Geschäftsbericht Die Energie des Miteinander

April 1, 2016 | Author: Friederike Meissner | Category: N/A
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Geschäftsbericht 2013 Die Energie des Miteinander

Neue EWE-Konzernstruktur EWE-KONZERN *

EWE AG swb AG EWE swb ISIS GmbH VNG – Verbundnetz Gas AG **

INFRASTRUKTUR

EWE ERNEUERBARE ENERGIEN GmbH EWE Offshore Service & Solutions GmbH EWE GASSPEICHER GmbH swb Erzeugung GmbH & Co. KG swb CREA GmbH swb Entsorgung GmbH & Co. KG Offshore Windpark Riffgat GmbH & Co. KG DOTI Deutsche OffshoreTestfeld- und InfrastrukturGmbH & Co. KG ** Gemeinschaftskraftwerk Bremen GmbH & Co. KG ** MVR Müllverwertung Rugenberger Damm GmbH & Co. KG **

* Auszug aus dem Konzernorganigramm

VERTRIEB UND HANDEL

EWE NETZ GmbH EWE WASSER GmbH EWE IMMOBILIEN GmbH swb Netze GmbH & Co. KG swb Netze Bremerhaven GmbH & Co. KG Gastransport Nord GmbH Hansewasser Ver- und Entsorgung-GmbH **

AUSLAND UND IT

EWE VERTRIEB GmbH EWE TEL GmbH EWE TRADING GmbH swb Vertrieb Bremen GmbH swb Vertrieb Bremerhaven GmbH & Co. KG swb Services GmbH & Co. KG htp GmbH **

EWE Turkey Holding A. Ş. EWE Oldenburg Polska Sp. z Bremen o. o. BTC Business Technology Consulting AG

Hannover

Berlin

Konzerninformationen

ERZEUGUNG

k

ZENTRALBEREICHE

** Assoziiertes Unternehmen Oldenburg Bremen

EWE-Regionen

Hannover

Berlin

Istanbul

Bursa

Oldenburg Bremen

POLEN

Międzyrzecz Berlin

Hannover

Poznań (Posen)

Warszawa (Warschau) Lublin

Wrocław (Breslau)

DEUTSCHLAND

Kraków (Krakau)

Istanbul

Bursa

Deutschland: EWE-Hauptsitz Międzyrzecz Polen und Türkei: Sitz der Holdinggesellschaft Poznań (Posen)

TÜRKEI

Warszawa (Warschau) Lublin Istanbul

Wrocław (Breslau) Kraków (Krakau)

Bursa

Ankara

Międzyrzecz Poznań (Posen)

Kayseri Warszawa (Warschau) Lublin

Wrocław

Ankara

Kayseri

Die Energie des

mit EINANDER Die Energiewende ist ein Generationenprojekt mit weitreichenden technischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Konsequenzen.  Immer mehr Strom wird aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt. EWE investiert unter anderem in Windparks auf See und an Land und rüstet seine Netze auf, um die steigenden Strommengen aus fluktuierender Einspeisung sicher zu steuern. Zunehmend werden auch Privatpersonen und Kommunalpolitiker zu aktiven Teilnehmern am Energiemarkt und wollen die Zukunft der Energieversorgung mitgestalten. Darauf hat sich EWE eingestellt und unterstützt die Menschen und Kommunen in der Region bei der Umsetzung ihrer Ideen, beteiligt sie an Unternehmensentscheidungen und investiert mit ihnen gemeinsam in die Energiezukunft.

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EWE GESCHÄFTSBERICHT 2013

NETZBETEILIGUNGSMODELLE

mit BESTIMMEN Die Städte und Gemeinden sind Partner von EWE beim Ausbau der Strom- und Gasnetze für die Energiewende. Sie können sich an der EWE-Netzgesellschaft beteiligen und Einfluss auf die wesentlichen Ent­scheidungen der Gesellschaft nehmen. Die Beteiligung wird mit ­garantiert 4,75 Prozent verzinst.

Die Stromnetze sind das Rückgrat der Energiewende. EWE betreibt im Nordwesten Niedersachsens rund 82.000 km Stromleitungen. Steigende Bedeutung kommt auch den Erdgasnetzen zu, denn über diese steht Erdgas ebenso wie Bioerdgas jederzeit zur Strom- und Wärmeerzeugung zur Verfügung. Durch die EWE-Stromnetze fließt bereits zu rund 70 Prozent Strom aus erneuerbaren Energiequellen – Tendenz

­ eiter steigend. Denn ein immer höherer Anteil des w Stroms wird dezentral in kleineren Erzeugungsanlagen produziert statt in zentralen Großkraftwerken. Technisch erfordert dieser Strukturwandel das Umrüsten der Netze, gesellschaftlich das stärkere Einbeziehen ­aller, die diesen Wandel vor Ort aktiv mitgestalten und mittragen wollen – der Kommunen und der Menschen in der Region.

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„ Wir sehen unsere Beteiligung an der Netzgesell­ schaft in erster Linie als g ­ emeinwohlorientierten Teil der örtlichen Daseinsvorsorge. Das Netz ist eine w ­ ichtige Infrastruktureinrichtung, und EWE ist ein bewährter Partner, der sich zu 74 Prozent in kommunaler Hand befindet. Bei unserer Ent­ scheidung für eine Beteiligung spielten aber nicht nur f­ inanzielle Aspekte eine Rolle, sondern auch die Tatsache, dass wir gemeinsam mit anderen Kommunen Einfluss nehmen können auf die Struktur und den Zustand der örtlichen Energie­ netze, ebenso auf Maßnahmen zu deren Ausbau und Ertüchtigung. Dabei sind wir überzeugt von der guten Qualität und dem hohen Wert des Netzes, beides zeigt sich unter anderem in der konstant niedrigen Störungs- und Ausfallquote im EWE-Stromversorgungsgebiet.“ Tobias Gerdesmeyer, Bürgermeister der Stadt Lohne

DIE ENERGIE DES MITEINANDER

NETZBETEILIGUNGSMODELLE

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01 Tobias Gerdesmeyer, Bürgermeister der Stadt Lohne 02 Markus Honnigfort, Bürgermeister der Stadt Haren (Ems)

Die Strom- und Gasnetze in eigener Regie zu übernehmen erscheint dabei Kommunen vielerorts als Chance, ihren Einfluss vor Ort zu erhöhen und das Tempo der Energiewende mitzubestimmen. Darüber hinaus sollen Gewinne aus dem Netzgeschäft für neue Einnahmen sorgen. Doch die Stadt- und Gemeinderäte erkennen ebenfalls: Netzbetrieb ist kompliziert. Der Betrieb von Netzen ist kein risikofreies Geschäft, denn er ist mit ­hohen Investitionen in den laufenden Betrieb und in den Ausbau verbunden. Die Betriebskosten müssen ­einem sinkenden, durch die Bundesnetzagentur vorgegebenen Erlöspfad folgen. Mit Risiko behaftet ist auch das Thema Versorgungssicherheit. Demgegenüber wissen die Kommunen aus eigener langjähriger Erfahrung, dass EWE als Partner eine Versorgungssicherheit gewährleistet, die im europäischen Vergleich einmalig hoch ist. Zudem hat EWE gezeigt, dass es sein Netz trotz steigender Einspeisung aus erneuerbaren Energien zuverlässig und mit niedrigen Ausfallzeiten betreiben kann – ein wichtiger Standortfaktor für die heimische Wirtschaft.

„ Die Erträge aus unserer Beteiligung sollen künftig in eine Stiftung fließen, die gemeinnützige Zwecke wie Bildung, Kunst, Umweltschutz oder Heimat­ pflege in Haren unterstützt. Diese Idee wird vom Stadtrat mitgetragen. Ich sehe die Beteiligung als sichere, v­ orausschauende und attraktive Möglichkeit, aus den langfristig garantierten Zinsrückflüssen das Stiftungskapital aufzubauen. Die Erträge aus dem Stiftungskapital ­werden nachfolgenden Generationen zur Verfügung stehen. Zudem hoffe ich auf einen Vorbildeffekt: Wenn sich weitere Firmen und Bürger beteiligen, kann aus der städtischen Stiftung eine Bürger­ stiftung werden, die nicht nur vielen Bürgern zu­gutekommt, sondern auch von vielen Bürgern getragen wird.“ Markus Honnigfort, Bürgermeister der Stadt Haren (Ems)

Energiezukunft gemeinsam gestalten Deshalb bot EWE im Mai 2013 den Städten und ­Gemeinden im EWE-Verbandsgebiet an, sich mit i­nsgesamt 25,1 Prozent an der EWE NETZ GmbH, der Netzgesellschaft für das Gebiet Ems-Weser-Elbe, Branden­burg und Rügen, zu beteiligen. Den Kommunen geht es hierbei um weit mehr als eine attraktive

Geldanlage. Verbunden mit ihrer Beteiligung erhalten sie volle gesellschaftsrechtliche Mitspracherechte – ­angefangen bei den Grundsätzen der Geschäftspolitik bis zu stra­tegischen und organisatorischen Themen. Mit einer bis 2028 garantierten Verzinsung von 4,75 Prozent ist die Beteiligung zudem finanziell

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EWE GESCHÄFTSBERICHT 2013

NETZBETEILIGUNGSMODELLE

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„Uns geht es darum“, sagt Timo Poppe, Generalbevollmächtigter für den Geschäftsbereich Infrastruktur von EWE, „die langjährige Partnerschaft mit den Kommunen weiterzuführen und ihnen die Möglichkeit zu geben, die Energiezukunft vor Ort über eine Beteiligung an EWE NETZ mitzugestalten.“ Über Aufsichtsrats­ mandate und Gesellschafterversammlungen bringen die Vertreter der Kommunen ihre Interessen ein und beteiligen sich aktiv an wesentlichen Entscheidungen der Gesellschaft: Sie beschließen unter anderem den Wirtschaftsplan mit, können Investitionen lenken und bei großen Einzelmaßnahmen mitbestimmen. Partnerschaft und Vertrauen

03 Uwe Arndt, Bürgermeister der Gemeinde Ahlerstedt 04 Theodor Weber, Bürgermeister der Gemeinde Großheide

„ EWE ist ein Partner, der Kontinuität in der Partner­ schaft lebt. Mit unserer Beteiligung an der Netz­ gesellschaft wollen wir unsere langfristige, ver­ trauensvolle Zusammenarbeit mit EWE weiter festigen. Unsere Gemeinde erhofft sich von ihrem Engagement bessere und schnellere Informations­ wege und stärkere Mitwirkungsmöglichkeiten auch bei einer niedrigen finanziellen Beteiligung – vor allem bei Vorhaben, die für unsere Kommune von besonderer Bedeutung sind. Für uns stehen dabei nicht die gesellschaftsrechtlichen Einfluss­ möglichkeiten auf EWE im Vordergrund, sondern Vertrauen und Nähe zu unseren Ansprechpartnern im Unter­nehmen. Beides kann durch den stärke­ ren persönlichen Austausch nur weiter wachsen.“ Uwe Arndt, Bürgermeister der Gemeinde Ahlerstedt

a­ ttraktiv. 64 Städte und Gemeinden entschieden bis Ende 2013, sich über KNN, die Kommunale Netzbeteiligung Nordwest GmbH & Co. KG, an der EWE NETZ GmbH zu ­beteiligen. Über die gemeinsame Gesellschaft KNN können kommunale Interessen vernetzt und so unternehmerisches Handeln der Partner er­ leichtert werden.

Hans-Joachim Iken, Geschäftsführer Abrechnung und Kundenservice bei EWE NETZ, hat in den vergangenen Monaten erlebt, dass ein neues Vertrauensverhältnis zwischen EWE und Kommunalpolitikern entstanden ist. „Wir werden wieder gehört und verstanden“, sagt er. Zurückzuführen sei das nicht nur auf das Beteiligungsangebot, sondern „auch auf die Art und Weise, wie EWE mit dem Angebot auf die Kommunen ­zugeht“. Es sei gemeinsam im Dialog mit Bürger­meistern, Gemeindeund Stadtratsmitgliedern erar­beitet worden, betont Iken. Zudem spiegele sich Partnerschaft nicht nur in Beteiligungen und Verträgen, sondern auch in persön­ lichem Vertrauen. „Unsere Mitarbeiter, die in über 1.000 Einzelgesprächen intensiv mit Kommunalpolitikern über Für und Wider des Beteiligungsangebotes diskutierten, leben und arbeiten in der Region“, so Iken. „Sie sind in den Städten und Gemeinden gefragte Ansprechpartner in allen F­ ragen zum Thema Energie.“ Dauerhafte Partnerschaft mit den Kommunen bedeutet für EWE auch, eine möglichst breite Beteiligung von Kommunen unterschiedlicher Größe und Finanzkraft zu erreichen. Deshalb wurde mit 10.000 Euro eine Mindestbeteiligung festgelegt, die in dieser Form bislang in Deutschland einmalig niedrig ist. Um größtmögliche Transparenz zu erreichen, hat EWE zudem ­einen Verkaufsprospekt erstellt. „Hierdurch“, e­ rklärt Guido Kühling, Projektleiter in der Abteilung Steuerung Infrastruktur, „erhalten die Städte und Gemeinden eine ver­lässliche Informations- und Entscheidungsgrundlage.“

DIE ENERGIE DES MITEINANDER

NETZBETEILIGUNGSMODELLE

„ Die Entscheidung unserer Gemeinde, bei der Energieversorgung künftig eine a ­ ktivere Rolle zu spielen, stand bereits weit vor unserer Beteiligung an der Netz-Beteiligungstochter KNN fest. Wir haben nach dem besten Weg gesucht, mit dem Netzbetreiber vor Ort kontinuierlich im Dialog bleiben zu können und uns ein Mitspracherecht beim Netzausbau zu sichern. Diese Möglichkeit hat EWE mit der Gründung der kommunalen Beteili­ gungsgesellschaft geschaffen. Ausschlaggebend für die erneute Vergabe der Wegenutzungsrechte an EWE war die Aussicht, unseren Bürgern damit eine nachhaltige und vor allem eine zuverlässige Versorgung mit Energie zu sichern.Wichtig für die breite Akzeptanz der Ratsentscheidung für EWE ist aber auch, dass wir mit unserer Beteiligung eine gute, risikoarme Rendite erzielen können.“

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Theodor Weber, Bürgermeister der Gemeinde Großheide

64 KOMMUNEN BETEILIGEN SICH BEREITS Das Netzbeteiligungs­modell von EWE e­ rmöglicht erstmals eine Beteiligung von Kommunen mit 25,1 Prozent an der EWE NETZ GmbH. Bis zum Ende der e­ rsten Zeichnungsfrist im Herbst 2013 haben sich 64 Kommunen für eine Be­teiligung an EWE NETZ entschieden und insgesamt rund 31 Mio. Euro investiert. EWE ist an einem weiteren Ausbau dieser Partnerschaft interessiert.

Beteiligung keine Beteiligung

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EWE GESCHÄFTSBERICHT 2013

NETZBEIRÄTE

mit REDEN NETZBEIRÄTE Viele Kommunen sind daran interessiert, an der Entwicklung der ­regionalen Energieversorgung mitzuwirken – auch ohne eigenes ­finanzielles Engagement. In den Netzbeiräten können sie sich direkt mit EWE über den aktuellen, geplanten oder gewünschten Netzausbau im jeweiligen Landkreis austauschen.

Nicht jede Kommune kann oder will sich an einer Netzgesellschaft beteiligen, so wichtig das Zukunftsthema Stromnetze auch ist. Deshalb begrüßt Stefan ­Schwenke, Bürgermeister der Gemeinde Worpswede, den gemeinsamen Dialog über die neu gegründeten Netzbeiräte: „Im Beirat für den Landkreis Osterholz kann ich unseren Ansprechpartnern von EWE NETZ unsere Wünsche dar­ legen und deren Umsetzung erleichtern“, sagt er. „Außerdem bringt EWE Know-how mit, von dem wir profitieren können, zum Beispiel beim Planen und Verwirklichen von Energieprojekten.“

Wo drückt der Schuh?

Bei den ersten Beiratstreffen in den Landkreisen zwischen Ems, Weser und Elbe ging es keineswegs nur um Strom- und Erdgasnetze, sondern beispielsweise auch um den Breitbandausbau. Denn obwohl auch EWE als regionaler Anbieter das eigene Netz mit Hochdruck ausbaut und umrüstet, konnten zahlreiche weniger dicht besiedelte Orte noch nicht an die schnellen Leitungen angeschlossen werden. Nicht für alle Orte konnte eine wirtschaftlich tragfähige Lösung gefunden werden. Hier kommt es auch darauf an, ob Gemeinde und Anbieter offen für unkonventionelle Zusammenarbeit sind – wie in Torsholt, wo Bürger für den Breitbandausbau selbst zur Schaufel griffen und Leitungsgräben aushoben, um die Baukosten zu senken.

Darüber hinaus will EWE bei den regelmäßigen Zusammenkünften über aktuelle und strategische Planungen für den Netzausbau informieren. Je nach aktuellem ­Anlass können zudem politische oder wirtschaftliche Entwicklungen diskutiert werden, die den Ausbau der erneuerbaren Energien oder den Aufbau intelligenter ­Netze über den Landkreis hinaus betreffen. „Wir freuen uns auf einen anregenden Austausch“, sagt EWE NETZGeschäftsführer Torsten Maus. „Die Städte und Gemeinden sind für uns wichtige Partner bei der Umsetzung der Energiewende in unserer Region – zusammen werden wir sie sicher noch wirkungsvoller vorantreiben können.“

In den Netzbeiräten kommt zur Sprache, was die Kommunen beschäftigt. Torsten Wüstenberg, Leiter der EWE-Netzregion Cuxhaven, nennt Beispiele aus seinem Zuständigkeitsbereich: „In Gesprächen mit Vertretern der Stadt geht es zum Beispiel um Straßenbeleuchtung, den Anschluss neuer Wohn- und Gewerbegebiete an Gas-, Strom- und Telekommunikationsnetze oder wir stimmen geplante Bau- und Unterhaltungsmaßnahmen miteinander ab.“

01 Bürgermeister aus dem Landkreis Cloppenburg kamen im Zentrum Zukunft zusammen und stimmten gemeinsam der Gründung eines Netzbeirats zu – ebenso wie in weiteren Landkreisen des EWE-Netzgebiets.

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NETZBEIRÄTE

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EWE GESCHÄFTSBERICHT 2013

KUNDENBEIRÄTE

KUNDENBEIRÄTE Neue Ideen, Kritik, Bestätigung und Ermutigung – die Arbeit der ­Kundenbeiräte ist für EWE seit 2011 unverzichtbar. Konkrete Ergebnisse aus den regelmäßigen Treffen sind verständlichere Rechnungen, neue Service­angebote und mehr Informationen zur Energiewende.

Sich gegenseitig in die Augen zu schauen ist die beste Voraussetzung für ein offenes Gespräch. So können sich zwischen den Gesprächspartnern aus unterschied­ lichen Erfahrungen und Kenntnissen neue, ­gemeinsame Vorstellungen entwickeln, Kritik kann geäußert und ­angenommen, Vorurteile können auf­gelöst werden. Genau hierfür gründete EWE in den Regionen Weser-Ems, Weser-Elbe und Brandenburg drei Kundenbeiräte. Intensive Diskussionen Die Diskussionen in den Beiräten sind ergiebig: „Gerade im direkten Dialog entstehen konkrete Ideen und Verbesserungsvorschläge“, stellte Christian Haferkamp, Geschäftsführer von EWE VERTRIEB, bei den Treffen fest. Die Beiratsmitglieder mahnten beispielsweise übersichtlichere Rechnungen, Anzeigen und Anschreiben an. Sie schlugen Treueangebote für langjährige EWEKunden vor, als Ergänzung zu den attraktiven Ange­ boten, die Neukunden gewährt werden. Außerdem wünschten sie sich vom Unternehmen v­ erständliche und detaillierte Informationen über die Folgen der Energiewende für Strom- und Gasverbraucher. Die EWE-Führungskräfte und -Mitarbeiter hingegen erkundigten sich, wie Produkte und Dienstleistungen von EWE bei den Beiratsmitgliedern an­kommen, und sie

wollten wissen, wie diese das gesellschaftliche Engagement des Unter­nehmens bewerten. Sicht- und lesbar werden die Früchte der Beiratsarbeit auch im EWE-Magazin „hallo nachbar“. Alle Haushalte im Ems-Weser-Elbe-Gebiet erhalten die Zeitschrift,

„ Aus meiner Sicht hat sich durch die Arbeit des Kundenbeirates die Kommunikation zwischen EWE und Kunden verbessert. Der Kontakt ist besser geworden, die Bindung des Unternehmens zu seinen bestehenden Kunden könnte aber noch enger werden. Natürlich konnten wir im Kunden­ beirat keine Preissenkungen durchsetzen, aber die Preispolitik des Unternehmens kann ich heute viel besser verstehen und nachvollziehen. Die EWE-Mitarbeiter haben uns ohne Vorbehalte in­ formiert. Eingesetzt habe ich mich im Kunden­ beirat für langfristige Preisstabilität, die halte ich für wichtiger als kurzfristige Aktionen. Außerdem sollte EWE stärker über die vielen kleinen Projekte informieren, die das Unternehmen unterstützt.“ Catherina Spille aus Ahlhorn, Steuerberaterin

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KUNDENBEIRÄTE

„ Den Bewerbungsaufruf las ich morgens in der Zeitung und habe mich spontan für den Kundenbeirat beworben. Ich fand es gut, dass ein ­Energiedienstleister vor Ort bei den normalen Verbrauchern nachfragt, was sie wollen. Und ich war gespannt, ob das Unternehmen die An­ regungen der Kundenbeiräte wirklich ernst nehmen würde. Das kann ich nach zwei Jahren bestätigen. Diskutiert haben wir im Beirat unter anderem darüber, dass EWE viel für Neu­ kunden, aber zu wenig für Bestandskunden tut. Für mich ist es ein Erfolg, dass heute die Pro­dukte „EWE Haus-Check“ und „EWE ThermografieCheck“ für treue Kunden deutlich gün­stiger an­ geboten werden – diese Anregung hat EWE sehr zügig umgesetzt.“ Sven Merten aus Rehfelde (Brandenburg), Call-Center-Manager

02 02 Sie vertraten als Mitglieder der ersten Kundenbeiräte zwei Jahre lang die Kundensicht auf EWE: Sven Merten, Rehfelde (Brandenburg) 03 Catherina Spille, Ahlhorn

insgesamt 980.000 Exemplare werden hier viermal im Jahr verteilt. Zudem erhalten seit November 2013 weitere 300.000 Haushalte in Brandenburg eine Ausgabe mit Themen aus ihrer Region. Das Magazin bietet unter anderem anschauliches Hintergrundwissen, beispielsweise über die Zusammen­ hänge des Strommarktes oder das Betreiben von Stromund Gasnetzen. Mitarbeiterporträts geben darüber hinaus einen persönlich geprägten Blick ins Innenleben des Unternehmens. „hallo nachbar“ berichtet zudem über Aktuelles aus dem Kundenbeirat, zum Beispiel über Verbesserungen, die Beiräte angeregt haben, über die Suche nach neuen Bewerbern für die nächste „Amtszeit“ oder das Magazin beantwortet Fragen, die bei zurückliegenden Treffen von Beiratsmitgliedern gestellt wurden. Die Kundenbeiräte erkundigten sich beispielsweise nach dem Fortschritt des Breitbandausbaus in der Region, nach den Energiepreisen oder sie wollten

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KUNDENBEIRÄTE

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auch außerhalb der Treffen als Ansprechpartnerin da ist. Um dieses Umfeld zu schaffen, ermöglicht EWE den ­Beiratsmitgliedern tiefe Einblicke in unternehmerische Entscheidungen und ist offen für Kritik und Verbesserungsvorschläge. Durch das wachsende gegenseitige Verständnis identifizieren sich viele Mitglieder im Laufe ihrer Tätigkeit mehr und mehr mit dem Unternehmen. „Das freut uns sehr“, sagt Sandra Stamer, verantwortlich für die EWE-Kundenbeiräte. „Im Laufe der Zeit ebbt in dieser vertrauensvollen Atmosphäre jedoch auch die Kritikbereitschaft ab. Genau die brauchen wir aber, um unsere Kundenansprache und Vertriebsarbeit kontinuierlich zu verbessern.“ Aus diesem Grund werden die ­Beiräte künftig nicht mehr nach 24, sondern nach 18 Monaten turnusmäßig neu besetzt. Zudem steigt die Mitgliederzahl pro Beirat von 15 auf 20.

04 Heidrun Schröder, Brake 05 Karsten Borchers, Westoverledingen

­ issen, wie die Region wirtschaftlich davon profitiert, w dass EWE hier zu Hause ist.

Mitglied eines Beirates kann jeder EWE-Kunde werden. Wenn eine Neubesetzung der Beiräte ansteht, kommt das Bewerbungsformular zusammen mit dem EWEMagazin „hallo nachbar“ ins Haus, im Internet ist es ­jederzeit abrufbar. Um eine möglichst repräsentative Vielstimmigkeit zu sichern, werden die eingehenden Bewerbungen nach Alter, Berufsgruppe, Wohnsituation und Haushaltsgröße vorsortiert – dann entscheidet das Los. Christian Haferkamp ist gespannt auf die gerade neu berufenen Beiratsmitglieder, die bis Mitte 2015 ihre Kundensicht einbringen werden: „Ich freue mich darauf, zu erfahren, was sie ganz aktuell am Unter­ nehmen interessiert – und was wir zukünftig besser machen können.“

„ Ich wollte selbst erfahren, wie sich EWE für die gemeinsame Beiratsarbeit engagiert, und war sehr neugierig auf die Themen der Sitzungen. Beson­ Die Arbeit der Kundenbeiräte hat große Bedeutung für ders interessiert hat mich zum Beispiel, welche das Unternehmen. Deshalb ist Geschäftsführer Christian Rolle erneuerbare Energien für das Unternehmen Haferkamp bei allen Treffen dabei – mit bisher nur einer spielen und wie gut es seine Kunden über dieses einzigen Ausnahme. Mit am Tisch sitzen zudem weitere Thema informiert. Vor meiner Beiratsarbeit war Geschäftsführer oder Abteilungsleiter der TelekommuEWE für mich „nur“ ein Stromanbieter, nun bin ich nikationssparte sowie der jeweils gastgebende Geinformiert über Strukturen und Abläufe innerhalb schäftskunden- oder Privatkundenleiter. Sie alle hören des Unternehmens. Ich lernte engagierte und den Beiratsmitgliedern zu und geben Auskunft. kompetente Mitarbeiter kennen, die sehr auf­ge­ schlossen waren gegenüber den Themen und Vertrauensvolle Atmosphäre Fragen der Beiräte. Unsere Vorschläge wurden an­ genommen und umgesetzt. Schön wäre es noch, Sich in die Augen zu schauen führt jedoch nicht zwangswenn EWE künftig Mitfahrgelegenheiten zu den läufig zu einem intensiveren Gedankenaustausch. „WichTagungsorten anbieten könnte.“ tig ist eine Gesprächsatmosphäre, in der alle Beteilig Heidrun Schröder aus Brake, Vermessungsbeamtin ten frei von der Leber weg, aber nicht ins Blaue hinein reden“, sagt Anika Meyer, die für die ­Beiratsmitglieder

DIE ENERGIE DES MITEINANDER

KUNDENBEIRÄTE

„ In das erste Treffen bin ich mit gemischten Ge­ fühlen gestartet. Ich habe mich gefragt: Wie wird der Beirat angenommen? Sind wir ein Alibi für die damalige Diskussion um die Gaspreis-Rückzah­ lungen? Aber die Skepsis verschwand schnell, wir wurden als Beirat ernst genommen. Es entwickel­ ten sich gute Gesprächs- und Diskussionsrunden und wir bekamen Informationen. Mir war wichtig, dass EWE für den Normalkunden verständlicher und transparenter wird, vielleicht sind die ersten Schritte mit dem Kundenmagazin „hallo nachbar“ und weiteren Aktionen schon geglückt. Ich hoffe, dass EWE den Weg mit den zukünftigen Beiräten weiter so offen und ehrlich geht. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass EWE seine Kunden umfang­ reich und vor allem verständlich über die Unter­ nehmens- und Preispolitik informiert.“

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Karsten Borchers aus Westoverledingen, Elektroniker

KUNDENBEIRAT ZAHLEN UND FAKTEN

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Stunden Diskussion zwischen Mitgliedern und EWE-Mitarbeitern

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Beiräte Weser / Ems, Weser / Elbe und Brandenburg

250 Ideen und Anregungen

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Treffen in den letzten zwei Jahren

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FORUM ENERGIEWENDE

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FORUM ENERGIEWENDE

mit GESTALTEN EWE will die Energiewende mit den Menschen vor Ort gestalten. Deshalb lädt das Unternehmen Bürger an mehreren Orten in der Region zum „Forum Energiewende“ ein. Die Teilnehmer erhalten die Gelegenheit, sich mit anderen zu vernetzen und konkrete Gestaltungsideen für die Energiezukunft der Region gemeinsam voranzubringen.

Das Interesse am Energiemarkt beschränkt sich längst nicht mehr auf die reine Kundenrolle – darauf, den besten Energielieferanten oder die günstigste Tankstelle zu finden. Viele nehmen heute als Strom- oder Wärmeproduzent aktiv daran teil, mit eigener Erzeugungsanlage auf dem Hausdach oder im Keller. Andere entscheiden sich, über Grünstromangebote den Ausbau der erneuerbaren Energien zu fördern und durch energiebewusstes Verhalten im Alltag das Klima zu schonen. Weitere Gestaltungsideen für die Energiezukunft gehen vielleicht weit über den persönlichen Handlungsspielraum hinaus. Um sie praktisch umzusetzen, braucht es Mitstreiter – und die sind nicht immer leicht zu finden. Deshalb hat EWE die Veranstaltungsreihe „Forum Energiewende“ ins Leben gerufen. „Wir wollen eine Plattform bieten, die Energiewende konkret vor Ort zusammen mit anderen zu gestalten“, beschreibt Projektleiter Alexander von Monschaw die Intention von EWE.

Politik und gesellschaftlichen Institutionen zusammensetzt, die in der jeweiligen Region vor Ort zu Hause sind. Dieses Team soll einschätzen, welchen Nutzen eine Idee für die Energiewende in der Region und für die Menschen hier bringt, zudem soll es das Interesse von möglichen Umsetzungspartnern wecken. Hierfür werden erfolgversprechende Ideen den potenziellen Partnern vorgestellt – anschließend entscheiden die Beteiligten, ob und wie die Umsetzung angepackt wird. Projektleiterin Sigrid Justus stellt heraus: „Die Energiewende betrifft längst jeden Einzelnen ganz direkt. Damit noch mehr Menschen, Kommunen und Unternehmen sie mitgestalten können, bringen wir sie im Forum Energiewende zusammen. Denn noch bleiben mög­ licherweise viele Gelegenheiten, die Energiewende vor Ort voranzutreiben, ungenutzt – das soll sich durch Vernetzung und Austausch der Akteure auf dem Forum Energiewende ändern.“

Von der Idee zum konkreten Projekt Bis Sommer 2014 lädt EWE an neun verschiedenen ­Orten im Nordwesten zu diesen Ideenwerkstätten ein. Hier können Interessierte anderen Teilnehmern ihre ­Ideen vorstellen und im gemeinsamen Gespräch weiter ausfeilen. Dann werden die Vorschläge einem Auswahlteam vorgestellt, das sich aus Vertretern der Wirtschaft, 01 Sich über Projektideen austauschen und Partner für die Umsetzung finden: Darum geht es beim „Forum Energiewende“.

„Wir wollen eine Plattform bieten, die Energiewende konkret vor Ort zusammen mit anderen zu gestalten.“ Alexander von Monschaw, Projektleiter Forum Energiewende

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FORUM ENERGIEWENDE

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In der Ems-Elbe-Region ist die Beteiligung der Menschen an der Energiewende schon heute besonders hoch. Legt man die Ergebnisse einer Untersuchung des Marktforschungsinstituts trend:research mit dem Titel „Bürgerenergie in Deutschland“ zugrunde, dann kommen 30 Prozent des Stroms im Nordwesten aus ­regenerativen Anlagen in Bürgerhand. Im Bundesdurchschnitt sind es etwa zehn Prozent.

die Ideen der anderen. Als kurz vor 21 Uhr die Ergebnisse der einzelnen Arbeitsgruppen vorgestellt wurden, war Überraschung zu spüren, wie viel in kurzer Zeit durch gemeinsame Anstrengungen erreicht werden konnte. „Das hat sich gelohnt“, war das Fazit der Mehrzahl der Teilnehmer, die nach der Veranstaltung die Wittmunder Stadthalle nicht gleich verließen, sondern in kleinen Gruppen weiter diskutierten.

Den Nerv der Zeit getroffen

Das Ergebnis ihrer Arbeit kann sich sehen lassen. ­Bürgerbeteiligung beflügelt die Energiewende. Zwölf ­Ideen liegen nun auf dem Tisch des Auswahlteams. Zum

Das Forum Energiewende mit seinem Motto „Der ­Norden packt´s an“ trifft deshalb den Nerv der Zeit – wie bereits die erste Veranstaltung in Wittmund gezeigt hat. Menschen jeden Alters und mit ganz unterschied­lichen persönlichen Erfahrungen nahmen die Einladung von EWE an. Schnell entwickelte sich zwischen den Teilnehmern eine angeregte Arbeitsatmosphäre. Es wurde intensiv diskutiert und zugehört. Die Argumente und Sichtweisen der einen schärften und konkretisierten

„Positiv hat mich überrascht, dass es im Forum sofort auf konkrete Projekte losgeht.“ Alfred Meyer, Wiesmoor

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FORUM ENERGIEWENDE

­ eispiel wurde vorgeschlagen, vorhandene Heizungs­ B anlagen einem Wartungsprogramm zu unterziehen, um das Energiesparpotenzial, das in ihnen steckt, auch wirklich herauszuholen. Weiter wurde überlegt, ob die Kommunen ein oder mehrere Elektroautos anschaffen und vor jedem Rathaus eine E-Tankstelle installieren lassen könnten. Auch die Umwelt- und Energiebildung darf nach Ansicht der Teilnehmer nicht vernachlässigt werden. Dabei müsse es nicht zuletzt darum gehen, Antworten auf die Fragen „Wie rechnet sich das?“ und „Was ist es mir wert?“ h ­ erauszuarbeiten. Im Sommer 2014 soll feststehen, aus welchen der in Wittmund entwickelten Bürger-Ideen konkrete Projekte werden. Jedermann kann diesen Fortschritt auf der ­Internetseite www.der-norden-packts-an.de nachvoll­ ziehen. Die regelmäßig aktualisierte Seite informiert die Leser außerdem über schon ­verwirklichte Energiewendeprojekte in der Region, geht auf die Geschichte der Energiewende ein und verfolgt die aktuelle Diskussion, unter anderem über die Novelle des ErneuerbareEnergien-Gesetzes (EEG).

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02, 05 Das Ziel einer klimafreundlichen Energiever­ sorgung spornt viele Menschen an. Doch nicht jedes Projekt lässt sich im Alleingang umsetzen, man braucht Partner. 03 In mehreren Schritten werden gemeinsam Ideen ent­wickelt, bewertet und zur Umsetzungsreife gebracht. 04 Gefragt sind Ideen, um die Energiewende vor Ort ­voranzubringen.

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INNOVATIONSMANAGEMENT

mit DENKEN Bei der Suche nach innovativen Produkten und Geschäftsmodellen setzt EWE künftig noch systematischer auf die Kreativität von Menschen, die sich täglich für das Unternehmen einsetzen, es sehr gut kennen und sich für seine erfolgreiche Zukunft interessieren: die EWE-Mitarbeiter.

Sie fallen auf, die weißen Würfel mit dem Briefschlitz und der Aufschrift „Deine Idee für unsere Zukunft“. Und sie stehen gut sichtbar dort, wo täglich viele Mitarbeiter des EWE-Konzerns unterwegs sind – im Eingangsbereich der Verwaltungs- und Vertriebsgebäude, in Aufzugnähe, in den Fluren. So kommt es, dass früher oder später gute Ideen einen einfachen Weg ins Innovationsmanagement des Unternehmens finden – kurz notiert auf einfachen Karten, die gleich neben den Ideen­boxen bereitliegen.

­für Geschäftsmodelle, die im Unternehmen weiter­­ ent­wickelt werden könnten? „Manche Ideen lassen sich ­vergleichsweise schnell und unkompliziert um­ setzen“, e­ rläutert Sebastian Jurczyk, Leiter der Ab­ teilung K ­ onzernentwicklung. „Andere Ideen greifen völlig ­Neues auf und benötigen für die Umsetzung mehr Zeit, können aber vielleicht umso wirkungs­ voller dazu beitragen, auf längere Sicht eine starke Marktposition zu sichern.“ Kurze Wege, schnelle Reaktion

Für den Anfang genügen einige Stichworte, über die ­das Innovationsteam um Claudia Wallschlag mit dem ­Ideengeber ins Gespräch kommen kann. „Mit jedem ­Vorschlag beginnt ein Dialogprozess“, erklärt sie. „Wenn eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter uns eine Idee weitergibt, ist das ein Zeichen von Begeisterung, Engagement und Vertrauen. Darum schauen wir uns jeden Vorschlag gründlich an und geben eine Rückmeldung.“ Welche neuen Konzernprodukte würden Mitarbeiter gerne EWE-Kunden anbieten? Lassen sich Abläufe im Unternehmen effizienter gestalten? Gibt es Ansätze

Eine solche Idee ist die von Frank Ruloffs, Netzarchitekt bei EWE TEL. Ihn faszinieren erfolgversprechende, aber noch nicht vollends erforschte Möglichkeiten der Energieerzeugung. So scheint es künftig möglich, in

01 Kurz und knapp beschrieben passt eine innovative Idee auf die Rückseite einer Karte, die EWE-Mitarbeiter in eine der Ideenboxen einwerfen können.

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INNOVATIONSMANAGEMENT

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INNOVATIONSMANAGEMENT

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02 Jeder Ideengeber erhält eine Rückmeldung auf seine Innovationsidee. 03 Gehörte zu den ersten Mitarbeitern, die ihre Idee per Ideenbox ­einreichten: Frank Ruloffs, Netzarchitekt bei EWE TEL. 04 Nach kurzer Vorprüfung, dem Quick-Check, erreichen die Vorschläge direkt die Entscheidungsebene.

Kleinstkraftwerken mittels Wasserstoff, Nickel und ­eines speziellen Katalysators Energie zu erzeugen – ­dezentral, mit geringen Kosten und ohne Umweltbelastungen. Wenn diese vergleichsweise einfache Technik erfolgreich weiterentwickelt wird, könnte EWE sie nutzen. Deshalb schlug Ruloffs vor, frühzeitig einen Prototyp einer solchen Erzeugungsanlage zu erwerben, um eigene Erfahrungen mit dieser „E-Cat“ genannten Technik zu sammeln und gegebenenfalls ein tragfähiges Geschäftsmodell zu entwickeln. In der Diskussion über seinen Vorschlag lernte Frank Ruloffs das Innovationsmanagementsystem von EWE zu schätzen. „Die Rückmeldung kommt sehr schnell“, lobt er. „Nach ­kurzer Vorprüfung erreichen die Vorschläge d ­ irekt die Entscheidungsebene. Hier werden die Vorschläge von Führungskräften aus verschiedenen EWE-Ressorts gemeinsam geprüft.“ „Quick-Check“ nennt Claudia Wallschlag die erste Vorprüfung der Ideen, vor deren Sprung in die Entscheidungsebene. Ihr Team benötigt dafür ein großes Blatt

Papier, auf das eine einfache Matrix aus neun Kästchen gezeichnet wird, je drei Kästchen in drei Reihen über­ einander. Jedes Mitglied des Bewertungsteams schätzt unabhängig voneinander Aufwand und Nutzen einer Idee grob ein und ordnet sie einem Kästchen zu. Eine Idee mit hohem Aufwand und hohem Nutzen landet beispielsweise im Kästchen rechts oben, eine günstig umzusetzende, aber auch nur geringen Nutzen stiftende Idee links unten im Diagramm. „Unsere Erfahrung

„Mit jedem ­Vorschlag beginnt ein ­Dialogprozess. Wenn eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter uns eine Idee weiter­ gibt, ist das ein Zeichen von ­Begeisterung, Engagement und Vertrauen. Darum ­schauen wir uns jeden Vorschlag gründlich an und geben eine Rückmeldung. “ Claudia Wallschlag, Projektleiterin EWE

DIE ENERGIE DES MITEINANDER

INNOVATIONSMANAGEMENT

zeigt, dass die Teammitglieder das Potenzial der Ideen auch unabhängig voneinander meist sehr ähnlich einschätzen“, so Claudia Wallschlag. Entsprechend häufen sich nach der Vorbewertung die Kreuze in einem oder zumindest in benachbarten Kästchen. Die fertige Bewertungsmatrix bekommt auch der Ideengeber, zusammen mit einer Erklärung des Ergebnisses.

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Soll die Idee nach dem Quick-Check weiter geprüft werden, wird der Vorschlag an das EWE-Innovations­ team weitergeleitet, das aus sieben Abteilungsleitern aller Fachrichtungen besteht. Vor dieser Runde prä­ sentierte auch Frank Ruloffs seine Idee, anschließend wurde darüber diskutiert. Ergebnis: Zwar wird kein ­E-Cat-Prototyp angeschafft, aber weiterhin aufmerksam beobachtet, welche Fortschritte die Weiterentwicklung der Technik macht, um gegebenenfalls zu ­einem späteren Zeitpunkt einzusteigen. Sind dann die Erfolgsaussichten greifbarer, bekommt die Idee einen Paten aus der Runde des Innovationsteams. Dieser ­entwickelt das Projekt mit den Mitarbeitern seiner Abteilung weiter, bis abschließend entschieden werden kann: Die Idee wird umgesetzt – oder nicht.

IDEENBOX 2.0

Die Ideenboxen werden noch in diesem Jahr ab­ gelöst von einem Innovationsportal im ­Intranet des Unternehmens. Dieses ist weit mehr als eine „Sammelstelle“ für Ideen: Hier kann sich eine konzernweite Innovations-Community ­bilden, deren Mitglieder nicht nur eigene Ideen präsentieren, sondern auch über die anderen vorgestellten Ideen diskutieren und helfen, sie weiterzuentwickeln.

Claudia Wallschlag ist davon überzeugt: ­ „Mit dem Portal schaffen wir einen großen Ideen­pool – neue Impulse für Optimierungen und Wachstum innerhalb und außerhalb des ­Konzerns. Außerdem wird der Weg von der Idee zur Umsetzung für die Mitarbeiter hier transparent.“

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ESSAY von Prof. Dr. Patrizia Nanz und Kollegen, European Institute for Public Participation (EIPP)

BÜRGERBETEILIGUNG UND ENERGIEWENDE: ZWISCHEN GESTALTUNG UND KONFLIKT Die Umsetzung der Energiewende benötigt die tatkräftige Unterstützung möglichst vieler Bürgerinnen und Bürger im Land. Wie sich eine stärkere Beteiligung erreichen lässt, ist eine der Kernfragen, die Prof. Dr. Nanz unter anderem in einem von ihr mitbegründeten Institut erforscht. Sie betont: Dialogorientierte Bürgerbeteiligung bietet das Potenzial, die ­Energiewende gemeinsam zu gestalten, Konflikte zu lösen und das ­Gemeinschaftswerk voranzubringen.

Die Herausforderungen sind groß. Der Klimawandel bedroht die Zukunft unserer Welt, wie wir sie kennen. Der fossile Wachstumspfad mit seinem enormen Energie- und Ressourcenverbrauch gefährdet massiv die ­Lebensgrundlagen und Entwicklungschancen zukünftiger Generationen. Eines ist klar: Die dringend benötigte nachhaltige Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft ist ohne die Mitwirkung aller nicht denkbar. Es bedarf eines vielfältigen Engagements von Bürgern, Unternehmen und Politikern, um unserer Verantwortung für den Blauen Planeten und für Menschen in anderen Teilen der Welt gerecht zu werden. Die deutsche Energiewende ist ein Meilenstein des nachhaltigen gesellschaftlichen Umbaus. Als erstes Industrieland beschloss Deutschland nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 den Ausstieg aus der Atomenergie und den langfristigen Verzicht auf

fossile Energieträger. Die Energiewende bringt tiefgreifende und langfristige Veränderungen mit sich in der Art und Weise, wie bei uns Energie gewonnen und verbraucht wird. Was zunächst zuversichtlich stimmt: Diese Wende ist getragen von einem übergreifenden gesellschaftlichen Konsens. Die Konflikte um den Trassenausbau und die sozialen Kosten der Transformation zeigen allerdings, dass dieser Konsens in Gefahr ist. Vielen Menschen wird nun klar, dass die Energiewende nicht nur Gewinner, sondern auch Verlierer kennt, die die Lasten und Risiken für die Gemeinschaft zu schultern haben. Die vielfachen Proteste in Thüringen, Niedersachsen und Bayern gegen den Netzausbau machen mehr als deutlich: Parlamente, Gemeinderäte, Planungsbehörden und Unternehmen vermögen es heute nicht mehr, ­Infrastrukturvorhaben und Planungen mit erheblicher

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01 – 04 Dr. Patrizia Nanz erforscht, wie Bürgerinnen und Bürger künftig ­stärker einbezogen werden können in weitreichende gesellschaftliche Veränderungsprozesse wie die Energiewende.

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E­ ingriffstiefe in die Lebenswelt der Bürger mit der nötigen Legitimität und Akzeptanz auszustatten. Und seien wir ehrlich: Wer möchte schon gerne einen 120 Meter hohen Strommast in der Nähe seines Hauses haben oder neben einem raumgreifenden Transformator am Ende einer Gleichstromtrasse leben? Bürgerbeteiligung bewegt sich auf einem Kontinuum zwischen Konflikt und Gestaltung. Einerseits ist die Energiewende Treiber von Selbstorganisation und Gestaltungswillen von Bürgern, von Innovation und privaten Investitionen. In Energiegenossenschaften, Vereinen, Bioenergiedörfern und Klimakommunen gestalten Bürger ihr Gemeinwesen. Andererseits beteiligen sich immer mehr Menschen in Bürgerinitiativen gegen Netzausbau und Infrastrukturvorhaben. Widerstand und Protest sind Ausdruck einer funktionierenden demokratischen Kultur, die Minderheiten befähigt, sich auch gegen bereits beschlossene politische Entscheidungen zu engagieren und Entscheidungen begründet zu hinterfragen. Die Frage ist nur, wie gehen wir mit Widerständen in unserer Demokratie um? Nutzen wir sie als konstruktive Kritik oder tun wir sie ab als Fehlverhalten eigeninteressierter Wutbürger?

Aus der Beteiligungsforschung wissen wir, dass es ­öffentliche Räume der Begegnung und des Dialogs braucht, um Widerstände und Konflikte konstruktiv zu bearbeiten. Der neutral moderierte Austausch baut gegenseitiges Vertrauen auf, erhöht das Verständnis für die Situation und die Argumente des Anderen und lenkt schließlich den Widerstand in konstruktive Bahnen. Sogenannte dialogorientierte Verfahren sind in der Lage, Brücken zwischen Politik, Verwaltung, Unternehmen und Bürgern zu bauen. Es gibt heute über 30 solcher Beteiligungsformate, die sich nach Anzahl der Teilnehmer, Zielsetzung der Beratung und Dauer unterscheiden. Beispiele hierfür sind Planungszellen, Bürgerhaushalte, Runde Tische, BürgerInnen-Räte und Konsens­us­konferenzen, um nur einige zu nennen.

„Aus der Beteiligungsforschung wissen wir, dass es öffentliche Räume der Begegnung und des Dialogs braucht, um Widerstände und Konflikte konstruktiv zu bearbeiten.“ Prof. Dr. Patrizia Nanz

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PARTIZIPATIONSMODELLE

­ iese Verfahren bringen Bürger, zivilgesellschaftliche D Akteure und Entscheidungsträger idealerweise frühzeitig im Beratungsprozess zusammen. „Dialogisch“ bedeutet dabei, dass alle Teilnehmenden miteinander ins Gespräch kommen – unter der Voraussetzung, ­andere Standpunkte zu berücksichtigen und ihre ­Meinungsverschiedenheiten in der Diskussion zu be­ heben, soweit dies möglich ist. Ziel ist eine gemein­ schaftliche, gemeinwohlorientierte Problemlösung. Diese teilweise komplexen Verfahren durchlaufen oft mehrere Runden und sind angewiesen auf die Unterstützung von Moderatoren sowie Experten aus Wissenschaft und Praxis. Dialogorientierte Verfahren haben sich in der Praxis ­bewährt. Sie schaffen gegenseitiges Verständnis und Vertrauen. Sie bieten Bürgern die Möglichkeit, aktiv ­gesellschaftliche Transformationen mitzugestalten, und verschaffen Unternehmen die Chance, die Wünsche und Bedürfnisse der Bürger besser kennenzulernen,

i­nnovative Ideen und aktuelle gesellschaftliche Trends frühzeitig zu erkennen und damit weitreichende Entscheidungen im Unternehmen enger an der Lebenswelt der Menschen auszurichten. Rechtzeitige Beteiligung erhöht zudem die Planungssicherheit, verringert unternehmerische Risiken und damit auch mittel- und langfristige Kosten. Wo gegenseitiges Verständnis herrscht, können Ängste abgebaut werden und auch die Lasten und Risiken der Energiewende besser verteilt werden. www.participationinstitute.org

„Es bedarf eines vielfältigen Engagements von Bürgern, Unternehmen und Politikern, um unserer Verantwortung für den Blauen Planeten und für Menschen in anderen ­Teilen der Welt gerecht zu werden.“ Prof. Dr. Patrizia Nanz

VITA & PUBLIKATIONEN PROF. DR. PATRIZIA NANZ VITA

PUBLIKATIONEN (AUSWAHL)

• Geboren 1965 in Stuttgart • Seit 2002 Professorin für Politikwissen­ schaften an der Universität Bremen • 2009 Mitbegründerin des European I­ nstitute for Public Participation (EIPP) • 2011 Mitinitiatorin der Plattform „Participedia.net“ • Seit April 2013 Leiterin des Forschungsschwerpunktes Partizipationskultur am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI)

•  Bürgerbeteiligung und Energiewende: ­Dialogorientierte Beteiligung im Netzaus­bau (mit Jan-Hendrik Kamlage und Björn ­Fleischer), in Viertes Jahrbuch Nachhaltige Ökonomie (herausgegeben von H.-C. Bins­wanger et al.), metropolis Verlag, i.E. 2014 •  Bürgerbeteiligung. Verfahren und Akteure. Chancen und Grenzen (mit Miriam Fritsche), Bundeszentrale für politische Bildung, 2012 www.bpb.de/system/files/dokument_pdf/ Handbuch_Buergerbeteiligung.pdf • Is Europe listening to us? Successes and ­Failures of EU Citizen Consultations (herausgegeben mit Raphael Kies), Ashgate ­Publishing, 2013

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