Kindernothilfe. Ich bin müde und kann nicht schlafen, denn ich habe Angst, die Augen zu schliessen. Ausgabe Nepal Wege aus dem Chaos

August 22, 2017 | Author: Katharina Wetzel | Category: N/A
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Kindernothilfe

Ausgabe 2.2015 Nepal Wege aus dem Chaos Honduras Ein Leben zwischen Gut und Böse

„Ich bin müde und kann nicht schlafen, denn ich habe Angst, die Augen zu schliessen“

Nepal Seit Mitte Mai begleiten wir die Menschen in Nepal auf ihren Wegen aus dem Chaos. Doch es gibt noch viel zu tun. Hilfe für die Kinder und ihren Familien ist dringend nötig.

Honduras Seit 2012 unterstützen wir das Kinderschutzzentrum von Comisión de Acción Social Menonita“ (CASM – Ausschuss für soziale mennonitische Aktionen). Das Projekt wird von uns mit Spendengeldern und Projektpatenschaften finanziert.

Deborah Berra Stv. Geschäftsführerin

Erdbeben und Neuanfänge

Haben Sie manchmal auch einfach genug? Genug von den Meldungen über Naturkatastrophen, brutale Kriege und gemeine Ausbeutung? Genug von den Grausamkeiten auf dieser Welt, von den tragischen Bildern über menschliches Elend, von den unfassbar traurigen Schicksalen? Tausende deprimierende Geschichten von immer wieder neue aufflammenden Brandherden, von Gewalt und Verletzungen, auch bei uns in Europa. Auch ich habe manchmal genug, bin überwältigt von all den niederdrückenden Meldungen, resigniere in Anbetracht dieses unendlichen Leids und frage mich: Was kann ich bewirken? Was nützt meine Hilfe? Wo es doch immer noch so viel Not gibt? Ja, ich könnte manchmal verzweifeln angesichts der Entbehrungen, denen Menschen auf unserem Planeten ausgesetzt sind und der Trostlosigkeit ihres Alltags. Aber was, wenn wir aufhören? Aufhören, uns zu kümmern? Ich trage eine Verantwortung, nicht nur mir gegenüber, sondern auch all jenen Menschen gegenüber, denen es schlechter geht als mir.

Jedes einzelne Kind auf dieser Welt hat es verdient, unsere Unterstützung zu erhalten. Jedes von ihnen hat es verdient, dass wir nicht aufhören weiter zu machen, dass wir nicht aufgeben, sondern immer wieder von Neuem den Eltern und Kindern in Not unser Mitgefühl zeigen und Ihnen zur Seite stehen. Ich werde mich weiterhin mit aller Kraft für ein besseres Leben der Kinder in unseren Projekten einsetzen - mit Ihrer Hilfe. In diesem Magazin wollen wir Ihnen von unserer Arbeit in Nepal berichten und Geschichten aus unserem langjährigen Projekt in Honduras erzählen. Bleiben Sie dabei und helfen Sie mit. Denn Menschen wie Sie spenden Hoffnung. Herzlich, Ihre

Deborah Berra

Die Stiftung Kindernothilfe Schweiz ist ein Kinderhilfswerk, das auf christlichen Werten wie Gerechtigkeit, Selbstbestimmung, Verantwortung und Wertschätzung beruht. Die Kindernothilfe hilft bedürftigen Kindern, unabhängig von ihrer religiösen und ethnischen Zugehörigkeit.

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Nepal:

Wege aus dem Chaos Seitdem die Erde bebte liegt Nepal am Boden. Der Weg zurück in die Normalität wird Jahrzehnte dauern. Die materiellen Schäden lassen sich beheben, die körperlichen Wunden werden heilen. Doch die Angst und die Verletzungen an Geist und Seele der Kinder und Erwachsenen werden nur verblassen.

Autor: Matthias Müller Bilder: Amrut

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die wackelnde Erde in ihrem Kopf festgesetzt. Das Leben geht auch nach dem Beben weiter für die Menschen in Nepal – es muss weitergehen, irgendwie. Jeder versucht so gut es geht zurechtzukommen, ein Stück Normalität zurückzugewinnen. Auch Sitas Eltern versuchen ihren Kindern Schutz und Geborgenheit inmitten des Chaos zu geben. Nachts rückt die Familie notdürftig unter aufgespannten Zeltplanen zusammen. Wie viele andere Menschen in den Erdbebenregionen fragen sich Sitas Eltern, was werden soll, wenn der jährliche Monsun kommt. In wenigen Wochen ist es soweit, dann wird der Himmel seine Schleusen öffnen. Es wird regnen, tagelang, wochenlang, ohne Pause. Wie soll man da unter einer Zeltplane leben? Ihr ganzes Dorf im Distrikt Sindhupalchowk ist von den Folgen ________________________________________ des Erdbebens betroffen, wie Sitas Grossvater bestätigt. Da sei kaum einer, der nicht sein Haus und Hab und Gut verloren hätte. Die meisten Menschen sind traumatisiert. ________________________________________ Sitas elfjähriger Bruder Deepak kennt diese Angst ebenfalls. Auch er kann nicht mehr richtig Verloren steht das Mädchen auf dem Geröllhau- schlafen, erst recht nicht, nachdem ein zweites fen ihres Elternhauses, das einst ihr Zuhause Beben die Erde in Nepal nochmals erschütterte. war. Während andere Kinder schon wieder la- Manchmal erwacht er von einem leisen Schrei chend herumtoben, bleibt Sitas Blick ernst. So seiner Schwester. Dann tastet er nach ihrer Hand tief haben sich die schreienden Menschen und und hält sie fest. Immerhin haben sie einander Nachts ist es am schlimmsten. In den Nächten schreckt sie immer wieder aus dem Schlaf auf, der ihr eigentlich Ruhe und Erholung bringen soll. Die neunjährige Sita hat Angst. Angst davor, wieder dieses fürchterlich ohrenbetäubend laute Grollen zu hören, wieder zu spüren, wie der Boden unter ihr vibriert und zu schwanken beginnt. Angst davor, noch einmal die Verwirrung und Furcht zu fühlen, und wieder vor den herunterfallenden Trümmern ihres Elternhauses nach draussen fliehen zu müssen. Diese Angst ist real nicht nur für Sita, denn es kann jederzeit wieder passieren. Nur, Sitas Elternhaus, das gibt es nicht mehr. Hier kann nichts mehr herunterfallen, weil alles schon in Trümmern liegt.

Traumatisiert und mittellos

 Das war meine Schule – Wo soll ich nun lernen?

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noch, und sie haben ihre Familie nicht verloren. Viele andere Kinder aus der Umgebung hatten dieses Glück nicht. Rund 8 Millionen Menschen sind von den Folgen der beiden Erdbeben betroffen, davon etwa 1,7 Millionen Kinder. Ihr Zuhause liegt in Schutt und Asche, viele haben Eltern, Geschwister und Freunde verloren. Viele Mädchen und Jungen leiden neben dem Trauma an Durchfällen wegen der schlechten hygienischen Verhältnissen in den Erdbebengebieten. Gerade Kinder in den ärmsten Regionen Nepals, die bereits an Unter- und Mangelernährung litten, sind jetzt mehr denn je betroffen. Wir von der Kindernothilfe helfen auf verschiedenen Ebenen. Wir verteilen Zeltplanen, damit die Menschen Notunterkünfte bauen können und stellen die medizinische Versorgung der Kranken und Verletzten sicher. Familien erhalten von uns Lebensmittelrationen und Mütter Hygiene-Sets für ihre Babys. In unseren Mutter-Kind-Zentren können Frauen ihre Säuglinge in Ruhe stillen. Mangel- und unterernährte Kinder stärken wir mit Zusatznahrung auf.

 Aufgeregt erzählt dieser Junge unserer Erst- helferin von der Nacht, als die Erde wackelte.

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Schutz für die „verlorenen“ Kinder

________________________________________ Besonders schlimm dran sind die Kinder, deren Eltern vermisst werden oder tot sind. Alleine und völlig traumatisiert, hungrig und verzweifelt versuchen sie, zwischen den Trümmern zu überleben. Sie sind eine leichte Beute für Kinderhändler und gefährdet, sexuell missbraucht zu werden. Diese „verlorenen“ Kinder müssen so schnell wie möglich von der Strasse geholt und geschützt werden. Wir von der Kindernothilfe helfen hier gezielt und nicht nur kurzfristig. Mit unseren langjährigen Partner AMURT haben wir neben unserer Unterstützung für die Erdbebenopfer ein Hilfsprogramm entwickelt, mit dem wir viele der betroffenen Kinder von der Strasse nehmen können. In Kinderschutzzentren helfen Psychologen traumatisierten Kindern.

 An einen geregelten Schulunterricht ist aktuell nicht zu denken. In vielen vom Erdbeben betroffenen Ortschaften wurden die Schulgebäude vom Erdbeben zerstört. Das 250 Seelen Dorf Kothey (Distrikt Sindhupalchowk) wurde bereits beim ersten Erdbeben fast komplett zerstört. Das Schulgebäude ist nicht mehr benutzbar.

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Dort können sie in einem geschützten Raum lernen und spielen. Ähnlich wie in Syrien, wollen wir so schnell wie möglich mehrere Kinderschutzzentren in den Krisenregionen Nepals aufbauen. Waisenkindern wollen wir eine neue Heimat bieten und unter gezielter Betreuung ihre traumatischen Erlebnisse sowie den Verlust der Eltern verarbeiten helfen. Die Zentren werden aber auch für alle anderen Kindern aus den umliegenden Dörfern offen stehen. Sie haben zwar ihre Eltern nicht verloren, aber auch sie leiden unter den Folgen der Katastrophe. Neben der Arbeit zur Traumabewältigung führen wir in den Zentren auch Schulunterricht durch. Die Traumata können wir zwar nicht heilen, aber wir können die Kinder von der Strasse auffangen und Hilfestellung bieten, um das Erlebte zu verarbeiten. In vielen vom Erdbeben betroffenen Ortschaften wurden die Schulgebäude vom Erdbeben zerstört. Das 250 Seelen Dorf Kothey (Distrikt Sindhupalchowk) wurde bereits beim ersten Erdbeben fast komplett zerstört. Die Schule, der gemeinsame Unterricht - das war ein Lebensmittelpunkt für die Kinder. Hier trafen sie ihre Freunde, hier lernten sie gemeinsam und stellten Unsinn an.

In Krisensituationen vermittelt Schulunterricht Normalität und Stabilität. Für die Kinder ist die Fortsetzung des Unterrichtes ein Schritt zurück in eine Lebenswelt, die ihnen vertraut ist.

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Spiele und Zusammenhalt

________________________________________ Der achtjährige Krishna würde es sicher nicht mit diesen Worten erklären. Aber seine Augen strahlten, als unsere Mitarbeiter bei ihrem Besuch im Ort alle Kinder zum gemeinsamen Spiel einluden. Auf dem Gelände der zerstörten Schule rücken die Kinder zusammen, neugierig, was die fremden Besucher wohl an Überraschungen parat haben. Zunächst wird ein Kreis gebildet und alle halten sich an den Händen. Dann stellen sich die Besucher vor, dann die Kinder. Spiele und Gespräche folgen, die Stunden fliegen dahin und am Ende des Tages sind neue Freundschaften entstanden. Es wurde gelacht – so viel wie schon lange

 Unser Schwerpunkt sind die Kinder. Doch Nahrung und Medikamente helfen auch den Familien. -7-

nicht mehr seit dem Erdbeben. Manche der Kinder umarmten unsere Mitarbeiter, als die Zeit zum Abschied gekommen war. Ein kleines Mädchen machte einem unserer Mitarbeiter sogar ein Geschenk: ein Stück buntes Papier, das sie im Geröll eines eingestürzten Hauses gefunden hatte. Ein Schatz in den Augen des Kindes, das all seine Spielsachen, seine Kleidung und sein Zuhause verloren hat. Das Dorf Kothey ist nur durch eine Hängebrücke zu erreichen, die auch in der Zeit vor dem Erdbeben nur wenige Menschen gleichzeitig tragen konnte.

Es ist ausgeschlossen, diese Brücke mit schweren Fahrzeugen zu befahren. Wie hier konkret geholfen werden kann, muss noch gut überlegt und geplant werden.

Unsere Mitarbeiter möchten in der Region gern so schnell wie möglich ein Kinderschutzzentrum aufbauen und damit rund 500 Kindern Obdach und Versorgung bieten. Die Kosten pro Kind betragen 122 Franken im Monat. Jede kleine oder grössere Spende ist ein grosser Segen für die Menschen hier in Nepal. -8-

Seite 15 15 Seite So wird Ihre Spende eingesetzt

So wir Ihre Spende eingesetzt Nepal: So wir Ihre Spende eingesetzt Nepal:

Katastrophen wie der Tsunami 2004 oder das Erbeben in Haiti 2010 haben gezeigt, dass in den betroffenen Länder Hilfe von Aussen über viele Jahre hinweg nötig ist. Aktuell fehlt es in vielen betroffenen Regionen noch immer am Nötigsten und der Monsum steht vor der Tür.

Nepal:

Katastrophen wie der Tsunami 2004 oder das Erbeben in Haiti haben gezeigt, dass in den betroffene über viele Jahre hinweg nötig ist. Aktuell fehlt es in vielen betroffenen Regionen noch immer am Nö Katastrophen wie der Tsunami 2004 oder das Erbeben in Haiti haben gezeigt, dass in den b steht vor der Tür.

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Hilfe für das Nötigste

77 Franken 77 CHF Nahrungsmittel Reis Sie undreichen Linsen für ca. 4 W Nahrungsmittel wie Reis undwie Linsen. einer Familie bis zu vier Wochen

77Franken CHF5 Zeltplanen Nahrungsmittel wie Reisalsund Linsen 122 (inkl. Transport) Dach gegenfüd 122 CHF 5 Zeltplanen (inkl. Transport) als Dach gegen den Monsum

150 CHF Aufbau mobiler Kliniken und Schulung 122 CHF 5 Zeltplanen (inkl. Transport) als von Da 200 Franken

Wiederherstellung von Häusern, Strassen 200 CHF Wiederherstellung vonKliniken Häusern,und Strassen und Infrastruktur 150 CHF Aufbau mobiler Sch

Aufbau von Kinderzentren als “Erste Hilfe“ für 500 Kinder

200 CHF Wiederherstellung von Häusern,

Sozialarbeiter und geschultes Personal fangen die Kinder auf u traumatischen Erlebnisse und die Folgen der des Erdbebens b Aufbau von Kinderzentren als “Erste Hilfe“ für 500 Kinder für 500 Kinder Alltägliche Dinge wie Schule oder spielen geben den Kindern e und Sicherheit zurück.

Aufbau von Kinderzentren als “Erste Hilfe“

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Armenvierteln am Flussufer der Stadt San Pedro Sula und m werden 750 Familien direkt in das Projekt einbezogen, indire Familien.

Ein Leben zwischen Gut und Böse Geflohen in der Hoffnung auf ein besseres Leben, gestrandet in den Bordos von San Pedro Sula - ohne Bildung, ohne Arbeit, ohne Zukunft. Die Erwachsenen haben fast keine Zukunft . Und ihre Kinder? Autor: Matthias Müller Bilder: KNH

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Sie weiss: „Das ist mein Vater“, doch ein Gesicht dazu hat sie schon lange nicht mehr, die Erinnerung an ihn ist verschwommen, an sein Gesicht erinnert sie sich nicht mehr. Maria hat ihr Grosi. Sie, ihre Tanten und deren Kinder sind ihre Familie und irgendwie scheint das für sie wohl so in Ordnung.

________________________________________ Es ist 5 Uhr morgens als der Wecker klingelt. Die kleine Maria muss aufstehen, sich fertig machen. Man würde erwarten, dass sie etwas wiederwillig aufsteht. Doch quirlig springt sie aus dem Bett, als hätte sie schon darauf gewartet, dass ihre Mutter sie weckt. Doch die Frau, die sie weckt, ist ihr Grosi, ihre richtige Mutter hat sie verlassen, als sie 6 Monate alt war. Maria lebt seither mit ihr und ihren beiden Tanten und deren beiden Kindern in einem Armenviertel von San Pedro Sula. Anfangs lebte auch ihr Vater noch mit im Haus. Doch aus Verzweiflung ist er vor Jahren, in der Hoffnung auf ein besseres Leben für sich und seine Tochter, illegal in die USA eingewandert. Einmal pro Woche ruft er sie an.

Schule ein Privileg - trotz Schulpflicht ________________________________________ Maria freut sich auf die Schule und kann es kaum erwarten dorthin zu gehen. Sie weiss, auch wenn es in Honduras eine Schulpflicht gibt, heisst das noch lange nicht, dass man auch zur Schule darf. Viele der Nachbarskinder gehen nicht, weil oft das Geld nur zum Überleben der Familie ausreicht. Maria spürt, dass sie privilegiert ist, auch wenn sie dieses Wort gar nicht kennt. Rasch schlüpft sie in ihre Schuluniform, die sauber zusammengefaltet auf einem Stuhl neben ihrem Bett liegt, frühstückt und putzt die

 Trostlos und perspektivlos. Viele Kinder werden Mitglied von Banden.

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Zähne. Das war nicht immer so. Erst im Zentrum der Kindernothilfe hat sie gelernt, wie wichtig es ist sich zu waschen. Waschen verhindert Krankheiten – für uns selbstverständlich, für die Menschen in den Armenvierteln Honduras nicht. Sie haben kaum Bildung. In der Hoffnung auf ein besseres Leben kamen sie in die Stadt und sind hier gestrandet, denn die Realität sieht anders aus. Ohne Bildung keine Arbeit. Die meisten von ihnen sind Tagelöhner, die sich mit Gelegenheitsjobs durchschlagen. Einem Leben dem man eigentlich nur entfliehen will, dass zeigt auch die hohe Selbstmordrate.

Augen, wird viel gespielt und gelacht, dort kann sie Kind sein. Vor allem fühlt sie sich sicher, denn die Gewalt bleibt auf der Strasse und zuhause in den Familien. Für viele Kinder im Viertel ist das Zentrum ein bisschen heile Welt, in die sie für ein paar Stunden eintauchen können. Auch wenn es Maria besser geht, als den anderen Kindern, sieht sie auch die Armut und die tägliche Gewalt im Viertel.

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José bleib bitte stark!

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Insel in der Gewalt

________________________________________ Maria kommt um 12 Uhr von der Schule, dann macht sie schnell ihre Hausaufgaben und erledigt ihre Aufgaben im Haushalt. Heute muss sie noch die Wäsche waschen, daher geht sie an den Fluss schwerbepackt mit Waschbrett und Seife. Doch später will sie unbedingt noch ins Zentrum. Dort, so erzählt sie mit strahlenden

Auch José wohnt im Viertel und kommt ins Zentrum. Doch anders als Maria, kennt er die Schule nur von aussen. So gerne würde er in das Gebäude gehen, doch dafür fehlt das Geld. Josés Vater ist vor langer Zeit abgehauen. Seine Schwester, kaum 20 Jahre alt, ist mit ihren Kindern ausgezogen. Er lebt alleine mit seiner Mutter zusammen in einer kleinen Holzhütte, die eigentlich mehr ein Bretterverschlag mit einer Türe ist. Sie haben kein fliessendes Wasser und auch keine Latrine.

 Im Zentrum lernen die Kinder alles beim spielen oder in Gruppen. Sie haben Spass.

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Josés Mutter hat Glück, sie hat einen Job in einer Bäckerei und verdient gerade mal so viel Geld, dass sie beide überleben können. Manchmal bringt sie Reste aus der Bäckerei mit nach Hause. Dann bleiben ein paar Lempiras übrig um zu sparen. Jeweils um sieben Uhr verlässt sie mit José das Haus und schliesst die Türe ab. Sie verfolgt die Angst, dass jemand ihnen das bisschen Besitz stehlen könnte. Erst wenn sie am Abend zurück kommt wird sie diese wieder aufschliessen. José wartet dann schon meist vor der Tür auf sie. José ist ein Schlüsselkind, doch kein „Schlüsselkind“, wie wir das eben kennen. Er trägt keinen Schlüssel um den Hals. Er hat gar keinen. José verbringt den gesamten Tag auf der Strasse. Er ist ausgesperrt – den ganzen Tag lang auf sich alleine gestellt. Und so beschäftigt er sich selbst, geht im Fluss baden oder spielt mit den anderen Kindern Fussball. Oft sitzt er auch nur an der Schule und schaut den Kindern dort beim Lernen oder beim Toben auf dem Schulhof zu. Das macht ihn sehr traurig. Er würde so gerne auf der anderen Seite stehen und lernen wie man rechnet, schreibt oder liest. Doch ohne Schulgeld keine Schule. Und so bleibt ihm das, was er sich am meisten wünscht, verwehrt.

 Es gibt kein fliessendes Wasser in den Häusern.

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Die Freunde sind tot ________________________________________ Bisher ist José stark geblieben und den Gangs ferngeblieben. Viele seiner Freunde haben das nicht geschafft. Einige haben dafür bereits mit ihrem Leben bezahlt. Sie waren als Drogenkuriere tätig oder sonst wie in krummen Geschäften involviert. Sie sind wie viele Jugendliche zwischen die Fronten der Gangs und der Polizei geraten. Auch Josés Mutter weiss um die Gefahr und sie hat Angst dass auch ihr kleiner José in diesen Teufelskreislauf gerät oder als Unbeteiligter bei einem Bandengefecht ums Leben kommt. Wie gerne würde sie ihn in die Schule schicken, doch das Geld reicht einfach nicht. Und so kann sie nur jeden Tag beten, dass José stark bleibt. Doch je älter er wird, desto deutlicher wird ihm die Perspektivlosigkeit und desto grösser wird die Gefahr, dass er sich in den Teufelskreis der Kriminalität ziehen lässt. Sie ist daher so froh, dass José ins Zentrum der Kindernothilfe geht. Dort hat er auch die Möglichkeit eine handwerklich Ausbildung zu ma-

 Viele Kinder wie José träumen von der Schule. Wie gerne würde er mit ihnen gehen. - 13 -

chen. Eine Zukunft, die sie ihm niemals bieten betreuen sie, geben ihnen Halt und unterstützen kann. Eine Chance auf eine gute Anstellung und sie bei Problemen. Spielerisch lernen sie ihre Rechte kennen und wie sie sich gegen Gewalt einen guten Verdienst. wehren können. Aber auch die grundlegendsten ________________________________________ hygienische Verhaltensregeln, wie z.B. Zähne zu putzen oder sich regelmässig zu waschen.

So helfen wir

________________________________________ ________________________________________ San Pedro Sula ist einer der gewalttätigsten Orte in Mittelamerika. Viele der Kinder und Jugendlichen schliessen sich aufgrund ihrer Perspektivlosigkeit schon als kleine Kinder Strassenbanden an. Dort finden sie Strukturen, Halt und vor ________________________________________ allem Anerkennung. Dort sind sie jemand. Doch viele der Strassenkinder sterben in Bandenkrie- Maria ist glücklich bei ihrer Grossmutter, doch gen oder sind „Kolateralschäden“ davon. irgendwie scheint das dann doch nicht so in Ordnung für sie zu sein. Hätte sie drei Wünsche Seit 2012 unterstützten wir unseren Projekt- bei einer Fee frei, so würde sie sich wünschen, partner „Comisión de Acción Social Menonita“ dass Papi und Mami bei ihr und sie eine glück(CASM – Ausschuss für soziale mennonitische liche Familie wären. José spielt gerne Fussball Aktionen). Gemeinsam mit ihm und den lokalen und träumt davon, einmal ein Fussballstar wie Behörden wollen wir die Situation in den Bordos, „Lionel Messi“ zu werden. Es ist egal wie unreden Armenvierteln in San Pedro Sula, für die alistisch ihre Träume sind, sie haben ein Recht Menschen und besonders für die Kinder verbes- darauf, denn sie sind Kinder. Sie geben ihnen sern. Im Zentrum werden rund 500 Kinder zwi- Halt und Hoffnung. Wir können diese Träume schen 4 und 18 Jahren betreut. Zusätzlich profi- nicht erfüllen. Aber Kinder wie Maria und José tieren rund 1‘510 Familien der Kinder von unse- haben eine bessere Zukunft - eine gewaltfreie rer Arbeit. Geschultes Personal und Sozial- Zukunft - verdient. Daran arbeiten wir. Helfen arbeiter holen die Kinder von der Strasse und Sie als Projektpate oder-Patin dabei mit.

Die Kinder haben es verdient

 Wir helfen, wo es geht und hören den Betroffenen zu.

 Egal ob Junge oder Mädchen, Fussballspielen macht Spass und hilft, den Alltag auszuschalten.

So wird Ihre Spende eingesetzt So wird Ihre Spende eingesetzt

Honduras: Honduras Projektpatenschaft Projektpatenschaft - Rechte für die Kinder in Rechte für die Kinder in den Slums den Slums Honduras ist nach Haiti und Guatemala das ärmste Land Honduras ist nach Haiti und Guatemala das ärmste Land LateinLateinamerikas. 66%der der 8-Millionen-Bevölkerung 8-Millionen-Bevölkerung leben unter amerikas. 66% leben unter der nader nationalen Armutsgrenze. Mehr als die Hälfte der tionalen Armutsgrenze. Mehr als die Hälfte der Honduraner sind Honduraner sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.

Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.

Schutz der Kinder vor Gewalt durch Bildung und Aufklärung Wir sehen unsere Arbeit im Schutz der Kinder vor Gewalt durch sowie Reduktion der Jugendarbeitslosigkeit: Bildungsarbeit in Bildung undderAufklärung der Jugendarbeitsund ausserhalb Schule soll densowie KindernReduktion und Jugendlichen losigkeit: Bildungsarbeit in und ausserhalb der Schule soll den eine ganzheitliche Entwicklung ihrer Persönlichkeit ermöglichen und einen Beitrag zu einem solidarischen rücksichtsvollen Kindern und Jugendlichen eine und ganzheitliche Entwicklung ihrer Zusammenleben der Gemeinden und Familien leisten. Durch Persönlichkeit ermöglichen und einen Beitrag zu einem solidariBildung erhalten die Jugendlichen einen Ausweg aus der Armut.

schen und rücksichtsvollen Zusammenleben der Gemeinden und Familien leisten. Durch Bildung erhalten die Jugendlichen einen Ausweg aus der Armut. Honduras ist nach Haiti und Guatemala das ärmste Land Lateinamerikas. 66% der 8-MillionenBevölkerung leben unter der nationalen Armutsgrenze. Mehr als die Hälfte der Honduraner sind Kinder

Wir arbeiten mit 500 Kindern und Jugendlichen zwischen 6 und 18 Jahren aus den Armenvierteln und Jugendliche unter 18 Jahren. am Flussufer der Stadt San Pedro Sula und mit ihren Familien. Zusätzlich werden 750 Familien direkt inder das Projekt einbezogen, indirekt profitieren 1‘510 Familien. Schutz Kinder vor Gewalt durch Bildung und Aufklärung sowie Reduktion der Jugendarbeitslosigkeit: Bildungsarbeit in und ausserhalb der Schule soll den Kindern und Jugendlichen eine ganzheitliche

Entwicklung ihrer Persönlichkeit und einen Beitrag einem solidarischen und Mit 25 Franken im ermöglichen Monat. Übernehmen Siezu eine Projektpatenschaft für die Rechte der Kinrücksichtsvollen Zusammenleben der Gemeinden und Familien leisten. Durch Bildung erhalten die der in den Slums. Damit fördern Sie Hilfe zur Selbsthilfe und geben den Kindern eine neue PersJugendlichen einen Ausweg aus der Armut. pektive.

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Unten das Formular

Kindernothilfe-Magazin Stiftung Kindernothilfe Schweiz Laurenzenvorstadt 89 · 5000 Aarau

Projektpatenschaft für Honduras - Rechte in den Slums Betrag 25,00 Franken pro Monat

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Telefon 062 823 38 61 Telefax 062 823 38 63 E-Mail: [email protected] www. kindernothilfe.ch

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