Ekstase und Trance in der Musik. Diplomarbeit

July 22, 2017 | Author: Axel Salzmann | Category: N/A
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Ekstase und Trance in der Musik Ein interkultureller Vergleich

Diplomarbeit

Zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra der Philosophie

an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz

vorgelegt von

Anita TASCHLER

am Institut für Musikwissenschaft Begutachter: Univ.-Prof. Dr. Richard Parncutt

Graz, 2007

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

Inhaltsverzeichnis Abstract ...................................................................................................... 4 Danksagung ............................................................................................... 4 Vorwort....................................................................................................... 6 Aufbau und Ziel .......................................................................................... 7 Fragestellung.............................................................................................. 8 Motivation und Thesen ............................................................................... 9 1. Überblick zur Literatur .........................................................11 1.1. Einleitung - Zwischen Kult und Mythos .............................................. 11 1.2. Definitionen: Ekstase, Trance und Flow als veränderte Bewusstseinszustände....................................................................... 12 1.3. Emotionstheorie ................................................................................ 18 1.5. Kulturgeschichte................................................................................ 21 1.6. Methoden zur Induzierung von veränderten Bewusstseinszuständen 26 1.7. Evolutionäre Aspekte......................................................................... 26 1.8. Zusammenfassung ............................................................................ 27

2. Studie: Ekstase und Trance bei MusikerInnen ........................29 2.1. Forschungsgegenstand...................................................................... 29 2.2. TeilnehmerInnen................................................................................ 29 2.3. Durchführung .................................................................................... 31 2.4. Analyse.............................................................................................. 34 2.5. Ergebnisse ......................................................................................... 36 3. Schlussfolgerungen ..............................................................71 3.1. Zusammenfassung der Ergebnisse .................................................... 71 3.2. Diskussion ......................................................................................... 77 3.3. Kritik und Schwierigkeiten ................................................................. 81 3.4. Gedanken zu Sinn und Funktion von Ekstase und Trance.................. 82 3.5. Implikationen..................................................................................... 83 3.6. Anregungen für weitere Forschung.................................................... 84

2

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

4. Literaturverzeichnis .............................................................85

5. Anhang ................................................................................93 5.1. Qualitative Inhaltsanalyse nach Philipp Mayring ................................ 93 5.2. Gabrielsson und Lindström (2003): Strong experiences related to music: A descriptive System............................................................ 109 5.3. Hinweise zur Interviewtranskription................................................. 111 5.4. Interviewleitfaden............................................................................ 112 5.5. Tabellarische Übersicht zu den ProbandInnen ................................. 113 5.6. Postfragebogen ............................................................................... 116

3

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

Abstract Die

Studie

untersucht

MusikerInnen. Kulturen

das

Veränderte

institutionalisiert

Erleben

von

Ekstase

Bewusstseinszustände und

im

und

Trance

wurden

von

rituellen-musikalischen

bei

vielen Kontext

willentlich durch Musik und Tanz herbeigeführt. Die Fragestellung dieser Arbeit geht davon aus, dass man durch Musizieren in Ekstase oder Trance gelangen kann. 12 professionelle JazzmusikerInnen wurden nach ekstatischen Erlebnissen beim

Musizieren

befragt.

Die

Gespräche

wurden

inhaltsanalytisch

ausgewertet und mit dem deskriptiven Modell zu starken Erlebnissen in Verbindung mit Musik Gabrielssons und Lindströms1 verglichen. In der Analyse

wurden

die

Kategorien

„allgemeine

Charakteristika“,

„physiologische Reaktionen und Verhaltensweisen“, „Wahrnehmung“, „Kognition“, „Emotionen“, „existentielle- und transzendentale Aspekte“ und „persönliche- und soziale Aspekte“ beibehalten. Neu eingeführt wurden die Kategorien „Kontext des Musizierens“ und „vergleichbare Zustände“

sowie

die

Subkategorien

„Definitionsunterschiede“,

„Häufigkeit“, „Kraftaufwand“, „Selbstvergessenheit“, „Erotische Gefühle“, „Offenheit“ und „Bleibender Eindruck und Effekte“. Aus

den

empirischen

Daten

geht

hervor,

dass

sich

veränderte

Bewusstseinszustände auf Denkabläufe, Zeitempfinden, Körperkontrolle und Bedeutungserleben der betreffenden Person auswirken können. Häufig treten intensive Emotionen auf, die vorwiegend positiv sind. Faktoren,

die

veränderte

Bewusstseinszustände

begünstigen

oder

hemmen können, sind der Vorbereitungsgrad, Lampenfieber vor den Auftritten,

Konkurrenz

zwischen

MusikerInnen,

das

Setting,

das

persönliche Befinden des Musikers und die persönliche Identifizierung mit der Musik.

1

Gabrielsson A. und Lindström, W.S. (2003): Strong experience related to music: A descriptive system. In: Musicae Scientiae Vol. VII-2, S. 157-217.

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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

Danksagung Ich danke allen lieben Menschen, die dazu beigetragen haben, dass ich nun vor dem Abschluss meines Studiums stehe. Ohne ihre Unterstützung wäre diese Arbeit wahrscheinlich nie zustande gekommen. Mein Dank gebührt in besonderem Maße meiner Familie, meinen Eltern, die mich jahrelang in den Tiefen und Höhen, die so ein Studium mit sich bringt, begleitet und finanziell unterstützt haben, meiner Schwester Doris und meinem Bruder Gerhard! Ihr habt mir das Alles ermöglicht! Danke! Ich danke meinem Freund Michi, der mich immer wieder aufgefangen und mit mir viel und lange diskutiert hat! Ein besonderes Dankeschön gilt Prof. Richard Parncutt, der mich mit vielen interessanten wissenschaftlichen Vorschlägen bereichert und inspiriert hat. Er hat mich beraten, gefordert und motiviert, sodass ich das Interesse an der Thematik nie verloren habe. Ein Dank gebührt auch meiner Kollegin Mag. Margit Painsi, die meine Auswertung durchgesehen und kontrolliert hat. Ich möchte mich besonders bei den MusikerInnen Michi, Chrisi, Roli, Katero, Cornelius, Marina, Fede, Aliou, Petra, Michi Ka., Stefan und Maria für ihre Bereitschaft mir ihre persönlichen ekstatischen Erfahrungen zu erzählen, bedanken. Sie bilden die Grundlage dieser Arbeit. Ja, und was wäre ein Studium ohne Freunde. Ich werde wohl kaum genug Platz haben, Euch alle, die mich beeinflusst haben, aufzuzählen! Danke für die Unterstützung und die lustige gemeinsame Zeit an Johanna, Angi, Clara, Walli, Franka, Moia, Irmi, Beate, Phil und allen, die ich hier und jetzt nicht aufzählen kann!

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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

Vorwort Musik ist eine universelle Sprache2, die Kulturen über Jahrhunderte hinweg vereint hat und einfach bzw. komplex – menschlich ist, weil sie vom Menschen gemacht, gelebt und erlebt wurde und wird. Musik kann uns zutiefst ergreifen, uns verzaubern, zu Tränen rühren, eine Gänsehaut evozieren oder zum Tanz animieren. Unsere Sprache kann aber längst nicht alle Erfahrungen und Gefühlserlebnisse, die wir mit Musik verbinden, erfassen. Immer wieder werden neue, bis dato unbekannte, extreme Gefühlsausbrüche erlebt. In dieser Arbeit will ich solchen Phänomenen Aufmerksamkeit schenken: Ekstase – als Explosion der Emotion und Trance in der Musik, als veränderte Bewusstseinzustände, oder neue Wahrnehmungsformen. Wie werden sie beschrieben, wann erlebt, wer kann in Ekstase fallen, was verändert sich dadurch? Interessant ist diese Thematik vor allem, weil es sich dabei um ein spirituelles, emotionales und sehr intimes Erlebnis mit Musik handelt, das der/ dem Betreffenden einen weiteren

Wahrnehmungshorizont

öffnen

kann,

die

eigene

Realität

verändert und nichts mehr so sein wird, wie es vorher war. Wenn ich nun diese ersten Zeilen schreibe, spüre ich ein Kribbeln in meinem Bauch – schon darüber nachzudenken bewegt mich. Es ist möglicherweise ein romantischer Grund um zu Atmen und zu Leben: Spüren – Empfinden – Eintauchen in die Welt der Klänge – Raum und Zeitgefühl völlig verlieren – Unerklärliches nicht begreifen wollen sondern zulassen. Das alles kann Musik sein und im „richtigen“ Moment zur Ekstase – zur Loslösung der Seele vom Körper führen, sodass jegliche Grenzen gesprengt sind. Das ist Grund genug und womöglich der Sinn meines Lebens. Hingabe, Ekstase, Trance – nicht wissen was passiert, sondern neue Horizonte erblicken.

2

Innerhalb der Kulturen kann Musik unterschiedliche Ausprägungen beinhalten.

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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

Aufbau und Ziel Die Arbeit wurde in zwei Schwerpunkte gegliedert: 1. Überblick zur Literatur: Im ersten Teil wird die breit gefächerte Thematik eingegrenzt. Die Begriffe Ekstase, Trance und Flow werden lexikalisch erklärt und anhand inhaltlich relevanter

Studien

im

Hinblick

auf

ihre

Bedeutung

für

die

Musikpsychologie betrachtet. Dazu werden unterschiedliche Ansätze aus den Bereichen Psychologie und Neurologie herangezogen. Veränderte Bewusstseinszustände können starke Emotionen auslösen. Ein kurzer Überblick über die Emotionsforschung und deren Bedeutung für die Musik veranschaulicht die Verbindung zwischen Emotionen, Ekstase und Trance. Veränderte

Bewusstseinszustände

wurden aufgrund ihrer intensiven

Wirkung in vielen Kulturen institutionalisiert und in Ritualen willentlich herbeigeführt. Sie nehmen in der universellen Kulturgeschichte einen besonderen Status ein. Aufgrund der Vielzahl an Beispielen wird hier versucht einen Bogen zwischen religiösen Praktiken, wie beispielsweise Schamanismus, Sufi-ritual und der Technokultur des 21. Jahrhunderts zu spannen.

Um veränderte Bewusstseinszustände herbeizuführen werden

verschiedene Methoden angewandt. Musik und Tanz nehmen eine besondere Rolle ein. 2. Studie: Ekstase und Trance bei MusikerInnen: Der zweite Teil der Arbeit berichtet über die empirische Untersuchung: Das Erleben von Ekstase und Trance bei MusikerInnen im Musizierprozess. Zunächst

wird

auf

die

Methodik

eingegangen

und

damit

die

Messmethoden, das Versuchsmaterial, die Versuchspersonen und der Ablauf der Untersuchung beschrieben.

7

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

Die

Ergebnisse

Lindströms

werden

(2003)

inhaltsanalytisch

Kategorienmodell

anhand

zur

Gabrielssons

Erforschung

von

und

Strong

Experiences Related to Music ausgewertet und ergänzt. In

den

Schlussfolgerungen

werden

die

wichtigsten

Fragen

der

Untersuchung beantwortet und die Ergebnisse zusammengefasst. Die Diskussion soll die Ergebnisse kritisch reflektieren und Einschränkungen und Abweichungen aufzeigen. Implikationen sollen Anregungen für weitere Forschungsfragen geben. Die Qualitative Inhaltsanalyse und weitere Arbeitsmaterialien, wie der Interviewleitfaden, Hinweise zur Transkription der Interviews und der Postfragebogen wurden im Anhang beigefügt. Ziel der Arbeit ist es, Ekstase und Trance im Musizierprozess von MusikerInnen

wissenschaftlich

zu

erfassen

und

interkulturell

zu

vergleichen.

Fragestellung In dieser Arbeit gehe ich der Frage nach, wie Ekstase und Trance von MusikerInnen erfahren werden. Was ist Ekstase? Was ist Trance? Versteht man darunter starke Emotionen? Wenn das so ist, dann liegt es nahe Gemeinsamkeiten oder eventuelle Unterschiede herauszufiltern. Einen interessanten

Aspekt

bildet

die

Frage

welche

Personen

oder

Personengruppen überhaupt in Ekstase oder Trance fallen können. Sind derartige Erlebnisse situationsabhängig oder können diese Zustände überall und immer erreicht werden? Gibt es Faktoren, die Ekstase und Trance begünstigen oder positiv bzw. negativ beeinflussen? Ist das Empfinden von Ekstase und Trance kulturell unterschiedlich oder abhängig kultureller Zugehörigkeit? Gibt es markante Unterschiede zwischen den Geschlechtern? Wenn es sich bei Ekstase und Trance um veränderte Wahrnehmungsformen

handelt,

also

außergewöhnliche

Bewusstseinszustände, sind die Auswirkungen auf die mentale, körperliche

8

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

und sinnliche Wahrnehmung von Interesse. Welche positiven oder negativen Effekte können durch ekstatische Zustände erreicht werden? Ein interkultureller Vergleich zwischen europäischen JazzmusikerInnen und afrikanischen MusikerInnen soll darüber Aufschluss geben, inwiefern Ekstase und Trance an die kulturelle Zugehörigkeit gebunden sind. Die afrikanische Kultur kennt eine Vielzahl an Bräuchen, in denen Trance und Ekstase noch heute wichtige Bestandteile verschiedener Rituale sind (Bourguinon, 1977). Mittels Interviews mit MusikerInnen wurden ekstatische Erlebnisse, die beim

Musizieren

erlebt

wurden,

gesammelt

und

interpretiert.

Die

MusikerInnen wurden nach ihren intensivsten Gefühlserlebnissen bzw. außergewöhnlichen Bewusstseinszuständen beim Musizieren, befragt. Die Gespräche

wurden

inhaltsanalytisch

ausgewertet.

Auf

körperliche,

kognitive und emotionale Aspekte wird das Hauptaugenmerk gelegt.

Motivation und Thesen Aus einer Studie von Panksepp (1995) geht hervor, dass die emotionale Wirkung von Musik, einer der wichtigsten Gründe überhaupt sein kann, Musik zu hören oder sich mit Musik zu beschäftigen. Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt in der Erforschung von intensiven Gefühls- Erfahrungen oder veränderten Bewusstseinszuständen beim Musizieren. Da ich selbst das Glück hatte, ekstatische Erfahrungen zu sammeln, war das Interesse groß, mich wissenschaftlich mit diesen Zuständen zu beschäftigen. Dabei stellen sich zunächst die Fragen, wie diese extremen Emotionen erlebt und beschrieben werden, welche Umstände dafür förderlich und/oder hinderlich sein könnten und in weiterer Folge, ob es sich dabei um kulturübergreifende Phänomene handelt.

9

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

Aus diesen Fragen, ergaben sich drei Thesen: 1. These: Ekstase und Trance sind veränderte Bewusstseinszustände, bei denen Emotionen stark erlebt werden. 2. These: Ekstatische Zustände in der Musik setzen eine individuelle Bereitschaft und Offenheit sich auf „Neues“ einzulassen voraus und hängen nicht von kultureller Zugehörigkeit ab. 3. These: Die Wahrscheinlichkeit und die Intensität musikalischer Ekstase hängen vom Beschäftigungsgrad mit Musik und von Vertrauen3 ab. Diese Annahmen werden in der Diskussion anhand der Ergebnisse der qualitativen Studie besprochen.

3

Vertrauen: Freundschaft unter MusikerInnen oder Identifizierung mit den gespielten Musikstücken (Eigenkompositionen, Lieblingsstücke).

10

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

1. Überblick zur Literatur

1.1. Einleitung - Zwischen Kult und Mythos „When music dissolves into ecstasy, it transports us to an abstract place far from the physical world that normally occupies our mind.” (Jourdain, 1997, S.5) Schon immer hatten die Menschen Träume und Wachträume, ein Bedürfnis

nach

rauschhaften

Zuständen,

nach

Gipfel-

Erfahrungen

(Hengst, 2003). Dieses Streben nach außergewöhnlichen Erfahrungen, die sich vom alltäglichen Leben abheben, lässt sich in allen Schichten der Kulturen nachweisen (Hastings Hg., 1912; Schmitt, 1998). Ekstatische Zustände werden beispielsweise im Tanz und in Bewegung, in einer Meditation, während dem Fasten, bei religiösen Bräuchen, unter dem Einfluss von Drogen, im Zusammenhang mit Sexualität oder beim Musizieren erlebt (Hengst, 2003; Brockhaus, 1988; Peyn und Löffler, 1995). Demnach kann diese Thematik aus verschiedenen Perspektiven, wie beispielsweise einer psychologischen, historischen, ethnologischen, anthropologischen oder physiologischen betrachtet werden. Gegenstand dieser Arbeit sind Ekstase und Trance, die durch das Musizieren hervorgerufen werden können. Dieses Spezialgebiet soll anhand von zwei wesentlichen Ansätzen veranschaulicht werden: 1. Einem psychophysiologischen Ansatz und 2. einem kulturellen Ansatz (Rouget, 1985).

Die Bedeutungen von Ekstase und Trance hängen vom jeweiligen Kontext und

der

kulturellen

Einbettung

ab,

da

diese

Zustände

zum

Teil

institutionalisiert und in Rituale und Zeremonien eingebunden worden sind (Rouget, 1985; Hengst, 2003; Ins, 2001; Becker, 2004; Goodman, 1994). In der Ethnologie bestätigt eine Vielzahl an Beispielen, dass Trance und 11

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

Ekstase

wesentliche

Elemente

vieler

religiöser

Rituale

sind

(Schamanismus, Sufi-Ritual, Vodoo, u.a.). Beschäftigt man sich also mit der Fachliteratur zu diesem Thema, wird man zunächst mit Ritualen, insbesondere innerhalb eines religiösen Kontexts, konfrontiert. Bei den Schamanen werden Ekstase und Trance als eine Art Seelenreise zu Gott oder den Ahnen

umschrieben (Hengst, 2003). Im Christentum erhoffte

man sich durch den ekstatischen Zustand eine „ungeahnte Offenbahrung innerer Freiheit“, also Erkenntnis zu erlangen (Buber, 1984). Was ist Ekstase überhaupt und worin unterscheidet sie sich von Trance? Wie kann man durch Musik in Ekstase oder Trance fallen?

1.2. Definitionen: Ekstase, Trance und Flow als veränderte Bewusstseinszustände In der Literatur gibt es eine Vielzahl an, zum Teil widersprüchlichen, Begriffsbestimmungen von Ekstase und Trance. Die Definitionen von Ekstase und Trance werden unterschiedlich angewendet und oftmals vertauscht

(Rouget,

1985).

Das differenzierte

Vokabular,

mit

dem

derartige Zustände von Betroffenen beschrieben werden, erlaubt keine strikte Abgrenzung dieser Termini. Aufbauend auf der lexikalischen Erklärung von Ekstase und Trance sollen psychophysiologische Ansätze und Studien miteinbezogen werden. Ekstase [griech. ékstasis = das Aus- sich- heraustreten] (religiöse) Verzückung, Entrückung; rauschhafter, tranceartiger Zustand, in dem der Mensch der Kontrolle seines normalen Bewusstseins entzogen ist. Das

Ich

tritt

aus

seinen

physischen

Grenzen

bei

intensiver

Affektbeteiligung heraus. Dabei kann es zu einer starken Erregung des Körpers,

gleich

Unbewegtheit

wie

zu

kommen.

Ausnahmezustand

einer In

der

motorischen Psychologie

gekennzeichnet,

Körperstarre wird

dem

eine

oder

damit

ein

starke

Gefühlsüberflutung einhergeht. (Brockhaus, S.383-384)

12

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

Ekstase kann den Menschen spontan überkommen, oder künstlich herbeigeführt werden, wie etwa durch Askese, Musik, Tanz oder Drogen. Dabei treten häufig optische und akustische Halluzinationen auf.

In

der

interpretierte,

Religionswissenschaft physische

und

steht

Ekstase

psychische

für

religiös

Ausnahmezustände.

(Brockhaus, S. 245)

Laski

(1961)

nennt

Kunst,

Wissenschaft,

kreative

Arbeit,

sexuelle

Erfahrungen, die Natur, die Geburt eines Kindes und Religion als potenzielle

Auslöser

für

ekstatische

Erfahrungen.

Die

Forscherin

charakterisiert Ekstase als ein Gefühl des Verlustes (Zeit/ Raum) oder des Bekommens (Zeitlosigkeit, Entspannung, Befriedigung, Erlösung), als Kontrollverlust (körperlich/ mental), ein Gefühl der Unaussprechlichkeit, oder als quasi-physisches Gefühl. Ekstase in Verbindung mit Musik und Bildender Kunst wurde von Panzarella (1980) untersucht. In der Studie berichteten 103 Personen über ihre intensivsten, erfreulichsten Erfahrungen mit Musik und Bildender Kunst. Panzarella gelang es vier unterschiedliche Ebenen der Ekstase zu unterscheiden. Nach Panzarella (1980) wirkt sich Ekstase auf vor allem auf die Wahrnehmung, die Kognition und den Körpers aus. TAB. I: 4 Ekstase Zustände (Panzarella, 1980) 1. In der „renewal ecstasy” wird die Welt als verändert (besser, schöner) wahrgenommen. 2. Mit „motorsensory ecstasy“ bezieht sich Panzarella auf physische Reaktionen wie beispielsweise Gänsehaut, Puls und Atmung. 3. In der „withdrawal ecstasy“ verliert die Person den Kontakt zur physischen und sozialen Umwelt. 4. Im Stadium der „fusion-emotional ecstasy” erreicht man die Verschmelzung mit dem Kunstobjekt.

Bei

Ekstase

handelt

es

sich

um

einen

Ausnahmezustand,

einen

veränderten Bewusstseinszustand. 13

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

Gesamtheit

Bewusstsein:

aller

erlebten

psychischen

Zustände,

Handlungsweisen und Verhaltensweisen. Es lässt sich unterteilen in Ich-Bewusstsein

(Wissen

um

sich

als

Erlebenden)

und

Selbst-

Bewusstsein (Wissen um sich selbst). (http://www.lexikon-psychologie.de/Bewusstsein/, 2007)

Unter

dem

Begriff

veränderter

psychisch-geistigen

Zustände

Bewusstseinszustand verstanden,

die

werden

vom

„jene

normalen

Wachbewusstsein der Selbst- und Umwelterfassung abweichen“ (Resch, 1990). Diese Veränderung kann sich auf Denkabläufe, Zeitempfinden, Körperkontrolle

und

Bedeutungserleben

der

betreffenden

Person

auswirken. Nicht selten treten Halluzinationen, synästhetische Erlebnisse sowie intensive Emotionen auf (Dittrich, 1990). Veränderte Bewusstseinszustände werden summarisch auch mit Trance bezeichnet (Brandl, 1993; Schütz und Freigang (Hg.), 1998). Trance

[von

veränderten

altfrz.

transe

=

Bewusstseinslage,

Hinübergehen]: die

die

freie

entspricht

einer

Willensbestimmung

ausschließt; schlafähnlicher Zustand mit Verlust des Ich-Bewusstseins bei teilweise erhaltener körperlicher und geistiger Reaktionsfähigkeit. Trance kann durch Hypnose, Drogen, Tanz, Musik, Atemtechniken oder Autosuggestion herbeigeführt werden. (Brockhaus, S. 306)

Goodman

(1994)

beobachtete

bei

Personen

in

Trance

auffällige

körperliche Veränderungen, wie beispielsweise tieferes Atmen, starkes Schwitzen, eine Rötung der Gesichtshaut, ein Zittern oder Zucken des Körpers. Als richtungweisend für die Tranceforschung kann der Ethnomusikologe Gilbert

Rouget

(1985)

institutionalisierten

genannt

veränderten

werden.

In

seinen

Bewusstseinszuständen

Studien

zu

unterscheidet

Rouget (1985) grundsätzlich zwischen zwei Typen von ritualisierten veränderten Bewusstseinszuständen:

14

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

a) Ein entspannter Zustand (Meditation), bei dem das Bewusstsein stark eingeengt ist, kann zu Ekstase führen. b) Ein hyperphrenetischer Zustand, mit Symptomen eines epileptischen Anfalls, kann zu Trance führen. Gleich zu Beginn seines Buches „La musique et la transe“, verweist Rouget auf die Definitionsproblematik zwischen Ekstase und Trance. Er grenzt die Termini strikt voneinander ab, indem er sie kontrastierend gegenüberstellt.

Ekstase

wir

als

ruhiger

Zustand

beschrieben.

Im

Gegensatz dazu ist die Trance ein Zustand starker Erregung. TAB. II: Unterschiedliche Merkmale von Ekstase und Trance Rouget (1985) S. 11 Ekstase Unbeweglichkeit Stille Einsamkeit Ohne Krise Sensorischer Verlust Erinnerung Halluzinationen

Obwohl

die

Theorie

Trance Bewegung Lärm Gemeinschaft In Krise Sensorische Überstimulation Amnesie Keine Halluzinationen

von

Rouget

(1985)

im

Grunde

die

Definitionsproblematik von Ekstase und Trance lösen könnte, sprechen einige Argumente gegen sie:



Eine konträre Darstellung von Ekstase und Trance schließt die Fülle an individuellen

Abstufungen

und

Überlappungen

der

Bewusstseinszustände nahezu aus (Björkqvist, 1981). 

Veränderte Bewusstseinszustände werden summarisch mit Trance bezeichnet (Brandl, 1993; Schütz, 1998). Daraus ergibt sich, dass Ekstase eine Art Trance ist.



Laut Schütz (1998) kann Reizentzug auch zu tranceartigen Zuständen führen. Beispiele dafür sind Meditation und Hypnose.



Rösing

(1991)

differenziert

in

seinen

Untersuchungen

über

Schamanengesänge die Begriffe Ekstase von Trance ausschließlich im Grad ihrer Intensität. 15

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich



Die

Theorie

von

Rouget

(1985)

bezieht

sich

auf

veränderte

Bewusstseinszustände, die ritualisiert wurden, also innerhalb eines kulturellen Kontexts beobachtet wurden. In dieser Arbeit, lehne ich die Definitionen von Ekstase und Trance an den Ansatz von Björkqvist (1981) an. Er spricht sich gegen eine klare Abgrenzung der Begriffe aus, da die Zustände Ekstase und Trance zum Teil

überlappen

und

ineinander

übergehen,

das

heißt

einander

gegenseitig nicht ausschließen. Ekstase und Trance sind intensive Erfahrungen,

die

nicht

der

entsprechen

(Bourguinon,

Norm 1977;

des

alltäglichen

Goodman,

1994).

Bewusstseins Veränderte

Bewusstseinzustände sind zwischen Wachsein und Schlaf angesiedelt (Schütz, 1998). Im Zusammenhang veränderter Bewusstseinszustände in der Musik taucht in der Literatur ein dritter Begriff, nämlich Flow4, auf. Nachstehende Erklärung bekräftigt die Annahme, dass sich die Begriffe Ekstase, Trance und Flow nicht klar trennen lassen. Flow: Gefühl des völligen Aufgehens in einer Tätigkeit. Das Handeln wird als ein einheitliches Fließen von einem Augenblick zum nächsten erlebt. Elemente des Flow Erlebens sind die Kontrolle über Handlung und

Umwelt,

momentane

eine

Zentrierung

Tätigkeit,

das

der

Aufmerksamkeit

Verschmelzen

von

auf

Handlung

die und

Bewusstsein. Damit verbunden ist eine völlige Selbstvergessenheit (Csikszentmihalyi und Schiefele, 1993).

Änderungen im Denkprozess, im Zeiterleben und im Handlungs- und Umweltempfinden, sind Nebenerscheinungen von Flow. Sinnamon und Moran (2004) untersuchten das Erleben von Flow bei professionellen MusikerInnen und MusikstudentInnen. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass während des Flow ein hoher Level an Emotionen, bis hin zur totalen Erfüllung, erreicht werden kann und der Eindruck entsteht, Emotionen 4

Flow: engl. Fluss, Freude am Funktionieren, die für die Motivation (z.B. in der Musik) eine Rolle spielen könnte (Csikszentmihalyi, 1988)

16

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

besser ausdrücken zu können, was sich wiederum positiv auf die musikalische

Motivation

auswirken

kann

(Csikszentmihalyi

und

Csikszentmihalyi, 1988). Der Begriff Flow wurde 1988 von Csikszentmihalyi geprägt, ist also noch relativ jung und in der deutschen Hochsprache nicht sehr gebräuchlich.5 Ich persönlich hatte keine Assoziationen zum Begriff Flow. Daher habe ich mit meinen Versuchspersonen über Ekstase und Trance gesprochen. Trotzdem kann und soll hier nicht ausgeschlossen werden, dass die Termini Ekstase, Trance und Flow ähnlich angewendet werden und sich teilweise überschneiden.6 Möglicherweise ist die Kontrolle über die Herbeiführung

von

Unterscheidungsmerkmal:

Ekstase, Trance

Trance und

Ekstase

und

Flow

entziehen

ein

sich

der

bewussten Willensbestimmung und der Kontrolle, während man bei Flow von der totalen Kontrolle über Handlung und Umwelt spricht. Die Gemeinsamkeit dieser Zustände

besteht in veränderten kognitiven

Funktionen. In dieser Arbeit werde ich weiterhin die Begriffe Ekstase und Trance benutzen.

Diese

Zustände

werden

als

intensive

Erfahrungen,

mit

potentieller Auswirkung auf das Bewusstsein, definiert. Spricht man von veränderten Bewusstseinszuständen, so handelt es sich immer um Veränderungen neurologischer Funktionen, wie Gehirnwellen und Gehirnströme. Durch Stimulation und Muskelreizung kann es zu einer Endorphinausschüttung kommen (Goodman, 1997). Diese geistigen und körperlichen Prozesse können u. a. intensive Emotionen auslösen (Dittrich, 1990; Panzarella, 1980; Csikszentmihalyi, 1988), die wiederum das Ausdrucksverhalten beeinflussen können.

5 6

Keine meiner ProbandInnen hat den Begriff Flow von sich aus erwähnt. Siehe 2.5. Kategorie 1c

17

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

1.3. Emotionstheorie In der Psychologie werden Emotionen als ein vielfältiges Muster von Veränderungen,

das

subjektive,

physiologische

und

kognitive

Komponenten umfasst, bezeichnet (Kleinginna und Kleinginna, 1981). Damit verbunden sind Erregung, Gefühle, Gedanken und Handlungen (Zimbardo und Gerrig, 1996). Emotionen sind an Gehirnaktivität und äußerliche Reaktionen bzw. Ausdruck gekoppelt (Bernstein, et al. Hg., 1997). Die Erforschung von Emotionen ist

komplex, da Menschen individuell

unterschiedlich reagieren und fühlen (Meyer, 1956). Untersuchungen zur Universalität von Emotionen bei Kleinkindern und Erwachsenen deuten aber darauf hin, dass das emotionale Verständnis und der Ausdruck kulturübergreifende Ähnlichkeiten aufweisen (Camras, 1992; Ekman 1984, 1994; Ekman und Friesen 1975; Izard, 1971). Das universelle Verständnis beschränkt sich jedoch im Wesentlichen auf 7 Basisemotionen. Dazu zählen Freude, Überraschung, Wut, Ekel, Angst, Trauer, Verachtung (Ekman und Friesen, 1986).7 Daraus lässt sich folgern, dass Emotionen aus evolutionstheoretischer Sicht, direkt oder indirekt der

Lebenserhaltung

dienten (Darwin, 1872). Durch die motivierende, soziale und kognitive Funktion von Emotionen (Frijda, 1986) kann das Zusammenleben in der Gemeinschaft reguliert werden (Debus, Erdmann und Kallus Hg., 1995). Die Normen der Kulturen haben emotionale Ausdrücke umgeformt und weiterentwickelt. Die unterschiedlichen Konventionen einer Kultur können sich auf das emotionale Empfinden auswirken (Lutz und Abu-Lughod, 1990). Neben

Emotionen

werden

die

Begriffe

„Gefühl“

und

„Stimmung“

umgangssprachlich verwendet. Gefühle sind innerlich und intim, also werden eher im Stillen erfahren. Emotionen hingegen, sind nach außen gerichtet (Damasio, 1999). Mit Stimmung wird im Gegensatz zu Emotionen 7

Dieses Konzept bezieht sich ausschließlich auf ein kulturübergreifendes Verständnis von Emotionen.

18

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

und Gefühlen, ein länger andauernder emotionaler Zustand gemeint, der auch chronisch sein kann. (Kirouac, 1992).

1.4. Musik als Auslöser für starke Emotionen Es scheint offensichtlich zu sein, dass Musik direkt Emotionen auslösen kann (Rousseau, 1768; Sloboda, 1985

u.a.). Nach Sloboda (1985) sind

Emotionen ein wichtiger Faktor für die Beschäftigung mit Musik. „The reason that most of us take part in musical activity, be it composing, performing or listening, is that music is capable of arousing in us deep and significant emotions” (Sloboda, 1985, S.1) Die Funktion von Musik kann dabei ambivalent gedeutet werden. Rouget unterscheidet in seinen Untersuchungen zu Trance und Posession (1985) zwischen emotionaler Trance und gemeinschaftlicher, also willentlich herbeigeführter Trance. Bei emotionaler Trance, wirkt Musik als Trigger, das heißt als alleiniger Auslöser für Trance. Die gemeinschaftliche Trance, wie sie etwa bei Schamanen Anwendung findet, kann als körperliche Technik, die Tanzen und/oder Musizieren impliziert, verstanden werden. In beiden Fällen kann Trance, als ein emotionales Ausdrucksverhalten, das entweder aktiv oder passiv hervorgerufen werden kann, interpretiert werden (Rouget, 1985). Die Fragestellung dieser Arbeit, geht von der Annahme aus, dass man durch Musizieren in Ekstase oder Trance gelangen kann, man sich folglich aktiv, nicht aber absichtlich, in die Ekstase oder Trance spielt/singt.8

8

Das absichtliche Herbeiführen von veränderten Bewusstseinszuständen ist Teil kultureller Handlungen (Rouget, 1985; Hengst, 2003; Ins, 2001; Becker, 2004; Goodman, 1994). Siehe 1.5. Kulturgeschichte

19

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

Ein wesentlicher Punkt für die weitere Argumentation der Arbeit, scheint die Intensität der Emotionen zu sein. Maslow (1968) bezeichnet intensive Erfahrungen als “Peak Experiences”9, das heißt als Augenblicke von höchstem Glück und Erfüllung. Grandpierre (1995) weist darauf hin, dass Gipfel-Erfahrungen, häufig in Verbindung mit Musik erlebt werden. Becker (2004)

verwendet den Begriff

intensives Musikhören

für

Personen

„Trancer“, die durch das Musikhören stark erregt werden:

„Deep listeners is a descriptive term for persons who are profoundly moved, perhaps even to tears, by simply listening to a piece of music“. (Becker, 2004, S.2) Eine aktuelle Online-Umfrage von Schönberger (2003) untersucht das Erleben von Thrills beim Musikhören. Mit Thrills meint Schönberger physiologische Reaktionen auf Musik, wie das Gefühl einen Kloß im Hals zu haben, Tränen, Gänsehaut, Schauer, die einem über den Rücken laufen, Schwitzen, etc. Die Ergebnisse zeigen, dass über 90% der Befragten angeben, intensive Thrill -Erlebnisse beim Musikhören zu kennen. Die für diese Arbeit relevanteste Studie über starke Gefühlserlebnisse in Zusammenhang mit Musik stammt von Gabrielsson und Lindström (2003).10 In ihrer umfangreichen Untersuchung haben sie ca. 900 TeilnehmerInnen nach den einprägsamsten emotionalen Erlebnissen beim Musikhören befragt. Aus den Ergebnissen der freien Beschreibungen entwarfen sie ein deskriptives Modell (Strong Experiences Related To Music – A Descriptive System). Dieses umfasst 7 Kategorien: allgemeine Eigenschaften von starken Emotionen beim Musikhören, körperliche Reaktionen und Verhaltensweisen, Wahrnehmung, Kognition, Emotionen und Gefühle. Ferner wurden existentiell/ transzendentale Aspekte und persönlich/ soziale Aspekte miteinbezogen. Um innerhalb der Kategorien, weiter zu differenzieren, wurden sie schließlich in weitere Subkategorien unterteilt. Die Ergebnisse der Studie von Gabrielsson und Lindström (2003) 9

peak: engl. Höhepunkt Siehe Anhang: Strong Experienves related to Music - A Descriptive System

10

20

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

verdeutlichen, wie stark und vielschichtig Musik auf Menschen wirken kann. In Bezug auf meine Studie, erscheint es sinnvoll das Modell von Gabrielsson

und

Lindström

(2003)

als

Stütze

und

Grundlage

mit

einzubeziehen, es zu diskutieren und möglicherweise zu erweitern. Ekstase und Trance stehen hier starken Emotionen gegenüber. In der experimentellen Emotionsforschung wird auf die Problematik der Messung

von

Emotionsintensität

und

Emotionsqualität

verwiesen

(Erdmann, 1983). Als mögliche Einflussfaktoren auf die spezifische Qualität und Intensität von Emotionen können der soziokulturelle Rahmen und der individuelle Handlungskontext (Debus, Erdmann, Kallus, Hg., 1995), die Veränderung von Emotionen in der Zeit (Laux und Weber, 1990), der Aktivierungsgrad (Erdmann und Janke, 1978; Erdmann, 1983) und situationsspezifische Bedingungen (Lazarus und Launier, 1978) genannt werden. Die Theorie von Schachter und Singer (1962) geht davon aus, dass mit körperlicher Aktivierung, die emotionale Intensität steigt. Wie neuere Studien belegen, steigt auch beim Musikhören die emotionale Intensität durch Bewegung (Dibben, 2004). Es ist daher anzunehmen, dass durch das Musizieren, als physischer Aufwand, ein hoher Grad an Emotionen erreicht werden kann.

1.5. Kulturgeschichte

Weltweite

ethnologisch-anthropologische

veränderte

Bewusstseinszustände

nicht

Studien nur

bei

belegen,

dass

Naturvölkern

Teil

kultureller Handlungen sind, sondern in allen Volks- und Hochkulturen verbreitet sind (Bourguinon, 1973; Goodman, 1994).

21

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

TAB. III: Vorkommen von Institutionalisierten Formen veränderter Bewusstseinszustände in den ethnographischen Hauptregionen: (Bourguignon, 1973) Anzahl mit institutionalisierten veränderten Bewusstseinszuständen

Anzahl untersuchter Gesellschaften

Aus

Afrika südlich der Sahara

114

94

Mittelmeerraum

44

35

Osteurasien

65

61

Pazifik-Inseln

86

81

Nordamerika

120

116

Südamerika

59

50

Gesamt

488

437 (90%)

TAB.

III

geht

Gesellschaften, kennen. spricht

Von

hervor,

dass

institutionalisierte institutionalisierten

man,

wenn

sie

mit

90%

der

weltweit

veränderte veränderten

kulturellen

untersuchten

Bewusstseinzustände Bewusstseinszuständen

Inhalten

belegt

werden

(Schmidthofer, 1997). Ekstase und Trance wurden in Rituale und Zeremonien eingebunden (Rouget, 1985; Hengst, 2003; Ins, 2001; Becker, 2004;

Goodman,

1994).

Im

religiösen

Kontext

hatten

veränderte

Bewusstseinszustände den Zweck, die Verbindung zu Gott, den Geistern oder Ahnen herzustellen (Goodman, 1994). Ein Ritual zeichnet sich durch Wiederholungen und Regelmäßigkeiten aus (Ins, 2001). Im Sinne eines institutionellen Rituals werden Trance oder Ekstase auf ein Signal hin herbeigeführt und beendet (Goodman, 1994). Neben verschiedenen kulturellen Ausprägungen und Abstufungen von Ekstase und Trance, unterscheidet man diese Zustände auch in der Art ihres Auftretens: 1. Veränderte Bewusstseinszustände können einerseits willentlich, das heißt

als

gezieltes

menschliches

Verhalten

(absichtlich), 22

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

herbeigeführt werden, um eine „andere Wirklichkeit“, wie es Goodman

(1994)

nennt,

zu

Bewusstseinsveränderung

ist

erfahren. vor

Diese

allem

Form für

der

diverse

Religionspraktiken von Bedeutung (Rouget, 1985; Hengst, 2003; Ins, 2001; Becker, 2004; Goodman, 1994). Um Trance oder Ekstase willentlich

herbeizuführen,

können

unterschiedliche

Methoden

angewandt werden.11 2. Ferner sind krankhafte Formen von Trance, wie z.B. Epilepsie, bekannt. Dabei handelt es sich um Körperstörungen, insbesondere um eine Erkrankung des Gehirns, wodurch Halluzinationen oder Anfälle

auftreten

Beschreibung

können

dieser

(Goodman,

pathologischen

1994). Form

Eine

von

nähere

veränderter

Bewusstseinslage würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Diese zwei Typen von veränderten Bewusstseinszuständen unterscheiden sich in der Herbeiführung, die einerseits kontrolliert und gezielt erfolgt und sich andererseits der Kontrolle entzieht und krankhaft ist. In dieser Arbeit beschränke ich mich auf veränderte Bewusstseinzustände, die ritualisiert wurden. Beispiele für ritualisierte Trance und Ekstase sind Schamanismus,

das

Sufiritual

der

Derwische,

der

Tarantella-Tanz

Süditaliens, Vodoo-Kulte, oder die Yoga-Praxis um nur einige aufzuzählen.



Unter Schamanismus versteht man eine magisch-religiöse Praxis, die auch heute noch in entlegenen Gebieten Sibiriens, bei den Inuit, bei einigen nord- und südamerikanischen Indianergruppen, sowie in Nordund Zentralasien und Ungarn

Anwendung findet. Vergleichbare

schamanistische Techniken sind ferner in Afrika, in Australien und auf dem Balkan anzutreffen. In Heil- und Weissagungsritualen tritt der Schamane

mittels

Tanz

und

Rhythmus

(Schamanentrommel,

Rasselinstrumente) mit der Geisterwelt in Verbindung. Durch monotone Geräusche, Trommelschlagen und Tanzen versetzt er sich in einen 11

Siehe 1.6. Methoden zur Induktion von veränderten Bewusstseinszuständen

23

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

tranceähnlichen hyperphrenetische

Zustand. Zustand,

Im

Schamanismus

dessen

Merkmale

überwiegt Hecheln,

der

Röcheln,

Stöhnen, aufgerissene Augen und Schaum an den Lippen sind. (Eliade, 1954; Lommel, 1980; Schmitt, 1998; Matthes, 1984)



Das islamische Sufi-Ritual ist im Vorderen Orient, Südostasien und im Iran verbreitet. Das Ritual besteht aus 3 Elementen: Tanz (raqs), Andacht (dhikr) und dem Innewerden mit der Stimme Gottes (samâ). Dadurch gelangen die Derwische in mystische Ekstase, die als unmittelbare Vereinigung mit Gott empfunden wird (Hengst, 2003; Netton, 2000).



Der Tarantella Tanz ist ein instrumentaler oder vokaler Volkstanz mit instrumentaler Begleitung. Getanzt wird er vor allem im Süden Italiens, Neapel, Apulien, Kalabrien und Sizilien. Der Tarantella Tanz geht ursprünglich auf den Glauben zurück, durch einen Spinnenbiss in eine Art Besessenheit zu gelangen, dessen Symptome Kreislaufstörungen, Atemnot, Herzklopfen, Schweißausbrüche, Krämpfe und Lähmungen sind. Die „Tarantati“ (Gebissenen) werden durch den Tanz geheilt (Critchley, 1977).



Der Vodoo-Kult wird hauptsächlich in Afrika praktiziert, ferner im Karibikstaat Haiti und teilweise auch in den USA. Zentral im Vodoo-Kult, sind die Opferbringung eines Tieres, ein Fest und der Tanz. Durch Trommelschläge und Gesänge kommuniziert man mit den Göttern (Huxley, 1977).



Die indische Yoga-Praxis, eine Art Meditationstherapie, verspricht durch eine zusammengekauerte Haltung, die Fixierung des Blicks, das Anhalten des Atems und die Wiederholung einer 6-silbigen Formel, Ekstase (Hengst, 2003).

In der abendländischen Kulturgeschichte wurden Ekstase und Trance lange Zeit verdrängt. Die Verbindung von Musik und Tanz, als Ekstase 24

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

auslösender

Stimulus,

wurde

vor

allem

von

den

Anhängern

des

Christentums, aufgrund der orgiastischen Ausmaße, die im Widerspruch zur christlichen Philosophie standen, weitgehend abgelehnt. Obwohl die frühchristliche Kirche den Tanz als liturgisches Element kannte, schloss man sich um 680 der Meinung von Augustinus an, der im Tanz den Teufel sah. Durch den Jazz, ein ursprünglich afroamerikanischer Musikstil, der von New Orleans aus unter anderem auch Europa erreichte, finden Ekstase und Trance auch im Abendland wieder an Zustimmung

(Hengst, 2003;

Muchow, 1957; Brandl, 1985). In der Technokultur des 21. Jh. findet der Trancetanz vor allem in der



Jugendszene

wieder

Anklang.

Klänge

werden

nach

sensorischen

Kriterien ausgesucht. Der DJ oder Zeremonienmeister, kurz MC12 genannt, begleitet die tanzende Menge durch eine Sinne stimulierende Party. Die Lautstärke der Musik, Bässe und Stroboskope, häufig in Verbindung mit synthetischen Drogen, animieren den Körper zum unermüdlichen Tanz, mit dem Ziel in Ekstase zu gelangen (Cousto, 1995). In

allen

genannten

Beispielen

für

ritualisierte

veränderte

Bewusstseinszustände scheinen Musik und/oder Tanz eine dominante Rolle einzunehmen. Musik mit oder ohne Tanz ist in vielen Kulturen mit veränderten

Bewusstseinszuständen

interkulturellen

Studien

zu

und

Emotionen

Trancephänomenen

verbunden.

wurden

In

universelle

Übereinstimmungen in der Anwendung von musikalischen Elementen, wie Tempo, Metrum und Rhythmus und der darauf abgestimmten Bewegung, nachgewiesen. Ein konstantes monotones Tempo und/oder die Lautstärke, die sich kontinuierlich steigern, scheinen Trance und Ekstase fördernd zu sein. Weitere innermusikalische Merkmale sind eine lange Dauer, einfache Formen, minimale Variationen, Wiederholungen, langsame Glissandi und ein enger Tonumfang (Wertheim, 1977; Graf 1980; Schmidthofer, 1997; Brandl, 1993).

12

Master of Ceremony

25

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

1.6. Methoden zur Induzierung von veränderten Bewusstseinszuständen Die Analyse verschiedener Rituale zeigt, dass zur Induzierung von veränderten Bewusstseinszuständen diverse Methoden angewandt werden können.

Dittrich

psychologische

(1990)

Stimuli.

unterscheidet

Die

Einnahme

pharmakologische

psychoaktiver

Pflanzen

und oder

Substanzen, der Einsatz rhythmischer Stimulation, die Kontrolle des Atems,

Körperhaltungen

oder

die

Konzentration

auf

besondere

Gegenstände sind übliche Mittel um in den Trance- oder Ekstasezustand zu gelangen (Rätsch, 1998). Goodman (1976) entwickelte mit ihren StudentInnen eine gezielte Induktionsmethode

für

veränderte

Bewusstseinszustände.

In

Laboruntersuchungen an der Psychiatrischen Klinik und Poliklinik der Universität München ist es den ForscherInnen dadurch gelungen, 4 Testpersonen künstlich in einen Trancezustand zu versetzen.

1.7. Evolutionäre Aspekte

Aus der Kulturgeschichte geht hervor, dass Ekstase und Trance in vielen Kulturen eine Funktion innerhalb kultureller Handlungen erfüllen. Aber welche Funktion

erfüllen veränderte

Bewusstseinszustände

für den

Menschen? Aufgrund der Verbreitung und von Ekstase und Trance könnte man auf angeborene Verhaltensweisen schließen (Goodman, 1997). Demnach müsste veränderten Bewusstseinszuständen eine evolutionäre Funktion zukommen und auch bei Tieren beobachtbar sein. Die

Veterinärpsychologie

Bewusstseinzuständen

bei

geht

nicht

Tieren

von

aus.

angeborenen

veränderten

Verhaltensweisen,

die

vom

normalen Tierverhalten abweichen, kommen zwar durchaus vor (z.B. Narkolepsie ist eine Schlafkrankheit, die bei bestimmten Hunderassen 26

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

häufig auftritt), diese sind aber meistens mit neurologischen Störungen verbunden. Zu weiteren Risikofaktoren für eine Verhaltensstörung bei domestizierten Tieren zählen bestimmte Umstände während Geburt und Aufzucht,

eine

unzureichende

Sozialisation

mit

Menschen

und/oder

Artgenossen, das Verhalten des Besitzers, negative Erfahrungen, die im Laufe des Lebens gemacht wurden, sowie körperliche Erkrankungen und Stress (Breuer, 2000; Chrisman, 1991; Brunner, 1988). Die Theorie von Hernegger (1978) besagt, dass das rituelle Verhalten, soziale

Kompetenz

und

Sprache

unmittelbaren

Einfluss

auf

das

Bewusstsein und die Entwicklung der biologischen Gehirnstrukturen des Menschen genommen haben. Daraus kann man schließen, dass sich der Mensch durch veränderte Bewusstseinszustände neue geistige Räume geschaffen

hat,

die

in

Rückwirkung

die

Bewusstseinsstruktur

des

Menschen geprägt haben (Hengst, 2003). Im Unterschied zum Tier, das vorwiegend durch Instinkte und Triebe determiniert ist, besitzt der Mensch ein reflexives Bewusstsein, das als Grundvoraussetzung

für

das

Erleben

von

veränderten

Bewusstseinszuständen betrachtet werden kann. Die Bereitschaft sich auf veränderte Bewusstseinszustände einzulassen, hat sich also primär durch die

Herausbildung

des

Bewusstseins,

entwickelt.

Wie

aus

der

Evolutionsgeschichte ersichtlich wird, ist die Gehirnstruktur des Menschen im Laufe der Entwicklung stetig gewachsen. Die Begründung dafür, liegt nach Hernegger (1978) im rituellen Verhalten der Menschen, das mit der Sozialisation einhergeht.

1.8. Zusammenfassung Die Literatur zum Thema Ekstase und Trance ist umfangreich und vielfältig. Studien aus den Bereichen der Ethnologie, Anthropologie und der Vergleichenden Musikwissenschaft belegen durch eine Vielzahl an Beispielen, dass veränderte Bewusstseinszustände in vielen Kulturen Teil 27

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

zeremonieller Handlungen sind. Die historische Deutung von Ekstase und Trance

kann

demnach

Religionszugehörigkeit verdeutlicht,

dass

nicht

unabhängig

betrachtet

werden.

veränderte

von

Der

Kultur-

kulturelle

Bewusstseinszustände

und Ansatz

interkulturell

verbreitet sind. Ekstase und Trance wurden von den verschiedenen Kulturen in das jeweilige Weltbild integriert und sind demnach durch eine kulturspezifische Bedeutung legitimiert. (Brandl, 1993; Bourguinon, 1977). Ferner stellen sich Fragen nach einer übergeordneten, evolutionären Funktion von veränderten Bewusstseinszuständen für den Menschen. Dazu ist

es

notwendig

Perspektive

zu

die

Zustände

betrachten.

aus

Auffällig

einer ist,

psychophysiologischen

dass

die

Thematik

aus

psychologischer Sicht bis dato vernachlässigt wurde. Veränderte Bewusstseinszustände sind psychisch-geistige Zustände, die vom

normalen

Wachbewusstsein

der

Selbst-

und

Umwelterfassung

abweichen. Dabei handelt es sich um Veränderungen neurologischer Funktionen,

die

sich

auf

das

subjektive

Empfinden

(Denkabläufe,

Zeitempfinden, Körperkontrolle, Bedeutungserleben) auswirken können. Häufig werden Halluzinationen, synästhetische Erlebnisse sowie intensive Emotionen erfahren. Die Besonderheit von Ekstase und Trance liegt in der Intensität der Erfahrung. Um

veränderte

Bewusstseinszustände

zu

induzieren

können

pharmakologische und/oder psychologische Stimuli gezielt eingesetzt werden. Musik und Tanz nehmen dabei vor allem in der Kulturgeschichte von Ekstase und Trance eine dominante Position ein.

28

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

2. Studie: Ekstase und Trance bei MusikerInnen

2.1. Forschungsgegenstand In dieser Studie gehe ich der Frage nach, wie Ekstase und Trance von MusikerInnen

erlebt

werden.

Unterscheiden

sie

sich

von

starken

Emotionen, die durch Musik evoziert werden? Wer und wann kann in Ekstase oder Trance fallen? Ist das musikalische Empfinden dabei kulturell unterschiedlich und abhängig von Vertrautheit und/ oder soziokulturellen Voraussetzungen? Oder ist Ekstase eine neue Form der Wahrnehmung, die jede/r ausleben kann wenn sie/er emotional bereit ist, sich darauf einzulassen? Ziel dieser Untersuchung ist es, intensive Erlebnisse, die beim Musizieren hervorgerufen werden können, zu sammeln und den Phänomenen Ekstase und Trance in der Musik auf den Grund zu gehen. Auf der Grundlage von Gabrielssons und Lindströms deskriptiven Modell über Strong Experiences related to Music (2003) sollen die qualitativen Ergebnisse meiner Studie diskutiert, verglichen und erweitert werden.

2.2. TeilnehmerInnen Die Teilnahme an der Studie erfolgte auf freiwilliger Basis. Wie bereits im Literaturüberblick angesprochen, reicht die Thematik Ekstase und Trance sehr weit. Im abendländischen Kulturkreis wurden Ekstase und Trance lange Zeit negativ bewertet und verpönt. Erst mit der Jazztradition, ein Musikstil der ursprünglich von den Schwarzen stammte, verbreiteten sich diese Phänomene auch in Europa wieder (Brandl, 1995). Es entstand die Idee,

afrikanische

MusikerInnen

mit

europäischen

MusikerInnen

zu

vergleichen. Der direkte Vergleich sollte Aufschluss geben, ob es sich bei Ekstase und Trance um kulturübergreifende Phänomene handelt, die nicht notwendigerweise an ein Ritual gebunden sein müssen. Da es für mich 29

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

einfacher war, den Kontakt zu JazzmusikerInnen zu knüpfen, habe ich mich ausschließlich auf JazzmusikerInnen aus Europa beschränkt. An dieser Stelle sei erwähnt, dass es natürlich auch interessant wäre, andere MusikerInnengruppen

wie

zum

Beispiel

klassische

MusikerInnen

im

Hinblick auf ekstatische Erfahrungen zu befragen. Der interkulturelle Vergleich meiner Studie bezieht sich auf afrikanische MusikerInnen vs. europäische JazzmusikerInnen. Methodisch eher problematisch sind die Anzahl

der

afrikanischen

TeilnehmerInnen,

sowie

deren

Geschlechterquote. Ich habe mich am Afroasiatischem Institut in Graz, der Afrikanistik in Wien, dem Kulturverein Chiala Afrika Graz, der Show Afrika! Afrika! und diversen Einzelpersönlichkeiten um die Kontaktherstellung mit afrikanischen MusikerInnen, die in Österreich leben, bemüht. Leider haben sich

nur

zwei

afrikanische

Musiker

bereit

erklärt,

an

der

Studie

teilzunehmen. An der Untersuchung beteiligten sich insgesamt 12 MusikerInnen aus Österreich, Deutschland, Italien, Senegal und Marokko. Ein Interview wurde aus technischen Gründen aus der Studie gestrichen. Die ProbandInnen waren zwischen 19 und 50 Jahre alt. Jede/r von ihnen hat

mindestens

6

Jahre

Berufspraxis

in

den

verschiedenen

Instrumentengruppen Jazzgesang, Klavier, Kontrabass, Tanz, Trommel, Perkussion, Keyboard, und Komposition. Einige TeilnehmerInnen gaben ein Hauptinstrument und mehrere Nebeninstrumente an, haben im Laufe ihrer Musizierpraxis Präferenz

liegt

also

mehrere

hauptsächlich

afrikanischer Folklore.

Instrumente im

Jazz,

erlernt.

aber

auch

Die in

musikalische World13

und

Bei den interviewten europäischen MusikerInnen

handelt es sich ausschließlich um JazzmusikerInnen. Die Afrikaner – es ließen sich leider keine afrikanischen Musikerinnen, die in Österreich leben, finden – kamen musikalisch aus den Bereichen Jazz, World und afrikanische Folklore.

13

World: Eine musikalische Stilrichtung, die meist eine Mischung, aus westlicher Populärmusik und traditionellen, meist nichtwestlichen Musikformen ist.

30

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

Vier TeilnehmerInnen waren mir schon vor dem Interview bekannt. Mit mehr als der Hälfte der Personen habe ich vorher noch nie gesprochen. TAB. IV – Statistische Übersicht: TeilnehmerInnen 1 Geschlecht 2 3 5 6

8M 3F Alter Zw. 19 J. und 50 J. Herkunft Österreich, Deutschland, Italien, Senegal, Marokko Instrument/e Jazzgesang, Klavier, Kontrabass, Tanz, Trommel, Percussion, Keyboard, und Komposition Musizierpraxis Mind. 6 Jahre bis über 30 Jahre

2.3. Durchführung Die

Daten

wurden

TeilnehmerInnen

anhand

erhoben.

Dazu

persönlicher wählte

ich

Gespräche das

halb

mit

den

strukturierte

Interview, das sich insofern besonders eignet, da der Frage-Leitfaden flexibel ist und je nach GesprächspartnerIn variiert werden kann. Somit ergibt sich ein offenes Gespräch, das zum Vertrauen zwischen Interviewer und der befragten Person beigetragen hat. Gegenstand des Gesprächs waren Ekstase und Trance in der Musik bzw. intensive emotionale Erlebnisse beim Musizieren. Um die Definitionsschwierigkeit von Ekstase und Trance zu umgehen und die ProbandInnen nicht durch bereits vorhandene Theorien zu beeinflussen, forderte ich sie jeweils zu Beginn des Gesprächs auf, mir ihre eigene Definition von Ekstase und Trance mitzuteilen. Anschließend sprachen wir über konkrete Situationen, in denen die jeweilige Person in Ekstase war. TAB. V – Interviewleitfaden 1 Was verstehen sie unter Ekstase/ Trance? 2 Hat Musik bei Ihnen persönlich schon Ekstase hervorgerufen? 3 Können Sie mir diesen Zustand beschreiben? (Körperlich/ emotional/ musikalisch) 4 Unterscheidet sich Ekstase von starken emotionalen Erlebnissen? Wie? 5 Gibt es eine konkrete Situation, an die Sie sich erinnern, in der Sie in Ekstase waren? Wann? Was war der Auslöser dafür?

31

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

6 Wie oft waren Sie schon in Ekstase? 7 Gibt es vergleichbare Zustände? 8 Können Sie sich noch an Ihr erstes Erlebnis erinnern, wann Sie durch Musik in Ekstase fielen? 9 Kann Ekstase auch durch andere Medien außer Musik hervorgerufen werden? Welche?

Um

aussagekräftige

Ergebnisse

zu

erhalten,

habe

ich

den

Interviewleitfaden je nach TeilnehmerIn variiert und erweitert. Daraus ergaben sich spontan weitere interessante Fragen wie: TAB. VI – Spontane Fragen 1

Wie kann man Emotion in einer Komposition verwirklichen?

2

Wie leben Sie den Konflikt zwischen technisch-konzeptionellem Denken und Emotion aus?

3

Kann

man

Ekstase

und

Trance

bewusst

herbeiführen

oder

kontrollieren? 4

Welche Bilder werden ausgelöst?

5

Können diese Bilder in Trancezuständen weiterentwickelt werden?

6

Kommt Ekstase und Trance jedes Mal vor?

7

Wo waren Sie in diesem Zustand?

8

Was ist gefährlich an der Ekstase?

9

Hat sich für Sie, nachdem Sie ekstatische Erlebnisse hatten, etwas verändert?

10 Kann/ will man das verstehen, wenn es einem das erste Mal passiert? 11 Baut sich Ekstase eher langsam auf oder ist es plötzlich da? 12 Wie gehen Sie mit solchen Bewusstseinszuständen um? 13 Wann hat der Zustand aufgehört? Hat er aufgehört? 14 Haben sich Ekstase und Trance im Laufe der Zeit verändert? 15 Sind Ekstase und Trance spirituell? 16 Haben Sie Angst vor veränderten Bewusstseinszuständen?

Im Anschluss an die Gespräche ließ ich die TeilnehmerInnen einen Postfragebogen ausfüllen, um die soziodemographischen Daten, wie Alter,

32

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

Geschlecht, Herkunft und Musizierpraxis, zu erfassen.14 Im Durchschnitt dauerten die Interviews zwischen 30 Minuten und 1,5 Stunden und fanden in Cafés, Bars, Proberäumen, bei mir oder bei den ProbandInnen zuhause statt.

Eine

kurze

jeweiligen

Beschreibung

Interviews

der

beigefügt.

Gesprächssituation Darin

beschreibe

wurde

den

ich

die

Gesprächsatmosphäre, den Ort und Auffälligkeiten. Bsp. für die Beschreibung einer Gesprächssituation: Das Interview wurde am Abend in der Kellerwohnung des Probanden15 durchgeführt. Zunächst zeigte er mir stolz seine Wohnung und lud mich auf einen Kaffee ein. Der Teilnehmer wirkte sicher und erfahren in seinen Aussagen, was auf Eigenschaften eines Sängers, der häufig mit Selbstsicherheitsfragen konfrontiert sein könnte, – da er ständig im Bühnenmittelpunkt ist – zurückzuführen sein könnte. Im Anschluss an das Gespräch spielte er mir verschiedene Musikstücke vor, bei denen er in Ekstase war. Insgesamt war es ein sehr intimes und freundschaftliches

Gespräch.

Der

Musiker

gab

mir

die

Telefonnummern von anderen Jazzmusikern, die auch bereit wären, mit mir über dieses Thema zu sprechen. Die Gespräche, die auf Deutsch, Französisch und Italienisch durchgeführt wurden, wurden größtenteils mit Minidisk aufgezeichnet und anschließend zu einem maschingeschriebenen Text transkribiert.16 Um die Anonymität der ProbandInnen zu gewährleisten, habe ich sie mit Fall A bis K gekennzeichnet. Die Protokolle umfassen 68 Seiten. Österreichische Dialektfärbungen wurden in die Hochsprache übertragen. Wiederholungen, „Ähs“ und Ähnliches

wurden,

weggelassen.

falls

sinngemäß

Auffälligkeiten

wie

nicht

Lachen,

unbedingt Blicke,

tief

erforderlich, Durchatmen,

14

Siehe Anhang: Postfragebogen Aus Platzgründen werden fortan geschlechtsneutrale Formulierungen ausgespart. 16 Fall I stimmte einer Aufzeichnung nicht zu, daher wurde das Gespräch von mir mitgeschrieben und anschließend entsprechend ausformuliert. 15

33

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

Anzünden einer Zigarette oder Ähnliches werden, falls es sich dabei um Befindlichkeits- oder Unsicherheitsfaktoren handeln könnte, in Klammer angeführt. Unvollständige Sätze werden in Klammer mit den fehlenden Wörtern ergänzt.17

2.4. Analyse Als Auswertungsmethode wurde die Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring

(2003)

gewählt,

Kommunikationszusammenhang

da

das

Material

analysiert

werden

in

seinem

kann.

Die

Inhaltsanalyse ist keine standardisierte Methode, die stets in derselben unveränderten Form angewandt wird, sie muss auf die gegebene Studie und

die

spezifische

Fragestellung

hin

angepasst

werden.

Die

systematische und nachvollziehbare Konstruktion der Kategorien hilft bei der Analyse des Datenmaterials. Die Inhaltsanalyse ist ein Prozess, der in mehreren Schritten durchgeführt wird. Zunächst werden die Interviews paraphrasiert,

das

heißt

in

kurze

klare

Sätze

zusammengefasst.

Unwichtige und ausschmückende Wörter werden dabei ausgespart. Schließlich werden die Paraphrasen generalisiert. Dabei steigt das Abstraktionsniveau. Schließlich werden inhaltlich vergleichbare Aussagen zusammengezogen und Kategorien gebildet. TAB. VII - Die Auswertung der Daten in Textform erfolgte in den Schritten: 1. Paraphrasierung 2. Generalisierung (Abstraktionsniveau) 3. Reduktion 4. Kategorienzusammenfassung

17

Siehe Anhang 5.3.: Hinweise zur Interview - Transkription

34

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

In

einer

zweiten

Phase

wurden

die

Kategorien

nach

inhaltlichen

Schwerpunkten geordnet. Durch diese Abfolge, konnte das schriftliche Material zusammengefasst und reduziert werden.18 Da ich nach diesen Schritten immer noch 10 Kategorien hatte, versuchte ich die Kategorien nach inhaltlichen Schwerpunkten, das heißt nach meinen Fragestellungen zu ordnen. Daraus ergaben sich zunächst 7 Kategorien. Mit Hilfe Gabrielssons und Lindströms Kategorienmodell (2003) gelang es mir, mich für die Zitate zu sensibilisieren und ich konnte das Modell durch 2 weitere Kategorien ergänzen. Nach der Fertigstellung der Analyse wurden die verschiedenen Schritte und Kategorien von einer Kollegin19 durchgesehen und anhand der Transkriptionen kontrolliert. Sie hat mir empfohlen mich an das Modell von Gabrielsson

und

Lindström

zu

halten

und

bei

den

Stressfaktoren

einzuhaken, was ich auch für sinnvoll gehalten habe. Die

Analysemethode

scheint dem Stoff angemessen

zu sein.

Die

Generalisierungen und Streichungen sind zwar keineswegs willkürlich, aber

dennoch

anfänglich

gewöhnungsbedürftig.

Die

Qualitative

Inhaltsanalyse hätte nachteilig sein können, wenn sich daraus keine repräsentativen Kategorien gebildet hätten. Doch durch den Vergleich mit Gabrielsson und Lindström (2003) bestätigte sich die Eignung der Analyse, da sich die Kategorien sehr ähneln und zum größten Teil überschneiden. Die durch die qualitative Inhaltsanalyse gewonnenen Kategorien, bilden die Grundlage für meine Ergebnisse.

18

Siehe Anhang: Qualitative Inhaltsanalyse nach Philipp Mayring (2003) Frau Mag. Margit Painsi ist Studienassistentin von Univ.- Prof. Dr. Parncutt am Institut für Musikwissenschaft in Graz mit Expertise in den Qualitativen Forschungsmethoden. 19

35

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

2.5. Ergebnisse Einleitend möchte ich betonen, dass sich jedes einzelne Gespräch mit den MusikerInnen als einzigartig herausstellte. Die Interviews haben mich in vielerlei Hinsicht bereichert. Überraschend war, dass nur eine Person, laut Eigendefinition, kein ekstatisches Erlebnis während dem Musizieren hatte, sehr wohl aber starke Gefühlserlebnisse. Die meisten der TeilnehmerInnen berichteten über ekstatische Erlebnisse während live Auftritten vor Publikum. Es gab zwei Fälle, die von auch von ekstatischen Hörerlebnissen erzählten: „Hin und wieder bei Keith Jarrett passiert mir das schon, dass ich selbst beim Zuhören in Ekstase oder Trance verfalle. Aber ist doch eher eine extreme Konzentration.“ (Fall G, ♂) „Ekstase habe ich bis jetzt mehr beim Zuhören erlebt.“ (Fall F, ♀)

Dass die Gespräche durch eine analytische Interpretation zum Teil entzaubert werden, das heißt zerlegt werden und nicht mehr im ursprünglichen

Kommunikationszusammenhang

stehen,

stellt

eine

Notwendigkeit dar um objektive Ergebnisse zu gewährleisten. Ich habe das Analyseverfahren in zwei Etappen durchgeführt. Zunächst habe ich den Inhalt

der

Transkriptionen

zusammengefasst.

Anschließend

paraphrasiert wurden

die

und

in

Kategorien

Kategorien wiederholt

zusammengezogen und auf das Forschungsinteresse hin untersucht und reduziert. Durch die qualitative Inhaltsanalyse gelang es mir, 9 Kategorien zu unterscheiden. Die Kategorien 1 bis 7 lehnen sich an das deskriptive Modell zu starken emotionalen Erlebnissen in Zusammenhang mit Musik von Gabrielsson und Lindström (2003). Ich habe mich auch in der Nummerierung an dieses Modell gehalten. In der nachstehenden Übersicht habe

ich

jene

Subkategorien

kursiv

geschriebenen

und

mit

(**)

gekennzeichnet, die in der Analyse von Gabrielsson und Lindström zwar vorkommen, sich aber in meinen Ergebnissen über Ekstase und Trance nicht konstatieren lassen. 36

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

Durch meine Untersuchung ergaben sich zusätzliche Subkategorien: 1c Definitionsunterschiede,

1d

Häufigkeit,

2d

Kraftaufwand,

4h

Selbstvergessenheit, 5e Erotische Gefühle, 7e Offenheit und 7f Bleibender Eindruck und Effekte. In der Tabelle habe ich in Klammer (*) für jede neue Kategorie hinzugefügt. Die Kategorien 8a-h Kontext des Musizierens, sowie die Kategorie 9 Vergleichbare Zustände sind neu dazugekommen. Die in meiner Studie ergänzten Kategorien und Unterkategorien kommen bei Gabrielsson und Lindström (2003) nicht vor. Dafür lassen sich mehrere Gründe auflisten:



Das Interesse der Studie von Gabrielsson und Lindström (2003) lag in der Entwicklung eines deskriptiven Modells zu starken Emotionen in Verbindung mit Musik, das heißt sie analysierten vorwiegend Berichte und Beschreibungen und standen nicht in direktem Kontakt mit den TeilnehmerInnen (z.B. in Form eines Interviews). Den Vorteil des Gesprächs sehe ich in seinem interaktiven Charakter. Offene Fragen können jederzeit geklärt und Unklarheiten durch simples Nachhaken beseitigt werden. Andererseits könnten die ProbandInnen auch negativ bzw. positiv beeinflusst werden, was sich wiederum auf die Objektivität auswirken würde.



Einen weiteren Aspekt impliziert das Musizieren selbst. Durch das live Spielen

von

beispielsweise

Musik

ergeben

sich

zusätzliche

das

Setting,

Lampenfieber,

Dimensionen, Druck,

wie

Konkurrenz,

Kraftaufwand etc. (siehe Kategorien 2d: Kraftaufwand und 8a - 8h: Kontext des Musizierens), die beim Hören von Musik keine wesentliche bis keine Rolle spielen.



Die Kategorie 9 Vergleichbare Zustände, sowie die Unterkategorien Definitionsunterschiede (1c) und Häufigkeit (1d) hielt ich in meiner Studie insofern für interessant, als dass ich schon zu Beginn der Arbeit auf die Definitionsproblematik von Ekstase und Trance verwiesen

37

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

habe.20 Mir erschien es daher sinnvoll, jedem/r der ProbandInnen die Möglichkeit zu geben, ihre eigene Definition von Ekstase und Trance zu verwenden, um eine theoriegeleitete Beeinflussung des Gesprächs meinerseits auszuschließen. Demnach ergab sich folgendes Kategorienmodell: TAB. VIII – Kategorienmodell

1 Allgemeine Charakteristika und Merkmale von Ekstase und Trance a) Einzigartigkeit b) Erfahrung, die schwierig zu beschreiben ist c) Definitionsunterschiede (*)21 d) Häufigkeit (*) 2 Physiologische Reaktionen und Verhaltensweisen a) Physiologische Reaktionen b) Verhaltensweisen und Aktionen c) Quasi-physiologische Reaktionen d) Kraftaufwand (*) 3 Wahrnehmung a) Auditive Wahrnehmung b) Visuelle Wahrnehmung (**)22 c) Taktile Wahrnehmung (**) d) Kienästhetische Wahrnehmung e) Andere Sinne (**) f) Synästhesie g) Intensivierte Wahrnehmung h) Musik Wahrnehmung

20 21 22

Siehe 1.2. Definitionen: Ekstase, Trance und Flow als veränderte Bewusstseinszustände (*): Neue Kategorie (**): Diese Kategorie kommt in meiner Studie nicht vor

38

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

4 Kognition a) Veränderte Einstellung und Gedankenlosigkeit b) Veränderte Raum- und Zeitwahrnehmung, Verlust des Körperbewusstseins, Desorientierung, Erfahrung der Unwirklichkeit, Ganzheitsgefühl c) Kontrollverlust und Überraschung d) Veränderte Beziehung bzw. Haltung zur Musik e) Assoziationen und Erinnerungen f) Bilder und Musik im Kopf g) Musikalische Kognition und Emotion h) Selbstvergessenheit (*) 5 Emotionen a) Intensive Emotionen b) Positive Emotionen c) Negative Emotionen (**) d) Gemischte Gefühle e) Erotische Gefühle (*) 6 Existentielle und transzendentale Aspekte a) Existenz (**) b) Transzendenz (**) c) Religiöse Erfahrung 7 Persönliche- und soziale Aspekte a) Neue Möglichkeiten, neue Einsichten b) Musik: Neue Möglichkeiten/ Einsichten c) Selbstbewusstsein, Respekt und Kraft d) Gemeinschaft zwischen MusikerInnen (**) e) Offenheit (*) f) Effekte und Bleibender Eindruck (*) 8 Kontext des Musizierens (*) a) Vorbereitung 39

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

b) Unsicherheit, Angst und Druck c) Selbstvertrauen und Konkurrenz d) Setting (Bühne, Publikum) e) Überfordert sein f) Persönliches Befinden g) Vertrauen in die MusikerInnen h) Persönliche Identifizierung 9 Vergleichbare Zustände (*)

Im folgenden Abschnitt möchte ich die einzelnen Kategorien mit Beispielen belegen und diskutieren. Aus Platzgründen können nicht alle Zitate herangezogen werden. Ca. 22%23 der transkribierten Gespräche werden exemplarisch für die Kategorien und Subkategorien angeführt.24 ♀ steht für weiblich, ♂ steht für männlich. Die Nummerierungen und Buchstaben der Kategorien und Unterkategorien entsprechen der vorigen Tabelle. Um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten habe ich die jeweilige Kategorie mit Subunterteilungen von Gabrielsson und Lindström am Beginn eingefügt.

1) Allgemeine Charakteristika und Merkmale von Ekstase

Kategorie 1: Gabrielsson und Lindström (2003) 1

General characteristics a

Unique experience

b

Hard-to-describe experience, words insufficient

Die erste Kategorie bezieht sich auf die Fragen was man unter Ekstase und Trance versteht und wie diese Zustände beschrieben werden. Die Antworten darauf sind individuell sehr verschieden und in gleichem Maße

23

68 Seiten =100%; 15 Seiten (Zitate) = 22,05% Die transkribierten Interviews in voller Länge wurden als pdf-Datei und im mp3 Format auf CD gebrannt. Siehe Beilage 24

40

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

differenziert. Die allgemeinen Charakteristika von Ekstase und Trance können entsprechend dem Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) zunächst in zwei Subkategorien unterteilt werden.

a) Einzigartigkeit [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Das ekstatische Erlebnis wird als einzigartig, erstrebenswert, als etwas Großartiges empfunden, das noch nie zuvor in dieser Form erlebt wurde. „Was wir dort gemacht haben war für mich eine Extremsituation. Ich habe so was noch nie erlebt.“ (Fall A, ♂) „wusste aber dann, dass es einzigartig war.“ (Fall E, ♀) „..so was Vollkommenes und so was Großartiges hat.“ (Fall G, ♂) „So was großes habe ich noch nie gemacht, ich weiß nicht wie viel tausende von Leuten das gerade hörten“ (Fall A, ♂)

b) Erfahrung, die schwierig zu beschreiben ist [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Die TeilnehmerInnen gaben an, das Gefühl zu haben diese intensiven Erlebnisse nicht in Worte fassen zu können. „Ich habe das Gefühl, wenn ich das jetzt in Worte ausdrücken will, dass es dann nicht das widerspiegelt was es für mich war.“ (Fall C, ♂) „..da wird man plötzlich von irgendwas mitgenommen, erfasst, es ergibt sich eine Eigendynamik, die man schwer erfassen oder definieren kann.“(Fall A, ♂) „Dafür gibt es so wenig Worte.“ (Fall G, ♂) „Ich habe bemerkt, dass ich nur mehr agiere und bin nicht in der Lage zu verstehen, was ich da mache. Es ist einfach passiert.“ (Fall J, ♀)

41

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

Ekstase und Trance entziehen sich also einer eindeutigen persönlichen Definition. Dies würde die Annahme stützen, dass die MusikerInnen außergewöhnliche, bis dato unbekannte Bewusstseinszustände erlebt haben, die begrifflich schwer einzuordnen sind. Um eine möglichst authentische Definition von Ekstase und Trance zu erhalten, ließ ich die ProbandInnen am Beginn der Interviews erklären, was jede/r einzelne von ihnen darunter versteht. Ich forderte die TeilnehmerInnen auf eventuelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufzuzählen. Daraus ergab sich die neue Subkategorie 1c Definitionsunterschiede, die sich direkt auf die konkrete Fragestellung zu Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Trance, Ekstase und starken Emotionen bezieht:

c) Definitionsunterschiede [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) nicht vor.] Einige ProbandInnen meinten mit Ekstase und Trance dieselben Zustände mit

unterschiedlicher

Intensität,

andere

konnten

darin

keine

Gemeinsamkeiten erkennen. Manche TeilnehmerInnen charakterisierten mit ihren Beschreibungen von Trance, spezifische Merkmale von Flow. Wieder andere sprachen von starken Emotionen oder auch nichtmenschlichen Gefühlen. Beispiele für die Gleichsetzung von Ekstase und Trance sind: “Che domanda difficile. Estasi e transe sono condizioni fisiche e psichiche di perdizione della realtá in cui si dimentica lo spazio luogo in cui si è, e ci si trova in un altro spazio luogo molto personale ed unico, creato dalla mente e dal corpo.” (Fall H, ♂) (dt. Übersetzung: Welch schwierige Frage. Ekstase und Trance sind physische und psychische Konditionen eines Realitätsverlustes, wo man den örtlichen Raum um sich vergisst und sich an einem anderen sehr persönlichen und einzigartigem Ort befindet, der vom Geist und Körper kreiert wurde.) „Beides ist so ein geistiger emotionaler Zustand, den man verfällt. Man muss sich fallen lassen.“ (Fall G, ♂)

42

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

„Es ist eine Schwingung, die dich erwischt und plötzlich wie eine Welle reitest du mit ihr mit, weil du selbst auch offen bist für diese Art von Frequenz, die da gerade schwingt“ (Fall A, ♂) „Das ist für mich Wortklauberei. Ich würde schon sagen, dass Ekstase ein starkes emotionales Erlebnis ist.“ (Fall G, ♂)

Von

einigen

ProbandInnen

wurden

die

Zustände

gegensätzlich

charakterisiert: „Wenn etwas ekstatisch ist, dann ist es irrsinnig intensiv und ganz arg und dann ist es aber wieder vorbei (lacht) ..ja eben, Sex halt. Und mit Trance verbinde ich eine längere, geistig tiefere Erfahrung.“ (Fall F, ♀) „Trance ist ein Zustand, den man künstlich herbeiführen kann und Ekstase ist etwas, das passiert.“ (Fall J, ♀) „Trance und Ekstase, glaube ich, sind zwei verschiedene Sachen.“ (Fall B, ♂) „Ekstase ist animalischer.“ (Fall F, ♀) „Ein Trancezustand hat für mich mehr mit Bewusstsein zu tun, mehr mit Spirituellem – einem spirituellen Hintergrund. Und Ekstase ist eher das Wilde.“ (Fall F, ♀)

Trance kann aber auch ganz anders aufgefasst werden: „Das [Trance] ist für mich ein Musikstil

. Ja, was sonst?“ (Fall K, ♂)

25

Für 5 TeilnehmerInnen (Fälle G ♂, K ♂, A ♂, D ♂, H ♂) waren Ekstase und Trance dieselben Zustände. Sie sprachen über heftige emotionale Erlebnisse, die das Bewusstsein zum Teil beeinflussen können. Zwei ProbandInnen dieser Gruppe sprachen ausschließlich über Ekstase in der Musik und gingen auf Trance nicht näher ein (Fall D, ♂ und Fall A, ♂). 5 Personen unterschieden begrifflich zwischen Ekstase und Trance.26 Die Differenzen bestehen in der Kontrollierbarkeit von Trance bzw. der Natürlichkeit von Ekstase, in der Häufigkeit des Vorkommens, in der Intensität der Emotionen, im Effekt und in der Wahrnehmung, wobei niemand der Befragten eine genaue Grenze zwischen den Begriffen ziehen 25

Unter Trancedance versteht sich eine Spielart des Musikstils „Techno“. Sie ist gekennzeichnet durch glissandohafte-, ätherische Computerklänge (Duden Musik, 2000). 26 Siehe Anhang: Tabellarische Übersicht zu den ProbandInnen

43

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

konnte. Eine Person (Fall B, ♂) unterscheidet die Begriffe am Beginn des Interviews, verwendet sie aber am Ende des Gesprächs im selben Kontext, ohne es selbst zu merken. Einen konkreten Unterschied gab es nur für eine

Person

aus

Senegal.

Folgende

Gegenüberstellung

soll

dies

verdeutlichen:

Fall I, ♂

Ekstase „Gefühlserlebnisse – damit verbinde ich Ekstase: Weinen, Lachen, sich Wohlfühlen.“

Trance „Aber Trance ist extrem. Das findet in Verbindung mit den Geistern statt.“

Daraus wird ersichtlich, dass bei der befragten Person der kulturelle Hintergrund

dazu

beträgt,

die

Begriffe

eindeutig

zu

trennen.

Die

betreffende Person bezog sich im Gespräch mehrmals auf rituelle Bräuche in denen Trance ein wesentliches Element bildet. Bei keinem der befragten europäischen MusikerInnen trifft dies zu. Einen wichtigen Aspekt zum Verständnis innerhalb einer Kultur bildet die jeweilige Sprache. Bei einem afrikanischen Musiker stellte sich die Sprache als Gesprächsbarriere heraus, obwohl es klar gemacht wurde, dass wir über starke Emotionen beim Musizieren sprechen: „Ich habe die Begriffe [Ekstase und Trance] nicht ganz verstanden.“ (Fall K, ♂)

Dies gibt Anlass zur Annahme, dass die Deutung und vor allem das Verständnis der Begriffe Ekstase und Trance vom kulturellen Kontext, der Erfahrung und dem Sprachverständnis der jeweiligen Person abhängig sind.

d) Häufigkeit [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) nicht vor.] Die Häufigkeit des Vorkommens derartig starker Erlebnisse ist ebenso variabel wie ihre begriffliche Einordnung: 44

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

„Trance passiert jeden Tag. Wenn ich Melodien singe im Kopf, bin ich schon in Trance, glaube ich.“ (Fall B, ♂) „Ekstase kommt öfter vor wie Trance.“ (Fall I, ♂) „Wie oft das vorkommt, weiß ich nicht.“ (Fall A, ♂) „Ich erlebe das [Ekstase] bei jedem Konzert, mindestens einmal, und wenn ich’s nicht erlebe, dann hat mich das Konzert unbefriedigt zurückgelassen.“ (Fall D, ♂) “È una condizione che io suonando da solo, raramente provo.” (Fall H, ♂) (dt. Übersetzung: Das ist ein Zustand, den ich selten allein empfinde) Pero sono piú le volte quando non succede. Purtroppo!” (Fall H, ♂) (dt. Übersetzung: Aber die Male wo es nicht passiert, sind haüfiger. Leider!) „Ich war oft in Trance.“ (Fall I, ♂)

Die vielen unterschiedlichen Meinungen und Erfahrungen führen mich zu dem Schluss, die Grenze der Begrifflichkeiten Ekstase, Trance und starke Emotionen vor allem im europäischen Kontext aufzulösen. In weiterer Folge meiner Arbeit behandle ich die Begriffe Ekstase und Trance als intensive Erlebnisse mit Musik. Auch hier soll dennoch keineswegs ausgeschlossen werden, dass sich diese Zustände individuell sehr unterschiedlich,

im

Sinne

von

Emotionsintensität

oder

Bewusstseinsveränderung, auswirken können.

2) Physiologische Reaktionen und Verhaltensweisen

Kategorie 2: Gabrielsson und Lindström (2003) 2

Physical reactions and behaviours a

Physiological reactions

b

Behaviours/ Actions

c

Quasi-physical reactions

Analog zu dem Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) werden auch hier physiologische Reaktionen und Verhaltensweisen als Teilaspekte von Ekstase und Trance, wie starke Emotionen verstanden. 45

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

a) Physiologische Reaktionen [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Offensichtlich und relativ leicht einzuordnen sind jene körperlichen Reaktionen, die durch das Musizieren hervorgerufen werden. Schwitzen und Gänsehaut sind häufige physiologische Reaktionen während der Ekstase. „Ekstase ist für mich wirklich Gänsehaut..“ (Fall F, ♀) „Es ist halt so Empfinden. Gepaart mit äußerlich sichtbaren Reaktionen, dass man halt voll zum Schwitzen anfängt. Bei mir ist das immer krass wie ich da zum Ausrinnen anfange.“ (Fall G, ♂)

b) Verhaltensweisen und Aktionen [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] In Verbindung mit diesen sichtbaren körperlichen Reaktionen stehen weitere Verhaltensweisen und Aktionen wie etwa Lachen, geschlossene Augen, keine Luft bekommen, sich Schämen und Sprachlosigkeit. „..keine Luft kriegen..diese ganzen Sachen.“ (Fall F, ♀) „Es geht mir auch jedes Mal, nachdem ich so ein ekstatisches Erlebnis hatte, ist es für mich extrem schwer zu kommunizieren.“ (Fall G, ♂) „..ich hatte erstens Mal ein Lächeln auf dem Gesicht und zwar die ganze Zeit und auf der anderen Seite war ich überhaupt nicht fähig.. Ich konnte mit niemandem reden.“ (Fall F, ♀) “Io suono in generale sempre con gli occhi chiusi.” (Fall H, ♂) (dt. Übersetzung: Ich spiele im Allgemeinen mit geschlossenen Augen) „Vielleicht bin ich durch das Lachen genau in das hinein gefallen, dass ich mich selbst geniert habe und mir dachte, ich bin selber gar nicht da, sondern ich spiele das jetzt einfach und tue so, als wäre ich gar nicht da.“ (Fall C)

46

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

c) Quasi-physiologische Reaktionen [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Mehrere TeilnehmerInnen der Studie gaben während des ekstatischen Erlebens „quasi-physiologische“ Reaktionen an, wie etwa das Gefühl von Musik durchdrungen zu sein, oder sich selbst besser zu spüren. „Ich glaube, das ist schon ein ekstatischer Zustand, weil es einen überkommt, dieses fließende Gefühl, dass man die Stimme total durch sich Durchdringen spürt und sich selbst irrsinnig spürt.“ (Fall J, ♀) „Das ist dann Ekstase, dass man komplett abschalten kann und für den Moment in der Musik ganz drinnen ist.“ (Fall E, ♀)

Eine Musikerin verwendete die Formulierung „unter Strom stehen“ und Achterbahn fahren. Möglicherweise könnte man diese Umschreibung einem flauen Magen gleichsetzen: „Ja, ich steh unter Strom. Physisch bemerke ich bei mir immer wenn das passiert (atmet tief aus) wie wenn du in einer Achterbahn sitzt und es geht runter.“ (Fall F, ♀)

Gabrielsson

und

Lindström

(2003)

konzentrieren

sich

in

ihrer

Untersuchung über Strong Experiences Related To Music vor allem auf starke emotionale Erlebnisse, die beim Musikhören hervorgerufen werden können.

Die

TeilnehmerInnen

meiner

Studie

sind

ausschließlich

MusikerInnen und wurden nach ekstatischen Erlebnissen beim Musizieren befragt. Durch das Musizieren, als körperliche Bewegung, ergab sich die zusätzliche Unterkategorie Kraftaufwand.

d) Kraftaufwand [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) nicht vor.] Musizieren ist mit einem körperlichen Aufwand, das heißt Bewegung der Arme, Beine, Finger, Singen etc. verbunden. Für die meisten ProbandInnen war das Improvisieren besonders wichtig. Beim Improvisieren ist der 47

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

Musiker doppelt belastet, da er einerseits hört, in Echtzeit komponiert und spielt oder singt. Dies erfordert Konzentration also mentale Fokussierung auf inner- und außermusikalische Einflussfaktoren, sowie Körpereinsatz um zu Spielen oder Singen. Besonders in Bezug auf ekstatische Erlebnisse, scheint dieses Wechselspiel zwischen Konzentration und Kraftaufwand eine wesentliche Rolle zu spielen. Gabrielsson und Lindström (2003) bezogen diesen Aspekt nicht mitein, da es

sich

bei

ihren

Daten

ja

vor

allem

um

Beschreibungen

von

Hörerlebnissen handelt. „Es war eine Stunde wirklich extreme Kraft, einerseits im Sinne der Anstrengung beim Spielen selbst, andererseits im Sinne des Wissens was wir da gerade tun.“ (Fall A, ♂) „Das sind so Momente, da gehe ich auch an meine physischen Grenzen, weil ich weiß, dass der Körper da so überladen ist mit Anspannung, bis du zu diesem Moment kommst, weil du brauchst Kraft dafür, das durchdringt dich.“ (Fall D, ♂) „Das ist an unsere körperlichen, an unsere psychischen Grenzen [..] gegangen.“ (Fall A, ♂) „Du spielst dich rein in die Ekstase.“ (Fall G, ♂)

Diese Auszüge stützen die Theorie von Dibben (2004), die davon aus geht, dass die emotionale Intensität mit körperlicher Aktivierung bzw. Erregung steigt.

3) Wahrnehmung Kategorie 3: Gabrielsson und Lindström (2003) 3

Perception a

Auditory Perception

b

Visual Perception

c

Tactile perception

d

Kinaesthetic perception

48

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

e

Other sense modalities

f

Synaesthesia

g

Intensified perception, multimodal perception

h

Musical perception-cognition

Wie ekstatische Erlebnisse inner- und außermusikalisch wahrgenommen werden, kann sich sehr unterschiedlich auswirken. Es lassen sich Veränderungen der sinnlichen Wahrnehmung feststellen.

a) Auditive Wahrnehmung [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Raumakustik oder die Akustik einer Stimme haben zwei der befragten ProbandInnen so stark beeindruckt, dass sie in einen ekstatischen, tranceartigen Zustand verfielen: „..auf dem Klo hat es eine extrem arge Akustik [gegeben]..“ (Fall J, ♀) „Mir ist es ein paar mal im Leben passiert, dass ich mit Leuten geredet habe, in einem Raum, Männer – nichts besonderes – nicht besonders schöne – normal: Aber die hatten irgendetwas in der Stimme, dass ich wie hypnotisiert war. Ich weiß bis heute nicht was das war, aber ich konnte nicht mehr reden.“ (Fall B, ♂)

b) Visuelle Wahrnehmung c) Taktile Wahrnehmung Die Kategorien „Visuelle Wahrnehmung“ und „Taktile Wahrnehmung“ wurden in das Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) als Subkategorien miteinbezogen. Bei Ekstase und Trance scheinen sie aber keine wesentliche Rolle zu spielen. Keine der ProbandInnen hat diese Unterkategorien veränderte

erwähnt.

Ein

Bewusstseinslage

möglicher sein

Grund

dafür

(eingeschränkte

könnte

die

visuelle

Wahrnehmung).

49

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

d) Kinästhetische Wahrnehmung [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Mit kinästhetischer Wahrnehmung meinen Gabrielsson und Lindström (2003) Muskelspannungen oder Muskelentspannungen. In meiner Studie sprach ein Teilnehmer von Entpannung und Ruhe: „Körperlich ist man eigentlich ganz ruhig und entspannt und man lässt die Musik einfach passieren.“ (Fall C, ♂)

e) Andere Sinne Eine Wahrnehmung, die sich auf zusätzliche Sinne bezieht, als hier schon angesprochen wurde, kommt nicht vor. Gabrielsson und Lindström (2003) meinen damit zum Beispiel das Empfinden von Wärme und Kälte.

f) Synästhetische Wahrnehmung [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Unter einigen TeilnehmerInnen lösten Ekstase und Trance synästhetische Eindrücke27 aus. Bei der Verschmelzung verschiedener Sinne werden Bilder, Farben, Gerüche oder Erfahrungen mit der Musik assoziiert. Die Ursache für Synästhesie liegt in der Verknüpfung von üblicherweise getrennt verlaufenden sensorischen Bahnen im Gehirn (Gray, 2006). „Musik macht das zwar nicht direkt, aber es entstehen Bilder durch Erfahrungen und dadurch gelange ich in Trance.“ (Fall B, ♂) „..dass man nur mehr auf diese Sache konzentriert ist und nur mehr das hört, und dann entstehen Bilder, aber was für welche.“ (Fall B, ♂) „Man denkt vielleicht in Farben oder in Stimmungen. Man ist von der Außenwelt abgeschlossen und ist voll mit sich selbst.“ (Fall G, ♂)

27

Synästhesie: griech. Gleichzeitiges Empfinden

50

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

“..ti ricordi che cosa hai respirato..” (Fall H, ♂) (dt. Übersetzung: du erinnerst dich was du gerochen hast)

g) Intensivierte Wahrnehmung und Energie [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Die meisten befragten MusikerInnen sprachen im Zusammenhang Ekstase und Trance von Energieflüssen und optimaler Stimmung.28 Kurzum, die Wahrnehmung im Moment der Ekstase ist intensiviert und empfindlicher auf äußere Reize. “E lì c’era un’energia totale. Sia tra i musicisti sul balco, sia tra il pubblico..” (Fall H, ♂) (dt. Übersetzung: Und da war eine totale Energie. Sei es zwischen den MusikerInnen auf der Bühne, als auch im Publikum..) „Wahrscheinlich haben die vibes einfach gestimmt – die Stimmung. Es hat einfach gepasst.“ (Fall E, ♀)

h) Innermusikalische Wahrnehmung [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Die

innermusikalische

Wahrnehmung

bezieht

sich

auf

eine

gute

Kommunikation zwischen den MusikerInnen, die wesentlich dazu beträgt, dass das Konzert als anregend und stimmig empfunden wird. „Der Bassist spielt mit dem Schlagzeuger, der Schlagzeuger schaut drauf was der Bassist macht.“ (Fall G, ♂) “Qualunque idea che venisse, sapevi che la potevi dare perché avrebbe funzionato e gli altri avrebbero risposto.” (Fall H, ♂) (dt. Übersetzung: Von jeder Idee, die dir einfiel, wusstest du, dass du sie einbringen kannst, weil sie funktioniert hätte und die anderen hätten geantwortet.)

28

Die Philosophie meint mit Energie die Grundkraft aller Dinge (Duden, 20. Auflage).

51

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

Die

Musik

wird

als

optimal

und

natürlich

wahrgenommen,

die

verschiedenen Töne als passend und angenehm empfunden. „..aber ich glaube, dass der Zustand (meint Trance), der ideale zum Spielen ist, dass man aus einem Trance-Zustand heraus musiziert, weil die Musik dadurch viel natürlicher fließt.“ (Fall C, ♂) „F. hat ein extrem cooles Lick gespielt, an einem Moment, wo dann der Schlagzeuger richtig reagiert, oder cool reagiert hat, und ich habe ohne nachdenken genau die corners erwischt die das ganze Bam! auf das nächste Level katapultiert hat. Und das war für jeden ein ekstatisches Erlebnis.“ (Fall C, ♂) „Wenn man aber einfach in so einem Trance-Zustand drinnen ist und lässt es einfach passieren, dann kommt es (das Solo) einfach natürlich heraus.. Es gibt keine falschen Töne mehr. Jeder spielt und alles was gespielt wird gibt total Sinn und es grooved und es passt auf einmal alles zusammen, weil wahrscheinlich jeder aus so einem Zustand heraus spielt.“ (Fall C, ♂)

4) Kognition Kategorie 4: Gabrielsson und Lindström (2003) 4

Cognition a

Changed Attitude

b

Changed experience of situation, body and mind, time and space, wholeness

c

Loss of Control

d

Changed relation/ attitude to the music

e

Associations, memories, thoughts

f

Imagery, inner images, inner music

g

Musical cognition-emotion

Kognition

bezieht

sich

auf

alle

geistigen

Prozesse

der

Informationsverarbeitung (Justus und Bharucha, 2002). In Bezug auf Ekstase und Trance konnten veränderte Sichtweisen in Bezug auf die eigene Person und die Umgebung festgestellt werden. Das Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) lässt sich in der Kategorie Kognition eins zu eins auf meine Ergebnisse übertragen. Ekstatische Momente sind von

52

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

Desorientierung, Gedankenlosigkeit und dem Verlust von Zeit- und Raumgefühl geprägt.

a) Veränderte Einstellung und Gedankenlosigkeit [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Sie bezieht sich auf veränderte Einstellungen und Gedankenlosigkeit: „..ich war leer – oder voll eigentlich. Ich war leer an Gedanken und so voll an Eindrücken.“ (Fall F, ♀) „Wenn du voll konzentriert bist und vertieft, dann bist du auch vielleicht in einem Trance Zustand, wie du einfach auf eine Sache fokussiert bist und nicht tausend Gedanken im Kopf schweben.“ (Fall B, ♂) „Ich denke an gar nichts.“ (Fall G, ♂)

b)

Veränderte

Raum-

Körperbewusstseins,

und

Zeitwahrnehmung,

Desorientierung,

Verlust

des

Erfahrung

der

Unwirklichkeit, Ganzheitsgefühl [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Im veränderten Bewusstseinszustand verliert die betreffende Person den Bezug zur Realität, also zur normalen Umwelterfahrung. Dies äußert sich teilweise in verschobenen Raum- und Zeitdimensionen. „Zeit und Raum ist nicht mehr da, aber du bist eingetaucht in diese Geschichte.“ (Fall B, ♂) „In Trance auf jedem Fall – im Idealfall vergisst man was rundherum passiert, man denkt nicht an andere Sachen.“ (Fall C, ♂)

Ein weiteres Beispiel, das für eine veränderte Umwelterfahrung spricht, ist die Desorientierung, nach einem ekstatischen Erlebnis ist: „Wenn ich ein Set gespielt habe, wo solche ekstatischen Momente waren, dann bin ich nach dem Set, wenn ich dann Backstage mit Leuten reden muss, so was von desorientiert und leer in meinem Kopf. Ich würde da am liebsten

53

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

nach Haus gehen in mein Hotelzimmer und die Aufnahme, von dem was wir gerade gespielt haben, nochmal hören.“ (Fall G, ♂)

Es ist ein Zustand des völlig in die Musik versunken Seins, sprich eine Fokussierung auf eine spezielle Sache, was in diesem Fall die Musik oder auch die eigene Persönlichkeit ist. Das ekstatische Moment wird als unwirklich und vollkommen erfahren. „Ich habe gar nicht darüber nachgedacht. Ja es war echt total geil! Ich war wirklich wirklich in der Musik! Aber nicht vollkommen weg.“ (Fall F, ♀) „Trance ist für mich der Zustand, wo ich weg bin, wo ich auf meine Sache fokussiert bin. Links ist nichts mehr, rechts sehe ich nichts mehr. Ich sehe „Das“.“ (Fall B, ♂) „..ich mein es gibt viele Momente wo man sich denkt es fährt und es taugt mir und es ist leiwand und macht Spaß – aber es gibt Momente [..] wo man das Gefühl hat es macht alles auf und es fließt.“ (Fall J, ♀)

Ein Musiker beschreibt den ekstatischen Zustand, mit dem Gefühl ganz bei sich selbst zu sein: „Ja so ein emotionaler Zustand – wenn man ihn erreicht hat, ist man ganz mit sich selbst.“ (Fall G, ♂)

c) Kontrollverlust und Überraschung [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Diese Kategorie bezieht sich auf den Verlust der Kontrolle. Der Musiker verliert die bewusste Kontrolle über sich selbst und/oder das Instrument und hat das Gefühl abwesend zu sein. Die körperlichen Bewegungen des Musizierens scheinen automatisiert zu sein, das heißt der/ die Betreffende hat das Gefühl, dass das Instrument sich von selbst spielt oder von etwas Höherem gespielt wird. „Die Finger bewegen sich automatisch.“ (Fall E, ♀) „Ich war irgendwie – ich weiß nicht – im ersten Stock oben und habe mir selbst zugeschaut. Ich bin einfach nur da gestanden und das Instrument hat von selbst gespielt.“ (Fall C, ♂)

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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

„Da trau ich mich zu behaupten, ich war wirklich komplett weg, wo ich für kurze Zeit vergessen habe, wenn die Leute nicht geklatscht hätten, dass ich gerade vor Leuten singe. Das war schön einfach. Das war ein Wahnsinn. Ich war auf einmal komplett weggetreten und irgendwie..es war heftig“ (Fall E, ♀) „Ich denke, bei der Ekstase verlierst du dich selbst und fällst in das ganze rein.“ (Fall J, ♀) “E non ero piu li.” (Fall H, ♂) (dt. Übersetzung: Ich war nicht mehr da) „Ich weiß es erst danach, ah, jetzt war ich gerade weg.“ (Fall B, ♂)

In dem Moment der Realisierung können Ekstase und Trance zu einem Überraschungseffekt auf der Bühne beitragen: „Ich habe mich erschrocken. Ich bin vom Klatschen des Publikums wieder rausgerissen worden und habe mich wirklich geschreckt.“ (Fall E, ♀)

d) Veränderte Beziehung bzw. Haltung zur Musik

[Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Veränderte Bewusstseinszustände können Einfluss auf die Beziehung und Haltung zur Musik nehmen. Dadurch ergeben sich neue Aspekte für die jeweilige Musizierpraxis bzw. Persönlichkeit. Da sich diese Unterkategorie mit der Kategorie 7 Persönliche und soziale Aspekte überschneidet, habe ich sie zusammengenommen (siehe Kategorie 7).

e) Assoziationen und Erinnerungen [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Ekstase und Trance können Erinnerungen an Vergangenes, an Bilder und Szenen hervorrufen. “Allora mi vengono magari dei momenti passati insieme a quella persona o che rendono speciale quella persona. O un posto per esempio nella mia cittá. Una strada o una cosa.” (Fall H)

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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

(dt. Übersetzung: Ich denke an Momente, die diese Person zu einer Besonderen machen. Oder an einen Ort in meiner Stadt. Eine Straße oder eine so ähnlich.)

Bei einem Probanden löste die Trance eine Art Reise oder Traumzustand aus. Er hatte den Eindruck eine übersinnliche Begegnung zu haben. „Es war wie ein Traum. Ich bin oben. Ich greife die Erde nicht an, obwohl ich am Boden bin. Es ist total hell. Aber das Licht ist nicht wie die Sonne, es ist feines Licht. Ich wusste es selbst nicht. Meine Hand war schmutzig. Leute fächerten mir Luft zu und sagten zu mir: „Du warst weg!“ Ich wusste nicht wo ich war. Es war gut. Ich habe Leute gesehen – gute Geister.“ (Fall I, ♂)

Diese sehr bildliche Beschreibung stammt von einem Musiker aus Afrika. Durch den Trancezustand konnte diese Person mit den Geistern in Verbindung treten.

f) Bilder und Musik im Kopf [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Der Musiker spielt mit geschlossenen Augen und gelangt durch die Bilder in Ekstase. “Nel mio mondo, con gli occhi chiusi, ho molte immagini, disegni, colori.” (Fall H, ♂) (dt. Übersetzung: In meiner Welt – mit geschlossenen Augen – habe ich viele Bilder und Farben)

g) Musikalische Kognition-Emotion [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Gabrielsson und Lindström (2003) beziehen sich damit auf Beschreibungen von musikalischen Qualitäten (Musik und Aufführung). Die Ergebnisse entsprechen der Unterkategorie 3h Innermusikalische Wahrnehmung und werden hier nicht wiederholt.

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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

h) Selbstvergessenheit [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) nicht vor.] Durch Ekstase kann man in einen selbstvergessenen Zustand gelangen, der sich auch körperlich auswirken kann: „Körperlich – ich vergesse mich zum rasieren oder ich vergesse viele Sachen.“ (Fall K, ♂)

5) Emotionen

Kategorie 4: Gabrielsson und Lindström (2003) 5

Feelings/ emotions a

Intense/ powerful Emotions

b

Positive Emotions

c

Negative Emotions

d

Different Emotions

Auch die Kategorie Emotionen von Gabrielsson und Lindström (2003) lässt sich auf die Ergebnisse meiner Studie übertragen, wobei Ekstase und Trance von keiner der ProbandInnen mit eindeutigen negativen Emotionen in Verbindung gebracht wurden.

a) Intensive/ starke Emotionen [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Ekstatische Erlebnisse werden häufig als sehr intensiv empfunden. Emotionen werden dabei sehr stark und eindringlich erlebt. „..und es sind dort Situationen, die dich einfach überwältigen. Wo du einfach sagst: „Wow!“ Du hast so ein enormes Glücksgefühl dabei, dass du das Gefühl hast, für das ist es wert, ein ganzes Leben lang, auf der Suche nach dem zu verbringen, weil das so ein enormes Glücksgefühl ist.“ (Fall C, ♂) “Nel momento in cui provo emozioni molto forti sono entrato nel mio trip – in quel mio viaggio.” (Fall H, ♂)

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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

(dt. Übersetzung: Im Moment, wo ich ganz starke Emotionen habe, bin ich eingetreten – in meine Reise) „Gefühlserlebnisse – damit verbinde ich Ekstase: Weinen, Lachen, sich Wohlfühlen.“ (Fall I, ♂)

b) Positive Emotionen [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Die Emotionen die während der musikalischen Ekstase auftreten sind vorwiegend positiv. „Die Ekstase ist absolut positiv.“ (Fall G, ♂) “..ma dove sei totalmente in pace al proprio piacere.” (Fall H, ♂) (dt. Übersetzung: Wo du im völligen Einklang mit deinem eigenen Gefallen bist) „Für ein paar Sekunden war ich total glücklich. Das ist Ekstase.“ (Fall I, ♂) „Ich habe das Gefühl gehabt, dass ich gerade so eine Kraft habe, dass ich was abstrahle. Das war so schön.“ (Fall F, ♀)

c) Negative Emotionen [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Die ProbandInnen meiner Untersuchung haben keine eindeutig negativen Emotionen genannt.

d) Gemischte Gefühle [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Ein Musiker empfand gemischte Gefühle, das heißt dass er sowohl positive als auch negative Emotionen hatte. „Manchmal spürst du, dass du verliebt bist, manchmal spürst du, dass du unschuldig bist, manchmal spürst du auch, dass du schuldig bist.“ (Fall K, ♂)

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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

Nicht alle Emotionen lassen sich so einfach in die Kategorien positiv oder negativ einordnen. Folgendes Beispiel deutet ebenfalls auf gemischte Gefühle hin: „..dann ist das schon fast ein bisschen Magie.“ (Fall E, ♀)

Dass man während einem ekstatischen Erlebnis auch anders, das heißt weder positiv noch negativ empfinden kann, verdeutlicht folgende Aussage: „Man empfindet keine Liebe oder Hass oder Eifersucht, oder solche menschlichen Attribute…Man kann man sich von Liebe inspirieren lassen und eine Nummer schreiben, da gibt es ganz wenige Musiker, die das noch nicht gemacht haben, das ist schon hervorragend, dass man sich in diese Gefühlswelt hineinversetzt und dann eine schöne Melodie erfindet. Aber das ist etwas anderes..“ (Fall G, ♂)

Ein

sehr

starkes

Gefühlserlebnis

kann

als

außergewöhnlich

wahrgenommen werden und von Gedankenlosigkeit, Freiheit oder dem Gefühl hier und jetzt zu leben geprägt sein. Deshalb könnte es eher befremdend wirken, Emotionen, wie Trauer, Glück oder Freude diesen starken Emotionen gleichzusetzen.

e) Erotische Gefühle [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) nicht vor.] Von einem Probanden wurden Ekstase und Trance mit erotischen Gefühlen assoziiert. Einem Signal, wie z.B. eine Melodie oder der Klang bestimmter Instrumente (im Film beispielsweise), kann eine emotionale Bedeutung zukommen (Skiles, 1976). „Wenn ich ein Saxofon-Solo höre, auf eine gehauchte Weise gespielt, dann kann es sehr schnell sein, dass ich ein erotisches Gefühl habe, aber wieso? Vielleicht das Hauchen, die sanfte Art und Weise kann ein Grund sein.. ..und sehe meine Traumfrau, wie sie am Rössl daher reitet – oh wunderschön – die schönste Frau, die es gibt in meiner Phantasie. Und du kannst dir ja vorstellen, was ich mir noch alles einbilde.. Dann bekomme ich vielleicht Herzflattern, oder alles mögliche... Dann kommen viele Gefühle zum Vorschein. (Fall B, ♂)

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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

In diesem Zusammenhang möchte ich auf die Kategorie 9 Vergleichbare Zustände verweisen. Mehrere ProbandInnen gaben an, Ekstase und/oder Trance auch im sexuellen Kontext erlebt.29

6) Existentielle und transzendentale Aspekte Kategorie 6: Gabrielsson und Lindström (2003) 6

Existential and transcendental aspects a

Existence

b

Transcendence

c

Religious Experience

c) Religiöse Erfahrung [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Meine

Auswertung

hat

für

Ekstase

und

Trance

keine

relevanten

transzendentalen und existenziellen Aspekte ergeben. Wie bereits in Kategorie 1 Allgemeine Merkmale und Charakteristika von Ekstase und Trance erwähnt, berichtete Fall I (♂) aus Senegal, über kulturgebundene Bräuche und Tänze, in denen Trance als eine Art Reise zu den Ahnen bzw. Geistern, dient. „Trance ist die Kommunikation zwischen Seele und Geistern. In Senegal heißt Trance, dass der Mensch in eine andere Welt übertritt – in die Welt der Geister und Ahnen..“ (Fall I, ♂)

Bei den befragten europäischen JazzmusikerInnen wurden Ekstase und Trance nicht mit Religion oder kulturellen Handlungen assoziiert. Eine europäische Versuchsperson beantwortete die Frage, ob Ekstase und Trance mit Spiritualität zusammenhängen, negativ: „Für mich ist es überhaupt nicht spirituell.“ (Fall G, ♂)

29

Siehe: Kategorie 9 Vergleichbare Zustände

60

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

7) Persönliche- und soziale Aspekte Kategorie 7: Gabrielsson und Lindström (2003) 7

Personal and social aspects a

New possibilities, insights, needs

b

Music: New possibilities, insights, needs

c

Confirmation of identity, self-actualisation

d

Community/ Communication

Übereinstimmend mit dem Modell von Gabrielsson und Lindström (2003), beinhalten auch ekstatische Erfahrungen persönliche und soziale Aspekte.

a) Neue Möglichkeiten, neue Einsichten [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Ekstatische Erfahrungen wirken befreiend und öffnen neue Möglichkeiten. „Es öffnet halt irgendwie. Es weist einem dem Weg.“ (Fall G, ♂) „Aber bei mir hat es die nächsten Tage nicht mehr aufgehört. Ich kann voll zehren von dem Moment, noch immer.“ (Fall F, ♀) „Da kann nur ich sein, mit meinen guten Sachen mit meinen schlechten Seiten, mit meinen Sachen, die keiner wissen soll. Und da fühl ich mich dann ganz frei. (Atmet tief durch). Weißt du, wie wenn du eine Minute lang die Luft anhältst und dann (atmet wieder tief ein und aus) – das tut gut. Aber oft ist es auch nur nackt sein.“ (Fall B, ♂)

Ein/e TeilnehmerIn hatte die Einsicht, dass die größte Ekstase, die Bedürfnislosigkeit sei: „Die Ekstase, in die du selber gelangst durch deine eigene Kraft, ist meiner Ansicht nach die größte. Und die größte Ekstase ist dann, wenn du nicht mehr nach der Ekstase suchst – in dem Moment wenn du absolut bedürfnislos bist. Das Nichts ist die größte Ekstase – aber das ist schwer als Mensch.“ (Fall D, ♂)

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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

b) Musik: Neue Möglichkeiten/ Einsichten [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Dass Ekstase und Trance sich auch innermusikalisch positiv auswirken können, belegt folgende Aussage: Eine Tonaufnahme, die im ekstatischen Moment entstanden ist, wird als besser als andere Aufnahmen empfunden: „Das war dann ein Track, das ist eine meiner Lieblingsaufnahmen, wo ich mich wirklich in Ekstase gespielt habe. Ich möchte nicht sagen, dass es bei den anderen Nummern nicht funktioniert hat, es hat auch funktioniert, aber das war sicher ein Track wo das am besten aufgegangen ist.“ (Fall G, ♂)

Ein Musiker hatte die Einsicht, dass Ekstase für den Jazz sehr förderlich sein kann. „Und um da (beim Jazz spielen) irgendwie was zu komponieren, was wirklich einen Wert hat, was wirklich ankommt, muss man es schaffen in diesen Zustand zu kommen, wo man nur mehr mit sich selbst und mit der Musik ist.“ (Fall G, ♂)

c) Selbstbewusstsein, Respekt und Kraft [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Ekstase kann sich sehr positiv auf das Selbstbewusstsein eines Musikers auswirken, Kraft spenden oder neue Wege öffnen. Dies zeigen folgende Zitate: „Es hat mich gestärkt in dem was ich mache, das muss doch irgendwie ein Zeichen sein. „(Fall E, ♀) „Wenn ich ein Lied schreibe, spüre ich das: Dieses Lied wird ein super Lied. Dann habe ich das Gefühl, dass ich daran arbeiten muss. Das gibt mir auch Kraft zum weiterarbeiten.“ (Fall K, ♂) „Dass ich keine Angst haben muss. Respekt habe ich schon mehr bekommen.“ (Fall E, ♀)

d) Gemeinschaft zwischen MusikerInnen: [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] 62

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

Auf die Gemeinschaft oder Freundschaft zwischen MusikerInnen scheint Ekstase und Trance keinen großen Einfluss zu nehmen. Keine/r der TeilnehmerInnen hat diese Unterkategorie genannt. Dennoch verweise ich auf die Unterkategorie 8g Vertrauen in die MusikerInnen.30

e) Offenheit [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) nicht vor.] Eine Untersuchung von Saare und Ross (2006) belegt den Zusammenhang zwischen starken Emotionen und Charaktereigenschaften. Dabei wurde die Offenheit für neue Erfahrungen als Einflussfaktor für starke emotionale Erfahrungen mit Musik erkannt. Wer kann in Ekstase fallen? – Eine spannende Frage, die sich in Bezug auf diese Studie relativ eindeutig beantworten lässt. In dieser Studie haben alle Probanden angegeben Ekstase, Trance bzw. starke Emotionen beim Musizieren erlebt zu haben. Dennoch kann nicht ausgeschlossen werden, dass nicht alle MusikerInnen veränderte Bewusstseinszustände kennen. Eine Person, die ich ursprünglich interviewen wollte, verweigerte das Gespräch, mit der Begründung beim Musizieren keine Emotionen zu empfinden.31

Interpretiert

man

die

Interviews,

kann

man

in

den

verschiedenen Persönlichkeiten eine gewisse Bereitschaft sich fallen zu lassen und Offenheit sich auf Neues, in diesem Fall auf veränderte Bewusstseinszustände einzulassen, herauslesen. „Aber du kannst ja nicht wissen, eben weil du immer wieder versuchst neue Wege zu gehen..“ (Fall A, ♂) „Das sind emotionale Wellen, die auf dich einbrechen, die du nicht kennst. Was man nicht kennt ist super wichtig, spannend, interessant, notwendig. Auf der anderen Seite hast du Angst davor. Du willst ja auch irgendwo daheim sein und Tür zu, aber bei gewissen Erfahrungen bist du so offen, so angriffsempfindlich.“ (Fall A, ♂)

30 31

Siehe: Kategorie 8g Vertrauen in die MusikerInnen Bei der betreffenden Person handelt es ich um eine Frau, die Schlagzeug spielt.

63

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

„Unser ganzes Bewusstsein war nur dafür offen, geile Musik zu machen und eben nicht. Du hast den Kopf frei.“ (Fall G, ♂)

Die Frage ob man Ekstase bewusst erleben bzw. steuern kann wurde von folgendermaßen beantwortet: „Ja. Ich kanns zulassen.“ (Fall D, ♂) „..wo du es einfach nicht mehr aushältst, aber du kriegst auch nicht genug davon.“ (Fall F, ♀)

f) Effekte und bleibender Eindruck [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) nicht vor.] Veränderte Bewusstseinszustände hinterlassen einen bleibenden Eindruck, was ferner eine Veränderung, Weiterentwicklung, oder neues Verständnis für die Musik implizieren könnte. Möglicherweise motiviert der bleibende Eindruck MusikerInnen dazu, sich auf veränderte Bewusstseinszustände einzulassen (Offenheit). „..bei Schlagschatten – das hat mich eine Zeit lang ziemlich aus der Bahn geworfen.“ (Fall A, ♂) „Mich beschäftigt das heute noch, wenn ich daran zurückdenke rennt es mir einerseits kalt den Rücken runter andererseits freue ich mich, dass wir das gemacht haben, weil das war eine Geschichte, die man so schnell sicher nicht wiederholen wird.“ (Fall A, ♂) „Ich habe echt Zeit gebraucht einfach und bin dann auch ziemlich schnell gegangen, weil das viel zu intensiv war.“ (Fall F, ♀) „Als Musiker lernt man zuerst das Handwerk und erst dann kannst du dich über das hinweg setzen. Wenn das schon Teil deiner Persönlichkeit ist, kannst du dich darüber hinweg setzen und dich wirklich gehen lassen“ (Fall G, ♂)

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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

8) Kontext des Musizierens [Diese Kategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) nicht vor.] Ich habe das Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) um die Kategorie 8 Kontext des Musizierens ergänzt. Darunter verstehe ich die Umstände, die für das Erleben von Ekstase und/oder Trance förderlich bzw. hinderlich sein können. Hier handelt es sich um Antworten auf die Frage wann und wo die TeilnehmerInnen Ekstase und/oder Trance erlebten. Die Aufmerksamkeit des Publikums, Leistungsdruck, Unsicherheit und Angst, wenig Vorbereitungszeit oder Lampenfieber vor Livekonzerten scheinen dabei eine wesentliche Rolle zu spielen. Der Kontext des Musizierens kann positiv oder negativ bewertet werden: Einerseits kann der Reiz oder die Erregung des Auftritts den MusikerInnen Kraft, Konzentrationsfähigkeit und künstlerische Inspiration verleihen und andererseits ist eine Hemmung des musikalischen Schöpfungsprozesses durch Nervosität und negative Gedanken nicht auszuschließen (Mornell, 2002). Die Theorie von Kenny und Ackerman (2007) belegt, dass aus Aufführungsangst und Stress eine „Peak-Performance“ resultieren kann.

a) Vorbereitung Die erste Subkategorie umfasst die Vorbereitung, im Sinne von vielen oder zu wenig absolvierten Übungsstunden. „..im Hinterkopf und dann noch den riesen Stress in den Vorbereitungswochen.“ (Fall A, ♂) „„Ich fühle mich nicht so 100%ig fit, weil ich zwei Wochen vorher fast überhaupt nicht gespielt habe und nicht geübt habe.“ (Fall C, ♂)

Die Folge von zuwenig Vorbereitung auf das Konzert kann sich in Unsicherheiten und Angst auf der Bühne zeigen:

65

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

b) Unsicherheit, Angst und Druck Unsicherheiten, Nervosität oder Lampenfieber können den Musiker in einen Angstzustand versetzen. Ferner scheint der Druck vor Publikum zu spielen ein Stressfaktor zu sein. „Ich bin dann auch ein bisschen nervös geworden, habe aber das einfach weiter gespielt, weil ich gewusst habe, wenn ich die Unsicherheit gezeigt hätte und versucht hätte da irgend so ein „hippes Lick“ zu spielen, das hätte nie im Leben funktioniert.“ (Fall C, ♂) „..unbewusst spielt immer ein bisschen die Angst mit: „Hoffentlich funktioniert das jetzt alles, was ich mir zuhause ausgecheckt habe!“ Oder noch viel schlimmer, alle Nummern waren super und wenn du das Schlussthema versaust, haben die ganzen schönen Momente nichts gebracht, weil du das Take nicht verwenden kannst.“ (Fall G, ♂) Man steht unter Druck.“ (Fall F, ♀)

c) Selbstvertrauen und Konkurrenz Vor allem SängerInnen sprachen von Selbstvertrauen und Konkurrenz, die den Kontext des Musizierens beeinflussen können. „Beim Selber Machen ist es ein Problem, wo wir (SängerInnen) sehr mit uns zu kämpfen haben, weil wir mit unserem Ego oben stehen und das ist natürlich ein Feind, des richtigen Trancezustandes, des richtig Versunken Seins.“ (Fall B, ♂) „Ich lass mich zwar weniger vom Publikum stören, als vor mir selbst. Ich bin es da selbst.. Und diesen Konkurrenzkampf, den ich nicht mitmachen will, spürt man manchmal.“ (Fall F, ♀)

d) Setting (Bühne, Publikum) Das Setting, also wo und unter welchen Bedingungen Musik praktiziert wird, scheint eine markante Rolle zu spielen, um in Ekstase und Trance zu fallen. Einerseits geht es dabei um die Wahrnehmung des Publikums vom Musiker und andererseits ist auch die Einstellung und Erwartungshaltung 66

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

des Publikums von Bedeutung. Das Musizieren vor Publikum wurde von den TeilnehmerInnen als besonders erregend (körperlich und emotional) eingestuft. „Starke Emotionen habe ich oft erlebt. Meistens bei Live Konzerten. Es muss irgendwas sein, die Gruppendynamik, die Energie im Raum, die ganze Spannung – kann das auslösen.“ (Fall B, ♂) „..il pubblico che é stato zitto e non ha mai detto una parola – ha sempre ascoltato.” (Fall H, ♂) (dt. Übersetzung: das Publikum war immer still und hat nie ein Wort gesprochen – es hat immer zugehört.) „Natürlich spielt die Bühnensituation eine Rolle. Wenn ich merke, ich komme gut an beim Publikum, ist das einfach ein Rauschzustand der ekstatische Ausmaße haben kann.“ (Fall J, ♀) „Für mich ist das Publikum sehr wichtig.“ (Fall E, ♀) „Das ist sowohl beim Zuhause sitzen, ohne Publikum, wenn ich mir einfach was auschecke, kann das passieren, als auch natürlich umso häufiger auf der Bühne, wenn Publikum da sitzt und man sowieso in einem anderen geistigen Zustand ist. Weil man weiß, da sitzen [Leute].“ (Fall G, ♂)

e) Überfordert sein Das Gefühl, auf der Bühne völlig auf sich gestellt zu sein und ohne fremde Hilfe

etwas

„Großes“

zu

bewältigen

wurde

auch

als

Stressfaktor

angegeben. „Und du musst einfach mir der Gesamtsituation umgehen, du als Einzelpersönlichkeit. Ganz allein. Es kann dir da keiner helfen und in dich hinein schauen oder sagen ja, komm das wird schon wieder.“ (Fall A, ♂)

Es entsteht der Eindruck, der Situation hilflos oder ausgeliefert zu sein, was wiederum auf den Verlust von Kontrolle hindeutet.

f) Persönliches Befinden

67

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

Ein

weiterer

Einflussfaktor

für

intensive

Musikerlebnisse

ist

das

augenblickliche persönliche Befinden der Person. „..Wenn ich Zeiten habe, wo ich nicht so gut drauf bin und mit mir nicht so zufrieden bin, dann kann ich das nicht so passieren lassen, dann kann ich mich auch nicht fallen lassen. Wenn ich mir selber dann nicht vertraue.“ (Fall E, ♀) „Ich glaube auch, dass es ganz stark vom eigenen seelischen Zustand abhängt, weil wenn du zu viele Sachen im Kopf oder zum Denken hast, wird es schwierig.“ (Fall B, ♂)

Damit

einher

geht

MitmusikerInnen

zu

die

Bereitschaft

fokussieren

und

sich

auf

die

Gedanken,

Musik

die

und

die

eventuell

die

Konzentration oder die Offenheit sich fallen zu lassen beeinträchtigen könnten, im Idealfall auszuschalten. „ Sobald man anfängt zu denken, also sobald man denkt, welche Noten muss ich jetzt spielen oder wo muss ich mit meiner Hand hin greifen, jetzt muss ich von da nach da (zeigt von oben nach unten) greifen, dass ich die Note „dowisch“, dann blockiert man sich selbst..“ (Fall C, ♂) „Desto weniger man letztendlich denkt, desto besser und förderlicher ist es für den ekstatischen Zustand.“ (Fall J, ♀)

g) Vertrauen in andere MusikerInnen Die

Bereitschaft

sich

fallen

zu

lassen

setzt

Vertrauen

in

andere

MusikerInnen voraus. Mit Vertrauen ist Freundschaft unter MusikerInnen gemeint. „Vertrauen ist ganz wichtig. Man muss sich vor allem als Solist, dann musst du dich tausend%ig auf deine Musiker verlassen können.“ (Fall G, ♂) „In so einer Triosituation, wenn da nicht alle drei, also jedes Glied der Kette, dieselbe Idee haben, sich jetzt in dem Stück fallen zu lassen und emotionell die Hose runter zu lassen, wenn einer von den dreien keine Lust hat oder nicht mitmacht, dann funktioniert das nicht.“ (Fall G, ♂) „Und das Umfeld ist auch wichtig. Wenn du dich in einem Kreis von Menschen bewegst, wo du weißt, dass du denen vertrauen kannst und du sein darfst, dann geht’s natürlich viel besser und ganz anders.“ (Fall J, ♀)

68

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

„Das hängt von der Umgebung und dem Trommler, mit dem ich kommuniziere, ab. Wenn ich mich nicht so gut mit dem Trommler verstehe, passiert es (Trance) nicht immer!“ (Fall I, ♂) „Aber Trance ist extrem. Das findet in Verbindung mit den Geistern statt. Dazu muss man den Musikern vertrauen.“ (Fall I, ♂)

h) Persönliche Identifizierung Die TeilnehmerInnen sprachen im Kontext des Musizierens auch von persönlicher Identifizierung mit der Musik, das heißt vom persönlichen Bezug der MusikerInnen zu den gespielten Musikstücken (beispielsweise Lieblingsstücke, Eigenkompositionen). „Das waren das erste Mal zwei Sachen (Musikstücke) hinter denen ich 100%ig gestanden bin, weil mir keiner drein geredet hat, weil mir keiner wie vorher immer mühsam werden lassen.“ (Fall F, ♀) “La facciavamo tutte composizioni nostre, musica propria.” (Fall H, ♂) (dt. Übersetzung: Wir haben nur eigene Kompositionen und eigene Musik gespielt.)

Zusammenfassend lassen sich verschiedene Faktoren aufzählen, die den Kontext des Musizierens beeinflussen können. Dennoch sollte hier, der Vollständigkeit halber, angemerkt werden, dass es sich dabei nicht um notwendige Voraussetzungen für ekstatische Erlebnisse handelt.

9) Vergleichbare Zustände [Diese Kategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) nicht vor.] Um

das

ekstatische

Moment

besser

zu

verstehen,

habe

ich

die

TeilnehmerInnen nach vergleichbaren Zuständen in anderen Bereichen befragt. Es stellte sich heraus, dass Ekstase und Trance nicht nur beim Musizieren erlebt werden, sondern auch im Sport, in der Kunst, in einem sexuellen Kontext, in Träumen und unter dem Einfluss von Drogen.

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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

„Es gibt die Ekstase, die ich nach einem vollendeten Geschlechtsverkehr empfinde.“ (Fall G, ♂) „Wenn ich z.B. Sport mache, oder irgendwo gewinne, das ist Ekstase.“ (Fall I, ♂) „Es gibt die Ekstase, die ich empfinde, wenn ich wie jetzt vor 2 Wochen, mit einem Windsurfer über den Neusiedlersee fahre. Es gibt die Ekstase, wenn ich durch einen jungfräulichen Tiefschneehang, mit meinem Snowboard durchschneide. Es wirkt sich auch ganz anders aus am Instrument.“ (Fall G, ♂) „Das ist wie der Gipfelrausch – wie wenn du kurz vor dem Gipfel vom Mount Everest stehst und du weißt du hast eigentlich die Kraft für die letzten 100m nicht mehr, aber du wirst ganz sicher da hoch gehen, egal was für ein Sturm kommt. Die 100 Höhenmeter gehst du hoch.“ (Fall D, ♂) „Es ist vielleicht wie schlafen und träumen.“ (Fall G, ♂) „Ekstase kann man auch beim Tanzen erleben.“ (Fall I, ♂) „..an kann in einen Kaufrausch kommen, da bin ich etwas anfällig, da kauf ich mir Sachen, die ich dann nie anziehe, das taugt mir dann auch voll.“ (Fall E, ♀) “..l’arte in generale..” (Fall H) (dt. Übersetzung: Kunst im Allgemeinen) “..libri dove entri talmente dentro che perdi la realtà.” (Fall H, ♂) (dt. Übersetzung: Bücher, in die du so versinkst, dass du die Realität verlierst) „Ekstase ist im Prinzip nur eine Steigerung des Gefühls. Ich verbinde halt automatisch gleich Drogen damit.“ (Fall J, ♀)

Diese Aussagen verdeutlichen, dass Ekstase auch bei alltäglichen Dingen erlebt werden kann und verweisen möglicherweise auf ein kontinuierliches Spektrum von Ekstase. Im Weiteren sind diese Auszüge konform mit den Theorien von Weinberger (2006) und Blood und Zatorre (2001). Musik aktiviert dieselben Lustzentren

des

Gehirns wie

der Konsum

von

Schokolade, Kokain oder Sex.

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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

3. Schlussfolgerungen

3.1. Zusammenfassung der Ergebnisse Die zentrale Fragestellung dieser Studie bezieht sich auf Charakteristika von Ekstase und Trance bei MusikerInnen im Musizierprozess. Dazu wurden

europäische

und

afrikanische

MusikerInnen

nach

ihren

ekstatischen Erlebnissen mit Musik befragt. Die Gespräche wurden inhaltsanalytisch aufgearbeitet und anhand des deskriptiven Modells zu starken Emotionen in Verbindung mit Musik nach Gabrielsson und Lindström (2003) ausgewertet. Der direkte Vergleich mit dem deskriptiven Modell hat sich als geeignet erwiesen.

Was ist Ekstase und Trance? Ekstase

und

Trance

sind

veränderte

Bewusstseinszustände.

Bei

veränderten Bewusstseinszuständen kommt es zu einer Verschiebung der Gehirnaktivitäten

von

der

linken

(rationalen)

zur

rechten,

der

emotionellen, intuitiven Seite (Bick, 1990). Die Veränderung kann sich auf Denkabläufe, Zeitempfinden, Körperkontrolle und Bedeutungserleben der betreffenden Person auswirken. Häufig treten starke Emotionen auf, die vorwiegend positiv sind (Dittrich, 1990). Begrifflich sind die Zustände Ekstase und Trance nicht strikt voneinander trennbar, da sie sich aus psychophysiologischer Sichtweise in ihrer Wirkung überschneiden. Im Gegensatz dazu, hängt die historische Bedeutung

von

Ekstase

und

Trance

mit

der

Kultur-

und

Religionszugehörigkeit zusammen. Bourguinon (1973) spricht in diesem Kontext von institutionalisierten Bewusstseinszuständen, die innerhalb kultureller

Handlungen

willentlich

herbeigeführt

werden,

eine

klare

71

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

Funktion erfüllen und demnach auch definiert werden können.32 Die befragten MusikerInnen haben die Termini individuell unterschiedlich definiert und nicht mit kulturellen Handlungen assoziiert. Die eingangs gestellte Frage, ob sich Ekstase und/oder Trance von starken Emotionen

unterscheiden,

würde

ich

aufgrund

der

vielfach

übereinstimmenden Ergebnisse mit dem Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) verneinen. Demnach könnten starke Emotionen auch als veränderte Bewusstseinszustände betrachtet werden. Dennoch bleibt festzuhalten, dass Ekstase, Trance und starke Emotionen subjektiv unterschiedlich wahrgenommen und interpretiert werden. Ihre begriffliche Definition ist demnach relativ, das heißt abhängig von subjektivem Empfinden.

Wie entstehen Ekstase und Trance? Goodman

(1976)

verweist

auf

die

Parallele

der

körperlichen

Veränderungen im Trancezustand zu Stressreaktionen. Der Blutdruck sinkt während der Puls gleichzeitig steigt. Tests zu den Substanzen im Blut ergaben ähnliche Ergebnisse. Wie bei Stresssituationen wurden auch im Trancezustand Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol im Blut nachgewiesen. Das Gehirn setzte Beta Endorphin frei.33 In der Forschung ist man sich darüber einig, dass Stress auftritt wenn ein psychisches oder physisches Gleichgewicht abhanden kommt (Strelau, 1988). Entscheidender Faktor bei der Entstehung von Stress ist die Intensität der Anforderungen (Debus, Erdmann und Kallus Hg., 1995). Das trifft auch bei Ekstase und/oder Trance zu, weil es sich dabei um außergewöhnliche-, wenn nicht sogar Extremzustände handelt.

32

Siehe 1.7. Kulturgeschichte Beta Endorphin ist ein gehirneigener, schmerzstillender Stoff, der hauptsächlich in bedrohlichen Situationen ausgeschüttet wird.

33

72

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

Eine mögliche Antwort auf die Frage warum ein Musiker in Ekstase und/oder

Trance

fallen

kann,

lässt

sich

in

der

gleichzeitigen

Reizüberflutung erkennen. Während einem Konzert ist der Musiker geistig und

körperlich

gefordert.

Gleichzeitig

muss

er

das

Lampenfieber

überwinden, den Erwartungsdruck des Publikums abbauen und sich auf das Setting, also Bühne und MitmusikerInnen, einlassen. Dadurch entsteht eine natürliche Anspannung – also eine Art Spannungsbogen, dessen Höhepunkt ekstatische Ausmaße annehmen kann.

Wie werden veränderte Bewusstseinszustände wahrgenommen? Im Folgenden, werde ich die wichtigsten Punkte meiner Ergebnisse zu Ekstase und Trance bei MusikerInnen zusammenfassen: 1. Allgemeine Charakteristika: Ekstase und Trance werden überwiegend positiv wahrgenommen. Es entstehen der Eindruck und das Gefühl etwas „Neues“, mit Worten nicht Fassbares, etwas Einzigartiges und Außergewöhnliches erlebt zu haben. Die Häufigkeit, wie auch die Definitionen von intensiven Erfahrungen während dem Musizieren variieren individuell sehr stark. Jede der befragten MusikerInnen gab an veränderte Bewusstseinszustände, im Sinne von intensiven Erfahrungen im Musizierprozess, erlebt zu haben.

34

2. Psychophysiologische Reaktionen und Verhaltensweisen: Neben

diesen

allgemeinen

Charakteristika

von

veränderten

Bewusstseinszuständen konnten Veränderungen in psychophysiologischen Reaktionen

und

Verhaltensweisen

Gänsehaut,

Lachen,

geschlossene

festgestellt Augen,

werden

keine

Luft

(Schwitzen, bekommen,

Sprachlosigkeit, unter Strom stehen, das Gefühl haben von Musik durchdrungen zu sein). Im Unterschied zu Gabrielsson und Lindström 34

Kategorie 1a-1d

73

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

(2003)

habe

ich

Musizierprozess, Subkategorie

ausschließlich

als

körperliche

Kraftaufwand.

Die

MusikerInnen Bewegung,

befragt.

ergab

emotionale

sich

Intensität

Durch

den

die

neue

steigt

mit

körperlicher Aktivierung (Schachter und Singer, 1962; Dibben, 2004).35 3. Wahrnehmung: Die Wahrnehmung während der Ekstase und Trance wurde intensiver erlebt. Die TeilnehmerInnen gaben an, auf äußere Reize (Raumakustik, Akustik der Stimme) empfindlicher zu reagieren. Vereinzelt sprachen die MusikerInnen von kinästhetischer Wahrnehmung (Muskelentspannung und Ruhe) und synästhetischen Eindrücken (Bilder, Farben, Gerüche). Ferner kann sich eine veränderte Wahrnehmung auf innermusikalische Qualitäten beziehen. Die Musik während der Ekstase und Trance wird als optimal

und

natürlicher

stimmig Fluss

wahrgenommen

der

Musik,

(Idealzustand

gute

beim

Kommunikation

Spielen, zwischen

MusikerInnen).36 4. Kognition: Ekstase und Trance nehmen Einfluss auf die Sichtweise und Einstellungen der betreffenden Person (Gedankenlosigkeit, Leere). Die TeilnehmerInnen berichteten

über

Desorientierung

und

verschobene über

ein

Zeit-

und

Ganzheitsgefühl

Raumdimensionen, (alles

rundherum

vergessen, Fokussierung auf die Musik, Gefühl ganz bei sich selbst und/oder der Musik zu sein). Die Kontrolle über Körper und Instrument ist eingeschränkt (automatisierte Bewegungen, Instrument spielt sich von selbst,

Überraschungseffekt

Bewusstseinszuständen). veränderten

35 36

Bei

bei

der

Realisierung

mehreren

Bewusstseinszustände

von

ProbandInnen

Assoziationen,

veränderten haben

die

Erinnerungen

und

Kategorie 2a-2d Kategorie 3a-3h

74

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

Bilder (Ortschaften, Personen, Licht) hervorgerufen. Ein Proband gab an, während der Ekstase selbstvergessen zu sein.37 5. Emotionen: Im Zustand der Ekstase und/oder der Trance treten intensive, positive Emotionen und selbst erotische Gefühle, auf (extremes Glücksgefühl, emotionale Überwältigung). Dieses umfangreiche Spektrum an genannten Emotionen und Gefühlen stützt die Annahme, dass es sich bei Ekstase und Trance um intensive emotionale Erfahrungen handelt.38 6. Existentielle und transzendentale Aspekte: Die Ergebnisse der Befragung verweisen auf keine nennenswerten existentiellen und transzendentalen Aspekte von Ekstase und Trance. Ausschließlich eine afrikanische Person gab an durch Trance eine religiöse Erfahrung (Seelenreise zu den Ahnen und Geistern) gemacht zu haben.39 7. Persönliche und soziale Aspekte: Die Wirkungsdimension von Ekstase und Trance erstreckt sich nicht nur auf kognitive, psychologische und/oder physiologische Ebenen. manche

MusikerInnen

öffnen

sich

dadurch

musikalisch,

wie

Für auch

persönlich neue Einsichten, neue Wege (befreiendes Gefühl, wegweisend, Zufriedenheit, bleibender Eindruck). Dies mag wohl auf die Tatsache zurückzuführen sein, dass im ekstatischen Moment das Gefühl hat von Musik gefüllt zu sein oder ganz in der Musik zu sein (4b). Durch diese intensiven Erfahrungen werden das Selbstbewusstsein des/der Musikers/in und der Respekt gegenüber der Musik gestärkt.

37

Kategorie 4a-4f Kategorie 5a-5e 39 Kategorie 6c 38

75

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

In den Gesprächen kann bei den InterviewpartnerInnen eine gewisse Offenheit für neue Erfahrungen und die Bereitschaft sich auf selbige einzulassen, herausgelesen werden. Unter MusikerInnen scheinen Ekstase und Trance sehr begehrt und erstrebenswert zu sein, da sich diese Zustände konstruktiv auf die Umsetzung der eigenen musikalischen Leistung auswirken können und sich somit ein neues Verständnis für die Musik entwickeln kann. Ekstase und Trance im Musizierprozess könnten also als Motivationsfaktoren interpretiert und genützt werden.40 8. Kontext des Musizierens: Aus den Daten geht hervor, dass der Kontext des Musizierens für das Erleben von Ekstase und/oder Trance von Bedeutung ist. Ob sich der Kontext jedoch negativ oder positiv auf das Erleben von veränderten Bewusstseinszuständen

auswirkt,

ist

leider

unklar.

Alle

befragten

MusikerInnen zählten ähnliche Faktoren auf, die für ihr persönliches ekstatisches Erleben hinderlich oder förderlich waren. Zu diesen Faktoren zählen

der

Vorbereitungsgrad

(absolvierte

Übungsstunden),

Unsicherheiten vor dem Konzert, Angst und Druck Erwartungshaltung

des

Publikums),

Selbstvertrauen

(Lampenfieber, und

Konkurrenz

zwischen MusikerInnen, das Setting (live Konzerte) und Überforderung (das Gefühl auf sich allein gestellt zu sein, der Situation und/oder dem Publikum ausgeliefert zu sein). Eine wesentliche Rolle scheint das persönliche Befinden der betreffenden Person zu spielen. Zufriedenheit mit sich selbst und ein gutes mentales Befinden wurden als ekstasefördernd genannt. Die Bereitschaft in Ekstase und Trance zu fallen könnte mit dem Vertrauen in die MusikerInnen und mit der persönlichen Identifizierung, also dem persönlichen Bezug zur Musik

(Lieblingsstücke,

Eigenkompositionen)

zusammenzuhängen.

Mehrfach wurde Vertrauen als Grundvoraussetzung für die Bereitschaft sich auf außergewöhnliche Erfahrungen einzulassen, genannt.41 40 41

Kategorie 7a-7f Kategorie 8a-8h

76

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

9. Vergleichbare Zustände: Ekstase und Trance werden nicht nur beim Musizieren erfahren. Ich habe die TeilnehmerInnen nach vergleichbaren Zuständen in anderen Bereichen befragt. Die Versuchspersonen gaben an, Ekstase oder Trance ebenso beim Geschlechtsverkehr, unter dem Einfluss von Drogen, beim Tanz, beim Sport oder beim Genuss von Kunst im Allgemeinen erlebt zu haben.42 Demnach könnte man auf ein kontinuierliches Spektrum von Ekstase und Trance schließen, das heißt veränderte Bewusstseinszustände werden auch bei alltäglichen Dingen erlebt. Musik aktiviert dieselben Lustzentren des

Gehirns

wie

der

Konsum

von

Schokolade,

Kokain

oder

Sex

(Weinberger, 2006; Blood und Zatorre, 2001).

3.2. Diskussion Am Beginn dieser Arbeit habe ich 3 Thesen formuliert, die ich hier reflektieren und anhand der Ergebnisse diskutieren möchte: Ekstase, Trance und starke Emotionen 1. These: Ekstase und Trance sind veränderte Bewusstseinszustände, bei denen Emotionen stark erlebt werden. Die Ergebnisse der Untersuchung über Ekstase und Trance in der Musik verdeutlichen, dass es sich dabei um veränderte Bewusstseinszustände handelt, die sich auf Körper, Wahrnehmung, Kognition und Emotionen, auswirken und Einfluss auf persönliche- und soziale Aspekte nehmen können.

Zieht man das Deskriptive Modell über starke Emotionen von Gabrielsson und Lindström (2003) hier heran, wird schnell klar, dass sich das Kategorienmodell 42

fast

eins

zu

eins

(beispielsweise

allgemeine

Kategorie 9

77

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

Charakteristika, psychophysiologische Aspekte, Wahrnehmung, Kognition, Emotionen etc.43) auf Ekstase und Trance übertragen lässt. Diese Tatsache gibt Anlass zu Annahme, dass es sich auch bei Ekstase und Trance um starke Emotionen handelt. Der einzige markante Unterschied war die positive Grundhaltung gegenüber Ekstase und Trance. Keine der befragten Personen erlebte eindeutig negative Emotionen. Einen wichtigen Aspekt bildet die Intensität von Emotionen. Durch körperliche Aktivierung, sprich Musizieren als körperlicher Kraftaufwand, kann ein hoher Level an Emotionen erreicht werden (Dibben, 2003).

Persönliche Faktoren Im Gegensatz zur ersten These konnte die zweite These nicht zur Gänze bestätigt werden: 2. These: Ekstatische Zustände in der Musik setzen eine individuelle Bereitschaft und Offenheit sich auf „Neues“ einzulassen voraus und hängen nicht von kultureller Zugehörigkeit ab. Die

Ergebnisse

meiner

Studie

belegen,

dass

persönliche

Faktoren

(Befinden, Vertrauen in die MusikerInnen, Identifizierung mit der Musik oder Bezug zu den gespielten Stücken) für die Bereitschaft sich in Ekstase und/oder Trance fallen zu lassen förderlich und/oder hinderlich sein können.

Die

genannten

Faktoren

sind

aber

keine

notwendige

Voraussetzung um veränderte Bewusstseinszustände zu erfahren. Dass Ekstase und Trance als veränderte Bewusstseinszustände auch unabhängig von kulturellen Riten und Bräuchen erfahren werden können, hat sich durch meine Studie mehrfach gezeigt. weiteres

Mal

auf

die

kulturelle

Dennoch soll hier ein

Bedeutung

von

veränderten

Bewusstseinszuständen verwiesen werden. In vielen Kulturen wurden 43

Siehe 2.5 Ergebnisse

78

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

diese Zustände institutionalisiert, das heißt in Rituale eingebaut. In diesem Zusammenhang erfüllen Ekstase und Trance klare Funktionen (z.B. Seelenreise zu den Ahnen bei den Schamanen, Vereinigung mit Gott bei den Christen) und werden somit von der kulturellen Gruppe definiert (Rouget, 1985; Hengst, 2003; Ins, 2001; Becker, 2004; Goodman, 1994). Die Erklärung von veränderten Bewusstseinszuständen kann also auch mit Religions- und Kulturzugehörigkeit zusammenhängen.

Die Wahrscheinlichkeit von musikalischer Ekstase Welche Personen oder Personengruppen können überhaupt in Ekstase oder Trance fallen? Eine interessante Frage, die ohne weiteres zu beantworten ist. Aus dieser Fragestellung habe ich zu Beginn dieser Arbeit folgende These entwickelt: 3. These: Die Wahrscheinlichkeit und die Intensität musikalischer Ekstase hängen vom Beschäftigungsgrad mit Musik und von Vertrauen ab. Alle der befragten MusikerInnen gaben an, Ekstase und/oder Trance erlebt zu

haben.

Bei

den

untersuchten

ProbandInnen

handelt

es

sich

ausschließlich um professionelle MusikerInnen mit einer regelmäßigen Musizierpraxis ausgeschlossen

von

mindestens werden,

6

dass

Jahren. das

Dennoch

kann

nicht

Beschäftigungsausmaß

ausschlaggebend für das Erleben von veränderten Bewusstseinszuständen ist, da keine Personen, die nicht regelmäßig musizieren untersucht wurden. Der körperliche Kraftaufwand (Bewegung und Konzentration) kann als wesentlicher Einflussfaktor für das Erleben von intensiven Erfahrungen genannt werden. Die Intensität von Emotionen steigt mit körperlicher Aktivierung (Dibben, 2004; Schachter und Singer, 1962).

79

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

Weitere Faktoren, die veränderte Bewusstseinszustände begünstigen oder hemmen können, sind der Vorbereitungsgrad, Lampenfieber vor den Auftritten,

Konkurrenz

zwischen

MusikerInnen,

das

Setting,

das

persönliche Befinden des Musikers und die persönliche Identifizierung mit der Musik.

Deskriptives Modell zu starken Emotionen in Verbindung mit Musik von Gabrielsson und Lindström (2003) Das Deskriptive Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) ist ohne Zweifel auch für Ekstase und Trance in der Musik anwendbar. Das Modell weist aber kleine Mängel auf: •

Die Zuordnungen der Zitate zu den jeweiligen Subkategorien sind eher kritisch anzusehen, da sie sich teilweise überschneiden (3.8 Musical Perception-Cognition und 4.7. Musical cognition-emotion beschreiben musikalische

Qualitäten;

7.1

New

possibilities,

insights,

needs

korrelieren teilweise mit 5.2. Positive Emotions; weiters gibt es Überlappungen zwischen den Kategorien 2.3 Quasi-physical reactions und 4.2 Changed experience of body and mind). •

Die Unterkategorien Selbstvergessenheit (4h), Offenheit (7e), Effekte und bleibender Eindruck (7f), kommen in meiner Analyse vor, fehlen aber im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003).



Die ProbandInnen der Studie von Gabrielsson und Lindström (2003) stammen ausschließlich aus Schweden. Um ein objektives Modell über starke Emotionen in Verbindung mit Musik zu erhalten, wäre es sinnvoll interkulturelle Untersuchungen durchzuführen.

Abweichungen Im

Unterschied

zu

Gabrielsson

und

Lindström

(2003)

sind

die

TeilnehmerInnen meiner Studie ausschließlich MusikerInnen, was natürlich 80

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

nicht ausschließt, dass sie auch als HörerInnen fungieren können. In Studien zu MusikerInnen erscheint es mir sinnvoll, das Modell um die Kategorie Kontext des Musizierens (8a-h) zu erweitern. Daraus lassen sich spannende Erkenntnisse über die situationsabhängigen Umstände von intensiven Erfahrungen mit Musik gewinnen und somit mögliche Antworten auf Fragen nach dem Grund starker emotionaler Erlebnisse finden. Die

Kategorie

9

Vergleichbare

Zustände

ist

speziell

für

meine

Forschungsfrage relevant. Ich sehe darin die Bestätigung, dass Ekstase und Trance keineswegs nur mit der Musik, sondern auch in alltäglichen Dingen erfahren werden.

3.3. Kritik und Schwierigkeiten Ekstase und Trance sind intensive persönliche Erlebnisse. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass diese Zustände von den ProbandInnen schwer in Worte zu fassen waren. Demnach konnten keine klaren Unterschiede zwischen Ekstase, Trance und starken Emotionen festgestellt werden. Der Vergleich mit dem Modell von Gabrielsson und Lindström weist vielmehr darauf hin, dass die Gemeinsamkeiten von Ekstase, Trance und starken Emotionen überwiegen. Unterschiede beziehen sich auf die positive Grundhaltung gegenüber Ekstase und Trance.44 Da die TeilnehmerInenn meiner

Studie

ausschließlich

MusikerInnen

waren,

ergab

sich

die

zusätzliche Kategorie 8 Kontext des Musizierens. Leider war es nicht möglich, die MusikerInnen direkt nach einem Konzert zu interviewen. MusikerInnen, die einem Interview nach dem Konzert zwar zugestimmt hätten, waren dann aber zu erschöpft oder hatten keine Lust. Somit kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich die ProbandInnen teilweise nicht mehr im Detail an ihre Erlebnisse erinnern konnten.

44

Siehe Kategorie: 5a-e Emotionen, 7a-f persönliche und soziale Aspekte.

81

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

Die Anzahl sowie die Geschlechterquote der untersuchten MusikerInnen ist leider etwas problematisch.45 Eine umfangreichere Studie hätte den Rahmen dieser Diplomarbeit gesprengt. Schade finde ich, dass sich keine Gelegenheit bot, weiblichen Probandinnen aus Afrika zu interviewen. Ein aussagekräftiger Vergleich zwischen afrikanischen

MusikerInnen,

die

europäischen MusikerInnen und

in

Europa

leben,

konnte

nicht

durchgeführt werden. Afrika kann außerdem nicht als eine Musikkultur angesehen werden. Die Bedeutungen von Ekstase und/oder Trance, als veränderte

Bewusstseinszustände,

sind

teilweise

(vor

allem

im

außereuropäischen Kontext) durch die Kultur- und Religionszugehörigkeit determiniert.

3.4. Gedanken zu Sinn und Funktion von Ekstase und Trance Warum

hat

der

Mensch

das

Erfahrungen?

Die

universelle

Bedürfnis Verbreitung

nach und

außergewöhnlichen Wertschätzung

von

veränderten Bewusstseinszuständen gibt Anlass zu Annahme, dass veränderte Bewusstseinszustände eine Funktion erfüllen. Möglicherweise kann man diese Phänomene durch ihre einprägsame Wirkung auf den Menschen

erklären.

Ekstatische

Erfahrungen

(u.a.

auch

Nah-Tod

Erfahrungen) können Einfluss auf das Wesen oder die Weltorientierung einer Person nehmen (Atwater und Ring, 1985). Ekstase und/oder Trance wurden in kulturelle Handlungen integriert und können daher unterschiedliche Funktionen, wie beispielsweise eine religiöse oder eine heilende, erfüllen. Rituale regeln die Beziehung zwischen der Gruppe und der individuellen Erfahrung (Bell, 1992). Dadurch kann der Gruppenzusammenhalt gestärkt werden. Rituale können ferner als Überwindung von Angst fungieren. Empirische Studien belegen, dass Rituale (wie z.B. Gebete) zur Bewältigung von Angst und Stress beitragen können (Homans, 1981; Sohlberg, 1976).

45

Siehe 2.2. TeilnehmerInnen

82

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

Wie meine Studie konstatiert, ergeben sich durch das Erleben von veränderten Bewusstseinszuständen auch für den Einzelnen eine Reihe an positiven Effekten. Die Grundhaltung gegenüber diesen Zuständen ist vorwiegend positiv. Die ProbandInnen gaben an, intensive positive Emotionen erlebt zuhaben. Veränderte Bewusstseinszustände öffnen ferner neue Möglichkeiten und neue Einsichten (persönlich, sozial und musikalisch), die das Selbstbewusstsein eines/r Musikers/In stärken und sich positiv auf die Motivation (zum Üben) auswirken können.

3.5. Implikationen Die Forschung zu veränderten Bewusstseinszuständen ist in vielen Bereichen nicht mehr wegzudenken. Schon seit Anfang der 80iger Jahre wuchs das Interesse, Trance und/oder Ekstase für musiktherapeutische Zwecke einzusetzen. Veränderte Bewusstseinszustände werden durch den gezielten

Einsatz

verschiedener

Klänge

und

Instrumente,

wie

beispielsweise Monochord, Gong, Dijeridoo, Klangschalen etc. induziert. Die

Wirkung

kann

dabei

körperlich

anregend

Rhythmik) oder beruhigend sein (mit Hilfe

(durch

intensivierte

monochromer Klänge). Nach

Goodman (1997) können veränderte Bewusstseinszustände spontane Energieschübe im Körper auslösen. (Ritter und Fachner, 2004; Tucek, 2003; http://www.musiktherapie.de/index.php?id=193, am 20.03.2007) Die willentliche Herbeiführung von veränderten Bewusstseinszuständen durch Musik öffnet neue kompositorische Möglichkeiten. In mehreren Studien zu Emotionen und Musik, wurde Rhythmus als Auslöser für physiologische Reaktionen erkannt, die wiederum Emotionen auslösen können (Schmidt, 1984).

83

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

3.6. Anregungen für weitere Forschung Die Forschung über Ekstase und Trance kann noch längst nicht alle Wissenslücken schließen. In diesen abschließenden Überlegungen möchte ich nun einige Anregungen zu weiteren Forschungsfragen geben. Um veränderte Bewusstseinszustände zu erfassen, wäre es interessant eine interkulturelle Studie zum Empfinden von Ekstase und Trance bei Kleinkindern durchzuführen. Falls veränderte Bewusstseinszustände schon bei Kleinkindern nachgewiesen werden können, wäre es vermutlich möglich, diese Zustände auch in anderen Bereichen, wie etwa im schulischen Lernprozess, gezielt einzusetzen und damit die Motivation zu steigern. Unterschiede

zwischen

MusikerInnen

könnten

musikalischen darüber

Lajen

und

Aufschluss

professionellen

geben,

ob

das

Beschäftigungsausmaß für das Erleben von Ekstase und/oder Trance in der Musik

ausschlaggebend

ist.

Weitere

interessante

Forschungsfragen

könnten sich beispielsweise auf Ekstase und Trance beim Hören von Musik versus Musizieren oder auf Gender- und Kulturunterschiede beim Erleben von Ekstase und/oder Trance beziehen. Zukünftige Forschung zum Thema Ekstase und Trance sollte den Anspruch erheben

interdisziplinarisch

Bedeutungen

von

Ekstase

zu

arbeiten.

und

Trance

Zum sind

Verständnis

der

unterschiedliche

Herangehensweisen, wie etwa eine kulturelle oder psychophysiologische erforderlich.

84

Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

5. Anhang 5.1. Qualitative Inhaltsanalyse nach Philipp Mayring

Nun

folgt

1.

eine

genaue

Auflistung

Inhaltsanalyse“

und

schließlich

unter

der Punkt

„Zusammenfassenden 2.

die

nochmalige

„Zusammenfassung der Kategorien“. 1.

Zusammenfassende Inhaltsanalyse

[Die Zeilenangaben entsprechen den Transkriptionen in der Formatierung: Schrift ARIAL, 12p, 1.5 Zeilenabstand, Fragen: Fett, Blocksatz]. Fall A

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Paraphrase Ekstase, sich so spüren wie sonst nicht, ganz in sich sein. Ekstase als Grenzsituation kann musikalisch, durch Menschen oder durch sexuelle Erfahrungen hervorgerufen werden. Eigendynamik, die schwer definierbar ist. Plötzliche Zufriedenheit, extreme Endorphinausschüttung, Spüren Ekstase ist möglich, wenn persönliche Reize (Musik, Frauen, Jungs) zusammenkommen. Ekstase ist ein extremes Glücksgefühl Selbst offen sein für eine Schwingung/ Welle Ekstase muss gelebt werden, theoretischer Zugang ist schwer. Uhrturmschatten zum Schwingen gebracht, war Extremsituation. Einmaliges Erlebnis Eine Stunde extreme Kraft, Anstrengung beim Spielen, Bewusstsein über das Konzert So etwas großes noch nie

Generalisierung Außergewöhnliche Gefühle im Körper Gipfelerfahrungen, durch äußere Reize, wie Menschen, Musik und Sex hervorgerufen Definitionsschwierigkeit Starke positive Gefühle machen glücklich Zusammentreffen persönlicher Vorlieben Extremes Glücksgefühl Offenheit für neue Erfahrungen Keine Theorie, sondern gelebt Livekonzert als Extremsituation Einzigartigkeit der Erfahrung Enormer Kraftaufwand und körperliche Anstrengung

Reduktion K1 Ekstase bedeutet: • Intensive positive Gefühle • Einzigartigkeit • Glück • Bleibender Eindruck • Freiheit K2 Reize sind: • Musik • Vorlieben • Sex • Menschen K3 Anforderungen: • Kraftaufwand • Anstrengung • Vorbereitung • Offenheit • An körperliche und psychische Grenzen K4 Druck und Vorbereitung K5 Selbstfindung K6 Einsamkeit und ohne fremde Hilfe,

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gemacht Viele ZuhörerInnen, Stress in den Vorbereitungswochen An körperlichen und psychischen Grenzen gegangen Beschäftigung auch heute noch (Schauer über Rücken und Freude, dass das Projekt realisiert wurde) War schwer gefordert. Ekstase heißt, Dinge erleben, die bisher noch nicht erlebt wurden Freiheit besteht in der Auslotung der Grenzen Situationen, die einen überfordern oder unterfordern als Grenzüberschreitung, um sich besser kennen zu lernen Ekstase ist mit einer Situation körperlich und psychisch überfordert sein Schlagschatten hat mich eine lange Zeit beschäftigt Mit Gesamtsituation allein umgehen, niemand hilft Unbekannte emotionale Wellen sind wichtig, interessant, spannend, notwendig. Angst und Schmerzen vor/ bei Grenzerfahrungen, weil empfindlich Froh, dass Extremsituationen immer wieder vorkommen Drang Neues auszuprobieren Trance und Ekstase sind unterschiedlich Trance ist Schwebezustand, in den man durch Bilder im Kopf fällt. Musik als Auslöser für Bilder. Ekstase mit Musik noch nie erlebt. Bilder entstehen durch Gefühlserfahrungen, Filme oder Gerüche Trance ist eine Konzentration und Vertiefung auf Musik

Sensibilität Druck durch Vorbereitung und Publikum Körperliche und psychische Grenzen Bleibender Eindruck

Schwer gefordert Neue Erfahrungen Grenzüberschreitung ist Freiheit jedes Menschen Überfordert und unterfordert sein um sich besser kennenzulernen Psychische und körperliche Überforderung Eine Zeitlang beschäftigt Allein und ohne fremde Hilfe Unbekanntes erweckt Interesse Man ist verletzlich Froh, dass Extremsituationen öfter vorkommen Drang Neues auszuprobieren Unterscheidet Trance und Ekstase Musik lässt Bilder entstehen

K7 Trance sind Tagträume, Bilder und Farben und kommen bei alltäglichen Handlungen ständig vor

Ekstase noch nie erlebt Bilder entstehen durch Erfahrungen Trance ist Form von Konzentration

K8 Affinität zu eigenem Instrument K9 Physiologisches Verhalten:

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Spielen, Griffe und Klänge. Ekstase ist mit starken Emotionen verbunden Einmaliges Erlebnis in einem Raum mit der schönen Stimme eines Mannes, wie hypnotisiert Nicht wissen was geschah, unfähig zu sprechen (Stimme, Sound, Stille) Trance – weg, ohne Bilder Trance passiert jeden Tag, beim Singen, beim Klavierspielen. Intensität und Dauer der Trance sind unterschiedlich. (0,5h) Nicht weg, sondern „in“ der Sache Starke Gefühle bei Live Konzerten durch Gruppendynamik, Energie im Raum und Spannung Wenn zu viele Gedanken im Kopf, schwierig sich fallen zu lassen Gefühl eher beim hören und nicht Selbst spielen. Beim Alleine musizieren muss man nichts beweisen. Trance ist eine Fokussierung und kann überall, auch beim Autofahren, passieren. Ein Gefühl mit sich selbst zu sein, nackt sein - das befreit Musik löst starke Gefühle aus Akkorde haben emotionale Bedeutung. Sus ist frei. Körperliche Reaktionen: Gänsehaut, Herzklopfen Alltägliche Trance ist nichts besonderes, auch beim Strudel Essen Sprache und Buch als Auslöser für Trance Verlust von Zeit- und Raumgefühl; Eintauchen in Geschichte und Teil davon sein. Vergleich mit Träume Begriffe trennen; Bei Trance andere Wahrnehmung. Halbschlaf ähnlich

Ekstase sind starke Emotionen Einmaliges Erlebnis mit Stimme wirkt hypnotisierend Keine Realisierung, unfähig zu sprechen Abwesend sein Trance passiert jeden Tag Trance ist unterschiedlich lang und intensiv Konzentration und Fokussierung Gruppendynamik, Energie und Spannung bei Live Konzerten

• • • • •

Unfähigkeit zu Sprechen Abwesenheit Gänsehaut Herzklopfen Zeit- und Raumgefühl

K 10 Konzentration und Fokussierung K 11 Bei Live Konzerten Publikum wichtig

Nachdenken verhindert sich fallen lassen Eher beim Hören Druck fällt beim Alleine Musizieren weg Trance beim Autofahren Gefühl der Nacktheit Musik löst starke Gefühle aus Akkorde stehen für Emotionen Gänsehaut und Herzklopfen als Folge Trance beim Strudelessen Sprache oder Buch als Auslöser Veränderung des Raum- und Zeitgefühls, Teil davon sein Ähnlichkeit mit Träume Begriffliche Trennung Trance ist ein Halbschlaf

K 12 Natürlichkeit trotz Kontrollverlust, Denken ausgeschalten,

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Ekstase sind spontane Gefühlsausbrüche Ekstase – Definitionsschwierigkeit Andere Bewusstseinszustände kommen ständig beim Musizieren vor.

Unkontrollierbare Gefühle Keine Worte

Vergessen was rundherum passiert; Idealzustand für Üben; fokussiert Körperlich ruhig und entspannt Musik passiert einfach von selbst, natürlich Nicht jedes Mal gleich.

Ideal zum Üben, weil fokussiert

Sobald man denkt, wird die Musik blockiert. Bewusste Steuerung (schnellen Lauf) beim Spielen führt zum Herausfallen aus Trance Zustand Vergleich sprachliche Kommunikation dasselbe Nicht mehr an richtig oder falsch denken, sondern einfach frei von der Seele reden Aus sich heraustreten und einfach spielen Ekstase passiert immer Schwer in Worte zu fassen Bei einem Gig ein enormes Glücksgefühl. Die anderen Musiker, der Punkt im Raum, die Energie – alles funktioniert Keine falschen Töne, es grooved und alles passt zusammen Überwältigende Situationen Vorfreude mit erfahrenen Musikern zu Spielen (Respekt) Vorher wenig geübt, daher nervös Auf Nebentisch, von Mädchen belächelt, weil banale Basslinie Steigerung der Nervosität/ Unsicherheit, aber weiter gespielt Musiker sind mit eingestiegen und plötzlicher Energieschub

Ständig beim Musizieren

Ruhig und entspannt Natürliche Musik passiert von selbst Unterschiedliche Ausmaße Denkprozess blockiert Musik Trance kann nicht gesteuert werden

Kommunikationsfluss vergleichbar Frei von der Seele, keine Bewertung Leichtigkeit im Spielen

Automatisierung K 13 Sprachlosigkeit, Definitionsschwierigkeit K 14 Positiver Effekt: Ekstase ist ideal zum Üben K 15 Wird empfunden als: • Ruhe und Entspannung • Leicht • Stimmigkeit K 16 Wertungsfrei K 17 Respekt vor erfahrenen MusikerInnen, Nervosität und Aufregung, Unsicherheit K 18 Ekstase tritt plötzlich ein, kommt immer vor, „im richtigen Moment“

Ekstase immer Keine Worte Zusammenspiel der Musiker und Energie im Raum funktioniert Alles passt Überwältigend Respekt vor erfahrenen Musikern Nervosität und Aufregung Von Mädchen angelächelt Trotz Unsicherheit, weitergespielt Plötzlicher Enregieschub und Sicherheit

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Gefühl sich selbst zuzuschauen und Instrument spielt von selber Im richtigen Moment reagieren und auf das nächste Level katapultiert werden

Automatisiertes Instrument, Beobachter

Wird als Intim empfunden Ekstase wird bei jedem Konzert mindestens einmal erlebt Ekstase braucht Energie, Kraft und Zeit Momente, wo man an physischen Grenzen stößt, überladen mit Anspannung Ekstase durchdringt den Körper Körper und Gefühle im Einklang, sonst gefährliche Ekstase Gipfelrausch, ab gewissem Level nicht mehr zurückwollen, obwohl Kraft schwindet Marathonlauf – durch Asthmaerkrankung große Belastung, überwunden Ekstase mit eigener Kraft erlangen und bedürfnislos sein.

Intimes Erlebnis Bei jedem Konzert einmal

K 19 Energie, Kraft, Anspannung, Belastung

Energie, Kraft und Zeit

K 20 Gefühl an physische Grenzen zu stoßen

Ekstase heißt sich fallen lassen und rundherum alles vergessen Kommt selten vor, schönes Gefühl Ganz in der Musik In Trance ist der Körper automatisiert, Raum- und Zeitverlust In Ekstase auch beim Musikhören, kommt öfter vor Live Konzert, Wenig Vorbereitung und Nr. wurde trotzdem schön Gefühl abwesend zu sein, Bühnensituation vergessen und durch Klatschen aufgewacht Alles automatisch gegangen, nicht nachgedacht, heftiges warmes Gefühl Kann nicht beschreiben (cool, lässig, schön, Wahnsinn)

Reaktion und Aktion

Anspannung führt zu physischen Grenzen Im Körper

K 21 Leere und Freiheit

Einklang von Körper und Gefühle Trotz Kraftverlust, kein zurück Großen Belastungen ausgesetzt sein und überwinden Gefühl der Leere und Freiheit Sich fallen lassen und alles vergessen

In der Musik Automatisierte Bewegungen, Raumund Zeitverlust Eher beim Musikhören

K 22 Sich fallen lassen und vergessen • Automatisierte Bewegungen, • Raum-und Zeitverlust • in der Musik • Realisation durch Klatschen

Aufgeregt, weil keine Proben

K 23 Anspannung, da wenige Proben

Abwesenheit durch Klatschen realisiert

K 24 Innere Wärme

Innere Wärme

K 25 Vertrauen und Freunschaft

Keine Worte

K 26 Rahmenbedingungen: • Aufmerksamkeit

Schön, aber eher selten

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Extremsituation, in der Form vorher noch nie Lange musikalische Freundschaft mit Pianist Aufgehört zu denken, richtige vibes Publikum spüren wichtig, im Studio noch nie in Ekstase Bei Bankgig keine starken Gefühle Ekstase ist ein starkes Gefühl Ekstase in Verbindung mit Sex Sich fallen lassen passiert kann man nur, wenn man vertraut und jemanden gern hat In Kirche Konzert: aufgebauschte Energie. Gefühl ein Zeichen von oben zu bekommen Ekstase ist ein Level, in das man nicht bewusst kommt Medien sind Sex, Kaufrausch, Alkohol, Drogen aber anders als Musik Schwierigkeit des sich fallen lassen können Bei Anspannung und Selbstzweifel kann man sich nicht so gut fallen lassen Vor 2 Jahren das erste Mal in Ekstase Positive Veränderung: Stärkung, Respekt, Furchtlosigkeit Einzigartiges Gefühl, Magie Trance ist eine längere spirituelle Erfahrung des Bewusstseins Ekstase ist animalisch, intensiv aber von kurzer Dauer – Sex Ekstase beim Musikhören durch permanenten Aufbau Flauer Magen, unter Strom stehen, Achterbahn fahren Heißer Konzertsaal von Freunden, Schmunzeln, Unfähig zu reden, viele Eindrücke aber Gefühl der Leere

Horizonterweiterndes Erlebnis Freundschaft unter MusikerInnen Denkprozess ausgeschaltet Nähe und Wärme des Publikums wichtig

K 27 Spirituelle Gefühle K 28 Vergleich mit Kaufrausch, Drogen, Sex K 29

Aufmerksamkeit des Publikums Starke Gefühle Verbindung mit Sex/ Erregung Vertrauen und Freundschaft

Positive Effekte sind Respekt, Furchtlosigkeit und Selbstbewusstsein

Spirituelles Zeichen von Gott Nicht beeinflussbar Ähnlichkeiten mir Sex, Kaufrausch, Alkohol, Drogen Sich fallen lassen ist schwer Vertrauen in Musik und sich selbst

Durch Ekstase gestärkt, Respekt und angstlos Einzigartiges Gefühl Dauer von Trance ist länger Ekstase ist animalisch und von kurzer Dauer Dramaturgie der Musik, Spannung wird aufgebaut Flauer Magen und unter Strom Temperatur im Konzertsaal, Unfähigkeit zu Sprechen, Leere

K 30 Spannung wird aufgebaut K 31 Flauer Magen, „unter Strom stehen“, Leere, Unfähigkeit zu Sprechen K 32 Auslöser: • Persönliches Befinden • Bildung

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Gleichzeitig viel Information und Emotion Hohe Anspannung und Bedürfnis nach mehr Mit zunehmender musikalischer Reife, besseres Verständnis entwickelt Zusammenspiel der Band, Kommunikation und Akustik Persönliches Befinden Egoproblem und Unsicherheit bei Sängern Gründe für Selbstzweifel: Druck, Konkurrenzkampf und Prüfsituation Bei Galleriegigs interessiert sich keiner für die Musik Ekstase bei Konzert, wo man 100% dahinter steht Verschlossene Augen, Körperstarre, Gefühl viel Kraft zu besitzen, Ganz in der Musik Gleichgültigkeitsgefühl und Vertrauen in die Musik und Musiker Schamverlust Ekstase ist temporär Gänsehaut, Atemnot, Spüren Egoprobleme und Unsicherheiten bei Sängern verhindern Emotionen Ekstase als Anfängerin öfter, weil einfach Spaß an der Musik Analytisches Musikhören schränkt Emotionen ein

Viele Eindrücke

Ekstase und Trance sind geistig emotionale Zustände, in die man verfällt und ganz bei sich ist; keine Außenwelt Man denkt in Farben oder Stimmungen Extreme Konzentration auf musikalische Details löst starke Emotionen aus aber keine Ekstase Beim selbst Musizieren sowohl Zuhause aber öfter auf Bühne in Ekstase Aufmerksamkeit spielt wichtige Rolle

Von Außenwelt abgeschlossen

Anspannung Durch musikalische Bildung besseres Verständnis für Musik Bandzusammenspiel Persönliches Befinden Druck, Konkurrenzkampf und Prüfungen Desinteresse des Publikums

• •

Zusammenspiel Wertschätzung

K 33 Kann verhindert werden durch: • Druck • Konkurrenzkampf • Unsicherheit • Desinteresse • Analyse K 34 Verschlossene Augen, in sich gekehrt K 35 Ekstase ist temporär

Persönliche Wertschätzung Verschlossene Augen und In sich gekehrt sein Gleichgültigkeit und Vertrauen Schamverlust Zeitdimension Körperliche Reaktionen Unsicherheiten aufgrund Egoproblemen Anfänger haben mehr Spaß an Musik Analytisches Hören ist unemotional

Denken in Farben und Stimmungen Konzentration auf musikalische Details

K 36 Eher auf Bühne • Farben und Stimmungen • Konzentration • Lampenfieber • Publikum

Eher auf der Bühne

K 37 Schwitzen, Sprachlosigkeit und Desorientierung

Aufmerksamkeit

K 38 Keine menschlichen

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Erwartung des Publikums erfüllen, Lampenfieber, Nervosität Um zu improvisieren muss man ganz mit sich selbst und in der Musik sein Schwer zu beschreiben Körperliche Reaktion: Schwitzen Man spielt sich rein. Die Musik geht im Moment voll ab. Stimmiges Gefühl zwischen Musikern Äußeren Faktoren ausgeschalten, in sich sein, Gefühle; Alle Musiker müssen sich fallen lassen können Vertrauen wichtig, sonst peinliche Situation weil man sich allein gelassen fühlen könnte Im Studio Konzepte fallen lassen und offen geile Musik zu spielen Angstüberwindung, keine Gedanken an richtig oder falsch Man spielt sich in Ekstase rein; Die Steigerung ist natürlich Menschliche Gefühle wie Liebe oder Hass können inspirieren, aber bei Ekstase denkt man an nichts Stimmungen oder Farben Sprachlosigkeit nach ekstatischem Erlebnis, desorientiert und leer Gefühl etwas Vollkommenes geschaffen zu haben Ekstase ist positiv Drogen können Ekstase herbeiführen Ekstase auch bei Sex, Sport, aber anders Intensität der Beschäftigung und Konzentration spielt große Rolle Verkrampfung oder zu sehr wollen hindert Schwierige Frage

Lampenfieber in den Griff bekommen Fokussierung auf Musik und sich selbst

Gefühle K 39 Keine Ekstase bei Verkrampfung

Keine Worte Schwitzen Permanente Steigerung Freundschaft und Können Keine äußeren Reize Offenheit der Band Wenn kein Vertrauen fühlt man sich einsam und blamiert Offenheit ohne Vorgaben Angstbekämpfung Man spielt sich in Ekstase Natürlichkeit der Musik Keine menschlichen Gefühle

Stimmungen oder Farben Sprachlosigkeit und Desorientierung Vollkommene Tat Positive Gefühle Ekstase durch Drogen Andere Medien sind Sex, Sport Intensität und Konzentration Bei Verkrampfung nicht Definitionsschwierigkeit

K 40

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Mit Ekstase und Trance ist mit Realitätsverlust, Verlust von Raumgefühl verbunden Man befindet sich an einem sehr persönlichem und einzigartigem Ort Vergleich mit Drogen Ekstase mit Gefallen verbunden, im Einklang mit dem persönlichem Gefallen Trance ist Paranoia Mit Musik schon erlebt Konzert mit eigener Band, eigene Stücke gespielt, Publikum hat zugehört und war leise. Es entsteht ein Glücksgefühl, wenn normale Personen (NichtmusikerInnen) zuhören. Im 2. Set free gespielt was Energie erzeugte Die ganze Band war in musikalischer Trance Egal was gespielt wurde, alles funktionierte und hörte sich gut an Gefühl nicht anwesend zu sein Selbstvertrauen jede Idee geben zu können und die anderen haben geantwortet Beim Alleinspielen passiert das selten Intensive Kommunikation zwischen Musikern evoziert eine unglaubliche Energie Gefühl von Freiheit, alles machen zu dürfen, Kopf ist frei Neues zu kreieren Spielt mit geschlossenen Augen um nur zu hören Bilder und Farben gesehen Wichtige Momente, die mit geliebter Person verbracht wurden Unvermögen zu sagen wie lange es gedauert hat; 3040 sec nach einem Stück noch in Ekstase Nach ekstatischem Erlebnis kann man sich daran erinnern

Verlust der Realität und des Raumgefühls Ekstase ist persönlich und einzigartig Mit Drogenerfahrung vergleichbar Ekstase gefällt

Trance ist negativ Ekstase beim Musizieren Vertraute Musiker, eigene Stücke, aufmerksames Publikum Glücksgefühl wenn zugehört wird

Realitätsverlust/ Abwesenheit K 41 Auslöser für Glücksgefühl • Vertraute Musiker • Stolz (eigene Stücke) • Aufmerksamkeit • Energie durch Spielen K 42 Kommunikativer Charakter von Ekstase K 43 Keine bewusste Steuerung der Musik und Gedanken

Freies Spielen erzeugt Energie Einklang der Band Alles funktioniert und ist gut Abwesenheitsgefühl Vertrauen auf sich selbst und den Musikern Selten beim Solospielen Intensive Kommunikation erzeugt Energie Freiheit; sich auf Neues einlassen Geschlossene Augen Bilder und Farben Beziehung Musik und Erlebtes Kein Zeitgefühl

Erinnerung an ekstatisches Erlebnis

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Erinnerung an Bilder und Gerüche, nicht aber an alles was gespielt wurde Wenn bewusst wird, ist man draußen Am Anfang an Form und an Changes denken. Das erste Mal, als begonnen sich gehen zu lassen Aus Ärger, weil die Freundin verlassen, begonnen frei ohne Konzept zu spielen Allein in Ekstase funktioniert nur vor Publikum Jemand zuhört – Austausch von Energie Starke Gefühle sind Ekstase Wie man Musik hört ist abhängig vom persönlichen Befinden Die Gefühle beeinflussen die Musik Trance nie erlebt; Trance ist negativ; Vergleich mit Trip durch Drogen Ekstase heißt, dass es einem gut geht; positiv In Ekstase entscheidet man selbst schöne Dinge zu sehen Trance ist wie Träume, wo man dem Zufall überlassen wird Passiert nicht sehr häufig; weiß nicht von was abhängig Das Publikum hilft, weil es zuhört Sex und Drogen sind Medien in Ekstase zu gelangen Kunst Mittel zum Realitätsverlust Trance ist Kommunikation zwischen Geistern und Seele In Senegal ist es der Übertritt des Menschen in Geisterwelt Musik ist Nahrung für die Seele und lebenswichtig Verbindung zw. Musik und Tanz

Bilder und Gerüche; Vergessen was gespielt Bewusstwerden heißt raus fallen Theorie hindert in Ekstase zu fallen Sich gehen lassen Frei ohne Konzept spielen Publikum wichtig Aufmerksamkeit des Publikums Ekstase sind starke Gefühle Persönliches Befinden beeinflusst Gefühl beeinflusst Musik Trance nie erlebt Negative Trance Ekstase ist positiv Kontrolle über sich selbst In Trance dem Zufall überlassen Ekstase nicht sehr häufig Publikum wichtig Sex und Drogen Kunst als Ekstasetechnik Trance ist eine Art Kommunikation

Musik ist lebenswichtig

K 44 Spirituelle Trance: • Trance als Verbindung zw. Geistern und Seele • Erscheinungen • Angst

Musik und Tanz gehören eng

K 45 Musik, Tanz und

Spiritueller Charakter von Trance

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Wichtige Rolle von Rhythmus als innere Koordination Tanz als eine Art Therapie und Kommunikation Keine Trennung von Musik und Tanz Schon häufig in Trance Abhängig von Umgebung und Vertrauen zu den Musikern Traumzustand, feines Licht, Kommunikation mit Geisterwelt In Trance hat man Erscheinungen Ekstase in Verbindung mit Sexualität Ekstase ist totales Glücksgefühl, das häufiger als Trance vorkommt Ekstase ist Weinen, Lachen, Sich wohl fühlen Trance ist extrem Vertrauen zu den Musikern, stimmige Energie Ekstase merkt man sofort Mit Trance ist nichts vergleichbar Sport ist mit Ekstase gleichzusetzen Fähigkeit und Gefühl sind notwendig um in Trance zu gehen In Europa noch nie in Trance aus Angst niemand kann ihn zurückbringen Manche brauchen eine Woche um zurückzukommen Trance wird künstlich herbeigeführt und Ekstase passiert einfach Verlust des Ichs und Hineinfallen in Ekstase Das Gefühl aus sich heraus zu gehen Ecstasy Konsum evozierte das Gefühl die Seele festhalten zu müssen Beim singen selten aber doch das Gefühl, dass alles aufmacht und fließt Überkommendes Gefühl wo man die Stimme in sich und sich selbst so gut

zusammen Rhythmus ist eine innere Koordination Tanz ist Therapie

Rhythmus eng verbunden K 46 Ekstase ist Glücksgefühl

Musik und Tanz nicht getrennt Mehrmals in Trance Umgebung und Vertrauen Erscheinungen in Trance

Ekstase mit Sexualität verbunden Glücksgefühl, das häufig vorkommt Ekstase sind Gefühle Trance ist extrem Vertrauen und Energie Bewusste Ekstase Trance ist unvergleichbar Sport der E. ähnlich Übersinnliche Kräfte notwendig für Trance Angst vor Trance Vereinnahmendes Erlebnis Trance künstlich, Ekstase natürlich Ich Verlust und Hineinfallen Aus sich herausgehen

K 47 Natürlichkeit • Hineinfallen • Fließen • Intensivierte Wahrnehmung

Drogen – Erfahrung ist ähnlich Alles macht auf und fließt Extremes Spüren der Stimme und sich selbst

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spürt Allein auf der Toilette wo gute Akustik war; Hall begeisterte und führte zur Ekstase Ekstase hat keinen konkreten Anfang; Realisation beim Augen öffnen Ekstase ist unterschiedlich in ihrer Intensität Wenn im Kreis von vertrauten Menschen, geht es besser Gut beim Publikum aufgenommen zu werden kann Rauschzustand auslösen Angst vor dem Konzert, war dann auf der Bühne weg Vergleich mit Sex, Selbstvertrauen wichtig; Denken ausschalten Ekstase ist eine Steigerung des Gefühls Vergleich mit Drogen Verlust von Zeitgefühl auch beim Tanzen Sich fallen lassen ist befreiend Denken beeinflusst den ekstatischen Zustand Trance ist ein Musikstil Musik ist ein Gefühl das vom Menschen kommt Ekstase kommt kurz vor dem Fertigkomponieren einer Nummer vor, wenn man weiß, dass sie gut wird Gefühl weiterarbeiten zu wollen Vergisst sich zu rasieren, aber ist glücklich

Klang fasziniert und führt zu Ekstase Geschlossene Augen, erst nachher realisiert E. unterschiedlich intensiv Vertrauen ist förderlich Begeistertes Publikum kann E. auslösen Angst vor dem Konzert Selbstvertrauen, Denken ausschalten E. ist gesteigertes Gefühl Drogen Verlust von Zeitgefühl E. ist befreiend Denken schränkt ein Trance als Musikstil Musik ist menschliches Gefühl Vorfreude wenn Nr. fast fertig

K 48 Trance als Musikstil K 49 Positive Effekt • Kraft K 50 Selbstvergessenheit

Kraftschöpfen Selbstvergessenheit, Vernachlässigen des Körpers

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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

2. Zusammenfassung der Kategorien Kategorie K1 Ekstase bedeutet: • Intensive positive Gefühle • Einzigartigkeit • Glück • Bleibender Eindruck • Freiheit K2 Reize sind: • Musik • Vorlieben • Sex • Menschen K3 Anforderungen: • Kraftaufwand • Anstrengung • Vorbereitung • Offenheit • An körperliche und psychische Grenzen K4 Druck und Vorbereitung K5 Selbstfindung K6 Einsamkeit und ohne fremde Hilfe, Sensibilität K7 Trance sind Tagträume, Bilder und Farben und kommen bei alltäglichen Handlungen ständig vor K8 Affinität zu eigenem Instrument K9 Physiologisches Verhalten: • Unfähigkeit zu Sprechen • Abwesenheit • Gänsehaut • Herzklopfen • Zeit- und Raumgefühl K 10 Konzentration und Fokussierung K 11 Bei Live Konzerten Publikum wichtig K 12 Natürlichkeit trotz Kontrollverlust, Denken ausgeschalten, Automatisierung K 13 Sprachlosigkeit, Definitionsschwierigkeit

Generalisierung Neue Gefühlserlebnisse, positive Emotionen

Äußere Stimulation durch soziales Umfeld

Persönliche Voraussetzungen: Körperliche Anstrengung, Vorbereitung Offenheit

Verhaltensweise Weiterentwicklung der Persönlichkeit

Farben und Bilder

Körperliche Reaktionen

Geistige Haltung, Fokus Aufmerksamkeit des Publikums setzt unter Stress Natürlicher Spannungsaufbau ist unkontrollierbar Körperliche Reaktionen

Reduktion K’1 Emotionen/ Gefühle • Positiv • Neu K’2 Physiologische Reaktionen und Verhaltensweisen • Unfähigkeit zu Sprechen • Gänsehaut • Herzklopfen • Schwitzen • Flauer Magen („unter Strom stehen“) K’3 Veränderte Wahrnehmung • Natürlichkeit • Verlust von Zeit- und Raumgefühl • Konzentration und Fokus • Synästhesie • Wärme • Positive Körper- und Umweltwahrnehmun g • Selbstvergessenheit K’4 Ekstatische Erfahrung ist: • Einzigartig • Erstrebenswert • Schwierig zu beschreiben • Bleibender Eindruck K’5 Positive Effekte: • Gibt Sicherheit • Stärkung des Selbstbewusstsein • Kraftschöpfen K’6 Zeitliche Dimension von Ekstase: ist temporär und tritt „im richtigen Moment“ ein

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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

K 14 Positiver Effekt: Ekstase ist ideal zum Üben K 15 Wird empfunden als: • Ruhe und Entspannung • Leicht • Stimmigkeit K 16 Wertungsfrei K 17 Respekt vor erfahrenen MusikerInnen, Nervosität und Aufregung, Unsicherheit K 18 Ekstase tritt plötzlich ein, kommt immer vor, „im richtigen Moment“ K 19 Energie, Kraft, Anspannung, Belastung K 20 Gefühl an physische Grenzen zu stoßen K 21 Leere und Freiheit K 22 Sich fallen lassen und vergessen • Automatisierte Bewegungen, • Raum-und Zeitverlust • in der Musik • Realisation durch Klatschen K 23 Anspannung, da wenige Proben K 24 Innere Wärme K 25 Vertrauen und Freundschaft K 26 Rahmenbedingungen: • Aufmerksamkeit K 27 Spirituelle Gefühle K 28 Vergleich mit Kaufrausch, Drogen, Sex K 29 Positive Effekte sind Respekt, Furchtlosigkeit und Selbstbewusstsein K 30 Spannung wird aufgebaut K 31 Flauer Magen, „unter Strom stehen“, Leere, Unfähigkeit zu Sprechen

Ekstase ist erstrebenswert Positive Körper- und Umweltwahrnehmung

Auflösung des Drucks

K’7 Stressfaktoren • Aufmerksamkeit des Publikums • Leistungsdruck • Unsicherheit • Wenig Vorbereitungszeit • Lampenfieber bei Livekonzerten

Positive Effekte für Zukunft

Überraschung und gutes Timing Körper ist belastet Physische Grenzen Nicht menschliche Gefühle Wahrnehmung von außen, in der Musik, Durch Fremdeinwirken aufwachen

K’8 Wichtig um in Ekstase zu fallen: • Offenheit und Vertrauen • Befinden K’9 Vergleichbare Zustände sind Sex, Rausch, Schokoeis essen, Einkaufen Sport K’10 Interkulturelle Definitionsunterschiede • In Afrika, Trance als Kommunikation • Trance als Musikstil

Vorbereitungszeit bildet Nervositätsfaktor Körperliche Reaktion Vertrauen ist wichtig um sich fallen zu lassen Aufmerksamkeit Religiöse Erfahrung Vergleichbare Zustände Positive Effekte

Spannungsaufbau Körperliche Reaktionen

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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

K 32 Auslöser: • Persönliches Befinden • Bildung • Zusammenspiel • Wertschätzung K 33 Kann verhindert werden durch: • Druck • Konkurrenzkampf • Unsicherheit • Desinteresse • Analyse K 34 Verschlossene Augen, in sich gekehrt K 35 Ekstase ist temporär K 36 Eher auf Bühne • Farben und Stimmungen • Konzentration • Lampenfieber Publikum K 37 Schwitzen, Sprachlosigkeit und Desorientierung K 38 Keine menschlichen Gefühle K 39 Keine Ekstase bei Verkrampfung K 40 Realitätsverlust/ Abwesenheit K 41 Auslöser für Glücksgefühl • Vertraute Musiker • Stolz (eigene Stücke) • Aufmerksamkeit • Energie durch Spielen K 42 Kommunikativer Charakter von Ekstase K 43 Keine bewusste Steuerung der Musik und Gedanken K 44 Spirituelle Trance: • Trance als Verbindung zw. Geistern und Seele • Erscheinungen • Angst K 45 Musik, Tanz und Rhythmus eng verbunden K 46 Ekstase ist Glücksgefühl

Befinden und musikalischer Zugang

Stressfaktoren sind Druck, Unsicherheit und Desinteresse des Publikums

Intensivierte Wahrnehmung da, nach innen gekehrt Zeitliche Dimension Bühnensituation versetzt unter Stress, Lampenfieber

Körperliche Reaktionen Magische Gefühle Verkrampfung hindert Veränderte Wahrnehmung Vertraute Umgebung und Stolz auf eigene Stücke fördert Energie

Ekstase ist kommunikativ Kontrollverlust In Afrika: Trance als Art Gebet

Körperbezogenheit von Musik

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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

K 47 Natürlichkeit • Hineinfallen • Fließen • Intensivierte Wahrnehmung K 48 Trance als Musikstil K 49 Positive Effekt • Kraft K 50 Selbstvergessenheit

Natürlichkeit von Gefühlen

Musikstil Kraftschöpfen

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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

5.2. Gabrielsson und Lindström (2003): Strong experiences related to music: A descriptive System 1

2

3

4

General characteristics a

Unique experience

b

Hard-to-describe experience, words insufficient

Physical reactions and behaviours a

Physiological reactions

b

Behaviours/ Actions

c

Quasi-physical reactions

Perception a

Auditory Perception

b

Visual Perception

c

Tactile perception

d

Kinaesthetic perception

e

Other sense modalities

f

Synaesthesia

g

Intensified perception, multimodal perception

h

Musical perception-cognition

Cognition a

Changed Attitude

b

Changed experience of situation, body and mind, time and space, wholeness

5

6

c

Loss of Control

d

Changed relation/ attitude to the music

e

Associations, memories, thoughts

f

Imagery, inner images, inner music

g

Musical cognition-emotion

Feelings/ emotions a

Intense/ powerful Emotions

b

Positive Emotions

c

Negative Emotions

d

Different Emotions

Existential and transcendental aspects a

Existence

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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

7

b

Transcendence

c

Religious Experience

Personal and social aspects a

New possibilities, insights, needs

b

Music: New possibilities, insights, needs

c

Confirmation of identity, self-actualisation

d

Community/ Communication

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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

5.3. Hinweise zur Interviewtranskription: (1) Sprachen: Deutsch, Italienisch, Französisch (2) Wiederholungen

wurden

(falls

sinngemäß

nicht

unbedingt

erforderlich) weggelassen. (3) Dialektfärbungen wurden in die Hochsprache übertragen (4) „Ähs“ und Ähnliches wurde weggelassen (5) Auffälligkeiten wie Lachen, Blicke, tief durchatmen, anzünden einer Zigarette, o.Ä. werden in Klammer angeführt (6) Unvollständige Sätze werden in Klammer mit den fehlenden Wörtern ergänzt. (7) F steht für Frage; M steht für MusikerInnen;

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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

5.4. Interviewleitfaden Tab. III – Interviewleitfaden 1 Was verstehen sie unter Ekstase/ Trance? 2 Hat Musik bei Ihnen persönlich schon Ekstase hervorgerufen? 3 Können Sie mir diesen Zustand beschreiben? (Körperlich/ emotional/ musikalisch) 4 Unterscheidet sich Ekstase von starken emotionalen Erlebnissen? Wie? 5 Gibt es eine konkrete Situation, an die Sie sich erinnern, in der Sie in Ekstase waren? Wann? Was war der Auslöser dafür? 6 Wie oft waren Sie schon in Ekstase? 7 Gibt es vergleichbare Zustände? 8 Können Sie sich noch an Ihr erstes Erlebnis erinnern, wann Sie durch Musik in Ekstase fielen? 9 Kann Ekstase auch durch andere Medien außer Musik hervorgerufen werden? Welche?

Tab. IV – Interview: Spontane Fragen 1 Wie kann man Emotion in einer Komposition verwirklichen? 2 Wie leben Sie den Konflikt zwischen technisch-konzeptionellem Denken und Emotion aus? 3 Kann

man

Ekstase

und

Trance

bewusst

herbeiführen

oder

kontrollieren? 4 Welche Bilder werden ausgelöst? 5 Können diese Bilder in Trancezuständen weiterentwickelt werden? 6 Kommt Ekstase und Trance jedes Mal vor? 7 Wo waren Sie in diesem Zustand? 8 Was ist gefährlich an der Ekstase? 9 Hat sich für Sie, nachdem Sie ekstatische Erlebnisse hatten, etwas verändert? 10 Kann/ will man das verstehen, wenn es einem das erste Mal passiert? 11 Baut sich Ekstase eher langsam auf oder ist es plötzlich da? 12 Wie gehen Sie mit solchen Bewusstseinszuständen um? 13 Wann hat der Zustand aufgehört? Hat er aufgehört? 14 Haben sich Ekstase und Trance im Laufe der Zeit verändert?

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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

15 Sind Ekstase und Trance spirituell? 16 Haben Sie Angst davor?

5.5. Tabellarische Übersicht zu den ProbandInnen PROBANDINNEN Gesamt: 11

1

Geschlecht

2 3 4

Alter Herkunft Instrument/e

5

Musizierpraxis

8M 3F Zw. 19 J. und 50 J. Österreich, Deutschland, Italien, Senegal, Marokko Jazzgesang, Klavier, Kontrabass, Tanz, Trommel, Percussion, Keyboard, Komposition Mind. 6 J

Fall A 1 Geschlecht 2 Alter 3 Herkunft 4 Seit wie vielen Jahren leben Sie in Österreich? 5 Instrument/e 6 Regelmäßige Musizierpraxis Ekstase Ja mehrmals Trance Uhrturmschatten zum Klingen gebracht, Livekonzert

Mann 28 Österreich, Linz Ich bin ÖsterreicherIn Komposition, Klavier 12-14 Jahre nein

Fall B 1 Geschlecht 2 Alter 3 Herkunft 4 Seit wie vielen Jahren leben Sie in Österreich? 5 Instrument/e 6 Regelmäßige Musizierpraxis Ekstase nein Trance Starke Emotionen bei live Konzerten Durch Bilder

Mann 32 Italien, Bozen 2 Jahren Jazzgesang, Klavier 12-14 Jahre Ja jeden Tag im Kopf

Fall C 1 Geschlecht 2 Alter 3 Herkunft 4 Seit wie vielen Jahren leben Sie in Österreich? 5 Instrument/e 6 Wie lange spielen/ singen Sie regelmäßig Ekstase Ja manchmal Trance live Konzert Ständig beim

Mann 30 Österreich, Landeck Ich bin ÖsterreicherIn Kontrabass 15-20 Jahre Ja Spielen

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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

Fall D 1 Geschlecht Mann 2 Alter 30 3 Herkunft Deutschland, München 4 Seit wie vielen Jahren leben Sie in Österreich? 5 Instrument/e Klavier 6 Wie lange spielen/ singen Sie regelmäßig 20-30 Jahre Ekstase Ja immer Trance Ja mehrmals Bei jedem Konzert Ja bei live Konzert, Sport

Fall E 1 Geschlecht 2 Alter 3 Herkunft 4 Seit wie vielen Jahren leben Sie in Österreich? 5 Instrument/e 6 Wie lange spielen/ singen Sie regelmäßig Ekstase Ja selten Trance Live Konzert in Kirche und Konzertsaal, Live Konzert shoppen

Frau 24 Österreich, Graz Ich bin ÖsterreicherIn Jazzgesang 9-11 Jahre Ja 2 mal

Fall F 1 Geschlecht Frau 2 Alter 22 3 Herkunft Österreich, Graz 4 Seit wie vielen Jahren leben Sie in Österreich? Ich bin ÖsterreicherIn 5 Instrument/e Jazzgesang, Klavier 6 Wie lange spielen/ singen Sie regelmäßig 6-8 Jahre Ekstase Ja selten Trance öfter Beim Zuhören, Schokoeis Bei Live Konzerten, Meditation

Fall G 1 Geschlecht 2 Alter 3 Herkunft 4 Seit wie vielen Jahren leben Sie in Österreich? 5 Instrument/e 6 Wie lange spielen/ singen Sie regelmäßig Ekstase Ja Trance Beim Musizieren, Zuhause, live und im Studio

Mann 29 Österreich, Salzburg Ich bin ÖsterreicherIn Klavier 20 - 30 Jahre nein

Fall H 1 Geschlecht 2 Alter 3 Herkunft 4 Seit wie vielen Jahren leben Sie in Österreich? 5 Instrument/e 6 Wie lange spielen/ singen Sie regelmäßig Ekstase Ja Trance Live Konzert in Innsbruck

Frau 24 Österreich, Linz Ich bin ÖsterreicherIn Jazzgesang 6-8 Jahre nein

Fall I 1 2 3 4

Geschlecht Alter Herkunft Seit wie vielen Jahren leben Sie in Österreich?

Mann 19 Italien, Verona Seit 2 Jahren

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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

5 Instrument/e Klavier 6 Wie lange spielen/ singen Sie regelmäßig 12-14 Jahre Ekstase Ja oft Trance Ja 2 mal Beim Tanzen, Trommeln, Sport, Sexualität Beim Tanzen

Fall J 1 Geschlecht Mann 2 Alter 50 3 Herkunft Senegal, Cap-Skirring 4 Seit wie vielen Jahren leben Sie in Österreich? Seit 19 Jahren 5 Instrument/e Trommel, Tanz 6 Wie lange spielen/ singen Sie regelmäßig Über 30 Jahre Ekstase Ja mehrmals Trance Ja selten Live Konzert in Köln, Allein im Klo Tanzen, Drogen

Fall K 1 2 3 4 5

Geschlecht Alter Herkunft Seit wie vielen Jahren leben Sie in Österreich? Instrument/e

6 Wie lange spielen/ singen Sie regelmäßig Ekstase Ja oft Trance Beim Komponieren

Mann 35 Marokko, Oujda Seit 9 Jahren Percussion, Keyboard, Komposition 20-30 Jahre nein

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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich

5.6. Postfragebogen Abschließend bitte ich Sie noch um einige persönliche Angaben: Zutreffendes bitte ankreuzen oder ausfüllen! 1. Geschlecht:

2. Alter:

o Mann o Frau

3. Herkunft:

Land: ___________________________ ______________________ Stadt:___________________________

4. Seit wie vielen Jahren leben Sie in Österreich?

o Ich bin ÖsterreicherIn o Ich lebe seit _______ Jahren in Österreich. 5. Musizierpraxis: Welche/s Musikinstrumente spielen Sie? 1. Instrument: 2. Instrument: 3. Instrument: Weitere:

o Ich bin SängerIn 6. Wie lange spielen/ singen Sie regelmäßig? o 0 – 5 Jahre o 6 - 8 Jahre o 9 – 11 Jahre o 12 – 14 Jahre o 15 – 20 Jahre o 20 - 30 Jahre o über 30 Jahre

Vielen Dank für Ihre Mitarbeit!

☺ 116

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