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October 14, 2016 | Author: Barbara Bader | Category: N/A
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Am 28.02.04 findet die Jahreshauptversammlung der Jusos München mit dem Thema Europa statt. Antragsschluss ist der 18.02.04. Der Bezirksvorstand der Jusos Oberbayern ist neu gewählt worden: Stefan Jagel (Vorsitzender), Simone Burger, Martin Heigl, Saskia Baer, Quirin Schimeta, Jana Krystlik, Tobias Utikal, Johanna Croon, Max-Benedikt Bauer und Dominic Dauphin. Die Jusos Oberbayern haben jetzt eine neue homepage: www.jusos-oberbayern.de.

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Impressum: Links im Druck - Die Mitgliederzeitschrift der Münchner Jusos

Druck: V.i.S.d.P. : Redaktion: Layout: Auflage: Erscheinungsweise:

Osiris Druck, Karl-Heine-Str. 99, 04229 Leipzig Markus Henn, c/o Jusos München, Oberanger 38/IV, 80331 München Viola Unger, Simone Burger, Hanna Kappstein Markus Henn, Michael Raab (Cover) 550 11 Ausgaben pro Jahr

Wir freuen uns über Mitarbeit, Kritik, Artikel und andere Rückmeldungen; Kontakt über [email protected] oder über Markus Henn, tel. 79 109 947. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder. Die Redaktion behält sich vor, Artikel abzulehnen oder zu kürzen. Wenn Sie spenden wollen: Jusos München, Konto-Nr. 111 500, Stadtsparkasse München, BLZ 701 500 00. Wir stellen Ihnen unaufgefordert eine steuerabzugsfähige Spendenquittung aus.

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EDITORIAL

Inhalt 4

Schwerpunkt Felix Fechenbach von Oliver Kohlmaier und Nikolaus Gradl

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Schwerpunkt Die „Sektion der 18jäh rigen“ in der SPD von Maxi Besold

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Schwerpunkt Hans Kolo

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Schwerpunkt Jürgen Heckel

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Schwerpunkt Manfred Jena

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Schwerpunkt Ernst Wolowicz

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Schwerpunkt Christine Strobl

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Schwerpunkt Hannes Gräbner

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Schwerpunkt Christoph Moosbauer

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Schwerpunkt Nikolaus Gradl

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Das letzte Wort von Christian Schiffer

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90 Jahre Münchner Jusos Aus Anlass des 90jährigen Bestehens der Münchner JungsozialistInnen am 3. Februar 2004 wird in dieser Ausgabe ausschließlich Selbstschau betrieben. Den Anfang macht ein Portrait von Felix Fechenbach, der als der Gründer der Münchner Jusos gelten darf. An Äußerungen Fechenbachs knüpft Maxi Besold vom Archiv der Münchner Arbeiterbewegung e.V. eine kurze Betrachtung über die Jugend an. Wie sich die Jugend innerhalb der Münchner SPD in den vergangenen Jahrzehnten politisch begriffen und versucht hat, lassen die restlichen Beiträge erahnen: Ehemalige Vorsitzende und Sprecher der Münchner Jusos wurden gebeten, von ihrer Amtszeit zu berichten. Die eingetroffenen Beiträge sind eingebettet in eine Chronik der Vorstände der Münchner Jusos, soweit diese bekannt waren oder in Erfahrung gebracht werden konnten. Unvollständigkeiten und Fehler waren dabei wohl unvermeidbar; wir bitten insbesondere Betroffene, solche zu entschuldigen und uns mitzuteilen, damit vielleicht zum 100jährigen Jubiläum eine umfassende und korrekte Chronik erstellt werden kann. Markus Henn

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SCHWERPUNKT

3. Februar 1914 Gründung der „Jugendsektion“ der Münchner SPD durch Felix Fechenbach Am 28. Januar 1894 wird Felix Fechenbach in einfachen Verhältnissen in Mergentheim geboren. Er kann nur eine äußerst dürftige Schulausbildung wahrnehmen und bricht mit 13 Jahren die Schule ab. 1910 beginnt er eine Ausbildung in einer Schuhwarengroßhandlung und tritt schon im Alter von 16 Jahren in den „Zentralverband der Handlungsgehilfen und -gehilfinnen Deutschlands“ ein. Parallel dazu engagiert er sich in der sozialdemokratischen Jugendbewegung, die für ihn sozusagen zu seiner politischen Heimat wird. 1911 zieht er alleine nach Frankfurt am Main und wird erneut Handlungsgehilfe in einer Schuhwarengroßhandlung, wo er im Alter von 17 (!) Jahren einen Widerstand des Personals organisiert, woraufhin er entlassen wird. Im Jahre 1912 zieht es Fechenbach nach München, wo er nach kurzer Tätigkeit in einem Schuhwarengeschäft als Hilfsarbeiter im Arbeitersekretariat der Gewerkschaft beschäftigt wird. Zusätzlich zu seinem Beratungsjob hält er Vorträge, schreibt für Zeitungen und besucht abends die Fortbildungsschule. Der Chemnitzer Parteitag 1912 empfiehlt, „durch geeignete Maßnahmen die jungen Arbeiter und Arbeiterinnen im Alter von 18 bis 21 Jahren für die Arbeiterorganisation zu gewinnen.“ In München laufen die

Vorbereitungen, so dass für den 3. Februar zu einer Versammlung zum Thema „Jugend und Partei“ in den kleinen Saal des Gewerkschaftshauses in der Pestalozzistraße geladen werden kann, die unter der Aufsicht von Magisterrat Konrad Knieriem und Arbeitersekretär Johannes Timm stattfindet. Fechenbach hält vor etwa 25 Besuchern das Einführungsreferat, und die Konferenz fordert in einer Entschließung, dass die Partei „für jugendliche Arbeiter und Arbeiterinnen im Alter von 18 – 21 Jahren planmäßige Bildungsveranstaltungen in regelmäßigen Abständen abhält. Durch die Veranstaltungen sollen die Jugendlichen im genannten Alter für die Arbeiterorganisation gewonnen und zu dauernden und aufgeklärten Mitgliedern derselben erzogen werden.“ Fechenbach will eigentlich eine ei-

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genständige Organisation gründen, für die er in einem Artikel erstmals den Namen „Jungsozialisten“ verwendet. Die Partei aber lässt sich nur für eine Jugend-Sektion (Gruppe in der Partei) erwärmen und stellt drei Aufpasser für den fünfköpfigen Jungbeirat ab. Dafür handelt Fechenbach mit der Parteiführung den Kompromiss aus, dass der Einladerkreis bis zum Alter von 23 Jahren ausgeweitet werden darf. Doch bevor die „Jugend-Sektion“ so richtig ihre Arbeit durch die Organisation von Referaten und Bildungsveranstaltungen aufnehmen kann, bricht am 1. August der Krieg aus. Während des ersten Weltkrieges erleidet Fechenbach so schwere Verletzungen, dass er für kriegsuntauglich erklärt und in einem militärischen Büro in München eingesetzt wird. Sein politisches Engagement setzt er ohne Umschweife fort und trifft zum ersten Mal mit Kurt Eisner zusammen, der für ihn nicht nur zum Freund, sondern auch zum politischen Weggefährten und Vorbild wird. Von nun an widmete sich Fechenbach ausschließlich der Politik und arbeitete zusammen mit Kurt Eisner auf die Revolution hin, bei der er nicht nur als Organisator, sondern auch als Redner wichtige Funktionen wahrnahm. Unter Kurt Eisner als Ministerpräsident des Freistaates Bayern wird er dessen persönlicher

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Sekretär und Referent. Nach Eisners Ermordung verlässt Fechenbach München im April 1919. Er wird wegen politischer Umtriebe gegen die Regierung Hoffmann verhaftet, kurze Zeit später aber wieder freigelassen. Von nun an widmet sich Fechenbach der journalistischen Tätigkeit. Er beobachtet argwöhnisch die rechtsradikalen Strömungen in Bayern. Als eine zentrale Figur der Revolution vom November 1918 wird der Publizist nun wegen Landesverrats angeklagt. Das Urteil lautet elf Jahre Gefängnis sowie Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf zehn Jahre. Das Urteil stößt in der Öffentlichkeit auf starken Widerstand, und Fechenbach wird nach zwei Jahren und vier Monaten wieder freigelassen. Er geht nach Berlin, arbeitet dort als Redakteur und engagiert sich auch weiterhin in der Sozialistischen Arbeiterjugend. Als einer der ersten Sozialdemokraten überhaupt erkennt er die Gefahr, die von der erstarkenden NSDAP ausgeht und beginnt einen publizistischen Kampf gegen sie. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten kommt Fechenbach ins KZ Dachau. Bei einem Gefangenentransport wird er angeblich „auf der Flucht“ am 7. August 1933 durch mehrere Schüsse ermordet. Die genauen Umstände seines Todes sind bis heute ungeklärt. Oliver Kohlmaier, Nikolaus Gradl ___________________________ Dieser Artikel erschien bereits in einer längeren Fassung im Mai 2003 in Links Im Druck (Kürzungen durch die Redaktion).

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Die „Sektion der 18jährigen“ der Münchner SPD1 „Es wurde mir damals aus der Schweiz eine sozialistische Jugendzeitschrift zugeschickt, sie hieß „Die Jugendinternationale“, Herausgeber war ein gewisser W. Münzenberg. Ich kannte ihn nicht, wusste nichts über ihn und wunderte mich, dass ihm meine Adresse bekannt war. Tatsächlich berichtete das Blatt regelmäßig über die sozialistischen Jugendgruppen in den verschiedenen Ländern und ihre Veranstaltungen, es war natürlich gegen den Krieg. Das alles gefiel mir recht gut, und ich las mitunter an unseren Abenden daraus vor,– die Genossen sollten erkennen, dass wir nicht allein standen, dass überall in der Welt die klassenbewusste Jugend ähnlich empfand.“2 „So fürchtete man immer mehr, die „Jugend“ könnte zu radikal, zu stark links orientiert werden und suchte es zu verhindern, wenn wir uns Redner holten, die der „Unabhängigen Sozialdemokratie“ nahe standen. Wir durften zwar einladen, wen wir wollten, aber vor allem bei politischen Vorträgen hatte die Partei ein Einspruchsrecht, das sie auch geltend machte. Natürlich sah man es auch ungern, wenn wir Eisner sprechen lassen wollten, wenigstens, wenn es sich um politische Themen handelte.“3 Es ist doch eigentlich immer das Gleiche – die Jugend ist immer zu radikal und zu links. Ich erinnere mich an die Zeit nach 1945, als ich mit jungen Genossinnen und Genossen bei den Zusammenkünften im Hochhaus war. Wir diskutierten über vieles. Wir wollten ein demokratisches friedliches Deutschland aufbauen, ohne Armut, ohne Reichtum. Karriere machen war für uns ein Fremdwort. So sprachen wir über Gerechtigkeit und glaubten beispielsweise dass Bodenbesitz ungerecht ist. Die Erde gehört allen und soll nicht zum Geschäfte machen dienen! Und heute müssen wir uns wehren, dass unser Wasser nicht zum Spekulationsobjekt wird. Wir fragen uns: Ist die Jugend wirklich zu radikal? Maxi Besold, Jahrgang 1921 Archiv der Münchner Arbeiterbewegung e.V. _________________________________________________________________ Anmerkungen: 1

Die 1914 von Felix Fechenbach gegründete Jugendsektion der SPD München wurde auch als „die 18 jährigen“ bezeichnet 2 Seite 173, f aus Gerda Walther: Zum anderen Ufer, Remagen 1960 3 Seite 172 aus Gerda Walther: Zum anderen Ufer, Remagen 1960

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Chronik der Münchner Jusos 1914-16 Felix Fechenbach (Vorsitzender); Marie Breitenbach; Josef Breitenbach 1928 Karl Füß (Vorsitzender) 1945 Karl Pfeiffer (verantwortlich); Heinzinger; Tietz 1953 Otto Krämer (Vors.) 1954 Walter Steinmann (Vors.) 1956 Werner Perthel (Vors.); Eduard Höllering; Willi Bopp; Günther Müller; Walter Steinmann

1957-60 Günther Müller 1961 Ewald L. Kreil 1963 Emil Falk (Vors.) 1964-67 Hans Kolo (Vors.); Beisitzer 1966/67: Manfred Marschall; Herbert Streck; Gerda Mayer; Peter Bauer; Herrmann Memmel

Vom „Bibel“-Studium zur Aktion – Vom Diskussionszirkel zum „Überzeugungstäter“ – Die Jusos der 60er Jahre Die Münchner Jungsozialisten (JS) waren bis Anfang der 60er Jahre ein kleiner Kreis, der sich in einer WG des SDS – aber ohne organisatorischen Kontakt zu diesem – am Marienplatz traf und – so das Urteil des damaligen PV – als „Bibelforscher“ mit Marx, Bakunin u.ä. beschäftig-

ten. Der UB-Vorstand löste 1961 diese Gruppe auf und beschloss den Aufbau einer JS-Organisation in allen Kreisverbänden. Die als Disziplinierung gedachte Maßnahme wurde zur Erfolgsstory. Das JS-Sandkastenspiel mit von der Partei überlassenen

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Schäufelchen und Eimerchen, die je nach Laune und Wohlverhalten wieder weggenommen wurden, hatte ein Ende. Die Grundlage für den Erfolg der Jusos war neben der geänderten Organisation und neuen Aktionsformen eine klare inhaltliche Aus-

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richtung und Strategie.

Diskussion und Aktion eränderung schafft V Veränderung - JS engagierten sich in der Partei als Unterkassier, Schriftführer etc., hatten damit Kontakt zu vielen Mitgliedern, saßen in Vorständen, wurden Delegierte, stellten Anträge, schufen formal und inhaltlich eine neue Streitkultur und mischten sich in Personalentscheidungen, - Intensive Seminararbeit in Kochel, Freizeit- und Sportaktivitäten, internationale Kontakte und eine JUSOZeitung stärkten den organisatorischen Zusammenhalt, - Aktionen, Debattenbeiträge auf den Parteikonferenzen, aber auch die Reaktionen einzelner Vertreter des Establishments brachten Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, die ansteckende Wirkung auf den gesamten JUSO Verband bis hin zur Abwahl der eigenen JUSO Spitze am Münchner Bundeskongress 1969 führte zur selbstbewussten Losung „Wir sind die SPD der 80er Jahre“ – blockierte dann aber auch eine ganze Nachfolgegeneration.

Wer etwas nicht will, sucht nach Gründen

Wer etwas will, sucht einen W eg We Entscheidend war die Aufbruchsstimmung nach Godesberg, dieVer-

1968(?)

änderungsbereitschaft und der Wille, die Realitäten und bisherige Antworten der Politik auf den Prüfstand zu stellen und Parteipolitik für den Bürger zu öffnen und transparenter zu machen, - die JS machten deutlich dass die Marxschen „Rezepte“ nicht für die Gesellschaft der 60er Jahre taugen, aber sie waren überzeugt, dass der permanente Wandel – als einzige verlässliche Konstante – nicht nur die Chance bietet, sondern auch verpflichtet, auf Richtung und Dynamik des Wandels Einfluss zu nehmen – hin zu einer gerechteren, freiheitlicheren und solidarischen Gesellschaft, - die JS wussten, dass sie mit einer Doppelstrategie – später häufig falsch interpretiert und diffamiert – einerseits um Mehrheiten für die Partei kämpfen, aber gleichzeitig deren Programmatik und Praxis verändern müssen, dass andrerseits selbst eine absolute Mehrheit im Parlament wirkungslos bleibt, wenn man nicht stets die Bevölkerung von der Richtigkeit seiner Politik überzeugt, d. h. Fisch im Wasser ist.

Die Art der Agitation, die Strategie, aber genauso die Programmatik führten leider auch zu Konflikten:

- mit Teilen der älteren Parteimitglieder, die sich durch Intensität und Zeitdauer der Diskussionen „überfahren“ fühlten und in ihren Vorurteilen bestärkt von einigen Funktionären, die – mit Recht stolz auf die Wiederaufbauleistung – in dem Wunsch der JS nach Veränderung fälschlicherweise Kritik an ihrer Politik sahen oder sich in ihren Funktionen und Mandaten bedroht sahen, - in der Anfangsphase war wohl auch die Nähe der JS zum SDS ein Grund zur Skepsis. Jedenfalls bemühte sich Waldemar von Knoeringen, als stellv. Bundesvorsitzender mit der Umsetzung des Unvereinbarkeitbeschlusses SPD – SDS beauftragt, nicht nur um den Aufbau des SHB, sondern favorisierte als Referenten bei Jugendkongressen der Partei oder bei der Besetzung des Landesjugendsekretärs Mitglieder des LSD und nicht der JS, - insbesondere in der Kommunalpolitik wurde das Hinterfragen der praktizierten Politik z.B. beim Bodenrecht mit Kriterien wie Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität als „unangemessen“ angesehen. Die Äußerung des damaligen OB „Links von mir ist nur der Abgrund“ wurde aber erfreulicherweise kein politischer Maßstab für Fortschritt. Hans Kolo

Siegmar Geiselberger; Klaus Warnecke; (?) Richter

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1969

Jürgen Heckel (Vors.); Rainer Volkmann; Gaby Haußleiter; Jürgen Vahlberg

Die Schwerpunkte der Jusoarbeit um 1969 waren: - die Auseinandersetzung mit der Restauration - die Rückbesinnung auf Grundwerte des Sozialismus - der Rechtsradikalismus - die Deutschland- und Ostpolitik

1970 1971 1972

- Kommunalpolitik als Gesellschaftspolitik - der Vietnamkrieg und die Auseinandersetzung mit den USA - die Außerparlamentarische Opposition. Der relativ große innerparteiliche

Einfluss der Jusos beruhte auf einem Bündnis zwischen den Jusos und Altmitgliedern. Im Gegensatz zu vielen Presseberichten war die Mitgliederentwicklung in dieser Zeit rückläufig, erst ab 1972 gab es eine Eintrittswelle. Jürgen Heckel

Siegmar Geiselberger (Vors.); Hedda Jungfer; Rolf Kern; Carmen König; Werner Mitkin Siegmar Geiselberger (Vors.); Thomas Bedall; Dieter Berlitz; Rolf Kern; Christian Ude Siegmar Geiselberger (Vors.); Ernst Hüttinger; Janko Kroschl; Brigitte Mittelsten-Scheid; Jannis Sakellariou

1973 Jannis Sakellariou (Vors.); Georg Hallermayer (Vors.); Inge Krings; Janko Kroschl; Bernd Schoppe

1974

Dieter Berlitz (Vorsitzender); Inge-Asnndorf-Krings;Manfred Jena; Fritz Schösser

1975 Manfred Jena (Vors.); Monica Lochner; Franz Maget; Wolfgang Ochel 1976 Manfred Jena (Vors.); Birgit Grube; Monica Lochner; Franz Maget 1977 Manfred Jena (Vors.); Klaus Dittrich; Erich Kirschneck; Hansfried Münchberg; Peter Stanko

1978 1979

Angelika Arians (Vors.); Frieder Graffe; Erich Kirschneck; Herbert Seebauer; Peter Waltl Manfred Jena (Vors.); Klaus Dittrich; Clemens Pingel

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Eintreten und notfalls doch dagegen sein: Die Münchner Jusos der 70er Jahre oder die Doppelstrategen der 68er Meine Jusosozialisierung begann 1970 im schwarzen Münchner Westen. Ganz offensichtlich fiel ich dem damaligen Sprecher der Münchner Jusos, Siegmar Geiselberger, sofort auf. Bei einem Jusotreffen händigte er mir eine Literaturliste (ca. 8 Titel) aus, mit dem Hinweis, dies sei ab sofort meine Pflichtlektüre. Ich kann mich nicht mehr an alle Titel erinnern; aber als Grundlage für die späteren „Marxseminare“ waren alle wichtigen Marx-Bände aufgezählt. Sehr schnell (1971) wurde ich Sprecher der Jusos im Münchner Westen, 1974 Mitglied im Juso-Unterbezirksvorstand und 1975, 1976, 1977 und 1978 jeweils Sprecher (Vorsitzender) der Münchner Jusos. Das erste, sehr persönliche Erlebnis für mich war der Versuch von prominenten SPD-Mitgliedern (z.B. Georg Kronawitter), mich aus der SPD auszuschließen. Er misslang, weil wir Jusos in der Münchener SPD Einfluss hatten und weil mein damaliger Ortsvereinsvorsitzender, ein traditioneller SPDGenosse, im Ausschlussverfahren heftig und engagiert für mich Position bezog. Die damalige Kampagne gegen mich gefährdete allerdings massiv meinen Arbeitsplatz im öffentlichen Dienst. Gleich nach dem Versuch, mich aus der SPD hinauszuwerfen, wurde das

Ausschlussverfahren gegen Geiselberger eingeleitet. Grund war ein Aufsatz zur Bodenreform. Ihm wurde unterstellt, dass er das Einfamilienhäuschen des Arbeiters in Trudering enteignen wolle. Geiselberger zog von sich aus die Konsequenzen und trat aus der SPD aus. Für uns junge, sehr kritische, die bundesrepublikanische Gesellschaft, aber auch die SPD oft distanziert und sehr skeptisch betrachtende Mitglieder war dies ein herber Verlust. Die Münchner Jusos initiierten die Aktionen gegen die um sich greifenden Berufsverbote, die in der Regel wegen Mitgliedschaft in der DKP oder vom Verfassungsschutz gleichgestellten Organisationen ausgesprochen wurden. Grundlage war der sogenannte Ministerpräsidentenbeschluss, den auch einige Sozialdemokraten unterstützten. In München waren wir sehr erfolgreich: Die damalige Münchner Stadtverwaltung nahm alle Berufsverbote zurück! Wir konnten die Münchner SPD und mit etwas Mühen später auch die gesamte bayerische SPD für eine Kampagne gegen die Berufsverbote mobilisieren. Einen hohen Stellenwert hatte für uns die Solidarität mit den demokratischen Kräften in Chile, Portugal und Spanien: Im September 1973 wurde der demokratisch gewählte All-

ende durch die Truppen des Faschisten Pinochet ermordet. Das faschistische Regime in Spanien wurde erst 1975 durch eine demokratische Regierung abgelöst. Die portugiesische Revolution begann 1974 und war 1975 erfolgreich durch die Beseitigung der dortigen Diktatur. Die DDR Regierung beendete im November 1976 aufkeimende Hoffnungen auf eine Demokratisierung mit der Aberkennung der DDRStaatsbürgerschaft Wolf Biermanns während eines Konzertauftritts des Protestsängers in Köln. Die Münchner Jusos solidarisierten sich mit Wolf Biermann und organisierten im Anschluss daran mit ihm ein Konzert in München Auch eine erneute, aber fehlgeschlagene öffentliche Kampagne einiger kommunaler Mandatsträger der SPD gegen die Münchner SPD mit dem Slogan: SPD soll Berlitz-Jena-Bleibinhaus-Kurs verurteilen, lässt mich feststellen: Das politische Engagement hatte Erfolge. Die Münchner Jusos haben viel bewegt. Die Münchner SPD ohne Jusos wäre eine Partei ohne ein wichtiges Markenzeichen! Ich wünsche Euch viel Erfolg und viele Kanten! Manfred Jena

1980 Helmut Hindinger (Vors.); Klaus Dittrich (Sekretär); Cordula Bauermei ster; Erich Löw; Clemens Pingel

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1981

Klaus Dittrich (Vors.); Wolfgang Veiglhuber (Sekretär); Alexander Abdo (Sekretär); Cordula Bauermeister; Helmut Hindinger

1982 Wolfgang Veiglhuber (Vors.); Sabine Dietze; Peter Grasmann; Ernst Wo lowicz; Alexander Abdo (Sekretär)

1983 Ernst Wolowicz (Vors.); Alexander Abdo (Sekretär) 1984 Ernst Wolowicz (Vors.); Klaus Dittrich; Ignaz Wasserle Ich war in den Jahren 1983 und 1984 Vorsitzender der Münchner Jusos. Leicht war dies auch damals nicht. Wir hatten innerhalb der Jusos zu dieser Zeit auf Bundesebene und in München drei Strömungen ( Göttinger Kreis, Hannoveraner Kreis und Malenter Kreis). Diese drei Kreise kreisten nicht nur um sich selbst, sondern auch innerhalb der Jusos. In München gelang mir das Kunststück, dass ich in wechselnden Konstellationen immer mindestens 2 der 3 Strömungen hinter mir hatte. Inhaltlich beschäftigten wir uns vorwiegend mit 3 Themen: - Alternative Wirtschafts- und Sozialpolitik: Wir übten damals heftige Kritik an den ersten Sozialabbaumaßnahmen der Regierung Kohl/Genscher (die im Vergleich zu dem was heute passiert noch relativ harmlos waren) und forderten Arbeitszeitverkürzungen und staatliche Investitionsprogramme zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Den damals noch nicht so mächtigen Neoliberalismus kritisierten wir heftig und befanden uns damit im mainstream der Sozialdemokratie („Verdammt lang her“, um BAP zu zitieren).

- Ökologiepolitik: Wir betrieben Ursachenanalyse der Umweltverschmutzung (Externalisierung von Umweltbelastungskosten auf die Allgemeinheit) und diskutierten technische, rechtliche und wirtschaftliche Lösungsmöglichkeiten (z.B. Öko-Steuer). - Friedenspolitik: Wir arbeiteten aktiv in der letzlich im Kampf gegen die sogenannte Nachrüstung mit Mittelstrecken-Atomraketen erfolglosen Friedensbewegung mit und zerbrachen uns den Kopf über Ursachen des Konfliktes zwischen NATO und Warschauer Pakt und der Probleme der sogenannten Dritten Welt. Mit der Kommunalpolitik befasste sich damals nur eine Minderheit der Münchner Jusos intensiver, zu der ich nicht gehörte. Wir wollten ja schließlich die Welt oder zumindest das Land verändern, und nicht nur die Stadt. Beruflich praktiziere ich seit 18 Jahren tätige Reue für meine damalige Geringschätzung der Bedeutung der Kommunalpolitik. In der Partei gehörten wir zur Parteilinken. In München war das damals sehr einfach. Wer Anfang der 70er Jahre OB Vogel und Mitte der 70er Jahre OB Kronawitter kritisiert hat-

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te, gehörte „lebenslänglich“ zur Parteilinken, egal was er/sie inhaltlich vertrat. Persönlich war dies für mich eine sehr lehrreiche Zeit. Ich lernte sehr viel über Parteistrukturen und über Öffentlichkeitsarbeit, bildete mich in theoretischen Fragen fort und machte einen intensiven Schnellkurs in pragmatischer Machtpolitik für die subjektiv als richtig erachteten inhaltlichen Positionen. Zum Schluß eine kleine Anekdote; Da ich vorwiegend von den beiden „linken“ Juso-Strömungen unterstützt wurde, warf mir ein Vertreter der „rechten“ Juso-Strömung 1983 vor, ich betriebe eine „Selbstausgrenzung“ der Jusos aus der Münchner SPD. Ich konnte zu seinem Leidwesen damit kontern, dass ich eine Woche zuvor einstimmig zum Vorsitzenden des SPD-Ortsvereines Untergiesing gewählt worden war. In diesem Sinne: Der Kampf der Jusos in der SPD geht weiter. Um abschließend „Rage Against The Machine“ (musikalisch und teilweise inhaltlich sehr empfehlenswert) zu zitieren: „The battle rages on!“ Ernst Wolowicz

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1985 Christine Strobl (Vors.); Jens W. Exner (Sekretär); 1986 Christine Strobl (Vors.); Andrea Böckmann; Hans Gradl; Fritz Mohr; Oliver Nandico; Jens W. Exner (Sekretär)

1987

Christine Strobl (Vors.); Elisabeth Lange; Thomas Loichinger; Marcel Prohaska; Hans Gradl; Jens W. Exner (Sekretär)

Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch an uns alle zu “90 Jahre Münchner Jusos”. Wir können auf unsere Vorgänger und Vorgängerinnen, die die Münchner Jusos gegründet haben, vor allem auf Felix Fechenbach sehr stolz sein. Es ist schön, dass die derzeitige JusoGeneration sich dieses Ereignisses erinnert. Ich erinnere mich noch relativ gut an meine Zeit als Münchner JusoVorsitzende. Im Frühjahr 1985 wurde ich als Nachfolgerin von Ernst Wolowicz in dieses Amt gewählt, als Vertreterin des sog. „Öko”-Flügels. Es gab damals noch die Stamis (Stamokap), die Refos (Reformisten), die Göttinger und die Antirevisionisten.

Wir Ökos (dazu gehörte u.a. auch der jetzige finanzpolitische Sprecher der SPD-Stadtratsfraktion, Hannes Kaplan) beschäftigten uns auch mit umwelt- und frauenpolitischen Themen und überlegten, wie wir dem demokratischen Sozialismus auch in der Praxis ein Stück näher kommen könnten. Gelegentlich wurde uns deshalb mangelnde Radikalität unserer Positionen vorgeworfen. 1985 stellten wir u.a. auf der JHV den Antrag auf „Ausstieg der Stadt München aus dem Kernkraftwerk Isar II” (vulgo OHU II). Nun ja......1984 veranstalteten die Jusos im damaligen Kreisverband 1 (u.a. Kaplan und ich) eine Diskussion mit den Grünen, was fast ein Parteiordnungsverfahren nach sich gezogen

hätte. So ändern sich die Zeiten. Obwohl es im Vorstand oft große inhaltliche Auseinadersetzungen gab, haben wir uns privat immer ganz gut verstanden. Von den damaligen Vorstandsmitgliedern (ich war drei Jahre Sprecherin) ist eigentlich nur noch Florian Ritter in der Münchner SPD stärker aktiv. Eigentlich schade. Ich hoffe, dass wir noch viele Jubiläen zusammen feiern können und freue mich auf ein Wiedersehen mit allen Jusos. Und an die jetzigen Aktiven: wir brauchen Eure Ungeduld, Eure Kritik, Eure Begeisterungsfähigkeit und Euer Drängen. Auch davon lebt die SPD. Christine Strobl

1988 Oliver Nandico (Vorsitzender); Peter Hoffmann; Elisabeth Lange; Alex ander Sebald; Jens W. Exner (zugleich Sekretär)

1989 Simone Gundi (Vorsitzende); Sabine Gürtner; Susanne Schultz; Peter Hoff mann; Thomas Loichinger; Reinmar (?); Jutta Gattner (Sekretärin)

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Simone Gundi (Vors./Sprecherin); Valeska Doll; Peter Hoffmann; An draniki Khatschi; Thomas Loichinger; Florian Ritter; Jutta Gatter (Ge schäftsführerin)

1991 Christian Westhagen (Vorsitzender / Sprecher); Beate Hergöth; Melanie Künzel; Wolfgang Fengler; Humbert Lechner; Christian Vorländer; Claus Fischer (Pressesprecher); Hannes Gräbner (Geschäftsführer)

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1992 Christian Westhagen (Vors./Sprecher); Annet Brink; Bea Eder; Christi

an Vorländer; Ulrike Winter; Ruth Waldmann (Pressesprecherin); Han nes Gräbner (Geschäftsführer); Christoph Moosbauer (Geschäftsführer); Jutta Gatter (Frauenbeauftragte)

1993 Christian Westhagen (Sprecher); Bea Eder; Annet Brink; Hannes Gräbner

Christoph Moosbauer (gleichzeitig Geschäftsführer); Claudia Tausend; Chri stian Vorländer; Jörg Hédiard (Jugendbeauftragter); Thekla Schillo (Frau enbeauftragte)

1994 Hannes Gräbner (Sprecher); Thomas Weil (bis Juni); Michael Leissner (bis Mai); Florian Kirner; Claudia Tausend; Uschi Prendzyna-Singh; Heidrun Graf (bis Mai); Jürgen Bühl (ab Juli); Corinna Poll (ab Juli); Eva Peschel (ab Juli); Ralf Mattes (ab Juli); Marion Gründig (Pressesprecherin, ab Juli); Birgit Sandner (Frauenbeauftragte); Gregor Boneff (Jugendbeauftragter)

1995 Hannes Gräbner (Sprecher, bis Februar 96); Christoph Moosbauer; Corinna Poll; Ulrike Winter; Anja Peters; James (Janette) Schumann; Ralf Mattes; Florian Bieberbach(Geschäftsführer); Gerald Staufer (Pressesprecher; Basti Zehetmeier (Jugendbeauftragter)

Linkswende oder Pragmatismus? · Die Münchner Jusos waren Mitte der 90er-Jahre der einzige ernst zu nehmende politische Jugendverband in München.

Vorsitzende der Münchner SPD Hans-Günter Naumann sahen sich genötigt, parteiinterne Solidarität einzufordern. Was ist geschehen?

Das Mega-Wahljahr 1994 begann für die „Süddeutsche Zeitung“ mit einem Aufregerthema, auf das sie sich bereitwillig gestürzt hat. Im Januar 1994 wurde angeblich ein „gemäßigter Kreis“ bei den Münchner Jusos von „strammen Linken“ entmachtet. Oh my goodness! Das waren wohl wir! Oberbürgermeister Christian Ude und der damalige

Nichts Spektakuläres. Die Münchner Jusos haben ihre Rolle als flügellahmer Debattierklüngel abgestreift (Stichwort: „Arbeiten wie die Profis“). Ein neuer Politik-Stil hat Einzug gehalten. Straffer organisiert und hoch motiviert richten sie sich plötzlich wieder an den Themen aus, die den Menschen wirklich unter den Nägeln brennen: die Bekämpfung

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von Arbeitslosigkeit & Soziale Gerechtigkeit. In den letzten Jahren war kein Juso-Vorstand so erfolgreich: · Entgegen dem allgemeinen Trend haben die Jusos in München nicht über Mitgliederschwund zu klagen. Das Durchschnittsalter der Aktiven sinkt wieder. · In der Partei sind die Jusos inhaltlich in die Offensive gegangen, bestreiten den Gesundheitspolitischen, den Jugendpolitischen und den Programm-Parteitag zur

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Stadtratswahl – und setzen sich in vielen wichtigen Punkten durch. · Die Münchner Jusos organisieren maßgeblich (auch wenn die Grünen diese Rolle gerne für sich reklamiert hätten) die Menschenkette gegen den Republikaner-Parteitag in der Olympiahalle, bei der über 6.000 Münchnerinnen und Münchner gegen Rechtsextremismus demonstrieren. · Auch bundesweit und international sorgen Münchner Jusos wieder für Furore. Dank guter Kontakte gelingt es, den ECOSY-Kongress nach München zu holen. ECOSY (European Community Organisation of Socialist Youth) ist die Dachorganisation der Europäischen Jungsozialisten. Es kamen 180 Teilnehmer aus allen Ländern der Europäischen Union, darunter hochrangige Vertreter europäischer Regierungen, der Kongress war ein voller Erfolg. · Wir haben die Münchner Jusos in die Lage versetzt, längerfristig angelegte Kampagnen zu führen. Dabei wurden erstmals alle Parteien außer der SPD als politische Gegner definiert – eine Selbstverständlichkeit, an die wir manche Vertreter der Parteilinken erst einmal gewöhnen mussten. Wir haben klar gemacht, dass es sich bei den „Grünen“ um eine bürgerliche Partei handelt, die vor allem im sozialen Bereich die Interessen junger Menschen nicht vertritt. ·

Wir haben Kampagnen als

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moderne, zeitgemäße Form der Öffentlichkeitsarbeit begriffen. Die Pressearbeit wurde forciert, bis wir auch im Kultur- oder Wirtschaftsteil vertreten waren – und in den Stadtoder Jugendmagazinen, die von jungen Menschen gelesen werden. Auch vor populären Themen sind wir nicht zurückgeschreckt: Die Münchner Jusos sind zum Beispiel (gemeinsam mit den Münchner Falken) die ersten, die erfolgreich Tausende Unterschriften zum Erhalt der Biergärten sammeln – lange bevor die Boulevardpresse auf den fahrenden Zug aufspringt. · Die Münchner Jusos haben dann in einer spektakulären Aktion dafür gesorgt, dass das Thema „Hallenkultur“ in München heiß diskutiert wird. Unsere Postkartenaktion, in der der grüne Kommunalreferent aufgefordert wurde, Ersatz für die Riemer Hallen zu schaffen, wurde von weit über 20.000 Mitstreitern unterstützt. · Wir haben uns u.a. engagiert: für die gesetzliche Umlagefinanzierung für Ausbildungsplätze („Wer nicht ausbildet, muss zahlen“), für die Abschaffung der Bibliotheksgebühren (hat die Münchner SPD damals mehrheitlich beschlossen, bitte fragt Euren lokalen Stadtrat danach, wie er heute dazu steht), für das Wahlrecht schon mit 16 Jahren, für eine zeitgemäße Drogenpolitik, für den Wegfall der Sperrstunde, für die Nachtlinien des MVV, und gegen den Wildwuchs bei der Gentechnik, gegen Diskriminierung, gegen Tunnels, gegen den

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damaligen KVR-Chef Uhl und seinen Kreuzzug gegen Techno und Jugendkultur u.v.m. Zu guter Letzt wollen die „wieder erstarkten Jusos“ („Süddeutsche Zeitung“) auch in den Stadtrat! Zuerst entwickeln sie ein eigenes Programm („Der Rote Faden“), das auch in vielen OVs diskutiert worden ist. In nicht unerheblichen Teilen wird es schon im Vorfeld von der SPD übernommen. Viele weitere Themen werden dann vom SPD-Parteitag für gut befunden und ins offizielle Wahlprogramm der Partei hineingeschrieben. Aber nicht nur inhaltlich setzen sich die Jusos durch. Mit 8 profilierten Kandidaturen wollen sie junge Menschen für die SPD zurückgewinnen. Oskar Lafontaine, damals gerade zum Vorsitzenden der SPD gewählt, hat uns 1996 in seinem Grußwort an die Mitgliederversammlung bescheinigt: „Der kommunalpolitische Parteitag der Münchner SPD war ein Erfolg für Euch und für die Großstadt-SPD. Dort habt ihr mit eigenen Inhalten neue Impulse gegeben. Beim Aufstellungsparteitag der Kandidatinnen und Kandidaten zur Stadtratswahl wurde ein Generationswechsel eingeleitet.“ Ein solcher Generationswechsel wurde Anfang 1996 auch im Vorstand der Münchner Jusos vollzogen, indem die nächste Generation von Juso-Aktivisten gezielt mit eingebunden wurde – schließlich wollten wir in allen Dingen ein gutes Vorbild für die Mutterpartei abgeben. Hannes Gräbner

SCHWERPUNKT

1996

1997

1998

Christoph Moosbauer (Sprecher); Florian Bieberbach; Daniel Friedrich; Anja Peters; Ingo Mittermaier; Ulrike Boesser; Alexandra Hain; Sebastian Mausch; James Schumann; Florian Sipek (Geschäftsführer); Gerald Staufer (Pressesprecher); Ulrike Winter (Frauenbeauftragte); Francois Baumgartner (Jugendbeauftragter); Stefan Fehm (politischer Sekretär) Christoph Moosbauer (Vors.); Florian Bieberbach (Stellv. Vors., Programme und politische Bildung); Ulrike Boesser (Stellv. Vors., Öffentlichkeitsarbeit); Stefan Fehm (Publikationen); Anja Peters ( (Frauenbeauftragte); Babett Bießle (Mitgliederbetreuung); Enrico Junghänel (Schriftführung, Dokumentation); Florian Sipek (Geschäftsführer) Christoph Moosbauer (Vors.); Florian Bieberbach (Stellv. Vors., Öffentlichkeitsarbeit); Babett Bießle (Stellv. Vors., Mitgliederbetreuung); Kaarina Williams (Frauenbeauftragte); Enrico Junghänel (Programme und politische Bildung); Tina Dürr (Schriftführung und Dokumentation); Stefan Fehm (Publikationen, Pressesprecher); Florian Sipek (Geschäftsführer); Falk-Alexander Birner (Öffentlichkeitsarbeit)

Als kurz vor den Kommunalwahlen im März 1996 die Münchner Jusos einen neuen Vorstand wählten, überschrieb die Süddeutsche Zeitung ihren Bericht über die Jahreshauptversammlung mit der Frage „Ende der Flügelkämpfe?“. Sollte sich jemand einmal die Mühe machen und die Berichterstattung über Juso-Konferenzen der letzten 90 Jahre zu untersuchen, dürfte diese Überschrift neben „Neue Flügelkämpfe bei den Jusos“ und „Kein Ende der Flügelkämpfe bei den Jusos“ zu den Klassikern gehören. Doch zunächst sah es so aus, im Februar des Wahljahres 1996. Vorangegangen war der jahrelange Versuch der Unterwanderung der Münchner Jusos durch die trotzkistische Organisation „Linksruck“. Zur Mehrheit hatte es ihr nie

gelangt, jedoch konnte man die Mitglieder stets bereit finden, wenn es um politischen Händel ging. Als der Juso-Sprecher Hannes Gräbner aufgrund seines aussichtsreichen Platzes bei der Stadtratswahl das Sprecheramt aufgab, dräute kurz vor der Wahl bei der nun anstehenden Mitgliederversammlung eine große Auseinandersetzung über die Abkürzung zur ohnehin kurz bevorstehenden Weltrevolution. Doch dazu kam es dann nicht. Im Vorfeld gab es lange nächtliche Verhandlungen und schließlich einen politischen Pferdehandel, der in der Schwabinger „Clemensburg“ per Handschlag besiegelt und mit Vodka begossen wurde. Beide Seiten waren wild entschlossen, die Vereinbarung beim nächstbesten Zeitpunkt zu brechen.

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Aber die Jahreshauptversammlung verlief prima: Albanische Mehrheiten für den neuen Vorstand und sein Arbeitsprogramm. Die Jusos standen gut da damals. Die Erarbeitung des „Roten Fadens“ als kommunalpolitische Plattform, die Auferstehung der Münchner Jusos beim Programmparteitag der Münchner SPD und schließlich der eigenständige Wahlkampf mit eigenen Juso-Kandidatinnen und -Kandidaten, waren ein gelungenes Comeback auf der politischen Bühne. Wären da nicht besagt Flügelkämpfe gewesen. Von vorgeblich links predigten die Anführer des „Linksruck“ den Generalstreik, von rechts forderten die „Jungen Sozialdemokraten“ bei öffentlichen Veran-

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staltungen drei Nullrunden in den Tarifverhandlungen. Den einen Flügel hatten wir nun eingebunden, der andere war es nicht wert, sich tatsächlich mit ihm auseinanderzusetzen. Die erste Belastungsprobe der neuen Entente kam rasch: Eine Nacht nach der Jahreshauptversammlung wurden sieben Jusos von der Polizei festgenommen, da sie nach einer Veranstaltung auf der Strasse standen, nachdem in der Nähe Plakate des rechtsnationalistischen „Bunds Freier Bürger“ überklebt wurden. Die Jusos wurden über Nacht inhaftiert, Hausdurchsuchungen angeordnet. Die Sicherstellung von Leimeimern – wie ungewöhnlich in Wahlkampfzeiten! – galt als hinreichender Tatverdacht. Die Polizeiaktion wurde später durch ein Gericht als illegal beanstandet. Einer der Inhaftierten: Der spätere JusoVorsitzende und heutige Stadtrat Nik Gradl. Die Kommunalwahl im September gewann die SPD – ein großer Erfolg auch für die Jusos. Unsere Kandidatinnen Brigitte Meier und Claudia Tausend kamen in den Stadtrat, Hannes Gräbner hatte den ersten Nachrückerplatz und folgte ein Jahr später. Mittlerweile hatte sich der aus taktischen Gründen kurzfristig beigelegte Streit mit dem „Linksruck“ wieder intensiviert. Während jede Vorstandssitzung zum Scharmützel geriet und auf Unterbezirkskonferenzen Handgreiflichkeiten nur mit Mühe verhindert werden konnten, wurde an einer Änderung und Überarbeitung der Satzung gearbeitet, die schließlich verabschiedet wurde. Es

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gab nun wieder einen Vorsitzenden – keinen Vorstandssprecher mehr – und die Mitgliederversammlung wurde durch eine Delegiertenversammlung ersetzt. Damit wurde die Arbeit der Kreisverbände aufgewertet und vor allem dafür gesorgt, dass Ergebnisse bei Vorstandswahlen die tatsächlichen politischen Mehrheiten widerspiegelten und nicht das kurzfristige Mobilisierungstalent von Minderheiten. Der „Linksruck“ kam mehr und mehr in die Defensive und trat schließlich den Rückzug an. Die „Jungen Sozialdemokraten“ erledigten sich durch den Wegzug ihrer zwei Protagonisten selbst – die Einheit des Verbandes war wieder hergestellt! Zeit, politisch wieder durchzustarten. Die wesentlichen inhaltlichen Schwerpunkte waren die Drogenpolitik – eine Verpflichtung, die wir durch die Durchsetzung unseres liberalen Ansatzes bei der Debatte um das Wahlprogramm der Münchner SPD eingegangen waren – und die Offensive für die Münchner Hallenkultur. Daneben wurde der Wiederaufbau der vom „Linksruck“ geschleiften Kreisverbände angegangen. Der Konsolidierungs- und Wachstumskurs der Münchner Jusos, der unter dem von Hannes Gräbner geführten Vorstand eingeleitet wurde, setzte sich fort. Die Partei honorierte unsere inhaltliche Arbeit mit der Durchführung eines Jugendparteitages, der im neu eröffneten Kunstpark Ost stattfand. Damals eine durchaus ungewohnte Lokation für die Genossinnen und Genossen!

Das Jahr 1997 stand bereits im Zeichen des beginnenden Bundestagswahlkampfes. Nicht zuletzt die Geschlossenheit und die starke inhaltliche Profilierung der Münchner Jusos trugen dazu bei, dass ich im Münchner Süden als Bundestagskandidat aufgestellt wurde. Eine aussichtslose Kandidatur, so schien es damals. Die Münchner Jusos stürzten sich mit Verve in den Wahlkampf und am Wahlabend lag ich eine Nasenlänge vor dem durch Skandale angezählten Lokalmatadoren Erich Riedl – das Direktmandat im Münchner Süden war gewonnen. Als überzeugter Anhänger der Trennung von Amt und Mandat trat ich als Vorsitzender der Münchner Jusos zurück, auch, um einer Verjüngung Platz zu machen, die wir zu Recht auch immer in der Partei einforderten. Höhepunkte in meiner Amtszeit gab es natürlich viele – nicht zuletzt mein Wahlsieg. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir aber zwei Ereignisse. Zum einen der von den Jusos arrangierte Besuch von Egon Bahr, dem Altmeister der Außenpolitik in der Egon Bar. Da wuchs zusammen, was zusammen gehörte! Zum anderen der 90. Geburtstag von Karl Füß, der 1928 als JusoVorsitzender die erste Münchner Juso-Zeitung gründete. Zur Feier in seinem Truderinger Ortsverein durfte ich die Laudatio halten. Eine große Ehre für mich! Und die ehrfurchtsvolle Erkenntnis: 90 Jahre sind eigentlich gar nicht so viel… Christoph Moosbauer

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SCHWERPUNKT

1999 Florian Bieberbach (Vors.); Babett Bießle (Stellv. Vors.,

Öffentlichkeitsarbeit); Tania Schink (Stellv. Vors., Schriftführung und Dokumentation); Klaus Linde (Programme und politische Bildung); Florian Sipek (Publikationen); Kaarina Williams (Frauenbeauftragte); Nadine Müller (Mitgliederbetreuung); Nikolaus Gradl (Geschäftsführer) Peter Müller (Pressesprecher); Heiko Hofmann (RundbriefChefredakteur); Torsten Nyncke (Vors. des Unterbezirksausschusses);

2000

Florian Bieberbach (Vors.); Nadine Müller (Stellv. Vors., Frauenbeauftragte); Klaus Linde (Politische Programme); Nikolaus Gradl (Stellv. Vors., Öffentlichkeitsarbeit, ab Oktober Vorsitzender) Florian Simonsen (Mitgliederbetreuung, ab Oktober Publikationen); Tania Schink (Politische Bildung); Stephanie Steuwer (Publikationen); Antje Witthoeft (Mitgliederbetreuung ab Oktober); Ulrike Boesser (Frauenbeauftragte, ab Oktober); Martin Heigl (Geschäftsführer); Thomas Oehring (Rundbrief-Chefredakteur); Torsten Nyncke (Vorsitzender UBA)

Aus dem Geschäftsbericht: 1.12.98: Podiumsdiskussion zum Thema Schulpolitik 16.12.: UBK zum Thema Frauenpolitik 7.1.99: Unterbezirkskonferenz zum Thema Kommunalpolitik 14.1.: Faschingsaktion der Münchener Jusos „Gegen die doppelte Bayerisch-Deutsche Staatsbürgerschaft” 26.1.: Protestaktion der Münchner Jusos anläßlich des Starts der CSUUnterschriftenaktion auf dem Marienplatz mit dem Stoiber Ede, Jusos werden von Polizei angezeigt und vorgeladen Feb 99: Besuch von 13 Jungpolitikerinnen aus Israel und Palästina bei den Münchner Jusos, gemeinsame Veranstaltungen u.a. in der Universität 27.2.: Gemeinsame Plakataktion

mit der DGB-Jugend München zum Thema Doppelte Staatsbürgerschaft und gegen die Unterschriftenkampagne der CSU; plakatierende Jusos werden über eine Stunde von der Polizei festgehalten und am Plakatieren gehindert: “Stoiber könnte sich beleidigt fühlen”; Polizei entschuldigt sich in den folgenden Tagen 2.3.: Fachgespräch zum Thema “Jugendkultur” 30.3.: außerorderntliche Versammlung der Münchner Jusos anläßlich des Beginns der NATO-Bombardierungen auf Serbien; sofortiger Stopp der Angriffe gefordert 6.5.: kommunalpolitische Unterbezirkskonferenz (Der Rote Faden) 8.7.: Unterbezirkskonferenz: Diskussion mit Franz Maget über die Zukunft der SPD 7.10.: Unterbezirkskonferenz zu den Themen: Reform des Stadtrats, Forschungspolitik, Umlagefinanzie-

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rung, Reformen im MVV 17.10.: Diskussionsveranstaltung zum Thema Bildungspolitik 4.11.: Fachgespräch „Zukunft der Hallenkultur im München” 9.12.: Unterbezirkskonferenz zum Thema Frauenpolitik 11.12.: Seminar mit der DGB-Jugend, den Falken und der Naturfreunde-Jugend zum Thema Integrationspolitik 31.1.2000: Offizielle Wiedergründung des “Proletarischen Jugendkartells” (aus den 20er-Jahren), bestehend aus DGB-Jugend, Jusos, Falken und NaturfreundeJugend 25.5. UBK zum Selbstverständnis der Münchner Jusos 3.9. Gegenbesuch der Jusos in Israel und Palästina Der E-Mail-Verteiler wird eingerichtet; die Jusos gehen ins Internet.

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SCHWERPUNKT

2001

Nikolaus Gradl (Vors.); Klaus Linde (Stellv. Vors., Politische Programme, bis März); Tania Schink (Stell. Vors., Politische Bildung, bis März); Florian Simonsen (Publikationen); Antje Witthoeft (Mitgliederbetreuung); Ulrike Boesser (Frauenbeauftragte, Stellv. Vors.); Christian Schiffer (Öffentlichkeitsarbeit); Andrea Bastian (Programme); Martin Heigl (Geschäftsführer); Torsten Nyncke (Vors. des Unterbezirksausschusses, Politische Bildung und Stellv. Vors.); Niclas in der Stroth (Pressesprecher); Oke Oldenburg (UBA-Vorsitzender ab Juli)

2002 Nikolaus Gradl (Vors.); Ulrike Boesser (Stellv. Vors., Frauenbeauftragte,

bis Mai); Torsten Nyncke (Stellv. Vors., Politische Bildung, bis Mai); Florian Simonsen (Publikationen, ab Juni Stellv. Vors. und Politische Bildung); Antje Witthoeft (Mitgliederbetreuung, bis Mai); Christian Schiffer (Öffentlichkeitsarbeit, ab Juni Programme); Andrea Bastian (Programme, bis Mai); Vinayaka Pandit (Geschäftsführer); Niclas in der Stroth (Pressesprecher); Oke Oldenburg (UBA-Vorsitzender); Angela Greulich (ab Juni Frauenbeauftragte), Viola Unger (ab Juni Publikationen), Jens Röver (ab Juni Öffentlichkeitsarbeit); Verena Dietl (ab Juni Stellv. Vors. und Mitgliederbetreuung)

Nach dem Superwahljahr 1998 und der OB-/EU-Wahl 1999, bei denen die Jusos eine große Rolle gespielt haben, ist 2000 das erste Jahr ohne Wahlkampf und die Jusos diskutieren über ihr Selbstverständnis. In dem Dokument heißt es: „Wir betrachten uns als die linke, fortschrittliche Kraft innerhalb der SPD. Ziel unseres Handelns ist der Demokratische Sozialismus.“ Als Florian Bieberbach für den Herbst seinen Rücktritt ankündigt, gibt es sehr bald zwei Kandidaten: Nikolaus Gradl und Klaus Linde. Auf einer Podiumsdiskussion im Schlachthof werde ich von einer jungen Genossin gefragt, wie ich den Sozialismus erreichen möchte. Ich oute mich als Revisionist und erkläre meinen Glauben daran, die so-

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ziale Marktwirtschaft durch Reformen zum Sozialismus, als der optimalen Gesellschaftsform, zu entwikkeln. Hätte ich gewusst, dass unsere SPD kurze Zeit später beginnt, eben diesen Sozialstaat durch Reformen Schritt um Schritt abzubauen, hätte ich wohl doch lieber zur Revolution im Sinne Marx und Engels aufgerufen. Themen meiner Amtszeit sind: · Rechtsextremismus: Die NPD demonstriert auf dem Marienplatz und die Jusos erfinden die „Rote Karte gegen Rechts“, die Tausende Passanten und Gegendemonstranten erheben. · Zwangsarbeiterentschädigung: Die Jusos machen eine Presseaktion vor der ADAC-Zentrale,

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dass der Konzern (ebenso wie andere) dem Fond zur Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter beitritt. Was er einige Monate später auch tut. · Transrapid: Die Jusos bringen einen Antrag gegen den Transrapid zum Flughafen auf dem SPD-Parteitag ein. Damals wurden wir noch für unser unsolidarisches Verhalten gegenüber Franz Maget gescholten, heute ist auch die SPD-Fraktion und Franz Maget unserer Position gefolgt. · Jugendkultur: Die Rettung des Heizkraftwerks an der Donnersberger Brücke als Standort für Jugendkultur und der Umzug des „Backstage“ auf ein neues Gelände sind wichtige kommunale Themen. Letzteres gelingt auch im Frühjahr 2002 durch eine Zusage der Stadt.

SCHWERPUNKT

· Kommunalwahl 2002: Der Arbeitskreis Kommunales arbeitet bereits seit 1998 am neuen Wahlprogramm der Jusos, dem „Roten Faden“. Wir fordern zum Beispiel „MVV for free“ und die Abschaffung der Bibliotheksgebühren. Auf den Programmparteitagen der SPD können wir mit sieben Änderungsanträgen überzeugen, z.B. der Abschaffung der Regelsperrzeit um 1:00 Uhr. In neun BAs wird dies durch ein Pilotprojekt „Putzstunde“ 2003 durchgesetzt. Hoffentlich bald in 25. · Globalisierung: Es gibt mehrere Veranstaltungen und Anträge über Auswirkungen der EU-Liberalisierung auf die Stadtwerke und die Entwicklungsgegensätze zwischen Nord und Süd. · Wehrpflicht: Wir machen die Aussetzung der Wehrpflicht zur Beschlusslage der Landes-Jusos, nachdem diese noch beim letzen Bundeskongress für den Beibehalt gestimmt hatten. · Grundrechte: Bei der Münchner Sicherheitskonferenz 2002 erklärt das Innenministerium den Polizeinotstand, und die Stadt München infolge dessen ein Demonstrationsver-

bot. Die Jusos kritisieren die Haltung von OB und Fraktion in mehreren Presseerklärungen hart und lernen dabei, dass die Presse es liebt, Konflikte in 4 cm hohen Schlagzeilen darzustellen. Das größte Projekt meiner Amtszeit war aber sicherlich die Jugendkampagne zur Kommunalwahl im März 2002. Die Jusos haben 22 Kandidatinnen und Kandidaten unter 35 Jahren auf der Liste der SPD untergebracht. Wir starten zunächst mit der „Roter Sommer“-Kampagne 2001, die von einigen als zu unpolitisch kritisiert wird. Es folgt eine Internetplattform, Postkarten, Flyer und Veranstaltungen unter dem Motto „München braucht mehr Rot!“. Am 3. März ist es soweit: Bei der „after vote party“ der Jusos zusammen mit der SPD erfahren wir, dass es mit 42 % für die SPD für 35 Mandate (+4) und damit sechs Juso-Stadträte/innen gereicht hat. Nachdem die CSU in München matt gesetzt ist, heißt der Hauptfeind Edmund Stoiber. Im Herbst 2002 ist Bundestagswahl und Christoph Moosbauer und Stephanie Jung

müssen um das Direktmandat kämpfen, da es für eine Listenabsicherung nicht gereicht hat. Die Jusos München organisieren das „Stoppt Stoiber“-Festival, den „Roter Sommer 2002“, und vier „Junge Teams“ unterstützen die Münchner Kandidaten. Aber am 22. September hat die SPD ein böses Erwachen: Vor allem in Bayern sind die Ergebnisse der SPD desaströs: Nur Axel Berg schafft es aus Bayern direkt in den Bundestag. Damit ist es auch in München an der Zeit einen Wechsel an der Spitze der Münchner Jusos einzuläuten. Aber vorher soll noch das Werk der Satzungskommission vollendet und die zehn Kreisverbände (die die SPD im Begriff ist abzuschaffen) in vier Regionalverbände umgewandelt werden. Trotz aller Höhen und Tiefen und leider meist persönlichen und nicht inhaltlichen Auseinandersetzungen war es eine schöne Zeit bei den Münchner Jusos. Ich danke allen Weggefährten und Aktiven! Nikolaus Gradl Basis-Juso-Mitglied

2003 Christian Schiffer (Vors.); Viola Unger (Stellv. Vors., Publikationen);

Verena Dietl (Stellv. Vors., Mitgliederbetreuung); Niclas in der Stroth (RV Ost, Pressesprecher); Angela Greulich (Frauenbeauftragte), Jens Röver (Politische Bildung); Florian Hiemeyer (Öffentlichkeitsarbeit); Marietje Nauschütz (RV Ost, bis März); Dunja Langer (RV Nord); Simona Winkler (RV West); Alex Ben Chaouch (RV Süd); Simone Burger (Geschäftsführerin); Boris Stark (RV Ost, ab Dezember)

3. Februar 2004 90 Jahre Münchner Jusos 1 2 3 4 5

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DAS LETZTE WORT

Das letzte Wort Liebe Genossinnen und Genossen, Vor neunzig Jahren gründete Felix Fechenbach die Münchner JungsozialistInnen. Seitdem haben die Münchner Jusos eine turbulente Geschichte hinter sich gebracht. Der Kampf gegen den 1. Weltkrieg und für ein friedliches Europa, der Kampf gegen den Faschismus in der Weimarer Republik und im Dritten Reich, der Wiederaufbau der Organisationen der Arbeiterbewegung, Engagement gegen die Wiederbewaffnung und für ein neutrales Deutschland, Parteiausschlüsse, die Studentenrevolten der 68er, Kampf für Frauenrechte, Stamokap, Refos, und Antirevisionisten, wieder Parteiausschlüsse, die Friedens und Ökologiebewegung der 80er, bis hin zum Wiederstand gegen Neoliberalismus und für die gerechte Gestaltung des Globalisierungsprozesses. Oft ging es dabei darum, die SPD als fortschrittliche Kraft zu bewahren oder wiederherzustellen. Oft kam es deswegen auch zu Konflikten. Und so mancher Juso, der einst den Klassenkampf ausrief, zeichnete später inhaltlich und karrieretechnisch das damalige Juso-Logo nach1. Dieser Typ Ex-Juso ist es auch, der jede Juso-Kritik an seinen heutigen inhaltlichen Aussagen mit einem lapidaren „so war ich ja auch mal, aber man wird älter und weiser... bla..bla..bla...“ von sich abperlen lässt. Darüber hinaus gibt es einen anderen Typ Ex-Juso: Derjenige, der damals links war, es auch heute noch ist, aber der Auffassung ist, dass die Jusos früher viel besser und linker waren, und damals eh alles besser war. Vor allem an diesem Typ Ex-Juso kann man sehen, dass nicht nur die Jusos der SPD auf die Nerven gehen können, sondern auch umgekehrt. Es soll aber auch nicht unerwähnt bleiben, dass es hier und da den einen oder anderen Ex-Juso gab, der auch nach seiner Juso-Zeit ganz vernünftig gewesen sein soll. Interessant ist und war auch der Umgang der Partei mit den Jusos. Was wurde nicht alles schon versucht, diesem undisziplinierten, nervigen und unbequemen Jugendverband die Zähne zu ziehen. Ganze SPD-Funktionärsgenerationen haben sich daran abgearbeitet, die Jusos entweder „zu Tode zu umarmen“, zu bekriegen oder ihnen mittels der Etablierung „braver“ Parallelorganisationen die Basis abspenstig zu machen. Der Erfolg dieser Aktivitäten blieb relativ überschaubar. Und so kann man das Totenglöckchen, welches den Jusos schon so oft geläutet worden ist, getrost in die hinterste Ecke der Manteltasche verschwinden lassen. Denn die Münchner Jusos waren und bleiben das was sie sind: Eine erfolgreiche, linke Jugendorganisation, welche die SPD – und das zurecht! – noch den ein oder anderen Nerv kosten wird. Und das mindestens noch 90 Jahre lang! Christian Schiffer _________________________________________________________________ 1

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Das Logo zeigte drei Pfeile, welche von unten links nach oben rechts verlaufen.

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D e i n e

Christian Schiffer Vorsitzender tel. 85 63 97 96 [email protected]

Angela Greulich Frauenbeauftragte tel. 54 50 83 86 [email protected]

A n s p r e c h p a r t n e r

Simone Burger Geschäftsführerin tel. 26 02 30 90 [email protected]

Niclas in der Stroth Pressesprecher tel. 36 10 81 01 [email protected]

Simona Winkler Regionalverband West tel. 56 04 63 [email protected]

Boris Stark Regionalverband Ost tel. 43 57 48 98 [email protected]

Viola Unger Publikationen, Stellvertretende Vorsitzende tel. 98 10 86 21 [email protected]

Verena Dietl Mitgliederbetreuung Stellvertretende Vorsitzende tel. 74 36 74 00 [email protected]

Jens Röver Politische Bildung tel. 54 76 79 89 [email protected]

Florian Hiemeyer Öffentlichkeitsarbeit tel. 32 38 76 51 [email protected]

Dunja Langer Regionalverband Nord tel. 54 76 79 89 [email protected]

Alex Ben Chaouch Regionalverband Süd tel. 77 79 53 [email protected]

r ne et ch ebi ün tg M tad S

RV Nord Das Münchner Stadtgebiet ist in vier Regionalverbände, entsprechend den Bundestagswahlkreisen, eingeteilt. Für jeden RV gibt es einen Ansprechpartner im Vorstand (s.o.).

RV West Büro der Jusos München:

RV Ost RV Süd

Oberanger 38 / IV, 80331 München Tel. 26 02 30 90, Fax 26 02 30 91 [email protected] 1 2 3 4 5

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