Journalisten schreiben über Opfer

August 28, 2016 | Author: Alexandra Maus | Category: N/A
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31. Jahrgang 2/2008

G 4266

Bert Simon:

Langer Marsch für die Opfer Opferhilfe

Verfolgung auf Schritt und Tritt Vorbeugung

Hinsehen und helfen statt wegsehen Erstmals Preis verliehen

Journalisten schreiben über Opfer

Innenminister Gasser und WR-Landesvorsitzender Maaßen (vorn von rechts) bei der Eröffnung der Ausstellung

Thüringen: Innenministerium und WR arbeiten zusammen

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ie Eröffnung der Ausstellung „Opfer“ des WEISSEN RINGS im Thüringer Innenministerium war verbunden mit der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung zwischen dem Ministerium und dem WR-Landesverband Thüringen. Innenminister Dr. Karl Heinz Gasser und WR-Landesvorsitzender Heinz-Günter Maaßen eröffneten die Ausstellung im Atrium des Ministeriums und unterzeichneten die Vereinbarung für eine künftig noch bessere Zusammenarbeit in den Bereichen Opferschutz, Opferhilfe und Prävention. Darin ist unter anderem festgelegt, dass Opfer von Straftaten durch die Polizei auf die Hilfeleistungen des WEISSEN RINGS aufmerksam gemacht werden. Das geschieht zum einen, indem die Polizei grundsätzlich das eigens erstellte WR-Faltblatt Opfern übergibt mit der Empfehlung, sich an die zuständige Außenstelle zu wenden. Weiter besteht die Möglichkeit, die Daten des Opfers an die Außenstelle zu übermitteln, wenn das Opfer dies wünscht. Zu diesem Zweck leitete das Innenministerium allen Beamten des Landes die Rufnummern der zuständigen WR-Außenstellen und des Landesverbandes zu. In Zukunft tauschen die Kooperationspartner zudem Informationen über Aktionen der Öffentlichkeitsarbeit, Schulungen, Tagungen und Präventionsprojekte aus und koordinieren die gegenseitige Beteiligung oder die gemeinsame Durchführung solcher Veranstaltungen.

Opfer.

Der Katalog zur Ausstellung. Schutzgebühr 10 Euro. Zu bestellen: WEISSER RING, Info-Service, Weberstraße 16, 55130 Mainz [email protected].

AusstellungsTermine: Die Ausstellung „Opfer“ wird demnächst unter anderem in folgenden Städten zu sehen sein: j 26. März bis 4. April: Kitzingen, Rathaushalle j 21. April bis 11. Mai: Schmölln, Kompetenzcenter der Sparkasse j 13. April bis 25. April: Lindau, Zeughaus j 5. bis 9.Mai: Wolgast, Ausstellungszentrum der Stadt j 15. bis 22. Mai: Anklam, Nikolaikirche j 2. bis 20. Juni: Trier, ADD (Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion) j 23. Mai bis 6. Juni: Holzminden, Fachhochschule, Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit j 16. bis 27. Juni: HarburgBuxtehude, Sparkasse in Buxtehude Näheres zu den Ausstellungsterminen entnehmen Sie bitte der Tagespresse oder unserer Homepage www.weisser-ring.de.

Inhalt

AUSGABE 2/2008

Titelthema

Journalisten schreiben über Opfer

Foto: Joe Kramer

Orazio Giamblanco wurde vor zehn Jahren Opfer eines brutalen, rechtsextremen Überfalls. Mühsam erarbeitete er sich über Jahre das Gehen einiger Schritte. Frank Jansen erhielt für seine Arbeit über Giamblanco den 1. Preis im WR-Journalisten-Wettbewerb.

Sensible Darstellungen von Opferschicksalen sind gar nicht so selten: Die Jury des WEISSEN RINGS hatte eine Vielzahl hochkarätiger Arbeiten zur Auswahl, die sie für die Verleihung des Journalisten-Preises beurteilte.

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Richard Oetker: Erfahrungen mit den Medien

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Aktuell Aktuell IDEE-Kaffee wirbt bundesweit für den WEISSEN RING

Foto:Bart E. Streefkerk

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22. März: Tag der Kriminalitätsopfer

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Bert Simon: Langer Marsch für die Opfer

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Opferhilfe Opferhilfe

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Selbst schuld und tschüs?

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Verfolgung auf Schritt und Tritt

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Zehn Jahre Leiden: Erst Überfall, dann Ärztepfusch

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Unsere Ehrenamtlichen Unsere Ehrenamtliche

Foto: Bert Simon

Seine Wanderung durch Indien hat Bert Simon beendet, jetzt geht er, zum ersten Mal, nachdem eine Stalkerin versucht hatte, ihn umzubringen, den Jakobsweg. Auf der Pilgerreise nach Santiago de Compostella will er neue Mitglieder und Unterstützer für den WEISSEN RING gewinnen.

Zum ersten Mal zeichnete der WEISSE RING Journalisten aus, die sensibel über Kriminalität und Opfer berichtet haben.

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Rosemarie Berg: Hilfsbereit und einfühlsam

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Roland Holzmann nimmt Opfern die Schuldgefühle

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Vorbeugung Vorbeugung Krimi-Quiz: Hinsehen und helfen statt wegsehen

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WR-Fachbeiräte WR-Fachbeiräte

Foto: Feldmann

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Mit einer Eisenstange von hinten niedergeschlagen zu werden ist doppelt schlimm: Nicht nur die Verletzungen sind schwer – in Ralf F.s Fall konnte der Täter zwar ermittelt, aber nicht eindeutig identifiziert werden. Schlimmer noch für das Opfer wirkte sich der Pfusch im Krankenhaus aus.

Schnelle Hilfe für traumatisierte Opfer bieten

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Rubriken Rubriken Magazin Bücher Intern Impressum Menschen im Verein

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Magazin

AKTUELL

ie Ausstellung „Opfer“ nutzte die Außenstelle Bad Kreuznach, um Kontakte zu Schulen zu knüpfen. Die Ehrenamtlichen hatten im Vorfeld mit zahlreichen Schulleitungen Gespräche geführt und so fanden sich 24 Klassen aus nahezu allen Bereichen des allgemein- und berufsbildenden Schulwesens mit ihren Lehrern in der Ausstellung ein. Diese noch jungen Beziehungen will die Außenstelle unter Leitung von Heinz Brill und Mitarbeiter Dr. Steffen Schemman ausbauen. Als Schwerpunkt für die Kontakte zu allgemeinbildenden Schulen bietet sich an, den präventiven Gedanken hervor zu heben, insbesondere die Streitschlichtung in den Schulen zu fördern. Dafür hält der WEISSE RING mit seinem Programm Mediate auch Materialien bereit, die interessierte Schulen generell anfordern können unter info@weis ser-ring.de oder WEISSER RING, Info-Service, Weberstraße 16, 55130 Mainz. Der Außenstelle geht es bei der Werbung um Streitschlichtung auch darum, das Ehrenamt bereits in diesen Altersgruppen interessant zu machen.

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Originelle Rezepte für den guten Zweck Die „Kreativen Zellen“ in der Hamburger Vollzugsanstalt Fuhlsbüttel, zu denen neben Gefangenen auch Vollzugsbedienstete gehören, bringen unter dem Markennamen Santa Fu ein weiteres originelles Produkt auf den Markt: Das Kochbuch aus dem Knast: „Huhn in Handschellen“, unterstützt von Gastronomin Christa Mälzer, Mutter von Tim, weshalb ihre Tipps mit MM – Mama Mälzer – gezeichnet sind. Noch mehr als die Kreativität der Urheber kam bei ihr die Tatsache an, dass ein Teil des Erlöses aus den Santa Fu-Produkten an den WEISSEN RING geht: „Wiedergutmachung direkt aus dem Gefängnis! Das überzeugte mich dann noch mehr“, schreibt sie im Vorwort. So originell wie die gesamte Marke Santa Fu kommen die Rezepte im Kochbuch daher: Genial einfach, schon weil die Einkaufsmöglichkeiten wie die Kochwerkzeuge stark beschränkt sind. Und dennoch schmackhaft, immer mit dem Hinweis, jederzeit mit alternativen Zutaten neue Geschmacksrichtungen erschließen zu können. Ein Kochbuch, das durchaus die bekennende Nichtköchin an den Herd locken kann. Dazu kommt die gelungene grafische Gestaltung, vor allem die Illustrationen von Sven Brauer, Freier Künstler, gefangen. Für seine Arbeiten nutzt Brauer auch alle denkbaren Materialien aus der Küche wie Ruß, Kaffee, Holundersaft und Rote Beete, auch dies im Gefängnis nicht immer leicht zu besorgen. Seine Passion: Die Vermittlung von Kultur in bildungsferne Szenen, sein Credo: „Jeder Mensch hat ein Recht auf Kultur“. Das Buch wurde inzwischen ausgezeichnet mit dem GOURMAND WORLD COOKBOOK AWARD 2007: „Best german cookbook illustrations“ und „Best german cookbook fundraising“. Zu haben ist es, wie alle Santa-Fu-Produkte, in ausgewählten Geschäften und unter www.santa-fu.de Ingrid Weber

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Impulse für Opferschutz und Opferhilfe in den angestrebten Berufsfeldern geben die Ehrenamtlichen in berufsbildenden Schulen. So begegneten Brill und Schemmann im Ausbildungszentrum für Gesundheits- und Pflegeberufe Kreuznacher Diakonie Schülerinnnen und Schülern, die mit großem Interesse den Ausführungen ihrer Gäste vom WEISSEN RING folgten und mit ihren Eindrücken von der Ausstellung „Opfer“ verglichen. So stellte ein Schüler eindeutig klar: „Als Krankenpfleger für Kinder werde ich besonders aufpassen und nicht gleich glauben, dass das Kind die Treppe hinunter gefallen ist.“ Die Schüler zogen die Konsequenz: Sich selbst ändern und hinschauen! Eine eindeutige Absage erteilten die jungen Menschen auch den permanenten Gewaltdarstellungen in den Medien. Im Laufe der regen Diskussion erklärte eine Schülerin konkret ihr Interesse an Mitarj beit im WEISSEN RING.

Die Krankenpflegeschüler folgten interessiert den Ausführungen von Dr. Steffen Schemmann

Foto: Heinz Brill

Interessierte Schüler

Liebe Leserin, lieber Leser, Wolkenschiffe Gegen die Nacht können wir nicht ankämpfen. Aber wir können ein Licht anzünden. Das Wort von Franz von Assisi (1181-1226) könnte das Motto des WEISSEN RINGS sein. Es ist nur eines von vielen klugen Worten aus „Wolkenschiffe“, unserem kleinen Büchlein zum Entspannen. Interessierte können das Heft im Taschenformat anfordern beim WEISSEN RING, Info-Service, Weberstraße 16, 55130 Mainz oder per E-Mail unter [email protected]. j

Über Wochen wird ein 17-Jähriger gestalkt: Pausenlos klingelt das Telefon und Unbekannte beschimpfen, beleidigen, bedrohen den jungen Mann. Der Hintergrund: Sein Versuch, sich in der RTL-Sendung „Deutschland sucht den Superstar“ zu positionieren, ging gründlich daneben. Nach vernichtender Kritik durch Juror Dieter Bohlen wand sich der junge Mann weinend am Boden. Das reichte den Fernsehzuschauern für ihre üblen Aktionen. Die Telefonnummer konnten sie leicht ausfindig machen: Name und Wohnort der Teilnehmenden werden eingeblendet. Die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) prüft, inwieweit solch „hämische Inszenierung“ zuschauende Kinder beeinträchtigt. Dass Medien und Medienschaffende auch sehr viel besser mit den Schwächeren der Gesellschaft umgehen können, würdigte der WEISSE RING mit der Verleihung des Journalisten-Preises, der zugleich die sensible Darstellung von Opferschicksalen fördern will. Unser Titelthema ist der Preisverleihung gewidmet. Ihre Redaktion

WR sagt: Danke, Silke! it den Rodel-Weltmeisterschaften in Oberhof ging eine Rodel-Ära zu Ende: Silke Kraushaar-Pielach bestritt einen der letzten Wettbewerbe ihrer einzigartigen Karriere über 24 aktive Jahre, die sie mit dieser Saison beendete. Nicht beendet hat die 36-Jährige ihre Botschaftertätig-

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keit für den WEISSEN RING: Sie bleibt der Aktion „Kraft gegen Gewalt – Sportler setzen Zeichen“ treu, für die sie 2006 einen Werbespot in Oberhof drehte. Häufig besuchte sie als Stargast das jährliche Arterner StreetballTurnier und so erwartet Manfred Gerboth, Leiter der Außenstelle

Kyffhäuserkreis und Mitglied des WR-Bundesvorstands, die Ausnahme-Athletin auch in diesem Jahr am 1. Mai wieder in Artern. Mit Sabine Völker, David Möller und Andre Lange, den anderen Thüringer Olympia-Teilnehmern von Turin, kam sie am 30. April 2006 auch zur Sport-Gala aus Anlass des 30-jährigen Bestehens des WEISSEN RINGS. Silke Kraushaar-Pielach war Olympiasiegerin, Weltmeisterin und dreimal Europameisterin. Sie fuhr 36 Weltcupsiege ein und holte fünfmal den Gesamt-Weltcup. Als sie in Oberhof vor heimischem Publikum von der Deutschen Sport Marketing GmbH verabschiedet wurde, sagte auch Manfred Gerboth für den WEISSEN RING: „Danke, Silke!“ Gerboth richtete auch Dankesworte an Sabine Völker, die bereits nach Turin vom aktiven Sport zurückgetreten ist und wie Silke Kraushaar weiterhin der Aktion „Kraft gegen Gewalt“ verj bunden bleibt. Silke Kraushaar-Pielach und Manfred Gerboth

Präventionstag in Leipzig ngagierte Bürger – sichere Gesellschaft“ heißt das Thema des 13. Deutschen Präventionstages, der wiederum mit Unterstützung des WEISSEN RINGS stattfindet. Vorträge, Ausstellung und Werkstatt mit Dialogforum erwarten die Gäste am 2. und 3. Juni im Congress Center Leipzig. Nähere Informationen unter www. j praeventionstag.de.

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Spenden helfen! Spendenkonto

34 34 34 Deutsche Bank Mainz BLZ 550 700 40 Sparkasse Mainz BLZ 550 501 20 Genobank Mainz eG BLZ 550 606 11 Commerzbank Mainz BLZ 550 400 22

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Aktuell

Fotos (2): Ingrid Weber

NACHRICHTEN AUS POLITIK UND GESELLSCHAFT

Erstmals vergeben: Journalisten-Preis des WEISSEN RINGS ngst, Depression, Mutlosigkeit und Verlust des Vertrauens sind oft die Folgen einer Tat für die Opfer, erklärte Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust als Schirmherr zur Verleihung des JournalistenPreises, den der WEISSE RING 2007 erstmals ausgeschrieben hat. Als ehemaliger Anwalt weiß von Beust, in welch komplizierte Situation Opfer gebracht werden, oft genug verstärkt durch die Medien. Prof. Dr. Reinhard Böttcher, Bundesvorsitzender des Vereins, erklärte bei der Verleihung im Grand Hotel Elysee in Hamburg: „Zur Entwicklung des WEISSEN RINGS zu

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Journalisten würdigen Journalisten: TV-Moderator Martin Wilhelmi (l.) führte durch das Programm, Sabine Rückert und Bernd Schröder hielten die Laudationes

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einer Bürgerbewegung für Opfer von Kriminalität haben auch die Medien beigetragen.“ Der Preis ist als Dank für diesen Beitrag zu sehen, verbunden mit der Bitte an die Journalisten, dem Leid der Opfer in sensibler und aufklärender Weise noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken. „Ich verzeihe ihm jetzt“: Zehn Jahre, nachdem ein Rechtsextremer ihn beinahe getötet hatte, sagt der Italiener Orazio Giamblanco diesen Satz, den Frank Jansen als Überschrift für seinen Artikel im Berliner Tagesspiegel zitiert. Unter großen Mühen hat das Opfer gelernt, einige Schritte auf eigenen

Wolfgang Sielaff, Albert Darboven, Gabriele Holthaus, Ole von Beust, Prof. Dr. Böttcher (v. l.)

Beinen zu gehen, wie auf unserem Titelfoto zu sehen ist. Doch er wird immer ein Pflegefall bleiben, betreut wird er seit der Tat von seiner griechischen Lebensgefährtin und ihrer Tochter. Der Täter hat sich während der Haft vom Rechtsextremismus losgesagt und nach der Entlassung das Opfer um Verzeihung gebeten. Sabine Rückert, die die Preisträger aus dem Bereich Print würdigte, wies auf Jansens ungewöhnliche Arbeit hin: Er hat über all die Zeit jedes Jahr wieder mit Giamblanco gesprochen und über ihn berichtet. Er will zeigen, was rechtsextreme Taten anrichten können, lange, nachdem die Öffentlichkeit das Interesse daran verloren hat. Mit dem Tagesspiegel und dem WEISSEN RING hat Jansen immer wieder Spendenaktionen für das schwer betroffene Opfer organisiert. Jansen erhielt den 1. Preis im Bereich Print, ebenso Andreas Unger für seinen Beitrag „Drei Schwestern“. Auf die Vergabe eines 2. Preises wurde verzichtet. In der Zeitschrift Chrismon hat sich Unger mit dem gleichen Thema befasst, das auch der Gewinner des 3. Preises aufgegriffen hat, mit dem „Todespfleger von Sonthofen“, der 29 Patienten mit Medikamenten umgebracht hat und zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Unger hat drei Schwestern porträtiert, die ihre Mutter durch den Pfleger verloren haben und auf sehr unterschiedliche Weise versuchen, mit diesem

Fotos (5): Bart E. Streefkerk Thomas Berndt, Sonia Mayr, Dietmar Schiffermüller (v. l.)

Wolfgang Heim

Mann und seiner Tat fertig zu werden. „Er bleibt ganz bei den Opfern“, sagte Rückert. Anders Martin Knobbe, der über den gleichen Täter unter dem Titel „Herrscher über Leben und Tod“ im stern berichtete. Knobbe habe sich die bemerkenswerte Aufgabe gesetzt, den Täter und die Hinterbliebenen in einem Artikel zu verbinden, er werde an keiner Stelle unfair gegenüber dem Täter oder zynisch gegenüber den Opfern. Bernd Schröder, der den WR von den Anfängen an begleitete, würdigte die Preisträger aus dem Bereich Fernsehen und Hörfunk. Im Beitrag „Wunderwaffe ohne Wirkung – Wie Ermittler auf DNA-Spuren sitzen bleiben“ für die ARD-Sendung Panorama zeigten Thomas Berndt, Sonia Mayr und Dietmar Schiffermüller vom NDR, wie wichtig es für Kriminalitätsopfer wäre, die personelle Beset-

zung in der DNA-Analyse auszubauen. Aus Personalmangel bleiben viele Fälle zu lange unbearbeitet. „Es geht um Täter, die längst hinter Schloss und Riegel sein könnten und um Opfer, die ruhiger schlafen könnten“, sagte Schröder. Die drei Autoren wurden mit dem 1. Preis ausgezeichnet, Platz 2 belegte Wolfgang Heim für sein zweistündiges Interview mit Anja Wille, deren Sohn Felix ermordet wurde, in der SWR1-Sendung Leute unter dem Titel „Das Ende des familiären Glücks“. Der Laudator: „Ein gut vorbereiteter, zuhören könnender Journalist saß einer Frau gegenüber, die bereit war, sich zu öffnen – eine Sternstunde des Hörfunks.“ Der 3. Preis schließlich ging an Michael Watzke, der für Antenne Bayern in einer Aktionswoche „Zivilcourage – Wie mutig und hilfsbereit ist Bayern?“ über The-

men wie Hilfsbereitschaft, Opferrechte, das Wegschauen und die Unterlassene Hilfeleistung berichtet hatte. Watzke habe „mit allen Mitteln des Hörfunks“ gearbeitet, lobte Schröder. Sabine Rückert, Buchautorin und Journalistin bei der ZEIT und der Fernseh- und Hörfunkjournalist des SWR, Bernd Schröder, hatten in der Jury mitgewirkt, die unter Vorsitz von Prof. Böttcher eine Vielzahl hochkarätiger Beiträge zu bewerten hatte. In der Jury arbeiteten außerdem mit Reinhard Breidenbach (Rhein-Main-Presse), WR-Außenstellenleiterin Regina Geis und der Hamburger WR-Landesvorsitzende Wolfgang Sielaff, der für den verhinderten Preisträger Martin Knobbe die Auszeichnung entgegennahm. Für die Opferseite wirkte in beratender Funktion Richard Oetker mit. Ingrid Weber

Andreas Unger

Frank Jansen

Michael Watzke

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Aktuell

NACHRICHTEN AUS POLITIK UND GESELLSCHAFT

Richard Oetker: Erfahrungen mit den Medien ass Journalisten Opfern durchaus gerecht werden können, bewiesen die Teilnehmer am ersten Journalisten-Wettbewerb des WEISSEN RINGS. Zu diesem Thema kann Richard Oetker, fast auf den Tag genau 31 Jahre vor der Preisverleihung Opfer einer Entführung geworden, sehr eindringlich berichten. Der Artikel in einem Wirtschaftsmagazin über das Unternehmen und die Familie listete im Herbst 1976 auch die Wohnorte der einzelnen Familienmitglieder auf und verhalf damit dem Entführer zu leichtem Spiel. Der plante seine Tat bereits, ohne ein bestimmtes Opfer im Sinn zu haben. „Der Artikel kam ihm Recht“, sagt Oetker. Denn er wohnte in seiner Nähe. Der Versuch einer ersten exklusiven Berichterstattung fand bereits einen Tag nach der Entführung statt, als eine Freundin an der Wohnungstür klingelte, um ein Interview mit der Frau des entführten Studenten zu führen. Noch in der Ausbildung, wollte sie die große Story recherchieren: „Die Freundschaft war damit leider beendet“, erinnert sich Richard Oetker. Besonders aufdringlich waren die Fotoreporter. Sie versuchten, das Personal im Krankenhaus zu bestechen und auf dem Weg zur weiteren Behandlung in der Schweiz stand plötzlich ein Auto quer auf der Straße, alles nur, um exklusive Fotos zu beschaffen. Vor der Tat, sagt Oetker, war er völlig uninteressant für jeden Journalisten: „Ich war ein

Foto: Brigitte Nicolaus

Foto: Bart E. Streefkerk

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Richard Oetker schildert seine Erfahrungen mit den Medien

ganz normaler Student.“ Doch danach wuchs das Interesse enorm. Aber Richard Oetker sprach nicht mit den Medien. Was er zu sagen hatte, sagte er vor Gericht. Zur Unterhaltung, meint er, taugt sein Schicksal nicht. Und dennoch erkennt er an: Die Medien haben auch sehr wichtige und verantwortungsvolle Beiträge in seinem Fall geleistet, sie haben die Fahndung nach dem Täter unterstützt. Daneben nutzten die Verteidiger jedoch ihre Kontakte, um Einfluss zu nehmen auf das Gericht und auf Zeugen. Das Urteil wurde von

einigen Journalisten als Fehlurteil angegriffen. „Sie können sich vielleicht vorstellen, was das für mich bedeutet hat“, sagt Oetker. Er war überzeugt, dass der Entführer zu Recht verurteilt war. Gewissheit darüber gab es erst, nachdem der seine Haft abgesessen und die Tat endlich gestanden hatte. Jahre später wurde seiner Familie von einem Medienkonzern ein Angebot unterbreitet: Ein Großteil des noch nicht gefundenen Lösegeldes könnte zurückgekauft werden. Das Angebot, für 12,5 Millionen brauchbares Lösegeld drei Millionen in gültigen Scheinen zu zahlen, war dem Medienkonzern selbst zu teuer gewesen, er hätte ein Drittel gegeben, während die Familie zwei Millionen beisteuern sollte. Oetker: „Unser Grundsatz war immer: Wir machen mit Verbrechern keine Geschäfte. So ist nichts geworden aus dem Deal.“ Im Mai 1997 ging der Entführer schließlich Scotland Yard ins Netz, als er versuchte, das Lösegeld in London zu tauschen. „Nun war in aller Öffentlichkeit klar, dass der richtige Täter verurteilt worden war und die Haft abgesessen hatte.“ Ihm als Opfer war das Genugtuung. Hass und Rachegefühle aber hegte er nie. Ein Täter, dem nichts von seiner Beute geblieben war – für sein Opfer steht fest: Nichts ist schlimmer, als wenn ein Täter nach Verbüßen seiner Strafe sagen kann: Jetzt mache ich mir ein tolles Leben und genieße die Ernte meiner Tat. Aber es wäre gegen Oetkers Selbstverständnis, wenn er als Opfer einen Gewinn daraus erzielen würde. Und so floss das Honorar, das die Produktionsfirma ihm seinerzeit für die Verfilmung seines Schicksals zahlen wollte, dem WEISSEN RING zu, für den er sich seit vielen Jahren als kundiger Berater und Vorstandsmitglied engagiert. Um die Arbeit des Vereins zu unterstützen, berichtet er über seine Erfahrungen mit dem Verbrechen und den Medien hin und wieder öffentlich. So sprach er Ende des Jahres als Gast des nordrhein-westfälischen Richterbundes im Oberlandesgericht Hamm und appellierte an sein Publikum, sich vermehrt j auch für die Opfer einzusetzen.

Jens Gnisa, Vorsitzender des NRW-Richterbundes, Richard Oetker, OLG-Präsident Gero Debusmann, WR-Landesvorsitzender Karl-Heinz Braun (v. l.)

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IDEE-KAFFEE wirbt im ganzen Land für den WEISSEN RING

Der WEISSE RING und seine Arbeit für die Kriminalitätsopfer genießen große Wertschätzung, auch bei Sponsoren. So lenken eine Million Pakete IDEE-Kaffee aus dem Hause J.J. Darboven das Augenmerk der Kunden auf den WEISSEN RING. Unternehmensinhaber Albert Darboven (links) präsentierte anlässlich der Journalisten-Preis-Verleihung im Grand Hotel Elysee in Hamburg dem WR-Bundesvorsitzenden Prof. Dr. Reinhard

Böttcher einen Aufkleber, mit dem die Pakete – mit insgesamt 500 Tonnen Kaffee – etikettiert werden. Böttcher bedankte sich für diese Unterstützung, die einen außergewöhnlich großen Kreis von Empfängern auf die Arbeit für die Opfer von Kriminalitätsopfern aufmerksam machte und machen wird: Wie Alfred Darboven berichtete, wurden die Pakete an über 55.000 Geschäfte in ganz Deutschland ausgeliefert.

Aktuell

NACHRICHTEN AUS POLITIK UND GESELLSCHAFT

22. März: Tag der Kriminalitätsopfer er als Opfer eines Verbrechens vor Gericht seiner Zeugenpflicht nachkommen muss, verdient in besonderem Maße Fürsorge und Schutz. Schwere psychische Belastungen, ausgelöst durch die erneute Konfrontation mit dem Tatgeschehen und dem Täter oder die Sorge vor Attacken seines Verteidigers lassen die Betroffenen nur zu oft ein zweites Mal Opfer werden. Während ein Beschuldigter einen Rechtsanspruch auf einen vom Gemeinwesen getragenen Pflichtverteidiger hat, bleiben die meisten Opfer auf sich alleine gestellt. Den Forderungen des WEISSEN RINGS wurde bislang zumindest teilweise Rechnung getragen. Demnach muss den Opfern von Sexualstraftaten, versuchten Tötungsdelikten und bei vollendeten Tötungsdelikten den Hinterbliebenen, unabhängig vom

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Einkommen auf Antrag während des gesamten Verfahrens ein Anwalt im Rahmen der Nebenklage (Opferanwalt) zur Seite gestellt werden. Doch es ist nicht nachvollziehbar, warum z. B. ein Opfer schwerster Misshandlungen oder einer Entführung weiter um seinen Schutz über den Weg der Prozesskostenhilfe betteln soll, obwohl es beim Strafprozess ebenfalls erheblichen psychischen Belastungen ausgesetzt ist, so der Sprecher des WEISSEN RINGS, Helmut K. Rüster, zum Tag des Kriminalitätsopfers am 22. März. Die Ausweitung dieses notwendigen Persönlichkeitsschutzes schwer betroffener Opfer auch auf weitere Deliktsbereiche ist lange überfällig. Der Katalog derjenigen Delikte, bei denen auch ohne Bedürftigkeit bzw. ohne die Voraussetzungen der Prozesskostenhilfe auf Antrag ein Anwalt beizuordnen ist, ist lückenhaft und ergänzungsbedürftig. Wesentliche Teile der schwereren Gewaltkriminalität bleiben ausgeklammert, insbesondere schwere Kör-

perverletzung, Geiselnahme und erpresserischer Menschenraub, Raub, räuberische Erpressung und räuberischer Angriff auf Kraftfahrer. Der WEISSE RING fordert daher, den Verweisungskatalog des § 397 a Abs. 1 Strafprozessordnung entsprechend zu ergänzen. Die Praxiserfahrung zeigt aber auch, dass bei anderen, scheinbar leichteren Delikten, je nach Tatumständen ebenfalls ein ganz erhebliches Opferschutzbedürfnis bestehen kann und es unbillig wäre, Betroffene auf die Möglichkeiten der Prozesskostenhilfe zu verweisen. Dies gilt besonders für die Fälle, in denen ein schweres Delikt angezeigt wurde, die Anklage sich aber wegen der Beweislage auf das leichtere beschränkt, z. B. gefährliche Körperverletzung statt versuchtem Mord. Ein Auffangtatbestand würde es ermöglichen, die Beiordnung eines Opferanwaltes auf Staatskosten am Opferschutzbedürfnis orientiert handhaben zu j können.

Kurzfilm über häusliche Gewalt as Thema ist immer aktuell: Gewalt gegen Frauen stellte Isabel Gathof in den Mittelpunkt ihres ersten Spielfilmprojektes. Sie studiert Filmproduktion/Medienwirtschaft an der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) in München und drehte als Produktionsleiterin den Kurzfilm mit dem Titel „Dennis“, ein Projekt, das vom WEISSEN RING gefördert wurde. Premiere war am 16. Februar im Kino der HFF. Der WEISSE RING lässt eine Reihe von DVDs erstellen, um dem Kurzfilm innerhalb des WEISSEN RINGS weitere Verbreitung zu ermöglichen. Namensgeber Dennis ist die Puppe, die die kleine Tochter versehentlich zurücklässt, als ihre Mutter Hals über Kopf mit ihr vor dem gewalttätigen Vater flieht. Dennis ist ihr Ein und Alles – ihre Sehnsucht wird zu stark. Das Kind begeht einen folgenschweren Fehler, Mutter und Tochter müssen sich ihrer Angst stellen. „Wichtig ist uns, nicht die Gewalt an sich zu zeigen, sondern vielmehr deren Folgen, das Danach – und welche Auswirkungen es für Mutter und vor allem Kind hat,“ erklärt Gathof. Das Werk ist nicht laut oder gar aggressiv, sondern ruhig und eindringlich.

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Das HFF-Team nach dem Dreh

„Der Film zeigt, wie das neue Leben aus Sicht des Kindes wahrgenommen wird.“ Für die Hauptrolle konnte die hochkarätige Charakterdarstellerin Judith Engel gewonnen werden, die bereits in einer anderen Produktion der Filmhochschule agierte, in „Fairtrade“ von Michel Dreher. Der Film von 2006 erhielt auf Festivals mehr als 15 Auszeichnungen. Auf Festival-Erfolge hofft auch Isabel Gathof für ihren anspruchsvollen Film. „Wir freuen uns, dass Studenten der renommierten Münchner Hochschule dieses Thema aufgreifen und künstlerisch umsetzen.

Für den WEISSEN RING ist es eine Ehre, dafür die Schirmherrschaft zu übernehmen und einen kleinen Obolus zur Sicherstellung der Produktion und zur Förderung des filmischen Nachwuchses zu leisten“, erläutert Helmut K. Rüster, Sprecher der größten bundesweiten Opferhilfeorganisation. „Das Phänomen der häuslichen Gewalt fordert es geradezu heraus, dass die Öffentlichkeit auf allen j denkbaren Wegen damit befasst wird.“

Hier wird Bert Simon womöglich bald wieder rasten: In Hannover startete er eine neue Pilgerreise auf dem Jakobsweg

Bert Simon: Langer Marsch für die Opfer m 1. Oktober 1994 begann Bert Simon seinen „Marsch zum Mond“, den er bis heute geht – was fast einem Wunder gleichkommt. Denn während einer längeren Auszeit, in der er sich gemeinnützigen Zielen in einem Verein in Hannover widmete, wurden seine Verlobte und auch er von einer Stalkerin mehr und mehr bedrängt. Die fortgesetzten Taten mit Tausenden von SMS, E-Mails und Telefonanrufen gipfelten schließlich im August 2006 in einem Mordversuch. Nach langem Krankenhausaufenthalt machte er sich erneut auf den Weg, um sich von den Attacken zu erholen. Seit dem 14. März widmet er seinen Marsch den Opfern von Gewalt und dem WEISSEN RING. Die Täterin, die sich in Bert Simons Verlobte verliebt hatte, schlug ihn damals mit einem Hammerschlag von hinten nieder. Es gelang ihm – und das schildert er sehr eindrucksvoll auf seiner Homepage www.bertsimon.com unter „Ganz privat“ – in Todesangst übermenschliche Kräfte zu entwickeln, die Bert Simon packt in Indien die Kuh bei den Hörnern

Fotos: Bert Simon

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Angreiferin aufzuhalten, einen Notruf abzusetzen und sie mit sich ins Treppenhaus zu zerren. Dort fiel sie erneut über ihn her, stach mit einem Schlachtermesser auf ihn ein, zerschnitt einen Muskel in seinem Oberschenkel. Als sie auf sein Herz zielte, prallte das Messer an einer Rippe ab. Sie hätte den versuchten Mord vollendet, wäre nicht ein Nachbar aufmerksam geworden und eingeschritten. Die Hilfe, die Bert Simon in den folgenden Monaten vom WEISSEN RING erhielt, veranlasste ihn, sich zu revanchieren. Außenstellenleiterin Karin von Schroeter besuchte ihn schon am Tag nach der Tat im Krankenhaus, gab ihm jede erdenkliche Hilfe. In der Traumatherapie lernte er schließlich über Monate, Distanz zum Geschehen zu entwickeln. Körperlich genesen, psychisch noch immer tief unter dem Eindruck der Tat, machte er sich im Mai 2007 wieder auf den Weg und lief seither durch Indien. Von dort unterbreitete er dem WEISSEN RING seine Idee, neue Mitglieder über sein Reisetagebuch und mit neuen Wanderungen im Jahr 2008 zu werben. Am 14. März begann er an der Jakobus-Kirche in Hannover-Kirchrode seine Pilgerreise auf dem wohl bekanntesten Pilgerpfad der Welt, dem Jakobsweg. Er ist den Weg schon vier mal gegangen, nun will er ihn zum ersten Mal in seinem „neuen Leben“ gehen. In 18 Etappen durch Deutschland trifft er Vertreter der Städte und des WEISSEN RINGS, um in gemeinsamen Gesprächen mit den Medien auf die Anliegen der Gewaltopfer aufmerksam zu machen. Während seiner Wanderungen

Hintergrund Laufen ist sein Beruf, sagt Bert Simon, der in seinem „ersten Leben“ Soldat war und von der Abfindung die erste lange Reise finanzierte: einen 23.700 Kilometer langen Fußmarsch von Indien nach Spanien. Danach gelang es ihm, Sponsoren von seiner Profession zu überzeugen. Seither ist er unterwegs. So einsam, wie man meinen könnte, ist das Geschäft nicht. Er trägt ein elektronisches Büro im Rucksack und trifft damit im Internet, aber auch auf dem realen Weg Menschen, mit denen er sich austauschen kann. Interessierte können seine Wege über das Tagebuch auf www.bertsimon.com miterleben.

kommt Bert Simon immer wieder für einige Tage nach Deutschland zu Fernseh-Interviews. Ende 2007 machte er bei Kerner ausführlich auf die Arbeit des WEISSEN RINGS aufmerksam, Anfang Februar zeichnete Spiegel-TV ein Gespräch mit ihm auf. Sein Weg wird in der Kathedrale von Santiago de Compostela nicht zu Ende sein. Bert Simon plant schon jetzt den nächsten langen Marsch für die Opfer von Gewalt, der ihn durch die Weinbaugebiete dieser Welt führen soll. Im August will er diesen Teilmarsch in Baden-Württemberg beginnen. Der Marsch zum Mond ist schließlich weit: 384.000 Kiloj meter sind es bis dorthin.

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Opferhilfe

SO HILFT DER WEISSE RING

Selbst schuld und tschüs?

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ie liebt ihn, den Architekten aus dem fernen Westen mitsamt seinen Pickeln und kleinen Marotten. Zum Beispiel, dass er sogar beim Sex das T-Shirt anbehält. Warum sollte sie bezweifeln, dass er die vielen Tabletten gegen Kopfschmerzen nimmt und die von der Platte herrühren, die ihm nach einem Autounfall eingesetzt wurde? Dass er oft weg muss, weil auf seiner großen Baustelle Not am Mann ist. Martina Schneider – wie wir sie nennen wollen – ist 30, berufstätig und alleinerziehende Mutter. Er ist 34 und meint es ernst. „Er hatte mich auch gefragt, ob ich ein Kind von ihm möchte“, sagt sie heute, vier Jahre und eine grausame Erfahrung später, seufzend, „ja, na klar! Er war ja ein toller Mensch. Ich hab ihn geliebt!“ Martina Schneider ist kein naives Huhn. Und dies ist keine Geschichte, die man mit einem coolen „wenn Frauen zu sehr lieben“ beiseite schieben kann. Liebe basiert nun mal auf Vertrauen. Wer lieben will, darf nicht mit Verrat rechnen. Nicht damit, belogen zu werden, und schon gar nicht damit, dass der geliebte Mensch einem etwas antut, das die Grenze zur Kriminalität überschreitet. Diese Liebe beginnt im Januar 2003, ist wunderschön und voller Zukunft und reißt ein halbes Jahr später jäh ab. Der Mann verschwindet. Sie sucht ihn in Nordrhein-Westfalen, hinterlässt Briefe, schickt SMS, E-Mails – vergeblich. An sowas kann man irre werden. Man will doch nur eins wissen: Warum? Vor allem, wenn man auch noch matschig ist von einer mysteriösen Krankheit. Martina liegt plötzlich im Sommer vierzehn Tage flach, ohne dass die Ärzte den Grund finden können. Es fühlt sich an wie eine schwere Grippe, hohes Fieber und ein zum Heulen schmerzender Körper. Sie versucht, ihr Leben wieder auf die Reihe zu kriegen. Dass Männer einfach abhauen, ohne sich die Mühe einer Erklärung zu machen, das ist wohl so. Das kann man überleben. Vor allem, wenn man jung und gesund ist, einen kleinen Sohn und eine Familie hat, in der man geborgen ist. Martina Schneider ist eine attraktive junge Frau mit langen blonden Locken und wachen grünen Augen. Im Dezember 2003 geht sie mit ihren Kollegen Blut spenden. „Eine Woche später kam vom Roten Kreuz ein Brief, ich soll noch mal hin“,

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erzählt sie, ganz ruhig, im nüchternen Besprechungszimmer der Anwaltskanzlei, mit einem Auge und einem Ohr bei ihrer Schwester und deren kleinem Sohn, der immer mal fröhlich dazwischenquiekt. Beim DRK legen sie ihr eine Bombe in den Schoß: „Da wurde mir bestätigt, dass ich HIV-positiv bin. Tja, und dann war die Welt zu Ende.“ Ab jetzt ist sie nicht mehr bloß eine sitzengelassene Frau. Martina Schneider ist Kriminalitätsopfer, Opfer einer Tat, die einem Todesurteil gleichkommt. Sie braucht nichts dringender als Unterstützung. Von ihrer Familie, ihren Freunden bekommt sie sie sofort. Der Chef einer Bekannten ist selbst HIV-infiziert, er nimmt ihr die rasendsten Ängste und schickt sie zum richtigen Arzt. Sie weiß, wer sie angesteckt hat, sie hatte mit niemandem geschlafen als mit dem „tollen Menschen“. Und der hatte ihr nicht nur seine Infektion verschwiegen. Er hatte auch ihre „mysteriöse Krankheit“ sofort begriffen. „Sowas hat man einmal, wenn man sich definitiv angesteckt hat“, erfährt sie, „da haben die Viren gewonnen. Spätestens da hätte er es mir sagen müssen.“ Aber da ist er weg. Nicht zur Polizei getraut Noch hat sie keine körperlichen Symptome. Aber der Angriff auf ihr Leben macht ihr zu schaffen. Sie sucht noch einmal nach ihm. Er bleibt ungreifbar. Sie will ihn anzeigen. Psychisch wackelig, wie sie ist, nimmt sie ihre Schwester mit zur AIDS-Beratung. Was die beiden Frauen dort zu hören bekommen, haut ihr wieder die Beine weg. „Die haben gesagt, ich brauch den nicht anzuzeigen, ich hab sowieso keine Chance.“ Von Frauen ist die Rede, die gerade mit sowas vor Gericht gescheitert seien. Außerdem sei sie für ihr Leben selbst verantwortlich. „Da hab ich mich dann auch nicht mehr getraut, zur Polizei zu gehen und mich da als Infizierte zu entblößen.“ Also fängt sie an, damit zu leben. „Für mein Kind auch, es musste ja irgendwie weitergehen.“ Die goldene Oktobersonne ist fast völlig gewichen vom Tisch mit den Kaffeetassen, Keksen und Bonbons. Der kleine Knirps klappert weiter lebenslustig mit Spielzeug. Die Rechtsanwältin kommt mit einem Ordner zurück ins Zimmer. Henrike Weber gehört zur Kanzlei Weber, Preuß, Lehmann, die dank ihrer innovativen Mischung in wenigen Jahren zu einer Topadresse für Kriminalitätsopfer geworden ist: Roland Weber ist Spezialist für

Strafrecht, Lars Preuß für häusliche Gewalt und Kinder-Opfer, Markus Lehmann ist Zivilund Versicherungsrechtler und Henrike Weber Fachfrau fürs Opferentschädigungsgesetz (OEG). Hat man einen von ihnen, hat man das geballte Knowhow aller vier. Der Synergieeffekt bringt Power auf die Nebenklägerbank, den einzigen Ort, an dem Opfer von Verbrechen aktiv teilnehmen an Gerichtsverfahren. Dass Martina Schneider in dieser Kanzlei ihre Geschichte erzählt, liegt am WEISSEN RING. Im Oktober 2005, als sie langsam geschafft hat zu vergessen, was sich vergessen lässt, ruft ein Kripo-Kommissar aus Köln bei ihr an. Der „Architekt“ ist aufgeflogen und verhaftet worden. „Ich war eine der letzten, die sie gefunden haben.“ Der Kommissar hat solange ermittelt, bis er sicher war: Mehr geschädigte Frauen findet er nicht. Nicht in NRW und nicht in Berlin. „Wär er nicht gewesen –“, sie hält inne. Ein wunder Punkt. Der Täter hätte immer weiter Frauen angesteckt. So wie die zwei Jahre nach ihr, weil sie sich die Anzeige ausreden lassen hatte. Von diesem Kommissar erfährt sie, dass sie Rechte hat, auch auf staatliche Unterstützung. Er rät ihr, sich an den WEISSEN RING zu wenden. Sie hat wie die meisten Bundesbürger keine Ahnung, dass es ein OEG gibt, dass ihr zum Beispiel Rente zusteht, wenn sie wegen AIDS nicht mehr arbeiten kann, oder was ein Versorgungsamt ist. WR-Mitarbeiter kennen die Probleme, deshalb engagieren sie sich da. Fast ausschließlich ehrenamtlich, rund hundert Menschen in vierzehn Außenstellen allein in Berlin. So wie Herbert Kreis, der die Außenstelle Neukölln leitet. Seit 1996 ist der gelernte Jurist WR-Mitglied. „Ich war nie Opfer einer Straftat, auch niemand aus meinem Umfeld“, sagt er, „aber man kann doch als aufmerksamer Staatsbürger beobachten, wie Verbrechensopfer benachteiligt werden.“ Seit er nicht mehr selbst arbeitet, ist deren Betreuung und die Koordination aller möglicher Hilfen fast ein Fulltime-Job. Hilfe vom WR passiert sofort, von der menschlichen bis zur finanziellen Zuwendung, von Beratungsschecks für Rechtshilfe oder Psychotherapie bis zur Vorbereitung und Begleitung bei Prozessen, die für die Opfer oft eine psychische Qual sind. „Da war einfach jemand, der wirklich geholfen hat“, erzählt Martina Schneider, „das war klasse. Die sind echt der Hammer.“ Der Hammer ist bitter nötig. Ihr Antrag beim Versorgungsamt wird kalt abgeschmet-

Foto: picture alliance

tert. „Wer sich auf einen ungeschützten Sexualverkehr einlässt und dadurch an AIDS erkrankt, hat keinen Anspruch auf Leistungen nach den Vorschriften des OEG, auch wenn der Partner die Infektion verheimlicht hat“, liest Henrike Weber vor. Das Amt will weder selbst ermitteln, was es kann und soll, noch interessiert es sich für die längst laufenden Ermittlungen der Kripo Köln. „Stattdessen wird ein lapidarer Bescheid in die Welt geschossen, an ein krankes Opfer. Quintessenz: Alles deine Schuld!“ Martina Schneider ist geschockt, als sie das Schreiben bekommt. „Wie die das formuliert haben, einfach nur: Selbst schuld und tschüs!“ Eine voreilige, sinnlose Härte. Das

Verzweiflung symbolisiert unser Foto: Der Täter hat die Partnerin wissentlich mit HIV-infiziert. Für die Versorgungsverwaltung ist sie selbst schuld

OEG soll eigentlich Opfer stärken und ist ein Gegenstück zum staatlichen Gewaltmonopol. „Der Rechtsstaat sagt ja, liebe Leute, ihr dürft hier nicht mit geladenen Waffen rumlaufen, euer Recht auf Strafverfolgung und Prävention setzen wir für euch durch“, erklärt Henrike Weber, „wir können aber nicht überall rechtzeitig sein, wenn ihr also trotzdem Opfer einer Tat werdet, sollt ihr wenigstens dafür entschädigt werden.“ In der Praxis, sagt Herbert

Kreis’ Erfahrung, müssen allerdings oft die Opfer selbst erstmal beweisen, dass ihr Schaden Folge einer Straftat ist. „Die Versorgungsämter warten in der Regel den Ausgang von Gerichtsverfahren ab und fangen dann erst an zu prüfen, ob Leistungen überhaupt notwendig sind.“ Das heißt, es vergeht unendlich viel Zeit, in der das Opfer in der Luft hängt, was seine materielle Sicherheit angeht. Und wenn dem Täter die Schuld nicht rechtskräftig nachgewiesen werden kann, „dann schicken die Ämter die Opfer häufig in Klageverfahren vor Sozialgerichten, die dauern einige Jahre.“ Er hört oft von Mitarbeitern der Ämter, dass sie in Einzelfällen vorab positiv entscheiden, erlebt hat er es noch nicht. Im Sommer 2007 findet in Köln der Prozess statt. Vom Ausgang sind indirekt auch die Versorgungsämter zweier Bundesländer betroffen. Das aus Köln schickt einen Prozessbeobachter. Das ist ungewöhnlich und vermutlich Ergebnis kluger Anwaltsstrategie. Henrike Weber hat ein Adhäsionsverfahren durchgesetzt, also zivilrechtliche Forderungen in einen Strafprozess eingebracht. „Wir haben einen Schmerzensgeldanspruch geltend gemacht, den der Täter sofort anerkannt hat.“ Er kann sich das leisten, zahlen können wird er ohnehin nicht. Aber es ist eben de facto auch ein Schuldeingeständnis. „Damit wollten wir das Versorgungsamt in Zugzwang bringen.“ Verurteilt wird der „Architekt“, der in Wahrheit ein arbeitsloser Kfz-Mechaniker ist, wegen versuchter und vollendeter gefährlicher Körperverletzung in elf Fällen zu acht Jahren Haft, Sicherungsverwahrung vorbehalten, und zur Zahlung von 20.000 Euro Schmerzensgeld an Martina Schneider. Staatsanwalt und Verteidiger sind in Revision gegangen. Für anstehende Zivilverfahren ist das unerheblich. Und das Versorgungsamt kann Martina Schneiders Anspruch auf Leistungen jetzt nicht mehr kalt abschmettern. Sie wird sie dringend brauchen, irgendwann, wenn die Krankheit ausbricht. Selbst wenn es bis dahin Heilverfahren für AIDS geben sollte. Heute ist ihr etwas anderes wichtig. „Ich weiß jetzt, wo er ist und dass er bestraft wird für das, was er uns allen angetan hat. Und da hoff ich, endlich auch seelisch damit klarzukommen.“ Pieke Biermann Der Text erschien zuerst in Der Tagesspiegel, Berlin. Wir danken für die Nachdruckgenehmigung.

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Opferhilfe

SO HILFT DER WEISSE RING

Verfolgung auf Schritt und Tritt

rückhalten. „Wenn ich mit meinem Anwalt telefonierte, rief er sofort an und behauptete, er habe alles mitgehört. Wenn ich ihn anzeigte, reagierte er sofort mit einer Gegenanzeige. Ich konnte nirgends mehr hingehen und fühlte mich nirgendwo sicher.“ Auch Jens, ihr kleiner Sohn, ist zunehmend verstört. Er hat Angst, er fühlt die Unsicherheit seiner Mutter und umklammert oft panisch ihre Hand.

n der Haustür von Vanessa L. muss der Besucher lange warten. „Augenblick bitte“ sagt ihre Stimme leise durch die Sprechanlage: „Wir müssen erst aufschließen.“ Mehrere moderne Sicherheitsschlösser und ein dicker Riegel sichern verschiedene Innen- und Außentüren, ein Bewegungsmelder registriert jeden Ankömmling, und ans Telefon geht Vanessa L. nur noch nach Absprache. Die 35jährige Frau und ihr siebenjähriger Sohn leben in der eigenen Wohnung wie im Gefängnis. Denn Vanessa L. ist das Opfer eines Stalkers. Die zarte blonde Frau hat in ihrem Leben schon viel Schweres durchgemacht. Als Zehnjährige verlor sie durch einen tödlichen Unfall beide Eltern, sie wuchs mit ihren Geschwistern bei Freunden auf. Nach ihrer Heirat brachte sie einen Sohn zur Welt, der durch Komplikationen bei der Geburt eine halbseitige Lähmung zurückbehalten hat. Danach ging die Ehe in die Brüche, und Vanessa L. kam mit dem behinderten Kind an ihren Heimatort zurück. In dieser schwierigen Situation lernt sie bei einem Umzug den wesentlich älteren Z. kennen. Und weil sie hier sonst niemanden hat, geht sie hin und wieder mit ihm aus. „Es war aber von Anfang an nicht schön mit ihm“, erzählt sie heute. „Er hatte immer etwas an mir auszusetzen. Ich konnte es ihm nie recht machen. Es war ein ständiges Auf und Ab.“ Als Z. sie auch noch zu einem AIDS-Test zwingen will, beendet sie die Beziehung im Winter 2005. Und seit dieser Zeit macht der Mann ihr das Leben zur Hölle. Es beginnt damit, dass ständig das Telefon klingelt, bei Tag und bei Nacht. Dabei hätte die alleinerziehende Mutter ihren Schlaf so dringend nötig. Früh am Morgen geht sie putzen, anschließend tritt sie ihre zweite Stelle als Hauswirtschafterin in einer sozialen Einrichtung an. Der Nachmittag gehört dem behinderten Sohn, mit dem sie zu verschiedenen Förderstunden und Therapien fahren muss. Der Exfreund weiß das alles und verfolgt sie überall hin. Er lauert an der Tankstelle, er steht im Schwimmbad und verlangt erneut einen AIDS-Test, er fährt mit dem Auto auf der

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Foto: Eva Baumann-Lerch

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WR-Außenstellenleiter Norbert Schwalm steht Vanessa L. zur Seite

Autobahn hinter ihr her. Ob sie einkaufen geht oder von der Arbeit kommt – immer ist dieser Mann ihr auf den Fersen. Die Verfolgte wechselt die Telefonnummer, lässt sich eine Geheimnummer geben und kauft ein neues Handy. Aber schon nach zwei Tagen ist Z. wieder dran. „Er kannte jede Minute meines Tagesablaufs, er war immer hinter mir her“, berichtet die junge Frau, und kann die Tränen der Verzweiflung dabei auch heute kaum zu-

Mit dem Messer bedroht Eines Tages, als Vanessa L. mit Jens aus dem Garten kommt, trifft sie in ihrer Wohnung auf Z. Er ist dort eingedrungen, und niemand weiß wie. Er hat ihre Handtasche geöffnet und wedelt triumphierend mit ihrer Scheckkarte. „Jetzt reden wir mal miteinander“, sagt er bedrohlich. Nachdem er die Wohnungstür verschlossen und Jens in sein Zimmer geschickt hat, holt er ein Steakmesser aus der Küche, hält es Vanessa an die Brust und bedroht sie mit dem Tod: „Ich sehe es doch in deinen Augen: Du willst wissen, wie es ist, wenn man umgebracht wird“, sagt er sarkastisch. Und er malt ihr aus, wie er sie und ihr Kind umbringen will. „Am Ende“, behauptet er, „sieht es dann so aus, als wenn du selbst dein Kind getötet hast.“ Und er setzt noch eins drauf: „Wenn ich dich nicht umbringe, dann machen das andere für mich!“ Erst nach langem Betteln lässt der Täter von seinem Opfer ab, schließt Mutter und Kind in der Wohnung ein und überlasst sie ihrem Schicksal. Vanessa L. erstattet Anzeige, und mit ihrem Einverständnis gibt die Kripo eine Information an den WEISSEN RING. WRAußenstellenleiter Norbert Schwalm telefoniert lange mit dem aufgelösten Opfer, er kann sie allmählich beruhigen und besucht sie dann in ihrer Wohnung. „Herr Schwalm hat meine Situation sehr ernst genommen und mir erst einmal eine ganze Reihe an Schutzmaßnahmen vorgeschlagen“, erinnert sich Vanessa L. „Nachdem Z. in meine Wohnung eingebrochen war, hat Herr Schwalm ein neues Schloss mitgebracht und gleich installiert. Wir haben eine Fangschaltung beantragt und mit allen Freunden vereinbart, dass sie auf den Anrufbeantworter sprechen, bevor wir telefonieren.“ Als ehemaliger Polizeibeamter nimmt Norbert Schwalm auch Kontakt zu seinen alten Kollegen auf und bittet sie, mit dem Streifenwagen verstärkt an der Wohnung von Vanessa L. vorbeizuschauen. Immer wieder

wird jetzt auch ihr Auto beschädigt: Einmal ist das Faltdach zerschnitten, dann sind die Reifen zerstochen. Der Auspuff ist mit Bauschaum ausgesprüht und die Karosserie wird mit unflätigen Ausdrücken beschmiert. Das Opfer kann dem Druck kaum standhalten, leidet unter Angstzuständen und Panikattacken. In diesen Wochen stehen Opfer und WRBetreuer in ständigem Kontakt. Bei jeder Verfolgung, jedem verdächtigen Zeichen und jedem neuen Anruf wendet sich Vanessa L. mit der Bitte um Rat und Unterstützung an den Außenstellenleiter. „Allein in den ersten fünf Monaten haben wir rund hundert Mal miteinander telefoniert“, erinnert sich Schwalm. Er berät und beruhigt sie, er holt Hilfe und Auskunft und versichert immer wieder, dass sie jederzeit anrufen kann. Einmal setzt er sich auch selbst ans Steuer, drängt sich mit seinem Pkw zwischen sie und den Stalker. Bewährungsstrafe Der Hausfriedensbruch und die tätliche Bedrohung werden später zum Gegenstand einer Gerichtsverhandlung. Auch hier ist der WEISSE RING an der Seite des Opfers. Z. streitet bei Gericht das Stalking ab, greift Vanessa L. hart an und versucht, sich mit manipulierten Zeugen falsche Alibis zu verschaffen. Aber fast alle Zeugen müssen vor Gericht ihre Unglaubwürdigkeit eingestehen. Es ist schwer für Vanessa L., mit ihrem Peiniger, der scharfen Befragung seines Anwalts und den vielen Verdrehungen konfrontiert zu werden. Vom Gericht aber wird ihre Aussage als „absolut glaubwürdig“ angesehen. Am Ende wird der Angeklagte vom Amtsgericht zu fünf Monaten Haft auf Bewährung und 1200 Euro Geldbuße verurteilt, eine Strafe, die später in der Revision vom Landgericht bestätigt wird. Doch selbst die Verurteilung zeigt nur kurze Wirkung: Wenige Monate später hört Vanessa L., die inzwischen einen neuen Lebensgefährten hat, im Haus verdächtige Geräusche. Der Lebensgefährte findet Z. in einem unbewohnten Gästezimmer und vertreibt ihn mit einer Bratpfanne. Vanessa L. alarmiert die Polizei, die sofort anrückt und beide Männer mit auf die Wache nimmt. Niemand weiß, wie Z. in das Haus gekommen ist. Auf dem Boden liegt Blut. Vanessa L. ist allein im Haus, mit den Nerven am Ende und ruft wieder einmal Norbert Schwalm zur Hilfe.

Wieder mehr Mut Z. wird erneut zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Er weiß, dass die Strafen vollstreckt werden, sobald er nur noch einmal erwischt wird, wenn er die Auflagen übertritt. Es scheint nun ein wenig ruhiger zu werden im Leben von Vanessa L. Ihr neuer Lebensgefährte gibt ihr Sicherheit, sein Vater begleitet sie und Jens an jedem Morgen auf dem Weg zur Schule. Geschwister, Freunde und Kollegen unterstützen sie, gehen regelmäßig mit ihr zum Einkaufen. Auch der kleine Jens hat wieder mehr Mut. Dennoch sind die Strapazen und Ängste der vergangenen drei Jahre nicht spurlos an dem Opfer vorübergegangen. Vanessa L. bleibt ängstlich und schreckhaft, sie kann sich

nicht wirklich entspannen, weint viel und muss sich psychotherapeutisch behandeln lassen. „Aber eigentlich war der Herr Schwalm mein Therapeut“, erklärt sie dazu. „Er hat mir am meisten geholfen. Er und der WEISSE RING.“ Mehr als alles andere wünscht Vanessa L. sich jetzt ein Leben ohne Verfolgung, ein Leben ohne dicke Schlösser, Riegel und ständige Schutzpersonen: „Ich möchte mein Kind an der Hand nehmen und sagen: Komm, wir gehen heute mal in den Park. Ich will das Gefühl haben: Ich bin frei!“ Eva Baumann-Lerch

Der WEISSE RING hilft ...

j Der alkoholkranke Ehemann misshandelte und bedrohte die 41-jährige Ursula M. über einen langen Zeitraum, ehe sie sich von ihm trennte. j Thomas W. (26) und seine Freundin wurden von zwei bekannten Tätern angegriffen. j Zwei bisher unbekannte Täter entführten Martin G. (15) und seinen Freund. Die beiden Jungen wurden geschlagen und beraubt. j Bei einem Wochenendbesuch missbrauchte der Vater die fünfjährige Katja sexuell. j Jörg C. (22) wurde niedergeschlagen. Noch als er am Boden lag, trat und schlug der Täter weiter auf ihn ein. j Im Alter von 15 Jahren wurde die heute 27-jährige Anna I. von ihrem Vater sexuell missbraucht. j Nils ist 10 Jahre alt. Ein Bekannter missbrauchte ihn sexuell und bedrohte ihn anschließend massiv. j Über ein halbes Jahr wurde Erika P. (49) Opfer häuslicher Gewalt durch ihren Ehemann. Inzwischen lebt sie von ihm getrennt. j Während des Einkaufs wurde die Rentnerin Ilse U. (72) bestohlen. j Der ehemalige Arbeitgeber versuchte, Martina H. zu vergewaltigen. j Obwohl sie schwanger war, wurde Petra L. (33) Opfer häuslicher Gewalt. j Ein Jahr lang wurde die heute 15-jährige Tanja S. vom Onkel sexuell missbraucht. Sie wurde schwanger. Seit dieser Zeit wird sie vom Täter gestalkt. j Durch einen Sexualmord verlor Rainer M. seine elfjährige Tochter. j Vor der Schule lauerte der Vater Ina P. (10) auf. Der von der Familie getrennt lebende Mann verprügelte seine Tochter mit einer Holzlatte. j Auf offener Straße wurde Heike H. (35) überfallen und beraubt. j Im Alter von 25 Jahren wurde Ulrike C. von ihrem Schwiegervater sexuell missbraucht. Jetzt missbrauchte er ihre 13-jährige Tochter. j Werner G. (50) wird durch seine ehemalige Lebensgefährtin gestalkt.

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Opferhilfe

SO HILFT DER WEISSE RING

Foto: Ute Eppinger

Ralf F. (M.) mit Günter Heckmann (l.) und Jürgen F. Walther

Zehn Jahre Leiden: Erst Überfall, dann Ärztepfusch

M

it einer Eisenstange wurde Ralf F. von hinten zusammen geschlagen. Seine schwere Verletzung wird in der Notaufnahme der Uniklinik nicht erkannt – an den Folgen leidet Ralf F. auch jetzt noch, zehn Jahre nach der Tat. Die Täter wurden zwar ermittelt, doch zu einer Verurteilung kommt es nicht. Für die Täter ist damit alles erledigt. Für das Opfer ist kein Ende abzusehen. „Gibt es eigentlich so viel Pech? Ich hatte oft das Gefühl: Da klappt einfach überhaupt nichts“, erklärt F., inzwischen 37 Jahre alt und Vater einer zwei Jahre alten Tochter. Der ruhige, freundliche Mann nippt an seinem Mineralwasser und kramt nach Fakten. Was er berichtet, kommt einer Odysee gleich. Sie beginnt in einer Märznacht 1998. Nach einem Schlag mit einem Baseballschläger ins Gesicht trifft ihn eine Eisenstange von hinten mit Wucht gegen die rechte Kopfhälfte. Er bricht bewusstlos zusammen, wacht dann im Streifenwagen wieder auf, wo er auf den

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Notarzt wartet. Kurz darauf verliert er wieder das Bewusstsein. Er wird in die Notaufnahme der Uniklinik gebracht. „An dem Abend war sehr viel los dort“, erinnert sich F., dessen Gesicht von den Schlägen demoliert war und der deshalb nicht sprechen konnte. Die blutende Kopfwunde wird versorgt, zum Abklären möglicher Schäden wird F. von der Notaufnahme in die Kopfklinik transportiert. Seine Reaktionen scheinen normal, der behandelnde Arzt hält Röntgenaufnahmen für nicht notwendig. „Vielleicht hielten die mich für betrunken, aber man musste doch sehen, dass die Verletzung nicht von einem Sturz sondern von einem Schlag herrührte“, so F. Die Ärzte sahen es nicht. Zur Bettruhe wird F. samt Brief für den Hausarzt noch in derselben Nacht entlassen. Die Diagnose erfasst weder seine Schädelfraktur, noch die in Mitleidenschaft gezogenen Schneidezähne. Am nächsten Tag ist ihm schlecht, er hat rasende Kopfschmerzen. Am übernächsten

Tag, am Montag, sucht er einen Unfallarzt auf, der ihn zu einem Röntgenarzt schickt. Als die Aufnahmen vorliegen, sind beide Ärzte fassungslos: Bei F.s Verletzung handelt es sich um einen Schädeltrümmerbruch. In der „versorgten Wunde“ befinden sich Haare und Knochensplitter. Eine Gehirnentzündung droht. Die Zeit drängt. Da aufgrund der Infektion das Gehirn heftig anschwillt, kann nicht sofort operiert werden, tagelang wird F. mit Antibiotika behandelt. Dass es nach seiner Entlassung aus der Uniklinik nicht zu einer Gehirnblutung kam, ist reine Glückssache. Er könnte auch tot sein. Schließlich wird Ralf F. operiert, er ist lange krank geschrieben. Es kommt zu einer einvernehmlichen Kündigung mit seiner ehemaligen Firma, da nicht abzusehen ist, wann er wieder arbeitsfähig sein wird. Auch nach der Operation leidet F. an heftigen Kopfschmerzen, sowohl Migräne als auch vasomotorische Schmerzen können die Ursache

Immer wieder Pech Ralf F. versucht wieder als Lkw-Fahrer zu arbeiten, in der Not verheimlicht er seine Kopfschmerzattacken. Doch im akuten Anfall ist er arbeitsunfähig. Ihm wird gekündigt, nacheinander von drei Firmen. Er bemüht sich um Gutachten, die ihm eine eingeschränkte Arbeitsfähigkeit bestätigen. Doch die LVA erkennt die Gutachten nicht an, deren Gutachter halten Ralf F. für zu 100 Prozent arbeitsfähig. Seine Ärzte wiederum halten ihn für nahezu arbeitsunfähig. Zu allem Überfluss zahlt seine Unfallkasse die Transportkosten von Krankenhaus zu Krankenhaus und von Arzt zu Arzt nicht. Seine damalige Anwältin hatte die Frist versäumt. Eine Klage auf Schmerzensgeld nach dem Arzthaftungsrecht hat zwar Erfolg, doch die 5000 Mark decken gerade die Honorarkosten der Rechtsanwältin. Ralf F., ein gutgläubiger Mensch, hat, beeinträchtigt durch seine Schmerzanfälle

RING gesorgt hat. Denn nicht nur der Schädeltrümmerbruch war in der Uniklinik nicht diagnostiziert worden, auch Schäden an den oberen Schneidezähnen und ein mutmaßlicher Oberkieferbruch fanden keine Erwähnung. Genau diese Schlamperei bringt Ralf F. im vergangenen Jahr wiederum in eine schwierige Situation. Die Folgeschäden an den oberen Schneidezähnen wurden bislang durch Abschleifen und Ausbessern Jahr für Jahr behandelt, die Kosten trug seine Krankenkasse. Nun aber ist eine Überkronung fällig, denn ein weiteres Beschleifen der Zähne ist nicht mehr möglich. Von den Gesamtkosten von 1800 Euro übernimmt die Kasse 665 Euro, das Versorgungsamt hingegen keinen Cent, denn in den Diagnosen wurden nur von einem „möglichen Oberkieferbruch“ berichtet, konkrete Zahnschäden waren nicht festgehalten.

und seine angeschlagene Psyche irgendwann keine Kraft mehr, sich zur Wehr zu setzen. „Ich dachte nur noch: Es geht doch eh alles schief, ich wollte von allem nichts mehr wissen.“ Auch der Prozess 1999 gegen die vier Verdächtigen bringt nicht die erhoffte Wende. Zwar hatte der Täter bei der Vernehmung durch die Polizei den Schlag mit der Eisenstange gestanden, vor Gericht allerdings widerrief er sein Geständnis. Ralf F. konnte nicht nachweisen, dass er den Täter mit eigenen Augen gesehen hatte „Wie auch? Der Schlag auf meinen Kopf kam ja von hinten“, sagt er. Zwar bekommt er eine Rente von 108 Euro nach dem Opferentschädigungsgesetz, doch der Täter wird – aus Mangel an Beweisen – frei gesprochen. Späte Kosten wegen früher Schlamperei Fall erledigt? Von wegen, erklärt Günther Heckmann, ehrenamtlicher Mitarbeiter und bis Ende 2007 Leiter der Außenstelle, der F. seit Jahren mit Rat und Tat zur Seite steht und auch für finanzielle Hilfe durch den WEISSEN

Der Angriff mit der Eisenstange erfolgte von hinten – keine Chance für das Opfer, den Täter zu erkennen

Foto: Feldmann

dafür sein, vermuten verschiedene Ärzte. F. ist weiterhin krank geschrieben, erholt sich langsam von seiner Verletzung. Dann aber, Wochen später, setzen massive Schlafstörungen ein, Unruhe und regelrechte Panikattacken suchen ihn heim. Psychotherapie und Termine bei Neurologen und Psychiatern folgen. Ralf F., einem kräftig und optimistisch aussehenden Mann gerät zum Nachteil, dass er gesund wirkt und keiner ist, „der gerne klagt, oder auch nur gerne zum Arzt geht“. Eine Psychotherapie hilft ihm nicht wesentlich weiter. „Diese Schwäche und diese Angst, das passte einfach nicht zu meinem Selbstbild, bislang war ich für meine Schwester und meine Mutter immer der Mann im Haus gewesen, der, den nichts umhaut“, erklärt F. Über Wochen erhält er starke Schmerzmittel. Doch eine Reha in einer Spezialklinik für Fälle wie ihn lehnt seine Krankenkasse ab – aus Kostengründen. Er bekommt zu hören: „Sie sind doch gesund und können arbeiten.“ Eine Reha in einer psychosomatischen Klinik – keine Spezialklinik für Schmerzpatienten – soll ihm wieder auf die Beine helfen. Auch dort werden seine Kopfschmerzen kaum wahrgenommen, er soll auf seine Tabletten verzichten. Doch das ist keine Willenssache: „Wenn der Anfall kommt und ich nicht sofort eine Tablette nehme, beginnt das Erbrechen“, berichtet F. Nach vier Wochen wird er aus der Reha entlassen – als nicht geheilt.

Lions Club hilft „Ich habe mir die Finger wund telefoniert, um an Unterlagen zu kommen“, berichtet WRAußenstellenleiter Heckmann. Das Ergebnis: Nichts. Für das Versorgungsamt ist genau das die Bestätigung, nicht zahlen zu müssen. Ohne finanzielle Hilfe muss F. auf die Überkronung verzichten, denn er hat durch Rechtsanwaltsund sonstige tatbedingte Kosten noch Schulden in der Familie. Ein wenig hat sich das Blatt gewendet. Neben der WR-Unterstützung hat Ralf F. seit Oktober vergangenen Jahres wieder einen festen Job als Lkw-Fahrer. Sein Chef weiß Bescheid über seine Erkrankung und toleriert das: „Ich versuche, wenn es mir gut geht mehr zu arbeiten und mich zu revanchieren“, berichtet F. Und Dank des Lions Club Viernheim und der guten Kontakte von Günther Heckmann ist auch die Überkronung der Zähne inzwischen Geschichte. Und Ralf F. darf auf weitere Interstützung hoffen. Der Lions Club hatte seinen Erlös von einem Weihnachtsmarkt dem WEISSEN RING für Gewaltopfer zukommen lassen. „Daran habe ich mich erinnert“, erklärt Heckmann. Ein Anruf und die Sache war klar: „Wir helfen gerne, aber wir können das nur, wenn wir wissen, wo Hilfe gebraucht wird“, erklärt Jürgen F. Walther, Schatzmeister der Lions. Auch er freut sich, dass Ralf F. demnächst wieder lächeln kann – und ein Kapitel des Opferfalles dann tatsächlich Geschichte ist. Ute Eppinger

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Bücher

FUR SIE GELESEN

Gewalt ewaltkriminalität ruft Furcht und Schrecken hervor, fasziniert aber auf der anderen Seite auch. Prof. Dr. Michael Walter erörtert die Thematik in ihrer gesamten Breite in allgemein verständlicher Form. Er behandelt vergangene und gegenwärtige Gewalterscheinungen, ihre Hintergründe und Entstehungsbedingungen sowie aktuelle Formen der Gewaltprävention.

G

Zum Buch Michael Walter Gewaltkriminalität 110 S., 26 e ISBN 3-415-03705-3 Boorberg Verlag

zubeugen und Zivilcourage zu entwickeln. Herausgeber des Buches ist die Stiftung Jugend und Bildung, Berlin. Die Autorin ist Diplom-Psychologin mit langjähriger Erfahrung im schulpsychologischen Dienst sowie in der Lehrerfortbildung.

Zum Buch Rosemarie Portmann Brutal daneben 144 S., 19,80 e ISBN 978-3-89869-189-5 Universum Verlag Praxisreihe Jugend und Bildung

Selbstschutz n Frauen richtet sich Jürgen Fais mit seinem Buch zur Selbstverteidigung. Er will mentale Stärken und richtige Techniken zu Selbstschutz in Angriffsituationen vermitteln. Sein Credo: Durch selbstbewusstes Auftreten in Konfliktsituationen lassen sich mögliche Übergriffe oft – natürlich nicht immer! – schon im Vorfeld verhindern. Deshalb legt Fais den Schwerpunkt seines Ratgebers auf das Erlernen von Selbstbehauptungspraktiken sowie effizienter Techniken zu zielgerichtetem Agieren im Ernstfall. Die Darstellungen sind gut bebildert.

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Jugendgewalt raxisnaher Ratgeber mit theoretischem Hintergrund. Autorin Rosemarie Portmann gibt in „Brutal daneben“ Aufschluss über Formen von Gewalt und Extremismus, geht den Fragen nach, ob Jugendliche tatsächlich gewalttätiger werden und welche Gegenstrategien Erfolg versprechen. Im Praxisteil werden Übungen vorgestellt, die Sozialkompetenz vermitteln, um Gewalt vor-

Arno Helfrich richtet sich mit seinem Ratgeber „Auf Nummer sicher“ an Eltern, an Frauen, die von häuslicher Gewalt bedroht sind, an Urlauber und Senioren. Er leitet das Kommissariat für verhaltensorientierte Prävention und Opferschutz in München und stellt Schutzmaßnahmen vor, die jeder treffen kann, um die eigene Sicherheit zu erhöhen.

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Zum Buch Andrea Buskotte Gewalt in der Partnerschaft 180 S., 14,90 e ISBN 978-3-491-40107-5 Patmos

Zum Buch Jürgen Fais Selbstverteidigung für Frauen 96 S., 12,95 e ISBN 978-3-8354-0130-3 blv Arno Helfrich Auf Nummer sicher 156 S., 9,90 e ISBN 3-7093-0090-8 Linde Verlag

Gefahr im Netz m World Wide Web finden sich Betrüger ebenso wie Sexualstraftäter, Geldwäscher und Heiratsschwindler. Das Buch beschreibt die neuesten Tricks der Online-Verbrecher und gibt viele praktische Tipps, wie man sich gegen Angriffe aus dem Netz wehren kann.

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werden. Die Folgen sind gravierend, für die Betroffenen wie für ihre Kinder. Die Autorin ermutigt dazu, das Schweigen zu brechen, Unterstützung zu suchen und Lösungen zu finden.

Partnergewalt Zum Buch

s passiert täglich und überall, aber nur selten wird darüber gesprochen: Gewalt in der Partnerschaft. Experten schätzen, dass in Deutschland jährlich zwischen 100.000 und einer Million Frauen Opfer häuslicher Gewalt

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Titus Arnu, Marten Rolff (Hrsg) Gefahr aus dem Netz 182 S., 9,90 e ISBN 978-386615-451-3 Süddeutsche Zeitung Edition

Gut und böse? s geht um Liebe, eine wahnwitzige Idee, Schicksal, Vorsehung und um die Frage, was gut und böse ist. Wolfgang Westphal, Arzt im Ruhestand und ehrenamtlicher Mitarbeiter des WEISSEN RINGS, legt mit dem Buch „Einmal Ewigkeit und zurück“ einen fulminanten Mysterienthriller aus der Welt der Medizin vor. Er versteht es, seine Leser von der nüchternen Welt der Schulmedizin weg in eine Atmosphäre zu entführen, die durch rätselhafte Geschehnisse, bizarre Erotik und kriminelle Machenschaften geprägt ist.

Theresa Vincenzo, erschienen unter dem Titel „Madame Juliette“, bietet den Lesern einen interessanten Plot mit eher unerwartetem Ausgang. Illustriert ist das Buch mit Fotos von Artur Kittlitz jr. Inzwischen arbeitet die Autorin an den nächsten VincenzoFällen. Dazu bietet sie dem WEISSEN RING Gelegenheit, seine Arbeit für die Opfer von Kriminalität auf der Umschlag-Seite darzustellen.

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Zum Buch Wolfgang Westphal Einmal Ewigkeit und zurück 433 S., 16,80 e ISBN 978-3-89841-345-9 Schardt Verlag

Zum Buch Heike Reiter Madame Juliette 177 S., 14,80 e ISBN 978-3-9809938-3-8 DüsselART Verlag

Missbrauch m Alter von drei Jahren wird die Autorin Vera Albert von einem Liebhaber ihrer Mutter missbraucht. Das Geschehen belastet, ohne dass es ihr bewusst ist, ihr ganzes Leben – bis eine Therapie endlich Licht in das Dunkel bringt und sie in langer Begleitung von der Last der Kindheit befreit. In Gedichten und Prosa hat Vera Albert sich ihre bedrückenden Erfahrungen von der Seele geschrieben.

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Zum Buch

Frankenkrimi eike Reiter gibt den Opfern eine bedeutende Rolle in ihrer Reihe „Mörderisches Franken“. Der erste Fall der Hobby-Detektivin

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Vera Albert Zeit des Nebels 198 S., 12,95 e ISBN 978-3-936544-99-2 Autorenverlag artep

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30 Jahre WR UNSERE EHRENAMTLICHEN

Rosemarie Berg: Hilfsbereit und einfühlsam Ihre Hilfsbereitschaft und ihr soziales Engagement sind sprichwörtlich: Rosemarie Berg, die im vergangenen Sommer ihr 70. Lebensjahr vollendete, engagiert sich seit zehn Jahren für Kriminalitätsopfer im WEISSEN RING.

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amals hatte sie im Nordkurier gelesen, dass Rosemarie Mai, Außenstellenleiterin von Demmin, ehrenamtliche Mitarbeiter suchte. Die Aufgabe sprach Rosemarie Berg an, die als Krankenschwester und Rettungssanitäterin gearbeitet und mit ihrem Mann sechs Kinder großgezogen hatte. 2001 wurde die neue Außenstelle Bad Doberan geschaffen, die sie seither sehr engagiert leitet. „Dass sich das Ehrenamt so ausweiten würde, konnte ich damals noch nicht abschätzen. Aber ich bin zufrieden damit“, sagt Rosemarie Berg. Und wie zufrieden sie ist, wird deutlich, wenn man sie nach Hobbys fragt. Dann sagte sie spontan: „WR, WR, WR.“ Und erst dann folgen Handarbeiten, Gartenarbeit, Ostseesteine suchen und klassifizieren. Daneben ist sie auch regelmäßige Blutspenderin, hat längst die Ehrennadel des Roten Kreuzes in Gold dafür bekommen. Bisher hat sie 92 mal gespendet. Zu ihrem Wesen gehört der offene und direkte Umgang mit den Mitmenschen. Sie hat keine Scheu, bei ihrem Gegenüber für die Mitgliedschaft im WEISSEN RING zu werben oder um Spenden zu bitten. Dabei geht sie sehr einfühlsam vor, was auch betroffene Opfer zu schätzen wissen, ebenso wie ihre ehrenamtlichen Mitstreiter, mit denen sie regelmäßig zusammentrifft, um die aktuelle und die künftige Arbeit zu besprechen. Ihre Motivation gewinnt Rosemarie Berg aber auch aus den halbjährlichen Treffen der Außenstellenleiter in Mecklenburg-Vorpommern und dem Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen. Zwei Fälle aus ihrer Arbeit berühren sie ganz besonders: Zum einen der junge Mann, der am gleichen Tag zweimal von den gleichen Tätern beraubt wurde. Als sie ihm sein

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Immer hilfsbereit: Rosemarie Berg

Bargeld abgenommen hatten, mit dem er die Lebensmittel für die nächsten Tage kaufen wollte, holte der Hartz IV-Empfänger nach einiger Zeit noch einmal 15 Euro, um einzukaufen. Auch dieses Geld kassierten die Täter, die ihn beobachtet hatten. Er freute sich riesig, als er von Rosemarie Berg den Schaden ersetzt und auch noch viele tröstende und aufmunternde Worte zu hören bekam. Unendlich dankbar dafür informierte er seinen ganzen Ausbildungskurs über die erhaltene Hilfe. Schwer lastet ein anderer Fall auf ihr: Ein 33-Jähriger, der gerade ein Programm des Arbeitsamtes absolvierte, schritt bei einem Fest ein, um einen brutalen Übergriff auf einen unterlegenen Besucher abzubrechen. Dabei wurde er selbst ganz erheblich verletzt. Auch nach drei Jahren ist er nicht in der Lage, zu arbeiten. Immer wieder fällt er kurzzeitig in die Bewusstlosigkeit. Opferentschädigung oder Rente als Nothelfer erhält er bisher nicht – die Verfahren ziehen sich hin, obwohl die Täter längst verurteilt sind – zu Haftstrafen und auch zur Zahlung von Schmerzensgeld, doch dazu sind sie außerstande.

Akribisch listet Rosemarie Berg am Ende des Jahres auf, was in ihrer Außenstelle ehrenamtlich geleistet wurde. Im vergangenen Jahr standen sie und ihr Team über 50 Menschen zur Seite. Nicht allen konnte sie direkt helfen, aber einige vermittelte sie an Einrichtungen weiter, die das richtige Angebot für die nicht von Kriminalität Betroffenen haben. Die meisten, denen geholfen werden konnte und zum Teil auch weiterhin geholfen wird, waren Opfer von Körperverletzung geworden. Stalking und Bedrohung, aber auch Diebstahl, sexuelle Übergriffe und Tötungsdelikte hatten jene erlitten, die Hilfe bei Rosemarie Berg und ihrem Team bekamen. Die Außenstellenleiterin selbst leistet darüber hinaus ganz erhebliche Arbeit in der Außenstelle Rostock, deren Leitung vorübergehend vakant ist. Dass sich die 70-Jährige so außergewöhnlich engagiert, findet größtes Lob des Landesbüroleiters Heinz-Jürgen Schellenberg, der dankbar feststellt: „Frau Berg ist Feuer und Flamme für den WEISSEN RING!“ Dabei kann sie für ihre Einsätze nicht einmal auf ein Auto zurückgreifen: Sie kommt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Opfern. Oder mit dem Fahrrad, was ihr in einer Rundfunksendung einmal den Beinamen „Rasende Rosi“ eintrug. Auszeichnungen hat sie im Laufe ihres Lebens viele erhalten, so 1985 auch die Verdienstmedaille des staatlichen Gesundheitswesens der DDR. Für ihre ehrenamtliche Arbeit erhielt sie ebenfalls von höherer Stelle Lob: Ministerpräsident Harald Ringstorff ehrte sie für ihren selbstlosen Einsatz für die Opfer von Kriminalität zum Tag des Ehrenj amtes 2006.

30 Jahre WEISSER RING Mehr als 30 Jahre besteht der WEISSE RING. Das sind über 30 Jahre zum Wohle der Opfer von Kriminalität und Gewalt. Die Betreuung der Opfer leisten die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im direkten Gespräch und in der Begleitung den einzelnen Betroffenen zur Seite stehen. Regelmäßig stellen wir Ihnen einige von ihnen vor.

Roland Holzmann nimmt Opfern die Schuldgefühle Die Unterstützung, die der WEISSE RING Opfern von Gewalt bietet, kannte Roland Holzmann aus dem Polizeidienst. Wie sein Vater es war und inzwischen auch sein Sohn ist, war Holzmann Polizeibeamter, zuletzt 24 Jahre lang bei der Kripo Aschaffenburg im Kommissariat 1.

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ein ehrenamtliches Engagement für Kriminalitätsopfer entwickelte der 65Jährige dann aufgrund eines zufälligen Zusammentreffens mit seinem ehemaligen Chef Karl-Heinz Meier. Holzmann hatte aus gesundheitlichen Gründen den Polizeidienst vorzeitig quittieren müssen und kurz nach diesem moralischen Tiefschlag den Tag der offenen Tür in seiner Ausbildungsstätte, der Bereitschaftspolizei Würzburg, besucht. Meier, der damals die WR-Außenstelle Würzburg leitete, riet dem jüngeren Kollegen, die freie Zeit sinnvoll zu nutzen und sich ebenfalls im WEISSEN RING zu engagieren. Die Nöte der Opfer hatte er ja schon lange hautnah miterlebt, so bedurfte es gar keiner Bedenkzeit – Roland Holzmann war gewonnen. Und so nahm er schon kurz nach der vereinsinternen Ausbildung die Leitung der Außenstelle Aschaffenburg Stadt und Kreis auf, die er nun seit 1992 innehat. Die aktive Mitarbeit in der bundesweit größten Opferhilfeeinrichtung erst machte Holzmann wirklich deutlich, wie vielfältig die Hilfe für Opfer sein kann. Seine Kontakte zu den Polizeidienststellen nutzt der pensionierte Beamte nach wie vor, um die Kollegen von diesen Hilfsmöglichkeiten zu überzeugen. Sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Außenstelle gewährleisten mit Roland Holzmannn die erfolgreiche Arbeit. Wichtig ist den Ehrenamtlichen der regelmäßige Erfahrungsaustausch, auch mit den benachbarten Außenstellen. Für ihr außergewöhnliches Engagement dankt Holzmann seinen Mitstreitern. Über 550 Menschen hat die Außenstelle in den letzten 15 Jahren betreut, darunter überproportional viele Opfer von Sexualdelikten,

vor allem sexuellem Missbrauch von Kindern, die oft genug traumatisiert werden durch diese Taten und ihr erzwungenes Schweigen darüber. Meistens reicht es schon, den Betroffenen zuzuhören, damit sie sich die ganze Qual von der Seele reden können und ihnen Mut zuzusprechen. Aber wichtig, weiß Holzmann, ist es immer, einem Opfer klar zu machen, dass die Schuld allein beim Täter liegt und es selbst keine Schuld trägt. „Immer wieder entwickeln Opfer Schuldgefühle und machen sich selbst Vorwürfe“, sagt der Außenstellenleiter, der versucht, den Betroffenen diese Schuldgefühle zu nehmen. Manches Gespräch aber macht ihn selbst sehr betroffen, ja zuweilen sprachlos. Zum Beispiel das kleine Kind, dessen Vater ermordet worden war. Es fasste Zutrauen zu dem fremden Mann und erklärte ihm: „Mein Papa ist im Himmel. Den hat der Blitz getroffen.“ Oder auch der Stalkingfall, der tödlich endete: Eine 34-jährige, die einen Albaner kennengelernt hatte, versuchte jedes Zusammentreffen mit ihm zu vermeiden, weil er von Anfang an versucht hatte, sie zu beherrschen. Obwohl sie keinerlei Kontakt wollte, hielt er sich ständig in ihrer Nähe auf. Holzmann unterstützte sie und es gelang ihr auch, ein Näherungsverbot nach dem Gewaltschutzgesetz durchzusetzen. Doch der Mann hielt sich nicht an die Auflagen, sie reagierte mit weiteren Anzeigen, die schließlich zu einer psychiatrischen Untersuchung führten. Er verteilte später Schmähschriften in ihrer Nachbarschaft, dann brach er in ihre Wohnung ein. Dort erschoss er die Frau und sich selbst. Ein solches Ende ist für einen Betreuer immer sehr schwierig. Doch in diesem Fall taten die Medien ein übriges: Der Frau wurde ein Verhältnis mit dem Mann und Mitverschulden an der Tat unterstellt. Der Außenstellenleiter wusste, dass immer nur der Täter den Kontakt aufgenommen hatte und die Frau keinerlei Mitschuld hatte. Roland Holzmann engagiert sich jedoch nicht nur als Außenstellenleiter, er ist seit vier Jahren auch Stellvertretender Landesvorsitzender in Bayern-Nord. Er hält die Grundseminare für neue Mitarbeiter ab und arbeitet in anderen Seminaren des Vereins als Referent mit. Als langjähriger Delegierter war er zudem an der Ausarbeitung der Versammlungs- und Wahlordnung beteiligt. Zwölf Jahre lang arbeitete er als Kommunalpolitiker im Gemein-

derat seiner Heimatgemeinde Goldbach mit, die ihm 1998 die Goldbach-Medaille für sein ehrenamtliches Engagement verlieh. Er war über Jahre als Schöffe am Jugendgericht tätig und leitete 24 Jahre lang die Rot-KreuzBereitschaft, in der er auch als Ausbilder in Erster Hilfe tätig war. So konnte er im vergangenen Jahr ein Menschenleben retten: Mit

Roland Holzmann hilft in allen Lebenslagen

Herz-Druck-Massage und Mund-zu-MundBeatmung gelang es ihm und einem weiteren Helfer, einen Mann zu retten, der auf dem Friedhof einen Herzinfarkt erlitten hatte. Die Ärzte bestätigten ihm hinterher, nur die sofortige fachlich richtige Hilfe habe sein Leben gerettet. Seine beiden Retter besuchte er nach erfolgreicher Behandlung und Reha, um seij nen Dank abzustatten.

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Krimi-Quiz ZIVILCOURAGE

Hinsehen und helfen statt wegsehen Hinsehen statt Wegschauen, Engagement statt Ignoranz: Diese Aufforderung ist aktueller denn je. Oft genug geschieht es am helllichten Tag und unter aller Augen. in Mensch wird bedrängt, bedroht oder gar tätlich angegriffen – ob mitten in der Fußgängerzone, beim Einkaufen oder in der Straßenbahn. Es wäre aber verfehlt, aus den Gewaltvorfällen gegen couragierte Bürger in der letzten Zeit die falschen Konsequenzen zu ziehen und wegzuschauen. Zivilcourage ist gefordert – von allen Bürgerinnen und Bürgern. Entscheidend bleibt allerdings, dass der Couragierte selbst nicht zu Schaden kommt. Mit Bedacht richtig vorzugehen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen, ist die oberste Regel. Oft genügen Kleinigkeiten, um eine große Wirkung zu erzielen. So kann die rechtzeitige Verständigung der Polizei über ein Handy oder die Aufforderung weiterer Umstehender zur Mithilfe Schlimmes verhüten. Es darf niemandem gleichgültig sein, wenn Personen belästigt oder gar geschlagen, wenn Telefonzellen, Parkbänke oder Kinderspielplätze beschädigt, wenn Gebäude oder Verkehrsmittel besprüht und verunstaltet oder Friedhöfe geschändet werden. Denn Gleichgültigkeit begünstigt Kriminalität, Gewalt und Verwahrlosung. Das zu verhindern funktioniert aber nur, wenn jeder mitmacht und sich im Sinne einer sozialen Verantwortung engagiert: Viele Straftaten können nur mit Hilfe des Bürgers verhindert oder aufgeklärt werden. Damit der Helfer, die Helferin nicht selbst zu Schaden kommt, gilt es, die Situation richtig einzuschätzen und immer auch die eigene Sicherheit im Blick zu behalten. So reicht es manchmal schon aus, das Handy zu benutzen, Hilfe herbeizuholen und sich TäterMerkmale genau einzuprägen. Wenn Polizei und Bevölkerung an einem Strang ziehen, kann dies die Sicherheit besonders auf öffentlichen Straßen und Plätzen positiv beeinflussen. Etwa ein Viertel aller in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfassten Fälle und damit

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Foto: Feldmann

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Hinsehen und helfen statt Wegsehen und gehen

rund 1,6 Millionen Straftaten sind der Straßenkriminalität zuzurechnen. Um dieser Situation entgegenzutreten und mehr Bürgerengagement im öffentlichen Raum zu fördern, hat die Polizeiliche Kriminalprävention die „Aktion TU WAS“ bereits im Jahr 2001 entwickelt. Ziel der Kampagne ist, der Bevölkerung deutlich zu machen, dass oft schon Kleinigkeiten genügen, um eine große Wirkung zu erzielen. Ein Patentrezept gibt es allerdings dafür nicht. Das konkrete Verhalten muss sich immer nach den örtlichen Verhältnissen und den Gesamtumständen richten. Die wesentlichen Tipps der Kampagne sind auf Info-Kärtchen erhältlich. Sie lauten:

j Ich helfe, ohne mich selbst in Gefahr zu bringen. j Ich fordere andere aktiv und direkt zur Mithilfe auf. j Ich beobachte genau, präge mir TäterMerkmale ein. j Ich organisiere Hilfe unter Notruf 110. j Ich kümmere mich um Opfer. j Ich stelle mich als Zeuge zur Verfügung. In einem begleitenden Faltblatt wird ausführlich erklärt, wie der Einzelne in Gefahrensituationen oder bei Straftaten praktische Hilfe leisten kann, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Das Faltblatt wie die Info-Karten und Plakate sind bei jeder Polizeidienststelle erhältlich. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.aktion-tu-was.de und www.weisser-ring.de. j

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Wenn Sie den nebenstehenden Text aufmerksam gelesen haben, können Sie unsere Fragen leicht beantworten. Das Lösungswort ergibt sich im hervorgehobenen Feld. Übertragen Sie das Lösungswort – und bitte nicht das gesamte Rätsel! – auf eine Postkarte und schicken Sie diese an: Einsendeschluss: 15. Juni 2008

WEISSER RING Redaktion Weberstraße 16 55130 Mainz

Angestellte des Vereins dürfen nicht teilnehmen. Teilnehmer können sich nur mit einer Einsendung beteiligen. Ihre Adresse wird für vereinsinterne Zwecke gespeichert. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Gewinner werden per Post benachrichtigt.

Sie können uns das Lösungswort auch per E-Mail übersenden [email protected]

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Experten

Christian Lüdke, Astrid Kehr, Günther Deegener, Rudolf Egg, Friedegunde Bölt, Günter H. Seidler und Karl-Günter Theobald, es fehlt Ferdinand Haenel

Foto: Ingrid Weber

FA C H B E I R Ä T E F U R D E N W R

Schnelle Hilfe für traumatisierte Opfer bieten

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n der Verbreitung von Fachwissen über Behandlungsmöglichkeiten von traumatisierten Opfern hatte es lange gefehlt. Auch im WEISSEN RING waren zunächst die psychischen Traumafolgen von Kriminalitätsopfern lediglich unsystematisch zur Kenntnis genommen worden. In der zweiten Hälfte der 90-er Jahre bekam das Thema zunehmend Gewicht und für den WEISSEN RING zeichnete sich Beratungsbedarf ab, der zur Gründung des Fachbeirates Medizin/Psychologie im Jahre 2001 führte. Der Vorstand des Vereins nutzt schon seit den Gründerjahren das Wissen von Experten zur Ausgestaltung seiner Arbeit. Den Fachbeirat Medizin / Psychologie leitet Prof. Dr. Günther Deegener, der dem Bundesvorstand seit 1994 angehört. Die Aufgabenstellung lautet, die psychischen Traumafolgen in die Ausbildung der ehrenamtlichen Mitarbeiter einzubeziehen und ihnen die Möglichkeiten aufzuzeigen, die sie vor Ort vorfinden, und sich im regionalen Hilfesystem zu vernetzen. Aber es geht bei diesem Aspekt zugleich um den Selbstschutz der Mitarbeiter vor einer sogenannten Sekundärtraumatisierung. Parallel dazu obliegt es dem Fachbeirat, durch Lobbyarbeit in der Fachwelt die Qualität der Hilfeleistungen weiter zu entwickeln. So ist die Akzeptanz für Therapien deutlich gewachsen und es sind viele Kontakte zwischen WEISSEM RING und Psychotherapeuten entstan-

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den. Das Faltblatt „Gewalt erleben – was nun“, das der Fachbeirat erarbeitete und im Laufe der Jahre regelmäßig aktualisierte, trug entscheidend dazu bei, Opfern, Angehörigen und Helfern die psychischen Auswirkungen von Kriminalität zu verdeutlichen und Lösungswege aufzuzeigen. Einen ganz entscheidenden Schritt voran kamen die Bemühungen des WEISSEN RINGS um zeitnahe therapeutische Hilfe für Opfer durch den Beratungsscheck für eine psychotraumatologische Erstberatung. Er wurde im Herbst 2002 aufgelegt, um die unerträglich langen Wartezeiten zu verkürzen. Er diente aber auch dazu, die Einbindung des Vereins in das psychotherapeutische Hilfesystem zu erleichtern und bei den Fachleuten für die Erfordernisse der inzwischen weiter verbreiteten und besser verankerten Psychotraumatherapie zu werben. Der Beratungsscheck ist inzwischen eine gut genutzte Hilfe des WEISSEN RINGS. Der Fachbeirat kontrolliert ständig die Entwicklungen, um frühzeitig Veränderungsbedarf zu erkennen. Unter Leitung des Fachbeirats-Mitglieds Privatdozent Dr. Günter H. Seidler wurde in der Psychotraumatologie der Universitätsklinik Heidelberg der Beratungsscheck evaluiert. Der Schwerpunkt lag auf Fragen nach der Wirksamkeit für die Opfer. Die Ergebnisse werden in Kürze vorliegen. Im Fachbeirat wirken sowohl Praktiker als auch Wissenschaftler aus unterschiedlichen Feldern mit. Ihm gehören neben Deegener, der Leiter der Kinder- und Jugenspsychiatrie der Universitätsklinik des Saarlandes ist, und Seidler die Kasseler Diplom-Psychologin Friedegunde Bölt an sowie die Berliner Erzie-

hungswissenschaftlerin Astrid Höflich, die über fast zwei Jahrzehnte Erfahrung in der Therapie von Gewaltopfern und Supervision verfügt, der Psychologe Dr. Christian Lüdke, Dr. Ferdinand Haenel, Facharzt für Psychiatrie am Behandlungszentrum für Folteropfer in Berlin mit dem Schwerpunkt Begutachtung von Traumafolgen, sowie Prof. Dr. Rudolf Egg, Diplom-Psychologe und Leiter des Kriminologischen Zentrums des Bundes und der Länder in Wiesbaden. Betreut wird der Fachbeirat in der Bundesgeschäftsstelle von KarlGünter Theobald. Die Lobbyarbeit bringt dem Verein immer auch Anträge auf Forschungsförderung ein, die der Fachbeirat für seinen Themenbereich nicht nur nach der wissenschaftlichen Qualität, sondern auch nach der Eignung für den WEISSEN RING prüft. Damit konnte zum Beispiel das Phänomen Stalking verdeutlicht und das Delikt angemessen in der öffentlichen wie in der gesetzgeberischen Diskussion behandelt werden. Der Fachbeirat wirkt zudem an der Vorbereitung und Durchführung der Opferforen mit, insbesondere 2002 und 2004, als es um die psychische Situation von Opfern, aber auch Angehörigen und Helfern ging, dies auch unter sozialrechtlichen Aspekten. Im Blick auf die Probleme im Sozialrecht bot der Verein mit dem Behandlungszentrum für Folteropfer Berlin gerade ein Fortbildungsseminar für Psychotherapeuten unter dem Titel „Begutachtung psychisch reaktiver Traumafolgen im sozialen Entschädigungsj recht“ unter Leitung von Dr. Haenel an.

intern

AUS DEN LÄNDERN Markt-Inhaberin Sigrid Lehmann (2.v.l.) und Außenstellenleiter Dieter Wolsfeld (2.v.r.) jeweils mit ihren Teams im Edeka aktiv markt

Knastbesuch

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Foto: Ingrid Weber

achdenklich stimmte ein knapp zweistündiger Besuch in der Justizvollzugsanstalt Diez nicht nur die 15 Häftlinge sondern auch WR-Außenstellenleiterin Margot Binder und ihre Mitarbeiterin Helga Siegfried. Nachdem die anfängliche Scheu überwunden war, kam es zum regen Austausch. Die Gefangenen fragten nach dem Befinden von Opfern und danach, wie Ehrenamtliche, die traumatisierte Opfer betreuen, selbst damit fertig werden. Deutlich wurde den Gästen auch, dass sich Täter in der Haft um ihre Angehörigen sorj gen.

Unterstützung ist Dauerwerbung Herzensanliegen im Edeka aktiv markt

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S

ie Unterstützung des WEISSEN RINGS ist uns ein Herzensanliegen“, erläuterte Thomas Junker, AUTOKRAFTGeschäftsführer, bei der Vorstellung eines Busses mit neuer Rundum-Außenwerbung für die größte bundesweite Opferhilfeeinrichtung. Die nächsten zwei Jahre wird der Bus an ständig wechselnden Standorten in ganz Schleswig-Holstein eingesetzt. An zahlreichen weiteren seiner rund 400 Busse macht das Verkehrsunternehmen, das zu den größten des Landes gehört, ebenfalls kostenlos mit Fensteraufklebern auf die WR-Hilfe für Verbrechensopfer aufmerksam. Heinz-Werner Arens, Landesvorsitzender des WEISSEN RINGS, freut sich über die große Unterstützung von j AUTOKRAFT.

igrid Lehmann, Inhaberin des Edeka aktiv markt in Mainz-Laubenheim, ist sehr aktiv: Beim MUMM-Aktionstag – „Mainzer Unternehmer machen mit“ – bot sie der WR-Außenstelle Mainz die Möglichkeit, für die Opferarbeit zu werben. Außenstellenleiter Dieter Wolsfeld und sein Team nutzten die Gelegenheit, schon vorab mit Fahne und Banner vor dem Markt und mit Plakaten und Flyern innerhalb auf den Aktionstag und den WEISSEN RING aufmerksam zu machen. Die Mitarbeiter des Marktes wurden mit den Aufgaben und Zielen des Vereins vertraut gemacht. Am Aktionstag sorgte dann ein mit zwei Ehrenamtlichen besetzter Infostand.

während der zehnstündigen Öffnungszeit für hohe Aufmerksamkeit der Kundschaft, ca. 1400 Personen an diesem Tag. Sigrid Lehmann bietet dem WEISSEN RING aber über diesen Tag hinaus die Möglichkeit, in ihrem kundenfreundlichen Markt zu werben. So hat sie in der Kaffee-Ecke, in der es ein Sofa zum Ausruhen und kostenfreie Getränke für die Kunden gibt, einen Tisch mit Materialien des WEISSEN RINGS bestückt, damit die Möglichkeiten der Opferhilfe den Besuchern für den Ernstfall und zur Unterstützung des Vereins im Bewusstsein bleiben. Eine Einrichtung, die allen dient: den Opfern, den Kunden und letztlich auch dem Edeka aktiv markt. j

Foto: Günter Santjer

Kummerländer: Besser zusammen arbeiten

Sonja Kessal vom Unternehmen AUTOKRAFT präsentiert den neu mit WR-Werbung ausgestatteten Bus

Verbessern wollen der WEISSE RING und die Polizei in Sachsen-Anhalt ihre Zusammenarbeit, der auch ein Gespräch des Landesvorsitzenden Wolfgang Kummerländer mit Innenminister Holger Hövelmann diente. Kummerländer hatte zuvor die Dienstbesprechung der Führungskräfte der Polizei im Land für einen Erfahrungsbericht genutzt. Er mahnte an, der Erlass zur Zusammenarbeit der Polizei mit dem WEISSEN RING könne besser umgesetzt werden. Im Interesse der Opfer wäre es erstrebenswert, dass alle Dienststellen Opfer auf die Hilfsmöglichkeiten des Vereins aufmerksam machen und womöglich, wie dies in einigen bereits vorbildlich geschieht, von den Beamten gleich der Kontakt zu den ehrenamtlichen Opferhelfern vermittelt wird. Der Landesvorsitzende plädierte auch dafür, Opfer von Gewalttaten nicht nur auf das Opferentschädigungsgesetz (OEG) hinzuweisen, sondern durch eine Ergänzung des Anzeigenaufnahmeformulars bereits formlos den Antrag in Gang zu setzen. Gut entwickelt habe sich die Zusammenarbeit in der Vorbeugung mit dem Landeskriminalamt. Die Vorschläge wurden nicht nur diskutiert, die wesentlichen Punkte werden im Protokoll mit Erlasscharakter in alle Dienststellen gesteuert.

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Intern DANKE

Der WEISSE RING sagt Dankeschön!

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ie Beiträge und Spenden unserer Förderer ermöglichen es, Opfern von Kriminalität Hilfe zu leisten. Allen, die dazu beitragen, gilt unser Dank. Stellvertretend für all jene, die unsere Arbeit unterstützen, stellen wir Ihnen hier einige beispielhaft vor.

Aktive Mitarbeiter

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en Erlös aus einer Tombola beim Sportund Kulturfest und den Verkauf eines Astronauten-Kochbuchs haben Mitarbeiter von EADS Astrium für karitative Zwecke gespendet. Die Betriebsrätinnen Carin Wagner und Pia Gold überreichten u. a. einen Scheck über 1500 Euro an Karl-Heinz Jumpertz, Leiter der WR-Außenstelle Bodenseekreis und seinen Mitarbeiter Gerhard Alsenz.

Kleiderspenden

Grundschüler engagieren sich

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nter dem Leitgedanken „Es werde Licht“ veranstaltete die Grundschule Mertingen im Kreis Donau-Ries ihre Weihnachtsfeier. Rektor Wolfgang Schmidt machte deutlich, wie sehr die Menschen das Licht brauchen und forderte dazu auf, selbst zum Licht zu werden und zu helfen. Diese Anregung nahmen die Schülerinnen und Schüler begeistert auf und wählten Einrichtungen, die

sich für in Not geratene Menschen und Tiere einsetzen. Die Klasse 4 b entschied sich dafür, Opfern von Gewalt zu helfen und verkaufte mit ihrer Lehrerin Henrike Straub (obere Reihe, Mitte) Kaffee, Tee und Kuchen, den die Eltern gebacken hatten. Voller Stolz überreichten die Schüler den dabei erzielten Erlös in Höhe von 436 Euro an Außenstellenleiterin Ingrid Riedelsheimer (obere Reihe, links). j

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espendete Kleider zum kleinen Preis verkauft die Kleiderstelle des Frauenarbeitskreises, einer Tochter der Gemeinnützigen in Lübeck. Die Ehrenamtlerinnen helfen doppelt: Der Erlös wird gespendet, zum Teil an die Bahnhofsmission, zum anderen Teil wechselnd an eine gemeinnützige Einrichtung. WR-Außenstellenleiter Detlef Hardt und seine Vertreterin Ingeborg Theilig freuten sich über einen Scheck über 500 Euro.

Die BKK hilft

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ie Krankenkasse BKK – DER Partner übergab in Hannover dem Stellvertretenden Landesvorsitzenden Hans-Dieter Klosa eine Spende über 1000 Euro. Walter Begerad und Torsten Sothmann von der BKK dankten Klosa dafür, dass der Polizeipräsident a. D. in den letzten zwei Jahren die Schirmherrschaft über den BKK-Gesundheitstag „Walking Day“ rund um den Maschsee übernommen hatte, bei dem die Spende zusammengekommen war.

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Sparkasse Wetzlar beeindruckt

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eeindruckt von der Arbeit des WEISSEN RINGS zeigte sich die Sparkasse Wetzlar: WR-Außenstellenleiter Ingbert Koppe (l.) hatte bei der Organisation der Ausstellung „Opfer“ Kontakte geknüpft. Aufgrund der Hilfe nahm die Sparkasse den WEISSEN

RING in ihre Liste der Spendenempfänger auf. Koppe nahm bei der jährlichen SpendenGala einen Scheck über 1000 Euro von Vorstandsvorsitzendem Klaus-Jörg Mulfinger (Mitte) und Marketingleiter Klaus Michl entj gegen.

Budolehrgang zugunsten der Opfer

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und 7000 Euro aus Spenden und dem Erlös von Speisen- und Getränkeverkauf brachte der 8. Nikolaus-Budo-Lehrgang ein, die Veranstalter Michael Kann (mit Mütze) vom Warriors Gym in Forchheim einmal mehr den Opfern von Verbrechen zur Verfügung stellte. WR-Außenstellenleiterin Monika Vieth (3.v.r.) und ihr Team zeigten sich tief beeindruckt, zumal die Einnahmen in diesem Jahr noch um 1500 Euro höher lagen als im vorigen Jahr. Kann verlangt trotz hochkarätiger Lehrer keinen Beitrag von den Teilnehmern, sondern bittet um Spenden für den j WEISSEN RING.

GBI hilft Opfern

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as GBI, größtes Bestattungsunternehmen in Hamburg, verzichtete auf vorweihnachtliche Werbegeschenke und unterstützte stattdessen den WEISSEN RING mit einer Geldspende. Das GBI wird in seinem Geschäftsfeld immer wieder mit Opfern von Gewalttaten konfrontiert. Durch die Betreuung der Hinterbliebenen sind die persönlichen Ausmaße solcher Taten ständig präsent. Weil Opfer häufig keine Unterstützung und keinen Rückhalt in der Gesellschaft haben, entschloss sich das GBI, die Arbeit des WEISSEN RINGS zu fördern. Geschäftsführer Litzenroth überreichj te 4000 Euro.

Schüler verkauften Teelichter

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um 7. Mal verkauften in der Vorweihnachtszeit Schülerinnen und Schüler der Hauptschule an der Gläsecke Teelichter in der Fußgängerzone. Trotz des ungemütlichen Wetters überzeugten sie mit guten Argumenten die Menschen, für Opferhilfe und Prävention zu spenden. So kamen 210 Euro zusammen, die während der Schulweihnachtsfeier an WR-Außenstellenleiter Günter Koschig (Foto oben) und seine Mitarbeiterin Christa Diederichs-Herbst übergeben wurden. Da sich die jungen Leute gemeinsam mit Schülern der Realschule Hoher Weg aus Goslar für den

WR-Film „Fit für Zivilcourage“ zur Verfügung gestellt hatten, vermittelte Koschig ihnen eine Einladung von Umweltminister Sigmar Gabriel in den Reichstag nach Berlin. Für ihr Engagement dankt Koschig den Schülerinnen und Schülern und auch Schulleiter Werner Sperlich sowie Sozialpädagogin Claudia Hennek, die eine Cheerleadertruppe betreut, die sich immer wieder auch an Veranstaltungen der WR-Aktion „Kraft gegen Gewalt“ beteiligt. Tragetaschen mit dem Logo der Aktion stiftete Rolf Evers, Sportstudioleiter und Förj derer des WEISSEN RINGS.

RWE unterstützt Dank und Anerkennung für die Arbeit der WR-Außenstelle Düren übermittelte der Betriebstrat der RWE Rhein-Ruhr-AG Düren verbunden mit einer Spende von 2000 Euro, die die Kolleginnen und Kollegen zusammengetragen haben. Die Stellvertretende Außenstellenleiterin Rosemarie Becker nahm den Scheck vom Stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden Harald Ruyters entgegen.

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intern DANKE

Keine Geschenke Spenden für den WEISSEN RING statt Blumen und Präsente erbat sich Birgit Breitschuh zur Eröffnung ihres Bistros „Caponi“ in der neuen Polizei-Akademie in Nienburg. Insgesamt 1050 Euro übergab sie Außenstellenleiter Wilfried Falldorf.

Weihnachtlich Vor-Weihnachtsüberraschung für den Leiter der Außenstellen Landau / Südliche Weinstraße / Germersheim, Prof. Dr. Hans-Jürgen Sack: Gleich zwei Spenden über je 2000 Euro konnte er entgegennehmen. Dr. Hans-Christoph Strack von der Firma Ufer GmbH in Landau stellte den Betrag für die Aktion „Kraft gegen Gewalt“ zur Verfügung. Der Oberbürgermeister der Stadt Landau, Dr. Christof Wolff, übergab Prof. Dr. Sack eine Spende aus dem Prämiensparen-Zweckertrag der Sparkasse Südliche Weinstraße als Anerkennung für Opferschutz und Prävention.

Wirtschaft hilft Die Wirtschaftsförderung Leverkusen (WfL) spendete 700 Euro aus der Verlosung des diesjährigen Wirtschaftsempfanges. Die Bayer 04 Fußball GmbH hatte dazu die hochwertigen Preise zur Verfügung gestellt. WfL-Geschäftsführer Wolfgang Mues überreichte das Geld an Außenstellenleiter Horst Appel.

Jubiläums-Spende Die DHBT Architekten GmbH in Kiel verzichtete zu ihrem 50-jährigen Bestehen auf eine Feier und spendete stattdessen 5000 Euro an den WEISSEN RING. Roloff Werner übergab die Spende an den Landesvorsitzenden Heinz-Werner Arens.

Pfennigbasar für Opfer in Mannheim Der DAFAK – Deutsch-Amerikanischer Frauenarbeitskreis – in Mannheim hat an die Opfer von Gewalt in der Stadt gedacht: Der Verein, vor 56 Jahren gegründet, richtet alljährlich einen Pfennigbasar aus, dessen Erlös in Höhe von 2000 Euro die Vorsitzende Inge Gau in der guten Stube des Polizeipräsidiums Mannheim, im Bezirksratssaal, in Anwesenheit von Polizeipräsident Gerhard Klotter an Günther Heckmann (3.v.l.) überreichte, der bis zum Jahresende die WR-Außenstelle Mannheim leitete. Die Vorsitzende berichtete, dass die Unterstützung sozialer Einrichtungen eines der Hauptanliegen des Vereins ist. Auch die Probleme, die sich den amerikanischen Frauen in der Garnison stellen, wurden besprochen.

Rekordspende

Fußballer aktiv

Mit 1712,13 Euro war die Spende der Besucher des Festivals der Metal-Fans in Kolmberg in der WR-Außenstelle Cham so hoch wie nie zuvor und es handelte sich bereits um das 18. Festival. Der Veranstalter, der MoshClub, übergab das Geld wie in den Jahren zuvor dem WEISSEN RING für die Opfer von rechtsextremer Gewalt. Der Eintritt zum Festival war wiederum frei, die Zuschauer wurden um Spenden gebeten. Die Mosher wollen sich damit für Toleranz und Völkerverständigung einsetzen. Vize-Präsident Paul „Hogan“ Brückl zeigte sich hoch zufrieden mit dem spendenfreudigen Publikum. Die Mosher spendeten mit 1750 Euro einen runden Betrag.

Am Fußball-Firmencup der Bayreuther Energie- und Wasserversorgung GmbH nahmen zwölf Mannschaften teil. Was in die Kassen der Organisatoren um Jörg Peter kam, ging ohne Abzug an den WEISSEN RING. Außenstellenleiterin Brigitte Wagner freute sich über 750 Euro für Kriminalitätsopfer. Gewonnen hat das Turnier das Team der Deutschen Rentenversicherung.

Benefizgala „Helden des Alltags“ „Helden des Alltags“ ließ das HR-Fernsehen im Herbst 2007 vorschlagen. In einer Benefizgala am 21. Dezember wurden die 25 Heldinnen und Helden vorgestellt. Die Kandidaten entschieden sich für den WEISSEN RING als Spenden-Empfänger. Pro Anruf gingen zwei Euro an den WEISSEN RING, Anrufer hatten damit die Chance, ein Auto zu gewinnen. 15.000 Euro kamen zusammen. Die SpardaBank Hessen e. G. überreichte zudem während der Sendung einen Scheck über 100.000 Euro für die größte bundesweite Opferhilfeeinrichtung.

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Benefizkonzert Den Erlös aus dem Benefizkonzert in der Sennfelder St. Elisabeth-Kirche stockten die Trachtler und Musikanten der „Semflder“ und der „Jungen Sennfelder“ auf 500 Euro auf. Den Betrag übergaben die Solisten Rudolf Martini und Karl-Heinz Sauer sowie der Vorsitzende Helmut Büschel und sein Stellvertreter Rainer Bauer von den „Semfldern“ und die Dirigenten Alexander Kneuer und Stefan Schenk von den „Jungen Semfldern“ an den Leiter der WR-Außenstelle Schweinfurt, Claus Effner.

Impressum

Spenden aus Schleswig-Holstein Axel Przybylski, Verbindungsstellenleiter der IPA (International Police Association) im Kreis Steinburg, veranstaltete in Itzehoe einen Namibia-Abend mit Lichtbildern. Er verzichtete auf Eintritt und bat statt dessen um Spenden für den WEISSEN RING. Außenstellenleiter Alfons Brieske freute sich über 200 Euro. Die Studierenden der Fachhochschule für Verwaltung und Dienstleistung (FHVD) in Altenholz bei Kiel sammelten im Nachgang der Ausstellung „Opfer“ in der Fachhochschule bei Studierenden und Dozenten sowie in der Verwaltung. Zur Jahresabschlussversammlung des Fachbereichs Polizei, an der u. a. auch Jörg Ziercke, Präsident des Bundeskriminalamtes als Referent teilnahm, übergab Doreen Scholz 400 Euro an den Stellvertretenden Landesvorsitzenden Uwe Rath. Seit vielen Jahren wirbt Uwe Köster, Mitarbeiter in der Außenstelle Rendsburg-Eckernförde bei Firmen und Einzelpersonen um Spenden für den WEISSEN RING. 2007 sammelte er 2000 Euro.

Die Zeitschrift WEISSER RING ist das offizielle Organ des Gemeinnützigen Vereins zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten e. V. Sie erscheint viermal im Jahr. Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Herausgeber WEISSER RING e.V. Bundesgeschäftsstelle Weberstraße 16, 55130 Mainz Telefon 0 61 31 – 8 30 30 Telefax 0 61 31 – 83 03 45 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.weisser-ring.de Vorsitzender Prof. Dr. Reinhard Böttcher Verlag WEISSER RING Verlags-GmbH Weberstraße 16, 55130 Mainz Verantwortlich Helmut K. Rüster

Volksbank spendet

Redaktion Ingrid Weber (Leitung) Postfach 26 13 55, 55059 Mainz Telefon 0 61 31 – 83 03 51 Telefax 0 61 31 – 83 03 60

Die Volksbank Hameln-Stadthagen hat zugunsten der Opferarbeit des WEISSEN RINGS aus den Reinerträgen des VR Gewinnsparens der Volksbanken und Raiffeisenbank 1000 Euro gespendet. Vorstandsvorsitzender Walter Wiedbrauck und Helmut Kiesewalter, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit, übergab die Spende an Außenstellenleiter Christian Jahn-Pabel.

Jubiläumskonzert Zu seinem 60-jährigen Bestehen gab das Werksblasorchester Gendorf – die „musikalische Visitenkarte des Industrieparks Werk Gendorf“ – ein Benefizkonzert, dessen Erlös jungen Gewaltopfern aus dem Bereich der Außenstelle Altötting zu Gute kommt. Unter Leitung von Klemens Wimbauer gaben die 58 Musiker und Musikerinnen ein anspruchsvolles Konzert, das die gesamte Bandbreite eines sinfonischen Blasorchesters präsentierte. Über 4000 Euro aus dem Benefizkonzert wurden dem WEISSEN RING überwiesen.

Senioren spenden Mit dem Landespolizeiorchester waren der singende Polizist Werner Koch und seine Handpuppe Willi Brömelskamp zu Gast bei 500 Senioren in Hattingen, um vor Betrügereien an der Haustür zu warnen. Als sich die Nachricht verbreitete, am Morgen sei einer Seniorin in der Stadt die gesamte Rente

Mitarbeit Pieke Biermann, Eva Baumann-Lerch, Ute Eppinger Gesamtherstellung/Anzeigen Fink Medien AG Geschäftsstelle Deutschland Zeppelinstraße 29-32 73760 Ostfildern/Kemnat

gestohlen worden, griffen die Gäste in die Tasche und spendeten 642,27 Euro für das Opfer. Nachdem sich herausgestellt hatte, dass es sich bei dem Opfer nicht um eine Rentnerin gehandelt hatte, wurde die Summe aufgeteilt: Die Hälfte konnte Außenstellenleiter Wolfgang Nüsperling entgegennehmen, die andere Hälfte ging an das Seniorenbüro.

Ein-Euro-Spende Das halten wir für eine gute Idee: Der Ju Jutsu-Verein Salzgitter-Bad e.V. unterstützt den WEISSEN RING regelmäßig. Bei der Ausstellung „Opfer“ hatte Vorsitzender Robert Ginsel die Unterstützung zugesagt, und so beschlossen die Mitglieder jetzt, jährlich einen Euro ihres Vereins-Beitrags für die Opferhilfe zur Verfügung zu stellen. Außenstellenstellenleiter Markus Müller und sein Stellvertreter Norbert Rosner freuten sich über die erstmals übergebenen 160 Euro.

Anzeigenberatung Elisabeth Mörs Telefon 0 61 32 – 43 44 36 E-Mail: [email protected] Nachdruck Auf Anfrage und gegen Belegexemplar erwünscht. Die Namen von Opfern werden aus Schutzgründen verändert. Ihr heißer Draht: Ihre Adresse hat sich geändert? Sie bekommen mehrere Zeitschriften, weil mehrere Angehörige Mitglied sind und wünschen nur eine? Sie haben kein Interesse an der Zeitschrift oder gar nicht genügend Zeit, sie zu lesen und wir können das Porto in Ihrem Fall sparen? Kein Problem: Informieren Sie uns einfach unter: [email protected] 0 61 31 – 83 03 51 Für alle anderen Fragen und Wünsche wählen Sie bitte [email protected] 0 61 31 – 8 30 30

WEISSER RING 2/08

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Menschen IM VEREIN

Irmtraud Hempel ... seit 15 Jahren im WEISSEN RING engagiert, wurde eine große Ehre zuteil: Sie war im Januar Gast beim traditionellen Neujahresempfang des Bundespräsidenten Horst Köhler. Am 22. Februar 1994 hatte sie die Leitung der neuen Außenstelle Jena-Stadt übernommen, sechs Jahre später auch die der Außenstelle Saale-Holzlandkreis. Die Mineralogin im Ruhestand betreute mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über 100 Opfer, ehe sie 2002 die Leitung der Außenstellen aufgab. Obwohl sie aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten muss, ist sie in Jena auch weiterhin als Mitarbeiterin für die Opfer da: „Es ist ein befriedigendes Gefühl, den Menschen helfen zu können“, sagt sie zu ihrem Ehrenamt. (Foto oben)

... seit 16 Jahren Landesvorsitzender des WEISSEN RINGS in Sachsen, wurde mit der Annen-Medaille des Freistaates ausgezeichnet. Sozialministerin Helma Orosz verlieh die Auszeichnung aus Meißner Porzellan mit dem Portrait der Kurfürstin Anna und der Aufschrift „Miteinander leben, füreinander da sein“ an 20 Bürger für ihr Engament in den Bereichen Helfen, Pflegen, Fördern. Sie bescheinigte den Ausgezeichneten, durch ihr Wirken beispielhaft für ein soziales Sachsen einzutreten. Seit Haußmann, Kriminaldirektor a. D., vor drei Jahren in den Ruhestand ging, kümmert er sich noch intensiver um die Anliegen der Opfer. Er erreichte, dass es seit zwei Jahren in jeder Polizeidirektion in Sachsen einen Opferschutzbeauftragten gibt. Die Laudatio auf Haußmann hielt sein Stellvertreter Volker Pfitzner. (Foto unten)

... Ministerpräsident in Mecklenburg-Vorpommern, würdigte 120 Ehrenamtliche im Schweriner Schloss. Unter ihnen auch drei, die sich für Opfer von Verbrechen im WEISSEN RING engagieren: Barbara Straßenmeyer, Leiterin der Außenstelle Neubrandenburg, Edeltraud Reincke, Stellvertretende Leiterin der Außenstelle Mecklenburg-Strelitz und Wolfgang Winterfeld, Leiter der Außenstelle Schwerin (linkes Foto, rechts). „Mit Ihrem Einsatz sorgen Sie für menschliches Miteinander, Freundlichkeit und Wärme in unserem Land“, lobte der Ministerpräsident.

WEISSER RING 2/08

... Polizeipräsident in Osnabrück, freute sich mit den Behördenleitern der Landespolizei Niedersachsen über ein neues prominentes Mitglied im WEISSEN RING: Sprinkmann (rechts im Foto oben), der auch Stellvertretender WR-Landesvorsitzender ist, warb den Minister für Inneres und Sport Uwe Schünemann (links). Zuvor schon hatte er die Behördenleiter der Landespolizei von der Mitgliedschaft in der größten bundesweiten Opferhilfeeinrichtung überzeugt.

Hans-Dieter Klosa

Harald Ringstorff

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Rolf Sprinkmann

Foto: Petra Willert

Foto: Bundesregierung/Bernd Kühler

Dieter Haußmann

... bis Jahresende Polizeipräsident in Hannover und Stellvertretender Landesvorsitzender des WEISSEN RINGS Niedersachsen, wurde von Ministerpräsident Christian Wulff in den Ruhestand verabschiedet. Wulff würdigte Klosa als „objektiv, unabhängig und aufrecht“. Innenminister Uwe Schünemann verband mit dem Namen Klosa, „dass die Landeshauptstadt sicherer geworden ist“. Klosa setzte dazu ein besonderes Zeichen. Er verzichtete auf Geschenke und bat stattdessen um Spenden für den WEISSEN RING, die sich auf insgesamt 3700 Euro beliefen.

Brigitte Bauer ... ehrenamtliche Mitarbeiterin in der Aussenstelle Wetzlar und seit 25 Jahren Mitglied im WEISSEN RING, erhielt für ihr Engagement für Kriminalitätsopfer den Ehrenamtspreis der Stadt Wetzlar. Oberbürgermeister Wolfram Dette dankte ihr und den weitern Preisträgern für ihr Engagement.

... engagiert sich seit 15 Jahren im WEISSEN RING. 1999 übernahm sie die Leitung der Außenstelle Hildburghausen und übte daneben weitere Ehrenämter aus, u. a. im Heimatund Trachtenverein Eisfeld, den sie gegründet hat. Als sie 1993 in den Ruhestand trat, wurde sie in der Senioren- und der Jugendarbeit aktiv und unterstützte den Jugendclub mit der WRAktion „Kraft gegen Gewalt“. 2006 legte sie die Leitung der Außenstelle nieder, sie ist im WEISSEN RING aber weiter als Mitarbeiterin tätig. Ministerpräsident Dieter Althaus und Landtagspräsidentin Dagmar Schipanski (Foto oben, rechts) dankten Grete Englert (links) für ihr vielfältiges gesellschaftliches Engagement mit dem Ehrenbrief des Landes Thüringen.

Joachim Dillmann ... Kriminaloberrat a. D. (Foto rechts unten) war für den WEISSEN RING ein Mann der ersten Stunde. In vielfacher Hinsicht ehrenamtlich tätig zwischen Gewerkschaft und Lebenshilfe, engagierte er sich von 1978 an in Hessen im Auf- und Ausbau des WEISSEN RINGS. Er leitete zunächst die Außenstelle Limburg und war von 1979 bis 1988 im Bundesvorstand und als Regionalbeauftragter für das Land Hessen tätig. Finanzminister KarlHeinz Weimar dankte Dillmann für sein nun über 35 Jahre währendes ehrenamtliches Engagement und überreichte ihm das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland im Schloss Hadamar.

Heinz Deutschmann

Foto: Sabine Hartwig

Gretel Englert

... Außenstellenleiterin in Berlin, wurde von der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Pankow mit dem Ehrenpreis für soziales Engagement ausgezeichnet. BVV-Vorsteher Burkhard Kleinert und Bezirksbürgermeister Matthias Köhne überreichten den Preis. Die Laudatio hielt Christina Jerbi, Opferschutzbeauftragte der Polizeidirektion 1 (links, Foto unten). In ihrer Funktion und als Koordinatorin für Häusliche Gewalt hat sie die Warmherzigkeit und die kompetente Art von Regina Geis kennengelernt, die mit stets geschärftem Blick für die besondere Opfersituation seit 1997 ihr Ehrenamt ausfüllt. Dabei nutzt sie den Unterricht mit der Opferschutzbeauftragten Jerbi, um Polizeibeamte für den Opferschutz zu sensibilisieren. Zu ihrer Außenstelle Berlin Nord II gehören außer Pankow Prenzlauer Berg und Weißensee. Die Außenstelle Mitte III Friedrichshain leitet sie zudem kommissarisch.

... erhielt als Dank für seine zehnjährige Mitarbeit im WEISSEN RING die Ehrenurkunde des Sächsischen Landtags und des Sozialministeriums von Sozialministerin Helmar Orosz und Landtagsvizepräsidentin Regina Schulz (Foto oben, rechts) im sächsischen Landtag. Die Ministerin betonte, „der eigentliche Lohn für das Ehrenamt ist die Anerkennung und Würdigung der Arbeit durch die Gesellschaft“. Deutschmann übernahm die Leitung der Außenstelle Görlitz/Niederschlesischer Oberlausitzkreis 1999 nach einjähriger Mitarbeit. Neben der Opferbetreuung räumen der 75-Jährige und seine vier Mitarbeiter der Prävention hohen Stellenwert ein. Er gehört dem Präventionsrat der Stadt Görlitz an, pflegt enge Zusammenarbeit mit den Polizeidienststellen, den Gerichten, der Fachhochschule der Polizei sowie zahlreichen regionalen Vereinen.

Ewald Wiechert

Foto: Fluck

Foto: Michael Voigt

Regina Geis

... Leiter der WR-Außenstelle Bremerhaven, engagiert sich seit 24 Jahren für den WEISSEN RING und hat mit seinen Mitarbeitern über 400 Opfer betreut. Sein Engagement würdigte die Bürgerstiftung, die erstmals ihren Förderpreis verlieh, an den pensionierten Kriminalbeamten. Die beiden Stifter Dr. Henning Hübner und Jürgen Braun wollen mit dem neu geschaffenen Preis ihre Wertschätzung für freiwilliges ehrenamtliches Engagement ausdrücken.

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