Texte für junge Spieler Freimund Pankow Sankt Nikolaus in Not Wintermärchen nach FELIX TIMMERMANNS

January 14, 2018 | Author: Ute Simen | Category: N/A
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1 Texte für junge Spieler Freimund Pankow Sankt Nikolaus in Not Wintermärchen nach FELIX TIMMERMANNS Bestimmun...

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Texte für junge Spieler - 207

nicht so einfach, denn als Himmelsboten haben sie kein

Freimund Pankow

Geld und dürfen auch selbst niemanden bitten oder gar

Sankt Nikolaus in Not

aus dem Bett klingeln! Doch der findige Knecht Ruprecht

Wintermärchen nach FELIX TIMMERMANNS

weiß Rat und bittet den Dichter, den Lampenputzer, die Baronin und den Turmwächter um Hilfe ...

Bestimmungen über das Aufführungsrecht

Spieltyp: Wintermärchen

Das Recht zur einmaligen Aufführung dieses Stückes

Bühnenbild: Einfache Bühne genügt

wird durch den Kauf der vom Verlag vorgeschriebenen

Spieler: 12 Spieler/innen, davon mind. 3m

Bücher erworben. Für jede Wiederholung bzw. weitere

Spieldauer: Ca. 50 Min.

Aufführung des Stückes muss eine vom Verlag

Aufführungsrecht: 12 Bücher

festgesetzte Gebühr vor der Aufführung an den

Personen:

Deutschen Theaterverlag, Grabengasse 5, 69469

Der Lampenputzer

Weinheim gezahlt werden, der dann die

Der Nachtwächter Dries Andijvel

Aufführungsgenehmigung erteilt.

Trinchen Mutser

Für jede Aufführung in Räumen mit mehr als 300 Plätzen

Der Dichter Remoldus Keersmaeckers

ist außer dem Kaufpreis für die vorgeschriebenen

Frau Dr. Vaes

Rollenbücher eine Tantieme an den Verlag zu

Die Baronin

entrichten.

Sankt Nikolaus

Diese Bestimmungen gelten auch für

Knecht Ruprecht

Wohltätigkeitsveranstaltungen und Aufführungen in

Das Eselchen

geschlossenen Kreisen ohne Einnahmen.

Cäcilie

Unerlaubte Aufführungen, unerlaubtes Abschreiben,

Mutter

Vervielfältigen oder Verleihen der Rollen müssen als

Vater

Verstoß gegen das Urheberrecht verfolgt werden. Den

1.

Bühnen gegenüber als Handschrift gedruckt.

Der Vorhang öffnet sich. Die Bühne zeigt ein flämisches

Alle Rechte, auch die der Übersetzung, Verfilmung,

Kleinstadtbild mit den typischen barocken Giebeln:

Rundfunk- und Fernsehübertragung, sind vorbehalten.

Vorn links der "Verzuckerte Nasenflügel"; hinten links

Das Recht zur Aufführung erteilt ausschließlich der

das Haus der Frau Dr. Vaes mit dem Mansardenzimmer

Deutsche Theaterverlag, Grabengasse 5, 69469

des Dichters, mittig das herrschaftliche Haus der

Weinheim/Bergstraße.

Baronin, rechts die Frontseite der Kirche mit Turmstube;

Für die einmalige Aufführung dieses Stückes ist der Kauf

vorn rechts Cäcilies Zimmer mit Fenster und Kamin; in

von 12 Textbüchern vorgeschrieben. Zusätzliche

der Mitte ein Marktbrunnen; drei Laternen über die

Textbücher können zum Katalogpreis nachbezogen

Bühne verteilt, davon eine vor dem Haus der Baronin.

werden.

(Hinweise zum Bühnenbild vgl. Anmerkung am Schluss)

Kurzinfo: Felix Timmermanns' bekannte Geschichte vom Schoko-

Es wird Abend. Der Lampenputzer zündet die Laternen

ladenschiff, das sich ein armes Kind zu Weihnachten

an, trinkt zwischendurch aus einem Flachmann und

wünscht, wird in dieser Dramatisierung atmosphärisch

verschwindet wieder. Der Dichter sitzt dichtend am

dicht und nah an der Vorlage erzählt. Ein Stück für alle,

Brunnenrand, andere spazieren über den Marktplatz,

die ihr Publikum mit einem Wintermärchen verzaubern

Trinchen Mutser preist ihre Waren an. Allmählich wird es

wollen.

dunkler und in den Häusern gehen die Lichter an, man

Als alle Geschenke verteilt sind, fällt es Sankt Nikolaus

sieht dahinter gelegentlich Menschen im Schattenriss.

auf: Für die kleine Cäcilie ist nichts mehr übrig, das

Dichter:

Eselchen hat genascht! Nun heißt es, in der Dunkelheit

(dichtet fröstelnd und kritzelt in eine Kladde)

jemanden aufzutreiben, der für sie das Schiff bei

Es war ein Abend ... von flaumweicher Stille ...

Trinchen, der Ladenbesitzerin, kauft. Und das ist gar

flaumweicher Stille ... und ... und lilienreiner 1

Friedsamkeit. Die Menschen gingen schlafen. - Das ist

auf dem ich sitzengeblieben bin. Wie sehr ich sie auch

gut, ja, so soll es beginnen.

angepriesen habe, niemand hat sie gekauft. Morgen

Trinchen:

wird das Schiff keiner mehr haben wollen. Was musste

Heda, Remoldus! Remoldus Keersmaeckers, heute ist

ich mich auch ausgerechnet in dies teure Stück

Nikolaus. Hast du schon alles beisammen für deinen

vergucken. Sieh doch nur, wie sie aus allen

Nikolausstiefel?

Schornsteinen weiße Watte raucht, wie schön die

Dichter:

Zuckerrosetten und der Name aus reinstem Zuckerguss

Störe mich nicht, Trinchen, gerade habe ich den Anfang

neben dem Silberpapier leuchten!

meiner Ode gefunden!

Dichter:

Trinchen:

In der Tat: ein prachtvolles Stück. Ich würde es dir

Verzeih! - Aber schau, ich habe noch einige herrliche

abkaufen, wenn ich etwas Geld hätte.

Lebkuchen. An Nikolaus wirst doch auch du dir etwas

Trinchen:

leisten wollen.

Etwas Geld? Ein Vermögen hat es gekostet, und ich bin

Dichter:

ruiniert, wenn es stehen bleibt.

Ach, Trinchen, nichts kann ich mir leisten, nichts. Das

Es hat so viel gekostet wie alle Leckereien zusammen,

Dichten bringt ja nichts ein und ich kaue vor Hunger

die ich in diesem Jahr verkauft habe. Mein ganzer

schon an den Haaren. Frau Dr. Vaes bin ich seit zwei

Verdienst geht drauf. Wo habe ich nur meine Gedanken

Monaten die Miete schuldig. Wäre sie nicht so stark

gehabt! So ein kostbares Stück für meinen kleinen

erkältet, hätte sie mich sicher schon an die Luft gesetzt.

Laden! Alle Mütter sind mit ihren Kindern gekommen,

Trinchen:

um es sich anzusehen, aber kein Mensch fragte nach

Ich mache dir einen Sonderpreis: drei Kuchen für zwei

dem Preis.

Groschen.

Dichter:

Dichter:

So ist nun dein Herz in einen Dornbusch gefallen und

Gib Ruhe jetzt! Wie soll ich dichten, wenn mir das

gänzlich durchstochen und durchbohrt. Ich werde

Wasser im Munde zusammenläuft!

dankbar an dich denken, wenn ich den geschenkten

Ach, ihr Götter des Olymps, wie kann ich euch und die

Kringel esse.

Herrlichkeit des griechischen Himmels besingen, wo mir

(ab)

doch so der Magen knurrt.

Trinchen:

Trinchen:

So lass ihn dir schmecken. Und wenn du jemand triffst,

Zwei Kuchen für einen Groschen? Einen Groschen wirst

der noch ein Geschenk sucht ...

du wohl noch haben, Remoldus.

Schon ist er weg.

Dichter:

(Sie geht in ihren Laden. Man hört starkes, heftiger

Nicht einmal mehr Tabak habe ich, um mich an meinem

werdendes Husten im Hause Vaes. Das Licht im Haus

Pfeifchen etwas aufzuwärmen.

geht an. Im Schattenspiel ist zu erkennen, dass Frau Dr.

Trinchen:

Vaes den Mantel, Schal und Hut anzieht. Dann tritt sie

(gibt ihm einen Lebkuchenkringel)

hustend aus der Tür und geht hinüber zu Trinchen

Ach je. Nimm hin, Remoldus, ich kann das nicht mit

Mutsers Haus)

ansehen, wo doch heute Nikolaus ist. Und ein wenig Tabak sollte ich auch noch irgendwo haben. Warte, ich hole ihn rasch. Dichter: Ach, Trinchen, wie soll ich dir das danken? Ich werde

2.

dich und deine Güte besingen, ja.

Vaes:

Trinchen:

Trinchen! He, Trinchen Mutser, mach auf! Ich bin es!

Tu das nur, Remoldus, - und vergiss dabei nicht, die

Trinchen:

"Kongo" zu erwähnen, das herrliche Schokoladenschiff,

Ach, die Frau Doktor! Guten Abend, Frau Doktor Vaes, 2

guten Abend. Womit kann ich Ihnen dienen?

Trinchen:

Vaes:

Gute Nacht, Frau Doktor Vaes. Meine Empfehlung an

(fortwährend hustend)

den Herrn Doktor und Ihnen gute Besserung. Beehren

Guten Abend. Hustenbonbons! Schnell Varenbergsche

Sie mich bald wieder! - Das wird eine trübe Nacht

Hustenbonbons! Ich ersticke fast.

werden, ich weiß gar nicht, ob ich vor Kummer

Trinchen:

einschlafen kann.

Aber natürlich, Frau Doktor, sofort. Wenn Sie sich bitte

(sie geht ins Haus)

einen Augenblick gedulden wollen. Vaes:

(Die Spielfläche wird links abgedunkelt, rechts etwas

Ist das eine Kälte dieses Jahr! Wie soll da auch ein

erhellt; Cäcilie wartet auf den Nikolaus, sie schaut aus

Mensch gesund bleiben! - Beeil dich doch, Trinchen,

dem Fenster, setzt sich zum Kamin, nimmt das Kissen in

willst du mich erfrieren lassen?! - Nein, diese Kälte, diese

den Arm und wartet; die Eltern kommen hinzu)

Kälte!

3.

Trinchen:

Mutter:

Nicht wahr? Wie mag das nur erst an Weihnachten sein,

Du schläfst ja noch nicht, Cäcilie. Es ist spät.

wenn es zu Nikolaus schon so friert! - Hier Ihre

Cäcilie:

Hustenbonbons, macht einen Franken.

Ich warte auf Sankt Nikolaus, Mama. Er muss gleich

Vaes:

kommen.

Nikolaus? - Schreib's an! - Ist heut Nikolaus?! Hab ich

Vater:

doch über der Erkältung ganz vergessen - die Kinder!

Wozu das Kissen, willst du heute vor dem Kamin

Trinchen:

schlafen? Geh doch zu Bett, denn wenn Sankt Nikolaus

(hoffnungsvoll)

dich sieht, wird er nicht kommen. Von Kindern lässt er

Oh! Da hab ich doch noch ganz etwas Besonderes - grad

sich bestimmt nicht erwischen, wenn er die Geschenke

wie für Sie gemacht. Sehen Sie nur mal, Frau Doktor

durch den Kamin wirft.

Vaes, was für ein schönes Schiff! Wenn ich Sie wäre,

Cäcilie:

dann würde ich Ihren Kindern nichts anderes zum Sankt

Ich habe ihn schon gesehen, ihn und Knecht Ruprecht,

Nikolaus schenken als dieses Schiff. Sie werden selig sein

mit dem vollgepackten Eselchen, als sie vom Himmel

wie im Himmel.

heruntergekommen sind.

Vaes:

Mutter:

Ach, Trinchen, Sankt Nikolaus ist ein armer Mann und

Wie das? Wie soll das gehen?

die Kinder werden schon viel zu sehr verwöhnt.

Cäcilie:

Außerdem gehen die Geschäfte vom Herrn Doktor

Ganz einfach: Der Mond hat sich weit geöffnet, so dass

schlecht.

das echte Licht des Himmels hervorstürzte wie ein

(tut geheimnisvoll)

silberner Wasserfall. Durch dieses hell leuchtende Tor

Weißt du wohl, Trinchen, dass es in diesem Winter fast

kamen Sankt Nikolaus, Knecht Ruprecht und das schwer

keine Kranken gibt? Und an mir verdient er ja nichts.

beladene Eselchen. Das stellte sich auf den Mondstrahl,

Wenn das nicht besser wird, weiß ich gar nicht, was wir

stemmte die Beine steif und glitt sachte hinunter wie auf

anfangen sollen. - Nein, nein, gib mir - gib mir - zwei

einer schrägen Eisbahn. Sankt Nikolaus hielt sich an

von den Pfefferkuchenhähnen da, - für jedes Kind einen.

seinem Hals fest und Ruprecht hatte den Schwanz

Trinchen:

gefasst und ließ sich mitziehen. Auf dem Marktplatz sind

Ja gewiss, Frau Doktor Vaes. Das macht dann noch mal

sie gelandet, ich hab's genau gesehen. Sie sind von Tür

einen Franken. - Aber schade ist,'s doch - für die Kinder -

zu Tür gegangen und haben in jedem Haus, in dem ein

das schöne, schöne Schiff.

Kind wohnt, Leckereien durch den Kamin geworfen,

Vaes:

manchmal auch eine Rute.

(hält die Hähne hoch und geht ab)

Vater:

Schreib's an! Gute Nacht.

Sieh mal an. Und nun meinst du, dass er auch zu dir 3

kommen wird? Warst du denn brav oder wirst du auch

Nichts. Leer. - Hier nichts, da nichts, dort auch nichts,

eine Rute bekommen?

alles leer. Wir sind fertig.

Cäcilie:

Nikolaus:

Natürlich war ich brav. Sankt Nikolaus wird mir ganz

Ja, und die kleine, artige Cäcilie?!

sicher das große Schokoladenschiff von Trinchen Mutser

Ruprecht:

herunterwerfen. Und damit es beim Fallen nicht kaputt

O je, Cäcilie!

geht, habe ich das Kissen hingelegt.

(sucht in seinen Taschen)

Mutter:

Nirgends ein Restchen, kein Apfel, keine Nuss, nicht eine

Dann solltest du nun aber schnell schlafen gehen,

einzige Rosine mehr, - nicht mal ein

Cäcilie. Wo noch ein Kind wach ist, kommt Sankt

Honigkuchenkrümel.

Nikolaus nicht, soviel ich weiß.

Nikolaus:

Cäcilie:

Sollten wir uns denn verzählt haben? Du hast doch alles

Gute Nacht. Ich gehe in mein Bett, aber ich werde sicher

eingepackt?

erst einschlafen können, wenn das große Schokoladen-

Ruprecht:

schiff auf meinem Kopfkissen liegt.

Ja Herr, alles.

(ab)

(sieht das Eselchen scharf an)

Mutter:

Eselchen?! Du hast doch nicht etwa - du hast doch nicht

Gute Nacht, Cäcilie, schlaf schön.

genascht?

Vater:

Eselchen:

Ja, gute Nacht.

(senkt betrübt und schuldbewusst den Kopf)

(beide gehen ab)

I-ah. Ruprecht:

(Der Lampenputzer kommt, kontrolliert die Lampen,

Aha, da haben wir's. Ich dacht' es mir.

trinkt zwischendurch aus einer Schnapsflasche und geht

Nikolaus:

wieder ab. Nikolaus und Ruprecht kommen mit dem

Lass das, Ruprecht! Du weißt sehr gut, dass das Eselchen

Eselchen, Körbe und Säcke sind leer)

nichts andres sagen kann als ja. Das hilft jetzt auch nicht weiter. (Cäcilie ist unterdessen wieder ans Fenster gegangen und hört den beiden zu. Sie wird zusehends

4.

bekümmerter)

Ruprecht:

Ruprecht:

(setzt sich auf den Brunnenrand, packt zusammen und

Verzeih, Heiliger Herr. - Was machen wir nun?

zündet sich eine Pfeife an)

Nikolaus:

Da wären wir bis zum nächsten Jahr wieder einmal

Wir ... wir müssen etwas für sie haben, das geht nun mal

fertig. Mir tun auch schon die Beine weh.

nicht anders. Du musst etwas besorgen, Ruprecht, -

Nikolaus:

irgendwoher! Lauf durch die Läden und Geschäfte und

Wie, Was?! Ist denn nichts mehr drin?

kaufe ein. Es muss doch noch irgendwo etwas zu

Ruprecht:

bekommen sein.

(schüttelt den Kopf)

Ruprecht:

Nein, hoher Herr.

Ha, irgendwoher! - Es ist alles ausverkauft. Und jetzt, um

Nikolaus:

diese Zeit, so mitten in der Nacht? - Irgendwoher,

Sieh noch einmal nach! Du musst dich irren!

papperlapapp!

(Ruprecht wühlt in Sack und Korb)

Nikolaus:

Nikolaus:

Gerade für die kleine brave Cäcilie brauchen wir etwas

Nichts? Da auch nicht?

Schönes. Sie darf nicht leer ausgehen! - Ist denn wirklich

Ruprecht:

nichts mehr drin? 4

Ruprecht:

Hüte dich!

Nein, Heiliger Herr, so wenig wie in meinem Geldbeutel.

Nikolaus:

5.

(zu Cäcilie)

Cäcilie:

Nun weck sie rasch auf!

(ist nun vorsichtig hinzugekommen)

Cäcilie:

Guten Tag, lieber Sankt Nikolaus.

(klopft und ruft)

(Nikolaus, Ruprecht und das Eselchen fahren ertappt

Trinchen Mutser! Ich bin es, Cäcilie - und Sankt Nikolaus.

herum)

Wach auf! Wir wollen das Schokoladenschiff holen.

Alles ist noch nicht ausverkauft. Bei Trinchen Mutser

Trinchen! Wach doch auf!

steht noch die "Kongo", ein großes Schokoladenschiff.

(es rührt sich nichts)

Ruprecht:

Ruprecht:

Und du meinst, es steht auch jetzt noch da, jetzt in der

Du bist zu leise. Warte, ich werde meinen Schuh

Nikolausnacht?

ausziehen, dann kannst du damit klopfen. Sie hört dich

Cäcilie:

nicht.

Ja, ja, als sie das Licht gelöscht haben, stand's noch

Nikolaus:

immer an derselben Stelle. Ich hab's von meinem Fenster

Nein, Ruprecht, nein! Kein Drehen und kein Deuteln!

aus gesehen.

Gott ist heller um uns als dieser Mondschein und duldet

Nikolaus:

keine Advokatenkniffe.

(streicht ihr gütig übers Haar)

Ruprecht:

Hast dir das schöne Schiff wohl häufig angeschaut? -

Hm, ja. Da habt Ihr Recht.

Ruprecht, ich will es haben! Dies Schiff für die kleine

(zu Cäcilie)

Cäcilie und nichts anderes. Koste es, was es wolle.

Und doch kannst du sicher sein, dass er sich lieber einen

Ruprecht:

Finger abgebissen hätte, um an dein Schiff zu kommen,

Na, auf zu Trinchen Mutser! Komm, Cäcilie; vorwärts,

nicht Eselchen?

Eselchen!

Eselchen:

(sie gehen los)

I-ah!

Ruprecht:

Cäcilie:

(hält plötzlich inne und zupft Nikolaus am Ärmel)

(will weinen)

Wenn aber - wenn sie nun schon schläft?

Wach doch auf, Trinchen Mutser! Wach doch bitte, bitte

Nikolaus:

auf!

Ja richtig! O weh, wir dürfen ja niemand wecken.

Nikolaus:

Cäcilie:

(versucht sie zu trösten)

Ich auch nicht?

So lass dir doch was einfallen, Ruprecht! Ich kann das

Nikolaus:

nicht mit ansehen. Weine nicht, Cäcilie, du bekommst

Na bravo! Wir sind gerettet, kommt!

dein Schiff.

(sie kommen bei Trinchen an)

Ruprecht:

Ruprecht:

(zweifelnd)

(buchstabiert)

Hoffentlich! - Weißt du denn keinen Ausweg, Eselchen?

Zum ver-zuk-ker-ten Na-sen-fIü-gel. Hier sind wir richtig.

Eselchen:

Nikolaus:

I-ah!

Lesen war noch nie deine Stärke, Ruprecht. Das kann das

Ruprecht:

Eselchen ja besser.

Ja? - Ach was! Was sollst du andres sagen. Doch halt!

Eselchen:

Den Kerl mit den Affenhaaren auf dem Vorhang, den

I - ah!

darf ich doch rufen, der schläft nicht!

Ruprecht:

Nikolaus:

(droht ihm)

Der Dichter! Ja natürlich, der Dichter! Warum sind wir 5

nicht gleich darauf gekommen?! Schnell, er hat noch

(kommt)

Licht!

Da bin ich schon.

Ruprecht:

Ruprecht:

Dann wollen wir mal, ehe er uns auch noch einschläft.

(reimt)

Hoppla, Eselchen, lauf zu - zum Dichter!

Wie schön, mein Sohn.

(sie gehen hinüber. Ruprecht formt Schneebälle (aus

Nikolaus:

Watte) und wirft sie oben ans Fenster)

Lasst uns keine Zeit verlieren, schnell.

6.

(sie gehen zu Trinchen)

Dichter:

Dichter:

(öffnet das Fenster)

(ruft mit melodischem Singsang in der Stimme)

Welche Muse kommt, mir Heldengesänge zu diktieren?

Trinchen, Trinchen Mutser!

Küss mich, o küss mich, holde Muse!

Ruprecht:

Ruprecht:

So geht das nicht, so kriegst du sie nicht wach - mit

Ja, du mich auch. Quatsch, küss mich! Schau mal her, du

Heldengesängen. Du musst schon feste klopfen.

Held! Hier ist Sankt Nikolaus und ich bin Ruprecht, sein

Dichter:

getreuer Knecht. Wir brauchen dich.

(rammelt heftig gegen die Tür)

Dichter:

Heda, - aufwachen, aufwachen!

Sankt Nikolaus? O Götterhimmel! Ich dichte doch gerade

7.

griechisch, ihr passt in meine Verse nicht.

Trinchen:

Nikolaus:

(reißt das Fenster auf)

Du sollst nur Trinchen Mutser für uns wecken. Wir

Was ist los?! Geht die Welt unter?!

dürfen's nicht und Cäcilie ist wohl zu schwach dazu. Die

Nikolaus:

wacht nicht auf.

Wir kommen wegen des großen Schokoladenschiffes.

Ruprecht:

Trinchen:

Danach kannst du sogleich der holden Dichtkunst

(knallt sofort das Fenster zu, macht Licht und kommt

wieder frönen.

rasch heraus im Nachtgewand, einen Strumpf noch in

Dichter:

der Hand)

Oh, welch gewählte Sprache! Ich komme, ich eile herab

Herr Bischof, - das Schiff ist noch da. Ihr findet weit und

zu euch auf flinken Füßen.

breit kein besseres. Eine wahre Kostbarkeit ist dieses

(er verschwindet)

Schiff, aus allerfeinster Schokolade.

Ruprecht:

Ruprecht:

Wir werden auch die Musen von dir grüßen.

Das ist uns ganz egal. Gib es uns nur, wir brauchen es

Nikolaus:

sehr dringend und sofort.

Ruprecht, du dichtest besser als du lesen kannst.

Trinchen:

Eselchen:

Aber natürlich, gern. Es kostet zwan... - fünfundzwanzig

I-ahhh!

Franken.

Ruprecht:

Cäcilie:

Vielen Dank, Heiliger Herr.

Das ist nicht wahr! Zwanzig - es hat nur immer zwanzig

(zum Eselchen)

Franken gekostet!

Und du halt's Maul!

Trinchen:

Nikolaus:

Sei still, was verstehst denn du davon!

Ruprecht!!!

(Nikolaus und Ruprecht sehen sich entsetzt an)

Ruprecht:

Ruprecht:

Soll ich mich denn fortwährend von ihm verspotten

Ich fürchte fast, es spielt gar keine Rolle, ob zwanzig

lassen?!

oder fünfundzwanzig Franken.

Dichter:

Nikolaus: 6

Franken! Geld!

und will Sankt Nikolaus sein! Verschwindet!!

(sieht Cäcilie bedauernd an)

Nikolaus:

Wir haben keins. Im Himmel hat man das nun mal nicht

(ärgerlich)

nötig.

Wir brauchen aber das Schiff, sonst hat Cäcilie kein

Trinchen:

Geschenk vom Heiligen Nikolaus. - Sei doch nicht gar so

Was?! Kein Geld? Hab ich recht gehört?

herzlos und so hart!

Nikolaus:

Trinchen:

Ja, leider. Wir haben kein Geld.

Nichts da! Erst das Geld!

Trinchen:

(sie knallt die Tür zu, das Licht geht aus)

Der auch nicht?

Nikolaus:

Ruprecht:

Ach, das Geld hat alle Bruderliebe vergiftet.

Nein.

Dichter:

Trinchen:

Bruderliebe - welch schönes Wort! Das muss ich mir

Und der?

aufschreiben ...

Dichter:

Ruprecht:

Ich? Ich habe selber Hunger. Dem Doktor bin ich schon

Tja, da wären wir nun am Ende unserer Kunst. Eselchen,

acht Wochen Miete schuldig. Es ist halt mit der

so schlimm ist's uns noch nie ergangen in der Nikolaus-

Dichtkunst schwerlich Reichtum zu erwerben. - Ja,

nacht.

wenn's mit ein wenig Pfeifentabak ginge, den hab ich

Eselchen:

noch. Nicht viel, doch: immerhin - für ein paar Pfeifchen

(traurig)

könnt es reichen.

Iii - aaahh !!

(er hält ihr den Tabak hin)

(Cäcilie bricht in Tränen aus)

Trinchen:

Nikolaus:

Was soll ich damit? Fünfundzwanzig Franken!

Weine nicht, Cäcilie. Es geht am Nikolausabend kein so

(zu Cäcilie)

braves Kind wie du leer aus. Du bekommst dein Schiff.

Dich kenn ich, du hast ohnehin kein Geld.

Ruprecht:

Nikolaus:

Wir wissen leider nur nicht wie.

Es ist doch Gott zuliebe. Bitte. Das Schiff soll für die

Dichter:

kleine Cäcilie sein zum Nikolaus.

(schwärmerisch)

Trinchen:

Bruderliebe - ein gewaltiges Wort! Dieser Klang! Diese

So weit kommt das noch. Ein Bischof und kein Geld!

Leuchtkraft: Bruder - liebe!

Jetzt geh'n die Diebe schon in Bischofskleidern. Aber

Ruprecht:

mich könnt ihr nicht bestehlen, eine ehrliche

(zum Dichter)

Kaufmannsfrau, mich nicht! - Schert euch raus! Zu Hilfe!

Geh du einstweilen nur zurück zu deinen griechischen

Hilfe! Diebe!

Göttern und dichte fleißig weiter. Wir brauchen dich

Ruprecht:

nicht mehr.

(fasst sie an)

Nikolaus:

Ruhig, sei ruhig! Mach nicht solch Geschrei! Du weckst

Und vielen Dank für dein Bemühen. Gott wird's dir

ja alles auf!

lohnen.

Trinchen:

Dichter:

Heiliger Antonius und Sankt Nikolaus steht mir bei! Lass

Die Götter nicht, den griechischen Olymp / werd ich

mich los!

hinfort besingen.

Nikolaus:

O nein, mein neuestes Gedicht / wird von der

Aber ich bin doch selbst Sankt Nikolaus!

Bruderliebe klingen.

Trinchen:

Und ich will gleich beginnen. Lebt wohl.

So siehst du aus! Hat keinen roten Heller aufzuweisen

(er geht ab) 7

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