GELDGESCHICHTEN AUS DER DDR

March 18, 2017 | Author: Berthold Brodbeck | Category: N/A
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1 PETER LEISERING GELDGESCHICHTEN AUS DER DDR EDITION MS & Münzen & Sammeln2 3 Peter Leisering Geldgeschich...

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Zum Inhalt:

Preis: 20,– €

EDITION

Wer sich bisher noch nicht mit der Geldgeschichte im heutigen Osten Deutschlands zwischen 1948 und 1990 beschäftigt hat, wird in dieser chronologischen Folge von Geschichten und Anekdoten die Grundzüge der Entwicklung, vor allem aber recht erstaunliche Neuigkeiten finden, selbst, wenn er als Bürger der DDR mit diesem Geld täglich umging. Und auch für den versierten Sammler von Münzen und Geldscheinen gibt es neue Zusammenhänge und Fakten zu entdecken. Die konkreten Geschichten, ergänzt durch die Beleuchtung politischer und ökonomischer Hintergründe, fügen sich zu einem Gesamtbild, in dem die jeweiligen gesellschaftlichen Situationen erkennbar werden und auch die Geldzeichen als ein Spiegel dieser Verhältnisse. Die Unterschätzung, ja Mißachtung der Rolle des Geldes durch die politische Führung tritt als eine der schwierigen Startbedingungen für die DDR hervor. In einem langwierigen und von Rückschlägen gezeichneten Prozeß rangen die treibenden Kräfte die Ausgabe besserer Geldzeichen Partei- und Staatsführern und widrigen Umständen auch mit Tricks und Improvisation ab. Durch die weitgehende Einbeziehung der handelnden Personen in die Darstellung, die Suche nach ihren Motiven und die Freude am Kuriosen in den Geschichten, aus denen die Geschichte sich formt, unterscheidet sich das Buch von einem trockenen Abriß der Vergangenheit.

M&S Münzen & Sammeln

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PETER LEISERING

GELDGESCHICHTEN AUS DER DDR EDITION

Peter Leisering wurde 1953 in Rochlitz geboren, studierte ab Mitte der 1970er Jahre an der Humboldt-Universität zu Berlin und promovierte hier 1982 zum Dr. oec. auf dem Gebiet der Wirtschaftsgeschichte. Bis 1992 arbeitete er an der Universität und war daneben vor allem in der Betreuung und Beratung der Geschichtsforschung von ehrenamtlichen, Laien- und Hobbyhistorikern zur Betriebs- und Unternehmensgeschichte aktiv. Neben selbständiger und freiberuflicher Tätigkeit übernahm er in den 1990er Jahren mehrere Projektleitungen, so zur Industriearchäologie, eines regionalen Projekts zur EXPO 2000 und später Geschichtsprojekte für Schulkinder. Im neuen Jahrtausend begann der Autor eine umfangreiche Recherche zur Herstellung und Emission zunächst der Gedenkmünzen der DDR, die sich mehr und mehr auf das Münzgeld überhaupt und seit einigen Jahren auch auf die Banknoten der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR ausweitete. Ab 2006 publizierte er Ergebnisse seiner Arbeit in zahlreichen Artikeln und konnte mit der Auswertung des Archivmaterials und gezielter Information bei Zeitzeugen neue Fakten und Zusammenhänge zur Geld- und Geldzeichengeschichte Ostdeutschlands vorstellen.

LEISERING · GELDGESCHICHTEN AUS DER DDR

Zum Autor:

M&S Münzen & Sammeln

Peter Leisering

Geldgeschichten aus der DDR

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation als in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 978-3-86646-836-8

1. Auflage 2011 © 2011 H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH (www.gietl-verlag.de) Alle Rechte vorbehalten! ISBN 978-3-86646-836-8

Peter Leisering

Geldgeschichten aus der DDR

Leisering: Geldgeschichten

Inhalt

Seite

Einführung

6

Teil 1: Aluhart und baumwollweich

7

1. 2. 3. 4. 5.

Notgeburt einer Währung Der kleine Münzenkrieg Von Streifbändern und anderen Geheimnissen Von „Falkensee“ zu „Falkenmehr“ Die Alu-DM

83

Teil 2: Wechselgeld 6. 7. 8. 9.

8 16 40 51 64

Blitz und Donner Zu neuen Ufern Der Gedenkmünzen-Coup Das Drama mit dem Fünfmarkstück

84 101 118 135

Teil 3: Das Geld der ESG

155

10. 11. 12. 13.

157 163 188 196

Die „paritätische“ Münze Scheine der Erfüllung Neue Dimensionen Wendezeiten

Literaturverweis

205

Quellennachweis

206

Personenregister

208

Danksagung

211

5

Leisering: Geldgeschichten

Einführung Geld ist für die meisten Menschen ein dauerhaftes und alltägliches Thema. Möchte man aber ein Buch über heute ungültige Geldzeichen lesen, das auch noch mit dem gültigen Geld bezahlt werden muß? Wer bis auf diese Seite gekommen ist, sollte das tun! Denn das alte DDR-Geld ist zwar verrufen, aber nicht wertlos, manches Stück sogar kostbarer als zur Zeit seiner Gültigkeit. Und die „Geldgeschichten“ sind nicht nur ein spröder Abriß der Herstellung und Ausgabe von Münzen und Banknoten, sondern ein Gemisch aus grundlegenden Prozessen und Anekdoten, das sich zu einem Gesamtbild fügt. Darin werden auch Lebens- und Arbeitsverhältnisse der Menschen, die damals mit dem Geld umgingen, erkennbar. Andererseits ist es weder möglich, noch beabsichtigt, das Thema „Geldzeichen“ der DDR umfassend und erschöpfend abzuarbeiten. Weite Felder, wie das des Ersatzgeldes, werden nicht betreten und der interessierte Leser im Anhang auf andere Publikationen verwiesen. Und auch bei den staatlichen Geldzeichen wird nicht jede Ausgabe erfaßt, denn es geht nicht um einen Katalog, sondern um ein lebendiges Bild der Geschichte. Das Manuskript wurde als wissenschaftliche Publikation mit detaillierter Quellenangabe erstellt, wird hier aber in populärwissenschaftlicher Form für einen breiteren, an Geschichte und Geld interessierten Leserkreis mit einer zusammenfassenden Quellenangabe veröffentlicht. Die Geschichten, die hier erzählt werden, wurden von realen Menschen gemacht, die in meiner Darstellung mit ihren Leistungen und Fehlern nicht anonym bleiben. Die „Personifizierung“ der Geschichte ist auch ein Aspekt der Wahrhaftigkeit, die bei anonymen Geschichtemachern leicht verloren geht. Um Mißverständnisse zu vermeiden, sei der Leser noch auf einige besondere Verhältnisse hingewiesen: Die in der sowjetischen Besatzungszone und der späteren DDR ausgegebene Währung lautete zunächst, ebenso wie die in Westdeutschland bzw. der BRD, auf Deutsche Mark (DM). Wenn in dieser Publikation für den Zeitraum bis 1964 über DM geschrieben wird, ist immer diese DM der Deutschen Notenbank oder DM (Ost) gemeint, die DM (West) besonders gekennzeichnet. Mit Berlin oder Groß-Berlin ist die gesamte Stadt oder deren Ostteil, die spätere Hauptstadt der DDR gemeint, Westberlin wird als Westberlin geführt. Bei den Münzen der DDR ist hinsichtlich der Zuordnung von Vorder- und Rückseite ein Unterschied zum heute Üblichen zu berücksichtigen. Die Seiten werden in den folgenden Texten immer so bezeichnet, wie sie auch vom damaligen Herausgeber gesehen und in den Unterlagen angegeben wurden, die Seite mit Staatswappen und Staatsbezeichnung also als Rückseite. Schließlich dürfen die Personen Stoph und Stoof nicht verwechselt werden. Letzerer ist kein Schreibfehler, sondern der Leiter der Falschgeldabteilung bzw. des Sektors Geldzeichen der Deutschen Notenbank bzw. Staatsbank und war für die Münzen und Banknoten der DDR mindestens so wichtig, wie der Vorsitzende des Ministerrates.

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Leisering: Geldgeschichten

Teil 1:

Aluhart und

baumwollweich

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Leisering: Geldgeschichten – Kap.1: Notgeburt einer Währung

1. Notgeburt einer Währung Am Anfang

und eine wichtige Bedingung eines einheitlichen Staatsgebildes. Zugleich war die Reform der deutschen Währung eine der wichtigsten Voraussetzungen für Wiederaufbau und Entwicklung einer modernen Wirtschaft, denn der Geldumlauf war aufgebläht, das Geld durch den Mangel an Waren entwertet. Zwischen den westlichen Besatzungsmächten fiel Ende September 1947 die Entscheidung, eine separate Währungsreform in ihren Zonen durchzuführen. Mit Wirkung vom 1. März 1948 wurde die Bank Deutscher Länder mit Sitz in Frankfurt am Main errichtet, eine Zentralbank mit dem alleinigen Recht, Geldzeichen zu emittieren. Auch in der sowjetischen Besatzungszone liefen inzwischen Vorbereitungen für die Gründung einer länderübergreifenden Bank. Dann empfahl die 1. Sitzung der Londoner 6-Mächte-Konferenz, in den westlichen Besatzungszonen ein föderatives Regierungssystem zu errichten und das Gebiet in den Marshall-Plan einzubeziehen. Marschall Wassili Sokolowski, damals Oberbefehlshaber der Gruppe der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland u. Oberster Chef der SMAD, erklärte daraufhin am 20. März 1948 die Sitzung des Kontrollrates der Alliierten für geschlossen, nachdem sich die „Westmächte“ geweigert hatten, Rechenschaft über die Londoner Beschlüsse gegenüber dem Kontrollrate abzulegen. Zwei Monate später wurde die zentrale Bank für die Länder der sowjetischen Besatzungszone auf Grundlage eines Befehls der SMAD vom 21.Mai und durch entsprechende Beschlüsse der Länderregierungen in der Besatzungszone sowie der Deutschen Wirtschaftskommission (DWK) gegründet.a Diese „Deutsche Emission- und Girobank“ hatte die Aufgabe, den Geldumlauf zu

Am Anfang war das Ende des Krieges und Deutschland unter den Siegermächten in Zonen aufgeteilt, in denen sie jene politischen Kräfte förderten, die ihren Zwecken entsprachen. Schienen zunächst gemeinsame Ziele der Besatzer die Szene zu bestimmen, schlug das Bild bald in eine unversöhnliche Feindschaft um, die das Land letztlich spalten sollte. Der Grund war vor allem die unterschiedliche sozialökonomische Entwicklung in den besetzten Teilen: Die in der sowjetischen Zone unmittelbar nach Kriegsende sich vollziehende Entnazifizierung wurde mit Eingriffen in die Eigentums- und Besitzverhältnisse verbunden, die die ökonomische Vorherrschaft von Kapital und Großgrundbesitz beseitigten. Im Juli 1945 verfügte die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) die Neuorganisation der deutschen Finanz- und Kreditorgane, praktisch die Enteignung der privaten Großbanken und Versicherungen, an deren Stelle vor allem Institute der Länder und Provinzen traten. Noch im Herbst 1946 führten die Landes- und Provinzialverwaltungen Bodenreformen durch, bei denen man nicht nur „Naziaktivisten und Kriegsverbrecher“, sondern – abgesehen vom kirchlichen Eigentum – auch Großgrundbesitz über 100 ha enteignete, den Boden an Neubauern und Flüchtlinge aus den verlorenen Ostgebieten verteilte oder im Gemeineigentum beließ und in Form Volkseigener Güter bewirtschaftete. Auf Grundlage eines Volksentscheids in Sachsen, Ende Juni 1946, wurden insbesondere Konzerne und Großbetriebe der gewerblichen Wirtschaft als entschädigungslose Enteignungen von „Naziaktivisten und Kriegsverbrechern“ in Volkseigentum überführt. Solche substanziellen Umwälzungen gab es in den westlichen Besatzungszonen nicht und das ist der Hintergrund der das Land spaltenden politischen Gegnerschaft. In diesem Spaltungsprozeß spielte das Geld eine entscheidende Rolle. Denn eine einheitliche Währung ist auch der Ausweis

a Bereits seit Juli 1945 waren im Osten Deutsche Zentralverwaltungen aufgebaut worden, um Verwaltungsaufgaben zu koordinieren. Die Wirtschaftsverwaltung wurde im Juni 1947 in der DWK zusammengefaßt, die dann einen planwirtschaftlichen Wiederaufbau organisierte und dabei zunehmend an Einfluß gewann.

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Leisering: Geldgeschichten – Kap.1: Notgeburt einer Währung

regeln, den Zahlungsverkehr in der und mit den anderen Besatzungszonen und dem Ausland durchzuführen und die Emissions- und Girobanken der Länder zu kontrollieren. Ein Recht zur Emission von Geldzeichen hatte sie nicht. Die Führung der Institution mit ihren zunächst nur 50 Mitarbeitern lag in den Händen eines Direktoriums, dem von Anfang an Hermann Henkea und Charles Hermann Deweyb angehörten. Beide waren – wie auch der als Prokurist berufene Hermann Fürst – Mitglieder der SED. Der parteilose Vizepräsident Dr. Landwehr, zeichnete sich politisch durch seine Beteiligung am antifaschistischen Widerstandskampf (20. Juli 1944) aus. Die interessanteste Persönlichkeit des Direktoriums war aber der Präsident Willy Huhn.

a

Abb.1: Der damals 47-jährige Willi Huhn wurde zum ersten Präsidenten der Deutschen Notenbank berufen. Quelle: KfW Bankengruppe, Historisches Archiv, Bearbeitung P. Leisering 2011

Henke, Hermann, Richard, Friedrich, geb. 1889 in Berlin, Obersekundarreife, Bankkaufmann, Aufstieg zum Beamten und Betriebsratsvorsitzenden in der Commerzbank und Diskontogesellschaft, Berlin, ab 1927 in leitenden Stellungen verschiedenen Banken und Unternehmen, dazwischen selbständig im Automatengewerbe, war ab 1912 Mitglied der SPD, durch Schwerbeschädigung kriegsuntauglich, im September 1945 Wirtschaftsreferent der Deutschen Zentralverwaltung für das Gesundheitswesen in der sowjetischen Besatzungszone, trat mit Gründung in die SED ein (im Westteil Berlins!), war ab Mai 1947 Referent der Zentralen Deutschen Kommission für Sequestrierung und Beschlagnahme, ab Oktober 1947 Hauptreferent beim Magistrat von Groß-Berlin – Abteilung Banken und Versicherungen, ab März 1948 Abteilungsleiter bei der Kommission der Deutschen Zentralfinanzverwaltung zur Sicherstellung der Geschäftsunterlagen und Wertpapiere der Hauptsitze geschlossener deutscher Banken und mit der Organisierung der Deutschen Emissions- und Girobank beauftragt, seit 1.7.1948 Mitglied des Direktoriums der Deutschen Notenbank. b Dewey, Charles, Hermann, 1916 in Berlin-Steglitz geboren, Abitur, Bankkaufmann, 1938 Reichsarbeitsdienst, dann Wehrmacht, Funkaufklärer, Oberfeldwebel, versuchte Desertion im April 1945, Festnahme durch Feldgendarmerie und Flucht aus der Strafkompanie. 1945/46 Angestellter im Finanzamt BerlinPankow, Eintritt in KPD/SED, ab März 1946 Generalsteuer-Direktion des Magistrats von Berlin, zeitw. auch Kommissionsmitglied zur Abwicklung dt. Banken. Ab 1947 in leitenden Positionen bei der Dt. Treuhandverwaltung und in der DWK, dann Deutsche Emissionsu. Girobank und Mitglied des Direktoriums der Dt. Notenbank.

Bankpräsident Willy Huhn Huhn, 1901 in Berlin, geboren, war nach eigenen Angaben seit ihrer Gründung Mitglied der KPD und nach dem Kriege wiederum mit der Gründung Mitglied der SED. Der bereits in der Kommunistischen Partei offenbar immer aktive Huhn, gehörte auch der Leitung der Berliner KPD an, erscheint aber nicht als Ideologe oder Propagandist, sondern mit praktischen und organisatorischen Aufgaben befaßt. Dabei war er auch kein Partei-Karrierist, sondern hatte bis 1945 überwiegend im Finanzwesen gearbeitet, für seine berufliche Entwicklung ein Abendgymnasium besucht und eine Fachschule. Huhns Angaben zu seiner Person zeigen, daß er „sein Licht“ keineswegs „unter den Scheffel stellte“ und in eigener Sache sehr gut Propaganda zu machen verstand. Im Personal-Fragebogen gab Huhn als Person, die ihn empfehlen könnte u.a. den einflußreichen Parteifunktionär der SED und späteren 1. Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck, an. Daß Huhn die richtigen Leute kannte, wird ihm ins Amt geholfen haben. Aber der entscheidende Faktor war wohl seine Tätigkeit nach Kriegsende. Dazu er selbst: „Sofort nach meiner 9

Leisering: Geldgeschichten – Kap.1: Notgeburt einer Währung

Rückkehr wurde ich vom Magistrat von GrossBerlin zum Leiter des Aufsichtsamtes für Banken bestimmt. In dieser Funktion hatte ich zunächst die Vorarbeiten für die Liquidierung der Monopolbanken durchzuführen und gleichzeitig den neuen volkseigenen Banken-Apparat aufzubauen. Als im April 1947 alle vier Besatzungsmächte zur Abwicklung der Liquidation der Grossbanken eine alliierte Banken-Kommission errichteten, wurde ich auf Beschluss der Berliner ZentralKommandantur als sowjetischer Vertreter in diese alliierte Banken-Kommission delegiert.“ Das ist sicher die entscheidende Position, die Huhn für den Präsidentenposten bestimmte.

rungsreform in ihrem Besatzungsgebiet begann. Nun arbeitete man mit Hochdruck am Druck der Noten, hatte aber für den Fall, daß die Reform im Westen erfolgen würde, bevor die notwendige Menge zur Verfügung stand, auch eine Notlösung vorbereitet. Mitte Juni hatten sich die Gegensätze zwischen den Besatzern so zugespitzt, daß die sowjetischen Vertreter am 16.6.1948 die Alliierte Kommandantur verließen. Am Freitag, den 18. Juni, 20.00 Uhr, verbreiteten die Nachrichtensender die Meldung von der Währungsreform in den Westzonen. Die SMAD war nur wenige Stunden vor der öffentlichen Bekanntmachung von den westlichen Militärregierungen über die separate Währungsreform informiert worden und reagierte mit Unterbrechungen und Kontrollen im Eisenbahn- und Autoverkehr zwischen Ost- und Westdeutschland bzw. von und nach den Westsektoren Berlins. Das war logisch, denn man mußte ja mit einem Einfließen der im Westen bald ungültigen Altgeldbestände in die Sowjetische Besatzungszone rechnen. Sokolowski erklärte am 19. Juni, daß die für Westdeutschland vorgesehene DM-Währung in der Sowjetischen Besatzungszone und im Gebiet von Groß Berlin nicht gültig sei, die Einfuhr dieser Geldzeichen sowie der alten Geldscheine wurde verboten. Betreffs ihrer Sektoren in Berlin widersprachen die westlichen Kommandanten diesem Einfuhrverbot. Noch am 19.6.1948 erklärte allerdings der Britische Stadtkommandant von Berlin, daß die Währungsreform in Westdeutschland auf die Stadt nicht angewandt werde, Berlin unter Viermächteverwaltung bleibe. Am Sonntag, den 20. Juni, begann die Ausgabe der neuen Geldscheine in den Westzonen. Sokolowski nahm befriedigt zur Kenntnis, daß in den Westsektoren Berlins der Geldumtausch zunächst nicht durchgeführt wurde und äußerte: „Ich halte das für selbstverständlich, da in Berlin nur eine Währung im Umlauf sein kann. Jedermann versteht, daß die Einführung von zwei Währungen in Berlin die Wirtschaft und den Geldumlauf nicht nur im Gebiet von Groß-Berlin, das in der sowjetischen Besatzungszone liegt und wirtschaftlich einen Teil von ihr darstellt, untergraben würde...“. Am folgenden Tage, also am 21. Juni, wurde eine Währungsreform in der Sowjetischen Besatzungszone für den 23. Juni angekündigt. Am Abend des 22.

Währungsreform im Westen – Notlösung im Osten Bei der zu erwartenden Währungsreform sollte der alten Hauptstadt Berlin eine besondere Rolle zukommen. Das mitten in der Sowjetischen Besatzungszone liegende Gebiet, war ebenso wie Deutschland in vier durch jeweils eine Siegermacht besetzte Zonen, hier Sektoren genannt, aufgeteilt worden. Es existierte eine zentrale deutsche Stadtverwaltung, der Magistrat, und die Siegermächte regelten die Berliner Angelegenheiten in der Alliierten Kommandantur. Eine der entscheidenden Fragen war, ob die Währungsreform im Westen Deutschlands auch auf die westlichen Sektoren Berlin ausgedehnt werden sollte. Am 10. Juni 1948 flogen die Westalliierten in 10 Flugzeugladungen insgesamt 915 Tonnen der neuen DM-Währung nach Westberlin. Man hatte also von Anfang an auch hier die Einführung der westdeutschen Währung geplant. Damit stellt sich die Frage, was mit dem sowjetisch besetzten Teilen Berlins und Deutschlands werden sollte? Sobald im Westen die alten Banknoten wertlos waren, konnten sie massenhaft in den Ostteil einfließen und hier zum wirtschaftlichen Zusammenbruch führen, auch wenn die Gefahr durch den Anteil bargeldloser Zahlungen und die Grundversorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln über entsprechende Zuteilungssysteme (Karten) abgeschwächt wurde. Der Geschichtsverlauf zeigt, daß die Sowjetische Besatzungsmacht zu lange an einer einheitlichen Lösung für Deutschland festhielt und zu spät mit der Herstellung neuer Banknoten für die Wäh10

Leisering: Geldgeschichten – Kap.1: Notgeburt einer Währung

Juni trafen sich die vier Finanzberater der Besatzungsmächte. Der französische Sachverständige rang dem amerikanischen und britischen Vertreter die Einwilligung ab, die neue Ostwährung in ganz Berlin zuzulassen. Entsprechend wurde noch am gleichen Abend der Oberbürgermeister von Berlin durch den sowjetischen Bevollmächtigten instruiert. Doch die amerikanischen und britischen Besatzer beschlossen dann doch die Einführung der in den Westzonen ausgegebenen DM-Währung in Berlin. Die Franzosen lehnten die Verantwortung für die Westwährung in den Westsektoren zwar ab, doch was änderte das an der bevorstehenden Währungsspaltung in der Viermächtestadt? Am folgenden Tage, Mittwoch den 23.6.48, erließ die SMAD, den offenbar im Vertrauen auf die Absprache der Finanzberater am Vorabend verfaßten Befehl 111/48, der eine eigene Währungsreform regelte und die bereits zuvor von der Deutschen Wirtschaftskommission ausgearbeitete „Verordnung über die Währungsreform in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands“ bestätigte. Während die Vorordnung der DWK nur die Ostzone betreffen konnte, betraf der SMAD-Befehl auch Groß-Berlin: „Als einziges gesetzlich zugelassenes Zahlungsmittel in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands und im Gebiet von Groß-Berlin gelten Reichsmark und Rentenmark mit aufgeklebten Spezialkupons sowie im Umlauf befindliche Scheidemünzen.“ Vor dem Roten Rathaus gab es eine Demonstration für eine einheitliche Währung in der Stadt. Aber der Magistrat gab eine Erklärung ab, nach der Befehl 111 nur für den Ostteil der Stadt, die Befehle der Westmächte in ihren Sektoren gelten sollten. Aus der Ankündigung der Währungsreform im Osten wurde bereits erkennbar, daß es der sowjetischen Besatzungsmacht nicht gelungen war, eine für den Banknotenaustausch ausreichende Menge Papiergeld herzustellen und die vorbereitete Notlösung eingesetzt werden mußte: Dafür waren briefmarkenähnlichen Spezialkupons hergestellt worden. Unter Nutzung der noch erheblichen Reservebestände an Altgeld, klebte man in wenigen Tagen mit einem hohen Einsatz an Handarbeit und nach einer genauen Vorschrift die neue Währung mit den Kupons im Werte von 1, 2, 5, 10, 20, 50 und 100. Ab Donnertag, den 24. Juni 1948, wurden diese

Kuponscheine ausgegeben, unter anderem in Form eines 1:1 umgetauschten Kopfgeldes. Generell galt ab 24. Juni ein Umtauschverhältnis von 10:1. Bis 28. Juni war der Umtausch abzuschließen. Insgesamt wurden ca. 4.123 Millionen Kuponmark ausgereicht. (Abb. 2-9, Kuponscheine – siehe Farbseite am Kapitelende)

Blockade und Luftbrücke Die Ausgabe der Ostwährung war für GroßBerlin, also auch für die Westsektoren der Stadt nicht nur vorgesehen, sondern es nahmen viele Bewohner der Westsektoren an der Ausgabe der Kuponmark in Höhe des vorgesehenen Kopfgeldes teil. An dem Tage als der Geldumtausch in der Sowjetischen Besatzungszone und Berlin begann, also am 24. Juni 1948, erschien in den Westsektoren eine Verordnung zur Einführung der DM-West, die am 25. Juni in den Westsektoren gesetzliche Währung wurde. Die hier ausgegebenen Scheine waren inzwischen mit einem „B“ gekennzeichnet worden, das bei Ausgabe des Kopfgeldbetrages auch in die Personalausweise gestempelt wurde. Praktisch galt die Kuponmark in allen Sektoren, die B-Mark nur in den Westsektoren der Stadt. Die sowjetische Seite reagierte wiederum mit einer Unterbrechung des Güterverkehrs zwischen den Westsektoren Berlins und den Westzonen, die Energielieferung aus dem Osten wurde teilweise eingestellt etc. Zugleich war durch die SMAD und die DWK eine Regelung für die Versorgung der Bevölkerung in den Westsektoren der Stadt erarbeitet worden. Diese konnten sich ab 26. Juli mit ihren Lebensmittelkarten in den Kartenstellen des sowjetischen Sektors anmelden und dann die Lebensmittel in Geschäften in den Ostbezirken beziehen. Für alle Westberliner, die nicht in einer Ostberliner Verwaltung oder einem Betrieb im Osten arbeiteten, waren jeweils naheliegende Bezirke im Osten für Anmeldung und Bezug vorgesehen. Auch Kontingentträger für kartenlose Versorgung, Krankenhäuser, Altersheime, Waisenhäuser etc., die im Westteil der Stadt lagen, waren zur Lebensmittelzuteilung im Sowjetischen Sektor berechtigt. Die dauerhafte Versorgung auf diese Weise wäre sicher ein hoher 11

Leisering: Geldgeschichten – Kap.1: Notgeburt einer Währung

schen Besatzungszone eingeführt.a Der Umtausch erfolgte vom 25. bis 28. Juli 1948. Aus dem Wortlaut des Befehls wird deutlich, daß die SMAD an der alleinigen Gültigkeit der DM der Deutschen Notenbank „...einziges gesetzliches zugelassenes Zahlungsmittel in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands und im Gebiet von Groß-Berlin...“ festhielt. Die Bewohner der Westsektoren Berlins die an der Ausgabe der Kuponmark teilgenommen hatten, wurden verpflichtet, beim Umtausch der Kuponmark in Deutsche Mark (Ost) zu versichern, daß sie im Juni 1948 ausschließlich Kuponmark und nicht gleichzeitig auch Deutsche Mark (West) erworben hatten. Andernfalls wurden von dem eingelieferten Kuponbetrag 60 Mark pro Person, also das westdeutsche Kopfgeld, abgezogen. Das änderte aber wenig daran, daß eine erhebliche Summe an DM der Deutschen Notenbank damals an Westberliner ausgezahlt wurde. In einer späteren Ausarbeitung der Deutschen Notenbank wird dazu ausgeführt: „Auf diese Weise gelangten ca. 180 Mill. der DN in die Bargeldzirkulation Westberlins und bildete den Manipulations- oder Währungsspekulationsfonds.“ Es gab mehrfache, aber wirkungslose Aufforderungen der Deutschen Notenbank an die Westberliner Zentralbank, die Summe zurückzuerstatten. Diese Gelder dürften den Kurs beim Geldwechsel von Anfang an zu Ungunsten der Währung der Deutschen Notenbank verschoben haben. Allerdings ist hier noch ein weiteres grundlegendes Problem zu beachten.

Aufwand gewesen, je weiter die Bürger im Westen wohnten. Aber diese Versorgungsregelung war von der SMAD wohl nur als vorübergehende Maßnahme gedacht, bis man die westlichen Besatzer zum Nachgeben gezwungen hatte. Erst mit dem Versorgungsangebot ist auch der Sinn der Blockade, jenseits der üblichen Propaganda zu verstehen und der Hintergedanke ziemlich offensichtlich: Wenn die Westberliner sich zumindest zu einem Teil im Ostsektor versorgten und damit auch mit der hier allein gültigen DM der Deutschen Notenbank bezahlen mußten, weitete dies den Geldumlauf der Ostwährung bei den Westberlinern beträchtlich aus – ein wichtiger Fakt für die Durchsetzung der Ostwährung in Groß-Berlin. Doch das sahen ohne Zweifel auch die Amerikaner und Briten so. Sie mußten also für den Umlauf der von ihnen eingeführten Währung entsprechende Angebote in die Stadt holen und die Versorgung der westlichen Sektoren selbst in die Hand nehmen. Durch die sowjetische Blockade blieb nur der Luftweg und so begannen die Amerikaner am 25.6., die Engländer am 28.6.1948 mit der „Luftbrücke“. In der Folgezeit schaukelte sich die Krisensituation hoch: Die Briten stellen die monatlichen Lieferungen von Kohle und Stahl in die Sowjetische Besatzungszone ein, die sowjetische Seite erhielt die Blockade aufrecht etc. 2. Bankgründung und 2. Geldumtausch Für die Ausgabe einer eigenen Währung wurde die Deutsche Emissions- und Girobank auf Anordnung der Deutschen Wirtschaftskommission vom 20.Juli 1948 in die Deutsche Notenbank umgewandelt und dies am gleichen Tage durch den SMAD-Befehl Nr. 122 bestätigt. Diese Bank hatte nun das ausschließliche Recht, in der sowjetischen Besatzungszone und in Berlin Geldzeichen auszugeben, die auf Deutsche Mark bzw. Deutsche Pfennige zu lauten hatten. Der Sitz der Notenbank wurde von Potsdam nach Berlin in das Gebäude ehemaligen Berliner Handelsgesellschaft in der Französischen Straße verlegt. Mit Befehl Nr. 124 der SMAD vom 24. Juli 1948 wurde dann die neue Währung in der sowjeti-

(Abb. 10-13, 1000- und 100-DM-Schein der Banknotenausgabe 1948 – siehe Farbseite am Kapitelende.)

a Die Notenausgabe war zunächst nur in der Menge gestattet, in der Reichs- und Rentenmark mit Spezialkupon bei der Bank zum Umtausch eingereicht wurden. Darüber hinaus durften für 500 Millionen DM neue Banknoten ausgeben werden, soweit dafür ein besonderer Beschluß der DWK vorlag. Von den 4.123,5 Millionen ausgegebenen Kuponmark wurden rund 11 Millionen nicht zum Umtausch in Deutsche Mark der Deutschen Notenbank vorgelegt, so daß sich das Notenausgaberecht zunächst auf 4.112,2 Millionen DM stellte, sich dann zum 30.6.1949 durch das übernommene Hartgeld auf 4.166,7 Millionen DM erhöhte.

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Leisering: Geldgeschichten – Kap.1: Notgeburt einer Währung

Die zwei Seiten der Währungsreform

Politik der knappen Geldzeichen

Die grundlegende Zielstellung der Währungsreform war die Beseitigung des Geldüberhangs, also die Herstellung einer ausgeglichenen Relation zwischen kaufkräftiger Nachfrage und dem verfügbaren Angebot an Waren und Dienstleistungen. Das ist die Frage des Währungsschnitts, des Umtauschverhältnisses der alten in die neue Währung. Die kaufkräftige Nachfrage existiert dabei als Bar- und Buchgeld. Für den Bereich des Bargeldes kommt die zweite Seite der Währungsreform hinzu: Der Umtausch der eigentlichen Geldzeichen, also Banknoten und Münzen. Die beiden Problemkreise hängen selbstverständlich zusammen und sind trotzdem zu unterscheiden, da sich hier scheinbar widersprechende Aussagen ergeben werden. Die Geldmenge als Anspruch auf Waren und Dienstleistungen, als kaufkräftige Nachfrage, als Vermögen an Barund Buchgeld, ist eben nicht identisch mit der Menge an umlaufenden oder „in Betrieb gegebenen“ Geldzeichen, unterscheiden wir vereinfacht, Geldmenge und Geldzeichenmenge. Hinsichtlich der Geldmenge und des Währungsschnitts in der sowjetischen Besatzungszone galt generell ein Umtauschverhältnis von 10:1, doch es gab umfangreiche Ausnahmen, wie den einmaligen Vorzugsumtausch je Person in Höhe von 70,-RM und Spareinlagen bis 100,-RM, die 1:1 getauscht bzw. umbewertet wurden. Dazu kam die Umbewertung von Spareinlagen bis 1.000,RM im Verhältnis 5:1, die der Konten der staatlichen und volkseigenen Betriebe oder der Konten der SMADa gar im Verhältnis 1:1 etc. Während in den Westzonen das Umtauschverhältnis im Zuge der Währungsreform noch herabgesetzt und der Währungsschnitt noch konsequenter geführt wurde, blieb in der Sowjetischen Besatzungszone von vornherein ein erheblicher Geldüberhang bestehen, d.h. die Summe der bestehenden Ansprüche auf Waren und Dienstleistungen entsprach in keiner Weise dem verfügbaren Angebot. Um im Bild zu bleiben: Das mit Not geborene Kind war viel zu groß und die Mutter hatte nie genug Milch, um es satt zu bekommen!

Die im Juli eingeführte Währung umfaßte Banknoten in den Wertgrößen 50 Pfennig, 1 DM, 2 DM, 5 DM, 20 DM, 50 DM, 100 DM und 1.000 DM.b Die Deutschen Mark der Deutschen Notenbank sah man als Umlaufgeld auf Grund gesetzlicher Garantie, nicht als eigentliche Banknoten, die auf Grund von Kreditgewährung an die Wirtschaft emittiert werden. Huhn selbst sprach von einer Papierwährung im klassischen Sinn, wobei die Deckungsklausel in der Satzung und die Festsetzung des Höchstbetrages für die Neuausgabe von Noten Sicherheit dafür bieten sollten, daß nur so viel Geld in den Wirtschaftskreislauf floß, wie für ein reibungsloses Funktionieren erforderlich war. Im Interesse der Wertbeständigkeit der neuen Währung wurden deshalb diese Zahlungsmittel bewußt knapp gehalten. Wirtschaft und Privatpersonen wieder zum bargeldlosen Zahlungsverkehr mittels Scheck und zum Giroverkehr zu erziehen, erklärte Huhn zur besonderen Aufgabe seiner Bank. Die umlaufenden Noten müßten in einer gesund arbeitenden Wirtschaft möglichst schnell wieder zu den öffentlichen Kredit- und Geldinstituten zurückkehren, da allein von hier aus die Produktion, Distribution und Konsumtion gesteuert werden könne. Der Präsident war also auch deshalb ein Vertreter knapper Bargeldbestände, weil zu viel Bargeld im Umlauf die Kontrolle der Wirtschaftsprozesse einschränkte und die Idee der Steuerung der Wirtschaft durch die Geldinstitute taucht hier bereits in einem Zeitraum der Bewirtschaftung und der im Aufbau befindlichen materiellen Planung auf und ging damit an der Realität vorbei. Doch es ist noch ein anderer Hintergrund zu sehen: Die umfangreichen Schwarzmarkt- u.a. rechtswidrige Geschäfte wurden in der Regel nicht über die Bücher geführt, also auch nicht über Konten abgewickelt, sondern mit Bargeld und entsprechende Gewinne führten zu Bargeldhortungen. Appelle und Maßnahmen zum bargeldlosen Zahlungsverkehr richteten sich b

Der 1.000-DM-Schein war allerdings kaum im Umlauf. Während die Noten von 50-Pfennig bis 2 DM nur über eine Seriennummer verfügten, war auf dem 1.000er die Seriennummer sogar an vier Stellen und auf beiden Notenseiten aufgedruckt.

a

Darin befanden sich auch bei Kriegsende requirierte Geldbestände. 13

Leisering: Geldgeschichten – Kap.1: Notgeburt einer Währung

also auch gegen illegale Geschäfte. Doch diese ließen sich mit Geldzeichenverknappung ebensowenig verhindern, wie das Problem des Geldüberhangs lindern, weil dieses nicht aus der Geldzeichen- sondern aus der zu großen Geldmenge herrührte. Der Mangel an Geldzeichen führte aber zwangsläufig zu einer höheren Umlaufgeschwindigkeit, damit zum schnellen Verschleiß, besonders der kleineren Banknoten.

aus der DDR. Da die Angebote im Osten fehlten, fuhren die Menschen – zumindest zum Teil – auch ihren „Ostprodukten“ hinterher, tauschten im Westen zu einem ungünstigen Kurs Ost- in Westgeld und konnten nun u.a. auch die verschobenen Waren teuer kaufen, die man im Osten billiger hätte haben können, wenn sie denn da geblieben wären. Das ungünstige Umtauschverhältnis von Ost- zu West-DM war einerseits durch die Kopfgeldausgabe der Ost-DM für Westberliner initiiert, andererseits durch den im Osten bleibenden Warenmangel, der das hier gültige Geld entwertete. Denn die Währungsreform in der Sowjetischen Besatzungszone und dem Ostsektor Berlins hatte hinsichtlich des Warenangebots in den Geschäften keine Wunder vollbracht. Um den Leistungswillen der Menschen anzuregen, mußte man sich auch für ehrlich erarbeitetes Geld etwas leisten können. Doch dazu blühte zunächst nur der „schwarze Markt“. Um dem entgegenzuwirken wurde Ende 1948 die Staatliche Handelsorganisation „HO“ gebildet, die den freien Warenverkauf zu zunächst recht hohen Preisen organisierte. Mit der Ausweitung des freien Handels im Osten konnten andererseits aber auch die Käufer aus dem Westen mit ihrem billig eingetauschten Ostgeld kräftig zulangen, was nicht nur im privaten Bereich, sondern z.B. auch von Gastwirten aus Westberlin ausgiebig genutzt wurde. Der Osten verlor ständig Waren und Bargeld an den Westen, ein Teufelskreis, aus dem man zunächst keinen Ausweg wußte.

Kranker Kreislauf Die Währungsreform im Westen hatte auch die Wirtschaft hart getroffen, die sich aber mit Hilfe von Krediten, z.B. Hilfen aus dem Marshall-Plan, Zahlungsfähigkeit und Entwicklung sichern konnte und mußte. Damit wurden die Unternehmen stärker zu einer effektiven gewinnorientierten Produktion angespornt, um z.B. Rückzahlungen bedienen zu können. Die bequeme Regelung des Geldumtauschs im Osten für die wirtschaftlich entscheidenden VEB, war dagegen kein Antrieb, effektiv zu wirtschaften. Doch der Warenmangel hatte zunächst vor allem andere Ursachen, wie die beginnende Umstrukturierung der Wirtschaft, Reparationsleistungen und nicht zu unterschätzen: illegale Warenabflüsse vom Osten in den Westen, vor allem nach Westberlin. In der konkreten wirtschaftlichen Situation entwickelte sich schnell ein kranker Kreislauf der DM der Deutschen Notenbank. Während und nach der Luftbrücke blühten die Schiebergeschäfte mit Waren aus Ostberlin, der Besatzungszone und später

Abb.14: Die Deutsche Notenbank wurde im erheblich beschädigten Gebäude der Berliner Handelsgesellschaft in der Französischen Straße in Berlin-Mitte untergebracht. Quelle: KfW Bankengruppe, Historisches Archiv, Bearbeitung: P. Leisering, 2011

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Leisering: Geldgeschichten – Kap.1: Notgeburt einer Währung

Abb.2-9: Nach der separaten Währungsreform in den Westzonen Deutschlands wurden in der sowjetischen Besatzungszone und in Berlin zunächst diese alten Reichs- und Rentenmark-Banknoten mit aufgeklebten Spezialkupons ausgegeben. Unten links der Kupon mit dem Wert 50. Aufnahmen: P. Leisering 2011

Abb.10-13: Der 1000- und der 100-DM-Schein der Ausgabe 1948 der Deutschen Notenbank. Diese beiden Werte existieren nur in der 1948/49 in aller Eile hergestellten Erstausgabe, zeigen aber gegenüber den kleineren Wertgrößen eine gute Qualität. Aufnahmen: P. Leisering 2011 15

Leisering: Geldgeschichten – Kap. 2. Der kleine Münzenkrieg

2. Der kleine Münzenkrieg Neue Münzen braucht das Land

Vorderseite der Münzen wies den Münzwert in Pfennig und als Währungsgebiet „Deutschland“ aus.a Doch die Münzprägung lief nicht an und so konnte das allmähliche Einsickern der Kleinmünzen aus dem Währungsgebiet West in den Osten nicht verhindert werden. Durch die Geschäftsverteilung in der Deutschen Notenbank für den Bargeldumlauf zuständig, forderte Charles Dewey Ende August vom Bankpräsidenten Huhn, das alte Hartgeld einzuziehen und vor allem die 50-Pfennig-Münzen durch die 50-PfennigBanknoten zu ersetzen. Mitte September klagte Dewey erneut gegenüber der SMAD: „In letzter Zeit gehen der Deutschen Notenbank von allen Stellen Hinweise darüber zu, dass in immer stärkerem Masse besonders 50 Pfg.-Stücke in die sowjetische Zone – vor allem aus dem Westen – verbracht werden. Die bei Post und Bahn eingetauschten Hartgeldbestände stellen ihrem Nominalwert nach bereits beachtliche Summen dar.“ Doch erst nach einem weiteren Vorstoß Deweys bei Wladimir Xenofontowitsch Sitninb, einem der wichtigsten Partner der Bank bei der SMAD, und nachdem am 30. September das alte Hartgeld auch in den Westsektoren Berlins seinen Wert verloren hatte, erreichte der Direktor, daß wenigstens die 50-Pfennig-Münzen in der Sowjetischen Besatzungszone zum 1. November außer Kraft gesetzt wurden. Erst zu dieser Zeit, am 9. November 1948, begann endlich die Prägung der neuen Münzen zu 10 Pfennig unter Regie der SMAD in den Prägestätten in Berlin und

Die Währungsreformen von Juni 1948 hatten zunächst nur zum Austausch der umlaufenden Banknoten geführt, wobei im Währungsgebiet der Bank Deutscher Länder, also im Westen Deutschlands, der Kurswert der umlaufenden Münzen mit dem 21. Juni 1948 aber dezimiert und ein Teil am 1. September ganz außer Kurs gesetzt wurde. Ab 25. Juni hatten auch in den Westsektoren Berlins die Reichsmünzen bis 50 Pfennig nur noch 1/10 ihres Werts. Diese Münzen und die kleinen Geldscheine in Reichsund Rentenmark wurden bis 28. Juli von den Kassen noch angenommen, danach nicht mehr. In der Ostzone war am ersten Tage der Währungsreform auch über neue Münzen gesprochen worden. Am 24.6.1948 erhielt die Münze Berlin die telefonische Information, daß als Münzbild für das 5-Pfg-Stück ein Schillerkopf und für das 10-Pfg-Stück ein Goethekopf vorgesehen sei, fertigte daraufhin entsprechende Probestempel und legte sie der deutschen Finanzverwaltung und der SMAD in BerlinKarlshorst vor. Bei der Besprechung mit den Besatzern wurde die Verwendung dieser Größen der deutschen Kultur für so kleine Münzen jedoch abgelehnt. Die Münze Berlin reichte nun Zeichnungen ihres eigenen Vorschlages ein, der angenommen wurde. Es war lange nicht bekannt, wie die Prägestätte überhaupt zu ihrem Entwurf gekommen war. Dann fanden sich Gips- und Eisengußmodell, die den bis 1945 für die Münze tätigen 1. Medailleur Franz Paul Krischker als Schöpfer auswiesen und die Jahreszahl 1943. Erst im Jahre 2007 tauchte auch eine Probe-Münze zu 50 Kopeken des Reichskommissariats Ukraine auf, deren Rückseite genau das Münzbild des Modells mit der Jahreszahl 1943 zeigt. Die Berliner Münze hatte also einfach diesen Entwurf Krischkers, also eines deutschen Besatzergeldes für die Ukraine, für die ersten Münzen der Sowjetischen Besatzungszone übernommen und das Jahr 1948 eingesetzt. Die

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Münzwert und Gültigkeitsbereich der Währung waren hier also auf einer Münzseite. Das sollte auch bei den folgenden Emissionen so beibehalten werden. Als man später den Staat, für den die Währung galt, mit dem entsprechenden Staatswappen auf eine Seite und den Münzwert mit der Währungsbezeichnung und dem Ausgabejahr auf die andere Seite brachte, wurde die Seitenbezeichnung mit dem Münzwert als „Vorderseite“ beibehalten und die Symbolik als „Rückseite“, also umgekehrt zur heutigen Übung. b Sitnin war seit 1945 Stellvertreter, ab 1949 Chef der Finanzverwaltung der SMAD. 16

Leisering: Geldgeschichten – Kap. 2. Der kleine Münzenkrieg

Muldenhütten (bei Freiberg/Sachsen). Die neuen Kleinmünzen unterschieden sich nicht nur im Bild, sondern auch im Metall von denen der Bank Deutscher Länder, wobei zunächst eine ähnliche Materialvariante vorgesehen war. Doch der technische Direktor des Materiallieferanten, des Walzwerks Hettstedt, Franz Bandel, überredete die Münze, kein kupfer- oder tombakplattiertes Hartgeld zu prägen, weil die Herstellung von Münzen aus Duraluminium wesentlich zweckmäßiger sei. Insgesamt waren 1-, 5- und 10-Pfennig-Münzen im Wert von 12.000.000,DM geplant. Da aber bis zur Ausgabe erst eine entsprechende Menge des neuen Geldes vorhanden sein sollte, erlitt die Währung der sowjetischen Besatzungszone durch die zögerliche Reaktion auf das Kleingeldproblem weiteren Schaden.

hätte, daß 20-Pfennig-Münzen im täglichen Geldverkehr, da ohne weiteres durch 10Pfennigmünzen darstellbar, nicht benötigt würden. Doch die 20er störten wohl eher sein Ziel, einen neuen 50er prägen zu lassen, der in der Wertsumme mehr brachte. Die Übernahme der Geldproduzenten Gegen Ende des Jahres 1948 sorgte die SMAD dafür, daß der Deutschen Notenbank die Betriebe der Geldzeichenherstellung direkt unterstellt wurden. Hinsichtlich der Banknoten handelte es sich um die Firma Giesecke & Devrient A.G., Leipzig, durch Volksentscheid vom 30.6.1946 zu Gunsten des Landes Sachsen enteignet und am 1.11.1948 der Deutschen Notenbank als Rechtsträger zur Nutznießung und Verwaltung übergeben. Für die Leitung des nun unter dem Namen, Deutsche Wertpapierdruckerei – Typografisches Institut, geführten Betriebes sowie der später hinzukommenden Münzprägestätten wurde in der Bank eine Betriebswirtschaftlichen Abteilung gegründet, der ein Fachmann vorstehen sollte. Doch bis Ende November hatte sich eine recht eigenwillige Lösung ergeben und Bankpräsident Willy Huhn erreicht, daß sein Bruder, Erich Huhn, vom Direktorium der Deutschen Notenbank als bevollmächtigter Vertreter für die übernommene DWD eingesetzt wurde. Nach einem Organisationsplan vom Dezember war Bruder Erich zugleich Leiter der Betriebswirtschaftlichen Abteilung der Deutschen Notenbank, der die Gesamtgeschäftsleitung der DWD unterstand, und konnte sich und seinen Mitgeschäftsführer bei der DWD nun selbst anleiten. Die Übernahme der zunächst der Hauptverwaltung Finanzen der DWK unterstellten Münze Berlin, dürfte durch Dewey selbst angeregt worden sein, agierte dieser doch damals am auffälligsten hinsichtlich der Münzemission. Zum 1.1.1949 wurde der Betrieb in die Deutsche Notenbank eingegliedert und im März ein offenbar vom Zentralsekretariat der SED eingesetzter Leiter abgelöst und im Direktorium der Bank eine neue Betriebsleitung aus den Herren Gaile und Reppenhagen eingeführt. Auch der Betrieb Muldenhütten in Sachsen ging an die Bank, sollte aber zunächst aufgelöst werden. Als der SMAD im März 1949 der Sachbearbeiter für

Abb. 1-2: Entwurf einer 20 Pfennig Münze mit dem Jahr 1949 von Willy Wenger. Quelle: KfW Bankengruppe, Historisches Archiv, Bildbearbeitung: P. Leisering, 2011

Anfang Dezember 1948 äußerte Dewey in der SMAD, daß die vorgesehene Summe an neu zu prägendem Hartgeld nicht ausreiche, wenn man nicht auch 50-Pfennig-Münzen prägen würde. Zwei Wochen später, bei Herrn Berlowitsch und Frau Borodulina, die bei den frühen Münzprägungen eine bedeutende Rolle spielte, klagte Dewey abermals, daß Hartgeld in der geplanten Gesamtsumme nicht ausreiche und schlug vor, die Bestände an alten 50-Pfennig-Münzen zu nutzen, aus denen man neue 50er im Wert von etwa 20.000.000,-DM prägen könne. Berlowitsch unterbreitete Dewey dagegen den Vorschlag der Münze Berlin, 20-Pfennig-Münzen zu prägen, wozu auch Entwürfe von Willy Wenger, der damals für die Münzprägestätte in Berlin arbeitete, vorlagen. Doch Dewey wehrte ab, weil die Praxis der Vorkriegszeit angeblich bewiesen 17

Leisering: Geldgeschichten – Kap. 2. Der kleine Münzenkrieg

die Münzenstätten, Schröder, vorgestellt wurde, besprach man, wie die Einrichtung der sächsischen Münze nach Berlin überführt werden sollte, um hier eine große Prägestätte für die gesamte Ostzone und eventuell ganz Deutschland aufzubauen. Bald aber war die Schließung von Muldenhütten vom Tisch, vermutlich, weil die Umsetzung und Kapazitätserweiterung in Berlin zu viel Zeit gekostet hätte, um die dringend benötigten Kleinmünzen rasch zu prägen. Außerdem ließ die Viermächteverwaltung von Berlin es wohl ratsam erscheinen, einen Prägebetrieb in der Besatzungszone zu erhalten. Doch nicht nur Muldenhütten, auch die Übernahme der Berliner Münze traf in der Bank auf Bedenken. Präsident Huhn klagte sofort wegen der hohen Verwaltungskosten. Solange die Prägestätten der Bank unterstellt waren, muß daher der Wunsch nach einer weitergehenden Münzprägung auch immer als Maßnahme zur Auslastung der Betriebe gesehen werden.

vom eigentlichen Zweck des Entwurfs gewußt haben, aber er erkannte wohl im Zahnrad ein typisches Symbol der Nazizeit. Dewey sah aber keine Veranlassung, die Produktion der Münzen zu stoppen oder an den zukünftigen Plänen etwas zu ändern, da er sich auf Anordnungen der SMAD berufen konnte. Außerdem reichte die bisher geplante Emission kaum, um den umfangreichen Einzug der alten Kleinmünzen zu kompensieren. Man brauchte auch die größeren Münzwerte wieder, wollte diese aber nicht mehr aus Aluminium prägen. Damit waren Dewey und Schröder bei der damals entscheidenden Frage: Woher sollte das Material für diese Münzen kommen?

Die Münzen mit dem Kainsmal Im Westen begann die Ausgabe neuer Münzen der Bank Deutscher Länder am 24. Januar 1949 mit dem Wert zu 1 Pfennig und ab 1. April waren alle alten Münzen außer Kurs gesetzt, die bis dahin noch mit dezimiertem Wert umgelaufen waren. Im Währungsbereich der Deutschen Notenbank kamen ab Freitag, den 1. April 1949, die neuen Alu-Münzen mit der ZahnradÄhre-Symbolik als Geld für Berlin und für die sowjetische Besatzungszone Deutschlands in Umlauf. Für den Umtausch blieb den Bürgern nicht unbeschränkt Zeit, denn schon ab 1.April waren die alten Pfennige, ab 3. April auch die alten 5- und 10-Pfennigmünzen Münzen ungültig. Privatpersonen konnten maximal 5 Mark in alten Kleinmünzen eintauschen, erhielten dafür nur 45 Pfennige in Münzen, den Rest in Scheinen. Schon bald gab es erste Kritik an der gewählten Symbolik: Am 27. April 1949 meldete Schröder aus der Abteilung Wirtschaftsbetriebe an Bankdirektor Dewey, daß ein Dr. Strauss von der Zentralverwaltung für Volksbildung angerufen und mitgeteilt hätte, daß eine eventuelle Vorbereitung weiterer Münzen mit den gleichen Bildemblemen sofort zu stoppen sei. Dr. Strauss dürfte kaum

Abb. 3-4: Eine der ersten 1948 in der sowjetischen Besatzungszone geprägten 1-Pfennig-Münzen in Aluminium mit dem von Franz Paul Krischker für die Ukraine entworfenen Rückseitenbild. Fotos: P. Leisering, 2011

Münzen für Münzen Bei einer Besprechung von Dewey und Schröder von der Notenbank mit Gaile und Reppenhagen von der Münze und Frau Borodulina von der Finanzverwaltung der SMAD, tauchte bald eine Lösungsvariante für das Materialproblem auf: Zu dieser Zeit hielt sich gerade der Direktor des Walzwerks für Buntmetalle in Hettstedt, einem SAG-Betrieba, in Berlin auf und Borodulina wußte, daß dieser einerseits Interesse am Aufkauf der eingezogenen Münzen hatte, andererseits in Hettstedt Material lagerte, das sich für die 50Pfennig-Münzen eignete. Da über den Aufkauf

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Als Teil der Reparationsleistungen, die die Besatzungszone zu tragen hatte, waren Betriebe in sowjetisches Eigentum übergegangen und wurden als sowjetische Aktiengesellschaften – SAG - geführt. 18

Leisering: Geldgeschichten – Kap. 2. Der kleine Münzenkrieg

dustrie zur Verfügung gestellt werde. Der Eisenund Schrotthändler der DWK hatte also seinen „großen Bruder“ in der SMAD aktiviert. Sitnin wollte nochmals mit der Abteilung Materialversorgung der Militärverwaltung sprechen und bat um Argumente der Notenbank, die Huhn und Dewey umgehend schickten. Sie schlugen das Bronzematerial wegen des farblichen Unterschiedes zu den bisher geprägte Duraluminiummünzen vor, damit das 50-Pfennig-Stück kleiner als das 10-Pfennig-Stück sein könnte und eine Materialersparnis erreicht werde. Die Menge des anfallenden Bronzematerials, über 300 Tonnen, würde ausreichend sein, um ein 50-PfennigStück in der Größe von 20mm Durchmesser und 3,33g Gewicht zu prägen.a „Ein derartiges Geldstück war bereits 1927 aus Nickel im Verkehr und hat sich in jeder Beziehung außerordentlich gut bewährt.“ Dagegen, so Huhn und Dewey, müßte das 50-Pfennigstück aus Aluminium zumindest 24 mm Durchmesser haben, um sich vom 10-Pfennigstück abzuheben. Solche Münzen waren bereits 1924 geprägt worden und wären gerade wegen dieser Größe außerordentlich unbeliebt gewesen. Um Fälschungen zu erschweren müßte der 50er dann mit einem geriffelten Rand versehen werden, durch den sich vermehrt Späne an der Unterseite der Prägestempel absetzten und die Prägung verschmutzten würden.b Mit den von Huhn und Dewey angeführten Argumenten hatte Sitnin Erfolg: Auf Grund des Befehls der SMAD vom 13.6.49 durfte die Deutsche Notenbank allein über das Bronzematerial aus den eingezogenen Altmünzen verfügen.

schnell entschieden werden mußte, arrangierte Borodulina ein Treffen des Direktors Grünewald aus Hettstedt mit Dewey, der auch die alten Münzen gern verkauft hätte, um die überfüllten Tresore der Bank zu entlasten. Nach der Erläuterung Grünewalds, daß es sich beim Material für die neuen Münzen um 80 Tonnen einer neusilberfarbenen Legierung aus 80% Kupfer und 20% Nickel handle, klärten Dewey und Schröder mit dem Stellvertretenden Chef der Finanzverwaltung der SMAD, Wiktor Nikolajewitsch Korbin, den Prägeauftrag über 35.000.000,- DM in 50Pfennigstücken und versprachen die Vorlage von Entwürfen. Die Münzen sollten ab 1. August 1949 in der Münze Berlin geprägt werden und die SMAD sagte einen Befehl zur Regelung der die Materialversorgung zu. Da die 80 Tonnen Kupfernickel-Material aber nicht ausreichten, hatte Frau Borodulina bald eine bessere Lösung gefunden: Anfang Mai 1949 bat sie, 10 große Säcke mit eingezogenen Scheidemünzen aus dem Stadtkontor in die Münze zu bringen und dort den Anteil der Bronzemünzen zu klären. Eine weitere Probe erfolgte in Dresden. Nach den Stichproben schätzte Borodulina, daß die neuen 50er auch aus der Bronze der eingezogenen Münzen geprägt werden konnten und drang nun auf die rasche Sortierung, die in Hettstedt durchgeführt und nicht mit Geld, sondern mit 15 Tonnen unsortierter Altmünzen und 12 Tonnen Zinkstreifen bezahlt wurde. Im April und Mai 1949 drängten die Vertreter der SMAD immer wieder, die Prägung der Kleinmünzen zu forcieren mit der 50-Pfennig-Münze wie vorgesehen zu beginnen, weil sie hofften, doch noch die DMOst für Groß-Berlin durchzusetzen. Doch trotz der Versprechen der Besatzungsmacht war das Material für die Münzprägung noch nicht gesichert. Als man, zusammen mit Borodulina und Sokolnikow, einem weiteren Mitarbeiter der Finanzverwaltung, im Zonenkontor für Eisen- und Schrotthandel der DWK verhandelte, war dem Mitarbeiter des Zonenkontors das Bronzematerial für die Münzen zu schade und er schlug vor, auch den 50er wieder in Aluminium prägen zu lassen, was die Vertreter der Deutschen Notenbank ablehnten. Wenig später teilte Borodulina der Bank mit, daß auch die Abteilung Materialversorgung der SMAD Wert darauf lege, daß das Alu-Bronzematerial aus den Altmünzen der In-

Tricks für Kupfer Gleich am folgenden Tage, am 14. Juni, trafen sich Vertreter aus Walzwerk, Münze und Notenbank und Direktor Grünewald erklärte, daß das aus den alten Alubronzemünzen anfallende Material für die neuen 50-Pfennig-Stücke durch a

Mit diesem Maß und Gewicht wurde die Münze später auch hergestellt. b Auch Proben mit anderen Materialien aus Hettstedt, z.B. Duraluminiumplättchen mit einer Plattierung aus Reinaluminium, waren in der Münze geprüft, aber verworfen worden. 19

Leisering: Geldgeschichten – Kap. 2. Der kleine Münzenkrieg

die wiederholten Schmelzvorgänge allein keine einwandfreie Legierung ergeben würde, sondern dazu unbedingt der Zusatz von Neumaterial, Rein-Aluminium und ganz besonders Kupfer erforderlich sei und Münze oder Notenbank für die ersten 50 Tonnen Legierung 10 Tonnen reines Kupfer auftreiben sollten. Grünewald selbst konnte wegen des prekären Kupfermangels keinerlei Zusagen zur weiteren Materialbeschaffung machen. Da Dewey und Gaile entgegneten, daß die Arbeiten erst beginnen könnten, wenn die Materialfrage einwandfrei geklärt sei, schlug Schröder vor, das in den Altmünzen aus Alubronze enthaltene Aluminium durch einen Hüttenvorgang herauszuziehen, um so reines Kupfer zu erhalten. Grünewald sah darin den einzigen Ausweg. Im Verlaufe der noch langen Unterredung ging es um die konkrete Verfahrensweise, tonnenweise Materialvorschüsse an Kupfer und Reinaluminium, die später wieder verrechnet werden sollten etc. und letztlich darum, daß das Werk in Hettstedt versuchte, auf diesem Wege zusätzliches Material zu ergattern. Und drei Wochen später tauchte auch noch ein Bote aus Hettstedt in der Notenbank auf, nach dessen Nachrichten die Lage noch komplizierter wurde, da das Zonenkontor für Eisen- und Stahlschrott der DWK verfügt hatte, die Streifen, aus denen die Münzplättchen gestanzt wurden, nicht wieder einzuschmelzen, sondern zur Verfügung der DWK zu halten. Die Notenbank sollte sich nun über die SMAD-Finanzverwaltung an die SMAD, Gruppe Metallurgie, wenden, um die Aufhebung dieser Anordnung zu erreichen. Außerdem wollte das Walzwerk nun schon 250 Tonnen Elektrolytkupfera als Zusatz beim Einschmelzen des alten Alubronzematerials. Im Verlauf der Unterhaltung räumte der Mann aus Hettstedt aber ein, daß auch eine Menge von rund 90 Tonnen ausreichend wäre. Doch dann kam die Sache noch ganz anders heraus: Schröder erfuhr von Gailes Verhandlungsergebnis vom 4. Juli in Hettstedt mit dem technischen Direktor Bandel, nach dem die angelieferten Alubronzemünzen vom Walzwerk ohne jeden Zusatz von reinem Kupfer eingeschmolzen werden sollten. Bandel hatte Gaile versichert, daß die Legierung

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(91,5 Kupfer/ 8,5 Alu) sowohl in Farbe, Festigkeit und Korrosionsbeständigkeit trotzdem allen Ansprüchen genügen würde. Trotzdem hatte zwei Tage später der offenbar über diese Verhandlung nicht informierte Bote des Walzwerks versucht, von der Bank zusätzliche 250, dann wenigstens noch 90 Tonnen Elektrolytkupfer zu erhalten. Frau Borodulina rechnete aus, daß man aus den rund 400 Tonnen Alu-BronzeAltmünzen 250 Tonnen ausgestanzte Münzplättchen fertigen konnte, ohne auf die Wiederverwendung der ausgestanzten Streifen angewiesen zu sein, womit auch die Forderung des Zonenkontors für Eisen- und Stahlschrott der DWK zu erfüllen war. Das sah dann wieder Bandel in Hettstedt anders und es folgten weiteres Hin und Her und widersprüchliche Berechnungen bis man endlich bis zum 25. Juli erneut eine Lösungsvariante fand und feststand, daß die Prägung am 1. September 1949 beginnen und am 31.1.1950 abgeschlossen sein sollte. Schröder regte daraufhin an, sich um Münzaufträge für osteuropäische Staaten zu kümmern, da die Münze nach Durchführung dieses Auftrages arbeitslos sein würde und – wie in früheren Jahren – Aufträge für ausländische Staaten übernehmen könnte. Entwürfe für 50er Neben der Materialfrage mußte auch die des Münzbildes der 50-Pfennig-Münzen gelöst werden. In der Münze Berlin lagen bereits mehrere Entwürfe ihres Medailleurs Willy Wenger vor, die keinen Wert und keinen Maßstab ausweisen und wahrscheinlich generelle Gestaltungsvorschläge waren, aber von der Deutschen Notenbank für die 50-Pfennig-Stücke nicht akzeptiert wurden. Die Suche nach besseren Vorschlägen führte über die Zentralverwaltung für Volksbildung, aus der ja die Kritik an den ersten Münzbildern der Scheidemünzen gekommen und in die zunächst auch die Abteilung Kunst und Kultur eingeordnet war.b Obwohl mehrere durch die Zentralverwal-

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Damit entstand eine dauerhafte Partnerschaft, die später – nach Gründung der DDR und Überführung der Zentralverwaltung in das Ministerium für Volksbildung – fortgesetzt wurde. Nach Bildung des Ministe-

Elektrolytisch gewonnenes reines Kupfer. 20

Leisering: Geldgeschichten – Kap. 2. Der kleine Münzenkrieg

tung vorgeschlagene Berliner Künstler beauftragt wurden, kamen aber auch von den „Volksbildungskünstlern“ keine zufriedenstellenden Arbeiten. In der Bank war man enttäuscht. Schröder äußerte gegenüber Scholz von der betreffenden Abteilung der Zentralverwaltung, „..., dass das

Pflug) ausgehen.“ Krischker sagte die Ausführung solcher Entwürfe in etwa 14 Tagen zu. Der 1896 in Schlesien geborene Krischker hatte seit 1928 bis zum Kriegsende als Medailleur an der Preußischen Staatsmünze Berlin, zuletzt als 1. Medailleur, d.h. Leiter der Abteilung, gearbeitet.

Direktorium mehr erwartet hätte...“. Die Entwürfe „Goethe-Kopf“ und „Friedenstaube“ für die 50Pfennig-Münzen wurden abgelehnt und in der Diskussion Sinnbilder von Industrie und Landwirtschaft „als den beiden Säulen unserer Wirtschaft“a als Bildidee vorgeschlagen, wobei „... irgendeine auch nur annähernde Anlehnung an frühere Symbole“ zu vermieden war. Somit wurde die Grundidee des dann realisierten Münzbildes vom Bankdirektorium selbst entwickelt und die Symbolik der Münzen entsprach wieder der direkten Aufgabenstellung der Bank und ihres Geldes: Neuaufbaus und Weiterentwicklung der Wirtschaft. Noch am gleichen Tage sprach Schröder mit Franz Krischker, ob er wieder bereit und in der Lage sei, Arbeiten für die Münze Berlin zu übernehmen. Dabei gab Schröder die eigentlich von Krischker gewünschten neuen Ideen gleich vor: „Diese Ideen sollen von der Zusammenarbeit von Stadt und Land (Fabrik und

Abb.5: Verschiedene Münzentwürfe für das neue 50Pfennig-Stück, von Franz Paul Krischker im Juli 1949 angefertigt. Quelle: KfW Bankengruppe, Konzernarchiv, Bearbeitung: P. Leisering, 2011

Der NSDAP oder einer ihrer Gliederungen hatte er nicht angehört, aber nach Kriegsende seine Arbeit in der Münze nicht fortgesetzt, zunächst als Zahntechniker gearbeitet und sich im September 1946 mit einer eigenen Werkstatt als Goldschmied, Medailleur und Ziseleur selbständig gemacht. Lediglich Anfang 1946 hatte er mit der Anfertigung von Stempeln für die Kriminalpolizei-Erkennungsmarken wieder einen Auftrag für die Münze ausgeführt. Als sich Krischker im April 1949 bei der „Hochschule für angewandte Kunst“, Berlin Weißensee, bewarb und vorschlug, eine Klasse für Medaillenkunst anzugliedern, da es an tüchtigen Medailleuren mangele, rückte er vermutlich wieder ins Blickfeld der Volksbildungsverwalter und der Deutschen Notenbank, die davon ausgehen konnte, daß der Meister-Medailleur einen akzeptablen Entwurf liefern würde. So kam es auch und in der zweiten Juliwoche 1949 wurde vom Bankdirektorium einstimmig beschlossen, Krischkers Entwurf „Fab-

riums für Kultur, Ende 1954, war dieses dann der Partner der Bank in Entwurfsfragen. a Es war sehr realistisch, den Handel zu diesem Zeitpunkt nicht als Säule der Wirtschaft zu sehen. 21

Leisering: Geldgeschichten – Kap. 2. Der kleine Münzenkrieg

zunächst das Gutachten eines Künstlers, ob die Figuren von historischem und künstlerischem Wert wären oder eingeschmolzen werden könnten. Auf den Einwand von Direktor Dewey, daß es sich um Erzeugnisse aus der wilhelminischen Epoche handele, die ohne jeden künstlerischen und historischen Wert wären, war Borodulina damit einverstanden, daß ein entsprechendes Schreiben der Deutschen Notenbank für eine Entscheidung genügen würde. Zum Glück war man sich in der Bank dann aber doch nicht so sicher, sprach die Deutsche Zentralverwaltung für Volksbildung wegen eines Gutachtens an und geriet an den schon bekannten Dr. Strauss, der damals Einspruch gegen die Münzen mit der Zahnradsymbolik erhoben hatte. Als sich Schröder und Dr. Strauss am 23. September in der Münze Berlin zur Besichtigung der Bronzefiguren trafen, hatte der bestellte Gutachter bereits herausgefunden, daß zwei der Bronzen (Ziethen und Derfflinger) Werke von Schadow waren. Bei den anderen Figuren handelte es sich um Abgüsse, die von einem Rauch-Schüler nach dem Original angefertigt worden waren. Die Originale, 4 Marmorfiguren, waren nach der Recherche von Dr. Strauss ebenfalls in der Prägestätte eingemauert worden.b Schröder, die mangelhafte Auftragslage der Münzstätten in Berlin und Muldenhütten im Nacken, nutzte die Gelegenheit, den Vertreter einer Zentralverwaltung der Besatzungszone auf die Möglichkeiten der Prägestätten zu stoßen, Medaillen, Ehrenzeichen, Plaketten, Abzeichen etc. zu fertigen. Dr. Strauss zeigte großes Interesse und wollte auch die anderen Verwaltungen informieren und die Angelegenheit in den Ländern ansprechen. In diesem Zusammenhang klagte nun aber Münzleiter Gaile über den Mangel an Rotguß bzw. Bronzematerial. Dr. Strauss horchte auf und überraschte seine Gesprächspartner damit, daß er über ganz erhebliche Mengen an Bronzematerial

rikschlote mit Pflugschar“ zu akzeptieren. Zugleich beschloß man, auch die bestellten Arbeiten der anderen Künstler zu honorieren. Um für den Entwurf die Zustimmung von Maletina, dem Chef der Finanzverwaltung der SMAD, einzuholen reichte Dewey am 27. Juli auch noch die Zustimmung des Politbüros der SED zum 50Pfennig-Münzen-Entwurf nach und Maletin genehmigte daraufhin nach nochmaliger Inaugenscheinnahme der Zeichnungen den geplanten Entwurf und die sofortige Aufnahme der Produktion. Daß Dewey zur Beförderung seiner Emissionspläne bei Maletin die Zustimmung des Politbüros des SED eingeholt hatte, ist bemerkenswert und der erste nachweisbare Fall, daß die Bank die Parteiinstanz für die Geldzeichenemission einspannte. Krischker fertigte dann auch die Modelle, die er der Prägestätte am 20. August 1949 zur Verfügung stellte. Die entsprechenden Prägestempel gingen dann noch einmal zur Überarbeitung in Krischkers Werkstatt, wo sie sich am 17.9.49 noch befanden. Schröder schätzte in einem Bericht an Dewey an diesem Tage ein, daß mit der endgültigen Fertigstellung aller erforderlichen Werkstätten, der Installation der notwendigen Maschinen und der Fertigstellung der Prägestempel bis zum 10.Oktober gerechnet werden könne. Dieser Tag galt nun als Prägebeginn, der somit von Anfang August auf Anfang September und nun auf den 10. Oktober verschoben war – doch es sollte noch anders kommen. Der Zufallsfund Inzwischen hatte sich auf einem ganz anderen Feld eine unerwartete Wendung ergeben. Im Herbst 1949 wurden in der Münze Berlin mehrere Bronzefiguren gefunden und man unterrichtete auch die SMAD. Frau Borodulina wünschte

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Maletin, Pawel Andrejewitsch, 1905-1969, Ökonom, 1933 Absolvent des Finanzökonomischen Instituts und 1938 des Fern-Ost-Instituts in Moskau, stellvertretender Volkskommissar für Finanzen der UdSSR, war 1945 – August 1949 Chef der Finanzverwaltung, Vertreter im Finanzdirektorat des Kontrollrats, ab 1949 stellvertretender Finanzminister der UdSSR, ab 1956 stellvertretender Vorsitzender des Staatskomitees der UdSSR für auswärtige Beziehungen.

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Die noch vermuteten Figuren wurden dann tatsächlich gefunden, zumindest z.T.: Nachdem der Tieftresor, der nach einem Bombentreffer unter Wasser stand, leergepumpt war, fanden sich dort 3 Marmorfiguren. Außerdem kamen aus dem Brandschutt, der teilweise einen Meter hoch lag, noch weitere Museumsstücke: u.a. – nach Schröders Ansicht – indische Skulpturen und japanische Antiquitäten. 22

Leisering: Geldgeschichten – Kap. 2. Der kleine Münzenkrieg

verfüge, die er der Münze zur Verfügung stellen könne. „Zur Erläuterung bemerkte er, daß sich im Ostsektor Berlins und besonders in der Ostzone eine große Anzahl von Denkmälern befinden, von denen es wünschenswert wäre, daß diese eingeschmolzen werden, einmal, weil sie keinerlei künstlerischen oder historischen Wert besitzen und zum Anderen militärische Traditionen verkörpern. Im Falle eines derartigen Materialbedarfs würde er ein entsprechendes Gutachten abgeben, wodurch es möglich wäre, den Materialbedarf zu decken und gleichzeitig in der kulturellen Bereinigung voranzukommen.“ Ein solches Gesprächsergebnis hatte wohl keiner erwartet. Damit wurden plötzlich auch weitergehende Emissionspläne realistisch.

Auch Schröder stellte Gaile und Reppenhagen nun plötzlich Fragen nach der Anzahl der hergestellten Urstempel und Prägestempel von den 1-, 5- und 10-Pfennig-Münzen, wo diese unter Verschluß waren, wann sie unter Verschluß genommen wurden usw. usw.? Als Schröder Borodulina am 22.9. den geänderten Entwurf für die neuen 50-Pfennig-Münzen übergab, wollte diese die Angelegenheit schnellstens klären, teilte aber am kommenden Tage Korbins Anordnung mit, daß hinsichtlich der 50-Pfennig-Münzen nichts mehr unternommen werden dürfe, bis eine schriftliche Anweisung von ihm vorliege. Man hielt sich zwar nicht ganz an den von Korbin ausgesprochenen Arbeitsstop, denn Münzleiter Gaile schickte am 29.9. zwei Proben der neuen 50-Pfennig-Münze mit der geänderten Zahl an Direktor Dewey, aber die weitere Emissionsvorbereitung blieb zunächst unterbrochen. Dieser Vorgang und die Verschärfung der Sicherheitsbestimmungen in der Münze am 20. September dürfte mit der politischen Situation zusammenhängen. An diesem Tage wurde in Westdeutschland das erste Kabinett Adenauer gebildet. Die Unsicherheit über die Reaktion der Sowjetischen Führung und die Zukunft der Sowjetischen Besatzungszone unterbrachen die Arbeit am neuen Geld.

Eklat um Krischker Am 17. September, also an dem Tage, an dem man auch über den Bronzefund in der Münze Berlin befand, hatte Frau Borodulina zur Besprechung mit Dewey und Schröder eine Probeprägung des neuen 50-Pfennigstückes mitgebracht und bemängelte, daß im Ziffernbild die „0“ gegenüber der „5“ zu klein sei. Nach ihren Wünschen sollten beide Ziffern in gleicher Höhe gehalten werden und die beiden Männer konnten ihr diesen Wunsch offenbar nicht ausreden und nach „eingehender Besprechung“ wurde vereinbart, daß Schröder sofort feststellen sollte, wie und wie schnell diese Änderung – vielleicht gar eine völlig neue Ziffernseite – zu bewerkstelligen war. Es bedurfte also erst einer Probeprägung und Frau Borodulina, um zu erkennen, daß die Ziffer 50 in der von Krischker zuerst modellierten Weise recht unglücklich aussah. Vermutlich erfuhr Borodulina auf diese Weise, daß die Modelle sich gerade im Westteil der Stadt befanden. Am 20. September mußte Schröder die Werkleitung der Münze auftragsgemäß davon in Kenntnis setzen, daß der Medailleur Krischker die vorgesehene Änderung im Ziffernbild des 50Pfennig-Stückes nicht mehr durchführen dürfe. Die neue Ziffer „50“ sollte nun vom Medailleur der Münze, Willy Wenger, entworfen werden. Auf Verlangen von Frau Borodulina gab zugleich Münzleiter Gaile einen Bericht über den bisherigen Verlauf der Stempelanfertigung für das neue 50-Pf-Stück und einen Bericht über Krischker ab.

Störende Staatsgründungen In den vergangenen Monaten hatten sich in den westlichen Besatzungszonen wichtige Schritte zur Bildung einer Bundesrepublik vollzogen. Am 8. Mai 1949 billigte der Parlamentarische Rat das Grundgesetz, das am 24. Mai in Kraft trat. Nach den Wahlen zum 1. Bundestag am 14. August 1949, konstituierten sich Bundestag und Bundesrat am 7. September und am 20. September folgte die Regierungsbildung. Ein zweiter deutscher Teilstaat war eigentlich nicht das Ziel der politischen Akteure im Osten Deutschlands, blieb umstritten und aus vielen Gründen eine schlechte Lösung. Doch welche Alternative blieb, wollte man an der eingeschlagenen gesellschaftlichen Entwicklung festhalten? Bei einer Volkswahl am 15./16. Mai 1949 hatte die Einheitsliste des „Demokratischen Blocks“, d.h. aller in der Besatzungszone zugelassenen Parteien und Massenorganisationen, die Ja-Stimmen von etwa 23

Leisering: Geldgeschichten – Kap. 2. Der kleine Münzenkrieg

ihre Verankerung, ihre staatsrechtliche Stellung, mußte sich in den folgenden Monaten erst finden.

2/3 der Wahlberechtigten erhalten. Auf dieser Grundlage wurde ein Volkskongreß gebildet, dem auch Delegierte aus den westlichen Besatzungszonen angehörten, daraus ein Volksrat konstituiert und eine Verfassung beschlossen. Am 7. Oktober 1949 erklärte sich der 2. Deutsche Volksrat dann zur Provisorischen Volkskammer, die die Verfassung in Kraft setzte. Nach dieser Gründung der Deutschen Demokratischen Republik übergab die Sowjetische Militäradministration ihre Verwaltungsfunktionen am 10. Oktober 1949 an die DDR und wurde aufgelöst. An die Stelle der SMAD trat die Sowjetische Kontrollkommission (SKK). Am gleichen Tage wählten die 5 Landtage die Provisorische Länderkammer, dann wählten Provisorische Länderkammer und Provisorische Volkskammer den 1. Präsidenten der Republik, Wilhelm Pieck, und die Provisorische Volkskammer bestätigte die Provisorische Regierung der DDR unter dem Ministerpräsidenten Otto Grotewohl, die Personal und Rechte der Deutschen Wirtschaftskommission und der daneben noch bestehenden Zentralverwaltungen für Inneres, Justiz und Volksbildung übernahm. Am 26. Oktober fand bei der Besatzungsmacht in Berlin-Karlshorst eine Besprechung statt, an der auch Direktor Fürst von der Deutschen Notenbank teilnahm. Gegenstand der vertraulichen Unterredung war die künftige rechtliche Stellung der Notenbank und die künftige Organisation des Bankwesens. Die Vertreter der Besatzungsmacht machten zunächst deutlich, daß die grundsätzlichen Fragen, die das Bankwesen und die Notenbank betrafen, weiterhin mit der SMAD abzusprechen wären. Im Gefüge des neuen Staates sollte die Leitung der Notenbank nicht dem Finanzministerium sondern dem gesamten Kabinett unterstellt werden. Die Selbständigkeit der Deutschen Notenbank, der Kreditgewährung und Notenumlauf vollständig unterstehen sollten, würde eine unabhängige Regulierung des Notenumlaufs gewähren und Schutz gegen Anforderungen des Haushalts bieten. Soweit die Ziele der Besatzer. Doch wie die Volkskammer der soeben gegründeten DDR, so war auch die Regierung und ebenso waren die Machtverhältnisse insgesamt ein Provisorium. Die Frage der Macht war keineswegs entschieden, sondern die Verhältnisse waren im Fluß und in diesem schwamm auch die Deutsche Notenbank und

Zu gut gelungen Am 7. Oktober, also am Tage der Staatsgründung der DDR, war Schröder zur Besprechung bei Sokolnikow in der SMAD und erreichte, daß dieser die weitere Arbeit am Ziffernbild des neuen 50-Pf-Stückes freigab. Eine Woche später war die Korrektur durch Wenger erfolgt und offenbar auch ein neues Probestück, bei dem nun die „5“ und die „0“ der Wertzahl die gleiche Größe hatten, übergeben. Doch nun bemerkte Frau Borodulina noch weitere Mängel: Die Ziffernseite stehe mit der Bildseite nicht im Einklang, da die Abbildung in moderner Ausführung, demgegenüber die Schrift in Antiqua gehalten sei, außerdem war das Wort „Deutschland“ nach ihrer Ansicht zu weit auseinandergezogen und der Abstand der einzelnen Buchstaben auch unregelmäßig und ferner wäre der Randstab breiter zu halten, da sonst bei geringfügiger Versetzung des Unter- und Oberstempels in der Prägemaschine zu viele Fehlprägungen auftreten würden. Als noch besprochen wurde, daß die Ausgabe der 50-Pfennig-Stücke für Ende Januar 1950 vorgesehen war, bemerkte nun Sokolnikow, daß die Jahreszahl in der Münze dann richtiger in 1950 geändert werden müßte. Das Direktorium der Deutschen Notenbank stimmte dem erneut vorgelegten Entwurf der 50-Pfennig-Münze am 25. Oktober zu, allerdings mit der Maßgabe, das Ziffernbild erhabener zu prägen, was sich aber nicht realisieren ließ, da durch die Tiefe Einprägung der Bildseite nicht mehr genügend Material vorhanden war, um die Ziffernseite höher heraustreten zu lassen. Eine Woche später legte Gaile 6 endgültige Proben des 50-PfennigStücks vor, mit denen Frau Borodulina nun „restlos“ zufrieden war. Als diese Proben in die Bank kamen, lösten sie auch hier die gleiche Zufriedenheit und deshalb gleich eine neue Sorge aus, die Dewey formulierte: „Der medaillenartige Charakter der Münze läßt zweifelsohne vermuten, daß sich diese Stücke bei der Bevölkerung großer Beliebtheit erfreuen werden, und es wird daher in einem sehr starken Umfange die Tendenz zur Hortung derselben auftreten.“ Er 24

Leisering: Geldgeschichten – Kap. 2. Der kleine Münzenkrieg

den“ und mit der Nachprägung die Münze Muldenhütten das ganze Jahr 1950 ausgelastet werden könne, und schließlich wurde die „Ersatzprägung“ der 20 Millionen 50-Pfennigstücke beschlossen, die Dewey wegen der befürchteten Münzhortung haben wollte. Als Schröder am 12. November 1949 in der Finanzverwaltung der SKK die Haushaltsvoranschläge der Münzen Berlin und Muldenhütten besprach, konnte er seinen Gesprächspartner aber nicht von der Dringlichkeit der Prägung von 1-Mark-Stücken überzeugen und wurde darauf hingewiesen, daß die Bank dafür das Einverständnis des Finanzministers einholen müsse.

schlug daher vor, die vorgesehene Auflage von 70 Millionen 50-Pfennigmünzen gleich um 20 Millionen zu erhöhen und meinte einen Teil des dafür notwendigen Materials aus den ausgestanzten Bandstreifen und den Rest anderweitig beschaffen zu können. Die Prägung der 50-PfMünzen begann endlich am Samstag, den 19.11.1949, also 3 ½ Monate nach dem zunächst angesetzten Termin.a Neue Pläne Nachdem nun die Prägung der 50-PfennigMünzen im Oktober „restlos klar“ schien, wurden sogleich Vorarbeiten für die Herstellung von 1-Mark-Stücken beraten, mit der die Prägestätte ihre Arbeit etwa Anfang Mai 1950 fortsetzen sollte. Dafür mußten im Voranschlag für 1950 entsprechende Gelder mit eingeplant und begründet werden. Schröder rechtfertigte die Prägung der 1-Mark-Münzen aus dem steigenden Verschleiß der 1-DM-Noten und plante entsprechend dem damaligen Notenumlauf zunächst 40 Millionen Stück. Zur Frage der Materialbeschaffung konnte der Planer nun mit dem Angebot der Denkmalbronze aus der inzwischen zum Ministerium für Volksbildung gewandelten Zentralverwaltung aufwarten, wobei allerdings noch zu klären blieb, ob und wie man Nickel für eine Neusilberlegierung auftreiben konnte.b Als es „gewisse Zusagen“ für Nickel aus dem Walzwerk in Hettstedt gab, und Schröder sich der Zustimmung und Unterstützung von Frau Borodulina versichert hatte, legte Direktor Dewey dem Direktorium den Vorschlag für die Prägung neuer 1DM-Münzen vor und führte als erstes Argument den Folgeauftrag für die Münze Berlin ab Juni 1950 an. Die Vorlage sah nun schon 50 Millionen Stück 1-Mark-Münzen vor. Außerdem beschloß das Direktorium auch eine Nachprägung von 1 Million DM in 1-Pfennig-Münzen, da gerade die kleinen Münzen „schnell verschwin-

Denkmäler zu Münzen? Am 14.11.1949 reiste Schröder nach Hettstedt, wegen unzureichender Materiallieferung für das 50-Pfennig-Stück und um die Nickelfrage für die 1-Mark-Stücke aus Neusilber zu klären. Insgesamt benötigte er 325 Tonnen der Legierung. Gesprächspartner im Walzwerk waren u.a. wieder Grünewald und der Technische Direktor, Franz Bandel. Aus den hier vorhandenen nickelhaltigen Abfall- und Restmaterialien konnten ca. 60 Tonnen Nickel und 80 Tonnen Kupfer gewonnen werden. Damit wurde der Bedarf an Nickel abgedeckt. Für die Neusilberlegierung waren weiterhin 70 Tonnen Zink erforderlich, deren Beschaffung kein Problem war. Offen blieb die restliche Kupfermenge, für die Schröder 150 Tonnen Bronzematerial aus alten Denkmälern zu beschaffen hatte, die dann nach der Verhüttung ca. 115 Tonnen Kupfer ergeben sollten.c Am 24. November versuchte Schröder nun im neuen Ministerium für Volksbildung mit dem bereits als Vermittler der „Volkskünstler“ bekannten Herrn Scholz, die Beschaffung des Bronze-Materials für die Münzprägung zu klären und bezog sich auf das damalige Angebot von Dr. Strauss und Scholz setzte sich sofort mit dem Kunstamt im Magistrat von Berlin in Verbindung, und erfuhr, daß das sogenannte NationalDenkmal an der Schloß-Freiheit zum Einschmelzen bestimmt sei und weitere Figuren im Hofe des Berliner Schlosses. Scholz wollte außerdem

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Die Münzen wurden aus einer Legierung mit 92% Kupfer und ca. 8% Aluminium (Toleranz von +/- 0,5%) geprägt, das Ausgangsmaterial also nur eingeschmolzen und wieder verwendet. b Bronze existiert in der Regel als Legierung von Kupfer und Zinn, Neusilber als Legierung von Kupfer, Zink und Nickel.

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Es war also eine Legierung 18,5 Nickel/60 Kupfer/21,5 Zink geplant. 25

Leisering: Geldgeschichten – Kap. 2. Der kleine Münzenkrieg

für die Bank eine Aufstellung über Denkmäler in der Ostzone anfertigen, die ebenfalls in den Schmelztiegel sollten. Die Verfügung über den hiesigen „Denkmalschrott“ lag beim Amt für Wirtschaft des Magistrats von Groß-Berlin, wo Schröder durch Magistratsdirektor Stark 300 Tonnen Bronzematerial aus dem Nationaldenkmal für die Durchführung der Münzaufträge zur Verfügung gestellt und schriftliche bestätigt wurden. Diese Menge war also mehr als ausreichend, mußte aber möglichst in Berlin eingeschmolzen werden. Als Schröder deshalb im Hüttenwerk Kaiser in Niederschönweide vorsprach, wurde ihm erklärt, daß das Werk gar nicht in der Lage sei, das Material zu Reinkupfer umzuarbeiten, da die Elektrolytschmelze nicht mehr bestand. Also müßte die Bronze entweder in Mansfeld oder in Ilsenburg verarbeitet werden. Schröder versuchte nun in mehreren Verhandlungen mit dem Zonenkontor, dem Hüttenwerk Kaiser, über Mansfeld und das Walzwerk in Hettstedt durch Weiterlieferung und Tausch eine rationelle Lösung zu finden. Inzwischen hatte der Finanzminister am 4. Januar 1950 das Münzprogramm der Notenbank für dieses Jahr, also auch die Ausgabe der 90 Millionen 50-Pfennig-Stücke in Alu-Bronze und der 50 Millionen Markstücke in Kupfer-Nickel bestätigt.

dailleur ein, verwiesen darauf, daß Krischker die Entwürfe und die Ausführung des Urstempels für die gerade im Prägeprozeß befindlichen Münzen übertragen worden waren und er inzwischen auch die Goethe-Medaille für den Nationalpreis entworfen und ausgeführt hatte. „Es gibt im Gebiet unserer Deutschen Demokratischen Republik keinen weiteren Münzmedailleur, der in der Lage ist, Arbeiten in der gleichen Qualität auszuführen.“a Doch das Problem war nicht allein, daß Krischkers in Berlin-Tegel wohnte, Huhn und Dewey baten vor Auftragserteilung um das Einverständnis, daß Krischker die Arbeiten mit Rücksicht auf seinen Gesundheitszustandb in seiner im französischen Sektor liegenden Wohnung ausführen könne und fügten hinzu, daß er die ihm bisher übertragenen Arbeiten unter Wahrung strengster Vertraulichkeit ausgeführt hatte.c Zunächst schien der erneute Einsatz Krischkers sicher, denn in der Direktoriumssitzung vom 8. Februar verkündete Dewey einen entsprechenden Auftrag. Doch ein weiterer Tagesordnungspunkt dieser Sitzung zeigt eine andere Tendenz: Es wurde bekanntgegeben, daß leitende Mitarbeiter, die in den Westsektoren der Stadt wohnten, nicht mehr bei der Bank beschäftigt werden durften. Und auch ein neuer Münzauftrag für Krischker kam nicht zustande.d

(Abb. 6 bis 10: siehe Farbseite am Ende des Kapitels)

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Es gab auf dem Gebiet der DDR eigentlich gar keinen mit Krischker vergleichbaren Münzmedailleur, da dieser eben nicht auf dem Gebiet der DDR, sondern in West-Berlin ansässig war. b Krischker war damals erst 54 Jahre alt. c Das bestätigt sich auch darin, daß Krischkers Urheberschaft lange Zeit unbekannt blieb. d Vielleicht gab es aber noch andere Gründe, aus denen der neue Auftrag an Krischker scheiterte, denn andere Arbeiten für die Münze Berlin bzw. DDRInstitutionen hat er wohl noch ausgeführt, wobei es zu einer peinlichen Querele kam: Krischker hatte für das Ministerium für Volksbildung Medaillen „Verdienter Lehrer des Volkes“ vergoldet und das Gold aus seinen Beständen vorgeschossen. Dann bekam er es erstattet, gab der Münze Berlin aber 5,2g 750er Gold mit der Bitte um Scheidung. Man konnte das Gold aber in dem Zeitraum nicht scheiden, gab es aber nicht an Krischker zurück, weil man glaubte, es sei Eigentum des Ministeriums, da es im Zusammenhang mit den Medaillen auftauchte. In der Angelegenheit schrieb Krischker ab Ende Dezember 1949 mehrere Briefe, ehe er im Frühjahr 1950 sein Gold endlich zurückbekam.

Kopfbilder Mitte Januar 1950 war auch eine Bildidee für die neuen Markmünzen gefunden und das Direktorium faßte nach Vorschlag von Dewey den Beschluß, einen Entwurf mit drei symbolischen Köpfen (Arbeiter, Bauern und Intelligenz), fertigen zu lassen. Diesmal sollten also die handelnden Personen und dabei auch die Gesellschaftsschicht der Intelligenz als wichtiger Träger des Wiederaufbaus und der neuen Gesellschaft auf den Münzen erscheinen. Trotz der Schwierigkeiten, die es zuletzt mit dem Entwurf Krischkers gegeben hatte, versuchte man, an die bewährte Zusammenarbeit anzuknüpfen. Direktor Dewey und Bankpräsident Huhn setzten sich bei der Hauptabteilung Personal des Ministeriums der Finanzen für einen neuen Auftrag an den Me26

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Zirkel aus, die Bäuerin durch eine Ährengarbe und der Arbeiter durch den Hammer. „Schmutziges Geld“ – Vorzeichen der Schlacht Schröders Argumente hinsichtlich des rasch fortschreitenden Banknotenverschleißes waren keinesfalls aus der Luft gegriffen: Anfang Januar 1950 bat Bankdirektors Fürst den Leiter der Personalabteilung, die Zahl der für die Bearbeitung beschädigter und abgenutzter Banknoten eingesetzten Arbeitskräfte zu verdoppeln. Das nutzte Dewey sofort bei einer Besprechung in der SKK, um die außerordentliche Dringlichkeit des Münzprogramms 1950 mit dem sich progressiv steigernden Verschleiß der Noten kleiner Stückelung zu begründen und am 10. Januar befaßte sich das Direktorium der Deutschen Notenbank mit dem akuten Kleingeldmangel. Am 26. Januar druckte die „Berliner Zeitung“ eine Leserzuschrift unter der Überschrift „Schmutziges Geld“, in der nach der Klage über schmutzige und zerrissene kleine Banknoten ein Vorschlag zur Prägung von 50Pfennig- und 1-DM-Münzen unterbreitet wurde.

Abb.11-16: Münzentwürfe vermutlich von Alfred Stiller für die 1-DM-Münze mit dem Jahr 1950 mit der Wertbezeichnung „Mark“ und „Deutsche Mark“ und allegorischen Köpfen bzw. Figuren für Intelligenz, Bauernschaft und Arbeiter. Quelle: Konzernarchiv der KfW Bankengruppe, Bearbeitung P. Leisering, 2011

Da man den Meister-Medailleur für die 1-DMMünzen nicht bekam und die Entwürfe von Wenger nicht akzeptierte, kam Anfang März 1950 ein weiterer Künstler ins Spiel: Alfred Stiller, Berlin, SW 61, Mehringdamm 8, womit sofort auffällt, daß auch Stiller wieder in einem der Westsektoren wohnte. Der Künstler wurde gebeten, 2 Entwürfe anzufertigen, der eine – drei Köpfe, Arbeiter, Bauer, Intelligenz symbolisierend, der andere sollte einen Arbeiter vor einer Industrieanlage zeigen. In den überlieferten Entwurfsunterlagen der Deutschen Notenbank finden sich 6 offenbar von der gleichen Person angefertigte Gestaltungsvorschläge mit Ausgabejahr 1950, die der Vorgabe mit den drei Köpfen entsprechen. Die Umschrift der Zahlseite lautet jeweils auf Deutschland, die Wertbezeichnung auf Deutsche Mark oder Mark. Man kann davon ausgehen, daß es sich um Entwürfe von Alfred Stiller handelt, der wohl selbst bemerkt hatte, daß die Köpfe allein die gewünschte allegorische Zuordnung kaum leisten konnten und deshalb die Symbolfiguren auch halb und gänzlich und mit Attributen dargestellte. Die Symbolfigur der Intelligenz wies sich durch einen relativ großen

Abb.17: In der „Berliner Zeitung“ vom 26. Januar 1950 abgedruckte Meinung unter der Rubrik: „Was unsere Leser bewegt“. Quelle: Berliner Zeitung, 26.1.1950 27

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gen Materialmengen versäumt wurde, infolge der Materialknappheit nicht in der Lage sei, die Entscheidung zu treffen, zu Lasten welchen Kontingentträgers das Material freigegeben werden solle. Es sei Angelegenheit des Ministeriums für Planung festzustellen, wer nun zu Gunsten der Münzprägung zurücktreten müsse. Die Denkmalbronze, die noch nicht einmal richtig erfaßt war, schien bereits vollständig verplant und der „Schwarze Peter“ wieder beim Ministerium für Planung. Offenbar keimte im Notenbankdirektorium eine böse Ahnung, denn am 28. Februar erfolgte nach Vortrag von Dewey der Beschluß, die bisher geprägten 50-Pfennigmünzen bereits jetzt an die Emissions- und Girobanken der Länder und das Berliner Stadtkontora auszuliefern und die Kreditinstitute nochmals schriftlich zu verpflichten, die noch vorhandenen 50Pfennigscheine restlos in Verkehr zu geben. Die Münzen wurden damit einem einfachen zentralen Zugriff entzogen und auch mit der restlosen Ausgabe der 50-Pfennig-Scheine „vollendete Tatsachen“ geschaffen.

Im Laufe der Geschichte finden sich noch mehrere solche Leserzuschriften, die den Interessen der Notenbank in einer Weise entsprechen, daß der Leserbriefschreiber in der Bankleitung vermutet werden kann oder daß er von hier instruiert wurde. Zumindest ergab sich so für Direktor Fürst die Gelegenheit, in der Presse Stellung zu nehmen und die Ausgabe der 50-Pfennig-Münze anzukündigen. Gleichzeitig kündigte aber eine Verordnung über das Erfassen, Sammeln und Aufbereiten von Eisen-, Stahl- und Buntmetallschrott vom 2. Februar 1950 neue Probleme an. Nun war der Schrottbedarf im Volkswirtschaftsplan 1950 festgelegt und auch das Schrottaufkommen in den Plan einbezogen. Der gesamte Schrott galt als beschlagnahmt und war dem Ministerium für Industrie und seinen Beauftragten zur Verfügung zu stellen. Verstöße gegen diese Vorordnung galten als Wirtschaftsvergehen, in schweren Fällen gar als Wirtschaftsverbrechen. Der Griff der Planwirtschaft nach allen verfügbaren Reserven kam rasch mit den Absichten der Bank in Kollision. Das Zentralkontor für Eisenund Buntmetallschrott gab dem Antrag auf Umarbeitung des Bronzematerials aus den einzuschmelzenden Denkmälern in Elektrolytkupfer nicht statt, weil dabei das darin enthaltene wertvolle Zinn vernichtet würde. Bankpräsident Huhn und Direktor Dewey erschienen persönlich bei Bruno Leuschner, damals Staatssekretär im Ministerium für Planung bzw. 1. Stellvertreter des Vorsitzenden der Staatlichen Plankommission (SPK), verwiesen darauf, daß es um das vom Finanzminister bestätigte Münzprogramm ging und die Freigabe des Materials auch durch Staatssekretär Rumpf befürwortet worden war. Als Bedarf für 1950 gab man nun vorsichtshalber gleich 400 Tonnen Elektrolytkupfer an. Leuschner sagte grundsätzlich sein Einverständnis zu, worauf das Direktorium am 8. Februar sofort die restlichen 50-Pfennigscheine in Umlauf gab. Die 50-Pfennigmünzen sollten etwa Mitte April an die Emissions- und Girobanken der Länder verteilt und ab 1. Mai 1950 ausgegeben werden. Doch als Dewey und Schröder am 21. Februar den vermeintlich entscheidenden Mann im Ministerium für Innerdeutschen Handel, Außenhandel und Materialversorgung aufsuchten, erklärte dieser, daß man leider, nachdem eine rechtzeitige Einplanung der jetzt noch notwendi-

Hilflos Am 7.März 1950 berichtete Dewey in der SKK Sitnin und Kolossowb, dem Chef der Abteilung Kreditinstitute, von der fast feststehenden Aussichtslosigkeit, die noch fehlenden 165 Tonnen Elektrolyt-Kupfer aufzutreiben, um den 50Pfennig-Prägeauftrag, zu erfüllen. Sitnin versprach, die Angelegenheit zu untersuchen und eventuell von sich aus auf anderer Ebene eine Lösung zu finden. Offenbar erreichte er nichts. Noch im März erläuterte Bankpräsident Huhn dem Direktorium, der Minister für Planung, Heinrich Rau, habe erklärt, daß das erforderliche Material für die Prägung der 50-Pfennig-Stücke zurzeit nicht zur Verfügung stehe und die Weiter-

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Das Berliner Stadtkontor war nach Kriegsende als Bank für Groß-Berlin gebildet worden und erfüllte zu dieser Zeit etwa die Funktion einer Emissions- und Girobank der Länder. b Kolossow, Wladimir Jefremowitsch, 1945-1946 Oberreferent in der Planungsgruppe der Unterabteilung Kreditinstitute, ab 1946 Chef der Unterabteilung Kredite und Verrechnung, ab 1949 Chef der Abteilung Kreditinstitute der Finanzverwaltung der SMAD. 28

Leisering: Geldgeschichten – Kap. 2. Der kleine Münzenkrieg

prägung gegebenenfalls eingestellt werden müsse. Die Bank hatte das Ringen um die Denkmäler verloren. Doch während sich Schröders Problem, in welchem Tiegel er das Nationaldenkmal flüssig machen sollte, auf diese Weise löste, meldete sich der emsige Dr. Strauss am 28. März aus dem Volksbildungsministerium mit neuen Kandidaten unzeitgemäßen Gedenkens, „...deren Freigabe und Verwertung das Volksbildungsministerium gegebenenfalls ohne weiteres bestätigen würde.“ Die Liste umfaßte u.a. 6 oder 7 überlebensgroße Figuren (Wehrmachtsstandbilder) im ehemaligen Schloß Sanssouci, die überlebensgroße Bronzefigur eines Sächsischen Landesfürsten auf der Albrechtsburg in Meißen, etwa die Hälfte von ca. 120 japanischen Geschützrohren aus dem ehemaligen Zeughaus. Über das Kyffhäuser-Denkmal sollte in aller Kürze entschieden werden. Im Hinblick auf das umfangreiche Objekt müßten – so Dr. Strauss – jedoch noch verschiedene Stellen in dieser Angelegenheit befragt werden. Jedenfalls gab es Ende März 1950 wohl ausreichend memoriales Material, das vermünzt werden konnte – doch was nutzte das noch? Wenn die Besatzungsmacht nicht mehr half, dann half vielleicht die öffentliche Meinung? „Zufällig“ erschien just zu dieser Zeit wieder ein Leserbrief in der „Berliner Zeitung“, in dem die Ausgabe von Münzen bis zu 5 Mark gefordert worden war, auf den die Bank am 29. März mit einen Artikel „Über die Ausgabe von Hartgeld“ reagierte, ankündigte, demnächst die neuen 50Pfennigstücke in Verkehr zu bringen und die Prägung von Scheidemünzen zu 1 DM und 2 DM ins Auge zu fassen. Dann folgte ein neuer Anlauf über das Ministerium der Finanzen. Huhn und Dewey informierten den Minister am 20. April über die 50-Pfennigmünzen-Ausgabe und klärten Dr. Loch dabei genau über die rechtliche Grundlage und den Stand der Emissionsvorbereitung auf. Bis zum 29. März waren 32.005.744,-DM in 50-Pfennig-Münzen geprägt worden, also 64.011.488 Stück. Man gab vor, die Produktion infolge der Materialschwierigkeiten von diesem Tage ab bis auf weiteres einzustellen.a Der Ausgabetag der 50-Pfennig-Stücke

wurde auf den 1. Juni 1950 verschoben, um bis zu diesem Zeitpunkt Möglichkeiten für die Ausprägung des Restauftrages zu finden. Doch schon Anfang Mai 1950 wurde der Beschluß über die Ausgabe der geprägten 50-Pfennistücke zum 1.6.1950 aufgehoben. Ein neuer Beschluß sollte gefaßt werden, sobald die Regierung endgültig über die Ausgabe entschieden hatte. Hatte auf einmal die Regierung über die Münzemission zu entscheiden? Zumindest hatte sie die Bank hinsichtlich der Geldemission durch ihre planwirtschaftlich begründete Verfügungsgewalt über die Materialien in der Hand. Während 110 Tonnen Igedurb für die 1-Pfennig-MünzenErsatzprägung genehmigt wurden, blieb die Ersatzanforderung von Elektrolyt-Kupfer aus Denkmälern hinfällig. Inzwischen hatte man 65.900.405 Stück ausgeprägt, also reichlich 2/3 der im November geplanten Menge. Dann folgt in der Prägeliste der Hinweis von Joachim Dittmann, Abteilung Wirtschaftsbetriebe der Bank, daß die Prägung „auf Anordnung DDR“ am 5. Mai eingestellt wurde. War der Hintergrund für den „Münzenkrieg“ wirklich nur die „Schlacht“ um das Material? Hinter den Kulissen Hatte es schon lange vor der Staatsgründung Konflikte mit der Hauptverwaltung Finanzen zur „staatsrechtlichen Stellung“ der Deutschen Notenbank gegeben, so fand man auch nach Gründung der DDR lange keine akzeptable Lösung. Anfang Januar 1950 lag bereits der zweite Entwurf für ein entsprechendes Gesetz vor, mit dem die Bank der Regierung der DDR unterstellt, der Bankpräsident aber zugleich Sitz und Stimme im Ministerrat erhalte sollte. Doch die Frage blieb offen, wobei neben dem Problem des recht selbstgefälligen Präsidenten Huhn auch Zweifel an der Loyalität eines Teils des Führungspersonals der Bank gesehen werden müssen. Als im Frühjahr 1950 ein bedeutender Schritt der Neuordnung und Zentralisation des Bankwesens der DDR bevorstand, gab es einen direkten Versuch des Finanzministers, die Bank in seine Verwaltungsstruktur einzugliedern. Am 1.

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Diese Angabe im Schreiben an Dr. Loch entsprach nicht ganz den Tatsachen.

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Aluminiumlegierung

Leisering: Geldgeschichten – Kap. 2. Der kleine Münzenkrieg

März besuchte Minister Dr. Hans Loch den inzwischen zum Leiter der Finanzabteilung in der SKK aufgestiegenen Wladimir Sitnin in BerlinKarlshorst. Bezüglich des vorliegenden Gesetzentwurfs, der Weisungen gegenüber der Bank nur durch Regierungsbeschluß vorsah, malte der der Liberaldemokrat Dr. Loch das Gespenst einer vollkommenen Verselbständigung der Deutschen Notenbank und wollte die gleiche Regelung, wie in der Sowjetunion – eine direkte Unterstellung der Bank sowie Weisungsrecht durch den Finanzminister. Doch Sitnin orientierte sich an der Stellung des früheren Reichsbankpräsidenten, blieb bei der im Gesetzentwurf vorgeschlagenen Regelung und erklärte die gesamte Frage zur internen Angelegenheit der Regierung, in die die SKK nicht eingreifen wolle. Nur privat äußerte er dann, daß er unbedingt wünsche, die Stellung der Deutschen Notenbank zu stärken und deshalb nicht zur Unterstellung unter das Finanzministerium oder auch nur den Finanzminister persönlich rate. Dr. Loch erklärte sich daraufhin mit dem Entwurf des Gesetzes über die Deutsche Notenbank einverstanden. Aber es kam nicht zum Beschluß und auch auf einen weiteren, Anfang März vorliegenden Gesetzestext, bei dem der Bankpräsident keinen Regierungssitz erhalten sollte, konnte man sich nicht einigen. Den Zweck der Intervention von Dr. Loch erhellt das Gesetz vom 22. März 1950, „Über die Eingliederung von Kreditinstituten in die Deutsche Notenbank“, durch das die Landeskreditbanken und die Emission- und Girobanken der Länder übernommen wurden. Die Notenbank verfügte mit einem Schlage über ein Netz von 539 Niederlassungen und wurde damit in die Lage versetzt, Geldumlauf und Zahlungsverkehr in der DDR weitgehend zu regeln und zu kontrollieren, ebenso einen großen Teil der Kreditvergabe. Die Stellung der Notenbank selbst wurde aber in diesem Gesetz nicht berührt. Während diese grundsätzliche Frage offen blieb, eskalierten die Konflikte auf den Feldern Emissions- und Personalpolitik, wo Regierung bzw. Ministerien die Bank spüren ließen, wer Herr im Hause war.

Die undisziplinierte Bank „Notenbank weiterhin ohne Disziplin“, diese Überschrift eines Vermerks vom Frühjahr 1950 im Innenministerium spricht für sich! Die personalpolitische Auseinandersetzung begann etwa im Dezember 1949, nachdem beim Ministerium des Innern (MdI) eine Hauptabteilung Personal für die Überprüfung hochrangiger Funktionsträger im Staatsdienst aktiv wurde. Die Satzung der Deutschen Notenbank vom 20. Juli 1948 regelte eindeutig: „Die Anstellung und Entlassung der Angestellten der Bank erfolgt durch das Direktorium.“ Auch die Bestellung von Prokuristen bedurfte lediglich der Zustimmung des Verwaltungsrats. Nachdem die Bank der Weisung des Innenministeriums, einen Handlungsbevollmächtigten zu entlassen, nicht gefolgt war, mußte Präsident Huhn am 10. Januar 1950 dem Direktorium mitteilen, daß sich die Bestellung neuer Prokuristen und Handlungsbevollmächtigter durch die Einschaltung des Ministeriums verzögere. Für die Direktoren bedeutete das ein Übermaß an Routinearbeiten, die nicht delegiert werden konnten, weil eben die Unterschrifts- und Handlungsvollmachten fehlten. Außerdem wollte nun auch noch die Hauptabteilung Personal des Finanzministeriums der Erteilung von Prokura und Handlungsvollmachten zustimmen. Abb.18: Büroraum in der Deutschen Notenbank 1950. Quelle: Konzernarchiv der KfW Bankengruppe, Bearbeitung: P. Leisering, 2011

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Leisering: Geldgeschichten – Kap. 2. Der kleine Münzenkrieg

Das Direktorium entschloß sich zur Gegenwehr, wobei Mitte Januar Präsident Huhn die Personalabteilung wieder selbst übernahm, als die sogenannte „Ost-West-Aktion“ begann. Auf Anordnung des Innenministeriums sollte Mitarbeitern in verantwortlichen Positionen und Handlungsbevollmächtigten gekündigt werden, die in Westsektoren wohnten und einen Umzug in den Osten ablehnten. Die vom MdI nur mündlich und zum internen Gebrauch gegebene Richtlinie wurde von Huhn in der Bank diskutiert und so der gesamten Belegschaft bekannt. Huhn und sein Personalleiter Leo P. versuchten vor allem, für den Bankbetrieb wichtige Fachleute zu halten, wobei beachtet werden muß, daß die Deutsche Notenbank hinsichtlich des Personals keineswegs „aus dem Vollen“ schöpfen konnte. Es lockten Stellenangebote in Kreditinstituten in Westberlin und Bankfachkräfte waren auch gesuchte Mitarbeiter in öffentlichen und privaten Unternehmen und selten auf Arbeitssuche. Dazu kam, daß das Gros der Bankangestellten traditionell in den westlichen Bezirken Berlins wohnte und in der NSDAP gewesen war. Es war also für die zentrale Bank der DDR nicht leicht gewesen, Fachkräfte zu gewinnen. Das Direktorium setzte den Bestrebungen der Hauptabteilung Personal schon allein deshalb Widerstand entgegen, aber auch diese war nicht ohne wirksame Instrumente und Argumente.

Leiter der Betriebswirtschaftlichen Abteilung war. Doch dann mußte auf Grund des Druckes aus dem MdI die suspekte „Doppelherrschaft“ der „Gebrüder Huhn“ formal aufgelöst werden, Erich Huhn seinen Posten als Leiter der Betriebswirtschaftlichen Abteilung aufgeben und Willy Huhn den als Geschäftsführer der DWD. Als Mitte Mai 1950 die Geschäftsführung der DWD, den Betrieb gar als eigene VVB (Vereinigung Volkseigener Betriebe) „Wertdruck“ etablieren wollte, regte sich sofort Widerstand in anderen Verwaltungen. Für die folgende Entwicklung ist m.E. auch eine scheinbar nebensächliche Information zu beachten: Zur Geschäftsführer-Sitzung am 24.3.1950 wurde Erich Huhn beauftragt, Entwürfe für 1- und 2-Mark-Scheine fertigen zu lassen. Die Huhn-Brüder planten also einen neuen Druck kleiner Banknoten, der die DWD besser ausgelastet hätte, während Direktor Dewey, dem im Direktorium die Münzstätten unterstanden, die Prägung von Münzen vorantreiben wollte. Willy Huhn unterstützte zwar offiziell weiter die Münzprägung, aber es wird ein Interessenkonflikt erkennbar und es ist möglich, daß der Bankpräsident unter der Hand Deweys Prägepläne hintertrieb. Im Visier des MdI Nachdem er die Personalabteilung wieder in seinen Geschäftsbereich übernommen hatte und nicht zuletzt durch die offene Diskussion der „Ost-West-Aktion“, war Willy Huhn bald selbst im Visier der Hauptabteilung des Innenministeriums. Man bemängelte, daß der Präsident sich bei seiner Amtsführung oft von rein fachlichen Gesichtspunkten leiten lasse und dadurch nicht immer eine fortschrittliche Personalpolitik gewährleistet sei. Die nun folgende schrittweise Demontage des Direktoriums wurde dem Ministerium erleichtert, weil sich hier Differenzen zeigten und Huhn selbst versuchte, unliebsame Gegenspieler loszuwerden. Aus bisher unklaren Gründen hatte sich inzwischen eine Gegnerschaft Huhns zu Direktor Dewey entwickelt. Vielleicht spielte die Konkurrenz von Banknoten- und Münzemission eine Rolle, vielleicht störte Dewey

Die dubiose Geschäftsführung der DWD Nach Übernahme der Wertpapierdruckerei in Leipzig hatte Bankpräsident Huhn ja seinen Bruder dort an führender Stelle eingenistet, der auch gleich mit einem lohnenden Auftrag kam: Der Druck der Personalausweise für die sowjetische Zone und den Ostsektor von Berlin half den durch Bombenangriff stark beschädigten Betrieb wieder in Gang zu bringen. Als Mitte 1949 unter dem Vorwurf der Veruntreuung Erich Huhns Mitgeschäftsführer in Untersuchungshaft saß, etablierte sich eine neue Geschäftsführung der DWD aus Direktor Henke, dem Bankpräsidenten Huhn, seinem Bruder Ericha, der ja zugleich

a Erich Huhn war ab Sommer 1949 bevollmächtigter Vertreter des Direktoriums der Deutschen Notenbank

für die DWD, dann Geschäftsführer, schließlich leitender Direktor der DWD. 31

Leisering: Geldgeschichten – Kap. 2. Der kleine Münzenkrieg

Huhns „Familienbetrieb“ bezüglich der DWD? Durch Anschuldigungen gegen Dewey löste Huhn im März 1950 eine tiefergehende personalpolitische Überprüfung der Deutschen Notenbank aus, bei der sich die Vorwürfe gegen den Direktor aus Sicht der Prüfer des Innenministeriums als haltlos erwiesen, dafür aber andere Führungspersonen in Frage gestellt wurden. Zunächst ging es um die Ablösung des alten Personalleiters, Leo P. Auch P. warf man vor, für ihn sei bei der Besetzung aller Positionen die fachliche Qualifikation entscheidend, denn „das politische käme später.“ Doch Leo P. war wohl wirklich nicht haltbar, nach Darstellung des Ministeriums keine Personalakte in Ordnung und unter ordnungsgemäßem Verschluß. Es gab keine Siegel, um Verschlußsachen abzusichern. Alle Angestellten sollen Zutritt zu den Akten gehabt, die Ressort- bzw. Abteilungsleiter vertrauliche Unterlagen mit nach Hause genommen haben. Dazu paßte auch Leo P.s Arbeitszimmer: Der Arbeitstisch und der Inhalt der Schränke – ein einziges Tohuwabohu und auf dem Schreibtisch fanden die Personalkontrolleure des MdI als Notizpapier eine Anzahl vorgedruckter Schreiben der ehemaligen Berliner Handels-Gesellschaft, unterzeichnet mit „Heil Hitler!“ Entsetzt schrieb man: „Und das nach 5 Jahren!“ Als schließlich herauskam, daß Leo P. hinsichtlich der Entlassung eines Handlungsbevollmächtigten das Ministerium angelogen hatte, mußte Huhn seinen Personalchef aufgeben. Für den neuen Personalleiter, Erwin Paul, fand der Bankpräsident bei der Einführung durch Frau Schmidt aus dem MdI zunächst freundliche Worte, machte dem Mann aus dem Ministerium dann aber eine selbständige Arbeit unmöglich. Dabei ging es inzwischen nicht mehr um einige Handlungsbevollmächtigte, sondern um Direktor Henke und den Vizepräsidenten Dr. Landwehr, der immer wieder mit unverhohlener Kritik an der Arbeit verschiedener Hauptverwaltungen, später Ministerien, hervorgetreten war. Gegen SED-Mitglied Hermann Henke sprachen ein Bruder in New York und zwei Söhne, die als Ärzte in den Westsektoren Berlins arbeiteten und von denen einer auch noch in die USA auswandern wollte, worüber sich Henke begeistert geäußert haben soll. Nach Gründung der DDR zog Henke zwar von Westberlin nach „Pieckograd“, womit der Berlin-

Pankow meinte, war aber offenbar auch kein Anhänger der Planwirtschaft, hatte auf einer Sitzung der Landeskreditbank Thüringen im April 1950 geäußert, daß man den Bankleuten Pläne aufzwinge, sie aber besser nach den früheren Gewohnheiten wirtschaften lassen solle, etc. Kranker Huhn Da Paul zunächst kaum etwas ausrichten konnte, erschien Ende April 1950, der Leiter der Hauptabteilung Personal des MdI, Allenstein, sekundiert durch seine Mitarbeiterinnen Schreier und Schmidt, direkt bei Huhn und wünschte mit dem Präsidenten darüber zu sprechen, wie die Kündigungen der Herren Dr. Landwehr und Henke zum 30.6.50 durchgeführt werden könnten. Dazu Huhn: „Ich fragte ihn, ob er die Satzung der Deutschen Notenbank kenne, was er verneinte. Daraufhin übergab ich ihm sowohl als auch Frau Schreier ein Exemplar unserer Satzung und erklärte ihnen unter Hinweis auf § 11 der Satzung, dass die Abberufung eines Vizepräsidenten von der Regierung im Benehmen mit dem Verwaltungsrat erfolgen muss. Die Mitglieder des Direktoriums kann der Verwaltungsrat in Benehmen mit dem Präsidenten der Bank vorzeitig abberufen.“ Hierauf ließ sich Allenstein die Liste der Mitglieder des Verwaltungsrates zeigen und zog schließlich unverrichteter Dinge ab. Am folgenden Tage wurde Personalleiter Paul mit der Anschuldigung des Präsidenten gegen Direktor Dewey konfrontiert, sich zur Vorfeier des 1. Mai so betrunken zu haben, daß er vorzeitig nach Hause gehen mußte und damit das Ansehen der Deutschen Notenbank geschädigt habe. Paul hörte verschiedene Zeugen, die im Prinzip bestätigten, daß Dewey kaum getrunken hatte, aber die Veranstaltung tatsächlich früher verließ, wobei er einen der Zeugen im Auto mitnahm. Wieder erwies sich Huhns Diffamierung als haltlos, doch Paul hatte nun einen Verbündeten im Direktorium. Aber der Präsident ließ den Personalleiter nicht aus der Umklammerung, ließ z.B. auch dessen Post in der Eingangsstelle öffnen und über das Präsidialsekretariat zuerst auf seinen Tisch kommen. Wenn Paul sich beklagte, erklärte Huhn kategorisch: „Genosse Grotewohl hat mich persönlich für die Personalpolitik der Notenbank verantwortlich gemacht. Dieser Ve32

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rantwortung bin ich mir voll bewusst und denke nicht daran, etwas zu ändern.“ Im Juni führte das Ringen um die Entlassungen von Direktor Henke und einem Handlungsbevollmächtigten schließlich zum offenen und polemischen Streit: Huhn argumentierte mit der Besatzungsmacht gegen Paul und Paul mit dem Parteivorstand der SED gegen Huhn. Die beiden schrien sich an und Huhn erregte sich zum Schluß: „Für mich sind die Befehle unserer Freunde und vor allem des Genossen Sitnin massgebend und nicht die Meinung deutscher Parteistellen. ... Ich verlange auf jeden fall, dass sich das Politbüro mit diesen Fragen beschäftigt.“ Diesem Verlangen sollte bald nachgegeben werden. Huhn informierte auch Sitnin in der SKK und bat um Intervention und Sitnin versprach wieder einmal, sich in diesen Fragen einzuschalten. Gesundheitlich angeschlagen, mußte Huhn am Samstag, den 3. Juni 1950, zur Behandlung ins Krankenhaus. Kurz zuvor berief er noch eine Sitzung des Direktoriums ein, zu der Dr. Landwehr, Henke, Fürst und Dewey erschienen. Vizepräsident Boesa war angeblich selbst krank. Huhn erklärte die Situation und das Problem der Kündigungen. Dann ergriff Vizepräsident Dr. Landwehr das Wort und – so schreibt Dewey – „... machte längere Ausführungen mit den üblichen ausfälligen Bemerkungen gegen das MdI. (Unfähigkeit, Sabotage usw.) Er meinte, er hätte den Eindruck, man wolle die DNB lahm legen. Im Falle Henke erklärte er, dies wäre ein Rechtsbruch schlimmster Güte, den man eigentlich dem Herrn Generalstaatsanwalt vortragen müsste um endlich die unfähigen Mitarbeiter i. d. Regierung auszuschalten. Er hätte es seinerzeit mit dem Volksgerichtshof aufgenommen und würde sich zutrauen, es auch heute wieder mit anderen Stellen aufzunehmen. Henke erklärte, dass er zwanzig Jahre für das Recht gekämpft hätte und sich jetzt einer Vergewaltigung der primitivsten Rechte gegenübersehe, die er nicht widerspruchslos hinnehmen werde... Fürst erläuterte an Hand verschiedener Satzungsbestimmungen und anderer Verfügungen bezw. Verordnungen ... die Unmöglichkeit der Entscheidung im Fall Henke.“ Konnte man aber auf die

Satzung noch setzen? Während Huhns mehrwöchiger Abwesenheit sollten keinerlei Personalveränderungen ohne ihn veranlaßt werden. Auch vom Krankenbett aus wollte er Entscheidungen in Personalfragen, wie bisher, selbst treffen. Dann ging Huhn ins Krankenhaus und sollte nie wieder an einer Sitzung des Direktoriums der Deutschen Notenbank teilnehmen. Huhn kaltgestellt Das war die Gelegenheit zum entscheidenden Schlag. Am Sonntag schrieb Dewey seine Notizen zur Direktoriumssitzung vom Vortage und am Montag übergab er sie Personalleiter Paul, der in einem vierseitigen Brief an Allenstein beklagte, wie der Bankpräsident und andere seine Bemühungen um eine fortschrittliche Personalarbeit in der Deutschen Notenbank hintertrieben. Er schilderte zahlreiche Beispiele, auch sein Streitgespräch mit Huhn und dessen Äußerungen über den Parteivorstand und legte auch eine Abschrift des Berichts von Dewey über die Sitzung vom 3.6. bei. Im MdI wurde daraus ein umfangreiches Material gegen Huhn, in dem jede Kleinigkeit hervorgekramt war. Auch Huhns Bruder, Erich, hatte nun zu lange in Westberlin gewohnt und Trennungszulage erhalten und jetzt fiel wieder auf, daß der Bruder Leiter einer der Deutschen Notenbank nachgestellten Einrichtung war. In verschiedenen Nachträgen findet sich auch der Vorwurf, daß alle 18 Neueinstellungen der letzten Berichtsperiode Mitglieder der NSDAP waren und alle in der Devisen-AuslandsAkkreditiv-Abteilung beschäftigt wurden.b Der kranke Huhn konnte – anders als gedacht – aus dem Krankenhaus weder für sich noch für Henke etwas bewirken. Die Entlassung des Direktors blieb bestehen, sein Ressort zunächst offen, Dr. Landwehr vorerst unbehelligt. Bis zum 12. Juli 1950 trat das Direktorium nicht mehr zusammen. Inzwischen war das Material der Überprüfungen des MdI in der Deutschen Notenbank der „ZPK“c zur Verfügung gestellt worden, deren Entscheidung lautete, daß Huhn als Präsident der b

Das wird sicher stimmen, das Problem aber darin liegen, daß es für diese Abteilung keine Fachkräfte gab, die nicht Mitglied der NSDAP gewesen waren. c Vermutlich Zentrale Parteikontrollkommission.

a Wilhelm Boes war im Frühjahr 1949 als zweiter Vizepräsident ins Direktorium berufen worden.

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Deutschen Notenbank abgelöst werden und an anderer Stelle „Verwendung finden“ sollte.

dent Huhn sich seit vormittags 10 Uhr im Hause befände. Er hatte den Pförtner gefragt, ob dieser den Auftrag erhalten habe, festzustellen, wann er das Haus betrete. Huhn „... versah den ganzen Tag über, als wäre nichts geschehen, seinen Dienst, leistete Unterschriften, führte Besprechungen durch und erteilte Direktiven. Für den 14.7.1950 hat er sich um 13 Uhr wieder zur Dienstleistung angesagt.“ Mitte Juli wurde im MdI ein weiterer Bericht erstellt, der nun auch gegen Dr. Landwehr zielte, der durch seine verschiedentlichen Drohungen auch als Sicherheitsrisiko erscheinen mußte und schließlich mit der Äußerung zitiert wird: „Ich werde gegen diejenigen, die meine Entlassung betreiben, Strafantrag bei der Staatsanwaltschaft stellen. Die Banditen sollen mir mal kommen, die werde ich vor den Kadi schleppen, dafür wird sich die Weltöffentlichkeit interessieren.“a Das tat die erhoffte Wirkung und Dr. Landwehr blieb. Huhns Versuch, seine Entlassung zu ignorieren, hatte dagegen wenig Erfolg. Am 20. Juli 1950 wurde die Leitung der Bankspitze neu geregelt, nachdem sich Staatssekretär Rumpf als Mitglied des Verwaltungsrates eingeschaltet hatte. Vizepräsident Boes übernahm die Leitung der Bank, sorgte dafür, daß die Arbeit des Direktoriums rationeller wurde, führte die Institution durch die schwierigen Wochen, erwies sich aber letztlich nicht als der Mann, der dem Posten eines Präsidenten der Deutschen Notenbank gerecht werden konnte. Waffenruhe und Alu Die Personalauseinandersetzung drängte das Ringen um die Münzemission in den Hintergrund, doch auch hier ging die Machtprobe weiter. Inzwischen gab es einen Regierungsbeschluß, die schon geprägten 50-PfennigMünzen einzuschmelzen, was wie die Strafaktion für ein trotziges Kind erscheint.b Die Bank wandte sich wieder an Sitnin und dieser richtete am 3. Juli 1950 ein Schreiben an Tschuikow, den Vorsitzenden der Sowjetischen Kontrollkommission und argumentierte, daß bei einer Fehlmenge

Abb. 19: Direktor Charles Hermann Dewey ging aus der Auseinandersetzung mit dem Bankpräsidenten Huhn als Sieger hervor. Quelle: Konzernarchiv der KfW Bankengruppe, Bearbeitung: P. Leisering, 2011

Am 12. Juli 1950 teilte man ihm die Entscheidung der Parteiführung über seine Ablösung mit, verbunden mit der Weisung, seinen Dienst nicht wieder aufzunehmen. Zur Direktoriumssitzung an diesem Tage war Huhn auch nicht anwesend. Doch am folgenden Tage, 13.30 Uhr, klingelte bei Frau Schmidt im Ministerium des Innern das Telefon. Personalleiter Paul teile mit, daß Präsi-

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Im Zitat sind einige Tippfehler beseitigt. Bis dahin waren immerhin Kosten, einschließlich des Materials, in Höhe von 1.719.000,- DM entstanden.

b

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schaftungsvorschriften gab.a Am 8. August reichte Direktor Dewey den Vorschlag wiederum zu Händen des Staatssekretärs Rumpf im Finanzministerium ein. Doch hier und Ministerrat folgte man den Vorschlägen der Bank nur zum Teil.

von 10.000 Tonnen Kupfer im Jahre 1950 die Gewinnung von 200 Tonnen keine große Rolle spielen könne, dagegen aber die Schwierigkeiten, die sich aus dem Kleingeldmangel ergeben, in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht unerwünscht wären und seiner Meinung nach ein rascher Regierungsbeschluß zur Ausgabe der geprägten Münzen zweckmäßig sei. Offenbar gab es schon am folgenden Tage dazu eine Rücksprache zwischen Tschuikow und Ministerpräsident Grotewohl, nach der dieser Staatssekretär Rumpf mitteilte, „... es bleibt bei unseren Beschlüssen.“ M. E. ein Hinweis darauf, daß wohl nicht zuletzt Rumpf ein Gegner der Emission war. Da es um angebliche Verstöße gegen das planmäßige Wirtschaften ging, hatte Minister Rau die Angelegenheit zu überprüfen. Am 8. Juli schrieb er an Grotewohl, daß die Prüfung keine Schuld der Deutschen Notenbank ergeben habe und wies nach, daß das Münzprogramm durch die SMAD, den Minister der Finanzen und auch durch Staatssekretär Rumpf bestätigt worden war, bei dem der Fehler letztlich lag, da versäumt worden war, eine entsprechende Vorlage einzubringen und einen Regierungsbeschluß zu erwirken. Dies sei nicht Angelegenheit der Deutschen Notenbank gewesen. Rau bat Grotewohl, den Beschluß über das Einschmelzen der Münzen vorläufig auszusetzen und den Fall nochmals zu prüfen und das rettete die 50er vor dem Schmelztiegel. Dewey hatte sich inzwischen damit beschieden, daß die ursprünglich einmal geplanten 70 Millionen Stück ausreichen mußten, um die 50Pfennigmünzen in Umlauf zu bringen. Das benötigte Material zur Prägung der dazu noch fehlenden 4,1 Mio. Stück war in Hettstedt und in der Münze Berlin vorhanden. Am 24. Juli 1950 schrieb die Notenbank noch einmal an das Ministerium der Finanzen, klagte über die vielen Beschwerden über den Kleingeldmangel, daß es bald Schwierigkeiten geben werde, die Lohnund Gehaltszahlungen zu realisieren und stellte die Ausgabe der 50er als einzige Lösung dar. Für das weitere Münzprogramm sah man nun vor, 70 Millionen Stück 1-DM und 50 Millionen Stück 2-DM-Münzen aus Duraluminium zu prägen, für das es wesentlich erleichterte Bewirt-

Das Ende des Münzenkriegs Am 17. August ermächtigte die Regierung die Bank, die 50-Pfennigmünzen ab 1. September 1950 auszugeben und für die in Verkehr gebrachte Summe einen gleich hohen Betrag an Banknoten aus dem Umlauf zu nehmen. Die Ermächtigung zur Ausgabe erstreckte sich aber nur auf die bereits geprägten Münzen. Neuprägungen bedurften der ausdrücklichen Genehmigung der Regierung. Und dann folgte der bemerkenswerte Satz: „Metall kann zur Prägung von Münzen zur Zeit nicht verwendet werden.“ Das bezog sich also auf die von der Bank geplanten Münzen zu 1 und 2 DM. Weiterhin beauftragte der Regierungsbeschluß die Deutsche Notenbank, über das Ministerium der Finanzen einen Plan für den Ersatzbedarf der in Umlauf befindlichen Banknoten bis zum 31.8.1950 zur Bestätigung vorzulegen. Bevor die Bank über den Regierungsbeschluß informiert war, hatte Direktor Fürst Mitte August Staatssekretär Rumpf erfreut mitgeteilt, daß er die erforderliche Menge an Aluminium für 1- und 2DM-Münzen aus überplanmäßigen Beständen aufgetrieben hatte und ohne Freigabe erhalten könne. Doch Rumpf meldete das umgehend an Rau, mit der Bemerkung: „Ich halte es für zweckmäßig, dass Du den Vorgang überprüfst.“ Rau, verärgert, weil schon wieder Material hinter seinem Rücken verbraucht werden sollte, ordnete die Untersuchung an. Der Versuch der Notenbank, mit den vorhandenen Restmaterialien an

a

Auf einmal entdeckte man erstaunliche Vorzüge des Metalls: „Der Vorteil bei der Verwendung von DurAluminium besteht darin, daß Fälscher nicht in der Lage sind, mit gewöhnlichen Mitteln (z.B. durch Guß, Prägung oder Schlagen) wirklich gute Nachahmungen herzustellen. Sobald sie aber zu anderen Metallen greifen (z.B. Lettern-Metall, Schnell-Lot), so verraten sich ihre Erzeugnisse bereits durch wesentlich höheres Gewicht. Falsche Stücke aus Aluminium wurden bisher nicht beobachtet.“ 35

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Alubronze wenigstens auf den geraden Betrag von 70 Millionen 50-Pfennig-Stücken zu kommen, scheiterte daraufhin. Die Bank mußte die in Hettstedt und Berlin lagernden AluminiumBronze-Bandstreifen und Halbprodukte zurückgeben, darunter auch in der Münze liegende 1.549 kg bereits gerändelte und 6.794 kg geglühte Plättchen, die z.B. zum Automatenbetrug taugten und deshalb gleich an Ort und Stelle einzuschmelzen waren. Entgegen jeder ökonomischen Vernunft wurde hier geleistete Arbeit vernichtet, denn die 8.343 kg Alubronze konnten wohl keinen Plan retten. Durch die Entkräftung des Direktoriums in der Auseinandersetzung um den Präsidenten Huhn, vor allem aber durch ihre Verfügungsgewalt über das Material hatte die Regierung am Ende des „Münzenkriegs“ durchgesetzt, daß sie über die Ausgabe der Geldzeichen zu entscheiden hatte.

Münzentwürfe für das 50-Pfennig-Stück zu honorieren, warteten zumindest zwei Künstler vergeblich, da ihre an die Zonenverwaltung gerichtete Forderung vermutlich durch die Staatsgründung untergegangen war. Fast ein Jahr später schickte der nun im Referat Bildende Kunst der Hauptabteilung Kunst und Literatur im Ministerium für Volksbildung sitzende Scholz die Zweitausfertigung einer Rechnung von Prof. Willem Hölter über 1.000,-DM für den Entwurf einer 50Pfennig-Münze in zwei Lösungen der Bildseite. Die über die Höhe erschrockene Betriebswirtschaftliche Abteilung konsultierte Scholz, wobei noch ein weiterer vergessener Künstler erkannt wurde, Prof. G. Seitz, der eine stilisierte Taube als Motiv geliefert hatte. Scholz schickte nun am 29.6.50 eine weitere Rechnung (v. 25.7.49!) von Prof. Seitz über 600,-DM für 5 Münzentwürfe. Die Bitte der Bank, mit den beiden Professoren wegen der Höhe der Rechnungen zu verhandeln, lehnte Scholz ab, da er die Forderungen angemessen fand und man „außerdem mit Künstlern, die Mitglieder der Akademie der Künste und Nationalpreisträger sind, um Preise nicht feilschen kann.“ Scholz empfahl der Bank, sich vom Schutzverband der bildenden Künstler beraten zu lassen. Am 31.8.1950 erschienen die Meldungen über die neuen 50-Pfennig-Münzen in der Presse, wobei die Münze abgebildet, der Schöpfer aber nicht genannt war. Als er das von einem anderen entworfene Bild des neuen 50Pfennig-Stücks in der Presse sah, konnte sich Hölter nicht mehr halten, rief umgehend in der Deutschen Notenbank an und bat um Auskunft „welcher Dilettant diesen Münzentwurf angefertigt hat.“ Der Befragte verschwieg den Namen, verwies auf die Vermittlung durch das Volksbildungsministerium und vertröstete Hölter hinsichtlich des Honorars, bis Direktor Dewey aus dem Urlaub zurück sei. Als man im Volksbildungsministerium anrief, um Scholz zu warnen, hatte Hölter hatte hier bereits angerufen, doch Scholz ohnehin nicht gewußt, wer den Entwurf ausgeführt hatte. Aus dem Urlaub zurück, fand auch Dewey die Honorare zu hoch und man schrieb noch einmal an Scholz: „Diese Entwürfe haben wir erhalten. Sie fielen aber so primitiv aus, daß sie nicht zur Verwendung kamen.“ Doch im November 1950 wurden die Arbeiten schließlich bezahlt. Bedenkt man das „Theater“ um den in

Abb.20: Sitz der SMAD, ab 1949 der SKK in BerlinKarlshorst. In dem 1936/38 als Offizierskasino der Pionierschule 1 der Wehrmacht errichteten Gebäude wurde 1945 die bedingungslose Kapitulation unterzeichnet und am 10. Oktober 1949 der ersten Regierung der DDR die staatliche Vollmacht verliehen. Der Ort und der Name Karlshorst waren viele Jahre Synonym für die Macht der sowjetischen Besatzer in Ostdeutschland. Foto: P. Leisering, 2008

Überraschender Ärger mit vergessenen Entwürfen Nachdem das Direktorium der Deutschen Notenbank im Juli 1949 beschlossen hatte, alle 36

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Westberlin wohnenden Krischker mit der Besatzungsmacht und um die Honorare und die zornige Reaktion Hölters auf den fremden Münzentwurf in der Zeitung, wird verständlich, warum der Entwerfer der 50-Pfennig-Münzen im Geheimen blieb und später vergessen wurde.

sen sein. Schon Anfang Oktober 1950 entschloß sich der Bruder des Bankpräsidenten, den Posten in der DWD zum Ende des Jahres aufzugeben. Noch im Oktober wurde die ungewöhnliche Konstruktion des Geschäftsführergremiums der DWD beseitigt, der Betrieb direkt dem zuständigen Ressortchef unterstellt, die Gehälter der Betriebsleitung auf das übliche Maß gebracht und die Provisionen für eingeholte Aufträge abgeschafft.

Neuer Koch Anfang August brachte die Berufung eines neuen Direktors Entspannung für die überlastete Bankleitung. Der damals 29-jährige Kurt Koch wurde gleich kräftig eingespannt, wobei er auch Henkes Bereich der Betriebswirtschaftlichen Abteilung, also die DWD übernommen und damit schon Mitte August erste Probleme „am Hals“ hatte: In einem Antrag der Druckerei zur Erhöhung ihrer Investitionen stellte man Widersprüche und „gewisse aufklärungsbedürftige Ausgaben“ fest und Direktor Koch ordnete sofort eine Revision an. Der Werkleitung wurden daraufhin u.a. Schwarzinvestitionen und eine unberechtigte Barauszahlung zur Last gelegt. Vermutlich durch die Revision ermutigt, meldeten sich nun auch die Betriebsgewerkschaftsleitung und die Betriebsgruppe der SED bei Koch und stellten Anträge, die Gehälter des Werkleiters und weiterer Führungskräfte dem im Druckgewerbe Üblichen anzugleichen und Provisionen für eingeholte Aufträge und Aufwandsentschädigungen zu streichen. Koch und das Direktorium der Bank bestellten Erich Huhn und den Hauptbuchhalter der DWD nach Berlin, wobei Huhn seinen Kopf noch einmal aus der Schlinge ziehen konnte und auf seinem Posten blieb. Während Dewey in dieser Zeit in Urlaub war, versuchte das Direktorium die DWD und die beiden Münzen loszuwerden, einer Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) oder am besten dem Finanzministerium zuzuschieben. Doch gegen die Abschiebung der geldherstellenden Wirtschaftsbetriebe sprach offenbar Sitnin von der SKK und als Dewey am 12.9.1950 wieder anwesend war, überzeugte Koch diesen, die Teilung auf zwei Ressortchefs aufzuheben und die gesamte Betriebswirtschaftliche Abteilung, also Münzen und DWD, zu übernehmen. Dafür ging die Scheck- und Wechselabteilung an Koch, der damit das lästige Ressort los war. Erich Huhn dürfte allerdings die neue Zuständigkeit Deweys recht unangenehm gewe-

Huhn im Pech Inzwischen war die Lage in der Leitung der Deutschen Notenbank noch immer unklar. Präsident Huhn geisterte weiterhin im Hause herum, während das Direktorium ohne ihn tagte und beschloß. Auch hinsichtlich seines Gehalts war er noch im Amt und mit monatlich 2.400,-DM brutto und 2.000,-DM steuerfreier Aufwandsentschädigung gut versorgt, fungierte aber ansonsten nicht mehr als Präsident und wurde auch aus der Betriebsgruppe der SED ausgeschlossen. Daß er nicht bereit war, seine Absetzung hinzunehmen, zeigt ein Vorgang vom 19. September 1950. Nach Feierabend fand im Kultursaal der Deutschen Notenbank eine Parteiversammlung statt, zu der Willy Huhn überraschend erschien. Die Versammlungsleitung befürchtete, daß der ungebetene Gast zum Punkt, „Wachsamkeit gegen Saboteure“, Dewey als „Agenten des Monopolkapitals“ beschuldigen „und weitere unqualifizierte Angriffe“ vorbringen könnte, hatte er doch zuvor in einem Schreiben an den SEDBetriebsgruppenvorstand den Ausschluß von Dewey beantragt. Um Huhn, der ja nicht mehr Mitglied der Betriebsgruppe war, aus der Versammlung zu entfernen, versuchten die Veranstalter Hilfe vom ZK zu bekommen. Doch dort war keiner der zuständigen Genossen zu erreichen. Im Ministerium des Innern erhielt man von Frau Schmidt wenigstens moralischen Beistand. Zum Gehen aufgefordert, ergriff Huhn das Wort und wollte seine Teilnahme an der Versammlung erzwingen. Als er schließlich durch den Wachleiter des Betriebsschutzes aufgefordert wurde, den Saal zu verlassen protestierte er: „Ich bin noch Präsident der deutschen Notenbank. In wessen Auftrag handeln Sie?“ Aber er ging, diskutierte draußen auf der Treppe weiter mit dem Wach37

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tionskosten“ mehr erfolgt und der geschäftsführende Vizepräsident Boes repräsentierte auch ohne dieses Geld. Nach den Wahlen zur Volkskammer im Oktober und der Regierungsbildung wurde über die Besetzung des Präsidentenpostens bei der Deutschen Notenbank entschieden und als Huhns Nachfolgerin am 23. November Greta Kuckhoff auserwählt. Auf Grund einer persönlichen Unterredung am 25.11.1950 richtete Huhn noch am gleichen Tage ein Schreiben an den Ministerpräsidenten, in dem er offiziell um die Entbindung von der Funktion als Präsident der Deutschen Notenbank nachsuchte. Als man diese Nachricht am 27.11. im Innenministerium erhielt, konnte man zufrieden sein. Nach der dortigen Notiz ging Huhn „... jetzt sofort auf Kosten der VAB zur Kur und wird sich nach Rückkehr zum weiteren Einsatz beim ZK melden.“ Das Schicksal meinte es nicht mehr so gut mit Willy Huhn. Bis zu seinem Ende sollte er eher Pech haben, denn die Parteiführung „verwendete“ ihn als Kaufmännischen Direktor im Teerwerk Erkner. Auf diesem Posten verstarb er im Januar 1955 im Alter von 54 Jahren.

mann und Personalleiter Paul, verlangte vergeblich ein bankeigenes Fahrzeug, um zu Sitnin nach Karlshorst zu fahren, dann nur noch ein Telefon, um bei Sitnin anrufen zu können und endete – nachdem Paul ihn auf die Telefonzelle vor dem Bankgebäude verwiesen hatte – schließlich im Weinlokal „Luther und Wegner“. Der letzte Akt gegen den Präsidenten kam aus einer unerwarteten Ecke: Ob zufällig oder doch eher gezielt, Anfang November unterzog man das Konto „Repräsentationskosten“ einer Überprüfung und stellte fest, daß Willy Huhn im Jahre 1949 rund 13.000,- DM allein „für seinen persönlichen Verbrauch ... an Zigarren, Zigaretten, Kaffee und insbesondere Spirituosen“ verwendet hatte, wobei zu bedenken war, daß der Präsident ja monatlich nochmals 2.000,- DM Aufwandsentschädigung erhielt. Im Jahre 1950 beliefen sich die Ausgaben zwar nur auf rund 4.400,DM, doch auch davon war der überwiegende Teil für die oben genannten Genußmittel zur persönlichen Verfügung des Präsidenten ausgegeben. Nach dem 25.7.1950 waren gar keine Auszahlungen zu Lasten des Kontos „Repräsenta-

Bildbeschreibungen Farbseite: Abb.6: Das „Nationaldenkmal“ auf der Schloßfreiheit, ab 1892 unter Leitung von Reinhold Begas zur Ehrung von Kaiser Wilhelm I. geschaffen, 1897 eingeweiht. Quelle: altes Postkartenmotiv. Reproduktion: P. Leisering 2011 Abb.7: Objekte der Begierde für Materialjäger: Die im Frühjahr 1949 eingezogenen Kleinmünzen, Renten- und Reichspfennige in Zink und Aluminiumbronze. Fotos: P. Leisering, 2011 Abb.8: Ein solches Bild boten die umlaufenden kleineren Geldscheine der Deutschen Notenbank schon nach kurzer Zeit. Das Beispiel zeigt verschlissene 1-DM-Banknoten der Erstausstattung. Foto: P. Leisering, 2008 Abb.9: Von Willi Wenger geänderte Zahlseite des 50-Pfennigstücks mit dem Ausgabejahr 1949. Quelle: Konzernarchiv der KfW Bankengruppe, Bearbeitung: P. Leisering, 2011 Abb.10: Die Bildseite der 1949/50 geprägten 50-Pfennig-Münze der Deutschen Notenbank nach Entwurf und Modell von Franz Paul Krischker. Foto: P. Leisering, 2011

Das „Nationaldenkmal“ auf der Schloßfreiheit in Berlin, unter Leitung von Reinhold Begas zu Ehren von Wilhelm I. geschaffen, zeigte den Kaiser, nicht gerade tatkräftig, aber hoch zu Roß, das Victoria selbst führte. Um den Sockel gruppierten sich vier Trophäensammlungen, von eindrucksvollen, übergroßen Löwen besetzt, die lauernd oder schreitend keinen Zweifel ließen, die Kriegsbeute keinem zu lassen. Das Halb einer Kolonnade umgab die zum Wasser gewandte Rückseite des Monuments. An den Giebeln sprengten zwei Quadrigen mit Borussia und Bavaria. Der monumentale Komplex, wohl schon vor Kriegsende als Kunstwerk nicht besonders geachtet, wurde 1950 aus politischen Gründen abgetragen und die Bronzeskulpturen bis auf vier Figuren eingeschmolzen. Wer sich alte Fotos betrachtet, wird die Favoriten des „Überlebens“ sofort ausmachen: Die von August Gaul und August Kraus geschaffenen Transvaal-Löwen konnten trotz des Habitus unübertrefflicher Aggressivität, mit dem sie Kanonen, Fahnen und andere Kriegs-Attribute verteidigten, zwar nicht verhindern, daß das unzeitgemäße Material in den Schmelztiegel des Wiederaufbaus wanderte, sie selbst aber wurden eingelagert und auf neuer Grundlage 1963 bei der Eröffnung des Alfred-Brehm-Hauses im Berliner Tierpark wieder aufgestellt. In zwei Gruppen bewachen sie nun den Eingang zum Raubtierhaus.

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Leisering: Geldgeschichten – Kap. 2. Der kleine Münzenkrieg

Abb.6: „Nationaldenkmal Abb.8: verschlissene 1-DM-Noten

Abb.7: Münzeinzug Abb.9 und 10: 50-Pfennig-Münze von 1950

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Leisering: Geldgeschichten – Kap.3. Von „Streifbänder“ und anderen Geheimnissen

3: Von „Streifbändern“ und anderen Geheimnissen Die relative Handlungslähmung und die gereizte Stimmung der Regierungsstellen im Herbst 1950 hing wohl vor allem mit den bevorstehenden Wahlen zur Volkskammer zusammen. Während man die verschiedenen politischen Parteien und Organisationen bereits in einen politischen Block gegossen und damit die Wahrscheinlichkeit extrem unliebsamer Wahlausgänge minimiert hatte, konnten sich die einzelnen Akteure nicht sicher sein, ob sie wieder in das bisherige Amt gestellt würden. Vor der Wahl mußten sie Fehler vermeiden. Nach den Wahlen am 15. Oktober sah man sich legitimiert und die wieder in ihre Position Gesetzten konnten mit größerer Sicherheit entscheiden. Durch Beschluß der Regierung der DDR vom 23. November 1950 wurde mit Wirkung vom 1. Dezember Greta Kuckhoff zum Präsidenten der Deutschen Notenbank ernannt und damit eine couragierte und gebildete Frau an die Spitze des Direktoriums gestellt. Die damals 48-jährige Diplom-Volkswirtin hatte in Berlin, Würzburg und in den USA studiert, dann vor allem auf dem Gebiet des Wirtschaftsrechts, als Dolmetscherin und Übersetzerin gearbeitet. 1933 befand sie sich zum Studienaufenthalt an der London School of Economics, trat während der Naziherrschaft 1935 in die KPD ein, engagierte sich in der Widerstandsgruppe „Roten Kapelle“, wurde im September 1942 verhaftet und im Februar 1943 zum Tode verurteilt, dann aber zu zehn Jahren Zuchthaus begnadigt. Nach Kriegsende arbeitete Greta Kuckhoff u.a. in der Abt. Ernährung beim Magistrat von Berlin, wurde Mitglied des Sekretariats der DWK, im Januar 1949 Bevollmächtigte der DKW und Vorsitzende des Verwaltungsrats der „Handelsorganisation freie Läden“ und 1949/50 Leiterin der Hauptabteilung Wirtschaftspolitik im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten. Kuckhoff war Mitglied der SED und ab 1949 Abgeordnete der Volkskammer der DDR. Im Direktorium von Frau

Kuckhoff war Dr. Landwehr nicht mehr vertreten. Dafür kamen als Direktoren Walter Heinicke und Werner Todtmann neu hinzu, Vizepräsident Boes und die Direktoren Fürst, Koch und Dewey, der weiterhin für Geldumlauf und Emission zuständig war, blieben. Dewey hatte sein Ziel, ein langfristiges Münzprogramm mit dem die ihm unterstehenden Prägestätten beschäftigt gewesen wären und das zugleich für einen rationellen Geldumlauf gesorgt hätte, nicht erreicht. Da ihm aber inzwischen auch die DWD in Leipzig unterstand, sicherte jede Produktion von Geld Arbeit in seinem Verantwortungsbereich. Während des „kleinen Münzenkriegs“ hatte sich die Bargeldfrage zu einem dringenden Problem verschärft. Während im Jahre 1949 ein Anfall von beschädigten Banknoten im Werte von 68,6 Millionen DM ausgewiesen wird, waren es 1950 bereits 215,9 Millionen DM. Gegenüber der Gesamtsumme der Erstausstattung in Höhe von fast 6,7 Mrd. DM in Banknoten, die einen Reservebestand von ca. 3 Mrd. DM zuließ, erscheint die Ausfallsumme unbedenklich, betraf aber vor allem die kleinen, intensiver umlaufenden Wertgrößen: Verzeichnete man 1950 nur 29 verschlissene 1.000-DM-Noten, wurden z.B. ca. 390.000 Stück beschädigte 50-DM-Noten, über 23 Millionen 2-DM-Noten und fast 48 Millionen 50-Pfennig-Noten ausgesondert. Die später berechnete durchschnittliche „Lebensdauer“ einer Banknote belief sich für eine 50-DM-Note z.B. auf 4,8 Jahre, für die 5- und 2-DM-Noten nur auf 1,2 Jahre. Ende Juni 1950 war von den 2-DM-Noten bereits mehr als 1/3 der Erstauflage verschlissen und man konnte davon ausgehen, daß die Reserve schon im kommenden Jahr aufgebraucht würde. Am 2. November faßte die Regierung den Beschluß, daß zum Ersatz der verkehrsunfähigen Scheine 30 Millionen Stück 50-Pfennignoten, 50 Millionen Stück 1-DMScheine und 27,5 Millionen Stück 2-DM-Scheine 40

Leisering: Geldgeschichten – Kap.3. Von „Streifbänder“ und anderen Geheimnissen gedruckt werden sollten. Das Ministerium für Innerdeutschen Handel wurde beauftragt, die erforderlichen Materialien sofort zur Verfügung zu stellen, das Ministerium für Planung für das Jahr 1950 aus der Investitionsreserve 32.000,DM bereitzustellen. Der Ersatzdruck der Banknoten lief dann unter dem Decknamen „Streifbänder“. Bei der Produktionsvorbereitung traten erhebliche Schwierigkeiten auf, da ein Teil der benötigten Materialien nicht im Gebiet der DDR oder im Ostsektor von Groß-Berlin zur Verfügung standen. Doch nun gab es keine Alternative mehr und das Material wurde schließlich aufgetrieben, um mit dem Ersatzdruck der drei kleinen Notenwerte im Frühjahr 1951, als 2. Auflage, aber weiter mit dem Ausgabejahr 1948, zu beginnen.

dung von unter der Quarzlampe fluoreszierenden Farben bei dem Druck von Banknoten fraglos das sicherste Mittel darstellt, um sofort und mit absoluter Gewissheit die Echtheit derselben zu ermitteln.“ Schon damals erwog man, ähnliche Sicherungen auch bei einem Neudruck der Noten anzuwenden, war sich aber auch darüber im Klaren, daß eine Kontrollmöglichkeit sich dann auf die Emissions- und Girobanken beschränken würde. In das Papier der Banknoten der 2. Auflage wurden solche „Geheimzeichen auf Banknoten“ eingearbeitet. Bei allen drei Wertgrößen sollte unter der Quarzlampe ein sonst nicht bemerkbarer Leuchtstreifen hell-lila sichtbar werden. „Der Leuchtsteifen wurde bei der Papierherstellung dadurch erzeugt, dass ein wasserlöslicher Stoff, der die Bezeichnung «Blankophor» führt, zusammen mit den Fasern in den Papierbrei eingeschlemmt wurde.“

Offenbarung unter der Quarzlampe

(Abb. 1-2 und 6 zu den Leuchteffekten – siehe Farbseite am Kapitelende)

Erstmals war man in der Deutschen Notenbank nun mit der Herstellung der eigenen Banknoten befaßt, wobei nicht nur die Abteilung Wirtschaftsbetriebe sondern auch die Falschgeldabteilung von Anfang an in die konkreten Planungen von Papierherstellung und Druck, dann auch in die Qualitätskontrolle einbezogen war und sich deren Mitarbeiter zu den federführenden Experten der Geldzeichenherstellung in der Bank entwickelten. Das hatte seine Logik, denn wer Falschgeld erkennen und verhindern will, muß sich genau in den Herstellungsverfahren auskennen. Da umgekehrt bei den Falschgeldleuten die Erkennung von Fälschungen im Mittelpunkt stand, versuchten sie, bereits beim ersten Nachdruck von Banknoten neue Sicherheitskennzeichen einzuarbeiten. Die „Erleuchtung“ war dem Leiter der Falschgeldabteilung, Walter Jaenicke, bereits im August 1949 gekommen. Nachdem man endlich ein Kabel für Gleichstrom in die Abteilung verlegt hatte, konnte er hier die Quarzlampe in Betrieb nehmen und die bis dahin in der Bank liegenden Musternoten anderer Länder prüfen. Die Resultate meldete Jaenikke sogleich an den damaligen Bankpräsidenten Huhn und lud das Direktorium zur Vorführung der Effekte ein, die man z.B. bei den Noten der Bank Deutscher Länder oder der Tschechoslowakischen Republik gefunden hatte. Zusammenfassend stellte Jaenicke fest: „..., dass die Verwen-

Die ersten Banknoten unter Regie der Deutschen Notenbank Der Druck der insgesamt geplanten 120 Millionen DM wurde in der Deutschen Wertpapierdruckerei in Leipzig etwa von März bis zum November 1951 realisiert. Das Wertzeichenpapier kam aus der Freiberger Zellstoff- und Papierfabrik zu Weißenborn, wobei die Zusammenarbeit zwischen den Auftraggebern in Berlin und den sächsischen Herstellern nicht problemlos war: Die „alten Hasen“ in Sachsen, die zum Teil bereits an der Erstausstattung der Banknoten der Ausgabe 1948 gearbeitet hatten, sollten nun Anweisungen, Sicherheitskonzepte und Kontrollen der erstmals mit der Banknotenherstellung beschäftigten Zentrale der Deutschen Notenbank ertragen. Widerstand und Ablehnung waren angesagt. Später meinte man dazu, daß Revisions- und Falschgeldabteilung der Bank zu spät und ohne ausreichende „Fühlungnahme“ in den Herstellungsprozeß des Papiers eingeschaltet wurden. Daher konnten technische Kontroll- und Überwachungsmaßnahmen in der Papierfabrik nur in unzureichendem Maße, nachträglich in den Produktionsprozeß eingeschoben werden. Die Qualität des Wertzeichenpapiers für die 2. 41

Leisering: Geldgeschichten – Kap.3. Von „Streifbänder“ und anderen Geheimnissen (Abb. 3-5 zu den „Streifband“-Banknoten – siehe Farbseite am Kapitelende.)

Auflage war dann auch ziemlich schlecht, zeigte Unterschiede in der Stärke und in den Papierbögen wurden zahlreiche bis zu 2 mm starke schwarze Fremdkörper, später Knoten und vereinzelt gar kleine Glassplitter festgestellt, die beim Offsetdruck zu Beschädigungen der Druckplatten und der wertvollen Gummitücher führten.a Auch das Verhältnis der Deutschen Notenbank zur ihr unterstellten DWD blieb kompliziert, wobei vielleicht auch die 1949 von Berlin aus erfolgte Besetzung der Führungsposition des Betriebes mit dem Bruder des Bankpräsidenten nachwirkte. Wenn der von der Notenbank delegierte Kollege sich im Dezember 1951 einen Arbeitskittel aus Berlin schicken ließ, weil er in der DWD in Leipzig keinen bekam, spricht das für sich. Beim Druck wurde gegenüber der Erstausstattung nur eine geringe Qualitätsverbesserung erreicht, vor allem beim irisierenden Unterdruck der 1-DM-Noten. Auch die Sicherheitsmerkmale im Papier blieben schlecht, die Faserstreu noch ausgesprochen sparsam, das Wasserzeichen schwach. Vom Wert 50 Pfennig wurden insgesamt 37.730.000 Stück, damit 18.865.000 DM nach Berlin geliefert, also fast 8 Millionen Banknoten mehr, als der Beschluß vom 2.11.1950 vorsah. Auch bei 1- und 2-DMBanknoten gingen mehr als geplant, an die Deutsche Notenbank. Von allen drei Werten sind insgesamt rund 120,7 Millionen Stück bzw. 132 Millionen DM geliefert und dafür Gesamtkosten von 1.077.968,50DM ausgewiesen worden,b womit die Herstellung der kleinen Banknoten eine ziemlich kostspielige Angelegenheit war, wenn man die kurzen Umlaufzeiten der Werte bedenkt.

Rätselhafte X-Serie und ausgewaschene Leuchtstreifen Jeder weiß, daß jede Banknote eine Seriennummer besitzt, durch die jeder Geldschein ein Unikat wird, da jede Kombination aus Buchstaben und Zahlen nur einmal vergeben wird. Tauchen zwei Banknoten mit der gleichen Seriennummer auf, ist mindestens einer der beiden Scheine falsch. Anhand der Seriennummer kann die Notenbank außerdem prüfen, ob eine solche Serie überhaupt hergestellt und ausgegeben war. Die Banknoten des Auftrags „Streifband“ und auch die der folgenden unter Regie der Deutschen Notenbank und später der Staatsbank der DDR hergestellten Serien wurden jeweils nach einem bestimmten Nummernschlüssel geziffert, d.h. nicht einfach in alphabetischer Buchstabenund lückenloser Ziffernfolge. Damit war es für mögliche Fälscher noch schwieriger, zu erahnen, welche Seriennummern tatsächlich ausgegeben waren und welche, wurden sie auf falsche Banknoten gesetzt, diese sofort als Fälschung verraten könnten. Eine solche Kontrolle war selbstverständlich nur dem kleinen Kreis an Eingeweihten möglich, die über den Nummernschlüssel verfügten und deshalb vor allem als Kontrollinstanz bei einer ziemlich perfekten Fälschung gedacht. Beim Druck der Banknoten des Auftrags „Streifband“ standen die Akteure der Notenbank aber vor einem Problem. Die Bank hatte die Banknoten der Erstausstattung von der Sowjetischen Besatzungsmacht ohne einen Nummernschlüssel erhalten, Walter Jaenicke inzwischen lediglich festgestellt, daß für die Werte von 1000 bis 50 DM Numerierwerke mit sieben großen, mageren Ziffern und einem Serienbuchstaben, für die 20DM-Noten solche mit sechs mittelgroßen Ziffern und einem bzw. zwei Serienbuchstaben und für die Noten von 10 DM bis 50 Pf mit sechs kleinen Ziffern und einem bzw. zwei Serienbuchstaben eingesetzt waren. Um doppelte Notennummern zu vermeiden, wurden für die neuen Serien die großen Nummernwerke der Werte 1000 bis 50 DM der 1. Auflage, mit ihren 7 Ziffern verwendet. Als Serienbuchstaben nutzte man – beginnend mit „A“ – nur jeden zweiten Buchstaben,

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Zunächst wurden nur die 50-Pfennig-Scheine der Ausgabe 1948 der Banknoten der Deutschen Notenbank im Offsetdruck hergestellt. Bei diesem indirekten Druckverfahren wird die Druckform seitenrichtig hergestellt, die Farbe dann aber auf einen Gummituchzylinder und von diesem auf das Papier übertragen. Die dazu benötigten Seidengummitücher gehörten zu den prekären Materialien. b Die Kosten für die 50-Pfennig Banknoten beliefen sich auf 7,77 DM je 1.000 Stück, die der 1-DM-Noten auf 9,33 DM und die der 2-DM-Noten auf 9,68 DM. 42

Leisering: Geldgeschichten – Kap.3. Von „Streifbänder“ und anderen Geheimnissen durch heutige „Geldwäscher“ verursacht, die in der Absicht, den Verkaufspreis ihrer Banknoten zu steigern, deren wirklichen Wert in den Ausguß gespült haben. Da das Dilemma mit dem Leuchtstreifen bereits während des Drucks der 2. Auflage offenbar war, suchte man nach einer besseren Lösung und es wird auch erkennbar, daß die Fachleute der Geldherstellung in der Deutschen Notenbank Erfahrungen auf ihrem neuen Arbeitsgebiet erst sammeln mußten.

also A, C, E, ...etc. Aber während des Drucks in der DWD kam es zu einer peinlichen Panne: Bei der Herstellung der 1-DM-Noten wurden versehentlich die gleichen Seriennummern zweimal eingesetzt. Das betraf fast 15.000 Bogen, die zunächst in der DWD eingeschlossen wurden, um nach einer Lösung zu suchen und den Verlust zu vermeiden. Noch im Sommer bestätigte das Direktorium Jaenickes Vorschlag, vor den bereits vorhandenen Serienbuchstaben den Großbuchstaben „X“ einzudrucken, so daß die neuen Serienbezeichnungen XA, XC, XE usw. lauteten. Nachdem die übrige Fertigung der zweiten Auflage abgeschlossen war, prüfte man noch einmal, daß nicht noch weitere doppelte Notennummern vorgekommen waren und ließ dann die „X“-Serie fertigen, wobei ein außerordentlich hohe Ausschußanteil von 40% sicher dadurch entstand, daß der zusätzliche Buchstabe allein eingedruckt werden mußte. Diese X-Noten der 2. Auflage dürften heute seltener sein, da ja nur ein Teil des Ziffernbereichs doppelt gedruckt war und die Geldscheinsammler haben der Panne begehrenswerte Objekte zu verdanken. Es gab noch einen zweiten Fehlschlag beim Auftrag „Streifband“ und zwar hinsichtlich des neu eingearbeiteten Leuchtstreifens: „Im Laufe der Fabrikation stellte es sich jedoch heraus, dass das Langsieb der Papiermaschine mit dem Leuchtstoff allmählich infiziert wurde. Hierdurch war es unvermeidlich, dass die seitliche Begrenzung des Leuchtstreifens mehr und mehr an Schärfe verlor, so dass schliesslich das Papier in seiner ganzen Breite mehr oder weniger unter der Quarzlampe aufleuchtet. Ferner konnte festgestellt werden, dass bei durch Waschen beschädigten Noten der Leuchtstreifen wegen seiner Wasserlöslichkeit aus dem Papierstoff nahezu verschwunden war bzw. sich auf die ganze Papierfläche verteilt hatte.“ Besonders die Wasserlöslichkeit des „Blankophors“ dürfte dazu geführt haben, daß heute ein intakter Leuchtstreifen bei den Noten der 2. Auflage selten zu finden ist.a Einige Verluste wurden sicher auch

(Abb. 7-8 zu den X-Noten – siehe Farbseite am Kapitelende.)

Phänomenale Transporte Die in der DWD in Leipzig fertiggestellten Banknoten wurden für den Austausch der verschlissener Scheine der kleinen Wertstufen dringend benötigt und mußten daher umgehend nach Berlin in die Zentrale der Deutschen Notenbank transportiert werden. Außerdem war der sichere Lagerraum in der Wertpapierdruckerei beschränkt. Der erste Geldtransport erfolgte am 22. März 1951 mit 1,8 Millionen 1-DM-Noten im bankeigenen LKW „Phänomen“, drei ständigen Transportbegleitern aus der Abteilung Geldumlauf und einem Begleitfahrzeug. Nachdem die transportierte Wertsumme bei der Lieferung von 2-DM-Scheinen am 27. April immerhin 3,15 Millionen DM betragen hatte, gab es eine Rücksprache mit dem Leiter der Schutzpolizei, der sich wegen der Sicherung der Geldtransporte sorgte und es für erforderlich hielt, daß die Begleitpolizisten wenigstens zwei Karabiner und einen abgerichteten Polizeihund mitnahmen. Außerdem sollten die Transportzeiten laufend verändert werden. War schon die Geldzeichenherstellung eine ziemlich geheime Aktion, so waren die dann notwendigen Transporte des fertigen Geldes – wie überall in der Welt – ein Vorgang, der ganz besonderer Geheimhaltung unterliegen sollte. Für die Nachrichtenübermittlung hatte man ein besonderes Codesystem entworfen, das während der über Monate laufenden Aktion verändert und ausgebaut wurde. Im Mai 1951 bedeutete die Ankündigung einer „Kiste“ mit 25

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Daß das Banknotenpapier in seiner ganzen Breite aufleuchtet, kann nach dem halben Jahrhundert, das seit der Herstellung vergangen ist, weniger beobachtet werden. Wenn trotzdem bei Banknoten unregelmäßige Leuchterscheinungen auftreten, weist das i.d.R. auf

jüngere Manipulationen hin, z.B. auf ein Bad in einem phosphathaltigen Waschmittel. 43

Leisering: Geldgeschichten – Kap.3. Von „Streifbänder“ und anderen Geheimnissen „Büchern“ und 20 „Blöcken“ in „Dessau“ z.B., daß ein Transport von 25 Säcken mit 50Pfennig-Banknoten und 20 Säcken mit 2-DMBanknoten, Übergabezeit 9:00 Uhr, geplant war. Im Laufe des Monats Mai kam Produktion in der DWD in Gang und betrug im Tagesdurchschnitt 35 Sack Banknoten, wöchentlich 210 Sack, das waren ca. 7,5 Tonnen. Ende Mai erkannte der Oberreferent Wirtschaftsbetriebe, daß er für die Transporte kein spezielles Benzinkontingent eingeplant hatte. Bis zum 24. Mai waren 16 Fahrten durchgeführt, weitere 40 bis zur Beendigung des Auftrags „Streifband“ noch nötig, wenn man weiter mit dem kleinen „Phänomen“ rechnete, der nur etwa 45 Geldsäcke faßte. Und obwohl dieser nun schon mit einer Nutzlast von 2 Tonnen fuhr, mußte man etwa alle 1 ½ Tage einen Transport planen. Der Oberreferent wurde kreativ und schlug Sammeltransporte mit einem großen gemieteten LKW vor, der mit Dieselverbrauch, Leer- und Lastfahrt, Standzeiten, Zuschlägen, etc. 523,50 DM je Einsatz kostete, womit das Problem des fehlenden Benzinkontingents für den eigenen Transporter auch gleich gelöst war. Der erste Sammeltransport, mit einer Wertsumme von 14,85 Millionen DM, fand am 13.6.1951 statt. Hinter dem Diesellastzug mit Anhänger sollte das Begleitfahrzeug der VP folgen, ging aber im dichten Innenstadtverkehr von Leipzig verloren, ohne daß der Posten auf dem Hänger den Fahrer des LKW verständigen konnte. Zum Glück war beim ersten Transport noch ein zweites Begleitfahrzeug eingesetzt. Zunächst wollte man nach diesem Zwischenfall nun immer zwei Begleit-PKW mitfahren lassen, fand aber eine billigere Lösung: Um der Besatzung des Hängers in jener handylosen Epoche ein Signal zum Führerhaus des LKW zu gestatten, spannte man einfach eine Leine, an der im Notfalle gezogen werden sollte. Gleich beim nächsten Transport am 22. Juni, der mit 16,2 Millionen DM wertmäßig umfangreichsten Lieferung des Jahres 1951, schien sich die Sparsamkeit zu rächen und die Katastrophe einzutreten. Der am Wochenende angesetzte Transport kam zur vereinbarten Zeit nicht an. In der Deutschen Notenbank wurden Joachim Dittmann, der Oberreferent Wirtschaftsbetriebe, und sein Kollege aus der Falschgeldabteilung immer unruhiger und fuhren schließlich dem Geld entgegen.

Erst an der Elbebrücke trafen sie auf den in Richtung Berlin fahrenden Lastzug. Das Geld war noch da, aber im Begleitwagen saß eine fremde Frau, obwohl das selbstverständlich strikt untersagt war. Durch die verspätete Ankunft in Berlin mußten dann Überstunden geleistet und das Mietfahrzeug länger bezahlt werden. Die fremde Person entpuppte sich als die Ehefrau eines der LKW-Fahrer, die so zu einem kostenlosen Wochenendausflug kam und die Verspätung rührte auch daher, daß der Transportleiter, ein VPOberkommissar, vor der Abfahrt, als der LKW in Leipzig bereits beladen bereitstand, einen Angehörigen des Begleitpersonals mit dem BegleitPKW noch schnell in die Stadt schickte, um eine Landkarte der Sowjetunion zu holen. Was nutzte das schöne Codesystem, bei solchem Leichtsinn? Trotzdem blieb die Sicherung der Millionentransporte der 2. Auflage, die sich bis November 1951 hinzogen, ausgesprochen sparsam. Ab Mitte Januar 1952 begannen die Geldtransporte der 3. Auflage, die wertmäßig in ganz andere Dimensionen kommen sollten. Doch auch als dann jeweils hunderte Millionen DM transportiert wurden, gab es offenbar keine wirklich ernsthaften Zwischenfälle. Probleme mit dem Bargeldumlauf Während im Frühjahr 1951 mit dem Auftrag „Streifband“ gegen den Bargeldmangel bei den kleinen Werten angedruckt wurde, beunruhigte die Führung der Deutschen Notenbank ein weiteres Problem: Der Bargeldumlauf lag wesentlich über dem Stand zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres und man fürchtete um die Liquidität der Kreditinstitute der DDR in den Monaten Oktober bis Dezember, d.h. daß die Banken dann nicht über genügend Bargeld für Betriebe, Unternehmen und Institutionen verfügen könnten, damit diese Gehälter, Löhne, Renten usw. auszahlen konnten. Dann wäre eine zusätzliche Emission von Bargeld erforderlich, die aber das Vertrauen der Bevölkerung zum Geld der Deutschen Notenbank vermindern und den politischen Gegnern Argumente liefern würde. Berechnungen der Kaufkraft und ihrer Realisierung, dargestellt anhand der Auszahlungen von Löhnen, Renten und Privatentnahmen einerseits und der Einzahlungen des Einzelhandels der Post und 44

Leisering: Geldgeschichten – Kap.3. Von „Streifbänder“ und anderen Geheimnissen und entsprechende Schlüsse ziehen, weil sie über die entsprechenden Informationen verfügte und dabei auch erkennen, daß der nach der Währungsreform bleibende Überhang an kaufkräftiger Nachfrage trotz der Steigerung der Warenproduktion kaum abgebaut wurde.

der Eisenbahn bei Kreditinstituten andererseits, ließen erkennen, daß es etwa ab Mai/Juni 1949 nur noch zeitweise, dann ab Juli 1950 kaum noch gelang, einen Einzahlungsüberschuß zu erzielen, also fast ständig mehr an Bargeld ausgezahlt wurde, als dann wieder zurückkam. Mitte Mai 1951 waren ca. 3.335 Millionen DM bei der Bevölkerung, den Betrieben und Organisationen im Umlauf, das waren 277 Millionen DM mehr als im Jahre 1950 und 291 Millionen DM mehr als 1949. Die Bank wollte den höheren Bargeldumlauf nicht allein mit der Erhöhung der Löhne und Renten im Herbst 1950 erklären, denn die erhöhte Kaufkraft sollte auch erhöhte Umsätze an Waren nach sich ziehen, damit die mehr in Umlauf gekommenen Geldbeträge über den Einzelhandel wieder in die Bankinstitute zurückflossen. Führte die Erhöhung der Löhne und Renten nur zur Aufblähung des Geldumlaufs, war sie letztlich inflationär, da man von einer Warendeckung des Geldes ausging. Der steigende Bargeldumlauf zeigte also an, daß den gestiegenen Einkommen keine entsprechende Warenmenge gegenüberstand. Dabei erkannte das Bankdirektorium ein weiteres Problem: Im gesamten Handel beliefen sich die kurzfristigen Kredite im Juni 1950 auf 1.282 Millionen DM, Ende März 1951 auf 2.645 Millionen DM und darin zeigten sich nicht nur ein größerer Warenumschlag, sondern auch Warenstau und steigende Bestände. In Untersuchungen hatte die Notenbank aufgedeckt, daß einerseits ein Mangel an begehrten Waren bestand, zugleich aber große Bestände an unverkäuflichen Produkten wuchsen und nicht nur bei den Konsumgütern, sondern auch bei den Produktionsmitteln „Ladenhüter“ hergestellt wurden. Teilweise lag das Problem auch in einer schlechten Verteilung der Waren im Gebiet der DDR und anderen Unzulänglichkeiten. Die Bank zog konkrete Schlußfolgerungen und nannte Maßnahmen, um die Bargeldsituation zu verbessern, wie Schlußverkäufe und bessere Einkaufstätigkeit der HO, aber auch Werbeaktion für Sparkonten. Außerdem sollte es in den Monaten September bis Februar, in denen die Bargeldsituation besonders prekär war, keine Einkommenserhöhungen bei der Bevölkerung geben. Wie sich zeigt, konnte die Notenbank die Probleme des Wirtschaftsprozesses und der Planwirtschaft gut erfassen

Von der „Hau-Ruck-Aktion“ zum planmäßigen Herstellung Die Deutsche Notenbank konnte diese Probleme zwar erkennen, aber zunächst kaum Einfluß nehmen, war doch nach wie vor nicht einmal die direkte Vertretung in der Regierung geregelt. Um Tendenzen der Inflation zu begegnen, war das Direktorium weiter bestrebt, die Bargeldmenge so knapp wie möglich zuhalten, mußte aber den Engpässen im Bargeldbereich begegnen. Dabei resultierte die Ausweitung des Bargeldumlaufs nicht nur aus einer unzulänglichen Warenproduktion. Die Planwirtschaft führte zwar nicht zu einem „Wirtschaftswunder“ wie im Westen, aber zu einem merklichen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Zahl der Beschäftigten stieg, damit auch die Lohnsumme, somit die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, wenn die Bargeldmenge nicht ausreichend erweitert wurde. Der 1950 genehmigte Ersatzdruck von 50-Pfennig-, 1- und 2-DM-Scheinen, reichte kaum für den Bedarf im Jahre 1951 und der zunehmende Verschleiß der Banknoten hatte inzwischen auch die Werte von 5 DM aufwärts erfaßt. Der Mangel an Kleingeld war zeitweise so prekär, daß Briefmarken als Zahlungsmittel benutzt wurden. Aus der im ersten Fünfjahrplan, 1951-1955, vorgesehenen Senkung der Preise erwartete man außerdem eine veränderte Anforderung an die Stückelung der Zahlungsmittel – die Prägung weiterer Kleinmünzen war ratsam. Neben dem Bedarf an Ersatz wollte man auch die Geldreserve erweitern, um beim Auftreten einer geschickten Fälschung, den betreffenden Wert einzuziehen und durch andere Wertgrößen aus der Reserve ersetzen zu können. So kam es am 12. Juli 1951 zum Regierungsbeschluß, weitere Banknoten und Kleinmünzen in der bisherigen Ausführung durch die Deutsche Notenbank herstellen zu lassen. Der unter dem Decknamen „Falkensee“ laufende Emissionsauftrag an die Deutsche Notenbank belief sich auf insgesamt 45

Leisering: Geldgeschichten – Kap.3. Von „Streifbänder“ und anderen Geheimnissen 1.026,6 Millionen Stück Banknoten im Wert von ca. 4 Milliarden DM und insgesamt 820 Millionen Stück Münzen im Wert von 27 Millionen DM. Das Geld des Auftrags „Falkensee“ sollte in den Jahren 1952 und 1953 hergestellt werden. Die Banktoten umfaßten alle Werte von 0,50 bis 50 DM, die Münzen Werte zu 1, 5 und 10 Pfennig. Die 100- und 1.000-DM-Noten wurden auch in der dritten Auflage nicht nachgedruckt, wobei der 1.000er ohnehin kaum zum Einsatz kam. Die insgesamt etwa 225.000 Exemplare der Erstausstattung blieben bis auf wenige Ausnahmen bis zur Außerkraftsetzung in der Notenreserve.

leichter als das umlaufende 50-Pfennig-Stück aus Aluminiumbronze gewesen. Doch das Problem war die Einordnung der 2-Pfennig-Münze: Mit einem Durchmesser zwischen der 1- und 5Pfennig-Münze blieb lediglich eine Differenz von 1mm. Eine bessere Unterscheidbarkeit war daher gegeben, wenn die Münze den Durchmesser des 5-Pfennig-Stücks, also 19mm, erhielt, dafür aber ein Loch von 2,5mm. Das Münzgewicht hätte 1 Gramm betragen. Durch diese eigenartige Variante konnte die bereits begonnene Münzreihe mit jeweils 2mm Größenunterschied erhalten bleiben.

Gedankenspiele in der Bank

Abb.9-11: Generelle Münzentwürfe mit dem Jahr 1949 von Willy Wenger, die 1951 als Formalismus und Kosmopolitismus abgelehnt wurden, sowie der abgelehnte Entwurf mit der Friedenstaube mit Jahr 1952. Quelle: Konzernarchiv der KfW Bankengruppe, Bearbeitung: P. Leisering, 2011

Bis zur gewünschten Emission der Geldzeichen war noch ausreichend Spielraum für weitergehende Überlegungen zur Verbesserung der Bargeldsituation. Für den erwarteten Bedarf an kleiner Stückelung durch die Preissenkungen dachte man an eine Erweiterung der Münzreihe. Wieder tauchten Entwürfe für die Ausgabe einer 20- und nun auch einer 2-Pfennigmünze auf. Letzteres könnte auch mit der Orientierung auf die Wiedervereinigung Deutschlands zusammenhängen, da man ab 1950 in der BRD bereits ein 2-Pfennig-Stück ausgegeben hatte. Mit dem 20er wäre wieder eine größere Münze zum Einsatz gekommen, die man ohne Skrupel noch in Aluminium ausgeben konnte. Auch die Funktion eines Austauschwerts für gute Fälschungen ist für beide Wertgrößen naheliegend. Für die 20-Pfennig-Münze war einen Durchmesser von 23mm vorgesehen, bei einem Gewicht von 2 Gramm. Damit wäre der 20er größer, aber

„Kunstkommission“ und Münzentwürfe Da es am Münzbild der bisher emittierten Kleinmünzen bereits Kritik gegeben hatte, lag der Gedanke nahe, für die neuen Wertgrößen auch neue Bilder zu entwerfen. Nun war am gleichen Julitage, an dem der Ministerrat auch den Emissionsauftrag für die Notenbank beschlossen hatte, auch eine dafür berufene Instanz ins Leben gerufen worden, die „Staatlichen Kommission für Kunstangelegenheiten“. Der offensichtliche Anstifter der „Kunstkommission“, Sachsens Minister für Volksbildung, Helmuth Holtzhauer, war damals auch gleich als Leiter bestellt worden und damit zum Staatssekretär und Mitglied des Ministerrates aufgestiegen. Neben den selbstverständ46

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Preis: 20,– €

EDITION

Wer sich bisher noch nicht mit der Geldgeschichte im heutigen Osten Deutschlands zwischen 1948 und 1990 beschäftigt hat, wird in dieser chronologischen Folge von Geschichten und Anekdoten die Grundzüge der Entwicklung, vor allem aber recht erstaunliche Neuigkeiten finden, selbst, wenn er als Bürger der DDR mit diesem Geld täglich umging. Und auch für den versierten Sammler von Münzen und Geldscheinen gibt es neue Zusammenhänge und Fakten zu entdecken. Die konkreten Geschichten, ergänzt durch die Beleuchtung politischer und ökonomischer Hintergründe, fügen sich zu einem Gesamtbild, in dem die jeweiligen gesellschaftlichen Situationen erkennbar werden und auch die Geldzeichen als ein Spiegel dieser Verhältnisse. Die Unterschätzung, ja Mißachtung der Rolle des Geldes durch die politische Führung tritt als eine der schwierigen Startbedingungen für die DDR hervor. In einem langwierigen und von Rückschlägen gezeichneten Prozeß rangen die treibenden Kräfte die Ausgabe besserer Geldzeichen Partei- und Staatsführern und widrigen Umständen auch mit Tricks und Improvisation ab. Durch die weitgehende Einbeziehung der handelnden Personen in die Darstellung, die Suche nach ihren Motiven und die Freude am Kuriosen in den Geschichten, aus denen die Geschichte sich formt, unterscheidet sich das Buch von einem trockenen Abriß der Vergangenheit.

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PETER LEISERING

GELDGESCHICHTEN AUS DER DDR EDITION

Peter Leisering wurde 1953 in Rochlitz geboren, studierte ab Mitte der 1970er Jahre an der Humboldt-Universität zu Berlin und promovierte hier 1982 zum Dr. oec. auf dem Gebiet der Wirtschaftsgeschichte. Bis 1992 arbeitete er an der Universität und war daneben vor allem in der Betreuung und Beratung der Geschichtsforschung von ehrenamtlichen, Laien- und Hobbyhistorikern zur Betriebs- und Unternehmensgeschichte aktiv. Neben selbständiger und freiberuflicher Tätigkeit übernahm er in den 1990er Jahren mehrere Projektleitungen, so zur Industriearchäologie, eines regionalen Projekts zur EXPO 2000 und später Geschichtsprojekte für Schulkinder. Im neuen Jahrtausend begann der Autor eine umfangreiche Recherche zur Herstellung und Emission zunächst der Gedenkmünzen der DDR, die sich mehr und mehr auf das Münzgeld überhaupt und seit einigen Jahren auch auf die Banknoten der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR ausweitete. Ab 2006 publizierte er Ergebnisse seiner Arbeit in zahlreichen Artikeln und konnte mit der Auswertung des Archivmaterials und gezielter Information bei Zeitzeugen neue Fakten und Zusammenhänge zur Geld- und Geldzeichengeschichte Ostdeutschlands vorstellen.

LEISERING · GELDGESCHICHTEN AUS DER DDR

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