Thüringen das sind wir!

March 27, 2016 | Author: Kristina Ritter | Category: N/A
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Das Wirtschaftsmagazin für Thüringen www.wirtschaftsspiegel-thueringen.com Nr. 05.2013 ı 9. Jg. ı 78363 ı 4,50 EUR

DIE TÜFTLER Zertifikat für Datensicherheit

DIE HELFER Logistik in Thüringen

DIE MACHER Unternehmen im Profil

Thüringen – das sind wir!

Zum Geleit

Liebe Leserinnen und Leser, der Freistaat Thüringen ist heute vor allem wegen seiner zentralen Lage und seines hochqualifizierten Fachkräftepotenzials ein Top-Investitionsstandort in Deutschland und Europa. Die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) und die Thüringer Aufbaubank (TAB) beraten und fördern interessierte Investoren. Unsere wichtigsten Rohstoffe sind Bildung und Leistung. Sie sind die Triebfedern des Fortschritts, der wirtschaftlichen Entwicklung und des Wohlstands. Bildung und Ausbildung, Forschung und Entwicklung stehen im Freistaat Thüringen hoch im Kurs. Die Thüringer Wirtschaft ist mit ihrer hohen Exportquote in den vergangenen Jahren auf den internationalen Märkten gut angekommen. Aber der Fokus liegt außenwirtschaftlich noch eindeutig auf den EU-Mitgliedsstaaten. Wir setzen in jüngster Zeit stärker auf Internationalisierung, vor allem auf die asiatischen Zukunftsmärkte und auf aufstrebende Schwellenländer. Die Schwerpunkte der Thüringer Wirtschaftspolitik lauten daher: gezielte Außenwirtschaftsförderung, Wirtschafts-, Technologie- und Innovationsförderung aus einem Guss und die Stärkung des Wachstums der bestehenden Unternehmen, da der Ansiedlungspolitik wegen auslaufender Fördermittel Grenzen gesetzt sind. Der Standort Thüringen, die Thüringer Wirtschaft und die Politik stellen sich offensiv den globalen Trends. Über zwei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung hat der Freistaat Thüringen mit seinem Zukunftskonzept und Leitbild „Thüringen 2020“ einen zweiten Aufbruch gewagt. Diesen Weg gehen wir weiter, politisch wie wirtschaftspolitisch.

Christine Lieberknecht, Thüringer Ministerpräsidentin

Ich freue mich, dass der Wirtschaftsspiegel mit seiner Sonderausgabe „made in Thüringen“ bundesweit für den Top-Standort Thüringen wirbt, vor allem auf der expo real in München. Der Freistaat Thüringen nutzt die expo real als die wichtigste Fachmesse für Immobilien und Investitionen traditionell, um sich als idealer Standort für Neuansiedlungen zu präsentieren. Die neue Ausgabe des Wirtschaftsspiegel stellt Menschen, Unternehmen und Produkte in Thüringen in den Mittelpunkt. Neben den traditionellen harten Standortfaktoren wie zentrale Lage und Wirtschaftsförderung und neben den weichen Standortfaktoren wie Kultur, Natur und Freizeitangeboten sind es vor allem die Menschen, die hier arbeiten und leben, die Thüringen zu dem machen, was es ist: ein liebenswertes und lebenswertes Land mit Tradition und Zukunft, ein Land, das als Investitionsstandort ideale Rahmenbedingungen bietet. Unsere innovativen, überwiegend mittelständisch geprägten Unternehmen tragen mit ihren zukunftsweisenden Ideen und Produkten den guten Ruf des Freistaats in alle Welt hinaus. Investoren, Touristen und Gäste aus aller Welt sind in unserem weltoffenen Freistaat Thüringen herzlich willkommen.

Christine Lieberknecht, Thüringer Ministerpräsidentin Foto: TSK

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Inhalt

Liebe Leserinnen und Leser, was macht Thüringen eigentlich aus? Diese Frage haben wir uns bei der Produktion dieser Ausgabe des Wirtschaftsspiegel vorgelegt. Für uns sind es die Menschen, die Thüringen mit ihren Ideen und ihrem Tun voranbringen. Wie zum Beispiel Ben Schaefer, der mit seinem Roboter Carl international für Aufsehen gesorgt hat. Der junge Gothaer Fotograf Jürgen Creutzburg hat das ungleiche Paar für unser Titelbild in Szene gesetzt. Mehr über den Ilmenauer Ingenieur erfahren Sie in diesem Heft. Außerdem berichten wir über Thüringer Unternehmen und Unternehmer, die jeder für sich ebenfalls ihren Beitrag dazu leisten, dass Thüringen ein innovativer und lebenswerter Wirtschaftsstandort ist. (tl)

Aus dem Inhalt Menschen in Thüringen

Logistik

05 ...... Kooperationen im Mittelstand als 05 ...... Überlebenschance? 06 ...... Als Verleger und Extremsportler 05 ...... fest im Sattel 09 ...... Pädagoge, Komponist und 05 ...... überzeugter (Neu-)Thüringer 10 ...... Geschäftsführung wieder komplett 11 ...... Unternehmer mit Bürgersinn

20 ...... „Wir glauben an das Buch“ 22 ...... Europalogistik von Dachser

39 ...... „Tue Gutes und rede darüber“ 40 ...... Fachkräfte gewinnen durch 05 ...... Familienfreundlichkeit

Aus Thüringer Unternehmen

Ernährungswirtschaft

24 ...... Volle Leistung für die 05 ...... spanende Fertigung 26 ...... Individuelle Stahlbaulösungen 28 ...... Partner für Innovationsprojekte 29 ...... Innovationsforum CoSI-4 startet 30 ...... Flosse zeigen 31 ...... Stone in Perfektion

46 ...... Eine gute Ernte 47 ...... Frische, Qualität und Geschmack 49 ...... Thüringer Klöße: Regionale 05 ...... Produkte von hoher Qualität 50 ...... Eine ganz besondere Wissenschaft

Innovationen aus Thüringen 12 ...... Datensicherheit „made in Thüringen“ 13 ...... TÜV-Zertifikat für HERMETOS 14 ...... ZEISS setzt Maßstäbe 15 ...... Neue Theorie zur thermischen 05 ...... Speicherung von Elektroenergie 16 ...... Wenn Asien an seine Grenzen stößt 17 ...... ThEEN – Plattform für 05 ...... Ideenaustausch 18 ...... Carl schenkt ein

Personal & Fachkräfte 34 ...... Thüringen pflegt Willkommenskultur 35 ...... Silber für Thüringer 05 05 ...... Industriemechaniker 36 ...... Turbo-Meisterlehrgang 37 ...... Leistung lohnt sich 38 ...... 20 Jahre AGVT

Veranstaltungsvorschau 33 ...... Academix 2013 42 ...... Thüringen International 45 ...... Thüringer Personalkongress

Impressum Herausgeber/Verleger FVT Fachverlag Thüringen UG (haftungsbeschränkt) Geschäftsführer: Jürgen Meier Josef-Ries-Str. 78, D-99086 Erfurt Tel.: 0361 663676-0 Fax: 0361 663676-16 [email protected] Sitz der Gesellschaft: Erfurt Amtsgericht Jena, HRB 509051 St.-Nr.: 151/108/07276 www.wirtschaftsspiegelthueringen.com

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Weitere Verlagsprodukte

Redaktion Torsten Laudien (tl) - V.i.S.d.P. Tel.: 0361 663676-17 [email protected] Weitere Autoren dieser Ausgabe: Dr.-Ing. Otto Michael Militzer Peter Mock (pmo) Vertrieb Vertriebsleitung: Andreas Lübke Tel.: 0173 6825207 [email protected]

Redaktionsschluss: 24.09.2013 Layout Susanne Stader, Kommunikationsund Mediendesign, Leipzig www.susanne-stader.de Titelbild: Jürgen Creutzburg Druck PRINTEC OFFSET medienhaus Inh. M. Faste e.K. Ochshäuser Straße 45, 34123 Kassel

Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. Der Verlag übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Einzelpreis: 4,50 Euro Jahresabonnement: 18,00 Euro ISSN: 2190-409X Die nächste Ausgabe erscheint in der 49. KW 2013, Druckunterlagenschluss: 15.11.2013

Foto: Jürgen Creutzburg

Gastbeitrag

Kooperation im Mittelstand als Überlebenschance? Die nunmehr erlebte und gelebte internationale Arbeitsteilung in der globalen Automobilindustrie ist eine enorme Herausforderung für die Zulieferer und dies nicht nur in Thüringen. Ein Gastbeitrag von Dr.-Ing. Otto Michael Militzer.

Von zwei Seiten wird das tradierte Denken in der Branche in Frage gestellt. CO2-Reduzierung, Elektromobilität, Leichtbau, neue Verkehrskonzepte, um nur einige zu nennen, bedingen einen erhöhten Aufwand an Entwicklungsthemen und damit -kosten, die aktuelle Verschiebung der Produktionsstandorte nach Asien, USA und Indien fordern eine lokale Produktionspräsenz, deren Realisierung mit hohem Risiko und Kostenaufwand verbunden ist.

mitunter zwei Jahre um einen Hochschulabgänger mit den Methoden und Herausforderungen unserer Branche vertraut zu machen, Auslandsaufenthalte inklusive. Dieser Aufwand ist sicher eine Investition in das eigene Personal, aber können wir uns dies noch leisten, dauert es nicht zu lange?

Die Zulieferindustrie, so aktuelle Studien, kann sich Grundlagenforschung kaum leisten, eine enge Zusammenarbeit mit Hochschulen ist daher das Gebot der Stunde. Nur so fließen Entwicklungskompetenzen mit Realisierungskompetenzen zusammen. Neue Instrumente und Konzepte der Förderung dieser Zusammenarbeit sind nötig, um in kürzester Zeit marktfähige Innovationen zu realisieren, denn nicht nur die Technik entscheidet sondern der Zeitfaktor spielt hier eine wichtige Rolle. „Made in Germany ist out, Management in Germany ist die neue Herausforderung.” Wie kann der Mittelstand, wie kann die Thüringer Zulieferindustrie diese neue Herausforderung bewältigen? Sind wir darauf vorbereitet, dass wir immer mehr Produktionsvolumen an die Verkaufs- und Bedarfsweltmeister in Asien verlieren, wir die Produktionsmenge in Europa nachhaltig verringern? Haben wir in den gegenüber unseren Kunden kleinteiligen Unternehmensgrößen das Know-how, das Humankapital, um die völlig neuen Auslandsmärkte zu besetzen? Ich glaube, dass wir in Thüringen derzeitig nicht hinreichend ausgestattet sind, um diese Herausforderungen der Globalisierung allein zu bewältigen. Mit wenigen Ausnahmen sind Thüringer Zulieferer auf den Auslandsmärkten bereits mit eigenen Entwicklungs-, Vertriebs- und Produktionskapazitäten präsent. Sicher, wir exportieren Zulieferteile in diese Regionen, zumeist aber im Schlepptau von Automobilkonzernen, die uns früher oder später dazu auffordern oder gar zwingen werden, an ihren Auslandsstandorten zu produzieren. Es ist eine Herausforderung für alle Unternehmen, sich auf ein völlig neues Management einzustellen, ja dieses im Hause zu realisieren, um eine Chance am zukünftigen Auslandsstandort zu generieren. Hier geht es nicht nur um Sprachkenntnisse, Kenntnisse der Kultur, die Anpassung an völlig neue Rechts- und Besteuerungsgrundlagen. Zu diesen Themen muss oft externer Rat teuer erkauft werden. Es geht um den Aufbau eines internen Automobilmanagements, das den Aufgabenstellungen der globalen Vernetzung gerecht wird. Dies bedingt wiederum, dass von den Hochschulen ein neuer Typus an Ingenieuren oder Betriebswirten ausgebildet wird, der den Spezifika der Automobilbranche gerecht wird. Wir brauchen Foto: Peter Mock

.Dr.-Ing. Otto Michael Militzer ist Chief Executive Officer (CEO). .im Vorstand der MITEC Automotive AG Eisenach..Er schreibt. .für den Wirtschaftsspiegel über die Herausforderung. .Globalisierung für den Mittelstand.. Als größte Branche in Thüringen fordert der AT Thüringen schon lange einen Lehrstuhl für Internationales Automobilmanagement in Form eines Masterstudienganges an der TU Ilmenau. Wir finden kein ausreichendes Gehör beim Kultusminister, der hierfür zuständig wäre. Wir haben Unterstützer in Thüringen, privat, institutionell wie zum Beispiel die IHK, doch wir brauchen die Mittel auch vom Wirtschaftsministerium. Wir müssen es gemeinsam schaffen, auch wenn die Hochschulmittel reduziert werden. Noch vor zwei Jahren wurde eine Verstärkung und Anpassung an die Bedingungen der Automobilbranche in der Ausbildung des Mittelbaues in unseren Unternehmen, der Meisterebene für nicht durchführbar gehalten. Nun, mit gutem Willen aller Beteiligten, der IHK, den Unternehmen und den Bildungsträgern, haben wir es – bundesweit einmalig – geschafft, dass in Thüringen eine Meisterausbildung in nur sechs Monaten durch konzentrierte und tägliche Schulung erreicht werden kann. „Nichts ist unmöglich“, diesen Werbeslogan einer japanischen Automobilmarke sollten wir uns zum Vorbild nehmen, die Ziele stringent verfolgen und die anfangs vorhandenen Hürden gemeinsam beseitigen oder überspringen. Die Politik ist wieder einmal gefordert, aber wir sind es auch, wollen wir die Globalisierung mitgestalten. Es bleibt wenig Zeit. 5

Menschen in Thüringen

Wenn man Dr.-Ing. Lutz Gebhardt zum ersten Mal begegnet, dann weiß man eines vom ersten Augenblick an: Der Mann hat Steher-Qualitäten. Man sieht dem drahtigen 61-Jährigen den Extrem-Radsportler an. Man glaubt ihm sicher noch den Doktortitel in Elektrotechnik. Gebhardt ist aber auch einer der erfolgreichsten Verleger in Thüringen. Im Gespräch mit ihm merkt man schnell, dass sich das eine ohne das andere nicht denken lässt.

Gebhardts Biografie ist für einen Thüringer keine untypische: Lehre als Elektromonteur, Abitur in der Abendschule, Studium an der TU Ilmenau, Promotion. Dann kam die Wende und mit ihr die Arbeitslosigkeit. Aber sein Hobby öffnete ihm den Weg in die Selbständigkeit und zur zweiten Karriere als Verleger.

Als Verleger und Extremsportler fest im Sattel

So lange er denken kann, war Gebhardt begeisterter Radler. Lange Touren haben ihn schon immer fasziniert, ebenso wie Neuentwicklungen auf dem Gebiet der Fahrradtechnik. Mitte der 1980erJahre erfuhr er von der geplanten Entwicklung eines Tandems beim Fahrradhersteller Mifa in Sangerhausen. So eines wollte er unbedingt fahren. Gebhardt lud sich selbst bei Mifa zur Betriebsbesichtigung ein, wobei ihm sein Titel als Dr.-Ing. zugutekam, wie er lächelnd gesteht. Nach zehn Minuten Verhandlung war klar, dass er das Tandem für eine Langstreckentour leihen durfte. So machte er sich mit seinem Sohn von Ilmenau aus auf den Weg nach Budapest. „Zurück sind wir jeden Meter gefahren, bergauf und bergab – und das mit nur einem Gang“, sagt er und ist heute noch stolz auf diese Tour. Der Virus war auf fruchtbaren Boden gefallen. Im Jahr darauf führte ihn die nächste große Tour nach Mittelasien. Er gehörte damit in die Gruppe der so genannten Ost-Reisenden, Leute, die einen DDR-Reisepass mit Ausreisevisum ins sozialistische Ausland besaßen.

.Mit diesem sowjetischen Autoatlas. .ging Gebhardt auf Mittelasientour.. 6

Gebhardt dokumentierte die Touren ausführlich und brachte es schnell zu einiger Bekanntheit. Reporter-Legende Heinz Florian Oertel bat ihn in seine Sendung der DDR-Sportler des Jahres als „den Radler der DDR, der am höchs-

Menschen in Thüringen

.Drei Neuerscheinungen aus der „Westentaschen-Bibliothek“ des Rhino-Verlags.

ten gekommen ist“. Später lud ihn sogar der tadschikische Komsomol als offiziellen Gast ein, damit er und sein Partner die „höchste Straße“ des Sozialismus“ mit dem Rad bezwingen konnten. Ständig mehr als 4.000 Meter hoch in eigentlich gesperrtem Gebiet. Als Gebhardt nach der Wende die Kündigung auf den Tisch flatterte, hatte er schnell die Idee, sein Hobby zum Beruf zu machen. Wenn jemand etwas über Fahrradtechnik wusste, dann er. Also wollte er ein Buch darüber schreiben. Fünf Jahre sollte das dauern, hatte ihm der damalige Tourist Verlag avisiert. Kurz darauf machte er Bekanntschaft mit einem Vertreter des Moby Dick Verlags aus Hamburg, der seinerseits einen Radwanderführer über die DDR herausbringen wollte. Gebhardt heuerte als Autor an, das Buch erschien nur wenige Monate nach dem ersten Gespräch am 1. Juli 1990. 13.500 Exemplare wurden davon verkauft – viele unter Gebhardts tätiger Mithilfe. Unterdessen war er nämlich als Außendienstler bei Mifa eingestiegen und vertrieb gleichzeitig Fahrrad-Literatur an die Fachhändler. Seine Gewerbegenehmigung dafür trägt noch das Siegel der inzwischen untergegangenen DDR. Der Kontakt zu Moby Dick blieb lange erhalten. „Die waren einfach fair“, wie Text, Fotos: Torsten Laudien

Gebhardt heute noch anerkennt. Für sie und andere verkaufte Gebhardt alle Arten von Literatur, die Freizeitradler gebrauchen konnten. Die Umsätze stiegen zwar, aber Gebhardt fühlte, dass da noch etwas geht. Durch Zufall traf er auf einen Kartografen – und damit auf einen Katalysator für seine Geschäftsidee. Der konnte zwar Karten herstellen, wusste aber nicht, was am Markt gefordert war. Das wiederum wusste Gebhardt nur allzu gut. Die Geburtsstunde des Verlages Grünes Herz hatte geschlagen. Seit 1992 sind über 120 Wanderkarten, Fahrradkarten, Gewässerkarten, Freizeitkarten, Ortspläne und Reiseführer für die Urlaubsgebiete von Kap Arkona auf Rügen bis zum Rennsteig in Thüringen erschienen. Von den meisten Regionen gibt es Karten mit unterschiedlichen Maßstäben und Nutzerprofilen sowie Reiseführer. Deren Texte hat Lutz Gebhardt nicht selten selbst verfasst. Inzwischen gehören mit dem Demmler Verlag Wustrow und dem in Thüringen recht renommierten Rhino Verlag zwei weitere Verlage zum „Grünen Herz“, Verlage, die Regionalia, Bildbände, Biografien und anderes im Programm haben. Für die Verlagsgruppe betreibt Gebhardt sogar ein eigenes kleines Logistikzentrum gleich neben dem eben-

falls kleinen aber feinen Verlagsgebäude. Neben seiner Verlegerkarriere pflegt Lutz Gebhardt sein Hobby natürlich weiter. Jedes Jahr nimmt er eine große Tour unter die schmalen Pneus. In Afrika und Asien war er, die Anden hat er überquert, denn im Hochgebirge fährt er am liebsten. „Mit jeder Tour werden mehr Wünsche geweckt, als Sehnsüchte befriedigt“, sagt er und spricht von seinen nächsten Plänen. Die Westküste der USA und die Osttürkei will er unbedingt noch beradeln. Seine verlegerischen Pläne sind buchstäblich etwas kleiner. Gerade sind sieben neue Bände der so genannten „Kleinen Rhinos“ erschienen, einer Art Bibliothek für die Westentasche. Zu den Neuerscheinungen gehören Büchlein, die sich gerade in Thüringen blendend verkaufen. Das Kleine Thüringer Kloßbuch gehört dazu, ebenso wie das Kleine Skatbuch. Natürlich darf auch ein Buch über Luther, seine Weisheiten und Lebensstationen nicht fehlen. Für das Bändchen Mit Bauernregeln durch das Jahr hat Gebhardt sogar wieder einmal selbst zur Feder gegriffen. Wenn jemand also fest im Sattel sitzt, dann Dr. Lutz Gebhardt. Als Radsportler wie als Verleger. 7

Menschen in Thüringen

Startschuss für internationale Karriere fällt in Weimar Chance bereits. Aber auch Kinder von Akademikern mit Flüchtlingsstatus aus arabischen Ländern lernen hier. Besuchen kann man diese Schule bereits ab dem Vorschulalter. Das ist vielleicht auch ganz sinnvoll, denn der komplette Unterricht findet auf Englisch statt. Entscheidend für das IB Diplom sind die letzten beiden Jahre nach Ablegen der Mittleren Reife. An staatlichen deutschen Schulen würde man von der gymnasialen Oberstufe sprechen. Der Lehrplan – der übrigens an allen internationalen Schulen weltweit gleich ist – sieht vor, dass die Schüler sechs Fächer aus mindestens fünf verschiedenen Themenbereichen wählen. Darüber hinaus muss jeder IB-DiplomaSchüler eine Facharbeit (Extended Essay) und den Kurs „Theory of Knowledge“ absolvieren, der kritisches und internationales Denken anregen soll. Wie gesagt: Alles auf Englisch. Wer den Traum von der großen internationalen Karriere träumt, der muss schon zeitig die Grundlagen dafür legen. Ein Studium an einer der renommierten Universitäten der Welt, womöglich gar einen Abschluss, so etwas macht sich gut, wenn man einmal das ganz große Rad drehen will. Aber wie geht so etwas für einen Thüringer Abiturienten? Es geht, aber der Weg dahin ist hart. Er führt über das so genannte IB Diplom, auch internationales Abitur genannt.

Das International Baccalaureate Diploma, so der vollständige Name, ist ein international anerkannter Bildungsabschluss, der von der International Baccalaureate Organisation vergeben wird, die in Genf ansässig ist. Sie betreibt weltweit. 3.500 Schulen. Eine davon ist die Thuringia International School in Weimar. An ihr lernen derzeit rund 280 Schüler aller Altersgruppen. Über 400 hätten hier Platz. In den letzten Jahren ist aus dem alten Schulgebäude in Plattenbauweise durch grundlegende Sanierung und Anbau ein modernes und gut ausgestattetes Schulhaus geworden. Hinter 8

dieser erfolgreichen Entwicklung steht ein Trägerverein, dem die Stadt Weimar, die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) und die Thüringer Aufbaubank sowie verschiedene Großunternehmen angehören. Damit ist dann auch schon der Hintergrund beschrieben, vor dem die Schule in den 1990er-Jahren entstand. Der Impuls kam vom damaligen Ministerpräsidenten Bernhard Vogel. Ziel war es, mit der Schule einen Standortfaktor zu schaffen, der Thüringen für internationale Großunternehmen attraktiver machen soll. Aber nicht nur das: Auch Führungskräfte weltweit tätiger Firmen können ihre Kinder hier anmelden und bekommen so die Garantie, dass diese auch bei einem beruflichen Umzug ins Ausland nach einheitlichen Kriterien weiter beschult werden können. Mitarbeiter von Firmen wie Bosch, Schott oder M3 nutzen diese

Außerhalb der Schulzeit müssen die Schüler außerdem mindestens 150 Stunden „Creativity, Action, Service – CAS“ bescheinigt bekommen, in denen sie sich an sportlichen, künstlerischen und gemeinnützigen Aktivitäten beteiligen, wie etwa Sozialarbeit im Altersheim. Die Leistungsfeststellung erfolgt übrigens nach einem Punktsystem. Anders als im deutschen Abitur sind sieben Punkte die Höchstpunktzahl (excellent). Zum Bestehen (pass) reichen vier Punkte. Für den Aufsatz, die Denkschule und die außerschulische Arbeit sind weitere drei Punkte zu erhalten, die Maximalpunktzahl liegt also bei 45. Im Schnitt erreichen IBO-Absolventen eine Punktzahl von 30. Kleiner Ansporn: Wer auf die englischen Elite-Unis Oxford oder Cambridge will, sollte als Mindestpunktzahl 38 – 40 Punkte im IB-Diplom mitbringen. Text: Torsten Laudien, Foto: ThIS

Menschen in Thüringen

Pädagoge, Komponist und überzeugter (Neu-) Thüringer Die Thuringia International School in Weimar hat seit diesem Sommer einen neuen Direktor. Philip Armstrong ist 52 Jahre alt, in England geboren, verheiratet und hat zwei Söhne im Alter von neun und elf Jahren. Neben Pädagogik hat Armstrong auch Musik studiert und komponiert in seiner Freizeit. Gegenwärtig schreibt er an seiner zweiten Sinfonie, die er hofft, mit der Staatskapelle Weimar uraufführen zu können. Armstrong ist seit mehr als zwei Jahrzehnten an internationalen Schulen in aller Welt tätig, so unter anderem in München, in der Schweiz, in Japan und China.

Philip Armstrong ist erst seit wenigen Wochen in Thüringen. Aber er ist schon jetzt begeistert von seiner neuen Heimat. Dabei hat der Mann die Welt gesehen. Studiert hat er in seiner Heimat England und in den USA. Zürich, Wien und Yokohama sind nur einige seiner beruflichen Stationen. Sogar in München hat er vor Jahren schon gearbeitet. Wieder zurück in Deutschland zog es ihn aber nicht in die Metropolen Hamburg oder Berlin, sondern in das eher beschauliche Weimar. Spricht man ihn auf diese Entscheidung an, gerät er ins Schwärmen: „Ich liebe diese ungeheure Lebensqualität, die ich hier habe“, sagt er. Weimar sei nicht so schnelllebig und hektisch. Dafür aber sehr familienfreundlich. Hier könnten seine Söhne aufwachsen und Freunde finden, ohne dass er Angst haben müsse, dass sie im umfassenden Sinne des Wortes „unter die Räder kämen“. Die Landschaft in der Umgebung, die reiche Kultur, die Aufgeschlossenheit und Freundlichkeit der Menschen hier, dies alles seien Faktoren, die die Region von anderen abheben. „Unique“, sagt er, Text, Foto: Torsten Laudien

„einzigartig“. Sich selbst sieht der 52-Jährige als Lotse. Er wolle ermuntern, ermutigen und stärken, beschreibt Armstrong seine Funktion gegenüber Familien, die aus dem Ausland nach Thüringen kommen und ihre Kinder an seine Schule schicken. Ihnen will er seine Hilfe anbieten. Seine reiche Berufserfahrung in unterschiedlichen Kulturkreisen weltweit gibt ihm dafür das Rüstzeug.

Philip Armstrong ist angekommen in Weimar. Das hängt nicht zuletzt auch mit seiner Leidenschaft für die Musik zusammen. Er hat unter anderem an der Royal Academy of Music in London Komposition und elektronische Musik studiert, später ähnliches in Santa Barbara/Kalifornien.

Dass man ihn als Musiker zum Schulleiter berufen habe, deute aber nicht auf ein musisches Profil der Schule hin. Im Gegenteil: Das Gros der Schüler sei naturwissenschaftlich interessiert und wolle auch eine entsprechende Berufslaufbahn einschlagen.

In seiner neuen Wahlheimat hat er sich schnell nach Gleichgesinnten umgetan. In Stefan Solyom, dem Generalmusikdirektor und Chefdirigenten der Staatskapelle Weimar hat er einen gefunden, mit dem er gemeinsame künstlerische Pläne schmieden kann. Gegenwärtig schreibt Armstrong nämlich an seiner zweiten Sinfonie. Und wenn es nach ihm ginge, würde sie von der Staatskapelle unter Stefan Solyom uraufgeführt.

Was Armstrong ihnen mit auf diesen Weg geben will, ist das Streben nach Exzellenz. Damit meint der Pädagoge nicht nur die schulischen Leistungen seiner Zöglinge. Ihm geht es vor allem um ihre Persönlichkeitsentwicklung. Dies spiegele sich auch im Klima wider, dass an der Schule herrscht. Mobbing und Gewalt sind absolut tabu, der Kontakt zur Elternschaft und die Zusammenarbeit mit ihnen hervorragend.

www.this-weimar.de 9

Menschen in Thüringen

Geschäftsführung wieder komplett

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Bürgschaftsbank Thüringen (BBT) und Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Thüringen (MBGT) haben einen neuen Geschäftsführer. Am 1. Juli 2013 wurde Stefan Schneider in der Rotunde des Sparkassenfinanzzentrums feierlich in sein Amt eingeführt. Gemeinsam mit Michael Burchardt wird Stefan Schneider ab sofort die BBT und MBGT führen.

Stefan Schneider – am 22. Oktober 1962 in Hallgarten im Rheingau geboren – absolvierte eine Ausbildung zum Bankkaufmann und anschließend ein Studium der Betriebswirtschaftslehre. Sein beruflicher Werdegang führte ihn von der Rheingauer Volksbank über die Deutsche Bundesbank und die Commerzbank schließlich zur Wirtschaftsund Infrastrukturbank Hessen, wo er bis zu seinem Wechsel nach Thüringen die Abteilung WIBank-Betrieb leitete. Thomas Wagner, der Verwaltungsratsvorsitzende der BBT, begrüßt auch im Namen des Aufsichtsratsvorsitzenden der MBGT, Stefan Hug, Stefan Schneider 10

herzlich. Geschäftsführer Michael Burchardt schloss sich an: „Ich freue mich, dass wir unser Engagement für BBT und MBGT nun wieder im Team fortführen können. Herr Schneider ist durch seine Erfahrungen im Firmenkundengeschäft und seine Arbeit für die Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen für diese Aufgabe gut gerüstet. Ich bin sicher, dass sich unsere Zusammenarbeit sehr produktiv und harmonisch gestalten wird.“ Auch Stefan Schneider stellt sich gern seiner neuen Aufgabe als BBT/MBGT-Geschäftsführer. Besondere Aufgabenschwerpunkte sieht er bei den Anforderungen im Risikomanagement und bei der noch intensiveren Ausrichtung der Produkte und Abläufe auf den Bedarf der Kunden und Partner von BBT und MBGT.

Die Thüringische Bürgschaftsbank und Beteiligungsgesellschaft können indessen auf ein gutes erstes Geschäftshalbjahr 2013 zurück blicken. Geschäftsführer Michael Burchardt nannte erste Zahlen zum Geschäftsverlauf: „Bei einem klaren Schwerpunkt auf die Nachfolge in 2013 verzeichnen wir eine stabile Nachfrage nach Bürgschaften im Freistaat. Mit aktuell 24,5 Millionen Euro liegen wir etwas mehr als sechs Prozent über den Zahlen des Vorjahres. In der MBG erreichen wir derzeit ein um eine Million Euro gesteigertes genehmigtes Neugeschäftsvolumen gegenüber dem Vorjahr von insgesamt 4,7 Millionen Euro.“

Menschen in Thüringen

Unternehmer mit Weitblick und Bürgersinn totypen baute. Heute arbeiten bei ABS 53 Menschen. Oertel bildet auch selbst aus. Und weil er mit der Qualität der Ausbildung nicht voll zufrieden war, organisierte er gemeinsam mit einem benachbarten Unternehmen Sonderlehrgänge. Mit dem Erfolg, dass die so geschulten Azubis regelmäßig zu den besten ihres Jahrgangs gehören. Überhaupt verwendet Oertel viel Mühe auf die Nachwuchsgewinnung. Das beginnt mit der Partnerschaft zu einer Meininger Regelschule. Über Praktika könnten die Schüler seinen Betrieb kennen lernen. Etliche Azubis hat er so schon gefunden. Oertel unterstützt die TU Ilmenau und die Fachhochschule Schmalkalden und sitzt im Regionalausschuss der IHK. .Andreas Oertel. „Im Gewerbegebiet Dreißigacker, gleich hinter dem Wasserturm.“ Als Andreas Oertel mit seinem Unternehmen ABS electronic Meiningen GmbH 2002 ins neu gebaute Domizil umzog, waren mobile Navigationsgeräte noch nicht so verbreitet. Und so bekam der potenzielle Besucher eben diese Wegbeschreibung. „Deshalb habe ich genau dieses Grundstück gekauft.“

Es ist genau dieser Weitblick, der den 57-jährigen studierten Entwicklungsingenieur für Maschinenbau auszeichnet. Wer von ihm durch das Unternehmen geführt wird, lernt das ganz schnell. Wände aus Industrie-Mauerwerk, weil da wenig Feuchtigkeit drin ist, Heizung mit Erdwärme, weil man die Anlage im Sommer auch zur Kühlung verwenden kann, die Auswahl der Bäume auf dem Außengelände, weil die kleine Blätter haben. Als Oertel vor 15 Jahren begann, hatte er ganze neun Mitstreiter. ABS electronic Meiningen ist ein Dienstleister für Automatisierungs, Bestückungs- und

Steuerungslösungen. Zwei oder drei große Kunden hatte Oertel zu Beginn, dafür aber viele kleine. Junge Firmen aus Jena oder Ilmenau, für die er Pro-

Anzeige ABS electronic Meiningen GmbH Wolfsgrube 9, 98617 Meiningen www.abselectronic.de

Als Unternehmer hat er oft den Kopf geschüttelt über politische Entscheidungen in seiner Region. Bis ihn der Meininger Bürgermeister – ein Freund aus Schulzeiten – aufforderte, doch selbst mitzugestalten. Also kandidierte Oertel für die Freien Wähler, wurde in den Stadtrat gewählt und ist mittlerweile auch Mitglied im Aufsichtsrat der Stadtwerke Meiningen. Das Engagement für seine Stadt ist ihm als Ur-Meininger wichtig. Auch wenn ihm das jede Menge Bitten um Sponsoring einbringt. Dann lässt er sich nicht lumpen, unterstützt Bibliothek und Sportstätten und sitzt im Kuratorium der Kulturstiftung. Aber am schönsten ist es, wenn er dieses ehrenamtliche Engagement mit beruflichen Belangen verbinden kann. So ließ er für eine Tanzgruppe, die beim Sportlerball auftreten sollte, Anzüge mit farbigen LEDs entwickeln – besser und preiswerter als die der asiatischen Konkurrenz. 11

Innovationen aus Thüringen

Datensicherheit „made in Thüringen“

Das Thema Datensicherheit beherrscht die öffentliche Diskussion seit Monaten. Zeitweise konnte man schon fast von einer Hysterie sprechen. Etwa als ein Kieler Professor verfügte, dass künftig alle Mails an ihn, die von amerikanischen Anbietern kommen (Google, Hotmail, Yahoo und andere), ungelesen gelöscht werden. Michaela Merz kann darüber nur schmunzeln. Sie meint: „Alle reden über die bösen Amis – die Deutschen sind genauso!“

Die Unternehmerin, die in Eisenach die Firma HERMETOS Datendienste GmbH betreibt, gilt seit Jahrzehnten als eine der Pionierinnen des Internets. Sie hat 1993 mit germany.net eine frühe Alternative zu Online-Anbietern wie AOL und T-online aus der Taufe gehoben, sitzt im Vorstand des Top-Level-Domain-Verwalters DENIC und berät das Bundeswirtschaftsministerium im Beirat digitaler Unternehmen in Deutschland. Ihr Lebensthema ist die Datensicherheit. „Wie schützt der Staat die Daten und Interessen seiner Bürger?“, fragt Merz. Die Amerikaner investieren acht Milliarden US-Dollar in die Sicherheitsinfrastruktur im Netz, in Deutschland 12

gibt es eine Arbeitsgruppe „Cyber defense“ mit 11 Leuten, rechnet sie vor. Daten sind die neue Währung der Welt. Wer weiß was und vor allem wie viel von wem? Und außerdem: Was geschieht mit diesem Wissen? Datensicherheit als wirtschaftlicher Faktor Den Datenhunger sieht Merz nicht nur bei Geheimdiensten aller Couleur. Auch in der Wirtschaft ist Wissen Macht. Gerade mittelständischen Unternehmen sei dies noch nicht bewusst. Mit IT, so ihr Credo, könne man ein Unternehmen stützen oder stürzen. „Wir müssen alle paranoider werden.“

Die Palette der Bedrohungen ist reichhaltig. Sie reicht von digitaler Schutzgelderpressung über Industriespionage bis zur Gefährdung ganzer rechnergestützter Produktionsanlagen – sprich digitaler Sabotage. „Wenn man mittels eines Virus’ eine iranische Atomanlage lahm legen kann – was glauben Sie, was man noch alles kann?!“, fragt Merz eher rhetorisch. Dabei sei es fast kinderleicht, ein Unternehmen auszuspähen. Ein „zufällig gefundener“ USB-Stick auf dem Firmenparkplatz, ein engagierter aber wildfremder Praktikant, der sich um Überstunden reißt, eine bestochene Putzfrau … Mehr als 5.000 Euro brauche man nicht, um ein mittelständisches Unternehmen auszuspähen. Und vermutlich merkt am Ende niemand etwas davon. Wer wird schon ein paar verlorene Ausschreibungen mit dem netten Praktikanten in Verbindung bringen, der vor einem halben Jahr in allen Abteilungen für ein Taschengeld ausgeholfen hat?! Der hatte doch „Ahnung von Computern“ und hat sogar der Chefsekretärin noch ein paar Tricks beigebracht. Organisatorische Änderungen sind der erste Schritt Michaela Merz plädiert für ein Umdenken in Sachen IT-Sicherheit in mittelständischen Unternehmen. Das beginne mit der Bestellung eines festen IT-Leiters (CIO), dem die strategische und operative Führung aller IT-Aktivitäten eines Unternehmens obliegt. In dessen Verantwortungsbereich fielen dann auch die Entwicklung von ITNotfallplänen und ähnliche Dinge. Oftmals brächten schon organisatorische Änderungen im Unternehmen als erster Schritt ein Mehr an Sicherheit. Ihr Unternehmen bietet beispielsweise Risikoanalysen für Firmen an, aus denen sich dann Maßnahmen zur Erhöhung der ITSicherheit ableiten lassen. Und die wird im Geschäftsleben künftig eine immer Text: Torsten Laudien, Foto: momius/fotolia.com

Innovationen aus Thüringen

TÜV-Zertifikat für Hermetos größere Rolle spielen, prophezeit Merz. So sei der Tag nicht mehr fern, an dem Versicherungen vor dem Abschluss von Verträgen Nachweise über die Sicherheit der Datenverarbeitungssysteme verlangen würden. Auch Banken könnten künftig entsprechende Kriterien in die Kreditvergabe aufnehmen. Welches Kreditinstitut will schon Geld verlieren, nur weil sein Kreditnehmer Opfer eines Cyber-Angriffs geworden ist. Auch dafür hat Merz Zahlen parat. Das Bundesamt für Verfassungsschutz habe den Schaden für deutsche Unternehmen durch Cyber-Kriminalität auf vier Milliarden Euro beziffert. Merz schätzt, dass die Dunkelziffer doppelt so hoch liegt. IT-Sicherheit jahrzehntelang vernachlässigt Dann wird die Unternehmerin grundsätzlich. IT-Sicherheit sei in den letzten Jahrzehnten von der Bundespolitik sträflich vernachlässigt worden. Deutschland sei die einzige Wirtschaftsmacht weltweit, die sich keine eigene Sicherheits-Infrastruktur im IT-Bereich leiste. Hierzulande führe man die Sicherheitsdebatte nahezu ausschließlich in Hinblick auf mögliche terroristische Bedrohungen von außen. Damit würde jeder Eingriff des Staates in die informationelle Selbstbestimmung der Bürger gerechtfertigt. Und selbst andere Staaten dürften dies tun. In Deutschland hätten 200 US-amerikanische Unternehmen das Recht zur nachrichtendienstlichen Informationsbeschaffung, behauptet Merz. „Was passiert eigentlich, wenn uns Staaten beliebig durchleuchten?“, fragt sie und hat auch die Antwort parat: „Es ist nicht ok, dass der Staat alle Details über uns weiß.“ Womit sie wieder bei ihrem Lebensthema Datensicherheit angekommen ist. Diesmal im ganz privaten Raum. Text und Foto rechts: TÜV Thüringen

Die jüngsten Datenskandale haben in Deutschland viele wach gerüttelt. Der Umgang mit persönlichen Daten wird seither kritischer betrachtet. Was für den privaten Bereich gilt, ist für Unternehmen umso wichtiger. Der wirtschaftliche Schaden, der in Deutschland jährlich direkt durch Netzwerk-Kriminalität entsteht, wird auf mehrere Milliarden Euro beziffert.

Der TÜV Thüringen hat aufgrund der derzeitigen Tendenzen ein spezielles Zertifizierungsverfahren zur IT-Security für den Mittelstand (MITsec) entwickelt. Am 6. September 2013 wurde das erste MITsec-Zertifikat im Erfurter Intercityhotel an die Hermetos Datendienste GmbH aus Eisenach übergeben. Die Hermetos Datendienste GmbH hat sich als erster IT-Sicherheitsdienstleister dem neuen Zertifizierungsverfahren „MITsec“ gestellt und erfüllt dessen hohe Anforderungen an die Informationssicherheit. Damit bestätigt das Unternehmen, dass die Sicherheit von Informationen und Daten an erster Stelle stehen. „Der sichere Umgang mit Daten und die technische IT-Sicherheit zählen in unserem Haus schon längst zum Alltagsgeschäft“, sagt Michaela Merz, Geschäftsführerin der Hermetos Datendienste GmbH. „Mit dem TÜV Thüringen-Zertifikat können wir das jetzt für unsere Kunden auch nachvollziehbar,

transparent und verlässlich machen. ITSicherheit ist für uns kein Produkt, sondern ein ständiger Prozess, welcher im Unternehmen gelebt werden muss“, so die IT-Expertin. Überbracht wurde das Zertifikat von Dr. Andreas Drechsel, Leiter der Zertifizierungsstelle für Systeme und Personal beim TÜV Thüringen. „Das neue Zertifizierungsverfahren MITsec haben wir speziell auf die Belange kleiner und mittlerer Unternehmen abgestimmt. Es orientiert sich an den bewährten Praxisverfahren der internationalen Norm ISO 27002. Wir sehen hier einen enormen Bedarf bei den Unternehmen und sind froh, heute die Hermetos Datendienste GmbH aus Eisenach für ihre vorbildliche Informationssicherheit auszeichnen zu dürfen“, so Drechsel bei der Zertifikatsübergabe. www.hermetos.com www.tuev-thueringen.de 13

Innovationen aus Thüringen

ZEISS setzt Maßstäbe in Materialbearbeitung und Bildgebung serien mit hoher Z-Auflösung in der Zell- und Gewebebiologie nutzen. Das STEM-Detektionsmodul liefert zusätzliche strukturelle Informationen. Das System bietet automatisierte Workflows, zum Beispiel zur TEM-LamellenPräparation. Gleichzeitig haben Anwender durch die offene Software die Möglichkeit, eigene Applikationen zu integrieren und zu automatisieren. Der modulare Aufbau von Crossbeam macht es zu einer offenen 3D-Nano-Workstation, die sich für verschiedenste Einsatzzwecke einrichten und nachrüsten lässt und dem Anwender so größte Flexibilität ermöglicht.

Das Jenaer Technologie-Unternehmen ZEISS hat kürzlich das erste Gerät der neuen Crossbeam-Serie präsentiert. Dabei handelt es sich um ein spezielles Rasterelektronen-Mikroskop, das mit einer Ionenstrahl-Säule arbeitet. Fachleute sprechen von einem FIB-SEM. Es zeichnet sich besonders durch seine hohe Geschwindigkeit bei der Materialanalyse und -bearbeitung sowie die große Applikationsvielfalt aus. So ist es Forschern möglich, Tomographieserien, die bislang mehrere Tage dauerten, über Nacht zu erstellen.

Die neu entwickelte fokussierte Ionenstrahl-Säule (FIB) ermöglicht einen schnellen und präzisen Materialaufund -abtrag bei gleichzeitiger Bildgebung mit dem Feldemissions-Rasterelektronenmikroskop (FE-SEM). Eine hohe Auflösung über den gesamten Spannungs- und Strombereich erlaubt Nutzern, schnell und präzise zu arbeiten. Das stabile System sorgt für reproduzierbare Ergebnisse auch bei Langzeit-Experimenten. Das Anwendungsgebiet wird zudem durch den optional verfügbaren Massive Ablation Laser erweitert, der zur Pro14

ben-Präparation eingesetzt wird und sehr schnell tiefliegende Bereiche der Probe freilegt. Crossbeam ist für die Anwendung sowohl in den Material- als auch Biowissenschaften geeignet. Materialwissenschaftler profitieren von den ausgezeichneten 3D-Analytik-Eigenschaften, der Fähigkeit, magnetische und nichtleitende Proben in Höchstauflösung abzubilden, sowie den einzigartigen Materialkontrasten. Biowissenschaftler können Crossbeam vor allem für schnelle Tomographie-

Das Mikroskopsystem ist in zwei Versionen verfügbar. Die GEMINI I VP (variable pressure) Säule von Crossbeam 340 bietet optimale Analysebedingungen für in-situ-Experimente mit ausgasenden und sich aufladenden Proben. Dank der GEMINI II Säule mit Doppelkondensorsystem profitieren Nutzer von Crossbeam 540 von mehr Informationen in kürzerer Zeit. Das System liefert eine hohe Auflösung selbst bei geringer Spannung und hoher Stromstärke. Dies erlaubt schnelle Analytik und einfache Bedienbarkeit. In Verbindung mit einem ZEISS Xradia Röntgenmikroskop (XRM) bietet Crossbeam die Möglichkeit zur vollständigen Probenanalyse über mehrere Größenordnungen hinweg. Das Röntgenmikroskop liefert vorab eine 3D-Abbildung der Probe, ohne sie zu zerstören, ehe dann die als interessant identifizierten Bereiche mit dem fokussierten Ionenstrahl bearbeitet und mit dem Elektronenstrahl analysiert werden. www.zeiss.de Text und Foto: Zeiss

Innovationen aus Thüringen

Neue Theorie zur thermischen Speicherung von Elektroenergie Die ortsunabhängige und kostengünstige Speicherung elektrischer Energie in der Größenordnung des Tagesverbrauches einer Großstadt (Gigawattstunden, GWh) ist ein ungelöstes Problem der Energietechnik. Ohne dessen Lösung wird die Integration regenerativer Energiequellen in den vorhandenen Energiemix nicht gelingen. Weder Pumpspeicherwerke noch Batteriespeicher oder Druckluftspeicherkraftwerke erlauben es, solche Energiemengen unabhängig von den geologischen Eigenschaften eines Standortes und zu niedrigen Preisen zu speichern. Der Energiepionier Bodo Wolf hatte bereits im Jahre 2007 eine neue Energiespeicheridee patentiert: Elektroenergie wird mittels besonderer Wärmepumpen – sogenannter Hochtemperaturwärmepumpen – in Wärme umgewandelt und als heißes Wasser preiswert gespeichert. Bei Bedarf wird die thermische Energie des Wassers mittels spezieller Kraftwerksanlagen, so genannter transkritischer CO2-Dampfkraftanlagen, wieder in Elektroenergie zurückverwandelt. Dieses thermodynamische Prinzip wird heute als StromWärme-Strom (SWS)-Energiespeicher bezeichnet. Andere Erfinder haben die SWS-Idee für weitere Wärmespeichermaterialien wie Salzschmelzen und Gesteinsschüttungen sowie auf Kältespeichermaterialien wie Eis und flüssiger Stickstoff verallgemeinert. Doch gab es auf dem jungen Forschungsgebiet SWS bislang nur so genannte „Papierspeicher“. So bezeichnen Fachleute spöttisch die zahlreichen Energiespeicherideen, die bisher nur auf dem Papier oder als Miniaturmodelle existieren. Dass es noch keinen industrietauglichen SWS-Speicher gibt, liegt unter anderem daran, dass bislang kaum theoretische Vorhersagen über Text und Grafik: TU Ilmenau

Dem Ilmenauer Maschinenbauprofessor André Thess ist es gelungen, den Wirkungsgrad der neuen Strom-Wärme-Strom-Energiespeichertechnologie (SWS-Energiespeichertechnologie) für beliebige Speichermedien mit einer einfachen Formel vorherzusagen. Mit dieser Formel wird es erstmals möglich, innovative SWS-Speichermodelle in die praktische Anwendung zu überführen. Über das Forschungsergebnis berichtet die Onlineausgabe der international renommierten Zeitschrift „Physical Review Letters“.

seinen Wirkungsgrad existieren. Der Wirkungsgrad eines Energiespeichers ist das Verhältnis zwischen wiedergewonnener und eingespeister Energie und wird in Prozent angegeben. Nach ihm bemisst sich die Effizienz von Energiewandlungen und Energieübertragung. Zwar gab es schon vereinzelte Versuche, Wirkungsgrade für spezielle SWS-Speichermaterialien und Gasturbinenprozesse zu berechnen, doch hatten die Ergebnisse bislang nur beschränkte Aussagekraft, weil sie von sehr vielen unsicheren Parametern abhingen und keine vergleichende Bewertung unterschiedlicher Speichermedien zuließen. In einer solchen Situation gibt kein Investor Geld für den Bau einer großen Pilotanlage aus. Wie die Fachzeitschrift Physical Review Letters in ihrer Onlineausgabe berichtet, hat der Maschinenbauingenieur Professor André Thess von der Tech-

nischen Universität Ilmenau nun erstmals eine vereinheitlichte Theorie vorgestellt, die die Wirkungsgrade von SWS-Energiespeichern mit einer einfachen Formel für beliebige Wärme- und Kältespeichermedien vorhersagt. Während bisherige Theorien der SWSEnergiespeicher auf zahlreichen speziellen Annahmen beruhen, bedient sich die neue Theorie der Methode der endoreversiblen Thermodynamik. Diese Methode greift nur auf wenige fundamentale Postulate zurück und ist deshalb von großer Allgemeinheit. Überraschenderweise ist die neue Wirkungsgradformel – die „Speicherformel“ – recht einfach. Zudem hängt sie – ähnlich wie die in Expertenkreisen bekannte Carnot-Formel – nur von zwei Temperaturen ab: der Außentemperatur und der Wärmespeichertemperatur. Die Speicherformel stellt zwar kein exaktes Abbild eines realen SWS-Energiespeichers dar, doch erlaubt sie eine grobe Abschätzung der Energiespeicherkapazität verschiedener Bauformen. Würde man beispielsweise das Berliner Gasometer – in dem die Talkshow „Günther Jauch“ produziert wird – mit Wasser füllen und als Speicherbehälter für einen SWS-Energiespeicher verwenden, könnte man darin etwa 0,6 GWh Elektroenergie speichern. Dies würde ausreichen, um die Bewohner einer Großstadt wie Jena einen Tag lang mit Strom zu versorgen. Künftige Pilotanlagen werden zeigen, ob die Speicherformel korrekt ist. Ein Vorteil der SWS-Technologie liegt indessen schon jetzt auf der Hand: Sie erfordert im Gegensatz zu Batterien keine teuren oder seltenen Materialien wie Lithium, sondern im einfachsten Fall nur Wasser und CO2. www.tu-ilmenau.de 15

Innovationen aus Thüringen

Wenn Asien an seine Grenzen stößt … … beginnen die Ingenieure der Firma Elschukom GmbH mit Sitz in Veilsdorf bei Hildburghausen mit ihrer Arbeit. Seit fast einem viertel Jahrhundert forscht und entwickelt das Unternehmen Sonderlösungen im Bereich der Sicherungsfertigung und der Feinstdrähte. Kundenspezifische Geräteschutzsicherungen werden vorwiegend für den europäischen Markt in kleinen Serien gefertigt.

.Produktportfolio der Firma Elschukom.

Der gezogene Draht findet Anwendung bei Sicherungsherstellern in aller Welt, sowie als Säge-, Heiz- oder Kontaktdraht. Die Fertigung konzentriert sich auf Drahtdimensionen zwischen 0,006 und 0,800 Millimetern Durchmesser. Entscheidend ist der konstant hohe Anteil an Service, Zusammenarbeit und Beratung mit und für den Kunden. Dadurch hat sich das Unternehmen zum marktführenden Drahtlieferant für Sicherungsbauer aus aller Welt entwickelt. Die Aufgabe einer Sicherung ist, die nachgeschaltete Elektrik und Elektronik – und damit den Nutzer – vor Überstrom und/oder Übertemperatur zu schützen. Dabei muss die Sicherung immer kleiner, unauffälliger und präziser in ihrem Schutzverhalten werden. Wenn man bedenkt, dass in vielen Geräten, die wir alle täglich nutzen, Sicherungen enthalten sind – Smartphone, Lampen, 16

Computer, Auto, etc. – und wie selten wir heute Sicherungen wechseln müssen, wird einem deutlich, wie ausgereift dieses Produkt ist. Jedoch sind heute die angewendeten Technologien an einem Punkt angelangt, bei dem man mit bekannten Materialien, Maschinen und Designs an die Grenzen des physikalisch Möglichen stößt. Um dennoch den Anforderungen der Märkte Stand zu halten, hat sich Elschukom dafür entschieden, durch intensive Forschung und Entwicklung neue Materialien für sich nutzbar zu machen. Die Kombination verschiedener Metalle in Form von Legierungen ist hier einer von vielen möglichen Wegen. Für Sicherungsanwendungen setzt man hauptsächlich die Elemente Kupfer, Silber und Zinn ein. Elschukom hat dafür Legierungen entwickelt, die den notwendigen Einsatz von Reinsilber in Drähten bei gleicher Wirkung deutlich reduziert. Diese Legierungen finden bereits international Verwendung als Schmelzleiter für die Sicherungsindustrie. Diese und weitere vielfältige Kombinationen verschiedenster Metalle werden nicht nur mittels Legierungen gebildet, sondern auch im Mehrschichtaufbau oder als Mehrfachdraht, der in einen Draht zusammen geführt wird. Deutlich spannender und flexibler wird es, wenn neben verschiedenen Legierungen und Beschichtungen auch „nichtmetallische“ Materialien eingesetzt werden. Hier nutzt Elschukom die guten Kontakte zu Forschungsverbünden und Universitäten der Region. Die Möglichkeiten, die sich ergeben, wenn Drähte aus Kunststoffen, textilen

oder mineralischen Stoffen, wie zum Beispiel Keramik, in Verbindung mit Metallen gefertigt werden, scheinen nahezu endlos. Diese neuen Drähte können abschließend noch mit der bei Elschukom vorhandenen Fertigungstechnologie auf das notwendige Drahtdesign gezogen, gewalzt oder galvanisiert werden.

Anzeige Elschukom Elektroschutzkomponentenbau GmbH Gewerbestraße 87, 98669 Veilsdorf www.elschukom.de

Innovationen aus Thüringen

ThEEN – Plattform für IdeenAustausch und Kooperationen „Wir brauchen eine Energiewende von unten: Das heißt, dass Unternehmen, Initiativen, Verbände und Bürgergenossenschaften direkt beteiligt sein müssen. Nur so kann die Energiewende in Thüringen erfolgreich umgesetzt und der Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigt werden. Daher begrüße ich die Gründung eines ErneuerbareEnergien-Netzwerkes. Wenn Unternehmer, Wissenschaftler, Vertreter aus Politik, von Verbänden und Genossenschaften im Freistaat eng zusammenarbeiten, entstehen neue Ideen, verbessern sich Synergieeffekte und Informationsaustausch. Ein solches Netzwerk stärkt den Ausbau einer nachhaltigen Energieversorgung“, sagte Thüringens Wirtschaftsminister Matthias Machnig. Mehr als 40 Unternehmer und Wissenschaftler fungierten als Gründungsmitglieder, beschlossen die Satzung des Vereins und wählten den neunköpfigen Vorstand, dem neben dem Vorsitzenden Prof. Dieter Sell unter anderem als stellvertretende Vorsitzende Fabian Hoppe (Geschäftsführer der HM Heizkörper GmbH, Dingelstädt) und Dr. Peter Bretschneider (Leiter des Fraunhofer AST in Ilmenau) angehören. Die Gründungsmitglieder stammen aus Unternehmen, Forschungsinstituten und Netzwerken rund um die Branchen Erneuerbare Energien, GreenTech, Energie- und Ressourceneffizienz. So vernetzt das ThEEN erstmals alle Branchenverbände der erneuerbaren Energien in Thüringen mit Einrichtungen der Bildung, Wissenschaft, Forschung, Kommunen sowie Dienstleistern, Produzenten und Nutzern. „Das ThEEN wird seine Mitglieder künftig bei innovativen technologischen Entwicklungen und bei der Konzipierung neuer Geschäftsmodelle unterstütText: ThEGA, Foto: Frank Gärtner/fotolia.com

Die Energiewende in Thüringen weiter vorantreiben und wichtige Kompetenzen im Bereich der erneuerbaren Energien für Unternehmen des Freistaats erschließen – das ist das erklärte Ziel des Thüringer Erneuerbare-Energien-Netzwerkes (ThEEN), das Anfang September als eingetragener Verein (e.V.) in Erfurt gegründet wurde. Erster Vorsitzender ist Prof. Dieter Sell, Leiter der Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur (ThEGA). Derzeit errichtet das ThEEN seine Geschäftsstelle in Erfurt.

zen. Politische Prozesse und Entscheidungen auf Landesebene will das ThEEN kommentieren, flankieren und mitgestalten und so einen Beitrag dazu leisten, dass die erneuerbaren Energien in Thüringen weiter bedarfsgerecht und unter Nutzung regionaler Wertschöpfung ausgebaut werden“, erklärte Dieter Sell. Das Netzwerk ermöglicht eine ideale Plattform, damit Unternehmer, Forscher, Vertreter der Landesbehörden und Politiker neue Ideen rund um die erneuerbaren Energien austauschen;

zudem befördert es die Entstehung von Kooperationen zwischen den einzelnen Mitgliedern. Die Entwicklung innovativer Ideen und energieeffizienter Produkte kann somit zielgerichtet vorangetrieben werden.

Unternehmen, die sich in dem Netzwerk engagieren möchten, können sich unter der Telefonnummer 0361-5603-216 direkt an die ThEGA wenden.

www.thega.de 17

Innovationen aus Thüringen

Carl schenkt ein Carl trägt eine rote Fliege. Seine Bewegungen sind langsam und exakt. Präzise übergibt er an seinen Chef. Dabei summt und schnurrt er. Carl ist ein Barkeeper-Roboter, der einzige seiner Art. Sein Wohn- und Arbeitsort ist die Robots Bar & Lounge in Ilmenau, sein Chef ist Ben Schaefer, ein junger Diplomingenieur aus der Thüringer Universitätsstadt.

Amt für Arbeitsschutz ein nahezu unlösbares Dilemma. Ihm gilt Carl als Industrieroboter, und als solcher hat er Abstand zu seinen menschlichen Kollegen zu halten. Eigentlich könnte Carl am gesamten Tresen der Robots Bar & Lounge arbeiten, aber der Arbeitsschutz verbannt ihn in eine gerade mal einen Quadratmeter große Ecke. Dabei ist Carl als Prototyp für künftige humanoide Roboter gedacht. Nachdem bekannt wurde, dass Carl in Ilmenau hinter dem Tresen steht, gab es Anfragen aus aller Welt, verrät Ben Schaefer mit einigem Stolz.

Eigentlich müsste man sagen, dass Ben Schaefer Carls Vater ist. Schon jahrelang hatte der 33-Jährige den Plan, einen funktionsfähigen Roboter zu bauen, der auch wirklich sinnvolle Aufgaben erfüllen kann. Und das stellt Carl unter Beweis. Er zapft Hochprozentiges aus an der Wand hängenden Flaschen und übergibt dieses dann an den eigentlichen Barkeeper, der daraus verschiedene Mixgetränke zaubert. In der Zwischenzeit wendet sich Carl wieder den Gästen zu, redet über das Wetter – und menschelt.

Carl hat Ilmenau weltweit bekannt gemacht. Ben Schaefer, Robots Bar & Lounge Ilmenau

„Das war mir wichtig, dass er mit seinem Gegenüber eine Beziehung aufbauen kann. Carl kann den Kopf schräg legen und sogar mit den Augenlidern klimpern.“ Aber, so verrät Ben Schaefer, Carls Potenzial wäre noch viel größer. Zwei Dinge sind es, die Carls Fähigkeiten etwas bremsen. Das Wichtigste: Die Software, die die Bewegungen steuert, muss erweitert werden. „Dazu fehlt uns im Moment schlicht die Zeit. Aber demnächst unterstützen uns ein paar Praktikanten, die auf diesem Gebiet weiter arbeiten wollen.“ Carl soll besser mit seinen Gästen interagieren können. Keine leichte Aufgabe, bei dem Licht und der Akustik, die im abendlichen Barbetrieb herrscht. Der zweite Hemmschuh ist – man ahnt es fast – der deutsche Arbeitsschutz. Mensch und Maschine, das ist für das

Leider scheiterten konkrete Pläne bislang immer noch am nicht unerheblichen Preis des Roboters. Wie hoch der ist, will Schaefer nicht unbedingt verraten. Eine sechsstellige Summe soll es gewesen sein. Aber das sei es ihm wert gewesen, bekennt der Tüftler, der als Zehnjähriger schon das erste mechanische Modell einer menschlichen Hand gebaut hat. Immerhin sei der Werbeeffekt riesig gewesen. Davon profitiert auch Schaefers Firma H & S Robots, mit der er seit 2007 aktiv ist. Sein Geld verdient er mit der Konstruktion von Automatisierungstechnik. Gastronom ist Schaefer aber mit genauso viel Leidenschaft, wie Konstrukteur. Zwei Jahre Vorlauf hatte er sich gegeben, bevor die Bar Ende Juni 2013 in Ilmenau ihre Türen öffnete. Die Resonanz hat ihn überrascht. Seine Zielgruppe waren die technikaffinen Ilmenauer Studenten, aber mittlerweile finden auch Familien den Weg zu ihm. „Auch mal die Oma mit dem Enkel, manchmal weiß man gar nicht, wer wen hierher gebracht hat.“ Text und Fotos: Torsten Laudien

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Innovationen aus Thüringen

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Kompetenz in Magnettechnik Sprechen Sie uns an und profitieren Sie von unserem Know-how. Gemeinsam entwickeln wir individuelle Konzepte und Lösungen für Ihre Antriebs-, Steuerungs- sowie Regelungsaufgaben.

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Magnettechnik auf „grünem“ Niveau Das Schleusinger Familienunternehmen Kern Technik, welches sich mit der Entwicklung und Herstellung elektromagnetischer Direktantriebe beschäftigt, arbeitet an der nächsten Magnet-Generation.

Seit jeher werden Produkte, Prozesse und Methoden im Hause Kern Technik mit viel Innovationsgeist immer weiter entwickelt und optimiert. Damit ist es dem Unternehmen gelungen, seine Position als Technologieführer seiner Sparte zu behaupten und weiter auszubauen. Wenn es in den vergangenen Jahren vorrangig um die Steigerung der Leistungsfähigkeit der Elektromagnete ging, so stehen heute zukunftsrelevante Themen wie Energieeffizienz, Miniaturisierung, Funktionsintegration und Ressourcenschonung im Fokus der Produktentwicklung. Aktuell arbeitet man in Schleusingen intensiv an Magnetsystemen, welche eine über 50-prozentige Material- und Energieeinsparung ermöglichen. Das Thema „Steigerung der Energieeffizienz“, das heißt die Verringerung der elektrischen Leistungsaufnahme bei gleichzeitiger Verbesserung der technischen Funktionsparameter, gehört damit zu den Top-Innovationen bei Kern Technik. Die energieeffizienten Produkte sind kleiner, leistungsfähiger und haben neben dem geringeren Stromverbrauch auch in der Herstellung einen deutlich geringeren Rohstoffbedarf als etablierte vergleichbare Produkte. Damit wird die Umwelt bei Einsatz der neuen Magnet-Generation gleich doppelt entlastet.

Darüber hinaus werden bei Kern Technik Produkte entwickelt, welche zunehmend in der sogenannten „grünen“ Energietechnik Anwendung finden. Heute findet man Elektromagnete aus Schleusingen weltweit in Werkzeug- oder Landmaschinen ebenso wie in Windrädern oder Solaranlagen. Selbst die Automobilindustrie entwickelt alternative Antriebskonzepte unter Einsatz von KernProdukten. Mit diesen und weiteren Innovationen ist Kern Technik ein wichtiger Partner in der Produktentwicklung. Schon heute clevere Lösungen für die Aufgaben von morgen und übermorgen entwickeln – darin liegt die Stärke und Kompetenz des Unternehmens. „Nachhaltigkeit geht uns alle an und ist ein zentraler Bestandteil unserer Unternehmensphilosophie. Mit der Zertifizierung unseres Umweltmanagementsystems, der Mitgliedschaft beim Nachhaltigkeitsabkommen Thüringen (NAThüringen) sowie bei der VDMANachhaltigkeitsinitiative Blue Competence, dokumentieren wir dieses Selbstverständnis und mit unseren Produkten leisten wir einen innovativen technischen Beitrag dazu“, erklärt der Geschäftsführer. 19

Logistik

„Wir glauben an das Buch“ – KNV investiert in Logistikzentrum Im Norden der Landeshauptstadt drehen sich die Baukräne für ein neues Logistikzentrum der Buchbranche. Das Unternehmen Koch, Neff & Volckmar will hier seine bisherigen zwei Standorte an einem neuen konzentrieren. KNV hat als Buchgroßhändler seit über 180 Jahren seine Kernkompetenz in der Distribution von Büchern, Landkarten, Neuen Medien, Spielen und Geschenkartikeln – alles, was es in einer Buchhandlung zu kaufen gibt. Das Schwesterunternehmen KNO Verlagsauslieferung übernimmt die komplette Lagerhaltung für Verlage. Über 300 Verlage haben die Lagerung und Distribution ihres gesamten Verlagsprogramms an die KNO Verlagsauslieferung übertragen. Beides wird künftig von Erfurt aus gesteuert.

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Logistik

„Wir glauben an das Buch – gerade im Kulturland Deutschland.“ Das sagt Uwe Ratajczak, als Geschäftsführer bei KNV und KNO für die Logistik verantwortlich. Unter seiner Ägide entsteht das neue Logistikzentrum im Erfurter Ortsteil Mittelhausen. Im September 2014 soll es seinen vollen Betrieb aufnehmen und das modernste seiner Art sein. Bislang betreibt das Unternehmen zwei Standorte, einen in Köln und das Stammhaus in Stuttgart. Wenn man weiter wachsen wolle, dann müsse man auch investieren, das zeichnete sich schon eine ganze Weile ab. Aber beide Altstandorte boten keine Erweiterungsmöglichkeiten. Also begab man sich auf die Suche nach einem neuen. Es sei wie ein Beauty-Contest gewesen, sagt Ratajczak rückblickend. Es gebe in der Mitte der Bundesrepublik einen Raum, der sich für Logistiker besonders anbietet. Er zieht sich von Nordhessen über Thüringen bis hin zum Raum Leipzig. Wegen seiner charakteristischen Form auf der Landkarte, wird er auch „die Banane“ genannt. Und mitten in der Banane liegt Erfurt – strategisch günstig an der Kreuzung zwei Autobahnen, mit Flughafen und ICE-Anbindung.

„Das Zentrum selbst ist weiter auf Wachstum ausgelegt“, sagt Ratajczak. „Wir sind hier zukunftssicher bis ins Jahr 2060.“ Alle Teile des Gebäudekomplexes seien auch bei laufendem Betrieb erweiterbar, dies sei eines der entscheidenden Argumente für Erfurt gewesen. Für die Planung des Zentrums hat sich KNV die besten Experten geholt, die es am Markt gibt. Heutzutage baut man solche Gebäude um die optimierten Abläufe herum – und lässt sich Raum für weiteres Wachstum. Bis die ersten Pakete das Logistikzentrum verlassen können, wartet auf die Logistiker noch eine eigene logistische Herausforderung, der Umzug nämlich. Schließlich könne man das Unternehmen nicht wochenlang dicht machen, um die Waren von Stuttgart und Köln nach Erfurt zu transportieren. Bislang sieht der Plan folgendermaßen aus: Im Januar 2014 soll der erste Testbetrieb beginnen. Im darauf folgenden Frühjahr wird das Zusammenspiel bestimmter Komponenten getestet und im September 2014 geht der Teil Großhandel voll „ans Netz“. Das klingt noch relativ einfach, de facto wird es so sein, dass Köln und Erfurt so lange parallel

.Uwe Ratajczak, Logistik-Geschäftsführer. .bei KNV und KNO. laufen, bis Köln praktisch „leer gekauft“ ist. Bis Februar 2015 kommt dann auch das Verlagsgeschäft Stück für Stück nach Erfurt. Dies werde im Wesentlichen an den Wochenenden geschehen, blickt Ratajczak voraus, natürlich über mehrere Wochen verteilt. Bis Freitagmittag werde noch am alten Standort gearbeitet, dann alles in Kisten verpackt und übers Wochenende nach Erfurt gefahren. Am Montag gehe es dann am neuen Standort weiter. Der Kunde solle von alldem möglichst nichts mitkriegen. „Für uns stehen Geschwindigkeit und Sicherheit ganz oben auf der Umzugsagenda. Morgens um neun Uhr muss das Buch beim Kunden sein!“

.KNV in Zahlen & Fakten:. KNV hat als Buchgroßhändler rund 485.000 lieferbare Titel von über 4.500 Verlagen ständig am Lager. Damit werden über 95 Prozent des täglichen Bedarfs einer großen Buchhandlung abgedeckt. 60.300 Titel gehören zur Sparte der Neuen Medien (DVDs, Musik-CDs, Videos, Hörbücher, Software). KNV führt außerdem rund 6.100 Spiele, Lernspiele und Puzzles. Über 90.000 fremdsprachige Titel sowie 74.000 deutschsprachige und 100.000 fremdsprachige eBooks ergänzen unser umfassendes Mediensortiment. KNV beliefert täglich über 7.000 Buchverkaufsstellen in 2.200 Orten im deutschsprachigen Raum. Die 330 zum Teil firmeneigenen LKWs und Sattelschlepper legen täglich zusammen eine Fahrleistung von über 60.000 Kilometern zurück. Zudem beliefert KNV 1.200 Verkaufsstellen in über 70 weiteren Ländern mit Titeln deutschsprachiger Verlage. Buchhandlungen in Österreich, Südtirol, der Schweiz und Luxemburg werden täglich beliefert. Nach Japan und in die USA wird wöchentlich ausgeliefert. Text: Torsten Laudien, Fotos: KNV, Torsten Laudien

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GUTEN MORGEN, EUROPA. DACHSER European Logistics

Genießen Sie jeden Tag das Erreichen Ihrer Ziele. Mit einem der stärksten europäischen Transportnetze für die schnelle und flexible Bedienung aller Destinationen zwischen Skandinavien und Nordafrika, Ural und Atlantik. Wir verbessern Ihre Logistik. Zuverlässig. Effizient. Täglich.

DACHSER GmbH & Co. KG • Logistikzentrum Erfurt Industriestraße 7 • 99334 Amt Wachsenburg Tel.: +49 36202 770-0 • Fax: +49 36202 770-119 E-Mail: [email protected]

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Logistik

Mit gleichbleibend hohen Qualitätsstandards bietet DACHSER seinen Kunden eine einheitliche und transparente Europalogistik. Mit DACHSER European Logistics werden individuelle Lösungen für kundenspezifisches Supply Chain Management geboten – in jedem Umfang, für jeden Anspruch, europaweit.

DACHSER European Logistics hat eines der stärksten und leistungsfähigsten Transportnetze Europas aufgebaut. Ob Distributionslogistik, Industrielogistik, Beschaffungslogistik oder individuelle Lösungen im Rahmen der Kontraktlogistik: Ein homogenes Netzwerk aus DACHSER-Niederlassungen, zahlreichen Tochterunternehmen und bewährten Partnern vor Ort sichert durch schnelle, flexible Verbindungen die flächendeckende Bedienung Europas, Nordafrikas und Teile des Nahen Ostens. Dieses eng geflochtene, europaweite DACHSER-Netzwerk bildet die Basis für einen intelligenten Mix aus Direktfahrten, Plattformen und Hubs und somit für eine schnelle Beschaffung und Distribution bis tief in die Regionen. Die hervorragende Infrastruktur bestimmt den Erfolg der DACHSER-Logistikleistungen. Insgesamt legen die DACHSER-Fahrzeuge jede Nacht 1.176.000 Kilometer im Dienste der Kunden zurück, nach festen Taktzeiten und in höchster logistischer Qualität, um alle Sendungen sicher und pünktlich ans Ziel zu bringen. Dank der hervorragenden Infrastruktur stemmt Dachser die logistischen Herausforderungen – jeden Tag. DACHSER European Logistics ist in 29 europäischen Ländern aktiv, verfügt über 21 eigene Landesgesellschaften, 169 DACHSER-Standorte sowie 153 Partner-Standorte. Einheitliche Standards erhöhen die Sicherheit und Zuverlässigkeit. DACHSER bietet ein homogenes Geflecht aus Niederlassungen sowie europaweite Normen in der logistischen Abwicklung. Alle Niederlassungen verfolgen ihre Ziele nach den gleichen Abläufen und

Organisationsregeln. In einem Netzwerk-Manual sind für alle DACHSER Mitarbeiter europaweit feste, verbindliche Regeln für die Steuerung und Koordination aller Warenbewegungen festgeschrieben. Der Kunde kann sich daher an jedem DACHSER-Standort auf die einheitliche Abwicklung seiner Aufträge sowie die durchgehende Transparenz im Sendungsverlauf verlassen.

zentrieren, DACHSER steuert die entsprechenden logistischen Prozesse im Hintergrund. Durch die Vernetzung der Logistikbausteine schafft DACHSER einen individuell ausgestalteten Warenprozess. Außerdem wird dem Kunden ein hoher Grad an Flexibilität geboten, der eine optimale Lagersteuerung, zum Beispiel bei Saisonspitzen, ermöglicht. Diese Marktvorteile macht DACHSER zum Spezialisten für Mehrwertdienstleistungen. Anzeige

Intelligent Logistics –made by DACHSER in Thüringen In Thüringen ist die DACHSER GmbH & Co. KG mit ihrem Logistikzentrum Erfurt vertreten. So trägt die Niederlassung mit ihren inzwischen mehr als 130 Mitarbeitern ebenfalls zur Präsenz des Logistiknetzwerkes Dachser in diesem wachsenden Wirtschaftsraum bei. Durch die getakteten Anbindungen an alle europäischen Destinationen kann der Kunde eingehende Warenströme in der Beschaffung, zum Beispiel für LogistikPlattformen von Online-Versendern, mit hoher Transparenz steuern und so Redundanzen in der Supply Chain reduzieren. Durch umfangreiche Optionen in der Warehouse-Management-Software MIKADO ist die Niederlassung in der Lage, alle Funktionalitäten in der Kontraktlogistik kundenindividuell abzubilden. In der Kontraktlogistik verbindet DACHSER die Kernleistungen aus Transport und Lagerung mit umfangreichen kundenindividuellen Mehrwertdienstleistungen wie Consulting, Konfektionierung, Displaybau oder Montage. Denn eine konsequente marktund kundenorientierte Koordinierung aller logistischen Funktionen senkt die Beschaffungs- und Lieferzeiten und damit die Bestände und Kosten der Kunden und Auftraggeber. Diese können sich so auf ihr Kerngeschäft kon-

.Über Dachser:. Der international tätige Logistikdienstleister Dachser erwirtschaftete im Jahr 2012 einen Gesamtumsatz von 4,41 Milliarden Euro. 21.650 Mitarbeiter bewegten an weltweit 347 Standorten 49,8 Millionen Sendungen mit einem Gesamtgewicht von 37,46 Millionen Tonnen. www.dachser.com

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Aus Thüringer Unternehmen

Volle Leistung für die spanende Fertigung

Geschäftsführer Roland L. Emig beschreibt das Credo seines Unternehmens so: „Langfristige Partnerschaften mit unseren Kunden stehen im Fokus unserer Arbeit. Wir wachsen an der Zufriedenheit und am Vertrauen unserer Kunden, erobern Zukunftsmärkte und generieren neue Ideen gemeinsam mit unseren Vertriebspartnern auf der ganzen Welt. Damit entstehen aus Visionen funktionierende Prozesstechnologien. Wir können damit unsere Kunden stückkostenoptimal beliefern.“

Ob Werkzeugmaschinenbau, spanende Serienfertigung oder Baugruppenfertigung – die Firmen der SAMAG-Gruppe bieten beste Voraussetzungen für erfolgreiche Unterstützung ihrer Kunden. Die SAMAG Saalfelder Werkzeugmaschinen GmbH löst individuell unterscheidlichste Aufgabenstellungen in der Bearbeitung von metallischen Werkstücken. Das Unternehmen verfügt über 140 Jahre Erfahrung und einzigartiges Know-how in der Entwicklung und Herstellung von hochproduktiven Werkzeugmaschinen und ist seit 20 Jahren Partner deutscher Premiumhersteller in der Automobilindustrie für die Teile- und Baugruppenfertigung.

Für die Mittel- bis Großserienfertigung baut SAMAG die zwei- bis vierspindligen horizontalen Bearbeitungszentren der MFZ-Serie. Produktivität und Genauigkeit bedeuten optimale Stückkosten für die SAMAG-Kunden und das Erreichen ihrer hohen Qualitätsanforde-

rungen. Binnen weniger Jahre konnte sich das Thüringer Traditionsunternehmen außerdem mit den Tiefbohr-Fräszentren der TFZ-Serie auch im Markt für den Werkzeug- und Formenbau etablieren. Abgerundet wird das Produktportfolio des Maschinenbaus mit

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Produktions-Tiefbohrmaschinen (WBM) sowie Sondermaschinen für spezielle Anwendungen in der spanenden Bearbeitung. „Die erste Maschine verkauft der Vertrieb, die nächsten der Service“, zitiert Roland Emig eine alte Maschinenbauerweisheit. So baut die SAMAG den Bereich Service stetig weiter aus, damit ihre Kunden in aller Welt bestmöglich mit regelmäßig gewarteten Anlagen arbeiten können und im Falle eines Falles mit kurzen Reaktionszeiten kompetent bei Reparaturen oder Ersatzteilversorgung unterstützt werden können. Ein weiteres Standbein der SAMAG Saalfeld ist die Teilefertigung für die Automobilindustrie. SAMAG nutzt die Serienfertigung zur Erprobung von Ma-

Aus Thüringer Unternehmen

schinenkonzepten und Sondermaschinen, beschränkt sich aber aus strategischen Gründen auf ein klar umrissenes Produktspektrum mit speziellen Produkten für OEMs. „Ziel ist nicht, unseren Maschinenbaukunden MFZ, TFZ oder Sondermaschinen Konkurrenz zu machen, wir wollen kein reiner Serienfertiger sein. Unsere Kunden profitieren eher davon, dass wir eigene Kenntnisse aus der Serienfertigung und den Anforderungen der Automobilindustrie haben, die wir wieder in die Produktentwicklung einfließen lassen. Damit kennen wir die Herausforderungen der Industrie, für die wir Lösungen in Form von Maschinen und Anlagen liefern,“ so Emig. Neben dem Geschäftsbereich Automotive in Saalfeld fertigt die SAMAG-Gruppe bei der Tochter AGA Zerspanungstechnik in Gera in Mittel- und Großserien Teile für Pkw-Fahrwerke. Für die Nutzfahrzeugindustrie ist die STC Rottenbach langjähriger Partner in der Baugruppenfertigung und der Produktentwicklung. Namhafte Nutzfahrzeughersteller profitieren von anspruchsvollen Endprodukten der Blech- und Profilumformung für Klein-, Mittel- und Großserien. Es werden die Technologiebereiche Laserschneiden, Stanzen, Umformen von Blechen und Profilen, Schweißen, Oberflächenbeschichtung und Montage abgedeckt. Auch Kunden anderer Branchen, wie zum Beispiel der Medizintechnik und dem Maschinenbau, profitieren mittlerweile von der „Kompetenz in Blech“ der SAMAG. Erfahrene Mitarbeiter und ein moderner Maschinenpark sowie die Investition in moderne Technologien garantieren den Kunden kurze Reaktionszeiten, Kostenoptimierung und natürlich absolute Termintreue. Die SAMAG-Gruppe beschäftigt insgesamt mehr als 600 Mitarbeiter. Besonderen Wert legt die SAMAG auf eine hohe Ausbildungsquote. Auszubildende werden nicht nur übernommen, sondern durch ständige Qualifizierungen für Fach- und Führungsaufgaben im Unternehmen fit gemacht. Zur Personalentwicklung gehört bei der SAMAG auch die Förderung älterer Arbeitneh-

mer. Das Unternehmen bietet Arbeitsplätze mit hohen Anforderungen an das Können und die Selbstständigkeit der Mitarbeiter. Es gibt sie also, die qualifizierten Arbeitsplätze in Südostthüringen Für die Zukunft will sich die SAMAG-Gruppe weiteren neuen Herausforderungen stellen. Zum einen geht der Trend der Internationalisierung im Maschinenbau und der Serienfertigung auch an dem Saalfelder Unternehmen nicht vorbei. Die SAMAG beliefert heute schon Kunden in aller Welt. Nun muss sie sich der Aufgabe stellen, auch lokal vor Ort im Ausland zu produzieren. Außerdem will Emig die Kernkompetenzen der SAMAG-Gruppe bündeln und kombinieren, um so seine Kunden mit neuen Produkten und Lösungen beliefern zu können. Als Automobilzulieferer steht für Roland Emig nicht zuletzt das Thema Elektromobilität ganz oben auf der Agenda. Als umweltfreundliches Mobilitätskonzept sind Elektroantriebe derzeit im Gespräch. Dabei trei-

ben sie bereits seit Jahrzehnten Maschinen und Fahrzeuge an. Heute werden rund 50 Prozent des Stroms in Deutschland von Elektromotoren verbraucht. Das zeigt das große Potenzial, das in effizienten elektrischen Antrieben steckt. Dieses will jetzt die SAMAG Saalfeld mit der Innovation LEANTEC realisieren. Auch hier stehen zunächst Anwendungen in Werkzeugmaschinen, stationären Arbeitsmaschinen sowie Baumaschinen im Vordergrund. Für dieses Projekt erhielt die SAMAG den IQ Innovationspreis Ostthüringen und Mitteldeutschland im Cluster Automotive.

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Individuelle Stahlbau-Lösungen auch in XXL

Stahl ist ein ganz besonderer Werkstoff. Es gibt fast nichts, was man nicht aus ihm bauen könnte: Industrie- und Gewerbebauten, Brücken, Parkhäuser, Bürogebäude. Stahl ist ein sehr nachhaltiges Material, denn er kann vollständig recycelt werden. Das Thüringer Unternehmen WT Stahlbau GmbH verfügt über eine außerordentlich hohe Kompetenz in Sachen Stahlbau.

Aus Thüringer Unternehmen

Camburg ist die Heimat des größten Unternehmens in Thüringen, dass sich mit Stahlbau-Skelettkonstruktionen beschäftigt, die WT Stahlbau GmbH. Wenn das Unternehmen im kommenden Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert, kann es auf eine beeindruckende Bilanz zurück blicken. Zunächst als Vertriebsbüro der holländischen Voortman Steel Group ins Leben gerufen, produziert es seit 1997 an seinem jetzigen Standort hoch über dem rechten Saaleufer. Der ist übrigens strategisch günstig gewählt, denn der Autobahnknotenpunkt Hermsdorfer Kreuz liegt nicht allzu weit entfernt. Die Liste der Referenzobjekte ist lang. Ganz oben steht ein bekannter deutscher Automobilproduzent, der nahe Leipzig ein neues Werk betreibt. Namhafte Firmen wie Bertelsmann, Rotkäppchen haben sich ihre Produktionsund Lagerhallen von WT Stahlbau fertigen lassen. Der Kloßmasse-Produzent Henglein ist ebenso Kunde, wie der Fleischwarenproduzent Tönnies oder die Großbrauerei Beck’s in Bremen. Auch Traggerüste, Hochregallager und Parkhäuser gehören von Anbeginn zum Produktportfolio. Überall, wo Stahlbau gefragt ist, kann WT Stahlbau überzeugende Lösungen liefern. Einer der Gründe: In Camburg liebt man Text: Torsten Laudien, Fotos: WT Stahlbau GmbH

Stahl. Jeder Mitarbeiter erlebt die Flexibiliät und universelle Verwendbarkeit jeden Tag wieder. Darüber hinaus ist Stahl einer der nachhaltigsten Baustoffe, die es überhaupt gibt, weil er sich zu fast 100 Prozent recyceln lässt. Die derzeitige Recyclingquote liegt übrigens bereits über 70 Prozent!

ellen und spezifischen Lösungen für den jeweiligen Bauherrn. Hier bringen sich die Konstrukteure gern von Anfang an in die Planung der Projekte mit ein.

Ein weiterer Grund ist die Belegschaft selbst. Die Mannschaft ist das, was man gern als jung und dynamisch bezeichnet, gleichzeitig trifft man dort auf hohe Kompetenz, die sich aus jahrelanger Berufserfahrung speist. Zum Team gehören Planer, Statiker und Projektleiter ebenso, wie diejenigen, die die Bauteile fertigen und auf den Baustellen überall in Deutschland montieren. Das hat nichts mit Jugendwahn zu tun, sondern mit kontinuierlicher Förderung der Fach- und Führungskräfte des Unternehmens. Erfahrenen Mitarbeitern bieten sich so auch genügend Aufstiegsmöglichkeiten. Demnächst soll ein speziell aufgelegtes Trainee-Programm potenziellen Einsteigern bei WT Stahlbau einen Überblick über ihre Berufschancen geben. Und drittens kann das Unternehmen auf die geballte Kraft der Voortman Gruppe zurückgreifen. So gibt es nahezu keine Aufgabe, die die WT-Stahlbauer nicht stemmen könnten. Ihr großer Trumpf am Markt ist das Streben nach individu-

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Aus Thüringer Unternehmen

Partner für Innovationsprojekte, Kooperationsmanagement und Fördermittelakquise Im Jahr 2010 wurde die OptoNet CoOPTICS GmbH, damals noch unter dem Namen CoOPTICS GmbH als einhundertprozentige Tochter des OptoNet e.V. aus der Taufe gehoben. Ihre zentrale Aufgabe zu diesem Zeitpunkt war das Management von acht Kernprojekten der Thüringer Optik-Branche. In dieser Familie von Verbundprojekten konnten eine Reihe innovativer Produkte entstehen, die sich im Weltmaßstab messen können.

Ihre Leistungsschwerpunkte liegen in der Strukturierung und dem Management von FuE-Projekten, der Fördermittelbeantragung in allen Bundes- und Landesprogrammen sowie im Kooperations- und Netzwerkmanagement, zum Beispiel von Verbundprojekten. Dabei werden die Angebote der GmbH ganz spezifisch auf die Bedürfnisse des jeweiligen Kunden, des jeweiligen Projektes und der zu beachtenden Rahmenbedingungen angepasst. Die hohe Kompetenz in Verbindung mit einem engen Kundenverhältnis ist Garant für den Erfolg des jeweiligen Projektes. Der Erfolg des Kunden ist der Erfolg der GmbH. „Die absolute Kundenorientierung und ein enges, kollegiales Verhältnis in unserer Projektarbeit sind neben der hohen Kompetenz die tragenden Säulen unserer Arbeit. Dass wir damit richtig liegen, zeigt die große Zahl von Kunden, die auch nach Jahren regelmäßig und gern auf unsere Dienste zurückgreifen“, sagt Maiko Klosch, der Geschäftsführer der GmbH. Regelmäßige Schulungsmaßnahmen, sei es auf dem Gebiet des Projektmanagements oder aktueller Managementtendenzen, wie Lean oder Open Innovation, halten das Know-how der Mitarbeiter auf dem neuesten Stand. Mit der Berater-Akkreditierung beim RKW kann die GmbH zudem auf die Thüringer Beratungsförderung zurück greifen, was vielen Kunden die Inanspruchnahme der Dienstleistungen erheblich erleichtert.

.Maiko Klosch, Geschäftsführer. .OptoNet CoOPTICS GmbH.

Im Jahr 2012 schaffte es die kleine Gesellschaft aus Jena im europaweiten „Regiostars“-Wettbewerb der EU gar bis in die Finalistenrunde. Kann es einen besseren Beweis für die Leistungsfähigkeit und die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges geben?

Die OptoNet CoOPTICS GmbH hat sich heute zu einem modernen Managementdienstleister auf dem Gebiet des Projekt- und Innovationsmanagements entwickelt. Sie berät und unterstützt ihre Kunden dabei, technologische Ideen in Inventionen und diese in Innovationen umzusetzen, sie also am Markt erfolgreich zu machen. Längst hat sie dabei Branchen- und Regionalgrenzen hinter sich gelassen.

OptoNet CoOPTICS GmbH Maiko Klosch, Geschäftsführer Leutragraben 1, 07743 Jena Mail: [email protected] www.cooptics.de

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Aus Thüringer Unternehmen

.Teilnehmer der Zukunftskonferenz GreenPhotonics Thüringen und der CoOPTICS Jahrestagung 2011.

Innovationsforum CoSi-4 startet Gemeinsam mit Silicon Saxony e.V. startet OptoNet CoOPTICS GmbH im Oktober ein sechsmonatiges Vorhaben, bei dem Innovationspotenziale zwischen der Halbleiterindustrie um Dresden und der Optischen Technologien um Jena erschlossen werden sollen.

Silicon Saxony e.V. mit Sitz in Dresden vertritt seit 2000 die Halbleiter-, Software, Photovoltaik, Elektronik- und Mikrosystemindustrie. Der Branchenverband vereint 300 Unternehmen der Region. Eine Vernetzung mit der optischen Industrie bietet vielfältige, erfolgversprechende Ansätze für die Märkte von morgen. Durch das vom BMBF geförderte Innovationsforum CoSi-4 wird Unternehmen der optischen Industrie und der Halbleiter- und Mikroelektronikindustrie ein Rahmen geboten, in welchem sie länder- und branchenübergreifend Innovationen an der Schnittstelle beider Technologien aufspüren und gemeinsame Projekte entwickeln können. Hier schlummern große, noch ungenutzte Potenziale. Durch das Innovationsforum werden Kooperationen und die Entstehung gemeinsamer Projekte für die Zukunft gefördert. In insgesamt vier Themenfeldern finden Workshops statt, in welchen jeweils Akteure beider Cluster vertreten sein werden.

Diese Themenfelder sind: Optische Sensoren und MOEMS Lichtbasierte Verfahren zur Qualitätskontrolle Organische Optoelektronik Neuartige photonenbasierte Strukturierungsverfahren Am Ende des Vorhabens werden die entstandenen Ideen auf einer zweitägigen Veranstaltung einer breiten Öffentlichkeit präsentiert mit dem Ziel, geeignete Partner für eine Umsetzung zu gewinnen. Bereits in der Planungsphase stieß das Vorhaben auf großes Interesse von Unternehmen und Forschungseinrichtungen. Alle Interessenten sind herzlich eingeladen, sich am Innovationsforum CoSi-4 zu beteiligen! Anzeige Weitere Informationen und Kontakte bei Interesse an einer Teilnahme am Innovationsforum CoSi-4 finden Sie unter: www.cooptics.de www.silicon-saxony.de www.innoforum-cosi4.de 29

Aus Thüringer Unternehmen

Flosse zeigen – nicht erst zur WM!

Borussia Mönchengladbach hat schon eine, die ersten Thüringer Unternehmen probieren sie aus und zur Fußball-WM 2014 in Brasilien wird sie vermutlich auf vielen Autodächern hierzulande zu sehen sein. Und: Sie ist ein innovatives Produkt „Made in Thüringen“. Die Rede ist von der Fanflosse.

Es gibt sie noch, die zündenden Ideen, die an deutschen Schreibtischen entstehen und die nicht unter fragwürdigen Umständen in Fernost gefertigt werden. Die Fanflosse ist eines der besten Beispiele dafür – ein Qualitätsprodukt „Made in Germany“. Die Flossen-Form hat der Berliner Diplom-Designer Markus Witte entwickelt und sprichwörtlich aerodynamisch „rund“ geschliffen. Produziert wird der Flossen-Körper im thüringischen Triptis. Von dort aus gehen die Flossen ins rund 25 Kilometer entfernte Pößneck, wo sie bedruckt, verpackt und konfektioniert werden. Und zu guter Letzt wird der Vertrieb und die Vermarktung durch den Fanflosse Vertrieb Deutschland aus Erfurt gesteuert. 30

Eines ist die Fanflosse auf jeden Fall: ein absoluter Hingucker. Die ersten Fahrten mit einer Fanflosse auf dem Dach haben es bewiesen. Andere Autofahrer haben zum Überholen angesetzt und sind dann ein Stück weit parallel gefahren. Wieder andere haben gehupt. Passanten haben sich den Kopf verdreht. Beim Aussteigen wurden die Tester angesprochen. Beim Einsteigen standen Neugierige am Auto. Und immer waren die Reaktionen positiv. Das Geheimnis sind drei ultrastarke Neodyn-Magnete, die in den Fuß der Flosse eingebaut sind. Die sind so stark, dass sie die Flosse bis zu Tempo 180 auf dem Autodach festhalten. Das hat jedenfalls ein Gutachten der DEKRA im

Dezember 2012 ergeben. Natürlich hält die Flosse nur auf glatten Stahldächern. Cabriofahrer werden wohl ohne diesen Blickfang auskommen müssen. Ob ein Dach aus Stahl ist, kann man einfach mit einem herkömmlichen Magneten testen. Die Montage ist dann kinderleicht. Am wichtigsten ist, dass die Fanflosse auf dem magnetischen Untergrund vollständig aufsitzt. Die Fanflosse ist wetterfest, sollte jedoch nicht auf vereisten oder schneebedeckten Flächen aufgebracht werden. Logischerweise muss die Fanflosse in Fahrtrichtung aufgestellt werden. Wichtig: Wenn unter der Fanflosse Schmutz ist und die Fanflosse nachträglich bewegt wird, können Kratzer entstehen. Die Magnete haben zwar keinen direkten Kontakt mit dem Autodach, wer auf Nummer sicher gehen will, der kann optional eine Lackschutzfolie mitbestellen. Übrigens kann man die Flosse auch auf der Motorhaube oder dem Heck des Fahrzeugs anbringen. Hauptsache, der Untergrund ist magnetisch. Die Fanflosse ist natürlich in erster Linie für Fans entwickelt worden, die sich von den herkömmlichen FähnchenFahrern abheben wollen. Mit Borussia Mönchengladbach hat bereits der erste Bundesligist das Potenzial des Produktes erkannt und eine eigene „Fohlen-Elf Edition“ aufgelegt. Ideal ist die Flosse auch für Sponsoren, die damit ihre Zugehörigkeit und Unterstützung für einen bestimmten Verein dokumentieren wollen. Und nicht zuletzt können Unternehmen die Flosse als preiswerte und originelle Alternative zur herkömmlichen Folienbeklebung für ihren Fuhrpark nutzen. Die Macher der Fanflosse bieten individuelle Motivgestaltungen für jeden Geschmack und Verwendungszweck an. Anzeige www.fanflosse.de

Aus Thüringer Unternehmen

Stone in Perfektion

Selbsterkenntnis. Nur wer sich selbst kennt ist in der Lage sich selbst zu verbessern und verbesserte Abläufe zu schaffen. Ein kompetentes Team mit Einsatz und Motivation ist Garant für eine optimale Zusammenarbeit.

Die Stadt Römhild im Henneberger Land gilt vielen als der älteste Ort Thüringens. Der griechische Geschichtsschreiber Klaudios Ptolemaios soll die keltische Siedlung Bikourgion beschrieben haben, deren Reste man heute auf der nahe gelegenen Steinsburg findet. Und Stein ist auch das Material, mit dem sich eines der interessantesten Unternehmen der Region Römhild beschäftigt, die Marmor-Center GmbH Römhild, einer der Preisträger des BVMWUnternehmerpreises 2013.

Gegründet wurde das Unternehmen vor ziemlich genau 20 Jahren. Heute beschäftigt Geschäftsführer Steffen Würstl 30 Mitarbeiter. Natürlich bildet der Betrieb auch aus: Naturwerksteinmechaniker und Industriekaufleute. Die Verwendung von qualitativ hochwertigen Roh- und Hilfsmaterialien hat für Würstl oberste Priorität. Durch den großen Maschinenpark und den Einsatz von modernster Planungs- und Bearbeitungssoftware ist die Firma in der Lage, auch ausgefallenste Wünsche zu verwirklichen. Wenn man einen Blick auf die Produkt-

liste wirft, merkt man erst, wie wandelbar Stein sein kann. Da stehen Arbeitsplatten neben Spülen und Ladenbau neben Chill Out Areas. Granit wird ebenso verarbeitet, wie Sandstein oder eben Marmor. Für Steffen Würstl ist das alles eine Frage der Philosophie: „Wir möchten nicht einfach nur ein Stück Stein bearbeiten und versetzen. Nein, wir möchten eine Verbindung schaffen, eine Verbindung zwischen Mensch und Natur, eine Verbindung zwischen Mensch und Stein. Eine Verbindung an Orten, die zum Verweilen einladen, an Orten an denen Menschen diskutieren, genießen oder einfach nur leben wollen. Unser Slogan heißt Stone in Perfektion.“ Dieser Philosophie folgt das Team des Marmor Centers in seiner täglichen Arbeit. Perfekte Organisation ist für die Mannschaft

Steffen Würstl beschreibt das so: „Unsere Mitarbeiter sind unser wesentlicher Erfolg. Wir bieten ihnen herausfordernde Aufgaben, persönliche Entwicklungschancen, sowie eine faire leistungsorientierte Entlohnung. Gemeinsam schaffen wir die motivierenden Rahmenbedingungen, die notwendig sind, um zielorientiert und vertrauensvoll zu arbeiten. Kundenzufriedenheit, als auch das Vertrauen in unsere Produkte stehen im Mittelpunkt unseres Handelns.“ Das wissen die Kunden des Marmor Centers zu schätzen. Auf der Referenzliste befinden sich viele klangvolle Namen: Starkoch Alexander Herrmann hat hier für sein „Herrmanns Posthotel Wirsberg“ arbeiten lassen. Das Grandhotel auf dem Petersberg bei Bonn, das zahllose internationale Gäste beherbergt, weiß die Römhilder Granitprodukte ebenfalls zu schätzen. Etliche Kunden sitzen auch im Ausland, so in Österreich, der Schweiz oder im fernen Saudi Arabien. Dabei bekennt sich das Unternehmen klar zu seiner Südthüringer Herkunft. Als Sponsor unterstützt es zahlreiche Vereine der Region, den Karneval, Kindereinrichtungen und – natürlich – die Gemeinde der Steinsburgfreunde.

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Aus Thüringer Unternehmen

www.hebe-und-foerdertechnik.de ®

Gabelstapler und Lagertechnik

Einführung des drahtlosen Asset-Management-Systems Yale Vision, das drahtlose Überwachsungs- Zugriffs- und Prüffunktionen bereitstellt. Mit Yale Vision können unsere Kunden übersichtliche und individuell konfiguierbare Berichte in Form von Diagrammen und Tabellen empfangen und erstellen, ihre Betriebskosten eigenständig senken, Staplerfahrer besser verwalten sowie Ausrüstungsfuhrparks proaktiv optimieren. Das Wireless Monitoring (drahtlose Überwachung) umfasst verschiedene Verfolgungsfunktionen für ein effizienteres Management von Staplerfuhrparks und Fahrern. Das System ermöglicht den automatischen Versand von E-Mails beim Eintritt bestimmter Fehler, eines Aufpralls oder anderer Ereignisse. Das Wireless Access (drahtloser Zugriff) ermöglicht die Fahrerzugangskontrolle. Diese stellt sicher, dass der Gabelstapler nur von befugten Mitarbeitern benutzt wird. Des Weiteren gibt es Abschaltfunktion bei Nichtbetrieb/Leerlauf – der Stapler wird automatisch abgeschaltet, wenn er eine vorher festgelegte Zeit lang nicht genutzt wurde. Die Wireless Verification (drahtlose Prüfung) umfasst die Verfolgung der Checkliste für den Staplerfahrer vor Schichtbeginn. Es besteht dadurch die Möglichkeit zur schnellen Feststellung von Staplerproblemen, die dann unverzüglich behoben werden können. Dadurch sinken die Kosten und Ausfallzeiten. Wir, die HFT Hebe- und Fördertechnik GmbH können das Yale Vision-System in allen Gabelstaplern und Lagertechnik installieren. HFT Hebe- und Fördertechnik GmbH | Bei der Breitsülze 21 | 99974 Mühlhausen | Tel. (03601)75160 | Mail: [email protected]

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Personal & Fachkräfte

Begehrte Plätze Über 100 Unternehmen präsentieren sich auf der „academix“

Die „academix Thüringen“ startet in ihre dritte Auflage. Die Vorbereitungen für die 3. Thüringer Firmenkontaktmesse laufen auf Hochtouren: Über hundert Unternehmen erwartet die Thüringer Agentur Für Fachkräftegewinnung (ThAFF) auf der diesjährigen Auflage der Messe am 5. Dezember 2013.

„Immer mehr Arbeitgeber im Freistaat nutzen die academix Thüringen als Plattform, um angesichts der Fachkräfteknappheit Studenten, Absolventen und Young Professionals gezielt anzusprechen“, erklärt Frank Krätzschmar, Geschäftsführer der LEG Thüringen, bei der die ThAFF angesiedelt ist. „2012 hatten rund einhundert Thüringer Unternehmen Karrieremöglichkeiten vorgestellt, für dieses Jahr rechnen wir mit einer nochmaligen Steigerung der Ausstellerzahl“, so LEGGeschäftsführer Frank Krätzschmar weiter. Die Thüringer Agentur Für Fachkräftegewinnung wird seit 2011 mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. Im letzten Jahr informierten sich mehr als 2.300 Besucher über die Berufschancen in Thüringer Unternehmen. Angesichts der dynamischen Thüringer Wirtschaft und der demografischen Entwicklungen sollen mit der Messe auch im Jahr 2013 angehende Fachkräfte angesprochen werden, die derzeit an Thüringer und thüringennahen Hochschulen studieren. Zugleich möchte die ThAFF Unternehmen dabei unterstützen, ihren Bedarf an qualifiziertem Fachpersonal zu decken. Die prognostizierte Lücke ist beachtlich. So

rechnet die ThAFF mit einem Bedarf von 200.000 Fachkräften in Thüringen bis zum Jahr 2020. Vor diesem Hintergrund gibt die „academix“ ausschließlich Thüringer Unternehmen die Möglichkeit, sich am 5. Dezember von 10 bis 18 Uhr auf dem Erfurter Messegelände zu präsentieren. Eröffnet wird die Messe von Thüringens Wirtschaftsminister und academix-Schirmherr Matthias Machnig. Zum Rahmenprogramm der „academix“ gehören unter anderem Fachvorträge zu Themen wie „Jobsuche und Social Media“, Zukunftsbranchen in Thüringen oder unternehmerische Perspektiven in der Kultur- und Kreativwirtschaft. Starreferentin ist Christiane Stenger, die als JuniorenGedächtnisweltmeisterin Schlagzeilen gemacht hat. Das Thema ihres Beitrages lautet „Warum fällt das Schaf vom Baum? Gedächtnistraining“. Auch der Fachverlag Thüringen wird mit seinen Magazinen „WiYou – Wirtschaft und du“ und Wirtschaftsspiegel Thüringen auf der „academix Thüringen“ vertreten sein. www.academix-thueringen.de

der Spezialist für Temperaturmesstechnik

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Heiß oder kalt ist uns zu unpräzise Text: Torsten Laudien

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Personal & Fachkräfte

Thüringen pflegt Willkommenskultur Vertretern relevanter Partner und Institutionen besetzt wird – darunter Ministerien, Kommunen, Kammern, Gewerkschaften und Verbände.

Thüringens Wirtschaftsminister Matthias Machnig und der Geschäftsführer der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen (LEG) Frank Krätzschmar haben Anfang September das neue „Welcome Center Thuringia“ direkt gegenüber dem Erfurter Hauptbahnhof eröffnet. Damit verfügt der Freistaat jetzt über eine zentrale Anlaufstelle für ausländische Fach- und Arbeitskräfte, die in Thüringen arbeiten oder eine Ausbildung aufnehmen möchten – aber auch für Unternehmen, die ausländische Fachkräfte einstellen wollen.

„Angesichts des wachsenden Fachkräftebedarfs braucht Thüringen künftig auch qualifizierte Zuwanderer aus dem Ausland“, sagte Machnig zur Eröffnung. Diese sollen vom Welcome Center dabei unterstützt werden, in Thüringen schnell Fuß zu fassen. „Zugleich wollen wir damit einen Beitrag zur Verbesserung der Willkommenskultur und für ein weltoffenes Thüringen leisten.“

che Beratung und Information zu Arbeit und Leben in Thüringen, unter anderem durch eine Hotline und regelmäßige Sprechstunden; die Zusammenarbeit mit Behörden und zuständigen Stellen etwa bei Einreiseund Aufenthaltsfragen; die Vermittlung von Ansprechpartnern in Thüringen; die Organisation von Fallkonferenzen bei schwierigen Problemlagen; die Unterstützung der mitziehenden Familien; Hilfestellung bei der Suche nach Wohnraum; Unterstützung bei Stellensuche und im Bewerbungsprozess.

Das Welcome Center ist bei der Thüringer Agentur für Fachkräftegewinnung (THAFF) der LEG Thüringen angesiedelt und startet mit zunächst fünf Mitarbeitern. Die Finanzierung der Thüringer Agentur für Fachkräftegewinnung aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes wird dafür zunächst bis Ende 2014 um 550.000 Euro aufgestockt. Zu den Aufgaben des Welcome Centers gehören die persönli-

Thüringen hat mit diesem Welcome Center bundesweit eine Vorreiterrolle übernommen. „Wir sind das erste Bundesland mit einer solchen Einrichtung. Wenn wir Erfolg haben, werden alle anderen nachziehen. Diesen Vorsprung müssen wir jetzt nutzen“, sagte LEG-Geschäftsführer Krätzschmar dem Wirtschaftsspiegel mit Blick auf die sich anbahnende Konkurrenzsituation zwischen den Wirtschaftsräumen in Deutschland in Bezug auf ausländische Fachkräfte.

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Die Arbeit wird durch einen Beirat begleitet, der mit

Der Thüringer Ausländeranteil ist mit 2,3 Prozent der zweitniedrigste in ganz Deutschland. Bundesweit liegt der Ausländeranteil bei 9,1 Prozent. Immerhin: Der Anteil ausländischer Studierender an Thüringer Hochschulen hat sich seit 2000 verdoppelt und lag im Wintersemester 2011/2012 bei acht Prozent. „Ein weltoffenes und internationales Klima ist heute ein Standortfaktor – für Unternehmen ebenso wie Fach- und Arbeitskräfte aus aller Welt“, ist sich Wirtschaftsminister Machnig sicher. Das Welcome Center hat eine interessante Vorgeschichte, die auch einiges über die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Politik in Thüringen aussagt. Eine international besetzte Gruppe von Studierenden der Willy-BrandtSchool an der Universität Erfurt hatte im Frühjahr 2013 eine Analyse zu den Hürden für Zuwanderung in Thüringen vorgelegt. Ergebnis: Die Willkommenskultur in Thüringer Behörden, Institutionen und Unternehmen ist zu schwach ausgeprägt. Zuvor hatte sich bereits auf Initiative des Wirtschaftsministeriums eine „Thüringer Initiative Willkommenskultur“ gegründet, deren erstes Ziel die Umsetzung eines Welcome Centers war. Die Arbeit der Studenten wurde in diesen Prozess integriert. Das Welcome Center seinerseits ergänzt und flankiert weitere positive Initiativen zur Gewinnung ausländischer Fachkräfte etwa der IHK Erfurt, der IHK Südthüringen und der Thüringer Stiftung für Bildung und berufliche Qualifizierung. www.thaff-thueringen.de Text und Foto: Torsten Laudien

Personal & Fachkräfte

.Im Gespräch mit Tobias Bornschein.

Silber für Thüringer Industriemechaniker Sie ist silbern und sie ist Zeichen dafür, dass sich Tobias Bornschein in einem 22 Stunden währenden Wettbewerb gegenüber elf der weltweit besten Polymechaniker behaupten konnte. Der 22-jährige Facharbeiter aus dem Thüringer Viega-Werk Großheringen erkämpfte sich bei den 42. Berufsweltmeisterschaften „WorldSkills Leipzig 2013“ eine Silbermedaille in der Sparte Polymechanik.

Die Berufsweltmeisterschaften WorldSkills sind das weltweit größte Bildungsevent, bei dem sich im ZweiJahres-Rhythmus Auszubildende und junge Facharbeiter bis 22 Jahre in verschiedenen Berufsbildern messen. Dieses Jahr fand die 42. „WM der Berufe“ vom 2. bis 7. Juli in Leipzig statt – und damit nach 40 Jahren wieder einmal in Deutschland. Insgesamt kämpften über 1.000 Teilnehmer in 46 Disziplinen. Allein das deutsche Team zählte 41 Teilnehmer, die in 36 Berufsbildern antraten. Der gelernte Werkzeugmacher Tobias Bornschein hatte sich beim deutschen Vorausscheid bereits den Titel „Deutscher Meister der Polymechanik“ erkämpft und vertrat Deutschland gegenüber elf internationalen Mitstreitern, darunter Wettbewerber aus Brasilien, Australien, Japan und Kolumbien. Während in einigen Berufsfeldern die Wettbewerbsteilnehmer ihre Aufgaben bereits beim Vorbereitungstreffen mitgeteilt bekamen, lüftete sich für Tobias Bornschein das Geheimnis erst vor Ort: Es galt, ein voll funktionsfähiges Modell eines Pressautomaten herzustellen, in exakt 22 Stunden. Daher hieß es im Akkord drehen, fräsen, montieren, verkabeln und programmieren. Jede einzelne Komponente musste der Industriemechaniker selbst herstellen – unter den wachsamen Augen von tausenden Zuschauern, der Jury und den Kameras internationaler Medienvertreter. Tobias Bornschein zeigt sich erleichtert: „Das waren tolle, aber auch sehr anstrengenText und Interview: Torsten Laudien, Foto: Viega

.Tobias Bornschein.

de Tage. Ich freue mich riesig, dass ich mit einer Silbermedaille nach Hause komme.“ Chris Beck, Leiter der Lehrwerkstatt im Viega-Werk Großheringen, hat mit seinem jungen Mitarbeiter in Leipzig mit gefiebert: „In dieser Extremsituation hat Tobias Bornschein Nervenstärke, Fingerfertigkeit und Know-how bewiesen. Als gelernter Industriemechaniker hatte er es in der Sparte Polymechanik ungleich schwerer als Teilnehmer aus anderen Ländern, denn Polymechanik ist in Deutschland kein Ausbildungsberuf.“ Das zusätzliche Know-how in den Feldern Zerspanung, Elektronik und Programmierung hatte sich Tobias Bornschein in der hausinternen Lehrwerkstatt des Thüringer Viega-Werks mit Unterstützung des gesamten Teams erarbeitet. In dieser „Talentschmiede“ besitzt man reichlich Erfahrung mit den Anforderungen in diesem Berufsbild: „Vier deutsche Meister, einen Weltmeister und mit Tobias jetzt zwei Vizeweltmeister der Polymechanik haben wir schon auf ihren Wegen begleitet“, fasst Chris Beck die Erfolge zusammen.

War denn die Stimmung in Leipzig wirklich olympisch? „Doch, ja, das kann man sagen. Es war wirklich ’ne ganze Menge los. Ganz viele Zuschauer, das hätte ich so nicht erwartet. Bei mir im Hotel haben auch jede Menge Berufskollegen aus dem Ausland gewohnt. Da gab es schon mal das eine oder andere Gespräch. Also alles in allem eine wirklich tolle Atmosphäre.“ Wer kam eigentlich auf die Idee, Sie für die Olympiade zu melden? „Das war mein alter Lehrmeister Manfred Rechenbach. Dazu muss ich sagen, dass es bei uns in der Firma Tradition ist, sich an den Berufswettbewerben zu beteiligen. Die Lehrmeister schauen von Anfang an, wer’s drauf hat und wer vielleicht ein bisschen besser ist, als die anderen. Wer manche Sachen halt schneller begreift. Naja, und das war dann eben ich.“ Und wie war der Empfang zurück im Unternehmen? „Der war richtig toll. Meine großen Chefs haben mich sogar in den Hauptsitz der Firma nach Attendorn eingeladen. Die wollten alles ganz genau wissen, wie das so abgelaufen ist und wie die Stimmung war.“ Gab’s auch eine Anerkennung? „Oh ja, das hat mich echt überrascht! Einen Werkzeugwagen mit richtig gutem Werkzeug – natürlich für mich privat. In der Werkstatt haben wir ja alles. Ich schraube halt auch in meiner Freizeit gerne.“ Ihre Aufgabe war es, in nur 22 Stunden ein voll funktionsfähiges Modell eines Pressautomaten herzustellen. Wie praxisnah ist das? „Sehr praxisnah. Sowas muss man schon häufiger machen, besonders, wenn man in Konstruktionsabteilungen ist. Als Werkzeugmacher konstruiert man ja Lösungen für Probleme, die unsere Kunden haben. Da braucht man auch Vorstellungskraft, wie so eine Lösung aussehen kann.“ Sie sind Werkzeugmacher. Ist das für Sie ein Beruf mit Zukunft? Wie sieht Ihre Zukunftsplanung aus? „Werkzeugmacher ist für mich wirklich ein toller Beruf. Das ist das Richtige für jemanden, der was mit den Händen machen will. Ich selbst arbeite hier bei uns in der Lehrwerkstatt. Demnächst will ich meinen Techniker oder meinen Meister machen und auf jeden Fall noch meine AusbilderEignungsprüfung.“

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Personal & Fachkräfte

Turbo-Meisterlehrgang für Automobil-Zulieferer

Die demographische Entwicklung und der zunehmende Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften wird die künftige Wettbewerbssituation in der Automobilindustrie in den kommenden Jahren maßgeblich beeinflussen. Gerade in Thüringen stehen die vorwiegend klein- und mittelständischen Zulieferbetriebe vor großen Herausforderungen insbesondere in der Meisterebene gute Nachwuchskräfte zu bekommen.

Auf Initiative des Branchenverbandes automotive thüringen e.V. und in Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer Erfurt, der Thüringer Stiftung für Bildung und berufliche Qualifizierung wurde ein Sonderkurs für den Bereich Automotive entwickelt, der es Facharbeitern ermöglicht, erstmalig in weniger als einem Jahr die Industriemeisterprüfung vor der IHK zu Erfurt abzulegen. Die neuen Vollzeitkurse, in denen die Mitarbeiter den Betrieben nicht zur Verfügung stehen, konnten auf fünf Monate verkürzt werden. Dies ist in Deutschland bislang einmalig. Diese Initiative ermöglicht Facharbeitern, die in der Regel im Mehrschichtsystem be36

schäftigt sind, erstmalig einen Zugang zu einer Qualifizierung, die ansonsten nur in mehreren Jahren zu erlangen wäre. Der Vorstandsvorsitzende der MITEC Automotive AG und des automotive thüringen e.V., Dr. Michael Militzer, zeigte sich zufrieden, dass auf seine Initiative hin, erstmalig und bislang einmalig ein optimiertes Angebot zur Ausbildung für die Unternehmen der Automobilindustrie entwickelt wurde. Mit über 520 Unternehmen und derzeit rund 52.000 Mitarbeitern erwirtschaftet die Automobil- und Automobilzulieferindustrie in Thüringen einem Umsatz von 7,8 Milliarden Euro. Der Bedarf an hochqualifizierten Fachkräften insbesondere in der Meisterebene ist daher sehr groß. Viele kleine und mittelständische Unternehmen haben jedoch nicht die Personalreserven, um eine zehnmonatige Vollzeitausbildung zu

ermöglichen. Auch die 24-monatige berufsbegleitende Ausbildung ist für viele Mitarbeiter wegen des branchenüblichen Dreischichtbetriebes oft nicht realisierbar. Daher ist die Kombination von berufsbegleitenden Lehrgängen und Vollzeitkursen die optimale Möglichkeit, den Abschluss „IHK-geprüfter Industriemeister“ zu erwerben. “Wir stärken die mittlere Führungsebene in den Unternehmen, denn der Übergang vom Meister oder Techniker zum Ingenieur ist in der Praxis heute fließend. Diese gemeinsame Initiative ist das passende Angebot für die Unternehmen in unserer Branche; wir werden in Thüringen nur dann erfolgreich bleiben, wenn wir auf höchstem Niveau mit hervorragend ausgebildeten Mitarbeitern produzieren“, so Dr. Militzer. Diese von der IHK Erfurt geprüften Meisterlehrgänge sollen bereits am 3. Januar 2014 beginnen. Text: Torsten Laudien, Foto: Karin & Uwe Annas/fotolia.com

Personal & Fachkräfte

Leistung lohnt sich Ehemalige IHK-Azubis erhalten Stipendium für Weiterbildung

Mit einem Weiterbildungsstipendium hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostthüringen ehemalige Azubis ausgezeichnet. Sie haben ihre Abschlussprüfung mit einem Notendurchschnitt von 1,9 und besser abgelegt.

Die Stipendiaten, fünf Frauen und 15 Männer, kommen aus verschiedenen Ausbildungsberufen wie Floristin, Kauffrau im Einzelhandel oder Konstruktionsmechaniker. Sie haben mit dem Stipendium zahlreiche Möglichkeiten, um ihre beruflichen Chancen zu erhöhen. So kann die Förderung für die Weiterbildung zum Fachwirt, Fachkaufmann, Meister oder Techniker verwendet werden. Zudem stehen den Absolventen auch übergreifende Weiterbildungsmaßnahmen wie Rhetorik- oder Zeitmanagementseminare offen. Zu den Ausgezeichneten gehört Martin Wolny von der Sparkasse Gera-Greiz. Er hat nach dem Abitur Bankkaufmann gelernt, da er den Umgang mit Menschen schätzt und schon während der Schulzeit sich für die Börse interessierte. „Das Stipendium bietet mir nun verschiedene Möglichkeiten, mich über meinen Beruf hinaus zu entwickeln“, freut sich Martin Wolny. Eine fachbezogene Weiterbildung strebt die Floristin Romy Lenz (auf dem Foto links außen) aus Nobitz, Text und Foto: IHK Ostthüringen

OT Lehndorf an. Inspiriert durch den häuslichen Bauerngarten wollte sie von klein auf nie einen anderen Beruf ergreifen. Drei Jahre bekommen die talentierten Berufseinsteiger nun einen Zuschuss für eine Weiterbildungsmaßnahme oder ein berufsbegleitendes Studium, insgesamt bis zu 6.000 Euro. Finanziert wird das Stipendium durch die „Stiftung Begabtenförderung Berufliche Bildung“ der Bundesregierung. Jährlich stellen sich über 3.000 Ausbildende den Abschlussprüfungen der IHK Ostthüringen. Bisher haben 565 Jugendliche das seit 1991 bestehende Förderprogramm in Ostthüringen genutzt.

www.gera.ihk.de 37

Personal & Fachkräfte

20 Jahre AGVT: Vom belächelten Vorreiter zum Erfolgsmodell

.In der Veranstaltungsreihe „Unternehmerdialog“ sucht der AGVT Kontakt zur Landespolitik..

In diesem Jahr feiert der Allgemeine Arbeitgeberverband Thüringen (AGVT) sein 20-jähriges Bestehen. Sein Vorsitzender Hartmut Schubert kann eine positive Bilanz dieser zwei Jahrzehnte ziehen. Auch wenn der Verband am Anfang eher belächelt wurde.

„Nun erst recht.“ Und „Wir versuchen es einfach.“ Das waren Sätze, die vor der Gründung des AGVT oft ausgesprochen wurden. Die Situation Anfang der 1990er-Jahre war in gewisser Weise paradox. Viele Unternehmen verließen die etablierten Verbände, wollten aber trotzdem nicht ohne eigenen Verband sein. Hintergrund war die so genannte Tarifflucht, die zu jener Zeit in ganz Deutschland um sich griff. Im Osten war die Tarifbindung ohnehin geringer als im Westen. Tarifsteigerungen von bis zu 16 Prozent, wie sie in der Metall- und Elektroindustrie vorkamen, überforderten viele Firmen. Der AGVT wollte eine Antwort darauf sein. Eine Antwort auf die Verbandsflucht, aber auch ein Angebot an jene 38

Unternehmen, die in keinen der klassischen Branchenverbände passten. Der seit 1995 amtierende Vorsitzende des AGVT, Hartmut Koch, fasst es so zusammen: „Wir haben uns von Anfang an als eine Gemeinschaft von Unternehmen gesehen, die sich engagieren wollen, denen ökologische Standards genau so wichtig sind, wie eine qualifizierte Ausbildung, und die im gesellschaftlichen Bereich als verlässliche Partner agieren.“ Dieses Ziel habe man im engen Schulterschluss zwischen Ehrenamt und Hauptamt erreicht, bilanziert der 66Jährige. Und dass, obwohl der AGVT anfangs belächelt oder gar misstrauisch beäugt wurde. Aber so ist es bekanntlich mit vielem Neuen. Wie erfolgreich der Verband inzwischen

agiert, zeigt ein Blick auf die Zahlen. Von sieben Mitgliedsfirmen im Jahr 1993 ist der Verband auf über 200 Mitglieder angewachsen. 23.500 Mitarbeiter sind in den Mitgliedsbetrieben beschäftigt, damit zählt der AGVT zu den großen Verbänden. Er ist flächendeckend mit fünf regionalen Geschäftsstellen im Freistaat präsent. Durch die Mitgliedschaft im Verband der Wirtschaft Thüringens (vwt) ist der Verband an die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) angeschlossen, die Fachgruppe Metallund Elektroindustrie ist Mitglied bei Gesamtmetall. Belächelt wird der AGVT dort schon lange nicht mehr. www.agvt.de Text: Torsten Laudien, Foto: AGVT

Personal & Fachkräfte

„Tue Gutes und rede darüber“ Ein Plädoyer für mehr Unternehmenskultur

Als die Thüringer nach der Wende ihre ersten Erfahrungen mit dem damals noch unbekannten Phänomen der Arbeitslosigkeit machten, hatte Hartmut Koch einen Plan. Der Diplom-Informatiker war jahrelang Leiter eines Rechenzentrums und hatte Erfahrungen als Dozent. Glasklar erkannte er, woran es mangelte. Die überwiegende Mehrzahl der wendebedingt freigesetzten Arbeitskräfte war hoch motiviert und auch gut qualifiziert. Was ihnen fehlte, war eine Anpassung an das neue System und die Aufgaben, die darin zu erfüllen waren. Es war die hohe Zeit der Umschulungen. Viele seiner damaligen Kunden kamen so schnell wieder in Lohn und Brot. Heute ist der Weg sehr viel länger und auch steiniger, weiß Hartmut Koch. 1,5 Millionen Deutsche im Alter zwischen 15 und 25 Jahren hätten keinerlei Ausbildungsabschlüsse vorzuweisen. Oftmals fehle es an der Leistungsmotivation. Ohne Vorbilder in der eigenen Familie brächten junge Menschen nicht genügend Willen mit, ihre Situation zu verbessern. Sozialhilfekarrieren ganzer Text und Foto: Torsten Laudien

Wenn man mit Hartmut Koch über das Thema Fachkräfte redet, ist der Präsident des Verbandes der Wirtschaft Thüringen (vwt) in seinem Element. Kein Wunder, der heute 66-Jährige führt seit nunmehr 22 Jahren ein Bildungsunternehmen. Im Gespräch mit dem Wirtschaftsspiegel schildert er seine Sicht auf die Dinge, spricht über fehlende Leistungsmotivation und hält ein Plädoyer für mehr Unternehmenskultur als Mittel im Kampf um die besten Köpfe.

Familien seien die Folge. Selbst spezielle Maßnahmen für diese Klientel griffen kaum, sagt Koch und rechnet ein Beispiel aus jüngster Zeit vor. Von 280 Aspiranten für eine spezielle Maßnahme seien ganze zwei Ausbildungsverträge geschlossen worden. Dass die Qualität der Schulabgänger immer schlechter werde, ist von vielen Ausbildungsbetrieben zu hören. Hartmut Koch findet, dass dies ganz besondere Anforderungen an die Ausbilder stelle. Die Ausbildung in den Unternehmen müsse professionalisiert und als

sozialer Prozess begriffen werden. Anderenfalls sägten sich die Unternehmen selbst den Ast ab, auf dem sie sitzen. Mangele es an der Qualität der Ausbildung, so fehle es später an geeigneten Fachkräften. Allein durch den demografischen Wandel sei die Entwicklung vorgezeichnet: „Unser Fachkräftebestand wird ausgedünnt.“ Ein Umdenken fordert Hartmut Koch von den Unternehmen aber auch in Sachen Unternehmenskultur. Die müsse stimmen, die müsse man pflegen und über die müsse man auch öffentlich reden. Viele Unternehmen in Thüringen seien sozial engagiert, unterstützten Sportvereine oder kulturelle Aktivitäten. Allerdings erfahre man zu wenig davon. Unternehmen müssten in Zukunft Themen wie Kinderbetreuung, Familienförderung und Frauen in Führungspositionen aktiv kommunizieren. Der Kampf um die besten Köpfe beginne in den Unternehmen und nur diejenigen hätten gute Chancen, die diesen Kampf jetzt schon aufnehmen. www.vwt.de 39

Personal & Fachkräfte

Fachkräfte gewinnen durch Familienfreundlichkeit

.Grundsteinlegung für die Erfurter „Kita am Brühl“-. .ein Gemeinschaftsprojekt auf Initiative der LEG Thüringen.

Fachkräfte werden knapp – doch mit gezielten Maßnahmen können Unternehmer kluge Köpfe für sich gewinnen. Attraktive Firmen ermöglichen es ihren Arbeitnehmern, berufliche und familiäre Aufgaben zu verknüpfen. „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ heißt das Stichwort, und jeder Unternehmer, der sich zu diesem Thema „fitter“ machen möchte, findet bei der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen mbH (LEG) Unterstützung und Ansprechpartner.

„KinderBetreuung24“ heißt ein Projekt bei der LEG, das Arbeitgebern und Beschäftigten Infos und Hilfen gibt, um familienfreundliche Arbeitsbedingungen zu schaffen. Flexible Arbeitszeiten, Home-office, ein Eltern-Kind-Zimmer oder auch der Bau einer eigenen Betriebs-Kindertagesstätte – all dies sind mögliche Maßnahmen für Unternehmer, um die Vereinbarkeit

www.kinderbetreuung24-thueringen.de www.leg-thueringen.de 40

von Beruf und Familie zu verbessern und damit die Motivation und Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erhöhen. Zusätzliche Informationen bietet das LEG-Team auch zu dem Thema „Beschäftigte mit zu pflegenden Angehörigen“, rückt doch die Verknüpfung von Berufstätigkeit und Pflege angesichts der demografischen Entwicklung zunehmend in den Blickpunkt fortschrittlicher Personalpolitik. Die Servicestelle bereitet regelmäßig umfangreiche Materialien und Infor-

mationsangebote für Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf. Die Homepage www.kinderbetreuung24-thueringen.de bündelt Wissenswertes zum Thema, noch im Herbst dieses Jahres erscheint ein Leitfaden „Vereinbarkeit von Beruf und Familie neu denken“, der Herausforderungen und Lösungen für Unternehmer und Beschäftigte in Thüringen darlegt. Gefördert wird das Projekt, welches mit vollem Namen „KinderBetreuung24 – Netzwerk für Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Thüringen“ heißt, aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF). Das Projektteam ist thüringenweit tätig und betreibt auch auf Bundesebene eine lebendige Netzwerkarbeit mit relevanten Akteuren und Entscheidungsträgern. Text: LEG Thüringen, Foto: Peter Mock

Personal & Fachkräfte

TK-Gesundheitsreport: Stress entsteht durch Arbeitsverhältnisse internationalen Markt kann es sich leisten, E-Mails nach 20 Uhr deutscher Zeit nicht zu beantworten. Aber wir brauchen Rahmenbedingungen für eine flexiblere Arbeitsorganisation. Dank moderner Kommunikationsmittel haben wir viele Möglichkeiten dazu. Wenn die Beschäftigten zudem eine wertschätzende Führung, eine existenzsichernde Perspektive und die Möglichkeit bekommen, Beruf, Kinderbetreuung und Pflege zu vereinbaren, stehen sie auch weniger unter Druck.“

Thüringen ist gestresst. Wie der Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse (TK) zeigt, sind es nicht nur Arbeitspensum, ständige Erreichbarkeit und Überstunden, die für Stress unter Berufstätigen sorgen, sondern vor allem die Verhältnisse, unter denen sie arbeiten. Besonders diejenigen leiden unter psychischen Belastungen, die befristet, in Teilzeit oder in Leiharbeit beschäftigt sind, sowie diejenigen, die durch Familie und Beruf mehrere Rollen gleichzeitig erfüllen müssen. Insgesamt haben sich psychisch bedingte Fehlzeiten seit 2006 in Thüringen fast verdoppelt.

Guido Dressel, Leiter der TK-Landesvertretung Thüringen: „Es wird derzeit viel diskutiert, wie sich die hektische Arbeitswelt weniger stressig gestalten lässt. Unser Bericht zeigt aber, dass es vor allem die Lebenssituation der Beschäftigten ist, die sie belastet. Sind Arbeitsverhältnisse befristet oder ist die finanzielle Situation aufgrund von Teilzeit oder Leiharbeit angespannt, belastet das die Betroffenen.“ Männer leiden offenbar besonders unter unsicheren Beschäftigungsverhältnissen, auch das zeigt der TK-Report: Teilzeitbeschäftig-

te Männer sind mit durchschnittlich 1,9 Fehltagen pro Kopf deutlich mehr von psychischen Diagnosen betroffen als Vollzeitbeschäftigte (1,4 Tage). „Viele Beschäftigte arbeiten nicht freiwillig in Teilzeit, sondern weil ihnen nicht mehr angeboten wird oder weil sie eine höhere Arbeitszeit nicht mit ihren familiären Verpflichtungen vereinbaren können“, erläutert Dressel. Er fordert deshalb zur Prävention seelischer Belastungen auch kreative Beschäftigungslösungen. „Kein Unternehmen am

Eine Investition in Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) rechnet sich für die Unternehmen: Die Depression steht unter den Fehlzeitenursachen in Thüringen inzwischen auf Platz drei, bundesweit sogar auf dem Spitzenplatz. Eine Krankschreibung aufgrund dieser Diagnose dauert im Schnitt 58 Tage. „In einem Unternehmen mit 350 Beschäftigten fehlen jährlich fünf Mitarbeiter wegen einer Depression“, so Dressel. „Lohnfortzahlung und Produktivitätsausfall kosten das Unternehmen allein für diese Diagnose etwa 75.000 Euro.“ .Hintergrund:. Der TK-Gesundheitsreport analysiert die Krankschreibungen und Arzneimitteldaten der 3,91 Millionen bei der TK versicherten Erwerbspersonen. Dazu zählen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und Empfänger von Arbeitslosengeld I. Für Thüringen wurden die Daten von über 56.000 TK-Versicherten ausgewertet. Der Gesundheitsreport Thüringen ist online mit dem Webcode 013994 zu finden.

www.tk.de/lv-thueringen 41

Veranstaltungen & Weiterbildungen

Außenwirtschaftstag hilft beim Sprung ins Ausland

Internationalisierung ist für viele Thüringer Firmen wichtig, um zu wachsen, aber sie ist mit vielen Fragen verbunden: Wie gelingt mir der Sprung auf ausländische Märkte? Welche Länder bieten speziell meinem Unternehmen Exportchancen? Wo finde ich in anderen Regionen Kooperationspartner?

Hilfen für Unternehmer bietet die Servicestelle „Thüringen International“ (TI), die bei der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen (LEG) angesiedelt ist. TI organisiert Delegationsreisen für Unternehmer, bei denen Mitglieder der Landesregierung politische Flankierung leisten. Die Servicestelle koordiniert Thüringer Auftritte auf Messegemeinschaftsständen im Ausland, unterstützt bei der Suche nach Wachstumsmärkten und berät umfassend auf Fachveranstaltungen – in naher Zukunft auf dem 7. Thüringer Außenwirtschaftstag am 23. Oktober in der Weimarhalle. Der Außenwirtschaftstag ist ein Angebot an alle Unternehmer, sich ausführlich über Chancen der Internationalisie42

rung zu informieren und vor Ort Kooperationspartner kennen zu lernen. In diesem Jahr stehen die Wachstumsmärkte in Südasien im Fokus der Tagung: So ist beispielsweise Indien mit seinem Marktvolumen und aufgrund seines Wachstums ein vielversprechender Markt für die Thüringer Exportwirtschaft. Auch Indonesien bietet als Volkswirtschaft mit einer Bevölkerung von rund 250 Millionen Einwohnern viele Potenziale. Über eine hohe Kaufkraft verfügen die Verbraucher in Malaysia, was den Inselstaat für Exportgeschäfte attraktiv macht. Keynote-Speaker auf dem Außenwirtschaftstag ist der langjährige Korrespondent und Ressortleiter der „Süddeutschen Zeitung“ und des „Spiegels“, Dr. Olaf Ihlau. Am Nachmittag informieren Experten für Indien, Indonesien und Malaysia über interkulturelle Besonderheiten, Exportfinanzierung und rechtliche Rahmenbedingungen. Außerdem sind Vertreter der Außen-

handelskammern aus den südasiatischen Regionen vor Ort, führen Gespräche und beraten. Unternehmer, deren Fokus eher auf europäischen oder amerikanischen Märkten liegen, treffen beim Außenwirtschaftstag ebenfalls auf TI-Experten, die zu diesen Regionen Informationen bereitstellen. Veranstaltet wird der 7. Thüringer Außenwirtschaftstag vom Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Technologie, von der LEG sowie von der Arbeitsgemeinschaft der Thüringer Industrie- und Handelskammern. www.awt-thueringen.de Text und Foto: LEG Thüringen

Veranstaltungen & Weiterbildungen

Während das Schwesterunternehmen der GeAT AG, die Meyer Fachkräfte GmbH bislang ausschließlich mobilen polnischen Fachkräften mit guten Deutschkenntnissen eine Brücke in den thüringischen und deutschen Arbeitsmarkt schlug, bedient das neu gegründete Unternehmen Fachowcy Firmy Meyer Sp. z o. o. mit Sitz in Breslau Firmen in Polen mit bedarfsgerechten Personallösungen. Zu den ersten Kunden zählen ein italienischer Maschinenbauer und ein deutsches Logistikunternehmen. Beide Firmen betreiben in Polen sogenannte „verlängerte Werkbänke“ und nutzen vor Ort das Know-how von Fachowcy Firmy Meyer.

der europaoffenen, anerkannten Universität und den vielen namhaften Unternehmen, die vorwiegend aus Italien und Deutschland, aber auch anderen europäischen Ländern kommen und LKUHQXQWHUQHKPHULVFKHQ(UIROJLQ3ROHQ¿QGHQ Jung, dynamisch und weltoffen – Schlagworte, die in aller Munde sind, wenn es darum geht, die SROQLVFKH6WDGW%UHVODX]XGH¿QLHUHQ'HQHLQVWLgen Ruf des unattraktiven Ostblocks hat das „Venedig Polens“ längst hinter sich gelassen. Nicht nur die malerische Altstadt hat viele Unternehmer in ihren Bann gezogen; es ist vor allen Dingen auch die wirtschaftliche Entwicklung, die Breslau in den vergangenen Jahren vollzogen hat und die dazu beiträgt, dass sich die Stadt heute als attraktiver Wirtschaftsstandort präsentiert. So wurden vor kurzem auch die Bedingungen für die Arbeitnehmerüberlassung in Polen deutlich gelockert, um mittels der Personaldienstleistungen den wirtschaftlichen Aufschwung zu begünstigen und Arbeitnehmer rasch an ihre ArEHLWVSOlW]H]XEULQJHQXQGLKQHQHLQHEHUXÀLFKH Perspektive in ihrem Heimatland zu bieten. Schon jetzt zeigt sich, dass Helmut Meyer mit der Entscheidung der Expansion der Unternehmensgruppe nach Breslau wieder ein gutes Gespür bewiesen hat. Ansprechpartner in Deutschland für die Rekrutierung polnischer Fachkräfte ist die Meyer Fachkräfte GmbH

„Wir orientieren uns nicht nur am Bedarf unserer Kunden, sondern bieten die komplette Bedürfnisbefriedigung im gesamten Personalbereich, damit sich unsere Firmen auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können.“, so der /HLWHU GHV %UHVODXHU %URV .DPLO 6P\F]\ĔVNL

Und für Unternehmen, die das Know-how der Unternehmensgruppe in Polen nutzen möchten ist Ihr Ansprechpartner die Fachowcy Firmy Meyer Sp. z o. o.

Dabei schwärmt Helmut Meyer, der Inhaber der Unternehmensgruppe, von den phantastischen Rahmenbedingungen in und um Breslau mit

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MESSEN KONGRESSE EVENTS 23.–24. Oktober 2013 SAP – Forum für die Versorgungswirtschaft

31. Januar – 2. Februar 2014 7. Automobilmesse

2.–4. November 2013 | sport.aktiv Die Sport- und Outdoormesse

14.–15. Mai 2014 | Rapid.Tech Fachmesse und Anwendertagung für Rapid-Technologie

15.–17. November 2013 Deutschlandtag der Jungen Union 26.–27. November 2013 2. Mitteldeutsche Windbranchentage

15.–17. Mai 2014 | FabCon3.D 2. deutsche Personal Fabrication Convention

Alle Veranstaltungen auf einen Blick: www.messe-erfurt.de || www.facebook.com/messe.erfurt/

* Auszüge, Änderungen vorbehalten!

2013/14*

Veranstaltungen & Weiterbildungen

Thüringer Personalkongress: Der Arbeitgeber als Marke

Der diesjährige Thüringer Personalkongress widmet sich dem Thema „HR Branding“. Die Veranstaltung, die bereits zum neunten Mal ausgerichtet wird, findet am 13. November 2013 im CongressCenter der Messe Erfurt statt.

Das Thema HR Branding steht bei den Personalverantwortlichen in Thüringer Unternehmen mittlerweile ganz oben auf der Tagesordnung. In Zeiten des viel diskutierten und oft beklagten Fachkräftemangels wird es für die Firmen immer wichtiger, gute Mitarbeiter zu gewinnen und an sich zu binden. Fragen der Unternehmenskultur spielen dabei eine Rolle. Personal- und Führungskräfteentwicklung wird zu einem wichtigen Instrument der Mitarbeiterbindung. Unternehmen müssen sich auch in ihrer Funktion als Arbeitgeber mehr und mehr als Marke präsentieren. Der Kongress wird mit einem interessanten Vortrag eröffnet. Rebecca Bollweg, bei der WirtschaftsprüfungsgesellText: Torsten Laudien, Foto: Stauke/fotolia.de

schaft Ernst & Young als Managerin Graduate Recruiting and Sourcing tätig, wird das Thema „Lösen wir uns von den HR-Trends und konzentrieren wir uns auf die Entwicklung der Gesellschaft!“ behandeln. Ein Impulsvortrag des früheren Allianz-Vorstandes Wolfgang Brühl beschäftigt sich mit Fragen der betrieblichen Sozialpolitik nach der Bundestagswahl vom September.

im Berliner Senat, referieren. Welchen Nutzen die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse für Arbeitgeber hat, werden Annett Roswora vom Institut für Berufsbildung und Sozialmanagement und Dr. Monika Werner vom Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft beleuchten.

Auch für die Workshops und Vorträge am Vor- und Nachmittag haben die Organisatoren von Kempfer & Kollakovic hochkarätige Gesprächspartner gewonnen. So spricht Raymond Döring, früher Personalvorstand bei IKEA, über die Grundlagen der Erfolge, die der schwedische Möbelriese in seiner Unternehmenskultur vorzuweisen hat.

Außerdem stehen arbeitsrechtliche Fragen, das Thema Organisationsberatung und die Transparenz von Führungsverhalten in Bezug auf HR-Branding und Soziale Medien auf dem Kongressprogramm.

Um Personalüberhang im öffentlichen Dienst und den Umgang damit wird Klaus Teichert, Staatssekretär a.D.

Anmelden kann man sich im Internet unter: www.kk-kongress.de 45

Ernährungswirtschaft

Eine gute Ernte Die Getreideernte 2013 fällt in Thüringen besser als im langjährigen Mittel aus. „Vor wenigen Wochen haben alle noch mit beachtlichen Ertragseinbußen gerechnet, jetzt überraschen unsere wichtigsten Fruchtarten mit überdurchschnittlichen Erträgen“, sagte Thüringens Agrarminister Jürgen Reinholz bei der Vorstellung der Ernteergebnisse in Straußfurt. Zwar lag die Ernte bei Winterraps drei Prozent unter der des Vorjahres, doch beim Getreide überstieg die Ernte um sechs Prozent die Durchschnittsmengen von 2012. Aufgrund der regenreichen Witterung bis in den Juni war in manchen Gegenden der Krankheitsdruck in den Getreidefeldern sehr hoch. Insgesamt haben die Thüringer Agrarbetriebe mehr als 2,5 Millionen Tonnen Getreide (ohne Mais) in diesem Jahr geerntet, davon allein 1,6 Millionen Tonnen Winterweizen. Rund ein Fünftel dieser Menge wird ins europäische Ausland exportiert. Beim Raps wurden etwa 450.000 Tonnen geerntet.

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Text: Torsten Laudien, Foto: LRA SON

Ernährungswirtschaft

Frische, Qualität und Geschmack Thüringen ist das Land der Dichter und Denker. Es ist das Land der Tüftler und Erfinder. Das Land der Anpacker und Macher. Es ist aber auch das Land der Klöße und der Bratwurst. Europas älteste und Deutschlands größte Nudelfabrik steht hier und Deutschlands beliebtestes Schwarzbier kommt aus Thüringen. Genug Gründe für ein Interview mit Thüringens Ernährungsminister Jürgen Reinholz.

Welchen Stellenwert hat die Ernährungswirtschaft in Thüringen? „Der Fahrzeugbau und die Ernährungswirtschaft liefern sich in Thüringen regelmäßig ein Kopf-an-Kopf-Rennen, wer – statistisch berechnet – die bedeutendere Branche in Thüringen ist. Ich bin fest davon überzeugt, dass die gesamtgesellschaftliche Bedeutung der Land- und Ernährungswirtschaft größer ist, als die der Automobilbranche. Die Thüringer Ernährungswirtschaft ist auch in schwierigen Jahren stets gewachsen. Sie gehört zu den erfolgreichsten Branchen der Thüringer Volkswirtschaft und hat einen Anteil am Umsatz des verarbeitenden Gewerbes von zirka 13,8 Prozent. Im Jahr 2012 gehörten dem Ernährungsgewerbe 198 Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten an. Rund 18.747 Beschäftigte erwirtschafteten einen Umsatz von 4,3 Milliarden Euro. Damit liegt die Ernährungswirtschaft wieder vor dem Fahrzeugbau, der im Vergleich zum Vorjahr erheblich an Umsatz eingebüßt hat. Die Ernährungswirtschaft leistet somit einen wesentlichen Beitrag zur Stabilität der Beschäftigung in Thüringen. Außerdem sind Land- und Ernährungswirtschaft im gesamten Freistaat präsent, während andere Branchen sich an einzelnen Standorten konzentrieren.“ Die Lebensmittelbranche ist von Globalisierung und Regionalität geprägt. Wie kann das langfristig zusammen gebracht werden? „Globalisierung und Regionalität können sich durchaus ergänzen. Durch den Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten können Transportwege eingespart und die Transparenz für den Verbraucher verbessert werden. Gerade bei friFoto: TMLFUN

schen Produkten bringt die Erzeugung in der Region zusätzlich Pluspunkte für die Qualität. Viele Produkte, die aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken sind, können bei uns jedoch aus klimatischen Gründen gar nicht produziert werden. Auch wenn der Verbraucher in letzter Zeit verstärkt zu regionalen Produkten greift, wird er wohl nicht auf seinen Kaffee verzichten wollen. Neben dem Trend zur regionalen Küche beobachten wir zugleich einen Trend zur exotischen Küche. Dazu braucht man oft Zutaten, zum Beispiel Gewürze, die importiert werden müssen. Der Import von Lebensmitteln kann mit ökologischen und sozialen Problemen in den Herkunftsländern verbunden sein. Doch die exportierenden Länder bekommen durch den Handel Devisen, die sie dringend benötigen – ein zweischneidiges Schwert also. In den Handelsbeziehungen müssten ökologische und soziale Standards viel stärker berücksichtigt werden. Realität ist leider, dass wir hier exotische Produkte zu Schleuderpreisen kaufen können und über die Umstände, unter denen diese produziert werden, nichts erfahren oder nichts erfahren wollen. Oftmals können die Produzenten von ihrer Arbeit kaum leben. Jeder von uns kann jetzt schon einen Beitrag leisten, etwas in die richtige Richtung zu bewegen. Einige Lebensmittelhersteller gehen mit gutem Beispiel voran, setzen auf den Aufbau stabiler, partnerschaftlicher Handelsbeziehungen, fördern nachhaltige Produktionssysteme und leisten einen Beitrag zur Verbesserung der Lebensbedingungen vor Ort. Letztendlich geschieht dies auch in deren eigenem Interesse, denn es hilft, die Versorgung mit quali-

.Thüringens Ernährungsminister. .Jürgen Reinholz.

tativ hochwertigen Rohstoffen zu sichern. Diese Zusammenhänge müssen dem Verbraucher verständlich vermittelt werden, denn letztendlich muss er für dieses Endprodukt einen höheren Preis zahlen.“ Thüringen ist gemeinsam mit Sachsen und Sachsen-Anhalt Hauptinitiator der Mitteldeutschen Warenbörse. Was ist die Intention dieser Initiative? „Die Ernährungswirtschaft Thüringens hat die vergangenen 20 Jahre genutzt, um mit Hilfe von staatlicher Förderung wettbewerbsfähige Strukturen und Unternehmen aufzubauen, die wichtige Partner des Lebensmitteleinzelhandels sind. Die Produktion ist aber nur eine Seite der Medaille. Was produziert wird, muss auch verkauft werden. Die Markt47

Ernährungswirtschaft

Generationen die Möglichkeit haben, ihr Leben nach ihren Bedürfnissen zu gestalten. Eine nachhaltige Landwirtschaft muss deshalb ökologisch tragfähig, ökonomisch existenzfähig, sozial verantwortlich und ressourcenschonend sein. Außerdem muss sie zukünftigen Generationen eine sichere Basis für deren Existenz bieten. Der Klimawandel beeinflusst unser Tun auch in der Landwirtschaft. Er ist aber nur ein Teil der vor uns stehenden Herausforderungen, wenn auch kein geringer.

.Vorzeigeunternehmen der thüringischen Ernährungswirtschaft:. .Privatbrauerei Gessner, neben Bierspezialitäten auch bekannt für Limonaden.

präsenz muss immer wieder neu erkämpft und gesichert werden. Die Mitteldeutsche Warenbörse der Bundesländer Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt am 13. November im Globana Trade Center in Leipzig kann hier einen wichtigen Beitrag leisten. Von 10 bis 17 Uhr präsentieren mehr als 150 Unternehmen der Ernährungswirtschaft gemeinsam über 1.000 Produkte und Spezialitäten einem breiten Fachpublikum. Die Warenbörse soll dazu beitragen, noch stärker Produkte aus unseren Regionen in die Märkte zu tragen. In Zeiten der Globalisierung werden regionale Produkte vom Verbraucher zunehmend nachgefragt, da sie für Frische, Qualität und Geschmack stehen. Kurze Transportwege, Frische und eine nachhaltige Landbewirtschaftung unter dem kritischen Auge der deutschen Bevölkerung schonen die Um48

welt, prägen die Kulturlandschaft und sichern Arbeitsplätze in der Land- und Ernährungswirtschaft. Zur ersten Mitteldeutschen Warenbörse sind sowohl die Vertreter des Lebensmitteleinzel- und -großhandels als auch aus Catering, Hotellerie und Gastronomie herzlich eingeladen. Ich bin fest davon überzeugt, dass dieses Projekt dazu beitragen wird, das regionale Bewusstsein aller Beteiligten weiter zu schärfen. Die Ernährungswirtschaft unserer Bundesländer, die Marktbeteiligten und die Regionen werden davon profitieren.“ Angesichts des Klimawandels spielt Nachhaltigkeit eine große Rolle in der Landwirtschaft. Wie ist Thüringen unter diesem Aspekt aufgestellt? „Es ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit, so zu leben und zu wirtschaften, dass auch kommende

Die Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft hat im Auftrag meines Ministeriums gemeinsam mit dem Leibniz Zentrum für Agrarlandschaftsforschung Müncheberg im vorigen Jahr untersucht, wie sich die projizierten regionalen Klimaänderungen in Thüringen bis 2050 auf die landwirtschaftlichen Erträge und die zu erwartende Entwicklung des Zusatzwasserbedarfs auswirken könnten. Eine wichtige Aussage dieser Arbeit war, dass Thüringen ein Vorzugsgebiet für eine effektive, hochproduktive Landwirtschaft bleibt. Die Ergebnisse der Simulationsrechnungen zeigen jedoch auch, dass mit höheren Ertragsschwankungen infolge stärkerer Witterungsschwankungen von Jahr zu Jahr gerechnet werden muss. Diese Simulationen wollen wir unter Berücksichtigung der aktuellen Entwicklungen alle fünf Jahre wiederholen, um rechtzeitig auf Veränderungen reagieren zu können. Nun sind Berechnungen das Eine. Wir müssen aber auch Überlegungen anstellen, wie den prognostizierten negativen Auswirkungen entgegen gewirkt werden kann. Beispielsweise, ob und wie das Ertragsrisiko durch Arten- und Sortenwahl oder erweiterte Fruchtfolgen gestreut werden kann. Außerdem müssen die Produktionssysteme an den Klimawandel angepasst werden. Zu diesen Fragestellungen laufen verschiedene Forschungsprojekte an der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft. Deren Ergebnisse sollen den Landwirtschaftsbetrieben passgenaue Empfehlungen für deren Anpassung an sich ändernde klimatische Bedingungen geben. www.tmlfun.de Foto: LRA SON

Ernährungswirtschaft

Thüringer Klöße: Regionale Produkte von hoher Qualität Heichelheimer zum Beispiel drucken auf jede Verpackung ihrer Sonntagsklöße den Landwirt, das Feld, die Sorte und den Weg, den die Kartoffel vom Feld bis zu Verarbeitungsbetrieb genommen hat. Transparenter geht es nicht. Wer es ganz genau wissen will, kann diesen Kartoffel- oder Kloßweg anhand der Daten auf der Verpackung unter www.heichelheimer.de exakt nachvollziehen.

Das moderne „Reinheitsgebot“ für Thüringer Klöße Übrigens verarbeiten die Heichelheimer ausschließlich Kartoffeln, die auf Thüringer Feldern groß geworden sind und das Thüringer Kartoffelsiegel tragen. Das ist fast so etwas wie ein Reinheitsgebot. Insofern ist so ein Thüringer Kloß aus der Tiefkühltruhe oder dem Kühlregal auch wirklich ein Thüringer Kloß. Denn: Thüringer Klöße sind ohne Thüringer Kartoffeln undenkbar. Die so genannten ’68er-Jahre gelten gemeinhin als Jahre des Aufbruchs. Und so war das Jahr 1968 in Thüringen auch ein Jahr des Aufbruchs in eine neue Kloß-Epoche. Es schlug die Geburtsstunde der maschinellen Herstellung von Kloßmasse. Die ZBE [Zwischenbetriebliche Einrichtungen, d.R.] Kartoffellagerhaus Heichelheim, Kartoffellagerhaus Andisleben und der VEB Thüringer Früchtekonservierung Greußen schlossen sich zum Zwecke der Produktion von Kloßmasse zusammen. In Heichelheim und etwas später auch in Andisleben wurden die Kartoffeln geschält und die Kloßmasse hergestellt. Mit Kühlfahrzeugen wurde diese dann zum Frosten nach Greußen gefahren. Später frostete man auch in Heichelheim. Damit war der Grundstein für die heutige Kloßmanufaktur Heichelheim gelegt.

Kloßliebhaber können heutzutage durchaus und ohne Bedenken auf das mühselige Reiben der rohen Kartoffeln verzichten, wenn sie ihren Einkauf im Supermarkt bewusst tätigen. Thüringer Hersteller, wie „Heichelheimer“, oder „Emmi’s“ haben es sich zur Aufgabe gemacht, qualitativ hochwertige sogenannte Convenience-Produkte herzustellen und zu vermarkten. So finden sich in den Kühlregalen und Tiefkühltruhen vieler Supermärkte ErText: Torsten Laudien, Foto: Gebhardt

zeugnisse wie Kloßteige mit und ohne Bröckchen, rohe Kartoffelmasse aber auch fertige Klöße, wie die Sonntagsklöße, Kartoffelklöße und Grünen Klöße. Auch Hersteller aus anderen Gegenden bieten Kloßmasse für Klöße Thüringer Art an. Dabei legen die Thüringer Produzenten Wert darauf, dass der Verbraucher mit gleichbleibend hoher Qualität versorgt wird, die er vom Feld bis hin zum Produzenten nachvollziehen kann. Die

So ein Sonntagskloß besteht nicht aus irgendwelchen Kartoffeln, es müssen mehligkochende, sehr stärkehaltige, gelbfleischige Kartoffeln sein. Die wachsen am besten auf den lehmhaltigen Lößböden Thüringens. Farbstoffe und Zusatzstoffe kommen dadurch erst gar nicht in die Klöße. Und: Klöße und Kloßmasse werden in Thüringen industriell nur zwischen September und etwa Ostern hergestellt. Danach sei die Qualität der Kartoffeln für die Produktion nicht mehr ausreichend. In der Saison wird allerdings gut vorgearbeitet und in Kühlhäusern eingelagert, damit es in den Supermärkten niemals zu Engpässen kommt. Merke: Ein Sonntag ohne Klöße verlöre viel von seiner Größe!

www.heichelheimer.de 49

Ernährungswirtschaft

.Der Thüringer Kloß.

Thüringer Klöße, Grüne Klöße, Hütes, auch Knölla sind handgeformte, aus zwei Dritteln rohen geriebenen und einem Drittel zerkochten Kartoffeln hergestellte kugelrunde Nahrungsmittel, die im Original die Größe eines Kindskopfes haben sollen. Im Sinne heutiger Ernährungsgewohnheiten sollte man sich auf die Kopfgröße eines Neugeborenen beschränken.

Kloßrezepte sind Bestandteil der regionalen Kultur in Thüringen. Sie werden von Generation zu Generation weiter gegeben. Es gibt zwischen einzelnen Dörfern, Regionen und Familien Unterschiede in der Zubereitung, die jeweils als das „Originalrezept“ – zur Not bis aufs Blut – verteidigt werden. Der Unterschied besteht insbesondere darin, wie das Verhältnis zwischen rohen und gekochten Kartoffeln ist, ob und welche Semmelbrösel (auch Bröckchen oder Weckbröckla genannt) verwendet werden, ob die Kartoffelstärke, die sich im Reibewasser der rohen Kartoffel absetzt, beigemischt wird und ob geschwefelt wird. Auch über die „richtige“ Konsistenz der verzehrfertigen Klöße gibt es unterschiedliche Ansichten, wobei sehr weiche, auf dem Teller zerfließende oder festere, bis hin zu kugelstabilen Zubereitungen bevorzugt werden können.

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Eine besondere Wissenschaft Thüringen, das „grüne Herz Deutschlands“, ist für vieles bekannt – für seine Landschaft, seine Gastfreundschaft und seine leiblichen Genüsse. Bei letzteren ragen zwei Speisen ganz besonders heraus. So sehr, dass sie mit großem Stolz den Beinamen „Thüringer“ führen. Gemeint sind die Thüringer (Rost-)Bratwürste und – natürlich – die Thüringer Klöße. Wenn es um diese kulinarischen Heiligtümer geht, verstehen die Thüringer auch keinen Spaß. Mehr noch: Sie machen eine Wissenschaft daraus. In diesem Falle die „Kloßologie“. Der Erfurter Kloßpfarrer Matthias Gose macht diese Wissenschaft populär.

Damit sich ein Wissensgebiet mit Fug und Recht Wissenschaft nennen darf, müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein: Forschung und Lehre. Derzeit bedeutendster Vertreter der „Kloßologie“ ist der Erfurter „Kloßpfarrer“ Matthias Gose. Der 36-jährige studierte Historiker widmet ein Gutteil seines Berufslebens seiner großen Leidenschaft, dem Thüringer Kloß. Die hat er von seiner Großmutter geerbt, einer würdigen alten Dame aus Georgenthal, die den kleinen Matthias schon in jungen Jahren in die Geheimnisse der Kloßherstellung einführte. „Ein Sonntag ohne Klöße verlöre viel von seiner Größe“ – diese Thüringer Volksweisheit hat Matthias Gose so verinnerlicht, dass er alle Geheimnisse der „Kloßologie“ zu ergründen versuchte. Veröffentlicht hat er seine Forschungsergebnisse in einem kleinen Büchlein, das unlängst erschienen ist. Es beinhaltet unter anderem seine „Lehrtraktate“, die er in eigenen Lehrgängen in einer Ausbildungseinrichtung für angehende Gastronomen in Erfurt, dem DEHOGA Thüringen Kompetenz-

zentrum, an „Kloßologie-Eleven“ jeden Alters weitergibt. Der heutige Erfurter Kloßpfarrer sieht sich als Hüter eines wichtigen Erbes. Begründer der „Kloßologie“ war Carl Wilhelm Ernst Putsche (1765-1834), ein vielseitig interessierter Pfarrer aus dem kleinen Örtchen Wenigenjena. Das besondere Interesse dieses Gottesmannes galt der Kartoffel. Darum veröffentlichte er zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein Buch mit dem Titel „Versuch einer Monographie der Kartoffeln oder ausführliche Beschreibung der Kartoffeln, nach ihrer Geschichte, Charakteristik, Kultur und Anwendung in Deutschland“. Neben dem DEHOGA Thüringen Kompetenzzentrum wird die „Kloßologie“ heute noch an einem weiteren Ort gepflegt, in der Thüringer Kloß-Welt Heichelheim. Hier befinden sich neben dem weltweit einzigartigen Kloßmuseum auch eine Kinder Kloß-Welt und die Thüringer Kloß-Manufaktur. Die Kloß-Welt Heichelheim gilt damit als das Mekka der „Kloßologie“. Text: Torsten Laudien, Fotos: Torsten Laudien, Gebhardt

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