Dokumentation der Frauen-Integrations-Konferenz

September 11, 2017 | Author: Werner Schuler | Category: N/A
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Frauenintegrationskonferenz Recklinghausen am 20.Oktober

Dokumentation der Frauen-Integrations-Konferenz Veranstaltungsort: Umspannwerk Recklinghausen Veranstaltungstermin: 20. Oktober 2007

Frauen-Integrations-Konferenz Recklinghausen am 20. Oktober 2007

2

Inhalt

Einleitung

2

Eröffnungsrede von Thomas Kufen, Integrationsbeauftragter der Landesregierung NRW

3

Eröffnungsrede von Georg Möllers, Beigeordneter der Stadt Recklinghausen

5

Das KOMM-IN-Projekt „Migrantinnen stärken“ der BRÜCKE Recklinghausen

7

Vortrag zu Frauen und Integration: „Sechs Frauen – sechs Geschichten“

9

Cemile Giousouf und Patricia Foertsch, imap Institut Leverkusen Ergebnisse der Arbeitsgruppenphase 1: Die Rolle von Frauen im Integrationsprozess

19

Ergebnisse Arbeitsgruppe I: Alle Teilnehmer mit Migrationshintergrund

19

Ergebnisse Arbeitsgruppe II: Alle Teilnehmer ohne Migrationshintergrund

21

Ergebnisse der Arbeitsgruppenphase 2

24

Ergebnisse Arbeitsgruppe I: Erziehung und Bildung

24

Ergebnisse Arbeitsgruppe II: Freizeit, Kultur und Sport

25

Ausblick von Monika Hegemann, Leiterin der BRÜCKE Recklinghausen

27

Teilnehmerinnenliste

28

Anhang

29

3

Frauen-Integrations-Konferenz Recklinghausen am 20. Oktober 2007

Einleitung Integration ist ein langfristiger Prozess, der darauf abzielt,

ihre Kinder weiter und sind damit Multiplikatoren der

dass alle Menschen, die dauerhaft in Deutschland leben, an

Gesellschaft. Ängste und Sprachhemmungen abzubauen ist

der Gesellschaft und ihren Strukturen partizipieren können.

dabei ein vordergründiges Ziel.

Dafür

Die

soll

Zuwanderern

gleichberechtigte

eine

Teilhabe

in

umfassende, allen

möglichst

gesellschaftlichen

Frauenintegrationskonferenz

war

ein

erster

bedeutender Schritt, Frauen in Recklinghausen miteinander

Bereichen ermöglicht werden. Dies gilt für Frauen und

zu

Männer gleichermaßen.

aufzugreifen, um Angebote zu verbessern und auszubauen.

Doch Frauen haben es auch heute noch in der Gesellschaft

Dass

oft schwer, beruflich Fuß zu fassen. Kommen dann noch

Recklinghausen stattfand, ist dabei kein Zufall. Dieser Ort

fehlende oder schlechte Sprachkenntnisse des Deutschen

der Bildung und Geschichte bot den Teilnehmerinnen der

hinzu, werden die Chancen auf Bildung und Beruf geringer.

Konferenz Inspiration und Motivation. Das Museum steckt

Auch im sozialen und gesellschaftlichen Leben orientieren

voller Energie – so wie die Teilnehmerinnen, die ihre

sich Frauen mit Migrationshintergrund verstärkt an ihrer

Energien bei der Integrationskonferenz gezeigt haben. Das

kulturellen Gruppe, so dass Frauen

Umspannwerk Recklinghausen war damit der passende

trotz gleicher Sorgen

vernetzen

diese

und

Konferenz

ihre

im

Wünsche

historischen

und Nöte nebeneinander her leben, statt sich gegenseitig

Rahmen

zu stützen und zu unterstützen.

räumlich wie auch von der Bedeutung

Es

ist

wichtig,

aufzuzeigen,

mit

gesellschaftlichen

Frauen

Möglichkeiten

denen und

sie

aktiv

kulturellen

und

Angebote

am

beruflichen,

Leben

teilnehmen

können, denn ihr Engagement und Wissen tragen sie an

her.

Die

werden

für

die

Konferenz,

Ergebnisse das

der

gemeinsame

und

sowohl

Konferenz Leben

in

Recklinghausen maßgeblich beeinflussen und den Integrationsprozess vorantreiben.

Gedanken

Umspannwerk

Frauen-Integrations-Konferenz Recklinghausen am 20.Oktober 2007

4

Eröffnungsrede Thomas Kufen, Integrationsbeauftragter der Landesregierung NRW

Sehr geehrter Herr Möllers, sehr geehrte Frau Hegemann, sehr geehrte Teilnehmerinnen,

ich begrüße Sie alle zur Frauen-Integrations-Konferenz der

Medien und die große Zahl von Veranstaltungen und

Stadt Recklinghausen und überbringe Ihnen die herzlichen

Publikationen, die sich mit diesem Thema beschäftigen.

Grüße

Die große Resonanz macht deutlich, dass wir es bei dem

des

Integrations-

und

Frauenministers

Armin

Laschet.

Thema

In Deutschland leben Frauen mit unterschiedlicher Herkunft

Zuwanderungsgeschichte“

und mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund. Diese

Handlungsbedarf zu tun haben.

Vielfalt birgt eine Menge Chancen, aber auch große

Oder

Herausforderungen. Verschiedenheit kann Bereicherung

Schulabschlüsse als Jungen mit Zuwanderungsgeschichte

bedeuten – sie kann aber auch zu Abschottung und

es junge Frauen mit Zuwanderungsgeschichte schwieriger

Ausgrenzung führen.

haben eine Ausbildungsstelle zu bekommen.

Lange Zeit haben wir kaum auf die Situation von Mädchen

Auf der anderen Seite darf der Blick auf die Sorgen und

und

Probleme

Frauen

mit

Zuwanderungsgeschichte

geblickt.

„Situation

auch

die

dieser

von

Frauen mit

Tatsache,

Frauen

und

nicht

einem

dass

zu

Mädchen

mit

Thema

mit

trotz

besserer

Verzerrungen

und

Erfreulicherweise hat sich dies in den letzten Monaten

Stereotypen führen. Besonders muslimische Frauen mit

geändert. Das zeigt auch die Präsens dieses Themas in den

Zuwanderungsgeschichte

werden

oftmals

nur

als

5

Frauen-Integrations-Konferenz Recklinghausen am 20. Oktober 2007

Problemgruppe wahrgenommen, als unterdrückte Opfer

Sprung in die Selbstständigkeit angestiegen. Was mich

männlicher

besonders erfreut, ist das der Frauenanteil unter den

Dominanz

und

Gewalt

sowie

eines

patriarchalischen Systems.

Bildungsinländern 46% beträgt und damit nur um zwei

Es gibt aber auch viele positive und erfolgreiche Bespiele.

Prozentpunkte

Schauen wir uns doch z.B. die Politik und die Medien an.

Studierenden liegt. Bereits jetzt sind z.B. 22% aller

Aber es sind nicht nur die Frauen, die in der Öffentlichkeit

türkeistämmigen

sind. Im Unterschied zur öffentlichen Wahrnehmung von

Bereichen, sei es Wissenschaft, Kultur, Medien, Medizin

Zuwanderinnen, die sich auf die Begleitung der männlichen

oder Wirtschaft, sind auch Zuwanderinnen vertreten –

Arbeitsmigration konzentriert, sind Frauen jedoch auch

wenn

bereits

entsprechend. Trotzdem machen diese Beispiele Mut.

seit

Beginn

der

Anwerbung

aktiver

Teil

der

auch

unter

dem

Anteil

Selbstständigen

nicht

in

dem

der

deutschen

Frauen.

Maße

ihrer

In

allen

Population

Arbeitsmigration in Deutschland gewesen. Dies wird häufig in der Darstellung der Arbeitsmigration nicht erwähnt.

Wir dürfen Zuwanderinnen nicht mehr nur aus dem

bezeichneten

Blickwinkel des Opfers betrachten, sondern müssen vor

Personen, kamen auch allein stehende oder verheiratete

allem die Bereicherung und Ressourcen, die sie mitbringen,

Frauen als „Gastarbeiterinnen“ nach Deutschland. Aber

sehen, deren Potential wir nur stärken müssen. Wir

auch

müssen sie fördern und motivieren, sich ehrenamtlich im

Neben

den

die

damals

Frauen,

als

die

„Gastarbeiter“

nicht

einer

Erwerbstätigkeit

nachgegangen sind, sich um ihre Kinder gekümmert haben, um ihnen eine bessere Zukunft und eine bessere Bildung zu ermöglichen, die sie selbst nicht genossen haben, auch das sind starke Frauen, die vieles geleistet haben. So ist auch die Zahl der jungen Zuwanderinnen, die ihre berufliche Laufbahn durch ein Studium oder den

Stadtteil, in Vereinen oder in der Politik mit ihrem Wissen und

Können

stärker

einzubringen.

Gerade

in

der

Integrationsarbeit brauchen wir starke Frauen, die Vorbild für andere Frauen und junge Mädchen sind. Daher

begrüße

ich

das

KOMM-IN

Projekt

der

Stadt

Recklinghausen „Migrantinnen stärken“, schon der Name

6

Frauen-Integrations-Konferenz Recklinghausen am 20. Oktober 2007

des Projektes sagt, worauf es ankommt. Wichtig ist mir auch, dass im Rahmen des Projektes miteinander und nicht übereinander gesprochen wird. Ich möchte mein Grußwort mit einem Zitat von Alice Schwarzer beenden, die treffend formulierte: "Die Frage einer gelingenden Gesellschaft ist nicht zuletzt eine Frage der Frauenrechte. Dort, wo Frauen stark sind, ist auch die Gemeinschaft stark."

.

Frauen-Integrations-Konferenz Recklinghausen am 20. Oktober 2007

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Eröffnungsrede Georg Möllers, Beigeordneter der Stadt Recklinghausen Sehr geehrte Frau Hegemann, sehr geehrter Herr Kufen, sehr geehrte Teilnehmerinnen dieser Integrationskonferenz Recklinghausen ist eine sehr vielfältige Stadt. Dies ist nicht

Die „Interkulturelle Woche“ ist auch ein wichtiger Baustein

nur am kulturellen Leben der Stadt zu erkennen, sondern

im Integrationsprozess in unserer Stadt. Sie alle wirken an

auch an ihren Einwohnern, deren verschiedene Kulturen

diesem

das Sozial- und Kulturleben der Stadt bereichern.

Vorurteile abzubauen und die Chance der Neugestaltung

wichtigen

Prozess,

aufeinander

zuzugehen,

unserer Stadt zu nutzen, bereits mit. In der „Interkulturellen Woche“ geht es darum, diese

Ich

täglich erlebbare Pluralität ins Bewusstsein zu rufen,

Integrationsbeauftragten

Chancen und Probleme bewusst zu diskutieren und für das

begrüßen, der diese erste Frauen-Integrations-Konferenz in

Zusammenleben in unserer Stadt fruchtbar zu machen.

NRW eröffnet. Länder und Kommunen sind nicht immer

Dabei ist es angesichts der Vielzahl des alltäglichen

einer Meinung. In der Frage der Integration aber sind wir

Miteinanders nicht einmal in dieser Woche möglich (und

dem Land NRW ausgesprochen dankbar. Das Land setzt

nötig), alle Veranstaltungen im Kalender unterzubringen.

Integration als zentrales Thema auf die Tagesordnung,

Gleich im Anschluss werde ich z.B. einige Straßen weiter an

nachdem die Städte im Ruhrgebiet sich in dieser Frage

der Eröffnung der „Polnischen Kulturwoche“ im Dom Polski

lange allein gelassen fühlten. Für diese Unterstützung

an der Marienstraße teilnehmen dürfen.

möchte ich mich ausdrücklich bedanken.

freue

mich

besonders, der

bei

uns

Landesregierung

den zu

8

Frauen-Integrations-Konferenz Recklinghausen am 20. Oktober 2007

Viele

von

Ihnen

aus

effektives Integrationskursangebot für die Migrantinnen

z.B.

und Migranten in Recklinghausen steht. Heute geht es

„Rucksackmütter“ und „Stadtteilmütter“ und ich erinnere

jedoch in erster Linie erst einmal um die Migrantinnen in

z.B. an unser tolles Recklinghäuser Sprachbuch-Projekt,

Recklinghausen und die Vernetzung aller Frauen der Stadt

das mit Ihnen in unseren Kindergärten entstand und bei

für eine erfolgreiche Integration.

der didacta in Köln vorgestellt werden konnte. Hier sind

Ich wünschen Ihnen für diese Aufgabe viel Erfolg, gute

viele Mitglieder von Frauengruppen aus unterschiedlichen

Ideen und vor allem Freude an der Arbeit.

verschiedenen

kenne

Treffen.

ich

auch

Unter

persönlich

Ihnen

sind

islamischen oder türkischen Kulturvereinen; unter Ihnen sind Ratsfrauen, die im Integrationsrat mitarbeiten und viele Teilnehmerinnen der Sozial- und Bildungsverbände vertreten, die intensiv in der Integrationsarbeit engagiert sind.

Sie

alle

wissen:

Besonders

Frauen

kommt

im

gesamten Integrationsprozess eine wichtige Rolle zu, da die Erziehung der Kinder und ein Großteil des sozialen Lebens von ihnen getragen wird. Um den Frauen die nötige Unterstützung zu geben, dieser Rolle gerecht zu werden, ist es wichtig, Bedarfe zu ermitteln, Angebotsprofile für Zielgruppen zu entwickeln, die qualitativ hochwertigen Angebote gut zu bewerben und zu verkaufen. Im Rahmen des

Projektes

haben wir als

Kommune

die

Aufgabe

übernommen, einen Entwicklungsprozess einzuleiten und zu unterstützen, an dessen Ende ein effizientes und

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Frauen-Integrations-Konferenz Recklinghausen am 20. Oktober 2007

Das KOMM-IN-Projekt „Migrantinnen stark machen“ der BRÜCKE Recklinghausen Monika Hegemann, Leiterin der BRÜCKE Recklinghausen

„Migrantinnen stark machen“, unter diesem Titel hat die

Zweifelsfrei gibt es zahlreiche dieser Fälle, in denen Frauen

BRÜCKE im März 2007 einen Antrag im Rahmen von

Opfer sind, vielleicht noch mehr, als wir fürchten, und der

KOMM-IN des Ministeriums für Generationen, Familie,

Gesetzgeber muss alle zur Verfügung stehenden Mittel

Frauen und Integration des Landes NRW gestellt. Die

einsetzen, sie zu verhindern – daneben gibt es aber

Bewilligung dieses Antrages ermöglicht es, vom 1. Mai

zunehmend mehr engagierte Frauen, die in ihren eigenen

2007 bis zum 29. Februar 2008 die Integrationsarbeit mit

Gemeinden, im Stadtteil, im Kindergarten und in der

Frauen

Schule

in

den

Mittelpunkt

zu

stellen

und

die

aktiv

sind.

Recklinghausen

Frauen aus den Rucksackgruppen in diesen Stadtteilen,

lenken.

den Kursen „Mama lernt Deutsch“ an acht Grundschulen,

Im Projektantrag heißt es:

die Frauen aus zwei Frauencafés (Zentrum und Stadtteil

öffentlicher

werden“,

das

türkischstämmige) war

eine

häufig

müssen

Süd)

und

einige

Frauen

und

die

Strukturen und Netzwerke und auf deren Verbesserung zu

allem

Süd

dies

Stadtteilmütter

(vor

Hochlarmark,

sind

Aufmerksamkeit auf eine Bestandsaufnahme bestehender

„Migrantinnen

in

In

Suderwich,

aus

den

geäußerte

Migrantenselbstorganisationen, die ihre Bereitschaft zur

Forderung in der Integrationsarbeit des letzten Jahrzehnts

Zusammenarbeit mit dem Integrationsbüro signalisieren.

des vorigen Jahrhunderts. Ins Licht der Öffentlichkeit sind

Während die Netzwerk-Infrastruktur männlicher Migranten

Migrantinnen dann aber als Opfer von Ehrenmorden,

gut ausgebaut ist, existieren die oben beschriebenen

Zwangsheirat und häuslicher Gewalt, als Objekte und nicht

Gruppen

als Handelnde im Integrationsprozess gerückt worden.

bekannten Gruppen in den Stadtteilen weitgehend isoliert

und

wahrscheinlich

bisher

nicht

öffentlich

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Frauen-Integrations-Konferenz Recklinghausen am 20. Oktober 2007

und ohne sozialräumliche Anbindung. In den offiziellen

Hohe, vielleicht zu hohe Erwartungen gehen mit solchen

politischen Gremien ist darüber hinaus keine Migrantin

Formulierungen einher; ich bin aber sicher, dass wir einen

vertreten:

Teil davon erfüllen. Die positive Resonanz auf die heutige

Rat,

Sondergremien, Bürgermeisters,

Ausschüsse

(sachkundige

Frauenforum,

AG

projektorientierte

Bürger),

Migranten

Arbeitsgruppen

des

Konferenz berechtigt zu solchem Optimismus und in jedem

des

Fall setzen wir damit ein deutliches Zeichen.

Integrationsbüros etc.; im Integrationsrat gibt es nur eine gewählte Migrantenvertreterin. In allen Bereichen haben sich

männerdominierte

patriarchalisch

Strukturen

orientierten,

verfestigt

ethnischen

und



was

religiösen

Gruppen entgegenkommt. Eine Gegensteuerung ist hier unbedingt erforderlich.“ Die „Frauen-Integrations-Konferenz“ ist ein Meilenstein des Projekts, daneben sind eine Frauen-Begrüßungsmappe, die Initiierung von Weiterbildungsangeboten, die Einrichtung runder Tische, z.B. zu Erziehungsfragen, weitere Ziele. Nach der Vorstellung des Projekts in einer Pressekonferenz haben

die

Zeitungen

in

Recklinghausen

folgende

Artikelüberschriften gewählt: „Jetzt sollen es die Frauen richten“ (Kurier zum Sonntag 8.9.07), „Jetzt müssen die Frauen ran“ (WAZ 5.9.07) und „Mehr Mut für Migrantinnen“ (RZ 5.9.07).

Projektmitarbeiterinnen: Sevgi Sarikaya, Zarife Cosgun, Lambrini Rapti; Projektleiterin: Monika Hegemann (von links nach rechts)

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Frauen-Integrations-Konferenz Recklinghausen am 20. Oktober 2007

Vortrag zu Frauen und Integration: „Sechs Frauen – sechs Geschichten“

Frau Schmitz Geschichte Frau Schmitz stellt schnaufend den Putzeimer ab und hält

gesagt, außer, dass Türken ja auch irgendwo leben

sich kurz den Rücken. Nur noch zwei Zimmer, dann ist sie

müssten. Aber hier auf unserer Straße? Das war doch

fertig

der

immer so eine gute Nachbarschaft und wenn jetzt hier die

alten

Orientalen kommen, dann wird es laut und die Kinder

Kinderzimmer abzuwischen. Das Fenster ist angekippt,

werden den ganzen Tag schreien und alle sind vermummt.

damit das Zimmer gut gelüftet wird, als sie plötzlich das

Außerdem kehren die nicht vor der Tür und dann kann man

Brummen von einem Laster hört.

sich denken, wie das bald aussieht.

Die Neuen, die in das Haus gegenüber einziehen. Frau

Frau Schmitz tritt hinter die Gardine und schaut sich an,

Schmitz verzieht das Gesicht. Als ihr Mann meinte, das

wie das Haus eingeräumt wird. Man muss ja wissen, was

Haus wäre verkauft worden, hatte sie sofort wissen wollen,

man den Nachbarinnen erzählen kann auf dem nächsten

wer da einzieht. Die Nachbarschaft war immer so schön

Kaffeeklatsch, wenn man schon an vorderster Font lebt,

ruhig, aber nachdem die alte Frau Mertens gestorben war

sozusagen. Na die Möbel sehen aber ordentlich aus. Jetzt

und das Haus zum Verkauf ausgeschrieben, hatte sie schon

hält ein Mercedes und eine Familie steigt aus, zwei Kinder

Böses geahnt. Und dann das. Eine Nachbarin hatte ihr

laufen lachend ins Haus. Der Mann legt den Arm um die

erzählt, dass das Haus Türken oder Araber gekauft hätten.

Frau und sie schauen auf ihr neues Haus. Gar kein

Da wüsste man ja, was passieren würde.

Kopftuch, denkt Frau Schmitz. Die Kinder kommen wieder

Abends hatte Frau Schmitz das dann ihrem Mann erzählt,

heraus gerannt und das kleine Mädchen sieht nach oben.

aber der hatte nur vor sich hingebrummt und nichts

Sie

für

heute.

Kittelschürze

und

Sie fängt

zieht an

das die

Staubtuch Kommode

aus im

winkt

Frau

Schmitz

zu,

die

hinter

der

Gardine

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Frauen-Integrations-Konferenz Recklinghausen am 20. Oktober 2007

hervorlugt. Die Frau geht zum Wagen und nimmt etwas

Sarahs Geschichte

aus dem Handschuhfach. Dann nähert sie sich der Haustür

Sarah steigt aus dem Flugzeug und die Hitze raubt ihr den

von Frau Schmitz. Diese tritt zurück ins Zimmer – was

Atem. Sie läuft mit dem Handgepäck über das Rollfeld in

passiert denn jetzt? Unten klappert der Briefkasten. Als

den Flughafen. Dann holt sie tief Luft und schaut sich um.

Frau

den

Frauen in langen Gewändern mit Kopftüchern, Männer im

Briefkasten öffnet, liegt da eine Einladung der türkischen

Anzug, eine Frau in einem Chanel Kostüm drängt sich

Nachbarn zu einer Einweihungsfeier.

vorbei. Eine Gruppe Männer steht in der traditionellen

Ein Jahr später stellt Frau Schmitz wieder, wie jeden

Kleidung der Golfaraber, der dishdasha und schüttelt sich

Freitag, schnaufend den Putzeimer im alten Kinderzimmer

lachend die Hände.

ab. Mit dem Staubtuch geht sie zur Kommode und sieht

Hier bleibe ich jetzt also für zwei Jahre denkt Sarah. Ihr

unten auf der Straße Fatma, die den Bürgersteig kehrt.

Chef hatte ihr den Job in Kairo angeboten, sie soll als sales

Frau Schmitz winkt ihr zu und lächelt. Sie freut sich auf

managerin in der ägyptischen Filiale der Firma arbeiten. Als

heute Nachmittag, da treffen sich alle Nachbarinnen zum

sie das Gedrängel um sich herum sieht und ihr das

Kaffee bei Fatma und dann können sie sich zusammen den

Arabische in den Ohren gellt, fragt sie sich, was sie

Kopf zerbrechen, wer wohl das leer stehende Haus am

eigentlich hier will. Sie seufzt und drängt sich zum

Ende der Straße kaufen wird.

Kofferband und trägt nach einer Dreiviertelstunde endlich

Schmitz

nach

unten

geschlichen

ist

und

ihr Gepäck aus der Ankunftshalle des Flughafens. Ein Taxifahrer läuft auf sie zu und zerrt an ihrem Koffer, während er in Richtung seines Taxis gestikuliert. Sarah erinnert sich an

ihren Arabischintensivkurs

und sagt

vorsichtig „Merhaba“. Der Mann nickt und redet in einer Mischung aus arabisch und englisch auf sie ein. Sarah

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Frauen-Integrations-Konferenz Recklinghausen am 20. Oktober 2007

kommt sich reichlich hilflos vor – das Arabisch hört sich gar

dritten Etage steht Iman schon an der Eingangstür. Sie

nicht an wie im Kurs und das Englisch hat einen Akzent,

treffen sich zweimal in der Woche, trinken Tee, gehen

den sie auch nicht versteht. „20 Dollar, damit sie mich zum

einkaufen oder sehen fern. Gleich am ersten Abend im

Hotel Semira bringen.“ Der Taxifahrer lächelt, nickt und

Hotel hatte Iman Sarah auf ihrem Handy angerufen, ob

sagt „40 Dollars“

auch alles gut geklappt hat. Und dann war Sarah einmal

Während sie noch verzweifelt nachdenkt, wie sie dem

heulend nach der Arbeit zu Iman gefahren, fertig wegen

Taxifahrer klarmachen soll, dass sie bestimmt keine 40

Kulturschock, Einsamkeit und Heimweh. So hatten sie sich

Dollar zahlen wird, tritt eine junge verschleierte Frau auf

angefreundet, Iman half bei der Wohnungssuche und

sie zu und fragt Sarah, ob sie ihr helfen könne. Sarah

brachte

nickt, erklärt ihr, wo sie hin möchte und die junge Frau

verhandeln. Ziemlich erstaunt war Sarah, als sie bemerkte,

fängt

dass Iman genau wie sie BWL studiert hat und bei einer

an

mit

dem

Taxifahrer

zu

diskutieren.

Dieser

Sarah

bei,

mit

arabischen

Taxifahrern

zu

gestikuliert, schüttelt den Kopf, stellt den Koffer hin, geht

großen Firma als Projektmanagerin arbeitet.

zum Taxi, kommt wieder zurück, während die junge Frau

Lächelnd steigt Sarah aus dem Fahrstuhl und umarmt ihre

schnell und ruhig auf ihn einredet. Dann wendet sie sich

ägyptische Freundin Iman. „Heute sehen wir arabisches

lächelnd an Sarah. Der Mann wird sie für 20 Dollar zu

Fernsehen“, sagt Iman lächelnd, „damit dein Arabisch

ihrem Hotel bringen. Sarah bedankt sich erleichtert. Die

besser wird“. Sarah stöhnt auf und betritt lachend die

junge Frau lacht und stellt sich vor: Ich heiße Iman Ragab,

Wohnung.

das hier ist meine Karte. Rufen Sie an, wenn Sie Hilfe brauchen. Sie tauschen ihre Visitenkarten aus. Drei Monate später steigt Sarah in der Innenstadt von Kairo aus einem Taxi, nickt dem Türsteher zu, der im Hauseingang sitzt und steigt in den Fahrstuhl. In der

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Frauen-Integrations-Konferenz Recklinghausen am 20. Oktober 2007

Frau Wagners Geschichte

angezogen, junge Männer standen in kleinen Gruppen vor

Frau Wagner blickte noch einmal kurz auf die Uhr und zog

den Kaffeehäusern mit Neonlicht. Als Frau Wagner ausstieg

sich

kühl,

ließ der Regen etwas nach und sie konnte die letzten

deswegen setzte sie noch ihren Hut auf, band den Schal

Schritte bis zur Begegnungsstätte gehen, ohne bis auf die

fest und zog die Lederhandsuche an, die ihre Tochter Irene

Knochen nass zu werden.

ihr vorheriges Jahr zum 64. Geburtstag geschenkt hatte.

Im Eingangsbereich lungerten mehrere Kinder herum, Frau

Dann verließ sie die Wohnung und machte sich auf den

Wagner erkannte Fatih und Kerrem, Özlem und Maria. Im

Weg zur Straßenbahn. Es nieselte etwas und der Wind

Hintergrund glaubte sie Igor zu sehen, der wieder Quatsch

zerrte an den Straßenschildern und trieb das letzte Laub

machte. Frau Wagner, schrie Özlem und alle Kinder

von den Bäumen.

rannten in den Raum, in dem Frau Wagner seit ihrer

Frau Wagner stand an der Haltestelle, als zwei junge

Pensionierung täglich Nachhilfe gab. Nur Igor stand in der

Mädchen vorbeikamen und den Fahrplan ansahen. Ihr

Türe und sagte befehlend „Will Lolli!“. Frau Wagner hob die

schoss es durch den Kopf, dass die so alt waren wie ihre

Augenbraue. Igor schmollte. „Ich will einen Lolli“ sagte er

Enkeltochter. Sie sahen sich nicht oft, seitdem Irene mit

dann ganz deutlich. Frau Wagner lachte. „Später, erst

ihrem Mann beruflich nach München gezogen war und sie

machst du deine Hausaufgaben.“ In den nächsten zwei

nun alleine hier lebte. Endlich hielt die Straßenbahn und

Stunden kontrollierte sie die Mathematikaufgaben von

Frau Wagner stieg ein.

Sascha, suchte mit Özlem im Wörterbuch die Bedeutung

Sie kannte den Weg gut. Früher war sie ihn jeden Tag zur

von „parlamentarisch“ und sah nach, warum Maria im

Schule gefahren, als sie noch Deutsch und Mathematik

Diktat nur eine vier bekommen hatte. Dann verteilte sie ein

unterrichtet hatte. Je weiter sie fuhr, desto mehr änderten

paar Süßigkeiten an die Kinder, bevor sie ihre Sachen

sich die Läden. Viele hatten Reklame in einer fremden

packten, um nach Hause zu gehen.

dann

den

Mantel über.

Draußen

war

es

Schrift. Auch die Menschen sahen anders aus, anders

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Frauen-Integrations-Konferenz Recklinghausen am 20. Oktober 2007

Frau Wagner sah ihnen nach, als sie abgeholt wurden oder

Meliha ist 28 Jahre alt. Vor zwei Jahren heiratete sie

in Gruppen nach Hause gingen. Sie sprach noch mit der

Mehmet

Mutter von Maria, die sie für das Wochenende einlud. Dann

Schwiegereltern zusammen in eine Drei-Zimmer-Wohnung.

sah sie sich einen Brief von der Klassenlehrerin von Fatih

Mehmet war mit seinen Eltern aus Deutschland angereist,

an, in dem Fatih gelobt wurde, dass sein Deutsch besser

um eine Partnerin zu finden, die mit ihm sein Leben in

geworden sei und er vielleicht doch auf die Realschule

Deutschland teilen wollte. Sie kamen „kiz bakmaya“, um

gehen könne.

Meliha kennen zu lernen. Meliha stammt aus einem Dorf,

Dann machte auch Frau Wagner sich auf den Weg nach

eine Stunde von Kayseri entfernt. Sie war eines der

Hause. Sie freute sich, die Beine hochzulegen und noch ein

wenigen älteren Mädchen im Dorf, die noch unverheiratet

Glas Wein in aller Ruhe zu trinken. Vielleicht würde sie

waren.

Irene anrufen, aber eigentlich hatte sie heute genug

abgelehnt. Schließlich brauchte man sie im Haus. Ihre vier

Menschen um sich gehabt. Vielleicht rief sie doch eher am

Brüder

Wochenende kurz an. Schließlich hatte sie in der Woche

verlassen. Meliha half ihren Eltern, die gezeichnet von den

genug zu tun.

vielen vergangenen Erntejahren, kaum noch für sich selbst

aus

Duisburg

Lange

hatten

Zeit

und

hatte

frühzeitig

zog

sie

mit

die

geheiratet

ihm

und

ihren

Heiratskandidaten

und

das

Haus

sorgen konnten. Sie unterstützte auch ihre Schwägerinnen Melihas Geschichte

mit den Kindern. „Hala, hala“ kamen sie schreiend meist

Irgendwann war er dann da. Ihre Bestimmung, ihr Kismet.

nach der Schule erst mal zu ihr, weil sie wussten, dass ihre

Zögerlich schaute er durch die Gartentür. Da wusste

Tante wieder was Leckeres für sie gekocht hatte und nach

Meliha, das war der Tag, auf den sie seit Jahren gewartet

dem Essen immer noch die Geduld hatte, mit ihnen

hatte. Immer hatte sie gebetet „Schick mir den Richtigen

zwischen den Apfelbäumen verstecken zu spielen.

dann, wenn es am besten für mich ist.“

Aber dieses Leben hatte Meliha zurückgelassen. Jetzt lebt sie in Duisburg in einer Drei-Zimmer-Wohnung mit ihren

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Frauen-Integrations-Konferenz Recklinghausen am 20. Oktober 2007

Schwiegereltern zusammen. Auch hier ist ihr Tag durch

Freundinnen fehlen ihr, mit denen sie stundenlang Kaffee

Hausarbeit bestimmt. Aber in einem Haushalt mit vier

trinken und über die Zukunft phantasieren konnte. In

Personen

ihre

Deutschland kann sie sich nicht ausdrücken, sie spricht

Schwiegermutter noch sehr fit ist und eigentlich lieber alles

nicht die Sprache und findet es schrecklich, kein Wort zu

selber macht, als es Meliha zu überlassen. Meliha fragt sich

verstehen, wenn alle Welt um sie herum sich was zu sagen

oft, ob sie wohl nicht ordentlich genug ist oder woran es

hat. Aber das soll sich jetzt ändern.

liegt, dass sie nicht mit so vielen Aufgaben betraut wird,

Vor

wie zu Hause. So vergehen ihre Tage eigentlich eher mit

Integrationskurs angemeldet. Vorab bestellt er Meliha aus

Warten. Warten auf Mehmet, dass er von der Arbeit

der Hürriyet vier Sprachbücher, mit denen sie schon mal

kommt. Dann essen sie meist zusammen und wenn

ein paar Wörter lernen sollte. Meliha hat ein wenig

Mehmet nach dem Tee nicht zu müde ist, fahren sie in die

Bammel. Sie geht nirgendwo allein hin und sie hat Angst,

Stadt ins Einkaufszentrum. Manchmal auch ins Centro nach

dass sie diese komplizierte Sprache nicht lernen kann. Ihr

Oberhausen.

Dort

Mann lacht sie aus, wenn sie etwas falsch ausspricht. Und

schlendern sie dann durch die Geschäfte. Meliha kauft sich

auch wenn sie es nicht zugibt, kränkt sie das sehr. Morgen

selten

wieder

fängt ihr Kurs an und dann wird sie sich viel Mühe geben,

ermuntert sich mal was Schönes zu gönnen, möchte Sie

Deutsch zu lernen, damit sie bald allein Einkaufen gehen

nicht unnötig Geld ausgeben. Sie findet, dass sie Glück hat.

kann und vielleicht findet sie ja auch neue Freunde.

ist

was.

das

Das

Auch

schnell

mag

Meliha

wenn

erledigt.

Zumal

besonders

Mehmet

sie

gern.

immer

Sie hat einen liebevollen Mann und kommt auch mit ihren Schwiegereltern zurecht, was nicht jede verheiratete Frau behaupten kann. Und doch fehlen ihr viele Dinge. Die Kinder zum Beispiel, oder dass sie einfach ihr Kopftuch nach hinten binden und auf die Straße gehen kann. Ihre

zwei

Monaten

hat

ihr

Mann

sie

zu

einem

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Frauen-Integrations-Konferenz Recklinghausen am 20. Oktober 2007

Zelihas Geschichte

ihrem Mann aber damals zu viel. Er war schließlich ein

„Das darf doch nicht wahr sein. Das kann ich mir echt nicht

einfacher Arbeiter. Warum konnte seine Frau sich nicht mit

mehr angucken“ ruft Zeliha und springt wütend vom Sofa

einem einfachen Job begnügen und hatte solchen Flausen

auf.

den

im Kopf. Zeliha nahm sich zunächst zurück. Sie wollte ihre

Fernseher aus, woraufhin die Nachrichtensprecherin sofort

Ehe nicht gefährden. Als ihre Tochter auf die Welt kam,

verstummt. Dann greift sie zum Hörer und wählt die

häuften sich jedoch die Probleme mit ihrem Mann. Wenn

Nummer ihrer besten Freundin. „Hast du das gehört“, ruft

sie ihrer Kleinen das bieten wollte, was sie nicht erreichen

sie in den Hörer, sobald die Freundin abnimmt. „Äh nein,

konnte, musste sie sich von diesem Mann trennen. Sie

was ist passiert?“ „Da hat sich so ein Halbstarker wieder an

wusste dass dieser Schritt viel Mut kosten würde. Aber das

seiner Frau vergriffen und sie windelweich geprügelt“

war es ihr Wert. Heute ist ihre Tochter 24, studiert

prasselt Zeliha los und erzählt ihrer Freundin, was sie

Anglistik in Bonn und ist genauso ein Sturkopf wie ihre

gerade in den Nachrichten gehört hat. Zeliha ist 54 Jahre

Mutter. Zeliha schaffte es eine Ausbildung zu absolvieren

alt, lebt, seitdem sie 18 Jahre alt ist, in Deutschland und

und fand bald mit Hilfe einer deutschen Freundin Arbeit in

was sie am wenigsten ertragen kann ist, wenn Frauen

einem Beratungszentrum für Migrantinnen. Sie konnte das

misshandelt, verletzt oder diskriminiert werden. Deshalb

tun, was ihr am meisten am Herzen lag.

engagiert

Nachdem ihre Freundin sie beruhigt hat, setzt sich Zeliha

Sie

greift

sie

insbesondere

zur

sich zur

Fernbedienung

in

und

schaltet

unterschiedlichen

Unterstützung

von

Projekten,

Migrantinnen

in

aufs Sofa. „Ich sollte die Ayca von Funkhaus Europa

Deutschland. Das sind die, die wirklich Hilfe brauchen, weiß

anrufen, denkt sie, sie soll sich mal überlegen, ob das nicht

Zeliha. Nachdem sie nach Deutschland kam, lernte sie in

Stoff genug für einen Beitrag wäre.

kurzer Zeit Deutsch und fand auch schnell deutsche Freunde. Sie wollte am liebsten ihr Abitur machen, die Uni besuchen und später Hochschullehrerin werden. Das war

18

Frauen-Integrations-Konferenz Recklinghausen am 20. Oktober 2007

Müzeyyens Geschichte

irgendwann einen deutschen Damat bekommst, wir haben

Müzeyyen ist müde. Heute hat sie sich ganz besonders viel

dich vorgewarnt.“ Sie vertraut ihrer Tochter. Das sagt sie

Mühe gegeben, die Büros so schnell wie möglich sauber zu

ihren Freundinnen auch immer wieder. Gül macht nächstes

machen. Sie will nach Hause, ihrer Tochter einen Kuchen

Jahr Abitur und auch ihre zwei Söhne sind ehrgeizige

backen, Gül wird heute 18 Jahre alt.

Jungs. Sie weiß natürlich um die Gefahren von Alkohol,

Müzeyyen liebt ihre drei Kinder sehr. Aber Gül ist etwas

Drogen usw., aber sie weiß auch, dass ihre Kinder

besonderes, das weiß sie und ihr wird immer ganz warm

verantwortungsvoll sind. Sie redet viel mit ihren Kindern

ums Herz, wenn ihr Mädchen die Treppe

auch wenn sie nicht alles versteht, was ihre Kinder ihr

hoch gelaufen

kommt.

erzählen, gibt sie sich Mühe. Gerne hätte sie gehabt, wenn

Letztens, als die türkischen Nachbarsfrauen bei ihr zu

die

Besuch waren, erzählten sie Müzeyyen erst zögerlich, dann

Koranlesen

aber mit vollem Elan, dass Gül gesehen worden war. Sie

Unterrichtsstunde hatte ihre Tochter ihr erklärt, dass sie

hätte mit deutschen Jungs lachend in einem Eiscafe

mit der Moschee nicht klar kommen würde und dass sie

gesessen. Als einziges Mädchen! Müzeyyen weiß, dass ihre

lieber selbst ihre Religion lernen wollte. Müzeyyen war

Freundinnen ihr nichts Böses damit wollen. Im Gegenteil,

nicht so glücklich darüber.

sie wollen helfen, damit sie und ihr Mann nicht die Zügel

Worauf Müzeyyen besonders viel Wert legt ist, dass sie die

verlieren und die Kinder unter Kontrolle haben.

Freunde ihrer Kinder kennt. Claudia, Güls beste Freundin

Darüber kann Müzeyyen aber nur müde lächeln. Und um

ist fast jeden zweiten Nachmittag zum Essen da. Müzeyyen

ihre Freundinnen zu ärgern, fragte sie verschmitzt: „Und

hat auch die Eltern von Claudia kennen gelernt und die

war auch ein gut aussehender unter den Jungs?“ Ihre

Mutter besucht, als sie im Krankenhaus lag. Da sie nicht so

Freundinnen waren empört. „Du wirst schon noch sehen“

gut Deutsch spricht, besuchen sich die Familien zwar nicht,

sagten sie. „Inshallah passiert es nicht, aber wenn du

rufen sich aber gegenseitig zu Feiertagen an.

drei

in

die zu

Moschee

lernen.

gegangen

Aber

schon

wären, nach

um

der

das

ersten

19

Frauen-Integrations-Konferenz Recklinghausen am 20. Oktober 2007

Ergebnisse der Arbeitsgruppenphase 1: Die Rolle von Frauen im Integrationsprozess

Für

die

Arbeitsphase

der

Konferenz

wurden

die

70

Was wird als positiv wahrgenommen?

Teilnehmerinnen in zwei Arbeitsgruppen eingeteilt, um eine

Die Teilnehmerinnen der Arbeitsgruppe empfinden vor

konstruktive

allem das soziale System in Deutschland als sehr positiv.

Diskussion

in

kleineren

Gruppen

zu

ermöglichen. Da aus Erfahrung heraus, gerade zu Beginn

Sie

der Arbeitsphase einer solchen Konferenz Hemmungen zu

Ausbildungsmöglichkeiten,

einer

die

Sprachförderung und deren Teil- oder Vollfinanzierung

ohne

durch öffentliche Mittel. Ebenfalls positiv bewerteten die

Arbeitsgruppe

Teilnehmerinnen das Gesundheitswesen, innerhalb dessen

zusammengefasst. So war es den Frauen möglich, sich

sie besonders die Arzt-Patientenbeziehung als angenehm

auch über Vorurteile und negative Erlebnisse frei zu äußern

und respektvoll empfinden. Im Rahmen des Themas

und damit die nachhaltige Wirkung der Konferenz positiv zu

Integration ist für die Frauen ein positiver Aspekt, dass

unterstützen.

Frauencafés,

spezielle

Förderungen

für

freien

Meinungsäußerung

Teilnehmerinnen

mit

Migrationshintergrund

bestehen,

wurden

Migrationshintergrund in

jeweils

einer

und

Ergebnisse der Arbeitsgruppe I:

und

Meinungen

Eltern

dabei

wohlwollend

wie

Studium

Förderungen angeboten

von

oder

Frauen

werden.

über

Auch

und die

wichtiger und positiver Schritt bewertet.

Die Teilnehmerinnen sammelten während der Arbeitsphase Eindrücke

sich

Ausrichtung dieser Konferenz wurde von den Frauen als

Alle Teilnehmerinnen mit Migrationshintergrund

Erlebnisse,

äußerten

aus

ihren

persönlichen Erfahrungen oder Ansichten und ordneten diese einem positiven bzw. negativen Charakter zu.

Ebenfalls positiv, aber in weniger starkem Umfang wurden soziale Aspekte benannt, wie der Respekt von Deutschen gegenüber der Kultur, der sich unter anderem dadurch ausdrückt, dass es auch für kopftuchtragende Frauen möglich ist, sich in der Öffentlichkeit und in öffentlichen

20

Frauen-Integrations-Konferenz Recklinghausen am 20. Oktober 2007

Räumen frei zu bewegen. Hintergrund war, dass es z. B. in

Migranten als schmutzig, laut und asozial wahrzunehmen

der Türkei Frauen untersagt ist, im öffentlichen Dienst oder

und ihnen beispielsweise die Suche nach einer Wohnung zu

an

erschweren.

der

Universität

Kopftuch

zu

tragen.

Einige

Teilnehmerinnen betonten aber auch, dass die Herzlichkeit

An der Ungleichbehandlung ihrer Kinder machten die

und

meisten Frauen die Diskriminierung von Ausländern im

der

Zusammenhalt

mit

Deutschen,

z.

B.

unter

Allgemeinen fest. Kinder mit Migrationshintergrund würden

Schülern gut seien.

ungenügend gefördert, weshalb es ihnen unmöglich sei, Was wird als negativ wahrgenommen? Die

negativen

Erlebnisse

der

einen gehobenen Schulabschluss zu erwerben. Außerdem Frauen

mit

müssten diese Kinder doppelt soviel Leistung bringen wie

Migrationshintergrund überwogen deutlich die positiven

deutschstämmige Kinder. Insgesamt war bei den Frauen

Erlebnisse. Dies ist in den meisten Fällen auf persönliche

eine große Sorge um die Zukunft ihrer Kinder zu erkennen.

Erfahrungen zurückzuführen.

Als problematisch sahen die Teilnehmerinnen auch das

Der stärkste Kritikpunkt der Frauen ist die stereotype

Thema „Parallelgesellschaften“ an, dass durch die deutsche

Sichtweise der deutschen Gesellschaft auf Migranten, die

Gesellschaft stark geprägt würde. Dies würde deutlich

stark

mit

machen, dass Deutsche nur unzureichend bereit wären,

Migrationshintergrund vorbeigehe. So wird, nach Erfahrung

Ausländer zu integrieren. Für die Teilnehmerinnen geht

der Teilnehmerinnen, das Tragen eines Kopftuches mit

dies einher mit der Frage, welchen Status sie innerhalb der

einem

an

den

niedrigen

Lebensrealitäten

Bildungsstand,

der

Frauen

fehlenden

deutschen

Sprachkenntnissen und Unterdrückung gleichgesetzt. Dazu komme auch, dass besonders Migranten aus islamischen Kulturkreisen häufig als potentielle Terroristen angesehen würden. Generell neige die deutsche Gesellschaft dazu,

Gesellschaft einnehmen, da sie nun keine Gastarbeiter mehr seien.

21

Frauen-Integrations-Konferenz Recklinghausen am 20. Oktober 2007

Zusammenfassung

wird

und

damit

Handlungsfelder

Insgesamt setzten sich die Teilnehmerinnen sehr engagiert

Integrationsprozess geschaffen werden.

und

für

den

Frau

im

Auch die Motivation und der Ehrgeiz von Frauen mit

nutzten

die

Migrationshintergrund im Bildungskontext wurden positiv

Arbeitsgruppenphase für sich als Forum, um ihre Wünsche

hervorgehoben. Das zeige sich stark am Interesse mit dem

und

nachhaltigen

sich Frauen mit Migrationshintergrund mit dem Thema

Integrationsprozess zu artikulieren. Es wurde deutlich, dass

auseinander setzten. Dies sei eine gute Basis für Projekte

die Teilnehmerinnen ein starkes Mitteilungsinteresse hatten

im Rahmen des Integrationsprozesses. Ebenfalls positiv

und

wurde der soziale Umgang der Frauen hervorgehoben, der

emotional

mit

Integrationsprozess

Rolle

auseinander.

Vorstellungen

die

der

Konferenz

von

als

der Sie

einem

wichtigen

Schritt

im

sich durch eine offene Art und die positiven Reaktionen

Integrationsprozess werteten.

beim persönlichen Kontakt zeige. Die Frauen würden auch Ergebnisse der Arbeitsgruppe II: Alle

eine besondere Stärke beweisen, sich Problemen zu stellen

Teilnehmerinnen ohne Migrationshintergrund

und mit ihnen fertig zu werden – trotz schwierigster

Auch

Erlebnisse,

Lebensumstände.

Diskussion

Für sich persönlich zogen die Teilnehmerinnen den Schluss,

gesammelt und nach positivem und negativem Charakter

durch den Kontakt mit Frauen mit Migrationshintergrund

eingeteilt.

ihren Erfahrungs- und Kulturhorizont zu erweitern und viel

in

Meinungen

dieser und

Arbeitsgruppe Eindrücke

wurden

innerhalb

einer

über andere Lebensweisen und Kulturen zu erfahren. Dies

Was wird als positiv wahrgenommen? Positiv

bewerteten

die

Teilnehmerinnen

ohne

Migrationshintergrund, dass das Thema Integration von der Politik und von verschiedenen Institutionen aufgegriffen

sei

im

Hinblick

auf

Kompetenzsteigerung sehr wertvoll.

eine

interkulturelle

22

Frauen-Integrations-Konferenz Recklinghausen am 20. Oktober 2007

Was wird als negativ wahrgenommen?

negativ auf die Lebensgestaltung von Frauen auswirken

Wie auch in der anderen Gruppe wurden von einigen

könne.

Teilnehmerinnen das Denken in Stereotypen als negativ

Die Teilnehmerinnen stellten es auch als schwierig dar, mit

bewertet. Kritisiert wurde dabei, dass aus Unwissenheit

Frauen mit Migrationshintergrund in Kontakt zu treten; das

heraus und durch eine einseitige Berichterstattung der

läge

Medien

mangelnde

Maßstäbe

angewendet

würden,

die

den

zum

einen

an

Verständigungsproblemen

Sprachkenntnisse,

zum

anderen

durch

an

der

unterschiedlichen Lebensrealitäten von Frauen mit und

mangelnden

ohne Migrationshintergrund nicht gerecht würden.

Migrantinnen würden auch oft lediglich als Teil einer Kultur

Auf der anderen Seite wurde auch kritisiert, dass es im

oder

sozialen Umfeld von Migranten immer wieder Fälle von

betrachtet, was zu Problemen führe, da die kulturelle

Zwangsheirat,

Vielfalt

wurden

Mord

von

und

einigen

patriarchalischen

häuslicher

Gewalt

Teilnehmerinnen

Strukturen

in

vielen

gäbe.

Es

Offenheit

sozialen

in

Gruppe,

der

nicht

Deutschland

Aufnahmegesellschaft.

jedoch

mit

als

Skepsis

Individuen

durch

die

auch

die

Aufnahmegesellschaft betrachtet werde.

Familien

mit

Kritisiert wurde durch die Teilnehmerinnen auch, dass auf

Migrationshintergrund kritisiert, die dazu führen, dass nach

Seiten

der Eheschließung Frauen der Einstieg ins Berufsleben

Engagement festzustellen sei, was sich auch auf Teilnahme

erschwert würde und die Familie zur Hauptaufgabe von

an

Frauen

ein

hierfür die unterschiedliche Wertigkeit von Bildung sein.

schwer

Allerdings gebe es auch strukturelle Probleme, so dass

aufzubrechen sei. Auch die starke Einbindung türkischer

viele Förderangebote an den Bedürfnissen der Migrantinnen

Frauen in Moscheevereine wurde kritisch hinterfragt, da

vorbei gingen. Dazu komme auch, dass im Ausland

vermutet wird, dass der Einfluss der Moscheevereine sich

erworbene Bildungsabschlüsse in Deutschland oft nicht

gemacht

würde.

Abhängigkeitsverhältnis

vom

Dadurch Mann,

entstände das

nur

der

Frauen

mit

Fördermaßnahmen

anerkannt

würden.

Migrationshintergrund

auswirke.

Von

Seiten

Eine

der

Ursache

Politik

wenig

könne

seien

die

Frauen-Integrations-Konferenz Recklinghausen am 20. Oktober 2007

Probleme im Bereich der Integration von Migranten zu lange ignoriert worden, wie die Teilnehmerinnen kritisch anmerkten. Es müsse auch ein Bewusstsein für die Akzeptanz verschiedener Lebenswege angestrebt werden.

Zusammenfassung Die

Teilnehmerinnen

des

Arbeitskreises

arbeiteten

ebenfalls sehr engagiert am Thema, allerdings weniger emotional als die Arbeitsgruppe mit Migrationshintergrund. Sie wünschten sich eine stärkere Vernetzung zwischen den Frauen Recklinghausens und erachteten die Konferenz als ersten wichtigen Schritt in diese Richtung.

23

24

Frauen-Integrations-Konferenz Recklinghausen am 20. Oktober 2007

Frauentreffs über Sprachkurse, bis zu Beratungsangeboten

Ergebnisse der Arbeitsgruppenphase 2

speziell für Migrantinnen (siehe detailliert im Anhang). In der zweiten Arbeitsphase der Konferenz wurden die Teilnehmerinnen wieder in zwei Arbeitsgruppen aufgeteilt,

Was fehlt mir?

diesmal

So

So vielfältig wie die Teilnehmerinnen der Konferenz waren,

beschäftigte sich eine Arbeitsgruppe mit dem Thema

so vielfältig waren auch deren Wünsche. So wurde als

„Erziehung und Bildung“, die zweite mit dem Thema

Wunsch formuliert, mehr Angebote für Sprachförderung zu

„Freizeit,

Teilnehmerinnen

haben, sowohl für sich selber, als auch für Kinder. Die

entschieden sich nach eigenem Ermessen für die Teilnahme

Frauen wünschten sich auch, dass mehr Kinder mit

an einem der beiden Arbeitsgruppen, wobei der größere

Migrationshintergrund

die

Teil sich verstärkt für das Thema „Erziehung und Bildung“

weiterführende

zu

interessierte.

sowohl Jugendliche als auch Lehrer stärkere Unterstützung

nach

Kultur

thematischen

und

Sport“.

Gesichtspunkten.

Die

erfahren.

Schulen

Einige

Frauen

Möglichkeit besuchen.

hätten,

Dafür

wünschten

müssten

sich

mehr

Ergebnisse der Arbeitsgruppe I: Erziehung und

Informationen über Angebote und Fördermöglichkeiten. Für

Bildung

die eigene berufliche Zukunft war es den Frauen auch

In der Arbeitsgruppe wurde durch die Teilnehmerinnen

wichtig, dass im Ausland erworbene Bildungsabschlüsse

ermittelt,

anerkannt werden und mehr für eine Gleichbehandlung am

welche

Angebote

es

bereits

gibt,

welche

Bedürfnisse bei den Teilnehmern existieren und was getan

Arbeitsmarkt

werden kann.

stärkere Lobby eingeräumt werden. Angeregt wurde auch,

Was gibt es? Die Frauen zählten eine Vielzahl an Angeboten auf, die speziell für Frauen konzipiert wurden. Diese reichten von

getan

wird.

Generell

solle

Frauen

eine

dass Freizeitangebote für Familien ausgebaut würden. Für die speziellen Bedürfnisse arabischer Frauen wurden eigene Angebote gewünscht.

25

Frauen-Integrations-Konferenz Recklinghausen am 20. Oktober 2007

Was kann getan werden?

Kulturveranstaltungen für Frauen reichen (siehe detailliert

Als Maßnahmen wurde vorgeschlagen, mehr Sprachkurse

im Anhang). Insgesamt wurde jedoch bemängelt, es gebe

anzubieten

Um

zu wenig frauenspezifische Angebote, die der besonderen

Informationsdefizite auszugleichen, wäre eine Broschüre

Lage und den Belastungen von Frauen mit und ohne

mit

Migrationshintergrund Rechnung trügen.

und

aktuellen

deren

Finanzierung

Angeboten

für

abzusichern.

Frauen

hilfreich.

Um

Vernetzungen zwischen Frauen, aber auch Männern zu fördern, wäre die Einrichtung eines Elternvereins für Eltern mit Migrationshintergrund sinnvoll. Daneben sollten aber auch vorhandene Angebote stärker genutzt werden und die

Was fehlt mir? Die

Teilnehmerinnen

wünschten

sich

eine

stärkere

Vernetzung und angeregten Austausch. Dabei war es den Frauen auch wichtig, dass sich auch Gruppen und Vereine

gegenseitige Unterstützung ausgebaut werden.

untereinander

vernetzen,

um

das

Angebot

in

Ergebnisse der Arbeitsgruppe II:

Recklinghausen zu optimieren. Bemängelt wurde, dass fast

Freizeit, Kultur und Sport

ausschließlich Frauen mit türkischem Hintergrund an der die

Konferenz teilnähmen. Es wurde gefordert, dass andere

Teilnehmerinnen ermittelt, welche Angebote es bereits

Migrantengruppen in Zukunft stärker eingebunden werden

gibt, welche Bedürfnisse bei den Teilnehmern existieren

sollten. Die Teilnehmerinnen wünschten sich auch eine

und was getan werden kann.

stärkere Ansprache von und mehr Angebote für Frauen.

Was gibt es?

Was kann getan werden?

In dieser Arbeitsgruppe wurden ebenfalls eine große Anzahl

Als Maßnahme wurde vorgeschlagen, zum einen verstärkt

vorhandener Freizeitangebote genannt, die von familiären

auf eine Vermarktung der vorhandenen Angebote zu

Aktivitäten

setzen. Bisherige Angebote und Werbemittel würden nicht

Auch

in

dieser

über

Arbeitsgruppe

verschiedene

wurde

durch

Sportangebote

bis

zu

26

Frauen-Integrations-Konferenz Recklinghausen am 20. Oktober 2007

wahrgenommen. Hier sei eine Vermarktung gefragt, die Migrantinnen erreichen könne. Gerade die Frauen mit Migrationshintergrund

sprachen

im

Arbeitskreis

die

Relevanz von Mund-zu-Mund Propaganda an und die Orientierung an Vorbildern. Deswegen wurde als zweiter Schritt angedacht, Promotorinnen aus Migrantenkreisen zu aktivieren, Rahmen

zu von

schulen

und

diesen

regelmäßigen

Promotorinnen

Treffen

im

Informationen

zukommen zu lassen. Damit würde sich ein Netzwerk bilden,

das

gerade

unsichere

Frauen

mit

Migrationshintergrund an die Angebote heranführen könne. Zusammenfassung Die

Teilnehmerinnen

zahlreiche

Bedürfnisse

beider und

Arbeitsgruppen mögliche

arbeiteten

Handlungsfelder

heraus, die bereits in Kurzform angerissen wurden und im Anhang in Tabellenform zusammengefasst sind. Festzuhalten bleibt das positive Arbeitsklima und das große Engagement der Frauen in allen Arbeitskreisen sowie der Wunsch, auch nach der Konferenz aktiv in die Gestaltung der kommunalen Integration eingebunden zu bleiben.

27

Frauen-Integrations-Konferenz Recklinghausen am 20. Oktober 2007

Ausblick Monika Hegemann, Leiterin der BRÜCKE Recklinghausen Sehr geehrte Teilnehmerinnen, liebe Frauen, mit dieser Konferenz ist ein weiterer Meilenstein für den Integrationsprozess in Recklinghausen bewältigt worden. Die Ergebnisse sind für den weiteren Verlauf des Prozesses von großer Bedeutung. Doch auch wenn die Arbeit für heute geschafft ist und wir uns nun alle auf den Heimweg machen können, die eigentliche Arbeit fängt nun erst richtig an. Wir von der Brücke wollen Ihre Anregungen im KOMM-IN-NRW-Projekt „Migrantinnen stärken“ aufgreifen und in unserer Arbeit für das Jahr 2008 zum Schwerpunkt machen. Wichtige Impulse haben Sie uns heute gegeben. Für die weitere Arbeit ist es wichtig, noch mehr Frauen zu motivieren und zu aktivieren. Am Besten kann dies durch Multiplikatorinnen bzw. Mediatorinnen erreicht werden, die im direkten, persönlichen Kontakt mit den Menschen stehen und eine Vorbildfunktion einnehmen. Um deren Aufgabe zu erleichtern, ist es wichtig, ein Multiplikatorinnennetzwerk von und für Frauen zu schaffen, über das sie sich austau-

schen und um Rat suchen können. Nur so können Frauen für Angebote gewonnen werden. Daneben wird es aber auch

wichtig

Bedürfnisse

sein,

Familien

besser

einzubinden

abzudecken.

und

Dabei

deren

kann

ein

Elternverein gute Dienste leisten, denn nur Eltern wissen wirklich, welche Bedürfnisse die gesamte Familie und ihre Kinder haben. Aber alle Initiativen können nur gelingen, wenn

sie

auch

bekannt

sind.

Daher

wird

die

Bekanntmachung aller Angebote und Aktivitäten eine hohe Priorität einnehmen. Denn nicht nur in der Wirtschaft gilt, ein gutes Marketing ist die halbe Miete. Ich möchte mich bei

Ihnen

Engagement

allen

herzlich

heute

für

Ihre

bedanken.

Initiative

Wir

Ergebnisse und Erkenntnisse gewonnen.

haben

und

Ihr

wertvolle

Ein herzliches

Dankeschön auch an Frau Foertsch und Frau Giousuf vom imap Institut für

die

erfolgreiche

Durchführung

dieser

Konferenz. Zum Schluss bleibt mir nur, Ihnen allen einen guten

Heimweg

wünschen.

und

ein

schönes

Wochenende

zu

Frauen –Integrations-Konferenz Recklinghausen am 20. Oktober 2007

28

Teilnehmerinnen Caritasverband: Olga Peters Elisabeth Cramer Integrationsprojekt Blumenthalallee Olga Schäfer Frauencafé Leontina Krey KiC Bettina Kress Bildungszentrum des Handels Claudia Stermer Frau Faßbach FB 51 Jugend Leyla Güleryüz Anita Jähn Gleichstellungsbeauftra gte Ursula Simon Sozialdienst katholischer Frauen Frau Bongers

Diakonisches Werk Anette Shaw Dezernentin Genia Nölle Ratsmitglieder Marina Hajjar Birgit Mendyka Claudia Ludwig Sigrid Krynen Ev. Kindergarten Sonnenstrahl Frau Cengel Frauengruppe Kulturunion Hatice Celebi Hatice Cetinkaya Hikmet Hendek Elif Sen Zeynep Gündüztete Stadtteilmütter Ayten Demir Simone Kalender Nevin Kamaci Ayse Köksal Maren Rensinghoff

Nursel Yongaci Reinit Frau Brenicker DITIB Özgür Demirel Dudu Gündüztepe Gülsüm Masalci Atatürk-Verein Meral Sun Atci Sonnur Fatma Artur Rucksackmütter Nesli Kesgin Bediha Turgut Tülay Kücükkaya Meliha Kara Selda Kavlak Aysel Demir Mädchen-TheaterProjekt Feride Afaunova Leyla Ismael Frauenberatungsstelle Ulrike Upmeier

Keine Organisation Khadra Hussein Valentina Lapkovska Aysun Cenk Hayriye Al-Khalaki Ayse Aydin Servet Türkyilmaz Emel Cici Güldal Erdogan Sema Ahaci Nurten Bozdemir Sahizer Demirsoy Ilknur Sahin Atci Sonnur Sevim Acet Fatma Argül Emine Incirkus Bahriye Ugus Frauengruppe der Aleviten Frau Kanar Gülten Tanriverdi Frauengruppe der Spanierinnen Silvia Santamaria Maria Meller

Frauen-Integrations-Konferenz Recklinghausen am 20.Oktober 2007

Kontakt: Die Brücke Institut für internationale Kontakte und Integration der Stadt Recklinghausen

Leiterin: Monika Hegemann

Willy-Brandt-Park 1 45657 Recklinghausen Telefon: 02361/50-2012 Fax: 02361/50-2013 E-Mail: [email protected]

Öffnungszeiten Montag 08:30-12:00 Dienstag 08:30-12:00 Mittwoch 08:30-12:00 Donnerstag 08:30-12:00 Freitag 08:30-12:00

Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr

13:30-15:30 13:30-15:30 13:30-15:30 13:30-17:00

Uhr Uhr Uhr Uhr

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