Endlich Ersti! Tipps zum Studienstart. dein weg in studium und beruf abi>> extra Studienstart Ausgabe 2012

October 21, 2016 | Author: Benedikt Blau | Category: N/A
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dein weg in studium und beruf

abi>> extra | Studienstart | Ausgabe 2012

Vor dem Studium: informieren und organisieren Mittendrin: Ausland, Praktikum und Nebenjob unterbringen Und danach: Arbeitsmarktchancen? Master?

Endlich Ersti! Tipps zum Studienstart

inhalt impressum Herausgeber Bundesagentur für Arbeit Herausgeberbeirat Petra Beckmann, Wolfgang Biersack, Dr. Oliver Fischer, Heike Hessenauer, Yvonne Hollmann, Nicole Künzel, Stefanie Langen, Georg Leibold, Sabine Peters, Natascha Rediske, Katarina Stein, Judith Wüllerich

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Redaktion/Verlag Redaktion abi >> dein weg in studium und beruf Verlag Willmy Consult & Content GmbH Gutenstetter Straße 8d 90449 Nürnberg Telefon 0911 937739-0 Fax 0911 937739-99 E-Mail: [email protected]

F

Redaktion Gesamtleitung: Rainer Möller Chefin vom Dienst: Meike Schädlich Textchefin: Heike Reinhold Redaktion: Edith Backer, Susanne Böhm, Julia Grimminger, Veronika Mahler, Alexander Reindl, Larissa Stempel, Florentin Viebig, Yvonne Weiß Redaktionsassistenz: Manuela Meier Autoren Beate Diederichs, Christian Hardinghaus, Christine Lendt, Marie-Charlotte Maas, Aliki Nassoufis, Gabi Pfeiffer, Tonio Postel, Sabine Schrader Gestaltung und Layout Art Direktor: Nero A. Kaiser Layout: Christine Biedermann, Claudia Costanza, Manuel Mederer, René Weinberg, Viviane Schadde Titelbild: Maria Bayer Druck Westermann, Braunschweig Copyright 2012 für alle Inhalte ©Bundesagentur für Arbeit Alle Rechte vorbehalten. Der Nachdruck, auch auszugsweise, sowie jede Nutzung der Inhalte mit Ausnahme der Herstellung einzelner Vervielfältigungsstücke zum Unterrichtsgebrauch in Schulen bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. In jedem Fall ist eine genaue Quellenangabe erforderlich. Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Herausgebers wieder. Keine Gewähr für unverlangte Einsendungen und Besprechungsstücke. Gesamtauflage: 340.000 Erscheinungsweise 6 Ausgaben im Jahr Bestellungen www.ba-bestellservice.de Einzelexemplare sind im Berufsinformations­ zentrum (BiZ) der Agenturen für Arbeit erhältlich. 2

06 Wo geht‘s lang an der Hochschule? Foto: Maria Bayer

Editorial

Liebe Studien­ anfänger,

D

as Leben steckt voller Abenteuer – und der Studienstart ist sicher eines davon. Selten ändern sich so viele bekannte Größen auf einmal: Die Schule mit ihren vertrauten Strukturen liegt hinter einem und an der Hochschule ist man plötzlich selbst dafür verantwortlich, über alle wichtigen Abläufe informiert zu sein. Das erfordert von Anfang an ein hohes Maß an Selbstorganisation. Auch die Vielfalt der Schulfächer wird abgelöst von ein oder zwei Fachgebieten, auf die man sich festlegt. Das alles will gut vorbereitet sein, denn immerhin beschäftigt man sich die nächsten Jahre intensiv damit und stellt die Weichen fürs Berufsleben. Nicht selten werden die alten Schulfreunde in alle Winde zerstreut – doch gibt es fast keinen besseren Ort als die Hochschule, um weitere Freundschaften fürs Leben zu knüpfen. Und oft steht auch der Wechsel vom „All-inclusive-Hotel Mama“ in die erste eigene Bleibe an, wodurch Fragen wie „Was esse ich morgen?“ oder „Wie finanziere ich das alles am besten?“ aufkommen. Aber nicht nur die ersten Wochen bergen viele neue Herausforderungen, im Laufe des Studiums kommen weitere Abenteuer hinzu, etwa Praktika in Unternehmen, Auslandssemester oder Abschluss­arbeit. Doch wie das so ist mit Abenteuern: Es sind spannende Unternehmungen, und sie bieten neue, bereichernde Einblicke. Eine gute Vorbereitung auf das Abenteuer Studienstart ist dieses abi>> extra, das wichtige Fragen beantwortet und einen Ausblick auf die Zeit nach dem Bachelor gibt. Viel Spaß beim Lesen wünscht euch

eure abi>> Redaktion abi>> extra | studienstart | 2012

inhalt

15 BSoologna sei Dank: studiert man

34 duZeigwohnst! mir, wie

heute

Foto: Martina Striegl

Foto: Ria Kipfmüller

statistik

4 Wissenswertes für und über den ­Studienstart in Deutschland abi>> hat geschaut, was sich aus den offiziellen Zahlen von Statistischem Bundesamt und Hochschulrektorenkonferenz herauslesen lässt.

umfrage

6 Wo geht’s lang an der Hochschule? Neue Struktur, neue Abläufe: Vier Studierende erzählen, wie es ihnen zu Anfangszeiten des Studiums ergangen ist.

FAQ

8 Fragen rund um den ­Studienstart Wie schreibe ich mich ein, wie finde ich eine Wohnung, einen Nebenjob? abi>> geht den wichtigsten Fragen zum Thema Studienstart auf den Grund.

studentische initiativen

10 „Ein Blick über den Tellerrand“ Im Interview mit Rainer Schultz, Leiter der Zentralen Studienberatung der Universität Göttingen, klären wir Fragen rund um studentisches Engagement. 11 Mitmachen und mitgestalten In einer Übersicht stellt abi>> verschiedene studentische Initiativen aus unterschiedlichen Fachbereichen vor.

studium

12 Was ist eigentlich ein Modul? Ein exemplarischer Studienplan zeigt, wie ein Studium heute aufgebaut ist, und erklärt die wichtigsten Begriffe. 14 „Die wichtigste Woche ist die ­Einführungswoche“ Magdalena Palka, Studienberaterin an der Uni Mainz, gibt wertvolle Tipps zum Studienbeginn. 15 Bologna sei Dank: So studiert man heute Was steckt hinter Bachelor, Master, ECTS und Modul? abi>> klärt auf.

ausland

18 Das Plus an Erfahrung Aline Nowak studiert „Landschaftsökologie und Naturschutz international“ an der Universität Greifswald. Das obligatorische Auslandsjahr hat sie in Chile verbracht. 19 England als zweites Zuhause Als Großbritannienfan lag es für Carolin Schröter, Anglistikstudentin aus Greifswald, nahe, ein freiwilliges Auslandsjahr in England zu absolvieren.

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Karriere mit dem Bachelor?

nebenjob und praktikum

20 Beflügelt statt belastet VWL-Student Philipp Genersch bringt Studium und Nebenjob im Bereich Suchmaschinenoptimierung gut unter einen Hut. Er sieht den Job als Chance für später. 21 Ganz ohne Vitamin B Designstudentin Katharina Weiß hat einige freiwillige Praktika während des Studiums absolviert, zum Beispiel in der Grafikabteilung eines Münchner Magazins.

master

22 Wissen vertiefen, Vollzeit oder nebenbei Nach dem Bachelor direkt in den Job – oder doch den Master machen? abi>> wägt ab. 23 Mehr Arbeitsaufwand als im Bachelor Nach dem Bachelorabschluss hat Nicolas Brauer beschlossen, sein Wissen durch ein Masterstudium zu erweitern. 24 Die Lebensqualität älterer Menschen erhalten Anna Kroog ist ergotherapeutische Leiterin der geriatrischen Abteilung eines Stuttgarter Krankenhauses – und studiert nebenbei „Integrierte Gerontologie“.

arbeitsmarkt

26 Karriere mit dem Bachelor? Der Bachelor als Studienabschluss etabliert sich, doch wie ist die Lage für Bachelorabsolventen am Arbeitsmarkt tatsächlich? abi>> extra | studienstart | 2012

28 Bachelor willkommen! abi>> hat sich unter Personalern umgehört und nach den Karrierechancen für Bachelorabsolventen gefragt.

finanzen und ­versicherung

30 Das Budget im Blick Wohnung, Essen, Freizeit, Versicherungen – auf Studierende kommen allerlei Kosten zu. Doch es gibt Finanzierungsmöglichkeiten. 31 Gut abgesichert Welche Versicherungen brauchen Studierende? abi>> hat eine Checkliste zusammengestellt.

studienabbruch

32 In jeder Krise steckt eine Chance Überforderung, schlechte Betreuung, falsches Studienfach – für einen Studienabbruch kann es viele Gründe geben.

wohnformen

34 Zeig mir, wie du wohnst! Egal ob bei den Eltern, in einer WG, im Wohnheim oder alleine: Vier Studierende berichten für abi>> von ihrer Wohnsituation.

rubriken

2 Editorial, Impressum 36 Medien der Bundesagentur für Arbeit 3

statistik Z ahlen und Fak ten

Wissenswertes für und über den ­Studienstart in Deutschland Insgesamt gab es im Wintersemester 2010/2011 rund 2,22 Millionen Studierende an deutschen Hochschulen – interessant ist vor allem der Blick aufs Detail. abi>> hat geschaut, was sich aus den aktuellen Zahlen von Statistischem Bundesamt und Hochschulrektorenkonferenz (HRK) noch so ablesen lässt. Eine Auswahl.

Der Anteil der ausländischen Studierenden beträgt in Deutschland 11,3 Prozent. Die Universität ­Frankfurt am Main belegt mit 6.319 ausländischen Studienanfängern sozusagen den Spitzenplatz unter den Multikulti-Hochschulen.*

2011/2012

2005/2006

Der Bologna-Prozess biegt auf die Zielgerade ein: Noch im Wintersemester 2005/2006 waren nur knapp 34% der deutschen Studiengänge auf Bachelor- /Masterabschluss umgestellt, im Wintersemester 2011/2012 waren es bereits gut 85%.**



* Quelle: Statistisches Bundesamt: Daten zu Studierenden und Studienanfänger/-innen an deutschen Hochschulen im Wintersemester 2010/2011 ** Quelle: HRK: Statistiken zur Hochschulpolitik 2/2011 *** Quelle: Statistisches Bundesamt: BAföG-Statistik 2011 4

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statistik

Deutschlandweit werden

47% der ­grundständigen Studiengänge ohne Zulassungs­­beschränkung angeboten. Dabei bietet Thüringen mit 73,7% an zulassungsfreien Studiengängen die wenigsten Hürden für Studienanfänger, Hamburg mit 15,1% hingegen die meisten.**

89 %

Männer

+

11 %

Frauen

Nur 11% der Studierenden in ­Elektrotechnik im Wintersemester 2011/12 waren weiblich. Von allen Studierenden ­insgesamt sind rund 48 % weiblich.*

Im Jahr 2011 hat die Zahl der Studien­ anfänger mit 516.890 an deutschen Hochschulen zum ersten Mal die halbe Million geknackt.*

Die Zahl der BAföG-Empfänger nimmt weiter zu. 2011 erhielten rund 963.000 Personen BAföG – 47.000 mehr als noch 2010. Auch der BAföG-Satz wurde angehoben, sodass Studierende jetzt im Schnitt 452 Euro monatlich erhalten.***

Insgesamt verteilen sich alle Studierenden wie folgt auf die einzelnen Hochschularten: • Universitäten: 1,47 Mio • Fachhochschulen: 716. 630 • Kunst- und Musikhochschulen: 33.197

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umfrage Umfr age

Wo geht’s lang an der Hochschule? In den ersten Wochen an der Hochschule gibt es viel zu organisieren. Auch muss man sich erst an die ­neuen Abläufe gewöhnen. Vier Studierende erzählen, wie es ihnen in der Anfangszeit ergangen ist

Fotos: Privat

und welche Tipps sie für Erstis haben.

Patrick Däubler (24) studiert im dritten Semester Wirtschaftsingenieurwesen an der Hochschule Ansbach. Ich glaube, jeder Student ist aufgeregt, wenn er sein Studium beginnt. Bei mir hat sich diese Aufregung schnell gelegt, weil ich an den Orientierungstagen teilgenommen habe. Das sind Tage, die die Fachschaft organisiert und bei der die Stadt spielerisch erkundet wird. Dabei können sich die Erstsemester kennenlernen. Ich wurde so schnell mit meiner neuen Umgebung vertraut und habe Anschluss an andere Studenten gefunden, viele davon Erstsemester. Was ich am An-

fang schwer fand: mit unserem hochschulinternen Programm „Ilias“ umzugehen, das den Studierenden helfen soll, ihr Studium zu gestalten und zu managen. Ich empfand den Aufbau als recht unübersichtlich und musste ihn mir mehrfach von Mitstudenten erklären lassen, damit ich meinen Stundenplan zusammenstellen konnte. Auch mich selbst zu organisieren, fiel mir anfangs schwer: Wann fange ich an, mich auf eine Klausur vorzubereiten? Zu welcher Vorlesung gehe ich? Wie fasse ich meinen Stoff gut zusammen, sodass ich ihn lernen kann? All das kam erst mit der Zeit. Leichter wurde mein Studium für mich, als ich Leute aus höheren Semestern kennengelernt habe. Die Erfahrungsberichte der Älteren sind Gold wert und haben mir wirklich geholfen, das Lernen und Vorbereiten richtig zu organisieren.

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Sabrina Kudermann (23) hat sich für ein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Uni Konstanz entschieden und ist im dritten Semester. Ich empfehle, die Angebote der Hochschule, die den neuen Studierenden den Anfang erleichtern sollen, unbedingt zu nutzen. Als ich mein Studium begann, organisierte die Fachschaft Wirtschaftswissenschaften zwei oder drei sogenannte Ersti-Hütten: Dabei fuhren je rund fünfzig Erstsemester und drei oder vier Leute aus der Fachschaft, die nur ein paar Semester über den „Erstis“ sind, gemeinsam für drei Tage weg. Während des Aufenthalts bekam man Wichtiges über das Studium erklärt und lernte auf einen Schlag viele Leute kennen, die in der gleichen Situation waren, dazu einige, die die ersten Semester schon durchlaufen hatten und Tipps geben konnten. Diejenigen, die nicht für eine Hütte eingeschrieben waren, konnten an den Einführungstagen auf dem Campus der Universität teilnehmen. Außerdem stellte die Hochschule einen „Ersti-Guide“ ins Netz. Doch ich habe auch erfahren, dass

trotz aller Hilfen eine Universität ein kleines Labyrinth sein kann. Deshalb rate ich allen, die sich an ihrer Hochschule noch nicht so gut auskennen: Plant immer reichlich Zeit ein, manchmal findet man ein Gebäude oder eine Lehrveranstaltung nicht sofort.

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umfrage

Mir hat es zu Studienbeginn enorm geholfen, dass ich mir bei den höheren Semestern Rat holen konnte. Fotos: Privat

Christoph Mozer (27)

Stina Barrenscheen (23) studiert Geschichte und „Gender ­Studies“ im siebten Semester an der Carl-von-OssietzkyUniversität Oldenburg. Ich habe mich persönlich an der Uni Oldenburg eingeschrieben, denn so konnte ich gleich meinen späteren Studienort kennenlernen, mir die Mensa anschauen und die Bibliothek. Dabei habe ich gemerkt, dass ich mich sofort wohlfühlte, was auch meine Angst vor dem Neubeginn linderte. Ich erinnere mich auch noch gut, wie

spannend die ersten Wochen waren, als das Studium schließlich losging. An einer so großen Universität fühlt man sich anfangs zwar etwas allein, vielleicht auch überfordert, darf aber nicht vergessen, dass man nicht der einzige Ersti ist. Am schwierigsten fand ich es, meinen Stundenplan zusammenzustellen. Da ich mich für einen Zwei-Fach-Bachelor entschieden habe, gab es einfach so viele Möglichkeiten, Seminare und Vorlesungen miteinander zu kombinieren. Doch dieses Problem konnte ich schnell lösen, indem ich bei Tutoren und den Fachschaften nachfragte. Denn die sind genau dafür da, bei solchen Anfangsschwierigkeiten zu helfen. Man sollte auf keinen Fall den Fehler machen und die Universität mit der Schule verwechseln. Man kann vieles erfragen, ist aber mehr auf sich gestellt, als man es von der Schule kennt, vor allem bei der Erarbeitung von Themen und beim Lernen.

Christoph Mozer (27) studiert inzwischen im vierten ­Semester den Masterstudiengang „Forest Ecology and ­Management“ an der Universität Freiburg, erinnert sich aber noch gut an seine Anfänge im Bachelorstudium „Waldwirtschaft und Umwelt“. Mir hat es zu Studienbeginn enorm geholfen, dass ich mir bei den höheren Semestern Rat holen konnte. Außerdem haben wir Erstis uns gegenseitig geholfen, was gut war, da wir ja alle in derselben Situation steckten. Es gab immer jemanden, der über ­etwas genauer Bescheid wusste als die anderen. So habe ich auch recht schnell neue Freunde kennengelernt. In Freiburg selbst habe ich mich von Anfang an sehr wohlgefühlt. Da ich vorher zwei Semester lang in Stuttgart auf Diplom studiert hatte, war der Bachelorstudiengang mit seinem straffen Stundenplan und den mit Vorlesungen vollgepackten Wochen allerdings zunächst ungewohnt. Doch habe ich mich relativ schnell zurechtgefunden und bin mit dem Arbeitsaufwand auch ganz gut klargekommen. Was mir rückblickend wichtig erscheint: Man sollte nicht zu verkrampft in den neuen Lebensabschnitt gehen und nach den ersten Wochen nicht zu sehr in Panik verfallen, wenn etwas nicht gleich klappt. Mit der Zeit lernt man, sich selbst ­besser einzuschätzen.

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FAQ FAQ – frequently asked questions

Fragen rund um den Studienstart Wer mit dem Studium loslegt, muss einiges organisieren und an viele Dinge gleichzeitig denken. Das wirft eine ganze Menge Fragen auf, schließlich stehen Wohnungssuche, Einschreibung und Co. in der Regel zum ersten Mal an. Grund genug für eine kleine FAQ-Liste zum Studienstart.

Wie finde ich eine Unterkunft?

Wenn du ein WG-Zimmer oder eine eigene Wohnung suchst, solltest du schon möglichst früh die Zeitungsanzeigen, Aushänge an den Hochschulen und passende Internetportale durchgehen. Soll es lieber ein Wohnheimzimmer sein, wendest du dich am besten an das zuständige Studentenwerk vor Ort. Aber auch das Wohnungsreferat des AStA (Allgemeiner Studierendenausschuss) kann dir Wohnheime nennen. Um das Thema studentische Wohnformen geht es auch auf den Seiten 34 und 35 in diesem Heft.

Wo und wie schreibe ich mich ein?

Die Einschreibung ist davon abhängig, ob der jeweilige Studiengang zulassungsfrei ist oder nicht: Bei zulassungsbeschränkten Studiengängen musst du nach der Bewerbung zunächst auf den Zulassungsbescheid warten, während bei zulassungsfreien Studiengängen eine Direkteinschreibung möglich ist. In beiden Fällen solltest du auf die Einschreibefrist der

jeweiligen Hochschule achten, die du unbedingt einhalten musst. Diese Frist sowie eine Auflistung der Unterlagen, die für die Immatrikulation vorzulegen sind, findest du auf der Homepage der Hochschule. Teilweise kannst du dich hier auch gleich online einschreiben, in allen anderen Fällen findet die Immatrikulation vor Ort statt – im Immatrikulationsbüro oder im zuständigen Studentensekretariat der Hochschule. Häufig musst du auch nach einer Online-Immatrikulation noch persönlich hier vorbeischauen, etwa um Unterlagen einzureichen oder zu unterschreiben.

Wie stelle ich meinen Studienplan zusammen? Die gute Nachricht: Häufig bleibt hier für dich gar nicht mehr so viel zu tun, da im Bachelorstudium der Studienplan – abgesehen von kleineren Wahlmodulen – in der Regel vorgegeben ist. Das ist an Fachhochschulen noch stärker der Fall als an Universitäten, und in technisch-naturwissenschaftlichen Studiengängen noch stärker als

Einschreiben, umziehen, BAföG beantragen: Zum Studienstart schwirrt der Kopf vor Fragen und Aufgaben, und der Terminkalender ist voll. Na dann, nicht lang zaudern, los geht’s!

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FAQ in geisteswissenschaftlichen. Grundlage für deinen Studienplan sind in jedem Fall die Studienordnung und das Vorlesungsverzeichnis, falls vorhanden auch das kommentierte Vorlesungsverzeichnis. So kannst du sicherstellen, dass du an alle Pflichtveranstaltungen gedacht hast. Insgesamt sollten – um genügend Zeit für die Vor- und Nachbereitung zu haben – nicht mehr als 20 bis 25 Semesterwochenstunden zusammenkommen. Und vergiss nicht, dich rechtzeitig für Lehrveranstaltungen anzumelden, in denen dies erforderlich ist. Einen beispielhaften Studienplan findest du auch auf den Seiten 12 und 13 in diesem Heft.

Wie beantrage ich BAföG?

Eine ausführliche Beratung zum Thema BAföG leisten die BAföG-Ämter der Studentenwerke vor Ort. Hier gibt es auch die Antragsformulare, die du dir alternativ von der offiziellen BAföGHomepage des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) herunterladen kannst: www.bafoeg.bmbf.de/de/302.php. Sollte dein BAföG-Antrag abgelehnt werden, haben die Studentenwerke meist weitere Tipps auf Lager. Und auch auf den Seiten 30 und 31 in diesem Heft erfährst du mehr zum Thema Finanzen.

Wie organisiere ich den Umzug am besten?

Idealerweise setzt du den Umzugstermin schon möglichst früh fest und fragst Freunde und Verwandte, ob sie Zeit haben und dir helfen können. Außerdem schadet es nicht, rechtzeitig Kisten und Kartons zu sammeln, um auch alles verstauen zu können. Falls du Hilfe beim Transport brauchst: Es gibt Studierendenvertretungen und Möbelhäuser, die günstige Mietwagen anbieten. Wenn du dich dann bei der Stadtverwaltung ummeldest, solltest du darauf achten, ob die Gemeinde für einen Zweitwohnsitz eine Gebühr erhebt. Es gibt Städte, die den Studierenden eine Umzugsbeihilfe bieten, wenn der Hauptwohnsitz im Studienort angemeldet wird. Die Deutsche Post hat zudem einen Umzugsratgeber zusammengestellt, zu finden unter www.umziehen.de/umzugsratgeber.

Wie finde ich einen geeigneten Nebenjob?

Wichtig: Der Nebenjob sollte tatsächlich „nebenbei“ laufen, also nicht zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Und er sollte nach Möglichkeit zu deinem Studium passen, denn ein guter Nebenjob vereint die beiden Hauptanliegen der meisten Studis: Geld verdienen und den Lebenslauf aufpolieren. Dafür kannst du dich zum Beispiel gezielt bei Unternehmen bewerben, die dich interessieren, oder beispielsweise in regionalen Tageszeitungen, an schwarzen Brettern und in Online-Jobbörsen recherchieren oder beim Studentenservice der örtlichen Agentur für Arbeit nachfragen. Wie VWL-Student Philipp Genersch die Sache mit dem Nebenjob geregelt hat, erfährst du auf Seite 20.

Wie kann ich mich an der Hochschule engagieren? Es gibt viele Studierendengremien, in denen du dich einbringen kannst, angefangen bei der Fachschaftsvertretung über das Studentenparlament bis hin zum allgemeinen Studierendenausschuss (AStA). Bist du Mitglied solcher Gremien, erlebst du nicht nur aus nächster Nähe, wie die Hochschule funktioniert, sondern hast auch die Möglichkeit, aktiv Einfluss auf die Studienbedingungen zu nehmen – und natürlich Leute kennenzulernen. Eine weitere Option sind die diversen Studenteninitiativen, über die du mehr auf den Seiten 10 und 11 erfährst.

An wen wende ich mich, wenn ich Probleme habe? Tipps, wie man die Organisation zu Beginn des Studiums erfolgreich bewältigt, kann man sich etwa bei den Einführungsveranstaltungen von Fakultät oder Fachschaft holen. Für Fragen zu Fächerkombinationen oder Fächerwechsel, aber auch beispielsweise zu Lernstrategien, ist die Zentrale Studienberatung ein guter Ansprechpartner. Und für psychische Probleme gibt es an jeder Hochschule eine Psychologische Beratungsstelle. Apropos Probleme: Das Thema Studienabbruch beleuchten wir auf den Seiten 32 und 33. ‹‹

Foto: André Deco

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studentische initiativen

>>interview „Ein Blick über den Tellerrand“

Foto: Privat

Rainer Schultz (43), Leiter der Zentralen Studienberatung an der Georg-AugustUniversität Göttingen, über studentisches Engagement, Vorteile in Bewerbungsverfahren und Ausgleich zum Studienstress.

abi>>: Herr Schultz, wie denken Sie über Engagement in studentischen Initiativen? Rainer Schultz: Ich finde das sehr positiv. Die Studienzeit soll ja eine umfassende Lernphase sein, die nicht nur ein Fachstudium und Pauken bedeutet. Auch prominente Alumni unserer Hochschule erzählen, dass ihre Mitarbeit in studentischen Initiativen wichtige Impulse für ihre heutige Berufstätigkeit gegeben hat. abi>>: Sollten sich Studierende in Vereinen engagieren, die ihrem Studien­fach entsprechen? Rainer Schultz: Aus meiner Sicht kommt es in erster Linie auf die persönliche Motivation an. Wenn sich das Engagement mit dem Studienfach verbinden lässt, ist das natürlich ideal. „Fachfremdes“ Engagement hat aber ebenso positive Auswirkungen. abi>>: Habe ich durch freiwilliges Engagement bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt?

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abi>> extra | studienstart | 2012

Rainer Schultz: Ich bin sicher, dass Personalentscheider sehr häufig auf ein solches Engagement schauen und es ein Vorteil im Bewerbungsverfahren ist. In den meisten Berufsfeldern spielen Soft Skills in den Bereichen Team- und Kommunikationsfähigkeit eine große Rolle und die erwirbt man sicherlich in studentischen Initiativen. abi>>: Viele Studierende klagen über Stress und befürchten, durch das Engagement könnte sich ihr Studium in die Länge ziehen. Rainer Schultz: Ich sehe das Engagement eher als Ausgleich und Gegengewicht zu anstrengenden Zeiten im Studium. Manche Studierende gehen schwimmen oder treffen Freunde, andere arbeiten in studentischen Initiativen. Ich denke, dass ihr Engagement nicht zwangsläufig das Studium verlängert. Außerdem haben sich viele studentische Projekte auf die zeitlichen Belastungen der Bachelor- und Masterstudiengänge eingestellt und verteilen die Aufgaben so, dass nicht eine einzelne Person in Arbeit versinkt. > stellt eine Auswahl vor – gegliedert nach Fachbereichen.

AIESEC e.V. Die in über 100 Ländern existierende Vereinigung AIESEC vermittelt Studierenden aller Fachrichtungen Praktika im Ausland, um weltweit fremde Kulturen kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen. Die Praktika umfassen unter anderem die Bereiche Marketing, IT und Entwicklungshilfe. (www.myaiesec.net) Bundesverband der Börsenvereine an deutschen Hochschulen (BVH) e.V. Ziel der Studierendenvereinigung mit starker Finanz- und Kapitalmarktaffinität ist es, die Aktienkultur in Deutschland zu fördern. Die Mitglieder können an Workshops, Vorträgen und Exkursionen zu börsennahen Themen teilnehmen. (www.bvh.org)

Natur- und Ingenieurs­ wissenschaften: International Association for the Exchange of Students for Technical Experience (IAESTE) IAESTE vermittelt Studierenden der Natur- und Ingenieurwissenschaften, Land- und Forstwirtschaften Praktikumsplätze im Ausland. Die Organisation gibt es weltweit; für Unterkunft und soziale Betreuung sorgt das IAESTEKomitee des Gastgeberlandes. (www.iaeste.de) Biotechnologische Studenteninitiative (btS) e.V. Die Biotechnologische Studenteninitiative richtet sich an Studierende im Bereich Life Sciences und hat das Ziel, einen „Brückenschlag vom Labor ins Leben“ zu schaffen. Dazu veranstaltet die Organisation etwa Workshops, Wissenschaftskongresse sowie eine Firmenkontaktmesse. (www.bts-ev.de)

Foto: Sonja Trabandt

Rechtswissenschaften:

The European Law Students’ Association (ELSA) e.V. Als weltgrößte Jurastudentenvereinigung in 42 Ländern bietet ELSA Jurastudierenden, Referendaren und jungen Juristen die Möglichkeit,

akademische Theorie und Praxis zu verbinden. Die Organisation bietet unentgeltliche Trainings an, unter anderem in den Bereichen Kommunikation und Präsentation. (www.elsa-germany.org)

Fächerübergreifende ­Initiativen: bonding Studenteninitiative e.V. bonding bringt Studierende mit Unternehmen in Kontakt und verschafft ihnen durch ­Vorträge, Workshops, Trainings, Exkursionen und Messen Einblicke in die Berufspraxis. (www.bonding.de) Market Team e.V. Als deutschlandweite interdisziplinäre Studenteninitiative hat es sich Market Team zur Aufgabe gemacht, für Studierende sämtlicher Fächer Workshops, Seminare, Vorträge, Ausflüge etc. anzubieten, um den Studierenden ­einen Einblick in das Berufsleben zu verschaffen. (www.market-team.de)

Initiativen zum Austausch zwischen Schülern und ­Studierenden:

setzt, zwischen beiden zu vermitteln, und will dazu anregen, sich mit Themen zu beschäftigen, die an der Hochschule eher am Rande zur Sprache kommen. Katholische Hochschulgemeinde (KHG) Katholische Hochschulgemeinden sind seelsorgerische Einrichtungen der katholischen Kirche an den Universitäten mit dem Ziel der seelsorgerischen Betreuung von Studierenden.

Politik:

Juso-Hochschulgruppe Juso-Hochschulgruppen sind der Studierendenverband der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Sie engagieren sich für die sozialen Belange von Studierenden und setzten sich für eine Verbesserung der Studienbedingungen ein. Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) Der RCDS ist eine Sonderorganisation der CDU und CSU. Gruppen gibt es an über 100 Hochschulen in ganz Deutschland; insgesamt zählt die Organisation über 8.000 Mitglieder. Der RCDS setzt sich für studentische Interessen sowie Bildungs- und Hochschulpolitik ein. > extra | studienstart | 2012

Foto: Martina Striegl

Wirtschaftswissenschaften:

Die tun was: Engagement zahlt sich auf alle Fälle aus.

11

studium Studium

Was ist eigentlich ein Modul? Mit der Bologna-Reform haben sich auch Studienplan und Begrifflichkeiten geändert – und von außen sieht das alles oft reichlich kompliziert aus. abi>> zeigt daher exemplarisch, wie so ein Studienplan aufgebaut ist, und erläutert die für den Studenten­

Modul Ein Modul bezeichnet einen thematisch zusammenhängenden Veranstaltungsblock mit verschiedenen Lehrveranstaltungen (Seminar, Vorlesung, Übung etc.), die sich teilweise sogar über mehrere Semester erstrecken. Abgeschlossen wird ein Modul in der Regel mit einer Prüfung oder Seminararbeit. Pflichtmodule müssen absolviert werden. Bei Wahl- und Wahlpflichtmodulen bleibt Studierenden mehr Gestaltungsspielraum.

alltag wichtigsten Begriffe.

Studienplan Bachelor Geografie (Module) Geografie

6. Semester

Regionale Geografie 2V (3+3 ECTS)

Bachelorarbeit & Abschlussprüfung (Disputation) (15 ECTS)

5. Semester

Semesterwochenstunde (SWS) Gibt den Zeitaufwand für eine Lehrveranstaltung an, wobei eine SWS 45 Minuten entspricht. Wenn eine Vorlesung etwa mit 2 SWS angegeben ist, heißt das, dass die Veranstaltung ein Semester lang jede Woche für die Dauer von 90 Minuten angeboten wird. Nicht inbegriffen ist die Arbeit, die daheim noch auf dich wartet – dafür solltest du die SWS mindestens mal zwei nehmen.

Bologna Der Name der Stadt, in der 1999 rund 30 europäische Staaten eine gemeinsame Erklärung zur Schaffung eines einheitlichen europäischen Hochschulraums unterschrieben haben, steht mittlerweile für den gesamten Umstrukturierungsprozess, den diese „Bologna-Erklärung“ ausgelöst hat. Ziel ist unter anderem, eine gemeinsame Studienstruktur mit international anerkannten Abschlüssen (Bachelor und Master) und einheitlichem Leistungspunktesystem (ECTS) einzuführen.

12

Methoden

Hauptseminar S (3 ECTS)

4. Semester

Projektmanagement und -seminar V+S (3+6 ECTS)

Angewandte Geografie V+Ü (3+3 ETCS)

3. Semester

Spezielle Physische Geografie 2V (3+3 ECTS)

Spezielle Anthropogeografie 2V (3+3 ECTS)

2. Semester

Vertiefte Physische Geografie 2V (3+3 ECTS)

Vertiefte Anthropogeografie 2V (3+3 ECTS)

Einführung Umwelt-Fernerkundung V+P (3+3 ECTS)

1. Semester

Grundlagen der Physischen Geografie V+Ü (3+3 ECTS)

Grundlagen der ­Anthropogeografie V+Ü (3+3 ECTS)

Einführung Statistik und EDV V+Ü (3+3 ECTS)

ECTS

66

51

Handout

Legende:

Auch Thesenpapier genannt. Es bezeichnet die schriftliche Zusammenfassung von Referaten und wird als Info in Seminaren ausgegeben. Gute Handouts sind häufig eine wichtige Grundlage zur Klausurvorbereitung.

V = Vorlesung P = Praktikum Ü = Übung S = Seminar

abi>> extra | studienstart | 2012

studium

Schlüssel­ qualifikationen

Mono- und MehrFach-Bachelor

Der Bachelor setzt neben der Vermittlung von Fachwissen auch stark auf das Training von Schlüsselqualifikationen, Methoden- und Sozialkompetenz. Dazu gehören beispielsweise Fremdsprachen- und Computerkenntnisse, Präsentationstechniken, Kommunikations- und Teamfähigkeit sowie sonstige „Soft Skills“. Dafür bieten die Hochschulen zum Teil eigene Module an oder schulen diese Fähigkeiten über Pflicht-Praktika.

Diese Begriffe bezeichnen verschiedene Typen von Bachelorstudiengängen: Bei einem Mono- oder Ein-FachBachelor liegt der Schwerpunkt auf einem bestimmten Fach. Daneben gibt es auch Mehr-Fach-Bachelor, die sich entweder aus einem Kernfach und ein bis zwei Nebenfächern oder aus zwei gleichwertigen Fächern zusammensetzen. Die Hochschulen legen fest, ob und wenn ja welche Fächer kombiniert werden können.

Exkursionen & (Berufs-)Praxis

Nebenfach ECTS

Gesamt ECTS 30

Umwelt-Management V+P (3+3 ECTS) Berufspraktikum und ­-vorbereitung P, S, Ü (12+3+3 ECTS)

6

30

Spezielle GIS V+P (3+3 ECTS)

Große Exkursion 8 Ex (9 ECTS)

6

30

Labormeth. der Physischen Geografie V+P (3+3 ECTS)

Kleine Exkursion 3 Ex (3 ECTS)

Methoden der Empirischen Sozialforschung V (3 ECTS)

Geländepraktikum Anthropogeografie P (3ECTS)

6

30

Geländepraktikum Physische Geografie P (3 ECTS)

6

30

6

30

30

180

Einf. GIS u. them. Kartografie V+P (3+3 ECTS) 33 Quelle: Ludwig-Maximilians-Universität München, Department für Geografie

Konsekutive Studiengänge Inhaltlich aufeinander aufbauende Bachelor- und Masterstudiengänge

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Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis (KVV) Wird von den einzelnen Fachbereichen herausgegeben und enthält detailliertere Angaben zu den einzelnen Veranstaltungen als das allgemeine Vorlesungsverzeichnis, etwa den genauen Inhalt, Literaturangaben zur Vorbereitung etc. Allerdings sind die meisten KKV nur noch online zu finden.

Bachelor So wird ein grundständiges Studium mit dem ersten (berufsqualifizierenden) Hochschulabschluss bezeichnet.

Credit Points (ECTS) Zusätzlich zu den Noten im einzelnen Fach gibt es sogenannte Leistungspunkte, die den Arbeitsaufwand für das jeweilige Modul widerspiegeln. Diese Punkte werden nach dem einheitlichen European Credit Transfer System auch ECTS-Punkte oder kurz Credit Points genannt. In der Studienordnung ist festgeschrieben, wie viele Credit Points gesammelt werden müssen, um zur Bachelorarbeit zugelassen zu werden.

Master Weiterführender Studiengang, der nach dem Bachelor aufgenommen werden kann und der zu einem höherqualifizierenden Abschluss führt. Hier wird zwischen konsekutiven Masterstudiengängen (die auf dem Bachelor des gewählten Studiengangs aufbauen) und Weiterbildungsmasterstudien­ gängen (bei denen mindestens ein Jahr Berufserfahrung vorausgesetzt wird) unterschieden.

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studium

>>interview

„Die wichtigste Woche ist die Einführungswoche“

Foto: Uni Mainz

Welche Module muss ich belegen? Wo bekomme ich wichtige Infos? ­An wen kann ich mich bei Startschwierigkeiten wenden? Studienberaterin Magdalena Palka von der Johannes Gutenberg-­Universität Mainz gibt Studien­anfängern Tipps.

abi>>: Frau Palka, welche Ratschläge geben Sie Studien­ anfängern für die ersten Wochen mit auf den Weg? Magdalena Palka: Besucht die verschiedenen Einführungsund Infoveranstaltungen, die an der Hochschule angeboten werden! Diese finden in der Regel in der Woche vor Vorlesungsbeginn statt. Es gibt überfachliche Veranstaltungen, wie beispielsweise die Erstsemesterbegrüßung des Präsidenten. Dort stellen sich auch wichtige Institutionen wie die Zentrale Studienberatung, der Career Service oder das Studierendenwerk vor. Die besten Infos zum eigenen Fach gibt es in den fachbezogenen Einführungsveranstaltungen, zum Beispiel zum Thema Stundenplangestaltung. Auch die Fachschaften organisieren Ersti-Veranstaltungen, wo man – ganz wichtig – Kontakte zu anderen Erstsemestern knüpfen kann, um etwa Lerngruppen zu bilden. Außerdem gibt es Bibliotheks- und Campusführungen. Kurzum: Die wichtigste Woche ist die Einführungswoche. Welche Veranstaltungen geboten werden, steht auf den Homepages der Hochschulen. Weiterhin sollten sich Studienanfänger im Falle eines Umzugs früh um eine Unterkunft kümmern und um die Studienfinanzierung, zum Beispiel über BAföG. abi>>: Was ist bei der Stundenplangestaltung zu beachten? Magdalena Palka: Alle, die einen Ein-Fach-Bachelor studieren, haben es ein bisschen leichter: Sie können sich am Musterstudienplan des Fachs orientieren und sehen, welche Module sie in welchem Semester einplanen sollten. Welche Vorlesungen, Seminare, Übungen oder Labore zu einem Modul gehören, steht im Modulhandbuch. Bei Unklarheiten können sich Studierende an die Studienfachberatung wenden. Wer einen Zwei-FachBachelor oder einen Lehramtsstudiengang absolviert, muss sich seine Lehrveranstaltungen eigenständiger zusammenstellen und darauf achten, dass es keine Überschneidungen gibt. Gerade fürs erste Semester gilt, dass sich Anfänger nicht übernehmen sollten. Das Motto: erst mal ins Studium reinkommen, denn da

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herrschen ganz andere Strukturen vor als an der Schule, es ist viel Selbstorganisation gefragt. abi>>: Was ist, wenn sich Erstsemester übernommen haben? Magdalena Palka: Wenn ich merke, dass ich mir zu viele Lehrveranstaltungen aufgehalst habe und mit dem Lernen – gerade für die Klausuren – nicht hinkomme, sollte ich rechtzeitig überlegen, ob ich mich für alle Klausuren anmelde oder nicht lieber etwas schiebe. Das ist zumindest im ersten Semester kein Beinbruch. Wichtiger ist es, ein gutes Zeitmanagement zu entwickeln und die eigenen Kapazitäten richtig einzuschätzen. abi>>: Wie lassen sich ein Auslandssemester oder ein Praktikum am besten unterbringen, wenn sie nicht schon im Studienplan fest vorgesehen sind? Magdalena Palka: Man sollte prüfen, wann es ein freies Fenster gibt. Beispielsweise lässt sich ein längeres Praktikum in der vorlesungsfreien Zeit einschieben. Zudem kann man sich erkundigen, wann sich ein längeres Praktikum oder ein Auslandssemester vom Studienverlauf her anbieten. Beispielsweise kann es sinnvoll sein, sein Studium nach dem Abschluss eines bestimmten Moduls für ein Auslandssemester zu unterbrechen. Dafür können Studierende auch ein Urlaubssemester beantragen. Dadurch verlängert sich zwar das Studium, aber die Erfahrungen, die man sammelt, sind fürs spätere Berufsleben Gold wert. abi>>: Und wie steht es mit einem Nebenjob? Magdalena Palka: Gut ist es natürlich, wenn der Nebenjob zum Studiengang passt, also ein beruflicher Bezug besteht. Wer auf einen Nebenjob angewiesen ist, weil er sich das Studium sonst nicht leisten kann, sollte darauf achten, dass das Studium nicht darunter leidet, weil man etwa nicht zum Lernen kommt. Denn: Das Studium ist und bleibt der Hauptjob. > extra | studienstart | 2012

studium Studienaufbau

Bologna sei Dank: So studiert man heute Bachelor und Master, Module und ECTS – wenn angehende Akademiker heute von ihrem Studium erzählen, verstehen ihre Eltern oft nur Spanisch. Denn während frühere Generationen noch in Proseminaren saßen und irgendwann ihr Diplom in der Tasche hatten, sammelt man heute Credit Points, um zum Bachelor oder Master zu kommen. Das liegt an der sogenannten Bologna-Reform, die zu einer grundlegenden Umgestaltung der Hochschullandschaft geführt hat. abi>> gibt einen Überblick.

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ie Idee zu dieser europäischen Studienreform kam in den 1990er-Jahren auf – in der Debatte um mehr Hochschulautonomie“, berichtet Dr. Peter Zervakis, der bei der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) in Bonn das Projekt „nexus – Konzepte und gute Praxis für Studium und Lehre“ leitet. „1999 wurde dann im italienischen Bologna das entsprechende, rechtlich allerdings nicht bindende Abkommen zwischen 29 Ländern geschlossen.“ Ihr Ziel: einen europaweit gemeinsamen Hochschulraum schaffen, einen Raum ohne nationale Bildungsgrenzen. „Vorher hatte jedes Land eigene Regelungen und Abschlüsse, die einen Studienaustausch und die Anerkennung von Leistungen erschwerten. Mit der Bologna­- Reform sind Studiengänge und Abschlüsse nun in ganz Europa besser miteinander vergleichbar und international verständlicher.“

Das heißt zum Beispiel, dass Leistungen, die Studierende während eines Auslandssemesters erbringen, leichter an der Heimathochschule angerechnet werden können. Ähnlich ist es mit Studiengängen: Wer seinen Bachelor in Mainz absolviert hat, kann heute leichter beispielsweise ein Masterstudium in Mailand daran anschließen. „Das alles vereinfacht und verbessert die Mobilität von Studierenden“, sagt Dr. Peter Zervakis. Wie aber hat die Bologna-Reform das Studium konkret verändert? Ein entscheidender Unterschied sind die gestuften Abschlüsse. Aus einst langen, einphasigen Magister- und Diplomstudiengängen sind heute flexible Bachelor und Master, kurz BA und MA, geworden, in denen die Studierenden durchschnittlich tatsächlich weitaus häufiger in den Regelstudien­zeiten ihr Studium abschließen als früher. Der Bachelor ist dabei der erste beschäftigungsbefähigende Studien­ gang, er dauert sechs bis acht Semester. Erst wer den abgeschlossen hat, kann einen bis zu zwei Jahre dauernden Master anschließen, und das unabhängig vom Hochschultyp und auch nach einer eventuell vorgeschalteten Phase der Berufstätigkeit. Es gibt aber Ausnahmen: So sind beispielsweise nach wie vor einige Diplomstudiengänge bestehen geblieben – allerdings angepasst an die BolognaReform. Wer als Pfarrer oder Priester arbeiten will, schließt mit einem Magister Theologiae ab. In Medizin, Pharmazie und Jura (Ziel: Volljurist) gibt es bundesweit weiterhin das Staatsexamen, in einigen Bundesländern wird auch das Lehramtsstudium noch mit dem Staatsexa­ men abgeschlossen. >>

Foto: Martina Striegl

Auslandssemester besser anzurechnen

Leichter ins Ausland: Die gegenseitige Anerkennung von Studienleistungen und Abschlüssen im europäischen Hochschulraum verbessert die Mobilität der Studierenden.

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studium Nach dem Bachelor: Master oder Job?

Doch zurück zu den Neuerungen beim Bachelor und Master. Diese eröffnen weitaus mehr Freiräume bei der Gestaltung, der Länge und den Inhalten des Studiums sowie vielfältigere Ausbildungs- und Berufschancen, als manche Kritiker befürchten, wie Dr. Peter Zervakis erklärt. Denn ein Bachelor an sich ist bereits ein erster arbeitsmarktrelevanter Abschluss, das heißt, BA-Absolventen können sich um eine qualifizierte Tätigkeit bewerben. Wer nach dem Bachelor aber gleich noch einen Master drauf­ satteln möchte, sollte einen sogenannten konsekutiven Master wählen. Diese bauen auf dem Bachelor des gewählten Studiengangs auf: Nach einem Biologie-Bachelorstudium wäre also ein Master in Biologie, aber auch in Teildisziplinen wie Ökologie und Evolution möglich. Anders ist es bei denjenigen, die nach dem Bachelor in den Beruf einsteigen und sich später entscheiden, doch noch einen Masterabschluss zu machen. „Sie können natürlich ebenfalls einen konsekutiven Master belegen, haben aber auch die weiterbildenden Master zur Auswahl – ­vorausgesetzt, sie haben mindestens ein Jahr in einem Beruf gearbeitet“, erklärt Dr. Peter Zervakis.

Neuer Aufbau – neues Vokabular

Doch auch die Struktur der einzelnen BA- und MA-Studiengänge wurde neu organisiert. Zwar gibt es nach wie vor für jedes Semester Pflicht- und

Wahlfächer. Studierende müssen also bestimmte Angebote belegen, andere können sie selbstständig aussuchen. Dabei setzen sie ihren Stundenplan jedoch nicht wie früher aus einzelnen Vorlesungen, Seminaren und anderen Kursen zusammen. Stattdessen ist ein Studium heute in Module aufgeteilt, zu denen jeweils verschiedene Veranstaltungen gehören. Wer etwa im Biologie-Bachelor das Modul „Einführung in die Zoologie“ belegt, muss dafür möglicherweise zwei Vorlesungen, ein Seminar, eine Exkursion und eine Hausarbeit absolvieren. Für ein solches erfolgreich abgeschlossenes Modul gibt es sogenannte ECTS-Punkte, kurz für European Credit Transfer and Accumulation System. Diese „Credit Points“ sind eine Art gemeinsame Bildungswährung, durch die die Curricula und auch die Lehre aus der Perspektive des Kompetenzerwerbs der Studierenden und ihrer jeweiligen Lernprozesse geplant werden. Jedes Semester belegen Studierende mehrere dieser Module, da sie pro Halbjahr normalerweise 30 ECTS-Punkte erwerben sollen, wenn sie das Studium in der Regelstudienzeit abschließen wollen. Zum Verständnis: Für jedes abgeschlossene Modul gibt es in der Regel mindestens fünf Punkte, weswegen sechs oder mehr Module pro Halbjahr belegt werden. Die Note eines Moduls besteht aus der Note der Modulprüfung und gegebenenfalls weiterer Einzelprüfungen. Allerdings fließen die Modul­noten –

Locker bleiben! Ja, es gibt viel zu tun, und ja, das erste Semester ist eine Herausforderung. Aber: „Die Studienanfänger sollten sich nicht durch übertriebenen Druck in Ängste treiben“, sagt Studienberaterin Edith Püschel. Also nur die Ruhe, Schritt für Schritt lässt sich das alles meistern.

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studium anders als früher die meist nicht prüfungsrelevanten Scheine – von Studienbeginn an in die spätere BA- beziehungsweise MA-Abschlussnote ein.

Zeitmanagement und Selbstorganisation

Eine gute Studienorganisation ist daher wichtig. „Zu Beginn des Studiums sollte man sich in Ruhe über die Wahl der Module und die Anforderungen informieren“, empfiehlt Studienberaterin Edith Püschel von der Freien ­Universität Berlin. Wer seinen Stundenplan hat, sollte sich dann aber nicht panisch ins Pauken stürzen. „Die Studienanfänger sollten sich nicht durch übertriebenen Druck in Ängste treiben. Man muss nicht alles auf Anhieb zu 100 Prozent erreichen und man fällt auch nicht gleich hoffnungslos zurück! Selbst Prüfungen lassen sich wiederholen“, beruhigt Edith Püschel. „Wichtiger ist ein Lernstil, der die Motivation erhält.“

Bologna – der Prozess dauert an

Foto: Jeannette Brugger

Die Sorgen, im Bachelorstudium den Anschluss zu verlieren, kommen nicht von ungefähr. In den ersten Jahren der Umstellung gab es schließlich immer wieder heftige Kritik an der Umsetzung der BolognaReform in den Hochschulen. Das Studium sei zu verschult, übe zu viel Druck auf die angehenden Akademiker aus. Tatsächlich hatten einige Hochschulen oder Fachbereiche Anteile ihrer bisherigen Studien­gänge

unverändert in einen BA-Studiengang übernommen, wie Fachmann Zervakis berichtet. „Das war für die Studierenden schwierig, weil ihre Zeitpläne sehr eng getaktet waren und sie nur wenig Auswahl hatten.“ Mittlerweile hätten die Hochschulen jedoch nachgebessert: „Die ­Curricula wurden inzwischen entzerrt und flexibler. Auch die Anwesen­ heitsverpflichtungen und Prüfungsbelastungen wurden reduziert.“ Doch noch immer gebe es Studienprogramme, an denen nachjustiert werden müsse: mehr Wahlmöglichkeiten, noch abwechslungsreichere Lern- und Prüfungsformen, mehr Ansprechpartner und ein größerer Praxisbezug. Eigentlich hatte das Bologna-Abkommen vorgesehen, dass alle Abschlüsse im Jahr 2010 umgestellt sein sollen. Viele Hochschulen in Deutschland reformierten die zahlenmäßig großen Studiengänge jedoch erst relativ spät und nach ausführlicher Diskussion. Für die Staatsexamensstudiengänge tragen die Universitäten zudem nicht die alleinige Verantwortung. Deswegen führen im laufenden Semester rund 86 Prozent der Studiengänge an deutschen Hochschulen zu Bachelor- und Masterabschlüssen. Über 60 Prozent der Studierenden sind bereits in einem neuen Studiengang eingeschrieben, davon über drei Viertel Erstsemester. Dr. Peter Zervakis ist sich daher sicher: ­„Unsere Hochschulen haben Enormes geleistet.“ > extra | studienstart | 2012

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ausland Bachelor Plus

Das Plus an ­Erfahrung Eine große Leidenschaft für Pflanzen und Tiere und der Wunsch, verantwortungsvoll mit der Natur ­umzugehen, bewogen Aline Nowak dazu, den Studiengang „Landschaftsökologie und Naturschutz ­international“ an der Universität Greifswald aufzunehmen. Dieser wird vom Programm Bachelor Plus des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) gefördert und beinhaltet ein Auslandsjahr.

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Module gegliedert, die man nacheinander belegt, nicht parallel wie in Deutschland. Diesen anderen Aufbau des Studiums fand ich interessant“, erzählt sie. Die 22-Jährige wählte Lehrveranstaltungen in Marine­ ökologie und Fischereiökologie. „Das war auch fachlich bereichernd. Denn diese Fächer werden so in Greifswald nicht angeboten.“ In Lund verständigte sich Aline Nowak, die in einem Studentenwohnheim unterkam, vor allem auf Englisch. „Auch die Lehrveranstaltungen wurden in englischer Sprache gehalten.“

in umweltgerechter und nachhaltiger Umgang mit Natur und Landschaft steht in Aline Nowaks Studiengang im Vordergrund. Inhaltlich geht es etwa um Landnutzung, um Botanik und Zoologie, geowissenschaftliche Aspekte, aber auch um Umweltethik und -recht. Das integrierte Auslandsjahr fällt mit dem dritten der insgesamt vier Studienjahre zusammen und besteht aus einem Auslandssemester und einem Auslandspraktikum. Das Praktikum führte die 22-jährige Studentin, die aus dem hessischen Bad Vibel stammt, ins chilenische Pucon. Für Chile hatte sie sich wegen „Leopardus guigna“ entschieden, der chilenischen Waldkatze. Fünf Monate lang untersuchte Aline Nowak im Team, wie das Tier lebt und wie man seine Art erhalten kann, in freier Wildbahn und im Labor. „Ich führte Interviews, stellte Kamerafallen auf, kontrollierte sie und zeichnete aus der Ferne die Bewegungen der Tiere auf. Das war möglich, weil wir den ­Katzen ein Sendehalsband umlegten, das Signale an eine Antenne schickte, die wir dann auswerteten“, erzählt sie. Das Projekt war eine Kooperation des deutschen Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung aus Leipzig, der chilenischen Pontificia Universidad Católica de Chile, einer Arbeitsgruppe aus Chile (Fauna Australis) und der kanadischen Universität Montreal. Die Kommunikation vor Ort bereitete Aline Nowak kaum Probleme, da sie während ihrer Schulzeit ein Auslandsjahr in Chile verbracht hatte und schon Spanisch konnte. Außerdem konnte sie mit den Kollegen auf Englisch und Deutsch sprechen. Das Auslandssemester verbrachte Aline Nowak in kühleren Gefilden: an der Universität Lund in Südschweden. „Ein Semester ist dort in zwei

Unterstützung von der Hochschule

Da der DAAD den achtsemestrigen Studiengang „Landschaftsökologie und Naturschutz international“ im Rahmen des Bachelor-Plus-Programms fördert (weitere Infos siehe Kasten), bekam Aline Nowak auch finanzielle Unterstützung im Ausland: „Ich erhielt eine einmalige länderspezifische Reisekostenpauschale, monatliche Teilstipendienraten, die den Unterhaltskosten des Landes angepasst waren, und eine monatliche Versicherungspauschale“, berichtet sie. Der Reisekostenzuschlag war mit 1.200 Euro für Chile natürlich höher als für Schweden mit rund 100 Euro. Monatlich wurde Aline Nowak mit 300 Euro gefördert. An der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald läuft das Bachelor-PlusProgramm unter dem Namen „INTENSE“. Ein eigenes Organisationsteam hilft den Studierenden, ihr Studium an der Partneruniversität zu organisieren oder einen Praktikumsplatz zu finden. Auch an den Partnerunis werden die Teilnehmer des Programms von Ansprechpartnern unterstützt. Aline Nowak studierte Landschaftsökologie im regulären Studiengang, als „INTENSE“ ins Leben gerufen wurde und sie als Pionierin ein Auslandsjahr absolvieren konnte. Sie bewarb sich dafür mit Motivationsschreiben und Lebenslauf. Alles in allem erfüllte sich für Aline Nowak, die das sechste Semester abgeschlossen hat, das, was sie vom Auslandsjahr erwartet hatte: Kulturaustausch auf ihrem Fachgebiet, von anderen Sichtweisen profitieren zu können, fachspezifisches Vokabular auszubauen. „In dem Jahr schärft man seinen Blick auf soziale und politische Verhältnisse im jeweiligen Partnerland und erfährt auch, wie dort an ökologische Fragen und praktischen Naturschutz herangegangen wird.“ > extra | studienstart | 2012

ausland Ausl andssemester mit ERASMUS

England als zweites Zuhause Carolin Schröter (26) besuchte schon als Schülerin Großbritannien und entdeckte so ihre Liebe zu diesem Land. Was lag also näher, als während ihres Bachelorstudiums in Anglistik

Foto: Privat

an der Universität Greifswald dort ein Auslandsjahr zu verbringen?

Erinnerungsbild mit Union Jack: Anglistik-Studentin Carolin Schröter zog es für ein freiwilliges Auslandsjahr an einer Partner-Uni ihrer Hochschule ins britische Lancaster.

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s war schön, aus Deutschland rauszukommen und sich in einem neuen Umfeld zurechtzufinden“, sagt Carolin Schröter, die sich inzwischen im Masterstudium Anglistik an der Uni Leipzig befindet. Auch vorher war ihr Großbritannien nicht fremd gewesen: Sie hatte das Land während der Abiturfahrt kennengelernt und während eines Überbrückungsjahres nach dem Abitur, das sie an einer internationalen Sprachschule in London absolvierte. Im Bachelorstudium entschied sich Carolin Schröter für das ERASMUS-Programm, das den Austausch von Studierenden innerhalb Europas organisiert und finanziell fördert. Dafür nahm Carolin Schröter zwei Urlaubssemester. „So war ich von den Prüfungen an meiner Uni befreit und blieb in meiner Regelstudienzeit.“ Die 26-Jährige rät denjenigen, die ebenfalls über ERASMUS ins Ausland gehen wollen, ausreichend Zeit für die Vorbereitung einzuplanen. „Ein Jahr dauerte es, bis der Bewerbungsprozess abgeschlossen war und ich die Zusage hatte“, erinnert sie sich. Bei der Bewerbung musste Carolin ­Schröter unter anderem ein Motivationsschreiben auf Englisch und eine Kopie der bisherigen Noten einreichen. Vor ihrer Abreise nach Großbritannien stimmte die Studentin mit ihrer Heimuniversität ein „Learning Agreement“ ab. Das ist ein Vertrag über die Vorlesungen und Seminare, die sie an der Lancaster University, einer Partneruni der Uni Greifswald, besuchen wollte. Dieses Formular mussten beide Universitäten gegenzeichnen. Außerdem musste sie sich einschreiben,

einen Studentenausweis beantragen, den Flug buchen und sich für ein Wohnheimzimmer bewerben.

Noten auf Hausaufgaben

Anders als an der Uni Greifswald hat die Lancaster University einen Zentralcampus, auf dem man lernt, wohnt und arbeitet. Carolin Schröter teilte sich dort eine Wohnung mit einer Deutschen, drei Briten und einem Asiaten. Auch das Hochschulleben unterschied sich von dem, wie es die Studentin bis dato kannte: „Die britischen Studenten sind alle recht jung, 18 bis 21 Jahre. Das Studium ist verschulter als in Deutschland, Hausaufgaben werden kontrolliert, die Dozenten achten auf Mitarbeit.“ Die Studentin absolvierte Lehrveranstaltungen in Sprachwissenschaft, unter anderem einen Kurs in „Corporate Communications“, in dem es um interne Kommunikationswege innerhalb von Firmen ging. Auch als Austauschstudentin hatte Carolin Schröter viel zu tun: Da sich die Gesamtnote eines Kurses aus mehreren Teilnoten zusammensetzt, musste sie regelmäßig Hausaufgaben erledigen, die benotet wurden, Projekt­ arbeiten und Essays erstellen und zuletzt für eine Abschlussprüfung büffeln. Am Ende konnte sie sich 20 Leistungspunkte anrechnen lassen. Aus dem ERASMUS-Topf erhielt Carolin Schröter einen monatlichen Satz von 150 Euro, der die Studiengebühren von 1.500 Euro für das Jahr deckte. Um die hohen Lebenshaltungskosten in Großbritannien zu bestreiten, musste sie jedoch auch auf ihre Ersparnisse zurückgreifen. „Doch das habe ich gern getan. Lancaster war eine tolle Erfahrung.“ > extra | studienstart | 2012

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nebenjob und praktikum Nebenjob

Beflügelt statt belastet Studium und Nebenjob: Für VWL-Student Philipp Genersch (24) aus Hamburg kein Problem: Zuerst arbeitete er einen Tag pro Woche bei einer Bank, jetzt ist er im Auftrag einer Firma in der Suchmaschinenoptimierung

Foto: Oliver Jensen

von Websites tätig.

Gute Kurse, schlechte Kurse: Der Einblick in die Welt der Wertpapieranalyse, den sein Nebenjob ihm eröffnet hat, bestärkte Philipp Genersch auch in seiner Berufswahl.

Freie Zeiteinteilung

Dort jobbte er bis zum vierten Semester je einen Tag in der Woche in der Wertpapierabteilung und bekam rund 400 Euro im Monat. Da er sich im Bachelorstudium seinen Stundenplan nicht selbst einteilen konnte, war er auf die Flexibilität des Arbeitgebers angewiesen. „Das war aber kein Problem. Dadurch, dass ich keinen direkten Kundenkontakt hatte, konnte ich meinen Arbeitstag in jedem Semester neu vereinbaren und auf einen Tag legen, 20

an dem ich beispielsweise nur vormittags Vorlesungen hatte“, erzählt der 24-Jährige. Weil er bei der Bank nur zwei Jahre als Aushilfe beschäftigt werden konnte, absolvierte Philipp Genersch im Anschluss noch ein zweimonatiges Praktikum in der Abteilung Wertpapieranalyse der Bank. ­Diese Erfahrung bestärkte ihn darin, später auch beruflich in diese Richtung zu gehen. Für ihn ist klar: Nach seinem Bachelorabschluss will er noch einen zweijährigen Master machen, denn: „Ohne Master hat man in der Kapitalmarktanalyse keine Chance“, sagt er. Nichtsdestotrotz musste er sich einen neuen Job suchen und hatte wieder Glück: Jetzt sorgt er im Auftrag einer Hamburger Firma dafür, dass Unternehmen bei einer Suchanfrage im Internet möglichst weit oben in der Trefferliste erscheinen. Sieben Stunden in der Woche reserviert sich der 24-Jährige für diese Tätigkeit – in Heimarbeit. „Am liebsten arbeite ich vormittags, bevor die Veranstaltungen an der Uni beginnen“, erzählt er. Aber grundsätzlich ist es egal, wann er arbeitet. „Manchmal mache ich jeden Tag ein bisschen, dann an einem Tag meine ganze Wochenarbeit. Wie es gerade passt.“ ‹‹ Foto: Privat

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hilipp Genersch studiert Volkswirtschaftslehre an der Uni Hamburg und ist vielseitig interessiert: Er geht gern zu klassischen Konzerten, liebt Opern von Händel und Vivaldi. Und obwohl er noch bei seinen Eltern wohnt und Teile des Kindergeldes erhält, war schnell klar, dass er sich zur Finanzierung seines Studiums (Studiengebühren, Semesterbeiträge, Bücher) einen Nebenjob sucht. Also hat der gelernte Bankkaufmann, der 2007 nach dem Abitur seine Ausbildung begann, bei seiner Hamburger Bank neben dem Studium weitergearbeitet.

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nebenjob und praktikum Pr ak tikum

Ganz ohne Vitamin B Zusätzliche Fleißarbeit: Ein freiwilliges Praktikum bringen nicht alle Studierenden unter. Bei Designstudentin Katharina Weiß (22) aus Nürnberg hat es gleich mehrfach geklappt: Sie hat unter anderem ein dreimonatiges Praktikum in der Grafikabteilung eines hippen Münchner Magazins absolviert –

Foto: Jens Oellermann

und damit viel für ihr Studium und ihre Bewerbungsmappe mitgenommen.

Von wegen verlorene Zeit: Die vielen Erfahrungen, die Katharina Weiß während des freiwilligen Praktikums gesammelt hat, wertet sie als „absoluten Gewinn“.

das ich damals keinen Cent bekam“, erklärt sie. Eine Ausbeutung, auf die sie sich heute nicht mehr einlassen würde. Doch zurück zu ihrer Zeit bei NEON. Da der Verlag nur dreimonatige Praktika anbietet, konnte sie die Zeit nicht als Pflichtpraktikum anrechnen lassen und musste ein Urlaubssemester beantragen. „Im ersten Moment könnte es für Außenstehende so aussehen, als ob ich dadurch Zeit verloren habe. Aber dadurch, dass ich während der Zeit so viel gelernt habe, war es für mich ein absoluter Gewinn“, so Katharina Weiß. Sie erlebte alle Phasen der Hefterstellung live mit und sei vom ersten Tag an aktiv an der Gestaltung des Magazins beteiligt gewesen. Mac OS X, Adobe und InDesign waren die Programme, mit denen sie Tag für Tag arbeitete. Für die drei Hefte, die in ihrer Zeit bei NEON erschienen, habe sie jeweils zwei Illustrationen eigenständig gestalten dürfen und sei bei der Ideenfindung in den Grafiksitzungen immer aktiv dabei gewesen. „Dabei haben mich die vier Festangestellten der Grafikabteilung immer unterstützt und viele Hilfestellungen gegeben“, erklärt sie. Foto: Privat

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earning by Doing – gerade im Bereich von Katharina Weiß ist das die Devise. Sie studiert im siebten Semester an der Georg-­Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg den Bachelorstudiengang Design und hat bereits drei Praktika hinter sich. „Eines davon war ein Pflichtpraktikum, das dauerte fünf Monate. Die anderen beiden habe ich freiwillig absolviert“, sagt Katharina Weiß. Dass eine der freiwilligen Hospitanzen im September 2010 nach dem vierten Semester beim Lifestyle-Magazin NEON der Verlagsgruppe Gruner & Jahr in München war, erzählt sie nicht ohne Stolz. Ganz alleine und ohne „Vitamin B“ habe sie es geschafft und einen Platz ergattert. Etwa 60 Bewerbungen hatte sie im März 2010 bundesweit losgeschickt, wovon sie am Ende immerhin sechs Zusagen erhalten hatte. Nach der Zusage für das Praktikum musste sich Katharina Weiß um eine Bleibe vor Ort kümmern. Kein leichtes Unterfangen, wenn man den Wohnungsmarkt in München kennt und noch dazu etwas Kostengünstiges sucht. Nach längerer Recherche und mit Hilfe aus dem Freundeskreis hatte sie Glück: „Ich habe mitten im Zentrum ein Zimmer bei einer älteren Dame für 250 Euro pro Monat gefunden“, sagt Katharina Weiß. Ein echtes Schnäppchen. Doch im Rahmen ihres Praktikums wäre es für sie auch finanziell schwierig gewesen, viel mehr für eine Unterkunft auszugeben. Sonst wäre von ihrem monatlichen Verdienst kaum noch etwas übrig geblieben. „Nichtsdestotrotz war ich froh, bei NEON etwas zu verdienen. In Berlin hatte ich beispielsweise kurz darauf bei einem anderen Verlag ein Grafikpraktikum absolviert, für

Job-Chancen steigen

Aller Voraussicht nach wird Katharina Weiß ihr Studium im Februar 2013 beenden. Zurzeit arbeitet sie für einige Auftraggeber nebenbei als Freelancerin, also freischaffende Designerin. Ihre Arbeitsproben, die sie während ihrer Praktika gesammelt hat, haben ihr dabei geholfen. Und so kommt eines zum anderen: „Dank der Praktika hatte ich bessere Chancen als Freie. Und dadurch steigen auch wiederum meine Chancen, nach dem Abschluss einen Job zu bekommen“, erklärt sie. ‹‹

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master Masterstudium

Wissen vertiefen, Vollzeit oder nebenbei Wie geht es nach dem Bachelor weiter? Studierende können gleich einen Master anhängen oder direkt ins Berufsleben starten. Und dann einige Jahre später mit Berufserfahrung einen

Foto: Martina Striegl

Master draufsatteln. abi>> gibt einen Überblick.

Weiterstudieren oder erst mal Geld verdienen? Ob es nach dem Bachelorabschluss sinnvoll ist, noch den Master draufzusatteln, hängt vom Fach und den eigenen Zukunftsplänen ab.

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enerell gilt: Wer einen Master plant, hat die Wahl zwischen einem konsekutiven und einem weiterbildenden Masterstudiengang. Während die konsekutiven in der Regel kostenlos sind, sind die weiterbildenden häufig mit Gebühren verbunden. Für einen konsekutiven Masterstudiengang reicht als formale Zugangsvoraussetzung der Bachelorabschluss. Beim weiterbildenden wird zusätzlich noch Berufserfahrung verlangt. Zusätzlich legen Hochschulen und Universitäten manchmal noch weitere Zulassungsvoraussetzungen fest. Die Bewerber müssen beispielsweise eine bestimmte Mindestnote im Bachelorabschluss haben, ein Motivationsschreiben vorlegen, im Aufnahmegespräch punkten oder – im Falle eines englischsprachigen Masters – ihre Sprachkenntnisse nachweisen. Laut der Studie „Mit dem Bachelor in den Beruf“ der Hochschul Informations System GmbH (HIS) in Kooperation mit dem Stifterverband für die deutsche Wissenschaft von 2011 bleiben über die Hälfte der Bachelorabsolventen an Fachhochschulen und mehr als drei Viertel der Bachelorabsolventen von Universitäten an den Hochschulen und streben eine weitere akademische Qualifizierung an – in der Regel ist das ein Masterstudium. Aber: „Studierende sollten sich überlegen, welche weiteren Ziele sie verfolgen. Möchten sie sich weiterqualifizieren, dann macht ein Master Sinn. Wenn sie schnell Geld verdienen wollen, sollten sie direkt nach dem Bachelor in den Beruf gehen“, rät Kolja Briedis von HIS. Es gibt aber auch Tätigkeiten, für die man einen Master braucht. „Jemand, der Lehrer werden möchte, eine Promotion oder wissenschaftliche Karriere anstrebt, kommt natürlich um einen Master nicht herum“, sagt Kolja Briedis. Im Falle der Lehrer gilt das allerdings nur für die Bundes22

länder, in denen es möglich ist, ein Lehramtsstudium im Bachelor-Master-System zu absolvieren. Darüber hinaus ist in vielen Berufen etwa der Ingenieur- und Naturwissenschaften ein Masterabschluss nach wie vor zumindest oft erwünscht. In den Bereichen Forschung und Entwicklung kommt man ohne Master nur selten zum Zug. Knapp 7.000 Masterstudiengänge werden derzeit an deutschen Hochschulen angeboten, Tendenz steigend. Dabei ist Master nicht gleich Master. Nicht nur gibt es je nach Fachrichtung verschiedene Abschlussbezeichnungen (zum Beispiel Master of Education oder Master of Science), auch unterscheidet man in zwei Grundkategorien. 90 Prozent der Studierenden wählen ein direkt an den Bachelor anschließendes konsekutives Masterstudium. In vier Semestern Vollzeit werden hier Kenntnisse weiter ausgebaut oder thematisch vertieft. Das kann fächerübergreifend oder auch im Rahmen einer fachlichen Umorientierung geschehen.

Auch mit Berufserfahrung

Die weiterbildenden Masterprogramme sollen die beruflichen Erfahrungen aufgreifen und daran anknüpfen. Aufnahmebedingungen für diese Studiengänge sind ein abgeschlossenes Hochschulstudium, teilweise egal welcher Fachrichtung, und mehrere Jahre Berufstätigkeit. Die Studiengänge finden häufig berufsbegleitend statt, die Veranstaltungen sind zum Teil am Abend und am Wochenende. „Zum Beispiel hat jemand BWL im Bachelor studiert, war in einem Unternehmen tätig, das sehr stark im Ausland aktiv ist. Jetzt kann er sich überlegen, sich mit einem speziellen Masterstudium in Internationaler BWL weiter fachlich zu spezialisieren und so auf aktuelle Arbeitsmarktbedürfnisse zu reagieren“, sagt Kolja Briedis. ‹‹

abi>> extra | studienstart | 2012

master Geschlechterforschung

Mehr Arbeitsaufwand als im Bachelor Nach seinem Bachelorabschluss in Geschichte hat sich Nicolas Brauer (24) dazu entschlossen, sein Wissen durch den Masterstudiengang Geschlechterforschung an der Uni Göttingen zu

Foto: Martin Rehm

erweitern. Später möchte er in der Wissenschaft tätig sein.

Stereotype Männer, idealisierte Frauen: Die Geschlechterforschung setzt sich mit der sozialen und kulturellen Konstruktion von Geschlecht und Sexualität auseinander.

Theorie und Methoden

Foto: Privat

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er konsekutive Studiengang Geschlechterforschung an der Georg-August-Universität Göttingen richtet sich an Bachelorabsolventen eines geisteswissenschaftlichen oder gesellschaftswissenschaftlichen Faches, in dem sie bereits Leistungsnachweise im Bereich Geschlechterforschung erbracht und einen Notendurchschnitt von mindestens 2,5 erreicht haben. „Ich habe im Bachelor Geschichte studiert und mich da bereits auf Gendergeschichte spezialisierst. Das ist ein breites Feld. Ich habe mich zum Beispiel mit der Verfolgung von Homosexuellen in Diktaturen auseinandergesetzt und im Bereich feministischer Theorie geforscht“, sagt Nicolas Brauer, für den schnell klar war, dass er sein Wissen über ein Masterstudium vertiefen wollte. Daher hat er sich nach Abschluss des Bachelors in den vier Semester dauernden Vollzeitstudiengang Geschlechterforschung eingeschrieben. Geschlechterforschung kann man als eigenständiges Fach studieren oder mit einem anderen Fach kombinieren. „Ich habe noch Geschichte gewählt, denn ich weiß ja, wie gut sich die Inhalte ergänzen. Ich habe viele Möglichkeiten, an übergreifenden Themen zu arbeiten“, sagt der Student, der die 500 Euro Studiengebühren und seine Lebenshaltungskosten über BAföG und einen Nebenjob an der Universitätsbibliothek finanziert.

„Man kann schon einen Unterschied zum Bachelor feststellen. Wir haben zwar weniger Kurse und Veranstaltungen, dafür ist der­ ­Arbeitsaufwand durch viel Textarbeit umso höher“, sagt Nicolas Brauer. Er müsse, im Gegensatz zum Bachelor, nun viel eigenständiger arbeiten, für die Veranstaltungen mehr lesen und mehr schrei­ben. Im Studiengang Geschlechterforschung, der mit dem Titel Master of Arts abschließt, sollen die Studierenden fundierte Kenntnisse in Theorien und Methoden der Geschlechterforschung erwerben und die sozialen und kulturellen Konstruktionen von Geschlecht und Sexualität in Geschichte und Gegenwart verstehen lernen. Veranstaltungen gibt es zum Beispiel zu den Themen „Geschlecht, Körper und Sexualität“, „Geschlecht und soziale Ordnungen“, „Geschlecht, Ökonomie und materielle Kultur“ oder „Geschlecht im politischen Raum“. „Der Studiengang ist interdisziplinär. Das heißt, wir lernen bei Dozentinnen und Dozenten aus ganz unterschiedlichen Fachrichtungen. Hier wird Soziologie und Sozialpsychologie mit Geschichte und Kulturwissenschaft verknüpft“, erläutert Nicolas Brauer. Dem 24-Jährigen kommt das auch insofern zugute, als er im Anschluss an sein Masterstudium noch promovieren möchte. „Es gibt ein großes Spektrum an Themen. Was genau ich erforschen möchte, weiß ich aber noch nicht. Allerdings bin ich von meinem Studium so begeistert, dass ich mir sicher bin, dass ich eine wissenschaftliche Karriere an der Universität im Bereich Geschlechterforschung angehen möchte. Der Master ist dafür natürlich erst mal Voraussetzung.“ ‹‹

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master Integrierte Gerontologie

Die Lebensqualität älterer Menschen erhalten Anna Kroog (31) ist ergotherapeutische Leiterin der geriatrischen Abteilung eines Stuttgarter Krankenhauses. Um sich Spezialwissen anzueignen, studiert sie nebenbei den Masterstudiengang Integrierte Gerontologie, der berufsbegleitend von der Universität Stuttgart angeboten wird.

Präsenzphasen am Ende jedes Semesters

Jeweils am Ende eines Semesters finden Präsenzveranstaltungen statt, in denen die Studierenden Workshops belegen und Klausuren schreiben. Voraussetzungen für die Aufnahme in den Studiengang 24

sind ein abgeschlossenes Erststudium und eine mindestens zweijährige vorangegangene Berufstätigkeit. Außerdem müssen die Bewerber ein persönliches Auswahlgespräch bestehen, in dem sie ihre fachspezifische Eignung unter Beweis stellen sollen. Innerhalb des Studiengangs ist ein Praktikum vorgesehen, das die Studentin im Ministerium für Arbeit und Soziales in Stuttgart absolvieren konnte. „Außerdem bin ich an unserem Krankenhaus auch in die Forschung eingebunden, auch da hilft mir die Methodenlehre der Alterswissenschaft“, sagt Anna Kroog. Lernfelder gibt es im Studium etwa in der Altenhilfe, der Alterssoziologie, aber auch in Architektur, Technischem Design, Sport- und Gesundheitswissenschaften oder Arbeitswissenschaft. Typische Fächer sind beispielsweise „Wirtschaftliches Handeln im demografischen Wandel“, „Modifikation von Verhalten im Alter“ oder „Medizinische Gerontologie“. Foto: Privat

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n der Geriatrie des Robert-Bosch-Krankenhauses in Stuttgart werden die Beschwerden von älteren Menschen medizinisch und therapeutisch gelindert. Anna Kroog ist hier Leiterin der ergotherapeutischen Abteilung. Sie kümmert sich um alle organisatorischen Bereiche und führt das Personal. Die Stelle hat sie nach einem Bachelorstudium der Ergotherapie angenommen. Nach vier Jahren Berufstätigkeit entschied sie sich für eine Weiterbildung über einen berufsbegleitenden Masterstudiengang. „Für mich kam kein Vollzeitstudium infrage, weil ich unbedingt weiter arbeiten wollte. An der Universität Stuttgart gibt es den Online-Studiengang Integrierte Gerontologie, der ist perfekt für mich“, sagt Anna Kroog, die hier in acht Semestern in allen Bereichen der Wissenschaft des Alterns geschult wird. Der Online-Studiengang bedeutet, dass die Studierenden 80 Prozent ihrer Lernzeit vom heimischen Computer aus erledigen können. „Wir haben Online-Seminare in einem virtuellen Klassenzimmer, und auch die Arbeitsaufgaben laden wir uns da herunter. Es ist eine Menge Lernstoff, einen Tag in der Woche bekomme ich für das OnlineStudium frei“, sagt Anna Kroog, die sich sehr darüber freut, dass ihr Arbeitgeber im Rahmen eines Stipendiums die vollen Kosten von etwa 30.000 Euro übernimmt.

Studieren für den demografischen Wandel

Die Studierenden sollen zu Führungskräften für sämtliche Arbeitsbereiche rund um den demografischen Wandel ausgebildet werden. Sie sollen Kompetenzen in der Anwendung von technischem, verhaltens-, sozial- und gesundheitswissenschaftlichem Know-how erwerben, die ihren beruflichen Alltag ergänzen oder ihren Aufstieg fördern. „Ich bin jetzt im vierten Semester und konnte bereits viel von dem Gelernten anwenden. Nicht nur, was unsere Patienten betrifft. Ich profitiere besonders auch von Inhalten der Mitarbeiterführung und -motivation“, sagt die Studentin, die mit dem Master of Science abschließen wird. ‹‹

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master

Für mich kam kein Vollzeitstudium infrage, weil ich unbedingt weiter arbeiten wollte.

Foto: Ingo Wagner

Anna Kroog

Wissenschaft des Alterns: Wer Integrierte Gerontologie studiert, beschäftigt sich intensiv mit den Folgen des demografischen Wandels.

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arbeitsmarkt Arbeitsmark tchancen

Karriere mit dem Bachelor? Der Bachelor als Studienabschluss etabliert sich – bei Studierenden wie Unternehmen. Die ersten Absolventen stehen schon im Beruf und können berichten. Haben sich die Erwartungen an die neuen Abschlüsse erfüllt? Wie ist die Lage am Arbeitsmarkt?

M

it dem Bachelor in den Beruf – für Deniz Kalayci war das kein Problem. Seit gut einem Jahr arbeitet der 23-Jährige inzwischen bei der Bertelsmann SE & Co. KGaA in Gütersloh. Dort analysiert der Betriebswirt in der Abteilung „Controlling & Strategie“ Geschäftsentwicklungen des Unternehmens, kommentiert diese und leitet Strategieempfehlungen ab – eine durchaus anspruchsvolle Tätigkeit: „Die Anforderungen sind hoch – aber so hatte ich mir das gewünscht. Entsprechend steil ist die Lernkurve“, erzählt der BWL-Absolvent. Von einem Praxisschock nach seinem Studium an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster will er hingegen nicht sprechen: „Ich fühlte mich durch mein Bachelorstudium auf jeden Fall gut auf das Berufsleben vorbereitet. Aber natürlich braucht man eine gewisse Anlaufzeit, um die Arbeit kennenzulernen. Dabei wurde ich in meiner Abteilung stets unterstützt.“ Bei der schnellen Einarbeitung half Deniz Kalacyi auch ein zehnwöchiges Studienpraktium, für das es den 23-Jährigen bereits nach dem vierten Semester zu Bertelsmann verschlagen hatte. „Nach meinem Bachelorabschluss hatte sich dann mein damaliger Praktikumschef bei mir gemeldet und mir geraten, ich solle mich doch bei Bertelsmann bewerben“, erinnert sich der junge Akademiker. Dass Deniz Kalayci „nur“ einen Bachelorabschluss hat, war für seinen Arbeitgeber Bertelsmann kein Problem. „Wir sind grundsätzlich sehr an Bachelorabsolventen interessiert“, erklärt Dr. Nico Rose, Director Corporate Management Development im Medienkonzern. Und ergänzt: „In den verschiedenen Bereichen des Unternehmens ist die Nachfrage unterschiedlich stark.“ Auch der Weg in Fach- und Führungspositionen ist Bachelors bei Bertelsmann nicht verschlossen, versichert Dr. Nico Rose: „Es kommt aber auf den jeweiligen Unternehmensteil an. In manchen ist es leichter, in anderen schwieriger. Viele Beispiele finden sich etwa in kreativen Bereichen.“

FleiSS und Wille zählen

Mit dem Bachelor in der Tasche auf den Chefsessel? Das ist auch beim Fahrzeug- und Maschinenbaukonzern MAN nicht ausgeschlossen. „Es gibt natürlich sehr begabte Menschen mit verschiedensten Abschlüssen. Deshalb können auch Bachelorabsolventen mit Fleiß und dem Willen, sich weiterzuqualifizieren, sehr gut Karriere machen – und die Zahl wird steigen, da die Qualität der Abschlüsse in Deutschland in den nächsten zehn Jahren zunehmen wird“, ist sich Dr. Bernhard Frey, Leiter Human Resources Marketing & Recruiting der MAN Truck & Bus AG sicher. Zumal MAN zusätzlich auf interne Fortbildung setzt. „Wir haben ein etwa einjähriges TOP-Bachelor-Programm gestartet, das den Bachelorabsolventen den 26

­ instieg in den Beruf erleichtert. Dabei machen sie in zwei verschiedenen E Fachabteilungen Station, lernen die Produktion in einem zweiwöchigen Einsatz kennen und erhalten drei spezifisch mit ihnen abgestimmte Weiterbildungen“, so der MAN-Personalverantwortliche. Wer allerdings seine Zukunft in der Wissenschaft sieht, sollte sich nicht mit dem Bachelor begnügen. „Wenn etwa ein Ingenieur eine Karriere in der Forschung anstrebt, so ist die Promotion oft Voraussetzung für eine erfolgreiche Laufbahn. Und für das Schreiben der Doktorarbeit ist ein Masterabschluss zwingend erforderlich“, gibt Dr. Ina Kayser, Arbeitsmarktexpertin beim Verein Deutscher Ingenieure (VDI) zu bedenken. Auch Deniz Kalacyi von Bertelsmann kann sich die Rückkehr an die Hochschule durchaus vorstellen: „Nach zwei, drei Jahren im Unternehmen würde ich zusätzlich zu meinem Bachelor gerne noch einen Master machen“, plant der Betriebswirtschaftler. Hoffnung auf Unterstützung von seinem derzeitigen Arbeitgeber darf er sich dabei durchaus machen – schließlich profitieren auch die Unternehmen von gut ausgebildeten Fachkräften.

Ist der Bachelor wirklich am Arbeitsmarkt angekommen? Einen ersten allgemeinen Erfahrungsbericht zum Thema Bachelor und Arbeitsmarkt legt der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft mit der Studie „Mit dem Bachelor in den Beruf“ (2011) vor. Sie fasst die repräsentative Befragung von rund 6.000 Studierenden und Absolventen von Bachelor- und traditionellen Studiengängen zusammen und stellt ihr die Haltung der Unternehmen gegenüber. Der vorsichtige Schluss der Autoren: „Der Bachelor ist am Arbeitsmarkt angekommen. Dass viele ­Unternehmen

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Foto: Oliver Killig

arbeitsmarkt

Ab in den Job: Für die meisten Unternehmen ist der Bachelor ein „ganz normaler“ Abschluss, und auch die Absolventen fühlen sich gut auf den Berufseinstieg vorbereitet .

weder bei der Besetzung der Einstiegspositionen noch bei den Gehältern oder Karriereperspektiven großen Wert auf die Art des Hochschulabschlusses legen, zeugt von Unaufgeregtheit.“ Gut 112.000 Studierende schlossen nach Angaben des Statistischen Bundesamts 2010 ihr Bachelorstudium ab. Etwa die Hälfte der FH-Bachelors tritt dann eine Stelle an, bei den Uni-Bachelors ist es ein Viertel. Die Mehrzahl studiert weiter und kommt entsprechend später am Arbeitsmarkt an. „Je mehr Absolventen mit Bachelorabschlüssen auf den Markt kommen, um so mehr schwindet auch die anfängliche Unsicherheit von insbesondere kleinen und mittleren Firmen im Umgang mit den neuen Kompetenzen“, sagt Ralf Beckmann vom Team Arbeitsmarktbericht­ erstattung der Bundesagentur für Arbeit. „In großen Unternehmen ist der Bachelor mittlerweise als ,normaler‘ Abschluss etabliert.“ So auch beim Finanzdienstleistungs-Unternehmen UniCredit, wo Igor Engelhardt im Oktober 2011 als Trainee eingestiegen ist. Zuvor hat der heute 23-Jährige dort bereits im Rahmen seines dualen Studiums der Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt „Banking & Finance“ gearbeitet – immer drei Monate lang, im Wechsel mit einem Vierteljahr Studium an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heidenheim. Als Abschluss bekam er nach sechs Semestern den „Bachelor of Arts“ – und hatte ein dickes Plus im Lebenslauf: Im klausurfreien fünften Semester ging er nach Wales und erwarb dort an der University von Glamorgan einen zusätzlichen Bachelorabschluss in „International Accounting & Auditing“. Möglich machte dies eine Kooperation der DHBW mit der Hochschule in Großbritannien. Dank seiner praktischen und internationalen Erfahrung boten sich Igor Engelhardt bei UniCredit schließlich interessante Einstiegsmöglichkeiten. Er entschied sich für das Traineeprogramm. Das dauert bei UniCredit 15 Monate und qualifiziert Einsteiger auf eine im Vorhinein festgelegte Position, ermöglicht ihnen aber auch den Einblick in andere Abteilungen. Bachelorabsolventen sind dabei willkommen. So wie der 23-Jährige, der es mit viel Eigeninitiative ins Investmentbanking geschafft hat. Ein wichtiger Schritt in Richtung seiner Zielposition: der Kreditanalyse für internationale Großkunden. Zu seinen Aufgaben dort zählt die Bonitätsprüfung ebenso wie das Austüfteln von Finanzierungsmodellen. „Die Komplexität ist sehr hoch, genau das Richtige für mich“, findet Igor Engelhardt.

Gute Aussichten auf direkten Berufseinstieg

Auch andere Bachelorabsolventen sahen sich beim Einstieg ins Berufsleben mit hohen Anforderungen konfrontiert. Das besagt die Studie „Mit dem Bachelor in den Beruf“. Die Vorbereitung auf den Beruf während des Studiums

bewerten allerdings vor allem FH-Bachelors als sehr gut und gut – doppelt so viele wie Uni-Absolventen. Der überwiegende Teil der Studienabsolventen übte 2010 eine reguläre Erwerbstätigkeit aus, Praktika und Trainee-Stellen oder Volontariate waren eher selten. Die Arbeitslosenquote ist mit zwei (Uni) und drei Prozent (FH) niedrig. Die Einstiegsgehälter liegen zwischen knapp 25.000 Euro (brutto) Jahresgehalt für Uni-Absolventen aus den Sprach- und Kulturwissenschaften und gut 37.000 Euro für FH-Ingenieure. Paradox: Die FH-Absolventen verdienen anfangs besser als ihre Kollegen von den Universitäten. Ein möglicher Grund ist, dass viele von ihnen bereits eine Ausbildung und weitergehende Berufserfahrung gesammelt haben. Auch Karrierechancen sind gegeben. Ein Jahr nach Abschluss hat ein Fünftel der FH-Bachelors und jeder zehnte Uni-Absolvent eine Leitungsposition inne.

Auch Mittelständler legen Skepsis ab

Laut Studie hat etwa die Hälfte der Unternehmen bereits Erfahrung mit Bachelor-Absolventen. Nach den Konzernen, die durch ihr internationales Engagement die Abschlüsse bereits kannten, legen jetzt auch mittelständische und kleine Unternehmen ihre anfängliche Skepsis ab. Für die meisten von ihnen zählt die Leistung im Betrieb mehr als der formale Abschluss. Nur jedes achte Unternehmen will ausschließlich Master beschäftigen. Allerdings richten sich die Firmen darauf ein, dass der Aufwand zur Einarbeitung von Bachelor-Absolventen höher ist als bei Diplomierten – und leisten dabei Hilfestellung, etwa in Form von Fachtrainings und Produktschulungen. In der Befragung gab die große Mehrheit der Unternehmen außerdem an, dass Bachelorabsolventen bei ihnen jede Fach- und Führungsposition erreichen können. In der Praxis werden sie am häufigsten als Projektleiter eingesetzt. Fast 50 Prozent der Firmen wollen ihre Mitarbeiter bei einem berufsbegleitenden Masterstudium unterstützen, etwa durch Übernahme eines Teils der Gebühren, eine Rückkehrgarantie oder durch Fortzahlung des Gehalts. „Insgesamt überwiegt die Zufriedenheit“, fasst Henning Dettleff die Stimmung in der Wirtschaft zusammen. Er ist Referent für Hochschulpolitik der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände und räumt ein, dass sich viele Betriebe eine noch stärkere Vorbereitung auf den Beruf wünschen. Duale Studiengänge – die bisher drei Prozent der Studienplätze ausmachen – seien ein „hervorragender Ansatz“: Sie seien praxisorientiert und böten mit einer Übernahmequote von 90 Prozent sehr sichere Berufsperspektiven. Für die Studierenden hat Ann-Katrin Schröder, Leiterin des Programmbereichs „Hochschule und Wirtschaft“ im Stifterverband noch einen Tipp auf Lager: „Ich würde raten, dass sie nicht nur schauen, das Studium schnellstmöglich durchzuziehen. Wer zeigen kann, dass er wegen sinnvoller Aufgaben länger gebraucht hat, wird eher Vor- als Nachteile haben.“ ‹‹

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arbeitsmarkt Personalerstatements

Bachelor willkommen! Trotz Euro-Krise: Europa wächst zusammen – das gilt auch für die Hochschullandschaft. So wurde im Zuge der Bologna-Reform etwa der einheitliche Bachelor-Abschluss eingeführt. Aber wie ist es um die Karriere-

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chancen der Absolventen bestellt? abi>> hat sich unter Personalverantwortlichen umgehört.

Christian Harms, Geschäftsführer von dm-drogerie markt Natürlich stellen wir auch Bewerber mit Bachelor-Abschluss ein. Entscheidend sind für uns die Persönlichkeit der Bewerber und ihre Motivation, sich mit den Aufgaben zu verbinden. Wichtig sind Offenheit und Neugierde, Freude am Umgang mit Menschen, Eigeninitiative, Organisationstalent, Teamgeist sowie Interesse an Themen wie Biologie, Chemie oder Gesundheit. Hochschulabsolventen, die über keine praktische Erfahrung verfügen, steigen in der Regel als Trainee bei uns ein; dual ausgebildete Bewerber direkt. Wir bieten verschiedene duale Studiengänge an, zum Beispiel Betriebswirtschaftslehre. Unser dreiteiliges Ausbildungskonzept fordert und fördert den ganzen Menschen und dessen Entwicklung. Es setzt sich aus dem eigenständigen Lernen am Arbeitsplatz, Theaterworkshops sowie dem theoretischen Fachwissen aus den Dualen Hochschulen zusammen. Bei uns gibt es keine festen Übernahmekriterien wie etwa einen bestimmten Notendurchschnitt. Vielmehr kommt es auf den Menschen an und wie er sich im Laufe seines Studiums in unser Unternehmen eingebracht und entwickelt hat. Viele ehemalige Studierende übernehmen verantwortungsvolle Aufgaben im Unternehmen. Alle Chancen offen: Bei der Bewerbung zählt für viele Personaler die Persönlichkeit mehr als der Studienabschluss.

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arbeitsmarkt

Die wissenschaftliche Fundierung der Bachelorstudiengänge ermöglicht den direkten Eintritt ins Berufsleben.

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Dr. Sarah Ulmschneider-Renner, Leiterin Talent Resourcing BASF SE

Dr. Sarah UlmschneiderRenner, Leiterin Talent Resourcing BASF SE

Max Lehmann, Leiter des Talent-Centers der HypoVereinsbank

Sarah Schlepper, Leiterin des Recruitment Centers von Nestlé Deutschland

Wir haben den Bologna-Prozess zur europaweiten Angleichung der Studienabschlüsse von Anbeginn unterstützt und gehören zu den Unterzeichnern der Erklärung „More Bachelors and Masters Welcome“. Im vergangenen Jahr wurden bei BASF in Deutschland Absolventen aller Studienabschlüsse eingestellt. Die Bachelor-Absolventen unter ihnen sind bei der BASF besonders im Bereich der Finanzdienstleistungen, bei verschiedenen Ingenieurs- und IT-Berufen und in manchen kaufmännischen Berufen zu finden. Neben der fachlichen Spezialisierung ist die BASF vor allem an der Persönlichkeit des Bewerbers interessiert. Dazu zählen wir Eigenschaften wie Zielstrebigkeit, unternehmerisches Handeln, interkulturelle Orientierung und Kommunikationsfähigkeit. Die wissenschaftliche Fundierung der Bachelorstudiengänge ermöglicht den direkten Eintritt ins Berufsleben. Wir erwarten, dass über die systematische Einarbeitung hinaus unmittelbarer fachlicher Weiterbildungsbedarf nicht erforderlich ist. Alle Möglichkeiten der späteren Weiterqualifizierung stehen den Absolventen im lebensbegleitenden Lernprozess offen. Wir bieten aber auch in sechs Gesellschaften der BASF-Gruppe in Deutschland zwölf duale Studiengänge mit insgesamt etwa 90 Plätzen jährlich an – zum Beispiel in Maschinenbau.

Wer neu zur HypoVereinsbank kommt, erhält berufsbegleitend eine sehr intensive Ausbildung. Das Onboarding dauert in der Regel zwölf Monate, in hoch spezialisierten Bereichen wie beispielsweise dem Riskmanagement – wo viele Mathematiker und Physiker arbeiten – können es 18 Monate sein. Wir stellen jährlich 150 bis 180 Hochschulabsolventen ein, der überwiegende Teil von ihnen arbeitet in der Betreuung von Privatkunden sowie kleinen und mittleren Unternehmen. Wichtigste Voraussetzungen dafür sind ein offenes Wesen, Freude am Umgang mit Kunden und Motivation für die Sache. Dass Bachelor-Absolventen nicht so viel Fachwissen mitbringen, ist nicht schlimm – weil wir als Bank die nötigen Kenntnisse im Unternehmen vermitteln. Dafür verfügen die Bachelors über bessere Soft Skills. Dass jemand noch nie einen Powerpoint-Vortrag gehalten hat oder zum ersten Mal in einer Gruppe arbeitet – das passiert mit einem Bachelor nicht mehr. ‹‹

Wir sind grundsätzlich offen für alle Studienabschlüsse. Bei Bewerbungen sind für uns vor allem die Person und wie sie ins Team passt sowie ihre praktischen Erfahrungen entscheidend. Wir haben verschiedene Einstiegsmöglichkeiten. Zum einen starten in unserer Frankfurter Zentrale jährlich zwölf bis 15 Hochschulabsolventen in fünf Bereichen in ein 24 Monate dauerndes Trainee-Programm. Pro Jahr haben wir außerdem rund 50 Direkteinsteiger in unterschiedlichste Unternehmensbereiche. Außerdem sind aktuell fünf Personen in betriebswirtschaftlich ausgerichteten dualen Studiengängen eingeschrieben. Die Bachelor-Absolventen haben aufgrund der kurzen Studiendauer weniger Möglichkeiten, sich zu spezialisieren. Wir legen im Auswahlprozess besonderen Wert darauf, dass die Studierenden über Praxiserfahrung und soziales Engagement ihre Organisationsfähigkeit und Motivation unter Beweis stellen konnten. Wir wünschen uns Mitarbeiter, die schon über den Tellerrand hinausgeschaut haben. Als Mitglied der Initiative „Fair Company“ haben wir uns verpflichtet, keine Absolventen als Praktikanten zu beschäftigen. Aber wir sind interessiert daran, über ein Praktikum Kontakt aufzunehmen – und stellen immer wieder junge Menschen ein, die unser Unternehmen zwischen Bachelor und Master kennenlernen wollen.

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finanzen und versicherung

Reicht die Kohle? Das Studium ist eine kostspielige Angelegenheit, für die es oft Unterstützung von den Eltern gibt. Alternativ kommen BAföG, Nebenjobs oder Stipendien infrage.

Kosten und Finanzierung

Das Budget im Blick Sich einige Jahre auf das Lernen zu konzentrieren, hat seinen Preis: Kosten für Wohnen, Essen oder

­Kleidung müssen gedeckt werden – in manchen Fällen musst du zusätzlich Gebühren für das Studium ­entrichten. Dennoch kein Grund, zu verzagen: Es gibt vielseitige ­Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten.

N

ach Angaben des Deutschen Studentenwerks (DSW) schlägt ein sechssemestriges Bachelor-Studium durchschnittlich mit 28.000 bis 30.000 Euro zu Buche. Für ein zehnsemestriges Studium bis zu einem Master-Abschluss musst du mit individuellen Kosten von 46.000 bis 50.000 Euro rechnen. Demnach sind pro Monat etwa 800 Euro an Ausgaben zu kalkulieren. „Der größte Kostenfaktor im Budget sind die Mietkosten“, berichtet DSW-Generalsekretär Achim Meyer auf der Heyde. „Dabei sind für eine eigene Kleinwohnung je nach Standort 350 bis 500 Euro Monatsmiete üblich. Plätze im Studentenwohnheim gibt es dagegen schon für 200 bis 250 Euro Brutto-Monatswarmmiete.“ Für die übrigen Ausgaben wie Lebensmittel, Kleidung, Lernmaterialien, Fahrtkosten und Krankenversicherung musst du rund 450 bis 500 Euro pro Monat einkalkulieren. Je nach Bundesland können obendrein noch Studiengebühren hinzukommen. Dies gilt derzeit aber nur noch in Bayern und Niedersachsen (Stand: September 2012). Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Hamburg haben bereits beschlossen, die Gebühren abzuschaffen. In einigen Bundesländern müssen „Langzeitstudierende“ für das verlängerte Studium bezahlen in der Regel ab dem 15. Semester.

Meist Finanzierung durch Eltern

Die Studienfinanzierung ist in Deutschland eine Mischfinanzierung; ihre drei wichtigsten Quellen sind: Eltern, Jobben und BAföG. Nach Angaben der 19. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (DSW) werden 87 Prozent der Studierenden von ihren Eltern finanziell unterstützt, und zwar mit durchschnittlich 445 Euro im Monat. 65 Prozent der Studierenden im Erststudium jobben nebenbei; dabei verdienen sie im Schnitt 323 Euro monatlich. 29 Prozent der Studierenden erhalten BAföG-Leistungen in Höhe von durchschnittlich 430 Euro. Studierende 30

verfügten im Jahr 2009 im Bundesdurchschnitt insgesamt über monatliche Einnahmen in Höhe von 812 Euro. Darüber hinaus kannst du dich um ein Stipendium bewerben. Pia Liehr, Mitglied der Geschäftsleitung des Bundesverbands Deutscher Stiftungen: „Wer sich bei Stiftungen und Begabtenförderungswerken für ein Studienstipendium bewirbt, muss nicht unbedingt Bestnoten vorweisen – gesellschaftliches Engagement und Persönlichkeit sind ebenfalls gefragt. Es lohnt sich, auch nach kleineren Stiftungen zu suchen, die beispielsweise gezielt Studierende bestimmter Fächer oder Universitäten fördern. Manchmal sind auch der soziale Hintergrund oder das Geschlecht des Bewerbers Auswahlkriterien.“

Kindergeld: bis zum 25. Lebensjahr

Als regelmäßige, einkommensunabhängige Zahlung kommt vielleicht auch dir und vielen anderen Studierenden das Kindergeld zugute. Lebst du mit beiden Eltern zusammen und bist jünger als 26, können entweder Mutter oder Vater die Leistung beziehen. Nach Abschluss eines Erststudiums wirst du nur berücksichtigt, wenn du keiner Erwerbstätigkeit mit mehr als 20 Stunden pro Woche nachgehst. Die Beantragung und Auszahlung des Kindergeldes erfolgt durch die Familienkassen bei den Agenturen für Arbeit. ‹‹ Weitere Infos findest du unter: www.studentenwerke.de und www.bafoeg.bmbf.de. Informationen zu Stipendien zum Beispiel bei stipendienlotse.de, stipendiumplus.de oder e-fellows.net und beim Bundesverband Deutscher Stiftungen (www.stiftungen.org) oder unter www.deutschland-stipendium.de. Allgemeine Informationen zum Thema Studienfinanzierung bietet auch das abi>> Portal unter www.abi.de.

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finanzen und versicherung Foto: WillmyCC Studios

Literaturtipp

Lieber ­gescheit als ­ge­scheitert Mindestversicherungsschutz für Studenten Von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, Download unter www.vz-bawue.de/mediabig/35952A.pdf

Checkliste Versicherungen

Gut abgesichert

Der Start ins Studium ist ein weiterer Schritt in Richtung Selbstständigkeit. Dabei sollte auch die Absicherung stimmen. Doch: Welche Versicherungen deiner Eltern greifen weiterhin? ­­Welche musst du neu abschließen? Ein Überblick.

Diese Versicherungen musst du haben:

Diese Versicherungen können nützlich sein:

Krankenversicherung: >> B is zum 25. Lebensjahr bleibst du während des Studiums in der gesetzlichen Krankenversicherung deiner Eltern kostenfrei mitversichert. Danach musst du einen eigenen Vertrag abschließen. >> D ie gesetzlichen Krankenkassen bieten einen einheitlichen ­Studententarif von 64,77 Euro an. Dazu kommen noch Beiträge zur Pflege­versicherung. >> Wenn deine Eltern privat versichert sind, kannst du dich von der Versicherungspflicht, die für alle Studierenden gilt, befreien lassen. Dann musst du allerdings einen eigenen Vertrag abschließen (Studententarif möglich).

Berufsunfähigkeitsversicherung: >> E  ine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) ist schon während des Studiums sinnvoll, denn: Seit 2001 zahlt der Staat für alle, die nach 1961 geboren wurden, keine Berufsunfähigkeitsrente mehr. >> J e früher eine BU abgeschlossen wird, desto günstiger ist sie.

Foto: Jessica Braun

Haftpflichtversicherung: >> Während des Studiums bist du beitragsfrei über die Haftpflichtversicherung deiner Eltern versichert. >> Wenn du allerdings zuvor eine Ausbildung gemacht hast und dann ein Studium aufnimmst, sollte mit dem Versicherer geklärt werden, ob der Schutz noch greift. >> Wer zwischen Ausbildung und Studium gearbeitet hat, hat keinen Anspruch mehr auf die Familienversicherung.

Kfz-Versicherung: >> E  ingeschriebene, die ein eigenes Auto haben, können es als Zweitwagen über die Eltern anmelden: Die Versicherung ist dadurch weit günstiger als bei einem eigenen Vertrag. >> N  ach einigen Jahren kannst du dann das Fahrzeug und die Versicherung auf dich übertragen; so profitierst du von einer günstigeren Einstufung. Hausratversicherung: >> W  enn du noch zu Hause wohnst, brauchst du keine eigene Hausratversicherung. >> A  uch wenn du in einer WG wohnst und weiterhin den Erstwohnsitz bei deinen Eltern hast, greift deren Versicherung. >> W  enn du eine eigene Wohnung beziehst und wertvolle Möbel oder Elektrogeräte besitzt, solltest du einen eigenständigen Vertrag abschließen. Altersvorsorge: >> E  ine private Altersvorsorge ist sehr wichtig, kann aber noch warten, bis du deinen ersten Job antrittst. >> S  pätestens mit 30 Jahren solltest du mit dem privaten Vermögensaufbau fürs Alter starten, denn: Je früher du beginnst, desto weniger musst du dank Zinseszinseffekt für deine Altersvorsorge aufwenden.

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Foto: Jeannette Brugger

studienabbruch

Rechtzeitig die Kurve kriegen: Wer sich in seinem Studium nicht wohlfühlt, sollte nicht zögern, mit Beratungsprofis darüber zu sprechen und nach Alternativen zu suchen.

Studienabbruch

In jeder Krise steckt eine Chance Für einen Studienabbruch kann es viele Gründe geben: persönliche Überforderung, eine schlechte ­Betreuungssituation an der Hochschule oder ein Studienfach, das sich im Nachhinein als die falsche Wahl herausstellt. Ein Karrierekiller muss ein Studienabbruch allerdings nicht sein – es gibt Alternativen. 32

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studienabbruch

Natürlich freuen wir uns auch über ­Bewerbungen von Studienabbrechern, denn sie sind zum Teil reifer und haben einen bewussten Entscheidungsprozess hinter sich. Dorothee Pfeuffer, Leiterin Personalmarketing bei der Commerzbank AG

Viele Abbrecher in Ingenieur­ wissenschaften Das HIS-Institut für Hochschulforschung hat in diesem Jahr zum sechsten Mal eine Studie zu den Studienabbruchquoten veröffentlicht – gegliedert nach Hochschularten. Die Ergebnisse zeigen, dass im Bachelorstudium an Universitäten besonders in den Ingenieurwissenschaften viele Studierende ihre akademische Ausbildung vorzeitig beenden. Dabei geben die Quoten der Studie den Anteil der Studierenden wieder, der die ­Hochschule für immer verlässt; Studienfachwechsler werden also nicht *Name geändert

erfasst. Bezogen auf die Studienanfänger 2006/07 erreichte nur jeder zweite Studierende den Bachelorabschluss. Auch in den Naturwissenschaften liegt die Abbruchquote mit 39 Prozent an den Unis vergleichsweise hoch. „Auch wenn sich die Daten aufgrund vieler Unterschiede zu den alten Diplom-Studiengängen nicht direkt vergleichen lassen, ist die Abbruchquote in den ersten Bachelorjahrgängen in Fächern wie Maschinenbau, Elektrotechnik, aber auch in naturwissenschaftlichen Fächern wie Physik und Chemie an den Universitäten höher, als dies in den alten Studiengängen der Fall war“, erklärt Dr. Ulrich Heublein vom HIS-Institut für Hochschulforschung. Nach Ansicht des Experten kommen verschiedene Gründe zusammen, warum gerade Studierende in den Ingenieurwissenschaften derart häufig ihr Studium abbrechen. „Die Studierenden sind von Anfang an mit hohen Anforderungen konfrontiert, müssen sich auf die neue Lernsituation und den neuen Lernrhythmus einstellen und Wissensdefizite, etwa in Mathematik, ausgleichen“, sagt Ulrich Heublein. An den Fachhochschulen liegt die Abbruchquote insgesamt niedriger. In den ingenieur- und naturwissenschaftlichen Studiengängen beläuft sie sich auf 30 Prozent. „Auch an den Fachhochschulen waren in den ersten Jahren nach der Umstellung auf das Bachelor-Mastersystem die Abbruchquoten höher. Inzwischen haben sie erfolgreich gegengesteuert, etwa durch Förder- und Nachholkurse. Es ist davon auszugehen, dass dies auch den Universitäten gelingt und die gravierenden Abbruchquoten vorübergehender Natur sind“, so Ulrich Heublein. Foto: Privat

S

amantha Weise* ist vor zwölf Monaten von Bayreuth nach Hamburg gezogen, um BWL zu studieren. Doch schon bald belastete sie die neue Situation emotional. Die 25-Jährige fühlte sich an der Universität unwohl und dachte daran, ihr Studium abzubrechen. Nach einigem Zögern entschloss sie sich, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Sie wandte sich an die Zentrale Studienberatung und Psychologische Beratung ihrer Hochschule. Dort konnte sie im Gespräch mit einem Berater ihren Problemen auf den Grund gehen. Wie sich herausstellte, waren weder die Fächerwahl noch Überforderung die Ursachen für Samantha Weises Unwohlsein – die Studierende hatte die Trennung von ihren Eltern bislang nicht verarbeitet. Um diesen wichtigen Entwicklungsschritt nachzuholen, empfahl der Berater ihr eine Therapie. Ein Schritt in die richtige Richtung: Samantha Weise kann ihr Studium nun fortsetzen. Auch Ludger Lampen, Studienberater an der RuhrUniversität Bochum, weiß, dass Studierende aus den unter­ schiedlichsten Gründen an einen Abbruch ihrer akademischen Ausbildung denken. „Neben subjektiven Gründen wie einer falschen Fächerwahl gibt es auch objektive Gründe, etwa dass sich der Studierende an der Hochschule zu wenig betreut fühlt, eine schwere Lebens­krise oder andere persönliche Belastungssituationen erlebt, die es nicht erlauben, das Studium fortzusetzen“, erklärt der Studienberater. Manchmal kann in solchen Fällen der Wechsel des Studienfachs oder der Hochschule eine Lösung sein: Ein Fach- oder Hochschulwechsel sei in den ersten beiden Semestern in der Regel nicht mit Nachteilen verbunden, so der Berater. Wer das Studienfach wechseln möchte, sollte die Möglichkeit nutzen, Lehrveranstaltungen in anderen Fächern zu besuchen, um sich selbst ein Bild zu machen. „Viele Studierende haben schon eine Idee, wenn sie in die Beratung kommen. Wir unterstützen sie dabei, ein anderes Studienfach oder einen anderen Studienplatz zu finden“, erklärt Ludger Lampen.

Chancen trotz Abbruch

Auch mit einem abgebrochenen Studium hätten Bewerber durchaus Chancen, erklärt Thomas Wittwer, Berater für akademische Berufe bei der Arbeitsagentur in Stuttgart. Grundsätzlich gilt: „Mit einem Praktikum ist es in der Regel gut möglich, etwa nach einem abgebrochenen BWL-Studium die Zeit zu überbrücken und dann eine kaufmännische Ausbildung zu beginnen. Ein Studienfachwechsel oder -abbruch werde beim Berufseinstieg von Personalern nicht nur negativ, sondern auch „als Plus an Kompetenz und Erfahrung“ bewertet, so der Berater. Dorothee Pfeuffer, Leiterin Personalmarketing bei der Commerzbank AG, kann das bestätigen: „Natürlich freuen wir uns auch über Bewerbungen von Studienabbrechern, denn sie sind zum Teil reifer und haben einen bewussten Entscheidungsprozess hinter sich. Sie beweisen den Mut zu einem bunten Lebenslauf und haben den Willen, nochmals einen neuen Weg einzuschlagen.“> extra | studienstart | 2012

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wohnformen Studentische Wohnformen

Zeig mir, wie du wohnst! Nach geschafftem Abi willst du an der Hochschule so richtig durchstarten: Um den passenden Studiengang, die Bewerbung dafür und die Immatrikulation hast du dich schon gekümmert – aber weißt du auch schon, wo und wie du wohnen wirst? abi>> hat bei Studierenden nach den Vor- und Nachteilen ihrer Wohnsituation

Foto: WillmyCC Studios

gefragt – vielleicht hilft das bei der Entscheidung, welche Wohnform für dich die richtige ist.

Foto: Ria Kipfmüller

Jede Wohnform hat ihre Vorteile: Sei es das Vertraute des alten Jugendzimmers ...

... das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Wohngemeinschaft ...

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Foto: Ria Kipfmüller

Foto: Ria Kipfmüller

... die Freiheit der ersten, selbst eingerichteten Bude ...

... oder die geräumige Party-Küche im Studentenwohnheim.

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wohnformen

Foto: Privat

Alleine Wohnen

Corinna Probst (24) studiert seit 2010 den Master­studiengang Biologie an der Technischen Universität Braunschweig. Sie ist im vierten Semester und wohnt allein in einer Zwei-ZimmerWohnung. Ich bin zum Masterstudium nach Braunschweig gezogen. Von meinen Freunden war damals niemand auf Wohnungssuche und mit Fremden wollte ich nicht zusammenziehen. Allein zu wohnen, war mir da deutlich lieber. Die Suche nach einer geeigneten Wohnung war recht kurz, bereits nach knapp vier Wochen war der Mietvertrag unterschrieben. Jetzt habe ich zwei Zimmer auf 40 Quadratmetern an der Grenze zum Uni-Viertel. Eine eigene Wohnung ist natürlich teurer, als zu Hause oder in einer WG zu leben. Mit etwas mehr als 300 Euro liege ich jedoch immer noch unter meinem Limit von 330 Euro. Um die Miete und alle Neben- und Lebenshaltungskosten zu bestreiten, habe ich mein Kindergeld, meine Familie unterstützt mich ein wenig und ich bekomme etwas BAföG. Alles Organisatorische nach dem Umzug war schnell geregelt: Der Strom­anbieter war gleich gefunden, fürs Fernsehen gibt es eine Satellitenanlage, für Internet und Telefon habe ich mich bei meinem Handyanbieter erkundigt. In die Möbel musste ich aber schon noch ein wenig investieren – vor allem, weil ich eine Küche kaufen musste. Dass ich nun eine Wohnung für mich habe, hat viele Vorteile: Ich kann den Tag selbst gestalten und habe keinen, nach dem ich mich richten muss. Wenn ich will, kann ich einfach liegen bleiben und länger schlafen. Ich kann kochen und einkaufen, was ich will, und den Abwasch auch mal stehen lassen. Dass ich in meiner Wohnung mehr im Haushalt tun muss, stört mich nicht und ich genieße die Ruhe, wenn ich mich abends mal allein aufs Sofa setze, um ein Buch zu lesen.

Judith Gabel (21) studiert im zweiten Semester Sozialwissenschaften an der Otto-von-GuerickeUniversität Magdeburg. Sie wohnt in einer WG. Für mich stand eigentlich von Anfang an fest, dass ich in eine WG ziehen wollte. ­A llein wohnen wäre mir zu einsam. Und auch in einem Wohnheim wäre es mir viel zu anonym. Doch nachdem ich in Magdeburg die Zusage für einen Studienplatz bekommen hatte, stellte sich die Suche nach einer geeigneten WG als recht schwierig heraus. Vier Mal bin ich dafür nach Magdeburg gefahren und war bei sieben, acht Castings. Nachdem die S ­ uche ohne Erfolg blieb und die Zeit bis zum Semesterbeginn langsam knapp wurde, habe ich mich entschlossen, selber eine WG zu gründen. Die Wohnung dazu war schnell gefunden. Meinen Mitbewohner, einen 24-jährigen Physik-Studenten, und meine Mitbewohnerin, eine 20-jährige BWL-Studentin, habe ich innerhalb kürzester Zeit über die Website „WG-gesucht“ kennengelernt. Die WG hat einige Vorteile: Die Miete richtet sich nach der Größe des jeweiligen Zimmers. Ich zahle nur 170 Euro. Das ist unglaublich günstig. Zudem hatte ich sofort Kontakt zu anderen und lernte schnell neue Leute – auch aus anderen Fachbereichen – kennen. Außerdem sind wir alle sehr hilfsbereit und füreinander da, wenn es mal nicht so gut läuft. Mit fremden Leuten zusammenzuziehen, war für mich überhaupt kein Problem. Wir haben uns auch sehr schnell aneinander gewöhnt. Manchmal chillen wir im großen Zimmer oder spielen Videogames. Manchmal kochen wir auch was zusammen. Allzu viel machen wir aber letztlich nicht zusammen. Es kann sich jeder auch zurückziehen, um zu lernen oder einfach mal für sich zu sein.

Foto: Privat

In einer WG wohnen

Im Wohnheim wohnen

Undine Klose (19) studiert im zweiten Semester an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Theater- und Medienwissenschaften und Soziologie. Sie wohnt in einem Studentenwohnheim. In Erlangen sind passende Wohnungen nicht nur schwer zu bekommen, sie sind auch sehr teuer. Selbst ein Zimmer in einer WG. Also war für mich schnell klar, dass ich mich auf einen Platz im Wohn heim bewerben will. Das funktionierte auch sehr unkompliziert: Es gab auf der Internetseite des Studentenwerks Erlangen-Nürnberg ein Formular, das ich ausgefüllt und eingeschickt habe. Ein paar Wochen später kam die Zusage für ein Zimmer in einem Wohnheim direkt im Zentrum von Erlangen. Mein Zimmer kostet nur 140 Euro im Monat – Internet und Nebenkosten inklusive. Dafür lebe ich mit dreizehn anderen Studierenden auf einem Flur. Das hat allerdings den sehr großen Vorteil, dass man sofort neue Leute kennenlernt. Mein Zimmer ist mit neun Quadratmetern sicherlich nicht sonderlich groß, aber völlig ausreichend. Ein eigenes Waschbecken habe ich darin. Die zwei Duschen und vier ­Toiletten muss ich mir auf dem Flur mit den anderen Bewohnern teilen. Da dafür zweimal in der Woche eine Putzfrau kommt, sind die auch sehr sauber. Bei der Gemeinschaftsküche, die wir Bewohner selber sauber machen müssen, sieht das allerdings etwas anders aus. Wenn man mit ­13 anderen auf einem Flur zusammenlebt, ist es natürlich etwas lauter. Auch wenn Musik gehört wird oder Freunde zu Besuch sind. Aber das macht mir nichts aus. Ist ja schließlich ein Studentenwohnheim. ‹‹

abi>> extra | studienstart | 2012

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Foto: Privat

Sean Kafke (19) studiert an der Charité ­B erlin im zweiten Semester Medizin. Er wohnt noch zu Hause. Die Zeit für Wohnungsbesichtigungen, die WG-Castings und einen Umzug habe ich mir gespart. Weil ich nach dem Abi für das Medizin­ studium in Berlin geblieben bin, habe ich mich entschlossen, erst einmal zu Hause wohnen zu bleiben. Die Wohnung teile ich mir daher nicht mit Freunden oder Kommilitonen, sondern mit meinem Vater. Zu ihm habe ich allerdings keine typische Vater-SohnBeziehung, sondern eine ziemlich gleichberechtigte. Auch wenn es zwischen uns natürlich mal kracht, sind wir eher so etwas wie sehr gute Freunde und können uns alles erzählen. „Bemuttert“ werde ich von ihm auf keinen Fall. Nicht nur, weil wir zweimal in der Woche versuchen, zusammen zu ­kochen, fühlt sich der Alltag mit meinem Vater für mich in vielerlei Hinsicht an wie in einer WG – aber ohne dass ich dafür was bezahlen muss. Mein Vater übernimmt die komplette Miete. Das ist aber nicht der einzige Vorteil. Ich habe auch mehr Freiräume, weil ich mich um viele bürokratische und organisatorische Sachen nicht kümmern muss, mit denen sich meine Kommilitonen nach einem Auszug herumschlagen müssen. Die Situation zu Hause hat sich seit dem Abi schon etwas verändert. Das zeigt sich darin, dass ich seitdem mehr Verantwortung im Haushalt übernehme. Den Müll rauszubringen, das ist beispiels­ weise meine Aufgabe. Aber ich mache auch mal den Einkauf, räume die Spülmaschine ein und aus oder kümmere mich um die Wäsche. Wenn ich zu wenig mache, dann gibt es schon mal einen Rüffel.

Foto: Privat

Bei den Eltern wohnen

Hilfreiche Links und Info-Material

Foto: Jeanette Brugger

abi>> dein weg in studium und beruf abi>> gibt es auch im Internet. Die Zeitschrift und das Portal informieren über Studienund Berufsmöglichkeiten und helfen bei der Entscheidung, wie es nach dem Abi weitergehen soll. www.abi.de abi>> Infomappen Studienberufe Die Mappen unterstützen bei der Studienund Berufswahl und liefern die nötigen Informationen, welche Möglichkeiten dir in einem Berufsfeld nach einem Studium offenstehen. Die aus 27 Mappen bestehende Medienreihe „abi>> Infomappen Studienberufe“ steht als Präsenzmedium in den Berufsinformationszentren (BiZ) der örtlichen Agenturen für Arbeit. Den Online-Katalog zur Auswahl interessanter Mappen gibt es unter: www.abi.biz-medien.de studienwahl.de Infoportal der Bundesländer in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit. Über den Finder, die Suchmaschine für Studiengänge, kannst du herausfinden, welche Studiengänge an welchen Hochschulen angeboten werden. www.studienwahl.de.

Regionale Infos Hier findest du Informationen über Studiengänge und Hochschulen speziell auf deine Region bezogen, weiterführende Adressen und Links sowie regionale Ansprechpartner. www.regional.abi.de Teams für Akademische Berufe In den örtlichen Agenturen für Arbeit gibt es sogenannte Teams für Akademische Berufe. Sie informieren über Studium, Beruf und Arbeitsmarkt, bieten individuelle Beratung und helfen bei der Orientierung vor und während des Studiums sowie beim Übergang von der Hochschule ins Berufsleben. www.arbeitsagentur.de KURSNET Im Portal für Aus- und Weiterbildung der Bundesagentur für Arbeit kannst du vor allem nach schulischen Berufsausbildungen suchen. www.kursnet.arbeitsagentur.de BERUFENET Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit, mit über 3.000 ausführlichen Berufsbeschreibungen in Text und Bild. www.berufenet.arbeitsagentur.de

JOBBÖRSE Über die JOBBÖRSE der Bundesagentur für Arbeit kannst du nach Jobs und Ausbildungsstellen in deiner Region suchen. http://jobboerse.arbeitsagentur.de Hochschulkompass Der Hochschulkompass ist ein Informationsangebot der Hochschulrektorenkonferenz zu deutschen Hochschulen, deren Studienangebot und internationalen Kooperationen. www.hochschulkompass.de netzwerk – Wege ins Studium Wichtige Informationen sowie zahlreiche Anlaufstellen und weiterführende Links zum Thema Studium sind auf dieser Website zu finden. www.wege-ins-studium.de Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) Wer etwas zu Studium, Jobs oder Praktika im europäischen Ausland wissen möchte, ist auf den Seiten der Zentralen Auslandsund Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit an der richtigen Stelle. www.ba-auslandsvermittlung.de

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