Bildungsthemen HOCH HINAUS WAS DIE JUGEND HEUTE WILL UND WIE SIE ES ERREICHT. Das Magazin von Phorms Education

November 21, 2020 | Author: Uwe Dresdner | Category: N/A
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Bildungsthemen Das Magazin von Phorms Education

HOCH HINAUS WAS DIE JUGEND HEUTE WILL UND WIE SIE ES ERREICHT BILINGUALE KITAS UND SCHULEN IN BERLIN FRANKFURT HAMBURG MÜNCHEN

Foto: Jan Iso Jürgens

Titelfoto: Andrea Usison

Foto: Pit Schröder

EDITORIAL

Forscherdrang und Begeisterung sind wesentliche Haltungen von Kindern und Jugendlichen. Ideale Voraussetzungen für das Lernen. Darüber hinaus wissen wir heute, dass Lernen eigentlich immer stattfindet. Unser Gehirn kann gar nicht anders. Es kommt also auf die Rahmenbedingungen an, in denen der Lernvorgang die möglichst optimalen Voraussetzungen findet. Aber das Lernen ist auch immer auf etwas gerichtet, denn erlerntes Wissen benötigt einen Zusammenhang, um seine Wirkung entfalten zu können. Dazu bedarf es eines Engagements, eines Interesses. Gemeinschaften jeder Art benötigen Menschen, die sich engagieren – aus Neugier und Begeisterung. Das gilt ganz grundsätzlich für unsere Gesellschaft, es gilt auch für kleinere soziale Einheiten wie Familien, Unternehmen oder Vereine. Ohne Engagement des Einzelnen sind Organisationen nicht lebensfähig und auch nicht lebenswert. Das Prinzip der Subsidiarität wird dadurch gestärkt, dass der Einzelne Verantwortung übernimmt – für sich und andere. Deshalb versuchen wir im Rahmen unserer pädagogischen Arbeit darauf hinzuwirken, dass gesellschaftliches Engagement den angemessenen Stellenwert erhält. Dass darüber hinaus gesellschaftliches und soziales Engagement die Lebenszufriedenheit und die Leistungsbereitschaft positiv beeinflusst, ist doch ein gerechter Lohn. Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen Ihr Dr. Carsten Breyde

Zum Schüleraustausch in die Megacity Hong Kong

26 10 Wer sich für andere stark macht, stärkt sich selbst

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Foto: Andrea Usison

INHALT

02 Editorial 03 Inhalt, Impressum 04 Was gibt’s Neues? 29 Weltbildung Menschen 06 ZUHAUSE IN ZWEI WELTEN Rahel Indermaur Unsere Besten 07 REIFEPRÜFUNG Und wie geht’s nach dem Abi weiter? Drei Abiturienten über ihre Zukunftspläne Schwerpunkt 10 ENGAGIERT EUCH! Was Sie in unserem Schwerpunkt erwartet 13

LERNEN DURCH ENGAGEMENT Entwicklungspsychologe Prof. Lerner über die Zukunft der Jugend

16 EINE EINS IN MATHE IST NICHT ALLES Wie durch gesellschaftliches Engagement die Noten aber besser werden können 20 SCHUFTEN STATT CHILLEN Ein Sommer in Namibia 22 EINE UNGLAUBLICHE ERFOLGSSTORY Schüler Helfen leben feiert 20sten Geburtstag 24 LAUFEN, BACKEN UND VERKAUFEN Eine Klasse absolviert den Spendenmarathon

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Mehr als Schule 26 MANDARIN IST KEINE FRUCHT Zum Schüleraustausch nach Hong Kong Foto: Ulrich Baehring

Abiturientin Maura hat nicht nur beim Klettern das nächste Ziel fest im Blick

Schülerreporter 28 WAS IST ATOMKRAFT? Wie funktioniert sie, und warum ist sie gefährlich? 30 Rezensionen: Zwei Buchladenbesitzerinnen verraten uns ihre Lieblingsbücher

Impressum Bildungsthemen – das Magazin von Phorms Education, Heft 1, Januar 2013 Herausgeber Phorms Managment AG, Ackerstraße 76, 13355 Berlin Telefon +49 (0)30 311 678 100 Fax +49 (0)30 311 678 400 E-Mail [email protected] www.phorms.de Amtsgericht Charlottenburg HBR 101425 V. i.S. d. P. Dr. Carsten Breyde, Vorstand Phorms Management AG Redaktionelle Leitung Silke Brandt Assistenz Anna Lena Hallmann Gestaltung Lesprenger Berlin Fotos Jan Iso Jürgens, Andrea Usison Druck Buch- und Offsetdruckerei H. Heenemann GmbH & Co.KG, 12103 Berlin

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WAS GIBT’S NEUES?

NEUE KÖPFE

HOLGER BECKMANN, LEITER DES GYMNASIUMS, PHORMS CAMPUS BERLIN MITTE

JESSICA BOKNECHT, LEITERIN DES KINDERGARTENS, PHORMS CAMPUS BERLIN MITTE

Seit Beginn des Schuljahres 2012 leitet Holger Beckmann, Deutsch- und Englischlehrer, das Phorms Gymnasium in Berlin Mitte. „Mein Schwerpunkt liegt eindeutig beim Abitur und den Prüfungen zum Mittleren Schulabschluss.“ Darüber hinaus möchte er das Profil der Schule „auch in anderen akademischen und sozialen Bereichen schärfen.“ Beckmann, der Erfahrungen als Lehrer und Koordinator in Australien, Finnland, Arabischen Emiraten und der an UNSchule in New York gesammelt hat, sagt über Phorms: „Vieles befindet sich noch in der Entwicklungsphase. Die Mitarbeit von Eltern, Schülern und Lehrern ist unheimlich wichtig, um das Schulleben im Phorms Gymnasium kreativ zu gestalten.“

Nach der Ausbildung zur Erzieherin und Auslandsaufenthalten in England und Frankreich studierte Jessica Boknecht in der Schweiz Sozialmanagement. Dort leitete sie außerdem internationale und bilinguale Kindertageseinrichtungen. „Mir ist vor allem wichtig, dass sich jeder mit seinen Stärken einbringen kann. Das gilt für Kinder und Erzieher“, sagt Jessica Boknecht. Im Sommer 2012 übernahm sie die Leitung bei den PhorMinis in Berlin Mitte. Bevor sie zu Phorms kam, leitete sie ein heilpädagogisches Zentrum. „Die Kinder mit ihren Wünschen und Bedürfnissen stehen im Mittelpunkt meiner Arbeit. Dafür brauchen wir ein starkes funktionierendes Team“, so Boknecht.

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NITA BAXANI, LEITERIN DER GRUNDSCHULE, PHORMS SCHULE FRANKFURT

In Hong Kong wurde sie als Tochter einer Chinesin und eines Inders geboren, wuchs aber in den USA auf, wo sie später auch studierte. Vor ihrem Umzug nach Frankfurt unterrichtete Nita Baxani an privaten und öffentlichen Schulen in den USA. Die studierte Musikpädagogin war außerdem lange Jahre als aktive Künstlerin tätig. Über ihre neue Rolle als Grundschulleiterin in Frankfurt sagt Baxani: „Bei allen Entscheidungen, die ich treffen muss – die kurzfristigen und die langfristigen – möchte ich versuchen, die Bedürfnisse und Erwartungen von Lehrern, Schülern und Eltern einzubeziehen. Dabei ist mir vor allem eine optimale Lösung für die Schüler wichtig.“ Baxani, die zuvor an der Internationalen Schule Frankfurt als Head of Music Erfahrungen sammeln konnte, wünscht sich „eine gemeinschaftliche Schulkultur, in der Lehrer, Eltern und Schüler bereit sind, Risiken einzugehen, um erfolgreiche Ergebnisse zu erzielen.“

WAS GIBT’S NEUES?

GEGEN DIE INNERE UHR Mit geschätzten zehn Prozent Betroffenen in der Bevölkerung sind Schlafstörungen ein weitreichendes Problem in Deutschland. Forscher nehmen an, dass sich das Problem bereits im jugendlichen Alter entwickelt. Weil sich in der Vorpubertät die innere Uhr nach hinten verschiebt, steht der Biorhythmus von Schülern dem frühen Unterrichtsbeginn häufig entgegen. Ein Schlafdefizit kann laut der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin auch zu einer erheblichen Lernschwäche beitragen. Wer abends länger wach bleibt, hat beispielsweise mehr Schwierigkeiten, sich Vokabeln einzuprägen.

IM OBEREN DRITTEL Laut der kürzlich veröffentlichten Timss-Mathematikstudie und der Iglu-Lesestudie können deutsche Grundschüler im internationalen Vergleich gut mithalten. Mit ihren Leistungen im Lesen und in den Naturwissenschaften liegen deutsche Viertklässler über dem internationalen Mittelwert und im Durchschnitt anderer EU-Staaten. Dass Deutschland seine gute Position im Vergleich halten konnte, ist vor allem aus einem Grund erfreulich: Obwohl heute sechs Prozent mehr Kinder mit Migrationshintergrund deutsche Schulen besuchen, konnten diese in den geprüften Fächern aufholen und damit die Gesamtleistung halten.

CLAUDIA EICHNER-ORB, LEITERIN DER KINDERSTAGESSTÄTTE, PHORMS CAMPUS HAMBURG

TINO HARTWIG, LEITER DER GRUNDSCHULE, PHORMS CAMPUS HAMBURG

Tino Hartwig, der bereits im Sommer 2011 zu Phorms kam, sagt über seine neue Rolle als Grundschulleiter: „Ich freue mich über die neue Herausforderung und verantwortungsvolle Aufgabe, Kinder ein Stück auf ihrem Weg zu begleiten.“ Während seiner vergangenen Lehrtätigkeiten in Süddeutschland und Ägypten lag Hartwig vor allem die individuelle Entwicklung junger Persönlichkeiten am Herzen – und diesen Gedanken möchte er nun an die Phorms Schule weitertragen: „Ich möchte dafür sorgen, dass sich auch Kolleginnen und Kollegen ihrer Verantwortung bewusst sind, die sie für die Entwicklung und Förderung unserer Kinder tragen, und dass sie sich dabei wohlfühlen“, so Hartwig. „Ich stelle mich den Fragen einer sich entwickelnden Schule und freue mich, meinen Teil zum Gelingen beizutragen.“

Nach langjähriger Erfahrung als KitaLeiterin ist Claudia Eichner-Orb nun für die Phorms Kita in Hamburg tätig. „Am 1.8.2012 haben wir die Kindertagesstätte eröffnet und befinden uns immer noch in der Aufbauund Entwicklungsphase“, so EichnerOrb. „Gemeinsam mit dem neuen Team, mit den Eltern und den Kindern entwickle ich Konzepte, Projekte und weitere Ideen.“ Die Pädagogin und Sozialmanagerin möchte Phorms vor allem gestalterisch unterstützen: „Mein Ziel ist es, die Kita konzeptionell passend zu Schule und Vorschule aufzubauen.“ Ihr Gespür für Innovation hat Eichner-Orb auch bei der Erstellung einer Methode zur Sprachbildung unter Beweis gestellt, für die sie mit dem zweiten Platz des Hamburger Integrationspreises ausgezeichnet wurde.

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Foto: Andrea Usison

MENSCHEN

Rahel Indermaur

Zuhause in zwei Welten In der Musik sei es essentiell, dass man eine Geschichte erzählt. Und auch guter Unterricht lebe von spannend erzählten Geschichten. Dann seien die Kinder motiviert und animiert zuzuhören, sagt Rahel Indermaur. Sie muss es wissen. Tagsüber unterrichtet sie Deutsch und Kunst am Phorms Campus Berlin Mitte, in ihrer Freizeit steht die Mezzosopranistin als Opernsängerin auf großen Bühnen. Nach dem Lehramtsstudium in St. Gallen in der Schweiz kam sie nach Berlin, um an der Hochschule für Musik Hans Eisler Gesang zu studieren. Das Unterrichten gab sie aber nie auf. Seit fünf Jahren ist sie nun schon bei Phorms. In beiden Bereichen, also beim Singen und beim Unterrichten, profitiere sie von der jeweils anderen Welt. „Dadurch, dass ich aktive Opernsängerin bin, bin ich täglich mit dem eigenen Lernen konfrontiert und habe einen ganz anderen Bezug zum Lernen der Kinder“, sagt sie. Und weil Rahel Indermaur Schweizerin ist, sei ihr auch das bilinguale Konzept sehr vertraut. Im deutschsprachigen Teil der Schweiz, aus dem sie stammt, sei auch die französische Sprache sehr präsent, gerade in der Schule. Bei ihrem aktuellen Gesangsprojekt will Indermaur mit einer Kollegin das Kunstlied des 19. Jahrhunderts von Brahms, Schumann und anderen Komponisten aufleben lassen. Zusammen mit einer Konzertreihe nehmen die beiden auch eine CD auf. Man kann gespannt sein auf neue musikalische Geschichten.

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UNSERE BESTEN

Fotos: Andrea Usison

Reifeprüfung

Phil, 17 Jahre

Moritz, 17 Jahre

Maura, 19 Jahre, alle 12. Klasse

Der zweite Abiturjahrgang bei Phorms bereitet sich gerade auf die Prüfungen vor. Wie groß ist die Aufregung? Und wie geht’s nach dem Abi weiter? Trotz Klausurenstress haben sich drei Abiturienten Zeit für ein Gespräch genommen und uns ihr liebstes Hobby verraten von Anna Lena Hallmann

Seid ihr schon im Abi-Stress? Phil und Moritz: Ja! Moritz: Schon seit Anfang letzten Jahres. Weil jetzt alles zählt. Nächste Woche schreiben wir drei Klausuren und nebenbei müssen wir unsere 5. Prüfungskomponente (PK) vorbereiten. Phil: Und dann muss man auch noch planen, was man nach dem Abi macht. Da ist viel zu tun. Welche Themen habt ihr euch für die 5. PK ausgesucht?

Phil: Die Grünen als Partei. Über die Gründungsphase und wie sich die Wählerschaft geändert hat. Also eine Überschneidung der Fächer Geschichte und Politik. Moritz: Mein Thema ist die Demokratische Republik Kongo – wie die derzeitigen Probleme auf die Kolonialzeit zurückzuführen sind. Außer der 5. PK, in welchen anderen Fächern werdet ihr im Abitur geprüft? Moritz: Wir haben alle Englisch, weil es

an unserer Schule Pflicht ist, Englisch als Leistungskurs zu belegen. Dann habe ich noch Bio als Leistungskurs. Als schriftliches Prüfungsfach habe ich Deutsch und als mündliches Geschichte. Was wird euch von eurer Schulzeit als besonders positiv in Erinnerung bleiben? Moritz: Die Lehrer können hier besser auf einen eingehen, weil wir kleinere Klassen haben. Auf meiner alten Schule war es viel voller im Klassenraum. Phil: Ich denke auch, dass unser englisches

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Fotos: Andrea Usison

UNSERE BESTEN

Moritz: Fürs erste. Phil: Da ist also auf der einen Seite ein lachendes Auge, aber dann auch ein weinendes. Maura, Bist Du auch im Abi-Stress? Maura: Ja. Vor allem um die fünfte Prüfung mache ich mir gerade Sorgen. Ich habe zwar ein Grundgerüst, aber ich muss endlich etwas schaffen. Da muss man ja alles selbstständig machen und dabei einen kühlen Kopf bewahren. (lacht) Wenn Du auf Deine Zeit bei Phorms zurückblickst – was hat dir besonders gut gefallen? Die Atmosphäre. Es ist auf jeden Fall eine besondere Schule. Hier hat jeder einen eigenen starken Charakter. Die Lehrer vermitteln einem, dass man versuchen soll, die Dinge auf die eigene Art zu lösen, solange das Ergebnis stimmt.

Die Schüler wissen was sie wollen Sprachniveau um einiges höher ist als auf einer staatlichen Schule. Moritz: Da schließe ich mich an. Wenn ich Leute aus anderen Schulen Englisch sprechen höre, denke ich mir oft „Da war ein Grammatik-Fehler“ oder „Das Wort wird anders ausgesprochen“. Habt ihr schon Pläne für die Zeit nach dem Abi? Phil: Ich habe mich bei mehreren Organisationen für ein soziales Jahr beworben. Wenn es geht in England, damit ich mein Englisch noch weiter verbessern kann. Dort würde ich gern als Lehrer-Gehilfe arbeiten. Du möchtest also nach dem Abi erst einmal eine Pause einlegen, um dich zu orientieren?

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Phil: Ich sehe das nicht als Pause. Man arbeitet ja trotzdem. Mir ist es wichtig, dass ich dieses Jahr einlege, weil ich mir noch nicht so sicher bin, wo ich studieren möchte. Und Moritz, was hast du nach dem Abi vor? Moritz: Ich möchte eine Ausbildung zum Rettungssanitäter machen. Danach würde ich gerne im Ausland arbeiten, um mal ein bisschen aus Deutschland rauszukommen. Ich habe nicht vor zu studieren, bevor ich 20 bin, weil ich zuerst Lebenserfahrung gewinnen möchte. Werdet ihr die Schule vermissen? Phil: Natürlich wird man ein bisschen nostalgisch. Ich bin glücklich, dass ich mein Abi machen kann, aber unsere Wege trennen sich dann.

UNSERE BESTEN

Bevor das Studium startet Lebenserfahrung sammeln Hast du auch schon konkrete Pläne für dein Leben nach dem Abi? Ja. Zuerst möchte ich ein Praktikum in einer Relocation-Firma machen. Ich habe schon meine Bewerbung abgeschickt. Was genau macht eine Relocation-Firma? Wenn Firmenmitarbeiter aus dem Ausland nach Deutschland ziehen, oder von hier ins Ausland, dann hilft man den Mitarbeitern ihr Leben dorthin zu transpor-

tieren. Dass die Kinder eine Schule finden, einen Tennisverein, einen neuen Arzt – alles was dazu gehört. Ich organisiere gerne, ich mag Sprachen und arbeite gern mit Menschen. In diesem Beruf könnte die bilinguale Schulbildung für dich von Vorteil sein. Hast du in der Hinsicht schon Feedback von Arbeitgebern bekommen? In der neunten Klasse habe ich ein Schülerpraktikum beim „Institute of Cultural Diplomacy“ gemacht. Dort bin ich heute noch oft, weil die total zufrieden mit mir waren. Es hat super viel Spaß gemacht, weil wir meistens Englisch gesprochen haben. Und was möchtest du nach deinem Praktikum machen? Ich möchte BWL studieren, am liebsten hier in Berlin. Obwohl ich gehört habe,

dass es zurzeit sehr schwer ist, einen Studienplatz zu bekommen – logisch, gerade will jeder nach Berlin. Du hast also dein Leben nach dem Abi schon ziemlich gut durchgeplant. Ist das bei deinen Mitschülern genauso? Bei den meisten schon. Da ist ja auch dieser Druck und die Angst, am Ende nichts zu finden... Und es gibt keinen, der sich erst mal auf die faule Haut legen will? Nicht wirklich. Ein paar wollen ein soziales Jahr machen, um sich selbst besser kennenzulernen. Für mich wäre es wahrscheinlich gefährlich aus diesem Rhythmus rauszukommen, nicht mehr jeden Tag früh aufzustehen. Wenn man nochmal ein paar Monate frei haben will, kann man das ja immer noch nach dem Studium machen.

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Foto: Jan Iso Jürgens

ENGAGIERT EUCH!

ENGAGIERT EUCH! Eine lebendige Demokratie braucht engagierte Bürger, die Verantwortung übernehmen. Wer schon in der Schule an sozialen Projekten teilnimmt, hilft nicht nur anderen, sondern verbessert häufig auch seine Noten

Die Jugend hat einen schlechten Ruf – schon immer. „Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr für die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere heutige Jugend die Männer von morgen stellt. Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen“, klagte schon Aristoteles. Aber die Jugendlichen von heute sind die Erwachsenen, also die Leistungsträger von morgen. Die ersten Vorbilder an denen sich Kinder orientieren, sind immer noch die Eltern. Unsere Gesellschaft aber befindet sich im Wandel. Weil auch immer häufiger beide Elternteile berufstätig sind, verbringen immer mehr Kinder immer mehr Zeit in der Kita und in der Schule. Daher ist es nötig, dass dort nicht nur akademisches Wissen vermittelt wird. Denn für die heute stark differenzierte Berufswelt

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sind nicht nur gute Noten wichtig. Rhetorische Fähigkeiten, Führungsqualitäten, Teamgeist, praktische Erfahrungen und andere sogenannte Softskills werden vorausgesetzt. Auf der anderen Seite sollten Kinder schon früh lernen, wie wichtig es ist, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Professor Richard Lerner, Entwicklungspsychologe von der Tufts University, der in dieser Ausgabe für uns zusammengefasst hat, wie eine positive Jugendentwicklung gelingen kann, ist davon überzeugt, dass alle Lebensbereiche der Jugendlichen dafür zusammenwirken müssen. Die Schule ist dabei wichtigster Lernort. Er meint, gesellschaftliches Engagement sollte Einzug in die Lehrerausbildung und die Lehrpläne halten. Wenn der Einsatz für andere in den Unterricht eingebunden ist und dabei auch noch

theoretisches Wissen aus der Schule angewandt wird, dann steigt auch die Motivation und viele Schüler verbessern sogar ihre Noten. Die Freudenberg Stiftung hat so ein Programm entwickelt: Lernen durch Engagement. Ein Projekt aus den Bereichen Umwelt, Gesellschaft oder Soziales ist an ein Unterrichtsfach angebunden. Das Wissen wenden die Schüler im Projekt direkt an. Erfolge und Misserfolge werden im Unterricht ständig reflektiert. So sind die Fortschritte messbar und Rückschläge führen nicht zu Frustration, sondern sind Ansporn, es besser zu machen. Lesen Sie auf den nächsten Seiten, was junge Menschen alles bewirken können, wenn sie sich für andere stark machen, und wie sie selbst von gesellschaftlichem Engagement profitieren.

ENGAGIERT EUCH!

IMMER IM EINSATZ ERSTE HILFE, STABILE

SEITENLAGE, VERBANDSWECHSEL – DIE GRUNDLAGEN DES JUGENDSANITÄTSDIENSTES MÜSSEN ALLE MITGLIEDER BEHERRSCHEN. EINFÜHLUNGSVERMÖGEN, SELBSTBEWUSSTSEIN UND EIN KÜHLER KOPF IN STRESSSITUATIONEN ENTWICKELN SICH NEBENBEI.

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Foto: Andrea Usison

ENGAGIERT EUCH!

GROSSE POLITIK IM KLEINEN WER SICH IN DER SCHÜLERVERTRETUNG ENGAGIERT, MUSS DISKUTIEREN KÖNNEN, DURCHSETZUNGSSTARK SEIN UND TROTZDEM KOMPROMISSBEREIT. SO ERLANGT MAN FÜHRUNGSQUALITÄTEN.

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ENGAGIERT EUCH!

LERNEN DURCH ENGAGEMENT Seit mehreren Jahrzehnten beschäftigt Professor Lerner die Frage, wie aus Teenagern verantwortungsbewusste Erwachsene werden. Seine breitangelegte Studie zur „Positiven Jugendentwicklung“ in den USA brachte auch für Europa interessante Erkenntnisse von Richard M. Lerner und Michelle J. Boyd

Richard M. Lerner ist Leiter des Bergstrom Lehrstuhls für Angewandte Entwicklungswissenschaften am Institut für angewandte Jugendentwicklungsforschung an der Tufts University (USA). Er ist bekannt für seine Theorie der Beziehungen zwischen lebenslanger menschlicher Entwicklung und sozialem Wandel sowie seine Forschung auf dem Feld der Beziehungen Heranwachsender zu Gleichaltrigen, Familie, Schule und der Gemeinschaft.

Wie werden Kinder zu selbstbewussten, mutigen, engagierten und aktiven jungen Menschen, zu Bürgern, die Werte wie soziale Gerechtigkeit, Demokratie und Freiheit fördern? Diese Frage stellen sich Eltern, Lehrer, Erzieher und die gesamte Gesellschaft gleichermaßen. Es gibt drei Bereiche, die einen besonders großen Einfluss darauf haben, wie Kinder und Jugendliche sich entwickeln: erstens die Erziehung und Sozialisierung von Kindern und Jugendlichen innerhalb der Familien, zweitens ihre Bildung in der Grundschule und in weiterführenden Schulen und drittens all das, was außerhalb von Schule und Familie Jugendliche als aktive und engagierte Bürger fördert. Diese drei Bereiche arbeiten bisher allerdings weitestgehend voneinander getrennt. Ein wichtiger Baustein ist Bildung im Allgemeinen. Dabei sollte Bildung aber mehr sein, als die bloße Vermittlung akademischen Wissens. Das zeigen auch Theorien und Studien zum Thema. Am meisten Wirkung zeigt ein ganzheitlicher Bildungsansatz, der von Familien, Schulen und der gesamten Gesellschaft getra-

gen wird. Junge Menschen sollten darin unterstützt werden, ein gesundes, positives und produktives Leben innerhalb ihrer Familien, in der Berufswelt und in der Gesellschaft zu führen. Aber gesunde, positive und produktive Lebenswege sind nur dann wahrscheinlich, wenn die Entwicklung eines jungen Menschen alle Aspekte seiner persönlichen Eigenschaften und seines sozialen Umfelds umfasst: Familie, Freunde, Schule, Medien, die Gemeinschaft und die Gesellschaft. Gemeinsam mit Kollegen haben wir in den USA im Rahmen einer Studie mehr als 7.000 Jugendliche aus 42 US-Bundesstaaten der Klassen fünf bis zwölf und im Alter zwischen zehn und achtzehn Jahren begleitet. Wir stellten fest, dass eine positive Jugendentwicklung fünf Aspekte beinhaltet: Kompetenz, Vertrauen, Charakter, Fürsorge sowie Mitgefühl und soziale Bindungen zur Familie und zu Gleichaltrigen. Außerdem stellten wir fest, dass bei Jugendlichen, die, was diese Aspekte betrifft, ein hohes Niveau erreicht hatten, auch noch ein sechster hinzu kam: Beteiligung – in Familie, Schule und Ge-

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ENGAGIERT EUCH!

Susan Haidar, 20 Jahre, Bundesfreiwillige



Als ich erfahren habe, dass die Phorms Schule Frankfurt Bundesfreiwillige sucht, wollte ich die Stelle unbedingt haben. Ich habe nette neue Leute kennengelernt. Ich finde es gut, dass ich nicht nur mit Gleichaltrigen zu tun habe, sondern mit unterschiedlichen Altersgruppen. Man bekommt als Bundesfreiwillige zwar nicht besonders viel Geld, aber mir geht es vor allem darum, Erfahrungen zu sammeln. Meine Arbeit ist abwechslungsreich. In einigen Klassen mache ich Vertretung. Der Lehrer sagt mir vorher, was ich mit der Klasse machen soll. Ich teile zum Beispiel Arbeitsblätter aus, erkläre den Schülern die Aufgaben und helfe bei der Unterrichtsgestaltung. Im Moment mache ich die Urlaubsvertretung für unsere Soziallehrerin. Sie macht regelmäßig Förderunterricht für Schüler, die im normalen Unterricht etwas länger brauchen. Ich helfe den Schülern, ihre Aufgaben zu lösen, und beantworte ihre Fragen. Das bringt mir total Spaß, weil ich merke, die Schüler haben etwas davon. Sie fragen nach und lernen dadurch besser. Bevor ich den Bundesfreiwilligendienst bei Phorms angefangen habe, wusste ich nicht, dass ich so geduldig sein und mit Kindern so gut umgehen kann. Es gefällt mir, dass ich eine Menge Verantwortung übertragen bekomme. Ich weiß schon jetzt, dass ich nach dem Jahr hier Erziehungswissenschaften oder Lehramt studieren möchte.



Alle Infos zum Bundesfreiwilligendienst unter www.bundesfreiwilligendienst.de

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sellschaft. Nach der Hälfte der Schulzeit an Sekundarschulen manifestierte sich dieser sechste Baustein „Beteiligung“. Die Jugendlichen entwickelten sich zu aktiven und engagierten Bürgern der Gesellschaft. Sie nahmen verschiedene Bürgerrechte wahr, erfüllten Bürgerpflichten und pflegten soziale Kontakte in der Nachbarschaft. Es besteht also eine deutliche Beziehung zwischen einer positiven Entwicklung im Jugendalter und jungen, aktiven, engagierten Bürger. Ein aktiver und engagierter Bürger zu sein, bedeutet auch, sich positive Ziele zu setzen. Dazu gehören strategisches Denken, Führungsqualitäten, das Wissen, wie man sich Ressourcen aneignet, um sein Ziel zu verfolgen, und der Umgang mit Misserfolgen. Wir bezeichnen diese Reihe von Merkmalen als „intentionale Selbstregulierung“. Wer kognitiv, emotional und seinem Verhalten nach in der Schule engagiert ist und außerdem eine positive Einstellung zur Zukunft hat, wird sich vermutlich zu einem aktiven, engagierten Bürger entwickeln. Zusätzlich haben auch einzelne Aspekte der sozialen Lebenswelten von Jugendlichen Einfluss auf die spätere Entwicklung zu einem aktiven, engagierten Bürger. Dazu gehören Angebote in der Schule, soziale Angebote der Gemeinde und Programme, die das Engagement in Schule und Gesellschaft miteinander verbinden, wie gemeinnützige Projekte. Darüber hinaus stellten wir fest, dass auch die Familie, Gleichaltrige, religiöse Einrichtungen und Medien Einfluss haben, besonders dann, wenn sie gut mit schulischen und außerschulischen Angeboten vernetzt sind. Wenn Jugendliche an sozialen Aktivitäten der Gemeinde wie beispielsweise „Service Learning“ (Lernen durch Engagement) teilnehmen oder Mitglied in Jugendverbänden wie zum Beispiel den Pfadfindern sind, oder soziale Angebote aus anderen Bereichen nutzen, steigert das die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich zu aktiven, engagierten Bürgern entwickeln. Auch Nachrichtenmedien haben einen positiven Einfluss, vor allem, wenn Jugendliche sich mit ihren Eltern über Politik austauschen oder mit Freunden über aktuelle Ereignisse diskutieren. Gerade die Familie ist immer noch der erste infor-

melle Lernort. Wenn Eltern vorleben, wie man sich freiwillig engagiert, und die Familie am Küchentisch darüber diskutiert, ebnen Eltern ihren Kindern Wege, sich auch außerhalb der Schule an gemeinnützigen Projekten zu beteiligen. Eltern sind immer noch die wichtigsten Vorbilder. Sobald Kinder in der Lage sind zu beobachten, beginnt der Lernprozess.

WER VERANTWORTUNG TRÄGT, MERKT, DASS ER GEBRAUCHT WIRD Kurz gesagt legt unsere Studie eine Schlüsselstrategie zur Förderung von Jugendlichen zu aktiven, engagierten Bürgern nahe, nämlich mehrere Aspekte der sozialen Lebenswelt von Jugendlichen in Programmangeboten zu fördern. Lehrer und Fachkräfte von Programmen wie beispielsweise „Service Learning“ könnten daher Bürgerengagement bei Jugendlichen unterstützen, indem sie Lehrpläne entwickeln, die die individuellen Eigenschaften von Jugendlichen, die nötig sind, um aktive, engagierte Erwachsene zu werden, koordinieren. Wir sollten uns von der Vorstellung verabschieden, dass die Schule ein Ort ist, an dem man nur Lesen und Schreiben lernt. Denn Schule kann und sollte mehr sein, als in einem Klassenraum zu sitzen und eine theoretische Lektion durchzunehmen. Mit Hilfe der Service-Learning-Programme versuchen Schulen in abstrakten Fächern wie Mathematik, Englisch oder Naturwissenschaften eine sogenannte Service-Komponente einzubauen. Die Schüler lernen, ihr Wissen in realen Si-

ENGAGIERT EUCH!

Zwischen freiwilligem Engagement und schulischen Leistungen besteht tatsächlich ein direkter Zusammenhang, weil die Jugendlichen sehr schnell spüren, dass sich beides wechselseitig positiv beeinflusst. Bisher gibt es wenige integrierte Bildungspläne, die auf Bildungsangebote für die Förderung von Jugendentwicklung ausgerichtet sind, oder eine umfassende Eingliederung von formalen und informellen Bildungsangeboten mit dem Ziel, positive Jugendentwicklung zu fördern. Unsere Studie verweist aber auch darauf, dass sich bei Jugendlichen die fünf Bausteine Kompetenz, Vertrauen, Charakter, Fürsorge sowie Mitgefühl und soziale Bindungen manifestieren, wenn sie an Jugendentwicklungsprogrammen teilnehmen, die bestimmte Aspekte berück-

Foto: Jan Iso Jürgens

tuationen außerhalb der Schule anzuwenden. Zum Beispiel engagiert sich ein Schüler an zwei Nachmittagen in der Woche in einem Heim für obdachlose Kinder. Dort hat man nur ein sehr begrenztes Budget, um den Kindern Mahlzeiten zuzubereiten. Da erinnert sich der Schüler an die Hauswirtschaftskurse in der Schule, in denen er gelernt hat, was eine reichhaltige Mahlzeit beinhaltet und an den Mathe-Unterricht, aus dem er weiß, wie man ein Essen kalkuliert. Er hilft dieser Einrichtung mit seinem Wissen und vor allem den Kindern dort. Ein junger Mensch spürt so plötzlich, wie wertvoll sein Wissen sein kann, und sagt sich: Wenn ich noch mehr weiß, kann ich noch mehr verändern. So verlässt er die Haltung des konsumierenden Schülers.

PROBEN FÜR DEN ERNSTFALL WENN KINDER

GEMEINSAM MIT ANPACKEN, MERKEN SIE SCHNELL, WAS ES HEISST, VERANTWORTUNG ZU ÜBERNEHMEN, DASS OHNE TEAMWORK GAR NICHTS GEHT UND TROTZDEM JEDER EINZELNE ZÄHLT.

sichtigen. Dazu zählen erstens der Aufbau kontinuierlicher, positiver Beziehungen zwischen Erwachsenen und Jugendlichen, zum Beispiel durch effektive Mentorenschaften; zweitens Aktivitäten, die bestimmte Fähigkeiten fördern wie zum Beispiel Bildungsangebote, die die an anderer Stelle bereits erwähnten intentionalen Selbstregulierungsfähigkeiten fördern; und drittens die Partizipation von Jugendlichen an sinnvollen Aktivitäten und die Leitung solcher Aktivitäten in der Familie, Schule und Gemeinde.

SCHULE MUSS MEHR ALS NUR AKADEMISCHES WISSEN VERMITTELN Kurz gesagt wird aufgrund der vorliegenden Forschung deutlich, dass Bildungsangebote, die die Entwicklung Jugendlicher hin zu aktiven, engagierten Bürgern fördern können, bisher rar sind, ob es sich nun um solche innerhalb oder außerhalb der Schulzeiten handelt oder um formale oder informelle Angebote. Deshalb sollten verstärkt Lehrpläne entwickelt werden, die diese Defizite beheben. Wichtig ist, hierbei zu beachten, dass die Stärken von jungen Menschen in Verbindung mit den sozialen Ressourcen durch die gesamte Jugendzeit auf eine gesunde Entwicklung in ihren Familien, in den Schulen und in der Gesellschaft ausgerichtet werden. Die grundsätzliche Frage lautet doch: Wie setzen wir Bildung ein – sowohl formale als auch informelle – um Jugendliche darin zu fördern, sich zu aktiven und engagierten Bürgern zu entwickeln, während wir gleichzeitig soziale Gerechtigkeit, Demokratie und Freiheit fördern? Zusammengefasst glauben wir, dass Forscher, Strategieplaner, Fachkräfte und Lehrer die von uns empfohlenen Veränderungen in formalen und informellen Bildungssystemen einleiten und danach die Ergebnisse auswerten sollten. Die so gewonnenen Informationen könnten vielleicht die am Anfang genannte „wirklich große Frage“ beantworten. Die Diskussion und Beantwortung dieser Frage wird es Generationen von Jugendlichen ermöglichen, in einer friedlichen und produktiven Welt nach ihren eigenen Vorstellungen zu leben.

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ENGAGIERT EUCH!

EINE EINS IN MATHE IST NICHT ALLES Denn nur gute Noten helfen Schülern wenig, wenn sie nicht lernen, die Theorie in die Praxis umzusetzen. Bei Lernen durch Engagement geht es um die Verknüpfung von theoretischen Lerninhalten und einem gemeinnützigen Dienst – Motivationsschub garantiert von Silke Brandt

Mathe, Deutsch, Chemie, Physik und Biologie sind ohne Frage wichtige Fächer, stehen aber sicher nicht bei allen Schülern hoch im Kurs. Und dass eine lebendige Zivilgesellschaft wichtig für die Demokratie ist, lernen Schüler vielleicht noch in Sozialkunde. Bei Lernen durch Engagement verbinden sich diese Bereiche miteinander. Die trockene Theorie wird in einem gemeinnützigen Projekt direkt angewendet. Was die Schüler dabei lernen, ist mehr, als dass es schön ist, anderen zu helfen. Sie merken, dass das, was sie in der Schule büffeln, einen echten praktischen Nutzen haben kann: wie man ein Projekt richtig plant, wie Teamwork funktioniert, wie man seine eigenen Ideen einbringen kann und was es heißt, Verantwortung zu übernehmen. Michael Strehler, Schulleiter des Kaiser-Heinrich-Gymnasiums in Bamberg, ist vom Service-Learning überzeugt: „Wenn die Schüler in der neunten Klasse ein Projekt planen, wissen sie zunächst gar nicht so genau, was sie machen sollen. Aber das ist genau das, was sie nachher auch in der Wirtschaft vorfinden. Da gibt’s dann ein Projekt, das müs-

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sen sie angehen. Der Chef sagt: ‚Bildet mal ein Team und überlegt Euch, wie ihr das Problem löst. Nachher will ich wissen ob es geklappt hat.‘ Das ist der ganz normale Arbeitsalltag und das lernen die Schüler beim Service-Learning auch.“ Das KaiserHeinrich-Gymnasium war eine der ersten Schulen im bundesweiten Netzwerk für Service-Learning, das von der Freudenberg Stiftung gefördert und koordiniert wird. „Für mich ist die Mitwirkung hier ganz wichtig, denn wir brauchen bürgerschaftliches Engagement und ein lebendiges Demokratieverständnis für unsere Gesellschaft. Die Schüler sollen lernen, welchen Mehrwert Engagement hat, und das können sie eigentlich nur in der Schule“, ist Michael Strehler überzeugt. Was die Freudenberg Stiftung unter dem Namen Lernen durch Engagement in den letzten elf Jahren in Deutschland etabliert hat, ist in den USA schon sehr viel länger als Service-Learning bekannt und etabliert. „Eine ehemalige Mitarbeiterin der Freudenberg Stiftung, Prof. Dr. Anne Sliwka, hat Service-Learning Ende der 1990er Jahre in den USA kennengelernt

und sich überlegt, dass das auch in Deutschland funktionieren könnte. 2001 ist dann ein erster Pilotversuch mit zehn Schulen gestartet, der sehr positiv ausfiel“, erzählt Carla Gellert, stellvertretende Programmleiterin für das Programm Lernen durch Engagement – Service-Learning der Freudenberg Stiftung. 2002 startete die Bund-Länder-Kommission das Projekt Demokratie lernen und leben. Auch Service-Learning war Teil des Programms. „Nachdem dieses Modellvorhaben 2007 abgeschlossen war, hat die Freudenberg Stiftung gesagt: ‚Ja, das hat wirklich Potential. Man kann dieses Konzept ServiceLearning nach Deutschland übertragen. Die Schulen nehmen das Programm an. Wir haben gute Erfahrungen gemacht und führen das als richtiges Programm weiter fort“, berichtet Carla Gellert. Seitdem wächst das Netzwerk, in dem sich Schulen und regionale Partner in mittlerweile 14 Bundesländern beteiligen. Justus Rauschen und Till Irmisch sind beide 16 Jahre alt und besuchen die zehnte Klasse des Kaiser-Heinrich-Gymnasiums in Bamberg. Im letzten Schuljahr ha-

Foto: Jan Iso Jürgens

ENGAGIERT EUCH!

WISSENSTRANSFER WENN LEBENSWEISHEIT UND JUGENDLICHER LEICHTSINN AUFEINANDERTREFFEN, ENTSTEHT VIELLEICHT DIE PERFEKTE MISCHUNG. JUNG UND ALT PROFITIEREN VONEINANDER, WENN SICH BEIDE AUFEINANDER EINLASSEN.

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Janina König, Lehrerin, Phorms Campus Hamburg

BART AB WÄHREND DES „ MOVEMBER“ IM NOVEMBER LASSEN SICH MÄNNER WELTWEIT EINEN BART STEHEN UND STÄRKEN SO DAS BEWUSSTSEIN FÜR PROSTATAKREBS. BEI DER RASIERAKTION IN DER KITA HELFEN DIE KINDER MIT UND LERNEN SPIELERISCH ETWAS ÜBER MÄNNERGESUNDHEIT.



Jedes Jahr zu Weihnachten gibt es bei uns den Weihnachtsbasar. Die Vorbereitungen starten aber schon viel früher. Die Schülerinnen und Schüler zeigen dann immer vollen Einsatz. In mühsamer Arbeit basteln sie viele schöne Dinge, die dann auf dem Basar verkauft werden. Weil alle gemeinsam mit anpacken, haben alle Spaß dabei. Und wenn dann noch so ein großartiges Ergebnis wie in diesem Jahr entsteht, hat sich die Arbeit auf jeden Fall gelohnt. 3000 Euro sind zusammengekommen. Der Betrag, der erwirtschaftet wird, kommt jedes Jahr anderen Projekten zugute. In diesem Jahr unterstützt der Phorms Campus Hamburg zu gleichen Teilen die Kinderkrebshilfe Hamburg und die Kinderhilfsorganisation Steps for Children.



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ben sie für eine Woche die Seiten gewechselt und an einer Grundschule unterrichtet. Bevor sie in die Lehrerrolle geschlüpft sind, haben sie das Projekt allerdings im Rahmen des Deutschunterrichts akribisch vorbereitet. „In der ersten Phase haben wir uns in Gruppen mit vier bis fünf Leuten zusammengefunden. In der zweiten Phase haben wir uns in unserer Umgebung umgeschaut und eine Einrichtung gesucht, in der wir uns engagieren können, die auch Bedarf hat. Wir haben dann Kontakt aufgenommen und ein Vorstellungsgespräch vereinbart. Das war dann auch die dritte Phase, in der wir vor Ort waren und geschaut haben, wie es dort aussieht“, berichtet Till. Damit beschreibt er genau die Phasen, die Lernen durch Engagement vorsieht. Justus erinnert sich noch gut an die Planungen: „Wir mussten uns das Programm selbst überlegen und das Ganze dann zu Papier bringen. Unsere Lehrerin hat am Ende noch einmal drüber geschaut, ob es so passt oder ob wir vielleicht etwas ganz anders

machen müssen. Aber eigentlich waren wir schon relativ frei in dem, was wir machen konnten.“ Ein wichtiger Teil des Programms ist, dass die Schüler alle Schritte, die sie machen, genau dokumentieren, vom Brainstorming über die Engagementmöglichkeiten bis zur Planung des konkreten Projektvorhabens.

PROJEKTMANAGEMENT GEHÖRT ZUM ARBEITSALLTAG Jeden Unterrichtstag hat die Gruppe dann dokumentiert und ausgewertet, welche Methoden funktioniert haben und welche nicht. Justus sagt, er habe vor allem gelernt, strukturierter zu arbeiten: „Ich habe gemerkt, dass man alles sehr genau durchplanen muss und nicht einfach drauflos machen kann.“ Eine Woche lang Grundschüler in Fächern wie Mathe, Deutsch, Musik oder Sport zu unterrichten, so viel Verantwortung zu übernehmen, war für die Jugendlichen eine große Herausforderung. „Ich habe gelernt zu im-

Foto: Andrea Usison

ENGAGIERT EUCH!

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provisieren, wenn etwas nicht so gelaufen ist, wie wir es uns vorgestellt haben. Das haben wir im Musikunterricht gemerkt, als die Schüler einfach nicht mitmachen wollten. Da mussten wir uns dann etwas einfallen lassen“, sagt Till. Damit Lernen durch Engagement auch für alle Beteiligten einen Mehrwert bietet,

WICHTIGE SPUREN SCHON IN DER SCHULE LEGEN hat die Freudenberg Stiftung Qualitätsstandards ausgearbeitet. Das Vorhaben ist immer an ein oder auch mehrere Unterrichtsfächer inhaltlich angegliedert. „Es geht nicht darum, dass Service-Learning etwas Zusätzliches ist, dass die Schüler sich auch noch engagieren sollen, sondern es ist zentraler Teil des Unterrichts. ServiceLearning ist als Lehr- und Lehrform eine andere didaktische Art und Weise, das Wissen zu vermitteln. Es soll nicht weniger Mathe vermittelt werden, sondern einfach anschaulicher durch die Praxisverknüpfung und das eigene Handeln“, erklärt Carla Gellert. Die Schüler sollen vorab Bedarfe in ihrer Gemeinde recherchieren, das Vorhaben planen und – je nach Alter und Fähigkeiten – so selbständig wie möglich agieren. Die Lehrkraft steht den Schülern begleitend zur Seite, hilft weiter, wenn es stockt, und reflektiert regelmäßig mit den Schülern über die gemachten Erfahrungen und stellt den Bezug zu den Lernzielen her. Schulen, die Lernen durch Engagement umsetzen, profitieren von einer externen Prozessbegleitung, da die Lehr- und Lernform für Lehrkräfte mit einigen pädagogischen Herausvorderungen verbunden ist. So entstand das Modell von regionalen Partnern, sogenannten LdE-Kompetenzzentren, die die Schulen unterstützen.

Diese Kompetenzzentren sind zivilgesellschaftliche Akteure wie Bürgerstiftungen, Freiwilligenagenturen oder ähnliche Einrichtungen, die vor Ort Schulen bei der Duchführung begleiten und Lehrkräften Fortbildungen und Austausch anbieten. Die Projekte, die seitdem entstanden, sind beeindruckend. Eine Hamburger Klasse plante eine Grünflächengestaltung in Kooperation mit dem Bezirksamt. Michael Strehler erzählt, dass im Rahmen mehrerer Service-Learning-Projekte des Kaiser-Heinrich-Gymnasiums für den Denkmalschutz in Bamberg in den letzten zehn Jahren eine viertel Million Euro zusammengekommen sind. Es geht auch eine Nummer kleiner. Viele Schüler engagieren sich in Altenheimen und Kitas in ihrer Umgebung oder legen einen Gemeinschafts-Garten in ihrem Viertel an. Wichtig bei Lernen durch Engagement ist, dass das Engagement der Schüler auf reale Bedarfe reagiert und mit Unterrichtsinhalten verknüpft wird, dass die Schüler an der Planung und Durchführung beteiligt sind und sich mit ihren Stärken und Ideen einbringen und dadurch einen Motivationsschub erfahren. „Eines unserer Ziele ist es, Service-Learning in der Lehrerausbildung zu verankern“, sagt Carla Gellert. „Je eher man als Lehramtsstudierender oder als Referendar diese Lehr- und Lernform kennenlernt und bestenfalls sogar ausprobiert, desto eher setzt man sie als Lehrer auch um.“ In Sachsen-Anhalt und Hamburg ist Service-Learning schon Teil der Referendarausbildung. Auch Micheal Strehler setzt sich dafür ein, dass Lernen durch Engagement in Bayern etabliert wird. An seinem Gymnasium ist das Service-Learning in der neunten Klasse fester Bestandteil, obwohl so ein Projekt in Bayern erst ab Klasse elf vorgesehen ist – für Strehler viel zu spät. „Die haben nach der elften Klasse noch ein Jahr und dann sind sie raus aus der Schule. Wenn man aber schon vorher anfängt, Spuren zu legen, dann wird es vielleicht zur gesellschaftlichen Normalität, sich zu engagieren.“

Christiane Möller, Lehrerin, Phorms Campus München



„In die Partnerschaft mit einer Schule in Togo sind unsere Schüler intensiv eingebunden. Es geht vor allem darum, dass die Schüler sich auf Augenhöhe begegnen und von dem jeweils anderen etwas über die Traditionen, die Lebensgewohnheiten und die Kultur lernen. Mit dem Projekt „deutsch-afrikanisches Märchenbuch“ haben wir den 4. Platz beim Schulwettbewerb des Bundespräsidenten zur Entwicklungspolitik 2011/12 gewonnen. Die deutschen Schüler illustrierten ihr liebstes deutsches Märchen. Diese Bilder wurden nach Afrika geschickt und die togoischen Kinder verfassten zu dem für sie unbekannten Märchen einen Text. Anschließend malten diese zu ihrem liebsten afrikanischen Märchen und die deutschen Schüler erfanden im Gegenzug ihre Märchenversion. Das Buch, das wir daraus druckten, verkauften wir auf Sommerfesten. Mit dem Erlös ermöglichen wir 18 Kindern den Schulbesuch an der Schule in Togo. Ideal wäre es natürlich, wenn sich die Schüler auch gegenseitig besuchen könnten. Vielleicht in ein paar Jahren, wenn unsere Schüler etwas älter sind.“



Mehr zu Service-Learning – Lernen durch Engagement und dem bundesweiten Netzwerk unter: www.service-learning.de

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ENGAGIERT EUCH!

Letzten Sommer habe ich eine Reise unternommen, in ein Land und auf einen Kontinent, von denen ich niemals gedacht hätte, dass ich sie einmal sehen oder besuchen würde. Ich bin nach Namibia in Afrika geflogen. Ich heiße Erik Barrett, bin siebzehn Jahre alt und komme ursprünglich aus Tampa im amerikanischen Bundesstaat Florida. Bis ich sechzehn war, bin ich in den USA aufgewachsen. Dann zog ich mit meinen Eltern nach Deutschland und besuche jetzt die Heidelberg International School. Bevor ich nach Deutschland kam, war ich nur ein- oder zweimal im Ausland, im Urlaub in Mexiko. Dann bekam ich, der Teenager aus einer amerikanischen Kleinstadt, die Chance, eine Reise ins tiefste Afrika zu unternehmen – und was für eine! Während des Sommers war ich mit Make Change Possible e.V. (MCP), einer Organisation, die ich über die Schule kennengelernt habe, in Namibia. Die Schule gab ein Abendessen für MCP, bei dem Schüler, die im letzten Jahr dabei waren, und die erwachsene Begleiterin, Monika Handwerker, von ihren Erlebnissen und Aktivitäten erzählten. Mir war sofort klar, dass ich auch dorthin wollte, und ich meldete mich gleich an. Trotzdem war mir bei der Abreise noch gar nicht bewusst, worauf ich mich da wirklich eingelassen hatte. Schon bei der Anmeldung für das Projekt sagte man uns, dass ein Haufen Arbeit auf uns wartet. Es würde eine Menge Arbeit sein, Geld zu sammeln, und die Reisevorbereitung war auch nicht einfach, vor allem weil ich überhaupt nicht wusste, was ich dort tun sollte. Ich war mir nicht darüber im Klaren, welche Art von Arbeit mir liegt, abgesehen davon, dass es körperliche Arbeit sein sollte. Ich hatte in Amerika zu Thanksgiving schon einmal bei einem Obdachlosenasyl ausgeholfen. Das war aber auch das Einzige. Nachdem ich aber von der Vorschule in Mayana hörte, davon, dass die Klassenzimmer dort zu klein sind und in den Zimmern zudem noch viele Materialien wie Bücher und Tische aufbewahrt werden mussten, wusste ich, dass ich beim Bau eines Lagerraums für die Schule mithelfen will.

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Am 30.6.2012 stieg ich also in das Flugzeug nach Windhuk in Namibia. Dort verbrachte ich den Rest des Tages und die folgende Nacht, um mich am nächsten Morgen nach Mayana aufzumachen, eine etwa zehnstündige Autofahrt von Windhuk entfernt. Von Mayana sind es ungefähr zwanzig Kilometer nach Rundu, dem nächsten Ort mit ein paar Lebensmittelgeschäften. Ich hatte keine Vorstellung, was mich in Bezug auf die Landschaft, die Menschen, die Sehenswürdigkeiten, meine Arbeit dort unten und die Lebensbedingungen erwarten

SCHUFTEN STATT CHILLEN Während andere den Sommer im Freibad verbrachten, mischte Erik Zement mit den Händen. Unter der sengenden Sonne Namibias lernte er dabei nicht nur viel über das Land und die Menschen, sondern auch über sich selbst von Erik Barrett

würde. Da ich tatsächlich nicht wusste, was mich erwartete, konnte ich mich auch nicht darauf vorbereiten. Meine Vorbereitung beschränkte sich darauf mir zu sagen: „Hey, du fliegst nach Afrika, dort wartet Arbeit auf dich!“ Am nächsten Morgen brachen wir zu unserer Fahrt nach Windhuk auf, auf den geradesten Straßen die ich je gesehen habe. Sie waren nicht nur gerade, sie zogen sich auch bis zum Horizont. Man nennt

Namibia das Land der Weite, und tatsächlich ist es das weiteste Land in dem ich je gewesen bin. Nachdem wir auf unserer Reise durch die Kalahari „das Tor“ passiert hatten, änderte sich das Landschaftsbild völlig. Auf einmal konnte man nicht mehr kilometerweit in jede Richtung sehen, sondern nur noch entlang der Straße, nach hinten und nach vorne, so dicht wuchs die Vegetation zu beiden Seiten. Die Bäume und die an-

Foto: privat

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be auch bei anderen Projekten ausgeholfen, zum Beispiel bei verschiedenen Sportveranstaltungen. Beim Mayana Midwinter Challenge, einem Halbmarathon, war es meine wichtigste Aufgabe, die Läufer an der ersten Verpflegungsstation, ungefähr zwei Kilometer nach dem Start, mit Wasser zu versorgen. Bei der Winterolympiade für Kinder unter vierzehn Jahren unterstützte ich die beiden Organisatoren Nik und John beim reibungslosen Ablauf an den einzelnen Stationen und sorgte auch dafür, dass alle Freiwilligen sich auf ihre Aufgaben konzentrierten und nicht abgelenkt wurden. Nach dem Ende der Veranstaltung half ich auch bei der Essensausgabe für die Kinder. deren Pflanzen waren hier wesentlich grüner und vitaler und es wohnten viel mehr Menschen hier. Wir sahen Kinder auf ihrem Weg zur Schule, auf dem Weg zum nächsten Wasserloch, um Wasser für die Familie zu holen, Kinder die Ried oder Dachstroh mit sich trugen, um daheim das Dach zu flicken. Die Häuser sahen ganz anders aus, als wir uns normalerweise Häuser vorstellen. Die Wände bestanden aus einer Art Putz, hergestellt aus einer Mischung aus Kuhdung und Wasser, die Dächer aus dichtgepacktem Stroh. Die Menschen, die in diesen Häusern leben, bringen den Winter, die Trockenzeit, damit zu, die Schäden vom vorigen Sommer und der Regenzeit, zu beheben. Die Kinder, die diese Arbeiten verrichten, müssen obendrein zu Fuß zur Schule gehen, die oft mehr als fünf oder sechs Kilometer entfernt ist. Viele der Kinder haben keine richtigen Schuhe, und manche müssen nicht nur ihre Schulsachen tragen, sondern auch noch ihre kleinen Geschwister. Das alles hat mir wirklich die Augen geöffnet für die enormen Unterschiede zwischen unseren Lebensumständen und denen der Menschen dort. Nach zehnstündiger Autofahrt kamen wir dann zur großen Freude aller endlich in Mayana an, wo wir unser Lager aufschlugen. Am nächsten Tag begannen wir dann mit der Arbeit, und die hat einen Riesenspaß gemacht. Mein Hauptprojekt war die Schule mit dem Lagerraum, aber ich ha-

„HEY, DU FLIEGST NACH AFRIKA – DORT WARTET ARBEIT AUF DICH.“ Am ersten Tag machte ich mich auf den Weg zur Vorschule in Mayana, um die Schule und die Arbeit, die mich erwarten würde, in Augenschein zu nehmen. Ich sah sofort, dass auf meinen Freund Neil und mich eine Menge Arbeit wartete. Mir war klar, ich würde all meine Motivation brauchen, um diese Aufgabe zu bewältigen. Aber schließlich können Kinder nicht in einem unordentlichen und zugestellten Klassenzimmer sitzen und optimal lernen, und so fühlte ich, dass ich helfen musste, die besten Voraussetzungen für eine gute Schulausbildung zu schaffen. Am ersten Tag hat Monika mich im Auto mitgenommen, weil ich den Weg noch nicht kannte. Danach aber lief ich jeden Tag zur Baustelle für den neuen Lagerraum. Der Weg war ungefähr zwei Kilometer lang und führte durch eine Ebene, die im Sommer unter Wasser steht, aber im Winter als Straße genutzt werden kann. Die „Straße“ besteht aus Sand. Zu beiden Seiten des Pfads gibt es Pflanzen, dazu jede Menge Ochsen und verschiedene Vogelarten. Während meiner Arbeit an dem Lagerraum, der zwischen den einzelnen Klassenzimmern lag, lernte ich viele neue Fertigkeiten. Die Arbeit war hart, denn wir hatten nicht die gleichen Mittel zur Verfügung wie zuhause. So hatten wir kei-

nen Strom für Elektrowerkzeuge, alles musste von Hand erledigt werden. Ich lernte, wie man mit und ohne Maschine Zement mischt, wie man eine Wand verputzt, wie man richtig und gerade mauert und vor allem wie man improvisiert, wenn es darauf ankommt, wenn zum Beispiel ein Ziegelstein nicht passen will. Einfach einen größeren Stein passend machen. Auf dieser Reise lernte ich aber nicht nur viele nützliche handwerkliche Fertigkeiten, sondern auch viel über mich selbst. Ich lernte, dass es die Menschen sind, die einen Ort ausmachen, nicht die materiellen Dinge dort. Alle Orte bestehen im Wesentlichen aus den gleichen Dingen: aus Gebäuden, Menschen, Essen und Wasser. Egal wohin einen die Reise führt, kann man die Dinge finden, die man zum Überleben braucht: Ein Dach über dem Kopf, Essen, Wasser. Richtig glücklich sein kann man aber erst, wenn man die Menschen dort kennenlernt. Die Menschen in Afrika haben nicht einen Bruchteil dessen, was ich von zuhause gewohnt bin. Wir haben Handys, große Mahlzeiten, ein weiches Bett für die Nacht und leben überhaupt im Überfluss. Die Menschen dort haben keine Schuhe; nicht jeder hat ein Handy; nicht immer steht ein Essen auf dem Tisch, und viele haben nicht einmal die Materialien für die Schule. Trotzdem sind die Menschen glücklich, glücklicher als die meisten Leute, die ich zuhause kenne. Ich habe gelernt, dass es nicht die Dinge sind, die wir besitzen, die uns zu dem machen, was wir sind, sondern vielmehr unser Verhalten und unsere Einstellung. Meine Erlebnisse in Namibia werden mir für den Rest meines Lebens im Gedächtnis bleiben. Meine Afrikareise hat mir bewusst gemacht, dass ich Menschen wirklich sehr mag, und dass ich ihnen helfen möchte so gut ich kann. Ich möchte Psychologe werden und mit Menschen arbeiten. Und ich hoffe ehrlich, dass jeder die Chance bekommt, so wie ich auf eine Reise zu gehen und Menschen zu helfen. Das ist ein Erlebnis, das bleibt, und eines, das einen Menschen verändern kann, das einem bewusst macht, was man im Leben wirklich will und braucht.

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EINE UNGLAUBLICHE ERFOLGSSTORY Seit 20 Jahren engagiert sich der Verein „Schüler Helfen Leben“ auf dem Balkan – die Geschichte der Organisation ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, was Kinder und Jugendliche aus eigener Kraft bewegen können, wenn sie nur wollen Von Yasemin Ergin

Das Elend ist allgegenwärtig in der trostlosen Barackensiedlung am Rande der Stadt: Spärlich bekleidete Kinder spielen im Dreck, eine Gruppe junger Männer sitzt träge im Schatten und spielt Karten, eine alte, zahnlose Frau hockt auf dem Boden und sortiert schmutzige Pfandflaschen. Das Roma-Viertel von Bijeljina im Nordosten Bosniens ist einer dieser Slums, die es an vielen Orten auf dem Balkan gibt und die daran erinnern, wie viel Armut mitten in Europa heute noch möglich ist. Es ist einer der Einsatzorte der deutschen Abiturientin Tasnim Hanachi, die gerade als Freiwillige des Vereins Schüler Helfen Leben (SHL) bei der von SHL unterstützten regionalen Hilfsorganisation Otaharin arbeitet. Regelmäßig verteilt sie hier Kleidung, Lebensmittel und Schulbedarf. Die Hilfspakete sind die „Währung“ in einer Art Tauschhandel: Nur die Familien, die ihre Kinder zur Schule schicken, werden unterstützt, wer seine Kinder stattdessen zum Betteln oder Arbeiten schickt, dem wird die Hilfe sofort gestrichen. Die Erfolge sind messbar, wie Tasnim berichtet: „In den letzten Jahren hat sich die Zahl der Roma-Kinder, die zur Schule gehen, mehr als verzehnfacht, und das ist nur dem Einsatz von Otaharin und Schüler Helfen Leben zu verdanken!“

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Tasnim, im Iran geboren und in Köln aufgewachsen, lebt seit über einem Jahr in Bijeljina. Ihren Auslandseinsatz hat sie nach Ablauf ihres Freiwilligen Sozialen Jahres verlängert, weil das Jugendzentrum, das sie hier aufgebaut hat, gerade erst eingeweiht wurde. Stolz führt sie durch den nagelneuen Raum. In den Regalen türmen sich Spiele und Bücher, eine der Wände ist komplett verspiegelt, weil die Roma-Jugendlichen, die in mehreren Workshops an der Planung des Zentrums beteiligt wurden, sich das so gewünscht hatten, damit sie nach den Hausaufgaben Hip-Hop tanzen können. Eine Bruchbude ohne Türen und ohne richtigen Fußboden sei der Raum vorher gewesen, erzählt Tasnim, und zu sagen, man habe hier „renoviert“, sei eigentlich noch untertrieben,„weil hier vorher einfach gar nichts war.“ Nun habe sie ihr Ziel erreicht, nämlich einen Ort für Roma-Jugendliche zu schaffen, an dem sie in Ruhe lernen und ihre Freizeit gestalten können. Eine ziemlich große Leistung für eine 20Jährige und doch typisch für das, was Jugendliche bei SHL alles so hinbekommen: „Weil die ihren Freiwilligen einfach total viele Möglichkeiten geben, sich zu entfalten, und eine Sache, die das beweist, ist das Freiwilligenprojekt, das SHL jedem Auslandsfreiwilligen ermöglicht – und das hier ist eben mein Freiwilligenprojekt.“

Das Roma-Zentrum in Bijeljina ist nur eines von vielen erfolgreichen Projekten, die Schüler Helfen Leben seit vielen Jahren in Südosteuropa betreibt und unterstützt. Die Geschichte der Organisation, die vor einigen Wochen im Beisein von Prominenten und Politikern ihren 20. Geburtstag feierte, ist eine beispiellose Erfolgsgeschichte. Entstanden aus einer von Schülern spontan organisierten Nothilfeaktion für die Opfer des Krieges im ehemaligen Jugoslawien, entwickelte sich der Verein über die Jahre hinweg zur größten Jugendorganisation Deutschlands. Vor ein paar Jahren gründete SHL sogar die erste Stiftung im Lande, die komplett von Jugendlichen getragen wird. Alles fing an vor 20 Jahren. Das ehemalige Jugoslawien, ein Land, in das viele Deutsche gerne in den Urlaub fuhren, zerfiel damals in mehrere verschiedene Einzelstaaten. Aus dem Streit darüber, welche der verschiedenen Bevölkerungsgruppen welche Teile des Landes bekommen sollten, entstand einer der schlimmsten Kriege der jüngeren Geschichte Europas. Julia Saldenholz, eine der ganz frühen Freiwilligen bei Schüler Helfen Leben, war damals 16 und erinnert sich noch gut an jene Bilder: „Dieser Konflikt in Jugoslawien war der erste Krieg, den wir so miterlebt haben. Das war plötzlich direkt vor unserer Haus-

Foto: Schüler helf en Leben

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IM BOSNISCHEN BIJELJINA HAT SICH DIE ZAHL DER ROMA-KINDER, DIE ZUR SCHULE GEHEN, VERZEHNFACHT

tür, das war jeden Tag in den Nachrichten und für uns war plötzlich klar, da ist Krieg, den Leuten geht es richtig schlecht, da muss man doch was tun!“ Die Ersten, die was taten, waren Schüler aus dem rheinlandpfälzischen Bad Kreuznach. Unter dem Motto „Schüler Helfen Leben“ sammelten sie Spenden, organisierten Hilfstransporte und fuhren die Pakete selber ins Krisengebiet. Die Not, die sie dort vorfanden, war so groß, dass sie beschlossen, Schüler aus anderen Bundesländern mit ins Boot zu holen. In Schleswig-Holstein startete die Initiative dann richtig durch. Julia Saldenholz, damals Vorsitzende der landesweiten Schülerzeitung Junge Presse, und Schülersprecher Sebastian Fischer wurden aktiv, machten Schüler im ganzen Land auf die Aktion aufmerksam und bekamen schon bald riesige Spendensummen zusammen. Der Verein Schüler Helfen Leben war geboren. Ein wichtiger Aspekt des Engagements war von Anfang an, dass die Schüler

selbst entschieden, was mit den Spenden passieren sollte, und diese persönlich zu den Menschen brachten, sagt Julia Saldenholz heute. „Wir wollten nicht unser Taschengeld hergeben, um es einer großen Hilfsorganisation zu überlassen, weil wir Angst hatten, dass die davon dann dicke Autos kaufen und hohe Gehälter zahlen. Wir haben allen Schülern versprochen, spendet uns eine Mark von eurem Taschengeld, und ihr werdet genau wissen, was mit eurem Geld vor Ort passiert. Und ich glaube, das ist der Grund, warum so viele mitgemacht haben.“

LIPPENSTIFT IM FLÜCHTLINGSLAGER Durch den persönlichen Kontakt mit Kindern und Jugendlichen im ehemaligen Jugoslawien erkannten die deutschen Schüler schnell, dass es mit reiner Nothilfe nicht getan war. Als Julia Saldenholz Ende 1993 erstmals ein Flüchtlingslager in Kroatien besuchte, war sie erschüttert von dem Elend. Doch als sie und ihre SHL-Mitstreiter mit Jugendlichen im Lager sprachen, wurde sie überrascht: „Ein paar Jungs fragten nach CDs, und die Mädchen wollten allen Ernstes Schminksachen! Ich fand das erstmal absurd, in so einem trostlosen Flüchtlingslager Lippenstift tragen zu wollen, aber

dann habe ich begriffen, dass gerade die jungen Menschen sowas brauchten. Dieser ganze Krieg hatte so viel kaputt gemacht und sie wollten einfach ein Stückchen heile Welt für sich.“ Schon bald begann der Verein in den vom Krieg zerstörten Ländern des ehemaligen Jugoslawien Kindergärten und Schulen wiederaufzubauen, um den Kindern und Jugendlichen ein Stück Hoffnung wiederzugeben. Freiwillige aus Deutschland gingen nach dem Abitur nach Bosnien, Kroatien oder ins Kosovo. Julia Saldenholz etwa war ab 1995 anderthalb Jahre in der zerbombten und ethnisch geteilten bosnischen Stadt Mostar und baute dort mit Unterstützung des deutschen EU-Administratoren Hans Koschnick und des Technischen Hilfswerks eine Schule wieder auf. Gleichzeitig organisierte der Verein in Deutschland immer weiter Spenden – ab 1998 durch den so genannten Sozialen Tag, einen Tag im Jahr, an dem Schüler dazu aufgerufen wurden, zu arbeiten, statt zur Schule zu gehen und das Geld für die Hilfsprojekte zu spenden. Auch nach Kriegsende 1999 blieb Schüler Helfen Leben in Südosteuropa aktiv und unterstützt auf dem Balkan mittlerweile 17 Jugendprojekte. 2002 gründete der Verein außerdem die erste Schüler-

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stiftung Deutschlands, um das Engagement der Schüler auf eine langfristige Grundlage zu stellen. Viele Freiwillige von einst übernahmen im Laufe der Jahre Posten im Vorstand der Stiftung und engagieren sich neben ihren beruflichen Karrieren bis heute bei SHL. Manche ehemalige Auslandsfreiwillige haben gleich ihr Engagement zum Beruf gemacht, Dascha Kuhn etwa, die 2000 für SHL im Kosovo war und heute als Regionalmanagerin einer internationalen Hilfsorganisation in Zentralasien arbeitet, oder Christian Braun, der im selben Jahr im Kosovo war und heute am Zentrum für Konfliktforschung in Marburg über Post-Konflikt-Staaten promoviert. Andere sind in die Medien gegangen, so wie Rhys Nölke, der sich von 1994-1998 bei SHL engagierte und heute in der Geschäftsführung der RTL Group arbeitet und nebenbei im Stiftungsrat von SHL aktiv ist, oder Julia Saldenholz, die als Reporterin beim Norddeutschen Rundfunk Karriere machte und später in die Intendanz wechselte. Wie wichtig Jugendarbeit im ehemaligen Jugoslawien auch 13 Jahre nach Kriegsende noch immer ist, das können junge Menschen vor Ort am besten erklären – Visnja Sijacic etwa, Projektleiterin in dem von SHL unterstützten Jugendzentrum CK 13 in der serbischen Stadt Novi Sad: „Der Frieden ist nichts, was uns für immer sicher ist, sondern etwas, woran wir arbeiten müssen“, sagt sie, zumal eine Aufarbeitung der Kriegsvergangenheit praktisch nicht stattfinde, obwohl eine ganze Generation mit dem Krieg und seinen Folgen aufwuchs. Orte wie das Jugendzentrum seien deshalb wichtige Ausnahmen, weil hier über Themen gesprochen werde, die anderswo in der Gesellschaft tabu sind. Und wie nötig ihr Einsatz in den Roma-Vierteln von Bijeljina ist, das erlebt Tasnim Hanachi jeden Tag: „Es ist hier so schwer für Jugendliche und Kinder an Bildung ranzukommen. Da ist es total wichtig, dass eine Organisation wie SHL weiterhin unterstützt und nicht einfach so aufhört, weil der Krieg vorbei ist.“ Die Arbeit von „Schüler Helfen Leben“ hat sich im Laufe der Jahre verändert, doch die großartige Erfolgsgeschichte des Vereins inspiriert bis heute. Tasnim bringt es auf den Punkt: „Ich wusste früher gar nicht so genau, was Jugendengagement ist. Erst als ich mich ein bisschen mit der Geschichte von SHL auseinandergesetzt habe, habe ich gemerkt, was Jugendliche alleine bewirken können. Und das finde ich schon eine ziemlich coole Sache.“

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Foto: Andrea Usison

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BACKEN, LAUFEN UND VERKAUFEN Was Schüler alles tun, um an Geld zu kommen

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EIN GEMEINSAMES ZIEL VOR AUGEN MOTIVIERT

1000 Euro waren das Ziel. Mittlerweile hat sich der Gewinn fast verdoppelt. Mit zwei Kuchenverkäufen, einem Flohmarktstand und einem Spendenmarathon hat die 8. Klasse des Phorms Campus Berlin Süd inzwischen 1800 Euro verdient. Damit soll aber keinesfalls die Klassenkasse aufgebessert werden. Der gesamte Betrag geht an den Verein Madamfo Ghana. Im Ethik-Unterricht las die Klasse das Buch „Weiße Nana“, den Erlebnisbericht von Bettina Landgrafe, der Gründerin des Vereins. Als Krankenschwester kam Bettina Landgrafe 2001 nach Ghana, baute einige Zeit später ein Projekt auf, gründete den Verein und blieb dem Land treu. Im Unterricht informierten sich die Schüler über die Projekte von Madamfo

Ghana, über die Situation der Menschen und Kinder vor Ort und hatten schnell die Idee, den Verein zu unterstützen. Gemeinsam überlegten sie, wie sie Geld verdienen und dieses später spenden könnten. Svenja sagt: „Ich glaube, es ist etwas ganz anderes, wenn man an irgendeine Hilfsorganisation spendet oder wenn man wirklich weiß, wo das Geld hingeht und man etwas bewirkt mit der Spende. Bei vielen Hilfsorganisationen überweist man Geld auf ein Konto und ein großer Teil verschwindet auf dem Weg, wegen der ganzen Bürokratie. Bei Madamfo Ghana weiß man, dass von den 1800 Euro nicht nur 500 Euro ankommen, sondern der gesamte Betrag.“ Valerie Gericke, die Ethik-Lehrerin der Klasse, überlegte sich ein Konzept, mit dem sie den Schülerinnen und Schülern soziales Engagement näherbringen kann: „Ich hab das Buch ‚Weiße Nana‘ über die Ferien gelesen und mir überlegt, was es für Anknüpfungspunkte für den Unterricht gibt. Die Klasse hat dann das Buch gemeinsam gelesen und die Schüler haben sich über die Website von Madamfo Ghana über die einzelnen Projekte informiert. In Zweiergruppen wurden dann die Informationen aufbereitet und in einem Text zusammengefasst. So haben wir dann die Projekte hier im Unterricht vorgestellt und über das Buch berichtet und diskutiert. Selbstverständlich wurde auch ein Test darüber geschrieben. Der Unterricht war zweigeteilt: Im Theorieteil haben wir uns informiert und im praktischen Teil haben wir die Spendenaktionen geplant und durchgeführt.“ Die Schüler haben dabei nicht nur eine Menge über Entwicklungszusammenarbeit, Kinderrechte, Afrika und Ghana gelernt, sondern auch, dass es Spaß machen kann, sich zu engagieren. Weil viele der Projekte

von Madamfo Ghana darauf abzielen, die Lebenssituation von Kindern zu verbessern, konnten sich die Schüler außerdem schnell mit den Zielen des Vereins identifizieren. „Es ist toll zu wissen, wir haben so viel Geld dadurch gesammelt, dass wir vieles in unserer Freizeit gemacht haben, und trotzdem fehlt uns nichts. Ganz im Gegenteil. Mich hat es noch mehr erfüllt, weil ich weiß, dass ich jemandem helfen kann. Es hat mir Spaß gebracht, gemeinsam mit meinen Freunden Kuchen zu backen oder auf dem Flohmarkt Sachen zu verkaufen“, meint Latoya. Der Kuchen ist verkauft, das Geld beim Spendenmarathon erlaufen, und den Erlös überreicht die Klasse bald. Was nun? Das Unterrichtsprojekt soll keine Eintagsfliege bleiben. Valerie Gericke erklärt: „Dass wir in jedem Jahr Kuchenverkäufe für Madamfo Ghana machen, ist nicht das Ziel. Dann überspannt man auch die Nerven und irgendwann reizt man das Thema aus. Deshalb machen wir das künftig eher im Zweijahrestakt und nehmen dann auch die anderen Gymnasialklassen dazu. Die Pilotklasse, die sich mit dem Thema schon auskennt, kann den anderen Klassen exemplarisch berichten, worum es geht. In Zukunft werden wir noch andere Projekte angehen. Die Schüler könnten zum Beispiel ein Altenheim besuchen und dort direkt etwas mit den älteren Leuten unternehmen. Es sollte nicht alles über Spendensammeln laufen. Die Jugendlichen sollten sich aktiv einbringen: Mit den alten Leuten Kekse backen, ihnen etwas vorlesen oder über den Weihnachtsmarkt laufen.“ Auch die Schüler haben jede Menge Ideen. Theresa schlägt vor, doch mal ein Kinderheim zu besuchen. „Ich glaube wir können uns alle gar nicht richtig vorstellen, wie es dort wohl ist. Auch wenn es den Kindern in deutschen Heimen wahrscheinlich vergleichsweise gut geht, ist es bestimmt etwas ganz anderes als in einer Familie aufzuwachsen, so wie wir.“ Gesellschaftliches Engagement soll auch weiterhin auf dem Phorms Campus Berlin Süd zum Schulleben dazugehören. „Mir ist es wichtig, dass wir eine soziale Ader schüren und schulen und jedes Jahr ein extra Projekt bezüglich gesellschaftlichen Engagements durchführen“, so Valerie Gericke.

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Foto: Ulrich Baehring

MEHR ALS SCHULE

Mandarin

ist keine Frucht Sondern die offizielle Sprache der Volksrepublik China. Seit dem Schüleraustausch in Hong Kong lernt Vincent Mandarin. Die Stadt hat ihm nämlich so gut gefallen, dass er dort nun ein ganzes Jahr zur Schule gehen möchte Glitzernde Fassaden, Hochhäuser die in den Himmel ragen, blinkende Werbebanner und ein Gewusel aus tausenden von Menschen – so sei Hong Kong, erzählen Vincent und Patrick. Im Herbst 2012 waren die beiden für zwei Wochen in der chinesischen Millionenstadt und zu Gast am renommierten St. Pauls College, einer 160 Jahre alten Schule für Jungen. Hong Kong liegt an der Südküste Chinas und ist eine Sonderverwaltungszone. Die Stadt gehört zu China, verfügt aber über ein eigenes politisches und wirtschaftliches System. So viel anders als in Peking oder Shanghai sei es in Hong Kong nicht gewesen, meint Patrick ziemlich abgeklärt. Eben eine große asiatische Stadt. Allerdings auf mehrere Inseln verteilt. Die beiden gehen eigentlich auf dem Phorms Campus Berlin Mitte zur Schule, in die zehnte Klasse. Vor

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drei Jahren wurde der Kontakt zwischen dem St. Pauls College in Hong Kong und dem Phorms Campus Berlin Mitte geknüpft. Im Frühjahr 2012 besuchten zum zweiten Mal Schüler aus Hong Kong den Phorms Campus Berlin Mitte und die Berliner Schüler verbrachten im Herbst zwei Wochen in Hong Kong. Die deutschen und die chinesischen Schüler müssen lediglich die Kosten für den Flug und ein kleines Taschengeld aufbringen, da die Unterbringung in den Gastfamilien kostenfrei ist. Vincent meint, seine Mutter hätte ihn anfangs überreden müssen, an dem Austausch teilzunehmen. „Ich finde es super, dass sie das geschafft hat. Im Nachhinein verstehe ich gar nicht mehr, warum ich da nein sagen wollte“, meint er heute. Aber bevor sich die deutschen Schüler auf nach China machten, kamen zunächst im Früh-

jahr 2012 Schüler aus Hong Kong nach Berlin. „Wir haben uns von Anfang an sehr gut mit den chinesischen Schülern verstanden und viel Spaß zusammen gehabt. Mein Gastschüler hatte leider im Sommer die Schule in Hong Kong gewechselt, so dass ich bei einer anderen Familie untergekommen bin“, erzählt Vincent. „Familie Wong, bei der ich gewohnt hab, war sehr nett und auch interessant. Der Vater ist Filmkritiker und Regisseur, die Mutter arbeitet bei einer Filmvermarktungsfirma. Mit Alex, dem Sohn habe ich mich super verstanden. In der Familie wurde ich so behandelt, als ob ich einer von denen wäre.“ Vincent und Patrick sind begeistert, wie anders Hong Kongs ist. „Das ist schon eine komplett andere Welt. Ich wohne in Frohnau, einem Vorort von Berlin. Bei uns gibt es fast nur Einfamilienhäuser und die

MEHR ALS SCHULE

Metropole ohne Zentrum–

Hong Kongs Stadtgebiet erstreckt sich über mehrere Inseln und Halbinseln

höchsten haben vier Stockwerke. In Hong Kong steht ein Haus neben dem anderen und man wohnt auf 30 Stockwerken. Ich habe dort zum Beispiel im 23. Stock gewohnt. Da gibt es nicht viel Platz, und niemand hat einen Garten“, erzählt Patrick. Typisch für Hong Kong seien außerdem die vielen Tempel, die es überall in der Stadt gibt und die glimmenden Räucherstäbchen, die überall brennen. „Die zündet man an, wenn jemand gestorben ist“, weiß Vincent. Die beiden Berliner Schüler waren für zwei Wochen am traditionsreichen St. Pauls College. Die Schule wurde 1860 gegründet und ist jetzt 160 Jahre alt. Noch immer ist sie eine reine Jungenschule. „Hong Kong war früher eine englische Kolonie und die Schule wurde damals von Engländern gegründet“, weiß Vincent. Schule habe in Hong Kong einen ganz anderen Stellenwert. „Bei uns geht man morgens in die Schule, nachmittags nach Hause, macht ein bisschen Hausaufgaben und lernt noch etwas. In Hong Kong bestimmt die Schule das Leben viel stärker als bei uns und nimmt auch viel mehr Raum ein. Alle sind morgens eine Stunde eher da“, erzählt Vincent. Patrick meint: „Ich war in Berlin auch

schon mal eine halbe Stunde früher da. Aber da hab ich alleine rumgesessen. An der Schule in Hong Kong kommen alle früher und spielen Fußball, Basketball oder Tischtennis. Die machen vor der Schule viel mehr als wir.“ Auch das Nachmittagsprogramm am St. Pauls College ist umfangreich: Chor, Debattierclub, Schwimmtraining. „Jeder Schüler hat eigentlich mindestens drei Mal die Woche noch irgendein Programm. Mein Gastgeber ist Vorsitzender des Debattierclubs. Es gibt dort für fast alles einen Club, sodass jeder das richtige für sich findet“, erzählt Vincent Die beiden haben sich nach kurzer Zeit sicher und selbständig in der Megacity Hong Kong bewegt. „Die Schule liegt so, dass man sie wunderbar erreichen kann. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind total gut ausgebaut. Es gibt Busse und U-Bahnen und so kleine Minibusse, die man einfach am Straßenrand anhalten kann“, meint Patrick. Ein richtiges Zentrum gibt es nicht. Die ganze Stadt ist auf mehreren Inseln und Halbinseln verteilt. „Hong Kong ist geteilt durch den Fluss. Die eine Seite ist Hong Kong Island. Dort stehen

die ganzen Hochhäuser, die Commercial Buildings, weil dort überall Werbung an den Häusern hängt. Das ist der wohlhabendere Teil von Hong Kong. Auf der anderen Seite liegt Kowloon. Dort sind die Häuser kleiner und niedriger und der Lebensstandard ist nicht ganz so hoch. Das ist auf jeden Fall auch ein super interessanter Stadtteil, wo es viel zu sehen gibt“, erzählt Vincent begeistert. Erstaunt waren die beiden Berliner Schüler über die Fahrkünste ihrer Gastschüler.„Einen Nachmittag sind wir mit einer Fähre auf eine Insel gefahren, so ein bisschen raus in die Natur und wollten dort Fahrrad fahren. Mein Gastschüler meinte dann: ‚Langsam! Ich bin seit sieben Jahren nicht mehr Fahrrad gefahren.‘ Hong Kong ist eben eine riesige Stadt, da fährt niemand Fahrrad“, so Patrick. Das, was vielen eher Angst macht, fasziniert Vincent. Er sagt, ihm gefalle das Große und das Moderne an Hong Kong. Deshalb hat er sich für ein Austauschprogramm beworben und hofft, im nächsten Jahr die elfte Klasse in Hong Kong zu verbringen. Bis dahin lernt er erst einmal weiterhin Mandarin.

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Foto: privat

SCHÜLERREPORTER

von Simon Schmidt, neun Jahre alt, vierte Klasse der Phorms Schule Frankfurt

Atomkraft ist die Nutzbarmachung der Kernspaltung zur Stromerzeugung. Alles besteht aus Atomen. Wussten Sie, dass Atome so klein sind, dass man sie nicht einmal unter dem Mikroskop sehen kann? Es gibt verschiedene Arten von Atomen. Einige sind stabil, andere sind instabil. Um verstehen zu können, was Instabilität bedeutet, müssen wir zuerst mehr über die Struktur von Atomen wissen. Atome bestehen aus drei Elementen: Neutronen, Elektronen und Protonen. Neutronen und Protonen bilden zusammen den kugelförmigen Atomkern. Die Elektronen umgeben immer den Kern. Der Kern eines instabilen Atoms, zum Beispiel von Uran, besteht aus ungleichen Mengen von Protonen und Neutronen und zerbricht, wenn er von einem Neutron getroffen wird. Dieser Vorgang ist als Kernschmelze bekannt, und es werden dabei Energie und Hitze freigesetzt. Diese Energie und Hitze sind so stark, dass man sie nutzen kann, um damit Strom zu erzeugen oder auch um Bomben zu bauen.

Wie funktioniert ein Kernreaktor? Ein Kernreaktor nutzt die Hitze, die bei einer kontrollierten Kernschmelze entsteht, um Strom zu erzeugen. Außer dem Kernmaterial gibt es drei Arten von Wasserkreisläufen im Reaktor.

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Warum ist Radioaktivität gefährlich?

Was ist Atomkraft, wie funktioniert sie, und warum ist sie gefährlich?

Außer Wärme wird auch radioaktive Strahlung frei, wenn ein Atom zerbricht. Es gibt drei Arten von Strahlung, die schwere gesundheitliche Schäden verursachen können. Diese Strahlentypen nennt man Alpha-, Beta- und Gammastrahlung. Diese Strahlung wird vom Uranbrennstoff oder vom atomaren Abfall abgegeben. Die Strahlung kann Krebs verursachen und zu Hautverbrennungen führen. Als Atommüll gelten verbrauchtes Uran oder das Wasser, das mit dem Uran in Kontakt gekommen ist. Das Problem ist, dass niemand weiß, wo der Müll hin soll, bis er nicht mehr strahlt. Atommüll bleibt für viele tausend Jahre radioaktiv.

Wo wird Atomkraft eingesetzt? Der innere Wasserkreislauf, der mit den instabilen Atomen in Berührung kommt, wird von der Energie, die bei der Kernschmelze entsteht, aufgeheizt und ist daher extrem heiß. Das Wasser im zweiten Kreislauf ist weder extrem heiß, noch sehr kalt. Der letzte ist der äußere Kreislauf mit einer Wassertemperatur von beinahe 10°. Und so funktioniert es: Der innere Kreislauf heizt den zweiten Kreislauf auf, dabei wird Dampf produziert. Der Dampf treibt wiederum eine Turbine an, die mit einem Generator zur Stromerzeugung verbunden ist. Im äußeren Kreislauf befindet sich Kühlwasser. Es kühlt den Dampf ab und das Wasser fließt zurück. Mit diesem Wärme-Kälte-Kreislauf wird Strom erzeugt.

Atomkraft wird in der Welt vielfältig genutzt. Wussten Sie, dass zu jeder Zeit von Kernkraftwerken Strom erzeugt wird? Es gibt viele Kernkraftwerke auf der Welt, und es könnte immer passieren, dass eines kaputt geht oder explodiert, obwohl dies sehr unwahrscheinlich ist. Meiner Meinung nach sollte man aufhören mit Kernkraftwerken Strom zu erzeugen, denn es ist schlecht für die Umwelt. Auf der Welt gibt es 440 Kernkraftwerke. Wenn ich der König der Welt wäre, würde ich sofort damit aufhören Kernenergie zur Stromerzeugung einzusetzen. Es gibt so viele andere Möglichkeiten zur Energiegewinnung, aber Atomkraft ist eine der schlimmsten Arten, Energie zu erzeugen.

Foto: Jan Iso Jürgens

WELTBILDUNG

USA Wir schauen über den Tellerrand mit: Luella Gretchen Menz, 5 Jahre, Juan Cabrillo Elementary School, Malibu, USA (Zweite von rechts)

Was für eine Schule besuchst Du? Ich gehe in die Vorschule. Unsere Schule geht von der Vorschule bis zur sechsten Klasse. Was lernst Du in der Schule? Wir lernen ein bisschen Rechnen, wir lernen Buchstaben, also das Alphabet. Schreiben lernen wir nur ein bisschen. Aber ich kann schon meinen Namen schreiben und sogar buchstabieren. Wie viele Kinder sind in Deiner Klasse? Wir sind eine Splitclass. In meiner Klasse

sind acht Vorschulkinder und 13 Erstklässler. Und wie groß ist Deine Schule? Das Schulgebäude ist groß aber nicht so groß. An einer Wand ist eine Malerei mit Delfinen. Was magst Du am liebsten in der Schule? Mir gefällt fast alles. Also Sport und Musik und Rechnen und Schreiben. Aber am liebsten mag ich Kunst. Und wir haben manchmal Pyjama Day. Dann kommen wir alle im Schlafanzug in die Schule, auch

der Lehrer. Und einmal hab ich sogar schon in der Schule geschlafen. Da haben wir Camping gemacht und alle auf dem Sportplatz im Zelt geschlafen. Benutzt ihr einen Computer in Schule? Ja, manchmal. Aber nicht immer. Wie weit ist Dein Schulweg? Mama fährt mich morgens mit dem Auto, so ungefähr eine halbe Stunde. Was möchtest Du später mal werden? Ballerina

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Foto: Andrea Usison

ZWEI BUCHLADENBESITZERINNEN VERRATEN UNS IHRE LIEBLINGSBÜCHER

Gabi Kopper betreibt seit 2006 ihren internationalen Kinder- und Jugendbuchladen im Herzen von Hamburg-Eimsbüttel. Als Touristikbetriebswirtin hat sie viele Länder beruflich und privat bereist und ist besonders an Sprachen und anderen Kulturen interessiert. Im Buchladen finden sich heute Kinderbücher in 20 Sprachen, der Schwerpunkt liegt auf den Sprachen Englisch, Französisch, Spanisch und Schwedisch.

THE AMAZING TERRY JONES PRESENTS ANIMAL TALES Autor: Terry Jones Ab 6 Jahre ISBN: 9781843651635 Das wunderschön illustrierte Geschichtenbuch „Animal Tales“ von Terry Jones enthält 16 Vorlesegeschichten. Diese Geschichten bringen nicht nur Kinder zum Lachen. Wir erfahren zum Beispiel von einem praktizierenden Arzt, dem seine Lizenz entzogen werden soll und der nicht versteht, warum er seine Praxis schließen soll. Der Arzt ist ein Hund. Dann gibt es da noch den Fuchs, der einen atemberaubenden Hühnerzirkus betreibt, oder den Pinguin ohne Namen. Ein Spaß für die ganze Familie.

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A KICK IN THE HEAD – AN EVERYDAY GUIDE TO POETIC FORMS Autor: Paul B. Janeczko Ab 8 Jahre ISBN: 9780763641320 „A Kick in the Head“ erläutert anhand einfacher und humorvoller Gedichte verschiedene Versformen. Pro Seite lernt man eine Versform mit je einem Beispiel kennen. Jedes Gedicht wird begleitet von einer Wasserfarben/KollagenIllustration und einer Erklärung der jeweiligen Versform. Beispiel für ein Couplet: „In the world of mules, there are no rules“ by Ogden Nash

DRAGONBORN Autor: Toby Forward Ab 12 Jahre ISBN: 9781406320435 Dragonborn ist der erste Band der auf vier Bände angelegten Serie Flaxfield Quartet. Ein großartiger Schreibstil, starke Charaktere und eine manchmal etwas düster erscheinende Atmosphäre begleiten die Geschichte des Hexenmeister-Auszubildenden Sam, der nach der Hälfte seiner Zeit bei seinem Lehrmeister Flaxfield mit dessen plötzlichem Tod konfrontiert wird. Er muss daraufhin das einzige Zuhause, das er bisher kannte, verlassen und mit seinem Lieblingsdrachen Starback fliehen.

Foto: Andrea Usison

REZENSIONEN

Sharmaine Lovegrove stammt aus London und zog 2009 nach Berlin, wo sie Dialogue Books eröffnete, eine Buchhandlung für englischsprachige Bücher. Mit regelmäßigen Events an Veranstaltungsorten wie dem Soho House in Mitte, ist ihr Buchladen mit dem Ambiente eines Wohnzimmers schnell zum Zentrum internationaler Literatur in Berlin avanciert.

THE MARRIAGE PLOT

JUST KIDS

Autor: Jeffrey Eugenides ISBN: 9780007441297

Autor: Patti Smith ISBN: 9780747548409

Beim Lesen dieses Buchs fühlte es sich an, als stünde die Welt still. Die Geschichte reflektiert auf eindrucksvolle Art, dass viele von uns mit Ende zwanzig immer noch auf der Suche nach dem rechten Lebensweg sind. Die Handlung spielt im modernen Amerika, und versteht es, die Leser abwechselnd auflachen zu lassen, zum Schreien zu bringen und dazu, sich selbst zu hinterfragen.

Patti Smith, eine der inspirierendsten Frauen auf unserem Planeten, erzählt ihre Geschichte. 1967, einige Jahre bevor sie zu Weltruhm gelangt, lernt sie Robert Mapplethorpe kennen. Es beginnt eine fesselnde Rock’n’Roll-Liebesgeschichte, die verlangt, in einem Zug durchgelesen zu werden.

THE CASE FOR WORKING WITH YOUR HANDS Autor: Matthew Crawford ISBN: 9780141047294 Wenn es draußen kalt wird, hält man sich am besten warm, indem man durch „echte“ Arbeit etwas schafft. Dieses Buch quillt über vor inspirierenden Anekdoten und praktischen Ratschlägen zur Arbeit mit den eigenen Händen. Ideal für alle Berliner auf der Suche nach neuen Anregungen, gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit.

Alle Bücher unter www.dialoguebooks.org

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LOCAL SHOOLS GLOBAL EDUCATION

Das Phorms Konzept basiert auf anspruchsvoller bilingualer Bildung, qualifizierter Ganztagesbetreuung und individueller Talentförderung.

Für unsere Kindergärten, Grundschulen und Gymnasien an den Standorten Berlin, Hamburg, Frankfurt, München und Neckarsulm suchen wir engagierte und qualifizierte Erzieher/-innen und Pädagogische Mitarbeiter/-innen, Grundschul- und Gymnasiallehrer/-innen aller Fachrichtungen sowie Praktikanten. Sie haben Spaß an der Arbeit mit Kindern und im internationalen Team? Sie verfügen über gute englische Sprachkenntnisse und möchten weitergehende Erfahrungen im Umgang mit Kindern sammeln? Sie sind engagiert, motiviert und möchten Teil einer innovativen Bildungsinitiative sein?

Dann freuen wir uns auf Ihre aussagekräftige Online-Bewerbung unter: www.phorms.de/Karriere/Stellenangebote

Weitere Informationen zu unseren Schulen, unserem Konzept sowie zu unseren vakanten Positionen finden Sie unter:

bilingual · ganztägig · international

www.phorms.de

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