Rektale Irrigation. Ein Ratgeber über die Möglichkeiten der Darmspülung bei Stuhlinkontinenz

December 9, 2017 | Author: Franz Bieber | Category: N/A
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Rektale Irrigation Ein Ratgeber über die Möglichkeiten der Darmspülung bei Stuhlinkontinenz

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Wir sind für Sie da!

(0800) 22 72 022 Beratungs-Hotline für Patienten und Angehörige: Montag bis Freitag, von 9:00 Uhr bis 16:00 Uhr (gebührenfrei)

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Inhaltsübersicht Der Verdauungstrakt

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Allgemeine Informationen

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Voraussetzungen und Möglichkeiten der Irrigation

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Irrimatic R – Irrigation leicht gemacht

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Durchführung der rektalen Irrigation

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Bestellinformation

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Kontaktadressen

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Der Verdauungstrakt

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Magen

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Dünndarm

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Wurmfortsatz

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Blinddarm

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aufsteigender Dickdarm

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querverlaufender Dickdarm

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absteigender Dickdarm

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S-förmiger Dickdarm

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Mastdarm

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After

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Allgemeine Informationen

Wie verläuft die intakte physiologische Stuhlentleerung? Die Darmpassage endet im unteren Teil des Dickdarms – im Mastdarm. Der Mastdarm übernimmt eine Reservoirfunktion und sammelt den Stuhl, bis die Dehnungsrezeptoren der Darmschleimhaut gereizt werden. Die Reizweiterleitung über das Rückenmark in das Großhirn ermöglicht die Wahrnehmung des Füllzustands des Mastdarms. Der Entleerungsvorgang wird nun eingeleitet. Es setzt eine vermehrte Transportbewegung der Darmwand ein, es sei denn, ein Zurückhalten des Stuhlgangs ist durch das willkürliche Anspannen des äußeren Schließmuskels und durch hemmende Impulse vom Gehirn über Rückenmark zum Mastdarm erfolgt. Des Weiteren ist der Verschlussapparat in die Beckenbodenmuskulatur eingebettet, die als quergestreifte Muskulatur ebenfalls willentlich steuerbar ist. Es kommt erst zu einer Stuhlentleerung, wenn der äußere Schließmuskel und die Beckenbodenmuskulatur willentlich erschlaffen. Die sensible Schleimhaut des Analkanals ermöglicht eine Differenzierung der Stuhlkonsistenz bzw. Wahrnehmung von Darmgasen. Eine physiologische Stuhlentleerung ist somit nur möglich, wenn das fein abgestimmte Zusammenspiel der einzelnen Muskel- und Nervenfasern funktioniert.

Was bedeutet der Begriff „Stuhlinkontinenz“? Der Begriff Stuhlinkontinenz beschreibt die Unfähigkeit, Darmgase und Stuhlgang willentlich zurückzuhalten, bis die Toilette erreicht ist. Der Betroffene kann seinen Darm somit nicht mehr kontrolliert entleeren, es kommt zu ungewolltem und oft auch unbemerktem Stuhlabgang.

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Was bewirkt die rektale Irrigation? Ziel der rektalen Irrigation ist es, den Darm durch regelmäßige Spülungen zur Entleerung anzuregen. Dies geschieht durch den Dehnungsreiz, den das einlaufende Wasser ausübt. Der Darm reagiert hierauf mit verstärkten Transportbewegungen (Peristaltiken) und es kommt zu einer Entleerung des Dickdarms. Die Irrigation enthebt den Darm dabei nicht seiner gewohnten Tätigkeit sondern unterstützt die natürliche Darmperistaltik ohne sie zu lähmen, wie dies z.B. bei längerer Einnahme von Abführmitteln auftreten kann. Durch die Darmspülung werden auch die darmgasbildenden Bakterien reduziert und unangenehme Blähungen gemindert. Die rektale Irrigation bietet bei neurogener Stuhlinkontinenz sowie bei chronischer Verstopfung die Möglichkeit einer gezielten Steuerung der Darmentleerung und damit eine entleerungsfreie Zeit von einem bis zu mehreren Tagen. Eine kontinuierliche Durchführung, vorzugsweise vom Betroffenen selbst, ermöglicht somit eine „willentlich steuerbare“ Stuhlentleerung trotz Stuhlinkontinenz.

Wann und wie oft sollte die rektale Irrigation durchgeführt werden? Günstig ist es, wenn der Zeitpunkt für die Durchführung der Irrigation dem gewohnten Entleerungsrhythmus des Darms angepasst wird, d. h. es sollte dann irrigiert werden, wenn sich der Darm in der natürlichen Entleerungsbereitschaft befindet. Dies ist abhängig von der individuellen Darmsituation jedes Einzelnen und Faktoren wie Ernährung, Stress und Mobilität spielen hierbei eine wichtige Rolle. Es kann hilfreich sein, zu Beginn ein Ausscheidungsprotokoll zu führen. Eine konsequente Durchführung ist notwendig, um einen optimalen ausscheidungsfreien Zeitraum zu erzielen.

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Voraussetzungen und Möglichkeiten der Irrigation Bei welchen Krankheitsbildern und Beeinträchtigungen kann die rektale Irrigation durchgeführt werden? 1. Unterbrechung der Impulsüberleitung   

Querschnittslähmung Spina bifida Multiple Sklerose

Bei einer nervalen Unterbrechung des Rückenmarks kann der Betroffene die Stuhlentleerung nicht willentlich kontrollieren. Das Zusammenspiel der einzelnen Muskel- und Nervenfasern funktioniert nur noch unzureichend oder gar nicht mehr. Es liegt somit eine neurogene Stuhlinkontinenz vor. Ein häufiges Symptom ist eine verlangsamte Darmpassage im Dickdarm. Der Schweregrad der Stuhlinkontinenz richtet sich nach Höhe und Ausdehnung der Rückenmarksschädigung.

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2. Muskuläre Störungen 

Überdehnung des Schließmuskelapparats bzw. chronische Verstopfung

Eine chronische Verstopfung führt zur ständigen Überdehnung des Schließmuskelapparates, so dass der Schließmuskel keinen ausreichenden Verschluss des Mastdarms sicherstellen kann. Die chronische Verstopfung ist bei den unter 1. genannten Krankheitsbildern eine zusätzliche Problematik, bedingt durch die oftmals verlangsamte Darmpassage. Eine chronische Verstopfung ist sowohl bei älteren Menschen als auch bei Kindern zu finden. Eine ballaststoffarme Ernährung, Bewegungsmangel und unzureichende Flüssigkeitsaufnahme sind nicht selten Auslöser hierfür. Es kommt zu einer massiven Eindickung des Stuhls, weil dieser zu lange im Darm verbleibt. Im Wechsel treten Stuhlschmieren und Durchfälle auf, da sich die Darmschleimproduktion erhöht und Teile des eingedickten Stuhls verflüssigt werden. Man bezeichnet dieses Symptom auch als paradoxe Diarrhoe, da keine komplette Entleerung des Mastdarms gegeben ist. Die kontinuierliche Einnahme von Abführmitteln ist in diesem Zusammenhang nicht selten der Auslöser, da der Darm seiner Funktion enthoben wurde und in der Folge träge geworden ist.

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Der Verdauungstrakt

Kontraindikationen Die rektale Irrigation ist nicht zu empfehlen bei: 

chronischen Durchfällen



nervösem Darm



Darmstenosen



Herz-Kreislauferkrankungen



Divertikulitis

Kommt es zu Durchfällen, z. B. durch Einnahme von Antibiotika, Viruserkrankungen oder Klimawechsel, sollte mit der Irrigation ausgesetzt werden, bis sich die Konsistenz des Stuhls wieder normalisiert hat.

Wichtige Empfehlung Der Betroffene sollte sich die Anwendung der rektalen Irrigation von seinem behandelnden Arzt bestätigen lassen, um mögliche Komplikationen auszuschließen. Die Anordnung sollte schriftlich durch den Arzt dokumentiert werden. Das Anlernen eines Betroffenen zur rektalen Irrigation sollte durch eine versierte Fachkraft (z. B. Stomatherapeut/-in) erfolgen.

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Irrimatic R – Irrigation leicht gemacht

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Mit Hilfe der Irrimatic R wird die rektale Darmspülung wesentlich vereinfacht 

Der Spülvorgang ist kontinuierlich und zeitlich exakt definierbar



Im Gegensatz zu Schwerkraftsystemen ist der Spüldruck unabhängig von der Aufstellhöhe und kann jederzeit den Bedürfnissen des Verwenders angepasst werden.



Die Irrimatic R ist durch ihre gute Befüllbarkeit, beliebige Aufstellbarkeit und leichte Reinigungsmöglichkeit einfach in der Anwendung.



Die wiederaufladbare Batterie gewährleistet eine Unabhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz. Somit ist die Irrimatic R überall einsetzbar.

Vorteile für den/die Anwender(in) 

Auf die Einnahme von Abführmitteln kann ggf. verzichtet werden.



In der Regel entfällt das rektale Ausräumen, so dass eine Verletzung und Überdehnung des Mastdarms vermieden werden kann.



Es kann eine entleerungsfreie Zeit von mehr als 24 Stunden erreicht werden.



Die Darmgase werden reduziert.



Die Versorgung mit auftragenden Inkontinenzhilfsmitteln, wie z. B. Windelhosen, kann auf ein Minimum reduziert werden bzw. ist ggf. nicht mehr erforderlich.



Die Irrigation ermöglicht eine willentlich steuerbare Stuhlentleerung trotz Stuhlinkontinenz und verhilft Betroffenen zu einer "sozialen Kontinenz".

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Durchführung der rektalen Irrigation

Zur rektalen Irrigation wird häufig die Irrigationspumpe Irrimatic R mit Spülkonus oder mit dem Rektalkatheter-Set „ReClean“ eingesetzt. Das Katheterset ReClean beinhaltet einen Rektalkatheter, ein Paar unsterile latexfreie Einmalhandschuhe sowie eine Ampulle mit Gleitgel. Bei der Spüllösung kann zwischen einer körperwarmen Ringerlösung oder körperwarmem Leitungswasser, evtl. angereichert mit einer Salzmischung, ausgewählt werden. Das Toilettenbecken kann zusätzlich mit einem Toilettensitz oder einer Toilettensitzverkleinerung versehen werden, um dem Betroffenen eine angenehme und stabile Sitzposition zu ermöglichen. Die Durchführung auf einem Toilettenstuhl kann ebenfalls sinnvoll sein.

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Die Irrimatic R sollte entsprechend der Gebrauchsanleitung aufgeladen sein. Je nach Patientenbedarf kann das Toilettenbecken mit einem Toilettensitz oder ähnlichem ausgestattet sein. Der Wasserbehälter der Irrimatic R wird mit körperwarmer Spülflüssigkeit gefüllt.

Anschließend wird das Schlauchsystem mit dem Stutzen der Pumpe verbunden und am anderen Ende mit dem Konus oder dem Rektalkatheter adaptiert. Durch Betätigung des Drehknopfes an der Irrimatic R setzt man die Pumpe in Betrieb und das Schlauchsystem füllt sich mit Spülflüssigkeit.

Das Gerät sollte sicher auf dem Boden oder einem Möbelstück neben der Toilette platziert sein. Die Kontrollleuchten signalisieren die optimale Temperatur der Spülflüssigkeit. Der Betroffene nimmt eine bequeme und sichere Sitzposition auf der Toilette ein.

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Bei Verwendung des Rektalkatheters wird der verschiebbare Konus auf die gewünschte Markierung eingestellt (Säuglinge ca. 5 cm, Kinder ca. 10 cm, Erwachsene ca. 15 cm) und der Katheter am vorderen Ende mit Gleitgel versehen. Die beiliegenden Einmalhandschuhe dienen dem Schutz vor einer möglichen Stuhlkontamination.

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Der Katheter wird von vorn (zwischen den Beinen durch) oder von hinten (vom Rücken her) in den Anus eingeführt und mit sanftem Druck festgehalten. Der Konus dient als zusätzlicher Verschlussmechanismus.

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Die körperwarme Spülflüssigkeit kann nun gleichmäßig eingespült werden. Es empfiehlt sich, zu Beginn einen geringen Spüldruck an der Irrigationspumpe einzustellen. Das maximale Spülvolumen sollte 500 ml nicht übersteigen und ist individuell auf das Empfinden des Patienten abzustimmen.

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Ist die Spülflüssigkeit eingelaufen, wird die Pumpe gestoppt. Der Konus verbleibt noch ca. 2 – 3 Sekunden im Anus (Einwirkzeit).

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Nach Entfernen des Rektalkatheters erfolgt spontan die erste Stuhlentleerung. Eine Unterstützung durch Betätigung der Bauchpresse ist möglich. Der gesamte Spülvorgang sollte ca. 2-3 Mal je nach Stuhlkonsistenz wiederholt werden. Anschließend verweilt der Betroffene noch ca. 5-10 Minuten auf der Toilette, damit der höher im Darm sitzende Stuhlgang ebenfalls entleert wird. 13

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Bestellinformation

Irrimatic R

Best.-Nr.

Gerät inkl. Netzadapter, Akkus, Schlauchsystem mit Konus, Rektalkatheter CH 20/30 cm mit Konus Ø 6 cm, ViaGel Gleithilfe 3 ml, Handschuhe (latexfrei), Gebrauchsanweisung

Zubehör/Ersatzteile Schlauchsystem Netzadapter Akkus (Packung à 6 Stück) ReClean Rektalkatheter-Set* 20 Stück Rektalkatheter CH 20/30 cm, 20 Stück Konus Ø 6 cm, 20 Stück ViaGel Gleithilfe 3 ml, 20 Paar Handschuhe (latexfrei)

Erhältlich über: B. Braun Melsungen AG · OPM Carl-Braun-Straße 1 Tel.: (0 56 61) 71 33 99 34212 Melsungen Fax: (0 56 61) 71 35 50

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PZN

25075

1215866

Best.-Nr. 25057 25056 25053 350801

PZN 0059766 0060054 – 1361585

*ReClean ist erhältlich über: Medical Service GmbH Luisenstraße 8 Tel.: (070 52) 40 3100 75378 Bad Liebenzell Fax: (070 52) 40 3120

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Kontaktadressen

Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V. Friedrich-Ebert-Str. 124 34119 Kassel Tel. (0561) 780604 www.kontinenz-gesellschaft.de Arbeitsgemeinschaft Spina bifida und Hydrocephalus (ASBH) Bundesverband e.V. Grafenhof 5 44137 Dortmund Tel. (0231) 861050-0 www.asbh.de Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten in Deutschland e.V. Silcherstr. 15 67591 Mölsheim Tel. (06243) 5256 www.fgq.de Deutsche Multiple-Sklerose-Gesellschaft (DMSG) Bundesverband e.V. Küsterstr. 8 30519 Hannover Tel. (0511) 96834-0 www.dmsg.de HFI - Hilfe für inkontinente Personen e.V. Postfach 300440 40404 Düsseldorf Tel. (0211) 592127 www.hf-initiative.de SoMA e.V. Selbsthilfeorganisation für Missbildungen im Analbereich Weidmannstr. 51 80997 München Tel. (089) 14904262 www.soma-ev.de 15

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Aktuelles Fachwissen auf den Punkt gebracht:   

Erfahrungsberichte & Ratschläge Online-Anforderung von Mustern Hilfsmittelkonzepte u.v.m.

www.inkontinenz.bbraun.de

B. Braun Melsungen AG | OPM 34209 Melsungen | Deutschland Tel (0 56 61) 71-33 99 | www.bbraun.de

W. 04.10.09/5 W91058 Stand: 10/2009

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