January 22, 2016 | Author: Monica Waltz | Category: N/A
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Seminar zum Thema
eGovernment Schwerpunkt: eHealth
vorgelegt der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Fribourg (Schweiz) von Patrick S. Merten
eingereicht bei Prof. Dr. Andreas Meier Research Group Information Systems Universität Fribourg (Schweiz)
Patrick S. Merten Rue de Morat 19 1700 Fribourg Schweiz Tel.: +41-76-3227001
[email protected]
Fribourg, den 20.Januar 2004
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis..................................................................................................... I Abbildungsverzeichnis ............................................................................................. II Abkürzungsverzeichnis.............................................................................................III 1
2
3
Einleitung .........................................................................................................1 1.1
Zugrundeliegende Begriffe.......................................................................1
1.2
Ausgangslage ........................................................................................3
1.3
Ziele des eHealth Konzepts......................................................................3
Die eHealth Plattform ........................................................................................5 2.1
Theoretische Betrachtung der eHealth Plattform .........................................5
2.2
Die eHealth Plattform im Detail................................................................7
2.3
Die Komponenten der eHealth Plattform im Detail .....................................9 2.3.1
Das Modell der elektronischen Patientenakte..............................10
2.3.2
Der Standard der elektronischen Patientenakte ...........................13
2.3.3
Die Patient Health Card und die Health Professional Card...........14
2.3.4
Abgrenzung zur elektronischen Patientenakte..............................16
2.4
Das Konzept im Überblick .....................................................................17
2.5
Stufenweise Realisierung des Konzeptes ..................................................18
Fazit ..............................................................................................................21
Bibliografie .......................................................................................................... 23
I
Abbildungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis Abb.1 Gesundheitstelematik und Telemedizin..............................................................2 Abb.2 Telematik im Gesundheitswesen – eHealth Plattform ..........................................6 Abb.3 Die eHealth Plattform als Netzwerk zur Kommunikation ......................................7 Abb.4 Modell der eHealth Plattform ...........................................................................9 Abb.5 Abgrenzung zur elektronischen Patientenakte ...................................................17 Abb.6 Die eHealth Plattform im Detail ......................................................................18
II
Abkürzungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis AES
Advanced Encryption Standards
ANSI
American National Standards Institute
CEN
Comité Européen de Normalisation
EPA
elektronische Patientenakte
eRezept
elektronisches Rezept
EU
Europäische Union
G&D
Giesecke und Devrient
HPC
Health Professional Card
IKT
Informations- und Kommunikationstechnologien
IKS
Informations- und Kommunikationssysteme
ISO
International Standardisation Organisation
PHC
Patient Health Card
TCP/IP
Transmission Control Protocol / Internet Protocol
USA
United States of America
VPN
Virtual Private Network
XML
eXtensible Markup Language
III
Einleitung
1
Einleitung
eGovernment umfasst die digitalen Abläufe und Handlungen zwischen Regierungen, zwischen Regierungsstellen selbst und zwischen der Regierung, Unternehmen und Bürgern. Ein zentraler Bereich des eGovernment ist eHealth. Dieser befasst sich mit der Anwendung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien und -systeme auf das Gesundheitswesen, insbesondere auf administrative Prozesse, Wissensvermittlungs- und Behandlungsverfahren. Zur näheren Betrachtung dieses Themas erscheint es sinnvoll, zunächst einige zugrundeliegende Begriffe zu klären.
1.1 Zugrundeliegende Begriffe Ausgangspunkt ist das Gesundheitswesen. Es versteht sich als die Gesamtheit aller Einrichtungen und Personen, die der Erhaltung, Förderung oder Wiederherstellung der Gesundheit dienen. Kern des Gesundheitswesens ist die Medizin, die Wissenschaft vom gesunden und kranken Funktionszustand eines Organismus. Auf der anderen Seite lassen sich Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) definieren als die Gesamtheit der zur Erfassung, Speicherung, Verwaltung und Kommunikation von Daten zur Verfügung stehenden Ressourcen sowie die Art und Weise wie diese Ressourcen organisiert sind. Die darauf aufsetzenden Informations- und Kommunikations-
systeme (IKS) werden als System zur Gewinnung und Auswertung von Informationen verstanden, das fundierte Entscheidungen unterstützt und als Instrument des arbeitsteiligen Wirtschaften anzusehen ist. IKS werden häufig kurz als Informationssystem bezeichnet. Aufgrund ihrer engen Verknüpfung zu den Begriffen Informatik und Telekommunikation werden IKT und IKS zusammen oftmals auch unter dem Begriff Telematik geführt. Die Konvergenz aus Gesundheitswesen und Telematik wird im deutschsprachigen Raum meist als Gesundheitstelematik bezeichnet und international synonym als eHealth bezeichnet. Klar abzugrenzen ist der Begriff der Gesundheitstelematik vom Terminus der
Telemedizin, die als Schnittmenge der Medizin und der Telematik nur einen Teilbereich der Gesundheitstelematik abdeckt.
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Einleitung Die folgende Abbildung veranschaulicht die dargelegten Zusammenhänge nochmals grafisch. Gesundheitstelematik und Telemedizin Gesundheitstelematik ~~~ eHealth
Gesundheitswesen
Telemedizin
Medizin
Informationstechnologien und -systeme ~~~ Informatik
Abb.1
Telematik ~~~ IKT & IKS
Kommunikationstechnologien und -systeme ~~~ Telekommunikation
Gesundheitstelematik und Telemedizin
Unter dem Begriff Gesundheitstelematik versteht man folglich die Anwendung der Telematik auf das Gesundheitswesen. Auf Basis der IKT bedeutet dies besonders den Einsatz von Informationssystemen und Wissensbasierten Systemen im Gesundheitswesen zur Bereitstellung und Nutzung von Daten, Informationen und Wissen zur Unterstützung und Aufgabenerfüllung aller Beteiligten. Zu diesen gehören neben den Ärzten als Leistungserbringer und den Patienten als Leistungsempfänger auch die Versicherungen als Leistungsvermittler und der Staat als Steuerungsorgan sowie weitere Institutionen und Organe. Als Leistungserbringer stehen die Ärzte und die ihnen zuarbeitenden Personen als primäre Anwender der Gesundheitstelematik im Vordergrund. Ihr Aufgabenbereich umfassen neben der medizinischen Versorgung die Dokumentation, die Fort- und Weiterbildung sowie die Qualitätssicherung. An dieser Stelle setzt die Gesundheitstelematik an.
2
Einleitung
1.2 Ausgangslage Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema eHealth als Bestandteil des eGovernment. Dabei bezieht sie sich auf die Roland Berger Studie „Telematik im Gesund-
heitswesen – Perspektiven der Telemedizin in Deutschland“. Die Studie wurde im Januar 1998 dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie sowie dem Bundesministerium für Gesundheit als Auftraggeber vorgelegt. Die Studie zeigt zunächst die Bedeutung der Telematik für das Gesundheitswesen auf. Im Anschluss werden die Telematikkomponenten, das Anwendungsspektrum und die Rahmenbedingungen der Gesundheitstelematik in Deutschland analysiert. Die Ergebnisse dieser Bestandsaufnahme führen zur Entwicklung entsprechender Zukunftsperspektiven und einem sich daraus ergebenden Handlungsbedarf. Auf Basis dieser Studie und unter Berücksichtigung aktueller Entwicklungen, insbesondere des eEurope 2005 Plans, der sich in einem separaten Kapitel mit dem Thema eHealth auseinandersetzt, wird in dieser Arbeit ein eHealth
Konzept entwickelt. Ausgangspunkt der Betrachtungen ist wiederum das Gesundheitswesen. Dieses weisst aufgrund seiner historischen Entwicklungen von Land zu Land unterschiedliche Charakteristika, Vorzüge und Schwachstellen auf. Dennoch lässt sich weltweit für die meisten Gesundheitssysteme folgendes Ziel formulieren:
Steigerung der Versorgungsqualität bei gleichzeitiger Kostenminderung!
1.3 Ziele des eHealth Konzepts Das eHealth Konzept setzt an dem oben erläuterten primären Ziel eines Gesundheitswesens an. Dabei dient es der Wertschöpfung und ist somit als Unterstützung des Gesundheitswesens und aller Beteiligten zu verstehen. Unterstützen kann das eHealth Konzept vor allem die Verfügbarkeit von allen behandlungsrelevanten Informationen zum Zeitpunkt der Behandlung am Ort der Behandlung, die zur Steigerung der Versorgungsqualität und Senkung der Kosten führen wird, und die rationale Planung und Entscheidungsfindung im Gesundheitssystem auf der Basis aktueller und gesicherter Gesundheits-/Krankheitsdaten.
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Einleitung Die historischen Entwicklungen vieler Gesundheitssysteme haben bewirkt, dass medizinische Datenbestände, insbesondere die der Patienten, verteilt geführt werden. Dies kann im Bedarfsfall verhindern, dass behandlungsrelevante Daten und Informationen ausreichend schnell beim behandelnden Arzt zusammengeführt werden können und somit die Leistungen im Gesundheitswesen entscheidend beeinflussen. Die Nachteile dieser strukturellen Gegebenheit können durch eine geeignete informationstechnische Aufbereitung der Patientendaten und deren schnelle Übertragung mittels moderner Kommunikationstechnik überwunden werden, ohne dass die Vorteile der Gesundheitssysteme angetastet werden. So kann eine Qualitätsverbesserung bei gleichzeitiger Kostensenkung erzielt werden. Informations- und Kommunikationstechnologien und -systeme, angewandt im Gesundheitswesen, vereinen diese beiden technischen Modalitäten und ermöglichen die Steigerung der Versorgungsqualität durch Verfügbarmachung aller behandlungsrelevanten Informationen zur richtigen Zeit am benötigten Ort. Im Speziellen bedeutet dies die Entwicklung einer elektronischen Patientenakte (EPA) als Kern einer eHealth Plattform mit dazugehörigen Patient Health Cards (PHC) und Health Professional Cards (HPC). Ein solches System dient der Lösung des oben beschriebenen Problems, geht mit den Zielen eines Gesundheitssystems konform und versteht sich als sinnvolle und notwendige Weiterentwicklung des Gesundheitswesen mittels der Telematik.
4
Die eHealth Plattform
2
Die eHealth Plattform
Zur Entwicklung einer eHealth Plattform, die sich als Rahmengerüst für den Einsatz der Telematik im Gesundheitswesen versteht, werden im folgenden zunächst einige theoretischen Betrachtungen durchgeführt. Im Anschluss daran wird das Modell im Detail vorgestellt und seine Komponenten darauffolgenden einzeln diskutiert. Dabei wird speziell auf das Konzept und den Standard der elektronischen Patientenakte eingegangen. Weiter werden die Patient Health Card und die Health Professional Card analysiert. Abschliessend wird die stufenweise Realisierung des eHealth Plattform Konzeptes beschrieben um ein Fazit zu ermöglichen.
2.1 Theoretische Betrachtung der eHealth Plattform Wie dargelegt wurde, lässt sich die Telematik im Gesundheitswesen in ihre Informationssysteme und Wissensbasierte Systeme sowie die zugrundeliegenden IKT inklusive Infrastruktur unterteilen. Darauf aufbauend wird die eHealth Plattform konzipiert. Während die Patient Health Card (PHC) und die Health Professional Card (HPC) auf Ebene der IKT-Infrastruktur die Identifikation und die Sicherheit aller Akteure im Gesundheitswesen ermöglichen, setzt die elektronische Patientenakte auf diese Basis auf. Sie dient auf Ebene der IKT primär der Dokumentation von Text-, Bild- und Tonmaterial als administrative, organisatorische, leistungs- und abrechnungsbezogene Daten. Die Datenverarbeitung ermöglicht auf Ebene der IKS die Unterstützung der medizinischen Versorgung durch Gewinnung und Auswertung von Informationen. Aufgrund dieser Informationen können fundierte
Entscheidungen
getroffen
werden,
die
auf
besseren
Planungs-
und
Entscheidungsfindungsmöglichkeiten in der Medizin und im Gesundheitswesen basieren. Das durch die Kommunikation der Daten ermöglichte arbeitsteilige Wirtschaften führt im Gesundheitswesen
zu
mehr
Effektivität
und
somit
zu
einer
Steigerung
der
Versorgungsqualität bei gleichzeitiger Kostensenkung. Des weiteren kann mittels Wissensbasierter
Systeme
die
Fort-
und
Weiterbildung
verbessert
und
die
Qualitätssicherung unterstützt werden. Das hiermit skizzierte Modell stellt eine Rahmenarchitektur
für
eine
eHealth
Plattform
dar.
Die
folgende
Abbildung
veranschaulicht dies grafisch.
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Die eHealth Plattform
Telematik im Gesundheitswesen – eHealth Plattform Gesundheitswesen Wissensbasierte Systeme Wissenssammlungen & -gemeinschaften Expertenverzeichnisse Wissen Handlungsvorbereitung & -unterstützung Informations- und Kommunikationssysteme Gewinnung & Auswertung fundierte Entscheidung arbeitsteiliges Wirtschaften
Informationen
Informations- und Kommunikationstechnologien Erfassung, Speicherung Verwaltung Kommunikation
Daten
IKT - Infrastruktur Hardware, Software Humanressourcen Dienstleistungen
Abb.2
- Fortbildung und Weiterbildung - Qualitätssicherung Steigerung der Versorgungsqualität - Unterstützung der med. Versorgung - Planung & Entscheidung im Gesundheitswesen und der Medizin Steigerung der Versorgungsqualität und Kostenminderung
Dokumentation von Text, Bild und Tonmaterial als administrative, organisatorische, leistungs- und abrechnungsrelevante Daten
- Elektronische Patientenakte - Health Professional Card - Patient Health Card - medizinische Analysegeräte - Akteure im Gesundheitswesen
Telematik im Gesundheitswesen – eHealth Plattform
Dabei ermöglicht die eHealth Plattform mittels der elektronischen Patientenakte im Zusammenwirken mit der Patient Health Card und der Health Professional Card die geeignete informationstechnische Aufbereitung von Daten und Informationen und deren schnelle Übertragung mittels moderner Kommunikationstechnik zwischen den Akteuren des Gesundheitswesens.
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Die eHealth Plattform
2.2 Die eHealth Plattform im Detail Die eHealth Plattform kann als komplexes Netzwerk zum Austausch von Informationen dargestellt werden. Der in diesem Zusammenhang notwendige Verbund an Computern, die mittels moderner Telekommunikationstechnologien zusammengeschlossen sind, stellt eine Kommunikationsplattform dar. Bezogen auf die medizinische Versorgung ist hier primär die Kombination von Computern aus den Bereichen niedergelassener Ärzte und Krankenhäuser gemeint. Zusammengeschlossen werden diese mit Spezialsystemen wie den Laborinformationssystemen und den Apothekerinformationssystemen sowie Systemen verschiedener Institutionen des Gesundheitswesens. Ein Zusammenschluss dieser Computer zu einer umfangreichen online-Plattform ist auf Basis der heute dominierenden Internet-Technologien weitgehend möglich. Die folgende Abbildung stellt die eHealth Plattform mit ihren zur Kommunikation verbundenen Systemen und Bereichen dar. Die eHealth Plattform als Netzwerk zur Kommunikation Versicherungen und andere
Staat und andere Organe / Institutionen
Abrechnung & Erstattung
Planung & Entscheidung
Apotheken Arzneimittel IS
eHealth Plattform
Laboratorien Pathologie IS
Hausärzte
Arztpraxen
Krankenhäuser
Primärversorgung
Sekundärversorgung
Tertiärversorgung
= Blackbox
Abb.3
Die eHealth Plattform als Netzwerk zur Kommunikation
Der Zusammenschluss von Computern nach dem Prinzip des Internets ist im Gesundheitswesen weitestgehend realisierbar. Aufgrund der Verbreitung des Internets ist die Kommunikationsinfrastruktur für eine eHealth Plattform in weiten Teilen bereits existent.
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Die eHealth Plattform Auch die notwendigen Standards zur Datenübertragung unter Berücksichtigung einer notwendigen Sicherheitsarchitektur können von den Internet-Technologien übernommen werden. Folglich wird die eHealth Plattform wie einige bereits bestehende medizinische Netze auf den Internet-Technologien beruhen. Als Protokoll zur Kommunikation über die bereits existierenden Übertragungsmedien bietet sich folglich TCP/IP an. Um dennoch eine klare Trennung vom Internet zu erreichen, wird die eHealth Plattform als geschlossenes Netz realisiert. Dieses sogenannte Virtual Private Network (VPN) ermöglicht es, das Internet als Träger zu benutzen, aber mittels einer kryptographischen Verschlüsselung der Netzebene für eine logische Abschottung zu sorgen. Die kryptographische Basis für VPNs ist eine Verschlüsselung, bei der zwischen einer symmetrischen und asymmetrischen Verschlüsselung unterschieden werden kann. Die symmetrische Verschlüsselung weist mit dem aktuellen AES Verfahren eine Schlüssellänge von 128 bit auf. Problem dieser Verschlüsselung ist der für beide Kommunikationspartner identische Schlüssel. Deshalb wird für die eHealth Plattform als VPN eine asymmetrische Verschlüsselung mit einer Schlüssellänge von 2048 bit benötigt. Bei diesem Verfahren ist eine Unterscheidung zwischen einem öffentlichen und privaten Schlüssel möglich. Die damit durchführbare starke Authentisierung beinhaltet die notwendige eindeutige Identifikation jedes Kommunikationsteilnehmers in der eHealth Plattform. Hierzu muss jeder Teilnehmer über ein gültiges Zertifikat verfügen, mit dem er in Kombination mit einem Schlüssel eine digitale Signatur erzeugen kann. Diese Zertifikate und Schlüssel werden von einer übergeordneten unabhängigen Stelle vergeben und kontrolliert, einem Trust Center. Die somit erstellte elektronische Identität wird sinnvoller Weise auf einer kryptographischen Chipkarte abgelegt, der Patient Health Card bzw. der Health Professional Card. Der Zugang zu den in dieser Plattform registrierten Informationssystemen und Wissensbasierten Systemen wird durch die Patient Health Card und die Health Professional Card geschützt. Sie steuern den Zugangs- und Zugriffsschutz, indem sie Grundfunktionen wie die Verschlüsselung, digitale Signatur und starke Authentisierung bieten.
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Die eHealth Plattform Die einzelnen Komponenten der eHealth Plattform finden ihre Anwendung in Zusammenhang mit den über die eHealth Plattform verbundenen Computern als Teil der in Abbildung 3 skizzierten Blackbox. Die Blackbox wird im folgenden Abschnitt detailliert betrachtet.
2.3 Die Komponenten der eHealth Plattform im Detail Mit der eHealth Plattform wurde vorstehend ein umfangreiches und sicheres Kommunikationsnetzwerk geschaffen. Die wesentlichen Komponenten dieser Plattform, die in Zusammenhang mit den in Abbildung 3 aufgezeigten Bereichen und Systemen stehen, werden in der folgenden Abbildung dargestellt. Modell der eHealth Plattform eHealth Plattform G E S U N D H E I T S
Informationssysteme - elektronische Patientenakte - Patient Health Card - Health Professional Card - medizinische Analysegeräte - u.a.
krankheitsbezogene Informationen
T E L E M A T I K
patientenbezogene Informationen
Wissensbasierte Systeme - Wissenssammlungen - Expertenverzeichnisse - Wissensgemeinschaften - Richtliniensammlungen - u.a.
fallbezogene Informationen
Medizin
gesundheitsbezogene Informationen
Gesundheitswesen
Problemlösung 1: Verfügbarkeit von behandlungsrelevanten Informationen zum Zeitpunkt der Behandlung am Ort.
Abb.4
Problemlösung 2: Planung und Entscheidung im Gesundheitssystem auf der Basis aktueller, realer Informationen.
Modell der eHealth Plattform
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Die eHealth Plattform In diesem Modell wird veranschaulicht, wie die eHealth Plattform mit ihren Komponenten eine Lösung der beiden aufgezeigten Probleme anstrebt. Dazu wird wiederum grundlegend zwischen Informationssystemen und Wissensbasierten Systemen unterschieden. Weiter werden die unterschiedlichen Arten an Informationen in die eHealth Plattform eingebettet. Es kann zwischen patientenbezogenen Daten auf der einen und anonymisierten Daten auf der anderen Seite sowie patientenunabhängigen Informationen unterschieden werden. Als eine wesentliche Komponente sind somit Wissensbasierte Systeme in der Medizin und im Gesundheitswesen anzusehen, deren Inhalte die in zentral oder dezentral gespeicherter Form bestimmten Gruppen oder allen Beteiligten im Gesundheitswesen zur Verfügung stehen. Es handelt sich dabei um Wissenssammlungen, Expertenverzeichnisse und Wissensgemeinschaften, mittels derer spezielle Informationen zur Handlungsvorbereitung und Unterstützung gewonnen werden können. Aus ihnen lassen sich fallbezogene Informationen entnehmen, die der Steigerung der Versorgungsqualität im medizinischen Lebenszyklus zugute kommen. Des weiteren können gesundheitsbezogene Informationen abgeleitet werden, die der Planung und Entscheidung im Gesundheitswesen dienen. Zum anderen sind dies Informationssysteme. An dieser Stelle wird nun die elektronische Patientenakte eingeführt.
2.3.1 Das Modell der elektronischen Patientenakte Die elektronische Patientenakte (EPA) versteht sich als einheitlicher Standard für die über die eHealth Plattform interagierenden Informationssysteme und als digitalisierte Patientenkartei. Als solche stellt sie über die eHealth Plattform zeit- und ortsunabhängig medizinisches Text-, Bild- und Tonmaterial als Entscheidungsunterstützung zur Verfügung. Die EPA beinhaltet sowohl administrative und organisatorische wie auch leistungs- und abrechnungsrelevante Daten. Die dabei stattfindende Datenverarbeitung sowie Informationsgewinnung und -auswertung bezieht sich hauptsächlich auf die Dokumentation der medizinischen Versorgung bezüglich der Patienten. Primär handelt es sich um alle behandlungsrelevanten Informationen inklusive der vollständigen Krankengeschichte der Patienten.
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Die eHealth Plattform Patientenbezogene Daten beinhalten also zum einen administrative und allgemeine persönliche Informationen wie Name, Anschrift, Geburtsdatum, Geschlecht und andere. Hinzu kommen die bei Behandlungen erworbenen Informationen über den Gesundheitszustand des Patienten. Sie umfassen sowohl allgemeine Informationen wie beispielsweise die Blutgruppe als auch eine vollständige Krankheitshistorie des Patienten. Diese gibt unter anderem Auskunft über Allergien und Infektionen, aber auch über erfolgreich behandelte Krankheiten oder erfolgte Impfungen. Bisher erfolgt die Dokumentation meist in nicht oder nur teils digitaler Form beim behandelnden Arzt, wo sie nach geltenden Vorschriften abgelegt wird. Folglich werden diese Datenbestände verteilt geführt, wobei jeder Arzt nur Zugriff auf die Informationen seiner Untersuchungen und Behandlungen des Patienten hat. Diese Informationen unterstehen der Aufbewahrungs- und Schutzpflicht des jeweiligen Arztes und sind für diesen allein immer zugänglich. Für die EPA wird nun davon ausgegangen, dass die Patientenkartei vollständig digitalisiert vorliegt. Da Patienten im Laufe ihres Leben zu unterschiedlichen Zeiten an verschiedenen Orten behandelt werden, scheint es von Vorteil, diese Informationen weiterhin dezentral zu speichern. Damit Informationen über die eHealth Plattform orts- und zeitunabhängig zur Kommunikation zur Verfügung stehen, müssen die dezentral in Informationssystemen gespeicherten Daten logisch verknüpft und zusammenführt werden. Dies geschieht mittels eines Schlüssels, der die Informationen eindeutig identifiziert. Demzufolge lassen sich die einzelnen dezentral gespeicherten digitalen Patientenkarteien eines Patienten zu einer vollständigen elektronischen Patientenakte zusammenfügen. Somit können dem behandelnden Arzt bei der Anamnese alle notwendigen patientenbezogenen Informationen des jeweiligen Patienten verfügbar gemacht werden. Die sich daraus ergebenden Vorteile für die Diagnose und Therapie werden durch die erweiterten Informationsmöglichkeiten
mittels
Wissensbasierter
Systeme
ergänzt.
Die
patientenbezogenen Informationen werden demnach durch fallbezogene Informationen durch Einbeziehung entsprechender Wissenssammlungen oder durch Konsultation von Experten erweitert.
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Die eHealth Plattform So können mit der EPA patientenbezogene Informationen verfügbar gemacht werden, die in der medizinischen Versorgung eine in weiten Teilen noch papierbasierte Patientenkartei ablöst. Gleichzeitig können diese Daten patientenungebunden aggregiert werden und als krankheitsbezogene Informationen beispielsweise in Statistiken dem Gesundheitswesen als Planungs- und Entscheidungsgrundlage auf Basis aktueller und realer Informationen dienen. Diesen krankheitsbezogenen Informationen stehen gesundheitsbezogene Informationen gegenüber. Diese patientenunabhängigen Informationen können im Gesundheitswesen aus Wissensbasierten Systemen gewonnen werden. Sie geben Aufschluss über den aktuellen medizinischen Forschungs- und Wissensstand und können so, den aktuellen krankheitsbezogenen Informationen gegenübergestellt, über Handlungsalternativen Aufschluss geben, sollten die aktuellen und realen Informationen über die Entwicklung von Krankheitsbildern beispielsweise beim Ausbruch einer Epidemie indizieren. Kann die Vollständigkeit und Korrektheit der Dokumentation von anderen Leistungserbringern für den zugreifenden Arzt garantiert werden, kann die Verwendung von Fremdbefunden zu einer Reduzierung von Eigenuntersuchungen führen. Nach einem Vertrauensbildungsprozess könnten sich Zweckgemeinschaften zwischen Primär-, Sekundär- und Tertiärversorgern etablieren mit einem einheitlichen hohen Qualitäts- und Sicherheitsstandard. Zum Vorteil des Patienten (Qualität und Kosten) würden die bisher starren Grenzen zwischen den Versorgungsebenen fallen. In Anbetracht dieser Überlegungen muss klargestellt sein, dass die Gesundheitstelematik in keinem Fall die essentielle und persönliche Kommunikation zwischen Ärzten, Patienten und Dritten ersetzen, sondern lediglich unterstützen, erleichtern und verbessern kann. Sie dient der Entlastung in vielen der oben angeführten Bereiche und schafft so mehr Freiräume zur Kommunikation bei gleichzeitiger besserer Verfügbarkeit von Informationen sowie einer Qualitätssteigerung bei gleichzeitiger Kostensenkung.
12
Die eHealth Plattform
2.3.2 Der Standard der elektronischen Patientenakte Die elektronische Patientenakte wurde als verteiltes Informationssystem beschrieben. Hierzu müssen die einzelnen Systeme, die über die eHealth Plattform miteinander verbunden sind, über einen identischen Standard zur Datenverarbeitung verfügen, um miteinander interagieren zu können. Da die elektronische Patientenakte Teil der eHealth Plattform ist und diese auf den Internet-Technologien aufbaut, bietet sich hierfür die Editiersprache XML als Datenbank- und Internetsprache an. Zum einen ermöglicht sie die Nutzung von Internet-Technologien in der Gesundheitstelematik, zum anderen setzt sie sich derzeit international als neuer Standard für das Internet durch. Mittels XML ist es möglich, ein einheitliches Datenformat für die elektronische Patientenakte festzulegen und eine universelle Kommunikationsschnittstelle zu schaffen. Als grafische Oberfläche für die elektronische Patientenakte empfiehlt sich die Nutzung der bekannten Browser-Technologie. Neben dem problemlosen Einsatz von XML besteht ein weiterer Vorteil webbasierter Browser in der möglichen Anwendung von JavaApplets. Sie dienen dazu, Bilddaten und Biosignale mittels des Original-Datenstroms zu speichern, darzustellen und auszuwerten. In vielen Fällen stammen die Daten dieses Bereiches von separat angeschlossenen medizinischen Analysegeräten. Diese müssen folglich ebenfalls über eine XML-Schnittstelle mit der elektronischen Patientenakte verbunden sein. Gleichzeitig würde die Browser-Technologie dem Patienten einen privaten Zugriff auf seine eigene elektronische Patientenakte online ermöglichen. Dabei würde sich der Patient in das sichere Netz der eHealth Plattform über das Internet einloggen. Nationale, europäische und internationale Standardisierungsbemühungen sind im Gange, um die medizinische Sprache und Form der Dokumentation im Rahmen der fortschreitenden Digitalisierung zu vereinheitlichen. In Europa widmet sich das Europäische Komitee für Normung CEN (Comité Européen de Normalisation) dieser Aufgabe innerhalb der EU und koordiniert diese Bemühungen mit der ISO (International Standardisation Organisation) auf internationaler Ebene sowie mit der ANSI (American National Standards Institute) der USA. 13
Die eHealth Plattform Im Idealfall sind die dem Arzt in Form der elektronischen Patientenakte vorliegenden Informationen in solchem Masse standardisiert, dass er eine automatische Zusammenfassung und Bewertung der bisherigen Untersuchungs- und Behandlungsergebnisse erhält. Werden in der medizinischen Dokumentation Abkürzungsstandards eingeführt, so bietet sich dem behandelnden Arzt zusätzlich die Möglichkeit, sich die standardisierten Teile der Dokumentation in seiner Sprache anzeigen zu lassen. Die automatische Anzeige relevanter Zusatzinformationen und Richtlinien aus Wissensbasierten Systemen der eHealth Plattform können für eine zusätzliche Optimierung der Anamnese, Diagnose und Therapie sorgen. Ziel muss sein, dem Arzt im Moment seiner diagnostischen oder therapeutischen Entscheidung gezielt und selektiv jede Information zur Verfügung zu stellen, die ihm helfen kann. Die elektronische Patientenakte besitzt folglich eine grafische Benutzeroberfläche, die mittels eines webbasierten Browsers angezeigt werden und über die auf dezentral gespeicherte Daten in einem Verbund von XML-basierten Informationssystemen zugegriffen werden kann. Die eHealth Plattform stellt dabei das Kommunikationsnetzwerk zur Verfügung und bietet mit Wissensbasierten Systemen eine sinnvolle Ergänzung. Zu den weiteren Elementen der eHealth Plattform zählen die Patient Health Card und die Health Professional Card, die sich für die Sicherheit verantwortlich zeigen. Ergänzt werden diese Komponenten durch medizinische Analysegeräte und Spezialsysteme wie das Laborinformationssystem und das Apothekerinformationssystem.
2.3.3 Die Patient Health Card und die Health Professional Card Die Patient Health Card und die Health Professional Card dienen der Identifikation von Leistungsempfängern und Leistungserbringern gegenüber der eHealth Plattform und schützen den Zugang zu den in dieser Plattform registrierten Informationssystemen und Wissensbasierten Systemen. Die Leistungserbringer im Gesundheitswesen, wie Ärzte und Apotheker, weisen sich mit der Health Professional Card aus. Sie nutzen die HPC, um elektronisch zu signieren und zur Autorisierung, damit er Zugriff auf die medizinischen Daten eines Patienten erhält. Die Nutzung der HPC dient des weiteren der Definition differenzierter Lese- und Schreiberechte. 14
Die eHealth Plattform Auf die elektronischen Patientenakten seiner eigenen Patienten kann der Arzt mittels seiner Health Professional Card Zugriff erhalten. Dabei handelt es sich wie bei der klassischen Patientenkartei nur um Informationen über Untersuchungen und Behandlungen dieses Arztes gegenüber dem jeweiligen Patienten. Eine Ermächtigung, um auf weitere Details der Krankengeschichte des Patienten zugreifen zu können, die in Informationssystemen anderer Leistungserbringer gespeichert sind, kann nur vom Patienten selber erteilt werden. Dabei werden während der Anamnese die anonymisierten Daten mittels der PHC vom Patienten entschlüsselt und repersonalisiert in der elektronischen Patientenakte zur Verfügung gestellt. Durch die Nutzung der PHC und HPC in dieser Form werden die Rechte und Eigenverantwortlichkeit des Patienten gestärkt. Die Daten dürfen nicht nur pseudonymisiert, sondern müssen anonymisiert gespeichert werden, da es einer Zustimmung der betroffenen Person bedarf, um die Daten zu repersonalisieren. Aus dem gleichen Grund müssen die Daten deshalb zudem verschlüsselt gespeichert werden, denn mittels bestimmter medizinischer Daten wie DNA-Informationen oder einem digitalen Fingerabdruck liessen sich die anonymisierten Daten trotzdem ohne Einwilligung der jeweiligen Person wieder zusammenfügen. Die dazu notwendigen Zertifikate und Schlüssel werden wie bereits im eHealth PlattformKonzept beschrieben von einem Trust Center, einer übergeordneten unabhängigen Stelle, vergeben und kontrolliert. Die somit erstellte elektronische Identität wird auf einer kryptographischen Chipkarte abgelegt, der Patient Health Card bzw. der Health Professional Card. Sie steuern den Zugangs- und Zugriffsschutz, indem sie Grundfunktionen wie die Verschlüsselung, digitale Signatur und starke Authentisierung bieten. Die Patient Health Card soll fälschungssicher und der Patient durch Foto, Zertifikat und Signatur sowie einer PIN eindeutig identifizierbar sein. Der Missbrauch mit den herkömmlichen Krankenversichertenkarten, der in jährlich zu Milliardenschäden führt, wird dadurch verhindert.
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Die eHealth Plattform Nach einem Modell der Firma Giesecke und Devrient können die auf der elektronischen Patientenkarte gespeicherten Daten wie folgt kategorisiert werden: Konstante Daten: a.) administrative Daten wie Versicherungs- und Adressinformationen u.a. b.) Notfalldaten und Informationen über chronische Krankheiten u.a. c.) Mutterschaftspässe und Organspendeausweise u.a. Transferdaten: einmalige Datensätze wie ein eRezept, eine eÜberweisung oder eEinweisung Dynamische Daten: veränderliche Daten wie die Krankengeschichte des Patienten, die jedoch lediglich als Verweis auf den Speicherplatz in der elektronischen Patientenakte gespeichert ist Mittels dieses Modells der PHC können Medienbrüche vermieden und Arbeitsprozesse optimiert werden. So ermöglicht die Patient Health Card besonders in Notfällen eine bessere und schnellere Behandlung des Patienten.
2.3.4 Abgrenzung zur elektronischen Patientenakte Um eine genaue Abgrenzung zwischen PHC und HPC auf der einen und elektronischer Patientenakte auf der anderen Seite als Hauptelemente der eHealth Plattform vornehmen zu können, müssen die bereits in den vorstehenden Abschnitten dargelegten unterschiedlichen Inhalte betrachtet werden. Diese Abgrenzung wird in der folgenden Abbildung vorgenommen.
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Die eHealth Plattform
Abgrenzung zur elektronischen Patientenakte
Transferdaten
e H E A L T H P L A T T F O R M
P H C
Apotheke
Facharzt
Krankenhaus
eRezept
eÜberweisung
eEinweisung
Notfalldaten
Konstante Daten
Verwaltungsdaten chronische Erkrankungen
Dynamische Daten
Krankengeschichte (Verweis auf Speicherplatz)
Sicherheit
kryptographische asymmetrische 2048 bit Verschlüsselung mit digitalem Zertifikat und Signatur über ein Trust Center Patienten Patient Health Card
Sicherheit
E P A
Notarzt
Allgemeine Daten Daten der medizinischen Versorgung
Abb.5
Ärzte Health Professional Card
Zugriff auf elektronische Patientenakte nur mittels Patient Health Card und Health Professional Card Administrative, organisatorische, abrechnungsspezifische Daten leistungsspezifische Daten: Text-, Bild- und Tonmaterial im Rahmen der medizinischen Dokumentation
Abgrenzung zur elektronischen Patientenakte
2.4 Das Konzept im Überblick Nachdem die eHealth Plattform und ihre Komponenten vorgestellt und abgegrenzt wurden, wird das vorgestellte Konzept hier nochmals zusammenfassend dargestellt. Hierzu wird die in Abbildung 3 dargestellte Blackbox im Detail aufgeschlüsselt. Sie besteht, wie bereits ausgeführt, aus den Kern-Komponenten des eHealth Plattform-Konzepts und findet sich in den einzelnen Bereichen des Gesundheitswesens, insbesondere in Krankenhäusern und Praxen wieder.
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Die eHealth Plattform Die eHealth Plattform im Detail eHealth Plattform Kommunikationsnetzwerk
Online-Portal Gesicherter Zugang für alle Akteure im Gesundheitswesen
- Kommunikationsprotokoll: TCP/IP - Virtual Private Network (VPN) im Internet - kryptographische und asymmetrische 2048 bit Verschlüsselung
Wissensbasierte Systeme
Trust Center - Zertifikate - Schlüssel - Identitäten
Spezialbereiche . - Apotheker IS - Labor IS - und andere
- Sammlungen - Verzeichnisse - Experten Elektronische Patientenakte Eingabe / Ausgabe
Patient Health Card für Patienten
IS
Medizinische Analysegeräte
PHC und HPC Terminals
Health Professional Card für Versorger
Hausärzte > Arztpraxen > Krankenhäuser
Abb.6
Die eHealth Plattform im Detail
2.5 Stufenweise Realisierung des Konzeptes Für den Erfolg der Gesundheitstelematik muss eine klare Strategie verfolgt werden. Eine Strategie ist ein allgemeiner Entwurf zur Realisierung eines Gesamtkonzeptes zur Erreichung eines bestimmten Ziels. Ziel der Gesundheitstelematik-Strategie ist es, eine einheitliche Rahmenarchitektur in der Gesundheitstelematik zu schaffen. Hierzu wurde die eHealth Plattform entworfen, deren elektronische Patientenakte die geeignete informationstechnische Aufbereitung der Patientendaten und deren schnelle Übertragung mittels moderner Kommunikationstechnik ermöglicht. 18
Die eHealth Plattform Grundsätzlich baut der Entwurf für eine stufenweise Realisierung des Gesamtkonzeptes auf den bisherigen Entwicklungen in der Gesundheitstelematik eines Landes auf. Dabei sollte versucht werden, existierende Systeme und Anwendungen zu berücksichtigen und zu integrieren. Dieses Vorgehen erscheint nicht nur aus Kostengründen sinnvoll, sondern soll auch eine schnellere Akzeptanz ermöglichen. Die fortschreitende Digitalisierung und Einführung neuer Gesundheitstelematik-Systeme in der medizinischen Versorgung und im Gesundheitswesen bedeutet für den Versorger eine Anpassung seiner Verhaltensmuster. Die Gewöhnungsphase kann durch eine stufenweise Realisierung und eine teilweise Übernahme gewohnter Systeme unterstützt werden. Erfolgsversprechend ist das neue Konzept für den Versorger nur unter der Prämisse einer Zeiteinsparung und Kostenreduktion im Rahmen seiner Tätigkeiten bei gleichzeitiger Steigerung der Versorgungsqualität. Die der eHealth Plattform zugehörigen Wissensbasierten Systeme sowie die Inhalte der EPA und die Technologie der PHC und HPC müssen mit einem hohen Verbindlichkeitsgrad eingeführt werden und den höchsten Sicherheitsanforderungen entsprechen, um die Validität, Verfügbarkeit, Integrität, Verbindlichkeit und Vertraulichkeit der Daten zu gewährleisten. Im Folgenden wird die stufenweise Realisierung der Gesundheitsplattform und ihrer Komponenten detaillierter diskutiert. Dabei wird ein Vorgehen skizziert, welches sich auf die vorangegangene Konzipierung stützt. So wird davon ausgegangen, dass die darin beschriebenen Standards angewandt werden. Es erscheint sinnvoll, die PHC als Ausgangspunkt zu wählen, da sie vom derzeitigen EU weiten eHealth Projekt und der Industrie gefördert und vorangetrieben wird. Bei der Umsetzung dieses Projektes muss die PHC folglich den Spezifikationen genügen, wie sie in Hinblick auf den Standard der eHealth Plattform vorgenommen wurden. Bei der Errichtung einer entsprechenden Infrastruktur wird auch das erwähnte Trust Center installiert. Des weiteren kann mit der PHC auch die Einführung der HPC einhergehen, die auf der gleichen Infrastruktur basiert. Folglich wird mit diesem ersten Schritt eine wichtige Grundlage für den Erfolg gelegt: die Sicherheit. In einem nächsten Schritt wird das elektronische Rezept auf Basis der PHC implementiert. Sowohl die Sicherheits- wie auch die PHC-/HPC-Terminal-Infrastruktur hierzu sind bereits vorhanden. Der Abrechnungsprozess für eRezepte kann zwischen Patienten, Apothekern und Krankenversicherungen über die meist bereits existierenden digitalen Verfahren der Apothekerinformationssysteme abgewickelt werden. 19
Die eHealth Plattform Gleichzeitig schafft dieses digitale Verfahren einen Anreiz zur Realisierung einer umfassenderen Kommunikation und somit einer eHealth Plattform nach den bereits beschriebenen technischen Spezifikationen. Ergebnis dieses Vorgehens ist, dass sowohl die Kommunikations- wie auch die PHC-/HPC-Terminal- und die Sicherheitsinfrastruktur mit einheitlichen Standards geschaffen wurden. Als entscheidender weiterer Schritt steht die elektronische Patientenakte an. Hierbei müssen die bestehenden Systeme entweder weiterentwickelt oder ersetzt werden und auf in den XML-Standard überführt werden. Des weiteren sind die bisher nur bruchstückhaft elektronisch erfassten Patientendaten vollständig zu digitalisieren. Als Beispiel zur Qualitätssteigerung durch die EPA kann hier angeführt werden, dass durch die elektronische Arzneimitteldokumentation im Apothekerinformationssystem und entsprechende Details in der elektronischen Patientenakte zudem eine automatische Verträglichkeits- und Wechselwirkungsprüfung durchführbar ist. Die elektronische Patientenakte stellt in Verbindung mit Labor- und Apothekerinformationssystemen und der HPC und PHC inklusive des elektronischen Rezepts in der eHealth Plattform eine umfassende Lösung zum Einsatz der Gesundheitstelematik dar und ist logisches Ergebnis und Ziel des Aufbaus einer einheitlichen eHealth-Infrastruktur im Gesundheitswesen. Wissensbasierte Systeme lassen sich ergänzend und unabhängig vom Stand der Entwicklungen realisieren und in Folge integrieren, sofern sie in einem entsprechenden Standard implementiert wurden.
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Abschliessend kann festgehalten werden, dass die eHealth Plattform mit der elektronischen Patientenakte durch die Verkörperung eines unter Beachtung nationaler und internationaler Entwicklungen entsprechend skalierten Rahmengerüstes einen sinnvollen Weg zur Modernisierung des Gesundheitswesens und zur Erreichung zu Beginn definierten Zielsetzung darstellt. Dabei stellt das Konzept im Detail eine Lösung vieler sich aus dem Status quo ergebender Probleme dar. Unter Berücksichtigung medizinischer und gesellschaftlicher Aspekte wird für alle Akteure ein klar definierbarer Nutzen generiert. Zum Abschluss dieser Arbeit wird nochmals verdeutlicht, welche Gewichtung der Telematik heute im Gesundheitswesen zukommen muss. Nach einer 1993 an der Universitätsklinik Bonn durchgeführten Untersuchung beschäftigt sich ein Krankenhausarzt etwa 5,5 Stunden am Tag mit Informationsverarbeitung. Gleichzeitig ist die Informationsverarbeitung mit rund 50 Prozent der mit Abstand grösste Kostenfaktor. Laut der Roland Berger Studie von 1998 liessen sich durch den strategischen Einsatz von Informationssystemen die Behandlungskosten pro Patient um 12,7 Prozent senken. Gleichzeitig könnten rund 50 Prozent der für Informationsverarbeitung aufgewandten Zeit zurückgewonnen und zu anderen Zwecken eingesetzt werden. Besonders bedeutsam sind diese Fakten unter Berücksichtigung des aktuellen Urteils des europäischen Gerichtshofs vom 9.September 2003 der seine Entscheidung auch für Deutschland bestätigte, dass die Bereitschaftszeit von Klinikärzten als Arbeitszeit gelte. Dieses Urteil bedeutet für das deutsche Gesundheitswesen die Notwendigkeit einer Einstellung von 27.000 neuen Ärzten und 14.000 weiterer neuer Mitarbeiter zur Aufrechterhaltung des derzeitigen Leistungsumfangs in Krankenhäusern. Damit verbunden sind Mehrkosten von rund 1,7 Milliarden Euro jährlich, wobei noch von der Tatsache abgesehen wird, dass es nach aktuellen Berichten nicht genügend Ärzte gibt, um die anfallenden Aufgaben und Posten zu übernehmen. Auf Basis der oben aufgeführten Fakten stellt die Gesundheitstelematik auch hier eine mögliche Lösung dar. Wie aufgeführt wurde, beschäftigt sich ein Krankenhausarzt zu rund 66 Prozent seiner Arbeitszeit (entspricht den 5,5 Stunden seiner täglichen Arbeitszeit) mit Aufgaben der Informationsverarbeitung. Davon liessen sich jedoch durch die Gesund21
Fazit heitstelematik entsprechend der oben stehenden Zahlen 50 Prozent zurückgewinnen, womit 33 Prozent der täglichen Arbeitszeit eines Arztes für andere Aufgaben frei würden. Somit würde der gezielte Einsatz der Telematik im Gesundheitswesen in solch umfassender Form, wie es in dieser Arbeit ausgearbeitet wurde, nicht nur die eine Versorgungssteigerung und Kostensenkung bedeuten, sondern auch das soeben beschriebene Problem deutlich abschwächen. Zudem liessen sich nach Schätzungen von Wirtschaftsverbänden jährlich fünf Milliarden Euro einsparen, wenn elektronische Patientenakten, Patientenkarten und Rezepte in Deutschland flächendeckend eingeführt würden. Abschliessend wird ein internationales Projekt vorgestellt, welches zwar aufgrund der unterschiedlichen staatlichen Ausgangslage nicht ohne weiteres auf die meisten Länder in der EU übertragen werden kann, aber allgemein einen klaren Weg aufzeigt: In Taiwan wird derzeit ein hochmodernes und effektives Gesundheitstelematik-System eingeführt. In diesem Projekt wird eine intelligente Gesundheitskarte als Schlüssel für die Modernisierung des Gesundheitswesens eingesetzt. Realisiert wird dieses System von der Firma Giesecke und Devrient (G&D) gemeinsam mit ihrem taiwanesischen Partner Teco Electric & Machinery Co., Ltd. Neben 22 Millionen Gesundheitskarten (Patient Health Card, PHC) umfasst das Vorhaben weitere 345.000 Health Professional Cards (HPC) mit Signaturfunktion für Ärzte, Apotheker und Krankenhäuser sowie Sicherheitsmodule in den Terminals. Auf den PHCs werden ähnliche Daten gespeichert, wie sie im Rahmen dieser Arbeit für die PHC vorgesehen sind. In einem so genannten Hintergrundsystem werden weitere Sicherheitsmechanismen und Funktionen realisiert, die dem Modell einer elektronischen Patientenakte sehr ähnlich sind. So wird in diesem Projekt auf der PHC nur ein Verweis auf den Speicherplatz der komplett digitalisierten medizinischen Dokumentation gespeichert, die selbst im Hintergrundsystem anonymisiert und verschlüsselt abgelegt ist. Der Rollout ist nach Regionen organisiert und wurde im Sommer 2003 nach nur 12 Monaten abgeschlossen, ausschlaggebendes Kriterium für die Auftragsvergabe an G&D.
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Bibliografie
Bibliografie Die vorliegende Arbeit basiert grundlegend auf den nachfolgend angegebenen Quellen. Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung, verfügbar via http://www.bmgs.bund.de/, zugegriffen am 12.Januar 2003 Die intelligente Gesundheitskarte: Der Schlüssel für das Gesundheitssystem von morgen, Giesecke und Devrient, CO 03/03/D 2000 Art.-Nr. 288 2439 ZDC, 2003 European Commission - Information Society - eEurope 2005 - eHealth, verfügbar via http://europa.eu.int/information_society/eeurope/2005/all_about/ehealth/index_en.htm, zugegriffen am 12.Januar 2003 Telematik im Gesundheitswesen: Perspektiven der Telemedizin in Deutschland, Roland Berger & Partner GmbH - International Management Consultants, München, 1998 Telemedizin und eHealth: Deutsche und Europäische Perspektiven, Dr.Gottfried T.W. Dietzel, Leiter Arbeitsgruppe Telematik, Bundesministerium für Gesundheit, Bonn, 2000 Interview mit Dr. med. Gustav Quade Fachbereich:
Medizinische Fakultät der Universität Bonn Institut für Medizinische Statistik, Dokumentation& Datenverarbeitung
Ausbildung:
Arzt - Medizinische Informatik
Aufgabengebiet:
Konzeption eines Krankenhaus-Informationssystems Aufbau und Betrieb dieses WWW-Informationsdienstes an der Universitätsklinik Bonn Mitarbeit an der Roland Berger Studie: Telematik im Gesundheitswesen: Perspektiven der Telemedizin in Deutschland
Mitgliedschaften:
Gründungsmitglied und Schriftführer der HL7 Benutzergruppe in Deutschland Stellvertretender Leiter der Arbeitsgruppe Internet der GMDS
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