3/2015. Gemeindebrief. Foto: Ascada / pixelio.de

March 7, 2016 | Author: Imke Diefenbach | Category: N/A
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3/2015

Gemeindebrief

Inhalte in dieser Ausgabe Liebe Gemeinde   Gedicht: Herzliche Einladung  Geistliche Besinnung: Monatsspruch November 2015  Von der Kunst, alt zu werden  Gemeindefahrt nach Konstanz und Meersburg  „Silly Souls“ beim Festmahl in Weiß  Danke an einen Bescheidenen  Auf ganz eigene Art evangelisch  Mit Mensch + Mit Mensch = Mitmenschlichkeit ?  110 Jahre Posaunenchor Neureut  Begrüßungsgottesdienst der neuen 37 KonfirmandInnen  Wichtige Termine   Aus dem Gemeindeleben  Betreuungsgeld streichen – dafür 24-Stunden-Kita?  Programm-Planung Kontakt 2015/2016  Die glorreichen Sieben  Thanksgiving, festival de la cosecha, Hálaadás  Gemeindefest/Bazar  Entwicklungsstadien  Kinderseiten  Inklusion einmal umgekehrt  Impressum   Programm Bazar 2014 

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Liebe Gemeinde, es ist schon wieder so weit: Herbst, Zeit der Reife, Zeit der Ernte. Bei manchem mit der unterschwelligen Wehmut, wie sie im Gedicht „Herbst“ von Gottfried Benn zum Ausdruck kommt: „Nirgend mehr Purpur oder junge Glut. Nur in der Georginen Sehnsuchtsaugen brennt noch des Sommers wundervolles Blut. Bald wird auch dies die Erde in sich saugen.-“ Die junge Glut. Wie gut sie mir tut, wenn ich mit unserer Gemeindejugend zusammen bin! Zum Altwerden im Denken oder in meinem Auftreten haben mir die Jugendlichen nie eine Chance gegeben. Aber ich neige auch so nicht zum distanzierten, distinguierten Typen. Das wäre nicht ich. In meinem biografischen Herbst fürchte ich nicht wie Gottfried Benn den sich ankündigenden Winter, ich genieße jedes Grün und jede Blume. Das Bunte der sich verfärbenden Blätter auch. Es muss nicht immer Purpur sein. Erntezeit. Resumée ziehen. Es tut mir gut zu wissen, dass auch in einer fernen Zukunft sich bei uns in Neureut-Nord Menschen zu ihrer Gemeinde und zu ihrer Kirche bekennen werden: weil bei 37 Konfirmandinnen und Konfirmanden, die im Sommer ihre Unterrichtszeit begonnen haben,wieder gesät wird. Viele Vereine, auch die Sportverbände, Hilfsorganisationen und Chöre klagen über Nachwuchsmangel. Unsere Kirchengemeinde darf stolz sein, wie sehr die Jugend sich in ihr zu Hause fühlt, sich einbringt, mitmacht und immer wieder neue dazu kommen z.B. von den 2014 Konfirmierten. Wir brauchen die junge Glut, die uns „einheizt“. Mit ihren Fragen, mit ihrem Gefühl dafür, was nicht glaubhaft ist. Wo wir zu erstarren drohen, weil wir etwas für richtig halten, nur weil wir es immer so gemacht haben, geben sie uns Anstöße. Herbst. Ich denke zurück an meine erste Pfarrstelle damals im Kaiserstuhl. Niemand hat in dieser sonnenverwöhnten Region die dritte Jahreszeit als schlechten Vorboten betrachtet. Alle waren viel zu sehr beschäftigt, die Lese einzubringen. Weinfeste 3

brachten die Menschen in fröhlicher Stimmung zusammen. Für mich immer noch ein vorbildlicher Umgang mit dem Herbst. In mir brannte die junge Glut des Berufsanfängers, der alles richtig machen möchte, und bald erkennen muss: Alles ist zu viel. Gott hat einem jeden von uns Grenzen gesetzt, damit – wie der Apostel Paulus es so wunderbar ausgedrückt hat – sich niemand rühme, sondern allein Gott die Ehre gebe. Grenzerfahrungen, Erfahrungen mit eigenen Grenzen sind für mich immer Gotteserfahrungen. Aus manchen Anfängerfehlern habe ich gelernt, für anderes musste ich erst reifen, um es recht einzuschätzen, um es recht schätzen zu können. Meine Gemeinde hier durfte ernten, was sich damals noch im Reifungsprozess befand. Geht es Ihnen aus meiner Generation, aber schon eine davor und alle danach, auch so? Der milde Blick zurück, lachen können über das, was wir mal als modisch empfanden, ich sage nur Schlaghosen, die Frisuren wie in Woodstock, die Ansichten, die wir für absolut unanfechtbar hielten? Herbstgefühle sind Glücksgefühle. Über alles, was uns ausgemacht hat, über jede Glut, jedes Purpur. Über jede Entwicklung und Reife. Ich wünsche uns allen einen Herbst, den wir als gesegnete Zeit empfinden. Herzlichst Ihr    Pfarrer Ekkehard Hildbrand

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Nur die Scheune… (Lukas 12.16) Es war unser Mühen die Scheunen sind voll wir sind älter, ein wenig, und reicher geworden …du Narr Es war unser Wissen das Bewahrendes krallt, angstvoll wir wähnen, im Wahn, gegen Ewiges gefeit …du Narr Es war christliches Feindbild das hinaustreibt, entrüstet, den Fremden, Wir empfinden, Bereicherung, erschreckend …du Narr Es war unser Trugbild das wenige, vom Glauben, klammernd Wir, leblos, beschreiben Zukunft in Zahlen. …du Narr Es war unsre Seele das wenige bewahrend, von Liebe, trotzig wir hören sie rufen, manchmal: ergreife die Chance ! …du Narr

Fotos: angieconscious / pixelio.de Tim Reckmann / pixelio.de FotoHiero / pixelio.de Tim Reckmann / pixelio.de

KHB

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Geistliche Besinnung

Grafik: Spannring / imageonline

Vorbilder scheinen wichtig zu sein. Da sind Kinder und Jugendliche, die sich mit einer Leitfigur identifizieren, da sind die im Leben stehenden mit unterschiedlichen Wertmaßstäben und dem Bemühen, ihre vielfältigen Träume wahr werden zu lassen. Da sind die ewig Gestrigen, geprägt von längst überholten Ideen, die nicht wahrhaben wollen, dass das Heute ihrem Damals ein Ende gesetzt hat. Ähnliches läßt der Glaube erkennen.

Karl-Heinz Britsch

ihres Handelns und wenn andere anderslautende Denkweisen an den Tag legen, dann wird das großzügig toleriert, wenn auch nicht eben gutgeheißen. Sie führen eine für uns zumeist nicht nachvollziehbare Art, GOTT in ihr Leben einzubinden, mit ihm zu kommunizieren und sich an seinen Maßstäben zu orientieren.

Für die meisten ist er bedeutungslos geworden. Sie schütteln den Kopf? Die frühere Verbundenheit des Einzelnen mit seinem Glauben, seiner Religion, seiner Kirche ist unbestritten Vergangenheit.Vorhandene Religiosität wird nur noch sporadisch ausgeübt, zumeist bei Gegebenheiten, die eine kirchliche Beteiligung erfordern.

Gespräche mit dem Schöpfer, mit dem Auferstandenen, auch mit dem uns zumeist fremd bleibenden Heiligen Geist, sie sind für diesen Personenkreis unmittelbar. Da gibt es keine gekünstelten, wohlüberlegten Satzbauten, da weiß sich der Beter unmittelbar mit seinem Gegenüber verbunden. Er weiß, was er GOTT verdankt und was er von ihm erbitten kann. Sein Vorbild, sein GOTTES Bild, ist unabhängig von äußeren Gegebenheiten.

Aber noch gibt es das andere. Menschen, die in ihrer Beziehung zu Gott, zu Jesus Christus, eine scheinbar unerschütterliche Gelassenheit an den Tag leben. Die Bibel bildet die Richtschnur

Ein grobes Raster ist es, das hier angezeigt wird, und nach Lage der Dinge scheint es auch keine Brücke zu geben, die eine Annäherung ermöglichen könnte. So stehen sich also zwei Wel-

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Wobei jeder der Kontrahenten für sich in Anspruch nimmt, die allein selig machende Variante des Glaubens vorweisen zu können. Da werden dann Zweifel gesät, Zweifel konstruiert, Zweifel mit passenden Bibelzitaten unterlegt. So entsteht, wie ich gelesen habe, bei ca. 200.000 Religionsgemeinschaften ein unauflöslicher Widerspruch. Wären da nicht Zweifel an der Auslegung des Glaubens insgesamt angebracht? Und wer spricht dann noch vom allein selig machenden Wort? Auch in Bezug auf das Wort aus dem Buch Judas, unserem Monatsspruch für November 2015, (wem unter uns ist diese Epistel überhaupt geläufig) stellen sich von daher einige Fragen. Wem gilt „unser” (evangelisches) Erbarmen? Den Strenggläubigen? Den Bibeltreuen? Den Unierten? Denen, die der Rheinisch-Westfälischen Kirche angehören? Usw.,usw. Nebenbei gefragt: Haben wir, die so fragen, den besseren Glauben? „Mir ist Erbarmung widerfahren, heißt es in einem alten Kirchenlied. „Erbarmung deren ich nicht wert” Sind diese Zeilen nicht der Schlüssel zu einem gemeinsamen, gelebten Miteinander? Eigentlich haben wir kein Recht, den Nächsten einen falschen Glauben, eine falsche Gesinnung oder was auch immer vorzuwerfen.Sind wir besser als der, den wir - in aller Stille natürlich -

als Zöllner und Sünder titulieren? Jeder von uns ist auf das Erbarmen GOTTES angewiesen.Jeder von uns kann, wenn er auch mit sich selber ein wenig Erbarmen hat, den einen oder anderen Fleck auf seiner weißen Weste feststellen. Oder spiegelt das Sich-erbarmenwollen etwas von unserer Glaubensintensität? Ich kann mich eines anderen erbarmen, gönnerhaft, oder weil ich einen guten Tag habe oder – weil es meine Religion mir vorschreibt? Oder ist es zuletzt nicht doch – Herzenssache? Im Erbarmen steckt etwas von dem: „Lasset uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt”. Aber die Liebe hat sich zurückgezogen unter den Menschen. Beginnen wir also wieder etwas Erbarmen zu empfinden, in uns, und dann vorzuleben. Vorerst in kleinen Schritten, um dem gönnerhaften Gedanken vorzubeugen, wir wären damit etwas Besonders. Und vielleicht (!) könnten wir auch wieder einmal beten, dass GOTT uns befreie von dem, was die Bibel als ein hartes Herz bezeichnet. Ich denke, dass dann auch wieder die Liebe in uns wachsen könnte. Und mit ihr neue Formen des Erbarmens.     AMEN Foto: Hans Brunner / imageonline

ten gegenüber. Und obwohl ein HERR und mit ihm eine Kirche gegeben ist, bleiben, (und halten sich), die Unterschiede.

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Von der Kunst, alt zu werden Ekkehard Hildbrand Ein Freund in meinem Alter sagte zu mir: „Als ich jung war, hatte ich das Gefühl, ich wachse immer mehr in die Welt hinein. Inzwischen wachse ich schon wieder aus der Welt heraus. Niemand sei mehr da von denen, die damals seine Karriere förderten. Seine Lehrer seien fast alle längst gestorben, die ersten Klassenkameraden auch schon. Die wohlwollenden Zeugen seiner Biografie, die Menschen, bei denen er sich einen Namen gemacht hatte, seien in der Minderzahl und diejenigen, die nicht wirklich etwas von seinem Leben wüssten, würden immer mehr. Aus der Welt allmählich heraus wachsen. Vielleicht beschreibt das gut, was mit Älterwerden und Altsein verbunden ist. Abschied gehört dazu, manchmal im Wochentakt, Veränderungen der sozialen Bedeutung, die einem zugemessen wird. Dabei fühlt man sich doch noch fit. So viel, das man zu geben hätte. Jetzt, mit dem Weitblick, der Abgeklärtheit und der Besonnenheit des Alters. Immanuel Kant hat es so wunderschön auf den Punkt gebracht. Gerade wenn man so weit sei, dass man anfangen könnte, müsse man gehen. Nächstes Jahr werde ich aus dem Dienst ausscheiden. Werde ich meiner Nachfolgerin, meinem Nachfolger das 8

Leben schwer machen und als Standby-Pfarrer in Bereitschaft stehen? Darauf warten, dass das Telefon klingelt, weil jemand möchte, dass ich die Beerdigung halte, weil ich die Mutter, den Vater doch so gut und so lange gekannt habe. Die ehemalige Konfirmandin, die unbedingt von mir getraut werden möchte. Das wäre zutiefst unkollegial, weil ich der Nachfolgerin, dem Nachfolger die Möglichkeit nehmen würde, so intensiv und seelsorgerlich mit unserer Gemeinde in Kontakt zu treten, wie es mir damals möglich war, als ich neu in diese Gemeinde kam. Niemand sollte so eitel sein, sich für unentbehrlich zu halten. Wer den Talar auszieht, gibt damit nicht das Korsett weg, das sein Leben zusammen gehalten hat. Fürs Älterwerden gibt mir die berühmte Stelle im Buch des Predigers die Wegweisung: Alles hat seine Zeit. In dieser Demut freue ich mich auf die Zeit, die eine andere sein wird. Aus dem Amt, nicht aus der Welt. Endlich all die Bücher lesen, zu denen ich während meines Berufslebens nicht kam. Freunde besuchen, die ich sträflich vernachlässigt habe. Ein Wunder, dass sie nicht schon längst die Brücken abgebrochen haben. So ist das bei einem Beruf, bei dem es angeraten ist, so präsent wie möglich zu sein. Alles hat seine Zeit. Ganz viel davon wird meiner Familie, meiner Ehe gehö-

ren. Pfarrfrauen sind die ersten Opfer des Ordinationsgelübdes: Ein Pfarrer ist immer im Dienst.

menschen, auch in anderen Gemeinden sonntags zu Gast zu sein. Oder einfach nur weg.

Solange es die Gesundheit zulässt, reisen. Alleine, mit meiner Frau. Der Welt zugeneigt bleiben.

Alles hat seine Zeit. Alles hat seinen Sinn und seine Tiefe. Ich empfinde alt werden nicht als bedrohlich, sondern als Gnade. Jedes Jahr nehme ich dankbar aus Gottes Hand. Die Regel für die Kunst, alt zu werden lautet Gelassenheit.

Ich werde mich als ganz normales Gemeindeglied im Gottesdienst sehen lassen, in der Freiheit eines Christen-

Liebe Leute, dieses Jahr geht‘s an den Bodensee!

Unsere diesjährige Gemeindefahrt nach Konstanz und Meersburg Udo Beuke auf sie zukommt und diejenigen, die Kann es etwas Schöneres geben, als bei herrlichem Sonnenschein im Bus zu sitzen und mit gleichgesinnten Freunden eine Fahrt an den schönen Bodensee zu machen? Wohl kaum. So war es auch nicht verwunderlich, dass alle Kirchenmitglieder, die sich für die Gemeindefahrt an den Bodensee bei unserer Kirchendienerin Frau Meinzer angemeldet hatten, bestens gelaunt waren. Diejenigen, die schon einmal dort waren, wussten, was da Schönes

Frau Ries und Frau Ulrich auf der Hinfahr t im Bus

den Bodensee mit seinen Städten Konstanz und Meersburg noch nicht kannten, ahnten sowohl aus der Einladung, als auch aus den Erzählungen, was da an wunderbaren Eindrücken auf sie wartete. Auf dem Kirchentag in Stuttgart haben sowohl die lutherphilen Städte, wie z. B. Wittenberg, für ihr Thema 500 Jahre Reformation Werbung gemacht. Auch Konstanz war dabei und hat für das 600-jährige Jubiläum des „Konstanzer Konzils“ geworben und zum Besuch der Stadt eingeladen. Konstanz hat sich für diese vierjährige Jubiläumszeit adäquat herausgeputzt. So stand dann auch das ganze Stadtbild im Zeichen dieser Festlichkeiten. Durch ein abwechslungsreiches Programm wurde auf den „Schauplatz Konzilstadt“ aufmerksam gemacht. Auch wir waren interaktiv beteiligt und waren Teil dieses Geschehens um das Konziljubiläum: Wir haben unser gemeinsames Fotos: Udo Beuke

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Essen auf der Seeterrasse des „Konzils“ eingenommen. In diesem, damals als Kaufhaus genutzten Gebäude wurde 1417 der neue Papst gewählt. Heute ist es ein gut situiertes Restaurant. Konstanz ist wunderschön, besonders wenn die Sonne scheint. Das gilt eigentlich für jeden Ort. Aber hier fällt besonders das wunderbare mediterrane Flair auf. Wie bei jedem Seeurlaub gehört auch eine Schifffahrt zum Programm. Wir haben daher den Weg nach Meersburg auf dem Wasser zurückgelegt und sind mit der Fähre gefahren. Meersburg mit alter Burg, neuem Schloss, mit Staatsweingut und DrosteHülshoff-Gymnasium – eine bildhübsche Ansicht. Vom See aus betrachtet eine besonders reizvolle Perspektive. Die erfrischende Brise an Bord hat auch allen gut getan. Wasser und Berge - fast schon perfekter Urlaub!

seekrank!: Frau und kein bisschen rr Linder, Frau Nagel, verdeckt He sowie Frau Müller Linder , Frau Engel

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Nicht nur die Unterstadt mit ihrer herrlichen Strandpromenade lädt zum Spazieren ein. Nein, auch die Oberstadt mit dem neuen Schloss ist es wert, erklommen zu werden. Belohnt wird man nach 40 Höhenmetern dann durch einen fulminanten Blick über den See und nebenbei auch durch ein Angebot an vielen kleinen Boutiquen und wunderschönen privatgeführten heimeligen Restaurants in den verwinkelten kleinen Gässchen. Hier oben steht auch die Meersburg, die der Stadt ihren Namen gegeben hat. Hier, im „Alten Schloss“, ist auch Annette von Droste-Hülshoff gestorben. Es ist die Burg ihres Schwagers. Es gab für mich noch einen anderen Grund, mich dessen zu erinnern: Bin ich doch in der Nähe zum Münsterland zur Schule gegangen. Für jeden Schüler im Ruhrgebiet war es eine heilige Pflicht, die „Judenbuche“ gelesen und die Wasserburg Hülshoff besucht zu haben. Hier ist die große Lyrikerin Annette von Droste-Hülshoff geboren, hier hat sie gelebt. Das ist die Burg ihrer Vorfahren. Bis sie dann krankheitsbedingt zu ihrer Schwester nach Meersburg zog und sich in Land und Leute verliebte, um endlich dann auch hier zu bleiben. Sie bezog eine kleine Residenz in den Weinbergen, etwas über der Oberstadt gelegen. Ein idyllisches BiedermeierKleinod. Heute ein kleines Museum zum Gedenken an die Droste. Für mich die Gelegenheit, um beigebrachtes Schulwissen neugierig im Jetzt zu verorten.

So perfekt, dass selbst die Bedienung sich lobend äußerte über die „Schildle“ mit dem Essenwunsch auf den Tischen im Restaurant. Das hatten sie noch nie erlebt.

Auf dem Weg zur dt Meersburger Obersta

Dank gilt natürlich allen, die bei der Fahrt dabei waren und durch ihre gute Stimmung für eine nette Atmosphäre während der Reise gesorgt haben.

Ich sehe unsere Gemeindefahrten stets mit den wachen Augen eines neugierig gebliebenen Zugezogenen, der sich schnell begeistern lässt, da vieles von dem was er sieht nicht nur neu, sondern auch noch wunderschön ist. So, und was ist das? Na, zum Beispiel der grandiose Blick von der Meersburger Oberstadt über den Bodensee bis zu den Alpen, wie ihn Annette von Droste-Hülshoff von Ihrem ehemaligen Fürstenhäusle genossen hat.

Mit dabei waren Fr au … na ja, seht selber!

Dank gilt es dafür zu sagen an die, die diese schöne Reise ermöglicht haben. Als Ideengeber unsern Herrn Pfarrer Ekkehard Hildbrand und als perfekte Umsetzerin unsere liebe Frau Meinzer.

Schließen möchte ich meinen Reisebericht mit einem Vers, den ich an der Treppe zur Meersburger Oberstadt auf einer Steintafel entdeckte.

au Ulrich an Frau Meinzer und Fr Meersburg Deck der Fähre nach

Verstafel an der Tr eppe zur Meersburger Ob erstadt

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„Silly Souls“ beim Festmahl in Weiß Katharina Enin Zum 300-Jährigen Stadtgeburtstag ließ sich Neureut am 27. Juni 2015 etwas ganz besonderes einfallen. Vom Klangpfad und dem gemeinsamen Singen am Neureuter Platz ging die Feierlichkeit über in das „Neureuter Festmahl in Weiß“ auf der Grünanlage am Alten Bahnhof. Natürlich durfte hier die musikalische Umrahmung nicht zu kurz kommen und so wurde unsere Band, die „Silly Souls“ (ehemals: „Jugend Rockt!“) als Hauptact für den Abend gebucht. Silly Souls – das sind sieben junge Menschen, welche sich vor fünf Jahren gefunden haben, um zusammen für die Kirche Neureut Nord in Gottesdiensten zu musizieren. Das „Dinieren in Weiß“ war unser erster außerkirchlicher Auftritt. Mittlerweile können wir uns getrost zu den alten Hasen zählen. Die Band trennte sich bereits von Mitgliedern und bekam gelegentlich auch Zuwachs - und mittlerweile umfasst unser Repertoire mehr als 40 Stücke. Momentan setzt sich die Band aus folgenden Mitgliedern zusammen: Thiemo Schmelzer (Saxophon), Jan Schmelzer und Julian Mann (Trompete), Kevin Lewald (Gitarre), Christian Winter (Schlagzeug und Percussions),

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Katharina Enin (Klavier) und natürlich unsere bezaubernde Sängerin Patricia Nagel. Der Abend begann mit zwei Stunden Klaviermusik, wobei verschiedene Mitglieder der Band abwechslungsreiche Arrangements spielten, welche die Festlichkeit des Diners unterstrich. Mit untergehender Sonne wurde die Stimmung immer besser – und die Lieder lauter! So legten wir um 21 Uhr richtig los. Schon bei unserem „Hallo, Hallo, Haaallo, ...“ Mikrophon-Soundcheck versammelten sich die Nachbarn auf der Straße. Mit unserer bunten Liedauswahl (von Adele bis zu den Toten Hosen ) sorgten wir am Alten Bahnhof für Stimmung. Nach zweistündigem Auftritt waren wir sehr erschöpft, doch richtig erleichtert, als uns kurz darauf die positive Resonanz erreichte. Die Atmosphäre des Festmahls hat uns begeistert und wir hoffen, beim nächsten Mal wieder dabei sein zu dürfen. Bis dahin werden wir auch „Ganz in Weiß“ von Roy Black lernen. Versprochen!

Danke an einen Bescheidenen Ekkehard Hildbrand Vor 30 Jahren unterschrieb Landesbischof Klaus Engelhardt auf Antrag unseres Kirchengemeinderates hin die Beauftragung für Karl-Heinz Britsch, das Amt des Prädikanten wahrzunehmen. Es folgte eine zweijährige theologisch qualifizierte Ausbildung, die neben der Berufsausübung absolviert wurde. Einübung in ein verändertes Leben: Kaum noch freie Wochenenden, auch unter der Woche Ringen um die rechte Verkündigung am nächsten Sonntag. Man merkt diesem Mann des eloquenten Wortes an, dass es ihm auf angemessenes Reden ankommt. Inhaltlich und formal, weil er weiß, dass der Schönheit der Botschaft die Schönheit des Ausdrucks entsprechen sollte. Man hat das Gefühl, er möchte seine Hörerinnen und Hörer verwöhnen, ihnen Gutes tun, ohne die Botschaft zu ästhetisieren. Im Zentrum steht immer das Wort Gottes, eindringlich, aber nie aufdringlich zur Sprache gebracht. Seine in unserem Gemeindebrief veröffentlichten Gedichte leben von dem Zusammenspiel einer äußerst ansprechenden Form und eines tiefen, christlichen Gehaltes. Man spürt, dass Karl-Heinz Britsch sich der hohen Verantwortung in der Verkündigung bewusst ist und sich ihr stellt. Ihn trägt auch nach 30 Jahren noch ungebrochen „Begeisterung gegenüber der Auseinandersetzung mit dem Wort.“

Von Anfang an war allen Beteiligten bewusst: Da ist einer berufen, das Wort Gottes nicht nur zu verlesen, wie es ihm das zeitgleich verliehene Amt des Lektoren ermöglichte, sondern zu verkünden. Eigene Predigten schreiben zu dürfen, verbunden mit dem Recht, das Abendmahl auszuteilen, Hochzeiten, Taufen und Trauergottesdienste zu halten. Der Landesbeauftragte für den Prädikantendienst in unserer Landeskirche, Dr. Dieter Splinter, beschreibt die Vorteile dieses Amtes so: „Prädikanten haben ganz unterschiedliche Berufe und bringen ihre Berufs-, Glaubens- und Lebenserfahrung in die Gestaltung der Gottesdienste ein. Sie machen so die Verkündigung reicher und bunter. Vielerorts könnten Gottesdienste nicht stattfinden, wenn nicht eine Prädikantin oder ein Prädikant den Gottesdienst mit der Gemeinde feiern würde.“ 13

Karl-Heinz Britsch gehört zu den Prädikanten in unserer Landeskirche mit den meisten Einsätzen. Unglaubliche 50 und mehr Gottesdienste hält er im Jahr. In vielen Gemeinden über unser Dekanat hinaus freuen sich die Menschen auf seine Predigten. 1 500 Gottesdienste und mehr in 30 Jahren! Niemand hat das Gefühl, alles schon irgendwie einmal gehört zu haben. Sein Respekt vor dem Bibeltext verhindert, dass er ihn zum Stichwortgeber für Lieblingsthemen macht. Weil er mit seinem Leben hinter dem steht, was er verkündigen darf, ist KarlHeinz Britsch jederzeit bereit, auch kurzfristig einzuspringen. Er war es auch, der die Gottesdienste im Senio-

renzentrum initiierte. Meistens hält er sie selbst. Darum bemüht, den alten Menschen etwas besonderes zu bieten, Chöre, Instrumentalisten oder Sänger zu beteiligen. Sichtbarer Ausdruck seiner Menschenliebe. Kirche nimmt gerne die Dienste der Ehrenamtlichen in Anspruch. Sie vergisst manchmal, dass ein Dankeschön angebracht ist. Lieber Karl-Heinz Britsch, Danke für den Dienst, der so viele Menschen in den letzten Jahrzehnten beschenkt hat. Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb. Ihnen spürt man diese Fröhlichkeit eines Christenmenschen ab. Mögen Sie uns noch lange mit Ihren Diensten und Ihrer Persönlichkeit erhalten bleiben.

Auf ganz eigene Art evangelisch

Lutherisch, reformiert, uniert - Wie die Landeskirche in Baden wurde, was sie ist Ein Gastbeitrag von Annette Borchardt-Wenzel Luther - den Namen kennt man. Der Mann, der am 31. Oktober 1517 „aus Liebe zur Wahrheit“ seine 95 Thesen an der Wittenberger Schlosskirche anschlug, hat die Reformation eingeläutet und damit gewaltige Veränderungen auf den Weg gebracht. Und das bei weitem nicht nur in kirchlicher Hinsicht. Luthers „Initialzündung“ wird am Donnerstag, dem Reformationstag, gedacht - in Karlsruhe zum Beispiel ab 20 Uhr bei einem zentralen Gottesdienst in der evangelischen Stadtkirche am Marktplatz. 14

Der Gärungsprozess, den Luther vor nahezu 500 Jahren in Gang gesetzt hat, brachte den Protestantismus hervor, oder eigentlich, wie Georg Gottfried Gerner-Wolfhard anmerkt: „viele Protestantismen, eine bunte und nicht immer fröhliche Vielfalt“. Gemeinsam sei ihnen ein zentraler religiöser Begriff: „Gewissen“. „Der Protestantismus postuliert für den Einzelnen, eine in ihrem Gewissen unmittelbar vor Gott stehende Person zu sein“, erläutert der in Karlsruhe lebende Kirchenrat im Ruhestand.

Dass evangelisch nicht gleich evangelisch ist – selbst regelmäßigen Kirchgängern wird das oft erst bewusst, wenn sie ein Gotteshaus besuchen, das zu einer anderen Landeskirche gehört, und ihnen manches merkwürdig vorkommt, zumindest aber ungewohnt erscheint. Denn unter dem Dach der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gibt es lutherische, reformierte und unierte Kirchen. Evangelisch sind sie alle - jedoch auf ihre jeweils eigene Weise. Das hängt mit den Reformatoren zusammen, die für die einzelnen Landstriche prägend geworden sind. Die evangelisch-lutherischen Kirchen berufen sich auf Martin Luther, während die Anhänger von Johannes Calvin und Ulrich Zwingli evangelisch-reformierte Kirchen gründeten. Die unierten Landeskirchen wiederum entstanden aus den Zusammenschlüssen von lutherischen und reformierten Kirchen - so geschah es 1821 auch in Baden. Wie es dazu kam, berichtet Gerner-Wolfhard in dem neu erschienenen Buch „Kleine Geschichte des Protestantismus in Baden“. Reichsritter im Kraichgau hatten den Anfang gemacht: Sie ließen schon früh reformatorisch predigen und das evangelische Abendmahl praktizieren: in deutscher Sprache und mit dem Kelch auch für die Laien. Mehr Zeit ließen sich der Kurfürst von der Pfalz und der Markgraf von Baden-Durlach. Sie führten 1556 in ihren Ländern die Reformation nach Luther ein. In der Kurpfalz wandte sich Friedrich „der Fromme“ allerdings schon sieben Jahre später dem reformierten Glauben zu - im Lu-

thertum steckte für seinen Geschmack immer noch zu viel „Abgötterei“. Andere Landesherren – etwa die Markgrafen von Baden-Baden - blieben katholisch, so dass der deutsche Südwesten nicht nur territorial, sondern auch konfessionell ein Flickenteppich war. Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus Baden ein Großherzogtum wurde, zu dem auch die rechtsrheinische Kurpfalz gehörte, wollte man die evangelischen Konfessionen in einer Landeskirche vereinigen. Brisant war dabei vor allem das unterschiedliche Abendmahl-Verständnis: Während für die Lutheraner Gott im Abendmahl real gegenwärtig ist, betrachten es die Reformierten als Gedächtnismahl. Doch es gelang, sich auf eine „AbendmahlKonkordie“ zu einigen, so dass das unterschiedliche Verständnis seit 1821 in der unierten Kirche keine trennende Wirkung mehr hat. Landesbischof war übrigens bis zum Ende der Monarchie 1918 der jeweilige Großherzog. Heute hat die Evangelische Landeskirche in Baden rund 1,27 Millionen Mitglieder und verweist - nicht ohne Stolz - auf ihre demokratischen Strukturen und den großen Anteil von Ehrenamtlichen in ihren Leitungsgremien. Sie versteht sich als Gemeinde Jesu Christi, in der es möglich ist, in unterschiedlicher Weise am kirchlichen Leben teilzunehmen und macht ihren Mitgliedern keine das Gewissen bindenden Vorschriften darüber, wie sie ihren Glauben zu leben haben. Aber fast 500 Jahre nach der Reformation hat die Kirche neue Herausfor15

derungen zu bewältigen. Gerner-Wolfhard, der zuletzt Ausbildungsreferent im Evangelischen Oberkirchenrat in Karlsruhe war, legt seiner Landeskirche am Ende der mit Namen, Daten und Fakten prall gefüllten „kleinen Geschichte“ dringend ans Herz, den „evangelisch-reformatorischen Kom-

pass“ nicht aus den Augen zu verlieren: „Es gilt aufzupassen, dass aus dem Gemeinde-Kirchen-Prinzip, welches im Protestantismus einmal sehr segensreich das frühere Staats-Kirchen-Prinzip ablöste, nicht heute und in Zukunft ein Ich-Kirchen-Prinzip wird“. Foto: imago/epd

Frau Annette Borchardt-Wenzel ist Redaktionsleiterin der Zeitung „der SONNTAG“ und vielen Lesern, auch der „Badischen Neusten Nachrichten“, bekannt als überaus sachkundige Kennerin der Badischen Geschichte, die sie nicht nur in ihren Artikeln zum Besten gibt, sondern auch in vielen Büchern und Vorträgen einem interessierten Kreis vorstellt. Der hier wiedergegebene Beitrag ist vom Oktober 2013 und ist aus Anlass des Erscheinens des Buches „Kleine Geschichte des Protestantismus in Baden“ geschrieben worden. Er ist besonders lesenswert für geschichtlich interessierte Neu- und Alt-Badener und dient gleichzeitig zur Einstimmung auf das Lutherjahr 2017. Die Evangelische Kirche Neureut-Nord bedankt sich für die Genehmigung zur Übernahme des Artikels.   Udo Beuke 16

Mit Mensch + Mit Mensch = Mitmenschlichkeit ? Karl-Heinz Britsch „Auch die größte Mitmenschlichkeit hat ihre Grenzen,” so überschrieb „Die Welt” am 28.11.2013 einen der Migration gewidmeten Leitartikel. Wir werden uns die in diesem Artikel dargestellte Auseinandersetzung mit dem „dauerhaften Wohnortwechsel von Menschen” – denn nichts anderes wird mit dem Begriff der Migration umschrieben – wahrscheinlich nicht anzueignen vermögen. Wir hier in Neureut sind zu weit weg vom Schuss. Wir sind nicht unmittelbar betroffen. Noch nicht, denn die hier bereits wohnhaften Migranten haben sich bestens eingelebt und integriert. Und, wie mir Jürgen Stober, der Ortsvorsteher dieses Stadtteils in einem Gespräch mitgeteilt hat,

wissen als das, was uns durch Dritte vermittelt wird. Nur, wie kann man den Kopf frei bekommen von all dem, was uns die Medien, sorgfältig aufgearbeitet, vorgekaut servieren? Wie läßt sich ein eigenes Bild, eine eigene Meinung gewinnen, wenn wir innerlich bereits Vorstellungen zuhauf in uns tragen? Die und die, aus dem Land oder aus der Ecke, klauen wie die Raben, sind stinkfaul, Sozialschmarotzer u.s.w., u.s.w. Beweise vermag natürlich keiner der Sprachtäter zu erbringen. Und wenn, dann aus dritter Hand. Aber in derartigen Äußerungen schwingt etwas mit von der vielfachen Abneigung gegen Fremdes. Wird Neid erkennbar gegen – ja, gegen was? Auch ein wenig Angst, vielleicht auch eine Art Bedrohung ist zu spüren, gegen Unbekanntes, nicht Vertrautes. Allen Bemühungen zum Trotz werden wir solche Zerrbilder nicht ausmerzen können.

Da die Bearbeitung der Asylanträge derzeit im Schnitt rund sieben Monate dauert und Platz für neue Flüchtlinge in den Erstaufnahmestellen geschaffen werden muss, werden viele Flüchtlinge in die Kommunen weitergeschickt, deren Status ungeklärt ist. Manche sind nicht einmal identifiziert und gesundheitlich untersucht. Die Kommunen selber haben auch große Probleme bei der Suche nach Wohnraum.     Badische Neueste Nachrichten, 28.07.2015 ist die Zuweisung möglicher Asylbewerber auch nicht absehbar, da die Stadt Karlsruhe als Landeserstaufnahmestelle nicht für deren weitere Unterbringung zuständig ist. Wünsche aus der Bevölkerung, dafür oder dagegen, (wenn überhaupt!!) werden dabei wohl wohl nicht ins Gewicht fallen. Um sich eine eigene Meinung bilden zu können, müssten wir aber mehr

Vor diesem Hintergrund hat sich im deutschsprachigen Raum ein schwieriges Gemenge entwickelt. Da ist zum einen die nicht unerhebliche Gruppe derer, die sich damit auseinander zu setzen versuchen (!!), in Fremden, in Migranten, (hier muß nämlich unterschieden werden) Hilfsbedürftige zu erkennen. Nicht immer vor einem christlichen Hintergrund, meist aber doch geprägt von dem biblischen: 17

„…‌ein jeder erweise seinem Bruder Güte und Barmherzigkeit” (Sach. 7, 9) Hier wird der Versuch eingegangen, in dem Fremden einen Menschen zu sehen. Unabhängig von Herkunft, Rasse, Bildung. Wagen Sie doch einmal den Versuch, die Bourkatragende Unbekannte, den dunkelhäutigen jungen Mann, von dem sie in einer ihnen unbekannten Sprache angesprochen werden, ohne jedweden Hintergedanken anzunehmen. Wie schnell landen wir dann in der zweiten Gruppe, die bereits mit Vorbehalten anderen entgegentritt. Da ist nicht nur Scheu, da ist auch der Gedanke, eventuell etwas abgeben zu müssen, und da ist auch ein über Jahre hinweg gepflegtes Missverständnis gegenüber denen, die nicht so sind wie wir, die „Etablierten”. Und sehr schnell sind wir dann bei der dritten Gruppe, die grundsätzlich gegen alles und jedes ist, was in ihren Augen Heimat, Besitz, auch die Religion, gefährden könnte. Gegenargumente werden zumeist niedergeschrien. Oder Schlimmeres. Die Integration derer, die einen neuen Platz zum Leben suchen, ist das eine. An dieser Stelle sei aber auch einmal die Frage erlaubt, wer nach den Gefühlen der Betroffenen frägt. Die Beweggründe, warum 18

sich jemand aus der Stammeszugehörigkeit, aus der sozialen Umgebung und von den Gräbern der Ahnen verabschiedet – wen „juckt das schon”? Die Not dieser Menschen muss offenbar schon sehr groß sein, um unbekannte Gefahren für Leib und Leben auf sich zu nehmen. Es scheint,als wenn ein Gegenüber, dass Arme und Beine hat wie wir, von uns damit nicht automatisch als Mitmensch erkannt wird. Und bis er akzeptiert wird, dauert es noch Generationen. Wenn überhaupt. Wie aus dieser Bredouille herauskommen? Mit Geld und guten Worten ganz sicher nicht. Ein Anfang wäre, der Thematik nicht immer auszuweichen. Eher sich der Veränderung zu stellen, denn wir werden diese moderne Völkerwanderung nicht aufhalten können. Wäre es so gesehen nicht besser, sich behutsam dem „Mit Mensch” zu nähern? Wir müssen ihn nicht ja nicht gleich „lieb” haben, aber seine Gegenwart zu akzeptieren, vielleicht auch auf ihn zugehen, dass könnten wir doch zumindest versuchen.

110 Jahre Posaunenchor Neureut

Herzliche Einladung zur Feierstunde am

Sonntag, den 8. November 2015 um

18.00 Uhr in der Nordkirche. Der Eintritt ist frei. 19

Begrüßungsgottesdienst der neuen 37 Konfirmanden und Konfirmandinnen am 12.7. 2015 Tim Bechtold, Emiliy Becker, Julian Blaschke, Kimberly Borchers, Nina Brose, Lea Fröhlich, Dorothea Geßner, Alexa Hamm, Maurice Hirsch, Nadja Jäger, Jannes Kaspar-Müller, Ricardo Kayser, Fabienne Kral, Katy Krasikova, Robin Krasinski, Selina Kühn, Tobias Linder, Mareike Lutz, Julian Mang, Fabian Meinzer, Janis Merz, Selina Mettra, David Pampel, Alexander Raupp, Doreen Rensch, Max Rezzoug, Luca Sattler, Tobias Schmidt, Noah-Benjamin Schreiner, Natalie Seibert, Leon Seith, Larissa Sikora, Lisa Stubenvoll, Yannik Weinbrecht, Natascha Winterle, Meikel Wolff, Susanna Zimmer

Wichtige Termine Gottesdienste und Andachten 17. Sonntag nach Trinitatis

27.09.2015 09.30

Sonntag Erntedankfest

04.10.2015 10.30

Familiengottesdienst zum Erntedankfest unter Mitwirkung der Kindergartenkinder, des Chores „Ohrwürmer“ der Nordschule, der Kinder des Kindergottesdienstes und der evangelischen Religionsklassen sowie des Posaunenchores Kollekte: für die Hungernden der Welt (Pfr. Hildbrand)

19. Sonntag nach Trinitatis

11.10.2015 09.30

Gesamtgottesdienst (Pfr. Hildbrand) Predigtreihe „Schöpfung“

20. Sonntag nach Trinitatis

18.10.2015 09.30

21. Sonntag nach Trinitatis

25.10.2015 10.30

Tauferinnerungsgottesdienst mit Taufen unter Mitwirkung der Band der Kirchenjugend „Silly Souls“ (Pfr. Hildbrand)

22. Sonntag nach Trinitatis

01.11.2015 10.00

Gemeinsamer Reformationsgottesdienst in Neureut-Süd unter Mitwirkung der Kirchenchöre Neureut-Nord und Neureut-Süd (Pfr. Reibold, Pfr. Hildbrand)

Drittletzter Sonntag im Kirchenjahr

08.11.2015 09.30

Vorletzter Sonntag im Kirchenjahr

15.11.2015 09.30

11.00

11.00 11.00

11.00 11.00

Seniorengottesdienst „Wenn alle Brünnlein fließen“ unter Mitwirkung der „Alt Neereder Schul“ und mit musikalischer Gestaltung Kindergottesdienst

Kindergottesdienst Gottesdienst (Prädikantin Grether) Kindergottesdienst

Kindergottesdienst Gottesdienst (Pfr. Hildbrand) Kindergottesdienst Gottesdienst (Prädikant Britsch)

11.00

Kindergottesdienst

18.00

Thomasmesse

Buß- und Bettag

18.11.2015 09.30

Gesamtgottesdienst (Pfr. Hildbrand)

Ewigkeitssonntag Totensonntag

22.11.2015 09.30

Gesamtgottesdienst zum Toten- und Ewigkeitssonntag zum Gedenken der Verstorbenen des vergangenen Kirchenjahres. Musikalische Ausgestaltung: Martin Lang und Martin Nußbaumer

22

11.00

Kindergottesdienst

17.00

Totengedenkfeier der Vereine

Besondere Veranstaltungen (soweit schon bekannt und festgelegt) Dienstag

22.09.2015

20.00

Treffen der Kontaktgruppe: „Die digitale Revolution – theologische Herausforderung“. Referent: Dr. Gernot Meier, Studienleiter Evang. Akademie Baden

Samstag

26.09.2015

07.00

Fahrt der Konfirmanden ins Bibelhaus nach Frankfurt

Freitag - Sonntag

16.10. - 18.10.2015

Herbstfreizeit der Jugend in Hornberg-Reichenbach. Thema: „Leben als Auseinandersetzung – nicht nur für Erwachsene, auch für uns Jugendliche“

Dienstag

20.10.2015

20.00

Treffen der Kontaktgruppe: „Eindrücke einer Reise nach Madagaskar“. Referent: Torsten Guldenschuh

Sonntag

08.11.2015

18.00

Feierstunde anl. 110 Jahre Posaunenchor

Dienstag

10.11.2015

20.00

Treffen der Kontaktgruppe: „Karlsruhe in Dur und Moll“. Referent: Herr Schäfer, Stattreisen

Samstag

14.11.2015

19.00

Mundartabend mit der „Alt Neereder Schul“

Sonntag

15.11.2015

18.00

Thomasmesse

Aus dem Gemeindeleben Taufen 21.07.2015   26.07.2015   26.07.2015   26.07.2015   26.07.2015   26.07.2015   26.07.2015   26.07.2015   26.07.2015   06.09.2015   20.09.2015  

Lena Förster, Welschneureuter Straße 44 Sami Braham, Karlsruhe Lenia Granholm, Eggenstein-Leopoldshafen Tim Kärcher, Unterfeldstraße 36a Leon Kernbeis, Mitteltorstraße 5 Liam Krauth, Alte Kreisstraße 1c Pauline Löhlein, Alte Friedrichstraße 70 Ben Letzgus, Drosselweg 1 Emilia Vázque Alvarez, Gürrichstraße 31 Kim Blaschke, Bocksdornweg 72 Lukas Hofmann, Holbeinstraße 5

Trauungen 05.09.2015   Jonas und Christine Gutsch, geb. Uldall,    Am Zinken 32

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Beerdigungen 07.07.2015   Ulrike Slawinski, geb. Grether, Grünewaldstraße 52    59 Jahre 14.07.2015   Walter Nagel, Schwalbenweg 11, 83 Jahre 03.08.2015   Mathilde Stober, geb. Harder,     Neureuter Hauptstraße 386, 92 Jahre 04.08.2015   Gerda Siegel, geb. Stober, Neureuter Hauptstraße 183,    86 Jahre

Die diesjährige Sammlung für die Diakonie erzielte einen Spendenbetrag von

1.695 € Herzlichen Dank!

Betreuungsgeld streichen – dafür 24-Stunden-Kita? Ein Plädoyer für die Betreuung der Kleinsten durch die Eltern

Christl Pfirrmann-Ott Familienministerin Manuela Schwesig ist stolz darauf, 24-Stunden-Kitas einrichten zu können. Eine Kita, die 24 Stunden geöffnet hat, soll Eltern die Möglichkeit geben, ihre Kinder außerhalb der üblichen Kita-Betreuungszeiten dort betreuen zu lassen. Es ist unbestritten, dass viele Allein erziehende, Schichtarbeiter/innen, Krankenpfleger/innen, Altenpfleger/innen u.a. darauf angewiesen sind. Sie haben keine Großeltern oder andere Verwandte am Ort, die ihre Kinder betreuen würden. Der Bund will dafür in den nächsten Jahren 100 Millionen Euro ausgeben. 24

Seit August 2013 konnten Eltern 150 € Betreuungsgeld monatlich beantragen für ihr Kind zwischen 15 und 36 Monaten, wenn sie es nicht in eine öffentliche Kinderkrippe geben sondern selbst zuhause versorgen und erziehen wollen. Nun entschied am 21. Juli 2015 das Bundesverfassungsgericht, dass das Gesetz zum Betreuungsgeld nicht verfassungsgemäß ist. Nicht der Bund, sondern die Länder sind dafür zuständig und können Betreuungsgeld anbieten. Bayern hat angekündigt, das Betreuungsgeld so schnell wie möglich auf Landesebene weiterzuführen.

Es wäre wünschenswert, wenn auch die anderen Bundesländer sich zu einem Betreuungsgeld durchringen könnten. Zuletzt haben knapp 455.300 Familien diese Familienleistung bezogen. Das zeigt, dass viele junge Familien die Betreuung ihres Kleinkindes am liebsten selbst übernehmen. Sie möchten ihr Kind noch nicht mit 12 Monaten oder sogar noch früher in eine Kinderkrippe geben, weil sie die Geborgenheit in der Familie der Fremdbetreuung vorziehen. Die Betreuung in der Familie ist die natürlichste Form und für das Kind die beste Form, da es von ihm vertrauten Personen betreut wird, von Mama, Papa, Oma, Opa oder anderen Personen aus der Familie. Die Familienministerin, Frau Schwesig, will immer mehr Kitas und Krippen für die Kleinsten bauen lassen, damit nur ja die Mütter möglichst schnell wieder in den Beruf zurückkehren. Es wird behauptet, dass die frühestmögliche Förderung der Kleinsten in öffentlichen Einrichtungen das Beste für die Kinder sei, denn zuhause würden sie nicht genügend gefördert. Das kann in einigen Fällen so sein, wenn Familien mit der Betreuung ihrer Kinder überfordert sind. Und es gibt viele Eltern, die ihr Baby gezwungenermaßen aus wirtschaftlichen Gründen in eine Fremdbetreuung geben müssen. Doch wer denkt eigentlich an die Kinder? Warum stehen die Interessen der Wirtschaft im Mittelpunkt, die am

elio.de Foto: Helene Souza / pix

liebsten die Mütter so früh wie möglich nach der Geburt wieder am Arbeitsplatz sehen möchte. Warum müssen Kinder immer um die Ansprüche der Arbeitswelt herum organisiert werden? Arbeitnehmer müssen flexibel sein, jederzeit erreichbar und jederzeit beruflich einsetzbar. Doch kleine Kinder sind nicht flexibel. Sie brauchen verlässliche Bindungen zu einigen wenigen Menschen aus ihrer Familie, die viel Zeit für sie haben und sie in ihrem gewohnten Zuhause umsorgen und nicht die Betreuung in fremder Umgebung mit wechselnden Betreuern. Warum wird die öffentliche Kinderbetreuung mehr gefördert als die Betreuung in der Familie? Ein Kita-Platz kostet die öffentliche Hand im Monat ca. 1000 €. Eltern, die einen solchen in Anspruch nehmen, zahlen davon einen Bruchteil. Doch 25

Eltern, die sich entscheiden, ihr Kind daheim zu betreuen und dafür auf ein ganzes Gehalt verzichten, werden mit 150 Euro abgespeist - die es seit dem Richterspruch aus Karlsruhe auch nicht mehr geben wird. Viele Politiker reiben sich die Hände, denn sie haben das Betreuungsgeld als „Herdprämie“ bezeichnet, was ich als Unverschämtheit empfinde. Die SPD-Familienpolitikerin Carola Reimann befürchtet, dass Frauen durch das Betreuungsgeld vom Arbeitsmarkt ferngehalten werden. 1976, als mein Sohn geboren wurde, hat man Mütter beschimpft, wenn sie arbeiten gingen und ihr Kind in eine Krippe gaben. Heute werden Mütter beschimpft, wenn sie nicht spätestens nach einem Jahr wieder arbeiten gehen, damit ihr Kind in der Krippe ach so gut gefördert werden kann. Namhafte Kindertherapeuten, Psychoanalytiker und Hirnforscher sehen die frühe Trennung von den Eltern als schädlich für die Kleinsten an. Ann Kathrin Scheerer, Diplompsychologin und Psychoanalytikerin in Hamburg, befasst sich schon seit Jahren mit der Fremdbetreuung im frühen Kindesalter und deren Auswirkungen auf Kinder und Eltern. Sie schreibt: “An der kindlichen Reaktion auf die Trennung — zum Beispiel verzweifeltes Weinen, anhaltendes Schreien oder schließlich resigniertes Verstummen — kann man eine seelische Überforderung erkennen, die dann besondere Zuwendung und Verständnis braucht, um nicht zu einer innerseelischen Katastrophe zu werden. [...] Auch für die Mütter ist die frühe Trennung von 26

ihrem Baby eine große seelische Belastung, auch sie können in eine Verlassenheitsdepression und in Schuldgefühle verfallen, die sie, weil die Trennung aus sachlichen Gründen ja ,vernünftig‘ erscheint und vom Zeitgeist als unschädlich deklariert wird, verdrängen und rationalisieren müssen…“ Mütter und Väter brauchen mehr Zeit für die Kinder – nicht für die Arbeit. Da sind die Wirtschaft und die Gewerkschaften gefragt, endlich einmal familienfreundliche Arbeitszeiten auszuhandeln. Da ist das Familienministerium gefragt, endlich die Eltern zu unterstützen, damit sie ihre Kinder selbst betreuen können. In diesem Zusammenhang fordert Dr. Klaus Zeh, Präsident des Deutschen Familienverbandes, ein Betreuungsbudget von 700 Euro monatlich für Eltern, die mit diesem Betrag dann die Wahlfreiheit hätten, ihr Kind selbst zu betreuen oder in eine Einrichtung zu geben. 900 Millionen Euro sind allein für 2015 im Bundeshaushalt für das Betreuungsgeld eingeplant. Was soll damit geschehen: Sollen sie weiterhin an Eltern fließen? Oder sollen sie für Kitas verwendet werden? Ich plädiere dafür, Eltern dieses Geld zukommen zu lassen, damit sie es leichter haben, sich für die familiäre Betreuung ihrer Kleinsten zu entscheiden. Denn die Umsorgung durch Mama, Papa, Oma, Opa oder auch durch eine Tagesmutter in den ersten drei Lebensjahren halte ich für die weitaus beste Betreuung überhaupt.

Evang. Kirchengemeinde Neureut Nord Neureuter Hauptstr. 260, 76149 Karlsruhe Tel.: 0721/706134; E-Mail: [email protected] Bürozeiten: Mo, Do, Fr: 9.30 - 12.00 Uhr www.ekino-neureut.de

Regelmäßig treffen wir uns dienstagabends in unserem Gemeindehaus zu gemeinsamen Gesprächen. Diese Gespräche haben insbesondere folgende Themenkreise im Blick: Gegenwärtige kirchliche, religiöse, kulturelle und politische Fragen, Begegnung unterschiedlicher Kulturen, Jugend und Alter sowie andere aktuelle und brisante Themen. Wir treffen uns an einem Dienstag im Monat um 20.00 Uhr in unserem Gemeindehaus, Kirchfeldstraße 149. Die Kontaktgruppe ist kein geschlossener Kreis! Jeder ist willkommen, auch wer nur zu einzelnen Abenden kommen will oder kann, ist herzlichst eingeladen. Im folgenden Programm 2015/2016 ist sicher auch etwas für Sie dabei:

Programm-Planung Kontakt 2015/2016 Dienstag 22.09.2015 20.00 Die digitale Revolution – theologische Herausforderung Referent: Dr. Gernot Meier, Studienleiter evang. Akademie Baden Dienstag 20.10.2015 20.00 Eindrücke einer Reise nach Madagaskar Referent: Torsten Guldenschuh Dienstag 10.11.2015

„Karlsruhe in Dur und Moll“. Referent: Herr Schäfer, Stattreisen

Dienstag 08.12.2015 19.00 Adventsandacht in der Kirche. anschließend Adventsfeier Dienstag 19.01.2016 20.00 Tanzen mit Köpfchen Dienstag 16.02.2016 20.00 Schokolade im Ohr – Musik in der Werbung Referent: Joachim Faber, Evangelische Erwachsenenbildung Karlsruhe Dienstag 08.03.2016 20.00 „Sorgen kann man teilen“. Über die Arbeit der Telefonseelsorge Referentin: Frau Bettina Grimberg Samstag

09.04.2016

Ausflug der Kontaktgruppe nach Breisach und Königschaffhausen

Dienstag 10.05.2016 20.00 Planung 2016/2017 Dienstag 14.06.2016 18.00 Wanderung zwischen Schilf und Wasser Dienstag 05.07.2016 19.00 Grillen im Pfarrgarten

Die glorreichen Sieben Ekkehard Hildbrand Nein, es sind nicht sieben Cowboys, und das Dorf, dem sie Gutes tun, liegt nicht in Mexiko, sondern in Nordbaden. Es gilt, von sieben Mädchen und Buben zu berichten, bis zu den Sommerferien im Religionsunterricht der 2. Klasse unserer Nordschule. Die glorreichen Sieben von Neureut.

Im Religionsunterricht stand das Kirchenlied „Jesu, geh voran“ auf dem Lehrplan. „Warum müssen wir die vier Strophen auswendig lernen?“ Kein Kind hat diese Frage offen gestellt, aber im Inneren schon. Uns ging es damals ja nicht anders. Bis wir auf die glorreiche Idee kamen, das Schulgebäude zu verlassen, uns auf die Straßen vom Neureut zu bege28

ben, um allen älteren Menschen, die uns über den Weg liefen, das Lied vorzusingen. Wir acht. Sämtliche vier Strophen, a capella. Einige der überraschten Passanten sangen mit, mehr oder weniger textsicher, andere blieben einfach nur stehen und hörten erstaunt zu, alle strahlten und waren gerührt. Die Antwort auf die stille Frage war gegeben: Kirchenlieder gehören zu dem Schatz, der ein Volk zusammen führt. Wenn wir alt geworden sind, geben uns die Texte und die Melodien das Gefühl, unser Leben hat eine Klammer, die es zusammen hält. Die unsere Kindheit mit der Gegenwart verbindet. Lieder, die auf die Substanz unseres Lebens verweisen. Die Kinder lernten: Wer einen Text und eine Melodie beherrscht, der kann etwas einbringen, Menschen eine Freude machen. Sich zum Christsein bekennen. Seit Ostern begann keine Schulstunde ohne dieses Lied. Wenn möglich, bei geöffneten Fenstern. Oft bemerkten wir erst am aufkommenden Applaus, dass Menschen stehen geblieben waren und uns zugehört hatten. Dafür unterbrachen sie gerne ihren Gang zum nahen Metzger Meinzer oder zur

gestellt. Andere rennen „brennend“ zum Wasserhahn. Ich bin mir sicher: Nicht nur die Kirchenlieder bleiben diesen Kindern ein Leben lang in Erinnerung. Gute Erinnerungen, das und nur das passt doch zur Guten Botschaft.

Bäckerei Schongar. Längst brauchten unsere Sieben kein Gesangbuch mehr. Den Text beherrschen sie für ihr Leben. Viel Zeit sollte unser „Publikum“ mitbringen im neuen Schuljahr. Wir üben zur Zeit „Geh aus mein Herz und suche Freud“. Immerhin 15 Strophen. Wer anderen eine Freude machen darf, lernt mit Eifer und Leichtigkeit. So wie meine glorreichen Sieben. Die nur eines fürchten. Die Rache der grausamen ChiliGummibärchen! Ich lasse mich ja nicht lumpen. Nach einer anstrengenden Stunde Singen teile ich mit harmloser Miene als „Belohnung“ das beliebte Naschwerk aus. Einige präpariert mit Chili. Kluge, die ahnen, dass es sie treffen könnte, haben ihre Flasche bereit29

Thanksgiving festival de la cosecha Hálaadás Karl-Heinz Britsch Keine Sorge, lieber Leser, wir öffnen uns - noch - nicht für unsere fremdländischen Leser. Obwohl der Anlass, der sich hinter den vielleicht unbekannten Ausdrucksformen verbirgt, in aller Welt zuhause ist. Zumindest in den Köpfen. Als seelische Komponente dagegen hat dieser Tag seit Beginn der Industrialisierung an Bedeutung verloren. „Wir säen nicht, wir ernten nicht und unser himmlischer Vater ernährt uns doch” Klingelt da etwas bei Ihnen? Da war doch etwas von einem kirchlichen Ereignis, bei dem, in der einen oder anderen Gemeinde, der niedliche Nachwuchs zugange ist, den Altar mit

den Gaben der dörflichen Bewohner und Handwerker zu schmücken. In früheren Zeiten waren das Erntegarben, so wie sie vom Acker kamen, da waren stilvoll verzierte Backwerke, da war ein halber Schinken, die Kohlköpfe aus Sebastians Schrebergarten und das Quetschemus aus Friedas Küche. Dazu viel Grünzeug aller Art und der „Küchenmöbelzertrümmerer,” der Johannisbeerwein aus Adams Waschküche. Alles mit Stolz und Liebe um dem Altar drapiert. Und Dankbarkeit. Ein Tag der Erinnerung. Vielleicht auch nur eine knappe halbe Stunde, in der wir uns demütig dessen besinnen, dass wir nicht aus uns selber leben. Natürlich sind uns Gaben verliehen, die wir zu Wohl oder Wehe unserer Mitmenschen herstellen und verwenden können. Und natürlich dürfen wir die eigene Leistung herausheben. Aber immer auch muss etwas von dem sichtbar werden, dass eigentlich alles nur geliehen ist. Doch wer will schon zurücktreten in die zweite Reihe, dort, wo man nicht öffentlich präsentiert und prämiert wird? Wir leben in einer Welt, in der wir mehr und mehr abhängig werden von dem, was andere geschaffen haben. Allein oder in der Gruppe. Dass wir Erntedank nicht mehr zu feiern vermögen, hängt auch ein Stück weit damit zusammen, dass uns die Beziehung zum Produkt verloren gegangen ist. Wem soll ich danken für die Kaffeemaschine, die in Deutschland konzipiert, deren Materialien

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Foto: Wilfried Giesers / pix elio.de

in Brasilien abgebaut, in Polen gefertigt und in China zusammen gelötet werden? Auf diesem langen Weg der Fertigung kann GOTT doch nur einen winzig kleinen Anteil am Ganzen beanspruchen. Oder? Eigentlich gilt das auch für menschliche Beziehungen. Auch dort wird nur noch in wenigen Gruppierungen ersichtlich, dass GOTT als „Anteilseigner” in Familien, Sozialen Netzwerken, als prägende Größe in unserer Gesellschaft gesehen werden kann. Auch wenn hin und wieder mit dem großen C gearbeitet wird. Der Erntedanktag verliert an Bedeutung und das ist schade. GOTT präsentiert sich nicht nur an Weihnachten, an Karfreitag oder den Gelegenheiten, an denen er erwünscht ist. GOTT gehört unabdingbar zum Ursprung aller Dinge. Dort, wo wir die Saat der Erde anvertrauen, wo wir ein industrielles Großprojekt auf die Beine stellen, dort, wo eine bahnbrechende Erfindung zur Anwendung kommt. Ich erinnere mich, an das Gebet in der Schule, zu Beginn der Stunde. Oder denken Sie an eine „Schiffstaufe”. Die erste Sprengung in einem Stollen und ähnliches. Wir können GOTT aus unseren Köpfen verbannen, aber nicht aus unseren Herzen. Immer wird da bei allem

rt Foto: Stefanie Salzer-Decke

/ pixelio.de

Wissen um den menschlichen Auftrag auch das Wissen sein, dass GOTT den Menschen angewiesen hatte, „…die Erde zu bebauen, von der er genommen wurde.” (1. Mose 3, 23) Das was wir tun ist vergänglich. Auch daran erinnert der Erntedanktag. Und vielleicht kann das helfen, unsere Überheblichkeit gegenüber allem Geschaffenen auf ein Normalmaß zurück zu schrauben. Damit hätten war dann auch die Basis einer ehrlichen Dankbarkeit. Einem Gefühl, das etwas von der Freude erkennen läßt, die von sich selber wegsieht und GOTT wieder einen Platz im Leben zukommen läßt. elio.de Foto: Michael Loeper / pix

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Gemeindefest/Bazar Für den Kirchengemeinderat Susanne Wohlwend Nach dem Familiengottesdienst zu Erntedank, am Sonntag, den 4. Oktober, gestaltet mit Kindern des Kindergottesdienstes, der Kindergärten und der Nordschule, der wie üblich um 10:30 Uhr beginnt, feiern wir unser traditionelles Gemeindefest. Im Namen des Kirchengemeinderates möchte ich an dieser Stelle den zahlreichen freiwilligen Helfern, ohne die unser Fest nicht möglich wäre, für ihren Einsatz und Engagement schon Mal recht herzlich danken. Zum Feiern ab ca. 11:30 Uhr begeben wir uns ins Gemeindehaus und ins Festzelt, das auf der (gesperrten) Kirchfeldstraße aufgebaut sein wird. Hier werden für das leibliche Wohl der Festbesucher verschiedene Essen angeboten: Braten mit den beliebten selbstgemachten Knödeln, Maultaschen, Steaks, Bratwürste und Pommes Frites. Die Kinder und Mitarbeiter des Kindergottesdienstes bieten als leckeren Nachtisch selbstgemachten Früchtequark und Crepes mit Zimt/Zucker oder Nutella an. Damit wir zum Kaffee auch dieses Jahr Kuchen anbieten können, bitten wir um Kuchenspenden. Wenn Sie uns hierbei unterstützen möchten, tragen Sie sich bitte in die Kuchenlisten ein, die an den Sonntagen in der Kirche ausliegen – oder wenden Sie sich hierfür an: 32

Bazar 2015 Frau Andrea Bohnert ✆ Tel. 788 03 07 oder Frau Carmen Niederkrome ✆ Tel. 70 43 81 Da wir leider auch in diesem Jahr keine Straßensammlung durchführen können, bitten wir Sie Sachspenden für die Tombola ab Montag, den 21. bis Donnerstag, den 24. September zwischen 09:30 und 12:00 Uhr im Pfarramt abzugeben. Auch über Geldspenden (Volksbank Karlsruhe, Konto-Nr. 11061 BLZ 661.900.00, BIC: GENODE61KA1 IBAN: DE22 6619 0000 0000 011061) würden wir uns freuen. Selbstverständlich stellen wir Ihnen auf Wunsch eine Spendenbescheinigung aus. Für Ihre Spendenbereitschaft schon jetzt vielen Dank. Der Erlös des Gemeindefestes ist dieses Jahr bestimmt für die dringend notwendige anstehende energetische Sanierung des Pfarrhauses, sowie der damit einhergehende Renovierung der Pfarrwohnung. Es würde uns sehr freuen, Sie, liebe Leserinnen und Leser, als zahlreiche Gäste bei unserem Gemeindefest begrüßen zu dürfen und gemeinsam einen schönen Tag zu verbringen.

Entwicklungsstadien Karl-Heinz Britsch Foto: Dr. Stephan Barth / pixelio.de

Es ist immer wieder erstaunlich zu beobachten, welche Entwicklung der Homo sapiens, der weise, verständige Mensch, seit Adam und Eva durchlaufen hat. Der Bibel zufolge nahm GOTT, der Schöpfer, Erde vom Acker, blies ihm seinen Atem in die Nase und entließ dieses Wesen in eine bedarfsgerechte Umwelt. Was aber ist daraus geworden, aus diesem Erdenkloß, der ja eigentlich ein Abbild Gottes sein sollte? Dem Menschlein genügt es schon lange nicht mehr, sich an bestimmten Grundmustern zu orientieren. Auffallen um jeden Preis scheint die Devise unserer Tage zu sein. Dass Frauen Hosen tragen, war nur anfänglich eine Provokation, und dass die Herren der Schöpfung sich nun auch mit Röcken bedecken, ist zwar nicht jedermanns Geschmack, aber was die Mode diktiert, wird uns irgendwie schon gut tun. Oder? Unbegreiflicher erscheint mir vielmehr, wieviel Pfund Mensch in sogenannte Hot pants gestopft werden können. Sie wissen es nicht? Dann sind sie wie ich im Turnhosenzeitalter stecken geblieben. Jenem Sportaktivitäten zugeeigneten Kleidungsstück, ohne Werbungsapplikationen versteht sich, das unbedenklich auch im freien Gelände getragen werden konnte. Dann haben diese Artikel, die nach dem „Ausschlab-

bern” immer noch als Putztücher verwendet werden konnten, den Namen gewechselt. Nun hießen sie, man geht ja mit der Zeit: Shorts. „Unnerbuxe”, wie die Baumwollkonstruktionen bei uns früher genannt wurden, sind seitdem en vogue. Der Herr von Stand, auch die mit der Mode gehende Dame trägt Boxershorts. Mit oder ohne Zwickel, je nach Bedarf. Der Anwendungsbereich ist vielfältig, beschränkt sich jedoch auf den häuslichen Bereich, bzw. bestimmte sportive Betätigungsfelder. Ist aber unbedingt gegenüber den Bermudashorts abzugrenzen. Jene kurzen Hosen die, hin und wieder Krampfadern bedeckend, auch in Dreiviertellang das Licht des Tages nicht scheuen. Was aber sind Bermudas gegenüber ihren frechen Schwestern, den Hot Pants. Momentan der Renner auf Festivitäten jeglicher Art. Auch auf dem Neereter Stroßefescht. Eine Herausforderung für all die, die diesem Kleidungsrest mit gemischten Gefühlen gegenüberstehen. Zuerst einmal aber galt es eine Bildungslücke meinerseits zu schließen. Die ausgefransten, behutsam, bzw. mühsam, von Zwirn und Elastan zusammengehaltenen, gerade so das Dreißigzentimeter Stockmaß erreichenden „scharfen Hosen” (Orginal33

übersetzung) sind eine Augenweide. Sagen die einen. Eine Provokation die anderen. Medizinisch bedenklich, ist auch zu hören. Ärgerlich sagen die, die sich (noch) nicht hineinwagen. Ein kleiner Hinweis zwischendurch: Sollte das Töchterlein angeblich eine neue Jeans brauchen - die alte dient nun einem heißeren Zweck. Aber unter uns: Kann ich mit Konfektionsgröße vierundvierzig in eine ehemalige Jeans Größe achtunddreißig steigen? Man, pardon die Frau, kann. Natürlich zwickt das blöde Ding hinten und vorne. Viel bewegen ist da nicht drin. Der „gluteus maximus” hat schon bei der Anprobe protestiert und um ihn zufriedenzustellen hat die Besitzerin am Abend zuvor auf den dreistöckigen Hamburger verzichtet. Und das will was heißen. Aber wer hat der hat. Und warum soll ich vor aller Welt nicht zeigen, was Vaters Töchterlein zu bieten hat. Es ist schon faszinierend, was aus dem Bröckchen Lehm seit Adams Zeiten geworden ist.

bens.Wer wagt sich denn heute noch in reiner Naturfarbe, vielleicht mit ein paar Sommersprossen auf dem Näschen auf die Straße? Mehr vielleicht ist das auch der Sicherheit dienende Modell „Schwimmring” angesagt. Je nach Neigung oder Fassung sind dabei stufenweise Aufbauten möglich. Da wäre das Modell „langer Winter” zu nennen. Ausreichend den Gummizug der Hot Pants zu überdecken. Hübsch finde ich auch die „Wanderwelle”. In der Konsistenz sanft an und absteigend. Und für Anfänger der Mehlwurm zwischen drei und fünf Etagen schwankend. Piña-Colada-Reste sammelnd. Insgesamt eine Augenweide. längeres Hingucken führt allerdings zu Verschiebungen der Augenachse. Trotzdem: diese Höhepunkt des Neereter Cat Walk oder andere Events sollten Sie sich nicht entgehen lassen. Einfach um einmal zu sehen, dass die Schöpfung eben nicht abgeschlossen ist. Viel Spaß.

Zwischenzeitlich, so habe ich erfahren, bzw. gesehen, gibt es die, die Stempelchen einengenden Lockangebote auch in der Strick- und Häkelvariante Im Glitzerlock und mit Pelzbesatz. Doch gerade dann, wenn sich der Erstarrungseffekt von den scharfen Hosen zu lösen beginnt und der Blick über die Hüfthöhe hinausgeht, überfällt uns der nächste Schauer. Haut, wohin das Auge blickt. Babyrosa, Sonnenverbrannt, oder noch winterbleich. Das Modell „Garten Eden” sucht man verge34

.de Foto: w.r.wagner / pixelio

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Inklusion einmal umgekehrt Torsten Guldenschuh Aus Wissen entsteht Verständnis und Verständnis ist die Grundlage für den Respekt gegenüber unseren Mitmenschen, mit oder ohne Behinderung. Bereits seit 2007 besteht deshalb eine Freundschaft zwischen unserem Kindergottesdienst und der Kinder- und Jugendgruppe des Rollstuhl-SportClub (RSC) Frankfurt, die wir in regelmäßigen Abständen in der Mainmetropole besuchen. Am 20. Juni 2015 war es wieder soweit, dass ein Bus mit Neureuter Kindern zu einem Ausflug nach Frankfurt startete, um nach einem Besuch im Frankfurter Zoo in der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik auf die Kinder des RSC zu treffen und nach dem gemeinsamen Mittagessen sich in verschiedenen Spielen zu messen.

Bereits eine Woche vorher, am 13. Juni trafen sich die Kinder des Kindergottesdienstes, um in und rund um das Gemeindehaus das Rollstuhlfahren zu üben. Für beide Tage stellte uns Herr Kranz von der Gesellschaft zur Förderung des integrativen Sports Kinderrollstühle in verschiedenen Größen zur Verfügung. Zunächst erklärten Sabine und Matthias Behm den Kindern die Funktionsweise diverser Hilfsmittel. Hierzu hatten sie aus ihrem Sanitätshaus in Durlach zwei Stehorthesen, mit denen normalerweise Kinder versorgt werden, die nicht aus eigener Kraft stehen können, sowie zwei Stehfahrer mitgebracht. Hierbei handelt es sich um einen Rollstuhl, in dem man nicht sitzt, sondern steht. Fast alle Kinder trauten sich, die Hilfsmittel an sich selbst auszuprobieren. Hierzu wurden die Kinder zunächst im Liegen in der Stehorthese festgeschnallt, aufgerichtet und in den Stehfahrer gestellt. Anschließend konnten sie dann im Gemeindesaal herumrollen. Auch hatten Herr und Frau Behm mehrere Unter- und Oberschenkelorthesen mitgebracht, welche sich die Kinder ebenfalls anlegen konnten und versuchen damit zu laufen. Im Schulhof der Nordschule wartete anschließend ein Rollstuhlparcours auf die Kinder. Unter anderem mussten Pylone umfahren und verschiedene Rampen bewältigt werden. Wie schwierig es ist, den Rollstuhl zu lenken und gleichzeitig etwas zu transportieren, wurde den Kin-

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dern im Gemeindehaus bewusst. Dort mussten sie vom Rollstuhl aus einen Tisch am anderen Ende des Gemeindesaales eindecken, um sich dann dort mit Obst, Muffins, Süßigkeiten und Getränken zu stärken. Auch die Rampe bei der Bäckerei Schongar wurde mit einbezogen und verlangte den im Rollstuhlfahren völlig ungeübten Kindern alles ab. Neben den Rollstühlen hatte Herr Kranz auch noch Handbikes mitgebracht. Statt mit den Füßen treibt man diese, wie der Name schon verrät, mit den Händen an. Nach einer kurzen Einweisung in den Gebrauch der Handbikes ging es die Neureuter Hauptstraße entlang bis zum Lammsaal, dort das Tiefgestade hinunter und am Vogelpark vorbei bis zum Spielplatz im Gässle und entlang der Hauptstraße wieder zurück zum Schulhof. Zugegeben eine ziemlich lange Strecke, die aber von allen Kindern bewältigt wurde. Das Handbikefahren machte den Kindern besonders großen Spaß, weil sie sich damit natürlich viel, viel schneller fortbewegen konnten als mit dem Rollstuhl. Am 20. Juni war bereits um 7.20 Uhr Treffpunkt am Gemeindehaus. Nachdem, mit Hilfe einiger Eltern, alle Rollstühle in unserem Bus verstaut waren, ging es los. Nach knapp zwei Stunden erreichten wir unser erstes Ziel: den Frankfurter Zoo. Dort wurden die Kinder in zwei Gruppen aufgeteilt und erfuhren viele interessante Dinge über Robben, Nashörner und Flusspferde.

Die Kinder wechselten sich dabei immer zu zweit beim Rollstuhlfahren ab. Auffallend waren die Blicke der anderen, insbesondere erwachsenen, Zoobesucher. Später berichteten die Kinder, dass sie als Rollstuhlfahrer mitleidig aber auch neugierig und komisch angeschaut wurden. Dann ging es mit dem Bus weiter zur Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Frankfurt. Nach und nach trafen dort auch die Rollstuhlfahrer des RSC Frankfurt ein, so dass mit dem gemeinsamen Mittagessen begonnen werden konnte, natürlich im Rollstuhl. Schnell merkten die Kindergottesdienstkinder, dass Essen gar nicht so einfach ist, wenn man im Rollstuhl sitzt. Zunächst zur Essensausgabe rollen. Dort einen Teller mit einem heißen Würstchen, Kartoffelsalat und Brötchen aufnehmen. Dann im Rollstuhl vorsichtig wieder zurück zum Tisch, der Teller mit dem Essen wird auf dem Schoß balanciert. Bei 20 Kindern im Rollstuhl blieb es so nicht aus, dass sich die Kinder in ihren Rollstühlen oft gegenseitig im Weg standen. Kinderseiten

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Nach dem Essen ging es zur Sporthalle der Unfallklinik. Jeden Samstagnachmittag treffen sich dort die Kinder und Jugendlichen des RSC Frankfurt zum gemeinsamen Spielen. Leider wird Rollstuhlsport meistens nur beachtet, wenn Leistung gebracht wird, etwa bei den Paralympischen Spielen. Für viele der Kinder und Jugendlichen des RSC Frankfurt ist es aber schon eine große Leistung, wenn sie das samstägliche Training durchhalten. Aufgrund ihrer zum Teil sehr starken Behinderungen können sie schlichtweg keinen Leistungssport betreiben, wollen sich aber trotzdem mit anderen messen. Besonders viel Spaß machte den Kindern eine temporeiche Form des Kartenspiels Memory, wozu sie in zwei Gruppen eingeteilt wurden. Im Rollstuhl mussten sie zunächst einen Hindernisparcours meistern. Erst ging es über Turnmatten, auf denen die Rollstuhlräder einsanken wie in Treibsand. Dann mussten mehrere Kegel und zweimal ein auf dem Boden liegender Hula-Hoop-Reifen umfahren werden, ehe die Kinder zum Kartentisch rollen und eine der zehn schwarzen und roten Spielkarten aufdecken durften. Hatten sie die Farbe ihrer Gruppe aufgedeckt, ging es unter lautem Gejohle der anderen Kinder zurück. Hatten sie die falsche Farbe aufgedeckt, ging es ohne Karte zurück. Es siegte die Gruppe welche am schnellsten ihre fünf Karten eingesammelt hatte.

terte Frau Schlicker, die Übungsleiterin des RSC Frankfurt dem anwesenden Reporter der Frankfurter Neuen Presse: „Nicht unsere beeinträchtigten Kinder werden integriert, sondern die Fußgänger. Für Behinderte gehört der Kontakt zu Fußgängern schließlich dazu, anders herum ist das nicht unbedingt der Fall.“ Von den Kindergottesdienstkindern erhielten die Rollstuhlfahrer des RSC Frankfurt viel Respekt: „Das Rollstuhlfahren hat Spaß gemacht, aber jetzt weiß ich auch, wie schwierig es ist und wie sich Menschen im Rollstuhl fühlen“, erklärte etwa Vivien (6 Jahre) dem Reporter. Und ihre Schwester, Alisha (11 Jahre), ergänzte: „Es sieht einfacher aus, als es ist. Man freut sich dann schon, wieder aufstehen zu können.“ Ähnlich äußerte sich auch Dominik (10 Jahre): „Mich hat beeindruckt, wie

„Durch den Besuch der Kinder aus Neureut wird der Integrationsgedanke einmal ins Gegenteil verkehrt,“ erläu38

Kinderseiten

Festschnallen in der Stehor these

schwer es eigentlich ist, den ganzen Tag im Rollstuhl sitzen zu müssen.“ Besondern beeindruckt hat die Kinder ein Jugendlicher, der aufgrund seiner starken Behinderung nicht mehr sprechen kann, sich aber trotzdem mittels eines Talkers, in den er die Antworten eintippt, die dann von einer Computerstimme gesprochen werden, mit den Kindern unterhalten und ihre vielen Fragen beantworten konnte.

rufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Frankfurt für das kostenlose Mittagessen, dem RSC Frankfurt für die Gastfreundschaft sowie dem Busunternehmen Kasper und Herrn Kranz sowie Herrn und Frau Behm bedanken, die dieses Projekt erst ermöglicht haben.

Bei verschiedenen Spielen verging die Zeit wie im Fluge. Um 17 Uhr hieß es Abschied nehmen aus Frankfurt. Kurz nach 19 Uhr erreichten wir wieder das Gemeindehaus, wo die Kinder bereits von ihren Eltern erwartet wurden. Auf diesem Weg möchten wir uns nochmals ganz herzlich bei der Be-

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Bazar 2015

Sonntag, 4. Oktober 10:30 Uhr Familiengottesdienst zum Erntedankfest (in der Nordkirche) ab 11:30 Uhr Mittagessen (im Gemeindehaus/Festzelt) • Rollbraten mit Knödel und grünem Salat • Maultaschen • Bratwurst / Steak mit Brötchen / Pommes Nachtisch (vom Kindergottesdienst) • Crepes (mit Zimt und Zucker oder Nutella) • Früchtequark (selbstgemacht) Kaffee und Kuchen Tombola Kinderprogramm (durch die Erzieherinnen des Paul-Gerhardt-Kindergartens) • Hüpfburg

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