TOP News. Die Politik ist gefordert! 3. Die Frau auf der Treppe 5. Die Zukunft der KV-Schulen 6. Interviews 8. Die SVP will keine Damenwahl 33

July 21, 2017 | Author: Jobst Färber | Category: N/A
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1 Dezember 2015 Nummer 3 altersgerecht spannend lehrreich TOP News zeitgemäss informativ Die Politik ist gefordert!...

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informativ zeitgemäss lehrreich

Die Frau auf der Treppe

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Die Zukunft der KV-Schulen …

6

Interviews

8

Dezember 2015 Nummer 3

Die SVP will keine Damenwahl

33

spannend

3

altersgerecht

TOP News

Die Politik ist gefordert!

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Inhaltsverzeichnis Editorial Worte des Präsidenten

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Die Politik ist gefordert!

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„ArbeitAargau“/Auflösung VAA

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Lesetipp

5

Standort- und Raumkonzept Sekundarstufe II

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Zukunft der KV-Schulen

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Offener Brief der KV-Lehrpersonen

7

Interviews (1. Teil)

8

Offener Brief der Sportlehrer

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Interviews (2. Teil)

18

Reisetipp

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Innovative Firmen Mit Ehrgeiz ist nichts unmöglich

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25

Weiterbildung Festliche Diplomfeier der HFW Baden

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Digitalevent 2015

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In eigener Sache Öffnungszeiten & Rechtsdienst

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Veranstaltungen

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Online Reputation

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Schlagfertig und gelassen – Workshop für Frauen

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Das umfassende Stoffwechselprogramm der Natur

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Chlaushöck

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Frauen Die SVP will keine Damenwahl

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Neumitglieder & Senioren

TOP News 3/2015

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Gratulationen

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Neumitglieder

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Impressum

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Editorial Ein intensives Jahr neigt sich dem Ende zu! Liebe Mitglieder Liebe Leserinnen und Leser Wenn Sie diese Ausgabe unserer Verbandszeitschrift in den Händen halten, welche ausnahmsweise allen Grossräten im Aargau und den Mitgliedern des KV Lenzburg Reinach zugestellt wird, sollten der geschäftliche Stress und Jahresendspurt und auch das Geschäftsjahr (zumindest für die meisten) zu Ende sein. Aus der Sicht des Kaufmännischen Verbands Aargau Ost war es ein intensives aber gutes Jahr. Wir konnten dieses Jahr diverse Veranstaltungen organisieren und erfolgreich durchführen. Unsere Veranstaltungen sind im ganzen Bezirk Baden – ich behaupte sogar im ganzen Kanton Aargau – bekannt, sehr gut besucht und beliebt. Wir werden diese auch 2016 weiterführen. Unsere neuen Vorstandsmitglieder haben sich gut im Vorstand integriert und führen diverse Projekte durch oder sind dabei solche aufzugleisen. Eidgenössische Wahlen Die Eidgenössischen Wahlen sind bereits wieder Geschichte. Als Vertreter einer politisch neutralen Organisation will ich keine Wertung abgeben, aber eine kurze Zusammenfassung für den Kanton Aargau: Pascale Bruderer (SP) wurde mit einem Glanzresultat im Ständerat bestätigt. Im zweiten Wahlgang für den Ständeratssitz konnte sich der FDP-Präsident Philipp Müller durchsetzen. Bei den Nationalratswahlen gab es eine Überraschung. Die SP verlor ihren dritten Sitz. Somit wurde Max Chopard (Mitglied des Kaufmännischen Verbands) als bisheriger Nationalrat nicht mehr gewählt. Obwohl die SP mehr Stimmen erreichte als die FDP, fiel der 3. Sitz an die FDP und nicht an die SP (aufgrund der grossen Listenverbindung). Man muss nach den Wahlen im Kanton Aargau von einem Rechtsrutsch sp

sprechen. Das Thema der Flüchtlingspolitik bzw. Flüchtlingswelle hat der SVP zum richtigen Zeitpunkt zu vielen Stimmen verholfen. Im Nationalrat führen die Ergebnisse der Wahlen zu einer rechtsbürgerlichen Mehrheit. Themen wie „Energiewende und AHV+“ werden es schwer haben eine Mehrheit zu finden. So oder so, die bisherigen und die neugewählten National- und Ständeräte sind gefordert. Es stehen viele wichtige Entscheide an. Nach den Wahlen ist vor den Wahlen: 2016 finden im Kanton Aargau die Grossratswahlen statt. Standort- und Raumkonzept Sekundarstufe II Die Anhörungsphase zum Standort- und Raumkonzept Sekundarstufe II ist ebenfalls vorbei. Das Fazit ist eindeutig: Keine der drei Varianten ist für alle gut. Nun können wir gespannt sein, wie die Botschaft des Regierungsrates zuhanden des Grossen Rats ausfällt. Die Aussagen sowie Meinungen diverser betroffenen Personen finden Sie in dieser Ausgabe. Dank! Ich möchte mich bei den Verbandsmitgliedern im ganzen Kanton Aargau für das entgegengebrachte Vertrauen bedanken. Ebenfalls möchte ich unserem Vorstand aber auch den Vorständen der anderen beiden Sektionen im Aargau (Aargau West und Lenzburg-Reinach) für die gute Zusammenarbeit danken. Ich freue mich sehr auf ein weiteres spannendes Jahr 2016! Stille Stunden - frohe Feste und Ihnen allen im neuen Jahr das Allerbeste! In diesem Sinne wünsche ich allen schöne und besinnliche Feststage. Geniessen Sie diese im Kreise Ihrer Familie und Freunde. Tanken Sie Energie für das kommende Jahr und starten Sie dieses voller Elan. Ihr Präsident des Kaufmännischen Verbands Aargau Ost und des Kantonalverbands Aargauischer Kaufmännischer Verbände Alessio Mair

Die Politik ist gefordert! Die Schweiz hat gewählt. Das neue Parlament und der neue Bundesrat sind in der Schweizer Politik aber auch im internationalen Kontext sehr gefordert. Auf kantonaler Ebene erwarten den Grossen Rat manche schwierige Entscheidungen. Die Zukunft der KVSchulen im Kanton steht auf dem Spiel. Entweder werden drei oder gar vier KV-Schulen geschlossen oder die Vernunft wird siegen und der Grosse Rat wird das „Standort- und Raumkonzept Sekundarstufe II“ des Regierungsrats möglichst schnell in die „Wüste“ schicken. Wie in der letzten Ausgabe versprochen, bieten wir als Trägerverband unserer Schule eine Plattform für kritische Stimmen, damit diese „ungeschminkt und ungekürzt“ zu Wort kommen können und Sie sich als Leser ein klares und umfassendes Bild über die ungewisse Zukunft der KV-Schulen machen können. Natürlich bieten wir Ihnen auch erfreuliche Themen wie die steile Karriere eines Jungunternehmers und den zweiten, spannenden Teil unseres Indientripps an.

Geniessen Sie die besinnliche Zeit mit Ihren Lieben und freuen Sie sich auf ein neues und hoffnungsvolles Jahr. Herzliche Grüsse

Serdar Ursavaş, Redaktor

3/2015 TOP News 1/2015

Liebe Leserin, lieber Leser

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Editorial "ArbeitAargau"/Auflösung VAA Liebe Leserinnen und Leser Am 14. September 2015 fand die Plenarsitzung zum Projekt „ArbeitAargau“ statt, über welches ich Sie bereits mehrmals informiert habe. An dieser Sitzung wurde festgestellt, dass die beteiligten Organisationen teilweise noch sehr unterschiedliche Vorstellungen und Erwartungshaltungen in Bezug auf „ArbeitAargau“ haben. Das Projekt „ArbeitAargau“ kann nur gelingen, wenn es sorgfältig aufgegleist wird. Die Dachorganisation „ArbeitAargau“ im November zu gründen, erwies sich deshalb als zu ambitioniertes Ziel. Die Präsidien des Aargauischen Gewerkschaftsbunds (AGB), des Aargauischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands alv und der VAA haben sich anschliessend zu einer Aussprache getroffen. Die angeschlossenen Organisationen des AGB und der VAA haben beschlossen, einen Marschhalt einzulegen und die geplante Gründung eines neuen aargauischen Dachverbandes zu vertagen um einige praktische Aspekte vertieft prüfen zu können. Am Ziel, einen starken Dachverband zu gründen, wird jedoch festgehalten. Vorerst soll - im Sinne eines „Konkubinates“ vor der Heirat eine vertiefte Zusammenarbeit stattfinden. Diese soll nun im wichtigen Themenbereich „Altersvorsorge“ stattfinden, wo bezüglich der bundesrätlichen Vorlage Altersvorsorge 2020 und der wohl Ende 2016 zur Abstimmung gelangenden Initiative des SGB, AHVplus, wichtige Entscheide anstehen. Weitere wichtige Themenbereiche mit grossen Auswirkungen für den Aargau sind die laufende Diskussion um den Leistungsabbau beim Kanton und die Reaktionen der Arbeitnehmerverbände darauf sowie die Debatte zur Umsetzung der Masseinwanderungsinitiative. Auch hier soll die Meinungsbildung gemeinsam angegangen werden. Schliesslich hat sich gezeigt, dass sich die angeschlossenen Organisationen vom AGB und der VAA noch vermehrt gegenseitig über ihre bisherigen „Kulturen“ informieren müssen. Zur Koordination des weiteren Vorgehens wurde eine Projektleitung bestehend aus Manfred Dubach (alv) und Renato Mazzocco (AGB) eingesetzt. Weitere Schritte werden in Zusammenarbeit mit den Vertretungen aller beteiligten Organisationen beschlossen. Auflösung VAA Nach diesem Entscheid über „ArbeitAargau“ stellte sich natürlich die Frage, wie es mit der VAA weitergeht bis zu „ArbeitAargau“. An der VAA-Vorstandsitzung haben wir dies eingehend besprochen. Wir haben verschiedene Szenarien durchgespielt und sind zum Ergebnis gekommen, dass es wenig Sinn macht, die VAA aufrecht zu erhalten. Dies aus folgenden Überlegungen:

TOP News 3/2015

• Die Organisationen, die sich zu „ArbeitAargau“ bekennen, werden in der Projektgruppe vertreten sein und das Projekt direkt mitbegleiten. • Mit dem Austritt des alv (grösster Verband der VAA) auf Ende Dezember 2015 würde die VAA 6000 Mitglieder verlieren, das heisst, die VAA könnte mit einem grossen Teil der Einnahmen aus den Mitgliederbeiträgen nicht mehr rechnen. Die VAA wäre kaum noch finanzierbar. • Als Kleinorganisation, welche die VAA ab 1. Januar 2016 wäre, würde die politische Einflussnahme der VAA massiv schrumpfen. Die VAA würde als Sozialpartner kaum noch ernst genommen. • Die Organisationen könnten die freiwerdenden Gelder der Mitgliederbeiträge für eigene Aktionen oder für die Finanzierung der Sitzungsgelder und Spesen der im Projekt „ArbeitAargau“ vertretenen Personen aufwenden. Die Delegierten haben an der Delegiertenversammlung vom 29. Oktober 2015 dem Vorschlag des Vorstands einstimmig zugestimmt und die Auflösung der VAA per Ende 2015 beschlossen. Es gibt natürlich schönere Aufgaben, als einen Verein aufzulösen. Wir sind aber der Meinung, dass dies die richtige Entscheidung ist. Nun setzen wir alles daran, dass die Zusammenarbeit gut verläuft um den neuen Dachverband „ArbeitAargau“ so rasch als möglich auf die Beine zu stellen. Alessio Mair, Präsident

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Lesetipp Die Frau auf der Treppe

Ein Kunstmaler sucht zusammen mit seiner Geliebten namens Irene beim Ich-Erzähler, einem jungen Rechtsanwalt in Frankfurt am Main, juristischen Rat in einem Rechtsstreit mit einem wohlhabenden Industriellen, dem Eigentümer eines von ihm gemalten Bildes. Das Gemälde ist ein Akt von Irene, der Geliebten des Kunstmalers und zugleich der Ehefrau des Industriellen. Denn während sie dem Kunstmaler Modell steht, verlieben sich beide ineinander. Irene verlässt ihren sehr viel älteren Mann, der sie noch immer vergöttert, um ungeschieden an der Seite des Kunstmalers zu leben. Aber auch diese Liebe ist beim Zusammentreffen in der Anwaltskanzlei bereits abgeflacht. Der junge Anwalt seinerseits verliebt sich in die gut aussehende Frau seines Klienten. Irene aber nutzt die Gunst der Stunde: Sie missbraucht die Liebe des Anwalts, um ihren jetzigen Geliebten, den Kunstmaler, ebenfalls zu verlassen und verschwindet auf abenteuerliche Weise mitsamt dem Gemälde aus dem Leben der drei Männer, die in völliger Ratlosigkeit zurückbleiben. Der junge Anwalt kann seine erste grosse Liebe nie ganz vergessen, macht Karriere, heiratet und hat Familie. Als älterer, gesellschaftlich gut situierter Mann – seine Frau ist bereits verstorben, seine Kinder schon erwachsen – entdeckt er anlässlich einer Geschäftsreise in Sydney in der Art Gallery das Bild seiner Jugendliebe. Er lässt nachforschen und trifft auf die todkranke, einst so geliebte Irene, die als Krankenschwester auf einer dünn besiedelten australischen Insel arbeitet und sich unter anderem um „verlassene, streunende drogen- oder alkoholabhängige Kinder“ kümmert. Kurze Zeit darauf – angelockt von dem in der Art Gallery ausgestellten und lange gesuchten Gemälde – tauchen auch der Ehemann und der Kunstmaler bei Irene auf. Den beiden scheint es aber nur noch um den Besitz des Bildes zu gehen. In Gesprächen werden alte Geschichten aufgewärmt und Irenes Vergangenheit seit ihrem Verschwinden vage beleuchtet: Offenbar schliesst sie sich in den Siebzigerjahren dem terroristischen Untergrund in der Bundesrepublik an, taucht anschliessend in der DDR unter, ist dort mit einem Mann namens Helmut verheiratet, mit dem sie eine Tochter (Julia) hat. Nach dem Fall der Berliner Mauer setzt sie sich aus Deutschland nach Australien ab. Als nun der Ehemann und der Kunstmaler erfahren, dass Irene das Bild unwiderruflich der Art Gallery vermacht hat, verlassen sie die Insel ungetaner Dinge und verschwinden aus ihrem Leben. Der Ich-Erzähler aber begleitet Irene in ihrer letzten Lebensphase und beide erleben im Zeitraffer die verpasste wahre Liebe ihres Lebens. Er verspricht ihr am Sterbebett, sich um ihre Tochter zu kümmern. Nach ihrem Ableben geht der Ich-Erzähler ausgesöhnt und gestärkt aus dieser kurzen, aber intensiven Beziehung hervor. Er findet durch diese nachgeholte Liebesbeziehung viele Antworten für sein aktuelles, nicht ganz unproblematisches Leben, fasst neuen Lebensmut und findet zurück zu seiner eigenen Familie.

Der kurze Roman greift nicht sehr tief, aber dennoch ist er Schlink spannend und witzig geraten. Wie im „Vorleser“ steht auch hier die Vergangenheitsbewältigung im Zentrum seines Schreibens, nur diesmal mit einer alltäglicheren Problematik als der des Holocaust. – Die Personencharaktere werden deutlich umrissen. Einzig der Anwalt ist dynamisch konzipiert, d.h. nur ihm gesteht Schlink einen Wandel zu. Hierzu Schlink: "Der Ich-Erzähler ist jedenfalls bereit, sein bisheriges Leben nachhaltig zu verändern. Das ist nicht ein Opfer, das er Irene bringt, sondern die Folge einer Erfahrung, die er der Begegnung mit Irene verdankt. Ich weiss nicht, ob in Beziehungen der eine mehr liebt als der andere. Aber oft trifft die Liebe den einen und den anderen an verschiedenen Punkten ihres Lebens und greift in ihre Leben daher auch verschieden ein, mal mehr verändernd und mal weniger." Die Sprache ist – typisch für Schlink – nüchtern und einfach gehalten, aber sehr präzis. Ein geschickter Wechsel von Erzählbericht und Dialog treibt die Handlung voran. – Eine gelungene Mischung aus Unterhaltung und Ernsthaftigkeit. Thomas Schulz, lic. phil. I Deutschlehrer Bernhard Schlink, Die Frau auf der Treppe, Zürich 2014, Diogenes Verlag

TOP News 3/2015

Neuester Roman von Bernhard Schlink, erschienen am 27. August 2014.

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Zukunft der KV-Schulen – Meinungen und Interviews Kurz vor Beginn der Sommerferien traf in den sieben KV-Schulen des Kantons Aargau eine „Hiobsbotschaft“ des Regierungsrats Alex Hürzeler ein. Die Medien berichteten ebenfalls von einem Papier, das sich so schön „Standort- und Raumkonzept Sekundarstufe II, (S+R)“ nennt. Dieses Konzept war für die meisten KVSchulen eine „böse“ Überraschung, da dessen Inhalt ans „Eingemachte“ ging, nämlich eine teilweise oder gänzliche Schliessung von vier oder gar fünf KVSchulen ankündigte. Mit dieser Ungewissheit und einer Angst um die eigene Existenz entliess man die Schulleitungen und Lehrpersonen in die Sommerferien. Da kann man sich vorstellen, wie „unbeschwert“ einige Entscheidungsträger und viele Lehrpersonen ihre wohlverdienten Ferien oder korrekt formuliert ihre „unterrichtsfreie Zeit“ geniessen konnten. Manche Kritiker werfen dem Departement Bildung, Kultur und Sport (BKS) vor, dass es den Zeitpunkt der Veröffentlichung bewusst so ausgesucht hat, damit die Zeit die Wogen glätten half. Dem war aber nicht so, die Opposition formierte sich sehr schnell, um mit „geballter“ Kraft gegen dieses Konzept zu kämpfen, dass ohne vorherige Konsultation oder Absprache mit den betroffenen Parteien entwickelt worden war. Die Autoren des Konzepts sind in den Augen vieler Kritiker „Schreibtischtäter“. Alles Weitere darüber lesen Sie in den einzelnen Interviews. Dieser massive Vorwurf ist für mich nachvollziehbar, da die Vorgehensweise des BKS viele Fragen aufwirft. Sie betrifft ein brisantes Thema, wo es um das höchste Gut der Schweiz, nämlich um eines der besten Bildungssysteme der Welt geht. Es ist die duale Berufsbildung, die - sogar bei den Amerikanern - zu einem Exportschlager geworden ist. Sie schützt unsere Jugendlichen am effektivsten vor Arbeitslosigkeit und beschert der Schweiz seit Jahren die tiefste Jungendarbeitslosenrate der Welt. Von der Politik hätte ich bei der Ausarbeitung eines so zukunftsentscheidenden Projekts mehr Kompetenz und Fingerspitzengefühl erwartet.

TOP News 3/2015

Nun sollen aber die Betroffenen zur Sprache kommen, damit Sie sich als Leser ein klares Bild über die Absichten des Regierungsrats machen können. Unser Verband hat sich als einzige KV-Sektion entschieden, allen KV-Schulen eine Plattform zu bieten. Wir ergreifen in dieser Beziehung auf jeden Fall Partei und sehen uns in der Pflicht, die Ansichten aller Betroffenen publik zu machen.

Übrigens ist unser Verband stolzer Gründer (1872) und aktiver Träger des zB. Zentrum Bildung – Wirtschaftsschule KV Baden. Auch wenn nur noch drei KV-Schulen des Kt. Aargau einen Trägerverband haben, haben wir uns entschieden, dass alle Schulen zu Wort kommen und gleich behandelt werden. Deshalb haben wir alle sieben Rektoren, alle sieben Schulvorstandspräsidenten, die Präsidenten der drei kantonalen Sektionen des Kaufmännischen Verbands und einige besonders aktive Lehrpersonen angefragt. Viele haben schnell zugesagt, andere haben nach langem Nachdenken abgesagt oder gar nicht reagiert. An dieser Stelle danke ich allen meinen Interviewpartnern, die mir und unserem Verband das Vertrauen entgegengebracht haben und „freimütig“ und ehrlich auf meine Fragen geantwortet haben. Wir veröffentlichen zudem zwei offene Briefe an den Regierungsrat Alex Hürzeler in voller Länge. Bevor diverse Personen nun zu Wort kommen, möchte ich Ihnen das am Anfang erwähnte Konzept kurz widergegeben. Der Regierungsrat plant eine Neuorganisation sämtlicher KV-Schulen und stellt alles buchstäblich auf den Kopf. Die wichtigsten Eckpunkte des Konzepts sind: • •

Sein Hauptziel: Bessere Nutzung der Schulräume und Optimierung der Ausbildungsorte durch Bildung von Kompetenzzentren. Es beinhaltet drei Szenarien: Variante Alpha, Variante Beta und Variante Gamma (siehe unten die offizielle Tabelle vom BKS). Nähere Infos entnehmen Sie bitte unter www.ag.ch in der Rubrik „Anhörungen und Vernehmlassungen“.

Die Anhörung bzw. die Vernehmlassung wurde Ende September abgeschlossen. Im Moment findet die Auswertung statt. Die ersten Ergebnisse der Anhörung wurden den Rektoren durch das BKS bereits im Oktober mitgeteilt. Im Januar 2016 wird der Regierungsrat seine Botschaft an den Grossen Rat verabschieden. Von Februar bis Mai wird das parlamentarische Verfahren ablaufen und danach wird der Grosse Rat darüber entscheiden. Falls eines der Szenarien angenommen wird, ist dessen Umsetzung für das Schuljahr 2017/18 geplant. Interviews: Serdar Ursavaş, Vizepräsident und Kommunikationsverantwortlicher des KV Aargau Ost

Offener Brief zum Standort- und Raumkonzept Sekundarstufe II

September 2015

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Sehr geehrter Herr Regierungsrat Hürzeler Der Regierungsrat hat am 19. Juni 2015 das Standort- und Raumkonzept Sekundarstufe II vorgestellt und zur Vernehmlassung vorgelegt. In der Anhörung kann über drei Szenarien befunden werden, die alle mit Schul- und Standortschliessungen verbunden sind. Die unterzeichnenden Lehrpersonen haben sich mit dem dazu gehörenden Anhörungsbericht und den daraus resultierenden Konsequenzen für die Berufsfachschulen auseinander gesetzt und bei der Analyse diverse stossende Punkte festgestellt. 1. Die Berufslernenden, für die angeblich bessere Rahmen- und Ausbildungsbedingungen geschaffen werden sollen, kommen im gesamten Anhörungsbericht lediglich als Zahlenbasis vor. Erst am Schluss des Berichtes weisen die Verfasser unter dem Titel „Auswirkungen auf die Umwelt“ darauf hin, dass wohl weitere Wege und höhere Kosten auf die Lernenden und deren Familien zukommen werden, die sich jedoch „über mehrere Jahre weitgehend ausgleichen“, wie die Verfasser betonen. Schon heute legen die Jugendlichen weite Wege zurück, um zu ihren Ausbildungsplätzen oder zu ihren Schulen zu kommen. Was ist für einen 16 bis 19-jährigen Berufslernenden noch alles zumutbar? 2. Wir bestreiten die dem Bericht zugrunde liegende Prämisse, dass grössere Schuleinheiten und neue Kompetenzzentren die Ausbildung der Berufslernenden nachhaltig verbessern. Es ist eine Tatsache, dass sowohl an den grossen Schulen als auch an den kleineren Standorten Jahr für Jahr regelmässig hervorragende Ausbildungsergebnisse erzielt werden. Diese Analyse fehlt im Bericht. Wir Lehrpersonen wollen keine anonymisierenden Grossschulen, sondern Schuleinheiten, an denen ein ganzheitliches Bildungskonzept verwirklichbar ist. Warum soll ein langjährig erfolgreiches Modell jetzt mit einem Mal aufgegeben werden? 3. Wie mit den Berufslernenden als Manövriermasse verfahren wird, so wird auch mit den Lehrpersonen willkürlich umgegangen, dies insbesondere mit dem Personal an den nicht kantonalen Berufsfachschulen. Beispielsweise heisst es: „Durch Verschiebungen von Berufen oder ganzen Berufsgruppen von einer Schule an eine andere sind Kündigungen unvermeidbar“, und weiter, „es wird davon ausgegangen, dass die meisten Lehrpersonen (…) durch die neue Schule zu vergleichbaren Konditionen wieder eingestellt werden“. Allein die Verwendung des Passivs ist verräterisch. Der Kanton fühlt sich nicht in der Verantwortung für die Beschäftigten. So sagt der Bericht doch auch: „Der Kanton wird sich bei den Berufsfachschulen dafür einsetzen.“ (Wofür denn eigentlich?) Das stellt eine reine Absichtserklärung dar, beinhaltet aber keine rechtlich verbindliche Zusage für die Lehrpersonen, die vom Verlust ihres Arbeitsplatzes bedroht sind. Im Gegenteil, es ist zu befürchten, dass der Kanton sich so verhält, wie er sich bei der Umstellung der Volksschule auf 6/3 auch aus der Affäre gezogen hat. Es gab und gibt keinen Sozialplan und keine Fürsorgepflicht des Arbeitgebers seinem Lehrpersonal gegenüber. Nicht alle Lehrpersonen in der Berufsbildung werden ihre derzeitige Arbeitsstelle beibehalten können; so gibt der Kanton im Bericht doch offen zu, dass mit einem notwendigen Stellenabbau gerechnet wird. Wo sollte denn sonst auch das im Bericht angesprochene Sparpotential herkommen? 4. Die drei vorgeschlagenen Varianten, welche auf der Analyse des Standort- und Raumkonzeptes basieren, sind nicht geeignet, die eigentlichen Probleme auf der Sekundarstufe II zu lösen. a) Offensichtlich werden die kantonalen Mittelschulen auch weiterhin aufgrund von weiter steigenden Schülerzahlen unter einem gravierenden Raumproblem leiden. Die Massnahme, die WMS nach Zofingen zu verschieben, löst das generelle Raumproblem der Kantonsschulen nicht. Woher soll denn der dringend benötigte Schulraum beispielsweise der Kantonsschule Baden herkommen? b) Das strukturelle Problem der industriell-gewerblichen Berufsfelder ist ein Fakt. Es kann aber nicht angehen, dass die Konzentration von gewerblich-industriellen Berufen auf dem Rücken der KV-Schulen ausgetragen wird. Schliesslich wächst dieser Bereich stärker, als der gewerbliche abnimmt. Die Schweiz und damit auch der Kanton Aargau liegen in der europäischen Boomzone. Hierzu hat der Bund neue Bevölkerungszahlen veröffentlicht, die vermuten lassen, dass in kurzer Zeit die angestellten Berechnungen des Kantons hinfällig sein werden. Wenn heute Schulen geschlossen werden, muss spätestens in der nächsten Planungsphase neuer Schulraum geschaffen werden. Hier wird versucht, ein Sparpotential aufzutun, das bei Lichte betrachtet gar keines ist. Wo ist hier die Logik? 5. Bei der Erhebung des Standort- und Raumbedarfs hat der Kanton bewusst darauf verzichtet, die generelle Sporthallenproblematik mit einzubeziehen. So werden laut Bericht einfach anfallende Kosten und die erforderlichen Neuinvestitionen den Trägern der Berufsfachschulen und deren Standortgemeinden überwälzt. Wir vermögen hier kein Einsparpotential zu erkennen. Will der Kanton sparen auf Kosten der Gemeinden? 6. Wenn die Grundlage der politischen Entscheidung die traditionelle Regionalität des Kantons sein soll, wie es im Bericht heisst, dann muss es möglich sein, auch kleinere gut funktionierende Schulen und Standorte aufrecht zu erhalten. Dies gilt nicht nur für den gewerblich-industriellen Bereich, sondern auch für das KV. Die Schweiz zeichnet sich in der Bildungslandschaft der Sekundarstufe II international durch das duale System aus. Wir werben mit der hohen Qualität dieses Systems. Warum sollten wir es dann heute amputieren? Wir Lehrpersonen der Berufsfachschulen appellieren an die Vernunft der politischen Entscheidungsträger, sich vom Regierungsrat ein Entwicklungskonzept vorlegen zu lassen, das die Menschen, die Regionen und die Zukunft des Aargaus und seiner Wirtschaft in den Mittelpunkt stellt. Freundliche Grüsse

Keller Ursula, Cannatella Claudio, Roy Pia, Niederhauser Rolf, Maurer Maja, Ursprung Katharina, Mascolo Flavia, Eberle Dominic, Kleiner Urs, Buholzer Katja, Salmann Filiz, Hähni Brigitte, Frei Dana, Jecic Ivan, Schläpfer Matthias, Kikels Tom, Greco Maria, Schaffner Esther, Hersche Yvonne, Bamberger Elisabeth, Wilson Andrea, Ursavas Serdar, Schulz Thomas, Oster Adrian, Bolliger Martin, Nietlispach Andrea, Hollinger Janine, Lüthi Meggie, Müller Niklaus, Zurkinden Alexander, Erni Steve, Taug Sibylle, Meier Philipp, Notter Dieter, Sollberger Karl, Fernández Esther, Collenberg Michèle, Baldenweg Esther, Kissling Sibylle, Schenker Alfred, Pribnow Andreas, Pfister Jörg, Traber Peter, Fatzer David, Lauko Tibor, Catania Katharina, Ledergerber Christa, Fernandez J. Carlos, Rolli Maria, Brunner Daniel, Gloor Dieter, Keller Ernst, Kissling René, Rauch Jan-Bengt, Flory Daniel, Novak-Lüscher Irène, Hennerbichler Manfred, Erni Claudia, Greco Maria, Marini Sandra, Michel Urs, Keller André, Jahn Bettina, Pozzoli Mario, Pauli Benedikt, Wäger Ruth, Sommerhalder Simone, Gba Solange, Disler Doris, Moser Fabio, Widmer Fränzi, Filler Catherine, Roth Doris, Richner Mark, Livingstone Stephen, Bjönness Annette, Perret Brigitte, Altorfer Thomas, Fuchs Albert, Fricker Rudolf ,Baur Thomas, Pribnow Martina, Stalder Michael, Lareida Ines, Widmer Boris, Streit Jürg, Kempf Alexandra, Fretz Kurt, Ruckstuhl Claudia, Wespi Janine, Schär Rolf, Bösiger Franziska, Markopoulos Jannis, Büchler Lea, Senn Walter, De Vith Mariella

TOP News 3/2015

Lehrpersonen vom Berufs- und Weiterbildungszentrum Brugg, Abteilung Wirtschaft (KV), zB. Zentrum Bildung - Wirtschaftsschule KV Baden, der Handelsschule KV Aarau und vom KV Lenzburg-Reinach

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Zukunft der KV-Schulen – Meinungen und Interviews Ursula Keller, Lehrerin für Deutsch und Geschichte, Prüfungsleiterin, Qualitätsverantwortliche des Berufs- und Weiterbildungszentrums Brugg (BWZ) Die „Basta-Methode“ ist nicht zeitgemäss! Wie haben Sie zuallererst auf das "Standort- und Raumkonzept Sekundarstufe reagiert? Mit Bestürzung! Ich musste mich zusammenreissen, damit ich nicht in Tränen ausbrach. Ich hatte schon einiges erwartet, aber nicht in diesem Ausmass. Ich dachte mir schon, dass es das BWZ in irgendeiner Form treffen wird, aber dass wir in keiner Variante berücksichtigt werden, hätte ich nicht erwartet. Können Sie dies logisch erklären? Es war eine politische Entscheidung und keine Sachentscheidung. Nachdem ich alle drei Varianten eingehend studiert und gründlich recherchiert habe, ist mir schon einiges aufgegangen. Damit es mit den Schwerpunkten, die der Kanton sich gesetzt hat, wie Regionalität, Kompetenzzentrenbildung und Raumauslastung aufgeht, musste es eine Schule in der Mitte treffen. Sonst würde es nicht klappen. Im März gab es im Martinsberg in Baden einen Workshop mit vielen Interessenvertretern. Ich war dort als Berufsbildungskommissionmitglied auch eingeladen. Ich behaupte, das BKS hat schon dort gemerkt, dass es auf extremen Widerstand stossen wird. Mit diesen Varianten versuchen sie nun abzuklopfen, was überhaupt machbar ist. An diesem Workshop, der ein Flop war, hätte ein Konzept herauskommen müssen, dies ist aber nicht passiert. Wie kamen Sie auf die Idee, einen offenen Brief an den Regierungsrat Alex Hürzeler zu verfassen? Beim Studium des Konzepts habe ich feststellen müssen, dass es voller Fehler ist und von falschen Annahmen ausgeht. „Handwerklich“ ist dieses Konzept nicht brauchbar! Ich wollte mit diesem offenen Brief genau auf die Knackpunkte aufmerksam machen. Um auch deutlich zu machen, dass die Lehrerschaft dies durchschaut. Können die Verantwortlichen so dumm sein das Risiko eines Scheiterns einzugehen? Das ist systembedingt, da es im BKS ganz viele Leute gibt, die von der Basis und von der Praxis eigentlich zu wenig verstehen. Sonst hätten sie nicht so kardinale Fehler machen können, wie z.B. die Erwachsenenbildung zu ignorieren. Ein anderer Fakt, der gar nicht eingerechnet worden ist, ist dass in Brugg, in Baden oder an anderen Schulen, wo freie Kapazitäten vorhanden sind, Personen, Gruppen oder Branchenverbänden Schulräume für überbetriebliche Kurse oder Vorbereitungskurse zu moderaten Preisen (zum Selbstkostenpreis) zur Verfügung gestellt werden. Dies zeigt mir, dass die Verantwortlichen des Konzepts keine Ahnung von unseren Schulen haben.

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Haben Sie bei diesem offenen Brief auch gedacht, dass ein solches Schreiben heikel sein könnte? Am Anfang war das ein Alleingang. Ich habe mir überlegt, wenn ich dies im stillen Kämmerlein mache, dann bringt dies gar niemandem etwas. Es war vielleicht ein Zeichen auch an die Verwaltung, dass viele Leute mitdenken und sie merken, da sind Probleme vorhanden, die sie nicht berücksichtigt haben. Ein anderes Ziel dieses Schreibens ist auch, die Diskussion unter den Betroffenen anzuregen. 97 Lehrpersonen haben den offenen Brief unterschrieben. Es ist eine beachtlich grosse Unterstützung. Dadurch wird der Widerstand aus der Lehrerschaft schon deutlich. Das Kalkül dieses Konzepts ist es, die KV-Schulen von vornherein auseinanderzudividieren. Es ging ja Ruckzuck, dass sich die Betroffenen mit Ausnahme der BWZ für eine der Varianten positioniert haben, um wenigstens irgendetwas retten zu können. Und ich persönlich, jetzt unabhängig vom BWZ, muss sagen, dass es die falsche Strategie gewesen ist, dass sich die Schulen und die Lehrerschaft von Anfang an zu entzweien. Wir hätten eine ganz andere Ausgangsposition gehabt, wenn sich beispielsweise Rheinfelden, Wohlen und auch Lenzburg nicht hätten auf den Minimalkonsens reduzieren lassen, sondern gesagt hätten: „Wir kämpfen für Lösungen, die allen gerecht werden.“ Hatten Sie auch Kontakte zu anderen Schulen um einen Konsens zu erreichen? Ich hatte Kontakte zu anderen Schulen, in meiner Funktion als Prüfungsleiterin, auch nach Rheinfelden. Aber dort wurde sofort abgewinkt. Mir wurde gesagt, dass man mich ideell unterstützt, aber nicht öffentlich. Baden hat uns uneingeschränkt unterstützt, auch aus Lenzburg habe ich Unterstützung erfahren, natürlich aus Existenzgründen, die ähnlich sind wie bei uns. Von den anderen habe ich keine oder fast keine Unterschriften bekommen. Ich hätte mir gewünscht, dass alle KV-Lehrer von allen KV-Schulen die Kritik in diesem Schreiben unterstützen würden. Einige Lehrpersonen haben sich vielleicht nicht dafür interessiert, von anderen habe ich aber erfahren, dass sie einen „Maulkorb“ bekommen haben. Ist sowas nicht sehr bedenklich? Hätten Sie dies erwartet? Doch sehr bedenklich. Ich hätte es nicht erwartet. Ich hätte erwartet, dass die Lehrpersonen a) vom Arbeitgeber nicht gegängelt werden und b) sich nicht gängeln lassen. Das ist Zivilcourage, man müsste dies eigentlich erwarten, wenn die eigene Existenz bedroht ist. Was kann schon passieren? Rausschmeissen, wenn sie unsere Schule zumachen …? Das steht wahrscheinlich auch auf einem anderen Blatt, wie engagiert sich die Menschen für die eigenen Interessen einsetzen! Fühlen Sie sich von der Politik ernst genommen? Nein, der Bericht lässt es nicht zu, dass wir uns von der Politik ernst genommen fühlen. Wir spielen definitiv keine Rolle! Auch die Schülerschaft kommt darin nicht vor! Wir sind nur Manövriermasse! Was bei der Lehrerschaft gut angekommen ist, ist einzig die Solidaritätsbekundung der KV-Rektoren. Sie versprechen, dass die Lehrer der zu schliessenden Schulen von den anderen übrig bleibenden Schulen übernommen werden sollen. Damit es einigermassen sozialverträglich sein soll. Hätten Sie von den Rektoren mehr erwartet? Nein, ich glaube, sie haben mit ihrer Absichtserklärung das getan, was sie überhaupt tun konnten. Erstens haben sie eine gemeinsame Haltung eingenommen und haben gesagt, dass sie die Varianten zurückweisen. Das ist Solidarität denen gegenüber, die in ihrer Existenz bedroht sind. Andererseits haben sie auch gesagt, dass jede Schule, jeder Schulvorstand an sich autonom und frei ist, sich selber zu positionieren. Haben Sie auch versucht, mit den Lehrpersonenvertretern anderer KV-Schulen aktiv zu werden? Ich habe in meinen Sondierungsgesprächen gemerkt, dass seitens der Lehrervertreter nicht viel zustande gekommen ist. Die PLKB, die es früher gab, gibt es heutzutage nicht mehr. Sie wäre eine Plattform gewesen, die unabhängig vom ALV agiert hätte. Ich weiss, dass sich nicht alle LP mit dem ALV oder mit der Sektion im ALV identifizieren. Der ALV hat ja auch Position bezogen und hat eine gute Stellungnahme abgegeben. Wie beurteilen Sie als Qualitätsverantwortliche Ihrer Schule dieses Konzept? Das Argument mit der Qualität kommt in dem Bericht gar nicht vor. Das war mein Anliegen in diesem Bericht aufzuzeigen, dass wir alle gut sind. Ihr lasst aber alles unter den Tisch fallen. Alle Schulen haben nämlich gute bis sehr gute Ergebnisse in den externen Evaluationsberichten erreicht und sind zertifiziert. In dem Bereich haben wir uns nichts vorzuwerfen. Ist es richtig, dass die Qualität in den Schulen leiden würde, gleich welches Szenario angenommen wird? Absolut richtig, es wäre eine Grundsatzentscheidung, die man treffen müsste. Wollen wir Grossschulen? Dann müsste man auch definieren, welche Grösse nicht überschritten werden darf und dies aus welchem Grund? Wir wissen, dass soziale Kontrolle das Beste ist, was uns schützen kann vor dem, was wir an anderen Orten in Europa erleben. Dass manche junge Menschen den Anschluss an die Gesellschaft komplett verlieren und sich radikalisieren können. Wenn wir unseren Jugendlichen zumuten müssen, dass sie ihre Schulen wechseln, lange Schulwege in Kauf nehmen müssen, in der Anonymität verschwinden, dann werden wir höhere AbbrecherQuoten haben.

Zukunft der KV-Schulen – Meinungen und Interviews

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Hatten Sie bisher Reaktionen auf Ihr Schreiben? Ich habe das Schreiben kurz vor den Herbstferien abgeschickt, wie dies der Kanton auch gemacht hat …! Bisher keinerlei Reaktionen seitens des BKS. Ich habe es auch an die Aargauer Zeitung geschickt, die fanden es natürlich lang, versprachen mir aber, dass sie es teilweise veröffentlichen würden. Sie haben aber ihr Versprechen bis jetzt nicht eingelöst, dies ist schon enttäuschend. Ich hoffe, dass sie es wenigstens online veröffentlichen werden. Wie beurteilen Sie die Stimmung in der Lehrerschaft in Brugg? Die Stimmung war sehr gedrückt. Bis Ideen entwickelt wurden, wie wir uns verteidigen werden, ging die Stimmung wellenweise rauf und runter. Die Petition, die vom Verein Pro-BWZ lanciert wurde, hat dann unter der Lehrerschaft eine gute Solidarität geschaffen. Wie war bisher die Reaktion der Berufslernenden? Sie waren genauso schockiert wie wir Lehrpersonen. Nicht nur diejenigen, die von einer Schliessung betroffen wären, sondern auch die Drittklässler, die im Sommer 2016 die Schule verlassen werden, waren entsetzt. Beispielsweise haben sich an der Expo in Brugg viele Berufslernende für die Mithilfe bei der Unterschriftensammlung gemeldet und dann auch aktiv mitgeholfen. Dies hat wirklich einen Zusammenhalt bewirkt, auch von Ehemaligen, Pro-BWZ-Stimmung letztendlich! Wir konnten 18‘000 Unterschriften sammeln. Brugg hat ca. 11‘000 Einwohner, der Bezirk hat 49‘000 Einwohner und wir sammeln 18‘000 Unterschriften. Dies beweist, dass der Rückhalt für das BWZ gross ist. Ist die Stimmung nun zuversichtlich? Ja, unterschiedliche Leute haben signalisiert, dass die Schliessung unwahrscheinlich sein wird!

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Wie stellen Sie sich zur Mindestgrösse von 400 an KV-Schulen? Wir haben im Augenblick zirka 330 Berufslernende und können anzahlmässig mit grossen Schulen wie Baden nicht mithalten. Die Zahl von 400 ist ein willkürlich gezogener Strich! Man hätte auch 500 oder eine andere Zahl nehmen können. Wahrscheinlich hat man diese Zahl genommen, damit fünf KV-Schulen unter diese Latte fallen … Mein Fazit ist, dass im KV-Bereich gar kein Handlungsbedarf besteht. Ob gross oder klein, wir haben alle ausgelastete Schulräume und –häuser. Gäbe es irgendetwas, was man an den KV-Schulen doch ändern könnte? Handlungsbedarf besteht nach meiner Meinung einerseits bei der WMS, die grosse Raumprobleme hat. Zwar haben sie eine Verschiebeaktion in Aarau vorgesehen, indem man die WMS-Klassen nach Zofingen verschiebt, um in Aarau die Räumlichkeiten ein bisschen zu entlasten. Im Gesamtbericht wird aber nichts gesagt zu den östlichen Mittelschulen. Für die Kanti Baden gibt es keine Lösung, obwohl sie eine Raumauslastung von 100 % hat. Weder Wettingen noch Baden haben Spielraum. Das Problem müsste als erstes gelöst werden. Folgt man den Vorgaben des Bundes und sagt die WMS ist eine berufsbezogene Ausbildung und keine allgemein bildende Matura und gehört deshalb per Definition in die Berufsbildung, d.h. an das KV, dann hätten die Kantis wieder Platz. Dies ist die eine Möglichkeit. Wenn der Kanton dies aber nicht will, dann muss er bauen. Wie sollte es nach Ihrer Ansicht weitergehen? Es gibt Ansatzpunkte die auf a) Gespräch hinauslaufen und b) auf Kompromiss. Alle sollten diese Punkte beherzigen. Wer nicht miteinander spricht, macht Fehler. Die „Basta-Methode“ von oben nach unten funktioniert nicht und ist nicht zeitgemäss.

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Zukunft der KV-Schulen – Meinungen und Interviews Jörg Pfister, Rektor des Zentrum Bildung – Wirtschaftsschule KV Baden

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Verbesserung des Status quo Wie haben Sie reagiert, als Sie zum ersten Mal vom regierungsrätlichen "Standort- und Raumkonzept Sekundarstufe II (S+R)" erfahren haben? Der Auslöser für das Projekt S+R war die immer wieder auftretende Raumknappheit bei den Kantonsschulen. Daraufhin hat der Grosse Rat den Regierungsrat beauftragt, eine Auslegeordnung und Planungsgrundlage zum Raumbedarf der Kantonsschulen für die kommenden 15 Jahre zu erstellen. Sinnvollerweise ist der Projektauftrag auf die ganze Sekundarstufe II, d.h. inkl. Berufsfachschulen, ausgedehnt worden. Insofern war die Auslegeordnung keine Überraschung. Wir sind auch frühzeitig über das Projekt S+R informiert worden. Haben Sie dieses Konzept mit einem solch brisanten Inhalt überhaupt erwartet? Sicher nein. Unerwartet waren insbesondere zwei Punkte: 1. Die Halbierung der bisherigen KV-Standorte. 2. Keine der drei vorgeschlagenen Varianten greift die Frage nach der organisatorischen Neu-Zuteilung der Wirtschafts- (WMS) und Informatikmittelschulen (IMS) auf. Welche Bedeutung haben die drei vorgeschlagenen Varianten für Ihre Schule? Die aktuelle Situation ist insbesondere für die Schulen schwierig, die von einer möglichen Schliessung betroffen sind. Unverständnis, Betroffenheit, Verunsicherung bis zu Existenzängsten sind bei vielen MitarbeiterInnen (Lehrpersonen, Sekretariat, Berufslernende) spürbar. Die KV-Rektorenkonferenz ist sich der schwierigen Situation bewusst und hat die im Moment möglichen Massnahmen im Hinblick auf ein „Worst-Case-Szenario“ getroffen. Für das zB. Zentrum Bildung – Wirtschaftsschule KV Baden ist die Ausgangslage etwas weniger brisant, weil unser Standort in keiner Variante zur Disposition steht. Für welche Variante hat sich Ihre Schule in der Vernehmlassung entschieden? Entscheidend ist nicht, bei welcher Variante wir das Kreuz gesetzt haben. Viel wichtiger ist, dass sich unser Schulvorstand kritisch mit dem Anhörungsbericht auseinandersetzte und die möglichen Konsequenzen für unsere Schule diskutierte und die Schlussfolgerungen daraus zog. Entscheidend ist, dass die Anregungen, Bemerkungen und Lösungsvorschläge des Schulvorstands in die weiteren Überlegungen einfliessen. Ihre Schule gehört zu den grössten KV-Schulen im Kt. Aargau. Wie schätzen Sie die Zukunft Ihrer Schule aufgrund des vorgeschlagenen Konzepts ein? Im Moment ist dazu keine Aussage möglich. Aufgrund der breiten Ablehnung gehe ich davon aus, dass keine der drei diskutierten Varianten 1:1 umgesetzt wird. Ich bin der Überzeugung, dass der Regierungsrat kritisch über die Bücher geht, die Erkenntnisse aus dem Anhörungsbericht berücksichtigt und eine mehrheitsfähige Lösung präsentiert. Wie die regierungsrätliche Botschaft an den Grossen Rat letztendlich aussieht, werden wir erst im April 2016 erfahren. Bis dahin ist jede Aussage über mögliche Szenarien spekulativ. Wie beurteilen Sie die Situation der restlichen KV-Schulen im Kanton Aargau? Welche negativen Auswirkungen sind da zu erwarten? Wichtig ist ein baldiger Entscheid, wie die zukünftige Sek II-Bildungslandschaft im Aargau aussieht und wie es mit den einzelnen Schulen weitergeht. Die aktuelle Unsicherheit bei einzelnen KV-Schulen ist das grösste Problem und für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen eine starke Belastung. Deshalb befürworte ich das Bestreben des Regierungsrates, am bisherigen Fahrplan festzuhalten. Auch wenn der zeitliche Umsetzungsdruck erheblich ist. Können Sie sich auch positiven Auswirkungen vorstellen, die bei der Realisierung einer Variante eintreten könnten? Die Situation in den GI-Schulen präsentiert sich grundsätzlich anders als bei den KV-Schulen. Die einzelnen GI-Schulen haben häufig über 10 verschiedene Berufsausbildungen unter einem Dach. Da macht es Sinn, wenn vermehrt auf Kompetenzzentren gesetzt wird, durch Konzentration der einzelnen Ausbildungen auf weniger Schulstandorte. Wie war die Zusammenarbeit mit den anderen KV-Schulen im Zusammenhang mit dem regierungsrätlichen Konzept? Grundsätzlich positiv. Es hat sich bestätigt, dass wir in der KV-Rektorenkonferenz und über die einzelnen Schulen hinweg einen konstruktiv-kritischen Umgang pflegen. Selbstverständlich nimmt jede Schule ihre eigenen Interessen wahr. Aber alle Betroffenen sind sich bewusst, dass die zukünftigen Herausforderungen eine gute Zusammenarbeit voraussetzen. Gab es auch Enttäuschungen im Zusammenarbeit mit den anderen Schulen? Wir haben über die einzelnen KV-Schulen hinweg eine offene Diskussionskultur. Inhaltlich, kontroverse Positionen sind bei Standortund Berufszuteilungsfragen unvermeidlich. Wie überall gilt auch hier: „C’est le ton qui fait la musique!“ Ihre Schule hat wie drei andere KV-Schulen einen Trägerverband, nämlich KV Aargau Ost. Welches Gewicht sollten diese Trägerverbände für die drei KV-Schulen haben? Welche Rolle sollten diese in Zukunft spielen? Der Träger hat zwei zentrale bildungspolitische Aufgaben: 1. Auf eidgenössischer Ebene Einfluss nehmen, dass die bildungspolitischen Rahmenbedingungen eine arbeits- und praxisnahe Berufsausbildung erlauben. 2. In Zusammenarbeit mit den einzelnen KV-Schulen die regionalen Voraussetzungen schaffen, die eine innovative und zukunftsorientierte Ausbildung ermöglichen. Fühlen Sie sich als Schule von der Politik ernst genommen? Davon muss ich ausgehen. Andernfalls ist die ganze Arbeit und der Einsatz für eine bestmögliche Lösung „für die Katz“. Eine andere Frage ist, inwieweit unsere Bedenkungen und Anregungen aufgenommen werden. Die Antwort auf diese Frage kann ich erst geben, wenn wir die Resultate zum Projekt „Standort- und Raumkonzept“ vorliegen. Eines kann man aber sicher festhalten: Im Aufgleisen dieses Projekts hätte der Regierungsrat die Rektorenkonferenz mehr einbeziehen müssen. Die Politik hat es verpasst „die Betroffenen zu Beteiligten“ zu machen. Das ist ein Mangel in der Projektorganisation. Sie sind der Präsident der Rektorenkonferenz, in der alle sieben Rektoren der KV-Schulen vertreten sind. Wie bewerten Sie die Rolle dieses Gremiums in der Vernehmlassungsphase? Die Rektorenkonferenz hat sich absolut bewährt. Hat eine gemeinsame Stellungnahme abgegeben, was nicht selbstverständlich ist. Eingeflossen sind verschiedene Argumente und Blickwickel. Im Vorfeld haben wir um Kompromisse und Formulierungen gerungen, was von allen KV-Schulen Zugeständnisse verlangte. Den verschiedenen Vernehmlassungspartnern (Gemeinden, Parteien, Verbände …) stellten wir unsere Stellungnahme zur Verfügung. In den Medien wiesen wir auf die Gefahren und Schwächen des Anhörungsberichts hin; auf Schulebene fanden Informationsveranstaltungen, Unterschriftensammlungen und andere Aktionen statt. Ich hoffe, die Gesamtheit dieser Puzzlesteine löst bei den Entscheidungsträgern (Regierungs- und Grossrat) die entsprechende Reaktion aus, dass die Szenarien kritisch überarbeitet werden. Letzten Endes muss das Ziel die Verbesserung des Status quo sein, andernfalls ergibt die „ganze Übung“ keinen Sinn. Welche Herausforderungen erwarten die KV-Schulen in den nächsten 10 bis 20 Jahren? Die zukünftigen Herausforderungen werden zu einem grossen Teil die gleichen wie die heutigen sein. Drei zentrale Fragen müssen wir beantworten: 1.) Schnittstelle Sekundarstufe I => Sekundarstufe II Welche Kompetenzen bringen die SchülerInnen aus der Volksschule mit? Welche Erwartungen und Anforderungen bezüglich Fach-, Sozial- und Methodenkompetenzen stellen wir an die zukünftigen Berufslernenden.

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2.) Heterogenität der Klassen Wie gehen wir mit der zunehmenden Heterogenität bei den Jugendlichen um, der steigenden Vielfalt in fachlicher, sozialer und kultureller Hinsicht? 3.) Sicherung und Stärkung der dualen Bildung Wie stellen wir sicher, dass die duale Berufsbildung auch in Zukunft ein Erfolgsmodell bleibt und unsere Jugendlichen bestmöglich auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes vorbereitet werden? Anm. d. Red.: Erich Leutenegger, Rektor der Handelsschule Aarau, hat auf ein Interview verzichtet, da sich seine Meinung mit den Aussagen von Jörg Pfister deckt.

Fernando Garcia, Schulvorstandspräsident des Zentrum Bildung – Wirtschaftsschule KV Baden Erhaltung des dualen Bildungssystems Wie haben Sie reagiert, als Sie zum ersten Mal vom regierungsrätlichen "Standort- und Raumkonzept Sekundarstufe II" (S+R) erfahren haben? Zu Beginn meiner Amtszeit war das Projekt S+R bereits im vollen Gange. Sukzessive habe ich mich in die Materie einarbeiten müssen. Haben Sie dieses Konzept mit einem solch brisanten Inhalt überhaupt erwartet? Da ich zu Beginn des Projekts noch nicht Schulvorstandspräsident war, habe ich mir erst später ein Bild über Inhalt und Umfang des Projekts machen können. Im Übrigen geben kantonale Reformen immer zu Diskussionen Anlass. Welche Bedeutung haben die drei vorgeschlagenen Varianten für Ihre Schule? Unsere Schule ist als „grosse“ Schule weniger als andere (insbesondere regionale Schulen) vom Projekt S+R betroffen. Wir müssen ww bei allen drei Varianten mit einer Zuteilung von Schülern rechnen. Für welche Variante hat sich Ihre Schule in der Vernehmlassung entschieden? Vorab ist zu sagen, dass wir mit allen drei vorgeschlagenen Varianten gut leben können. Die Variante „Alpha“ bietet für unsere Schule eine maximale Auslastungssteigerung und die beste Kompetenzzentrenbildung. Ihre Schule ist die zweitgrösste KV-Schule im Kt. Aargau. Wie schätzen Sie die Zukunft Ihrer Schule aufgrund des vorgeschlagenen Konzepts ein? Unsere Schule ist gut aufgestellt. Ich mache mir, unabhängig ob das Projekts S+R umgesetzt wird, keine Sorgen um die Zukunft für das zB. Zentrum Bildung – Wirtschaftsschule KV Baden. Wie beurteilen Sie die Situation der restlichen KV-Schulen im Kanton Aargau? Welche negativen Auswirkungen sind da zu erwarten? Ich bin als Schulvorstandpräsident nur für die Anliegen der Wirtschaftsschule KV Baden verantwortlich. Des Weiteren kenne ich die Situation der anderen Schulen zu wenig, um eine Stellungnahme abgeben zu können. Gibt es auch positive Auswirkungen, die bei der Realisierung einer Variante eintreten könnten? Durch die Konzentrierung auf ein paar wenige Schulstandorte erhofft sich der Regierungsrat in erster Linie die Einsparung von Kosten. Des Weiteren wird die Bildung von Kompetenzzentren angestrebt. Grundsätzlich sind beide Zielsetzungen nicht zu beanstanden. Es ist jedoch fraglich, ob mit dem vorgestellten Projekt S+R die angestrebten Ziele erreicht werden. Wie war die Zusammenarbeit mit den anderen KV-Schulen im Zusammenhang mit regierungsrätlichem Konzept? Auf Ebene Schulvorstand gab es keine Zusammenarbeit unter den einzelnen Schulen, was meines Erachtens aus Autonomiegründen richtig ist. Die Schulen unterstehen unterschiedlichen Rechtsträgern mit unterschiedlichen Interessen. Fühlen Sie sich als Schulvorstand von der Politik ernst genommen? Wie war bisher der Dialog mit dem Regierungsrat? Unsere Anliegen sind von der Politik aufgenommen worden. Das Resultat steht noch aus. Welche Herausforderungen erwarten die KV-Schulen in den nächsten 10 bis 20 Jahren? Die Bildungslandschaft ist sehr dynamisch. Wichtig wird es sein, die gesellschaftlichen Veränderungen mitzumachen und den Anschluss nicht zu verpassen. Mir persönlich am Herzen liegt die Erhaltung des dualen Bildungssystems, welches im Übrigen immer mehr vom Ausland „kopiert“ wird.

Rolf Niederhauser, Rektor des Berufs- und Weiterbildungszentrums Brugg (BWZ) Wie war Ihre erste Rektion auf das "Standort- und Raumkonzept Sekundarstufe II“? Für uns war dies eine langangekündigte Geschichte. Als ich vernahm, von welchen Personen die Projektleitung besetzt worden ist, wusste ich, dass es problematisch werden würde. Eine faire Auslegeordnung hat nicht stattgefunden. Mittels einer Nutzwertanalyse wurde am Anfang festgestellt, dass das BWZ Brugg eines der besten Kompetenzzentren im Kanton ist mit drei starken Berufsfeldern (KV, Grüne, Elektro). Dies kommt einem „Traumkompetenzzentrum“ gleich. Was dann beim Standort- und Raumkonzept herausgekommen ist, ist beispielsweise auf dem Platz Brugg ein fantasieloser Abtausch zwischen BWZ und BFGS (Berufsfachschule Gesundheit und Soziales). Haben Sie dieses Konzept mit einem solch brisanten Inhalt überhaupt erwartet? In dieser radikalen Art nicht. Das Konzept ist durchschaubar und zielt offenbar darauf, Regionen, Schulen un einer Schule gegeneinander auszuspielen. und gar Abteilungen innerhalb Wie können Sie sich es erklären, dass etwas Bewährtes auf diese Art auf den Kopf gestellt wird? Der Grosse Rat hat den Regierungsrat beauftragt, eine Auslegeordnung bezüglich der Raumreserven auf der Sekundarstufe II zu machen, weil sich die Kantonsschulen über chronischen Raummangel beklagten. Dieses Hauptproblem, fehlender Schulraum bei den Kantonsschulen, wurde aber gar nicht angepackt. Zwar wurde im Verlaufe des Projektes die Verschiebung der WMS an die KVSchulen Aarau und Baden diskutiert. Der Vorschlag des Regierungsrates schloss dann diese Verschiebung aber von vornherein aus, obwohl es dafür sehr gute Argumente gibt: - Die WMS ist eine kaufmännische Berufsbildung. Die beiden Schultypen unterliegen der gleichen Bildungsverordnung. - WMS-Absolventen erhalten am Schluss die genau gleichen Diplome wie ein Berufsmaturand der KV-Schulen. - Eine Verschiebung löst die Raumknappheit der Kantonsschulen. Dass die Verschiebung der WMS nicht einmal diskutiert wird, zeigt, dass innerhalb des Projektes anscheinend etwas schief gelaufen sein muss. Welche Bedeutung haben die drei vorgeschlagenen Varianten für Ihre Schule? Bei den drei Varianten ist Gamma eine Scheinvariante und nicht umsetzbar. Bei Beta geht es im Kern um die Rettung der Schule in Rheinfelden, bei einem Fricktaler Bildungsdirektor eine logische Variante. Alpha konzentriert die Standorte am krassesten, lastet gewis

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Politik berechtigt nicht zu Halbwahrheiten!

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Zukunft der KV-Schulen – Meinungen und Interviews gewisse Schulen über ihre Kapazitätsgrenzen aus und würde wohl die Erwachsenen-/Weiterbildung aus den Schulhäusern verbannen. Wir vertreten die Auffassung, dass keine Berufsschule geschlossen werden sollte, deshalb sind wir auch vehement gegen alle Varianten. Ein gut funktionierendes System, v.a. das der KV-Schulen, sollte doch nicht ohne Not zerstört werden, zumal ein effektiv umsetzbares Sparpotential gar nicht besteht. Die Zusammenarbeit unter den KV-Schulen hat nicht gross gelitten, mit den anderen Schulen zusammen schon. Die Berufsschulen (GIB) Aarau, Baden und Lenzburg sind offiziell aufgetreten und haben sich für die Schliessung von Rheinfelden stark gemacht, dies finde ich persönlich ungeschickt. Da ist viel Geschirr zerschlagen worden. Also hat das Ganze auch geschadet? Es hat tatsächlich geschadet. Es ist ja ein riesiges Projekt. Standorten droht die Schliessung, Berufsfelder werden hin- und hergeschoben. Die Verunsicherung ist innerhalb des Lehrkörpers sehr gross, dies schadet tatsächlich enorm. Es ist auch ein Irrglaube, dass man ganze Berufsfelder/Schulen einfach so verschieben kann. Qualität lässt sich nicht einfach von einem Ort an einen anderen verschieben. Für KV-Schulen wurde eine Mindestgrösse von 400 festgelegt. Ist dies sinnvoll? Im Kanton gibt es sieben KV-Standorte. Zwei grosse Schulen in Aarau und Baden. Alle anderen sind ungefähr gleich gross. Zofingen und Rheinfelden etwas kleiner. Um einen maximalen Handlungsspielraum zu haben wurde im KV-Bereich eine willkürlich definierte Mindestgrösse von 400 Berufslernenden festgelegt. Eine Mindestgrösse, welche nie mit der Rektorenkonferenz abgesprochen wurde. Wenn man eine Mindestgrösse definieren will, dann wäre es weit sinnvoller eine Doppelführung von Klassen zu verlangen. Beim B-Profil gibt es sicherlich Handlungsbedarf. Hier sind die Bestände von Anfang an zu klein. Die Rektorenkonferenz hat aber bereits Hand zu einer diesbezüglichen Lösung geboten. Kann man behaupten, dass die Qualität nie ein Thema war? Dies ist leider richtig! Unser KV-System ist ein hervorragend funktionierendes System im Kanton, mit unseren gemeinsamen Prüfungen, gemeinsamen Korrekturen, dies ist schweizweit fast einmalig. Nun will man so ein hervorragend funktionierendes System einfach zerstören. Die Qualität einer Schule, wie sie in externen Evaluationen geprüft wird, findet keinen Eingang im Projekt, scheint also unwichtig zu sein. Zudem wurden die KV-Schulen als gut funktionierende Kompetenzzentren nicht gewürdigt. Eine KV-Schule bietet nicht nur Lehrlingsunterricht an. Die Erwachsenen-/Weiterbildung ist für die Regionen von eminenter Bedeutung. Auch finden in den Schulhäusern Branchenkundekurse und überbetriebliche Kurse der Branchen statt. Unsere Räume am KV Brugg sind so zu über 100 % ausgelastet und nicht, wie es die Projektunterlagen ausweisen, zu einem viel tieferen Prozentsatz.

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Aber wie können Sie sich dieses Vorgehen der Behörden erklären? Die hätten ja Opposition erwarten müssen? „Gross = gut“ stimmt nicht absolut. Man weiss ja längstens, dass grosse Schulen nicht besser funktionieren als kleine. Ich finde, es braucht beides und die dezentrale Struktur der KV-Schulen, die wir im Kanton Aargau haben, ist ideal und hat sich bis heute sehr gut bewährt. Man braucht kein Hellseher zu sein, um zu sehen, dass die grosse Opposition vorprogrammiert war. Die Antworten auf die Anhörung der verschiedenen Parteien sprechen eine deutliche Sprache. Das darf so nicht umgesetzt werden! Wie beurteilen Sie die finanzielle Seite dieses Projekts? Das Projekt bringt keine Einsparungen. So wie es daherkommt, sind gewisse Kosten gar nicht berücksichtigt: Neubau einer Kantonsschule (wenn die WMS nicht verschoben wird), Verkehrskosten, Auflösungskosten von Schulen. Das sind grosse Millionenbeträge. Der Verlust von Lehrstellen ist hier noch gar nicht berücksichtigt. Hatten Sie bisher Reaktionen seitens der Lehrgeschäfte? Ja natürlich, manche sagen, dass sie nicht bereit sind, ihre KV-Stifte an periphere Standorte zu schicken. Kann nicht der Regierungsrat sagen, mit der heutigen Mobilität sollte es möglich sein auch grosse Distanzen zu überwinden? Das BWZ Brugg, eine Berufsschule im Herzen des Kantons, zu schliessen, macht doch keinen Sinn. Brugg ist im ganzen Kanton verkehrstechnisch wohl am besten mit dem öffentlichen Verkehr erschlossen. Das schleckt einfach keine Geiss und schon gar nicht das BKS weg! Mit der Schliessung würde man aber noch mehr Leute durch den völlig überlasteten Verkehr jagen, besser wird dadurch die Verkehrssituation nicht, wenn man heute die wiederkehrenden Staumeldungen hört. Dies wäre widersinnig. Können Sie sich auch positiven Auswirkungen vorstellen, die bei der Realisierung einer Variante eintreten könnten? Dem Projekt kann man nichts Positives abgewinnen. Der Regierungsrat Alex Hürzeler hat mehrfach versprochen, keine Berufsschule zu schliessen. Ihm nehme ich dies auch ab, dass er eine Schliessung persönlich nicht will. Bleibt dann nur die Frage: „Wer will dann überhaupt so etwas?“ Ganz generell: „Politik berechtigt nicht zu Halbwahrheiten!“ Hätten Sie die Hoffnung, dass er von sich aus die ganze Übung abblasen würde? So einfach wird dies wohl nicht sein. Es wird vermutlich weder Alpha noch Beta noch Gamma umgesetzt. Regierungsrat Alex Hürzeler hat sich diesbezüglich so geäussert. Die Sache bleibt aber immer noch ungemütlich, weil wir nicht wissen, was kommen wird. Auch wenn alle drei Varianten zusammengezählt, durch drei geteilt und noch die dritte Wurzel daraus gezogen wird, kann nichts Konstruktives daraus entstehen. Haben Sie bei ihm die Bereitschaft gespürt, dass er die KV-Schulen miteinbeziehen möchte? In der Anhörung wurde dies ganz klar von ihm gefordert. Haben Sie die Hoffnung, dass der Grosse Rat (GR) die richtige Entscheidung trifft? Wenn man die Stellungnahmen der einzelnen Parteien anschaut (siehe untere Tabelle, Quelle BKS), hat das Konzept keine Zukunft. In den GR habe ich grosses Vertrauen, dass er dies nicht durchwinken wird. Fühlen Sie sich als Schule von der Politik überhaupt ernst genommen? Wir fühlen uns natürlich ernst genommen. Es haben auch viele Politiker ausserhalb unseres Bezirks in der Vernehmlassung unserer Me Meinung bzw. Kritik zugestimmt. Man möchte die dezentrale Struktur der KV-Schulen aufrechterhalten. Es wurde offenbar eingesehen, dass es sich mit der Schliessung von Schulen um eine Pseudosparübung handelt. Was ist „Optima“? Wir haben einen konstruktiven Vorschlag gemacht (Anm. d. Red., siehe Interview mit Max Zeier). Wir sind übrigens die einzige Schule, die einen Vorschlag gemacht hat. Welche Herausforderungen erwarten die KV-Schulen in den nächsten 20 Jahren? Die grösste Herausforderung ist, dass wir unser hervorragendes Niveau beibehalten können. Die dezentrale Struktur im Kanton soll erhalten bleiben. Die bisherige Generalistenausbildung im KV ist unser grosser Trumpf und den sollten wir unbedingt weiter pflegen.

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Max Zeier, Schulvorstandspräsident des Berufs- und Weiterbildungszentrums Brugg (BWZ) Unbrauchbare Übung! Wie haben Sie reagiert, als Sie zum ersten Mal vom regierungsrätlichen "Standort- und Raumkonzept Sekundarstufe II" erfahren haben? Das Projekt hat der Regierungsrat Alex Hürzeler allen Rektoren und Präsidenten vor ungefähr vier Jahren im GR-Gebäude angekündigt und seine damalige Aussage war, dass das Projekt keine Schliessung von irgendeiner Berufsfachschule enthalte. Dann vergingen mehrere Jahre bis das Projekt Ende Juni vorgestellt wurde. Am Tag vor der Veröffentlichung kam Regierungsrat Alex Hürzeler zu uns in die Schule in Brugg und hat mir gesagt, dass das BWZ Brugg in diesem Projekt von einer Schliessung betroffen ist, d.h. bei zwei von drei Szenarien eine Totalschliessung und im dritten Szenario die Schliessung des KV-Teils. Unerwartet kam diese Hiobsbotschaft nicht. Da wir bereits davon geprägt sind, was vor vierzehn Jahren passiert ist. Damals schon wollte man die noch getrennten Schulen, d.h. die Handelsschule KV Brugg und Die gewerblichindustrielle Berufsschule industria in Brugg schliessen, weil man beim Kanton gesagt hat, dass im Gegenzug alle Fachhochschulen des Kantons in Brugg zusammengezogen würden. Wir mussten schon damals kämpfen. Es war ein zweijähriger Kampf, währenddem wir dann schlussendlich eine grosse Mehrheit des Grossen Rats hinter uns gebracht haben, der das abgeschmettert hat. In diesem Sinn ist es nicht ganz überraschend, obwohl Herr Hürzeler über mehrere Jahre, in denen das Projekt gelaufen ist, mir persönlich immer wieder versichert hat, das BWZ Brugg sei von einer Schliessung nicht betroffen. Haben Sie dieses Konzept mit einem solch brisanten Inhalt überhaupt erwartet? In dem Ausmass habe ich es nicht erwartet. Welche Bedeutung haben die drei vorgeschlagenen Varianten für Ihre Schule? Wir lehnen alle drei Szenarien rundweg ab. Der Grund ist ganz klar: Es kann nicht sein, dass eine bestens qualifizierte Berufsfachschule, die zweitkostengünstigste Schule mit dem besten Standort in diesem Kanton geschlossen werden muss. Dies ist für uns schlichtweg nicht nachvollziehbar. Zum Glück ist dies für die Politik auch nicht der Fall. Die grossen Parteien, insbesondere die FDP, SVP, SP lehnen das ganze Paket ab. Die kleineren Parteien zum Teil auch. Dies ist für uns schon mal sehr positiv. Unsere Lobbyarbeit hat doch ihre Wirkung gezeigt. Eigentlich ist nun Regierungsrat Hürzeler gezwungen, dieses Konzept zu begraben oder etwas Neues zu entwickeln.

Der Auftritt der CVP-Fraktion wird im GR im entscheidenden Moment sicher sehr wichtig sein, oder? Natürlich, aber die anderen grossen Parteien wie SVP, FDP und SP stellen ja über 70% des GR. Diese lehnen das Projekt rundweg ab. Wahrscheinlich ist es deshalb nicht unbedingt „matchentscheidend“, wie sich die CVP dazu äussert. Der Kt. Aargau ist ein Kanton der Regionen und die Grossräte sind natürlich wie wir auch in den Regionen verwurzelt und müssen auch primär für ihre Regionen schauen, sonst werden sie nicht mehr wiedergewählt. D.h. für die Regionen, die von einer Schliessung bedroht sind, werden sich auch einige innerhalb einer Fraktion vielleicht anders entscheiden. Grossräte der CVP aus den Bezirken Lenzburg, Brugg und Muri werden möglicherweise anders entscheiden als aus anderen Bezirken, die nicht von einer Schliessung betroffen sind. Da wird es keine einhellige Fraktionsmeinung geben. Aber das Ziel von unserer Seite ist sicher, dass der Grosse Rat das ganze Projekt jetzt schon, bevor ein neues Szenario kommt, zu Fall bringt. Können Sie das Projekt „Optima“ näher erläutern? Wir haben in diesem Vorschlag vier Eckpunkte: 1. KV-Schulen stehen lassen, da kein Handlungsbedarf besteht. 2. Bei den gewerblich-industriellen Berufsschulen (GIB) sollen Kompetenzschulen gebildet werden. Dies haben wir bereits im BWZ Brugg mit den „grünen“ Berufen. Kleinere Berufsfelder können durchaus auf bestimmte Schulen konzentriert werden. Dies käme einer Optimierung der Berufsfelder gleich. 3. Berufsfachschule Gesundheit und Soziales (BFGS). Die ist in Brugg und hat Platzprobleme. Deshalb soll sie auf zwei Standorte verteilt werden. Da könnte der Kanton eine gescheite Lösung durchaus finden. Ich möchte im Moment ausser Brugg keinen anderen Ort nennen. 4. Das Thema Wirtschaftsmittelschulen (WMS) an den Kantonsschulen soll wieder aufgenommen werden. Der Bildungsdirektor hat seit elf Jahren vom GR den Auftrag, das Platzproblem an den Kantonsschulen endlich zu lösen. Es ist bis jetzt nichts passiert. Es wäre doch ein Ansatz, wenn man die über 1’000 Wirtschaftsmittelschüler aus den Kantonsschulen in Baden und in Aarau rausnimmt und sie in den KV-Schulen in Baden und Aarau platziert. Somit wäre ein grosses Problem an den beiden vorhin genannten Kantis gelöst, ohne dass man ein neues Gebäude bauen muss, wobei das Geld ja ohnehin nicht vorhanden ist. Der andere Effekt wäre noch, wenn man die WMS an die KV-Schulen in Baden und Aarau verlegen würden, müssten die KV-Schulen ihrerseits wiederum Berufslernende an die kleineren KV-Schulen abgeben. Dies würde gut klappen, da die Rektoren der KVSchulen sich auch auf dieses Vorgehen geeinigt haben. Dies würde natürlich auch unsere Schule in Brugg aber auch den Standort Lenzburg stärken. Dieses Projekt haben die Steuergruppe und die Task Force pro BWZ Brugg gemeinsam entwickelt. Damit fällt man keiner anderen Berufsschule in den Rücken. Kann man dem Projekt des Regierungsrats auch etwas Positives abgewinnen? Aus unserer Sicht null, nichts! Nicht alleine Brugg behauptet dies, auch andere Schulen sagen dasselbe! Die ganze Übung ist unbrauchbar! Wie können Sie sich erklären, dass man in der Politik überhaupt auf solche Szenarien kam? Wir sind der Meinung, dass die Leute, die dies entwickelt haben, a) Scheuklappen anhaben und b) aus einer externen und zudem „falschen“ Beratungsfirma stammen. Wenn man eine Wirtschaftsprüfungsorganisation für die Reorganisation von Berufsschulen anstellt, dann kann dies doch nicht gut rauskommen. Gab es bei den Berufsschulen auch Enttäuschungen? Die grosse Enttäuschung stammt von den drei grossen gewerblich-industriellen Berufsschulen, Sie haben mich mit ihrem Vorprellen für das Projekt sehr enttäuscht, aber dies war auch nicht anders zu erwarten. Haben sich die verschiedenen Schulvorstände auch mal getroffen oder miteinander kommuniziert? Im Moment ist die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit dem KV Lenzburg zu erwähnen. Wir haben eins zu eins die gleichen Interessen. Wir haben sehr enge Kontakte, erwähnenswert ist bspw. Kathrin Scholl, die in Lenzburg Schulvorstandspräsidentin und zugleich SP-Fraktionspräsidentin ist. Sie hat politisches Gewicht und weiss immer genau, was in Aarau läuft. Erwähnenswert sind in zu-

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Haben Sie Hoffnung, dass dieses Projekt begraben wird? Nein, die Hoffnung stirbt zuletzt! Mein Vertrauen in die Politik ist sehr angeschlagen. Deshalb haben wir vom BWZ mit der Task Force ein eigenes Szenario entwickelt. Es heisst „Optima“. Ich habe es anfangs November Regierungsrat Hürzeler persönlich übergeben. Er hat mir versprochen, dass er dies in seine neuen Überlegungen miteinbeziehen wird. Zurzeit sind wir im luftleeren Raum. Ich hatte kürzlich eine Zusammenkunft mit der Fraktionspräsidentin einer grossen Partei. Sie sagte, dass nun die GR-Fraktionen aktiv werden und zum Thema Interpellationen einreichen werden. Dann wissen wir vielleicht ein bisschen mehr. Sie haben bisher eine grosse Partei gar nicht erwähnt. Ist dies Zufall? Sie meinen wohl die CVP. Es ist nicht Zufall, dass ich meine eigene Partei nicht erwähnt habe. Das tut mir im Herzen am meisten weh, da sie zu der Anhörung eine sehr diffuse Antwort gegeben hat, die für mich nur schwer nachvollziehbar ist. Ein CVP-Politiker hat kürzlich das Ganze als „Bockmist“ bezeichnet. Deshalb ist bei der CVP ist noch nicht das letzte Wort gesprochen worden.

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unserer Steuergruppe auch zwei Grossräte, Franz Hollinger (CVP) und Richard Plüss (SVP). Richard Plüss bildet bei uns in der Schule Forstwarte aus und ist gleichzeitig in der Bildungskommission vom GR. Beide sind für uns sehr wichtige Partner. Wer hat die Task Force initiiert? Ich, natürlich mit der Unterstützung von 20 Persönlichkeiten aus der Region. Wir haben dazu den Verein „Pro BWZ Brugg“ gegründet, der das Szenario entwickelt und präsentiert hat. Unsere Webseite lautet www.pro-bwz-brugg.ch. Wir haben auch eine Steuerungsgruppe bestehend aus fünf Personen gebildet. Wir haben eine Petition lanciert und über 18‘000 Unterschriften gesammelt und diese am 4. Dezember an RR A. Hürzeler übergeben. Auf dem Campusplatz in Brugg haben wir am 3. Dezember eine Grossveranstaltung mit über 300 Berufslernenden durchgeführt, wobei sie Buchstaben zum Schriftzug „BWZ BRUGG 4EVER!“ gebildet haben. Mein Motto als Schulvorstandspräsident lautet: „Mit Herzblut aus dem Vollen schöpfen!“ Das BWZ liegt mir dermassen am Herzen. Ich bin seit über 25 Jahren Schulvorstandspräsident. Ich ging auch ursprünglich in Brugg in die Schule, da bin ich natürlich besonders verbunden. Wir sind eine ausgezeichnet aufgestellte Schule mit einer sehr guten Schulleitung und sehr guten Lehrkräften. Auch die Infrastruktur ist auf dem neuesten technischen Stand. Wir haben eine wunderschöne Sporthalle, ein sehr gut renoviertes Schulhaus an der Annenstrasse und hier im Gebäude der Kabelwerke Brugg neue Räume. Für die grünen Berufe haben wir hervorragende Plätze, wo sie praktisch arbeiten können. Dazu muss man auch die Erwachsenenbildung erwähnen. Ohne BWZ gäbe es in der Region keine Erwachsenenbildung mit rund 2‘000 Kursteilnehmern pro Jahr. Das wäre ein ganz grosser Verlust. Nebst dem würde die Zusammenarbeit mit der Fachhochschule, dem Technopark und dem Hightech-Zentrum auch nicht mehr existieren. Insbesondere in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule bieten wir z.B. Vorbereitungskurse für Aufnahmeprüfungen für die die zukünftigen Ingenieure an, die neun Monate dauern. In der Wirtschaftsabteilung machen wir Vorbereitungskurse für das Studium. Deshalb ist die Fachhochschule vehement für den Erhalt unserer Schule. Wie waren bisher die Reaktionen aus der Lehrerschaft? Dies ist ein ganz heikler Punkt. Es ist nicht anders als in der Wirtschaft, dass Befürchtungen und Ängste auftauchen, wenn eine Schliessung droht. Deshalb ist es wichtig, dass wir gut und regelmässig informieren, dass die LP immer gut Bescheid wissen, wo wir stehen und was wir unternehmen. Die Situation hat sich ein wenig beruhigt, seitdem sie zur Kenntnis genommen haben, dass die grossen Parteien gegen das Projekt sind. Aber es ist noch nicht ausgestanden. Es betrifft ja nicht nur die Lehrkräfte, sondern auch die anderen Angestellten. Deshalb müssen wir alles unternehmen, damit wir sie bei der Stange halten können, damit sie bleiben. Wie sieht die Zukunft der KV-Ausbildung aus? Die Zukunft der kaufmännischen Grundausbildung und der BM sehe ich sehr positiv, weil der Bedarf in der Wirtschaft für gut ausgebildete Berufsleute ungebrochen hoch ist. Diese Ausbildung muss fortlaufend an die Erfordernisse der Wirtschaft angepasst werden. Ich teile die Meinung des Gewerbeverbands nicht, dass die Zuteilung der WMS an die KV-Schule zu einer Akademisierung der KV-Ausbildung führe und dadurch auch die KV-Lehrstellen verschwinden würden. Die WMS finde ich weiterhin eine gute Ergänzung. Ich sehe auch eine Zukunft für alle KV-Schulen an allen Standorten in 10 oder 20 Jahren, weil wir ein starker Wirtschaftskanton sind mit sehr vielen Betrieben und Unternehmen und die schulische Ausbildung weiterhin in den Regionen bleiben muss, wie dies bis heute der Fall war. Könnte es zu einem Lehrstellenabbau kommen? Natürlich, ich habe bereits Äusserungen von vielen KMU aber auch von Grossbetrieben in diese Richtung vernommen. Die Betriebe möchten ihre KV-Stifte in der Region ausbilden lassen. Wie sehen Sie Ihre Tätigkeit als Schulvorstandspräsident für die Zukunft aus? Ich werde das BWZ Brugg solange führen, bis wir den Kampf gegen eine Schliessung gewonnen haben, obwohl ich bereits 66 bin und mich zurücklehnen und das Rentnerleben geniessen könnte. Diese Tätigkeit kostet viel Zeit, Kraft und Nerven, aber mir liegt das BWZ dermassen am Herzen, dass ich so lange kämpfen werde, bis die Existenzfrage geklärt ist.

Philipp Elsener, Rektor des Berufsbildungszentrums Freiamt (bbzf) Die Zusammenarbeit wird hart geprüft!

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Was war Ihre erste Reaktion auf das regierungsrätlichen "Standort- und Raumkonzept Sekundarstufe II“? Ich gehe davon aus, dass Sie die Bekanntgabe der drei Varianten am 19. Juni meinen. Das S+R läuft ja schon seit längerem. Ich war aus zwei Gründen verärgert: Zum einen war in keiner der Varianten ein Fortbestehen unserer qualitativ sehr guten gewerblich-technischen Abteilung vorgesehen. Zum anderen wurde eine Variante vorgestellt, die die komplette Schliessung unserer Schule vorsah. Zwar ist sie im Anhörungsbericht mit Abstand am schlechtesten bewertet, dennoch war dies in keiner Weise zu erwarten. Zuvor war stets betont worden, dass Standortschliessungen ausgeschlossen seien. Gleichzeitig empfand ich es als einen Schlag ins Gesicht, da das bbz freiamt nachweislich Top-Resultate erbringt und das Freiamt eine starke Wachstumsregion ist. Haben Sie dieses Konzept mit einem solch brisanten Inhalt überhaupt erwartet? Wie vorhin bereits erwähnt: Aus guten Gründen nein, in keiner Weise. Welche Bedeutung haben die drei vorgeschlagenen Varianten für Ihre Schule? Mit den beiden am besten bewerteten Varianten Alpha und Beta würde sich unsere Schule zu einem reinen kaufmännischen Kompetenzzentrum wandeln. Wir haben hier von Beginn weg Kooperationsbereitschaft signalisiert, weil wir der Überzeugung sind, dass Veränderungen nötig sind. Deshalb kooperieren wir auch mit dem Kanton und verzichten auf Fundamentalopposition gegen eine Verlegung des gewerblichen Teils. Umso mehr gehen wir davon aus, dass Wohlen bald ein kaufmännisches Kompetenzzentrum beherbergt. Wir sind dafür mit unserer vor kurzem erneuerten, topmodernen Infrastruktur, einer Mensa, Turnhallennähe und sehr guter Erreichbarkeit bestens geeignet. Das bbz freiamt bietet das optimale Gesamtpackage. Die dritte Variante Gamma ist aus verschiedenen, auch objektiven Gründen schlicht keine ernstzunehmende Variante.

Zukunft der KV-Schulen – Meinungen und Interviews

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Für welche Variante hat sich Ihre Schule in der Vernehmlassung entschieden? Wir haben lange diskutiert und schliesslich der Variante Beta vor Alpha den Vorzug gegeben, obwohl das bbz freiamt mit Alpha mehr Schüler zugeteilt bekäme als bei Beta. Dies in erster Linie, weil in der Variante Beta die Regionen mehr berücksichtigt werden. Wie schätzen Sie die Zukunft Ihrer Schule aufgrund des vorgeschlagenen Konzepts ein? Ich gehe davon aus, dass der Regierungsrat in der Botschaft an den Grossen Rat keine der drei Varianten 1:1 einbringen, sondern eine adaptierte Variante ins Spiel bringen wird. Aufgrund der Anhörungsresultate wird er nicht umhin kommen, mehr Rücksicht auf bestimmte Regionen zu nehmen. Dass das Freiamt als starke Wachstumsregion hier zwingend dazugehört, steht ausser Frage. Zudem wird er nochmals über die Bücher gehen müssen, ob er die Wirtschaftsmittelschule nicht doch besser dem KV zuteilen will. Die direkte Antwort auf Ihre Frage: Das bbz freiamt wird 2017 zu einem reinen kaufmännischen Kompetenzzentrum. Gibt es auch positive Auswirkungen, die bei der Realisierung einer Variante eintreten könnten? Variante Beta würde verschiedene Aspekte berücksichtigen, die für den Kanton Aargau wichtig sind. Insbesondere würden mit Beta die Regionen berücksichtigt, zudem gäbe es ein beträchtliches Sparpotential. Falls Beta nicht vorgeschlagen wird, bleibt zu hoffen, dass viele der guten Überlegungen zu Beta in einen neuen Vorschlag einfliessen werden. Wie war die Zusammenarbeit mit den anderen KV-Schulen im Zusammenhang mit dem regierungsrätlichem Konzept? Die KV-Schulen kennen seit Jahren eine konstruktive und effiziente Zusammenarbeit in der Rektorenkonferenz. Der Austausch erfolgt stets in gegenseitiger Wertschätzung, der Umgangston ist sehr freundschaftlich. Mit der Bekanntgabe der drei Varianten im Juni war klar, dass diese Zusammenarbeit hart geprüft werden wird. Ich erachte es als Resultat dieser freundschaftlichen Verbundenheit, dass es uns gelungen ist, eine gemeinsame Anhörungsantwort einzureichen. Ich wünsche mir, dass sich jede betroffene Schule mit fairen Mitteln für ihre Sache einsetzt, so dass wir uns am Ende weiterhin in die Augen schauen können.

Andreas Schmid, Rektor des KV Lenzburg Reinach Wie haben Sie reagiert, als Sie zum ersten Mal vom "Standort- und Raumkonzept Sekundarstufe II" (S+R) erfahren haben? Das Konzept macht Sinn. Die Kantonsschulen haben zu wenig Raum, die Berufsfachschule haben genügend Raum. Deshalb machte das S+R anfangs sicher Sinn. Es war nie ein Thema, dass eine gut ausgelastete Berufsschule, ein Kompetenzzentrum für die BM2-Wirtschaft (seit 15 Jahren) und BM2Dienstleistungen, mit einer guten Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln, plötzlich von der Schliessung bedroht sein könnte. Wir sind die einzige Schule im Kanton, die alle Profile (Wirtschaft) anbietet, B-, E- und M-Profil, BM2-Wirtschaft und BM2-Dienstleistungen. Als Kompetenzzentrum sind wir der grösste Zulieferer (36 %) der BM-Absolventen an die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) für Wirtschaft. Die familiäre Atmosphäre unserer Schule, die unkomplizierte Kommunikation mit dem SchullSc leiter und im kleinen Lehrerteam und die hochmoderne Infrastruktur sind weitere Trümpfe unserer Schule. Durch die gute Verankerung in den Regionen sind die Schulwege für die Lernenden kurz. Haben Sie dieses Konzept mit einem solch brisanten Inhalt überhaupt erwartet? Nein, das habe ich nie in der Brisanz erwartet und das wurde vom Regierungsrat Alex Hürzeler und vom Departement Bildung, Kultur und Sport (BKS) auch nie so kommuniziert. Welche Bedeutung haben die drei vorgeschlagenen Varianten für Ihre Schule? Ganz einfach: Alpha und Beta bedeuten die Schliessung unserer Schule. Bei Gamma bleiben wir erhalten. Da muss ich bemerken, dass die Parteien unisono gesagt haben, dass sie nicht hinter dem Papier, hinter dem Konzept des BKS stehen. Somit müssten alle Varianten vom Tisch sein! Eventuell wird eine neue Variante ins Spiel gebracht. Was dies sein wird, wissen wir überhaupt nicht. Heisst das, dass Sie nichts zu befürchten hätten? Was die Botschaft des Regierungsrats nach der Vernehmlassung sein wird, wissen wir nicht! Falls doch eine völlig neue Variante vom BKS ausgearbeitet wird, werden Sie dann vom Regierungsrat vielleicht konsultiert? Ganz bestimmt nicht, da wird keine Kommunikation stattfinden! Obwohl gegenüber dem Regierungsrat ein paarmal der Wunsch geäussert wurde, dass alle KV- und GIB-Schulen konsultiert werden sollten. Es gibt Handlungsbedarf: Bei den GIB-Schulen könnte man gewisse Berufsgattungen zusammenfassen und dementsprechend die Standorte besser definieren und endlich das Raumproblem der Kantonsschulen anpacken. Für welche Variante hat sich Ihre Schule in der Vernehmlassung entschieden? Wir lehnen das ganze Projekt S+R in dieser Form ab. Es macht keinen Sinn KV-Schulen zu schliessen; denn es gibt kaum Sparpotential und die Lernendenzahlen werden gemäss Prognosen ab 2020 wieder wachsen. Dennoch möchte der Regierungsrat in den nächsten 10 Jahren mehrere KV-Schulen schliessen. Da besteht im Konzept des Regierungsrats ein grosser Widerspruch. KV Schulen brauchen keine spezifische Infrastruktur ausser der Informatik. Ihre Schule gehört eher zu den kleineren KV-Schulen im Kt. Aargau. Wie schätzen Sie die Zukunft Ihrer Schule aufgrund des vorgeschlagenen Konzepts ein? Wir sind die drittgrösste KV-Schule mit 480 Berufslernenden im Kanton. Die vier anderen KV-Schulen (Wohlen, Brugg, Zofingen, Rheinfelden) sind im kaufmännischen Bereich kleine KV-Schulen. Unsere Schule hat schon heute die zweitbeste Raumauslastung (94 %) im Kanton. Das Schulhaus ist neu renoviert. Unsere Klassenzimmer wurden mit der neuesten Infrastruktur ausgestattet. Die Gesamtkosten betrugen 4.4 Mio. Franken und für das Mobiliar wurde Fr. 700'000.- ausgegeben. Somit werden in naher Zukunft keine grossen Infrastrukturkosten weder auf die Schule noch auf den Kanton zukommen. Falls Ihre Schule geschlossen wird, dann würde man Steuergelder von ca. 5.1 Mio. Franken in den Sand stecken? Ja, eigentlich schon. Dann wird das Schulgebäude mit der tollen Infrastruktur nicht mehr gebraucht. Die Stadt Lenzburg wüsste zurzeit nicht, was sie damit anfangen soll! Die Frage ist auch, ob die Grösse einer Schule sinnvoll ist, immer grösser und grösser. Wenn Aarau und Baden Schüler von uns und aus Brugg bekämen, dann müssten sie zusätzliche Räume mieten oder gar neu bauen und dies würde wiederum Kosten verursachen. Wie beurteilen Sie die Situation der restlichen KV-Schulen im Kanton Aargau? Welche negativen Auswirkungen sind da zu erwarten? Das ist sehr schwierig zu beurteilen. Werden KV-Schulen geschlossen, werden andere gestärkt. Gibt es auch positive Auswirkungen, die bei der Realisierung einer Variante eintreten könnten? Im gewerblich-industriellen Berufsschulen (GIB) kann ich mir dies sehr gut vorstellen, da wäre eine Optimierung durchaus möglich und auch wünschenswert. Im KV-Bereich sicher nicht. Wie war bisher die Zusammenarbeit mit den anderen KV-Schulen? Wir haben in der Rektorenkonferenz sehr gut zusammengearbeitet und auch die Vernehmlassung gemeinsam verfasst. Die Rektorenkonferenz KV/DH steht für die Ablehnung des Konzepts.

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Grösster Zulieferer von BM-Absolventen für FHNW

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Zukunft der KV-Schulen – Meinungen und Interviews

Gab es auch Enttäuschungen in Zusammenarbeit mit den anderen Schulen? Ja, grosse GI-Schulen, die bei diesem Projekt nur Gewinner sind und sich zu einer Variante äusserten. Sie haben dabei auch ihre Meinung zu den KV- und KS-Schulen geäussert. Fühlen Sie sich als Schule von der Politik ernst genommen? Wie war bisher der Dialog mit dem Regierungsrat? Die Zusammenarbeit mit den Ortsparteien war bisher sehr positiv. Sie unterstützen uns und empfehlen das Konzept zur Ablehnung. Zum Regierungsrat: Auch die Ablehnung des Konzepts durch alle Parteien führte bei der Regierung zu keinem Umdenken. Man muss auch sehen, dass beim Kanton in den letzten Jahren zu viele personelle Wechsel gab. Dies hat eher geschadet als genutzt! Wie beurteilen Sie die Stimmung in der Lehrerschaft Ihrer Schule? Die Unsicherheit überwiegt leider. Wir haben vier Jahre auf das Konzept gewartet. Jetzt soll es nochmals ein Jahr dauern. Die Planung für das nächste Schuljahr wird dadurch schwieriger. Die Gefahr, dass die Lehrpersonen, die aus Zürich, Basel, Bern oder Luzern stammen, wegen der unsicheren Lage, ob die Schule überleben wird oder nicht, ihre Stellen wechseln werden, ist leider gross. Die Rekrutierung von neuen, geeigneten Lehrkräften ist dann für mich auch sehr schwierig. Zudem ist es deshalb auch schwierig, die Ausund Weiterbildung der Lehrpersonen zum Beispiel für den zweisprachigen Unterricht zu planen. Sie haben ja eine Petition eingereicht. Ja, wir haben diese Petition mit über 2'500 Unterschriften dem Regierungsrat bereits eingereicht. Wir haben aus dem ganzen Kanton Unterstützung erfahren. Ihre Schule hat einen Trägerverband, nämlich den kaufmännischen Verband Aargau West. Macht der Verband einen Sinn? Ich glaube schon. Es ist sinnvoll, dass der Verband hinter uns steht und zum Konzept Stellung genommen hat. Für die Weiterbildung spielt er eine bedeutende Rolle. Welche Herausforderungen erwarten die KV-Schulen in den nächsten 10 bis 20 Jahren? Es sind sicher die technischen Herausforderungen wie die digitalen Schulbücher und die Tablets für alle Lernenden und dann noch der zweisprachige Unterricht. Diesen Erneuerungen, die zum Teil bereits bestehen und in Lenzburg und in manch anderen Schulen angewendet werden, müssen wir uns stellen. Der Arbeitsmarkt und der Beruf des Kaufmanns/der Kauffrau werden sich sicher stark wandeln. Die Zusammenarbeit mit dem Kanton und der Politik wird aufgrund der grossen Herausforderungen und des schnellen Wandels immer wichtiger werden.

Hans Marthaler, Rektor des Berufsbildungszentrums Fricktal (bzf) Sich der Situation anpassen!

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Wie war Ihre erste Reaktion auf das regierungsrätliche Konzept? Da es in diesem Konzept für die Berufsfachschulen um existentielle Fragen geht, waren wir natürlich sehr überrascht und perplex. Bei zwei Varianten ist ja die Schliessung des BZF in Rheinfelden, also unserer Schule vorgesehen. Hätten Sie es in dieser Brisanz überhaupt erwartet? In der Form habe ich es nicht erwartet. Im Vorfeld dieses Projekts gab es Äusserungen des Regierungsrats, dass es nicht um die Schliessung einzelner Schulen gehe, sondern nur um die Optimierung der Berufszuteilungen. Deshalb haben wir solche Szenarien nicht erwartet. Für welche Variante hat sich Ihre Schule schlussendlich entscheiden? Für uns steht ganz klar die Variante Beta im Vordergrund. Sie würde die Existenz des BZF für mindestens 15 die Möglichkeit, die Schule vernünftig und solide weiter zu entwickeln. Aber auch diese Variante ist für 15 Jahre sichern und gäbe uns uns eine grosse Herausforderung, da wir die meisten gewerblichen Berufe – dieser Bereich ist grösser als der heutige KV-Bereich – verlieren würden. Der KV-Bereich wäre relativ wenig betroffen, respektive würde sogar wachsen. Wie beurteilen Sie überhaupt die anderen Varianten? Mit der Variante Alpha wird leicht mehr gespart als mit Variante Beta. Allerdings hat sie politisch einen schweren Stand, weil sie rigoros die Regionen „übergeht“ und den Schulen in der Peripherie keine Chance lässt. Es ist eine Variante, die in einem Kanton der Regionen wie dem Aargau, wahrscheinlich nicht mehrheitsfähig ist. Die Variante Gamma kommt ohnehin nicht in Frage, weil der Spareffekt zu gering ist und zudem die Regionen übergangen werden. Meines Erachtens ist Variante Beta leicht im Vorsprung. Aber es ist auch denkbar, dass nach der Vernehmlassung nun eine neue Variante ins Spiel kommt. Wie sieht denn die politische Unterstützung für den Erhalt Ihrer Schule aus? Wir erfahren eine hervorragende Unterstützung aus dem Fricktal, und zwar sehr breit von allen Parteien und von den Berufsverbänden, die ein grosses Interesse an der Berufsbildung haben: Im Fricktal will man die Existenz des BZF in Rheinfelden sichern. Zudem haben wir uns mit anderen Schulen in Verbindung gebracht. Die Berufsschulen in Wohlen und Zofingen haben sich ebenfalls klar für die Variante Beta ausgesprochen. Im Fricktal sind wir die einzige Schule, die einen Abschluss auf Sekundarstufe II anbietet. Angenommen die Variante Beta wird nicht berücksichtigt. Haben Sie dann irgendein Szenario für Ihre Schule vorgesehen, damit Ihre Schule weiterhin existieren könnte? Im Moment sieht es für den Erhalt des BZF nicht allzu schlecht aus. Neben Variante Beta wäre auch eine Variante à la „Stabilo 2“ denkbar. Diese könnte auch im Grossrat mehrheitsfähig sein. Da würden wir sehr gerne konstruktiv mitarbeiten. Ein solches Szenario haben wir ursprünglich erwartet. Den Status Quo wird man sich längerfristig nicht leisten können oder wollen. Ein gewisser Reformbedarf ist nach 15 Jahren durchaus vorhanden, insbesondere auch deshalb, weil auch im Bildungsbereich die Ressourcen knapper werden. Welche Art von Rückmeldungen haben Sie von den Lehrgeschäften Ihrer Schule bereits erhalten? Wir hatten von einigen Lehrbetrieben unterstützende Rückmeldungen. Das KV hat ja im Fricktal eine lange Tradition. Wenn man vor Ort die kaufmännische Grundausbildung anbieten kann, dann ist dies für die Lehrbetriebe auch von grossem Vorteil. Sie würden es sehr bedauern, wenn die Schule geschlossen werden müsste. Sie haben vorhin das Sparen in der Bildung erwähnt. Wäre dies ein „positiver“ Aspekt in diesem Konzept? Es wird künftig nicht einfacher, im Kanton Aargau einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen. Auch wir Berufsfachschulen müssen uns den neuen Gegebenheiten und Umständen anpassen. Wenn die Ressourcen knapper werden, dann wird es noch wichtiger, dass der Bildungsfranken bei den Lernenden ankommt. Es ist unser Ziel, mit schlanken Strukturen den Bildungsauftrag optimal zu erfüllen. Wie ist die Stimmung in Ihrer Lehrerschaft? Die Stimmung ist angespannt! Im gewerblichen Bereich ist die Situation schwieriger als im kaufmännischen Bereich. In der Variante Beta würde der KV-Bereich ja ausgebaut. Im gewerblichen Bereich haben wir Lehrpersonen, die eine langjährige Tradition am BZF haben, und die möchten verständlicherweise auch in Rheinfelden bleiben.

Zukunft der KV-Schulen – Meinungen und Interviews

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Besteht die Gefahr, dass Lehrpersonen abspringen werden, bevor über das Projekt entschieden wird? Wir können dies leider nicht ausschliessen. Wir werden uns in jedem Fall dezidiert dafür einsetzen, dass bei einer Reorganisation des BZF für alle betroffenen Lehrpersonen eine akzeptable Lösung gefunden werden kann. Wie war bisher die Zusammenarbeit mit den anderen KV-Schulen? Die Zusammenarbeit mit den anderen sechs KV-Schulen im Aargau ist hervorragend. Wir haben ein gutes Einvernehmen unter den Rektoren trotz der ausserordentlich schwierigen Situation. Die zwei Schulen in Baden und Aarau, deren Existenzen nicht zur Diskussion stehen, haben sich den kleineren KV-Schulen gegenüber sehr fair verhalten. Sind Sie zuversichtlich, dass die Politik die richtige Entscheidung treffen wird? Ich bin zuversichtlich, dass es eine gute Lösung geben wird, bei der die Regionen nicht vollständig übergangen werden. Bei all diesen Diskussionen sollte stets auch die Ausbildungsqualität und das Wohl der Lernenden im Fokus bleiben. Sind Sie von der Politik auch enttäuscht worden? Der Regierungsrat steht unter enormen Spardruck. Aus dieser Perspektive ist für mich die aktuelle Diskussion nachvollziehbar. Am Ende wird der Grossrat darüber entscheiden. Im Vorfeld eines solchen Entscheids darf über alles gesprochen werden, auch über unattraktive Massnahmen wie Schulschliessungen. Dies heisst ja noch lange nicht, dass man alles so umsetzen muss. Wie sehen Sie die Zukunft der Berufsschulen? Für mich ist ausserordentlich wichtig, dass man nicht alles finanziell optimiert, und dabei die Lernenden und die Lehrpersonen, die sich täglich mit viel Herzblut für die Berufsbildung einsetzen, vergisst. Wir müssen auch weiterhin grosse Sorge zum bewährten dualen Bildungssystem tragen. Dies ist volkswirtschaftlich von grossen Bedeutung, denn wenn man beispielsweise die Jugendarbeitslosigkeit der Schweiz mit derjenigen im südeuropäischen Ausland vergleicht, dann haben wir entscheidende Vorteile. Dieses bewährte Bildungssystem müssen wir zum Wohle der Lernenden und der Wirtschaft stets im Auge behalten und sorgsam weiterentwickeln.

Hansjörg Baumberger, Präsident des Kaufmännischen Verbands Aargau West Tiefer Eingriff in die heutigen Strukturen

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Wie haben Sie reagiert, als Sie vom regierungsrätlichen "Standort- und Raumkonzept Sekundarstufe II" zum ersten Mal erfahren haben? Mein erster Gedanke war, ob dies wohl ein weiterer Anlauf zur Kantonalisierung der Kaufmännischen Berufsschulen oder aber eine reine Sparübung sein soll. Haben Sie dieses Konzept mit einem solch brisanten Inhalt überhaupt erwartet? Ehrlich gesagt, war ich schon etwas überrascht von den Vorschlägen, die doch recht tief in die heutigen Strukturen eingreifen. Welche Bedeutung haben die drei vorgeschlagenen Varianten für Ihre Schule? Unsere Schule befindet sich in einer komfortablen Situation. Aufgrund ihrer Grösse und der zentralen Lage in der Kantonshauptstadt ist ihr Fortbestand bei keiner der vorgeschlagenen Varianten gefährdet. Für welche Variante hat sich Ihre Schule in der Vernehmlassung entschieden? Der Schulvorstand hat sich für Variante Alpha ausgesprochen. Demgegenüber hat der KV-Vorstand den regionalen Aspekt höher gewichtet und infolgedessen Variante Beta (mit der auch unsere Schule gut leben kann) favorisiert. Wie schätzen Sie die Zukunft Ihrer Schule aufgrund des vorgeschlagenen Konzepts ein? Unsere Schule ist die grösste KV-Schule im Aargau und kann, wie schon gesagt, ihre Zukunft mit jeder Variante erfolgreich meistern. Wie beurteilen Sie die Situation der restlichen KV-Schulen im Kanton Aargau? Welche negativen Auswirkungen sind da zu erwarten? Da sind primär die betroffenen Schulen bzw. deren Vorstände und Leitungen selbst gefordert, Stellung zu beziehen! – Ich für meinen Teil finde, dass die dem Projekt zugrundeliegende strategische Zielsetzung einer „angemessenen Berücksichtigung der Regionen“ mit den vorgesehenen Massnahmen verfehlt wird. Gerade im Aargau, der als „Kanton der Regionen “ gilt, sollte diesem Aspekt ein höherer Stellenwert eingeräumt werden. Gibt es auch positive Auswirkungen, die bei der Realisierung einer Variante eintreten könnten? Von Seiten des Kantons verspricht man sich mit einer „verstärkten Kompetenzzentrenbildung“ eine gewisse Professionalisierung und mit einer „hohen Raumauslastung “ ein besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis. Ob diese Effekte allerdings im erwarteten Umfang eintreffen würden, wage ich zu bezweifeln. Wie war die Zusammenarbeit mit den anderen KV-Schulen im Zusammenhang mit dem regierungsrätlichen Konzept? Eine Zusammenarbeit hat meines Wissens auf Schulleitungsebene (Rektorenkonferenz) stattgefunden. Ich selber hatte mit anderen KV-Schulen in dieser Sache keinen Kontakt. Wie war bisher der Dialog mit dem Regierungsrat? Einen direkten Dialog zwischen dem Regierungsrat und dem Schulvorstand hat es nicht gegeben. Vermutlich deshalb nicht, weil der Regierungsrat die Antworten der betroffenen Schulen, die ja alle nur ihr eigenes Fell retten wollen, zu kennen scheint. Die Stellungnahmen der mit der Materie weniger vertrauten politischen Parteien scheinen demgegenüber für die Regierung wichtiger zu sein. Welche Herausforderungen erwarten die KV-Schulen in den nächsten 10 bis 20 Jahren? Anstatt immer und immer wieder das bewährte System der privaten Schulträgerschaften direkt oder indirekt in Frage zu stellen, wäre es wichtiger, die KV-Schulen einfach mal in Ruhe ihre Arbeit machen zu lassen. Die stetigen Versuche, die Schulen enger an den Kanton „anzubinden “ , sind kontraproduktiv. Allein die heutigen privaten Trägerschaften vermögen für die Schulen die für eine gesunde Fortentwicklung unabdingbaren Freiräume in ausreichendem Masse zu gewährleisten!

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Offener Brief zum Standort- und Raumkonzept Sekundarstufe II

sport

September 2015

erleben

Kanton Aargau Departement Bildung, Kultur und Sport Sehr geehrter Herr Regierungsrat Hürzeler Die duale Berufsbildung beinhaltet im Bereich des Berufsschulunterrichts, berufsfeldunabhängig die drei Sparten Fachunterricht, allgemeinbildenden Unterricht und Sport, welche sich alle durch spezifische und vorgegebene Anforderungen an Raum und Zeit auszeichnen. Im vorliegenden Bericht wird erstaunlicherweise jedoch lediglich die schulische Raumsituation thematisiert und analysiert, während Betrachtungen, Überlegungen und grundlegende Statistiken zu den bestehenden Sportanlagen und deren Kapazitäten gänzlich fehlen. Als berufsschulsportunterrichtende Lehrpersonen im Kanton Aargau erachten wir es deshalb als unsere Pflicht, Sie auf diesen gravierenden Mangel hinzuweisen. Zudem möchten wir gleichzeitig unserer Sorge Ausdruck verleihen, dass das Studium des S+RKonzepts und die Kenntnis des gegenwärtigen Raumangebots den begründeten Verdacht nahelegen, dass mit den diskutierten Varianten die Erfüllung des Berufsschulsportobligatoriums im Kanton Aargau, aufgrund der fehlenden Kapazitäten bei den aufnehmenden Standorten, stark gefährdet sein wird. Aus diesem Grund, lehnen wir alle drei vorliegenden Varianten ab. Da wir aber davon ausgehen, dass der Regierungsrat des Kantons Aargau hinter dem Sportobligatorium der Sekundarstufe II steht, möchten wir Sie bitten, im Rahmen des S+R-Konzepts für die nötige Transparenz im Bereich Sportraumangebot zu sorgen und gleichzeitig sicherzustellen, dass man mit einer alternativen Variante, wie bis anhin, auch künftig dem Sportförderungsgesetz gerecht werden wird. Freundliche Grüsse Berufsschullehrpersonen Kanton Aargau

Tom Kikels, Sportlehrer im Berufs- und Weiterbildungszentrum Brugg (BWZ)

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Klein aber fein ist Trumpf! Was war Ihre erste Reaktion, als sie von diesem regierungsrätlichen Konzept gehört haben? Die Dimension dieses Projekts hat mich einfach schockiert, da ich mit diesen weitreichenden Konsequenzen nie gerechnet habe! Man hat gedacht, dass eher im Kleinen etwas verändert wird. Dass aber drei bis vier KV-Schulen wegrationalisiert werden sollen, war schon ein Hammer: „Amboss voll auf die Hundert!“ Der Zeitpunkt der Bekanntmachung war eine Riesensauerei, richtig schön die Ferien versaut. Du sitzt am Strand, liest Zeitung, hörst Musik oder bist beim Dösen, und ständig denkst Du an dieses Theater. Kein Tag der Erholung. Nach dem ersten Schock hat sich dann aber Wut eingestellt, Wut auf den Regierungsrat, Wut auf die Leute, die sich damit beschäftigt haben, Wut auf den Auftraggeber, Wut auf das, wie man Geld rausfeuern und bestimmen kann, ohne uns zu fragen, ohne mit uns zu reden. Wer hätte denn Sie und andere Lehrpersonen fragen sollen? Die Projektverantwortlichen! Wenn ich sowas machen würde und ich hätte vor eine Schule zu schliessen, dann würde ich vor Ort gehen und mir diese Schule genauer anschauen. Wie läuft sie, wie ist der Schulbetrieb, wie ist sie organisiert? Wie ist in unserem Fall im Sport die Turnhallensituation? Wie ist überhaupt die Anbindung an den öffentlichen Verkehr? Wie gut haben es die Berufslernenden? Für die Projektverantwortlichen in Aarau sind die Schule, die Lehrer- und Schülerschaft nur Zahlen, wir sind irgendeine Masse. Sie bekommen den Auftrag vom Regierungsrat: So viel muss gespart und soviel soll eliminiert werden. Jetzt macht euch an das Konzept und schaut, was ihr am Schreibtisch machen könnt. Sie haben zusammen mit anderen Sportlehrpersonen einen offenen Brief an den Regierungsrat verfasst. Wie kam es dazu? Was wir gemeinsam in den letzten Jahren geschaffen haben, wurde in diesem unsäglichen Konzept überhaupt nicht berücksichtigt. Als ich 2002 in Brugg angestellt wurde, hiess es, ich solle den Sportunterricht wieder soweit bringen, dass wir dem Kanton stolz sagen können, am KV in Brugg wird für alle Klassen Sport angeboten und seriös durchgeführt. Der Haken bei der Geschichte war damals, dass wir gar keine Sporthalle hatten. Es hiess dann, du bist jung, dynamisch und hast viele Ideen, wir sind gespannt, wie du das Ding meisterst! Damals gingen ein Teil der Schüler ins Fitnessstudio nebenan bei der Schule im Steiger. Ich bin zu den Primarschulen, Bezirksschulen, Real- und Sekundarschulen gefahren und habe mich erkundigt, wo, wann, welche Kapazitäten im Turnhallenbereich frei waren. Im ersten Jahr habe ich mit meinem Privatauto die Berufslernenden herumtransportiert. Ein Jahr später wurde ein Schulbus eingeführt. Mein Kollege bei der GIB ist gleich verfahren, er war auch ein Einzelkämpfer wie ich. Nach einem Jahr hatten wir somit mehrere Standorte in Brugg und Umgebung, wie in Umiken oder Schinznach, wo wir mit den Klassen abwechslungsweise hingefahren sind. Sie waren zusätzlich auch Buschauffeure? Natürlich, es war eine coole Sache, da wir unseren Berufslernenden mit Sport eine Abwechslung anbieten konnten neben dem kopflastigen Unterricht. Die Schüler waren mit Freude dabei und honorierten dies. Somit konnten wir das Obligatorium des Sportunterrichts gewährleisten und waren wieder gleichwertig wie andere KV-Schulen, was den Sport anbelangte. Dieser Prozess verbesserte sich jährlich, bis wir nach sieben Jahren im September 2010 die Sportanlage Mülimatt bekommen haben. Dieser ganze Aufbau des Sportunterrichts in den letzten 13 Jahren, dieses Engagement, diese Leidenschaft, niemand der sich mit der Schliessung des BWZ befasst, weiss etwas davon. Wie kamen Sie als Sportlehrer auf die Idee einen offenen Brief an den Regierungsrat zu schreiben? Wir, d.h. ich vom KV-Bereich und meine drei anderen Kollegen vom gewerblich-industriellen Bereich haben dies angepackt. Wir im KV-Bereich, wurden von der Schulleitung und vom Schulvorstand sehr gut informiert und immer auf dem Laufenden gehalten. Ich habe unseren Vorstand vom Aargauischen Verband für Sport in der Schule (AVSS) angeschrieben und um Unterstützung gebeten. Da habe ich erfahren, dass ich der einzige Sportlehrer war, der überhaupt reagiert hatte. Der Vorstandspräsident vom AVSS schloss eine Stellungnahme aus und wollte keine Partei ergreifen. Somit mussten wir allein etwas unternehmen.

Zukunft der KV-Schulen – Meinungen und Interviews

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Was sah das regierungsrätliche Konzept im Sportunterricht vor? Es gab im Konzept keinerlei Überlegungen zur Auslastung der Sporthallen. Man stelle sich vor, je nach Variante hätte Baden oder Aarau auf einmal 200 bis 300 Berufslernende mehr. Sie haben aber gar keine Kapazitäten für höhere Schülerzahlen. Dies würde bedeuten, dass der Sportunterricht bei manchen Klassen gestrichen werden müsste. Das Konzept beinhaltet nach meiner Meinung eine versteckte Umgehung des Sportobligatoriums. Wie würde man da die Sportlehrer beschäftigen, wenn weniger Sportstunden zur Verfügung gestellt werden können. Dies käme einer Pensenkürzung für alle Sportlehrer in allen Schulen gleich. Wenn man die KVSchulen zentralisieren möchte, schafft man noch grössere Schulen, logischerweise müsste man dann auch neue Sporthallen bauen, damit der obligatorische Sportunterricht gewährleistet werden kann. Diese Rechnung geht nicht auf. Rechnen Sie mit einer Reaktion seitens des BKS auf Ihr Schreiben? Nein überhaupt nicht! Ich frage mich, ob von den zuständigen Stellen alles seriös bearbeitet wird. Ich habe das Vertrauen in die Politik verloren. Ich habe mich gefragt, wie man überhaupt auf die Idee kommen kann, so ein Konzept auf die Beine zu stellen und zu veröffentlichen. Die Politiker sind ja so, dass sie oft nicht zugeben können, dass sie Steuergelder in den Wind geschossen haben, da würden sie ja ihr Gesicht verlieren. Deshalb habe ich meine Bedenken, dass die ganze Auswertung der Anhörung bzw. der Vernehmlassung sorgfältig durchgeführt wird. Gibt es doch irgendwelche positive Aspekte, die man aus dem Konzept entnehmen kann? Nein! Sogar in der privaten Wirtschaft analysiert man jedes Unternehmen neben der Wirtschaftlichkeit, eben auch nach den strukturellen Abläufen, dem Arbeitsklima und der Arbeitnehmermotivation. Der Regierungsrat bzw. die Verantwortlichen für das Konzept, haben dies zu keinem Zeitpunkt getan. Haben die Verantwortlichen wirklich absichtlich den Sport ausser Acht gelassen? Ich kann dies schlecht beurteilen. Ich habe das Gefühl, dass den Lehrpersonen in den grossen Schulen wie Aarau und Baden, die nicht gefährdet sind, gar nicht bewusst ist, was auf sie im Sportbereich zukommt. Viele haben, so glaube ich, nicht begriffen, dass es auch um ihren Arbeitsplatz geht, weil ihre Schulen die Lehrpersonen aus den kleinen Schulen – gemäss Beschluss der Rektorenkonferenz - übernehmen müssen und sie dadurch Lektionen verlieren werden. Die Lehrpersonen, die nicht in einer von der Schliessung bedrohten Schule arbeiten, haben kaum die 70 Seiten dieses Konzepts gelesen. Da hätte also unser Verband AVSS alle Lehrpersonen aufklären und alle Varianten zur Ablehnung empfehlen müssen. Ich habe gemerkt, dass in manchen Schulen Lehrpersonen einen Maulkorb verpasst bekamen. Wenn die zwei grossen KV-Schulen sich zusammengetan hätten, mit ihrem grossen Lehrerkollegium und den riesigen Schülerzahlen, dann wäre das Ganze anders herausgekommen. Wie nehmen Sie nun die Politik wahr? Ich habe keine Ahnung welche Rangeleien, politischen Verstrickungen, gerade im oberen Bereich, ablaufen. Man hört immer im Nachhinein, was da teilweise gelaufen ist. Es geht doch schlussendlich immer ums Geld. Von oben wird befohlen: „Im Bildungsbereich muss ein bestimmter Betrag gespart werden und seht jetzt zu, wie ihr das hinkriegt!“ Da wird den Bezirkslehrern eine Stunde mehr aufgebrummt, dann wird da etwas gestrichen, und letztendlich heisst es auch bei uns Sportlehrern, eine Lektion länger unterrichten. Welchen Stellenwert hat Sport für Sie und für die Berufslernenden? Was Sport angeht, ist der Aargau noch ein Vorzeigekanton. Beispielsweise gibt es im Kt. Wallis kein Sportobligatorium auf der Sekundarstufe II. Da frage ich mich, wie dies geht, obwohl vom Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT) letztes Jahr der neue Rahmenlehrplan für Sport in die Wege geleitet wurde. Dieser Rahmenlehrplan kommt ja von Bern, für die Umsetzung sind bekanntlich die Kantone zuständig. Und da ist die Praxis wegen der „Bildungsautonomie“ enorm unterschiedlich. Dann verkommt der Lehrplan aus Bern zu einem „Papiertiger“. In der heutigen Zeit, in der die Gesundheitskosten immer mehr steigen, weiss man, dass die Jugendlichen in ihrer Freizeit immer weniger Sport treiben und nun gibt man ihnen auch in der Schule immer weniger die Möglichkeit dazu. Das ist doch schizophren. Wenn sie nämlich jetzt wenig oder gar keinen Sport mehr treiben, dann wird es für sie später noch viel schwieriger werden, sportlich aktiv zu sein. Man spart beim Sportunterricht immer mehr ein und gibt dafür im Gesundheitswesen immens mehr Geld aus. Man bekämpft leider nur die Endsymptome anstatt die Ursachen. Mich würde es sehr reuen, wenn ich das, was ich in Brugg aufgebaut habe, total aufgeben müsste. Der Sportunterricht am KV in Brugg ist für mich wie mein eigenes Kind! Am BWZ können wir uns persönlich um jeden Schüler kümmern, das geht mit 2‘000 und 2‘500 Schülern nicht gut. Lieber klein und fein anstatt Massenabfertigung! Noch mehr Leute aus den Randregionen in die Zentren, wozu nur? Wie ist Ihre Zuversicht für die Zukunft des BWZ Brugg? Ich bin mega begeistert, wie sich Brugg und die Region um uns herum für die Schule einsetzt und kämpft. Mich stört die Einstellung des Kantons. Wir müssen uns als Brugger immer wieder gegenüber dem Kanton, gegenüber Aarau und Baden für unseren Standort rechtfertigen. Weshalb kann man uns hier nicht in aller Ruhe arbeiten lassen? Wir machen doch einen richtig guten Job. Ich hoffe nur, dass der Grosse Rat im Endeffekt vernünftig ist und einsieht, dass es nicht nur um Geld gehen kann! Wenn die Politiker auf unseren Föderalismus stolz sind, dann müssten sie sich nicht für eine Zentralisierung, sondern für die Randregionen stark machen. Ansonsten treten sie unser bewährtes System mit Füssen.

Alessio Mair, Präsident des Kaufmännischen Verbands Aargau Ost und des Kantonalverbands Aargauischer Kaufmännischer Verbände Erhalt von Trägerschulen

Wie war bisher die Zusammenarbeit mit den anderen KV-Sektionen im Kanton Aargau? Zuerst folgender Hinweis: Der Kaufmännische Verband Schweiz ist föderalistisch aufgestellt. Somit verfügen die einzelnen Sektionen über eine gewisse Eigenständigkeit, welche aber zu einer übergreifenden Gesamtheit (Kaufmännischer Verband Schweiz) zusammen geschlossen sind. Die drei Sektionen im Aargau bilden den Kantonalverband Aargauischer Kaufmännischer Verbände. Sie standen in regelmässigem Austausch miteinander und somit war die Zusammenarbeit grundsätzlich positiv. Die jeweiligen Sektionen sind stark unabhängig in ihrem Handeln und können ihre eigenen Interessen sehr frei definieren. Die Schwierigkeit für die Sektionen im Aargau war es sich entscheiden zu müssen, ob sie das Gesamtinteresse des Verbandes oder das Interesse der jeweiligen Schule, von welcher die Sektionen Träger sind, priorisieren. Wir konnten im Kantonalverband Aargauischer Kaufmännischer Verbände, daher leider keine gemeinsame Stellungnahme abgeben, da die Meinungen der drei Sektionen im Aargau unterschiedlich sind.

TOP News 3/2015

Wie haben Sie reagiert, als Sie vom regierungsrätlichen Konzept erfahren haben? Ich war zuerst überrascht, da die Unterlagen zur Anhörung kurz von den Schulsommerferien eingetroffen sind. Als ich die Unterlagen dann zum ersten Mal gelesen habe, war ich dann einerseits über den brisanten und andererseits über den zum Teil doch sehr unerwarteten Inhalt überrascht. Trotzdem muss man auch zugeben, dass aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht auch nachvollziehbare Argumente vorhanden sind. Für welche Variante hat sich Ihr Verband in der Vernehmlassung entschieden? Wir haben in unserem Vorstand (Kaufmännischer Verband Aargau Ost) mehrmals intensiv darüber diskutiert und die Variante „Gamma“ priorisiert. Dies aus einem einfachen - aber für uns wichtigsten – Grund: Für den Kaufmännischen Verband ist eines der substanziellen Ziele die Beibehaltung der Trägerschaft von Schulen. Trägerschaft Die Variante Gamma gewährleistet, dass neben Baden und Aarau der Standort Lenzburg (mit dem Träger Kaufmännischer Verband Lenzburg-Reinach) erhalten bleibt. Daher erschien für uns nur diese Variante am ehesten vertretbar.

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Zukunft der KV-Schulen – Meinungen und Interviews Kathrin Scholl-Debrunner, Grossrätin, Schulvorstandspräsidentin des KV Lenzburg-Reinach Keine zusätzlichen Probleme schaffen! Wie haben Sie auf das Konzept S+R reagiert? Ich war damals in der Bildungskommission, als der Auftrag an die Regierung erteilt wurde, die Standortund Raumfragen insbesondere an den Kantonsschulen konzeptionell zu denken. Dies nachdem der Grosse Rat zum wiederholten Mal sehr kurzfristige Bau-Vorlagen vorgesetzt bekam, denen er aufgrund der Raumknappheit zwingend zustimmen musste. Waren Sie als Grossrätin vom Inhalt dieses Konzept überhaupt überrascht? Es war klar, dass der Inhalt brisant sein würde, nachdem diverse Sitzungen und Gespräche stattfanden, an denen immer wieder informiert wurde, welche Fragen im Raum standen. Es wurden aber nie die Ansätze aufgezeigt, die zur Lösung führen sollten. Ich habe aber nicht damit gerechnet, dass eine Vorlage mit solch eklatanten Mängeln vorgelegt werden könnte. Was bedeutet dies für Ihre Schule? In zwei von drei Varianten wird das KV Lenzburg-Reinach geschlossen, das ist in keiner Weise gerechtfertigt, erfüllt die Schule doch alle drei vom Regierungsrat vorgelegten Kriterien. Für welche Variante hat sich der Schulvorstand entscheiden? Wir haben uns grundsätzlich gegen die Vorlage ausgesprochen und ihre Mängel moniert. In Variante Gamma bleibt die Schule bestehen, daher haben wir diese Variante favorisiert mit dem klaren Hinweis, dass auch diese Variante in keiner Art und Weise genügt. Wie bewerten Sie Zukunft Ihrer Schule? Das KV Lenzburg-Reinach ist sehr gut aufgestellt und erfüllt sämtliche Kriterien. Zudem erbringt die Schule ihren Auftrag in hoher Qualität. Wenn die Regierung die Vernehmlassung ernst nimmt, dass muss sie grundsätzlich über die Bücher und primär die anstehenden Probleme lösen und nicht zusätzlich neue schaffen.

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Können Sie diesem Konzept etwas Positives abgewinnen? Es ist für mich klar, dass keine der Varianten zum Tragen kommen darf, da zu viele Grundlagen nicht korrekt sind und einiges nicht berücksichtigt wurde. Es braucht eine Analyse, die auf alle Faktoren Rücksicht nimmt. Wie war die Zusammenarbeit mit den anderen KV-Schulen? Grundsätzlich habe ich die Zusammenarbeit als zielführend erlebt. Auf strategiescher Ebene waren wir uns schnell einig, dass es nicht sein kann, dass Schulen, die bis anhin gut zusammengearbeitet haben, nun gegeneinander ausgespielt werden sollten. Gab es auch Enttäuschungen? Es gab im Laufe der Erarbeitung des Konzepts nicht nur erfreuliche Momente, was den Umgang mit den Schulvorständen anging. Ich hoffe sehr, dass nun die Regierung die Rückmeldungen ernst nimmt. Seitens der Parteien regional wie kantonal, wurde erkannt, dass diese Vorlage nicht genügt und dass die Schulen für die Regionen wichtige Zentren sind.

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Reisetipp Namaste India (2. Teil): Maheshwar bis Sanchi Nach einer weiteren Nacht in Mandu erleben wir die kurvenreiche Abfahrt vom Hochplateau diesmal bei Tageslicht. Und als wir unten in der Ebene angekommen sind, wird uns wieder einmal bewusst, wie unglaublich gross in Indien die sozialen Gegensätze sind. Während auf der einen Strassenseite frisch gewaschene und frisierte Mädchen in ihren adretten Schuluniformen mit grossen roten Haarschleifen auf den Schulbus warten, sitzen auf der andern Strassenseite Kinder mit verfilzten Haaren in staubigen Kleidern auf der Erde vor ihren Hütten und werden wahrscheinlich nie die Chance haben eine Schule zu besuchen. Unsere heutige Reise soll uns zu den bekannten Pilgerorten Maheshwar und Omkareshwar am Fluss Narmada führen (Bild 1). In Maheshwar, das einst von der mächtigen Holkar-Dynastie übernommen wurde, besuchen wir als erstes einen Teil des Palastes, in dem die Schwiegertochter des Begründers der Dynastie residierte. 1767–95 regierte Ahilya Bai (Rajmata Ahilya Devi Holkar). Die Maharani wurde von einem zeitgenössischen britischen Diplomaten als „eine der reinsten und vorbildlichsten Herrscherinnen, die jemals e

allein schon der Anblick des heiligen Flusses von allen Sünden befreien. Die Pilger, die wir hier sehen, sind barfuss unterwegs, tragen nur ihren Pilgerstab, einen kleinen Baumwollbeutel und ein Essgeschirr aus Chromstahl mit sich (Bild 3). Eiligen Schrittes schweben sie die steilen Treppen hinab um in der Narmada ein ritue rituelles Bad zu nehmen. Die Narmada ist einer der sieben heiligen Flüsse Indiens und gilt als Verkörperung der Reinheit. Einige der Pilger begeben sich auf die Narmada Parikrama, eine Pilgerreise von über 2‘600 Kilometern, die von Quelle im Gebirge bis zur Mündung ins Arabische Meer und auf der andern Seite des Flusses wieder zurückführt und etwa zwei Jahre dauert.

3 Auch wir steigen hinab zu einem grossen Hof, wo sich linkerhand das Chhatri (Ehrengrab) von Vitoji einem Anführer aus der Holkardynastie und rechts der ShivaHindutempel (Bild 4) mit zahlreichen kunstvoll aus dem Sandstein gehauenen Musikantenfiguren und einem Elefantenfries befindet (Bild 5, 6).

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gelebt haben“ beschrieben. Sie liess abgesehen von der Errichtung der modernen Stadt Indore in ihrem gesamten Herrschaftsgebiet Paläste, Tempel, Dharamshalas (Pilgerherbergen) und wohltätige Einrichtungen bauen. So auch in Maheshwar. Daneben schreckte sie laut unserem Führer aber auch nicht davor zurück, ihre Armee, die gegen moslemische Angreifer kämpfte, persönlich und bewaffnet anzuführen oder ihren eigenen Sohn umbringen zu lassen, der sich unbotmässig verhalten hatte. Von einer Aussichtsterrasse des hoch über dem Wasser gelegenen Forts aus dem 16. Jahrhundert lassen wir unsere Blicke über den breiten, träge dahinfliessenden Fluss Narmada schweifen. Auf einer kleinen Insel mitten im Fluss steht der Baneshwar-Tempel im dunstigen Morgenlicht und verleiht der Szenerie etwas Mystisches (Bild 2). Nach den Worten unseres Reiseführers soll aldie

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Reisetipp

Auf einer fächerförmigen Treppe gelangen wir weiter hinab zu den Ghats, den breiten Treppenstufen am Fluss, wo wir in ein Ruderboot steigen und die beeindruckende Kulisse des Forts, der Tempel und der Ghats nun aus einer anderen Perspektive betrachten können. Nach unserer Bootsfahrt stärken wir uns ausserhalb des Tempelbezirks mit einem würzigen Chai, der auf einem altertümlichen gusseisernen Ofen mit raffinierter Belüftung (Bild 7, 8) zubereitet wird. Dabei lernen wir von den indischen Männern, die beim Chaistand stehen, das Zählen auf Hindi. Es fällt uns auf, dass sich die indogermanischen Wurzeln bei a manchen Zahlen in unseren europäischen Sprachen sehr gut erahnen lassen, so zum Beispiel für saat, aath, nau, dus, für 7, 8, 9, 10.

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als Anhänger Shivas kenntlich machen, und einem rotgelben Baumwollfaden ums Handgelenk (Bild siehe Seite 2), der uns schützen soll, verlassen wir den Tempelbezirk. Wir steigen die steilen Treppen zum Fluss hinab. Auf beiden Seiten bieten Händler alles an, was gläubige Hindus für ihre Rituale brauchen, sowie Souvenirs, Spielzeuge und zu Haufen aufgeschichtetes leuchtendes Farbpulver (Bild siehe Seite 2), das wohl für Holi das indische Frühlingsfest bereitliegt, an dem die Schranken von Kaste, Alter, Geschlecht und gesellschaftlichem Status aufgehoben sind und sich alle gegenseitig mit farbigem Pulver und gefärbtem Wasser bestäuben und besprengen. Wir schauen einem niedlichen kleinen indischen Jungen zu, der auf einem der Verkaufsstände sitzt und eifrig seine Hausaufgaben macht (Bild 10). Er schreibt ab, was ihm seine Lehrerin vorgeschrieben hat, doch zu unserer Verwunderung in einem Englisch, das ganz ohne Artikel auskommt: „What is baby doing? Baby is sleeping.“

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Omkareshwar ist sowohl am Flussufer als auch auf einem zwei Kilometer langen, keilförmigen Sandsteinfelsen gelegen. Aus der Vogelperspektive soll die zwischen tiefen Schluchten gelegene Insel in der Narmada eine erstaunliche Ähnlichkeit mit dem OmSymbol haben, das als das Symbol des Hinduismus gilt. Als erstes besuchen wir den Mamleshwar-Tempel, wo sich zahlreiche kleine Schreine mit kunstvollen Steinmetzarbeiten befinden. Wir werden Zeugen einer Puja, eines Rituals, das allgemein zur Verehrung einer Gottheit abgehalten wird, und hier dem Gott Shiva gilt. Die Teilnehmer haben je 1116 kleine Lingams aus Flussschlamm geknetet und auf einem Holzbrett nebeneinander gelegt und bestreuen und beträufeln sie nun mit Opfergaben wie Reis und Milch (Bild 9). In der Wissenschaft wird das Lingam oft als „Phallus“ gedeutet, der die schöpferische Kraft Shivas symbolisiert. Auf Sanskrit bedeutet Linga aber wörtlich nichts anderes als Symbol oder Zeichen. Während einer Puja dient ein Bild oder ein anders Symbol Gottes dazu, den Zugang zum Göttlichen zu erhalten. Diese Ikone stellt aber nicht die Gottheit selbst dar und wird nicht als solche verehrt. Man glaubt vielmehr, dass das Symbol von der kosmischen Energie der Gottheit erfüllt ist.

10 Am Fluss angekommen, lassen wir uns von einem kleinen Motorboot auf die Flussinsel übersetzen um den am Hang liegenden Shivatempel von Shri Omkar Mandata Mandir (Wunscherfüller) zu besuchen (Bild 11).

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9 Versehen mit einem Tika (Tilaka) (Sanskrit für Zeichen, Markierung), einem orangefarbenen Segenszeichen auf der Stirn, dessen drei waagerechte Striche den Träger als

Darin befindet sich einer der nur zwölf in Indien besonders verehrten Jyotirlingams, (Lingam des Lichts), der einer Legende zufolge nach einem Kampf zwischen Brahma, Vishnu und Shiva spontan aus dem Erdboden gewachsen sein soll. Obwohl der Tempel ein beträchtliches Alter haben soll, will sich eine andächtige Stimmung nicht einstellen. Er ist mit einem riesigen Wellblechdach abgedeckt und Stützen, Abschrankungen und Treppengeländer aus glänzend poliertem Metall sind sehr dominant und versperren den Blick auf das Bauwerk. Zudem geht die „Abfertigung“ der Gläubigen sehr effizient und geschäftsmässig vor sich, obwohl an diesem Tag die Pilger nicht sehr zahlreich sind. Man gibt seine Schuhe ab, entrichtet einen Obolus, reiht sich in die Warteschlange ein, wird durch den Tempel geschleust, erhascht eine Blick auf den Jyotirlingam, der

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Reisetipp

regelmässig mit Narmadawasser übergossen wird, entrichtet einen Obolus, erhält ein Stirnmal und schon steht man wieder draussen. Auf dem Rückweg benutzen wir die breite Fussgängerbrücke über die Narmada. Dabei fällt unser Blick auf einen mächtigen Staudamm, der sich in der Entfernung von nur einem Kilometer erhebt (Bild 12). d

Die staatliche indische Eisenbahngesellschaft kann in jeder Beziehung mit beeindruckenden Zahlen aufwarten. Das Streckennetz hat eine Länge von 65‘808 Kilometern. Jeden Tag werden etwa 12‘000 Reisezüge von 23 Millionen Reisenden benutzt, was ein Passagieraufkommen von über 8 Milliarden pro Jahr ergibt. Mit 1,3 Millionen Angestellten ist die staatliche indische Eisenbahngesellschaft zudem einer der grössten Arbeitgeber weltweit. Unsere Reiseleitung hat unsere Sitzplätze schon vor längerer Zeit gebucht und so hasten wir nach Einfahrt des Zuges mit Sack und Pack den Eisenbahnwagen entlang, wo wir an einem der Wagen den angeklebten Computerausdruck mit unseren Namen erblicken. Wir reisen zweiter Klasse, d.h. in nicht klimatisierten Wagen, Anfang Februar kein Problem, zu anderen Zeiten jedoch schon, worauf die grossen Ventilatoren (Bild 14) hindeuten, die ((B dicht an dicht an der 14 Decke angebracht sind.

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15 Als erstes fällt uns auf, dass alle Fenster vergittert sind und pro Wagen sich im Notfall nur ein Gitter öffnen lässt, das anders als die andern in roter Farbe gestrichen ist. Auch die Notbremse (Bild 15) an der Wand sieht nicht unbedingt Vertrauen erweckend aus. Die Sitzplätze sind wie in einem Coupé eines Fernreisezuges angebracht, jedoch gibt es keine Tür. Auf der andern Seite des Ganges sind in Längsrichtung ebenfalls gepolsterte Sitzbänke angebracht. Nachts lassen sie sich alle in Liegeplätze umwandeln, weshalb diese Klasse auch „2nd class sleeper“ genannt wird. Zwis Zwischen den Waggons gibt es keine Türen und da auch alle Fenster und während der Fahrt oftmals auch die Waggontüren geöffnet sind, beginnen wir unsere Fahrt gut durchlüftet. Dabei lernen wir auch die Abfallentsorgung auf indische Art kennen. Was man nicht mehr brauchen kann, wird mit einer lässigen Geste durchs offene Fenster hinausgeworfen. Entlang der Bahngeleise (Bild 16) 16 suchen Tiere und leiuch

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Er ist Teil des gigantischen Narmada-Staudammprojekts, bei dem bis Mitte des 21. Jahrhunderts 30 grosse und über 100 kleine Staudämme gebaut werden sollen. Dabei wird nicht nur ein Ökosystem zerstört, sondern Millionen von Menschen verlieren auch ihr Land und damit ihre Lebensgrundlage. Allein durch die Errichtung des Sardar-Sarowar-Staudamms wurden 35‘000 Hektar Wald und Ackerland überflutet und 300‘000 Menschen mussten umgesiedelt werden. Besonders betroffen sind die Ureinwohner dieses Gebiets, denen von der Regierung immer wieder Ersatzland versprochen wurde, das sie aber nie erhalten haben. „In ihrem Kampf gegen diese Grossprojekte griffen im August 2012 insgesamt 51 Vertriebene zu einer sehr ungewöhnlichen Aktionsform. Sie verharrten bis zum Hals im langsam ansteigenden Wasser eines Staudamms und kündigten in einem dramatischen Appell ihren Widerstand notfalls bis zum Ertrinken an. Begleitet von zahlreichen Solidaritätsaktionen konnten die AktivistInnen nach 16 Tagen als Zugeständnis die Zusage erreichen, dass der Wasserspiegel des Stausees gesenkt wird, die Vertriebenen Ersatzland erhalten und weitere Forderungen geprüft werden.“ Dieser Kampf der Entrechteten dauert schon seit über 25 Jahren an und wird wohl auch noch lange weitergehen, da der Energiebedarf der Grossstädte und der wachsenden Industrie stetig zunimmt. In der Abenddämmerung erreichen wir die geschäftige Stadt Khandwa, die über 250‘000 Einwohner hat. Dort übernachten wir in einer ehemaligen britischen Militärkaserne, die zu einem Hotel umgebaut wurde. Am nächsten Tag wollen wir mit den Indian Railways (Bild 13) nach Bhopal fahren. Indus

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Reisetipp

leider auch Menschen nach Nahrung und noch Verwertbarem. Draussen ziehen Landschaften (Bild 17), Siedlungen, Menschen bei der Arbeit (Bild 18, 19) und auf den Bahnhöfen (Bild 20, 21) an uns vorbei und drinnen im Zug kommen manche von uns mit Indern ins Gespräch oder wir lesen uns interessante Informationen aus unseren Reiseführern vor.

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Unser Zug fährt immer langsamer und bleibt auf offener Strecke schliesslich ganz stehen. Nach einiger Zeit erfahren wir, dass ein Zug entgleist ist und die Geleise repariert werden müssen. Ein anderer Zug auf dem Nebengeleise hält ebenfalls an und innert Kürze steigen hunderte von Menschen aus und vertreiben sich die Zeit, indem sie sich gegenseitig und auch uns fotografieren. Viel später als ursprünglich geplant wird am nächsten Bahnhof dampfend heisses Essen, das wir zuvor bestellt hatten, in grossen, säuberlich versiegelten Plastikschalen für uns geliefert (Bild 22). Als wir uns gerade mit grossem Appetit über die Speisen hermachen wollen, die wir auf unserm Schoss halten, nähert sich uns ein etwa elfjähriger Junge, der seinen Körper nur mit Hilfe seiner Arme am Boden entlangzieht und dabei immer wieder mit ausladenden Armbewegungen die am Boden liegenden Abfälle zusammenwischt. Er selbst und seine Kleider wirken wie mit Schmutz imprägniert. Ein Mensch vor uns am Boden im Schmutz. Ein schlimmer Anblick. Da wir ihm im Moment nichts anderes geben können, reicht ihm unser jüngstes Mitglied sein Paket mit dem Fladenbrot, doch er scheint davon nicht sonderlich angetan zu sein. Weil er körperlich unversehrt aussieht, hoffen wir, dass er den Zug beim nächsten Halt auf zwei Beinen verlassen wird. Mit drei Stunden Verspätung erreichen wir schliesslich unser Ziel, wo ein grosser klimatisierter Car auf uns wartet, der uns nach Sanchi bringt. Dort wollen wir am nächsten Morgen, kurz nach Sonnenaufgang die buddhistischen Stupas besuchen, grosse halbkugelförmige Hügel, die ursprünglich Reliquien Buddhas und seiner Anhänger beherbergten und heute wegen ihrer kunstvollen Steinmetzarbeiten zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Text: Gisela Baer Ursavaş, Deutschlehrerin Bilder inkl. S. 2: Gisela Baer Ursavaş und su Titelseite: Ein kleines Mädchen im Tempelbezirk von Maheshwar frisiert sich am Fenster. b

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Innovative Firmen

Die studentische Beratung Landolfo Legal Services | Im Quer 1 | 5432 Neuenhof

Mit Ehrgeiz ist nichts unmöglich

Der erste Schultag fiel ihm da schon etwas leichter, denn sein schweizerdeutscher Wortschatz erweiterte sich ständig. Bis zur fünften Klasse fiel er nie negativ auf. Er war zwar kein Musterschüler, sondern ein durchschnittlicher, aber er erledigte seine Hausaufgaben immer und wurde von den Eltern und Geschwistern liebevoll unterstützt. Sein Ehrgeiz und sein Potential wurden aber nie richtig gewürdigt. So verdonnerte seine damalige Lehrerin (ironischer weise die heutige Schulleiterin) ihn erbarmungslos zum Besuch der Realschule. Dieser Entscheid traf den Stolz des nun Jugendlichen hart: „Denen werd ich‘s zeigen!“. Er sollte recht behalten, denn bereits im ersten Halbjahr entdeckte und förderte eine Aushilfslehrerin sein schulisches Talent. Sie war es auch, die das Gesuch für seinen Sek-Übertritt bei der Schulpflege einreichte. Leider musste die nette Aushilfe im zweiten Halbjahr ihren Platz für die eigentliche Lehrperson freimachen. Diese war weniger von seinem Talent überzeugt und meinte beim Übertritt: „Denk ja nicht, dass aus dir jemals etwas wird. Spätestens in einem halben Jahr bist du wieder bei uns.“ Trotz dieser Schikane, haben genau diese Worte unseren Protagonisten nur noch mehr gestärkt. Drei Jahre danach konnte er schnitts von 5,5 locker in wechseln. Es vergingen zwei die Bez absolvierte er mit Schritt: Kantonsschule.

dank seines Notendurchdie Bezirksschule (Bez) weitere Jahren und auch einem Fünfer. Nächster

Die Kanti erledigte er mit links. Nun konnte er durch intensivere Beschäftigung mit der jeweiligen Literatur fliessend vier Sprachen sprechen. Bei der Wahl des Studiums schaute er weniger auf seine schulischen Stärken. Vielmehr sollten seine persönlichen Eigenschaften die zentralen Wahlkriterien sein: Er war immer noch stur und temperamentvoll aufgrund seiner italienischen Herkunft. Mit der Zeit aber eignete er sich die Disziplin und Sorgfältigkeit seiner schweizerischen Wahlheimat an. „Jus passt wie angegossen, und es muss an der Universität Zürich sein. Basta!“.

Im Jahre 2014 wurde ihm schliesslich neben einem Spanisch- auch das begehrte Bachelor of Law Diplom verliehen. Ohne zu zögern begann er mit seinem Master, der wegen des SEMP-Programmes, sowohl an der Uni Zürich als auch in Rom stattfinden wird. Neben der schulischen Ausbildung, hatte er stets Nebenjobs: In der Sek verteilte er für die Apotheke Medikamente und arbeitete in sämtlichen Ferien entweder in der Metallindustrie oder in einer Recyclingfirma, wodurch er seinen Traum, einen Sprachaufenthalt in Los Angeles, verwirklichen konnte. Neben dem Studium war er auch für eine namhafte Sicherheitsfirma tätig. Doch sein Ehrgeiz trieb ihn weiter an. Er strebte nach Anerkennung, die ihm durch Absagen nach Bewerbungen bei Anwaltskanzleien mehrmals verwehrt worden war. Da kam ihm aber ein altbewährter Spruch in den Sinn: „Denen werd ich‘s zeigen!“. Im Jahre 2015 gründete er neben seinem Studium seine eigene Firma namens LLS (Landolfo Legal Services, www.landolfo.ch). Seither sind unterschiedliche Instanzen auf ihn aufmerksam geworden. Vor allem diejenigen, die ihn anfangs unterschätzten oder gar ausgelacht haben. Und wie sieht die Zukunft aus? Das kann niemand sagen. Fest steht, dass wir uns seine Geschichte zum Vorbild nehmen können, denn in jedem von uns steckt Stolz und Ehrgeiz. Mit dem nötigen Durchhaltevermögen kann man seine Träume verwirklichen. Davide Nick Landolfo BLaw Universität Zürich Rechtsberater und Gründer des LLS

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Die vorliegende Geschichte beginnt anfangs der 90er: Unser Protagonist, ein sechs Jahre alter Junge, hatte damals seinen ersten „Chindsgi“-Tag. An diesem Tag war er sehr still, nicht etwa weil er scheu war, im Gegenteil, er war sogar ein „Luusbueb“. Er konnte schlicht kein Wort verstehen. Bis zu diesem Tag war nämlich die einzige Sprache, die dieses schwarzgelockte Kind jemals gesprochen hatte, ein süditalienischer Dialekt. Am Anfang hatte er grosse Mühe die deutsche Sprache zu erlernen. Sie war ja auch so anders, so kalt und emotionslos. Doch da musste er nun durch, auch wenn seine Eltern bis vor kurzem noch mit dem Gedanken gespielt hatten, für immer ins geliebte Heimatland zurückzukehren.

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Weiterbildung

Festliche Diplomfeier der Höheren Fachschule für Wirtschaft HFW Baden Am Freitag, 23. Oktober 2015 durften 30 Betriebswirtschafter/innen HF ihr Diplom in Empfang nehmen. Über 100 Personen versammelten sich in der Stanzerei in Baden, um den schönen Moment der Diplomübergabe mit Angehörigen und Bekannten zu teilen. Die Diplomandinnen und Diplomanden haben während dreier Jahre erfolgreich Job, Studium und Privatleben unter einen Hut gebracht. Die drei anspruchsvollen Studienjahre waren lang und mit vielen Entbehrungen verbunden. Dr. Silvia Helbling, Konrektorin Weiterbildung und Studiengangleiterin HFW Baden, begrüsste die Diplomandinnen und Diplomanden sowie die anwesenden Gäste und würdigte den Moment der Diplomierung. Die Grussworte der Stadt Baden überbrachte Ruth Müri, Ressortchefin Bildung der Stadt Baden. Auch Reto Merkli, Vizepräsident des Schulvorstands des zB. Zentrum Bildung, gratulierte in seiner Ansprache zur tollen Leistung und wünschte den Diplomandinnen und Diplomanden unter anderem viel Freude mit dem Abschluss und viel Erfolg.

Bewusst die "comfort zone" wieder verlassen Festredner Patrick Brugger, der ebenfalls vor einigen Jahren die HFW Baden abgeschlossen hat und mittlerweile Head Innovationsmanagement bei den SBB ist, konnte nachempfinden, wie sich die Diplomandinnen und Diplomanden fühlen. Er gab ihnen in seiner Ansprache folgenden Rat mit: "Geniessen Sie Ihre Zeit nach dem erfolgreichen Abschluss – aber verlassen Sie auch bewusst wieder die "comfort zone", um ganz viele "magic moments" im Berufsleben zu erfahren". In seiner Präsentation strich er die Wichtigkeit der Innovation und Digitalisierung für Unternehmen hervor und zeigte auf, wie sich die SBB des Themas Innovation annimmt.

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Die Besten der Besten Ein weiteres Highlight der Diplomfeier war die Auszeichnung der besten Diplomarbeit. Nicole Schwegler holte sich mit ihrer Diplomarbeit "Saugen statt Baggern? Erarbeitung einer Entscheidungsgrundlage für die Geschäftsleitung.", diese Auszeichnung. Ihre Diplomarbeit wurde mit der Bestnote 6 prämiert. Markus Birchmeier, Geschäftsführer der Birchmeier Hoch- und Tiefbau AG, ehrte seine Mitarbeiterin persönlich und gratulierte ihr zur gelungenen Diplomarbeit, die sehr wertvoll für das Unternehmen ist, da die Ressourcen für eine solch fundierte Analyse nicht vorhanden gewesen wären. Anschliessend wurden die drei besten Abschlussnoten über alle drei Studienjahre prämiert. Die beste Abschlussnote mit 5.4 erreichte Tamara Jovanovic-Stankovic. Zweitplatzierter mit einer Note von 5.2 wurde Thomas Benz. Den dritten Platz belegte Philipp Hüsler mit der Note 5.1. Nebst dem wohlverdienten Diplom und einem Blumenstrauss erhielten die Bestplatzierten einen finanziellen Zustupf gesponsert vom Kaufmännischen Verband Aargau Ost und überreicht von Serdar Ursavaş, Vizepräsident und Kommunikationsverantwortlicher.

Weiterbildung

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Dr. Silvia Helbling bedankte sich bei allen Gästen für die Anwesenheit und den Beitrag der Gastredner zur feierlichen Diplomfeier und wünschte den Diplomandinnen und Diplomanden alles Gute, und dass sie das Gelernte in der Praxis einbringen und anwenden können. Text: Anna Vollmer Bilder inkl. S. 2: Erwin Züger

Veranstaltungen Online Reputation Am 21. Oktober 2015 fand der Event Online Reputation, die eigene Präsenz im Internet – Chancen und Gefahren in der Aula des zB. Zentrum Bildung – Wirtschaftsschule KV Baden statt. Cornel Müller zeigte uns auf, wie wir gewollt oder ungewollt Spuren im Internet hinterlassen. Besonders bei der Stellensuche kann dies entscheidend sein. Schweizer Konzerne überprüfen Bewerber gerne im Internet. Je nachdem um welche Position sie sich bewerben. Diese Entwicklung hat aber auch ihre Schattenseiten. Cornel Müller erklärte uns, wie wir die digitale Welt so gestalten können, dass sie zum Segen und nicht zum Fluch wird. Was möchten die zukünftigen Arbeitgeber erfahren und was können die Karriere-Killer sein? • • • • •

Widersprüche aufdecken mehr über Kandidaten erfahren aufpassen was man z.B. auf Facebook postet oder liked (auch Party-Fotos) HR-Profis kennen die Problematik und agieren professionell Amateure sind sich der Problematik oft nicht bewusst und agieren unbedacht

Seine Tipps für die eigene Online-Präsenz: Überlegter Umgang mit den sozialen Medien Vorsicht bei Publikation persönlicher Infos nicht schlecht über frühere Arbeitgeber reden aktiv und gezielt auf sich aufmerksam machen

Einige Zahlen aus dem Arbeitsmarkt: Ungefähr 75 % der Stellenanzeigen stammen aus dem Internet und 7 von 10 Bewerbungen werden elektronisch versandt. Jede 3. Stelle ist angeblich schwer besetzbar. Beim nachfolgenden Networking-Apéro gab es einigen Gesprächsstoff und es wurde rege diskutiert. Text: Silvia Vogt, Vorstand KV Aargau Ost

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Geschäftsstelle

Rechtsdienst

Die Geschäftsstelle schliesst während den Weihnachtstagen ihre Büros vom 18. Dezember 2015 bis zum 1. Januar 2016.

Auch der Rechtsdienst geht in die Weihnachtferien und ist nicht durchgehend erreichbar. Nach den Feiertagen können Sie diesen wieder unter folgenden Koordinaten erreichen:

Wir wünschen allen Mitgliedern frohe Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Gerne sind wir wieder ab Montag, 4. Januar 2016 für all Ihre Anliegen zu unseren gewohnten Bürozeiten erreichbar. Lieferungen Während den Feiertagen erfolgen keine Lieferungen. Die ersten Zustellungen 2016 erfolgen am Montag, 4. Januar 2016.

Rechtsdienst Kaufmännischer Verband: 044 283 45 10 oder [email protected] Telefonzeiten: Uhr

Montag bis Freitag, 9.30 bis 11.30 und 13.30 bis 15.30 Uhr

Roger Huggenberger Geschäftsführer KV Aargau Ost

Reka-Checks: 10% Rabatt Bezugsberechtigung:

Aktivmitglieder KV Aargau Ost Jugendmitglieder KV Aargau Ost

Fr. 400.- pro Jahr Fr. 100.- pro Jahr

Aquarena, Bad Schinznach:

Eintritt Fr. 15.- anstelle Fr. 19.- (ein Aufenthalt von 1½ Stunden, gültig 1 Jahr)

Weiterbildungskurse:

zB. Zentrum Bildung Wirtschaftsschule KV Baden Berufs- und Weiterbildungszentrum Brugg Berufsbildungszentrum Freiamt Wohlen

Kursrabatte siehe Kursprogramm Baden www.zentrumbildung.ch, Telefon 056 200 15 50 oder Kursprogramm Brugg www.bwzbrugg.ch, Telefon 056 441 03 52 oder Kursprogramm Wohlen www.bbzf.ch, Telefon 056 618 55 00

Reka-Checks:

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Betrag

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Aquarena-Tickets:

Anzahl

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Betrag

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Vorname

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E-Mail

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Einsenden oder faxen an: aargauost.ch

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KV Aargau Ost, Mythenstrasse 4, 5430 Wettingen oder E-Mail info@kfmvoder Fax 056 426 43 35

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Weiterbildung

DIGITALEVENT 2015 Baden war ein Tag das Epizentrum der Fotografie in der Schweiz

Der 8. DIGITALEVENT ging am Samstag, 31. Oktober 2015 in der Trafohalle über die Bühne. Der Event zog über 1'800 Zuschauer/innen an und zeitweise war die Messehalle zum Bersten voll. Alle namhaften Hersteller aus dem Bereich der Fotografie waren mit eigenen Ständen am Event präsent, was in der Schweiz einzigartig ist. Neben dem grossen Ausstellungbereich wurden 20 Seminare zu verschiedenen FotografieThemen angeboten. Zum ersten Mal zeigten Portraitund Modefotografen auf der Livebühne ihr Können. Die Hauptattraktion des DIGITALEVENTS sind die Hauptvorträge in der Trafohalle mit bis zu 700 Zuschauern. In diesem Jahr erzählte Allessandro della Valle, der Chef-Fotograf von Keystone, über die Herausforderungen in seinem fotografischen Alltag. Greg Basco entführte die Zuschauer in die Regenwälder von Costa Rica und Jonathan Heyer zeigte dem staunenden Publikum, wie gross der Aufwand für Werbebilder ist. Etwas ganz Besonderes war der Auftritt von Ulla Lohmann. Sie war die erste Frau auf der Hauptbühne des DIGITALEVENTS. Die Fotojournalistin zeigte eindrucksvolle Bilder aus der Südsee, für die sie sich nicht scheute, auf Baumkronen und in aktive Vulkane zu steigen. Der Anlass wird vom zB. Zentrum Bildung – Wirtschaftsschule KV Baden und Light + Byte aus Zürich organisiert. Er repräsentiert die grosse, umfassende digitale Kompetenz des zB. Zentrum Bildung – Wirtschaftsschule KV Baden im Bereich Foto- und Videoausbildung.

Text: Tobias Küng Bilder inkl. S. 2: Erwin Züger

findet

am

Samstag, TOP News 3/2015

Der nächste DIGITALEVENT 26. November 2016 statt.

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Veranstaltungen Schlagfertig und gelassen – Workshop für Frauen Anfang November fand der erste Frauen-Workshop des Kaufmännischen Verbands Aargau Ost statt. Die Kommunikations- und Rhetorik-Spezialistin Gunhild Hinkelmann führte gekonnt durch den ausgebuchten Workshop zum vielversprechende Thema „schlagfertig und gelassen“ und steckte die Teilnehmerinnen mit ihrer Begeisterung für das Thema rasch an: „Denn Freude und die richtige Einstellung sind der erste Schritt hin zu einem souveränen, spritzigen Auftreten“, so Gunhild Hinkelmann, Professorin an der Fachhochschule Nordwestschweiz - Hochschule für Wirtschaft. Ho Das Eis wurde gleich zu Beginn gebrochen, als sich die Teilnehmerinnen über das letzte Erlebnis austauschten, bei dem sie von jemandem vor den Kopf gestossen worden waren und ihnen die originellen, angemessenen Antworten erst im Nachhinein einfiel. Die kreative, vertraute und – ganz nach dem Motto – gelassene Atmosphäre war geschaffen und so sprudelte es während den Praxisübungen nur so an einfallsreichen Antworten auf mögliche verbale Angriffe in den unterschiedlichsten Alltagssituationen.

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Verwirrstrategie, nonverbale Reaktion, Minimalreaktion – es gibt verschiedenste Ansätze geschickt zu kontern. Es ist wahrlich eine Kunst – eine Kunst, die wir alle erlernen können. Und das Tollste dabei: Es macht Spass und Erfolgserlebnisse lassen nicht lange auf sich warten.

Auch beim anschliessenden Apéro waren die Diskussionen zum Thema „schlagfertig“ noch lange nicht erschöpft. Rege wurde weiter diskutiert und die Frauen machten sich bereits Gedanken über mögliche weitere Themen für Workshops und Anlässe – an Ideen fehlt es auf jeden Fall nicht und nach diesem sehr gelungenen Auftakt und dem durchs Band positiven Feedback, freue ich mich sehr, weitere Veranstaltungen organisieren zu dürfen. Wir werden Sie hier und auf unserer Homepage auf dem Laufenden halten! Text: Michaela Huser, Vorstand KV Aargau Ost Bilder: su

Veranstaltungen

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Das umfassende Stoffwechselprogramm der Natur Am 28. Oktober 2015 fand die Veranstaltung „das umfassende Stoffwechselprogramm der Natur“ mit Paul Blöchlinger mit über 60 begeisterten Personen statt. Eisen nimmt in unserem Organismus eine Schlüsselfunktion ein. Das für den Menschen lebenswichtige Spurenelement trägt massgeblich zum ungestörten Ablauf vieler Zellfunktionen bei. Empfohlene Tagesdosis: 11-17 mg. Eine besondere Aufgabe des Eisens ist unter anderem, Sauerstoff zu binden und von der Lunge zu allen Körperzellen zu transportieren. Ein Mangel an Eisen lässt uns energielos werden. Die Ursachen sind vielfältig. So kann unser Eisenhaushalt z.B. durch Entzündungen, chronische Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, durch Medikamente oder auch in der Schwangerschaft beeinträchtigt werden. Blässe, Erschöpfung, Konzentrationsmangel, Schwindel, Kopfweh, Müdigkeit, Depression oder auch Burnout und ein häufiges Kältegefühl können auf einen Mangel an Eisen hindeuten. Auch die Haut (Bindegewebe), Haare und Nägel können betroffen sein. Besonders wichtig ist deshalb die richtige Nahrungsauswahl. Gute Eisenquellen sind grünes Gemüse (Spinat, Broccoli, Mangold), Fenchel, Randen, Sojabohnen, Nüsse, Sonnenblumenkerne, Haferflocken, Hirse, Amarant, Quinoa. Sie sollten regelmässig auf den Tisch kommen. In tierischen Produkten (vor allem in Leber und rotem Fleisch) steckt mehr Eisen als in pflanzlichen. Vitamin C fördert die Aufnahme des Spurenelementes. Geben Sie deshalb öfters einige Spritzer Zitrone über den Salat oder das Gemüse. Auch ein kleines Glas frisch gepresster Orangensaft zum Essen fördert die Aufnahme. Gewürze wie frischen Ingwer mit Schale, Kurkuma (möglichst auch frisch und mit Schale), Koriander und vor allem Petersilie öffnen alle Kanäle. Bitteres wie Chicorée oder Artischocken regt die Blutbildung an. Zu viel Rotwein, Schwarztee, Cola-Getränke, Ballaststoffe können hemmend auf die Aufnahme wirken. Kaffee oder auch Medikamente sollten erst eine halbe bis eine Stunde nach dem Essen eingenommen werden. Wir erhielten viele Anregungen, um unseren Stoffwechsel zu aktivieren oder unsere Leber oder Niere mit Klopfen anzuregen. Ein gelungener Abend, durch den Paul Blöchlinger mit viel Witz und Begeisterung führte und der mit einem gemütlichen Apéro endete. Text: Silvia Vogt, Vorstand KV Aargau Ost

3/2015 TOP News 1/2015

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Veranstaltungen Chlaushöck Alle Jahre wieder, so auch in diesem Jahr hat der traditionelle Chlaushöck im Pontonierhaus in Brugg am 20. November 2015 mit 30 Teilnehmern stattgefunden. Das Pontonierhaus war wie jedes Jahr festlich geschmückt. Das schön angerichtete Buffet liess keine Wünsche offen und unser „Käser“ Adolf Wagner streifte eine Portion Raclette nach der anderen ab, bis alle Gäste satt und zufrieden waren. Zum krönenden Abschluss durften wir auch in diesem Jahr wieder die selber gebackenen Guetzli geniessen. An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank dafür. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine besinnliche Adventszeit, frohe Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

TOP News 3/2015

Text: Silvia Vogt, Vorstand KV Aargau Ost

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Frauen

Die SVP will keine Damenwahl Zum jetzigen Zeitpunkt wird auf ein Dreierticket der SVP spekuliert, wobei von der SVP nur Männer zur Wahl gestellt werden.

Zweifellos, die SVP geht als Siegerin aus den diesjährigen Wahlen hervor. Mit 11 zusätzlichen Sitzen im Nationalrat kann sie ihren Einfluss im Nationalrat deutlich vergrössern und politische Begehren wesentlich steuern. Nur kurz nach den Wahlen kam deshalb die Diskussion zu einem zusätzlichen Bundesratssitz für die SVP in Gange: Aufgrund des Machtzuwachses der SVP im Nationalrat sei ein zweiter SVP-Sitz mehr als gerechtfertigt, hiess es. Es wurde viel spekuliert in diesen Wochen gegen Ende Oktober und verschiedene Szenarien wurden präsentiert. Entscheidend bei allen Szenarien war aber eine Politikerin: Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf. Die Bündnerin war 2007 überraschend in den Bundesrat gewählt worden. Das war offenbar ein Schock: Nicht nur für den damals ebenfalls zur Wahl angetretenen Christoph Blocher, der von Widmer-Schlumpf mit knappen 10 Stimmen geschlagen wurde, sondern auch für die Männer der SVP, die nicht mit dieser Wahl gerechnet hatten und sich nur schwer mit der Vorstellung abfinden konnten, eine Frau in die obersten Behörde des Bundes geschickt zu haben. Denn das wäre eine wuchtige Premiere gewesen. Erstmals seit 1930 (Eintritt der SVP in die Landesregierung) hätte eine Frau die SVP im Bundesrat vertreten können. Aufgrund einer vom SVP-Fraktionsvorstand beschlossenen Ausschlussklausel kam es aber anders. Widmer-Schlumpf wurde nach ihrer Wahl zum Austritt aus der Partei gezwungen und wurde folglich zur ersten Bundesrätin der neu gegründeten BDP. Trotzdem: Streng genommen war Eveline WidmerSchlumpf nicht nur jene Frau, die es schaffte, Christoph Blocher symbolisch vom Thron zu stossen, sondern auch die erste Bundesrätin der SVP.

Die SVP Frauen haben zwar nur wenige Wochen zuvor verkündet, dass sie intensiv nach einer weiblichen Kandidatin suchen. Die beiden Vorzeigepolitikerinnen der SVP, Nathalie Rickli und Nadja Pieren, hatten zuvor aufgrund „beruflicher Verpflichtungen“ abgesagt. Diese Suche der SVPFrauen nach einer valablen Bundesratskandidatin ist offenbar gescheitert, was bei einem Blick auf die Statistiken der SVP aber auch nicht erstaunt: au Bis 1987 waren bei der SVP weder im National- noch im Ständerat Frauen vertreten. Seither ist der Frauenanteil zwar zögerlich angestiegen, fällt aber immer noch weit hinter jenen der anderen Bundesparteien zurück und ist meilenweit von der tatsächlichen Vertretung der Frauen in der Bevölkerung entfernt. Die SVP sieht nicht ein, weshalb eine angemessene Frauenvertretung angestrebt werden sollte und hat sich in den letzten Jahren bei wichtigen Anliegen zu Frauen- und Gleichstellungsthemen quergestellt. Frauenförderung betreibt die Partei nur widerwillig und eine tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern, wie es unsere Bundesverfassung vorsieht, ist für die SVP offensichtlich kein erstrebenswertes Ziel. Die SVP mag daher als Gewinnerin bei den diesjährigen Wahlen hervorgegangen sein – was den Frauenanteil betrifft, gehört sie aber auf den letzten Platz.

Die SVP als grosse Verliererin

Die Frauen im Nationalrat

Nun hat Eveline Widmer-Schlumpf am 28. Oktober 2015 und nach acht erfolgreichen Jahren im Bundesrat bekannt gegeben, dass sie dieses Jahr nicht mehr als Bundesrätin kandidieren und per Ende Jahr aus dem Bundesrat zurücktreten wird. Mit einem sympathischen Auftritt machte sie deutlich, dass sie in den letzten Jahren politisch viel erreicht hat und nun aber die Zeit für einen Rücktritt gekommen sieht. Ich persönlich war enttäuscht von diesem Rücktritt – nicht weil ich Eveline Widmer-Schlumpf ihren wohlverdienten politischen Ruhestand nicht gönnen würde, sondern weil sich damit eine sehr kompetente, überaus dossiersichere Person und einmal mehr eine Frau aus dem Bundesrat verabschiedet. Nachdem die Frauen mit vier Vertreterinnen von 2010 bis 2011 erstmals in der Mehrheit waren, sind nun wieder die Männer am Ruder. Mit drei Frauen und vier Männern waren bis anhin beide Geschlechter fast gleichauf im Bundesrat vertreten. Das wird sich nun ändern: Nach dem Rücktritt von Eveline WidmerSchlumpf ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ihr Platz bei den Bundesratswahlen am 9. Dezember durch einen SVP-Mann besetzt wird. Währenddem ich diesen Text schreibe, steht der Ausgang der Bundesratswahl noch in den Sternen – jetzt wo sie diesen Text lesen, wird sie entschieden sein und höchst wahrscheinlich liege ich richtig mit der Vermutung, dass nach den diesjährigen Bundesratswahlen nur noch zwei Frauen fünf Männern gegenüberstehen.

Nach den Wahlen 2015 ist der Frauenanteil im Parlament leicht angestiegen. Statt wie bisher 29 %, sind neu 32 % des Nationalrats weiblich. Seit diesem Herbst stehen im Nationalrat 64 Frauen 136 Männern gegenüber. Das ist immer noch zu wenig gemessen daran, dass Frauen mehr als 50 % der Schweizer Bevölkerung ausmachen, aber immerhin ein Schritt in die richtige Richtung. Erfolgreich beim Rekrutieren von Frauen war insbesondere die SP: Zum ersten Mal schickten die SozialdemokratInnen sogar mehr Frauen als Männer nach Bern. Von den 43 Sitzen der SP im Nationalrat sind neu 25 von Frauen besetzt. Mit engagierten Frauen hat die SP sogar vier Sitze gewonnen: Mattea Meyer, Priska Seiler Graf und Min Li Marti wurden in Zürich neu in den Nationalrat gewählt, Laurence Fehlmann Rielle in Genf. Der Frauenanteil der SP im Nationalrat liegt nun bei 58,1 %. Das ist löblich – andere Parteien schneiden deutlich schlechter ab. Der Frauenanteil der SVP liegt bei minimen 16,9 % und jener der FDP ist mit 21,2 % auch nicht viel besser. Die BDP ist im Nationalrat ebenfalls nur zu 14,3 % weiblich. Die CVP ist immerhin zu einem Drittel durch Frauen vertreten: 33,3 % der Gewählten in der grossen Kammer sind hier Frauen. Besser sieht es bei den grünen Parteien aus: Die GLP hat einen Frauenanteil im Nationalrat von 42,9 % und die Grünen senden 5 Frauen und 6 Männer nach Bern und haben damit einen Frauenanteil von 45,5 %.

3/2015 TOP News 1/2015

Am 9. Dezember 2015 hat die vereinigte Bundesversammlung einen neuen Bundesrat gewählt. Die SVP hat dafür einmal mehr keine Frauen kandidieren lassen – und das obschon insbesondere Frauen die Wahlen 2015 entschieden haben, wie ein Blick auf die Wahlauswertungen zeigt.

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Frauen

Die Frauen haben entschieden Mein persönliches Ergebnis – ich wurde mit 44‘592 Stimmen und dem damit besten Resultat der SozialdemokratInnen im Aargau in den Nationalrat gewählt – bringt in der Analyse ebenfalls Erstaunliches zu Tage. So zeigt ein Blick auf die Wahlergebnisse, dass ich nicht nur Wählerinnen und Wähler der SP für mich gewinnen konnte, sondern auch solche aus bürgerlichen Parteien. Ähnliches Wahlverhalten zeigte sich bei den Wahlen 2011 bereits bei der Ständerätin Pascale Bruderer oder den Nationalrätinnen Jacqueline Fehr und Ursula Wyss. Hier kann man nur spekulieren: Haben insbesondere bürgerliche Frauen uns Sozialdemokratinnen zum Wahlsieg verholfen? War das ein Zeichen der Solidarität unter Frauen? Gemäss der Tamedia Wahlstudie 2015 haben insbesondere Frauen die diesjährigen Wahlen entschieden. So haben sie zum einen der SVP, zum anderen aber auch der SP zu ihren Wahlsiegen verholfen. Frauen haben dieses Jahr erstmals seit 25 Jahren ebenfalls bevorzugt SVP gewählt. Der SVP ist es gelungen, deutlich mehr Frauen zu mobilisieren als noch 2011. Ihr Wähleranteil ist von 24 auf 29 % gestiegen – der Männeranteil ist dagegen konstant bei 30 % geblieben. Für diese Wahlen gilt daher: Die Frauen haben entschieden. Die SVP dankt es ihnen aber nicht – denn für die Bundesratswahlen findet die Partei keine Frau. Nicht mal zur Auswahl. Yvonne Feri

TOP News 3/2015

Nationalrätin (SP) und Gemeinderätin von Wettingen (Ressort Soziales)

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Neumitglieder & Senioren

Herzliche Gratulation! 93. Geburtstag 27.09.1922 Moritz Hediger 92. Geburtstag 30.07.1923 Domenig Andreoli 89. Geburtstag 21.08.1926 Hans Regli

24.09.1955 22.10.1955 12.11.1955 23.11.1955 27.11.1955 28.11.1955 30.11.1955

Kurt Baumgartner Ida Füz Marlies Huber Ludomir Tur Doris Strub-Amstutz Gabriella Reiser Rosemarie D'Aujoud'hui

87. Geburtstag

Herzlich Willkommen! Neumitglieder Franziska Baur, Gebenstorf Lucia Burzese, Aarburg Filan Emela, Wettingen Zora Ernst, Oftringen Lena Fergg, Oberrohrdorf Brunella Friedl, Oberrohrdorf Karin Fritschi, Birmenstorf AG Christine Fuhrer, Niederrohrdorf Lautaro Furrer Guisse, Wetzikon ZH Jill Gerber, Lengnau AG FEEDBACK ? Giulia Giallella, Schöftland Roberto Giaquinto, Würenlos Yves Heim, Gebenstorf Sabrina Keusch, Bremgarten AG Kai Koller, Wettingen Sabrina Leuthard, Waltenschwil Janik Littwin, Zufikon Ameet Madan, Nussbaumen AG Simon Matter, Würenlos Jimi Morad, Baden Diana Nobs, Baden Selina Nüssler, Oberrohrdorf Vanessa Petrovic, Widen Barbara Pfister, Windisch Sandro Premier, Böbikon Enya Rehmann, Beinwil am See Corinne Ringgenberg, Klingnau Samantha Schlund, Langnau am Albis Petra Stefanie Schoenbaechler, Brugg AG Claudia Süess, Buchs AG Maria Vallejo, Aarau Barbara Wolfensberger, Islisberg Alessandro Woodtli, Rothrist Simon Zimmermann, Niederwil AG Stephan T. Zinner, Schafisheim Jonas Zürcher, Buchs AG

TOP News 3/2015

16.11.1928 Peter Lanzendoerfer 86. Geburtstag 09.12.1929 Ulrich Lehner 84. Geburtstag 17.08.1931 Jakob Ambühl-Halter 06.09.1931 Stefan Biland 11.10.1931 Franz Keller 83. Geburtstag 01.08.1932 Adolf Wassmer 09.11.1932 Werner Kaufmann-Mettler 82. Geburtstag 20.11.1933 Beda Humbel 10.12.1933 Alois Lütolf 81. Geburtstag 20.12.1934 Nelly Küng 80. Geburtstag 08.09.1935 Max Huber 20.10.1935 Fritz Leuenberger 22.11.1935 Adrian Lüthi 30.11.1935 Bruno Heer 75. Geburtstag 19.12.1940 Hansruedi Baechli 70. Geburtstag 06.09.1945 Rudolf Mattenberger 20.09.1945 Walter Senn 25.09.1945 Silvio Bircher 03.10.1945 Jaqueline Keller-Frey 07.10.1945 Fridolin Binder 23.10.1945 Ruth Vogler-Keller 12.11.1945 Willi Rosenberg 15.11.1945 Ernst Gisiger 05.12.1945 Ulrich Egger 05.12.1945 Markus Koster 05.12.1945 Rudolf Conz 65. Geburtstag 14.08.1950 Hanspeter Scheiwiler 27.09.1950 Ruth Wölckner 16.10.1950 Robert Egloff 31.10.1950 Peter Häfliger 12.12.1950 Peter Hartmann-Müller 24.12.1950 Urs Füglistaler 60. Geburtstag 04.08.1955 Niklaus Müller 10.08.1955 Anita Hawkes-Steiner 19.08.1955 Martin Frey 21.08.1955 Martin Gehrig 30.08.1955 Markus Speck 15.09.1955 Andrea Bello

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Impressum

TOP News 3/2015

Erscheint dreimal im Jahr (April, August, Dezember) Redaktionsschluss 13.03./19.06./13.11. Herausgeber

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