Initiativbanking Das Mittelstandsmagazin der WGZ BANK

October 5, 2016 | Author: Franz Kalb | Category: N/A
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3 Initiativbanking 2012

Das Mittelstandsmagazin der WGZ BANK

Zukunftsmarkt China

Die Deutschen kommen gewerbeimmobilien

ISSN 1861-4213

Reizvolle Nischen gesundheitsmanagement

Fitnesscoach Firma

Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt. Wir machen den Weg frei. Wenn ein Unternehmen in der Nutzung erneuerbarer Energien neue Wege gehen will, braucht es die passende Finanzierung. Egal, ob es um die Ausgestaltung neuer Produktionsstätten geht oder um die Anschaffung effizienter Anlagen – die Volksbanken und Raiffeisenbanken bieten Ihnen gemeinsam mit der WGZ BANK den finanziellen Spielraum. Sprechen Sie einfach persönlich mit einem unserer Berater ganz in Ihrer Nähe oder gehen Sie online auf vr.de

Volksbanken Raiffeisenbanken

E d I t o r I a l

Werner Böhnke, Vorsitzender des Vorstands der WGZ BANK

Liebe Leserinnen, liebe Leser, „ein Gewinn für alle“ – unter diesem Motto werben die deutschen Genossenschaften im von den Vereinten Nationen ausgerufenen „Internationalen Jahr der Genossenschaften“ für ihre Idee und ihre Aktivitäten. Gerade die genossenschaftlich organisierten Finanzinstitute erleben in diesen bewegten Zeiten einen bemerkenswerten Zuspruch – was sich auch in den stark steigenden Mitgliedsund Kundenzahlen vieler Volksbanken und Raiffeisenbanken widerspiegelt. Die genossenschaftliche Idee ist 2012 – in Deutschland wie international – aktueller denn je. Dennoch müssen sich auch Genossenschaften neuen Herausforderungen stellen. Sie müssen sich stetig modernisieren, weiterentwickeln und auf die sich ändernden Bedürfnisse ihrer Mitglieder und Kunden immer wieder eingehen. Lesen Sie dazu ein ausführliches Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbands e.V., Dr. Eckhard Ott. In anderen Beiträgen dieser Ausgabe geht es um außergewöhnliche Wachstumschancen: etwa in China, das zunehmend auch mittelständischen Unternehmen interessante Möglichkeiten für Produktion und Vertrieb bietet. Wie der Gang nach Fernost zum Erfolg wird, berichten wir im dritten Teil unserer großen Serie zu den Märkten von morgen. Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht Ihr

Initiativbanking 3/2012  – 

03

i n



d i e s e r

a u s g a b e

s ta r t e n

03 Editorial 06 Engagierte Unternehmer gesucht

WGZ BANK und WAZ-Gruppe vergeben Initiativpreis NRW 2012.

08

„Neu auf dem Radar“



Dr. Alfred Locklair (links) und Peter Bernt von der IMAXX Düsseldorf über die Zukunft des gewerblichen Immobilienmarkts

12 Vorbildliche Initiativen ausgezeichnet

Die Förderpreis-Sieger 2012 der WGZ BANK Stiftung

S e it e 0 8

entwickeln

14 Große Ambitionen

I m dritten Teil der Serie über Wachstumsmärkte außerhalb Europas widmet sich Initiativbanking China. Deutschen Mittelständ lern bietet das fernöstliche Riesenreich nicht nur als Produktionsort, sondern zunehmend auch als Absatzmarkt viele Chancen.

20 Weitermachen, auch wenn es wehtut

Mit welcher Strategie die Bochumer Hightech-Schmiede Scienlab GmbH gerade in der schwersten Branchenkrise durchstartete.

24 Auch absagen will gelernt sein

Alles über den rechtlich korrekten Umgang mit Jobbewerbern

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Fitte Mitarbeiter, fitte Firma



arum es sich für Unternehmen auszahlt, mehr in die GesundW heit ihrer Beschäftigten zu investieren. S ei t e 1 4



FortFühren

30 „Nachhaltigkeit ist keine Modeerscheinung“ DGRV-Chef Dr. Eckhard Ott über das „Jahr der Genossenschaften“

33 Exzellenz in der Nische

S e it e 2 7

i m p r e s s u m



Aus NRW – für die Welt: Porträt der Bochumer Eickhoff-Gruppe

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L e b e n : 48 Stunden in ... Bukarest



Gewinnen Sie ein Wochenende für zwei im „Paris des Ostens“.

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Herausgeber: WGZ BANK AG Westdeutsche Genossenschafts-Zentralbank, Ludwig-Erhard-Allee 20, 40227 Düsseldorf, Agnes Meier (V. i. S. d. P.), www.wgzbank.de, [email protected] Verlag und Redaktion: corps. Corporate Publishing Services GmbH, Kasernenstraße 69, 40213 Düsseldorf Chefredaktion: Florian Flicke Redaktion: Christian Raschke, Dr. Matthias Schatz, David Selbach, Susanne Seiling, Lina Unterbörsch, Susanne Widrat Objektleitung: Simon Flohr Anzeigenmarketing: Center-Werbung GmbH, Wolfgang Schäfer, Graurheindorfer Straße 149a, 53117 Bonn Artdirection: marcusweyerke.de Bildredaktion: Holger Lorenz Druck: Buersche Druck- und Medien GmbH, Gabelsbergerstraße 4, 46238 Bottrop Repro: TiMe GmbH ISSN: 1861-4213 Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Verwendung nur mit Genehmigung. ©2012 WGZ BANK Bei diesem Dokument handelt es sich um erste informationen, teilweise zur Werbung für Produkte der WGZ BANK. es stellt keine Finanzanalyse im Sinne des § 34b WpHG, Anla geberatung, Anlageempfehlung oder Aufforderung zum Handeln dar. Die WGZ BANK übernimmt keine Verantwortung oder Haftung für einen Schaden, der sich aus der Verwendung dieses Dokuments oder der darin enthaltenen Angaben ergibt. Alleinige entscheidungsgrundlage für den Kauf bestimmter Wertpapiere sollten die Prospektangaben sein. Diese finden Sie auf unserer Homepage www.wgzbank.de. Ausführungen zu steuerlichen Aspekten dienen nur einer ersten Unterrichtung. Zudem kann die steuerliche Behandlung künftigen Änderungen unterworfen sein. Zur abschließenden Beurteilung der persönlichen steuerlichen Situation empfehlen wir, einen Vertreter der steuerberatenden Berufe zu konsultieren. Für die inhalte auf verlinkten fremden Websites trägt die WGZ BANK keine Verantwortung.

04  –  initiativbanking 3/2012

klimaneutral

natureOffice.com | DE-263-146674

gedruckt

Titelillustration: David Norman; Fotos: Bernd Nörig, Glow Cuisine/gettyimages, Aleksander Marko Perkovic



S t A r t e N

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Deuts c h e r A k t i o n s t a g Na c h ha l t i g k e i t

Foto: Aleksander Marko Perkovic

Spendable Mitarbeiter

>>> Die Mitarbeiter der WGZ BANK haben sich am 4. Juni mit verschiedenen Initiativen am „Deutschen Aktionstag Nachhaltigkeit“ beteiligt. Dabei wurden Spenden von insgesamt 7.640 Euro gesammelt. Die WGZ BANK hat den Betrag auf 12.000 Euro aufgestockt. Empfänger der Spende ist die Deutsche Welthungerhilfe. Die Hilfsorganisation trägt mit dazu bei, dass sich Familien aus den ärmsten Ländern der Welt aus eigener Kraft versorgen können. „Nachhaltiges Handeln gehört zu den Unternehmensleitsätzen der WGZ BANK. Es entspricht dem genossenschaftlichen Gedanken der ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘“, sagt Vorstandsmitglied Dr. Christian Brauckmann das Engagement, das regelrecht zum Nachahmen einlädt. Auch zahlreiche andere deutsche Unternehmen beteiligten sich auf ganz unterschiedliche Art und Wei-

se am Aktionstag. Besonders für mittelständische Unternehmen mit ihren zumeist familiär geprägten Wurzeln spielt das Thema Nachhaltigkeit zunehmend eine wichtige Rolle. Ein Kilo Tomaten für fast 42 Euro Im Foyer der Bank hatte die Deutsche Welthungerhilfe einen Marktstand aufgebaut, der plastisch die Thematik „So fühlt sich Einkaufen in Entwicklungsländern an“ demonstrierte. Lebensmittel wurden zu Preisen angeboten, die der Kaufkraft in Entwicklungsländern entsprechen. Während die Menschen hierzulande nur rund zehn Prozent ihres Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben, müssen Menschen in den ärmsten Ländern häufig 80 Prozent und mehr aufwenden. Dementsprechend würde ein Brotlaib hier umgerechnet 29,95 Euro kosten, für ein Kilo Tomaten müssten 41,93 Euro aufgebracht wer-

Am Stand der Welthungerhilfe in der WGZ BANK (v.l.n.r.): Harald Düren, Anja Sailer (beide Welthungerhilfe), Werner Böhnke, Miriam Kimm, Dr. Christian Brauckmann (alle WGZ BANK), Liony Bauer (Welthungerhilfe), Hans-Bernd Wolberg (WGZ BANK), Anne-Catrin Hummel (Welthungerhilfe)

den. Im Rahmen der Aktion „Nimm 1, zahl 2“ konnten die Mitarbeiter am Aktionstag an der Kantinenkasse der WGZ BANK den Gegenwert ihres Mittagessens spenden. Zudem unterstützten sie die Aktion „1 Stunde gegen den Hunger“ der Deutschen Welthungerhilfe. Anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens ruft die Organisation dazu auf, den Lohn einer Arbeitsstunde für eine Welt ohne Hunger und Armut zu spenden. www.50jahre.welthungerhilfe.de Initiativbanking 3/2012  – 

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S t A r t e N

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Initiat i v p re i s N r W 2012

bewerben Sie Sich jetzt

>>> Herausragende „innovative Leistungen auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien sowie des Energiemanagements“, die Schaffung neuer Arbeitsplätze in Nordrhein-Westfalen und „besonderes gesellschaftliches Engagement“ belohnt alljährlich der Initiativpreis NRW. Vergeben wird er von der WGZ BANK und der WAZ-Mediengruppe. Die Bewerbungsfrist beginnt am 24. August 2012. Die Teilnahme ist ausschließlich über das bereitgestellte Onlineformular möglich. Spätester Abgabetermin für den vollständig ausgefüllten Teilnahmebogen ist der 24. September 2012. Teilnahmeberechtigt sind Unternehmen, die sich überwiegend im Familienbesitz befinden. Der Initiativpreis ist mit insgesamt 30.000 Euro dotiert. Die Preisverleihung findet am 21. November statt. Ein Porträt des letztjährigen Siegers in der Kategorie „Neue Arbeitsplätze in NRW“, der Bochumer Hightech-Schmiede Scienlab electronic systems GmbH, lesen Sie auf Seite 20. www.initiativpreis-nrw.de

Förder m i t t e l - Aw ard

Seppenrade Macht eS vor >>> Zum zweiten Mal hat die WGZ BANK den Award „Die Nr. 1 – VRFörderbank“ an nordrhein-westfälische Genossenschaftsbanken verliehen, die im Förderkreditgeschäft besonders erfolgreich sind. In drei Bilanzgrößenklassen wurden die drei Mitgliedsbanken der WGZ BANK ausgezeichnet, die im vergangenen Jahr, bezogen auf ihre Bilanzsumme, die meisten Fördermittelanträge für ihre Kunden über die WGZ BANK gestellt haben. „Einmal mehr zuverlässige Stütze des Mittelstands“ Gewinner des Awards in der Größenklasse bis 200 Millionen Euro Bilanzsumme ist die Volksbank Seppenrade eG, die den Preis bereits zum zweiten Mal erhielt. In der Größenklasse von über 200 Millionen Euro bis 500 Millionen Euro Bilanzsumme ging der Fördermittel-Award an die Volksbank Lüdinghausen-Olfen eG. Sieger in der Kategorie von mehr als 500 Millionen Euro Bilanzsumme ist die Volksbank an der Niers eG. WGZ BANK-Vorstand Uwe Berghaus: „Die genossenschaftliche FinanzGruppe hat sich 2011 einmal mehr als die zuverlässige Stütze des Mittelstands erwiesen.“ Das Gesamtvolumen der knapp 26.000 Förderkredite, die 2011 von den Volksbanken und Raiffeisenbanken im Rheinland und in Westfalen sowie von der WGZ BANK für ihre Kunden beantragt wurden, belief sich auf rund 2,7 Milliarden Euro.

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Ausgezeichnete Förderkredit-Vermittler (v.l.n.r): Werner Terheggen, Ulrich Wolken (beide Volksbank an der Niers), Walter Hattebuer (Volksbank Lüdinghausen-Olfen), Uwe Berghaus (WGZ BANK), Hans-Hinrich Gerken (Volksbank Lüdinghausen-Olfen), Paul Beine und Berthold Stegemann (beide Volksbank Seppenrade)

Der St e u e r t i p p :

B u ch t ipp

verlängerte ÜbergangSregelung fÜr verSchärften nachweiS zu innergeMeinSchaftlichen lieferungen

„Touchpoints“

Der Empfänger der Lieferung sollte als einheitliches Nachweisdokument eine Gelangensbestätigung ausstellen, die zusätzlich zur Rechnungskopie als Nachweis dienen sollte. Die geplanten Regelungen stießen im Detail jedoch auf teils heftige Kritik seitens liefernder Unternehmen. Sie bemängelten zu Recht, dass der Nachweis bei innergemeinschaftlichen Lieferungen durch die Gelangensbestätigung praktisch enorm erschwert würde. Nach einigem Hin und Her hatte das Bundesfinanzministerium (BMF) den Firmen bei den Beleg- und Buchnachweispflichten zunächst eine Übergangsfrist bis zum 30. Juni dieses Jahres eingeräumt und Erleichterungen für die Zeit danach in Aussicht gestellt. Unter anderem wollen die Finanzämter auf eine förmliche Gelangensbestätigung verzichten, wenn die vollständigen Angaben aus anderen Dokumenten hervorgehen; als Nachweis soll auch die per E-Mail übersandte Bestätigung von vierteljährlichen Lieferlisten ausreichen. Nach anhaltender Kritik hat das BMF die Übergangsregelung für den Belegnachweis bei steuerfreien Lieferungen ins EU-Ausland erneut verlängert, um die Nachweispflichten rechtssicher zu gestalten. Die bis zum 31.12.2011 geltende Rechtslage gilt bis zum Inkrafttreten einer erneuten Gesetzesänderung. Diese wird über die bereits vorgesehenen Regelungen hinaus vermutlich weitere Erleichterungen vorsehen.

>>> Wie können Unternehmen die steigende Zahl an realen und digitalen Berührungspunkten mit ihren Kunden gestalten und so miteinander verknüpfen, dass sie damit Geld verdienen? Und wie werden aus Kunden echte Fans? Antworten auf diese Fragen liefert das neue Buch von Bestsellerautorin Anne M. Schüller. In „Touchpoints. Auf Tuchfühlung mit dem Kunden von heute“ informiert die Expertin für Loyalitätsmarketing, wie auch Mittelständler von sozialen Medien profitieren. Das Buch kostet 29,90 Euro und ist bei Gabal erschienen (ISBN: 978-3-86936-330-1).

New slet t er

Monatliches Update 8 Initiativbanking aktuell 2012

Newslette Der WGZ BANK-

stand r für den Mittel Aktuell

Der Jugend eine Chance

Inhalt

Aktuell

e Chance • Personal – der Jugend ein bewerben • Initiativpreis NRW – jetzt eise • Impressum/rechtliche Hinw

g

Finanzen + Finanzierun

Haupt v e r s a m m l u n g d e r W GZ BANK

KernKapital erneut geStärKt

Kredit • Bürgschaften – leichter zum en Sie durch • Betriebsprüfung – so komm t • Hinweise zum Abonnemen

Steuern + M&A • Steuertipp: E-Rechnung – lich Vereinfachungen sind amt Kosmetikindustrie • Die M-&-A-Aktivität in der

Management + Marketing

scheiden • Sozialauswahl – richtig ent ünf Phasen erfolg• Buchtipp: „Faktor V. Die f reichen Verhandelns“ • Webtipp des Monats

öglichkeit, rbeitslosen eine gute M es NRW bietet jungen A telbaren in Arbeit plus“ des Land oftmals schwer vermit Das Programm „Jugend haffen. Firmen, die die setzen. ten Arbeitsmarkt zu sc ig ihre freien Stellen be den Einstieg in den ers llen, können recht züg en Erwachsenen anste Jugendlichen und jung ren – bei Indus Koordinato s im Ansprechpartnern – den m Landesförderprogramm ern sowie Handwerkska Seit der Einführung des hen trie- und Handelskamm neh als 35.000 junge Mensc eils freie Stelle im Unter Jahr 2008 konnten mehr mern gezielt für die jew s die auf diesem it ist gewährleistet, das aus Nordrhein-Westfalen men ausgewählt. Som dem gebracht werrber bestmöglich mit Weg in Beschäftigung Qualifikation der Bewe reinstimmt. ich zum Beispiel Anforderungsprofil übe den. Dabei handelt es s Personen, die um Schulabbrecher, um erkömmlichen den bisher nicht • Im Vergleich zu einer h aus persönlichen Grün Arbeitsmarkt erläuft das AusStellenausschreibung v den Weg in den ersten Zwischen der um motivierte wahlverfahren zügig. geschafft haben oder Stelle MigrationshinMeldung einer freien Arbeitssuchende mit espräDeutsch rstellungsg wenig und den Vo tergrund, die nur e Wochen liegen nur wenig sprechen. aus• Vermittelt werden gendlischließlich arbeitslose Ju bis 25 Jahre. che und Erwachsene zuständigen Sie werden von den

chen. für eine • Kommt ein Kandidat on sozialpäStelle infrage, wird er v Bitte lesen Sie weiter

auf Seite 2.

Fotos: Stephan Leyk/Fotolia, Britta Frenz, Blinski/dreamstime

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>>> Die Ergebnisse des Geschäftsjahres 2011 ermöglichen der WGZ BANK eine erneute Stärkung der Rücklagen und die Ausschüttung einer Dividende auf hohem Niveau. So beschlossen die Anteilseigner auf der Hauptversammlung Mitte Juni eine Dividende in Höhe von 5,75 Euro je Aktie. Das Ausschüttungsvolumen beträgt insgesamt 37,3 Millionen Euro. Der verbleibende Gewinn in Höhe von 12,8 Millionen Euro wird

den Ergebnisrücklagen zugeführt. Das Kernkapital der WGZ BANK erhöht sich mit dem Jahresabschluss 2011 um insgesamt rund 150 Millionen Euro. Die WGZ BANK hat 2011 mit 280,4 Millionen Euro das zweitbeste Betriebsergebnis vor Bewertung in ihrer Geschichte erzielt. Im bisherigen Halbjahresverlauf konnte die WGZ BANK über alle Geschäftsbereiche hinweg positive Ergebnisse erreichen, sagte Vorstandsvorsitzender Werner Böhnke.

>>> Aktuelle Informationen für Macher im Mittelstand zu den Themen Steuern, Recht, Finanzierungen und Management liefert der monatliche Newsletter Initiativbanking aktuell. Er ist die optimale Ergänzung zum vierteljährlich erscheinenden Magazin der WGZ BANK. Im Internet können sich Interessierte kostenlos für den Newsletter registrieren. http://magazin.initiativbanking.de Initiativbanking 3/2012  – 

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© Robert Kneschke – Fotolia.com

>>> Warenlieferungen an Unternehmen im EU-Ausland können von der Umsatzsteuer befreit werden, wenn der Lieferant nachweist, dass die Waren tatsächlich angekommen sind. Der Gesetzgeber wollte die Anforderungen an den Nachweis ab dem 1. Januar 2012 erheblich verschärfen. Den aktuellen Stand erläutert Steuerberater Marc Krischer von Oppenhoff & Partner.

„Neu auf dem RadaR“ Nicht nur bei privaten Bauherren, auch bei gewerblichen Investoren stehen Immobilien in unruhigen Zeiten hoch im Kurs. Von der regen Nachfrage profitiert der Ende 2011 gegründete, auf Gewerbeimmobilien spezialisierte Makler IMAXX Düsseldorf. Die Geschäftsführer Dr. Alfred Locklair und Peter Bernt verraten, warum trotz des Runs auf Betongold keine Preisblase droht und was den Reiz kleinerer Städte ausmacht.

Dr. Locklair: Durchaus. Wir sind mit den ersten Zahlen bis Mitte 2012 sehr zufrieden und liegen voll im Plan.

? : Geht es konkreter? Dr. Locklair:

Das Verkaufsvolumen liegt bei rund zehn Millionen Euro. Dazu kommen weitere Projekte im Gesamtwert von nochmals zehn Millionen, bei denen wir in Kürze mit dem Vertragsabschluss rechnen. Außerdem haben wir bereits für knapp 150 Millionen Euro aussichtsreiche Immobilien eingeworben.

Bernt: Nochmals zurück zu Ihrer Eingangsfrage. Richtig ist, dass die Subprime-Problematik Auslöser vieler Probleme von heute war und ist. Richtig ist aber auch, dass der hoch spezialisierte Markt für deutsche Gewerbeimmobilien überhaupt nicht mit dem einstigen US-amerikanischen Häusermarkt oder dem eingebrochenen spanischen Immobilienmarkt zu vergleichen ist. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, hat sich der Markt für deutsche Gewerbeimmobilien stetig und gesund entwickelt.

? : Dann irren also all die Auguren, die bereits vor einer „Preisblase“ in Deutschland warnen?

08  –  Initiativbanking 3/2012

Bernt: Es gibt, ganz klar, keine Blase, keine Überhitzung in der Breite. Selbstverständlich ist der Markt für Gewerbeimmobilien oder auch Mietwohnungen an bestimmten Standorten angespannter, weil dort große Nachfrage auf knappes Angebot trifft. Aber selbst in Boomstädten wie München ist die Lage noch moderat. Das belegt ein Blick auf die Mietentwicklung: Die Premiumbüros in den sieben deutschen Topstädten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart kosten heute im Schnitt weniger Miete als im Wiedervereinigungsjahr 1990.

?:

Und was ist mit Schuldenkrise und Inflationsangst? Ist die „Flucht ins Betongold“ nur eine reißerische Erfindung der Presse?

Bernt:

Sicher treibt den einen oder anderen privaten Häuslebauer derzeit die Sorge vor der Zukunft in mitunter auch fragwürdige Immobilienprojekte. Doch am gewerblichen Markt erkenne ich keine reflexartigen Fluchtversuche. Einen Trend zu sicheren Anlagen: ja. Aber Flucht? Nein. Gewerbliche Investoren sind kühle Rechner.

? : Gewerbeimmobilien umfassen weit mehr als nur

Büros. Wie beurteilen Sie die Marktsituation in den einzelnen Teilsparten?

Bernt: Bei Büros bleiben 1-a-Lagen erste Wahl für Investoren. Einer anhaltend hohen Nachfrage erfreuen sich aktuell Handelsimmobilien in sehr guter Lage. Schon 2011 entfiel nahezu die Hälfte des gesamten Transaktionsvolumens im gewerblichen Immobilienmarkt auf den Einzelhandel.

Fotos: Bernd Nörig (3)

?

: Es gehört schon eine gute Portion Mut dazu, Ende 2011 eine neue Maklergesellschaft für Gewerbeimmobilien zu gründen. Schließlich ist die letzte Krise, die ihren Ursprung im US-amerikanischen Immobilienmarkt hat, noch längst nicht ausgestanden. Hat sich Ihr Mut ausgezahlt?

S t a r t e N

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Optimistischer Ausblick: Die beiden Geschäftsführer der IMAXX Düsseldorf, Dr. Alfred Locklair (links) und Peter Bernt, erwarten vor allem in Mittel- und Oberzentren einen anhaltenden Immobilienaufschwung.

S t a r t e N

e n t w i c k e l n

f o r t f ü h r e n

Dr. Alfred Locklair, Geschäftsführer der WGZ Immobilien + Treuhand und der IMAXX Düsseldorf:

„Mit den Volksbanken und Raiffeisenbanken haben wir erstklassige Partner. Sie kennen den lokalen markt besser als jeder andere.“

Dennoch wachsen auch im Handel die Bäume nicht in den Himmel – wir erwarten eher eine Verlangsamung auf hohem Niveau.

Dr. Locklair:

Zunehmend in den Fokus der Investoren rücken sichere Wohnimmobilien. Sie bieten zwar etwas weniger Rendite, dafür aber die Gewissheit langfristiger stabiler Einnahmen. Anders als etwa bei Bürogebäuden, die von nur wenigen oder gar einer Partei gemietet werden, spielt es bei Wohnimmobilien eine vernachlässigbare Rolle, wenn mal ein Mieter auszieht. Auch vor dem Demografiefaktor brauchen Investoren keine Angst zu haben: Die Bevölkerungszahl geht zwar zurück – zugleich aber wachsen die Zahl der Singlehaushalte und die Quadratmeterfläche pro Kopf.

?

: Hamburg, Berlin, München, Frankfurt am Main, Stuttgart, Köln und Düsseldorf – es fallen immer wieder dieselben Namen, wenn es um aussichtsreiche Gewerbeimmobilienstandorte geht. Ist der Rest Deutschlands für Investoren wirklich so langweilig? Dr. Locklair: Keineswegs. Die genannten sieben Metropolen sind sicher erste Wahl. Doch dank ihrer föderalen Struktur mit vielen großen Mittelstädten bietet die Bundesrepublik Deutschland – ganz anders etwa als viele zentralistisch organisierte europäische Nachbarn – auch viele weitere florierende Standorte. Gerade Einzelhandelsinvestitionen in Städten ab 50.000 Einwohnern sind derzeit lohnenswert, vor allem im süddeutschen Raum. Bei Topobjekten in diesen Mittel- und Oberzentren profitieren Investoren vom soliden Wirtschaftswachstum auch in der Fläche – und der Tatsache, dass die Preise dort weitgehend am Boden geblieben sind.

? : Was zeichnet grundsätzlich einen guten Stand-

dass ein Standort über ein ausreichend großes Einzugsgebiet verfügt und die wesentlichen wirtschaftlichen Kenndaten überzeugen: Erstens muss die Bevölkerungszahl wachsen, und zweitens muss die Kaufkraft pro Einwohner im bundesweiten Vergleich angemessen hoch sein. So sind auch vermeintlich unbedeutende Standorte wie Jena, Weimar, Erfurt, Karlsruhe oder Würzburg neu auf dem Radar.

?:

Solche Immobilienperlen mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis zu finden, dürfte aufwendig sein.

Dr. Locklair:

Das ist der Grund dafür, dass sich die Big Player im Maklermarkt, gerade die mit angloamerikanischen Wurzeln, auf die deutschen Großstädte konzentrieren. Genau hier setzt die Stärke der IMAXX Düsseldorf an:

ImaXX düSSeldoRf Als überregional tätige Maklergesellschaft hat sich die IMAXX Gesellschaft für Immobilien und Marketing mbH in Düsseldorf auf das Vermakeln gewerblicher Immobilien spezialisiert. Gegründet wurde sie von der WGZ BANK-Tochter WGZ Immobilien + Treuhand, die die Mehrheitsanteile hält, und der IMAXX Holding. Das Angebot richtet sich neben der genossenschaftlichen FinanzGruppe auch an institutionelle Anleger sowie an gewerbliche Investoren. Die IMAXX Düsseldorf versteht sich als subsidiär tätiger Anbieter: Die Volksbanken und Raiffeisenbanken vor Ort können zukünftig bei der Vermarktung gewerblicher Immobilienobjekte auf die Spezialisten in Düsseldorf zurückgreifen. Dabei kooperiert die IMAXX Düsseldorf eng mit der IMAXX-Holding, die bereits in Berlin, Frankfurt am Main, Hamburg und München vertreten ist.

ort für Gewerbeimmobilien aus?

Bernt: Frühere Gesetzmäßigkeiten wie „Nord/Süd“, „Ost/ West“ greifen bei der Beurteilung zu kurz. Entscheidend ist,

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k o n ta k t:

[email protected]

Peter Bernt, Geschäftsführer der IMAXX Düsseldorf:

„Es gibt, ganz klar, keine Blase, keine Überhitzung in der Breite. Gewerbliche Investoren sind kühle Rechner.“

Wir verstehen uns als die Experten für erstklassige Immobilien in den deutschen Mittel- und Oberzentren.

? : Was machen Sie anders als Ihre Wettbewerber? Dr. Locklair: Mit den Volksbanken und Raiffeisenbanken verfügen wir über erstklassige, hoch vertrauenswürdige Partner, die den lokalen Immobilienmarkt praktisch besser als jeder andere kennen. Schließlich begleiten sie Unternehmen und potenzielle Investoren oft bereits seit Jahren und Jahrzehnten als Finanzierungspartner.

Zu deN PeRSoNeN Dr. Alfred Locklair ist in Personalunion Geschäftsführer der zur WGZ BANKGruppe gehörenden WGZ Immobilien + Treuhand in Münster sowie der IMAXX Gesellschaft für Immobilien und Marketing mbH mit Sitz in Düsseldorf, kurz IMAXX Düsseldorf. Die IMAXX Düsseldorf ihrerseits ist eine Tochter der WGZ Immobilien + Treuhand. Locklair ist seit 20 Jahren innerhalb der WGZ BANK-Gruppe tätig, davon allein während der vergangenen acht Jahre auf dem Gebiet der Immobilienwirtschaft.

Bernt: Wenn sich nun beispielsweise ein Altinvestor von einer Einzelhandelsfläche trennen möchte, suchen wir an der Seite der Genossenschaftsbank nach einem möglichen Käufer: erst unter den infrage kommenden Kunden vor Ort, gern aber auch darüber hinaus im bundesweiten Netzwerk der mehr als 1.100 Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie bei weiteren Marktteilnehmern. Unser Ziel lautet: Wir wollen der Makler Nummer eins für alle gewerblichen Immobilien in der genossenschaftlichen FinanzGruppe werden.

? : Vor dem Kauf einer Immobilie steht die Finanzierung. Vor Lehman waren teilweise komplett fremdfinanzierte Käufe möglich. Wie sieht es heute aus?

Dr. Locklair:

Die Anforderungen an die Höhe des Eigenkapitals haben sich deutlich verschärft. Dazu kommt, dass viele einstige Marktteilnehmer auf der Finanzierungsseite gar nicht mehr existieren, ihr Geschäftsmodell umgestellt oder sogar eingestellt haben. Die Genossenschaftsbanken wirken da wie der sichere Fels in der Brandung.

Peter Bernt ist ebenfalls Geschäftsführer der IMAXX Düsseldorf. Während sich Dr. Alfred Locklair um administrative Fragen sowie die Einbindung in die genossenschaftliche FinanzGruppe und den Kontakt zu den örtlichen Banken kümmert, ist Peter Bernt für Projekte, Akquisitionen und Vertrieb verantwortlich. Der DiplomIngenieur und Immobilienökonom ist seit seinem Studienabschluss in der Immobilienwirtschaft tätig, immer mit dem Fokus auf Gewerbeimmobilien.

?

: Aber auch Sie werden nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre vorsichtiger geworden sein. Bernt: Der Markt ist professioneller geworden. Die Zeiten der schnellen Abschlüsse sind vorbei. Das ist auch gut so. Initiativbanking 3/2012  – 

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Vorbildliche Initiativen ausgezeichnet

Förderpreis-sieger 2012. Der Förderpreis der WGZ BANK Stiftung hat auch in diesem Jahr herausragende Projekte im Bereich der gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Bildung ausgezeichnet. Den ersten Preis erhält der Förderverein Grenzlandtheater Aachen mit einem Stück über Finanznöte unter Jugendlichen.

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S t a r t e N

Die Verlockungen warten überall und wer „cool“ sein will, muss mitmachen – bei Markenkleidung, teuren Smartphones und trendigen Konsumgütern. Dagegen sind Gespräche über Geld, Arbeitslosigkeit im Elternhaus und Markendruck unter Jugendlichen meist Fehlanzeige. Zu groß ist die Angst, Schwäche zu zeigen und ausgegrenzt zu werden, zu mächtig der Wunsch nach Anerkennung und Zugehörigkeit. Mit dem Theaterstück „Toms Pleite“ schafft es das Grenzlandtheater Aachen, diese sensiblen Themen jugendgerecht zu vermitteln. „Trotz der ernsten Thematik ist das Stück schnell und witzig. Die Probleme werden sehr lebensnah dargestellt. Damit können sich die Jugendlichen leicht identifizieren“, bringt die verantwortliche Theaterpädagogin Anja Geurtz den Erfolg des Stücks auf den Punkt. Das überzeugte auch die Jury der WGZ BANK Stiftung, die den Förderverein Grenzlandtheater Aachen für „Toms Pleite“ mit dem 1. Platz beim Förderpreis auszeichnete.

Fotos: Kerstin Brandt-Heinrichs (3), Natalie Bothur

Über die WGZ bANK StiftuNG Die 2009 gegründete WgZ BANK stiftung will dem Gedanken der Hilfe zur Selbsthilfe zeitgemäße Impulse geben. Der Stiftung liegt die Überzeugung zugrunde, dass politische und wirtschaftliche Allgemeinbildung der Schlüssel zu einem verantwortungsvollen und selbstbestimmten Leben sind. Mit dem Förderpreis werden Projekte und Initiativen zur Verbesserung der gesellschaftspolitischen, wirtschaftlichen und beruflichen Bildung gefördert.

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Wie schnell der soziale Abstieg und eine Überschuldung auch unter Jugendlichen kommen können, greift „Toms Pleite“ anhand der Geschichte der beiden Freunde Eric und Tom auf. Als Toms Vater arbeitslos wird, ist es auch für Tom schwer, mit dem Wohlstandstrip der Freunde mithalten zu können. Lügen und Stehlen sind in der Not sein einziger Ausweg und führen ihn immer mehr ins gesellschaftliche Abseits. Im Kern des Stücks steht die Frage, ob der Wert eines Menschen von seinen finanziellen Möglichkeiten abhängt. Bereits im Februar 2011 feierte das Stück Premiere und wurde seitdem an Schulen in Aachen und der Region aufgeführt. Die Förderung durch die WGZ BANK Stiftung ermöglicht nunmehr weitere Aufführungen des Stücks. „Es ist extrem spannend, dass auch Kinder und Jugendliche, die bisher keinerlei Berührung mit Theater hatten, fasziniert sind und konzentriert dabeibleiben“, freut sich Geurtz. Dazu tragen auch die beiden engagierten Schauspieler Matthias Rödder und Markus Wilharm bei. Begleitet wird das Theaterstück durch intensive Vor- und Nachbesprechungen zum Umgang mit Geld in den Klassen 5 bis 10. „Solche engagierten Projekte sind immens wichtig, um einer Verschuldungsgefährdung möglichst früh entgegenzuwirken“, erläutert Franz-Wilhelm Hilgers, Vorstandsmitglied der Aachener Bank eG. Daher habe man „Toms Pleite“ auch für den Förderpreis vorgeschlagen. Mit finanzieller Bildung in jungen Jahren sehe er eine gute Chance für eine positive Veränderung. Hilgers betont: „Als Bank tragen wir eine besondere gesellschaftliche Verantwortung.“

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förderpreiS, 2. plAtZ „Welt:Klasse Xanten–Kenia“ des stiftsgymnasiums Xanten Nominiert von der Volksbank Niederrhein eG Vier Wochen leben und arbeiten in Kenia heißt es alljährlich für Schüler des stiftsgymnasiums in Xanten. Sie erleben hautnah, wie sich der Alltag in einem Entwicklungsland mitten in einer globalisierten Welt anfühlt. In Kooperation mit der Stiftung Welt:Klasse bleibt es nicht nur beim informativen Austausch mit den lokalen Gastfamilien und Partnern. Die Schüler arbeiten auch auf den Feldern mit und werden ganz praktisch mit den alltäglichen Problemen in einem Entwicklungsland konfrontiert. Das prägt nachhaltig und führt zu einem großen Engagement für Entwicklungsländer auch nach der Rückkehr nach Deutschland.

förderpreiS, 3. plAtZ schülerfirma proFiT der realschule im Kreuzviertel (riK), Münster Nominiert von der Volksbank Münster eG Ein eigenes Unternehmen zu führen, davon träumen viele Jugendliche schon zu Schulzeiten. In der realschule im Kreuzviertel in Münster können Schüler diesen Traum seit 2003 auch im Alltag ausprobieren. Die schülerfirma „proFiT“ betreibt den Schulkiosk in Eigenregie – inklusive Buchhaltung, Werbung, Produktabwicklung und Verkauf haben hier die Schüler das Kommando. Mit Erfolg, denn der Kiosk erzielt jedes Jahr Gewinn. Neben den wirtschaftlichen Aspekten stehen gesunde Ernährung und ökologische Aspekte wie kurze Lieferwege im Fokus. Nachhaltigkeit, Verantwortungsbereitschaft und Teamfähigkeit werden konkret gelebt.

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Große Ambitionen

Illustrationen: David Norman

Märkte der Zukunft. Im dritten Teil der Serie über Wachstumsmärkte außerhalb Europas stellt Initiativbanking China vor: Das Reich der Mitte wächst um mehr als acht Prozent pro Jahr. Selbst wenn die Regierung versucht, den Boom ein wenig zu dämpfen, bleibt die Volksrepublik für deutsche Mittelständler damit ein Muss – als Produktionsstandort und zunehmend auch als Absatzmarkt.

Um die nächsten Jahre macht sich Norbert Klein wenig Sorgen: „Sicher, die ganz großen Pläne der Chinesen werden eher langsamer umgesetzt“, sagt der Geschäftsführer des Bochumer Vereins Verkehrstechnik (BVV). Doch er ist sicher: „Selbst wenn das wirtschaftliche Wachstum nur halb so schnell weitergeht wie derzeit, nimmt der Verkehr immer noch gewaltig zu.“ Außerdem sind die Produkte seines Unternehmens Verschleißteile und im Reich der Mitte bereits tausendfach im Einsatz. BVV, eine Tochter des Stahlkonzerns Georgsmarienhütte Holding, schmiedet aus besonders harten und gleichzeitig elastischen Legierungen Räder für Güterzüge und Hochgeschwindigkeitsbahnen. Seit 2004 beliefert das nordrhein-westfälische Unternehmen die chinesische Staats-

bahn. „China“, meint Klein, „ist neben Brasilien der für uns mit Abstand wichtigste Markt außerhalb Europas.“

Ein Plus von 7,5 Prozent ist fast Stagnation Noch immer ist China für Wachstumsrekorde gut. Premier Wen Jiabao hat dem Volkskongress im März zwar ein Plus von nur 7,5 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) vorgegeben. Für chinesische Verhältnisse ist das beinahe Stagnation, denn die Planer der Kommunistischen Partei versuchen ein „Soft Landing“, damit die seit Jahren auf Hochtouren laufende Volkswirtschaft nicht überhitzt. Doch Experten rechnen damit, dass Chinas BIP 2012 wieder um mehr als acht Prozent zulegt. Bei einem solchen Niveau können die wesentInitiativbanking 3/2012  – 

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Peter Thiel, Abteilungsdirektor und Chinaexperte bei der WGZ BANK:

„Für deutsche Unternehmen in China empfiehlt es sich, mit lokalen Partnern zusammenzuarbeiten.“

lichen Kennzahlen also ruhig leicht zurückgehen – Produkte aus Deutschland sind in der Volksrepublik dennoch gefragt wie nie. „China dürfte für die deutsche Exportwirtschaft in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen“, prophezeit Christina Otte, Managerin Asien/Pazifik bei der Außenwirtschaftsförderung Germany Trade & Invest (GTAI). Die Nachfrage nach Maschinen und Anlagen aus Deutschland ist ungebrochen, denn China will neue Industrien aufbauen. Der 12. Fünfjahresplan der Kommunistischen Partei, der das Programm bis 2015 vorgibt, sieht vor, jetzt vor allem neue Umweltschutztechnologien ins Land zu holen: Elektroautos, sparsame Flugzeugtechnik, Logistik und Recycling. Außerdem will die Regierung den Konsum stärken, hält dazu die Inflation im Zaum und baut soziale Sicherungssysteme inklusive einer Krankenversicherung für die wachsende Mittelschicht auf. So wird China – für deutsche Firmen lange Zeit eher eine verlängerte Werkbank – selbst zum Absatzmarkt. Schon werden in der Volksrepublik mehr Autos zugelassen als in jedem anderen Land der Welt. Pkw-Hersteller wie Volkswagen oder Daimler haben ganze Wertschöpfungsketten nach China verlagert, inklusive der Netzwerke mittelständischer deutscher Zulieferer. Andere Industriekonzerne wie Siemens verfahren ähnlich. Auch Hersteller von Luxusprodukten profitieren von der zunehmenden Kaufkraft.

Markteintritt an der Seite eines Partners Unternehmer Norbert Klein setzt auf die Pläne der chinesischen Regierung, die vielen aufblühenden Wirtschaftszentren im Hinterland mit Eisenbahnlinien anzubinden. Weil BVV als wichtiger Zulieferer gilt, läuft das Geschäft für die Bochumer unkompliziert. Die bis zu 1.000 Kilogramm schweren Räder

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gehen per Frachtschiff nach Fernost. Sobald die Ware Europa verlässt, trifft der vereinbarte Kaufpreis bei BVV ein – in Euro. „Das ist für uns im Geschäft mit China üblich“, erklärt Klein. Vor Ort arbeitet BVV mit einem chinesischen Partner zusammen. „Für einen Außenstehenden wie uns wäre es sonst schwierig, in den Markt zu kommen“, weiß Klein. Die Chinesen halten Kontakt zum Auftraggeber, kümmern sich um den Einfuhrzoll und unterstützen die lokalen Zulassungen für neue Produkte. „In Sicherheitsfragen sind die Chinesen inzwischen sehr anspruchsvoll“, sagt Klein. Bis zu sechs Monate dauere es mindestens, bevor die Behörden die Freigabe für den Fahrbetrieb erteilten. „Für deutsche Unternehmen in China empfiehlt es sich, mit lokalen Partnern zusammenzuarbeiten“, meint Peter Thiel, der bei der WGZ BANK gemeinsam mit seiner Kollegin Martina Dietrich für Geschäfte mit chinesischen Banken mitverantwortlich ist. „Die bürokratischen Hürden sind leider immer noch hoch.“ Längst dürfen auch Ausländer in China hundertprozentige Tochterfirmen gründen, sogenannte „Wholly Foreign Owned Enterprises“ (WFOEs). Früher waren lediglich Joint Ventures mit Einheimischen gestattet; unter den Neugründungen machen sie heute nur noch sieben Prozent aus. „Aber immer noch entscheidet eine staatliche Kommission darüber, ob eine Gründung zugelassen wird“, weiß Thiel. „Und das klappt besser, wenn ein chinesischer Partner das Unternehmen unterstützt.“ Die WGZ BANK – zu Thiels und Dietrichs Team gehört auch Claudia Nolte als Expertin für Dokumentengeschäfte – unterstützt ihre Kunden bei Exportgeschäften, etwa mit Ankaufszusagen, den sogenannten stillen Bestätigungen. Chinesische Banken geben nämlich meist keine Bestätigungsaufträge für ihre Akkreditive.

Für deutsche Unternehmen, die sich in der zentral gelenkten Staatswirtschaft Chinas niederlassen wollen, gibt es einiges zu beachten. Ein Investitionskatalog schreibt detailliert vor, in welchen Wirtschaftszweigen sich ausländische Firmen überhaupt betätigen dürfen: Die Telekommunikationsbranche zum Beispiel ist für sie tabu. Der Verwaltungsaufwand für Gründer ist in den vergangenen Jahren zwar gesunken und das Industrie- und Handelsministerium verspricht, eine Firma mittlerweile innerhalb von nur 20 Werktagen einzutragen. „Nach unserer Erfahrung dauert es aber länger“, sagt Huijun Chen, Leiterin der Filiale der DZ BANK in Peking. „Wir raten, mindestens drei Monate einzuplanen.“

Das Finanzregime lockert sich zwar nur langsam, der Kampf der Regierung gegen die weitverbreitete Korruption kommt dagegen gut voran. 2004 gaben in Umfragen der DeutschChinesischen Außenhandelskammer 30 Prozent der deutschen Unternehmen an, dass die Korruption im Reich der Mitte ihre Hauptsorge sei. 2011 waren es nur noch 14 Prozent. Auch das Thema Produktpiraterie nehmen sich die Chinesen zunehmend zu Herzen: 2010 traten neue Maßnahmen gegen Patentrechtsverletzungen in Kraft. „Die Behörden arbeiten hart daran, Rechte an geistigem Eigentum zu schützen“, bestätigt DZ-BANK-Expertin Chen. Wenn Unternehmen Patente vor Ort in China anmelden, könnten sie sich bei Verletzungen darauf berufen.

Überweisungen als Nadelöhr Die Landeswährung Renminbi (RMB) ist trotz diverser Vereinfachungen nicht frei konvertierbar. Jede Überweisung unterliegt strengen Regeln. Auch hierbei kann die WGZ BANK helfen: Weil es immer mehr Unternehmen gestattet ist, Rechnungen in RMB abzuwickeln, übernimmt sie diese Fakturierung für ihre Kunden. Es gibt Vorschriften, wie viele Schulden ein Unternehmen höchstens machen darf. Dabei ist genau darauf zu achten, wie Darlehen auf Fremdwährungsund RMB-Kredite aufgeteilt werden. Ein Cash-Pooling ist für chinesische Tochterfirmen nur innerhalb des Landes möglich, mit Unternehmen außerhalb des Landes nicht.

Denn auch die chinesischen Firmen entdecken das Patentrecht inzwischen für sich: Die Zahl der Patentanmeldungen in China wächst pro Jahr um 20 Prozent. Inzwischen liegt die Volksrepublik nach den USA, Japan und Deutschland weltweit schon auf Rang vier. Die Forschungsausgaben in China steigen rasant, die Qualität chinesischer Produkte werde immer besser, bescheinigen deutsche Unternehmen ihren Konkurrenten in Umfragen. Der Maschinenbauer GEA Group mit Sitz in Düsseldorf, der hauptsächlich Maschinen für die Nahrungsmittelproduktion

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liefert – zum Beispiel Milchpulverfabriken oder Abfüllanlagen für Fruchtsäfte – sowie Komponenten für den Energiesektor, setzt auf permanente Innovation, damit es für asiatische Konkurrenten gleichzeitig schwer wird, die GEA-Geräte nachzubauen. „Da wir oft individuell für unsere Kunden fertigen, ist das Risiko von Nachahmungen bei unseren Produkten geringer“, berichtet GEA-Finanzvorstand Dr. Helmut Schmale. GEA produziert seit Anfang der 1990er-Jahre in China, unterhält inzwischen 13 Werke im ganzen Land. 2.100

Auch GEA hat mit strengen Regeln für den Zahlungsverkehr zu kämpfen. Allerdings konnte das Unternehmen für die chinesischen Tochterfirmen einen landesweiten Cash-Pool einrichten. Solche Restriktionen hindern das Unternehmen nicht, weiter im Reich der Mitte zu investieren. Im Bezirk Tianjin, südöstlich von Peking gelegen, baut GEA ein neues Werk für sogenannte Separatoren, die zum Beispiel in der Nahrungsmittelproduktion Stoffe voneinander trennen. „Dort bauen wir eine komplett neue Fabrik“, so Schmale.

Verschnaufpause eingelegt Wirtschaftsentwicklung in China (reale Veränderung in Prozent; 2012: Prognose)

2011

2012 9,2% 8,2% 10,0% 9,6% Bruttoinlandsprodukt

Expansion in der früheren Kolonie 31,2%

Konsum 10,6% 9,4%

20,4% 24,9%

Investitionen

9,3%

Einfuhren aus Deutschland

Einfuhren insgesamt Quellen: Weltwährungsfonds, OECD Economic Outlook, DIHK, Deutsche Botschaft Peking

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der weltweit 24.000 Mitarbeiter sind in der Volksrepublik angestellt. Zusammen mit Deutschland und den USA ist China mit einem Umsatzanteil von elf Prozent im Jahr 2011 der wichtigste Markt – und zudem einer mit besonders hohem Wachstumstempo. „Eine ideale Umgebung für GEA“, sagt Schmale. „Es gibt eine wachsende Mittelschicht, die auch höhere Ansprüche an ihre Versorgung mit Nahrungsmitteln stellt und einen steigenden Energiebedarf aufweist.“

Nach wie vor lassen sich die meisten ausländischen Investoren im Osten des Landes nieder, entlang der Pazifikküste. Als wichtigste Zentren für Industrie und Handel gelten Peking und Schanghai. „Sie bieten eine gute Infrastruktur, vielfältige kulturelle Angebote und eine hohe Kaufkraft“, meint GTAIExpertin Christina Otte. Der Nachteil: Hier sind die Löhne schon verhältnismäßig hoch. Viele deutsche Unternehmen investieren zudem in der Provinz Shandong, bis 1919 teilweise deutsche Kolonie. Ebenfalls im Nordosten gelegen, bieten auch Changchun, Shenyang und Dalian günstige Investitionsbedingungen, sagt Otte. Dalian etwa besitzt einen direkten Hafenzugang, liegt nah an Südkorea und Japan. In Chang-

Christina Otte, Managerin Asien/Pazifik bei der Außenwirtschaftsförderung Germany Trade & Invest:

„Bei Bewerbern müssen Arbeitgeber auf die Echtheit der Qualifikationsnachweise achten.“

CHANGCHUN SHENYANG DALIAN

PEKING chun und Shenyang sind viele Automobilhersteller und -zulieferer ansässig, genauso wie in Chongqing in Zentralchina. „Eine der größten Entwicklungen hat das vormals kleine Fischerdorf Shenzhen gemacht“, so Otte. Dank seiner Nähe zu Hongkong ist es inzwischen eine der wirtschaftlich erfolgreichsten Städte Chinas. Jetzt will die chinesische Regierung, dass die westlichen Provinzen im Inland aufholen. Für deutsche Unternehmen kann das interessant sein: Die Kosten in diesen Regionen sind noch deutlich niedriger als an der Küste.

PROVINZ TIANJIN

produzieren lässt. Mehr als sieben Millionen Paar, vor allem Damenschuhe, vertreibt Idana unter Handelsmarken an SCHANGHAI CHONGQING verschiedene Filialisten. Die Idana-Designer entwerfen die Schuhe, spezielle Agenturen lassen in China Muster anSHENZHEN fertigen, und wenn die europäischen Händler ordern, startet die Massenproduktion. „China ist für uns mit den Jahren immer wichtiger geworden“, meint Geikowski. Das größte Problem für ihn ist paradoxerweise gerade das ungebrochene Wachstum in China. „China hat derzeit mit einer hohen Inflation zu kämpfen. Der Kaufkraftverlust hat steigende Lohnkosten zur Folge“, so der Schuhimporteur. Noch ist das Lohngefälle aber groß genug. Und wenn der Durchschnittschinese in ferner Zukunft einmal genauso viel wie ein Deutscher verdienen sollte, dann kann Idana seine Schuhe ja vielleicht auch im Reich der Mitte verkaufen. Groß genug dürfte der Markt bis dahin allemal sein.

China

Allerdings dürfte es dort noch komplizierter als ohnehin schon sein, geeignete Mitarbeiter zu finden. Fast alle deutschen Unternehmen haben Schwierigkeiten bei der Suche nach qualifiziertem Personal, viele tun sich auch schwer, die Leute zu halten. „Löhne und Lohnnebenkosten steigen stark“, weiß Otte. Dabei seien die Bewerber nicht mit westlichen Standards zu messen. Ausbildungen seien oft praxisfern; richtig Englisch könnten die Bewerber ebenfalls häufig nicht, warnt Otte. Bewerbungsunterlagen seien oft unvollständig, manchmal geschönt. Ottes Rat: „Arbeitgeber müssen auf die Echtheit der Qualifikationsnachweise achten.“ Jörg Geikowski steht das alles erst noch bevor. Er will in Kürze einen Standort in China eröffnen, um seine Lieferanten noch besser im Auge zu haben. „Es wird ein Büro mit zwei, vielleicht drei Technikern sein“, sagt Geikowski. Er ist Geschäftsführer des Schuhgroßhändlers Idana aus Hagen, der seit Ende der 1970er-Jahre Schuhe in Vietnam und China

PROVINZ SHANDONG

Wichtige AnlAufstellen für deutsche exporteure:

Asien-Pazifik-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft Friedolin Strack (beim BDI in Berlin) +49 30 2028-1593 [email protected] Außenhandelskammer China Germany-Team Karlsruhe +49 721 1614 284 [email protected] Initiativbanking 3/2012  – 

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Weitermachen, auch wenn es wehtut Wie oft er schon in der Produktionshalle des deutschen Automobilzulieferers war, hat Michael Schugt nie gezählt: als Student, während der Promotion und schließlich zu Terminen als geschäftsführender Gesellschafter seines eigenen Unternehmens. „Klack, klack, klack: Dieser Takt, in dem die Produkte dort in den großen Hallen vom Band gelaufen sind, hat mich immer fasziniert“, sagt Schugt. Umso deutlicher wird ihm bewusst, wie ernst die Lage ist, als er Anfang 2009 in besagtem Werk steht und alle Geräusche verstummt sind. „Alles, wirklich alles war still. In dem Moment wusste ich: Es kommt einiges auf uns zu.“

Je komplizierter, desto besser Mit „uns“ meint er sich und seine drei Mitgesellschafter Roger Uhlenbrock, Peter Muß und Christoph Dörlemann, allesamt promovierte Elektrotechnikingenieure wie Schugt. Gemeinsam haben sie 2001 in Bochum die Scienlab electronic systems GmbH gegründet, um genau das anzubieten, woraus sich der Name des Unternehmens zusammensetzt: Science und Laboratory.

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„Wissenschaftliche Arbeit für das Produkt Auto – und das auf höchstem Niveau.“ Als Dienstleister für Automobilzulieferer wie Bosch, Continental oder Delphi, aber auch für die großen deutschen Autobauer selbst liefern Schugt und seine Kollegen seitdem Lösungen für die kompliziertesten Ideen. In ihrem Elektroniklabor entwickeln sie Konzepte, erstellen Materialanalysen oder bauen gleich komplette Prototypen. Parallel dazu beginnen sie mit der Produktion serienreifer Prüfstände für elektronische Bauteile und etablieren Scienlab innerhalb weniger Jahre als mittelständisches Hightech-Unternehmen. Viele Technologien, die in modernen Autos verbaut sind, wie etwa die Common-Rail-Einspritzung oder die Start-Stopp-Automatik, fußen unter anderem auf Testverfahren aus Bochum.

„Die Anforderungen der Kunden und des Marktes an unsere Systeme ändern sich kontinuierlich“, so Schugt. „Deshalb müssen wir der Entwicklung immer einen Schritt voraus sein“, bringt der 48-Jährige das Erfolgsgeheimnis von Scienlab auf den Punkt. Nachdem

Fotos: Matthias Sandmann

Wachstumsstrategie. Aus einem Uni-Start-up ein mittelständisches Unternehmen mit 80 Mitarbeitern aufzubauen, ist eine Herausforderung. Es während der Konjunkturkrise zu tun, macht die Sache nicht einfacher – ganz besonders nicht in der Automobilbranche. Scienlab ist all das erfolgreich gelungen.

Höchste Wissenschaft: Das Scienlab-Team um Roger Uhlenbrock, Michael Schugt, Peter Muß und Christoph Dörlemann (von links nach rechts) tüftelt an Speziallösungen rund ums Auto.

Wachstumskurs in der Krise: Auf den Brancheneinbruch 2008/2009 reagierte Scienlab beherzt – und setzte konsequent auf die neue Erfolgskarte Elektroantrieb. Die Strategie ist voll aufgegangen.

die Ingenieure in Sachen Einspritztechnik so ziemlich alles entwickelt und verbessert haben, was möglich ist, beginnen sie 2005, sich auf den Bereich Elektromobilität zu konzentrieren. Aus einem ersten Auftrag von BMW, Batterien für deren Innovationsprogramm „EfficientDynamics“ zu testen, entwickelt sich so ein neues zukunftsfähiges Standbein. Eine Strategie, die letztlich dabei hilft, die Konjunkturkrise 2009 – die die Automobilbranche besonders getroffen hat – nicht nur unbeschadet zu überstehen, sondern sogar gestärkt aus ihr hervorzugehen. Denn als Schugt 2009 die Krise wittert, ist Scienlab längst aus den provisorischen Büros und Laboren der RuhrUniversität Bochum ausgezogen. Rund 30 Mitarbeiter arbeiten nur wenige Hundert Meter weiter im eigenen Firmengebäude in Bochum-Querenburg. „Aber es kam wie erwartet. Auf 2008, das bis dato beste Geschäftsjahr der Unternehmensgeschichte, folgte 2009 das mit Abstand schlechteste“, erinnert sich Schugt. Über Monate gab es keinen Auftragseingang und als die erste Stornierung eintrudelte, machte zum ersten Mal das geflügelte Wort des „negativen Auftragseingangs“ die Runde. Sogar

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fertige Anlagen im Wert von mehreren Hunderttausend Euro wurden abbestellt.

Mit Strom in die Zukunft Die Gesellschafter müssen handeln. Allerdings nicht so wie viele andere Unternehmen. „Unser Ziel hieß: keine Entlassungen, keine Kurzarbeit“, sagt Schugt. „Wir leben davon, dass wir kluge Köpfe haben, die auch dann weitermachen, wenn es wehtut. Die wollten wir auf keinen Fall verlieren.“ Genau das vermitteln die vier Gesellschafter ihrer Belegschaft. Sie setzen auf Transparenz. Jeder Mitarbeiter kennt die wichtigsten Kennzahlen, ist über laufende Aufträge informiert und wird in guten Jahren am Gewinn beteiligt. Das schafft Loyalität und Motivation für einen Plan: Im Wissen darüber, dass das Unternehmen auf einem gesunden finanziellen Fundament steht, füllen die Geschäftsführer den Freiraum, den alle Mitarbeiter plötzlich auf dem Schreibtisch und im Terminkalender haben, mit einer eigenen Vorgabe. „Wir waren uns sicher: Egal ob mit Akkus oder mit Brennstoffzellen – die Elektrifizierung des Antriebsstrangs, der Umstieg von Verbrennungs- auf Elektromotoren, wird kommen.“

Bis dato waren Komponenten wie Motor und Getriebe den Maschinenbauern vorbehalten. Doch Scienlab gelingt es, in der Sauren-Gurken-Zeit genau das zu entwickeln, was heute weltweit gefragt ist: Testumgebungen, die alles simulieren können, was einen echten Prüfstand ausmacht. Was passiert beim Laden einer Batterie, wenn die Spannung zu hoch oder zu niedrig ist oder das Netz ganz ausfällt? Wie reagieren Hochleistungsakkus auf extreme Hitze oder Kälte? Und wie verändert sich die Leistung eines Elektromotors im Dauerlauftest? Heute finden Zulieferer und Autohersteller weltweit die Antworten auf diese Fragen ganz ohne Lärm, Öl und Dreck, sondern mithilfe mannshoher grauer Schaltschränke, die mit Scienlab-Technolgie prall gefüllt sind. „Zum Glück ist unsere Strategie voll aufgegangen“, so Schugt. „Ohne konkreten Auftrag wussten wir ja nie, wie das, was wir entwickeln, tatsächlich angenommen würde.“ Im schlimmsten Fall wären alle Rücklagen verbrannt und die Mitarbeiter in die Kurzarbeit geschickt worden; oder sie wären nicht mehr zu halten gewesen. Doch das Gegenteil ist passiert. Aus 30 Mitarbeitern sind knapp 80 geworden – so viele, dass

Michael Schugt, geschäftsführender Gesellschafter von Scienlab:

„Wir leben davon, dass wir hier kluge Köpfe haben. Die wollten und wollen wir auf keinen Fall verlieren.“

vor dem Firmengebäude bereits an einem doppelt so großen Neubau gearbeitet wird. Für diese Leistung haben die WGZ BANK und die WAZ-Mediengruppe das Unternehmen mit dem Initiativpreis NRW 2011 in der Kategorie „Neue Arbeitsplätze“ ausgezeichnet. Scienlab treibe den Strukturwandel im Ruhrgebiet erfolgreich voran, hieß es Ende vergangenen Jahres in der Begründung der Jury – sowohl als Arbeitgeber als auch als Unternehmen im Bereich der erneuerbaren Energien. Das passt. Der Standort Bochum mitten im Ruhrgebiet liegt Scienlab am Herzen, obwohl das Unternehmen längst Kunden in ganz Europa, China und den USA betreut. „Aus europäischer Sicht sitzen wir in NRW doch sehr zentral“, meint Schugt. Außerdem schwört er auf die Nähe zur Ruhr-Universität und zur Hochschule Bochum, an der er seit 2005 auch eine Professur für Automobilelektronik innehat. Zum besten und innovativsten Anbieter von Testsystemen für die Automobilindustrie möchte Schugt Scienlab ausbauen. In Bochum und an den Unis im näheren Umkreis, etwa in Dortmund, Duisburg, Essen oder Wuppertal, findet er die Mitarbeiter, die es dafür braucht – passend zum

Ruhrgebiet mit ehrlichen und einfachen Mitteln: „Wir bieten keine Recruiting-Events am Starnberger See oder in der Skihütte an“, sagt Schugt. Stattdessen punktet Scienlab mit flachen Hierarchien und schnellen Entwicklungsmöglichkeiten. Anders als in großen Konzernen erhalten auch junge Mitarbeiter schnell Verantwortung über Bud-

gets und Projekte. „Und dass wir einen guten Ingenieur auch gut bezahlen und am Gewinn beteiligen, versteht sich von selbst.“

Mehr Informationen zum Initiativpreis NRW und zur Ausschreibung für dieses Jahr lesen Sie in dieser Ausgabe auf Seite 6.

ElEktromobilität aus bochum Neben der eigenen Forschung und Entwicklung engagiert sich Scienlab als Partner im „BOmobil-Projekt“ der Hochschule Bochum für das Thema Elektromobilität. Ziel des Konsortiums aus Hochschule und lokalen Firmen ist die Entwicklung eines gut vier Meter langen Elektrokleintransporters. Einen Werkplatz und tragende Bauteile wie Bremse und Fahrgestell stellt Opel zur Verfügung; Fahrsicherheit und Straßenzulassung verantwortet der TÜV-Nord.

Scienlab steuert den Traktionswechselrichter bei. Ein Prototyp soll im September auf der IAA Nutzfahrzeuge vorgestellt werden. Zielgruppe für den Stromer mit einer Reichweite von etwa 150 Kilometern sind Firmen und städtische Betriebe in Ballungsräumen. Ende 2012 wollen die Partner mit der Produktion einer Kleinserie beginnen.

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Auch absagen will gelernt sein Arbeitsrecht. Der Mittelstand klagt über Fachkräftemangel. Dennoch ist nicht jeder Kandidat gleich gut für jeden Job geeignet. Beim Ausschreiben von Stellen und Aussieben von Bewerbungen lauern für Unternehmen viele tückische Fallen. Lesen Sie hier, wie Sie diese legal umschiffen.

Das war den Richtern am Europäischen Gerichtshof dann doch zu viel. „Nein“, entschieden die Luxemburger Rechtshüter in ihrem Urteil vom 19. April 2012 in der Rechtssache „Meister“. Nein, ein abgelehnter Bewerber hat nach ihrer Auffassung keinen Anspruch auf Auskunft darüber, warum er den erhofften Arbeitsplatz nicht erhalten hat.

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Für den Fall einer anderslautenden Richterentscheidung hatten Unternehmensvertreter bereits eine weitere Verkomplizierung des ohnehin paragrafenreichen Arbeitsrechts befürchtet. „Dennoch dürfen sich Arbeitgeber jetzt nicht entspannt zurücklehnen“, meint Dr. Sandra Urban-Crell. Die Fachanwältin für Arbeitsrecht arbeitet als Partnerin im Düsseldorfer Büro der re-

nommierten Sozietät McDermott Will & Emery Rechtsanwälte Steuerberater LLP. Sie ist zugleich Lehrbeauftragte für Arbeitsrecht der Fachhochschule Köln und Autorin mehrerer Praxiskommentare zum Thema Zeitarbeit. Exklusiv für Initiativbanking beantwortet Urban-Crell die sieben drängendsten Fragen aus Unternehmersicht zum Problemkomplex „Wie finde ich die

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passenden Mitarbeiter, ohne mich dabei in rechtlichen Fallstricken zu verheddern?“.

drohenden Prozess gegen die Entschädigungsforderung eingewandt werden kann.

1. Was muss der Arbeitgeber generell bei der Stellenausschreibung beachten?

Um keinen Ärger nach dem AGG zu bekommen, verwenden geschulte Arbeitgeber bei der Stellenausschreibung in Print- und/oder Onlinemedien und insbesondere bei Absagen „neutrale Sprechblasen“ (etwa: „Leider haben wir uns für einen anderen Bewerber entschieden. Für Ihren weiteren beruflichen Lebensweg wünschen wir Ihnen alles Gute und viel Erfolg.“).

Bereits bei der Stellenausschreibung dürfen Arbeitgeber nicht gegen die gesetzlichen Diskriminierungsverbote des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) verstoßen. Dies bedeutet, dass die Stellenausschreibung einerseits geschlechtsneutral („Sekretär/ -in“, „Bürokauffrau/-mann“, „IT-Leiter (m/w)“) und auch ansonsten diskriminierungsfrei formuliert werden muss. Sucht ein Arbeitgeber der Werbebranche beispielsweise „einen Mitarbeiter (nicht älter als 25 Jahre) für sein hoch motiviertes und belastbares junges Team“, liegt darin ein Indiz für eine Benachteiligung sowohl wegen des Geschlechts als auch wegen des Alters.

Foto: Sandra Thiele/Fotolia

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Bemerken Arbeitgeber, dass sie mit ihrer Stellenanzeige gegen das Benachteiligungsverbot verstoßen haben, sollten sie auch Bewerber zu einem Bewerbungsgespräch einladen, die die genannten Voraussetzungen nicht erfüllen, im obigen Beispiel also ältere und weibliche Bewerber. Ganz entscheidend: Das sollte der Arbeitgeber ebenso wie den – diskriminierungsfreien – Grund für die Nichteinstellung dokumentieren, damit dies in einem

2. Worauf kommt es im Bewerbungsprozess besonders an? Nicht nur bei der Formulierung der Stellenausschreibung, sondern auch im eigentlichen Bewerbungsprozess müssen Arbeitgeber Benachteiligungen wegen der Rasse, der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität vermeiden. Dies gilt für die Auswahlkriterien und die Einstellungsbedingungen für den Zugang zum ausgeschriebenen Arbeitsplatz. Lehnt ein Arbeitgeber – ungeachtet der Qualifikation – beispielsweise generell Frauen als Berufskraftfahrer ab, stellt dies eine unzulässige Benachteiligung wegen des Geschlechts dar. Anders zu beurteilen wäre dies nur dann, wenn ein bestimmtes Geschlecht zwingende

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Voraussetzung für eine konkrete Tätigkeit wäre – etwa wenn eine Agentur zwingend ein weibliches Modell oder einen männlichen Schauspieler sucht.

3. Hat ein abgelehnter Bewerber Anspruch auf Auskunft über die genauen Gründe? Nein, ein abgelehnter Bewerber hat keinen Anspruch auf Auskunft darüber, warum er den erhofften Arbeitsplatz nicht erhalten hat. Das hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) am 19. April 2012 entschieden. Zugleich jedoch betont der EuGH, dass die Verweigerung jedweder Auskunft ein Indiz für eine Diskriminierung darstelle. Deshalb sind Arbeitgeber gut beraten, abgelehnten Bewerbern auf deren Nachfrage nach den Gründen für ihre Ablehnung zumindest eine kurze Antwort zu geben. Dazu genügt etwa der Hinweis, dass der ausgewählte Bewerber – was dann natürlich tatsächlich zutreffend sein muss – besser auf die zu besetzende Stelle passt. Auch „Soft Skills“ wie eloquenteres oder teamorientiertes Auftreten können angeführt werden.

4. Welche arbeitsrechtlichen und finanziellen Folgen hat eine nachgewiesene Diskriminierung für das Unternehmen? Wird ein Bewerber diskriminiert, kann er eine angemessene Entschädigung von bis zu drei Monatsgehältern verInitiativbanking 3/2012  – 

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Dr. Sandra Urban-Crell, Expertin für Arbeitsrecht bei McDermott Will & Emery in Düsseldorf:

„Auch nach dem jüngsten EuGHUrteil dürfen sich Arbeitgeber jetzt nicht entspannt zurücklehnen.“

Auch benachteiligte Arbeitnehmer in einem bestehenden Arbeitsverhältnis – Stichwort „gläserne Decke“ beim Nichtaufstieg von Frauen in Führungsebenen – können von ihrem Arbeitgeber Schadensersatz und/oder eine Entschädigung verlangen. Einen Höchstbetrag gibt es – anders als bei abgelehnten Bewerbern – nicht. Die Höhe eines Schadensersatzes oder einer Entschädigung ist einzelfallabhängig. Bewerber und

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Arbeitnehmer müssen lediglich Indizien, nicht aber glasklare Beweise für eine Diskriminierung im Prozess vortragen. „Ideale“ Indizien liefern häufig Stellenanzeigen. Arbeitgeber, die eine „erfahrene Sekretärin für die Abendstunden“ suchen, müssen mit Entschädigungsklagen abgelehnter männlicher und jüngerer Bewerber rechnen.

5. Was spricht für, was gegen anonymisierte Bewerbungen? Anonymisierte Bewerbungen sind in Deutschland nach wie vor unüblich. Sicherlich spricht für ein solches Verfahren die höhere Wahrscheinlichkeit, dass auch sonst vermeintlich bereits bei der Sichtung der Bewerbungsunterlagen ausgegrenzte Gruppen wie Frauen mit kleinen Kindern oder Bewerber mit ausländischen Namen und Migrationshintergrund zumindest zu einem ersten Vorstellungsgespräch eingeladen werden. Letztlich entscheidend dürften aber die Barrieren in den Köpfen der Chefs sein. Spätestens im Bewerbungsgespräch zeigt sich, ob diese Vorbehalte gegen gewisse Personengruppen haben und beispielsweise Frauen und Ausländer dann nach dem ersten Gespräch aussortiert werden. Zudem verhindert ein anonymisiertes Verfahren, dass gezielt Minderheiten wie behinderte Menschen oder Ausländer ausgesucht werden können, wie dies etwa der öffentliche Dienst praktiziert.

6. Müssen auch Headhunter und Personalsucher Diskriminierungsverbote einhalten? Eindeutig ja. Wird die Personalauswahl einem Headhunter oder Personalberater übertragen, gelten für diesen dieselben Spielregeln wie für den Arbeitgeber selbst. Vor unseriösen Headhuntern können Arbeitgeber nur dringend gewarnt werden, denn sie haften für die Fehler des externen Beraters.

7. Dürfen Arbeitgeber sich über Stellenbewerber in sozialen Netzwerken wie Xing und Facebook informieren? Diese Frage betrifft den Bereich des sogenannten Pre-Employment-Screenings oder Background-Checks von Bewerbern. Eine Recherche in freizeitorientierten sozialen Netzwerken wie Facebook ist nach verbreiteter Auffassung aus Datenschutzgründen unzulässig. Etwas anderes gilt nur für solche Netzwerke, die berufsorientiert sind, wie Xing oder LinkedIn. Diese Netzwerke dienen gerade nicht nur der Nutzung für private Zwecke. Soweit der Bewerber in diesen Netzwerken nicht nur einem privaten Freundeskreis seine Daten sichtbar macht, sind sie auch dem potenziellen Arbeitgeber frei zugänglich. Dieser darf diese Profile auswerten. Es bleibt spannend, ob und wie die seit Jahren diskutierte Datenschutznovelle damit umgehen wird.

Foto: Bernd Ducke/Your Photo Today

langen. Den Entschädigungsanspruch muss der abgelehnte Bewerber innerhalb von zwei Monaten nach Zugang der Absage schriftlich gegenüber dem ablehnenden Unternehmen geltend machen. Nicht befürchten müssen Arbeitgeber allerdings, den abgelehnten Bewerber wegen der Diskriminierung dennoch einstellen zu müssen. Einen solchen Anspruch schließt das Gesetz ausdrücklich aus.

Fitte Mitarbeiter, fitte Firma GesundheitsmanaGement. Kranke Arbeitnehmer mit langen Fehlzeiten kosten teures Geld. Langfristig billiger und sinnvoller ist es da, frühzeitig in Physis und Psyche seiner Mitarbeiter zu investieren. Vorreiter im Mittelstand zeigen, wie das geht.

Vorsorge ist wichtig Diese Gesundheitsangebote interessieren Mitarbeiter besonders:

Massagen

43%

Rückenschule

35%

Entspannungstraining

33%

Stressbewältigung

28% Mitgliedschaft im Fitnessclub/Sportverein 25% Gesundes Kantinenessen 21% Gesunde Ernährung 18% Betriebssport 17% Raucherentwöhnung 12%

Foto: Glow Cuisine/gettyimages

Quelle: Handelsblatt trend „Betriebliches Gesundheitsmanagement“; Mehrfachnennungen möglich

Angefangen hat alles mit einer Rückenschulung und der Einführung von Minipausen zur Entspannung. „Wir haben festgestellt, dass in einigen Produktionsbereichen die Krankenstände sehr hoch waren, und wollten mit diesen Maßnahmen entgegenwirken“, sagt Nicole Trettner. Sie ist Leiterin Personalmanagement und Prokuristin

bei der Hering Unternehmensgruppe aus Burbach. Das Familienunternehmen beschäftigt insgesamt 480 Mitarbeiter, von denen die meisten vor allem körperlich stark gefordert sind – etwa beim Gleisbau oder der Fertigung von Betonfassadenteilen. „Auch Nacht- und Wochenendarbeiten belasten die Physis, aber auch die Psyche“, sagt Trettner.

Mehr als 15 Jahre später bietet der mittelständische Baubetrieb einen ganzen Strauß an Offerten zur Gesundheitsvorsorge und Prävention an: darunter ein firmeneigenes Gesundheitsstudio mit modernen Trainingsgeräten, Fitnesschecks, die permanente Bereitstellung von Bioobst und vieles mehr. „Außerdem nehmen unsere Führungskräfte – vom Initiativbanking 3/2012  – 

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Polier bis zur Unternehmensleitung – regelmäßig an Workshops teil“, berichtet Trettner. Hier werden die Personalverantwortlichen zum Thema Gesundheit sensibilisiert und zum Beispiel darüber aufgeklärt, welche positiven Effekte ein kooperativer Führungsstil mit sich bringt. „Die psychische Gesundheit der Mitarbeiter steht bei uns aktuell sehr im Fokus“, sagt Trettner und weiß: Wer stress- und angstfrei arbeitet, ist nicht nur motivierter, sondern auch weniger anfällig für Krankheiten.

Aktionismus ist nicht gefragt „Der Unternehmenserfolg hängt maßgeblich von der Leistungsbereitschaft und -fähigkeit der Mitarbeiter ab“, bestätigt denn auch Jens Luther, Vorstand der Hanseatischen Krankenkasse (HEK). Die Gesellschaft hat bei einer Umfrage unter 1.000 Arbeitnehmern aktuell festgestellt, wie es um das Gesundheitsmanagement in deutschen Betrieben steht. Das Ergebnis: „Während sich vor fünf Jahren kaum ein Unternehmer über das Thema Gedanken gemacht hat, ist heute vielen bewusst, dass sie mehr als den Schutz vor Unfällen und Berufserkrankungen bieten müssen“, so Luther. „Wer die Gesundheit der Mitarbeiter fördern will, sollte ein umfassendes betriebliches Gesundheitsmanagement in seiner Firma etablieren“, rät Carsten

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Gräf von Team Gesundheit GmbH, einer Tochtergesellschaft des BKK Bundesverbandes, die seit mehr als 15 Jahren Betriebe berät. „Nur so ist sichergestellt, dass es nicht bei einzelnen Aktio-

Die häufigsten Gründe für Arbeitsunfähigkeit Frauen / Männer Ernährungs-, Stoffwechselkrankheiten

41%

33%

Psychische Störungen, Verhaltensstörungen

25%

43%

Krankheiten des Nervensystems, der Augen, der Ohren

19%

24%

Krankheiten des Kreislaufsystems

6%

29%

Krankheiten des Atmungssystems

5%

26%

Krankheiten des Verdauungssystems

12%

28%

Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems

30%

45%

Quelle: BKK Bundesverband; Mehrfachnennungen möglich

nen bleibt, deren Wirkung schnell verpufft, sondern dass alle Maßnahmen aufeinander abgestimmt sind und sich gegenseitig verstärken“, ergänzt er. Ein Beispiel: Betriebe, die eine Rückenschule anbieten, sollten gleichzeitig die Arbeitsplätze in Sachen Ergonomie prüfen und auf einen kollegialen Umgang, auch zwischen den Hierarchieebenen, achten. Damit alle Mitarbeiter beim Thema Gesundheit an einem Strang ziehen, ist es ratsam, sie zu involvieren und zu informieren. Diese Aufgabe kann zum Beispiel ein Gremium übernehmen, das auch für die Koordination der einzelnen Maßnahmen verantwortlich ist. „Unser Arbeitskreis Gesundheitsmanagement trifft sich alle acht bis zehn Wochen“, erzählt etwa Hering-Bau-Prokuristin Trettner. Neben dem Betriebsarzt und dem Betriebsrat sowie der Fachkraft für Arbeitssicherheit nehmen Mitarbeiter aus den verschiedenen Firmenbereichen daran teil. Und auch Unternehmensleiterin Annette Hering beteiligt sich. „Dadurch ist es möglich, gute Ideen schnell und unkompliziert zu realisieren“, so Trettner.

Großes Durchhaltevermögen Für ein nachhaltiges Gesundheitsmanagement ist es zudem wichtig, einen langen Atem zu haben: „Firmen sollten mindestens drei Jahre aktiv sein und

Krank – und trotzdem arbeitsfähig: Mehr als zwei Drittel der Arbeitnehmer erscheinen in der Firma, obwohl besser Bettruhe angesagt wäre. Quelle: Handelsblatt trend „Betriebliches Gesundheitsmanagement“

Krank – und trotzdem arbeitsfähig Krank – und trotzdem arbeitsfähig

Immer

12%

Selten

Meistens 39%

Gehen Sie manchmal krank zur Arbeit?

Mehr als zwei Drittel der Arbeitnehmer erscheinen in der Firma, obwohl besser Bettruhe angesagt wäre.

dürfen von ihren Zielen auch in stressigen Arbeitsphasen nicht abweichen“, so Gräf. Was nicht heißen soll, dass das Unternehmen in dieser Zeit sklavisch an dem einmal aufgestellten Maßnahmenkatalog festhalten soll. „Wir haben schnell gemerkt, dass die Offerten regelmäßig wechseln müssen, damit die Mitarbeiter weiter mit Begeisterung dabei sind“, berichtet Trettner. Hering Bau bietet deshalb auch einmal NordicWalking- oder Bogenschießkurse an. „Wie jedes andere Projekt benötigt auch das betriebliche Gesundheitsma-

14%

29%

Manchmal 6%

nagement ein ausreichendes Budget“, sagt Gräf. Räume müssen angemietet werden, Ausrüstungen sind zu beschaffen und externe Trainer und Coaches zu entlohnen. Insbesondere müssen die Arbeitnehmer sich die Zeit nehmen dürfen, sich mit dem Thema zu beschäftigen. „In vielen Fällen erhalten wir Unterstützung durch die Krankenkasse“, gibt Trettner einen Tipp. Auch das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt im Rahmen von Förderprogrammen die Betriebe – etwa mit dem „Potentialcheck“ für Firmen mit weniger als 250 Beschäftigten: Diese können

Nie

einen 50-prozentigen Zuschuss zu den Beraterkosten beantragen, wenn sie einen individuellen Maßnahmenkatalog zusammenstellen und umsetzen lassen wollen (www.arbeit.nrw.de). Experte Gräf ist sich jedenfalls sicher: „Für einen Euro, den Unternehmer in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter investieren, erzielen sie nachhaltig einen Ertrag von drei Euro.“ Und auch Personalmanagerin Trettner von Hering Bau bestätigt: „Fällt ein Mitarbeiter länger aus, wird es unterm Strich für uns teurer.“

Foto: Rangizzz/dreamstime; Piktogramme: Irene Mehl

In sechs schrItten zum betrIeblIchen GesundheItsmanaGement 1.) arbeitskreis bilden: Der Betriebsarzt, der Arbeitsschutzbeauftragte, die Personalabteilung und der Betriebsrat gehören auf jeden Fall zum Gremium. Die leitende Person sollte ein Entscheidungsträger im Unternehmen sein, damit Maßnahmen auch umgesetzt werden können. Ratsam: Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen, wie Verwaltung, Produktion und Außendienst, einbeziehen. 2.) ist-analyse: Viele aktuelle Werte lassen sich aus den Daten der Personalverwaltung ableiten, zum Beispiel der Krankenstand oder die Höhe der Fluktuation. Wer insbesondere den weichen Faktoren, wie Motivation oder Stress, auf den Grund gehen will, sollte eine Mitarbeiterbefragung durchführen.

3.) Ziele festlegen: Die Ziele des betrieblichen Gesundheitsmanagements müssen mit den betrieblichen Zielen übereinstimmen. Dabei kann sowohl auf harte (Fluktuation, Unfallhäufigkeit, Fehlzeiten, Produktivität, Qualität) als auch auf weiche Kriterien (Mitarbeiterzufriedenheit, Motivation, Betriebsklima) abgestellt werden. 4.) Zwischenziele benennen: Das betriebliche Gesundheitsmanagement zeigt erst nach drei oder mehr Jahren nachhaltige Wirkungen. Um alle Beteiligten, den Arbeitskreis und die Belegschaft, kontinuierlich zum Mitmachen zu motivieren, sollten kurzfristige Zwischenziele definiert und messbar gemacht werden. Zum Beispiel: die Senkung der

Arbeitsunfälle durch Sofortmaßnahmen oder das Anbieten eines gesunden Pausensnacks. 5.) maßnahmen entwickeln und realisieren: Die einzelnen Aktionen orientieren sich strikt an den gesetzten Zielen. Dabei gilt es, sowohl das Arbeitsumfeld als auch das Verhalten der Mitarbeiter positiv zu beeinflussen. 6.) ergebnis messen: Die Entwicklung der Zielgrößen ist regelmäßig zu erfassen und an alle Mitarbeiter zu kommunizieren. Ebenfalls wichtig: die Teilnehmerzahlen für einzelne Aktionen festzuhalten und regelmäßig nach neuen interessanten Offerten zu suchen.

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S t a r t e N

e n t w i c k e l n

f o r t f ü h r e n

„Nachhaltigkeit



ist für uns keine Modeerscheinung Rund anderthalb Jahrhunderte nach den ersten Gründungen erleben Genossenschaften weltweit einen neuerlichen Boom – auch und gerade im Ursprungsland Deutschland. Verbandschef Dr. Eckhard Ott über die neue Lust auf gemeinschaftliches Wirtschaften.

? : Die Vereinten Nationen haben 2012 zum „Inter-

nationalen Jahr der Genossenschaften“ erklärt. Ist das Anerkennung oder doch vielmehr Schutz für eine bedrohte gesellschaftsrechtliche Organisationsform?

Dr. Ott: Ganz eindeutig geht es dabei um Anerkennung. Die Vereinten Nationen würdigen auf diese Weise die Leistungen der Genossenschaften weltweit. Zugleich wollen sie aber die Genossenschaftsidee noch populärer machen – obwohl es rund um den Globus ja schon 800 Millionen Genossenschaftsmitglieder in mehr als 100 Ländern gibt.

? : Nicht wenige verbinden Genossenschaft mit einer Wirtschaftsform des 19. Jahrhunderts, als in weiten Teilen Deutschlands noch Hunger herrschte. Wie kämpfen Sie gegen dieses (Vor-)Urteil an?

Dr. Ott: Bei einer Straßenumfrage würden vermutlich viele Menschen mit dem Begriff Genossenschaft etwas Historisches verbinden oder vor allem an traditionelle genossenschaftlich geprägte Branchen wie die Landwirtschaft, den Wohnungsbau oder die Banken denken. Genossenschaften gibt es darüber hinaus aber in vielen ganz unterschiedlichen Wirtschaftsbereichen – vom Einzelhandel über den Handwerksbetrieb bis hin zum Zahnarzt. In Deutschland ist jeder vierte Einwohner Mitglied einer Genossenschaft – allein die genossenschaftlichen Finanzinstitute haben 17 Millionen Mitglieder. Doch häufig ist kaum bekannt, was diese Wirt30  –  Initiativbanking 3/2012

schaftsform auszeichnet und welche Möglichkeiten die genossenschaftliche Kooperation in der heutigen Zeit bietet. Das versuchen wir gerade im Internationalen Jahr mit guten Beispielen zu zeigen. Und es findet hier aktuell ein sehr starker Bewusstseinswandel statt ...

? : Inwiefern? Dr. Ott:

Seit einigen Jahren entwickelt sich die Rechtsform der Genossenschaft, auf sehr vielen Wirtschaftsfeldern, wieder sehr dynamisch. Es gibt zahlreiche neue Genossenschaften, etwa im Bereich der erneuerbaren Energien, im Gesundheitswesen, aber auch zur Sicherung kommunaler Aufgaben, wie zum Beispiel dem Betrieb eines Hallenbades. Ursachen hierfür sehen wir auch in dem generellen Wertewandel, der massiv seit Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 zu verzeichnen ist. Die Genossenschaften und ihre Verbände werben für das Genossenschaftsjahr 2012 mit dem Slogan „Ein Gewinn für alle – Die Genossenschaften“. Dabei definieren wir den Begriff „Gewinn“ weit umfassender als in der kühlen Sprache der Betriebswirtschaftslehre. Das oberste Prinzip für jede Genossenschaft lautet: Wie kann ich den Interessen meiner Mitglieder dienen? Keine andere Unternehmensform hat diesen übergeordneten Förderauftrag.

? : Welche konkrete Rolle spielen Genossenschaften für die deutsche Wirtschaft?

Für die Genossenschaften: Dr. Eckhard Ott ist Vorstandsvorsitzender des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbandes e.V. Der Verband vertritt über 18 Millionen Menschen. Keine Wirtschaftsorganisation in Deutschland hat mehr Mitglieder.

Dr. Ott: Eine sehr große. Nur ein paar Zahlen: Praktisch jeder Landwirt ist Mitglied einer Genossenschaft, dazu sind es 60 Prozent aller Handwerker, drei von vier Einzelhandelskaufleuten, 90 Prozent aller Bäcker und Metzger sowie zwei von drei selbstständigen Steuerberatern. Es gibt hierzulande rund 7.500 Genossenschaften, die 800.000 Arbeitsplätze bieten. Darunter sind allein im Finanzbereich rund 1.100 Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken oder PSD-Banken. Dazu kommen 2.500 landwirtschaftliche Genossenschaften und 2.000 Handels- und Dienstleistungsgenossenschaften. Nicht zu vergessen die rund 2.000 Wohnungsbaugenossenschaften, die allerdings nicht im DGRV organisiert sind. Und es werden stetig mehr. 2011 stießen rund 270 Genossenschaften neu dazu.

? : Das klingt nicht gerade viel ...

Fotos: Bernd Nörig (4)

Dr. Ott: Bezogen auf die absolute Zahl der Genossenschaften ist es das aber sehr wohl. Man muss berücksichtigen, wie viele Gründungswillige sich in jeder neuen Genossenschaft zusammenschließen. Im Gegensatz etwa zur GmbH mit ein oder zwei Gesellschaftern steckt hinter einer Genossenschaft meist eine sehr viel größere Zahl von Menschen. Genossenschaften sind zudem sehr stabil. Liquidationen und Insolvenzen kommen bei Genossenschaften kaum vor. Das ist ein deutlicher Unterschied zu allen anderen Rechtsformen. Initiativbanking 3/2012  – 

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S t a r t e N

e N t w i c k e l N

f o r t f ü h r e n

Bonner Runde: Am DGRV-Standort in der Adenauerallee nahm sich Dr. Ott Zeit für Chefredakteur Florian Flicke.

? : Glück oder Prinzip? Dr. Ott: Das hängt maßgeblich mit dem Start zusammen: Bevor eine Genossenschaft ihre Tätigkeit aufnimmt, wird ihr langfristiges Geschäftsmodell von einem Prüfungsverband begutachtet. Dabei geht es weniger um eine formelle Prüfung als vielmehr um die Begleitung des Gründungsprozesses. Nachhaltigkeit ist für uns keine Modeerscheinung.

? : Vielerorts entstehen gerade Bürger-Energie-Genossenschaften, die gemeinsam Wind- oder Solaranlagen betreiben. Ist die Energiewende das neue Zugpferd für die Genossenschaftsorganisation?

Dr. Ott: Durch die Möglichkeiten des Erneuerbare-Energien-Gesetzes sind etwa 500 neue Energiegenossenschaften gegründet worden, die meisten von ihnen in den vergangenen drei Jahren. Etwa 80.000 Menschen haben sich an diesen Projekten beteiligt. Genossenschaften sind für die Energiewende besonders gut geeignet, da sie ganz unkompliziert viele Menschen einbinden und die Akzeptanz vor Ort verbessern. Hier greift ideal das genossenschaftliche Urprinzip „Einer für alle, alle für einen“. Ein einzelner Bürger kann meist nur überschaubare Summen finanzieren. Durch die gemeinsame Investition in Solar- oder Windenergieanlagen dagegen können viele Bürger einer Kommune sich in ihrer Region für die Energiewende engagieren. Und das oftmals zusammen mit den Volksbanken und Raiffeisenbanken.

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? : Einst milde belächelt, erleben genossenschaft-

lich geprägte Banken seit Ausbruch der Finanzkrise einen regelrechten Mitglieder- und Einlagenboom. Wie erklären Sie sich das?

Dr. Ott:

Früher galt das solide Geschäftsmodell der Volksbanken und Raiffeisenbanken mitunter als langweilig. Und das nur, weil genossenschaftliche Institute – anders als einige Konkurrenten – nicht auf horrende Eigenkapitalrenditen schielen und keine waghalsigen Finanzierungsmanöver eingehen. Vielmehr galt und gilt in der genossenschaftlichen FinanzGruppe: Chancen wahrnehmen, aber langfristig denken und dabei verantwortungsvoll mit dem Geld der Mitglieder und Kunden umgehen. Das honorieren nun erfreulicherweise immer mehr Menschen.

Zur PersoN Dr. Eckhard Ott ist Vorstandsvorsitzender des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbandes e.V. (DGRV). Der DGRV ist sowohl Spitzenverband und Interessenvertretung als auch Prüfungsverband der deutschen Genossenschaftsorganisation. Der 48-jährige Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwalt und Steuerberater wohnt mit seiner Familie in Heidelberg. Beruflich pendelt er zwischen den DGRV-Standorten in Berlin, Bonn und Brüssel. Seiner sportlichen Leidenschaft, dem Laufen, kann er dabei überall nachgehen.

ExzEllEnz IN DER NISCHE Die Eickhoff-Gruppe mit Sitz in Bochum stellt hauptsächlich Gewinnungsmaschinen für den Bergbau und Getriebe für Windkraftanlagen her. Ihre Qualitätsprodukte sind gerade in China ein Renner.

„Die Kohle hat Zukunft.“ Davon ist Karl-Heinz Rieser trotz der Energiewende in Deutschland überzeugt. Der 51-jährige Geschäftsführer der Sparte Bergbautechnik, die mehr als die Hälfte des Umsatzes der Eickhoff-Gruppe erzielt, hat dafür gute Gründe. „In Ländern wie China, die ihre starke Industrialisierungsphase noch vor sich haben, wird der Energiebedarf weiter deutlich steigen.“ Selbst wenn das Reich der Mitte den Anteil von Kohlekraftwerken an der Stromerzeugung von jetzt 80 auf 60 Prozent senke, werde der absolute Verbrauch des Energieträgers zunehmen. In der Tat will China, das schon seit den 1970er-Jahren Anlagen des Bochumer Traditionsunternehmens kauft, die Kohleproduktion von jetzt 3,5 auf vier Milliarden Tonnen erhöhen. Rieser freut das, denn damit steigt dort auch der Bedarf an den Maschinen, die seine Sparte für den Abbau des Rohstoffs herstellt.

Die gewaltigen, mit Zähnen bestückten Räder der Walzenlader brechen neben Kohle auch Kalisalz von den Wänden vieler Bergwerke. Anders als die unabhängig fahrenden Continuous Miner werden die bis zu 15 Meter langen Walzenlader in Abbau- und Fördersysteme integriert, die das Mineral aus dem Flöz schaffen. Beide Arten von Eickhoff-Anlagen zeichnen sich durch eine hochsensible Steuerungstechnik und große Robustheit selbst bei härtesten Bedingungen unter Tage aus. Das macht die Geräte nicht nur bei dem chinesischen Bergbaukonzern Shenhua so begehrt. Auch andere Branchenriesen wie Xstrata, Vale, Belaruskali und K+S setzen auf die Kunst der Eickhoff-Ingenieure. Ihre Wurzeln hat sie in den einstigen Kohlerevieren des Ruhrgebiets. Heute, wo die Kohle aus dem Pott nahezu verschwunden ist, werden mehr als 90 Prozent der Maschinen ins Ausland verkauft, vor allem in aufstrebende Industrienationen, aber auch nach Australien.

Walzenlader haben seit jeher komplexe Getriebe benötigt, die Eickhoff ebenfalls konzipiert und fertigt. Aus diesem Know-how hat das Unternehmen eine neue Sparte entwickelt, die die zweite große Säule des Geschäfts ist und fast so viel Umsatz wie die Bergbautechnik erzielt: die Antriebstechnik. Durch sie ist die Gruppe auch für den Fall gewappnet, dass die Kohle doch irgendwann keine Zukunft mehr haben sollte. Denn die Getriebe werden größtenteils in Windkraftanlagen mit einer Leistung von bis zu vier Megawatt eingesetzt. Daneben betreibt Eickhoff eine Gießerei, in der hochpräzise Teile für Anlagen entstehen, und die Schalker Eisenhütte Maschinenfabrik, die spezielle Schienenfahrzeuge für den Bergbau und andere Einsatzgebiete sowie Kokereimaschinen fertigt. „Wir produzieren für die Nische“, erklärt Rieser. Was nun keineswegs bedeutet, dass das Geschäft damit einfacher ist. „Ausschlaggebend ist die Exzellenz der Produkte.“

Fotos: Eickhoff Bergbautechnik GmbH

Eickhoff-GruppE Gründungsjahr: 1864 Kernprodukte: Bergbautechnik, Antriebstechnik Mitarbeiterzahl: 1.700 weltweit Hauptmärkte: China, Weißrussland, Russland, Kasachstan, Australien, Polen, Tschechien Jahresumsatz (2011): 350 Millionen Euro

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l e b e n

Bedeutende Konzerthalle: das Athenäum Entging dem Abriss: die alte Stravropoleos-Kirche

48 Stunden in ... Bukarest Gewinnspiel. Die rumänische Hauptstadt dürfte wohl eher zu den wenig beachteten Reisezielen unseres Kontinents zählen. Zu Unrecht! Gewinnen Sie einen Kurztrip nach Bukarest und finden Sie selbst heraus, warum die Metropole einst auch das „Paris des Ostens“ genannt wurde. F R E I Ta g

In nur zweieinhalb Stunden erreichen Sie Bukarest ganz bequem mit Lufthansa. Nach dem Check-in in Ihr Hotel haben Sie darum bestimmt noch viel Energie übrig, um die ersten Entdeckungen zu machen. Lassen Sie sich doch erst einmal ein wenig treiben. Am besten erschließt sich Bukarest sowieso dem Spaziergänger, der neben den großen Boulevards und weiten Parks auch so manches Kleinod in einer Seitengasse entdecken kann. Ein Beispiel dafür ist die Stavropoleos-Kirche mitten in der Innenstadt, ganz in der Nähe des Piatá Unirii mit seinen zahlreichen Wasserfontänen. Die kleine Kirche mit angeschlossenem Kloster gehört zu den sehenswerten Bauwerken, die glücklicherweise der „Systematisierung“ genannten Kahlschlagpolitik des ehemaligen Staatschefs Nicolae Ceausescu entging. Wer am Abend hungrig vom Laufen ist, dem sei das Caru’ cu bere gegenüber der Kirche in der Str. Stavropoleos empfohlen. Das älteste Brauhaus Rumäniens hat Geschichte und Flair – und wurde schon häufig als Filmkulisse herangezogen. Brauhaus mit Flair: Im „Bierkarren“ lässt es sich verweilen

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2 . Ta g

S a M S Ta g

Der bereits erwähnte frühere kommunistische Staatspräsident Ceausescu hat seinem Land viel Leid hinterlassen. Von 1967 bis zu seiner Hinrichtung 1989 baute er eine Diktatur mit ausgeprägtem Personenkult auf. Ein gigantisches Bukarester Monument legt hiervon noch heute Zeugnis ab: der Parlamentspalast. Nicht nur von außen ist das Gebäude beeindruckend und irritierend zugleich, auch eine Führung durch einen kleinen Teil der insgesamt über 1.000 Räume auf sage und schreibe 64.800 Quadratmetern sollte sich niemand entgehen lassen. Rund 2.000 Kristallleuchter, Tonnen von Teppichen und Hallen, die so groß wie Flugzeuggaragen sind, können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass für das weltgrößte administrative Gebäude nach dem Pentagon etwa 70.000 Bukarester Bürger zwangsumgesiedelt wurden. Ganz in der Nähe beginnt die lange Calea Victoriei, die Siegesstraße mit ihren Prachtbauten, die einst von Pariser Architekten geschaffen wurden und Bukarest den Namen „Paris des Ostens“ einbrachten. Am besten lässt es sich am Museum der rumänischen Geschichte starten: Direkt gegenüber kann bereits der erste Prachtbau aus neoklassizistischer Zeit bewundert werden – in dem heute das lokale Bankhaus seinen Sitz hat. Im weiteren Verlauf der Straße scheint ein Gebäude das andere übertreffen zu wollen. Zeit für eine kleine Rast bietet hier die aus gebogenen Straßenzügen bestehende Macca-Villacrosse-Passage, die unter ihrem gelben Dach heute Cafés und Restaurants beherbergt und eine Mischung aus orientalischem Basar und jugendlichem Szeneviertel bildet.

Fotos: Radub85/dreamstime, Imagebroker/F1ONLINE, Peter Adams/AGE/F1ONLINE, Georg Knoll/laif, Alamy/mauritius-images

1 . Ta g

Lebhafter Treffpunkt: die Macca-VillacrossePassage

Einen Besuch wert: der gigantische Parlamentspalast

Authentisch: Im Museum Satului ist alles echt. 3 . Ta g

Fotos: Arnim Schulz/Fotolia, James Reeve/Photolibrary/gettyimages, Imagebroker/F1ONLINE

G e w i n n e n

S i e

e i n

w O c H e n e n D e

S O N N Ta g

Vor der Abreise lohnt sich der Besuch des Museums Satului. Dort wird die ursprüngliche Lebensweise der Bauern aus der Walachei, den Karpaten oder Transsilvanien auch dem Hauptstadtbesucher nähergebracht. Teilweise in mühevoller Kleinarbeit wurden hier seit den 1930er-Jahren sukzessive original Bauernhäuser aus ganz Rumänien zusammengetragen, neu errichtet und mit Möbeln ausgestattet. So sind auf einer Fläche von mehr als 100.000 Quadratmetern authentische Dorfstruktu Dorfstrukturen entstanden.

Wer auf der Calea Victoriei fortfährt und schon fast wieder am Hotel angelangt ist, kann noch einen kleinen Abstecher zu dem kleinen weißen Kuppelbau mit seinen ionischen Säulen machen – dem Athenäum. Große Künstler wie Yehudi Menuhin oder Maurice Ravel standen bereits auf der Bühne dieser Konzerthalle. Hinter dem Athenäum gibt es neben einigen Boutiquen auch schicke Cafés und Restaurants, die nach einem anstrengenden Tag für eine entspannte Abendgestaltung sorgen dürften.

i n

B U K a R e S t

Cafés. Der Ballsaal „Le Diplomate“ gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. Mit Lufthansa fliegen Sie bis zu viermal täglich ab Frankfurt, München, Düsseldorf und Berlin nonstop nach Bukarest. Informationen und Buchung auf www.lufthansa.com. WGZ BANK und Lufthansa verlosen eine Reise nach Bukarest. Der Gewinner erhält einen Gutschein für einen Flug von Deutschland nach Bukarest und zurück für zwei Personen sowie zwei Übernachtungen inklusive Frühstück (nach Verfügbarkeit) im Athenée Palace Hilton. Das 1914 erbaute Hotel gehört zu den führenden Häusern der Stadt und liegt zentral in der Nähe vieler Sehenswürdigkeiten, Geschäfte und

Um zu gewinnen, beantworten Sie bitte folgende Frage: wodurch endete die Regierungszeit von nicolae Ceausescu im Jahr 1989? a) er dankte ab. b) es gab neuwahlen. c) er wurde getötet.

Für Ihre Antwort können Sie das Gewinnspielportal unter www.lufthansa.com/wgz nutzen oder, je nach Ausgabe, die beigefügte Postkarte beziehungsweise den Faxcoupon auf der Rückseite. Einsendeschluss ist der 30. September 2012. Mitarbeiter der WGZ BANK-Gruppe und ihre Angehörigen dürfen nicht teilnehmen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Der Gewinner wird schriftlich benachrichtigt. Die Reise nach Paris, die wir in Ausgabe 2/2012 verlost haben, ging an Winfried Bellin aus Willich.

:::::: Das nächste heft erscheint am 15. november 2012 :::::: Das nächste heft erscheint am 15. november 2012 ::::::

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schaftliche Zentralbank der Volksbanken und Raiffeisenbanken im Rheinland und in Westfalen und als Geschäfts- und Handelsbank genau der Partner, mit dem Sie Ihre Projektpläne zielorientiert umsetzen können. Finanzierungen von kleineren Objekten übernimmt die WGZ BANK ab 2 Mio. Euro, bei Großprojekten steht sie als Konsortialpartner zur Verfügung.

Nun liegt es in Ihren Händen, den nächsten Schritt zu machen. Ansprechpartner: Bernd Hütter Leiter der Abteilung Immobilienkunden Tel.: +49 211 778 2116 [email protected]

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Das Mittelstandsmagazin der WGZ BANK

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ISSN 1861-4213

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Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe wünscht Ihnen die Initiativbanking-Redaktion. Wenn Sie Themenwünsche und Anregungen für Initiativbanking haben, schreiben Sie uns doch einfach! Die Postkarte dazu finden Sie auf der Rückseite.

Überreicht durch:

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

Ihre Meinung ist gefragt! Initiativbanking lebt entscheidend von Ihrem Feedback. Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und schreiben Sie uns, wenn Sie Lob oder Kritik loswerden möchten, wenn Sie Fragen haben oder Anregungen geben wollen.

Sie können uns die Antwort per Post zusenden oder die ausgefüllte Karte Ihrem Ansprechpartner bei einer Volksbank oder Raiffeisenbank in Ihrer Nähe geben.

Das nächste Heft erscheint am 15. November 2012 :::::: Das nächste Hef

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Wir speichern und nutzen die Daten zur Abwicklung dieses Gewinnspiels und für Direktmarketingaktionen.

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