Jahresbericht Städel Museum und Liebieghaus Skulpturensammlung

October 24, 2016 | Author: Hertha Böhmer | Category: N/A
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» Jahresbericht 2009 Städel Museum und Liebieghaus Skulpturensammlung

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Vorworte

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Prof. Dr. h. c. mult. Nikolaus Schweickart Max Hollein

Schenkungen und Erwerbungen

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Die Erweiterung des Städel Museums

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Spatenstich und Baufortschritt Finanzierung Kampagne

100 Jahre Liebieghaus Skulpturensammlung und Neupräsentationen

20 21

Das Jubiläum Neupräsentationen

Ausstellungen

24 42

Städel Museum Liebieghaus Skulpturensammlung

Publikationen

46 47

Städel Museum Liebieghaus Skulpturensammlung

Forschungs- und Bildungsprojekte

48

Restaurierungen

50 54 57

Gemälderestaurierungen Graphikrestaurierungen Skulpturenrestaurierungen

Bildung und Vermittlung

61 66 70

Veranstaltungen

72 79

Städel Museum Liebieghaus Skulpturensammlung Gemeinsame Programme von Städel Museum, Liebieghaus Skulpturensammlung und Schirn Kunsthalle Städel Museum Liebieghaus Skulpturensammlung

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Marketing Sponsoring

84 86 88

Städelscher Museums-Verein e. V.

90 92 94

Partner Kuratorium

96 97

Personal

98

Besucherstatistik Finanzbericht Bilanz Gewinn-und-Verlust-Rechnung

100 101 104 106

Ankäufe Programm für Freunde Organisation

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Aktiv, engagiert und zukunftsorientiert – Museen im Wandel

Das Städel Museum und die Liebieghaus Skulpturensammlung können auf ein ereignisreiches, arbeitsintensives und erfolgreiches Jahr 2009 zurückblicken. Dazu hat eine Vielzahl von bedeutenden Ausstellungen und Projekten ebenso beigetragen wie der Beginn der Bauarbeiten zur Erweiterung des Städel Museums und der Abschluss der 2007 begonnenen Neugestaltung der Liebieghaus Skulpturensammlung. Die vielfältigen Aktivitäten haben sich erneut positiv in den Besucherzahlen der beiden Häuser niedergeschlagen. Während die Liebieghaus Skulpturensammlung mit 82.564 Besuchern das besucherstärkste Jahr ihrer hundertjährigen Geschichte verzeichnete, konnte das Städel Museum mit 328.773 Besuchern das beste Ergebnis seit 2003 erzielen und seine Besucherzahlen ein weiteres Jahr in Folge steigern. Allein im Städel Museum wurden 2009 insgesamt 13 Ausstellungen von großer thematischer Vielfalt präsentiert. Das Spektrum reichte von Ausstellungen wie „Der Meister von Flémalle und Rogier van der Weyden“, „Caravaggio in Holland. Musik und Genre bei Caravaggio und den Utrechter Caravaggisten“, „Michelangelo. Zeichnungen und Zuschreibungen“ oder „Edvard Munch. Druckgraphik im Städel Museum“ bis zu Einzelpräsentationen zeitgenössischer Künstler wie Dierk Schmidt oder Peter Roehr. Der Ausstellungshöhepunkt des Jahres 2009 war sicherlich die Mitte November eröffnete Ausstellung des Renaissancemalers Sandro Botticelli. Bereits vor Weihnachten konnte der 100.000ste Besucher in der Ausstellung begrüßt werden. Die Schau fand außerordentlich große und überaus positive Resonanz in den regionalen, nationalen und internationalen Medien und konnte sowohl ein Expertenpublikum als auch das breite Publikum begeistern. Die Liebieghaus Skulpturensammlung feierte 2009 ihr 100-jähriges Bestehen. Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten wurde im April die Neuaufstellung des Sammlungsbereichs Antike der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Antikensammlung des Liebieghauses umfasst eine hervorragende Auswahl ägyptischer, griechischer und römischer Werke. Mit der Neupräsentation der Antikensammlung, in die auch die Werke des Klassizismus exemplarisch eingegliedert sind, hat das Liebieghaus bei den Museumsbesuchern und in der internationalen Fachwelt große Anerkennung geerntet. Eine weitere Neuerung der Sammlungspräsentation betriff t die Einrichtung des Schaudepots im Untergeschoss. Hier werden epochenübergreifend Werke ausgestellt, die bisher nur selten oder lange Zeit gar nicht zu sehen waren. Beide Sammlungsbereiche wurden im April im Rahmen eines Festwochenendes mit zahlreichen Führungen, Workshops und Aktionen unter dem Motto „Das Liebieghaus gestern, heute und morgen“ eröffnet. Mit der Neugestaltung der Antikensammlung und der Einrichtung des Schaudepots präsentieren sich nun alle Sammlungssäle sowie die Studioli im Dachgeschoss in einem einheitlichen Farb- und Lichtkonzept. Einen weiteren Höhepunkt im Jubiläumsjahr stellte die im Herbst eröffnete Ausstellung „Jean-Antoine Houdon: Die sinnliche Skulptur“ dar, die sich dem Werk des französischen Aufklärers widmete. Während die Liebieghaus Skulpturensammlung damit in ihrem Jubiläumsjahr die größte Infrastrukturmaßnahme ihrer Geschichte erfolgreich abschließen konnte, eröffnete der Spatenstich für den Erweiterungsbau zur Präsentation der Kunst nach 1945 ein neues Kapitel in der Geschichte des Städel Museums.

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Der vom Frankfurter Architekturbüro schneider+schumacher entworfene Bau ist mit dem feierlichen Spatenstich am 6. September 2009 in die Phase der Realisierung getreten. Die Errichtung des Erweiterungsbaus, dessen Eröffnung im Herbst 2011 stattfinden soll, schreitet seitdem planmäßig voran. Dass das Bauvorhaben auch in gesamtwirtschaftlich schwierigen Zeiten so zielstrebig und zügig begonnen werden konnte, ist vor allem dem großen Engagement unserer zahlreichen Partner und Förderer zu verdanken. Die Kosten für den Erweiterungsbau betragen rund 30 Millionen Euro, für die Sanierung des Altbaus sind weitere zehn Millionen Euro eingeplant. Nach der bemerkenswerten Anschubfinanzierung durch die Gemeinnützige Hertie-Stiftung in Höhe von sieben Millionen Euro und das Bankhaus B. Metzler seel. Sohn & Co. sowie die Familie Metzler in Höhe von drei Millionen Euro ist 2009 eine Reihe wichtiger Förderungen hinzugekommen. So stellte die Stiftung Polytechnische Gesellschaft allein im Jahr 2009 einen Betrag von 250.000 Euro zur Verfügung, die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft unterstützte das Städel mit 500.000 Euro, und die Fazit-Stiftung Gemeinnützige Verlagsgesellschaft mbH beteiligte sich mit einer Summe von 250.000 Euro. Diese und weitere wichtige Unterstützungen signalisieren eindrucksvoll das außergewöhnliche Engagement der Förderer für das Städel Museum und die Region. Maßgebliche Zusagen zur Finanzierung des Erweiterungsprojekts kamen 2009 auch von der öffentlichen Hand. Die Stadt Frankfurt hat in ihren Haushalt fünf Millionen Euro für den Erweiterungsbau sowie weitere acht Millionen Euro für die Sanierung des Altbaus eingestellt. Aus den Mitteln des Hessischen Sonderinvestitionsprogramms kommen weitere fünf Millionen Euro. Im Juni 2009 verlautbarte die Stadt Eschborn, sich mit insgesamt vier Millionen Euro an der Finanzierung zu beteiligen. Dank dieser Spenden und Förderungen von öffentlicher und privater Hand konnten bei Baubeginn bereits 80 Prozent der für den Neubau und die Sanierung des Altbaus erforderlichen 40 Millionen Euro aufgebracht werden. Die fehlenden 20 Prozent werden seitdem durch weitere Großspenden, öffentliche Mittel sowie eine breit angelegte Spendenkampagne unter dem Motto „Frankfurt baut das neue Städel. Bauen Sie mit!“ akquiriert. Mit zahlreichen erfolgreichen Veranstaltungen, Aktionen und Spendenaufrufen hat die im Herbst gestartete Kampagne bis Anfang 2010 bereits über 700.000 Euro eingebracht. In ihrer lange währenden Geschichte wurden das Städel und das Liebieghaus immer wieder tatkräftig von einer Vielzahl engagierter Bürgerinnen und Bürger sowie von Banken, Wirtschaftsunternehmen, Stiftungen und öffentlichen Stellen unterstützt. Diese Unterstützung erfahren wir auch heute in besonderem Maße. Dafür möchte ich allen Förderern, Partnern und Freunden der beiden Häuser aufs Herzlichste danken.

Prof. Dr. h. c. mult. Nikolaus Schweickart Vorsitzender der Administration des Städelschen Kunstinstituts

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Baustelle, Botticelli, Jubiläum und vieles mehr

Im Jahr 2009 konnten sowohl im Städel Museum als auch in der Liebieghaus Skulpturensammlung zahlreiche richtungsweisende Projekte realisiert werden. Mit hochkarätigen Ausstellungen und relevanten Forschungsergebnissen haben beide Häuser ihre besondere Position in der nationalen und internationalen Museumslandschaft weiter gefestigt. Die im Jahr 2009 realisierten zahlreichen Sonderausstellungen verdeutlichen die außerordentliche Bandbreite der künstlerischen Positionen, die das Programm des Städel Museums und der Liebieghaus Skulpturensammlung bot. Der belgische Maler Luc Tuymans brachte für seine Ausstellung „Reconsidered“ Werke aus dem Bestand des Städel in Dialog mit seinen eigenen Arbeiten und eröffnete damit neue, assoziative Zugänge zu unserer Sammlung. Eine politisch aktuelle künstlerische Position zeigte die Ausstellung „SIEV-X – Zu einem Fall von verschärfter Flüchtlingspolitik“ von Dierk Schmidt. Die Sammlungspräsentationen „Konstellationen IV“ und „Konstellationen V“ führten einmal mehr vor Augen, wie vielschichtig sich die Sammlung der Gegenwartskunst im Städel entwickelt. Sie gaben einen vielversprechenden Ausblick auf die Präsentation der Sammlung zeitgenössischer Kunst im Erweiterungsbau, der im Herbst 2011 fertiggestellt werden wird. Für die Wiederentdeckung eines großartigen Frankfurter Künstlers sorgte die gemeinsam vom Städel und dem Museum für Moderne Kunst Frankfurt realisierte Ausstellung zum Werk von Peter Roehr. In der Graphischen Sammlung bildete die Ausstellung „Michelangelo. Zeichnungen und Zuschreibungen“ einen Höhepunkt des Ausstellungsjahres. Fragen der Zuschreibung lösen, wie die Ausstellung bewies, besonders im Fall Michelangelos auch heute noch lebhafte Diskussionen aus. Eine weitere beeindruckende monografische Ausstellung war den Druckgraphiken von Edvard Munch aus dem Städel-Bestand gewidmet. Ein Neuzugang der Sammlung – Dirck van Baburens „Singender junger Mann“ – bildete den Ausgangspunkt der Ausstellung „Caravaggio in Holland. Musik und Genre bei Caravaggio und den Utrechter Caravaggisten“. Die – nicht nur im Städel – aufsehenerregendste Ausstellung war letztes Jahr sicherlich unsere im November 2009 eröffnete Botticelli-Ausstellung. Mit ihr konnte erneut ein deutliches Zeichen für den Altmeister-Schwerpunkt im Städel gesetzt werden. Der beispiellose Publikumserfolg und die große Resonanz in den Medien machen deutlich, welche Faszination und Bedeutung die Kunst der alten Meister auch heute zu entfalten vermag. Die Liebieghaus Skulpturensammlung feierte 2009 ihr 100-jähriges Bestehen. Pünktlich zu diesem Anlass wurde mit der Wiedereröffnung der Antikensammlung und dem neuen Schaudepot die Neupräsentation der gesamten Sammlung erfolgreich und mit begeisterter Publikums- und Medienresonanz abgeschlossen. Die große Jubiläumsausstellung widmete sich dem bildhauerischen Werk von JeanAntoine Houdon, dem großen französischen Bildhauer der Aufklärung. Die Ausstellung wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Musée Fabre entwickelt und anschließend in Montpellier gezeigt. Neben den viel beachteten Sonderausstellungen erfreute sich die breite, zielgruppenspezifische Vermittlungsoffensive der beiden Häuser auch 2009 großer Beliebtheit. Unsere Initiativen in dieser Richtung fanden dabei auf allen Ebenen statt. Sei es im Internet, in den Medien oder durch zahlreiche Vermittlungs- und Bildungsprogramme vor Ort, die sich an Schüler, Jugendliche, Familien, Senioren, Lehrer und eine Reihe weiterer spezifischer Zielgruppen richteten. Großes Augenmerk legten wir auch 2009 wieder auf die Erweiterung der Sammlungsbestände. Zu den sensationellen Neuerwerbungen im Liebieghaus zählt der

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Marsyas-Sarkophag „Alberici“ aus der spätantoninischen Zeit des ausgehenden zweiten nachchristlichen Jahrhunderts. Das Werk wurde anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Liebieghauses vom Städelschen Museums-Verein mithilfe der Kulturstiftung der Länder und der Stadt Frankfurt aus Mitteln der Stiftung Kober erworben. Eine weitere wichtige Neuerwerbung stellt die portugiesische Kreuzigungsgruppe aus Terrakotta aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dar. Im Städel Museum konnten durch die Unterstützung der Mitglieder des Städelkomitees 21. Jahrhundert zentrale Werke für den Sammlungsbereich der Gegenwartskunst erworben werden. Dazu zählen unter anderem Werke von Gerhard Hoehme, Victor Vasarely, Amelie von Wulffen und John M Armleder. Durch die Adolf und Luisa Haeuser-Stiftung konnte ein bedeutendes Gemälde von Josef Albers für das Städel gesichert werden. Darüber hinaus gelangten Werke von Ernst Wilhelm Nay oder Raimund Girke als großzügige Schenkungen in die Sammlung. Auch die Graphische Sammlung des Städel konnte ihren Bestand um wichtige Werke erweitern: Neu hinzugekommen sind unter anderem Arbeiten von Karl SchmidtRottluff, Henri Michaux, Antony Gormley, John Baldessari, Max Ernst, Sol LeWitt, Jackson Pollock und Frank Stella. Aber nicht nur Präsentation, Vermittlung und Erweiterung der Sammlungsbestände zeugen von einer aktiven Museumsarbeit im Städel Museum und in der Liebieghaus Skulpturensammlung. Auch die kunsthistorische Forschung wurde in beiden Museen kontinuierlich vorangetrieben. Durch den neuen zweibändigen Bestandskatalog der „Flämischen Gemälde im Städel Museum 1550–1800“ wurde die Reihe der international viel beachteten Bestandskataloge des Städel ergänzt. Das Kolloquium im Rahmen der Ausstellung „Der Meister von Flémalle und Rogier van der Weyden“ im Städel und das dreitägige Kolloquium „SkulpturenOrte“ im Liebieghaus boten einmal mehr lebendige Foren des wissenschaftlichen Austauschs. Das umfassendste Projekt des Städel Museums, zu dessen rasch voranschreitender Entwicklung alle Abteilungen des Hauses beitragen, war und ist die Errichtung des Erweiterungsbaus für die Präsentation von Gegenwartskunst. Das große Spatenstichfest am 6. September, zu dem über 5.000 Besucher kamen, gab nicht nur den Startschuss für die Bauarbeiten, es war auch der Auftakt einer großen, breit angelegten Spendenkampagne. Unter dem Motto „Frankfurt baut das neue Städel. Bauen Sie mit!“ haben 2009 zahlreiche Aktionen zugunsten der Städel-Erweiterung stattgefunden, welche die Finanzierung des Projekts unterstützen und die Idee des neuen Städel in die Region tragen. Die vielen Unterstützer sind ein Beweis dafür, dass es bei dem Erweiterungsprojekt um mehr geht als lediglich einen Museumsanbau. Es gilt in einer großen, gemeinsamen Anstrengung, eine einmalige Chance wahrzunehmen, einen neuen Sammlungsschwerpunkt aufzubauen, die damit verbundene Bildungs- und Vermittlungsarbeit auszubauen und das Museum – vor knapp 200 Jahren von einem Bürger, Johann Friedrich Städel, als Bürgerstiftung gegründet und seitdem zu einem hochbedeutenden, international renommierten Museum gewachsen – für die Zukunft zu mobilisieren. Die Realisierung dieses großen Projekts steht uns noch bevor und wird mit allen Kräften vorangetrieben. Wir haben im Jahr 2009 viel, sehr viel erreicht. Umso mehr möchte ich mich bei allen bedanken, die uns durch ihre Unterstützung und ihr Vertrauen in unsere Arbeit maßgeblich dabei geholfen haben. Max Hollein Direktor

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Schenkungen und Erwerbungen

Die Sammlung des Städel Museums konnte 2009 um wichtige Werke ergänzt werden. Durch die Unterstützung der Mitglieder des Städelkomitees 21. Jahrhundert wurden zentrale Werke für den Sammlungsbereich Gegenwartskunst erworben. So Hermann Glöckners Collage „Streifen in Rot und Weiß auf Schwarz“ von 1933, Gerhard Hoehmes hervorragendes Werk „Zimbal“ aus dem Jahr 1966, Victor Vasarelys eindruckvolles Gemälde „Fugue“ von 1958–1960 und Amelie von Wulffens 11-teilige Arbeit aus der Serie der Stadtcollagen von 1999. Einen besonderen Gewinn für die Sammlung bedeutet John M Armleders „Furniture Sculpture“ von 1986. Ebenfalls mit Mitteln des Städelkomitees 21. Jahrhundert wurden Werke des deutschen Malers, Graphikers und Objektkünstlers Herbert Aulich sowie des Konzeptkünstlers Michael Riedel erworben. Zusätzlich erwarb der Städelsche Museums-Verein Volker Böhringers „Ländliche Idylle“ von 1935 sowie mit Unterstützung der Ernst Max von Grunelius-Stiftung und der Marguerite von Grunelius-Stiftung „Die Einkleidung des hl. Augustinus durch den hl. Ambrosius“ eines umbrischen Meisters aus der Zeit um 1500. Durch die Adolf und Luisa Haeuser-Stiftung konnte Josef Albers’ Gemälde „Study for Homage to the Square: High Autumn“ von 1957 für das Städel gesichert werden. Ebenso wurden zwei Arbeiten von Walter Dahn durch großzügige private Unterstützung für das Museum erworben. Des Weiteren kaufte das Städel Museum Kenneth Nolands Gemälde „Ranging“ aus dem Jahr 1969 an. Darüber hinaus wurde die Sammlung durch großzügige Schenkungen von Künstlern oder Sammlern bereichert. So gelangte beispielsweise Ernst Wilhelm Nays Gemälde „Sinus“ aus dem Jahr 1966 als Schenkung in die Sammlung. Es ergänzt die bereits im Städel befindlichen Werke Nays um ein hervorragendes

Portugiesische Kreuzigungsgruppe, zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts

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Marsyas-Sarkophag „Alberici“, ausgehendes 2. Jahrhundert n. Chr.

Spätwerk. Des Weiteren gelangten drei Werke des deutschen Malers Raimund Girke, ein Werk des französischen Meisters der abstrakten Kunst Martin Barré, eine Arbeit von Raoul De Keyser sowie eine weitere von Herbert Aulich als Schenkung in die Sammlung. Auch die Graphische Sammlung des Städel Museums konnte ihren Bestand um wichtige Werke erweitern: Neu hinzugekommen sind ein Aquarell von Karl Schmidt-Rottluff, eine Tuschmalerei von Henri Michaux, eine Zeichnung von Antony Gormley sowie Werke von Georg Karl Pfahler, Ann Reder, Christiane Schlosser und Jan Schmid. Die Sammlung der Druckgraphiken wurde um Werke von John Baldessari, Max Ernst, Philipp Hennevogl, Ulrich Hübner, Sol LeWitt, Matthäus Merian, Alfred Partikel, Jackson Pollock, Michael Riedel, Raphael Sadeler I, Hans Schabus, Adolf Ferdinand Schinnerer, Jan Schmidt, Frank Stella, Sebastiano Vaiani, Hans Wechtlin und Hieronimus Wierix ergänzt. Mit dem Marsyas-Sarkophag „Alberici“ konnte 2009 ein besonders wichtiger Ankauf für die Antikensammlung des Liebieghauses getätigt werden. Der rund zwei Meter lange marmorne Sarkophag aus der spätantoninischen Zeit des ausgehenden 2. Jahrhunderts n. Chr. gehört zu den bedeutendsten und künstlerisch einfallsreichsten römischen Sarkophagen. Das Werk wurde anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Liebieghaus Skulpturensammlung vom Städelschen Museums-Verein mithilfe der Kulturstiftung der Länder und der Stadt Frankfurt aus Mitteln der Stiftung Kober erworben. Eine Neuerwerbung im Bereich der Kleinplastik stellt die portugiesische Kreuzigungsgruppe aus Terrakotta aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dar, die vor allem durch ihre farbige Fassung besticht. Ermöglicht wurde der Ankauf durch die Förderstiftung Liebieghaus, die vor knapp zehn Jahren von der Frankfurter Mäzenin Charlotte Krämer ins Leben gerufen wurde.

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Walter Dahn, The attack of the bats in Max Ernst’s birthplace, 1984/85, Schwarz-WeißFotografie, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e. V., erworben mit Unterstützung der Galerie Herbert MeyerEllinger Raimund Girke, Ohne Titel, 1960, Mischtechnik auf Nessel, Schenkung von Karin Girke Raimund Girke, Ruhe, 1969, Eitempera auf Leinwand, Schenkung von Karin Girke Raimund Girke, Weißraum, 1963, Kunstharz auf Leinwand, Schenkung von Karin Girke

Josef Albers, Study for Homage to the Square: High Autumn, 1957

Gemälde und Werke in anderen Techniken Josef Albers, Study for Homage to the Square: High Autumn, 1957, Öl auf Hartfaserplatte (Masonit), Eigentum der Adolf und Luisa Haeuser-Stiftung für Kunst und Kulturpflege, erworben aus Mitteln der Adolf und Luisa HaeuserStiftung John M Armleder, Ohne Titel (Furniture Sculpture), 1986, zwei Kommoden, Acryl und Emaille auf Leinwand, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e. V., erworben aus Mitteln des Städelkomitees 21. Jahrhundert Herbert Aulich, 1/62, 1962, Collage auf Pappe auf Holzrahmen geleimt, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e. V., Schenkung von Dr. Gisela Merkle Herbert Aulich, Blau zu Unbunt im unregelmäßigen Achteck, 1965, Öl auf Hartfaserplatte auf Holzrahmen, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e. V., erworben aus Mitteln des Städelkomitees 21. Jahrhundert

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Herbert Aulich, Relief – Flächenspannung II, 1969, Pappe und Holzfaserplatten, Eigentum des Städelschen MuseumsVereins e. V., erworben aus Mitteln des Städelkomitees 21. Jahrhundert Martin Barré, 76-77-B, 1976/77, Acryl auf Hartfaserplatte, Schenkung von Nathalie Obadia Volker Böhringer, Ländliche Idylle, Öl auf Leinwand, 1935, Erwerb und Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e. V. Francesco Clemente, Tandoori Satori #15, 2004, Tempera und Öl auf Leinen, Eigentum des Städel Museums, Schenkung des Künstlers Walter Dahn, Ohne Titel, 1984/89, Schwarz-Weiß-Fotografie, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e. V., erworben mit Unterstützung von Christoph Vowinckel

Hermann Glöckner, Gefaltete Streifen in Rot und Weiß auf Schwarz, 1933, Collage, Japanpapier, Lack, Pappe, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e. V., erworben aus Mitteln des Städelkomitees 21. Jahrhundert Gerhard Hoehme, Zimbal, 1966, Holzkasten plastikbeschichtet und bronziert, Acrylglas, Nägel, Nylonschnüre, Acryl, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e. V., erworben aus Mitteln des Städelkomitees 21. Jahrhundert Raoul De Keyser, Duet, 2007, Acryl auf Leinwand, Schenkung des Künstlers Ernst Wilhelm Nay, Sinus, 1966, Öl auf Leinwand, Schenkung aus Privatbesitz Kenneth Noland, Ranging, 1969, Acryl auf Leinwand auf Holz, erworben vom Städel Museum Michael Riedel, Ohne Titel, Leinwand, 2008, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e. V., erworben aus Mitteln des Städelkomitees 21. Jahrhundert Michael Riedel, Vier Vorschläge zur Veränderung von Modern (32), 2009, Digitaldruck, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e. V., erworben aus Mitteln des Städelkomitees 21. Jahrhundert

John M Armleder, Ohne Titel (Furniture Sculpture), 1986

Victor Vasarely, Fugue, 1958/60

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Jan Schmidt, Ohne Titel, 2009, Tusche auf Bütten, erworben aus Mitteln der Ludwig-Pfungst-Museums-Stiftung Karl Schmidt-Rottluff, Landschaft mit Booten, o. J., Aquarell, Tusche auf Velin, Stiftung in memoriam Ernst A. Teves

Druckgraphiken

John Baldessari, Accordionist (with Crowd), 1994

Zeichnungen Antony Gormley, Cap, 1994, Pigment, Kasein auf Velin, Erwerb und Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e. V. Henri Michaux, Peinture à l’encre de Chine/ Tuschmalerei, 1960, Chinatusche, erworben aus Mitteln der Dagmar-Westberg-Stiftung Umbrischer Meister um 1500 (PeruginoSchule), Die Einkleidung des hl. Augustinus durch den hl. Ambrosius, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e. V., erworben mit Unterstützung der Ernst Max von Grunelius-Stiftung und der Marguerite von Grunelius-Stiftung Victor Vasarely, Fugue, 1958/60, Öl auf Malpappe, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e. V., erworben aus Mitteln des Städelkomitees 21. Jahrhundert Amelie von Wulffen, O. T. (Stadtcollagen, I–XI) (11 Arbeiten), 1998/99/2000, Öl auf Foto auf Papier, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e. V., erworben aus Mitteln des Städelkomitees 21. Jahrhundert

Georg Karl Pfahler, Gouache-Formativ, 1961, Gouache auf weiß grundiertem, chamois Velinkarton, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e. V., Schenkung von Dr. Rainer Mündnich Ann Reder, Fjell, 1998, Collage, Bleistift auf Karton, erworben aus Mitteln der LudwigPfungst-Museums-Stiftung Ann Reder, Ohne Titel, 2007, Collage, Bleistift auf Karton, erworben aus Mitteln der Ludwig-Pfungst-Museums-Stiftung Christiane Schlosser, ermessen, 2007, Bleistift auf Karton, erworben aus Mitteln der Ludwig-Pfungst-Museums-Stiftung Christiane Schlosser, Löcher, 2002, Aquarell auf Karton, Schenkung der Künstlerin Christiane Schlosser, Ohne Titel, 2000, Aquarell auf Karton, erworben aus Mitteln der Ludwig-Pfungst-Museums-Stiftung

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John Baldessari, Accordionist (with Crowd), 1994, Farblithographie und Siebdruck auf Arches, hrsg. von Gemini G. E. L., Los Angeles, erworben aus Mitteln der Heinz und Gisela Friederichs Stiftung Max Ernst, La femme 100 têtes. Avis au lecteur par André Breton, 1929, Collageroman mit 147 Autotypien nach Collagen, Normalausgabe auf „vélin teinté“, Editions du Carrefour, Paris, Erwerb und Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e. V. Philipp Hennevogl, Gerüst, 2008, Linolschnitt auf handgeschöpftem Japan, Eigentum des Städelschen MuseumsVereins e. V., erworben aus Mitteln des Städelkomitees 21. Jahrhundert Philipp Hennevogl, Friedhof, 2007, Linolschnitt auf handgeschöpftem Japan, Eigentum des Städelschen MuseumsVereins e. V., erworben aus Mitteln des Städelkomitees 21. Jahrhundert Ulrich Hübner, Kanal mit Brücke, o. J., Lithographie, Schenkung von Dr. Andreas Eitz Sol LeWitt, Distorted Cubes (A–E), 2001, Folge von fünf Linolschnitten, hrsg. von Pace Editions, Inc., New York, erworben aus Mitteln der Heinz und Gisela Friederichs Stiftung Matthäus Merian, Reiterschlacht (Sieg gegen Ariovist) nach Antonio Tempesta (1555–1630), aus: Taten des C. Julius Caesar, um 1616, Radierung, Schenkung von Volker Fischer

Henri Michaux, Peinture à l’encre de Chine/Tuschmalerei, 1960

Alfred Partikel, Heuernte, o. J., Kaltnadel, Schenkung von Dr. Andreas Eitz Jackson Pollock, Untitled, ca. 1943, Siebdruck in Schwarz, erworben aus Mitteln der Heinz und Gisela Friederichs Stiftung Jackson Pollock, Untitled, ca. 1950–1951, Siebdruck in Gelb auf rotem Papier, Verso: Untitled, ca. 1943 (1950–1951), Siebdruck in Schwarz auf rotem Papier, erworben aus Mitteln der Heinz und Gisela Friederichs Stiftung Michael S. Riedel, Four proposals for the change of MODERN in the logo of “The Modern Institute”, 2008, Offsetdruck, vier Postkarten, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e. V., erworben aus Mitteln des Städelkomitees 21. Jahrhundert Raphael Sadeler I, Geburt Christi im Stall, nach Jodocus van Winghe, Kupferstich, Schenkung von Volker Fischer

Hans Schabus, Waldstück, 2009, Siebdruck, Expl. 7/20, Edition gdm (galerie de multiple), Paris, erworben aus Mitteln der Ludwig-Pfungst-MuseumsStiftung

Hieronymus Wierix, Der auferstandene Christus mit Maria und dem hl. Johannes, vor 1619, Kupferstich, Schenkung von Volker Fischer

Adolf Ferdinand Schinnerer, Landschaft, 1908, Radierung, Schenkung von Dr. Andreas Eitz

Skulpturen

Jan Schmidt, Ohne Titel, 2009, Kaltnadel auf Velin, Expl. 3/5, erworben aus Mitteln der Ludwig-Pfungst-Museums-Stiftung Frank Stella, Shards III, 1982, Lithographie, Siebdruck auf Arches Cover, hrsg. von Petersburg Press, New York, erworben aus Mitteln der Heinz und Gisela Friederichs Stiftung Sebastiano Vaiani, Christus im Grabe, 1625–1630, Radierung, Schenkung von Volker Fischer Hans Wechtlin, Der Tod der Maria, 1508, Holzschnitt, Schenkung von Volker Fischer

Marsyas-Sarkophag „Alberici“, ausgehendes 2. Jahrhundert n. Chr., Eigentum des Städelschen MuseumsVereins e. V., erworben vom Städelschen Museums-Verein mithilfe der Kulturstiftung der Länder, der Hessischen Kulturstiftung und der Stadt Frankfurt aus Mitteln der Stiftung Kober Portugiesische Kreuzigungsgruppe, zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts, Terrakotta, erworben mithilfe der Förderstiftung Liebieghaus Griechisch-hellenistische Tonfigur, 3–2. Jh. v. Chr., Figur einer stehenden Bacchantin mit ursprünglicher Farbigkeit, Erwerb und Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e. V.

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Die Erweiterung des Städel Museums

Spatenstich am 6. September

Seit seiner Gründung 1815 hat das Städel Museum seinen Bestand durch eine aktive Erwerbungspolitik stetig erweitert. Insgesamt umfasst die Sammlung derzeit rund 2.800 Gemälde, 600 Skulpturen und über 100.000 Zeichnungen und Druckgraphiken. Mit seinem reichen Bestand präsentiert das Städel einen Überblick über 700 Jahre europäischer Kunstgeschichte – vom frühen 14. Jahrhundert über die Renaissance, den Barock und die klassische Moderne bis in die Gegenwart. Durch die Überlassung von 600 Werken aus der Sammlung Deutsche Bank und die Übergabe von 200 Fotografien aus der DZ BANK Sammlung im Jahr 2008 sowie durch eine konsequente Ankaufspolitik gewann der Bereich der Kunst nach 1945 in den vergangenen Jahren an Bedeutung. Die kontinuierliche Ausweitung der Sammlung ließ das Museum bereits in der Vergangenheit immer wieder an räumliche Grenzen stoßen; zahlreiche Erweiterungen, Renovierungen und Modernisierungen prägen die Geschichte des Hauses. Der 1878 nach Plänen von Oskar Sommer fertiggestellte Museumsneubau am südlichen Mainufer wurde bereits Anfang des 20. Jahrhunderts um einen Flügel zum Garten hin erweitert, 1990 entstand ein weiterer Anbau zur Holbeinstraße nach Plänen des Architekten Gustav Peichl. In diese Geschichte fügt sich nun der Erweiterungsbau des Frankfurter Architekturbüros schneider+schumacher ein, der im Februar 2008 als Siegerprojekt aus einem geladenen Wettbewerb hervorging und 3.000 Quadratmeter zusätzliche Ausstellungsfläche für die Präsentation der Kunst nach 1945 schaffen wird.

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Steffen Seibert mit Michael Endres und Max Hollein (v. l.) beim Spatenstichfest

Die Architektur Im Sommer 2009 hatte das Architekturbüro schneider+schumacher seine Planungen für den Erweiterungsbau im Wesentlichen abgeschlossen. Das Gebäude wird, wie im Wettbewerbsentwurf vorgesehen, über eine zentrale Achse vom Haupteingang auf der Mainseite erschlossen. Durch das Öffnen der beiden Bogenfelder rechts und links der Treppe im Hauptfoyer gelangt der Besucher auf das Niveau des Alten Foyers. Von hier aus führt eine Treppe in die unter dem Garten gelegenen Hallen des Erweiterungsbaus. Der Innenraum der Gartenhallen wird durch seine elegant geschwungene und leicht wirkende Decke charakterisiert, die ihn frei überspannt. Kreisrunde Oberlichter mit einem Durchmesser von 1,5–2,5 Metern werden dem neuen Museumsanbau eine offene Atmosphäre verleihen. In diesen lichten, großzügigen Gartenhallen wird der Sammlungsbereich der Kunst nach 1945 sein neues Zuhause finden. Von außen wird die begrünte und begehbare kuppelartige Aufwölbung den Garten neu definieren und ein architektonisches Markenzeichen schaffen. Im Zuge der Bauarbeiten anlässlich der Erweiterung des Städel Museums, welche die Erschließung und Anbindung über den Main- und Gartenflügel beinhalten, werden zeitgleich seit Langem vorhandene Mängel in den beiden Flügeln beseitigt. Das gesamte Haus wird barrierefrei erschlossen, zusätzliche Fluchttreppen und -wege werden eingerichtet und umfangreiche Brandschutzmaßnahmen getroffen.

Großes Spatenstichfest und Baufortschritt Zum Auftakt des Baubeginns des neuen Museumsgebäudes fand am 6. September 2009 ein großes Spatenstichfest statt. Der Tag begann mit einem Festakt mit Reden von Oberbürgermeisterin Petra Roth und Nikolaus Schweickart, dem Vorsitzenden der Städel-Administration. Blitzinterviews von Steffen Seibert mit Max Hollein, Michael Schumacher, Till Schneider und vielen anderen, Konzerte des Blechbläserquintetts der Jungen Deutschen Philharmonie sowie zahlreiche Führungen und Workshops für alle Altersklassen boten ein vielseitiges Programm. Gemäß der Kampagnenidee „Frankfurt baut das neue Städel“ waren nicht nur alle

Innenansicht (Animation)

Außenansicht (Animation)

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Aushub der Baugrube

Frankfurter Bürgerinnen und Bürger, sondern alle Kunstinteressierten herzlich zum Mitfeiern willkommen. Insgesamt folgten über 5.000 Besucher der Einladung. Als erste erforderliche Maßnahme zur Realisierung des Erweiterungsbaus haben unmittelbar nach dem Spatenstichfest Erd- und Verbauarbeiten am Westflügel stattgefunden. Im Gartenabschnitt entlang des Ausstellungshauses wurden Bohrpfähle in den Boden eingebracht. Diese sperren seitliches Grundwasser ab und dienen zur Absicherung der bestehenden Gebäude. Im November begannen die vorbereitenden Maßnahmen für den Aushub der Baugrube auf der gesamten Fläche des hinteren Städel-Gartens. Zunächst wurde die Baustelle mit den erforderlichen Containern eingerichtet und der Bauzaun entlang der Dürerstraße aufgestellt. Im Anschluss wurde der Boden für die Baugrube schichtweise abgetragen. Nach der Abtragung des Oberbodens wurde die Grube zunächst bis zu einer Tiefe von ca. zwei Metern ausgehoben. Parallel zum Erdaushub wurden bis Ende des Jahres rund um das Baufeld ca. 300 Bohrpfähle erstellt. Bereits Ende des Jahres konnte mit der Rückverankerung der Bohrpfähle im Bereich der Dürerstraße und des Gartenflügels begonnen werden.

Wesentliche Schritte bei der Finanzierung Die Finanzierung des Erweiterungsbaus – die Kosten für den Bau betragen rund 30 Millionen Euro, für die Sanierung des Altbaus sind weitere zehn Millionen Euro veranschlagt – konnte 2009 maßgeblich vorangetrieben werden. Zur Anschubfinanzierung durch die Gemeinnützige Hertie-Stiftung in Höhe von sieben Millionen Euro sowie durch das Bankhaus B. Metzler seel. Sohn & Co. und die Familie Metzler in Höhe von drei Millionen Euro ist 2009 eine Reihe weiterer wichtiger Förderungen hinzugekommen. Die Stiftung Polytechnische Gesellschaft unterstützte den geplanten Erweiterungsbau 2009 mit einem Betrag von 250.000 Euro und stellte darüber hinaus in Aussicht, diese Förderung auch in den folgenden drei Jahren fortzusetzen. Die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft stellte dem Städel einen Betrag von 500.000 Euro zur Verfügung.

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Einbringung der Bohrpfähle

Stiefelträger (v. l. n. r.): Kinder vor dem Städel, Eintracht Frankfurt, Oberbürgermeisterin Petra Roth, Administration des Städel, Architekten Till Schneider und Michael Schumacher

Die Beteiligung der Fazit-Stiftung Gemeinnützige Verlagsgesellschaft mbH am Erweiterungsbau mit einer Summe von 250.000 Euro bezeugt deren großes Engagement für die Region. Darüber hinaus engagiert sich der Städelsche Museums-Verein tatkräftig für das neue Städel. Zusagen zur Finanzierung des Erweiterungsprojekts kamen auch von der öffentlichen Hand. Die Stadt Frankfurt hat in ihrem Haushalt fünf Millionen Euro für den Erweiterungsbau sowie weitere acht Millionen Euro für die Sanierung des Altbaus vorgesehen. Aus den Mitteln des Hessischen Sonderinvestitionsprogramms kommen weitere fünf Millionen Euro. Im Juni 2009 verlautbarte die Stadt Eschborn, sich mit zwei Millionen Euro an der Finanzierung zu beteiligen. Weitere zwei Millionen Euro wurden für das Jahr 2010 eingestellt. Damit ist Eschborn die erste Kommune aus der Region, die ein deutliches Zeichen für die Städel-Erweiterung gesetzt hat. Bis zum Spatenstich im September 2009 waren durch Spenden und Förderungen bereits rund 80 Prozent der Bausumme für den Erweiterungsbau und die Sanierung des Altbaus gesichert.

Die Spendenkampagne für die Erweiterung Die fehlenden 20 Prozent der Bausumme sollen durch weitere Großspenden von Unternehmen, Stiftungen und Privatpersonen, öffentliche Mittel sowie eine breit angelegte Spendenkampagne finanziert werden. Gemeinsam mit der Werbeagentur Ogilvy & Mather Frankfurt, die das Projekt pro bono betreut, hat das Städel eine Kampagne entwickelt, die zwei Ziele verfolgt: Interesse und Begeisterung für das Erweiterungsprojekt zu wecken und mithilfe vieler Groß- und Kleinspenden mit einer angestrebten Summe von fünf Millionen Euro zur Gesamtfinanzierung beizutragen. Unter dem Leitmotiv „Frankfurt baut das neue Städel. Bauen Sie mit!“ wurden unterschiedlichste Maßnahmen geplant, die zum Mitmachen anspornen und Spenden generieren sollen. Zahlreiche Partner aus Wirtschaft, Gesellschaft,

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Spatenstichfest

Medien, Sport und Kultur haben sich bereit erklärt, Projekte zugunsten der Städel-Erweiterung auf den Weg zu bringen: Frankfurt baut, backt, buddelt, spielt, kauft, tanzt, trainiert, strickt, trinkt, fährt, läuft und malt das neue Städel. Viele Kooperationen konnten im Jahr 2009 bereits initiiert und umgesetzt werden. Die Bäckerei & Konditorei Mayer verkaufte das Städel-Brot, die Gerbermühle sowie die Hotels Roomers, Bristol und „the pure“ bieten seit Herbst den StädelDrink zugunsten der Erweiterung an, Magazine und Zeitungen schalteten kostenlose Anzeigen mit Spendenaufrufen, die Taxi-Vereinigung Frankfurt am Main e. V. stellte Werbeflächen auf Fahrzeugen zur Verfügung, die Lotterie-Treuhandgesellschaft mbH Hessen bestückte 1.200 Filialen mit Spendenaufrufen für das neue Städel, und die Frankfurter Binding Brauerei AG bewarb das neue Städel auf ihren Bierdeckeln, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Initiative des benachbarten Gymnasiums „Die Schillerschule malt das neue Städel“ zeigte eindrucksvoll, wie jeder einzelne Schüler zum Stifter werden und – auch ohne große finanzielle Ressourcen – einen Beitrag für die Gesellschaft leisten kann. Im Rahmen des Projekts „1.000 Bilder für das neue Städel“ fertigten die Schüler eigene Kunstwerke, um sie anschließend im Verwandten- und Freundeskreis zu verkaufen und zu versteigern. Zum Auftakt der Aktion besuchten alle 1.200 Schiller-Schüler das Städel, um sich über das Erweiterungsprojekt zu informieren und von der Sammlung inspirieren zu lassen. Auch Eintracht Frankfurt unterstützt die Spendenkampagne zur Erweiterung des Städel Museums. Für ein außergewöhnliches Mannschaftsfoto ließen sich die Spieler in den gelben Benefiz-Stiefeln ablichten, und das Heimspiel von Eintracht Frankfurt gegen Borussia Mönchengladbach in der Commerzbank-Arena stand im Zeichen der Städel-Erweiterung. Große Unterstützung für die Erweiterung kommt auch aus der Bürgerschaft. Nur wenige Tage nach dem Start der Spendenkampagne fand die erste Charity-Veranstaltung unter dem Motto „Der Taunus golft das neue Städel“ statt. „Bad Homburg baut das neue Städel“ oder „Königstein musiziert das neue Städel“ lauteten die Slogans weiterer privater Initiativen, bei denen Privatleute Gäste eingeladen und zum Spenden aufgerufen haben. Zahlreiche Unterstützer haben ihre Geburtstagsfeiern der Städel-Erweiterung gewidmet und auf diese Weise Spenden für die Erweiterung gesammelt. Viele private Spenden erreichen das Städel von Bürgerinnen und Bürgern der Stadt und der Region wie aus ganz Deutschland. Neben privaten Spenden kamen dem Städel im Zuge der Kampagne weitere Firmenund Vereinsspenden zugute. Mit einer Spende von 200.000 Euro unterstützen Dr. Jochen und Brigitte Hückmann und die Gesellschafter der Merz-Gruppe den Städel-Erweiterungsbau. Die Vereinigung japanischer Unternehmen in Frankfurt e. V. unterstützt das Städel Museum bei der Realisierung des geplanten Erweiterungsbaus mit einer Spende von 30.000 Euro. Der Verein fördert damit erstmals eine Kulturinstitution.

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Schillerschüler im Städel

Mit der im September 2009 gestarteten Kampagne konnten bis Anfang 2010 bereits über 700.000 Euro für die Realisierung des Erweiterungsbaus gesammelt werden. Der gelbe Gummistiefel ist das markante Erkennungszeichen der Spendenkampagne. Mit dem Kauf des Benefiz-Stiefels, der von der Heinrich Deichmann-Schuhe GmbH & Co. KG produziert wurde und dessen Kaufpreis von 19,90 Euro zur Gänze dem Städel zukommt, leisten Unterstützer nicht nur einen finanziellen Beitrag, sondern können als Stiefelträger auch ein sichtbares Zeichen für ihr Engagement setzen. Viele Prominente gingen mit gutem Beispiel voran.

Kommunikations- und Spendenplattform www.das-neue-staedel.de Das Städel-Blog www.das-neue-staedel.de begleitet seit dem 21. August 2009 die Errichtung des Erweiterungsbaus. Das Museum berichtet unter anderem über den Baufortschritt, die Architektur des Erweiterungsbaus, über Veranstaltungen und Aktionen und stellt Kunstwerke im neuen Städel vor. Die Leser erhalten spannende Einblicke hinter die Kulissen und können sich mit Kommentaren oder durch ihre Teilnahme an Aktionen selbst in das Geschehen einbringen. Außerdem entstehen zum Erweiterungsbau während der gesamten Bauzeit unterschiedliche Filme. So werden unter anderem Werke der Kunst nach 1945 in Kurzvideos – oftmals durch den Künstler selbst – vorgestellt, Veranstaltungen werden dokumentiert, und am Erweiterungsbau beteiligte Personen kommen zu Wort. Darüber hinaus fungiert das Blog als zentrale Plattform für die Spendenkampagne. Förderer haben die Möglichkeit, per Überweisung, Bankeinzug oder Kreditkarten zu spenden. Das Blog zur Erweiterung des Städel Museums wird von der Aventis Foundation unterstützt.

Golfturnier des Diskussionskreises Taunus e. V.

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100 Jahre Liebieghaus Skulpturensammlung und Neupräsentationen

Das Jubiläum Die Liebieghaus Skulpturensammlung feierte 2009 ihr 100-jähriges Bestehen. Der böhmische Textilfabrikant Heinrich Baron von Liebieg hatte der Stadt Frankfurt seine 1896 nach Plänen des Münchner Architekten Leonhard Romeis erbaute Villa am Schaumainkai 71 unter der Bedingung, hier „auf ewige Zeiten ein öffentliches Kunstmuseum“ einzurichten, zu einem Vorzugspreis vermacht. Im Jahr 1909 wurde die um einen Galerietrakt erweiterte Villa des Barons Liebieg als städtisches Skulpturenmuseum nur zwei Jahre nach Gründung 1907 unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit eröffnet. Da das Museum nur begrenzt auf ältere Sammlungen zurückgreifen konnte, wurde der Denkmälerbestand des Museums, das ausschließlich der Plastik vorbehalten war, innerhalb kurzer Zeit durch Ankäufe erweitert. Heute gehört das Liebieghaus mit über 3.000 Werken aus fünf Jahrtausenden international zu den wichtigsten Skulpturenmuseen. Es vereinigt in seiner Sammlung Werke sowohl der ägyptischen, griechischen und römischen Antike als auch Skulpturen des Mittelalters, Werke der Renaissance, des Manierismus, des Barock, des Rokoko, des Klassizismus und Ostasiens.

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Antikensammlung

Die Feierlichkeiten rund um das 100-jährige Bestehen der Liebieghaus Skulpturensammlung wurden mit einem Festwochenende am 25. und 26. April 2009 eingeleitet. Im Rahmen dessen wurden die Neuaufstellung des Sammlungsbereichs Antike, in den auch Werke des Klassizismus integriert sind, sowie das neu geschaffene Schaudepot erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Einen weiteren Höhepunkt des Jubiläumsjahres bildete die Eröffnung der Ausstellung „Jean-Antoine Houdon: Die sinnliche Skulptur“ im Herbst, die sich dem Werk des französischen Aufklärers widmete.

Die Neupräsentation der Antikensammlung Die Antikensammlung des Liebieghauses umfasst eine exquisite Auswahl ägyptischer, griechischer und römischer Skulptur. In der Neuaufstellung wird der ursprüngliche Zusammenhang von Skulptur und Aufstellungsort wiederhergestellt. So dominiert eine doppelte Scheintür die Raummitte der neuen Ägyptensammlung. Durch die axiale Ausrichtung der Skulpturen – darunter die berühmten Reliefs des Pharao Sahure und die Grabstatue des Anch-Userkaf – wird den ursprünglichen Konzepten ägyptischer Grabbauten entsprochen. Ein der griechischen Kunst gewidmeter Raum hebt die berühmte Frankfurter Musengruppe hervor und inszeniert einen kleinen antiken Grabbezirk, der einen authentischen Eindruck der Grabkomplexe vor den Toren Athens vermittelt. Im großen Saal der römischen Skulptur wird die kostbare römische Wiederholung der berühmten myronischen Athena ins Zentrum gestellt und eine römische Forumanlage nachempfunden. Einen Höhepunkt des Rundgangs stellt die einzigartige Marmorstatue des antretenden Diskobols dar. In den intimeren Räumen der Sammlung begegnen die Besucher einer Reihe römischer Porträts.

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Antikensammlung, Diskuswerfer des klassischen Bildhauers Naukydes, 5. Jahrhundert v. Chr.

Im Rahmen der Neuaufstellung der Antike wurden auch Werke des Klassizismus in die Präsentation integriert. So soll deutlich gemacht werden, wie sehr der Klassizismus durch die Antike geprägt ist und wie sehr wiederum die heutige Wahrnehmung der Antike durch den Klassizismus geformt wurde. Werke der Bildhauer Bertel Thorvaldsen oder Johann Heinrich Dannecker im Liebieghaus legen davon Zeugnis ab. Durch die neue Beleuchtungstechnik – bestehend aus einem computergesteuerten Deckenlicht und einer großen Anzahl innovativer LED-Strahler – bieten sich die Skulpturen der Antike und des Klassizismus in neuem Licht dar. Die Plastizität der Marmorskulptur erfährt durch die mediterrane Farbigkeit der Wände eine Steigerung.

Die Eröffnung des Schaudepots Eine weitere Neuerung der Sammlungspräsentation betraf die Einrichtung des Schaudepots im Untergeschoss. Da die Neupräsentation der gesamten Sammlung eine Reduzierung der Zahl der ausgestellten Objekte zugunsten einer optimierten Präsentation bedingte, wurde ein für die Besucher zugängliches Schaudepot im Untergeschoss eingerichtet. Darüber hinaus werden hier Werke in unterschiedlichsten Formaten und Materialien aus allen Sammlungsbereichen ausgestellt, die bislang nur selten oder lange Zeit gar nicht zu sehen waren. Die Objekte sind primär nach Größen, Materialien und konservatorischen Aspekten geordnet. Die sich daraus ergebenden Objektzusammenstellungen schaffen überraschende Beziehungen und ungewohnte Vergleichsmöglichkeiten. Mit dem Schaudepot, das durch das besondere Engagement der Stadt Frankfurt realisiert werden konnte, ermöglicht das Liebieghaus nicht nur einen neuen und spannenden Einblick in die normalerweise verborgenen Bestände seiner Magazine. Es bedeutet außerdem eine wichtige Bereicherung und Ergänzung der Schausammlung und zugleich die konzeptuelle Abrundung und Vervollständigung des neuen Liebieghauses.

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Ägyptische Sammlung

Mit der Neugestaltung der Antikensammlung präsentieren sich nun alle Sammlungssäle – Ägypten, Griechenland, Rom/Klassizismus, Mittelalter, Renaissance bis Rokoko, Asien – sowie die Studioli im Dachgeschoss und das Schaudepot im Erdgeschoss mit einem neuem Farb- und Lichtkonzept sowie einem einheitlichen Leitsystem. Damit hat die 2007 begonnene Neugestaltung des Liebieghauses, die von den Berliner Architekten Kuehn Malvezzi in Zusammenarbeit mit den Sammlungsleitern realisiert wurde, ihren Abschluss gefunden. Schaudepot

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Ausstellungen 2009

Städel Museum Reconsidered. Luc Tuymans’ Werkauswahl aus der Städelsammlung 10. Oktober 2008 bis 22. März 2009, Kuppelsaal Kuratorin: Dr. Eva Mongi-Vollmer (Städel Museum) Der belgische Maler Luc Tuymans, einer der bedeutendsten und gefragtesten Maler der Gegenwart, trat 2007 als Nachfolger von William Kentridge die Max-Beckmann-Stiftungsprofessur an der Städelschule an. Im Juni 2007 hielt er zum Auftakt seiner Lehrtätigkeit drei öffentliche Vorträge im Städel Museum, in denen er über seine Erfahrung mit dem Kunstbetrieb sprach. Durchaus skeptisch beurteilte Tuymans die Rolle der Kunstkritik, der Kultursubventionen sowie der Einflussnahme von Kuratoren. Luc Tuymans beschloss – wie bereits William Kentridge vor ihm – die Professur mit einer eigens für das Städel Museum entwickelten Ausstellung. Während seiner Aufenthalte in Frankfurt nahm er die Gelegenheit wahr, die Sammlungsbestände und vor allem die Depotbestände des Museums eingehend zu besichtigen. Aus dem Gesamtbestand wählte der Künstler eine Reihe von 15 Bildnissen aus fünf Jahrhunderten aus, die er im Rahmen der Ausstellung „Reconsidered“ – durch ein eigenes Triptychon mit dem Titel „Eyes“ aus dem Jahr 2001 ergänzt – im Kuppelsaal vorstellte und schriftlich kommentierte. In den Galerieräumen nahm Tuymans zur Kunst des 19. Jahrhunderts eine weitere Intervention vor und stellte Fernand Khnopffs Bild „Der Jagdaufseher“ sein Gemälde „Against the Day“ gegenüber, das damit im Städel erstmals öffentlich präsentiert wurde.

„… neues Phänomen: der Künstler als Ausstellungsmacher …“ Badische Neueste Nachrichten, Christian Huther, 14. Oktober 2008

Fokus auf Auguste Rodin: Faun/Le vieil arbre/Le vieil chêne, um 1885, Inv. Nr. SGP 6 10. Oktober 2008 bis 22. März 2009, Kabinett zum Main Kuratorin: Dr. Eva Mongi-Vollmer (Städel Museum) Gefördert durch die Schering Stiftung Zwei Jahre vor dem Ersten Weltkrieg erwarb das Städel Museum von dem Pariser Kunsthändler Eugène Druet Auguste Rodins knapp 40 cm hohe bronzene Figurengruppe „Faun“ aus der Zeit um 1885. Druet war damals nicht nur der wichtigste Händler für die Arbeiten Rodins, sondern auch sein bedeutendster Fotograf. Die Figurengruppe „Faun“ setzt sich aus einem phantastischen pferdefüßigen männlichen Wesen und einer dieses geradezu bedrängenden weiblichen Figur zusammen. Beide sind dem kleinteiligen Programm des ab 1880 entwickelten Höllentors – dem ursprünglich zweiflügeligen Bronzeportal zum Pariser Musée des Arts décoratifs – entnommen. Rodin wandelte das Figurenprogramm der Höllenpforte immer wieder ab, arrangierte neu und konnte durch die Mehrdeutigkeit jede Figur isoliert und verändert in einem anderen Kontext wieder verwenden.

„… erotisch aufgeheizte Miniskulptur …“ Bild Frankfurt, Josef Becker, 10. Oktober 2008

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Konstellationen IV

Die Ausstellung untersuchte sowohl das Thema der Figurengruppe – die wilden Waldwesen in entfesseltem erotischem Zueinander – als auch den Einsatz der Assemblage sowie die Erwerbs- und Publikationsgeschichte dieses nach wie vor eigenwilligen und irritierenden Werks.

Konstellationen IV. Material/Form/Mensch/Stadt 10. Oktober 2008 bis 1. März 2009; Ausstellungshaus, OG Kuratoren: Dr. Martin Engler, Dr. Jutta Schütt (Städel Museum) „Konstellationen IV“ präsentierte die Sammlungen des Städel Museums nach 1945 in einer ungewohnten Lesart. Unabhängig von Epochengrenzen und kunsthistorischen Kategorisierungen wurden die Werke in vier Räumen unter vier Begriffen geordnet: Material, Form, Mensch und Stadt. Das führte auf den ersten Blick Gegensätzliches zusammen und beleuchtete Bekanntes in neuen Zusammenhängen. Die vier Themen waren bewusst offen gewählt, ohne Anspruch auf grundlegende oder allgemeine Gültigkeit. Sie boten dem Betrachter eine modellhafte Lesart, die ihm an Beispielen vorführte, wie auch im Everything Goes der Gegenwartskunst Erklärungsmuster und Deutungen möglich sind. In diese pointierte Neupräsentation der Malerei des späten 20. Jahrhunderts integriert waren gleich mehrere Sammlungsneuzugänge: Während die Gemälde von Thomas Bayrle sowie die Arbeit von Hanne Darboven durch den Städelschen MuseumsVerein erworben werden konnten, verdanken sich die beiden Porträts von Eugen Schönebeck einer großzügigen Dauerleihgabe aus Privatbesitz. Ergänzt wurden sie durch eine Schenkung wichtiger Schönebeck-Zeichnungen. Erstmals wurde eine „Konstellationen“-Schau und damit die Sammlung der Kunst nach 1945 durch Werke aus den Beständen der DZ BANK Sammlung im Städel Museum abgerundet, um die beiden Sammlungsteile sinnstiftend miteinander zu verschränken.

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Das heilige Köln – Kölner Malerei im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit. Das Hessische Landesmuseum Darmstadt zu Gast im Städel 5. November 2008 bis 28. Juni 2009; Galerie, Saal 4 Kuratoren: Prof. Dr. Jochen Sander (Städel Museum), Dr. Theo Jülich (Hessisches Museum Darmstadt) Mit der Präsentation „Das heilige Köln – Kölner Malerei im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit“ haben das Städel Museum und das Hessische Landesmuseum Darmstadt ihre im Februar 2007 begonnene Kooperation fortgeführt und zum vierten Mal eine Gegenüberstellung erstrangiger Werke beider Häuser ermöglicht. Der konzeptuelle Fokus der Sammlungspräsentation richtete sich auf das künstlerische Schaffen von etwa fünf Malergenerationen mit bedeutenden Werken der Kölner Hauptmeister Stefan Lochner und Barthel Bruyn d. Ä., welche die bildkünstlerische Vielfalt im „heiligen Köln“ des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit veranschaulichen. Zwischen der Pflicht, kölnische Maltradition zu bewahren, und der Neigung, neue Darstellungsinteressen auszuprägen, stärkten sie die Stadt Köln als Kunstzentrum ersten Ranges und beförderten auf einzigartige Weise die Entwicklung zu einem neuzeitlichen Bildverständnis.

„Es ist die vierte Schau einer Reihe, in der erstrangige Werke beider Häuser miteinander konfrontiert werden – ein Ergebnis der ‚Gastfreundschaft‘ …“ Darmstädter Echo, Anette Krämer-Alig, 6. November 2008

Der Meister von Flémalle und Rogier van der Weyden 21. November 2008 bis 1. März 2009; Ausstellungshaus, EG Kurator: Prof. Dr. Jochen Sander (Städel Museum) Die Ausstellung stand unter der gemeinsamen Schirmherrschaft von Seiner Majestät Albert II., König der Belgier, und Bundespräsident Horst Köhler. Eine Ausstellung des Städel Museums, Frankfurt, und der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin Gefördert durch die Deutsche Bank AG Weitere Station: Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin, 20. März bis 21. Juni 2009 Der Meister von Flémalle (häufig mit dem in Tournai tätigen Künstler Robert Campin gleichgesetzt) und Rogier van der Weyden (der nachweislich zwischen 1427 und 1432 in der Campin-Werkstatt tätig war) sind neben den Brüdern van Eyck für die Entstehung und frühe Entwicklung der niederländischen Malerei von zentraler Bedeutung. Sie stehen für die Entdeckung der sichtbaren Welt, die dank einer raffinierten neuen Maltechnik, der Ölmalerei, in bis dahin ungesehener detailrealistischer Manier geschildert wird. Auch wenn der Meister von Flémalle und Rogier van der Weyden zu den bedeutendsten und innovativsten europäischen Künstlern des 15. Jahrhunderts zählen, auch wenn ihre detailreich opulenten und erzählenden Gemälde zu den schönsten und populärsten Werken der Kunst an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit gehören, hat es bisher doch noch keine monografische Ausstellung gegeben, die sich diesen beiden Malern und ihrem

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Der Meister von Flémalle und Rogier van der Weyden

Werk gewidmet hätte. Dabei ist gerade die Abgrenzung der jeweiligen Werkkomplexe bis heute umstritten. Allein vier monumentale Buchmonografien, die zu teilweise drastisch divergierenden Antworten kommen, sind in den letzten Jahren zu den beiden Künstlern erschienen. In dieser Situation bot die vom Städel Museum gemeinsam mit der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin organisierte Ausstellung erstmals die große Chance, in dieser kontroversen Frage auf der Basis des direkten Vergleichs zu überzeugenden Antworten zu gelangen.

„Eine einzigartige Ausstellung im Frankfurter Städel zeigt das Wunder der altniederländischen Malerei.“ Die Zeit, Petra Kipphoff, 11. Dezember 2008

„So gab es das noch nie leibhaftig zu sehen, so wird es auch nie wieder zusammenkommen.“ Südwest Presse, Christoph Müller, 16. Dezember 2008

„Dem Meister von Flémalle und Rogier van der Weyden ist in Frankfurt eine spektakuläre Schau gewidmet.“ Nürnberger Nachrichten, Veit-Mario Thiede, 8. Dezember 2008

„In der großen Niederländer-Ausstellung … hat eines der größten Kapitel der abendländischen Malerei einen triumphalen Auftritt.“ Neue Zürcher Zeitung, Felix Thürlemann, 14./15. Februar 2009 „Spannende Recherchen über die niederländische Malerei in einer prächtigen Schau des Frankfurter Städel.“ General-Anzeiger, Christian Huther, 24. Dezember 2008

„48 Tafeln aus aller Welt zeigen in einem einzigartigen Überblick die Geburtsstunde der Ölmalerei.“ Neue Zürcher Zeitung am Sonntag, Gerhard Mack, 21. Dezember 2008

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Michael Riedel. Vier Vorschläge zur Veränderung 6. bis 8. März 2009; Ausstellungshaus, EG Kuratorin: Dr. Eva Mongi-Vollmer (Städel Museum) Gefördert durch die 1822-Stiftung der Frankfurter Sparkasse Auf Einladung des Städel Museums führte der Künstler Michael Riedel (geb. 1972) ein Parallelprojekt zur Ausstellung „Der Meister von Flémalle und Rogier van der Weyden“ (21. November 2008 bis 1. März 2009) durch. Im Zentrum seines Interesses standen dabei weniger die Kunstwerke selbst als vielmehr die Weiterverarbeitung des Bildmaterials der Ausstellungsstücke. Speziell die Vermittlungsmedien – Plakat, Flyer, Postkarten, Katalog der Ausstellung – wurden von Riedel benutzt, um jeweils vier Variationen der einzelnen Druckerzeugnisse herzustellen. Um die Vorlagen zu vervielfältigen, separierte er die vier beim Farbdruck üblichen Vorgänge (Cyan, Magenta, Yellow und Key = Schwarz). Das heißt, der in Cyan gedruckte Katalog oder Flyer enthält nur die Cyan enthaltenden Elemente, usw. Somit ergaben sich vier unterschiedliche, auch im Layout verschiedene Druckprodukte, die sich vom ursprünglichen sinngemäßen Zusammenhang entfernen, dabei jedoch eine eigene Bildsprache formulieren. Die Präsentation der veränderten Begleitmedien fand parallel zur Ausstellung „Der Meister von Flémalle und Rogier van der Weyden“ statt, indem an den für die jeweiligen Druckerzeugnisse vorgesehenen Orten (Plakatwänden in der Stadt, Katalogregal, Flyer- und Postkartenständern im Museum) unkommentiert einfarbige Versionen auftauchten. Nach Ablauf der Ausstellung nutzte Michael Riedel die leeren Räume bzw. deren Ausstellungsarchitektur, um darin seine „Vier Vorschläge zur Veränderung“ zu präsentieren.

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Michelangelo. Zeichnungen und Zuschreibungen 6. März bis 7. Juni 2009, Graphische Sammlung Kurator: Dr. Martin Sonnabend (Städel Museum) Gefördert durch die Hannelore Krempa Stiftung Die Ausstellung „Michelangelo. Zeichnungen und Zuschreibungen“ beschäftigte sich an dem besonders umstrittenen Beispiel von Michelangelo Buonarroti (1475–1564) mit der Frage der Zuschreibung von Altmeisterzeichnungen. Michelangelo hat neben seinen weltberühmten Skulpturen, Fresken und Bauwerken eine große Anzahl von Zeichnungen geschaffen, die zu seinen Lebzeiten sehr bewundert wurden. Da er sie nie signierte und viele kurz vor seinem Tod verbrannte, ist heute bei vielen erhaltenen Blättern nicht einfach zu bestimmen, ob sie tatsächlich eigenhändig sind oder ob es sich um Kopien oder Nachahmungen anderer Künstler handelt. Anlass für die Ausstellung bildete eine Zeichnung in der Graphischen Sammlung des Städel Museums, deren Zuschreibung an Michelangelo in der Vergangenheit kontrovers diskutiert wurde. Zuletzt wurde sie von einigen Experten erneut Michelangelo zugeschrieben. Anhand ausgewählter Beispiele – darunter kostbare Leihgaben aus den Sammlungen des British Museum, London, der Royal Collection, Windsor, und der Casa Buonarroti, Florenz – bot die Ausstellung verschiedene Möglichkeiten des unmittelbaren visuellen Vergleichs, um den Besuchern Gelegenheit zu einer eigenen Auseinandersetzung mit dieser Frage vor originalen Werken zu geben.

„Nach bewährter Städel-Art bietet diese Ausstellung abermals mehrere Ebenen, kann neue kunsthistorische Erkenntnisse vermitteln oder aber die schiere Freude an einzigartigen Zeichnungen der italienischen Renaissance …“ Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Konstanze Crüwell, 8. März 2009

„… hochkarätige, sorgfältige wissenschaftliche Arbeit.“ Frankfurter Neue Presse, Gabriele Nicol, 6. März 2009 „Echt große Kunst.“ Frankfurter Rundschau, Judith von Sternburg, 6. März 2009 „… didaktisch vorbildliche und ästhetisch ansprechende Präsentation.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frank Zöllner, 7. März 2009

„Die Michelangelo-Ausstellung des Städel bietet mehr als eindrucksvolle Zeichnungen …“ Schwäbische Zeitung, Reinhold Mann, 23. April 2009

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Caravaggio in Holland. Musik und Genre bei Caravaggio und den Utrechter Caravaggisten 1. April bis 26. Juli 2009; Ausstellungshaus, OG Kurator: Prof. Dr. Jochen Sander (Städel Museum) Gefördert durch die Stiftung Flughafen Frankfurt/Main für die Region Das Städel Museum hat 2008 ein bedeutendes Gemälde des Utrechter Malers Dirck van Baburen aus dem Jahr 1622 erworben, das einen jungen Sänger zeigt, der in virtuoser Weise eine Probe seiner Kunst gibt. Dieses Meisterwerk der Beobachtung wie der Inszenierung steht im Kontext einer ganzen Reihe von eng verwandten Musikantendarstellungen, die alle in den 1620er-Jahren in Utrecht entstanden. In diesem Zeitraum war die holländische Stadt geradezu ein künstlerisches Laboratorium, in dem die Maler mit der neuartigen Bilderfindung experimentierten und im Wettstreit miteinander immer wieder neue Lösungen entwickelten. Die drei Großen unter ihnen, Hendrick Terbrugghen, Gerard van Honthorst und Dirck van Baburen, hatten zuvor jeweils fast ein ganzes Jahrzehnt in Rom verbracht, wo sie die Kunst Caravaggios studierten und bald auch mit eigenen Bilderfindungen im Stile des Vorbilds reüssierten. Die Ausstellung versammelte zum ersten Mal eine umfangreiche und hochkarätige Auswahl von Musikanten- und Bordellbildern dieser sogenannten Utrechter Caravaggisten. Den Werken der Utrechter wurden Gemälde Caravaggios gegenübergestellt, mit denen sich die Maler auseinandersetzten. Caravaggios berühmter „Lautenspieler“, die Inkunabel des barocken Musikantenbildes, stand dabei im Mittelpunkt. Museen aus ganz Europa und den USA unterstützten dieses über 40 Werke umfassende Projekt mit wichtigen Leihgaben. Zu den Leihgebern zählten u. a. das Kunsthistorische Museum in Wien, die Alte Pinakothek in München, das Rijksmuseum in Amsterdam, das Centraal Museum in Utrecht und das Museum of Fine Arts in Boston.

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„Was Caravaggio mit Holland zu tun hat, erzählt das Städel in einer grandiosen Ausstellung.“ Fuldaer Zeitung, Anke Zimmer, 2. April 2009

„… eine prickelnd pralle Schau.“ Bild Frankfurt, Josef Becker, 1. April 2009 „Sie [die Ausstellung] wird von einem üppig illustrierten Katalog begleitet, der vorzügliche musikgeschichtliche Beiträge enthält.“ Süddeutsche Zeitung, Willibald Sauerländer, 15. Juni 2009 „Die Ausstellung bietet nicht nur höchsten Genuss, sondern legt daneben dar, wie enorm der Einfluss des Italieners Caravaggio auf seine Utrechter Nacheiferer … war.“ Frankfurter Neue Presse, Sylvia Menzdorf, 30. März 2009 „… [die Ausstellung leuchtet] ein kurzes Kapitel grosser europäischer Malerei aus.“ Neue Zürcher Zeitung, Gabriele Hoffmann, 7. Juli 2009

Fokus auf Andrea Mantegna: Der Evangelist Markus, um 1450, Inv. Nr. 1046 9. April bis 6. September 2009, Kabinett zum Main Kurator: Gabriel Dette (Städel Museum) Gefördert durch die Schering Stiftung Die mittlerweile siebte Ausstellung der Reihe „Fokus auf“ rückte mit dem um 1450 entstandenen Gemälde „Der Evangelist Markus“ von Andrea Mantegna (1431–1506) eines der frühesten bekannten Werke dieses für die Kunst der Frührenaissance in Oberitalien zentralen Künstlers in das Zentrum der Betrachtung und warf dabei Schlaglichter auf die vielfältigen Fragestellungen, die mit dem Werk verbunden sind. Neben Aspekten wie der Ikonographie, der Zuschreibung, der Maltechnik und der Datierung zählten hierzu vor allem Fragen nach den möglichen Vorbildern, deren sich der junge Mantegna für seinen „Evangelisten Markus“ bediente. Zudem geht das heutige Erscheinungsbild auf eine nachträgliche und tiefgreifende konzeptuelle Veränderung zurück, die anhand der gemäldetechnologischen Befunde von Röntgenbild und Infrarotreflektographie nachvollziehbar gemacht werden konnte. Mit der Frage nach der ursprünglichen Komposition ergab sich zugleich diejenige nach dem möglichen Kontext, für den die Leinwand in der ersten Konzeption gedacht gewesen sein könnte.

„Die kleine, aber intensive Schau … wirft Licht auf einen der wichtigsten Maler der Frührenaissance.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung, Michael Hierholzer, 15. April 2009

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Dierk Schmidts „SIEV-X – Zu einem Fall von verschärfter Flüchtlingspolitik“ oder Géricault und die Frage der Konstruktion von Geschichte 9. April bis 6. September 2009, Kuppelsaal Kurator: Dr. Martin Engler (Städel Museum) Dierk Schmidts 2001 bis 2003 entstandener 19-teiliger Bildzyklus „SIEV-X – Zu einem Fall von verschärfter Flüchtlingspolitik“ ist Historienbild, politisches Statement und Reflexion über die Möglichkeiten der Malerei in unserer Gegenwart in einem. Die im Städel präsentierten Arbeiten des 1965 in Unna geborenen und in Berlin lebenden Künstlers verbinden einen skandalösen Fall von unterlassener Hilfeleistung und desaströser Flüchtlingspolitik Australiens im Jahr 2001 mit einem der Hauptwerke der europäischen Historienmalerei: Théodore Géricaults „Floß der Medusa“ von 1819. Schmidts Malerei ist das Ergebnis eines komplexen investigativen Prozesses. Sie zeigt, wie der Schiff bruch der französischen Fregatte „Medusa“ und der willentlich in Kauf genommene Tod Aberhunderter Boat People

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vor der Küste Australiens einander strukturell wie ästhetisch auf frappierende Weise ähneln. Einen weiteren Bezugspunkt bildet Eugène Delacroix’ Gemälde „Die Freiheit auf den Barrikaden“. Der Bildzyklus von Dierk Schmidt ist ein Neuzugang in der Sammlung des Städel Museums und wurde aus Mitteln des Städelkomitees 21. Jahrhundert erworben.

Edvard Munch. Druckgraphik im Städel Museum 3. Juli bis 18. Oktober 2009, Graphische Sammlung Kuratorin: Dr. Jutta Schütt (Städel Museum) Die Graphische Sammlung im Städel Museum verwahrt über 80 Druckgraphiken des Norwegers Edvard Munch (1863–1944), darunter Geschenke des Künstlers und viele Erwerbungen, die bereits zu dessen Lebzeiten erfolgten. Die Ausstellung „Edvard Munch. Druckgraphik im Städel Museum“ präsentierte diesen stattlichen

„… ein ausnehmend schöner Einblick in einen künstlerischen Sonderweg.“ Allgemeine Zeitung Mainz, Jens Frederiksen, 11. Juli 2009 „Im Frankfurter Städel beeindrucken Edvard Munchs druckgraphische Arbeiten …“ Main Echo, Jürgen Overhoff, 4. August 2009 „Ein Ereignis …“ Rhein-Zeitung, Benjamin Gries, 4. Juli 2009 „Der Parcours im Städel ist auch ein Lehrgang, der Einblick gibt in unterschiedliche Drucktechniken und ihre Darstellungsmöglichkeiten.“ Frankfurter Neue Presse, Dierk Wolters, 3. Juli 2009

Edvard Munch. Druckgraphik im Städel Museum

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Bestand. Sie würdigte die herausragende Aussagekraft der Druckgraphik Edvard Munchs und veranschaulichte deren wegweisende Bedeutung für die Kunst des 20. Jahrhunderts. Wie in seiner Malerei brachte Munch ab 1894 auch in der Druckgraphik vor allem psychische Zustände und innere Vorgänge zum Ausdruck. Mit szenischen Schilderungen ebenso wie mit symbolischen Seelenlandschaften schuf er Blätter, die Stimmungen und Lebenserfahrungen wie Liebe, Eifersucht, Angst, Krankheit, Einsamkeit oder Trauer thematisieren. Aber auch das Bildnis nimmt in der Druckgraphik Munchs einen hohen Stellenwert ein. So hielt Munch Freunde aus der Bohème wie Henrik Ibsen, Stéphane Mallarmé oder August Strindberg in psychologisch tiefgründigen Porträts fest. Kontextualisiert wurde Munchs Werk in der Ausstellung am Beispiel ausgewählter Positionen von Künstlern wie Beckmann, Gauguin, Heckel, Klinger, Redon oder Toulouse-Lautrec aus der Sammlung des Städel Museums. Eigens für die Ausstellung wurde unter http:// munch.staedelmuseum.de eine Microsite mit ausführlichen Informationen zu den verschiedenen Drucktechniken, zu Leben und Werk des norwegischen Künstlers und zum Sammlungsbestand von Edvard Munch im Städel zur Verfügung gestellt.

Konstellationen V 6. September 2009 bis 7. März 2010, Galerie Kurator: Martin Engler (Städel Museum) Im Rahmen der Ausstellungsreihe „Konstellationen“ wurden in vier Galerieräumen des Städel Museums ausgewählte Werke aus dem Sammlungsbereich der Kunst nach 1945 in pointierte Beziehungen zueinander gesetzt. Die umfängliche, annähernd 40 Werke umfassende Hängung setzte gezielt auf unterschiedliche Präsentationsformen, um den vielfältigen und facettenreichen Sammlungsbestand aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten. Die in Jahrzehnten gewachsene Sammlung mit Werken von Pablo Picasso, Francis Bacon oder Alberto Giacometti verband sich dabei auf höchstem Niveau mit rezenten Ankäufen, Schenkungen und Dauerleihgaben von Victor Vasarely, Josef Albers, Gerhard Hoehme und anderen, die erst in den letzten Monaten ihren Weg ins Städel gefunden haben.

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Konstellationen V

„Das Haus ist in der Lage, wesentliche Entwicklungslinien der Kunst des 20. Jahrhunderts nachzuzeichnen, mit exemplarischen Werken Stilrichtungen und Positionen zu verdeutlichen.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung, Michael Hierholzer, 18. September 2009

„Das Frankfurter Städel demonstriert mit seiner fünften ‚Konstellationen‘-Schau grandios, wie Bestandslücken geschlossen wurden.“ Osnabrücker Zeitung, Christian Huther, 5. Januar 2010

Mord im Mittelalter. Der gewaltsame Tod des Grafen Dietrich von Wernigerode. Das Hessische Landesmuseum Darmstadt zu Gast im Städel 18. September 2009 bis 7. März 2010; Galerie, Mittelaltersaal Kuratoren: Prof. Dr. Jochen Sander (Städel Museum), Dr. Theo Jülich (Hessisches Museum Darmstadt) Die mittlerweile fünfte Präsentation im Rahmen der Kooperation zwischen dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt und dem Städel Museum nahm den zu Beginn des 15. Jahrhunderts entstandenen Wernigeröder Altar, ein Werk der niedersächsischen Tafelmalerei, in den Blick. Im Zentrum des Werks steht der am 22. Juli 1386 gemeuchelte Graf Dietrich von Wernigerode. Sein Schicksal lässt ein legendenumwobenes Stück Familiengeschichte des Wernigeröder Grafenhauses lebendig werden. Wurde Dietrich von seinen adligen Standesgenossen für einen angeblich begangenen Landfriedensbruch gerichtet, oder fiel er einem hinterhältigen Mordkomplott zum Opfer? Das Altarretabel trägt den Charakter eines 600-jährigen Beweisstücks und bietet ausreichend Stoff für einen mittelalterlichen Kriminalfall. Mit seinem ungewöhnlichen Bildprogramm gibt der Wernigeröder Altar eine eindeutige Antwort aus Sicht der Wernigeröder Grafen, die das Altarbild Jahrzehnte nach der Bluttat zum Gedenken an Dietrich stifteten.

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Sandro Botticelli, Weibliches Idealbildnis (Bildnis der Simonetta Vespucci als Nymphe) , um 1480–1490

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Botticelli 13. November 2009 bis 28. Februar 2010; Ausstellungshaus, EG und OG Kurator: Dr. Andreas Schumacher (Städel Museum) Gefördert durch die Commerzbank-Stiftung Mit zusätzlicher Unterstützung von Alnatura Produktions- und Handels GmbH, HA Hessen Agentur GmbH, Tourismus+Congress GmbH Frankfurt am Main, Deutsche Bahn AG, Weleda AG, Filiale Parfümerie Douglas Zeil, Frankfurt am Main, Italienische Zentrale für Tourismus ENIT, Italienisches Kulturinstitut Frankfurt am Main, ikarus design kaufhaus und JWT Frankfurt Im November 2009 eröffnete das Städel Museum die erste monografische Ausstellung zu Sandro Botticelli (1444/45–1510) im deutschsprachigen Raum. Ausgehend von seinem monumentalen „Weiblichen Idealbildnis“, einem der Hauptwerke der Sammlung des Städel Museums, zeigte die Ausstellung rund 500 Jahre nach Botticellis Todestag (17. Mai 1510) zahlreiche Werke aus allen Schaffensphasen des großen Meisters der italienischen Renaissance. Eingangs führten Porträts sowie allegorische Bildnisse vor Augen, wie differenziert der Maler diese hoch entwickelte Gattung zu nutzen und durch neue Impulse zu bereichern verstand. Im Mittelpunkt des zweiten Teils standen Botticellis berühmte mythologische Darstellungen weiblicher Gottheiten und Tugendheldinnen, während sich das dritte Kapitel der Ausstellung schließlich dem reichen Bestand seiner religiösen Malerei widmete. Insgesamt präsentierte die Ausstellung mit über 40 Werken Botticellis und seiner Werkstatt eine umfassende Auswahl seines weltweit erhaltenen Werks. Weitere 40 Arbeiten, darunter Werke von Zeitgenossen wie Andrea del Verrocchio, Filippino Lippi oder Antonio del Pollaiuolo, stellten Botticellis kostbare Schöpfungen in den historischen Kontext ihrer Entstehung. Die Ausstellung wurde durch herausragende Leihgaben der bedeutendsten Gemäldesammlungen Europas und der USA unterstützt. Zu den Leihgebern zählten unter anderem die Uffizien in Florenz, der Pariser Louvre, die National Gallery London, die Gemäldegalerien in Berlin und Dresden sowie das Metropolitan Museum in New York und die National Gallery of Art in Washington.

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„Eine vergleichbare Botticelli-Ausstellung hat es noch nie gegeben. Man geht hindurch voller Freude. Entzückt und beglückt.“ Frankfurter Rundschau, Arno Widmann, 13. November 2009 „Himmelsgeschenk …“ Die Welt, Uwe Wittstock, 13. November 2009 „Das Städel erweist sich wieder einmal als bedeutendster Kunstausstellungsort im Rhein-Main-Gebiet.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung, Michael Hierholzer, 13. November 2009

„… großartige Schau im Frankfurter Städel Museum.“ Hannoversche Allgemeine Zeitung, Johanna di Blasi, 14./15. November 2009 „Das sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen.“ Bild Frankfurt, Josef Becker, 16. November 2009 „Mit Botticelli stießen die Verantwortlichen in eine neue Dimension vor“, Frankfurter Rundschau, Matthias Arning, 1. März 2010 „Botticelli entzückt Museumsvolk.“ Frankfurter Neue Presse, Dierk Wolters, 13. November 2009 „… es gehört zu den Verdiensten der wissenschaftlich wie didaktisch hochkonzentrierten Frankfurter Schau (zusammengestellt von Andreas Schumacher), an die nicht weniger idealschönen Marien Botticellis zu erinnern.“ Süddeutsche Zeitung, Kia Vahland, 14./15. November 2009

„… eine ebenso hinreißende wie lehrreiche Ausstellung.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung, Eduard Beaucamp, 16. November 2009 „… a magnificent, once-in-a-lifetime exhibition.“ The Times, London, Rachel Campbell-Johnston, 28. November 2009 „The curators of that institution are to be congratulated for bravely presenting an artist whose works can seldom travel, whose linear style can be an acquired taste and whose intellectual context is often too recondite to be popular.“ Burlington Magazine, Scott Nethersole, Februar 2010

„Eine Ausstellung, wie es sie noch nie gegeben hat.“ Tages-Anzeiger, Zürich, Sascha Renner, 11. Dezember 2009 „Kunsthistorischer Coup der Sonderklasse: eine grandiose Ausstellung über den Florentiner Maler Sandro Botticelli im Frankfurter Städel Museum.“ Der Standard, Wien, Alexander Kluy, 27. November 2009 „Eine großartige Ausstellung, wunderbar inszeniert, mit seltenen Leihgaben.“ Die Presse, Wien, Almuth Spiegler, 14. November 2009

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Sandro Botticelli, Minerva und Kentaur, um 1480–1490

Sandro Botticelli, Werkstatt, Venus, um 1485–1490

Sandro Botticelli, Bildnis des Giuliano de’ Medici, 1478

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Peter Roehr. Werke aus Frankfurter Sammlungen 28. November 2009 bis 7. März 2010 Eine Ausstellung von Städel Museum und MMK – Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main Kuratoren: Dr. Martin Engler (Städel Museum), Dr. Andreas Bee (MMK – Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main/ Hochschule für Bildende Künste Braunschweig) Gefördert durch den Museumskooperationspool der Stadt Frankfurt am Main In einem Gemeinschaftsprojekt präsentierten das MMK – Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main und das Städel Museum die Ausstellung „Peter Roehr. Werke aus Frankfurter Sammlungen“. Die Ausstellung umfasste rund 100 Arbeiten aus allen Schaffensperioden und Werkgruppen des Frankfurter Künstlers (1944– 1968), dessen seriell geprägtes Werk in nur sechs Jahren entstanden ist. Aus gefundenem Alltagsmaterial schuf Roehr immer wieder neue Foto-, Text-, Typo-, Objekt-, Ton- und Filmmontagen, die das Konzept der Redundanz ausloten. Dabei verzichtete der Künstler sowohl auf eine inhaltliche Aussage als auch auf eine künstlerische Handschrift. Gezeigt wurden Arbeiten aus dem MMK, das eine umfangreiche Roehr-Sammlung besitzt, und Werke aus der Sammlung des Städel Museums, das im Rahmen der Ausstellung erstmals die zehn „Schwarzen Tafeln“ aus seinem Bestand der Öffentlichkeit präsentierte. Darüber hinaus versammelte die Ausstellung maßgebliche Arbeiten aus privaten Sammlungen. Die zusammengetragene Werkauswahl ermöglichte erstmals einen umfassenden Einblick in das Schaffen des jung verstorbenen Künstler.

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„Peter Roehr war der deutsche Andy Warhol … Jetzt feiert Frankfurt seinen verlorenen Sohn.“ Zeit Magazin, Florian Illies, 19. November 2009

„… eine großartige Schau über den vergessenen Pop-Art-Pionier.“ Süddeutsche Zeitung, Holger Liebs, 3. Februar 2010 „Was für eine Wiederentdeckung!“ Abendzeitung, Michael Grill, 2. Februar 2010

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Liebieghaus Skulpturensammlung Bunte Götter. Die Farbigkeit antiker Skulptur 8. Oktober 2008 bis 15. Februar 2009

Kurator: Prof. Dr. Vinzenz Brinkmann (Liebieghaus Skulpturensammlung) Gefördert durch Bank of America und die Škoda Auto Deutschland GmbH Mit zusätzlicher Unterstützung von Alphaform AG, Caparol Farben Lacke Bautenschutz, Fazit-Stiftung und Karstadt Frankfurt-Zeil Weitere Station: Antikensammlung im Museum Schloss Wilhelmshöhe in Kassel, 6. März bis 1. Juni 2009 Die antike Marmorskulptur war nicht weiß, sondern bunt. Davon berichten antike Schriftquellen in überwältigender Fülle. Die unumstößliche Tatsache einer farbigen antiken Skulptur wurde in der italienischen Renaissance verdrängt und im 19. Jahrhundert wieder aufgegriffen, ehe sie im 20. Jahrhundert zugunsten einer auf Klarheit ausgerichteten Ästhetik erneut in den Hintergrund geriet. Seit 25 Jahren werden von einem internationalen Forscherteam unter der Leitung von Vinzenz Brinkmann Untersuchungen durchgeführt, die eine Vielzahl von neuen Erkenntnissen erbracht haben. Die aus diesen Forschungsarbeiten hervorgegangene Ausstellung „Bunte Götter“, die in Europa und den USA mit Stationen u. a. im J. Paul Getty Museum in Los Angeles und im Arthur M. Sackler Museum der Harvard University in Cambridge mit großem Erfolg gezeigt wurde, war im

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„Frankfurts Liebieghaus zeigt nun mit ‚Bunte Götter‘ eine atemberaubend farbige Antike.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung, Dieter Bartetzko, 11. Oktober 2008

„… demonstriert die Schau sehr eindrucksvoll, dass zur Daseinsberechtigung des Museums auch die Forschung gehört.“ Gießener Anzeiger, Katinka Fischer, 9. Oktober 2008

„Sie [die Ausstellung] belegt die Bedeutung der Farbe für die antike Skulptur und führt den Besucher in die faszinierende Welt der bunten Götter.“ Parnass, Wien, November 2008 „In einer verblüffenden Ausstellung im Frankfurter Liebieghaus ist gegenwärtig zu sehen, dass antike Skulpturen nicht blütenweiß waren wie die noch erhaltenen Exemplare.“ Frankfurter Rundschau, 3. Dezember 2008

Frankfurter Liebieghaus in einer wesentlich erweiterten Form zu sehen. Sie verband etwa 70 Originale, darunter farbige Terrakotten, Marmorskulpturen und Mumienporträts, mit über 30 spektakulären Rekonstruktionen, anhand deren die „bunte Antike“ erneut auflebte. Höhepunkt der Ausstellung war die eigens dafür angefertigte, erstmals gezeigte Rekonstruktion des sogenannten „Perserreiters“ der Athener Akropolis, dessen Farbigkeit besonders gut erhalten ist.

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Jean-Antoine Houdon: Die sinnliche Skulptur 28. Oktober 2009 bis 28. Februar 2010 Kuratorin: Dr. Maraike Bückling (Liebieghaus Skulpturensammlung) Gefördert durch die Hessische Kulturstiftung und die Ernst von Siemens Kunststiftung Mit zusätzlicher Unterstützung von Stadt Frankfurt am Main, Agglomération Montpellier, La Maison du Pain und Teehaus Ronnefeldt Weitere Station: Musée Fabre, Montpellier, 16. März bis 27. Juni 2010 Die Ausstellung „Jean-Antoine Houdon: Die sinnliche Skulptur“, die anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Liebieghaus Skulpturensammlung gezeigt wurde, widmete sich dem bildhauerischen Werk von Jean-Antoine Houdon (1741–1828). Als einer der bekanntesten französischen Künstler des 18. Jahrhunderts, beispielgebender Bildhauer der Aufklärung und erfolgreichster Porträtbildhauer seiner Zeit war Houdon in Frankreich, Deutschland, Russland, Italien und den USA tätig. Er schuf Bildnisse von bürgerlichen Auftraggebern, französischen und amerikanischen Aufklärern wie Voltaire, Denis Diderot oder Benjamin Franklin, aber auch von Herrschern wie Katharina II., Ludwig XVI. und Napoleon I. Wie kein anderer zeitgenössischer Bildhauer verstand er es, die feinen Züge seiner Modelle zu erfassen und deren Charakter in unterschiedlichen Materialien zu formen. Neben Porträts entstanden ganzfigurige Statuen zu religiösen, antiken oder allegorischen Themenbereichen. Im Zentrum der Ausstellung standen Houdons 1783 geschaffene „Frileuse“, eine Personifikation des Winters, sowie die 1787 entstandene Bronzeversion des Themas, die zu den berühmtesten Skulpturen ihrer Zeit gehören und paradigmatisch den Wandel vom Barock zur Aufklärung verdeutlichen. Der zweite Teil der Ausstellung beleuchtete die Persönlichkeit Houdons unter dem Aspekt des

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vom Künstler verwendeten Materials. Mit insgesamt 40 Exponaten – davon 19 Skulpturen Houdons – ermöglichte die Ausstellung erstmals in Deutschland eine ausführliche Betrachtung seines Schaffens in der Auseinandersetzung mit wichtigen Zeitgenossen wie Jean-Baptiste Pigalle, Augustin Pajou, Jean-Jacques Caffiéri oder Jean-Baptiste II Lemoyne. Unterstützung erfuhr die Ausstellung durch Leihgaben aus international renommierten Museen wie dem Musée du Louvre in Paris, der National Gallery of Scotland in Edinburgh, dem Detroit Institute of Arts und dem Metropolitan Museum of Art in New York.

„… hoch attraktive, publikumswirksame Schauwerte.“ Die Welt, Uwe Wittstock, 22. Dezember 2009 „… spektakuläre Ausstellung.“ Die Rheinpfalz, Sigrid Feeser, 17. Dezember 2009 „Die aufregenden Skulpturen von Jean-Antoine Houdon in Frankfurt …“ Der Tagesspiegel, Michael Zajonz, 11. November 2009 „… wunderschön anzusehen.“ Prinz, Sarah Dionisius, Dezember 2009 „Die Bedeutung dieser Ausstellung bezeugt ein umfangreicher, reich illustrierter Katalog mit wissenschaftlichen Aufsätzen.“ Butzbacher Zeitung, Hans-Joachim Müller, 6. Januar 2010

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Publikationen 2009

Städel Museum „Michelangelo. Zeichnungen und Zuschreibungen“, hrsg. vom Städel Museum, Vorwort von Max Hollein, Texte von Martin Sonnabend, 174 Seiten, mit 78 farbigen Abbildungen, deutsch/englisch, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2009, ISBN 978-3-86568-272-7, 29,90 Euro „Caravaggio in Holland. Musik und Genre bei Caravaggio und den Utrechter Caravaggisten“, hrsg. von Jochen Sander, Bastian Eclercy und Gabriel Dette, Vorwort von Max Hollein, Beiträge von Marcus Dekiert, Gabriel Dette, Bastian Eclercy, Wayne Franits, Louis Peter Grijp, Nicole Hartje-Grave, Liesbeth M. Helmus, Thomas Ketelsen, Everhard Korthals Altes und Jochen Sander, 192 Seiten, mit farbigen Abbildungen, Hirmer Verlag, München 2009, ISBN 978-3-77748065-7, 34,90 Euro „Caravaggio in Holland. Musik und Genre bei Caravaggio und den Utrechter Caravaggisten“. Eine Einführung in die Ausstellung ab 12 Jahren, hrsg. vom Städel Museum, Text von Céline Mülich und Anne Sulzbach, 44 Seiten, mit farbigen Abbildungen, Städel Museum, Frankfurt am Main 2009, 7,50 Euro „Fokus auf Andrea Mantegna: Der Evangelist Markus, um 1450, Inv. Nr. 1046“, hrsg. vom Städel Museum, Text von Gabriel Dette, 20 Seiten, mit 15 Abbildungen, Städel Museum, Frankfurt am Main 2009, kostenlos „Botticelli“, hrsg. von Andreas Schumacher, Vorwort von Max Hollein, Texte von Cristina Acidini, Gabriel Dette, Bastian Eclercy, Hans Körner, Lorenza Melli, Ulrich Rehm, Volker Reinhardt, Anna Rühl und Andreas Schumacher, 371 Seiten, mit 179 farbigen Abbildungen, deutsche und englische Ausgabe, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2009, ISBN 978-3-7757-2480-7 (dt.), ISBN 978-3-7757-24801-4 (engl.), 39,90 Euro „Botticelli“. Eine Einführung in die Ausstellung ab 12 Jahren, hrsg. vom Städel Museum, Text von Anne Sulzbach, 44 Seiten, mit farbigen Abbildungen, Städel Museum, Frankfurt am Main 2009, 7,50 Euro „In Sandro Botticellis geheimnisvoller Werkstatt“, hrsg. vom Städel Museum, Text von Chantal Eschenfelder und Anne Sulzbach, 20 Seiten, mit 12 farbigen Abbildungen, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2009, ISBN 978-3-7757-2559-0, 12,90 Euro „Kunst zum Hören. Botticelli“, hrsg. vom Städel Museum, 44 Seiten, 31 farbige Abb., gebunden, mit CD, gesprochen von Veronica Ferres und Harry Kühn, Laufzeit 70 Min, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2010, ISBN 978-3-7757-2483-2, 16,80 Euro

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„Peter Roehr. Werke aus Frankfurter Sammlungen“, hrsg. von Städel Museum und MMK – Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main, Vorwort von Susanne Gaensheimer und Max Hollein, Texte von Martin Engler, Corinna Dirting, Andreas Bee, Thomas Bayrle, Burkhard Brunn, Paul Maenz und Jan Dibbets, 183 Seiten, mit farbigen Abbildungen, deutsch/englisch, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2009, ISBN 978-3-86568-522-3, 24,90 Euro „Flämische Gemälde im Städel Museum 1550–1800“, hrsg. von Max Hollein und Jochen Sander, Text von Agnes Tieze, 768 Seiten, 2 Bände, zahlreiche farbige Abbildungen, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2009, ISBN 978-3-86568-195-9, 99,90 Euro

Liebieghaus Skulpturensammlung „Jean-Antoine Houdon: Die sinnliche Skulptur“, hrsg. von Maraike Bückling und Guilhem Scherf, Vorwort von Max Hollein, Texte von Maraike Bückling, Eva Maria Breisig, Christoph Frank, Heike Höcherl, Hans Körner, Guilhem Scherf und Oliver Zeder, 300 Seiten, mit ca. 230 farbigen Abbildungen, Hirmer Verlag GmbH, München 2009, ISBN, 978-3-7774-2332-6, 34,90 Euro „Jean-Antoine Houdon: Die sinnliche Skulptur“. Eine Einführung in die Ausstellung ab 12 Jahren, hrsg. von der Liebieghaus Skulpturensammlung, Text von Céline Mülich, 32 Seiten, mit farbigen Abbildungen, Liebieghaus Skulpturensammlung, Frankfurt am Main 2009, 7,50 Euro

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Forschungs- und Bildungsprojekte

Forschungsprojekt zur Geschichte des Städel Museums in der Zeit des Nationalsozialismus Die Administration und die Direktion des Städel Museums initiierten 2008 ein Forschungsprojekt, in dessen Rahmen die Geschichte des Städelschen Kunstinstituts in der Zeit des nationalsozialistischen Regimes wissenschaftlich aufgearbeitet und publiziert werden soll. Das auf ein bis zwei Jahre anberaumte Projekt wird in Kooperation mit der 2003 gegründeten Forschungsstelle „Entartete Kunst“ (Berlin/Hamburg) unter der Leitung von Prof. Dr. Uwe Fleckner, Professor für Kunstgeschichte an der Universität Hamburg und Leiter des Warburg-Hauses, durchgeführt. Ziel des Forschungsprojektes ist es, die Geschichte des Städelschen Kunstinstituts von Anfang der 1930er-Jahre bis in die frühen 1960er-Jahre zu untersuchen. Der Schwerpunkt liegt auf den Jahren des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945. Darüber hinaus wird die Zeit nach 1945 beleuchtet, in der die Neusichtung der Sammlung erfolgte, die Verluste deklariert, einige der 1937 beschlagnahmten Werke zurückerworben und in der NS-Zeit erworbene Werke restituiert wurden. Provenienzforschung Im Dezember 1998 wurden auf der Holocaust-Konferenz in Washington elf Punkte verabschiedet. Die Museen der unterzeichnenden Staaten wurden aufgefordert, ihre Bestände bezüglich ihrer Herkunft zu überprüfen und festzustellen, ob sich darunter Kulturgegenstände befinden, die während des Nationalsozialismus unrechtmäßig enteignet wurden. 1999 bekräftigten die Bundesregierung, die Länder und die kommunalen Spitzenverbände in der Berliner Erklärung diese Forderung und ermunterten die deutschen Sammlungen und ihre Rechtsträger, die Suche nach NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut insbesondere aus jüdischem Besitz aufzunehmen und fortzusetzen. Seit 2002 wird an der Städtischen Galerie und am Städelschen Kunstinstitut das befristete Projekt Provenienzforschung zur Ermittlung der Herkunft einzelner Kunstwerke durchgeführt. Im Rahmen dieses Projekts wurde auch im Jahr 2009 von der Kunsthistorikerin Nicole Roth im Gemäldebestand des Städel Museums nach verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgütern recherchiert. Bisher wurde die Provenienz von mehr als 400 Gemälden überprüft; sechs Kunstwerke wurden restituiert. Im Rahmen seiner Provenienzforschung hat das Städel Museum außerdem auf seiner Internetseite (www.staedelmuseum.de) sowie auf der Seite der Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste in Magdeburg (www.lostart.de) eine Aufstellung von Kunstwerken allgemein zugänglich gemacht, deren Zuordnung noch nicht gesichert ist und deren Herkunft aus jüdischem Eigentum möglich erscheint. Die systematische Provenienzforschung der Bestände am Städelschen Kunstinstitut und der Städtischen Galerie wird von der Arbeitsstelle für Provenienzrecherche/-forschung beim Institut für Museumsforschung der Staatlichen Museen zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz unterstützt. Bestandskatalog „Flämische Gemälde im Städel Museum 1550–1800“ Mit der Publikation „Flämische Gemälde im Städel Museum 1550–1800“ ist 2009 ein weiterer Bestandskatalog der Sammlung des Städel Museums erschienen. Im Rahmen der wissenschaftlichen Arbeit des Museums hat Dr. Agnes Tieze die flämischen Gemälde zwischen 1550 und 1800 im Städel systematisch wissenschaft-

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lich aufgearbeitet. Auf Grundlage einer detaillierten gemäldetechnologischen und maltechnischen Untersuchung wurde dabei jedes Werk mit Blick auf seine spezifischen künstlerischen und historischen Entstehungsbedingungen diskutiert. Die Ergebnisse dieser dreijährigen Untersuchung sind nun in Form einer umfassenden zweibändigen Publikation zusammengefasst. Der von Max Hollein und Jochen Sander herausgegebene Bestandskatalog „Flämische Gemälde im Städel Museum 1550–1800“ wurde ebenso wie die wissenschaftliche Arbeit durch den Städelschen Museums-Verein finanziert. Bisher liegen im Städel unter anderem Bestandskataloge zu den deutschen Gemälden 1300–1500, zu den italienischen Gemälden 1300–1550 sowie zwei der insgesamt drei Bände zu den holländischen Gemälden 1550–1800 vor. Die vom Städel erarbeiten Bestandskataloge gelten international als vorbildhafte wissenschaftliche Publikationen zur Aufarbeitung von Sammlungsbeständen. Das Städel im Web 2.0 Aufbauend auf seiner Website www.staedelmuseum.de hat das Städel Museum zahlreiche Aktivitäten im Bereich des Social Networkings gestartet, um die Ausstellungen und Vermittlungsprogramme an neue Zielgruppen zu kommunizieren. So erreicht das Städel mittlerweile über Social-Networking-Plattformen wie Twitter, Facebook, Flickr, YouTube oder FriendFeed ein junges Publikum, das diese Dienste als tägliche Kommunikationsplattformen nutzt. Die neu eingeführten Videoformate, mit denen das Städel seine Ausstellungen und seine Sammlung vorstellt, finden nicht nur bei den Besuchern der Website großen Anklang, sondern werden auch von Onlinemedien übernommen. Dass das Städel auf dem Gebiet der neuen Medien eine führende Rolle unter den Museen einnimmt, belegen auch Einladungen an die Städel-Mitarbeiter als Referenten auf einschlägigen Medienkongressen. Die Weiterentwicklung von Videoformaten wurde durch die Aventis Foundation ermöglicht. Blick in die Werkstatt Die farbige Rekonstruktion der Phrasikleia im Liebieghaus Jeden Donnerstag, 16.00–18.00 Uhr, Antikensammlung Die archaische Grabfigur des Mädchens namens Phrasikleia aus der Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr., die sich heute im Archäologischen Nationalmuseum von Athen befindet, ist einzigartig gut erhalten. Bei der Ausgrabung 1972 zeigte sie intensive rote und gelbe Farbreste. 2008 konnten durch die Verleihung des Gottfried-Wilhelm-Leibnitz-Preises der Deutschen Forschungsgemeinschaft an Prof. Dr. Oliver Primavesi im Jahr 2007 die Untersuchungen zur Farbigkeit, die Prof. Dr. Vinzenz Brinkmann 1987 durchgeführt hatte, wieder aufgenommen werden. Seine Beobachtungen wurden durch von Harald Piening angestellte Messungen und Analysen mithilfe der UV-VIS-Absorptionsspektroskopie ergänzt. Die Auswertung ergab die Verwendung einer umfangreichen Farbpalette. Eine farbige Rekonstruktion der Figur sollte nun eine möglichst genaue Anschauung der grazilen Erscheinung des Mädchens und ihrer luxuriösen Kleidung zeigen. In der Antikensammlung des Liebieghauses wurde donnerstags von 16 bis 18 Uhr eine offene Werkstatt eingerichtet. Dr. Ulrike Koch-Brinkmann trug die originalen Farbmaterialien in der antiken Maltechnik auf, was Museumsbesuchern den Prozess der farbigen Rekonstruktion Schritt für Schritt zu verfolgen erlaubte.

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Restaurierungen

Gemälderestaurierungen Bestandspflege Die Werkstatt des Städel Museums für Gemälderestaurierung betreut einen Bestand von fast 3.000 Gemälden vom 14. Jahrhundert bis zur zeitgenössischen Malerei. Neben umfangreichen Konservierungen und Restaurierungen an einzelnen Gemälden der Sammlung werden in großem Umfang gemäldetechnologische Untersuchungen für die wissenschaftlichen Bestandskataloge des Museums durchgeführt. Ebenso gehört die Überwachung des Raumklimas in den Sammlungsräumen, Depots und Sonderausstellungen zu den Aufgaben der Gemälderestauratoren. Die je nach Programm oft sehr aufwändige konservatorische Betreuung von Sonderausstellungen wird in enger Absprache mit der Werkstattleitung von freiberuflichen Gemälderestauratorinnen und -restauratoren bewerkstelligt. Die größten Projekte, die unter Beteiligung von je rund 40 internationalen Kurieren abgewickelt wurden, waren 2009 der Abbau der Ausstellung „Der Meister von Flémalle und Rogier van der Weyden“ und der Aufbau der Ausstellung „Botticelli“. Konservierungen und Restaurierungen 2009 wurden in der Werkstatt für Gemälderestaurierung folgende Werke konserviert und restauriert: das Kreuzigungstriptychon der evangelischen St.-MatthäusKirche in Frankfurt am Main um 1540, das Gemälde „Die Weissagung der Sybille von Tibur“ des Meisters der Tiburtinischen Sibylle und der Werkstatt des Dieric Bouts aus der Zeit nach 1473, Max Beckmanns „Bildnis des Ehepaars Carl“ von 1919 und Ernst Ludwig Kirchners beidseitig bemalte Leinwand mit den Werken „Liegende Frau im weißen Hemd“ von 1909 und „Nackte Frau am Fenster“ von 1922/23. Die Arbeiten am Kirchner-Gemälde wurden im April 2010 abgeschlossen. Konservierung und Restaurierung des Kreuzigungstriptychons der evangelischen St.-Matthäus-Kirche in Frankfurt am Main Die Sammlung des Städel Museums konnte im Bereich der altniederländischen Meister durch die Dauerleihgabe eines Altars aus der St.-Matthäus-Kirche im Frankfurter Stadtteil Gallus erweitert werden. Der frühmanieristische Stifteraltar (Holland, um 1540) befindet sich seit Sommer 2008 in der Gemälderestaurierung des Städel Museums und wird nach umfassenden technologischen Untersuchungen sowie konservatorischen und restauratorischen Maßnahmen im Rahmen der Wiedereröffnung der Gemäldegalerie im Herbst 2011 erstmals präsentiert werden. Die vom Neuen Testament am Ende des Passionszyklus geschilderte Kreuzigung Christi an der Hinrichtungsstätte Golgotha diente als Vorlage für die Gestaltung der Mitteltafel aus Eichenholz. Die Außen- oder sogenannten Werktagsseiten der aufklappbaren Flügel zieren die heilige Elisabeth von Thüringen sowie Johannes der Täufer. Beide Figuren sind vornehmlich in Weiß- und Grautönen ausgeführt und stehen in Rundbogennischen aus rötlichem Marmor mit weiß-bläulicher Äderung. Oberhalb der Nischen im Randbereich der Tafel befinden sich die Hälften einer kreisrunden Aussparung. Jeweils links und rechts dieser runden Vertiefung sind die Wappen der Stifter zu sehen, der Familie Boogaard und des Stifters Johannes Hallincq. Anhand der Familienwappen konnte Robrecht Janssen kürzlich Provenienz des Altars sowie vermutliche Urheberschaft erschließen.

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Außen- bzw. Werktagsseiten

Kreuzigungstriptychon der evangelischen St.-Matthäus-Kirche in Frankfurt, Holland, um 1540

Die Farbpalette der qualitativ hochwertigen Malerei im Stil des Manierismus ist hell und intensiv, erzeugt starkes, schillerndes Licht und bevorzugt nuancenreiche und satt leuchtende Töne wie zum Beispiel kühles Hellblau, leuchtendes Rot, Violett und nahezu weißes Inkarnat. Mithilfe einer digitalen Infrarotkamera konnten Unterzeichnungen sichtbar gemacht werden, die sich unter der grauen Imprimitur befinden. In diesem Fall wurde die Unterzeichnung mit graphischen Mitteln in der Weise einer freien Handzeichnung auf die präparierte Grundierung aufgetragen. Die Wirkung der raffinierten Maltechnik wurde durch dicke, stark

Details des Kreuzigungstriptychons

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nachgedunkelte, heterogene und partiell krepierte Firnisschichten sowie durch verfärbte und unsensibel ausgeführte Retuschen in hohem Maß beeinträchtigt. Weitere Veränderungen der Malschicht und des Bildträgers sind meist unsachgemäß durchgeführten Maßnahmen in der Vergangenheit geschuldet. Neben der Entfernung des stark gegilbten Überzuges, deformierter und versprödeter Kittungen sowie verfärbter Retuschen zählt die Rekonstruktion reduzierter und gänzlich verloren gegangener Bildschichtpartien zu den Kernaufgaben der stattfindenden Restaurierung. Aufgrund des stabilen Zustands beschränkten sich die konservatorischen Maßnahmen auf partielle Festigungen der Bildschicht.

Restaurierung der Bildtafel „Die Weissagung der Sibylle von Tibur“ des Meisters der Tiburtinischen Sibylle und der Werkstatt des Dieric Bouts Thema der mittelgroßen Bildtafel ist die Vision des Kaisers Augustus und ihre Ausdeutung durch die Sibylle von Tibur: Der Legende zufolge wurde dem Kaiser göttliche Verehrung angeboten, der hierauf die tiburtinische Sibylle zu sich rief und sie befragte, ob nach ihm ein noch größerer Mensch geboren werde. Dargestellt ist der Moment, als diese zur Antwort auf die Himmelserscheinung der Muttergottes mit dem Christusknaben verweist und der Kaiser auf die Knie sinkt, um dem Kind die ihm angetragene Verehrung zu erweisen. Die Szene spielt in einem mittelalterlichen Burghof, in dem Höflinge und herbeigerufene Gelehrte, die den prächtig gekleideten Augustus in zwei Gruppen flankieren, ebenfalls Zeugen des Vorgangs werden. Ihre Gesichter tragen porträthafte Züge und konnten in der Vergangenheit mit den Auftraggebern der Tafel aus dem Kreis der Löwener Professorenschaft in Verbindung gebracht werden. Da die Malschicht der Bildtafel in vielen Bereichen partielle Abhebungen entlang des Craquelés zeigte, waren konservierende Maßnahmen dringend geboten. Darüber hinaus befand sich die Tafel auch ästhetisch in einem sehr schlechten Zustand. Nicht nur die dicken, stark verbräunten und leicht opak gewordenen Firnisschichten, sondern auch zahlreiche zum Teil großflächige verfärbte Retuschen und Übermalungen aus früherer Zeit beeinträchtigten die Wirkung des Bildes. Nach einer gründlichen Konservierung der originalen Substanz erfolgte die vorsichtige Abnahme bzw. Dünnung der Firnisse und alter Übermalungen. In manchen Gewandpartien kam die originale Malerei beinahe unversehrt zum Vorschein. In den übrigen Bereichen wurden die Fehlstellen mit einer zurückhaltenden Retusche geschlossen. Nach der Restaurierung kommen die präzise Gestaltung der Gesichter, die feine Darstellung verschiedener Gewandstoffe, Details in der Landschaft sowie die abgestimmte, kräftige Farbigkeit wieder zur Geltung.

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Meister der Tiburtinischen Sibylle und Werkstatt des Dieric Bouts, Die Weissagung der Sibylle von Tibur

UV-Aufnahme vom Zustand nach der Firnisabnahme

Details der „Weissagung der Sibylle von Tibur“ (Schadensbild)

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Graphikrestaurierungen Bestandspflege Die Graphische Sammlung des Städel Museums beherbergt rund 100.000 Handzeichnungen, Aquarelle, Pastelle und Druckgraphiken aus dem 15. bis 21. Jahrhundert. Den wertvollen Bestand der Graphischen Sammlung vor schädigenden Einflüssen der Umgebung zu schützen bleibt die Hauptaufgabe der Abteilung der Graphikrestaurierung. Schadensvorbeugende und bestandserhaltende Maßnahmen wie das Umbetten von Zeichnungen aus säurehaltigen Passepartoutkartons in hochwertige und auf Alterungsbeständigkeit geprüfte Materialien gehören ebenso zur Pflege wie die Kontrolle der klimatischen Bedingungen in Tresor, Studiensaal und Ausstellungsräumen. Außerdem wurde eine Reihe von Ausstellungen der Graphischen Sammlung vorbereitet, so zum Beispiel die Ausstellungen zum Werk von Edvard Munch und Peter Roehr. In diesem Zusammenhang wurden u. a. die Aluminiumplatten von Roehrs Hauptwerk „Schwarze Tafeln“ von 1966, das sich in der Sammlung des Städel befindet, gefestigt und stabilisiert. Einen weiteren Schwerpunkt bildeten 2009 die Planungen zum Bau der Depots für Arbeiten auf Papier und Fotografie in den neuen Gartenhallen.

Aufbewahrungssystem für Skizzenbücher Zum Bestand der Graphischen Sammlung im Städel gehören 107 Skizzenbücher aus dem 19. Jahrhundert von deutschen Künstlern wie Peter Burnitz, Ludwig Metz und Asmus Jacob Carstens. Wichtig für die wissenschaftliche Erschließung ist vor allem auch, dass die Abfolge der Zeichnungen im gehefteten Buch erhalten bleibt. Doch auch das vielfältige äußere Erscheinungsbild der Skizzenbücher ist von besonderem Reiz: Büttenpapiere unterschiedlicher Qualitäten wurden zu Kladden in Leder oder Buntpapier gebunden, mit Schlaufen versehen, in die ein Schreibwerkzeug eingesteckt wurde, und zum Teil im Buchdeckel mit Falttaschen für einzelne Zettel ausgestattet. Künstler konnten sie in einem überwiegend handlichen Format von ca. 15 x 23 cm allerorts in Papeterien erwerben. Zur Verbesserung der Aufbewahrungsbedingungen – bisher werden sie in einem Schrankregal hintereinander stehend aufbewahrt – hat die Restaurierungsabteilung der Graphischen Sammlung ein System entwickelt, das an zwei Beispielen in handwerklicher Maßarbeit ausgeführt wurde. Für die Skizzenbücher wurden Tableaus im Standardformat der Graphikkisten für Zeichnungen geschnitten. Die Tableaus haben für die Heftgröße passende Versenkungen, fassen rund vier bis sechs Skizzenbücher, verfügen über einen Schutzdeckel und werden übereinanderliegend aufbewahrt. Durch Hebebändchen werden die empfindlichen Papier- und Lederbände beim Herausnehmen mechanisch geschont. Nach diesem Muster sollten nun die weiteren 97 Skizzenbücher einen Schutzraum bekommen.

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Tableau zur Aufbewahrung von Skizzenbüchern

Edvard Munch, Mädchen auf der Brücke, 1918

Vorbereitung der Ausstellung „Edvard Munch. Druckgraphik im Städel Museum“ Für die Ausstellung „Edvard Munch. Druckgraphik im Städel Museum“ wurde der gesamte Städelsche Bestand an Munch-Graphik mit über 80 Holzschnitten, Lithographien und Radierungen restauratorisch und konservatorisch behandelt. Zum Teil lagerten die Blätter noch in den alten Passepartouts, die der Sammler Carl Hagemann in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts anfertigen ließ. Diese entsprachen nicht mehr den ästhetischen Ansprüchen, vor allem aber auch nicht den konservatorischen Anforderungen, wie zum Beispiel der Verwendung holzund säurefreier Materialien für die Montierung wertvoller graphischer Blätter. Zahlreiche Arbeiten konnten im Rahmen der Ausstellungsvorbereitung auch restauratorisch behandelt werden, alte Verklebungen und Fälze wurden von Blattrückseiten abgelöst, Risse und Fehlstellen sowie kleinere Verletzungen der Papieroberflächen wurden konsolidiert, Falten, Knicke und Wellen konnten geglättet bzw. reduziert werden.

Restaurierung der Radierung/des Kupferstichs „Die Freuden des Sommers“ von Jean Daullé nach François Boucher Für die Ausstellung „Jean-Antoine Houdon: Die sinnliche Skulptur“ im Liebieghaus waren auch zwölf Radierungen des 18. Jahrhunderts angefragt, darunter die 395 x 464 mm großen Blätter der von Jean Daullé nach François Boucher gestochenen „Jahreszeiten“-Folge. Die sogenannte Reproduktionsgraphik dieser Zeit zeichnet sich durch die besondere Qualität des Kupferstechens und Radierens aus. Allerdings sind die verwendeten Papiere aus verschiedenen Gründen besonders anfällig für die Entstehung von Stockflecken. Zum einen bevorzugten die Drucker für den Tiefdruck Papier, das sich gut an die Kupferplatte anschmiegt und die

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Druckfarbe gut aufnimmt; dieses Papier ist hochvolumig, weich und kurzfaserig und nicht oberflächengeleimt. Dazu kommt, dass die Qualität des Hadernrohstoffs für Papier sank, da wegen Verknappung des Materials auch im 18. Jahrhundert schon verstärkt Altpapier mit verwendet wurde. Die besonders von gelben Stockflecken beeinträchtigten Blätter wurden auf einem Kapillarsieb auf demineralisiertem Wasser, das zur Entsäuerung mit Kalziumkarbonat angereichert wurde, ausgewässert. Im unten abgebildeten Vergleich ist die angestrebte Reduzierung der Vergilbungen, aber auch die Aufhellung des Papiers ersichtlich.

„Die vier Jahreszeiten“ nach Boucher, untere rechte Ecke aller vier Blätter vor der Behandlung

„Die vier Jahreszeiten“ nach Boucher, das Blatt „Été“ unten rechts behandelt

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Daniel Mauch und Werkstatt, Geburt Mariens, um 1515

Skulpturenrestaurierungen Bestandspflege Das Liebieghaus besitzt über 3.000 Werke aus unterschiedlichsten Materialien, aus anorganischen wie Stein, Metall oder Ton oder organischen wie Holz, Elfenbein oder Wachs. Die vorrangigen Aufgaben der Restaurierungswerkstatt des Liebieghauses umfassen sowohl die präventive Konservierung als auch die Konservierung und Restaurierung sowie die kunsttechnische Erforschung der ausgestellten und im Magazin aufbewahrten Werke. Zur präventiven Konservierung gehört die Überwachung der Bestände wie ihres Umfeldes, d. h. regelmäßige Zustandsuntersuchungen der Werke, Gefährdungsanalysen hinsichtlich Ausleihe, Transport und Ausstellungsbedingungen, laufende Verbesserungen von Schutzmaßnahmen sowie die Kontrolle von Klima, Licht und Schadstoffentwicklungen. Im internationalen Leihverkehr des Liebieghauses übernimmt der Restaurator die konservatorische Betreuung sowohl der eigenen für externe Ausstellungen angefragten Leihgaben als auch der Leihnahmen für Ausstellungen des Liebieghauses.

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Details der „Geburt Mariens“

Konservierung, Restaurierung und kunsttechnische Untersuchung des Reliefs „Geburt Mariens“ von Daniel Mauch und Werkstatt Im Vorfeld der Ausleihe des Reliefs „Geburt Mariens“ von Daniel Mauch und Werkstatt aus der Zeit um 1515 für die Ausstellung „Daniel Mauch – Bildhauer im Zeitalter der Reformation“, die im Spätherbst 2009 im Ulmer Museum stattfand, erfolgte neben der Konservierung und Restaurierung dessen kunsttechnische Untersuchung. Neben der Konsolidierung von lockerer Malschicht auf dem aus nahezu zwei gleich großen Laubholzbohlen zusammengesetzten, 85 x 59 x 7,5 cm großen Bildträger war die Abnahme der starken Oberflächenverschmutzung Schwerpunkt der durchgeführten Maßnahmen. Zahlreiche, stark ins Auge fallende Fehlstellen in der Fassung wurden durch Retuschierarbeiten optisch beruhigt. Das Relief wurde vermutlich im frühen Barock als Teil eines Altarflügels aus seinem ursprünglichen Zusammenhang gerissen, mit einer Rahmung versehen und diente fortan als gemäldeartiger Wandschmuck. Bei genauerer Untersuchung der bislang nicht näher datierten Fassung konnte festgestellt werden, dass das Objekt zwei Farbfassungen aufweist. Aufgrund der durchgeführten Analysen des Farbmaterials konnte die jüngere, gröber ausgeführte Fassung mit kräftigem Kolorit eindeutig dem 19. bzw. dem frühen 20. Jahrhundert zugewiesen werden. Obwohl das Relief plastische Feinheiten besitzt, die holzsichtige Bildwerke dieser Zeit oftmals aufweisen, kann es sich bei dieser ersten Farbfassung durchaus um die ursprüngliche bzw. um eine dem Entstehungszeitpunkt der Schnitzerei sehr nahe Fassung handeln. Sowohl der Befund auf Grundlage optischer Untersuchungsverfahren als auch die Analyse der entnommenen Materialproben sprechen für eine Fassung des frühen 16. Jahrhunderts. Zu Beginn der Untersuchungen irritierte diese erste Farbfassung dadurch, dass ihr die typischen maltechnischen Merkmale fehlen, welche üblicherweise sonst auf Mauch und seiner Werkstatt zugeschriebenen Werken anzutreffen sind und in jüngeren Forschungen zu Recht mit der Ulmer Malerwerkstatt von Jörg Stocker in Verbindung gebracht werden. Ein maltechnischer Vergleich mit anderen, ebenfalls zur Entstehungszeit des Reliefs tätigen Ulmer bzw. oberschwäbischen Malerwerkstätten wie beispielsweise der von Martin Schaffner und dem Meister von Meßkirch ergab jedoch etliche nicht von der Hand zu weisende Übereinstimmungen. Die erbrachten Untersuchungsergebnisse wurden im Rahmen einer Fachtagung des Deutschen Restauratorenverbandes im Oktober 2009 in Ulm vorgestellt.

Konservierung, Restaurierung und kunsttechnische Untersuchung einer „Kreuzigungsgruppe mit den drei Marien und dem Evangelisten Johannes“ Der Bildträger der 2009 neu erworbenen, 25 cm hohen Figurengruppe wurde aus hellrotem Ton modelliert. Um Spannungsrisse beim Brennvorgang zu vermeiden, wurden alle Figuren rückseitig bzw. von unten ausgehöhlt. Die Bemalung der Figuren erfolgte in einer für Spanien, Portugal bzw. für den iberisch geprägten Teil

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Details der „Kreuzigungsgruppe mit den drei Marien und dem Evangelisten Johannes“

Italiens typischen Fasstechnik des 18. Jahrhunderts mit reicher Vergoldung und farbigen Blumenmustern. Das einzigartig hohe Niveau der fasstechnischen Ausführung sowie die Reichhaltigkeit der angewendeten Verzierungstechniken fallen bei der Kreuzigungsgruppe sofort ins Auge. So sind bereits der Fond von flächig angelegten grünen und blauen Gewandpartien als auch die Grasnarben nicht nur mit einem einfachen Farbanstrich ausgeführt worden. Hier wurde die sogenannte Lüstertechnik verwendet, bei der eine zuvor meist versilberte, gelegentlich auch vergoldete Oberfläche mit einem halbtransparenten Farblack überzogen wird. Bemerkenswert ist, dass sich nur wenige Skulpturenfassungen nachweisen lassen, auf der sich diese äußerst alterungsempfindliche Ziertechnik so gut erhalten hat wie auf der vorliegenden Figurengruppe. Die blau und grün gelüsterten, aber auch die einschichtig rot angelegten Gewandpartien sind in „Mordentvergoldung“ mit einem feinen Musternetz versehen. Diese Ziertechnik findet in der Fassung des 18. Jahrhunderts in Süditalien, Spanien und Portugal ihren Höhepunkt. Dabei wird ein Anlegemittel aus Bienenwachs, Talg und Venezianer Terpentin heiß auf die Objektoberfläche aufgetragen. Solange die Masse noch warm und klebrig ist, wird das Blattgold aufgelegt. Die Art und Weise, ein Musternetz in solcher Feinheit und Präzision in dieser Technik umzusetzen, war bislang nicht nachgewiesen. Zahlreiche praktische Versuche erbrachten die Kenntnis, dass sich Mordentwachs in entsprechender Zusammensetzung mit erhitzten Schreibfedern aus Metall in derart höchstfeiner Form ausführen lässt. Ebenso virtuos angelegt sind einige Muster in den Gewändern in der sogenannten Technik der Sandelung. Die Figurengruppe wurde vor ihrer Präsentation in der Schausammlung des Liebieghauses von ihrer Oberflächenverschmutzung befreit. Aufgrund der unterschiedlich empfindlichen Oberflächen kamen hier je nach Anforderung des verwendeten Fassmaterials unterschiedliche Reinigungsverfahren zum Einsatz. Zuvor mussten aber die lockeren Partien der Malschicht mit geeignetem Klebemittel auf dem Bildträgermaterial Ton konsolidiert werden. Fehlstellen der Fassung wurden teilweise gekittet und durch Retuschearbeiten optisch geschlossen.

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Bildung und Vermittlung

Das Städel Museum und die Liebieghaus Skulpturensammlung sind Orte, an denen ästhetische Bildung eine zentrale Rolle spielt. Seit vielen Jahren verfolgen wir mit einem inzwischen überregional rezipierten und anerkannten Vermittlungsprogramm das Ziel einer Öffnung des Hauses für alle gesellschaftlichen Gruppen. Eine lebendige Ansprache neuer Zielgruppen – wie im Besonderen bildungsbenachteiligter Kinder, Jugendlicher und junger Erwachsener – ist uns wichtig. Um diesem diversifizierten Publikum ein jeweils entsprechendes Kunsterlebnis bieten zu können, muss die Sammlung über ein ebenso vielfältiges Spektrum von Präsentations- und Vermittlungsangeboten verfügen, das sich immer wieder neu an den veränderten Bedürfnissen und Voraussetzungen der Besucher orientiert. Zahlreiche Kooperationen mit verschiedenen Bildungs- und Kultureinrichtungen gewährleisten, dass die Bildungsarbeit ihre Wirkung gerade für Kinder und Jugendliche nachhaltig im Großraum Frankfurt entfalten kann. Neben einem umfangreichen Angebot für die Zusammenarbeit mit Schulen aus Frankfurt und der Region, dem KinderKunstKlub, dem Ferienprogramm und dem großen Spatenstichfest zur Städel-Erweiterung konnten neue Programme für Kinder und Jugendliche wie „Walk of Fame“ oder die Teilnahme an dem bundesweit durchgeführten Projekt der „Kultur.Forscher!“ ins Leben gerufen werden. In Zusammenarbeit mit dem Bildungsnetzwerk Kita werden im Bereich der ästhetischen Frühförderung Erzieher museumspädagogisch fortgebildet, um die Arbeit mit den Beständen des Museums in die Kitas und Horte weiterzutragen. Lehrerfortbildungen zu Sonderausstellungen sowie zu Theorie und Praxis des Sammlungsbestandes mit besonderem Schwerpunkt auf fächerübergreifenden Themen ergänzen das Angebot für Multiplikatoren. Hervorzuheben sind die Vermittlungsinitiativen, die bereits jetzt im Hinblick auf die Erweiterung das Publikum auf inhaltlicher Ebene für die Möglichkeiten des neuen Städel Museums und seines Sammlungsspektrums von 700 Jahren Kunstgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart sensibilisieren. Epochenübergreifende Themen wie Wahrnehmung von Wirklichkeit, Geschichte der Malerei sowie Angebote zur Sammlungsgeschichte und zum bürgerschaftlichen Engagement in Zusammenhang mit der Entstehung des Museums stehen im Mittelpunkt des

Teilnehmer des Projekts „Jungs!“

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Programms. Ein weiterer Schwerpunkt der Vermittlungsarbeit ist das Projekt „Jungs!“, das in Zusammenarbeit mit dem Jungenarbeitskreis der Stadt Frankfurt eine Förderung ästhetischer Bildung speziell bei männlichen Kindern und Jugendlichen zum Ziel hat.

Permanente Angebote für Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Familien und Schulen 2009 Städel Museum

Führungen und Kunsterlebnisse für Kinder, Jugendliche, Familien und Schulen Kinderstunde XS. Führung und Workshop für Kinder von 4 bis 6 Jahren Bei einer Führung für Familien mit Kindern entdecken die Kinder die Kunstwerke des Städel Museums auf kindgerechte Weise. Im Anschluss daran können sie selbst kleine Kunstwerke in den Städel-Ateliers anfertigen. Jeden zweiten und vierten Sonntag im Monat. Offenes Atelier während der Sonderausstellungen Das offene Atelier lädt während der Sonderausstellungen zu einem Workshop der ganz besonderen Art ein. Kinder und ihre Eltern werden in verschiedene Maltechniken eingeweiht und können anschließend eigene kleine Gemälde schaffen. So wird der Ausstellungsbesuch zu einem unvergesslichen Erlebnis. Während der Ausstellung „Der Meister von Flémalle und Rogier van der Weyden“ einmal monatlich sowie während der Ausstellung „Botticelli“ jeden Sonntag. Märchenreise durchs Städel Der Märchenerzähler Rudi Gerharz erzählt spannende Geschichten zu den Gemälden im Städel Museum. Jeden ersten Sonntag im Monat für Kinder ab 4 Jahren. Kinderstunde mit den Handpuppen Louis und Lulu Einmal im Monat begleiten die Handpuppen Louis und Lulu Kinder durch das Städel. Sie sehen Kunst mit Kinderaugen und rätseln darüber, was die Bilder erzählen und bedeuten. Jeden dritten Sonntag im Monat. Atelierkurse Zu spannenden Themen wie „Animalisch gut. Tiere im Städel Museum“, „Richtig mitmischen“ oder „Grundkurs Holzschnitt“ haben Kinder ab 4 Jahren und Jugendliche in den Städel-Ateliers die Möglichkeit, selbst Kunstwerke herzustellen. Ausgehend von den Werken des Städel Museums und der Ausstellungen beschäftigen sie sich so durch das praktische Arbeiten intensiv mit Kunst.

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Kinder führen Kinder In dieser Reihe zeigen Kinder anderen Kindern ihre Lieblingsbilder. Im Anschluss an die Betrachtung können die Kinder in den Atelierräumen des Städel Museums selbst künstlerisch tätig werden. Einmal monatlich samstags und sonntags. Kinder führen Kinder international Neben den deutschen Kinderführungen werden zusätzlich Führungen von Kindern für Kinder in englischer, französischer und italienischer Sprache angeboten. Einmal monatlich samstags. Künstler zeigen Kindern Kunst Unter diesem Motto bieten junge Künstler Workshops für Kinder an. Das kreative, experimentelle Arbeiten steht im Vordergrund. Jeden letzten Samstag im Monat. Geburtstag im Städel Museum Kinder können ihren Geburtstag im Städel mit bis zu 12 Freunden feiern. Die individuell auf das Geburtstagskind abgestimmte Feier findet in der Galerie und in den Städel-Ateliers statt. Ferienkurse In den Schulferien werden einwöchige spezielle Workshops zu Sonderausstellungen und der Sammlung angeboten. Städel explore Hier erkunden Kinder ab 10 Jahren das Museumsangebot. Es werden verschiedene künstlerische Techniken und Materialien ausprobiert und die Ideen der Kunstpädagogen auf den Prüfstand gestellt. Jeden Mittwoch. Kunst und Religion für Kinder Kinder entdecken, wie sich Künstler den bedeutenden religiösen Ereignissen gewidmet haben, die Anlass für unsere Feiertage sind. Bei der gemeinsamen Betrachtung der Gemälde wird deutlich, dass Kunst und Religion nicht immer die gleichen Ziele verfolgen. Einmal monatlich samstags. Konfirmandentag In Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Pfarramt für Stadtkirchenarbeit Museumsufer und mit Förderung der EKHN Stiftung veranstaltet das Städel einen Konfirmandentag. Der Konfirmandentag fand erstmals 2009 statt. Rund 200 Konfirmanden aus zwölf Gemeinden nutzten die Auseinandersetzung mit den Gemälden des Museums als Vorbereitung auf ihre Konfirmation. Vorfreude auf Weihnachten An den vier Adventsamstagen hatten Kinder die Möglichkeit, nach der gemeinsamen Betrachtung von Weihnachtsbildern des Städel Museums in den Ateliers selbst kleine Kunstwerke anzufertigen. Eltern konnten diese Zeit

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für Weihnachtseinkäufe nutzen. Es wurden unter anderem Weihnachtskarten hergestellt und Engel geformt. Audiotour Im Rahmen einer Audiotour für Kinder können diese die spannendsten Werke des Hauses kennenlernen. Dabei erfahren sie spielerisch mehr über die abgebildete Geschichte, die Malweise und den Künstler. Gesprochen wird der Audioguide für Kinder von Rufus Beck, der deutschen Stimme Harry Potters. Kunst verbindet Kulturen. Städel interkulturell Das Programm zur Integration ausländischer Kinder und Jugendlicher ermöglicht durch den Umgang mit Kunst interkulturelle Begegnungen. Es wird spielerisch Wissen über andere Sitten und Gebräuche vermittelt. Es können verschiedene Themen ausgewählt werden. Für Kindergärten, Kitas und Schulklassen mit Kindern von 4 bis 12 Jahren. Schulklassenführungen Für Schulklassen aller Stufen kann ein Besuch im Museum organisiert werden, wobei eine breite Palette an thematischen Führungen angeboten wird. Die Führungsangebote zur Sammlung und zu den aktuellen Ausstellungen orientieren sich an den Lehrplänen. Die Führung kann mit einem betreuten Praxisteil verbunden werden. Auch in Fremdsprachen. Fortbildungsangebote für Lehrerinnen und Lehrer Für die gezielte Vorbereitung eines Museumsbesuchs mit Schülern werden Lehrer jeweils zu speziellen Lehrerführungen eingeladen, welche die Ausstellungskonzepte in Verbindung mit den museumspädagogischen Angeboten vorstellen und Vorschläge für die didaktische Umsetzung im Unterricht unterbreiten. Walk of Fame Gemeinsam mit der Offenbacher Einrichtung startHAUS wurde 2009 das Projekt „Walk of Fame“ ins Leben gerufen. Die beteiligten Jugendlichen aus problematischen Wohnvierteln erfahren im Rahmen des von der Crespo Foundation geförderten Projekts ihr Lebensumfeld ästhetisch und erforschen, kartieren und gestalten es in Analogie zu zeitgenössischen künstlerischen Strategien. Dabei sollen ihnen Kultureinrichtungen ebenso vertraut werden wie die gewohnte Lebensumgebung. Sie werden in die Lage versetzt, Kunst zu „nutzen“, als Erfahrungswelt, Ausdrucksform und Gestaltungsmittel. Sie erschließen sich neue Orte, gestalten die ihnen bekannten Orte – und entwickeln sich dabei selbst weiter. Gemeinsam mit Kunstpädagogen des Städel Museums erarbeiten die Jugendlichen eigene Werke, die in ihrem Wohnumfeld als sichtbares Bindeglied zwischen dem Frankfurter Museumsufer und Offenbach präsentiert werden.

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Führungen und Kunsterlebnisse für Erwachsene Führungen durch die Ausstellungen Regelmäßige öffentliche Führungen durch die Sonderausstellungen. Fremdsprachenführungen Das Städel Museum bietet Führungen in englischer, französischer und italienischer Sprache an. Details auf Anfrage. Führungen mit Gebärdendolmetscherin Einmal pro Sonderausstellung wird eine öffentliche Führung für hörgeschädigte Besucher von einer Dolmetscherin in Gebärdensprache übersetzt. Termine laut Veranstaltungskalender. Atelierkurse für Erwachsene Einmal pro Quartal bietet das Städel Museum einen Atelierkurs für Erwachsene an, der sich inhaltlich an den Ausstellungen orientiert. Das Bild des Monats Einmal im Monat stellen wissenschaftliche Mitarbeiter des Museums ein Exponat der Sammlung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Auf diese Weise wird der Zugang zu kunstwissenschaftlichen Fragen eröffnet. Jeden ersten Sonntag im Monat. Testen Sie Ihr Kunsturteil! Die verborgenen Schätze des Depots werden in die Galerie geholt und in der Gruppe diskutiert. Einmal monatlich sonntags. Kunstgenuss – Angebot für Senioren Eine Führung mit Sitzgelegenheiten und anschließendem Kaffeetrinken im Café des Liebieghauses. Jeden ersten Dienstag im Monat. Kunstgenuss extern Das Städel Museum bringt sein „Kunstgenuss“-Angebot in Senioreneinrichtungen. In Diavorträgen und Präsentationen können Senioren so in ihren Räumlichkeiten die Werke des Museums erleben.

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Kunstgenuss exklusiv Gruppen können „Kunstgenuss“ im Museum buchen und erhalten eine exklusive Führung mit Sitzgelegenheiten. Im Anschluss daran kann bei Kaffee und Kuchen im Liebieghaus-Café über das Gesehene gesprochen werden. Abendführung Die Kuratoren des Museums zeigen den Besuchern die Kunstwerke im Städel. Hierbei stehen kunstwissenschaftliche Fragestellungen genauso im Mittelpunkt wie Forschungsergebnisse oder Restaurierungen. Jeden Mittwoch. Kunst und Religion In dieser Sonderreihe diskutieren Pfarrer und Kunsthistoriker ein Kunstwerk aus unterschiedlicher Sicht abwechselnd in Städel und Liebieghaus. Zusätzlich finden Sondertermine in den Ausstellungen statt. Einmal monatlich. Art Talks Führung auf Englisch für englischsprachige und an der englischen Sprache interessierte Besucher, die im Gespräch über Kunst ihre Englischkenntnisse verbessern möchten. Geringe Vorkenntnisse erforderlich. Einmal monatlich. Charlas de arte Führung auf Spanisch für spanischsprachige und an der spanischen Sprache interessierte Besucher, die im Gespräch über Kunst ihre Spanischkenntnisse verbessern möchten. Geringe Vorkenntnisse erforderlich. Einmal monatlich. Art after work Die Führung leitet den Feierabend ein. Anschließend kann man den Abend mit Freunden, Kollegen und Geschäftspartnern bei einem Cocktail von „trink modern“ ausklingen lassen. Jeden ersten Donnerstag im Monat. Studentenfutter Ein Kunststudentenduo bringt Studenten, Auszubildenden und Berufseinsteigern das Städel Museum näher. Jeden dritten Donnerstag im Monat. Kunst kompakt Ein Angebot für alle, die sich einen Überblick über die grundlegenden Entwicklungen der Malerei machen möchten. Hier erfährt man Wissenswertes zur Kunstgeschichte vom Mittelalter bis zum Klassizismus. Jeden vierten Donnerstag im Monat.

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Kunst zum Leben Unter dem Motto „Kreativ ist positiv“ hat das Städel Museum in Zusammenarbeit mit der Stiftung „Leben mit Krebs“ für Patienten ein Forum zur aktiven Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen geschaffen. Die Patienten haben die Möglichkeit, an einer themenorientierten Veranstaltungsreihe teilzunehmen, die in 14-tägigem Rhythmus vier Führungs- und zwei Workshoptermine anbietet. Ziel des Programms ist eine Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen. Die intensive Beschäftigung mit kreativen Themen kann für die Patienten einen wichtigen Entspannungsfaktor darstellen, der die Verarbeitung krankheitsbedingter Belastungen erleichtert.

Permanente Angebote für Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Familien und Schulen 2009 Liebieghaus Skulpturensammlung

Führungen und Kunsterlebnisse für Kinder, Jugendliche, Familien und Schulen Geburtstag im Liebieghaus Kinder können ihren Geburtstag im Liebieghaus mit bis zu 12 Freunden feiern. Die individuell auf das Geburtstagskind abgestimmte Feier findet im LiebieghausAtelier und – wenn das Wetter es zulässt – im Garten des Museums statt. Kinder führen Kinder Kinder zeigen anderen Kindern die Skulpturen, die ihnen am besten gefallen. Sie haben sich in der Sammlung des Liebieghauses umgesehen und interessante Werke entdeckt, die sie anderen Kindern vorstellen möchten. Jeden zweiten Sonntag im Monat. Atelierkurse Im Liebieghaus-Atelier und im Garten können Kinder selbst Kunst herstellen. Dabei stehen Modellieren mit Ton, Bildhauern mit Steinen, Zeichnen und Malen auf dem Programm. Termine laut Veranstaltungskalender. Offenes Atelier während der Sonderausstellungen Das offene Atelier lädt während der Sonderausstellungen zu einem Workshop der ganz besonderen Art ein. Kinder und ihre Eltern werden in verschiedene Techniken – Modellieren, Bildhauern, Zeichnen oder Malen – eingeweiht und können anschließend eigene kleine Werke schaffen. Während der Sonderausstellungen jeden Sonntag. Während der Veranstaltungen der Reihe „Jazz im Museum“ fand das offene Atelier ebenfalls statt. An fünf Terminen konnten im Liebieghaus-Garten Skulpturen aus Ton und Stein angefertigt werden.

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Ferienkurse In den Schulferien werden einwöchige spezielle Workshops zu Sonderausstellungen und der Sammlung angeboten. Spannende Themen wie „Abenteuer Archäologie“, „Hau drauf! Der Steinworkshop“ oder „Weißes Gold. Elfenbeinfiguren im Liebieghaus“ geben Anlass zur eigenen künstlerischen Auseinandersetzung mit den Skulpturen im Liebieghaus. Kinderführung Dieses Angebot bringt jungen Besuchern ab 6 Jahren die Werke der Sammlung des Liebieghauses näher. Die Eltern können in dieser Zeit an der Sonntagsführung teilnehmen. Jeden vierten Sonntag im Monat. Atelierworkshop für Familien mit Kindern ab 6 Jahren Diese Veranstaltungsreihe lädt Kinder mit ihren Eltern ein, gemeinsam das Liebieghaus zu entdecken. Nach einer Führung können sie anschließend mit Ton selbst formen und gestalten. Jeden dritten Sonntag im Monat. Familiensonntag im Liebieghaus Im Rahmen dieses Angebots können Kinder gemeinsam mit ihren Eltern die faszinierende Welt der Skulpturen entdecken. Jeden ersten Sonntag im Monat. Schulklassenführungen Das Museum bietet Schulklassen attraktive Angebote. Kunst, Geschichte und Religion sind nur einige Stichworte zum inhaltlichen Spektrum des Angebots, das sich sowohl am Sammlungsbestand des Hauses als auch am Lehrplan hessischer Schulen orientiert. An den Ausstellungsbesuch kann ein Workshop in den Liebieghaus-Ateliers angeschlossen werden.

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Kunst verbindet Kulturen Das Programm zur Integration ausländischer Kinder und Jugendlicher eröffnet allen Kindern die Möglichkeit, ihr Lebensumfeld zu erweitern und Neues kennenzulernen. Die Kinder sehen im Museum Kunstwerke, die ihnen die kunsthistorische Bedeutung ihrer Heimatländer vor Augen führen. Im Anschluss an ein gemeinsames Gespräch vor einem Kunstwerk setzen sich die Kinder kreativ mit dem Geschehen auseinander. Fortbildungen für Lehrer und Erzieher Das Angebot umfasst Führungen und exemplarische Workshops zu den Ausstellungen und zur Sammlung des Liebieghauses für Lehrer unterschiedlicher Jahrgangsstufen und Erzieher. Audiotour Seit 2008 bietet das Liebieghaus eine eigene Audiotour für Kinder an. Die Audiotour vermittelt den jungen Besuchern interessante und spannende Geschichten zu den ausgestellten Skulpturen.

Führungen und Kunsterlebnisse für Erwachsene Öffentliche Führungen Regelmäßige Führungen durch die Sonderausstellungen. Abendführungen Die Kuratoren, Restauratoren und Kunstexperten erläutern den Besuchern die Meisterwerke der Sammlung. Wissenschaftliche Fragestellungen stehen dabei genauso im Mittelpunkt wie Forschungsergebnisse oder Restaurierungen. Jeden Donnerstag. Sonntagsführungen Ein Expertenteam von Kunsthistorikern, Archäologen und Ägyptologen gibt in öffentlichen Führungen Einblicke in die Sammlung. Jeden Sonntag. Kunstgenuss Eine Führung mit Sitzgelegenheiten und anschließendem Kaffeetrinken im Café des Liebieghauses. Jeden dritten Dienstag im Monat. Kunstgenuss exklusiv Ein Angebot für alle, die „Kunstgenuss“ mit einer eigenen Gruppe zelebrieren möchten. Nach der Führung zu einem ausgewählten Thema gibt es Kaffee und Kuchen im Liebieghaus-Café. Kunstgenuss extern Mit einem Diavortrag bringen wir die Kunstwerke des Liebieghauses in Senioreneinrichtungen.

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Kunst und Religion In dieser Sonderreihe diskutieren Pfarrer und Kunsthistoriker ein Kunstwerk aus unterschiedlicher Sicht. Zusätzlich finden Sondertermine in den Ausstellungen statt. Einmal monatlich. Kurse für Erwachsene Die Workshops führen in unterschiedliche Themen, Materialien und künstlerische Techniken der Bildhauerei ein. Für Anfänger und für Fortgeschrittene. Art after work Die Führung leitet den Feierabend ein. Anschließend kann man den Abend mit Freunden, Kollegen und Geschäftspartnern bei einem Drink im Liebieghaus-Café ausklingen lassen. Jeden zweiten Donnerstag im Monat. Studentenfutter Ein Kunststudentenduo bringt Studenten, Auszubildenden und Berufseinsteigern die Liebieghaus Skulpturensammlung näher. Jeden ersten Donnerstag im Monat. Kunst kompakt Ein Angebot für alle, die sich einen Überblick über die grundlegenden Entwicklungen der Skulptur machen möchten. Hier erfährt man Wissenswertes zur Bildhauerkunst vom Mittelalter bis zum Klassizismus. Jeden ersten Samstag im Monat. Liebieghaus Positionen Die Vortragsreihe mit international renommierten Wissenschaftlern befasst sich einmal im Quartal mit einem jeweils anderen thematischen Schwerpunkt im Bereich Skulptur. Audiotour Die auf die neue Ausstellungssituation abgestimmte Audiotour präsentiert neue Facetten, unbekannte Geschichten und interessante Hintergrundinformationen zu ausgewählten Skulpturen.

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Sommerakademie 2009

Gemeinsame Programme von Städel, Liebieghaus und Schirn für Kinder und Jugendliche Der KinderKunstKlub Der KinderKunstKlub, gefördert durch J. P. Morgan, gibt Kindern von 6 bis 13 Jahren die Möglichkeit, Museen, Ausstellungen und die eigenen künstlerischen Fähigkeiten zu entdecken, hinter die Kulissen der drei Häuser zu schauen, Künstler zu treffen und eigene Kunstprojekte zu realisieren. Der KinderKunstKlub. Ein Angebot für Schulen Neben der Möglichkeit zur individuellen Klubmitgliedschaft bietet der KinderKunstKlub auch Schulmitgliedschaften an, die sich gezielt an sozial und kulturell benachteiligte Schüler richten. Auch im Jahr 2009 konnten wieder fünf Grundschulklassen die drei Häuser anhand von spannenden künstlerischen Projekten kennenlernen. Das Angebot umfasst Museumsbesuche der drei Häuser, intensive Fortbildungen der Lehrer sowie einen sechswöchigen Praxisteil in der Schule und im Museum unter der Leitung eines Museumspädagogen. Anschließend präsentieren die Schüler ihre Ergebnisse in einer eigenen Ausstellung. Kunsttalente Dieses Programm von Städel, Liebieghaus und Schirn für Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 15 Jahren fördert die kreativen und ästhetischen Fähigkeiten von begabten Kindern und Jugendlichen außerhalb des Schulalltags. Ermöglicht durch die Hardtberg Stiftung. Extern Das pädagogische Team des Städel Museums geht im Rahmen des „Extern“Programms in Schulen und veranstaltet Workshops, in denen die Ausstellungsthemen mit verschiedenen künstlerischen Techniken umgesetzt werden können. Dieses Angebot richtet sich an alle Schulen in Frankfurt und im Rhein-MainGebiet, die ein ausstellungs- und museumsbezogenes Kunstkursprogramm in ihrem Nachmittagsunterricht anbieten möchten. Das Angebot kann individuell auf die Bedürfnisse der Schule abgestimmt werden. Ermöglicht durch die PwCStiftung „Jugend – Bildung – Kultur“. Das Ferienprogramm „Kunstexperimente“ Kunst auf spielerischem Weg entdecken – dieses Motto gilt für die „Kunstexperimente“. Regelmäßig in den Schulferien laden das Städel Museum, die Liebieghaus Skulpturensammlung und die Schirn Kunsthalle Kinder ab 10 Jahren zum kreativen Arbeiten ein. Hier gilt es, das pädagogische Begleitprogramm auszuprobieren, eigene Ideen und Änderungsvorschläge einzubringen und Material und

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künstlerische Ansätze zu erkunden. Seit Herbst 2008 unterstützt die Fraport AG das Ferienangebot der drei Häuser und fördert darüber hinaus auch das forschende Lernen mit dem in Schirn und Städel verankerten Projekt „Explore“. KOMM! – ein Projekt für arbeitslose Jugendliche Das Städel Museum, die Liebieghaus Skulpturensammlung und die Schirn Kunsthalle boten von 2006 bis März 2009 in Zusammenarbeit mit kunstsprünge.de mit dem Projekt „KOMM!“ eine neue Form der Kunstvermittlung an, die sich gezielt an Jugendliche wendete, die ihren Weg in Beruf und Gesellschaft aus unterschiedlichen Gründen noch nicht finden konnten. Ziel des Projektes war es, die Jugendlichen in ihrer beruflichen und privaten Orientierung zu unterstützen, ihre Identität zu stärken und ihnen über die Beschäftigung mit bildender Kunst – in der eigenen Ausübung wie in der Rezeption – Teamwork, Kreativität, die Fähigkeit zu Kommunikation und Argumentation sowie Selbstreflexion und -vertrauen zu vermitteln. Ermöglicht durch die Aventis Foundation und die Crespo Foundation. Sommerakademie 09 – Berufsorientierung im Museum Für Schülerinnen und Schüler ab 14 Jahren Städel Museum, Liebieghaus Skulpturensammlung und Schirn Kunsthalle waren 2009 zum dritten Mal die attraktiven Schauplätze eines intensiven Fortbildungsprogramms, das es sich zum Ziel gesetzt hat, die Selbstwahrnehmung der Teilnehmer und das Erkennen ihrer Potenziale zu fördern. Das „Unternehmen Museum“ bot dabei nicht nur einen facettenreichen Einblick in die berufliche Praxis von der Restaurierung bis zur Marketing- und Presseabteilung, sondern ermöglichte durch die Begegnung mit Kunstwerken verschiedener Epochen und Kulturen ein effizientes „Lernen mit allen Sinnen“. Unterstützt wurde das Projekt 2009 u. a. von Dr. Stefan Schulte (Vorstandsvorsitzender der Fraport AG), der seine beruflichen Erfahrungen an die Jugendlichen weitergab. Gefördert durch DWS, mit zusätzlicher Unterstützung von Accenture GmbH und Fraport AG. Die gemeinsamen pädagogischen Programme von Städel, Liebieghaus und Schirn wurden von der Aventis Foundation, der Crespo Foundation, Fraport AG, der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, der Hardtberg Stiftung, J. P. Morgan, der PwC-Stiftung „Jugend – Bildung – Kultur“ sowie der Stadt Frankfurt am Main gefördert.

Sommerakademie 2009

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Veranstaltungen 2009

Städel Museum

„Das Gesicht der Zeit. Max Beckmanns Leben und Arbeit im Amsterdamer Exil“ Vortrag von Prof. Dr. Uwe M. Schneede anlässlich des 125. Geburtstages von Max Beckmann 13. Februar 2009, Metzler-Saal Das Städel Museum erinnerte mit einem Festvortrag von Prof. Dr. Uwe M. Schneede an Max Beckmann, dessen Geburtstag sich am 12. Februar 2009 zum 125. Mal jährte. Im Mittelpunkt des Vortrags standen die seit 1937 im Amsterdamer Exil entstandenen Werke des für das Städel Museum so bedeutenden Künstlers. Sie wurden bislang weitgehend unabhängig von der tatsächlichen Lebenssituation Beckmanns gedeutet. Führt man sich Beckmanns Leben im Exil jedoch genauer vor Augen, erscheinen die Werke in neuem Licht: weniger als mythische denn als unmittelbare, trotzige Gestaltungsarbeit gegen unmittelbar spürbare Vernichtung und Unfreiheit. Kolloquium im Rahmen der Sonderausstellung „Der Meister von Flémalle und Rogier van der Weyden“ 15. Februar 2009, Metzler-Saal Das Kolloquium im Rahmen der Sonderausstellung „Der Meister von Flémalle und Rogier von der Weyden“ setzte seinen Themenschwerpunkt vor allem auf die materiellen Gegebenheiten der Gemälde der altniederländischen Meister. International bekannte Fachleute gaben einen umfassenden Einblick in die Forschung rund um Malgrund, Farbe und Restaurierung. George Bisacca, Restaurator am Metropolitan Museum of Art in New York, erläuterte die Konstruktion und Restaurierung der Bildträger, die ausschließlich aus baltischem Eichenholz gefertigt wurden. Die Restauratoren Laura Alba (Museo del Prado, Madrid), Stephan Knobloch (Städel Museum, Frankfurt) und Mark Tucker (Philadelphia Museum of Art, Philadelphia) ermöglichten interessante Einblicke in ihre Arbeit und legten in ihren Vorträgen den Schwerpunkt vor allem auf die Gemälde des Meisters von Flémalle und Rogier van der Weydens. Über die erste systematische Analyse der verwendeten Farbpigmente durch eine VIS-spektrographische Untersuchung berichtete Dr. Doris Oltrogge vom Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaften der Fachhochschule Köln. Bart Devolder vom Kimbell Art Museum, Fort Worth, beschloss mit seinem Vortrag zur Entwicklung der Darstellung von Goldbrokaten in der Malerei des 15. Jahrhunderts das Programm des Kolloquiums. Den Besuchern erschloss die Veranstaltung wichtige neue Einblicke in eine der faszinierendsten Epochen der europäischen Malereigeschichte. Das Kolloquium wurde durch die Fritz Thyssen Stiftung gefördert. Gespräch zwischen Michael Riedel und Dr. Eva Mongi-Vollmer in der Ausstellung „Michael Riedel. Vier Vorschläge zur Veränderung“ 7. März 2009; Ausstellungshaus, EG Auf Einladung des Städel Museums führte der Künstler Michael Riedel im Anschluss an die Ausstellung „Der Meister von Flémalle und Rogier van der

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Nacht der Museen

Weyden“ ein eigenes Kunstprojekt durch. Im Zentrum seines Interesses standen dabei weniger die Kunstwerke als vielmehr die Weiterverarbeitung des Bildmaterials der Ausstellungsstücke. Speziell die Vermittlungsmedien – Plakat, Flyer, Postkarten und Katalog – der Flémalle-Ausstellung wurden von Riedel benutzt, um vier Variationen der Drucksachen herzustellen. Das Künstlergespräch führte die Kuratorin der Ausstellung, Dr. Eva Mongi-Vollmer. „Reconsidered“. Luc Tuymans im Gespräch mit Prof. Dr. Gottfried Boehm 22. März 2009, Metzler-Saal Der belgische Maler Luc Tuymans, einer der bedeutendsten und gefragtesten Maler der Gegenwart, beschloss seine Max-Beckmann-Stiftungsprofessur an der Städelschule mit einer eigens für das Städel Museum entwickelten Ausstellung. Zum Abschluss dieser Schau diskutierte Tuymans mit Prof. Dr. Gottfried Boehm, einem der wichtigsten Theoretiker der Kunstwissenschaft im deutschsprachigen Raum. In den letzten Jahren ist Gottfried Boehm besonders durch seine Beiträge zur Bildgeschichte und Bildwissenschaft in Erscheinung getreten und prägte den Begriff des „iconic turn“. „Fokus auf Andrea Mantegna: Der Evangelist Markus, um 1450, Inv. Nr. 1046“ Vortrag von Gabriel Dette 8. April 2009, Mauritz-Foyer Die mittlerweile siebte Ausstellung der Reihe „Fokus auf“, kuratiert von Gabriel Dette, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Städel, rückte mit dem um 1450 entstandenen Gemälde „Der Evangelist Markus“ von Andrea Mantegna (1431–1506) eines der frühesten bekannten Werke dieses für die Kunst der Frührenaissance in Oberitalien zentralen Künstlers in das Zentrum der Betrachtung und warf dabei Schlaglichter auf die vielfältigen Fragestellungen, die mit dem Werk verbunden sind. Nacht der Museen 25. April 2009, Städel Museum

Nacht der Museen

Zur Nacht der Museen präsentierte sich das Städel Museum ganz im Zeichen Italiens. Michelangelo, Caravaggio, Mantegna und Botticelli – die großen italienischen Meister –standen im Mittelpunkt des Ausstellungsprogramms. Ob exquisite Zeichenkunst, spektakuläre Helldunkelmalerei, perfekte Perspektivkonstruktion, zeitlose Schönheit – die Begegnung mit italienischer Kultur wurde an diesem Abend zu einem besonderen Erlebnis. Ein abwechslungsreiches Führungspro-

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gramm vermittelte den Besuchern in den verschiedenen Ausstellungen einen lebendigen Eindruck der Werke und lud zum Verweilen im Museum ein. Die Lesung „arte e poesia“ von Susanna C. Jans stimmte die Zuhörer mit Sonetten von Lorenzo il Magnifico auf die Botticelli-Ausstellung ein. Die erfolgreiche Kooperation mit Zeleke und Zeleke wurde auch bei der Nacht der Museen fortgeführt. Die Band „Gastone“ um den italienischen Sänger Giuseppe Porrello sorgte mit gefühlvollen Balladen, kraftvollem Pop und Blues für Partystimmung. Verleihung des Passavant-Preises an Dr. Maraike Bückling 26. April 2009, Metzler-Saal Der Johann-David-Passavant-Preis wurde 2009 an Frau Dr. Maraike Bückling, Leiterin der Abteilung Renaissance bis Klassizismus der Liebieghaus Skulpturensammlung, vergeben. Die Kunsthistorikerin und Expertin für Skulptur wurde damit für ihre herausragende wissenschaftliche Arbeit an dem Ausstellungsprojekt „Die phantastischen Köpfe des Franz Xaver Messerschmidt“ und die daraus hervorgegangene wissenschaftliche Publikation geehrt. Der Johann-David-Passavant-Preis wird seit 1996 von der Alexander und Jutta Rasor-Stiftung für herausragende kunsthistorische Forschung vergeben und ist mit 5.000 Euro dotiert. Der Preis erinnert an die wegweisende wissenschaftliche Arbeit von Johann David Passavant, der dem Städelschen Kunstinstitut von 1840 bis 1861 als Inspektor vorstand. „Konstruktionen von Geschichte“. Ein Gespräch zwischen Dierk Schmidt und Dr. Martin Engler über die Arbeit „SIEV-X – Zu einem Fall von verschärfter Flüchtlingspolitik oder Géricault und die Frage der Konstruktion von Geschichte“ 29. April 2009, Kuppelsaal Dierk Schmidts 2001–2003 entstandener Bildzyklus „SIEV-X – Zu einem Fall von verschärfter Flüchtlingspolitik“ ist Historienbild, politisches Statement und Reflexion über die Möglichkeiten der Malerei in unserer Gegenwart in einem. Die Arbeiten verbinden einen skandalösen Fall von unterlassener Hilfeleistung und desaströser Flüchtlingspolitik Australiens im Jahr 2001 mit einem der Hauptwerke der europäischen Historienmalerei: Théodore Géricaults „Floß der Medusa“ von 1819. Künstler und Kurator diskutierten über Schmidts Malerei als Ergebnis eines komplexen investigativen Prozesses. „Caravaggio in Holland. Das Konzert – Das niederländische Ensemble Camerata Trajectina spielt Barockmusik aus dem 17. Jahrhundert“ 17. Mai 2009, Metzler-Saal Das Städel Museum präsentierte anlässlich der Ausstellung „Caravaggio in Holland. Musik und Genre bei Caravaggio und den Utrechter Caravaggisten“ ein Kunst- und Klangerlebnis der besonderen Art. Das renommierte niederländische Ensemble Camerata Trajectina spielte Barockmusik aus dem 17. Jahrhundert und widmete sich damit dem Thema der Musik in den Werken der Utrechter Caravaggisten. Auf dem Programm standen u. a. Stücke von Jacob van Eyck, Jan Harmensz. Krul und William Lawes sowie Musik aus dem berühmten Blockflötenbuch „Der Fluyten Lusthof“.

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„Sommer Musik Städel“ 26. Mai bis 15. September 2009, Städel-Foyer Im Städel Museum fand während des Sommers einmal monatlich die Konzertreihe „Sommer Musik Städel“ statt. An insgesamt fünf Konzertabenden, jeweils an einem Dienstag, wurden musikalische Positionen aus dem weiten Feld der europäischen „free music“ vorgestellt. Das von Rüdiger Carl und Oliver Augst kuratierte musikalische Programm spannte einen Bogen von Akkordeon- und Klarinettenklängen über musikalische Performances bis hin zu strenger Klangforschung. „Mutterschiff 5. Ein neues Quintett für die Entstehung neuer Musik“ 26. Mai 2009

Andrea Neumann und Axel Dörner

Auch wenn die Musiker des Ensembles „Mutterschiff 5“, Rüdiger Carl (Klarinette, Akkordeon), Uli Phillipp (Kontrabass), Georg Wolf (Kontrabass), Sven-Åke Johansson (Percussion) und Paul Lovens (Schlagzeug), erstmals in dieser Besetzung zusammenspielten, ergaben sich vielfältige musikalische Querverbindungen zwischen den fünf Protagonisten. Der Abend wurde durch eine Introduktionsmusik für Konverterakkordeon und gestrichene Becken von Rüdiger Carl und Sven-Åke Johansson eröffnet. Das offene Konzept des Konzerts vertraute auf die spontan-kreative Gruppendynamik. „Neumann/Dörner. Die Kraft aus der Berliner Stille“ – „Phil Minton. Vocal Solo. Die große Londoner Stimme“ 16. Juni 2009

Christoph Korn, Rüdiger Carl und Oliver Augst

Mit dem Berliner Musikerduo „Neumann/Dörner“ sowie dem Londoner Vokalisten Phil Minton luden erneut Protagonisten der europäischen „free music“ zu einem außergewöhnlichen Konzertabend. Andrea Neumann spielte auf dem eigens von ihr entwickelten „Innenklavier“ – ein auf die Saiten, den Resonanzboden und den gusseisernen Rahmen reduziertes Piano – und spürte neuen Klangformen nach. Axel Dörner sorgte über virtuoses und reduziertes Trompetenspiel für musikalische Querverbindungen zu Neumanns Klavierklängen. Phil Minton setzte seine Stimme als Instrument ein. Seine unkonventionellen Klangschöpfungen, welche die Grenzen von Melodie und Tonalität ausloten und überschreiten, sorgten für ein intensives Hörerlebnis. „Tüüt. Autohupenhörspiel plus Soloperformance“ – „Arbeit. Das revolutionäre Lied. Frischauf gesungen und aufgespielt“ 7. Juli 2009 Mit dem Autohupen-Livehörspiel „Tüüt“ brachte Sven-Åke Johansson die Sprache des Automobils zum Ausdruck. Die mit dem Klang verschiedener Autohupentypen arbeitende Komposition ergab in ihren unterschiedlichen Klangfarben und Intensitäten eine weitere Facette der schier unerschöpflichen musikalischen Ausdrucksweise von Johansson. Den zweiten Teil des Konzertabends bestritt das Trio „Arbeit“, bestehend aus Oliver Augst, Bernhard Reiß und Marcel Daemgen. Im Zentrum stand das Lied: das Volkslied, das romantische Kunstlied, das Arbeiterlied. Mit Humor und Experimentierfreudigkeit wandelte „Arbeit“ auf einem schmalen Grat durch eine historisch ambivalent besetzte deutsche Sprachund Musiklandschaft.

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„Aus. Ein Kernstück deutscher Posaunenkunst. Mit australischer Rhythmusgruppe“ – „Cab. Kurz-Party-Musik mit Pariser E-Gitarre. Und wer tanzen will ...“ 25. August 2009 Das Trio „Aus“ mit Hannes Bauer, Clayton Thomas und Tony Buck lotete die Grenzen der Bespielbarkeit von Bass, Posaune und Schlagzeug aus. Es entstanden stakkatohafte, abgerissene impulsive und gehauchte Töne, die ein großes Klangvolumen erreichten. Zur „Kurz-Party-Musik“ luden Rüdiger Carl und Oliver Augst gemeinsam mit Alexandre Bellenger ein. Grundlage der neuartigen „Kurz-PartyMusik“ der Gruppe „Cab“ waren knappe harmonische Rhythmen, über die durch Jive-Klarinette, Jive-E-Gitarre und Jive-Drums tänzerische Melodien gelegt wurden. Durchbrochen wurde dieser Mix von kryptischen Shouts und Textfragmenten. „Blank Plays Duden. Drei Herren. Drei Plattenspieler. Drei Loop-Vinyls“ – „Me & Paul. Knackige Lieder und doppelte Böden“ 15. September 2009 Oliver Augst, Rüdiger Carl und Christoph Korn sind in den letzten Jahren als „Blank“ mit unterschiedlichen Projekten und Veröffentlichungen international in Erscheinung getreten. Ihr neuestes Projekt „Duden“ nahm als „Sammlung“ seinen Ausgangspunkt. Die Musiker haben eigene Aufnahmen der letzten Jahre durchforstet, quasi mikroskopisch zerlegt, unzählige merkwürdige, lustige und bunte Kürzelfragmente daraus zusammengetragen und in Form von sogenannten „locked grooves“ in Vinyl gepresst. Im zweiten Teil des Programms lotete der amerikanische Musiker und Sänger Eugene Chadbourne die Musikalität der Gitarre und des Banjos neu aus. Paul Lovens sorgte mit seinem experimentellen Umgang mit dem Schlagzeug für ungewöhnliche rhythmische Einschübe in den Gesang von Chadbourne. Die Konzertreihe „Sommer Musik Städel“ wurde durch die Aventis Foundation und die Kf W Bankengruppe gefördert. Museumsuferfest 28. bis 30. August 2009, Städel Museum und Garten Als Einstimmung auf die große Botticelli-Ausstellung ab November 2009, die erstmals im deutschsprachigen Raum rund 80 Werke des Meisters, seiner Werkstatt und seiner Zeitgenossen präsentierte, drehte sich das vielfältige Programmangebot zum Museumsuferfest in diesem Jahr um die Kunst der italienischen Renaissance. Zahlreiche Workshops, Führungen und Kunsterlebnisse für Kinder, Jugendliche, Familien und Erwachsene zeigten den großen Einfluss, den Botticellis Schaffen auf die Kunst im Goldenen Zeitalter der Medici in Florenz ausübte. Großes Spatenstichfest im Städel Museum 6. September 2009, Städel Museum und Garten Zum Auftakt des Erweiterungsbaus des Städel Museums, der die Sammlung der Kunst nach 1945 aufnehmen wird, fand am 6. September 2009 ein großes Spatenstichfest im Städel statt. Der Tag begann mit einem Festakt mit Reden von

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Museumsuferfest

Oberbürgermeisterin Petra Roth und Städel-Administrationsvorstand Nikolaus Schweickart. Blitzinterviews von Steffen Seibert mit Max Hollein, Michael Schumacher und Till Schneider und vielen anderen, Konzerte des Blechbläserquintetts der Jungen Deutschen Philharmonie, zahlreiche Führungen und Workshops für alle Altersklassen sowie eine Spoken Word Performance boten ein vielseitiges Programm. Den Städel-Garten bespielte „osa – office for subversive architecture“ mit einer raumgreifenden Installation, die einen Vorgeschmack auf den spektakulären Erweiterungsbau gab. Gemäß der Kampagnenidee „Frankfurt baut das neue Städel“ waren alle Frankfurter Bürgerinnen und Bürger sowie alle Kunstinteressierten herzlich zum Mitfeiern eingeladen. „Wiederaufnahme eines ungelösten Mordfalls“ Expertengespräch mit Dr. des. Thomas Foerster, Dr. Theo Jülich und Prof. Dr. Jochen Sander 4. November 2009, Mittelaltersaal Im Rahmen der Präsentation „Mord im Mittelalter. Der gewaltsame Tod des Grafen Dietrich von Wernigerode“ – einer Kooperation zwischen dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt (HLMD) und dem Städel Museum – nahmen die Wissenschaftler beider Häuser ein Werk der niedersächsischen Tafelmalerei in den Blick, dem der Charakter eines sechshundertjährigen Beweisstücks zukommt: den Wernigeröder Altar. Das Expertengespräch zwischen Dr. des. Thomas Foerster (HLMD), Dr. Theo Jülich (HLMD) und Prof. Dr. Jochen Sander (Städel Museum) rollte anhand des ungewöhnlichen Bildprogramms des Altars den ungelösten Mordfall des Grafen Dietrich von Wernigerode auf und setzte das Werk kunsthistorisch in einen größeren Kontext. „städel art music“ Kunst- und Partynacht 20. November 2009, Städel Museum und NuSoul Im Rahmen der Botticelli-Ausstellung bot die Kunstnacht „städel art music“ erneut eine gelungene Mischung von Museumsbesuch und ausgelassener Party. Besucher konnten ab 20 Uhr nach Lust und Laune das Städel Museum durchstreifen und Nachwuchsexperten fragen, was sie schon immer über Kunst wissen wollten. Bis Mitternacht standen Kunst- und Kunstgeschichtsstudenten an verschiedenen Standorten in der Sammlung sowie in der Sammlungspräsentation „Konstellationen V“ bereit, um zu einzelnen Kunstwerken Auskunft zu geben oder ungezwungen über Kunst zu diskutieren. Im Anschluss daran fand die Party zur Ausstellung in dem

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Botticelli-Nacht

von Städelschule-Professor Tobias Rehberger gestalteten Club NuSoul statt. Musikalisch begleiteten die Sounds von Kuyah Anima, Back2Livfe und DJ Steph durch die Nacht und bewiesen einmal mehr, dass man sehr gut und sehr ausgelassen zu Kunst tanzen kann. Botticelli-Nacht 5. Dezember 2009, Städel Museum Die „Botticelli-Nacht“ bot die Möglichkeit zum nächtlichen Ausstellungsbesuch. Bis 1 Uhr morgens waren die Werke des großen Meisters der italienischen Renaissance, seiner Werkstatt und Zeitgenossen erlebbar. Ein Expertenteam beantwortete Fragen und lud die Besucher zu kurzen Diskussionen ein. Einen besonderen Höhepunkt bot das neu ins Leben gerufene „Art Dating“ im Städel. Nach dem Vorbild von Speed-Dating trafen sich Singles, die Lust hatten, über Kunst miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Werke Botticellis boten ebenso unkomplizierte wie vielseitige Anknüpfungspunkte für spannende Unterhaltungen. „Jenseits der Gemäldegrenze. Botticellis Bild-, Objekt- und Raumensemble“ Vortrag von Priv.-Doz. Dr. Michael Rohlmann 3. Dezember 2009, Italiener-Saal Anlässlich der Ausstellung „Botticelli“ fand begleitend eine Vortragsreihe statt. Hierzu waren international renommierte Wissenschaftler geladen, die über die neueste Forschung zu Sandro Botticelli berichteten. Den Auftakt bildete der Vortrag „Jenseits der Gemäldegrenze. Botticellis Bild-, Objekt- und Raumensemble“ von Priv.-Doz. Dr. Michael Rohlmann von der Universität Köln.

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Liebieghaus Skulpturensammlung Nacht der Museen 100 Jahre Liebieghaus Skulpturensammlung 25. April 2009, Liebieghaus Skulpturensammlung und Garten Bei der Nacht der Museen drehte sich alles um die 100-jährige Geschichte des Hauses. Dieses besondere Jubiläum wurde unter dem Motto „Das Liebieghaus gestern, heute und morgen“ mit der Neupräsentation der Antikensammlung, der Einrichtung des Schaudepots und einem abwechslungsreichen Führungsprogramm gefeiert. Das neue Schaudepot ermöglicht erstmals einen Einblick in das Magazin der Skulpturensammlung. Am Abend gab es in mehreren Führungen eine erste Möglichkeit, diese verborgenen Schätze zu bestaunen. Im Garten des Liebieghauses begeisterte „Glütmeister Knuffi“ die Besucher mit seinen brennenden Skulpturen. In Kooperation mit den Clubbetreibern Zeleke & Zeleke (Unity) lud eine Mischung aus Soul, Funk, Acid und Jazz im Garten des Liebieghauses zum Tanzen ein.

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Großes Kinderfest im Liebieghaus

Großes Kinderfest im Liebieghaus 23. August 2009, Liebieghaus Skulpturensammlung und Garten Das Liebieghaus lud zum Abschluss der Sommerferien zu einem bunten Kinderfest ein, das sich um die Geschichte des Liebieghauses drehte. In zahlreichen Führungen konnten Kinder und Familien Wissenswertes über die Skulpturen erfahren oder bei einem der spannenden Workshops selbst kreativ werden. Im Garten des Liebieghauses verzauberten die Akrobaten Sonja Brühmann und Aurelio Garofano die Besucher mit ihren kunstvollen Körperfiguren. Museumsuferfest 2009 28. bis 30. August 2009, Liebieghaus Skulpturensammlung und Garten Auch das Museumsuferfest stand im Zeichen des 100-jährigen Jubiläums des Liebieghauses. Ein umfangreiches Vermittlungsprogramm mit vielfältigen Workshops ließ 5.000 Jahre Geschichte der Bildhauerei vom alten Ägypten bis zum Klassizismus lebendig werden. Neben einer Vielzahl von Meisterwerken und Kunstepochen boten die zahlreichen Führungen Kunstinteressierten die Möglichkeit, die Neupräsentation der Skulpturensammlung kennenzulernen. Im Garten des Liebighauses konnten die Besucher den Tag bei brasilianischer Musik der Band Bossa 4 ausklingen lassen.

„Liebieghaus Positionen“ Die Vortragsreihe „Liebieghaus Positionen“ befasste sich jeden Monat mit einem anderen Schwerpunkt rund um das Thema Skulptur. Das Liebieghaus lädt hierzu international renommierte Wissenschaftler ein, über aktuelle Forschungsarbeiten zu berichten. „Die Farbenpracht des Alexandersarkophags“ Vortrag von Prof. Dr. Vinzenz Brinkmann, Leiter ägyptische, griechische und römische Antike sowie ostasiatische Plastik, Liebieghaus Skulpturensammlung, Frankfurt am Main 21. Januar 2009, Vortragssaal Anlässlich der Ausstellung „Bunte Götter. Die Farbigkeit antiker Skulptur“ zeichnete Prof. Dr. Vinzenz Brinkmann in seinem Vortrag die Geschichte der wissenschaftlichen Erforschung der Farbigkeit des antiken Kunstwerks nach. Als der „Alexandersarkophag“ Ende des 19. Jahrhunderts in den Stollen der sidonischen Königsnekropole entdeckt wurde, waren Fachwelt und Öffentlichkeit gleichermaßen begeistert. Die außerordentlich schönen Ornamente und Figuren,

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die den griechischen Marmorsarkophag schmücken, waren unversehrt. Beinahe intakt war auch die nuancenreiche farbige Fassung der Reliefs. Schnell wurde deutlich, dass dieses stattliche Monument einen Kronzeugen für die differenzierte Farbigkeit der Marmorskulptur der griechischen Klassik abgibt. „Antikenergänzungen im barocken Rom: Theorie und Praxis“ Vortrag von PD Dr. Frank Martin, Leiter des Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin 4. Februar 2009, Vortragssaal Mit seinem Vortrag erläuterte PD Dr. Frank Martin die verschiedenen Aspekte der Antikenergänzungen im 17. Jahrhundert. In dieser Zeit entstanden in Rom umfangreiche Antikensammlungen als unverzichtbare Requisiten des römischen Adels. Wesentlich war, dass die einzelnen Statuen ergänzt waren und ihren fragmentarischen Charakter nicht mehr erkennen ließen. Die Ergänzungspraxis folgte Gesetzmäßigkeiten, die noch nicht von Johann Joachim Winckelmanns Entwicklungsgeschichte der antiken Skulptur geprägt waren. „Die Wertsteigerung mittelalterlicher Bildwerke und die Frankfurter Sammler vor dem Nationalsozialismus“ Vortrag von Dr. Matthias Weniger, Bayerisches Nationalmuseum, München 18. März 2009, Vortragssaal Der Kunsthistoriker Dr. Matthias Weniger stellte unter dem Titel „Die Wertsteigerung mittelalterlicher Bildwerke und die Frankfurter Sammler vor dem Nationalsozialismus“ die wichtigsten Frankfurter Sammlerpersönlichkeiten und ihre Bestände vor und verglich die privaten Initiativen mit der offiziellen Sammeltätigkeit der Frankfurter Museen. Dabei ging er detailliert den Wegen nach, welche die Bildwerke aus Frankfurter Besitz nach den Umwälzungen der NS-Zeit genommen haben.

Liebieghaus Positionen

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Liebieghaus Positionen

„Der Musenberg der Villa Aldobrandini in Frascati: Synästhetische Wirkung und die Selbstinszenierung des Fürsten“ Vortrag von Prof. Dr. Elisabeth Oy-Marra, Johannes Gutenberg-Universität Mainz 20. Mai 2009, Vortragssaal Der Musenberg mit den Musenskulpturen von Jacques Sarazin (1592–1660) im sogenannten Musenzimmer im Garten der Villa Aldobrandini in Frascati in Italien gehörte aufgrund einer kunstvollen Wasserorgel zu den Hauptattraktionen römischer Villen des frühen 17. Jahrhunderts. Die Villa mit ihrem berühmten Garten entstand im Auftrag des Kardinalnepoten Pietro Aldobrandini, der zum Zeitpunkt der Vollendung des Gartens jedoch einen starken Machtverlust erlitten hatte. In ihrem Vortrag beleuchtete Prof. Dr. Elisabeth Oy-Marra die ästhetischen Konzepte, die mit dem Musenzimmer verbunden sind, und ging der Frage nach, inwieweit diese Konzepte der Sonderstellung des Auftraggebers Pietro Aldobrandini in der römischen Gesellschaft geschuldet sind. „Geschichte und Neukonzeption der Dresdener Skulpturensammlung“ Vortrag von Dr. Moritz Woelk, Direktor der Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden 15. Juli 2009, Vortragssaal Dr. Moritz Woelk erläuterte in seinem Vortrag „Geschichte und Neukonzeption der Dresdner Skulpturensammlung“ die konzeptionellen Veränderungen des Hauses und gab darüber hinaus einen Einblick in die Geschichte der traditionsreichen Sammlung. Die Skulpturensammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden wurde im frühen 18. Jahrhundert durch August den Starken, Kurfürst von Sachsen und König von Polen, durch den Ankauf einer großen Antikensammlung begründet. Heute umfasst sie Werke aus mehr als fünf Jahrtausenden – von Skulpturen der Antike bis zu Plastiken des 19. und 20. Jahrhunderts – sowie eine umfangreiche Abgusssammlung. „Bilderkämpfe. Gottesbilder der Weltreligionen“ Vortrag von Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Graf, Ludwig-Maximilians-Universität München 30. September 2009, Vortragssaal „Du sollst dir kein Bildnis machen“ – dieses in der hebräischen Bibel und dem Alten Testament festgehaltene Bilderverbot findet sich nicht nur in Judentum und Christentum, sondern auch in anderen Weltreligionen. Die Geschichte der Menschheit ist durch immer neue Bilderkämpfe zwischen Bildgläubigen und Ikonoklasten geprägt. In diesen Auseinandersetzungen ging es um die Frage der Visualisierbarkeit der Vorstellungen von Gott, um konkurrierende Gottesbilder, aber auch um die Frage, wie sich der Mensch im Bilde Gottes selbst porträtiert.

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Diesen Zusammenhang von Gottesbildkämpfen und Menschenbild beleuchtete der Theologe Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Graf im Rahmen seines Vortrags. „Aufklärung und Gelehrsamkeit. Die Sammlungen des Grafen Franz I. zu Erbach-Erbach (1754–1823)“ Vortrag von Dr. habil. Brita von Götz-Mohr, Kunstgeschichtliches Forschungsprojekt, Technische Universität Darmstadt 21. Oktober 2009, Vortragssaal In ihrem Vortrag stellte Dr. habil. Brita von Götz-Mohr ihre wissenschaftlichen Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt „Die Gräflichen Sammlungen im Schloss zu Erbach“ im Fachgebiet Kunstgeschichte der Technischen Universität Darmstadt vor. Initiiert wurde das Projekt, nachdem das Land Hessen das Erbacher Stadtschloss im Jahr 2005 mit der Gesamtheit seines Inventars aus dem Besitz der Grafen zu Erbach-Erbach erworben hatte. Im Mittelpunkt der Forschungen stand die Figur des hoch gebildeten und gelehrten Sammlers Franz I., der in Erbach im Odenwald abseits der großen Kunstzentren seine – mit Ausnahme der Antiken – bis heute kaum bekannten Sammlungen aufbaute. „SkulpturenOrte. Zur ideellen, funktionalen und sozialen Verortung von Bildwerken“ Kolloquium 25. bis 27. November 2009, Vortragssaal Den Schlusspunkt der Jubiläumsveranstaltungen anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Liebieghaus Skulpturensammlung bildete ein wissenschaftliches Kolloquium, das sich mit der unterschiedlichen Verortung von Bildwerken von der Antike bis zur Gegenwart beschäftigte. Vom 25. bis 27. November 2009 griffen 19 Wissenschaftler renommierter Institutionen das Thema auf und beleuchteten es aus den verschiedensten Blickwinkeln. Bei dieser Auseinandersetzung mit Skulptur wurde nicht nur die tatsächliche Platzierung eines Objekts etwa an Fassaden oder auf Plätzen und die damit zusammenhängende Funktion betrachtet, sondern ebenso die psychologische Verankerung von Skulptur in der Gesellschaft. Referenten des Kolloquiums waren: Vinzenz Brinkmann, Liebieghaus Skulpturensammlung, Frankfurt; Christoph Frank, Università della Svizzera italiana, Mendrisio; Christian Freigang, Goethe-Universität, Frankfurt am Main; Jochen Griesbach, Ludwig-Maximilians-Universität München; Stefan Grohé, Universität Köln; Ursula Grzechca-Mohr, Städel Museum, Frankfurt; Thomas Kästle, Hannover; Frank Martin, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Potsdam; Friedrich Meschede, Museu d’Art Contemporani, Barcelona; Eva Mongi-Vollmer, Städel Museum, Frankfurt; Johannes Myssok, Kunstakademie Düsseldorf; Richard Neudecker, Deutsches Archäologisches Institut, Rom; Johannes Tripps, Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur, Leipzig; Stefan Roller, Liebieghaus Skulpturensammlung, Frankfurt; Ulrich Schneider, Schloss Gottorf, Schleswig; Andreas Scholl, Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin; Ulrich von Heinz, Berlin; Gerhard Weilandt, Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Karlsruhe; Philipp Zitzelsperger Humboldt-Universität, Berlin. Das Kolloquium wurde durch die Gerda Henkel Stiftung gefördert.

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Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Pressekonferenz zur Botticelli-Ausstellung

Die Abteilung für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Städel Museums und der Liebieghaus Skulpturensammlung initiiert, steuert und übersetzt den Dialog zwischen den verschiedenen (Teil-)Öffentlichkeiten der Gesellschaft und den beiden Institutionen. In enger Absprache mit den unterschiedlichen Abteilungen der Museen fungiert die Abteilung – vor allem im Kontakt mit den Medien – damit als Informationsplattform und Stimme nach außen. Die klassischen Fernseh-, Radiound Printmedien werden hierfür ebenso berücksichtigt wie neu hinzugekommene Onlinemedien und Web-2.0-Plattformen. Mit ihrer systematischen, zielgerichteten und kontinuierlichen Kommunikation trägt die Abteilung für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit maßgeblich dazu bei, die Interessen von Städel Museum und Liebieghaus Skulpturensammlung darzustellen, deren wissenschaftliche Erkenntnisse zu vermitteln und über die vielseitigen Ausstellungen, Projekte, Veranstaltungen und allgemeinen Belange der beiden Häuser zu informieren. Zusätzlich wird mithilfe einer nachhaltigen und transparenten Kommunikation Vertrauen in die Arbeit der Institutionen hergestellt, das Selbstverständnis der beiden Häuser vermittelt und damit die Image- und Markenbildung von Städel Museum und Liebieghaus Skulpturensammlung vorangetrieben. Das Jahr 2009 war für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Häuser ein äußerst erfolgreiches Jahr. Das Städel Museum konnte sich einmal mehr als eines der meistbesprochenen Museen Deutschlands behaupten und damit maßgeblich an kunsthistorischen und gesellschaftlichen Diskursen teilnehmen. Mit insgesamt rund 60 Pressemitteilungen wurde 2009 die lokale, nationale und internationale Medienlandschaft über die Aktivitäten des Städel informiert. Im Liebieghaus wurden im gleichen Zeitraum rund 35 Pressemitteilungen versandt. Gemeinsam haben die beiden Häuser über 15 Pressekonferenzen veranstaltet. Die Vermittlung und Betreuung von Interviews mit dem Direktor und den Wissenschaftlern und Experten der Häuser zählt ebenso zu den Aufgaben der Abteilung wie die Pflege des weitreichenden Netzwerks von Pressekontakten in den Bereichen Printmedien, Hörfunk, Fernsehen und Onlinemedien. Insgesamt erschienen zahlreiche Besprechungen und Artikel in allen wichtigen deutschsprachigen Leitmedien sowie in bedeutenden internationalen Zeitungen und Kunstmagazinen. Das Städel und das Liebieghaus zierten mit ihren Ausstellungen mehrere Titelseiten, unter anderem von art – Das Kunstmagazin oder Weltkunst,

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Pressekonferenz zum Bau- und Kampagnenstart der StädelErweiterung

Dreharbeiten für den Städel-Film zur Erweiterung

Dreharbeiten für den „Hessenreporter“ über die Entstehung der Botticelli-Ausstellung

und wurden in allen wichtigen nationalen Printmedien regelmäßig besprochen. Ebenso fanden die Ausstellungen des Städel Resonanz in internationalen Medien, unter anderem in Der Standard, Die Presse, Neue Zürcher Zeitung, de Volkskrant, Corriere della Sera, The Art Newspaper, Il Giornale dell’Arte und der New York Times. Darüber hinaus gab es eine umfangreiche Berichterstattung in allen relevanten deutschsprachigen TV-Nachrichten- und Kultursendungen wie in Tagesthemen, heute journal, Hessenschau, Aspekte, Kulturzeit, Hauptsache Kultur sowie in den Radioprogrammen des Hessischen Rundfunks, des Deutschlandfunks, von Deutschlandradio Kultur, des Südwestrundfunks, des Westdeutschen Rundfunks, des Österreichischen Rundfunks u. v. a. Für die größte Medienaufmerksamkeit sorgten 2009 das Erweiterungsprojekt sowie die Botticelli-Ausstellung im Städel Museum. An der Pressekonferenz zur BotticelliAusstellung nahmen alleine 250 Pressevertreter teil. In Zusammenarbeit mit der Presseabteilung wurde von arte und dem Hessischen Rundfunk ein 30-minütiger Botticelli-Film produziert. Eine weitere, ebenfalls vom Hessischen Rundfunk produzierte 30-minütige Dokumentation gab einen ebenso spannenden wie kurzweiligen Einblick in die Entstehung der Ausstellung über den italienischen Meister der Renaissance. Die Onlineredaktion des Hessischen Rundfunks produzierte zur Botticelli-Schau in Kooperation mit der Presseabteilung des Städel ein interaktives Webspecial, für das allein in den ersten drei Ausstellungsmonaten mehr als eine Million Page Impressions gezählt wurden, und beschritt damit auch im Bereich der Kunstvermittlung Neuland. Eine überregionale 6-seitige redaktionelle Beilage der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung gab einen umfassenden Einblick in die Ausstellungsinhalte. Medien wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Frankfurter Rundschau, die Bild Zeitung, die Frankfurter Neue Presse u. v. a. berichteten in einer ganzen Reihe von Artikeln über „Botticelli“ in Frankfurt und begleiten auch die Erweiterung des Städel Museums kontinuierlich. Mit insgesamt über 2.000 Berichten in der regionalen, überregionalen und internationalen Presse fand „Botticelli“ außerordentlich große und überaus positive Resonanz. Eine repräsentative Besucherbefragung im Rahmen der Ausstellung ergab, dass 64 % der Städel-Besucher über die Medien (Print, Radio, TV) von der Ausstellung erfahren hatten, 26 % wurden über das Internet darauf aufmerksam. Besonders hervorzuheben sind die 2009 erfolgte Ausweitung der Pressearbeit auf die Bereiche Videoproduktion, Online- und Event-PR sowie die Nutzung von Social Media Networks und Web-2.0-Anwendungen. So wurden 2009 unter der redaktionellen Leitung der Presseabteilung über 15 Videos produziert, mit denen die Ausstellungen, Veranstaltungen, Sammlungsneuzugänge oder auch die Erweiterung des Städel Museums und die Ausstellungen der Liebieghaus Skulpturensammlung an viele neue Zielgruppen kommuniziert werden konnten. Als neu eingeführte Informations- und Spendenplattform macht das Blog www.das-neue-staedel.de seit dem 21. August 2009 auf Neuigkeiten und Entwicklungen im Zusammenhang mit der Städel-Erweiterung aufmerksam. Im vergangenen Jahr sind dort über 40 Blogartikel erschienen. Zusätzlich wurden in enger Abstimmung zwischen den Abteilungen Marketing, Fundraising und Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zahlreiche Veranstaltungen und Spendenaktionen durchgeführt. Sie schufen eine erhöhte Aufmerksamkeit für das neue Städel, unterstützten die Spendenkampagne für den Erweiterungsbau und sorgten für eine verstärkte Identifikation von Stadt und Region mit dem Erweiterungsprojekt.

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Marketing

Besucherschlangen vor der Botticelli-Ausstellung

Die Marketingabteilung des Städel Museums und der Liebieghaus Skulpturensammlung ist für den gesamten werblichen Auftritt der Häuser in der Öffentlichkeit verantwortlich. Die Bekanntmachung von Sammlung und Sonderausstellungen sowie die nachhaltige Imagepflege und der Markenaufbau von Städel und Liebieghaus bilden die Schwerpunkte ihrer Tätigkeit. Im Hinblick auf einen einheitlichen Auftritt nach außen kommt der Abteilung mit der Koordination sämtlicher publikumswirksamer Maßnahmen intern eine Schnittstellenfunktion zu. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen der Besucher und seine Bedürfnisse. Als Grundlage dient eine repräsentative Marktforschung, die regelmäßig in Zusammenarbeit mit der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main durchgeführt wird. Nach umfangreicher Analyse der Daten werden in einem Marketingplan Ziele, Strategien und daraus folgende Maßnahmen erarbeitet. Die Marketingaufgaben umfassen die Entwicklung und Umsetzung von Werbekampagnen, die Initiierung von Marketingkooperationen, die Gestaltung von Produktideen für den Museumsshop (Merchandising), die Koordination und Durchführung von Veranstaltungen (wie z. B. städel art music) sowie die Handhabung des kompletten Besucherservices. Durch eine zielgruppenspezifische Kommunikation werden neue Besuchergruppen für Städel und Liebieghaus angesprochen und Museumskenner zum Mehrfachbesuch animiert. Besondere Bedeutung kommt dem Internet als Kommunikationsforum zu. Über monatliche Newsletter und elektronische Postkarten (E-Cards) werden regelmäßig neue Zielgruppen erschlossen. Im Jahr 2009 wurde das Städel Museum erstmals auf den stark wachsenden Social-Networking-Plattformen und Kanälen wie YouTube, Twitter, Flickr, Facebook, Lifestream und FriendFeed aktiv, um in direkten Dialog mit einer vorwiegend jüngeren Zielgruppe zu treten. Das Städel Museum nimmt mit seinem Internetauftritt deutschlandweit eine Vorreiterrolle im Kulturbereich ein, wie zahlreiche Anfragen für Vorträge zum Thema Web 2.0 auf einschlägigen Tagungen und Kongressen deutlich machen.

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Botticelli-Kampagne bei Douglas Bunte-Götter-Kampagne bei Karstadt

Die erfolgreiche Marketingarbeit konnte auch 2009 fortgesetzt werden. Mit der Werbekampagne „Die Antike wird lebendig“, die anlässlich der Ausstellung „Bunte Götter. Die Farbigkeit der antiken Skulptur“ konzipiert wurde, kam das Liebieghaus unter die Finalisten der begehrten Marketingauszeichnung „Effie“, eines Preises, der Kommunikation nach Effizienz und Wirksamkeit bewertet. Die Kampagne wurde von der international tätigen Werbeagentur Saatchi & Saatchi pro bono für das Liebieghaus entwickelt. Im Rahmen einer Marketingkooperation mit Karstadt Zeil wurde die hoch frequentierte Schaufensterfront auf der Frankfurter Zeil als Skulpturenwerkstatt der „Bunte Götter“-Schau dekoriert und die Ausstellungskampagne im gesamten Warenhaus präsentiert. Den Höhepunkt der Marketingarbeit im Städel Museum bildeten die Maßnahmen zur Ausstellung „Botticelli“, für die die international renommierte Agentur JWT pro bono die Werbeidee „BOTTICELLI – Autumn/Winter 2009/2010“ kreierte. Mit Attributen wie „Beauty“ oder „Accessoires“ wurde ein Themenfeld eröffnet, das Botticelli ähnlich einer Marke als wegweisend und stilbildend für die Kunstgeschichte sowie als Inbegriff für zeitlose Schönheit und Anmut inszenierte. Daraus wurden zahlreiche Marketingkooperationen entwickelt, beispielsweise mit der Parfümerie Douglas (Frankfurt) oder mit Alnatura. Die Biolebensmittelkette präsentierte die Ausstellung bundesweit in ihren Filialen. Deutschlandweit unterstützten auch die Hessen Agentur und die Tourismus+Congress GmbH Frankfurt am Main die Schau, indem sie mittels der Botticelli-Kampagne für den Standort Frankfurt warben. Weitere Kooperationspartner wie die Deutsche Bahn, die die Ausstellung im Rahmen ihres Angebots „Kultur-Ticket-Spezial“ ebenfalls national ankündigte, das ikarus design kaufhaus, die Weleda AG und verschiedene Medienpartner ergänzten die Marketingmaßnahmen. Große Resonanz fand die Städel-Website, die als wichtiges Informations- und Kommunikationsmedium über die Ausstellung informierte und die Besuchsvorbereitung erleichterte. Alle Maßnahmen haben schließlich mit dazu beigetragen, „Botticelli“ landesweit zum wichtigsten Ausstellungsereignis im Herbst/Winter 2009/2010 werden zu lassen. Die aufmerksamkeitsstarke Bürgerkampagne für die Erweiterung des Städel Museums wurde gemeinsam mit der renommierten Werbeagentur Ogilvy & Mather Frankfurt entwickelt. Mit dem Ziel, das Projekt in der Region bekannt zu machen, bietet sie die Möglichkeit, das individuelle Engagement sichtbar in den Mittelpunkt zu rücken. Dadurch konnten zahlreiche Marketingpartner gewonnen werden, die ihrerseits für eine breite Medienwirksamkeit des Spendenprojekts sorgten. Insgesamt wird die Hauptaufgabe der Marketingabteilung auch in Zukunft darin liegen, geeignete und immer wieder neue Kommunikationsmittel und -wege zu entwickeln, die unter Wahrung des wissenschaftlichen Anspruchs einem breiten Publikum Zugang zur Kunst im Städel Museum und in der Liebieghaus Skulpturensammlung bieten und es für die Aktivitäten der Häuser begeistern.

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Sponsoring

Das Städel Museum und die Liebieghaus Skulpturensammlung stehen seit Gründung vor 150 bzw. 100 Jahren beispielhaft und sinnbildlich für unternehmerisches wie bürgerliches Engagement für Kultur und Bildung in der Großregion Frankfurt Rhein-Main. Die beiden Museen, beider herausragender Sammlungsbestand und das jeweils vielfältige Programmangebot von regionaler und internationaler Bedeutung sind auch heute ohne die Unterstützung und die Anerkennung der Partner, Förderer und Sponsoren sowie deren enge Identifizierung mit dem jeweiligen Haus nicht denkbar. Der historisch gewachsene, gesellschaftlich gefestigte Freundeskreis von Förderern wird bis heute weitergetragen, erweitert und gepflegt. Dies zu begleiten und mit zu gestalten hat insbesondere die Abteilung Sponsoring zur Aufgabe. Die Abteilung Sponsoring ist für die strategische Außendarstellung der beiden Häuser gegenüber Entscheidungsträgern aus Wirtschaft, Bürgertum, privaten und öffentlichen Organisationen sowie Stiftungen ebenso zuständig wie für deren Ansprache und die laufende Kontaktpflege. Zu ihren wesentlichen Aufgaben gehört es, neben der Betreuung bestehender Förderer neu interessierte Bürger, Stiftungen und Unternehmen lokal, national und international für eine ideelle und vor allem finanzielle Unterstützung von Projekten der beiden Kulturinstitutionen zu gewinnen. Es ist eine Notwendigkeit und ein wichtiger Baustein im Selbstverständnis beider Häuser, dass die vielfältigen Projekte mit Unterstützung und im Austausch mit Förderern und Partnern realisiert werden. So werden große Ausstellungsvorhaben wie auch kleinere Ausstellungsreihen in der angestrebten Qualität erst möglich. Mit zusätzlicher privater Unterstützung können Symposien, Vortragsserien, Musikveranstaltungen sowie Bildungsprogramme und Publikationen umgesetzt und Neuerwerbungen für die Weiterentwicklung der Sammlungen getätigt werden. Unerlässlich ist das Engagement Dritter parallel hierzu bei der Finanzierung von Renovierungen der Sammlungsflächen, Restaurierungen zentraler Kunstwerke und der Realisierung von Forschungsvorhaben. Mit dem Begriff „Sponsoring“ eng verbunden ist das finanzielle Engagement von Sponsoringpartnern bei der Realisierung von Ausstellungsprojekten von Städel und Liebieghaus. Öffentliche Aufmerksamkeit und Resonanz auf die Themenausstellungen der beiden Häuser sind enorm. Dank der breiten Anerkennung und der Interessengemeinschaft ihrer Netzwerke stellen Städel Museum und Liebieghaus Skulpturensammlung einzigartige und lebendige Plattformen für einen kreativen Austausch auf allen Ebenen und in allen Branchen der Industrie und Wirtschaft dar. Auf dieser Grundlage entwickelt die Abteilung Sponsoring zusammen mit den Förderern und Partnern für die Dauer einer Ausstellung oder eines Förderprojekts exklusive Veranstaltungen und gestaltet ein eng an der Thematik des Projekts orientiertes Begleitprogramm für den Förderer und seine Zielgruppen. Die Visibilität des Sponsors und seines Engagements wird über die jeweils weitreichende Marketingkampagne und andere Kommunikationsmedien der Institutionen gewährleistet. Für Sponsoren bieten sich damit ebenso zahlreiche wie vielfältige Präsentations- und Kommunikationsformen. Beispielhaft spiegelte sich dies 2009 in den Auftritten und der Präsenz der Commerzbank als Hauptförderer der großen Botticelli-Schau wider. In Erweiterung der Kommunikationskampagne des Städel Museums präsentierte auch die Commerzbank das Ausstellungsthema über Banner, Aufsteller, Flyer und eigene Kanäle gegenüber der breiten Öffentlichkeit sowie gegenüber Mitarbeitern und Kunden.

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Botticelli-Banner in der Commerzbank Plaza

KPMG-Empfang zu „Botticelli“

Auch das Engagement von Stiftungen bedeutet für Städel und Liebieghaus nicht nur eine finanzielle Förderung von Projekten, sondern auch eine Anerkennung der Arbeit beider Institutionen. Im Besonderen begleiten namhafte Stiftungen Projekte von hohem wissenschaftlichem Stellenwert. So wurde die Ausstellung „Jean-Antoine Houdon: Die sinnliche Skulptur“ in der Liebieghaus Skulpturensammlung federführend von zwei Stiftungen, der Hessischen Kulturstiftung und der Ernst von Siemens Kunststiftung, gefördert. Das ebenfalls im Jubiläumsjahr anlässlich des hundertjährigen Bestehens des Hauses veranstaltete mehrtägige Kolloquium „SkulpturenOrte“ wurde von der Gerda Henkel Stiftung begleitet. Unentbehrlich ist das Engagement von Stiftungen und Unternehmen im Auf- und Ausbau des umfangreichen Bildungsangebots beider Institutionen. Es ermöglicht Städel und Liebieghaus, ihrer Aufgabe als Orte der Begegnung, des Austausches und der Vermittlung gerecht zu werden und das lebendige Angebot für Frankfurt und die Region weiterzuentwickeln. Mit der Hilfe von Privatpersonen und Partnern auf Unternehmensseite konnte 2009 wieder die Sommerakademie zur Berufsvorbereitung von Jugendlichen stattfinden. Förderer wie DWS Investment betonten bereits im dritten Jahr der Sommerakademie die Kontinuität ihrer Kulturförderung. Partner wie Accenture GmbH und Fraport AG machten das Programm mit dem persönlichen fachlichen Einsatz des eigenen (Top-)Managements abermals zu einer einzigartigen Veranstaltung. Aber auch darüber hinaus tragen zahlreiche mehrjährige Partnerschaften mit Stiftungen – wie der Aventis Foundation, der Gemeinnützigen Hertie Stiftung, der PWC-Stiftung oder der Hardtberg Stiftung – und Unternehmen die zielgruppenspezifische Vermittlungsarbeit von Städel und Liebieghaus.

Dr. Stefan Schulte, Vorstandsvorsitzender der Fraport AG, im Gespräch mit Teilnehmern der Sommerakademie

Auch aus der Wirtschaft wurden 2009 neue Partner für ein langfristiges Engagement für Städel und Liebieghaus gewonnen: So werden InterContinental Frankfurt, Mayer Brown LLP sowie KPMG und TPG im Kreis der Partner und Förderer in der Öffentlichkeit mit den beiden Institutionen auftreten und erhalten vor Ort einen einzigartigen Aktionsradius. Trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage ist es 2009 gelungen, mit der nötigen Förderung durch Dritte die an Städel und Liebieghaus geplanten Projekte in vollem Umfang zu realisieren. Alle langfristig engagierten Partner der beiden Häuser konnten überzeugt werden, ihre Unterstützung beizubehalten. Auch im zurückliegenden Jahr haben die Partner, Förderer und Sponsoren dazu beigetragen, dass das gesamte Programm und das Vermittlungsangebot des Städel Museums und der Liebieghaus Skulpturensammlung aufrechterhalten und fortgeführt werden konnten.

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Städelscher Museums-Verein e. V. und Städelclub

Der Städelsche Museums-Verein fördert seit 1899 die Museumsarbeit und führt in Frankfurt die lange Tradition des bürgerlichen Mäzenatentums fort. Über 6.000 Kunstfreunde engagieren sich heute im Verein: Bürger aus der Region, Unternehmen sowie Vertreter aus Wirtschaft, Kultur und Medien. Das Engagement des Freundeskreises von Städel Museum und Liebieghaus Skulpturensammlung gilt der finanziellen und ideellen Unterstützung beider Museen. Darüber hinaus engagiert sich der Städelsche Museums-Verein tatkräftig für das neue Städel. Mit ihrer finanziellen Unterstützung und vielen besonderen Initiativen haben sich die Mitglieder 2009 aktiv an der Spendenkampagne beteiligt. Außerdem konnten bereits zahlreiche Benefiz-Mitglieder gewonnen werden. Der Städelsche Museums-Verein kann erneut auf ein ereignisreiches Jahr mit vielen erfolgreichen und interessanten Vereinsaktivitäten zurückblicken.

Ankäufe Zu den zentralen Aufgaben des Städelschen Museums-Vereins zählt der Ankauf von Kunst. Über 20 Arbeiten konnten 2009 auch dank der Mitgliedsbeiträge und Spenden durch den Städelschen Museums-Verein und das Städelkomitee 21. Jahrhundert erworben werden: darunter der Marsyas-Sarkophag „Alberici“, eine außergewöhnliche Neuerwerbung, die nun als zentrale Arbeit in der Antikensammlung im Liebieghaus präsentiert wird, die Predellentafel eines umbrischen Meisters, die zwei bereits in der Sammlung befindliche Tafeln hervorragend ergänzt, der Collageroman „La femme 100 têtes“ von Max Ernst, Victor Vasarelys „Fugue“, ein Objektkasten von Gerhard Hoehme, einem der bedeutendsten Vertreter des deutschen Informel, Linolschnitte von Philipp Hennevogl sowie die eindrucksvollen Stadtcollagen von Amelie von Wulffen. Die Werke zeitgenössischer Kunst wurden vom Städelkomitee 21. Jahrhundert erworben, das damit gezielt den Ausbau dieses Sammlungsbereichs fördert.

Amelie von Wulffen, O. T. (Stadtcollagen), 1998/99/2000

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Der Städelsche Museums-Verein e. V. und das Städelkomitee 21. Jahrhundert haben 2009 folgende Werke erworben bzw. durch Schenkungen für das Städel oder das Liebieghaus gesichert:

Gemälde und Werke in anderen Techniken John M Armleder, Ohne Titel (Furniture Sculpture), 1986, zwei Kommoden, Acryl und Emaille auf Leinwand, erworben aus Mitteln des Städelkomitees 21. Jahrhundert Herbert Aulich, 1/62, 1962, Collage auf Pappe auf Holzrahmen geleimt, Schenkung von Dr. Gisela Merkle Herbert Aulich, Blau zu Unbunt im unregelmäßigen Achteck, 1965, Öl auf Hartfaserplatte auf Holzrahmen, erworben aus Mitteln des Städelkomitees 21. Jahrhundert Herbert Aulich, Relief – Flächenspannung II, 1969, Pappe und Holzfaserplatten, erworben aus Mitteln des Städelkomitees 21. Jahrhundert Volker Böhringer, Ländliche Idylle, Öl auf Leinwand, 1935, erworben vom Städelschen Museums-Verein e. V. Walter Dahn, Ohne Titel, 1984/89, Schwarz-Weiß-Fotografie, erworben mit Unterstützung von Christoph Vowinckel Walter Dahn, The attack of the bats in Max Ernst’s birthplace, 1984/85, Schwarz-WeißFotografie, erworben mit Unterstützung der Galerie Herbert Meyer-Ellinger Hermann Glöckner, Gefaltete Streifen in Rot und Weiß auf Schwarz, 1933, Collage, Japanpapier, Lack, Pappe, erworben aus Mitteln des Städelkomitees 21. Jahrhundert Gerhard Hoehme, Zimbal, 1966, Holzkasten plastikbeschichtet und bronziert, Acrylglas, Nägel, Nylonschnüre, Acryl, erworben aus Mitteln des Städelkomitees 21. Jahrhundert

Michael Riedel, Ohne Titel, Leinwand, 2008, erworben aus Mitteln des Städelkomitees 21. Jahrhundert Michael Riedel, Vier Vorschläge zur Veränderung von Modern (32), 2009, Digitaldruck, erworben aus Mitteln des Städelkomitees 21. Jahrhundert Umbrischer Meister um 1500 (PeruginoSchule), Die Einkleidung des hl. Augustinus durch den hl. Ambrosius, erworben mit Unterstützung der Ernst Max von Grunelius-Stiftung und der Marguerite von Grunelius-Stiftung Victor Vasarely, Fugue, 1958/60, Öl auf Malpappe, erworben aus Mitteln des Städelkomitees 21. Jahrhundert Amelie von Wulffen, O. T. (Stadtcollagen, I–XI) (11 Arbeiten), 1998/99/2000, Öl auf Foto auf Papier, erworben aus Mitteln des Städelkomitees 21. Jahrhundert

Antony Gormley, Cap, 1994

Philipp Hennevogl, Gerüst, 2008, Linolschnitt auf handgeschöpftem Japan, erworben aus Mitteln des Städelkomitees 21. Jahrhundert Michael S. Riedel, Four proposals for the change of MODERN in the logo of “The Modern Institute”, 2008, Offsetdruck, vier Postkarten, erworben aus Mitteln des Städelkomitees 21. Jahrhundert

Zeichnungen Antony Gormley, Cap, 1994, Pigment, Kasein auf Velin, erworben vom Städelschen Museums-Verein e. V. Georg Karl Pfahler, Gouache-Formativ, 1961, Gouache auf weiß grundiertem, chamois Velinkarton, Schenkung von Dr. Rainer Mündnich

Druckgraphiken Max Ernst, La femme 100 têtes. Avis au lecteur par André Breton, 1929, Collageroman mit 147 Autotypien nach Collagen, Normalausgabe auf „vélin teinté“, Editions du Carrefour, Paris, erworben vom Städelschen MuseumsVerein e. V.

Skulpturen Marsyas-Sarkophag „Alberici“, ausgehendes 2. Jahrhundert n. Chr., erworben vom Städelschen MuseumsVerein e. V. mithilfe der Kulturstiftung der Länder, der Hessischen Kulturstiftung und der Stadt Frankfurt aus Mitteln der Stiftung Kober Griechisch-hellenistische Tonfigur, 3–2. Jahrhundert v. Chr., Figur einer stehenden Bacchantin mit ursprünglicher Farbigkeit, erworben vom Städelschen Museums-Verein e. V.

Philipp Hennevogl, Friedhof, 2007, Linolschnitt auf handgeschöpftem Japan, erworben aus Mitteln des Städelkomitees 21. Jahrhundert

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Programm für Freunde Mit einem vielfältigen Angebot eröffnen der Städelsche Museums-Verein und der Städelclub ihren Mitgliedern immer wieder neue Perspektiven auf die Kunst. Zahlreiche Veranstaltungen, Exklusivführungen, Kunstabende, Vorträge und Seminare gaben auch 2009 aufschlussreiche inhaltliche Einblicke und ermöglichten einen persönlichen Austausch über das Thema Kunst. Einen ganz besonderen Erfolg stellte der Members’ Day zur Botticelli-Ausstellung dar: 859 Mitglieder haben an diesem Tag die Gelegenheit genutzt, diese großartige Schau exklusiv zu besuchen. Die beliebten Kunstfahrten haben 2009 in die Pinakothek der Moderne nach München, in die Bundeskunsthalle nach Bonn zu einer Exklusivführung durch die Ausstellungen „Das Kunstmuseum Winterthur“ und „Amedeo Modigliani“ sowie zur Ausstellung „Blauer Reiter“ in das Museum Frieder Burda nach Baden-Baden geführt; Köln stand in diesem Jahr gleich zweimal auf dem Programm: mit einer Fahrt ins Kolumba, das Kölner Diözesanmuseum, mit seiner eindrucksvollen Architektur von Peter Zumthor und zur Neupräsentation der Sammlung des Wallraf-Richartz-Museums sowie im November zur Cologne Fine Art & Antiques und in das Museum Ludwig. Weitere Reiseziele für alle Kunstbegeisterten waren die Provence und die Côte d’Azur, die Ausstellung „Vincent van Gogh“ im Kunstmuseum in Basel, die Kulturlandschaft Oberrhein und Elsass sowie das vorweihnachtliche München mit einem Besuch der Sammlung Brandhorst und der Rubens-Ausstellung in der Alten Pinakothek. Mit diesem attraktiven Programm trägt der Kreis der Freunde in Verein und Städelclub dazu bei, dass die Mitgliederzahl beständig wächst, viele begeisterte Museumsbesucher zu neuen Kunstfreunden des Städel Museums und der Liebieghaus Skulpturensammlung werden und mit ihrem Engagement beide Häuser fördern. Besonderer Dank gilt den ehrenamtlichen Mitarbeitern an der Informationsstelle im Foyer des Städel Museums. Durch deren tatkräftige Unterstützung konnten zahlreiche neue Mitglieder für den Freundeskreis gewonnen werden.

Junge Freunde für die Kunst Rund 600 Städelclubmitglieder nutzen den Austausch unter jungen Kunstfreunden verschiedener Berufsfelder. Die zahlreichen Angebote mit exklusiven Führungen, organisierten Ausstellungsbesuchen und vielen Kunstevents sorgen immer für

Städelclub 20up, Frühstück im Kaminzimmer der Liebieghaus Skulpturensammlung

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Städelclub 20up bei den Impressionisten im Städel Museum

Stadtrundgang in Aix-en-Provence

Besuch der Fondation Maeght, St. Paul de Vence

interessanten Gesprächsstoff. Die Mitglieder profitieren von aufschlussreichen Informationen über die Kunstszene und dem Networking mit Freunden, Kollegen oder neuen Kontakten. Im Rahmen der neu eingeführten Künstlergespräche haben 2009 Tamara Gricic, Thomas Bayrle, Günter Zehetner und Thomas Wagner ihre Ateliers geöffnet und interessante Einblicke in ihre Arbeit gegeben. Die „Kunstpause für Mamas“ richtet sich an frisch gebackene Eltern, denen oft nur wenig Zeit für eigene Interessen bleibt. Hier organisiert der Städelclub seit Januar 2009 einen besonderen Programmpunkt: Zweimal im Monat finden thematische Führungen statt, bei denen man viel über Kunst erfahren, sich mit anderen austauschen und das Baby einfach mitbringen kann. Für einen ruhigen Platz zum Stillen und für den Kinderwagen ist gesorgt. Dank der Unterstützung der Stiftung Polytechnische Gesellschaft konnte seit Juli 2009 in Ergänzung zum bestehenden Angebot des Städelclubs ein vielfältiges Programm für die Zielgruppe zwischen 20 und 30 Jahren umgesetzt werden. Dieses neue Format spricht eine Altersgruppe an, die bisher im Städelclub noch nicht aktiv war. Das Organisationsteam besteht aus zwei Studenten der Kunstgeschichte, die mit großem Engagement und Erfolg das Angebot für Gleichaltrige konzipieren, organisieren und betreuen. Neben zahlreichen Themenführungen durch die ständige Sammlung war das „Frühstück im Freien“ ein Höhepunkt: Hier gab es im Anschluss an eine Führung zu wichtigen impressionistischen Werken im Städel ein geselliges Frühstück im Freien mit Croissants, Café au Lait und Grammophonmusik. Im Rahmen des Sommerprogramms wurde zu einem italienischen Abend eingeladen, der eine Führung zur italienischen Kunst im Städel mit einem Picknick mit südländischen Spezialitäten am Mainufer verband. Manchmal, wie bei der Veranstaltung zur Munch-Ausstellung in der Graphischen Sammlung, werden die Mitglieder des Städelclubs auch selbst kreativ. Nach einer Kurzführung durch die Ausstellung konnten die Teilnehmer im Rahmen eines Workshops einen Druck fertigen. Das gemeinsame Ausgehen nach dem Museumsbesuch hat sich mittlerweile als fester Bestandteil des Angebots etabliert. Hier werden neue Kontakte geknüpft, denn viele nutzen die Möglichkeit, sich über das gemeinsame Kunsterlebnis kennenzulernen und Kunst in der Gruppe zu erleben. Im KinderKunstKlub von Städel, Schirn und Liebieghaus haben Kinder und Jugendliche von 6 bis 13 Jahren die Möglichkeit, Museen, Ausstellungen und die eigenen künstlerischen Fähigkeiten zu entdecken, hinter die Kulissen der drei Häuser zu schauen und eigene Kunstprojekte zu realisieren. Der KinderKunstKlub zählt heute 365 Mitglieder. Besuch des Kolumba, Köln

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Organisation

Vorstand Sylvia von Metzler, Vorsitzende Priv.-Doz. Dr. Andreas Schmidt-Matthiesen, stellvertretender Vorsitzender Dr. Gerhard Hess, stellvertretender Vorsitzender Fern Achterath Pirkko Ackermann Martin Blessing Leonhard Fischer Dr. Andreas Hansert Prof. Dr. Hans-Jürgen Hellwig Dr. Stephan Hutter Bettina Mäckler Justus Mische Dr. Stefan Schminck Steffen Seibert

Mitglieder des Vorstandes kraft Amtes Prof. Dr. h. c. mult. Nikolaus Schweickart, Vorsitzender der Administration des Städel Museums Max Hollein, Direktor des Städel Museums und der Liebieghaus Skulpturensammlung

Geschäftsstelle Andrea Bergmann Brigitte Bock Dr. Melanie Damm Harald Görtz Horst Thiel

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Ehrenamtliche Mitarbeiter an der Informationsstelle im Foyer des Städel Museums Eva Anton Angela Braster Susanne Bußmann Gisela Christopher Rudi Erbrecht Gertrud Gerteis Sigrid Hartung Anita Herbst Walter Klemm Christel Klose Renate Kortheuer-Schüring Bärbel Lutz-Saal Ingrid Malhotra Brigitte Meyer-Lüerßen Constantin Paquet Edith Peters Petra Peters-Becker Ilse Roderer Waltraud Rühl-Lamm Sylvia Schlüter Irene Schwenkreis Doris Seesemann Elfi Stettenheimer Ursula Tonnemacher Marion von Burkersroda Barbara Wolf

Mitglieder des Städelkomitees 21. Jahrhundert/ Staedel Committee of the 21st Century Maria-Theresia Artmann Max Michael Baum Oliver Bialowons Robert und Jantien Bierich Dr. Heinrich Binder Dorothee Blessing Jürgen H. Conzelmann Andrea Dibelius Dr. Andreas R. Dombret Dr. Andreas Fabritius Nicole Faktor Ernst Faßbender Ursula Felten Leonhard Fischer Katherine Fürstenberg-Raettig Thomas Haas Susanne Heuer Andrea und Martina Hübner

Christopher und Stefanie von Hugo Dr. Thomas Jetter Dr. Ingo und Dr. Maria Lucia Klöcker Hubertus Krossa Dr. Nicola Leibinger-Kammüller Dr. Joseph Lindenberger Ann-Kathrin Linsenhoff Michael Loulakis Sylvia von Metzler Hans Reuff urth Dr. Dirk Schmalenbach Prof. Dr. Gerhard und Christine Schmidt Joachim Spill Claudia Steigenberger Flavio Valeri Dr. Heike Wagner Dr. Eberhard Weiershäuser Prof. Dr. Peter Wesner

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Partner 2009

Städel Museum

Liebieghaus Skulpturensammlung

Exclusive Partner des Städel Museums

Corporate Partner und Förderer der Liebieghaus Skulpturensammlung

Bank Julius Bär Europe AG Shearman & Sterling LLP

Förderstiftung Liebieghaus InterContinental Frankfurt* Lovells LLP

Corporate Partner des Städel Museums Aventis Foundation* KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft* NH Hotel Frankfurt City (bis November 2009) InterContinental Frankfurt (ab Dezember 2009) TPG Capital*

Projekte des Städel wurden 2009 unterstützt von 1822-Stiftung der Frankfurter Sparkasse Alnatura Produktions- und Handels GmbH Altana AG Bankhaus Metzler Commerzbank-Stiftung Dagmar Westberg und Dagmar-Westberg-Stiftung Deutsche Bank AG Evonik Industries AG FAZIT-Stiftung Frankfurter Neue Presse Fraport AG Fritz von Thyssen Stiftung Hannelore Krempa Stiftung Heinz und Gisela Friederichs Stiftung Helga Ravenstein Stiftung Hessische Landesbank Italienische Zentrale für Tourismus ENIT Italienisches Kulturinstitut Frankfurt am Main Kf W Bankengruppe Kulturstiftung der Länder Landesbank Hessen-Thüringen Ludwig-Pfungst-Museums-Stiftung Messe Frankfurt Rasor Stiftung Schering Stiftung Städelkomitee 21. Jahrhundert Städelscher Museums-Verein e. V. Stiftung Flughafen Frankfurt/Main für die Region Stiftung Gabriele Busch-Hauck * 2009 neu hinzugekommen

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Projekte des Liebieghauses wurden 2009 unterstützt von Alphaform AG Bank of America Merrill Lynch Caparol Ernst von Siemens Kunststiftung FAZIT-Stiftung Gerda Henkel Stiftung Hessische Kulturstiftung Škoda Auto Deutschland GmbH

Städel Museum, Liebieghaus Skulpturensammlung und Schirn Kunsthalle Frankfurt Allianz Global Investors Bank of America Merrill Lynch Crespo Foundation Ernst & Young Fraport AG Gemeinnützige Hertie-Stiftung Hardtberg Stiftung J.P. Morgan Mayer Brown LLP* PwC-Stiftung Jugend – Bildung – Kultur Stadt Frankfurt am Main Zumtobel

Kuratorium des Städel Museums

Das Städel Museum hat am 1. März 2007 in einer konstituierenden Sitzung ein Kuratorium ins Leben gerufen, dem Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft angehören. Zweck des Kuratoriums ist die Förderung der Aktivitäten des Städel Museums sowie die Beratung seiner fünfköpfigen Administration. Das Städel Museum hat aufgrund seiner Geschichte und seiner Organisationsform als Bürgerstiftung bereits eine lange Tradition in der Zusammenarbeit mit Bürgerschaft und Unternehmertum. Mitglieder des Kuratoriums

Dr. Werner Brandt

Moritz Landgraf von Hessen

Dr. Michael Endres

Frank Mattern

Dr. Reto Francioni

Prof. Dr. Rolf Nonnenmacher

Katherine Fürstenberg-Raettig

Albrecht P. Pfister

Dr. Helga Haub

Prof. Dr. Klaus Ring

Prof. Dr. Carl-Heinz Heuer

Aby J. Rosen

Dr. Tessen von Heydebreck

Christiane zu Salm

Philip Holzer

Dr. Marcus Schenck

Dr. Jochen Hückmann

Dr. Stefan Schulte

Johannes P. Huth

Jerry I. Speyer

Dr. Heribert Johann

Christian Strenger

Wolfgang Kirsch

Hans Wagener

Achim P. Klüber

Michael von Zitzewitz

Zusammensetzung Dezember 2009

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Personal

Administration Prof. Dr. h. c. mult. Nikolaus Schweickart, Vorsitzender Bernd Knobloch Hilmar Kopper Marija Korsch Dr. Kersten von Schenck Direktion Max Hollein, Direktor Heinz-Jürgen Bokler, Stellvertreter – Kaufmännische und personelle Angelegenheiten Prof. Dr. Jochen Sander, Stellvertreter – Wissenschaftliche Angelegenheiten Hanna Alsen, Assistentin des Direktors Jutta Pfister, Assistentin des Direktors Gemäldegalerie Dr. Martin Engler, Leiter Kunst nach 1945 Dr. Felix Krämer, Leiter Gemälde und Skulpturen des 19. Jahrhunderts und der klassischen Moderne Dr. Eva Mongi-Vollmer, Kuratorin für Sonderprojekte Prof. Dr. Jochen Sander, Leiter holländische, flämische und deutsche Gemälde vor 1800 Dr. Andreas Schumacher, Leiter Gemälde romanische Schulen vor 1800 Dr. Ursula Grzechca-Mohr, Katalogmanagement Nicole Roth, Provenienzforschung Dr. Nicole Brandmüller Gabriel Dette Dr. Bastian Eclercy Tanja Zocher (ab 01.03.2009) Nerina Santorius (ab 01.11.2009) Graphische Sammlung Dr. Jutta Schütt, Leiterin Graphische Sammlung ab 1750 Dr. Martin Sonnabend, Leiter Graphische Sammlung bis 1750 Michael Kolod Cordula Froehlich Marianne von Manstein, freie wissenschaftliche Mitarbeiterin (Projekt „Deutsche Zeichnungen des 19. Jahrhunderts in der Graphischen Sammlung“) Liebieghaus Skulpturensammlung Prof. Dr. Vinzenz Brinkmann, Leiter ägyptische, griechische und römische Antike sowie ostasiatische Plastik Dr. Maraike Bückling, Leiterin Skulpturen Renaissance bis Klassizismus Dr. Stefan Roller, Leiter Skulpturen Mittelalter Eva Maria Breisig (ab 15.04.2009)

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Restaurierung Stephan Knobloch, Leiter der Werkstatt für Gemälderestaurierung Ruth Schmutzler, Leiterin der Werkstatt für Graphikrestaurierung Harald Theiss, Leiter der Werkstatt für Skulpturenrestaurierung Christiane Haeseler Annette Fritsch Beatrix Loew Ausstellungsdienst Katja Hilbig-Bergmann, Leiterin Sonderausstellungen Sven Lubinus, Stellvertretender Leiter Sonderausstellungen Dr. Heike Höcherl (bis 31.03.2009) Doris Prade Ute Wenzel-Förster Michaela Gugeler (bis 30.11.2009) Bibliothek Elena Ganzlin Michael Mohr Barbara Noeske-Winter Bildung und Vermittlung Dr. Chantal Eschenfelder, Leiterin Bildung und Vermittlung Anne Sulzbach Céline Mülich Marketing Kerstin Schultheis, Leiterin Marketing Bernadette Seidler Nura Sleiman Juliane Nagy Daniela Bamberger Annabell Hurle Katharina Janku (ab 01.05.2009) Graphik/Design Albrecht Wild Cathrin Ladwig Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Dorothea Apovnik, Leiterin Presse- und Öff entlichkeitsarbeit Axel Braun, Stellvertretender Leiter Presse- und Öff entlichkeitsarbeit (ab 18.05.2009) Julia Boberski Marijke Gassen Sponsoring/Externe Partner Inka Drögemüller, Leiterin Sponsoring/Externe Partner Sophia Athié, Leiterin Fundraising Erweiterungsbau Julia Lange, Leiterin Sponsoring Katharina Simon Kristin Westermann (ab 01.06.2009)

Technik Christian Apelt, Leiter Technischer Dienst (bis 30.04.2009) Thomas Pietrzak, Leiter Technischer Dienst (ab 01.05.2009) Michael Götz Johann Görtz Patrick Hohmann Nils Jahnke Thomas König EDV Sebastian Heine Reinigungsdienst Mitarbeiter der Firma Fragro Verwaltung Adelheid Felsing Stefanie Fischer (bis 31.05.2009) Brigitte Gaebe (bis 28.02.2009) Norbert Hartnick (bis 31.01.2009) Gerti Idinger (bis 30.09.2009) Ursula Körner (bis 30.04.2009) Maria Krein Jutta Okos Iris Sauer Susann Schürer (ab 01.10.2009) Aufsichtsdienst Suna Alan, Rosemarie Bernhart, Cornelia Best, Wolfgang Brosi, Manfred Freytag, Eugenia Grabe, Sybille Kowalski, Milorad Petrovic, Olga Navakou, Catrin Röttinger-Zengel, Ruzica Skrijelj, Ana Vuljar Mitarbeiter der Firma Securitas Willi Aff, Borislav Angelov, Walter Bauer, Melanie Bauer, Karlheinz Bechold, Ulla Becker, Jens Böttger, Yvonne Cerny, Erika Collins, Ursula Erbstößer, Juana Elsässer, Regina Fey-Hagemann, Elisabeth Flemm, Norali Ghasemi, Dawit Girmatchew, Hans-Willi Göller, Federico Gutjahr, Kflay Habte, Winfried Hahn, Thorsten Harwardt, Irena Heinson, Karl Hülskötter, Maria Kloda, Sven Kraft, Detlef Krokenberger, Bode Lawal, Slavica Meyer-Malobabic, Gisela Netopil, Tatjana Nikulschin, Christoph Niwinski, Essaid Oumanna, Thomas Peter, Jolanta Radtke, Andrea Reisener, Matthias Richter, Anke Rolf, Axel Rösner (Objektleiter), Emilia Salvatore, Golam Shamsy, Süleyman Senol, José Soldevilla, Christiane Simon, Urzula Simon, Herms-Edgar Stastny, Alfonso Strazzullo, Marion Spierling, Sandra Täuber, Steven Trieber, Ralf Weidlich, Erwin Wolka, Vedat Yücel, Georg Zimpel

Studentische Aushilfskräfte/Praktikanten und Praktikantinnen Sebastian Ackermann, Petra Bausch, Diana Becker, Lilija Beiling, Benjamin Berres, Jenna Devine, Hristina Dolaptchieva, Christine Dörr, Beatrice Drengwitz, Roland Filkas, Franziska Franke, Philip Gollwitzer, Felix Große-Lohmann, Sergey Harutoonian, Constantin Heine, Olga Herzew, Janine Hintze, Anna Isabel Holert, Franziska Hörnig, Philipp Hungershausen, Lea Kamecke, Clemens Klinkert, Bettina Kratz, Isabella Kredel, Moritz König, Alexandra Kubalka, Daniel Like, Elena von Metzler, Daiva Meyke, Sabine Mund, Barbara Neuwirth, Michael Okos, Marius Popescu, Nora Scharein, Lilian Schmieder, Ruth Schmitz, Jacob Schwerdtfeger, Marcus Seeliger, Maxime Simon, Emma Spelman, Julia Springer, Gisela Thrun, Priscilla Togelang, Eva Christin Walter, Katharina Weick, Andreas Will, Annika Winter, Fabian Wolf, Him-Tschan Youn, Zilong Zhao Freie/ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Margit Althaus, Anette Babl, Tina Berisha, Stefanie Bickel, Barbara Boeker, Annabel Bokern, Ingrid Brocar, Corinne Elsesser, Dr. Simone Frede, Caroline Gabbert, Claudia Gaida, Eva Ganzlin, Dr. Rudolf Gerharz, Cecilie von Girsewald, Uwe Grodd, Sofia Greff, Judith Hahner, Laura Heeg, Jürgen Hodske, Dr. Simone Husemann, Bettina Jäger, Dr. Gabriele Kaminsiki, Dr. Gudrun Körner, Petja Klenk, Heike Komnick, Dr. Kirsten Kretschmann-Muche, Dagmar Marth, Katja Meiner, Gudrun Meyer, Robert Mondani, Mario Mongi, Anja NettkeNicolaus, Klaus Neumann, Kerstin Oehm, Laura Padgett, Veronika Peselmann, Nino Pezzella, Olaf Rademacher, Christine Raedler, Maria Reith-Deigert, Katja Rödel, Christiane Römer, Monika Romstein, Dr. Amélie Prinzessin zu Salm-Salm, Rita Sauer-Delhées, Dr. Johanna Scherb, Dr. Birgit Schlick-Nolte, Ingrid Schlögel, Bettina Schmitt, Silke Schuck, Dr. Ingrid Sedlacek, Rainald Simon, Jürgen Steinmetz, Daniela Streng, Ekkehard Tanner, Dr. Michael-René Ursprung, Dr. Britta von Campenhausen, Silke Voss, Ursula Woeckel, Qian Zheng

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Besucherstatistik

Besucherentwicklung 2009 Die positive Besucherentwicklung im Städel Museum und in der Liebieghaus Skulpturensammlung hat sich auch 2009 fortgesetzt. Durch die Sonderausstellungen „Botticelli“ und „Caravaggio in Holland. Musik und Genre bei Caravaggio und den Utrechter Caravaggisten“ erhöhte sich im Städel Museum die Besucherzahl um 4,5 % auf 329.000. Auch im Liebieghaus konnte ein Besucherzuwachs von 4,7 % auf 82.600 erreicht werden. Dies ist im Wesentlichen auf die Sonderausstellungen „Bunte Götter. Die Farbigkeit antiker Skulptur“ und „Jean-Antoine Houdon: Die sinnliche Skulptur“ zurückzuführen. Besucherzahlen Städel Museum 2009

Besucherzahlen Liebieghaus 2009

Besucherstatistik 2009 Aus der nachfolgenden Tabelle wird ersichtlich, wie sich die Besucherzahlen in beiden Museen auf die einzelnen Sonderausstellungen verteilen. Hier sind Mehrfachnennungen möglich, da der Eintrittspreis in beiden Häusern jeweils die laufenden Sonderausstellungen umfasst. 2009

2008

Veränderung absolut in %

Gesamteintritte Städel Museum und Liebieghaus

411.337

393.424

17.913

4,6%

1. Städel Museum Galerie und Sonderausstellungen

328.773

314.557

14.216

4,5%

3.697

4,7%

In den Gesamteintritten sind die Besucher folgender Ausstellungen/Abteilungen enthalten:

Botticelli Caravaggio Der Meister von Flémalle Edvard Munch Michelangelo Peter Roehr Wasser, Farbe, Licht 2. Liebieghaus Skulpturensammlung Galerie und Sonderausstellungen

128.187 74.776 61.047 27.933 26.784 23.258 1.569

17.204

82.564

78.867

24.840 13.405

30.400

33.155

In den Gesamteintritten sind die Besucher folgender Ausstellungen/Abteilungen enthalten:

Bunte Götter Jean-Antoine Houdon

100

Finanzbericht

Ertrags- und Aufwandsentwicklung Im Berichtsjahr wurde die Darstellung der Gewinn- und Verlustrechnung nach der Mittelherkunft und Mittelverwendung neu gegliedert. Zur Sicherstellung der Vergleichbarkeit wurde die Zuordnung des Vorjahrs entsprechend angepasst. 2009 konnten die Gesamteinnahmen des Städel Museums einschließlich der Liebieghaus Skulpturensammlung um 4,9 Mio. Euro auf 24,1 Mio. Euro erhöht werden. Die deutliche Steigerung ist hauptsächlich auf eingehende Förderungen für die Städel-Erweiterung zurückzuführen. Die Zuwendungen aus öffentlicher Hand konnten im Berichtsjahr um 5,6 Mio. Euro auf 10,2 Mio. Euro zulegen. Hiervon entfallen rd. 40 % auf die Zuschüsse der Stadt Frankfurt für die Grundfinanzierung des Städel Museums und die Betriebsführung der Liebieghaus Skulpturensammlung. Weitere 4,5 Mio. Euro betreffen Zuschüsse für die Städel-Erweiterung, die durch die Stadt Eschborn (2 Mio. Euro) und die Stadt Frankfurt (Mittel aus dem Hessischen Sonderinvestitionsprogramm, 2,5 Mio. Euro) geleistet wurden. Bei den Zuwendungen Dritter, worin sowohl Zuschüsse von Stiftungen und Saalpatenschaften, Förderungen für Sonderprojekte sowie Spenden für die Städel-Erweiterung enthalten sind, ist der unterproportionale Anstieg im Vergleich zum Vorjahr auf die geringere Zahl von Schenkungen von Kunstwerken (Sachspenden) zurückzuführen. Bei den Dienstleistungserlösen, die im Wesent-lichen die Eigenumsätze (Eintritte, Shopverkauf usw.) enthalten, ist ein leichter Rückgang von 2,7 % zu verzeichnen. Trotz des Besucherzuwachses im Berichts-jahr und der damit verbundenen Mehreinnahmen konnte der Rückgang beim Sponsoring für Sonderausstellungen nicht ausgeglichen werden. Die Erträge aus der Vermögensverwaltung enthalten mit 2,4 Mio. Euro im Wesentlichen die Mieteinnahmen für die Städelschule und das Ausstellungshaus sowie Entgelte für Pachtflächen des Restaurants im Städel Museum und des Cafés im Liebieghaus. Die Erträge aus der Auflösung des Sonderpostens reduzierten sich entsprechend der Restnutzungsdauer im Berichtsjahr auf 282 Tsd. Euro. Der positive Anstieg der sonstigen betrieblichen Erträge um rund 250 Tsd. Euro ergibt sich im Wesentlichen aus der Auflösung von nicht eingetretenen Verbindlichkeiten und Rückstellungen aus Vorjahren.

1%

Zuwendungen aus öffentlicher Hand Zuwendungen Dritter

3%

10%

Eintritte und sonstige Dienstleistungen

43%

Erträge aus der Vermögensverwaltung Erträge aus der Auflösung von Sonderposten Sonstige Erträge

17% 26%

101

Auf der Ausgabenseite liegt die Summe der Aufwendungen im Berichtsjahr mit 14,4 Mio. Euro 20,3 % unter dem Vorjahreswert. Der deutlichste Rückgang ist im Vergleich zum Vorjahr beim Aufwand für den Museumsbetrieb zu verzeichnen, was durch die geringeren Ausgaben für den Ankauf von Kunst begründet ist. In diesem Finanzabschnitt sind auch die Personalaufwendungen für die direkten Mitarbeiter und für das Fremdpersonal des Sicherheitsdienstleisters mit insgesamt 5,1 Mio. Euro enthalten. Diese Aufwandsposition liegt trotz der deutlichen Ausdehnung des Sicherheitspersonals und der eigenen Mitarbeiter im Jahresvergleich nur 2,9 % über dem Vorjahreswert. Im Durchschnitt wurden im Berichtsjahr durch das Städel Museum 76 Mitarbeiter (im Vorjahr 76), davon 17 (im Vorjahr 16) in Teilzeit, beschäftigt; hierunter sind zum 31. Dezember 2009 7 (im Vorjahr 13) Mitarbeiter im Rahmen eines Personalgestellungsvertrages durch die Stadt Frankfurt am Main auszuweisen. Bei den Verwaltungskosten wurde ebenfalls ein leichter Zuwachs verzeichnet. Der Aufwand für die Vermögensverwaltung, worunter alle Ausgaben im Zusammenhang mit der Bewirtschaftung der Gebäude, der Grundstücke und des Vermögens fallen, hat sich im Rechtsjahr um 1,4 Mio. Euro auf 1,2 Mio. Euro reduziert. Dies ist im Wesentlichen auf die Abwertungen von Wertpapieren des Nachlassvermögens im Vorjahr – ausgelöst durch die Finanzkrise im Jahr 2008 – zurückzuführen. Im Berichtsjahr konnten dank der guten Entwicklung der Finanzmärkte 50 % der Abwertungen des Vorjahres wieder als Zuschreibung verbucht werden. Diese Erträge aus der Zuschreibung sind unter der Position Erträge aus der Vermögensverwaltung erfasst. Im Berichtsjahr wurden 250 Tsd. Euro in den Sonderposten „Neupräsentation des Liebieghauses“ eingestellt. Die Zunahme bei den sonstigen Aufwendungen ist im Wesentlichen auf die vorbereitenden Maßnahmen für die Städel-Erweiterung im Altbau und auf zusätzliche Instandhaltungsmaßnahmen in Vorbereitung auf die Umbauarbeiten im Altbau zurückzuführen. Bei Verrechnungen von Einnahmen und Ausgaben verbleibt ein Jahresüberschuss vor Rücklagenveränderungen von 9,7 Mio. Euro. Aus den zweckgebundenen Rücklagen wurden im Berichtsjahr 155 Tsd. Euro für die Drucklegung von drei Publikationen entnommen. Von der Einstellung von 9,8 Millionen Euro in die zweckgebundene Rücklage entfallen rund 7,7 Mio. Euro auf die zugeflossenen Fördermittel für den Neubau der Städel-Erweiterung; 2,1 Mio. Euro sind für die Instandsetzung der Klimaanlage und die Sanierung des Altbaus vorgesehen. Ferner wurde für bereits beauftragte Publikationen der Meisterwerke-Tour des Städel Museums für Stationen in Lausanne und Melbourne und für nicht verbrauchte Projektabrechnungsmittel jeweils eine zweckgebundene Rücklage gebildet. Das Jahresergebnis beträgt nach der Änderung der zweckgebundenen Rücklage 63 Tsd. Euro (im Vorjahr 56 Tsd. Euro) und liegt mit 12,5 % über dem Vorjahresergebnis. Der Bilanzverlustvortrag reduziert sich nach Verrechnung mit dem Jahresüberschuss auf 348 Tsd. Euro.

102

2%

11%

8% 3% 76%

Aufwendungen aus dem Museumsbetrieb Verwaltungsaufwendungen Aufwendungen in der Vermögensverwaltung Einstellung Sonderposten Sonstige Aufwendungen

Vermögenslage Mit dem Spatenstich am 6. September 2009 konnte mit der Umsetzung des Städel-Erweiterungsbaus begonnen werden. In der Bilanz haben hauptsächlich die geleisteten Anzahlungen für den Bau von 4,7 Mio. Euro dazu beigetragen, dass das Anlagevermögen um 21,8 % auf 20,4 Mio. Euro zulegen konnte. Die Zunahme des Umlaufvermögens ist neben dem Zufluss an Liquidität für den durchzuführenden Städel-Erweiterungsbau auch auf die deutliche Kurssteigerung der Finanzanlagen zurückzuführen. Das Kapital der nicht rechtsfähigen Stiftungen des Städelschen Kunstinstituts einschließlich des verwalteten Nachlassvermögens konnte trotz der Entnahme entsprechend der vorgegebenen Mittelverwendung und dem Ankauf von Kunst bei rund 9,3 Millionen Euro gehalten werden. Die Entwicklung der Stiftungs- und Nachlassergebnisse ist der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen.

Stiftung/ Nachlassvermögen

1.1.2009

Erträge

Rasor-Stiftung Carl Schaub’sche Stiftung ALTANA-Städel-Stiftung Nachlass Wirthle Nachlass Peter Boesch

21 49 2.800 6.197 190

0 1 137 410 20

7 0 137 393 20

14 50 2.800 6.214 190

Summe

9.257

568

557

9.268

In Tsd. Euro

Entnahme/ 31.12.2009 Aufwendungen/ Abwertungen

Die Entnahme aus der Rasor-Stiftung floss im Berichtsjahr in die Durchführung eines Kolloquiums. Die Erträge aus der ALTANA-Städel-Stiftung stehen im vollen Umfang dem laufenden Geschäftsbetrieb zur Verfügung. Der Nachlass Wirthle ist ausschließlich für den Ankauf von Kunst vor 1950 bestimmt und wurde z. B. für den Ankauf des Gemäldes „Junge Frau im Korbstuhl“ von Hans Ludwig Katz verwendet. Die Erträge aus dem Nachlass Peter Boesch wurden für verschiedene Projekte in der Museumspädagogik eingesetzt.

Frankfurt am Main, im Mai 2010

Prof. Dr. h. c. mult. Nikolaus Schweickart Vorsitzender der Administration

Max Hollein Direktor

103

Bilanz

Aktiva

31.12.2009

31.12.2008

EURO

EURO

A. Anlagevermögen I. Immaterielle Vermögensgegenstände Lizenzen und Internetauftritt II. Sachanlagen 1. Grundstücke und Bauten 2. Technische Anlagen und Maschinen 3. Andere Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung 4. Anlagen im Bau

124.885,00

133.410,00

13.991.559,91 131.261,00

15.019.237,91 84.625,00

326.369,00 5.812.593,82

365.671,00 1.132.815,48

III. Finanzanlagen Beteiligungen

20.261.783,73

16.602.349,39

13.000,00

13.000,00

20.399.668,73

16.748.759,39

B. Umlaufvermögen I. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände 1. Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 2. Sonstige Vermögensgegenstände davon Forderungen nicht rechtsfähiger Stiftungen EUR 58.159,00 (i. Vj. EUR 68.353,22)

267.798,29 534.415,41

II. Wertpapiere nicht rechtsfähiger Stiftungen III. Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten und Schecks davon nicht rechtsfähige Stiftungen EUR 4.862.102,25 (i. Vj. EUR 1.226.702,96)

C. Rechnungsabgrenzungsposten

Summe der Aktiva

104

802.213,70

233.812,53 1.071.254,50

1.305.067,03

4.358.583,44

3.789.536,98

6.967.389,38

2.385.890,07

12.128.186,52

7.480.494,08

15.538,06

12.947,63

32.543.393,31

24.242.201,10

Passiva

31.12.2009

31.12.2008

EURO

EURO

3.205.591,75 12.916.878,59 – 348.152,74

3.205.591,75 3.231.354,56 – 411.140,47

15.774.317,60

6.025.805,84

13.945,97 50.204,41 2.800.000,00 6.213.839,19 190.000,00

20.588,97 49.220,01 2.800.000,00 6.196.878,44 190.000,00

9.267.989,57

9.256.687,42

88.298,61 0,00 398.091,98 13.858,08 650.000,00

97.354,88 179.271,00 423.102,98 19.639,81 462.500,00

1.150.248,67

1.181.868,67

155.024,00 637.335,19

141.423,00 809.306,92

792.359,19

950.729,92

3.373.522,43 476,00 2.117.980,38 66.499,47

4.924.447,09 0,00 1.778.804,65 123.857,51

5.558.478,28

6.827.109,25

32.543.393,31

24.242.201,10

A. Eigenkapital I. Stiftungskapital II. Zweckgebundene Rücklagen III. Bilanzverlust

B. Kapital nichtrechtsfähiger Stiftungen im Städelschen Kunstinstitut sowie Nachlassverpflichtungen 1. Rasor-Stiftung 2. Carl Schaub’sche Stiftung 3. ALTANA-Städel-Stiftung 4. Nachlass Wirthle 5. Nachlass Boesch

C. Sonderposten 1. Cafeteria 2. Innenausbau 3. Außenanlage 4. Anlagevermögen Übernahme Liebieghaus 5. Neupräsentation Liebieghaus

D. Rückstellungen 1. Pensionsrückstellungen 2. Sonstige Rückstellungen

E. Verbindlichkeiten 1. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten 2. Erhaltene Anzahlungen 3. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 4. Sonstige Verbindlichkeiten davon aus Steuern EUR 50.660,27 (i. Vj. EUR 42.149,40) davon im Rahmen der sozialen Sicherheit EUR 0,00 (i. Vj. EUR 536,87)

Summe der Passiva

105

Gewinn- und Verlustrechnung

Städelsches Kunstinstitut (Stiftung bürgerlichen Rechts) Frankfurt am Main für die Zeit vom 1. Januar bis 31. Dezember 2009

1. Zuwendungen der öffentlichen Hand 2. Zuwendungen Dritter 3. Eintritte und sonstige Dienstleistungen 4. Erträge aus der Vermögensverwaltung 5. Erträge aus der Auflösung von Sonderposten 6. Sonstige Erträge

7. Aufwendungen für den Museumsbetrieb 8. Verwaltungsaufwendungen 9. Aufwendungen in der Vermögensverwaltung 10. Einstellung in den Sonderposten 11. Sonstige Aufwendungen

12. Jahresüberschuss 13. Entnahmen aus den zweckgebundenen Rücklagen 14. Einstellungen in die zweckgebundenen Rücklagen 15. Ergebnis nach Rücklagenveränderung 16. Verlustvortrag aus dem Vorjahr 17. Bilanzverlust

2009

2008

EURO

EURO

10.165.651,00 6.393.483,12 4.077.794,71 2.419.702,81 281.620,00 811.603,00

5.665.651,00 5.589.062,78 4.190.576,19 2.893.736,79 316.383,00 561.970,11

24.149.854,64

19.217.379,87

10.893.472,21 474.499,68 1.190.537,13 250.000,00 1.592.833,86

13.192.747,05 454.302,54 2.570.722,62 500.000,00 1.346.626,77

14.401.342,88

18.064.398,98

9.748.511,76 155.417,00 –9.840.941,03 62.987,73 – 411.140,47

1.152.980,89 325.289,37 –1.421.970,00 56.300,26 – 467.440,73

– 348.152,74

– 411.140,47

Zum vollständigen Jahresabschluss 2009 hat die KPMG Deutsche Treuhand-Gesellschaft AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Frankfurt am Main, mit Datum vom 7. Mai 2010 einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk erteilt.

106

107

Impressum Herausgeber Städel Museum Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie Direktor Max Hollein Redaktion Dorothea Apovnik mit Marijke Gassen Lektorat Wolfgang Astelbauer Grafikdesign Maria-Anna Friedl Grafische Koordination Cathrin Ladwig Druck und Bindung Kempkes Druck und Medien GmbH Lithografie ORT Studios Frankfurt GmbH Auflage 1.000 Stück © 2010 Städel Museum, Frankfurt am Main Fotonachweis Altana Kulturstiftung GmbH S. 5; Jörg P. Anders S. 39, Artothek – Ursula Edelmann S. 36; John Baldessari S. 12; Diskussionskreis Taunus e. V. (DT) S. 19; Wolfgang Fuhrmannek S. 35; G+K Filmproduktions AG S. 85; Hans-Georg Gaul, Berlin S. 11; Gaby Gerster S. 17; Silke und Sven Grüneberg S. 71; Alexander Heimann S. 9, 23, 25, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 42, 43, 44, 45, 68, 69, 70, 75, 78, 79; Bernd Kammerer S. 14, 18; KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft S. 89; Liebieghaus Skulpturensammlung S. 8, 49, 57, 58, 59, 67, 79, 83; Norbert Miguletz S. 16, 17, 19, 20, 21, 22, 23, 27, 37, 38, 40, 41, 44, 81, 82; Lyle Peterzell S. 39; schneider+schumacher S. 15; Christian Sauter S. 17; Städel Museum S. 7, 47, 49, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 60, 61, 62, 63, 64, 65, 73, 74, 77, 79, 84, 86, 88; Städelscher Museums-Verein e. V. S. 92, 93; Paolo Tosi – Artothek S. 39; The Josef und Anni Albers Foundation / VG Bild-Kunst, Bonn 2010 S. 10, VG Bild-Kunst, Bonn 2010 S. 10, 11, 13; Amelie von Wulffen, Courtesy Galerie Crone S. 90 Bildrechte Altana Kulturstiftung GmbH S. 5; John Baldessari S. 12; Diskussionskreis Taunus e. V. (DT) S. 19; Galleria degli Uffizi, Florenz S. 39; Anthony Gormley S. 91; G+K Filmproduktions AG S. 85; Hessisches Landesmuseum S. 35; John M Armleder S. 11; KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft S. 89; National Gallery of Art, Washington S. 39; SMB, Gemäldegalerie Berlin S. 39; Städel Museum und Liebieghaus Skulpturensammlung S. 7, 8, 9, 16, 17, 19, 20, 21, 22, 23, 25, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 37, 38, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 47, 49, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 63, 64, 67, 68, 69, 70, 71, 73, 74, 75, 78, 77, 79, 81, 82, 83, 84, 86, 88, 92, 93; Amelie von Wulffen, Courtesy Galerie Crone S. 90; schneider+schumacher S. 15, The Josef und Anni Albers Foundation / VG Bild-Kunst, Bonn 2010 S. 10, VG Bild-Kunst, Bonn 2010 S. 11, 13

www.staedelmuseum.de www.liebieghaus.de

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