Ekstase und Trance in der Musik. Diplomarbeit
July 22, 2017 | Author: Axel Salzmann | Category: N/A
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Ekstase und Trance in der Musik Ein interkultureller Vergleich
Diplomarbeit
Zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra der Philosophie
an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz
vorgelegt von
Anita TASCHLER
am Institut für Musikwissenschaft Begutachter: Univ.-Prof. Dr. Richard Parncutt
Graz, 2007
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Inhaltsverzeichnis Abstract ...................................................................................................... 4 Danksagung ............................................................................................... 4 Vorwort....................................................................................................... 6 Aufbau und Ziel .......................................................................................... 7 Fragestellung.............................................................................................. 8 Motivation und Thesen ............................................................................... 9 1. Überblick zur Literatur .........................................................11 1.1. Einleitung - Zwischen Kult und Mythos .............................................. 11 1.2. Definitionen: Ekstase, Trance und Flow als veränderte Bewusstseinszustände....................................................................... 12 1.3. Emotionstheorie ................................................................................ 18 1.5. Kulturgeschichte................................................................................ 21 1.6. Methoden zur Induzierung von veränderten Bewusstseinszuständen 26 1.7. Evolutionäre Aspekte......................................................................... 26 1.8. Zusammenfassung ............................................................................ 27
2. Studie: Ekstase und Trance bei MusikerInnen ........................29 2.1. Forschungsgegenstand...................................................................... 29 2.2. TeilnehmerInnen................................................................................ 29 2.3. Durchführung .................................................................................... 31 2.4. Analyse.............................................................................................. 34 2.5. Ergebnisse ......................................................................................... 36 3. Schlussfolgerungen ..............................................................71 3.1. Zusammenfassung der Ergebnisse .................................................... 71 3.2. Diskussion ......................................................................................... 77 3.3. Kritik und Schwierigkeiten ................................................................. 81 3.4. Gedanken zu Sinn und Funktion von Ekstase und Trance.................. 82 3.5. Implikationen..................................................................................... 83 3.6. Anregungen für weitere Forschung.................................................... 84
2
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
4. Literaturverzeichnis .............................................................85
5. Anhang ................................................................................93 5.1. Qualitative Inhaltsanalyse nach Philipp Mayring ................................ 93 5.2. Gabrielsson und Lindström (2003): Strong experiences related to music: A descriptive System............................................................ 109 5.3. Hinweise zur Interviewtranskription................................................. 111 5.4. Interviewleitfaden............................................................................ 112 5.5. Tabellarische Übersicht zu den ProbandInnen ................................. 113 5.6. Postfragebogen ............................................................................... 116
3
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Abstract Die
Studie
untersucht
MusikerInnen. Kulturen
das
Veränderte
institutionalisiert
Erleben
von
Ekstase
Bewusstseinszustände und
im
und
Trance
wurden
von
rituellen-musikalischen
bei
vielen Kontext
willentlich durch Musik und Tanz herbeigeführt. Die Fragestellung dieser Arbeit geht davon aus, dass man durch Musizieren in Ekstase oder Trance gelangen kann. 12 professionelle JazzmusikerInnen wurden nach ekstatischen Erlebnissen beim
Musizieren
befragt.
Die
Gespräche
wurden
inhaltsanalytisch
ausgewertet und mit dem deskriptiven Modell zu starken Erlebnissen in Verbindung mit Musik Gabrielssons und Lindströms1 verglichen. In der Analyse
wurden
die
Kategorien
„allgemeine
Charakteristika“,
„physiologische Reaktionen und Verhaltensweisen“, „Wahrnehmung“, „Kognition“, „Emotionen“, „existentielle- und transzendentale Aspekte“ und „persönliche- und soziale Aspekte“ beibehalten. Neu eingeführt wurden die Kategorien „Kontext des Musizierens“ und „vergleichbare Zustände“
sowie
die
Subkategorien
„Definitionsunterschiede“,
„Häufigkeit“, „Kraftaufwand“, „Selbstvergessenheit“, „Erotische Gefühle“, „Offenheit“ und „Bleibender Eindruck und Effekte“. Aus
den
empirischen
Daten
geht
hervor,
dass
sich
veränderte
Bewusstseinszustände auf Denkabläufe, Zeitempfinden, Körperkontrolle und Bedeutungserleben der betreffenden Person auswirken können. Häufig treten intensive Emotionen auf, die vorwiegend positiv sind. Faktoren,
die
veränderte
Bewusstseinszustände
begünstigen
oder
hemmen können, sind der Vorbereitungsgrad, Lampenfieber vor den Auftritten,
Konkurrenz
zwischen
MusikerInnen,
das
Setting,
das
persönliche Befinden des Musikers und die persönliche Identifizierung mit der Musik.
1
Gabrielsson A. und Lindström, W.S. (2003): Strong experience related to music: A descriptive system. In: Musicae Scientiae Vol. VII-2, S. 157-217.
4
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Danksagung Ich danke allen lieben Menschen, die dazu beigetragen haben, dass ich nun vor dem Abschluss meines Studiums stehe. Ohne ihre Unterstützung wäre diese Arbeit wahrscheinlich nie zustande gekommen. Mein Dank gebührt in besonderem Maße meiner Familie, meinen Eltern, die mich jahrelang in den Tiefen und Höhen, die so ein Studium mit sich bringt, begleitet und finanziell unterstützt haben, meiner Schwester Doris und meinem Bruder Gerhard! Ihr habt mir das Alles ermöglicht! Danke! Ich danke meinem Freund Michi, der mich immer wieder aufgefangen und mit mir viel und lange diskutiert hat! Ein besonderes Dankeschön gilt Prof. Richard Parncutt, der mich mit vielen interessanten wissenschaftlichen Vorschlägen bereichert und inspiriert hat. Er hat mich beraten, gefordert und motiviert, sodass ich das Interesse an der Thematik nie verloren habe. Ein Dank gebührt auch meiner Kollegin Mag. Margit Painsi, die meine Auswertung durchgesehen und kontrolliert hat. Ich möchte mich besonders bei den MusikerInnen Michi, Chrisi, Roli, Katero, Cornelius, Marina, Fede, Aliou, Petra, Michi Ka., Stefan und Maria für ihre Bereitschaft mir ihre persönlichen ekstatischen Erfahrungen zu erzählen, bedanken. Sie bilden die Grundlage dieser Arbeit. Ja, und was wäre ein Studium ohne Freunde. Ich werde wohl kaum genug Platz haben, Euch alle, die mich beeinflusst haben, aufzuzählen! Danke für die Unterstützung und die lustige gemeinsame Zeit an Johanna, Angi, Clara, Walli, Franka, Moia, Irmi, Beate, Phil und allen, die ich hier und jetzt nicht aufzählen kann!
5
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Vorwort Musik ist eine universelle Sprache2, die Kulturen über Jahrhunderte hinweg vereint hat und einfach bzw. komplex – menschlich ist, weil sie vom Menschen gemacht, gelebt und erlebt wurde und wird. Musik kann uns zutiefst ergreifen, uns verzaubern, zu Tränen rühren, eine Gänsehaut evozieren oder zum Tanz animieren. Unsere Sprache kann aber längst nicht alle Erfahrungen und Gefühlserlebnisse, die wir mit Musik verbinden, erfassen. Immer wieder werden neue, bis dato unbekannte, extreme Gefühlsausbrüche erlebt. In dieser Arbeit will ich solchen Phänomenen Aufmerksamkeit schenken: Ekstase – als Explosion der Emotion und Trance in der Musik, als veränderte Bewusstseinzustände, oder neue Wahrnehmungsformen. Wie werden sie beschrieben, wann erlebt, wer kann in Ekstase fallen, was verändert sich dadurch? Interessant ist diese Thematik vor allem, weil es sich dabei um ein spirituelles, emotionales und sehr intimes Erlebnis mit Musik handelt, das der/ dem Betreffenden einen weiteren
Wahrnehmungshorizont
öffnen
kann,
die
eigene
Realität
verändert und nichts mehr so sein wird, wie es vorher war. Wenn ich nun diese ersten Zeilen schreibe, spüre ich ein Kribbeln in meinem Bauch – schon darüber nachzudenken bewegt mich. Es ist möglicherweise ein romantischer Grund um zu Atmen und zu Leben: Spüren – Empfinden – Eintauchen in die Welt der Klänge – Raum und Zeitgefühl völlig verlieren – Unerklärliches nicht begreifen wollen sondern zulassen. Das alles kann Musik sein und im „richtigen“ Moment zur Ekstase – zur Loslösung der Seele vom Körper führen, sodass jegliche Grenzen gesprengt sind. Das ist Grund genug und womöglich der Sinn meines Lebens. Hingabe, Ekstase, Trance – nicht wissen was passiert, sondern neue Horizonte erblicken.
2
Innerhalb der Kulturen kann Musik unterschiedliche Ausprägungen beinhalten.
6
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Aufbau und Ziel Die Arbeit wurde in zwei Schwerpunkte gegliedert: 1. Überblick zur Literatur: Im ersten Teil wird die breit gefächerte Thematik eingegrenzt. Die Begriffe Ekstase, Trance und Flow werden lexikalisch erklärt und anhand inhaltlich relevanter
Studien
im
Hinblick
auf
ihre
Bedeutung
für
die
Musikpsychologie betrachtet. Dazu werden unterschiedliche Ansätze aus den Bereichen Psychologie und Neurologie herangezogen. Veränderte Bewusstseinszustände können starke Emotionen auslösen. Ein kurzer Überblick über die Emotionsforschung und deren Bedeutung für die Musik veranschaulicht die Verbindung zwischen Emotionen, Ekstase und Trance. Veränderte
Bewusstseinszustände
wurden aufgrund ihrer intensiven
Wirkung in vielen Kulturen institutionalisiert und in Ritualen willentlich herbeigeführt. Sie nehmen in der universellen Kulturgeschichte einen besonderen Status ein. Aufgrund der Vielzahl an Beispielen wird hier versucht einen Bogen zwischen religiösen Praktiken, wie beispielsweise Schamanismus, Sufi-ritual und der Technokultur des 21. Jahrhunderts zu spannen.
Um veränderte Bewusstseinszustände herbeizuführen werden
verschiedene Methoden angewandt. Musik und Tanz nehmen eine besondere Rolle ein. 2. Studie: Ekstase und Trance bei MusikerInnen: Der zweite Teil der Arbeit berichtet über die empirische Untersuchung: Das Erleben von Ekstase und Trance bei MusikerInnen im Musizierprozess. Zunächst
wird
auf
die
Methodik
eingegangen
und
damit
die
Messmethoden, das Versuchsmaterial, die Versuchspersonen und der Ablauf der Untersuchung beschrieben.
7
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Die
Ergebnisse
Lindströms
werden
(2003)
inhaltsanalytisch
Kategorienmodell
anhand
zur
Gabrielssons
Erforschung
von
und
Strong
Experiences Related to Music ausgewertet und ergänzt. In
den
Schlussfolgerungen
werden
die
wichtigsten
Fragen
der
Untersuchung beantwortet und die Ergebnisse zusammengefasst. Die Diskussion soll die Ergebnisse kritisch reflektieren und Einschränkungen und Abweichungen aufzeigen. Implikationen sollen Anregungen für weitere Forschungsfragen geben. Die Qualitative Inhaltsanalyse und weitere Arbeitsmaterialien, wie der Interviewleitfaden, Hinweise zur Transkription der Interviews und der Postfragebogen wurden im Anhang beigefügt. Ziel der Arbeit ist es, Ekstase und Trance im Musizierprozess von MusikerInnen
wissenschaftlich
zu
erfassen
und
interkulturell
zu
vergleichen.
Fragestellung In dieser Arbeit gehe ich der Frage nach, wie Ekstase und Trance von MusikerInnen erfahren werden. Was ist Ekstase? Was ist Trance? Versteht man darunter starke Emotionen? Wenn das so ist, dann liegt es nahe Gemeinsamkeiten oder eventuelle Unterschiede herauszufiltern. Einen interessanten
Aspekt
bildet
die
Frage
welche
Personen
oder
Personengruppen überhaupt in Ekstase oder Trance fallen können. Sind derartige Erlebnisse situationsabhängig oder können diese Zustände überall und immer erreicht werden? Gibt es Faktoren, die Ekstase und Trance begünstigen oder positiv bzw. negativ beeinflussen? Ist das Empfinden von Ekstase und Trance kulturell unterschiedlich oder abhängig kultureller Zugehörigkeit? Gibt es markante Unterschiede zwischen den Geschlechtern? Wenn es sich bei Ekstase und Trance um veränderte Wahrnehmungsformen
handelt,
also
außergewöhnliche
Bewusstseinszustände, sind die Auswirkungen auf die mentale, körperliche
8
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
und sinnliche Wahrnehmung von Interesse. Welche positiven oder negativen Effekte können durch ekstatische Zustände erreicht werden? Ein interkultureller Vergleich zwischen europäischen JazzmusikerInnen und afrikanischen MusikerInnen soll darüber Aufschluss geben, inwiefern Ekstase und Trance an die kulturelle Zugehörigkeit gebunden sind. Die afrikanische Kultur kennt eine Vielzahl an Bräuchen, in denen Trance und Ekstase noch heute wichtige Bestandteile verschiedener Rituale sind (Bourguinon, 1977). Mittels Interviews mit MusikerInnen wurden ekstatische Erlebnisse, die beim
Musizieren
erlebt
wurden,
gesammelt
und
interpretiert.
Die
MusikerInnen wurden nach ihren intensivsten Gefühlserlebnissen bzw. außergewöhnlichen Bewusstseinszuständen beim Musizieren, befragt. Die Gespräche
wurden
inhaltsanalytisch
ausgewertet.
Auf
körperliche,
kognitive und emotionale Aspekte wird das Hauptaugenmerk gelegt.
Motivation und Thesen Aus einer Studie von Panksepp (1995) geht hervor, dass die emotionale Wirkung von Musik, einer der wichtigsten Gründe überhaupt sein kann, Musik zu hören oder sich mit Musik zu beschäftigen. Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt in der Erforschung von intensiven Gefühls- Erfahrungen oder veränderten Bewusstseinszuständen beim Musizieren. Da ich selbst das Glück hatte, ekstatische Erfahrungen zu sammeln, war das Interesse groß, mich wissenschaftlich mit diesen Zuständen zu beschäftigen. Dabei stellen sich zunächst die Fragen, wie diese extremen Emotionen erlebt und beschrieben werden, welche Umstände dafür förderlich und/oder hinderlich sein könnten und in weiterer Folge, ob es sich dabei um kulturübergreifende Phänomene handelt.
9
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Aus diesen Fragen, ergaben sich drei Thesen: 1. These: Ekstase und Trance sind veränderte Bewusstseinszustände, bei denen Emotionen stark erlebt werden. 2. These: Ekstatische Zustände in der Musik setzen eine individuelle Bereitschaft und Offenheit sich auf „Neues“ einzulassen voraus und hängen nicht von kultureller Zugehörigkeit ab. 3. These: Die Wahrscheinlichkeit und die Intensität musikalischer Ekstase hängen vom Beschäftigungsgrad mit Musik und von Vertrauen3 ab. Diese Annahmen werden in der Diskussion anhand der Ergebnisse der qualitativen Studie besprochen.
3
Vertrauen: Freundschaft unter MusikerInnen oder Identifizierung mit den gespielten Musikstücken (Eigenkompositionen, Lieblingsstücke).
10
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
1. Überblick zur Literatur
1.1. Einleitung - Zwischen Kult und Mythos „When music dissolves into ecstasy, it transports us to an abstract place far from the physical world that normally occupies our mind.” (Jourdain, 1997, S.5) Schon immer hatten die Menschen Träume und Wachträume, ein Bedürfnis
nach
rauschhaften
Zuständen,
nach
Gipfel-
Erfahrungen
(Hengst, 2003). Dieses Streben nach außergewöhnlichen Erfahrungen, die sich vom alltäglichen Leben abheben, lässt sich in allen Schichten der Kulturen nachweisen (Hastings Hg., 1912; Schmitt, 1998). Ekstatische Zustände werden beispielsweise im Tanz und in Bewegung, in einer Meditation, während dem Fasten, bei religiösen Bräuchen, unter dem Einfluss von Drogen, im Zusammenhang mit Sexualität oder beim Musizieren erlebt (Hengst, 2003; Brockhaus, 1988; Peyn und Löffler, 1995). Demnach kann diese Thematik aus verschiedenen Perspektiven, wie beispielsweise einer psychologischen, historischen, ethnologischen, anthropologischen oder physiologischen betrachtet werden. Gegenstand dieser Arbeit sind Ekstase und Trance, die durch das Musizieren hervorgerufen werden können. Dieses Spezialgebiet soll anhand von zwei wesentlichen Ansätzen veranschaulicht werden: 1. Einem psychophysiologischen Ansatz und 2. einem kulturellen Ansatz (Rouget, 1985).
Die Bedeutungen von Ekstase und Trance hängen vom jeweiligen Kontext und
der
kulturellen
Einbettung
ab,
da
diese
Zustände
zum
Teil
institutionalisiert und in Rituale und Zeremonien eingebunden worden sind (Rouget, 1985; Hengst, 2003; Ins, 2001; Becker, 2004; Goodman, 1994). In der Ethnologie bestätigt eine Vielzahl an Beispielen, dass Trance und 11
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Ekstase
wesentliche
Elemente
vieler
religiöser
Rituale
sind
(Schamanismus, Sufi-Ritual, Vodoo, u.a.). Beschäftigt man sich also mit der Fachliteratur zu diesem Thema, wird man zunächst mit Ritualen, insbesondere innerhalb eines religiösen Kontexts, konfrontiert. Bei den Schamanen werden Ekstase und Trance als eine Art Seelenreise zu Gott oder den Ahnen
umschrieben (Hengst, 2003). Im Christentum erhoffte
man sich durch den ekstatischen Zustand eine „ungeahnte Offenbahrung innerer Freiheit“, also Erkenntnis zu erlangen (Buber, 1984). Was ist Ekstase überhaupt und worin unterscheidet sie sich von Trance? Wie kann man durch Musik in Ekstase oder Trance fallen?
1.2. Definitionen: Ekstase, Trance und Flow als veränderte Bewusstseinszustände In der Literatur gibt es eine Vielzahl an, zum Teil widersprüchlichen, Begriffsbestimmungen von Ekstase und Trance. Die Definitionen von Ekstase und Trance werden unterschiedlich angewendet und oftmals vertauscht
(Rouget,
1985).
Das differenzierte
Vokabular,
mit
dem
derartige Zustände von Betroffenen beschrieben werden, erlaubt keine strikte Abgrenzung dieser Termini. Aufbauend auf der lexikalischen Erklärung von Ekstase und Trance sollen psychophysiologische Ansätze und Studien miteinbezogen werden. Ekstase [griech. ékstasis = das Aus- sich- heraustreten] (religiöse) Verzückung, Entrückung; rauschhafter, tranceartiger Zustand, in dem der Mensch der Kontrolle seines normalen Bewusstseins entzogen ist. Das
Ich
tritt
aus
seinen
physischen
Grenzen
bei
intensiver
Affektbeteiligung heraus. Dabei kann es zu einer starken Erregung des Körpers,
gleich
Unbewegtheit
wie
zu
kommen.
Ausnahmezustand
einer In
der
motorischen Psychologie
gekennzeichnet,
Körperstarre wird
dem
eine
oder
damit
ein
starke
Gefühlsüberflutung einhergeht. (Brockhaus, S.383-384)
12
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Ekstase kann den Menschen spontan überkommen, oder künstlich herbeigeführt werden, wie etwa durch Askese, Musik, Tanz oder Drogen. Dabei treten häufig optische und akustische Halluzinationen auf.
In
der
interpretierte,
Religionswissenschaft physische
und
steht
Ekstase
psychische
für
religiös
Ausnahmezustände.
(Brockhaus, S. 245)
Laski
(1961)
nennt
Kunst,
Wissenschaft,
kreative
Arbeit,
sexuelle
Erfahrungen, die Natur, die Geburt eines Kindes und Religion als potenzielle
Auslöser
für
ekstatische
Erfahrungen.
Die
Forscherin
charakterisiert Ekstase als ein Gefühl des Verlustes (Zeit/ Raum) oder des Bekommens (Zeitlosigkeit, Entspannung, Befriedigung, Erlösung), als Kontrollverlust (körperlich/ mental), ein Gefühl der Unaussprechlichkeit, oder als quasi-physisches Gefühl. Ekstase in Verbindung mit Musik und Bildender Kunst wurde von Panzarella (1980) untersucht. In der Studie berichteten 103 Personen über ihre intensivsten, erfreulichsten Erfahrungen mit Musik und Bildender Kunst. Panzarella gelang es vier unterschiedliche Ebenen der Ekstase zu unterscheiden. Nach Panzarella (1980) wirkt sich Ekstase auf vor allem auf die Wahrnehmung, die Kognition und den Körpers aus. TAB. I: 4 Ekstase Zustände (Panzarella, 1980) 1. In der „renewal ecstasy” wird die Welt als verändert (besser, schöner) wahrgenommen. 2. Mit „motorsensory ecstasy“ bezieht sich Panzarella auf physische Reaktionen wie beispielsweise Gänsehaut, Puls und Atmung. 3. In der „withdrawal ecstasy“ verliert die Person den Kontakt zur physischen und sozialen Umwelt. 4. Im Stadium der „fusion-emotional ecstasy” erreicht man die Verschmelzung mit dem Kunstobjekt.
Bei
Ekstase
handelt
es
sich
um
einen
Ausnahmezustand,
einen
veränderten Bewusstseinszustand. 13
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Gesamtheit
Bewusstsein:
aller
erlebten
psychischen
Zustände,
Handlungsweisen und Verhaltensweisen. Es lässt sich unterteilen in Ich-Bewusstsein
(Wissen
um
sich
als
Erlebenden)
und
Selbst-
Bewusstsein (Wissen um sich selbst). (http://www.lexikon-psychologie.de/Bewusstsein/, 2007)
Unter
dem
Begriff
veränderter
psychisch-geistigen
Zustände
Bewusstseinszustand verstanden,
die
werden
vom
„jene
normalen
Wachbewusstsein der Selbst- und Umwelterfassung abweichen“ (Resch, 1990). Diese Veränderung kann sich auf Denkabläufe, Zeitempfinden, Körperkontrolle
und
Bedeutungserleben
der
betreffenden
Person
auswirken. Nicht selten treten Halluzinationen, synästhetische Erlebnisse sowie intensive Emotionen auf (Dittrich, 1990). Veränderte Bewusstseinszustände werden summarisch auch mit Trance bezeichnet (Brandl, 1993; Schütz und Freigang (Hg.), 1998). Trance
[von
veränderten
altfrz.
transe
=
Bewusstseinslage,
Hinübergehen]: die
die
freie
entspricht
einer
Willensbestimmung
ausschließt; schlafähnlicher Zustand mit Verlust des Ich-Bewusstseins bei teilweise erhaltener körperlicher und geistiger Reaktionsfähigkeit. Trance kann durch Hypnose, Drogen, Tanz, Musik, Atemtechniken oder Autosuggestion herbeigeführt werden. (Brockhaus, S. 306)
Goodman
(1994)
beobachtete
bei
Personen
in
Trance
auffällige
körperliche Veränderungen, wie beispielsweise tieferes Atmen, starkes Schwitzen, eine Rötung der Gesichtshaut, ein Zittern oder Zucken des Körpers. Als richtungweisend für die Tranceforschung kann der Ethnomusikologe Gilbert
Rouget
(1985)
institutionalisierten
genannt
veränderten
werden.
In
seinen
Bewusstseinszuständen
Studien
zu
unterscheidet
Rouget (1985) grundsätzlich zwischen zwei Typen von ritualisierten veränderten Bewusstseinszuständen:
14
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
a) Ein entspannter Zustand (Meditation), bei dem das Bewusstsein stark eingeengt ist, kann zu Ekstase führen. b) Ein hyperphrenetischer Zustand, mit Symptomen eines epileptischen Anfalls, kann zu Trance führen. Gleich zu Beginn seines Buches „La musique et la transe“, verweist Rouget auf die Definitionsproblematik zwischen Ekstase und Trance. Er grenzt die Termini strikt voneinander ab, indem er sie kontrastierend gegenüberstellt.
Ekstase
wir
als
ruhiger
Zustand
beschrieben.
Im
Gegensatz dazu ist die Trance ein Zustand starker Erregung. TAB. II: Unterschiedliche Merkmale von Ekstase und Trance Rouget (1985) S. 11 Ekstase Unbeweglichkeit Stille Einsamkeit Ohne Krise Sensorischer Verlust Erinnerung Halluzinationen
Obwohl
die
Theorie
Trance Bewegung Lärm Gemeinschaft In Krise Sensorische Überstimulation Amnesie Keine Halluzinationen
von
Rouget
(1985)
im
Grunde
die
Definitionsproblematik von Ekstase und Trance lösen könnte, sprechen einige Argumente gegen sie:
Eine konträre Darstellung von Ekstase und Trance schließt die Fülle an individuellen
Abstufungen
und
Überlappungen
der
Bewusstseinszustände nahezu aus (Björkqvist, 1981).
Veränderte Bewusstseinszustände werden summarisch mit Trance bezeichnet (Brandl, 1993; Schütz, 1998). Daraus ergibt sich, dass Ekstase eine Art Trance ist.
Laut Schütz (1998) kann Reizentzug auch zu tranceartigen Zuständen führen. Beispiele dafür sind Meditation und Hypnose.
Rösing
(1991)
differenziert
in
seinen
Untersuchungen
über
Schamanengesänge die Begriffe Ekstase von Trance ausschließlich im Grad ihrer Intensität. 15
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Die
Theorie
von
Rouget
(1985)
bezieht
sich
auf
veränderte
Bewusstseinszustände, die ritualisiert wurden, also innerhalb eines kulturellen Kontexts beobachtet wurden. In dieser Arbeit, lehne ich die Definitionen von Ekstase und Trance an den Ansatz von Björkqvist (1981) an. Er spricht sich gegen eine klare Abgrenzung der Begriffe aus, da die Zustände Ekstase und Trance zum Teil
überlappen
und
ineinander
übergehen,
das
heißt
einander
gegenseitig nicht ausschließen. Ekstase und Trance sind intensive Erfahrungen,
die
nicht
der
entsprechen
(Bourguinon,
Norm 1977;
des
alltäglichen
Goodman,
1994).
Bewusstseins Veränderte
Bewusstseinzustände sind zwischen Wachsein und Schlaf angesiedelt (Schütz, 1998). Im Zusammenhang veränderter Bewusstseinszustände in der Musik taucht in der Literatur ein dritter Begriff, nämlich Flow4, auf. Nachstehende Erklärung bekräftigt die Annahme, dass sich die Begriffe Ekstase, Trance und Flow nicht klar trennen lassen. Flow: Gefühl des völligen Aufgehens in einer Tätigkeit. Das Handeln wird als ein einheitliches Fließen von einem Augenblick zum nächsten erlebt. Elemente des Flow Erlebens sind die Kontrolle über Handlung und
Umwelt,
momentane
eine
Zentrierung
Tätigkeit,
das
der
Aufmerksamkeit
Verschmelzen
von
auf
Handlung
die und
Bewusstsein. Damit verbunden ist eine völlige Selbstvergessenheit (Csikszentmihalyi und Schiefele, 1993).
Änderungen im Denkprozess, im Zeiterleben und im Handlungs- und Umweltempfinden, sind Nebenerscheinungen von Flow. Sinnamon und Moran (2004) untersuchten das Erleben von Flow bei professionellen MusikerInnen und MusikstudentInnen. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass während des Flow ein hoher Level an Emotionen, bis hin zur totalen Erfüllung, erreicht werden kann und der Eindruck entsteht, Emotionen 4
Flow: engl. Fluss, Freude am Funktionieren, die für die Motivation (z.B. in der Musik) eine Rolle spielen könnte (Csikszentmihalyi, 1988)
16
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
besser ausdrücken zu können, was sich wiederum positiv auf die musikalische
Motivation
auswirken
kann
(Csikszentmihalyi
und
Csikszentmihalyi, 1988). Der Begriff Flow wurde 1988 von Csikszentmihalyi geprägt, ist also noch relativ jung und in der deutschen Hochsprache nicht sehr gebräuchlich.5 Ich persönlich hatte keine Assoziationen zum Begriff Flow. Daher habe ich mit meinen Versuchspersonen über Ekstase und Trance gesprochen. Trotzdem kann und soll hier nicht ausgeschlossen werden, dass die Termini Ekstase, Trance und Flow ähnlich angewendet werden und sich teilweise überschneiden.6 Möglicherweise ist die Kontrolle über die Herbeiführung
von
Unterscheidungsmerkmal:
Ekstase, Trance
Trance und
Ekstase
und
Flow
entziehen
ein
sich
der
bewussten Willensbestimmung und der Kontrolle, während man bei Flow von der totalen Kontrolle über Handlung und Umwelt spricht. Die Gemeinsamkeit dieser Zustände
besteht in veränderten kognitiven
Funktionen. In dieser Arbeit werde ich weiterhin die Begriffe Ekstase und Trance benutzen.
Diese
Zustände
werden
als
intensive
Erfahrungen,
mit
potentieller Auswirkung auf das Bewusstsein, definiert. Spricht man von veränderten Bewusstseinszuständen, so handelt es sich immer um Veränderungen neurologischer Funktionen, wie Gehirnwellen und Gehirnströme. Durch Stimulation und Muskelreizung kann es zu einer Endorphinausschüttung kommen (Goodman, 1997). Diese geistigen und körperlichen Prozesse können u. a. intensive Emotionen auslösen (Dittrich, 1990; Panzarella, 1980; Csikszentmihalyi, 1988), die wiederum das Ausdrucksverhalten beeinflussen können.
5 6
Keine meiner ProbandInnen hat den Begriff Flow von sich aus erwähnt. Siehe 2.5. Kategorie 1c
17
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
1.3. Emotionstheorie In der Psychologie werden Emotionen als ein vielfältiges Muster von Veränderungen,
das
subjektive,
physiologische
und
kognitive
Komponenten umfasst, bezeichnet (Kleinginna und Kleinginna, 1981). Damit verbunden sind Erregung, Gefühle, Gedanken und Handlungen (Zimbardo und Gerrig, 1996). Emotionen sind an Gehirnaktivität und äußerliche Reaktionen bzw. Ausdruck gekoppelt (Bernstein, et al. Hg., 1997). Die Erforschung von Emotionen ist
komplex, da Menschen individuell
unterschiedlich reagieren und fühlen (Meyer, 1956). Untersuchungen zur Universalität von Emotionen bei Kleinkindern und Erwachsenen deuten aber darauf hin, dass das emotionale Verständnis und der Ausdruck kulturübergreifende Ähnlichkeiten aufweisen (Camras, 1992; Ekman 1984, 1994; Ekman und Friesen 1975; Izard, 1971). Das universelle Verständnis beschränkt sich jedoch im Wesentlichen auf 7 Basisemotionen. Dazu zählen Freude, Überraschung, Wut, Ekel, Angst, Trauer, Verachtung (Ekman und Friesen, 1986).7 Daraus lässt sich folgern, dass Emotionen aus evolutionstheoretischer Sicht, direkt oder indirekt der
Lebenserhaltung
dienten (Darwin, 1872). Durch die motivierende, soziale und kognitive Funktion von Emotionen (Frijda, 1986) kann das Zusammenleben in der Gemeinschaft reguliert werden (Debus, Erdmann und Kallus Hg., 1995). Die Normen der Kulturen haben emotionale Ausdrücke umgeformt und weiterentwickelt. Die unterschiedlichen Konventionen einer Kultur können sich auf das emotionale Empfinden auswirken (Lutz und Abu-Lughod, 1990). Neben
Emotionen
werden
die
Begriffe
„Gefühl“
und
„Stimmung“
umgangssprachlich verwendet. Gefühle sind innerlich und intim, also werden eher im Stillen erfahren. Emotionen hingegen, sind nach außen gerichtet (Damasio, 1999). Mit Stimmung wird im Gegensatz zu Emotionen 7
Dieses Konzept bezieht sich ausschließlich auf ein kulturübergreifendes Verständnis von Emotionen.
18
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
und Gefühlen, ein länger andauernder emotionaler Zustand gemeint, der auch chronisch sein kann. (Kirouac, 1992).
1.4. Musik als Auslöser für starke Emotionen Es scheint offensichtlich zu sein, dass Musik direkt Emotionen auslösen kann (Rousseau, 1768; Sloboda, 1985
u.a.). Nach Sloboda (1985) sind
Emotionen ein wichtiger Faktor für die Beschäftigung mit Musik. „The reason that most of us take part in musical activity, be it composing, performing or listening, is that music is capable of arousing in us deep and significant emotions” (Sloboda, 1985, S.1) Die Funktion von Musik kann dabei ambivalent gedeutet werden. Rouget unterscheidet in seinen Untersuchungen zu Trance und Posession (1985) zwischen emotionaler Trance und gemeinschaftlicher, also willentlich herbeigeführter Trance. Bei emotionaler Trance, wirkt Musik als Trigger, das heißt als alleiniger Auslöser für Trance. Die gemeinschaftliche Trance, wie sie etwa bei Schamanen Anwendung findet, kann als körperliche Technik, die Tanzen und/oder Musizieren impliziert, verstanden werden. In beiden Fällen kann Trance, als ein emotionales Ausdrucksverhalten, das entweder aktiv oder passiv hervorgerufen werden kann, interpretiert werden (Rouget, 1985). Die Fragestellung dieser Arbeit, geht von der Annahme aus, dass man durch Musizieren in Ekstase oder Trance gelangen kann, man sich folglich aktiv, nicht aber absichtlich, in die Ekstase oder Trance spielt/singt.8
8
Das absichtliche Herbeiführen von veränderten Bewusstseinszuständen ist Teil kultureller Handlungen (Rouget, 1985; Hengst, 2003; Ins, 2001; Becker, 2004; Goodman, 1994). Siehe 1.5. Kulturgeschichte
19
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Ein wesentlicher Punkt für die weitere Argumentation der Arbeit, scheint die Intensität der Emotionen zu sein. Maslow (1968) bezeichnet intensive Erfahrungen als “Peak Experiences”9, das heißt als Augenblicke von höchstem Glück und Erfüllung. Grandpierre (1995) weist darauf hin, dass Gipfel-Erfahrungen, häufig in Verbindung mit Musik erlebt werden. Becker (2004)
verwendet den Begriff
intensives Musikhören
für
Personen
„Trancer“, die durch das Musikhören stark erregt werden:
„Deep listeners is a descriptive term for persons who are profoundly moved, perhaps even to tears, by simply listening to a piece of music“. (Becker, 2004, S.2) Eine aktuelle Online-Umfrage von Schönberger (2003) untersucht das Erleben von Thrills beim Musikhören. Mit Thrills meint Schönberger physiologische Reaktionen auf Musik, wie das Gefühl einen Kloß im Hals zu haben, Tränen, Gänsehaut, Schauer, die einem über den Rücken laufen, Schwitzen, etc. Die Ergebnisse zeigen, dass über 90% der Befragten angeben, intensive Thrill -Erlebnisse beim Musikhören zu kennen. Die für diese Arbeit relevanteste Studie über starke Gefühlserlebnisse in Zusammenhang mit Musik stammt von Gabrielsson und Lindström (2003).10 In ihrer umfangreichen Untersuchung haben sie ca. 900 TeilnehmerInnen nach den einprägsamsten emotionalen Erlebnissen beim Musikhören befragt. Aus den Ergebnissen der freien Beschreibungen entwarfen sie ein deskriptives Modell (Strong Experiences Related To Music – A Descriptive System). Dieses umfasst 7 Kategorien: allgemeine Eigenschaften von starken Emotionen beim Musikhören, körperliche Reaktionen und Verhaltensweisen, Wahrnehmung, Kognition, Emotionen und Gefühle. Ferner wurden existentiell/ transzendentale Aspekte und persönlich/ soziale Aspekte miteinbezogen. Um innerhalb der Kategorien, weiter zu differenzieren, wurden sie schließlich in weitere Subkategorien unterteilt. Die Ergebnisse der Studie von Gabrielsson und Lindström (2003) 9
peak: engl. Höhepunkt Siehe Anhang: Strong Experienves related to Music - A Descriptive System
10
20
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
verdeutlichen, wie stark und vielschichtig Musik auf Menschen wirken kann. In Bezug auf meine Studie, erscheint es sinnvoll das Modell von Gabrielsson
und
Lindström
(2003)
als
Stütze
und
Grundlage
mit
einzubeziehen, es zu diskutieren und möglicherweise zu erweitern. Ekstase und Trance stehen hier starken Emotionen gegenüber. In der experimentellen Emotionsforschung wird auf die Problematik der Messung
von
Emotionsintensität
und
Emotionsqualität
verwiesen
(Erdmann, 1983). Als mögliche Einflussfaktoren auf die spezifische Qualität und Intensität von Emotionen können der soziokulturelle Rahmen und der individuelle Handlungskontext (Debus, Erdmann, Kallus, Hg., 1995), die Veränderung von Emotionen in der Zeit (Laux und Weber, 1990), der Aktivierungsgrad (Erdmann und Janke, 1978; Erdmann, 1983) und situationsspezifische Bedingungen (Lazarus und Launier, 1978) genannt werden. Die Theorie von Schachter und Singer (1962) geht davon aus, dass mit körperlicher Aktivierung, die emotionale Intensität steigt. Wie neuere Studien belegen, steigt auch beim Musikhören die emotionale Intensität durch Bewegung (Dibben, 2004). Es ist daher anzunehmen, dass durch das Musizieren, als physischer Aufwand, ein hoher Grad an Emotionen erreicht werden kann.
1.5. Kulturgeschichte
Weltweite
ethnologisch-anthropologische
veränderte
Bewusstseinszustände
nicht
Studien nur
bei
belegen,
dass
Naturvölkern
Teil
kultureller Handlungen sind, sondern in allen Volks- und Hochkulturen verbreitet sind (Bourguinon, 1973; Goodman, 1994).
21
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
TAB. III: Vorkommen von Institutionalisierten Formen veränderter Bewusstseinszustände in den ethnographischen Hauptregionen: (Bourguignon, 1973) Anzahl mit institutionalisierten veränderten Bewusstseinszuständen
Anzahl untersuchter Gesellschaften
Aus
Afrika südlich der Sahara
114
94
Mittelmeerraum
44
35
Osteurasien
65
61
Pazifik-Inseln
86
81
Nordamerika
120
116
Südamerika
59
50
Gesamt
488
437 (90%)
TAB.
III
geht
Gesellschaften, kennen. spricht
Von
hervor,
dass
institutionalisierte institutionalisierten
man,
wenn
sie
mit
90%
der
weltweit
veränderte veränderten
kulturellen
untersuchten
Bewusstseinzustände Bewusstseinszuständen
Inhalten
belegt
werden
(Schmidthofer, 1997). Ekstase und Trance wurden in Rituale und Zeremonien eingebunden (Rouget, 1985; Hengst, 2003; Ins, 2001; Becker, 2004;
Goodman,
1994).
Im
religiösen
Kontext
hatten
veränderte
Bewusstseinszustände den Zweck, die Verbindung zu Gott, den Geistern oder Ahnen herzustellen (Goodman, 1994). Ein Ritual zeichnet sich durch Wiederholungen und Regelmäßigkeiten aus (Ins, 2001). Im Sinne eines institutionellen Rituals werden Trance oder Ekstase auf ein Signal hin herbeigeführt und beendet (Goodman, 1994). Neben verschiedenen kulturellen Ausprägungen und Abstufungen von Ekstase und Trance, unterscheidet man diese Zustände auch in der Art ihres Auftretens: 1. Veränderte Bewusstseinszustände können einerseits willentlich, das heißt
als
gezieltes
menschliches
Verhalten
(absichtlich), 22
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
herbeigeführt werden, um eine „andere Wirklichkeit“, wie es Goodman
(1994)
nennt,
zu
Bewusstseinsveränderung
ist
erfahren. vor
Diese
allem
Form für
der
diverse
Religionspraktiken von Bedeutung (Rouget, 1985; Hengst, 2003; Ins, 2001; Becker, 2004; Goodman, 1994). Um Trance oder Ekstase willentlich
herbeizuführen,
können
unterschiedliche
Methoden
angewandt werden.11 2. Ferner sind krankhafte Formen von Trance, wie z.B. Epilepsie, bekannt. Dabei handelt es sich um Körperstörungen, insbesondere um eine Erkrankung des Gehirns, wodurch Halluzinationen oder Anfälle
auftreten
Beschreibung
können
dieser
(Goodman,
pathologischen
1994). Form
Eine
von
nähere
veränderter
Bewusstseinslage würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Diese zwei Typen von veränderten Bewusstseinszuständen unterscheiden sich in der Herbeiführung, die einerseits kontrolliert und gezielt erfolgt und sich andererseits der Kontrolle entzieht und krankhaft ist. In dieser Arbeit beschränke ich mich auf veränderte Bewusstseinzustände, die ritualisiert wurden. Beispiele für ritualisierte Trance und Ekstase sind Schamanismus,
das
Sufiritual
der
Derwische,
der
Tarantella-Tanz
Süditaliens, Vodoo-Kulte, oder die Yoga-Praxis um nur einige aufzuzählen.
Unter Schamanismus versteht man eine magisch-religiöse Praxis, die auch heute noch in entlegenen Gebieten Sibiriens, bei den Inuit, bei einigen nord- und südamerikanischen Indianergruppen, sowie in Nordund Zentralasien und Ungarn
Anwendung findet. Vergleichbare
schamanistische Techniken sind ferner in Afrika, in Australien und auf dem Balkan anzutreffen. In Heil- und Weissagungsritualen tritt der Schamane
mittels
Tanz
und
Rhythmus
(Schamanentrommel,
Rasselinstrumente) mit der Geisterwelt in Verbindung. Durch monotone Geräusche, Trommelschlagen und Tanzen versetzt er sich in einen 11
Siehe 1.6. Methoden zur Induktion von veränderten Bewusstseinszuständen
23
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
tranceähnlichen hyperphrenetische
Zustand. Zustand,
Im
Schamanismus
dessen
Merkmale
überwiegt Hecheln,
der
Röcheln,
Stöhnen, aufgerissene Augen und Schaum an den Lippen sind. (Eliade, 1954; Lommel, 1980; Schmitt, 1998; Matthes, 1984)
Das islamische Sufi-Ritual ist im Vorderen Orient, Südostasien und im Iran verbreitet. Das Ritual besteht aus 3 Elementen: Tanz (raqs), Andacht (dhikr) und dem Innewerden mit der Stimme Gottes (samâ). Dadurch gelangen die Derwische in mystische Ekstase, die als unmittelbare Vereinigung mit Gott empfunden wird (Hengst, 2003; Netton, 2000).
Der Tarantella Tanz ist ein instrumentaler oder vokaler Volkstanz mit instrumentaler Begleitung. Getanzt wird er vor allem im Süden Italiens, Neapel, Apulien, Kalabrien und Sizilien. Der Tarantella Tanz geht ursprünglich auf den Glauben zurück, durch einen Spinnenbiss in eine Art Besessenheit zu gelangen, dessen Symptome Kreislaufstörungen, Atemnot, Herzklopfen, Schweißausbrüche, Krämpfe und Lähmungen sind. Die „Tarantati“ (Gebissenen) werden durch den Tanz geheilt (Critchley, 1977).
Der Vodoo-Kult wird hauptsächlich in Afrika praktiziert, ferner im Karibikstaat Haiti und teilweise auch in den USA. Zentral im Vodoo-Kult, sind die Opferbringung eines Tieres, ein Fest und der Tanz. Durch Trommelschläge und Gesänge kommuniziert man mit den Göttern (Huxley, 1977).
Die indische Yoga-Praxis, eine Art Meditationstherapie, verspricht durch eine zusammengekauerte Haltung, die Fixierung des Blicks, das Anhalten des Atems und die Wiederholung einer 6-silbigen Formel, Ekstase (Hengst, 2003).
In der abendländischen Kulturgeschichte wurden Ekstase und Trance lange Zeit verdrängt. Die Verbindung von Musik und Tanz, als Ekstase 24
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
auslösender
Stimulus,
wurde
vor
allem
von
den
Anhängern
des
Christentums, aufgrund der orgiastischen Ausmaße, die im Widerspruch zur christlichen Philosophie standen, weitgehend abgelehnt. Obwohl die frühchristliche Kirche den Tanz als liturgisches Element kannte, schloss man sich um 680 der Meinung von Augustinus an, der im Tanz den Teufel sah. Durch den Jazz, ein ursprünglich afroamerikanischer Musikstil, der von New Orleans aus unter anderem auch Europa erreichte, finden Ekstase und Trance auch im Abendland wieder an Zustimmung
(Hengst, 2003;
Muchow, 1957; Brandl, 1985). In der Technokultur des 21. Jh. findet der Trancetanz vor allem in der
Jugendszene
wieder
Anklang.
Klänge
werden
nach
sensorischen
Kriterien ausgesucht. Der DJ oder Zeremonienmeister, kurz MC12 genannt, begleitet die tanzende Menge durch eine Sinne stimulierende Party. Die Lautstärke der Musik, Bässe und Stroboskope, häufig in Verbindung mit synthetischen Drogen, animieren den Körper zum unermüdlichen Tanz, mit dem Ziel in Ekstase zu gelangen (Cousto, 1995). In
allen
genannten
Beispielen
für
ritualisierte
veränderte
Bewusstseinszustände scheinen Musik und/oder Tanz eine dominante Rolle einzunehmen. Musik mit oder ohne Tanz ist in vielen Kulturen mit veränderten
Bewusstseinszuständen
interkulturellen
Studien
zu
und
Emotionen
Trancephänomenen
verbunden.
wurden
In
universelle
Übereinstimmungen in der Anwendung von musikalischen Elementen, wie Tempo, Metrum und Rhythmus und der darauf abgestimmten Bewegung, nachgewiesen. Ein konstantes monotones Tempo und/oder die Lautstärke, die sich kontinuierlich steigern, scheinen Trance und Ekstase fördernd zu sein. Weitere innermusikalische Merkmale sind eine lange Dauer, einfache Formen, minimale Variationen, Wiederholungen, langsame Glissandi und ein enger Tonumfang (Wertheim, 1977; Graf 1980; Schmidthofer, 1997; Brandl, 1993).
12
Master of Ceremony
25
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
1.6. Methoden zur Induzierung von veränderten Bewusstseinszuständen Die Analyse verschiedener Rituale zeigt, dass zur Induzierung von veränderten Bewusstseinszuständen diverse Methoden angewandt werden können.
Dittrich
psychologische
(1990)
Stimuli.
unterscheidet
Die
Einnahme
pharmakologische
psychoaktiver
Pflanzen
und oder
Substanzen, der Einsatz rhythmischer Stimulation, die Kontrolle des Atems,
Körperhaltungen
oder
die
Konzentration
auf
besondere
Gegenstände sind übliche Mittel um in den Trance- oder Ekstasezustand zu gelangen (Rätsch, 1998). Goodman (1976) entwickelte mit ihren StudentInnen eine gezielte Induktionsmethode
für
veränderte
Bewusstseinszustände.
In
Laboruntersuchungen an der Psychiatrischen Klinik und Poliklinik der Universität München ist es den ForscherInnen dadurch gelungen, 4 Testpersonen künstlich in einen Trancezustand zu versetzen.
1.7. Evolutionäre Aspekte
Aus der Kulturgeschichte geht hervor, dass Ekstase und Trance in vielen Kulturen eine Funktion innerhalb kultureller Handlungen erfüllen. Aber welche Funktion
erfüllen veränderte
Bewusstseinszustände
für den
Menschen? Aufgrund der Verbreitung und von Ekstase und Trance könnte man auf angeborene Verhaltensweisen schließen (Goodman, 1997). Demnach müsste veränderten Bewusstseinszuständen eine evolutionäre Funktion zukommen und auch bei Tieren beobachtbar sein. Die
Veterinärpsychologie
Bewusstseinzuständen
bei
geht
nicht
Tieren
von
aus.
angeborenen
veränderten
Verhaltensweisen,
die
vom
normalen Tierverhalten abweichen, kommen zwar durchaus vor (z.B. Narkolepsie ist eine Schlafkrankheit, die bei bestimmten Hunderassen 26
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
häufig auftritt), diese sind aber meistens mit neurologischen Störungen verbunden. Zu weiteren Risikofaktoren für eine Verhaltensstörung bei domestizierten Tieren zählen bestimmte Umstände während Geburt und Aufzucht,
eine
unzureichende
Sozialisation
mit
Menschen
und/oder
Artgenossen, das Verhalten des Besitzers, negative Erfahrungen, die im Laufe des Lebens gemacht wurden, sowie körperliche Erkrankungen und Stress (Breuer, 2000; Chrisman, 1991; Brunner, 1988). Die Theorie von Hernegger (1978) besagt, dass das rituelle Verhalten, soziale
Kompetenz
und
Sprache
unmittelbaren
Einfluss
auf
das
Bewusstsein und die Entwicklung der biologischen Gehirnstrukturen des Menschen genommen haben. Daraus kann man schließen, dass sich der Mensch durch veränderte Bewusstseinszustände neue geistige Räume geschaffen
hat,
die
in
Rückwirkung
die
Bewusstseinsstruktur
des
Menschen geprägt haben (Hengst, 2003). Im Unterschied zum Tier, das vorwiegend durch Instinkte und Triebe determiniert ist, besitzt der Mensch ein reflexives Bewusstsein, das als Grundvoraussetzung
für
das
Erleben
von
veränderten
Bewusstseinszuständen betrachtet werden kann. Die Bereitschaft sich auf veränderte Bewusstseinszustände einzulassen, hat sich also primär durch die
Herausbildung
des
Bewusstseins,
entwickelt.
Wie
aus
der
Evolutionsgeschichte ersichtlich wird, ist die Gehirnstruktur des Menschen im Laufe der Entwicklung stetig gewachsen. Die Begründung dafür, liegt nach Hernegger (1978) im rituellen Verhalten der Menschen, das mit der Sozialisation einhergeht.
1.8. Zusammenfassung Die Literatur zum Thema Ekstase und Trance ist umfangreich und vielfältig. Studien aus den Bereichen der Ethnologie, Anthropologie und der Vergleichenden Musikwissenschaft belegen durch eine Vielzahl an Beispielen, dass veränderte Bewusstseinszustände in vielen Kulturen Teil 27
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
zeremonieller Handlungen sind. Die historische Deutung von Ekstase und Trance
kann
demnach
Religionszugehörigkeit verdeutlicht,
dass
nicht
unabhängig
betrachtet
werden.
veränderte
von
Der
Kultur-
kulturelle
Bewusstseinszustände
und Ansatz
interkulturell
verbreitet sind. Ekstase und Trance wurden von den verschiedenen Kulturen in das jeweilige Weltbild integriert und sind demnach durch eine kulturspezifische Bedeutung legitimiert. (Brandl, 1993; Bourguinon, 1977). Ferner stellen sich Fragen nach einer übergeordneten, evolutionären Funktion von veränderten Bewusstseinszuständen für den Menschen. Dazu ist
es
notwendig
Perspektive
zu
die
Zustände
betrachten.
aus
Auffällig
einer ist,
psychophysiologischen
dass
die
Thematik
aus
psychologischer Sicht bis dato vernachlässigt wurde. Veränderte Bewusstseinszustände sind psychisch-geistige Zustände, die vom
normalen
Wachbewusstsein
der
Selbst-
und
Umwelterfassung
abweichen. Dabei handelt es sich um Veränderungen neurologischer Funktionen,
die
sich
auf
das
subjektive
Empfinden
(Denkabläufe,
Zeitempfinden, Körperkontrolle, Bedeutungserleben) auswirken können. Häufig werden Halluzinationen, synästhetische Erlebnisse sowie intensive Emotionen erfahren. Die Besonderheit von Ekstase und Trance liegt in der Intensität der Erfahrung. Um
veränderte
Bewusstseinszustände
zu
induzieren
können
pharmakologische und/oder psychologische Stimuli gezielt eingesetzt werden. Musik und Tanz nehmen dabei vor allem in der Kulturgeschichte von Ekstase und Trance eine dominante Position ein.
28
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
2. Studie: Ekstase und Trance bei MusikerInnen
2.1. Forschungsgegenstand In dieser Studie gehe ich der Frage nach, wie Ekstase und Trance von MusikerInnen
erlebt
werden.
Unterscheiden
sie
sich
von
starken
Emotionen, die durch Musik evoziert werden? Wer und wann kann in Ekstase oder Trance fallen? Ist das musikalische Empfinden dabei kulturell unterschiedlich und abhängig von Vertrautheit und/ oder soziokulturellen Voraussetzungen? Oder ist Ekstase eine neue Form der Wahrnehmung, die jede/r ausleben kann wenn sie/er emotional bereit ist, sich darauf einzulassen? Ziel dieser Untersuchung ist es, intensive Erlebnisse, die beim Musizieren hervorgerufen werden können, zu sammeln und den Phänomenen Ekstase und Trance in der Musik auf den Grund zu gehen. Auf der Grundlage von Gabrielssons und Lindströms deskriptiven Modell über Strong Experiences related to Music (2003) sollen die qualitativen Ergebnisse meiner Studie diskutiert, verglichen und erweitert werden.
2.2. TeilnehmerInnen Die Teilnahme an der Studie erfolgte auf freiwilliger Basis. Wie bereits im Literaturüberblick angesprochen, reicht die Thematik Ekstase und Trance sehr weit. Im abendländischen Kulturkreis wurden Ekstase und Trance lange Zeit negativ bewertet und verpönt. Erst mit der Jazztradition, ein Musikstil der ursprünglich von den Schwarzen stammte, verbreiteten sich diese Phänomene auch in Europa wieder (Brandl, 1995). Es entstand die Idee,
afrikanische
MusikerInnen
mit
europäischen
MusikerInnen
zu
vergleichen. Der direkte Vergleich sollte Aufschluss geben, ob es sich bei Ekstase und Trance um kulturübergreifende Phänomene handelt, die nicht notwendigerweise an ein Ritual gebunden sein müssen. Da es für mich 29
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
einfacher war, den Kontakt zu JazzmusikerInnen zu knüpfen, habe ich mich ausschließlich auf JazzmusikerInnen aus Europa beschränkt. An dieser Stelle sei erwähnt, dass es natürlich auch interessant wäre, andere MusikerInnengruppen
wie
zum
Beispiel
klassische
MusikerInnen
im
Hinblick auf ekstatische Erfahrungen zu befragen. Der interkulturelle Vergleich meiner Studie bezieht sich auf afrikanische MusikerInnen vs. europäische JazzmusikerInnen. Methodisch eher problematisch sind die Anzahl
der
afrikanischen
TeilnehmerInnen,
sowie
deren
Geschlechterquote. Ich habe mich am Afroasiatischem Institut in Graz, der Afrikanistik in Wien, dem Kulturverein Chiala Afrika Graz, der Show Afrika! Afrika! und diversen Einzelpersönlichkeiten um die Kontaktherstellung mit afrikanischen MusikerInnen, die in Österreich leben, bemüht. Leider haben sich
nur
zwei
afrikanische
Musiker
bereit
erklärt,
an
der
Studie
teilzunehmen. An der Untersuchung beteiligten sich insgesamt 12 MusikerInnen aus Österreich, Deutschland, Italien, Senegal und Marokko. Ein Interview wurde aus technischen Gründen aus der Studie gestrichen. Die ProbandInnen waren zwischen 19 und 50 Jahre alt. Jede/r von ihnen hat
mindestens
6
Jahre
Berufspraxis
in
den
verschiedenen
Instrumentengruppen Jazzgesang, Klavier, Kontrabass, Tanz, Trommel, Perkussion, Keyboard, und Komposition. Einige TeilnehmerInnen gaben ein Hauptinstrument und mehrere Nebeninstrumente an, haben im Laufe ihrer Musizierpraxis Präferenz
liegt
also
mehrere
hauptsächlich
afrikanischer Folklore.
Instrumente im
Jazz,
erlernt.
aber
auch
Die in
musikalische World13
und
Bei den interviewten europäischen MusikerInnen
handelt es sich ausschließlich um JazzmusikerInnen. Die Afrikaner – es ließen sich leider keine afrikanischen Musikerinnen, die in Österreich leben, finden – kamen musikalisch aus den Bereichen Jazz, World und afrikanische Folklore.
13
World: Eine musikalische Stilrichtung, die meist eine Mischung, aus westlicher Populärmusik und traditionellen, meist nichtwestlichen Musikformen ist.
30
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Vier TeilnehmerInnen waren mir schon vor dem Interview bekannt. Mit mehr als der Hälfte der Personen habe ich vorher noch nie gesprochen. TAB. IV – Statistische Übersicht: TeilnehmerInnen 1 Geschlecht 2 3 5 6
8M 3F Alter Zw. 19 J. und 50 J. Herkunft Österreich, Deutschland, Italien, Senegal, Marokko Instrument/e Jazzgesang, Klavier, Kontrabass, Tanz, Trommel, Percussion, Keyboard, und Komposition Musizierpraxis Mind. 6 Jahre bis über 30 Jahre
2.3. Durchführung Die
Daten
wurden
TeilnehmerInnen
anhand
erhoben.
Dazu
persönlicher wählte
ich
Gespräche das
halb
mit
den
strukturierte
Interview, das sich insofern besonders eignet, da der Frage-Leitfaden flexibel ist und je nach GesprächspartnerIn variiert werden kann. Somit ergibt sich ein offenes Gespräch, das zum Vertrauen zwischen Interviewer und der befragten Person beigetragen hat. Gegenstand des Gesprächs waren Ekstase und Trance in der Musik bzw. intensive emotionale Erlebnisse beim Musizieren. Um die Definitionsschwierigkeit von Ekstase und Trance zu umgehen und die ProbandInnen nicht durch bereits vorhandene Theorien zu beeinflussen, forderte ich sie jeweils zu Beginn des Gesprächs auf, mir ihre eigene Definition von Ekstase und Trance mitzuteilen. Anschließend sprachen wir über konkrete Situationen, in denen die jeweilige Person in Ekstase war. TAB. V – Interviewleitfaden 1 Was verstehen sie unter Ekstase/ Trance? 2 Hat Musik bei Ihnen persönlich schon Ekstase hervorgerufen? 3 Können Sie mir diesen Zustand beschreiben? (Körperlich/ emotional/ musikalisch) 4 Unterscheidet sich Ekstase von starken emotionalen Erlebnissen? Wie? 5 Gibt es eine konkrete Situation, an die Sie sich erinnern, in der Sie in Ekstase waren? Wann? Was war der Auslöser dafür?
31
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
6 Wie oft waren Sie schon in Ekstase? 7 Gibt es vergleichbare Zustände? 8 Können Sie sich noch an Ihr erstes Erlebnis erinnern, wann Sie durch Musik in Ekstase fielen? 9 Kann Ekstase auch durch andere Medien außer Musik hervorgerufen werden? Welche?
Um
aussagekräftige
Ergebnisse
zu
erhalten,
habe
ich
den
Interviewleitfaden je nach TeilnehmerIn variiert und erweitert. Daraus ergaben sich spontan weitere interessante Fragen wie: TAB. VI – Spontane Fragen 1
Wie kann man Emotion in einer Komposition verwirklichen?
2
Wie leben Sie den Konflikt zwischen technisch-konzeptionellem Denken und Emotion aus?
3
Kann
man
Ekstase
und
Trance
bewusst
herbeiführen
oder
kontrollieren? 4
Welche Bilder werden ausgelöst?
5
Können diese Bilder in Trancezuständen weiterentwickelt werden?
6
Kommt Ekstase und Trance jedes Mal vor?
7
Wo waren Sie in diesem Zustand?
8
Was ist gefährlich an der Ekstase?
9
Hat sich für Sie, nachdem Sie ekstatische Erlebnisse hatten, etwas verändert?
10 Kann/ will man das verstehen, wenn es einem das erste Mal passiert? 11 Baut sich Ekstase eher langsam auf oder ist es plötzlich da? 12 Wie gehen Sie mit solchen Bewusstseinszuständen um? 13 Wann hat der Zustand aufgehört? Hat er aufgehört? 14 Haben sich Ekstase und Trance im Laufe der Zeit verändert? 15 Sind Ekstase und Trance spirituell? 16 Haben Sie Angst vor veränderten Bewusstseinszuständen?
Im Anschluss an die Gespräche ließ ich die TeilnehmerInnen einen Postfragebogen ausfüllen, um die soziodemographischen Daten, wie Alter,
32
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Geschlecht, Herkunft und Musizierpraxis, zu erfassen.14 Im Durchschnitt dauerten die Interviews zwischen 30 Minuten und 1,5 Stunden und fanden in Cafés, Bars, Proberäumen, bei mir oder bei den ProbandInnen zuhause statt.
Eine
kurze
jeweiligen
Beschreibung
Interviews
der
beigefügt.
Gesprächssituation Darin
beschreibe
wurde
den
ich
die
Gesprächsatmosphäre, den Ort und Auffälligkeiten. Bsp. für die Beschreibung einer Gesprächssituation: Das Interview wurde am Abend in der Kellerwohnung des Probanden15 durchgeführt. Zunächst zeigte er mir stolz seine Wohnung und lud mich auf einen Kaffee ein. Der Teilnehmer wirkte sicher und erfahren in seinen Aussagen, was auf Eigenschaften eines Sängers, der häufig mit Selbstsicherheitsfragen konfrontiert sein könnte, – da er ständig im Bühnenmittelpunkt ist – zurückzuführen sein könnte. Im Anschluss an das Gespräch spielte er mir verschiedene Musikstücke vor, bei denen er in Ekstase war. Insgesamt war es ein sehr intimes und freundschaftliches
Gespräch.
Der
Musiker
gab
mir
die
Telefonnummern von anderen Jazzmusikern, die auch bereit wären, mit mir über dieses Thema zu sprechen. Die Gespräche, die auf Deutsch, Französisch und Italienisch durchgeführt wurden, wurden größtenteils mit Minidisk aufgezeichnet und anschließend zu einem maschingeschriebenen Text transkribiert.16 Um die Anonymität der ProbandInnen zu gewährleisten, habe ich sie mit Fall A bis K gekennzeichnet. Die Protokolle umfassen 68 Seiten. Österreichische Dialektfärbungen wurden in die Hochsprache übertragen. Wiederholungen, „Ähs“ und Ähnliches
wurden,
weggelassen.
falls
sinngemäß
Auffälligkeiten
wie
nicht
Lachen,
unbedingt Blicke,
tief
erforderlich, Durchatmen,
14
Siehe Anhang: Postfragebogen Aus Platzgründen werden fortan geschlechtsneutrale Formulierungen ausgespart. 16 Fall I stimmte einer Aufzeichnung nicht zu, daher wurde das Gespräch von mir mitgeschrieben und anschließend entsprechend ausformuliert. 15
33
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Anzünden einer Zigarette oder Ähnliches werden, falls es sich dabei um Befindlichkeits- oder Unsicherheitsfaktoren handeln könnte, in Klammer angeführt. Unvollständige Sätze werden in Klammer mit den fehlenden Wörtern ergänzt.17
2.4. Analyse Als Auswertungsmethode wurde die Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring
(2003)
gewählt,
Kommunikationszusammenhang
da
das
Material
analysiert
werden
in
seinem
kann.
Die
Inhaltsanalyse ist keine standardisierte Methode, die stets in derselben unveränderten Form angewandt wird, sie muss auf die gegebene Studie und
die
spezifische
Fragestellung
hin
angepasst
werden.
Die
systematische und nachvollziehbare Konstruktion der Kategorien hilft bei der Analyse des Datenmaterials. Die Inhaltsanalyse ist ein Prozess, der in mehreren Schritten durchgeführt wird. Zunächst werden die Interviews paraphrasiert,
das
heißt
in
kurze
klare
Sätze
zusammengefasst.
Unwichtige und ausschmückende Wörter werden dabei ausgespart. Schließlich werden die Paraphrasen generalisiert. Dabei steigt das Abstraktionsniveau. Schließlich werden inhaltlich vergleichbare Aussagen zusammengezogen und Kategorien gebildet. TAB. VII - Die Auswertung der Daten in Textform erfolgte in den Schritten: 1. Paraphrasierung 2. Generalisierung (Abstraktionsniveau) 3. Reduktion 4. Kategorienzusammenfassung
17
Siehe Anhang 5.3.: Hinweise zur Interview - Transkription
34
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
In
einer
zweiten
Phase
wurden
die
Kategorien
nach
inhaltlichen
Schwerpunkten geordnet. Durch diese Abfolge, konnte das schriftliche Material zusammengefasst und reduziert werden.18 Da ich nach diesen Schritten immer noch 10 Kategorien hatte, versuchte ich die Kategorien nach inhaltlichen Schwerpunkten, das heißt nach meinen Fragestellungen zu ordnen. Daraus ergaben sich zunächst 7 Kategorien. Mit Hilfe Gabrielssons und Lindströms Kategorienmodell (2003) gelang es mir, mich für die Zitate zu sensibilisieren und ich konnte das Modell durch 2 weitere Kategorien ergänzen. Nach der Fertigstellung der Analyse wurden die verschiedenen Schritte und Kategorien von einer Kollegin19 durchgesehen und anhand der Transkriptionen kontrolliert. Sie hat mir empfohlen mich an das Modell von Gabrielsson
und
Lindström
zu
halten
und
bei
den
Stressfaktoren
einzuhaken, was ich auch für sinnvoll gehalten habe. Die
Analysemethode
scheint dem Stoff angemessen
zu sein.
Die
Generalisierungen und Streichungen sind zwar keineswegs willkürlich, aber
dennoch
anfänglich
gewöhnungsbedürftig.
Die
Qualitative
Inhaltsanalyse hätte nachteilig sein können, wenn sich daraus keine repräsentativen Kategorien gebildet hätten. Doch durch den Vergleich mit Gabrielsson und Lindström (2003) bestätigte sich die Eignung der Analyse, da sich die Kategorien sehr ähneln und zum größten Teil überschneiden. Die durch die qualitative Inhaltsanalyse gewonnenen Kategorien, bilden die Grundlage für meine Ergebnisse.
18
Siehe Anhang: Qualitative Inhaltsanalyse nach Philipp Mayring (2003) Frau Mag. Margit Painsi ist Studienassistentin von Univ.- Prof. Dr. Parncutt am Institut für Musikwissenschaft in Graz mit Expertise in den Qualitativen Forschungsmethoden. 19
35
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
2.5. Ergebnisse Einleitend möchte ich betonen, dass sich jedes einzelne Gespräch mit den MusikerInnen als einzigartig herausstellte. Die Interviews haben mich in vielerlei Hinsicht bereichert. Überraschend war, dass nur eine Person, laut Eigendefinition, kein ekstatisches Erlebnis während dem Musizieren hatte, sehr wohl aber starke Gefühlserlebnisse. Die meisten der TeilnehmerInnen berichteten über ekstatische Erlebnisse während live Auftritten vor Publikum. Es gab zwei Fälle, die von auch von ekstatischen Hörerlebnissen erzählten: „Hin und wieder bei Keith Jarrett passiert mir das schon, dass ich selbst beim Zuhören in Ekstase oder Trance verfalle. Aber ist doch eher eine extreme Konzentration.“ (Fall G, ♂) „Ekstase habe ich bis jetzt mehr beim Zuhören erlebt.“ (Fall F, ♀)
Dass die Gespräche durch eine analytische Interpretation zum Teil entzaubert werden, das heißt zerlegt werden und nicht mehr im ursprünglichen
Kommunikationszusammenhang
stehen,
stellt
eine
Notwendigkeit dar um objektive Ergebnisse zu gewährleisten. Ich habe das Analyseverfahren in zwei Etappen durchgeführt. Zunächst habe ich den Inhalt
der
Transkriptionen
zusammengefasst.
Anschließend
paraphrasiert wurden
die
und
in
Kategorien
Kategorien wiederholt
zusammengezogen und auf das Forschungsinteresse hin untersucht und reduziert. Durch die qualitative Inhaltsanalyse gelang es mir, 9 Kategorien zu unterscheiden. Die Kategorien 1 bis 7 lehnen sich an das deskriptive Modell zu starken emotionalen Erlebnissen in Zusammenhang mit Musik von Gabrielsson und Lindström (2003). Ich habe mich auch in der Nummerierung an dieses Modell gehalten. In der nachstehenden Übersicht habe
ich
jene
Subkategorien
kursiv
geschriebenen
und
mit
(**)
gekennzeichnet, die in der Analyse von Gabrielsson und Lindström zwar vorkommen, sich aber in meinen Ergebnissen über Ekstase und Trance nicht konstatieren lassen. 36
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Durch meine Untersuchung ergaben sich zusätzliche Subkategorien: 1c Definitionsunterschiede,
1d
Häufigkeit,
2d
Kraftaufwand,
4h
Selbstvergessenheit, 5e Erotische Gefühle, 7e Offenheit und 7f Bleibender Eindruck und Effekte. In der Tabelle habe ich in Klammer (*) für jede neue Kategorie hinzugefügt. Die Kategorien 8a-h Kontext des Musizierens, sowie die Kategorie 9 Vergleichbare Zustände sind neu dazugekommen. Die in meiner Studie ergänzten Kategorien und Unterkategorien kommen bei Gabrielsson und Lindström (2003) nicht vor. Dafür lassen sich mehrere Gründe auflisten:
Das Interesse der Studie von Gabrielsson und Lindström (2003) lag in der Entwicklung eines deskriptiven Modells zu starken Emotionen in Verbindung mit Musik, das heißt sie analysierten vorwiegend Berichte und Beschreibungen und standen nicht in direktem Kontakt mit den TeilnehmerInnen (z.B. in Form eines Interviews). Den Vorteil des Gesprächs sehe ich in seinem interaktiven Charakter. Offene Fragen können jederzeit geklärt und Unklarheiten durch simples Nachhaken beseitigt werden. Andererseits könnten die ProbandInnen auch negativ bzw. positiv beeinflusst werden, was sich wiederum auf die Objektivität auswirken würde.
Einen weiteren Aspekt impliziert das Musizieren selbst. Durch das live Spielen
von
beispielsweise
Musik
ergeben
sich
zusätzliche
das
Setting,
Lampenfieber,
Dimensionen, Druck,
wie
Konkurrenz,
Kraftaufwand etc. (siehe Kategorien 2d: Kraftaufwand und 8a - 8h: Kontext des Musizierens), die beim Hören von Musik keine wesentliche bis keine Rolle spielen.
Die Kategorie 9 Vergleichbare Zustände, sowie die Unterkategorien Definitionsunterschiede (1c) und Häufigkeit (1d) hielt ich in meiner Studie insofern für interessant, als dass ich schon zu Beginn der Arbeit auf die Definitionsproblematik von Ekstase und Trance verwiesen
37
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
habe.20 Mir erschien es daher sinnvoll, jedem/r der ProbandInnen die Möglichkeit zu geben, ihre eigene Definition von Ekstase und Trance zu verwenden, um eine theoriegeleitete Beeinflussung des Gesprächs meinerseits auszuschließen. Demnach ergab sich folgendes Kategorienmodell: TAB. VIII – Kategorienmodell
1 Allgemeine Charakteristika und Merkmale von Ekstase und Trance a) Einzigartigkeit b) Erfahrung, die schwierig zu beschreiben ist c) Definitionsunterschiede (*)21 d) Häufigkeit (*) 2 Physiologische Reaktionen und Verhaltensweisen a) Physiologische Reaktionen b) Verhaltensweisen und Aktionen c) Quasi-physiologische Reaktionen d) Kraftaufwand (*) 3 Wahrnehmung a) Auditive Wahrnehmung b) Visuelle Wahrnehmung (**)22 c) Taktile Wahrnehmung (**) d) Kienästhetische Wahrnehmung e) Andere Sinne (**) f) Synästhesie g) Intensivierte Wahrnehmung h) Musik Wahrnehmung
20 21 22
Siehe 1.2. Definitionen: Ekstase, Trance und Flow als veränderte Bewusstseinszustände (*): Neue Kategorie (**): Diese Kategorie kommt in meiner Studie nicht vor
38
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
4 Kognition a) Veränderte Einstellung und Gedankenlosigkeit b) Veränderte Raum- und Zeitwahrnehmung, Verlust des Körperbewusstseins, Desorientierung, Erfahrung der Unwirklichkeit, Ganzheitsgefühl c) Kontrollverlust und Überraschung d) Veränderte Beziehung bzw. Haltung zur Musik e) Assoziationen und Erinnerungen f) Bilder und Musik im Kopf g) Musikalische Kognition und Emotion h) Selbstvergessenheit (*) 5 Emotionen a) Intensive Emotionen b) Positive Emotionen c) Negative Emotionen (**) d) Gemischte Gefühle e) Erotische Gefühle (*) 6 Existentielle und transzendentale Aspekte a) Existenz (**) b) Transzendenz (**) c) Religiöse Erfahrung 7 Persönliche- und soziale Aspekte a) Neue Möglichkeiten, neue Einsichten b) Musik: Neue Möglichkeiten/ Einsichten c) Selbstbewusstsein, Respekt und Kraft d) Gemeinschaft zwischen MusikerInnen (**) e) Offenheit (*) f) Effekte und Bleibender Eindruck (*) 8 Kontext des Musizierens (*) a) Vorbereitung 39
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
b) Unsicherheit, Angst und Druck c) Selbstvertrauen und Konkurrenz d) Setting (Bühne, Publikum) e) Überfordert sein f) Persönliches Befinden g) Vertrauen in die MusikerInnen h) Persönliche Identifizierung 9 Vergleichbare Zustände (*)
Im folgenden Abschnitt möchte ich die einzelnen Kategorien mit Beispielen belegen und diskutieren. Aus Platzgründen können nicht alle Zitate herangezogen werden. Ca. 22%23 der transkribierten Gespräche werden exemplarisch für die Kategorien und Subkategorien angeführt.24 ♀ steht für weiblich, ♂ steht für männlich. Die Nummerierungen und Buchstaben der Kategorien und Unterkategorien entsprechen der vorigen Tabelle. Um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten habe ich die jeweilige Kategorie mit Subunterteilungen von Gabrielsson und Lindström am Beginn eingefügt.
1) Allgemeine Charakteristika und Merkmale von Ekstase
Kategorie 1: Gabrielsson und Lindström (2003) 1
General characteristics a
Unique experience
b
Hard-to-describe experience, words insufficient
Die erste Kategorie bezieht sich auf die Fragen was man unter Ekstase und Trance versteht und wie diese Zustände beschrieben werden. Die Antworten darauf sind individuell sehr verschieden und in gleichem Maße
23
68 Seiten =100%; 15 Seiten (Zitate) = 22,05% Die transkribierten Interviews in voller Länge wurden als pdf-Datei und im mp3 Format auf CD gebrannt. Siehe Beilage 24
40
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
differenziert. Die allgemeinen Charakteristika von Ekstase und Trance können entsprechend dem Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) zunächst in zwei Subkategorien unterteilt werden.
a) Einzigartigkeit [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Das ekstatische Erlebnis wird als einzigartig, erstrebenswert, als etwas Großartiges empfunden, das noch nie zuvor in dieser Form erlebt wurde. „Was wir dort gemacht haben war für mich eine Extremsituation. Ich habe so was noch nie erlebt.“ (Fall A, ♂) „wusste aber dann, dass es einzigartig war.“ (Fall E, ♀) „..so was Vollkommenes und so was Großartiges hat.“ (Fall G, ♂) „So was großes habe ich noch nie gemacht, ich weiß nicht wie viel tausende von Leuten das gerade hörten“ (Fall A, ♂)
b) Erfahrung, die schwierig zu beschreiben ist [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Die TeilnehmerInnen gaben an, das Gefühl zu haben diese intensiven Erlebnisse nicht in Worte fassen zu können. „Ich habe das Gefühl, wenn ich das jetzt in Worte ausdrücken will, dass es dann nicht das widerspiegelt was es für mich war.“ (Fall C, ♂) „..da wird man plötzlich von irgendwas mitgenommen, erfasst, es ergibt sich eine Eigendynamik, die man schwer erfassen oder definieren kann.“(Fall A, ♂) „Dafür gibt es so wenig Worte.“ (Fall G, ♂) „Ich habe bemerkt, dass ich nur mehr agiere und bin nicht in der Lage zu verstehen, was ich da mache. Es ist einfach passiert.“ (Fall J, ♀)
41
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Ekstase und Trance entziehen sich also einer eindeutigen persönlichen Definition. Dies würde die Annahme stützen, dass die MusikerInnen außergewöhnliche, bis dato unbekannte Bewusstseinszustände erlebt haben, die begrifflich schwer einzuordnen sind. Um eine möglichst authentische Definition von Ekstase und Trance zu erhalten, ließ ich die ProbandInnen am Beginn der Interviews erklären, was jede/r einzelne von ihnen darunter versteht. Ich forderte die TeilnehmerInnen auf eventuelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufzuzählen. Daraus ergab sich die neue Subkategorie 1c Definitionsunterschiede, die sich direkt auf die konkrete Fragestellung zu Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Trance, Ekstase und starken Emotionen bezieht:
c) Definitionsunterschiede [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) nicht vor.] Einige ProbandInnen meinten mit Ekstase und Trance dieselben Zustände mit
unterschiedlicher
Intensität,
andere
konnten
darin
keine
Gemeinsamkeiten erkennen. Manche TeilnehmerInnen charakterisierten mit ihren Beschreibungen von Trance, spezifische Merkmale von Flow. Wieder andere sprachen von starken Emotionen oder auch nichtmenschlichen Gefühlen. Beispiele für die Gleichsetzung von Ekstase und Trance sind: “Che domanda difficile. Estasi e transe sono condizioni fisiche e psichiche di perdizione della realtá in cui si dimentica lo spazio luogo in cui si è, e ci si trova in un altro spazio luogo molto personale ed unico, creato dalla mente e dal corpo.” (Fall H, ♂) (dt. Übersetzung: Welch schwierige Frage. Ekstase und Trance sind physische und psychische Konditionen eines Realitätsverlustes, wo man den örtlichen Raum um sich vergisst und sich an einem anderen sehr persönlichen und einzigartigem Ort befindet, der vom Geist und Körper kreiert wurde.) „Beides ist so ein geistiger emotionaler Zustand, den man verfällt. Man muss sich fallen lassen.“ (Fall G, ♂)
42
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
„Es ist eine Schwingung, die dich erwischt und plötzlich wie eine Welle reitest du mit ihr mit, weil du selbst auch offen bist für diese Art von Frequenz, die da gerade schwingt“ (Fall A, ♂) „Das ist für mich Wortklauberei. Ich würde schon sagen, dass Ekstase ein starkes emotionales Erlebnis ist.“ (Fall G, ♂)
Von
einigen
ProbandInnen
wurden
die
Zustände
gegensätzlich
charakterisiert: „Wenn etwas ekstatisch ist, dann ist es irrsinnig intensiv und ganz arg und dann ist es aber wieder vorbei (lacht) ..ja eben, Sex halt. Und mit Trance verbinde ich eine längere, geistig tiefere Erfahrung.“ (Fall F, ♀) „Trance ist ein Zustand, den man künstlich herbeiführen kann und Ekstase ist etwas, das passiert.“ (Fall J, ♀) „Trance und Ekstase, glaube ich, sind zwei verschiedene Sachen.“ (Fall B, ♂) „Ekstase ist animalischer.“ (Fall F, ♀) „Ein Trancezustand hat für mich mehr mit Bewusstsein zu tun, mehr mit Spirituellem – einem spirituellen Hintergrund. Und Ekstase ist eher das Wilde.“ (Fall F, ♀)
Trance kann aber auch ganz anders aufgefasst werden: „Das [Trance] ist für mich ein Musikstil
. Ja, was sonst?“ (Fall K, ♂)
25
Für 5 TeilnehmerInnen (Fälle G ♂, K ♂, A ♂, D ♂, H ♂) waren Ekstase und Trance dieselben Zustände. Sie sprachen über heftige emotionale Erlebnisse, die das Bewusstsein zum Teil beeinflussen können. Zwei ProbandInnen dieser Gruppe sprachen ausschließlich über Ekstase in der Musik und gingen auf Trance nicht näher ein (Fall D, ♂ und Fall A, ♂). 5 Personen unterschieden begrifflich zwischen Ekstase und Trance.26 Die Differenzen bestehen in der Kontrollierbarkeit von Trance bzw. der Natürlichkeit von Ekstase, in der Häufigkeit des Vorkommens, in der Intensität der Emotionen, im Effekt und in der Wahrnehmung, wobei niemand der Befragten eine genaue Grenze zwischen den Begriffen ziehen 25
Unter Trancedance versteht sich eine Spielart des Musikstils „Techno“. Sie ist gekennzeichnet durch glissandohafte-, ätherische Computerklänge (Duden Musik, 2000). 26 Siehe Anhang: Tabellarische Übersicht zu den ProbandInnen
43
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
konnte. Eine Person (Fall B, ♂) unterscheidet die Begriffe am Beginn des Interviews, verwendet sie aber am Ende des Gesprächs im selben Kontext, ohne es selbst zu merken. Einen konkreten Unterschied gab es nur für eine
Person
aus
Senegal.
Folgende
Gegenüberstellung
soll
dies
verdeutlichen:
Fall I, ♂
Ekstase „Gefühlserlebnisse – damit verbinde ich Ekstase: Weinen, Lachen, sich Wohlfühlen.“
Trance „Aber Trance ist extrem. Das findet in Verbindung mit den Geistern statt.“
Daraus wird ersichtlich, dass bei der befragten Person der kulturelle Hintergrund
dazu
beträgt,
die
Begriffe
eindeutig
zu
trennen.
Die
betreffende Person bezog sich im Gespräch mehrmals auf rituelle Bräuche in denen Trance ein wesentliches Element bildet. Bei keinem der befragten europäischen MusikerInnen trifft dies zu. Einen wichtigen Aspekt zum Verständnis innerhalb einer Kultur bildet die jeweilige Sprache. Bei einem afrikanischen Musiker stellte sich die Sprache als Gesprächsbarriere heraus, obwohl es klar gemacht wurde, dass wir über starke Emotionen beim Musizieren sprechen: „Ich habe die Begriffe [Ekstase und Trance] nicht ganz verstanden.“ (Fall K, ♂)
Dies gibt Anlass zur Annahme, dass die Deutung und vor allem das Verständnis der Begriffe Ekstase und Trance vom kulturellen Kontext, der Erfahrung und dem Sprachverständnis der jeweiligen Person abhängig sind.
d) Häufigkeit [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) nicht vor.] Die Häufigkeit des Vorkommens derartig starker Erlebnisse ist ebenso variabel wie ihre begriffliche Einordnung: 44
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
„Trance passiert jeden Tag. Wenn ich Melodien singe im Kopf, bin ich schon in Trance, glaube ich.“ (Fall B, ♂) „Ekstase kommt öfter vor wie Trance.“ (Fall I, ♂) „Wie oft das vorkommt, weiß ich nicht.“ (Fall A, ♂) „Ich erlebe das [Ekstase] bei jedem Konzert, mindestens einmal, und wenn ich’s nicht erlebe, dann hat mich das Konzert unbefriedigt zurückgelassen.“ (Fall D, ♂) “È una condizione che io suonando da solo, raramente provo.” (Fall H, ♂) (dt. Übersetzung: Das ist ein Zustand, den ich selten allein empfinde) Pero sono piú le volte quando non succede. Purtroppo!” (Fall H, ♂) (dt. Übersetzung: Aber die Male wo es nicht passiert, sind haüfiger. Leider!) „Ich war oft in Trance.“ (Fall I, ♂)
Die vielen unterschiedlichen Meinungen und Erfahrungen führen mich zu dem Schluss, die Grenze der Begrifflichkeiten Ekstase, Trance und starke Emotionen vor allem im europäischen Kontext aufzulösen. In weiterer Folge meiner Arbeit behandle ich die Begriffe Ekstase und Trance als intensive Erlebnisse mit Musik. Auch hier soll dennoch keineswegs ausgeschlossen werden, dass sich diese Zustände individuell sehr unterschiedlich,
im
Sinne
von
Emotionsintensität
oder
Bewusstseinsveränderung, auswirken können.
2) Physiologische Reaktionen und Verhaltensweisen
Kategorie 2: Gabrielsson und Lindström (2003) 2
Physical reactions and behaviours a
Physiological reactions
b
Behaviours/ Actions
c
Quasi-physical reactions
Analog zu dem Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) werden auch hier physiologische Reaktionen und Verhaltensweisen als Teilaspekte von Ekstase und Trance, wie starke Emotionen verstanden. 45
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
a) Physiologische Reaktionen [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Offensichtlich und relativ leicht einzuordnen sind jene körperlichen Reaktionen, die durch das Musizieren hervorgerufen werden. Schwitzen und Gänsehaut sind häufige physiologische Reaktionen während der Ekstase. „Ekstase ist für mich wirklich Gänsehaut..“ (Fall F, ♀) „Es ist halt so Empfinden. Gepaart mit äußerlich sichtbaren Reaktionen, dass man halt voll zum Schwitzen anfängt. Bei mir ist das immer krass wie ich da zum Ausrinnen anfange.“ (Fall G, ♂)
b) Verhaltensweisen und Aktionen [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] In Verbindung mit diesen sichtbaren körperlichen Reaktionen stehen weitere Verhaltensweisen und Aktionen wie etwa Lachen, geschlossene Augen, keine Luft bekommen, sich Schämen und Sprachlosigkeit. „..keine Luft kriegen..diese ganzen Sachen.“ (Fall F, ♀) „Es geht mir auch jedes Mal, nachdem ich so ein ekstatisches Erlebnis hatte, ist es für mich extrem schwer zu kommunizieren.“ (Fall G, ♂) „..ich hatte erstens Mal ein Lächeln auf dem Gesicht und zwar die ganze Zeit und auf der anderen Seite war ich überhaupt nicht fähig.. Ich konnte mit niemandem reden.“ (Fall F, ♀) “Io suono in generale sempre con gli occhi chiusi.” (Fall H, ♂) (dt. Übersetzung: Ich spiele im Allgemeinen mit geschlossenen Augen) „Vielleicht bin ich durch das Lachen genau in das hinein gefallen, dass ich mich selbst geniert habe und mir dachte, ich bin selber gar nicht da, sondern ich spiele das jetzt einfach und tue so, als wäre ich gar nicht da.“ (Fall C)
46
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
c) Quasi-physiologische Reaktionen [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Mehrere TeilnehmerInnen der Studie gaben während des ekstatischen Erlebens „quasi-physiologische“ Reaktionen an, wie etwa das Gefühl von Musik durchdrungen zu sein, oder sich selbst besser zu spüren. „Ich glaube, das ist schon ein ekstatischer Zustand, weil es einen überkommt, dieses fließende Gefühl, dass man die Stimme total durch sich Durchdringen spürt und sich selbst irrsinnig spürt.“ (Fall J, ♀) „Das ist dann Ekstase, dass man komplett abschalten kann und für den Moment in der Musik ganz drinnen ist.“ (Fall E, ♀)
Eine Musikerin verwendete die Formulierung „unter Strom stehen“ und Achterbahn fahren. Möglicherweise könnte man diese Umschreibung einem flauen Magen gleichsetzen: „Ja, ich steh unter Strom. Physisch bemerke ich bei mir immer wenn das passiert (atmet tief aus) wie wenn du in einer Achterbahn sitzt und es geht runter.“ (Fall F, ♀)
Gabrielsson
und
Lindström
(2003)
konzentrieren
sich
in
ihrer
Untersuchung über Strong Experiences Related To Music vor allem auf starke emotionale Erlebnisse, die beim Musikhören hervorgerufen werden können.
Die
TeilnehmerInnen
meiner
Studie
sind
ausschließlich
MusikerInnen und wurden nach ekstatischen Erlebnissen beim Musizieren befragt. Durch das Musizieren, als körperliche Bewegung, ergab sich die zusätzliche Unterkategorie Kraftaufwand.
d) Kraftaufwand [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) nicht vor.] Musizieren ist mit einem körperlichen Aufwand, das heißt Bewegung der Arme, Beine, Finger, Singen etc. verbunden. Für die meisten ProbandInnen war das Improvisieren besonders wichtig. Beim Improvisieren ist der 47
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Musiker doppelt belastet, da er einerseits hört, in Echtzeit komponiert und spielt oder singt. Dies erfordert Konzentration also mentale Fokussierung auf inner- und außermusikalische Einflussfaktoren, sowie Körpereinsatz um zu Spielen oder Singen. Besonders in Bezug auf ekstatische Erlebnisse, scheint dieses Wechselspiel zwischen Konzentration und Kraftaufwand eine wesentliche Rolle zu spielen. Gabrielsson und Lindström (2003) bezogen diesen Aspekt nicht mitein, da es
sich
bei
ihren
Daten
ja
vor
allem
um
Beschreibungen
von
Hörerlebnissen handelt. „Es war eine Stunde wirklich extreme Kraft, einerseits im Sinne der Anstrengung beim Spielen selbst, andererseits im Sinne des Wissens was wir da gerade tun.“ (Fall A, ♂) „Das sind so Momente, da gehe ich auch an meine physischen Grenzen, weil ich weiß, dass der Körper da so überladen ist mit Anspannung, bis du zu diesem Moment kommst, weil du brauchst Kraft dafür, das durchdringt dich.“ (Fall D, ♂) „Das ist an unsere körperlichen, an unsere psychischen Grenzen [..] gegangen.“ (Fall A, ♂) „Du spielst dich rein in die Ekstase.“ (Fall G, ♂)
Diese Auszüge stützen die Theorie von Dibben (2004), die davon aus geht, dass die emotionale Intensität mit körperlicher Aktivierung bzw. Erregung steigt.
3) Wahrnehmung Kategorie 3: Gabrielsson und Lindström (2003) 3
Perception a
Auditory Perception
b
Visual Perception
c
Tactile perception
d
Kinaesthetic perception
48
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
e
Other sense modalities
f
Synaesthesia
g
Intensified perception, multimodal perception
h
Musical perception-cognition
Wie ekstatische Erlebnisse inner- und außermusikalisch wahrgenommen werden, kann sich sehr unterschiedlich auswirken. Es lassen sich Veränderungen der sinnlichen Wahrnehmung feststellen.
a) Auditive Wahrnehmung [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Raumakustik oder die Akustik einer Stimme haben zwei der befragten ProbandInnen so stark beeindruckt, dass sie in einen ekstatischen, tranceartigen Zustand verfielen: „..auf dem Klo hat es eine extrem arge Akustik [gegeben]..“ (Fall J, ♀) „Mir ist es ein paar mal im Leben passiert, dass ich mit Leuten geredet habe, in einem Raum, Männer – nichts besonderes – nicht besonders schöne – normal: Aber die hatten irgendetwas in der Stimme, dass ich wie hypnotisiert war. Ich weiß bis heute nicht was das war, aber ich konnte nicht mehr reden.“ (Fall B, ♂)
b) Visuelle Wahrnehmung c) Taktile Wahrnehmung Die Kategorien „Visuelle Wahrnehmung“ und „Taktile Wahrnehmung“ wurden in das Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) als Subkategorien miteinbezogen. Bei Ekstase und Trance scheinen sie aber keine wesentliche Rolle zu spielen. Keine der ProbandInnen hat diese Unterkategorien veränderte
erwähnt.
Ein
Bewusstseinslage
möglicher sein
Grund
dafür
(eingeschränkte
könnte
die
visuelle
Wahrnehmung).
49
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
d) Kinästhetische Wahrnehmung [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Mit kinästhetischer Wahrnehmung meinen Gabrielsson und Lindström (2003) Muskelspannungen oder Muskelentspannungen. In meiner Studie sprach ein Teilnehmer von Entpannung und Ruhe: „Körperlich ist man eigentlich ganz ruhig und entspannt und man lässt die Musik einfach passieren.“ (Fall C, ♂)
e) Andere Sinne Eine Wahrnehmung, die sich auf zusätzliche Sinne bezieht, als hier schon angesprochen wurde, kommt nicht vor. Gabrielsson und Lindström (2003) meinen damit zum Beispiel das Empfinden von Wärme und Kälte.
f) Synästhetische Wahrnehmung [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Unter einigen TeilnehmerInnen lösten Ekstase und Trance synästhetische Eindrücke27 aus. Bei der Verschmelzung verschiedener Sinne werden Bilder, Farben, Gerüche oder Erfahrungen mit der Musik assoziiert. Die Ursache für Synästhesie liegt in der Verknüpfung von üblicherweise getrennt verlaufenden sensorischen Bahnen im Gehirn (Gray, 2006). „Musik macht das zwar nicht direkt, aber es entstehen Bilder durch Erfahrungen und dadurch gelange ich in Trance.“ (Fall B, ♂) „..dass man nur mehr auf diese Sache konzentriert ist und nur mehr das hört, und dann entstehen Bilder, aber was für welche.“ (Fall B, ♂) „Man denkt vielleicht in Farben oder in Stimmungen. Man ist von der Außenwelt abgeschlossen und ist voll mit sich selbst.“ (Fall G, ♂)
27
Synästhesie: griech. Gleichzeitiges Empfinden
50
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
“..ti ricordi che cosa hai respirato..” (Fall H, ♂) (dt. Übersetzung: du erinnerst dich was du gerochen hast)
g) Intensivierte Wahrnehmung und Energie [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Die meisten befragten MusikerInnen sprachen im Zusammenhang Ekstase und Trance von Energieflüssen und optimaler Stimmung.28 Kurzum, die Wahrnehmung im Moment der Ekstase ist intensiviert und empfindlicher auf äußere Reize. “E lì c’era un’energia totale. Sia tra i musicisti sul balco, sia tra il pubblico..” (Fall H, ♂) (dt. Übersetzung: Und da war eine totale Energie. Sei es zwischen den MusikerInnen auf der Bühne, als auch im Publikum..) „Wahrscheinlich haben die vibes einfach gestimmt – die Stimmung. Es hat einfach gepasst.“ (Fall E, ♀)
h) Innermusikalische Wahrnehmung [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Die
innermusikalische
Wahrnehmung
bezieht
sich
auf
eine
gute
Kommunikation zwischen den MusikerInnen, die wesentlich dazu beträgt, dass das Konzert als anregend und stimmig empfunden wird. „Der Bassist spielt mit dem Schlagzeuger, der Schlagzeuger schaut drauf was der Bassist macht.“ (Fall G, ♂) “Qualunque idea che venisse, sapevi che la potevi dare perché avrebbe funzionato e gli altri avrebbero risposto.” (Fall H, ♂) (dt. Übersetzung: Von jeder Idee, die dir einfiel, wusstest du, dass du sie einbringen kannst, weil sie funktioniert hätte und die anderen hätten geantwortet.)
28
Die Philosophie meint mit Energie die Grundkraft aller Dinge (Duden, 20. Auflage).
51
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Die
Musik
wird
als
optimal
und
natürlich
wahrgenommen,
die
verschiedenen Töne als passend und angenehm empfunden. „..aber ich glaube, dass der Zustand (meint Trance), der ideale zum Spielen ist, dass man aus einem Trance-Zustand heraus musiziert, weil die Musik dadurch viel natürlicher fließt.“ (Fall C, ♂) „F. hat ein extrem cooles Lick gespielt, an einem Moment, wo dann der Schlagzeuger richtig reagiert, oder cool reagiert hat, und ich habe ohne nachdenken genau die corners erwischt die das ganze Bam! auf das nächste Level katapultiert hat. Und das war für jeden ein ekstatisches Erlebnis.“ (Fall C, ♂) „Wenn man aber einfach in so einem Trance-Zustand drinnen ist und lässt es einfach passieren, dann kommt es (das Solo) einfach natürlich heraus.. Es gibt keine falschen Töne mehr. Jeder spielt und alles was gespielt wird gibt total Sinn und es grooved und es passt auf einmal alles zusammen, weil wahrscheinlich jeder aus so einem Zustand heraus spielt.“ (Fall C, ♂)
4) Kognition Kategorie 4: Gabrielsson und Lindström (2003) 4
Cognition a
Changed Attitude
b
Changed experience of situation, body and mind, time and space, wholeness
c
Loss of Control
d
Changed relation/ attitude to the music
e
Associations, memories, thoughts
f
Imagery, inner images, inner music
g
Musical cognition-emotion
Kognition
bezieht
sich
auf
alle
geistigen
Prozesse
der
Informationsverarbeitung (Justus und Bharucha, 2002). In Bezug auf Ekstase und Trance konnten veränderte Sichtweisen in Bezug auf die eigene Person und die Umgebung festgestellt werden. Das Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) lässt sich in der Kategorie Kognition eins zu eins auf meine Ergebnisse übertragen. Ekstatische Momente sind von
52
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Desorientierung, Gedankenlosigkeit und dem Verlust von Zeit- und Raumgefühl geprägt.
a) Veränderte Einstellung und Gedankenlosigkeit [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Sie bezieht sich auf veränderte Einstellungen und Gedankenlosigkeit: „..ich war leer – oder voll eigentlich. Ich war leer an Gedanken und so voll an Eindrücken.“ (Fall F, ♀) „Wenn du voll konzentriert bist und vertieft, dann bist du auch vielleicht in einem Trance Zustand, wie du einfach auf eine Sache fokussiert bist und nicht tausend Gedanken im Kopf schweben.“ (Fall B, ♂) „Ich denke an gar nichts.“ (Fall G, ♂)
b)
Veränderte
Raum-
Körperbewusstseins,
und
Zeitwahrnehmung,
Desorientierung,
Verlust
des
Erfahrung
der
Unwirklichkeit, Ganzheitsgefühl [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Im veränderten Bewusstseinszustand verliert die betreffende Person den Bezug zur Realität, also zur normalen Umwelterfahrung. Dies äußert sich teilweise in verschobenen Raum- und Zeitdimensionen. „Zeit und Raum ist nicht mehr da, aber du bist eingetaucht in diese Geschichte.“ (Fall B, ♂) „In Trance auf jedem Fall – im Idealfall vergisst man was rundherum passiert, man denkt nicht an andere Sachen.“ (Fall C, ♂)
Ein weiteres Beispiel, das für eine veränderte Umwelterfahrung spricht, ist die Desorientierung, nach einem ekstatischen Erlebnis ist: „Wenn ich ein Set gespielt habe, wo solche ekstatischen Momente waren, dann bin ich nach dem Set, wenn ich dann Backstage mit Leuten reden muss, so was von desorientiert und leer in meinem Kopf. Ich würde da am liebsten
53
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
nach Haus gehen in mein Hotelzimmer und die Aufnahme, von dem was wir gerade gespielt haben, nochmal hören.“ (Fall G, ♂)
Es ist ein Zustand des völlig in die Musik versunken Seins, sprich eine Fokussierung auf eine spezielle Sache, was in diesem Fall die Musik oder auch die eigene Persönlichkeit ist. Das ekstatische Moment wird als unwirklich und vollkommen erfahren. „Ich habe gar nicht darüber nachgedacht. Ja es war echt total geil! Ich war wirklich wirklich in der Musik! Aber nicht vollkommen weg.“ (Fall F, ♀) „Trance ist für mich der Zustand, wo ich weg bin, wo ich auf meine Sache fokussiert bin. Links ist nichts mehr, rechts sehe ich nichts mehr. Ich sehe „Das“.“ (Fall B, ♂) „..ich mein es gibt viele Momente wo man sich denkt es fährt und es taugt mir und es ist leiwand und macht Spaß – aber es gibt Momente [..] wo man das Gefühl hat es macht alles auf und es fließt.“ (Fall J, ♀)
Ein Musiker beschreibt den ekstatischen Zustand, mit dem Gefühl ganz bei sich selbst zu sein: „Ja so ein emotionaler Zustand – wenn man ihn erreicht hat, ist man ganz mit sich selbst.“ (Fall G, ♂)
c) Kontrollverlust und Überraschung [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Diese Kategorie bezieht sich auf den Verlust der Kontrolle. Der Musiker verliert die bewusste Kontrolle über sich selbst und/oder das Instrument und hat das Gefühl abwesend zu sein. Die körperlichen Bewegungen des Musizierens scheinen automatisiert zu sein, das heißt der/ die Betreffende hat das Gefühl, dass das Instrument sich von selbst spielt oder von etwas Höherem gespielt wird. „Die Finger bewegen sich automatisch.“ (Fall E, ♀) „Ich war irgendwie – ich weiß nicht – im ersten Stock oben und habe mir selbst zugeschaut. Ich bin einfach nur da gestanden und das Instrument hat von selbst gespielt.“ (Fall C, ♂)
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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
„Da trau ich mich zu behaupten, ich war wirklich komplett weg, wo ich für kurze Zeit vergessen habe, wenn die Leute nicht geklatscht hätten, dass ich gerade vor Leuten singe. Das war schön einfach. Das war ein Wahnsinn. Ich war auf einmal komplett weggetreten und irgendwie..es war heftig“ (Fall E, ♀) „Ich denke, bei der Ekstase verlierst du dich selbst und fällst in das ganze rein.“ (Fall J, ♀) “E non ero piu li.” (Fall H, ♂) (dt. Übersetzung: Ich war nicht mehr da) „Ich weiß es erst danach, ah, jetzt war ich gerade weg.“ (Fall B, ♂)
In dem Moment der Realisierung können Ekstase und Trance zu einem Überraschungseffekt auf der Bühne beitragen: „Ich habe mich erschrocken. Ich bin vom Klatschen des Publikums wieder rausgerissen worden und habe mich wirklich geschreckt.“ (Fall E, ♀)
d) Veränderte Beziehung bzw. Haltung zur Musik
[Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Veränderte Bewusstseinszustände können Einfluss auf die Beziehung und Haltung zur Musik nehmen. Dadurch ergeben sich neue Aspekte für die jeweilige Musizierpraxis bzw. Persönlichkeit. Da sich diese Unterkategorie mit der Kategorie 7 Persönliche und soziale Aspekte überschneidet, habe ich sie zusammengenommen (siehe Kategorie 7).
e) Assoziationen und Erinnerungen [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Ekstase und Trance können Erinnerungen an Vergangenes, an Bilder und Szenen hervorrufen. “Allora mi vengono magari dei momenti passati insieme a quella persona o che rendono speciale quella persona. O un posto per esempio nella mia cittá. Una strada o una cosa.” (Fall H)
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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
(dt. Übersetzung: Ich denke an Momente, die diese Person zu einer Besonderen machen. Oder an einen Ort in meiner Stadt. Eine Straße oder eine so ähnlich.)
Bei einem Probanden löste die Trance eine Art Reise oder Traumzustand aus. Er hatte den Eindruck eine übersinnliche Begegnung zu haben. „Es war wie ein Traum. Ich bin oben. Ich greife die Erde nicht an, obwohl ich am Boden bin. Es ist total hell. Aber das Licht ist nicht wie die Sonne, es ist feines Licht. Ich wusste es selbst nicht. Meine Hand war schmutzig. Leute fächerten mir Luft zu und sagten zu mir: „Du warst weg!“ Ich wusste nicht wo ich war. Es war gut. Ich habe Leute gesehen – gute Geister.“ (Fall I, ♂)
Diese sehr bildliche Beschreibung stammt von einem Musiker aus Afrika. Durch den Trancezustand konnte diese Person mit den Geistern in Verbindung treten.
f) Bilder und Musik im Kopf [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Der Musiker spielt mit geschlossenen Augen und gelangt durch die Bilder in Ekstase. “Nel mio mondo, con gli occhi chiusi, ho molte immagini, disegni, colori.” (Fall H, ♂) (dt. Übersetzung: In meiner Welt – mit geschlossenen Augen – habe ich viele Bilder und Farben)
g) Musikalische Kognition-Emotion [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Gabrielsson und Lindström (2003) beziehen sich damit auf Beschreibungen von musikalischen Qualitäten (Musik und Aufführung). Die Ergebnisse entsprechen der Unterkategorie 3h Innermusikalische Wahrnehmung und werden hier nicht wiederholt.
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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
h) Selbstvergessenheit [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) nicht vor.] Durch Ekstase kann man in einen selbstvergessenen Zustand gelangen, der sich auch körperlich auswirken kann: „Körperlich – ich vergesse mich zum rasieren oder ich vergesse viele Sachen.“ (Fall K, ♂)
5) Emotionen
Kategorie 4: Gabrielsson und Lindström (2003) 5
Feelings/ emotions a
Intense/ powerful Emotions
b
Positive Emotions
c
Negative Emotions
d
Different Emotions
Auch die Kategorie Emotionen von Gabrielsson und Lindström (2003) lässt sich auf die Ergebnisse meiner Studie übertragen, wobei Ekstase und Trance von keiner der ProbandInnen mit eindeutigen negativen Emotionen in Verbindung gebracht wurden.
a) Intensive/ starke Emotionen [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Ekstatische Erlebnisse werden häufig als sehr intensiv empfunden. Emotionen werden dabei sehr stark und eindringlich erlebt. „..und es sind dort Situationen, die dich einfach überwältigen. Wo du einfach sagst: „Wow!“ Du hast so ein enormes Glücksgefühl dabei, dass du das Gefühl hast, für das ist es wert, ein ganzes Leben lang, auf der Suche nach dem zu verbringen, weil das so ein enormes Glücksgefühl ist.“ (Fall C, ♂) “Nel momento in cui provo emozioni molto forti sono entrato nel mio trip – in quel mio viaggio.” (Fall H, ♂)
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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
(dt. Übersetzung: Im Moment, wo ich ganz starke Emotionen habe, bin ich eingetreten – in meine Reise) „Gefühlserlebnisse – damit verbinde ich Ekstase: Weinen, Lachen, sich Wohlfühlen.“ (Fall I, ♂)
b) Positive Emotionen [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Die Emotionen die während der musikalischen Ekstase auftreten sind vorwiegend positiv. „Die Ekstase ist absolut positiv.“ (Fall G, ♂) “..ma dove sei totalmente in pace al proprio piacere.” (Fall H, ♂) (dt. Übersetzung: Wo du im völligen Einklang mit deinem eigenen Gefallen bist) „Für ein paar Sekunden war ich total glücklich. Das ist Ekstase.“ (Fall I, ♂) „Ich habe das Gefühl gehabt, dass ich gerade so eine Kraft habe, dass ich was abstrahle. Das war so schön.“ (Fall F, ♀)
c) Negative Emotionen [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Die ProbandInnen meiner Untersuchung haben keine eindeutig negativen Emotionen genannt.
d) Gemischte Gefühle [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Ein Musiker empfand gemischte Gefühle, das heißt dass er sowohl positive als auch negative Emotionen hatte. „Manchmal spürst du, dass du verliebt bist, manchmal spürst du, dass du unschuldig bist, manchmal spürst du auch, dass du schuldig bist.“ (Fall K, ♂)
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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Nicht alle Emotionen lassen sich so einfach in die Kategorien positiv oder negativ einordnen. Folgendes Beispiel deutet ebenfalls auf gemischte Gefühle hin: „..dann ist das schon fast ein bisschen Magie.“ (Fall E, ♀)
Dass man während einem ekstatischen Erlebnis auch anders, das heißt weder positiv noch negativ empfinden kann, verdeutlicht folgende Aussage: „Man empfindet keine Liebe oder Hass oder Eifersucht, oder solche menschlichen Attribute…Man kann man sich von Liebe inspirieren lassen und eine Nummer schreiben, da gibt es ganz wenige Musiker, die das noch nicht gemacht haben, das ist schon hervorragend, dass man sich in diese Gefühlswelt hineinversetzt und dann eine schöne Melodie erfindet. Aber das ist etwas anderes..“ (Fall G, ♂)
Ein
sehr
starkes
Gefühlserlebnis
kann
als
außergewöhnlich
wahrgenommen werden und von Gedankenlosigkeit, Freiheit oder dem Gefühl hier und jetzt zu leben geprägt sein. Deshalb könnte es eher befremdend wirken, Emotionen, wie Trauer, Glück oder Freude diesen starken Emotionen gleichzusetzen.
e) Erotische Gefühle [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) nicht vor.] Von einem Probanden wurden Ekstase und Trance mit erotischen Gefühlen assoziiert. Einem Signal, wie z.B. eine Melodie oder der Klang bestimmter Instrumente (im Film beispielsweise), kann eine emotionale Bedeutung zukommen (Skiles, 1976). „Wenn ich ein Saxofon-Solo höre, auf eine gehauchte Weise gespielt, dann kann es sehr schnell sein, dass ich ein erotisches Gefühl habe, aber wieso? Vielleicht das Hauchen, die sanfte Art und Weise kann ein Grund sein.. ..und sehe meine Traumfrau, wie sie am Rössl daher reitet – oh wunderschön – die schönste Frau, die es gibt in meiner Phantasie. Und du kannst dir ja vorstellen, was ich mir noch alles einbilde.. Dann bekomme ich vielleicht Herzflattern, oder alles mögliche... Dann kommen viele Gefühle zum Vorschein. (Fall B, ♂)
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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
In diesem Zusammenhang möchte ich auf die Kategorie 9 Vergleichbare Zustände verweisen. Mehrere ProbandInnen gaben an, Ekstase und/oder Trance auch im sexuellen Kontext erlebt.29
6) Existentielle und transzendentale Aspekte Kategorie 6: Gabrielsson und Lindström (2003) 6
Existential and transcendental aspects a
Existence
b
Transcendence
c
Religious Experience
c) Religiöse Erfahrung [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Meine
Auswertung
hat
für
Ekstase
und
Trance
keine
relevanten
transzendentalen und existenziellen Aspekte ergeben. Wie bereits in Kategorie 1 Allgemeine Merkmale und Charakteristika von Ekstase und Trance erwähnt, berichtete Fall I (♂) aus Senegal, über kulturgebundene Bräuche und Tänze, in denen Trance als eine Art Reise zu den Ahnen bzw. Geistern, dient. „Trance ist die Kommunikation zwischen Seele und Geistern. In Senegal heißt Trance, dass der Mensch in eine andere Welt übertritt – in die Welt der Geister und Ahnen..“ (Fall I, ♂)
Bei den befragten europäischen JazzmusikerInnen wurden Ekstase und Trance nicht mit Religion oder kulturellen Handlungen assoziiert. Eine europäische Versuchsperson beantwortete die Frage, ob Ekstase und Trance mit Spiritualität zusammenhängen, negativ: „Für mich ist es überhaupt nicht spirituell.“ (Fall G, ♂)
29
Siehe: Kategorie 9 Vergleichbare Zustände
60
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
7) Persönliche- und soziale Aspekte Kategorie 7: Gabrielsson und Lindström (2003) 7
Personal and social aspects a
New possibilities, insights, needs
b
Music: New possibilities, insights, needs
c
Confirmation of identity, self-actualisation
d
Community/ Communication
Übereinstimmend mit dem Modell von Gabrielsson und Lindström (2003), beinhalten auch ekstatische Erfahrungen persönliche und soziale Aspekte.
a) Neue Möglichkeiten, neue Einsichten [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Ekstatische Erfahrungen wirken befreiend und öffnen neue Möglichkeiten. „Es öffnet halt irgendwie. Es weist einem dem Weg.“ (Fall G, ♂) „Aber bei mir hat es die nächsten Tage nicht mehr aufgehört. Ich kann voll zehren von dem Moment, noch immer.“ (Fall F, ♀) „Da kann nur ich sein, mit meinen guten Sachen mit meinen schlechten Seiten, mit meinen Sachen, die keiner wissen soll. Und da fühl ich mich dann ganz frei. (Atmet tief durch). Weißt du, wie wenn du eine Minute lang die Luft anhältst und dann (atmet wieder tief ein und aus) – das tut gut. Aber oft ist es auch nur nackt sein.“ (Fall B, ♂)
Ein/e TeilnehmerIn hatte die Einsicht, dass die größte Ekstase, die Bedürfnislosigkeit sei: „Die Ekstase, in die du selber gelangst durch deine eigene Kraft, ist meiner Ansicht nach die größte. Und die größte Ekstase ist dann, wenn du nicht mehr nach der Ekstase suchst – in dem Moment wenn du absolut bedürfnislos bist. Das Nichts ist die größte Ekstase – aber das ist schwer als Mensch.“ (Fall D, ♂)
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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
b) Musik: Neue Möglichkeiten/ Einsichten [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Dass Ekstase und Trance sich auch innermusikalisch positiv auswirken können, belegt folgende Aussage: Eine Tonaufnahme, die im ekstatischen Moment entstanden ist, wird als besser als andere Aufnahmen empfunden: „Das war dann ein Track, das ist eine meiner Lieblingsaufnahmen, wo ich mich wirklich in Ekstase gespielt habe. Ich möchte nicht sagen, dass es bei den anderen Nummern nicht funktioniert hat, es hat auch funktioniert, aber das war sicher ein Track wo das am besten aufgegangen ist.“ (Fall G, ♂)
Ein Musiker hatte die Einsicht, dass Ekstase für den Jazz sehr förderlich sein kann. „Und um da (beim Jazz spielen) irgendwie was zu komponieren, was wirklich einen Wert hat, was wirklich ankommt, muss man es schaffen in diesen Zustand zu kommen, wo man nur mehr mit sich selbst und mit der Musik ist.“ (Fall G, ♂)
c) Selbstbewusstsein, Respekt und Kraft [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] Ekstase kann sich sehr positiv auf das Selbstbewusstsein eines Musikers auswirken, Kraft spenden oder neue Wege öffnen. Dies zeigen folgende Zitate: „Es hat mich gestärkt in dem was ich mache, das muss doch irgendwie ein Zeichen sein. „(Fall E, ♀) „Wenn ich ein Lied schreibe, spüre ich das: Dieses Lied wird ein super Lied. Dann habe ich das Gefühl, dass ich daran arbeiten muss. Das gibt mir auch Kraft zum weiterarbeiten.“ (Fall K, ♂) „Dass ich keine Angst haben muss. Respekt habe ich schon mehr bekommen.“ (Fall E, ♀)
d) Gemeinschaft zwischen MusikerInnen: [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) vor.] 62
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Auf die Gemeinschaft oder Freundschaft zwischen MusikerInnen scheint Ekstase und Trance keinen großen Einfluss zu nehmen. Keine/r der TeilnehmerInnen hat diese Unterkategorie genannt. Dennoch verweise ich auf die Unterkategorie 8g Vertrauen in die MusikerInnen.30
e) Offenheit [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) nicht vor.] Eine Untersuchung von Saare und Ross (2006) belegt den Zusammenhang zwischen starken Emotionen und Charaktereigenschaften. Dabei wurde die Offenheit für neue Erfahrungen als Einflussfaktor für starke emotionale Erfahrungen mit Musik erkannt. Wer kann in Ekstase fallen? – Eine spannende Frage, die sich in Bezug auf diese Studie relativ eindeutig beantworten lässt. In dieser Studie haben alle Probanden angegeben Ekstase, Trance bzw. starke Emotionen beim Musizieren erlebt zu haben. Dennoch kann nicht ausgeschlossen werden, dass nicht alle MusikerInnen veränderte Bewusstseinszustände kennen. Eine Person, die ich ursprünglich interviewen wollte, verweigerte das Gespräch, mit der Begründung beim Musizieren keine Emotionen zu empfinden.31
Interpretiert
man
die
Interviews,
kann
man
in
den
verschiedenen Persönlichkeiten eine gewisse Bereitschaft sich fallen zu lassen und Offenheit sich auf Neues, in diesem Fall auf veränderte Bewusstseinszustände einzulassen, herauslesen. „Aber du kannst ja nicht wissen, eben weil du immer wieder versuchst neue Wege zu gehen..“ (Fall A, ♂) „Das sind emotionale Wellen, die auf dich einbrechen, die du nicht kennst. Was man nicht kennt ist super wichtig, spannend, interessant, notwendig. Auf der anderen Seite hast du Angst davor. Du willst ja auch irgendwo daheim sein und Tür zu, aber bei gewissen Erfahrungen bist du so offen, so angriffsempfindlich.“ (Fall A, ♂)
30 31
Siehe: Kategorie 8g Vertrauen in die MusikerInnen Bei der betreffenden Person handelt es ich um eine Frau, die Schlagzeug spielt.
63
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
„Unser ganzes Bewusstsein war nur dafür offen, geile Musik zu machen und eben nicht. Du hast den Kopf frei.“ (Fall G, ♂)
Die Frage ob man Ekstase bewusst erleben bzw. steuern kann wurde von folgendermaßen beantwortet: „Ja. Ich kanns zulassen.“ (Fall D, ♂) „..wo du es einfach nicht mehr aushältst, aber du kriegst auch nicht genug davon.“ (Fall F, ♀)
f) Effekte und bleibender Eindruck [Diese Unterkategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) nicht vor.] Veränderte Bewusstseinszustände hinterlassen einen bleibenden Eindruck, was ferner eine Veränderung, Weiterentwicklung, oder neues Verständnis für die Musik implizieren könnte. Möglicherweise motiviert der bleibende Eindruck MusikerInnen dazu, sich auf veränderte Bewusstseinszustände einzulassen (Offenheit). „..bei Schlagschatten – das hat mich eine Zeit lang ziemlich aus der Bahn geworfen.“ (Fall A, ♂) „Mich beschäftigt das heute noch, wenn ich daran zurückdenke rennt es mir einerseits kalt den Rücken runter andererseits freue ich mich, dass wir das gemacht haben, weil das war eine Geschichte, die man so schnell sicher nicht wiederholen wird.“ (Fall A, ♂) „Ich habe echt Zeit gebraucht einfach und bin dann auch ziemlich schnell gegangen, weil das viel zu intensiv war.“ (Fall F, ♀) „Als Musiker lernt man zuerst das Handwerk und erst dann kannst du dich über das hinweg setzen. Wenn das schon Teil deiner Persönlichkeit ist, kannst du dich darüber hinweg setzen und dich wirklich gehen lassen“ (Fall G, ♂)
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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
8) Kontext des Musizierens [Diese Kategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) nicht vor.] Ich habe das Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) um die Kategorie 8 Kontext des Musizierens ergänzt. Darunter verstehe ich die Umstände, die für das Erleben von Ekstase und/oder Trance förderlich bzw. hinderlich sein können. Hier handelt es sich um Antworten auf die Frage wann und wo die TeilnehmerInnen Ekstase und/oder Trance erlebten. Die Aufmerksamkeit des Publikums, Leistungsdruck, Unsicherheit und Angst, wenig Vorbereitungszeit oder Lampenfieber vor Livekonzerten scheinen dabei eine wesentliche Rolle zu spielen. Der Kontext des Musizierens kann positiv oder negativ bewertet werden: Einerseits kann der Reiz oder die Erregung des Auftritts den MusikerInnen Kraft, Konzentrationsfähigkeit und künstlerische Inspiration verleihen und andererseits ist eine Hemmung des musikalischen Schöpfungsprozesses durch Nervosität und negative Gedanken nicht auszuschließen (Mornell, 2002). Die Theorie von Kenny und Ackerman (2007) belegt, dass aus Aufführungsangst und Stress eine „Peak-Performance“ resultieren kann.
a) Vorbereitung Die erste Subkategorie umfasst die Vorbereitung, im Sinne von vielen oder zu wenig absolvierten Übungsstunden. „..im Hinterkopf und dann noch den riesen Stress in den Vorbereitungswochen.“ (Fall A, ♂) „„Ich fühle mich nicht so 100%ig fit, weil ich zwei Wochen vorher fast überhaupt nicht gespielt habe und nicht geübt habe.“ (Fall C, ♂)
Die Folge von zuwenig Vorbereitung auf das Konzert kann sich in Unsicherheiten und Angst auf der Bühne zeigen:
65
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
b) Unsicherheit, Angst und Druck Unsicherheiten, Nervosität oder Lampenfieber können den Musiker in einen Angstzustand versetzen. Ferner scheint der Druck vor Publikum zu spielen ein Stressfaktor zu sein. „Ich bin dann auch ein bisschen nervös geworden, habe aber das einfach weiter gespielt, weil ich gewusst habe, wenn ich die Unsicherheit gezeigt hätte und versucht hätte da irgend so ein „hippes Lick“ zu spielen, das hätte nie im Leben funktioniert.“ (Fall C, ♂) „..unbewusst spielt immer ein bisschen die Angst mit: „Hoffentlich funktioniert das jetzt alles, was ich mir zuhause ausgecheckt habe!“ Oder noch viel schlimmer, alle Nummern waren super und wenn du das Schlussthema versaust, haben die ganzen schönen Momente nichts gebracht, weil du das Take nicht verwenden kannst.“ (Fall G, ♂) Man steht unter Druck.“ (Fall F, ♀)
c) Selbstvertrauen und Konkurrenz Vor allem SängerInnen sprachen von Selbstvertrauen und Konkurrenz, die den Kontext des Musizierens beeinflussen können. „Beim Selber Machen ist es ein Problem, wo wir (SängerInnen) sehr mit uns zu kämpfen haben, weil wir mit unserem Ego oben stehen und das ist natürlich ein Feind, des richtigen Trancezustandes, des richtig Versunken Seins.“ (Fall B, ♂) „Ich lass mich zwar weniger vom Publikum stören, als vor mir selbst. Ich bin es da selbst.. Und diesen Konkurrenzkampf, den ich nicht mitmachen will, spürt man manchmal.“ (Fall F, ♀)
d) Setting (Bühne, Publikum) Das Setting, also wo und unter welchen Bedingungen Musik praktiziert wird, scheint eine markante Rolle zu spielen, um in Ekstase und Trance zu fallen. Einerseits geht es dabei um die Wahrnehmung des Publikums vom Musiker und andererseits ist auch die Einstellung und Erwartungshaltung 66
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
des Publikums von Bedeutung. Das Musizieren vor Publikum wurde von den TeilnehmerInnen als besonders erregend (körperlich und emotional) eingestuft. „Starke Emotionen habe ich oft erlebt. Meistens bei Live Konzerten. Es muss irgendwas sein, die Gruppendynamik, die Energie im Raum, die ganze Spannung – kann das auslösen.“ (Fall B, ♂) „..il pubblico che é stato zitto e non ha mai detto una parola – ha sempre ascoltato.” (Fall H, ♂) (dt. Übersetzung: das Publikum war immer still und hat nie ein Wort gesprochen – es hat immer zugehört.) „Natürlich spielt die Bühnensituation eine Rolle. Wenn ich merke, ich komme gut an beim Publikum, ist das einfach ein Rauschzustand der ekstatische Ausmaße haben kann.“ (Fall J, ♀) „Für mich ist das Publikum sehr wichtig.“ (Fall E, ♀) „Das ist sowohl beim Zuhause sitzen, ohne Publikum, wenn ich mir einfach was auschecke, kann das passieren, als auch natürlich umso häufiger auf der Bühne, wenn Publikum da sitzt und man sowieso in einem anderen geistigen Zustand ist. Weil man weiß, da sitzen [Leute].“ (Fall G, ♂)
e) Überfordert sein Das Gefühl, auf der Bühne völlig auf sich gestellt zu sein und ohne fremde Hilfe
etwas
„Großes“
zu
bewältigen
wurde
auch
als
Stressfaktor
angegeben. „Und du musst einfach mir der Gesamtsituation umgehen, du als Einzelpersönlichkeit. Ganz allein. Es kann dir da keiner helfen und in dich hinein schauen oder sagen ja, komm das wird schon wieder.“ (Fall A, ♂)
Es entsteht der Eindruck, der Situation hilflos oder ausgeliefert zu sein, was wiederum auf den Verlust von Kontrolle hindeutet.
f) Persönliches Befinden
67
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Ein
weiterer
Einflussfaktor
für
intensive
Musikerlebnisse
ist
das
augenblickliche persönliche Befinden der Person. „..Wenn ich Zeiten habe, wo ich nicht so gut drauf bin und mit mir nicht so zufrieden bin, dann kann ich das nicht so passieren lassen, dann kann ich mich auch nicht fallen lassen. Wenn ich mir selber dann nicht vertraue.“ (Fall E, ♀) „Ich glaube auch, dass es ganz stark vom eigenen seelischen Zustand abhängt, weil wenn du zu viele Sachen im Kopf oder zum Denken hast, wird es schwierig.“ (Fall B, ♂)
Damit
einher
geht
MitmusikerInnen
zu
die
Bereitschaft
fokussieren
und
sich
auf
die
Gedanken,
Musik
die
und
die
eventuell
die
Konzentration oder die Offenheit sich fallen zu lassen beeinträchtigen könnten, im Idealfall auszuschalten. „ Sobald man anfängt zu denken, also sobald man denkt, welche Noten muss ich jetzt spielen oder wo muss ich mit meiner Hand hin greifen, jetzt muss ich von da nach da (zeigt von oben nach unten) greifen, dass ich die Note „dowisch“, dann blockiert man sich selbst..“ (Fall C, ♂) „Desto weniger man letztendlich denkt, desto besser und förderlicher ist es für den ekstatischen Zustand.“ (Fall J, ♀)
g) Vertrauen in andere MusikerInnen Die
Bereitschaft
sich
fallen
zu
lassen
setzt
Vertrauen
in
andere
MusikerInnen voraus. Mit Vertrauen ist Freundschaft unter MusikerInnen gemeint. „Vertrauen ist ganz wichtig. Man muss sich vor allem als Solist, dann musst du dich tausend%ig auf deine Musiker verlassen können.“ (Fall G, ♂) „In so einer Triosituation, wenn da nicht alle drei, also jedes Glied der Kette, dieselbe Idee haben, sich jetzt in dem Stück fallen zu lassen und emotionell die Hose runter zu lassen, wenn einer von den dreien keine Lust hat oder nicht mitmacht, dann funktioniert das nicht.“ (Fall G, ♂) „Und das Umfeld ist auch wichtig. Wenn du dich in einem Kreis von Menschen bewegst, wo du weißt, dass du denen vertrauen kannst und du sein darfst, dann geht’s natürlich viel besser und ganz anders.“ (Fall J, ♀)
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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
„Das hängt von der Umgebung und dem Trommler, mit dem ich kommuniziere, ab. Wenn ich mich nicht so gut mit dem Trommler verstehe, passiert es (Trance) nicht immer!“ (Fall I, ♂) „Aber Trance ist extrem. Das findet in Verbindung mit den Geistern statt. Dazu muss man den Musikern vertrauen.“ (Fall I, ♂)
h) Persönliche Identifizierung Die TeilnehmerInnen sprachen im Kontext des Musizierens auch von persönlicher Identifizierung mit der Musik, das heißt vom persönlichen Bezug der MusikerInnen zu den gespielten Musikstücken (beispielsweise Lieblingsstücke, Eigenkompositionen). „Das waren das erste Mal zwei Sachen (Musikstücke) hinter denen ich 100%ig gestanden bin, weil mir keiner drein geredet hat, weil mir keiner wie vorher immer mühsam werden lassen.“ (Fall F, ♀) “La facciavamo tutte composizioni nostre, musica propria.” (Fall H, ♂) (dt. Übersetzung: Wir haben nur eigene Kompositionen und eigene Musik gespielt.)
Zusammenfassend lassen sich verschiedene Faktoren aufzählen, die den Kontext des Musizierens beeinflussen können. Dennoch sollte hier, der Vollständigkeit halber, angemerkt werden, dass es sich dabei nicht um notwendige Voraussetzungen für ekstatische Erlebnisse handelt.
9) Vergleichbare Zustände [Diese Kategorie kommt im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) nicht vor.] Um
das
ekstatische
Moment
besser
zu
verstehen,
habe
ich
die
TeilnehmerInnen nach vergleichbaren Zuständen in anderen Bereichen befragt. Es stellte sich heraus, dass Ekstase und Trance nicht nur beim Musizieren erlebt werden, sondern auch im Sport, in der Kunst, in einem sexuellen Kontext, in Träumen und unter dem Einfluss von Drogen.
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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
„Es gibt die Ekstase, die ich nach einem vollendeten Geschlechtsverkehr empfinde.“ (Fall G, ♂) „Wenn ich z.B. Sport mache, oder irgendwo gewinne, das ist Ekstase.“ (Fall I, ♂) „Es gibt die Ekstase, die ich empfinde, wenn ich wie jetzt vor 2 Wochen, mit einem Windsurfer über den Neusiedlersee fahre. Es gibt die Ekstase, wenn ich durch einen jungfräulichen Tiefschneehang, mit meinem Snowboard durchschneide. Es wirkt sich auch ganz anders aus am Instrument.“ (Fall G, ♂) „Das ist wie der Gipfelrausch – wie wenn du kurz vor dem Gipfel vom Mount Everest stehst und du weißt du hast eigentlich die Kraft für die letzten 100m nicht mehr, aber du wirst ganz sicher da hoch gehen, egal was für ein Sturm kommt. Die 100 Höhenmeter gehst du hoch.“ (Fall D, ♂) „Es ist vielleicht wie schlafen und träumen.“ (Fall G, ♂) „Ekstase kann man auch beim Tanzen erleben.“ (Fall I, ♂) „..an kann in einen Kaufrausch kommen, da bin ich etwas anfällig, da kauf ich mir Sachen, die ich dann nie anziehe, das taugt mir dann auch voll.“ (Fall E, ♀) “..l’arte in generale..” (Fall H) (dt. Übersetzung: Kunst im Allgemeinen) “..libri dove entri talmente dentro che perdi la realtà.” (Fall H, ♂) (dt. Übersetzung: Bücher, in die du so versinkst, dass du die Realität verlierst) „Ekstase ist im Prinzip nur eine Steigerung des Gefühls. Ich verbinde halt automatisch gleich Drogen damit.“ (Fall J, ♀)
Diese Aussagen verdeutlichen, dass Ekstase auch bei alltäglichen Dingen erlebt werden kann und verweisen möglicherweise auf ein kontinuierliches Spektrum von Ekstase. Im Weiteren sind diese Auszüge konform mit den Theorien von Weinberger (2006) und Blood und Zatorre (2001). Musik aktiviert dieselben Lustzentren
des
Gehirns wie
der Konsum
von
Schokolade, Kokain oder Sex.
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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
3. Schlussfolgerungen
3.1. Zusammenfassung der Ergebnisse Die zentrale Fragestellung dieser Studie bezieht sich auf Charakteristika von Ekstase und Trance bei MusikerInnen im Musizierprozess. Dazu wurden
europäische
und
afrikanische
MusikerInnen
nach
ihren
ekstatischen Erlebnissen mit Musik befragt. Die Gespräche wurden inhaltsanalytisch aufgearbeitet und anhand des deskriptiven Modells zu starken Emotionen in Verbindung mit Musik nach Gabrielsson und Lindström (2003) ausgewertet. Der direkte Vergleich mit dem deskriptiven Modell hat sich als geeignet erwiesen.
Was ist Ekstase und Trance? Ekstase
und
Trance
sind
veränderte
Bewusstseinszustände.
Bei
veränderten Bewusstseinszuständen kommt es zu einer Verschiebung der Gehirnaktivitäten
von
der
linken
(rationalen)
zur
rechten,
der
emotionellen, intuitiven Seite (Bick, 1990). Die Veränderung kann sich auf Denkabläufe, Zeitempfinden, Körperkontrolle und Bedeutungserleben der betreffenden Person auswirken. Häufig treten starke Emotionen auf, die vorwiegend positiv sind (Dittrich, 1990). Begrifflich sind die Zustände Ekstase und Trance nicht strikt voneinander trennbar, da sie sich aus psychophysiologischer Sichtweise in ihrer Wirkung überschneiden. Im Gegensatz dazu, hängt die historische Bedeutung
von
Ekstase
und
Trance
mit
der
Kultur-
und
Religionszugehörigkeit zusammen. Bourguinon (1973) spricht in diesem Kontext von institutionalisierten Bewusstseinszuständen, die innerhalb kultureller
Handlungen
willentlich
herbeigeführt
werden,
eine
klare
71
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Funktion erfüllen und demnach auch definiert werden können.32 Die befragten MusikerInnen haben die Termini individuell unterschiedlich definiert und nicht mit kulturellen Handlungen assoziiert. Die eingangs gestellte Frage, ob sich Ekstase und/oder Trance von starken Emotionen
unterscheiden,
würde
ich
aufgrund
der
vielfach
übereinstimmenden Ergebnisse mit dem Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) verneinen. Demnach könnten starke Emotionen auch als veränderte Bewusstseinszustände betrachtet werden. Dennoch bleibt festzuhalten, dass Ekstase, Trance und starke Emotionen subjektiv unterschiedlich wahrgenommen und interpretiert werden. Ihre begriffliche Definition ist demnach relativ, das heißt abhängig von subjektivem Empfinden.
Wie entstehen Ekstase und Trance? Goodman
(1976)
verweist
auf
die
Parallele
der
körperlichen
Veränderungen im Trancezustand zu Stressreaktionen. Der Blutdruck sinkt während der Puls gleichzeitig steigt. Tests zu den Substanzen im Blut ergaben ähnliche Ergebnisse. Wie bei Stresssituationen wurden auch im Trancezustand Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol im Blut nachgewiesen. Das Gehirn setzte Beta Endorphin frei.33 In der Forschung ist man sich darüber einig, dass Stress auftritt wenn ein psychisches oder physisches Gleichgewicht abhanden kommt (Strelau, 1988). Entscheidender Faktor bei der Entstehung von Stress ist die Intensität der Anforderungen (Debus, Erdmann und Kallus Hg., 1995). Das trifft auch bei Ekstase und/oder Trance zu, weil es sich dabei um außergewöhnliche-, wenn nicht sogar Extremzustände handelt.
32
Siehe 1.7. Kulturgeschichte Beta Endorphin ist ein gehirneigener, schmerzstillender Stoff, der hauptsächlich in bedrohlichen Situationen ausgeschüttet wird.
33
72
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Eine mögliche Antwort auf die Frage warum ein Musiker in Ekstase und/oder
Trance
fallen
kann,
lässt
sich
in
der
gleichzeitigen
Reizüberflutung erkennen. Während einem Konzert ist der Musiker geistig und
körperlich
gefordert.
Gleichzeitig
muss
er
das
Lampenfieber
überwinden, den Erwartungsdruck des Publikums abbauen und sich auf das Setting, also Bühne und MitmusikerInnen, einlassen. Dadurch entsteht eine natürliche Anspannung – also eine Art Spannungsbogen, dessen Höhepunkt ekstatische Ausmaße annehmen kann.
Wie werden veränderte Bewusstseinszustände wahrgenommen? Im Folgenden, werde ich die wichtigsten Punkte meiner Ergebnisse zu Ekstase und Trance bei MusikerInnen zusammenfassen: 1. Allgemeine Charakteristika: Ekstase und Trance werden überwiegend positiv wahrgenommen. Es entstehen der Eindruck und das Gefühl etwas „Neues“, mit Worten nicht Fassbares, etwas Einzigartiges und Außergewöhnliches erlebt zu haben. Die Häufigkeit, wie auch die Definitionen von intensiven Erfahrungen während dem Musizieren variieren individuell sehr stark. Jede der befragten MusikerInnen gab an veränderte Bewusstseinszustände, im Sinne von intensiven Erfahrungen im Musizierprozess, erlebt zu haben.
34
2. Psychophysiologische Reaktionen und Verhaltensweisen: Neben
diesen
allgemeinen
Charakteristika
von
veränderten
Bewusstseinszuständen konnten Veränderungen in psychophysiologischen Reaktionen
und
Verhaltensweisen
Gänsehaut,
Lachen,
geschlossene
festgestellt Augen,
werden
keine
Luft
(Schwitzen, bekommen,
Sprachlosigkeit, unter Strom stehen, das Gefühl haben von Musik durchdrungen zu sein). Im Unterschied zu Gabrielsson und Lindström 34
Kategorie 1a-1d
73
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
(2003)
habe
ich
Musizierprozess, Subkategorie
ausschließlich
als
körperliche
Kraftaufwand.
Die
MusikerInnen Bewegung,
befragt.
ergab
emotionale
sich
Intensität
Durch
den
die
neue
steigt
mit
körperlicher Aktivierung (Schachter und Singer, 1962; Dibben, 2004).35 3. Wahrnehmung: Die Wahrnehmung während der Ekstase und Trance wurde intensiver erlebt. Die TeilnehmerInnen gaben an, auf äußere Reize (Raumakustik, Akustik der Stimme) empfindlicher zu reagieren. Vereinzelt sprachen die MusikerInnen von kinästhetischer Wahrnehmung (Muskelentspannung und Ruhe) und synästhetischen Eindrücken (Bilder, Farben, Gerüche). Ferner kann sich eine veränderte Wahrnehmung auf innermusikalische Qualitäten beziehen. Die Musik während der Ekstase und Trance wird als optimal
und
natürlicher
stimmig Fluss
wahrgenommen
der
Musik,
(Idealzustand
gute
beim
Kommunikation
Spielen, zwischen
MusikerInnen).36 4. Kognition: Ekstase und Trance nehmen Einfluss auf die Sichtweise und Einstellungen der betreffenden Person (Gedankenlosigkeit, Leere). Die TeilnehmerInnen berichteten
über
Desorientierung
und
verschobene über
ein
Zeit-
und
Ganzheitsgefühl
Raumdimensionen, (alles
rundherum
vergessen, Fokussierung auf die Musik, Gefühl ganz bei sich selbst und/oder der Musik zu sein). Die Kontrolle über Körper und Instrument ist eingeschränkt (automatisierte Bewegungen, Instrument spielt sich von selbst,
Überraschungseffekt
Bewusstseinszuständen). veränderten
35 36
Bei
bei
der
Realisierung
mehreren
Bewusstseinszustände
von
ProbandInnen
Assoziationen,
veränderten haben
die
Erinnerungen
und
Kategorie 2a-2d Kategorie 3a-3h
74
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Bilder (Ortschaften, Personen, Licht) hervorgerufen. Ein Proband gab an, während der Ekstase selbstvergessen zu sein.37 5. Emotionen: Im Zustand der Ekstase und/oder der Trance treten intensive, positive Emotionen und selbst erotische Gefühle, auf (extremes Glücksgefühl, emotionale Überwältigung). Dieses umfangreiche Spektrum an genannten Emotionen und Gefühlen stützt die Annahme, dass es sich bei Ekstase und Trance um intensive emotionale Erfahrungen handelt.38 6. Existentielle und transzendentale Aspekte: Die Ergebnisse der Befragung verweisen auf keine nennenswerten existentiellen und transzendentalen Aspekte von Ekstase und Trance. Ausschließlich eine afrikanische Person gab an durch Trance eine religiöse Erfahrung (Seelenreise zu den Ahnen und Geistern) gemacht zu haben.39 7. Persönliche und soziale Aspekte: Die Wirkungsdimension von Ekstase und Trance erstreckt sich nicht nur auf kognitive, psychologische und/oder physiologische Ebenen. manche
MusikerInnen
öffnen
sich
dadurch
musikalisch,
wie
Für auch
persönlich neue Einsichten, neue Wege (befreiendes Gefühl, wegweisend, Zufriedenheit, bleibender Eindruck). Dies mag wohl auf die Tatsache zurückzuführen sein, dass im ekstatischen Moment das Gefühl hat von Musik gefüllt zu sein oder ganz in der Musik zu sein (4b). Durch diese intensiven Erfahrungen werden das Selbstbewusstsein des/der Musikers/in und der Respekt gegenüber der Musik gestärkt.
37
Kategorie 4a-4f Kategorie 5a-5e 39 Kategorie 6c 38
75
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
In den Gesprächen kann bei den InterviewpartnerInnen eine gewisse Offenheit für neue Erfahrungen und die Bereitschaft sich auf selbige einzulassen, herausgelesen werden. Unter MusikerInnen scheinen Ekstase und Trance sehr begehrt und erstrebenswert zu sein, da sich diese Zustände konstruktiv auf die Umsetzung der eigenen musikalischen Leistung auswirken können und sich somit ein neues Verständnis für die Musik entwickeln kann. Ekstase und Trance im Musizierprozess könnten also als Motivationsfaktoren interpretiert und genützt werden.40 8. Kontext des Musizierens: Aus den Daten geht hervor, dass der Kontext des Musizierens für das Erleben von Ekstase und/oder Trance von Bedeutung ist. Ob sich der Kontext jedoch negativ oder positiv auf das Erleben von veränderten Bewusstseinszuständen
auswirkt,
ist
leider
unklar.
Alle
befragten
MusikerInnen zählten ähnliche Faktoren auf, die für ihr persönliches ekstatisches Erleben hinderlich oder förderlich waren. Zu diesen Faktoren zählen
der
Vorbereitungsgrad
(absolvierte
Übungsstunden),
Unsicherheiten vor dem Konzert, Angst und Druck Erwartungshaltung
des
Publikums),
Selbstvertrauen
(Lampenfieber, und
Konkurrenz
zwischen MusikerInnen, das Setting (live Konzerte) und Überforderung (das Gefühl auf sich allein gestellt zu sein, der Situation und/oder dem Publikum ausgeliefert zu sein). Eine wesentliche Rolle scheint das persönliche Befinden der betreffenden Person zu spielen. Zufriedenheit mit sich selbst und ein gutes mentales Befinden wurden als ekstasefördernd genannt. Die Bereitschaft in Ekstase und Trance zu fallen könnte mit dem Vertrauen in die MusikerInnen und mit der persönlichen Identifizierung, also dem persönlichen Bezug zur Musik
(Lieblingsstücke,
Eigenkompositionen)
zusammenzuhängen.
Mehrfach wurde Vertrauen als Grundvoraussetzung für die Bereitschaft sich auf außergewöhnliche Erfahrungen einzulassen, genannt.41 40 41
Kategorie 7a-7f Kategorie 8a-8h
76
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
9. Vergleichbare Zustände: Ekstase und Trance werden nicht nur beim Musizieren erfahren. Ich habe die TeilnehmerInnen nach vergleichbaren Zuständen in anderen Bereichen befragt. Die Versuchspersonen gaben an, Ekstase oder Trance ebenso beim Geschlechtsverkehr, unter dem Einfluss von Drogen, beim Tanz, beim Sport oder beim Genuss von Kunst im Allgemeinen erlebt zu haben.42 Demnach könnte man auf ein kontinuierliches Spektrum von Ekstase und Trance schließen, das heißt veränderte Bewusstseinszustände werden auch bei alltäglichen Dingen erlebt. Musik aktiviert dieselben Lustzentren des
Gehirns
wie
der
Konsum
von
Schokolade,
Kokain
oder
Sex
(Weinberger, 2006; Blood und Zatorre, 2001).
3.2. Diskussion Am Beginn dieser Arbeit habe ich 3 Thesen formuliert, die ich hier reflektieren und anhand der Ergebnisse diskutieren möchte: Ekstase, Trance und starke Emotionen 1. These: Ekstase und Trance sind veränderte Bewusstseinszustände, bei denen Emotionen stark erlebt werden. Die Ergebnisse der Untersuchung über Ekstase und Trance in der Musik verdeutlichen, dass es sich dabei um veränderte Bewusstseinszustände handelt, die sich auf Körper, Wahrnehmung, Kognition und Emotionen, auswirken und Einfluss auf persönliche- und soziale Aspekte nehmen können.
Zieht man das Deskriptive Modell über starke Emotionen von Gabrielsson und Lindström (2003) hier heran, wird schnell klar, dass sich das Kategorienmodell 42
fast
eins
zu
eins
(beispielsweise
allgemeine
Kategorie 9
77
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Charakteristika, psychophysiologische Aspekte, Wahrnehmung, Kognition, Emotionen etc.43) auf Ekstase und Trance übertragen lässt. Diese Tatsache gibt Anlass zu Annahme, dass es sich auch bei Ekstase und Trance um starke Emotionen handelt. Der einzige markante Unterschied war die positive Grundhaltung gegenüber Ekstase und Trance. Keine der befragten Personen erlebte eindeutig negative Emotionen. Einen wichtigen Aspekt bildet die Intensität von Emotionen. Durch körperliche Aktivierung, sprich Musizieren als körperlicher Kraftaufwand, kann ein hoher Level an Emotionen erreicht werden (Dibben, 2003).
Persönliche Faktoren Im Gegensatz zur ersten These konnte die zweite These nicht zur Gänze bestätigt werden: 2. These: Ekstatische Zustände in der Musik setzen eine individuelle Bereitschaft und Offenheit sich auf „Neues“ einzulassen voraus und hängen nicht von kultureller Zugehörigkeit ab. Die
Ergebnisse
meiner
Studie
belegen,
dass
persönliche
Faktoren
(Befinden, Vertrauen in die MusikerInnen, Identifizierung mit der Musik oder Bezug zu den gespielten Stücken) für die Bereitschaft sich in Ekstase und/oder Trance fallen zu lassen förderlich und/oder hinderlich sein können.
Die
genannten
Faktoren
sind
aber
keine
notwendige
Voraussetzung um veränderte Bewusstseinszustände zu erfahren. Dass Ekstase und Trance als veränderte Bewusstseinszustände auch unabhängig von kulturellen Riten und Bräuchen erfahren werden können, hat sich durch meine Studie mehrfach gezeigt. weiteres
Mal
auf
die
kulturelle
Dennoch soll hier ein
Bedeutung
von
veränderten
Bewusstseinszuständen verwiesen werden. In vielen Kulturen wurden 43
Siehe 2.5 Ergebnisse
78
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
diese Zustände institutionalisiert, das heißt in Rituale eingebaut. In diesem Zusammenhang erfüllen Ekstase und Trance klare Funktionen (z.B. Seelenreise zu den Ahnen bei den Schamanen, Vereinigung mit Gott bei den Christen) und werden somit von der kulturellen Gruppe definiert (Rouget, 1985; Hengst, 2003; Ins, 2001; Becker, 2004; Goodman, 1994). Die Erklärung von veränderten Bewusstseinszuständen kann also auch mit Religions- und Kulturzugehörigkeit zusammenhängen.
Die Wahrscheinlichkeit von musikalischer Ekstase Welche Personen oder Personengruppen können überhaupt in Ekstase oder Trance fallen? Eine interessante Frage, die ohne weiteres zu beantworten ist. Aus dieser Fragestellung habe ich zu Beginn dieser Arbeit folgende These entwickelt: 3. These: Die Wahrscheinlichkeit und die Intensität musikalischer Ekstase hängen vom Beschäftigungsgrad mit Musik und von Vertrauen ab. Alle der befragten MusikerInnen gaben an, Ekstase und/oder Trance erlebt zu
haben.
Bei
den
untersuchten
ProbandInnen
handelt
es
sich
ausschließlich um professionelle MusikerInnen mit einer regelmäßigen Musizierpraxis ausgeschlossen
von
mindestens werden,
6
dass
Jahren. das
Dennoch
kann
nicht
Beschäftigungsausmaß
ausschlaggebend für das Erleben von veränderten Bewusstseinszuständen ist, da keine Personen, die nicht regelmäßig musizieren untersucht wurden. Der körperliche Kraftaufwand (Bewegung und Konzentration) kann als wesentlicher Einflussfaktor für das Erleben von intensiven Erfahrungen genannt werden. Die Intensität von Emotionen steigt mit körperlicher Aktivierung (Dibben, 2004; Schachter und Singer, 1962).
79
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Weitere Faktoren, die veränderte Bewusstseinszustände begünstigen oder hemmen können, sind der Vorbereitungsgrad, Lampenfieber vor den Auftritten,
Konkurrenz
zwischen
MusikerInnen,
das
Setting,
das
persönliche Befinden des Musikers und die persönliche Identifizierung mit der Musik.
Deskriptives Modell zu starken Emotionen in Verbindung mit Musik von Gabrielsson und Lindström (2003) Das Deskriptive Modell von Gabrielsson und Lindström (2003) ist ohne Zweifel auch für Ekstase und Trance in der Musik anwendbar. Das Modell weist aber kleine Mängel auf: •
Die Zuordnungen der Zitate zu den jeweiligen Subkategorien sind eher kritisch anzusehen, da sie sich teilweise überschneiden (3.8 Musical Perception-Cognition und 4.7. Musical cognition-emotion beschreiben musikalische
Qualitäten;
7.1
New
possibilities,
insights,
needs
korrelieren teilweise mit 5.2. Positive Emotions; weiters gibt es Überlappungen zwischen den Kategorien 2.3 Quasi-physical reactions und 4.2 Changed experience of body and mind). •
Die Unterkategorien Selbstvergessenheit (4h), Offenheit (7e), Effekte und bleibender Eindruck (7f), kommen in meiner Analyse vor, fehlen aber im Modell von Gabrielsson und Lindström (2003).
•
Die ProbandInnen der Studie von Gabrielsson und Lindström (2003) stammen ausschließlich aus Schweden. Um ein objektives Modell über starke Emotionen in Verbindung mit Musik zu erhalten, wäre es sinnvoll interkulturelle Untersuchungen durchzuführen.
Abweichungen Im
Unterschied
zu
Gabrielsson
und
Lindström
(2003)
sind
die
TeilnehmerInnen meiner Studie ausschließlich MusikerInnen, was natürlich 80
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
nicht ausschließt, dass sie auch als HörerInnen fungieren können. In Studien zu MusikerInnen erscheint es mir sinnvoll, das Modell um die Kategorie Kontext des Musizierens (8a-h) zu erweitern. Daraus lassen sich spannende Erkenntnisse über die situationsabhängigen Umstände von intensiven Erfahrungen mit Musik gewinnen und somit mögliche Antworten auf Fragen nach dem Grund starker emotionaler Erlebnisse finden. Die
Kategorie
9
Vergleichbare
Zustände
ist
speziell
für
meine
Forschungsfrage relevant. Ich sehe darin die Bestätigung, dass Ekstase und Trance keineswegs nur mit der Musik, sondern auch in alltäglichen Dingen erfahren werden.
3.3. Kritik und Schwierigkeiten Ekstase und Trance sind intensive persönliche Erlebnisse. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass diese Zustände von den ProbandInnen schwer in Worte zu fassen waren. Demnach konnten keine klaren Unterschiede zwischen Ekstase, Trance und starken Emotionen festgestellt werden. Der Vergleich mit dem Modell von Gabrielsson und Lindström weist vielmehr darauf hin, dass die Gemeinsamkeiten von Ekstase, Trance und starken Emotionen überwiegen. Unterschiede beziehen sich auf die positive Grundhaltung gegenüber Ekstase und Trance.44 Da die TeilnehmerInenn meiner
Studie
ausschließlich
MusikerInnen
waren,
ergab
sich
die
zusätzliche Kategorie 8 Kontext des Musizierens. Leider war es nicht möglich, die MusikerInnen direkt nach einem Konzert zu interviewen. MusikerInnen, die einem Interview nach dem Konzert zwar zugestimmt hätten, waren dann aber zu erschöpft oder hatten keine Lust. Somit kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich die ProbandInnen teilweise nicht mehr im Detail an ihre Erlebnisse erinnern konnten.
44
Siehe Kategorie: 5a-e Emotionen, 7a-f persönliche und soziale Aspekte.
81
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Die Anzahl sowie die Geschlechterquote der untersuchten MusikerInnen ist leider etwas problematisch.45 Eine umfangreichere Studie hätte den Rahmen dieser Diplomarbeit gesprengt. Schade finde ich, dass sich keine Gelegenheit bot, weiblichen Probandinnen aus Afrika zu interviewen. Ein aussagekräftiger Vergleich zwischen afrikanischen
MusikerInnen,
die
europäischen MusikerInnen und
in
Europa
leben,
konnte
nicht
durchgeführt werden. Afrika kann außerdem nicht als eine Musikkultur angesehen werden. Die Bedeutungen von Ekstase und/oder Trance, als veränderte
Bewusstseinszustände,
sind
teilweise
(vor
allem
im
außereuropäischen Kontext) durch die Kultur- und Religionszugehörigkeit determiniert.
3.4. Gedanken zu Sinn und Funktion von Ekstase und Trance Warum
hat
der
Mensch
das
Erfahrungen?
Die
universelle
Bedürfnis Verbreitung
nach und
außergewöhnlichen Wertschätzung
von
veränderten Bewusstseinszuständen gibt Anlass zu Annahme, dass veränderte Bewusstseinszustände eine Funktion erfüllen. Möglicherweise kann man diese Phänomene durch ihre einprägsame Wirkung auf den Menschen
erklären.
Ekstatische
Erfahrungen
(u.a.
auch
Nah-Tod
Erfahrungen) können Einfluss auf das Wesen oder die Weltorientierung einer Person nehmen (Atwater und Ring, 1985). Ekstase und/oder Trance wurden in kulturelle Handlungen integriert und können daher unterschiedliche Funktionen, wie beispielsweise eine religiöse oder eine heilende, erfüllen. Rituale regeln die Beziehung zwischen der Gruppe und der individuellen Erfahrung (Bell, 1992). Dadurch kann der Gruppenzusammenhalt gestärkt werden. Rituale können ferner als Überwindung von Angst fungieren. Empirische Studien belegen, dass Rituale (wie z.B. Gebete) zur Bewältigung von Angst und Stress beitragen können (Homans, 1981; Sohlberg, 1976).
45
Siehe 2.2. TeilnehmerInnen
82
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Wie meine Studie konstatiert, ergeben sich durch das Erleben von veränderten Bewusstseinszuständen auch für den Einzelnen eine Reihe an positiven Effekten. Die Grundhaltung gegenüber diesen Zuständen ist vorwiegend positiv. Die ProbandInnen gaben an, intensive positive Emotionen erlebt zuhaben. Veränderte Bewusstseinszustände öffnen ferner neue Möglichkeiten und neue Einsichten (persönlich, sozial und musikalisch), die das Selbstbewusstsein eines/r Musikers/In stärken und sich positiv auf die Motivation (zum Üben) auswirken können.
3.5. Implikationen Die Forschung zu veränderten Bewusstseinszuständen ist in vielen Bereichen nicht mehr wegzudenken. Schon seit Anfang der 80iger Jahre wuchs das Interesse, Trance und/oder Ekstase für musiktherapeutische Zwecke einzusetzen. Veränderte Bewusstseinszustände werden durch den gezielten
Einsatz
verschiedener
Klänge
und
Instrumente,
wie
beispielsweise Monochord, Gong, Dijeridoo, Klangschalen etc. induziert. Die
Wirkung
kann
dabei
körperlich
anregend
Rhythmik) oder beruhigend sein (mit Hilfe
(durch
intensivierte
monochromer Klänge). Nach
Goodman (1997) können veränderte Bewusstseinszustände spontane Energieschübe im Körper auslösen. (Ritter und Fachner, 2004; Tucek, 2003; http://www.musiktherapie.de/index.php?id=193, am 20.03.2007) Die willentliche Herbeiführung von veränderten Bewusstseinszuständen durch Musik öffnet neue kompositorische Möglichkeiten. In mehreren Studien zu Emotionen und Musik, wurde Rhythmus als Auslöser für physiologische Reaktionen erkannt, die wiederum Emotionen auslösen können (Schmidt, 1984).
83
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
3.6. Anregungen für weitere Forschung Die Forschung über Ekstase und Trance kann noch längst nicht alle Wissenslücken schließen. In diesen abschließenden Überlegungen möchte ich nun einige Anregungen zu weiteren Forschungsfragen geben. Um veränderte Bewusstseinszustände zu erfassen, wäre es interessant eine interkulturelle Studie zum Empfinden von Ekstase und Trance bei Kleinkindern durchzuführen. Falls veränderte Bewusstseinszustände schon bei Kleinkindern nachgewiesen werden können, wäre es vermutlich möglich, diese Zustände auch in anderen Bereichen, wie etwa im schulischen Lernprozess, gezielt einzusetzen und damit die Motivation zu steigern. Unterschiede
zwischen
MusikerInnen
könnten
musikalischen darüber
Lajen
und
Aufschluss
professionellen
geben,
ob
das
Beschäftigungsausmaß für das Erleben von Ekstase und/oder Trance in der Musik
ausschlaggebend
ist.
Weitere
interessante
Forschungsfragen
könnten sich beispielsweise auf Ekstase und Trance beim Hören von Musik versus Musizieren oder auf Gender- und Kulturunterschiede beim Erleben von Ekstase und/oder Trance beziehen. Zukünftige Forschung zum Thema Ekstase und Trance sollte den Anspruch erheben
interdisziplinarisch
Bedeutungen
von
Ekstase
zu
arbeiten.
und
Trance
Zum sind
Verständnis
der
unterschiedliche
Herangehensweisen, wie etwa eine kulturelle oder psychophysiologische erforderlich.
84
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
5. Anhang 5.1. Qualitative Inhaltsanalyse nach Philipp Mayring
Nun
folgt
1.
eine
genaue
Auflistung
Inhaltsanalyse“
und
schließlich
unter
der Punkt
„Zusammenfassenden 2.
die
nochmalige
„Zusammenfassung der Kategorien“. 1.
Zusammenfassende Inhaltsanalyse
[Die Zeilenangaben entsprechen den Transkriptionen in der Formatierung: Schrift ARIAL, 12p, 1.5 Zeilenabstand, Fragen: Fett, Blocksatz]. Fall A
Zeile 80
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Paraphrase Ekstase, sich so spüren wie sonst nicht, ganz in sich sein. Ekstase als Grenzsituation kann musikalisch, durch Menschen oder durch sexuelle Erfahrungen hervorgerufen werden. Eigendynamik, die schwer definierbar ist. Plötzliche Zufriedenheit, extreme Endorphinausschüttung, Spüren Ekstase ist möglich, wenn persönliche Reize (Musik, Frauen, Jungs) zusammenkommen. Ekstase ist ein extremes Glücksgefühl Selbst offen sein für eine Schwingung/ Welle Ekstase muss gelebt werden, theoretischer Zugang ist schwer. Uhrturmschatten zum Schwingen gebracht, war Extremsituation. Einmaliges Erlebnis Eine Stunde extreme Kraft, Anstrengung beim Spielen, Bewusstsein über das Konzert So etwas großes noch nie
Generalisierung Außergewöhnliche Gefühle im Körper Gipfelerfahrungen, durch äußere Reize, wie Menschen, Musik und Sex hervorgerufen Definitionsschwierigkeit Starke positive Gefühle machen glücklich Zusammentreffen persönlicher Vorlieben Extremes Glücksgefühl Offenheit für neue Erfahrungen Keine Theorie, sondern gelebt Livekonzert als Extremsituation Einzigartigkeit der Erfahrung Enormer Kraftaufwand und körperliche Anstrengung
Reduktion K1 Ekstase bedeutet: • Intensive positive Gefühle • Einzigartigkeit • Glück • Bleibender Eindruck • Freiheit K2 Reize sind: • Musik • Vorlieben • Sex • Menschen K3 Anforderungen: • Kraftaufwand • Anstrengung • Vorbereitung • Offenheit • An körperliche und psychische Grenzen K4 Druck und Vorbereitung K5 Selbstfindung K6 Einsamkeit und ohne fremde Hilfe,
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gemacht Viele ZuhörerInnen, Stress in den Vorbereitungswochen An körperlichen und psychischen Grenzen gegangen Beschäftigung auch heute noch (Schauer über Rücken und Freude, dass das Projekt realisiert wurde) War schwer gefordert. Ekstase heißt, Dinge erleben, die bisher noch nicht erlebt wurden Freiheit besteht in der Auslotung der Grenzen Situationen, die einen überfordern oder unterfordern als Grenzüberschreitung, um sich besser kennen zu lernen Ekstase ist mit einer Situation körperlich und psychisch überfordert sein Schlagschatten hat mich eine lange Zeit beschäftigt Mit Gesamtsituation allein umgehen, niemand hilft Unbekannte emotionale Wellen sind wichtig, interessant, spannend, notwendig. Angst und Schmerzen vor/ bei Grenzerfahrungen, weil empfindlich Froh, dass Extremsituationen immer wieder vorkommen Drang Neues auszuprobieren Trance und Ekstase sind unterschiedlich Trance ist Schwebezustand, in den man durch Bilder im Kopf fällt. Musik als Auslöser für Bilder. Ekstase mit Musik noch nie erlebt. Bilder entstehen durch Gefühlserfahrungen, Filme oder Gerüche Trance ist eine Konzentration und Vertiefung auf Musik
Sensibilität Druck durch Vorbereitung und Publikum Körperliche und psychische Grenzen Bleibender Eindruck
Schwer gefordert Neue Erfahrungen Grenzüberschreitung ist Freiheit jedes Menschen Überfordert und unterfordert sein um sich besser kennenzulernen Psychische und körperliche Überforderung Eine Zeitlang beschäftigt Allein und ohne fremde Hilfe Unbekanntes erweckt Interesse Man ist verletzlich Froh, dass Extremsituationen öfter vorkommen Drang Neues auszuprobieren Unterscheidet Trance und Ekstase Musik lässt Bilder entstehen
K7 Trance sind Tagträume, Bilder und Farben und kommen bei alltäglichen Handlungen ständig vor
Ekstase noch nie erlebt Bilder entstehen durch Erfahrungen Trance ist Form von Konzentration
K8 Affinität zu eigenem Instrument K9 Physiologisches Verhalten:
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52 53
Spielen, Griffe und Klänge. Ekstase ist mit starken Emotionen verbunden Einmaliges Erlebnis in einem Raum mit der schönen Stimme eines Mannes, wie hypnotisiert Nicht wissen was geschah, unfähig zu sprechen (Stimme, Sound, Stille) Trance – weg, ohne Bilder Trance passiert jeden Tag, beim Singen, beim Klavierspielen. Intensität und Dauer der Trance sind unterschiedlich. (0,5h) Nicht weg, sondern „in“ der Sache Starke Gefühle bei Live Konzerten durch Gruppendynamik, Energie im Raum und Spannung Wenn zu viele Gedanken im Kopf, schwierig sich fallen zu lassen Gefühl eher beim hören und nicht Selbst spielen. Beim Alleine musizieren muss man nichts beweisen. Trance ist eine Fokussierung und kann überall, auch beim Autofahren, passieren. Ein Gefühl mit sich selbst zu sein, nackt sein - das befreit Musik löst starke Gefühle aus Akkorde haben emotionale Bedeutung. Sus ist frei. Körperliche Reaktionen: Gänsehaut, Herzklopfen Alltägliche Trance ist nichts besonderes, auch beim Strudel Essen Sprache und Buch als Auslöser für Trance Verlust von Zeit- und Raumgefühl; Eintauchen in Geschichte und Teil davon sein. Vergleich mit Träume Begriffe trennen; Bei Trance andere Wahrnehmung. Halbschlaf ähnlich
Ekstase sind starke Emotionen Einmaliges Erlebnis mit Stimme wirkt hypnotisierend Keine Realisierung, unfähig zu sprechen Abwesend sein Trance passiert jeden Tag Trance ist unterschiedlich lang und intensiv Konzentration und Fokussierung Gruppendynamik, Energie und Spannung bei Live Konzerten
• • • • •
Unfähigkeit zu Sprechen Abwesenheit Gänsehaut Herzklopfen Zeit- und Raumgefühl
K 10 Konzentration und Fokussierung K 11 Bei Live Konzerten Publikum wichtig
Nachdenken verhindert sich fallen lassen Eher beim Hören Druck fällt beim Alleine Musizieren weg Trance beim Autofahren Gefühl der Nacktheit Musik löst starke Gefühle aus Akkorde stehen für Emotionen Gänsehaut und Herzklopfen als Folge Trance beim Strudelessen Sprache oder Buch als Auslöser Veränderung des Raum- und Zeitgefühls, Teil davon sein Ähnlichkeit mit Träume Begriffliche Trennung Trance ist ein Halbschlaf
K 12 Natürlichkeit trotz Kontrollverlust, Denken ausgeschalten,
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Ekstase sind spontane Gefühlsausbrüche Ekstase – Definitionsschwierigkeit Andere Bewusstseinszustände kommen ständig beim Musizieren vor.
Unkontrollierbare Gefühle Keine Worte
Vergessen was rundherum passiert; Idealzustand für Üben; fokussiert Körperlich ruhig und entspannt Musik passiert einfach von selbst, natürlich Nicht jedes Mal gleich.
Ideal zum Üben, weil fokussiert
Sobald man denkt, wird die Musik blockiert. Bewusste Steuerung (schnellen Lauf) beim Spielen führt zum Herausfallen aus Trance Zustand Vergleich sprachliche Kommunikation dasselbe Nicht mehr an richtig oder falsch denken, sondern einfach frei von der Seele reden Aus sich heraustreten und einfach spielen Ekstase passiert immer Schwer in Worte zu fassen Bei einem Gig ein enormes Glücksgefühl. Die anderen Musiker, der Punkt im Raum, die Energie – alles funktioniert Keine falschen Töne, es grooved und alles passt zusammen Überwältigende Situationen Vorfreude mit erfahrenen Musikern zu Spielen (Respekt) Vorher wenig geübt, daher nervös Auf Nebentisch, von Mädchen belächelt, weil banale Basslinie Steigerung der Nervosität/ Unsicherheit, aber weiter gespielt Musiker sind mit eingestiegen und plötzlicher Energieschub
Ständig beim Musizieren
Ruhig und entspannt Natürliche Musik passiert von selbst Unterschiedliche Ausmaße Denkprozess blockiert Musik Trance kann nicht gesteuert werden
Kommunikationsfluss vergleichbar Frei von der Seele, keine Bewertung Leichtigkeit im Spielen
Automatisierung K 13 Sprachlosigkeit, Definitionsschwierigkeit K 14 Positiver Effekt: Ekstase ist ideal zum Üben K 15 Wird empfunden als: • Ruhe und Entspannung • Leicht • Stimmigkeit K 16 Wertungsfrei K 17 Respekt vor erfahrenen MusikerInnen, Nervosität und Aufregung, Unsicherheit K 18 Ekstase tritt plötzlich ein, kommt immer vor, „im richtigen Moment“
Ekstase immer Keine Worte Zusammenspiel der Musiker und Energie im Raum funktioniert Alles passt Überwältigend Respekt vor erfahrenen Musikern Nervosität und Aufregung Von Mädchen angelächelt Trotz Unsicherheit, weitergespielt Plötzlicher Enregieschub und Sicherheit
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Gefühl sich selbst zuzuschauen und Instrument spielt von selber Im richtigen Moment reagieren und auf das nächste Level katapultiert werden
Automatisiertes Instrument, Beobachter
Wird als Intim empfunden Ekstase wird bei jedem Konzert mindestens einmal erlebt Ekstase braucht Energie, Kraft und Zeit Momente, wo man an physischen Grenzen stößt, überladen mit Anspannung Ekstase durchdringt den Körper Körper und Gefühle im Einklang, sonst gefährliche Ekstase Gipfelrausch, ab gewissem Level nicht mehr zurückwollen, obwohl Kraft schwindet Marathonlauf – durch Asthmaerkrankung große Belastung, überwunden Ekstase mit eigener Kraft erlangen und bedürfnislos sein.
Intimes Erlebnis Bei jedem Konzert einmal
K 19 Energie, Kraft, Anspannung, Belastung
Energie, Kraft und Zeit
K 20 Gefühl an physische Grenzen zu stoßen
Ekstase heißt sich fallen lassen und rundherum alles vergessen Kommt selten vor, schönes Gefühl Ganz in der Musik In Trance ist der Körper automatisiert, Raum- und Zeitverlust In Ekstase auch beim Musikhören, kommt öfter vor Live Konzert, Wenig Vorbereitung und Nr. wurde trotzdem schön Gefühl abwesend zu sein, Bühnensituation vergessen und durch Klatschen aufgewacht Alles automatisch gegangen, nicht nachgedacht, heftiges warmes Gefühl Kann nicht beschreiben (cool, lässig, schön, Wahnsinn)
Reaktion und Aktion
Anspannung führt zu physischen Grenzen Im Körper
K 21 Leere und Freiheit
Einklang von Körper und Gefühle Trotz Kraftverlust, kein zurück Großen Belastungen ausgesetzt sein und überwinden Gefühl der Leere und Freiheit Sich fallen lassen und alles vergessen
In der Musik Automatisierte Bewegungen, Raumund Zeitverlust Eher beim Musikhören
K 22 Sich fallen lassen und vergessen • Automatisierte Bewegungen, • Raum-und Zeitverlust • in der Musik • Realisation durch Klatschen
Aufgeregt, weil keine Proben
K 23 Anspannung, da wenige Proben
Abwesenheit durch Klatschen realisiert
K 24 Innere Wärme
Innere Wärme
K 25 Vertrauen und Freunschaft
Keine Worte
K 26 Rahmenbedingungen: • Aufmerksamkeit
Schön, aber eher selten
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Extremsituation, in der Form vorher noch nie Lange musikalische Freundschaft mit Pianist Aufgehört zu denken, richtige vibes Publikum spüren wichtig, im Studio noch nie in Ekstase Bei Bankgig keine starken Gefühle Ekstase ist ein starkes Gefühl Ekstase in Verbindung mit Sex Sich fallen lassen passiert kann man nur, wenn man vertraut und jemanden gern hat In Kirche Konzert: aufgebauschte Energie. Gefühl ein Zeichen von oben zu bekommen Ekstase ist ein Level, in das man nicht bewusst kommt Medien sind Sex, Kaufrausch, Alkohol, Drogen aber anders als Musik Schwierigkeit des sich fallen lassen können Bei Anspannung und Selbstzweifel kann man sich nicht so gut fallen lassen Vor 2 Jahren das erste Mal in Ekstase Positive Veränderung: Stärkung, Respekt, Furchtlosigkeit Einzigartiges Gefühl, Magie Trance ist eine längere spirituelle Erfahrung des Bewusstseins Ekstase ist animalisch, intensiv aber von kurzer Dauer – Sex Ekstase beim Musikhören durch permanenten Aufbau Flauer Magen, unter Strom stehen, Achterbahn fahren Heißer Konzertsaal von Freunden, Schmunzeln, Unfähig zu reden, viele Eindrücke aber Gefühl der Leere
Horizonterweiterndes Erlebnis Freundschaft unter MusikerInnen Denkprozess ausgeschaltet Nähe und Wärme des Publikums wichtig
K 27 Spirituelle Gefühle K 28 Vergleich mit Kaufrausch, Drogen, Sex K 29
Aufmerksamkeit des Publikums Starke Gefühle Verbindung mit Sex/ Erregung Vertrauen und Freundschaft
Positive Effekte sind Respekt, Furchtlosigkeit und Selbstbewusstsein
Spirituelles Zeichen von Gott Nicht beeinflussbar Ähnlichkeiten mir Sex, Kaufrausch, Alkohol, Drogen Sich fallen lassen ist schwer Vertrauen in Musik und sich selbst
Durch Ekstase gestärkt, Respekt und angstlos Einzigartiges Gefühl Dauer von Trance ist länger Ekstase ist animalisch und von kurzer Dauer Dramaturgie der Musik, Spannung wird aufgebaut Flauer Magen und unter Strom Temperatur im Konzertsaal, Unfähigkeit zu Sprechen, Leere
K 30 Spannung wird aufgebaut K 31 Flauer Magen, „unter Strom stehen“, Leere, Unfähigkeit zu Sprechen K 32 Auslöser: • Persönliches Befinden • Bildung
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Gleichzeitig viel Information und Emotion Hohe Anspannung und Bedürfnis nach mehr Mit zunehmender musikalischer Reife, besseres Verständnis entwickelt Zusammenspiel der Band, Kommunikation und Akustik Persönliches Befinden Egoproblem und Unsicherheit bei Sängern Gründe für Selbstzweifel: Druck, Konkurrenzkampf und Prüfsituation Bei Galleriegigs interessiert sich keiner für die Musik Ekstase bei Konzert, wo man 100% dahinter steht Verschlossene Augen, Körperstarre, Gefühl viel Kraft zu besitzen, Ganz in der Musik Gleichgültigkeitsgefühl und Vertrauen in die Musik und Musiker Schamverlust Ekstase ist temporär Gänsehaut, Atemnot, Spüren Egoprobleme und Unsicherheiten bei Sängern verhindern Emotionen Ekstase als Anfängerin öfter, weil einfach Spaß an der Musik Analytisches Musikhören schränkt Emotionen ein
Viele Eindrücke
Ekstase und Trance sind geistig emotionale Zustände, in die man verfällt und ganz bei sich ist; keine Außenwelt Man denkt in Farben oder Stimmungen Extreme Konzentration auf musikalische Details löst starke Emotionen aus aber keine Ekstase Beim selbst Musizieren sowohl Zuhause aber öfter auf Bühne in Ekstase Aufmerksamkeit spielt wichtige Rolle
Von Außenwelt abgeschlossen
Anspannung Durch musikalische Bildung besseres Verständnis für Musik Bandzusammenspiel Persönliches Befinden Druck, Konkurrenzkampf und Prüfungen Desinteresse des Publikums
• •
Zusammenspiel Wertschätzung
K 33 Kann verhindert werden durch: • Druck • Konkurrenzkampf • Unsicherheit • Desinteresse • Analyse K 34 Verschlossene Augen, in sich gekehrt K 35 Ekstase ist temporär
Persönliche Wertschätzung Verschlossene Augen und In sich gekehrt sein Gleichgültigkeit und Vertrauen Schamverlust Zeitdimension Körperliche Reaktionen Unsicherheiten aufgrund Egoproblemen Anfänger haben mehr Spaß an Musik Analytisches Hören ist unemotional
Denken in Farben und Stimmungen Konzentration auf musikalische Details
K 36 Eher auf Bühne • Farben und Stimmungen • Konzentration • Lampenfieber • Publikum
Eher auf der Bühne
K 37 Schwitzen, Sprachlosigkeit und Desorientierung
Aufmerksamkeit
K 38 Keine menschlichen
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Erwartung des Publikums erfüllen, Lampenfieber, Nervosität Um zu improvisieren muss man ganz mit sich selbst und in der Musik sein Schwer zu beschreiben Körperliche Reaktion: Schwitzen Man spielt sich rein. Die Musik geht im Moment voll ab. Stimmiges Gefühl zwischen Musikern Äußeren Faktoren ausgeschalten, in sich sein, Gefühle; Alle Musiker müssen sich fallen lassen können Vertrauen wichtig, sonst peinliche Situation weil man sich allein gelassen fühlen könnte Im Studio Konzepte fallen lassen und offen geile Musik zu spielen Angstüberwindung, keine Gedanken an richtig oder falsch Man spielt sich in Ekstase rein; Die Steigerung ist natürlich Menschliche Gefühle wie Liebe oder Hass können inspirieren, aber bei Ekstase denkt man an nichts Stimmungen oder Farben Sprachlosigkeit nach ekstatischem Erlebnis, desorientiert und leer Gefühl etwas Vollkommenes geschaffen zu haben Ekstase ist positiv Drogen können Ekstase herbeiführen Ekstase auch bei Sex, Sport, aber anders Intensität der Beschäftigung und Konzentration spielt große Rolle Verkrampfung oder zu sehr wollen hindert Schwierige Frage
Lampenfieber in den Griff bekommen Fokussierung auf Musik und sich selbst
Gefühle K 39 Keine Ekstase bei Verkrampfung
Keine Worte Schwitzen Permanente Steigerung Freundschaft und Können Keine äußeren Reize Offenheit der Band Wenn kein Vertrauen fühlt man sich einsam und blamiert Offenheit ohne Vorgaben Angstbekämpfung Man spielt sich in Ekstase Natürlichkeit der Musik Keine menschlichen Gefühle
Stimmungen oder Farben Sprachlosigkeit und Desorientierung Vollkommene Tat Positive Gefühle Ekstase durch Drogen Andere Medien sind Sex, Sport Intensität und Konzentration Bei Verkrampfung nicht Definitionsschwierigkeit
K 40
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Mit Ekstase und Trance ist mit Realitätsverlust, Verlust von Raumgefühl verbunden Man befindet sich an einem sehr persönlichem und einzigartigem Ort Vergleich mit Drogen Ekstase mit Gefallen verbunden, im Einklang mit dem persönlichem Gefallen Trance ist Paranoia Mit Musik schon erlebt Konzert mit eigener Band, eigene Stücke gespielt, Publikum hat zugehört und war leise. Es entsteht ein Glücksgefühl, wenn normale Personen (NichtmusikerInnen) zuhören. Im 2. Set free gespielt was Energie erzeugte Die ganze Band war in musikalischer Trance Egal was gespielt wurde, alles funktionierte und hörte sich gut an Gefühl nicht anwesend zu sein Selbstvertrauen jede Idee geben zu können und die anderen haben geantwortet Beim Alleinspielen passiert das selten Intensive Kommunikation zwischen Musikern evoziert eine unglaubliche Energie Gefühl von Freiheit, alles machen zu dürfen, Kopf ist frei Neues zu kreieren Spielt mit geschlossenen Augen um nur zu hören Bilder und Farben gesehen Wichtige Momente, die mit geliebter Person verbracht wurden Unvermögen zu sagen wie lange es gedauert hat; 3040 sec nach einem Stück noch in Ekstase Nach ekstatischem Erlebnis kann man sich daran erinnern
Verlust der Realität und des Raumgefühls Ekstase ist persönlich und einzigartig Mit Drogenerfahrung vergleichbar Ekstase gefällt
Trance ist negativ Ekstase beim Musizieren Vertraute Musiker, eigene Stücke, aufmerksames Publikum Glücksgefühl wenn zugehört wird
Realitätsverlust/ Abwesenheit K 41 Auslöser für Glücksgefühl • Vertraute Musiker • Stolz (eigene Stücke) • Aufmerksamkeit • Energie durch Spielen K 42 Kommunikativer Charakter von Ekstase K 43 Keine bewusste Steuerung der Musik und Gedanken
Freies Spielen erzeugt Energie Einklang der Band Alles funktioniert und ist gut Abwesenheitsgefühl Vertrauen auf sich selbst und den Musikern Selten beim Solospielen Intensive Kommunikation erzeugt Energie Freiheit; sich auf Neues einlassen Geschlossene Augen Bilder und Farben Beziehung Musik und Erlebtes Kein Zeitgefühl
Erinnerung an ekstatisches Erlebnis
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Erinnerung an Bilder und Gerüche, nicht aber an alles was gespielt wurde Wenn bewusst wird, ist man draußen Am Anfang an Form und an Changes denken. Das erste Mal, als begonnen sich gehen zu lassen Aus Ärger, weil die Freundin verlassen, begonnen frei ohne Konzept zu spielen Allein in Ekstase funktioniert nur vor Publikum Jemand zuhört – Austausch von Energie Starke Gefühle sind Ekstase Wie man Musik hört ist abhängig vom persönlichen Befinden Die Gefühle beeinflussen die Musik Trance nie erlebt; Trance ist negativ; Vergleich mit Trip durch Drogen Ekstase heißt, dass es einem gut geht; positiv In Ekstase entscheidet man selbst schöne Dinge zu sehen Trance ist wie Träume, wo man dem Zufall überlassen wird Passiert nicht sehr häufig; weiß nicht von was abhängig Das Publikum hilft, weil es zuhört Sex und Drogen sind Medien in Ekstase zu gelangen Kunst Mittel zum Realitätsverlust Trance ist Kommunikation zwischen Geistern und Seele In Senegal ist es der Übertritt des Menschen in Geisterwelt Musik ist Nahrung für die Seele und lebenswichtig Verbindung zw. Musik und Tanz
Bilder und Gerüche; Vergessen was gespielt Bewusstwerden heißt raus fallen Theorie hindert in Ekstase zu fallen Sich gehen lassen Frei ohne Konzept spielen Publikum wichtig Aufmerksamkeit des Publikums Ekstase sind starke Gefühle Persönliches Befinden beeinflusst Gefühl beeinflusst Musik Trance nie erlebt Negative Trance Ekstase ist positiv Kontrolle über sich selbst In Trance dem Zufall überlassen Ekstase nicht sehr häufig Publikum wichtig Sex und Drogen Kunst als Ekstasetechnik Trance ist eine Art Kommunikation
Musik ist lebenswichtig
K 44 Spirituelle Trance: • Trance als Verbindung zw. Geistern und Seele • Erscheinungen • Angst
Musik und Tanz gehören eng
K 45 Musik, Tanz und
Spiritueller Charakter von Trance
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Wichtige Rolle von Rhythmus als innere Koordination Tanz als eine Art Therapie und Kommunikation Keine Trennung von Musik und Tanz Schon häufig in Trance Abhängig von Umgebung und Vertrauen zu den Musikern Traumzustand, feines Licht, Kommunikation mit Geisterwelt In Trance hat man Erscheinungen Ekstase in Verbindung mit Sexualität Ekstase ist totales Glücksgefühl, das häufiger als Trance vorkommt Ekstase ist Weinen, Lachen, Sich wohl fühlen Trance ist extrem Vertrauen zu den Musikern, stimmige Energie Ekstase merkt man sofort Mit Trance ist nichts vergleichbar Sport ist mit Ekstase gleichzusetzen Fähigkeit und Gefühl sind notwendig um in Trance zu gehen In Europa noch nie in Trance aus Angst niemand kann ihn zurückbringen Manche brauchen eine Woche um zurückzukommen Trance wird künstlich herbeigeführt und Ekstase passiert einfach Verlust des Ichs und Hineinfallen in Ekstase Das Gefühl aus sich heraus zu gehen Ecstasy Konsum evozierte das Gefühl die Seele festhalten zu müssen Beim singen selten aber doch das Gefühl, dass alles aufmacht und fließt Überkommendes Gefühl wo man die Stimme in sich und sich selbst so gut
zusammen Rhythmus ist eine innere Koordination Tanz ist Therapie
Rhythmus eng verbunden K 46 Ekstase ist Glücksgefühl
Musik und Tanz nicht getrennt Mehrmals in Trance Umgebung und Vertrauen Erscheinungen in Trance
Ekstase mit Sexualität verbunden Glücksgefühl, das häufig vorkommt Ekstase sind Gefühle Trance ist extrem Vertrauen und Energie Bewusste Ekstase Trance ist unvergleichbar Sport der E. ähnlich Übersinnliche Kräfte notwendig für Trance Angst vor Trance Vereinnahmendes Erlebnis Trance künstlich, Ekstase natürlich Ich Verlust und Hineinfallen Aus sich herausgehen
K 47 Natürlichkeit • Hineinfallen • Fließen • Intensivierte Wahrnehmung
Drogen – Erfahrung ist ähnlich Alles macht auf und fließt Extremes Spüren der Stimme und sich selbst
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spürt Allein auf der Toilette wo gute Akustik war; Hall begeisterte und führte zur Ekstase Ekstase hat keinen konkreten Anfang; Realisation beim Augen öffnen Ekstase ist unterschiedlich in ihrer Intensität Wenn im Kreis von vertrauten Menschen, geht es besser Gut beim Publikum aufgenommen zu werden kann Rauschzustand auslösen Angst vor dem Konzert, war dann auf der Bühne weg Vergleich mit Sex, Selbstvertrauen wichtig; Denken ausschalten Ekstase ist eine Steigerung des Gefühls Vergleich mit Drogen Verlust von Zeitgefühl auch beim Tanzen Sich fallen lassen ist befreiend Denken beeinflusst den ekstatischen Zustand Trance ist ein Musikstil Musik ist ein Gefühl das vom Menschen kommt Ekstase kommt kurz vor dem Fertigkomponieren einer Nummer vor, wenn man weiß, dass sie gut wird Gefühl weiterarbeiten zu wollen Vergisst sich zu rasieren, aber ist glücklich
Klang fasziniert und führt zu Ekstase Geschlossene Augen, erst nachher realisiert E. unterschiedlich intensiv Vertrauen ist förderlich Begeistertes Publikum kann E. auslösen Angst vor dem Konzert Selbstvertrauen, Denken ausschalten E. ist gesteigertes Gefühl Drogen Verlust von Zeitgefühl E. ist befreiend Denken schränkt ein Trance als Musikstil Musik ist menschliches Gefühl Vorfreude wenn Nr. fast fertig
K 48 Trance als Musikstil K 49 Positive Effekt • Kraft K 50 Selbstvergessenheit
Kraftschöpfen Selbstvergessenheit, Vernachlässigen des Körpers
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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
2. Zusammenfassung der Kategorien Kategorie K1 Ekstase bedeutet: • Intensive positive Gefühle • Einzigartigkeit • Glück • Bleibender Eindruck • Freiheit K2 Reize sind: • Musik • Vorlieben • Sex • Menschen K3 Anforderungen: • Kraftaufwand • Anstrengung • Vorbereitung • Offenheit • An körperliche und psychische Grenzen K4 Druck und Vorbereitung K5 Selbstfindung K6 Einsamkeit und ohne fremde Hilfe, Sensibilität K7 Trance sind Tagträume, Bilder und Farben und kommen bei alltäglichen Handlungen ständig vor K8 Affinität zu eigenem Instrument K9 Physiologisches Verhalten: • Unfähigkeit zu Sprechen • Abwesenheit • Gänsehaut • Herzklopfen • Zeit- und Raumgefühl K 10 Konzentration und Fokussierung K 11 Bei Live Konzerten Publikum wichtig K 12 Natürlichkeit trotz Kontrollverlust, Denken ausgeschalten, Automatisierung K 13 Sprachlosigkeit, Definitionsschwierigkeit
Generalisierung Neue Gefühlserlebnisse, positive Emotionen
Äußere Stimulation durch soziales Umfeld
Persönliche Voraussetzungen: Körperliche Anstrengung, Vorbereitung Offenheit
Verhaltensweise Weiterentwicklung der Persönlichkeit
Farben und Bilder
Körperliche Reaktionen
Geistige Haltung, Fokus Aufmerksamkeit des Publikums setzt unter Stress Natürlicher Spannungsaufbau ist unkontrollierbar Körperliche Reaktionen
Reduktion K’1 Emotionen/ Gefühle • Positiv • Neu K’2 Physiologische Reaktionen und Verhaltensweisen • Unfähigkeit zu Sprechen • Gänsehaut • Herzklopfen • Schwitzen • Flauer Magen („unter Strom stehen“) K’3 Veränderte Wahrnehmung • Natürlichkeit • Verlust von Zeit- und Raumgefühl • Konzentration und Fokus • Synästhesie • Wärme • Positive Körper- und Umweltwahrnehmun g • Selbstvergessenheit K’4 Ekstatische Erfahrung ist: • Einzigartig • Erstrebenswert • Schwierig zu beschreiben • Bleibender Eindruck K’5 Positive Effekte: • Gibt Sicherheit • Stärkung des Selbstbewusstsein • Kraftschöpfen K’6 Zeitliche Dimension von Ekstase: ist temporär und tritt „im richtigen Moment“ ein
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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
K 14 Positiver Effekt: Ekstase ist ideal zum Üben K 15 Wird empfunden als: • Ruhe und Entspannung • Leicht • Stimmigkeit K 16 Wertungsfrei K 17 Respekt vor erfahrenen MusikerInnen, Nervosität und Aufregung, Unsicherheit K 18 Ekstase tritt plötzlich ein, kommt immer vor, „im richtigen Moment“ K 19 Energie, Kraft, Anspannung, Belastung K 20 Gefühl an physische Grenzen zu stoßen K 21 Leere und Freiheit K 22 Sich fallen lassen und vergessen • Automatisierte Bewegungen, • Raum-und Zeitverlust • in der Musik • Realisation durch Klatschen K 23 Anspannung, da wenige Proben K 24 Innere Wärme K 25 Vertrauen und Freundschaft K 26 Rahmenbedingungen: • Aufmerksamkeit K 27 Spirituelle Gefühle K 28 Vergleich mit Kaufrausch, Drogen, Sex K 29 Positive Effekte sind Respekt, Furchtlosigkeit und Selbstbewusstsein K 30 Spannung wird aufgebaut K 31 Flauer Magen, „unter Strom stehen“, Leere, Unfähigkeit zu Sprechen
Ekstase ist erstrebenswert Positive Körper- und Umweltwahrnehmung
Auflösung des Drucks
K’7 Stressfaktoren • Aufmerksamkeit des Publikums • Leistungsdruck • Unsicherheit • Wenig Vorbereitungszeit • Lampenfieber bei Livekonzerten
Positive Effekte für Zukunft
Überraschung und gutes Timing Körper ist belastet Physische Grenzen Nicht menschliche Gefühle Wahrnehmung von außen, in der Musik, Durch Fremdeinwirken aufwachen
K’8 Wichtig um in Ekstase zu fallen: • Offenheit und Vertrauen • Befinden K’9 Vergleichbare Zustände sind Sex, Rausch, Schokoeis essen, Einkaufen Sport K’10 Interkulturelle Definitionsunterschiede • In Afrika, Trance als Kommunikation • Trance als Musikstil
Vorbereitungszeit bildet Nervositätsfaktor Körperliche Reaktion Vertrauen ist wichtig um sich fallen zu lassen Aufmerksamkeit Religiöse Erfahrung Vergleichbare Zustände Positive Effekte
Spannungsaufbau Körperliche Reaktionen
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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
K 32 Auslöser: • Persönliches Befinden • Bildung • Zusammenspiel • Wertschätzung K 33 Kann verhindert werden durch: • Druck • Konkurrenzkampf • Unsicherheit • Desinteresse • Analyse K 34 Verschlossene Augen, in sich gekehrt K 35 Ekstase ist temporär K 36 Eher auf Bühne • Farben und Stimmungen • Konzentration • Lampenfieber Publikum K 37 Schwitzen, Sprachlosigkeit und Desorientierung K 38 Keine menschlichen Gefühle K 39 Keine Ekstase bei Verkrampfung K 40 Realitätsverlust/ Abwesenheit K 41 Auslöser für Glücksgefühl • Vertraute Musiker • Stolz (eigene Stücke) • Aufmerksamkeit • Energie durch Spielen K 42 Kommunikativer Charakter von Ekstase K 43 Keine bewusste Steuerung der Musik und Gedanken K 44 Spirituelle Trance: • Trance als Verbindung zw. Geistern und Seele • Erscheinungen • Angst K 45 Musik, Tanz und Rhythmus eng verbunden K 46 Ekstase ist Glücksgefühl
Befinden und musikalischer Zugang
Stressfaktoren sind Druck, Unsicherheit und Desinteresse des Publikums
Intensivierte Wahrnehmung da, nach innen gekehrt Zeitliche Dimension Bühnensituation versetzt unter Stress, Lampenfieber
Körperliche Reaktionen Magische Gefühle Verkrampfung hindert Veränderte Wahrnehmung Vertraute Umgebung und Stolz auf eigene Stücke fördert Energie
Ekstase ist kommunikativ Kontrollverlust In Afrika: Trance als Art Gebet
Körperbezogenheit von Musik
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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
K 47 Natürlichkeit • Hineinfallen • Fließen • Intensivierte Wahrnehmung K 48 Trance als Musikstil K 49 Positive Effekt • Kraft K 50 Selbstvergessenheit
Natürlichkeit von Gefühlen
Musikstil Kraftschöpfen
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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
5.2. Gabrielsson und Lindström (2003): Strong experiences related to music: A descriptive System 1
2
3
4
General characteristics a
Unique experience
b
Hard-to-describe experience, words insufficient
Physical reactions and behaviours a
Physiological reactions
b
Behaviours/ Actions
c
Quasi-physical reactions
Perception a
Auditory Perception
b
Visual Perception
c
Tactile perception
d
Kinaesthetic perception
e
Other sense modalities
f
Synaesthesia
g
Intensified perception, multimodal perception
h
Musical perception-cognition
Cognition a
Changed Attitude
b
Changed experience of situation, body and mind, time and space, wholeness
5
6
c
Loss of Control
d
Changed relation/ attitude to the music
e
Associations, memories, thoughts
f
Imagery, inner images, inner music
g
Musical cognition-emotion
Feelings/ emotions a
Intense/ powerful Emotions
b
Positive Emotions
c
Negative Emotions
d
Different Emotions
Existential and transcendental aspects a
Existence
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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
7
b
Transcendence
c
Religious Experience
Personal and social aspects a
New possibilities, insights, needs
b
Music: New possibilities, insights, needs
c
Confirmation of identity, self-actualisation
d
Community/ Communication
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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
5.3. Hinweise zur Interviewtranskription: (1) Sprachen: Deutsch, Italienisch, Französisch (2) Wiederholungen
wurden
(falls
sinngemäß
nicht
unbedingt
erforderlich) weggelassen. (3) Dialektfärbungen wurden in die Hochsprache übertragen (4) „Ähs“ und Ähnliches wurde weggelassen (5) Auffälligkeiten wie Lachen, Blicke, tief durchatmen, anzünden einer Zigarette, o.Ä. werden in Klammer angeführt (6) Unvollständige Sätze werden in Klammer mit den fehlenden Wörtern ergänzt. (7) F steht für Frage; M steht für MusikerInnen;
111
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
5.4. Interviewleitfaden Tab. III – Interviewleitfaden 1 Was verstehen sie unter Ekstase/ Trance? 2 Hat Musik bei Ihnen persönlich schon Ekstase hervorgerufen? 3 Können Sie mir diesen Zustand beschreiben? (Körperlich/ emotional/ musikalisch) 4 Unterscheidet sich Ekstase von starken emotionalen Erlebnissen? Wie? 5 Gibt es eine konkrete Situation, an die Sie sich erinnern, in der Sie in Ekstase waren? Wann? Was war der Auslöser dafür? 6 Wie oft waren Sie schon in Ekstase? 7 Gibt es vergleichbare Zustände? 8 Können Sie sich noch an Ihr erstes Erlebnis erinnern, wann Sie durch Musik in Ekstase fielen? 9 Kann Ekstase auch durch andere Medien außer Musik hervorgerufen werden? Welche?
Tab. IV – Interview: Spontane Fragen 1 Wie kann man Emotion in einer Komposition verwirklichen? 2 Wie leben Sie den Konflikt zwischen technisch-konzeptionellem Denken und Emotion aus? 3 Kann
man
Ekstase
und
Trance
bewusst
herbeiführen
oder
kontrollieren? 4 Welche Bilder werden ausgelöst? 5 Können diese Bilder in Trancezuständen weiterentwickelt werden? 6 Kommt Ekstase und Trance jedes Mal vor? 7 Wo waren Sie in diesem Zustand? 8 Was ist gefährlich an der Ekstase? 9 Hat sich für Sie, nachdem Sie ekstatische Erlebnisse hatten, etwas verändert? 10 Kann/ will man das verstehen, wenn es einem das erste Mal passiert? 11 Baut sich Ekstase eher langsam auf oder ist es plötzlich da? 12 Wie gehen Sie mit solchen Bewusstseinszuständen um? 13 Wann hat der Zustand aufgehört? Hat er aufgehört? 14 Haben sich Ekstase und Trance im Laufe der Zeit verändert?
112
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
15 Sind Ekstase und Trance spirituell? 16 Haben Sie Angst davor?
5.5. Tabellarische Übersicht zu den ProbandInnen PROBANDINNEN Gesamt: 11
1
Geschlecht
2 3 4
Alter Herkunft Instrument/e
5
Musizierpraxis
8M 3F Zw. 19 J. und 50 J. Österreich, Deutschland, Italien, Senegal, Marokko Jazzgesang, Klavier, Kontrabass, Tanz, Trommel, Percussion, Keyboard, Komposition Mind. 6 J
Fall A 1 Geschlecht 2 Alter 3 Herkunft 4 Seit wie vielen Jahren leben Sie in Österreich? 5 Instrument/e 6 Regelmäßige Musizierpraxis Ekstase Ja mehrmals Trance Uhrturmschatten zum Klingen gebracht, Livekonzert
Mann 28 Österreich, Linz Ich bin ÖsterreicherIn Komposition, Klavier 12-14 Jahre nein
Fall B 1 Geschlecht 2 Alter 3 Herkunft 4 Seit wie vielen Jahren leben Sie in Österreich? 5 Instrument/e 6 Regelmäßige Musizierpraxis Ekstase nein Trance Starke Emotionen bei live Konzerten Durch Bilder
Mann 32 Italien, Bozen 2 Jahren Jazzgesang, Klavier 12-14 Jahre Ja jeden Tag im Kopf
Fall C 1 Geschlecht 2 Alter 3 Herkunft 4 Seit wie vielen Jahren leben Sie in Österreich? 5 Instrument/e 6 Wie lange spielen/ singen Sie regelmäßig Ekstase Ja manchmal Trance live Konzert Ständig beim
Mann 30 Österreich, Landeck Ich bin ÖsterreicherIn Kontrabass 15-20 Jahre Ja Spielen
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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
Fall D 1 Geschlecht Mann 2 Alter 30 3 Herkunft Deutschland, München 4 Seit wie vielen Jahren leben Sie in Österreich? 5 Instrument/e Klavier 6 Wie lange spielen/ singen Sie regelmäßig 20-30 Jahre Ekstase Ja immer Trance Ja mehrmals Bei jedem Konzert Ja bei live Konzert, Sport
Fall E 1 Geschlecht 2 Alter 3 Herkunft 4 Seit wie vielen Jahren leben Sie in Österreich? 5 Instrument/e 6 Wie lange spielen/ singen Sie regelmäßig Ekstase Ja selten Trance Live Konzert in Kirche und Konzertsaal, Live Konzert shoppen
Frau 24 Österreich, Graz Ich bin ÖsterreicherIn Jazzgesang 9-11 Jahre Ja 2 mal
Fall F 1 Geschlecht Frau 2 Alter 22 3 Herkunft Österreich, Graz 4 Seit wie vielen Jahren leben Sie in Österreich? Ich bin ÖsterreicherIn 5 Instrument/e Jazzgesang, Klavier 6 Wie lange spielen/ singen Sie regelmäßig 6-8 Jahre Ekstase Ja selten Trance öfter Beim Zuhören, Schokoeis Bei Live Konzerten, Meditation
Fall G 1 Geschlecht 2 Alter 3 Herkunft 4 Seit wie vielen Jahren leben Sie in Österreich? 5 Instrument/e 6 Wie lange spielen/ singen Sie regelmäßig Ekstase Ja Trance Beim Musizieren, Zuhause, live und im Studio
Mann 29 Österreich, Salzburg Ich bin ÖsterreicherIn Klavier 20 - 30 Jahre nein
Fall H 1 Geschlecht 2 Alter 3 Herkunft 4 Seit wie vielen Jahren leben Sie in Österreich? 5 Instrument/e 6 Wie lange spielen/ singen Sie regelmäßig Ekstase Ja Trance Live Konzert in Innsbruck
Frau 24 Österreich, Linz Ich bin ÖsterreicherIn Jazzgesang 6-8 Jahre nein
Fall I 1 2 3 4
Geschlecht Alter Herkunft Seit wie vielen Jahren leben Sie in Österreich?
Mann 19 Italien, Verona Seit 2 Jahren
114
Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
5 Instrument/e Klavier 6 Wie lange spielen/ singen Sie regelmäßig 12-14 Jahre Ekstase Ja oft Trance Ja 2 mal Beim Tanzen, Trommeln, Sport, Sexualität Beim Tanzen
Fall J 1 Geschlecht Mann 2 Alter 50 3 Herkunft Senegal, Cap-Skirring 4 Seit wie vielen Jahren leben Sie in Österreich? Seit 19 Jahren 5 Instrument/e Trommel, Tanz 6 Wie lange spielen/ singen Sie regelmäßig Über 30 Jahre Ekstase Ja mehrmals Trance Ja selten Live Konzert in Köln, Allein im Klo Tanzen, Drogen
Fall K 1 2 3 4 5
Geschlecht Alter Herkunft Seit wie vielen Jahren leben Sie in Österreich? Instrument/e
6 Wie lange spielen/ singen Sie regelmäßig Ekstase Ja oft Trance Beim Komponieren
Mann 35 Marokko, Oujda Seit 9 Jahren Percussion, Keyboard, Komposition 20-30 Jahre nein
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Taschler, A. (2007): Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich
5.6. Postfragebogen Abschließend bitte ich Sie noch um einige persönliche Angaben: Zutreffendes bitte ankreuzen oder ausfüllen! 1. Geschlecht:
2. Alter:
o Mann o Frau
3. Herkunft:
Land: ___________________________ ______________________ Stadt:___________________________
4. Seit wie vielen Jahren leben Sie in Österreich?
o Ich bin ÖsterreicherIn o Ich lebe seit _______ Jahren in Österreich. 5. Musizierpraxis: Welche/s Musikinstrumente spielen Sie? 1. Instrument: 2. Instrument: 3. Instrument: Weitere:
o Ich bin SängerIn 6. Wie lange spielen/ singen Sie regelmäßig? o 0 – 5 Jahre o 6 - 8 Jahre o 9 – 11 Jahre o 12 – 14 Jahre o 15 – 20 Jahre o 20 - 30 Jahre o über 30 Jahre
Vielen Dank für Ihre Mitarbeit!
☺ 116
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