Gute Ankerplätze sind in den seltensten Fällen mit Steckdosen ausgestattet: Die USE AKSCHEN im River Dart vor Dittisham. Bilanz einer Reise

June 18, 2018 | Author: Simon Beutel | Category: N/A
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1 Motor + Antrieb Wellenanlagen Gute Ankerplätze sind in den seltensten Fällen mit Steckdosen ausgestattet: Di...

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Motor + Antrieb

Wellenanlagen

Gute Ankerplätze sind in den seltensten Fällen mit Steckdosen ausgestattet: Die USE AKSCHEN im River Dart vor Dittisham.

Bilanz einer Reise Bordnetze: In manchen Eignerkreisen hält sich hartnäckig die Meinung, dass die Energieversorgung einer seegehenden Yacht ohne Lichtmaschine, Generator oder Landstrom nicht möglich sei. Dass dem nicht so ist, zeigt die über zwei Jahre akribisch dokumentierte Reise der USE AKSCHEN. Ein Bericht von Burkhard Linke und Michael Herrmann.

G

enährt wird diese Ansicht unter anderem mit Berichten von Langfahrtseglern, denen es trotz Windgenerator und Solarmodulen nicht gelungen ist, ohne regelmäßige Motorlaufzeiten zwecks Batterieladung oder einen Generator auszukommen. Fragt man hier nach, stellt sich oft heraus, dass die Auslegung der alternativen Stromerzeuger mehr oder weniger über den Daumen erfolgt war. Der zu erwartende Verbrauch wurde 116

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geschätzt– meist unterschätzt –, die Einschätzung der Leistung von Windund Solarstromerzeugern strotzte vor Optimismus. Kommt hier noch eine unterdimensionierte Bordnetzbatterie hinzu, ist die Enttäuschung vorprogrammiert. Anlagen, in denen nicht einmal die Hälfte des täglichen Energieverbrauchs selbst unter optimalen Bedingungen von Windgenerator und Solarmodul gedeckt werden kann, sind die Folge. Dass es auch anders geht, zeigt die

über zwei Jahre dauernde Reise von Burkhard Linke von Bremerhaven zu den Azoren und zurück, auf der im Logbuch – neben den üblichen Eintragungen – der gesamte Energiehaushalt der Yacht auf die Amperestunde genau aufgezeichnet wurde.

Das Schiff Die USE AKSCHEN wurde 1992 als Stahl-Slup mit einer Länge von

Die Zentrale der Bordelektrik: Die Schalttafel von vorne...

...und von der Rückseite.

12,30 Meter gebaut. Sie verdrängt 13,5 Tonnen, die meistens von einer Segelfläche am Wind von 78 Quadratmetern bewegt werden. Als Nebenantrieb ist ein Volvo Penta 2003TD mit einer Leistung von 31 Kilowatt vorhanden. Die Versorgung des 230-Volt-Systems erfolgt über Landstromaschluß oder einen 230-Volt-Sinus-Wechselrichter. Der ursprünglich vorhandene (elektrische) Autopilot wurde – wegen Ausfall – gegen Ende der Reise durch eine Windpilot-Selbststeueranlage ersetzt.

in die Biskaya. Im September wurde Spanien erreicht; über Galizien und der portugiesischen Westküste ging es im November weiter an die Algarve, wo überwintert wurde. Nach einem Abstecher nach Südwestspanien und einem weiteren Erkundung der Algarve im Frühjahr 2006 ging es im Mai nach Porto Santo auf Madeira. Im Juni 2006 wurden die Azoren erreicht. Im Juni 2007 begann die Rückreise, die im August in Bremerhaven endete.

Die Reise

Das Konzept der Anlage läßt sich etwa so zusammenfassen: Die vorhandene Energie sollte so effektiv wie möglich verwendet werden können, ohne dass dadurch Einbu-

begann im Juli 2005 und endete im August 2007. Im Juli 2005 ging es durch Nordsee und englischen Kanal

Die Elektroanlage

Die Hauptstromerzeuger an Bord: Solarmodule mit einerGesamtleistung von 185 Watt peak (links) und zwei Windgene-

ßen an Komfort oder Reisequalität entstanden. Zudem sollte das System autark, ohne Landstrom und den Einsatz von Motor oder Generator (der ohnehin nicht vorhanden war) arbeiten. Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Bordnetzbatterie.

Batteriekapazität Die Bordnetzbatterie dient in erster Linie als Puffer zwischen Stromerzeugung und -verbrauch. Je größer deren Kapazität ausfällt, desto besser kann sie diese Funktion erfüllen. Üblicherweise werden die Kapazitäten so ausgelegt, dass eine vollgeladene Bordenetzbatterie den Stromverbrauch von zwei Tagen ohne Nachladung abdecken kann. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Batterie jeden Tag – zum

ratoren Superwind 350 (rechts), von denen einer unterwegs verkauft wurde. PALSTEK 7/77

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Die totale Überwachung: Hier können Lade- und Entladeströme, die Batteriespannung und die aktuelle Kapazität abgelesen werden.

Beispiel mit der Lichtmaschine des Motors oder mit Landstrom – geladen wird. So ist – zumindestens theoretisch – sichergestellt, dass die Batterie nie um mehr als 50 Prozent entladen werden. Wenn die Batterie kleiner gewählt werden, verlängern sich die Ladezeiten und die Batterien werden entsprechend tiefer entladen. Da die Anzahl der möglichen Lade-Entladezyklen mit der Entladetiefe überproportional abnimmt, leidet zudem die Lebensdauer der Batterien. Solar- und Windstrom stehen nicht immer, vor allem nicht regelmäßig, zur Verfügung. Daher sollte die Nennkapazität der Bordnetzbatterie hier mindestens dem vierfachen Tagesverbrauch entsprechen. Dies spiegelt sich auch im Ergebnis einer Untersuchung des englischen Magazins „Yachting Monthly“: Demnach beträgt die durchschnittliche Batteriekapazität auf einer 40-FußFahrtenyacht 440 Amperestunden. Auf der Use Akschen sind insgesamt 630 Amperestunden installiert. Davon sind jeweils zwei der sechs 105-Amperestunden-Gelbatterien zu einem Block zusammengeschaltet,

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wovon sich ein Block im Vorschiff in der Nähe der Ankerwinde befindet. Durch einen Ladewahlschalter, an dem alle Ladequellen angeschlossen sind, kann für den Fall, dass eine Batteriebank ausfällt, auch die Ladung dieser Bank abgeschaltet werden.

möglich, den Ladezustand der Batterien zu beurteilen, was wiederum die Voraussetzung für den effektiven Einsatz und eine realistische Beurteilung des Ertrags der unterschiedlichen Stromerzeuger ist.

Batterie-Controller

Das Gleichstrom-Bordnetz konnte aus vier Quellen gespeist werden:

Die Bilanzierung der Amperestunden erfolgte über einen Batterie-Controller DCC 4000 mit Shunt in der Minusleitung. Der DCC 4000 erfasst Lade- und Entladeströme – auch kurze Zwischenladungen – und errechnet unter Berücksichtigung eines Korrekturfaktors den aktuellen Ladezustand der Batterie. Der Ladezustand wird in Amperestunden (Ah) und Prozent angezeigt. Ebenso werden die Lade- und Entladeströme sowie die Batteriespannung im großen Display angezeigt. So erhält man jederzeit einen Überblick über das Funktionieren von Ladequellen wie zum Beispiel Solarzellen, Windgeneratoren, Ladegeräten und deren Regler. Ohne Batterie-Controller ist es nicht

Stromerzeuger

• 75-Ampere-Lichtmaschine mit Standard-Laderegler (W-Kennlinie), • Sterling Ladegerät, 12 Volt 50 Ampere, • 275 Watt peak Solaranlage, davon 185 Watt fest auf dem Deckshaus und 2 x 45 Watt zweiachsig an Heckträgern nachführbar montiert, • zwei Windgeneratoren Superwind 350, maximale Ladeleistung 350 Watt. Der Motor mit seiner Lichtmaschine wurde auf der gesamten Reise nicht zur Batterieladung eingesetzt (siehe Ertragstabellen am Ende des Artikels). Ist eine Solaranlage auf

einem Schiff montiert, wird durch die IU-Kennlinie der MPP-Laderegler ohnehin dauerhaft für eine effektive Ladung gesorgt. Die Installation eines Hochleistungs-Lichtmaschinenreglers ist aus dieser Erfahrung nicht notwendig. Die W-Kennlinie der Lichtmaschine ist kein Nachteil, wenn man nicht auf eine Batterieladung durch die Hauptmaschine angewiesen ist. Das 230V-Ladegerät kam im wesentlichen im Winterlager vor der Abreise zum Einsatz. Die Batterien wurden so gepflegt und es war möglich, die vorhandene Beleuchtung im Schiff zu nutzen, ohne mit Kabellampen arbeiten zu müssen.

Solaranlage: Die Solaranlage der USE AKSCHEN ist in zwei Teile aufgeteilt. 185 Watt peak sind fest auf dem Deckshaus montiert und zwei Module mit jeweils 45 Watt peak sind so an zwei Heckträgern angebracht, dass sie zweiachsig nachgeführt werden können. Es macht Spaß, durch die Wahl des richtigen Anstellwinkels das Maximum an Ladestrom herauszukitzeln. Ist eine Ampere-Anzeige vorhanden, hat man hierüber jederzeit Kontrolle. Durch das Nachführen war ein Zugewinn von bis zu 50 Prozent möglich. In Häfen haben wurde darauf geachtet, dass die Sonne einen möglichst grossen Teil der Deckshaus-Solaranlage beschien. Dazu wurde der Großbaum mit dem Travelerschlitten so gestellt, dass möglichst kein Schatten auf die Module fiel. Sollte man länger in einer Marina liegen, kann es Sinn machen, das Schiff um 180 Grad gedreht festzumachen, falls hierdurch die Verschattung der Solarmodule vermindert werden kann. Durch die zweiachsig nachführbaren Module an den Heckträgern war ein nahezu unverschatteter Betrieb möglich. Die drei Solarmodule auf dem Deckshaus und beiden nachführbaren an den Heckträgern sind mit SchottkyEntkopplungsdioden voneinander getrennt. Zwei MPP-Solarladeregler von Votronic (jeweils einer für die Deckshaus- und einer für die PALSTEK 7/77

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Zweiachsig nachführbares 45 Watt Solarmodul. Beide Stützen zum Seezaun können abgenommen werden, so dass die Nachführung um 360 Grad gedreht werden kann. Extrem belastungsfähig, auch bei 63 Knoten Wind ohne Probleme

Heckträger-Solaranlage) arbeiteten störungsfrei. Der höchste Tagesertrag aus der Solaranlage lag bei 92 Amperestunden (Mai 2006).

Windgeneratoren Im Gegensatz vorigen Reise der USE AKSCHEN (1999/2000) wurden dieses Mal zwei Superwind 350 Windgeneratoren montiert, die über drehzahlabhängige Rotorblattverstellung verfügen. Schon bald nach der Abreise war klar, das dies des Guten zu viel war. Diese Generatoren laden sehr effektiv, und häufig war der Windladeregler damit beschäftigt, die Leistung der Generatoren über einen Lastwiderstand zu „verbraten“ – die Batterien waren längst voll. Einen der beiden Windgeneratoren wurde daher auf den Azoren an einen Mitsegler verkauft, der sich nun über einen Superwind freut. Nur wenn der Wind genau von vorn oder achtern kam, waren die Leistungen der beiden Windgeneratoren gleich. Kam der Wind von der Seite, war die Leistung des luvwärtigen Generators deutlich höher. In geschützten Häfen darf man vom Windgenerator nicht zu viel erwarten. Bestes Beispiel hierfür ist der Ertrag von nur 3 Amperestunden im Dezember in der geschützten Marina von Portimao an der Algarve. Aber keine Frage, auf Seereisen war die 120

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Windenergie eine zuverlässige und leistungsfähige Batterie-Ladequelle. Dies zeigt auch die Tabelle „Ladeleistung auf Seereisen“. Bisher war kein Wartungsaufwand an den Windgeneratoren notwendig. Der Superwind ist übrigens der einzige Windgenerator, beim dem ohne Spezialwerkzeug oder Zerlegen des Generatorgehäuses die Kohlebürsten am Schaft erneuert werden können.

Volt-Verbraucher: Bohrmaschine, Schleifmaschine und Winkelschleifer. Diese Geräte wurden – sofern kein Landstrom zur Verfügung stand – über den eingebauten 1,8-Kilowatt-Sinus-Wechselrichter ProSine 1800i betrieben. Es hat sich bewährt, zum Beispiel Akkus für Digitalkameras, Camcorder, Taschenlampen oder Notebooks direkt über DC-Wandler oder NiMh-Akkulader aus dem Gleichstrom-Bordnetz zu laden. Die Wirkungsgradverluste durch den sonst benötigten 230-Volt-Inverter und das Gerätenetzteil konnten so vermieden werden. NiCd-Akkus sollten an Bord nicht eingesetzt werden, sie haben durch den Memoryeffekt meist eine kurze Lebensdauer und die Entsorgung ist durch das darin enthaltene Cadmium sehr problematisch. Nickel-Metall-Hydrid-Akkus dagegen haben keinen Memoryeffekt und sind mit hohen Kapazitäten (zum Beispiel Babyzelle 3,5 Amperestunden, Monozelle 7,0 Amperestunden) erhältlich.

Wechselrichter Zum Musikhören, Rasieren, Aufladen

Verbraucher Täglich benutzt wurden folgende elektrischen Verbraucher: Kühlschrank, Stereoanlage (über 230Volt-Wechselrichter), Kurzwellen-Transceiver, Lüftung, Notebook/Drucker, Beleuchtung, Toilettenspülung (Vakuum), Druckwasserpumpe, Navtex-Empfänger. Zusätzlich während der Seereisen benutzte Verbraucher: Navigationselektronik, Radar, Plotter, selten der elektrische Autopilot Hinzu kamen – zeitweise – einige 230-

Ansicht der Heckträger mit zwei um 360 Grad schwenkbaren Solarmodulen.

230-Volt-Landstromanschluß mit Fehlerstromschutzschalter, Leitungsschutzschaltern und Wahlschalter Landstrom - SinusWechselrichter.

der Akku-Bohrmaschine oder für ander Werkzeugmaschinen wurde ein Sinus-Wechselrichter von ProSine eingesetzt. Der Wechselrichter wurde in der Nähe der Batterien eingebaut, um die Kabelverluste möglichst niedrig zu halten. Ein im Wechselrichter eingebauter Lüfter schaltet bei zu hoher Erwärmung des Wechselrichters automatisch ein und sorgt so für die nötige Abkühlung. Das abnehmbare Bedienteil, das gleichzeitig Fernbedienung und beleuchtetes LCD-Display ist, haben wir neben dem Landstromverteilung eingebaut. Die Leerlaufverbrauch des Wechselrichters beträgt im Powersave-Mode (Energiesparmodus) nur 1,5 Watt. Die neueste Generation dieser Wechselrichter ist mit einem automatischen Transfer-Relais erhältlich. Sobald Landstrom zur Verfügung steht, schaltet dieses Transfer-Relais automatisch auf Landversorgung um. Bei eingeschaltetem Energiesparmodus beträgt die Umschaltzeit weniger als 2,5 Sekunden. Ohne Energiesparmodus ist praktisch eine unterbrechungsfreie Stromversorgung möglich. Die Umschaltung zwischen Landund Wechselrichterversorgung erfolgt mit einem Nockenschalter. Alle drehzahlregelbaren Werkzeugmaschinen konnten problemlos betrieben werden. Hierzu ist ein Sinus-Wechselrichter notwendig,

Trapez-Wechselrichter sind hierfür nicht zu empfehlen. Der ProSine 1800i ist sehr überlastsicher, so dass auch ein Winkelschleifer mit hohem Anlaufstrom problemlos betrieben werden konnte.

Ankerlaterne Zum Einsatz kam eine BSH-zugelassene Ankerlaterne (keine LED-Leuchte) mit Fresnelllinse. Die eingebaute 10 Watt-Lampe kann während der Nacht 8 bis 12 Amperestunden verbrauchen, eher mehr, wenn man lange schläft. Die Ankerleuchte muß jedoch nur während der Dunkelheit (Dämmerung) leuchten. Was liegt näher, als diese Leuchte über einen Dämmerungsschalter ein- und auszuschalten. Ist man bei Dämmerung noch nicht an Bord, schaltet dieser die Laterne automatisch an und morgens kann man länger schlafen, weil die Ankerlaterne automatisch ausgeschaltet wird. Die dabei gesparten Amperestunden entlasten die Energiebilanz.

Beleuchtung: Erfahrungsgemäß ist ein Dimmer eine gute Möglichkeit, Strom zu sparen. Die Halogen-Beleuchtung im Salon ist über einen Dimmer regelbar – nur selten wurde die volle Lichtleistung benötigt und PALSTEK 7/77

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Dämmerungsschalter für das Ankerlicht unter dem Hardtop im Cockpit, daneben wasserdichte Steckverbindung (IP66) für die Ankerlaterne.

so manche Amperestunde gespart. Neon- oder Transistorleuchten lassen sich nicht dimmen. LED-Leuchten als besonders Strom sparende, langlebige und robuste Leuchten sind in der Nasszelle, in dunklen Schränken und als (rote) LED-Leuchte am Navigationsplatz eingesetzt. In jeder Kabine besteht die Möglichkeit, bei der Beleuchtung zwischen Strom sparenden Transistorleuchten oder Halogenleuchten zu wählen.

Computer und Drucker Um den „Kabelsalat“ möglichst in Grenzen zu halten, fiel die Entscheidung auf einen HP-BluetoothDrucker HP450. Dieser kann aus Lithium-Ionen-Akkus versorgt werden und konnte so, wo gerade Platz war, ohne Drucker- und Stromversorgungskabel betrieben werden. Dieser Drucker wurde auch in Internet-Cafes benutzt. Notebook und Drucker werden an Bord nicht über 230 Volt betrieben, sondern über DC-Wandler die auf die Spannung des jeweiligen Gerätes eingestellt werden können. Auch die NiMh-Akkus für Taschenlampen und andere Geräte werden aus dem 12-Volt-Bordnetz über einen DC-NiMh-Lader geladen.

Heizung Die Diesel-Warmluftheizung von Webasto ist inzwischen 15 Jahre alt und arbeitet noch einwandfrei. 122

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12Volt-Dimmer für die Halogenbeleuchtung im Salon. Kurzwellen-SSB-Transceiver, unter anderem für den Wetterkartenempfang.

Sofern im Winter geheizt werden mußte (die Temperaturen fielen nachts selten unter 10 Grad Celsius) und Landstrom zur Verfügung stand, wurde ein 230-V-Heizlüfter genutzt. Das ist über alles gerechnet umweltfreundlicher und spart teuren Dieselkraftstoff. Überraschend hoch war die Heizleistung einer Stelton-Petroleum-Leuchte. Diese allein reichte oft für angenehme Temperaturen aus und die Heizung mußte nicht eingeschaltet werden. Alle großflächigen Fenster im Deckssalon sind auf der USE AKSCHEN doppelt verglast. Dadurch entsteht in der kalten Jahreszeit selbst in nördlichen Breiten keine Kondensfeuchtigkeit.

Kommunkation und Internet Als Kommunikationsmittel standen zur Verfügung: • • • • • •

USB2.0 - W-Lan-Stick PCMCIA-Karte Pactor Modem SSB-Telefonie Skype Internet-Telefonie LAN-Internet.

In vielen Häfen stehen inzwischen W-Lan (WiFi)-Netze zur Verfügung. Besonders in Portugal – selbst in den entlegensten Häfen – war häufig ein offenes, kostenloses Netz vorhanden. Allerdings werden diese offenen Netze auch stark genutzt, so dass der Datendurchsatz zeitweise

sehr langsam war. Da USE AKSCHEN ein Stahlschiff mit entsprechender Abschirmung für hochfrequente Wellen ist, haben wir den USB-Stick in ein altes Marmeladenglas gesteckt, unten mit vulkanisierendem Tape wasserdicht gemacht und mit einer USB-Verlängerung mit Tape außen an ein Want geklebt. Die für eine gute WiFi-Verbindung ausreichende Feldstärke des Signals stand so meist zur Verfügung. Eine andere Alternative ist eine PCMCIA-Karte, mit der über das GPRS-Handy-Netz Zugang zum Internet möglich ist. Wir haben eine solche Karte für den Fall, dass kein WiFi (W-LAN) und kein Internet-Cafe zur Verfügung war, genutzt. Lokale GPRS-Netzbetreiber (zum Beispiel Vodafon oder TMN) bieten Prepaid SIM-Karten in Verbindung mit einer PCMCIA-Karte an. Dieser Zugang ist jedoch relativ teuer. Wir zahlten für 10 Minuten beim portugiesischen Provider TMN einen Euro. Meist stand jedoch eine schnelle UMTSVerbindung (3G) zur verfügung, so dass in 10 Minuten bei 380 Kilobit je Sekunde einige Megabite übertragen werden konnten. Empfehlenswert ist ein PactorModem, sofern nur E-Mail-Verkehr geplant ist. Dieses Modem wird an einen Kurzwellen-Transceiver angeschlossen, und via SailMail oder Winlink können weltweit Mails empfangen oder versendet werden. Alle Segler, die wir unterwegs getroffen

haben, und die dieses System nutzen, waren damit sehr zufrieden. Um insbesondere mir Segelfreunden in Kontakt zu bleiben, haben wir uns vor dieser Reise noch einen SSB-Seefunk-Kurzwell-Transceiver von SAILOR Typ HC4500B eingebaut. Dieser wird auch in der Berufsschifffahrt eingesetzt und benötigt zur Stromversorgung 24 Volt. Diese lieferte uns ein galvanisch getrennter DC/DC-Wandler von Motormate. Skype ist eine elegante Methode, kostenlos über das Internet zu telefonieren – sogar chatten ist möglich. Eine schnelle (stabile) W-Lan- oder LAN-Verbindung ist hierfür erforderlich. Skype kann man sich im Internet kostenlos downloaden. Von Skypenutzer zu Skypenutzer ist das telefonieren weltweit kostenlos. Auch preiswerte Gespräche in Festnetze sind möglich. Ein Headset ist zu empfehlen, man kann jedoch auch mit eingebauten Lautsprechern und Mikrofon gut verständliche Telefonate führen. Ausnahmslos bestand in allen portugiesischen Orten die Möglichkeit in der örtlichen Bibliothek kostenlos über eine LAN-verbindung ins Internet zu kommen. Selten bestand die Möglichkeit, den eigenen Laptop kostenlos „einzupluggen“. In Spanien ist der Internetzugang meist kostenpflichtig. In öffentlichen Bibliotheken besteht keine Möglichkeit. In Internet-Cafes ist es manchmal möglich, den Laptop mit einem LAN-Kabel zu verbinden.

Zur Vermeidung von Kondensfeuch-

tigkeit und der daraus resultierenden Schimmelgefahr wurden schon beim Schiffsbau neben den Heizungsrohren für die Diesel-Warmluftheizung entsprechende Rohre für die Schiffsentlüftung verlegt . So wird über einen zentralen Lüfter, der in dieser Rohrleitung eingebaut ist, aus dem gesamten Schiff die Luft in die Backskiste abgesaugt. Der Ventilator ist ein einfacher kugelgelagerter 12 Volt-Lüfter aus dem Elektronik/Computer-Handel. Dieser Lüfter wird über eine 12 Volt-Zeitschaltuhr gesteuert, so ist das Schiff nachts absolut still. Die Entlüftungsrohre enden zum Beispiel in der Vorschiffskabine in einem Schrank, in dem feuchtes Segelzeug hängen kann, und in der Achterkabine. Die Leistung eines solchen Lüfters – der nahezu geräuschlos läuft –, liegt bei circa 50 Kubikmetern pro Stunde bei einem Stromverbrauch von nur 200 Milliampere. Des weiteren wird über sechs weitere Lüfter Luft aus der Bilge, unter der Vorschiffskoje und aus den Schuhschränken geblasen. Selbst die Bilge, die bei vielen Schiffen riecht, ist bei uns trocken und geruchlos. Sehr hilfreich war ein im Decksluk über der Pantry eingebauter schwenkbarer und in der Drehzahl regelbarer Lüfter. Hiermit konnten, wenn gekocht wurde, die Kochdämpfe aus dem Schiff gebracht werden. Eine weitere Möglichkeit der Bilgeentlüftung ist die Montage eines Lüfters am Wärmetauscher des Kompressor-Kühlschranks. Wir haben den Kühlschrank (RSA 80) zusätzlich mit 30 Millimeter dickem Polystyrol „eingepackt“.

Pantry-Entlüftung, Lüfter ausgeklappt (eingeschaltet).

Pantry-Entlüftung, Lüfter eingeklappt (ausgeschaltet)

Schiffsentlüftung

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Stromerzeugung auf See Reise

Dauer

Motorbetrieb

Wetter

Distanz

Ertrag der Windgeneratoren

Ertrag der Solaranlage

sm

Ah

Ah

h

h

Falmouth (GB) -Gijon (Spanien)

82

20,3

Bedeckt, Wind 6 bis 18 kn

439

214

175

Lagos (Portugal) Porto Santo (Madeira)

75

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Bedeckt, Wind 24 bis 42 kn raumschots

477

521 *)

195

103

5,4

Bedeckt, Wind 28 bis 30 kn am Wind, permanent bedeckter Himmel

520

448

259

Madeira - Azoren

*) Windgeneratoren zeitweise abgestellt, weil die Batterien voll waren.

Unterhalb des Kühlschranks ist eine große Zuluftöffnung zur Bilge. Immer dann, wenn der Kühlschrank durch den Thermostaten automatisch anspringt, wird auch ein zusätzlicher 12 Volt-Lüfter aktiv. Viele heute erhältliche Kühlschränke haben am

Steuerelement für den Kompressor einen Anschluss für einen zusätzlichen Lüfter, so ist die Installation einfach. Die warme Luft am Wärmetauscher wird effektiv abgeführt. Das hat zwei Vorteile: Die Einschaltzeit

des Kühlschranks verringert sich enorm und dadurch werden Amperestunden gespart. Der zweite Vorteil: Die aus der Bilge angesaugte und aufgewärmte Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen, und als Nebeneffekt sinkt die Luftfeuchtigkeit

Monatlicher Ertrag aus Solaranlage und Windgeneratoren Schiffsposition

Englischer Kanal Juli

Monat

2005

August

Nordspanien

Algarve

Andalusien

Sep-

Okto-

Novem-

Dezem-

tember

ber

ber

ber

Januar

Algarve

MadeiraAzoren

Februar

März

April

Mai

Juni

Juli 2006

Ertrag der Solaranlage (Ah) Täglicher Mindestertrag Täglicher Durchschnitt Täglicher max. Ertrag im Hafen Täglicher max. Ertrag auf See Gesamtertrag/ Monat

17

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62

60

73

1.484

1.625

1.211

999

746

736

1.278

1.216

1.399

1.554

1.947

1.546

1.566

Ertrag der Windgeneratoren (Ah) Täglicher

Jeder Monat hatte mindestens einen windstillen Tag ohne Leistung

Mindestertrag Täglicher Durchschnitt Täglicher max. Ertrag im Hafen Täglicher max. Ertrag auf See Gesamtertrag/ Monat

5

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Täglicher Durchschnitt Solar+Wind

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im Bilgebereich.

Unterhaltungselektronik Seit drei Jahren haben wir eine Bose-Stereoanlage, die mit 230 Volt betrieben wird. Im Gegensatz zu einem Autoradio ist der Betrieb nur über den Wechselrichter oder den Landanschluß möglich. Je nach Wiedergabelautstärke wird den Batterien über den Wechselrichter ein Strom zwischen 3 und 7 Ampere entnommen. Ein Autoradio entnimmt der Batterie circa. 1 bis 3 Ampere; der Hörgenuß der Bose-Anlage ist aber unvergleichlich besser.

Windpilot Jeder Fahrtensegler weiß, wie anstrengend eine Reise werden kann, wenn permanent jemand am Ruder stehen muß. Gerade für eine kleine Crew von zwei Personen kann eine wochenlange Reise sehr anstrengend werden. Keine Frage, ein elektrischer Autopilot ist ein sehr großer Stromverbraucher und kann einer schwach ausgerüsteten Yacht die letzte Amperestunde rauben. Auf unserer letzten Reise mussten wir auf den elektrischen Autopiloten verzichten, weil dieser kurz nach der Abreise ausfiel. Nach zwölftägiger Reise (Azoren-England) war die Crew am Ende der Kräfte. Wir haben uns daher entschieden für diese Reise einen Windpiloten Typ Pacific von Peter Förthmann aus Hamburg anzuschaffen. Schon jetzt können wir sagen, dass dies eine der besten Investitionen in unser Schiff war. Da der Windpilot rein mechanisch arbeitet und dazu auch unter ungünstigen Bedingungen (Wind von achtern oder wenig Wind) zuverlässig seinen Dienst tut, wird kein Strom zum Betrieb benötigt – auch eine Möglichkeit Amperestunden zu sparen.

Zeitschaltuhren Auf unserem Schiff nutzen wir 12-Volt-Zeitschaltuhren zur automatischen Steuerung von Schiffsentlüftung, Kühlschrank, Alarmanlage und Instrumentenbeleuchtung der

Schalttafel. In nördlichen Breiten wird auch unsere Dieselheizung – kombiniert mit einem Thermostaten – über eine Zeitschaltuhr geschaltet. Der Kühlschrank wurde bei uns in der Nacht von der Zeitschaltuhr ausgeschaltet. Durch die zusätzliche Isolierung war dieser selbst in warmen Nächten morgens noch ausreichend kalt.

Fazit Nahezu jede Langfahrtyacht ist heutzutage mit mindesten einer regenerativen Energiequelle ausgestattet. Preiswertes Liegen an Mooring-Tonnen oder vor Anker wird für Langfahrtsegler durch die Batterielademöglichkeit von Sonne oder Wind überhaupt erst möglich. Eine autonome Stromversorgung ist problemlos möglich, vorausgesetzt, die regenerativen Energieversorger sind an die Verbrauchssituation angepasst und entsprechend dimensioniert. Selbst in extrem ungünstigen Wetterlagen (kein Wind, bedeckter Himmel) lag die Restkapazität der Bordnetzbatterie während der gesamten Reise nie unter 560 Amperestunden. Es wurde – anders ausgedrückt – von Solarmodulen und Windgeneratoren überwiegend mehr Strom produziert als gebraucht wurde. Dies zeigt sich besonders deutlich daran, dass der zweite Windgenerator unterwegs verkauft werden konnte, weil ein Großteil der gelieferten Energie in den Lastwiderständen des Reglers „verbrannt“ wurde. Die energiesparenden Maßnahmen führten – im Gegensatz zu der landläufig vertretenen Ansicht – eher zu einer Verbesserung als einer Verschlechterung des Komforts. Als Beispiel sei hier die trockene und geruchlose Bilge als Nebeneffekt der optimierten Kühlung des Kühlaggregats genannt. Übrigens: in vielen andalusischen und südportugiesischen Häfen wird für die Nutzung von Landstrom bis zu 2,50 Euro pro Tag verlangt – schön wenn man dann eine regenerative Stromversorgung hat.

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