Extra. Der Patron Wo Martin überall versteckt ist. Die Glückwünsche Wie das Bistum gratuliert. Die Dom-Blicke Wie Ansichten überraschen

November 17, 2016 | Author: Götz Jaeger | Category: N/A
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1000 Jahre Mainzer Willigis-Dom

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Kostenlose Ausgabe

Die Heiligen Wie ein Leitwort helfen kann

Die Dom-Blicke Wie Ansichten überraschen

Die Glückwünsche Wie das Bistum gratuliert

Die Dom-Plätze Wo wer am liebsten ist

Der Patron Wo Martin überall versteckt ist

3Seiten 2 – 6

3Seiten 10 – 15

3Seiten 19 – 21

3Seiten 34 – 37

3Seiten 40 – 4 4

2 EXTRA Das Erste Kardinal Lehmann präsentiert das Modell der neuen Briefmarke mit dem Willigis-Dom. Der Bischof erinnert: „Der Dom ist bis heute ein Gotteshaus.“ Foto: Paavo Ondreka

Eine Sonderausgabe zum Weihetag Eine Sonderausgabe zum Jubiläum des Mainzer Doms – warum gerade jetzt? Warum kommt die Kirchenzeitung erst jetzt, werden sich vielleicht manche fragen, ist doch das Jubiläumsjahr schon lange „am Laufen“. Und wir begleiten es ja auch bereits von Beginn an. Und ganz bewusst haben wir unsere Sonderausgabe zu diesem Termin geplant – wir wollten ihn eben ganz genau treffen, den 1000. Jahrestag der Weihe des Willigis-Doms. So genau wie möglich, um es genau zu sagen – denn der 28. oder 29. August 1009 soll es gewesen sein. Genauer wissen es auch die Gelehrten nicht. An „Stoff“ hat es uns nicht gefehlt, obwohl schon viele vor uns über

den Mainzer Dom und ihre Beziehung zu ihm geschrieben haben – nicht erst deses Jahr. Dem „alten Goethe“ war er das ebenso wert wie dem vor wenigen Jahren gestorbenen Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch. Lesen Sie sich hinein in diese Zeitung, finden Sie alte Bekannte wie Sankt Martin und entdecken Sie ihn neu, freuen Sie sich auf Erlebnisse von Menschen im Dom und mit dem Dom, genießen Sie Blicke auf den Dom, die Sie so nicht jederzeit haben können... Was erzähle ich Ihnen das alles? Lesen Sie selbst! Viel Freude dabei wünscht Ihre Glaube-undLeben-Redaktion

Zitiert Die jährliche Wiederkehr der Kirchweihe feiern Der allmächtige Gott, der euch in seiner Güte durch die Feier der jährlichen Wiederkehr der Weihe dieser Kirche erfreut, heilige euch mit ewigem Segen. Amen. Und er gewähre euch, dass ihr mit Seele und Leib zu einem besonderen Tempel der Reinheit und zur ewigen Wohnstätte des Heiligen Geistes werdet. Amen

Auf dass ihr in der Freude über einen solchen Gast, der bei euch wohnt, und im Feuer des heiligen Geistes inmitten der Gefahren dieser Welt immer nach dem Reich des Himmels verlangt und dereinst in seinen Besitz kommen könnt. Amen Es segne euch der allmächtige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen Segensgebet zum Kirchweihtag, Mainzer Sakramentar, um 900

Lehre für uns Heutige „…und das seid ihr“ – Grußwort von Kardinal Karl Lehmann Unübersehbar erhebt sich inmitten der Mainzer Altstadt der Bau des Mainzer Doms St. Martin mit seinen sechs Türmen. Er ist ein Wahrzeichen für die Stadt und die Region, ein lebendiges Denkmal für die Kraft des Glaubens in einer mehr als 1000-jährigen Geschichte. Mainz war der erste und vornehmste Bischofssitz im Heiligen Römischen Reich, und seine Kathedrale zählt zu den Höhepunkten romanischer Baukunst. Auch wenn wir ein tausendjähriges Jubiläum feiern, blicken wir nicht nur dankbar auf die Anfänge und eine lange Geschichte zurück, sondern der Mainzer Dom ist bis heute ein Gotteshaus. Darum gibt es die enge Verbindung zum Bischof von Mainz und zur (Erz-)Diözese, die beide noch älter sind. Der Mainzer Dom hat jedoch durch seine geschichtliche Bedeutung und seine Stellung in Staat und Stadt einen hohen Stellenwert auch für das bürgerliche und städtische Leben. Im Übrigen muss jede Generation sich das Wissen um Ursprung, Geschichte und Bedeutung des Domes wieder selbst aneignen. Dazu dienen in besonderer Weise auch die Jubiläen, die an entscheidende Daten anknüpfen. Viele neue Erkenntnisse bereichern uns. Einen Höhepunkt der weltlich-politischen Stellung des Erzbistums stellt die lange Regierungszeit von Erzbischof Willigis (975-1011) dar. Die Verleihung des Pallium durch Papst Benedikt VII. im Jahr 975 wurde verbunden mit dem Privileg, dass der Mainzer Erz-

bischof bei kirchlichen Handlungen nördlich der Alpen stets den Papst vertrat. Für Willigis wurde dies ein wichtiger Anstoß zu einem repräsentativen Neubau der Mainzer Kathedrale nach dem Vorbild der konstantinischen Peterskirche in Rom. Ob dies schon 975 oder vermutlich erst gegen die Jahrtausendwende hin geschah, bleibt umstritten. Für Ende August 1009 war die Weihe des neuen Doms festgesetzt. Darum feiert das Bistum Mainz im Jahr 2009 das 1000-jährige Jubiläum des sogenannten Willigis-Domes, der allerdings schon am 29./30. August vor oder nach der Weihe einem Brand zum Opfer gefallen ist. Überdauert haben die beiden mächtigen Bronzetürflügel des heutigen Marktportals. Sofort begann man mit dem Wiederaufbau der Kathedrale; 1036 konnte der neue Bau durch Erzbischof Bardo geweiht werden. Der Dom wurde noch mehrfach zerstört durch Unwetter, Brände, Beschießungen und Bombardierungen. So ist der heutige Dom aus zahlreichen Veränderungen, bedingt durch Zerstörungen, Wiederaufbau oder Wandlungen des Stils hervorgegangen. Er ist umgeben von alten Plätzen und barocken Häusern, über die er eindrucksvoll aufragt. Der Kreuzgang, die Memorie und das große Domgewölbe, in denen heute das Dommuseum untergebracht ist, ergänzen das Ensemble der Kathedrale. So ist die weite Umgebung des Doms mit seinen Plätzen einmalig. Kunsthistorisch bedeutende Grab- und

Denkmäler schmücken die Pfeiler des Langhauses; in den gotischen Seitenkapellen laden kostbare Plastiken zum Verweilen, Betrachten und zum Gebet ein. Päpste und Kardinäle, Kaiser und Könige fanden sich im Dom zu Mainz ein, um Synoden abzuhalten, Hochzeiten zu feiern und Krönungen zu zelebrieren. Nicht weniger geprägt wurde und wird die Bischofskirche, die dem heiligen Martin, ein altes fränkisches Patrozinium, geweiht ist, von den unzähligen Menschen, die im Dom von Mainz über tausend Jahre ihre geistliche Heimat fanden, ihn mit ihren Gebeten und ihren Liedern erfüllten, in ihm als „lebendige Steine“ das „geistige Haus“ der Kirche aufbauten. Es geht nicht nur um eine altehrwürdige Vergangenheit, sondern um die lebendige Gegenwart des Glaubens in unserer Zeit. Ich möchte schließen mit einem Wort des Schriftstellers Rudolf Krämer-Badoni (1962), der uns in einer Besinnung auf den Mainzer Dom mahnt, „nur das zu bauen, was aus der eigenen Zeit stammt, und zwar das Beste und Neueste aus der eigenen Zeit. – Dies jedenfalls ist die Lehre des Mainzer Doms für uns Heutige. Die großartigen Spannungen und gelungenen Lösungen stammen aus den genial zueinander in Beziehung gesetzten Teilen vieler Jahrhunderte. Ein gewachsenes Kunstprodukt. Ein Gebirge, von Künstlern erbaut.“

Ratgeber EXTRA 3

Rundes aus Rechtecken Dommodell aus Sandsteinpuzzle – Treffen der Dombauhütten in Mainz Von Julia Jendrsczok

Ein schwimmendes Modell des Mainzer Doms - das wird eine der Attraktionen am Wochenende des Domjubiläums sein. Die sechs Meter lange und drei Meter hohe Miniaturkathedrale aus Sandstein ruht auf einer Stahlkonstruktion. Sie eröffnet einen völlig neuen Blick auf den Mainzer Dom. Daran haben Steinmetze wochenlang im Mainzer Zollhafen gearbeitet. 68 Teilstücke wurden in Puzzle-Arbeit von Steinmetzen der Mainzer Dombauhütte in klassischer Maurertechnik zusammengesetzt. Mörtel und Edelstahldübel halten die Sandsteinblöcke zusammen. Doch so einfach wie Lego lassen sich die tonnenschweren Steine nicht zusammensetzen. Der Sandstein ist ein Naturmaterial: Es können sich Risse bilden, oder Stücke brechen heraus. Die Steinmetze tragen Mörtel an, um die Löcher zu füllen. Ein anderes Problem sind verschobene Winkel. In diesem Fall verwendet Steinmetzmeister Michael Schmitt

Bleiplättchen: „Die schieben wir zwischen die Teile, um schiefe Winkel auszugleichen“, erklärt Schmitt. Mit dieser Technik können Unterschiede von bis zu drei Millimeter ausgeglichen werden. Allerdings sind die Winkel einiger Steine um mehr als drei Millimeter verschoben. „Der Stein ist an verschiedenen Stellen unterschiedlich hart, da kann es beim Sägen zu Verschiebungen kommen“, erklärt Schmitt. Der Zusammenbau der 20 Tonnen schweren Modell des WilligisDoms wird zur Herausforderung für die Steinmetze. Trotz der Schwierigkeiten verwenden die Handwerker bewusst den gleichen Sandstein, aus dem auch der Dom zu 80 Prozent besteht. Die Planung für das Modell begann im Herbst 2008. Studenten der Mainzer Fachhochschule fertigten unter der Leitung von Professor Ulrich Nagel die Pläne zum Bau der Miniaturkathedrale im Maßstab eins zu 20 an. Als Vorlage diente ihnen ein Modell des Mainzer Doms aus dem Dommuseum, das einen Maßstab von eins zu 200 aufweist und die Bischofskirche um das Jahr 1000 zeigt. Das Dom-Modell ist ein Gemeinschaftsprojekt: Dombauhütten aus Xanten, Basel, Köln

und Freiburg fertigten die einzelnen Bausteine an, die Steinmetze der Mainzer Dombauhütte setzten sie zusammen. Aus rechteckigen Blöcken arbeiteten die Steinmetze Rundbögen, Fenster, Gesimse und Dachschrägen heraus. „Wir waren bei Schneetreiben im Steinbruch und haben die Steine ausgesucht“ erinnert sich Steinmetz Jörg Walter. Im Januar wurden die Steine an die verschiedenen Hütten geliefert, wo sie bearbeitet wurden, bevor sie schließlich in Mainz zusammengesetzt wurden. Normalerweise kümmern sich die Steinmetze um die Substanzerhaltung des Mainzer Doms. Jörg Walter ist schon seit 17 Jahren Steinmetz der Dombauhütte. Die Arbeit am Dom-Modell ist für ihn dennoch nichts Alltägliches: „Es ist schon was besonderes, da mitzuarbeiten. Es macht Spaß und ist mal was völlig anderes“, schwärmt Walter. Mehr zur Dombauhütte: Seiten 16 und 17 Das Dommodell kann am „Wochenende der Dombauhütten“ – vom 28. bis zum 30. August – besichtigt werden: auf einem Schiff auf dem Rhein am Mainzer Fischtorplatz.

Gemeinschaftsarbeit aus Xanten, Basel, Köln, Freiburg und Mainz: das Dommodell. Das 20 Tonnen schwere Modell wird auf einem Schiff präsentiert. Foto: Julia Jendrsczok

A bis Z Apsis – Wort kommt aus dem Griechischen, bedeutet Bogen, Wölbung; im Kirchenbau ist damit die halbkreisförmige oder polygonale Altarnische gemeint. Barock – Stil zwischen Renaissance und Klassizismus, etwa von 1575 bis 1770. Der Stilbegriff entstammt dem Portugiesischen. Dort werden unregelmäßig geformte Perlen als „barocco“, als „schiefrund“ oder „merkwürdig“ bezeichnet. Dieser Begriff wurde im französischen Raum zuerst abwertend für Kunstformen gebraucht, die nicht dem herrschenden Geschmack entsprachen. In der Architektur bedeutete dies, dass alle strengen Ordnungen der Renaissance aufgelöst wurden. Merkmale des Barock sind schwingende Formen, Kuppeln, Säulengruppen, Giebel und Fensterbekrönungen mit reichem Schmuckwerk.

Barock am Mainzer Dom – In der Barockzeit wurde der mehrstöckige Turmhelm des Westturms errichtet, der auch von diesem Stil geprägt ist. Auch der Wetterhahn „Domsgickel“ stammt aus der damaligen Umgestaltung des westlichen Turmhelms, der nach dem Blitzschlag am 22. Mai 1767 zusammen mit dem Dach abgebrannt war. Ebenfalls in der Zeit des Barock wurde der Dom, wie viele Barockneubauten, innen weiß gestrichen. Die Kirche erhielt außerdem farblose Fenster. Birett – Kopfbedeckung von Geistlichen, hat in Deutschland vier – in allen anderen Ländern drei – Hörner und in den meisten Fällen eine Quaste. Nur Bischöfe und Domkapitulare tragen ein violettes Birett mit violetter Quaste. Das Birett der Kardinäle ist scharlachrot und hat keine Quaste.

Zitiert „Die goldene Stadt“: Gedicht vom Hochaltar Ich bin die goldne Stadt, Mainz mit Namen genannt, Lieblingstochter Romas, der würdigen Mutter der Welt, mit Volk erfüllt und köstlich und heiter gelegen, durch Flüsse, Quellen und Luft ganz mit Gesundheit gesegnet; eine Leuchte und Zier bin ich dem Gottesdienste und bevölkert von frommen

und gütigen Bürgern, die selten Fehde führen und stets des Friedens Freunde sind: Das ist mein Ruhm Vor allen Städten der Welt. Gedicht vom ehemaligen Hochaltar des Doms. Das Gedicht stammt vermutlich aus dem 13. Jahrhundert. Die deutsche Version zitiert nach Fritz Arens „Der Dom zu Mainz“, 1982

4 EXTRA A bis Z Bußkanoniker – Mitglied des Domkapitels. Er ist bevollmächtigt, in schweren Fällen, die ansonsten dem Bischof vorbehalten sind, die Absolution zu erteilen. Cathedra – Wort kommt aus dem Griechischen, bedeutet Sitz, Lehrstuhl; im Kirchenbau bekam die Cathedra, der Sitz des Bischofs, einen herausgehobenen Platz beim Altar. Zugleich bezeichnet Cathedra den Bischofssitz auch im institutionellen

Sinn. Cathedra ist auch Ursprung des Worts Kathedrale. Dom – ursprünglich von der lateinischen Abkürzung IOM „Iovi optimo maximo“, übersetzt „dem besten, größten Jupiter (geweiht)“, daraus wurde nach der Christianisierung DOM „Deo optimo maximo“ „dem besten, größten Gott“. Nicht jeder Dom muss Bischofskirche (Kathedrale) sein. Manche Kirchen werden auch aufgrund ihrer Größe Dom genannt.

Zitiert Theodor Fontane: „Man sagt sich: Ja, das ist das goldene Mainz“ Sonnabend der 2. September Gefrühstückt, Rechnung bezahlt, dann ausgeflogen. Erst die Gutenberg-Statue (von Thorwaldsen) bei Tage. Ein preußisches Regiment (das 32ste Thüringer) zog gerade mit klingendem Spiel vorüber. Dann in den Dom. Äußerlich hat man dem schönen alten Gebäude (romanisch) allerlei Roccocowerk angeflickt, doch ist es in seiner Gesamtwirkung nicht kleinlich und stört deshalb nicht. Im Innern imponiert der alte Bau außerordentlich. Er ist sehr reich an Bildwerken aller Art, sowohl an Malereien wie an Skulpturen... Der Mainzer Dom gehört zu den großen alten Kirchen, deren Restauration neuerdings in Angriff genommen worden ist und dem man, statt der nüchternen weißen Tünche, den alten Farbenreichtum (und vielleicht mehr als er jemals hatte)

wiedergegeben hat. Die Wirkung dieser Pracht- und Farbenfülle ist außerordentlich. Man sagt sich „ja, das ist das goldene Mainz“. Zunächst das Mittelschiff. Alles, was vorspringt, die großen Rundbögen an der Decke, die Gewölbe-Ribben, der Untergrund des einen fertigen hohen Chors (es ist eine Doppelkirche) – alles ist reich vergoldet, während die Gewölbekappen blau sind, arabeskenhaft gemustert. Die Seitenschiffe sind anders. Hier sind die Rundbögen rot, die Gewölbe-Ribben blau und die Gewölbekappen golden. Das Mittelschiff enthält Freskobilder, die etwa zu zwei Dritteilen fertig sind. Sie sind über den Rundbögen und unter den Fenstern des Oberschiffs. Theodor Fontane (1819 bis 1898) 1865 auf seiner Rheinreise: Werke, Schriften und Briefe; Carl Hanser Verlag 1997

Willigis – mit Dom in den Händen und der Mitra zu Füßen – inmitten der Mainzer heiligen. Schrein in der Ostkrypta. Foto: Paavo Ondreka

Ratgeber EXTRA 5 Zitiert

Eine großartige Leistung

„Als Willigis ,vor 1000‘ den neuen Dom erbaut, gibt es einige Besonderheiten. Er baut offensichtlich nicht an der bisherigen Stelle der Kirche, wie es eher üblich war. Heute wissen wir, dass er auf sumpfigem Gelände baute, sodass auch der heutige Dom – wenn auch unterfangen – noch auf den Eichenholzpfählen steht, die damals das Fundament ermöglicht haben. Es sollte also offenbar ein ganz neuer Dom erbaut werden. Der Grundriss weicht schon dadurch von dem normalen Plan ab, dass das Querhaus im Westen und nicht wie üblich im Osten liegt. Als Vorbild hat wahrscheinlich die St. Peterskirche in Rom gedient (ähnlich beim Bonifatiusdom in Fulda und dem Kaiserdom in Aachen). Auch sonst

werden neue Maßstäbe gesetzt. Als erster unter den oberrheinischen Domen erhielt der Mainzer damals bereits seine heutige Größendimension. Der Mainzer Erzbischof als Primas Germaniae (969/974) drückte seinen Anspruch durch einen neuen Dom von der Form der Mutterkirche der Christenheit aus. Willigis erhielt ja schon im März 975 mit dem Pallium das Privileg, als Vikar und Stellvertreter des Papstes in Deutschland und Gallien bei allen kirchlichen Amtshandlungen, besonders bei der Kaiserkrönung und auf den Synoden, die nach Rom höchste und alle anderen Bischöfe überragende Stellung einzunehmen und zu besitzen. Damit war Mainz die seit langem beanspruchte Führungsrolle im deutschen

Episkopat von höchster Autorität zuerkannt worden. Der Erzbischof war Metropolit der größten Kirchenprovinz, Apostolischer Vikar, Primas und Päpstlicher Legat, Erzkapellan, Kanzler und zeitweilig noch Reichsverweser. Mainz wird zur Metropole und größten Erzdiözese Europas mit 15 Suffraganbischöfen, die von Chur im Süden bis Verden an der Aller im Norden und Prag im Osten reicht. Willigis hohe Stellung in Kirche und Reich manifestiert sich im Neubau der Bischofskirche, die aus vielen Gründen zu einer der großartigsten, bedeutsamsten Leistungen der mittelalterlichen Architektur wurde.“

1899 entstand die Reliquienbüste mit dem Konterfei des heiligen Willigis. Heute steht sie in der Pfarrei Sankt Stephan in Mainz – der Grabeskirche des Erzbischofs. Foto: Paavo Ondreka

aus einem Vortrag von Kardinal Karl Lehmann über Willigis

1000 JAHRE WILLIGIS-DOM

Seite an Seite Die Verlagsgruppe Rhein Main, das größte regionale Medienhaus im Bistum Mainz, begleitet das tausendjährige Jubiläum des Willigis-Doms als Medienpartner.

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6 EXTRA Ratgeber A bis Z Domdekan – ist Vorsitzender des Domkapitels. Er beruft die Mitglieder des Kapitels zu Sitzungen ein, vertritt das Kapitel gerichtlich und außergerichtlich, führt dessen Geschäftsverkehr, übernimmt Repräsentationsaufgaben und verwahrt das Kapitelsiegel. Dotation (bischöfliche) – in Mainz gehören ihr drei Domkapitulare an. Sie bereitet den Haushalt und die Jahresrechnung des Domkapitels und der Domkirche St. Martin vor. Die bischöfliche Dotation verantwortet den Haushalt. Ihr Vorsitzender wird vom Domkapitel vorgeschlagen und vom Bischof ernannt. Domkapitular – Ein Kapitular ist einPriester, dem allein oder in

Gemeinschaft mit anderen Priestern (dem Kapitel) die Aufgabe anvertraut ist, an einer Bischofskirche feierliche Gottesdienste zu halten und alle vom Bischof übertragenen Aufgaben zu erfüllen. Häufig wird ein Kapitular auch als Domherr bezeichnet. Früher war jedoch der Domherr nicht automatisch ein Kapitular. Es gab auch weltliche Domherren, die erst nach Aufnahme in den Klerikerstand auch in das Domkapitel aufgenommen werden konnten. Erzbischof – ursprünglich war dies der Bischof, der in der Hauptstadt einer römischen Provinz residierte. Seit karolingischer Zeit ernennt der Papst auch besonders angesehene Bischöfe zu Erzbischöfen.

Zitiert Johann Wolfgang Goethe: „Belagertes, brennendes Mainz“ Den 28. Juni. Nachts, fortgesetztes Bombardement gegen den Dom; Thurm und Dach brennen ab, und viele Häuser umher. Nach Mitternacht die Jesuitenkirche. Wir sahen auf der Schanze von Marienborn diesem schrecklichen Schauspiel zu, es waren die sternhellste Nacht, die Bomben schienen mit den Himmelslichtern zu wetteifern, und es waren wirklich Augenblicke, wo man beide nicht unterscheiden konnte. Neu war uns das Steigen und Fallen der Feuerkugeln; denn wenn sie erst mit einem flachen Cirkelbogen das Firmament zu erreichen drohten, so knickten sie in einer gewissen

Höhe parabolisch zusammen und die aufsteigende Lohe verkündete bald, dass sie ihr Ziel zu erreichen gewusst. Herr Gore und Rath Krause behandelten den Vorfall künstlerisch und machten so viele Brandstudien, dass ihnen später gelang, ein durchscheinendes Nachtstück zu verfertigen, welches noch vorhanden ist und, wohl erleuchtet, mehr als irgend eine Wortbeschreibung die Vorstellung einer unselig glühenden Hauptstadt des Vaterlandes zu überliefern im Stande sein möchte. Johann Wolfgang Goethe: „Belagertes brennendes Mainz“, 1793

Sein Herz hingeben Gedanken zum Leitwort des Domjubiläums Von Martina Patenge Die Baumeister vergangener Zeiten würden sich freuen. Sie haben schon gewusst, warum sie die großen Kathedralen mitten in die Städte stellten, mit auffälligen Türmen und prächtigen Fassaden. Nichts sollte über das Haus Gottes gehen. Nichts sollte größer als Gottes Haus sein. Natürlich gab es gleichzeitig immer auch sehr irdische Motive: Der Bau einer großen Kathedrale als Ausdruck der Macht des jeweiligen Bischofs und Herrschers. Und leider nutzten die Herrscher das Geld anderer Menschen dafür, um diese Macht zu demonstrieren. Aber sie taten es, indem sie für Gott ein Haus bauen ließen. Der beste Baumeister und die besten Künstler waren ihnen dafür gerade gut genug. Zu Füßen der großen Kirchen fanden die Märkte statt und tobte das Leben – bis heute. Kirchen gehören mitten ins Leben einer Stadt. Und in den Kirchen sollte Platz sein für jeden Menschen. Das war vor 1000 Jahren so, und so ist es bis heute. 1000 Jahre alt ist der Mainzer Dom – und natürlich gibt’s zum Domjubiläum auch ein Jubelmotto. Eines, das erst einmal Rätsel aufgibt. Denn es lautet: „Denn der Tempel Gottes ist heilig… und das seid ihr“. Ein etwas sperriges Wort angesichts einer großen alten Domkirche. Was habe ich mit einer Kathedrale zu tun? Aber vielleicht habe ich mehr damit zu tun, als mir im ersten Moment klar ist. Das deutet sich aus dem Zusammenhang des biblischen Wortes an. Es ist ein Wort des heiligen Paulus aus dem ersten Korintherbrief. Dort sagt er zu den Christen in Korinth: Wisst ihr nicht, dass ihr Tempel Gottes seid und der Geist Gottes in euch wohnt? ... Denn Gottes Tempel ist heilig, und das seid ihr. (1 Korinther 3,17) …Wenn Paulus die Christen in Korinth als „Tempel Gottes“ bezeichnet, dann sagt er mit diesem Wort genau dies: In euch wohnt Gott. In jedem von euch Christen. Ihr gebt Gott Wohnung in eurem Leib und in eurem Herzen und in eurer Seele. Gott ist ganz und gar in euch und mit euch. Er macht

„Denn der Tempel Gottes ist heilig – und das seid ihr“: Kardinal Lehmann hat mit dem Pauluswort aus dem Korintherbrief (3,17) zum Domjubiläum geladen. Foto: Bischöfliches Jugendamt jeden Menschen dadurch zu einem besonderen Menschen. Mit einem anderen Wort: er macht euch zu Gotteskindern. Näher geht es nicht. Inniger geht es nicht. Der Mensch als Tempel Gottes: So nah ist Gott, dass er im Herzen eines Menschen wohnt. Es ist ganz und gar aufregend und besonders. Etwas Größeres kann dem Menschen

Zitiert Neue Aufmerksamkeit „Es braucht eine neue Aufmerksamkeit auf den spirituellen Charakter des Domes, der uns mit der tausendjährigen Kunst und Kultur auch heute zum Glauben hinführen kann. Dazu habe ich für das Jubiläumsjahr ein Leitwort, ein Motto, ausgewählt.“ Karl Kardinal Lehmann zum Auftakt des Jubiläumsjahrs

nicht passieren, als Gott in sich zu tragen. Wisst ihr nicht, dass ihr Tempel Gottes seid und der Geist Gottes in euch wohnt? ... Denn Gottes Tempel ist heilig, und das seid ihr. Wenn Gott im Herzen eines Menschen wohnt – dann ist er ihm so nah, wie nichts sonst nah sein kann: Das ist wunderschön, so vertraut und persönlich. Ein wohltuendes Gottesbild. An Gott glauben bedeutet: Gott sein Herz hingeben. Wie an einen Freund, an eine Freundin. … Wer Gott sein Herz öffnet, beginnt sich zu verändern… Dort, wo Menschen ihr Herz an Gott geben: Dort sind sie wirklich eine Art Tempel Gottes. Gott lebt in ihnen, ist in ihnen, ist durch sie in der Welt – und dann muss sich niemand darum Sorgen machen, ob Gott und ob der Glaube lebt. Gekürzte Fassung einer Morgenfeier in hr2

Ratgeber EXTRA 7

Holz statt Steinen Wie Handwerker mit ihrem Fachwissen zum Erhalt des Doms beitragen

Man sieht es nicht, aber im Mainzer Dom sind mehrere Kilometer Holz verbaut. Das 53 Meter lange Dach des Hauptschiffes wird ebenso von Holzbalken getragen, wie die Dächer des Ostturms sowie einiger Nebendächer. „Die Holzkonstruktionen sind auf den Außenwänden abgelastet“, weiß Willi Ammann. Der Zimmermeister und Inhaber einer Holzbaufirma war zwischen 2005

und 2007 an umfangreichen Sanierungsmaßnahmen am Mainzer Dom beteiligt. Zunächst mussten Faulstellen in der Dachkonstruktion der Gotthard-Kapelle beseitigt werden, erinnert sich Ammann. Und auch bei der Sanierung des Schieferdachs auf dem Langhaus 2006 leisteten seine Mitarbeiter wichtige Vorarbeiten. Die Heidesheimer Firma war jedoch nicht nur an

2005 wurde das Dach der Ostapsis runderneuert. Foto: privat

Ausbesserungs-Arbeiten am Dom beteiligt. Das Dombauamt beauftragte Ammann 2005, das Dach der Ostapsis zu erneuern. „Das war nicht rund“ erinnert sich der heute 75-Jährige an die Verschönerungs-Aktion. Josef Ammann ist froh, dass er dem Dom helfen konnte: „Ich empfinde es als eine besondere Ehre, im hohen Dom zu Mainz arbeiten zu dürfen.“ (ond)

Fenster der Sakramentskapelle im Mainzer Dom Gestaltung: Professor Johannes Schreiter Deutschland, 2007

Engagement. Made in Germany. Für den Erhalt des Mainzer Doms. Als Zeuge einer über 1000-jährigen Geschichte erlebte der Hohe Dom zu Mainz Königskrönungen und glanzvolle politische Festakte, aber auch Krieg und Zerstörung. Um dieses herausragende Bauwerk der Nachwelt zu erhalten,

Ein Unternehmen der LBBW-Gruppe

hat die Rheinland-Pfalz Bank neben vielen anderen Aktivitäten die neue Verglasung der 9,20 m hohen Fenster der Sakramentskapelle maßgeblich unterstützt. www.RLP-Bank.de

8 EXTRA Ratgeber A bis Z Fotogrammetrie – ist eine auf Fotos gestützte Vermessungstechnik, die regelmäßig am Mainzer Dom angewandt wird. Die so gewonnenen Daten dienen der Bestandsdokumentation und sind Grundlage für restauratorische Arbeiten. Bei der

Auswertung der fotogrammetrischen Aufnahmen können Fassadenansichten, Längs- und Querschnitte sowie Grundrisse angefertigt werden. Bislang sind rund zwei Drittel des Willigis-Doms fotogrammetrisch vermessen.

Zitiert Anna Seghers: „Fast mit Rettung verwechselt“ Er fiel auf das nächste Ende der nächsten Bank. Hier, dachte er, kann ich mich ausruhen. Er sah sich dann erst um. So winzig war er sich nicht einmal unter dem weiten Himmel vorgekommen. Wie er die drei, vier Frauen entdeckte, da und dort, so winzig wie er selber, und den Abstand begriff zwischen sich und dem nächsten Pfeiler und den Abstand zwischen den einzelnen Pfeilern und von seinem Platz aus kein Ende sah, weder über sich noch vor sich, sondern nur Raum und wieder Raum, da staunte er ein wenig; und das war vielleicht an allem das Staunenswerteste, dass er sich einen Augenblick vergaß... Da zuckte es ihm durch den Kopf. Statt vorzulaufen, duckte er sich hinter einen großen Taufstein und ließ den Küster abschließen... Als der Küster fortgegangen und die Haupttür verschlossen und auch der letzte Schall in einem Gewölbe zersplittert war, da begriff Georg, dass er jetzt eine Gnadenfrist hatte, einen so gewaltigen Aufschub, dass er ihn fast mit Rettung verwechselte. Ein

Gefühl der Sicherheit erfüllte ihn zum erstenmal seit seiner Flucht, ja seit seiner Gefangenschaft. So heftig dieses Gefühl war, so kurz war es. In diesem Loch, sagte er sich, ist es aber verdammt kalt. Die Dämmerung war so tief, dass die Farben in den Fenstern erloschen. Sie hatte inzwischen den Grad erreicht, wo die Mauern zurückweichen, die Gewölbe sich heben und die Pfeiler sich endlos aneinanderreihen und hochwachsen ins Ungewisse, das vielleicht nichts ist, vielleicht die Unendlichkeit. Georg fühlte sich plötzlich beobachtet. Er kämpfte mit diesem Gefühl, das ihm Körper und Seele lähmte. Er streckte den Kopf unter dem Taufbecken hervor. Fünf Meter von ihm entfernt, vom nächsten Pfeiler, traf ihn der Blick eines Mannes, der dort mit Stab und Mitra an seiner Grabplatte lehnte. Die Dämmerung löste den Prunk seiner Kleider auf, die von ihm wegflossen, aber nicht seine Züge, die klar, einfach und böse waren. Seine Augen verfolgten Georg, der an ihm vorbeikroch... Anna Seghers: „Das siebte Kreuz“, 1942

Das Kreuz über dem Hochaltar – moderner Kontrapunkt zum romanischen Fundament. Foto: Paavo Ondreka

Geistliche Ereignisse Einige Programmpunkte im laufenden Jubiläumsjahr Sonntag, 13. September 9.30 bis 17.30 Uhr Diözesantag der muttersprachlichen Gemeinden 11.30 Uhr Eucharistiefeier mit Generalvikar Dietmar Giebelmann 13 Uhr Fest auf den Domplätzen 17 Uhr Vesper Samstag, 19. September, 9.30 bis 18 Uhr Leichhof und Chorhaus am Dom Diözesan-Kinderchortag 9.30 Uhr Morgenlob, anschließend Proben und weitere Angebote 17 Uhr Abschlussgottesdienst Freitag, 25. September, 10 bis 17 Uhr Dom, Willigis-Gymnasium und Erbacher Hof Tag der Religionslehrerinnen und Religionslehrer Alle Religionslehrkräfte aus dem Bistum sind zu einem Tag

Mainzer Dom. 10.30 Uhr Andacht 14.30 Uhr Segensfeier

der Begegnung eingeladen. 10 Uhr Eucharistiefeier mit Kardinal Lehmann 16.30 Uhr Abschluss Sonntag, 27. September, 9.45 bis 17 Uhr Dom und Domplätze Diözesan-Ministrantentag Alle Messdiener und Messdienerinnen des Bistums sind eingeladen 9.45 Uhr Beginn auf den Domplätzen 11 Uhr Eucharistiefeier mit Kardinal Lehmann Mittwoch, 30. September Tag der Kindertagesstätten 1000 Kinder feiern 1000 Jahre

Samstag, 10. Oktober, 10 bis 16.15 Uhr Dom und Willigis-Gymnasium Geistlicher Tag der Pastoralen Räte Für alle Mitglieder der Räte 10 Uhr Eucharistiefeier mit Kardinal Lehmann 15.45 Uhr Schlussandacht Sonntag, 11. Oktober, 15 Uhr Dom Pontifikal-Vesper mit Festansprache von Kardinal Lehmann. Teilnahme von Bundespräsident Horst Köhler. Fernsehübertragung durch den SWR Sonntag, 15. November, 10 Uhr Dom Pontifikalamt zum Abschluss des Dom-Jubiläums Fernsehübertragung ZDF

Ratgeber EXTRA 9

Ihre Spende verändert nichts! Denn sie hilft, unseren Dom so zu erhalten, wie er ist. Vielen Dank!

1000 Jahre Mainzer Dom

Bankverbindung: Stiftung Hoher Dom zu Mainz bei der Rheinland-Pfalz Bank: Konto-Nr. 7401 0299 75 BLZ 600 501 01

10 EXTRA

Oben: Auch die Redaktion von „Glaube und Leben“ hat in unmittelbarer Nähe des Doms ihre Heimat. Unten: Von der Stadtschreiber-Wohnung aus gesehen dominiert die Ostfassade. Bisher haben 24 Schriftsteller das Domizil im Gutenberg-Museum genutzt.

Begegnen sich zwei ebenbürtige Größe der Geschichte, entstehen Spannungen. Nicht so im Falle des bronzenen Gutenberg und des steinernen Willigis-Doms, zwischen denen Bänke und Blumenrabatte zum Verweilen einladen. Anton Miskovic (62), Mitarbeiter im Gutenbergmuseum: „Diese zwei Hauptpunkte kann man nicht voneinander trennen.“

Eingerahmt von der Dachkonstruktion des Erbacher Hofs erhebt sich der Dom majestätisch wie aus einem bleiernen Meer. Hausmeister George Ghergina – er wohnt im dritten Stock der Akademie des Bistums – geht gerne auf die Dachterasse. „In den Mauern des Doms steckt die Erfahrung von 1000 Jahren drin“, sagt der 64-Jährige.

Den Dom im Blick Ein Spaziergang in Bildern von Paavo Ondreka

„Großes Kino“ bekommt Pfarrer Hermann Rudolf Münch gratis frei Haus. „Immer wenn ich zurück komme, setze ich mich auf diesen Stuhl und freue mich, diesen Blick zu haben“, sagt der 69-Jährige. Ein Viertel Jahr hatte der Ruheständler recherchiert, um die Wohnung am Brand ausfindig zu machen. Den Glockenschlag der Turmuhr schätzt er als „begleitendes Zeitmaß“. Genauso wichtig sind ihm die kurzen Wege: „Ich brauche fünf Minuten zum Theater, vier Minuten zum Rhein und drei Minuten zum Dom.“ „Öfters“ jedoch bleibe er im Dom-Café hängen.

Wer sich dem Dom von der Augustinerstraße aus nähert, hat einen guten Blick auf die Westtürme des Doms.

Ratgeber EXTRA 11 Am Leichhof steht Walter Marquard. Gern blickt er zu der St.-MartinFigur auf dem Dachfirst des Doms hinauf. „Das mach’ ich immer, wenn ich in Mainz bin. Das freut mich“, sagt er Den 66-Jährigen, der im Schatten des Mainzer Doms seine Kindheit verbrachte, hat es vor langer Zeit aus beruflichen Gründen nach Dortmund verschlagen. Jetzt ist er wegen einer Vorstandssitzung des Ringervereins ASV Mainz 1888 wieder in der Stadt.

12 EXTRA Dachdecker Fredy Beyer aus Sonneberg (Thüringen) arbeitet nur einen Steinwurf vom Dom entfernt. Die Johanniskirche – von den Mainzern auch der „alte Dom“ genannt – wird zur Zeit runderneuert. Trotz der Nähe hat der Handwerker den Dom noch nicht aufgesucht. „Wir arbeiten täglich von 9 bis 19 Uhr“, sagt der 45-jährige Vorarbeiter.

Blick von der eingerüsteten Johanniskirche auf die westlichen Flankentürme des Willigis-Doms. Heiß und stickig ist es in dem kleinen Zimmer im Dachgeschoss der Domus Universitatis. Vom Höfchen her sind unablässig die Dieselmotoren der Stadtbusse zu hören. PromotionsStudent Kai Müller will trotzdem nicht auf die andere, ruhigere Seite des Wohnheim-Flurs wechseln. „Die schöne Aussicht entschädigt für einiges“, sagt der 31-Jährige. Mit dem frühmorgendlichen Glockenschlagen hatte er anfangs allerdings Probleme. „Wenn ich nachts bis zwei oder drei gearbeitet habe, bin ich recht früh daran erinnert worden, dass der Dom noch da ist.“ Mittlerweile hat er sich daran gewöhnt, mit Ohrenstöpseln zu schlafen.

Abends, kurz vor halb sieben. Nach einem Stadtspaziergang stillen Julian, Lukas und Ulrike Holzner in einem der Cafés auf dem Marktplatz ihren Durst. „Ich sitz’ gern am Dom“, sagt die ZDFSendeleiterin, die mit ihrer Familie in Rheinhessen wohnt. Plötzlich schlägt die Turmuhr zwei Mal. „Die Bimbam-Glocke!“ freut sich Julian und zeigt in Richtung Dom.

Blick von der Zitadelle (vorne links). Das Bauwerk war im 17. Jahrhundert zum Schutz des kurfürstlichen Mainz errichtet worden. Die Beschießung der von den Franzosen besetzten Stadt durch preußische Truppen im Jahr 1793 konnte so indes nicht verhindert werden. Dabei entstanden auch am Dom große Schäden.

Ratgeber EXTRA 13

Fürs Album: Kurz bevor Marianne Wagner und Helmut Mayer eine Stadtrundfahrt mit dem „Gutenberg-Express“ machen, hält sie den Moment mit ihrer Kamera fest. Den Dom haben sich der Münchner und die Augsburgerin gleich als Erstes angeschaut, danach St. Stephan und St. Peter. Drinnen habe ihr der Dom ganz gut gefallen, sagt Wagner. Nur von außen nicht: „Der ist so zugebaut.“

14 EXTRA

Wie ein Gebirge aus sechs Türmen hebt sich der Mainzer Dom vom Horizont ab und bestimmt damit auch das Stadtbild von der rechtsrheinischen Seite aus. Ganz rechts ist der Turm von St. Stephan zu erkennen.

Die Theodor-Heuss-Brücke verbindet den hessischen Teil des Bistums (zwei Drittel) und den rheinland-pfälzischen Teil (ein Drittel).

Ratgeber EXTRA 15 Es gibt Momente in Andreas Nauheimers Beruf, da fühlt er sich mit dem Mainzer Dom verbunden. Der 34-Jährige ist für den Brandschutz im Institutsgebäude der Unikliniken mitverantwortlich. Bei seinen Kontrollgängen bleibt er auf dem Balkon im obersten Stockwerk stehen, um den Dom zu betrachten. „Ich guck’ automatisch auf den Dom. 1000 Jahre, das strahlt was aus.“

21 Grad zeigt das Thermometer im klimatisierten Konferenzraum einer Computerfirma, die im 23. Stock des Bonifatiusturms B ein Büro belegt. Der Domblick ist gut fürs Geschäft, weiß Mitarbeiter Ronny Elflein.

Auf der Kupferbergterasse wird die Sicht auf den Dom durch Schornsteine, Masten , manchmal auch durch einen Spaziergänger beeinträchtigt. Am hoch aufragenden westlichen Vierungsturm erkennt man dennoch die einzelnen Bauabschnitte: unten die romanischen Rundbögen, in der Mitte die gotischen Fenster und ganz oben den barocken „Helm“.

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16 EXTRA Zitiert Langgässer: „Und über allem der Dom“ In diesen Ruinen scheint nicht mehr zu leben außer Traum und Erinnerung. Eine sehr tiefe und unzerstörte, steingewordene... Und über all dem der Dom! Mutter und Grabmonument in einem: beide mit Nachkommenschaft für die Ewigkeit bis in ferne Tage erfüllt. Wenn nichts mehr wäre außer dem Dom, so könnte man, denkt der einsame Mensch, der über die Trümmer klettert, die ganze Stadt aus dem Anblick des Domes wieder von neuem erbauen; dieser Dom, dieser steinerne Schoß der Gottheit würde sie wieder gebären; und wenn von dem Dom selber gar nichts mehr stünde als die Fundamente des Ostchors, so könnte aus diesem Gefels der ganze Dom in die Höhe atmen und mit dem Dom die zerstörte Stadt samt den anderen Gotteshäusern, dem Kurfürstlichen Schloß und dem Deutschhaus und den köstlichen Adelshöfen. Elisabeth Langgässer (1899 bis 1950): „Über den Trümmern der Dom“, 1947

Auf der schönsten Baustelle Die Steinmetze am Mainzer Dom trotzen mit Zähigkeit und Können dem Wetter Von ihrem Baugerüst am nordwestlichen Querhaus des Doms haben die Steinmetze der Mainzer Dombauhütte eine herrliche Aussicht auf den Marktplatz und die Stadt.

Doch die Handwerker erklimmen das etwa 40 Meter hohe Baugerüst nicht wegen der schönen Aussicht. Sie restaurieren den Mainzer Dom.

Hüsch: „Ich brauch’ nicht deinen Dom“ …Ich bin Nomade Evangelisch und zugleich Ein Deserteur Bin flüchtig undankbar Am Morgen arm am Abend reich Am nächsten Tag verwahrlost Heimatlos und liederlich Dann denke ich an dich Mein gutes Mainz Ich brauch nicht deinen Dom Und dein geschichtliches Gedöns Nimm meine Ängste mir Ich brauch nicht deinen Wein Und deine lauten Tage Deine Prahlerei und deinen Protz Ich brauche deinen Aschermittwoch Mainz... Hanns Dieter Hüsch (1925 bis 2005): „Erinnerung an Mainz“

Hüsch: „Um den Dom kommt keiner rum“ Um den Dom kommt keiner rum. Evangelisch und katholisch, nüchtern oder alkoholisch, laut und leise oder stumm, um den Dom kommt keiner rum. Hanns Dieter Hüsch

Von Julia Jendrsczok Die Handwerker sind ein eingespieltes Team. Während Michael Schmitt Mörtel an einem neu eingesetzten Stein anbringt, fügt seine Kollegin Jennifer Schrauth einen Steinblock in die vorbereitete Wand. Zu zweit klopfen die beiden den Stein fest, bis er im richtigen Winkel sitzt. „Man muss zäh sein, denn diese Arbeit erfordert viel Ausdauer“, erklärt Steinmetzmeister Schmitt. Auf über 15 000 Quadratmetern Mauerfläche wiederholen die Handwerker immer wieder die gleichen Arbeitsschritte: Zuerst tragen Schmitt und seine Kollegen die rote Farbe ab, die sich teilweise schon von selbst ablöst. Dann kartieren sie die Schäden am

Mauerwerk und besprechen die Renovierungsmaßnahmen. Sie stehen in ständigem Kontakt mit Dom- und Diözesankonservator Hans-Jürgen Kotzur, der für die denkmalpflegerische Betreuung zuständig ist. Nach den Absprachen tauschen sie die beschädigten Steine aus und die Maler tragen im letzten Arbeitsschritt neue Farbe auf. „Der Vorteil einer eigenen Dombauhütte besteht darin, dass wir auf Schäden direkt reagieren können“, erklärt Steinmetz Jörg Walter. In den 1970-er Jahren erhielt der Dom einen deckenden Anstrich in Rot. Heute werden die Kalksteine lasiert. Die Maler streichen mit mineralischen Farben, die atmungsaktiv sind. Diese Farben sind in ihrer Herstellung zwar nicht historisch,

eignen sich jedoch besonders gut, um die Bausubstanz zu erhalten. Das Arbeiten in luftiger Höhe ist nicht ganz ungefährlich: „Schwindelfrei muss man schon sein“, sagt Steinmetz Jörg Walter. Der Dom leidet an vielen Stellen unter den Witterungseinflüssen. Umwelteinflüsse – wie „saurer Regen“ – machen dem Gemäuer zwar nicht mehr so stark zu schaffen. Problematisch ist aber die Verwendung falscher Materialien in früheren Sanierungsabschnitten. „Damals verwendete man zum Ausbessern Steinersatzmörtel. Dieser ist aber sehr hart, durch Temperaturschwankungen bekommt der Stein Risse, durch die Wasser eindringt und den Stein beschädigt“, erklärt Walter.

Ratgeber EXTRA 17 Zitiert „Geht nach Mainz“

Die Restauration des Doms erfolgt möglichst originalgetreu. Doch nicht immer existiert eine Vorlage und manchmal sind die ursprünglichen Formen der Steine nicht erkennbar. „Wir müssen die romanische Formensprache nachempfinden. Dabei hilft uns die Erfahrung, manchmal gibt es alte Vorlagen und wir unterhalten uns mit Kunsthistorikern“, sagt Walter. Oft hilft den Restauratoren auch ein Vergleich mit anderen Bau-

werken, die im gleichen Zeitalter entstanden sind. EinbesonderesSchmuckstück ist ein freistehender Engel auf dem Giebel des nordwestlichen Querhauses aus dem 13. Jahrhundert, den die Steinmetze der Dombauhütte gerade restaurieren. „Ein solches Kunstwerk stellte in der damaligen Zeit eine Seltenheit dar“, erklärt Walter. Der Engel wird neu aus Stein geschlagen und die Reste des alten Engels kommen ins Museum.

Der Steinmetzmeister Michael Schmitt schätzt, dass die Restaurierungsarbeiten am Querhaus des Doms noch bis ins nächste Frühjahr andauern werden. Danach steht dann die Restaurierung des Hauptturms und des Westchors auf dem Programm. Ob man sich irgendwann satt sieht an der Aussicht? Werner schüttelt den Kopf: „Da gewöhnt man sich nie dran. Ich arbeite eindeutig auf der schönsten Baustelle in ganz Mainz.“

Passt: Jennifer Schrauth und Michael Schmitt ersetzen einen Stein.

Geht nach Mainz, ihr braven Stadtväter, die ihr alte Viertel zu verwalten habt, und horcht am Puls dieses Doms. Vielleicht geht euch der einzige Grundsatz auf, der für alle selbstbewussten Zeiten gegolten hat: nur das zu bauen, was aus der eigenen zeit stammt, und zwar das Beste und Neueste aus der eigenen Zeit....

Dies jedenfalls ist die Lehre des Mainzer Doms für uns Heutige. Die großartigen Spannungen und gelungenen Lösungen stammen aus den genial zueinander in Beziehung gesetzten Teilen vieler Jahrhunderte. Ein gewachsenes Kunstprodukt. Ein Gebirge, von Künstlern erbaut. Rudolf Krämer-Badoni „Das Domgebirge“

1000 JAHRE WILLIGIS-DOM – WIR GRATULIEREN HERZLICH! Wenn ein Gotteshaus 1000-jähriges Jubiläum feiert, dann ist das ein besonders guter Grund, um zu feiern. Zumal, wenn es so ein außergewöhnliches Gotteshaus ist wie unser Dom. Denn der Willigis-Dom ist nicht nur von großer kunsthistorischer Bedeutung, sondern er ist ein in Stein gemeißeltes Glaubenszeugnis mit einer tausendjährigen Geschichte. Gerade heute braucht unsere Gesellschaft Glaubenszeugnisse und durch Vertrauen geprägte Beziehungen, die lange währen. Und so schließen wir unserer Gratulation zum 1000-jährigen Domjubiläum den herzlichen Dank für die langjährige gute Zusammenarbeit mit dem Bistum Mainz und mit vielen kirchlichen Institutionen an.

Stichwort

Die Mainzer Dombauhütte

Die Hauptaufgabe der Mainzer Dombauhütte liegt in der Bauerhaltung der Domkirche durch konservatorische und restauratorische Maßnahmen. Steinmetze arbeiten gemeinsam mit Bildhauern, Schreinern und Malern an der Restaurierung der Bausubstanz. Die Anfänge der heutigen Mainzer Dom-

bauhütte liegen etwa im Jahr 1950. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann Dombaumeister Georg Bayer unter Bischof Albert Stohr mit Wiederherstellungsarbeiten am Dom. Er beauftragte Mainzer Handwerksfirmen mit den Arbeiten, einige von ihnen erhielten später den Titel „Domhandwerksmeister“. Im Lauf der Zeit nahm

die Zahl der domeigenen Handwerker zu. 1963 gründete Dombaumeister Jakob Stockinger schließlich die Dombauhütte. Die Mitarbeiter des Dombauamts und der -hütte sind nicht nur an der Domkirche, sondern auch an vielen Liegenschaften der Bischöflichen Dotation sowie des Bistums beschäftigt.

Seit mehr als zwei Jahrzehnten sind wir in Mainz aktiv und freuen uns, dass uns jedes Jahr mehr Kunden in allen Facetten des Bankgeschäfts vertrauen. Ein stets wachsendes Interesse gilt auch den besonderen Bereichen unserer christlich geprägten Bank, so zum Beispiel unseren ethisch orientierten Vermögensanlagen. Gemeinsam mit unserem Bischof Karl Kardinal Lehmann und allen Menschen im Bistum Mainz freuen wir uns auf schöne Jubiläumsfeierlichkeiten und hoffen auf viele weitere Jahre der vertrauensvollen Zusammenarbeit. Pax-Bank Mainz · Eppichmauergasse 10 · 55116 Mainz Tel. 06131/2 88 87-0 · E-Mail [email protected] www.pax-bank.de

18 EXTRA Ratgeber Zitiert Generalvikar Dietmar Giebelmann bei einer „geistlichen Domführung“. Während des Jubiläumsjahrs ein regelmäßiges Angebot am späten Samstagvormittag. Foto: Tobias Blum

Mautz: „Fernblick“ Von halber Höhe am Taunushang seh ich oft nach der Stadt, in der ich so lange gelebt, suche die Türme, den Dom und das Rathaus. Heut ist sie dunstig verschleiert, nicht mehr erkennbar, und weißer Rauch von Chemie zieht über sie hin. Am Horizont oben hocken die grauen Betonklötze der Fernsehstadt. Ein Lichtschein streift Die Wasserschleife des Rheins, blitzt auf und erlischt. Dort muß sie liegen, die Stadt, in der ich so lange gelebt. Kurt Mautz (1911 bis 2000) aus dem Band „Ortsbestimmung“, 1984

Zuckmayer: Beim Anblick des Mainzer Domes Wohl hat Dich Menschenkunst geformt in tausend Jahren, doch was ist Menschengeist? Ein Hauch von Geistesstürmen, wie sie aus Weltenferne niederfahren und leise brausend wehn von Deinen Türmen. Wie spricht zu mir Dein rötliches Gestein. Was fasst mich an aus Deinen Gräberplatten – Was atmet durch den Kreuzgang in mich ein, was raunt im Chorgestühl, im Säulenschatten? Wohl hat Dich Menschenkunst gefugt, nach Todesbränden erneuernd stets Dein Bild im Bilderstrome, wohl bist Du Werk von bildnerischen Händen Mir bleibst Du immerdar der Dom der Dome: Ein Sinnbild und ein starker Hort zugleich schenkst Du uns Einkehr, Schönheit und Erbarmen. Im Überdauern stehst Du glorienreich, und kommt das Ende, stirbst Du mit den Armen. Carl Zuckmayer, 1971 (Für Gertrud von Le Fort)

Der Dom und das Bistum Warum die Bischofskirche in Mainz für alle Katholiken in der Diözese wichtig ist Von Generalvikar Dietmar Giebelmann Es ist unser Dom – sagen die Mainzer und wenn sie von einer Flugreise zurückkehren und über die Theodor-Heuss-Brücke kommen und den Dom sehen, dann wissen sie: Wir sind da – wir sind zu Hause. Der Dom signalisiert: Du bist zu Hause, es hat sich nichts verändert, seit du weg warst; du bist in Sicherheit. Und oft haben wir es in den letzten Jahren erlebt: Wenn die Zeiten unsicher waren, als damals die Flugzeuge von Terroristen in die Türme in New York gelenkt wurden, als die Gefahr eines Krieges spürbar wurde. Aber auch als Johannes Paul II. im Sterben lag, auch als Papst Benedikt XVI. gewählt war, da liefen die Menschen in den Dom, sie zünden Kerzen an, sie beten, sie wissen – wir haben in diesem Dom einen Ort für unsere Trauer und für unsere Freude. Der Dom ist kein Bollwerk äußerer Macht, er öffnet sein Tor und die Menschen wissen sich in Sicherheit und niemand frage: Wo kommst du her – darfst du hier herein; hier ist jeder eingeladen und niemand fragt die Besucher nach der Konfession. In diesem Jubiläumsjahr hat sich die Zahl der Besucher gesteigert. Wer

nach Mainz kommt, besucht den Dom. Wenn sich Tag für Tag tausende von Besuchern durch den Dom bewegen, dann kommen die meisten als Touristen und viele gehen als Beter. Sie zünden Kerzen an und sie wissen, die Kerzen werden noch brennen, wenn sie längst weg sind. Und an den Kerzenständern sehen wir ganz junge Männer und Frauen und viele stammeln ein paar Worte – unhörbar, und Gott hört die nie gesprochenen Worte. Sieben Monate unseres Domjubiläums sind fast vergangen. Wir wollen nicht Rückblick halten. Dazu wird später Zeit sein. Wir haben mit Hilfe unserer Medienpartner große Konzerte, Ballettabende, ein Fußballspiel für den Dom, ein FundraisingDinner und eine Fernsehsendung „Da wackelt der Dom“ erlebt. Die Öffentlichkeit der Bundesrepublik hat den Mainzer Dom fest im Blick. Viele unterstützen die Stiftung „Hoher Dom zu Mainz“ und den Dombauverein. Das Sonderpostwertzeichen wird den Dom in alle Welt hinaustragen, der Besuch des Bundespräsidenten beim Festgottesdienst am 11. Oktober verweist auf die Bedeutung des Domes. Und wichtige Ereignisse waren und sind die Treffen der Kommunionkinder unseres Bistums, das Treffen der Kinder

unserer Kindertagesstätten, die Begegnung der Messdiener, der Firmlinge. Hier erfahren alle, wir sind nicht nur eine Minderheit, sondern wir sind viele – wir sind eine starke Gemeinschaft. Die Diözesantage für die Betriebsräte, für die Mitglieder der Pfarrgemeinde- und Verwaltungsräte und für die Mitglieder der diözesanen Räte lassen Besucher zwei Stunden aus Oberhessen und vom

Neckar fahren, um dabei zu sein, denn alle wissen: Wir sind das Bistum Mainz, wir gehören dazu – zum Dom und zu unserem Bischof. Der Tag der Gemeinden fremder Muttersprache am 13. September hat die kroatischen, polnischen, italienischen, spanischen, portugiesischen, die syrischen Christen und die rumänischen und die aramäischen Christen zusammengeführt. Es war nicht Babylon, was hier lebendig wurde, sondern im Dom wurde die Kirche von Mainz lebendig, eben eine Kirche, die keine Nationa-

lismen und keine Sprachgrenzen kennt, sondern weltweit katholisch ist. Der Dom ist die Bischofskirche, Gläubige wissen, dass sie hier Gottesdienste mit ihrem Bischof feiern können. Beide gehören zusammen: Dom und Bischof sind Garanten dieser Gemeinschaft. Und die Gemeinden unseres Bistums wissen: Wir sind nicht allein, wir sind nicht auf uns gestellt und selbst wenn wir eine Minderheit von fünf Prozennt in der Bevölkerung sind, wie wir es aus Diasporagemeinden wissen, wir gehören zusammen – wir: Das ist das Bistum, der Dom und natürlich zu allererst: der Bischof. Jährliche Höhepunkte in unserem Dom sind immer wieder die Priesterweihe, die Weihe der Diakone, die Sendungsfeiern für Pastoral- und Gemeindereferenten, die Gottesdienste mit der Übergabe der Missio an die Religionslehrer. Wir sind Gott dankbar, dass wir diese Feste in jedem Jahr feiern können. Und unser Bistum spürt dabei: Unsere Kirche ist jung und lebendig, es entscheiden sich immer neu Menschen für diesen Dienst. Wir tragen vom Dom her die Bitte um geistliche Berufe in die Gemeinden hinein, gerade im Jahr der Priester, zu dem der Heilige Vater in diesem Jahr aufgerufen hat.

EXTRA 19

Helge Ingo Franz, Langen Foto: privat

Weiter Zuflucht für die Gläubigen sein

Herzlichen Glückwunsch, Mainzer Dom

Wir dürfen teilhaben an einem herausragenden und besonderen Ereignis in unserem Bistum: Unser Dom feiert seinen 1000. Geburtstag. Das Dekanat Dreieich gratuliert dazu sehr herzlich und wünscht, dass der Dom weiterhin Heimat und Zuflucht für die Gläubigen sein möge, dass viele Menschen dieses Zeugnis christlichen Glaubens als lebendige Steine besuchen. Helge Ingo Franz, Dekanat Dreieich

Ein Stück Heimat geworden Lieber Dom zu Mainz, zu Deinem 1000-ten Geburtstag wünschen wir, vom Dekanat Mainz Stadt, Dir alles Gute!! Wir freuen uns, dass Du mitten unter uns stehst und so für uns ein Stück Heimat geworden bist. Hoffentlich bleibst Du uns noch lange so erhalten, da Du in den Herzen der „Meenzer“, „Määnzer“ und Mainzer ganz oben einen festen Platz hast. Hans Dötsch, Dekanat Mainz-Stadt

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Windenergie

Lieber Mainzer Dom, zu Deinem 1000. Geburtstag übersende ich Dir herzliche Glückwünsche. Ich hoffe und wünsche Dir auch weiterhin noch gute Jahre und viele Besucher. Auch ich komme gerne, denn in Deinen starken Mauern findet man Trost, Kraft und Geborgenheit. Herzliche Grüße aus Rüsselsheim! Helga Gesswein, Dekanat Rüsselsheim

KWK

Als Vertreterin des Dekanats Offenbach-Stadt im Katholikenrat gratuliere ich zum 1000.Geburtstag des Mainzer Doms ganz herzlich. Viele Eucharistiefeiern in diesem beeindruckenden Haus Gottes sowie in der Krypta haben in mir ein tiefes Gefühl für die Würde des Doms wachsen lassen und mir das Gefühl vermittelt, zu Hause zu sein, Gottes Nähe zu spüren. Und das ist ein sehr gutes Gefühl. Hannelore Göring, Dekanat Offenbach

In Deinen starken Mauern findet man Trost

Der Weg zur Energiewende ist lang, beschwerlich und teuer. Wir haben ihn trotzdem eingeschlagen. Warum? Weil wir unser Denken und Handeln am Gemeinwohl der Stadt Mainz und der Region ausrichten und nicht wie private Energieunternehmen nur einen schnellen Euro machen wollen. Unterstützen Sie uns, denn die Energiewende ist eine Gemeinschaftsaufgabe.

Erdwärme

Gefühl für die Würde gewachsen

Helga Gesswein, Rüsselsheim Foto: privat

Kraftwerke

Hannelore Göring, Offenbach Foto: privat

Viele fordern die Energiewende, wir setzen sie um!

Solarenergie

aus dem ganzen Bistum gratulieren

20 EXTRA Ratgeber

Franz-Josef Hörbelt, Mainz Foto: privat

Hans-Josef Heun, Harheim / Nieder-Erlenbach Foto: privat

Vor allem ein lebendiges Gotteshaus

Weiter eine wahre Stätte des Glaubens sein

Seit 1975 ist Mainz unsere neue Heimat und der Dom der Mittelpunkt unseres neuen „Zuhausegefühls“, denn bereits damals durften wir die ersten „1000-JahrFeiern“ miterleben. Der Dom ist seither für uns nicht nur ein wertvolles historisches Baudenkmal sondern vor allem ein lebendiges Gotteshaus, in dem wir gerne verweilen, sei es beim Gottesdienst oder beim stillen Gebet. Wir freuen uns sehr über die zweiten „1000-JahrFeiern“ und sind engagierte Teilnehmer an den Veranstaltungen. Franz-Josef Hörbelt, Dekanat Mainz-Stadt

Ich wünsche dem Mainzer Dom weitere 1000 Jahre. Er soll weiterhin eine wahre Stätte des Glaubens sein. Denen, die den Dom mehr als Kulturgut sehen, soll er ein Zeugnis des Glaubens an Jesus Christus, den Auferstandenen, sein und auch so angenommen werden. Hans-Josef Heun, Dekanat Wetterau-West

Josef G. Wolf, Herrnsheim Foto: privat

Als Ort des Friedens und der Gegenwart Gottes erhalten bleiben Eberhard Beikert, Viernheim

Ein Tempel Gottes bleiben Mein Geburtstagswunsch für den Mainzer Willigis-Dom ist : ß dass er zur Feier seines 1000-jährigen Bestehens immer wieder neu erfüllt und umgeben ist von vielfältigen und lebendigen Zeichen kirchlichen Wirkens und Geschehens, ß dass die spirituelle Bedeutung des Doms für uns und unser Fest-Stehen-im-Glauben wieder neu deutlich gemacht und hervorgehoben wird, ß dass der Dom bleibt, was er immer war: ein Tempel Gottes, in dem die Erinnerung an Christi Heilshandeln wach gehalten wird, ein Haus des lebendigen Brotes und des stillen Gebetes, ein immer wieder neu erfahrbares Zeichen Seiner Nähe. Eberhard Beikert, Dekanat Bergstraße-West

Wir gratulieren zum Jubiläum

1000 Jahre Mainzer Dom Regionaldirektion Rhein-Main Postfach 14 65 . 63490 Seligenstadt Telefon 06182 787352 [email protected] . www.bruderhilfe.de

Im Sinne Bischof Kettelers: Kirche – engagiert für Arbeitnehmer 1000 Jahre Willigis-Dom 140 Jahre Sozialpredigt Bischof Kettelers 40 Jahre KAB-Diözesanverband www.kab-mainz.de

Foto: privat

Dr. Wilhelm Hoff, Darmstadt Foto: privat

Dem altehrwürdigen Mainzer Dom gratuliert aus dem Süden des Bistums das Dekanat Worms. Die Glückwünsche gehen sozusagen von Kaiserdom zu Kaiserdom. Möge der Dom als sichtbares Zeichen des Glaubens noch viele Jahrhunderte als Ort des Friedens und der Gegenwart Gottes erhalten bleiben. Josef G. Wolf, Dekanat Worms

Roland Hohenstein, Darmstadt Foto: privat

Lebendige Steine

Das Symbol

Lieber Mainzer Dom, zu Deinem tausendsten Wiegenfest sendet Dir der Dekanatsrat aus Darmstadt die allerherzlichsten Glückwünsche. Aus einer unvorstellbaren Zahl von mineralischen Steinen bist Du im Laufe der Jahre zu dem geworden, was wir heute sehen und besuchen können. Die lebendigen Steine aber, die Gläubigen der Diözese, machen Dich zu dem, was Du bist: das Zentrum unseres Bistums. Dr. Wilhelm Hoff, Dekanat Darmstadt

Die katholischen Christen aus dem Dekanat Darmstadt freuen sich mit dem Bistum über das 1000-jährige Jubiläum des Domes. Es ist unsere Kirche , auch wenn wir unseren Gottesdienst in unserer jeweiligen Pfarrgemeinde feiern. Ich komme aus der Pfarrei Liebfrauen in Darmstadt. Der Mainzer Dom ist das Symbol für den katholischen Glauben in unserem Bistum Mainz. Alle guten Wünsche und Gottes Segen! Roland Hohenstein, Dekanat Darmstadt

Ratgeber EXTRA 21 Lothar Nachtmann, Ginsheim Foto: privat

Helmut Mohr, Lorsch Foto: privat

Innige Liebe

Noch täglich Leben

Es scheint mir eine innige Liebe zu bestehen zwischen den Menschen der Dekanate unserer Diözese und unserem Dom in Mainz. Schwierige Zeiten hat er erlebt, ist aber eine feste Burg geblieben. Schön, liebe Mainzer Bischofskirche, dass es dich gibt. Lothar Nachtmann, Dekanat Rüsselsheim

Die Strata Montana, die Königshalle Lorsch, der Bergsträßer Dom und alle Gemeinden gratulieren Dir. Die meisten Bergsträßer Kulturdenkmäler sind zwar älter als Du und bereits Weltkulturerbe. In Dir ist jedoch heute noch täglich Leben. Wir hoffen, dass Du auch nach elf Bränden weiterhin zur Ehre Gottes unsere Bistumskirche bleibst! Wir stoßen mit Bergsträßer Wein auf Deinen 1000. an! Helmut Mohr, Bergstraße-Mitte

Renate Götz, Ingelheim Foto: privat

Dr. Georg Kahlert, Bingen Foto: privat

Viel Beachtung

Ich wünsche dem Mainzer Dom, dass er auch in den nächsten 1000 Jahren für die Menschen als religiöse Wirkungsstätte weiterhin von großer Bedeutung sein wird, sie ihn nach wie vor als imposante Kirche schätzen werden und er als historisch bedeutendes Kulturdenkmal stets viel Unterstützung finden wird, vor allem immer reichhaltige Sponsorengelder fließen. Renate Götz, Dekanat Bingen

Dank den Menschen Ein Fixpunkt, ein Ruheort, eine geschichtsträchtige Stelle, ein Menschheitswerk, ein gewaltiger Ausdruck zum Ruhme Gottes. Danke den Menschen, die bereit waren und sind, das Jahrtausendwerk zu bauen, zu pflegen, zu achten und immer mit Leben zu füllen. Dr. Georg Kahlert, Dekanat Bingen

23.7. - 8.8.2010

Manuel Stach, Unter-Flockenbach Foto: privat

Karl Dangelmayer Mainz Foto: privat

Eine besondere Faszination Seitdem ich das erste Mal im Mainzer Dom gewesen bin, strahlt er für mich eine besondere Faszination aus. Er ist mehr als nur eine große, zentrale und imposante Kirche. Er ist das Zentrum unseres Bistums und das spürt man auch, wenn man den Dom besucht oder eine Messe dort mitfeiert. 1000 Jahre – und kein bisschen alt. Die Atmosphäre und Lebendigkeit des Doms und des ganzen Bistums kann man im Besonderen dann erleben, wenn der Dom mit Jugendlichen und Kindern gefüllt ist. Dann treffen junge Ideen und Lieder auf alte Mauern und das Produkt ist eine junge begeisterte Gemeinde. Ich wünsche dem Mainzer Dom, dass er noch lange für alle Katholiken im Bistum die zentrale Kirche ist. Dann wird deutlich, dass auch 1000 Jahre den Dom und das Bistum keineswegs „alt“ aussehen lassen, sondern dass der Mainzer Dom mit seinen Plätzen ein lebendiges Zentrum für Jung und Alt ist. Manuel Stach Dekanat Bergstraße-Ost

endlich wieder am Originalschauplatz Fulda

Der Dom wird auch uns überstehen Der Dom: Mittelpunkt unseres Bistums, unserer Stadt, unseres Dekanats. Messen, Andachten, Gebete; Konzerte, Lesungen, Vorträge; Kardinal, Bischof, Domschweizer; Freude, Trauer, Hoffnung – all das verbinden wir mit ihm. Er ist ein Beispiel für unsere Kirche: in den Grundmauern fest, ansonsten den Zeitverhältnissen angepasst, in der Tat „una ecclesia semper reformanda“, wenn auch gelegentlich mit einem zeitlichen Verzug. Wen hatte er schon alle zu Gast: Päpste, Kaiser, Könige, Präsidenten, Kanzler, Gläubige und Ungläubige aus nah und fern. Was hat er schon alles erlebt: Feste, Feiern, Kriege, Brände, Verwüstungen. Der Dom hat alles überstanden und wird auch uns überstehen, das wandelnde Kirchenvolk von heute. Wir freuen uns, dass der Dom unser geistiges Zentrum ist und wünschen, dass er dies wieder für alle Christen sein wird. Karl Dangelmayer, Dekanat Mainz-Stadt

Dr. Hildegard Dziuk, Darmstadt Foto: privat

Wünsche dir viele Freundinnen und Freunde Lieber Dom, aus dem Dekanat Darmstadt schicke ich Dir viele herzliche Jubiläumsgrüße. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich nach Mainz komme und Dich schon von weitem über den Rhein herüber grüßen sehe. Wenn man Dich so anschaut, hat man das Gefühl dass die 1000 Jahre spurlos an Dir vorübergegangen sind – so ruhig und unerschütterlich stehst Du da: ein Symbol für Beständigkeit und Sicherheit. Damit das auch in Zukunft so bleibt, wünsche ich Dir viele Freundinnen und Freunde, die gut für Dich sorgen: nicht nur, indem sie Mauern und Inneneinrichtung instandhalten (auch wenn das sehr wichtig ist), sondern indem sie Dich vor allem mit dem erfüllen, was Dich von innen her erhält: mit ihrem Glauben und ihrem Gebet. Hildegard Dziuk, Dekanat Darmstadt

Ein packendes Musical über das dramatische Leben der Heiligen Elisabeth

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22 EXTRA Keine Kamera ist ihm fremd. Und Kardinal Lehmann kennt keine Mikrofonangst. Foto: ZDF/Rico Rossival

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Zu Gast im Dom Fernsehgottesdienste im Jubiläumsjahr Er ist ein echter Fernsehstar – der Mainzer Dom. Es wird so ziemlich alles abgefilmt, was denkbar ist. Auch das, was tagtäglich im Dom gefeiert wird: Gottesdienste.

1000 JAHRE MAINZER DOM Der Kristallisationspunkt des urbanen Lebens in Mainz Wir gratulieren

Mainz City Management e.V. Hansjürgen Doss Vorsitzender Klaus Hammer Citymanager

Drei große Fernsehgottesdienste senden SWR, HR und ZDF in diesem Jahr. Am 1. Februar läutete ein Gottesdienst das Jubiläum ein, am 11. Oktober kommt der Bundespräsident zur Pontifikalvesper und am 15. November beschließt ein TV-Gottesdienst das Jubiläumsjahr. Eine Fernsehübertragung, wie geht die eigentlich? Ein kleiner Überblick in sechs Bildern. 1. Bild. Die Vorbesichtigung. Monate vor der Übertragung trifft sich ein kleines Team von der Regisseurin bis zum Küster, vom Domdekan bis zum Marktmeister. Da ist zu überlegen: Wo können Lampen, Kameras, Gerüste abgeladen werden? Wann kann geprobt werden? Wer macht die Musik? Ist Markt an den Tagen vorher – und was heißt das für die Arbeit im Dom? Außerdem geht’s auch schon um inhaltliche Fragen: Was ist das Thema des Gottesdienstes? Gibt es Bilder aus dem Dom, die dazu passen und die vorher abgefilmt werden müssen? Jetzt weiß jeder, was in nächster Zeit zu tun ist. Und damit das funktioniert, schreibt die technische Leitung eine Disposition: Mit allen Zei-

Dr. Thomas Weißer Foto: privat

ten, allen Beteiligten, Probenterminen… 2. Bild. Der Laufplan. Damit ein Gottesdienst überhaupt in der geplanten Zeit gesendet werden kann, muss ein detaillierter Laufplan her. Der erfasst alles – vom Titelbild bis zum Anspann. Wer was wann wo sagt. Wer singt. Jede Handlung, jeder Text, jedes Musikstück kriegt eine Ablaufnummer, muss zeitlich erfasst werden. 3. Bild. Der Aufbau. Mittwochs oder donnerstags geht’s los. Mit Strom und Licht. Es folgen Aufbauten für die Kameras, Verkabeln für den Ton, Anschließen von technischen Geräten. Der Dom gleicht zwischendurch einem Elektrogeschäft. 4. Bild. Die Proben. Am Tag vor der Übertragung sind mehr als 60 Menschen vom Sender im Dom: Kameraleute, Lichttechniker, Toningenieure, Regisseurin und Redakteurin, die technische Leitung. Zuerst wird der Ein- und Auszug geprobt, meistens mit Doubles. Denn viele Beteiligte haben am Tag vorher keine Zeit. Also finden sich bei den Proben Jugendliche mit Schil-

dern ein, auf denen dann ihr „echter“ Name steht: „Kardinal Lehmann“ oder „Bundespräsident“. Am Nachmittag dann Generalprobe. Alle Mitwirkenden, alle Doubles feiern jetzt – wie bei der echten Übertragung – den gesamten Gottesdienst. Abends beschließt eine Nachbesprechung den Tag. 5. Bild. Kurz vor knapp. Die Stunde der Maskenbildnerinnen. Alle, die länger im Bild sind, müssen gepudert werden. Schweiß auf der Stirn macht sich im Fernsehen überhaupt nicht gut. Gleich geht’s los. Zeit für ein kurzes Stoßgebet, einen Moment der Besinnung. Es geht um mehr als Fernsehen, Kameras und Laufpläne. Es geht darum, dass Menschen zusammenkommen, um ihren Glauben zu feiern, sich bestärken, sich auf das besinnen, was wirklich wichtig ist im Leben. Das Fernsehen hilft, dass viele mitfeiern können. 6. Bild. Jetzt geht’s los. Die ersten Bilder gehen nach draußen: Oft ist das eine Außenaufnahme, ein Bild der mächtigen Kathedrale, die schon vieles überstanden hat, abbrannte und beschossen wurde, als Viehstall und Lazarett genutzt wurde. Wer das 1000 Jahre lang überlebt hat, für den ist ein Fernsehgottesdienst ein leichte Übung. Der Autor, Dr. Thomas Weißer, ist Senderbeauftragter der Katholischen Kirche beim SWR.

EXTRA 23 Zitiert

Johannes Brantzen ist Pastoralreferent und Bischöflicher Zeremoniar im Dom Foto: Anja Weiffen

Plan B in der Tasche Volles Programm für den Zeremoniar beim Fernsehgottesdienst

Johannes Brantzen, der Bischöfliche Zeremoniar, koordiniert das liturgische Geschehen und ist bei einer TV-Übertragung die Schnittstelle zwischen Priestern und Aufnahmeleitung. Was Johannes Brantzen immer in der Tasche haben muss: Plan B. Das zentrale Element einer Fernsehübertragung ist der vorgegebene Zeitrahmen und „der muss in der Regel eingehalten werden“, sagt der Zeremoniar. „Auch wenn oft darüber diskutiert wird, dass ,Wetten, dass‘ ebenfalls überzieht.“ Notfalls müsse eine Liedstrophe weichen. Hauptsache: die Kameras werden nicht vor dem Segen abgeschaltet. Während einer Live-Übertragung muss sich im Dom Vieles den Anforderungen des Mediums Fernsehen unterwerfen. „Dann fühlt man sich schon fremdbestimmt“, findet Brant-

zen. In jedem Fall gilt: „Wir geben den Inhalt vor, der Sender die Zeit.“ Dann rechnet Johannes Brantzen, sozusagen als Choreograf des Gottesdienstes, für jeden Akteur „die Zeit“ aus. „Kardinal Lehmann bekommt beispielsweise zehn Minuten für seine Predigt, die er in der Regel nach dieser Vorgabe verfasst.“ Dem Bischof bleibe allerdings das letzte Wörtchen in dieser Absprache vorbehalten. „Wenn ihm ein Thema wichtig ist, dann ist es auch schon einmal passiert, dass wir mit 15 Minuten klarkommen mussten“, erzählt er. Und auch das klappt – mit dem schon erwähnten Plan B in der Tasche. Brantzen: „Wir schaffen uns Spielräume, indem wir im Vorfeld Punkte im Ablauf festlegen, die wegfallen können. Beispielsweise kann die Kommunionausteilung im Hauptschiff, die im Blickfeld der Fernsehkameras stattfindet, früher beendet und nur in den Seitenschiffen weitergeführt werden.“ Während der

Übertragung steht der Zeremoniar mit der Aufnahmeleitung, die auf die Sendezeit achtet, in Blickkontakt. Johannes Brantzen: „Es müssen Kompromisse gemacht werden. Wir achten darauf, dass das liturgische Geschehen würdig bleibt und die Mitfeiernden sowenig wie möglich gestört werden. Im Altarraum beispielsweise darf nur eine bewegliche Kamera genutzt werden. Das meiste in diesem Bereich wird über feste Kamerapositionen aus seitlicher Perspektive aufgenommen.“ Bei aller Medienpräsenz: Geht man streng nach dem Kirchenrecht, „zählt“ nur die wirkliche Gottesdienstteilnahme in einer Kirche, außer man hat gute Gründe für die Abwesenheit. Um die heilige Eucharistie nicht zu einem Konsumgut zu machen, werden Gottesdienste nicht aufgezeichnet. Der Zeremoniar versichert: „Einen Fernsehgottesdienst gibt es nur live zu sehen.“

Ein ehrwürdiges Denkmal ist der Mainzer Dom – einer der ältesten und merkwürdigsten, so Deutschland aufzuweisen hat. Auch er ist von dem roten Wasgauer Sandstein gleich der Wernerkirch zu Bacharach gebaut, aber da fünf Jahrhunderte ihn erweitert, verändert, vergrößert haben, so vereinigen sich in ihm die verschiedensten Baustile. Von außen gibt ihm dieses mit seinen Giebeln und Kuppeln und seinen vier Türmen ein mehr wunderliches als reinschönes Ansehen, im Innern finden sich dagegen treffliche

Details und höchst malerische Durchsichten... Welch merkwürdiger Unterschied doch zwischen dem Portal an der Südseite des östlichen Chors, gegen Ende des zehnten Jahrhunderts erbaut, und dem reichverzierten, zu Ende des 14. Jahrhunderts gebauten im Innern des Doms zum Kapitelhause oder Kreuzgange! Dazwischen liegt das Portal zur Sakristei. Man könnte an diesen drei Portalen die ganze Geschichte des gotischen Baustils nachweisen. Carl Custav Carus Arzt, Philosoph und Maler (1789 - 1869)

A bis Z Gotik – eine Strömung der europäischen Architektur und Kunst des Mittelalters. Sie entstand um 1140 in der Gegend um Paris und dauerte nördlich der Alpen bis etwa 1500. Die Bezeichnung „Gotik“ kommt aus dem Italienischen und bedeutet „fremdartig“, „barbarisch“; ursprünglich ein Schimpfwort, abgeleitet von der Bezeichnung des Germanenstamms

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Carl Gustav Carus: „Höchst malerische Durchsichten

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der Goten. So wurde Geringschätzung der mittelalterlichen Kunst im Vergleich zur Kunst der Antike ausgedrückt. Merkmale: Kreuzrippengewölbe, hohe Wände mit großen Fenstern. Gotik im Mainzer Dom – unter anderem das Taufbecken, der Kreuzgang und die Seitenkapellen, darunter der Marienaltar mit der spätgotischen „Schönen Mainzerin“.

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EXTRA 25 A bis Z

Blick in die hintere Gewölbehalle aus dem 13. Jahrhundert mit der sogenannten Fuststraßenmadonna (um 1250) im Vordergrund. Fotos: Dommuseum

Bekennen durch die Kunst Ein bildreicher Führer durch die komplette Sammlung des Dom- und Diözesanmuseums

Blick in den Südflügel des Kreuzgangs im Obergeschoss

Das Mainzer Dom- und Diözesanmuseum bietet seinen Besuchern einen Führer durch seine Sammlung an. Darin werden alle 200 Exponate des Museums in Bild und Text vorgestellt. Der von Museumsdirektor Kotzur herausgegebene und im Philipp von Zabern-Verlag erschienene Band präsentiert auf 148 Seiten mit 212 Farbabbildungen sowohl die Sammlung des Museums als auch die Goldschmiedearbeiten der Schatzkammer. Er ist für 9,80 Euro ausschließlich an der Kasse des Museums erhältlich. Im Buchhandel gibt es zusätzlich eine gebundene Fassung. Bei der Vorstellung hatte Generavikar Dietmar Giebelmann gelobt, das Buch zeige, dass jede Zeit ihr Glaubensbekenntnis durch Kunstwerke sichtbar mache. (am)

Blick in den Ostflügel des Kreuzgangs im Obergeschoss mit Kreuzigungsgruppe aus der Werkstatt Hans Backoffen, gestiftet 1519.

Hans-Jürgen Kotzur (Hg.): „Dommuseum Mainz. Führer durch die Sammlung“, 148 Seiten, 212 Farbabbildungen, 9,80 Euro

Hütte – (Dombauhütte) Institution, die die Handwerker zusammenfasst, die eine Kathedrale instand halten: Steinmetze, Maler, Schreiner, Gärtner. Die Anfänge der heutigen Dombauhütte in Mainz liegen um 1950.

Inszens – feierliches Beräuchern mit Weihrauch, vom lateinischen Wort „incendere“; das bedeutet „anzünden“. Insignien (bischöfliche) – Hirtenstab, Mitra, Bischofsring, Brustkreuz.

Zitiert Johann Kasper Risbek: „Zur Hälfte verdeckt“ Der mitten in der Stadt gelegene Markt ist zwar kein regelmäßiger, aber doch einer der schönsten Plätze, die ich in Deutschland sah. Auf demselben nimmt sich die Domkirche vorzüglich aus. Sie ist ein ungeheures, vortreffliches gotisches Gebäude, dessen erstaunlicher Hauptturm vor ungefähr 17 Jahren vom Blitz in Asche gelegt ward. Er war von einem Wald von Holz gebaut, und stand gegen vierzehn Stunden in vollen Flammen, ehe er verzehrt war. Um diesem Schicksal in Zukunft zuvorzukommen, ließ ihn das Domkapitel nun von bloßen Steinen, beinahe in gleicher Höhe, erbauen,

welches Unternehmen dasselbe gegen 400 000 Gulden gekostet. Schade, daß er zu sehr mit kleinen Zieraten überladen ist; und noch mehr schade, daß dieser bewundernswürdige Dom mit kleinen Bürgerhäusern und Buden umgeben ist, die ihn zur Hälfte verdecken. Allein, da die Häuser und Buden in dieser Gegend der Stadt am teuersten sind, so kann man es dem Domkapitel nicht sehr verübeln, wenn es sich lieber seinen Grund und Boden bezahlen, als seine Kirche in mehrerem Glanz paradieren läßt. Johann Kaspar Risbek, Schriftsteller (1754 - 1786)

Schopenhauer: „Ein Sinnbild alles Großen und Schönen Der Dom in Mainz, von um und an ihn gebauten Häusern so verdeckt, daß man nirgends ihn ganz sehn kann, ist mir ein Sinnbild alles Großen und Schönen auf der Welt, als welches nur seiner selbst wegen dasein sollte, aber bald mißbraucht wird vom Bedürfnis, welches von allen Seiten herankommt, um daran sich zu lehnen, sich zu stützen… Das ist freilich kein befremdender Hergang,

in dieser Welt der Not und des Bedürfnisses, welchen ja überall Alles fröhnen muß, und die Alles an sich reißen, um ihre Werkzeuge daraus zu machen; selbst das nicht ausgenommen, was nur bei ihrer augenblicklichen Abwesenheit hatte erzeugt werden können: das Schöne und das seiner selbst wegen gesuchte Wahre. Arthur Schopenhauer, Philosoph (1788 - 1860)

26 EXTRA Ratgeber

An drei Verkaufstagen vor dem Dom fand die Sonderbriefmarke reißenden Absatz. Fotos: Paavo Ondreka

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Seit dem 13. August geht der Mainzer Dom per Sonderbriefmarke in die weite Welt. Auch in der Vergangenheit sind bereits Briefmarken mit dem Mainzer Dom geklebt worden. Die Schlange vor dem Aktionsstand der Deutschen Post reißt nicht ab. Hannelore Helms aus Bingen hat gleich zwei Zehner-Bögen der Sondermarke „1000 Jahre Weihetag Mainzer Dom“ gekauft. „Ich schreibe sehr viel, daher brauche ich die fast jeden Tag“, sagt die Rentnerin. Für den im nationalen Briefverkehr sonst nur ab 20 Gramm gebräuchlichen Markenwert von 90 Cent hat sie eine weitere Verwendungsmöglichkeit gefunden. „Wenn ich die Dom-Marke mit einer 55-Cent-Briefmarke kombiniere, habe ich 1,45 Euro, das langt für einen Großbrief.“ Briefeschreiber und Markensammler – sie alle sind an diesem Tag nach Mainz gepilgert, um die quadratische, 35 Millimeter große Marke mit der Südwestansicht des Mainzer Doms zu kaufen. Auch weil ihnen daran gelegen ist, das

Abbild des romanischen Bauwerks in aller Welt zu verbreiten. „Wenn man von Mainz aus was schreibt und der Dom ist drauf – das find’ ich gut“, sagt ein 62-jähriger Nackenheimer, der mit dem Fahrrad nach Mainz gekommen ist. Damit bläst der Briefeschreiber ins gleiche Horn wie Markus Schächter, ZDF-Intendant und Vorsitzender der Stiftung Hoher Dom zu Mainz. Dieser hatte bei der Pressekonferenz anlässlich der Ankündigung des Jubiläumsjahrs gesagt, dass der Mainzer Dom so bekannt werden müsse wie die Dresdner Frauenkirche und der Speyrer Dom. Dass Briefmarken durchaus als Werbeträger für den Mainzer Dom taugen, haben die Bistumsverantwortlichen schon vor längerem erkannt. Zu den staatlichen Stellen, die für die Herausgabe von Sonderpostwertzeichen verantwortlich sind, pflegt man seit jeher guten Kontakt. Nicht nur bei der aktuell vorliegenden Briefmarke, die auf Vermittlung des Kommissariats der deutschen Bischöfe in Berlin vom Bundesfinanzminister herausgegeben wurde (in einer Auflage von 5,6 Millionen).

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Oben links die aktuelle Briefmarke „1000 Jahre Weihetag Mainzer Dom“, daneben die 40-Pfennig-Marke von 1975. Bereits 1947 wurden in Rheinland-Pfalz eine 45-und eine 50-Pfennig-Marke Marke mit dem Mainzer Dom gedruckt. Auch auf der Bischof Ketteler gewidmeten 3-Pfennig-Marke von 1947 ist der Dom zu sehen.

Auch die Briefmarken mit Motiven des Mainzer Doms der Jahre 1947 und 1975 sind Ergebnis gelungener Zusammenarbeit kirchlicher und staatlicher Stellen. 1947 und 1948 erschienen im Land Rheinland-Pfalz, das damals zur französischen Zone gehörte, zwei Marken, die die westliche Turmgruppe des Doms vom Leichhof – also von Süden her – zeigen. Im gleichen Jahr spielte der Mainzer Dom auf einer Bischof Wilhelm Emanuel von Ketteler gewidmeten Marke eine Nebenrolle. 1975, als das Bistum den Baubeginn des Willigis-Doms feierte, gab das damalige Bundespostministerium die Briefmarke „1000 Jahre Dom zu Mainz“ heraus. Auf ihr ist der sechstürmige Kirchenbau von der Nordseite her zu sehen. Insofern stellt die jetzt erschienene Sondermarke „1000 Jahre Weihetag Mainzer Dom“ eine gelungene Ergänzung zu den vorangegangenen dar. Gestaltet hat sie der Grafiker Professor Ernst Kößlinger aus Planegg bei München. Mit seinem Entwurf setzte sich der 83-Jährige, der seine Briefmarken-Motive stets von Hand zeichnet, gegen sieben Mitbewerber durch. Ihn habe die Wiedergabe der „sechsfachen gewissen Gesamtheit“ gereizt,

sagte der Künstler am Rande des Empfangs im Erbacher Hof, bei dem seine Briefmarke vorgestellt wurde. Im Verlauf seiner 1000jährigen Geschichte ist der Mainzer Dom immer wieder umgebaut worden. Aus dieser epochenübergreifenden Gesamtheit aus Baustilen hat Kößlinger die um 1100 entstandenen Tonnengewölbe der Zwerggalerie an der Ostapsis heraus gegriffen. Deren Bögen bilden im oberen Drittel der Biefmarke ein schwaches Band. Sammler Erich Otto gefällt Kößlingers Dom-An-

Zur Sache

Porto-Card Die Öffentlichkeitsabteilung des Bistums Mainz hat eine Porto-Card zum Preis von drei Euro herausgeben (Auflage 1500 Stück). In das scheckkartengroße Heftchen – das außen eine Panoramaansicht und innen eine Abbildung des Dommodells der Willigis-Zeit ziert – sind zwei ungestempelte 90-Cent-Briefmarken „1000 Jahre Weihetag Mainzer Dom“ eingelegt. Der Spendenbetrag von 1,20 Euro pro Porto-Card kommt der Stiftung Hoher Dom zu Mainz zu Gute.

sicht. Der 87-Jährige, der seit mehr als einem halben Jahrhundert Briefmarken sammelt, ist Mitglied im Mainzer „Verein für Briefmarkenkunde 1885“. Seit der Ankündigung der Erstausgabetermine der Deutschen Post im Oktober vergangenen Jahres haben er und seine Kollegen der neuen Dom-Marke entgegengefiebert. Im Gegensatz zu der in Grautönen gehaltenen 1975er-Briefmarke komme hier „das Motiv besser zur Geltung“, sagt Otto. Zwei Briefe mit der neuen Dommarke hat der Sammler bereits verschickt. Einen an einen Schulfreund in der „ehemaligen DDR“, aus der er selbst stammt, den anderen nach Schweden. Otto ist sich sicher, dass ohne diese Briefmarke nicht nur in seinem Album eine große Lücke klaffen würde: „Die Welt wäre eine Stück weit ärmer.“ Noch bis zum 8. Oktober können Sammler den Erstausgabestempel „1000 Jahre Weihetag“ erhalten. Dazu müssen die Marken in einem Briefumschlag, dem ein frankierter Umschlag beiliegt, an folgende Adresse gesandt werden: Deutsche Post, Sonderstempelstelle, 53253 Bonn.

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28 EXTRA Ratgeber A bis Z Jurisdiktion – bezeichnet die Rechtsund Verwaltungshoheit eines Ordinarius (Vorsteher), beispielsweise eines Diözesanbischofs, in seiner Teilkirche, beispielsweise Diözese. Kapitel – leitendes Gremium einer Bischofskirche, das den Bischof als eigene juristische Person unterstützt. Hauptaufgaben sind, das Chorgebet und die Liturgie der Bischofskirche zu pflegen. Kustos (Domkustos) – trägt Sorge für den baulichen Unterhalt und den Schmuck des Doms sowie für die Bedürfnisse zur Feier der Gottesdienste. Er trägt Verantwortung für die sichere Aufbewahrung des Domschatzes, hat die Oberaufsicht über die Domsakristei und die Küster, Domaufsicht und das Reinigungspersonal. Der Dompfarrer ist Subkustos.

Langhaus – Bezeichnung im Kirchenbau für den Bauteil, der während des Gottesdienstes als Aufenthaltsraum der Gemeinde dient. Es ist in traditionellen Kirchen ein länglicher Bau mit einem, drei oder fünf „Schiffen“. Laudes – Morgenlob, Gebetseinheit innerhalb des Stundengebets. Lettner – von lateinisch „lectorium“ (Lesepult). Der Lettner ist eine steinerne oder hölzerne Schranke, die vor allem in Domen oder Klosterkirchen den Raum für die Priester oder Mönche vom Kirchenraum trennte. Im Mainzer Dom: Im Westbau schuf der Naumburger Meister einen gotischen Lettner. Davon sind nur Bruchstücke erhalten, darunter der „Kopf mit der Binde“ im Dommuseum.

Zitiert Paquet: „Ruhe und Größe in gewaltigen Hallen“ Hoch in der Stadtmitte, das sichtbarste Zeugnis des Alters und des legendenhaften Bestandes, ragt der Dom, zwischen dessen Türme in steinerner Figur der heilige Martin reitet. Es stehen auch andere schöne Türme über den Dächern. Zu ihnen gehört seit dem vorigen Jahrhundert auch die grünspanfarbene Kirchenkuppel des jüngeren Wohnviertels. Aber alle verhalten sich zur grauroten Pyramide des Doms wie bescheidene Vasallen. Ruhe und Größe leben in den gewal-

tigen Hallen, deren Pfeilerreihen zwischen Ostchor und Westchor geordnet sind. An diesen Pfeilern versammeln sich die Grabmäler zu einer unvergleichlichen Galerie von Gestalten in farbigen Gewändern mit Bischofsmütze und Krummstab, von liegenden Rokokoherren in Soutane und Perücke. Sie sprengen die Deckel ihrer Särge, sie schauen wie im neuen Erwachen über die Häupter des Kirchenvolkes hinweg. Alfons Paquet Schriftsteller (1881 - 1944)

Der Dom vom Trümmerfeld des Leichhofs aus gesehen.

Foto: Diözesanarchiv

Kriegswunden am Dom Die Folgen des Zweiten Weltkriegs für die Bischofskirche Von Jürgen Strickstrock

Während des Zweiten Weltkriegs wurden 80 Prozent der Häuser in der Mainzer Innenstadt völlig zerstört. Der Dom St. Martin ragte am Kriegsende als gewaltiges steinernes Monument aus der Trümmerlandschaft heraus. Dennoch hatten die Bombenangriffe auch ihm tiefe Wunden geschlagen. Als der rechtsrheinische Mainzer Vorort Kastel am 8. September 1944 im Bombenhagel zerstört wurde, flüchtete der spätere Philosophieprofessor und damalige 14jährige Schüler Kurt Flasch mit seiner Familie aus dem brennenden Haus zum Rheinufer. Er wurde in dieser Situation, wie er in seinen autobiografischen Erinnerungen („Über die Brücke. Mainzer Kindheit 1930-1949“) festhielt, von dem Gerücht erschüttert, der Dom sei abgebrannt. Er begegnete Frauen, die darüber weinten. Wegen des dichten Rauchs konnte man von der Stadt auf der anderen Rheinseite kaum etwas erkennen. Umso größer sei die Erleichterung gewesen, als man feststellte, dass der Dom noch stand.

Auf die Schäden, die durch den Krieg am Dom entstanden, geht der folgende Bericht ein. Er beruht im Wesentlichen auf den Schilderungen des damaligen Diözesankonservators Dr. August Schuchert (1900 – 1962), die er in dem von ihm herausgegebenen „Jahrbuch für das Bistum Mainz 1946“ unter dem Titel „Luftschutzmaßnahmen, Fliegerschäden und Wiederherstellungen am Mainzer Dom 1939/45“ festgehalten hat.

Erster schwerer Luftangriff Beim ersten schweren Luftangriff auf Mainz in der Nacht vom 11. auf den 12. August 1942 erlitt auch der Dom, das Wahrzeichen der Stadt, die ersten Kriegswunden. Durch Brandbomben gingen Dienstagnacht die dem Dom unmittelbar benachbarten Häuser am Leichhof in Flammen auf und wurden völlig zerstört, weil kein Löschwasser zur Verfügung stand. Am Mittwochmorgen griff das Feuer auf den Westtrakt des Domkreuzgangs über, breitete sich rasch über den Süd- und Ostflügel aus und erfasste schließlich auch die Domdächer. Als schließlich doch noch eine Motorspritze

des Militärs eingesetzt werden konnte, war es zu spät. Nur das Westquerhaus und die Häuser an der Nordseite, am Markt und am Höfchen, konnten „trotz der abstürzenden brennenden Balken“ vor der Vernichtung bewahrt werden.

Jugendlicher Luftschutz

Der damals 16-jährige Schüler Hanskarl Christgen, der der Selbstschutzorganisation des Doms angehörte, schilderte in einem Augenzeugenbericht, wie er die Katastrophe erlebte: „In der Nacht ertönte etwa um 23.30 Uhr die Alarmsirene. Ich begab mich von meiner elterlichen Wohnung am Höfchen 2 sofort in den Dom, da ich zum erweiterten Luftschutz des Domes gehörte. Im südlichen Ostturm, wo für solche Fälle vorschriftsmäßig der erweiterte Selbstschutz sich versammeln sollte, traf ich den Domarbeiter Hummel, Herrn Kretzer, den Dombruder Hugolin, die Herren Felder und Meisenzahl, außerdem die Gebrüder Michel und Josef Dollmann und den 14-jährigen Reiske.“ Als im Kreuzgang die ersten Bomben niederprasselten, stieg Christgen mit einigen Männern

EXTRA 29

durch den Turm nach oben bis zum Speicher des Hauptschiffes. Auf dem tiefer liegenden Gewölbe des südlichen Seitenschiffs entdeckten sie einen Brandherd, den sie mit bereitgestelltem Sand und Wasser aus Holzbottichen auf dem Dachboden löschten. Danach löschten sie einen weiteren Brandherd ganz in der Nähe und beteiligten sich anschließend an Löscharbeiten im Haus Domstraße 14. Dann gingen sie auf den westlichen Vierungsturm und sahen von dort das brennende Bischöfliche Palais und das Flammenmeer rund um die Schusterstraße und St. Quintin.

Eimer genügen nicht

In dem Bericht heißt es weiter: „Etwa um 5 Uhr morgens griff das Feuer aus dem Haus Giani am Leichhof auf den Aufgang des im Westflügel des Kreuzgangs gelegenen Dombaubüros über. Hummel versuchte mit mir unter Aufbietung aller Kräfte, das Übergreifen des Feuers auf den Domkreuzgang und damit auf den Dom zu verhindern, indem wir Wasser aus Eimern an der gefährdeten Stelle über das Dach gossen. Mit einer Schlauchleitung wäre der Dom zu retten gewesen. Aber unsere Kraft war zu gering. Die Rauchund Hitzeentwicklung war sehr stark. Schließlich waren wir gezwungen, das Feld zu räumen…. Ungefähr um 8 Uhr begannen die Dächer des Domes zu brennen, aber nicht in lichten Flam-

men, sondern das Dachgebälk verglühte.“

Alle Dächer verbrannt Alle drei Trakte des großen gotischen Kreuzgangs verloren ihre Dächer. Das Obergeschoss des Kreuzgangs brannte völlig aus, ebenso das Dombaubüro im Westtrakt und das Magazin des Dommuseums im Osttrakt. Das Dommuseum selbst und das Domarchiv blieben verschont. Aber die Dächer über der Nikolauskapelle und der Memorie gingen vollkommen in Flammen auf, wie auch das Dach von 1827 über dem Hauptschiff, ebenso die Dächer der Seitenschiffe und des östlichen Querhauses. Erhalten blieben lediglich das steinerne Dach des westlichen Querhauses und die Dächer des östlichen Vierungsturmes und der beiden Flankentürme. Zerstört wurden auch die 20 Fenster im Hochschiff wie auch die Fenster der Marienkapelle. Hier erlitt auch das Maßwerk schweren Schaden. Alle Gewölbe des Domes hielten jedoch der furchtbaren Hitze und dem Feuer stand. In der darauf folgenden Nacht erlebte Mainz den zweiten schweren Luftangriff, der dem Dom jedoch keine weiteren Wunden zufügte. Nachdem die Dächer abgebrannt waren, galt es, die Gewölbe gegen Regen und Witterungsschäden zu schützen. Schon einige Tage nach der Katastrophe konnten der Dombaumeister und der Diözesankonservator die ersten

Aufräumungsarbeiten einleiten. Durch Arbeitskommandos, die vom Staat bewilligt wurden, wurde das verkohlte Holzwerk von den Dächern entfernt und auf einer Rutsche in den Hof des Kreuzgangs befördert. Im Frühjahr 1943 wurde ein neuer Dachstuhl in einfacher Konstruktion errichtet. Zur Verschalung wurden feuersichere Zementfaserplatten verwendet, die mit Dachpappe abgedeckt wurden. Die Seitendächer des Doms erhielten aus Gründen der Sparsamkeit nur einfache flache Pultdächer. In der heutigen Form wurden die neuen Domdächer zwischen 1955 und 1960 gefertigt. Einige offene Fensteröffnungen wurden zugemauert und die romanischen Fenster im westlichen und östlichen Querhaus mit großen Kathedralglasscheiben geschlossen. Nachdem die Türen und noch benutzbaren Portale wieder in Ordnung gebracht und das Innere des Domes gesäubert war, konnte am Sonntag, 27. Juni 1943, mit dem Großen Gebet der regelmäßige Gottesdienst im Dom wieder begonnen werden.

Todesangst im Südturm Nach der provisorischen Erneuerung der Domdächer wurde der Dom am Abend des 20. Dezembers 1943 erneut von Brandbomben getroffen. Fünf durchschlugen das neue Dach und verlöschten auf den Gewölben über dem Hauptschiff. Ein kleinerer Brand auf dem

A bis Z Mitra – aus dem Griechischen, bedeutet „Stirnbinde“. Liturgische Kopfbedeckung eines Bischofs; früher gab es drei unterschiedliche Mitren, nach der Liturgiereform nur noch zwei: die einfache und die verzierte Mitra. Dabei ist das Innenfutter als Mütze gearbeitet, die Vorder- und Rückseite besteht aus zwei Kopf stehenden Schilden. Memorie – ehemaliger Kapitelsaal des Domkapitels, entstanden in spätromanischer Zeit von 1210 bis 1230. Da den Domkapitularen das Recht zustand, sich dort begraben zu lassen, wurde der Kapitelsaal wie auch in anderen Dombauten zum Mausoleum. Der Saal diente später vor allem zum Gedenken an die Toten, woher sich auch der Name Memorie ableitet, lateinisch „memorare“ erinnern.

Mozetta – von italienisch „mozzo“, bedeutet „abgeschnitten“, „gestutzt“. Die Mozetta ist ein bis zu den Ellenbogen reichender Schulterkragen für in der Regel höher gestellte Geistliche, der über dem Chorhemd getragen wird. Nassauer Kapelle – Kapelle in der Ostkrypta des Mainzer Doms. Über der Unterkapelle befand sich einmal ein Baldachin mit einem Martinsaltar, den Erzbischof Johann II. von Nassau 1417 oder 1418 gestiftet hatte. Dieser Altar wurde 1683 abgebrochen. In der Unterkapelle befindet sich heute nachgebildet das Grab Christi. Naumburger Meister – deutscher Steinbildhauer in der Zeit der Hochgotik. Ab 1230 arbeitete der Naumburger Meister am Mainzer Dom.

Zitiert Müller von Königswinter: „Voll bist du, Mainz“ Voll bist du, Mainz, von deines Domes Pracht, Von deiner schönen stolzen Kathedrale, Die blinkend durch den Glanz des Morgens lacht und purpurn glüht im rothen Abendstrahle! Mit Lust sah ich den kühlen Säulengang, Mit Lust die blüthumwundnen Kapitale,

Die Wölbungen, die laut mit vollem Klang Des Wandrers Schritt und Worte wiederschallen, Betrachtet hab ich still, aufmerksam, lang Des Tempelbaus jahrtausend alte Hallen. Wolfgang Müller von Königswinter Rheinischer Dichter (1816 - 1843)

Grillparzer: „Die Domkirche besehen“ 24. Juni. Morgens die Domkirche besehen. Wunderliches Gebäude, schon durch seinen Turm von allen ähnlichen verBlick auf den Dom vom Markt aus, nach 1945. Zerstörte Häuser und Trümmer am Markt.

Foto: Stadtarchiv

schieden. Von innen nur ein Teil alt, der übrige unbedeutend. Grabmal Frauenlobs. Franz Grillparzer 1826

30 EXTRA Ratgeber

Dach des Westchores, nahe beim Standbild des heiligen Martin, konnte durch die Feuerwehr gelöscht werden. Gewaltiger waren die Schäden, die bei den Luftangriffen am 8. und 9. September 1944 angerichtet wurden. Die Angreifer bombardierten die Stadt diesmal mit Sprengbomben mit viel stärkerer Zerstörungskraft. Mehrere Bomben trafen am Mittag des 8. September den Liebfrauenplatz, den Kreuzgang des Doms und den Domfriedhof und rissen große Löcher im Boden und in den Mauern. Mehrere hundert Menschen, die in den beiden Flankentürmen der Ostgruppe Schutz gesucht hatten, meinten in panischer Angst, ihre Todesstunde sei angebrochen. Durch den enormen Luftdruck flog die Glastüre zur Ostkrypta auf. Die Maßwerke vieler Fenster im Erdgeschoss des Kreuzgangs wurden beschädigt, außerdem das neu eingerichtete Dombaubüro über dem Singsaal. Die Gewalt des Luftdrucks zerstörte auch alle 20 Fenster im Hochschiff, die nach der Katastrophe von 1942 neu eingesetzt

worden waren. Ebenso wurden alle gotischen Fenster der südlichen Kapellenreihe des westlichen Querhauses und in der Memorienkapelle zerstört. Schwere Schäden entstanden auch durch zwei Sprengbomben im Sakristeihof. Eine weitere fiel auf das Dach der Gotthardkapelle, hob den Dachstuhl hoch und riss ein Loch ins Gewölbe.

Der Unheilstag 1945 Schließlich kam der Unheilstag des 27. Februar 1945 – drei Wochen vor dem Einmarsch der alliierten Truppen in die Stadt – mit einem Hagel von Brandund Sprengbomben, der 25 Minuten lang auf Mainz niederprasselte. Auch der Dom wurde mehrfach getroffen. Das Dach der Koncha des Ostchores brannte aus. Das Domcafé und die weiteren Häuser an der Nordseite wurden vollends zerstört. Das nach dem Unheil vom 9. September 1944 wiederhergestellte Dach der Gotthardkapelle begann zu brennen. Da gelang es Professor Lenhart und Bischof Albert Stohr, die in der Nähe

Beschädigte Gotthardkapelle des Doms, nach 1945. eingesetzte Feuerwehr von Gernsheim für Löscharbeiten zu gewinnen und so weiteren Schaden vom Dom abzuwenden.

Kostbarkeiten erhalten Prälat August Schuchert stellte in seinem Bericht zusammenfassend fest: „Der steinerne Leib des Domes

Foto: Karl Usinger / Stadtarchiv Mainz

war stärker als die Gewalt der Elemente, des Feuers, der Erschütterungen und des in seine Bausubstanz und Gewölbe eindringenden Regenwassers. Der Dom ist uns im Wesentlichen mit allem, was er an Kostbarkeiten der Kunst und der Vergangenheit in großen Mengen barg, erhalten geblieben, das wollen

wir als ein gnadenvolles Geschenk Gottes annehmen… Ein bescheidenes Andenken wird denen gewiss sein, die in stiller, unauffälliger und nach außen nicht sichtbarer Weise oft in Schmutz und unter Lebensgefahr die Sinnbilder unseres Glaubens und unersetzlichen Werke unserer Väter für die Zukunft gerettet haben.“

„Es hilft nichts, das Recht auf seiner Seite zu haben. Man muss auch mit der Justiz rechnen.“ (Dieter Hildebrandt)

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Im Gründungsjahr des Dombauvereins im Jahr 1999 wurden auch die „Domblätter“ ins Leben gerufen. Sie erscheinen einmal im Jahr und werden im Dezember kostenlos an die Mitglieder ausgeliefert, sind aber auch im freien Verkauf zu bekommen.

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lich; noch immer steckt der Dom voller Heimlichkeiten. Fremd und groß steht er in einer Stadt, die in ihrer Mehrheit wenig von ihm weiß. Der Dombauverein hat nicht nur Geld gesammelt, sondern auch damit begonnen, die Mainzer Kathedralkirche den Herzen der Bürger näher zu bringen. Diesem Endzweck dienen auch die Domblätter.“ Sie werden ehrenamtlich erstellt. Die Autoren stellen ihre Beiträge kostenlos zur Verfügung, so dass der Dombauverein nur für einen Teil der Druckkosten und den Versand aufkommen muss. Die Domblätter beleuchten die Baugeschichte des Doms, seine kunstgeschichtliche Bedeutung und die Musica sacra, die in Gottesdiensten und Konzerten hier erklingt. Das einzigartige Bauwerk steht im Blickpunkt, lenkt aber zugleich die Aufmerksamkeit auf die

Menschen, die hier einund ausgehen, von seiner Architektur und Kunst fasziniert sind, in der Stille beten, Gottesdienste mitfeiern, Vorträgen lauschen oder Konzerte besuchen. Sie stehen in seiner tausendjährigen Geschichte im Mittelpunkt. Der Dom ist ein heiliger Ort, an dem die Menschen Gottes Gegenwart mitten in der Stadt erfahren können und als lebendige Steine zum Lob Gottes beitragen und ihren Glauben bezeugen. Nicht zuletzt dies wollen die „Domblätter“ vermitteln. „Domblätter. Mitteilungen des Dombauvereins Mainz e.V.“; Redaktion: Jürgen Strickstrock. Grafische Gestaltung: Bonewitz Communications. Zu beziehen über die Geschäftsstelle des Dombauvereins: Leichhof 26, 55116 Mainz; Preis: 7,50 Euro

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In einer bunten Themenpalette bündelt jedes Heft – zurzeit wird die Ausgabe 11/2009 vorbereitet – Ereignisse und Fragen rund um den Dom St. Martin in Gegenwart und Vergangenheit. Die Mitglieder sollen ihren Dom dadurch noch besser kennen lernen und die langfristig angelegten Renovierungsmaßnahmen mit fachlich fundierter Anteilnahme begleiten können. Deshalb gehören die Beiträge des Dom- und Diözesankonservators Dr. HansJürgen Kotzur, der auch Direktor des Dom- und Diözesanmuseums ist, zum Herzstück jeder Ausgabe. Auch in den Beiträgen des Domdekans Heinz Heckwolf und des Dompfarrers Franz-Rudolf Weinert wird deutlich, mit wie viel Leben dieses steinerne Monument erfüllt ist. Der „Erfinder“ der Domblätter, der Mainzer Literaturwissenschaftler Hermann Kurzke, der auch gleich die Redaktion (bis 2005) übernommen hatte, schrieb in seinem ersten Editorial im Namen des Vorstands des Dombauvereins in Heft 2/2000: „Was der Dombauverein fördern will, ist die Identifikation mit dem Dom, die Liebe zu ihm. Liebe ist neugierig, sie will ihren Gegenstand bis in die letzten Winkel kennen lernen… Vielerlei Begegnungen sind mög-

32 EXTRA

Von Jens Wiesner

Das ZDF ist einer von vier Medienpartnern des Domjubiläums. Und das lässt sich der Sender einiges kosten. Junge Gestalten huschen durch die Mauern des altehrwürdigen Doms zu Mainz. Nein, keine Mainzelmännchen, sondern Kinder, die meisten nicht älter als sieben Jahre. Aber sie wissen Bescheid. „Er war mal wunderschön, doch jetzt hat er ganz viele Risse und Löcher!“, kommentiert ein Junge fachmännisch. „Und wenn man so macht …“, sagt ein rothaariger Lockenkopf und tritt mit seinem rechten Fuß fest auf das Kopfsteinpflaster des Domvorplatzes, „… geht er kaputt!“

Ratgeber EXTRA 33

180-Grad auf einmal: eine halbe Drehung mit Blick in den Ostchor des Doms. 3D-Motiv: Torsten Hemke/ www.3d-top-event.com

Mit dem Zweiten sieht Mainz besser Wie das ZDF den Mainzer Dom unterstützt und im Internet für ganz neue Einsichten sorgt

Dann fährt die Kamera zurück, offenbart einen vollständigen Blick auf die Ostseite des Gotteshauses – und auf die Baugerüste. „Der Mainzer Dom braucht Ihre Hilfe. Bitte spenden Sie!“ ertönt die Stimme eines Sprechers und eine Kontonummer wird eingeblendet. In der Bildecke prangt das orangefarbene Logo des ZDF. Seit Mai wurde der 30-sekündige Spendenspot mehr als 40 Mal im TV-Programm des ZDF ausgestrahlt. Noch bis zum 30. September wird er in unregelmäßigen Abständen zu sehen sein – als Teil einer Medienkampagne, mit der sich das ZDF für die Erhaltung des Mainzer Doms

einsetzt. Neben den Spots wurden vom ZDF unter anderem bereits ein virtueller Domrundgang erstellt. „Der Mainzer Dom ist ein ganz besonderes Symbol der nationalen und europäischen Geschichte“, begründet ZDFIntendant Markus Schächter das Engagement seines Senders. „Es gibt so etwas wie eine Liebesgeschichte hier zwischen den Menschen in Mainz und dem Dom!“ Der Spot wurde vom ZDF produziert – und finanziert. Allerdings ist es nicht die erste ZDF-Kampagne dieser Art. Der Sender engagiert sich auch für die Berliner Museumsinsel oder die Dresdner Frauenkirche.

Stichwort

Drei D-Ansichten aus dem Dom

Festkonzert im Zweiten: Das ZDF übertrug zum Jubiläum Klassik mit Weltstars und Mainzer Domchor aus dem Dom. Foto: Alexander Matschak

Wenn Torsten Hemke mit seiner Spezialkamera anrückt, entstehen Bilder, die es gar nicht geben kann: 360 GradPanoramen. Der „3-D-Panoramakünstler“, wie sich der 43-Jährige Weimarer nennt, hat die Illusionsmaschinerie schon für hohe Staatsmänner bedient wie im Falle des virtuellen Rundgangs durch den Amtssitz des Bundespräsidenten. Zuletzt realisierte er für das ZDF den Internet-Rundgang durch den Mainzer Dom, bei dem der Betrachter auch beim Besuch meist nicht zugängliche

Orte wie die Nassauer Kapelle erleben kann. In puncto Mainzer Dom gehen Hemkes Pläne sogar noch weiter. Zusammen mit der Öffentlichkeitsabteilung des Bistums will er im Internet ein „3-D-Inforama“ auf die Beine stellen, das weit mehr Informationen liefern soll als der ZDF-Rundgang. „Geplant ist, eine technische Möglichkeit zu schaffen, mit der jedes Detail und jede Figur im Mainzer Dom aufbereitet werden kann“, sagt Hemke. www.mainzerdom.zdf.de

34 EXTRA Der Lieblingsplatz der Ministrantinnen Mariem Al-Badry (12) (links) und Sophia Knapstein (15) ist der Hochaltar. „Während andere in den Bänken sitzen, erlebt man den Gottesdienst hautnah mit“, sagt Mariem. Sophia sieht das ähnlich. „Beim Ministrieren kann man sich bewegen. Das ist nicht so langweilig wie sitzen.“

„Mein liebster Platz im Dom…“ Wo Ministrantinnen, Helfer und Geweihte sich gerne aufhalten „Ich habe keinen Lieblingsort im Dom, nur eine Lieblingszeit“, sagt Domdekan Heinz Heckwolf: „Den frühen Morgen.“ Um 7.30 Uhr feiert er Gottesdienst in der Sakramentskapelle. Auf dem Hinweg benutzt er das südliche Seitenschiff, auf dem Rückweg das nördliche. „Wenn ich dann noch Zeit habe, gehe ich in den Kreuzgang“ (Foto).

„Toll“ findet Katharina Neufurth, Sängerin in der Domkantorei und im Domkammerchor, ihren Lieblings- und Stammplatz im westlichen Chorgestühl. „Von hier aus kann ich den Altar und die Leute im

Hauptschiff sehen“, sagt sie. Seit einem Jahr studiert die 20-Jährige an der Frankfurter Hochschule für Musik. „Dass ich das Singen zum Beruf machen will, verdanke ich dem Domchor.“ Fotos: Paavo Ondreka

Kardinal Karl Lehmann schätzt die Werke des Künstlers Karlheinz Oswald. Kein Wunder, dass bei dessen Kreuz – geschaffen 1998 zum Katholikentag in Mainz – einer seiner Lieblingsplätze im Dom ist. Dort im Seitenschiff wurde das Werk

Ratgeber EXTRA 35

nach dem Katholikentag aufgestellt. Auch in der Gotthardkapelle ist Karl Lehmann gerne. Und der Mainzer Bischof sagt: „Manchmal setze ich mich einfach in eine Bank.“ Foto: Stiftung Hoher Dom zu Mainz, Martin Blume & Bernd Radtke

36 EXTRA Chronik Baugeschichte des Mainzer Doms ß Vor 1000 Neubau unter Erzbischof Willigis (975 – 1011) ß 1009 Brand am Vorabend oder am Tag der Weihe: 29. oder 30. August ß 1039 festliche Weihe nach der Wiederherstellung unter Erzbischof Bardo (1031-1051) ß 1081 Dombrand (mit schneller Reparatur?) ß nach 1100 Beginn einer Erneuerung unter Förderung von Kaiser Heinrich IV. ß bis ca.1125 (Bauholzdatum) Errichtung der Ostapsis, des Ostgiebels und des östlichen Chorturmes nach dem Vorbild in Speyer, Aufstockung und Verbreiterung des östlichen Querbaus. Einbau der beiden Ostportale und Anlage einer Krypta unter dem Ostchor

Amanda Schein arbeitet seit 32 Jahren bei der Dominformation. Seitdem sucht sie regelmäßig ihren Lieblingsplatz im Dom auf: den Marienaltar mit der „schönen Mainzerin“.

Mittlerweile kommt sie oft mit ihrem Enkelkind hierher. „Um eine Kerze anzuzünden und um dafür zu beten, dass Gott uns beschützt“, sagt die 59-Jährige.

ß 1137 Weihe der erzbischöflichen Palastkapelle St. Gotthard vor dem Nordquerarm und Bestattung des Bauherrn ß um 1137 Errichtung des Mittelschiffs ohne die geplanten Gewölbe unter Beibehaltung der alten Seitenschiff-Außenmauern ß 1183 schlechter (unfertiger) Bauzustand des Domes ß ab ca.1190 umfangreichste Baumaßnahme: Neubau und Einwölbung der Seitenschiffe. Ausführung moderner Kreuzrippengewölbe anstelle der geplanten Gratgewölbe im Mittelschiff. Neubau des Querhauses auf verkürztem Grundriss, um die Einwölbung über quadratischer Grundfläche zu ermöglichen. Erneuerung des Westchors als Trikonchos nach niederrheinischem Vorbild. Bekrönung durch den achteckigen Vierungsturm, Errichtung des bereits gotischen Lettners östlich vor der Vierung. Abbruch der Ostkrypta. Erneuerung des Kapitelsaals („Memorie“) als riesiges Gewölbejoch ohne teilende Mittelsäulen. ß 1239 feierliche Schlussweihe

Weihbischof Werner Guballas Lieblingsplatz im Dom befindet sich in der Nähe des Udenheimer Kreuzes in der GotthardKapelle. „Das Kreuz verbindet mich mit vielen Mensch, mit denen ich hier Gottesdienst gefeiert habe“, sagt Guballa, der die Einfachheit der Kapelle schätzt. „Die Kraft und Ruhe des Kreuzes ist etwas, das mich sehr anzieht.“

EXTRA 37 Abends, wenn der letzte Tourist den Dom verlassen hat, sucht Domküster Arnold Riel (51) seinen Lieblingsplatz im Dom, die Sakramentskapelle, auf. „Dann ist die Stille da, die ich brauche um täglich Abschied vom Dom zu nehmen.“

Chronik Baugeschichte des Mainzer Doms, Teil II ß 1279/91 Anbau gotischer Kapellen der Nordreihe ß 1300/19 Die Kapellen der Südreihe anstelle des dortigen Kreuzgangflügels ß 1361 hohes gotisches Glockengeschoss mit spitzem Helm über dem östlichen Chorturm und großer Mittelpfeiler vor dem Ostchor zur statischen Sicherung. Aufstockung der östlichen Treppentürme. ß 1410-1410 Erneuerung des Kreuzgangs, doppelgeschossig und in gotischen Formen. ß 1482 hohes gotisches Glockengeschoss mit riesigem Spitzhelm über dem westlichen Vierungsturm ß 1682 Abbruch des Westlettners ß 1767 großer Brand nach Blitzschlag, danach Errichtung historisierender Helmpyramiden und gewölbter Steindachkonstruktionen über den Westteilen durch F. I. M. Neumann, den Sohn Balthasars. ß 1793 Brand und Zerstörungen bei der Rückeroberung nach französischer Besetzung, große Verluste der Ausstattung

Generalvikar Dietmar Giebelmann trifft sich an einem seiner Lieblingsplätze – der Ostkrypta mit dem Schrein der Mainzer Heiligen – immer mit Firmgruppen. „Wir sprechen über die Frage, warum dem Künstler das Gesicht ausgegangen ist. Oft sagen die Firmlinge: ‚Hier gehört mein Gesicht hin, weil Gott mich mit meinem Namen angesprochen hat.‘“ Als Weihbischof ist Ulrich Neymeyr häufig unterwegs im Bistum. Doch es gibt in der Bischofskirche einen Ort, der ihm besonders ans Herz gewachsen ist: „Mein Lieblingsplatz ist die GotthardKapelle, wo ich morgens um 7 Uhr die Heilige Messe feiere.“

ß 1828 Wiederherstellung des östlichen Chorturms durch gusseiserne Kuppelkonstruktion von Hofarchitekt Georg Moller. ß 1859-64 Innen-Ausmalung ß 1870/79 Ersatz des östlichen, romanisch-gotischen Chorturms durch einen neuromanischen. Rekonstruktion der Ostkrypta ß 1913-29 neue Fundamente unter dem gesamten Dom als Ersatz für die verfaulten Pfahlroste ß 1942 Dombrand nach Bombardierung, Notdach bis 1960 ß 1971/73 und seit 2001 Außenrenovierungen Quelle: Kunstführer „Dom St. Martin zu Mainz“, Verlag Schnell und Steiner

38 EXTRA Modell aus dem Dommuseum: So könnte der Willigis-Dom im Jahr seiner Entstehung ausgesehen haben.

Rekonstruktion: der Dom 1239

…und so sieht das Modell von heute aus. Fotos: Dommuseum

…und von 1482 bis 1767

Der Dom steht Modell Rekonstruktionen aus Gips im Dommuseum – überraschende

…1771

Fotos: Landesbank RLP

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Eingang zum früheren Kapitelsaal

Eingang zur früheren Schatzkammer

Im Torbogen zur Domstraße

Martin über dem Bischofsthron im Westchor. Aus Eichenholz. Teil des Chorgestühls von Franz Anton Hermann aus dem Jahr 1760.

Ave, Martinus! Gude, Maddin!

Der Reiter auf dem Dachfirst – zwischen Westturm und kleinen Doppeltürmen (etwa seit 1774).

Die Martins-Darstellungen am Mainzer Dom – Ein Bilderbogen von Paavo Ondreka

Der Patron. Detail aus dem Altar der schönen Mainzerin.

Schrein der Mainzer Heiligen in der Ostkrypta – zentral in deren Mitte: Martin. Geschaffen vom Mainzer Juwelier Richard Weinand (xy)

Ratgeber EXTRA 41

42 EXTRA Zitiert Ricarda Huch: Zur Geschichte der Bronzetüren Ein würdiges Denkmal aus der Frühzeit der im Schutze der Erzbischöfe erblühenden Stadt sind die Bronzetüren, die der große Erzbischof Willegis am Ende des 10. Jahrhunderts gießen ließ, die ältesten in Deutschland nächst denen zu Aachen. Er schenkte sie der Bürgerschaft für die Liebfrauenkirche oder Sankt Marien zu den Greden, die sie damals erbaut hatte, und die lange die einzige Pfarrkirche von Mainz war. Hundert Jahre später war ein Graf von Saarbrücken, Adelbert, Erzbischof, der Kanzler Heinrichs V. war. Als nun Heinrich in den Bann getan wurde, fiel Adelbert von ihm ab, worauf der erzürnte Kaiser ihn nach der Burg Trifels in Rheinbayern bringen und dort in ein Verließ werfen ließ. Die Ritter und Bürger von Mainz nahmen die Partei ihres Bischofs, belagerten den Kaiser in seinem Palast, als er ein paar Jahre darauf in Mainz eine Reichsversammlung hielt, und erzwangen die Freilassung Adelberts, der zum Gerippe abgemagert und entkräftet zurückkehrte. Diesen erfolgreichen Trotz der Stadt verzieh der Kaiser nicht, sondern rückte mit Heeresmacht gegen sie heran; aber es gelang Adelbert, sie zu entsetzen. Eingedenk der Opfer, die die angänglichen und tatkräftigen Bürger ihm gebracht hatten, verlieh der Erzbischof ihnen ein Privileg, das seiner Wichtigkeit wegen nicht nur auf Pergament geschrieben, sondern in die ehernen Türen des Willegis eingegraben wurde. Es ist in lateinischer Sprache abgefasst und erkannte den Bürgerns von Mainz das recht zu, außerhalb ihrer Mauern keinem Gericht und keiner Besteuerung unterworfen zu sein, sondern innerhalb ihrer Mauern nach ihrem angeborenen Recht gerichtet zu werden und keine anderen als die hergebrachten Steuern zu zahlen. Während die unvergleichliche Liebfrauenkirche vernichtet ist, bewahren die Metalltüren, an den Dom versetzt, noch die ehrwürdige Inschrift. Ricarda Huch (1864-1947), aus „Lebensbilder deutscher Städte, 1927

In der Memorie des Doms – am Eingang zum ursprünglichen Kapitelsaal grüßt Martin vom steinernen Bogen: „Pax huic domui et omnibus intrantibus in ea“ (Friede allen, die dieses Haus betreten).

Ausnahmsweise kommt Martin nicht als Reiter Mehr als 20 mal grüßt und mahnt und erinnert der Patron im Dom Von Maria Weißenberger

Hoch zu Ross, mit dem Schwert seinen Mantel teilend, um einem Bettler eine Hälfte davon zu geben: So kennen viele den heiligen Martin von Tours. Und als Reiterfigur auf dem Dachsattel des Westwerks grüßt denn der Patron der Mainzer Bischofskirche, des Bistums und der Stadt Mainz auch weithin sichtbar in die Stadt. Auch im Dom sind zahlreiche Darstellungen Martins zu finden – einige leicht erkennbar, andere fast versteckt. In Begleitung von Dompfarrer Franz-Rudolf Weinert fallen Entdeckungen leichter. Auf dem Monile – zu deutsch: der Chormantelschließe – des Adalbert von Sachsen hätte man den Heiligen zu Pferde mit dem Bettler so schnell nicht gefunden. Obwohl das prachtvolle Stück durchaus ins Auge sticht – groß und offensichtlich schwer prangt es auf der Brust des Würdenträgers, dessen Denkmal man nicht unbedingt ansieht, wie jung er noch war: 1467 in Meißen geboren, wurde er1480 vom Domkapitel zum Koadjutor gewählt, das ist ein Bischof, der einem anderen Bischof zur Seite

gestellt wird. Gleichzeitig erhielt er das Recht zur Nachfolge auf den Bischofsstuhl. Zwar folgte er Erzbischof Diether von Isenburg nach dessen Tod 1482 ins Amt, blieb aber seiner Jugend wegen Administrator – und starb 1484, bevor er hätte Erzbischof von Mainz werden können. Daher trägt er auch keine Mitra – was vielleicht manchem rätselhaft vorkommt, der seine Statue inmitten der Grabmäler der Erzbischöfe im Mittelschiff betrachtet. Wer sich die Darstellung auf Adalberts Chormantelschließe aus der Nähe anschaut – keine Angst, dazu braucht man nicht auf die Leiter zu steigen, denn eine originalgetreue Nachbildung ist im Besitz des Dompfarrers – dem kommt sie möglicherweise bekannt vor. Richtig: Die Abbildung des Bistumspatrons auf der Martinus-Medaille, der höchsten Auszeichnung des Bistums Mainz, ist der Darstellung auf Adalberts Chormantelschließe nachempfunden. Doch zurück zum Dom – dessen Westseite auf der anderen Seite der Medaille zu sehen ist. 20 Darstellungen des heiligen Martin, sagt Pfarrer Weinert, sind hier zu finden – unter anderem auf einer Reihe von Denkmälern der Erzbischöfe, wo er immer wieder als schlanke Bischofsfigur auftaucht, die meist

einem kleinen Bettler zu seinen Füßen ein Geldstück gibt. In den schmalen Kehlen der profilierten Rahmen der Grabdenkmäler war die volkstümliche Szene mit Martin zu Pferd nicht unterzubringen... Gleich zweimal ist er auf dem Taufbecken zu sehen, das heute im nördlichen Querhausarm steht. Es gilt als größter jemals aus Zinn gegossener Gegenstand, wurde 1328 von einem „Meister Johannes“ aus Mainz geschaffen und stand zunächst in der östlich benachbarten Liebfrauenkirche, da in einem Dom keine Taufen stattfanden. Um so mehr brauchte es wohl eine Besitzkennzeichnung, die auch in der umlaufenden lateinischen Inschrift am oberen Rand des gewaltigen Gefäßes zum Ausdruck kommt: „Disce millenis tercentenisque vigenis octonis annis, manus hoc vas docta Johannis format ad imperium de summo canonicorum. Hunc anathema ferit, hoc vas qui ledere querit.“ Zu deutsch: „Wisse, im Jahr 1328 formt dies Gefäß die erfahrene Hand des Johannes auf Geheiß des Obersten der Domherren. Den trifft der Bannfluch, der dies Gefäß beschädigen will.“ Wappen und Inschriften sind seit jeher dazu eingesetzt worden, den Besitzer eines Gebäudes zu bezeichnen. Am und im Mainzer Dom dient

Ratgeber EXTRA 43 Zitiert Wilhelm Jung: Spiegel des Schicksals der Stadt und des Abendlandes

Dr. Franz-Rudolf Weinert, Mainzer Dompfarrer, mit der originalgetreuen Kopie der Chormantelschließe Adalberts.

dazu nicht nur das rot-weiße Balkenwappen des Domkapitels, sondern immer wieder auch der Schutzheilige. Stark verwittert, dennoch von erkennbarer Qualität ist etwa ein Relief des „Reiterheiligen“ im Südflügel des Kreuzgangs, das um das Jahr 1400 entstanden ist und über dem früheren Eingang zum Kapitelsaal jedem klar machte, wer hier „das Sagen hatte“. Auch am gotischen Portal zur Memorie, dem ursprünglichen Kapitelsaal, das Besuchern gewöhnlich verschlossen bleibt, begegnet uns – auf der rechten Seite – Sankt Martin. Links befindet sich der heilige Märtyrer Stephanus, der, wie auch die Gottesmutter Maria, Mitpatron des Doms ist. Die kunstvollen, von Madern Gerthener um 1425 geschaffenen Plastiken, wirken zierlich und elegant. Ausnahmsweise kommt Martin nicht als Reiter daher – wenngleich er durch die Geste der Mantelteilung klar erkennbar wird: eine junge, anmutige Gestalt mit üppiger Lockenpracht und sanftem, fast entrückten Gesichtsausdruck; in der rechten Hand hält er das Schwert, um den Mantel zu teilen, während links zu seinen Füßen vergleichsweise winzig der Bettler kniet. Das ursprüngliche Portal zum Kapitelsaal aus der Erbauungszeit der Memorie (um 1200) gibt es nicht mehr. Es wurde zugemauert, nachdem die gotische Memorienpforte errichtet war. Erhalten geblieben sind der Rahmen und das Bogenfeld über dem Türsturz (Tympanon) mit einem beeindruckenden Brustbild Martins als Bischof. In der rechten Hand hält er den Dom, in der linken ein aufgeschlagenes Buch mit dem lateinischen Text: „Pax huic domui et omnibus intrantibus in ea“ (Friede allen, die dieses Haus betreten). An der Identität des Bistumspatrons lässt die Inschrift „Sanctus Martinus“ im oberen Rand des Bogenfelds keinen Zweifel. Nicht so auffallend, obwohl in der vertrauten Szene hoch zu Ross zu sehen, ist der heilige Martin im Denk-

Das Grabmal des Adalbert von Sachsen (1484). Auf dem Monile – der Spange des Chormantels: Martin.

Stichwort

Martinusmedaille fürs Ehrenamt In der Martinus-Medaille bleibt die Erinnerung an den heiligen Martin lebendig. Die silberne Medaille ist die höchste Auszeichnung des Bistums Mainz für ehrenamtliches Engagement. Sie zeigt auf der einen Seite den Westbau des Mainzer Doms, auf der anderen Seite ist eine Abbbildung des heiligen Martin mit dem Bettler zu sehen, die der Chormantelschließe des Grabmals von Adalbert von Sachsen im Mainzer Dom nachempfundenn ist (siehe Fotos obenn auf dieser Seite). In der Regel überreicht der Generalvikar der Diözese die Auszeichnung im Namen des Bischofs. Der heilige Martin von Tours ist Patron des Bistums Mainz und des Mainzer Doms. (am)

mal des Martin von Heusenstamm, eines „Meenzerischen Kurfürstlichen Rates und Amtmanns“, der in der Memorie verewigt ist. Er kniet im Vordergrund unter dem Kreuz, der Heilige geht im landschaftlichen Hintergrund eher unter. Dafür hat er – wenn auch als greiser Bischof dargestellt – in der Marienkapelle einen ganz großen Auftritt, neben der „Schönen Mainzerin“, wie die Muttergottesfigur in der Mitte des hier dargestellten Trios im Volksmund genannt wird. Die drei aus weichem Lindenholz geschnitzten Skulpturen, die um das Jahr 1515 entstanden, gelten als Meisterwerke spätgotischer Kunst in Mainz. Kein Pferd, kein Bettler weist Martinus hier aus. Dass er einer der beiden Bischöfe ist, wird einzig an der Mitra deutlich, die er auf dem leicht geneigten Charakterkopf trägt: Darauf ist die Szene der Mantelteilung abgebildet. Der Bischof zur Rechten Marias ist vermutlich Bonifatius. Dafür spricht zum einen, dass er im Dom oft gemeinsam mit dem Bistumspatron vorkommt, zum anderen sind in den Blättern seiner aufgeschlagenen Bibel tiefe Kerben vorhanden, die als Einschnitte des Schwertes gedeutet werden. Die Figuren gehören wahrscheinlich zu einem der verloren gegangenen Altäre des Mainzer Doms; Bischof Wilhelm Emanuel von Ketteler, dessen Grab sich auch in dieser Seitenkapelle befindet, ließ sie vor einem neugotischen Altarschrein aufstellen, den er stiftete. Auch über dem Bischofsthron – wen wundert’s – ist Martin zugegen: Hier wieder als Reiter dargestellt, schwebt er förmlich über dem zentralen Platz mitten im Chorgestühl, einem prächtigen Werk des Rokoko, das der Mainzer Hofschreiner Franz Anton Hermann 1760 aus Eiche geschnitzt hat. Gleich zwei Bettler flankieren den barmherzigen Soldaten, zumindest wird die zweite Person zu seinen Füßen so gedeutet. Weiterlesen auf Seite 44

...Freilich sollte sich an den Anbauten, dem gotischen doppelgeschossigen Kreuzgang, dem Memorienportal des Meisters Madernus Gärtener aus Frankfurt (um 1410), der spätgotischen Sakristei und vor allem am Außenbau immer wieder das Schicksal der Stadt Mainz und oft sogar des Abendlandes spiegeln. Für diese Veränderungen waren Blitzschlag und Brand, mehr aber noch kriegerische Ereignisse maßgebend. Die größte Katastrophe war 1793 die Beschießung der Stadt Mainz, als die französischen Revolutionstruppen die Stadt besetzt hielten. Goethe nahm auf seiten der Verbündeten an der Belagerung teil. Er nannte das geliebte, aufbrennende mainz „eine unselig glühende Hauptstadt des Vaterlandes“. Der Ostbau mit dem gotischen Turm, an dem Meister Nicolaus Eser beteiligt war, wurde schwer beschädigt, Kreuzgang und Seitenkapellen verwüstet. Der künstlerisch sehr befriedigende Wiederaufbau mit der Eisenkuppel, das „Mollersche Ei“, musste dem grundlegenden Umbau des holländischen Baumeisters Cuypers, 1879 vollendet, weichen. Ein gütigeres Geschick hatte der Westbau: kurz vor der Beschießung 1793 war am 22. Mai 1767 ein Blitzstrahl in den gotischen Westturm gefahren, dessen Bild unter anderem der berühmte Stadtprospekt M.Merians von 1633 festhält. Mit dem Wiederaufbau wurde der Sohn des berühmten Schönborn-Baumeisters Neumann beauftragt. Ignaz Michael konnte am 25. März 1774 seinen Wiederaufbau vollenden. Er bekrönte das gotische Geschoss, das um 1480 auf die drei romanischen Geschosse des Westvierungsturms aufgebracht worden war, mit einem eleganten Kuppelaufbau. Im Material, in den Proportionen und Einzelelementen, wie den spitzbogigen Fenstern, passte er sich der vorhandenen Substanz an und vollbrachte so eine denkmalpflegerische Tat im besten Sinne. Wilhelm Jung, Diözesankonservator von 1969 -1988; (1922-2008)

44 EXTRA Zitiert Karl Korn: „Wie ein majestätisches Schiff“

etwa am Bischofsstab Kettelers, der heute im Dommuseum zu bewundern ist. In der Sakristei hängt Sankt Martin sogar im Schrank: Ein Gewand des Mainzer Domornats, das ein großzügiger Spender 2002 stiftete, ist ganz dem Patron des Doms gewidmet. Ganz am anderen Ende des Doms führt die Treppe hinunter in die Ostkrypta, ein Raum, dessen dichte Atmosphäre viele Menschen besonders anspricht. Hier strahlt golden der von dem Mainzer Juwelier Weiland geschaffene, moderne Mainzer Heiligenschrein. Klar, dass der Bistumspatron darin einen zentralen Platz einnimmt. Aus dem angenehmen Dunkel des Domes führt der Weg ins Freie – auf den Liebfrauenplatz, an dem neben dem „Haus am Dom“ die Redaktion der Kirchenzeitung ihren Sitz hat. Gleich rechts geht es in die Domstraße, wo auch der Eingang zum Dommuseum liegt. Zugegeben: Bewusst nimmt man das große Portal am Beginn der Straße nur selten wahr. Aber ein Blick lohnt sich. Das ehemalige Hofportal der Domkustodie, dem späteren Bischofspalais am Bischofsplatz – genau darum handelt es sich – steht hier, gemessen an den 1000 Jahren des Doms, noch nicht sehr lange. Es wurde erst nach dem Abbruch der Ruinen des Palais 1962 hier aufgebaut. Im Giebel über dem Torbogen grüßt einmal mehr Martin – unverkennbar in der typischen Reitergruppe. Schön, ihn so bewusst wahrzunehmen. Vielleicht sollte man ihn auf künftigen Wegen nicht zurückgrüßen: Guten Morgen, St. Martin! Oder in Anlehnung an den englischen Gruß: Ave, Martinus! Warum nicht auch ganz liebevoll-meenzerisch: Gude, Maddin!

Dann ruhte der Blick auf dem Dom, der sich wie ein majestätisches Schiff etwas quer ins Bild zu legen schien. Balthasar Neumanns Westkuppel, in gelblichen, weißem und rötlichem Stein erbaut, mit Pechpfannen, kleinen Obelisken und Steinkugeln, dem Zierrat des Barocks, besetzt, und all dieser Zierrat Bekrönung eines massigen romanischen Unterbaus, flankiert von zwei kecken gleichfalls barock behelmten kleineren Türmen, welche die aus dem Oktogon entwickelte spätromanische Westapsis freiließen – dieses Bild ist eines der schönsten, das ich je gesehen habe. Dann ließen wir den Blick über den ganzen Bau gehen, über das strenge Langhaus, die reicher verzierten Seitenschiffe und die herbe Partie des Ostchors … Karl Korn, Schriftsteller und Journalist (1908 bis 1991)

Nino Erné: „An einem Tag im September“ Darin stand groß der Dom. An einem Tag im September Sah ich den rötlichen Bau vor pastellblauem Himmel. Und so wie da Nie mehr, Obwohl er mir vertrauter ward auf vielen Wegen Und von Blicken aus meinem Fenster hoch über der Stadt. Da stand er als Schatten am Abend und als dunkles Gebirge zur Nacht Und umwittert vom Hauch der Frühe. Da tönte in meinen Schlaf und Traum Der morgendliche Klang seiner Glocken Mit dem Pfeifen der Eisenbahn, und mit dem Stundenschlag der großen Uhr zusammen. Nino Erné, Schriftsteller (1921 bis 1994)

Alfred Döblin: „Wenig Sinn für den Dom“ Die arme zerbrochene Stadt...Es ist nicht nur abenteuerlich, traurig, es ist unheimlich und man kann es nicht lange ertragen, wenn man an die Toten denkt, die hier noch liegen… Man zeigt uns noch den Dom mit seinen verschiedenen Stilen, ich habe im Augenblick wenig Sinn dafür ... Alfred Döblin, Reise nach Mainz, 1946

Zur Sache Vollplastisch: Die Martinsfigur neben dem gotischen Portal zur Memorie entstand um m1400. Auf der anderen Seite flankiert der zweite Patron des Doms – der heilige Stephanus – das Portal. Fortsetzung von Seite 43 Für Dombesucher nur im Rahmen besonderer Führungen zugänglich ist eine vollplastische Martinsfigur in der Sakristei. Auch hier markiert der Bistumspatron das Terrain des Domkapitels: Er ist über der mit reichem Rankenwerk verzierten Tür zu einem Raum angebracht, in dem sich früher die Domschatzkammer befand. Auch in der Krumme von Bischofsstäben findet sich im Lauf der Geschichte der Dompatron,

Zwölf Gewänder gehören zum „Mainzer Domornat“. Gestiftet wurden sie von einer Familie aus der Stadt.

Martin auf dem Domornat: Als Bischof mit dem Mainzer Rad

Das Patrozinium Die Verehrung des heiligen Martin entstand wohl Ende des fünften Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Machtübernahme der Franken: Ihr König Chlodwig (481 bis 511) erhob Martin zum Schutzherrn für die fränkisch-merowingischen Könige. Die Erbauung der MartinsBasilika in Tours und die Erhebung der Gebeine des Heiligen sowie die Beliebtheit des Soldaten-Heiligen und späteren Bischofs Martin bei den Franken führte dazu, dass sich der Martins-Kult sehr schnell ausbreitete. Im sechsten Jahrhundert schon könnte das Martins-Patrozinium auf die Mainzer Bischofskirche übertragen worden sein; schriftliche Hinweise gibt es erst seit Mitte des achten Jahrhunderts.

Martin auf dem Domornat: von Engeln ins himmlische Jerusalem geleitet.

Ratgeber EXTRA 45

Sankt Martin und der Gickel Mainzer Wochenschau rief 1926 zur „Martinusspende“ auf Von Maria Weißenberger

Von einer unmittelbaren Begegnung der beiden ist nichts überliefert – und obwohl sie gar nicht so weit voneinander entfernt „leben“, ist es ihnen unmöglich, zueinander zu kommen: Ihre Standpunkte hoch oben auf dem Mainzer Dom zu verlassen, ist für den heiligen Martin und den Wetterhahn ein aussichtsloses Unterfangen – zumindest ohne fremde Hilfe. Dennoch ist kaum zu bezweifeln, dass beide Wahrzeichen der Stadt und ihrer Kathedrale am Erhalt des Domes und am Bestand des jeweils anderen größtes Interesse haben. Kein Wunder also, dass der Wetterhahn – der ansonsten stumm seine Dienste verrichtet – krähen muss, wenn Martinus Gefahr droht. Wie 1926 in einer Sondernummer der „Mainzer Wochenschau“ zugunsten der „Martinusspende“. Die 1774 entstandene Reitergruppe auf dem Domdach war durch Witterungseinflüsse zermürbt, der damalige Dombauverein rief die Bürger zu

1991 gab es feinen DichterWettbewerb für Kinder – rund um den Gickel. Repro: kiz eifrigen Spenden auf: „Das Steindenkmal zu erhalten beziehungsweise zu erneuern, ist die Ehrenaufgabe der Mainzer Bevölkerung.“ Und: „Wer wird die Bittenden abweisen?“ schließt der Appell, sicher nicht ohne eine Erinnerung an Martins Vorbild wecken zu wollen... Karl Kneib hat der „höchsten Persönlichkeit“ der Stadt damals seine Stimme und

seine Dichtkunst geliehen: „Wohl seit zirka 1000 Jahren / trotz ich Wetter und Gefahren / auf des Domturms höchster Spitze. / Fürchte weder Sturm noch Blitze, / halte Ausschau, lug ins Land, / steh dabei in Gottes Hand. / Tu mich (wollt’s nicht falsch verstehen) /wohl nach jeder Richtung drehen. / Nicht, wie’s vielen Menschen eigen, / die sich bücken, die sich neigen, /ihren Mantel (unter Drängen) / immer nach dem Winde hängen, / der zu ihren Gunsten weht. / Nein! Ich dreh mich früh und spät / ohne Ruhe und Verdruss / nach dem Winde – weil ich muss! ... Ich selbst hab’ in meinem Leben / nie ein Wort von mir gegeben. / Hab’ jedoch als Wetterhahn / immer meine Pflicht getan. ... Doch jetzt gilt es mitzureden, / weil der Dom in großen Nöten. / Und vom hohen Turmes Knauf / reiß auch ich den Schnabel auf. ... Alle, alle sollt ihr spenden! / Gebt mit übervollen Händen. / Wenn Martinus neu ersteht, /hab’ ich nicht umsonst gekräht!“

A bis Z Ordinariat – die Behörde, die im Auftrag eines Ordinarius (beispielsweise eines Diözesanbischofs) das Bistum verwaltet. Geleitet wird das Ordinariat vom Generalvikar. Offizium – Stundengebet, heute üblicherweise fünf bis sechs Gebetszeiten Laudes, Terz, Sext oder Non beziehungsweise Mittagshore, Vesper, Komplet, früher stärker im Gemeindeleben verankert, heute vor allem von Ordensleuten und Priestern gebetet. Präbendat – dem Domkapitel sind in Mainz vier Präbendaten zugeordnet. Sie unterstützen das Kapitel durch Übernahme von Stiftsgottesdiensten. Ihre Bekleidung besteht aus Talar, Zingulum, Mozetta und Birett in schwarzer Farbe. Prälat – Begriff aus dem Lateinischen „praelatus“, „der Vorgezogene“, „der Vorsteher“. Er ist ein Würdenträger in der

christlichen Kirche, meist Inhaber ordentlicher Leitungsbefugnisse – wie Bischof oder Abt. Auch Inhaber höherer Ämter bei päpstlichen Behörden. Pontifikalamt – Gottesdienst, dem ein Priester vorsteht, der zum Tragen der Pontifikalien (Amtsabzeichen) berechtigt ist, gewöhnlich ein Bischof oder Abt. Trägt er seine Amtsabzeichen nicht, obwohl er dazu berechtigt wäre, handelt es sich nicht um ein Pontifikalamt, sondern um eine Bischofsmesse. Querhaus – bezeichnet das in rechtwinkliger Position zum Langhaus verlaufende kleinere Kirchenschiff; meist vor dem Übergang zum Chor angelegt und bildet so im Grundriss eine Kreuzform. (St.) Quintin – dem heiligen Quintin geweihte Kirche, die zur Mainzer Dompfarrei gehört. Gilt als älteste Pfarrkirche von Mainz (774 urkundlich erwähnt).

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46 EXTRA Domsgickel

So viel Zeit muss sein

Wir feiern nun – zum zweiten Male – in Mainz, im Bistum und im Land: eintausend Jahre Kathedrale! Und völlig außer Rand und Band sind Medienpartner und Sponsoren, weil’s gilt, dass man den Bau erhält und weil es allen kam zu Ohren: Dazu braucht leider es auch Geld.

Den Gickel fest im Griff: Konrad Schué (ganz links) auf dem Domdach.

Foto: privat

Da geht das Herz auf Geschichten von „echten Mainzern“ und vom „Domsgiggel“ Von Maria Weißenberger

„Isch geh vun Meenz nur so weit fort, wie ich de Domsgiggel sehe konn.“ Ein Ausspruch, der früher nicht selten deutlich machte, wie sehr mancher Mainzer – die „Eingeborenen“ sagen Meenzer – an seiner Stadt hing. Zwar ist die Reiselust auch der Mainzer heute ausgeprägter – an der Liebe zu „Meenz“ und dem Domgickel hat das aber nichts geändert. Sein Anblick ist bis heute ein Indiz für das Ankommen zu Hause: „Wahrlich, einem echten Mainzer geht das Herz auf, wenn er seinen Domgickel sieht“, schreibt Professor Adam Gottron, Päpstlicher Hausprälat, 1963 in seinem Buch „Im Schatten des Domes“. Und das gilt fast 50 Jahre später noch immer: „So gern ich verreise“, sagen viele Mainzer, „wenn ich den Domsgickel wieder sehe, dann ist alles in Ordnung.“ Über das Alter des Sympathieträgers auf dem Wahrzeichen der Stadt und seinen Wert als Kunst-

werk hatte sich lange keiner Gedanken gemacht. Erst 1901, als er wegen „nothwendig gewordener Herstellungen“ herabgenommen wurde, wurden solche „Nebensächlichkeiten“ ein Thema, wie Domkapitular Dr. Friedrich Schneider damals in der Schrift „Der Wetterhahn auf dem Dom zu Mainz“ festgehalten hat. Der 1906 zum Apostolischen Protonotar ernannte Geistliche widmete sich intensiv der Kunstgeschichte und Denkmalpflege und schrieb 1886 das Werk „Der Dom zu Mainz – Geschichte und Beschreibung des Baues und seiner Wiederherstellung“.

Das rechte Bein drohte herabzufallen Grund für die „Herabkunft“ des Hahns 1901 war, dass die Befestigung des rechten, erhobenen Beins so schadhaft geworden war, dass es drohte herunterzufallen. Außerdem sollte die Drehung auf Kugellagern eingerichtet und der 1889 neu angelegte Blitzableiter so angebracht werden, dass er von der Drehung unabhängig mit dem Leitungskabel in Verbindung

steht. Der Hahn wurde mittels eines an einem Standbaum angebrachten Aufzugs ausgehoben und außen über eine Leiter gleitend zum obersten Fenstergeschoss des Turms herabgelassen. Nachdem er glücklich auf ebener Erde angekommen war, konnten die Schäden begutachtet und die UrkundenKapsel entnommen werden.

Vom Sohn Balthasar Neumanns entworfen Nun wurde erstmals festgestellt, dass der „Giggel“ aus der Zeit der Vollendung des Westturms stammt und von Franz Ignaz Michael Neumann entworfen wurde. Der Sohn des berühmten Balthasar Neumann war mit der Neuausführung des westlichen Vierungsturmhelms beauftragt worden, der 1767 durch Blitzeinschlag abgebrannt war. Vermutungen, der Hahn sei früher entstanden, erwiesen sich als haltlos. Auch den früheren achteckigen Holzhelm hatte zwar ein Hahn bekrönt. Doch bei dem verheerenden Brand war die gesamte Krönung herabgestürzt und in Trümmer gegangen, so

Im ZDF erfahr’n Millionen zur allerbesten Sendezeit, gleich wo im Lande sie auch wohnen: Der Dom braucht Freunde weit und breit. Und wahrlich: Viele wär’n zu nennen, die sich – katholisch oder nicht – zu dieser Freundschaft gern bekennen. Zu viele für mein kurz Gedicht. Ich seh’ sie alle hier von oben und kann ihr Engagement zuhauf für diesen Dom nur lauthals loben – denn schließlich sitze ich ja drauf. Es wird auch reichlich nun geschrieben, es brauchte nicht noch mein Gedicht, doch fühlt’ ich mich dazu getrieben, begreif’ es regelrecht als Pflicht, herauszukrähen einmal wieder, was sich in mir gar oftmals regt, blick ich vom „Tempel“ auf euch nieder, die für den Bau ihr viel bewegt: Trotz allen Jubiläumstrubels um diesen Tempel hier aus Stein vergesst den Urgrund nicht des Jubels! Ich meine: So viel Zeit muss sein. Nicht nur im Jubeljahr ist richtig: Der Tempel Gottes, das seid ihr! Dies Motto war dem Bischof wichtig – da ist er einig sich mit mir. Drum sag zum Schluss ich vom Gedichte: Was auch erbaut von Menschenhand – das zeigt uns doch des Doms Geschichte – ist schnell oft wieder abgebrannt. Jedoch: Vernichten Sturm und Feuer das Haus aus Stein auch schonungslos – es wird auch ohne dies Gemäuer der liebe Gott nicht wohnungslos. Darauf vertrauend, bleibt so fleißig, dem Dom auch weiter Einsatz schenkt, bis man 2036 des Wiederaufbaus einst gedenkt!

Ratgeber EXTRA 47

dass eine Erneuerung des Hahns mit Sicherheit notwendig war. Zudem spricht die Ausführung dafür, dass das Federvieh jünger ist: Früher, erläutert Schneider, pflegte man die Wetterhähne nur aus flachen Metalltafeln herzustellen; erst im 18. Jahrhundert gestaltete man sie, dem natürlichen Vorbild entsprechend, körperhaft rund. Droben auf seiner Höhe erscheine der „Giggel“ nur als funkelndes Kleinod – bei näherem Hinsehen jedoch zeige sich die Meisterschaft seines Erfinders und seines Herstellers J. G. Hebel, der sich auf dem Röhrenständer verewigt hat. Seine Begeisterung ist aus Schneiders Beschreibung herauszulesen: „Der Meister hat den Hahn auf dem linken Bein stehend aufgefasst, das rechte Bein mit eingezogenen Krallen und stark ausgebildetem Sporn ist in der dem Herrn des Hühnervolkes so eigenartigen Weise erhoben und wirkt in dem Umriss des Thierbildes vortrefflich. Der Kragen des Hahnes ist mit ausgeschlagenen Halbrundverzierungen abgeschlossen. Von hier hebt sich der Kopf sammt dem Halse ab und ist auf dem Körper mit Schrauben befestigt. Der Kopf ist mit den bekannten Bartlappen und vierzackigem Kamm verziert. Der Kamm klingt mit seinen bewegten Einzelheiten an das Rokoko an und belegt auch dadurch die Zeit seiner Entstehung.“

Die Trikolore wehte in der Nachbarschaft

Schon 1793 geriet der Dom der damals von Franzosen besetzten Stadt in Folge der Beschießung durch Reichstruppen erneut in Brand. Das Feuer ergriff auch den Glockenstuhl des Westturms und zerstörte die Uhr und acht Glocken, der Turm selbst mitsamt dem „Giggel“ hielt aber Stand. Oft wurde er in der französischen Zeit Ziel übermütiger Schützen; zeitweise, erzählt Schneider, sah er auch die französische Trikolore in seiner Nachbarschaft. Der Wind habe sie aber immer wieder „verdorben“, so dass die Franzosen des wiederkehrenden Aufsteckens und Erneuerns müde wurden.

Im Oktober 1799 fiel der Hahn von der Domturmspitze herunter. Dies geht aus der „Geschichte der Stadt Mainz“ hervor, die der Jurist, Heimatgeschichtsforscher und Lokalschriftsteller Karl Anton Schaab (1761 bis 1855) verfasste. Wie Friedrich Schneider feststellt, ist aber kaum anzunehmen, dass der Vogel bis zum Boden „flog“, wäre

kriegen stark beschädigten Dom zu erhalten, hatte die umfassende Ausbesserung des Westturms bereits eingeleitet, als er 1845 starb.

Kinder des Domtürmers ritten auf dem Gickel Auch der Hahn erhielt Anteil an der Erneuerung: Er wurde abgenommen und

Der Hahn ist wieder mal am Boden: 1956 mit der damals sechs Jahre alten Rosa-Maria Schué. Foto: privat

er doch völlig zerschmettert unten angekommen. Verletzungen hat er bei dem schwer erklärbaren Unfall jedoch davongetragen: „So ist der obere Theil des Schnabels derart eingedrückt worden“, schreibt Schneider. „Auch ward der erhobene, rechte Fuß beschädigt, in der Klaue verbogen und im Schenkel eingeknickt, und gerade daran knüpfen spätere Beschädigungen an.“ Immerhin: Knapp drei Wochen später war der Gickel nach „Notoperation“ wieder „genesen“, wie eine Urkunde belegt. Immerhin: Seitdem überdauerte er unerschütterlich zahlreiche Stürme und Unbilden der Zeiten, und durch seinen „entrückten“ Standort fielen die Mängel an seinem Erscheinungsbild nicht weiter auf. Reparaturen konnten verschoben werden. Domdekan Franz Werner, der als Bistumsverweser viel dazu beitrug, den in den französischen Revolutions-

neu vergoldet. Eine Gelegenheit, die die Frau des damaligen Domtürmers nutzte, um ihre Kinder rittlings auf den Gickel zu setzen, als er zunächst in ihrer Stube „landete“. Wenn sie später Fremde auf den Turm begleitete, erzählte sie gern, dass alle ihre Kinder schon auf dem Wetterhahn gesessen hätten. Immerhin soll sie die entsetzten Menschen darüber aufgeklärt haben, dass die Kleinen keineswegs waghalsige Klettertouren auf den Domturm unternommen hatten... Nicht draufgesetzt, aber neben den „Giggel“ gestellt hat Konrad Schué seine damals sechsjährige Tochter Rosa-Maria, als das monströse Vogelvieh 1956 wieder einmal einen „Ausflug“ in die Niederungen der Stadt unternahm: Das Erinnerungsfoto demonstriert, wie groß der Hahn ist, der sich aus der Entfernung so niedlich ausnimmt. Immerhin einen Meter hoch und

mehr als einen Meter breit ist er. Seine erste Begegnung mit dem Domsgiggel machte Konrad Schué im Zweiten Weltkrieg: Da nämlich war der Schwanz des Hahns abgefallen und in den Kreuzgang des Doms gestürzt, wo der Messdiener Konrad die kupfernen Federn entdeckte. Sogleich gab er seinen Fund im Dommuseum ab, wo man das Gefieder in einer Truhe aufbewahrte. Lebhaft erinnert sich der einstige Ministrant, heute 79 Jahre alt und Seniorchef eines traditionsreichen Mainzer ElektroSanitär-Heizungs-Betriebs, an das Jahr 1956. Sein Vater Theodor, der letzte der traditionellen „Domhandwerksmeister“, erhielt den Auftrag, dem Hahn wieder einen Schweif zu verpassen. Da fiel dem Junior ein, wo die Original-Federn verstaut worden waren – und tatsächlich: Sie lagen noch in der Truhe. Bei genauer Untersuchung des „Patienten“ stellte sich heraus: Die Haltestange war durch ein Geschoss so beschädigt, dass der Hahn sich nicht mehr drehen konnte. So war das Schwanzgefieder dem Wind ungeschützt ausgeliefert – kein Wunder, dass die dünnen, aus einer Kupfer-Messing-Legierung bestehenden Federn abbrachen. Damit das nicht wieder passieren konnte, machte Schlossermeister Anton Eckert den Vogel wieder beweglich. Malermeister Hermann Franz putzte ihn vor der Rückkehr auf den Turm mit Blattgold heraus. Im Rumpf wurde eine neue Bleischatulle verborgen. Ausdrücklich ist in der darin enthaltenen Urkunde vom 15. Dezember 1956 der volkstümliche Name „Domsgickel“ festgehalten – und ein Gebet um Frieden.

Fliegen kann er nur im Märchen Fliegen konnte das stattliche Vieh natürlich nicht – auch wenn sich manche Geschichte um den „alten Herrn“ rankt, der seinen Turm verlässt und die Begegnung mit „seinen“ Mainzern sucht. Das Märchen „Der Domsgickel“ der Mainzer Autorin Helga Höfle ist eine davon, und Mainzer Kinder haben in einem Wettbewerb

zum Mainzer Bücherfrühling 1991ebenfallsihrephantasievollen Geschichten geschrieben, die damals in dem Band „Was der Domsgickel erzählt“ zusammengefasst wurden. Der Transport des Gickels 1956 gestaltete sich mühselig. Weil der Riesenvogel viel zu breit war für das schmale Gerüst an der Turmspitze, unternahm der junge Konrad Schué bei eisigem Wind eine nicht ungefährliche Kletterpartie: Den Domsgickel in einem Fahnentuch auf dem Rücken, stieg er außen am Gerüst hoch. (Seiner Frau hat er wohlweislich erst davon erzählt, nachdem das Unternehmen geglückt war.) Seitdem dreht sich der Domsgiggel wieder im Wind – er kann ja nicht anders. Und damit war auch die alte, echt meenzerische Wetterregel wieder in Kraft gesetzt: „Scheißt der Giggel Richtung Rhein, wird morgen Regenwetter sein.“ Egal, wie das Wetter ist – für echte „Meenzer“ ist der Domsgiggel ein beständiges Symbol, das nicht nur in Geschichten und Gedichten lebendig wird, sondern auch schon in Gestalt mancher Fassenachter in der Bütt seinen Schnabel aufgerissen hat. Und er bleibt „das“ Zeichen für Zuhause: „Konn ich de Giggel uff em Dom druff sehe – Leit, do misst er mich verstehe, wo de Rhoi soi Linkskurv macht, de heilisch Geist hält ewisch Wacht – do waas ich nur ääns: Ich will widder hoom nooch Meenz“, heißt es in einem Lied des aus Mainz-Kastel stammenden Namensvetters des Dompatrons, Martin Kijaszek, der als „Mundart-Rocker“ Billy Crash nicht nur, aber auch über seine Heimatstadt singt. Auf die er als Kind von der rechten Rheinseite herübersah, deren Bewohnern der frühere Oberbürgermeister Jockel Fuchs gern bescheinigte: „Ihr habt de schönste Blick uff Meenz.“ Der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch scheint dies – ohne ausdrückliche Erwähnung des Domgickels – in seinem Text „Ich bin ein Aschermittwochsmensch“ zu bestätigen: „Und kommen Sie mal von der anderen Rheinseite und fahren über die Brücke und vor Ihnen liegt Mainz – ja was – dann haben Sie es – was – mein Zuhause.“

48 EXTRA Zitiert „Das Haus des Mainzer Doms“ Der Mainzer Dom hat etwas Häusliches, Vertrautes, in diesem Jahr, in dem ich in seiner Nähe wohnen darf, staune ich immer wieder darüber. Er besteht nicht darauf, eine Kathedrale zu sein, ein dunkler, fremder Raum, den man mit leichtem Zögern betreten würde, nein, er ist wirklich ein Haus, ein warmer, einen sofort in Empfang nehmender Raum...Wenn sich die Stände des Wochenmarkts um ihn lagern, ist er am schönsten, denn dann wirkt die Szenerie so, als passte der Markt sich den Rottönen des Sandsteins wie ein Reif von Herbstfarben an. Die Häuslichkeit des Mainzer Doms gründet in solcher Selbstverständlichkeit, in der mühelosen, freundlichen Einfügung in die Umgebung, die er unmerklich dominiert, aber nie beherrscht wie etwa der Kölner, der kilometerweit gesehen und bestaunt werden will. Dabei macht sich der ältere Mainzer Bruder aber auch keineswegs klein, er duckt sich nicht, sondern lagert sich still, eine gottergebene Gestalt, die in der Nähe des Rheins ihren Ort gefunden hat, als wäre sie nach langen Reisen hier an Land gegangen.... Chor und Apsis sind dunkel, tief dunkel, westlich wie östlich, die Augen erfassen diesen Dunkelraum kaum noch, nehmen dort keine Details mehr wahr, so dass die Blicke begrenzt bleiben auf den Innenraum des Langschiffs und die sich anfügenden Seitenschiffe, die im Mainzer Dom aber keine kalten Nebenräume

sind, keine verlassenen, nur von einem Architekturgedanken herbei georderten Anhängsel mit einigen toten Seitenkapellen, sondern ein Geh’, ja ein Spaziergelände. Durch die Seitenschiffe geht man wie ein Flaneur, und wie ein Stadtflaneur ist man niemals allein, sondern wird empfangen und aufgenommen von den Figuren und Gestalten der Seitenkapellen, die den Raum beleben und die so wirken, als wären sie hier zu Haus und damit die Gastgeber, gute Freunde, altvertraut, ihren Ewigkeitsgeschäften nachgehend... So kommt es mir beinahe so vor, als wäre ich bei meinem Gang durch den Dom Teilnehmer an einem Symposion, einem christlichen Gastmahl, das Mainz zum Thema hat, seine uralte Geschichte. Warum ist man nach Verlassen des Doms so gut gelaunt? Warum erhält sich der tiefe Eindruck des großen Hauses und setzt sich sogar weiter fort, als übte er seine Magie noch draußen, in den nahen Straßen, aus? Weil der Dom einen nach diesem Gastmahl hinausschickt wie Kinder, die jetzt gekräftigt und gestärkt sind und die sich nun draußen umsehen dürfen, bei einem Glas Wein, in der weiter wohltuenden Nähe des Doms, in den man ja jederzeit wieder zurückkehren kann, wie das Kind, das gern nach Haus kommt, im Dunkeln des Abends. Stadtschreiber Hanns-Josef Ortheil, (geboren 1951); in den Mainzer Domblättern 2000

„Ungemein schlank und zierlich“ Im Schatten des Doms stand über Jahrhunderte die Liebfrauenkirche Von Anja Weiffen

Sie war der Mutter Gottes geweiht und ihre vielen Treppenstufen zum Fischtor hin trugen ihr den Namen „Maria zu den Stufen“ ein. Die Mainzer Liebfrauenkirche, die heute nicht mehr existiert, gilt in der Kunstgeschichte als Geheimtipp der Gotik. Ihr Vorgängerbau diente Erzbischof Willigs als „Empfangshalle“ für Könige. Mainz 1973: Es war für lange Zeit die letzte Gelegenheit, dem Erdreich geschichtliche Dokumente abzuringen. Weil die Domplätze neu gestaltet

Am 23. November 1069 weihte Erzbischof Siegfried I. das neugegründete Mariengredenstift, zu dem die Liebfrauenkirche gehörte. Vollständig überliefert wurde der Weihename „sancta Maria ad gradus“ in einer Urkunde von 1119. Die lateinische Bezeichnung „ad gradus“ kann „zu den Treppenstufen“ bedeuten. Andererseits kann damit ein von Arkaden flankiertes Atrium gemeint sein. In der Tat spielt solch ein Atrium in der Geschichte der Liebfrauenkirche eine Rolle. Schon bei vorherigen Grabungen entdeckte man, dass die Fundamente des Willigis-Doms nach Osten weiterführten und dort einem Kolonnadengang

der zum Rhein hin mit einem Querbau und einem rechteckigen Chorturm abschloss. Diese „Domvorkirche“ war schon zu Willigis Zeiten eine Marienkirche, nehmen die Geschichtsexperten an. Für die Wissenschaftler liegt es auf der Hand, dass Willigis dafür die Vorkirche der alten Peterskirche in Rom als Vorbild genommen hatte. Diese war ebenfalls Maria geweiht und hieß „Maria in turris“. Sie lag ebenfalls im Osten der Hauptkirche und war mit der Peterskirche durch ein Atrium verbunden. Die römische Vorkirche wurde bei der Krönung des deutschen Kaisers als Empfangshalle genutzt.

Die Ruine der gotischen Liebfrauenkirche, gemalt von Caspar Schneider 1793. wurden und dabei die Versorgungsleitungen umverlegt werden mussten, ergab sich die große Chance. Im November starteten die Archäologen Karl Heinz Esser und Anibal do Paço Quesado ihre Grabungen auf dem Mainzer Liebfrauenplatz. Objekt ihrer Neugier war die ehemalige Liebfrauenkirche und ihre Vorgängerbauten, zu denen es mehr Vermutungen als Erkenntnisse gab. Ein genaues Datum in der Geschichte dieser Kirche steht fest:

mit Atrium zugrunde lagen. An dessen Ende erhob sich ein Querhaus. Esser und Quesado bestätigten diese Erkenntnisse erneut. Sie entdeckten die Überreste von drei zeitlich hintereinander folgenden Bauten der Liebfrauenkirche. Der älteste Bau muss von Erzbischof Willigis in Zusammenhang mit dem Mainzer Dom um das Jahr 1000 in Auftrag gegeben worden sein. Es war ein 41 Meter langer Atriumshof,

Foto: Landesmuseum

Willigis, dem der Papst das Recht zugesprochen hatte, den deutschen König zu krönen, folgte diesem Beispiel. Ob die Mainzer „Domvorkirche“ im Jahr 1009 zusammen mit dem Dom den Flammen zum Opfer fiel, brachten die Grabungen allerdings nicht zutage. Auf jeden Fall wurde auf den Fundamenten dieser Vorkirche um 1060 der romanische Nachfolgebau errichtet: eine dreischiffige Kirche mit polygonalem Chor und einer Krypta.

Ratgeber EXTRA 49

Rund 220 Jahre später brannte „Maria ad gradus“ ab und wurde als gotische Kirche neu errichtet. Von diesem jüngsten Bau gibt es nicht nur Fundamentreste, sondern auch Zeichnungen und Pläne. Im Jahr 1311 weihte Erzbischof Peter von Aspelt das neu gebaute Gotteshaus ein. Die Liebfrauenkirche wird in der Kirchenarchitektur als Hallenkirche bezeichnet wie auch die Mainzer Kirchen St. Quintin und St. Stephan. Sie reiht sich ein in die Bauwerke mittelrheinischer Gotik. Der Mainzer Kunstwissenschaftler Friedrich Schneider schrieb 1859 über die ehemalige Liebfrauenkirche: „Das Ganze zeichnete sich durch ungemein schlanke und zierliche Verhältnisse aus, der Chor, der Turm, die Fensterfüllungen waren mit den reichsten Steinhauerarbeiten geschmückt, welche dem dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert eigen waren; den Glanzpunkt des Baues aber bildete das herrliche Portal.“ Vor allem architektonisch habe die Liebfrauenkirche über Mainz hinaus andere Kirchen beeinflusst, schreibt Beate Dengel-Wink in ihrem Buch „Die ehemalige Liebfrauenkirche in Mainz“. „Zwar kann die Kirche nicht als ein schulemachender Bau bezeichnet werden“, meint die Autorin einschränkend, „ihre Bedeutung sichert ihr jedoch einen nicht unbedeutenden Rang in der deutschen Baukunst der Gotik. Vor allem die Weiterentwicklung des Hallentypus sei hier genannt“, schreibt sie. Nach den Grabungsarbeiten von Esser und Quesado wurde der Grundriss der untergegangenen Kirche auf dem Pflaster markiert und der Chorraum durch eine plastische Steinumfassung dargestellt.1988 schuf der Bildhauer und Steinmetz Theo Graffé eine Bronzeplatte, die in den Pflasterboden des Liebfrauenplaztes eingelassen wurde. Das Relief zeigt die gotische Kirche von oben. Eine Inschrift klärt über die wichtigsten Daten der Kirche auf. Heute ist die Liebfrauenkirche fast in Vergessenheit geraten. Ihr steinerner Chor allerdings wird heute gern von Passanten zum Ausruhen genutzt, um von dort aus den Blick über den mächtigen Ostturm schweifen zu lassen. Beate Dengel-Wink: „Die ehemalige Liebfrauenkirche in Mainz“, Neues Jahrbuch für das bistum Mainz, 1990

A bis Z Eine Steinumrandung markiert heute die Stelle des Chors auf dem Liebfrauenplatz. Foto: Anja Weiffen

Hintergrund

Hass gegen Denkmale der Vergangenheit Während der französischen Besatzung von Mainz und der Belagerung durch das deutsche Heer wird die Liebfrauenkirche 1793 schwer beschädigt. Brandgeschosse entzünden den Kreuzgang, der Turmaufbau fällt zusammen. Die Kirche entwickelt sich daraufhin zur Ruine. 1803 ordnet der unter napoleonischer Verwaltung stehende Oberbaudirektor den Abbruch an. Die Steine werden

zur Kasteler Festung, zur Finthener Chaussee und an Privatleute verkauft. In der Folgezeit streiten Experten, ob der Abbruch nötig war. Manche sprechen vom Hass des Oberbaudirektors gegen die Denkmale der Vergangenheit. Zeitdokumenten wie den Kostenvoranschlägen zur Reparatur zufolge wäre es durchaus möglich gewesen, Liebfrauen zu retten. (wei)

Zur Sache

Was ist noch übrig von der Kirche „Maria ad Gradus“? Wer sich auf die Spuren der Das verschwundenen Marienkirche Gnadenbegibt, findet noch Relikte ihrer bild, (um Ausstattung: 1420), ist ß Zwei Bronze-Türen zierten heute als bis 1793 das Nordportal der HolzplasLiebfrauenkirche. Die Türen stammen aus der Zeit des tik in der Willigis und waren ein GeAugustischenk des Erzbischofs an die nerkirche Kirche. Nach dem Untergang zu sehen. von Liebfrauen kamen die Foto: Türflügel in den Dom, dort Magrit sind sie heute am MarktporHankel tal zu sehen. ß Das Taufbecken des Mainzer kehr von einer Pilgerreise. Nach der Zerstörung 1793 Doms stand ursprünglich in wurde sie in den Dom überder Liebfrauenkirche. führt. Eine Kopie befindet ß Die Grablegungsgruppe (um sich an der Ecke Liebfrauen1495) aus Liebfrauen steht platz/Liebfrauenstraße. heute in einer Seitenkapelle des Doms. ß Die Portalfiguren der goß Im Kreuzgang des Doms betischen Liebfrauenkirche findet sich die „Madonna der (1311 bis 1793) gehören Palästinafahrer“. Bernhard heute zum festen Bestand von Breidenbach und Johann des Mainzer Landesmuseums. Insgesamt sind dies 22 von Bicken spendeten sie Skulpturen. (wei) nach der glücklichen Heim-

Reliquiar – Aufbewahrungsstätte von Reliquien (Überreste von Heiligen), oft als Reliqiuienschrein. Im Mainzer Dom: Reliquienschrein der Mainzer Heiligen in der Ostkrypta mit Überresten von 22 Heiligen;; darunter: Alban, Martinus, Bilhildis, Bonifatius, Lioba, Rabanus Maurus, Willigis, Bardo, Hildegardis, Petrus Canisius. Romanik – kunstgeschichtliche Epoche in der Zeit zwischen etwa 1000 und 1200, deren Stilprinzipien jedoch in manchen Gebieten bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts beibehalten wurden. Die Romanik ist die erste große europäische Kunstepoche seit dem Ende der Antike. Als typisches Erkennungsmerkmal romanischer Bauten gilt der Rundbogen, massive Steinkonstruktionen. Romanik am Mainzer Dom: Der Dom ist als romanische Säulenbasilika erbaut mit gotischen und barocken Elementen. Romanisch sind unter anderem das Langhaus, Osttürme und die Gotthard-Kapelle. Stift – eine mit einer Stiftung (meist Grundbesitz) ausgestattete Körperschaft im Bereich der Kirche. Suffraganbistum – Mehrere Bistümer bilden eine Kirchenprovinz, dessen Vorsteher ist in der Regel der Bischof eines Erzbistums. Die übrigen Bistümer der Kirchenprovinz sind die Suffraganbistümer. Das Bistum Mainz und das Bistum Rottenburg-Stuttgart gehören zum Erzbistum Freiburg.

Titularbischof – Jeder Bischof ist auf den Namen einer Diözese geweiht. Beim Titularbischof ist dies eine untergegangene, historische Diözese. Ein Titularbischof (meist Weihbischöfe) hat denselben Rang wie ein Diözesanbischof der eine Diözese leitet. Beide können dieselben Weihehandlungen eines Bischofs ausführen. Die Ranggleichheit bedeutet aber keine Gleichheit der Leitungsgewalt (Lehr- und Rechtsvollmacht). Ein Weihbischof ist in diesem Punkt einem Diözesanbischof untergeordnet. Udenheimer Kreuz – rund 900-jähriges Kreuz in der Gotthardkapelle des Mainzer Doms, das zur Ausstattung der Mainzer Kirche St. Emmeran gehörte. Unter ungeklärten Umständen gelangte es in der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs in den rheinhessischen Ort Udenheim und von dort wieder in den Dom. Vesper – liturgisches Abendgebet der Kirche. Willigis – Mainzer Erzbischof, gilt als Schlüsselfigur in der Geschichte des Mainzer Bistums. Er wurde um 940 in Schöningen, Niedersachsen als Sohn freier, nichtadeliger Eltern geboren. Er gelangte vermutlich 969 an den Hof von Kaiser Otto I. Ab 971 hatte Willigis dort das Amt des Kanzlers inne. 975 wurde er zum Erzbischof von Mainz gewählt. Am 23. Februar 1011 starb Willigis und wurde in der Mainzer Stephanskirche begraben.

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Marktportal (um 1210) Fotos: Landesdenkmalpflege (GDKE) / Martinus-Bibliothek

Tympanon in der Memorie (1220): „Friede allen, die dieses Haus betreten.“

Heute im Dommuseum zu finden: Rabanus Maurus hält ein Buch in Händen (1260/70)

Bonifatius vor dem Marktportal des Doms (1753): das Evangelienbuch vom Schwert durchbohrt

Lesen – im Leben wie im Tod „Dom im Buch – Buch im Dom“: Ausstellung in der Martinusbibliothek beginnt am 9. September Von Ruth Lehnen

Bonifatius blättert, Maria hat eine richtige Handbibliothek, und Alban trägt sogar seinen Kopf auf einem Buch. Der Dom: ein Haus des Buches – diesen Blick wirft eine Ausstellung in der Martinusbibliothek auf die Mainzer Bischofskirche.

Buch und Dom, ein vielfältiges Thema. Da sind die in der Liturgie gebrauchten Bücher, teils ehrwürdige Bände aus alten Zeiten. Da sind die Bücher über den Mittelpunkt von Mainz, Kunsthistorisches, Fremdenführer und Literatur. Und da sind die Bücher im Dom selbst. Hat man einmal das Augenmerk darauf gerichtet, fallen einem Bücher, in Stein gehauen, überall auf. Am

Es ist das älteste erhaltene Domsakristeibuch, das Dr. Helmut Hinkel und Dr. Joachim Glatz – die Macher der Ausstellung „Dom im Buch, Buch im Dom“ – in den Händen halten. Auf 244 Pergamentseiten sind Dienste, Feste und Stifter des Zeitraums 1362 bis 1793 handschriftlich festgehalten worden – darunter auch die Messen, die jedes Jahr am 23. Februar, dem Todestag des Domgründers Erzbischof Willigis, gefeiert wurden. Beim Dombrand im Jahr 1793 war das Dompräsenzbuch aus der Sakristei in die Martinus-Bibliothek gebracht worden. Foto: Paavo Ondreka

Grabmal mit Buch I: Konrad von Weinsberg (gest. 1396)

Grabmal II: Konrad von Daun (gest. 1434)

Eingang gleich: Christus mit dem offenen Buch. Am Altar der „schönen Mainzerin“, die von Martin und Bonifatius, beide mit Büchern in der Hand, flankiert ist. Bücher auch als beliebtes Attribut der Kirchenmänner vergangener Zeiten auf ihren Grabdenkmälern. Dr. Helmut Hinkel, Direktor der Martinusbibliothek: „Apostel, weibliche und männliche Heilige, Erzbischöfe und Domherren haben Bücher an sich gedrückt, geöffnet, geschlossen, darin lesend oder blätternd, davor kniend oder gar liegend. Diese Bücher in Stein sollen bekunden: die Träger leben aus und mit dem Wort Gottes.“ Eine Tradition der Darstellung, die sich bis heute fortsetzt: Kardinal Karl Lehmann hat als „Büchermensch“, der eine große Bibliothek sein eigen nennt, als einziger

Grabmal III: Albrecht von Brandenburg (gest. 1545)

deutscher Bischof ein Buch in seinem Wappen, das aufgeschlagene Evangelium (siehe Hintergrund). Helmut Hinkel und Dr. Joachim Glatz von der Landesdenkmalpflege (Generaldirektion Kulturelles Erbe) geben dem Besucher ihrer Ausstellung Einiges zu tun: Raten und Forschen ist gefragt. In einem Fries, das von Diplombibliothekar Thomas Füchtenkamp gestaltet wurde, sind 51 Abbildungen von in Stein gehauenen Büchern zu sehen. Die Darstellung reicht vom Bonifatiusstein aus dem 9. Jahrhundert bis zum Grabmal Bischof Wilhelm Emanuel Kettelers, der 1877 starb. Nähere Angaben zum Fries werden aber nicht gemacht, was die Besucher verleiten soll, selbst im Dom auf die Suche zu gehen.

Weiterlesen auf Seite 53

Grabmal IV: Anselm Franz von Ingelheim (gest.1695)

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Detail am Marienaltar (1510): Martin, der Patron des Doms, des Bistums, der Stadt, mit dem Buch

Fortsetzung von Seite 51

Sie finden in der St. Victor Kapelle eine Verkündigungsszene, die Maria als Leserin zeigt. Fünf Bände umfasst die Bibliothek der Gottesmutter, vier sind aufgestellt wie zu früheren Zeiten üblich mit dem Buchrücken zur Wand, auf einem aufgeschlagenen Buch liegt ihre Hand. Oder Bonifatius vor dem Dom: Der Missionar, der von Heiden ermordet wurde, soll sich mit dem Evangelium in der Hand vor den Schwerthieben geschützt haben. Deshalb wird er stets mit Buch dargestellt, das wie bei seiner Statue vor dem Dom vom Schwert durchbohrt ist oder aber auch ein Loch aufweist. Eine nackte Frau mit Buch in der Hand gehört auch in

Detail am Marienaltar der „schönen Mainzerin“ (1510): der heilige Bonifatius mit dem Buch

die Reihe: Sie findet sich, in Alabaster gearbeitet, auf Fragmenten der Pfarrkanzel im Dommuseum und stellt wahrscheinlich eine der Tugenden dar. „Dom im Buch – Buch im Dom“ zeigt über die Stein gewordenen Bücher hinaus handgeschriebene Bücher, Bände aus Pergament und Papier aus den eigenen Beständen der Martinusbibliothek, der Wissenschaftlichen Diözesanbibliothek Mainz, die 300 000 Bände umfasst. Glatz zeigt sich fasziniert, wie groß die Sammlung ist: „Was man sonst nur als Fußnote in der Literatur sieht, das können Sie hier anfassen.“ Prunkstück der Ausstellung ist ein Sakristeibuch, so wertvoll, dass es an der Kette hing. Es stammt von

Die Bibliothek der Gottesmutter: Maria als Leserin in der St. VictorKapelle (um 1622)

1362 und wurde immer weitergeführt bis 1793, enthält viele Sterbedaten und ist deshalb nach den Worten von Bibliotheksdirektor Hinkel so etwas wie ein „Who is who“ von Mainz während der Jahrhunderte. Auch das Buch, das Bischof Ketteler bei Pontifikalämtern benutzt hat, ist zu sehen. Aus dem 19. Jahrhundert stammt Grundlegendes vom ersten amtlichen Denkmalpfleger Ferdinand von Quast und vom Kulturprälaten Friedrich Schneider, wichtige Werke des 20. Jahrhunderts von Rudolf Kautzsch, Ernst Neeb und Fritz Arens sind vertreten. Daneben gibt es viele interessante Kleinigkeiten aus so genannten Kapseln und der „grauen Literatur“. In den Kapseln werden Klein-

schriften aufbewahrt, und als „grau“ bezeichnet man, was nie in den Buchhandel gekommen ist. Ganz unauffällig neben den Prachtbänden Anna Seghers: „Das siebte Kreuz“ im Taschenbuch und Carl Zuckmayers „Die Fastnachtsbeichte“ in der Erstausgabe von 1959. Diese beiden Autoren, die eine in Mainz geboren, der andere in Nackenheim, beide von den Nazis ins Exil getrieben, haben den Mainzer Dom als Schauplatz der genannten Romane gewählt. Bei Seghers ist er Zuflucht eines aus dem KZ Entflohenen, bei Zuckmayer Ort eines Verbrechens: Im Beichtstuhl bricht ein Mann zusammen, mit einem Stilett im Rücken. Die Ausstellung „Dom im Buch „Buch im Dom“ zeigt

Laut Dr. Helmut Hinkel ist Kardinal Karl Lehmann der einzige deutsche Bischof mit einem Buch im Wappen. Erläuterungen dazu stehen auf den Internetseiten des Bistums Mainz: Das Buch ist aufgeschlagen, „weil es jetzt gelesen werden soll“ und „weil es ein lebendiges Wort enthält“. Alpha und Omega auf den Buchseiten stammen aus der Apokalypse (Kapitel 1,8) und kennzeichnen so das Buch als die Heilige Schrift. Das Buch ist das entscheidende Symbol für die Verkündigung des

den großen Reichtum ererbter Kunst und Wissenschaft und auch den Wandel der Informationsquelle Buch – bis hin zum neuen Hörführer über den Dom. In tausend Jahren war die Bibel das Buch der Bücher. Ein Attribut der Gebildeten, der Frommen, geeignet, um sich zu versenken, um sich zu schützen, um es mit in den Tod zu nehmen und den Tod überdauernd. „Dom im Buch, Buch im Dom“ in der Martins-Bibliothek, Wissenschaftliche Diözesanbibliothek Mainz, Grebenstraße 8. Vernissage 8. September, 18.15 Uhr. Vom 9. September bis 13. November: montags bis freitags 9 bis 12.30 Uhr und 13.30 bis 18 Uhr. Es erscheint ein Begleitbuch.

Zur Sache

Hintergrund

Der Einzige mit einem Buch im Wappen

Kopflos – doch nicht ohne Buch: der heilige Alban im Dommuseum (um 1660)

Evangeliums, die dem Bischof aufgetragen ist. Ebenso wird das Leitwort „State in fide“ (Steht fest im Glauben) aus dem ersten Korintherbrief (Kapitel 16,13) durch das Buch erklärt: Der Glaube beruht auf dem Wort Gottes, das ein für allemal niedergelegt ist in der Heiligen Schrift, das jedoch lebendig verkündet werden muss. Das Wappen wird auch einer ökumenischen Perspektive gerecht, welche die Bibel ins Zentrum rückt. Das Buch ist auch ein Hinweis auf die frühere Lehrtätigkeit Lehmanns als Dogmatikprofessor und hat zudem einen besonderen Bezug zur Gutenberg-Stadt Mainz: Der Erfinder der Buchdruckkunst mit beweglichen Lettern hat hier seine bekannte „Gutenberg-Bibel“ gedruckt.

Neuer Bildband

Lest die Bibel! Das Wappen von Kardinal Lehmann ist auch eine Einladung zum Aufschlagen der Heiligen Schrift. Und eine Referenz an Mainz. Repro: kiz

Noch in diesem Jahr soll ein Bildband erscheinen, der den Dom neu ins Licht setzt. Wie der Direktor des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums, Dr. Hans-Jürgen Kotzur, mitteilt, haben die Fotografen Martin Blume und Bernd Radtke den Dom im Wechsel der Jahreszeiten fotografiert: „Bei den Aufnahmen von bisher unerreichter Brillianz wurde nur mit natürlichem Licht gearbeitet. Der Bildband bietet künstlerisch neuinterpretierte Aufnahmen von Architektur und Ausstattung des Doms ebenso wie Einblicke in Bereiche des Doms, die Besuchern verschlossen bleiben.“ Das Buch wird durch die Unterstützung von ZDF und Dom-Stiftung möglich. (nen)

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EXTRA 55 Zitiert Victor Hugo: „Man könnte sagen, es sind zwei Kirchen“

Direktor Dr. Helmut Hinkel sammelt „Halm“.

Fotos: Paavo Ondreka

Besser als fein radiert

Peter Halms Federzeichnung vom Mainzer Dom Von Ruth Lehnen

Das kleine Original lässt Dr. Helmut Hinkel lächeln. Ein besonderes Geschenk ist diese Federzeichnung, die er als Direktor der MartinusBibliothek an seine Einrichtung weitergegeben hat. Die Federzeichnung von Peter Halm hat eine besondere Geschichte.

Peter Halm war ein berühmter, ist heute aber ein von vielen vergessener Künstler. Der Gastwirtssohn wurde 1854 im Ignazviertel geboren, er studierte in München. Der Mainzer Prälat Friedrich Schneider (1836 – 1907) schätzte sein Talent und gab schon 1878 ein Bildnis von Ketteler bei ihm in Auftrag. Besonders beherrschte Halm die Technik der Radierung. In Berlin verdiente er sein Geld damit, Gemälde in dieser Technik wiederzugeben. Solche Reproduktionsgrafiken wurden damals für Kunstbände gebraucht. Prälat Friedrich Schneider bestellte für sein Werk über den Mainzer Dom bei dem jungen Graphiker eine Zinkographie, die einen Ausschnitt nach der berühmten Mainz-Ansicht von Matthäus Merian (1662) zeigen sollte. Darauf sollten der Dom und die Liebfrauenkirche zu sehen sein.

Auftragsarbeit: Für den Mainzer Kunstprälaten Schneider fertigte Halm 1881 diese Zinkographie – nach dem Vorbild der Mainz-Ansicht von Matthäus Merian.

In einem Brief vom 14. Juli 1881 schickte Halm als Entwurf eine Federzeichnung: „Flott, aber exakt“ charakterisiert Helmut Hinkel das schnell entstandene, charmante Werk. Den Brief mit der Federzeichnung hat Gabriele Lambert wieder entdeckt und ihn dem Direktor der Martinusbibliothek geschenkt. Helmut Hinkel schätzt die Zeichnung ganz besonders: „Sie entspricht dem heutigen Geschmack viel mehr als die penible

Umsetzung in der Zinkographie für das Domwerk Schneiders.“ Ob gezeichnet oder radiert, Helmut Hinkel gefallen Halms Werke so sehr, dass er sie „im kleinen Maßstab“ sammelt. Aus dem Mainzer Peter Halm wurde ab 1885 ein Münchner. 1901 übernahm er die Professur für Radierung an der Münchner Akademie. 1923 ist er gestorben. Die Graphische Sammlung des Landesmuseums Mainz verfügt über mehr als 700 Zeichnungen und Radierungen des Künstlers.

Der Dom zu Mainz hat wie die Kathedralen zu Worms und Trier keine Fassade, sondern schließt an seinen Enden mit zwei Chören. Es sind dies zwei romanische Apsiden, deren jede ihr Querschiff hat, die sich gegenüber liegen und durch das Längsschiff verbunden sind. Man könnte sagen, es sind zwei Kirchen durch eine Art von Fassade aneinander geschweißt. Die beiden Kreuze berühren uns, vereinigen sich zu ihren Füßen. Diese geometrische Anordnung erzeugt in der Höhe sechs Glockentürme, das heißt über jeder Apsis einen Turm zwischen zwei kleinen. Die beiden Apsiden sind aus zwei verschiedenen

Zeiträumen und zeigen, wiewohl sie im geometrischen Aufriss fast gleich erscheinen, als Gebäude einen vollkommenen, schlagenden Gegensatz. Der Kreuzgang aus dem 14. Jahrhundert war immer ein ernster Ort und jetzt ist er ein trauriger. Das Bombardement von 1794 steht hier überall angeschrieben. Hohe feuchte Gräser, unter denen Gestein, silbergrau vom Geifer der kriechenden Tiere, schimmelt; arkadenartige Spitzböden mit zertrümmerten Maßwerk; Grabsteine, gleich den Fensterscheiben von Haubitzen zerschmettert. Victor Hugo (1802 – 1885): Rheinreise 1840, Brief XXIII, Mainz

A bis Z Weihbischof – ist die im deutschen Sprachraum übliche Bezeichnung für das in vielen Bistümern vorhandene Amt des Auxiliarbischofs (lateinisch „auxiliare“ – „helfen“). Weihbischöfe gibt es in Diözesen, in denen wegen ihrer personellen oder geografischen Größe die bischöflichen Aufgaben nicht vom Diözesanbischof allein erfüllt werden können. Der Weihbischof vertritt ihn vor allem in den Weihehandlungen wie Kirchweihe, Diakonenweihe oder bei der Spendung der Firmung. Ebenso wie der Generalvikar

führt ein Weihbischof Visitationen im Bistum durch. Zingulum – Wort aus dem Lateinischen, bezeichnet den Gürtel von Ordensleuten oder Priestern; beim Bischof breites Stoffband in Violett, beim Kardinal in Rot, beim Papst in Weiß. Zeremoniar – Zeremonienmeister, der verantwortlich für den reibungslosen liturgischen Ablauf im Dom ist. Der Zeremoniar kann ein Priester oder ein Laie sein, der mit der Liturgie gut vertraut ist. zusammengestellt von Anja Weiffen

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EXTRA 57 Zitiert Rudolf Krämer-Badoni: „Das Domgebirge“

45 Jahre ist es her, da wechselten der Kreuzaltar (links, mit Tabernakel) und der Petrusaltar (rechts) ihren Platz im Dom. Franz König war damals an den Umbau-

arbeiten beteiligt. „In 14 bis 15 Metern Höhe haben wir Heiligenfiguren bewegt“, sagt er und zeigt auf den oberen Teil der Altarwand. Fotos: Paavo Ondreka

„Einer der wertvollsten Aufträge meiner Zeit“ Franz König war an Arbeiten im Dom nach der Liturgiereform beteiligt

Von Paavo Ondreka

Franz König (75), ehemaliger Schreiner der Dombauhütte, hat die Domrenovierung der Jahre 1956 bis 1960 mitgemacht. Seinen schönsten Auftrag erlebte er jedoch im Februar des Jahres 1964.

„Der Tabernakel auf dem Hochaltar hat gestört“, erinnert sich Franz König an die Zeit, als die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils im Mainzer Dom umgesetzt wurden. Da der Priester nunmehr „versus populum“/ „Richtung Volk“ zelebrierte, musste ein neuer Aufbewahrungsort für das Allerheiligste gefunden werden. Als neuen Standort des Tabernakels hatten das Domkapitel und der damalige Bischof, Kardinal Hermann Volk, die Kapelle neben dem Marktportal bestimmt (heute Sakramentskapelle). König erinnert sich noch an einen Satz, der bei

einer Besprechung mit seinem Chef – Dombaumeister Jakob Stockinger – gefallen sein muss: „Jetzt haben wir den Petrus hier vorne und das Kreuz hinten. Es wäre doch besser, wenn wir das Kreuz beim Tabernakel hätten.“ Es galt also, den Petrusaltar in die vorletzte Kapelle des nördlichen Seitenschiffs zu versetzen und den Kreuzaltar von dort in die heutige Sakramentskapelle zu holen. Zu Beginn des Jahres 1964 machte sich Franz König mit zwei Kollegen von der Dombauhütte ans Werk. „Wir haben die Altäre eingerüstet und mit einem Flaschenzug die Heiligenfiguren heruntergeholt“, beschreibt König die anspruchsvollen Arbeiten. Der Ab- und Aufbau der verschiedenen Elemente der zum Teil 15 Meter hohen Altarwände musste mit viel Sorgfalt und Präzision geschehen. Dabei kam ihnen zu Hilfe, dass zwischen den Altarwänden und dem Mauerwerk des Doms ein 40 Zentimeter breiter Hohlraum

besteht. „Da haben wir eine Leiter dazwischen gehängt und die Elemente mit Haken in der Mauer verankert.“ Insgesamt vier Wochen dauerten die Arbeiten an beiden Altären. Am Ende hatten der Schreiner Franz König, der Zimmerer Vinzenz Meudt und der Schlosser Horst Scholz mitgeholfen, der Mainzer Bischofskirche ein weltoffeneres Antlitz zu geben. Denn: mit der Errichtung der Sakramentskapelle war eine dauernde Möglichkeit zur Verehrung des Allerheiligsten geschaffen worden. „Das war einer der schönsten und wertvollsten Aufträge meiner Zeit“, sagt König heute über das Umsetzen der Altäre. König, der von 1955 bis 1995 bei der Dombauhütte angestellt war, ist auch heute noch im Dom anzutreffen – als Mitarbeiter der Domaufsicht. Viel Zeit, in Erinnerungen zu schwelgen, bleibt ihm da allerdings nicht. „Bei meiner Arbeit muss ich überall sein.“

Ich bin kein Mainzer. Der Dom ist für mich nicht von jeher „da“. Er ist kein Stück von mir, und er macht mir kein Wetter. Halbwegs erwachsen war ich, als ich zum erstenmal vor dieses rote Sandsteingebirge geriet und ins wogende Innere geschwemmt wurde, und ich dachte verwirrt, widerspenstig: Was ist das? Das eine Kirche? Auf allen Seiten von Bürgerhäusern belagert? Und wo ist das festliche Mittelportal, durch das ich im rheinischen Heimatstädtchen so gern und erhoben die gotische Pfarrkirche betrete? Und Türme auf allen Seiten, wo ist da vorn und wo hinten? Das Innere: riesig, erhaben, himmelgewölbt, gewiss, aber: da geht´s zum Altar. Kein Platz also für ein weit geleibtes Portal, das einen hereinsaugt, aber warum? Und ich trat die Stufen zu dem kahleren Chor hinaus – da war es, als ob ich vom Berg in ein langes Tal blickte, und drüben stieg die Landschaft wieder an, hügelab, hügelauf. Runde Böden spannten sich hoch oben, aber wenn ich in die äußeren Seitenschiffe trat, war das Gewölbe von einem spitzig gebrochenen Rippennetz überwoben. Streng Stehendes und ungestüm Drängendes, Weltfernes und Heiteres, große Bewegung und intim Nischenhaftes, alles widersprach einander, oder kam dann doch alles unbegreiflich in eins?... Heute, da ich mehr weiß und mehr gesehen habe und dieser Dom zwar nicht

ein Stück von mir, sondern eher ich ein Stück von ihm, nämlich sein ehrfürchtiger Liebhaber wurde, heute sage ich mir: Das Verworrene und zugleich Erhabene, das Widersprechende und doch einheitlich Große, das geschichtet Gewachsene, dieser Atlas der Mainzer und Reichs- und Religions- und Kunstgeschichte aus tausend Jahren darf gar nicht glatt und einsträhnig wirken, er muss viele Töne anschlagen, bevor das Gemüt in einer vollen Harmonie dahingetragen wird. Viel größer als die Gefahr des Nichtverstehens ist die andere des Zufrühverstehens, nämlich der Auflösung des Ganzen in kunstgeschichtliche Einzelphänomene... Uralt und sehr jung, so liegt der Riese da, ein Symbol der Ecclesia. Uralt die Stirn nach Osten, aber bedeckt mit einem Hut nach der Mode des neunzehnten Jahrhunderts. Uralt die Stirn nach Westen, aber mit einer PhantasieKopfbedeckung aus dem achtzehnten Jahrhundert, eigens für Mainz angefertigt, nirgends sonst auf der Welt zu sehen. Und aus all diesen über tausend Jahre hin jederzeit unbekümmert beigesteuerten Gliedmaßen ist ein urbanes, kostbares, würdevolles Individuum geworden, das Herz dieser Römerund Reichsstand, das von Anfang an die Bürgerkinder dicht an sich heranzog, von Ewigkeit träumend und das Vergängliche einverleibend. Rudolf Krämer-Badoni (1913-1989)

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Dom-Geschichten ganz privat Leser erzählen – Gesammelt von Maria Weißenberger

Mehrere Bilder sind Rosel Wagner aus Worms von einem Besuch des Mainzer Doms in Erinnerung geblieben – nicht nur die angenehme Kühle, die es ihr ermöglichte, der Mittagshitze für eine Weile zu entkommen. So empfand sie bereits beim Eintreten die stille Atmosphäre als wohltuend: „Das Gotteshaus war erfüllt von großem Schweigen“, sagt sie, wie „eine Insel der Stille und des Friedens“ habe sie den Dom erlebt. Zum Beten und Meditieren kam sie bei den zahlreichen Eindrücken nicht, die sie beschäftigten: Sie sah eine junge Frau, resigniert und kummervoll wirkend, in einer Bank sitzen, den Blick sorgenvoll auf den Altarraum gerichtet. In einer anderen Bank kniete eine ältere Frau und betete den Rosenkranz, ohne sich

von den Besuchern ablenken zu lassen. Ganz hinten stand eine Gruppe Jugendlicher, die sich staunend umsahen. Einen von ihnen hörte sie sagen: „An Jesus glaube ich wirklich, aber auf die Kirche kann ich verzichten.“ Daraufhin umarmte ein anderer ihn, die anderen legten ihre Hände auf seine Schulter. „Da spürte ich, dass Gott in diesem Haus wohnt“, erinnert sich Rosel Wagner. Durch das Verhalten der Jugendlichen sei die Gemeinschaft des Heiligen Geistes für sie erfahrbar geworden. „Als am frühen Abend die Sonne den Dom in Gold tauchte, stand für mich fest, dass es stimmt: Wenn wir das Brot teilen, dann hat Gott unter uns schon sein Zelt gebaut, dann wohnt er schon in unserer Welt.“ „Als ich vor einiger Zeit las ,1000 Jahre Mainzer Dom“,

dachte ich zuerst an einen Scherz“, schreibt Ernst Treffert aus Mainz-Bretzenheim. Denn seit der Tausendjahrfeier des Doms, die er am 23. Mai 1975 miterlebte, verbindet er mit dem Dom Erfahrungen, die sein Leben bis heute wesentlich bestimmen. An diesem Freitagabend nämlich überreichte Treffert mit weiteren drei Bäcker-Azubis der Bäckerinnung Mainz Domsgickel aus gebackenem Hefeteig an den damaligen Mainzer Bischof, Kardinal Hermann Volk, und den Oberbürgermeister Jockel Fuchs. Gleichzeitig verkauften zwei Bäckereiverkäuferinnen, ebenfalls noch Auszubildende, Domsgickel an die zahlreichen Passanten. Der Erlös kam dem Dom zugute. Danach – „man war ja schließlich aufgeregt gewesen“ – aßen und tranken

die jungen Leute etwas und unterhielten sich miteinander. „Dabei bemerkte ich, dass eine der Verkäuferinnen mir schöne Augen machte“, erzählt Treffert. Ihm gefiel Annemarie, so hieß die junge Frau, nicht minder. Im Juli konnten sie 30. Hochzeitstag feiern. „Kinder haben die märchenhafte Kraft, sich und alles andere zu verwandeln, was immer sie sich wünschen“, sagt Dr. Peter Schult, Facharzt für Allgemeinmedizin und Psychotherapie in Trebur-Astheim und Mitglied des Diözesanpastoralrats. So erinnert er sich lebhaft an seine Kindheit, als seine „guten und strengen Eltern uns Kinder als Belohnung in den großen Dom mitnahmen“. Dann hieß es nicht selten, die Kinder sollten besonders still sein, denn der Bischof sitze

betend in einer der vielen Kirchenbänke, aber er sei völlig unauffällig gekleidet. „Still tapsten wir durch die riesigen und weiten Hallen des Doms“, erzählt Schult. „Und es dauerte nicht lange, bis ich meinem Bruder zuflüsterte: Dort drüben sitzt er.“ Am Abend habe ihn der Bruder dann bei den Eltern verpetzt: Der Dom habe ihn wohl so vernebelt, dass er schon in einem schlafenden „Penner“ den frommen Bischof vermute. Mit der Meditationsgruppe ihrer Pfarrei St. Michael kam Cornelia Stadler aus Heppenheim-Hambach vor einigen Jahren nach dem traditionellen Meditationswochenende auf dem Jakobsberg nach Mainz, um im Dom noch das BetlehemLicht mitzunehmen. Weiterlesen auf Seite 60

Am Ende zählt das Ergebnis. Auch bei der CO2-Bilanz. Was Fußball und Klimaschutz gemeinsam haben? Im besten Fall steht die Null. Auf der Anzeigetafel genauso wie beim CO2-Ausstoß. Und weil uns als Energieversorger dieses Thema sehr am Herzen liegt, freuen wir uns ganz besonders über die neue Partnerschaft mit dem 1. FSV Mainz 05. Denn gemeinsam haben wir ein Ziel, das noch über den sportlichen Erfolg hinausgeht:

Mit unserer Hilfe will Mainz 05 der erste CO2-neutrale Club der Fußball-Bundesliga werden. Gemeinsam mit dem Verein wollen wir zeigen, dass jeder etwas für den Klimaschutz tun kann. Und dass es dabei auch nicht immer bierernst zugehen muss. Wir freuen uns auf eine erfolgreiche Saison – sowohl bei der CO2-Bilanz als auch auf dem Platz.

60 EXTRA Fortsetzung von Seite 59

Als die Frauen aus der Tiefgarage eines Kaufhauses kamen, entdeckten sie gegenüber im Hof Kardinal Karl Lehmann am Briefkasten. Eine der älteren Damen habe zu ihm hinübergerufen: „Hallo, Herr Bischof, kennen Sie mich noch?“ – „Wer wird Sie vergessen können?“, war die charmante Antwort Lehmanns. „Ich glaube“, sagt Cornelia Stadler, „der Gottesdienst war nicht mehr so wichtig für die Dame.“ Dass selbst die besten Katholikinnen ihren Diözesanbischof einmal übersehen können, zeigt ein anderes Erlebnis von Cornelia Stadler: Sie war zum Büchereitag nach Mainz gekommen und schlenderte gemütlich Richtung Dom, als ihnen drei Priester entgegenkamen. Einer der Männer sah so gut aus, dass er sofort die Blicke der Frauen auf sich zog. Einhellig kamen sie zu dem

„Urteil“: Schon wieder ist ein schöner Mann der Damenwelt verlorengegangen. Da plötzlich fragte eine von ihnen: „Ist das links neben ihm nicht der Kardinal?“ Tatsächlich – er war es. Alle hatten sie ihn zunächst übersehen, weil sie nur Augen für seinen hübschen Begleiter hatten. Cornelia Stadler: „Müssen wir das jetzt beichten?“ „Sie gibt mir irgendwie ein Stück Heimat, diese Kirche.“ Rolf Krechowicz aus Pfungstadt, St. Antonius, zieht es oft nach Mainz in den Dom. „Es sind ja zum Glück nur 35 Kilometer.“ sagt der Norddeutsche, den sein Beruf ins Bistum Mainz geführt hat. Sein Wohnort im Bistum Münster, dem er früher angehörte, lag immerhin 200 Kilometer von der Bischofskirche entfernt – „da kommt man dann nicht so oft hin“, sagt Krechowicz. Gut in Erinnerung ist ihm das Domjubiläum im Jahr 1975, als er unter einigen hundert Sängern

war, die das Pontifikalamt mitgestalteten, das Kardinal Hermann Volk zelebrierte. Damals gehörte er dem Chor der Darmstädter Gemeinde St. Fidelis an, in dem er nach seinem Umzug eine nette Gemeinschaft gefunden hatte. Auch das Hochamt anlässlich des Besuchs der polnischen Kardinäle Karol Wojtyla und Stefan Wyszynski im September 1978 in Mainz hat er miterlebt – und war begeistert, als Wojtyla im Oktober desselben Jahres zum Papst gewählt wurde. „Er ist ja ein Landsmann meines Vaters gewesen, der die Wahl leider nicht mehr erlebt hat“, sagt Krechowicz. „Wie hätte er sich wohl darüber gefreut!“ Bei allen großen Ereignissen, die Krechowicz im Mainzer Dom mitgefeiert hat: Die intensivste Erfahrung verbindet er mit einem „ganz normalen Gottesdienst“ in der Bischofskirche. Das war 1994; wegen einer schweren Erkrankung war er in der

Mainzer Uniklinik operiert worden. „Ich sehnte mich danach, einmal in den Dom zu kommen, dort an einem Gottesdienst teilzunehmen“, erzählt er. Er fragte die Ärzte, die den „Ausflug“ erlaubten. „Mir kamen die Tränen, als ich im Dom saß“, erinnert sich Krechowicz. „Und ich habe Gott von ganzem Herzen gedankt.“ Eine abenteuerliche Geschichte aus dem Jubiläumsjahr 1975 weiß Ludwig Maria Bickel zu erzählen. Er war damals Geschäftsführer des Ketteler-Internats in Mainz und hatte die Nachtwache während der Jubiläumsausstellung „1000 Jahre Mainzer Dom“ mit Studenten organisiert. Eines Nachts im Sommer, brütend heiß war es, ein schweres Gewitter tobte sich über Mainz aus – da stürmte ein Dutzend Polizisten mit Waffen im Anschlag den Kreuzgang des Doms, vorweg mit einem Leuchter in der Hand der damalige

Direktor des Dom- und Diözesenmuseums, Dr. Wilhelm Jung. Respekt gebietend verlangten sie Zutritt in den verschlossenen Vorraum der Memorie, der als Wächterstube eingerichtet war. Die Wächter drinnen – Ludwig Maria Bickel und „seine“ Studenten – bekamen es mit der Angst zu tun, dachten an Einbrecher und überlegten fieberhaft, was nun zu tun sei – ein Anruf beim Museumsdirektor? Doch der gab sich mittlerweile wild entschlossen zu erkennen und erkundigte sich besorgt durch die verschlossene Tür: „Sind Sie noch wohlauf?“ Die Ursache für das Polizei-Aufgebot war dann rasch geklärt: Jung war durch die Alarmanlage in seiner Wohnung aufgeschreckt worden und hatte den Beistand der Freunde und Helfer angefordert. Von Einbrechern weit und breit keine Spur – ein Blitz hatte im Dom eingeschlagen und die Alarmanlage ausgelöst.

Zitiert „Die gewohnte steinerne Stille“

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Am Fastnachtssamstag des Jahres 1913 – es war ein trübkühler, dämmeriger Nachmittag Mitte Februar – betrat ein Mensch in der Uniform des Sechsten Dragonerregiments durch einen Nebeneingang am Liebfauenplatz das schwach erleuchtete Seitenschiff des Mainzer Doms. Unweit, am Gutenbergplatz, vor dem neuen Stadttheater, von dessen offnem Balkon herab sich Prinz und Prinzessin Karneval in ihrem barocken Aufputz der Menge zeigten, wurden grade, wie in jedem Jahr, die „Rekruten Seiner Närrischen Majestät“ vereidigt – die Anwärter auf Mitgliedschaft in einem der traditionellen Fastnachtsbataillone... Drinnen aber im Dom, in dem außer dem Ewigen Licht vorm Hochaltar nur wenige Lampen und Wachsstöcke brannten, herrschte die

gewohnte, steinerne Stille eines Beichtnachmittags, vom Knistern der Kerzen vertieft, und man sah da und dort vor den einzelnen, in den Seitenschiffen verteilten Beichtstühlen, deren jeder mit dem Namen des in ihm verborgenen Priesters oder Domherren bezeichnet war, ein paar dunkle Gestalten knien… Der Dragoner schien es eilig zu haben – er stach… auf den Eingang des Beichtstuhls zu... Die rotrandigen Augen des Doktors wässerten nervös, und dem Domherrn war es, als krieche etwas Kaltes über die Haut seines Hinterkopfs. Was da im Rücken des toten Mannes steckte, mitten in der kaum befleckten, blauen Montur, war unverkennbar der Knauf einer Waffe... Carl Zuckmayer: Die Fastnachtsbeichte, 1959

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