Handwerk innovativ. Aufgabengebiet

March 29, 2017 | Author: Frida Schmidt | Category: N/A
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Aufgabengebiet

Handwerk innovativ

Neue Märkte durch innovative Lösungen und Technologien Handwerk und Hightech gehören längst zusammen, auch wenn diese Vorstellung noch nicht für alle selbstverständlich ist. Allerdings führen innovative Produkte oder Verfahren nicht per se zu neuen Märkten — und damit zu Umsatzsteigerung und höheren Erträgen. Erst die genaue Analyse des Marktes, also der Bedürfnisse der Kunden, ermöglicht erfolgreiche handwerkliche Innovationen. Neue Marktchancen bieten sich zukunftsorientierten Handwerksunternehmern gleich durch verschiedene Strategien: Zum Beispiel, indem sie selbst innovativ sind und neue Verfahren und Produkte entwickeln, oftmals auch patentierte Lösungen. Oder indem sie bereits vorhandene — für das Handwerk noch neue — Technologien und neue Werkstoffe in innovative Produkte oder Verfahrens- und Prozessinnovationen umsetzen.

Dabei ist es zunächst unerheblich, ob Unternehmer auf selbst entwickelte Produkte und Verfahren setzen oder ob sie dazu industriell hergestellte Güter »individuell« anpassen und weiterentwickeln. Neue Werkstoffe und Fertigungsverfahren sind häufig wichtige technologische Voraussetzungen für innovative Lösungen und Technologien — auch im Handwerk. Sie tragen zur Verbesserung von Produkteigenschaften bei oder sind Grundlage für neuartige Produkte und Dienstleistungen.

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NEUE MÄRK TE — NEUE DIMENSIONEN BAND I NEUE MÄRK TE — NEUE CHANCEN

HANDWERK INNOVATIV

Betriebe nahezu aller Gewerke. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie als Zulieferer für die Industrie tätig sind oder dem Endverbraucher bessere Produkte bieten können. Ob Brennwertheizkessel, umweltschonende Rückgewinnung von Produktionsmitteln, Fernwar-

Strategie: Handwerkliche Innovationen und Patente

tung von Maschinen und Anlagen, die Entwicklung

p

von Nahrungsmitteln für Allergiker oder die Opti-

Ein Feinwerkmechaniker mit Schwerpunkt Präzisionsformenbau hat eine Einspritzform entwickelt, die eine

mierung regenerativer Energiesysteme — das

prozesssichere Herstellung von großen Teilen aus Flüssigsiliconkautschuk erlaubt. Das Unternehmen ver-

Betätigungsfeld handwerksspezifischer Forschung

treibt die Innovation in ganz Europa und erwartet in vielen asiatischen Ländern ein hohes Marktpotenzial.

und Entwicklung ist breit. Neue Produkte verfügen

WWW.EISENHUTH.COM UND WWW.BMWA .BUND.DE Æ PUBLIKATIONEN Æ D O K U M E N TAT I O N E N Æ N R . 5 0 5 »BEST PRACTICE IM HANDWERK« , S . 5 6

häufig über ein bedeutendes Marktpotenzial und ermöglichen den Betrieben gänzlich neue Betäti-

Entwickler haben im Handwerk eine gute und lange

gungsfelder. Voraussetzung dafür ist, dass sie sich

Tradition. Das innovative Potenzial des Handwerks

konsequent an den Bedürfnissen des Marktes

liegt dabei im Regelfall weniger in »Basisinnovatio-

orientieren.

p

Prozesssichere Formentechnologie

Mobile Reinigungstechnik

Ein Feinwerkmechanik-Unternehmen hat sich auf die Entwicklung von Maschinen für die Reinigungstechnik spezialisiert. Seine Innovation: Eine transportable Waschmaschine, mit der Vertikal-Lamellen, Jalousien, Rollos und Gardinen vor Ort direkt am Fenster gereinigt werden können. Der Betrieb bietet seine Geschäftsidee bundesweit an und unterstützt Interessenten durch ein spezielles Existenzgründerprogramm.

nen«, sondern vielmehr in der kreativen Neukombi-

So ist die Mikrosystemtechnik in Kombination

nation bekannter Technologien. Hier erweisen sich

mit neuen, leichten und extrem harten Materialien

Handwerker als besonders erfolgreich.

für den Bereich der Medizintechnik noch lange

p

nicht erschlossen. Die Gesundheitshandwerke wer-

Die Innovation eines Unternehmens für Verfahrenstechnik ist eine Mehrkomponenten-Misch- und Dosier-

tionen oder Marketingexperten ist für innovative

den von diesen Entwicklungen profitieren, wenn sie

anlage mit den jeweiligen Steuerungen zur automatischen Farbversorgung bei der Verarbeitung wasserlös-

Betriebe ebenso selbstverständlich wie die Teil-

die Ergebnisse aus den Laboren der Forschungsein-

licher Lacke und Beschichtungsstoffe. Das Unternehmen entwickelt und baut darüber hinaus Lackierroboter

nahme an Messen und Innovationswettbewerben.

richtungen konsequent nutzen. Nicht selten er-

und Visualisierungssysteme mit dazugehöriger Software. W W W. B M - V E R FA H R E N ST E C H N I K . D E

Auch Kooperationen mit Fach- und Hochschulen

schließen neue Produkte und Leistungen attraktive

werden gezielt gesucht. Dabei erreichen die

Absatzmärkte im In- und Ausland. Auch Anwen-

Handwerksunternehmen eine beachtliche Innova-

dungsmöglichkeiten, die sich kleinster Motoren,

tionshöhe. Basis ihres Erfolgs sind meist eigene

Sensoren, Pumpen und Chips bedienen, halten

Entwicklungsanstrengungen. Jeder dritte Hand-

Einzug in fast alle Bereiche des Handwerks.

Der Umgang mit Patentanwälten, Förderinstitu-

WWW.HOEVER-ONLINE.DE UND WWW.BMWA.BUND.DE Æ PUBLIKATIONEN Æ DOKUMENTATIONEN Æ N R . 5 0 5 »BEST PRACTICE IM HANDWERK«, S . 5 8

p

werksunternehmer verfügt heute über eigene Patente oder andere Schutzrechte.

Unternehmen, die es verstehen, sich mit Kreati-

Entwicklung von Anlagen für Oberflächentechnik

Bausanierungssysteme

Mit mehr als 40 Patenten hat sich ein Unternehmen im Bereich Sanierung, Abdichtungstechnik sowie im Hoch- und Tiefbau im In- und Ausland eine führende Stellung erarbeitet. Mit einigen seiner Innovationen konnte das Unternehmen neue Standards in der Bausanierung setzen, so mit einem Nass- in Nass-Verfahren und einem Schnellschnappverschluss. Darüber hinaus entwickelt und fertigt es Spezialprodukte wie Injektionspressen und Verfugsysteme. W W W. D E S O I . D E

U N D W W W. B M WA . B U N D . D E Æ P U B L I K AT I O N E N Æ D O K U M E N TAT I O N E N Æ

vität, Engagement und Erfindergeist derartige EntN R . 5 0 5 » B E ST P R AC T I C E I M H A N DW E R K « , S . 14

Mit Innovationen können sich Unternehmer

wicklungen zu nutze zu machen, werden künftig die

mehr als einen Wettbewerbsvorsprung sichern.

»Hidden Champions« — also oftmals kaum bekann-

p

Sie erschließen oftmals neue Marktchancen durch

te Marktführer — sein. Nicht selten entwickeln sie

Die Erfindung eines Dentallabors ist eine spezielle Schiene, die bei ihrem Träger das nächtliche Schnarchen

kreative Produkte oder durch ein höheres Maß an

sich zu führenden Anbietern in attraktiven Märkten.

verhindert — unabhängig von der Schlaflage. Das Unternehmen vermarktet die neue Schiene seit zwei Jahren

Kundenorientierung aufgrund einer verbesserten

Basis ihres Erfolges sind ihre selbständigen

mit großem Erfolg. Neben seinem Dentallabor hat der Unternehmer inzwischen auch ein Schnarchtherapie-

Leistungserstellung. Innovationspotenziale besitzen

Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen.

Zentrum eingerichtet. W W W. D E N TA L- H E I N Z E R . D E

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NEUE MÄRK TE — NEUE DIMENSIONEN BAND I NEUE MÄRK TE — NEUE CHANCEN

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Heinzer-Schiene

HANDWERK INNOVATIV

Strategie: Einsatz neuer Fertigungsverfahren und innovativer Werkstoffe

Moderne Fertigungsverfahren

Die Anwendung neuer Technologien wie Laser-,

Zu den modernen Schlüsseltechnologien, die für

CAD -, Roboter- und Kommunikationstechniken hat

das Handwerk interessant sind, gehören derzeit

nicht nur zu einem Innovationsschub im Handwerk

unter anderem die Laser- und Mikrosystemtechno-

geführt, sondern auch in erheblichem Maße Pro-

ge Materialverbindungen ermöglichen. Nicht selten

logie und künftig neuere Entwicklungen zum Bei-

zess- und Herstellkosten in der Fertigung reduziert.

passen findige Handwerker diese Technologien

spiel im Bereich der Nanotechnik. Aber auch der

Das Handwerk ist dadurch international konkur-

mit Pioniergeist und Kreativität für den handwerks-

Einsatz aktueller technischer Lösungen eröffnet

renzfähiger geworden. Ob als leistungsstarker

spezifischen Einsatz an.

bereits vielen Unternehmen attraktive Chancen.

Zulieferer für die Automobilindustrie oder als Pro-

Dennoch werden längst nicht alle Marktchancen

blemlöser für Umweltschutz- und Heiztechnik, die

konsequent genutzt. Die Vielfalt der verschiedenen

kreative Nutzung neuer Technologien und Ferti-

Technologiefelder erfordert eine ständige Überprü-

gungsverfahren hat dem Handwerk neue Markt-

fung ihrer Nutzungsmöglichkeiten. Nur so lassen

chancen eröffnet.

sich Anwendungen für das Handwerk ableiten oder

p

Handwerksunternehmer sind »Meister« im Um-

Verfahren bereits in einem frühen Stadium ihrer

Funkenerosion und Lasertechnologie

Ein Zahntechniker-Labor setzt auf Spitzenqualität zur Sicherung von Wettbewerbsvorteilen. Zum Einsatz kommen u.a. die Laser- und Galvanotechnik sowie die Funkenerosion in der Oberflächenbehandlung, um hohe Präzision und Passgenauigkeit zu erreichen. Das innovative Unternehmen vertreibt zudem europaweit eine patentrechtlich geschützte Vollprothese aus einem Stück und plant den Aufbau eines Franchisesystems. W W W. B M WA . B U N D . D E Æ P U B L I K AT I O N E N Æ D O K U M E N TAT I O N E N Æ N R . 5 0 5 » B E ST P R AC T I C E I M H A N DW E R K « , S . 73

gang mit industriell hergestellten Erzeugnissen.

Entwicklung nutzbar machen. Zu den technologi-

Erst durch handwerkliche Zusatzleistungen werden

schen Herausforderungen, die in Zukunft neue

p

diese zu individuellen, passgenauen Lösungen

Marktchancen eröffnen, zählt die Biotechnologie.

Ein Feinwerkmechanik-Unternehmen hat durch den Einsatz von Hochgeschwindigkeitsfräsmaschinen sei-

für den Kunden. Von Handwerkern intensiv genutzt

Sie verändert Herstellprozesse von Backwaren,

ne Wettbewerbsposition deutlich verbessert und seine Geschäftsbeziehungen zu renommierten Kunden aus-

werden ursprünglich für den industriellen Einsatz

Fleisch, Bier und Wein sowie die Methoden ihrer

gebaut — unter anderem Systemlieferanten aus dem Automobilbau und der Elektrobranche. Durch seine mo-

entwickelte Maschinen, Geräte und die dazugehöri-

Haltbarmachung. Ebenso wird die mobile oder

derne Maschinenausstattung kann das Unternehmen anspruchsvolle Teile mit komplizierten Strukturen

ge Software, aber auch neue Klebe-, Füge- und

auch stationäre Brennstoffzellen-Technologie das

schneller und mit weniger Arbeitsgängen bearbeiten. Trotz des hohen Investitionsaufwands verzeichnet es

Veredelungsverfahren, die Produkten und Leistun-

Handwerk nachhaltig verändern. Betriebe entwik-

eine kontinuierliche Umsatzsteigerung und eine gute Ertragsentwicklung.

gen verbesserte Eigenschaften geben und neuarti-

keln sich zu Energie-Dienstleistern und -beratern.

D O K U M E N TAT I O N E N Æ N R . 5 0 5 » B E ST P R AC T I C E I M H A N DW E R K « , S . 57

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Zeitgemäße Frästechnologie

HANDWERK INNOVATIV

W W W. B M WA . B U N D . D E Æ P U B L I K AT I O N E N Æ

Neue Werkstoffe Auch durch die Verwendung neuer, innovativer

Einsatz von C-Techniken

In jüngster Zeit bereichern vor allem die Kerami-

Werkstoffe bieten sich dem Handwerk attraktive

ken das Angebot. Derartige Werkstoffe, auch mit

Marktchancen. Mit ihrer Hilfe können Betriebe zum

piezoelektrischen Eigenschaften, schaffen neuar-

Beispiel dem Wunsch ihrer Kunden nach besonde-

tige, leitungslose Installationsmöglichkeiten für die

Vielfältige Marktchancen eröffnen sich zudem

Construction). Sie ermöglichen oftmals nicht nur

rer Individualität und kreativen Lösungen entspre-

Haus- und Fahrzeugtechnik. Kratzfeste und schmutz-

durch den Einsatz computergestützter Fertigungs-

eine rationellere Fertigung, sondern vor allem auch

chen.

abweisende Partikel, die beim Hausbau im Bereich

verfahren — so genannter C-Techniken wie CAD

ein höheres Maß an Kundenorientierung mit Blick

(Computer Aided Design), CAM (Computer Aided

auf Gestaltung, Individualität, Verfügbarkeit und

Querschnittsfunktion zu. Viele technologische

satz kommen, bieten auch den Bau- und Ausbau-

Manufacturing) oder CNC (Computer Numeric

Preis.

Lösungen wären ohne neuartige Materialien und

gewerken neue Marktchancen. Darüber hinaus

Werkstoffe nicht umsetzbar. Die interessanteste

eröffnet die Konstruktionskeramik dem Handwerk

Der Materialtechnik kommt dabei eine wichtige

des Daches oder der Fassade zukünftig zum Ein-

und bedeutendste Werkstoffgruppe ist die der

neue Einsatzmöglichkeiten, die noch lange nicht

Durch den Einsatz moderner CNC -gesteuerter Maschinen kann sich eine Möbelwerkstatt als Familienunter-

Kunststoffe. Bereiche wie Fensterbau, Zahntechnik

ausgeschöpft sind.

nehmen in der dritten Generation mit einem eigenen Küchenstudio gegenüber industrieller Konkurrenz be-

sowie Klima- und Heizungsbau haben sie nachhaltig

haupten. Auftragsannahme, Arbeitsvorbereitung und die CNC -gesteuerte Produktion von Standardküchen

verändert. Der Modellbau in seiner heutigen Form

Benzinverbrauch reduzieren (z.B. Aluminium und

und Einzelstücken sind miteinander verzahnt.

wäre ohne Kunststoffe und Polymere noch immer

Magnesium) halten Einzug im Fahrzeug- und Ka-

auf Holz angewiesen.

rosseriebau, mit entsprechendem Marktpotenzial.

p

CNC-Lösungen für Möbelherstellung

W W W. G E B E R S - K U E C H E N . D E U N D W W W. B M WA . B U N D . D E Æ P U B L I K AT I O N E N Æ

D O K U M E N TAT I O N E N Æ N R . 5 0 5 » B E ST P R AC T I C E I M H A N DW E R K « , S . 7 0

p

Neue leichte Werkstoffe, die nebenbei den

Küchenarbeitsplatten aus Naturstein

Auf modernste Technologien wie eine CNC -Wasserstrahlsäge setzt auch ein traditionsreicher Steinmetz.

p

Dadurch hat sich das Unternehmen neue Geschäftsfelder in den Bereichen Natursteintreppen und -böden,

Eine Tischlerei hat sich auf die individuelle Herstellung von Möbeln für Bad und Küche spezialisiert und er-

Theken und Tresenanlagen sowie Küchenarbeitsplatten aus Naturstein erschlossen. Da der Betrieb durch die

gänzt diese durch Accessoires. Durch die Verarbeitung neuer Werkstoffe wie Corian und Paracor kann das

Produkt-Design für Bad und Küche

CNC -Technologie selbst ausgefallene Kundenwünsche erfüllen kann, zählt er bei Küchenarbeitsplatten inzwi-

Unternehmen nahezu alle Kundenwünsche hinsichtlich Form und Farbgebung erfüllen.

schen zu den Marktführern der Branche.

P U B L I K AT I O N E N Æ D O K U M E N TAT I O N E N Æ N R . 5 0 5 » B E ST P R AC T I C E I M H A N DW E R K « , S . 87

W W W. B M WA . B U N D . D E Æ P U B L I K AT I O N E N Æ D O K U M E N TAT I O N E N Æ N R . 5 0 5 » B E ST

W W W. B M WA . B U N D . D E Æ

P R AC T I C E I M H A N DW E R K « , S . 21

p p

CAD-Modellherstellung

Keramik im Maschinenbau

Auf den zukunftsträchtigen Werkstoff Keramik setzt ein Maschinenbau-Unternehmen, das sich auf indu-

Mit Hilfe innovativer High-Tech entwickelte ein Orthopädietechniker eine CAD -gesteuerte Positivmodellher-

striellen Verschleißschutz spezialisiert hat. So nutzt es keramische Zangenschenkel, wenn es auf Millimeter-

stellung. Darüber hinaus bietet der Fachbetrieb seinen Kunden individuelle Hightech-Produkte wie eine Chip-

bruchteile ankommt wie in der Kondensatorfertigung. Das Unternehmen leistet auch Entwicklungsarbeit und

gesteuerte Beinprothese an.

beteiligt sich an Forschungsprojekten — unter anderem mit dem Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik

W W W. OT- W O L F. C O M U N D W W W. H A N DW E R K- I ST- H I G H T E C H . D E / H I G H T E C H / P L A K AT E . H T M # Æ L A S E R -

D I AG N O S E

in Freiburg. W W W. T E - KO - W E . D E

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NEUE MÄRK TE — NEUE DIMENSIONEN BAND I NEUE MÄRK TE — NEUE CHANCEN

HANDWERK INNOVATIV

TIPP : Eine umfangreiche Zusammenstellung von Praxisbeispielen liefert das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) mit seiner Dokumentation Nr. 497 »Internet in Handwerksbetrieben. Erfolgsfaktoren und Praxisbeispiele«

Handwerk e-medial Neue Märkte durch E-Medien Betriebe, die neue E-Medien systematisch nutzen, verfolgen eine Strategie mit hohen Erfolgsaussichten. Insbesondere das Internet ist aus dem Handwerk und bei seinen Kunden nicht mehr wegzudenken. Daher setzen immer mehr Betriebe auf das Kürzel »www« für »world wide web« — längst nicht nur auf ihrer Visitenkarte. Das Besondere der neuen E-Medien: Sie sind vielfach »Mittel zum Zweck«, wenn es um die Nutzung von Marktchancen mit Zukunft geht — sei es durch zusätzliche Serviceleistungen, Lösungen nach Maß oder Komplettlösungen. Damit sind die E-Medien ein typisches Querschnittsthema, das alle diese Bereiche berührt und viele Facetten umfasst. Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: Mit der Einführung neuer E-Medien sind für Betriebe mehrere Vorteile verbunden. So erweitert das Internet meist nicht nur den Aktionsradius der Betriebe. Sie können das Medium zugleich nutzen, um ihren Kunden einen zusätzlichen Mehrwert zu verschaffen, leichter mit anderen zu kooperieren, Rationalisierungspotenziale auszuschöpfen und übergreifend Geschäftsprozesse wie die

Auftragsabwicklung zu optimieren. Gerade verbesserte Ablaufprozesse sind die Voraussetzung, damit gute Geschäftsideen und neue Marktchancen erfolgreich umgesetzt werden können. Hierbei spielt die schnelle und direkte Kommunikation mit Endkunden eine ebenso große Rolle wie die zu Geschäftspartnern. Die Chancen einer direkten Kundenansprache, der kreative Umgang mit Kundeninformationen für die zielgruppengenaue Ausrichtung des Sortiments und von Serviceleistungen sind noch lange nicht erschöpft. Schwerpunktmäßig ergeben sich künftig Marktpotenziale für das Handwerk durch Æ den Vertrieb über Internet, Æ neue Mehrwertleistungen durch E-Medien, Æ neue Produkte, die Betriebe aus der Nutzung von E-Medien anbieten können sowie Æ neue — virtuelle — Netzwerke und Formen der Zusammenarbeit über das Internet.

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NEUE MÄRK TE — NEUE DIMENSIONEN BAND I NEUE MÄRK TE — NEUE CHANCEN

HANDWERK E-MEDIAL

len Gewerken an, wie die Erfahrung einiger Vorreiterbetriebe im Handwerk zeigt: Nahezu ein Viertel der Unternehmen im Kraftfahrzeughandwerk unterstützt ihr angeschlossenes Neu- und Gebrauchtwagengeschäft über das »world wide web«. Die Nutzung des Internets als Vertriebsplattform muss sich nicht auf Standardprodukte beschränken. Insbesondere Betriebe aus dem Bereich »persönliche Ausstattung« wie Uhrmacher, Goldschmiede, Kürschner sowie Damen- und Herrenschneider präsentieren ihre hochwertigen, oftmals individuellen Produkte im Netz — nicht zuletzt auch, um ihre Kundenbasis überregional zu erweitern. Auch ande-

Strategie: Vertrieb über das Internet (E-Commerce)

re Gewerke wie Fleischer oder Bäcker und Kondi-

Neue Märkte — Neue Dimensionen: Dieses Motto

mit hebräischen Schriftzeichen weltweit vermarktet.

gilt insbesondere für den Vertrieb über das Inter-

toren entdecken die vielfältigen Möglichkeiten des Internets — bis zu einem Steinmetz, der Grabsteine Findige Handwerksunternehmen beweisen, dass

net, das so genannte E-Commerce. Das Medium

sich sogar komplizierte Spezialanfertigungen und

p

bietet eine ideale Plattform zur gezielten Erweite-

individuelle Dienstleistungen im Internet anschau-

Ein Augenoptiker-Unternehmen aus einer ländlichen Region hat eine Internet-Software entwickelt, die es

rung des bisherigen Marktradius, aber auch zur

lich darstellen lassen. Wenn auch nicht jedes

ihm ermöglicht, seine Produkte überregional anzubieten. Zudem können Kunden per E-mail Fragen zu The-

Erschließung neuer Kundengruppen.

Leistungsmerkmal ohne Beratung zu vermitteln ist,

men der Augenoptik stellen, die innerhalb kürzester Zeit beantwortet werden. Durch die frühzeitige Nutzung

unterstreicht der Internetauftritt zumindest die

des Internets ist das Unternehmen inzwischen zum Spezialversender für optische und augenoptische Pro-

Mehr und mehr Betriebe präsentieren sich heute

Auftragsabwicklung über Internet

mit einer eigenen Unternehmensseite (Homepage)

Kompetenz des Betriebes und die Vielfalt des

dukte avanciert. W W W. B E N N E W I T Z . C O M

im Internet — von bloßen Adress- und Geschäftszei-

Angebots.

T I C E I M H A N DW E R K « , S . 3 6

tenangaben über Produkt- und Leistungsdarstellun-

Mehr und mehr setzen Betriebe — vor allem in p

gen bis hin zu kompletten Verkaufs- und Dienst-

Branchen mit Nachwuchs- oder Fachkräftemangel

leistungsangeboten. Die Technologie erlaubt den

— erfolgreich auf das Internet bei der Personalbe-

Betrieben eine individuelle, orts- und zeitunabhän-

schaffung.

gige Information über ihr Leistungsangebot. Die

U N D W W W. B M WA . B U N D . D E Æ P U B L I K AT I O N E N Æ D O K U M E N TAT I O N E N Æ N R . 5 0 5 » B E ST P R AC -

Staubsaugerbeutel-Versender

Ein Elektrotechniker ergänzt sein Leistungsangebot durch den Verkauf von Staubsaugern und Zubehör über das Internet. Mit dem Online-Shop schreibt sein Unternehmen schwarze Zahlen und konnte sich zum Staubsaugerbeutel-Versender »Nummer 1« entwickeln.

W W W. STAU B B E U T E L . D E U N D W W W. B M WA . B U N D . D E Æ P U B L I K A -

Im übrigen bietet sich für viele — insbesondere T I O N E N Æ D O K U M E N TAT I O N E N Æ N R . 5 0 5 » B E ST P R AC T I C E I M H A N DW E R K « , S . 41

Bedeutung des Internets, um ein Unternehmen

materialintensive — Betriebe die Beschaffung auf

bekannt zu machen, kann gar nicht überschätzt

elektronischem Wege über Internet an (E-Procure-

p

werden. Dennoch nutzen bisher noch zu wenige

ment). Diese Möglichkeit, kostengünstigere oder

Einem Fachbetrieb für Kälte- und Klimatechnik ist durch den Vertrieb über das Internet der Einstieg ins

Betriebe die Chancen von E-Commerce, um ihre

höherwertigere Materialien und Vorprodukte einzu-

Privatkundengeschäft gelungen. Beim Kauf eines Neugeräts können Kunden ihr altes Modell über eine

Absatzmöglichkeiten zu erweitern.

kaufen, wird aber noch zu wenig genutzt, sei es für

Second-hand-Börse auf den Internetseiten des Betriebes anbieten. Das Geschäft mit mobilen Geräten hat

Preisanfragen und Preisvergleiche oder eine direkte

sich zu 90 Prozent auf das Internet verlagert. Die gewonnene Zeit steht für den Vertrieb von Profigeräten zur

Bestellung.

Verfügung, die nicht über das Netz verkauft werden. W W W. K L I M A S H O P. D E

Der Vertrieb handwerklicher Dienstleistungen oder Produkte über E-Commerce bietet sich in vie50

NEUE MÄRK TE — NEUE DIMENSIONEN BAND I NEUE MÄRK TE — NEUE CHANCEN

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Second-hand-Börse für mobile Klimageräte

HANDWERK E-MEDIAL

Strategie: Neue Mehrwertleistungen Im Zuge einer verstärkten Kundenorientierung nutzen viele Betriebe ihren Internetauftritt dazu, ihr Angebot durch einen Mehrwert zu erweitern —

p

durch mehr Service oder einen höheren Dienstleis-

Ein Sanitärbetrieb bietet auf seiner Internetseite Kunden die Möglichkeit, Servicetermine online zu verein-

tungsgehalt ihres Leistungs- und Produktangebots.

baren. Ein Kalender zeigt die Verfügbarkeit und Termine der Service-Mitarbeiter, freie Termine kann der

Servicetermine online

Kunde selbständig für sich »reservieren«. Darüber hinaus kann er den Auftrag direkt im Internet schreiben

Einen wichtigen Mehrwert bieten Unternehmen ihren Kunden auch durch bessere Erreichbarkeit.

und die Leistungen nennen, die er in Anspruch nehmen will.

Hier schaffen E-Medien wie sprachgesteuerte Tele-

I N T E R N E T I N H A N DW E R KS B E T R I E B E N — E R F O LG S FA K TO R E N U N D P R A X I S B E I S P I E L E . B E R L I N , O K TO B E R 2 0 01, S . 4 6

W W W. ST E F F E N . D E U N D B M WA - D O K U M E N TAT I O N N R . 4 97:

kommunikation oder eine so genannte Computerp Telefon-Integration eine ideale Lösung für das klassische Problem vieler Betriebe — mangelnde

tungen, die nicht »produktbezogen« sein müssen.

Personalressourcen.

Dazu gehören Checklisten zur Vorbereitung von

Die neuen Zusatzleistungen gehen allerdings

Veranstaltungen bis zum lokalen Wetterservice,

Assistent Prothetik

Ein Zahntechniker-Labor hat ein eigenes Softwareprogramm erstellt, das dem behandelnden Zahnarzt visuelle Unterstützung für das Patientengespräch bietet und zahlreiche Möglichkeiten der Zahnprothetik anschaulich darstellt. W W W. S C H O E N E - Z A E H N E . D E

über den Aspekt der Erreichbarkeit »rund um die

um den Kunden die Planung zu erleichtern. Andere

p

Uhr« hinaus. Gerade Gewerke, die häufig Leistun-

stellen Informationen über die Materialien ihrer

Ein Elektrobetrieb bietet seinen Kunden über das Internet die Grobkalkulation zum E-Check an. Als weitere

gen vor Ort erbringen, können durch die Anbindung

Brote ins Netz, einschließlich ausgefallener Brotre-

Dienstleistung überwacht das Unternehmen den Stand in den Öltanks seiner Kunden. Die Werte werden

mobiler PC s (zum Beispiel per Handy) einen ständi-

zepte. Viele Bäcker und Konditoren ergänzen ihr

über eine Telefonleitung laufend abgefragt. Ist der Grenzwert erreicht, wird die Meldung an den Einkauf des

gen Informationsaustausch mit der Zentrale her-

Angebotsspektrum durch so genannte »Fototorten«,

Kunden weitergereicht. Im Bereich der Fernwirktechnik arbeitet der Betrieb derzeit an einer Zählerfern-

stellen. Auf diese Weise können sie Unterstützung

bei denen der Kunde das gewünschte Motiv für die

lösung W W W. E L E K T R O - E I F L E R . D E Mehrwertleistungen im Internet bieten auch andere Handwerksunternehmen an

bei der Fehlersuche erhalten oder Folgetätigkeiten

Torte per E-Mail schicken kann.

— zum Beispiel unter den Internetadressen W W W. G A S S M A N N - H E I Z U N G . D E U N D W W W. W E R L I N G . D E

terminlich abstimmen. Selbst in Gewerken, in denen lokale und regio-

Grobkalkulation zum E-Check

Auch dreidimensionale Darstellungen des künftigen »Produkts« werden bei Kunden und Handwerks-

Strategie: Neue Produkte

nale Kundenbeziehungen vorherrschen, eröffnet

unternehmen immer beliebter. Zahlreiche Tischler

die kreative Nutzung von E-Medien interessante

präsentieren ihren Kunden den wirklichkeitsgetreu-

Der konsequente Einsatz von E-Medien ermöglicht

sogar ausschließlich auf diese speziellen Service-

Möglichkeiten zur Ausweitung des Dienstleistungs-

en Einbau ihrer neuen Treppe durch eine Computer-

den Handwerksunternehmern nicht nur eine

angebote oder entwickeln auf der Grundlage

angebots: So ergänzen Bäcker und Fleischer ihren

simulation vorab und Sanitärunternehmen bieten

kundenorientierte Ergänzung ihres bestehenden

elektronischer Medien ganz neue Dienstleistungs-

Partyservice im Internet mit nützlichen Zusatzleis-

eine 3D-Badplanung an.

Angebots. Einige Betriebe konzentrieren sich

angebote.

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NEUE MÄRK TE — NEUE DIMENSIONEN BAND I NEUE MÄRK TE — NEUE CHANCEN

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HANDWERK E-MEDIAL

p

Servicegesellschaft für Wärmepumpen und Solartechnik

p

Franchisegeber für Zahntechnikerhandwerk

Die Servicegesellschaft baut ein innovatives Datenerfassungs- und Servicenetz für alternative Heizungs-

Das Zahntechniker-Unternehmen ist Franchisegeber für Kollegen aus dem gleichen Handwerk. Das Internet

anlagen auf. Auf dieser Basis bietet sie Privatkunden sowie klein- bis mittelständischen Gewerbetreibenden

bildet die gemeinsame Plattform zur Vermarktung des Qualitätszahnersatzes Xental plus, der von zertifizier-

eine Ferndiagnose für alternative Heizungsanlagen. Zum Leistungsangebot gehört zudem die Überprüfung

ten Fachlaboren hergestellt wird. Der Auftritt im Netz wird durch Weiterbildungsangebote für Zahntechniker

der Anlagewerte, eine eventuelle Neueinstellung sowie ein Notdienst und die Erstellung einer Ökobilanz

und Zahnärzte sowie durch interaktive Kommunikationsmöglichkeiten ergänzt. W W W. X E N TA L . D E

W W W. I T B . D E Æ V E R Ö F F E N T L I C H U N G E N Æ 2 0 01 Æ I N N OVAT I V E D I E N ST L E I ST U N G E N I M H A N DW E R K , S . 4 6

M E N TAT I O N N R . 4 97: I N T E R N E T I N H A N DW E R KS B E T R I E B E N — E R F O LG S FA K TO R E N U N D P R A X I S B E I S P I E L E . B E R L I N , O K TO B E R 2 0 01, S . 4 2 .

p

p

Fernüberwachung technischer Anlagen

U N D B M WA - D O K U -

Kooperative Projektabwicklung über Internet

Ein Elektrotechnik-Unternehmen überwacht EDV -Räume mehrerer Lokalredaktionen, um deren EDV - zu

Drei Elektrotechnik-Unternehmen kooperieren unter intensiver Nutzung moderer I+K -Technologien. Die in-

sichern. Messwerte der Klimaanlage oder Stromversorgung werden mit Hilfe einer speziell entwickelten

terne Kommunikation zwischen den Partnern sowie der Austausch von Informationen und Dokumenten er-

Software via ISDN -Leitungen oder Datennetze an die Leitzentrale gesendet. So lassen sich Störungsfälle

folgen über ein Netzwerk. Ein einheitliches Projektmanagement optimiert die Auftragsabwicklung von der

frühzeitig erkennen und beheben. Das Unternehmen hat das Konzept inzwischen ausgebaut für die

Kundenanfrage bis zur Baubetreuung. Als zusätzliche Akquisitionsmöglichkeit haben die Kooperationspart-

Fernwartung von EDV -Anlagen, die Überwachung von Geldautomaten per Satellit sowie die Sicherung von

ner einen Internet-Shop mit preisgünstigen Elektroartikeln eingerichtet

Bankgebäuden. W W W. B M WA . B U N D . D E

K AT H M A N N . D E U N D W W W. B M WA . B U N D . D E Æ P U B L I K AT I O N E N Æ D O K U M E N TAT I O N E N Æ N R . 5 0 5 , B E ST P R AC T I C E I M H A N DW E R K , S . 3 9

p

Æ P U B L I K AT I O N E N Æ D O K U M E N TAT I O N E N Æ N R . 5 0 5 » B E ST P R AC T I C E I M H A N DW E R K « , S . 4 3

p

Lichtoptimierung in Hotels

W W W. E K B S . D E U N D W W W. E L E K T R OT E C H N I K-

Koncraft

Ein Elektrotechnik-Unternehmen hat sich durch den kreativen Einsatz von ISDN -Anlagen ein neues innova-

Mehrere baden-württembergische Tischlereien arbeiten als virtuelle Kooperation unter dem Namen »Kon-

tives Betätigungsfeld erschlossen — die Licht- und Leistungsoptimierung in Hotels. Dazu werden die Leistun-

craft« zusammen. Sämtliche Produkt- und Herstelldaten — ob Entwürfe, CAD -Zeichnungen, Stücklisten oder

gen der Geräte wie Waschmaschinen und Licht täglich über ISDN abgefragt und deren Programm in enger

Projekte — werden auf einem Internet-Server gemeinsam verwaltet. Alle Betriebe besitzen rund um die Uhr

Abstimmung mit dem Kunden optimiert. Darüber hinaus bietet das Unternehmen eine Fernüberwachung von

Zugriff auf die Daten. Der tägliche Informations- und Erfahrungsaustausch erfolgt problemlos über E-Mail.

Störmeldungen in Baumärkten — ein Marktfeld, das das Unternehmen in Zukunft auf andere Kundengruppen

Durch die entstandene Arbeitsteilung werden Projekte entwickelt, die die Kapazität der einzelnen Unterneh-

ausweiten will. W W W. B U E R K L E - S C H O E C K . D E

men überfordert hätte. Anfragen und Kundenwünsche werden ebenfalls über das Internet an die Unternehmen übermittelt. W W W. KO N C R A F T. D E

U N D B M WA - D O K U M E N TAT I O N N R . 4 97: I N T E R N E T I N H A N DW E R KS B E T R I E B E N — E R F O LG S FA K TO -

Strategie: Neue Unternehmensstrukturen und Allianzen

unterschiedlichen Formen miteinander kooperieren:

R E N U N D P R A X I S B E I S P I E L E . B E R L I N , O K TO B E R 2 0 01, S . 3 0

Sei es, dass sie sich arbeitsteilig ergänzen oder

Nach ähnlichen Konzepten haben sich auch andere Tischlerbetriebe zusammengeschlossen — wenn auch

dass sie über das Internet auf bestimmte Ressour-

zum Teil eher mit dem Schwerpunkt »Vermarktung«. So die »ML Möbelmanufaktur«, in der sich bundesweit

cen gemeinsam zugreifen. Sei es, dass sie bei

zahlreiche Schreinereien zu einer Werbe-, Produktions- und Vertriebsgemeinschaft zusammengefunden

E-Medien »revolutionieren« die Formen der Zusam-

Bedarf zusammenarbeiten oder sich zu einer relativ

haben W W W. LO U CATO S . D E . Die bundesweite Schreiner-Kooperation »meistermoebel« präsentiert ihren Kunden

menarbeit von Betrieben — im Handwerk, aber

engen Form der Kooperation finden. Auch die

ein breites Angebot an Designmöbeln in einem virtuellen Ausstellungskatalog. Der Kunde kann seine

auch mit anderen Partnern. An die Stelle konkreter

räumliche Nähe der beteiligten Partner spielt bei

Wunschmöbel individuell angepasst von »seiner« Schreinerei vor Ort beziehen. Neben dem besseren

Arbeitsgemeinschaften treten mehr und mehr »vir-

vielen virtuellen Kooperationen nur noch eine

Kundenservice profitieren die Betriebe durch den reduzierten Aufwand für Design und Planung. W W W. I T B . D E Æ

tuelle« Netzwerke oder Unternehmen, die in ganz

untergeordnete Rolle.

V E R Ö F F E N T L I C H U N G E N Æ 2 0 01 Æ I N N OVAT I V E D I E N ST L E I ST U N G E N I M H A N DW E R K , S . 3 9 S OW I E W W W. M E I ST E R M O E B E L . D E

54

NEUE MÄRK TE — NEUE DIMENSIONEN BAND I NEUE MÄRK TE — NEUE CHANCEN

55

HANDWERK E-MEDIAL

Handwerk international Neue Märkte durch Grenzüberschreitung Ob 10 oder 10.000 Kilometer — Handwerksunternehmen bedienen heute Kunden in der ganzen Welt und finden ihre Märkte und Lieferanten längst nicht mehr ausschließlich am eigenen Standort. Für die Betriebe gewinnt die Überschreitung ihrer bisherigen Marktgrenzen künftig noch an Bedeutung. Vom Sondermaschinenbauer, der sich mit Antriebs- und Fördertechnik in den USA und China einen Namen gemacht hat, bis zum Bäcker und Konditor, der Saisonartikel wie Printen und Stollen ins benachbarte Ausland verkauft — immer mehr Handwerker entdecken mit unternehmerischem Gespür ihre Chance auch auf neuen Märkten im Ausland. Dies gilt nicht nur für den Export von handwerklichen Waren und Dienstleistungen, sondern ebenso für den Import. Vor allem ein langfristig angelegtes Engagement im Ausland eröffnet den Betrieben — trotz aller Herausforderungen in der Anfangsphase — attraktive Chancen zur Weiterentwicklung. In jedem Fall kann die Markterweiterung den Umsatz steigern oder den Unternehmensbestand sichern — oder im Falle des Imports — die Wettbewerbsfähigkeit verbessern. 57

HANDWERK INTERNATIONAL

Strategie: Neue Absatzmärkte

Strategie: Neue Beschaffungsmärkte Wenn es um neue Märkte und neue Dimensionen

Partner fertigen, mit dem er durch die Teilnahme

Exportierenden Handwerksunternehmen bieten sich

für das Handwerk im Ausland geht, spielt bislang

an einer internationalen Messe in Kontakt gekom-

grundsätzlich gute Chancen im Ausland — voraus-

der Import eine wesentlich größere Rolle als der

men ist.

gesetzt, sie heben sich durch innovative Leistungen

Export. Der Anteil von Unternehmen, die Beschaf-

Auch die Handwerke für persönliche Aus-

in Qualität, Flexibilität, Schnelligkeit, Zuverlässig-

Absatzmärkte im »Euro-Land«

fungsmärkte im Ausland nutzen, liegt mit mehr

stattung nutzen in hohem Maße grenzüberschrei-

keit, Termintreue und Anpassung an die Kunden-

Die meisten Unternehmen, die im Ausland tätig

als 16 Prozent im Schnitt doppelt so hoch wie der

tende Bezugsquellen. Viele Kürschner, Gold- und

wünsche vom Angebot der ausländischen Kon-

sind, engagieren sich auf dem Europäischen Bin-

Anteil von Unternehmen, die ins Ausland liefern.

Silberschmiede sowie Damen- und Herrenschnei-

kurrenz ab. Für die klassischen Qualitäten des

nenmarkt. Hier verschafft der Euro als gemeinsame

Dies bestätigen sowohl eine ZDH -Umfrage über die

der greifen auf weltweite Einkaufsmöglichkeiten

»Made in Germany« — so die Erfahrung der meisten

Währung wichtige Vorteile im Handel innerhalb

Auslandsaktivitäten von Handwerksbetrieben als

zurück — sei es bei Stoffen, Fellen oder Schmuck.

Unternehmen — wird bei entsprechender Kaufkraft

der EU . Weil Währungsrisiken im Warenverkehr

auch verschiedene Befragungen von Handwerks-

Selbst in den Bau- und Ausbaugewerken beziehen

meist ein höherer Preis akzeptiert. Stellvertretend

entfallen, sind die EU -Staaten attraktive Märkte.

kammern oder Fachverbänden.

viele Unternehmen ihre Materialien aus dem

dazu das Fazit eines Handwerksunternehmers:

Vor allem Betriebe des Metallgewerks setzen

Ausland. Für Kunden nahezu selbstverständlich

»Für hochwertige Produkte und gute Arbeit gibt es

N AC H B A R R E G I O N E N I N N E R H A L B D E R E U

auf eine Beschaffung im Ausland. So lässt ein Ma-

ist es, wenn Fliesen-, Platten- und Mosaikleger

in jedem Land einen Markt.«

»Einladend« für Auslandsaktivitäten sind insbeson-

schinenbauer kostengünstig in Malaysia Formen

sowie Raumausstatter Produkte aus dem Ausland

zur Dachziegelherstellung über einen einheimischen

anbieten.

p

Die folgenden Beispiele eines Engagements im

dere Nachbarregionen innerhalb der EU , wie etwa

Ausland konzentrieren sich auf den Export hand-

der Beneluxraum für Handwerksunternehmen

werklicher Leistungen. Hier hat das Handwerk noch

aus Nordrhein-Westfalen oder Dänemark für nord-

besonders hohen Nachholbedarf und hier erschlie-

deutsche Handwerker. Hervorragende Potenziale

ßen sich attraktive Märkte, die es mit guten Kon-

zur Markterweiterung eröffnen sich dann in vielen

zepten und Strategien zu besetzen gilt.

Gewerken.

Importblech

Ein Feinmechaniker-Unternehmen mit Schwerpunkt Recycling-Anlagen zur Altholzaufbereitung bezieht aus Kosten- und Qualitätsgründen kleinere Maschinen und Produkte aus Blech in Brasilien. Der Kontakt zu den brasilianischen Geschäftspartnern führte zu einem Joint Venture im Rahmen eines Public-Private-Partnership-Programms. Ziel ist der Aufbau einer qualifizierten Altholzaufbereitung, wie sie dort ab 2003 aus Um-

p

weltschutzgründen gesetzlich vorgeschrieben ist. Das Unternehmen ist weltweit das einzige, das diese Spe-

Eine Schreinerei aus der Grenzregion erwirtschaftet inzwischen mit baubiologischen Produkten — haupt-

Baubiologische Produkte für Luxemburg

zialtechnik liefern kann. Der brasilianische Partner übernimmt die Bearbeitung des relevanten Marktes.

sächlich Küchen — 70 Prozent ihres Jahresumsatzes im Nachbarland Luxemburg.

W W W.S F H . W I S O . U N I - G O E T T I N G E N . D E Æ V E RÖ F F E N T L I C H U N G E N Æ G ÖT T I N G E R H A N DW E R KSW I RT S C H A F T L I C H E A R B E I T S H E F T E Æ N R . 4 5 , S . 5 0

G E N . D E Æ V E R Ö F F E N T L I C H U N G E N Æ G ÖT T I N G E R H A N DW E R KSW I RT S C H A F T L I C H E A R B E I TS H E F T E Æ N R . 4 5 , S . 31

p

p

Lohnveredelung

W W W. S F H . W I S O . U N I - G O E T T I N -

Service für Kälteanlagen auf französischem Markt

Ein Stahl- und Metallbauer vergibt rund sieben Prozent seiner lohnintensiven Fertigung von einfachen Vor-

Mit der Beratung, Planung und Montage sowie der Wartung und Reparatur von Kälteanlagen hat ein Kälte-

produkten an Geschäftspartner in Tschechien und Polen. Die Endmontage erfolgt wieder im eigenen Betrieb.

anlagenbauer seinen Marktradius ins benachbarte Frankreich erweitert. Da das hochqualifizierte Dienstleis-

Durch die passive Lohnveredelung im Ausland konnte das Unternehmen seine Kostenstruktur verbessern

tungsangebot dort gut angenommen wird, plant das Unternehmen auch den luxemburgischen Markt zu be-

und so einen drohenden Schrumpfungsprozess abwenden.

arbeiten — zumal die Entfernungen geringer sind als zu anderen Bundesländern innerhalb Deutschlands.

W W W. S F H . W I S O . U N I - G O E T T I N G E N . D E Æ V E R Ö F F E N T L I C H U N -

G E N Æ G ÖT T I N G E R H A N DW E R KSW I RT S C H A F T L I C H E A R B E I T S H E F T E Æ N R . 4 5 , S . 5 4

WWW.SFH.WISO.UNI-GOETTINGEN.DE Æ VERÖFFENTLICHUNGEN Æ GÖTTINGER HANDWERKSWIRTSCHAFTLICHE ARBEITSHEFTE Æ NR. 45, S. 59

58

59

NEUE MÄRK TE — NEUE DIMENSIONEN BAND I NEUE MÄRK TE — NEUE CHANCEN

HANDWERK INTERNATIONAL

Absatzmärkte in Mittelund Osteuropa Ein hohes Wachstumspotenzial bieten auch die Märkte in mittel- und osteuropäischen Ländern. Derzeit unterhalten insbesondere Handwerksbetriebe aus der Grenzregion Geschäftsbeziehungen nach Osteuropa. So beliefert ein Bäckerbetrieb seit p

Öffnung des dortigen Marktes ein First-Class-Hotel

Tischler-Kooperation mit den Niederlanden

Eine Tischlerei mit Schwerpunkt Ladenbau und Objekteinrichtung erwirtschaftet heute 85 Prozent ihres Um-

in Prag mit tiefgefrorenem Teig für Croissants. Der

satzes aus Kooperationsgeschäften mit den Niederlanden. Über die Kontakte der niederländischen Koope-

frühe Markteintritt hat ihm hohe Wettbewerbsan-

rationspartner erreicht das Unternehmen inzwischen auch Kunden in anderen Ländern — unter anderem in

teile gesichert und ermöglichte ihm die Expansion

Ungarn, Tschechien und Polen. W W W. S F H . W I S O . U N I - G O E T T I N G E N . D E Æ

in andere Länder der Region. Ein Engagement in

V E R Ö F F E N T L I C H U N G E N Æ G ÖT T I N G E R H A N DW E R KSW I RT -

diesen Ländern bietet Handwerksunternehmen

S C H A F T L I C H E A R B E I TS H E F T E Æ N R . 4 5 , S . 3 3

selbst dann Vorteile, wenn sie nicht aus der unmittelbaren Grenzregion kommen.

EU-WEITE MÄRKTE

Die handwerklichen Aktivitäten in der EU müssen

ins europäische Ausland. Andere Handwerker ha-

sich nicht auf »Geschäfte vor der Haustüre« be-

ben sich durch ihre Leistungsfähigkeit inzwischen

schränken. Zunehmend weiten Unternehmen ihr

auch bei ausländischen Kunden einen Namen

Engagement auf den gesamten europäischen Bin-

gemacht und führen im jeweiligen Land regelmäßig

nenmarkt aus — und folgen zum Teil ihren Kunden

Aufträge aus — zum Beispiel auf den Balearen.

p

Rohrsanierung

Ein Metallbauer mit Schwerpunkt Rohrsanierung hat — unter anderem durch intensive Messeteilnahmen — Geschäftsbeziehungen in zahlreiche Länder der EU aufgebaut. Er exportiert seine Produkte aber auch nach Lettland, Ungarn und Tschechien und vor allem Polen. Die Montage erfolgt im Regelfall durch Firmen vor Ort unter Hilfestellung des deutschen Unternehmens. Mit seinem Nischenprodukt erwirtschaftet das Unterneh-

p

men 60 Prozent seines Umsatzes im Ausland.

Mittelohrimplantate aus Titan

Ein Betrieb für Chirugie-Mechanik hat sich mit dem Nischenprodukt »Mittelohrimplantate aus Titan« in Euro-

W W W. S F H . W I S O . U N I - G O E T T I N G E N . D E Æ V E R Ö F F E N T L I C H U N G E N Æ G ÖT T I N G E R

H A N DW E R KSW I RT S C H A F T L I C H E A R B E I TS H E F T E Æ N R . 4 5 , S . 4 3

pa eine marktbeherrschende Stellung geschaffen. W W W. S F H . W I S O . U N I - G O E T T I N G E N . D E Æ V E R Ö F F E N T L I C H U N G E N Æ G ÖT T I N p

Joint Venture in Ungarn

G E R H A N DW E R KSW I RT S C H A F T L I C H E A R B E I T S H E F T E Æ N R . 4 5 , S . 61

Ein Schreiner mit Schwerpunkt exklusiver Inneneinrichtungen unterhält ein Joint Venture in Ungarn als p

eigenständige Niederlassung. Dort werden Vorlieferungen aus Deutschland — u.a. vom Mutterunternehmen

Präzisionstechnische Werkzeuge

Ein Werkzeugmacher mit Schwerpunkt Herstellung präzisionstechnischer Werkzeuge vertreibt sein Pro-

— zusammengeführt und montiert sowie ergänzende Planungsleistungen erbracht. Produziert wird in

duktprogramm an gewerbliche Abnehmer in der Europäischen Union, vor allem England, Spanien, Österreich

Deutschland. Durch das Joint Venture konnte das Unternehmen sein Angebot durch staatlich zertifizierte

und Dänemark, aber auch in den USA und Jordanien.

Produkte im Brandschutzbereich erweitern.

W W W. S F H . W I S O . U N I - G O E T T I N G E N . D E Æ V E R Ö F F E N T L I C H U N G E N Æ

W W W. S F H . W I S O . U N I - G O E T T I N G E N . D E Æ V E R Ö F F E N T L I C H U N G E N Æ G ÖT T I N G E R

G ÖT T I N G E R H A N DW E R KSW I RT S C H A F T L I C H E A R B E I T S H E F T E Æ N R . 4 5 , S . 3 6

H A N DW E R KSW I RT S C H A F T L I C H E A R B E I TS H E F T E Æ N R . 4 5 , S . 4 8

60

61

NEUE MÄRK TE — NEUE DIMENSIONEN BAND I NEUE MÄRK TE — NEUE CHANCEN

HANDWERK INTERNATIONAL

Weltweite Absatzmärkte Selbst weltweit bieten sich interessante Herausfor-

eigene Niederlassung gegründet hat. Stuckateure,

derungen für Handwerksunternehmen der unter-

Kirchenmaler und Altarbauer restaurieren im

schiedlichsten Branchen und Betriebsgrößen. Ins-

Auftrag eines Missionsinstituts eine der ältesten

besondere spezialisierte Betriebe sind schon als

Kirchen im US -Bundesstaat Wisconsin. Ein Tischler

»global player« aktiv — das reicht vom Zulieferer für

führt zum Beispiel hochwertige Intarsienarbeiten

die Raumfahrt-Technologie über den Zimmerer, der

bei Kunden in den Arabischen Emiraten aus, ein

Bausätze für die in den USA beliebten Holzhäuser

anderer liefert Maßküchen nach New York und sein

vertreibt bis zum Orthopädieschuhmacher, der

Kollege fertigt regelmäßig Bauernschränke für Kun-

nach diversen Aufträgen aus den USA dort eine

den in Florida.

p

Absatzmärkte von morgen in Entwicklungs- und Schwellenländern

Windkraft- und Wasserentsalzungsanlagen

Ein Metallbaubetrieb exportiert weltweit eigenentwickelte Windkraft- und Wasserentsalzungsanlagen sowie

Neue Chancen bieten sich dem Handwerk auch auf

ihrer Handwerksorganisation zum Beispiel im

Sonnenkollektoren und andere Umwelttechnik. Das Unternehmen unterhält Auslandsbüros und besitzt Fir-

so genannten »Märkten von morgen« in Entwick-

Rahmen eines Partnerschaftsprojekts oder Public

menbeteiligungen sowie Kooperationspartner in Spanien, Portugal, Italien, Griechenland, Japan und China.

lungs- und Schwellenländern. Bisher wagen sich

Private Partnership-Programms (PPP ) des Bundes

W W W. F U H R L A E N D E R . D E U N D W W W. H A N DW E R K- I ST- H I G H T E C H . D E / H I G H T E C H / P L A K AT E . H T M # Æ R A I D C O N T R O L E R

Handwerksunternehmen allerdings nur vereinzelt in

(siehe Band 2, Kapitel »Aufgabengebiet Grenzen

die Ferne. Dabei nutzen sie oftmals die »Starthilfe«

überschreiten«).

p

Total-Facility-Management

Ein baden-württembergischer Elektrobetrieb hat es seit der Gründung vor 20 Jahren vom Ein-Mann-Betrieb auf mittlerweile 270 Mitarbeiter in den Bereichen Handwerk, Industrie, Dienstleistungen und Handel ge-

p

Solar- und Photovoltaik-Anlagen in Mexiko

bracht. Neben dem Hauptsitz in Stuttgart hat der Betrieb Niederlassungen in Sachsen und den USA . Die Fir-

Ein SHK - und Elektro-Unternehmen beteiligt sich am Projekt seiner Handwerkskammer, um sich durch den

ma bietet Total-Facility-Management im Bereich von Maschinen, Anlagen und Ausrüstungen, einschließlich

Bau von Solar- und Photovoltaik-Anlagen in Mexiko Wettbewerbsvorteile für die Zukunft zu sichern. Seine

der Überholung von Maschinen. W W W. R I E M P P. D E

Kunden sind sowohl Hotelketten als auch Schulungseinrichtungen und Fabriken sowie Eigentümer von Wohnhäusern. W W W. J O E M A N N . N E T

p

Brauereianlage für Beer on draught

Der gute Ruf, der deutschem Bier und Brauereianlagen im Ausland vorauseilt, führte dazu, dass eine mittel-

p

Umwelttechnik für internationale Märkte

ständische US -Brauerei bei einem oberfränkischen Maschinenbauunternehmen die Errichtung einer Braue-

Hamburger Handwerksbetriebe entwickeln im Inland Produkte im Bereich Umwelttechnik, die nicht nur auf

reianlage in Auftrag gegeben hat. Der Maschinenbauer beliefert inzwischen regelmäßig Großbrauereien im

den einheimischen Märkten, sondern insbesondere auch international neue Absatzfelder eröffnen — unter

amerikanischen Markt mit Brauanlagen »Made in Germany«. W W W. O H L M A N N - G R U P P E . D E

anderem in Thailand. W W W. H W K- H A M B U RG . D E / P R O J E K T E / W I RT S C H A F T. P H P

62

63

NEUE MÄRK TE — NEUE DIMENSIONEN BAND I NEUE MÄRK TE — NEUE CHANCEN

HANDWERK INTERNATIONAL

Fazit Handwerk Individuell, Kompakt, Innovativ, E-medial oder International — unabhängig davon, welche Strategie Handwerksunternehmer in Zukunft verfolgen: Neue Märkte — Neue Dimensionen lassen sich auf vielfältige Weise erschließen. Auf diese Weise kann das Handwerk die Dynamik der sich immer schneller wandelnden Märkte nutzen und so auch bei fortschreitender Globalisierung wettbewerbsfähig bleiben. Dynamische Unternehmer besitzen das notwendige Potenzial - selbst unter veränderten, vielfach verschärften Rahmenbedingungen. Das haben die zahlreichen Praxisbeispiele in diesem Band gezeigt, auch wenn sie nur stellvertretend für unzählige andere Betriebe stehen. Auf dem oftmals schwierigen Weg zu neuen Märkten brauchen und erhalten die Unternehmen die Unterstützung ihrer Handwerksorganisation. Der zweite Band »Neue Aufgaben — Neue Wege. Handwerksorganisationen als zukunftsorientierter Partner der Betriebe« befasst sich daher mit den neuen Aufgaben, die auf die Organisationen des Handwerks in den Bereichen »Informieren«, »Beraten«, »Bilden«, »Vernetzen« und »Grenzen überschreiten« zukommen und zeigt beispielhaft, welche neuen Wege sich anbieten, um die hohen Anforderungen von Morgen zu bewältigen. (Siehe dazu auch die Zusammenfassung auf der nächsten Seite) 65

FAZIT

Zusammenfassung Band 2:

Neue Aufgaben — Neue Wege »Vernetzen« Wie können sich die Handwerksorganisationen stär-

Die im vorliegenden Band 1 beschriebenen Zu-

ker vernetzen? Welche Formen einer arbeitsteiligen

kunftsstrategien für Handwerksunternehmen bedingen eine bedarfs- und damit marktgerechte Fort-

»Beraten«

Zusammenarbeit bieten sich an? Wie lässt sich

entwicklung der Wirtschaftsförderung. Band 2

Welche neuen Anforderungen ergeben sich für

die Zusammenarbeit mit Partnern intensivieren und

»Neue Aufgaben — Neue Wege. Handwerksorga-

Handwerksorganisationen in der Beratung? Was

welche Formen kann diese Partnerschaft über ge-

nisationen als zukunftsorientierte Partner der

bedeutet eine ganzheitliche Beratung? Welche

werbliche und geographische Grenzen hinweg haben?

Betriebe« konzentriert sich daher auf konkrete

Spezialberatung brauchen die Betriebe bei der

Strategien, Konzepte und Instrumente. Sie stehen

Erschließung neuer Märkte? Welche neue Formen

in direktem Zusammenhang mit der Erschließung

der Beratung müssen die Organisationen vermehrt

neuer Marktfelder durch die Betriebe. Von ihren

anbieten? Welche betriebsübergreifenden Instru-

Handwerksorganisationen müssen die Mitgliedsbe-

mente und Angebote müssen die Handwerksorga-

triebe hierzu noch konsequenter und umfassender

nisationen entwickeln? Wie können sie ihr Angebot

Wegweisung und Unterstützung erhalten. Leitge-

an Information, Beratung und Weiterbildung stärker

danke ist es, nach neuen Wegen der Umsetzung zu

verknüpfen?

»Grenzen überschreiten«

suchen und so neben den Betrieben auch die Orga»Bilden« nisationen des Handwerks »nach vorne« zu bringen. Dazu gehören im Einzelnen folgende Aspekte in den Aufgabengebieten:

Wie können die Handwerksorganisationen in einer zusammenwachsenden Welt nicht nur gedankliche, sondern vermehrt auch geographische Grenzen überschreiten? Mit welchen Leistungen können sie die Aktivitäten der Betriebe auf grenzüberschreitenden Märkten unterstützen? Welche Ziele verfolgen die Organisationen mit der internationalen Zusammenarbeit? Wie können die Organisationen die

Wie lässt sich eine konsequente Qualitätssicherung

Fachkräftequalifizierung und -sicherung auf interna-

in der Weiterbildung gewährleisten? Wie können die

tionaler Ebene ausweiten?

Handwerksorganisationen flexible Strukturen im

Die zahlreichen Beispiele aus der Praxis wollen

Bildungsbereich schaffen? Welche Rolle spielen in

Anregungen geben und stehen stellvertretend für

Wie können die Organisationen die Vielfalt des

Zukunft kooperative Modelle in der Bildung? Warum

eine Vielzahl anderer Modelle und deren Varianten,

Wissens handwerksgerecht bündeln und aufberei-

bietet sich in vielen Bereichen (u.a. beim Telelear-

die sich in der Handwerksorganisation finden las-

ten? Wie können sie neue Märkte systematisch

ning) eine zentrale Erstellung von Materialien und

sen. Ziel ist es, die Vielfalt möglicher Wege aufzu-

aufspüren und entsprechende handwerksgerechte

ihre dezentrale Nutzung an und wie lässt sich dies

zeigen. Zugleich wird auf diese Weise deutlich, dass

Strategien entwickeln? Wie können sie Betriebe

organisieren? Was können die Organisationen tun,

es meist keine Patentrezepte gibt.

für ihre Chancen sensibilisieren und auf welchen

um die Weiterbildungsbereitschaft der Selbststän-

Interessierte Leser erhalten vertiefende Informa-

Wegen den betriebsspezifischen Informationsbe-

digen und Mitarbeiter im Handwerk grundsätzlich

tionen unter den angegebenen Internetadressen bei

darf unterstützen?

zu stärken?

den jeweiligen Praxisbeispielen.

»Informieren«

66

NEUE MÄRK TE — NEUE DIMENSIONEN BAND I NEUE MÄRK TE — NEUE CHANCEN

67

ZUSAMMENFASSUNG BAND 2

Institut für Technik der Betriebsführung ders. Aus- und Weiterbildung nach Maß.

Forschungsinstitut im Deutschen Handwerks-

Das Konzept des Handwerks. Berlin, o.J.

institut e.V. (Baumann, M., E. Heinen und

Quellen- und Literaturverzeichnis

W. Holzbach): Innovative Dienstleistungen

ders. Aus- und Weiterbildung nach Maß. Empfeh-

im Handwerk. Konzeptentwicklung und Praxis-

lungen und Umsetzungshilfen für die Praxis.

beispiele. Ergebnisse eines vom Bundesmi-

Berlin, o.J.

nisterium für Bildung und Forschung geförderBundesministerium für Wirtschaft und Arbeit

ten Projekts. Gifhorn 2001

dass. (Müller, Klaus): Regionales Entwicklungs-

Facility Management. Erfahrungen und Pers-

handwerklicher Strukturen im regionalen

pektiven zu Kooperationsansätzen im Hand-

Neue Märkte für das Handwerk. Einführungs-

Wirtschaftsgefüge. Göttingen 2002 (Göttinger

werk., Schriftenreihe des Zentralverbands

vortrag im Rahmen des Kongresses »Zukunft

Handwerkswirtschaftliche Arbeitshefte 47)

des Deutschen Handwerks, Heft 58, Berlin,

Internet in Handwerksbetrieben — Erfolgsfaktoren und Praxisbeispiele. Berlin, Oktober 2001 (Dokumentation Nr. 497) dass. Best Practice im Handwerk. Innovative

Klemmer, Paul

gestalten«, Trier 20. September 2000 Wieselhuber, Norbert und Johannes Spannagl

Unternehmensideen. Berlin, März 2002 (Dokumentation Nr. 505) dass. Strukturreformen auf den Waren-, Dienst-

Erfolgsstrategien für Marketing im Handwerk.

2002. Berlin, November 2002 (Dokumentation

Fallbeispiele aus der MCH -Beratungspraxis.

Forschungsinstitut für Berufsbildung im Handwerk an der Universität zu Köln

Düsseldorf 2001 Seminar für Handwerkswesen an der Universität Göttingen

Befragung der Handwerksmeister zum Meister-

Forschungsinstitut im Deutschen Handwerks-

profil. Kurzfassung der ersten Ergebnisse, Köln,

institut e.V. (Müller, Klaus und Kathleen Bang):

Dezember 2001

Die Auswirkungen der EU -Osterweiterung auf

Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung (Mendius, Hans Gerhard und Petra Schütt): Handwerk vor großen Herausforderungen. Innovative Arbeitsgestaltung und umfassende Qualifizierung als Instrumente zur Bewältigung

68

Marketing Center Handwerk der LandesGewerbeförderungsstelle des nordrheinwestfälischen Handwerks (Hrsg.)

leistungs- und Kapitalmärkten in Deutschland Nr. 515)

ders. (Frevel, Alexander und Ewald Heinen):

konzept Handwerk. Ein Instrument zur Stärkung

Wachstumsschwellen erkennen und meistern.

nehmen am Beispiel des Handwerks (Kurzfas-

ders. (Hrsg.): Kooperationen im Handwerk.

Erforderliche Unternehmensentwicklung in Zei-

ZDH -Symposium 2000 auf der Hannovermesse.

ten des Wandels. Eschborn 1999, (RKW -Nr.: 1347)

Schriftenreihe des Zentralverbands des

Wirtschaftsministerkonferenz (WMK ), Kultusministerkonferenz (KMK ), Bundesverband der deutschen Industrie (BDI ),Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitsgeberverbände (BDA ), Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK ) und Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH )

die niedersächsischen Klein- und Mittelunter-

Oktober 2000

Deutschen Handwerks, Heft 57, Berlin, November 2000 Zentralverband des Deutschen Handwerks, Beirat »Unternehmensführung im Handwerk« Meister der Zukunft. Leitgedanken für einen unternehmerischen Meister und eine zukunfts-

Leistungsfähigkeit des Bildungssystems verbes-

orientierte Meisterprüfung im Handwerk.

sern. Gemeinsame Erklärung, Berlin 28.11.2002

Bonn 1997 (Schriftenreihe Heft 52)

Zentralverband des Deutschen Handwerks

ders. Strategiepapier. Künftige Entwicklungsten-

sung). Göttingen 2002 (Göttinger Handwerks-

Auslandsaktivitäten von Handwerksbetrieben.

denzen im Handwerk. Bonn 1998 (Schriftenreihe

wirtschaftliche Arbeitshefte 46)

Ergebnisse einer Umfrage bei Handwerksbetrie-

Heft 54)

ben im 1. Quartal 2000. Berlin 2000

dass. (Müller, Klaus): Sicherung und Schaffung

ders. Zukunft des Handwerks — Handwerksorga-

der demographischen Herausforderung. Eine

von Arbeitsplätzen im Handwerk durch

ders. Kooperationen im Handwerk. Ergebnisse

nisation mit Zukunft. Entwicklungen — Strategien

Expertenbefragung im Handwerk. Zusammenge-

Auslandsaktivitäten. Göttingen 2001 (Göttinger

einer Umfrage bei Handwerksbetrieben im

— Maßnahmen. Berlin, März 2000 (Sonderdruck-

fasste Ergebnisse, München, o.J.

Handwerkswirtschaftliche Arbeitshefte 45)

1. Quartal 2002. Berlin 2002

Reihe, Heft 25).

NEUE MÄRK TE — NEUE DIMENSIONEN BAND I NEUE MÄRK TE — NEUE CHANCEN

69

QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNISSE

Abkürzungen ABSt Auftragsberatungsstelle ABZ Auftragsberatungszentrale AEVO Ausbilder-Eignungsverordnung AHK Auslandshandelskammer APA Asien-Pazifik-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft BBZ Berufsbildungszentrum BDA Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitsgeberverbände BDI Bundesverband der deutschen Industrie

bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft BHI Bayern Handwerk International BiBB Bundesinstitut für Berufsbildung BIS Beratungs- und Informationssystem im Handwerk BKGG Bundeskreditgarantiegemeinschaft des Handwerks BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung BMWA Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit BMZ Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung BW Baden-Württemberg BWHM Beratungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft für Handwerk und Mittelstand mbH Æ BWHT BWHT Baden-Württembergischer Handwerkstag BZ Bildungszentrum CAD Computer Aided Design CAM Computer Aided Manufacturing CDG Carl Duisberg Gesellschaft Æ InWEnt CNC Computer Numeric Construction DHI Deutsches Handwerksinstitut 71

ABKÜRZUNGEN

DIHK Deutscher Industrie- und Handelskammertag DHKT Deutscher Handwerkskammertag DSE Deutsche Stiftung für internationale Entwicklung Æ InWEnt ECC Electronic-Commerce-Center ECDL European Computer Driving Licence (Europäischer Computerführerschein)

PPP Public Private Partnership

EIC EuroInfoCenter

PR Public Relations

EG Elektronischer Geschäftsverkehr

QM Qualitätsmanagement

ENH Entsorgung Norddeutsches Handwerk

REK Regional-Entwicklungs-Konzept

FBH Forschungsinstitut für Berufsbildung an der Universität zu Köln/ DHI

RGH RationalisierungsGemeinschaft Handwerk Schleswig-Holstein

FH Fachhochschule

RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft

GTZ Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit

SEQUA Stiftung für wirtschaftliche Entwicklung und berufliche Qualifizierung

GU Generalunternehmer

SfH Seminar für Handwerkswesen an der Universität Göttingen/DHI

GÜ Generalübernehmer

SL Schweißtechnische Lehranstalt

HPI Heinz-Piest-Institut für Handwerkstechnik an der Universität Hannover/ DHI

TBW Technischer Betriebswirt

HwK Handwerkskammer

tibb junge Technologien in der beruflichen Bildung e.V.

HwO Handwerksordnung

TOP Technologieorientiertes Besuchs- und Informationsprogramm

I + K Informations- und Kommunikationstechnologie

TTS Technologietransfer-Stellen

IHK Industrie- und Handelskammer

UBK Unternehmensberatung Deutsches Kfz-Gewerbe

IKV Institut für Kunststoffverarbeitung an der RWTH Aachen/ DHI

UEAPME Union Européenne de l'Artisant et des Petites et des Moyennes Enterprises

INSTI Innovationsstimulierung der deutschen Wirtschaft

(Europäische Union des Handwerks und der Klein- und Mittelbetriebe)

InWEnt Internationale Weiterbildung und Entwicklung gemeinnützige GmbH

ÜLU Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung

ISM Institut Supérieur des Métiers, Paris

UZH Zentrum für Umwelt und Energie im Handwerk

itb Institut für Technik der Betriebsführung/DHI

VHN Vereinigung der Handwerkskammern Niedersachen

KEGO Kompetenzzentrum für den elektronischen Geschäftsverkehr im Oderland

WBzU Weiterbildungszentrum Brennstoffzelle Ulm

KMK Kultusministerkonferenz

WFG Wirtschaftsförderungsgesellschaften

KMU Kleine und mittlere Unternehmen

WHKT Westdeutscher Handwerkskammertag

LFI Ludwig-Fröhler-Institut/DHI

WiFi Wirtschaftsförderungsinstitut der Wirtschaftskammern, Österreich

LGH Landes-Gewerbeförderungsstelle des nordrhein-westfälischen Handwerks

WMK Wirtschaftsministerkonferenz

MCH Management Center Handwerk der Æ LGH

ZDH Zentralverband des Deutschen Handwerks

MMCH Multimedia Center Handwerk NRW der Æ LGH

ZKF Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik

NRW Nordrhein-Westfalen

ZVSHK Zentralverband Sanitär Heizung Klima

OA Ostausschuss der Deutschen Wirtschaft 72

NEUE MÄRK TE — NEUE DIMENSIONEN BAND I NEUE MÄRK TE — NEUE CHANCEN

ZWH Zentralstelle für Weiterbildung im Handwerk 73

ABKÜRZUNGEN

Die Geschichte des ZDH -Beirats »Unternehmensführung im Handwerk« ist eng verbunden mit der Entwicklung des bundesweit verbindlichen Rahmenlehrplans zum »Betriebswirt des Handwerks/Betriebswirt (HWK) «: Bis in die frühen 1970er Jahre war Weiterbildung für Unternehmer und Führungskräfte im Handwerk ein bunt gemischtes Angebot unterschiedlicher Seminarthemen der Handwerkskammern und Fachverbände zur Vertiefung der Kenntnisse der Meisterprüfung. Dies bestätigte eine Umfrage des itb (Institut für Technik der Betriebsführung in Karlsruhe als Forschungseinrichtung im DHI ). Diese Situation nahm das itb — unter seinem damaligen Institutsleiter Prof. Dr.-Ing. Günter Rühl — zum Anlass, in enger Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer Koblenz ein Seminarprogramm zur weiteren Qualifizierung der Unternehmer und Führungskräfte aufzustellen. Parallel dazu entwickelte die Handwerkskammer Stuttgart ein Weiterbildungsangebot mit volkswirtschaftlichen und rechtlichen Schwerpunkten und gründete eine Akademie des Handwerks.

Das Bundesministerium für Wirtschaft entschied sich für das »itb-Management-Seminarangebot« und förderte die Teilnahme an diesem Qualifizierungsangebot der Kammern und Verbände finanziell. Zugleich übertrug das ZDH Präsidium dem itb die Funktion einer bundesweiten Leitstelle. Dabei sollte die Weiterentwicklung des Seminarangebots sowie die Abwicklung der öffentlichen Fördermittel durch einen »Beirat« aus dem Kreis der Veranstalter begleitet werden. Dieser »Beirat für Unternehmensführung« wurde am 16.06.1977 beim itb eingerichtet. Für das Institut lag es nahe, den Mitinitiator der Seminarkonzeption Ass. Karl-Jürgen Wilbert — Hauptgeschäftsführer der HWK Koblenz — als Vorsitzenden dieses Gremiums vorzuschlagen. In den ersten Jahren konzentrierte sich die Tätigkeit des Beirats auf die Gestaltung und Aktualisierung des Rahmenlehrplans und der damit verbundenen Lehrunterlagen. Weitere, noch heute bewährte Seminarkonzeptionen wie ein Lehrgang zur Existenzgründung als »Rüstzeug zur Selbstständigkeit« oder der Lehrgang »Führungswissen in Kompaktform« wurden entwickelt und aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft gefördert. Mit von der Partie war damals auch Ministerialrat Karlheinz Fiedrich — als einziger Vertreter aus der Politik, der jemals dem Beirat angehörte. Mit der Aufnahme von Werner Lutz, Hauptgeschäftsführer der HWK Stuttgart, im Jahr 1979 in den Beirat, waren die Voraussetzungen für das nächste große Ziel geschaffen: Die Erstellung eines bundeseinheitlichen Rahmenlehrplans zum »Betriebswirt des Handwerks« — eine Arbeit, die unter der inzwischen vom itb zum ZDH gewechselten Geschäftsführung des Beirats 1989 ihren erfolgreichen Abschluss fand. Alle Handwerkskammern in Deutschland und zahlreiche Fachverbände auf Landes- und Bundesebene haben die Empfehlungen des ZDH Beirats »Unternehmensführung« als Seminarangebot zum »Betriebswirt des Handwerks« in ihr Weiterbildungsprogramm übernommen. Der bundeseinheitliche Rahmenlehrplan und seine Einhaltung als Voraussetzung für die finanzielle Förderung durch die öffentliche Hand — treffend als »Goldene Zügel« bezeichnet

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Der ZDH -Beirat »Unternehmensführung im Handwerk« — Ursprung und heutiges Selbstverständnis

NEUE MÄRK TE — NEUE DIMENSIONEN BAND I NEUE MÄRK TE — NEUE CHANCEN

DER ZDH-BEIRAT

— bildeten die entscheidenden Grundlagen für ein heute hoch geschätztes Qualifizierungsangebot des Handwerks. Nachdem die ursprüngliche Zielsetzung des ZDH -Beirats »Unternehmensführung« erreicht war, galt es eine entscheidende Frage zu klären: Sollte man den Beirat auflösen oder sollte er sich neuen Aufgaben widmen? Fest stand: Die gemeinsamen, oftmals schwierigen Aufgaben der Vergangenheit, hatten den Beirat herausgefordert, fasziniert und einen Kreis von engagierten Teilnehmern aus Kammern und Verbänden zusammengeschmiedet — auch ohne satzungsgemäße Regeln und unter der, manchmal auch unorthodoxen, Leitung ihres Vorsitzenden. Die Zukunftsfrage wurde von den damaligen Beiratsmitgliedern schnell beantwortet: Die begleitenden Aufgaben der Leitstellentätigkeit des itb wurde an die entsprechenden Verantwortlichen aus dem Kreis der Beiratsmitglieder delegiert. Und der ZDH -Beirat »Unternehmensführung im Handwerk« setzte sich neue Aufgaben als Strategiegremium. Es ist zugleich das einzige Gremium (»Ausschuss«) in der Handwerksorganisation, in dem ausschließlich Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammern und Fachverbände mit einigen Leitern der Forschungseinrichtungen des Handwerks und mit Vertretern der Spitzenorganisation des Handwerks zusammenarbeiten. Als künftige Zielsetzung solltedieses Gremiums — in Abstimmung mit dem ZDH -Präsidium — eine Art »Vordenkerrolle« für das Handwerk in Deutschland übernehmen. Unter neuer Aufgabenstellung hat der ZDH -Beirat »Unternehmensführung« in den letzten Jahren verschiedene, in seinen Reihen durchaus sehr kontrovers diskutierte Themen aufgegriffen, die in mehreren Veröffentlichungen ihren Niederschlag fanden. So löste das 1994 erstmals erschienene und 1997 grundlegend überarbeitete »Strategiepapier« des ZDH -Beirats über die künftigen Entwicklungstrends im Handwerk eine ebenso breite Diskussion über die Situation in den Betrieben und den Organisationen des Handwerks aus wie die perspektivischen Denkansätze zum »Meister der Zukunft« aus dem Jahre 1997/98. Ein Teil der Anregungen des Beirats hat inzwischen längst in den Betrieben und Organisationen des Handwerks eine entsprechende Umsetzung erfahren. Mut 76

NEUE MÄRK TE — NEUE DIMENSIONEN BAND I NEUE MÄRK TE — NEUE CHANCEN

zu kritischer Provokation hat der Beirat auch mit seinem so genannten »Zukunftspapier« bewiesen, das er zur Jahrtausendwende vorlegte. Mit dem jüngsten Papier »Neue Märkte — Neue Dimensionen« führen die Mitglieder des ZDH -Beirats »Unternehmensführung« diese Zielsetzung konsequent weiter. Wandel als Voraussetzung für Veränderungen benötigt vielfältige Impulse. Zum Selbstverständnis der Mitglieder des Beirats gehört es, diese Impulse immer wieder neu zu geben. »Die Zukunft bleibt spannend« — dieses Motto ihres langjährigen Vorsitzenden Karl-Jürgen Wilbert, der mit der Veröffentlichung dieses Papiers seinem aktiven Engagement im ZDH -Beirat einen würdigen Schlusspunkt setzt, wird für die Mitglieder dieses Strategiegremiums auch in Zukunft eine hohe Verpflichtung bleiben. Wandel durch Veränderung hat auch die Tätigkeit des ZDH -Beirats »Unternehmensführung« im Laufe der Zeit erfahren — mit Blick auf seine Ziele, Themen und Zusammensetzung. Als Vorsitzender des ZDH -Beirats »Unternehmensführung im Handwerk« hat Karl-Jürgen Wilbert den Wandel dieses inzwischen am längsten bestehenden Gremiums der Handwerksorganisation als Strategieforum zur Beschäftigung mit den künftigen Herausforderungen für das Handwerk maßgebend geprägt. Dr. Gerold B. Hantsch Leiter des Instituts für Technik der Betriebsführung Forschungsstelle im Deutschen Handwerksinstitut e.V. 77

DER ZDH-BEIRAT

Prof. Dr. Karl Robl Zentralverband des Deutschen Baugewerbes, Berlin

Mitglieder des ZDH-Beirats Unternehmensführung im Handwerk (Stand 2003)

H AU P TG E S C H Ä F T S F Ü H R E R

Dr.-Ing. Dieter Artymiak Handwerkskammer Erfurt

Dieter Roxlau Bundesinnungsverband des Deutschen Modellbauerhandwerks, Dortmund

H AU P TG E S C H Ä F T S F Ü H R E R

GESCHÄFTSFÜHRER

Dr. Wolf-Hermann Böcker Zentralverband des Deutschen Handwerks, Berlin

Jutta Schwarzer Handwerkskammer Hildesheim

GESCHÄFTSFÜHRER

H AU P TG E S C H Ä F T S F Ü H R E R I N

Michael von Bock und Polach Zentralverband Sanitär Heizung Klima, St. Augustin

Prof. Dr. Martin Twardy Forschungsinstitut für Berufsbildung im Handwerk an der Universität zu Köln (FBH/DHI)

H AU P TG E S C H Ä F T S F Ü H R E R

G E S C H Ä F T S F Ü H R E N D E R D I R E K TO R

Harald Brandes Handwerkskammer Wiesbaden

Dr. Klaus Weichtmann Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik, Bad Vilbel

H AU P TG E S C H Ä F T S F Ü H R E R

H AU P TG E S C H Ä F T S F Ü H R E R

Norbert Bünten Handwerkskammer Lüneburg-Stade

Karl-Jürgen Wilbert Handwerkskammer Koblenz H AU P TG E S C H Ä F T S F Ü H R E R (Vorsitz)

H AU P TG E S C H Ä F T S F Ü H R E R

Thomas Fleischmann Bundesverband Metall, Essen Mitglieder, die bis zum Eintritt in den Ruhestand an der aktuellen Schrift mitgearbeitet haben

H AU P TG E S C H Ä F T S F Ü H R E R

Dr. Eberhard Groebel Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks, Bad Honnef

Rolf-Dieter Binnenbrücker Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe, Bonn

H AU P TG E S C H Ä F T S F Ü H R E R

H AU P TG E S C H Ä F T S F Ü H R E R

Udo Hansen Handwerkskammer Flensburg

Dr. Wolfgang Glaser Zentralverband des Deutschen Handwerks, Berlin

H AU P TG E S C H Ä F T S F Ü H R E R

GESCHÄFTSFÜHRER

Dr. Gerold Hantsch Institut für Technik der Betriebsführung, Karlsruhe (itb/DHI)

Dr. Hans Leitner Wirtschaftskammer Österreich Sektion Gewerbe und Handwerk, SY N D I K U S Wien

L E I T E R D E S I N ST I T U T S

Toni Hinterdobler Handwerkskammer Niederbayern . Oberpfalz, Regensburg-Passau

Klaus Schuchhardt Handwerkskammer Kassel

H AU P TG E S C H Ä F T S F Ü H R E R

H AU P TG E S C H Ä F T S F Ü H R E R

Dr. Jürgen Hogeforster Handwerkskammer Hamburg Redaktionskomitee

H AU P TG E S C H Ä F T S F Ü H R E R

Christa Knoblauch Handwerkskammer Magdeburg

Dr. Dieter Artymiak Handwerkskammer Erfurt

H AU P TG E S C H Ä F T S F Ü H R E R I N

Udo Hansen Handwerkskammer Flensburg Dr. Wolfgang König Handwerkskammer Potsdam Dr. Gerold Hantsch itb/DHI , Karlsruhe

H AU P TG E S C H Ä F T S F Ü H R E R

Bernd Lenze Handwerkskammer für München und Oberbayern

Dr. Rainer Neumann ZDH , Berlin

H AU P TG E S C H Ä F T S F Ü H R E R

Klaus Schuchhardt Handwerkskammer Kassel Claus Munkwitz Handwerkskammer Region Stuttgart Prof. Dr. Martin Twardy FBH/DHI , Köln

H AU P TG E S C H Ä F T S F Ü H R E R

Dr. Rainer Neumann Zentralverband des Deutschen Handwerks, Berlin

Dr. Klaus Weichtmann ZKF Bad Vilbel

A B T E I LU N G S L E I T E R

Dr. Hartmut Richter Baden-Württembergischer Handwerkstag

Ausarbeitung Dr. Roswitha Theis Wirtschaftskommunikation, Siegen

H AU P TG E S C H Ä F T S F Ü H R E R

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NEUE MÄRK TE — NEUE DIMENSIONEN BAND I NEUE MÄRK TE — NEUE CHANCEN

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MITGLIEDER DES ZDH-BEIRATS UNTERNEHMENSFÜHRUNG IM HANDWERK

Frühere Mitglieder des ZDH -beir ats »Unternehmensführung im handwerk«

Clemens Caesar Handwerkskammer Hamburg H AU P TG E S C H Ä F T S F Ü H R E R A.D.

Dr. Erich Dittus Handwerkskammer Ulm H AU P TG E S C H Ä F T S F Ü H R E R A.D.

Werner Gress Handwerkskammer München und Oberbayern H AU P TG E S C H Ä F T S F Ü H R E R A.D.

Hans-Detmar Kölschtzky Landes-Gewerbeförderungsstelle G E S C H Ä F T S F Ü H R E R A.D. des niedersächsischen Handwerks Dr. Bert Knoop Zentralverband des Kürschnerhandwerks H AU P TG E S C H Ä F T S F Ü H R E R A.D.

Klaus Köpf Bundesfachschule des Deutschen Bäckerhandwerks L E I T E R A.D.

Werner Lutz Handwerkskammer Stuttgart H AU P TG E S C H Ä F T S F Ü H R E R A.D.

Prof. Dr.-Ing. Günter Rühl Institut für Technik der Betriebsführung (itb/DHI ) I N ST I T U T S L E I T E R A.D.

Horst Sanden Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik H AU P TG E S C H Ä F T S F Ü H R E R A.D.

Bernd Schulze Wierling Handwerkskammer Münster H AU P TG E S C H Ä F T S F Ü H R E R A.D.

Dr.-Ing. Heinz Schulz Handwerkskammer Neubrandenburg H AU P TG E S C H Ä F T S F Ü H R E R A.D.

Dr. Otto Woydt Handwerkskammer Düsseldorf ST V. H AU P TG E S C H Ä F T S F Ü H R E R A.D.

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NEUE MÄRK TE — NEUE DIMENSIONEN BAND I NEUE MÄRK TE — NEUE CHANCEN

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