JOSEPH ROTH - SPECIAL

June 20, 2017 | Author: Klara Richter | Category: N/A
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JOSEPH ROTH - SPECIAL AUTORINNEN ZU JOSEPH ROTH Ich merke, dass ich der rothschen Prosa verfalle... (Markus Koehle)

In seinem Werk ersteht eine verlorene Heimat der austriakischen Sehnsüchte. (Ludwig Roman Fleischer)

ROTH UND SEINE FRAUEN Ich war ganz vernarrt in ihn. (Andrea Manga Bell)

Durch seine wahnsinnige Eifersucht fühlte ich mich immer mehr in die Enge getrieben. (Irmgard Keun)

ROTH UND ALKOHOL Gebe Gott uns allen, uns Trinkern, einen so leichten und so schönen Tod. (Die Legende vom heiligen Trinker)

Ein übernationaler Mensch und also ein Adeliger echter Art: Konferenz zur Aktualität von Joseph Roth Ljubljana, 25. - 27. Mai 2009

Quiz - Kennen Sie Joseph Roth?

JOSEPH ROTH UND SEINE FRAUEN

„...Ich war ganz vernarrt in ihn“ Joseph Roth und seine Frauen

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issen Sie, wie es ist, wenn man jemandem begegnet, der nicht gerade dem Schönheitsideal entspricht, aber so eine angenehme Ausstrahlung hat, dass man sich magisch angezogen fühlt? Das passierte Joseph Roth wahrscheinlich andauernd, denn er war so eine Person. Joseph Roth war auf der einen Seite ein selbstverliebter Säufer mit einem Eifersuchtsproblem, auf der anderen Seite wird er aber im gleichen Atemzug auch als ein gefürchteter Wiener Charmeur und ein fürsorglicher, liebender Mann beschrieben. Kurz gesagt: Er war der Bad-Boy und Superstar unter den Schriftstellern und hatte Ahnung vom Schönreden. Eigentlich erfüllte er alle Voraussetzungen, die Frauen anziehen. Da drückt man auch gerne ein Auge zu, wenn es ums Aussehen geht.

Ich kannte Friedl am Anfang als ein reizendes, intelligentes, sehr lustiges Wiener Mädchen. Aber Roths Typ war die elegante, zurückhaltende Dame, und er modelte an seiner Frau, bis er sie zu einem Dichtungsgeschöpf machte und ihr jede Natürlichkeit raubte. Sie mußte nach seinen Anweisungen spielen, und er hat sie zugrunde gerichtet. Obgleich sie in sexueller Hinsicht eher temperamentvoll war, durfte sie sich das nicht anmerken lassen. Nach außen mußte sie sich distanziert und korrekt geben. (Ludwig Marcuse)

wortlich. Andrea ging mit ihm auch ins Exil nach Paris. Natürlich ging diese Beziehung nach sechs Jahren wegen seiner Eifersucht in die Brüche. Er ging so weit, dass er ihr das Tanzen verbot, das Tragen von Badeanzügen, ebenso den Besuch beim Frisör und die Arbeit als Redakteurin bei der Kunstzeitschrift. Er wollte sie auf einer Seite mit Verboten an sich binden, aber auf der anderen Seite wurde sie ihm zur Last. Deshalb hat er sie verlassen, um zwei Jahre später wieder an die Tür zu klopfen. Sie sagte nein.

Die dritte bedeutende Frau in Roths Leben war die Schriftstellerin Irmgard Keun. Sie war damals 27 Jahre alt und lebte seit 1935 im Exil. Als sie sich durch den gemeinsamen Freund Egon Erwin Kisch kennen lernten, war sie noch verheiratet. Sie lebten anderthalb Jahre zusammen. Keun begleitete ihn auf vielen Reisen und war seine Trinkkumpanin. Wegen seiner unerträglichen Eifersucht hat sie ihn letztendlich verlassen.

…da hatte ich das Gefühl, einen Menschen zu sehen, der einfach vor Traurigkeit in den nächsten Stunden stirbt. Seine runden blauen Augen starrten beinahe blicklos vor Verzweiflung, und seine Stimme klang wie verschüttet unter Lasten von Gram. Später verwischte sich der Eindruck, denn Roth war damals nicht nur traurig, sondern auch der beste und lebendigste Hasser. (Irmgard Keun)

Von Anja Brun und Neža Marinšek Eigentlich war Roth häßlich, aber er hat Frauen stark angezogen, und immer wieder gab es welche, die sich in ihn verliebten und die hinter ihm her waren. Ich habe nie einen anderen Mann mit soviel sexueller Anziehungskraft gekannt. Er ging langsam wie eine Schnecke, alles war an ihm gebremst. Nie merkte man ihm eine spontane Bewegung an, er lauerte, jede Miene war bedacht. Aber er konnte zart sein wie kein anderer, und ich war ganz vernarrt in ihn. (Andrea Manga Bell)

Nicht einmal austreten konnte ich, ohne daß er unruhig wurde. Schlief ich ein, so hatte er seine Finger in meinem Haar eingewühlt, auch noch, wenn ich aufwachte … Durch seine wahnsinnige Eifersucht fühlte ich mich immer mehr in die Enge getrieben, bis ich es nicht mehr aushielt, bis ich unbedingt ausbrechen musste? (Irmgard Keun) Andrea Manga Bell

Die einzige Frau, die er heiratete, hieß Friderike (Fridel) Roth. Ihre Geschichte begann 1919 im Café Herrenhof in Wien. Obwohl noch minderjährig, war sie zu dem Zeitpunkt noch mit Hans Margulies verlobt. Dank Roth folgte eine schnelle Entlobung. Friederike war eine grazile, dunkelhaarige jüdische Schönheit, die überall, wo sie auftauchte, Aufsehen erregte. Sie heirateten drei Jahre nach ihrem Kennenlernen nach orthodoxem Ritus in Wien. Danach fingen die Probleme an. Roth versuchte sie nach seinen Vorstellungen zu formen und auch die krankhafte Eifersucht kam bald ins Spiel. Man könnte sogar behaupten, dass er sie in den Wahnsinn trieb. Sie erkrankte 1928 an Schizophrenie. Fridel lebte bis zu ihrem Tod 1940 in verschiedenen Heilanstalten, bis sie die Nazis als Geisteskranke umbrachten. Obwohl sie getrennt lebten, ließ er sich nie von ihr scheiden.

Die schöne dunkelhäutige Frau, die Roth wie ein Schatten durch das Exil begleitet (Hertha Pauli) Roth hat sich 1929 auf den ersten Blick in die schöne und selbständige Exotin verliebt. Sie hieß Andrea Manga Bell. Sie lebte schon, bevor sie Roth kennen lernte, ein bewegtes Leben. Manga Bell wurde in Hamburg geboren und war Tochter eines farbigen Kubaners und einer Hamburgerin. Mit 18 Jahren heiratete sie Alexandre Manga Bell und hatte 2 Kinder mit ihm. Alexandre war Sohn eines Fürsten aus Kamerun und studierte Medizin in Hamburg. Als Alexandre nach Kamerun zurückgekehrt war, blieb sie allein mit den Kindern in Berlin, wo sie als Redakteurin bei einer Kunstzeitschrift arbeitete. Als sie dann mit Roth zusammenlebte, sorgte er für die beiden Kinder Mangas, machte sie aber für die schwierige finanzielle Lage verantIrmgard Keun

Zitate von Joseph Roth über Frauen Ich denke manchmal, dass sie ein verzaubertes Wesen ist, sie könnte auf einen gesunden Weg gebracht werden, man könnte aus ihr eine Frau machen. Aber das ist ebenso unwahrscheinlich wie die Liebe zu einem Staubsauger... aus Flucht ohne Ende Es ist viel leichter, mit einer Frau als aus ihr einen Menschen zu machen. Notiz aus der Rothbiographie David Bronsens Man liebt nicht die Frauen, man liebt die Welten, die sie repräsentieren. aus Rechts und Links Jung und langsam und an der gefährlichsten und gewöhnlichsten aller Krankheiten: er starb nämlich an einer Frau, und zwar an seiner eigenen... aus Triumph der Schönheit 2 alleMANIAK

Friderike (Fridel) Roth

JOSEPH ROTH UND ALKOHOL

Das Genie und seine Sucht Joseph Roth und sein lebenslanger Begleiter – der Alkohol

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ie verlief das Leben eines der größten deutschschreibenden Schriftsteller des 20. Jahrhunderts? Wie wurde er von seinen engsten Freunden gesehen? Wie verlief sein Leben zwischen seinem Schreiben und der Bristol-Bar? Das und noch vieles mehr folgt in den untenstehenden Zeilen. Von Hana Jensterle und Mojca Zalar

Er war sehr dünn, gepflegt, gut gekleidet. Sein blondes Haar trug er in der Mitte gescheitelt, es war immer mit Pomade glatt gekämpft … In seinen schönen, blauen Augen, die oft ironisch blickten, trug er ein Monokel. Wenn man es nicht besser wüsste, und man das Monokel z. B. mit einer Sonnenbrille tauschen würde, dann könnte man fast glauben, dass diese Beschreibung Brad Pitt in seinen zwanziger Jahren wiedergibt. Da sich aber dieser Artikel in der Zeitschrift alleMANIAK, besser gesagt in dem alleMANIAK-Special, der ganz und gar dem österreichischen Schriftsteller Joseph Roth gewidmet ist, befindet, sind Sie, liebe Leserinnen und Leser, schon bestimmt darauf gekommen, dass sich hinter diesem Bild kein Brad Pitt oder irgendein aus Hollywood stammender Schauspieler versteckt, sondern der Star dieser Ausgabe, der vor 115 Jahren geborene Joseph Roth. Die vorige Beschreibung, die dem Buch Auferstehung und Tod des Joseph Roth von Reinhard Bumgart entnommen wurde, stammt von Roths Freund, Jozef Wittlin, einem polnischen Germanistikstudenten, der später auch einige Werke Roths ins Polnische übersetzte. So hatte ihn Wittlin 1915, im Alter von 20 oder 21 Jahren, als Roth noch ein Student der Germanistik an der Universität Wien war, beschrieben. Dieses Bild unterscheidet sich aber leider stark von dem Bild, das Soma Morgenstern fast 22 Jahre später beschrieb: “Ich sah ihn, indes er sich vom Lachen mit einem Schluck Cognac erholte, genau an. Die Veränderung im Gesicht und in der Gestalt erschütterte mich. Er war damals weniger als 43 Jahre alt, und – mein Herz vergibt es mir nicht, dass ich es so aufschreibe: - er sah aus wie ein 60-jähriger Säufer. Sein Gesicht mit deutlichen Backenknochen, zu kurzem Kinn, einst von stets wacher Schaugier belebt, war jetzt gedunsen und schlaff, die Nase gerötet, die blauen Augen voll Blutwasser in den Winkeln ...” Wie aus dem Kommentar Morgensterns, das man in dem Buch Joseph Roth und die Tradition von David Bronsen finden kann, zu sehen ist, gehörte traurigerweise auch Joseph Roth zu denen, die unter dem Alkoholeinfluss litten. Auf seinen übermäßigen Alkoholkonsum wurde ein Freund von ihm schon im Jahr 1917 aufmerksam, dem er nachts „in verzweifeltem, schwer angetrunkenem Zustand“, so Bronsen, begegnete. Einigen Quellen zufolge hatte er sich das Trinken während des Kriegsdienstes angewöhnt, den er wegen des Befundes der körperlichen Untauglichkeit als Berichterstatter bei einer Armeezeitung verbrachte. Nach seiner Entlassung vom Militär hatte er das übermäßige Trinken wegen Geldmangels vorübergehend unterlassen. 1919 beginnt er aber in der frisch gegründeten Zeitung Der Neue Tag

zu publizieren, was ihm wieder ein bisschen mehr Geld einbringt und die Wiederaufnahme seiner alten Trinkgewohnheiten zur Folge hat. Seine Trinkgewohnheit steigerte sich aber zur endgültigen Sucht, als seine Frau Friedl Reichler, mit der er seit 1922 verheiratet war, 1928 in eine Geisteskrankheit verfiel, an der sich Roth schuldig fühlte. Im Alkohol ertränkte er seinen Kummer über den unheilbaren Zustand seiner Frau. Um ihr zu helfen, fing er sogar an, selbst Psychiatrie zu studieren, aber leider konnte auch er ihr nicht helfen. Die Behandlung und Versorgung in Heilanstalten vergrößerte die ständigen Geldsorgen, die ihm sein Mangel an finanzieller Umsicht ohnehin eintrug. Und der politische Gegner, den er seit seiner Porträtierung im Spinnennetz publizistisch unnachgiebig bekämpft hatte, gewann mit der Machtergreifung 1933 schließlich die Oberhand, so im Buch Deutsche Dichter, Band 7. Doch Roth blieb seinem Hennessy treu und traf sich weiterhin in der Bristol-Bar mit seinen Kollegen Stefan Zweig und Soma Morgenstern, um mit ihnen unter anderem über den politischen Zustand zu reden, der alle zur Verzweiflung trieb. Denn nur so konnten sie ihren Frust über den Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich vergessen. Denn gerade der Anschluss hatte Roth den letzten Lebenswillen genommen, wie es hier auch Morgenstern in Bronsens Buch Joseph Roth und die Tradition, beschreibt: “Im Café Museum bestellte er sofort einen Stanislauer, hernach einen doppelten Stanislauer. Diesen hochgradigen Brand trank er nicht, wie seinen Hennessy, in Schlückchen, sondern wie man ihn in unserer Heimat trinkt, in Galizien, in einem guten Zug. Sehr bald war der Trinker in seiner höchsten Laune. Sein schallendes Gelächter machte unsern Tisch zum Zentrum des nicht zu geräumigen Lokals.” Wenn man bei Roth über seinen Alkoholgeschmack spricht, darf man aber auch nicht den Pernod, eine Art Absinth, der auch bei manchen anderen großen Literaten sehr beliebt war, vergessen.

PERNOD 1805 wurde in der Schweiz die erste Absinth-Destillerie von Henri-Louis Pernod gegründet. Er kreierte ein AnisGetränk mit 40%-45% Alkohol und mit verschiedenen Kräuteressenzen. Pernod wurde zur begehrten Spirituose des 19. Jahrhunderts in Paris. Nachdem der Absinth wegen häufigen Missbrauchs im 20. Jahrhundert verboten wurde, änderte Pernod das Rezept und ließ u.a. den verbotenen Wermut weg.

COGNAC Cognac ist eine aus der französischen Stadt Cognac stammende und eine eigentlich relativ junge Spirituose. Im Gegensatz zu Whisky, der eine Jahrtausend alte Tradition besitzt, ist die Spirituose Cognac rund 300 Jahre alt. Das Geheimnis der Qualität: doppelte Destillation und Lagerung im Eichenfass. Cognac darf seit dem Versailler Vertrag, von 1920 an, als Warenbezeichnung in Deutschland nicht mehr verwendet werden, weil nur Weinbrand aus dem gleichnamigen französischen Erzeugungsgebiet so benannt werden darf.

HENNESSY

Im Alter von 44 Jahren brachte ihm der Alkohol letztendlich den Tod. Den symbolischen Tod starb er aber schon einige Wochen davor, als er die Schlusszeile seines letzten Werkes Die Legende vom heiligen Trinker schrieb: “Gebe Gott uns allen, uns Trinkern, einen so leichten und so schönen Tod.” Und so endete das kurze, aber bedeutungsvolle Leben von einem der größten deutschsprachigen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.

Hennessy ist eine weltweit führende Cognac-Brennerei mit Sitz in Cognac. Das Unternehmen wird in achter Generation von der Familie Hennessy geführt, die im 18. Jahrhundert aus Irland nach Cognac immigrierte. Sie verkaufen drei Millionen Flaschen Cognac jährlich.

STANISLAUER Eine Spirituose, deren Alkoholgehalt mindestens 37, 5 % beträgt.

Zitate von Joseph Roth zum Alkohol Gebe Gott uns allen, uns Trinkern, einen so leichten und so schönen Tod! aus Die Legende vom heiligen Trinker Der Schnaps hat ihn halt erwischt. aus Radetzkymarsch Innerhalb von zwei Nachmittagen wusste der Rittmeister Taittiner bei weitem mehr und Wichtigeres, als der Professor Friedländer, der bekannte Orientalist, den man als Fachberater dem Festkomitee beigegeben hatte, in seinem langen Leben erfahren konnte. Der Professor Friedländer trank nämlich nicht. Und das kam davon, wenn man nicht trinkt, dachte der Baron Taittinger. aus Die Geschichte der 1002. Nacht Warum sprechen Sie mir vom Alkohol? Sie wissen, daß ich längst nur Wein trinke. aus einem Brief an Stefan Zweig alleMANIAK 3

INTERVIEW

Joseph Roth – ein großer Erzähler des 20. Jahrhunderts Unsere Literaturwissenschaftlerinnen über sein literarisches Schaffen, seine Einsicht zu Frauen und noch vieles mehr untergekommen sind. Anscheinend treten einem ins Leben bestimmte Autoren, bei mir sind es Ilse Aichinger und Ingeborg Bachmann, möglicherweise schon in einer frühen Zeit, und dann nimmt man sie immer wieder auf. Wie gesagt, ich kann es nicht wirklich genau fixieren. Aber es gibt Autoren, zu denen man ein ambivalentes Verhältnis hat und ich habe zu Joseph Roth ganz sicher kein eindeutiges Verhältnis, er gehört nicht zu meinen Lieblingsautoren, aber ich könnte mir nicht vorstellen, ihn nicht zu kennen. Er gehört zum Kanon, er gehört zur eigenen Lektüre, zu meinem Horizont, Lektürehorizont, obwohl ich keinerlei Roth-Fachfrau bin.

Von Tanja Skralovnik

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efällt Ihnen eigentlich Joseph Roth? Warum?

Mira Miladinović Zalaznik: Joseph Roth gefällt mir sehr gut, weil er meines Erachtens sehr sinnlich schreibt; nämlich in dem Sinne, dass man sich praktisch alles vorstellen kann. Man kann die Dinge sehen, fühlen, riechen, schmecken. Das gefällt mir sehr gut. Außerdem hat er eine Gabe, alte Zeiten aufzuleben und das gefällt mir einfach. Irena Samide: Was an Joseph Roth faszinant ist und was mir an ihm gefällt, ist vor allem seine Fähigkeit zum Fabulieren, seine Fähigkeit zum Erzählen, seine Fähigkeit die Welt so darzustellen, dass man wirklich das Gefühl hat, sich in dieser Welt zu befinden. Neva Šlibar: Ich halte Joseph Roth für einen sehr widersprüchlichen Autor und deswegen besonders interessanten Autor. Es reizt mich, diesen Widersprüchen nachzugehen. Haben Sie seine Werke auch privat gern gelesen? Warum? MMZ: Ja, absolut. Ich habe Joseph Roth zuerst überhaupt privat gelesen. Warum? Weil ich die Art und Weise, wie er schreibt, gern mag. Für mich ist das Lesen von Joseph Roth ein hoher Genuss. IS: Ja, auf jeden Fall. Zeit meines Studiums stand Joseph Roth noch nicht auf der obligatorischen Leseliste. So war eigentlich alles, was ich von ihm gelesen habe, „privat“. Es geht vor allem um die großen Romane, die wir alle kennen. NŠ: Bei mir gibt es kein privat und öffentlich. Ich habe das große Glück, dass mein Hobby, das, was ich am liebsten tue, also Lesen, dass das mein Beruf ist. Schöner kann man es nicht haben. Aber sicher ist er kein Autor, den ich als Pflichtlektüre haben würde und sagen würde: jetzt habe ich ihn abgehakt und Gott sei Dank ist das vorbei, das nicht. Er schreibt gut. Wie haben Sie Joseph Roth kennen gelernt? MMZ: Sie werden es nicht glauben, am Bahnhof von München. Ich habe dort den Zug gewechselt, bin also umgestiegen und in meiner Not, was zu tun mit der vielen Arbeit zwischen den zwei Zügen, bin ich natürlich Richtung Bücherstände gelaufen und ich habe plötzlich den Namen Joseph Roth gesehen und darunter Radetzkymarsch. Ich war mir total unsicher, was für ein Autor das sei, weil ich über Joseph Roth nichts gehört habe. Und als ich den Radetzkymarsch aufgemacht habe und angefangen habe zu lesen, nur ein wenig, habe ich gesehen, die Hauptrolle spielen da Slowenen. IS: Das ist vielleicht ein bisschen ungewöhnlich. Kennen gelernt habe ich ihn nämlich zunächst durch Feuilleton, während meines Publizistikstudiums in Wien. Mit dem Ernst, mit dem er sein journalistisches Werk betrieb, mit seinen ausgezeichneten Reportagen, damit hat er mich wirklich fasziniert. Seine Romane kamen erst später. NŠ: Das ist eine ganz interessante Frage, 4 alleMANIAK

auf die ich im Grunde keine wirkliche Antwort geben kann. Ich habe mir in den letzten Tagen wirklich durch den Kopf gehen lassen, wie das mit Lesebiografien ist. Ich musste immer wieder feststellen, dass gerade Autoren oder Autorinnen, die mir wichtig sind – ich sage nicht, dass das unbedingt Joseph Roth ist – dass ich bei denen nicht nachvollziehen kann, wann sie mir zum ersten Mal sozusagen

Wie erscheint Ihnen Roths Einstellung zu Frauen? Wie finden Sie eine solche Lektüre, haben Sie Probleme damit? Neben der oft doch negativen Einstellung zu Frauen in seinem Werk, hinterlässt er auch radikale Notizen wie „Es ist viel leichter, mit einer Frau als aus ihr einen Menschen zu machen.“ Was meinen Sie spontan zu einer solchen Sichtweise? MMZ: Diese Einstellung, wie hier in Ihrer Frage formuliert ist, ist naturgemäß eine, mit der ich nicht sehr viel anfangen kann. Ich habe auch hier zu Lande, sprich in Slowenien, Menschen gekannt, die immer noch leben, dass heißt nicht uralt sind, die gesagt haben: eine Frau hat die Chance ein Mensch zu werden, aber durch mich. Die betreffende Person war naturgemäß ein Mann. Diese Aussage von ihm kenne ich nicht, die Sie hier anführen, aber ich denke an die Frauengestalten in seinen Werken Radetzkymarsch, Kapuzinergruft, Hotel Savoy usw. und da muss ich schon sagen, dass die Frauen als positive Figuren erscheinen und ich kann mich nicht erinnern dort auf etwas Abschätziges gestoßen zu sein. Die Frauen lieben. Sie lieben ihre Männer, sie lieben ihre Kinder, sie lieben ihr Land, sie lieben ihre Arbeit. Sie opfern sich und sie erscheinen oft viel klüger als ihre Partner. Seien das die Ehemänner, die Geliebten oder auch Söhne. IS: Aus dem Kontext gerissen ist so eine Aussage eigentlich im Einklang mit den gängigen Klischees seiner Zeit. Darin unterscheidet er sich also nicht wesentlich von der Haltung der meisten seiner Zeitgenossen und da zeigt sich vor allem seine Unbeholfenheit gegenüber den Frauen, eine allgemeine Unbeholfenheit der Männer gegenüber den Frauen. Seine Eifersucht, die – glaubt man den Aussagen – wirklich enorm war, sein abwechslungsreiches erotisches Leben, sprechen u. a. eben dafür, dass es ihm im Leben nicht gelungen ist, das Wesen der Frau zu ergründen, das „Rätsel Weib“ zu lösen. Solche frauenfeindliche Aussagen sind aber nicht gerade typisch für sein Werk, nur diese Unsicherheit im Umgang mit Frauen kommt manchmal vor. So wie z. B. im Roman Das falsche Gewicht, die Geschichte eines Eichmeisters. Dort zeigt er die typische Frauenkonstellation: auf der einen Seite die Hure, die sich in der Gestalt der Euphemia, der femme fatale niederschlägt, und auf der anderen Madonna, die in seiner Ehefrau Regina zum Ausdruck kommt. Das zeigt, dass er

diesen Dualismus nicht überwinden konnte, richtig chauvinistisch ging er aber in seinem Werk nicht vor. NŠ: Man muss sich schon vorstellen, dass es eine Kultur der zugespitzten Formulierung gab, die wir in diesem Ausmaße nicht mehr haben. Joseph Roth war eben auch jemand, der sehr gut bestimmte Dinge ausdrücken konnte und ich weiß nicht, ob das wirklich eine Reflektion seiner Persönlichkeit, seines Denkens ist, bzw. auch seiner Beziehungen ist. Man weiß ja, dass er schwierig war, auch ein Trinker und hat nicht nur mit Frauen, mit dem anderen Geschlecht, Probleme gehabt, sondern wahrscheinlich auch mit anderen. Ich würde mir nicht Joseph Roth kaputt machen lassen durch diese Formulierung. Ich würde schon sagen, da muss man sich die Dinge schon etwas genauer anschauen und auch vielleicht den Menschen vom Autor trennen. Da würde ich ein bisschen Abstand nehmen und vielleicht den Formulierer dahinter sehen, der war ja Journalist, er musste pointiert formulieren können. Er hatte diese Gabe und da hat er das eben einmal geäußert. Sie haben Joseph Roth zu einer Zeit übersetzt, in der die positive Darstellung der Donaumonarchie nicht opportun war. MMZ: Ich habe mir gedacht, in der deutschen Literatur passiert es nicht alle Tage, dass Slowenen eine Hauptrolle spielen und da habe ich mich entschlossen den Radetzkymarsch zur Übersetzung zu empfehlen in der Hoffnung, dass ich dieses Buch dann auch übersetzen würde. Ich habe es zunächst getan in Cankarjeva založba, damals war der Chefredakteur Tone Pavček. Als ich ihm das Buch erwähnt habe, hat er gesagt nein, das werden wir nicht übersetzen lassen. Außerdem hat er mir auch noch einen Ratschlag gegeben, denn ich habe über die Kapuzinergruft und den Radetzkymarsch gesprochen, wenn schon, Mira, dann sollst du die Kapuzinergruft anbieten. Die ist viel dünner und dann hast du größere Chancen, dass das erscheint. Dann bin ich mit der Kapuzinergruft in den Verlag Mladinska knjiga gegangen. Es hat zwei Jahre gedauert, bis der Verlag von allen betreffenden Gremien die Erlaubnis bekommen hatte, dieses Buch tatsächlich zu verlegen. Beide sind dann erschienen in einer horänten Auflage, vor allem für heutige Verhältnisse, von 1500 Exemplaren. Es wurde ausverkauft. Es wurde sogar in den Bücherklub Mladinska knjiga aufgenommen. Wie war das damalige Feedback? In diesem Sinne habe ich das nicht so bekommen. Ich habe eine sehr gute Rezension gelesen über Joseph Roth, über den Radetzkymarsch, das war die Rezension von Drago Jančar. Er hat herausgelesen, dass Joseph Roth nicht nur im Stande ist gute Geschichten zu schreiben, sondern auch die Stimmung jener Zeit zu vermitteln. Die Übersetzung hat er auch gelobt. Es ist in einer anderen Zeitung hier in Ljubljana eine andere Rezension erschienen. Und in dieser Rezension hat sich der Autor eher dem Autor und den beiden Büchern gewidmet.

ÜBERSETZUNGEN VON JOSEPH ROTH

Übersetzungen von Joseph Roth Die Nachfrage nach den Werken Joseph Roths in Slowenien und Europa

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oseph Roth ist einer der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts. Er gehört zweifellos zu den Autoren, die keineswegs von den GermanistikStudenten übersehen werden können und dürfen. Von Marija Lorbek Joseph Roths umfangreiche journalistische und vor allem erzählerische Arbeit brachte ihm viel Popularität und Ansehen. Es sind nicht nur die Studenten, die Gefallen an seiner Arbeit finden, sondern auch andere wichtige Persönlichkeiten aus der literarischen Welt, die seine Werke schätzen und gerne lesen. Der renommierte, legendäre Kritiker Marcel Reich-Ranicki empfiehlt Roths größten Roman Radetzkymarsch als Lektüre unter den zwanzig wichtigsten Romanen in deutscher Sprache. Roths Werke haben es wirklich in sich! Davon zeugt auch die Tatsache, dass nur wenige seiner Werke unverfilmt blieben, und er damit auch zu den meistverfilmten deutschsprachigen Autoren gehört. Zuerst wollen wir uns aber die wichtigsten und meistgelesenen Werke Joseph Roths ansehen, denn das sind auch die Werke, die in die meisten europäischen Sprachen übersetzt worden sind. Das Spinnennetz (1923) Die Rebellion (1924) Hotel Savoy (1924) Die Flucht ohne Ende (1927) Zipper und sein Vater (1928) Rechts und Links (1929) Hiob. Roman eines einfachen Mannes (1930) Radetzkymarsch (1932) Tarabas, ein Gast auf dieser Erde (1934) Beichte eines Mörders, erzählt in einer Nacht (1936) Die Kapuzinergruft (1938) Die Legende vom heiligen Trinker (1939) Die Geschichte von der 1002. Nacht (1939) Der Leviathan (1940) Der stumme Prophet (1966)

Wenn man sich die Liste von Roths Romanen ansieht, die in Slowenisch verfügbar sind, ist man enttäuscht, denn es gibt nur sechs seiner Bücher, die man auch im Slowenischen lesen kann. Daraus ergeben sich zwei Thesen: Entweder ist die Nachfrage nach slowenischen Ausgaben von Roths Büchern sehr niedrig, weil die Leser Roths Bücher nicht kennen, oder es gibt vielleicht kein Interesse der Übersetzer, die sich mit Joseph Roth beschäftigen wollen. Trotz der spärlichen Nummer seiner Werke ist die Auswahl recht gut, so kann man in unserer Nationalbibliothek die folgenden Bücher finden: Die Flucht ohne Ende (Beg brez konca), übersetzt von Maila Golob, Die Kapuzinergruft (Kapucinska grobnica), übersetzt von Mira Miladinović Zalaznik, mit Rezension von Anton Janko, Radetzkymarsch (Radetzkyjeva koračnica) ebenso übersetzt von Mira Miladinović Zalaznik, mit Rezension von Drago Jančar und Begleittext von Peter Vodopivec, Tarabas (Tarabas: gost na tem svetu) übersetzt von Stanka Rendla, mit Begleittext von Mira Miladinović Zalaznik, Hotel Savoy mit dem gleichnamigen Titel

in Slowenisch, übersetzt von Stanka Rendla und Die Legende vom heiligen Trinker (Legenda o svetem pivcu), übersetzt von Stanislav M. Maršič In unserer Muttersprache ist auch ein Zeitungsbeitrag von Joseph Roth zu finden, mit dem slowenischen Titel Njegovo c.-kr. apostolsko veličanstvo: za Stefana Zweiga, was von Matjaž Birk übersetzt und in Celovški Zvon, einer slowenischen Zeitschrift, publiziert wurde. Natürlich variiert die Auswahl seiner Werke von Bibliothek zu Bibliothek. So findet man z. B. an unserer Fakultät nur die Flucht ohne Ende, Tarabas und Hotel Savoy, und noch einen Zeitungsbeitrag von Joseph Roth mit dem slowenischen Titel Južna Slavija in Albanija -notranji problemi, der von Mira Miladinović Zalaznik übersetzt wurde. Erstaunlich ist, dass es an unserer Fakultät keine slowenische Ausgabe von der Kapuzinergruft gibt, die eigentlich eines seiner wichtigsten Werke ist, und die auch die Germanistikstudenten sehr gut kennen müssen. Das ist insofern enttäuschend, als die öffentlichen Bibliotheken ein breiteres Spektrum an seinen Werken anbieten als unsere Abteilung an der Germanistik. Die Suche nach Roths Romanen in öffentlichen Bibliotheken, die ganz nach dem Prinzip des Zufalls gemacht wurde, ergab, dass die meisten dieser Bibliotheken in Slowenien im Durchschnitt fünf in die slowenische Sprache übersetzte Romane bieten, meistens sind das Die Kapuzinergruft, Radetzkymarsch, Tarabas, Hotel Savoy und Die Flucht ohne Ende. Im Allgemeinen kann man sagen, dass die slowenischen öffentlichen Bibliotheken mit Roths Romanen ganz gut versorgt sind, obwohl die Auswahl und die Anzahl der Werke etwas dürftig ist. Wenn wir uns nun ansehen, wie es mit Roths Romanen in anderen Teilen Europas aussieht, bemerken wir schnell, dass die Nachfrage nach seinen Werken, wenn wir dabei nach den übersetzten Werken gehen, sehr hoch ist. So sind Roths Hauptwerke in die meisten der großen europäischen Sprachen, wie z.B. Englisch, Italienisch, Französisch, Spanisch, Polnisch, etc. übersetzt worden. Einige Übersetzungen: Radetzkymarsch: The Radetzky March Englisch, La Marcha Radetzky Spanisch, La Marcia di Radetzky Italienisch, Marsz Radetzky’ego – Polnisch, La marche de Radetzky Französisch... Kapuzinergruft: The Capuchin Crypt Englisch, La Cripta de los Capuchinos Spanisch, La Criptas dei Capuccini Italienisch, A Cripta dos Capuchinos Portugiesisch, A kapucinus kriptaUngarisch, La crypte des capucinsFranzösisch ... Hotel Savoy: bleibt in den meisten Sprachen unübersetzt, bzw. ist der Titel der gleiche; so z.B. in Englisch, Slowenisch, Italienisch, Polnisch, Spanisch. Der Leviathan: The Leviathan - Englisch, El Leviatán - Spanisch, Il leviatano Italienisch, O Leviatã - Portugiesisch … Die Legende vom heiligen Trinker: The Legend of the Holy Drinker - Englisch, A

legenda szerint a szent ital - Ungarisch, La leyenda de la bebida sagrada – Spanisch, La leggenda del santo bevitore- Italienisch... Die Geschichte von der 1002. Nacht: The Tale of the 1002nd Night- Englisch, La milleduesima notte - Italienisch, La conte de la 1002e nuit - Französisch... Dies sind nur einige seiner Werke mit den entsprechenden Übersetzungen. In Slowenien sind auch fremdsprachige Ausgaben von Roths Werken erhältlich, und zwar im deutschen Original sowie in der kroatischen, serbischen und englischen Sprache. Letztendlich kann man sagen, dass Roths Werke sehr anerkannt und populär sind, sowohl bei uns als auch europaweit, wenn auch die Zahl seiner übersetzten Werke seiner Wichtigkeit nicht gerecht wird.

Joseph Roth in seinem Werk Zärtliche und markige Sprüche und Zitate Es wimmelt geradezu von Sätzen, die den Wunsch auf der Stirn tragen, zitiert zu werden, meint der deutsche Schriftsteller und Germanist Hugo Dittberner zu den Texten Joseph Roths. Hier soll der Wunsch dieser Sätze Folge geleistet und eine Auswahl an essentiellen Passagen von Roths Schaffen präsentiert werden:

Zur Donaumonarchie Nationen:

und

den

Weil mir die Scheißer in der Monarchie lieber waren als die Kacker in der Republik! Zitat aus der zentralen Rothbiographie David Bronsens

Ich will damit sagen, dass das sogenannte Merkwürdige für Österreich-Ungarn das Selbstverständliche ist. Ich will zugleich damit auch sagen, dass nur diesem verrückten Europa der Nationalstaaten und Zum Meer und zum Süden der Nationalismen das Selbstverständliche sonderbar erscheint. Freilich sind es die Er warf einen flüchtigen Blick auf das Slowenen, die polnischen und ruthenisMeer und trank Trost aus der chen Galizianer, die Kaftanjuden aus Unendlichkeit des bewegten Wassers. Boryslaw, die Pferdehändler aus der Ewig war es. Mendel erkannte, dass Gott Bacska, die Moslems aus Sarajevo, die selbst es geschaffen hatte. Er hatte es Maronibrater aus Mostar, die ‚Gott erhalte’ ausgeschüttet aus seiner uner- singen. Aber die deutschen Studenten aus schöpflichen, geheimen Quelle. Brünn und Eger, die Zahnärzte, Apotheker, aus Hiob Friseurgehilfen, Kunstphotographen aus Linz, Graz, Knittelfeld, die Kröpfe aus den Das Meer war tiefblau, hundertmal blauer Alpentälern, sie alle singen ‚Die Wacht am als der Himmel und eigentlich auch Rhein’. Österreich wird an dieser schöner, weil man mit den Händen hinein- Nibelungentreue zugrunde gehn, meine greifen konnte. Und wie die unerreich- Herren! Das Wesen Österreichs ist nicht baren Wolken über den Himmel Zentrum, sondern Peripherie. Österreich schwammen, so fuhren die schnee- ist nicht in den Alpen zu finden, Gemsen weißen großen und kleinen Schiffe, auch gibt es dort und Edelweiß und Enzian, aber sei greifbar, über das nahe Meer. Ein kaum eine Ahnung von einem großes, ein unbeschreibliches Entzücken Doppeladler. Die österreichische Substanz erfüllte mein Herz wird genährt und immer wieder aufgefüllt aus Beichte eines Mörders erzählt in einer von den Kronländern. Nacht aus Die Kapuzinergruft Und der ‚Süden’ war für den Stationschef mehr als lediglich eine geographische Bezeichnung. Der ‚Süden’ war das Meer, ein Meer aus Sonne, Freiheit und Glück. aus Stationschef Fallmerayer

Ihr habt nicht sehen wollen, dass diese Alpentrottel und die Sudetenböhmen, diese kretinischen Nibelungen, unsere Nationalitäten so lange beleidigt und geschändet haben, bis sie anfingen, die Monarchie zu hassen und zu verraten. Nicht unsere Tschechen, nicht unsere Serben, nicht unsere Polen, nicht unsere Ruthenen haben verraten, sondern nur unsere Deutschen, das Staatsvolk. aus Die Kapuzinergruft alleMANIAK 5

AUTORI NNEN ZU JOSEPH ROTH

ZEITGENÖSSISCHE AUTOR

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ch habe Hotel Savoy 80 Jahre nach dem erstmaligen Erscheinen gelesen und zwar 2363 Kilometer entfernt von meiner momentanen Heimat in der Leopoldstadt. Im Gegensatz zu Gabriel Dan bin ich aber kein Heimkehrer, sondern ein dem-Wiener-Winter-Entflieher. Ich suche Sonne in Kairo und habe außerdem eine gut sortierte Bibliothek vorgefunden im Austrian Cultural Forum. Ich zupfe mir also am ersten Tag, an dem mir diese irre Stadt zu viel wird das Hotel Savoy aus dem Regal und stolpere schon vor Beginn des Textes über eine Formulierung: "Der Autor Joseph Roth, 1894 in Galizien geboren, studierte Philosophie und Literaturwissenschaft in Wien und Lemberg." Mir wird bewusst, dass ich nicht genau weiß, wo Lemberg liegt, ich schäme mich kurz und lese dann weiter. "Teilnahme am I. Welt-", da wird die Zeile getrennt und ich fliege in Gedanken dem Zeilensprung voraus und denke mir "Weltkongress der Philosophischen Gesellschaft Dyonisos", "Weltwirtschaftskrisensymposion" und lese dann: "krieg". "Teilnahme am I. Weltkrieg. Ab 1918 Journalist in Wien, dann in Berlin, 1923/1932 Korrespondent der Frankfurter Zeitung. 1933 Emigration nach Frankreich. Starb 1939 in Paris." "Hatte keine Lust am II. Weltkrieg mit zu machen", denke ich mir dazu. "Ich schloss meine Tür ab, weil ich eine unbestimmte Furcht hatte, und begann, in einem alten Buch zu lesen." Steht auf Seite 14 und trifft auch auf mich ganz gut zu. Je mehr ich eintauche, desto aktueller erscheint mir dieses "alte Buch". Phoebus Boehlaug sagt: "Die Geschäfte gehen nicht mehr, in diesen Zeiten." Und Herr Glanz macht in Spekulationsgeschäfte Valuta. "Wenn nicht einmal das Geld noch Geld ist!" (S. 30) Oh ja, Krise da wie dort. Aber auch schöne Wörter kommen mir unter: "Kautschukkragen", "Drahtverhau", "Juxdrillinge", "Prahlhänse", "Schwarmlinie" oder "Schleppsaebel". Ich bin immer auf der Suche nach vernachlässigten, förderungswürdigen, eigenartigen Wörtern. Natürlich auch nach ebensolchen Sätzen: "Das Trinken schadet nur den Betrunkenen" (S. 72), fügt sich da ganz gut ein. Auch gegen Pathos habe ich 6 alleMANIAK

gelegentlich nichts einzuwenden: "Gott legte das Zagen in die Seele der Frau" (S. 89), lese ich und nicke schmunzelnd. Ich merke, dass ich der rothschen Prosa verfalle und schließe mit einem weiteren Zitat: "Wie hoch kann man noch fallen? In den Himmel, in endliche Seligkeit?" Wenn mir die Stadt noch einmal krumm kommt, dann kontere ich mit dem Radetzkymarsch. Von Vladimir Vertlib

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as mich an Joseph Roth fasziniert? Vor allem die Sprache – ihre Präzision, die genaue Wiedergabe scheinbar alltäglicher Details, die mehr aussagen als so manche Erklärung, eine Melancholie, die oft durch subtile Ironie gemildert wird, vor allem aber die existenzielle Unausweichlichkeit, mit der Roths Figuren ihr Schicksal erleben. Roth beschreibt die Wirklichkeit, aber er formt sie dabei künstlerisch um. „Der primitive Leser will entweder ganz in der Wirklichkeit bleiben oder ganz aus ihr fliehen“, schrieb Roth in einem Essay. Das Werk des Schriftstellers sei „niemals von der Realität gelöst, sondern in Wahrheit (durch das Mittel der Sprache) umgewandelte Realität.“ Diese Mischung aus Wirklichkeit und Fiktion hin zur Wahrhaftigkeit, die mehr aufzuzeigen vermag als ein Tatsachenbericht oder die reine Phantasie, hat mich an Roth immer sehr beeindruckt. In meinen eigenen Romanen versuche ich ebenfalls, persönliche Erfahrungen und die Ergebnisse meiner Recherchen durch Erfindungsgabe, Intuition und Empathie anzureichern, zu Kunstwerken zu formen, die „innere Wahrheit“ zu erkennen und somit zu einem authentischen Spiegel der Welt zu gestalten. Was Joseph Roth meiner Ansicht nach außerdem noch auszeichnet, ist seine Fähigkeit, emotionelle Gegenwelten zu schaffen. Mit Wehmut, wenn auch sehr kritisch, zeichnet er das Bild der Habsburgermonarchie, in der er seine Kindheit und Jugend verbracht hat. Doch immer schwingt in seinen Texten die irreale Sehnsucht mit, der untergegangene Staat hätte sich zu dem entwickeln mögen, was er potenziell hätte werden können. Heimatverlust, Mehrfachidentität und die Sehnsucht nach einer Gegenwelt

trotz realistischer Weltsicht, sind auch mir, einem ehemaligen Migranten, der nirgendwo ganz heimisch werden konnte, nicht ganz fremd. Roths Bücher bieten mir vielerlei Möglichkeiten von Identifikation und Distanzierung. Sie spenden Trost, zeigen neue Wege auf oder sind – und das ist schließlich das Wichtigste – eine gute Unterhaltung auf hohem Niveau.

DER LEVIATHAN SEHNSUCHT Von Ludwig Roman Fleischer

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er wohl größte österreichische Erzähler ist ein Geograph der kakanischen Seele, dieses weit über die Donaumonarchie hinausufernden Landes. In seinem Werk ersteht eine verlorene Heimat der austriakischen Sehnsüchte: Internationalität statt Provinzialismus, Weltgewandtheit statt Kantönlitum, Weltbürgertum statt Hurrapatriotismus, alles innerhalb einer dekorativen imperialen Hierarchie. Joseph Roth ist als Vertreter der „Neuen Sachlichkeit“ bezeichnet worden, und in der Tat scheint er – oberflächlich betrachtet – ein Realist zu sein, der „nichts erfinden musste“. Sehr glaubhaft entwickeln sich die Handlungen, Typen wie den weltfremden Rittmeister Taittinger, den Untergangsapostel Trotta junior, den Weiberfeind Skowronnek oder den Schieber Kapturak meint man zu kennen. Sie wirken so vertraut, als hätte man jahrelang Tür an Tür mit ihnen gelebt. Doch so, wie Nissen Piczenik künstliche Korallen unter seine echten mischt, reichert auch Joseph Roth seine realistische Szenerie mit artifiziellem, geradezu märchenhaftem Beiwerk an:

Vorstadtdummchen Mizzi Schinnagel tritt als Double einer adeligen Dame auf, um dem Schah von Persien Liebesdienste zu erweisen; Mendel Singers Sohn Menuchim wandelt sich vom Schwerbehinderten zum Erfolgs-menschen und Retter des Vaters; der allegorischen Figur des heiligen Trinkers Andreas Kartak widerfährt in Paris ein Wunder nach dem anderen, ehe seinen wunderbar leichten Tod stirbt; im Gegensatz zu Kaunitz versteht Kaiser Franz Joseph den Segensspruch des alten Juden im Radetzkymarsch ohne weiteres: „Den Untergang der Welt wirst du nicht erleben!“ Joseph Roth ist ein genialer Erzähler von unerhörter Sprachmusikalität und besitzt die Fähigkeit aller ganz Großen: die Grenze zwischen Trauer und Freude, Lachen und Weinen, Lust und Leid aufzuheben. Nissen Piczenik findet in den Tiefen des Schwarzen Meeres wahrscheinlich den Herrscher über alle Korallen, den Leviathan. Piczeniks Schöpfer Joseph Roth kennt dieses Ungeheuer sehr gut: den Leviathan der unerfüllbaren Sehnsucht.

Ludwig Roman Fleischer

Von Markus Koehle

Vladimir Vertlib

Markus Koehle

Exklusiv für das alleMANIAK-Special spre

AUTORI NNEN ZU JOSEPH ROTH

RI NNEN ZU JOSEPH ROTH

Mieze Medusa

Alexander Peer

echen junge AutorInnen über Joseph Roth

MIKROKREDITE Von Mieze Medusa

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rag mich mal, um was es im Hotel Savoy geht! Ich glaube, es geht um Übergangslösungen und um Koffer. Schließlich merkt man sich bei Büchern vor allem das, was einen selbst betrifft, und manchmal noch ein wenig von dem, was einem selbst am fremdesten ist. In meinem Fall: was mich selbst betroffen hat, damals. Ich war nämlich auch so eine Übergangslösung, mental total auf Transit eingestellt. Hatte meine Koffer gepackt, also meinen Tramperrucksack und war gegen Westen gezogen. Um in Innsbruck zu studieren, nämlich. Untergebracht war ich in einem Studentenheim, das früher mal ein Hotel war. Ein Hotel Savoy. Staubige, dicke Teppiche, ein Küchenbereich, der sich dazu geeignet hat, vielen Menschen gleichzeitig eine Semmel vor die Nase zu halten, aber nicht dazu, dass StudentInnen miteinander kochen, essen und danach die Küche in Ordnung bringen. Aber die Lage war gut und es hatte so was Imperiales bei einer Studentenparty zu sagen, „Ich wohn im Savoy.“ So gesehen war klar, dass ich, als dann Prüfungsvorbereitung und Leselistenauswahl anstand nicht den Radetzkymarsch aus dem Regal der Bücherhandlung gezogen hab. Das Hotel Savoy war auch dünner und mein sozialer Kalender dicht gedrängt. Dort, im Hotel Savoy, sind dann auch alle im Transit, leben auch alle so Übergangsleben. Nur ist ihnen der Zielort ihres Übergangs abhanden gekommen und sie sind in einer unbequemen Stufe ihrer Entwicklung festgefroren, so dass es nur noch darum geht, Woche um Woche Haltung zu bewahren. Am meisten beeindruckt hat mich dann aber doch etwas, das mir selbst am fremdesten war. Am meisten beeindruckt hat mich das Kofferkreditsystem im Hotel Savoy. Wenn du eine Woche deine Miete nicht zahlen konntest, wurde an einem deiner Koffer ein Schloss angebracht, damit war der Koffer und dessen

Inhalt verpfändet. Der Besitz von mehr als einem Koffer, mir gestreamlinter Rucksacktouristin ja überhaupt kein Anliegen, war das Äquivalent zum Überziehungsrahmen und das gleichwertige Verteilen der Wertsachen auf die Koffer eine Überlebensstrategie. Survival of the fittest Kofferpacker.

HÖHLT STETER TROPFEN DEN SCHMERZ? Von Alexander Peer

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nd zu jenem langsamen Untergang entschlossen, zu dem Trinker immer bereit sind – Nüchterne werden das nie erfahren! -, begab sich Andreas wieder an die Ufer der Seine unter die Brücken. (‚Legende’, Joseph Roth, S. 30 KiWi-TB) Mit ungefilterter Bangigkeit las der Junge diesen Satz und folgte dem heiligen Trinker Zeile für Zeile, die ganze Novelle hindurch, schaute ihm über die Schulter ins Glas und faltete die Hände nicht nur zu einer Art Andacht, sondern bewachte, ja behütete dadurch das Krügerl Kapsreiter und hob – dann und wann – das Glas, trank daraus und prostete Andreas zu. Dieser Junge war ich und keine 17 mochte ich gezählt haben, als ich Joseph Roths „Legende vom heiligen Trinker“ las. Die selbstbestätigende, ja selbststilisierende Kraft des gottergebengottgegebenen Trinkeruntergangs übte einen beängstigenden Sog auf mich aus. Dazwischen blitzte eine Wut auf und ich verachtete Andreas, diesen seltsam unreflektierten Mönch der Larmoyanz. Besonders die augenscheinliche Projektion von Erlösungsfantasien auf das Mädchen Therese löste Argwohn in mir aus. Die ganze Kette von Wundern in dieser Novelle scheint eine fortwährende Projektion zu sein, eine Wunschpoesie. Gut, auch ich kenne das „wahre Leben“ nicht (und möglich, dass es gut ist?!), aber mit welcher Ausdauer und wider die äußeren Umstände hier eine universale

Geborgenheit herbeigeschrieben wird, das eben ließ mich seinerzeit schon über Joseph Roth ins Grübeln geraten. Die conclusio von Text auf Autor oder Autorin ist zwar unprofessionell, aber schwer zu verhindern. Damals konnte ich mich zwar noch nicht mit eben ernüchterter Pragmatik fragen, heute schon. Verhindern nicht gerade Projektionen in Andreas’ Manier Erfahrungen? Braucht der Roth Joseph den Text, das Schreiben, um das Leben zu ertragen und zu vollenden? Dieser Novelle darf man dieses Ansinnen unterstellen, sprach Roth doch von seinem Testament, das auch bald nach Niederschrift zum Vollzug kam. Wenige haben ihren Tod präziser durch Literatur vorweggenommen als Roth. Sicher, Robert Walser gehört auch dazu, mit seinem Winterspaziergang und seinem Umfallen im Schnee. „Gebe Gott uns allen, uns Trinkern, einen so leichten und so schönen Tod!“ lautet der Schlusssatz vom ‚heiligen Trinker’. Andreas fällt tot um, knapp nachdem er Geld geschenkt erhält und dieses gleich

in einen Pernod austauschen will. Melancholie ist eine markante Note im Werk von Joseph Roth. Ein Trinker ist kein Säufer! Das muss einmal deutlich gemacht werden. Ein Trinker ist jemand, der der Melancholie folgt, er muss einen seligen Glanz in den Augen haben, einen Hang zum Unverständlichen und Zusammenhanglosigkeit im Sprechen, sein Gedächtnis arbeitet unentwegt, er büßt dadurch die Zugehörigkeit zur Gegenwart ein. Er grölt nicht, er murmelt eher in sich hinein. Es gäbe noch viel über diesen Typus zu sagen. Ich habe ihn stets verabscheut und geliebt zugleich, daran hat sich bis heute nichts geändert. Weiß ich doch aus Erfahrung von so mancher promillegesättigter Nacht: Wenn einen Liebe und Trinken schon nicht retten, so sind sie doch die beste Weise unterzugehen! Das Blöde ist jedoch das Aufwachen am nächsten Tag, Pathos und Bedeutung vom Vorabend sind von Kopfweh und Mattigkeit abgelöst worden. Aber irgendwann kommt es doch, das letzte Glas.

Joseph Roth in seinem Werk:

bewiesen wie dieser Lipizzaner Schimmel aus dem Gestüt seiner Kaiserund Königlichen Apostolischen Majestät. aus Die Geschichte der 1002. Nacht

Slowenien in den zentralen Werken:

Die Trottas waren ein junges Geschlecht. Ihr Ahnherr hatte nach der Schlacht bei Über die Liebe Solferino den Adel bekommen. Er war An ihrem Lächeln lernte ich, dass es Slowene. nichts Geringfügiges gibt unter der aus Radetzkymarsch Sonne. Wir heißen Trotta. Unser Geschlecht aus April. Die Geschichte einer Liebe stammt aus Sipolje in Slowenien. Ich sage: Geschlecht; denn wir sind nicht Du bist schön in den Nächten, in denen eine Familie. Sipolje besteht nicht mehr, es brennt. lange nicht mehr. Es bildet heute mit aus Die Flucht ohne Ende mehreren umliegenden Gemeinden Ich bin kein Eroberer und kein Anbeter. zusammen eine größere Ortschaft. Wenn sich mir etwas gibt, nehme ich es aus Die Kapuzinergruft und bin dankbar dafür. Aber Stasia bot sich mir nicht. Sie wollte belagert werden. Liebe zu den Lipizzanern: ... Der Lipizzanerschimmel kam tänzelnd Ich kümmerte mich zuviel um das Hotel einher, mit der majestätischen Koketterie Savoy und um die Menschen, um fremde der berühmten Lipizzanerpferde, die im Schicksale und zuwenig um mein kaiserlich-königlichen Gestüt ihre eigenes. Hier stand eine schöne Frau und wartete auf ein gutes Wort, und ich Ausbildung genossen. sagte es nicht, wie ein verstockter aus Radetzkymarsch Schulknabe. Im großen Harem des persischen Schahs aus Hotel Savoy hatte – soweit er sich erinnern konnte – noch keine einzige seiner Frauen so viel Anmut, Würde, Grazie, Schönheit alleMANIAK 7

MONARCHISTEN HEUTE

Politische Erben heute Monarchisten, Roth und die Politik

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sterreich ist seit 1918 eine bundesstaatlich organisierte Republik, dessen Staatsoberhaupt als Bundespräsident bezeichnet wird. Davor sprechen wir von der Zeit des Hauses Habsburg, das die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn regierte. Schon Joseph Roth hat jener Zeit in seinen Werken Radetzkymarsch und Die Kapuzinergruft nachgetrauert und wie ist es heute? Ist die Zeit der Habsburger und der Monarchie wirklich untergegangen?

Gunsten des Thronprätendenten Otto von Habsburg zu bitten, er blieb jedoch erfolglos.

Von Alexandra Natalie Zaleznik Meist ist es für uns selbstverständlich: Was passee ist, ist passee. Doch oft vergessen wir, Vergangenheit und Zukunft zu verbinden, dass gewisse Tatsachen, Geschehnisse und vor allem Nachfahren noch heute eine große Rolle spielen und vorhanden sind. Es dürfte für uns nicht schwierig sein, Fragen zu beantworten wie: Wer waren die Habsburger? Wo und wie lange haben sie gelebt? Was ist eine Monarchie? Meist beschränken wir uns dabei zu sehr auf die Vergangenheit, da die Blütezeit des erwähnten Geschlechts längst vorüber ist und die politischen Verhältnisse anders sind. Was ist jedoch aus den Nachkommen der Habsburger geworden? Ist alles, was übrig geblieben ist, eine Sammlung an kostbaren Dingen, Erinnerungen und Bildern oder gibt es mehr? Und wie ist es mit der Monarchie? Gibt es auch heute noch Monarchisten? Der bedeutendste Habsburger der Gegenwart ist ohne Frage… …Otto von Habsburg, geboren am 20. November 1912, Sohn des österreichischen Kaisers Karl I und dessen Gattin Zita von Bourbon-Parma. Als werdender Kronprinz wurde er zu einem römischkatholischen Monarchen erzogen und übernahm mit seiner Volljährigkeit offiziell die Rolle des Oberhaupts des Hauses Habsburg. Da es ihm durch das Habsburger Gesetz von 1919 untersagt war, in die damals neu entstandene Republik Österreich einzureisen, ohne auf seine Herrschaftsansprüche zu verzichten, lebte er bis 1961 im Ausland. Ein waschechter Habsburger also, der bis vor 10 Jahren noch stark politisch tätig war. Schon in den dreißiger Jahren trat er gegen den Nationalsozialismus auf und wehrte sich gegen den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Während des Zweiten Weltkriegs engagierte er sich sehr für die Wiederherstellung Österreichs. Schon seit 1936 ist Otto von Habsburg Mitglied, seit 1957 Vizepräsident der Paneuropa-Union, die sich für unterdrückte Völker in Mittel- und Osteuropa einsetzt. Von 1979 bis 1999 war er Mitglied der Christlich-Sozialen Union in Bayern (CSU), am wichtigsten ist jedoch seine Tätigkeit im Europäischen Parlament. Er wirkte als Abgeordneter des Europäischen Parlaments und war zweimal dessen Alterspräsident (ältestes Mitglied des Parlaments). Von 1981 bis 1999 war er als Obmann der Europäischen Volkspartei tätig, Vorsitzender der Delegation im Gemischten Parlamentarischen Ausschuss EU - Ungarn wie auch Mitglied im Politischen Ausschuss für Recht und Bürgerrechte sowie Stell8 alleMANIAK

Otto von Habsburg

vertretendes Mitglied im Entwicklungsausschuss und im Ausschuss für Haushaltskontrolle. Äußerst interessant ist die Tatsache, dass Otto von Habsburg in der Zeit seines politischen Wirkens fast keine Dolmetscher brauchte, da er fließend Deutsch, Französisch, Kroatisch, Ungarisch, Englisch, Latein und Spanisch spricht. Aus gesundheitlichen Gründen schied Otto von Habsburg 1999 aus dem Europäischen Parlament aus und widmet sich seitdem wieder mehr dem Reisen und Publizieren. Schwarz und Gelb - die Flaggenfarben der Habsburger… … sind auch heute, in der Republik Österreich, noch präsent. Nicht als Erinnerung, sondern als Symbol der verschiedenen Organisationen, die eine Restauration der Monarchie anstreben. Ihre Idee ist eine parlamentarische Monarchie in Österreich unter der Habsburgerdynastie. Otto von Habsburg wäre in der jüngsten Vergangenheit der ideale Kandidat für die Bundespräsidentenwahl gewesen, was aber juristisch nicht möglich war. Eine moderne parlamentarische Monarchie sei, nach dem Sprecher der Schwarz Gelben Allianz Alexander Šimec, eine viel versprechende stabile Alternative zum gescheiterten System der Großparteien. Schon 1954 eingeleitet, aber erst am 3. Oktober 2004 vollzogen… … wurde die Seligsprechung des letzten Kaisers von Österreich Karl I., König von Ungarn, Vater von Otto von Habsburg. Der schon kurz nach dem Tod des Kaisers am 1. April 1922 durch den christlich-sozialen Nationalratspräsident Wilhelm Miklas eingeleitete Prozess der Heiligsprechung hat in Österreich zahlreiche Diskussionen ausgelöst. Der ehemalige Bischof St. Pöltens Kurt Krenn, Präsident der „Kaiser Karl Gebetsliga für den Völkerfrieden“, der angeblich früher großen Einfluss in Rom hatte und in politischen Kreisen verkehrte, versichert, Karl sei ein guter Familienvater, vorbildlicher Christ, Ehemann und Herrscher gewesen und habe tugendhaft gelebt. Immer habe er das Gute in seinem Volk gesucht und sich an der katholischen Kirche orientiert. Außerdem habe er sich äußerst stark darum bemüht, den ersten Weltkrieg zu beenden und Frieden zu schaffen. Nach einer für Seligsprechungen üblichen Untersuchung seines Leichnams sei dieser äußerst gut erhalten, was ein Zeichen für Seligkeit sei. Es

sei auch ein Wunder geschehen, er habe die Gebete einer bettlägerigen Nonne erhört und sie von Krampfadern befreit. Dass er für mehrere Giftgasattacken an der italienischen Front, wo es zehntausende Tote gab, verantwortlich ist, stört anscheinend nicht. Wem oder was hat Kaiser Karl I. denn nun seine Seligsprechung zu verdanken? Seinen guten Taten und Wundern oder eventuell seinen monarchiefreundlichen Kreisen? Joseph Roth… …vom Sozialisten zum Monarchisten? In den Jahren um 1925 soll es zu einer Wandlung in Roths politischer Denkweise gekommen sein. In seinen früheren Werken sei angeblich eine sozialistische Note zu erkennen. Das Mitwirken im sozialdemokratischen Vorwärts und die Zugehörigkeit zur Gruppe 1925 ist dennoch kein rechter Beweis dafür. Als Monarchist scheint Roth anfangs eher kritisch, was sich später jedoch vollkommen verändert und zu einer Idealisierung des real nicht mehr existierenden österreichischen Habsburgerstaates entwickelt. Dabei war er sich der Unvollkommenheit jener politischen Staatsorientierung vollkommen bewusst, er träumte aber davon, wie Österreich hätte sein sollen und vor allem können. Diese k. u. k. Nostalgie spiegelt sich romantisch, verzweifelt und chaotisch in Roths Werken wieder. Sein Beitrag zum Monarchismus waren Artikel und politische Arbeit. Roth versuchte in seinen letzten Jahren, den österreichischen Bundeskanzler um eine Abdankung zu

Zur Kunst und zum Schreiben Worüber sprechen zwei Männer, von denen der eine chemische Produkte erzeugt und der andere kein anderes Interesse hat, als „hinaufzukommen“? Von Kunst. aus Rechts und Links Es wird dir gefallen, weil Du ein dummer Schriftsteller bist. Was gefällt einem Schriftsteller nicht? Über alles schreibt er. Entweder er lobt es, oder er tadelt es. Niemand fragt ihn und er redet. Er erzählt, was man nicht wissen will. Er ist, wie der Lehrer in der Klasse. Wer von den Schülern will etwas lernen? Aber der Lehrer muss lehren. Wenn der Schriftsteller seine Leser prüfen könnte, er würde sehen, dass er

Vorwort von Roth zum Vorabdruck des Radetzkymarsch in der Frankfurter Zeitung vom 17. April 1932. Ein grausamer Wille der Geschichte hat mein altes Vaterland, die österreichischungarische Monarchie, zertrümmert. Ich habe es geliebt, dieses Vaterland, das mir erlaubte, ein Patriot und ein Weltbürger zugleich zu sein, ein Österreicher und ein Deutscher unter allen österreichischen Völkern. Ich habe die Tugenden und die Vorzüge dieses Vaterlands geliebt, und ich liebe heute, da es verstorben und verloren ist, auch noch seine Fehler und Schwächen. Deren hatte es viele. Es hat sie durch seinen Tod gebüßt. Es ist fast unmittelbar aus der Operettenvorstellung in das schaurige Theater des Weltkriegs gegangen. (Frankfurter Zeitung vom 17. April 1932. Abgedruckt in: Bronsen, Joseph Roth. Köln 1974, S. 400.) Die Geschichte lebt also weiter, sie verändert zwar die Akteure, die Orte und die Situationen, ein klein bisschen von sich versteckt sie jedoch in alle Ecken.

Kaiser Karl I.

vergeblich geschrieben hat. Wenn ich zum Beispiel Tabak verkaufe, so sehe ich, dass es einen Sinn hat. Denn von zehn Menschen rauchen neun. Aber einmal in einem Jahr begegne ich einem Menschen, der ein Buch liest. Ist es nicht so? aus Brief von Napthali Krolj Ich zeigte Tunda alle, die mich verachten und die ich grüßen muss, weil ich vom Schreiben lebe. aus Die Flucht ohne Ende Ich habe ... alles, was ich schreibe, meinen Reisen zu verdanken. für eine Umfrage Zitate gesammelt: Johann Georg Lughofer

FILMBESPRECHUNGEN

Filmbesprechungen Das Spinnennetz

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o sich das schlimmste Verbrechen mit dem gesellschaftlichen Aufstieg verbindet. Von Tamara Jager Mit dem Film Das Spinnennetz wurde die Geschichte eines skrupellosen Karrieristen, Opportunisten und Mörders nach dem gleichnamigen Roman Joseph Roths, der 1923 in der Wiener ArbeiterZeitung erschienen ist, verfilmt. Der Film schildert die Jahre in der Weimarer Republik, in der die Nationalsozialisten an die Macht kamen. Der ehemalige ehrgeizige Leutnant Theodor Lohse (gespielt vom bereits verstorbenen Schauspieler Ulrich Mühe; sein größter Erfolg war die Hauptrolle in dem Kinofilm Das Leben der Anderen, der 2007 den Oscar erhalten hat), dessen Welt mit dem Zusammenbruch des Kaiserreiches 1918 in Scherben liegt, fristet als Student und Hauslehrer bei dem jüdischen Bankier Efrussi (Rolf Henniger) ein bescheidenes Dasein, bis er durch einflussreiche Gönner Mitglied in einem rechtsradikalen Geheimbund wird. Hier findet sein Ehrgeiz Nahrung, und er macht unaufhaltsam Karriere, wobei er sich skrupellos und brutal aller Mittel, wie Verrat, Mord und Heirat, bedient. Er schafft es sogar bis ins Innenministerium. Sein Weg wird aber immer wieder von

dem Ostjuden Benjamin Lenz (Klaus Maria Brandauer) gekreuzt. Lenz ist ein zweifelhafter Doppelspion, der Material über ihn sammelt und zu seinem Gegenspieler wird. Doch den Weg von Lohse kann auch Lenz nicht aufhalten, weil ihn einige Leute auf Lohses Befehl vor den Zug werfen.

schwer zu verstehen, weil er manchmal ohne irgendeine Erklärung von einer Szene zur anderen wechselt,. Einige Verständlichkeitsprobleme hatte ich auch bei der veralteten Sprache. Insgesamt fand ich den Film aber sehr

Der Schluss des Films lässt eine düstere Zukunft erahnen. Am 8. November 1923 kommt aus München ein Telegramm. Darin steht, dass man die Reichsregierung für abgesetzt erklärt habe. Theodor Lohse trägt bereits das Abzeichen der NSDAP. Als am nächsten Tag die Nachricht von dem gescheiterten Putsch in München eintrifft, zuckt Lohse mit den Schultern: Was interessiere ihn schon Adolf Hitler, und überhaupt, man müsse da erst einmal abwarten...

gut. Der Regisseur und die Schauspieler haben hervorragende Arbeit geleistet. Der Hauptdarsteller Ulrich Mühe hat seine negative Rolle perfekt gemeistert. Ich hasste den Theodor Lohse am Ende des Films, so glaubwürdig war er. Ich konnte die beklemmende und düstere Stimmung fühlen. Das Einzige, was mich störte, war die Dauer des Films. Er dauerte über drei Stunden, obwohl es gar nicht so lange so lange sein müsste. Einige Szenen hätte man gut weglassen können. Ich habe mich mindestens viermal gefragt „Wird der Film jemals enden?“ Aber ich habe ihn zu Ende gesehen und ich kann sagen: Es lohnt sich durchzuhalten. Regie: Bernhard Wicki Drehbuch: Wolfgang Kirchner und Bernhard Wicki, nach dem Roman "Das Spinnennetz" von Joseph Roth Kamera: Gerard Vandenberg Musik: Günther Fischer Darstellerinnen/Darsteller: Ulrich Mühe, Klaus Maria Brandauer, Armin MuellerStahl, Corinna Kirchhoff Ort und Zeit: Deutschland 1989 Genre: Drama Länge: 182 Minuten Auszeichnungen: Deutscher Filmpreis 1990 - Filmband in Silber sowie diverse Einzelpreise in Gold; Bayerischer Filmpreis 1990 - Hauptrolle Ulrich Mühe

Für jemanden, der den Roman Das Spinnennetz von Joseph Roth nicht gelesen hat, ist der Film anfangs sehr

Hiob

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ie macht man eigentlich aus einem guten Buch einen noch besseren Film? Dieser Frage hat sich auch der Regisseur Michael Kehlmann gewidmet. Er versuchte aus dem Roman Hiob Joseph Roths einen Film zu schmieden, der bei den Zuschauern einen bleibenden Eindruck im Gedächtnis hinterlassen soll. Von Jure Čegovnik

Kaum wurde dieser Dreiteiler zum ersten Mal ausgestrahlt, weckte er bei vielen Zuschauern Lust auf die Lektüre der Werke Joseph Roths. Zwar könnte man heute meinen, dass ein Film aus den Siebziger Jahren nicht mehr aktuell ist. Doch würde man den Film als „veraltet“ abstempeln, täte man einen großen Fehler. Viele Fernsehproduktionen aus den Siebziger Jahren haben großen Einfluss auf die weitere Entwicklung des Films und der Filmtechniken genommen. So auch der Film Hiob, der sehr anschaulich und mit viel Gefühl aufgenommen wurde. Schicksal. Das ist der große Begriff, um den sich im Film alles dreht. Die Hauptfigur des Films ist Mendel Singer, gespielt von Günter Mack. Sein Leben nimmt mit der Geburt seines vierten Kindes eine ungeahnte Wendung. Sein neugeborener Sohn Menuchim ist behindert. Im Gegensatz zu anderen Kindern lernt er das Gehen und Sprechen nicht, sondern wandert seine gesamte Kindheit auf den Knien herum und gibt animalis-

che Geräusche von sich. Mendel Singer sieht sich von Gott bestraft und nimmt seinen behinderten Sohn als göttliche Fügung an. Doch weitere Schicksalsschläge lassen nicht auf sich warten. Seine beiden Söhne Jonas und Schemarjah müssen zum Militär, woraufhin Schemarjah nach Amerika flüchtet. Daraufhin erfährt Mendel Singer, dass sich seine Tochter Miriam mit einem Kosaken herumtreibt, und beschließt deshalb, nach Amerika zu seinem Sohn Schemarjah, der sich mittlerweile Sam nennt, auszuwandern. Mendel Singer wird dort aber nur bedingt glücklich, da er seinen behinderten Sohn Menuchim aufgrund der strengen Einreisevorschriften Amerikas in seiner alten Heimat zurück-

lassen musste. Von der neuen Heimat geblendet fühlt sich Mendel in Amerika in gewisser Weise zu Hause. Doch das Schicksal schlägt auch in Amerika zu. Nach dem Ausbruch des Weltkrieges wird sein Sohn Sam eingezogen und muss in den Krieg. Er fällt in Frankreich. All diese Umstände sind für die Mutter Dorothea zu viel – sie stirbt an einem Herzinfarkt. Darauf wird auch die Tochter Miriam verrückt und muss in eine Anstalt. Mendel Singer sieht sich wieder von Gott gestraft und findet sich in einer hoffnungslosen Situation wieder. Er wendet sich von Gott ab und lebt planlos in den Tag hinein. Doch darauf wird ihm die Gnade Gottes zuteil – sein Sohn Menuchim ist mittlerweile ein bekannter Komponist und Dirigent gewor-

den. Während einer seiner Tourneen in Amerika kommt es zum großen Wiedersehen zwischen Vater und Sohn. Der Film Hiob ist nur eine von vielen Verfilmungen der Bücher Joseph Roths. Der Film wurde in deutsch-österreichischer Produktion im Jahre 1977 zum ersten Mal ausgestrahlt. Mit dem Regisseur Michael Kehlmann hat man jemanden gefunden, der weiß, wie man eine Buchverfilmung vornimmt. Viele der Elemente, die charakteristisch für die Bücher Roths sind, finden wir im Film wieder. Der Film dreht sich um die Person Mendel Singer und sein Leiden. Die Person des Mendel wird sehr anschaulich von Günter Mack gespielt. Während allen drei Teilen des Films stoßen wir auf Emotionen, die man auch während dem Lesen des gleichnamigen Buches verspürt. Obwohl der Film in drei Teilen aufgenommen wurde, bleibt die Spannung während allen drei Teilen gewahrt. Insgesamt passt der beschriebene Film in die heutige Zeit, da er Elemente wie Hoffnung, Schicksal, Liebe und Wut wiedergibt. Dem Zuschauer wird anschaulich die ausweglose Situation eines frommen Juden gezeigt, der sich von Gott gestraft fühlt. Obwohl der Film schon etwas älter ist und die Verfilmungstechnik mittlerweile schon sehr weit fortgeschritten ist, kann man den Film jedem ans Herz legen, der die Lebensgeschichte eines gottesfürchtigen Juden zu Zeiten des 1. Weltkrieges sehen möchte.

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HÖRSPIELE

Die Gräfin aus Kiew, der Trinker Andreas und die heilige Marija von Ptujska Gora Hörspiel – Inszenierungen an der Philosophischen Fakultät

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tellt sich nun nur die Frage, wie diese Personen zusammenpassen. Sie kommen in Hörspielen vor, die die Germanisten produziert haben. Im ersten Jahrgang der Germanistik kam die Idee auf, Hörspiele zu machen. Noch nie zuvor wurde so etwas an der Abteilung für Germanistik gemacht und die Idee wurde von den Studenten gut aufgenommen. Im Rahmen der Lektorenübungen und der Übungen „Funktionales Schreiben“ haben Assist. Mag. Saša Podgoršek und Doz. Dr. Johann Georg Lughofer mit den Studenten Erzählungen von Joseph Roth so bearbeitet, dass daraus Dialoge entstanden sind. Und wie man so sagt: „Alles andere ist Legende.“ Von Nataša Forjan Foto: Grega Ahman, Tanja Skralovnik Die Gruppe Johann Lughofers nahm die Erzählung Die Legende vom heiligen Trinker als Hörspiel auf. Die Adaption ist ein schönes Hörspiel, das in Slowenien platziert ist, sich in der heutigen Zeit abspielt und auch Elemente der Umgangssprache verwendet. Die Hauptfigur in der Erzählung ist der Trinker Andreas, dem ein Herr 200 € leiht. Die einzige Bedingung, die er stellt, ist, dass er das Geld zu der heiligen Marija von Ptujska Gora bringt, und so fängt die Geschichte an. Die Stimme von Andreas gehört einem Studenten Namens Ivi Štern und seine Stimme passt sehr gut zum Charakter von Andreas. Meine Aufmerksamkeit weckte Luka, der sich als Meister der Geräusche erwies. Er machte Unter der Regie von Sasa Podgoršek nahm noch eine Gruppe von Studenten das Hörspiel auf. Sie überarbeiteten die Novelle von Joseph Roth Stationschef Fallmerayer, eine Liebesgeschichte zwischen Fallmerayer und der Gräfin Walevska. Die Aufnahme war sehr lustig und die Rollenverteilung ausgezeichnet. Die Studenten bemühten sich sehr und brachten auch verschiedene Requisiten mit, um besser die Geräusche zu produzieren, die man in dem Hörspiel hören kann. Es war interessant und lehrreich zu sehen, wie man das Geräusch des Zusammenstoßes zweier Züge mit einem Papierbecher machen kann. Hier waren folgende Studenten beteiligt: Nastja But, Dijana Delić, Nastja Ižanc, Nežka Janc, Aleš Köveš, Vida Lipušček, Matjaž Matic Medvedec, Brigita Noč, Maja Radivoj, Jasmina Ros, Pina Maria Setničar und Luka Škrilec. Die Studenten waren begeistert, etwas Neues zu tun und lebten sich sehr gut in ihre Rollen ein. Die weibliche Hauptrolle Walevska, die Gräfin aus der Nähe von Kiew, übernahm Nastja und die Rolle von Fallmerayer übernahm Luka. Sie machten ihren Job fantastisch und lebten sich sehr gut in ihre Rollen ein.

Interview mit Luka und Nastja Hat es dir Spaß gemacht, bei dem Hörspiel mitzumachen und wieso? LUKA: „Es hat mir Spaß gemacht. Ich habe das schon in der Grundschule gemacht. Und als ich davon erfahren habe, habe ich mich gleich für die Rolle gemeldet.“ NASTJA: „Mir hat es auch Spaß gemacht. 10 alleMANIAK

seine Arbeit fantastisch, hatte sehr gute Ideen und brachte die ganze Gruppe zum Lachen. Hinter den anderen Stimmen und auch Geräuschen im Hörspiel stecken folgende Studenten: Anita Banko, Luka Čretnik, Deja Filipič, Nuša Ločniškar, Ana Lunder, Ljubica Mitrovič, Katja Pivk, Nina Prelovšek, Ivi Štern, Ana Tomič, Lucija Tratnik und die Technikerin für den Tag der Aufnahme Susann Trabert, alles natürlich unter der Regie von Johann Lughofer. Bei der Aufnahme hatten alle sehr viel Spaß, man musste ja sehr viele Geräusche produzieren und die lachenden Gesichter waren das Zeichen, dass man so etwas auch nächstes Jahr machen sollte.

Interview mit Luka Čretnik Hat es dir Spaß gemacht bei dem Hörspiel mitzumachen und wieso? „Es machte sehr viel Spaß dabei zu sein, weil wir viel gelacht haben und die Stunde bei Herrn Lughofer darum interessanter war.“ Hast du das schon mal gemacht? „Nein, noch nie. Ich bin sehr erfreut, dass unsere Fakultät einen solchen Raum für solche Projekte hat. Es ermöglicht viel mehr als ein gewöhnlicher Leseraum. Auch etwas Neues zu machen, ist erfrischend.“

Die Hörspiele sind im Internet zu finden unter: Die Legende vom heiligen Trinker http://www.hostingcup.com/cfhuru0si7q1.html

Würdest du so etwas wiederholen? Würdest du ein Hörspiel noch einmal machen wollen? „Wenn ich die Chance hätte, es noch einmal zu machen, würde ich es tun.“ Es war sehr interessant etwas Neues zu probieren.“ Hast du das schon mal gemacht? LUKA: „Ja, ich habe schon in der Grundschule etwas Ähnliches ausprobiert, wir haben Sketche gemacht. Aber das war ein bisschen anders, weil alles im Dialekt war.“ NASTJA: „Ich habe auch schon etwas Ähnliches gemacht und zwar für das Radio in slowenischer, französischer und englischer Sprache.“ Würdest du so etwas wiederholen? Würdest du ein Hörspiel noch einmal machen wollen? LUKA: „Ja, ich würde das gerne noch mal machen. Vielleicht wäre es auch schön, etwas auf der Bühne zu machen, wie ein Theaterspiel zum Beispiel:“ NASTJA: „Ja ein Theaterspiel wäre auch für mich eine Herausforderung und ich würde das gerne probieren.“ Am 5. Mai 2009 fand dann ein Hörspielabend am Österreich Institut statt. Der Abend war sehr lustig und wegen der Siegerermittlung auch spannend. Wir sahen uns die Photos an und hörten die beiden Hörspiele. Die beiden Gruppen standen in fünf Kategorien in Konkurrenz und zwar für das beste Hörspiel, die beste weibliche Hauptrolle, die beste männliche Hauptrolle, die beste weibliche Nebenrolle und noch für die beste männliche Nebenrolle. In der ersten Kategorie konnten sie einen Gesamtpreis, eine studentische „Picknicktasche“

Stationschef Fallmerayer http://www.hostingcup.com/5jwx4wbdjwpj.html

mit allerlei Stärkungen vor allem flüssiger Art und in den anderen vier Kategorien konnten sie Josephs (wohlgemerkt, nicht Oscars) gewinnen, die interessanter Weise sehr an Schokoladenosterhasen erinnerten. Es gab auch eine Jury, die aus drei Mitgliedern erstellt war und zwar Mag. Christine Okresek, die Leiterin des Österreich Instituts, Andreas Maier, ein DaF-Praktikant aus Wien und Nataša Forjan. Ich muss erwähnen, dass die Jury keine leichte Aufgabe hatte. Aber wir mussten uns entscheiden und hier sind die Sieger und alle Nominierten: Gesamtpreis für das beste Hörspiel Stationschef Fallmerayer – der Sieger Die Legende vom heiligen Trinker Joseph für die beste weibliche Rolle Nastja Ižanc – Gräfin Walevska Brigita Noč – Erzählerin --- die Siegerin Joseph für die beste männliche Hauptrolle Luka Škrilec – Adam Fallmerayer Ivi Štern – Andreas Karnak --- der Sieger Joseph für die beste weibliche Nebenrolle Katja Pivk – die heilige Maria --- die Siegerin Lucija Tratnik – Karoline, Woitech Joseph für die beste männliche Nebenrolle Matjaž Matic Medvedec – Graf, Diener, Helfer Luka Čretnik – der Herr und Geräusche --- der Sieger

AKTUELLES

Was haben Michael Schumacher und Joseph Roth gemeinsam? Joseph Roth, wie gut kennt man ihn?

W

ie gut kennen Germanistikstudenten den galizischen Schriftsteller und Journalisten Joseph Roth? Persönlich kennt ihn natürlich niemand. Was ist aber mit seinem Leben und seinem Werk?

Von Tina Tomažič und Mojca Jemec Die meisten Studenten hören von ihm schon am Ende des zweiten Jahrgangs und lesen sein monarchiefreundliches Werk Die Kapuzinergruft. Wir haben ein Quiz zusammengestellt um das Wissen des 2., 3. und 4. Jahrgangs unter die Lupe zu nehmen. Die verteilten Fragebögen enthielten acht Fragen, die in verschiedene Schwierigkeitsstufen eingeteilt wurden. Die ersten fünf Fragen behandeln Joseph Roth und sein Leben. Die letzten drei Fragen handeln von seinem Schaffen. Beim Quiz haben 40 Studenten aus der Germanistikabteilung teilgenommen, jeweils 15 aus dem 3. und 4. Jahrgang und 10 aus dem 2. Die Ergebnisse fielen wie erwartet sehr unterschiedlich und auch äußerst interessant aus. Die Resultate haben wir den Jahrgängen nach analysiert, um Euch das Wissen jedes Jahrganges einzeln aufzuzeigen. Was wir sofort bemerkt haben, war, dass die 2. Schwierigkeitsstufe viel leichter war als die 1. Das mag vielleicht daran liegen, dass Joseph Roth von vielen Studenten zum Oberösterreicher gemacht oder zum Pfarrer umgeschult wurde - was sich allerdings mit seiner Vorliebe für Frauen wenig deckt.

Doch nun zur Statistik: Ungefähr die Hälfte der Befragten wusste auf 50% der Fragen eine Antwort. Nach Jahrgängen betrachtet, hat der 3. Jahrgang am besten abgeschnitten, zwei Studenten hatten sieben von acht Fragen richtig beantwortet. Sehr lobenswert, wenn man bedenkt, dass die Lösungen für die 4. Schwierigkeitsstufe nur Personen wissen, die sich näher mit seinem Werk beschäftigt haben. Studenten des 2. Jahrgangs haben die schlechtesten Ergebnisse erzielt, was an zwei Tatsachen festzumachen sein könnte: 1. Sie haben ihn bei den Vorlesungen noch nicht behandelt, oder 2. das Frühlingserwachen hat sie zu sehr mitgenommen. Die goldene Mitte nimmt der 4. Jahrgang ein. Hier nehmen wir mal an, dass Joseph Roth den Langzeitspeicher in den Köpfen der Studierenden anderen Studien-inhalten überlassen musste. Genauere Resultate finden Sie in der unten abgebildeten Grafik, welche den Unterschied zwischen den Jahrgängen weiter verdeutlicht. Doch nun wollen wir ihnen die Leckerbissen aus dem Vier-Stufen-Quiz nicht weiter vorenthalten. Seine Exilzeit verbrachte er in Frankreich, doch zur Enttäuschung einiger Studenten hat er es leider nie nach England oder Mexiko geschafft. Viele waren auch der Meinung, er sei im Exil dem Kommunismus nahe gewesen. Dies könnte daran liegen, dass er in seinen Anfängen dem Sozialismus freundlich gesinnt war. Die „Hitfrage“ mit den meisten richtigen Antworten war, wonach er süchtig gewesen ist. Das meiste Kopfzerbrechen hat die Frage über Mizzi Schinagl verursacht, eine

immer wiederkehrende Figur in Roths Werken. Wenn sie wissen wollen, welche Fragen noch gestellt worden sind, werfen Sie einen Blick auf den Fragebogen, dem die Lösungen beigelegt sind. Wenn wir nun alle Antworten zusammen betrachten und einen Schlussstrich unter das Quiz ziehen, kommen wir zu dem Ergebnis, dass Joseph Roth, obwohl er in Slowenien nicht sehr bekannt ist, von vielen Germanistikstudenten gelesen wird und man auch einige Sachen über ihn während des Studiums gelernt hat. Ein Student war sogar so von seinen Werken fasziniert, dass er Die Kapuzinergruft während der Boxenstopps bei der Formel 1 gelesen hat und wohl deswegen der Meinung war, dass die Hauptfigur in dem Werk Die Kapuzinergruft nicht nach Franz Ferdinand benannt wurde, sondern nach Michael Schumacher.

Die Resultate des Quiz 1 Die waagerechte Achse stellt die erreichte Punktezahl dar und die senkrechte Achse wie viele Studenten diese Punktezahl erreicht haben

Kennen Sie Joseph Roth? Ein Quiz in vier Stufen – wie weit kommen Sie? Stufe 1: • Woher kam Joseph Roth? a) Oberösterreich, b) Galizien, c) Berlin • Er war ein Schriftsteller und a) Lehrer, b) Pfarrer, c) Journalist Stufe 2: • Wonach war Joseph Roth süchtig? a) Frauen, b) Zigaretten, c) Alkohol • Er emigrierte nach a) Frankreich, b) England, c) Mexico. Stufe 3: • Im Exil war er politisch aktiv – als a) Monarchist, b) Kommunist, c) Paneuropäer • Nach wem wurde die Hauptfigur in seinem Werk Die Kapuzinergruft benannt? Stufe 4: • Wie heißt ein Roman Roths? a) Fipper und ihre Tochter, b) Kipper und sein Onkel, c) Zipper und sein Vater • Wie heißt eine immer wiederkehrende Figur in Roths Werk? a) Leopold Kapirak, b) Mizzi Schinagl, c) Georg Schuster Lösungen: 1.) B, C 2.) C, A 3.) A, Franz Ferdinand 4.) C, B

Waagerecht: 02 Welchen Schriftsteller stilisierte Roth zum Paradeösterreicher? 05 Herrschergeschlecht, das in der Kapuzinergruft bestattet liegt? 08 Wo wurde Napoleon endgültig besiegt? 09 Kavallerieeinheiten der Österreich-ungarischen Monarchie, die Carl Joseph von Trotta erlässt? 11 Ein Journalist und in späteren Jahren österreichischer Presse-Attache in Bonn, beschrieb in seinen Erinnerungen Veruntreute Geschichte die Wiener Literaturszene vor 1938. 13 Wie heißt der Alkohol, den nicht nur der Heilige Trinker, sondern auch Charles Baudelaire, Arthur Rimbaud und Vincent van Gogh genossen? 14 Was ruft der Kroate Zwonimir Pansin aus, nachdem er begeistert wurde? 15 Mittelmeerinsel, aus der Roths Angelina Pietri sowie Napoleon stammen. 17 In welchem legendenhaften Roman Roths bekehrt sich ein Sünder? 18 Aus welcher slowenischen Stadt stammen dieTrottas? 21 Vorname des Nazis Lohse 22 Im Mai 1913 übersiedelte Roth nach .... 26 Welche Lieblingsmarke hat der Heilige Trinker? 27 Vergnügungspark, der nicht nur in Die Geschichte der 1002. Nacht, sondern im Leben der heutigen Wiener eine wichtige Rolle spielt. 32 Polizeiminister Napoleons – historisch sowie im Roman Die hundert Tage. 33 Wie heißt die slowenische Familie in den Romanen Radetzkymarsch und Die Kapuzinergruft? 34 Hafenstadt am Schwarzen Meer, wo Nissen Piczenik in Leviathan seine ersten Ferien verbringt. 35 Vorname von Roths Mutter? 36 Welche biblische Figur, die alle ihre Reichtümer verliert, gibt einem Roman Roths seinen Namen?

Senkrecht: 01 03 04 06 07 10 12 16 19 20 23 24

Welches Musikstück gab den bekanntesten Roman Roths den Titel? Roth arbeitete als Schriftsteller und ... Vorname der Frau Roths Welches Instrument diente Behinderten wie Andreas Pum in Die Rebellion zum Verdienst des Lebensunterhalts? Neurose oder Psychose, an der Lohse leidet? Schmuggler, Menschenhändler und Schankwirt in verschiedenen Texten Roths. Juwelier, bei dem der Nazi Lohse in Das Spinnennetz Hauslehrer war. Geheimdienst des zaristischen Russlands historisch sowie aus Beichte eines Mörders . Wonach war Roth süchtig? Wie ist der Nachname des engsten Studienfreunds Joseph Roths, später ein polnischer Schriftsteller? Spitzname seiner Frau Wie hieß die Kurzgeschichte die den gleichen Titel wie die Hauptperson trägt und in Österreichs Illustrierter Zeitung vom 14. April 1918 erschienen ist. 25 Vorname der Schriftstellerin, mit der Roth befreundet war. 27 Was war Roths Lieblingsstadt? 28 Komponist des Trauermarsches, der in Radetzkymarsch nach dem Attentat in Sarajevo von einem betrunkenen Orchester gespielt wird. 29 Bruder von Lajos von Horvath und mit Roth gut befreundeter Dramatiker. 30 An welcher Universität studierte Roth? Auch Name bekannter Würstchen, die bei Roth aber kaum auftauchen. 31 An welcher berühmten englischen Universitätsstadt studierte Paul Bernheim aus Rechts und Links? 37 Mit welchem Habsburger hatte Roth im Exil Kontakt?

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„Ein übernationaler Mensch und also ein Adeliger echter Art“ Konferenz zur Aktualität von Joseph Roth Abteilung für Germanistik der Philosophischen Fakultät der Universität Ljubljana Zeit: 25. – 27. 05. 2009 Ort: Rektorensaal der Universität Ljubljana, Kongresni trg 12 MONTAG, 25. Mai 2009 9.00-10.00: Feierliche Eröffnung der Konferenz • ao. Prof. Dr. Mira Miladinović Zalaznik und Doz. Dr. Johann Georg Lughofer, Konferenzleitung • o. Prof. Dr. Valentin Bucik, Dekan der Philosophischen Fakultät Ljubljana • o. Prof. Dr. Neva Šlibar, Vorstand des Instituts für Germanistik • Mag. Natascha Grilj, Direktorin des Österreichischen Kulturforums • Dr. Miroslav Polzer, Direktor des Österreichischen Wissenschaftsbüros Ljubljana • Hendrik Kloninger, Institutsleiter des Goethe-Instituts, Ljubljana Kaffeepause 10.30-12.30 Podium 1: Mythos und Raum Moderation: Klaus-Detlef Müller • Hartmut Scheible (Frankfurt): Der Mythos Napoleon in der Literatur der Zwanziger und Dreissiger Jahre. Am Beispiel von Joseph Roths Roman „Die Hundert Tage“ • Slavija Kabić (Zadar): Das Bild des (Kriegs-)Heimkehrers bei Joseph Roth • Sonja Osterwalder (Zürich): Kaiser, Komponist und Regengott. Der Erzähler im „Radetzkymarsch“ • Ulrike Zitzlsperger (Exeter): Cafehäuser, Bahnhöfe und Hotels. Zur Bedeutung der halböffentlichen Räume im Werk Joseph Roths • Mira Miladinović Zalaznik (Ljubljana) „Der Patriotismus beginnt erst bei den Aktionären des Hotels“. Die Hotelwelt Joseph Roths

18.00: Feierliche Eröffnung der Ausstellung • ao. Prof. Dr. Mira Miladinović Zalaznik, Institut für Germanistik • Dr. Heinz Lunzer, ehem. Leiter des Literaturhauses Wien • Marjan Rupert, MA, Leiter der Handschriftenabteilung der National- und Universitätsbibliothek Ljubljana • Drago Jančar, Akademiemitglieder und Schriftsteller Abendessen DIENSTAG, 26. Mai 2009 8.30-10.30: Podium 3: Historische und soziale Aspekte Moderation: Johann Georg Lughofer • Maria Klanska (Krakau): „Nationale und sprachliche Einheit kann eine Stärke sein, nationale und sprachliche Vielfalt ist es immer. “ Joseph Roth zur Lage im Zwischenkriegspolen (1918-1939) • Karl Wagner (Zürich): Joseph Roths Kritik des homo academicus. Ein Beitrag zur Intellektuellendabatte der Zwischenkriegszeit • Jon Hughes (London): „Wir sind die Söhne“: Generationsdiskurse und Geschichte(n) im Werk Joseph Roths • Johann Sonnleitner (Wien): Doppeladler und Hahnenschwanz. Zu Roths (vermeintlicher) politischer Konvention in den 30er Jahren • Zoltan Szendi (Pecs): Der unaufhaltsame Weg zur Katastrophe. Joseph Roth: „Das falsche Gewicht“ Kaffeepause 11.00-12.15: Podium 4: Judentum Moderation: Theodore Fiedler • Victoria Lunzer (Wien): „Der Segen des ewigen Juden“ • Klaus Zelewitz (Salzburg): Zur Dialektik des insistierenden Dementis: Joseph Roth und der Zionismus • Sigurd Paul Scheichl (Innsbruck): Juden auf Wanderschaft 2009 neu gelesen

Mittagessen Mittagessen 14.00-16.00 Podium 2: Zwischen den Kulturen Moderation: Helen Chambers • David Horrocks (Exeter): Kosmopolitismus im Vergleich: Joseph Roth und Stefan Zweig • Alexander Ritter (Hamburg): Über das „Gleichgewicht zwischen der Tischplatte und ihrer künstlichen Verlängerung“. Zur kulturkritischen Antithese „Amerika“ und der Lebensbalance in Joseph Roths „Hiob“ • Matjaž Birk (Maribor): „Der Heroismus der Intelektuellen“ – „Der liquidierte Heroismus“ Fremd- und Selbstbilder in Reisereportagen Joseph Roths und Stefan Zweigs • Fernando Magallanes (Sevilla): Reiseliteratur am Beispiel Joseph Roths • Johann Georg Lughofer (Ljubljana): Joseph Roth als Schriftsteller der Hybridität der Kulturen Kaffeepause 17.00-18.00 Heinz Lunzer (Wien). Führung durch die Ausstellung: „Joseph Roth im Exil 1933-1939“ in der National- und Universitätsbibliothek Ljubljana

13.30 AUSFLUG: AUF DER SUCHE NACH SIPOLJE „Wir heißen Trotta. Unser Geschlecht stammt aus Sipolje in Slowenien. Ich sage: Geschlecht; denn wir sind nicht eine Familie. Sipolje besteht nicht mehr, lange nicht mehr. Es bildet heute mit mehreren umliegenden Gemeinden zusammen eine größere Ortschaft. “ aus Die Kapuzinergruft 1938 Lipica „Im großen Harem des persischen Schahs hatte – soweit er sich erinnern konnte – noch keine einzige seiner Frauen so viel Anmut, Würde, Grazie, Schönheit bewiesen wie dieser Lipizzaner Schimmel aus dem Gestüt seiner Kaiserund Königlichen Apostolischen Majestät. “ aus Die Geschichte von der 1002. Nacht 1939 Hrastovlje „Der Tod kreuzte schon seine knochigen Hände über den Kelchen, aus denen wir tranken, fröhlich und kindisch. “ aus Die Kapuzinergruft 1936

Abendessen in Kubed Piran „Das Meer war tiefblau, hundertmal blauer als der Himmel und eigentlich auch schöner, weil man mit den Händen hineingreifen konnte. Und wie die unerreichbaren Wolken über den Himmel schwammen, so fuhren die schneeweißen großen und kleinen Schiffe, auch sei greifbar, über das nahe Meer. Ein großes, ein unbeschreibliches Entzücken erfüllte mein Herz“ aus Beichte eines Mörders 1936 MITTWOCH, 27. Mai 2009 8.30-10.10: Podium 5: Journalismus Moderation: Heinz Lunzer • Helen Chambers (St. Andrews): Sex und Behörde in Joseph Roths Reportagen der zwanziger Jahre • Klaus-Detlef Müller (Tübingen): Ein Roman aus der Perspektive des Journalisten: Joseph Roths „Das Spinnennetz“ • Veronique Uberall (Strasbourg): Kritik des Journalismus in der Novelle von Joseph Roth „Das Kartell“ (1923) • Primus-Heinz Kucher: „Warenhäuser, Rummelplätze und Walkürenjungfrauen“ Zu Joseph Roths Bildebuch-Feuilletons 10.10-10.40: Projekte der Germanistikabteilung Ljubljana zu Joseph Roth: • Saša Podgoršek und Johann Georg Lughofer: Hörspiele aus Rotherzählungen • Tanja Skralovnik: Studierendenzeitschrift Allemaniak Special • Johann Georg Lughofer: Buchpräsentation: Joseph Roth im Prisma Kaffeepause 11.10-12.50: Podium 6: Roth und die Frauen Moderation: Karl Wagner • Wolfgang Müller-Funk (Wien): Mutterlosigkeit und Misogynie bei Joseph Roth • Isabel dos Santos (Stellenbosch): Zur Übersetzung des männlichen ernsten Militärexerzierens ins Weibliche und anderen weiblichen Erscheinungen bei Joseph Roth • Irena Samide (Ljubljana): Joseph Roth und seine Muse(n) • Neva Šlibar (Ljubljana): Irmgard Keun und Joseph Roth Mittagessen 14.20 – 16.00: Podium 7: Rezeption Moderation: Neva Šlibar • Christoph Parry (Vaasa): Joseph Roth in den Augen der Nachwelt. Seltener Exot oder prototypischer Europäer? • Špela Virant (Ljubljana): Rezeption Roths Werk bei W. G. Sebald • Tanja Žigon (Ljubljana): Die Rezeption Joseph Roths in Slowenien • Vesna Kondrič Horvat (Maribor): Übersetzung als trankulturelle Begegnung – „Radetzkymarsch“ und „Kapuzinergruft“ in slowenischer Sprache Abschied Konferenzleitung: ao. Prof. Dr. Mira Miladinović Zalaznik Doz. Dr. Johann Georg Lughofer

Organisationsstab: Urška Capuder Jure Čegovnik Nataša Forjan Hana Jensterle Mag. Annemarie Neuhold Tanja Skralovnik Tina Tomažič Susanna Trabert Mojca Volf Mojca Zalar Polona Žagar Wir danken herzlich für die Unterstützung: Österreichisches Kulturforum Ljubljana Austrian Science and Research Liaison Office Ljubljana Stadt Wien Goethe-Institut Ljubljana Javna agencija za raziskovalno dejavnost Republike Slovenije Hintergrundbild von Roger Wild aus „Les Nouvelles Littéraires“ 1934. Sammlung Senta Lughofer, Linz. Impressum alleMANIAK, Zeitschrift der Germanistikstudierenden Oddelek za germanistiko s skandinavistiko in nederlandistiko Aškerčeva 2, 1000 Ljubljana, Slowenien E-mail: [email protected] Nummer 16, Mai 2009 Die Redaktion der Zeitschrift alleMANIAK bedankt sich herzlich bei allen, die zu dieser Aufgabe beigetragen haben; bei unseren Journalisten und Journalistinnen, Interviewpartnern und ProfessorInnen, bei Jure Dernovšek, der für die Computerverarbeitung gesorgt hat, bei Johann Georg Lughofer, der uns alle mit Ideen überrollt hat und uns mit seinen fachlichen Kenntnissen immer zur Seite stand. Ein besonderer Dank geht auch an die Autoren Ludwig Roman Fleischer, Markus Koehle, Mieze Medusa, Alexander Peer und Vladimir Vertlib. Chefredakteurin: Tanja Skralovnik Mentoren: Johann Georg Lughofer, Irena Samide Computerverarbeitung: Jure Dernovšek, Miro Artenjak Titelseite: Joseph Roth, Foto aus der Sammlung von Senta Lughofer, Linz Zu dieser Nummer haben beigetragen: Anja Brun, Jure Čegovnik, Nataša Forjan, Tamara Jager, Mojca Jemec, Hana Jensterle, Ksenija Kolar, Marija Lorbek, Johann Georg Lughofer, Neža Marinšek, Janja Pihlar, Tanja Skralovnik, Tina Tomažič, Mojca Zalar, Alexandra Natalie Zaleznik Dank an: Daniel Holl, Mira Miladinović Zalaznik, Annemarie Neuhold, Saša Podgoršek, Irena Samide, Neva Šlibar. Die Beiträge der Zeitschrift alleMANIAK werden nicht honoriert. Die AutorInnen übernehmen die Verantwortung für ihre Artikel. Die Nummer 16 erschien in einer Auflage von 500 Exemplaren. Izid številke so omogočili: ŠOFF, ŠSFF, Oddelek za germanistiko Filozofske fakultete

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