Geschichte des Milchverbandes der Nordwestschweiz MIBA

March 5, 2017 | Author: Irmgard Fischer | Category: N/A
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Geschichte des Milchverbandes der Nordwestschweiz MIBA Ecksteine der Entwicklung von MIBA und der Schweizer Milchwirtschaft Quelle: div. Jubiläumsberichte

1896 – 1908 Gründungsperiode (10 Jahre Geburtswehen) Es braucht mehrere Anläufe und dauert fast zehn Jahre, bis am 8. Januar 1905 der Verband nordwestschweizerischer Milch- und Käsereigenossenschaften gegründet ist. Den Durchbruch schaffen Nationalrat Johannes Suter, Liestal, J. Schwob-Preiswerk und Landwirtschaftslehrer K. Müller. Zum ersten Verbandspräsidenten wird J. Schwob-Preiswerk gewählt. Ziel ist, die Position der Milchbauern gegenüber den Käsern und den Milchhändlern und Konsumvereinen zu stärken. Die in Basel bezahlten Milchpreise sind für die übrigen Schweizer Städte wegleitend. Deshalb wird die Entwicklung dort beachtet und die MIBA-Gründer sind auch massgeblich beteiligt am gesamtschweizerischen Zusammenschluss der Milchproduzenten.

1896 In der Nordwestschweiz wird ein erster Versuch unternommen, die Milchproduzenten zu einem einheitlichen Vorgehen zu veranlassen, speziell beim Abschluss der Verkaufsverträge. Es war eine Art Genossenschaftsverband vorgesehen, unter dessen Leitung sich der Verkauf von Konsummilch vollziehen sollte. Dieser erste Versuch misslang vollständig. 1901 Ein zweites Mal wird versucht, in der Nordwestschweiz einen Milchverband zu gründen. Vertreter von Milchgenossenschaften des Kantons Baselland und Delegierte aus dem Kanton Luzern treffen sich im Hotel Engel in Liestal. Das vorbereitende Komitee hofft, „zu einem einheitlichen Vorgehen im Milchverkaufe an den Allgemeinen Konsumverein Basel zu kommen“. Der Konsumverein will aber nicht mit dem Komitee verhandeln. Der Konsumverein war der wichtigste Abnehmer in Basel, er bestimmte Einkaufs- und Verkaufspreis und damit auch die Marge der privaten Milchhändler. Zudem waren die in Basel an die Produzenten bezahlten Preise für die übrigen Schweizer Städte wegleitend. Die Entwicklung auf dem Platz Basel wurde deshalb beachtet. An der Herbstabgeordnetenversammlung des landwirtschaftlichen Vereins von Baselland wird angeregt, die Frage zu studieren, wie landwirtschaftliche Produkte nutzbringend verwertet werden können. Die Aufgabe übernehmen Vereinspräsident und Nationalrat Johannes Suter, Liestal, zusammen mit Joh. Schwob-Preiswerk und Landwirtschaftslehrer K. Müller. 1902 Die Herren Suter, Schwob und Müller treffen sich verschiedentlich, in der Regel am Sonntagvormittag. Als Gäste erschienen öfter der Finanzdirektor des Kantons Baselland, J. Glaser, und Regierungsrat A. Rebmann, Direktor des Innern, „der in der Folge manch klugen Rat in Sachen Finanzierung erteilen konnte“.

1904 Im Januar reicht Nationalrat Suter im Landrat von Baselland eine Motion ein, die Regierung solle die Bestrebungen finanziell unterstützen, höhere Produktpreise zu erlangen, insbesondere für die Milch. Die Motion wird angenommen und die Regierung bewilligt 1000 Franken an die Gründungskosten. Die Solothurner Regierung und der landwirtschaftliche Verein von Baselland zahlen je 100 Franken. Dennoch bleibt die Frage, wie der Milchverkauf geregelt werden soll, eine Knacknuss. Im Sommer ist eine Regelung gefunden. Im September begeben sich Nationalrat Suter und Joh. Schwob-Preiswerk nach Brugg und unterbreiten den Plan Ernst Laur, Sekretär des Schweizerischen Bauernverbandes. Laur sagt zu, im Oktober an einer Versammlung ein Referat zu halten. An dieser Versammlung vom 9. Oktober im Gasthof zum Schlüssel in Liestal nehmen 89 Personen teil. Sie beschliessen, einen Verband Nordwestschweizerischer Milchgenossenschaften zu gründen, und wählen ein Komitee, um die Statuten zu bereinigen und eine Gründungsversammlung vorzubereiten. 8. Januar 1905 Gründungsversammlung des Verbandes nordwestschweizerischer Milch- und Käsereigenossenschaften im Hotel Engel in Liestal. Anwesend sind 117 Delegierte aus 77 Genossenschaften. Joh. Schwob-Preiswerk wird zum ersten Präsidenten gewählt, Nationalrat Suter zum Vizepräsidenten. Der Milchpreis wird auf 16 Rappen pro Kilogramm festgesetzt, 1,5 Rappen mehr als im Vorjahr. Landwirtschaftslehrer K. Müller kann als erster Verwalter gewonnen werden. Dieser hält im Jubiläumsbericht fest, dass die Verhandlungen mit den Milchkäufern ausserordentlich zähe und hartnäckig waren und mehrmals zu scheitern drohten, insbesondere mit dem Allgemeinen Konsumverein Basel. Zitat: „Dank der neuen Selbsthilfe-Organisation waren die einzelnen Genossenschaften bei Vertragsabschlüssen mit den bereits organisierten Käsehändlern, Käsern und Milchhändlern nicht mehr auf sich alleine angewiesen.“ „Das Vorgehen der Landwirte war ein gerechtes. Man hat eben die Gesichtspunkte der Produzenten ignoriert und sie aus einer höheren Machtsphäre herab behandelt.“ Pressebericht, Januar 1905

1906 Damit bei Differenzen mit Milchkäufern die unverkaufte Milch verwertet werden kann, richtet MIBA verschiedene Zentrifugenstationen ein und fabriziert Butter. Der engere Vorstand organisiert am 27. Juli – nach Rücksprache mit Bauernsekretär Ernst Laur – im Aarhof in Olten eine Vertrauensmänner-Versammlung mit dem Traktandum „Gründung eines Zentralverbandes“. Die Idee wird gutgeheissen, die Gründung vorbereitet. 1907 Der Zentralverband schweizerischer Milchproduzenten ZVSM wird gegründet. MIBA-Präsident Joh. Schwob-Preiswerk präsidiert den Zentralverband bis zu seinem Tod am 1. März 1912.

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1908 – 1950 Zentralen für sichere Milchversorgung Der Verband nordwestschweizerischer Milch- und Käsereigenossenschaften Basel initiiert und baut Zentrifugenstationen und Käsereien, um den Druckversuchen von Abnehmern Paroli zu bieten. Ausserdem gründet er Milchzentralen in Solothurn, Basel und Olten, um die Stadtbevölkerung sicher mit Milch zu versorgen. In Basel kauft MIBA die Bachofen’sche Liegenschaft an der St.Jakobs-Strasse 191, um auf dem Gelände eine Milchzentrale zu bauen. Die Villa dient bis 1980 als Verbandsbüro.

1908 In Zunzgen BL wird die erste Verbandskäserei gebaut. In ihr können 8000 Kilogramm Milch verarbeitet und 861 Laibe Käse gelagert werden. Mit der Käserei hat der Verband eine Möglichkeit, überschüssige Milch zu verarbeiten und Druckversuchen von Milchkäufern Paroli zu bieten. (Bild im Bericht 75 Jahre MIBA) 1911 Um die Versorgung der Bevölkerung mit Milch besser zu regeln, verhandelt MIBA mit der Käsereigenossenschaft Solothurn. Der Milchverband kann das Gebäude kaufen und wandelt die Käserei in eine Milchzentrale um und baut zudem die erste Butterzentrale mit Tiefkühlanlage ein. 1916 Als Folge des 1. Weltkrieges sind die Milchverbände ab 1. Mai verpflichtet, die Bevölkerung mit Konsummilch zu versorgen. Erst dann darf Milch verarbeitet werden. 1917 Die Stadt Basel rationiert am 1. Mai die Milch, zwei Jahre später zieht die Eidgenossenschaft nach. Auch regelt der Bund die Butterversorgung durch eine Verfügung. Die Regierungen von Baselland, Baselstadt und Solothurn übertragen MIBA die Verpflichtung für die Butterversorgung der Bevölkerung. Wegen der günstigen Grenzlage beauftragt das eidgenössische Ernährungsamt den Milchverband, das Zentrallager für die Butterversorgung der Schweiz zu verwalten. 1920 Nachdem in Basel verschiedene Anläufe für eine Milchzentrale scheitern, kauft MIBA die Bachofen’sche Liegenschaft an der St.-Jakobs-Strasse 191, um auf dem Gelände eine solche zu bauen. Die Villa dient bis 1980 als Verbandsbüro. 1924 MIBA weiht die Milchzentrale ein, welche die Milchversorgung der Stadt verbessern soll. Sie wird bis 1996 in verschiedenen Etappen umgebaut und zu einer modernen Molkerei erweitert. 1925 Die Milchzentrale Olten wird eröffnet.

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1929 Um die Regulierstelle Zunzgen zu entlasten, bewilligen die Delegierten am 14. März Kredite von 600‘000 Franken zum Bau von Käsereien in Cœuve, Vendlincourt, Bonfol, Cornol, Fontenais, Seewen, Courcelon und Develier. 1934/35 Die Milchzentrale Solothurn wird vergrössert. 1941 Die Milchzentrale in Basel wird erweitert.

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1950 – 1989 Investitionen in Molkerei, Käsereien und Vertrieb Die Nachkriegszeit wird stark geprägt von der Preis- und Absatzgarantie für Milch. Eine Folge ist, dass der Bund 1977 die Milchkontingentierung einführt. Auch Vorgaben zur Milchqualität macht der Bund. Auf der Konsumseite bringt der zunehmende Wohlstand eine ungekannte Vielfalt ins Milchproduktsortiment. MIBA nimmt die Entwicklung auf, investiert in die Molkerei in Basel, in Verkaufsstellen für Milchprodukte und verarbeitet als erster Milchverband Biomilch zu Biojoghurts.

1959 An der St.-Jakobs-Strasse in Basel kann die neu gebaute Molkerei eingeweiht werden. 1959 In der Schweiz sind die Viehbestände tuberkulosefrei. Drei Jahre später sind sie auch völlig bangfrei. 1966 MIBA übernimmt die Milchüberschüsse aller Sammelstellen ganzjährig und unreguliert zu einem festen Preis. 1973 Der Bund setzt das revidierte Milchlieferungs-Regulativ in Kraft. Dieses schreibt eine individuelle Milchqualitätsbezahlung vor. 1977 Der Bund führt die Milchkontingentierung ein und ein Jahr später nimmt das Schweizer Volk den Milchwirtschaftsbeschlusses an. MIBA übernimmt im Auftrag des Bundes die Durchführung der Kontingentierung im Verbandsgebiet. 1980 MIBA weiht nach vierjähriger Bauzeit die neue Molkerei an der St.-Jakobs-Strasse ein. 1981 Die umgebaute Käserei Le Fuet BE wird wieder eröffnet. 1982 Die umgebaute Käserei Courgenay JU wird eingeweiht. 1984 MIBA äufnet einen Fonds für Strukturverbesserungen. Sie unterstützt den Kauf von Milchtanks, um die Hofabfuhr zu fördern. 1985 Am 1. November startet MIBA mit einem integralen Frischdienst für Milch, Milchprodukte und Käse sowie Früchte, Gemüse und Fleischwaren. Dafür wurde das Frischdienst-Lager in Basel erweitert und ein neuer Käsekeller gebaut. -5-

1986 MIBA beteiligt sich an der LIGA Handelsgesellschaft Basel (zusammen mit Hofer & Curti AG). Um die Hauszustelltouren des Basler Milchhandels zu erhalten, erhebt MIBA einen Beitrag von 0,1 Rappen je Kilo abgelieferter Milch. 1987 Die ehemalige MIBA-Molkerei an der Baslerstrasse in Olten wird verkauft und als Realersatz ein Grundstück in Oensingen gekauft. 1988 MIBA produziert als erster Milchverband Biojoghurts. Die Bio-Vollmilchjoghurts werden sowohl in den MIBA-Läden als auch bei Migros und Coop verkauft – überall zum gleichen Preis.

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1989 – 1998 Zusammenarbeit für mehr Konkurrenzfähigkeit 1989 gründen MIBA und der Milchverband Winterthur die Toni-MIBA Produktions AG, um in der Produktion zusammenzuarbeiten. Die Zusammenarbeit entwickelt sich nicht wie gewünscht. Neun Jahre später wird MIBA auf eigenen Wunsch aus dem Toni-Aktionärsbindungsvertrag entlassen. Der Milchverband nimmt die Rohstoffbewirtschaftung zurück.

1989 Der Milchverband Winterthur und der Milchverband der Nordwestschweiz gründen die Toni-MIBA Produktions AG, um in der Produktion zusammenzuarbeiten. Die neue Firma nimmt am 1. Juli ihre operative Tätigkeit auf. 1993 MIBA bringt die betrieblichen Substanzwerte in die ToniLait AG (später Toni Holding AG) ein. Die ToniLait AG ist eine gemeinsame Unternehmung der Milchverbände Bern, Vaudoise-Fribourgeoise, Winterthur und Basel. 1995 Die Tête-de-Moine-Käserei Saignelégier (FDS) beginnt am 1. Mai die Produktion. 1996 Am 6. November wird an einer ausserordentlichen Delegiertenversammlung in Muttenz das Thema „Überprüfung des Beteiligungsverhältnisses des Milchverbandes der Nordwestschweiz an der Toni Holding AG sowie Möglichkeiten zur Neuausrichtung von MIBA“ diskutiert. 1998 Der Produktionsbetrieb Basel wird durch Swiss Dairy Food AG stillgelegt. Die ehemaligen MIBAEigenbetriebe gehen an die UHC-Gruppe. MIBA wird auf eigenen Wunsch aus dem ToniAktionärsbindungsvertrag entlassen und nimmt die Rohstoffbewirtschaftung in den Milchverband zurück.

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1998 – 2010 Neuausrichtung als Milchhandelsorganisation Nach der Entlassung aus dem Aktionärsbindungsvertrag positioniert MIBA sich neu mit Rohstoffbewirtschaftung als Kerngeschäft sowie Immobilien und Beteiligungen als weiteren Standbeinen. 2004 bereitet MIBA ein privatrechtliches Milchmengenmanagement vor. Am 29. November 2005 feiert MIBA den 100. Geburtstag. Auf den 1. Mai 2009 hebt der Bund die Milchkontingentierung auf. MIBA engagiert sich für ein Milchmenge, die den Absatzmöglichkeiten entspricht.

1998 Nach der Entlassung aus dem Aktionärsbindungsvertrag positioniert MIBA sich neu mit Rohstoffbewirtschaftung als Kerngeschäft sowie Immobilien und Beteiligungen als weiteren Standbeinen. 1998/1999 MIBA beteiligt sich an der Emmi AG Luzern und erweitert die Zusammenarbeit mit der MigrosMolkerei Elsa in Estavayer-le-Lac. Der Bund erlässt 1999 eine neue Milchmarktordnung. 2001 Die MIBA-Geschäftsstelle zügelt von der St.-Jakobs-Strasse 184 an die Zeughausstrasse 31. 2002 MIBA muss den Milchpreis im Mai und im Dezember senken. Swiss Dairy Food AG (Toni Holding AG) geht in die Nachlassstundung. 2003 Am 1. Mai wird ein neues Milchpreissystem eingeführt. Der Vorstand genehmigt im Oktober das neue MIBA-Leitbild. 2004 MIBA bereitet ein privatrechtliches Milchmengenmanagement vor. 2005 Am 29. November feiert MIBA den 100. Geburtstag mit einem Festakt in der Messe Basel. 2006/2009 Mit Beginn des Milchjahres 2006/07 am 1. Mai können Produzenten- und Produzenten-VerwerterOrganisationen vorzeitig aus der Milchkontingentierung aussteigen. Ausserdem kann das Bundesamt für Landwirtschaft Mehrmengen bewilligen. MIBA als Produzentenorganisation beschliesst den vorzeitigen Ausstieg. Auf den 1. Mai hebt der Bund die Milchkontingentierung auf. MIBA entscheidet sich für eine Milchmenge, die den Absatzmöglichkeiten entspricht. Am 29. Juni gründen Bauern, Molkereien und Grossverteiler unter Federführung des Schweizerischen Bauernverbandes die Branchenorganisation (BO) Milch. MIBA-Präsident Dani Jenni wird in den Vorstand der BO Milch gewählt. -8-

2010 – Neues Engagement für die Region Im September 2010 beteiligt sich MIBA am Kauf von Grundstück, Gebäude und Produktionsanlagen der Regio Milch in Frenkendorf durch Emmi. Damit wird ein Milchverarbeiter in der Nordwestschweiz erhalten. Im Oktober eröffnet die MIBA-Tochter MIBA Milchprodukte AG eine neue Verteilplattform in Aesch. Der Milchverband engagiert sich dafür, dass der traditionell starke Basler Milchhandel Zukunft hat.

2010 MIBA beteiligt sich am Kauf von Grundstück, Gebäude und Produktionsanlagen der Regio Milch in Frenkendorf durch Emmi. Damit wird ein Milchverarbeiter in der Nordwestschweiz erhalten. Im Oktober eröffnet die MIBA-Tochter MIBA Milchprodukte AG die neue Verteilplattform in Aesch. Zweck des Neubaus ist es, Restaurants und Hotels, Spitäler und Heime, Bäckereien und weitere Gewerbekunden noch besser mit Milch, Milchprodukten und Käse zu beliefern.

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