Ohne Fehler geht es nicht Doch wie viele Fehler sind erlaubt?

March 7, 2017 | Author: Hansl Rothbauer | Category: N/A
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Ohne Fehler geht es nicht – Doch wie viele Fehler sind erlaubt?

Behandelte Fragestellungen • Was besagt eine Fehlerquote? • Welche Bezugsgröße ist geeignet? • Welche Fehlerquote ist gerade noch zulässig? • Wie stellt man sicher, dass die zulässige Fehlerquote nicht überschritten wird? • Was ist der Unterschied zwischen Korrektorat und Lektorat? • Wie sieht die ideale Vorgehensweise beim Korrekturlesen aus?

Das Ziel: Anleitungen ganz ohne Fehler Grundsätzlich wäre das vielleicht möglich. Jedoch konterkarieren wirtschaftliche Aspekte diesen Anspruch. Daher erscheint es angeraten, eine zulässige Fehlerquote zu definieren.

Fehlerquote – Wie viel ist 1 Prozent?

Fehlerquote – Wie viel ist 1 Prozent? Eine typische Anleitung hat einen Umfang von 100 Seiten, auf denen 30 000 Wörter stehen, die sich aus 200 000 Zeichen zusammensetzen.

Diese Anleitung weist angeblich eine Fehlerquote von 1 Prozent auf.

Fehlerquote – Wie viel ist 1 Prozent? Von den 100 Seiten ist nur 1 Seite falsch. Von den 30 000 Wörtern sind ganze 300 Wörter fehlerhaft. Von den 200 000 Zeichen sind ganze 2000 Zeichen verkehrt.

Solange die Bezugsgröße nicht definiert ist, bleibt die Angabe einer Fehlerquote ohne Aussagekraft.

Fehlerquote – Definition der Bezugsgröße Angemessen erscheint der Bezug auf die Anzahl der Wörter.

Fehlerquote – Definition der Bezugsgröße Angemessen erscheint der Bezug auf die Anzahl der Wörter.

Fehler tauchen aber nicht nur in Wörtern auf. Es gibt auch Fehler •

bei der Interpunktion,



bei Querverweisen,



in Abbildungen,



in der Textaussage …

Fehlerquote – Definition der Bezugsgröße Um alle Fehlerarten berücksichtigen zu können, sollten Zeicheneinheiten im Sinne der Semiotik zugrunde gelegt werden.

Darunter ist jedes vollständige Zeichen zu verstehen: •

das gesamte Wort,



das einzelne Satzzeichen,



das Symbol,



der Absatz …

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Um alle Fehlerarten berücksichtigen zu können, sollten 17

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Zeicheneinheiten im Sinne der Semiotik zugrunde gelegt werden. 26

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Darunter ist jedes vollständige Zeichen zu verstehen: 36

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das Symbol, 47



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das einzelne Satzzeichen, 44



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das gesamte Wort, 40



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der Absatz …

Fehlerquote – Anzahl der Zeicheneinheiten Das Verhältnis von Wörtern zu Zeicheneinheiten beträgt etwa 100 : 120.

Fehlerquote – Anzahl der Zeicheneinheiten Das Verhältnis von Wörtern zu Zeicheneinheiten beträgt etwa 100 : 120.

x · 1,2 = y

x = Anzahl der Wörter y = Anzahl der Zeicheneinheiten

Die Anleitung mit den 30 000 Wörtern beinhaltet also rund 36 000 Zeicheneinheiten .

Fehlerquote – Ist 1 Promille die Grenze? Bei einer Fehlerquote von 1 Prozent beinhaltet die Anleitung mit den 36 000 Zeicheneinheiten ganze 360 Fehler.

Fehlerquote – Ist 1 Promille die Grenze? Bei einer Fehlerquote von 1 Prozent beinhaltet die Anleitung mit den 36 000 Zeicheneinheiten ganze 360 Fehler.

Bei einer Fehlerquote von 1 Promille sind noch 36 Fehler enthalten.

Das neue Ziel: Nicht mehr als 1 Promille Fehler Sobald die Anzahl der Zeicheneinheiten bekannt ist, kann man konkret sagen, wie viele Fehler in der Anleitung gerade noch enthalten sein dürfen.

Das neue Ziel: Nicht mehr als 1 Promille Fehler Sobald die Anzahl der Zeicheneinheiten bekannt ist, kann man konkret sagen, wie viele Fehler in der Anleitung gerade noch enthalten sein dürfen.

Doch wann ist das Ziel erreicht?

Paradoxon Die Anleitung soll so lange korrigiert werden, bis nur noch 36 Fehler enthalten sind – ohne jedoch diese 36 Fehler zu kennen.

Auflösung des Paradoxons? Gesucht ist eine Methode, mit der die Anzahl der Fehler überschlagsmäßig beziffert werden kann.

Nicht alle Fehler werden gefunden Bei jedem Korrekturlauf werden Fehler gefunden.

Nicht alle Fehler werden gefunden Bei jedem Korrekturlauf werden Fehler gefunden.

Bei jedem manuellen Korrekturlauf werden rund 80 Prozent der Fehler gefunden.

Bei einem maschinellen Korrektorat werden etwa 50 Prozent der Fehler gefunden.

Manueller Korrekturlauf Bei jedem manuellen Korrekturlauf werden 80 Prozent der Fehler gefunden.

Manueller Korrekturlauf Bei jedem manuellen Korrekturlauf werden 80 Prozent der Fehler gefunden.

1. Korrekturlauf: Von 100 Fehlern werden 80 Fehler gefunden. 2. Korrekturlauf: Von 20 verbliebenen Fehlern werden 16 Fehler gefunden. 3. Korrekturlauf: Von 4 verbliebenen Fehlern werden mindestens 3 Fehler gefunden.

Maschinelles Korrektorat Bei einem maschinellen Korrektorat werden etwa 50 Prozent der Fehler gefunden.

Maschinelles Korrektorat Bei einem maschinellen Korrektorat werden etwa 50 Prozent der Fehler gefunden.

1. Korrekturlauf: Von 100 Fehlern werden rund 50 Fehler gefunden. 2. Korrekturlauf: Von den 50 verbliebenen Fehlern wird kein einziger Fehler mehr gefunden.

Auflösung des Paradoxons

Auflösung des Paradoxons In der Anleitung mit den 36 000 Zeicheneinheiten werden beim maschinellen Korrektorat 180 Fehler gefunden.

Fgefunden : Fverblieben = 50 : 50 F = Anzahl der Fehler

Auflösung des Paradoxons In der Anleitung mit den 36 000 Zeicheneinheiten sind nach dem maschinellen Korrektorat noch ungefähr 180 Fehler verblieben.

Beim anschließenden manuellen Korrekturlauf gilt es, 80 Prozent der verbliebenen Fehler zu finden – rein rechnerisch also 144 Fehler.

Fall 1 In der Anleitung mit den 36 000 Zeicheneinheiten werden beim manuellen Korrekturlauf 144 Fehler gefunden.

Fall 1 In der Anleitung mit den 36 000 Zeicheneinheiten werden beim manuellen Korrekturlauf 144 Fehler gefunden.

Vermutlich sind noch 36 Fehler in der Anleitung verblieben.

Fall 2 In der Anleitung mit den 36 000 Zeicheneinheiten werden beim manuellen Korrekturlauf 100 Fehler gefunden.

Fall 2 In der Anleitung mit den 36 000 Zeicheneinheiten werden beim manuellen Korrekturlauf 100 Fehler gefunden.

Vermutlich sind noch 25 Fehler in der Anleitung verblieben.

Fall 3 In der Anleitung mit den 36 000 Zeicheneinheiten werden beim manuellen Korrekturlauf 200 Fehler gefunden.

Fall 3 In der Anleitung mit den 36 000 Zeicheneinheiten werden beim manuellen Korrekturlauf 200 Fehler gefunden.

Vermutlich sind noch 50 Fehler in der Anleitung verblieben.

Anzahl der Korrekturläufe Nach dem maschinellen Korrektorat weiß man, wie viele Fehler insgesamt ungefähr in der Anleitung enthalten waren.

Da die Anzahl der Zeicheneinheiten bekannt ist, lässt sich berechnen, wie viele manuelle Korrekturläufe erforderlich sind, um unter der definierten Fehlerquote zu landen.

Qualitätsforderung Das Verhältnis der verbliebenen Fehler in der Anleitung zur Anzahl der Zeicheneinheiten muss kleiner als 1 Promille sein.

Fverblieben : y ≤ 1 ‰ F = Anzahl der Fehler y = Anzahl der Zeicheneinheiten

Korrektorat und Lektorat

Korrektorat und Lektorat Das Korrektorat berücksichtigt: • die Rechtschreibung, • die Einheitlichkeit der Schreibweisen, • die Zeichensetzung, • die Silbentrennung, • die Grammatik, • die Einheitlichkeit der Formulierungen, • die Abbildungen, • das Layout.

Korrektorat und Lektorat Das Lektorat berücksichtigt darüber hinaus: • die Terminologie, • den Stil, • die Formulierung eines Satzes, • die inhaltliche Verständlichkeit, • die sachliche Richtigkeit, • die Vollständigkeit, • den Aufbau der gesamten Anleitung.

Korrektorat und Lektorat Korrektorat und Lektorat ergänzen sich.

Das Korrektorat sollte zunächst maschinell durchgeführt werden, anschließend manuell.

Ein Lektorat wird nur in besonderen Fällen durchgeführt.

Ideale Vorgehensweise

Ideale Vorgehensweise 1. Zulässige Fehlerquote definieren. 2. Anzahl der Zeicheneinheiten in der Anleitung ermitteln. 3. Maschinelles Korrektorat durchführen. 4. Abschätzen, wie viele manuelle Korrekturläufe erforderlich sind. 5. Manuelles Korrektorat durchführen. 6. Anzahl der vermutlich verbliebenen Fehler ermitteln. 7. Prüfen, ob die Qualitätsforderung bereits erfüllt ist. 8. Falls erforderlich, ein weiteres Korrektorat oder ein Lektorat durchführen.

Ziel erreicht Null Fehler wird die Anleitung auch nach dem zweiten oder dritten Korrekturlauf nicht haben.

Aber nachgewiesenermaßen wird die Qualitätsforderung mit hoher Wahrscheinlichkeit erfüllt.

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