dort betteln, sollten aufgeklärt werden, Straßensozialarbeiter. Der Kinderschutzbund sieht es aber auch als wichtig an, die Bevölkerung Gutes, sondern unterstützt die Bettel-Mafia. was sie ihren Kindern damit antun, führte Alex Jacob weiter aus. Doch dazu bräuchte man mehr aufzuklären: "Bitte gebt kein Geld." Denn in den meisten Fällen tut man nicht den Kindern was Straßensozialarbeiter. Der Kinderschutzbund sieht es aber auch als wichtig an, die Bevölkerung Gutes, sondern unterstützt die Bettel-Mafia. Momentan werden bettelnde Kinder ohne Begleitung "dem Berliner Notdienst Kinderschutz oder aufzuklären: "Bitte gebt Geld." Denn in den meisten wie Fällen tut man nicht den Kindern was den Jugendämtern übergeben, wennkein sie einer Inobhutnahme bedürfen", die SenatsinnenverGutes, sondern unterstützt die Bettel-Mafia. waltung Momentan rbb online schriftlich mitteilt. Dann werde über weitere Maßnahmen zum der Kinderschutz oder werden bettelnde Kinder ohne Begleitung "dem BerlinerSchutz Notdienst Kinder entschieden. Die Zahl der in Berlin bettelnden Kinder werde statistisch nicht erfasst, den Jugendämtern übergeben, wenn sie einer Inobhutnahme bedürfen", wie heißt die Senatsinnenveres weiter. Momentan ohne Begleitung "dem Berliner Notdienstzum Kinderschutz waltung rbbwerden online bettelnde schriftlichKinder mitteilt. Dann werde über weitere Maßnahmen Schutz deroder den Jugendämtern übergeben, wenn sie einer Inobhutnahme bedürfen", wie die SenatsinnenverKinder entschieden. Die Zahl der in Berlin bettelnden Kinder werde statistisch nicht erfasst, heißt Nicht der erste Vorstoß in Berlin waltung es weiter.rbb online schriftlich mitteilt. Dann werde über weitere Maßnahmen zum Schutz der Kinder entschieden. Die Zahl der in Berlin bettelnden Kinder werde statistisch nicht erfasst, heißt Dass deresInnensenator weiter. Kinderbetteln verbieten will, ist nicht neu. Bereits vor mehr als einem Jahr, Nicht2013, der erste Vorstoß in Berlin im November kündigte er an, ein entsprechendes Verbot auf den Weg bringen zu wollen. Dann tat sich erstmal nichts.

Nicht der erste Vorstoß in Berlin Dass der Innensenator Kinderbetteln verbieten will, ist nicht neu. Bereits vor mehr als einem Jahr, Bremen im hat November bisher als einzigstes Bundesland im ein Jahrentsprechendes 1994 das BettelnVerbot von undauf mitden Kindern 2013, kündigte er an, Weg bringen zu wollen. Dass der Innensenator Kinderbetteln verbieten will, ist nicht neu. Bereits vor mehr als einem Jahr, untersagtDann und ein entsprechendes Gesetz erlassen. In Berlin wurde im Jahr 2002 schon einmal tat sich erstmal nichts. November 2013, kündigte an, einSinn entsprechendes Verbotwar aufdamals den Weg bringen zu wollen. geprüft, im ob eine Einführung eines solchener Verbots mache. Innensenator Ehrhart Körting Dann (SPD).tat Ergebnis: Die damaligen sich erstmal nichts. Koalitionsfraktionen aus SPD und PDS einigten sich Bremen Kinder hat bisher alsInnenstadt einzigstes Bundesland im Sozialarbeit Jahr 1994 das Betteln Von von und mit Kindern darauf, bettelnde in der durch Jugend- und anzugehen. untersagt Maßnahmen und ein entsprechendes Gesetz erlassen. In Berlin wurde im Jahr 2002 schon einmal polizeirechtlichen wurde damals abgesehen. Bremen ob hateine bisher als einzigstes im Jahr 1994 das Betteln von und mitdamals Kindern geprüft, Einführung einesBundesland solchen Verbots Sinn mache. Innensenator war Ehrhart untersagt und ein entsprechendes Gesetz erlassen. In Berlin wurde im Jahr 2002 schon einmal Körting (SPD). Ergebnis: Die damaligen aus SPD und Wenn der Senat die Verordnung beschlossen hat, mussKoalitionsfraktionen sie noch dem Abgeordnetenhaus zur PDS einigten sich geprüft,zugeleitet ob eine Einführung eines solchen durch Verbots Sinn mache. Innensenator war damals darauf, bettelnde Kinder in der Innenstadt Jugendund Sozialarbeit anzugehen. VonEhrhart Kenntnisnahme werden. Körting (SPD). Ergebnis: Die damaligen Koalitionsfraktionen aus SPD und PDS einigten sich polizeirechtlichen Maßnahmen wurde damals abgesehen. darauf, bettelnde Kinder in der Innenstadt durch Jugend- und Sozialarbeit anzugehen. Von polizeirechtlichen Maßnahmen wurde damals abgesehen. Wenn der Senat die Verordnung beschlossen hat, muss sie noch dem Abgeordnetenhaus zur Kenntnisnahme zugeleitet werden. Wenn der Senat die Verordnung beschlossen hat, muss sie noch dem Abgeordnetenhaus zur Kenntnisnahme zugeleitet werden. Beitrag von Vanessa Witzki rbb online, 22.01.2015 rbb online, 22.01.2015

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08.07.14

Berliner Kinder

Vernachlässigt, verprügelt - 650 Kinder aus Familien geholt In Berlin wurden im vergangenen Jahr fast 10.000 Verfahren wegen Kindeswohlgefährdung eingeleitet – deutlich mehr als zuvor. In jedem fünften Fall waren Kinder akut gefährdet. Von Joachim Fahrun Foto: dpa

Hinter dieser Tür soll eine Mutter ihre Kinder lange unversorgt zurückgelassen haben - kein Einzelfall in Berlin Die Berliner Jugendämter greifen deutlich häufiger ein als früher, wenn sie Gesundheit, Entwicklung und Psyche von Kindern für bedroht halten. Fast 10.000 Verfahren wegen Kindeswohlgefährdung haben Berlins Behörden 2013 eingeleitet, das waren 13,3 Prozent mehr als 2012. In jedem fünften der untersuchten Fälle wurde eine akute Gefahr für das Kind festgestellt. Für knapp 2000 Berliner Kinder war nach der Analyse der Jugendämter eine erhebliche Schädigung des körperlichen, geistigen und seelischen Wohles bereits eingetreten oder mit

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ziemlicher Sicherheit zu erwarten. Insgesamt 651 Kinder wurden aus den Familien herausgeholt und in Obhut genommen. Für 1587 Kinder und Jugendliche mussten ambulante oder teilstationäre Hilfen zur Erziehung eingerichtet werden. In einem Drittel der 9959 erfassten Fälle wurde eine "latente Gefährdung" festgestellt, in rund einem Viertel bestand zwar keine Gefahr für das Kind, dennoch brauchten die Familien Hilfe. Bei 20 Prozent lag falscher Alarm vor: Die Prüfung ergab keine Gefahr für das Kind. Das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg veröffentlichte am Montag zum zweiten Mal Zahlen zur Gefährdungseinschätzung der Jugendämter, die seit der Einführung des Bundeskinderschutzgesetzes Anfang 2012 vorgeschrieben ist.

Die Mehrzahl der Kinder wird von den Eltern vernachlässigt Berliner Kinder leiden demnach vor allem unter Vernachlässigung. Zwei Drittel aller akuten oder latenten Gefährdungsfälle ergeben sich aus solchen Versäumnissen der Erziehungsberechtigten. Quantitativ deutlich seltener, aber immer noch in jedem fünften beziehungsweise vierten Verfahren geht es um körperliche und psychische Gewalt. Sexuelle Gewalt lag bei 3,9 Prozent der Fälle vor. Experten bewerten die Entwicklung differenziert. Die Zahlen seien ein Beleg dafür, dass die Maßnahmen und Strukturen zum Thema Kinderschutz in Berlin greifen würden, sagte Andreas Schulz, Jugendhilfereferent beim Paritätischen Wohlfahrtsverband. Gesellschaft und Organisationen seien außerdem sensibler als früher.

Jeden siebten Fall melden Schulen und Kitas Das belegen die Zahlen: Die Meldungen kamen zu 13 Prozent von Bekannten, Verwandten oder Nachbarn, zu 7,5 Prozent anonym. In 13,1 Prozent der Fälle meldeten Kitas oder Schulen das Problem, in sechs Prozent Hebammen oder Ärzte. Am häufigsten (27 Prozent) schalteten Gerichte und Staatsanwälte die Jugendämter ein, oft meldeten sich Jugendliche oder Eltern aber auch selbst (10,9 Prozent). Sabine Walther, Landesgeschäftsführerin des Kinderschutzbundes, verweist aber auch auf den Zusammenhang zwischen Armut, Bildungsferne, Gewalt und Vernachlässigung in den Familien. Der Senat habe bisher zu wenig getan, um dem Problem der Kinderarmut zu begegnen. Zudem seien die Jugendämter extrem schlecht besetzt, um Risikofamilien enger zu begleiten und so womöglich eine Eskalation zu vermeiden.

Forderung nach besserer Ausstattung der Jugendämter Die kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Grünen im Abgeordnetenhaus, Marianne Burkert-Eulitz, geht davon aus, dass die neuen Melderegeln und größere Aufmerksamkeit einen Großteil der gefährdeten Kinder aus dem Dunkelfeld geholt haben. Auch sie hielte es für besser und letztlich billiger, die Jugendämter besser zu besetzen, um nicht am Ende die teuerste und für eine Familie traumatischste Form der Hilfe wählen zu müssen und das Kind aus seinem Umfeld herauszunehmen. "Es kann sein, dass unter Überforderung und Zeitdruck zu drastischen Maßnahmen gegriffen wird", sagte die Abgeordnete, die selbst als Anwältin in diesem Feld tätig ist. Berliner Morgenpost, 08.07.2014 Berliner Morgenpost, 08.07.2014

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Neues vom Kinderschutzbund Landesverband Berlin Warum haben Männer Brustwarzen? Erste sexualpädagogische Workshops des Kinderschutzbundes für Kinder Im Frühsommer des vergangenen Jahres fragte eine Einrichtung der stationären Kinder- und Jugendhilfe bei unserer Beratungsstelle an, ob der Kinderschutzbund auch sexualpädagogische Workshops für Kinder anbieten würde. So kam es, dass erstmals eine Kollegin unserer Beratungsstelle mit vielen Ideen im Gepäck zu zwei Kindergruppen im Alter von 6–8 und 9–11 Jahren fuhr, um mit ihnen das Thema „Sexualität“ genauer zu betrachten. Im Mittelpunkt der Veranstaltungen stand neben der Vermittlung von Körper- und Sexualwissen, die Sensibilisierung für die Wahrnehmung und Durchsetzung der eigenen Grenzen. Während die 6–8-Jährigen sich unbefangen ihrer Neugierde in Bezug auf körper- und sexualitätsbezogene Themen zuwenden konnten, wurden bei den 9–11-Jährigen erste Unsicherheiten bezüglich der (anstehenden) „pubertätsbedingten“ Veränderungen spürbar: „Wie viele Pickel werde ich kriegen?“, „Wann bekomme ich meine erste Periode?“, „Woran merke ich, dass ich meinen ersten Samenerguss hatte?“. Darüber hinaus setzten sich die Kinder ihrem jeweiligen Alter entsprechend intensiv damit auseinander, welch vielfältige Bezeichnungen für Scheide, Penis und Co. existieren. Dabei wurde auch kritisch den Fragen nachgegangen, welche Worte in welchem Kontext angemessen sind, wer das entscheidet bzw. für welche Äußerungen es von Erwachsenen in der Regel Ärger gibt und „warum überhaupt?“. Daran anschließend blieb noch viel Raum, um den Wissensdurst der Kinder zu stillen: „Was ist Blümchensex?“ und „Wozu haben Männer Brustwarzen?“, waren einige der Fragen, die ihnen unter den Nägeln brannten. Die zweite Hälfte des Workshops widmete sich dem Thema „Grenzen“. Dazu fertigten die Kinder gegenseitig auf großen Papierbögen Körperumrisse von sich an, um daran anknüpfend den Fragen nachzugehen, an welchen Körperstellen sie gerne berührt bzw. nicht berührt werden, woran sie schöne oder unangenehme Berührungen erkennen und ob sich Berührungen je nach Stimmung und Situation vielleicht auch ganz unterschiedlich anfühlen und ebenso davon abhängig sind, von wem die Berührungen ausgehen. Nicht nur, dass die Kinder sich mit großer Offenheit an der Diskussion beteiligten – spannend war bei dieser Übung auch zu beobachten, welch feines Gespür für Nähe und Distanz untereinander ausgeprägt war. So konnten die Kinder beispielsweise ganz klar benennen, von wem sie sich vorstellen können „abgemalt“ zu werden und von wem sie sich nicht vorstellen können, dass diese Person ihnen nahe kommt. Besonders eindrucksvoll war die Auseinandersetzung mit dem Thema „Hilfe“. Sich in unangenehmen Situationen Hilfe und

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Unterstützung durch Erwachsene zu holen, beispielsweise wenn einem die Hose heruntergezogen wird o.ä., war vielfach nicht im Handlungsrepertoire der Kinder verfügbar. Stattdessen heißt es: Aushalten, es dem anderen gleichtun, die Situation irgendwie alleine regeln – stark sein eben, um nicht das Gesicht zu verlieren! Besonders deutlich wurde hier der Druck, der auf den Kindern lastet. Doch trotz der Schwere vereinzelter Workshop-Inhalte, konnten sich die Kinder u.a. durch den methodischen Einbezug von Körper und Bewegung, den Themen auch mit einer großen Portion Spaß stellen. Dieser Workshop war der erste von weiteren sexualpädagogischen Angeboten des Berliner Kinderschutzbundes. Da es hiervon in Berlin bislang nur sehr wenige gibt, freuen wir uns, damit eine weitere Lücke schließen zu können.

„Kinder- und Jugendschutz heute“ – Die Psychotherapeutenkammer Berlin lädt zu Info-Veranstaltung Am Donnerstag, den 15. Mai 2014 war der Hörsaal 1a der „Rostlaube“ an der FU Berlin gut gefüllt. Die Psychotherapeutenkammer hatte ihre Mitglieder zu einer Informationsveranstaltung zum Thema „Gewalt in Familien. Kinder- und Jugendschutz heute“ eingeladen. Mehr als 350 Teilnehmer_innen waren der Einladung gefolgt. In drei Stunden stellten fünf Expert_innen ihre Arbeitsfelder und -ansätze vor. Neben der Kinderschutzkoordinatorin der Charité, der Justitiarin der Psychotherapeutenkammer, einem Rechtsmediziner der Charité sowie dem Leiter des Jugendamtes Lichtenberg, war auch die Koordinatorin unserer Beratungsstelle als Rednerin eingeladen. In ihrem Vortrag ging es in erster Linie um Chancen und Stolpersteine in der Kinderschutzarbeit. So beschäftigte sie sich in ihrem Vortrag u.a. mit der Frage, wie die geltenden Gesetze mit dem therapeutischen Ansatz vereinbar sind oder wie mit der Schweigepflicht in Kinderschutzfällen umzugehen ist. Auch an diesem Abend wurde wieder einmal deutlich, dass das klare Ansprechen von Gewaltvermutungen in einer Familie für alle Beteiligten eine große Herausforderung darstellt. Aus unserer Sicht war die Veranstaltung ein gelungener Auftakt, bei der das Thema „Kinderschutz“ aus den Blickwinkeln unterschiedlicher Professionen beleuchtet wurde. Der Berliner Kinderschutzbund begrüßt es sehr, dass die Psychotherapeutenkammer angekündigt hat, sich weiter mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Der Kinderschutzbund informiert bei Fachabend der Psychotherapeutenkammer

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Fortbildung zur „Kindlichen Sexualität“ Anfang des Jahres wurde die Beratungsstelle gleich von mehreren Einrichtungen angefragt, eine Fortbildung zum Thema „Kindliche Sexualität“ zu gestalten – von Leitungen offener Ganztagsbereiche und Kitas eines großen Trägers ebenso wie von pädagogischen Fachkräften mehrerer analoger Familienwohngruppen. Einen ganzen Tag lang gingen die Kolleginnen der Beratungsstelle gemeinsam mit den Teilnehmer_innen der Frage nach, wie sich kindliche Sexualität altersentsprechend entwickelt und äußert. Welche Ausdrucksweisen – denen Erzieher_innen im pädagogischen Alltag tagtäglich begegnen – entsprechen der kindlichen Neugier und können als „normal“ gewertet werden? In diesem Zusammenhang wurde intensiv diskutiert, wie sich sexuelle Übergriffe unter Kindern von alters- und entwicklungsentsprechenden Verhaltensweisen kindlicher Sexualität unterscheiden. Daran anknüpfend wurden Möglichkeiten reflektiert, wie Kinder im pädagogischen Alltag in ihrer individuellen psychosexuellen Entwicklung positiv begleitet und gefördert werden können. Sehr kontrovers wurde darüber diskutiert, wie dem kindlichen Recht auf Schutz, aber auch dem Recht auf Ausdrücken und Ausleben der eigenen Sexualität im pädagogischen Alltag Rechnung getragen werden kann. Wie viel Freiraum wird Kindern in ihrer individuellen Entwicklung zugestanden, um sich „fernab“ des erwachsenen Blicks erforschen und erkunden zu können? Inwieweit wird es „in Kauf genommen“, Kinder in ihrer Entwicklung auf Kosten eines erwachsenen Kontroll- und Schutzbedürfnisses entscheidend einzuschränken? Deutlich wurde, dass eine Auseinandersetzung mit (kindlicher) Sexualität stets Persönliches anspricht und berührt – von eigenen Werten, Normen und Lebensvorstellungen bis hin zu persönlichen Grenzen und biografischen Erfahrungen. Die Fachkräfte waren sich einig darüber, dass kindliche Sexualität und der pädagogische Umgang mit ihren entsprechenden Ausdrucksformen im Arbeitsalltag einer offenen Thematisierung und Auseinandersetzung im Team bedürfen. Denn nur dann lässt sich eine gemeinsame Haltung entwickeln. Diese Haltung schafft die Grundlage, um Kindern einen sicheren (und sexualitätsbejahenden) Rahmen für ihre psychosexuelle Entwicklung in den jeweiligen Einrichtungen zu ermöglichen. Die Fortbildung bot den Fachkräften einerseits die Möglichkeit, ihr fachliches Wissen über kindliche Sexualität aufzufrischen und zu erweitern. Andererseits gab es jede Menge Raum, um eigene Unsicherheiten benennen zu können und darüber gemeinsam in eine wertschätzende und anregende Diskussion zu kommen.

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Ausbildung von Schulungsreferentinnen und -referenten für die Prävention von sexualisierter Gewalt in der Jugendarbeit. Ein Gastbeitrag über die Kooperation vom Erzbistum Berlin mit dem Deutschen Kinderschutzbund, Landesverband Berlin e.V. Wenn sich Jugendliche in katholischen Jugendverbänden oder Pfarrgemeinden ehrenamtlich in der Kinder- und Jugendarbeit engagieren wollen, gehört eine „Juleica-Schulung“ einfach dazu. Bei dieser Schulung handelt es sich um einen einwöchigen – auch amtlich anerkannten – Ausbildungskurs für angehende Jugendleiterinnen und Jugendleiter, zu dessen verpflichtenden Inhalten auch das Modul „Prävention von sexualisierter Gewalt“ gehört. Ziel dieses Moduls ist es, die meist 15- oder 16-Jährigen zu sensibilisieren für das Thema sexualisierte Gewalt. Dies schließt nicht nur die altersgemäße Vermittlung von Basisinformationen zu Täterstrategien, Opferdynamiken und Handlungsoptionen für den Notfall ein, sondern richtet sich insbesondere auf die Reflexion der eigenen Haltung und die Gestaltung von Nähe und Distanz der jungen Ehrenamtlichen zu den ihnen anvertrauten Kindern. Geleitet werden die Juleica-Schulungen von Teams bestehend aus hauptamtlichen Fachkräften und Ehrenamtlichen. Diese Zielgruppe der Teamenden war im Blick, als wir 2013 die Kooperation mit dem Berliner Landesverband des Deutschen Kinderschutzbundes begannen. Mit Sabine Bresche konnte eine langjährig erfahrene und fachlich äußerst versierte Fachfrau gewonnen werden, die zusammen mit mir als Präventionsbeauftragtem des Erzbistums Berlin seitdem 22 Personen als Schulungsreferentinnen und -referenten ausgebildet hat. Die Ausbildung besteht aus einer zweitägigen Intensiv-Schulung rund um die Themen Intervention, pädagogische und institutionelle Prävention sowie einem zweitägigen Reflexions- und Methodenkurs, der die Gestaltung des konkreten Juleica-Moduls in den Mittelpunkt stellt. Aus Sicht der Teilnehmenden und auch meiner eigenen bewährt sich die Kooperation mit dem Kinderschutzbund aus mehreren Gründen: Sie bietet nicht nur eine hervorragende fachliche Unterstützung, die zur qualifizierten Sensibilisierung von jungen Ehrenamtlichen in der katholischen Jugendarbeit beiträgt, sondern ermöglicht auch die positive Erfahrung, die eigene Arbeits- und Denkweise transparent und anfragbar zu machen. Nicht zuletzt erleichtert sie den schnellen Kontakt in die Fachberatung im Falle einer Vermutung auf Kindeswohlgefährdung. Ich freue mich, dass sich die Kooperation mit dem Kinderschutzbund auch in der fachlichen Begleitung der ausgebildeten Schulungsreferentinnen und -referenten fortsetzen wird. Burkhard Rooß, Präventionsbeauftragter Erzbistum Berlin

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Aktivitäten der Kinderschutzbund-Projekte Unser neues Kinder- und Familienzentrum Am 06. September 2014 war es endlich soweit. Wir konnten unser erstes Kinder- und Familienzentrum einweihen. Offiziell eröffnet wurden die frisch renovierten Räume von dem Fernseh-Moderator und neuen Kinderschutzbund-Botschafter, Mitri Sirin. „Wir freuen uns riesig, dass wir Herrn Sirin als Kinderschutzbund-Botschafter gewinnen konnten und dass er unser erstes Kinder- und Familienzentrum feierlich eröffnet“, sagte Ulrike Leyh, die 1. Vorsitzende des Berliner Kinderschutzbundes vorab. In seinem Grußwort betonte Mitri Sirin die Wichtigkeit des Projektes. „Ein Kinder- und Familienzentrum wie dieses wäre sicherlich in jedem Kiez wünschenswert. Aber gerade hier im Wedding ist es besonders wichtig. Denn hier ist es NICHT selbstverständlich, dass die Kinder jede Woche zum Fußballtraining oder zum Klavierunterricht gehen. Hier ist es auch nicht selbstverständlich, dass die Eltern Möglichkeiten haben, sich über kleine und größere Probleme auszutauschen und zu merken, dass sie mit ihren Sorgen nicht alleine sind. Umso wichtiger ist es, dass Kinder und ihre Familien hier jetzt einen Ort haben, an dem sie gemeinsam etwas tun, das ihnen Spaß macht und wo sie miteinander ins Gespräch kommen. Mit seinem Kinder- und Familienzentrum hat sich der Kinderschutzbund

Mitri Sirin (r.), ZDF Moderator und Kinderschutzbund-Botschafter und Gerd Goldmann (l.), „HFC 65er Baeren“ bei der Einweihung des Kinder- und Familienzentrums

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etwas Großes vorgenommen – vor allem auch, weil das Projekt überwiegend aus Spenden finanziert werden muss. Ich wünsche allen Beteiligten viel Glück und hoffe auf reichliche Unterstützung für dieses sinnvolle Projekt“, sagte der bekannte Fernsehmoderator. Im Kinder- und Familienzentrum des Berliner Kinderschutzbundes finden Eltern und Kinder in schwierigen Lebenssituationen Beratung, Unterstützung und gezielte Angebote und werden in ihrer Erziehungskompetenz gestärkt. „Uns ist es wichtig, bei den Stärken der Familien anzusetzen. Welche Mutter, welcher Vater kann gut kochen, singen oder werken? Bei uns gibt es keine Angebote ‚von der Stange‘. Wir gucken gemeinsam mit Kindern und Eltern, was sie brauchen und entwickeln daraus Ideen“, betonte die 1. Vorsitzende des Vereins während der Eröffnungsfeier. Gemeinsam mit den Pädagog_innen des Kinderschutzbundes finden beispielsweise Eltern-Kind-Nachmittage zu wechselnden Themen statt. Im Rahmen der schulbezogenen Jugendsozialarbeit unterstützt der Kinderschutzbund in seinem Kinder- und Familienzentrum außerdem in Einzel- und Gruppenarbeit besonders beeinträchtigte und/oder sozial benachteiligte Kinder in ihrer Entwicklung. Zur Verfügung stehen eine Holzwerkstatt, ein Näh-Atelier, Möglichkeiten zum Kochen und Räume zum Musizieren sowie für Workshops. Das Kinder- und Familienzentrum wird überwiegend aus Spenden finanziert. Laufsteg frei für die erste Schürzen-Kollektion der Näh-AG

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Dienstag, 16. September 2014 Berliner Abendblatt - Ihre Wochenzeitung für die Hauptstadt http://www.abendblatt-berlin.de/2014/09/12/neuer-ort-der-lebensfreude/

Neuer Ort der Lebensfreude Posted on Freitag, 12. September 2014 by Redaktion-Online

Einweihung: Kinderschutzbund eröffnet Familienzentrum in Wedding Vergangene Woche weihte der Berliner Kinderschutzbund sein erstes Kinder- und Familienzentrum ein. Offiziell eröffnet wurden die frisch renovierten Räume in der Amsterdamer Straße 13 vom Fernseh-Moderator und neuen Kinderschutzbund-Botschafter, Mitri Sirin. Wir freuen uns riesig, dass wir Herrn Sirin als Kinderschutzbund-Botschafter gewinnen konnten und dass er unser erstes Kinder- und Familienzentrum feierlich eröffnet“, sagte Ulrike Leyh, 1. Vorsitzende des Berliner Kinderschutzbundes. Bunter Empfang vorm neuen Familienzentrum. In seinem Grußwort betonte Mitri Sirin die Wichtigkeit des Projektes. „Ein Kinder- und Familienzentrum wie dieses wäre sicherlich in jedem Kiez wünschenswert. Aber gerade hier im Wedding ist es besonders wichtig. Denn hier ist es nicht selbstverständlich, dass die Kinder jede Woche zum Fußballtraining oder zum Klavierunterricht gehen. Hier ist es auch nicht selbstverständlich, dass die Eltern Möglichkeiten haben, sich über kleine und größere Probleme auszutauschen und zu merken, dass sie mit ihren

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Sorgen nicht alleine sind. Umso wichtiger ist es, dass Kinder und ihre Familien hier jetzt einen Ort haben, an dem sie gemeinsam etwas tun, das ihnen Spaß macht und wo sie miteinander ins Gespräch kommen. Mit seinem Kinder- und Familienzentrum hat sich der Kinderschutzbund etwas Großes vorgenommen – vor allem auch, weil das Projekt überwiegend aus Spenden finanziert werden muss. Ich wünsche allen Beteiligten viel Glück und hoffe auf reichliche Unterstützung für dieses sinnvolle Projekt“, sagte der bekannte Fernsehmoderator. Im Kinder- und Familienzentrum des Berliner Kinderschutzbundes finden Eltern und Kinder in schwierigen Lebenssituationen Beratung, Unterstützung und gezielte Angebote und werden in ihrer Erziehungskompetenz gestärkt. „Uns ist es wichtig, bei den Stärken der Familien anzusetzen. Welche Mutter, welcher Vater kann gut kochen, singen oder werken? Bei uns gibt es keine Angebote ‚von der Stange‘. Wir gucken gemeinsam mit Kindern und Eltern, was sie brauchen und entwickeln daraus Ideen“, sagte die 1. Vorsitzende des Vereins. Gemeinsam mit den Pädagogen des Kinderschutzbundes finden beispielsweise Eltern-KindNachmittage zu wechselnden Themen statt. Im Rahmen der schulbezogenen Jugendsozialarbeit unterstützt der Kinderschutzbund in seinem Kinder- und Familienzentrum außerdem in Einzel- und Gruppenarbeit besonders beeinträchtigte und/oder sozial benachteiligte Kinder in ihrer Entwicklung. Zur Verfügung stehen eine Holzwerkstatt, ein Näh-Atelier, Möglichkeiten zum Kochen und Räume zum Musizieren sowie für Workshops. Das Kinder- und Familienzentrum wird überwiegend aus Spenden finanziert. Daher freut sich der Verein über jede Spende.

Kontodaten

Berliner Abendblatt, 16.09.2014

Deutscher Kinderschutzbund LV Berlin e.V. Bank für Sozialwirtschaft Stichwort: Familien IBAN: DE51 1002 0500 0003 1821 00 BIC: BFSWDDE33BE mw / Bilder: Kinderschutzbund / Bild: S. Redmer © 2014 Berliner Abendblatt. Alle Rechte vorbehalten. Berliner Abendblatt, 16.9.2014

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Von Jérôme Lombard 08.09.2014 Berlin / Brandenburg

Ballet und Basketball im Kiez Erstes Kinder- und Familienzentrum des Berliner Kinderschutzbundes eingeweiht Auf die Besucher zugeschnittene Angebote will der Kinderschutzbund anbieten und dafür vor allem auch die Eltern mit einbinden.

Eröffnung in der Amsterdamer Straße Foto: Jérôme Lombard Für die Kinder und Jugendlichen aus der Amsterdamer Straße 13 war es ein ziemlich aufregender Tag: Am vergangenen Sonnabend wurde ihr neues, frisch modernisiertes Zentrum in Wedding feierlich eröffnet. Mit einer Modenschau von selbst genähten Kleidern, eines »Cup Songs« sowie einem Büfett gestalteten die Kinder und Jugendlichen das Rahmenprogramm der Eröffnungsfeier selbst. Unter die zahlreich erschienen Eltern und eingeladenen Unterstützer hatte sich auch ein ganz besonderer Gast gemischt. TV-Moderator und Kinderschutzbund-Botschafter Mitri Sirin weihte die Einrichtung mit einer Grußadresse offiziell ein. »Ein Kinder- und Familienzentrum wie dieses wäre sicherlich in jedem Kiez wünschenswert. Aber gerade hier im Wedding ist es besonders wichtig«, erklärt der 34jährige Moderator.

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Für die Kinder aus der Umgebung sei es in keinem Fall selbstverständlich, dass sie jede Woche außerschulische Freizeitangebote wie Fußballtraining oder Ballett wahrnehmen könnten, so Sirin. Genau diese Lücke will der Kinderschutzbund mit seiner Einrichtung jetzt schließen. In dem neuen Zentrum sollen sowohl die Kinder und Jugendlichen als auch deren Eltern in schwierigen Lebenssituationen Beratung, Unterstützung und gezielte Förderung erhalten. Rund 80 Prozent der aus vielen verschieden Nationen stammenden Kinder, die die Angebote des Zentrums in Anspruch nehmen, sind leermittelbefreit. Für die meisten ist Deutsch nicht Muttersprache. »Wir wollen die Menschen dort abholen, wo sie stehen. Bei uns gibt es keine Angebote von der Stange«, sagt Ulrike Leyh, Vorsitzende des Berliner Kinderschutzbundes. So gibt es fünf Tage die Woche Angebote einer Kita für die Allerkleinsten ab einem Jahr und Kochkurse sowie Musik- und Tanzworkshops für die Älteren bis 16 Jahre. Zudem stehen eine Holzwerkstatt und ein Nähatelier zur Verfügung. Eltern-Kind-Nachmittage und ein wöchentlich stattfindendes Elterncafé sollen gezielt die Erwachsenen ansprechen. Ein sich jeweils änderndes Programm für alle ist für die Sonnabende vorgesehen. Auch regelmäßige Ausflüge und Reisen wollen die Pädagogen und Sozialarbeiter, die als Team das Zentrum betreuen, mit den Jugendlichen unternehmen. »Wenn es den Eltern nicht gut geht, geht es auch den Kindern nicht gut. Darum wollen wir ganz bewusst die Erwachsenen mit ins Boot holen und gemeinsam Projekte entwickeln«, sagt Leyh. Einen weiteren Schwerpunkt legt der Kinderschutzbund auf die Öffnung des Zentrums in den Kiez hinein. So liefert der türkische Bäcker von gegenüber kostenfrei die Brötchen und der Hertha-Fanshop um die Ecke unterstützt die Öffentlichkeitsarbeit. Für ein Projekt, das kaum Gelder vom Bezirk erhält und die Kosten hauptsächlich über Spenden decken muss, ist diese Hilfe unverzichtbar. ___________________________________________________________________________ Neues Deutschland, 08.09.2014

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Kinderschutzbund gibt Kinderrechte-Workshop in Förderschule Eine Berliner Schule mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“ hatte sich vorgenommen, für Schüler_innen der 6. und 7. Jahrgangsstufe eine Projektwoche zum Thema „Kinderrechte“ anzubieten. Hierzu fragten die Verantwortlichen in unserer Beratungsstelle an, ob wir einen Teil dieser Woche zu dem Schwerpunktthema (Recht auf ) „gewaltfreie Erziehung“ mitgestalten würden. Das wollten wir sehr gerne. Daher bearbeitete unsere Kollegin kurz darauf in 2,5-stündigen Workshops gemeinsam mit den Kindern die Fragen, was für sie Gewalt bedeute, wo sie in ihrem Alltag Gewalt erleben und von wem sie Hilfe bekommen (können). Die Kinder setzten sich intensiv und respektvoll mit den vielfältigen Berührungspunkten von Gewalt in ihrem Alltag auseinander. Sie schilderten ganz eindrucksvoll, welch vielfältige Gewaltszenarien sie tagtäglich z.B. in der Schule und im öffentlichen Raum erleben. Ganz berührend berichteten einige Schüler_innen mit großer Offenheit auch von eigenen Gewalterfahrungen aus dem familiären Umfeld und ihren Begegnungen mit dem Hilfesystem. Daran anknüpfend wurde der Frage nachgegangen, von wem Kinder Hilfe und Unterstützung bekommen (können). Welchem Erwachsenen würden sie sich anvertrauen, wenn es ihnen nicht gut geht oder sie Sorgen haben? Einigen Kindern fiel es durchaus schwer, Erwachsene zu benennen. Manche Kinder nannten Familienangehörige, wie den Onkel und die Eltern, andere konnten sich vorstellen, den_die Klassenlehrer_in oder Schulsozialarbeiter_in anzusprechen sowie die Erzieher_innen ihrer Wohngruppen. Unsere Kollegin war sehr beeindruckt von der herzlichen Atmosphäre, die an der Schule spürbar war sowie von der Offenheit, die die Schüler_innen sowohl dem Thema, als auch unserer Kollegin entgegenbrachten.

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Elternabend „Kindliche Sexualität“ Anfang des Jahres waren zwei Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle in eine Spandauer Kita eingeladen, um dort einen Elternabend zum Thema „kindliche Sexualität“ durchzuführen. Sowohl bei den Eltern, als auch bei dem Kita-Team stieß das Thema auf großes Interesse. Kein Wunder: Bringen Kinder im Kita-Alter durch ihre vielfältigen Ausdrucksweisen kindlicher Sexualität Eltern und Erzieher_innen doch oft in Verlegenheit. So erschien neben etwa 30 engagierten Eltern das gesamte pädagogische Fachpersonal. Wichtig war den Teilnehmenden vor allem, sich darüber auszutauschen, welche Ausdrucksformen kindlicher Sexualität als „normal“ und „gesunde“ Neugier gewertet werden können und wie im Alltag ein adäquater Umgang damit aussehen kann. Was tun, wenn Kinder beispielsweise ihre Genitalien als Lustquelle für sich entdecken, sich gegenseitig erforschen und mit sexuell gefärbten Ausdrucksweisen provozieren – sowohl im Elternhaus, als auch in der Kindertagesstätte? Ausgehend von der psychosexuellen Entwicklung wurde gemeinsam den Fragen nachgegangen, wie Kinder von erwachsenen Bezugspersonen im lustvollen Begreifen und Entdecken ihres eigenen Körpers angemessen begleitet und gefördert werden können und welche Bedeutung dabei den ganz eigenen und den Grenzen der Kinder zukommt. Auch das Thema sexualisierte Gewalt war von zentraler Bedeutung. Wie können Kinder vor sexualisierter Gewalt geschützt werden? Welche präventiven Möglichkeiten haben Eltern und Erzieher_innen ganz individuell im Erziehungsalltag? Und wie kann darüber hinaus die Balance gelingen, einerseits dem Recht der Kinder auf Schutz vor Übergriffen und Grenzverletzungen gerecht zu werden und andererseits ihnen das Recht auf eine eigene Sexualität zuzugestehen? Die Veranstaltung bot den Eltern und pädagogischen Fachkräften viel Raum, um miteinander ins Gespräch zu kommen, sich über körper- und sexualitätsbezogene Themen sowie über persönliche Erfahrungen in offener und wertschätzender Atmosphäre auszutauschen. Aus Sicht des Kinderschutzbundes wäre es wichtig, dass vergleichbare Angebote flächendeckend und regelmäßig in jeder Kita stattfinden.

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Großes Treffen in blau-weiß. Kinderschutzbund-Kinder bei Hertha BSC Eigentlich begann alles mit dem 1:0 Sieg gegen Augsburg. Ende Februar dieses Jahres saß eine Kindergruppe von der ergänzenden Förderung und Betreuung des Kinderschutzbundes an der Erika-Mann-Grundschule im Olympiastadion und jubelte über den Sieg von Hertha BSC. Völlig begeistert malten die kleinen Fußball-Fans in der Woche darauf tolle Bilder für ihre Idole. Am liebsten würden sie die Bilder persönlich überreichen. Ob das irgendwie machbar wäre? Auch wenn alle das für ein Ding der Unmöglichkeit hielten, fragten wir bei Hertha BSC an. Und bekamen prompt eine Antwort. Die Kinder seien herzlich eingeladen, sich ein Training anzuschauen. Außerdem könnten sie das Olympiastadion samt Presse-Zentrum und die Hertha BSC Akademie besichtigen. Änis Ben-Hatira würde anschließend für Fragen zur Verfügung stehen. Die Kinder waren sprachlos! Wir Erwachsenen ebenfalls. So kam es, dass Mitte April 31 Kinder aus dem Gruppenfoto mit Änis Ben-Hatira

Wedding in ihren blau-weißen KinderschutzbundShirts zu den Blau-Weißen von Hertha BSC „reisten“. Vorher übten alle ganz fleißig ein paar Sätze auf Englisch, um zum Beispiel Salomon Kalou sagen zu können: „You are a very good player!“. Zwei Mädchen kreierten sogar eigene Fan-Gesänge. Dann kam der große Tag. Schon beim Training waren alle ganz beeindruckt und mucksmäuschenstill. Bis einer der Spieler fragte: „Warum seid ihr denn so ruhig?“ Da gab es kein Halten mehr. Lautstark wurde jeder Schuss beklatscht und auch, dass die Profis eigenhändig ihre Tore über den Übungsplatz trugen. Ein Junge stellte schließlich fest: „Die spielen ja richtig gut!“. Nach dem Training hieß es für alle: Aufstellen zum Gruppenfoto! Im Anschluss konnten die Kinder ihre selbst gemalten Bilder übergeben und Autogramme einsammeln. Zum krönenden Abschluss nahm sich Änis Ben-Hatira im Presseraum Zeit, die vielen Fragen der Kinder zu beantworten. Vorausschauenderweise hatten die Erzieher_innen vor dem Treffen bereits die Fragen der Kinder gesammelt und aufgeschrieben. Und das war auch gut so! Denn vor lauter Aufregung war die eine oder andere Frage vor Ort schnell

Sich einmal fühlen wie die Profis: Kinder vom Kinderschutzbund im Hertha BSC Pressezentrum

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vergessen, aber dank „Spick-Zettel“ schnell wieder hervorgeholt. So erfuhren die Kinder, dass der Mittelfeldspieler – ebenso wie die meisten von ihnen – ein gebürtiger Weddinger ist; dass er seine Mutter jeden Tag sieht; sein Lieblingstier der Löwe ist, er aber schon lange nicht mehr im Zoo war und dass er als Kind davon geträumt hat, Astronaut, Polizist oder Fußballer zu werden. Wir freuen uns, dass es mit dem Fußballerwerden geklappt hat und noch mehr freuen wir uns, dass Änis Ben-Hatira versprochen hat, die Kinder ganz bald hier bei uns im Wedding zu besuchen. An dieser Stelle bedanken wir uns ganz herzlich bei den Spielern, die alle super-nett und sehr geduldig waren sowie bei dem Team der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit von Hertha BSC, das diesen unvergesslichen Tag möglich gemacht und alles so wunderbar organisiert hat!

Autogramm-Jäger bei der Arbeit

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Reisen – zu Wasser und an Land Sommer, Sonne, Ferienzeit. Auch im vergangenen Jahr hieß es wieder für zwei Gruppen vom Kinderschutzbund: Sachen packen und los geht’s! Und während die einen mit den Rädern um den Ruppiner See radelten, paddelten die anderen zwischen Kloster- und Rietzer See durch die Brandenburger Gewässer. Die Kanutour samt Übernachtung in Zelten war für alle Beteiligten eine Premiere. Entstanden war die Idee in unserer „Abenteuercamp- Arbeitsgruppe“. Alle waren sehr gespannt, wie die Reise bei den Kindern ankommen würde. Acht Tage lang stand vor allem eins auf dem Programm: Bewegung! Paddeln, Schwimmen, Zelte auf- und abbauen und vieles mehr. Die Kinder wuchsen in diesen Tagen über sich hinaus und fielen abends todmüde in den Schlafsack. Das Fazit: Alle waren so begeistert, dass sie im nächsten Jahr unbedingt wieder auf’ s Wasser wollen. Hin und weg waren auch die Mädchen und Jungs, die dank der Deutschen Fernsehlotterie in das Jugenddorf am Ruppiner See fahren konnten. Nicht nur, dass sie dort eine schaurigschöne Nachtwanderung, eine lustige Kremser-Fahrt und einen aufregenden Disco-Abend erleben konnten – nein, der Geschäftsführer der Deutschen Fernsehlotterie, Christian Kipper, und seine Mitarbeiter_innen überzeugten sich vor Ort sogar persönlich davon, dass es den kleinen Gästen an nichts mangelte. Und das tat es wahrlich nicht! Ein herzliches Dankeschön an das Team der Deutschen Fernsehlotterie für eine unvergessliche Reise! Die nächste Sommerreise ist übrigens derzeit in Planung.

Einmal anschlagen und zurück – „Kinderschutzbund-Kinder“ auf großer Fahrt

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26.07.14  

Armut

Ein Platz an der Sonne - Erholungsreisen für Kinder sind noch immer aktuell   Von  Susanne  Leinemann

Reisen für bedürftige Kinder, gesponsert von der Fernsehlotterie: Diese Idee ist über 50 Jahre alt. Heute gibt es die Freizeiten wieder – der Bedarf ist groß. Wir haben eine Feriengruppe aus Wedding begleitet. "Ich bin ja froh, dass alle Kinder diesmal überhaupt fahren können", sagt der Hausleiter des Jugenddorfs Gunther Looß, der die Fahrräder verteilt. Hier und da biegt er auch noch ein Schutzblech zurecht. Manchmal kämen Gruppen aus Berlin, die Mädchen mit Kopftuch und in Schichten weiter Kleidung, die ihren Körper verhüllten, die schüttelten dann energisch den Kopf: Nein, Fahrrad fahren können wir nicht. Das gehöre sich nicht für Mädchen. Rund 75 Kilometer ist die Hauptstadt vom Dorf Gnewikow entfernt. Trotzdem, es sind Welten. Die Kinder von Gnewikow können natürlich Fahrrad fahren. Und schwimmen. Aber die aus Berlin-Wedding?

Reise mit Tradition Da kommen die dreizehn Kinder nämlich her, eigentlich sind es vierzehn, aber ein Mädchen hat am letzten Tag dieses Urlaubs große Bauchschmerzen gekriegt, vielleicht ist es auch Heimweh. Nun liegt sie auf dem Zimmer. Aber alle anderen sind dabei: sechs Mädchen, sieben Jungs, zwischen acht und zehn. Ella, Sila, Marwah, Hanin, Laila, Samantha. Und Ethem, Mehmet, Sebastian, Mohammed, Cevher, Frederick, Jeremy. Ella hilft, die Namen aufzuschreiben, sie schaut kritisch in den Reporterblock. "Nein", sagt sie empört, "Marwah mit ,h'. Und Laila – mit ,ai'." Die neunjährige Ella ist in zwei Kulturen beheimatet, der türkischen und der deutschen. Ihr sind die meisten Namen vertraut. Eine Woche verbringen die Kinder zusammen am Ruppiner See, eingeladen von der Deutschen Fernsehlotterie. Das hat Tradition. "Ein Platz an der Sonne" und "Mit fünf Mark sind sie dabei", so warb vor über fünfzig Jahren die Fernsehlotterie für den Verkauf ihrer Lose, damit sie mit dem Erlös die eingeschlossenen West-Berliner Kinder nach Süden schicken konnte. Irgendwann in den 70er-Jahren hörte man damit auf, "es gab keinen Bedarf mehr", sagt Christian Kipper, der Geschäftsführer der Deutschen Fernsehlotterie, der beim Ausflug dabei ist. Die fetten Jahre der Bundesrepublik. Alle hatten Geld, um selbst zu verreisen. Die Fernsehlotterie wandte sich damals anderen sozialen Projekten zu.

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Einen echten Frosch sehen 2006, zum fünfzigjährigen Jubiläum der Fernsehlotterie, ließ man die Kinderreise wieder aufleben – eigentlich aus Nostalgie. Und merkte erschrocken, es gab einen Bedarf. Weil es wieder eine soziale Not gab. "Uns war gar nicht bewusst, dass es familiäre Umstände gibt, wo Ferien nicht möglich sind, weil das Geld nicht da ist", sagt Kipper. Seitdem werden solche Reisen in der Ferienzeit wieder organisiert, zusammen mit Partnern vor Ort wie dem Berliner Kinderschutzbund. Bedürftige Stadtkinder, die mal in die Natur fahren. "Zum ersten Mal einen Frosch sehen", einen echten, nicht den Frosch, den man beim Ballerspiel explodieren lassen kann. Man sieht Christian Kipper an, diese Reisen machen ihm Freude. "Eigentlich bin ich ja nur ein Glücksspielanbieter", sagt er grinsend. "Aber wenn ich das hier sehe, dann weiß ich, wofür ich Lose verkaufe." Er freut sich, die Kinder auf dem Rad zu sehen. Die allerdings freuen sich nach kurzer Strecke weniger. Besonders geübt sind sie nicht im Radfahren. "Nur zwei oder drei von ihnen haben die Fahrradprüfung bestanden", erzählt Angie Jayes. Die 47-Jährige kennt die Kinder gut, sie arbeitet als Erzieherin im Hort der Erika-Mann-Grundschule in Wedding, die alle diese Ferienkinder besuchen. Im Moment hat sie wenig Zeit zu reden, denn sie hat genug damit zu tun, alle Kinder zum Weiterfahren zu überreden. Zu ermahnen, hintereinander zu fahren und nicht zu überholen. Und bitte nicht in den Graben zu rauschen. Sila kommt ins Trudeln, verliert die Kontrolle über den Lenker und landet im Zaun einer Weide. Die Achtjährige weint ein bisschen, aber Angie hat Pflaster dabei. Die Fahrt geht weiter, natürlich kommt ausgerechnet jetzt ein Mülllaster auf der sonst leeren Straße vorbei. Danach folgt Kopfsteinpflaster, auch für geübte Radler eine Herausforderung. Die Kinder weichen auf den Rand aus, auf den märkischen Sand, die zarte Marwah kommt ins Rutschen, fängt sich aber noch. "Dabei habe ich keinen Fahrradführerschein", sagt sie stolz. Da ist sie nämlich durchgefallen. Wie fast alle anderen auch.

Nur ein Teil der Wahrheit Es liegt in der Natur solcher Sozialreportagen, dass man auf die Defizite starrt. Diese dreizehn Kinder wachsen in Wedding auf, die Eltern kommen meist von weit her – überwiegend aus der Türkei, aber auch aus dem arabischen Raum, aus Madagaskar, Pakistan, Cuba. Nur drei Jungs der Gruppe wachsen mit Deutsch als Muttersprache auf. "Der trittet die ganze Zeit", beschwert sich Mehmet lautstark über Jeremy, der gerade versucht, alle zu überholen. Er meint, der tritt die ganze Zeit in die Pedale. Solche Defizite kann man natürlich herausstellen, aber sie sind nur ein Teil der Wahrheit. Die Kinder halten durch auf ihren Fahrrädern, manche fahren schon nach kurzer Zeit richtig gut, vor allem die Jungs nehmen es sportlich. Und als man später beim See zusammensteht und nach dem Baden fröhlich das Obst kaut, das Gunther Looß mit dem Auto hinterher gebracht hat, schaut ihn Samantha neugierig an: "Du bist also der Star im Jugenddorf". Der Star, der Chef, der Boss. "Stellvertretender Hausleiter", liest Laila vor – wobei das erste Wort zu "Stellv." abgekürzt ist. "Du kannst aber gut lesen", lobt Regina Terzic von der Fernsehlotterie.

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"Ich bin zehn", sagt Laila empört, "klar kann ich lesen." – "Aber der da drüben kann es nicht...", ergänzt Samantha und zeigt auf einen der Jungs im Wasser. "Und der ist auch zehn." Die Bandbreite allein in dieser kleinen Gruppe ist riesig. Der eine Junge – diesmal ein rein deutscher Hintergrund – hängt schulisch hinterher, weil er aus einer desolaten Familie kommt. Bei einem anderen sind die Eltern Lehrer. Laila träumt davon, einmal in ihr Ursprungsland zu fahren, nach Madagaskar. Samantha will nach Cuba, woher ihre Mutter stammt. Die türkischen Jungs Ethem, Mehmet, Mohammed und Cevher sind eine Clique und hängen immer zusammen; irgendwie sind sie wohl auch miteinander verwandt. Ella ist froh, dass ihre kleine Schwester Sila dabei ist, sonst wäre sie ziemlich allein. Nur Marwah aus Pakistan ist noch ihre Freundin, es gibt einen leichten Zickenkrieg unter den Mädchen.

"Verpiss dich, du Schlampe" Und ein Mädchen hat sich frisch verliebt. In einen Jungen aus der Gruppe? Nein, sagt sie heftig, es sei einer aus dem Jugenddorf, der hier auch Urlaub mache. Sie holt einen karierten Zettel hervor, darauf steht in einem Herz ihr Name und der Name des Jungen. Richard. "Weiß er denn Bescheid?" – die Frage liegt ja auf der Hand. Die Verliebte schüttelt erschrocken den Kopf. Nein, natürlich nicht. Warum nicht? "Ich habe Angst, er sagt: 'Verpiss dich, du Schlampe'." "Verpiss dich, du Schlampe" aus dem Mund einer hübschen Zehnjährigen zu hören, die sonst wach und neugierig ist, das wirkt verstörend. Aber es ist Teil der Wahrheit. "Es kann jeden Moment explodieren", sagt Erzieherin Angie Jayes. Eine Weile geht es gut in der Gruppe – und bumm! Dann fliegen die Fetzen. Warum? Viele Kinder sind schnell am Ende ihrer Geduld. Alles muss sofort gelingen. Wenn nicht, dann ist es Mist. Und Aggression ist ein schnelles, heftiges Gefühl, das sofort gelingt. Wer laut ist und heftig, der fällt auf. Sofort. Wer selbst Kinder hat, der weiß, wie lange es dauert, bis man ihnen vermittelt hat, dass manche Lösungen dauern, dass man Unmut manchmal aushalten muss, ohne ihn gleich an anderen auszulassen. Aber vielen Kinder fehlt heute diese Erziehungsarbeit. Entweder, weil die Eltern sich die Mühe nicht mehr machen. Oder weil sie in einer kulturellen Parallelgesellschaft leben, in der andere Werte zählen – und sie ihre Kinder mutterseelenallein in die deutsche Gesellschaft entlassen. So unsicher, wie sie auf dem Fahrrad trudeln, so trudeln die dann auch durch Schulzeit und Hort. Beides deutsche Welten, aber manche türkischen und arabischen Eltern verweigern ihren Kindern das Rüstzeug. Das sollen bitte Lehrer und Erzieher übernehmen. Eine totale Überforderung – besonders für die Kinder.

Verkommene Nachbarschaft Besucht man allerdings deren Hort in der Erika-Mann-Grundschule im Wedding, der gemeinsam mit dem Kinderschutzbund betrieben wird, dann ahnt man, dass das mit der Integration doch komplexer ist. Was sind das denn für Deutsche, die die Ausländer in der Nachbarschaft so erleben? Nicht wenige scheinen ziemlich neben der Spur zu sein. Morgens torkeln zwei Frauen um die vierzig über die Straße, in der Hand je eine Bierflasche. Sie lallen. Es ist noch keine zehn.

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Oder das Paar dort. Er erzählt aufgeregt von den Stimmen, die er hört, die ihm Befehle geben. Die psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle um die Ecke der Schule ist schon offen, davor sitzen bestimmt zehn Leute und schnattern aufgeregt. Ältere Frauen mit Tätowierungen und bauchfrei. Deutschland, das wirkt hier in diesem Teil von Wedding wie eine einzige offene Anstalt. Kein Wunder, dass sich die türkischstämmigen Kinder stolz abgrenzen. "Du Christ", ist ein Schimpfwort auf dem Schulhof. "Du Schweinefleischfresser." Oder gleich: "Du Nazi." Was bitte sollte an dieser verkommenen deutschen Nachbarschaft so attraktiv sein, dass man Teil von ihr werden will?

Weddingfreie Woche Der Ausflug an den Ruppiner See ist auch ein Ausflug in eine heile Welt, in ein heileres Deutschland. Eine weddingfreie Woche. Es ist die Chance, mit den Kindern ins Gespräch zu kommen. "Die fragen mir Löcher in den Bauch", erzählt die Erzieherin Angie. Jetzt hat man mal mehr Zeit füreinander als im Alltagsstress. Und so wirkt die Woche, die die Deutsche Fernsehlotterie ermöglicht, wie ein Geschenk am Ende eines langen Schuljahres. Die Mühe zahlt sich aus – das merkt man gleich, als die Gruppe am See ankommt. Alle springen ins Wasser, alle können schwimmen. Denn im Hort hat man darauf geachtet, dass möglichst alle ihr Seepferdchen machen. Und sonst? Eine Kremser-Fahrt machte Eindruck, nur die Pferde waren ein bisschen langsam. Einmal durch Neuruppin schlendern. Dann die Disco am Abend im Jugenddorf, aber die bereitet der Erzieherin Angie noch Tage später Bauchschmerzen. Denn Mädchen aus einer anderen Jugendgruppe, ältere deutsche Mädchen, hätten dort heftig tanzend losgelegt. "Wie an der Stange" bewegten die sich. Die muslimischen Mädchen – von denen bislang keine ein Kopftuch trägt – kriegten große Augen, die Jungs sowieso. "Die haben gestrippt", behaupteten die Jungs steif und fest. Aber nein, so weit sei es nicht gegangen, sagt die Erzieherin. Am liebsten hätte Angie mit ihrer Gruppe die Kinderdisco verlassen, aber das klappte nicht. Also hat man später "darüber geredet". Doch die Bilder sind da, sind im Kopf. Die kann man nicht wegreden. Man kann nur andere Bilder dagegensetzen. Zum Glück war die Nachtwanderung mindestens genauso intensiv. Und ein bisschen gruselig. Die Kinder erzählen noch Tage später aufgeregt davon. Was war denn gut an der Nachtwanderung? "Die Fackeln am Ende", sagt ein Junge. Und schlecht? "Die Scheißbäume." Tja, leider standen Bäume im Wald – es sind eben doch Berliner Kinder. © Berliner Morgenpost 2014 - Alle Rechte vorbehalten     Berliner  Morgenpost,  26.07.14    

Berliner Morgenpost, 26.07.2014

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„Mach mal blau!“ Vor den Berliner Winterferien wurden wir auf eine interessante Ausschreibung aufmerksam. Soziale Einrichtungen für Kinder konnten sich mit einer guten Projekt-Idee für einen Zuschuss von 1.000 Euro bewerben. Bei einer kleinen Abfrage in unseren Kinderprojekten gab es auch gleich viele tolle Ideen: von der Kinderbücherei in der Kita über die Gestaltung eines gemeinsamen Kochbuches bis zum Ferienprojekt „Blau“. Letzteres fand dann auch tatsächlich in der ersten Februarwoche statt. Morgens begann das Ferienprogramm mit dem gemeinsamen „Frühstück in blau“ (Blaubeerjoghurt, Blaubeershakes u.v.m.). Weiter ging es zum Wachwerden – und sehr zur Freude der Kinder – mit dem Zungenbrecher „Blaukraut bleibt Blaukraut“ und anderen lustigen Spielen rund um das Thema. In den darauffolgenden Tagen besuchten die Kinder das Aquarium, bauten Fische aus Pappe und Pappmaché und nähten gemeinsam Wolken-Mobiles. Insgesamt 90 Kinder waren bei dem Ferienangebot mit großer Begeisterung dabei. Das Preisgeld haben wir leider nicht gewonnen. Dann wären sicherlich noch mehr spannende Ausflüge möglich gewesen und mehr Kinder hätten daran teilnehmen können. Aber auch so hatten alle viel Spaß und haben an Erfahrung gewonnen sowie jede Menge Wissen darüber, wie es ist, mal eine Woche „blau zu machen“! Und die nächste Ausschreibung kommt bestimmt… Projekt-Ideen gibt es beim Kinderschutzbund jedenfalls mehr als genug!

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Nach „Mach mal blau“ folgte das Projekt „Es grünt so grün“. Und vielleicht setzen wir im Sommer dann die „rosa Brille“ auf…

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Beispielhafte Hilfe Großer Einsatz für „unsere“ Kleinen Auch in den vergangenen zwölf Monaten haben sich wieder viele Menschen viele tolle Sachen einfallen lassen, um „unseren“ Kindern eine Freude zu machen. Und das ist ihnen gelungen! Die Deutsche Bank hat mit roten Sportbeuteln, gefüllt mit Leckereien, für einen unvergesslichen Nikolaustag gesorgt; dem Kiwanis Club Berlin-Frohnau e.V. danken wir für eine wunderschöne Kinder-Weihnachtsfeier; bei der Bürogemeinschaft „Undconsorten“ sowie bei dem Unternehmen „wimdu“ haben die Mitarbeiter_innen Weihnachtswünsche „unserer“ Kinder erfüllt, die Geschenke liebevoll verpackt und überreicht. Und beim Verfassungsschutz wurden erneut fleißig Kuchen gebacken und die Einnahmen des Buffets bedürftigen Kindern gespendet. Die POLIKUM Holding GmbH in Friedenau hat auf ihrem Kinderfest Würstchen verkauft und das Geld ebenfalls gespendet. Ein großes Dankeschön an alle fleißigen Unterstützer_innen!

Auspacken kann soooooo schön sein.

beispielhafte hilfe

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Ho, ho, ho – der Nikolaus war da.

Tolle Geschenke dank toller Spender_innen!

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TOTAL toll! Schon zum vierten Mal in Folge organisierte TOTAL Deutschland auch 2014 wieder eine große Weihnachtsaktion zugunsten des Deutschen Kinderschutzbundes. Ab Anfang November gab es an allen TOTAL-Tankstellen knuffige Kuscheltiere für einen guten Zweck. Unter anderem mit dabei: Lissi, das Schaf; Lotta, der Esel und Erwin, der Hund. Alle Kund_innen, die für mindestens 20 Euro bei TOTAL getankt oder ihr Fahrzeug gewaschen haben, konnten eines der süßen Plüschtiere zum Aktionspreis von 4,99 Euro mit nach Hause nehmen – davon gingen jeweils 50 Cent an den Deutschen Kinderschutzbund Bundesverband e.V. (DKSB). Ein Teil davon kam auch dem Landesverband Berlin zugute. Welcher unserer Kindereinrichtungen das Geld zugutekommt, diskutieren wir gerade intensiv. Alles für ein Projekt oder lieber ein bisschen für jedes? Sprich: Der Bedarf ist riesig. Angefangen von einer dringend benötigten neuen Küche im Kinder- und Familienzentrum, über eine kleine Kita-Bücherei bis hin zu weiteren Abenteuer-Camp-Reisen. Sicher ist jedenfalls, die Weihnachtsaktion der TOTAL Deutschland GmbH war wieder einmal großartig und wird vielen Kindern sehr helfen. Dafür sagen wir allen Beteiligten von TOTAL Deutschland: Vielen Dank!

Scheckübergabe im Tour TOTAL v.l.n.r.: C. Briesen (Deutscher Kinderschutzbund Bundesverband), G. Larroque (Direktor Tankstellen TOTAL Deutschland), A. Jakob (Kinderschutzbund Landesverband Berlin), B. Luc (Senior Vice-President Marketing & Services TOTAL Europe), A. Schumann (Werbeleiterin TOTAL Deutschland), H.-C. Gützkow (Geschäftsführer TOTAL Deutschland)

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Ebenfalls bedanken möchten wir uns für einen schicken Satz neuer Fußball-Trikots. Eine unserer beiden Kinderschutzbund-Fußballmannschaften wünschte sich schon so lange „richtige“ Trikots. Denn schließlich wollten sie sich nicht nur als Mannschaft fühlen, sondern auch anderen zeigen, dass sie tatsächlich eine sind. Und was für eine! Diesen Traum erfüllte TOTAL Deutschland ganz schnell und unbürokratisch. Die Kinder freuten sich riesig und fiebern nun ihrem nächsten Spiel entgegen… Herzlichen Dank, TOTAL!

11 Freunde sollt ihr sein und Trikots müsst ihr haben. Die Mannschaft sagt „danke“!

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Ein Kinderspiel: Der „social day“ von der Deutschen Bank am Teltower Damm

Spielen, basteln, Spaß haben – ein rundum gelungener „social day“.

Mit den so genannten „social days“ von kleinen und größeren Unternehmen haben wir bislang sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Auf einer Skala von 1 bis 10 war der „social day“ der Deutschen Bank im vergangenen Jahr einfach super und eine glatte 10. Es begann schon damit, dass sich die netten Mitarbeiter_innen der Filiale am Teltower Damm im Vorfeld erkundigten, was sie an so einem Tag wirklich Gutes für den Kinderschutzbund tun könnten. Wir überlegten gemeinsam und beschlossen, dass ein Spiele-Nachmittag in unserem neuen Kinder- und Familienzentrum eine feine Sache wäre. An einem Samstag im Oktober reiste das gut gelaunte Team vom Teltower Damm bei uns im Wedding an. Im Gepäck hatten sie nicht nur schöne neue Spiele, sondern auch jede Menge selbstgebackenen Kuchen, Muffins und Obst. Anfangs trauten „unsere“ Kinder der Sache nicht so richtig und schauten nur zögerlich vorbei. Doch im Laufe des Nachmittags füllten sich die Räume. Ob bei den Brettspielen, beim Puste-Fußball oder beim Wäscheklammer-Fledermäuse-Basteln – alle hatten jede Menge Spaß. Ganz nebenbei wurden auch noch Schokowaffeln gebacken und eine Spiel-Lern-Tafel zusammengeschraubt. Am Ende des Tages gab es dann noch eine Überraschung. Für weitere Spiele und dringend benötigte Anschaffungen überreichten die Mitarbeiter_innen der Deutschen Bank am Teltower Damm dem Kinderschutzbund einen Scheck in Höhe von 800,– Euro. Dafür, aber vor allem auch für den wunderbaren Einsatz, das Engagement und den Spaß danken wir allen Beteiligten ganz, ganz herzlich. Diesen Nachmittag werden wir noch lange in Erinnerung behalten! Und auch das Team vom Teltower Damm hat uns nach dem „social day“ nicht vergessen. Gerade erst durften wir uns über eine Spende von mehreren Computerbildschirmen und einem Fernseher freuen. Auch dafür ganz herzlichen Dank!

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Ebenfalls von der Deutschen Bank bekamen unsere Kindergruppen an der Erika-MannGrundschule einen Satz „Tolla-Boxen“ spendiert. Das sind kreative Spiel- und Bastel-Ideen zu ganz unterschiedlichen Themen – und eben alles in einer Box. Als Dankeschön gab es von den Kindern für die Mitarbeiter_innen der Deutschen Bank und der Playducato GmbH eine kleine Führung durch ihre Kinderprojekte. Das war für alle definitiv ein: „Tolla“ Tag! Und wir sagen: Dankeschön!

Martina Köhler und Christian Thamm von der Deutschen Bank und Sarah Petzold von der Playducato GmbH überraschen die Kinder mit spannenden Tolla Boxen.

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Hertha Fan-Club unterstützt Kinderschutzbund Das hatten wir ja noch nie. Ein Fußball-Fan-Club, der den Kinderschutzbund unterstützen will. Umso mehr freute es uns, als der „HFC 65er Baeren“ auf uns zukamen. Nachbarn müsse man doch helfen. Sie würden doch schließlich auch aus dem Wedding kommen und hätten in ihrer Satzung festgeschrieben, dass sie sich für ein soziales Projekt engagieren wollen. Und das taten sie auch. Nicht nur, dass sie in ihrem Fan-Treff eine Sammelbüchse aufstellten und CDs gegen Spende abgaben – auch auf dem Hertha BSC Fan-Fest am Olympiastadion machten sie ordentlich Werbung für die Arbeit des Berliner Kinderschutzbundes. Ein großes Dankeschön an alle „65er Baeren“ – auch im Namen unserer Kita, die sich sehr über die Spendengelder gefreut hat .

Das Runde muss ins Eckige: Am Fanstand des „HFC 65er Baeren“ wanderten viele rund Euros in die eckige Spendenbüchse vom Kinderschutzbund. Vielen Dank!

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Schaurig-schönes Weihnachtsmusical-Erlebnis für 1.200 Kinderschutzbund-Kinder Dank des Engagements von radioBerlin 88,8 (rbb) und der ATLANTA Stage Company bekamen 1.200 Kinder aus unseren Kinderprojekten die einmalige Chance, das Musical „Frohe Weihnacht, Mr. Scrooge!“ im Tempodrom zu erleben. Und das ganz umsonst! Eine Kollegin sagte nach dem Musical, sie hätte in ihrer Grundschulzeit nie einen so schönen Ausflug gemacht. Das zeigt: Sowohl die Kinder als auch unsere Erzieher_innen waren total begeistert von der spektakulären Aufführung. Vielen, vielen Dank für diese tolle Freikarten-Aktion.

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Dank an alle Spender_innen und Unterstützer_innen An dieser Stelle möchten wir uns recht herzlich bei allen Spender_innen bedanken. Dank Ihrer Hilfe konnten wir in den vergangenen zwölf Monaten wieder viel für Kinder tun, die ansonsten nur wenig Unterstützung erfahren, z. B. tolle Reisen machen; spannende Ausflüge; regelmäßige Schwimmkurse; Näh- und Kochkurse; viele Sport- und Bewegungsangebote; kostenfreies, gesundes Frühstück in unserer Kita; nicht zu vergessen, die tägliche Förderung der sprachlichen und sozialen Kompetenzen in unseren Kinderprojekten. Im Namen der Kinder sagen wir: Vielen Dank! Und natürlich freuen wir uns, wenn Sie den Berliner Kinderschutzbund weiterhin unterstützen. Denn auch im kommenden Jahr möchten wir wieder Kindern eine Reise ermöglichen, deren Eltern sich das nicht leisten können. Unsere KochAG benötigt Unterstützung und unser Kinder- und Familienzentrum freut sich ebenfalls über jede Spende. Auf diesem Weg möchten wir uns auch noch einmal bei allen ehrenamtlichen Helfer_innen, bei allen Firmen und Institutionen und bei unseren Kooperationspartnern ganz herzlich bedanken. Ohne Ihre wunderbare Unterstützung, Ihre Zeit, Ihr Engagement oder Ihre Spenden wären viele unserer Projekte nicht möglich gewesen. Mit Ihrer Hilfe konnten wir dringend benötigtes Mobiliar für unsere Kinderprojekte kaufen, kleinere und größere Reparaturen durchführen, therapeutisches Bastel- und Spielmaterial anschaffen, aber auch interessante Ausflüge veranstalten oder mit den Kindern auf Abenteuerreise gehen. Dafür danken wir Ihnen allen ganz herzlich und versichern, dass wir mit Ihren Spenden verantwortungsvoll umgehen. Transparenz ist uns sehr wichtig! Daher hat der Deutsche Kinderschutzbund Landesverband Berlin e.V. die Initiative Transparente Zivilgesellschaft von Transparency International unterzeichnet. Bislang gibt es in Deutschland keine einheitlichen Veröffentlichungspflichten für gemeinnützige Organisationen. Deshalb haben wir uns auf diesem Weg freiwillig zur Einhaltung von zehn grundlegenden Punkten verpflichtet, die jede zivilgesellschaftliche Organisation der Öffentlichkeit zugänglich machen sollte. Das sind z. B.: die Satzung, die Namen der wesentlichen Entscheidungsträger_innen sowie Angaben über Mittelherkunft, Mittelverwendung und Personalstruktur. Denn wer für das Gemeinwohl tätig wird, sollte der Gemeinschaft auch sagen, welche Ziele die Organisation anstrebt, woher die Mittel stammen, wie sie verwendet werden und wer die Entscheidungsträger_innen sind. Getragen wird die Initiative Transparente Zivilgesellschaft u.a. von Transparency Deutschland e.V., dem Bundesverband deutscher Stiftungen, dem Deutschen Spendenrat und dem Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen DZI. Weitere Informationen finden Sie auf www. transparency.de oder auf unserer Internetseite www.kinderschutzbund-berlin.de.

55 Wichtig ist uns, dass Sie wissen, dass alle Spenden für den Berliner Kinderschutzbund dort ankommen, wo sie am dringendsten benötigt werden – bei hilfebedürftigen Kindern und Jugendlichen. Sowohl in unseren Kinderprojekten, als auch in der Beratungsstelle des Kinderschutzbundes, den Elternkursen oder unseren Fortbildungen kümmern wir uns um die Bedürfnisse von Kindern, um ihren Schutz, ihre Rechte und darum, ihren Alltag fröhlicher und lebenswerter zu machen. Denn ALLE Kinder und Jugendlichen haben das Recht, gewaltfrei und sozial abgesichert aufzuwachsen. Und genau dafür setzen wir uns ein. Der Berliner Kinderschutzbund ist nach wie vor auf die Unterstützung von Helfer_innen, Spender_innen, Firmen, Institutionen und Kooperationspartnern angewiesen. Und wir werden auch in der Zukunft Sorge tragen, dass wir das in uns und unsere Arbeit gesetzte Vertrauen nicht enttäuschen. Wenn Sie unsere Arbeit unterstützen möchten, freuen wir uns über Ihre Spende: Deutscher Kinderschutzbund LV Berlin e.V. Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE51 1002 0500 0003 1821 00 BIC:BFSWDE33BER Selbstverständlich erhalten Sie für jede Spende über 200,– Euro eine Spendenquittung. Auch Spenden unter 200,– Euro sind steuerlich absetzbar. Hierfür reicht der Kontoauszug.

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Danke … für die dringend benötigte Ausstattung

für wunderschönes Spielzeug

unserer Kinderprojekte

der Bürogemeinschaft „undconsorten LLP“

der ALPHONS-VELISCH-Stiftung

dem Team von „wimdu“

für eine außergewöhnliche Weihnachts-

für einen Würstchenstand beim Kinderfest

aktion, tolle Trikots und vieles mehr

des POLIKUMS

der TOTAL Deutschland GmbH

der POLIKUM Holding GmbH und Herrn Dr. Scholtz

für einen unvergesslichen „social day“, einen großen Spendenscheck und für sehr

für die freundliche Spende

nützliche Bildschirme

anlässlich eines Geburtstages

dem Team der Deutschen Bank Filiale am

Herrn Stefan Hanke

Teltower Damm für eine ungewöhnliche Kuchenspendenfür die Unterstützung unserer

Aktion

Kinderprojekte

dem Bundesamt für Verfassungs-

dem Team sowie allen Kund_innen der

schutz Berlin

Reichelt Filiale in der Müllerstraße

dem Bundesamt für Verfassungsschutz Köln

für einen unbezahlbaren Tag bei den Fußball-Profis von Hertha BSC

für 20 tolle Tolla Boxen

den Spielern sowie dem Team der Presse-

der Deutschen Bank

und Öffentlichkeitsarbeit von Hertha BSC

dem Team der Playducato GmbH

für spannende Nachmittage

für eine unverhoffte Vorweihnachtsspende

dank toller Freikarten

dem BMW-Werk in Berlin-Spandau

ALBA Berlin Hertha BSC

für die wunderbare Unterstützung unserer Kita

für die nachhaltige Unterstützung

dem Hertha BSC Fanclub „65er Baeren“

der Gesellschaft für Boden- und Abfallverwertung mbH

für Freikarten zum Kindertag im Zoo dem Rotary Club Berlin International

für besondere Ausflüge, einen einmaligen Weihnachtsnachmittag und vieles mehr

für warmes Selbstgestricktes

dem Kiwanis Club Berlin-Frohnau e.V.

an Frau Müller

für eindrucksvolle Kinderreisen

für ihren Einsatz als Botschafter_in

der Deutsche Fernsehlotterie

des Berliner Kinderschutzbundes

„Ein Platz an der Sonne“

Tita von Hardenberg

der ALPHONS-VELISCH-Stiftung

Mitri Sirin

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an alle Sponsoren und Spender/innen

Andreas Sommerfeld

Dieter Allendorf

Bärbel Stahl

Barbara Bättig

Emine Tasatan

Anne Bellenger

Andreas Thulke

Christine Binder

UNDCONSORTEN LLP

Dagmar Ursula Bohme

Nina Verheyen

Adam Michael Brent

Magdalena Zeeh

Monika Bresche Peter Bresche Marina Brezinski

Allen anderen, hier nicht Genannten, gilt

Susan Derdula

ebenfalls unser herzlicher Dank für die

DKSB Bundesverband

Unterstützung unserer Arbeit.

Christine Dodenhoft Reinfrid und Helga Fischer Annette Gerstenberg Stefan Konrad Hanke Ruth Heisterkamp Klaus-Dieter Helbig Ingrid Herrmann Jan Hoinkis Hans-Jürgen Iltzsche KOMPLET Bäckereigrundstoffe GmbH Marian Kulej MACHmit! Museum für Kinder gGmbH Sabine Mülle-Föhlisch Alejandra Müller Günther Pallut Psychotherapeutenkammer Berlin LoboMedia Management GmbH Dorothee Löchelt Hannelore Löffler Renate Millrose Christine Noack Siegfried Nolte Wilfried Scheidl Rita Schmidt Prof. Dr. Manfred Schwaiger Jens Schwarz Nina Schulz Gerda Schulze Christel Sommer

Pressemitteilung vom 11. Juni 2014

Kinderschutzbund beklagt: Berlin wird immer kinderfeindlicher Der Berliner Kinderschutzbund warnt vor zunehmender Kinderfeindlichkeit in der Hauptstadt. Meterhohe Mauern vor einer Kita; neue Sportanlagen, die nicht von Vereinen genutzt werden dürfen; ein Mann, der mit einem Luftdruckgewehr auf spielende Kinder schießt. „Immer wieder kommt es in Berlin zu absurden oder sogar gefährlichen Situationen, weil sich Erwachsenen von spielenden Kinder gestört fühlen. Und hier geht es nicht um rücksichtslose Lärmbelästigung, sondern darum, dass Kinder sich altersgemäß verhalten“, sagte Alex Jakob, Pressesprecherin des Berliner Kinderschutzbundes. Besonders die Situation der Sportvereine macht dem Kinderschutzbund Sorgen. Sportplätze und Turnhallen sind gesperrt oder dürfen nur eingeschränkt genutzt werden, weil sich Anwohner gestört fühlen. Daher fordert der Berliner Kinderschutzbund endlich auch den Vereinssport bei der Lärmschutzverordnung zu rücksichtigen. „Denn Bewegung ist sowohl für die motorische wie auch für die psychische und kognitive Entwicklung immens wichtig. Und wo sollen die Kinder sich denn bewegen, wenn nicht auf Sport- oder Spielplätzen?“ so Alex Jakob weiter.

Pressemitteilung vom 12. Juni 2014

Schluss mit lustig Kinderschutzbund beklagt: Berlin wird immer kinderfeindlicher Der Berliner Kinderschutzbund warnt vor zunehmender Kinderfeindlichkeit in der Hauptstadt. Meterhohe Mauern vor einer Kita; neue Sportanlagen, die nicht von Vereinen genutzt werden dürfen; ein Mann, der mit einem Luftdruckgewehr auf spielende Kinder schießt. „Immer wieder kommt es in Berlin zu absurden oder sogar gefährlichen Situationen, weil sich Erwachsene von spielenden Kindern gestört fühlen. Und hier geht es nicht um rücksichtslose Lärmbelästigung, sondern darum, dass Kinder sich altersgemäß verhalten“, sagte Alex Jakob, Pressesprecherin des Berliner Kinderschutzbundes. Besonders die Situation der Sportvereine macht dem Berliner Kinderschutzbund große Sorgen. Sportplätze und Turnhallen sind immer öfter geschlossen oder dürfen nur eingeschränkt genutzt werden, weil sich Anwohner gestört fühlen. „Hier ist ganz dringend Handlungsbedarf“, betonte die Sprecherin des Vereins. Daher fordert der Berliner Kinderschutzbund endlich auch den Vereinssport bei der Lärmschutzverordnung zu berücksichtigen. „Immer wieder heißt es, die Kinder sitzen heutzutage nur noch vor den Computern. Aber was sind denn die Alternativen, wenn jetzt schon Sportvereine aus Lärmschutzgründen ihre Angebote einschränken müssen?“, so Alex Jakob weiter. „Bewegung ist sowohl für die motorische wie auch für die psychische und kognitive Entwicklung immens wichtig. Und wo sollen die Kinder sich denn bewegen, wenn nicht auf Sport- oder Spielplätzen?“

Pressemitteilung vom 25. Juni 2014

Berliner Senat will gute Ganztagsschulen kaputtsparen Der Berliner Kinderschutzbund fürchtet um die Qualität an Berliner Ganztagsschulen. Die Senatsbildungsverwaltung hat angekündigt, den Leitungszuschlag für Hortgruppen an Schulen mit freien Trägern zum kommenden Schuljahr zu kürzen. „Schon jetzt ist die Ausstattung mit Erzieher_innen an den offenen Ganztagsschulen viel zu knapp bemessen. Wie eine gute Förderung und Betreuung der Kinder funktionieren soll, wenn hier noch weiter gekürzt wird, weiß ich nicht“, sagte Sabine Walther, Geschäftsführerin vom Berliner Kinderschutzbund. Vor allem in Brennpunktbezirken, wo der Bedarf an Unterstützung besonders groß ist, sieht der Kinderschutzbund dringend Handlungsbedarf. „Denn gerade für sozial benachteiligte Kinder ist die Ganztagsschule eine große Chance. Nur mit einer guten Förderung von Anfang an, haben die Kinder die Aussicht auf eine bessere Zukunft“, so Sabine Walther. Auch Birgit Habermann, Schulleiterin der mehrfach ausgezeichneten ErikaMann-Grundschule in Berlin-Wedding und Kooperationsschule des Kinderschutzbundes, sieht die Ankündigung der Senatsverwaltung äußerst kritisch. „Die Forderung nach mehr Qualität in der Schule wird immer sehr laut geäußert. Gerade in Schulen in sozialen Brennpunkten gehört dazu auch eine gute Vernetzung mit den freien Trägern. Dies ist nur mit Hilfe einer effektiven und engagierten Koordination zu erreichen. Wenn die Hortarbeit zukünftig nur auf ein ‚Beaufsichtigen‘ der Kinder hinausläuft, widerspricht dies dem inhaltlichen und qualitätsbezogenen Ansatz unserer Arbeit.“

Pressemitteilung vom 06. September 2014

Moderator Mitri Sirin weiht erstes Kinder- und Familienzentrum des Berliner Kinderschutzbundes ein Am 06. September 2014 hat der Berliner Kinderschutzbund sein erstes Kinder- und Familienzentrum eingeweiht. Offiziell eröffnet wurden die frisch renovierten Räume von dem Fernseh-Moderator und neuen KinderschutzbundBotschafter, Mitri Sirin. „Wir freuen uns riesig, dass wir Herrn Sirin als Kinderschutzbund-Botschafter gewinnen konnten und dass er unser erstes Kinder- und Familienzentrum feierlich eröffnet“, sagte Ulrike Leyh, 1. Vorsitzende des Berliner Kinderschutzbundes. In seinem Grußwort betonte Mitri Sirin die Wichtigkeit des Projektes. „Ein Kinder- und Familienzentrum wie dieses wäre sicherlich in jedem Kiez wünschenswert. Aber gerade hier im Wedding ist es besonders wichtig. Denn hier ist es NICHT selbstverständlich, dass die Kinder jede Woche zum Fußballtraining oder zum Klavierunterricht gehen. Hier ist es auch nicht selbstverständlich, dass die Eltern Möglichkeiten haben, sich über kleine und größere Probleme auszutauschen und zu merken, dass sie mit ihren Sorgen nicht alleine sind. Umso wichtiger ist es, dass Kinder und ihre Familien hier jetzt einen Ort haben, an dem sie gemeinsam etwas tun, das ihnen Spaß macht und wo sie miteinander ins Gespräch kommen. Mit seinem Kinder- und Familienzentrum hat sich der Kinderschutzbund etwas Großes vorgenommen – vor allem auch, weil das Projekt überwiegend aus Spenden finanziert werden muss. Ich wünsche allen Beteiligten viel Glück und hoffe auf reichliche Unterstützung für dieses sinnvolle Projekt“, sagte der bekannte Fernsehmoderator. Im Kinder- und Familienzentrum des Berliner Kinderschutzbundes finden Eltern und Kinder in schwierigen Lebenssituationen Beratung, Unterstützung und

gezielte Angebote und werden in ihrer Erziehungskompetenz gestärkt. „Uns ist es wichtig, bei den Stärken der Familien anzusetzen. Welche Mutter, welcher Vater kann gut kochen, singen oder werken? Bei uns gibt es keine Angebote ‚von der Stange‘. Wir gucken gemeinsam mit Kindern und Eltern, was sie brauchen und entwickeln daraus Ideen“, sagte die 1. Vorsitzende des Vereins. Gemeinsam mit den Pädagog_innen des Kinderschutzbundes finden beispielsweise Eltern-Kind-Nachmittage zu wechselnden Themen statt. Im Rahmen der schulbezogenen Jugendsozialarbeit unterstützt der Kinderschutzbund in seinem Kinder- und Familienzentrum außerdem in Einzel- und Gruppenarbeit besonders beeinträchtigte und/oder sozial benachteiligte Kinder in ihrer Entwicklung. Zur Verfügung stehen eine Holzwerkstatt, ein Näh-Atelier, Möglichkeiten zum Kochen und Räume zum Musizieren sowie für Workshops. Das Kinder- und Familienzentrum wird überwiegend aus Spenden finanziert. Daher freut sich der Kinderschutzbund über jede Spende unter: Deutscher Kinderschutzbund LV Berlin e.V. Bank für Sozialwirtschaft Stichwort: Familien IBAN: DE51 1002 0500 0003 1821 00 BIC: BFSWDE33BE

Pressemitteilung vom 18. September 2014

60 Jahre Weltkindertag – 25 Jahre Kinderrechtskonvention Berliner Kinderschutzbund sieht keinen Grund zum Feiern Am 20. September 2014 wird wieder bundesweit der „Weltkindertag“ begangen. „Für uns ist das leider kein Tag zum Feiern“, sagte Sabine Walther, Geschäftsführerin des Berliner Kinderschutzbundes. „Nach wie vor wächst in unserer Stadt jedes dritte Kind in Armut auf. Die Kinderrechte stehen noch immer nicht in der bundesweiten Verfassung und mehr als fünftausend Fälle von Kindeswohlgefährdung allein in Berlin im vergangenen Jahr sind fünftausend zu viel.“ Der Berliner Kinderschutzbund fordert schon seit Jahren ein Umdenken. „Eine Kindergrundsicherung wäre aus unserer Sicht ein wirksames Mittel gegen Kinderarmut. Die Kinderrechte gehören in die Verfassung, denn die Belange von Kindern gehen uns alle an und sollten endlich zur politischen und gesellschaftlichen Querschnittsaufgabe werden“, so die Geschäftsführerin des Berliner Kinderschutzbundes weiter. Um Vernachlässigung und Misshandlung wirksam etwas entgegenzusetzen, müsse die Politik endlich weg vom reaktiven Kinderschutz hin zu mehr Prävention – und das so schnell wie möglich. „Denn nur, wenn wir jetzt anfangen umzudenken, haben die Kinder von heute noch eine Chance auf eine halbwegs gute Zukunft“, lautet das Fazit von Sabine Walther. Im Jahr 1954 forderte die Generalversammlung der Vereinten Nationen ihre Mitgliedstaaten auf, einen „Kindertag“ einzuführen. Seitdem nutzen viele Länder den Weltkindertag, um auf Missstände aufmerksam zu machen und für die Rechte von Kindern einzutreten.

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Organigramm des DKSB LV Berlin

MITGLIEDERVERSAMMLUNG

VORSTAND

GESCHÄFTSFÜHRUNG

BERATUNGSSTELLE .......................... Beratung

GESCHÄFTSSTELLE .......................... Verwaltung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Fortbildung

KINDERUND FAMILIENZENTRUM .......................... Kita Schulbezogene Jugendsozialarbeit

KOOPERATION MIT DER ERIKA-MANNGRUNDSCHULE .......................... Ergänzende Förderung und Betreuung Schulstation

KOOPERATION MIT DER LEO-LIONNIGRUNDSCHULE .......................... Ergänzende Förderung und Betreuung

Beitrittserklärung Hiermit erkläre ich meinen Beitritt zum DEUTSCHEN KINDERSCHUTZBUND Landesverband Berlin e. V. Malplaquetstraße 38 13347 Berlin Telefon (030) 45 80 29 31 Fax (030) 45 80 29 32

Vorname: ............................................................................................................................ Name:

............................................................................................................................

geb. am: ............................................... in: ..................................................................... Straße:

............................................................................................................................

PLZ, Ort: ............................................................................................................................ Tel./Fax: ............................................................................................................................ E-Mail:

............................................................................................................................

Jährlicher Beitrag (bitte ankreuzen): üblicher Beitrag: 50,00 Euro verminderter Beitrag: 30,00 Euro freiwilliger Beitrag: .......................... Euro

Der Mitgliedsbeitrag ist lt. Satzung § 6 bis zum 31. März des laufenden Jahres auf das folgende Bankkonto zu überweisen: Deutscher Kinderschutzbund LV Berlin e.V. Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE51 1002 0500 0003 1821 00 / BIC:BFSWDE33BER Um Verwaltungskosten zu sparen, bitten wir Sie möglichst um Erteilung eines SEPA-Lastschriftmandats (siehe Folgeseite). Vielen Dank!

Ort/Datum: ............................................... Unterschrift: ....................................................

Mandatsreferenz: (wird separat mitgeteilt)*

Erteilung eines SEPA-Lastschriftmandats

Gläubiger-ID: DE44ZZZ000003273328

Hiermit ermächtige ich den Deutschen Kinderschutzbund LV Berlin e.V., Mitgliedsbeiträge von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die vom Deutschen Kinderschutzbund LV Berlin e.V. auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Hinweis: Ich kann innerhalb von 8 Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit dem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.

.............................................................................................................................................. Vorname und Nachname des Kontoinhabers .............................................................................................................................................. Straße und Hausnummer .............................................................................................................................................. Postleitzahl und Ort

IBAN:

DE/_

_ /_ _ _ _ _ _ _ _ /_ _ _ _ _ _ _ _ _ _

BIC:

_ _ _ _ _ _ _ _ /_ _ _

* Die Mandatsreferenz-Nr. wird dem Kontoinhaber mit einer separaten Ankündigung über den erstmaligen Einzug des Lastschriftbetrages mitgeteilt HINWEIS: Bei Kontowechsel muss der DKSB LV Berlin e.V. rechtzeitig über diese Änderung informiert und die neue Bankverbindung hinterlegt werden.

............................................................. ............................................................................. Ort/Datum

Unterschrift des Kontoinhabers

Wir versichern, dass Ihre Angaben nur für Zwecke des DKSB LV Berlin e.V. verarbeitet werden.

Deutscher Kinderschutzbund Landesverband Berlin e.V. Malplaquetstraße 38 13347 Berlin Telefon: (030) 45 80 29 31 Fax: (030) 45 80 29 32 [email protected] www.kinderschutzbund-berlin.de

Starke Kinder brauchen eine starke Lobby. Bank für Sozialwirtschaft, IBAN: DE51 1002 0500 0003 1821 00, BIC:BFSWDE33BER

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