Die Drogen, das Öl und der Krieg

July 16, 2017 | Author: Elisabeth Acker | Category: N/A
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1 Peter Dale Scott Die Drogen, das Öl und der Krieg Zur tiefen Politik der USA Aus dem Amerikanischen von Michael B...

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Peter Dale Scott

Die Drogen, das Öl und der Krieg Zur tiefen Politik der USA Aus dem Amerikanischen von Michael Bischoff Deutsche Erstausgabe, 1. Auflage Juni 2004 Die englische Originalausgabe Drugs, Oil, and War. The United States in Afghanistan, Colombia, and Indochina ist 2003 bei Rowman & Littlefield Publishers in Lanham, Maryland erschienen. Copyright © 2003 by Peter Dale Scott Alle Rechte für die deutsche Ausgabe und Übersetzung Copyright © 2004 by Zweitausendeins, Postfach, D-60381 Frankfurt am Main. www.Zweitausendeins.de Lektorat: Katharina Theml und Klaus Gabber (Büro W, Wiesbaden). Glossar: Katharina Theml (Büro W, Wiesbaden). Register der deutschen Ausgabe: Ekkehard Kunze (Büro W, Wiesbaden). Korrektorat: Beate Koglin, Frankfurt am Main. Umschlaggestaltung: Sabine Kauf, Plön. Satz und Herstellung: Dieter Kohler GmbH, Nördlingen. Druck und Einband: Freiburger Graphische Betriebe. Printed in Germany. ISBN 3-86150-633-5

Peter Dale Scott

Die dunkle Seite von 30 Jahren US-Außenpolitik Peter Dale Scott mißtraut den offiziellen Verlautbarungen, und er hat Grund dazu. Als renommierter Hochschullehrer und früherer Diplomat kennt er die Kräfte, die hinter den Kulissen politische Entscheidungen beeinflussen. Scott zeigt: Bei den militärischen Auseinandersetzungen der Nachkriegszeit, in die die USA verwickelt waren, in Afghanistan, Kolumbien und Indochina, ging es fast immer um die Sicherung ausländischer Ölvorkommen, auf die Amerika an­ gewiesen bleibt. Um dieses Ziel zu erreichen, zögerten die US-Organisationen auch nicht, Koalitionen mit den Netzwerken des internationalen Drogenhandels einzugehen, was zu einem dramatischen Anstieg des Drogenkonsums in den letz­ ten Jahrzehnten geführt hat. Peter Dale Scott analysiert die Tiefenpolitik, das verschwiegene Muster, dem die US-Politik seit dem Zweiten Weltkrieg folgt und das auf systematischer Irrefüh­ rung, geheimen Absprachen und Betrug beruht. Diese Tiefenpolitik hat nicht nur dem internationalen Drogenhandel und dem internationalen Terrorismus zu sei­ ner heutigen Bedrohlichkeit verholfen, sondern im eigenen Land die Demokratie beschädigt, die Wirtschaft deformiert und die Gesellschaft militarisiert. »Diese Studie läßt die meisten akademischen und journalistischen Analysen un­ serer verhängnisvoll paradoxen Interventionen der Vergangenheit und Gegenwart wie eine für Kinder geschriebene Regierungspropaganda erscheinen.« Daniel Ellsberg »Scott führt uns in dieser streitbaren Schrift die dunkle Seite der amerikani­ schen Außenpolitik vor Augen. Er bringt gewichtige Argumente für die These bei, daß der amerikanische ›Krieg gegen die Drogen‹ im besten Fall nutzlos und im schlimmsten Fall kriminell ist. Das Ziel dieser Aktivitäten ist die Militarisierung unserer Außenpolitik. Die Fakten und Schlußfolgerungen sind beängstigend.« Robert E. White, früherer US-Botschafter in Kolumbien und El Salvador

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Inhaltsverzeichnis A Vorwort ............................................................................................................................................... 6 A.1 Öl ................................................................................................................................................ 8 A.2 Was tun? .................................................................................................................................... 9

B Einführung: Die Tiefenpolitik der amerikanischen Intervention .................................... 12 B.1 Überblick ................................................................................................................................. 12 B.2 Das Vermächtnis der Chennaults und der CAT: Tarnorganisationen, Infrastruktur und Lobbys des Drogenhandels ............................... 14 B.3 Eine Fallstudie zur Deformation der Politik: Stinger-Raketen für Afghanistan .......... 15 B.4 Die dunkle Seite von Tarnfirmen ........................................................................................ 17 B.5 Geheimoperationen, Interessengruppen und Erdöl ........................................................... 18 B.6 Der psychologische Widerstand gegen die Wahrnehmung tiefenpolitischer Intrigen .......................................................... 19 B.7 Tiefere Quellen der Dysfunktionalität im Krieg ............................................................... 20 B.8 Vietnam und Verdrängung – oder: die notwendige Skepsis gegenüber den Archiven ............................................................. 21 B.9 Das Wuchern geheimer Programme ................................................................................... 22

Teil I: Afghanistan – das Heroin und das Öl ........................................................................... 25 1 Die Drogen und das Öl in den asiatischen Kriegen der USA: von Indochina nach Afghanistan .............................................................................................. 25 1.1 1.2 1.3

Öl, Drogen und die amerikanischen Interventionen in der Dritten Welt ....................... 25 Öl, Geostrategie und nationale Sicherheit .......................................................................... 27 Heroin in Afghanistan ........................................................................................................... 29

2 Indochina, Kolumbien und Afghanistan: Ein Muster wird sichtbar .............................. 31 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5

Grundmuster ........................................................................................................................... 32 Amerikanische Kriege im Lichte des Drogenhandels ...................................................... 34 2001 .......................................................................................................................................... 35 1979 .......................................................................................................................................... 37 1959 .......................................................................................................................................... 41

3 Die Drogenverbündeten der USA: die Guomindang und das organisierte Verbrechen ............................................................. 43 3.1

Ausblick ................................................................................................................................... 46

Teil II: Kolumbien – das Kokain und das Öl .......................................................................... 48 4 Die USA und das Öl in Kolumbien ......................................................................................... 48 4.1 4.2

Der Kolumbienplan: ein Programm, das selbst von seinen Erfindern für falsch gehalten wird ..................... 50 Das militärische Engagement der USA in Kolumbien von 1962-2001 ......................... 52

5 CIA und Drogenhändler in Kolumbien .................................................................................. 56 5.1

Die Verwicklung von Fluggesellschaften in den Drogenhandel .................................... 60

6 Raus aus Kolumbien! ................................................................................................................... 62 6.1 6.2

Die wahren Interessen der Vereinigten Staaten in Kolumbien: Frieden und Stabilität ............................................................................................................ 62 Kolumbien gleich Vietnam ................................................................................................... 64

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Teil III: Indochina – das Opium und das Öl ............................................................................ 68 7 Öffentliche, private und geheime politische Macht – ein Überblick ............................. 68 8 CAT/Air America 1950-1970 .................................................................................................... 75 8.1 8.2 8.3 8.4 8.5 8.6 8.7

Nixon, das Ehepaar Chennault, Air America und die Chinalobby ................................. 77 Wie Air America Krieg führte ............................................................................................. 78 Die frühe Geschichte von Air America .............................................................................. 79 Chennaults Bemühungen, den Kommunismus zurückzudrängen .................................. 81 Alsops »Invasion«: Air America geht nach Laos .............................................................. 82 Air America hilft beim Sturz einer Regierung .................................................................. 86 Wollte die CIA Krieg mit China? ........................................................................................ 88

9 Laos 1959-1970 ............................................................................................................................. 92 10 Kambodscha und das Öl 1970 ................................................................................................. 104 11 Das Opium, die Chinalobby und die CIA ............................................................................ 114 11.1 Die unterbelichtete Zusammenarbeit der Vereinigten Staaten mit Drogenhändlern .................................................................. 114 11.2 Die CIA und kriminelle Vereinigungen ........................................................................... 119

C Dank ................................................................................................................................................ 127 D Anmerkungen ............................................................................................................................... 128 E Ausgewählte Literatur ................................................................................................................ 175 F Glossar ............................................................................................................................................ 178 G Über den Autor ............................................................................................................................. 184

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A Vorwort In diesem Buch geht es um die amerikanische Strategie der indirekten Intervention – eine Strategie, die sich auf Allianzen mit Kartellen des Drogenhandels stützt, um in Ländern der Dritten Welt den gewünschten Einfluß auszuüben. Ursprünglich wurde die­ se Strategie in den späten 40er Jahren entwickelt, um die Macht der Volksrepublik Chi­ na einzudämmen; seither benutzt man sie, um die Kontrolle über ausländische Erdölvor­ kommen zu sichern. Das Ergebnis war ein gewaltiger Anstieg des weltweiten Drogen­ handels und eine Zunahme der damit verbundenen mafiösen Vereinigungen, und dieses Problem wird sich noch weiter verschärfen, wenn es keinen Politikwechsel gibt. In diesem Buch untersuche ich durchgängige Kausalmuster, die die amerikanische Au­ ßenpolitik auf subtilere Weise beeinflußt und geprägt haben, als selbst hohe Funktions­ träger des Staatsapparats zu erkennen vermochten. Unter dem Druck ihrer regionalen Alliierten beschlossen die Vereinigten Staaten – nach dem Zweiten Weltkrieg in Birma und dann 1959 bis 1965 in Laos –, Militärs und Regierungen zu unterstützen, die sich ihrerseits auf den Drogenhandel stützten. Das führte zu einer Serie von Kriegen, von Vi­ etnam bis Afghanistan, die weit mehr den Zwecken internationaler Ölgesellschaften und den verbündeten Drogenbaronen gedient haben als den Interessen der amerikanischen Regierungen oder des amerikanischen Volkes. Diese Entscheidungen waren die Haupt­ ursachen für den dramatischen Anstieg des Drogenhandels in den letzten fünfzig Jahren. Heute bilden Drogennetzwerke auf allen Kontinenten wichtige Faktoren der Politik. Die Vereinigten Staaten führen immer wieder Kriege in Gebieten mit Erdölvorkommen und bedienen sich dabei mit Vorliebe der Hilfe von Verbündeten, die in den Drogenhandel verwickelt sind. Erstaunlicherweise gilt das selbst für Kolumbien, wo offiziell ein Krieg gegen die Drogen geführt wird. Doch die stärkste Kraft des dortigen Drogenhandels, die Paramilitärs, sind Verbündete unseres Verbündeten, der kolumbianischen Armee. Schlimmer noch, sie verdanken ihre Entstehung einer anderen cleveren CIA-Idee, die gerade jetzt wieder einmal auf uns zurückfällt, der Idee nämlich, Terroristen für den Kampf gegen die Linke auszubilden. Aus diesem Grund haben die Vereinigten Staaten in Afghanistan eingegriffen, einem Land, in dem die amerikanische Ölgesellschaft Unocal bis 1998 hoffte, Öl- und Gaspi­ pelines bauen zu können. Das im Drogenhandel aktive Netzwerk Al Qaida von Osama Bin Laden – einst ein Verbündeter der CIA, dessen Höhlenverstecke mit deren finanzi­ eller Hilfe geplant und gebaut wurden – ist im Dezember 2001 mit Hilfe eines anderen Verbündeten aus dem Bereich des Drogenhandels, der afghanischen Nordallianz, be­ siegt worden. Bei der Jagd nach Bin Laden besiegten die USA dessen Verbündete, die Taliban (die im Jahr 2000 auf ihrem Gebiet ein totales Anbauverbot für Mohn erlassen hatten), und zwar mit Hilfe der Nordallianz (die zur selben Zeit auf ihrem Gebiet für eine Verdreifachung der Mohnanbaufläche sorgte). Obwohl die neue afghanische Interimsregierung offiziell ein Verbot des Mohnanbaus erlassen hat, gewähren die Vereinigten Staaten dem Regime des Hamid Karzai nicht die finanzielle Unterstützung, die es bräuchte, um solch ein Verbot auch durchzusetzen. Der Drogenhandel ist in dieser Region heute eine international organisierte, finanziell bes­ tens ausgestattete Macht, und es gibt keinerlei Pläne, daran etwas zu ändern. (Es gibt nur Minimalpläne zur Beseitigung der Schäden, die das amerikanische Bombardement in der nach Jahrzehnten des Krieges und Bürgerkrieges bereits am Boden liegenden Wirtschaft des Landes angerichtet hat.) Selbst wenn man ein wirkungsvolles Verbot der Opiumproduktion und des Opiumhan­ dels in Afghanistan durchsetzen könnte, ließe sich doch mit großer Sicherheit vorhersa­ gen, daß dies durch eine entsprechende Zunahme in benachbarten Ländern wie Tadschi­ kistan und Kirgisistan ausgeglichen würde. Die Zunahme des Drogenhandels würde zu einer Destabilisierung dieser Länder beitragen, die sich ohnehin sämtlich durch schwa­ che Regierungen auszeichnen. Ohne einen Politikwechsel werden die Vereinigten Staa­

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ten, die bereits Truppen in die Region entsendet haben, früher oder später mit einer wei­ teren Krise konfrontiert sein, die wiederum nach einer Intervention verlangt. Die immer noch großen Widerstände gegen das Eingeständnis, daß die Vereinigten Staaten in der Vergangenheit in solche Machenschaften verwickelt und für geheime In­ trigen verantwortlich waren, tragen dazu bei, daß sie unfähig sind, der übrigen Welt wirklich Frieden und Sicherheit zu bringen. Die für frühere Fehler verantwortlichen In­ stitutionen sind allzu sehr darauf bedacht, nicht nur ihr Ansehen zu bewahren, sondern auch ihre Allianzen und vor allem die korrupten sozialen Systeme zu erhalten, in denen solche Allianzen gedeihen konnten. Und darum gedeiht auch der internationale Drogen­ handel, zu dessen Wachstum die Vereinigten Staaten beigetragen haben. Wie sich diese Widerstände manifestieren, konnte ich 1987 selbst erleben, als ich Mit­ glied eines Think-Tanks in Washington war, der dokumentarisches Material für den Kerry-Untersuchungsausschuß des Kongresses liefern sollte, dem die Untersuchung der Drogenverbindungen der Contras und ihrer Helfer oblag. Ein gewissenhafter Zeuge, ein republikanischer Geschäftsmann und Reagan-Anhänger, erhielt ernstzunehmende To­ desdrohungen, denen wohl auch Realisierungsversuche folgten. Ein anderer wurde in ähnlicher Weise bedroht und von Oliver North im Weißen Haus ganz direkt als »terro­ ristische Gefahr« bezeichnet. Selbst Mitglieder unseres Think-Tanks wurden vom FBI verhört – gewiß die noch am wenigsten lästige Unannehmlichkeit, der die um Aufklärung Bemühten ausgesetzt wa­ ren. Andere wurden rund um die Uhr von Kräften überwacht, die von der Washingtoner Polizei nicht identifiziert werden konnten, oder verloren ihre Arbeitsstelle. Eine aus Mitteln des Außenministeriums finanzierte Propagandakampagne, die im Stil der CIA durchgeführt wurde, wandte sich gegen die Gegner der Contras im Kongreß und ver­ letzte damit die Interessen des amerikanischen Volkes in dieser Angelegenheit. Bis heute werden diese Lügen aufrechterhalten. Unser Land wird schrittweise in einen Krieg gegen angebliche kolumbianische »Drogenguerillas« hineingezogen, deren Anteil an der Kokainproduktion 2001 nach offiziellen Schätzungen gerade einmal 2,5 Prozent betrug. Unsere Waffen und Militärhilfe gehen an das kolumbianische Militär, das mit den im Drogenhandel aktiven paramilitärischen Todesschwadronen zusammenarbeitet. Der Anteil dieser Todesschwadronen am Drogenhandel wird von der kolumbianischen Regierung für 2001 auf 40 Prozent geschätzt. Die zutiefst orwellsche Absurdität unseres in völliger Verkehrung des Sachverhalts so­ genannten »Kriegs gegen die Drogen« wird heute von der amerikanischen Presse voll­ kommen ignoriert. Das entspricht ganz dem gewohnten Muster, denn auch in der Ver­ gangenheit ignorierten die Medien den Drogenhandel unserer Verbündeten in Vietnam, Afghanistan, Mittelamerika und jüngst im Kosovo. Ebenfalls kaum beachtet wird das Ausmaß, in dem amerikanische Ölgesellschaften sich für den im zweiten Teil dieses Buches analysierten Kolumbienplan einsetzen, wie sie auch in den 60er Jahren die ent­ schlossene Kampagne ignorierte, die die Ölgesellschaft Socony Mobile damals für ein verstärktes Engagement in Vietnam führte. Ich stelle in diesem Buch die These auf, daß verdeckte Operationen, die der Schaffung oder Stärkung einer autonomen politischen Macht dienen, in aller Regel die speziellen Zwecke überdauern, denen sie ursprünglich dienen sollten. Stattdessen stärken sie die Kräfte, mit denen die Vereinigten Staaten dann zu kämpfen haben, oder werden sogar ein Teil von ihnen. Präziser gesagt, »Parapolitik«, die geheime Ausübung von Macht, artet leicht in »Tiefenpolitik« aus, in ein Wechselspiel unerkannter Kräfte, über die der ursprüngliche parapolitische Akteur keine Kontrolle mehr besitzt. Das ist der Kern mei­ ner Analyse. So benutzten beispielsweise die Vereinigten Staaten im Nachkriegsitalien Mafiagestal­ ten wie Vito Genovese als parapolitisches Instrument. Das war eine geplante Operation, die schließlich zur tiefenpolitischen Beherrschung der italienischen Parteien durch eine

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außer Kontrolle geratene Mafia führte. Im Kleinen steht dieses Beispiel für die gesamte spätere Geschichte der amerikanischen Interventionen in Asien. 1951 beschloß die US-Regierung, den Armeen des Guomindang-Drogennetzes in Birma Waffen und Versorgungsgüter zu liefern. Das führte zu einer Verfünffachung der birma­ nischen Opiumproduktion innerhalb eines Jahrzehnts, von 70 Tonnen auf 350 Tonnen. 1999, in dem Jahr, bevor das von den Taliban erlassene Verbot Wirkung zeigte, hatte die Weltopiumproduktion den Spitzenwert von 6.300 Tonnen erreicht. Davon wurden 4.200 Tonnen oder zwei Drittel in Afghanistan erzeugt und von den Erben jener Mud­ schaheddin in den Handel gebracht, die in den 80er Jahren von der CIA finanziert, mit Waffen versorgt und unterstützt worden waren. Auch hier waren die Vereinigten Staaten nicht allein verantwortlich. Ein Teil des Wachstums wäre auch ohne ihre Hilfe erfolgt, möglicherweise (wie die amerikanische Regierung gerne behauptete) unter der Ägide einer feindlichen Macht wie China oder der Sowjetunion. Der entscheidende Punkt ist jedoch: Das Drogenproblem läßt sich nicht begreifen oder gar erfolgreich bekämpfen, bevor nicht die parapolitischen Konse­ quenzen der CIA-Verwicklungen erkannt und korrigiert worden sind.

A.1 Öl Ähnliche Überlegungen wie zur Rolle des Drogenhandels bei der amerikanischen Inter­ ventionspolitik lassen sich auch für die des Erdöls anstellen. Auch hier brachten Ent­ scheidungen, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus freien Stücken getroffen wurden, die Vereinigten Staaten in eine problematische Situation. Unmittelbar nach Kriegsende begannen die Vereinigten Staaten, gestützt auf die soge­ nannten Quincy-Abkommen mit Saudi-Arabien von 1945, die Herrschaft über die welt­ weite Erdölförderung und -vermarktung anzustreben. Seit der Truman-Doktrin von 1946 ist das gesamte geostrategische Denken der USA vom Öl geprägt. Was als Strate­ gie zur Eindämmung der sowjetischen Macht begann, entwickelte sich rasch zu der mehr oder weniger offen demonstrierten Entschlossenheit, die Kontrolle über die Erdöl­ reserven der Erde zu erlangen. Dieses Bestreben deformierte nach und nach die heimi­ sche amerikanische Wirtschaft, sorgte dort für ein ausgeprägtes Ungleichgewicht und machte sie abhängig von gewaltigen Militärausgaben in entlegenen, nicht regierbaren Regionen. Das jüngste Beispiel ist Afghanistan. Außerdem wurden die Vereinigten Staaten dadurch zu einem sehr kriegerischen Land, das immer wieder und insbesondere in Asien Kriege führte, in denen es sich auf Verbündete stützte, die eine bedeutende Rolle im weltweiten Drogenhandel spielten. Von Anfang an zielte die amerikanische Strategie in Südostasien auf den Schutz des – wie Präsident Eisenhower einmal gesagt hat – »reichen indonesischen Reiches«, dessen wichtigstes Exportgut Erdöl war.1 Ich behaupte nicht, daß die Herrschaft über die Erdölvorkommen das einzige Kriterium in den Überlegungen der politischen Planer in Washington gewesen wäre. Im Gegenteil: Sie glaubten an ihre eigene Rhetorik, wonach es um den Schutz der sogenannten freien Welt vor einer kommunistischen Herrschaft durch die Sowjets oder die Chinesen ging. Da sie eine kommunistische Kontrolle der Erdölvorkommen jedoch am meisten fürchte­ ten, sorgten sie dafür, daß die amerikanische Herrschaft über das immer weiter zusam­ menwachsende Welt-Erdölsystem ständig erweitert wurde. Vom Iran 1955 bis Indonesien 1965 und Ghana 1966 beteiligte sich die CIA heimlich am Sturz zahlreicher Regierungen in aller Welt, die gedroht hatten, ihre nationale Ölin­ dustrie zu verstaatlichen.2 In den 60er Jahren nahm die Zahl der amerikanischen Inter­ ventionen zu, und zugleich wuchs auch die Abhängigkeit von ausländischem Erdöl, um den wachsenden Bedarf zu decken. Als diese Abhängigkeit dann zu den Ölkrisen der 70er Jahre führte, sahen die Vereinigten Staaten sich zu einer Politik gezwungen, die nicht nur auf die Herrschaft über die internationalen Erdölströme, sondern auch auf die Kontrolle über die Petrodollars zielte. Wie wir noch sehen werden, löste man das zweite

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Problem durch geheime Absprachen, mit deren Hilfe man den Wert des Dollars auf Kosten der Dritten Welt auf einem hohen Niveau hielt. Die daraus resultierende Verarmung der Dritten Welt war von einem gewaltigen An­ stieg des weltweiten Terrorismus begleitet, der heute ins Zentrum der amerikanischen Außenpolitik gerückt ist. Doch wie Frank Viviano im San Francisco Chronicle vom 20. September 2001 bemerkte: Worum es im Krieg gegen den Terrorismus insgeheim geht, läßt sich in einem Wort zusammenfassen: Öl. Die Karte der Terroristenschlupflö­ cher im Mittleren Osten und in Zentralasien und der dortigen Ziele im Kampf gegen den Terror ist in bemerkenswertem Maße identisch mit einer Karte der weltweit größten Energievorräte des 21. Jahrhunderts. Die Verteidigung dieser Energievorräte – und nicht die bloße Konfron­ tation zwischen dem Islam und dem Westen – wird nach Ansicht von Beobachtern dieser Region in den kommenden Jahrzehnten der wich­ tigste Zündstoff für weltweite Konflikte sein.3 Das gilt auch für andere, von Viviano hier nicht angesprochene Regionen, in denen Öl und Terrorismus eine Rolle spielen, zum Beispiel für Indonesien, Kolumbien, Somalia und (wegen der Ölpipelines) für Tschetschenien und sogar den Kosovo. Kurz gesagt, die Ursachen und Wurzeln des weltweiten Terrorismus hängen geschicht­ lich zum Teil mit früheren politischen Entscheidungen der Vereinigten Staaten zu Fra­ gen des Erdöls und der Drogen zusammen.

A.2 Was tun? Das Problem wird nicht gelöst, indem immer mehr amerikanische Truppen in fremde Länder geschickt werden, von Kolumbien bis Kirgisistan. (Beide Länder liegen übri­ gens in Erdölgebieten und erleben gegenwärtig einen rapiden Anstieg des Drogenhan­ dels.) Das Paradebeispiel für solch einen Aufbau mit amerikanischen Waffen und Perso­ nal war der Iran der 70er Jahre – wie wir heute wissen, eine wichtige Ursache für die Revolution gegen den von Amerika unterstützten Schah. Mehrere hundert Millionen Dollar amerikanische Unterstützung für den somalischen Diktator Siad Barre ermög­ lichten die Aufrechterhaltung seines unterdrückerischen Systems, das schließlich 1991 gestürzt wurde. Die Vereinigten Staaten müssen ihre repressive Politik aufgeben, deren oft durchaus be­ absichtigtes Ergebnis die Aufrechterhaltung hoher Drogenpreise ist und die damit den internationalen Drogenhandel und seine Drogenbarone stärkt. Was das Öl angeht, so müssen wir nach technischen Möglichkeiten suchen, den nationalen Verbrauch zu sen­ ken und uns am Aufbau eines multilateralen und gerechteren internationalen Erdölsys­ tems beteiligen. Um zu dem multilateralen System globaler Regulierung zurückzukehren, an dessen Aufbau die Vereinigten Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg wesentlichen Anteil hat­ ten, bedarf es auch einer veränderten Strategie im Umgang mit dem Dollar und den Pe­ trodollars, insbesondere denen Saudi-Arabiens und seiner Nachbarn am Persischen Golf. Gegenwärtig regulieren die Vereinigten Staaten ihr Zahlungsbilanzdefizit durch geheime Absprachen mit Saudi-Arabien über die Rückführung von Petrodollars und über die Selbstverpflichtung der OPEC, alle Ölverkäufe weltweit in Dollar abzurechnen. Diese Absprachen, die den Druck von der amerikanischen Währung nehmen sollen, führen unvermeidlich zu Schuldenkrisen in der gesamten Dritten Welt. Die geheimen Absprachen, die ich im zweiten Kapitel behandle, sind wahrscheinlich das beste Beispiel dafür, wie sehr die geheime (und kaum dokumentierte) amerikanische Politik weltweit Armut und Unruhen auszulösen vermag. Bürgerproteste gegen die offi­ zielle Politik nach Art der Demonstrationen, zu denen Aktivisten wie Noam Chomsky

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unermüdlich aufrufen, dürften meines Erachtens erfolglos bleiben, solange sie nicht die ungerechten geheimen Absprachen anklagen, auf denen diese Politik basiert. Das scheinbar so unangreifbare politische Establishment der Vereinigten Staaten wird sich als verletzbar erweisen, wenn die privaten, verdeckten und teilweise konspirativen Ur­ sprünge der angeblich doch öffentlichen Politik deutlich werden. Mein Buch untersucht die Kriegspolitik auf dieser tieferen Ebene. Gegenwärtig mindern offizielle Strategien, die Amerika reicher und den Rest der Welt ärmer machen, die Chancen auf Frieden und Fortschritt. Und unsere Sicherheit gerät in noch größere Gefahr, wenn wir unbeliebten Diktatoren Militärhilfe gewähren. Diese Strategie haben die Vereinigten Staaten während der 60er Jahre in Vietnam, während der 70er im Iran und während der 80er Jahre in Somalia eingesetzt, um nur einige Bei­ spiele zu nennen. Noch heute leiden wir unter den antiamerikanischen Gefühlen, die da­ durch ausgelöst wurden. Aber als hätte man aus alledem nichts gelernt, baut man heute Stützpunkte in Usbekistan und gewährt dort einem Diktator und ehemaligen sowjeti­ schen Apparatschik Militärhilfe, dem im Umgang mit der starken muslimischen Oppo­ sition nichts anderes einfällt, als sie ins Gefängnis zu werfen. Von den gegenwärtigen Führern der beiden großen Parteien Amerikas ist eine Abkehr von dieser Strategie nicht zu erwarten, da sie den ständig wachsenden Zwängen eines globalen Systems unterworfen sind, das sie in weiten Teilen selbst geschaffen haben. Durch Enthüllungen aus jüngster Zeit wissen wir, in welchem Maße sich die beiden großen Parteien Amerikas wie auch ausländische Politiker durch Spendenzahlungen von Unternehmen der Energiebranche korrumpieren lassen. Aus Washington hört man, wenn auch nicht ohne Widerspruch, immer lautere Rufe nach einer unilateralen Politik in einer angeblich unipolaren Welt. Der triumphale Unilateralismus der Vereinigten Staaten und der terroristische Islamismus werden einander immer ähnlicher (und immer abhängiger voneinander), wenn sie ihre Exzesse unter Verweis auf die jeweils andere Seite rechtfertigen. Die Zukunft der amerikanischen Demokratie hängt davon ab, daß es uns gelingt, die Kausalfaktoren zu erkennen und abzustellen, die bisher den Kern der geopolitischen Aktivitäten Amerikas ausmachen – einer Politik, die großen Schaden angerichtet hat, und zwar nicht nur bei den eigentlichen Opfern dieser Politik, sondern auch in den USA selbst. Zu diesem Ziel hoffe ich mit meinem Buch beitragen zu können. Am Anfang stehen sechs Kapitel zur Tiefenpolitik des amerikanischen Engagements in Afghanistan, Kolumbien und Indochina. Der dritte Teil besteht aus aktualisierten Fas­ sungen mehrerer Kapitel aus meinem 1972 erschienenem Buch THE WAR CONSPIRACY: THE SECRET ROAD TO THE SECOND INDOCHINA WAR. Die gemeinsamen Muster der ge­ schilderten Fälle lassen sich meines Erachtens am ehesten durch eine vergleichende Analyse erkennen. Vor allem sehen wir die unablässige Lobbyarbeit von Interessen­ gruppen wie dem American Security Council (ASC), in dem die Ölgesellschaften ver­ treten sind, und von Fluggesellschaften, die in staatlichem Auftrag Waffen transportie­ ren und zugleich in den Drogenhandel oder das organisierte Verbrechen verwickelt sind. Ich möchte mit diesem Buch nicht in Konkurrenz zu anderen historischen Darstellungen derselben Ereignisse treten, die ich der archivarischen Geschichte zuordne, weil sie das Geschehen aus der dokumentierten Sicht der Akteure nachzeichnen. Ich konzentriere mich dagegen auf tiefere Kausalmuster, die aus weniger gut dokumentierten Bereichen der Gesellschaft hervorgehen und von der akademischen Geschichtswissenschaft häufig übersehen werden. Ich glaube, daß wir auf diese Weise eher Faktoren isolieren und auf­ zeigen können, die sich verändern lassen. So wie die amerikanische Regierung pauschal eine »Achse des Bösen« konstruiert hat, so wenden andere ganz ähnliche Charakterisierungen auf die amerikanische Regierung an. Ich halte es nicht für sonderlich sinnvoll, die Vereinigten Staaten oder deren Feinde als vollkommen unzugängliche Mächte darzustellen. Die Mittel, die man gegen diese Kräfte einsetzt, können sich leicht als kontraproduktiv erweisen. Was für den Islamis­ mus gilt, den wir in seiner Komplexität begreifen müssen, das gilt auch für Amerikas

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Macht, die mindestens ebenso komplex ist. Vor allem müssen wir einsehen, daß der Einfluß der USA nicht nur auf militärischer und wirtschaftlicher Macht basiert, sondern auch auf Faktoren »weicher« Macht wie »der Attraktivität einer Kultur, einer Ideologie, bestimmter Institutionen«.4 Wir brauchen eine »weiche Politik« der Überzeugung und der Gewaltlosigkeit, um die weiche Macht unseres Landes zu verändern. Dieser Vor­ schlag ist durchaus nicht utopisch. Die weiche Politik der Antikriegsbewegung trug trotz mancher strategischer Fehler dazu bei, den Abzug der Vereinigten Staaten aus Vi­ etnam zu beschleunigen. Wenn es sich erst herumgesprochen hat, daß dieser Krieg »der Fähigkeit der Vereinigten Staaten, die führende Wirtschaftsmacht der Welt zu bleiben, einen schweren Schlag versetzte«,5 dann werden vielleicht auch die Anhänger einer har­ ten amerikanischen Macht einmal den Kritikern des Vietnamkriegs ihren Dank ausspre­ chen.

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B Einführung: Die Tiefenpolitik der amerikanischen Interventionen b.1 Überblick 1969 und 1970, in der Zeit des Einmarschs nach Kambodscha und der Erschießung von vier Studenten an der Kent State University, schrieb ich ein Buch mit dem Titel THE WAR CONSPIRACY. Darin beschrieb ich eine Reihe verborgener, öffentlich nie erörterter Kräfte, die meines Erachtens zur Verstrickung der Vereinigten Staaten in den Vietnam­ krieg beigetragen hatten. Ich suchte hinter den offiziellen Regierungsverlautbarungen nach anderen, stärkeren Faktoren, die sich der allgemeinen Aufmerksamkeit entzogen. Einige meiner Freunde hielten diesen Ansatz für pessimistisch, aber er war es gar nicht. Er war optimistisch und von der altmodischen Hoffnung getrieben, ein besseres Ver­ ständnis dieser Faktoren werde uns helfen, sie eher unter Kontrolle zu bekommen. Während ich immer mehr Fällen verborgener Manipulationen auf höchster wie auch un­ tergeordneter Ebene nachging, prägte ich den Ausdruck »Parapolitik« zur Kennzeich­ nung eines politischen Verhaltens, das durch Irreführung, heimliche Absprachen und Betrug gekennzeichnet ist. Doch dieser Begriff deckte noch nicht das gesamte Spektrum der dort behandelten Vorgänge ab, denn er steht für eine bewußte Kontrolle, meist auf der Ebene der Exekutive oder der Staatsbürokratie. Heute würde ich eher von »Tiefenpolitik« oder von politischen Tiefenprozessen als von Verschwörungsvorgängen sprechen. Damit meine ich eine Reihe von Praktiken, die mit den Gesetzen und den gesellschaftlichen Sitten nicht übereinstimmen und daher eher unterdrückt als anerkannt werden. Die politischen Tiefenprozesse umfassen auch »Para­ politik«, sind aber weniger zielgerichtet. Parapolitik ist ein Mittel der Kontrolle. Tiefen­ politik meint jede Form finsterer Machenschaften und geheimer Einflüsse. Diese Unterscheidung ist in der Theorie sehr viel leichter zu treffen als in der Praxis. Bei manchen der in diesem Buch aufgezeigten Manipulationen staatlicher Stellen wie den Aktivitäten der Air America in Laos handelte es sich ganz offensichtlich um para­ politische Intrigen. In der südostasiatischen Geschichte jener Zeit spielte der politisch einflußreiche Drogenhandel eine wichtige Rolle, und die CIA war tief in diesen Drogen­ handel verwickelt, vor allem über ihre Fluggesellschaft, die Air America. Aber sie kon­ trollierte diesen Handel nicht vollständig, und wahrscheinlich versuchte sie das nicht einmal. Ihr ging es darum, bei Bedarf alles abstreiten zu können, in diesem Fall dank ei­ ner äußerst praktischen Rechtskonstruktion. Die Air America befand sich zwar vollstän­ dig im Besitz der CIA, aber sie verfügte über ein Wartungszentrum in Taiwan und stell­ te vielfach taiwanesische Piloten ein. Die Flugzeuge, die oft für den Transport von Dro­ gen eingesetzt wurden, befanden sich zu 60 Prozent im Besitz von Guomindang-Chine­ sen und wurden von Taiwanesen geflogen. So war die CIA in der angenehmen Lage, die Verantwortung abschieben zu können, wenn sie mit Leuten zusammenarbeitete, von de­ nen sie wußte, daß sie nach dem Zweiten Weltkrieg den Drogenhandel in Südostasien organisierten. Die amerikanische Regierung war fest entschlossen, dafür zu sorgen, daß der Drogenhandel und das Netzwerk der Triaden – der chinesischen Variante der Mafia – in der Region unter der Kontrolle der Guomindang blieben, auch wenn es dazu erfor­ derlich war, im Nachkriegsbirma Armeen logistisch zu unterstützen, deren Haupttätig­ keit in der Ausweitung der Opiumproduktion bestand. Die komplizierte rechtliche Kon­ struktion der Fluggesellschaft, die ursprünglich Civil Air Transport (CAT) und erst spä­ ter Air America hieß, bot dafür ideale Möglichkeiten. (Einige CAT-Piloten hatten sich schon vor dem Zweiten Weltkrieg, als die Fluggesellschaft noch nicht der CIA gehörte, am Drogenschmuggel beteiligt.)6 Der Erwerb der CAT war von Anfang an Teil einer umfassenden Strategie, deren wich­ tigster Befürworter der ursprüngliche Besitzer General Claire L. Chennault gewesen war. Chennault sagte in den späten 40er Jahren voraus, dem Sieg Mao Zedongs auf dem chinesischen Festland werde eine massive Ausweitung des kommunistischen Einflusses

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folgen, zunächst in Indochina, dann in Thailand, Malaysia und Birma und möglicher­ weise sogar in Indien. Da er wußte, daß der Einsatz amerikanischer Truppen bei der Ab­ wehr dieser Bedrohung politisch nicht möglich war, schlug er vor, seine Fluggesell­ schaft für die logistische Unterstützung der nationalchinesischen Armee einzusetzen, die ohnehin von amerikanischen Militärs beraten würde.7 Chennaults Projekt stieß anfangs in der Regierung Truman nicht auf Gegenliebe, wurde dann aber mit Hilfe des Time Magazine von Herausgeber Henry Luce und der Chinalobby unter den Kongreßabge­ ordneten gegen eine widerwillige Regierung durchgesetzt.8 Chennaults Plan verdient deshalb Beachtung, weil er als Vorbild für die amerikanische Zusammenarbeit mit Drogenhändlern gelten kann, die noch 2001 bei der amerikani­ schen Intervention in Afghanistan eine Rolle gespielt hat. 9 Die in den 50er Jahren in Birma erprobte Zusammenarbeit mit Drogenhändlern wäre schon gefährlich genug, wenn sie politisch neutral wäre. Ein noch gefährlicheres Milieu für Verschwörungen und Intrigen entstand jedoch Anfang der 60er Jahre, als Präsident Kennedy sich von den Zielen der Guomindang und der immer noch mächtigen Chinalobby zu distanzieren be­ gann, die nach wie vor auf eine Invasion des chinesischen Festlandes hinarbeitete.10 Unter dem Eindruck der immer offensichtlicheren Spaltung zwischen der Sowjetunion und der Volksrepublik sprach Chiang Kai-shek 1962 offen von einer bevorstehenden In­ vasion Chinas. Wie weiter unten noch ausführlicher dargestellt, wurde dieser Vorschlag von Ray Cline, dem früheren Leiter der CIA-Außenstelle in Taiwan (und späteren stell­ vertretenden CIA-Direktor), unterstützt. Ebenso von Admiral Harry D. Felt, dem Ober­ befehlshaber der Streitkräfte im Pazifik. Viele hohe Militärs und Mitarbeiter der CIA standen dem Plan gleichfalls positiv gegenüber.11 Noch weiter ging der Aufsichtsrats­ vorsitzende der Air America, Admiral Felix B. Stump, vormals Oberbefehlshaber der Streitkräfte im Pazifik. Er forderte öffentlich dazu auf, den Kommunismus im Fernen Osten mit militärischen Mitteln zu besiegen, falls nötig auch durch den Einsatz takti­ scher Atomwaffen. Wie schon oft gezeigt, führten Chiangs Aktivitäten auf dem chinesischen Festland le­ diglich zur Festnahme oder Tötung seiner Agenten. Eine erfolgreiche konspirative Rolle spielten die Verbündeten der Guomindang dagegen zusammen mit der Air America 1960 bis 1964 bei der Destabilisierung von Laos, und noch erfolgreicher waren sie mit Unterstützung durch die Vorgängerin CAT beim Aufbau des Drogenhandels nach dem Zweiten Weltkrieg. Beides war in den Laoskrisen wahrscheinlich bedeutsamer als der Einfluß, den die CIA damals der Volksrepublik China zuschrieb. Denn die politischen Ziele, Ressourcen und Verbündeten der Guomindang in Laos lassen sich nicht von de­ ren inzwischen gewichtigen Rolle im Drogenhandel trennen. Das Fiasko, das die CIA in Laos erlebte, verdient auch heute noch unsere Aufmerksam­ keit, denn in Kolumbien und Afghanistan setzen die Vereinigten Staaten nach wie vor auf die Drogenkarte. Durch das Bemühen der CIA, ungestört und möglichst unkontrol­ liert agieren zu können, kam es in den 60er Jahren zu einigen Vorgängen, die immer noch nicht ganz aufgeklärt sind, aber dauerhaft verheerende Folgen zeitigten. Fehler, die damals gemacht wurden und ganz erheblich zur Ausbreitung des internationalen Dro­ genhandels beitrugen, werden offenbar heute wieder begangen.

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B.2 Das Vermächtnis Chennaults und der CAT: Tarnorganisationen, Infrastruktur und Lobbys des Drogenhan­ dels Im Folgenden möchte ich in umgekehrter zeitlicher Reihenfolge aufzeigen, wie die Kräfte des aus CIA, Air America und Guomindang bestehenden Komplexes sich zur ge­ genwärtigen Tiefenpolitik um Öl und Drogen in Kolumbien und Afghanistan entwickelt haben. Das Gesamtbild ist komplex, aber einige allgemeine Aussagen sind durchaus möglich. Die erste These besagt, daß aus anfangs kleinen, nicht ausreichend überwach­ ten verdeckten Operationen Gewinnchancen für diverse Interessengruppen von der Ölbis hin zur Herbizidindustrie entstehen. Die zweite These besagt, daß Tarnorganisationen wie die Air America dank der von ih­ nen selbst geschürten Kriegsängste überleben. Im Gefolge der Air America finden wir heute eine Reihe ausgelagerter, nominell privater Unternehmen wie DynCorp, die der Schulung und Unterstützung amerikanischer Tarnorganisationen im Ausland dienen. Da diese Organisationen über kein regelmäßiges Budget verfügen, sind sie auf die Fortset­ zung der Interventionspolitik angewiesen, wenn sie als Partner des amerikanischen Ver­ teidigungsestablishments im Geschäft bleiben wollen. Und sie brauchen dieses Geschäft nicht nur, sondern können auch selbst dazu beitragen, daß der Bedarf bestehen bleibt. Die dritte These besagt, daß dort, wo die Klugheit Zurückhaltung gebietet, die militäri­ schen Ausgaben aber derart in die Höhe getrieben werden, auch mit einer exzessiven Militärstrategie zu rechnen ist. Eine Politik, die mehr als 90 Prozent ihrer außenpoliti­ schen Ausgaben in das Pentagon und die CIA steckt, wird bei der Suche nach Problem­ lösungen immer militärische und geheime Operationen bevorzugen. Ein zu wenig beachteter Faktor der politischen Korruption in der amerikanischen Asien­ politik ist das Geld, darunter auch Drogengeld, das ausländische Regierungen über ihre Lobbyisten und PR-Agenturen einfließen lassen. Davon wird in diesem Buch noch aus­ führlich die Rede sein. Als die wahrscheinlich drogenfinanzierte Chinalobby in den 60er Jahren an Einfluß verlor, trat die Korealobby an ihre Stelle, wobei Anna Chennault, die junge chinesische Frau des Generals, in beiden eine wichtige Rolle spielte. 12 Die rechts­ gerichtete Washington Times wird bis heute finanziell von der Vereinigungskirche des San Myung Mun unterstützt, einem Ableger der Korean Central Intelligence Agency (KCIA) und der Asian Peopleʼs Anti-Communist League (APACL), der späteren World Anti-Communist League (WACL).13 Deren beträchtliche Mittel stammen ebenfalls aus dem Drogenhandel.14 Diese ausländischen Interessengruppen, die sich nacheinander für mehrere Kriege der Vereinigten Staaten einsetzten, wurden auch von Washingtoner Interessengruppen un­ terstützt, etwa vom American Security Council (dem auch große Ölgesellschaften ange­ hören).15 Manche Ölgesellschaften setzten sich über ihre eigenen Interessenvertretungen ganz direkt für ein verstärktes Engagement in Vietnam, Afghanistan oder Kolumbien ein – Socony Mobile in Vietnam, die Foreign Oil Companies Group in Afghanistan, die U.S.-Colombia Business Partnership in Kolumbien.16 Mit ihrer Hilfe entstanden Front­ lobbygruppen, in deren Namen die ökonomischen Interessen nicht ganz so deutlich zum Ausdruck kamen, etwa die Friends of Vietnam in den 50er und 60er Jahren oder das Committee for a Free Afghanistan in den 80er Jahren.17 Das Spektrum solcher Lobbytätigkeiten ist sehr breit und reicht von Öffentlichkeitsar­ beit bis zur Bestechung. Die Ölgesellschaften zögern nicht, sich öffentlich mit dem American Security Council und anderen offenen Interessengruppen zu verbünden. Erst auf tieferer Ebene stößt man immer wieder auf indirekte Verbindungen zu den Geldmit­ teln und Zielen von Institutionen, die in den Drogenhandel verwickelt sind. In der Pra­ xis jedoch sind beide Ebenen eng miteinander verwoben, wie wir am Beispiel Afgha­ nistans in den 80er Jahren sehen werden.

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B.3 Eine Fallstudie zur Deformation der Politik: Stinger-Raketen für Afghanistan Ein gutes Beispiel für tiefere politische Prozesse hinter der offiziellen Politik ist die Ge­ schichte, wie die Vereinigten Staaten 1986 dazu kamen, den Mudschaheddin in Afgha­ nistan Flugabwehrraketen vom Typ Stinger zu liefern. Konventionelle Darstellungen halten sich an folgendes Muster: Ab Oktober 1986 erhielten einige Widerstandsgruppen über die CIA amerikanische Stinger-Raketen ... Die Stinger war die wichtigste unter den zahlreichen neuen Waffen, die in diesem Krieg eingesetzt wurden. Damit verfügten die Mudschaheddin Ende 1986 erstmals über ein glaubwürdiges Luftabwehrsystem. Berichte über deren unglaubliche Treffsicherheit veranlaßten die Sowjets, ihre bis dahin erfolgreiche Luftkriegsstrategie zu verändern.18 In einem anderen Buch heißt es: Der bemerkenswerteste und wichtigste Erfolg der CIA war die Lieferung von Stinger-Flugabwehrraketen, die 1985 [eigentlich 1986] eine Wende im Afghanistankrieg herbeiführen sollten, weil sie die sowjetischen Kampfflugzeuge und gepanzerten Hubschrauber zwangen, in einer Höhe zu bleiben, aus der sie nicht mehr wirkungsvoll angreifen konn­ ten.19 Es ist allerdings keineswegs klar, daß die Stinger-Raketen, wie oft behauptet, die »Wen­ de« gebracht hätten. Im Gegenteil, eine nachträgliche Analyse der Akten des sowjeti­ schen Politbüros veranlaßte den Politikwissenschaftler Alan J. Kuperman zu dem Schluß: Entgegen naheliegenden Vorstellungen und landläufigen Meinungen scheint die amerikanische Gegeneskalation von 1985 bis 1986 für den sowjetischen Rückzugsbeschluß im November 1986 bedeutungslos ge­ wesen zu sein ... Das gilt insbesondere für die Stinger, die in Afghanis­ tan erst im September 1986 zum Einsatz kam, also gerade einmal zwei Monate vor dem Beschluß des Politbüros, einen spätesten Termin für den Rückzug festzulegen. In der entscheidenden Sitzung des Politbüros im November 1986 wurden weder die Stinger noch die Gegeneskalation seitens der Amerikaner erwähnt.20 Außerdem führte die so oft als erfolgreiche Politik gelobte Lieferung der Stinger-Rake­ ten später zu einem ernsten Folgeproblem. Wie die Kritiker gewarnt hatten, gerieten die Raketen schon bald in die falschen Hände: Im Herbst 1986 lockten sowjetische Kommandos eine Gruppe Rebellen in einen Hinterhalt und erbeuteten zwei Stinger-Raketen. Im Juni1987 erbeuteten oder kauften iranische Revolutionsgarden 16 Stinger-Rake­ ten bei afghanischen Rebellentruppen des Yunis Khalis. Eine der Rake­ ten und eine Abschußvorrichtung fanden sich im Herbst 1987 auf ei­ nem iranischen Schnellboot, das geentert worden war, nachdem es Hubschrauber der U.S. Navy im Persischen Golf beschossen hatte. 21 In den Jahren 1989 und 1990 mußte die CIA Millionen von Dollar für den verzweifelten und nur teilweise erfolgreichen Versuch aufwenden, die unbenutzten Stinger-Raketen zurückzukaufen.22 Die Befürchtung, daß die Taliban möglicherweise bis zu 300 Stinger-

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Raketen besaßen, war der Grund, weshalb die Amerikaner 2001 den Luftkrieg in Afgha­ nistan anfangs aus so großer Höhe führten.23 Außerdem kam der stärkste Antrieb zur Lieferung der Raketen nicht, wie oft behauptet, von der CIA, sondern von Kongreßabgeordneten und den hinter ihnen stehenden Inter­ essengruppen. Die Armee war entschieden dagegen, weil sie befürchtete, diese hochmo­ dernen Waffen könnten den Russen in die Hände fallen und nachgebaut werden. 24 Das­ selbe galt für die CIA, »die davor warnte, die Lieferung von Stinger-Raketen könne die Sowjetunion zu Vergeltungsschlägen gegen Pakistan veranlassen, von wo aus die CIA ihre Unterstützung der Rebellen organisierte«.25 Die Schlüsselrolle bei der Stinger-Lie­ ferung fiel einem texanischen Demokraten mit Verbindungen zum American Security Council zu: Im Herbst 1983 begann der Abgeordnete des Repräsentantenhauses Charles Wilson eine Kampagne, deren Ziel es war, die Guerillas mit wirkungsvolleren Luftab­ wehrwaffen zu versorgen. »Der Widerstand gegen die Stinger war so groß, daß wir uns mit etwas Geringerem als solchen Raketen begnügen mußten«, erklärte er und erinnerte sich, daß selbst William J. Casey, Direktor der CIA, die Lieferung von Stinger-Raketen nicht forcierte. Ende 1983 überredete er seine Kollegen, 40 Mio. Dollar für den Kauf von Waffen zu bewilligen, und ein großer Teil davon wurde für den Kauf schwerer 20mm-Luftabwehrgeschütze der Schweizer Firma Oerlikon verwendet. Die Guerillas er­ hielten die automatische Kanone, Wilson zufolge, ab Herbst 1984.26 Mehrere Monate lang hatten konservative Gruppen den stellvertretenden CIA-Direktor John N. McMa­ hon heftig kritisiert, weil er sich den Bemühungen widersetzte, die Guerillas mit Stin­ ger-Raketen auszurüsten. Anfang März 1986 bewilligte Reagan die Lieferung solcher Raketen. Etwa um dieselbe Zeit quittierte McMahon nach 35 Jahren CIA-Zugehörigkeit den Dienst, aus »persönlichen Gründen«, wie er selbst angab. Sein Rücktritt sei mit­ nichten »Ausdruck einer Unzufriedenheit mit der Politik des Präsidenten«.27 Aus der Sicht des Historikers, der hauptsächlich auf Archive zurückgreift, resultierte die Entscheidung über die Lieferung der Stinger-Raketen aus der National Security Decisi­ on Directive 166 vom März 1985, die unterzeichnet wurde, weil Reagan nach Möglich­ keiten suchte, den Rebellen in Afghanistan zum Sieg zu verhelfen. Es ist jedoch klar, daß der eigentliche Umschwung 1983 und 1984 erfolgte, als die geheime Militärhilfe der Vereinigten Staaten für die afghanischen Rebellen (die bis dahin relativ stabil bei 30 bis 35 Mio. Dollar jährlich gelegen hatte) mehr als verdoppelt wurde.28 Die 1986 getrof­ fene Entscheidung über die Lieferung der Stinger-Raketen geht auf die vor 1985 betrie­ bene Lobbyarbeit im Kongreß zurück, und zwar seitens derselben Interessengruppen, die später für die Intervention in Kolumbien warben und davor für die Intervention in Vietnam geworben hatten. Eine dieser Interessengruppen war der American Security Council, der sich in den 60er Jahren für ein verstärktes Engagement in Vietnam und in den 80er Jahren für ein Enga­ gement in Afghanistan einsetzte. Charles Wilson war selbst Mitglied der Arbeitsgruppe Mittelamerika dieses vermeintlichen Beirates.29 Eine Mitarbeiterin des Council, Odilie English, reiste in den 80er Jahren mehrfach nach Afghanistan, bevor sie Leiterin der Öf­ fentlichkeitsarbeit des Committee for a Free Afghanistan wurde und sich später dann als Lobbyistin für die Nordallianz betätigte. 30 Der Leiter dieses Komitees, Generalmajor a. D. Milnor Roberts, war zugleich Vizepräsident des American Security Council.31

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B.4 Die dunkle Seite von Tarnfirmen Einen noch dubioseren und »tieferen« Einfluß übte Farhad Azima aus, der beiden großen Parteien Amerikas Dienste erwies.32 Wie wir noch sehen werden, beteiligte sich seine Fluggesellschaft Global International Airways in den 80er Jahren am Transport amerikanischer Waffen nach Afghanistan. Gemeinsam mit Air America in Vietnam, Southern Air Transport, die Geschäfte mit den Contras und in Kolumbien machten, und Azimas RACE Airlines, die amerikanische Waffen in den Iran flog, gehörte Global In­ ternational Airways zu einer Gruppe von Luftfrachtunternehmen, die für die CIA arbei­ teten.33 Azima gründete Global International 1978: »Mit Krediten einer internationalen arabischen Bank wurde Global In­ ternational rasch zur größten Charterfluggesellschaft des Landes.« 34 Ein FBI-Agent erzählte dem Autor Pete Brewton, mit manchen Global-Flügen seien »Waffen und Munition ins Ausland und Rauschmittel zurück ins Land geflogen wor­ den«35 Azima hatte für Global auch einen Auftrag akquiriert, Spezialitäten für die rei­ chen Gäste des Dunes Kasinohotels in Las Vegas einzufliegen. Angeblich vermittelte er dem Dunes Hotel ein Darlehen der von der Unterwelt kontrollierten Indian Springs State Bank in Kansas City (bei der auch er Kredite aufgenommen hatte).36 Man erkennt, daß immer wieder dieselben Lobbys und ihr Umfeld beteiligt sind, wobei jeweils die Ölinteressen auf offener Bühne agieren, während die Verbindungen zur Un­ terwelt und zum Drogenhandel verborgen bleiben. So gibt es eine erstaunliche Konti­ nuität zwischen den Aktivitäten eines Paul Helliwell – zunächst Mitarbeiter des militäri­ schen Geheimdienstes Office of Strategic Services (OSS) und später der CIA mit Ver­ bindungen zu Meyer Lanskys Bank,37 der dafür sorgte, daß die CAT (die spätere Air America) in den Besitz der CIA überging – und einer ganzen Reihe von Banken mit Verbindungen zur CIA, zum Drogenhandel und zur Unterwelt: der Castle Bank of the Bahamas (einer Helliwell-Gründung), der World Finance Corporation, der Nugan Hand Bank und vor allem der Bank of Credit and Commerce International (BCCI).38 Man darf nicht übersehen, daß skrupellose Einzelpersonen oder Gruppen durch die Be­ teiligung an verdeckten Operationen ein Vermögen machen können. Der in die IranContra-Affäre verstrickte Richard Secord (der zur Klientel der Nugan Hand Bank ge­ hörte) verdiente zuvor Millionen, weil er über seine Firma EATSCO für Farhad Azima und Global International Waffen nach Ägypten lieferte. 39 Weiteres Geld verdiente er dann durch die gemeinsam mit David Kimche vom israelischen Mossad geführten Ver­ handlungen über Iran-Contra-Waffengeschäfte (im Juli 1986 flog Azimas in Madrid be­ heimatete Fluggesellschaft RACE Airlines 23 Tonnen in den Iran).40 Und schließlich verhandelten Secord und Kimche 1992 angeblich in Aserbaidschan über den Verkauf is­ raelischer Waffen. Ein Jahr später wurde Gulbuddin Hekmatyar, der größte Drogen­ händler unter den Führern der afghanischen Mudschaheddin, dabei »beobachtet, wie er afghanische Söldner [das heißt in Afghanistan ausgebildete ausländische Söldner] für den Kampf gegen die Armenier und deren russische Verbündete in Aserbaidschan an­ warb«.41

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B.5 Geheimoperationen, Interessengruppen und Erdöl Die Iran-Contra-Affäre hat gezeigt, daß solche Intrigen sich zumindest mit einem Öl­ mann wie William J. Casey an der Spitze der CIA durchaus zu einer Verfassungskrise ausweiten können. Sie müssen aber nicht unbedingt einen Krieg zur Folge haben. Auch die gewaltigen Ausgaben für diverse strategische Waffensysteme haben nicht zum Krieg geführt. Zum Krieg kam es dagegen in kleineren Ländern, an denen Ölgesell­ schaften und ihre Lobbys ein gewisses Interesse hatten und deren Namen den meisten Amerikanern kaum bekannt waren: Vietnam, Afghanistan, Kuwait. In der Zukunft könnten die zentralasiatischen Staaten solch eine Rolle spielen, zum Bei­ spiel Aserbaidschan. Die staatliche Ölgesellschaft des Landes hat 1994 einen auf 30 Jahre ausgelegten Vertrag im Gesamtwert von acht Mrd. Dollar mit BP, Unocal, Exxon und anderen ausländischen Ölgesellschaften zur Erschließung der Ölfelder abgeschlos­ sen, die zu den größten im Kaspischen Becken gehören dürften. Solche Zukunftsinvesti­ tionen schaffen für die amerikanische Regierung einen nicht unerheblichen Absiche­ rungsdruck, und das heißt in diesem Fall, die Pipelines zu sichern, die erforderlich sind, damit die Erträge dieser Investitionen fließen können. Es wird immer wieder behauptet, amerikanische Ölgesellschaften beteiligten sich direkt oder indirekt an verdeckten Ope­ rationen. In Kolumbien nahm (wovon noch die Rede sein wird) ein für Occidental Pe­ troleum arbeitendes Sicherheitsunternehmen an einer Militäraktion der kolumbianischen Armee teil, bei der »versehentlich 18 Zivilisten getötet wurden«. 42 Im ersten Teil des Buches werden wir sehen, daß gerade durch das Kaspische Becken, in dem die Ölge­ sellschaften aktiv sind, die wichtigsten Drogenrouten verlaufen, zum Beispiel durch Aserbaidschan.43 Gefährdete amerikanische Ölinteressen finden sich auch in Kasachstan und Turkmenis­ tan. Vor allem seit dem 11. September 2001 sind in Zentralasien, von Georgien bis Kir­ gisistan, weitere amerikanische Truppen stationiert worden. Fast alle Staaten dort sind instabil und haben mit einer bewaffneten Opposition zu kämpfen. Kurzfristig führen Ölinvestitionen meist zu noch größerer Instabilität, weil sie der Korruption Vorschub leisten, den zur Schau gestellten Reichtum einiger weniger fördern und die Diktatur ver­ schärfen. Das Wissen um diese Instabilität verstärkt wiederum das Bedürfnis nach einer irrationalen, aber definitiven Demonstration amerikanischer Macht – wie im Fall der amerikanischen Invasion im Irak. Als Gründe für das militärische Engagement der Vereinigten Staaten in der Dritten Welt werden meist hehre strategische Ziele genannt. Doch die eigentlichen Motive verdanken sich ganz spezifischen Interessen, und die privaten Lobbys, die sie vertreten, setzen sich für die von ihnen gewünschte Politik mit erheblichen Mitteln ein, die vielfach aus dem Ölgeschäft oder dem Drogenhandel finanziert werden – oder aus beidem. Das gilt in besonderem Maße für die offizielle amerikanische Politik in Asien, wo die beiden mächtigsten Interessengruppen Amerikas – das Ölkartell und die Israellobby – in maßloser wechselseitiger Opposition stehen.44 Gemeinhin gilt das American Israel Pu­ blic Attain Committee (AIPAC) als die einflußreichste und bestorganisierte Interessen­ gruppe in Washington, die zwar für ihre geringe Medienpräsenz berühmt ist, deren Be­ kanntheitsgrad aber dennoch weit über dem solcher Öllobbys wie der Foreign Oil Com­ panies Group liegt.45 Das AIPAC arbeitet zumindest teilweise im Kongreß; die Öllobbys halten sich eher an die verschwiegenen Hinterzimmer des Außenministeriums, des Nationalen Sicherheits­ rats und der CIA. Man hat einmal gesagt: »Die Öllobby ist eine eigene Unterregierung, mit Wurzeln, die tief in den Boden der wirklichen Regierung hineinreichen.« 46 AIPAG und Öllobby haben sich weitgehend im Konflikt miteinander entwickelt, doch gelegent­ lich kommen ihre Interessen auch zur Deckung. Im Jahr 2002 verfolgen sie mindestens zwei gemeinsame Interessen: Beide unterstützen die Expansion amerikanischer Macht in den zentralasiatischen Raum, und beide befürworten die amerikanische Invasion im Irak.

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B.6 Der psychologische Widerstand gegen die Wahrnehmung tiefenpolitischer Intrigen In meinen früheren Büchern habe ich auf den psychologischen Widerstand hingewiesen, der eine offene Wahrnehmung des dysfunktionalen und zuweilen auch kriminellen Stützwerks unseres politischen Establishments behindert. Besonders stark ist dieser Wi­ derstand im Fall der amerikanischen Asienpolitik, die von Sonderinteressen und deren Machenschaften beherrscht wird. Im ersten Teil hoffe ich zeigen zu können, daß der in­ ternationale Drogenhandel mit seinem Einfluß auf amerikanische Interventionen von Vietnam bis Afghanistan eine besonders sensible Rolle in diesem Komplex spielte. Für diese Vorgänge würde ich heute nicht mehr den Ausdruck »Verschwörung« benut­ zen, zu dem mich meine frühen Nachforschungen über die Guomindang, die mit ihr ver­ bundene Fluggesellschaft Air America, die Chinalobby und deren zweifellos konspirati­ ve Verbindungen zu Nixon 1968 anregten. Der Ausdruck »Verschwörung« läßt unver­ meidlich an eine einzelne Gruppe oder Intrige denken, doch haben wir es hier mit einem ungleich breiten Milieu zu tun. Allerdings stieß ich im Lager derjenigen, die den Viet­ namkrieg befürworteten auf eine ähnlich ausgeprägte konspirative Mentalität, aus der heraus sie alles versuchten, jede Friedensbemühung des Präsidenten oder des Kongres­ ses zu durchkreuzen. Die Ereignisse seit dem Erscheinen meines Buchs THE WAR CONSPIRACY haben hinrei­ chend bewiesen, daß diese Mentalität immer noch ausgeprägt ist. So wurden bei der Un­ tersuchung der Iran-Contra-Affäre Gesetzesverstöße zur Durchsetzung kriegsähnlicher Ziele dokumentiert, die am Ende, wenn auch nur indirekt, zu Amtsenthebungen und Verurteilungen führten. Ein Jahrzehnt später fand man heraus, daß das Pentagon trotz eines ausdrücklichen Verbots durch den Kongreß weiterhin ein Tötungstraining für so­ genannte Elitesoldaten der indonesischen Armee durchführte, von denen bekannt war, daß sie Kriegsverbrechen begangen hatten.47 Langjährige Beobachter der CIA oder des Pentagon sind von solchen Gesetzesverstößen keineswegs überrascht. Es gehört zur »Kultur« dieser Institutionen, nur unwillig auf äußere Beschränkungen einzugehen, und es gehört zur Kultur eines Teils der amerikanischen Öffentlichkeit, auf jedes aufgedeck­ te Fehlverhalten stets wieder überrascht und schockiert zu reagieren. Eigentlich ist »Verschwörung« (conspiracy) ein zu starkes Wort für die von mir be­ schriebenen Sachverhalte, »Mentalität« wäre jedoch eindeutig zu schwach. Zumindest für die 60er Jahre läßt sich nachweisen, daß Entscheidungen über Kriege und kriegeri­ sche Akte nicht nur offen und unvoreingenommen getroffen, sondern maßgeblich durch Täuschungsmanöver und Intrigen jenseits der politischen Debatte beeinflußt wurden. Die zunehmende US-Präsenz in Kolumbien kann als Test für die Frage dienen, ob das auch heute noch der Fall ist. Vielleicht hätte ich damals statt conspiracy das alte englische Wort conspiration benutzen sollen. Durch die Analogie mit aspiration (Bestrebung, Trachten) bezöge der Begriff sich dann eher auf eine grundsätzliche Verschwörungsmentalität als auf einzelne Gruppen von Verschwörern.48 Ironischerweise handelten auch manche Präsidenten wie Verschwörer, da sie ihre gelegentlichen Friedensinitiativen oft in aller Heimlichkeit vorbereiteten. So über­ raschte Eisenhower mit seiner prägend gewordenen Bemerkung über den »militärisch-in­ dustriellen Komplex« – ein Thema dieses Buches – selbst seine engen Berater. Kennedys Ansprache an der American University, in der er im Juni 1963 größere Anstrengungen um einen Frieden mit der Sowjetunion forderte, »wurde im Weißen Haus ohne Rücksprache mit dem Pentagon oder dem Außenministerium verfaßt«.49 Als Nixon Kissinger zu einem Treffen mit Zhou Enlai nach Peking entsandte, sorgte das Weiße Haus mit konspirativen Mitteln für vollkommene Geheimhaltung; der Öffentlichkeit erklärte man, Kissinger habe wegen eines Magenleidens einen Urlaub in den Bergen angetreten.50 Der Unterschied liegt darin, daß solche »Friedensverschwörungen« sich im Rahmen der gesetzlichen Machtbefugnisse ihrer Akteure bewegten. Die Kriegsverschwörer versuch­ ten dagegen wiederholt und gelegentlich mit ungesetzlichen Mitteln, der gesetzlichen Macht Widerstand zu leisten und sie zu entmutigen, um ihre dysfunktionalen Ziele durchzusetzen. Das ist ein aufschlußreiches Paradoxon.

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B.7 Tiefere Quellen der Dysfunktionalität im Krieg Der Ausdruck »dysfunktional« läßt an Irrationalität denken, und das ist durchaus beab­ sichtigt. Eine Reihe von Autoren hat auf die Irrationalität des gesamten Vietnamkriegs hingewiesen. So schreibt etwa David Kaiser, daß dieser Krieg nur deshalb geführt wur­ de, um die »Glaubwürdigkeit« der Vereinigten Staaten und deren »Treue gegenüber ih­ ren Verpflichtungen« zu beweisen, aber daß er letztlich »die Glaubwürdigkeit des Lan­ des untergrub und seine Fähigkeit gefährdete, anderen Verpflichtungen nachzukom­ men«.51 Der Historiker Fredrik Logevall sieht die Dysfunktionalität direkt im Weißen Haus an­ gesiedelt, wenn er behauptet, zumindest 1964 sei »die treibende Kraft hinter der ameri­ kanischen Vietnampolitik« nicht die Glaubwürdigkeit des Landes, sondern allenfalls die der jeweiligen Partei oder die einzelner Personen gewesen.52 Dazu paßt auch seine The­ se, wonach amerikanische Führer sich 1964 zu keinem Zeitpunkt »hinsichtlich Vietnam in einer Zwangslage befanden. Ihnen stand immer beträchtliche Entscheidungsfreiheit offen, welchen Weg sie in diesem Krieg einschlagen wollten«.53 Logevalls nobles Plädoyer für die Entscheidungsfreiheit in der Geschichte widerlegt all jene, die (wie Leslie Gelb oder David Dallek) behaupten, der amerikanische Kriegsein­ tritt sei so überdeterminiert gewesen, daß im Grunde gar keine andere Wahl bestanden habe. Andererseits haben die tatsächlich gewählten Optionen auch nichts mit etwaigen Charaktermängeln Lyndon B. Johnsons oder seiner obersten Berater wie Robert McNa­ mara zu tun. Diese Männer waren Akteure innerhalb eines umfassenden Sozialsystems, das ihre politischen Möglichkeiten beträchtlich einschränkte. Eine andere Entscheidung als die tatsächlich getroffene wäre gar nicht vorstellbar ohne eine Veränderung jener Machtstruktur, die ihnen erst die Möglichkeit zum Handeln eröffnete. Seit den Wahlen 1964 fürchtete Lyndon B. Johnson eine Eskalation des Krieges ebenso sehr, wie er sie bis dahin gewünscht hatte. Und Kennedy schreckte bis zu seiner Ermor­ dung vor einem Rückzug größerer Kontingente amerikanischer Truppen zurück. 54 Ob­ wohl beide ganz unterschiedlicher Meinung waren, wußten sie, daß ihre Führungsfähig­ keit in erheblichem Maße von Kräften abhing, die sich ihrer Kontrolle entzogen – im Kongreß, in den Medien, in ihrem politischen Lager und in der ganzen Nation. Dieser Punkt ist sehr bedeutsam für die alternative Analyse, die ich in diesem Buch vor­ stelle. Ohne die Bedeutung der großen Politik schmälern zu wollen, lassen sich doch auch andere, weniger sichtbare Faktoren aufzeigen, deren kumulative Wirkung über die Jahre gleichfalls beträchtlichen Einfluß ausübte. Und diesen verborgenen Faktoren ist nichts entgegenzusetzen, solange man sie nicht kennt. Der gemeinsame Nenner weiter Bereiche der in diesem Buch diskutierten »systemi­ schen« Dysfunktionalität ist eine gewisse Teilrationalität. Teile der U.S. Navy und der Air Force versuchten, Strategien und Taktiken des Bombenkriegs einzuführen oder zu unterstützen, die den Zielen der amerikanischen Diplomatie widersprachen. Die Leute, denen die Kontrolle der geheimsten Geheimdienstquellen (elektronische Aufklärung und das Abhören des Funkverkehrs) oblag, ließen es zu, daß diese Informationen mani­ puliert wurden, um politische Entscheidungen zu beeinflussen und den Kongreß zu täu­ schen. Kreise, die befürchteten, der Krieg werde am Verhandlungstisch (und nicht auf dem Schlachtfeld) verlorengehen, übten wiederholt Druck aus, um die Gefahr eines di­ plomatischen Friedens abzuwehren. Interessenvertreter der Ölindustrie, die von den un­ erschlossenen Ölvorkommen im Südchinesischen Meer wußten, setzten sich lautstark und erfolgreich für ein verstärktes Engagement der Vereinigten Staaten in Vietnam ein, und das schon lange vor den offiziellen politischen Entscheidungsträgern des Landes. Mächtige Interessengruppen wie der American Security Council plädierten für eine In­ tervention und Eskalation, doch hinter ihrer patriotischen Rhetorik standen in Wirklich­ keit die Profitinteressen der Anteilseigner. Ich unternehme diese tiefenpolitische Analyse des Vietnamkriegs in der Absicht, Vor­ stellungen von institutioneller Rationalität, wie sie uns von Max Weber geläufig sind,

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eher zu verfeinern als zu widerlegen. In mancherlei Hinsicht hat das Pentagon seit Viet­ nam gelernt, Kriege anders zu führen, vor allem aus der Luft, so daß die eigenen Verlus­ te gering bleiben. Doch in gewisser Weise ist die eigene wie auch die ausgelagerte In­ frastruktur dieselbe geblieben. Zwar gibt es die Air America nicht mehr, aber in Kolum­ bien immerhin eine Nachfolgerin der anderen in CIA-Besitz befindlichen Fluggesell­ schaft: die Southern Air Transport. Kolumbien ist – wie früher Indochina – ein Beispiel für die geheimnisvolle Überschneidung der CIA mit dem Ölgeschäft und mit dem inter­ nationalen Drogenhandel, der seine eigenen tiefenpolitischen Ziele verfolgt. Die Geschichte der amerikanischen Interventionen weist Kontinuitäten, aber auch große Unterschiede auf. Der größte Unterschied liegt wahrscheinlich in der Macht der Privat­ unternehmen, die auf Kosten der bürokratischen Macht beträchtlich zugenommen hat, vor allem im Pentagon. Dennoch glaube ich, daß eine genaue Untersuchung verborge­ ner Kontinuitäten erforderlich ist, wenn die Öffentlichkeit jemals Kontrolle über den Prozeß erhalten soll, der die Vereinigten Staaten wiederholt in den Krieg geführt hat.

B.8 Vietnam und Verdrängung – oder: die notwendige Skepsis gegenüber den Archiven Während die Vereinigten Staaten sich neuerlich auf ein Engagement nach Art des Viet­ namkriegs eingelassen haben, behält meine politische Analyse von 1970 ihre Gültigkeit. Zwar gibt es inzwischen eine umfangreiche Literatur zu den damaligen Entscheidungs­ prozessen innerhalb der Regierung, die sich in einem Ausmaß auf staatliche Archive stützt, wie es 1970 noch gar nicht möglich war. So hat beispielsweise das Außenminis­ terium sieben Bände mit Vietnamakten von 1961 bis 1965 in seiner Archivreihe FOREIGN RELATIONS OF THE UNITED STATES veröffentlicht. Doch die wachsende Zahl verfügbarer Dokumente führt nicht zu einhelligen Auffassun­ gen. Der Streit zwischen denen, die den Vietnamkrieg für einen notwendigen Krieg hal­ ten, und denen, die darin eine amerikanische Tragödie erblicken, besteht weiter.55 Aus den besten dieser Bücher (meines Erachtens die von Kaiser und Fredrik Logevall) erge­ ben sich zwei wichtige Punkte. Punkt eins: Die Präsidenten Eisenhower, Kennedy und Johnson waren mit einem politischen Establishment konfrontiert, das ständig auf eine Eskalation aus war. Punkt zwei: Die Eskalation wurde aus der Angst heraus immer weiter vorangetrieben, der Krieg könne verloren gehen, und zwar nicht auf dem Schlachtfeld, sondern aus ganz an­ deren Gründen: etwa weil der Kongreß sich abwenden, die Joint Chiefs of Staff (die Oberbefehlshaber aller Waffengattungen) wegen der auferlegten Beschränkungen für die Einstellung aller Angriffe plädieren, die Verbündeten in Saigon der Versuchung ei­ nes neutralen Status erliegen oder weil die Nordvietnamesen sich zu Verhandlungen be­ reiterklären könnten. Doch fast die gesamte Literatur erliegt dem archivalischen Vorurteil, wonach man der Wahrheit am nächsten kommt, wenn man den dokumentierten Diskussionen, Äußerun­ gen und Fakten der staatlichen Bürokratie möglichst genau nachgeht. Mit wachsender Differenzierung dieser Bücher (und viele von ihnen sind tatsächlich exzellent) laufen wir Gefahr, die tieferen Kräfte aus den Augen zu verlieren, die sich bestenfalls indirekt auf ganz anderen Bühnen, eher aber gar nicht äußern. Und mit der sukzessiven Freigabe immer größerer Teile der politischen Akten werden wichtige andere Quellen wie der Foreign Broadcast Intelligence Service (FBIS) oder die Defense Department Contract Awards nur noch selten zu Rate gezogen oder vollkommen ignoriert. Das archivalische Vorurteil ist im Falle Indochinas besonders gefährlich. Als die Verei­ nigten Staaten dort zu einem wichtigen Akteur aufstiegen, wurde die einschlägige Auf­ klärung nicht nur umfangreicher, sondern auch unzuverlässiger. Die besseren Historiker wissen um dieses Problem und haben angemessen, wenn auch auf unterschiedliche Wei­ se darauf reagiert. Aber selbst Kaiser, der wohl am besten versteht, inwiefern die Lao­ skrisen den Vietnamkrieg entfachten, schreibt in seinem Buch viel über die (nicht voll­ kommen grundlosen, aber gewiß übertriebenen) Ängste Amerikas hinsichtlich einer

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1962 einsetzenden kommunistischen Aggression in Laos, aber kaum etwas von den Ängsten der anderen Seite, die zumindest ebenso begründet waren.56 Es ist an der Zeit, daß amerikanische Historiker sich die nordvietnamesische Seite etwas genauer ansehen und einräumen, daß Nordvietnam weit mehr Grund zu Befürchtungen und zu einer Reaktion auf die amerikanischen Aktivitäten in Laos hatte als umgekehrt. Vielleicht sollte ich meine Sicht erläutern und zeigen, auf welche Weise Laos mich ver­ anlaßte, über Vietnam zu schreiben und mich aktiv mit dieser Frage zu beschäftigen. Bis zum Jahr 2002 hatte ich Asien nie besucht. Während meiner letzten zwei Jahre im diplomatischen Dienst Kanadas (1959-1961) arbeitete ich in Polen. Polen war zusam­ men mit Kanada und Indien in der Internationalen Kontrollkommission vertreten, die zur Überwachung des Genfer Indochina-Abkommens von 1954 ins Leben gerufen wor­ den war. Mit jedem Diplomatenkoffer kamen entmutigend große Stapel Telegramme herein, die vom jüngsten Mitglied der Gesandtschaft gelesen werden mußten – und das war ich. Natürlich konnte ich die Fülle der Einzelheiten nicht im Gedächtnis behalten, als ich 1961 von Warschau nach Berkeley zog, um eine neue berufliche Laufbahn einzu­ schlagen. Aber mir war deutlich geworden, daß die meisten Verbündeten der Vereinig­ ten Staaten in der Indochinafrage eine andere Auffassung vertraten als Washington. Ka­ nada stand nicht allein da mit seinem Wunsch, an dem Genfer Abkommen von 1954 festzuhalten. Die Vereinigten Staaten waren nahezu die einzigen, die es zu untergraben versuchten – um einen schrecklichen Preis, wie wir heute wissen. Während meiner Zeit in Warschau galt die Unzufriedenheit vor allem dem Verhalten der offiziellen amerika­ nischen Vertreter in Laos. Mehr als mir bewußt war, nährte das damals Gelesene meine spätere Skepsis gegenüber dem Verhalten der amerikanischen Regierung in anderen Staaten. An dieser Skepsis scheint es mir in den archivalisch gestützten historischen Darstellun­ gen zu fehlen, selbst in den besten. So will Kaiser einen Blick auf »die Ursprünge des Vietnamkriegs« werfen, doch (wie Logevall) erwähnt er den Druck, den der American Security Council und andere Interessengruppen auf Kennedy und Johnson ausübten, mit keinem weiteren Wort. Auch die Air America wird nur an zwei Stellen nebenher er­ wähnt, obwohl diese Fluggesellschaft die stärkste amerikanische Präsenz in Laos dar­ stellte.57 Kaiser und Logevall unterstellen (meines Erachtens fälschlich), die Air Ameri­ ca sei nur ein passives Werkzeug gewesen und kein mit der Guomindang verbundener Akteur, der eigenständigen Einfluß auf die Entwicklung nehmen konnte.

B.9 Das Wuchern geheimer Programme Die unzureichende Quellenlage bezüglich der politischen Entscheidungsprozesse inner­ halb des Regierungsapparats erweist sich als eher geringfügiges Problem, wenn man sie mit unserer Unwissenheit hinsichtlich des verborgenen Drucks vergleicht, den staatliche Bürokratien und private Interessengruppen ausgeübt haben. Ein Beispiel: Das geheime Entlaubungsprogramm, das schließlich die von Nixon ange­ ordnete, gleichfalls geheime Bombardierung Kambodschas begleitete, zeigt, wie ver­ deckte, dem Urteil der politischen Öffentlichkeit entzogene Programme über jedes ratio­ nal begründbare Maß hinaus zu wuchern vermögen. Was als Mittel zur Beseitigung von Hecken und Rainen begann, steigerte sich zu einer Praxis, die ganze Regionen unbe­ wohnbar machte (siehe Tabelle 1). Das hier dokumentierte Ausmaß der Entlaubungsstrategie erscheint in einem noch dras­ tischeren Licht, wenn man sich vergegenwärtigt, daß schon im Oktober 1967 die Rese­ arch and Development Corporation (RAND) erklärte, das Programm habe die Anwoh­ ner der zerstörten Felder geschädigt, die ländliche Bevölkerung Südvietnams der eige­ nen Regierung entfremdet und gegen die Vereinigten Staaten aufgebracht. Das Pro­ gramm könne sich daher leicht als kontraproduktiv erweisen.58 Einen Monat später schloß sich der stellvertretende Verteidigungsminister Alain Enthoven diesem negativen

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Urteil an. Dennoch wurde mehr als die Hälfte der gesamten in Südvietnam eingesetzten Entlaubungsmittel noch nach diesem Zeitraum versprüht, nämlich von 1968 bis 1971. Selbst der scheinbare Rückgang 1969 ist (wie wir noch sehen werden) eine Täuschung, denn damals verlagerte die Air Force ihre Aktivitäten auf eine ähnlich massive Entlau­ bungsaktion gegen französische Gummiplantagen in Kambodscha. Tabelle 1: Die Herbizidkriegsführung in Vietnam Operation »Trail Dust« 10. August 1961 bis 31. Oktober 1971 (3.735 Tage) Jahr 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 unbekannt insgesamt

Gesamtmenge (Liter) 64.999 282.996 1.065.995 2.515.992 9.598.972 19.393.940 19.263.938 17.256.946 2.872.990 38.002 1.064.458 73.419.228

Gesamtfläche km2 70 303 1.140 2.691 10.262 20.733 20.596 18.449 3.072 41 1.137 78.493

Quelle: Die für die Umrechnung in Liter und km 2 zugrundegelegten Zahlen stammen aus: William A. Buckingham Jr., OPERATION RANCH HAND: THE AIR FORCE AND HERBICIDES IN SOUTHEAST ASIA, 1961-1971, Washington, D.C.: Office of the Air Force History, 1981. Das ist nur ein Beispiel dafür, daß Programme, die mit lukrativen Verträgen verbunden sind, selbst dann noch wuchern und expandieren können, wenn eine rationale Prüfung ergeben hat, daß sie gar nicht funktionieren. Es bleibt auch in diesem Fall zu vermuten, daß sich eine Interessengemeinschaft zwischen den Anbietern der Herbizide und deren Anwendern in den Streitkräften herausbildete.59 Der Vietnamkrieg war kein isoliertes Ereignis. Er war das Produkt kriegstreibender und vornehmlich amerikanischer Kräfte, die bis heute nicht hinreichend identifiziert worden sind. Von diesen Kräften ist jedoch keine einflußreicher und geheimnisvoller als die Verbindung der CIA und der für sie arbeitenden Fluggesellschaften mit wichtigen Dro­ genhändlern – damals in Indochina, heutzutage in Kolumbien und Afghanistan. In der Vergangenheit hat vor allem die amerikanische Regierung die Aufklärung über diese Kräfte verhindert. Während der ganzen 50er Jahre verdeckte die amtliche Gegen­ propaganda, daß die Guomindang aktiv an der illegalen Einfuhr von Drogen in die USA beteiligt war. Der wichtigste Akteur war hier Harry Anslinger, der Leiter des Federal Bureau of Narcotics (FBN), der wiederholt die falsche Behauptung aufstellte, die Verei­ nigten Staaten würden von der Volksrepublik China mit Drogen aus Jünnan über­ schwemmt.60 Doch hinter ihm stand eine starke Chinalobby innerhalb und außerhalb der Regierung, die mächtig genug war, das einzige Buch zu unterdrücken, das damals auf die Rolle der Guomindang im Drogenhandel hinwies.61 Die amerikanische Regierung hielt auch weiterhin an einer projektiven Gegenpropagan­ da fest und machte Kommunisten für einen Drogenhandel verantwortlich, der in Wirk­ lichkeit in den Händen geheimer Verbündeter lag. In den 80er Jahren beschuldigte Ro­ nald Reagan die Sandinisten, das Land mit Kokain zu überschwemmen, obwohl die Drug Enforcement Administration (DEA) hauptsächlich Händler dafür verantwortlich machte, die den Contras nahestanden.62 In den 90er Jahren schob Clintons Drogenzar General Barry McCaffrey die Kokainflut den »Drogenguerillas« in die Schuhe, obwohl die kolumbianische Regierung sie rechtsgerichteten paramilitärischen Kreisen zu­ schrieb.

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Die gewaltige Aufgabe, einen neuen Vietnamkrieg in Kolumbien oder in Afghanistan zu verhindern, erfordert ganz sicher ein besseres Verständnis des weltweiten Drogen­ handels samt seiner Verbindungen zu den Ölgesellschaften und anderen ökonomischen Interessen. Diesem Ziel widme ich mein Buch. Es bietet gewiß keine endgültige Ant­ wort. Aber es konzentriert sich auf politische Tiefenprozesse, die in anderen Bücher all­ zu oft übersehen werden.

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Teil I: Afghanistan – das Heroin und das Öl 1 Die Drogen und das Öl in den asiatischen Kriegen der USA: von Indochina nach Afghanistan 1.1 Öl, Drogen und die amerikanischen Interventionen in der Dritten Welt In dem halben Jahrhundert seit dem Koreakrieg waren die Vereinigten Staaten in der Dritten Welt in vier größere Kriege verwickelt: in Vietnam (1961-1975), am Persischen Golf (1990-1991), in Kolumbien (1991 bis heute) und in Afghanistan (2001-2002).63 All diese Kriegsschauplätze lagen in oder in der Nähe von Erdölregionen. Und in allen vier Fällen stützte Amerika sich auf Verbündete, die eine wichtige Rolle im internationalen Drogenhandel spielten. Diese Vorliebe, Verbündete aus dem Bereich des Drogenhan­ dels auszubilden, zu bewaffnen und zu finanzieren, um die Ölversorgung zu sichern, hat erheblich zu dem gewaltigen Anstieg des illegalen internationalen Drogenhandels seit dem Zweiten Weltkrieg beigetragen. Das Muster wird noch deutlicher, wenn wir zwei größere indirekte Interventionen Ame­ rikas aus etwa derselben Zeit hinzunehmen, die Unterstützung der nicaraguanischen Contras (1981-1988) und der afghanischen Mudschaheddin (1979-1991). Die CIA be­ diente sich zur Unterstützung der Contras in Mittelamerika einer Fluggesellschaft, die einem Anführer des größten Kokainrings der Region gehörte. 64 Und sie stellte dem vom pakistanischen Geheimdienst ISI (Inter Services Intelligence) zum Helfer auserkorenen Drogenhändler Gulbuddin Hekmatyar Mittel zur Verfügung, die dazu beitrugen, daß er zeitweilig zum größten Drogenbaron Afghanistans und vielleicht sogar der ganzen Welt aufstieg.65 Alle großen Reiche seit der Renaissance waren getrieben von der Suche nach ausländi­ schen Rohstoffen, und fast alle – zum Beispiel das britische, das französische und das niederländische Weltreich – nutzten Drogen als billige Möglichkeit, ihre Expansion in Übersee zu bezahlen. Als die Vereinigten Staaten beschlossen, den westlichen Einfluß in Südostasien zu sichern, übernahmen sie von den früheren Kolonialherren eine soziale Struktur, die in der einen oder anderen Weise mit den mächtigen, im Drogenhandel akti­ ven chinesischen Triaden koexistiert hatte.66 Die Vereinigten Staaten strebten immer entschiedener nach der ausschließlichen Herr­ schaft über die weltweite Erdölwirtschaft, um den wachsenden eigenen Bedarf zu si­ chern und um zu verhindern, daß diese Macht in andere Hände fiel. Die Tatsache, daß sie sich immer wieder in Aktionen stürzten, die den weltweiten Drogenhandel stärkten, wirft die Frage nach einer möglichen Analogie auf: Versuchten die USA, die Kontrolle über den weltweiten Drogenhandel zu behalten, um sicherzustellen, daß die dort umge­ setzten Gelder die eigene Wirtschaft und nicht die ihrer kommunistischen Gegner stärk­ ten? Die amerikanische Abhängigkeit von Verbündeten aus Kreisen des Drogenhandels läßt sich bis auf die von der CIA 1949-1950 getroffene Entscheidung zurückverfolgen, Rest­ kräfte der chinesischen Guomindang in Birma mit Waffen und Nachschub zu versorgen. Daraus entwickelte sich ein weitaus größeres Programm zur Unterstützung der Hmong, eines Stammes in Nordostlaos, der Opium anbaut. Nach dem im eigenen Land so unpo­ pulären Vietnamkrieg verbündeten die Vereinigten Staaten sich im Blick auf ein immer deutlicher formuliertes geostrategisches Interesse an den weltweiten Erdölvorkommen auch weiterhin mit lokalen Drogenhändlern, um den Einsatz eigener Truppen zu ver­ meiden oder zumindest zu stützen.

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Ich behaupte nicht, alle Aspekte der amerikanischen Außenpolitik seien von der Sorge um Erdöl und Erdgas bestimmt gewesen. Im Gegenteil, als Clinton 1996 von der Ölge­ sellschaft Unocal gedrängt wurde, die Taliban anzuerkennen, weil das Unternehmen eine Erdgaspipeline durch Afghanistan bauen wollte, lehnte er das ab. Als entscheidend erwies sich hier der Druck der Frauenbewegung, die den Taliban wegen deren frauen­ feindlicher Politik mit Ablehnung begegnete.67 Aber in der Regel ist das Öl ein wichti­ ger Faktor, wenn man erklären will, weshalb die Vereinigten Staaten sich überhaupt zu einer interventionistischen Macht entwickelt haben, auch wenn es im konkreten Einzel­ fall nicht erklärt, warum sie sich in einem bestimmten Gebiet militärisch engagieren. Erdölinteressen bestimmen in langfristiger Betrachtung die Grundzüge der amerikani­ schen Außenpolitik seit dem Zweiten Weltkrieg. In Zentralasien gehen diese Interessen heute weit über einzelne Länder oder Ölpipelines hinaus. Das Ziel ist der Zugang zu den riesigen Erdöl- und Erdgasfeldern im Kaspischen Becken und die Kontrolle darüber. Ich möchte zeigen, daß die immer wieder festzustellende Verbindung zwischen Erdöl und Drogen kein Zufall ist, sondern ein Aspekt der tiefenpolitischen Faktoren der ame­ rikanischen Außenpolitik. Die Rolle des Erdöls im geostrategischen Denken der Verei­ nigten Staaten ist weithin anerkannt, nicht aber die Rolle der Verbindungen zum Dro­ genhandel bei der Austragung und Finanzierung von Konflikten, die vom Kongreß und vom amerikanischen Steuerzahler ansonsten nicht ausreichend finanziert worden wären. Das hier beschriebene Phänomen wird gelegentlich als blowback (Rückstoß) bezeichnet. So nennt die CIA selbst unerwünschte Rückwirkungen eigener geheimer (und meist il­ legaler) Auslandsoperationen auf die Vereinigten Staaten. Aber da der Ausdruck an un­ gewollte Nebenfolgen geringeren Ausmaßes denken läßt, wird er den gewaltigen Di­ mensionen nicht gerecht, die der Drogenhandel dank der Hilfe der Vereinigten Staaten seit dem Zweiten Weltkrieg angenommen hat. Der Drogenhandel hat sich vervielfacht und wie eine Krebsgeschwulst in der ganzen Welt ausgebreitet. Und er zieht Phänome­ ne wie Geldwäsche und Menschenhandel nach sich, die ihren Teil dazu beigetragen ha­ ben, daß der Terrorismus heute zu solch einem Problem geworden ist. Natürlich ist der Rückgriff Amerikas auf Verbündete aus dem Drogenhandel von dem Wunsch motiviert, den Zugang zu den Rohstoffvorräten der Dritten Welt und insbeson­ dere zum Erdöl zu sichern. Die Verbindung aus Öl und Drogen fand sich aber auch anderswo. 1998 intervenierten die Vereinigten Staaten auf Seiten der Kosovo-Befreiungsarmee, die zuvor vom ameri­ kanischen Außenministerium als eine in den Drogenhandel verwickelte terroristische Kraft dargestellt worden war.68 Dann aber kam der Balkan als Durchgangsgebiet für westliche Pipelines ins Gespräch, mit denen Erdöl aus den neu erschlossenen Erdölfel­ dern Zentralasiens ans Mittelmeer transportiert werden sollte.69 In den 80er Jahren unterstützte die CIA die nicaraguanischen Contras mit Hilfe eines auf der Mexikoroute agierenden Drogenkartells um Matta Ballesteros, Caro Quintero und Felix Gallardo, das zur selben Zeit von der Drug Enforcement Administration (DEA) ins Visier genommen wurde, weil es einen großen Teil (vielleicht ein Drittel oder sogar die Hälfte) des aus Kolumbien in die Vereinigten Staaten geschmuggelten Kokains kontrollierte.70 Daß die CIA die Strafverfolgung dieses Drogenkartells seitens der DEA vereitelte, offenbarte ihre Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst und mit den wichtigsten Drogenhändlern Mexikos, einer mächtigen rechtsgerichteten Kraft in die­ sem ölreichen Land.71 Der eindeutigste und wichtigste Fall folgenreicher Parapolitik war die im April und Mai 1979 von den Vereinigten Staaten getroffene Entscheidung, den Mudschaheddin in Af­ ghanistan Waffen zu liefern, darunter auch Gulbuddin Hekmatyar, der bereits als Dro­ genbaron mit eigener Heroinveredelung bekannt war. In den folgenden Jahren schnellte die Opiumproduktion im Goldenen Halbmond Afghanistans und Pakistans in die Höhe. Vor 1979 hatte fast gar kein Opium aus dieser Region die Vereinigten Staaten erreicht,

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aber 1980 stammten nach offiziellen Schätzungen 60 Prozent des nach Amerika gelan­ genden Opiums von dort.72 Dieser Skandal schlug sich erst dann in der großen amerikanischen Presse nieder, als die CIA ihre Unterstützung zurückfuhr. Sehr spät, nämlich 1990, berichtete die Washington Post, die Verantwortlichen in den USA hätten es versäumt, die Verwicklung des pakis­ tanischen Geheimdienstes ISI und Hekmatyars, des wichtigsten Schützlings der CIA und der ISI, in den Drogenhandel zu untersuchen, »weil die amerikanische Drogen­ politik in Afghanistan hinter den Kampf gegen den sowjetischen Einfluß zurückgestellt würde«.73

1.2 Öl, Geostrategie und nationale Sicherheit Von 1979 bis 1991 war die amerikanische Afghanistanpolitik beherrscht von der Furcht vor der iranischen Revolution, in der Präsident Carters Sicherheitsberater Zbigniew Br­ zezinski eine »sowjetische Bedrohung für die Erdölfelder am Persischen Golf« erblick­ te.74 Diese Befürchtung wurde durch den sowjetischen Einmarsch einige Monate später noch bestärkt. Newsweek schrieb damals: Die Kontrolle über Afghanistan brächte die Sowjets 500 Kilometer an den Indischen Ozean heran und damit an eine Lebensader für die Öl­ versorgung des Westens und Japans. In Afghanistan stationierte sowje­ tische Flugzeuge könnten diese Lebensader jederzeit durchtrennen. 75 Später schrieb Brzezinski, der Einmarsch der Sowjets habe »eine massive Steigerung amerikanischer Militärpräsenz im Persischen Golf« bewirkt und die Entschlossenheit zur »Verteidigung der Golfregion« gestärkt.76 Das Ergebnis war die Carter-Doktrin vom Januar 1980: Jeder Versuch einer fremden Macht, die Kontrolle über den Persischen Golf zu erlangen, wird als Angriff auf die lebenswichtigen Interessen der Vereinigten Staaten von Amerika angesehen.77 Sie trat an die Stelle der Nixon-Doktrin, wonach die USA sich zur Aufrechterhaltung »ihrer« Ordnung auf starke Regionalmächte stützten. Diese Doktrin hatte in der Region ihre Geltung verloren, als 1979 das Schahregime von radikalen schiitischen Fundamen­ talisten gestürzt wurde. Brzezinski empfand die Lage in Afghanistan als besonders be­ sorgniserregend, weil durch den Sturz des Schahs ein Machtvakuum entstanden war, zu­ mal die Briten sich schon 1971 aus der Golfregion zurückgezogen hatten. Dazu paßt auch Brzezinskis späteres offenes Eingeständnis, daß er durch die 1979 (schon vor dem sowjetischen Einmarsch) erfolgte Einmischung in Afghanistan die »Sowjets zu einer Intervention provozieren« wollte.78 Da sich Washington Sorgen we­ gen eines möglichen Vorstoßes der Sowjets durch den Iran machte (aus rein geostrategi­ scher Sicht der leichtere Weg zum Golf), erschien es als attraktive Alternative, die sowjetischen Kräfte im gebirgigen und nicht zu erobernden Gelände Afghanistans zu binden. Brzezinskis Motive in Afghanistan waren letztlich geostrategischer Natur; er wollte die Sowjets zu einer Reaktion zwingen, die sie schwächte und den Zerfall ihres Reiches be­ schleunigte. Zu seinen Motiven gehörte wahrscheinlich auch der Wunsch, die Schritte rückgängig zu machen, die Präsident Carter und Außenminister Cyrus Vance mit der Unterzeichnung des SALT-II-Abrüstungsvertrags einen Monat zuvor unternommen hat­ ten, um eine Entspannung mit der Sowjetunion herbeizuführen.79 Doch in seiner Begründung für eine »eurasische Geostrategie« ließ Brzezinski keinen Zweifel daran, daß die »geostrategische Bedeutung« des zentralasiatischen Raumes letztlich daraus resultiert, daß »er sich zu einem ökonomischen Filetstück entwickeln könnte, konzentrieren sich in dieser Region doch ungeheure Erdgas- und Erdölvorkom­ men, von wichtigen Mineralien einschließlich Gold ganz zu schweigen«. Diese Erdöl-

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und Erdgasvorkommen würden angesichts des für die nächsten zwanzig Jahre geschätz­ ten Anstiegs der weltweiten Nachfrage um 50 Prozent noch bedeutsamer, »und dabei dürfte der Ferne Osten die bedeutendste Zunahme verzeichnen«.80 Auch Präsident Clinton verwies später auf die große Bedeutung der zentralasiatischen Energiereserven für die Vereinigten Staaten. Er erklärte 1997 mit Blick auf Aserbai­ dschan: In einer Welt mit wachsendem Energiebedarf ... kann unser Land es sich nicht leisten, für seine Energieversorgung auf eine einzelne Region angewiesen zu sein. Durch eine enge Zusammenarbeit mit Aserbai­ dschan bei der Erschließung der kaspischen Ressourcen helfen wir nicht nur Aserbaidschan bei der Mehrung seines Wohlstands, sondern sorgen auch für eine Diversifizierung unserer Energieversorgung und stärken die Sicherheit unseres Landes.81 Seine Ausführungen fanden breiten Widerhall, so etwa in einem Artikel des Foreign Military Studies Office in Fort Leavenworth, der drei Monate vor dem Anschlag auf das World Trade Center veröffentlicht wurde: Das Kaspische Meer liegt gleichsam über einem anderen Meer – aus Koh­ lenwasserstoffen. Westliche Ölgesellschaften haben in der Region Verträge für viele Milliarden Dollar abgeschlossen. Amerikanische Firmen haben großen Anteil an den Verhandlungen, und wohin amerikanische Firmen gehen, dahin folgen ihnen die amerikanischen Interessen ... Das Vorhan­ densein dieser Erdölvorräte und die Möglichkeit ihres Exports weckt in den Vereinigten Staaten und anderen westlichen Industriemächten neue strategische Befürchtungen. Wenn die Ölgesellschaften Pipelines aus dem Kaukasus und Zentralasien zur Versorgung Japans und des Westens bau­ en, gewinnen diese strategischen Befürchtungen auch militärische Bedeu­ tung ... Die ungestörte Versorgung des Weltölmarkts wird auch weiterhin ein wichtiger Faktor der internationalen Stabilität sein.82 Dem amerikanischen Engagement in Afghanistan liegen ganz eindeutig Erdölinteressen zugrunde. Amerikanische Ölgesellschaften (darunter auch Unocal) sind seit 1995 in der privaten Foreign Oil Companies Group zusammengeschlossen und setzen sich darüber in Washington gemeinsam für eine aktive Politik Washingtons zur Förderung ihrer In­ teressen im Kaspischen Becken ein.83 Ihrer Zusammenkunft mit der Energieexpertin Sheila Heslin vom Nationalen Sicherheitsrat im Sommer 1995 folgte wenig später die Gründung eines »überbehördlichen Komitees« zur Ausarbeitung einer Politik im Blick auf den Kaspischen Raum.84 Der in der Regierung der beiden Ölleute George W. Bush und Dick Cheney so sichtbare Einfluß des Ölgeldes war unter deren Vorgängern kaum geringer. Ein ehemaliger Mitar­ beiter der CIA klagte über den Einfluß der Öllobby auf die Clinton-Regierung: Heslins einzige Rolle schien darin zu bestehen, den Wasserträger für eine illustre Gruppe zu spielen, die unter dem Namen Foreign Oil Companies Group lief, ein Deckname für ein Kartell aus den größten Petroleumfir­ men, die am Kaspischen Meer Geschäfte machen ... Noch etwas anderes habe ich gelernt: Heslin war nicht allein. Ihr Boß, der stellvertretende Be­ rater für Nationale Sicherheit, Sandy Berger, stand dem überbehördli­ chen Komitee für die Ölpolitik am Kaspischen Meer vor, war demnach also eher so etwas wie der Regierungsbotschafter für das Kartell und kei­ neswegs ein desinteressierter Beobachter des Spektakels. Er besaß Aktien im Wert von 90.000 Dollar von Amoco, dem wohl einflußreichsten Kar­

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tellmitglied ... Je tiefer ich grub, desto mehr Geld aus dem Ölgeschäft am Kaspischen Meer fand sich über ganz Washington verteilt.85

1.3 Heroin in Afghanistan Zur selben Zeit, als das amerikanische Interesse an Afghanistan zunahm, stieg das Land zum größten Opiumproduzenten der Welt auf. Als die Vereinigten Staaten Afghanistan im Oktober 2001 angriffen, hätte man eigentlich erwarten sollen, daß sie diesen Schritt als weiteres Kapitel in ihrem »Krieg gegen die Drogen« ausgegeben hätten. Im Ausland war schon oft behauptet worden, Osama Bin Ladens Al Qaida und die Taliban fi­ nanzierten sich aus Drogengeldern. Rußland hatte dem Weltsicherheitsrat im März 2001 einen detaillierten Bericht über die Drogengeschäfte der Taliban unterbreitet, doch Wa­ shington zog es nach Janeʼs Intelligence Review vor, nicht darauf zu reagieren.86 Stattdessen gab es in den Vereinigten Staaten zeitweilig fast so etwas wie eine Nach­ richtensperre zu diesem Aspekt des Al-Qaida-Netzwerks – ganz anders als in Frank­ reich, England und Kanada, wo ausgiebig darüber berichtet wurde. 87 Bei meinen Re­ cherchen im September 2001 konnte ich in der amerikanischen Presse nur einen einzi­ gen Satz zu diesem Thema finden, tief verborgen in einem langen Artikel der Los Ange­ les Times: Nach CIA-Angaben überquert das Netzwerk oft die Grenze zum Krimi­ nellen. Ein Mitarbeiter der CIA spricht von »zahlreichen Beweisen«, daß Bin Ladens Gruppe ihren Kampf unter anderem mit Gewinnen aus dem Drogenhandel finanziert. Einzelne Anhänger wurden auch mit Banküberfällen, Raubüberfällen, Kreditkartenbetrug und anderen Ver­ brechen in Verbindung gebracht.88 Der Grund für das amerikanische Schweigen wurde dann schrittweise deutlich: Wa­ shington war im Begriff, die Nordallianz (die gerade die Opiumproduktion in dem von ihr kontrollierten Gebiet verdreifacht hatte) als Verbündeten einzusetzen, um die Tali­ ban zu besiegen (die gerade ein vollständiges Verbot der Opiumproduktion erlassen hat­ ten). Die Verbindungen der CIA zu Islamisten und ihre Unterstützung für Leute wie Bin La­ den reichen mindestens bis 1971 zurück, als die CIA gemeinsam mit dem saudischen Geheimdienst in ihrem weltweiten Kampf gegen den Kommunismus die Muslimbruder­ schaft und deren Verbündete zu unterstützen begann. 89 Während des afghanischen Wi­ derstands gegen die Sowjets in den 80er Jahren wurde Bin Laden Finanzier und Lo­ gistikexperte in Afghanistan für das aus Saudi-Arabien finanzierte Makhtab al-Khida­ mat, das »Dienstleistungsbüro«, eine Organisation, die über die Muslimbruderschaft in aller Welt – und auch in den USA – Freiwillige rekrutierte. 90 Es wurde immer wieder behauptet, daß die CIA diese Rekrutierungskampagne direkt oder über Mittelsmänner unterstützt habe.91 So erfuhr Simon Reeve von einem pensionierten CIA-Mann, ameri­ kanische Emissäre in Pakistan hätten »sich mit Bin Laden persönlich getroffen«, und der sei es auch gewesen, der »auf Anraten seiner Freunde im saudischen Geheimdienst als Erster den Vorschlag gemacht hatte, die Mudschaheddin mit Stinger-Raketen auszu­ rüsten«.92 Französische und italienische Zeitungen berichteten, daß es selbst noch im Juli 2001 zu einem Treffen zwischen Bin Laden und einem CIA-Mann gekommen sei.93 Angesichts der gewaltigen Aufmerksamkeit, die Bin Laden in der gesamten Presse auf sich zog, ist es schon erstaunlich, daß meines Wissens keine Zeitung aus der Biographie zitierte, die Yossef Bodansky, Leiter der vom amerikanischen Kongreß geschaffenen Task Force zum Terrorismus, 1999 veröffentlicht hatte: Beste Möglichkeiten für islamistische Geldmittel bietet die Verbindung von Staaten der ehemaligen Sowjetunion in Zentralasien mit Deutsch­ land und Osteuropa. Der Zugang zu dieser scheinbar unverbundenen

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Gruppe von Staaten war erst durch die Beziehungen möglich geworden, die Bin Laden zur russischen Mafia geknüpft hatte ... Angesichts der ge­ waltigen Expansion des afghanischen Drogenhandels erlangte diese Verbindung allergrößte Bedeutung ... Als die Gewinne aus dem Drogen­ handel zunahmen, schufen Bin Laden und die russische Mafia ein wei­ teres kompliziertes Verfahren zur Geldwäsche ... Mit diesem Geld wer­ den die Taliban und zahlreiche terroristische Aktivitäten von Islamisten finanziert. Bin Laden erhält eine Provision für die Transaktionen, und das Geld wird von der russischen Mafia außerhalb Rußlands oder Af­ ghanistans gewaschen.94 Warum proklamierten Washington und seine folgsamen Medien in dieser Situation kei­ nen Krieg gegen die Drogen? Warum wählten sie als Hauptziel nicht Bin Laden, son­ dern die Taliban, die doch 2001 bereits der Forderung der USA und der Vereinten Na­ tionen nach einer vollständigen Einstellung der Opiumproduktion nachgekommen wa­ ren? Wie Janeʼs Intelligence Review am 22. Oktober 2001 bemerkte, hätte »das vom obersten Talibanführer Mullah Mohammad Omar im Juli 2000 ausgesprochene Verbot ... etwa 70 Prozent des weltweit illegal erzeugten Opiums fast mit einem Schlage vom Markt genommen«. Die amerikanischen Verbündeten von der Nordallianz reagier­ ten damals auf das von den Taliban erlassene Verbot mit einer Verdreifachung der Opi­ umproduktion in dem von ihnen beherrschten Teil Afghanistans. Kurz gesagt, die Vereinigten Staaten führten keinen Krieg gegen, sondern einen mit Hil­ fe der Drogen. Es trifft zwar zu, daß die Nordallianz vorher weniger als fünf Prozent des afghanischen Drogenhandels kontrolliert hatten, gegenüber 75–80 Prozent auf Seiten der Taliban. Doch schon vor dem Beginn der amerikanischen Luftangriffe hatten sich die Verhältnisse gewandelt. Im Oktober 2001 berichtete Janeʼs Intelligence Review, aus den von den Taliban kontrollierten Gebieten Afghanistans sei »der Mohnanbau nahezu vollständig verschwunden«, während sich aus der nordöstlichen, von der Nordallianz kontrollierten Ecke Afghanistans »eine wachsende Flut von Drogen» ergieße, und zwar »sowohl Opium als auch das daraus gewonnene Heroin«.95 Ein etwas später erschienener Artikel des Londoner Observer führte die Veränderung im Opiumangebot auf das von den Taliban im Jahr 2000 erlassene Verbot zurück: Während des Verbots wurde Mohn nur auf dem Territorium der Nordallianz angebaut. Dort verdreifachte man die Produktion. In den Hochtälern von Badachschan – einem Gebiet, das von Anhängern des früheren Präsidenten Burhanuddin Rabbani kontrolliert wurde – er­ höhte sich die Anbaufläche letztes Jahr sprunghaft von 2.458 auf 6.342 Hektar. Im selben Zeitraum stammten 83 Prozent der gesamten afgha­ nischen Opiumproduktion von 165 Tonnen aus dem Gebiet der Nordallianz. Jetzt, da die Nordallianz so reiche Mohnanbaugebiete wie Nangarhar erobert hat, dürfte die Produktion wie eine Rakete in die Höhe schießen.96 Kurz gesagt, die militärische Intervention der Vereinigten Staaten in Afghanistan führte zu einer Erholung des Weltopiummarktes, wie es auch schon veschiedentlich der Fall gewesen ist: bei der früheren amerikanischen Intervention zwischen 1979 und 1980 oder nach 1959 in Indochina oder während der 50er Jahre in Südostasien. So gelangen wir wiederum zu dem Schluß, zu dem ein Experte der Brookings Institution 1997 kam, als er mit Blick auf die amerikanische Intervention von 1979 und 1980 schrieb: Der Kampf gegen die Drogen wurde offensichtlich größeren strategi­ schen Zielen geopfert.97

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2 Indochina, Kolumbien und Afghanistan: Ein Muster wird sichtbar Wie schon in Laos während der 60er Jahre und dann in Afghanistan während der 80er war auch im Afghanistankrieg von 2001 und 2002 der wichtigste amerikanische Ver­ bündete ausgerechnet das dominierende Drogenkartell. Auch in Kolumbien führen die Vereinigten Staaten einen angeblichen war on drugs, der in Wirklichkeit teilweise aus Drogengeldern finanziert wird, und sie führen diesen Krieg mit Hilfe eines Verbünde­ ten, der tief in den Drogenhandel verstrickt ist – der korrupten kolumbianischen Armee und ihrer noch korrupteren paramilitärischen Helfer. Nach Schätzungen der Regierung in Bogotá wurden 2001 gut 40 Prozent des kolumbianischen Kokainexports von rechts­ gerichteten paramilitärischen Warlords und ihren Komplizen aus den Drogenkartellen kontrolliert. Den Exportanteil der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC), die das offizielle Ziel des amerikanischen »Kriegs gegen die Drogen« bilden, veranschlag­ ten die Behörden mit lediglich 2,5 Prozent.98 Auch die Rolle des Erdöls im kolumbianischen Konflikt ist unabweisbar. Die Anfänge der gegenwärtigen US-Präsenz in dem südamerikanischen Land reichen bis 1983 zu­ rück, ein Jahr nachdem Occidental Oil das auf eine Milliarde Barrel geschätzte Ölfeld Caño Limon entdeckt hatte. 1984 begann eine amerikanische Propagandakampagne ge­ gen die angeblichen Machenschaften einer verschwörerischen Bande von Drogenhänd­ lern, der nicaraguanische Sandinisten, kolumbianische »Drogenguerillas« und Drogen­ händler aus Medellin, insbesondere Carlos Lehder und Pablo Escobar angehören sollten. Diese Kampagne verzerrte die Wahrheit in zwei wichtigen Punkten: Sie behauptete fälschlich die Beteiligung der FARC, und sie eliminierte alle Bezüge auf die Konkur­ renten des Medellín-Kartells in Cali, die der Armee und den kolumbianischen Sicher­ heitskräften näherstanden. Aber sie war erfolgreich: Am Ende standen die unter Beru­ fung auf die nationale Sicherheit beschlossenen Erlasse von 1986 und 1989, die erst die amerikanische Militärpräsenz in Kolumbien ermöglichten.99 Wieder einmal haben wir es mit einer Verbindung zwischen Drogen und Öl zu tun – ein Muster, das sich in Südostasien schon nach dem Sieg der chinesischen Revolution und dem Rückzug der Guomindang nach Taiwan herausbildete. Zum einen waren die ameri­ kanischen Verbündeten in Laos, vor allem also die Hmong, die laotische Armee und die Armeen der Guomindang, sämtlich an führender Stelle im Drogenhandel aktiv. Zum an­ deren sind das Erdöl und insbesondere die Offshore-Lagerstätten im Südchinesischen Meer einer der Hauptgründe für das allgemeine Interesse der Vereinigten Staaten an Südostasien. Amerikanische Politiker, die für eine verstärkte US-Präsenz in der Region eintraten, begründeten das Engagement ihres Landes in Vietnam wie zuvor schon in der SEATO (Southeast Asia Treaty Organization) stets mit dem Schutz antikommunisti­ scher Kräfte in Indonesien.100 Zu den eifrigsten Lobbyisten dieser Art gehörte William Henderson, der zugleich als Funktionär der American Friends of Vietnam arbeitete und als Berater für internationale Fragen im Dienst von Socony Mobile stand (einem großen Ölinvestor in Indonesien). Dem Einmarsch amerikanischer Truppen in Kambodscha 1970 war eine aeromagnetische Vermessung der kambodschanischen Küstengewässer durch Flugzeuge der U.S. Navy vorausgegangen, und die seit 1963 in Thailand vertrete­ ne Union Oil of California (heute Unocal) hatte eine Konzession für das gesamte Erdöl in Kambodscha und große Teile der Offshore-Lagerstätten erworben.101

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2.1 Grundmuster 

Jeder Krieg führt zu einem dramatischen Anstieg des internationalen Drogenhan­ dels und des Drogenkonsums in den USA.

Als die CIA Anfang der 50er Jahre ihre Geheimoperationen in Birma begann, lag dort die Opiumproduktion in der Größenordnung von 80 Tonnen im Jahr. Zehn Jahre später wur­ den dort dank der von CIA und Civil Air Transport (später Air America) unterstützten Guomindang-Warlords 270-360 Tonnen pro Jahr produziert.102 Während des Vietnam­ kriegs erreichte die Jahresproduktion den Spitzenwert von 1.100 Tonnen. 1971 gab es in der Region sieben Heroinlabors, und eines davon, das in der Nähe des CIA-Stützpunkts Ban Houei Sai in Laos lag, produzierte schätzungsweise 3,2 Tonnen im Jahr.103 Als der Vietnamkrieg zu Ende ging, verringerte sich auch die Opiumproduktion im Gol­ denen Dreieck. In Laos fiel sie von 180 Tonnen im Jahr 1975 auf 27 Tonnen im Jahr 1984.104 Auch der Heroinkonsum in den USA ging zurück. Obwohl der Produktions­ rückgang in Laos auf eine Dürreperiode zurückgeführt wird, lag einer der Gründe ein­ deutig auch in der gesteigerten Produktion im Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan, dem sogenannten Goldenen Halbmond. Dort stieg die Produktion von 360 Tonnen im Jahr 1971 auf 1.100 Tonnen im Jahr 1978. 105 Damit einher ging eine Reihe politischer Entwicklungen in der Region, zu denen auch die pakistanische Unterstüt­ zung für islamistische Widerstandsgruppen in Afghanistan nach dem 1973 erfolgten linksgerichteten Putsch in Kabul gehörte.106 Der Rückgang des amerikanischen Heroinkonsums korrespondierte mit einem Anstieg in anderen Gebieten, vor allem in Europa und Australien. Der erste große Drogenimport nach Australien wurde von der Nugan Hand Bank finanziert und teilweise von Vetera­ nen der amerikanischen Special Forces und der CIA in Laos organisiert. Die Bank ver­ band die Finanzierung des Drogenhandels mit Waffengeschäften und Unterstützungsak­ tionen für Geheimoperationen der CIA in anderen Regionen, zum Beispiel in Afrika. 107 Der Australien-Deal erfolgte genau zu der Zeit, als Richard Nixon seinen »Krieg gegen die Drogen« proklamierte, der Opium und Heroin von den Vereinigten Staaten fernhal­ ten sollte.108 Auch die amerikanische Militärintervention in Kolumbien ging mit einem dramatischen Anstieg des Coca-Anbaus einher. Die Anbaufläche stieg von 3.800 Hektar im Jahr 1991 auf 12.300 Hektar im Jahr 1999.109 Das U.S. Bureau of Narcotics schätzte die gesamte illegale Opiumproduktion 1970 auf 1.100-1.250 Tonnen, wobei mehr als die Hälfte aus dem Goldenen Dreieck in Birma, Laos und Thailand kam – eine immense Steigerung, gemessen an den 42 Tonnen jährlich, die dort vor dem Zweiten Weltkrieg produziert worden waren.110 1999 veranschlagten die Vereinten Nationen allein die afghanische Opiumproduktion mit 4.200 Tonnen oder zwei Dritteln der Weltproduktion.111 Das Wachstum des weltweiten Drogenhandels förderte auch andere Schmuggel- und verwandte kriminelle Aktivitäten und führte so zur Konsolidierung des globalen organi­ sierten Verbrechens. Die chinesischen Triaden, die japanischen Yakusa, russische Gangsterbanden und die Mafiagruppen Italiens, Amerikas und Kolumbiens haben sich zu einem »weltweiten kriminellen Konsortium« zusammengeschlossen, das nach An­ sicht von Experten ein »exponentielles Wachstum« aufweist.112 Auf einer Konferenz zum internationalen Verbrechen im November 1994 hieß es, daß der Umsatz des orga­ nisierten Verbrechens jährlich 750 Mrd. Dollar betrage. Ein großer Teil dieses Geldes dient dazu, Märkte zu korrumpieren oder Institutionen, Geschäftsleute und natürlich auch Politiker zu bestechen.113 Im Rückblick auf seine Erfahrungen mit der Aufklärung der Affäre um die Bank of Credit and Commerce International (BCCI) schrieb Senator John Kerry 1997: Heute vermag das globalisierte Verbrechen uns Amerikanern nicht nur unser Geld, sondern auch unseren way of life zu rauben. 114

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Seine Prophezeiung kann heute als erfüllt gelten. Zwar mögen Al Qaida und Taliban oberflächlich als Beispiel für den »Kampf der Kulturen« gelten, doch sie finanzieren ihre Aktivitäten, wie oben bereits angemerkt, mit Opium und Heroin, was sie – über alle religiösen Grenzen hinweg – mit der globalen organisierten Kriminalität in enge Ge­ schäftsbeziehungen bringt. 

Die amerikanische Abhängigkeit von ausländischem Erdöl und von Petrodollars beschleunigt sich im Kontext der Globalisierung und des Krieges.

Als die Inflation auf dem Höhepunkt des Vietnamkriegs Lyndon B. Johnsons innen­ politisches Programm zur Schaffung einer great society zu zerschlagen drohte, lockerte er die Einfuhrbeschränkungen, die Eisenhower zum Schutz der heimischen Erdölförde­ rung eingeführt hatte.115 Dadurch erhöhte sich die amerikanische Anfälligkeit für den Druck, den das Ölembargo der OPEC in den 70er Jahren auslöste, und diese steigerte sich noch, als Nixon die Einfuhrbeschränkungen 1973 vollständig aufhob. Die Vereinigten Staaten reagierten auf die Vervierfachung der Erdölpreise in den 70er Jahren, indem sie geheime Absprachen mit Saudi-Arabien über die Rückführung der Petrodollars in die amerikanische Wirtschaft trafen. Die erste dieser Absprachen sorgte für ein starkes und dauerhaftes Interesse der Saudis an einer gesunden amerikanischen Wirtschaft, die zweite für deren beständige Unterstützung im Hinblick auf eine Abrech­ nung des gesamten OPEC-Öls in US-Dollar. 116 Diese beiden Absprachen stellten sicher, daß die amerikanische Wirtschaft durch die hohen Preise des OPEC-Öls nicht ärmer wurde. Die schwerste Last hatten die Volkswirtschaften der weniger entwickelten Län­ der zu tragen.117 Aus diesen Entwicklungen ergaben sich die beiden Phänomene, die den Ereignissen vom 11. September zugrundelagen: der triumphale amerikanische Unilateralismus auf der einen Seite und die globale Verschuldung der Dritten Welt auf der anderen. Die ge­ heimen Absprachen vergrößerten die wechselseitige Abhängigkeit zwischen den Verei­ nigten Staaten und Saudi-Arabien zu Lasten des internationalen Einvernehmens, das seit dem Zweiten Weltkrieg die Grundlage des amerikanischen Wohlstands gebildet hatte. Sie erhöhten auch den Einfluß Saudi-Arabiens auf die amerikanische Außenpolitik, wie man an dem 1979 gegen heftigen israelischen Widerstand erfolgten Verkauf von F-15Kampfflugzeugen an das Königreich erkennen kann. 118 Insbesondere erklärt sich daraus, warum George Bush sich 1990 so rasch entschloß, der von Saddam Hussein ausgehen­ den Bedrohung der saudisch-amerikanischen Sicherheit im Persischen Golf entgegenzu­ treten. Die Bedrohung lag nicht nur in einem möglichen Ausfall der Öllieferungen aus dieser Region, den die Vereinigten Staaten angesichts des großen weltweiten Angebots teilweise hätten ausgleichen können. Die größere Bedrohung lag darin, daß Saddam Hussein möglicherweise die direkte Kontrolle über 20 Prozent der OPEG-Ölförderung und 25 Prozent der weltweiten Erdölreserven erlangte.119 Die Absprachen zwischen Amerikanern und Saudis verstärkten auch die Abhängigkeit Amerikas von arabischen Finanzkreisen, die sich aus Öleinnahmen und Drogengeldern finanzierten – so zum Beispiel die BCCI, die in den 80er Jahren zum wichtigsten Zahl­ meister für die antisowjetischen Mudschaheddin in Afghanistan wurde und sie sogar di­ rekt aus Karatschi mit Waffen belieferte.120 Das Scheitern der amerikanischen Ermitt­ lungen gegen die BCCI zeigt nicht nur, welchen Einfluß die Bank in den Führungskrei­ sen Amerikas erlangt hatte, sondern auch, wie sehr die amerikanische Wirtschaft auf den ständigen Rückfluß von Petrodollars und Drogengeldern angewiesen ist. Ein Wirt­ schaftsberater des Nationalen Sicherheitsrats bemerkte dazu: Finanzminister James Ba­ ker »ließ die BCCI ungeschoren davonkommen, weil er befürchtete, solch eine Strafver­ folgung könne dem Ansehen Amerikas als sicherer Hafen für Fluchtkapital und auslän­ dische Investitionen schaden«.121 Manche Kommentatoren hatten erwartet, die erfolgreiche OPEC-Revolte der 70er Jahre gegen die amerikanische und britische Wirtschaftspolitik sei der Vorbote einer »neuen Wirtschaftsordnung«, die den Süden gegenüber dem Norden stärken werde. Die gehei­ men Absprachen zwischen Amerikanern und Saudis sorgten für ein anderes Ergebnis:

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eine »neue Weltordnung« mit wachsender militärischer Vorherrschaft der Vereinigten Staaten und wachsender ökonomischer Instabilität sowie gelegentlichen Krisen in der übrigen Welt. Statistische Daten belegen diesen Richtungswechsel. Von 1960 bis 1980 wuchs das Pro-Kopf-Einkommen in Lateinamerika um 73 Prozent, in Afrika um 34 Pro­ zent. Von 1980 bis 2000 waren es in Lateinamerika nur noch sechs Prozent, und Afrika mußte gar einen Rückgang um 23 Prozent verzeichnen.122

2.2 Amerikanische Kriege im Lichte des Drogenhandels Die oben angeführten Beispiele für die Rolle des Drogenhandels bei amerikanischen In­ terventionen demonstrieren, was ich unter Tiefenpolitik verstehe. Natürlich ist der An­ stieg des Drogenkonsums nie ein absichtsvolles Ziel amerikanischer Politik gewesen, aber er war fast immer die unmittelbare Folge politischer Entscheidungen, die in Wa­ shington getroffen wurden. Es stellt sich jedoch die Frage, ob es einschlägigen Interes­ sengruppen und ausländischen Verbündeten nicht immer gerade dann, wenn der illegale Drogenhandel in den USA darniederlag, gelang, die Vereinigten Staaten zu einer Einmi­ schung in einen asiatischen Krieg zu bewegen. Ich habe keinerlei Belege dafür, daß Washington sich je zu einer militärischen Interven­ tion ganz bewußt in der Absicht entschlossen hätte, die Kontrolle über den weltweiten Drogenhandel zu behalten. Aber eindeutig wurden immer wieder Entscheidungen ge­ troffen, um lokale Drogenbarone als Verbündete zu gewinnen. Dabei ging es den Verei­ nigten Staaten meist darum, die Kosten und Verluste eigener Kampfhandlungen gering zu halten oder möglichst nicht selbst in Erscheinung zu treten. Die Drogenbarone und deren Komplizen scheinen diese Situation mit schöner Regelmäßigkeit ausgenutzt zu haben, um ihre Aktivitäten zu verstärken und ihre eigenen Ziele zu verfolgen. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich Amerikas bedeutendster Fernostverbündeter aus Drogenkreisen, die Guomindang nämlich, mit Hilfe der Chinalobby eine beträchtliche Unterstützung durch das politische Establishment in Washington erworben oder ge­ kauft. Obwohl das Bild komplex ist und keine simplifizierende Erklärung verträgt, kann man in der Rolle der Chinalobby ganz gewiß einen jener Faktoren erblicken, die 1950 zum ersten amerikanischen Krieg auf dem asiatischen Festland führten: zum Korea­ krieg.123 Kurz zuvor hatten Mao Zedongs siegreiche Armeen damit begonnen, der Opi­ umproduktion in China ein Ende zu setzen, und aus China kamen damals 85 Prozent des weltweit verkauften Heroins. Außerdem erfolgte der Drogenschmuggel aus Regionen, in denen die CIA aktiv war, oft über andere Länder mit ebenfalls starker Präsenz des Geheimdienstes, wobei vielfach Organisationen oder Gruppen eine wichtige Rolle spielten, die als CIA-Hilfstruppen be­ zeichnet werden können. In den 50er Jahren gelangte Opium aus Indochina über Persien und den Libanon an die korsische Mafia in Marseille und an die italienische Mafia unter Lucky Luciano.124 In den 80er Jahren erreichte das Heroin der Mudschaheddin die sizi­ lianische Mafia auf dem Weg über die Grauen Wölfe in der Türkei, »die mit der Anti­ guerilla-Organisation der türkischen Armee zusammenarbeiteten, die ihrerseits den tür­ kischen Part in einem multinationalen Programm übernahm, das es der CIA ermögli­ chen sollte, im Hintergrund zu bleiben«. 125 Die Transportwege wechselten je nach politischer Großwetterlage, aber stets war dabei die CIA eine konstante Größe. Sehen wir uns einmal exemplarisch – und entgegen der Chronologie – drei Zeiträume an, in denen Amerikas Kriege engstens mit dem weltweiten Drogenhandel verknüpft waren.

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2.3 2001 Im Oktober 2001 bestätigte ein Bericht der Vereinten Nationen, daß es den Taliban ge­ lungen war, die Opiumproduktion in ihrem Land zu unterbinden. In den Jahren zuvor waren dort 90 Prozent des Heroins für den europäischen Markt erzeugt worden. Doch inzwischen wurde der in einem halben Jahrhundert größte Rückgang der Opiumproduk­ tion wieder ausgeglichen. Nach der Niederlage der Taliban wechselten viele Bauern vom Weizen wieder zurück zum Mohn. Für 2002 schätzt man die Opiumernte auf 3.400 Tonnen, das ist mehr als im Jahr 2000.126 In diesem Bericht des Büros der Vereinten Nationen für Drogenkontrolle und Verbre­ chensverhütung (ODCCP) heißt es im Einzelnen, daß sich im Jahr 2001, also nach dem Anbauverbot der Taliban, die geschätzte Produktion auf lediglich 185 Tonnen belief. Das entsprach nur noch sechs Prozent der im Jahr 2000 erzeugten Gesamtmenge von 3.276 Tonnen, die mehr als die Hälfte der weltweiten Produktion ausgemacht hatten. Über 90 Prozent dieser stark zurückgegangenen Ernte stammten aus Provinzen, die un­ ter der Kontrolle der Nordallianz, der späteren Verbündeten der Vereinigten Staaten, standen. Dort hatte man die Anbauflächen beträchtlich ausgeweitet. Für die von den Ta­ liban kontrollierte Provinz Helmand, die 2000 noch das größte Anbaugebiet gewesen war, verzeichnete man hingegen 2001 gar keinen Mohnanbau.127 In dem Bericht des ODCCP heißt es weiter, der Ausfall von etwa 3.100 Tonnen Opium gegenüber der afghanischen Jahresproduktion von 2001 sei nicht durch eine verstärkte Produktion in anderen Ländern ausgeglichen worden. Wie Juneʼs Intelligence Review am 22. Oktober 2001 bemerkte, eliminierte »das vom obersten Talibanführer Mullah Mohammad Omar im Juli 2000 ausgesprochene Verbot ... mit einem Schlage gut 70 Prozent des weltweit illegal erzeugten Opiums«. Manche waren skeptisch gegenüber den Motiven Mullah Omars und meinten, die Taliban besäßen große Vorräte an verar­ beitetem Opium und wollten die Preise in die Höhe treiben. Doch selbst das amerikani­ sche Außenministerium berichtete im März 2002, das von den Taliban ausgesprochene Verbot sei »bemerkenswert erfolgreich« gewesen. Glaubwürdiger ist da schon die Er­ klärung, daß die Taliban durch das Verbot Legitimation und Anerkennung seitens der Vereinigten Staaten und anderer Länder erwerben wollten – eine Politik, die bekanntlich scheiterte. Trotz des Verbots blieb Afghanistan, wie es in dem Bericht heißt, »einer der führenden Opiumproduzenten der Welt, weil der Anbau in den [von der Nordallianz kontrollierten] nördlichen Gebieten fortgesetzt wurde«.128 Als die Taliban 2001 aus einer Provinz nach der anderen vertrieben wurden, begannen überall hungernde Bauern wieder die einzige für sie lukrative Pflanze anzubauen, oft auf Geheiß örtlicher Kommandeure. Der Mohn kündigte die Rückkehr der Warlords an – regionaler Militärführer und Armeen, die sich auf ihrem Territorium über das Opium finanzieren und eifersüchtig darauf bedacht sind, eine so lukrative Einnahmequelle nicht an eine Zentralregierung abzutreten. So konnte es zu einer Wiederbelebung der mörderi­ schen Fehden kommen, die nach dem Rückzug der Sowjets in den 90er Jahren so viele Zivilisten das Leben gekostet hatten.129 Der Londoner Observer berichtete am 25. November 2001: Westliche und pakistanische Offizielle befürchten, Afghanistan könne in ein oder zwei Jahren wieder die Spitzenwerte der Opiumproduktion er­ reichen, mit einer Anbaufläche von 60.000 Hektar und 2.500 Tonnen Opium – mehr als der Hälfte der weltweiten Erzeugung. Am 10. Dezember hieß es in derselben Zeitung: Seit dem Fall der Taliban sind die Bauern Afghanistans zu ihrem alten lukrativen Geschäft zurückgekehrt. In den Stammesgebieten Pakistans, wo das meiste Opium verarbeitet wird, sind die Preise in Erwartung ei­ ner Superernte in den Keller gefallen.

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Die Financial Times (London) berichtete am 18. Februar 2002: Die USA und die Vereinten Nationen haben die wiederholten Warnun­ gen internationaler Institutionen zur Drogenbekämpfung ignoriert, sich mit den zunehmenden Gefahren des Opiumanbaus in Afghanistan zu befassen, der bei dem nun beginnenden Wiederaufbau des Landes einen Keil zwischen Europa und die USA zu treiben droht. Die anfänglich fehlende Bereitschaft der amerikanischen Presse, über diese Entwicklun­ gen zu berichten oder sie zu kommentieren, war ein unheilvolles Anzeichen dafür, daß Washington es möglicherweise dulden würde, wenn seine ehemaligen Schützlinge sich wieder durch Drogenhandel finanzierten. Noch unheilvoller war die von Regierungsver­ tretern aktiv betriebene Desinformation. Die drastische Verringerung des Opiumanbaus durch die Taliban wurde ignoriert und von CIA-Direktor George Tenet sogar völlig falsch dargestellt, als er in seinem Bericht vor dem Kongreß am 7. Februar 2001 unter Androhung von Vergeltungsschlägen gegen die Taliban erklärte: Die Produktion in Afghanistan ist explodiert; im Jahr 2000 machte sie 72 Prozent der weltweiten illegalen Opiumproduktion aus. Die Bedro­ hung durch die Drogen verbindet sich zunehmend mit anderen Gefah­ ren. Das Taliban-Regime in Afghanistan etwa, das es Bin Laden und an­ deren Terroristen erlaubt, auf ihrem Territorium zu operieren, fördert den Drogenhandel und bezieht Gewinne daraus.130 Am 17. Januar 2002 erließ der neue Führer Afghanistans Hamid Karzai erneut ein Ver­ bot des Mohnanbaus und versprach, bei der Durchsetzung mit den Geberländern zusam­ menzuarbeiten. Doch aus dem amerikanischen Außenministerium hieß es: Ob die Gruppierungen im Land einem von der Interimsregierung erlas­ senen Verbot folgen werden, ist ungewiß. So unternimmt die Nordalli­ anz, soweit die Vereinigten Staaten wissen, nichts gegen den Mohnan­ bau und den Opiumhandel in dem von ihr kontrollierten Gebiet. Nach jüngsten Berichten bringen Bauern in den von der Nordallianz kontrol­ lierten Gebieten sogar zwei Ernten im Jahr ein.131 Das hat zur Folge, daß weiterhin Drogen nach Tadschikistan und Kirgisistan strömen, die dort der Finanzierung radikaler Islamistengruppen dienen. Wie der Schriftsteller und Journalist Ahmed Rashid berichtet, waren die Behörden in Tadschikistan überzeugt, daß die stärkste, aus Drogengeldern finanzierte Gruppe, mit der sie es zu tun haben, die Isla­ mische Bewegung Usbekistans, insgeheim von Rußland unterstützt wird, ... ... weil Moskau versucht, [den usbekischen Diktator] Karimov zu bewegen, russische Truppen und einen verstärkten russischen Einfluß in Usbe­ kistan zu dulden ... Andere tadschikische Offizielle behaupten, die Isla­ mische Bewegung Usbekistans werde von Saudi-Arabien und Pakistan unterstützt, die sich in Zentralasien für islamische Gruppen einsetzen, um dort größeren Einfluß zu gewinnen.132 Rashid selbst bestätigt sowohl saudische Hilfsgelder als auch eine »diskrete Hilfe« sei­ tens der ISI für die Islamische Bewegung Usbekistans und fügt hinzu, hohe ISI-Mitar­ beiter seien der Überzeugung, daß diese Gruppierung »eng mit russischen Geheim­ dienstkreisen verbunden ist«.133 Nach wie vor nimmt die amerikanische Regierung keine klare Haltung zu dem selbst verursachten Wiedererstarken der Drogenströme ein. Es fehlt an ausreichenden Geld­ mitteln zum Wiederaufbau der afghanischen Wirtschaft und dem entschlossenen Willen, das Problem der Warlords anzugehen. Wieder einmal lassen es die Vereinigten Staaten an der Bereitschaft fehlen, der Drogenpolitik ihrer eigenen Verbündeten in der Region

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entgegenzutreten. Vermutlich gibt es in Washington – wie übrigens auch in der russi­ schen Regierung – einige Kräfte, die eine Korrumpierung der zentralasiatischen Staaten durch den Drogenhandel akzeptieren, weil sie sich davon größeren Einfluß auf die dorti­ gen Politiker versprechen.134

2.4 1979 Die Situation im Jahr 2001 erinnert in vielem an die 80er Jahre, als amerikanische Offi­ zielle den Heroinhandel der Mudschaheddin ignorierten, »weil die amerikanische Dro­ genpolitik in Afghanistan dem Kampf gegen den sowjetischen Einfluß untergeordnet wurde«, wie die Washington Post am 13. Mai 1990 feststellte. Die Folgen dieser offizi­ ellen Tolerierung des Drogenhandels hat Michael Griffin in treffenden Worten zusam­ mengefaßt: Mitte der 80er Jahre hatten Verarbeitung und Export von Heroin sich in Pakistan zu einer Schattenwirtschaft von acht Mrd. Dollar Umfang ausge­ weitet – etwa halb so viel wie die offizielle –, und manches sprach dafür, daß die pakistanische Militärregierung sich zu einer Regierung von Dro­ genhändlern entwickelte ... Die Zahl der pakistanischen Heroinabhängi­ gen war von praktisch null im Jahr 1979 auf 1,2 bis 1,7 Mio. im Jahr 1988 hochgeschnellt. Ein so rasches Wachstum wäre undenkbar gewesen ohne den Schutz oder die aktive Beteiligung der ISI, die sich dank der fi­ nanziellen Unterstützung und der Waffenlieferungen der CIA aus einer kleinen militärischen Abteilung zu einem modernen Geheimdienst mit 150.000 Bediensteten und einem Budget von mehreren hundert Millio­ nen Dollar entwickelt hatte ... Die Vereinigten Staaten beteiligten sich am Aufbau dieser neuen Heroinquelle, weil sie befürchteten, sonst das Bünd­ nis der CIA mit den Mudschaheddin aufs Spiel zu setzen.135 Außer Griffin sehen auch viele andere Autoren in diesem gewaltigen Anstieg des Dro­ genhandels eine Nebenfolge des Kriegs gegen die Sowjets. Aber es gibt Anzeichen da­ für, daß die Drogenhändler mehr taten, als aus dem Krieg Profit zu schlagen. Mögli­ cherweise halfen sie auch, ihn herbeizuführen. Mit Sicherheit war die Erweiterung der Opium- und Heroinproduktion im Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan kei­ ne Folge des Krieges, sondern ging ihm voraus. Besonders auffällig ist die Tatsache, daß der Krieg 1979 (wie auch 2001) dazu beitrug, einen drohenden Rückgang der welt­ weiten Opiumproduktion von den jeweils erreichten Höchstständen zu verhindern. In seinem wichtigen Buch DIE CIA UND DAS HEROIN bemerkt Alfred McCoy, daß Hero­ in aus Südasien bis zu den 70er Jahren auf dem Weltmarkt keine Rolle gespielt hatte. Damals blieb der Monsun in Birma und Laos zwei Jahre hintereinander aus. Als Reakti­ on auf diese Dürre erweiterte man die Anbauflächen in Pakistan und richtete Heroinla­ bors in der nordwestlichen Grenzprovinz ein (worauf das kanadische Macleanʼs Maga­ zine schon am 30. April 1979 hinwies). McCoy nennt die Zuwächse, zu denen es in der Folgezeit kam: Bis 1980 dominierte pakistanisch-afghanisches Opium den europäi­ schen Markt und befriedigte auch 60 Prozent der illegalen US-Nachfra­ ge.136 Er vermerkt auch, daß Gulbuddin Hekmatyar einen Komplex aus sechs Heroinlabors im Bezirk Koh-i-Sultan in Belutschistan kontrollierte, einem Gebiet, das vollständig unter der Kontrolle der ISI stand.137 Diese zeitliche Reihenfolge wirft dieselbe Frage auf wie das Geschehen im Jahr 2001. Welche Kräfte veranlaßten die CIA im Mai 1979, sich mit der Ermächtigung durch Br­ zezinski und den Nationalen Sicherheitsrat auf eine Zusammenarbeit mit der ISI und de­ ren Schützling Hekmatyar einzulassen, und dies angesichts eines bereits boomenden

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Heroinmarktes, der beherrschende Bedeutung für die Verbindung zwischen ISI und Hekmatyar und für deren Aktivitäten erlangen sollte?138 Schon vorher hatte die CIA Verbindungen nach Pakistan aufgebaut, die nun Teil der Waffenpipeline nach Afghanistan wurden. Eine davon war die Gulf Group, eine Reede­ rei, die den Brüdern Gokal gehörte und intensiv an der Verschiffung amerikanischer Hilfsgüter in Länder der Dritten Welt beteiligt war. 139 Eine weitere war die BCCI, der größte Geldgeber der Gulf Group.140 Der Vorstandsvorsitzende der BCCI, Agha Hasan Abedi, stand im Verdacht, schon vor der Gründung der Bank im Jahr 1972 Beziehungen zur CIA gehabt zu haben.141 Engere Verbindungen zur CIA kamen offenbar 1976 zu­ stande, als die CIA unter ihrem Direktor George Bush »die Beziehungen zu ›befreunde­ ten‹ arabischen Geheimdiensten intensivierte. Einer der wichtigsten davon war der sau­ dische Geheimdienst [Istakhbarat], der von Kamal Adham, Prinz Turki [al-Faisal alSaud] und Abdul-Raouf Khalil geleitet wurde, sämtlich Insider der BCCI.«142 Die Verbindungen der BCCI zu CIA-Kreisen, insbesondere zu CIA-Direktor George Bush und seinem späteren Nachfolger William Casey, sollen 1976 intensiviert worden sein, als Jimmy Carter sich weigerte, Bush für eine weitere Amtszeit zu bestätigen. We­ gen der Verkleinerung der Geheimdienste wurden damals zahlreiche Mitarbeiter der CIA entlassen. Es wird behauptet, daß die wachsende Schar ausgemusterter CIA-Agen­ ten damals heimlich eine »CIA im Exil«, eine »informelle Gruppe von Ehemaligen« 143 gründete. Und ebenso wird behauptet, CIA-Direktor Bush habe 1976 gemeinsam mit dem britischen Geheimdienst und William Casey (der damals Ronald Reagans erste Wahlkampagne für die Präsidentenwahlen leitete) der BCCI bei der Gründung ihrer Niederlassung auf den Cayman-Inseln geholfen (die als Verbindungsstelle zu den Ge­ heimdiensten diente).144 Zweck dieser Aktion war es, die BCCI »zu einem Geheim­ dienstkonsortium mit britischer, amerikanischer und arabischer Beteiligung« zu ma­ chen.145 Nach dieser Theorie spielte der syrische Drogenhändler Monzer al-Kassar, der vom bri­ tischen Geheimdienst rekrutiert worden war, »eine Schlüsselrolle ... Er überredete alle Terroristengruppen, von Abu Nidal bis hin zu den Marxisten, ihre Konten in die neue BCCI-Niederlassung in London zu verlegen. Dort konnte der Geheimdienst jede ver­ schlüsselte Überweisung leicht entschlüsseln und verfolgen.«146 Der Kerry-Brown-Se­ natsbericht über die BCCI bestätigte, daß Informationen über Monzer al-Kassars und Abu Nidals Konten bei der Londoner BCCI-Niederlassung vom Leiter der Zweigstelle, der offenbar ein »bezahlter Informant« 147 war, an den britischen und amerikanischen Geheimdienst weitergegeben wurden. Der Bericht monierte auch die unzureichende Kontrolle in Großbritannien, die ihren Tiefpunkt erreichte, als »die Bank of England un­ wissentlich zum Partner bei der Verschleierung krimineller Aktivitäten der BCCI wur­ de«.148 Eine dritte Firma, die Bestandteil der afghanischen Waffenpipeline wurde, war Global International Airways mit Sitz in Kansas City. Das Unternehmen hatte schon 1979 ex­ pandiert, und zwar »mit Krediten einer internationalen arabischen Bank« – angeblich der BCCI.149 Inzwischen bezahlte die CIA ihre afghanischen Mitarbeiter mit Devisen, die sie bei der Schweizer Firma Shakarchi Trading kaufte. Später wurde bekannt, daß diese Firma Gewinne aus dem afghanischen Heroin- und dem kolumbianischen Kokain­ handel gewaschen hat.150 Agha Hasan Abedis Eintritt in die amerikanische Bankenwelt war von Anfang an be­ gleitet von Bemühungen, persönlichen Einfluß auf die amerikanische Politik zu erlan­ gen, wahrscheinlich mit Hilfe proarabischer Elemente in der CIA und schließlich auch mit Hilfe Präsident Carters, nachdem er dessen umstrittenem Budgetdirektor Bert Lance mehrfach einen Gefallen getan hatte. Noch lange nach dem Ende seiner Präsidentschaft reiste Carter in Abedis BCCI-Flugzeug durch die Welt und erlaubte dem Banker, von gemeinsamen Auftritten mit ihm in Kenia, Ghana, Pakistan, Bangladesch, China, Thai­ land und der Sowjetunion zu profitieren, »sämtlich wichtige Ziele für die geschäftliche Entwicklung der BCCI«.151

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Doch Abedis Bemühungen um Carter hatten nach 1979 nur begrenzten Erfolg. Das da­ mals unter amerikanischer Vermittlung zustandegekommene Camp-David-Abkommen ließ eine zentrale saudische Forderung unberücksichtigt: den Abzug der Israelis aus Ost­ jerusalem und vom Tempelberg.152 Im April 1979 stellten die Vereinigten Staaten außer­ dem ihre Hilfe für Pakistan ein, weil das dortige Regime mit Krediten der BCCI und Einnahmen aus dem Drogenhandel eine Atombombe entwickelte. 153 In der Folgezeit un­ terhielten saudischer Geheimdienst und BCCI auch weiterhin bessere Beziehungen zu einigen CIA-Mitarbeitern als zum Weißen Haus.154 Die hartnäckigen, 1978 begonnenen Bemühungen der BCCI, eine amerikanische Bank in Washington zu erwerben, blieben erfolglos, solange Carter Präsident war. Doch unter der Ägide Reagans wurde das Vor­ haben 1981 einstimmig gebilligt.155 Abedi stand dem pakistanischen General Mohammed Ziaul-Haq sehr nahe, der 1977 die Macht ergriff. Abedi und Zia trafen sich auch häufig mit Fazle Haq, den Zia zum Mili­ tärgouverneur der nordöstlichen Grenzprovinz ernannte. Er war angeblich der Schutz­ herr der pakistanischen Heroinverarbeiter, die den Mudschaheddin das Opium abkauf­ ten.156 Wie Abedi war auch Fazle Haq für seine CIA-Verbindungen bekannt; 1982 setzte Interpol ihn auf die Liste der internationalen Drogenhändler.157 Drogen spielten dabei möglicherweise von Anfang an eine wesentliche Rolle. Wie ein BCCI-Informant amerikanischen Behörden berichtete, gründete Abedis Einfluß auf Zia zum Teil auf dem »Rückhalt eines Pakistani namens Fazle Haq, der ... tief in den Dro­ genhandel verwickelt war und das Heroingeld über die Bank leitete«. 158 In der Zentrale der DEA in Washington sagte man Reportern, man wisse nichts über Fazle Haq. Aber ein hochrangiger amerikanischer Offizieller erklärte gegenüber Time-Korrespondent Jo­ nathan Beaty, das habe man gesagt, »weil Haq unser Mann war ... Alle wußten, daß Haq auch den Drogenhandel leitete« und daß »die BCCI tief darin verwickelt war«.159 Wir haben bereits gesehen, daß Brzezinski die Verantwortung für die Intervention der CIA und der ISI in Afghanistan übernommen hat. Doch 1989 behauptete Fazle Haq in einem Interview, die Pakistanis (darunter er selbst) hätten Brzezinski gedrängt, die ISISchützlinge in Afghanistan zu unterstützen: Ich sagte Brzezinski, ihr habt es in Vietnam und Korea verbockt. Dies­ mal solltet ihr es lieber richtig machen.160 In seinem Buch DRUGS IN SOUTH ASIA äußert M. Emdad-ul Haq außerdem die Vermu­ tung, daß Fazle Haq der »ausländische Berater« war, der General Zia nach Angaben der Hindustan Times geraten hat, das Drogengeld einzusetzen, um die Sowjets herauszufor­ dern.161 Sicher ist, daß schon im Mai 1979, also Monate vor dem sowjetischen Einmarsch, die ISI einen Kontakt zwischen der CIA und ihrem Schützling Hekmatyar herstellte – je­ nem Warlord, der zur zentralen Figur im Drogenhandel der Mudschaheddin werden sollte.162 Das geschah zu einem Zeitpunkt, als der internationale Heroinhandel unter ei­ nem starken Rückgang der Opiumproduktion im Goldenen Dreieck litt und daher eine neue Lieferquelle aufbauen mußte. Als Pakistan den Opiumanbau im Februar 1979 ver­ bot und der Iran im April folgte, veranlaßte das Fehlen jeder staatlichen Kontrolle in den paschtunischen Gebieten Pakistans und Afghanistans »westliche Drogenkartelle und ›Wissenschaftler‹ [einschließlich einiger ›Glücksritter‹ aus Europa und Amerika], in diesem Stammesgürtel Verarbeitungsstätten für Heroin einzurichten«. 163 Diese neue Aufmerksamkeit der »internationalen Drogensyndikate« entstand offenbar vor der akti­ ven CIA-Intervention in Afghanistan im August 1979 und auch vor dem sowjetischen Einmarsch im Dezember.164 Die Bedeutung, die der Drogenhandel für die ISI als Mittel der politischen Einflußnah­ me und (für manche ihrer Vertreter) der persönlichen Bereicherung besaß, steht außer Frage. In den 80er und 90er Jahren erlaubte der pakistanische Geheimdienst Hekmatyar, mit Hilfe von Drogen seinen Einfluß auf andere afghanische Kommandeure zu vergrö­ ßern, die nicht im selben Maße unter der Kontrolle der ISI standen.165

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Die Kontrolle der Drogenströme wurde offenbar Teil der von CIA und ISI verfolgten Strategie, den Afghanistankrieg nach Norden in die Sowjetunion zu tragen. Als ersten Schritt scheint Casey einen von Alexandre de Marenches stammenden Plan verfolgt zu haben, wonach die CIA sowjetische Soldaten mit Drogen versorgen sollte. 166 Obwohl Marenches später bestritt, daß der Plan ausgeführt wurde, gibt es Berichte, wonach schon bald Heroin, Haschisch und sogar Kokain aus Südamerika sowjetische Soldaten erreichten und die mit CIA und ISI eng liierte BCCI sowie »einige amerikanische Ge­ heimdienstleute tief in den Drogenhandel verwickelt waren«, bevor der Krieg zu Ende ging.167 Maureen Orth erfuhr von Mathea Falco, unter Jimmy Carter Leiterin der Abtei­ lung Internationale Drogenkontrolle im State Department, daß CIA und ISI die Mudsch­ aheddin gemeinsam ermunterten, sowjetische Soldaten drogenabhängig zu machen.168 Aber die Pläne gingen noch weiter. Während eines geheimen Besuchs in Pakistan über­ raschte CIA-Direktor Casey seine pakistanischen Gastgeber 1984 ... ... mit dem Vorschlag, den afghanischen Krieg in das Land des Feindes zu tragen – nämlich in die Sowjetunion ... Pakistanische Geheimdienst­ leute begannen damals unabhängig – wenn auch teils von Casey dazu angeregt – Afghanen auszubilden und mit CIA-Waffen auszurüsten, die vereinzelte Angriffe auf militärische Einrichtungen, Fabriken und De­ pots in der Sowjetunion ausführten ... Diese Anschläge alarmierten später manche amerikanische Offizielle in Washington, die in militäri­ schen Angriffen auf dem Staatsgebiet der Sowjetunion eine »unglaubli­ che Eskalation« erblickten, wie Graham Fuller berichtet, damals ein hoher Mitarbeiter des Geheimdienstes [CIA], der sich entschieden ge­ gen solche Angriffe aussprach.169 »So waren es also die Amerikaner«, erklärte der pakistanische Brigadegeneral Moham­ med Yousaf, »die eine beträchtliche Eskalation des Krieges herbeiführten, welche in den folgenden drei Jahren in zahlreichen grenzüberschreitenden Angriffen und Sabota­ geaktionen« nördlich des Amudarja gipfelte.170 Ahmed Rashid schrieb dazu: 1986 einigten sich die Geheimdienste der Vereinigten Staaten, Großbri­ tanniens und Pakistans auf einen Plan, der Guerillaangriffe in Tadschi­ kistan und Usbekistan vorsah.171 Diese Aufgabe »übertrug man dem von der ISI besonders gehätschelten Mudschahed­ din-Führer Gulbuddin« Hekmatyar,172 der zu dieser Zeit seine von der CIA und aus sau­ dischen Quellen stammenden Bezüge durch Einkünfte aus seinen Heroinlabors im pa­ kistanischen Bezirk Koh-i-Sultan ergänzte, einem Gebiet, das vollständig unter der Kontrolle der ISI stand.173 Zur gleichen Zeit half die CIA der ISI und Saudi-Arabien, tausende Korane, die ins Us­ bekische übersetzt worden waren, in der Sowjetunion zu verteilen, ein bedeutender Bei­ trag zur Ausbreitung des Islamismus in Zentralasien.174 Casey war ein Ölmann, und seine Initiative von 1984 fiel in eine Zeit, als rechtsgerich­ tete Ölkreise in Texas längst ein Auge auf das Erdöl im Kaspischen Becken geworfen hatten. Seine über die Grenze hinweg operierenden Guerillas, die im Wesentlichen aus Usbeken und Tadschiken bestanden, entwickelten sich mit der Zeit zu islamistischen Gruppen wie der Islamischen Bewegung Usbekistans, die sich aus dem Drogenhandel finanzierten und dann in den 90er Jahren zu einer Geißel Zentralasiens wurden.175 Es stellt sich eine weitere Frage: Wie weit reicht der Einsatz Hekmatyars und des Dro­ genhandels zurück, und wer initiierte ihn? Nahm die CIA im Mai 1979 den Kontakt zu Hekmatyar im Rahmen der von Carter und Brzezinski eingeleiteten Politik auf? Oder arrangierten Abedi, Haq und Konsorten den Kontakt über ihre besonderen Verbindun­ gen zu prosaudischen Elementen in der CIA, um einen Zugang zum Drogenhandel zu erhalten, der schon bald beträchtliche Gewinne abwerfen sollte? 176 Oder stärkte die CIA

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die Position von Freunden wie der BCCI oder Fazle Haq, weil sie unter den Muslimen die sowjetisch unterstützten, durch Drogen finanzierten Geheimdienstaktivitäten von Männern wie Rifaat Assad fürchtete, der die Drogenproduktion und Labors im libanesi­ schen Bekaatal kontrollierte?177 Immerhin ist klar, daß die BCCI und die mit ihr verbundene Gokal-Reederei (und mög­ licherweise auch Global International Airways) bald das Rückgrat der von CIA und ISI betriebenen Waffenpipeline zu Gulbuddin Hekmatyar wurden. Und die Vereinigten Staaten, die über Hekmatyars Drogengeschäfte und seinen Antiamerikanismus bestens informiert waren, drängten die ISI niemals, ihm die amerikanische Hilfe vorzuenthal­ ten.178 Diese Untätigkeit ist umso erstaunlicher, als Hekmatyar ganz offensichtlich kei­ nerlei Beitrag zu den militärischen Aktionen der Mudschaheddin leistete.179

2.5 1959 1959 hatten südostasiatische Drogenkartelle, die den Verlust ihrer bisherigen Opium­ quellen und Verbindungen fürchteten, in Laos eine Scheinkrise ausgelöst. Wie schon in den geschilderten Beispielen aus den Jahren 1979 und 2001, so war auch 1959 der re­ gionale Drogenhandel durch politische Entwicklungen bedroht – was sich erst nach ei­ ner von der CIA unterstützten Eskalation und der Machtergreifung durch Kräfte änderte, die in den Drogenhandel verwickelt waren.180 1959 waren es Stämme in Nordostlaos sowie Birma und Thailand, die entsprechenden Druck ausübten. Seit Jahren waren die Drogen der Guomindang vom thailändischen Zoll »beschlagnahmt« und dann vor Ort oder an Drogenhändler aus Hongkong verkauft worden, zum Nutzen der thailändischen CIA-Marionette Phao Sriyanon. Dieser Zustand fand 1959 ein abruptes Ende: Feldmarschall Sarit [Thanarat] unternahm einen schweren Militärschlag gegen den Drogenhandel [in Thailand]. Am 1. Juli 1959, eine Minute nach Mitternacht, durchsuchten Sarits Truppen das ganze Land, hoben Opiumhöhlen aus, beschlagnahmten deren Vorräte und konfiszierten Opiumpfeifen. In einer Ansprache an sein Volk erklärte Sarit: »Der 1. Juli kann als ein Tag von historischer Bedeutung angesehen werden, weil damit das erste Kapitel eines neuen Zeitalters in der Geschichte der thailändischen Nation beginnt.«181 Mit dieser konspirativ herbeigeführten »Krise« begann nur zwei Wochen später, am 16. Juli 1959, ein neues Kapitel in der laotischen Geschichte. Die laotische Scheinkrise vom Juli und August 1959 führte dazu, daß die Luftbrücke der von den Guomindang kontrollierten CIA-Fluggesellschaft Air America nach Laos nun auch offiziell vom Weißen Haus abgesegnet wurde. Schon bald begann Air Ameri­ ca auch mit einer regelmäßigen Versorgung der Hmong(Meo)-Camps in Nordostlaos. 1965 war diese Luftbrücke zum wichtigsten Exportweg für das traditionell von den Hmong angebaute Opium geworden, und ab 1968 transportierte man auch Heroin auf diesem Wege. Offenbar landeten diese Drogen in den seit langem bestehenden Drogen­ netzen der Guomindang, die über Hongkong in die Vereinigten Staaten führten. Die »Krise« von 1959 war die erste in einer ganzen Reihe von Krisen, die von 1961 bis 1964 zu einem immer stärkeren Engagement der Vereinigten Staaten zunächst in Laos und dann in Vietnam führten. Die Unterstützung des laotischen Rebellen und Drogen­ händlers Phoumi Nosavan durch die Air America trug zu diesen »Krisen« bei, an denen sowohl Kreise außerhalb der amerikanischen Regierung als auch hochrangige Vertreter der Ministerialbürokratie interessiert waren. Wir wissen heute, daß ein 1951 von Tru­ man gebilligter Plan zur Rückeroberung Chinas durch die Guomindang noch lange nach dem Koreakrieg von einigen Generälen und CIA-Vertretern verfolgt wurde. Das Spek­ trum dieser Leute reichte von Extremisten wie dem Air-Force-General Curtis LeMay, der privat schrieb, man solle die Chinesen mit Atombomben ausradieren, bis hin zu

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CIA-Direktor Ray Cline, der die CIA-Niederlassung in Taipeh geleitet hatte. 182 Der Plan wurde 1959 bis 1962 von rechtsgerichteten Oppositionellen wiederbelebt, als zu der al­ ten McCarthy-Frage »Wer hat China verloren?« eine neue Frage hinzukam, nämlich: »Wer hat Kuba verloren?«183 Der wohl lautstärkste Verfechter des Plans in der Zeit von 1959 bis 1965 war die von der Guomindang geförderte Asian Peopleʼs Anti-Communist League (nach 1966 World Anti-Communist League), deren Sektion in der Zentrale in Taipeh auch die Luftbrücke zu den Guomindang-Lagern in Westlaos finanzierte. Doch die Machenschaften der Guomindang, die 1959 in Laos eine Scheinkrise zu erzeu­ gen versuchte, wären nicht weiter beachtet worden, wenn sie nicht die Unterstützung der örtlichen und höherer CIA-Vertreter gefunden hätten.184 Eine Schlüsselrolle spielte dabei der einflußreiche CIA-Verbündete Joseph Alsop, ein alter Chinafreund und Ko­ lumnist, der mit seinen aufhetzenden Berichten aus Laos dazu beitrug, daß man die Charterflüge der Air America in Washington genehmigte.185 So bemühten sich die CIA und ihre Freunde 1959, den damals stark gefährdeten Dro­ genhandel der Guomindang zu schützen und zu stärken. Schon seit einem Jahrzehnt hat­ ten die CIA und die teilweise in ihrem Besitz befindliche Air America eine Schlüssel­ rolle beim Aufbau dieses Handels gespielt, der inzwischen zum zuverlässigsten Verbün­ deten der CIA in Ost- und Südostasien geworden war. Die Ursprünge dieser Zusam­ menarbeit verdienen eine genauere Betrachtung.

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3 Die Drogenverbündeten der USA: die Guomindang und das organisierte Verbrechen Nach dem Zweiten Weltkrieg hätte es eigentlich gelingen können, den internationalen Drogenhandel in Grenzen zu halten, da er durch die Unterbrechung der Seewege stark geschwächt worden war. Auf die Vertreibung der Guomindang vom chinesischen Fest­ land 1949 und die Gründung der Volksrepublik China folgte die Zerstörung der Mohn­ felder in Jünnan und Setschuan, die wahrscheinlich den größten Teil des weltweiten An­ gebots produzierten und eine wichtige Einnahmequelle für das Guomindang-Regime dargestellt hatten.186 Doch schon vor dem Ausbruch des Koreakrieges im Juni 1950 gab es in Washington Befürworter einer Stärkung der verbliebenen Guomindang-Armeen in Birma. Am 10. April 1950 legten die Joint Chiefs of Staff ein Programm vor, um die »wiedererstarkten« Kräfte der nationalchinesischen Streitkräfte auszunutzen. Im Rah­ men dieses Programms unterstützte das Office of Policy Coordination (OPC) unter ei­ nem privaten Deckmantel die Truppen des Guomindang-Generals Li Mi in Birma, der seit Mai 1950 oder sogar schon früher für die CIA arbeitete. 187 Der wahre Urheber des Plans war General Claire Chennault, dessen Fluggesellschaft Civil Air Transport (CAT, die spätere Air America) den Nachschub des OPC für Li Mi flog. Es zeigte sich schon bald, daß Li Mis Armee keine wirkliche Bedrohung für die neue Volksrepublik darstellte. Die beiden Invasionsversuche 1951 und 1952 wurden von den Milizen in Jünnan schon nach weniger als 100 Kilometern mühelos zurückge­ schlagen.188 Doch bei der Wiederherstellung der Opiumversorgung für die Guomindang waren Li Mi und seine Armee so erfolgreich, daß die Jahresopiumproduktion in Birma von weniger als 40 Tonnen vor dem Zweiten Weltkrieg auf 270-360 Tonnen im Jahr 1962 stieg. Ende der 50er Jahre hatten sich Birma, Laos und Thailand zu einem gewaltigen Produzenten und zur Quelle von über der Hälfte des gegen­ wärtigen illegalen Angebots von 1.250-1.400 Tonnen jährlich entwi­ ckelt.189 Das OPC, das später in der CIA aufging, war maßgeblich an dieser Produktionssteige­ rung beteiligt. Ab Februar 1951 versorgten Flugzeuge der von der CIA finanzierten CAT die Truppen über die vom OPC gebaute Militärbasis Mong Hsat mit Waffen, die von einer anderen, im Besitz der CIA befindlichen Firma namens Sea Supply stammten. Nach der Ablieferung von Waffen für die Guomindang-Einheiten in Bir­ ma beluden amerikanische Piloten der CAT für den Rückflug ihre Ma­ schinen mit dem Guomindang-Opium. Einer von ihnen, ein US-China­ veteran namens Jack Killam, wurde 1951 ermordet, nachdem ein Opi­ umdeal fehlschlug. CIA-Agent Sherman Joost setzte ihn in einem an­ onymen Grab bei.190 Nach dem Abtransport wurde das meiste Guomindang-Opium an den thailändischen Polizeichef Phao Sriyanon verkauft, der »zufällig«, wie McCoy schreibt, »auch der Ver­ traute der CIA in Thailand war«.191 Der »Zufall« ging noch weiter, denn es war ein und dasselbe Unternehmen, Sea Supply, Inc., das sowohl die Guomindang als auch die thai­ ländische Grenzpolizei belieferte. Die fortgesetzte Unterstützung der CIA für das Opiumunternehmen der Guomindang in Birma läßt sich zumindest teilweise durch den amerikanischen Wunsch erklären, die wachsende Beliebtheit der Volksrepublik bei den wohlhabenden und einflußreichen Auslandschinesen in ganz Südostasien zu bekämpfen. 192 Die Guomindang erreichte de­ ren Gemeinschaften über die Triaden und andere Geheimgesellschaften, die traditionell in den Opiumhandel verwickelt waren. Der Aufbau einer Opiumproduktion in Birma als

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Ersatz für die verlorengegangenen Produktionsstätten in Jünnan sorgte daher für den Fortbestand eines sozialen Geflechts, das zwar korrupt, aber doch traditionsbestimmt war. Außerdem finanzierte die Guomindang auf diese Weise Sabotageakte und Opposi­ tion gegen die Volksrepublik. Diese Erklärung unterstellt, daß OPC und CIA die Guomindang und das organisierte Verbrechen für ihre Zwecke einsetzten. Man kann jedoch auch die Frage stellen, ob es nicht umgekehrt ebenso war, ob also Kräfte, die entschlossen waren, den Vorkriegszu­ stand im Drogenhandel wiederherzustellen, nicht die amerikanische Regierung manipu­ lierten, um dieses Ziel zu verwirklichen. Dazu müssen wir uns zunächst die verborgene Geschichte des Koreakriegs ansehen. Zu dessen Ausbruch im Juni 1950 trugen sowohl amerikanische als auch sowjetische Interessen bei. Auf amerikanischer Seite bahnten Chiang Kai-shek, Chennault und andere den Weg zum Koreakrieg und zu der Rolle, die CAT darin spielte. Und daraus ergab sich wiederum die CAT-Luftbrücke zu den Guo­ mindang-Truppen in Birma.193 Begleitet waren diese Ereignisse von außergewöhnlichen Intrigen, die damals immer wieder zu wechselseitigen Konspirationsvorwürfen führten.194 Bruce Cumings, der maß­ gebliche Chronist dieser komplizierten Intrigen, schreibt: »Die Chinalobby infiltrierte die CIA und umgekehrt.« Insider wußten schon Mitte 1950, daß der Krieg bald begin­ nen würde. Das war die Situation, als Whiting Willauer von der CAT Mitte Juni 1950 nach Washington flog, um über die endgültige Übernahme der Fluggesellschaft durch das staatliche Office of Policy Coordination (OPC) zu verhandeln. »Wahrscheinlich schon vor dem Ausbruch des Koreakriegs am 25. Juni« beschloß Frank Wisner vom OPC, »die Fluggesellschaft zu erwerben«,195 und am 28. Juni 1950 billigte CIA-Direktor Hillenkoetter formell die Übernahme durch OPC und CIA. Das war drei Tage nach dem Beginn des Krieges, der der CAT 15.000 Flugaufträge bescheren sollte. 196 Man erinnere sich aber, daß General Li Mi, dessen Überleben in Birma von dieser Fluggesellschaft abhing, angeblich schon »im Mai 1950 oder sogar noch früher für die CIA arbeitete«.197 Die eigentliche Schlüsselfigur im Vorfeld des Koreakrieges war offenbar Paul Helli­ well, der Mann, der 1949 die erste Begegnung zwischen Chennault und Wisner arran­ gierte.198 Als ehemaliger Mitarbeiter der OSS-Niederlassung in Kunming, der im Zwei­ ten Weltkrieg mit Opium-Warlords zusammengearbeitet und Leistungen regelmäßig mit Opium bezahlt hatte, machte er Geschäfte mit dem Guomindang-Polizeichef Tai Li, dessen Büro weitgehend mit Drogenhändlern der Grünen Bande besetzt war, und wie Tai Li baute er eine Verbindung zwischen Drogenhändlern und staatlichen Geheim­ diensten auf. Als Mitarbeiter des OPC war Helliwell nicht nur an der Gründung der CAT (später Air America), sondern auch am Aufbau von Sea Supply, Inc. beteiligt, dem Unternehmen, das gegen den Willen des amerikanischen Außenministeriums Waffen an Chiang Kai-shek lieferte.199 Nach 1949 lieferte Sea Supply Waffen an die Drogenstreit­ kräfte der Guomindang in Birma und an die thailändische Grenzpolizei des Phao Sriya­ non – die beiden Hauptzweige der birmanisch-thailändischen Guomindang-Drogen­ verbindung.200 Helliwell arbeitete viele Jahre als Berater für Meyer Lanskys Bank in Miami, und er in­ vestierte zu einer Zeit in Immobilien, als er Repräsentant Thailands war und Guomin­ dang-Gelder von dort und aus Birma über Hongkong in die Vereinigten Staaten ver­ schoben wurden, um sie von Immobilienfirmen, die mit Lansky in Verbindung standen, waschen zu lassen.201 Später war er an der Gründung der Castle Bank auf den Bahamas beteiligt, die Gelder für die CIA und das organisierte Verbrechen wusch. 202 Die Castle Bank war nur eine von vielen Banken, die diese Doppelrolle übernahmen; sie unterhielt komplizierte Verbindungen zur Nugan Hand Bank in Australien und zu dem Washing­ toner Bankier George Olmsted, dessen Firma (Financial General Bankshares) schließ­ lich von der BCCI übernommen wurde.203 Helliwells Karriere ist symptomatisch für ein Netz außerstaatlicher Verbindungen mit Schwerpunkt auf den Geschäften und Geldwäsche-Aktivitäten des organisierten Ver­ brechens. Zu diesen außerstaatlichen Intrigen hat Bruce Cumings auf Archivalien ge­

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stützte Geschichte wenig zu sagen. Das läßt sich schon an seinem Register erkennen, das keine Einträge zu Helliwell, Geheimgesellschaften, Triaden, Mafia oder Opium ent­ hält.204 Noch erstaunlicher ist allerdings, daß sich in einem Buch, in dem auf 102 Seiten von Chiang Kai-shek und auf 15 von der Chinalobby die Rede ist, kein Hinweis auf die Tatsache findet, die ich für den Schlüssel zu ihrem Einfluß auf die amerikanische Politik halte. Ich meine den Vorwurf, den Ross Koen schon 1960 erhoben hat: Es gibt ... gewichtige Beweise dafür, daß eine Reihe nationalchinesischer Offizieller sich mit Wissen und Billigung ihrer Regierung an der illegalen Einschleusung von Drogen in die Vereinigten Staaten beteiligten. Die Materialien begründen den Verdacht, daß auch einige prominente Ame­ rikaner sich an diesen Geschäften beteiligt und davon profitiert haben. Sie zeigen außerdem, daß der Drogenhandel eine wichtige Rolle in den Aktivitäten und Machenschaften der Chinalobby gespielt hat.205 Dazu paßt auch, daß Cumings nicht auf die Geheimgesellschaften und Triaden eingeht, die doch die eigentliche soziale Grundlage der Guomindang und der Chinalobby bilde­ ten – in China, in ganz Südostasien und vor allem in Amerika. Er spricht nur einmal kurz von »Figuren aus der Chinalobby, die auf Taiwan fixiert waren« und übersieht da­ bei die reale Macht dieser Leute, denen es nur am Rande um Taiwan oder das chinesi­ sche Festland ging, sondern allein darum, den Opiumhandel zu retten und wiederherzu­ stellen.206 Diese Geheimgesellschaften waren weitaus älter als die Guomindang, die ihre histori­ sche Bedeutung längst verloren hat, und bestehen noch heute. Wir wissen aus einer Rei­ he ausgezeichneter historischer Darstellungen des Opiumhandels, daß die Opiumfarmen in Südostasien seit der Mitte des 19. Jahrhunderts »fast stets mit den Geheimgesell­ schaften in Verbindung standen, die in den chinesischen Gemeinschaften florierten«. 207 Heute gilt allgemein als gesichert, daß Chiang Kai-shek die Macht in der Guomindang wie auch in China mit Hilfe der in den Drogenhandel verwickelten Grünen Bande des Tu Yueh-sheng ergriff, zu beider Nutzen.208 Mitte der 30er Jahre produzierte China sie­ ben Achtel des weltweiten Opiumangebots, und ein Teil davon gelangte auch zu den chinesischen Geheimgesellschaften in den Vereinigten Staaten und zu deren Kontakt­ leuten aus dem organisierten Verbrechen, zum Beispiel zu Meyer Lansky und Lucky Luciano.209 Diese Kontakte zur amerikanischen Unterwelt waren offenbar auch im Zweiten Welt­ krieg nicht abgebrochen. Und mit Sicherheit wurden sie nach 1949 erneuert, als Tu Yueh-sheng und die Reste der Grünen Bande zusammen mit einer rivalisierenden Ge­ heimgesellschaft nach Hongkong flohen.210 Nach einem unbestätigten Bericht hatte Fang Chih, der für die Guomindang 1959 Laos besuchte, in den 30er Jahren in Shanghai mit Tu Yueh-sheng zusammengearbeitet. An einem großen Drogengeschäft, das 1959 in San Francisco aufgedeckt wurde, war mit Sicherheit die Geheimgesellschaft Hip Sing beteiligt, die schon in den 30er Jahren durch Drogengeschäfte aufgefallen war. Bezeich­ nenderweise sorgten amerikanische Offizielle dafür, daß Chung Wing Fong, der Chef dieses Drogenrings und offizieller Vertreter der Anti-Communist League (einer Tarnor­ ganisation der Guomindang) in San Francisco, nach Taiwan entkam, bevor die örtliche Polizei ihn verhaften konnte. In einem amerikanischen Bericht an die Vereinten Natio­ nen hieß es später über diesen Vorfall, die Aktivitäten der Geheimgesellschaft seien möglicherweise eine Parallele zu den »Operationen der Triaden in Hongkong«.211 Die Drogengeschäfte und sonstigen kriminellen Aktivitäten amerikanischer Geheimge­ sellschaften wie Hip Sing, On Leong oder Bing Kong gingen den Guomindang-Verbin­ dungen zur Grünen Bande aus dem Jahr 1927 lange voraus und überdauerten sie be­ trächtlich. 1905 und 1906 fand in New York City ein Bandenkrieg zwischen den beiden Rivalen Hip Sing und On Leong statt. Neunzig Jahre später wurde das organisierte Ver­ brechen in der New Yorker Chinatown immer noch von drei Geheimgesellschaften be­ herrscht, zu denen nach wie vor auch Hip Sing und On Leong gehörten. 212 1996, lange

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nach dem Niedergang der Guomindang als politischer Kraft in Taiwan, war Hip Sing an einem weiteren gescheiterten Drogengeschäft in San Francisco beteiligt. 213 Die Guo­ mindang hat ihre Bedeutung verloren, doch die Geheimgesellschaften und ihre Verbin­ dungen zum Drogenhandel sind – weitgehend dank der Aktivitäten des OPC in den Jah­ ren 1949 bis 1951 – erhalten geblieben. Diese Kontinuität verleiht den Intrigen, die zum Koreakrieg führten, eine Kohärenz, die sie ansonsten nicht hätten. So schreibt Cumings, daß Satiris »Sonny« Fassoulis, eine eher unbedeutende Figur aus der Unterwelt, der sich später an Betrügereien mit gestoh­ lenen Staatsanleihen beteiligte, eine halbe Million Dollar für eine Kampagne der Chinalobby zur Unterstützung Chiang Kai-sheks bereitstellte (die mit Hilfe der U.S. Army, aber gegen den Willen des State Department erfolgte). 214 Fassoulis wurde von »einem Col. Williams von der Army« für die Kampagne angeworben. Dabei handelte es sich mit größter Sicherheit um Colonel Garland Williams, den Schöpfer des U.S. Army Counterintelligence Corps. Nach dem Krieg setzte Williams seine Geheimdienstkarriere im Federal Bureau of Narcotics fort, als Mitglied einer kleinen Gruppe von Mitarbeitern des Amtes, die ihr Wissen über die Drogenwelt nutzten, um Leute aus der Unterwelt für geheimdienstliche Zwecke zu rekrutieren.215 Ein Paradebeispiel war Williamsʼ ehemali­ ger Untergebener George White, der im Zweiten Weltkrieg mit Meyer Lanskys Hilfe Lucky Luciano für das Unterweltprojekt des Office of Strategic Services (OSS) und des Office of Naval Intelligence (ONI) anwarb und 1959 Chung Wing Fong von der Ge­ heimgesellschaft Hip Sing zur Flucht verhalf, als deren Drogengeschäfte aufflogen.216 Kurzum, die politischen Bemühungen der Chinalobby waren untrennbar verbunden mit deren Verbindungen zur amerikanischen Unterwelt, die mehr an der Zukunft des Dro­ genhandels interessiert war als an den Ergebnissen der Chinapolitik. Und diese Figuren konnten eine Rolle spielen, weil sie ihrerseits über tiefenpolitische Verbindungen zu den amerikanischen Geheimdiensten verfügten. In dieser Hinsicht stand niemand besser da als Meyer Lansky, der in den 60er Jahren den Schutz des FBI wie auch der CIA genoß und vor jeder Strafverfolgung nahezu sicher war.217 Wenn wir uns diese verborgenen Grundlagen für die Intrigen in der amerikanischen Fernostpolitik der Nachkriegszeit an­ schauen, werden wir leichter verstehen können, wie es möglich war, daß diese Politik zum Wiederaufbau der weltweit größten Opiumquelle führte, und das zu einer Zeit, als die Vorkriegsquellen für den Opiumhandel gerade vernichtet wurden.218 Natürlich hat kein hoher amerikanischer Regierungsvertreter je den bewußten Entschluß gefaßt, den weltweiten Opiumhandel wiederherzustellen oder auszubauen. Aber gewisse Elemente in der Ministerialbürokratie waren umstandslos bereit, mit den GuomindangTruppen zusammenzuarbeiten, obwohl deren Aktivitäten im Bereich des Drogenhandels längst bekannt waren. 1949 erklärte selbst der vergleichsweise gemäßigte spätere Au­ ßenminister Dean Rusk, die Vereinigten Staaten »sollten jedes Mittel einsetzen, das an­ gezeigt ist ... – hier Waffen, dort Opium, an anderer Stelle Bestechung und Propaganda«.219 Vielleicht war gar nichts anderes zu erwarten. Als die Vereinigten Staa­ ten in Asien die Rolle der früheren Kolonialmächte übernahmen, war es am einfachsten, Einfluß auf dem Weg über die Opiumtriaden auszuüben, die schon die Kolonialherr­ schaft der Briten und Franzosen unterstützt hatten. 220 Und diese Nebenregierung in Sa­ chen des weltweiten Drogenhandels wußte sehr wohl, daß es zur Förderung ihrer Ge­ schäfte vor allem darauf ankam, reguläre Regierungen zu manipulieren.

3.1 Ausblick Es ist noch zu früh für ein endgültiges Urteil über die Frage, ob auch die faktische Wie­ derbelebung des Opiumhandels im Jahr 2001 das Ergebnis solch einer Manipulation war. Doch unzweifelhaft ist der Drogenhandel heute größer und mächtiger als jemals zuvor. Und zugleich wird sich aber auch die amerikanische Präsenz im Mittleren Osten verstärken. Wie Paul Rogers gezeigt hat, sind die Erdölvorräte der Vereinigten Staaten auf 2,8 Prozent der gesamten Weltvorräte gesunken, während die Golfstaaten heute über 65,5 Prozent der weltweiten Erdölvorräte verfügen. Und die Abhängigkeit der einzig verbliebenen Weltmacht vom Erdöl wird immer größer. 1990 importierten die Vereinig­

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ten Staaten 42 Prozent ihres Erdölverbrauchs; zehn Jahre später war der Anteil auf 60 Prozent gestiegen.221 Und die nationale Debatte über außenpolitische Fragen wird in bei­ den Parteien zunehmend von Geostrategen beherrscht, die eine unilaterale Kontrolle über die Welt mit einer Kontrolle über die erdölproduzierenden Länder verknüpfen. Diese beiden Faktoren – Drogen und Erdöl – werden mit größter Sicherheit dafür sor­ gen, daß die Vereinigten Staaten mit neuen Krisen in jenen Ländern rechnen müssen, in denen die Traditionen einer freiheitlichen Demokratie kaum Gewicht haben und viele Menschen in größter Armut leben, während andere vor ihren Augen durch Drogen und Öl gewaltige Reichtümer ansammeln. Das gilt insbesondere für die von Drogen be­ herrschten Länder Zentralasiens. In dem Jahrzehnt seit der Auflösung der Sowjetunion hat Rußland mit allen möglichen schmutzigen Tricks versucht, Druck auf die ehemali­ gen Sowjetrepubliken auszuüben und die Kontrolle über sämtliche Pipelines zu behal­ ten, mit denen Öl und Erdgas aus der kaspischen Region abtransportiert werden. Wie wir gesehen haben, glauben viele Asienbeobachter, daß zu diesen schmutzigen Tricks auch »enge Geheimdienstverbindungen« zu der in den Drogenhandel verwickelten Isla­ mischen Bewegung Usbekistans gehörten.222 Die Frage ist jedoch, ob nicht die CIA oder zumindest die multinationalen amerikanischen Ölgesellschaften dieselben ambivalenten Motive wie die Russen haben, eine Koexistenz mit der Islamischen Bewegung Usbe­ kistans anzustreben. Was für Usbekistan und dessen Nachbarstaaten gilt, das gilt auch für Rußland selbst. Es wird behauptet, an der Privatisierung der russischen Ölindustrie und anderer staatlicher Unternehmen seien auch Drogengelder beteiligt gewesen, die den großen amerikani­ schen Ölgesellschaften den Zugang nach Rußland und Zentralasien ermöglicht hätten. So schrieb Maureen Orth im März 2002 in der Zeitschrift Vanity Fair, daß 1996 ver­ mutlich mehr als 180 Mio. Dollar aus Drogenprofiten in die russische Privatisierung in­ vestiert worden seien, vornehmlich in den Energiesektor und den Telekommunikations­ bereich. Schließlich stellt sich die Frage nach dem Ausmaß, in dem amerikanische und europäi­ sche Banken von der Wäsche afghanischer Drogengelder profitieren, denn die großen Gewinne werden natürlich in den Zielländern des Rauschgifts und nicht in den Her­ kunftsgebieten realisiert. Alain Labrousse, ehemals Herausgeber des angesehenen Geo­ political Drug Dispatch, schätzt, daß 80 Prozent der Gewinne aus dem Drogenhandel in den Banken der reichen Staaten landen oder in deren Zweigniederlassungen in unterent­ wickelten Ländern, in denen die staatliche Kontrolle weniger streng ist.223 Heute zeichnet sich immer deutlicher ab, daß die Bush-Regierung Druck auf Nachfolge­ staaten der Sowjetunion von Georgien bis Usbekistan und Kirgisistan ausübt, um den russischen Einfluß zurückzudrängen. Die Vereinigten Staaten haben bereits 100 Solda­ ten in Georgien, 1.000 in Usbekistan und 300 nahe der chinesischen Grenze in Kirgisis­ tan stationiert, und weitere sollen folgen. Die amerikanische Militärhilfe und die ausländischen Investitionen kommen bisher nach Ansicht von Beobachtern wie dem pakistanischen Journalisten Ahmed Rashid nur der ökonomischen und politischen Elite der zentralasiatischen Staaten zugute. Auf der einen Seite geht die Militärhilfe nicht mit umfangreichen ökonomischen Anreizen ein­ her. Auf der anderen Seite lassen die Investitionen westlicher Ölgesellschaften in der Region »eine kleine, extrem reiche und korrupte Schicht« entstehen und erzeugen da­ durch »noch größere soziale Unzufriedenheit«.224 Das amerikanische Außenministerium scheint entschlossen, dieses Problem zu ignorie­ ren, und behauptet auf seiner Website: »Die Vereinigten Staaten ... schätzen Usbekistan als stabile, gemäßigte Kraft in einer stürmischen Region«. 225 Das erinnert an die absur­ den Behauptungen, die das Außenministerium einst über Diems Republik Vietnam ver­ breitete. Wenn die Vereinigten Staaten seit dem Vietnamkrieg tatsächlich nichts hinzu­ gelernt haben, kann man mit großer Sicherheit voraussagen, daß bald wieder auf ameri­ kanische Soldaten geschossen werden wird.

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Teil II: Kolumbien – das Kokain und das Öl 4 Die USA und das Öl in Kolumbien Das heutige Engagement der USA in Kolumbien begann mit einem Hilfsprogramm der Kennedy-Regierung zur Guerillabekämpfung und eskalierte dann in mehreren Phasen. Entscheidende Stationen waren: 

ein Programm der CIA und der Special Forces von 1962 zur Ausbildung der Poli­ zei und paramilitärischer Gruppen (autodefensas) in Techniken der Guerillabe­ kämpfung einschließlich Sabotage und Terror;



die National Security Decision Directive 221 vom April 1986, in der zum ersten Mal der Drogenhandel als Frage der nationalen Sicherheit definiert wurde und die 1991 den mit der CIA koordinierten Einsatz amerikanischer Truppen in Kolumbi­ en ermöglichte;



das 1,3 Mrd. Dollar umfassende Hilfsprogramm, mit dem Clinton im Jahr 2000 den Kolumbienplan unterstützte und



die Maßnahmen, mit denen George W. Bush seit 2001 das amerikanische Engage­ ment über die Drogenbekämpfung hinaus ausdehnte, zum Beispiel auf ein Pro­ gramm, das die Bewachung der Ölpipelines durch die kolumbianische Armee vor­ sieht.

Die schon seit Jahrzehnten durch amerikanische Einmischung immer wieder angeheizte Gewalt in Kolumbien wird mit großer Sicherheit auch weiterhin eskalieren. Der seit Mai 2002 amtierende Präsident Alvaro Uribe Vélez ist selbst Produkt und Exponent des paramilitärisch-konterrevolutionären Systems, das mit Hilfe der Vereinigten Staaten in Kolumbien entstanden ist. Business Week schrieb im Februar 2002: Uribe Vélez erklärt, wenn er Präsident sei, werde er entschiedener ge­ gen die Rebellen vorgehen. Genau das tat er von 1995 bis 1997 als Gouverneur von Antioquia, der zweitgrößten Provinz Kolumbiens und Heimat des berüchtigten Medellín-Drogenkartells. Dort förderte Uribe Vélez die Aufstellung der umstrittenen Convivirs. Diese im Stil von Selbstschutztrupps auftretenden bewaffneten Milizen lieferten Informa­ tionen an die Streitkräfte und unterstützten die Polizei bei der Verbre­ chensbekämpfung. Schon bald verwandelte sich eine dieser Milizgrup­ pen, von denen es am Ende 67 in Antioquia und 400 in ganz Kolumbi­ en gab, in eine paramilitärische Todesschwadron, die nicht nur Gueril­ las verfolgte, sondern auch Zivilisten, die im Verdacht standen, mit den Guerillas zu sympathisieren. Das veranlaßte die kolumbianische Regie­ rung 1997, den Convivirs den größten Teil ihrer Macht zu nehmen. Business Week sagte voraus, Uribes Versprechen, solch eine Politik auf nationaler Ebe­ ne zu fördern, könne »Kolumbien leicht noch tiefer in einen Konflikt verstricken, der in den letzten zehn Jahren 30.000 Menschenleben gekostet hat«.226 Bemühungen um eine Reform der kolumbianischen Armee haben bisher nur magere Ergebnisse gezeitigt. Wir wissen heute, daß die CIA 1998 voraussagte, die Verbindungen zwischen Militärs und Paramilitärs dürften »auch weiterhin bestehen und vielleicht sogar noch zunehmen«. 227 Einige Kommentatoren gehen sogar davon aus, daß die Auseinandersetzungen in Ko­ lumbien, die sich schon jetzt auf Venezuela und Ecuador ausgedehnt haben, auch Aus­

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wirkungen auf die sozialen Probleme in Nachbarländern wie Peru und Brasilien haben werden. Mit der Zeit sind die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) unter dem Druck der Vereinigten Staaten immer mehr zu jener mit Drogengeldern finanzierten Organisa­ tion geworden, als die sie von Propagandisten der Regierung seit mehr als zwei Jahr­ zehnten dargestellt werden. 2002 setzten die FARC konventionelle Granatwerfer und Kampftechniken ein, um ein großes Gebiet im Norden Kolumbiens zu erobern, mögli­ cherweise (wie manche amerikanischen Beobachter behaupten) wegen der Bedeutung dieser Region für den Transport von Drogen. Ein neuer und immer wichtigerer Faktor ist die Rolle mächtiger russischer Mafiagruppen im kolumbianischen Drogenhandel wie auch bei den Waffenlieferungen – möglicherweise an beide Seiten. Doch es kommen nicht nur schlechte Nachrichten von der kolumbianischen Front. Im September 2001 setzte Außenminister Colin Powell endlich die rechtsgerichteten para­ militärischen Autodefensas Unidas de Colombia (AUC) auf die Liste der ausländischen terroristischen Organisationen. Mit Blick auf deren Rolle bei den Gewalttaten in ländli­ chen Regionen und im Drogenhandel bezeichnete General Gary Speer, Leiter des Süd­ kommandos der amerikanischen Streitkräfte, die AUC als die »größte langfristige Be­ drohung« für die kolumbianische Demokratie.228 Doch die vom Außenministerium ge­ gen die AUC verhängten Sanktionen (Aufhebung von Visen für Mitglieder der AUC und Aufnahme anderer Mitglieder auf die Visa-Beobachtungsliste) dürften kaum etwas zur Beendigung des AUC-Terrors beitragen. Auch dürften die Vereinigten Staaten ame­ rikanische Unternehmen in Kolumbien kaum davon abhalten, mit den AUC zusammen­ zuarbeiten, um ihre dortigen Besitzungen zu schützen. Bisher deutet alles darauf hin, daß die Vereinigten Staaten sich in Kolumbien weiterhin auf die FARC konzentrieren werden (die nach Angaben der kolumbianischen Regierung 2001 gerade einmal 2,5 Pro­ zent des kolumbianischen Coca-Anbaus kontrollieren) statt auf deren Feind, die AUC (die für 40 Prozent des Coca-Anbaus verantwortlich sein sollen). Eine ehrliche Erklärung für die militärischen Anstrengungen der USA in Kolumbien wären die amerikanischen Ölgesellschaften und deren Pipelines, die von Revolutionsar­ meen wie den FARC angegriffen, von den AUC dagegen geschützt werden. Wie wir noch sehen werden, begann das amerikanische Interesse an Kolumbien ein Jahr, nach­ dem Occidental Oil 1983 das auf mehr als eine Milliarde Barrel Erdöl geschätzte Ölfeld Caño Limon entdeckt hatte. Das führte zu den National Security Decision Directives von 1986 und 1989, die eine amerikanische Militärpräsenz in Kolumbien ermöglichten. Ich behaupte, daß die amerikanischen Programme in jeder Phase das Problem, das sie lösen sollten, in Wirklichkeit noch verschärften. Hier findet sich eine deutliche Parallele zu Vietnam: Die Aktivitäten Washingtons verschärfen den Konflikt in einem schon ge­ teilten Land. Und diese Verschärfung stellt die amerikanische Regierung vor die un­ glückliche Alternative, entweder ihre erfolglosen Programme fortzuführen und auf eine neue Ebene zu heben, die alles nur schlimmer macht, oder aber sich zurückzuziehen.

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4.1 Der Kolumbienplan: ein Programm, das selbst von seinen Erfindern inzwischen für falsch gehalten wird Die amerikanische Presse bezeichnet das laufende Hilfsprogramm der Vereinigten Staa­ ten für Kolumbien als »Kolumbienplan«. Diese Bezeichnung ist falsch und gleicht dem Wolf im Schafspelz. Der Kolumbienplan war ursprünglich ein Weißbuch, das der ko­ lumbianische Präsident Andrés Pastrana nach seiner Amtsübernahme im Jahr 1998 vor­ legte, um den sozialen Unruhen in seinem Land zu begegnen. Darin schlug er ein weitaus ehrgeizigeres Programm im Umfang von 7,5 Mrd. Dollar vor, das eine ausge­ glichene Mischung ökonomischer, sozialer und militärischer Maßnahmen vorsah. Dabei ging es nicht nur um eine Verringerung des kolumbianischen Drogenhandels, sondern vor allem um die Einleitung eines Friedensprozesses in dem geschundenen Land. Der amerikanische Kolumbienplan, der dann unter Clinton ausgearbeitet wurde, be­ schränkte sich wie so viele der bisherigen sogenannten Hilfsprogramme der Vereinigten Staaten zu 90 Prozent auf das Militärische. Ursprünglich sollte der Plan durch Wirt­ schaftshilfe seitens der Europäischen Union ergänzt werden, doch die Europäer zogen sich zurück, weil sie den militärischen Ansatz der Amerikaner mißbilligten. 229 Zuvor hatte eine Koalition von 13 kolumbianischen Menschenrechtsgruppen und anderen NGOs (Nongovernmental Organizations) die für Entwicklungsprojekte vorgesehenen Gelder des Plans abgelehnt und an Europa appelliert, gleichfalls die Unterstützung zu verweigern.230 Als Reaktion auf die Kritik kündigte die neue Bush-Regierung im April 2001 auf einem Gipfel in Quebec an, sie wolle den Kolumbienplan durch eine Andenregion-Initiative »zur Förderung des Wirtschaftswachstums und des Wohlstands in den Anden« ergän­ zen. Zu diesem Zweck versprach Bush 882 Mio. Dollar für den Aufbau demokratischer Institutionen, von denen die Hälfte Kolumbien zugute kommen sollte.231 Im Mai 2001 kündigte das Außenministerium weiter an, die vorhandenen Mittel durch Gelder für die wirtschaftliche Entwicklung, die Bekämpfung der Kindersterblichkeit und die Förderung des Gesundheitswesens aufzustocken. Diese neuen Geldmittel brach­ ten zwar die lautstarke Opposition von politischen Führern wie Hugo Chávez, dem der­ zeitigen Staatspräsidenten Venezuelas, zum Schweigen, reichen aber nicht aus, um das destabilisierende Ungleichgewicht zwischen sozialen und militärischen Ausgaben aus­ zugleichen. Die Wirkung der neuen Geldmittel bleibt daher kosmetischer Art. Man fühlt sich an gutgemeinte Hilfsprogramme für Vietnam erinnert, die wegen der tragischen Realität des Vietnamkriegs keine Früchte tragen konnten. Als Entwicklungsprogramm bleibt der Kolumbienplan letztlich nutzlos. Da er keine ko­ härenten Ziele für das südamerikanische Land formuliert, ist er lediglich ein Gottesge­ schenk für die üblichen Lieferanten von Munition, Herbiziden und Hubschraubern (al­ lein mit Sikorsky Aircraft wurde ein Vertrag in Höhe von 234 Mio. Dollar abgeschlos­ sen).232 Außerdem nutzt das Pentagon die Gelegenheit, um neue Militärbasen wie Manta in Ecuador aufzubauen; von dort hofft man (nach dem Verlust wichtiger Stützpunkte in Panama) auch weiterhin die gesamte ölreiche Region beherrschen zu können. Die Erd­ ölindustrie erhofft sich – wenn auch nicht öffentlich – von dem Plan ein Ende der von der Nationalen Befreiungsarmee (ELN, der zweitgrößten revolutionären Kraft des Lan­ des) verfolgten Taktik, die Pipelines der Ölgesellschaften in die Luft zu sprengen. Vor allem aber benutzt das Pentagon den Plan, um ausgelagerte Teile ihrer Infrastruktur, an deren Erhalt es interessiert ist, mit lukrativen Verträgen und fetten Gewinnen zu versor­ gen; das gilt insbesondere für den Bereich des militärischen Lufttransports und für pri­ vate Sicherheitsdienste (DynCorp und MPRI). Amerikanische und ausländische Kenner der Verhältnisse, die nicht für bestimmte Inter­ essengruppen arbeiten, sind bemerkenswert einhellig der Auffassung, daß die amerika­ nischen Pläne die Probleme in Kolumbien verschärfen werden. Das wohl beredteste Zeugnis stammt von einstigen Befürwortern des Plans, überzeugten Gegnern der revolu­ tionären Bewegungen, die maßgeblich an den Aktivitäten der Reagan-Regierung in Mit­

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telamerika beteiligt waren. Einer von ihnen ist Andrew Messing, unter Reagan Kom­ mandeur der Green Beret Special Forces in El Salvador: Wenn wir Hilfe leisten, sollte sie unbedingt aus zwei Teilen bestehen, zu einem Viertel aus Militärhilfe und zu drei Vierteln aus Wirtschaftshilfe. Das ist die Erfolgsformel, die wir in El Salvador eingesetzt haben, und so müssen wir auch hier vorgehen.233 Der republikanische Abgeordnete des Repräsentantenhauses Benjamin Gilman (New York), zugleich Vorsitzender des außenpolitischen Ausschusses, gehörte früher zu den stärksten Verfechtern des Plans. Zusammen mit Messing entzog er ihm jedoch die Un­ terstützung, weil er der Ansicht ist, die amerikanische Hilfe solle nicht an die kolumbia­ nischen Streitkräfte, sondern an die Polizei des Landes gehen.234 Wenn es Washington, wie die Regierung so oft behauptet, wirklich um Drogenbekämp­ fung ginge, müßte man eigentlich erwarten, daß auch die kolumbianische Armee und deren paramilitärische Verbündete ins Visier gerieten. Denn beide sind unmittelbar in den Drogenhandel verwickelt, im Unterschied zu den FARC-Guerillas, die den Handel lediglich mit Steuern belegen. So landete im November 1998 auf dem Hollywood Inter­ national Airport in Fort Lauderdale eine kolumbianische Militärmaschine mit einer ver­ steckten Fracht an Bord, die aus mehr als 700 Kilogramm Kokain bestand.235 Das Flug­ zeug hatte sich beständig in den Händen der kolumbianischen Streitkräfte befunden. Noch stärker in den Drogenhandel verwickelt sind die verbrecherischen paramilitäri­ schen Todesschwadronen, die in vielen Teilen Kolumbiens mit den Militärs zusammen­ arbeiten und jährlich für 70 bis 80 Prozent der nicht im Kampf getöteten Opfer verant­ wortlich sind. Nach einer neueren Untersuchung der kolumbianischen Regierung gibt es überzeugende Beweise dafür, daß in den Jahren 1997 bis 1999 »Armeeoffiziere eng mit Paramilitärs unter dem Kommando Carlos Castaños zusammenarbeiteten«, dem wich­ tigsten AUC-Führer, der aus einer Familie von Drogenhändlern stammt.236 In einem seiner seltenen Fernsehinterviews erklärte Castaño, daß 70 Prozent der Ein­ künfte seiner Gruppe aus dem Drogenhandel stammen. Im Juli 2000 beschlagnahmte die kolumbianische Polizei eine Kokainlieferung von nahezu 1,5 Tonnen (im Marktwert von 53 Mio. Dollar), die nach Ansicht der Polizei den AUC gehörte. 237 Geheimdienst­ quellen in Bogotá schätzten 2001, daß 40 Prozent des kolumbianischen Kokainexports von rechtsgerichteten paramilitärischen Warlords und deren Verbündeten aus dem Dro­ genhandel kontrolliert wurden.238 Keine geringere Autorität als die DEA sieht eine enge Verbindung zwischen Castaño und dem mächtigen Henao-Montoya-Drogennetz: Die Henao-Montoya-Gruppe ist der mächtigste unter mehreren Drogen­ ringen in der Drogenmafia von Norte del Valle ... Diese Gruppe ist be­ rüchtigt wegen ihrer Gewalttätigkeit und ihrer Verbindung zu den bru­ talen paramilitärischen Gruppen unter Führung von Carlos Castaño.239 Donnie Marshall, der von Clinton zum Leiter der DEA ernannt wurde, berichtete dem Kongreß 1997, die wichtigsten Gruppen der Drogenmafia in Norte del Valle, allen vor­ an die Henao-Montoya-Gruppe, seien »im Begriff, zu den mächtigsten Drogenhändlern in Kolumbien aufzusteigen«.240 In der amerikanischen Presse findet man nur selten offizielle kolumbianische Schätzun­ gen über die jeweiligen Anteile der paramilitärischen Gruppen und der FARC am ko­ lumbianischen Drogenhandel. Nach Berichten in Newsweek und dem San Francisco Chronicle schätzte die Regierung in Bogotá 2001 den Anteil der paramilitärischen Gruppen auf 40 Prozent, den der FARC auf 2,5 Prozent.241 Die amerikanische Politik der Vernichtung von Cocaplantagen wird gewöhnlich mit dem Argument verteidigt, wenn man zehn Prozent der gesamten Produktion zerstöre, sei das immer noch eine Verbesserung der Lage. Aber das genaue Gegenteil ist der Fall.

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Nach einem Jahrzehnt ständig wachsender militärischer Anstrengungen Washingtons sind die Drogenproduktion in Kolumbien und die entsprechenden Exporte in die Verei­ nigten Staaten größer als jemals zuvor. Der Drogenhandel blüht gerade in Zeiten des Krieges und Bürgerkrieges. Offizielle Statistiken zeigen, daß die Coca-Anbaufläche sich trotz der verstärkten Vernichtungsaktionen in Kolumbien zwischen 1991 und 1999 verdreifachte (von 3.800 auf 12.300 Hektar) und die Opiumanbaufläche sich um das 5,8fache vergrößerte (von 130 auf 750 Hektar).242

4.2 Das militärische Engagement der USA in Kolumbien von 1962 bis 2001 Von alters her ist die Geschichte Kolumbiens von Gewalt geprägt. In dieser Gewalt spiegelt sich eine nahezu feudale Sozialstruktur, in der eine reiche Oberschicht schon seit langem brutale Mittel einsetzt, um Bauern zu vertreiben und Plantagenarbeiter ein­ zuschüchtern. Doch die Amerikaner, die 1962 mit einer Strategie der sogenannten »Aufstandsbekämpfung« (counterinsurgency) ins Land kamen, machten die Lage nur noch schlimmer. Sie zwangen kleine Gruppen von Revolutionären, sich zu einer organi­ sierten nationalen Bewegung zusammenzuschließen. Auch hier finden wir eine Parallele zu Vietnam, wo die Nationale Befreiungsfront 1960 als Reaktion auf die von den Ame­ rikanern unterstützte Vernichtung der Vietminh-Kader gegründet wurde.243 1962 besuchte ein amerikanisches Team für spezielle Kriegsführung unter Leitung von General William Yarborough für zwei Wochen das Land. Mit diesem Besuch, in dem sich die Vorliebe der Kennedy-Regierung für Counterinsurgency-Techniken und unkon­ ventionelle Formen der Kriegsführung äußerte, begann das Zeitalter des systematischen, von professionell ausgebildeten paramilitärischen Gruppen ausgeübten Gegenterrors. Weil Washington befürchtete, Castro werde schon bald versuchen, seine Revolution auch auf das südamerikanische Festland zu tragen, beeilten sich die Experten für spezi­ elle Formen der Kriegsführung in Fort Braggs, die kolumbianische Armee in denselben Counterinsurgency-Techniken auszubilden, die damals auch in Vietnam eingeführt wur­ den. In seinem Bericht an die Joint Chiefs of Staff empfahl Yarborough den Aufbau ei­ ner »zivilen und militärischen Struktur ..., die mit Gegenagenten und Gegenpropaganda arbeitet und bei Bedarf auch paramilitärische Aktionen, Sabotageakte und Terror gegen bekannte Kommunisten ausführen kann. Diese Struktur sollte von den Vereinigten Staa­ ten unterstützt werden.«244 Nach Yarboroughs Besuch kamen mehrere Gruppen von Ausbildern ins Land, die sich am sogenannten Lazo-Plan der kolumbianischen Armee beteiligten, einem umfangrei­ chen Counterinsurgency-Plan, der 1962 bis 1965 umgesetzt wurde. Als Reaktion auf diese systematische Kampagne zur Verschärfung der sozialen Unterdrückung – und nicht dank irgendeiner äußeren Unterstützung durch Castro – entstanden 1964 FARC und ELN. Michael Clintock bemerkt dazu: Aus dem Banditentum der frühen 60er Jahre wurde 1965 eine organi­ sierte revolutionäre Guerilla, die bis heute fortbesteht.245 Einen wichtigen Bestandteil des in Fort Bragg verfolgten Counterinsurgency-Konzepts bildete nach den dort eingesetzten Lehrbüchern die Organisation von »Selbstschutzein­ heiten« und anderen paramilitärischen Gruppen, darunter auch »Jäger-Killer-Teams«. 246 Geist und Sprache dieser Lehrbücher wurden in die Dienstvorschriften der kolumbiani­ schen Armee für die Guerillabekämpfung, das REGLAMENTO DE COMBATE DE CONTRA­ GUERILLAS, übersetzt. Dort wird die Selbstschutzgruppe (junta de auto-defensa) definiert als »eine Organisation militärischer Art, die aus zivilem Personal aus dem Kampfgebiet besteht, das für Aktionen gegen Guerillagruppen ausgebildet und entsprechend bewaff­ net ist«.247 Seither sind die autodefensas, wie die paramilitärischen Gruppen in Kolum­ bien genannt werden) eine Geißel des Landes. In den 70er Jahren bot die CIA Kolumbien und anderen lateinamerikanischen Ländern an, Polizisten in ihrer »Bombenschule« in Los Fresnos, Texas, auszubilden. Im Rahmen

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eines CIA-Programms zur Förderung der inneren Sicherheit (Public Security Program) bot die Agency for International Development (AID) dort Lehrgänge an, auf denen unter anderem folgende Themen behandelt wurden: »Terrorkonzepte; terroristische Mittel; Herstellung und Funktionsweise solcher Mittel; improvisierte Zünder; Brandstiftung« und auch »Mordwaffen: Diskussion diverser Waffen, die von Mördern benutzt werden können«. Bei einer Kongreß-Anhörung räumte ein AID-Beamter ein, daß die sogenannte Bombenschule nicht die Entschärfung, sondern die Herstellung von Bomben lehrte.248 So verfügten die staatlichen kolumbianischen Sicherheitsdienste denn schon bald über ausgebildete antirevolutionäre Terroristen. Sie wurden auch von amerikanischen Unter­ nehmen und von kolumbianischen Zulieferern großer amerikanischer Unternehmen ein­ gesetzt, die verhindern wollten, daß ihre Arbeiter den Gewerkschaften beitraten. 249 Vor allem Ölgesellschaften beteiligten sich an dem vom Staat koordinierten Feldzug gegen die linksgerichtete Guerilla. Im Juni 2001 ging ein kolumbianisches Gericht der fatalen Rolle nach, die ein privates amerikanisches Sicherheitsunternehmen bei einem mißlun­ genen Angriff der Armee auf Kräfte der FARC gespielte hatte, »bei dem irrtümlich 18 Zivilisten durch Beschuß aus einem Hubschrauber der Firma getötet wurden«.250 Viele Darstellungen des kolumbianischen Konflikts lassen die frühen amerikanischen Bemühungen um den Aufbau paramilitärischer Organisationen außer Acht und datieren den Beginn der Allianz zwischen Armee und Paramilitärs auf das Jahr 1981. Damals gründete der größte Drogenhändler des Landes, der mit der kolumbianischen Armee zu­ sammenarbeitete, eine Schule, die Gegenterroristen für ein landesweites Netzwerk mit Namen Muerte a Sequestradores (MAS – Tod den Entführern).251 Der Drogenhändler gab das Geld, und die Generäle engagierten israelische und britische Söldner, die in der Schule der Todesschwadronen als Ausbilder fungieren sollten. Einer der wichtigsten Fi­ guren, die aus dieser Schule hervorgingen, war Carlos Castaño. Obwohl das Ziel des Netzwerks angeblich die Bekämpfung der Entführungen sein sollte (eine bevorzugte Einnahmequelle der FARC), spielte MAS eine offen politische Rolle als krimineller Arm der Armee. Vor allem konnte sie mit Hilfe dieses Netzwerkes in den 80er Jahren Präsident Betancurs Friedensabkommen mit den FARC erfolgreich hin­ tertreiben, indem MAS mehr als 700 FARC-Mitglieder ermordete, die sich im Rahmen einer politischen Partei, der Unión Patriótica, auf den verfassungsmäßigen politischen Prozeß eingelassen hatten.252 Es gibt keinerlei Hinweise darauf, daß die Regierung Rea­ gan, die Betancour und dessen Friedensplan ablehnte, Druck auf die kolumbianische Armee ausgeübt hätte, um dem Morden ein Ende zu setzen. Die autodefensas konnten ungestraft bis 1989 agieren, dann wurden sie verboten. Hu­ man Rights Watch hat jedoch in einem detaillierten Bericht aufgezeigt, daß Angehörige der amerikanischen Streitkräfte und der CIA 1991 mit der kolumbianischen Armee zu­ sammenarbeiteten, um ein neues System geheimer ziviler Einheiten aufzubauen. Trotz eines grundsätzlichen Verbots in Befehl 200-05/91 der Dienstanweisungen agierten ei­ nige dieser Einheiten auch weiterhin als paramilitärische Gruppen und wurden von der kolumbianischen Armee mit Waffen ausgerüstet, die zum Teil aus amerikanischen Be­ ständen stammten.253 In einem neuen Bericht wies Human Rights Watch im Jahr 2000 nach, daß auch weiter­ hin hohe Kommandeure der Armee an der Vorbereitung und Ausführung von Massa­ kern beteiligt sind. Nach diesem Bericht gibt es »Beweise ..., wonach die Hälfte der achtzehn auf Brigadeebene angesiedelten Einheiten der kolumbianischen Armee Ver­ bindungen zu paramilitärischen Aktivitäten hat«. Der Bericht beschreibt auch ein als le­ galización bezeichnetes Verfahren, bei dem Paramilitärs Leichen von Zivilisten in die Kasernen der Armee bringen und dafür Waffen erhalten. Die Offiziere geben die Lei­ chen dann als im Kampf getötete Guerillas aus.254 Das Ziel dieser von den USA unterstützen Strategien war es, die FARC aus dem ölrei­ chen Nord- und Mittelkolumbien zu vertreiben und in die Amazonasregion südöstlich der Kordilleren abzudrängen, ein entlegenes Gebiet, das die Zentralregierung den Re­

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bellen seit 1998 nahezu vollständig überlassen hat. Dort übt die Guerilla heute faktisch die Staatsgewalt aus, sie erhebt Steuern und sorgt für die Verwaltung. Es mag unglaublich erscheinen, aber ausgerechnet eine weitere Strategie Washingtons, nämlich die Zerstörung von Cocaplantagen, hat diese Region zu einem wichtigen CocaAnbaugebiet gemacht. Als die Vereinigten Staaten in den Nachbarstaaten Bolivien und Peru massive Programme zur Vernichtung der Cocafelder einleiteten, führte das dort zwar zu einer erheblichen Verringerung der Anbauflächen, aber »nicht zu einer Verrin­ gerung der gesamten Anbaufläche in der Region, denn zum Ausgleich wurde der CocaAnbau in Kolumbien ausgeweitet«.255 Dagegen ist die politische Lage jetzt eine völlig andere. Die Cocaproduktion ist heute in einem Gebiet konzentriert, das unter der ständi­ gen Kontrolle einer revolutionären Gruppe steht und dem normalen Einfluß der Regie­ rung entzogen ist. Die umfangreichen Bemühungen Washingtons führten also letztlich nur zur Verwirkli­ chung eines amerikanischen Alptraums: der Drogenguerilla. Als Anfang der 80er Jahre der Ausdruck »Drogenguerilla« geprägt wurde, machten viele Experten sich darüber lustig und zeigten, daß es sich dabei nur um ein rhetorisches Ablenkungsmanöver rechtsgerichteter Geheimdienstkreise in Lateinamerika handelte, die selbst in den Dro­ genhandel verwickelt waren.256 Selbst als Clintons Drogenzar General Barry McCaffrey 1997 erneut mit dem Kriegsgeschrei gegen die Drogenguerilla begann, wies die New York Times darauf hin, daß der Ausdruck vom amerikanischen Botschafter in Kolumbi­ en, Myles R. Frechette, öffentlich in Frage gestellt worden war.257 Aber nach so großen Bemühungen existiert die Drogenguerilla inzwischen tatsächlich, und das Pentagon ist in einen Kampf verwickelt, den der Kongreß weiterhin unterstützen wird. Die 1994 we­ gen der Menschenrechtsverletzungen gestrichene Militärhilfe für die kolumbianische Armee ist im Rahmen des Kolumbienplans wieder aufgenommen worden. Trotz offiziell gegenteiliger Zielsetzung hat die amerikanische Politik in Kolumbien ein­ deutig zum Zusammenbruch der sozialen Ordnung in diesem Land beigetragen. Kolum­ bien ist das größte und deutlichste Beispiel für ein Muster, das auch anderswo auf der Welt, vor allem aber in Mittel- und Südamerika erkennbar ist. Durch die unausgewoge­ ne Unterstützung des Militärs haben die Vereinigten Staaten die Rolle und Autonomie der Streitkräfte in der kolumbianischen Gesellschaft so weit gestärkt, daß sie als repres­ sive Kraft auftreten und dabei die von Präsident und Parlament immer wieder einge­ führten Beschränkungen ignorieren können. Es steht außer Frage, daß manche amerikanischen Planer dieses Ergebnis gewünscht und gefördert haben. Auf einer Konferenz, die die RAND Corporation 1959 über »Die Rolle des Militärs in unterentwickelten Ländern« ausrichtete und die von Offizieren aus Staaten wie Brasilien, Birma und Indonesien besucht wurde, beklagten amerikanische Wissenschaftler, die mit der CIA zusammenarbeiteten, die im Westen verbreitete »Ab­ neigung« gegen »militaristische Gesellschaften«. Sie forderten die Offizierskorps auf, eine aktivere politische Rolle zu übernehmen. Die nachfolgenden Ausführungen des MIT-Professors Lucian Pye gehörten keineswegs zu den extremsten: Militärische Führer sind oft weniger mißtrauisch gegenüber dem Wes­ ten als zivile Politiker, weil sie emotional gefestigter sind ... Militärherr­ schaft kann ihrerseits steril werden, wenn sie nicht zu einem Interesse an der Entwicklung der gesamten Nation führt ... Daraus ziehen die Vereinigten Staaten den Schluß, daß das Militär in unterentwickelten Staaten einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der staatlichen Funktio­ nen leisten kann.258 Innerhalb der nächsten sechs Jahre führten Offiziere aus Birma, Brasilien und Indonesi­ en (von denen einige an der RAND-Konferenz teilgenommen hatten) in ihren Heimat­ ländern erfolgreich einen Militärputsch durch.

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Auf derselben Konferenz wurde der kurz zuvor abgesetzte kolumbianische Diktator Ge­ neral Rojas Pinilla als einer der »neuartigen, reformorientierten Führer« Südamerikas bezeichnet, der »einen wichtigen Beitrag zur Demokratisierung« geleistet habe. Seinen Sturz 1957 führte man auf zu geringe Erfahrung auf dem Gebiet der Verwaltung zurück; außerdem sei er allzu »halsstarrig dem Rat ziviler Berater gefolgt«. Der Widerstand der Öffentlichkeit habe dann »einen Punkt erreicht, an dem seine Offizierskollegen ihn ab­ setzen mußten«.259 Kolumbien gehört seit 1957 zu den wenigen lateinamerikanischen Ländern, die keinen von den USA unterstützten Militärputsch erlebt haben. Doch im Wissen um die Unter­ stützung aus dem Pentagon tritt die Armee dort als autonome Macht auf. Bis vor kurz­ em hatte sie das Recht, Offiziere und Soldaten, denen Menschenrechtsverletzungen vor­ geworfen wurden, vor eigene Gerichte zu stellen (und in der Regel freizusprechen). Im Mai 2001 beriet das kolumbianische Parlament ein Gesetz zur Terrorismusbekämpfung, das diese Immunität der Armee wiederherstellen soll.260 Zusammenfassend kann man also durchaus behaupten, daß die amerikanische Politik in den letzten vier Jahrzehnten auf verheerende Weise zur Verschärfung der sozialen Kon­ flikte in Kolumbien beigetragen hat. Die FARC, die Paramilitärs und das Phänomen der drogenfinanzierten bewaffneten Auseinandersetzungen sind sämtlich eher das Ergebnis einer destabilisierenden Politik der USA als deren Ursache.

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5 CIA und Drogenhändler in Kolumbien Über die Tätigkeit der CIA in Kolumbien ist relativ wenig bekannt. Sicher ist allerdings, daß die CIA in den 60er Jahren kolumbianische Polizisten in Sabotagetechniken und an­ deren terroristischen Praktiken ausbildete. Die daraus resultierende Verwicklung in die Aktivitäten paramilitärischer Kräfte wirkt bis in den gegenwärtigen Auftrag der CIA in Kolumbien hinein: den Kampf gegen die Drogen. Nach Angaben von Human Rights Watch arbeitete Anfang der 90er Jahre ein Team des amerikanischen Verteidigungsministeriums und der Cen­ tral Intelligence Agency (CIA) gemeinsam mit kolumbianischen Offizie­ ren an der 1991 erfolgten Reorganisation der kolumbianischen Ge­ heimdienste, aus der diverse Killernetzwerke hervorgingen, die der Un­ terstützung der Guerilla verdächtigte Zivilisten aufspürten und ermor­ deten.261 Der ehemalige amerikanische Militärattaché Colonel James Roach, der an der Reorgani­ sation mitarbeitete, erklärte nach seiner Pensionierung, die CIA sei dabei der wichtigste Partner gewesen und habe die neuen Netzwerke sogar unmittelbar finanziert.262 Verbindungen zwischen Drogenhandel und rechtsgerichteten terroristischen Aktivitäten gibt es in Kolumbien seit mindestens 30 Jahren. Offensichtlich standen die kolumbiani­ schen Sicherheitsdienste gemeinsam mit der CIA ständig in Kontakt mit diesem organi­ satorischen Geflecht und beteiligten sich möglicherweise auch an dessen Organisation. Die Geschichte reicht zurück bis zur Alianza Anticomunistica Americana (AAA) der 70er Jahre, einem internationalen, in Argentinien beheimateten Netzwerk, das mit Hilfe kubanisch-amerikanischer Terroristen, die von der CIA ausgebildet worden waren, Jagd auf linke Revolutionäre machte.263 Nach Angaben linksgerichteter Quellen operierte die AAA in Kolumbien im Rahmen der staatlichen Sicherheitsdienste und mit Unterstüt­ zung durch die CIA.264 Offenbar unterhielt die CIA dauerhafte Beziehungen zu einigen paramilitärischen Ein­ heiten, die zumindest bis zur Gründung von Muerte a Sequestradores (MAS) im Jahr 1981 zurückreichen. In den 80er Jahren fungierte MAS als gemeinsames Instrument der Armee und der Drogenkartelle gegen die FARC (und deren politischen Arm, die Unión Patriótica), und es gibt Anzeichen dafür, daß die CIA diese Allianz billigte. 265 Eines da­ von ist die Tatsache, daß Santiago Ocampo, Chef des Cali-Kartells (und Leiter von MAS), in der Lage war, problemlos zwischen den USA und Kolumbien hin- und herzu­ reisen, obwohl er auf der Fahndungsliste der DEA stand. 266 Ein anderes ist die Tatsache, daß derselbe israelische Ausbilder, der für Ocampo und MAS in Kolumbien arbeitete, auch für die von den USA unterstützten Contras in Honduras und für die guatemalteki­ sche Armee tätig war.267 Im Blick auf diese Tätigkeit bemerkte ein General in der israe­ lischen Knesset einmal: Israel erledigt die Schmutzarbeit für die amerikanische Regierung. Is­ rael agiert als Komplize und verlängerter Arm der Vereinigen Staaten.268 Und Ocampos Drogenverbündeter in Honduras, Juan Ramón Matta Ballesteros, war un­ antastbar, bis die Vereinigten Staaten 1988 die Unterstützung der Contras beendeten. Die CIA und in ihrem Gefolge auch das State Department hatten alle Lufttransporte für die Contras in Honduras an Mattas Fluggesellschaft SETCO vergeben.269 In diesem Zusammenhang ist auch bedeutsam, daß die Drogen aus Kolumbien in den 80er Jahren zur Finanzierung nahezu aller konkurrierenden Fraktionen der von der CIA unterstützten Contras in Mittelamerika beitrugen.270 Bei der CIA war es schon lange gängige Praxis, den mit ihr verbündeten Armeen zu erlauben, sich durch Drogenhandel zusätzliche Einnahmen zu verschaffen, gelegentlich auch mit direkter Hilfe des Ge­ heimdienstes. Die Beispiele reichen von Birma und Laos in den 50er und 60er Jahren

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bis hin zu Gulbuddin Hekmatyars Guerillatruppen der Hizb-i-Islami in den 80er Jah­ ren.271 Zum Teil dank der Hilfe und des Schutzes der CIA wurde Hekmatyar zeitweilig einer der führenden Heroinlieferanten der Welt. 272 Angeblich gefördert von CIA-Direk­ tor Casey, fand kolumbianisches Kokain zu dieser Zeit über Hekmatyars Mudschahed­ din in Afghanistan auch erstmals seinen Weg in die Sowjetunion – offenbar ein Vorläu­ fer der intensiven Handelsbeziehungen, die heute zwischen den kolumbianischen Ko­ kainkartellen und der »Roten Mafiya« in Rußland bestehen.273 Die amerikanische Regierung sah nicht nur über den Drogenhandel der meisten ContraGruppen hinweg, sondern begünstigte auch bekannte Drogenhändler, indem sie ihnen staatliche Aufträge zukommen ließ und in schwebende Verfahren eingriff, um sie vor strafrechtlicher Verfolgung zu schützen.274 In der Strafvereitelung tat sich besonders der stellvertretende US-Oberstaatsanwalt in Miami Richard Gregorie hervor, der später für die Anklage gegen Manuel Noriega verantwortlich zeichnete.275 Unterstützt wurde Gre­ gorie in seinen Bemühungen von Mark Richard, der Nummer drei im Justizministerium in Washington.276 Im entscheidenden Jahr 1986 erhielt Richard von der CIA einen Eh­ renpreis für den »Schutz der nationalen Sicherheit bei Strafprozessen«.277 Der Schutz der Vontras durch die amerikanische Regierung hatte Auswirkungen auf die amerikanische Drogenpolitik in aller Welt und insbesondere in Kolumbien. 1984 began­ nen das Weiße Haus und die CIA eine konzertierte Propagandakampagne gegen den an­ geblichen Drogenhandel einer verschwörerischen Gruppe aus nicaraguanischen Sandi­ nisten, kolumbianischen Drogenguerillas und Drogenhändlern aus Medellín, insbeson­ dere Carlos Lehder und Pablo Escobar. 278 In dieser Kampagne wurde die Wahrheit in zwei Aspekten verzerrt. Die Amerikaner behaupteten fälschlich, die FARC seien in den Drogenhandel verwickelt, und tilgten jeden Hinweis auf das konkurrierende Kartell in Cali. Als etwa die große Cocaplantage Tranquilandia 1984 aus der Luft angegriffen wurde, hieß es amtlich, sie sei »von kommunistischen Guerillas [der PARC] bewacht« und vom Medellín-Kartell etabliert worden.279 In Wirklichkeit hatte die Plantage unter dem Schutz der kolumbianischen Armee gestanden und war bei einem gemeinsamen Treffen in Cali geplant worden.280 Große Drogenhändler und Drogenlieferungen, die man bis dahin dem Cali-Kartell zugerechnet hatte, wurden nun wie auch MAS von der amerikanischen Regierung dem Medellín-Kartell zugeordnet.281 So stärkte und schützte die intensive Verfolgung des Medellín-Kartells den Fortbestand der Interessenverbin­ dung zwischen Anti-FARC-Terroristen, Cali-Kartell und CIA. Viele der 1984 gegen die Allianz aus Sandinisten, Medellín-Kartell und FARC erhobe­ nen Vorwürfe stammten von Lewis Tambs, dem amerikanischen Botschafter in Bogotá. Er war ein ideologisch ungewöhnlich fixierter Diplomat, der seine Anweisungen in Drogenfragen nicht vom State Department erhielt, sondern auf geheimen Wegen von Reagans Sicherheitsberater William Clark.282 Doch Tambsʼ Anschuldigungen wurden ganz offiziell von Kongreßausschüssen und insbesondere vom amerikanischen Justizmi­ nisterium bestätigt. Derselbe Richard Gregorie, der später die Verfolgung der Contra-Drogenverbindungen vereitelte, brachte 1984 die Regierung in Nicaragua mit dem Drogenhandel in Verbin­ dung, als er die ersten beiden Anklagen gegen Lehder, Escobar und einen Vertreter der Sandinisten erhob. Dabei stützte er sich auf Aussagen und umstrittene Fotografien eines Piloten, der früher im Dienst der CIA gestanden und die Fotos aus einem von der CIA ausgerüsteten Flugzeug aufgenommen hatte.283 Neben fünf Drogenhändlern aus Me­ dellín (den Brüdern Ochoa, Pablo Escobar und Carlos Lehder) betraf die Anklage auch Federico Vaughan, angeblich Assistent des nicaraguanischen Innenministers Tomás Borge. Die zweite Anklage gegen das Medellín-Kartell und die Sandinisten gab Grego­ rie am 18. November 1986 vor der Presse bekannt, einen Tag vor Reagans verheerender Pressekonferenz zur Aufdeckung der Iran-Contra-Affäre.284 Als selbst der DEA-Bevollmächtigte John Lawn Zweifel an Borges Beteiligung äußerte, konzentrierten die Vereinigten Staaten sich auf Lehder, dem man Verbindungen zur re­ volutionären Gruppe M-19 und zu Fidel Castro vorwarf.285 Im Februar 1987 wurde Leh­

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der verhaftet und an die Vereinigten Staaten ausgeliefert, nachdem Escobar dem ameri­ kanischen Justizminister Ed Meese einen Deal vorgeschlagen und daraufhin seine frühe­ ren Kumpane verraten hatte.286 Dies war die erste Festnahme eines gesuchten Drogen­ händlers, an der nicht nur die Strafverfolgungsbehörden beteiligt waren, sondern auch Konkurrenten aus dem eigenen Milieu. Die unwahrscheinliche Verbindung zu M-19 nutzte Vizepräsident George Bush dann zur Rechtfertigung der National Security Decision Directive 221 vom April 1986. Dort wurde der Drogenhandel erstmals als Frage der nationalen Sicherheit definiert, so daß nun in Kolumbien neben der CIA auch amerikanische Truppen eingesetzt werden konn­ ten.287 Im Rückblick erweist sich die Direktive 221 zusammen mit einer weiteren, von Bush 1989 unterzeichneten Direktive als Äquivalent zur Golf-von-Tongking-Resolution von 1964, die zur direkten Verwicklung der amerikanischen Streitkräfte in den Bürger­ krieg eines anderen Landes führte. Wie die Resolution über den Zwischenfall im Golf von Tongking, so wurde auch die National Security Decision Directive 221 mit angeblich zuverlässigen Geheimdienstin­ formationen begründet, die sich inzwischen als grundlos erwiesen haben. Als Vizepräsi­ dent Bush die Direktive im Juli 1986 bekanntgab, beschuldigte er ... ... die sandinistische Regierung in Nicaragua, Geld aus illegalen Drogen­ geschäften zur Finanzierung des internationalen Terrorismus einzuset­ zen; er warf dem kubanischen Präsidenten Fidel Castro vor, Flugzeugen Unterschlupf zu gewähren, die für den Drogenschmuggel benutzt wür­ den ..., und behauptete, eine Drogenconnection habe hinter dem Angriff der M19-Guerillas auf den Justizpalast in Kolumbien gestanden, bei dem 1985 einhundert Menschen, darunter zwölf Richter des Obersten Gerichtshofs, ums Leben gekommen waren. Er erklärte, die kolumbia­ nischen Behörden hätten nach der Belagerung festgestellt, daß die Re­ bellen sämtliche amerikanischen Auslieferungsersuchen bezüglich der größten kolumbianischen Drogenhändler vernichtet hätten.288 Die Geschichte hat die DEA in ihrer damaligen Zurückhaltung gegenüber ideologischen Behauptungen dieser Art nicht bestätigt. 289 Insbesondere der letzte Vorwurf läßt sich nicht aufrechterhalten, denn mit größter Sicherheit fielen die Richter ebenso wie die Ak­ ten dem Gegenangriff der Armee zum Opfer.290 Die im Anschluß an Direktive 221 verstärkte amerikanische Präsenz in Kolumbien führ­ te nicht zu mehr Ordnung, sondern zu einer erheblichen Verschärfung der Gewalt von Seiten des Medellín-Kartells. Sie erreichte ihren Höhepunkt 1989, als ein Passagierflug­ zeug in die Luft gesprengt wurde, wobei 110 Passagiere ums Leben kamen (nicht je­ doch der Präsidentschaftskandidat, der eigentlich das Ziel des Anschlags gewesen war). Im September startete die neue Bush-Regierung, die solche Gewalt als Frage der natio­ nalen Sicherheit behandelte, die Andeninitiative mit einer neuen Sicherheitsdirektive, die den amerikanischen Streitkräften bei der Drogenbekämpfung in Lateinamerika eine größere Rolle erlaubte. Zur selben Zeit wuchs das CIA-Kontingent in Bogotá auf nahe­ zu einhundert Mitarbeiter an, wodurch diese Dependance zur größten der ganzen Welt wurde.291 Obwohl nun die neuesten Technologien für die Verfolgung des Drogenhandels zur Ver­ fügung standen, spielten Allianzen mit anderen Drogenhändlern, insbesondere dem Ca­ li-Kartell, immer noch eine wichtige Rolle. Es steht außer Frage, daß der Führer der AUC Carlos Castaño, der damals für das Cali-Kartell arbeitete, »mit der CIA und der kolumbianischen Polizei kollaborierte, um den flüchtigen Drogenbaron Pablo Escobar zu fangen«.292 Carlos Castaño und sein Bruder waren Führer einer Todesschwadron na­ mens Los Pepes, die Mitglieder der Escobar-Organisation aufspürte und ermordete. Das taten sie auf der Basis von CIA-Informationen, die ihnen durch eine Spezialabteilung der kolumbianischen Polizei übermittelt wurden, welche auf gutem Fuß mit dem Cali-

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Kartell stand.293 Der amerikanischen Botschaft lagen Geheimdienstberichte vor, wonach Los Pepes »sogar vom Cali-Kartell gegründet worden war«, was aber dem vertrauten Umgang mit mindestens zwei DEA-Agenten keinen Abbruch tat; einem von ihnen schenkten die Killer der Gruppe eine goldene Uhr.294 Bis zu seinem Tod leitete Escobar die Drogengeschäfte seiner Organisation, obwohl er nominell im Gefängnis saß. Eine Zeitlang schien es, als würde der Drogenhandel von dem etwas gefälligeren Cali-Kartell beherrscht, das lieber über den Staat agierte als ge­ gen ihn. Doch das änderte sich im Juni 1994, als Tonbandmitschnitte abgehörter Tele­ fongespräche veröffentlicht wurden, aus denen mit einiger Sicherheit hervorging, daß das Cali-Kartell 3,5 Mio. Dollar in den Wahlkampf des späteren Wahlsiegers Ernesto Samper gesteckt hatte.295 Die Enthüllungen erlaubten es dem Weißen Haus, gegenüber der geschwächten Samper-Regierung harte Maßnahmen durchzusetzen, und im August 1995 saßen die drei wichtigsten Führer des Cali-Kartells hinter Gittern. 296 Offenbar be­ aufsichtigen die Cali-Führer, wie vor ihnen schon Escobar, ihre Drogengeschäfte auch aus dem Gefängnis heraus.297 Nach Angaben der DEA ist der Drogenhandel in Kolumbien seit der Zerschlagung des Cali-Kartells stärker dezentralisiert.298 Ein kolumbianischer Experte ist da anderer An­ sicht. Er glaubt (und die DEA scheint ihm Recht zu geben), daß seit der Zerschlagung der beiden großen Drogenkartelle ein wachsender Anteil des kolumbianischen Drogen­ exports von Kartellen in Mexiko kontrolliert wird.299 Nach Angaben der DEA ist einer der Hauptlieferanten der mexikanischen Kartelle die Henao-Montoya-Gruppe, mit der auch Carlos Castaño in Verbindung steht.300 In den Vereinigten Staaten dürften manche nicht unglücklich über diese Verlagerung nach Mexiko sein. Zweimal in den letzten zwei Jahrzehnten bestand die Gefahr, daß Mexiko seine Schulden bei amerikanischen Banken nicht zurückzahlen konnte; die Kri­ se wurde jeweils in letzter Sekunde durch Kredite der amerikanischen Regierung abge­ wendet. Gewinne aus dem Drogenhandel bilden einen beträchtlichen Teil der mexikani­ schen Exporteinnahmen; ihr Wert entspricht der Hälfte der für den Schuldendienst be­ nötigten Devisen. Bevor der erste Kredit 1982 gewährt wurde, hatte die amerikanische Regierung bereits von DEA und CIA erfahren, daß die Drogenprofite für Kolumbien und Mexiko »wahrscheinlich 75 Prozent der Exporteinnahmen ausmachen«.301 Zusammenfassend können wir sagen: Die CIA verweist (zu Recht) auf die Rolle, die sie bei der Verhaftung oder Eliminierung einer Reihe wichtiger Drogenhändler gespielt hat. Die Verhaftungen haben zwar nicht zu einer Verringerung des Kokainstroms in die Ver­ einigten Staaten geführt, der vielmehr im Jahr 2000 einen neuen Höchstwert erreichte. Aber sie haben die Beziehungen zwischen den Strafverfolgungsbehörden und rivalisie­ renden Kartellen institutionalisiert und erkennbar zu einer Verschärfung der Gewaltan­ wendung seitens städtischer Kartelle beigetragen. Der eigentliche Zweck des Kolumbienplans – wie der der meisten Kampagnen dieser Art – war nicht die Ausrottung des Drogenhandels, sondern die Verschiebung der Marktanteile. Es ging darum, bestimmte Gegner ins Visier zu nehmen und dadurch si­ cherzustellen, daß der Drogenhandel unter der Kontrolle von Händlern blieb, die sich mit den kolumbianischen Sicherheitsdiensten und/oder der CIA verbündet hatten. 302 Das bestätigt das Urteil, zu dem der Senatsermittler Jack Blum schon vor einem Jahrzehnt gelangte und wonach Amerika keine Drogenverschwörung bekämpft, sondern »auf sub­ tile Weise Teil dieser Verschwörung geworden ist«.303

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5.1 Die Verwicklung von Fluggesellschaften in den Drogenhandel In Kolumbien wie im Fernen Osten hat man Fluggesellschaften, die sich im Besitz der CIA befinden oder in ihrem Auftrag fliegen, vorgeworfen, ganz unmittelbar in den Dro­ genhandel verwickelt zu sein. Die amerikanische Fluggesellschaft Southern Air Trans­ port (SAT) fliegt nach Kolumbien und Venezuela, seit sie 1960 vorübergehend in den Besitz der CIA gelangte.304 Seit dieser Zeit wurde sie in einer Reihe unbewiesener Be­ richte immer wieder mit Kokain in Verbindung gebracht. Im Januar 1987, in der ersten Phase der Enthüllungen zur Iran-Contra-Affäre, berichteten Zeitungen, das Justizminis­ terium habe kürzlich Ermittlungen unterbunden, die von der DEA gegen die SAT we­ gen Drogenhandels eingeleitet worden waren: Der heftig bestrittene Verdacht sorgt für Aufregung. Vertreter der Drug Enforcement Agency erklären, sie hätten schon im vergangenen Sep­ tember über eine Luftfrachtoperation im Rahmen des Programms Waf­ fen für Drogen berichtet, an der Southern Air Transport beteiligt gewe­ sen sei – ein Unternehmen, das sich früher im Besitz der CIA befand und tief in die Irangate-Transporte verwickelt war –, aber das Justizmi­ nisterium habe die Beweise heruntergespielt. 305 In der New York Times hieß es damals, die Anschuldigungen würden im Rahmen der Iran-Contra-Ermittlungen »nochmals überprüft«. Aber wie vorauszusehen war, geschah das nicht. Die Anschuldigungen gingen jedoch weiter. In einem kürzlich vorgelegten Bericht erklärte der Generalinspekteur der CIA: Aus einem Telegramm der DEA an die CIA aus dem Jahr 1990 geht hervor, daß die SAT in den Akten der DEA von Januar 1985 bis Sep­ tember 1990 wegen angeblicher Beteiligung am Kokainhandel geführt wurde. In einem Aktenvermerk der DEA vom August 1990 wird be­ hauptet, es seien zwei Mio. Dollar auf das Firmengelände der SAT gelie­ fert worden; außerdem wird gegen mehrere Piloten der Firma der Ver­ dacht erhoben, sich am Schmuggel von »Drogengeldern« beteiligt zu ha­ ben.306 Diese Feststellung bestätigt eine Aussage der FBI-Informantin Wanda Palacio, die mit einem Drogenhändler verheiratet war. Sie erklärte 1986 gegenüber Ermittlern des KerrySenatsunterausschusses zur Klärung der Contra-Verbindungen zum Drogenhandel, sie habe 1983 im kolumbianischen Barranquilla gesehen, wie man Gewehre aus Flugzeugen der Southern Air Transport entlud, die anschließend mit Kokain beladen wurden.307 Zwei spätere Ereignisse stärken die Glaubwürdigkeit dieser Geschichte. Als am 5. Ok­ tober 1986 ein SAT-Flugzeug in Nicaragua abgeschossen wurde, fand man in dem Wrack Flugpläne, die belegten, daß der Pilot 1985 einen SAT-Transport nach Barran­ quilla durchgeführt hatte.308 Außerdem war die Reaktion der amerikanischen Regierung sehr interessant, als Senator Kerry und sein Assistent Jonathan Winer dem Vertreter des Justizministeriums William Weld einen elfseitigen, auf Palacios Aussage basierenden Bericht vorlegten. Winer schrieb später eine Aktennotiz über dieses Treffen: Weld las eine halbe Seite und lachte in sich hinein. Ich fragte ihn, warum er lachte. Er sagte, es sei nicht das erste Mal, daß er von Ver­ wicklungen der CIA in den Drogenhandel gehört habe ... Als er Wandas Aussage las, bemerkte er mehrfach, daß er nicht jede Zeile bestätigen könne, aber es gebe auch nichts, was ihm unwahr oder unvereinbar mit Dingen erscheine, die er bereits wisse.309 Der Text wurde vom Justizministerium an Richard Gregorie in Miami weitergeleitet, der ihn jedoch als bedeutungslos abtat, weil Palacio »meschugge« sei.310

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Mindestens eine der Firmen, die gemeinsam mit der SAT in umstrittene Hilfsaktionen für die Contras verwickelt waren, erhält heute Aufträge im Rahmen des Kolumbien­ plans, und zwar die Eagle Aviation Services and Technology, Inc. (EAST), die sich im Auftrag der DynCorp an Herbizidsprühaktionen gegen Cocaplantagen beteiligt. 311 EAST wurde 1982 von dem ehemaligen Offizier der Air Force Richard Gadd gegrün­ det, den Oliver North bei Hilfsaktionen für die Contras einsetzte, obwohl ein Angehöri­ ger der CIA ihn gewarnt hatte, eine Überprüfung seines Hintergrunds löse »Ganoven­ alarm« aus.312 Gadd wurde auch von einem anderen ehemaligen CIA-Mann als »profit­ süchtig« und als »Gauner« bezeichnet, konnte aber dennoch über seine Firma EAST 550.000 Dollar für geheime Contra-Hilfsaktionen einstreichen. 1999 und 2000 erhielt EAST über mehrere Verträge mit dem Verteidigungsministerium mehr als 30 Mio. Dol­ lar, und zwar zusätzlich zu einem unbekannten Anteil an den 170 Mio. Dollar des Fünf­ jahresvertrags für Kolumbien, den DynCorp mit dem State Department geschlossen hat­ te.313 Für seine Aussage in der Iran-Contra-Affäre bekam Gadd Straffreiheit zugesprochen und wurde niemals angeklagt. Es gab jedoch eine Reibe von Gerüchten, wonach die von EAST für Oliver North gebaute Start- und Landepiste auf der Halbinsel Santa Elena in Costa Rica auch für den Transport von Drogen benutzt wurde.314 Jet Avia ist eine weitere kleine, inzwischen aufgelöste Fluggesellschaft, die im Verdacht steht, sowohl für die CIA in Kolumbien geflogen als auch in den Drogenhandel verwi­ ckelt gewesen zu sein. Nach den Autoren Sally Denton und Roger Morris »wußten Be­ amte von Strafverfolgungsbehörden des Bundes ..., daß Jet Avia seit ihrer Gründung von der CIA benutzt worden war«. 1977 landete in Kolumbien ein Lear-Jet der Flugge­ sellschaft mit Jimmy Chagra an Bord, einem wichtigen Drogenhändler aus Texas. Das Flugzeug gehörte Danny Ray Lasater, »einem reichen Spieler aus Las Vegas, gegen den schon bald Ermittlungen wegen seiner Verbindungen zum organisierten Verbrechen eingeleitet wurden. Am Ende wurde er wegen des Handels mit Kokain verurteilt.«315 Lasater war nicht nur Spieler und Drogenhändler, sondern leistete auch große Spenden für die Wahlkämpfe des Gouverneurs Bill Clinton in Arkansas und des Gouverneurs John Y. Brown, Jr., in Kentucky. 316 Wie die verschlungene Geschichte des afghanischen Heroins und der Bank of Credit and Commerce International (BCCI) in Washington, so könnte auch die Geschichte des kolumbianischen Kokains und seiner Verbindungen zu Las Vegas bei genauerer Untersuchung Licht in die Tiefenpolitik nicht nur der Dritten Welt, sondern auch der Vereinigten Staaten bringen.

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6 Raus aus Kolumbien! 6.1 Die wahren Interessen der Vereinigten Staaten in Kolumbien: Frieden und Stabilität Die wahren Interessen der Vereinigten Staaten (wie auch Kolumbiens) müssen deutlich von denen der Cowboys im Pentagon und in der CIA unterschieden werden, die für vier Jahrzehnte einer falschen Politik verantwortlich sind. Wie Spieler, die mehr verloren ha­ ben, als sie sich leisten können, scheinen sie entschlossen zu sein, ihre Fehler noch aus­ zuweiten statt sie zu korrigieren. Hier besteht eine starke Ähnlichkeit mit dem Vietnam­ krieg, in den dieselben Bürokraten einst die Vereinigten Staaten mit wachsender Blind­ heit und ohne jede vernünftige Aussicht auf Erfolg verwickelten. Die demokratischen Interessen der Vereinigten Staaten liegen dagegen in einem demo­ kratischen Kolumbien auf einem demokratischen Kontinent. Praktisch heißt das, wie Präsident Pastrana deutlich erkannte, als er zum ersten Mal gewählt wurde, daß man den Friedensprozeß in Kolumbien voranbringen und das Land aus dem gegenwärtig herr­ schenden Konflikt herausführen muß. Theoretisch fühlt sich die amerikanische Regierung genau diesen Zielen verpflichtet. In seinen Erläuterungen zum Kolumbienplan schrieb das amerikanische Außenministeri­ um: Das vorgeschlagene amerikanische Hilfspaket wird es Kolumbien er­ möglichen, seine vielfältigen Probleme zu bewältigen – den Kampf gegen den Drogenhandel, die Schaffung eines Rechtsstaats, den Schutz der Menschenrechte, die Stärkung der wirtschaftlichen Entwicklung, die Durchführung einer Justizreform und die Herstellung des Friedens.317 Doch aus derselben Veröffentlichung geht hervor, daß die Mittel für die Förderung der Menschenrechte nur 93 Mio. Dollar betragen sollten, was nicht einmal fünf Prozent der gesamten amerikanischen Zahlungen in Höhe von 1,6 Mrd. Dollar entspricht. Zum Frie­ densprozeß heißt es: Die Regierung der Vereinigten Staaten ist zuversichtlich, daß die Frie­ densverhandlungen zwischen der kolumbianischen Regierung und den FARC sowie zwischen der kolumbianischen Regierung und der Gueril­ lagruppe ELN erfolgreich abgeschlossen werden können. Doch für die Verwirklichung dieser Hoffnung sieht der Plan keinen einzigen Penny vor, und mit keinem Wort wird erwähnt, daß die damaligen Bemühungen der Vereinigten Staaten zu dieser Zeit eines der Haupthindernisse für die Verhandlungen mit den FARC darstellten.318 Hier zeigt sich in knapper Form, was – ob nun für Kolumbien oder andere Länder – im­ mer schon falsch an den amerikanischen Hilfsprogrammen war, bei denen die Men­ schenrechte nur als Deckmantel für Militärhilfe dienten. Dazu möchte ich Robert White zitieren, der unter Jimmy Carter amerikanischer Botschafter in Kolumbien war: Sag mir, wofür du dein Geld ausgibst, und ich sage dir, welche Außen­ politik du betreibst. Wenn wir von jedem für die Außenpolitik ausgege­ benen Dollar 90 Cent in das Pentagon und die CIA stecken, dann leistet unsere Politik militärischen und geheimdienstlichen Problemlösungen Vorschub. So ist das Budget der Drogenbehörde des Weißen Hauses, des Office of Narcotics Control, größer als das des State Department und des Handelsministeriums zusammengenommen. Welchen Sinn könnte das haben? Man hungert die Diplomatie aus und stärkt über­

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mäßig den militärischen Ansatz der Problemlösung. Und offen gesagt zeigen all unsere Erfahrungen, daß diese Programme gegen den Dro­ genhandel nicht funktionieren. In den drei Jahren, die das Programm, dieses intensive Programm zur Bekämpfung des Drogenhandels, nun schon in Kolumbien besteht, haben sich die Drogenexporte in die Verei­ nigten Staaten mehr als verdoppelt.319 Es ist kein Zufall, daß in den letzten zehn Jahren mit der zunehmenden Zusammenarbeit zwischen den amerikanischen und den kolumbianischen Streitkräften auch der Strom der Drogen in die Vereinigten Staaten gewachsen ist. Mit dem zunehmenden Flugver­ kehr zwischen beiden Ländern bieten sich auch immer bessere Möglichkeiten für den Schmuggel. Der spektakuläre Drogenfund, den man im November 1998 auf dem Flug­ hafen in Fort Lauderdale machte, war über kurz oder lang zu erwarten: mehr als 700 Ki­ logramm Kokain in einem Flugzeug der kolumbianischen Luftwaffe, das sich nie in fremden Händen befunden hatte. Ein amerikanischer Offizier in Kolumbien und seine Ehefrau wurden wegen Geldwäsche und Drogenschmuggel verhaftet. 320 Es ist wie eine Wiederholung des Aufschwungs, den der Drogenhandel während des Vietnamkriegs er­ lebte, als Drogen selbst in den Leichen gefallener amerikanischer Soldaten geschmug­ gelt wurden. Die paramilitärischen Gruppen sind heute immer noch das Haupthindernis für den Frie­ densprozeß, den Pastrana angekündigt hatte und den sein Nachfolger Uribe umzusetzen versucht. In der amerikanischen Presse wird oft der Eindruck erweckt, die FARC lehn­ ten alle Verhandlungen ab. In Wirklichkeit stellen die FARC angesichts der verheeren­ den Erfahrungen, die sie in den 80er Jahren machen mußten, nur die Bedingung, daß die Regierung vor solchen Verhandlungen die autodefensas unter ihre Kontrolle bringt. Da die Regierung in Bogotá nicht die Macht und die Armee nicht den Willen zu solch einer Vorleistung hat, ist die Position der FARC durchaus verständlich. In Kolumbien wird es immer gefährlicher, sich gegen diese Spirale der Gewalt auszu­ sprechen. Castaños Organisation, die schon Menschen mit Kettensägen ermordet hat, droht »Mitgliedern von Menschenrechtsgruppen und NGOs, sie zu einem objetivo mili­ tar – einem militärischen Zielobjekt – zu machen und sie zu entführen«. 321 Auch Mit­ glieder der Friedensbewegung in Kolumbien werden von ihr bedroht und entführt. Mehr als 25 Menschen sind auf diese Weise seit Anfang 1997 »verschwunden« oder ermordet worden.322 Auch amerikanische Friedensaktivisten in den Internationalen Friedensbriga­ den wurden Anfang 2001 zu einem objetivo militar erklärt.323 Die paramilitärischen Todesschwadronen werden von der wachsenden amerikanischen Militärpräsenz keineswegs an den Rand gedrängt, sondern arbeiten mit den Amerika­ nern zusammen. Sie töten und terrorisieren die Menschen in den Cocaplantagen, und die amerikanischen Sprühflugzeuge können ihre Pflanzenvernichtungsmittel ungestraft aus geringer Höhe verspritzen.324 Inzwischen nimmt die Zahl der Flüchtlinge in Kolumbien dramatisch zu. Allein 1998 wurden (nach Angaben des State Department) annähernd 300.000 Menschen aus ihrer Heimat vertrieben, meist durch paramilitärische Aktivitäten; insgesamt soll es sich um 1,5 bis 2 Mio. Flüchtlinge handeln.325 In jüngster Zeit fliehen die meisten vor den Sprühaktionen aus der Luft, denen Cocapflanzen, legal angebaute Pflanzen und Fische in Zuchtteichen zum Opfer fallen. Außerdem führen die Pflanzenvernichtungsmittel zu Gesundheitsschäden bei den Menschen und beim Vieh.326

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6.2 Kolumbien gleich Vietnam Wenn dieser Alptraum ein Ende finden soll, muß der Richtungswechsel aus den Verei­ nigten Staaten kommen. Aber die Lage ist paradox. Der Kolumbienplan hat seine ur­ sprünglichen Planer und Befürworter wie Major Andrew Messing und den Kongreßab­ geordneten Benjamin Gilman längst verloren. In den meisten Artikeln zum Kolumbien­ plan reichen die Meinungsäußerungen von milder Kritik bis hin zu moralischer Empö­ rung. Außerhalb der Washingtoner Bürokratie setzt sich heute offenbar niemand mehr für den Plan ein. Sollte solche Einmütigkeit die Kritiker hoffnungsvoll stimmen? Ich glaube nicht. Die Urheber des Kolumbienplans dachten ursprünglich an einen »erfolgreichen« Feldzug nach dem Vorbild El Salvadors – einem schmutzigen Krieg, in dem die Vereinigten Staaten die Ermordung der Aufständischen lokalen Kräften überließen, die von ihnen ausgebildet worden waren. Heute sehen immer mehr Beobachter Parallelen zu Ameri­ kas fehlgeschlagenem Abenteuer in Vietnam. Die Taktik ist auf unheimliche Weise ähn­ lich: von Militärberatern, Hightech-Abhörstationen, Entlaubungsprogrammen, Schnell­ booten und Helikoptern bis hin zu Angriffen in abgeschiedenen Landstrichen, die Hun­ derttausende von Zivilisten vertreiben.327 Ähnliche Parallelen finden sich bei den Interessen und Interessenvertretern: Hubschrau­ berindustrie und Herbizidhersteller, Ölgesellschaften und Pentagon suchen nach neuen Stützpunkten in der Region. Wir hören dasselbe geopolitische Gerede über Seewege und Bodenschätze. Professionelle Think-Tanks wie RAND und FPRI schüren den Wahnsinn in Washington mit Vorschlägen, wie man eine grundfalsche Politik noch weiter verschlimmern kann.328 Und wir finden denselben ominösen Hintergrund aus tiefverwurzelten Verbindungen zu lokalen Drogenbossen wie in Afghanistan, Peru, Hai­ ti, Honduras und im Kosovo. All diese Parallelen zu Vietnam – und deren gibt es viele – gründen in einer fundamen­ talen Ähnlichkeit: Die Forderung großer amerikanischer Ölgesellschaften nach mehr Si­ cherheit veranlaßte »ihre« Regierung, sich noch stärker auf eine faktische Allianz mit lokalen rechtsgerichteten Kräften einzulassen, die in den Drogenhandel verwickelt wa­ ren.329 (In den 60er Jahren waren die Interessen dieser Ölgesellschaften zwar nicht in Vietnam, sondern in Indonesien bedroht, doch das in der sogenannten Dominotheorie gipfelnde strategische Denken der Vereinigten Staaten hinsichtlich Südostasien resul­ tierte aus der Befürchtung, die Ölanlagen in Indonesien zu verlieren.) 330 Wenn ich hier auf die tiefenpolitischen Dimensionen des Erdöls und der Drogen verweise, so will ich damit nicht behaupten, daß andere Interessen und Interessengruppen keine Rolle spiel­ ten. Doch Drogen und Öl haben eines gemeinsam: Sie üben auf breiter Front und unter der Oberfläche beträchtlichen Einfluß aus. In der heftigen Kritik am Kolumbienplan wird die Bedeutung der Lobbyarbeit amerika­ nischer Ölgesellschaften für das militärische Engagement der USA in dieser Region vielfach zu wenig beachtet. Seit George Bush 1989 die Andeninitiative startete, ist die Ölförderung in Kolumbien um fast 80 Prozent gestiegen. Der größte Teil des Exports geht in die Vereinigten Staaten, so daß Kolumbien heute deren achtgrößter ausländi­ scher Rohöllieferant ist. Und mindestens seit Mitte der 90er Jahre gibt es eine konzer­ tierte Kampagne der großen Ölgesellschaften für ein amerikanisches Engagement in Kolumbien: 1996 gründeten BP Amoco, Occidental und die Enron Corporation, ein in Houston beheimatetes Energieunternehmen, gemeinsam mit anderen Unternehmen die U.S.-Columbia Business Partnership. Seither setzt sich die Vereinigung entschieden für eine verstärkte Hilfe ein und un­ termauert ihre Lobbyarbeit mit großen Wahlkampfspenden der Ölin­ dustrie an Politiker. Lawrence P. Meriage, der für Öffentlichkeitsarbeit zuständige Vizepräsident von Occidental, sprach sich im vergangenen

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Jahr nicht nur entschieden für den Kolumbienplan aus, sondern drängte auch einen Unterausschuß des Repräsentantenhauses, die Mili­ tärhilfe auf die weiter nördlich gelegenen Länder auszudehnen, um die Sicherheit der Erschließungsinvestitionen zu verbessern.331 So geht es den führenden Lobbys also nur darum, die Investitionen so lange wie mög­ lich zu schützen, auch wenn keine Aussicht auf einen endgültigen Erfolg besteht. In Ko­ lumbien sehen wir wie einst in Vietnam einen weitreichenden Konsens unter den Fach­ leuten, daß die gegenwärtigen Anstrengungen zum Scheitern verurteilt sind und die ge­ setzten Ziele unmöglich erreicht werden können. Aus der Sicht der Regierung ist das Muster genau dasselbe: Eine große, zu jedem Richtungswechsel unfähige Staatsbüro­ kratie setzte über Jahre hinweg und mit ständig verstärktem Einsatz eine verfehlte Politik fort, von der die Verantwortlichen wissen, daß sie kaum Aussicht auf Erfolg hat.332 Wie wir gesehen haben, ist eine im großen Maßstab dysfunktionale Politik wie der sogenannte Krieg gegen die Drogen einer rationalen Kritik nicht zugänglich. Sie be­ ginnt vielmehr zu wuchern und wird zu einem bürokratischen Selbstlauf, in dem die Aussicht auf Scheitern nur als Anlaß zu einer Eskalation gesehen wird. Nach sechs Monaten Bush-Regierung kam es 2000 wieder zu Warnungen jener Art, wie sie den diversen Eskalationsschritten in Vietnam vorausgingen. Aussagen der RAND Corporation zufolge stehen »die Vereinigten Staaten vor einer Verschlechterung der mi­ litärischen Lage in Kolumbien, welche die Bush-Regierung vor die Alternative eines Rückzugs oder eines verstärkten Engagements stellen könnte«. Da die Zerstörung der Cocaplantagen den Anstieg der Kokainproduktion nicht habe bremsen können, fordert die RAND Corporation die Regierung dazu auf, den Schwerpunkt ihrer Bemühungen von der Drogenbekämpfung auf die Guerillabekämpfung zu verlagern. Falls das mißlin­ ge, stünden die Vereinigten Staaten vor einer »unangenehmen Wahl Sie könnten ihr En­ gagement verstärken – und möglicherweise eigene Truppen operativ in Kolumbien ein­ setzen – oder aber herunterschrauben und damit erhebliche Kosten riskieren, unter ande­ rem den Verlust der eigenen Glaubwürdigkeit.«333 Eine weitere Ähnlichkeit besteht in der Berichterstattung der amerikanischen Medien über Kolumbien. Bis September 1998 war es in der Presse üblich, Kolumbien als Dro­ gendemokratie zu bezeichnen. Der Index des Onlinedienstes NexisLexis weist aus, daß der Begriff von 1992 bis September 1998 insgesamt 69 Mal benutzt wurde (davon acht Mal im Jahr 1998).334 Angemessen ist solch eine Bezeichnung nur für ein Land, in dem die Drogenkartelle seit zwei Jahrzehnten Geld in den Wahlkampf einzelner und (wie 1978, 1982 und vielleicht auch 1994) aller Präsidentschaftskandidaten zugleich gesteckt haben.335 Seit der Einführung des Kolumbienplans ist die Bezeichnung »Drogendemo­ kratie« jedoch aus den nordamerikanischen Zeitungen verschwunden. Kolumbien wird immer noch als ein Land im Belagerungszustand dargestellt, doch als Feind gelten nun (wie in den 70er Jahren) die revolutionären FARC (oder die Drogenguerillas, wie die Presse heute im Anschluß an General Barry McCaffrey sagt). Noch eine Ähnlichkeit besteht schließlich in dem endlos wiederholten Versprechen, die Vereinigten Staaten würden sich unter allen Umständen auf eine Beraterrolle beschrän­ ken. Und das, obwohl Washington sein offizielles Kontingent an Beratern von 250 auf 500 aufgestockt hat, zu denen noch weiteres Personal in zwei vom Verteidigungsminis­ terium beauftragten »Privatunternehmen«, DynCorp und MPRI (Military Professional Resources, Inc.), kommt.336 Die »Auslagerung« sensibler Tätigkeiten in solche Unter­ nehmen wurde schon früher in Kroatien, Bosnien und dem Kosovo praktiziert. Das Per­ sonal stammt aus den amerikanischen Streitkräften, und angeblich können die Mitarbei­ ter noch nach Jahren dorthin zurückkehren, wobei die Zeit in diesen Unternehmen ihnen bei den Pensionsansprüchen angerechnet wird. Hier besteht auch eine Parallele zu den Air-America-Piloten in Indochina.337 Einer der vernachlässigten Gründe für die bürokratische Trägheit in Vietnam, die zu einer immer stärkeren Eskalation führte, lag in dem Bemühen, unterbeschäftigte Transportfirmen, ins­ besondere im Bereich des militärischen Lufttransports, mit Aufträgen zu versorgen.338

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Damals wie heute verlangen strategische Überlegungen des Pentagon die Aufrechterhal­ tung vertraglicher Beziehungen zu privaten Fluggesellschaften, die bei Bedarf von zivi­ ler zu militärischer Fracht wechseln können. Eine ansonsten unsinnige Eskalation, die CIA und Pentagon 1959 in Laos auslösten, wird in einem bürokratischen Sinne ver­ ständlicher, wenn man sie vor dem Hintergrund der damaligen Befürchtung sieht, die wichtigste Transportverbindung in den Fernen Osten (PanAm) müsse eventuell ihre in­ ternationalen Aktivitäten einschränken, »falls neben dem normalen Zivilverkehr keine weiteren Frachtaufträge hereinkämen«. Die Krise der PanAm wurde dann durch die Luftbrücke nach Laos rasch gelöst.339 Eine ganz ähnliche Rolle spielte der Kolumbienplan bei der Restrukturierung der Southern Air Transport, die im September 1998 Konkurs anmeldete. 340 Die SAT hatte im Golfkrieg von 1990 beträchtliche Gewinne gemacht, konnte anschließend jedoch nicht von den zivilen Aufträgen leben: Nach den Akten des Konkursgerichts schrieb die Frachtabteilung der Firma Mitte der 90er Jahre tiefrote Zahlen. 1995 betrug der Verlust 24,9 Mio. Dollar ... 1997 flog die Luftfrachtabteilung der Firma jeden Monat Verluste ein – mehr als 39 Mio. Dollar im gesamten Jahr. 341 Doch 1999 konkurrierten bereits zwei weitere Luftfrachtgesellschaften mit dem SATNachfolger Southern Air um die einst von der SAT bediente Frachtfluglinie zwischen den USA und Kolumbien.342 Das Tempo hatte sich eindeutig beschleunigt: Für Luftfrachtunternehmen aus aller Welt ist Lateinamerika in den letz­ ten zwei Jahren zu einem der aussichtsreichsten Märkte für ihre Bran­ che geworden. Der Optimismus litt zeitweilig unter der instabilen Lage in manchen Ländern, doch insgesamt gewinnt der Markt an Dynamik. Angesichts der rückläufigen Erträge auf den traditionellen Pazifikrou­ ten gilt Lateinamerika inzwischen sogar noch eher als das kommende Eldorado der Luftfracht.343 Als eine ähnliche Goldgrube erwies sich der Kolumbienplan für die ausgelagerten Aus­ bilderteams des Pentagon bei DynCorp und MPRI. Beide Firmen können bei Luftfrachtund Ausbildungsverträgen mit der amerikanischen Regierung auf eine lange Geschichte zurückblicken, die vom Koreakrieg bis hin zu den Auseinandersetzungen um Kroatien, Bosnien und den Kosovo reicht. Seit das amerikanische Engagement auf dem Balkan zurückgeht, hat sich der Schwerpunkt ihrer Aktivitäten auf Kolumbien verlagert (auch wenn das aus ihren aufwendig gestalteten Websites nicht deutlich wird). Der Fünfjah­ resvertrag, den DynCorp mit dem State Department über Kolumbien abgeschlossen hat, hat ein Volumen von 170 Mio. Dollar.344 Wer sich noch an die 60er Jahre und Vietnam erinnert, der weiß, daß die veränderten vertraglichen Anforderungen des Kriegsgeschäfts größeres Gewicht haben als die war­ nenden Stimmen in den Zeitungen, wenn es um das zukünftige Engagement der Verei­ nigten Staaten im Ausland geht. Aus dem Vietnamkrieg haben wir auch gelernt, daß die Gefahr einer einseitigen amerikanischen Eskalation zunimmt, sobald reale Aussichten auf eine Verhandlungslösung bestehen – wie wir es wiederum vor ein paar Jahren bei der neuerlichen Aufnahme von Gesprächen zwischen dem damaligen Präsidenten Pa­ strana und den FARC erlebt haben. Seit 1950 haben die Vereinigten Staaten sich erst zwei Mal ohne Querelen aus hoff­ nungslosen Situationen befreit – aus Somalia und dem Libanon –, und in beiden Fällen riskierte das Pentagon nicht, seine Glaubwürdigkeit zu verlieren. Nach 40 Jahren akti­ ven Engagements in Kolumbien läßt sich kaum erkennen, was die Vereinigten Staaten veranlassen könnte, sich freiwillig zurückzuziehen: weder der gesunde Menschenver­ stand noch die wachsende internationale Kritik, auch nicht die Entfremdung der Regie­ rungen und der Öffentlichkeit in benachbarten Staaten wie Ecuador und Venezuela, 345 erst recht nicht die Mahnungen von Auguren und Leitartiklern.

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Das sich zuspitzende Desaster wird früher oder später noch eine weitere Parallele zu Vi­ etnam hervorbringen: die wachsende Opposition im eigenen Land. Selbst das Pentagon sollte kein Interesse an der Wiederkehr jener weitverbreiteten sozialen Entfremdung ha­ ben, die als Vietnamsyndrom bezeichnet wird. Wir wissen heute, daß die Vereinigten Staaten sich nicht über lange Zeit auf kriegerische oder terroristische Aktivitäten im Ausland einlassen können, ohne dadurch den Frieden und die Sicherheit im eigenen Land zu gefährden. Die internationalen Drogennetze in Kolumbien und anderswo steilen eine erhebliche Bedrohung für die Sicherheit der Vereinigten Staaten dar. Experten haben darauf hinge­ wiesen, daß Drogenhandelswege auch »für noch gefährlichere Zwecke benutzt werden können, für den Transport gedungener Mörder über Landesgrenzen hinweg oder für den Schmuggel von Raketen ..., von atomaren Minen und Sprengköpfen für terroristische Staaten oder Gruppen«.346 Mit der Zeit mehren sich die Anzeichen für eine Zusammenarbeit zwischen kolumbiani­ schen und venezolanischen Drogenhändlern, der italienischen und der türkischen Mafia sowie Schmugglern im Fernen Osten und der ehemaligen Sowjetunion. 347 Gelegentlich wird von klandestinen Gipfeltreffen berichtet, auf denen Vertreter unterschiedlichster Schattenwelten nicht nur den weltumspannenden Strom von Drogen und Drogengeldern koordinieren, sondern auch den von illegalen Einwanderern, Prostituierten und Falsch­ geld. Unglücklicherweise verfolgen die Vereinigten Staaten in Kolumbien nicht den mäch­ tigsten Gegner. Obwohl die Bedeutung der FARC gewachsen ist, stellen sie doch eine weitaus geringere internationale Bedrohung dar als einstige rechtsgerichtete Verbündete der CIA und deren Nachfolger.348 Die Wahrnehmung des Problems ist in den USA durch fünf Jahrzehnte eigener Propaganda über den kommunistischen Drogenhandel verzerrt worden, durch die Washington seine Unterstützung rechtsgerichteter antikom­ munistischer Drogenhändler verschleiern wollte.349 Die in letzter Zeit wieder geschürte Aufregung über die Bedrohung durch Drogenguerillas ist nur der jüngste Versuch von Leuten, die sich noch nicht von den schlechten Traditionen des Kalten Krieges gelöst haben.

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Teil III: Indochina – das Opium und das Öl 7 Öffentliche, private und geheime politische Macht – ein Überblick In meinem Buch THE WAR CONSPIRACY habe ich die Kräfte untersucht, die daran betei­ ligt waren, die Vereinigten Staaten in den Vietnamkrieg zu führen. In vielen Fällen wa­ ren dabei nicht nur Täuschungsmanöver im Spiel, sondern wiederholt auch Verstöße gegen den erklärten Willen der staatlichen Organe, gegen zivile Kontrollinstanzen und sogar gegen das Gesetz. Für mich erfüllt das den Tatbestand einer »Kriegsverschwö­ rung«, auch wenn es sich hierbei nicht um eine abgrenzbare Gruppe von Verschwörern handelte, sondern um ein durchgängiges Muster aus Komplotten und Täuschungen, an denen diverse Personen beteiligt waren, die miteinander gar nicht in Verbindung stan­ den.350 Dieses Kapitel habe ich – wie alle folgenden mit Ausnahme des 11. Kapitels auch – vor dem ersten glaubwürdigen Artikel in der New York Times vom 6. Juni 1971 geschrie­ ben, in dem darüber berichtet wurde, daß Heroin aus Labors, die der Kontrolle der Kö­ niglich-Laotischen Armee unterstanden, in die Vereinigten Staaten gelangt war. 351 Dar­ um kommt hier das im 11. Kapitel behandelte Problem des Drogenhandels nicht zur Sprache. In den 50er und 60er Jahren, zwischen dem Ende des Koreakriegs und dem Anfang des Vietnamkriegs, gab es niemals eine echte Deeskalation der Vereinigten Staaten in Süd­ ostasien. Jede scheinbare Deeskalation der Kämpfe wie 1954 in Vietnam und 1961 bis 1962 in Laos wurde durch eine damals oft unbemerkte Eskalation ausgeglichen, die langfristig zu einem verstärkten militärischen Engagement der Vereinigten Staaten führ­ te. So beschränkte sich die direkte militärische Beteiligung Amerikas am ersten Indochi­ nakrieg 1954 auf ein paar Dutzend Flugzeuge der U.S. Air Force und ein paar an Claire Chennaults Fluggesellschaft Civil Air Transport (CAT) »ausgeliehene« Piloten sowie 200 Mann technisches Personal. Zwar scheiterten der damalige Außenminister John Foster Dulles, der Vorsitzende der Vereinigten Stabschefs, Admiral Radford, und Vize­ präsident Nixon mit ihrer Forderung nach amerikanischen Luftangriffen und/oder dem Einsatz von Bodentruppen, doch statt einer direkten Intervention konnte Dulles immer­ hin seinen Vorschlag zur Gründung einer Southeast Asia Treaty Organization durchset­ zen. Die SEATO wurde schon bald zu einem Deckmantel für »begrenzte Kriegsspiele« in Südostasien, aus denen sich 1959 das erste verdeckte militärische Engagement der Vereinigten Staaten in Laos entwickelte – der Beginn des zweiten Indochinakriegs. Anfang 1961 widersetzte sich der neugewählte Präsident Kennedy erfolgreich dem star­ ken Druck seiner Joint Chiefs of Staff (Generalstabschefs), die eine offene Invasion in Laos mit bis zu 60.000 Soldaten und bei Bedarf sogar den Einsatz taktischer Atomwaf­ fen forderten. Auch Nixon bedrängte ihn, wenigstens einem »Einsatz amerikanischer Luftstreitkräfte« zuzustimmen.352 Aber Kennedy entschloß sich in Laos zu einer politi­ schen Lösung, die am 3. Mai 1961 mit einem Waffenstillstand begann. Am 4. und 5. Mai 1961 verkündeten er und sein Außenminister Dean Rusk eine Reihe von Maßnah­ men zur Stärkung des amerikanischen Militärengagements in Südvietnam. Das Timing legt den Schluß nahe, daß das Weiße Haus die Anhänger eines Showdown mit China durch die Verlagerung des Schauplatzes der Auseinandersetzung von einem Land in ein anderes besänftigen wollte. Ganz ähnlich kam das Genfer Laos-Abkommen von 1962 erst zustande, nachdem die Vereinigten Staaten die Falken in Asien und im eigenen Land durch den ersten Einsatz von Kampftruppen in Thailand zufriedengestellt hatten. Heute wissen wir auch, daß die im März und Oktober 1968 von Präsident Johnson ver­ kündete Beendigung der Bombardierung Nordvietnams eine Irreführung und alles ande­

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re als eine »Deeskalation« war. In Wirklichkeit wurden die Flugzeuge nur von Nordvi­ etnam nach Laos umgeleitet. Ingesamt gingen die Bombardierungen nicht zurück, son­ dern nahmen noch weiter zu. Um die verborgene Geschichte der amerikanischen Eskalation in Südostasien nachzu­ zeichnen, muß man sich auf drei Schlüsselkrisen konzentrieren, die dazu beitrugen. Nur so läßt sich das falsche Bild zerstören, das von diesen Ereignissen in das kollektive Ge­ dächtnis der Amerikaner eingegangen ist. Das erste falsche Bild beruht auf der Vorstellung einer friedliebenden Großmacht, die sich nur widerwillig in die asiatischen Verwicklungen habe hineinziehen lassen, und zwar durch eine Reihe von »Reaktionen« auf diverse aggressive Akte sozialistischer Länder, zum Beispiel 1959 durch eine »massive« nordvietnamesische Invasion in Laos, 1962 durch eine drohende Invasion in Thailand, 1964 durch zwei nicht provozierte An­ griffe auf zwei amerikanische Zerstörer und 1970 durch eine aus Kambodscha drohende Invasion Südvietnams. Diese Episoden werden erst dann wirklich verständlich, wenn man sie im Rahmen eines Prozesses oder Syndroms betrachtet, in denen Geheimdienste und deren Verbündete wiederholt dazu benutzt wurden, die Voraussetzungen für eine Eskalation zu schaffen. Ein zweites falsches Bild der amerikanischen Eskalation fand sich selbst unter Anhän­ gern der amerikanischen Friedensbewegung. Danach resultierte das amerikanische En­ gagement eher zufällig aus einer Reihe von »Fehlern« oder »Irrtümern«, die ihrerseits einer chronischen Naivität oder einem antikommunistischen Verfolgungswahn, Fehlern in den Kommunikations-, Befehls- und Kontrollprozessen oder auch der Schwerfällig­ keit von Mammutbehörden und deren Probleme bei der Informationsverarbeitung zuge­ schrieben wurden. Jeder Eskalationsschritt wurde nun auf Mängel der eigenen Aufklä­ rung zurückgeführt und ironischerweise zum Anlaß genommen, für eine Optimierung der Geheimdienste zu plädieren, damit solche »Fehler« nicht noch einmal vorkamen. Doch waren es gerade die Aktivitäten von Geheimdienstleuten (darunter auch solchen, die für verdeckte Aktionen oder »Spezialoperationen« verantwortlich waren), die die vermeintlichen Fehldeutungen in Washington verursachten. Ganz offenbar fabrizierte der Apparat, der eigentlich objektive Informationen liefern sollte, stattdessen falsche Vorwände für eine einseitige amerikanische Aggression. Führende Geheimdienstvertre­ ter waren die Hauptverantwortlichen für die Verstärkung des amerikanischen Engage­ ments. Um dieses Bild einer zufälligen oder irrtümlichen Verwicklung zu korrigieren, muß von einer »Kriegsverschwörung« gesprochen werden: dem fortgesetzten Einsatz konspirati­ ver Mittel, nicht autorisierter Provokationen und bewußter Täuschungsmanöver und ins­ besondere durch Mitglieder der Geheimdienste mit dem Ziel, das amerikanische Enga­ gement in Asien aufrechtzuerhalten oder zu verstärken. Eine solche Kriegsverschwö­ rung ist als allgemeines Syndrom zu verstehen, nicht als das Werk eines einzelnen pri­ vaten Komplotts, und ein Krieg muß keineswegs ihr erklärtes Ziel sein, selbst wenn sie am Ende dahin führt. Im Gegenteil, sowohl das Personal als auch die Ziele der Vietnamkriegsverschwörung wechselten innerhalb von zwei Jahrzehnten beträchtlich. In den 50er Jahren beschränkte sich das geheime Engagement weitgehend auf ein paar unternehmungslustige Einzelper­ sonen wie General Chennault und seine »private« Fluggesellschaft Civil Air Transport oder auf einige übereifrige CIA-Agenten wie Colonel Lansdale oder Robert Campbell James (einen Vetter des Socony-Präsidenten B. B. Jennings). In den 60er Jahren wurde das Bild dann immer militärischer. Die CIA-Agenten wurden ergänzt oder ersetzt durch die ersten Kader von »Special Forces«, während Mitglieder der elektronischen militäri­ schen Aufklärung dazu beitrugen, daß die Vereinigten Staaten schon bald in einen ech­ ten Boden- und Luftkrieg verwickelt waren. In den 70er Jahren war es dann die einst ag­ gressive CIA, die sich eher für deeskalierende Optionen aussprach, während das Kriegs­ lager hauptsächlich in den konkurrierenden militärischen Geheimdiensten beheimatet war. Mit anderen Worten, wir müssen die Verschwörung als einen kontinuierlichen

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Vorgang begreifen, etwa nach dem Vorbild eines lebenswichtigen Organs, dessen Funk­ tion erhalten bleibt, während die Zellen ausgetauscht werden. Eine andere Analogie wäre ein illegales Glücksspiel, bei dem die Spieler (und Dealer) wechseln, das Gewinn­ motiv aber dasselbe bleibt. In ähnlicher Weise veränderten sich auch die jeweils spezifischen Ziele des amerikani­ schen Imperialismus in Südostasien. Anfang der 50er Jahre spielte offenbar die Siche­ rung knapper kriegswichtiger Rohstoffe wie Wolfram eine wichtige Rolle bei der gehei­ men Unterstützung der nationalchinesischen Guerillas in Birma durch Chennaults CAT. Später wurde dieselbe Fluggesellschaft dann in Laos für eine neue amerikanische Stra­ tegie eingesetzt, die mit den Mitteln eines verdeckten oder begrenzten Krieges arbeitete. Hinter der 1971 erfolgten amerikanischen Intervention in Asien stand offenbar die Aus­ sicht auf schnelle Profite (in der Größenordnung von 35 Prozent pro Jahr oder sogar noch mehr) durch Investitionen in der Region, insbesondere die Hoffnung auf die Ent­ deckung neuer Erdölvorkommen vor den Küsten Thailands und Kambodschas im Süd­ chinesischen Meer. Nach 1968 verdoppelte man die Zahl der Probebohrungen in Süd­ ostasien, und es gab Voraussagen, wonach diese Region schon bald »das weltweit wich­ tigste Gebiet für die aktive Suche nach Erdöllagerstätten« sein werde. 353 In den 70er Jahren war bereits fast das gesamte Südchinesische Meer nördlich von Java und Suma­ tra durch Konzessionen an internationale Ölgesellschaften vergeben, bis auf ein beson­ ders vielversprechendes Gebiet vor der Küste Kambodschas und Südvietnams, in dem allerdings die Probebohrungen gleichfalls schon begonnen hatten.354 Trotz der scheinbaren Vielfalt der Gruppen und Interessen in diesen Phasen des ameri­ kanischen Engagements enthüllt die hier dargestellte Geschichte doch eine latente Kon­ tinuität. Man denke etwa an die Anwaltskanzlei Thomas G. Corcoran, die Chennault beim Aufbau der Flying Tigers wie auch der CAT behilflich war. 355 In den frühen 50er Jahren vertrat Corcoran die CAT, die Versicherungsfirmen von C. V. Starr (einem ehe­ maligen OSS-Agenten) in Asien und United Fruit. In der Zeitschrift Fortune hieß es, er unterhalte »den besten Geheimdienst in Washington«: Die meisten [seiner Kunden] sind Unternehmen mit internationalen Inter­ essen – eine auserlesene Klientel. Dazu gehören United Fruit Co., Ame­ rican International Underwriters Corp. (Teil der Versicherungsunter­ nehmen von C. V. Starr in Asien und anderswo) sowie General Claire Chennaults Civil Air Transport, Inc. Ende 1951 zum Beispiel ließ Cor­ coran seinen Geheimdienst Überstunden machen, um mit der amerika­ nischen Politik im Iran Schritt zu halten – was das State Department damals tat, könnte Rückschlüsse darauf erlauben, was es möglicher­ weise tun oder nicht tun wird, um zu verhindern, daß sein [Corcorans] Kunde United Fruit aus Guatemala hinausgeworfen wird.356 Nach dem erfolgreichen Staatsstreich der CIA gegen den iranischen Ministerpräsidenten Mohammed Mossadegh im August 1953 wechselte Chennaults Partner Whiting Willau­ er von der CAT auf den Posten des amerikanischen Botschafters in Honduras, wo er United Fruit und der CIA half, den guatemaltekischen Präsidenten Jacobo Arbenz Guz­ mán zu stürzen. Miguel Ydigoras Fuentes, ein Antikommunist, der später die Nachfolge des von der CIA unterstützten Castillo Armas als Präsident Guatemalas antrat, berichtet, daß ein ehemaliger Manager von United Fruit versucht habe, ihn für den Staatsstreich zu gewinnen, und daß nach seinem Amtsantritt eine »Washingtoner Anwaltskanzlei« ihm erklärt habe, sie hätte »die ›Befreiungsbewegung‹ des Castillo Armas finanziert, der sich seinerseits zu bestimmten Zahlungen verpflichtet habe. Bei seinem Tod habe er ihnen immer noch 1.800.000 Dollar geschuldet, und da sie in mir seinen Erben sähen, erwarteten sie von mir, daß ich das Geld zurückzahle.«357 Während Willauer, Mitarbeiter von United Fruit und CAT-Piloten sich 1960 an den Vorbereitungen der CIA für die Invasion in der Schweinebucht beteiligten, half Chen­ naults CAT der CIA beim Sturz Souvanna Phoumas in Laos und diente später als Infra­

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struktur für den vom Geheimdienst in Laos geführten Geheimkrieg. Schon damals war eines der wichtigsten amerikanischen Finanzinstitute in Indochina die Compagnie Fran­ co-Américaine dʼAssurance in Saigon, die sich im Besitz des Corcoran-Kunden C. V. Starr and Company befand. Als Präsident der Gesellschaft fungierte ab 1960 Corcorans Partner William S. Youngman. Nach 1950 vertrat Corcoran auch die Interessen einiger Ölgesellschaften, die nach 1963 immer größeres Interesse an Offshore-Bohrungen im Südchinesischen Meer zeigten. Eine davon war die Tenneco Corporation, die bereits zwei Konzessionen im Golf von Siam zwischen Thailand und Kambodscha besaß und weitere Anteile an der Konzession der Frontier Petroleum in der Nähe von Singapur er­ warb. So erweisen sich auf funktionaler oder operativer Ebene diverse Geheimdienstoperatio­ nen wie die in Guatemala und Laos und diverse ökonomische Interessen im Ausland wie Bananen, Versicherungen und Erdöl als Teil ein und derselben Geschichte. Mindes­ tens bis 1968 hielten Corcorans Partner Ernest Cuneo (ehemals OSS), Robert Amory (ehemals CIA) und James Rowe (neben Corcoran selbst einer der frühesten Berater von Lyndon B. Johnson) sich über CIA und Weißes Haus ständig auf dem neusten Stand hinsichtlich der Entwicklung in Asien. Außerdem zeigt sich bei genauerer Betrachtung, daß die scheinbar so verschiedenen Geschäftsinteressen, die Corcorans Kanzlei vertrat (United Fruit, CAT und C.V. Starr), weniger unterschiedlich waren, als das pluralisti­ sche Modell der amerikanischen Gesellschaft eigentlich erwarten läßt. So war Robert Lehman mehrere Jahre Direktor bei United Fruit und bei PanAm Airli­ nes, die zunächst das technische Personal für die CAT stellten und dann auch weiterhin durch technische Hilfe direkt von deren Operationen in Indochina profitierten. Und zu­ mindest zwei mit Chennault verbundene PanAm-Manager (Gordon Tweedy und John S. Woodbridge) waren auch eng an C. V. Starrs weltweiten Versicherungsaktivitäten betei­ ligt. Der private Einfluß der Anwaltskanzlei Corcoran auf die amerikanische Politik war einer der Gründe, weshalb Fortune berichten konnte, daß Robert Lehmans Familienun­ ternehmen Lehman Brothers (das auch am internationalen Ölgeschäft beteiligt war) 1957 »den größten Gewinn der Nachkriegszeit von allen an der Wallstreet notierten Un­ ternehmen« verzeichnete und »einer der größten oder, wie viele glauben, der größte Ge­ winnbringer« war.358 Anders gesagt, von Anfang an standen mächtige ökonomische Interessen hinter den ver­ deckten Werkzeugen wie der CAT, die einen wichtigen Beitrag zur Aufnahme des ame­ rikanischen Engagements in Südostasien leisteten. Die bloße Tatsache einer verdeckten Verbindung zu diesen Bemühungen beweist noch nicht, in welchem Ausmaß das ameri­ kanische Engagement durch die Hoffnung auf private Profite motiviert war. Aber im­ merhin beruht die Macht der Geheimdienste nicht auf bürokratischen Strukturen, son­ dern in erster Linie auf einer engen Verbindung und Zusammenarbeit mit privatem Reichtum und staatlicher Macht. Die Geschichte komplizierte sich in den 60er Jahren, als sie stärker militärischen Cha­ rakter annahm und intensiver wurde. Nach 1959 wurden, wenn auch nicht wider­ spruchsfrei, die privaten wirtschaftlichen Motive für ein Bleiben in Indochina durch staatliche Motive verstärkt, und die amerikanische Intervention umfaßte nun weit mehr als die Aktivitäten einer einzelnen Behörde oder paramilitärischen Fluggesellschaft. Air America verlor 1960 das Monopol auf geheime Luftoperationen und war nun nicht mehr das zentrale Instrument des amerikanischen Geheimdienstes, das in Südostasien private Interessen mit staatlicher Macht ausstattete. In den 60er Jahren wurde das Unter­ nehmen in seiner Bedeutung von Unternehmen übertroffen, die sich auf Aufklärungs­ technologien spezialisierten, etwa von der (mit der CIA verbundenen Elektronikfirma) Itek oder von Ling-Temco-Vough, die streng geheime Ausrüstungen für elektronische Abhöroperationen wie die des Zerstörers Maddox oder des Spionageschiffs Pueblo lie­ ferten. Und es gab noch zahlreiche andere Wege, auf denen Privatunternehmen Deck­ mäntel, Personal oder Infrastruktur für Geheimdienstoperationen bereitstellten.

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Doch auch dieses polymorphe Bild der Beziehungen zwischen privatem und staatlichem Bereich ist nicht so pluralistisch, wie es zunächst erscheinen mag. Hinter den militäri­ schen Aufklärungsoperationen der 60er und den »privaten« Operationen der 50er Jahre standen dieselben Finanzinteressen. Als Beispiel für diese Kontinuität in der finanziel­ len Basis des amerikanischen Engagements sei hier nur auf die Tatsache hingewiesen, daß Harper Woodward, der in den 50er Jahren als Direktor bei der CAT arbeitete, in den 70er Jahren im Management von Itek zu finden war. Und das nicht nur deshalb, weil Woodward sich auf Dienstleistungen für die CIA spezialisiert hatte. Er arbeitete dort als »Kompagnon« von Laurance Rockefeller, einem Mitglied der Rockefeller-Fa­ milie mit weltweitem Engagement im Öl- und Finanzbereich (vor allem bei Standard Oil of New Jersey und Socony Mobile). Es ist sicher kein Zufall, daß Nelson Rockefeller 1951 wegen einer vermeintlichen Knappheit an Rohstoffen Alarm schlug359 oder daß Laurance Rockefeller dem Rockefel­ ler Brothers Fund Panel Two vorstand, das 1957 die ersten öffentlichen Pläne für be­ grenzte Kriege vorlegte, oder daß die Rockefellers und Socony Mobile in den 50er Jah­ ren als Gastgeber für den südvietnamesischen Politiker Diem und thailändische Offiziel­ le in Amerika auftraten. So bot etwa die Asian Society John D. Rockefellers III 1963 ei­ nem Mitarbeiter von Socony Mobile ein öffentliches Forum, auf dem er neben anderen Sprechern mit Geheimdiensthintergrund jene offene amerikanische Intervention in Viet­ nam fordern konnte, die ein Jahr später, nach der Ermordung Diems und Kennedys, dann auch begann.360 Robert Lehman und die Rockefellers, sämtliche Wall-Street-Fi­ nanciers, waren an dem gesamten Spektrum ökonomischer Interessen beteiligt, denen der Vietnamkrieg nützte. James Rockefeller saß neben Lehman im Aufsichtsrat der PanAm. Angesichts so allgegenwärtiger ökonomischer Interessen hinter den Geheimdienstopera­ tionen, die zum Vietnamkrieg beitrugen, kann man nicht umhin, den Gedanken einer »zufälligen« Verwicklung der Vereinigten Staaten durch den gegenteiligen Schluß zu ersetzen, wonach diese Verwicklung geradezu unausweichlich und unvermeidbar war. Gabriel Kolko nennt es eine »Realität von zentraler Bedeutung«, daß »herrschende Klassen ihre Politik« über einen umfassenden, »von der Geschäftswelt definierten Kon­ sens« verwirklichen. Und er fügt hinzu: Wer diese wesentliche Tatsache begreift, kann Verschwörungstheorien nur ablehnen.361 Doch Kolko unterschätzt die Widersprüche in der amerikanischen Vietnampolitik seit 1944, wenn er zum Beispiel feststellt: Trotz der nahezu paranoiden Überzeugung des französischen Vertre­ ters, das OSS arbeite gegen Frankreich, trug das OSS lediglich dazu bei, die Unterstützung Washingtons für die Franzosen zu festigen. Sie ... waren einhellig der Auffassung, daß Ho ... ein Kommunist sei. 362 In einem Aufsatz des Institute of Pacific Relations äußerte der OSS-Veteran George Sheldon sich positiv über die Vietminh und kritisierte französische Grausamkeiten in der Nachkriegszeit. Dort heißt es, Ho Chi Minh sei bei den Wahlen im Januar 1946 »in aller Form von einer großen Mehrheit gewählt« worden. Neutrale Beobachter, darunter auch Amerikaner, bezeugten, daß die Wahlen effizient und ordentlich durchgeführt wurden und die überwäl­ tigende Popularität Präsident Hos nicht zu bestreiten sei.363 Nicht zu bestreiten ist aber auch, daß solch eine erstaunliche Unvoreingenommenheit bei Geheimdienstleuten weitaus seltener anzutreffen war, nachdem das Institute of Paci­ fic Relations wegen seiner abweichlerischen Haltung 1952 von dem rechtsgerichteten McCarran-Ausschuß unter Beschuß genommen worden war.

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Wenn sich die amerikanische Politik allein durch Klasseninteressen erklären ließe, hätte gar kein Bedarf bestanden für Geheimdienstoperationen, für die Lüge der Laosinvasion 1959 oder für den zweiten »Zwischenfall« im Golf von Tongking 1964. Die amerikani­ schen Truppen wären einfach so arrogant in Laos und Vietnam eingedrungen wie die sowjetischen Panzer in die Tschechoslowakei. Vielleicht werden wir in Zukunft solche nackten amerikanischen Aggressionen erleben, doch die Vergangenheit zeigt, daß die Frage einer Eskalation die amerikanische Regierung bisher stets gespalten hat. Diesel­ ben Ereignisse, die eine schwere Herausforderung für unsere Verfassungsprozesse dar­ stellten, zeigen gerade wegen der Verheimlichung und Täuschung auch, daß diese Ver­ fassungsprozesse keineswegs bedeutungslos sind. Die Paragraphen 956-960 des amerikanischen Strafgesetzbuchs verbieten Verschwörun­ gen zur Verletzung ausländischen Staatseigentums, die Anwerbung oder Verpflichtung von Personen für ausländische Militärdienste innerhalb der Vereinigten Staaten und die Bereitstellung von Geld für militärische Unternehmungen gegen das Staatsgebiet eines fremden Staates. Gegen diese Gesetze wurde während der verdeckten Interventionen in Südostasien mindestens sechs Mal verstoßen: in Bezug auf Taiwan (1950 und 1952), Vietnam (1953), Birma (1951-1953 oder länger), Indonesien (1958) und Laos (1959). In allen Fällen erzeugte man mit denselben Mitteln einen Anschein von Legalität: Ange­ hörige der amerikanischen Streitkräfte wurden nicht direkt von fremden Staaten in Dienst genommen, sondern indirekt über Privatunternehmen, mit denen diese Staaten entsprechende Verträge abschlossen. Diesen Deckmantel schuf erstmals Präsident Roo­ sevelt 1941 für Chennaults Flying Tigers durch einen nicht in die Akten aufgenomme­ nen Regierungserlaß vom 15. April 1941. Als Flugzeuge und Piloten der U.S. Air Force 1953 an Chennaults CAT »ausgeliehen« und im Dienst der Franzosen in Indochina eingesetzt wurden, scheint man auch dieses Vorgehen »auf höchster Ebene« abgesegnet zu haben.364 Die amerikanische Beteiligung am ersten Indochinakrieg war zwar geheim, aber keine Verschwörung, denn es gab kein Komplott von Privatleuten gegen die amerikanische Regierung. Ganz anders stellte sich die rechtliche Lage 1950 dar, als Admiral Charles M. Cooke als Leiter einer privaten Beratergruppe für die Regierung Chiang Kai-shek in Taiwan offi­ ziell im Dienst einer Firma namens CIC (Commerce International China) stand. Cooke selbst klagte später, er habe vergeblich versucht, die Genehmigung des Präsidenten für seine Pläne zu erlangen: Ich habe nie eine Reaktion auf meine Empfehlungen erhalten, weder ro­ tes noch grünes Licht.365 Cooke leitete eine private militärische Mission, für die sein Helfer William Pawley sich 1949 bei Außenminister Dean Acheson vergeblich um eine Autorisierung bemühte, wie er sie während des Zweiten Weltkriegs für Chennaults Flying Tigers erhalten hatte. 366 Bei dieser Erweiterung des amerikanischen Engagements durch die Chinalobby, in der Cooke über zahlreiche Verbindungen verfügte, wurde er auch von anderen einflußrei­ chen Kreisen unterstützt. Die für diese Mission gegründete CIC belieferte auch William Donovans World Commerce Corporation, die von führenden Kapitalisten wie Nelson Rockefeller unterstützt wurde und ihre eigenen Ziele bei der Förderung des Kapitalis­ mus in der Nachkriegszeit verfolgte. Geleitet wurde die Firma von Satiris (»Sonny«) Fassoulis, der einige Jahre später wegen der Beteiligung an Manipulationen des organi­ sierten Verbrechens im Zusammenhang mit Staatsanleihen vor Gericht gestellt wurde. Ausgewählt wurde Fassoulis für diesen Job offenbar von einem gewissen »Col. Wil­ liams von der Army«, wahrscheinlich Colonel Garland Williams, der über seine Arbeit für das Federal Bureau of Narcotics in zahlreichen Geheimdienstfunktionen tätig war. Auch »Ölleute aus Texas« waren beteiligt.367 In den beiden bemerkenswert ähnlichen Tongking- und Pueblo-Zwischenfällen gab es Hinweise darauf, daß Geheimdienste »unanfechtbare« Beweise für feindliche Aggressi­ on vorlegten, und zwar in Gestalt angeblich »abgefangener« Befehle, die so verzerrt

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wiedergegeben wurden, daß man möglicherweise von Betrug sprechen kann. Ähnliche Fehlinterpretationen abgefangener Nachrichten trugen 1970 zur Invasion in Kambo­ dscha bei. Es mag pedantisch erscheinen, wenn ich hier auf so isolierten Beispielen für Verschwö­ rungen gegen Recht und Gesetz herumreite und über die Greuel des Vietnamkriegs – Napalmangriffe, die Massaker, die Entlaubungsaktionen, möglicherweise sogar den Völkermord – kein weiteres Wort verliere. Aber selbst die erschreckenden Enthüllungen über My Lai stellten nur jene bloß, die den Krieg ausführten, nicht aber jene, die dafür verantwortlich waren, daß er überhaupt begonnen wurde: mit Provokationen, Lügen und illegalen Handlungen.

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8 CAT/Air America 1950-1970 1969 stellte ich erstmals dar, wie die Vereinigten Staaten sich über ihre in CIA-Besitz befindliche Fluggesellschaft in Laos auf einen Krieg einließen, aus dem später ein zwei­ ter Indochinakrieg (1959-1975) werden sollte. Die damalige Darstellung erweitere ich hier erheblich. Dafür gibt es zwei Gründe, einen historischen und eine aktuellen.368 Den historischen Grund benennt David Kaiser, wenn er schreibt: »Die wirklichen Wur­ zeln des Vietnamkriegs liegen in der Politik, die Eisenhower und seine Regierung nach 1954 gegenüber Südostasien einschlugen.« Deren wichtigstes Element bestand in einer Laospolitik, die nahezu einseitig »eine schwere Krise provozierte«.369 1969 sah ich auf der Grundlage öffentlich zugänglicher Quellen die Schuld für die un­ sinnig aggressive und wahnhafte Laospolitik bei Air America, unterstützt von den Fal­ ken in der CIA und im Pentagon, die zum Teil hofften, entgegen der offiziellen Politik einen Krieg gegen das kommunistische China zu provozieren. Nachdem nun die internen Akten des State Department zugänglich gemacht worden sind, wissen wir jedoch, wie wenig Opposition es auch auf höchster Ebene gegen diese kriegerischen Aspirationen gegeben hat, und zwar auch bei dem friedfertig wirkenden Eisenhower, der es 1954 abgelehnt hatte, die verlorene Sache der Franzosen in Indo­ china durch den Einsatz von Atomwaffen zu unterstützen. Andersons Urteil über die Vi­ etnampolitik bleibt auch dann noch wahr, wenn man »Vietnam« durch »Laos« ersetzt: Die Eisenhower-Regierung war gleichermaßen Urheberin und Gefange­ ne der Illusionen über Vietnam. Eine Reihe von Faktoren – das bipolare und paranoide Denken des Kalten Krieges, die Arroganz der Macht, kultureller und rassischer Chauvinismus – machten die amerikani­ schen Führer blind für die soziale, politische, geschichtliche und militä­ rische Realität in Vietnam ... In Vietnam ... sah seine Regierung die Din­ ge allzu einfach und engagierte sich viel zu stark.370 Die fundamentale Illusion lag in der Vorstellung, der großartige Erfolg des Marshall­ plans beim Wiederaufbau der europäischen Volkswirtschaften ließe sich in Vietnam und in Laos wiederholen und man könne dort Nationen »aufbauen«, die bis dahin noch gar nicht existiert hatten.371 Für Laos war die Hoffnung auf solche Fortschritte ebenso illu­ sorisch wie für Vietnam, und das aus denselben Gründen: Die für die Entwicklung be­ stimmten Hilfsgelder wurden für militärische Zwecke, Korruption und den Luxus der herrschenden Klasse veruntreut.372 In beiden Ländern war außerdem der Drogenhandel der Hauptgrund für Korruption und politische Auseinandersetzungen.373 In Laos wur­ den die Korruption und die militärische Deformation eines friedliebenden buddhisti­ schen Landes noch verstärkt durch verzerrte (oder gänzlich falsche) Geheimdienster­ mittlungen. Mein aktueller Grund für die Konzentration auf diesen Zeitraum liegt in der Tatsache, daß wir solche Illusionen auch heute wieder aufleben sehen. Die Kampagne der Brüder Dulles gegen den Neutralismus unter der Parole »Wer nicht mit den Vereinigten Staa­ ten ist, der ist gegen sie« ließ eine naive Arroganz erkennen, durch die sich auch heute wieder hochgestellte Kreise auszeichnen. Wer glaubt, wir könnten im Irak einen »Regi­ mewechsel« herbeiführen, sollte sich einmal die verheerenden und kontraproduktiven Ergebnisse des 1959 und 1960 mit militärischen Mitteln von den USA durchgeführten Versuchs ansehen, einen »Regimewechsel« in Laos zu erzwingen, einem weitaus kleine­ ren und schwächeren Land.374 Diese Ähnlichkeiten sollten jedem objektiven Beobachter eigentlich klar sein. Nicht so leicht zu erkennen ist dagegen eine Parallele aus dem Bereich der Tiefenpolitik, über die gewöhnlich nicht gesprochen wird. In Afghanistan haben die Vereinigten Staaten 2002 das drogenfeindliche Talibanregime ersetzt durch eine umstrittene Regierung, de­ ren Mitglieder zum Teil auf eine langjährige Geschichte als Drogenhändler zurückbli­

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cken können. In Laos taten die Vereinigten Staaten 1959-1960 etwas entmutigend Ähn­ liches. Wir haben guten Grund, uns auch die Sonderinteressen anzusehen – insbesondere die­ jenigen, die von der Air America, der Chinalobby und der Guomindang vertreten wur­ den, die sich mit Nachdruck für die illusorische Politik von 1959-1960 einsetzten. Diese Lobbyisten waren in der Eisenhower-Regierung gut vertreten. Aber wir können Sonder­ interessen nicht für einen Verfolgungs- und Größenwahn verantwortlich machen, der die Regierung als ganze erfaßte. Wir müssen verstehen, warum die CIA so hartnäckig darauf drängte, die legale Regie­ rung Souvanna Phoumas in Laos durch eine Gruppe von Generälen zu ersetzen, die in den Drogenhandel verwickelt waren. Zum Teil hatte das mit der amerikanischen Abnei­ gung gegen politische Führer zu tun, die wie Souvanna Phouma Neutralisten waren. Die von den Amerikanern gegen ihn eingesetzte Subversionsstrategie hatte große Ähn­ lichkeit mit dem Vorgehen gegen Sihanouk in Kambodscha und deutlicher noch gegen Sukarno in Indonesien, wo Civil Air Transport eine »vollständige logistische und takti­ sche Luftunterstützung« für die Geheimoperation leistete.375 Kambodscha und vor allem Indonesien waren für amerikanische Ölgesellschaften von großem Interesse, und sowohl Sihanouk als auch Sukarno hatten (anders als Souvanna Phouma) die Regierung auf dem chinesischen Festland anerkannt. Doch die amerikani­ schen Bemühungen gegen Sihanouk waren erfolglos und wurden im Juli 1960 weitge­ hend eingestellt.376 Auch die Kampagne in Indonesien wurde nur halbherzig unterstützt und dann rasch aufgegeben, als ein CAT-Pilot in Gefangenschaft geriet. Laos war dagegen ein kleines, dünn besiedeltes Land mit nur wenigen nachgewiesenen Bodenschätzen (außer Zinn). Dennoch beschäftigte die nahezu substanzlose »Laoskri­ se« die Regierungen Eisenhower und Kennedy über Jahre hinweg. 377 Wie war das mög­ lich? Auf diese Frage gibt es meines Erachtens zwei Antworten. Erstens grenzt Laos an Chi­ na und Nordvietnam. In den frühen 50er Jahren zielte die amerikanische Eindäm­ mungspolitik darauf, die Volksrepublik China von den weitgehend städtischen chinesi­ schen Minderheiten an den Küsten des Südchinesischen Meeres zu isolieren. In den späten 50er Jahren sorgte das Gerede von der sogenannten »Vorwärtsverteidigung« dafür, daß die Aufmerksamkeit sich zunehmend auf die nur ungenau festgelegte und un­ zureichend verteidigte laotische Grenze konzentrierte. Berichte über angebliche kommunistische Grenzverletzungen, die meist auf der syste­ matischen Übertreibung unbedeutender Ereignisse beruhten, wurden von den amerika­ nischen Generalstabschefs immer wieder genutzt, um auf die Entsendung amerikani­ scher, mit taktischen Atomwaffen ausgerüsteter Truppen nach Laos zu drängen. Solch eine Konfrontation in Laos diente den Interessen derer, die hofften, einen Krieg zwi­ schen den USA und der Volksrepublik China provozieren zu können. Der zweite, eng damit zusammenhängende Grund liegt in der Tatsache, daß die von der CIA unterstützten konspirativen Versuche, die Kontrolle über die laotische Regierung zu gewinnen, de facto auch Kämpfe um die Festigung der Kontrolle über das laotische Opium waren. Der Schutz eines abgelegenen Gebiets im Nordosten von Laos bescherte dem ehemaligen CAT-Repräsentanten William Bird Verträge über den Bau von Startund Landepisten, die schon bald dazu benutzt wurden, Hmong-Opium auszufliegen. 378 (Flugzeuge und Personal der Guomindang flogen diese Flugplätze unter dem Deck­ mantel einer »laotischen« Fluggesellschaft namens Veha Akhat an.) Auf diese Weise konnte man die Opiumproduktion der Hmong vor den Guerillas des kommunistischen Pathet Lao schützen, die von 1959 bis 1964 die tiefergelegenen Gebiete der Region be­ setzen.379 Das war keine Kleinigkeit. Die im Nordosten konzentrierte laotische Opiumproduktion erreichte eine Größenordnung von 45 bis 90 Tonnen im Jahr und bildete »das wert­ vollste Exportgut des Landes«.380 Im Rückblick waren die Bemühungen der CIA in Laos

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offenbar darauf gerichtet, dieses Opium zur Unterstützung der in den Drogenhandel verwickelten Generäle einzusetzen, an deren Machtergreifung die CIA sich 1959 und nochmals 1960 beteiligte. Den Schlüssel für diese Unterstützung bildete 1959 die nach außen nationalchinesische Fluggesellschaft CAT, die sich in Wirklichkeit jedoch zum Teil in CIA-Besitz befand. Im selben Jahr wurde die CAT in Air America umbenannt.

8.1 Nixon, das Ehepaar Chennault, Air America und die Chinalobby Kurz vor der Präsidentschaftswahl 1968 versuchte der republikanische Kandidat Ri­ chard Nixon auf konspirative und möglicherweise auch ungesetzliche Weise, den Viet­ namkrieg auszuweiten.381 Mit Hilfe der Witwe General Chennaults, Anna Chennault, überredete er Nguyen Van Thieu, den Chef des Saigoner Regimes, eine Teilnahme an den von Präsident Johnson arrangierten Pariser Friedensverhandlungen abzulehnen. Nixons Intrige sicherte ihm die Wahl und sorgte dafür, daß noch mehr Vietnamesen und Amerikaner völlig nutzlos ihr Leben verloren. Als ich die Hintergründe dieser konspirativen Verbindung zwischen Nixon und dem Chennaultkreis382 untersuchte, stellte ich fest, daß der Fluggesellschaft CAT in Laos 1959 und 1960 immer dann wichtige Genehmigungen erteilt wurden, wenn Eisenhower sich außerhalb Washingtons aufhielt. Bedeutsam an Nixons außergewöhnlicher Karriere ist, daß er finanziell von vier Grup­ pen mit gemeinsamen Interessen im Fernen Osten unterstützt wurde: vom organisierten Verbrechen, von der Chinalobby, von Ölleuten und möglicherweise von der CIA. 383 1970 wußte ich noch nichts von Nixons weitreichenden und inkriminierenden finanziel­ len Beziehungen zu der mit der Unterwelt und der CIA verbundenen Castle Bank auf den Bahamas, einer Gründung Paul Helliwells, der noch als Hauptarchitekt der Dro­ genverbindungen der CIA im Fernen Osten in Erscheinung treten wird. 384 Auch die Rol­ le Nixons bei der Vorbereitung der Invasion in der Schweinebucht ließ ich damals un­ berücksichttgt.385 Nixon war ein komplexes politisches Talent, das sich nicht auf die Wünsche der Leute reduzieren läßt, die seinen Aufstieg zur Macht finanzierten. Es bleibt eine Tatsache, daß in den zwei Jahrzehnten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Expansion der amerikanischen Macht in die Dritte Welt unter Präsidenten erfolgte, die viel Zeit darauf verwandten, den Druck derjenigen abzuwehren, die sich für diese Expansion einsetzten. Bis 1967 war Nixon, ob in einem öffentlichen Amt oder nicht, ein führender Sprecher eben dieser Kräfte. Zwei Fragen zu Nixons außergewöhnlicher Karriere sind bis heute unbeantwortet. Die erste betrifft das Ausmaß, in dem Wahlkampfspenden aus dem Ausland (einschließlich Asien) seine Politik und seine Karriere beeinflußten. 386 Die zweite Frage lautet, ob Ni­ xon sich in seiner frühen Laufbahn auf geheime und möglicherweise konspirative Ver­ bindungen zu den Brüdern Dulles und zur gerade erst entstandenen CIA stützen konn­ te.387 In den letzten Tagen des Präsidentschaftswahlkampfs 1968 versuchten die Demokraten, den Wahlsieg ihres Kandidaten Hubert Humphrey in letzter Stunde durch die Ankündi­ gung des Weißen Hauses zu sichern, daß man die Bombardierung Nordvietnams einstel­ len und in Kürze Friedensverhandlungen aufnehmen werde. Dieser Schachzug wurde 30 Stunden später offenbar vom südvietnamesischen Präsidenten Thieu torpediert, der öf­ fentlich erklärte, er werde an den Friedensverhandlungen nicht teilnehmen. Drei Tage später siegte Nixon mit einem hauchdünnen Vorsprung vor seinem demokratischen Konkurrenten. Nach der Wahl wurde aufgedeckt, daß eine wichtige Spendensammlerin und Helferin Nixons den Plan der Demokraten durch eine ausgeklügelte Intrige in Saigon sabotiert hatte (unter anderem hatte sie fälschlich behauptet, Nixon werde solchen Verhandlun­ gen im Falle seines Wahlsiegs nicht zustimmen). Durch das Abhören von Telefonen

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wurde gleichfalls aufgedeckt, daß der demokratische Präsidentschaftskandidat Hum­ phrey und das Weiße Haus von diesen Machenschaften schon vor der Wahl gewußt und Humphreys Wahlkampfstrategen eine hitzige Debatte über die Frage geführt hatten, ob der Kandidat diese Entdeckung in den allerletzten Phasen des Wahlkampfs ausschlach­ ten sollte. Humphrey verzichtete auf diese Chance, weil er sich, wie er sagte, sicher sei, daß Nixon nichts von den Aktivitäten seiner Anhänger in Saigon wußte und sie ansons­ ten mißbilligt hätte.388 Bei der genannten Anhängerin handelte es sich um Madame Anna Chan Chennault, die Witwe des 1958 verstorbenen Generals Claire Chennault, die nun eng mit dessen ehe­ maligem Anwalt Tommy Corcoran befreundet war. Für sie und ihre Komplizen war die­ se Aktion keineswegs der erste geheime Eingriff in hohe staatspolitische Angelegenhei­ ten. Dank ihrer Beteiligung an der Chinalobby und dem Komplex privater CIA-Unterneh­ men spielten beide, Claire und Anna Chennault, eine wichtige Rolle für das gesamte amerikanische Engagement in Südostasien. So wurde General Chennaults Fluggesell­ schaft 1954 von der amerikanischen Regierung zur Unterstützung der Franzosen für Hilfsflüge nach Dien Bien Phu eingesetzt. Auch bei den neuen Kämpfen, die 1959 und 1960 in Laos ausbrachen, fiel dem Unternehmen eine Schlüsselrolle zu. Bei dem Versuch, das militärische Engagement in Laos und anderswo der internationa­ len Kontrolle zu entziehen, bediente sich die CIA lange Zeit der eigentlich in ihrem Be­ sitz befindlichen »privaten« Fluggesellschaft Civil Air Transport des Generals Chen­ nault. Eisenhower scheint anfangs gar nicht gewußt zu haben, daß er und sein Amt in diesen Laoskonflikt hineingezogen wurden.

8.2 Wie Air America Krieg führte Die Frachtflugzeuge der Air America waren auf den Flughäfen in Laos, Südvietnam, Thailand und Taiwan nicht zu übersehen. Das Unternehmen hatte seinen Sitz in Taiwan, wo eine Tochtergesellschaft, Air Asia, mit ihren etwa 8.000 Beschäftigten das zeitweilig größte Flugzeugwartungs- und Reparaturzentrum unterhielt. Zwar waren nicht alle Ope­ rationen der Firma paramilitärischer oder auch nur geheimer Natur, doch in Vietnam und mehr noch in Laos war Air America die wichtigste Fluggesellschaft im Dienst der geheimen Kriegsaktivitäten der CIA. In den 60er Jahren war die größte dieser Operationen der Transport des Nachschubs für die 45.000 Angehörigen des Hmong-Stammes, die in den bergigen Regionen in Nord­ ostlaos hinter den Linien des Pathet Lao kämpften. Die Hmong lebten beiderseits der laotisch-vietnamesischen Grenze und brachten nur wenig Sympathie für ihre laotischen Herren auf. Die meisten Hmong-Außenposten verfügten über kleine Landepisten für Flugzeuge, die mit kurzen Start- und Landebahnen auskamen, doch wegen der Gefahr feindlichen Beschusses setzten die meisten amerikanischen und nationalchinesischen Crews ihre aus Gewehren, Mörsern, Munition, Reis und sogar lebenden Schweinen oder Geflügel bestehende Ladung mit Fallschirmen ab. Die Flugzeuge von Air America dienten zugleich zum Abtransport des wichtigsten Agrarprodukts der Hmong, nämlich Opium. Die ursprünglich von den Franzosen aufgebauten und ausgebildeten Hmong-Einheiten waren für die Amerikaner zuverlässige einheimische Hilfstruppen in Laos. Gemeinsam mit ihren »Beratern« von der CIA und den amerikanischen Special Forces setzte man sie ein, um die Nachschubwege des Pathet Lao und der Nordvietnamesen zu stören. In den späten 60er Jahren beteiligten sie sich an der konventionellen Kriegsführung, bei der sie mit Flugzeugen und Hubschraubern von Air America transportiert wurden. 389 Die Hmong verteidigten außerdem bis zu deren Einnahme 1968 die wichtige amerikani­ sche Radarstation bei Pathi nahe der nordvietnamesischen Grenze, die auch bei der Bombardierung Nordvietnams eingesetzt wurde.

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Weiter im Süden flog Air America vom laotischen Pakse aus, wo sich das Hauptquartier für die Operationen der CIA befand. Von dort aus versorgte man ein isoliertes Camp der U.S. Army in Attopeu im Südwesten des Landes und unterstützte die Operationen der amerikanischen und südvietnamesischen Special Forces in derselben Region. Ursprüng­ lich war der Hauptzweck dieser Operationen die Beobachtung und Störung des Ho-ChiMinh-Pfades gewesen, doch schließlich erweiterten sich die Kämpfe im laotischen Pfannenstiel wie auch in anderen Teilen des Landes zu einem allgemeinen Luft- und Bodenkrieg. Auch in diesem größeren Feldzug sollen Flugzeuge von Air America Waf­ fen, Nachschub und Verstärkung transportiert haben.390 Nach außen hin agierten Flugzeuge von Air America nur im Charterdienst für Frachtflü­ ge. Vor 1968, als die U.S. Air Force ihr Operationsgebiet von Nordvietnam nach Laos verlagerte, waren Luftkampfoperationen weitgehend »laotischen« Flugzeugen vorbehal­ ten; zumindest einige davon sollen jedoch aus Thailand heraus operiert haben, und zwar mit amerikanischen, thailändischen und nationalchinesischen Piloten, die von Air Ame­ rica angeheuert wurden. Außerdem waren viele Piloten und Mitglieder des Bodenperso­ nals von Air America für Aufklärungsaufträge oder »Sondereinsätze« ausgebildet. 1964 bemerkte ein Reporter amüsiert, daß er bei vielen Mitgliedern des Bodenpersonals von Air America eine Redeweise und ein Gehabe beobachtete, die ohne Zweifel auf die Ivy League hinwiesen.391 Und jahrelang flogen Air-America-Piloten Einsätze, die der Unter­ stützung bei Bodenkämpfen dienten. Schon im April 1961, als amerikanische »Berater« erstmals laotische Truppen bei Kampfhandlungen anleiteten, flogen Air-America-Pilo­ ten Soldaten mit Transportflugzeugen und Hubschraubern in den Kampf, die von den U.S. Marines zur Verfügung gestellt worden waren.392 Das Genfer Laos-Abkommen von 1962 untersagte sowohl die »Bildung ausländischer paramilitärischer Einheiten« als auch die Unterstützung »ausländischer Zivilisten für die Lieferung, Wartung, Lagerung und Anwendung von Kriegsmaterial«. Die Beteiligung von Air America an militärischen und paramilitärischen Operationen (unter dem Deck­ mantel eines Auftrags durch die amerikanische Wirtschaftshilfe) dürfte danach eindeu­ tig illegal gewesen sein. Wenn man Air America als paramilitärisches Hilfsinstrument bezeichnet, sollte man jedoch nicht aus dem Blick verlieren, daß die Hauptfunktion der Firma im logistischen Bereich lag. Das Unternehmen sollte nicht selbst Krieg führen, sondern in erster Linie die Kriegsführung ermöglichen.

8.3 Die frühe Geschichte von Air America Wenn wir die komplizierten Operationen von Air America verstehen wollen, müssen wir bis zum Jahr 1941 und zur Gründung der American Volunteer Group oder den Fly­ ing Tigers zurückgehen – einer privaten Luftwaffeneinheit, die General Claire Chen­ nault aufbaute, um Chiang Kai-shek im Kampf gegen die Japaner zu unterstützen. Da­ mals wünschte Präsident Roosevelt solch eine Hilfe für Chiang, und er wollte gleich­ falls, daß amerikanische Reservisten aus dem Kreis der Piloten aller drei Waffengattun­ gen Flugerfahrung sammeln konnten. Doch die USA befanden sich noch nicht im Krieg, und nach amerikanischem Strafrecht war die Beteiligung aktiver Soldaten oder Reservisten der eigenen Streitkräfte an ausländischen Kriegen verboten. Die Lösung lag in einer juristischen Fiktion, die von Chennaults »Washingtoner Mannschaft« ausgear­ beitet wurde; dazu zählten unter anderen der zu Roosevelts »Braintrust« gehörende Rechtsanwalt Thomas Corcoran und der junge Kolumnist Joseph Alsop. Nach diesem Plan sollte Chennault Militärbasen besuchen und Piloten für die Central Aircraft Manu­ facturing Company, Federal, Inc. (CAMCO) rekrutieren, ein Unternehmen, das sich ganz im Besitz von William Pawley befand, der zuvor im Vertrieb des traditionsreichen Flugzeugherstellers Curtiss-Wright gearbeitet und dann die PanAm-Tochtergesellschaft in China geleitet hatte. Der Arbeitsvertrag sah lediglich vor, daß die Piloten sich an »Herstellung, Betrieb und Reparatur von Flugzeugen« in China beteiligen, doch Chen­ nault erklärte ihnen mündlich, daß sie auch Kriegseinsätze fliegen sollten. Theoretisch trug die chinesische Regierung die Kosten, doch in der Praxis stellte die amerikanische Regierung das gesamte Geld über einen Leihpachtvertrag zur Verfügung.

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Die Operation war äußerst gewinnbringend für Pawleys ehemaligen Arbeitgeber. Cur­ tiss-Wright wurde hundert P-40-Jagdflugzeuge los, die selbst die unter großem Druck stehenden Briten als »veraltet« abgelehnt hatten. Pawley hätte das ganze Geschäft beinahe platzen lassen, weil er auf einer Provision von zehn Prozent oder 450.000 Dollar bestand. Finanzminister Morgenthau protestierte, ließ sich dann aber von den Chinesen überreden, die eine Zahlung von 250.000 Dollar zuge­ standen.393 Die chinesische Niederlassung der PanAm konnte später viele der Piloten in der lukrativen Charterluftbrücke über den Himalaja nach Tschungking einsetzen. Doch Pawleys neue CAMCO durfte die amerikanischen Piloten nicht ohne eine Geneh­ migung durch den amerikanischen Präsidenten für Kriegszwecke einsetzen, und diese Genehmigung ließ auf sich warten. Am 15. April 1941 unterzeichnete Roosevelt indes einen Erlaß, der die Rekrutierung von Reserveoffizieren der amerikanischen Streitkräfte für die Flying Tigers genehmigte. So wurde CAMCO zu einem Präzedenzfall für die staatlich genehmigte Gründung privater Kriegsunternehmen. In der Nachkriegszeit nahm es die CIA mit einer Zustimmung des Präsidenten selten so genau. Nach dem Krieg erkannte Chennault, daß man mit Charterverträgen für die amerikani­ sche Luftbrücke nach China ein Vermögen machen konnte. Durch Corcorans Vermitt­ lung versorgte die UN-Hilfsorganisation UNRRA Chennault nicht nur mit den nötigen Verträgen, sondern auch mit billigen Flugzeugen und den zu ihrem Kauf erforderlichen Krediten. Zu Corcorans Verbindungen gehörte der CIA-Mann und spätere Diplomat Whiting Willauer, der dann auch rasch zur Nummer zwei unter Chennaults Leuten auf­ stieg. Dank der großzügigen Unterstützung durch den amerikanischen Steuerzahler be­ nötigten Chennault und Willauer nur eine Million Dollar, um die neue Fluggesellschaft aufzubauen. Auch hielten sich hartnäckige Gerüchte, wonach ihre Civil Air Transport ursprünglich von Madame Chiang und/oder deren Bruder T. V. Soong, Chiang Kai-s­ heks Botschafter in den Vereinigten Staaten, finanziert wurde, dessen persönliches Ver­ mögen in den USA – nach der chinesischen Leihpachtverwaltung – 1944 bei 47 Mio. Dollar gelegen haben soll.394 Der Zweite Weltkrieg war vorüber, nicht aber die chinesische Revolution. Die ur­ sprünglich für Hilfslieferungen gegründete CAT beteiligte sich schon bald an militäri­ schen Versorgungsflügen in die belagerten nationalchinesischen Städte, wobei häufig ehemalige Piloten der Flying Tigers zum Einsatz kamen. Chennault selbst verbrachte einen großen Teil seiner Zeit in Washington, zusammen mit Corcoran, Senator William Knowland und anderen Mitgliedern der von Soong finanzierten Chinalobby. Er bemüh­ te sich vergeblich um ein 700-Millionen-Dollar-Hilfsprogramm für Chiang, das zur Hälfte für eine militärische Luftbrücke bestimmt sein sollte. Nach der Gründung der Volksrepublik China im Oktober 1949 gingen Truman und das Außenministerium auf Distanz zur Chiang-Clique und versuchten, sich aus der Verteidi­ gung Taiwans herauszuhalten. Die CAT dagegen erweiterte ihre Aktivitäten im parami­ litärischen Bereich und suchte weitere »erwiesenermaßen loyale« Piloten.395 Um eine Invasion Taiwans zu verhindern, kauften Chennault und seine Partner mit 4,75 Mio. Dollar aus ihrem Privatvermögen die zivile Luftflotte Chinas auf, die damals in Hongkong beheimatet war. Bei dieser »legalen Entführung« ging es nach außen nicht darum, in den Besitz der Flugzeuge zu gelangen, sondern sie vor der drohenden Be­ schlagnahme durch die neue chinesische Regierung zu schützen. Es ist unklar, wer Chennault finanziell bei dieser wichtigen Aktion unterstützte (Soong bestritt später, daß er beteiligt war).396 Wir wissen aber, daß die CAT kurz vor dem Koreakrieg als Unter­ nehmen mit Sitz in Delaware (das heißt als CIA-Unternehmen) refinanziert wurde. Ab Winter 1950-1951 spielte die CAT dann eine Schlüsselrolle bei der Luftbrücke nach Korea, und Chennault war »intensiv mit geheimdienstlichen Aktivitäten für die ameri­ kanische Regierung« befaßt (wie seine Frau in ihren Memoiren vermerkt).397

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8.4 Chennaults Bemühungen, den Kommunismus zurückzudrängen Chennaults Vision für seine Fluggesellschaft faßte sein enger Freund und Biograph Ro­ bert Lee Scott im Jahr 1959, als die CAT in Laos aktiv wurde, folgendermaßen zusam­ men: Überall, wo die CAT fliegt, verkündet die Fluggesellschaft der Welt, daß man Maos Leute irgendwie besiegen und vom Festland vertreiben wird und daß ganz China eines Tages wieder frei sein wird.398 Noch im März 1952 lehnte die Truman-Regierung es ab, die damals von John Foster Dulles vorgeschlagene »Vorwärtsstrategie« gegenüber China zu übernehmen.399 Doch in einer CIA-Operation flogen CAT-Flugzeuge 1951 Waffen und möglicherweise auch Soldaten von Taiwan zu den 12.000 Mann umfassenden Truppen Chiang Kai-sheks, die nach Birma geflohen waren. In seinem Buch berichtet Roger Hilsman, die Truppen sei­ en aus der Luft versorgt worden und hätten einen großangelegten Einfall in die chinesi­ sche Provinz Jünnan unternommen, doch der Angriff sei ein »kolossaler Fehlschlag« gewesen.400 Im »Krisenjahr« 1959 drangen 3.000 dieser Soldaten nach Laos ein und wurden auch dort mit Nachschub versorgt. Bei einer weiteren CIA-Operation setzte 1952 ein CAT-Flugzeug die CIA-Agenten John Downey und Richard Fecteau samt Nachschub für die nationalchinesischen Guerillas auf dem Festland ab. 1954 führte Chennault eine intensive politische Kampagne für einen grandiosen, aber durchaus detaillierten Plan, wonach seine alten Freunde Chiang Kai-shek und der korea­ nische Präsident Syngman Rhee durch eine 470 Mann zählende »International Volun­ teer Group« nach dem Vorbild der alten Flying Tigers im Kampf gegen die Volksrepu­ blik China unterstützt werden sollten. »Sobald Chiang seine Flagge auf dem Festland hißt«, versprach Chennault, »wird Mao durch spontane Bauernaufstände und Sabotage hinweggefegt werden.«401 Chennault besaß tatsächlich eine Liste von Piloten und hatte Trainingslager für die Grup­ pe in Mittelamerika vorgesehen, wo sein einstiger Partner Whiting Willauer, inzwischen amerikanischer Botschafter in Honduras, eine Schlüsselrolle bei dem von der CIA orga­ nisierten Sturz des guatemaltekischen Präsidenten Jacobo Arbenz Guzmán spielte. (Wil­ lauer und Pawley waren gemeinsam mit Nixon zur Zeit der Regierung Eisenhower auch an der Planung der Invasion in der Schweinebucht beteiligt.) Chennaults Plan wurde von Admiral Radford, dem Chef der Joint Chiefs of Staff, gefördert und fand offenbar auch bei der CIA eine gewisse Unterstützung. Er scheiterte jedoch am Widerstand des State Department, des Pentagons und der nationalchinesischen Luftwaffe.402 Dennoch war die CAT keineswegs untätig. Die Gesellschaft flog 24 der 29 mit C-119Maschinen vorgenommenen Versorgungsabwürfe für die Franzosen in Dien Bien Phu. Die Flugzeuge hatte man bei der U.S. Air Force »geliehen«, und einige »Zivilisten«, die sie flogen, waren in Wirklichkeit Piloten der amerikanischen Streitkräfte. Nach Bernard Fall, der an diesen Einsätzen beteiligt war, wurden die Piloten »stillschweigend der CAT überlassen, damit sie sich mit dem Einsatzgebiet vertraut machten, falls die Ame­ rikaner sich zu einer Luftunterstützung der Franzosen entschlossen«, wie Dulles und Ni­ xon hofften.403 Die C-119-Maschinen der CAT wurden in Vietnam von 200 Mechanikern der 81st Air Service Unit der U.S. Air Force gewartet. Fünf dieser Männer wurden am 18. Juni 1954 als vermißt gemeldet. Die CAT-Operation führte also zu den ersten offiziellen amerika­ nischen Verlusten im Vietnamkrieg. Senator John Stennis, der ein verstärktes Engage­ ment befürchtete, erklärte, das State Department habe sein »feierliches Versprechen« gebrochen, die Einheit bis zum 12. Juni abzuziehen.404 Vom Abschluß des Genfer Abkommens 1954 bis zu Chennaults Tod vier Jahre später scheint CAT eine eher abwartende als aktive paramilitärische Rolle in Indochina ge­ spielt zu haben. Flugzeuge und Piloten wurden für die von der CIA unterstützten Auf­ stände in Indonesien, Birma und Tibet eingesetzt. Außerdem bildete die Gesellschaft in

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ihren riesigen Werksanlagen in Taiwan weiterhin eine große Anzahl chinesischer Me­ chaniker aus. Wie ein rechtsgerichteter Lobredner 1955 bemerkte, war man auf diese Weise bereit ... ... für den Fall, daß die Kommunisten Formosa oder Thailand angrei­ fen ... CAT ist zu einem Symbol der Hoffnung für das gesamte freie Asi­ en geworden. Schon morgen könnte der Himmel über dem Fernen Os­ ten sich von einem neuen Krieg röten; dann werden die beladenen Frachtflugzeuge wieder an die Startbahnen rollen. 405

8.5 Alsops »Invasion«: Air America geht nach Laos Die Quemoy-Krisen von 1954 und 1958 gingen zu einem großen Teil von nationalchi­ nesischen Truppen aus, die auf den der Küste vorgelagerten Inseln stationiert wurden und in Bataillonsstärke Angriffe auf das Festland unternahmen. Der von örtlichen »Mi­ litärberatern« und CIA-Leuten empfohlene Truppenaufbau wurde von Washington offi­ ziell mißbilligt. Die Krisen gaben den Kräften im Pentagon Auftrieb, die das chinesi­ sche Festland bombardieren wollten, doch mit deren Ende sank offenbar auch deutlich die Gefahr einer von den Vereinigten Staaten unterstützten Offensive. Amerikanische Geheimdienstkreise bestätigten später, daß die Volksrepublik China während der Krise von 1958 von der Sowjetunion insgeheim sehr enttäuscht war, weil sich die Hilfszusa­ gen nur auf den Verteidigungsfall erstreckten. Manche amerikanische Offizielle zogen daraus den Schluß, die USA könnten südlich der chinesischen Südgrenzen ungestraft eine Konfrontation riskieren, da jede chinesische Reaktion nur die Spaltung zwischen der Volksrepublik und der Sowjetunion vertiefen werde. Wie falsch diese Einschätzung war, sollte sich schon bald herausstellen. Nach der zweiten Quemoy-Krise schien die größte Kriegsgefahr im Fernen Osten in Laos zu bestehen, wenn auch nicht auf Grund expansionistischer Bestrebungen in Vien­ tiane. 1958 stand die eigenständig agierende Regierung des Prinzen Souvanna Phouma offenbar kurz vor einer neutralistischen Versöhnung mit dem kommunistischen Pathet Lao. Aus Angst, Laos könne dadurch dem kommunistischen Block einverleibt werden, entschloß die amerikanische Regierung sich zu einer Intervention, stellte alle Hilfsleis­ tungen ein und zwang Souvanna Phouma dadurch am 23. Juli 1958 zum Rücktritt. 406 Unter dem Einfluß amerikanischer Berater erklärte die Nachfolgeregierung, sie fühle sich nicht länger an das Genfer Abkommen von 1954 gebunden. Der neue Premier Phoui Sananikone erkannte die nationalchinesische Guomindang-Regierung in Taiwan an und akzeptierte geheime amerikanische Militärhilfe, zu der auch nichtuniformierte Berater gehörten. Dennoch waren CIA und Militär nicht zufrieden mit der neuen, vom State Department gebilligten Regierung. Allen Dulles war entschlossen, einen »Regimewechsel« herbei­ zuführen, und erklärte am 23. Dezember 1958 vor dem Nationalen Sicherheitsrat, in der laotischen Regierung seien »drastische Veränderungen erforderlich, falls man den Ein­ fluß des Pathet Lao zurückdrängen will«.407 Die CIA unterstützte eine rechtsgerichtete Gruppe unter Führung von Oberst (später Ge­ neral) Phoumi Nosavan, die sich als Komitee zur Verteidigung der Nationalen Interessen bezeichnete, und machte Phoumi in den folgenden Jahren zu einer Schlüsselfigur in den von ihr herbeigeführten Szenarien.408 Das Pentagon unterstützte derweil einen Plan zu ei­ ner »deutlichen Erhöhung« des amerikanischen Militärpersonals, obwohl die im Genfer Abkommen von 1954 festgelegten Obergrenzen dadurch überschritten würden.409 Washingtoner Offizielle verfolgten nun einen Kurs, der zwar vom Nationalen Sicher­ heitsrat gebilligt wurde, aber vielfach den Empfehlungen des amerikanischen Botschaf­ ters in Vientiane zuwiderlief und zu einer weiteren Destabilisierung des Landes führte, die das Wachstum des Pathet Lao beschleunigte.410 Deshalb wird oft behauptet, das CIA-Komplott zu Gunsten General Phoumis habe sich letztlich selbst besiegt. Doch das setzt voraus, daß die Ziele der CIA sich auf die recht amorphe laotische Innenpolitik be­

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schränkt hätten. In Wirklichkeit aber verfolgte die CIA eine »Vorwärtsstrategie« für die gesamte Region, und viele hochrangige Mitarbeiter hofften auf einen umfassenden Krieg mit der Volksrepublik China. Im Dezember 1958 begannen Nordvietnam und die südchinesische Provinz Jünnan, über Verletzungen ihres Luftraums durch amerikanische oder »laotische« Flugzeuge zu klagen. Wie Arthur J. Dommen meint, könnten diese Anschuldigungen tatsächlich auf »Flüge amerikanischer Aufklärungsflugzeuge« zurückzuführen sein. Diese Vermutung wird bestärkt durch die Enthüllung in den PENTAGON-PAPIEREN, wonach die CAT ge­ meinsam mit CIA und Guomindang zu dieser Zeit aktiv an der Unterstützung der Ope­ rationen in Tibet beteiligt waren.411 Wenig später begann Peking, sich über nationalchi­ nesische Spezialeinheiten zu beklagen, die mit Unterstützung der Amerikaner in Jünnan operierten. Im März 1959 hatten nach Bernard Fall »einige der im Shanstaat des benachbarten Bir­ ma operierende Guerillas die laotische Grenze überschritten und wurden dort über eine Luftbrücke durch ›unbekannte Flugzeuge‹ versorgt«.412 Laos begann schon wieder zum Schauplatz internationaler Auseinandersetzungen zu werden. Die »Schlußkrise« folgte auf den Vorstoß einer laotischen Patrouille in die kleine, aber sensible (weil umstrittene) Region Huong Lap an der nordvietnamesischen Grenze, die in der Kolonialzeit von den Franzosen als Teil Vietnams behandelt worden war. Als die Patrouille, wie vorauszusehen, beschossen wurde, warf die laotische Regierung den Nordvietnamesen Grenzverletzungen vor und behauptete, die Aktion stünde im Zusam­ menhang mit einem geplanten Aufstand des Pathet Lao. Danach erhielt sie Sondervoll­ machten von der Nationalversammlung und drang wenig später darauf, daß die beiden verbliebenen Bataillone des Pathet Lao unverzüglich der nationalen Armee einzuverlei­ ben seien. Der Pathet Lao hatte dieser Integration im Rahmen einer politischen Abmachung zuge­ stimmt, nach der er zwei Kabinettsposten erhalten sollte und an Wahlen für eigens ge­ schaffene Sitze in der Nationalversammlung teilnehmen durfte. Bei diesen letzten kor­ rekten Wahlen errangen der Pathet Lao und sein Verbündeter (die Partei des der Linken zuneigenden Neutralisten Quinim Pholsena) 32 Prozent der Stimmen und 13 der 21 zu vergebenden Sitze, womit deutlich wurde, daß seine Popularität in den vier Jahren seit dem Abschluß des Genfer Abkommens 1954 beträchtlich zugenommen hatte. Durch Aktivitäten Washingtons, deren Interesse einem prowestlichen Regime galt, wurde im Anschluß an die Wahl eine Parlamentskrise ausgelöst, und die Mitglieder des Pathet Lao wurden aus dem gerade bestätigten Kabinett ausgeschlossen. Die Lage verschärfte sich im Mai 1959, als die vom Komitee zur Verteidigung der Na­ tionalen Interessen beherrschte Regierung Sananikone sich (gegen den Rat der amerika­ nischen Botschaft) entschloß, die beiden Bataillone des Pathet Lao endgültig zur Inte­ gration in die Königlich-Laotische Armee zu verpflichten. Eines der Bataillone fügte sich, doch das andere bestand hauptsächlich aus Mitgliedern der Schwarzen Tʼai, Hmong und Kha – Minderheiten, die von alters her guten Grund hatten, der laotischen Regierung zu mißtrauen.413 Dieses Bataillon zog sich in seine Heimatstützpunkte in der Provinz Xieng Khouang im Nordosten von Laos zurück.414 Das war der Beginn eines erweiterten Einflusses des Pathet Lao in den tiefergelegenen Regionen des wichtigsten Opiumanbaugebiets, der schließlich zum Bau der Landepisten für Air America und die Hmong in den Bergregionen der Region führte. 415 Die Regie­ rung Sananikone erklärte daraufhin, der Pathet Lao hätte sich eines Aktes offener Re­ bellion schuldig gemacht, dem man nur mit militärischen Mitteln begegnen könne. Sie selbst trieb also den Pathet Lao aus der Rolle einer politischen Opposition in einen mili­ tärischen Aufstand, für den er nur schlecht gerüstet war, so daß er immer stärker in die Abhängigkeit Nordvietnams geriet. Außerdem veranlaßte diese Entwicklung den Aus­ bruch sporadischer Kämpfe, die General Phoumi sogleich als nordvietnamesische »In­ vasion« bezeichnete.

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Das erste dieser angeblich grenzüberschreitenden Gefechte begann am 30. Juli an einem kleinen Grenzposten, der »hauptsächlich mit den Aktivitäten von Opiumschmugglern der Meo [Hmong] befaßt war«. Bernard Fall schrieb später, bei dem Angriff sei ein Mann getötet worden, der Kommandeur des Postens, den Mitglieder seines eigenen Tʼai-Stammes in seinem Haus erschossen hätten.416 Doch noch am 30. Juli, dem Tag des Zwischenfalls, erklärte Allen Dulles dem Nationalen Sicherheitsrat, »lokale kommunis­ tische Kräfte« hätten »mit Unterstützung durch Freiwillige, die von jenseits der Grenze stammten, die Kontrolle über einen Teil der Provinz Sam Neua übernommen«.417 Am 23. August berichtete die New York Times über die Ankunft zweier Air-Ameri­ ca-Transporte in der laotischen Hauptstadt Vientiane. Weitere Transporte folgten wenig später.418 Am 30. August kam es zu einer »Krise«, die, im Rückblick betrachtet, als Vor­ wand für den Aufbau einer permanenten paramilitärischen Luftbrücke benutzt wurde. Während des ganzen Monats August sorgten die Berichte dreier Phoumi-Generäle in der amerikanischen Presse für eine Kriegshysterie, wonach fünf oder mehr nordvietna­ mesische Bataillone nach Laos eingedrungen sein sollten. Als die Augustregenfälle ein­ mal eine Brücke unterspülten, berichtete die New York Times (aus »westlichen Militär­ kreisen«): »Laotische Aufständische nehmen Armeeposten in der Nähe der Hauptstadt« ein, und spekulierte, die »Aufständischen« versuchten, Vientiane vom Süden abzu­ schneiden. Zur »Krise« vom 30. August schrieb die Washington Post, 3.500 kommunis­ tische Rebellen, »einschließlich regulärer Vietminh-Truppen, haben bei einem neuen Angriff 80 Dörfer in Nordlaos eingenommen«. 419 Erst viel später erfuhr man, daß nicht 80, sondern nur drei Dörfer evakuiert worden waren, nachdem zwei von ihnen am Mor­ gen des 30. August kurz unter dem Feuer von 81-mm-Mörsern gelegen hatten. Ein In­ fanterieangriff war nicht beobachtet worden. Die zur Verteidigung bestimmten Soldaten waren, wie so oft in Laos, einfach geflohen.420 Als alles vorüber war, erklärte die laotische Regierung, sie habe in der Zeit der »Invasi­ onskrise« vom 16. Juli bis 17. Oktober 1959 insgesamt 92 Männer verloren; mehr als die Hälfte davon (»schätzungsweise 50 Tote«) am 30. August. Eine Untersuchungs­ gruppe der Vereinten Nationen setzte nach persönlichen Gesprächen die geschätzte Zahl der Toten von 50 auf fünf herab. Nordvietnamesische Invasoren wurden niemals gesich­ tet. Zwar behaupteten die Laoten einmal, sie hätten sieben nordvietnamesische Kriegs­ gefangene, doch später räumte man ein, daß es sich um Deserteure handelte, die aus Nordvietnam über die Grenze gekommen waren, um sich zu ergeben. Der Journalist Joseph Alsop aber, der gerade rechtzeitig nach Laos gekommen war, um über die Ereignisse vom 30. August zu schreiben, berichtete sogleich von einem »massi­ ven neuen Angriff auf Laos« durch »mindestens drei und vielleicht sogar fünf neue Ba­ taillone feindlicher Truppen aus Nordvietnam«. 421 Wenige Tage später sprach er von ei­ ner »Aggression, so nackt und flagrant wie ein Angriff der Sowjets und Ostdeutschen auf Westdeutschland«, und meinte, »der uralte Prozeß der chinesischen Expansion hat wieder mit neuer, explosiver Kraft begonnen«. Dabei konnte Alsop behaupten, sich auf Berichte aus erster Hand zu stützen. Am 1. September hatte er in der Stadt Sam Neua Überlebende eintreffen sehen, die zu Fuß aus den beschossenen Außenposten kamen (einer von ihnen hatte »schwere Beinverletzungen«). Bernard Fall, der gleichfalls in Laos war und die Region gut kannte, bezeichnete all das später als »baren Unsinn«, denn »ein Dörfler mit einer schweren Beinverletzung kann im laotischen Dschungel nicht auf einem zweitägigen Fußmarsch 70 Kilometer zurücklegen«. 422 Nach Falls Dar­ stellung war Alsop bereitwillig auf eine von zwei Phoui-Generälen für ihn inszenierte Scharade hereingefallen.423 Wie so oft von 1949 bis 1964 sollten Alsops Berichte eine wichtige Rolle bei der Ge­ staltung der von ihm beschriebenen Entwicklungen in Asien spielen. Senator Dodd und andere forderten vergeblich, angesichts der »Invasion« den bevorstehenden Besuch Chruschtschows in den Vereinigten Staaten abzusagen. Das geschah zwar nicht, doch der »große Laos-Betrug« vom August 1959 zeitigte andere weitreichende Folgen.424

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Erstens kündigte das State Department am 26. August an, man werde weiteres Hilfsma­ terial und zusätzliches Hilfspersonal nach Laos schicken. Damit überschritt die Militär­ hilfe die im Genfer Abkommen von 1954 festgelegten Grenzen, und das zu einer Zeit, als das Hilfsprogramm vollständig beendet zu werden drohte, weil der Kongreß dessen skandalöse Durchführung und Nutzlosigkeit erkannt hatte. Zweitens verlegte der Ober­ kommandierende für den Pazifik (CINCPAC), Commander Harry D. Felt, Einheiten al­ ler drei Waffengattungen in weiter vorgeschobene Positionen, um für einen möglichen Einsatz in Laos gerüstet zu sein. (Eine Fernmeldeeinheit soll damals direkt in Laos sta­ tioniert worden sein; sie wäre damit die erste amerikanische Kampfeinheit in Südostasi­ en gewesen.)425 Drittens verlegte man die Flugzeuge von Air America nach Laos, um die verstärkten Hilfslieferungen abzuwickeln, und man gewährte der laotischen Regie­ rung zusätzliche Hilfe (über das 1954 erlaubte Maß hinaus). Zugleich verhandelte eine nach Chennaultʼschem Vorbild aus aktiven amerikanischen Offizieren und Reservisten gebildete » Freiwilligen-Luftwaffeneinheit« (»American Fliers for Laos«) nach einem Bericht der New York Times über den Auftrag zu einer Operation »nach Art der Flying Tigers«.426 Das Timing dieser folgenreichen Entscheidungen ist ausgesprochen interessant. An dem Tag, an dem die verstärkte Hilfe angekündigt wurde, war Eisenhower um 3.20 Uhr mor­ gens nach Europa aufgebrochen, um sich vor Chruschtschows Besuch in Washington mit führenden westlichen Politikern zu beraten. Auf einer am Abend abgehaltenen Pres­ sekonferenz bekannte er, nichts über die Einzelheiten des laotischen Hilfeersuchens zu wissen, das am Morgen dieses Tages eingetroffen war. Er teilte jedoch mit, das State Department habe noch nicht erklärt, daß eine »Invasion« vorliege (was es in seiner Ab­ wesenheit tun würde).427 Für das Datum des »Präsidentenerlasses« zu Laos, den 4. Sep­ tember, war auf Eisenhowers Reiseplan ein Golf-Aufenthalt auf dem abgelegenen Cul­ zean Castle in Schottland vorgesehen.428 In seinen Memoiren schrieb er (und bestätigte damit frühere Presseberichte): »Unsere Ferien, die wir abgezwackt hatten, wurden be­ reits am nächsten Morgen [also am 5. September] von schlechten Nachrichten aus Laos unterbrochen.« Dann fügte er hinzu: »Nach der Rückkehr in die Vereinigten Staaten bil­ ligte ich eine verstärkte Hilfe für die proamerikanische Regierung.« Über die tatsächlich von ihm genehmigten Truppenbewegungen sagt er nichts.429 Angesichts dieser Umstände wüßte man gerne, warum die amerikanische Reaktion auf einen künstlich aufgebauschten »Notfall« am 30. August bis zu seinem Aufenthalt auf dem abgelegenen schottischen Schloß fünf Tage später verzögert wurde, obwohl die Entscheidung angeblich nicht weitere drei Tage bis zu seiner Rückkehr warten konnte. Wieder einmal liefert der kenntnisreiche Joseph Alsop aufschlußreiche Einzelheiten: In dem kleinen Laos gibt es keine Kommunikationsmittel. Die Nach­ richt von der neuen »Invasion« brauchte daher mehr als 48 Stunden, bis sie den Kommandeur der laotischen Armee, General Ouane Ratti­ kone, erreichte. Natürlich gab es eine weitere Verzögerung, bis die schwerwiegende Nachricht in Washington eintraf. Und auch dort brauchte man Zeit, um ihre Bedeutung einzuschätzen. 430 Bernard Fall verwirft diese Erklärung: Die Führung der laotischen Armee ... wußte, was in den Grenzposten vor sich ging, denn sie stand in Funkkontakt mit ihnen. 431 Wichtiger noch ist die Tatsache, daß der amerikanische Militärattaché in Laos, der selbst in Sam Neua gewesen war, militärische Geheimdienstberichte nach Washington geschickt hatte, die – einer Zusammenfassung des State Department zufolge – »unbe­ streitbar auf eine von der DRV [Nordvietnam] unterstützte Intervention hindeuten«, die eine Intervention ausländischer Truppen rechtfertigen könne.432 Der Washingtoner Ko­ lumnist Marquis Childs berichtete kurz nach der »Invasion«:

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In den oberen Rängen des Verteidigungsministeriums und der Geheim­ dienste gibt es mächtige Bestrebungen, Präsident Eisenhower zu bewe­ gen, amerikanische Truppen nach Laos zu schicken. ... Sie sollen aus zwei Regimentern der in Okinawa stationierten Third Marine Division und Teilen des 1st Marine Air Wing bestehen [der im Verlauf der Krise nach Okinawa verlegt worden war]. Den Kommunisten – Rotchina und Nordviet­ nam – sei mitzuteilen, daß man sie angreifen werde, falls sie sich nicht innerhalb einer Woche zurückzögen. Einer Quelle zufolge sollen auch die taktischen Atomwaffen zum Einsatz kommen, mit denen die Einhei­ ten zumindest teilweise bereits ausgerüstet sind. 433 Aus inzwischen freigegebenen Dokumenten geht hervor, daß man auf den Einsatz wei­ terer SEATO- (Southeast Asia Treaty Organization) und US-Truppen drängte.434 Am 7. September fragte Senator Mansfield im Senat, ob immer noch der Präsident und Außenminister Herter die Außenpolitik bestimmten oder ob sie diversen Behörden wie dem Verteidigungsministerium und der CIA überlassen worden sei. Um diese Frage be­ antworten zu können, müssen wir mehr über die Ankunft der CAT-Flugzeuge in Vien­ tiane am 22. August wissen, also vor der Krise vom 30. August und der verspäteten Ge­ nehmigung durch die amerikanische Regierung.435

8.6 Air America hilft beim Sturz einer Regierung Obwohl der von der CIA gestützte General Phoumi die Hauptrolle in den Intrigen um die »Invasion« vom 30. August spielte, war der vom State Department unterstützte Phoui Sananikone immer noch im Amt. Erst am 30. Dezember »ergriff die CIA Maß­ nahmen zur Sicherung ihrer Investition«, wie Schlesinger es ausdrückte, und beteiligte sich am Sturz Phouis.436 Mit tätiger Beihilfe des von der CIA unterstützten Komitees zur Verteidigung der Nationalen Interessen gelang Phoumi Nosavan ein erfolgreicher Mili­ tärputsch, der ihn als neuen starken Mann an die Regierung brachte. Durch ihre gegen den Widerstand des amerikanischen Botschafters Horace Smith er­ folgte Unterstützung des Putsches trug die CIA maßgeblich dazu bei, daß die Macht an Leute fiel, die (wie Phoumi, aber anders als seine Gegner) bereits damals oder schon bald in den Drogenhandel verwickelt waren.437 Innerhalb desselben Jahres sollte die CIA diese Koalition aus Drogenhändlern zum zweiten Mal herstellen. Wenige Monate später, im April 1960, half die CIA bei der Fälschung einer Wahl zu Gunsten des Komitees und Phoumis. Dommen berichtet, CIA-Agenten hätten sich »mit oder ohne Genehmigung des amerikanischen Botschafters an der Wahlfälschung betei­ ligt. Ein Angehöriger des Foreign Service ... hatte gesehen, wie CIA-Agenten Beutel voll Geld an Dorfchefs verteilten.«438 Doch diese Machenschaften waren so offenkun­ dig, daß sie die Regierung in Mißkredit brachten und im August zu einem neuerlichen Staatsstreich beitrugen, durch den der alte neutralistische Premier Souvanna Phouma wieder an die Macht kam.439 In den folgenden Wochen gelang es Souvanna Phoumas neuer Regierung, sich vom Kö­ nig, dem amerikanischen Botschafter und der neuen rechtsgerichteten, aber willfährigen Nationalversammlung absegnen zu lassen. Wenig später wurde seine neutralistische Re­ gierung auch offiziell von den Vereinigten Staaten anerkannt. Dennoch beschloß Gene­ ral Phoumi, nachdem er sich mit seinem Vetter Marschall Sarit in Thailand beraten hat­ te, sich gegen Souvanna zu stellen und in Südlaos ein »Revolutionskomitee« ins Leben zu rufen. Öffentlich verkündete Phoumi seinen Widerstand erstmals in Flugblättern, die aus einer C-47 über der laotischen Hauptstadt abgeworfen wurden. Zu der Entwicklung der folgenden drei Monate schreibt Schlesinger: Botschaft und CIA [das heißt, der Leiter der örtlichen CIA-Niederlassung Gordon L. Jorgensen] schlossen sich einstimmig der Empfehlung [des neuen US-

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Botschafters] Brown an, Washington solle die [von Souvanna gebildete] Koalition akzeptieren ... Das Verteidigungsministerium war entschieden für Phoumi. Möglicherweise inoffiziell durch Pentagon-Beamte und CIAAgenten ermutigt ..., rief er [Phoumi] eine neue Regierung aus und di­ stanzierte sich von Souvanna. Nun erhielt das Phoumi-Regime die ame­ rikanische Militärhilfe, während die Regierung Souvanna Phouma in Vientiane nach wie vor Wirtschaftshilfe bezog. Botschafter Brown be­ mühte sich weiterhin, die beiden zusammenzuführen, aber die Militär­ hilfe überzeugte Phoumi, daß Washington ihm zur Macht verhelfen würde, wenn er nur durchhielt.440 Tatsächlich fand Phoumi hochrangige Unterstützung in Pentagon und CIA für seinen Kampf gegen Souvannas Anhänger in Vientiane. Der Beweis liegt in der Tatsache, daß während der Blockade Vientianes durch Marschall Sarits Kräfte in Thailand Air Ameri­ ca die militärische Luftbrücke zu Phoumis Stützpunkt in Savannakhet ausbaute. Dom­ men schreibt: Es war deutlich, daß General Phoumi seine Ressourcen an Menschen und Material für einen Marsch auf Vientiane rasch ausbaute. Ab Mitte September landeten und starteten in Savannakhet immer mehr nicht gekennzeichnete, von amerikanischen Besatzungen geflogene C-46- und C-47-Transportflugzeuge. Diese Maschinen gehörten der Air America, Inc., einer zivilen Charterfluggesellschaft, die organisatorisch von der U.S. Air Force unterstützt wurde und im Auftrag der amerikanischen Regierung flog.441 Wie Hilsman berichtet, erklärte Botschafter Brown dem Prinzen Souvanna im Oktober, die Vereinigten Staaten hätten »Phoumis Versprechen, die Hilfe nicht gegen ... die neu­ tralistischen Kräfte« in Vientiane einzusetzen. Doch während er das tat, flogen zwei Männer »nach Savannakhet und gaben Phoumi grünes Licht für die Einnahme von Vientiane«.442 Diese zwei Männer waren nicht irgendwelche zwielichtigen CIA-Agen­ ten, sondern John N. Irwin II, stellvertretender Verteidigungsminister für Fragen der in­ ternationalen Sicherheit, und Vizeadmiral Herbert D. Riley, Stabschef des amerikani­ schen Pazifikkommandos.443 Ein freigegebenes Telegramm des State Department bestä­ tigt, daß Irwin und Riley mit Phoumi im thailändischen Ubon zusammentrafen: Den Kern ihrer Diskussion bildete die Zusage, daß die Vereinigten Staaten bereit seien, einen Marsch auf Vientiane und die Rückerobe­ rung der Regierungsgewalt durch Phoumi zumindest insgeheim zu un­ terstützen.444 Inzwischen ermutigte die CIA die unter Führung von Vang Pao stehenden, Opium an­ bauenden Hmong, von Souvanna abzufallen, was dann im Oktober auch geschah. Zur selben Zeit begann Air America, sie mit Material und Beratern der amerikanischen Spe­ cial Forces aus Savannakhet zu versorgen.

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8.7 Wollte die CIA Krieg mit China? Warum schürten hochrangige amerikanische Offizielle einen Konflikt zwischen nicht­ kommunistischen Kräften in Laos, der schließlich zu einer raschen Ausweitung des vom Pathet Lao gehaltenen Gebietes führte? Im Time Magazine heißt es dazu am 17. März 1961: Das Ziel, erklärte die CIA, die Phoumi »ihren Mann« nannte, bestand in der »Polarisierung« der kommunistischen und antikommunistischen Fraktionen in Laos. Falls das zutrifft, wurde dieses Ziel erreicht: Das Land wurde zu einem Schlachtfeld mit schließlich etwa 600.000 Flüchtlingen, das 1970 Tag für Tag 400 bis 500 amerikani­ schen Bombardements ausgesetzt war. Als die »Polarisierung« sich durch eine thailän­ dische Blockade von Vientiane und die amerikanische Verweigerung von Hilfslieferun­ gen zuspitzte, sah sich Souvanna gezwungen, die Sowjets zu bitten, über eine Luft­ brücke Reis und Öl (und später dann Waffen) nach Vientiane zu bringen und am Ende auch nordvietnamesische und chinesische »Techniker« ins Land zu holen. Die ersten sowjetischen Frachtflugzeuge trafen am 4. Dezember 1960 in Vientiane ein, und die Russen achteten sehr darauf, daß sie von zivilen Piloten geflogen wurden. Wie Dommen bemerkt, folgten sie »dem Beispiel, das die Vereinigten Staaten vorgegeben hatten«.445 Ende Dezember wurde eine amerikanische Transportmaschine von einer sowjetischen Iljuschin-14 beschossen, und ein größerer internationaler Konflikt schien möglich. Die Hardliner in der CIA und im Verteidigungsministerium waren ohnehin davon über­ zeugt, daß ein »Showdown« mit den Kommunisten in Asien unausweichlich sei. Auch die Joint Chiefs of Staff glaubten, daß es Amerika in Laos vor allem um internationale Fragen gehe und daß hier dem angeblichen Expansionsdrang der Chinesen mit einer mi­ litärischen »Vorwärtsstrategie« begegnet werden müsse. Vor diesem Hintergrund waren die antikommunistischen Kräfte nur allzu bereit, den Konflikt zu internationalisieren. Die New York Times und Le Monde berichteten, daß General Phoumis Truppen von thailändischen Soldaten in laotischen Uniformen und von thailändischen Hubschraubern unterstützt wurden.446 Souvannas Vertreibung aus Vientiane Mitte Dezember brachte keine Lösung. Für die nächsten achtzehn Monate gab es in Laos zwei »Regierungen«, die jeweils von einer Großmacht anerkannt und unterstützt wurden. Zum zweiten Mal war die CIA, wie schon ein Jahr zuvor, eine Koalition mit Drogen­ händlern eingegangen, um eine nicht in den Drogenhandel verwickelte zivile Regierung zu stürzen. Und diesmal waren die Drogenverbindungen noch stärker als zuvor. Denn mit Hilfe von Air America hatte die CIA das Bündnis zwischen Phoumi im Süden und den im Opiumanbau aktiven Hmong-Truppen des Vang Pao gefestigt. 447 Die Vereinig­ ten Staaten fanden zwar viele harte Worte für die gestürzten Führer, insbesondere für Souvanna Phouma und Kong Le, doch meines Wissen hat man ihnen niemals vorgewor­ fen, in den Drogenhandel verwickelt zu sein.448 Am 15. September hatte »der Präsident der Unterstützung Phoumis durch die Vereinig­ ten Staaten zugestimmt« und erklärt, daß man »Phoumi möglicherweise auch einige weitere C-47-Maschinen zur Verfügung stellen könne«. Doch zu dieser Zeit hoffte das State Department noch, Phoumi in eine größere antikommunistische Koalition einbin­ den zu können, während die Joint Chiefs wollten, daß Phoumi eine eigene Regierung bildete.449 So genehmigten denn auch die Joint Chiefs am 3. Oktober erstmals offiziell Air-Ameri­ ca-Hilfsflüge für Phoumi.450 In Wirklichkeit hatte Air America Phoumi bereits seit Mitte September in Savannakhet unterstützt. Der erste Air-America-Hilfsflug erreichte Vang Pao am 5. Oktober und sicherte damit dessen Treue gegenüber Phoumi. 451 Erst am 11. Oktober wurde Eisenhower davon unterrichtet, daß man Hilfsgüter »in die nichtkommu­ nistischen [Hmong-] Gebiete fliegen wird [sic!]«.452 (Es gibt keinerlei Hinweis darauf,

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daß er oder sonst jemand in Washington erfuhr, daß es sich dabei um Hilfsflüge für Opiumanbauer handelte.) Als Souvanna Phouma und Phoumi eindeutig erklärt hatten, daß sie nichts miteinander zu tun haben wollten, genehmigte Eisenhower am 21. November offiziell die Hilfsliefe­ rungen an Phoumis Rebellen. Außenminister Herter hatte ihm erklärt, es sei an der Zeit, sich öffentlich für Phoumi einzusetzen, und der Präsident bekundete sein Einverständ­ nis, »Phoumi mit CAT-Flugzeugen zu versorgen«.453 In der betreffenden Passage seiner Memoiren übergeht Eisenhower all diese Entwick­ lungen: Als Phoumi Novasan Fortschritte in der Rückeroberung Vientianes machte, berichtete mir General Goodpaster [telefonisch am 14. Dezember] über die Ereignisse ... Goodpaster stellte dann einige Fragen. »Erstens: Sollen wir die Verwendung von thailändischen Flugzeugen für den Nachschubtransport in das Gebiet unterstützen? Zweitens: Wenn die Thailänder dazu nicht in der Lage sind, sollen wir amerikanische Ma­ schinen einsetzen?« ... Ich billigte sowohl den Einsatz thailändischer als auch amerikanischer Flugzeuge.454 Die offizielle Mitschrift dieses Telefongesprächs bestätigt Eisenhowers Sorge hinsicht­ lich der Unterstützung Souvanna Phoumas durch sowjetische Flugzeuge und die ver­ meintliche Notwendigkeit, »entschieden vorzugehen, da wir nun über einen legalen Deckmantel verfügen, weil wir auf das Ersuchen einer legal konstituierten Regierung reagieren«.455 Eisenhowers nachdrücklicher Hinweis auf die Frage der Legalität legt den Verdacht nahe, daß er nicht ganz so uninformiert war, wie die oben zitierte Passage aus seinen Memoiren anzudeuten scheint. Wußte er wirklich nicht oder hatte er nur vergessen, daß thailändische Hubschrauber längst Kampfeinsätze unterstützten und Air America seit mehr als einem Jahr Hilfsflüge nach Laos und seit drei Monaten auch zu den Rebellen durchführte? Air America spielte eine zentrale, aber auch geheime Rolle bei den Ereignissen des Jah­ res 1960 in Laos. Die Nachricht vom Absturz einer Air-America-Maschine im Novem­ ber auf der Ebene der Tonkrüge wurde in keiner amerikanischen Zeitung gedruckt, wohl aber in der Bangkok Post vom 28. November 1960. (Der amerikanische Pilot wurde da­ bei schwer verletzt, der Kopilot, Angehöriger der Guomindang und Sohn von Holling­ ton Tong, dem nationalchinesischen Botschafter in Washington, kam ums Leben.) Sechs Tage bevor Eisenhower die Flüge genehmigte, erklärten amerikanische Offizielle, sie hätten die »militärischen Nachschubflüge« für Phoumi »unterbrochen«.456 Glaubte Eisenhower, er solle den Aufbau der Luftbrücke genehmigen, obwohl es sich nur um die Wiederaufnahme der Versorgungsflüge handelte? Fünf Tage nach dem Telefonge­ spräch mit dem Präsidenten telegrafierte das State Department, man solle nun »dem Einsatz ziviler CAT-Flugzeuge keine Beschränkungen mehr auferlegen«. 457 Das bedeu­ tete eine Wiederaufnahme der am 7. Dezember unterbrochenen Versorgungsflüge für Phoumi. Ganz offensichtlich wurde Air America gerade rechtzeitig vor der Übernahme der Amtsgeschäfte durch Kennedy »legalisiert«. Für diese Legalisierung war die sowjeti­ sche Luftbrücke – für deren Einrichtung CIA und Pentagon durch ihre Machenschaften so viel getan hatten – keineswegs eine Katastrophe, sondern ein Gottesgeschenk. Die Luftbrücke konnte nun gegenüber dem Präsidenten (wie auch gegenüber der Öffentlich­ keit) mit der Formel gerechtfertigt werden, wonach es sich lediglich um eine »Reaktion« auf die sowjetische Luftbrücke handelte.458 Wie schon im September 1959, so erfolgte auch die Genehmigung der Air-Ameri­ ca-Flüge im Dezember 1960 zu einer Zeit, als sich Eisenhower nicht im Weißen Haus

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aufhielt. Wochenlang hatten General Phoumis Truppen auf ihrem Vormarsch den Me­ kong hinauf innegehalten, bevor sie dann wieder vorrückten und am 16. Dezember, um 5 Uhr morgens Washingtoner Zeit, in Vientiane einmarschierten. Eisenhower hatte die amerikanischen Versorgungsflüge gegenüber General Goodpaster am 14. Dezember ge­ nehmigt.459 Damals hielt der Präsident sich nicht im Weißen Haus auf, sondern im Wal­ ter Reed Army Hospital, wohin er sich wie geplant am Vorabend zu seiner jährlichen Untersuchung begeben hatte; er verließ das Krankenhaus am 15. Dezember um 10.20 Uhr. Wieder einmal wurde – Zufall oder nicht – eine äußerst wichtige Entscheidung hinsichtlich Air America ausgerechnet dann getroffen, als Eisenhower bekanntermaßen von allen Entscheidungsroutinen abgeschnitten war. Einen weiteren Hinweis auf verfassungsrechtliche Winkelzüge bei der Genehmigung der Air-America-Flüge liefert die Energie, mit der rechtsgerichtete CIA-Kreise die laoti­ sche Geschichte des Dezember 1960 umzuschreiben versuchten. Das zeigt sich etwa an dem von der CIA inspirierten Angriff Charles Murphys auf die Rolle Eisenhowers und Kennedys beim Schweinebucht-Fiasko, den der Geheimdienst unverschämterweise durch das State Department offiziell freigeben lassen wollte: Phoumi nahm schließlich Mitte Dezember die Hauptstadt Vientiane ein, doch zu diesem Zeitpunkt intervenierten die Russen ganz offen ... In Abstimmung mit einem großangelegten Vormarsch gut ausgebildeter Truppen aus Nordvietnam errichteten sie eine intensive Luftbrücke (die bis heute fortgeführt wird). Der Zusammenbruch der Königlich-Laoti­ schen Armee wäre unvermeidlich gewesen, wenn die Vereinigten Staa­ ten nicht mindestens ebenso stark auf Phoumis Seite eingegriffen hät­ ten. Eine Möglichkeit wäre es gewesen, die Luftbrücke zu unterbrechen. Diese Aufgabe hätten »freiwillige« Piloten übernehmen können, aber bei einem nicht allzu großen Anfangsrisiko der Vereinigten Staaten hätte sich dann die Frage gestellt, wie weit die Russen gehen würden. Eine weitere Möglichkeit wäre es gewesen, SEATO-Truppen einzusetzen, denn der SEATO-Vertrag läßt das zu. Am Ende entschloß sich Eisen­ hower, keine dieser beiden Möglichkeiten zu nutzen ... Selbst die be­ scheidene zusätzliche Hilfe, die das Verteidigungsministerium in den letzten Wochen der Regierung Eisenhower für Phoumis Kampftruppen zu organisieren versuchte, wurde wegen des Streits zwischen Verteidi­ gungsministerium und State Department ausgedünnt. 460 Phoumi eroberte Vientiane erst am 16. Dezember. Die sowjetische Luftbrücke hatte je­ doch schon am 4. Dezember begonnen. Durch die Umkehrung der zeitlichen Reihenfol­ ge erweckt der Artikel den Eindruck, die Vereinigten Staaten hätten einer legalen Re­ gierung Hilfe gewährt, die Sowjetunion dagegen Rebellen. Die Entstehungsgeschichte des Konflikts verlief aber in Wirklichkeit genau andersherum. Murphys Artikel ist zwar hinsichtlich der historischen Tatsachen irreführend, zeigt aber sehr wohl, wie bedeutsam die von Eisenhower zu treffende Entscheidung war. Die Lao­ skrise im Wahljahr 1960 setzte den Präsidenten ebenso unter Druck, weitere amerikani­ sche Truppen nach Asien zu schicken, wie der Tongking-Zwischenfall im Wahljahr 1964 und die Pueblokrise im Wahljahr 1968. In allen drei Fällen wollte das Militär mit Vorfällen, die es gemeinsam mit der CIA selbst inszeniert hatte, eine eindeutige Eskala­ tion durchsetzen. Die sowjetische Luftbrücke wurde gegenüber Eisenhower als derart verwerflich dargestellt, daß »Freiwillige« die Flugzeuge abschießen sollten. Aber in Wirklichkeit hatte Air America das Vorbild dafür geliefert, und das offenbar ohne Ge­ nehmigung des Präsidenten. All diese Aktivitäten führten die Vereinigten Staaten in den Krieg in Südostasien. Und es ist ziemlich unvorstellbar, daß die Führung von Air America davon nichts gewußt ha­ ben sollte. Admiral a.D. Felix B. Stump, bis 1958 Oberkommandierender der amerika­

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nischen Streitkräfte im Pazifik und nach 1959 Aufsichtsratsvorsitzender von Air Ameri­ ca, sagte im April 1960 bei einer öffentlichen Veranstaltung in Los Angeles: Der Dritte Weltkrieg hat schon begonnen, und wir sind tief darin verwi­ ckelt. Später erklärte er, es sei »höchste Zeit«, daß Amerika den Kommunismus im Fernen Osten besiege, und er forderte, bei Bedarf auch taktische Atomwaffen einzusetzen. Blo­ ße Eindämmung sei nicht genug. Die Vereinigten Staaten müßten »über dieses begrenz­ te Ziel hinausgehen«.461 Der Admiral redete nicht in einem luftleeren Raum. Tatsächlich verstärkten die Verei­ nigten Staaten in den folgenden Jahren ihre Operationen in Südostasien, mal hier, mal dort. Nach einem katastrophalen Experiment mit den neuesten CounterinsurgencyTechniken in Laos (bei dem Flugzeuge und Piloten von Air America für den Transport laotischer Truppen eingesetzt wurden) stimmte die Kennedy-Regierung im Mai 1961 ei­ nem Waffenstillstand in Laos und Friedensverhandlungen zu. Einen Tag später kündigte der neue Außenminister Dean Rusk den ersten einer ganzen Reihe von Schritten zur Verstärkung des amerikanischen Engagements in Vietnam an, wozu der Einsatz von Truppen und von Air America gehörte. Ein Jahr später unterzeichneten die Vereinigten Staaten das Genfer Abkommen, in dem Laos sich zur Neutralität verpflichtete. Der Preis für diese scheinbare Deeskalation war wie schon 1954 und 1961 ein verstärkter Einsatz von US-Truppen in Vietnam und Thailand. Trotz des Genfer Abkommens von 1962 stellte Air America ihre privaten Kriegsaktivi­ täten in Laos nicht ein. Obwohl das Abkommen in weiser Voraussicht den Abzug »aus­ ländischer Zivilisten für die Lieferung, Wartung, Lagerung und Anwendung von Kriegsmaterial« verlangte, führte Air America weiterhin Versorgungsflüge nach Nord­ laos durch, und wie es scheint, zogen manche amerikanische Militärberater lediglich die Uniform aus und arbeiteten wie zu Eisenhowers Zeiten unter zivilem Deckmantel wei­ ter. Der erste militärische Zwischenfall, der die Kämpfe wieder aufflammen ließ, war der Abschuß einer Air-America-Maschine im November 1962, drei Tage nachdem der Pathet Lao solche Maßnahmen angedroht hatte. Warum hielten Pentagon, CIA und Air America so hartnäckig an ihren Aktivitäten in Laos fest? Hilsman schreibt, zumindest ab 1962 hätten manche Verantwortliche in Pen­ tagon und CIA »eine direkte Konfrontation mit dem kommunistischen China für unaus­ weichlich gehalten«.462 Dieser Einschätzung und dem Vorgehen der CIA in Laos wie auch der Luftbrücke zu den Hmong lag offenbar der Gedanke zu Grunde, »daß Laos früher oder später zu einem wichtigen militärischen Schlachtfeld zwischen Ost und West werden würde«.463

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9 Laos 1959-1970 Dieses Kapitel erschien ursprünglich in der New York Review of Books als kritische Reaktion auf Nixons Erklärung vom 6. März 1970, in der er seine Eskalation in Laos verteidigte.464 Als ich den Dingen nachging, fielen mir die zahlreichen Intrigen zur Stär­ kung der Präsenz von Air America in Laos auf, in denen nicht nur die CIA, sondern auch die Guomindang in Taiwan, die Guomindang-Truppen in Laos und deren rechts­ gerichtete laotische Verbündete eine Rolle spielten. Ich stellte diese Intrigen in einen Zusammenhang mit den nachlassenden Bemühungen Chiang Kai-sheks und seiner ame­ rikanischen Helfer, die Herrschaft der Guomindang wieder auf das chinesische Fest­ land auszudehnen. 1970 wußte ich jedoch noch nicht, in welchem Ausmaß wichtige Akteure dieser Intri­ gen, darunter auch Air America, am lokalen Drogenhandel beteiligt waren. General Ouane Rattikone von der Königlich-Laotischen Armee, der im August 1959 an dem Be­ trugsmanöver einer angeblichen nordvietnamesischen Invasion beteiligt gewesen war, hatte Alfred McCoy noch nicht die Bücher gezeigt, die er als Verwalter des laotischen Opiummonopols auch dann noch geführt hatte, nachdem das Monopol 1961 für illegal erklärt worden war.465 Auch hatte McCoy noch nicht die Pepsi-Cola-Abfüllanlage am Mekong entdeckt, die Ouane als Deckmantel für den Import von Essigsäureanhydrid diente, dem wichtigsten chemischen Hilfsstoff bei der Herstellung von Heroin.466 McCoys Studie macht deutlich, daß die wichtigsten in der laotischen Politik aktiven Ge­ neräle – Phoumi Nosavan, sein Vetter Sarit Thanarat in Thailand und sein Rivale Oua­ ne Rattikone, der ihn später ablösen sollte – sämtlich in den Drogenhandel verwickelt waren. McCoy behauptet sogar, bei dem in diesem Kapitel behandelten Staatsstreich vom 19. April 1964, der den Sturz der laotischen Koalitionsregierung herbeiführte und Phoumi von der Macht verdrängte, sei es letztlich um »Phoumis knausrige Verwaltung seiner Monopole« gegangen (zu denen auch die Opiumhöhlen im Gebiet von Vientiane gehörten). Das »führte im rechten Lager zu ernsthaften Spannungen«. 467 Der bedeu­ tendste CIA-Verbündete in der Region Nam Tha, in die Phoumi sich 1962 zurückzog, war »wahrscheinlich der wichtigste Opiumhändler der Nam-Tha-Provinz«.468 Aufgrund der Enthüllungen McCoys muß jede Geschichte der laotischen Politik dieser Zeit (einschließlich meiner eigenen) oberflächlich bleiben, wenn sie die Bedeutung des Drogenhandels für die laotische Politik und die laotische Wirtschaft nicht thematisiert. In diesem Kapitel behandele ich jedoch immerhin die Hauptelemente der Drogenge­ schichte (CIA, Air America, die Guomindang und deren Verbündete), um sie dann im letzten Kapitel zusammenzufügen. Der Schlüssel zu Präsident Nixons Programm eines offenen Truppenabzugs aus Viet­ nam war die verdeckte Eskalation in Laos. Er selbst lenkte in seiner Laos-Erklärung, die er am 6. März 1970 in Key Biscayne abgab, die Aufmerksamkeit auf den Zusammen­ hang zwischen beiden Konflikten. In Wirklichkeit wurde die sogenannte »Vietnamisie­ rung« des Bodenkriegs in Südvietnam (also der massive Aufbau der südvietnamesi­ schen Armee bei gleichzeitigem Rückzug amerikanischer Bodentruppen) durch eine deutliche Eskalation des amerikanischen Luftkriegs in Laos ausgeglichen, wo er der Be­ obachtung westlicher Presseleute entzogen war. Diese Eskalation wurde dann durch die Laos-Erklärung des Präsidenten begründet, die eine weitgehend irreführende Geschichte einer »permanenten Subversion« und einer »Invasion« durch Nordvietnam präsentierte. Die Geschichte war schon lange vor Amtsantritt der Regierung Nixon ausgeklügelt wor­ den. Viele der darin aufgestellten Behauptungen basierten auf alten Berichten amerika­ nischer Geheimdienste, die an der falschen Darstellung des Krieges in Laos interessiert waren. Nicht die Nordvietnamesen, sondern die Vereinigten Staaten und insbesondere deren militärische und zivile Geheimdienste waren immer wieder die eigentlichen Urhe­ ber der Subversion jeglicher Ordnung, die durch internationale Verträge in Laos ge­ schaffen wurde. Darum muß Nixons Erklärung im Lichte der unbestreitbaren CIA- und Air-Force-Aktivitäten gesehen werden, die darin vollkommen unerwähnt bleiben.

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Obwohl der Krieg in Laos faktisch schon 1959 begonnen hatte (vgl. Kap. 8), schweigt sich Nixon über die Zeit von 1959 bis 1961 aus. Das ist verständlich, denn nahezu alle unabhängigen Beobachter verurteilen die subversiven Aktivitäten, die die CIA und an­ dere amerikanische Institutionen in der Zeit entfaltet hatten, als Nixon noch Vizepräsi­ dent war. So heißt es in einem Bericht der RAND Corporation, nicht der prokommunis­ tische Pathet Lao, sondern die rechtsgerichtete Regierung Phoui Sananikone (die durch amerikanische Intrigen ins Amt gebracht und von amerikanischen Beratern unterstützt wurde) habe »die Krise verschärft, die zum Krieg in Laos führte«.469 Sehen wir uns Nixons Erklärung genauer an. 1.

1961 zeichnete sich das nordvietnamesische Engagement deutlich ab, die kommunistischen Streitkräfte machten große Fortschritte, und die Regie­ rung Kennedy befand sich in einer schwierigen Lage. Die Krise, mit der Kennedy Anfang 1961 zu kämpfen hatte, war der bewaffnete Konflikt im Anschluß an die erfolgreiche Vertreibung der von Washington offizi­ ell anerkannten neutralistischen Regierung des Prinzen Souvanna Phouma aus der Hauptstadt Vientiane durch die von der CIA unterstützten aufständischen Truppen des Generals Phoumi Nosavan. Seine Rebellion gegen Souvanna erhielt von An­ fang an logistische Unterstützung durch die im Besitz der CIA befindliche Flug­ gesellschaft Air America. Mit ihrer Hilfe trieb Phoumis Königlich-Laotische Ar­ mee die neutralistischen Truppen des Generals Kong Le, Souvannas Oberbefehls­ haber, in den Norden und in eine zeitweilige Allianz mit dem prokommunisti­ schen Pathet Lao. Als Kong Le die Ebene der Tonkrüge von Phoumis Truppen zu­ rückeroberte, rückte der Pathet Lao nach Süden vor, um sich mit seinen Truppen zu vereinigen. Souvanna Phouma und Kong Le waren echte Neutralisten, die den nordvietnamesischen Einfluß fürchteten, aber sie mußten die Unterstützung der Kommunisten suchen, um Phoumis Angriff zu überstehen. Die von der CIA ge­ förderte Subversion war also unmittelbar verantwortlich für die »großen Fort­ schritte« der Kommunisten.470 Angesichts der von den Amerikanern angestrebten Rebellion holte Souvanna Phoumas Regierung Ende 1960 russische, nordvietnamesische und chinesische »Berater« ins Land und sorgte damit für die erste nordvietnamesische Militärprä­ senz in Laos seit dem Genfer Abkommen von 1954. Doch A. J. Dommen datiert die Präsenz nordvietnamesischer Kampftruppen (entlang der »Grenze zwischen Laos und Vietnam«) auf Juli oder August 1962 und unterscheidet sie von den »technischen Experten und Kadern, die Nordvietnam Ende 1960 nach Laos ge­ schickt hatte«.471 Bernard Fall glaubt, daß an den »Gefechten 1960 bis 1962 in Laos relativ kleine Teile der 335. und 336. [nordvietnamesischen] Division betei­ ligt waren, und viele der Soldaten gehörten zu denselben Thai-Bergstämmen wie die Stammeskämpfer auf der laotischen Seite«.472 Der britische Beobachter Hugh Toye schreibt, insgesamt sei es »unwahrscheinlich, daß an den Scharmützeln 1961 und 1962 auch vietnamesische Infanterie beteiligt war«. Doch Anfang 1961 brachten die Vereinigten Staaten mit Bomben und Raketen bewaffnete AT-6Flugzeuge ins Land, dazu amerikanische Piloten, die sie flogen, und »White Star Teams« der Special Forces, die Angehörige der Hmong hinter den Linien des Pa­ thet Lao zu Guerillaaktionen ermuntern sollten. Außerdem setzte Air America amerikanische Flugzeuge und Piloten ein, um Phoumis Truppen in den Kampf zu fliegen. Zu dieser Zeit drangen die Joint Chiefs of Staff auf einen Entscheidungs­ kampf in Laos, bei dem auch taktische Atomwaffen eingesetzt werden sollten, während Richard Nixon Kennedy bei einem Treffen zum »Einsatz amerikanischer Luftstreitkräfte« zu veranlassen suchte.473

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2.

Während dieser langen Verhandlungen [1962 in Genf über einen Frieden in Laos] gingen die Kämpfe weiter, und die Kommunisten machten weitere Fortschritte. Das ist irreführend, denn sowohl die Verzögerungen als auch das neuerliche Auf­ flammen der Kämpfe gingen nicht auf die Kommunisten, sondern auf Phoumi No­ savan zurück. Monatelang hatten Präsident Kennedy und sein Sonderbeauftragter Averell Harriman versucht, durch die Schaffung einer Koalitionsregierung (aus Phoumisten, Neutralisten und Pathet Lao) die laotische Neutralität wiederherzu­ stellen und den Abzug ausländischer militärischer Kräfte zu erreichen. Phoumi widersetzte sich Harrimans Bemühungen um die Bildung solch einer Koalitions­ regierung noch Monate, nachdem Kennedy ihn durch die Einstellung der Militär­ hilfe von 3 Mio. Dollar im Monat dazu zu zwingen versucht hatte. Unter Verlet­ zung des Waffenstillstandsabkommens vom Mai 1961 und gegen den Rat ameri­ kanischer Offizieller verstärkte Phoumi eine Garnison in Nam Tha (kaum 25 Ki­ lometer von der chinesischen Grenze entfernt) auf 5.000 Mann und begann mit Einfällen in das gegnerische Territorium. Als der Pathet Lao nach wiederholten Warnungen Nam Tha im Mai unter Be­ schuß nahm, zogen Phoumis Truppen sich Hals über Kopf nach Thailand zurück. Die »weiteren Fortschritte« gingen also »auf einzelne Feuergefechte und nicht auf einen Angriff des Pathet Lao« zurück.474 Die thailändische Regierung bat nun die SEATO um Hilfe, und die Vereinigten Staaten reagierten mit der Entsendung von Truppen, wie es das zwei Monate zuvor unterzeichnete Thanat-Rusk-Kommuni­ qué der beiden Außenminister vorsah, das eine unilaterale amerikanische Hilfe für Thailand ermöglichte. Nach allen Darstellungen »floh die Königlich-Laotische Armee beim Einschlag der ersten Granaten aus Nam Tha« und behauptete fälsch­ lich (wie in früheren und späteren Krisen), sie sei von nordvietnamesischen und chinesischen Truppen angegriffen worden.475 Diese ganz bewußt erfolgte Flucht bezeichnete Präsident Nixon als »potenzielle Bedrohung für Thailand«. Die von Phoumi in Nam Tha verfolgten Ziele waren den meisten Darstellungen zufolge nicht militärischer, sondern politischer Natur. Es ging darum, die Genfer Verhandlungen zu torpedieren und die Vereinigten Staaten zu einem stärkeren Engagement zu bewegen. Nach der Londoner Times hatte wieder einmal die CIA Phoumi ermutigt, sich der Bildung einer neutralisti­ schen Regierung in Laos zu widersetzen; sie hatte die von Kennedy zurückgehal­ tene Hilfe durch eigene Mittel ersetzt und Phoumi gedrängt, die Garnison in Nam Tha gegen den Rat amerikanischer Regierungsvertreter zu verstärken. 476 Ein Spre­ cher des State Department bestritt die Darstellung, und andere meinten, die Hilfe sei von Phoumis Verwandtem Sarit Thanarat in Thailand oder von Ngo Dinh Diem bezahlt worden. McCoy bietet eine glaubwürdige Erklärung für Phoumis neue Einnahmequelle, nachdem Kennedy die Hilfsgelder in Höhe von monatlich drei Mio. Dollar gestri­ chen hatte: Verzweifelt auf der Suche nach Geld, aber entschlossen, nicht zurückzutreten, wandte sich Phoumi dem Opiumhandel als al­ ternativer Einkommensquelle seiner Armee und Regierung zu. Obwohl er schon seit mehreren Jahren von den korsischen und chinesischen Schmugglern Bestechungsgelder kassiert hatte, war er nicht aktiv am Handel beteiligt gewesen ... Die nahelie­ gende Lösung von Phoumis Finanzkrise war die direkte Beteili­ gung seiner Regierung am Im- und Export birmanischen Opi­ ums. Diese Entscheidung führte letztlich dazu, daß Nordwestla­ os zu einem der größten Zentren der weltweiten Heroinprodukti­ on heranwuchs.

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Phoumi legte die Verantwortung für die birmanische Opiumverbindung in die Hände Ouane Rattikones, der »Anfang 1962 ... zum Leiter der halboffiziellen lao­ tischen Opiumverwaltung ernannt« wurde.477 Zur selben Zeit beauftragte die CIA einen ihrer Leute, William Young, Nam Tha nach Phoumis Rückzug zu verteidi­ gen. Young arbeitete mit örtlichen Stammesführern wie Chao Mai zusammen, ei­ nem Yao, der die Kontrolle über den Opiumhandel dieses Bergstammes von sei­ nem Vater geerbt hatte.478 Es gibt beunruhigende Übereinstimmungen zwischen Phoumis Truppenverstär­ kung in Nam Tha und der »Quemoy-List« der CIA und der Guomindang 1958, als die CIA Chiang Kai-shek ermunterte, offensive Kräfte auf die dem chinesischen Festland vorgelagerte Insel zu verlegen, und zwar auch damals gegen offiziellen amerikanischen Rat. Eine dieser Gemeinsamkeiten war die Aktivität national-chi­ nesischer Guomindang-Truppen in der Region Nam Tha, die offensichtlich von der CIA und Air America bewaffnet und mit Nachschub versorgt wurden.479 3.

Mit der Billigung [des Genfer Abkommens] von 1962 akzeptierte die Regie­ rung Kennedy in Wirklichkeit die Grundformel, die von Nordvietnam und der Sowjetunion für einen politischen Frieden in Laos vorgelegt worden war ... Die 666 Amerikaner, welche die Königlich-Laotische Regierung unter­ stützt hatten, wurden unter Aufsicht der Internationalen Kontrollkommissi­ on abgezogen. Die Nordvietnamesen dagegen schickten gerade einmal 40 Mann durch die Checkpoints der Kontrollkommission und ließen über 6.000 Soldaten im Land. Im Rahmen des Genfer Abkommens von 1962 erklärte die laotische Regierung, sie werde »keine ausländische Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Königreichs Laos zulassen«, während die anderen Unterzeichnerstaaten dem Ver­ bot jeglicher ausländischer Truppen und »paramilitärischer Formationen« in Laos zustimmten, zu denen auch »Berater« gehörten (mit Ausnahme einer »genau fest­ gelegten Zahl französischer Militärberater«). Nixons Darstellung nordvietnamesi­ scher Verletzungen des Abkommens basierte auf Geheimdienstberichten über die Anwesenheit von 6.000 nordvietnamesischen Soldaten in Laos, die von Wissen­ schaftlern wie Toye nicht bestätigt werden. Wie es scheint, begannen um diese Zeit einige Bataillone der nordvietnamesi­ schen Grenztruppen in Positionen auf der laotischen Seite der Grenzpässe vorzu­ rücken. Dommen und Toye sehen in dieser Aktion jedoch eine vornehmlich de­ fensive Reaktion auf die 5.000 amerikanischen Soldaten, die nach Thailand geflo­ gen worden waren. Zur selben Zeit verletzten die Vereinigten Staaten das von Kennedy gebilligte Genfer Abkommen zumindest in zwei Punkten. Erstens »sollte es keine ... schwarzen [geheimen] Aufklärungsflüge mehr zur Klärung der Frage geben, ob die Nordvietnamesen sich tatsächlich zurückgezogen hatten«.480 Doch nur eine oder zwei Wochen nach der Unterzeichnung des Abkommens wur­ den solche Aufklärungsflüge von der U.S. Air Force mit RF-100-Voodoo-Jets über Pathet-Lao-Lagern durchgeführt. Nach Dommen waren die Flüge Teil der »regelmäßigen Luftüberwachung der Region Nordlaos im Rahmen der Notfallpla­ nung für die Stationierung amerikanischer Truppen in Thailand«. 481 Am 13. Au­ gust 1964 wurde eine RF-100 über der Ebene der Tonkrüge getroffen, schaffte es jedoch zurück zu ihrer Basis in Bangkok. Die Aufklärungsflüge wurden fortge­ setzt und erst verspätet von den neuen Regierungen genehmigt, die in den Verei­ nigten Staaten und in Laos an die Macht gekommen waren. Die Aufklärungsflüge galten offenbar von Anfang an weniger dem Ho-Chi-MinhPfad in Südlaos als der Ebene der Tonkrüge etwa 300 Kilometer nordwestlich da­ von. In dieser Region hatten CIA und Air America seit 1960 und 1961 HmongGuerillas bewaffnet, ausgebildet und mit Nachschub versorgt.

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Zweitens verlangte das Abkommen den Abzug »ausländischer Militärberater, Ex­ perten, Ausbilder ... und ausländischer Zivilisten, die mit dem Nachschub ... von Kriegsmaterial in Zusammenhang stehen«,482 denn der Pathet Lao wehrte sich ent­ schieden gegen die Unterstützung der Hmong-Guerillas innerhalb ihres eigenen Gebietes in Nordostlaos durch die CIA und Special Forces. Der Pathet Lao und ei­ nige Neutralisten protestierten heftig gegen die Luftbrücke, über die ihre Gegner von Air America versorgt wurden, und noch heftiger protestierten sie gegen die Luftbrücke, die Air America im Oktober 1962 ganz offen zu Kong Le aufbaute. Der erste militärische Zwischenfall, der den Zusammenbruch des Genfer Abkom­ mens von 1962 markierte, war der Abschuß einer Air-America-Maschine über der Ebene der Tonkrüge am 27. November 1962. Die C-123 war, wie sich bald heraus­ stellte, nicht vom Pathet Lao abgeschossen worden, sondern von einer neuen, linksgerichteten Neutralistenfraktion unter Oberst Deuane, die sich gegen Kong Le und dessen wachsende Abhängigkeit von den Vereinigten Staaten stellte.483 Soweit es die Air-America-Luftbrücke betraf, war Nixons Behauptung falsch, wo­ nach »unsere Hilfe immer auf Ersuchen der rechtmäßigen Regierung des Premier­ ministers Souvanna Phouma erfolgte«. Die aus drei Parteien bestehende laotische Koalitionsregierung war nicht gefragt worden. Souvanna hatte, wie Dommen schreibt, »die Air-America-Luftbrücke weder gebilligt noch untersagt (der Ver­ trag war von der [rechtsgerichteten Phoumi-] Regierung übernommen und gerade einmal von Sozialminister Keo Vithakone, einem Phoumisten, paraphiert worden)«.484 Außerdem wurde Souvanna offenbar erst im Mai 1964 über die Auf­ klärungsflüge informiert. Diese Verletzungen des Genfer Abkommens von 1962 durch die Vereinigten Staaten waren keine Reaktion auf nordvietnamesische Aktivitäten. Sie gingen vielmehr auf die Zeit der Unterzeichnung des Vertrages zurück, und das Datum für den Abzug ausländischer Truppen lag einen Monat später. Mit diesen Verstö­ ßen drängten die amerikanischen Geheimdienste die andere Seite im August 1962, ihrerseits gegen die Bestimmungen des Abkommens zu verstoßen. Außerdem war der »Abzug« der amerikanischen Militärberater bloße Täuschung. Mehrere hundert Mitglieder der »zivilen« USAID-Mission (die in der sogenann­ ten »ländlichen Entwicklung« arbeiteten) waren ehemalige Mitglieder der Special Forces oder der U.S. Army, die dem örtlichen CIA-Chef unterstanden und in Nordostlaos mit den von der CIA unterstützten Hmong-Guerillas des Generals Vang Pao zusammenarbeiteten. Vang Paos Geheimarmee unterstand nicht der Kö­ niglich-Laotischen Regierung oder Armee; sie wurde ausschließlich von der CIA finanziert und versorgt. Dommens gewissenhafte Beschreibung der amerikanischen Einhaltung des Gen­ fer Abkommens von 1962 (»kein einziger uniformierter Angehöriger des amerika­ nischen Militärs blieb in Laos«) enthält keinen Hinweis, mit dem sich die von amerikanischen Reportern bestätigte Anschuldigung des Pathet Lao widerlegen ließen, wonach die den Special Forces angehörenden Berater der Hmong entweder blieben oder schon bald zurückkehrten und unter dem Deckmantel ziviler USAIDAngehöriger weiterhin für die CIA arbeiteten.485 Die Sowjetunion war über diese Provokationen empört. Moskau hatte 1962 wie schon 1954 geholfen, seine asiatischen Verbündeten zu bewegen, einen Verhand­ lungsfrieden zu akzeptieren, den die Amerikaner nicht honorierten. Die Sowjet­ union begann sich aus ihrem laotischen Engagement zurückzuziehen, da ihre Un­ terstützung für Souvanna inzwischen nicht nur ihr Verhältnis zu Peking, sondern auch zu Hanoi belastete. 4.

Die politischen Arrangements für eine Dreiparteienregierung hielten nur bis April 1963, als die kommunistischen Führer des Pathet Lao die Regierung

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verließen und sich aus der Hauptstadt zurückzogen. Bald wurden die Kämp­ fe wieder aufgenommen. Die Führer des Pathet Lao traten nicht von ihren Regierungsämtern zurück. Zwei ihrer vier Minister verließen Vientiane aus gutem Grund, denn am 1. und am 12. April waren zwei ihrer Verbündeten in der linksneutralistischen Fraktion des Oberst Deuane (darunter der laotische Außenminister Quinim Pholsena) ermordet worden. Der Pathet Lao machte für die Morde einen vom Chef der laotischen Mi­ litärpolizei namens Siho angeheuerten CIA-Killertrupp verantwortlich. Wir wis­ sen, daß die CIA nicht nur solche Killertrupps in Vietnam einsetzte, sondern auch mit Siho bei der Ausbildung seiner Leute zusammenarbeitete. Die Morde könnten jedoch auch auf die wachsende Spaltung innerhalb der neutralistischen Fraktion zwischen Kong Le und Deuane zurückgehen. (Einer von Deuanes Leuten tötete am 12. Februar Kong Les Stellvertreter, einige Wochen nach der Ermordung eines linksgerichteten chinesischen Kaufmanns.) Die im April wieder aufflammenden Kämpfe auf der Ebene der Tonkrüge wurden hauptsächlich oder sogar ausschließlich zwischen den beiden neutralistischen Fraktionen ausgetragen und nicht mit dem Pathet Lao. Außerdem konnte Kong Les Fraktion mit Hilfe ihres alten Gegners Phoumi einige wichtige Außenposten erobern, zum Beispiel Tha Thom, das die Kontrolle über eine nach Norden in die Ebene der Tonkrüge führende Straße ermöglichte. 486 Doch die Verhandlungen, die (nach einer französischen Friedensinitiative) im April und Mai 1964 zwischen Souvanna Phouma und Souphanouvong geführt wurden, belegen, daß die politi­ schen Arrangements von 1962 trotz aller Vorbehalte immer noch akzeptiert wur­ den. 5.

Mitte Mai 1964 griff der Pathet Lao mit Unterstützung der Nordvietnamesen die Truppen des neutralistischen Premierministers Souvanna Phouma auf der Ebene der Tonkrüge an. Kong Les Leute wurden im Mai 1964 tatsächlich von den linksgerichteten Anhän­ gern des Oberst Deuane angegriffen. Der Pathet Lao beschoß die Stellungen von Phoumi-Truppen, die seit 1962 eingesickert waren, während die Nordvietnamesen möglicherweise Hilfe leisteten, wie es die Amerikaner gegenüber Kong Le taten. Das Ergebnis des von Deuane gestarteten Angriffs war im Wesentlichen der Sta­ tus quo ante vom April 1963. Insbesondere wurde die Stadt Tha Thom zurückero­ bert. Ende Mai hielten Deuanes Leute und der Pathet Lao nahezu das gesamte Ge­ biet, das letzterer und die Neutralisten im Juni 1962 besetzt hatten, aber nicht mehr.487 Diese Vorgänge sind deshalb von Bedeutung, weil sie den Vorwand für die amerikanische Bombardierung des Landes im Mai lieferten, also für eine neue Vorgehensweise, die schon bald auf Nord- und Südvietnam ausgedehnt wurde. Nixon überging die Tatsache, daß auch den Kämpfen im Mai keine von links, sondern eine von rechts ausgehende Initiative vorausging. Am 19. April unter­ nahm eine von Polizeichef Siho geführte rechtsgerichte Fraktion einen Putsch ge­ gen Souvanna Phouma, der zum endgültigen Zusammenbruch der Dreierkoalition, zu einem stärker rechtslastigen Umbau des Kabinetts, zum Verschwinden einer unabhängigen neutralistischen Fraktion und letztlich zum Niedergang und Sturz des einstigen Führers der Rechten Phoumi Nosavan führte. 488 Es stimmte also nicht, daß, wie Nixon behauptete, »die gegenwärtige laotische Regierung ... die ursprünglich von den Kommunisten vorgeschlagene ist«. Das 1962 ausgehandelte politische Arrangement brach vollständig zusammen, als das Kabinett ohne Zu­ stimmung oder Beteiligung des Pathet Lao umgebildet wurde. Es war also durch­ aus nicht unvernünftig, wenn der Pathet Lao (wie Anfang 1970) eine Konferenz forderte, auf der alle Parteien eine neue Koalitionsregierung bilden sollten (New York Times, 10. März 1970). Am 18. April, dem Tag vor Sihos Putsch, waren Souvanna und Phoumi mit dem Pathet-Lao-Führer Prinz Souphanouvong auf der Ebene der Tonkrüge zusammen­

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getroffen, angeblich um die Details einer neuen Vereinbarung über die Neutrali­ sierung der königlichen Hauptstadt Luang Prabang und die Wiederherstellung der Koalitionsregierung auszuhandeln. Die Verhandlungen verliefen ergebnislos, aber daß sie überhaupt stattfanden, ge­ nügte Siho offenbar als Vorwand für den Putsch.489 Botschafter Unger und Wil­ liam Bundy vom State Department überredeten Siho persönlich, den von ihm sis­ tierten Souvanna frei zu lassen und als Premierminister wieder einzusetzen, doch die Besetzung des neuen Generalstabs der laotischen Armee mit neun rechtsge­ richteten Generälen und nur einem Neutralisten belegen die tatsächliche Macht­ verschiebung zu Gunsten der Rechten. 490 Die neue Führung gab dann auch den Befehl, die neutralistischen Truppen auf der Ebene der Tonkrüge in die eigenen rechtsgerichteten Streitkräfte zu integrieren. Dieser Befehl war für Kong Les Leute zu viel. Statt sich zu fügen, desertierten sechs Bataillone, und ein Teil von ihnen lief zu Deuanes neutralistischer Fraktion über, was im Mai »zur Niederlage der Truppen Kong Les und zum Fall der Ebene der Tonkrüge« führte.491 Wie schon 1962 in Nam Tha zogen viele Truppen sich zurück und sprachen von einer Invasion durch nordvietnamesische und chinesi­ sche Kommunisten, obwohl sie gar nicht direkt angegriffen worden waren.492 Ob nun amerikanische Berater vor Ort die Manöver der Rechten in Laos direkt oder indirekt förderten, kann dahingestellt bleiben. Sicher ist jedoch, daß die unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit in Washington geführte Diskussion über Vietnam in diese Richtung wirkte. Anfang 1964 forderten viele Generäle Luftan­ griffe auf sogenannte kommunistische Stützpunkte im Norden und auf den HoChi-Minh-Pfad in Laos. Das Ergebnis – und vielleicht auch die Absicht – von Sihos Putsch im April war es, den Weg für die Aufnahme dieser Bombenpolitik freizumachen. Ein erstaunlicher Aspekt des Putsches vom 19. April ist die Tatsache, daß er einen Tag zuvor in der Bangkok Post und zwei Tage zuvor im taiwanesischen Radio an­ gekündigt wurde. 6.

Als die nordvietnamesische Präsenz zunahm, begannen die Vereinigten Staa­ ten im Mai 1964 auf Ersuchen der Königlich-Laotischen Regierung mit Luft­ aktionen zur Abwehr von Invasoren, die die laotische Neutralität verletzten. Mit dieser wichtigen Feststellung wurde zum ersten Mal eingeräumt, daß die Ver­ einigten Staaten im Mai 1962 in Laos eine Kombattantenrolle übernahmen, und das zu einer Zeit, als die nordvietnamesische Armee sich noch auf eine unterstüt­ zende Rolle – vergleichbar der von Air America – beschränkte. (Die Vereinigten Staaten beschuldigten Nordvietnam erst am 29. Juni 1964 offiziell, gegen das Genfer Abkommen zu verstoßen.) Die Luftangriffe wurden anfangs von »zivilen« amerikanischen Air-America-Piloten geflogen, und zwar mit T-28-Kampfbom­ bern, die in Thailand stationiert waren, aber laotische Kennzeichen trugen. Am 11. Juni 1964 griff einer dieser Bomber die chinesische Kultur- und Wirtschaftsmissi­ on in der Hauptstadt des Pathet Lao auf der Ebene der Tonkrüge an und tötete mindestens einen Chinesen. Die Vereinigten Staaten wiesen damals jede Verant­ wortung von sich, obwohl das State Department zugab, daß auch thailändische Pi­ loten die T-28-Bomber flogen und an den Angriffen beteiligt waren.493 Am 21. Mai 1964 gaben die Vereinigten Staaten erstmals zu, daß »unbewaffnete amerikanische Flugzeuge« Aufklärungsflüge über Laos durchführten. Außenmi­ nister Dean Rusk erklärte später, das sei im Rahmen des allgemeinen Hilfeersu­ chens Souvanna Phoumas geschehen, doch Souvanna lehnte es in den folgenden drei Wochen ab, sich zu den Aufklärungsflügen zu äußern. Tatsächlich waren die­ se Flüge schon seit August 1962 regelmäßig durchgeführt worden. Neu war ledig­ lich, daß Präsident Johnson Mitte Mai verfügt hatte, die Flugzeuge nicht mehr in großer, sondern nun in provozierend niedriger Höhe operieren zu lassen. Auf

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Drängen des Oberbefehlshabers der Seeoperationen genehmigte er außerdem, daß die Aufklärer von bewaffneten Kampfflugzeugen begleitet wurden. Diese Begleit­ maschinen erhielten den Befehl, laotische Einrichtungen erst dann zu bombardie­ ren oder zu beschießen, wenn amerikanische Flugzeuge beschädigt worden wa­ ren.494 Als am 6. Juni eine RF-8 der Navy abgeschossen wurde, ordnete Johnson Vergeltungsschläge an. Darauf verlangte Souvanna Phouma, die Aufklärungsflüge unverzüglich einzu­ stellen. Doch am 12. Juni kündigte er deren Fortsetzung an. Manche Beobachter zogen daraus den Schluß, daß Souvanna seit dem Putsch vom 19. April und dem Zusammenbruch der Neutralisten nicht mehr Herr im eigenen Hause war. 495 Es war wohl diese widerwillige nachträgliche Billigung des Einsatzes bewaffneter Begleitflugzeuge, die Nixon meinte, als er sich auf ein »Ersuchen der König­ lich-Laotischen Regierung« um Abwehrmaßnahmen bezog. Es ist niemals erklärt worden, warum die Piloten der amerikanischen Aufklä­ rungsflugzeuge den Befehl erhielten, in geringer Höhe und mit niedriger Ge­ schwindigkeit über Laos zu fliegen, obwohl sie mit ihrer modernen Ausrüstung sehr wohl in der Lage waren, auch aus größerer Höhe ebensogute Aufnahmen zu schießen.496 Die Befehle zeugen offenbar von der Entschlossenheit mancher Ver­ treter der Air Force und der Navy, entweder die andere Seite durch die eigene de­ monstrative Präsenz unter Druck zu setzen oder eine brauchbare Provokation für die Bombardierung Nordvietnams zu erhalten, wie sie schließlich Anfang August der Zwischenfall im Golf von Tongking lieferte. Der Rückzug von der Ebene der Tonkrüge 1964 hatte zur Folge, was Phoumi 1962 mit dem Rückzug aus Nam Tha vergeblich zu erreichen versucht hatte: eine direkte bewaffnete Intervention der Vereinigten Staaten in Laos und die Abwehr einer neuen (diesmal von den Franzosen ausgehenden) Initiative zur Wiederher­ stellung des Friedens in Laos. Die Übereinstimmungen zwischen den beiden Rückzügen – die willkürlichen Provokationen der Rechten, die Flucht vor irgend­ welchen Angriffen und die unglaubwürdigen Berichte über eine Invasion chinesi­ scher Kommunisten – werden von manchen Kommentatoren auf die mangelnde Disziplin der laotischen Streitkräfte zurückgeführt. Toye will diese Erklärung je­ doch für 1962 nicht gelten lassen,497 und es gibt beunruhigende Hinweise darauf, daß laotische und amerikanische Falken 1964 immer noch gemeinsam auf eine weitere Amerikanisierung des Krieges hinarbeiteten. Den wichtigsten Hinweis darauf stellt wohl die Entsendung amerikanischer Flugzeugträger in das Gebiet des Golfs von Tongking dar, von denen aus »Aufklärungsflüge« und Luftangriffe auf Laos geflogen werden sollten, obwohl die Air Force die neuen bewaffneten Flüge auch wie bisher schon aus Thailand hätte durchführen können. 7.

Seit diese Regierung im Amt ist, hält der Druck der Nordvietnamesen an. Im vergangenen Frühjahr begannen die Nordvietnamesen einen Feldzug, der die königliche Hauptstadt bedrohte und über die bis dahin von Kommunisten ge­ haltenen Gebiete hinausging. Ein Gegenangriff laotischer Streitkräfte, der den militärischen Druck verringern und Nachschublinien zerschneiden sollte, überraschte den Feind und war unerwartet erfolgreich, indem er ihn ... von der Ebene der Tonkrüge vertrieb. Diese Erklärung läßt gerade die wichtigste Entwicklung der Nixon-Ära uner­ wähnt. Kurz nach November 1968 (als die Regierung die Bombardierung Nordvi­ etnams unterbrach) begannen die Vereinigten Staaten, die bislang auf Vietnam und den Ho-Chi-Minh-Pfad im laotischen Pfannenstiel beschränkte Taktik massi­ ver Bombardierungen auf das laotische Kampfgebiet auszudehnen. Die Luftan­ griffe in Laos wurden von 4.500 Einsätzen pro Monat (vor der Einstellung der Bombardierung Nordvietnams im November 1968) auf monatlich 20.000 Einsätze im Jahr 1970 gesteigert.498

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Dieses Bombardement führte zur völligen Zerstörung vieler laotischer Städte, für die man anfangs fälschlich eine angeblich von den Vietnamesen verfolgte »Politik der verbrannten Erde« verantwortlich machte. Hinzu kam die Evakuierung und offenbar zum Teil zwangsweise erfolgte Umsiedlung von 500.000 bis 600.000 Laoten. Das entsprach etwa einem Viertel der Gesamtbevölkerung.499 Angesichts dieser neuen Taktik gab man den von der CIA beratenen Hmong-Gue­ rillas des Generals Vang Pao die Anweisung, sich lieber zurückzuziehen als eige­ ne Verluste beim Versuch einer Verteidigung vorgeschobener Positionen hinzu­ nehmen. Sie hatten eher die Aufgabe, den Feind in Gefechte zu verwickeln und ihn dadurch den Angriffen der Luftwaffe auszusetzen. Diese Taktik, sofern sie sich denn bewähren sollte, wollten die amerikanischen Generäle dann auch in Vi­ etnam anwenden: Zermürbung des Gegners durch massive Luftangriffe statt des ernsthaften Versuchs, Territorien zu halten. Und sie wurde, wie das erste verdeck­ te militärische Engagement der Vereinigten Staaten acht Jahre zuvor, in einer Pha­ se des Übergangs zwischen zwei Regierungen eingeführt. Im Dezember 1968 leg­ te der Pathet Lao bei der Internationalen Kontrollkommission förmlichen Protest ein, weil amerikanische Flugzeuge vier oder fünf Mal so viele Bomben über Laos abwarfen wie zwei Monate zuvor.500 In Übereinstimmung mit der Anweisung, den Feind in Gefechte zu verwickeln, aber eigene Verluste möglichst zu vermeiden, unternahmen Vang Paos Guerillas 1969 zwei spektakuläre Vorstöße in die vom Gegner gehaltene Ebene der Tonkrü­ ge (einer davon bis knapp 50 Kilometer vor der nordvietnamesischen Grenze), um sich dann auf wichtige Außenposten wie Xieng Khoumang und Ban Ban zurück­ zuziehen. Diese angesichts gegnerischer Vorstöße erfolgten Rückzüge wurden weithin publik gemacht und als Argumente für die amerikanische Eskalation be­ nutzt. Die Regierung Nixon reagierte 1970 mit B-52-Luftangriffen. Im Gefolge der erweiterten Bombardierung wurde auch über verstärkte Bodenak­ tivitäten des Pathet Lao und der Nordvietnamesen berichtet. Die meisten Aktivitä­ ten des Pathet Lao im Nordosten des Landes richteten sich jedoch nur gegen Hmong-Außenposten und deren Nachschubbasen, insbesondere den vorgeschobe­ nen Kommunikationsposten Na Khang, der für die Allwetterbombardierung Nord­ vietnams benutzt wurde, und gegen die amerikanisch-thailändische Basis in Muong Soui, von der aus man die Außenposten der Hmong versorgte. Am 25. August 1969 schrieb die New York Times: »Wenn Vang Vieng fällt, wird die lao­ tische Regierung hinter die Waffenstillstandslinie von 1961 zurückgeschlagen sein.« Doch selbst Vang Vieng lag noch auf der Pathet-Lao-Seite dieser Linie. Es gibt beunruhigende Hinweise darauf, daß auch 1969 (wie schon 1962 und 1964) rechtsgerichtete Kreise mit Provokationen und Eskalationen bewußt ver­ suchten, Souvanna Phoumas fortwährende Bemühungen um die Wiederherstel­ lung des Friedens und die Bildung einer Koalitionsregierung zu durchkreuzen. Im Mai 1969 traf Souvanna zum ersten Mal seit mehr als vier Jahren mit dem nordvi­ etnamesischen Botschafter (auf dessen Einladung) zusammen. Am 15. Mai be­ kundete er seine Zuversicht, das Laosproblem könne noch vor dem Ende des Viet­ namkriegs gelöst werden. Er schlug eine schrittweise Reduzierung der Bombar­ dierung gegen einen schrittweisen Rückzug der nordvietnamesischen Truppen vor. Und in der Tat zogen sich vier Monate danach die Nordvietnamesen vollstän­ dig aus der Ebene der Tonkrüge zurück. Vier Tage nach diesem Treffen berichtete die New York Times, daß es mit dem Beginn der Regenzeit in Laos »plötzlich ruhig« geworden sei; der Druck des Pa­ thet Lao habe nachgelassen. »Wo es noch Aktionen gibt, scheint die Initiative von Regierungstruppen auszugehen.« Doch nur zwei Tage später wurde von »heftigen Kämpfen« auf der Ebene der Tonkrüge berichtet. Die von der CIA unterstützten Guerillas des Vang Pao waren 20 Kilometer vor Xieng Khouang mit dem Feind zusammengestoßen. Am nächsten Tag eroberten seine Truppen das knapp 50 Ki­

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lometer von der nordvietnamesischen Grenze entfernte Ban Ban, »während laoti­ sche und amerikanische Bomber weiterhin verheerende Angriffe auf nordvietna­ mesische Soldaten und Nachschublinien in ganz Nordostlaos flogen«.501 Diese Chronologie erinnert an die deprimierende Abfolge der Ereignisse im Viet­ namkrieg, bei der auf jede neue diplomatische Initiative statt der erhofften Verrin­ gerung der Kampfhandlungen stets weitere Eskalationen oder eine Intensivierung der Bombardierungen folgten.502 Anfang Februar 1970 überraschte Souvanna Phouma die diplo­ matische Gemeinschaft mit dem öffentlichen Angebot, nach Ha­ noi zu fahren und über ein Ende des Konflikts zu verhandeln ... Souvanna war, wie er sagte, bereit, einer Neutralisierung der Ebene der Tonkrüge zuzustimmen ..., und ... versprach, seine Regierung werde hinsichtlich der Vorgänge auf dem Ho-Chi-Min­ h-Pfad »die Augen verschließen«.503 Am 17. Februar meldete Associated Press »einige der schwersten Luftangriffe, die jemals in Südostasien geflogen worden sind«, und am 19. Februar den »ersten massiven Luftangriff amerikanischer B-52-Bomber in der Ebene der Tonkrüge«. Am 22. Februar fütterte die Nachrichtenagentur die amerikanische Öffentlichkeit mit der üblichen panischen Geschichte, die seit der Scheinoffensive vom August 1959 immer wieder aus Nordostlaos berichtet wurde. Vang Paos Guerillas seien durch einen »überwältigenden nordvietnamesischen Angriff von der Ebene der Tonkrüge gefegt worden ... Ein Drittel ihrer Soldaten sind tot oder vermißt ... Die 1.500 in Xieng Khouang stationierten Regierungssoldaten wurden von 6.000 Nordvietnamesen mit Panzerunterstützung angegriffen.« In den nächsten Tagen folgten die üblichen Korrekturen: An dem Angriff seien nicht 6.000, sondern nur 400 Soldaten beteiligt gewesen, und die Verteidiger hät­ ten sich »ohne größere Feindberührung« zurückgezogen. Wieder einmal hatten of­ fenbar maßlos übertriebene Berichte aus entlegenen Gegenden eine Friedensinitia­ tive vereitelt und zu einer bedeutenden Eskalation der Bombardierungen geführt.504 8.

Wir bemühen uns vor allem, das Leben von Amerikanern und ihren vietna­ mesischen Verbündeten zu schützen, die durch die ständige Infiltration nord­ vietnamesischer Truppen und den Nachschub auf dem Ho-Chi-Minh-Pfad bedroht werden ... Heute stehen 67.000 nordvietnamesische Soldaten hier [in Laos]. Amerikanische Soldaten sind dort nicht. Hanoi wird von Laos nicht bedroht. Dem Land droht nur Gefahr, wenn seine Truppen die Grenze über­ schreiten. Die ständige Unterstützung, Anleitung und Ermutigung der Hmong-Guerillas in Nordostlaos durch die CIA kann nicht mit dem Hinweis auf den Ho-Chi-Min­ h-Pfad gerechtfertigt werden. Schon ein Blick auf die Landkarte zeigt, daß der Ho-Chi-Minh-Pfad vom Mu-Gia-Paß durch den südlichen Teil des Pfannenstiels verläuft, 300 Kilometer von der Ebene der Tonkrüge entfernt. Die Hmong wurden ursprünglich von den Franzosen für paramilitärische Aktionen im heutigen Nord­ vietnam ausgebildet, wo manche von ihnen noch viele Jahre nach dem Genfer Ab­ kommen von 1954 operierten, etwa bis zu der Zeit, als die französischen Offiziere von den Special Forces der CIA abgelöst wurden.505 Veteranen der Special Forces, die als »Zivilisten« im Dienst der CIA standen, operierten gemeinsam mit den Hmong hinter den feindlichen Linien. Air America und später dann Continental Air Services hatten nie aufgehört, sie über ihre Luftbrücke zu versorgen. Hanoi war von diesen CIA-Aktivitäten jenseits der laotischen Grenze tatsächlich unmittelbar bedroht. Befestigte Außenposten der Hmong in Pa Thi und Na Khang wurden zu vorgeschobenen Kommunikationsposten für die Allwetterbombardie­ rung Nordvietnams ausgebaut.506 Am 12. November 1968 berichtete die Far Eas­

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tern Economic Review von Beweisen dafür, daß »amerikanische Flugzeuge, dar­ unter auch Jets, von einer geheimen Basis in Nordlaos knapp 80 Kilometer von der nordvietnamesischen Grenze entfernt, operieren«. Die Zähigkeit, mit der die CIA an Bodenoperationen hinter den feindlichen Linien in Nordostlaos festhielt oder die Umwandlung der Ebene der Tonkrüge in eine evakuierte Zone betrieb, in der der die F-4-, F-105- und B-52-Maschinen nach Be­ lieben zuschlagen konnten, läßt sich allenfalls als Teil einer »Vorwärtsstrategie« begreifen, die Nordvietnam daran erinnern sollte, daß die Vereinigten Staaten die Bombardierung des Landes jederzeit wieder aufnehmen konnten. Die Regierung Nixon hoffte tatsächlich, die Eskalation in Laos als Mittel zur Durchsetzung ihrer Friedensvorstellungen für Vietnam einsetzen zu können. Die von den Geheimdiensten für 1970 behauptete Truppenstärke von 67.000 Nordvietnamesen in Laos stellte selbst eine deutliche »Eskalation« gegenüber der nur einen Monat zuvor vom Pentagon angegebenen Zahl von 50.000 dar. 507 Das erinnert an eine ähnliche »Eskalation« der für Südvietnam 1965 geschätzten Grö­ ßenordnung infiltrierter Soldaten. Die damals gemachten Angaben über die An­ wesenheit regulärer nordvietnamesischer Truppen in Südvietnam in Bataillonsoder sogar Divisionsstärke wurden nur sechs Monate später stillschweigend von keiner geringeren Autorität als dem Verteidigungsminister Robert McNamara re­ vidiert.508 Aber da war es natürlich zu spät. Die regelmäßige Bombardierung Nord- und Südvietnams hatte bereits begonnen; die vollständige »Amerikanisie­ rung« des Vietnamkriegs war Realität. Nixons Laos-Erklärung war ein alarmierendes Dokument – gar nicht einmal we­ gen der falschen Tatsachenbehauptungen, sondern wegen der möglichen Folgen. In der detaillierten Aufzählung von Ereignissen, über die nur wenige Bescheid wußten, ähnelte es dem Vietnam-Weißbuch des State Department vom Februar 1965. Das Weißbuch, das sich gleichfalls in weiten Teilen auf »Schätzungen« der Geheimdienste stützte, war nicht Ausdruck eines echten Bemühens, die wahren Entwicklungen der Vergangenheit zu verstehen. Vielmehr war es der unheilvolle Vorbote einer neuen Strategie, die den Amerikanern durch einen massiven Luft­ krieg den Sieg bringen sollte, ein Dokument, das nicht für seriöse Kenner Süd­ ostasiens bestimmt war (die es rasch durchschauten), sondern für die »schweigen­ de Mehrheit« dieser Zeit. Die Veröffentlichung der PENTAGON-PAPIERE bestätigte die Doppelrolle der Ge­ heimdienstdokumente, die schließlich 1961 und 1965 als Weißbücher des State Department publiziert wurden. In beiden Fällen stärkten die Dokumente zunächst die Position der Befürworter einer Eskalation innerhalb der Staatsbürokratie, um dann später als Teil eines sorgfältig inszenierten Eskalationsszenarios Verwendung zu finden.509 Nicht nur die öffentliche Meinung, sondern auch der bürokratische Entscheidungsprozeß wurde durch die in beiden Dokumenten enthaltene übertrie­ bene Darstellung einer nordvietnamesischen Intervention unheilvoll beeinflußt. Mit seinen übertriebenen Angaben über das Ausmaß der nordvietnamesischen In­ filtration in der Erklärung von Key Biscayne hat Nixon ganz offenbar dasselbe dubiose Doppelspiel gespielt: Die in jüngster Zeit verstärkten militärischen An­ strengungen Hanois in Laos bedeuten eine erhebliche Eskalation. In den letzten Monaten sind weitere 13.000 Soldaten nach Laos eingedrungen, so daß die Ge­ samtzahl auf über 67.000 gestiegen ist. Dreißig nordvietnamesische Bataillone aus regulären Divisionen beteiligen sich an dem gegenwärtigen Feldzug auf der Ebene der Tonkrüge mit Panzern, gepanzerten Fahrzeugen und weitreichender Artillerie. Doch es ist sehr unwahrscheinlich, daß 30 nordvietnamesische Bataillone (etwa 9.000 Soldaten) sich an einem Feldzug beteiligten, an dem (wie wir gesehen ha­ ben) nur 400 Soldaten teilnahmen, die in der Mehrzahl dem einheimischen Pathet Lao angehörten. Die Zahl 400, die durchaus typisch für Operationen des Pathet Lao war, wurde später aus Kreisen der amerikanischen Botschaft in Vientiane be­

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stätigt. Französische und laotische Offizielle in Vientiane schätzten die Gesamt­ zahl der Mitte 1970 im Land befindlichen Nordvietnamesen auf 30.000 bis 35.000, von denen mindestens 60 Prozent mit der Instandhaltung des Ho-ChiMinh- und des Sihanouk-Pfades beschäftigt waren und fünf bis zehn Prozent in der Reserve gehalten wurden. Da mindestens die Hälfte (nach Meinung des briti­ schen Militärattachés 75 Prozent) der restlichen Soldaten mit Nachschubaufgaben betraut waren, blieben danach nur etwa 5.000 nordvietnamesische Soldaten, die tatsächlich als Kampftruppen zur Verfügung standen.510 Die Zahl der in Laos befindlichen nordvietnamesischen Kampftruppen entsprach etwa den 4.800 irregulären thailändischen Soldaten, die nach Schätzung von Sena­ tor Fulbright unter Führung der CIA in Laos kämpften, und blieb deutlich unter den insgesamt 30.000 Söldnern, die von der CIA in Laos eingesetzt wurden. Die in Key Biscayne genannten Zahlen, die Anfang 1970 zusammengestellt wurden – also zur selben Zeit, als der Pathet Lao seinen wichtigen Fünf-Punkte-Plan für den Frieden vorlegte –, erweisen sich in diesem Zusammenhang als konstruierte Argu­ mente für die Fortsetzung des größten verdeckten Krieges, den die Vereinigten Staaten jemals geführt haben. Sie wurden vorgetragen von denselben Geheim­ dienstkreisen, die für diesen Krieg verantwortlich waren. In Laos – wie wenig später auch in Kambodscha – bildete die Manipulation der Geheimdienstinforma­ tionen den Schlüssel für die Manipulation der Politik.

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10 Kambodscha und das Öl 1970 In zwei neueren Studien des Australiers David P. Chandler und der Französin Marie Alexandrine Martin werden die internen Gründe für den Zusammenbruch Kambo­ dschas in den 70er Jahren ausgezeichnet analysiert.511 Doch beide Bücher unterschät­ zen oder ignorieren externe Faktoren wie die verdeckten Interventionen von Amerika­ nern, Japanern und Indonesiern. Und keines der beiden Bücher behandelt die mittler­ weile bewiesene Verwicklung des militärischen Geheimdienstes der Vereinigten Staaten in den Sturz der kambodschanischen Regierung.512 Unocal besitzt heute mindestens drei Konzessionen in dem zu Thailand bzw. Kambo­ dscha gehörigen Teil des Golfs von Thailand, die gemeinsam mit der japanischen Mit­ sui Oil Exploration Company gehalten werden. Die älteste dieser Konzessionen, Gas Sale Agreement No. 1, geht auf den 1. März 1972 zurück, als Richard Nixon noch er­ folgreich General Lon Nol in Phnom Penh an der Macht hielt. Eine weitere Konzession, die von Chevron gemeinsam mit der British Gas Asia, Inc. gehalten wird, stammt vom 8. März 1972.513 Als Kambodscha 1995 erstmals drei Offshore-Blocks in der Nähe von Sihanoukville zur Versteigerung anbot, soll Unocal zu den 17 Firmen gehört haben, die daran Interesse zeigten.514 Zwei Jahre später wurde der Streit zwischen Thailand, Kambodscha und Vi­ etnam um die Aufteilung des Offshore-Bereichs schließlich beigelegt. Man erklärte: »Nach Jahrzehnten des Wartens hofft Unocal Thailand nun, im nächsten Jahr mit der Exploration eines Gebiets beginnen zu können ..., das ihr 1968 von der thailändischen Regierung zugestanden wurde.«515 Hinweise in den PENTAGON-PAPIEREN rechtfertigen es, den geheimen amerikanischen Luft- und Bodenoperationen in Kambodscha, die schon vor Nixons Beschluß zur Inva­ sion des Landes stattfanden, größeres Gewicht beizumessen.516 Unter der nominellen Führung Prinz Sihanouks entwickelte sich in Kambodscha eine nicht zu bestreitende Krise. Im Rückblick wird deutlich, daß Sihanouks Bemühungen um die Aufrechterhaltung einer neutralistischen Position aus wirtschaftlichen wie auch strategischen Gründen immer hoffnungsloser und anachronistischer wurden. Lon Nols Putsch vom März 1970,517 der den Weg für die amerikanische und südvietnamesische Invasion frei machte, war nur der letzte und sichtbarste Schritt einer Verschiebung der Machtverhältnisse nach rechts, die drei Jahre zuvor begonnen hatte. Der Grund lag in dem ... ... Druck, der zum Teil auf die sich ständig verschlechternde wirtschaft­ liche Lage zurückging. In den letzten Jahren war die kambodschani­ sche Wirtschaft wachsenden Belastungen ausgesetzt. Kambodscha war in außergewöhnlichem Maße abhängig von Importen [sowohl von Waren des alltäglichen Konsums ... als auch von Investitionsgütern]. Die dafür geliefer­ ten Exportgüter waren Kautschuk und Reis. Doch der Überschuß aus diesen Exporten war nie so groß, daß er das Importvolumen des Lan­ des hätte aufwiegen können. Bis 1963 wurde dieser Bedarf weitgehend durch amerikanische Wirtschafts- und Militärhilfe gedeckt. Als Siha­ nouk 1963 auf die amerikanische Hilfe verzichtete, um sich dem Druck aus Washington zu entziehen, wurde der Dollarstrom unterbrochen, was seit 1964 zu einem wachsenden Zahlungsbilanzdefizit führte.518 Im Herbst 1967 war Sihanouk gezwungen, sich der von den Vereinigten Staaten be­ herrschten Weltbank, dem Internationalen Währungsfonds und der Asiatischen Ent­ wicklungsbank anzunähern, die jede Aussicht auf Hilfe von der Beendigung seiner Ver­ suche zur Schaffung eines »buddhistischen Sozialismus« und zur Verstaatlichung des Exporthandels abhängig machten. In diesem Zusammenhang rückte Sihanouk nach rechts und erhöhte zunehmend den Druck auf die Truppen der Roten Khmer und der

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Nationalen Befreiungsfront. Im August 1969 bildete Sihanouk eine neue Regierung un­ ter Führung Lon Nols und Sirik Mataks, der beiden Männer, die ihn bald stürzen sollten. Im Juni 1969 nahm Sihanouk die diplomatischen Beziehungen zu den Vereinigten Staa­ ten wieder auf. Die amerikanische Botschaft, die man 1959 auf frischer Tat bei einem gegen Sihanouk gerichteten Komplott ertappt hatte, durfte ihre Tore wieder öffnen. Politische und ökonomische Probleme sorgten in Washington dafür, daß strategische Argumente der Joint Chiefs of Staff für eine Ausdehnung des Krieges auf Kambodscha größeres Gewicht erhielten. Verteidigungsminister Melvin Laird, der nach den damali­ gen Maßstäben als »Falke« gelten mußte, sah sich 1969 und 1970 zunehmend umgan­ gen und übergangen von militärischen Forderungen nach einer Eskalation des Krieges. Der Grund lag im Weißen Haus. Ein Präsident, der gerade erst wegen eines Friedens­ programms gewählt worden war, erwies sich als hochgradig empfänglich für militäri­ sche Vorschläge, die eine rasche Beendigung des Krieges versprachen – empfänglicher jedenfalls als ein Verteidigungsminister, der eine Schwächung der geostrategischen Po­ sition Amerikas befürchtete. Nixon und sein Außenminister Henry Kissinger begannen, über Lairds Kopf hinweg mit den Joint Chiefs zu verhandeln. Zur Zeit der Präsidentenwahl 1968 galt die Aufmerksamkeit der großen amerikanischen Ölgesellschaften den möglichen Ölvorkommen vor der Küste Kambodschas. Die ersten geologischen Untersuchungen des Küstengebiets hatten in den 50er Jahren Wissen­ schaftler aus der Volksrepublik China vorgenommen. In der Folge unternahm eine fran­ zösische Firma 1971 eine erste Probebohrung, die allerdings erfolglos blieb. 519 Im Sep­ tember 1967 hatten sechs Ölgesellschaften (fünf davon aus Amerika) Konzessionen in den thailändischen Küstengewässern erhalten. Dadurch wurde es immer dringlicher, die ungelösten Grenzstreitigkeiten zwischen Thailand und Kambodscha in diesem Küsten­ gebiet beizulegen.520 Im Gefolge der 1957 begonnenen, von der U.S. Navy geförderten hydrographischen und geomagnetischen Untersuchungen wurde im November und Dezember 1968 in der Umgebung der im Süden Kambodschas gelegenen südvietnamesischen Insel Poulo Pan­ jang eine letzte »hochgradig erfolgreiche« Erdölexploration vorgenommen. 521 Diese Un­ tersuchung war zwar im Auftrag der United Nations Economic Commission for Asia and the Far East (ECAFE) durchgeführt worden, aber offizielle Dokumente belegen, obwohl das State Department dies bestritt, daß die technische Hilfe für diese Untersu­ chungen überwiegend vom U.S. Naval Oceanographic Office (NAVOCEANO) kam.522 Die Erdöluntersuchung in der Umgebung der Insel Poulo Panjang erfolgte in einem Ge­ biet nahe der kambodschanischen Küste und berührte daher die ungelösten Grenzstrei­ tigkeiten zwischen beiden Ländern um einige der Küste vorgelagerte Inseln. Außerdem lag das Gebiet in der Nähe einer Esso-Konzession nordöstlich von Malaysia, in der nach damals umlaufenden Gerüchten bereits Öl gefunden worden war. 523 Das mag erklären, warum die ECAFE schon vor Juni 1967 beschloß, »eine umfassende regionale Untersu­ chung des nordöstlichen Teils des Sunda-Shelfs in Südostasien, einschließlich des Golfs von Thailand und der benachbarten Offshore-Gebiete Kambodschas und der Republik Südvietnam«, vorzunehmen,524 obwohl Kambodscha damals gar nicht der ECAFE ange­ hörte und höchstwahrscheinlich auch nicht gefragt wurde. Jedenfalls besaß Ende 1970, als Lon Nols Regime nicht mehr ohne verstärkte amerikanische Hilfe überleben zu kön­ nen schien, die »Union Oil of California ... eine Konzession für das gesamte kambo­ dschanische Erdöl und einen großen Teil der ehemals französischen Offshore-Konzes­ sion«.525 Das komplexe Bild vielfältiger ökonomischer und politischer Faktoren wird sehr viel klarer, wenn wir uns die geheimen amerikanischen Militäraktionen und Geheimdienst­ operationen dieser Zeit genauer ansehen. So wurde die kambodschanische Zahlungsbilanzkrise, die Sihanouk zwang, seinen in­ nenpolitischen Gegnern an die Macht zu verhelfen und neue Beziehungen zur einer feindseligen amerikanischen Staatsbürokratie aufzunehmen, durch geheime amerikani­ sche Operationen beträchtlich beschleunigt. Schon seit 1964, besonders intensiv aber im

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April und Mai 1969, entlaubten amerikanische Flugzeuge von Südvietnam aus systema­ tisch ein Drittel der in französischem Besitz befindlichen Gummiplantagen in Kambo­ dscha und zerstörten damit die Haupteinnahmequelle des Landes. Zwar behauptete das Verteidigungsministerium anfangs, die Plantagen seien nicht absichtlich besprüht wor­ den, aber für eine Gruppe amerikanischer Biologen, die vor Ort recherchierten, erwies sich diese Behauptung als unglaubwürdig. Die Tatsache, daß Gummiplantagen (die aus der Luft leicht zu erkennen sind) so schwer getroffen wurden (ein Drittel dieses wichtigen kambo­ dschanischen Produkts), legt den Gedanken an eine Strafaktion seitens der Vereinigten Staaten nahe. Daß amerikanische Piloten, wie man uns sagte, in Südvietnam den ständigen Befehl haben, Gummiplantagen von ihren Sprühaktionen auszunehmen, bestätigt nur die Hypothese, daß es sich in diesem Fall um eine absichtliche Aktion handelte.526 Die Biologen gelangten zu dem Schluß, daß die kurz vor Beginn der Wachstumsperiode durchgeführte Sprühaktion in manchen Gebieten bis zu 80 Prozent der Bäume geschä­ digt und 1969 zu einem ökonomischen Verlust von 11 Mio. Dollar beim Kautschuk so­ wie von weiteren 1,2 Mio. Dollar bei anderen landwirtschaftlichen Produkten geführt hatte. Diese Verluste entsprachen mehr als der Hälfte des gesamten kambodschanischen Exports im Jahr 1968 (insgesamt 22,9 Mio. Dollar), an dem der Kautschuk einen Anteil von 64 Prozent (oder 14,6 Mio. Dollar) hatte. 527 Die daraus folgende Wirtschaftskrise (samt einem Haushaltsdefizit von 20 Mio. Dollar) veranlaßte Sihanouk im Juli und Au­ gust 1969, öffentlich in Erwägung zu ziehen, direkte amerikanische Hilfe anzunehmen und von seinem Amt zurückzutreten.528 Nach der Befragung durch einen außenpolitischen Unterausschuß des Repräsentanten­ hauses erklärte Thomas R. Pickering vom State Department schriftlich, »daß der größte Teil der Schäden durch den absichtlichen, direkten Flug über die Gummiplantagen ver­ ursacht wurde«.529 Er behauptete jedoch: Es waren keine US-Missionen mit Ziel Kambodscha beteiligt, und die Ermittler konnten nicht feststellen, daß US-Flugzeuge direkt an Sprüh­ aktionen in diesem Gebiet beteiligt gewesen wären. Wie schon bei den amerikanischen Geheimoperationen 1959 und 1967 in Kambodscha sollte die Öffentlichkeit den Schluß ziehen, eine andere Regierung, wahrscheinlich die südvietnamesische, trage die Verantwortung. Doch dieses Argument taugt kaum für ein Entlaubungsprogramm, das schon acht Jahre zuvor begonnen hatte, also zu einer Zeit, als die Maschinen der rudimentären südvietnamesischen Luftwaffe noch weitgehend von amerikanischen Piloten geflogen wurden. Es gibt auch die Möglichkeit, daß Flug­ zeuge und Piloten von Air America die Aktion durchführten, denn Vertreter dieser Fluggesellschaft haben zugegeben, daß sie an umfangreichen Entlaubungsprogrammen gegen aufständische Gebiete in Thailand beteiligt waren, und amerikanische Offizielle verfallen gern auf das Argument, daß die in Taiwan, Thailand oder Südvietnam statio­ nierten Maschinen von Air America keine »US-Flugzeuge« seien.530 Die Verantwortung der Vereinigten Staaten für den wiederholten Einsatz ihrer Entlau­ bungsmittel im Rahmen internationaler Aggressionen läßt sich nicht bestreiten. Schon vor der Invasion erschien in der maßgeblichen Far Eastern Economic Review ein Arti­ kel, wonach »Henry Kissinger und Nixon im vergangenen Frühjahr (April-Mai 1969) ... Bombenangriffe auf kommunistische Stützpunkte in Kambodscha anordneten«. 531 Mit anderen Worten: Der Berater, der als Vorsitzender der Special Action Group des Natio­ nalen Sicherheitsrats ein Jahr später maßgeblich an dem Geheimbeschluß zur Invasion in Kambodscha beteiligt war, hatte für die beiden Monate des geheimen Entlaubungs­ programms Angriffe auf Kambodscha angeordnet. Die geheimen Operationen, die Präsident Nixon in seinem ersten Amtsjahr gegen Kam­ bodscha durchführen ließ, gehören zu einer ganzen Reihe von Aktionen, die bis in seine

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Zeit als Vizepräsident zurückreichen. 1958 und 1959 unterstützte die CIA mit Geld, Ausrüstung und Beratern die kurze militärische Erhebung der Khmer Serei, deren halb­ vietnamesischer politischer Führer Son Ngoc Thanh unter den Japanern kambodschani­ scher Premierminister gewesen war. Um die Verwicklung der CIA in den Aufstand zu beweisen, soll Sihanouk darauf verwiesen haben, daß ein politischer Beamter der ameri­ kanischen Botschaft, Victor Masao Matsui, sich im Hauptquartier der Khmer-Serei-Re­ bellen aufgehalten habe. Soweit ich weiß, wurde diese Tatsache in der amerikanischen Presse erst elf Jahre später erwähnt: Südvietnamesische Undercover-Agenten, die den Aufstand geleitet hat­ ten, erklärten später, Matsui sei nur zufällig dort gewesen. Sie enthüll­ ten jedoch, daß die CIA die Operation finanziert hatte. 532 Matsuis Anwesenheit erscheint weniger zufällig, wenn wir erfahren, daß er zwölf Jahre lang der U.S. Army angehörte, bevor er als »politischer Beamter« an die Botschaft in Kambodscha kam. Während der 60er Jahre benutzte die CIA in Saigon auch weiterhin ihre Kontakte zu Son Ngoc Thanh und den Khmer Serei auf dreierlei Weise: für die Sammlung geheimdienst­ licher Informationen, für Sonderaufträge in Kambodscha sowie für die Rekrutierung und Ausbildung paramilitärischer Kräfte aus der großen Khmer-Minderheit in den südvietna­ mesischen Provinzen des Mekongdeltas.533 Die meisten dieser Leute gehörten zu den be­ waffneten Banditen der Khmer Kampuchea Krom (KKK), von denen Robin Moore in seinem Buch THE GREEN BERETS ein wenig schmeichelhaftes Bild gezeichnet hat. Die von amerikanischen Special Forces, von Khmer Serei und später von thailändischen Of­ fizieren in Thailand ausgebildeten Soldaten wurden Teil der Civilian Irregular Defense Groups (CIDG), der aus ethnischen Minderheiten rekrutierten »Mike Force«, die neben den amerikanischen Green Berets und den gegen Nordvietnam eingesetzten 34-A-Opera­ tionsgruppen von der in Saigon angesiedelten Studies and Operations Group (SOG oder MACSOG) kontrolliert wurde. Die SOG unterstand ihrerseits theoretisch den Generälen William C. Westmoreland und Creighton Abrams (COMUSMACV), in der Praxis aber wurde sie von der CIA geführt. 1969 erhielt die amerikanische Öffentlichkeit einen Hinweis auf die tiefe Spaltung in­ nerhalb des Militärs wie auch der Geheimdienste im Gefolge zweier Mordskandale bei den Green Berets. Die zwei ermordeten Agenten hatten beide in Kambodscha gearbeitet und mindestens einer von ihnen, Inchin Hai Lam, war Mitglied der Khmer Serei gewe­ sen. Kurz vor Sihanouks Sturz enthüllte die New York Times in einem Artikel, wie sich die Vereinigten Staaten der Khmer Serei bedient hatten, einer Organisation, »die auf den Sturz der rechtmäßigen Regierung Kambodschas hinarbeitete und 1967 Geheimauf­ träge in diesem Land ausführte.534 1967 erneuerte Sihanouk seinen Vorwurf, daß die CIA immer noch (wie schon 1959) gegen ihn konspirierte und die Aktivitäten der Khmer Serei vor allem an der thailändi­ schen Grenze deutlich zunähmen.535 Seine Vorwürfe wurden später bestätigt: Ein Offizier der Green Berets behauptet, 1967 an einer geheimen Missi­ on teilgenommen zu haben, deren Ziel der Sturz des kambodschani­ schen Prinzen Norodom Sihanouk gewesen sei ... Capt. John McCarthy ... erklärte, die Geheimoperation in Kambodscha sei von Vietnam aus von der CIA geleitet worden ... An der Mission mit dem Decknamen »Operation Cherry» nahmen McCarthy als Undercover-Agent und Mit­ glieder der Khmer Serei teil.536 Nach demselben Bericht in der New York Times gab es Quellen, die behaupteten, »daß mehrere hundert ehemalige Mitglieder [der Khmer Serei] in Kambodscha ihre Loyalität [gegenüber der Sihanouk-Regierung] bekundeten«. Das war 1967, als Lon Nol für kurze Zeit Premierminister war, aber es gibt Hinweise, wonach die Khmer Serei ihre Identität, ihren militanten Widerstand gegen linke Elemente in der Sihanouk-Koalition und ihre

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Verbindungen zu amerikanischen Geheimdienstkreisen beibehielten. Von den Geheim­ diensten blieb zumindest die Defense Intelligence Agency (DIA) auch dann noch in Phnom Penh, als die Vereinigten Staaten die diplomatischen Beziehungen zu Kambo­ dscha abgebrochen und ihr Personal offiziell abgezogen hatten.537 Der australische Journalist Wilfred Burchett hat behauptet, daß die gewalttätigen Ereig­ nisse im Umfeld des Sihanouk-Sturzes – die geplanten Angriffe auf die Botschaften Nordvietnams und der Provisorischen Revolutionsregierung vom 11. März und die nachfolgenden Massaker an vietnamesischstämmigen Zivilisten in Kambodscha – sämt­ lich unter Führung der von der CIA ausgebildeten Khmer Serei stattfanden. 538 In den Wochen und Monaten nach dem Putsch vom 18. März 1970 wurde klar, daß die zuver­ lässigsten Kader der kambodschanischen Armee die von den Khmer Serei und den Green Berets in Südvietnam rekrutierten und ausgebildeten Einheiten waren. 539 Obwohl die Mehrzahl dieser Einheiten erst nach dem Putsch nach Kambodscha verlegt wurde, verleiht ihre zentrale Rolle dieser Hypothese Glaubwürdigkeit. Dasselbe gilt für die bei­ spiellosen und unerklärten »Demonstrationen vom 8. und 9. März ... in der Ostprovinz Svay Rieng, bei denen Dörfler [sic] mit Unterstützung durch kambodschanische Trup­ pen Waffen von vietnamesischen Guerillas erbeuteten«.540 Dabei muß es sich schon um gut ausgebildete Dörfler gehandelt haben, wenn sie ohne amerikanische Luftunterstützung erreichten, was selbst den besten kambodschanischen Einheiten später nicht mehr gelang. Dem folgte am 15. März, drei Tage vor dem Putsch, die erste öffentlich angekündigte und durchgeführte gemeinsame Operation kambo­ dschanischer und südvietnamesischer Truppen.541 Angesichts des traditionellen Mißtrau­ ens zwischen den beiden Ländern scheint es wahrscheinlich, daß hier spezielle Kader der Khmer Serei aus Südvietnam eingesetzt wurden. Die besondere Beziehung zwischen Lon Nols Armee und den KKK-Einheiten in deren Zentrum legt den Schluß nahe, daß amerikanische Geheimdienste nicht nur beim Putsch selbst, sondern auch bei der nachfolgenden »Provokationsstrategie« im Spiel waren. Nach einer Reihe hoffnungsloser Angriffe auf größere und überlegene gegnerische Kräfte folgte die offizielle amerikanische Intervention. Die Beteiligung amerikanischer Geheimdienste, insbesondere des paramilitärischen Personals der SOG und der CIA, be­ deutet nicht, daß die kambodschanische Geschichte des Jahres 1970 einem Masterplan folgte, der in der CIA-Zentrale entstanden ist. Neben den Geheimdiensten der Vereinig­ ten Staaten, Thailands und Südvietnams waren auch geheimdienstähnliche Strukturen anderer Länder am Sturz der Regierung Sihanouks beteiligt. Sihanouk selbst hat behauptet, ein großer Teil des Komplotts sei zwischen Prinz Sirik Matak (einem der Putschisten, der damals Botschafter in Tokio war), Song Sak (einem Khmer-Serei-Führer und angeblichen CIA-Agenten, der 1964 mit zehn Mio. Dollar aus Phnom Penh geflüchtet war) und CIA-Leuten in Japan geschmiedet worden. 542 Le Mon­ de diplomatique verweist auf Kontakte eines dritten Putschisten zu »japanischen Ge­ heimgesellschaften, die von der CIA manipuliert wurden«. 543 Und Son Ngoc Thanh selbst verdankte seinen Einfluß zu einem großen Teil den drei Jahren, die er während des Zweiten Weltkriegs in Japan verbrachte. Dieser Zusammenarbeit der CIA mit japa­ nischen Geheimgesellschaften in Kambodscha im März 1972 folgte die Gewährung ei­ ner gemeinsamen Konzession in den thailändisch-kambodschanischen Küstengewässern an Union Oil of California und die Mitsui Oil Exploration Company. Noch direkter in den Putsch verwickelt war nach einem Bericht in Newsweek General Suhartos Indonesien, obwohl später der Verdacht geäußert wurde, daß Indonesien in Kambodscha nur als Strohmann für Japan agierte:544 Eine Gruppe kambodschanischer Offiziere besuchte im November letz­ ten Jahres [19691 und nochmals im Januar heimlich Indonesien, um genau zu studieren, wie die indonesische Armee es [1965] geschafft hat­ te, Präsident Sukarno abzusetzen. Manche Indonesier behaupten, da­ durch habe Djakarta im Voraus von dem Putsch des kambodschani­

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schen Generals Lon Nol gegen Prinz Sihanouk im März dieses Jahres erfahren. So erklärt sich auch das rasche Angebot Indonesiens, Lon Nol Truppen zu schicken.545 Schon wenige Tage nach dem Putsch trafen in Phnom Penh indonesische »Experten« für psychologische Kriegsführung ein. Sie betätigten sich als »Berater« bei der fremden­ feindlichen antikommunistischen Kampagne gegen die vietnamesischstämmige Bevöl­ kerung, die zu den auffälligsten Übereinstimmungen zwischen dem indonesischen und dem kambodschanischen Putsch gehört.546 Diese zusätzlichen externen Faktoren begünstigten die Inthronisation eines repressiven Regimes, für das die Vereinigten Staaten und ihre Geheimdienste nicht allein die Ver­ antwortung tragen. Die zentrale koordinierende Rolle amerikanischer Geheimdienste und insbesondere jener paramilitärischen Fraktion innerhalb der CIA, die der Öffent­ lichkeit durch die Operationen der CAT bzw. der Air America bekannt geworden ist, steht dennoch außer Frage.547 Bei dem indonesischen Putschversuch 1958 sorgte die CAT für eine »vollständige und taktische Luftunterstützung«. 548 Tony Poe, der legen­ däre technische Leiter der Air America, der sich von 1958 bis 1970 aktiv an Guerilla­ operationen gegen Tibet und (in Laos) gegen Südchina beteiligte, soll auch mit den Kh­ mer-Serei-Rebellen in Südwestkambodscha zusammengearbeitet haben.549 Und schließ­ lich arbeitet Air America in Südostasien auch für große Ölgesellschaften, 550 von denen viele eigene »Geheimdienstnetze« unterhalten, deren Personal meist aus CIA-Veteranen besteht. Wie der rechtsgerichtete Staatsstreich im Januar 1964 in Saigon und im April 1964 in Laos wäre auch der Lon-Nol-Putsch 1970 kontraproduktiv gewesen, hätte er nicht zu ei­ nem verstärkten amerikanischen Engagement geführt. 1964 standen am Anfang ameri­ kanische Geheimoperationen, im Februar 1964 34-A-Operationen gegen Nordvietnam, im April und Mai in Laos Bombenangriffe mit T-28-Maschinen, die von Thais und AirAmerica-Piloten geflogen wurden. In beiden Fällen vermochten diese militärischen Pro­ vokationen die Position der Amerikaner zwar nicht zu verbessern, aber sie verschärften den Konflikt in einer Weise, die zum ersten offenen Einsatz amerikanischer Streitkräfte führte.551 Der Zusammenfall der ersten geheimen T-28- und 34-A-Angriffe auf Nordvi­ etnam und die Provokation des Zwischenfalls im Golf von Tongking zeigen, daß die Es­ kalation gewollt war. Aus den PENTAGON-PAPIEREN geht hervor, daß die Falken auf die Unterstützung des CIA-Direktors John A. McCone zählen konnten,552 aber wichtige Kabinettsmitglieder über ihre Pläne im Unklaren ließen. Vor allem Verteidigungsminister McNamara be­ hauptete, von den 34-A-Operationen, die während der elektronischen Aufklärungsmissi­ on der USS Maddox durchgeführt wurden, nichts gewußt zu haben, selbst als er für den 5. August den Befehl zur Bombardierung Nordvietnams gab. Später konnte ein Vertreter des State Department nur berichten, daß die T-28-Bombenangriffe vom 1. und 2. August »wahrscheinlich« stattgefunden hätten, was McNamara noch immer bestritt.553 So kam auch die offene amerikanische Intervention 1970 in Kambodscha nur nach Intri­ gen, Heimlichtuereien und Täuschungsmanövern innerhalb der riesigen Staatsbürokratie zustande, obwohl sie unerläßlich war, wenn die seit Monaten durchgeführten Geheim­ operationen nicht zusammenbrechen sollten. Der einzige wichtige Unterschied zu 1964 betraf offenbar die Rolle des CIA-Direktors. 1964 besaß der nur kurze Zeit amtierende John A. McCone, einer der schärfsten Falken in Washington, Aktien im Wert von einer Mio. Dollar der Standard Oil of California, einer der zwei größten amerikanischen Ölge­ sellschaften in Indonesien und Südostasien, deren Tochtergesellschaft Caltex 70 Prozent der Ölförderung auf Sumatra kontrollierte. Sein Nachfolger Richard Helms dagegen war ein Karrierebeamter ohne besondere ökonomische Interessen am Fernen Osten. Wie schon anderen umstrittenen Eskalationen des Indochinakriegs, so ging auch der In­ vasion Kambodschas 1970 ein »Geheimdienstkrieg« voraus. Dabei wurde eine eigent­ lich politische Debatte als vermeintlich sachlicher Streit über die sich verschlechternde

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Lage in Kambodscha und deren Bedeutung für die amerikanischen Aussichten in Viet­ nam geführt. Im Kern ging es um den Wahrheitsgehalt zweier Aussagen, die Nixon schließlich in seine Erklärung zur Invasion vom 30. April aufnahm: 1.

In den sogenannten kambodschanischen Rückzugsgebieten liege das COSVN (Central Office for South Vietnam), also das »Hauptquartier für sämtliche militä­ rischen Operationen der Kommunisten in Südvietnam«.

2.

Der Feind ziehe »seine Hauptstreitmacht in diesen Rückzugsgebieten zusammen, um einen massiven Angriff auf unsere Truppen [in Südvietnam] vorzubereiten«.554

In der militärischen Phantasie des amerikanischen Generalstabs spielte das COSVN of­ fenbar die Schlüsselrolle in einem Agententhriller nach Art der James-Bond-Filme: In der Nähe der Stadt Memot [Mimot] ... sollen sich in verstärkten Be­ tonbunkern, die fünf bis sieben Meter unter dem Dschungelboden lie­ gen, an die 5.000 Mann aufhalten, darunter zahlreiche Fernmeldespe­ zialisten und Artillerie-Experten.555 Andere »Geheimdienstanalysten« in Saigon erklärten dagegen, das COSVN sei »kein statischer Ort«, sondern eine »mobile Gruppe von Leuten ..., die selten öfter als eine Nacht im selben Bett schlafen«.556 Diese Analysten sagten korrekt voraus, daß man das COSVN nicht finden werde. Eine ähnliche Skepsis herrschte in der Bürokratie hinsichtlich angeblich abgefangener Dokumente aus »alliierten Geheimdienstquellen« über Pläne für eine »Reihe von An­ griffen in Südvietnam in der ersten Maiwoche«, die »ebenso heftig wie die der Tet-Of­ fensive« sein sollten. Nur der Apparat des Nationalen Sicherheitsrats nahm diese Pläne ernst.557 Zwei Mitarbeiter des Fulbright-Ausschusses, die einen ganz anderen Eindruck gewonnen hatten, fügten in ihren Bericht eine Anspielung auf diese Dokumente ein: Anscheinend gibt es abgefangene Dokumente, mit denen man alles be­ weisen und nachträglich jeden Schluß rechtfertigen kann. 558 Die beiden Behauptungen, die Nixon in seiner Erklärung aufstellte, wurden schließlich auch dadurch widerlegt, daß die amerikanischen Truppen weder das COSVN noch mas­ sive Truppenkonzentrationen in den kambodschanischen Rückzugsgebieten aufspüren konnten. Doch schon lange vor dem 30. April waren diese Behauptungen in der ameri­ kanischen Presse mehrfach von maßgeblicher Seite widerlegt worden. So verwies etwa Robert Shaplen, ein gut informierter Journalist, der schon seit den frühen 50er Jahren über gute Verbindungen zur »CIA-Linken« verfügte, auf »zuverlässige Berichte«, wo­ nach das sogenannte COSVN »während des Putsches gegen Sihanouk« am 18. März aus den Rückzugsgebieten verlegt worden war.559 Vor allem waren es wohl General Wheeler und Admiral Moorer, die wichtigsten Falken innerhalb des Stabes, die das falsche Bild des COSVN abgesegnet hatten, um ihrerseits eine amphibische Invasion mit 30.000 amerikanischen Soldaten zu planen.560 Der Präsident ist wütend auf die Joint Chiefs, weil sie ihn hinsichtlich der Möglichkeit, das kommunistische Hauptquartier zu zerstören, irre­ geführt haben. Sie stellten die gegnerische Kommandozentrale offenbar als Dschungelversion ihres eigenen, nach Pentagon-Art bestens einge­ richteten Hauptquartiers dar. Andere Geheimdienstexperten hatten da­ gegen gewarnt, das Hauptquartier könne wie ein Spielbrett rasch zu­ sammengelegt und in einem anderen Dschungelversteck wieder aufge­ schlagen werden.561 Obwohl diese Geschichte nur als weiterer Seitenhieb im Krieg der Geheimdienste er­ scheinen mag, hat sie doch den Vorteil, daß sie wahr ist. Anfang 1971 gab es Gerüchte,

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denen zufolge der Präsident sich nach Kambodscha weniger auf die Defense Intelli­ gence Agency (DIA) und stärker auf die CIA verließ. Der Kolumnist Jack Anderson führte die Fehlinformation über das COSVN auf angeb­ lich vom militärischen Geheimdienst der U.S. Army in Vietnam abgefangene Funksprü­ che zurück: General Creighton Abrams glaubte zu wissen, wo das COSVN sich be­ fand, weil die Army Funksprüche aus der nordvietnamesischen Kom­ mandozentrale abgefangen hatte. Sofort schickte man Suchtrupps an die bezeichnete Stelle, fand aber keine Spur von dem Hauptquartier. Mit Hilfe der weiteren Überwachung des feindlichen Funkverkehrs machte die Army Jagd auf das Hauptquartier, konnte es aber niemals aufspüren. Der Geheimdienst der Army gelangte schließlich zu dem Schluß, daß die Nordvietnamesen ihre Funkgeräte in sicherer Entfer­ nung vom Hauptquartier aufgestellt hatten und die Nachrichten von dort über Melder weiterleiteten.562 Diese neue Information »erklärt« keineswegs den Irrtum des Army-Geheimdienstes und der Joint Chiefs. Im Gegenteil, sie erhöht noch die Wahrscheinlichkeit einer »Geheim­ dienstverschwörung«, die durch gezielte Fehlinformation die Invasion vom 30. April herbeiführen sollte. Es ging gar nicht um die Frage, ob bestimmte geographische Koor­ dinaten korrekt waren, sondern um die Behauptung der Army, daß es diese festen Be­ tonunterkünfte für 5.000 Soldaten tatsächlich gab. Bestätigten die abgefangenen Funk­ sprüche die Existenz dieser Einrichtung oder nicht? Wenn also Senator Fulbrights Ausschuß ernsthaft dem Ursprung und Verlauf der ameri­ kanischen Intervention in Indochina nachgehen wollte, mußte er klären, welche Bedeu­ tung diese angeblich abgefangenen Funksprüche und Dokumente für die Eskalation im Gefolge der Tongking-Zwischenfälle 1964 und der Ereignisse in Kambodscha 1970 tat­ sächlich hatten. Insbesondere mußte er das 1964 und 1970 anzutreffende Muster klären, wonach Geheimdienste im Gefolge einer geheimen Aggression durch die Air America und paramilitärische Kräfte unter Führung des SOG und der CIA, die zur Auslösung der Krise beitrug, Funksprüche oder Dokumente »abfingen«, die fälschlich auf eine feindli­ che Offensive hindeuteten und/oder den Anlaß für eine offene militärische Vergeltung seitens der Vereinigten Staaten lieferten. Die Annahme einer Geheimdienstverschwörung setzt voraus, daß die jeweiligen ameri­ kanischen Präsidenten eine Eskalation scheuten. Die komplexe Rolle, die Nixon im Wahljahr 1970 spielte, ähnelte Johnsons Verhalten im Wahljahr 1964. Beide hatten sich zu Beginn ihrer Amtszeit darauf festgelegt, für lange Zeit in Indochina zu bleiben, auch wenn sie in der Öffentlichkeit das populäre Image von Friedenssuchern pflegten. So hatten beide anfangs die Phantasien des Oberkommandos der pazifischen Streitkräfte und des Pentagons hinsichtlich eines »Sieges« in Indochina gefördert. Als dann jedoch der Wahltermin näher rückte, schwand ihre Neigung, den von den Joint Chiefs of Staff bevorzugten Eskalationsplänen zuzustimmen. Nixon und Johnson kehrten jeweils zu­ rück zu einer unentschlossenen Haltung, was zu wachsenden Spannungen zwischen ih­ nen und den Joint Chiefs führte, und zwar sowohl nach als auch vor ihren spektakulären und äußerst zweifelhaften Entscheidungen zu Gunsten einer weiteren Eskalation. Nixon und Johnson waren keine Tauben. Sie scheuten nicht die Eskalation, sondern die persönliche Verantwortung für eine entsprechende Entscheidung. Diese Unentschlos­ senheit begünstigte eine Parapolitik in Gestalt geheimer Operationen und manipulierter Geheimdienstberichte, die den jeweiligen Präsidenten die Entscheidung tatsächlich aus der Hand nahmen. Was vor allem Nixon später erzürnte, war nicht so sehr die Tatsache, daß man ihm falsches Geheimdienstmaterial vorgelegt hatte, sondern die Verlegenheit, in die er geriet, als die Öffentlichkeit diese Irreführung so schnell und so leicht durch­ schaute.

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Solche Spekulationen gehen nicht der Frage nach, ob die beiden Präsidenten diese Ge­ heimdienstverschwörungen gegen ihre eigene Amtsführung förderten. Doch auch diese Frage sollte geklärt werden, denn beide Politiker verdankten ihren politischen Erfolg in erheblichem Maß den Öl- und Luftfahrtinteressen, die sich so entschieden für eine star­ ke Position in Indochina einsetzten. Nixons persönliche Rolle in der »Kambodschakrise« ist hier besonders klärungsbedürf­ tig. Am 28. April, dem Tag vor dem Invasionsbeschluß und zwei Tage, bevor die eige­ nen Kongreßführer darüber unterrichtet wurden, sagte Nixon zu »mehreren Privatperso­ nen« aus elf »Veteranenvereinen und patriotischen Organisationen«, die Aktion, die er bald anordnen werde, sei »unerläßlich, wenn wir der Wahrscheinlichkeit einer vollstän­ digen und erniedrigenden Niederlage in Vietnam entgehen wollen«. 563 Warum konsul­ tierte er nicht seinen eigenen Kongreß hinsichtlich der bevorstehenden Invasion, son­ dern teilte sein Geheimnis mit einer kleinen Gruppe pensionierter Offiziere und deren Freunden? Die Antwort könnte darin liegen, daß diese Offiziere dem American Security Council nahestanden, einer mächtigen Lobby mit starken Verbindungen zu Nixon selbst, zu den amerikanischen Geheimdiensten und zu den Öl- und Luftfahrtgesellschaf­ ten in Los Angeles, die 1968 so viel für seine Wahl getan hatten. Zu den Mitgliedern des National Strategy Committee des American Security Council gehörten Admiral Felix B. Stump, Aufsichtsratsvorsitzender von Air America und ehe­ maliger Oberbefehlshaber der Pazifikstreitkräfte, sowie Henry OʼMelveny Duque, ehe­ mals Nixons Partner in dessen Anwaltskanzlei, der nun im Aufsichtsrat der Union Bank of California saß, zusammen mit zwei Direktoren von Union Oil of California (dem Nutznießer des Putsches in Kambodscha) sowie von TRW (Thompson-Ramo-Wool­ bridge, einem führenden Luftfahrtunternehmen aus dem Rüstungsbereich). Mit dem American Security Council arbeiteten außerdem Vizepräsidenten von AtlanticRichfield, Standard Oil of California und General Dynamics zusammen sowie Admiral Robert W. Berry, Leiter der Abteilung Pacific Coast der selten erwähnten, aber mächti­ gen National Security Industrial Association (NSIA). Die Auflistung solcher Verbin­ dungen zwischen dem American Security Council, Nixon, Geheimdienstleuten und im Pazifikraum aktiven Ölgesellschaften ließe sich noch seitenlang fortsetzen. Noch ein Wort zur NSIA, die sich selbst als eine »1944 von James Forrestal gegründete, nicht als Interessenvertretung auftretende Vereinigung von 400 Firmen« aus dem Rüs­ tungsbereich beschreibt: Die NSIA ist sowohl in der Industrie als auch bei der Regierung be­ kannt für ihr faires Auftreten, weil sie nur solche Ansichten zum Aus­ druck bringt, die geeignet sind, unsere nationale Verteidigung zu ver­ bessern.564 Seit April 1964 befaßte sich ein großer Teil der NSIA-Publikationen mit der Unterstüt­ zung des National Oceanographic Program durch die Industrie. Im Rahmen dieses Pro­ gramms wurden die Flugzeuge und Schiffe des U.S. Naval Oceanographic Office für Vorarbeiten zur Ölsuche in den Küstengewässern Indochinas eingesetzt.565 Nixons Verbindungen zum Geheimdienst- und Öl-Establishment waren 1964 stärker ausgeprägt, als er zu den frühesten und entschiedensten Befürwortern einer Politik ge­ hörte, die »den Vietnamkrieg nach Norden tragen« wollte. Welche Geschäftsinteressen vertrat Nixon bei seinen zwei Besuchen im Fernen Osten 1964, von denen einer 24 Tage dauerte? Warum wurde er von Henry Kearns begleitet, der die Interessen der japanischen Ölge­ sellschaft Mitsui vertrat, die 1963 einen Zehnjahresvertrag über ein Ölbohrprogramm in Indonesien abgeschlossen hatte?566 Ist es bedeutsam, daß Nixons New Yorker Anwalts­ kanzlei die Interessen von Mitsui in den Vereinigten Staaten vertrat und daß sein frühe­ rer Partner, Justizminister John Mitchell, das einzige Kabinettsmitglied war, das sich 1970 entschieden für die Invasion in Kambodscha aussprach?

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Nixon war 1970 gewiß weder ein allmächtiger Machiavellist noch eine sklavische Ma­ rionette verborgener ökonomischer Interessen. Seine eigene, an Johnson 1964 und 1965 erinnernde Unfähigkeit, die Folgen seiner Eskalationspolitik zu erkennen, zeigt sich in seiner öffentlichen Erklärung vom 8. Mai 1970: Ich erwarte, daß die Südvietnamesen etwa zur selben Zeit losschlagen wie wir, denn wenn wir losschlagen, wird unsere Nachschub- und Luft­ unterstützung ebenfalls mit der ihren beginnen. 567 Beide Aussagen sollten sich schon bald als falsch herausstellen. Im Falle Nixons von der »Illusion einer Kontrolle des Präsidenten« über widerspenstige Generäle zu sprechen ist unzulässig. Nixon kann nicht von der Verantwortung für syste­ matische Geheimoperationen gegen Kambodscha freigesprochen werden, die zumindest zum Teil vom Weißen Haus ausgingen wie die Bombenangriffe im April und Mai 1969 oder ihren Höhepunkt in seiner Amtszeit erreichten wie das Entlaubungsprogramm in derselben Zeit.

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11 Das Opium, die Chinalobby und die CIA 11.1 Die unterbelichtete Zusammenarbeit der Vereinigten Staaten mit Drogenhändlern Ich kenne kein Buch, durch das meine 1970 gemachten Enthüllungen über die Verwick­ lung von CAT/Air America und deren Personal in den asiatischen Drogenhandel als überholt gelten könnten. Das tiefenpolitische Element liegt hier in der Tatsache, daß im Hintergrund das organisierte Verbrechen Asiens wie auch Amerikas präsent waren, und zwar in jeder Phase der Geschichte, von der ersten Beteiligung der Vereinigten Staaten an der Infrastruktur des asiatischen Drogenhandels kurz nach dem Zweiten Weltkrieg bis hin zur Einschleusung asiatischer Geldmittel in die amerikanische Politik durch die Chinalobby und später dann durch die Anwaltskanzlei Corcoran and Rowe. In seiner umfangreichen und überaus wertvollen Studie DIE CIA UND DAS HEROIN ver­ weist Alfred McCoy zwar auf die Bedeutung, die Paul Helliwell für die Unterstützung der Fluggesellschaft CAT durch die amerikanische Regierung hatte, beschreibt ihn dort jedoch lediglich als »Rechtsanwalt« und übergeht die Tatsache, daß Helliwell enge Verbindungen zum organisierten Verbrechen unterhielt, zum Beispiel auch zu Meyer Lanskys Bank.568 McCoy bestätigt zwar, daß Opium in CAT-Flugzeugen transportiert wurde, aber er spielt die strukturelle Rolle der Fluggesellschaft beim Aufbau des Opi­ um- und Heroinhandels in der Nachkriegszeit herunter. Seine Feststellung, General Chennault habe »CAT im August [eigentlich Juli…] 1950 an die CIA verkauft«, über­ geht die wichtige Tatsache, daß auch danach noch die Guomindang 60 Prozent des Un­ ternehmens hielt, in dessen Besitz die CAT-Flugzeuge übergingen, die dann für den Drogenhandel eingesetzt werden konnten.569 Da McCoys Themenwahl weitgehend durch die Gespräche bestimmt war, die er 1971 führte, hatte er wenig oder gar nichts zu den Verbindungen zu sagen, die in den 60er Jahren zwischen Laos und der Guomin­ dang in Taiwan bestanden. Andere über das ganze Buch verstreute Bemerkungen legen den Gedanken nahe, CIA und CAT/Air America wären nur passive Komplizen der Drogenhändler gewesen, oder die Beteiligung habe sich auf einzelne Agenten beschränkt. 570 In Wirklichkeit jedoch spielten CIA und CAT bei der massiven, unter Führung der Guomindang durchgeführ­ ten Restrukturierung des Drogenhandels nach dem Zweiten Weltkrieg eine wichtige or­ ganisatorische Rolle. Wer McCoys Thema, die Heroinpolitik, wirklich verstehen will, muß auch auf die Rolle der aus Drogengeldern finanzierten Chinalobby in den Verei­ nigten Staaten eingehen. Vorerst ist noch nicht hinreichend geklärt, warum die CIA sich wiederholt in Europa, in Afghanistan, im Mittleren Osten, in Lateinamerika und anderswo mit Elementen ver­ bündete, die eine zentrale Rolle im Drogenhandel spielten – in jüngster Zeit im Kosovo, in Kolumbien und in Afghanistan. Schon vor gut einem Jahrzehnt stellte ein hochrangi­ ger Mitarbeiter der Drug Enforcement Administration (DEA) fest: »Während meiner dreißigjährigen Tätigkeit in der Drug Enforcement Administration und verwandten Ein­ richtungen stellte sich immer wieder heraus, daß die wichtigsten Zielpersonen meiner Ermittlungen für die CIA arbeiteten.«571 Dieses Phänomen läßt sich nur so erklären, daß die Verbindung zwischen Politik und Verbrechen sowohl den Drogenhändlern als auch wichtigen Finanzinteressen nützt und daß sie bis auf den heutigen Tag die Entwicklung in Asien wie auch in Amerika beein­ flußt. Der Historiker Samuel Eliot Morison hat beschrieben, wie Theodore Roosevelt 1903 »gegen Völkerrecht und Moral« der U.S. Navy den Befehl erteilte, die »revolutionäre« Sezession Panamas von Kolumbien zu unterstützen. Er bezeichnet die Sezession, die schon bald zum Abschluß des Vertrags über die Kanalzone führte, als einen Plan »von panamaischen Geschäftsleuten, von Agenten des französischen Unternehmens [das

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durch den Vertrag eine Entschädigung von 40 Mio. Dollar erhalten sollte] und von Offi­ zieren der U.S. Army«. 572 Er unterläßt den Hinweis, daß es sich bei den »Agenten« der französischen Panamakanal-Gesellschaft um die New Yorker Investment-Banker J. & W. Seligman und deren Washingtoner Lobbyisten Philippe Jean Bunau-Varilla handel­ te, die damals die »Revolution« aus einer Suite im Waldorf-Astoria organisierten und fi­ nanzierten. Die Intervention der U.S. Navy war nicht Roosevelts, sondern Bunau-Varil­ las Idee, der sich an den Präsidenten wandte und ihm erklärte, »amerikanische Men­ schenleben und Interessen« stünden auf dem Spiel. Selbst die Flagge der neuen Repu­ blik Panama, für die spätere Generationen idealistischerer Nationalisten demonstrierten und starben, wurde von Bunau-Varilla entworfen und in James Seligmans Sommerhaus in Westchester, New York, von Hand aus Seide der Kaufhauskette Macyʼs zusammen­ genäht.573 Die mit einem Federstrich vorgenommene Abtrennung Panamas, die im Anschluß durchgeführte sorgfältige, aber wirkungslose Untersuchung des Vorgangs durch den Kongreß und die dahinter verborgenen ökonomischen Interessen einschließlich eines »französischen Unternehmens«, das von der Wall Street finanziert wurde, ist ein lehrrei­ ches Vorbild für das Nachkriegsengagement der Vereinigten Staaten in Indochina. In rechtlicher Hinsicht mag das Bild sich gewandelt haben, da Bunau-Varillas Aktivitäten zur Vorbereitung einer Revolution und eines Krieges heute in weiten Teilen nach den Paragraphen 956-960 des amerikanischen Strafgesetzbuchs verboten sind. Zumindest in der Theorie ist die Zuständigkeit für eine derartige Verteidigung amerikanischer »Inter­ essen« heute ein Monopol der CIA, auch wenn der Geheimdienst weiterhin enge Ver­ bindungen zu J. & W. Seligman und ähnlichen Wall-Street-Institutionen unterhält. Hinter diesen Verbindungen standen mächtige Gruppen, und so war es denn die Wall Street, die die gerade erst gegründete CIA 1948 zu ihren ersten verdeckten Operationen drängte. Präsident Truman erklärte später, daß er unglücklich über diese Abweichung der CIA von der reinen Aufklärungsfunktion war. Als ich die CIA gründete ..., hatte ich nie daran gedacht, daß sie einmal in Friedenszeiten verschwörerische Operationen durchführen würde. 574 Seine Absichten zählten jedoch weniger als die von Allen Dulles, damals Syndikus ei­ nes Privatunternehmens und Präsident des Council on Foreign Affairs, als in der Regie­ rung die Sorge aufkam, die Kommunisten könnten die Wahlen in Italien knapp gewin­ nen: [Verteidigungsminister James] Forrestal hielt geheime Gegenmaßnahmen für unerläßlich, doch er meinte anfangs, die Italienaktion müsse auf pri­ vater Ebene organisiert werden. Die reichen Industriellen in Mailand zö­ gerten, das nötige Geld bereitzustellen, weil sie Repressalien der Kom­ munisten nach einem möglichen Wahlsieg befürchteten, und so gab Wa­ shington die Angelegenheit an den Brook Club in New York weiter. Allen Dulles glaubte jedoch, die Sache könne von Privaten nicht wirkungsvoll durchgeführt werden. Er drängte daher entschieden darauf, daß die Re­ gierung eine Geheimorganisation aufbaute. Da die Organisation aus un­ kontrollierten Geldern finanziert werden sollte, beschloß man, sie unter dem Dach des Nationalen Sicherheitsrats einzurichten.575 Dieser verhängnisvolle Versuch, direkte Verantwortung zu vermeiden, ist aufschluß­ reich. Der Verteidigungsminister meinte, die Operation solle auf privater Ebene durch­ geführt werden, doch der Anwalt eines Privatunternehmens entschied, sie müsse staat­ lich organisiert sein. Durch dieses Arrangement erhielten die Leute im Brook Club wahrscheinlich sogar ihr Geld zurück, denn von nun an kamen die (unkontrollierten) Mittel aus dem Staatshaushalt.

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Trumans Abneigung gegen die »Abweichung« der CIA in Richtung verdeckter Opera­ tionen führte zu keinerlei Versuchen, die Kontrolle der CIA durch Wall-Street-Republi­ kaner einzudämmen. Im Gegenteil, als die CIA unter Bedell Smith zu wachsen begann, kamen alle sieben Männer, die unter Smith und Truman als stellvertretende CIA-Direk­ toren fungierten, aus Kreisen New Yorker Juristen und Finanzleute. 

Frank G. Wisner (OSS) kam 1948 zur Regierung aus der Anwaltskanzlei Carter, Leydyard, and Milburn, die verschiedene Rockefeller-, Whitney- und Stan­ dard-Oil-Firmen vertrat. Als Direktor des Office of Policy Coordination, aus dem am 4. Januar 1951 die Planungsabteilung der CIA wurde, war Wisner verantwort­ lich für die verdeckten Operationen der CIA.



Der Republikaner William Harding Jackson, von 1950 bis 1951 Smiths Stellver­ treter, hatte von 1934 bis 1947 bei Carter, Leydyard, and Milburn gearbeitet und war nun ein Investmentpartner von John Hay Whitney im Aufsichtsrat des Ban­ kers Trust.



Der Republikaner Allen Welsh Dulles (OSS), der während des Krieges Direktor der J. Henry Schroeder Banking Corporation gewesen war und viele Jahre als Partner von Sullivan and Cromwell gewirkt hatte (die mit diversen Rockefellerund Schroeder-Unternehmen verbunden waren), folgte Jackson als stellvertreten­ der Direktor im August 1951.



Murray McConnel, Präsident der Manufacturers Capital Corporation an der Wall Street, war 1950 und 1951 stellvertretender CIA-Direktor für Verwaltungsfragen.



Der Republikaner Walter Reid Wolf, Vizepräsident der National City Bank of New York und deren Investmenttochter City Bank Farmers Trust, war stellvertre­ tender CIA-Direktor von 1951 bis 1953 (wahrscheinlich als Nachfolger von Mc­ Connel).



Robert Amory Jr. (Sohn eines New Yorker Industriellen, der mindestens in drei Bostoner Firmen gemeinsam mit United-Fruit-Direktoren als Direktor fungierte) kam (nach dem WHOʼS WHO) 1952 als stellvertretender Direktor für Geheim­ dienstfragen zur CIA.



Loftus E. Becker von der Wall-Street-Anwaltskanzlei Cahill, Gordon, Reindel, and Ohl (die die Investmentunternehmen Dillon Reed sowie Stone and Webster vertrat) wurde im April 1951 zur CIA beurlaubt und wurde (nach dem MartindaleHubbard-Anwaltsverzeichnis) ab 21. Januar 1952 für ein Jahr stellvertretender CIA-Direktor (für Geheimdienstfragen).

Alle diese Männer mit Ausnahme von Becker waren im exklusiven New York Social Register aufgeführt und gehörten daher nicht nur zur New Yorker Finanz- und Juriste­ nelite, sondern auch zur erblichen Oberklasse. Die bekannten Verbindungen zwischen der CIA und Civil Air Transport/Air America stammen aus dieser Zeit, als New Yorker Finanzkreise ein Monopol auf die höchsten zivilen Posten der CIA besaßen. Sie nutzten ihre in Privatunternehmen gewonnenen Erfahrungen und Verbindungen zum Aufbau di­ verser privater Scheinfirmen, die sich teilweise oder vollständig im Besitz der CIA be­ fanden und insbesondere im Fernen Osten aktiv wurden. Nach dem Vorbild der von William Pawley 1941 gegründeten Central Aircraft Manufacturing Company (CAM­ CO), die als Tarnfirma für Chennault und die Flying Tigers diente, stammte das Kapital aus staatlichen Quellen, während die Gewinne (falls es solche gab) an die angeblichen »Eigentümer« gingen. William Ray Peers zum Beispiel, der in Birma und China für das OSS gearbeitet hatte und später zum Stabschef der Army als Sonderberater für spezielle Kriegführung ab­ kommandiert wurde, gründete in Taiwan die Western Enterprises, Inc., die als Tarnfir­ ma für Kommandoaktionen der Guomindang auf Quemoy und Matsu diente.576 Willis Bird (0SS China) leitete in Bangkok ein »Handelsunternehmen« namens Sea Supply, Inc., das Waffen und anderen Nachschub an die Guomindang-Truppen des Generals Li

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Mi in Birma lieferte577 und später die dem thailändischen Innenminister Phao Sriyanon unterstellte Grenzpolizei ausbildete.578 Die bei weitem größte CIA-Firma in Asien war die in Delaware beheimatete Fluggesell­ schaft CAT, Inc., die im Juli 1950 gechartert wurde und ab 31. März 1959 den Namen Air America, Inc., trug. General Lansdales Memorandum vom Juli 1961 an Maxwell Taylor über unkonventionelle Kriegführung, das im Rahmen der PENTAGON-PAPIERE veröffentlicht wurde, bestätigt diese bekannten Tatsachen: CAT. Zivile Lufttransporte (nationalchinesisch). CAT ist eine kommer­ zielle Fluggesellschaft, die planmäßige und außerplanmäßige Flüge im ganzen Fernen Osten durchführt. Ihr Hauptquartier und die großen Wartungsbasen liegen auf Formosa. Als kommerzielles Unternehmen getarnt, unterstützt die CAT, die der CIA gehört, die Agenturen der CIA und der amerikanischen Regierung bei der Versorgung aus der Luft ... Die letzten zehn Jahre erbrachten so bemerkenswerte Leistungen wie den Einsatz beim Rückzug der Nationalchinesen vom Festland, die Ver­ sorgung der Franzosen bei Dien Bien Phu aus der Luft, die gesamte lo­ gistische und taktische Luftunterstützung der indonesischen Operation, das Ausfliegen nordvietnamesischer Flüchtlinge, mehr als zweihundert­ maliges Überfliegen des chinesischen Festlands und Tibets sowie die ausgedehnten Luftunternehmen während der augenblicklichen laoti­ schen Krise [von 1961].579 General Lansdale irrte sich allerdings insofern, als er keinen Unterschied machte zwi­ schen der taiwanesischen Fluggesellschaft CAT Co., Ltd., auch Civil Air Transport (CATCL) genannt, und der amerikanischen CAT, Inc., die sich im Besitz der CIA be­ fand und die CATCL mit Piloten und sonstigem Personal versorgte. Sechzig Prozent der Anteile und der Kontrolle der CATCL lagen in den Händen der nationalchinesischen Guomindang, vertreten durch Mitarbeiter der einstigen Kincheng Bank in Shanghai, die angeblich T. V. Soong und/oder dessen Schwester Madame Chiang Kai-shek gehörte.580 CATCL war 1946 von General Chennault gegründet worden, nachdem das State De­ partment auf Druck von T. V. Soong und Madame Chiang die Flüchtlingsorganisation der Vereinten Nationen (UNRRA) gezwungen hatte, ihre Position zu revidieren und die Gründung der Fluggesellschaft zu unterstützen.581 Chennaults Partner bei der CAT war Whiting Willauer, ein Agent der amerikanischen »Wirtschaftsspionage«, der während des Zweiten Weltkriegs als Mitarbeiter der von T. V. Soong geleiteten Firma China De­ fense Supplies die Flying Tigers versorgt hatte. Für die Finanzen des Unternehmens war in den 40er Jahren James J. Brennan zuständig, der während des Krieges gleichfalls zu Chennaults »Washingtoner Gruppe« um Tommy Corcoran und Alsop gehört hatte und nach dem Krieg in China als T. V. Soongs Privatsekretär arbeitete. Der Anwalt der CAT wie auch zuvor schon der Flying Tigers war ebendieser Corcoran, der nach dem Krieg angeblich T. V. Soongs auf viele Millionen Dollar geschätzten Investitionen in den Ver­ einigten Staaten verwaltete.582 In den späten 40er Jahren übernahm die CAT militärische Hilfsflüge für die Guomin­ dang im Kampf gegen die Kommunisten, während Chennault aus seinem Washingtoner Büro offen Lobbyarbeit gegen die inzwischen vorsichtigere Chinapolitik des von Dean Acheson geleiteten State Department unter Truman betrieb. Im November 1949 flog Chennault nach einem ähnlichen Besuch bei Chiang zu Singman Rhee nach Korea, um ihm »einen Plan für die koreanische Luftwaffe« zu unterbreiten, obwohl es damals noch offizielle amerikanische Politik war, Rhee Flugzeuge zu verweigern, um ihn von einer Invasion Nordkoreas abzuhalten.583 Im Dezember 1949 erklärte Dean Acheson gegen­ über einem Korrespondenten der Time, es gehe »nun darum, uns von den Nationalchine­ sen zu lösen«, während George Kennan im Januar 1949 voraussagte: »Nächstes Jahr um diese Zeit werden wir die chinesischen Kommunisten anerkannt haben.« 584 Doch solche

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Gedanken verloren ihre Bedeutung durch den plötzlichen Ausbruch des Koreakriegs am 25. Juni 1950 – ein Ereignis, das immer noch nicht zureichend geklärt ist und mögli­ cherweise von gewissen Spekulanten der Guomindang vorausgesehen wurde, die wegen des Krieges durch Spekulationen mit Sojabohnen »schätzungsweise einen Gewinn von 30 Mio. Dollar« machten.585 Bemühungen um eine Annäherung an Peking wurden dann nochmals durch die Quemoy-Krisen von 1954 und 1958 vereitelt. Kurz nach dem Ausbruch des Koreakriegs, am 10. Juli 1950, wurde CAT, Inc., (zusam­ men mit der Muttergesellschaft Airdale Corporation) aus Mitteln des Office of Policy Coordination (OPC) in Delaware gechartert.586 Unmittelbar darauf versorgte das ameri­ kanische Unternehmen CAT, Inc., das taiwanesische Unternehmen CATCL, das damals als einzige Fluggesellschaft unter der Flagge der von Chiang gegründeten neuen Repu­ blik587 flog, mit Flugzeugen, Piloten und amerikanischen Frachtaufträgen. Während Tommy Corcoran weiterhin Soong, Chennault und CATCL vertrat, übernahm die auf Flugrecht spezialisierte Kanzlei Pogue and Neal die Umwandlung der CAT, Inc., deren späterer Syndikus Brackley Shaw einst im militärischen Geheimdienst gearbeitet und der Air Force als Rechtsberater gedient hatte. In dieser Aufbauphase fungierte ein Vizepräsi­ dent der National City Bank of New York, Walter Reid Wolf, für kurze Zeit, von 1951 bis 1953, als stellvertretender CIA-Direktor. Wenig später wurden zwei seiner Mitdirek­ toren bei der kleinen Empire City Savings Bank (Samuel Sloan Walker und Arthur B. Richardson) in den Aufsichtsrat der CAT, Inc., und später der Air America berufen. Zur selben Zeit kam Desmond FitzGerald zur CIA, und zwar aus der mit der Citybank verbundenen Anwaltskanzlei Samuel Sloan Duryees, eines Vetters von Wolf, der mit ihm zusammen Direktor bei der Investmenttochter der Citybank (City Bank Farmers Trust) gewesen war. FitzGerald, der einst Verbindungsoffizier zur chinesischen Neuen Sechsten Armee gewesen war, verbrachte einen großen Teil des folgenden Jahrzehnts in Asien und war zuständig für die in Laos »vor Ort« operierenden CIA-Agenten, die nach Ansicht Präsident Kennedys so schwer zu kontrollieren waren. Das von Roger Hilsman sogenannte »Problem CIA« entstand nicht, weil FitzGerald und CAT dem Zentrum der Macht so fernstanden, sondern weil sie ihm so nahe waren. FitzGerald gehörte auch dem 400 Mitglieder zählenden Brook Club in New York an, dem »wohl reichsten unter allen Clubs, wenn man den ererbten Reichtum seiner Mitglieder als Maßstab anlegt«. 588 Mitglieder des Clubs waren außerdem drei Direktoren der CAT, Inc., zwei Direktoren der PanAm, der Chiang-Kai-shek-Förderer Walter S. Robertson, der Eisenhower sechs Jahre als stellvertretender Außenminister für fernöstliche Angelegenheit gedient hatte, und Joe Alsop. In dieser Pyramide erfolgte die offizielle Kontrolle der CATCL durch die CIA aus der Ferne und auf nicht ganz nachvollziehbaren Wegen. Der im Besitz der CIA befindlichen Airdale Corporation (die 1957 in Pacific Corporation umbenannt wurde) gehörten 100 Prozent der CAT, Inc./Air America, Inc., die auch Piloten einstellte, und der CAT-Inc.Tochter Asiatic Aeronautical Company, später Air Asia, die Flugzeuge und eins der größten Flugzeugwartungs- und Reparaturzentren der Welt im südtaiwanesischen Tainan besaß.589 Doch Airdale gehörten nur 40 Prozent der CATCL, und sie konnte kaum verantwortlich gemacht werden, wenn – wie es häufig vorkam – CAT-Flugzeuge aus der Luft Operationen unterstützten, die zwar der Außenpolitik Taiwans und der Guomindang entsprachen, die aber im Widerspruch zur offiziellen Außenpolitik der Vereinigten Staaten standen. Selbst die Kontrolle der CIA über die Airdale bzw. Pacific Corporation, die immerhin Jahresgewinne in einer Größenordnung von zehn Mio. Dollar erwirtschaftet haben soll, wirft Fragen auf. Es ist möglich, daß dieses Besitzverhältnis als »offizieller« Tarnman­ tel für private Profite oder aber als »privater« Tarnmantel für die CIA genutzt wurde. 590 Air America selbst hatte privaten Anteil an der aufblühenden Erdölwirtschaft Asiens, denn die Gesellschaft flog »Geologen, die in Indonesien nach Kupfer und nach Öl such­ ten, und stellte kommerziellen Fluggesellschaften Piloten zur Verfügung, etwa der Air Vietnam, der Thai Airways sowie der China Airlines«, der neuen, unter der Flagge Tai­ wans fliegenden und in chinesischem Besitz befindlichen Fluggesellschaft, die 1968 den

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Passagierdienst der CAT übernahm.591 Noch größer aber waren die finanziellen Interes­ sen, die in den Aufsichtsräten der Pacific Corporation und der CAT, Inc., repräsentiert waren – etwa die von Dillon Read, vertreten durch William A. Read jr., und die der Rockefellers, vertreten durch Laurence Rockefellers Mitarbeiter Harper Woodward. Den bedeutendsten Anteil hatte jedoch die PanAm, in deren Aufsichtsrat Robert Leh­ man von Lehman Brothers und James Sterling Rockefeller von der National City Bank saßen. Wie die National City Bank und die noch größere, in der frühen Nachkriegszeit immer noch mit ihr verbundene Bank of America 592 interessierte PanAm sich sehr für die Entwicklung einer »Pazifischen Gemeinschaft« als Gegengewicht zur »Atlantischen Gemeinschaft«. Die gewaltigen Gewinne, die PanAm in den 60er Jahren einfahren konnte, resultierten vor allem aus dem anfänglichen Monopol in den kommerziellen Flugverbindungen nach Thailand und Indochina. Der Indochinadienst der PanAm, den die amerikanische Regierung »im nationalen Interesse« unterstützte, wurde am 22. Mai 1953 aufgenommen, 17 Tage, nachdem die CAT mit Flugzeugen und Piloten, die man bei der U.S. Air Force »entliehen« hatte, die militärische Luftbrücke nach Dien Bien Phu eingerichtet hatte. Die Einrichtung der CAT-Luftbrücke nach Laos im September 1959, die mit kurzen Unterbrechungen ein Jahrzehnt lang aufrechterhalten wurde, war ein Glücksfall für Pan­ Am und die anderen großen amerikanischen Luftgesellschaften, die gerade schwierige Zeiten durchmachten. Die Geschehnisse in Laos schufen einen Bedarf an zusätzlichen militärischen Lufttransportleistungen, mit dessen Deckung schließlich nach beträchtli­ cher Lobbyarbeit und wiederholten Drohungen, den internationalen Frachtdienst einzu­ stellen, die kommerziellen Fluggesellschaften beauftragt wurden.593 Dank der Operatio­ nen im Pazifik stiegen die Einkünfte der PanAm aus dem Chartergeschäft in den folgen­ den vier Jahren um 300 Prozent, so daß die Gesellschaft 1961 erstmals seit 1956 wieder einen Gewinn ausweisen konnte, obwohl das Geschäft auf den Atlantikrouten immer noch Verluste einbrachte.594

11.2 Die CIA und kriminelle Vereinigungen Mit einigem Zynismus kann man sagen, daß der Kern der sogenannten Chinalobby im Kongreß in den frühen 50er Jahren (Claire Boothe Luce, Pat McCarran und Owen Brewster) mit dem Kern der PanAm-Lobby identisch war. Senator Pat McCarran aus Nevada, der den Untersuchungsausschuß des Kongresses zu Owen Lattimore und dem Institute of Pacific Relations leitete, war zunächst als Initiator des Civil Aeronautics Act von 1938 und später dann als Öllobbyist bekannt geworden. Der »Senator der Spieler« hielt im Riverside Hotel in Reno Hof, wo er Geschäfte mit Leuten machte, die den Syn ­ dikaten angehörten und eine kriminelle Vergangenheit hatten; dabei verschaffte er ihnen auch rechtswidrig Spielbanklizenzen.595 Trotz der Aktionen solcher zweifelhaften Ge­ stalten kann man diese Lobbyarbeit nicht als Verschwörung bezeichnen. Und auch die Tatsache, daß die Führungsriege der Air America von PanAm kam, ist keineswegs ille­ gal.596 Betrachtet man aber die Aktivitäten der zu 60 Prozent in nationalchinesischem Besitz befindlichen CAT in Asien, so kommt man nicht umhin, den kriminellen Aktvi­ täten und Verbindungen zwischen Guomindang und Unterwelt nachzugehen. Zu den fragwürdigsten Aktivitäten der CAT gehörte deren Lieferung von Waffen und sonstigem Nachschub an den Guomindang-General Li Mi und dessen Nachfolger in Birma und Nordthailand in der Zeit von 1949 bis 1961. Li Mi ist wahrscheinlich der einzige große Opiumhändler der Welt, der mit der amerikanischen Legion of Merit und der Medal of Freedom ausgezeichnet wurde. Seine 93. Division begann schon 1946, bei den Hmong in Nordlaos Opium einzusammeln. 597 Als Birma sich über die Anwesenheit dieser ausländischen Eindringlinge beklagte, erteilte die amerikanische Regierung der CAT 1954 den Auftrag, die Soldaten auszufliegen. Der größte Teil der Truppen weiger­ te sich jedoch, das Land zu verlassen, und die CATCL versorgte sie auch weiterhin mit Nachschub, möglicherweise sogar mit denselben Flugzeugen, die für die Scheinrepatri­ ierung gechartert worden waren. Die CIA hielt diese Truppen für einen »Dorn in Maos

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Flanke und unterstützte sie weiterhin mit Waffen und Geld«, obwohl sie »beschlossen hatten, sich dort niederzulassen und durch den Anbau von Opium reich zu werden«.598 Die Finanzierung und Versorgung der verbleibenden Truppen Li Mis hatte weitreichen­ de Folgen für den weltweiten Opium- und Heroinhandel, auch für den Teil, den das so­ genannte Nationale Verbrechersyndikat in den Vereinigten Staaten abwickelte. Die neue rechtsgerichtete thailändische Regierung des Phibun Songgram, der 1948 im Streit um die Kontrolle über die im Land befindlichen Chinesen durch einen Putsch an die Macht gekommen war,599 legalisierte den Opiumhandel und errichtete am 17. September ein staatliches Opiummonopol. Das geschah zur selben Zeit, als die chinesischen Kommu­ nisten die letzten mit der Guomindang verbundenen Warlords vertrieben, die den Fer­ nen Osten und Amerika vor dem Zweiten Weltkrieg mit Opium versorgt hatten. Wenig später wurde bei einer Razzia in Boston aufbereitetes Opium gefunden, das sich in Be­ hältern des staatlichen thailändischen Opiummonopols befand. Die amerikanische Pres­ se berichtete nicht über den Vorfall, doch die amerikanische Regierung meldete den Fund pflichtgemäß an die United Nations Commission on Narcotic Drugs. 600 Während der 50er Jahre registrierten amerikanische Behörden im Stillen, daß aus Thailand Opium und Heroin in die Vereinigten Staaten importiert wurden, doch dieser Eifer ließ mit der Eskalation des zweiten Indochinakriegs in den 60er Jahren deutlich nach. Man wußte also Bescheid über die rasche Zunahme des Opiumhandels wie auch des Opiumanbaus in Nordthailand, wo die Guomindang-Truppen sich befanden, und man wußte auch, daß der größte Teil dieses Opiums auf illegalen Wegen aus Thailand exportiert wurde.601 Bis etwa 1964 beklagten sich die Vereinigten Staaten auch offiziell und demonstrativ bei der Drogenkommission der Vereinten Nationen über »Jünnan-Opium«, Morphin 999 und Heroin »vom chinesischen Festland«, die Bestandteil des »Zwanzig-JahresPlans [der kommunistischen Regierung in Peking] zur Finanzierung politischer Aktivi­ täten und zur Verbreitung der Drogensucht« sein sollten. 602 Die Kommission berichtete 1958, 70 Kilogramm Heroin seien »vom chinesischen Festland« in die Vereinigten Staaten geschmuggelt worden, und erklärte 1960, »die Hauptquelle des in den Vereinig­ ten Staaten beschlagnahmten Diacetylmorphins« (also Heroins) seien »Hongkong, Me­ xiko und das kommunistische China«.603 Andere Delegierte und die Kommission selbst stellten diese irreführende Darstellung jedoch richtig. Als »Jünnan-Opium« wird das ge­ samte Opium bezeichnet, das aus dem »fruchtbaren Dreieck«, also aus dem Grenzgebiet zwischen Birma, Thailand, Laos und Jünnan, kommt. Die Behörden in Hongkong »wußten nichts von Drogen, die vom chinesischen Festland über Hongkong liefen«, wohl aber, daß »gewisse Mengen Drogen Hongkong über Thailand erreichten«. 604 Das »Jünnan-Opium« und vor allem das Morphin 999 wurde tatsächlich unter dem Schutz der von der CAT versorgten Guomindang-Truppen in Birma und Nordthailand in den Handel gebracht. 1960 verwies die UN-Kommission diskret auf die Anwesenheit von »Überresten der Guomindang-Truppen« im birmanischen Teil des »fruchtbaren Drei­ ecks«, die sich »weitgehend durch Gewinne aus dem Opiumhandel finanzierten. Diese sollen von Zeit zu Zeit aus der Luft versorgt werden«.605 Warum unterstützten die CAT-Flugzeuge bis 1961 die Lieferanten jenes Heroins, das über Thailand und Hongkong in die Vereinigten Staaten strömte? Ein Grund war ohne Zweifel militärischer Art: der Einsatz der Guomindang-Truppen und ihre Überfälle als »Dorn in Maos Flanke«, insbesondere während der von CIA und CAT unterstützten Operationen 1956 bis 1960 in dem Jünnan benachbarten Tibet, für die CIA-Agent Tony Poe, der später in dem laotischen Opiumzentrum Ban Houei Sai stationiert war, in den Bergen Colorados tibetanische Guerillas ausbildete.606 Ein zweiter Grund war politischer Natur: Man wollte die Verbindung zu dem über ganz Südostasien gespannten Netzwerk der chinesischen Geheimgesellschaften aufrechter­ halten. Die Profite aus dem Drogenhandel und die zugehörigen Verbindungen sollten dazu beitragen, den aus der Vorkriegszeit überkommenen Einfluß der Guomindang auf die chinesische Mittelschicht dieser Länder zu bewahren und eine Hinwendung zur neu­ en Volksrepublik China zu verhindern. Besonders akut wurde die Frage der chinesi­ schen Loyalität Anfang der 50er Jahre im Malaiischen Bund, wo die britischen Behör­

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den mindestens seit den 1870er Jahren Opiumanbaukonzessionen an die chinesischen Triaden vergeben hatten.607 Der Opiumhandel war zu einer festen Einrichtung mit aus­ geprägten Kontrollmechanismen geworden, und nach dem Zweiten Weltkrieg kam das Opium hauptsächlich aus dem »fruchtbaren Dreieck«.608 Dem Angebot der Triaden und der Guomindang, gegen den Aufstand der Chinesen im Malaiischen Bund mobil zu machen, widerstanden die Briten weitgehend, doch sie taten sich schwer, die Opium- und Glücksspielaktivitäten der Geheimgesellschaft Wa Kei einzuschränken, um nicht »das Geflecht« der Wa Kei zu zerreißen und dadurch ein Va­ kuum zu schaffen, das dann die Kommunisten füllen könnten. 609 Inzwischen unterstütz­ ten die reichen chinesischen Besitzer der Zinnminen in den stärker gefährdeten ländli­ chen Gebieten eine Wa-Kei-Privatarmee mit starkem Guomindang-Rückhalt als mobile Einsatztruppe gegen die kommunistischen Guerillas. Dieser »Kinta Valley Home Guard« wird das Verdienst zugeschrieben, die Sicherheit für den dortigen Zinnbergbau bis 1954 wiederhergestellt zu haben.610 Auch in Thailand setzte der Staat seit mehr als einem Jahrhundert die Opiumanbaukon­ zession als Mittel zur Kontrolle der einheimischen chinesischen Bevölkerung ein, und die gewaltigen Profite aus dem Opiumhandel waren von jeher eine Quelle der Korrupti­ on innerhalb des siamesischen Staatsapparats.611 In den 50er Jahren bewies der thailän­ dische Innenminister General Phao Sriyanon nach anfänglicher Feindseligkeit gegen­ über den Chinesen »seine volle Bereitschaft, im Kampf gegen den Kommunismus mit der Guomindang zu kooperieren«.612 Zugleich arbeitete seine Polizei – und insbesondere seine Grenzpolizei – mit Li Mis Guomindang-Truppen in Birma zusammen, indem sie deren eingeschmuggeltes Opium offiziell »beschlagnahmte« und im Gegenzug Prämien an »Informanten« zahlte. Schon 1950 kommentierte ein Vertreter der amerikanischen Regierung zynische Berichte, wonach es für die Opiumhändler profitabler war, sich fan­ gen zu lassen und die Einnahmen mit der Polizei zu teilen.613 Ohne Zweifel setzten manche Elemente in der Guomindang Opium als Mittel ein, um die Verbindung zu den großen chinesischen Bevölkerungsgruppen in Südostasien zu or­ ganisieren und zu finanzieren. Das ist nicht weiter erstaunlich, denn die Guomindang hatte sich schon seit 1927 auf die Triaden und die im Opiumhandel aktiven Banden ge­ stützt. Damals benutzte Chiang Kai-shek, von ausländischen Bankiers ermuntert, die »Grüne Bande« Chʼing Pang des Tu Yueh-sheng, um den Aufstand der Kommunisten in Shanghai niederzuschlagen. (Er soll sogar selbst Mitglied der »Grünen Bande« gewe­ sen sein.)614 Die Überreste der »Grünen« und der »Roten Bande« verlagerten ihre Aktivitäten aus Shanghai nach Hongkong. Von da an finden sich in Berichten der Vereinten Nationen immer häufiger Hinweise auf Opiumgeschäfte der Triaden in Hongkong und in der gan­ zen Welt. Das weltweite Netzwerk der chinesischen Geheimgesellschaften im Bereich des Dro­ genhandels umfaßte vor und nach dem Zweiten Weltkrieg auch chinesische Geheimge­ sellschaften in den Vereinigten Staaten, zum Beispiel Hip Sing und Bing Kong. In den 30er Jahren wurde Yee On Li, der nationale Präsident des Geheimbunds Hip Sing, we­ gen eines Drogengeschäfts mit der Mafia verurteilt, an dem auch die Frau Thomas Pen­ nachios, eines Partners von Lucky Luciano, beteiligt war. Yee hatte auch Verbindung zu Hip-Sing-Drogenhändlern in Chicago, San Francisco, Pittsburgh, New York, Cleveland, Dallas und anderen Großstädten.615 Im Januar 1959 wurde eine neue Generation von Hip-Sing-Repräsentanten, darunter der Präsident der Hip Sing in San Francisco, George W. Yee, wegen Drogenschmuggels angeklagt. In einem Bericht der amerikanischen Re­ gierung zu den Anklagen heißt es, die Aktivitäten der Geheimgesellschaften stünden möglicherweise in einem Zusammenhang mit »Operationen der Triaden in Hongkong«.616 Die Profite aus dem Drogenschmuggel in die Vereinigten Staaten flossen wiederum der Chinalobby zu und trugen dazu bei, die durch Laos und Thailand führenden Transport­ wege für Opium freizuhalten. 1960 schrieb Ross Y. Koen, es gebe ...

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... zahlreiche Hinweise, wonach eine Reihe [national]chinesischer Offizi­ eller sich mit Wissen und Billigung der national-chinesischen Regierung am Einschmuggeln von Drogen in die Vereinigten Staaten beteiligt ha­ ben. Danach waren auch diverse prominente Amerikaner in diese Ge­ schäfte involviert und machten Gewinne damit. Aus den Hinweisen geht auch hervor, daß der Drogenhandel eine wichtige Rolle bei den Aktivitä­ ten und Machenschaften der Chinalobby spielte.617 Koen äußerte die Hoffnung, diese Anschuldigungen würden zu einer genaueren straf­ rechtlichen Untersuchung der Zusammenhänge führen. Doch stattdessen dementierte der Drogenbeauftragte der Regierung Anslinger diese Aussagen, und der Verlag nahm Koens Buch vom Markt. Doch Anslingers Dementi betrifft gar nicht Koens Anschuldi­ gungen gegen die Chinalobby: Ich darf Ihnen versichern, daß diese Anschuldigungen frei erfunden sind. Es gibt auch nicht die Spur eines Beweises dafür, daß chinesische Offizielle sich mit Wissen und Billigung der nationalchinesischen Re­ gierung an der illegalen Einfuhr von Drogen in die Vereinigten Staaten beteiligt hätten.618 Ohne die kursiv gesetzte Einschränkung wäre Anslingers Dementi kaum glaubwürdig. Denn Huang Chao-chin, der zur Zeit der Hip-Sing-Prozesse Ende der 30er Jahre Chi­ angs Generalkonsul in San Francisco war, »entging nur knapp einer Verurteilung ... we­ gen des Einschmuggelns von Drogen in die USA«. 619 Nach 1952 gehörte Huang dem Zentralkomitee der Guomindang an, und 1971 wurde er Präsident der First Commercial Bank of Taiwan.620 Die Beteiligung der Guomindang an der CAT-Luftbrücke zu ihren Truppen im »frucht­ baren Dreieck« wurde 1961 offensichtlich, als Fang Chih, Mitglied des Zentralen Auf­ sichtskomitees der Guomindang und Generalsekretär der Free China Relief Agency (FCRA), die Verantwortung für den unangemeldeten Flug eines CAT-Flugzeugs über­ nahm, das gerade von der birmanischen Luftwaffe über thailändischem Staatsgebiet ab­ geschossen worden war.621 Die FCRA war eine Unterorganisation der Asian Peopleʼs Anti-Communist League (APACL), über die die Guomindang geheime Kontakte zu rechtsgerichteten Politikern und Finanzkreisen in Europa und Amerika sowie zu den dort lebenden Chinesen unterhielt. Die APACL wurde 1967 in die World Anti-Commu­ nist League (WACL) umgewandelt, deren lateinamerikanische Sektion rechtsgerichtete, durch Drogen finanzierte Verschwörungen wie den bolivianischen »Kokainputsch« von 1980 koordinierte.622 Der Leiter der geheimen Verbindungsgruppe der APACL in Amerika und in Wirklich­ keit die zentrale Gestalt in der amerikanischen Chinalobby war 1959 Charles Edison, gleichfalls ein rechtsgerichtetes Mitglied des Brook Club. 623 Die APACL arbeitete auch mit Experten für psychologische Kriegführung im Verteidigungsministerium und mit der rechtsradikalen John-Birch-Society zusammen. Der heimliche Besuch Fang Chihs in Laos, wenige Wochen vor der Scheininvasion von 1959, legt den Gedanken nahe, daß die CAT-Flugzeuge auf Grund des Drogenhandels und der Aktivitäten des Pathet Lao im selben Jahr ihre Flüge in die Opiumanbaugebiete der Hmong in der Provinz Sam Neua aufnahmen. Das würde auch die Gerüchte erklären, wonach die »Opiumflüge [der laotischen Luftwaffe] unter dem ›Schutz‹ der CIA« erfolgten.624 Es ist nicht abwegig zu vermuten, daß die Aufnahme der CAT-Flüge in Laos mehr mit Opium als mit Nordvietnam und der niemals stattgefundenen »Invasion« in Laos, über die Brook-Club-Mitglied Joe Alsop berichtete, zu tun hatte. Im Blick auf die Unruhen im selben Jahr im ganz in der Nähe gelegenen Shanstaat Birmas sprach die amerikani­ sche Regierung selbst von einer »Rebellion, die durch den Opiumhandel ausgelöst wur­ de«.625 Zu der von der Guomindang unterstützten Shan-Rebellion kam es, als die birma­ nische Regierung im Sommer 1959 scharf durchgriff, nachdem gut 2.000 Guomindang-

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Soldaten 1958 aus den Sanskyin-Bergen in Jünnan nach Birma vertrieben worden wa­ ren.626 Im März 1959 hatten nach Bernard Fall »einige der im Shanstaat in Birma operierenden nationalchinesischen Guerillas die Grenze nach Laos überschritten und wurden dort von ›unbekannten Flugzeugen‹ mit Nachschub versorgt«.627 Ihre alten Opiumrouten nach Süden waren gleichfalls bedroht. Im Juli 1959 kündigte die thailändische Regierung auf Druck der Vereinigten Staaten an, sie werde das Opiummonopol abschaffen und den Opiumhandel in Zukunft bekämpfen.628 Kurz nach diesem Verbot galt statt des Opiums nun Heroin als »Hauptproblem« in Thailand.629 Im September 1959 baute die CAT dann die vom amerikanischen Steuerzahler bezahlte Charterluftbrücke in Laos auf. Im Mai und Juni 1959 und nochmals 1960 besuchte Fang Chih von der APACL die Guomindang-Lager in Laos, Birma und Thailand. Am 18. August 1959, fünf Tage vor der Ankunft der zwei CAT-Flugzeuge in Vientiane und zwölf Tage vor der angeblichen »Invasion«, empfing Ku Cheng-kang, Präsident der FCRA wie auch der taiwanesischen Sektion der APACL, in Taiwan den mysteriösen, aber einflußreichen Oberst Oudone Sananikone, ein Mitglied der damals in Laos herrschenden Familie und Neffe des laoti­ schen Premierministers Phoui Sananikone.630 Am 26. August 1959 unterzeichnete Ou­ dones Vater Ngon Sananikone in Washington ein amerikanisch-laotisches Nothilfepro­ gramm, in dem die Vereinigten Staaten die Kosten für die Charter der drei Tage zuvor in Vientiane eingetroffenen Flugzeuge übernahmen. Nur wenige Stunden zuvor war Ei­ senhower nach Europa abgereist, ohne vorher die Zeit zu finden, das Hilfeersuchen zu lesen, das Ngon erst am 25. August unterbreitet hatte. Am 27. August nahm Oudone Sa­ nanikone in Taiwan an der Gründungsveranstaltung einer sino-laotischen Freund­ schaftsgesellschaft teil, zu deren Kuratoren auch Ku Chengkan und Fang Chih gehör­ ten.631 Oudone Sananikone leitete die paramilitärische »laotische« Fluggesellschaft Veha Ak­ hat, die damals die Opiumanbaugebiete nördlich der Ebene der Tonkrüge mit natio­ nal-chinesischen Flugzeugen und Piloten anflog (die CAT hatte die Flüge zu den Hmong in dieser Region noch nicht aufgenommen, die den Piloten so einträgliche Chancen auf einen Nebenerwerb boten).632 Oudone Sananikone spielte auch eine wichti­ ge Rolle in den Geheimgesprächen zwischen laotischen, südvietnamesischen und taiwa­ nesischen Offizieren, die dem Putsch in Vientiane und der daraus resultierenden Krise vom 19. April 1964 vorausgingen – jenem Putsch, über den der taiwanesische Rund­ funk zwei Tage im Voraus berichtet hatte.633 Eine weitere wichtige Figur in den laotischen Komplotten von 1959 und 1964 war Ge­ neral Ouane Rattikone, der 1959 mit Joe Alsop nach Sam Neua flog, um ihm die insze­ nierten Beweise für die angebliche Invasion zu zeigen. General Ouane soll in den 70er Jahren in einem Interview eingestanden haben, daß er der »wahre Boß« der Opiumope­ rationen in Laos war.634 Außergewöhnlich und nach amerikanischem Recht sogar strafbar ist hier nicht die Be­ teiligung der Guomindang und der von ihr kontrollierten taiwanesischen Fluggesell­ schaft CATCL an Drogengeschäften, sondern die Tatsache, daß Amerikaner die Autori­ tät der CIA für solche Zwecke einsetzten. Natürlich kann man die CIA als Behörde ebensowenig mit dem Drogenhandel identifizieren wie die Guomindang. 1955 etwa, als die CIA die Luftbrücke zu den Opiumhändlern in Thailand unterhielt, setzte General Lansdale in Vietnam Gelder der CIA ein, um den profranzösischen Apparat der Binh Xuyen zu zerschlagen, der den Drogenhandel und das Glücksspiel in Saigon und dessen chinesischen Stadtteilen auf ähnliche Weise kontrollierte, wie die Triaden es im Malai­ ischen Bund getan hatten.635 Und 1971 beteiligten sich Air-America-Flugzeuge an ame­ rikanischen Bemühungen zur Eindämmung des Drogenhandels, während der ehemals zur CIA gehörige Kongreßabgeordnete Robert Steele aus Connecticut einen Bericht mit dem Titel THE WORLD HEROIN PROBLEM verfaßte, nachdem er zusammen mit einem ehemaligen Leiter der CIA-Niederlassung in Saigon die ganze Welt bereist hatte.636

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Während General Lansdale gegen den Drogenhandel in Vietnam vorging, soll der CATRepräsentant in Bangkok, William H. Bird, die Abwürfe der CAT für Li Mis Truppen im »fruchtbaren Dreieck« koordiniert haben. Als die Fluggesellschaft auf Grund des »großen Laos-Betrugs« 1960 die Flüge in Laos aufgenommen hatte, begann seine priva­ te Baufirma Bird and Son mit dem Bau kurzer Start- und Landepisten im Hmong-Ge­ biet, die schon bald zum Verladen des laotischen Opiums benutzt wurden. Ein Teil die­ ses Opiums wurde dann in Marseille zu Heroin verarbeitet, das an das Nationale Ver­ brechersyndikat der Vereinigten Staaten ging.637 Bald besaß Bird and Son eine eigene, aus fünfzig Flugzeugen bestehende Luftflotte, die in amerikanischem Auftrag Versor­ gungsgüter zu den Hmong flog, und es kamen Gerüchte auf, wonach diese Flugzeuge wie die von Air America in derselben Region häufig auch für den Schmuggel benutzt wurden.638 William Birds angeblicher Bruder oder Vetter in Bangkok, der Chinaveteran der OSS Willis Bird, leitete in Bangkok das dortige Büro des »Handelsunternehmens« Sea Sup­ ply, Inc. Sea Supply lieferte zunächst Waffen an die Guomindang-Truppen General Li Mis und bildete später Phao Sriyanons thailändische Grenzpolizei aus, die gleichfalls am Schmuggel des Guomindang-Opiums beteiligt war. Wie William, so gründete auch Willis Bird sein eigenes Bauunternehmen. Nach Ansicht eines Kongreßausschusses zur Untersuchung der Korruption in Laos bestach er in Vientiane einen Vertreter der Inter­ national Cooperation Administration (ICA).639 Als Kennedy sich 1962 bemühte, die CIA-Falken in Thailand unter Kontrolle zu bringen, verzögerte sein Bruder Robert, der Justizminister, eine Anklage gegen Willis Bird, der niemals zurückkehrte, um sich dem Prozeß zu stellen.640 Von Interesse sind hier natürlich weniger die Bestechlichkeit eines amerikanischen Bau­ unternehmers oder die Piloten, die sich am Opiumschmuggel beteiligten, sondern die Rolle von CIA-Firmen bei Drogenschmuggelaktivitäten, von denen auch die Vereinig­ ten Staaten betroffen waren. Es ist keineswegs klar, daß diese Politik von höchster Ebe­ ne abgesegnet war. Wie ich im 8. Kapitel ausgeführt habe, scheint Eisenhower über die Situation in Laos nur äußerst vage informiert gewesen zu sein. Und die Kennedy-Regie­ rung bemühte sich, die »schätzungsweise 4.000 Nationalchinesen« zurückzuführen, die »1961 angeblich in Westlaos operierten« und »aus Taiwan auf Stützpunkte in Nordthai­ land geflogen worden sein« sollten.641 Selbst die Regierung Johnson kündigte im Febru­ ar 1964 an, sie werde Air America aus Laos zurückziehen. Diese Ankündigung verlief jedoch im Sande, nachdem der für die Rückverlagerung von CAT nach Amerika zustän­ dige John Davidson von Seabord World Services bei einem dubiosen und umstrittenen »Unfall«, der Explosion eines CAT-Flugzeugs, ums Leben kam.642 Wie war es möglich, daß die Ziele einer CIA-Firma im Widerspruch zu den Zielen ame­ rikanischer Präsidenten standen? Die Beteiligung der Guomindang an CATCL bietet eine Teilerklärung, der man möglicherweise noch private amerikanische Interessen hin­ zufügen kann. Denn es ist eine erstaunliche Tatsache, daß Tommy Corcorans Washing­ toner Anwaltskanzlei, die sowohl CATCL als auch T. V. Soong vertrat, eigene Verbin­ dungen zu den ihrerseits miteinander verzahnten Welten der Chinalobby und des orga­ nisierten Verbrechens unterhielt. Sein Partner W. S. Youngman saß in den Aufsichtsrä­ ten der U.S. Life und anderer amerikanischer Versicherungsgesellschaften, die C. V. Starr vom OSS China mit Hilfe philippinischen und anderen asiatischen Kapitals kon­ trollierte.643 Zu Youngmans Mitdirektoren bei Starrs Unternehmen gehörten John S. Woodbridge von PanAm, Francis R. Randolph von J. & W. Seligman, W. Palmer Dixon von Loeb Rhoades, Charles Edison von der Nachkriegs-Chinalobby und Alfred B. Jones von der in Taiwan beheimateten Universal Trading Corporation. Der McClellan-Aus­ schuß erfuhr, daß U.S. Life (bei der Edison als Direktor fungierte) zusammen mit einer sehr viel kleineren Gesellschaft (Union Casualty of New York) von der Transportarbei­ tergewerkschaft Teamsters den Zuschlag für einen großen Versicherungsvertrag erhielt, nachdem ein günstigeres Angebot einer größeren und sichereren Gesellschaft abgelehnt worden war. Von einem Kollegen, der unter Eid vor einem anderen Ausschuß aussagte, wurde Gewerkschaftschef Jimmy Hoffa beschuldigt, zu Gunsten von U.S. Life und Uni­

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on Casualty interveniert zu haben, deren Agenten Hoffas enge Geschäftsfreunde Paul und Allen Dorfman waren.644 Selbst die National City Bank hatte einmal ihre Rennbahn in Havanna und über eine Tochtergesellschaft auch das Kasino des Hotel Nacional de Cuba an Meyer Lansky vom Syndikat des organisierten Verbrechens verpachtet.645 1950 wurde der größte Anteils­ eigner der Citibank, die Transamericana Corporation, durch James F. Cavagnaro bei der obskuren, von mehreren OSS-Veteranen aufgebauten World Commerce Corporation vertreten. Damals war die World Commerce Corporation in dubiose Sojabohnenge­ schäfte verwickelt,646 während ihre Tochtergesellschaft Commerce International (China) die ungenehmigte, von Pawley und Cooke organisierte militärische Hilfsaktion für Tai­ wan647 und die illegale Lieferung von Flugzeugen aus Kalifornien an die Regierung Chi­ ang Kai-sheks unterstützte.648 Satiris »Sonny« Fassoulis, dem die Weitergabe von Beste­ chungsgeldern als Vizepräsident der Commerce International vorgeworfen wurde, stand zehn Jahre später vor Gericht, weil er im Rahmen der mit dem organisierten Verbrechen zusammenhängenden Guterma-Skandale aufgefallen war.649 Robert Guestier Goelet war zehn Jahre Direktor bei Air America. Er kam von der City Investing Co., wo zu seinen Mitdirektoren Joseph Binns von U.S. Life und John W. Houser gehörten (Binns war an den Bodenspekulationen Lou Cheslers, eines engen Ge­ schäftspartners von Meyer Lansky, auf den Bahamas und anderswo beteiligt, 650 und Houser, ein Geheimdienstveteran aus dem Pazifikraum, hatte die Anmietung des Kasi­ nos des Havana Hilton durch kubanische Beauftragte des Syndikats ausgehandelt).651 Dasselbe Netzwerk aus CIA-Firmen, Kriegslobbys und organisiertem Verbrechen fin­ den wir, wenn wir uns einem anderen Unternehmen zuwenden, das in den Opiumhandel verstrickt war, nämlich Sea Supply, Inc. Das Unternehmen wurde in Miami, Florida, or­ ganisiert, wo sein Syndikus, Paul L. E. Helliwell, zugleich als Syndikus für Versiche­ rungsgesellschaften von C. V. Starr und als thailändischer Konsul fungierte. Es läßt sich nur schwer entscheiden, ob Helliwell (ehemals Chef des Sondergeheimdienstes des OSS in China) sich aktiver für amerikanische oder für thailändische Interessen einsetzte. 1955 und 1956 gingen zum Beispiel über das thailändische Konsulat in Miami, das in Helliwells Büro als Syndikus der American Bankers Insurance Company of Florida un­ tergebracht war, mehr als 30.000 Dollar an James Rowe, Tommy Corcorans Partner in dessen Anwaltskanzlei, der in Washington offiziell als ausländischer Lobbyist für Thai­ land registriert war. Da Corcoran und Rowe enge persönliche Berater des in raschem Aufstieg befindlichen demokratischen Mehrheitsführers im Senat Lyndon Baines John­ son waren, dürfte Helliwells Lobbyarbeit für die in den Opiumhandel verstrickte Regie­ rung Phibun und Phao Sriyanon durchaus größeren Einfluß auf die amerikanische Politik gehabt haben als seine juristischen Aktivitäten für die CIA. Miami gilt als ein »Ort, an dem viele wichtige Drogenhändler aus den Vereinigten Staa­ ten, Kanada und auch Frankreich zusammenkommen«. 652 American Bankers Insurance, die Firma, in deren Büro Helliwell zugleich als thailändischer Konsul und als Syndikus für Sea Supply, Inc., agierte, scheint auch selbst am Rande Beziehungen zu Institutionen unterhalten zu haben, die der Welt des Drogenhandels und des organisierten Verbre­ chens dienten.653 Die erstaunlichste Verbindung ist die des Sea-Supply-Direktors J. L. King, der 1964 zugleich Direktor der Miami National Bank war. 1969 wurde festge­ stellt, daß von 1963 bis 1967 über die Miami National Bank Syndikatgelder von Kurie­ ren Meyer Lanskys ins Ausland geschafft und bei der mit ihr verbundenen Exchange and Investment Bank in Genf »gewaschen« wurden.654 Der McClellan-Ausschuß ermit­ telte gegen Lou Poller, Kings Mitdirektor bei der Miami National Bank und zugleich Direktor der Schweizer Exchange and Investment Bank, wegen der Verwendung von Teamster-Kapital für den Erwerb der Miami National Bank. Nach dem Prozeß wurde er wegen Meineids angeklagt.655 Es heißt, reiche thailändische und andere asiatische Kapitalisten und wohlhabende Syn­ dikatgangster wie »Trigger Mike« Coppola hätten nach dem Krieg über Firmen wie die General Development Corporation Lou Cheslers, des Geschäftspartners von Meyer

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Lansky, große Summen in den boomenden Grundstücksmarkt Floridas investiert. 656 Sol­ che Geschäftsbeziehungen könnten erklären, warum der thailändische Prinz Pucharta 1966 als einziger Vertreter des thailändischen Königshauses an der Eröffnung von Ce­ sarʼs Palace in Las Vegas teilnahm, einem Hotelkasino, das von Jimmy Hoffa kontrol­ liert worden sein soll.657 Dieselben Verbindungen könnten, sofern sie offengelegt wür­ den, Licht in die unerklärliche Geschäftsreise bringen, die Santo Trafficante, ein alter, bei Drogenermittlungen häufig auftauchender Geschäftspartner Meyer Lanskys, 1968 nach Hongkong und Südostasien unternahm. 658 Vor Trafficante hatte schon 1965 John Pullman, Meyer Lanskys Kurier zur Miami National Bank, eine ähnliche Reise unter­ nommen. Im April 1965 besuchte er das »Peninsular Hotel in Hongkong, wo das Syndi­ kat Kasinos unterhielt und einen großen Teil seiner Drogen einkaufte«.659 Die peinlichen Verbindungen zwischen Air America und CATCL nahmen nach 1965 ab. Doch die auf Opium basierende laotische Wirtschaft wurde auch weiterhin von einer Koalition aus Opium anbauenden CIA-Söldnern, Air-America-Flugzeugen und thailän­ dischen Truppen beschützt.660 Als Nixon 1971 gegen die von Korsen kontrollierte Opi­ umproduktion in der Türkei vorging, stärkte er damit nur die Bedeutung des aus dem »fruchtbaren Dreieck« stammenden und dort verarbeiteten Heroins, das nach Schätzun­ gen schon damals 25 Prozent des amerikanischen Heroinkonsums ausmachte.661 Die zweideutige Rhetorik offizieller amerikanischer Stellen hinsichtlich des Heroinpro­ blems in den USA wie auch die in den 60er Jahren fehlende Bereitschaft, das »fruchtba­ re Dreieck« offen als Herkunftsgebiet zu benennen, ist nur ein weiteres Symptom für die Tatsache, daß die öffentlichen Sanktionen des Strafrechts und der Verfassung priva­ ten Interessen und geheimen, von der CIA realisierten Sanktionen gewichen sind.

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C Dank Ich danke Susan McEachern, meiner Lektorin bei Rowman & Littlefield, für ihren Rat, ihre Klugheit, ihre Ermutigung und ihre Geduld, und ebenso ihrer Assistentin Jessica Gribble. Ich danke allen, die an der Produktion des Buches beteiligt waren: April Leo, Crisona Schmidt und Lynn Gemmel. Mein besonderer Dank gilt Michael Leon und Rex Bredford für die vielen Stunden, die sie an meinem Text verbrachten. Ich danke meiner Agentin Virginia Shoemaker und Mike Ruppert, die mich erst zu diesem Buchprojekt ermuntert haben; desgleichen Bull Firth und Frank Dorrel für ihre frühe Unterstützung. Ich danke auch den Wissenschaftlern, die sich die Zeit nahmen, den Text zu lesen und teilweise auch zu kommentieren, insbesondere Mark Selden, Bruce Cumings, David Kaiser, Fredrick Logevall, Edwin Moise und Carl Trocki. Unendlich viel verdanke ich den Arbeiten und der Klugheit anderer Forscher, vor allem Alfred McGoy, Alan A. Block und Lawrence Lifschultz. Danken möchte ich Barnett Rubin für Ratschläge zu ei­ ner zentralen Frage und George Hunsinger, der mich vor der Drucklegung über wichtige aktuelle Ereignisse auf dem Laufenden hielt. Vor allem danke ich meinem besten Freund Daniel Ellsberg für seine wertvollen Kommentare und seine Hilfe, die weit über dieses Buch hinausgeht. Mein größter Dank geht jedoch an meine Frau Ronna Kabatznick nicht nur für die In­ spiration und Hilfe bei diesem Buch, sondern auch für ihre Liebe und Gemeinschaft, die mir Kraft in der schwierigen Auseinandersetzung mit der Poesie und der Welt gegeben haben.

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D Anmerkungen 001

Dwight D. Eisenhower, Rede vom 4. August 1953, THE PENTAGON PAPERS: THE DEFENSE DEPARTMENT HISTORY OF UNITED STATES DECISIONMAKING ON VIETNAM, hg. von Senator Gravel, Boston 1971-1972, Bd. 1, S. 592 (Diese Ausgabe ist nur teilidentisch mit der deutschen Ausgabe: DIE PENTAGON-PAPIERE. DIE GEHEIME GESCHICHTE DES VIETNAMKRIEGES, hg. von Neu Sheehan, München 1971.)

002

Michael Tanzer, THE POLITICAL ECONOMY DEVELOPED COUNTRIES, Boston 1969.

003

Frank Viviano, San Francisco Chronicle, 26. September 2001;

OF

INTERNATIONAL OIL

AND THE

UNDER ­

http://www.sfgate.com/cgi-bin/article.cgi?file=/chronicle/archive/2001/09/26/MN7098_3.DTL http://www.sfgate.com/politics/article/Energy-future-rides-on-U-S-war-Conflict-2875780.php

http://web.archive.org/web/20011108115836/http://www.sfgate.com/cgi-bin/article.cgi? file=/chronicle/archive/2001/09/26/MN70983.DTL 004

Joseph S. Nye Jr., THE PARADOX OF AMERICAN POWER: WHY THE WORLDʼS ONLY SUPERPOWER CANʼT GO IT ALONE, Oxford 2002; dt.: DAS PARADOX DER AMERIKANISCHEN MACHT. WARUM DIE EINZIGE SUPERMACHT DER WELT VERBÜNDETE BRAUCHT, Hamburg 2003, S. 30.

005

Immanuel Wallerstein, »The Eagle Has Crash Landed«, Foreign Policy, Juli-August 2002, http://foreignpolicy.com/issue_julyaug_2002/wallerstein.html http://web.archive.org/web/20020802022044/http://www.foreignpolicy.com/issue_ju­ lyaug_2002/wallerstein.html

006

Martha Byrd, CHENNAULT: GIVING WINGS TO THE TIGER, Tuscaloosa, Alabama, 1987, S. 277-288. Siehe auch Peter Dale Scott, »Opium and the Empire: McCoy on Heroin in Southeast Asia« (Rezen­ sion von Alfred W. McCoy, THE POLITICS OF HEROIN IN SOUTHEAST ASIA , 1972; die er­ weiterte Neuauflage ist auch als deutsche Ausgabe erschienen: DIE CIA UND DAS HEROIN , Frankfurt 2003), Bulletin of Concerned Asian Scholars, V, 2 (September 1973), S. 49-56. Zu den komplizierten Verhältnissen zwischen der CIA und der Fluggesellschaft siehe auch William M. Leary, PERILOUS MISSIONS: CIVIL AIR TRANSPORT AND CIA COVERT OPERATIONS IN ASIA, 1946-1955, Montgomery, Alabama, 1984; und Christopher Robbins, AIR AMERICA, New York 1985.

007

Leary, PERILOUS MISSIONS, S. 67 f. Siehe auch Byrd, CHENNAULT, S. 325-328.

008

Byrd, CHENNAULT, S. 312, 327 f., 334.

009

Chennault war auch einer der ersten, die den Vorschlag machten, den Kommunismus mit Hilfe der Muslime in Westchina zu bekämpfen, von denen später einige als Mudschahed­ din in Afghanistan kämpften. Siehe Byrd, CHENNAULT, S. 322 f..

010

Gordon H. Chang, FRIENDS AND ENEMIES: THE UNITED STATES, CHINA UNION, 1948-1972, Stanford 1990, S. 224 f.

011

Chang, FRIENDS AND ENEMIES, S. 225 f.

012

Anna Chennault spielte eine wichtige Rolle in dem von Tongsan Park organisierten Geor­ ge Town Club. Park benutzte Gelder, die er von der südkoreanischen Regierung und der KCIA erhielt, »um einflußreiche Mitglieder des Kongresses zu bestechen und die gewal­ tigen Ausgaben des George Town Club zu finanzieren« (Susan B. Trento, THE POWER HOUSE, New York 1992, S. 97-103). Siehe auch Peter Dale Scott, DEEP POLITICS AND THE DEATH OF JFK, S. 234-238.

013

Scott und Jon Anderson, INSIDE THE LEAGUE, New York 1986, S. 122-129.

014

Scott und Jon Anderson, INSIDE THE LEAGUE, S. 129 (zur Vereinigungskirche); Peter Dale Scott und Jonathan Marshall, COCAINE POLITICS, Berkeley und Los Angeles 1998, S. 86 f. (zu APACL und WACL). Ein Teil dieser rechtsgerichteten Propaganda wurde auch von ausländischen Regierungen bezahlt, die auf amerikanische Unterstützung angewiesen waren, also indirekt vom amerikanischen Steuerzahler. In den 70er Jahren ließ die Marionettenregierung Lon Nol über ihre Botschaft in Washington großzügig rechtsgerichtete Propaganda der Vereinigungskirche San Myung Muns verteilen.

128

AND THE

SOVIET

015

Die Grenze zwischen in- und ausländischen Interessengruppen darf nicht zu eng gezogen werden. Tongsan Park »stammte aus einer Familie, die schon lange enge Beziehungen zum koreanischen Geheimdienst und zu amerikanischen Ölgesellschaften mit Geschäfts­ interessen in Korea unterhielt« (Trento, POWER HOUSE, S. 97).

016

Zu den einander überlappenden Aktivitäten der Ölindustrie, des Außenministeriums und der U.S. Navy siehe Daniel Yergin, THE PRIZE: THE EPIC QUEST FOR OIL, MONEY, AND POWER, New York 1991; dt.: DER PREIS. DIE JAGD NACH ÖL, GELD UND MACHT, AKTUALISIERTE DEUTSCHE AUSGABE, Frankfurt am Main 1991; Ovid Demaris, DIRTY BUSINESS, New York 1975, S. 191-289.

017

Zur Lobbyarbeit im Bereich der Außen- und Verteidigungspolitik siehe Jerry W. Sanders, PEDDLERS OF CRISIS: THE COMMITTEE ON THE PRESENT DANGER AND THE POLITICS OF CONTAINMENT, Boston 1983; Russell Warren Howe, THE POWER PEDDLERS: HOW LOBBYISTS MOLD AMERICAʼS FOREIGN POLICY, Garden City, N.Y., 1977.

018

Larry P. Goodson, AFGHANISTANʼS ENDLESS WAR: STATE FAILURE, REGIONAL POLITICS, AND THE RISE OF THE TALIBAN, Seattle 2001, S. 68.

019

John K. Cooley, UNHOLY WARS: AFGHANISTAN, AMERICA TERRORISM, London 1999, S. 75.

020

Alan Kuperman, Political Science Quarterly (Sommer 1999). Siehe auch Alan J. Kuperman, »The Stinger Missile and U.S. Intervention in Afghanistan«, in: Demetrios James Caraley (Hg.), THE NEW AMERICAN INTERVENTIONISM: LESSONS FROM SUCCESSES AND FAILURES, New York 1999. In Goodsons eigenen Fußnoten heißt es: »Eine Analyse der im Afghanistan-Report mitgeteilten Daten ergibt keinen nennenswerten An­ stieg der Verluste an Flugzeugen und Hubschraubern unmittelbar nach der Einführung der Stinger-Raketen.« (S. 209) Zu einer gegenteiligen Einschätzung siehe zum Beispiel Robert Gates, FROM THE SHADOWS, New York 1996, S. 350.

021

New York Times, 12. März 1989. Im April 1990 vereitelte das FBI einen Versuch kolum­ bianischer Mitglieder des Medellín-Kartells, in Florida 120 Stinger-Raketen zu kaufen (Washington Post, 8. Mai 1990).

022

Das führte zu weiterer Kritik an der CIA, »weil sie sich auf den Rückkauf der Waffen konzentrierte, die den sowjetischen Truppen so großen Schaden zugefügt hatten, und da­ bei die weit größeren Probleme des politischen Vakuums vernachlässigte, das der Abzug der sowjetischen Einheiten 1989 in Afghanistan hinterließ. Die CIA-Kampagne zum Rückkauf der Raketen ist Ausdruck der falsch gesetzten amerikanischen Prioritäten, wie eine Geheimdienstquelle meint, die der Ansicht ist, die Konzentration auf die Waffen habe Washington – einschließlich der Geheimdienste – offenbar blind für die Gefahren gemacht, die aus dem politischen Zerfall Afghanistans und dem Zusammenbruch jeder wirkungsvollen Zentralregierung nach dem Abzug der Russen erwuchsen.« (Internation­ al Herald Tribune, 26. September 2001).

023

Chicago Tribune, 21. Oktober 2001.

024

Howard Means, COLIN POWELL: SOLDIER/STATESMAN – STATESMAN/SOLDIER, New York 1992, S. 208 ff.

025

Ottawa Citizen, 6. Oktober 2001. Ahmed Rashids Behauptung, wonach die Initiative von CIA-Direktor Casey ausging (TALIBAN, New Haven 2001; dt.: TALIBAN. AFGHANISTANS GOTTESKRIEGER UND DER DSCHIHAD, München 2002, S. 221), wird von dem tatsächlichen Initiator Charles Wilson bestritten, der erklärte, daß selbst Casey »die Lieferung von Stin­ ger-Raketen nicht forcierte« (New York Times, 18. April 1988). Ein weiterer entschiede­ ner Verfechter war Orrin Hatch, republikanischer Senator für Utah, der zuerst nach China und dann nach Pakistan flog, wo er General Zia angeblich überredete, »die Lieferung der Stinger-Raketen zu akzeptieren. Sechs Monate später, nach einem langwierigen Streit in­ nerhalb der Regierung Reagan zwischen Gegnern aus CIA und Army auf der einen, hart­ näckigen Befürwortern aus Pentagon und Geheimdiensten auf der anderen Seite, begann schließlich das Stinger-Programm. Im Rückblick sehen viele hochrangige Beamte in die­ ser Entscheidung einen Wendepunkt des Krieges und räumen ein, daß Hatchs heimliche Lobbyarbeit dabei eine entscheidende Rolle spielte.« (Washington Post, 20. Juli 1992) Hatch reiste in Begleitung seines Assistenten Michael Pillsbury, der sich auch später als stellvertretender Verteidigungsminister für die Fortführung des Programms einsetzte.

129

AND

INTERNATIONAL

Pillsburys undurchsichtige Verbindungen zu Mohammed Hammoud von der BCCI (Bank of Credit and Commerce International) wurden später in THE BCCI AFFAIR untersucht, einem Bericht der Senatoren John Kerry und Hank Brown an den außenpolitischen Aus ­ schuß des Senats (102nd Cong., 2nd Sess., Senate Print 102-140, S. 470 ff.). 026

Wilson behauptete, der Vorschlag zur Lieferung der Oerlikonkanone »stammte vom pa­ kistanischen Präsidenten Zia«; Bob Woodward, VEIL: THE SECRET WARS OF THE CIA 1981-1987, New York 1987, S. 316. Im Januar 1987 klagte Andrew Eiva, Direktor der Federation for American-Afghanistan Action, tatsächlich hätten nur elf der vierzehn ver­ sprochenen Kanonen die Mudschaheddin erreicht, und nährte damit den Verdacht, die Mittel seien für andere Zwecke abgezweigt worden; Washington Post, 13. Januar 1987.

027

New York Times, 18. April 1988. Siehe auch Woodward, VEIL, S. 316 ff., 372.

028

Goodson, AFGHANISTANʼS ENDLESS WAR, S. 146. Vgl. Woodward, VEIL, S. 372.

029

Russ Bellant, OLD NAZIS, THE NEW RIGHT AND THE REPUBLICAN PARTY , Boston 1988. Möglicherweise hatte Wilson auch ein persönliches Interesse an dem 40-Millionen-Pro­ gramm, für das er sich einsetzte. David Isenberg schrieb 1997: »The Voice of America berichtete Anfang der Woche, das Schweizer Bundesgericht habe entschieden, die Schweizer Bundesregierung dürfe die Vereinigten Staaten bei der Untersuchung einer Schmiergeldaffäre unterstützen, an der ein Kongreßmitglied und sein Partner beteiligt ge­ wesen sein sollen. Der Vorwurf, wonach der Abgeordnete Schmiergelder von Firmen er­ halten hat, die Waffen an afghanische Rebellen lieferten, reicht zurück in das Jahr 1983, als der Kongreß 40 Mio. Dollar für Waffenlieferungen an die Rebellen bewilligte. Der größte Teil davon wurde für den Kauf von Luftabwehrgeschützen bei einer von dem Ab­ geordneten empfohlenen Firma verwendet. Die amerikanische Regierung wirft den bei­ den Männern nun vor, gut vier Mio. Dollar Schmiergeld für die Lieferung der Waffen an die Mudschaheddin erhalten zu haben. Die Identität der beiden Beschuldigten wird zwar geheimgehalten, aber im Urteil des Schweizer Gerichts heißt es, der Familienname des amerikanischen Abgeordneten beginne mit W. Das ist ein deutlicher Hinweis für alle, die sich noch an die Zeiten der Reagan-Doktrin erinnern. Bei dem nicht namentlich genann­ ten Kongreßabgeordneten dürfte es sich um den ehemaligen Abgeordneten des Repräsen­ tantenhauses Charles Wilson, einen Republikaner aus Texas, handeln.« (David Isenberg, »The Stinger that keeps on Stinging«, Center for Defense Information, Weekly http://www.cdi.org/weekly/1997/Issue11/). http://web.archive.org/web/19980210091538/http://www.cdi.org/weekly/1997/Issue11/

030

Pittsburgh Post-Gazette, 10. Oktober 2001 http://www.post-gazette.com/columnists/20011010sally1010p1.asp http://web.archive.org/web/20011115064528/http://www.post-gazette.com/columnists/20011010sally1010p1.asp

031

Man könnte noch zahlreiche weitere Beispiele anführen. So war der Leiter der Abteilung National Affairs der ASC Foundation Jim Guirard Aufsichtsratsmitglied des Committee to Free Afghanistan und in den 80er Jahren ein führendes Mitglied der Arbeitsgruppe Ni­ caragua, der Coalition for Peace Through Strength.

032

New York Times, 9. Februar 2000 (Demokraten); Washington Weekly, 14. Juli 1997 (Fred Thompson, Republikaner); Associated Press, 30. September 1997.

033

Siehe Peter Brewton, THE MAFIA, CIA, AND GEORGE BUSH, New York 1992, S. 197-204; Stephen Pizzo, Mary Fricker & Paul Muolo, INSIDE JOB, New York 1989, S. 89 ff., 341 f.; Anthony Kimery, »Failed Banks and Farhad Azima«, http://www.microsp.com/sources/azima.html

034

Pizzo u.a., INSIDE JOB, S. 89. Es gibt zwar keinen Beweis, aber man nimmt an, daß es sich bei der Bank um die ins Drogengeschäft verwickelte Bank of Credit and Commerce In­ ternational (BCCI) handelte. Bei seinen Nachforschungen zum Zusammenbruch der Indi­ an Springs Bank erfuhr Pete Brewton, das FBI sei den Vorgängen bei der Bank deshalb nicht nachgegangen, weil die CIA Azima für »off limits« erklärt habe (Brewton, MAFIA, S. 211; Houston Post, 8. Februar 1990). Dem Staatsanwalt, der die Ermittlungen gegen die Indian Springs Bank leitete, wurde gesagt, er solle »die Finger von dem Hauptverant­ wortlichen lassen, weil der Verbindungen zur CIA habe« (Gary W. Potter, »Organized Crime, the CIA and the Savings and Loan Scandal« http://www.policestudies.eku.edu/POTTER/International/S&L.htm). http://web.archive.org/web/20010429075506/http://www.policestudies.eku.edu/POTTER/International/S&L.htm

130

035

Brewton, MAFIA, S. 211.

036

Pizzo u.a., INSIDE JOB, S. 90-91. Vgl. die Fluglinie Jet Avia in Las Vegas, die für die CIA in Kolumbien geflogen sein soll; siehe in diesem Buch S. 128.

037

Helliwell beteiligte sich auch an diversen Immobiliengeschäften in Florida, und zwar ge­ meinsam mit Morris Kleinman, der über das Desert Inn in Las Vegas aus der Mayfield Road Gang in Cleveland gekommen war (Alan A. Block, MASTERS OF PARADISE, New Brunswick, N.J., 1991, S. 189 f.).

038

Die Nachkriegsverbindungen der Geheimdienste zum asiatischen Drogenhandel gehen zurück auf die Niederlassung des OSS in Kunming, wo Helliwell mit Tai Li, dem Dro­ genboß und Geheimdienstchef der Guomindang, zusammenarbeitete und das OSS seine Agenten mit Opium bezahlte. Außer Helliwell, der später die CAT und Sea Supply, Inc., aufbaute, waren dort stationiert: Lou Conein, der spätere Verbindungsmann der CIA zu den korsischen und anderen Drogenhändlern in Saigon; Ray Cline und John Singlaub, beide Teil der CIA-Verbindung zur Guomindang und deren Geschöpf, der Asian Peopleʼs (später World) Anti-Communist League; Howard Hunt, der sich am Aufbau der latein­ amerikanischen Sektion der World Anti-Communist League beteiligte; und Mitchell Wer­ Bell, ein Waffenbeschaffer der CIA, der später wegen eines mit Drogen bezahlten Waf­ fengeschäfts angeklagt wurde und an einem zweifelhaften Geschäft beteiligt war, bei dem es um die Umsiedlung von Angehörigen des Hmong-Stammes unter Beteiligung der Nu­ gan Hand Bank ging. Leiter der OSS-Niederlassung in Kunming war George Olmsted, dessen Washingtoner Bank schließlich von der BCCI übernommen wurde.

039

Brewton, MAFIA, S. 201.

040

Theodore Draper, A VERY THIN LINE: THE IRAN-CONTRA AFFAIRS, New York 1991, z.B. S. 200 ff.

041

Cooley, UNHOLY WARS, S. 180.

042

San Francisco Chronicle, 15. Juni 2001. Oliver Roy schrieb einmal in Le Monde Diplo­ matique: »Als die Taliban die Macht in Afghanistan ergriffen (1996), geschah das mit er­ heblicher Unterstützung durch den pakistanischen Geheimdienst und die Ölgesellschaft Unocal mit ihrem saudischen Partner Delta.« (Richard Labévière, DOLLARS FOR TERROR, New York 2000, S. 280) Man hat mich darauf hingewiesen, daß Unocal mit der Bereit­ stellung von Mitteln für solch eine Operation gegen das Foreign Anti-Corruption Act ver­ stoßen hätte. Doch für ihren Partner, die saudische Ölgesellschaft Delta, bestanden solche Hindernisse nicht.

043

Cooley, UNHOLY WARS, S. 157, 159.

044

Paul Findley, THEY DARE TO SPEAK OUT, Westport 1985. Angeblich »war es die Forde­ rung des Außenministers Dulles, mit einer einzigen jüdischen Organisation zu sprechen, die zur Gründung des AIPAC führte. Der erste geschäftsführende Vorsitzende des AI­ PAC, I. L. Kenen, behauptet, man habe die Organisation gegründet, um der Propaganda und Macht des ›petro-diplomatischen Komplexes‹ entgegenzutreten, dem Ölleute, Diplo­ maten, Missionare und CIA-Agenten angehörten. Verteidigungsminister James Forrestal und die Arabisten im Außenministerium seien gewichtige Vertreter dieses Komplexes ge­ wesen.« (Umut Uzer, »The Impact of the Jewish Lobby on American Foreign Policy in the Middle East«, http://www.mfa.gov.tr/grupa/percept/VI-4/u.uzer.htm) http://web.archive.org/web/20020415125259/http://www.mfa.gov.tr/grupa/percept/VI-4/u.uzer.htm

Wie wir noch sehen werden, war und ist Geld aus Öl- und Drogengeschäften auf beiden Seiten zu finden, über die BCCI auf pro-arabischer Seite, über Figuren wie Meyer Lansky (Drogen) und Marc Rich (Öl und mehr) auf pro-israelischer Seite (siehe Justin Raimundo, »Marc Rich: Treason is the Reason«, http://www.antiwar.com/justin/j021601.html). http://web.archive.org/web/20010405110715/http://www.antiwar.com/justin/j021601.html

045

Im ersten Kapitel komme ich noch ausführlich auf die Klage des ehemaligen Mitarbeiters der CIA Robert Baer zu sprechen, wonach wichtige Mitglieder des Nationalen Sicher­ heitsrats in der Regierung Clintons für die Ziele der Foreign Oil Companies Group gear­ beitet hätten: »ein Deckname für ein Kartell aus den größten Petroleumfirmen, die am Kaspischen Meer Geschäfte machten« (Robert Baer, SEE NO EVIL, New York 2002; dt.: DER NIEDERGANG DER CIA, München 2002, S. 362). Mit dieser Klage über den Einfluß der Öllobby steht Baer nicht allein.

131

046

Demaris, DIRTY BUSINESS, S. 191.

047

Allan Nairn, »Indonesiaʼs Killers«, Nation, 30. März 1998.

048

Man denke etwa an Philip Morris, »eines der wenigen amerikanischen Unternehmen au­ ßerhalb der Rüstungsindustrie, die sich entschieden für den Kolumbienplan einsetzten«. Philip Morris war an Kolumbien interessiert, weil im Rahmen komplizierter Geldwäsche­ prozeduren für Gewinne aus Drogengeschäften gewaltige Mengen Zigaretten ins Land geschmuggelt wurden. Nach Marc Shapiro profitierte das Unternehmen auf diese Weise von illegalen Geschäften. In seiner Lobbyarbeit hielt es sich von anderen Unternehmen fern, auch wenn diese Arbeit mit derselben Mentalität betrieben wurde. Siehe Marc Shapiro, »Big Tobaccoc«, Nation, 6. Mai 2002, S. 11-20.

049

David Kaiser, AMERICAN TRAGEDY: KENNEDY, JOHNSON, VIETNAM WAR, Cambridge 2000, S. 209.

050

H. R. Haldeman, THE HALDEMAN DIARIES: INSIDE THE NIXON WHITE HOUSE, New York 1994, S. 316 f.

051

Kaiser, AMERICAN TRAGEDY, S. 492. Immanuel Wallerstein verweist sehr deutlich auf die ökonomischen Kosten des Krieges: »Der Vietnamkrieg war nicht nur eine militärische Niederlage oder ein Makel für das Ansehen Amerikas. Er bedeutete auch einen schweren Schlag für die Fähigkeit des Landes, seine wirtschaftliche Vormachtstellung auf den Weltmärkten zu behaupten. Der Konflikt war extrem teuer und zehrte die seit 1945 so ge­ waltigen Goldreserven nahezu vollständig auf. Außerdem trugen die Vereinigten Staaten diese Kosten zu einer Zeit, als Westeuropa und Japan einen kräftigen Wirtschaftsauf­ schwung erlebten. Dadurch verlor Amerika seine Vormachtstellung in der Weltwirt­ schaft.« (I. Wallerstein, »The Eagle Has Crash Landed«, Foreign Policy, Juli-August 2002, http://www.foreignpolicy.com/issue_julyaug_2002/wallerstein.html).

AND THE

ORIGINS

OF THE

http://web.archive.org/web/20020802022044/http://www.foreignpolicy.com/issue_julyaug_2002/wallerstein.html

052

Fredrik Logevall, CHOOSING WAR: THE LOST CHANCE FOR PEACE AND THE ESCALATION OF WAR IN VIETNAM, Berkeley 1996, S. 388.

053

Ebd., S. xvii.

054

Sehr gut ausgeführt bei John M. Newman, JFK AND VIETNAM, New York 1992, S. 449.

055

Michael Lind, VIETNAM: THE NECESSARY WAR, New York 1999; Kaiser, AMERICAN TRAGEDY. Kaisers negatives Urteil über den Krieg wird noch verstärkt durch Robert Mann, A GRAND DELUSION, New York 2001.

056

Man vergleiche einmal meine kurze Darstellung des Geschehens in Laos 1962-1964 (siehe das 9. Kapitel dieses Buches) mit Kaisers umfangreicher, aber doch eher einseitigen Dar­ stellung, in der er auch unbegründete Behauptungen über eine Eskalation seitens des Pathet Lao und der Nordvietnamesen aufstellt (z.B. AMERICAN TRAGEDY, S. 198, 210, 316).

057

Kaiser, AMERICAN TRAGEDY, S. 28, 197. Auf Seite 197 spricht Kaiser von der »Vertrags­ luftgesellschaft der CIA, Air America«. Aber in Wirklichkeit gehörte Air America der CIA. In Logevalls Buch CHOOSING WAR, das Laos nicht so ausführlich behandelt, wird die Air America gar nicht erwähnt.

058

William A. Buckingham Jr., OPERATION RANCH HAND: THE AIR FORCE AND HERBICIDES IN SOUTHEAST ASIA, 1961-1971, Washington, D.C.: Office of the Air Force History, 1982, S. 133 f.

059

Zu den zahlreichen Korruptionsvorwürfen gegen Angehörige der amerikanischen Streit­ kräfte in Vietnam gehört auch der Vorwurf gegen einen für die Entlaubungsaktionen zu­ ständigen Offizier, heimlich Schmiergeld von einer Firma angenommen zu haben, die solche Mittel lieferte.

060

Scott und Marshall, COCAINE POLITICS, S. 172; McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN . WELTPOLITIK DURCH DROGENHANDEL , Frankfurt a.M. 2003, S. 62, 198; Original: THE POLITICS OF HEROIN: CIA COMPLICITY IN THE GLOBAL DRUG TRADE , Brooklyn, NY 1991; Peter Dale Scott, DEEP POLITICS AND THE DEATH OF JFK, Berkeley 1976, S. 167-176.

061

Es handelt sich um das Buch von Ross Y. Koen, THE CHINA LOBBY IN AMERICAN POLITICS, New York 1960. Der Verlag (Macmillan) zog das Buch 1960 nicht nur zurück, sondern bestritt, es jemals veröffentlicht zu haben. Glücklicherweise blieben einige Ex­ emplare in Bibliotheken erhalten, zum Beispiel in der Bibliothek der University of Cali­

132

fornia in Berkeley. Das Buch wurde schließlich 1974 von Octagon (New York) wieder­ veröffentlicht. Siehe in dieser Ausgabe S. 193 f. 062

Scott und Marshall, COCAINE POLITICS, S. 172 f.

063

Daneben gab es einige kürzere militärische, paramilitärische oder geheime Interventio­ nen. Was ich über Drogen und/oder Öl sage, gilt auch für einige dieser Interventionen, insbesondere für Indonesien und Panama. Der derzeitige Irakkrieg begann erst nach dem Redaktionsschluß dieses Buches.

064

Peter Dale Scott, DRUGS, CONTRAS, AND THE CIA: GOVERNMENT POLITICS AND THE COCAINE ECONOMY, Sherman Oaks, Calif., 2000, S. 30. Der Führer des Drogenrings war Juan Ramón Matta Ballesteros.

065

McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN: WELTPOLITIK DURCH DROGENHANDEL, Frankfurt am Main 2003, S. 616 f.

066

Siehe Carl A. Trocki, OPIUM, EMPIRE, AND THE GLOBAL POLITICAL ECONOMY: A STUDY OF THE ASIAN OPIUM TRADE, 1750-1950, London 1999; Timothy Brook und Bob Tadashi Wakabayashi (Hg.), OPIUM REGIMES: CHINA, BRITAIN, AND JAPAN, 1839-1952, Berkeley 2000.

067

Ahmed Rashid, TALIBAN: MILITANT ISLAM, OIL, AND FUNDAMENTALISM IN CENTRAL ASIA, New Haven, Conn., 2001; dt.: TALIBAN: AFGHANISTANS GOTTESKRIEGER UND DER DSCHIHAD, München 2001, S. 286 f., 295.

068

Washington Times, 3. Mai 1999: »1998 wurde die Kosovo-Befreiungsarmee – Uschtria Clirimtare e Kosoves (UCK) – vom amerikanischen Außenministerium als internationale terroristische Vereinigung eingestuft, die ihre Aktivitäten mit Geldern aus dem internatio­ nalen Heroinhandel und Krediten bekannter Terroristen wie Osama Bin Laden finanziert habe.« Auch die Londoner Times berichtete am 24. März 1999, die Kosovo-Befreiungsar­ mee finanziere sich angeblich durch Gewinne aus dem Drogenhandel.

069

Guardian (London), 15. Januar 2001: »Während des Balkankriegs von 1999 behaupteten manche Kritiker der NATO-Intervention, die westlichen Mächte versuchten dadurch den Transport des Erdöls vom Kaspischen Meer zu sichern. Viele machten sich über diese Behauptung lustig ... In den letzten Wochen hat nun ein freier Forscher namens Keith Fis­ her immer wieder auf ein Projekt hingewiesen, über das meines Wissens in der britischen, europäischen oder amerikanischen Presse kaum berichtet worden ist. Es handelt sich um die sogenannte Transbalkan-Pipeline, und das Projekt soll Ende nächsten Monats be­ schlossen werden. Zweck dieses Unternehmens ist es, den Transport von Erdöl aus dem Gebiet des Kaspischen Meers zu sichern.

070

David McClintock, SWORDFISH: A TRUE STORY OF AMBITION, SAVAGERY, AND BETRAYAL , New York 1993, S. 227 f.; Newsweek, 15. Mai 1985; Peter Dale Scott, DRUGS, CONTRAS, AND THE CIA, S. 29-32.

071

Peter Dale Scott und Jonathan Marshall, COCAINE POLITICS: DRUGS, ARMIES, CIA IN CENTRAL AMERICA, Berkeley 1998, S. 37-42.

072

William French Smith, »Drug Traffic Today: Challenge and Response«, Drug Enforce­ ment, Sommer 1982, S. 2 f.; McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN, S. 611 (1980 waren es 60 Prozent).

073

Washington Post, 13. Mai 1990; McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN, S. 630 f.

074

John K. Cooley, UNHOLY WARS: AFGHANISTAN, AMERICA, TERRORISM, London 2000, S. 17.

075

Alexander Cockburn und Jeffrey St. Clair, WHITEOUT: THE CIA, DRUGS, AND THE PRESS, London 1998, S. 259; vgl. Daniel Yergin, THE PRIZE: THE EPIC QUEST FOR OIL, MONEY, AND POWER , New York 1991; dt.: DER PREIS. DIE JAGD NACH ÖL, GELD UND MACHT, aktualisierte deutsche Ausga­ be, Frankfurt am Main 1991, S. 864 f.

076

Zbigniew Brzezinski, THE GRAND CHESSBOARD: AMERICAN PRIMACY AND ITS GEOSTRATEGIC IMPERATIVES, New York 1997; dt.: DIE EINZIGE WELTMACHT. AMERIKAS STRATEGIE DER VORHERRSCHAFT, Frankfurt am Main 1999, S. 23.

077

Yergin, Der Preis, S. 865.

133

AND

AND THE

INTERNATIONAL

078

Es lohnt sich, Brzezinskis Bemerkungen gegenüber Le Nouvel Observateur, 15.-21. Janu­ ar 1998, en détail nachzulesen: B.: Am 3. Juli 1979 unterzeichnete Präsident Carter den ersten Erlaß zur geheimen Unter­ stützung der Gegner des prosowjetischen Regimes in Kabul. Und am selben Tag schrieb ich dem Präsidenten einen Vermerk, in dem ich ihn darauf hinwies, daß diese Hilfe mei­ nes Erachtens zu einer sowjetischen Militärintervention führen werde. F.: Trotz des Risikos waren Sie ein Befürworter dieser Geheimoperation. Aber vielleicht wünschten Sie, daß die Sowjets in diesen Krieg eintraten. Wollten Sie die Sowjets provo­ zieren? B.: Das ist nicht ganz richtig. Wir drängten die Russen nicht zur Intervention, aber wir er­ höhten bewußt die Wahrscheinlichkeit, daß sie es taten. F.: Als die Sowjets ihre Intervention mit der Behauptung rechtfertigten, sie wollten damit gegen das geheime Engagement der Amerikaner in Afghanistan vorgehen, glaubten die Menschen ihnen nicht. Aber im Grunde war es wahr. Bedauern Sie heute irgendetwas? B.: Was sollte ich bedauern? Die Geheimoperation war eine ausgezeichnete Idee. Sie führte dazu, daß die Russen in die afghanische Falle gingen, und Sie möchten, daß ich das bedauere? An dem Tag, als die Russen offiziell die afghanische Grenze überschritten, schrieb ich an Präsident Carter: Jetzt haben wir die Möglichkeit, den Russen ihr Vietnam zu bereiten. Und tatsächlich mußte Moskau einen fast zehn Jahre währenden Krieg füh­ ren, der für die Regierung unerträglich wurde, ein Konflikt, der zur Demoralisierung und schließlich zum Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums führte. F.: Und Sie bereuen auch nicht, den islamischen Fundamentalismus unterstützt und zu­ künftige Terroristen mit Waffen versorgt und ausgebildet zu haben? B.: Was ist denn wichtiger für die Weltgeschichte? Die Taliban oder der Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums? Ein paar aufgehetzte Muslime oder die Befreiung Mitteleu­ ropas und das Ende des Kalten Krieges? F.: Ein paar aufgehetzte Muslime? Aber es wird doch immer behauptet, der islamische Fundamentalismus stelle heute eine globale Bedrohung dar? B.: Unsinn. Es wird behauptet, der Westen hätte eine globale Politik gegenüber dem Is­ lam. Das ist Unsinn. Es gibt keinen globalen Islam. Sehen Sie sich den Islam vernünftig und ohne Demagogie oder Emotionen an. Mit 1,5 Mrd. Gläubigen ist er die führende Weltreligion. Aber welche Gemeinsamkeit besteht denn zwischen dem saudi-arabischen Fundamentalismus, dem gemäßigten Marokko, dem pakistanischen Militarismus, dem prowestlichen Ägypten oder dem zentralasiatischen Säkularismus? Jedenfalls keine grö­ ßere als zwischen den christlichen Ländern.

079

In seinen gegen die Entspannung gerichteten Manövern erhielt Brzezinski noch im selben Monat Juni Unterstützung, als »NSA und militärischer Geheimdienst behaupteten, Luft­ aufnahmen, elektronische Aufklärung und einige wenige Hinweise von Informanten be­ wiesen eindeutig die geheime Anwesenheit einer sowjetischen Brigade« in Kuba, wie die Washington Post am 9. September 1979 schrieb. Daß es diese »Phantombrigade« tatsäch­ lich gegeben hat, gilt inzwischen als weitgehend widerlegt.

080

Brzezinski, Die einzige Weltmacht, S. 182. Brzezinskis Eingeständnis zeigt, wie flach und irreführend sein abgenutztes Bild von Eurasien als dem »großen Schachbrett« ist. Heute geht es in Wirklichkeit nicht um die gegnerischen Figuren, sondern um das Brett oder vielmehr um das, was darunter liegt.

081

Presseerklärisng des Weißen Hauses vom 1. August 1997, zit. nach Michael Klare, RESOURCE WARS: THE NEW LANDSCAPE OF GLOBAL CONFLICT, New York 2001, S. 4.

082

Lester W. Grau, »Hydrocarbons and a New Strategic Region: The Caspian Sea and Central Asia «, Military Review, Mai-Juni 2001.

083

Rashid, TALIBAN, S. 285; Guardian (London), 12. Januar 2002.

084

1996 wurde eine ähnliche Gruppe gegründet, die aus Occidental, BP, Amoco, Enron so­ wie anderen Unternehmen besteht und sich für die amerikanischen Energieinteressen in Kolumbien einsetzen soll. Siehe 6. Kapitel.

085

Robert Baer, SEE NO EVIL: THE TRUE STORY OF A GROUND SOLDIER ON TERRORISM, New York 2002; dt.: DER NIEDERGANG ENTHÜLLUNGSBERICHT EINES CIA-AGENTEN, München 2002, S. 362 f.

086

Janeʼs Intelligence Review, 5. Oktober 2001, http://www.janes.com/security/international_security/news/jid/jidpromo011005.shtml

134

IN THE DER

CIAʼS WAR CIA: DER

http://web.archive.org/web/20011104231344/http://janes.com/security/international_se­ curity/news/jid/jidpromo011005.shtml 087

Siehe London Daily Telegraph, 15. September 2001, 16. September 2001; Montreal Gazette, 15. September 2001; Le Monde, 14. September 2001.

088

Los Angeles Times, 15. September 2001.

089

Cooley, UNHOLY WARS, S. 43.

090

Michael Griffin, REAPING THE WHIRLWIND: THE TALIBAN MOVEMENT IN AFGHANISTAN, London 2001, S. 133; Cooley, UNHOLY WARS , S. 243; Peter L. Bergen, HOLY WAR, INC.: INSIDE THE SECRET WORLD OF OSAMA BIN LADEN , New York 2001; dt.: HEILIGER KRIEG INC.: OSAMA BIN LADENS TERRORNETZ , Berlin 2003, S. 117.

091

Rashid, TALIBAN, S. 225; Cooley, UNHOLY WARS, S. 87; Yossef Bodansky, BIN LADEN: THE MAN WHO DECLARED WAR ON AMERICA, New York 2001, S. 213. Vgl. Richard Labévière, DOLLARS FOR TERROR: THE UNITED STATES AND ISLAM , New York 2000, S. 102 ff., 223 f. Nach einem Bericht des Spiegel vom 6. Oktober 1986 wurde ein in Kuwait ausgebildeter Sprengstoffexperte von der CIA 1986 in Deutschland mit falschen Papieren ausgestattet und über Pakistan nach Afghanistan geflogen.

092

Simon Reeve, THE NEW JACKALS: RAMZI YOUZEF, OSAMA BIN LADEN, AND THE FUTURE OF TERRORISM, Boston 1999, S. 167. Wahrscheinlich gehörten zu diesen amerikanischen Emissären auch Angehörige des Kongresses, z.B. der republikanische Abgeordnete Charles Wilson mit seinen engen Verbindungen zu dem von texanischen Rüstungsinteres­ sen beherrschten American Security Council. Wilson, einer der Hauptverfechter des Stin­ ger-Programms, reiste 14-mal nach Südasien, um die afghanische Angelegenheit voran­ zutreiben (siehe Cooley, UNHOLY WARS, S. 110 f.). Außerdem behauptet Labévière, daß es direkte Verbindungen zwischen der CIA, dem Makhtab und Bin Laden gegeben habe. Die meisten amerikanischen Kenner der Lage glauben dagegen, daß die Unterstützung der CIA über den pakistanischen und den saudischen Geheimdienst lief.

093

Guardian (London), 1. November 2001.

094

Bodansky, BIN LADEN, S. 314 f.: »Die Einnahmen der Taliban aus dem Drogenhandel werden auf acht Mrd. Dollar jährlich geschätzt. Bin Laden verwaltet diese Gelder - und läßt sie von der russischen Mafia waschen. Dafür erhält er eine Provision von 10 bis 15 Prozent, so daß seine Einnahmen sich auf etwa eine Mrd. Dollar jährlich belaufen dürf ­ ten.«

095

Siehe http://www.janes.com/security/international_security/news/jir/jir011022_3_n.shtml http://web.archive.org/web/20020201233910/http://www.janes.com/security/internatio­ nal_security/news/jir/jir011022_3_n.shtml Unter den afghanischen Führern, die von den Vereinigten Staaten 2001 für würdig befun­ den wurden, einen Posten in der Interimsregierung zu erhalten, waren nicht wenige wäh ­ rend der 80er Jahre in den Drogenhandel verwickelt. Die BBC stellte im November 2001 eine entsprechende Liste zusammen. Ganz oben auf der Liste stand Präsident Burhanud­ din Rabbani, dessen Heimatprovinz Badakschan in den 90er Jahren, als sie noch unter seiner Herrschaft stand, »zum Ausgangspunkt eines ganz neuen Transportwegs für Opiate wurde, der über Tadschikistan, Usbekistan und die zentralasiatische Eisenbahn Rußlands nach Europa führte« (siehe Griffin, REAPING THE WHIRLWIND, S. 150). Der ehemalige Ge­ neral Rashid Dostum in Mazar-i-Sharif »stand im Verdacht, riesige Gewinne aus dem Ex­ port von Drogen über Usbekistan zu erzielen« (siehe Colley, UNHOLY WARS, S. 155). Von den sieben genannten Paschtunenführern wurden drei (Pir Sayed Gailani, Gulbuddin Hekmatyar und Hazi Bashir) in der Vergangenheit mit dem Drogenhandel in Verbindung gebracht. Ein vierter, Younus Khalis, war eine mächtige Figur in der drogenreichen Pro­ vinz Nangarhar und der Mann, mit dem Osama Bin Laden 1996 Kontakt aufnahm, bevor er seine Reichtümer den Taliban anbot. Der wiedereingesetzte Führer der Schura-i-Ma­ schriqi (der östlichen Schura) in der Provinz Nagarhar, Haji Abdul Qadir, wurde einst reich, weil er den Ausgangspunkt einer afghanischen Drogenpipeline bildete, an der in Pakistan Haji Ayub Afridi, ›der Herr des Khyber-Heroinhandels‹ beteilgt war« (siehe Griffin, REAPING THE WHIRLWIND , S. 142 f.; vgl. auch Cockburn und St. Clair, WHITEOUT, S. 267). Unter der Überschrift »US turns to drug baron to rally support« berichtete Asia Times Online am 4. Dezember 2001: »Afridi ist am vergangenen Dienstag [dem 29. November 2001] aus dem Gefängnis in Karatschi entlassen worden, nachdem er

135

nur wenige Wochen einer siebenjährigen Haftstrafe für den Export von 6,5 Tonnen Ha­ schisch abgesessen hatte.« 096

Observer, 25. November 2001, http://www.observer.co.uk/Distribution/Redirect_Artifact/0,4678,0-605618,00.html http://web.archive.org/web/20011125163252/http://www.observer.co.uk/Distribution/Re­ direct_Artifact/0,4678,0-605618,00.html

097

Paul Stares, GLOBAL HABIT: THE DRUG PROBLEM IN A BORDERLESS WORLD, Washington, D.C., zit. nach John Kerry, THE NEW WAR: THE WEB OF CRIME THAT THREATENS AMERICAʼS SECURITY, New York 1997, S. 96.

098

Newsweek, 21. Mai 2001: »Kolumbianische Geheimdienstquellen schätzen, daß heute 40 Prozent des gesamten Kokainexports des Landes von diesen rechtsgerichteten Warlords und ihren Verbündeten in der Unterwelt des Drogenhandels kontrolliert werden.« San Francisco Chronicle, 21. Juni 2001: »Das Planungsministerium der kolumbianischen Regierung schätzt, daß die FARC jährlich 290 Mio. Dollar aus dem Drogenhandel ein­ nehmen. Das entspricht weniger als 2,5 Prozent des Gesamtwerts der auf 520 Tonnen ge­ schätzten jährlichen Kokainproduktion Kolumbiens.

099

Peter Dale Scott und Jonathan Marshall, COCAINE POLITICS, Berkeley und Los Angeles 1998, S. 96-103.

100

Richard Nixon, »Asia after Vietnam«, Foreign Affairs, Oktober 1967, S. 111. Weitere Beispiele in Peter Dale Scott, » Exporting Military-Economic Developmentc«, in: Malcolm Caldwell (Hg.), TEN YEARS MILITARY TERROR IN INDONESIA, Nottingham 1975, S. 215 ff.

101

Peter Dale Scott, THE WAR CONSPIRACY: THE SECRET ROAD WAR, Indianapolis 1972, S. 154-167.

102

McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN. WELTPOLITIK DURCH DROGENHANDEL, Frankfurt am Main 2003, S. 245.

103

Ebd., S. 396 f.

104

Peter Dale Scott, »Honduras, the Contra Support Networks, and Cocaine: How the U.S. Government Has Augmented Americaʼs Drug Crisis«, in: Alfred W. McCoy und Alan A. Block (Hg.), WAR ON DRUGS: STUDIES IN THE FAILURE OF U.S. NARCOTICS POLICY, Boulder 1992, S. 126 f.

105

McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN, S. 611.

106

M. Emdad-ul Haq, DRUGS IN SOUTH ASIA: FROM THE OPIUM TRADE TO THE PRESENT DAY, New York 2000, S. 175-186; Rashid, TALIBAN, S. 40.

107

Jonathan Marshall, Peter Dale Scott und Jane Hunter, THE IRAN-CONTRA CONNECTION: SECRET TEAMS AND COVERT OPERATIONS IN THE REAGAN ERA, Boston 1987, S. 36-40; Jonathan Marshall, DRUG WARS: CORRUPTION, COUNTERINSURGENCY, AND COVERT OPERATIONS IN THE THIRD WORLD, Forestville, Calif., 1991, S. 55 f.; Jonathan Kwitny, THE CRIMES OF PATRIOTS, New York 1987.

108

Zu den unbeantworteten Fragen hinsichtlich der Nugan Hand Bank gehörten: Warum be­ fand sich ihre Zweigstelle im thailändischen Chiangmai im selben Haus wie das dortige Büro der DEA? Warum wurden so viele ehemalige Mitarbeiter der CIA bei der Bank an­ gestellt, obwohl sie nicht über die nötige Ausbildung verfügten? Warum wurde das Amts­ hilfeersuchen der australischen Behörden bei ihren Ermittlungen gegen die Bank von den Vereinigten Staaten unter Verweis auf die »nationale Sicherheit« abgewiesen?

109

Scott, »Honduras, the Contra Support Networks, and Cocaine«, S. 126 f.

110

McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN, S. 281, und die dort zitierten Quellen.

111

John K. Cooley, UNHOLY WARS: AFGHANISTAN, AMERICA, TERRORISM, London 2000, S. 139.

112

Claire Sterling, THIEVEʼS WORLD: THE THREAT OF THE NEW GLOBAL NETWORK OF ORGANIZED CRIME, New York 1994, S. 44; dort zitiert sie aus einem Vortrag des italienis­ chen Richters Giovanni Falcone vom November 1990.

113

Antonio Nicaso und Lee Lamothe, GLOBAL MAFIA: THE NEW WORLD ORDER ORGANIZED CRIME, Toronto 1995, S. xiii.

136

TO THE

SECOND INDOCHINA

AND

INTERNATIONAL

OF

114

Kerry, NEW WAR, S. 18.

115

Yergin, DER PREIS, S. 675 ff.

116

David E. Spiro, THE HIDDEN HAND OF AMERICAN HEGEMONY: PETRODOLLAR RECYCLING AND INTERNATIONAL MARKETS, Ithaca, N.Y., 1999, S. x: »1974 schloß (Finanzminister William] Simon einen geheimen Handel mit den Saudis, der es der saudischen Zentral­ bank ermöglichte, Staatsanleihen des amerikanischen Schatzamtes außerhalb der üblichen Auktionen zu kaufen. Einige Jahre später schloß Finanzminister Michael Blumenthal einen geheimen Handel mit den Saudis, der sicherstellte, daß die OPEC ihre Ölverkäufe auch weiterhin in Dollar abrechnete. Diese beiden Absprachen waren geheim, weil die Vereinigten Staaten anderen demokratischen Industriestaaten versprochen hatten, keine einseitige Politik dieser Art zu betreiben.«

117

»Solange die OPEC ihre Ölverkäufe in US-Dollar abrechnete und solange die OPEC die Dollars in geldpolitischen Instrumenten der amerikanischen Regierung anlegte, konnten die Vereinigten Staaten sich einen doppelten Kredit verschaffen. Der erste Teil des Kre­ dits bestand aus dem Öl. Die Regierung konnte Dollars drucken, um das Öl zu bezahlen, so daß die amerikanische Wirtschaft keine Waren und Dienstleistungen als Gegenleistung für das OPEC-Öl produzieren mußte, sofern die OPEC-Staaten das Geld nicht für Güter und Dienstleistungen ausgaben. Offensichtlich konnte diese Strategie nur dann funktio­ nieren, wenn das Öl auf Dollarbasis abgerechnet wurde. Der zweite Teil des Kredits stammte von all den Ländern, die das Öl in Dollar bezahlen mußten, aber keine Dollars drucken konnten. Diese Volkswirtschaften mußten Güter und Dienstleistungen gegen Dollar verkaufen, um damit das OPEC-Öl bezahlen zu können.« (Ebd., S. 121).

118

John Loftus und Mark Aarons, THE SECRET WAR AGAINST THE JEWS, New York 1994, S. 343, erwähnen die geheimen Absprachen mit den Saudis nicht und geben eine andere, wie ich meine einseitige Darstellung des Verkaufs der F-15; vgl. Spiro, HIDDEN HAND , S. 123 f.

119

Yergin, DER PREIS, S. 950.

120

Cooley, UNHOLY WARS, S. 116 f.

121

Jonathan Beaty und S. C. Gwynne, THE OUTLAW BANK: A WILDE RIDE INTO THE HEART OF BCCI, New York 1993, S. 357.

122

Greg Palast, THE BEST DEMOCRACY MONEY CAN BUY, London 2002, S. 48 (dt.: SHAME ON YOU! DIE WAHRHEIT ÜBER MACHT UND KORRUPTION IN WESTLICHEN DEMOKRATIEN, München 2003). Palast zeigt an diversen Beispielen, daß der Internationale Währungs­ fonds (IWF), der 1944 in Bretton Woods zur Förderung des Wirtschaftswachstums und der Stabilität geschaffen wurde, seit 1980 den entgegengesetzten Weg einschlägt und eine restriktive Wirtschaftspolitik verfolgt, die eine Fortsetzung der Schuldenzahlungen si­ chern soll. Vgl. die Aussage des Wirtschaftswissenschaftlers und Nobelpreisträgers Joseph Stiglitz, der früher bei der Weltbank arbeitete, über die Reaktion des IWF auf die Asienkrise von 1997: »Ich fuhr in diese Länder und sagte ihnen, sie sollten restriktiver vorgehen, als sie es eigentlich wollten, und die Zinsen deutlich heraufsetzen. Das war ge­ nau das Gegenteil der ökonomischen Analyse, die einst die Grundlage für die Schaffung des IWF gebildet hatte. Und warum? Um sicherzustellen, daß die Kreditgeber ihre Kredi­ te zurückbekamen. (Interview mit Joseph Stiglitz von Lucy Komisar,. Progressive, Juni 2000, S. 34).

123

Bruce Cumings, THE ORIGINS OF THE KOREAN WAR, Bd. 2, The Roaring of.the Cataract, 1947-1950, Princeton 1990, S. 106-117, 599-602 (insb. S. 601).

124

Zu den Verbindungen der CIA mit Luciano und den korsischen Mafiagruppen siehe mein Vorwort in Henrik Krüger, THE GREAT HEROIN COUP, Boston 1980, S. 3, 14 f.

125

Martin A. Lee, THE BEAST REAWAKENS, Boston 1997, S. 202.

126

Washington Post, 20. Dezember 2001; San Francisco Chronicle, 21. Dezember 2001 (Er­ satz von Weizen durch Mohn); New York Times, 28. Oktober 2002 (3.400 Tonnen).

127

United Nations Office for Drug Control and Crime Prevention, AFGHANISTAN ANNUAL OPIUM POPPY SURVEY, 2001.

128

U.S. DEPARTMENT OF STATE, INTERNATIONAL NARCOTICS STRATEGY REPORT, 2001; http://www.state.gov/g/inl/rls/nrcrpt/2001/rpt/8482.htm http://web.archive.org/web/20160621233012/http://www.state.gov/j/inl/rls/nrcrpt/2001/rpt/8482.htm

137

129

So ist denn die Wiederbelebung der afghanischen Opiumwirtschaft eine gute Nachricht für islamistische Terroristen vom Kosovo bis nach Kaschmir, die davon abhängig waren, seit diese Verbindung in den 80er Jahren mit Hilfe der ISI aufgebaut wurde.

130

Aussage des CIA-Direktor George Tenet vor dem Geheimdienstausschuß des Senats am 7. Februar 2001; http://www.cia.gov/cia/public_affairs/speeches/archives/2001/UNCLASWWT_02072001.html http://web.archive.org/web/20020804162413/http://www.cia.gov/cia/public_affairs/speeches/ar­ chives/2001/UNCLASWWT_02072001.html

131

U.S. Department of State, INTERNATIONAL NARCOTICS STRATEGY REPORT, 2001.

132

Ahmed Rashid, JIHAD: THE RISE OF MILITANT ISLAM IN CENTRAL ASIA, New Haven, Conn., 2002, S. 178.

133

Ebd., S. 214 ff.

134

In Peter Dale Scott, DEEP POLITICS AND THE DEATH OF JFK, Berkeley 1996, S. 203, habe ich von einer amerikanischen Ölgesellschaft berichtet, die eine wichtige Figur der sizilia­ nischen Mafia als Geschäftsführer einer Tochtergesellschaft einstellte, und zwar unmittel­ bar bevor diese Tochtergesellschaft Förderrechte in Tunesien erwarb. Ich kommentierte diesen Vorgang damals so: »Es ist keineswegs ungewöhnlich, sondern ganz normal, daß große amerikanische Unternehmen ihren Zugang zu Ländern der Dritten Welt durch Kor­ ruption erleichtern und unterstützen oder überhaupt erst ermöglichen.« Rashid zeigt in seinem Buch JIHAD, daß die Investitionen westlicher Ölgesellschaften in den zentralasiati­ schen Staaten »eine kleine, extrem reiche und korrupte Schicht« entstehen lassen und da­ durch »noch größere soziale Unzufriedenheit erzeugen« (S. 237). Oliver Roy schreibt: »Die Amerikaner sind es, die sich Zugang zu den zentralasiatischen Ländern verschafft haben, vor allem wegen ihre Erdöl- und Erdgasinteressen. Chevron und Unocal sind politische Akteure, die auf gleicher Augenhöhe mit den Staaten (das heißt deren Präsi­ denten) sprechen. Die Ölgesellschaften spielen eine immer größere Rolle in der Region.« (Zit. nach Richard Labévière, DOLLARS FOR TERROR: THE UNITED STATES AND ISLAM, New York 2000, S. 280).

135

Michael Griffin, REAPING THE WHIRLWIND: THE TALIBAN MOVEMENT IN AFGHANISTAN, London 2001, S. 145-146. Vgl. Christina Lamb, WAITING FOR ALLAH: PAKISTANʼS STRUGGLE FOR DEMOCRACY, New York 1991, S. 195: »Der Krieg in Afghanistan hatte Pa­ kistan zum größten Heroinlieferanten der Welt gemacht, und 1989 brachte der Drogen­ handel dem Land mindestens vier Mrd. Dollar jährlich ein – mehr als alle legalen pakista­ nischen Exporte zusammengenommen.« Lamb zitiert Zahlen des Pakistanischen Amtes für Drogenkontrolle und Angaben, die Melvyn Levitzky, der für Fragen der internationa­ len Drogenbekämpfung zuständige Staatssekretär im Außenministerium, am 8. Januar 1989 vor einem Ausschuß des Repräsentantenhauses machte. Nach Schätzungen von Giovanni Quaglia, dem geschäftsführenden Direktor des Büros für Drogenkontrolle der Vereinten Nationen, liegt der Jahresumsatz der gesamten pakistanischen Schmuggelwirt­ schaft heute bei 15 Mrd. Dollar (Orth, VANITY FAIR, März 2002, S. 178).

136

McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN, S. 611. Die Produktionszahlen für Pakistan, Afghanis­ tan und den Iran zitiert McCoy nach statistischen Angaben des amerikanischen Außenmi­ nisteriums. Nach anderen Quellen, darunter auch einem Bericht des amerikanischen Kon­ gresses aus dem Jahr 1986, waren diese Zahlen jedoch aus politischen Gründen manipu­ liert, damit sie für die 80er Jahre einen Rückgang der pakistanisch-afghanischen bei gleichzeitigem Anstieg der iranischen Produktion anzeigten. (Das Außenministerium »behauptete, auf Grund klimatischer Bedingungen sei die Opiumproduktion in Pakistan und Afghanistan in den 80er Jahren gesunken«.) Mit größter Sicherheit war das Gegenteil der Fall; siehe M. Emdad-ul Haq, DRUGS IN SOUTH ASIA, S. 194 f.

137

McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN, S. 628; Griffin, REAPING THE WHIRLWIND , S. 148 (zu den Labors); Emdad-ul Haq, DRUGS IN SOUTH ASIA , S. 189 (zur ISI).

138

Lawrence Lifschultz, »Pakistan: The Empire of Heroin«, in: WAR ON DRUGS, S. 451.

139

Peter Truell und Larry Gurwin, FALSE PROFITS: THE INSIDE STORY WORLDʼS MOST CORRUPT FINANCIAL EMPIRE, Boston 1992, S. 123.

140

KERRY-BROWN-REPORT: U.S. CONGRESS, SENATE, COMMITTEE ON FOREIGN RELATIONS, The BCCI Affair, von Senator John Kerry und Senator Hank Brown, Washington, D.C., 1992, S. 27 f.

138

OF

BCCI,

THE

141

Truell und Gurwin, FALSE PROFITS, S. 123.

142

Ebd., S. 130.

143

Joseph J. Trento, THE SECRET HISTORY OF THE CIA, New York 2001, S. 410, 467.

144

Loftus und Aarons, SECRET WAR, S. 395. Die Zweigniederlassung auf den Cayman-In­ seln war eine dort ansässige Bank, die International Credit and Investment Company Ltd. (ICIC). Das Anwaltsbüro Bruce Campbell & Company, das die ICIC für die BCCI ein­ richtete, war auch offizieller Vertreter der mit der CIA verbundenen australischen Dro­ genbank Nugan Hand. BCCI und Nugan Hand bedienten sich derselben Buchprüfungsge­ sellschaft, nämlich Price Waterhouse; siehe Truell und Gurwin, FALSE PROFITS, S. 125.

145

Zu dieser Theorie paßt die weithin anerkannte Beobachtung, daß CIA-Mitarbeiter, die von Carters CIA-Direktor Admiral Stansfield Turner entlassen wurden, eine »SchattenCIA« bildeten, die von außen unterstützt und finanziert wurde: »Die CIA mochte Präsi­ dent Carter nicht ... Die Wölfe in den Geheimdiensten gingen dem Präsidenten an die Kehle und zerstörten schließlich seine Präsidentschaft ... Daß George Bush nicht [zum CIA-Direktor] ernannt wurde, verlieh der Schaffung einer CIA im Exil Auftrieb. Als Rea­ gan und Bush das Amt übernahmen, hatten sie die Wahl zwischen zwei CIAs, mit denen sie arbeiten konnten – eine, die der Aufsicht des Kongresses unterstand, und eine infor ­ melle Gruppe, die aus Ehemaligen bestand.« (Trento, SECRET HISTORY, S. 466 f.).

146

Loftus und Aarons, SECRET WAR, S. 395. Loftus und Aarons beziehen sich auf diverse Nachrichten, die später aus dem Mossad sickerten, zum Beispiel: »Die CIA besaß seit 1976 eine geheime Verbindung zur BCCI. Damals war George Bush Direktor der CIA. Wie wir erfahren, traf sich der inzwischen verstorbene William Casey ... regelmäßig und heimlich mit dem Gründer der Bank Aga Hassan Abedi.« (Siehe Arnold Fine, Jewish Press, 6. März 1992).

147

KERRY-BROWN REPORT, S. 68; vgl. S. 611.

148

Ebd., S. 361-363. Ein strengeres Urteil über die britische Untätigkeit im Fall der BCCI findet sich bei Beaty und Gwynne, OUTLAW BANK, S. 105 ff.

149

Zit. nach Stephen Pizzo, Mary Fricker und Paul Muolo, INSIDE JOB: THE LOOTING AMERICAʼS SAVINGS AND LOANS, New York 1989, S. 89.

150

Marshall, DRUG WARS, S. 52; Robert I. Friedman, RED MAFIYA, Boston 2000, S. 226 f; Independant (London), 18. Februar 1990.

151

Beaty und Gwynne, OUTLAW BANK, S. 195-196. Am Ende nahm Carter Millionen Dollar von Abedi an, »davon 1,5 Mio. Dollar, lange nachdem die BCCI wegen der Wäsche von Drogengeldern angeklagt und verurteilt worden war« (ebd., S. 63).

152

Robert Lacey, THE KINGDOM: ARABIA 451-455.

153

New York Times, 16.Juli 1980, 16. April 1979; Washington Post, 18.April 1979; Beaty und Gwynne, OUTLAW BANK, S. 238, 255, 272-77.

154

KERRY-BROWN REPORT, S. 300, mit Zitat aus der New York Times vom 6. Dezember 1981: »Als Adham 1977 noch für die CIA als Verbindungsmann [zum Istakhbarat] fungierte, entschloß sich Raymond H. Close, Leiter der CIA in Saudi-Arabien, für Adham zu arbei­ ten, wenn er die CIA verließ ... Wie Jeff Gerth von der New York Times 1981 berichtete, glauben manche, Close arbeite immer noch in derselben Funktion für die CIA, obwohl er offiziell aus der CIA ausgeschieden ist. Die Sache werde noch komplizierter, weil man ­ che Saudis privat derselben Ansicht sind. Die Times berichtet, daß Close den saudischen Waffenverkäufen an Pakistan Anfang der 70er Jahre zustimmte, obwohl das der vom amerikanischen Botschafter offiziell vertretenen Politik widersprach.« Vgl. Cooley, UNHOLY WARS, S. 112 f.

155

James Ring Adams und Douglas Frantz, A FULL SERVICE BANK, New York 1992, S. 6472. Bis 1977 war Financial General von General George Olmsted kontrolliert worden, dem ehemaligen Leiter des Office of Strategic Services (OSS) in China.

156

Truell und Gurwin, FALSE PROFITS, S. 160-161; McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN , S. 621; Lifschultz, »Pakistan«, S. 342. Zu Zias Rolle bei der Ernennung von Fazle Haq sie­ he Alain Labrousse, LA DROGUE, LʼARGENT ET LES ARMES, Paris 1991, S. 110.

AND THE

139

HOUSE

OF

OF

SAʼUD, New York 1981, S.

157

Beaty und Gwynne, OUTLAW BANK, S. 52 (zur CIA); Lifschultz, »Pakistan«, S. 342 (zu Interpol).

158

Beaty und Gwynne, OUTLAW BANK, S. 48. Der hier »Mirza« genannte Informant wurde später von Adams (S. 257) und dem KERRY-BROWN REPORT (S. 348, vgl. S. 226) als Amir Lodhi identifiziert.

159

Beaty und Gwynne, OUTLAW BANK, S. 52.

160

General Fazle Haq (über die Zuversicht der Pakistaner, daß Washington ihren Entschluß zur Unterstützung des afghanischen Widerstands billigen werde); Christina Lamb (die Haq interviewt hatte], WAITING FOR ALLAH, S. 222 (vgl. S. 206); zit. nach Emdad-ul Haq, DRUGS IN SOUTH ASIA, S. 185.

161

Ebd., S. 187; Zitat aus Hindustan Times, 1. Oktober 1994. Fazle Haqs Darstellung (wo­ nach die amerikanische Unterstützung der Mudschaheddin auf pakistanische Initiative er­ folgte) wird von dem CIA-Mitarbeiter Robert Gates bestätigt. Gates schreibt in seinen Memoiren, im März 1979 sei »ein hoher pakistanischer Offizieller an einen CIA-Vertre­ ter herangetreten« – also vier Monate, bevor Carter »den ersten Erlaß über die geheime Unterstützung der Mudschaheddin unterzeichnete« (Robert M. Gates, FROM THE SHADOWS, New York 1996, S. 144, 146). Haqs Vorschlag dürfte erklären, warum es zu dem von der CIA unterstützten Beschluß der ISI kam, die Hilfe auf Gulbuddin Hekma­ tyar zu konzentrieren, dessen Hizb-i-Islami bei der Bildung der ersten organisierten af­ ghanischen Widerstandsbewegung Mitte 1978 in Pakistan so gut wie unbekannt und »na­ hezu nicht existent« war. Siehe Emdad-ul Haq, DRUGS IN SOUTH ASIA , S. 187 (vgl. S. 185); Zitat aus Hamidullah Amin und Gordon B. Schiltz, A GEOGRAPHY OF AFGHANISTAN, Kabul 1984, S. 381. Vgl. Larry Goodson, AFGHANISTANʼS ENDLESS WAR: STATE FAILURE, REGIONAL POLITICS, AND THE RISE OF THE TALIBAN, Seattle 2001, S. 56; Cooley, UNHOLY WARS , S. 64.

162

McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN, S. 617; Lifschultz, »Pakistan«, S. 321 ff., 326.

163

Emad-ul Haq, DRUGS IN SOUTH ASIA, S. 188. Die Präsenz übernationaler Kräfte im Dro­ genhandel Afghanistans wurde noch deutlicher, als in den 90er Jahren ein französischer Journalist in Erfahrung brachte, »daß ›die Pakistanis‹ – wahrscheinlich Geheimagenten der ISI ... – Saatgut einer neuen, ertragreicheren Mohnsorte geliefert hatten ..., das angeb­ lich aus Birma ... und Afrika stammte, wahrscheinlich aus Kenia« (Stéphane Allix, LA PETITE CUILLIÈRE DE SCHÉHÉRAZADE, SUR LA ROUTE DE LʼHÉROINE, Paris 1998, S. 33 f.; Coo­ ley, UNHOLY WARS, S. 150 (vgl. Griffin, REAPING THE WHIRLWIND , S. 148).

164

Nach einer zeitgenössischen Darstellung geht die Beteiligung von Europäern und Ameri­ kanern am Drogenschmuggel aus Afghanistan auf die frühen 70er Jahre zurück; siehe Catherine Lamour und Michael R. Lamberti, THE INTERNATIONAL CONNECTION: OPIUM FROM GROWERS TO PUSHERS, New York 1974, S. 190 ff.

165

Vgl. Maureen Orth, VANITY FAIR, März 2002, S. 170. Erst 2001 wurde ein ISI-General in Pakistan verurteilt, weil er »über Mittel verfügte, die in keinem Verhältnis zu seinen Einkünften« standen (ebd., S. 1S2).

166

Cooley, UNHOLY WARS, S. 128 f.; Beaty und Gwynne, OUTLAW BANK, S. 305 f.

167

Ebd., S. 306, 82; vgl. auch Allix, LA PETITE CUILLIÈRE, S. 35, 95.

168

Orth, VANITY FAIR, S. 170 f. Eine tadschikische Soziologin erklärte dazu, »daß damals Drogen überall angeboten wurden«; sie habe oft gehört, daß russische Soldaten zu Kost­ proben aufgefordert wurden.

169

Washington Post, 19. Juli 1992.

170

Mohammed Yousaf und Mark Adkin, AFGHANISTAN – BEAR TRAP: THE DEFEAT SUPERPOWER, Havertown, Penn., 2001, S. 189.

171

Rashid, JIHAD, S. 43.

172

Rashid, TALIBAN, S. 166.

173

Emdad-ul Haq, DRUGS IN SOUTH ASIA, S. 189.

174

Yousaf, BEAR TRAP, S. 193; Rashid, JIHAD, S. 223.

175

Allix, LA PETITE CUILLIÈRE, S. 100.

140

OF A

176

Zu den Verbindungen der BCCI zum Drogenhandel siehe zum Beispiel den KERRYBROWN REPORT, S. 49 ff.; Truell und Gurwin, FALSE PROFITS, S. 160.

177

Loftus und Aarons, SECRET WAR, S. 381 f.

178

Bergen, HOLY WAR INC., S. 67.

179

Ebd., S. 70.

180

Die ganze Geschichte rekonstruiere ich ausführlich im 8. und 9. Kapitel, aber aus Grün­ den der Darstellungssystematik gehört sie im Vorgriff auch in dieses Kapitel.

181

McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN, S. 279. Diese Aussage verwies auf eine Reorganisati­ on des Drogenhandels in Thailand, nicht auf dessen Abschaffung. Das gesetzliche Opi­ ummonopol endete in Thailand 1959; dasselbe geschah zwei Jahre später in Laos. Der Drogenhandel prosperierte auch weiterhin und konsolidierte sich unter den neuen Bedin­ gungen.

182

Scott, WAR CONSPIRACY, S. 64 (zu Cline); Cumings, ORIGINS, S. 102 (zu Le May); Le­ May machte diese Bemerkung in den 60er Jahren in einem Brief an seinen Freund Whi­ ting Willauer (der zu den Gründern der CAT gehörte).

183

Siehe Anthony Kubek, HOW Scott, DEEP POLITICS, S. 292 f.

184

Henry Hecksher, der 19S9 die CIA-Niederlassung in Laos leitete, war 1970 CIA-Chef in Chile und spielte eine Schlüsselrolle bei dem hinter dem Rücken des Botschafters ge­ schmiedeten Komplott gegen Allende, das zur Ermordung des Generals René Schneider in Washington führte. Siehe Seymour Hersh, THE PRIZE OF POWER, New York 1983, S. 267 f., 288 f., 293.

185

Ein gemeinsamer Freund erzählte mir später, Alsop habe ihm gesagt, er hätte diese Ko ­ lumnen in den Glauben geschrieben, dazu beitragen zu können, daß Amerika sich aus Laos zurückzog.

186

Carl A. Trocki, OPIUM. EMPIRE, AND THE GLOBAL POLITICAL ECONOMY: A STUDY ASIAN OPIUM TRADE, 1750-1950, London 1999, S. 134.

187

Joseph Burkholder Smith, PORTRAIT OF A COLD WARRIOR, New York 1976, S. 66 f.; Bruce Cumings, THE ORIGINS OF THE KOREAN WAR , Bd. 2, The Roaring ofthe Cataract, 1 947-1 950, Princeton 1990, S. 533, 872.

188

McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN. Weltpolitik durch Drogenhandel, Frankfurt am Main 2003, S. 256, 263.

189

Ebd., S. 281.

190

Ebd., S. 264, zitiert William R. Corson, THE ARMIES OF IGNORANCE: THE RISE OF THE AMERICAN INTELLIGENCE EMPIRE, New York 1977, S. 320 ff. Im Gefolge solcher Skandale führte eine »Thailand-Panik« zu der Entscheidung, das OPC aufzulösen und mit der CIA zusammenzulegen. Das Ergebnis war jedoch, daß der Stil des OPC nicht etwa ver­ schwand, sondern auf die CIA überging.

191

Ebd., S. 265.

192

Ebd., S. 273. McCoy zitiert ein Positionspapier des Nationalen Sicherheitsrats aus dem Jahr 1954 mit der Empfehlung, antikommunistische Aktivitäten bei den Auslandschine­ sen zu fördern; THE PENTAGON PAPERS, Bd. 1, S. 438.

193

Bruce Cumings bemerkt, Chiang Kai-shek habe »möglicherweise den Ansatzpunkt auf der koreanischen Halbinsel gefunden, die Provokation zu einem Krieg, der sein Regime für weitere zwei Jahrzehnte rettete und die Chance bot, nationalistische Truppen zurück auf das Festland zu bringen« (Cumings, ORIGINS, Bd. 2, S. 600).

194

Zum Beispiel Cumings, ORIGINS, Bd. 2, S. 65 (General Hodge an Preston Goodfellow, 15. Januar 1947): »Entweder [Syngman] Rhee weiß nichts von den Entwicklungen hier, oder er hat sich gegen die amerikanischen Bemühungen verschworen. Ich glaube Letz­ teres.

195

William M. Leary, PERILOUS MISSIONS: CIVIL AIR TRANSPORT AND CIA COVERT OPERATIONS IN ASIA, 1946-1955, Montgomery, Alabama, 1984, S. 110. Die CIA verwehr­ te Leary den Zugang zu ihrer offiziellen Geschichte der Fluggesellschaft. Die Aufzeich­

THE

FAR EAST WAS LOST, Chicago 1963; besprochen in

141

OF THE

nungen eines Rechtsanwalts, der sie eingesehen hat und auf den Leary sich stützt, erge ­ ben jedoch kein genaueres Datum. 196

Martha Byrd, CHENNAULT: GIVING WINGS 343.

197

Cumings, ORIGINS, Bd. 2, S. 872.

198

McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN, S. 251; vgl. Scott, DEEP POLITICS, S. 165 f. An den Verhandlungen mit Chennaults Anwalt Tommy Corcoran war außerdem Richard G. Stil­ well beteiligt (siehe Burton Hersh, THE OLD BOYS: THE AMERICAN ELITE AND THE ORIGINS OF THE CIA, New York 1992, S. 299).

199

McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN, S. 251 f. Mehr über die Nachkriegskarriere der sechs bekannten Agenten in der OSS-Niederlassung in Kunming findet sich bei Jonathan Marshall, Peter Dale Scott und Jane Hunter, THE IRAN-CONTRA CONNECTION: SECRET TEAMS AND COVERT OPERATIONS IN THE REAGAN ERA, Boston 1987, S. 64 f. Zwei von ih­ nen, Ray Cline und Howard Hunt, sollen sich am Aufbau von Sektionen der Asian Peo­ pleʼs Anti-Communist League beteiligt haben.

200

McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN, S. 252 ff.

201

Penny Lernoux, IN BANKS WE TRUST, Garden City, N.Y., 1984, S. 42ff., 84 (zu Lansky); R. T. Naylor, HOT MONEY AND THE POLITICS OF DEBT , New York 1987, S. 292.

202

Wall Street Journal, 18. April 1980; Lernoux, IN BANKS WE TRUST, S. 82-88. Zu denen, die Treuhandkonten bei der Castle Bank hatten, gehörten Chiang Kai-sheks Tochter und deren Ehemann (siehe ebd., S. 86). Ein anderer war möglicherweise Richard Nixon (siehe Anthony Summers und Robbyn Swan, THE ARROGANCE OF POWER: THE SECRET WORLD OF RICHARD NIXON, New York 2000, S. 253-257).

203

Peter Dale Scott und Jonathan Marshall, COCAINE POLITICS, Berkeley und Los Angeles 1998, S. 92 f. (zu Nugan Hand); Lernoux, IN BANKS, S. 87 (zu Olmsted). Lernoux schreibt, Olmsted habe »Helliwell gekannt, als der die China-Abteilung des OSS leitete«.

204

Es gibt in seinem Buch allerdings Hinweise auf die Mafia (S. 133) und auf Opium (S. 533), aber nicht in einer Weise, die für den Titel des Buches, THE ORIGINS OF THE KOREAN WAR, von Bedeutung wäre.

205

Ross Y. Koen, THE CHINA LOBBY IN AMERICAN POLITICS, New York 1960, S. ix. Als die Aussagen dieses Abschnitts in Abrede gestellt wurden, zog der Verlag Macmillan das Buch zurück.

206

Cumings, ORIGINS, Bd. 2, S. 515. Die Rolle der Triaden bei der Rettung der Guomindang in Taiwan beschreibt Claire Sterling, die sich dabei weitgehend auf Quellen amerikani­ scher und ausländischer Strafverfolgungsbehörden stützt: »Als China unter der Last der Drogensucht versank und das Opium in all seinen Formen verbot ..., hatten die Triaden einen florierenden Heroinschwarzmarkt ganz für sich allein. Als China nach dem Zweiten Weltkrieg an die Kommunisten fiel, halfen die Triaden in weiser Voraussicht einem Tria­ denbruder namens Generalissimus Chiang Kaishek [einem Mitglied der Grünen Bande] nach Formosa [heute Taiwan] zu fliehen und einen großen Teil der beweglichen Reichtü­ mer des Landes mitzunehmen.« (Claire Sterling, THIEVEʼS WORLD: THE THREAT OF THE NEW GLOBAL NETWORK OF ORGANIZED CRIME, New York 1994, S. 45).

207

Trocki, OPIUM, S. 149. Vgl. Timothy Brook und Bob Tadashi Wakabayashi (Hg.), OPIUM REGIMES: CHINA, BRITAIN, AND JAPAN . 1839-1952, Berkeley 2000, S. 83, 92, 94, 97, 305, 309; John Butcher und Howard Dick (Hg.), THE RISE AND FALL OF REVENUE FARMING, New York 1993, S. 90 f., 168-189, 179 f., 251-255 usw.

208

McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN, S. 369 ff.; Trocki, OPIUM, S. 133. Brook und Wakabayashi, OPIUM REGIMES, S. 278, 327.

209

Trocki, OPIUM, S. 133, zitiert Jonathan Marshall, »Opium and the Politics of Gangster­ ism in Nationalist China, 1927-1945«, Bulletin of Concerned Action Scholars, Ju­ li-September 1976, S. 29 f.

210

McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN, S. 378.

211

Scott, DEEP POLITICS, S. 167.

142

TO THE

TIGER, Tuscaloosa, Alabama, 1987, S.

212

New York Times, 2. Juni 1995, A1, A16. Claire Sterling schätzte 1994, daß drei Viertel des amerikanischen Heroins von den Triaden nach Amerika gebracht wurden (siehe THIEVEʼS WORLD, S. 43).

213

San Francisco Chronicle, 6. Februar 1996; 7. Februar 1996.

214

Cumings, ORIGINS, Bd. 2, S. 511 f. Als weiteres Beispiel für diesen Zusammenhang ver­ weist Cumings darauf, daß der Verbindungsmann für die Unterstützung der Guomindang, für die Fassoulis arbeitete, William Pawley war. Er verweist auf Pawleys Rolle bei der Aufstellung der Flying Tigers gemeinsam mit General Chennault und auf seine »zahlrei­ chen sensiblen Missionen für die CIA in den frühen 50er Jahren« und fügt dann hinzu, es gebe »Gerüchte über eine Verbindung [Pawleys] zu Mafiaführern«, aber er bezieht diese Tatsache (die mehr als ein Gerücht ist) nicht in seine Darstellung ein, in der er die Drogen kaum erwähnt. Die von Cumings zitierte Quelle identifiziert den Mafiaboß als John Mar­ tino. Martino arbeitete im Auftrag des internationalen Drogenhändlers Santos Trafficante, der in Mittelamerika für die CIA viele heikle Missionen übernahm.

215

Alan A. Block, »Failures at Home and Abroad: Studies in the Implementation of U.S. Drug Policyc«, in: Alfred W. McCoy und Alan A. Block (Hg.), WAR ON DRUGS: STUDIES IN THE FAILURE OF U.S. NARCOTICS POLICY, Boulder 1992, S. 41; Alan A. Block und John McWilliams, »On the Origins of American Counterintelli­ gence: Building a Clandestine Network«, Journal of Policy History, 1989.

216

Scott, DEEP POLITICS, S. 165 ff.

217

Curt Gentry, J. EDGAR HOOVER: THE MAN AND THE SECRETS, New York 1991, S. 531S32 (zum FBI); Scott, DEEP POLITICS, S. 145 f. (zum FBI); Sally Denton und Roger Morris, THE MONEY AND THE POWER , New York 2001, S. 254, 424 (zur CIA); Peter Dale Scott, MINDING THE DARKNESS: A POEM FOR THE YEAR 2000, New York 2000, S. 178 f. (zu FBI und CIA).

218

Das Erdöl spielte bei den Intrigen 1949-1951 keine besondere Rolle, eher noch koreani­ sches Gold und Wolfram (siehe Cumings, ORIGINS, Bd. 2, S. 62, 123, 143, 803 usw.). Al­ lerdings beteiligten sich aus irgendwelchen Gründen »texanische Ölleute« an den Intrigen von Fassoulis und Williams (siehe ebd., S. S12).

219

Ebd., S. 872 Fußnote 93.

220

Siehe dazu McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN, S. 155-164.

221

Paul Rogers, »Oil and the ›War on Terrorism‹: Why Is the United States in the Gulf?«, 9. Januar 2002, http://www.opendemocracy.net/forum/document_details.asp?CatID=103&DocID=969 http://web.archive.org/web/20020220070705/http://www.opendemocracy.net/forum/do­ cument_details.asp?CatID=103&DocID=969

222

Ahmed Rashid, JIHAD: THE RISE OF MILITANT ISLAM IN CENTRAL ASIA, New Haven, Conn., 2002, S. 216; vgl. S. 178.

223

Alain Labrousse, Interview mit Pulso (Bolivien), http://www.narconews.com/pressbriefing21september.html http://web.archive.org/web/20001119152700/http://www.narconews.com/pressbriefing21september.html

224

Rashid, JIHAD, S. 236 f.

225

48 http://www.state.gov/r/pa/bgn/2924.htm http://web.archive.org/web/20020209200349/http://www.state.gov/r/pa/bgn/2924.htm

226

Business Week, 12. Februar 2001, Online-Ausgabe, http://www.businessweek.com/2001/01_07/b3719158.htm Uribe, Sohn eines Drogenhändlers, gelangte in Antioquia zu politischem Einfluß, als die Provinz vollständig unter der Herrschaft des reichen und mächtigen Pablo Escobar stand. Sein Wahlkampfmanager und langjähriger Helfer aus dieser Zeit, Pedro Juan Moreno Villa, besitzt eine chemische Fabrik, die chemische Vorprodukte aus Kalifornien bezog, die kürzlich dort von der DEA beschlagnahmt und später wieder freigegeben wurden. Siehe Al Giordano, »Narco-Candidate in Colombia: Uribeʼs Rise from Medellín: Pre­ cursor to a narco-State«, Narco-News, 19. März 2002, http://www.narconews.com/narcocandidate1.html http://web.archive.org/web/20020609162127/http://www.narconews.com/narcocandidate1.html

143

227

Freigegebener CIA-Bericht vom August 1998, http://www.gwu.edu/nsarchiv/NSAEBB/NSAEBB69/part3.html#doc64

228

Aussage des Leiters der amerikanischen Sektion von Human Rights Watch am 24. April 2002 vor dem Unterausschuß für die westliche Hemisphäre, Peace Corps und Drogenan­ gelegenheiten des Senatsausschusses für auswärtige Angelegenheiten.

229

Am 1. Februar 2001 verabschiedete das Europäische Parlament mit 474 zu 1 Stimme eine Resolution, in der es scharfe Kritik an den Vereinigten Staaten übte, weil sie im Kolumbi­ enplan miltärischen Maßnahmen und der Vernichtung von Cocafeldern solch ein Überge­ wicht einräumen (Nation, 19. März 2001; siehe Transnational Institute, »Drugs and De­ mocracy, 1. Februar 2001, http://www.tni.org/drugs). http://web.archive.org/web/20010605152405/http://www.tni.org/drugs/

230

Ana Carrigan, Irish Times, 23. August 2000.

231

Erklärung des State Department vom 21. April 2001, http://ea.usa.or.th/mirror/usinfo.state.gov/topical/global/drugs/01042116.htm Als Reaktion bewilligte die Europäische Union fast 300 Mio. Dollar Hilfe für Kolumbien. Dabei machte man allerdings deutlich, daß die Union sich nicht an dem von den USA fi­ nanzierten Feldzug gegen die kolumbianische Drogenindustrie beteiligen wolle (St. Pe­ tersburg Times, 3. Mai 2001).

232

Es ist nicht überall bekannt, daß Monsanto, der Lieferant für das in Vietnam eingesetzte Herbizid Agent Orange, auch der größte Lieferant für das im Rahmen des Kolumbien­ plans eingesetzte Pflanzenvernichtungsmittel Glyphosate ist. Wieder einmal zeigt sich, daß ein angeblich sicheres Entlaubungsmittel toxische Wirkung für Tiere und wahr­ scheinlich auch für Menschen hat (siehe Jeremy Bigwoos, »Toxic Drift: Monsanto and the Drug War in Colombia«, http://www.alternet.org/story.htlm?StoryID=11088). Wie Greenpeace berichtet, wird »Glyphosate in Kalifornien als dritthäufigste Ursache für pestizidbedingte Erkrankungen bei Landarbeitern genannt. Glyphosate ist die häufigste Ursache für Beschwerden beim Pesticides Incident Appraisal Panel des britischen Health and Safety Executive« (siehe die Faktensammlung zu Glyphosate bei http://greenpeace.org/media/factsheets/glyphosate.htm).

233

Center for Defense Information, Show Transcript: Colombia in Crisis, http://www.cdi.org/adm/1315/transcript.html http://web.archive.org/web/20000930122539/http://www.cdi.org/adm/1315/transcript.html

Gleichfalls skeptisch zum amerikanischen »Kolumbienplan« hat sich Cresencio Arco ge­ äußert, der unter Reagan Botschafter in Mittelamerika war und unter Clinton dem Foreign Intelligence Advisory Board des Präsidenten angehörte (siehe Houston Chronicle, 16. Juli 2000). 234

Washington Post, 10. Dezember 2000.

235

Miami Herald, 11. November 1998.

236

Human Rights Watch, COLOMBIA: THE TIES THAT BIND: COLOMBIA PARAMILITARY LINKS,

AND

MILITARY-

https://www.hrw.org/reports/2000/colombia/#COLOMBIA%20AND%20MILITARY-PARAMILITARY

http://web.archive.org/web/20000815070204/http://www.hrw.org/reports/2000/colombia/

Am 24. September 2002 beschuldigte das amerikanische Justizministerium Carlos Ca­ staño und zwei weitere Führer der AUC, seit 1997 mit mehr als 17 Tonnen Kokain ge ­ handelt zu haben. 237

St. Louis Post-Dispatch, 5. Juli 2000, Ab.

238

Newsweek International, 21. Mai 2001.

239

Drug Enforcement Administration, »Traffickers from Colombia«, http://www.usdoj.gov/dea/traffickers/colombia.htm http://web.archive.org/web/20000301145735/http://www.usdoj.gov/dea/traffickers/colombia.htm

240

http://www.usdoj.gov//dea/pubs/cngrtest/ct970709.htm http://web.archive.org/web/19990427071638/http://www.usdoj.gov/dea/pubs/cngrtest/ct970709.htm

Vgl. Los Angeles Times, 30. September 1997. Ein weiteres Beispiel für einen in den Dro­ genhandel verwickelten Verbündeten der AUC ist Hernán Giraldo. »Giraldo wird wegen Drogenhandels und der Bildung paramilitärischer Gruppen gesucht. Newsweek (21. Mai 2001) bezeichnet ihn als einen der fünf wichtigsten Drogenhändler in Kolumbien. Dort

144

heißt es, nach Ansicht der kolumbianischen Polizei sei er der Kopf eines blühenden Dro­ gensyndikats, das jährlich für 1,2 Mrd. Dollar Drogen in die Vereinigten Staaten und nach Europa schleust, so daß er zu den fünf größten Kokainhändlern des Landes gehört« (Aussage Vivianos vom 24. April 2002, ebd.). 241

Newsweek, 21. Mai 2001: »Nach Schätzungen kolumbianischer Geheimdienstkreise wer­ den heute 40 Prozent des gesamten kolumbianischen Kokainexports von diesen rechtsge­ richteten Warlords und ihren Verbündeten aus der Drogenunterwelt kontrolliert.« San Francisco Chronicle, 21. Juni 2001: »Nach Schätzungen des Planungsministeriums der kolumbianischen Regierung verdienen die FARC jährlich 290 Mio. Dollar mit Dro­ genhandel. Das entspricht weniger als 2,5 Prozent der gesamten, auf 520 Tonnen ge ­ schätzten jährlichen Kokainproduktion Kolumbiens.

242

INTERNATIONAL NARCOTICS CONTROL STRATEGY REPORT, 1999, hg. vom Bureau for Inter­ national Narcotics and Law Enforcement Affairs, U.S. Department of State, Washing­ ton, D.C., März 2000; http://www.state.gov/www/global/narcotics_law/1999_narcreport

243

Joseph Buttinger, VIETNAM: A POLITICAL HISTORY, New York 1968, S. 456-460.

244

U.S. Army Special Warfare School, »Subject: Visit to Columbia, February 26, 1992«, Carrollton Press, Declassified Documents Reference Series, 1976, 154D; Michael McClintock, INSTRUMENTS OF STATECRAFT: U.S. GUERILLA WARFARE, COUNTERINSURGENCY, AND COUNTERTERRORISM, New York 1992, S. 222. Im Jahr 1959, also schon vor Kennedys Wahl, schickten die Vereinigten Staaten Colonel Charles Bo­ hannan nach Kolumbien, einen Veteranen der blutigen Aufstandsbekämpfung auf den Philippinen nach dem Zweiten Weltkrieg (ebd., S. 143).

245

Ebd., S. 223. Ganz ähnlich läßt sich der militärische Aufstand der Nationalen Befreiungs­ front Vietnams auf Ngo Dinh Diems in den späten 50er Jahren begonnene Unter­ drückungsmaßnahmen gegen die Anhänger Ho Chi Minhs zurückführen, die bis dahin auf eine unter internationaler Aufsicht abgehaltene Wahl gewartet hatten, die sie zu gewinnen hofften.

246

1963 FIELD MANUAL ON U.S. ARMY COUNTERINSURGENCY FORCES (FM 3 1-32), S. 82 ff., zit. nach McClintock, INSTRUMENTS, S. 252.

247

REGLAMENTO DE COMBATE, S. 317; zit. nach McClintock, INSTRUMENTS, S. 252; vgl. ebd., S. 223.

248

Office of Public Safety, INTERNATIONAL POLICE ACADEMY, SYLLABUS FOR COURSE NO. 6; zit nach McClintock, INSTRUMENTS, S. 193. An dem Kurs nahmen 19 Kolumbianer teil, die größte Gruppe aus einem einzelnen Land.

249

Die revolutionäre Vereinigung M-19 entstand aus einer gewaltlos agierenden Studenten­ gruppe, von der einige Mitglieder ermordet wurden, als die Gruppe versuchte, die Be­ schäftigten einer amerikanischen Firma zu organisieren (siehe Ana Carrigan, THE PALACE OF JUSTICE: A COLOMBIAN TRAGEDY, New York 1993).

250

San Francisco Chronicle, 15. Juni 2001. Es ist üblich, daß Ölgesellschaften im Ausland mit staatlichen Sicherheitsdiensten zusammenarbeiten, die Grausamkeiten verüben, in die dann auch die Ölgesellschaften verwickelt sind. Im indonesischen Aceh geht Exxon-Mo­ bil, wie Bloomberg.com es ausdrückt, »auf weniger als Armeslänge Distanz zum Militär« (»langfristig eine Fehlkalkulation«), das auf dem Firmengelände oder ganz in der Nähe Zivilisten foltert (siehe Blomberg.com, 25. März 2001, zit. nach Robert Jereski, »The Conflict in Aceh«, http://www.preventconflict.org/portal/main/research/jereski.htm). Im September 2002 er­ hielten die Opfer der vom Militär in Birma im Zusammenhang mit der Sicherung einer Unocal-Pipeline begangenen Grausamkeiten das Recht zugesprochen, vor einem amerika­ nischen Gericht auf Schadensersatz zu klagen (Los Angeles Times, 19. September 2002).

251

Peter Dale Scott und Jonathan Marshall, COCAINE POLITICS: DRUGS, ARMIES, CIA IN CENTRAL AMERICA, Berkeley 1998, S. 89.

252

Human Rights Watch, STATE OF WAR: POLITICAL VIOLENCE AND COUNTERINSURGENCY IN COLUMBIA, http://www.hrw.org/reports/1993/stateofwar1.htm

AND THE

http://web.archive.org/web/20000817201840/http://www.hrw.org/reports/1993/stateofwar1.htm

145

253

Human Rights Watch, Colombiaʼs Killer Network: The Military-Paramilitary Partnership and the United States, 1996; http://www.hrg.org/reports/1996/killer1.html Vgl. Frank Smyth, Progressive, Juni 1998: »Nehmen wir zum Beispiel Kolumbien. Dort finanzierte die CIA 1991 angeblich zur Drogenbekämpfung neue militärische Geheim­ dienstnetze. Doch das neue Netz tat wenig, um gegen den Drogenhandel vorzugehen. Stattdessen nahm es illegale paramilitärische Gruppen auf und unterstützte Todesschwa­ dronen. Diese Todesschwadronen ermordeten Gewerkschafter, Bauernführer, Menschen­ rechtsaktivisten, Journalisten und andere der ›Subversion‹ Verdächtigte. Nach den vorlie­ genden Beweisen, zu denen auch Dokumente des kolumbianischen Militärs gehören, ging es der CIA weniger um Drogenbekämpfung als um die Bekämpfung linksgerichteter Wi­ derstandsbewegungen.

254

Human Rights Watch, The Ties That Bind: Colombia and Military-Paramilitary Links, 2000; http://www.hrw.org/reports/2000/colombia http://web.archive.org/web/20000815070204/http://www.hrw.org/reports/2000/colombia/ Alma Guillermoprieto, »Our New War in Colombiacc, New York Review of Books, 13. April 2000.

255

Ebd.: »Nach einem neueren Bericht des amerikanischen Außenministeriums wurden 1995 in Bolivien 48.600 Hektar für den Coca-Anbau genutzt. 1999 waren es nur noch 21.800. Noch daramtischer war der Rückgang in Peru, wo die Anbaufläche 1995 mit 115.300 Hektar ihren Höhepunkt erreichte und in den folgenden vier Jahren auf 38.700 Hektar sank. Betrachtet man jedoch die gesamte in den drei Ländern Kolumbien, Bolivien und Peru für den Coca-Anbau genutzte Fläche, ergibt sich ein etwas anderes Bild. 1995 lag die Anbaufläche bei schätzungsweise 214.800 Hektar. 1999 waren es 183.000 Hektar.« Vgl. Chicago Sun Times, 21. Januar 2001: »In den 90er Jahren unternahm man in Peru und Bolivien große Anstrengungen zur Verringerung der Cocaproduktion. In Peru ging der Anbau in den letzten vier Jahren um 66 Prozent zurück (zum Teil auch wegen eines Pilzes, der die dortigen Cocapflanzen befiel). In Bolivien verringerte sich der Anbau in zweieinhalb Jahren um 55 Prozent. Doch im selben Zeitraum stieg die Produktion in Ko­ lumbien rasch an, wenn auch nicht ganz so stark wie die Rückgänge, so daß insgesamt eine Verringerung der Produktion zu verzeichnen war. Jedenfalls dachten das die Behör­ den. Eine genauere Analyse zeigte jedoch, daß die kolumbianische Kokainproduktion zweieinhalbmal höher lag, als man angenommen hatte. Wir wissen nicht, seit wann die Vereinigten Staaten die Kokainproduktion in Südamerika zu niedrig veranschlagten. Doch wenn man für 1998 und 1999 die korrigierten kolumbianischen Zahlen einsetzt, löst sich der kräftige Rückgang der Kokainproduktion in nichts auf.«

256

Scott und Marshall, COCAINE POLITICS, S. 81-84.

257

New York Times, 25. Oktober 1997.

258

Lucian R. W. Pye, »Armies in the Process of Political Modernizationc«, in: John J. Johnson (Hg.), THE ROLE OF THE MILITARY IN UNDERDEVELOPED COUNTRIES, Princeton 1962, S. 87 ff. Auf derselben Konferenz forderte Guy Pauker von der RAND Corporation die anwesenden indonesischen Offiziere auf, »loszuschlagen und ihr Haus zu fegen« (ebd., S. 224). Einige der Konferenzteilnehmer spielten später beim indonesischen Staatsstreich von 1965 eine wichtige Rolle.

259

Edwin Lieuwen, »Militarism and Politics in Latin America«, in: Johnson (Hg.), ROLE OF THE MILITARY, S. 138, 147, 153 f.

260

New York Times, 28. Mai 2001.

261

Human Rights Watch, COLOMBIAʼS KILLER NETWORK: THE MILITARY-PARAMILITARY PARTNERSHIP AND THE UNITED STATES, 1996; http://www.hrg.org/reports/1996(killerl.html

262

Frank Smyth, PROGRESSIVE, Juni 1998.

263

Jonathan Marshall, Peter Dale Scott und Jane Hunter, THE IRAN-CONTRA CONNECTION: SECRET TEAMS AND COVERT OPERATIONS IN THE REAGAN ERA, Boston 1987, S. 70 f.

264

Siehe z.B. »Paramilitarismo como politica contrainsurgente de estado«; http://home3.swipnet.se/w-34817/FARC/990120-para-militar-documento.htm

265

Rensselaer W. Lee III, THE WHITE LABYRINTH, New Brunswick, N.J., 1988, S. 117 f.

146

266

James Mills, THE UNDERGROUND EMPIRE, New York 1986, S. 882.

267

3.000 Kalaschnikows aus einem Lager der nicaraguanischen Polizei wurden im Novem­ ber 2001 von israelischen Waffenhändlern an die paramilitärischen Autodefensas Unidas de Colombia (AUC) geliefert; siehe Associated Press, 9. Mai 2002.

268

Andrew Cockburn und Leslie Cockburn, DANGEROUS LIAISONS: THE INSIDE STORY OF THE U.S.-ISRAELI COVERT RELATIONSHIP, New York 1991, S. 214-218. Der israelische Oberst Yair Klein bemerkte zu seiner Ausbildertätigkeit für die Todesschwadron von José Gonzalo Rodriguez Gacha, dem führenden Mitglied des Medellín-Kartells: »›Wir sind sicher, daß unsere Aktivitäten im Interesse der Vereinigten Staaten lagen, und das war immer schon so.‹ Sie hätten davon gehört, wenn es nicht so gewesen wäre, sagte Klein« (ebd., S. 215). Klein verkaufte später in Sierra Leone Waffen aus der Ukraine und Weißrußland. In Kolumbien und den Vereinigten Staaten liegen immer noch Haftbefehle gegen ihn vor; Washington Post, 16. Oktober 1999; Jerusalem Post, 21. September 1999.

269

Scott und Marshall, COCAINE POLITICS, S. 56-64. Miguel Angel Félix Gallardo, Verbin­ dungsmann von Ocampo und Matta in Mexiko, unterstützte gleichfalls die Contras und genoß eine Zeitlang entsprechenden Schutz (siehe ebd., S. 41 f.; Peter Dale Scott, DRUGS, CONTRAS, AND THE CIA, Sherman Oaks, Calif., 2000, S. 7 f.).

270

Scott und Marshall, COCAINE POLITICS, S. 54-64, 101-121; Scott, DRUGS, CONTRAS, THE CIA, S. 7-37.

271

Alfred W. McCoy, DIE CIA 265, 394-402, 612-620.

272

Im März 1982 billigte die Reagan-Regierung eine Geheimabsprache zwischen Justizmi­ nisterium und CIA, wonach die CIA nicht mehr verpflichtet war, das Ministerium von Aktivitäten ihrer Agenten, Einrichtungen oder Vertragspartner im Bereich des Drogen­ handels zu unterrichten (siehe U.S. Central Intelligence Agency, Office of Inspector Ge­ neral [Frederick Hitz], Investigations Staff, REPORT OF INVESTIGATION CONCERNING ALLEGATIONS BETWEEN CIA AND THE CONTRAS IN TRAFFICKING COCAINE TO THE UNITED STATES, 96-0143-IG, Bd. 2, The Contra Story, §§ 23-30, 57-71; Scott, DRUGS, CONTRAS, AND THE CIA, S. 12).

273

Vgl. zweites Kapitel; Stephen Handelman, COMRADE CRIMINAL: RUSSIAʼS NEW MAFIYA, New Haven 1995, S. 195-204. Caseys sogenannte Operation Mosquito verdient ebenso untersucht zu werden wie die Devisenbeschaffung der CIA bei der Schweizer Firma Sha­ karchi Trading, die später beschuldigt wurde, Geld aus dem afghanischen Heroin- und dem kolumbianischen Kokainhandel gewaschen zu haben.

274

Scott und Marshall, COCAINE POLITICS, S. 10 ff., 132-150.

275

Ebd., S. 149. Siehe auch David Harris, SHOOTING THE MOON, Boston 2001, S. 157-159.

276

Scott und Marshall, COCAINE POLITICS, S. 133 f., 149 f., 154.

277

Gary Webb, DARK ALLIANCE, New York 1998, S. 332.

278

Wie oben bereits angemerkt, begann diese Propagandakampagne ein Jahr, nachdem Occi­ dental Oil 1983 das auf eine Milliarde Barrel geschätzte Ölfeld Caiio Limon entdeckt hat ­ te. Sie führte zu den National Security Decision Directives von 1986 und 1989, aus denen die amerikanische Militärpräsenz in Kolumbien resultierte.

279

New York Times, 21. März 1984 (zu den »Guerillas«); Mark Bowden, KILLING PABLO, New York 2001, S. 44 (zum Medellín-Kartell). Die Anschuldigung, wonach die FARC die Tranquilandia-Labors schützte, geht offenbar auf die Entdeckung einer FARC-Uni­ form zurück, die durchaus absichtlich dort deponiert worden sein könnte.

280

Scott und Marshall, COCAINE POLITICS, S. 97 f.

281

Beispiele dazu ebd., S. 94.

282

Martha Honey, HOSTILE ACTS: U.S. POLICY IN COSTA RICA IN THE 1980s, Gainesville 1994, s. 412.

283

Die Anklagen wurden erhoben, um Anschuldigungen gegen Helfer der von der CIA un­ terstützten Contras zu begegnen. So behauptete Reagan am 16. März 1986, »hohe Mit­ glieder« der nicaraguanischen Regierung seien »tief in den Drogenhandel verstrickt«. Das geschah wenige Stunden, nachdem der San Francisco Examiner auf der Titelseite die Be­

UND DAS

AND

HEROIN, Frankfurt am Main 2003, S. 21 f., 245-

147

teiligung von Führern und Helfern der Contras an einem fehlgeschlagenen Drogenge­ schäft drei Jahre zuvor enthüllt hatte (siehe Scott und Marshall, COCAINE POLITICS, s. 172 f.). 284

Es bestehen große Meinungsverschiedenheiten über die Frage, welche Drogenhändler auf den unscharfen Fotos zu sehen sind; siehe ebd., S. 99-103.

285

Damals wurde Lehder beschuldigt, einen Angriff der linksgerichteten Gruppe M-19 und nicaraguanischer Sandinisten auf den kolumbianischen Justizpalast koordiniert zu haben. George Bush nutzte diese Anschuldigung, um die Sicherheitsdirektive 221 zu erlassen. Inzwischen wurde sie von Beamten der DEA und Fachleuten wie Rensselaer Lee als un­ glaubwürdig eingestuft; siehe ebd., S. 95 f., 102.

286

Bowden, KILLING PABLO, S. S4.

287

Scott und Marshall, COCAINE POLITICS, S. 102; Bowden, KILLING PABLO , S. 54.

288

Los Angeles Times, 8. Juni 1986.

289

Lee, WHITE LABYRINTH, S. 172-175; 179 ff.; Shannon, DESPERADOS, S. 142 f., 173-176; Scott und Marshall, COCAINE POLITICS, S. 95 f., 102.

290

Carrigan, PALACE OF JUSTICE.

291

Bowden, KILLING PABLO, S. 1S9.

292

Ana Carrigan, Irish Times, 23. August 2000. Ende 1989 war das Cali-Kartell zur »wich­ tigsten Informationsquelle der [kolumbianischen] Sicherheitsdienste« geworden (siehe Patrick Clawson und Rensselaer W. Lee III, THE ANDEAN COCAINE INDUSTRY, New York 1996, S. S7).

293

Bowden, KILLING PABLO, S. 184-225. Im April 2001 strengte Amnesty International einen Prozeß an, um Einsicht in die CIA-Akten zu Los Pepes zu erhalten. Die amerikani­ sche Sektion erklärte, ihre Ermittlungen verwiesen auf eine »äußerst verdächtige Bezie ­ hung zwischen der amerikanischen Regierung und der Familie Castaño, und das zu einer Zeit, als die amerikanische Regierung über die Verwicklung der Familie in paramilitäri­ sche Gewalt und in den Drogenhandel bestens Bescheid wußte« (Amnesty International USA, Presseerklärung vom 25. April 2001; http://www.amnestyusa.org/news/2001/colombia04252001_2.html). http://web.archive.org/web/20010503152246/http://www.amnestyusa.org/news/2001/colo mbia04252001_2.html

294

Washington Post, 21. Juli 1996 (zu den Geheimdienstberichten); Bowden, KILLING PABLO, S. 186, 263, 268 (zu den DEA-Agenten). Nach der angesehenen kolumbianischen Schriftstellerin Ana Carrigan sah die DEA in Castaño auch 2000 noch einen potenziel­ len Verbündeten: »Es gibt ernstzunehmende Behauptungen, wonach Agenten der ameri­ kanischen Drug Enforcement Administration (DEA) dem paramilitärischen Führer Carlos Castaño Unterstützung angeboten haben, falls er sie im Kampf gegen die Drogenhändler unterstützt. In einem Fernsehinterview erklärte Castaño aus seinem Herrschaftsgebiet im Norden, er wisse nicht, ob das Hilfeersuchen Ausdruck der amerikanischen Politik sei oder von Agenten ausging, die auf eigene Initiative agierten. Nach Angaben eines DEAInformanten, der behauptet, bei Treffen zwischen DEA-Agenten, Drogenhändlern und Mitgliedern der paramilitärischen Gruppe Castaños als Dolmetscher gedient zu haben, kam man überein, daß amerikanische Offizielle mit Castaño zusammentreffen sollten, um einen Handel mit ihm abzuschließen.« (Ana Carrigan, IRISH TIMES, 23. August 2000). Carrigan glaubt, Castaño wolle der Mittelschicht durch fortgesetzte militärische Aktionen die Hoffnung auf den Friedensprozeß nehmen und sie für eine von ihm geführte militä ­ risch-zivile »Regierung der nationalen Einheit« gewinnen.

295

Die Bänder wurden von dem späteren Wahlverlierer Andrés Pastrana an die Öffentlich­ keit gebracht, der vier Jahre danach die Wahl gewann. Nach amerikanischen Quellen wurden die ursprünglichen geheimen Bänder im September 1994 von Joe Toft, dem aus dem Dienst scheidenden Leiter der DEA-Niederlassung in Bogotá, an die Öffentlichkeit gebracht (siehe Bowden, KILLING PABLO, S. 272; vgl. Washington Post, 21. Juli 1996). Toft veröffentlichte eine gereinigte Fassung, in der die Hinweise auf Pastrana gelöscht waren. Erstmals veröffentlicht wurden die Bänder im Juni 1994 von Pastrana selbst (siehe z.B. Montreal Gazette, 28. Juni 1994).

148

296

Washington Post, 28. August 1995. Die drei waren Gilberto Rodríguez Orejuela, sein Bruder Miguel und Jost Santacruz Londono. Ein vierter Führer, Helmer Herrera Buitrago, wurde 1998 im Gefängnis ermordet.

297

Clawson und Lee, ANDEAN COCAINE INDUSTRY, S. 61; Boston Globe, 11. November 1999. Der selbst als Drogenhändler angeklagte Fernando José Flores besuchte die Führer des Cali-Kartells Gilberto und Miguel Rodriguez Orejuela ein Dutzend Mal im Gefängnis.

298

DEA, »Traffickers from Colombia«, http://www.usdoj.gov/dea/traffickers/colombia.htm http://web.archive.org/web/20000301145735/http://www.usdoj.gov/dea/traffickers/colombia.htm

299

Ricardo Rocha, »The Colombian Economy after 25 Years of Drug Trafficking «; http://www.odccp.org:80/colombia/rocha.html http://web.archive.org/web/20010719195635/http://odccp.org/colombia/rocha.html

300

http://www.usdoj.gov/dea/briefingbook/page34-48.htm http://web.archive.org/web/20000817202446/http://www.usdoj.gov/dea/briefingbook/page34-48.htm

301

Mills, UNDERGROUND EMPIRE, S. 1135, 1181; Peter Dale Scott, MINDING A POEM FOR THE YEAR 2000, New York 2000, S. 153-157.

302

Beim Mapiripan-Massaker vom 14. bis 20. Juli 1997 unterstützten kolumbianische Mili­ tärs die Paramilitärs bei der Übernahme der Hauptstadt des Coca-Anbaugebiets. Nach dem Bericht eines Journalisten der kolumbianischen Tageszeitung El Espectador hielten sich Ausbilder der amerikanischen Green Berets ganz in der Nähe auf. »Es war, als be ­ nutzte die Armee Mapiripan als Test für zukünftige Operationen.« (San Francisco Chro­ nicle, 22. April 2001) Der für dieses Massaker verantwortliche General wurde später von einem Militärgericht zu 40 Monaten Haft verurteilt (New York Times, 14. Februar 2001).

303

Paul Eddy, THE COCAINE WARS, New York 1988, S. 342.

304

Siehe http://www.airlines2.freeuk.com/417.htm http://web.archive.org/web/20001012142928/http://www.airlines2.freeuk.com/417.htm 1972 wurde Southern Air an ihren Präsidenten »verkauft«. Im CHURCH COMMITTEE FINAL REPORT von 1976, Bd. 2., S. 239, heißt es, der Verkauf ähnlicher im Besitz der CIA be­ findlicher Unternehmen sei gewöhnlich mit einer Abmachung verbunden, wonach »das Unternehmen auch weiterhin Güter und Dienstleistungen für die CIA bereitstellt« (siehe Marshall; Scott und Hunter, IRAN-CONTRA CONNECTION , S. 17).

305

Guardian (London), 21. Januar 1987. Vgl. New York Times, 20. Januar 1987; Scott und Marshall, COCAINE POLITICS, S. 166.

306

U.S. Central Intelligence Agency, Office of Inspector General, Report of Investigation ..., Bd. 2, THE CONTRA STORY, S. 907.

307

Webb, DARK ALLIANCE, S. 254; Scott und Marshall, COCAINE POLITICS, S. 18; New York Times, 23. August 1987. Bei der Beurteilung dieser und anderer Behauptungen, wonach die CIA sich am illegalen Drogenhandel beteiligt hat, sollte auch berücksichtigt werden, daß die CIA den Import von mindestens einer Tonne Kokain (und wahrscheinlich sehr viel mehr) aus dem benachbarten Venezuela in die Vereinigten Staaten erlaubte (siehe Wall Street Journal, 22. November 1996; New York Times, 23.November 1996).

308

Webb, DARK ALLIANCE, S. 254.

309

Jonathan Winer, Aktennotiz zum Treffen mit William Weld am 26. September 1986, in: Webb, DARK ALLIANCE, S. 254. Dennoch reagierte das Justizministerium ganz anders, als Palacios Geschichte einen Monat später an die Presse gelangte: »Erstmals enthüllt wurde die Zeugenaussage am 30. Oktober [1986]. An diesem Tag erklärte der stellvertretende Justizminister Stephen Trott im Auftrag von Justizminister Edwin Meese dem FBI-Direk­ tor William Webster, er solle die Ermittlungen der Behörde gegen Southern Air hinaus­ schieben. Die Bitte um diesen Aufschub stammte ursprünglich von Meeses Sicherheitsbe­ rater Vizeadmiral John Poindexter.« (Siehe San Francisco Chronicle, 20. Januar 1987; Scott und Marshall, COCAINE POLITICS, S. 18; vgl. U.S. Congress, Iran-Contra Affair, REPORT OF THE COMMITTEES INVESTIGATING THE IRAN-CONTRA AFFAIR , House Report 100433, Senate Report 100-216, Washington, D.C., 1987, S. 288).

310

Harris, SHOOTING THE MOON, S. 158.

311

Ken Guggenheim, Associated Press, 5. Juni 2001.

149

THE

DARKNESS:

312

Cockburn und Cockburn, DANGEROUS LIAISON, S. 218. Der CIA-Mann war Alan Fiers. Noch ein weiterer ehemaliger CIA-Mann, Felix Rodriguez, erhob Anschuldigungen ge­ gen Gadd (siehe Lawrence E. Walsh, IRAN-CONTRA: THE FINAL REPORT, New York 1994, S. 495).

313

Associated Press, 5. Juni 2001.

314

Honey, HOSTILE ACTS, S. 406-409.

315

Sally Denton und Roger Morris, THE MONEY AND THE POWER, New York 2001, S. 327 ff.

316

Roger Morris, PARTNERS IN POWER: THE CLINTONS AND THEIR AMERICA, New York 1996.

317

U.S. Department of State, »United States Support for Columbia: Fact Sheet Released by the Bureau of Western Hemisphere Affairs«, 28. März 2000, http://www.state.gov/www/regions/wha/colombia/fs_000328_plan colombia.html

318

Das amerikanische Außenministerium nahm bei der Einleitung des Friedensprozesses zwar an einem Vorbereitungstreffen in Costa Rica teil, zog sich dann aber von den Ge­ sprächen zurück, als die FARC einräumten, daß einer ihrer Führer für den Tod dreier amerikanischer Aktivisten verantwortlich war, die mit den Uʼwa-Indianern zusammenge­ arbeitet hatten.

319

Center for Defense Information, Show Transcript: Colombia in Crisis, http://www.cdi.org/adm/1315/transcript.html http://web.archive.org/web/20000930122539/http://www.cdi.org/adm/1315/transcript.html

320

Washington Post, 7. November 2000.

321

Reuters, 17. November 1998 (zu den Kettensägenmorden); Amnesty International, »Enough Is Enough!«, AMNESTY INTERNATIONAL REPORT AMR 23/48/99 (zu den Drohun­ gen).

322

Ebd. Im Juni 2001 trat Castaño als militärischer Leiter der AUC zurück, angeblich um »die Führung des politischen Flügels zu übernehmen« (New York Times, 7. Juni 2001). Manche sahen darin ein Anzeichen für eine Spaltung der AUC; andere meinten, Castaño bringe sich dadurch in Position für eine größere Rolle in der politischen Zukunft Kolum­ biens.

323

San Francisco Chronicle, 12. Februar 2001.

324

Jeremy Bigwood, »DynCorp in Colombia: Outsourcing the Drug War«, http://www.corp-watch.org

325

San Francisco Chronicle, 19. Dezember 2000.

326

Siehe z.B. Baltimore Sun, 1. Juni 2000; New York Times, 21. Januar 2001; Toronto Star, 12. Januar 2001.

327

Siehe z.B. Tad Szulc, »The Ghost of Vietnam Haunts ›Plan Colombia‹«, Los Angeles Times, 20. August 2000.

328

Auch die Täuschungen einer »objektiven« Quantifizierung in Vietnam wiederholen sich, wie folgender Auszug zeigt: »Einfache Kolumbianer ... unterstützen offen die AUC. Nach Meinungsumfragen findet der AUC-Führer Carlos Castaño mindestens doppelt so viel Zustimmung wie der oberste [Kommandeur] der FARC Manuel Marulanda.« (Michael Radu, »Colombia: A Trip Report«, 1. Juni 2001; erhältlich bei fpri.org.).

329

Als Occidental Oil 1983 das auf eine Milliarde Barrel geschätzte Ölfeld Caño Limon ent ­ deckte, verwandelte Kolumbien sich aus einem Nettoimporteur in »ein wichtiges ölexpor­ tierendes Land« (Aussage des Vizepräsidenten der Occidental Oil and Gas Corporation, Lawrence P. Meriage, vor dem House Government Reform Subcommittee on Criminal Justice, Drug Policy, and Human Resources am 15. Februar 2000; http://www.ciponline.org/colombia/021507.htm). http://web.archive.org/web/20010726210439/http://www.ciponline.org/colombia/021507.htm

330

Peter Dale Scott, »The United States and the Overthrow of Sukarno«; http://pir.org/scott.html http://wvi.antenna.nl/eng/ic/pki/pds.html http://web.archive.org/web/20160622111108/http://wvi.antenna.nl/eng/ic/pki/pds.html

150

331

Thad Dunning und Leslie Wirpsa, »Oil Rigged: Thereʼs Something Slippery about the U.S. Drug War in Colombia«; http://www.americas.org, Februar 2001 »Die Firmen haben Verbündete im Sicherheitsapparat der Vereinigten Staaten. 1998 be­ richtete General Charles William, damals Chef des U.S. Southern Command, dem Kon­ greß, die strategische Bedeutung Kolumbiens sei durch die Entdeckung von Ölvorkom­ men gewachsen. Im vergangenen April warnten der demokratische Senator Bob Graham (Florida) und der ehemalige Sicherheitsberater Brent Scowcroft in einem Leitartikel der Los Angeles Times, die Ölvorkommen in Kolumbien könnten erst dann ausgebeutet wer­ den, wenn die Stabilität im Land wiederhergestellt sei.«

332

Siehe z.B. David Kaiser, AMERICAN TRAGEDY: KENNEDY, JOHNSON, AND THE ORIGINS OF THE VIETNAM WAR, Cambridge 2000, S. 488-493; Larry Berman, LYNDON JOHNSONʼS WAR: THE ROLE TO STALEMATE IN VIETNAM , New York 1989. Die deutlichste Äußerung dieser Art findet sich bei Daniel Ellsberg, PAPERS ON THE WAR, New York 1972.

333

Chicago Tribune, 10. Juni 2001. Zur selben Zeit schrieb Michael Radu, der einst für das von der CIA unterstützte Foreign Policy Research Institute arbeitete, die Lösung für das Problem der politischen Gewalt in Kolumbien sei »die Bewaffnung der Zivilbevölkerung« (das heißt AUC und Castaño). »Die Vereinigten Staaten müssen end­ lich einsehen, daß Andrés Pastrana ... ein verheerender Fehlschlag und vor allem eine lah­ me Ente ist.« (Michael Radu, »Colombia«).

334

Typisch ist etwa folgende Passage aus einem Artikel des Toronto Star vom 21. August 1998: »Kolumbien ist eine chaotische ›Drogendemokratie‹, in der mächtige Drogenbaro­ ne, Großgrundbesitzer, die Armee, Guerillas und Privatarmeen (die Steuern in der Dro ­ genindustrie erheben, wenn sie sich nicht selbst aktiv daran beteiligen) sämtlich ein Inter­ esse daran haben, daß der Krieg fortgesetzt wird und Kolumbien der größte Kokainprodu­ zent der Welt bleibt. Ein großer Teil des auf 100 Mrd. Dollar veranschlagten Bruttosozi­ alprodukts Kolumbiens – nach Schätzungen der Weltbank sieben Mrd. Dollar – stammt aus dem Drogenhandel. Die führende Tageszeitung des Landes El Tiempo veranschlagt die Kosten des Krieges auf jährlich acht Mrd. Dollar.«

335

Mark Bowden, KILLING PABLO, New York 2001, S. 30, 33, 35.

336

Dallas Morning News, 19. August 1998: »Ein amerikanischer Reporter, der versuchte, in San José del Guaviare mit DynCorp-Piloten zu sprechen, berichtet, die amerikanische Botschaft habe gedroht, ihn des Landes verweisen zu lassen, wenn er sich noch einmal DynCorp-Personal nähere. Ein anderer Reporter berichtete, die Botschaft habe ihn von Pressekonferenzen ausgeschlossen, nachdem er die Aussage eines Guerillaführers zitiert hatte, wonach amerikanische Militärberater nun auch Angriffsziele seien.

337

Zur Vertragspolitik der amerikanischen Regierung gegenüber scheinprivaten Unterneh­ men (einschließlich Southern Air Transport) in der Zeit der Iran-Contra-Affäre siehe Jonathan Marshall, Peter Dale Scott und Jane Hunter, THE IRAN-CONTRA CONNEC­ TION: SECRET TEAMS AND COVERT OPERATIONS IN THE REAGAN ERA, Boston 1987, S. 7-17.

338

Besorgnis über die Praxis, außenstehenden Vertragspartnern militärische Funktionen zu überlassen, wurde auch innerhalb des Pentagon-Establishments geäußert: »Vor drei Jah­ ren warnte ein Colonel Bruce Grant am Army War College in einem Aufsatz: ›Außen­ politische Belange werden ersatzweise von privaten Militärberatern wahrgenommen, de­ nen es um ganz gewöhnlichen Profit geht.‹« (Guardian (London), 2. Juni 2001).

339

Peter Dale Scott, THE WAR CONSPIRACY: THE SECRET ROAD WAR, Indianapolis 1972, S. 197 ff.

340

Columbus Dispatch, 25. August 1999.

341

Ebd., 4. April 1999. In den 90er Jahren behauptete die SAT (wie schon 20 Jahre zuvor), die Beziehungen zur CIA abgebrochen zu haben. Doch die Intrigen gingen weiter. Kon ­ kursermittler fanden heraus, daß die SAT vor dem Konkurs 32 Mio. Dollar auf ein priva­ tes Konto der Ehefrau des Besitzers verschoben hatte, eines Anwalts, der früher für die CIA tätig gewesen war.

342

Siehe Department of Transport Docket OST-96-1153; http://www.airlineinfo.com/ost.html2/347.htm Bei den Fluggesellschaften, die mit Southern Air konkurrierten, handelte es sich um Polar Air Cargo und um Kitty Hawk Aircargo, Inc. Ebenfalls im latainamerikanischen Luft­

151

TO THE

SECOND INDOCHINA

frachtgeschäft tätig war die taiwanesische EVA Air, offenbar eine Nachfolgerin der Ever ­ green Air, die sich einst im Besitz der CIA befunden hatte. 343

Journal of Commerce, 8. Juli 1996.

344

Associated Press, 5. Juni 2001.

345

Tad Szulc, International Herald Tribune, 29. Dezember 2000. Mehr als ein hoher ecua­ dorianischer Offizieller hat die Befürchtung geäußert: »Wenn Kolumbien ein zweites Vi­ etnam werden sollte, wie alle sagen, dann wird Ecuador das Kambodscha dieses Krieges werden.« New York Times, 8. Januar 2001; vgl. Gazette (Montreal), 9. Februar 2001.

346

Patrick Clawson und Rensselaer W. Lee III, THE ANDEAN COCAINE INDUSTRY, New York 1996, S. 89.

347

Claire Sterling, THIEVEʼS WORLD, New York 1994; John Kerry, THE NEW WAR, New York 1997.

348

Im Rahmen ihrer zunehmenden Institutionalisierung haben die FARC eigene Verbindun­ gen zum internationalen Drogenmilieu hergestellt. Im November 2000 erklärte die Regie­ rung in Mexico City, die FARC tauschten mit mexikanischen Drogenhändlern Kokain ge­ gen Waffen; eine im Mai 2001 sichergestellte Drogensendung (auf der mit russischer und ukrainischer Besatzung fahrenden Svesda Maru) wurde dieser Verbindung zugeordnet (siehe Singapore Straits Times, 18. Mai 2001). Eine Eskalation des gegen die FARC ge­ führten Krieges durch die Bush-Regierung wird mit Sicherheit nur zu einer stärkeren Ver­ wicklung der FARC in den internationalen Drogen- und Waffenhandel führen.

349

Konkrete Beispiele finden sich in Peter Dale Scott, DEEP POLITICS JFK, Berkeley 1996, S. 166-177.

350

Ich habe diesen Prozeß mit den »wechselnden Teilnehmern an einem illegalen Glückss ­ piel« verglichen, bei dem die Kontinuität nicht die Spieler, sondern die Motive betrifft. Dennoch ist die zentrale Rolle, die CAT/Air America und Richard Nixon spielten, sehr erstaunlich. Siehe 8. Kapitel.

351

New York Times, 6. Juni 1971. Danach hatten CIA-Agenten im Grenzgebiet zwischen Laos, Birma und Thailand mindestens 21 Opium-Raffinerien ausgemacht, die für eine ständige Heroinversorgung der amerikanischen Truppen in Vietnam sorgten. Die in Laos unter dem Schutz der Königlich-Laotischen Streitkräfte arbeitenden Labors waren schließlich in der Lage, weißes Heroin mit einem Reinheitsgrad von 96 Prozent nach Vi­ etnam und in die Städte der amerikanischen Pazifikküste zu liefern. Alfred McCoy schreibt, die CIA habe die Geschichte durchsicken lassen, als im April 1971 die ersten großen Transporte loatischen Heroins in Europa und den Vereinigten Staaten abgefangen wurden (Alfred McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN. WELTPOLITIK DURCH DROGENHANDEL, Frankfurt am Main 2003, S. 396, 398).

352

Richard Nixon, »Cuba, Castro, and John F. Kennedy«, READERʼS DIGEST, November 1964, S. 291.

353

World Oil, 15. August 1970, S. 186; vgl. Ocean Industry, Dezember 1969, S. 63.

354

OIL AND GAS JOURNAL, 28. April 1969, S. 56; KARTE DER KONZESSIONEN IN OCEAN INDUSTRY , Dezember 1969, S. 64.

355

Es ist charakteristisch für Corcorans tiefe Verwicklung in verdeckte CIA-Operationen, daß seine Washingtoner Anwaltskanzlei Corcoran and Youngman nicht im Martinda­ le-Hubble-Anwaltsverzeichnis aufgeführt war. Dagegen war Desmond FitzGerald, der CIA-Mann in Vietnam, mit dem die CAT zusammenarbeitete, im Martindale-Hubble un­ ter dem Deckmantel einer privaten Kanzlei verzeichnet. Wir wissen jedoch, daß FitzGe ­ rald »viele der folgenden [Nachkriegs-]Jahre in Vietnam oder anderen asiatischen Län­ dern verbrachte« (Stewart Alsop, THE CENTER, New York 1968, S. 157).

356

»Lawyers and Lobbyists«, Fortune, Februar 1952, S. 142.

357

Miguel Ydigoras Fuentes, MY WAR WITH COMMUNISM, Englewood Cliffs, N.J., 1963, S. 49 f., 63 f.

358

T. A. Wise, »The Bustling House of Lehman«, Fortune, Dezember 1957, S. 157.

359

Nelson Rockefeller, »Widening Boundaries of National Interest«, Foreign Affairs, Juli 1951, S. 523-538.

152

AND THE

DEATH

OF

360

William Henderson, »Some Reflections on United States Policy in Southeast Asia«, in: ders. (Hg.), SOUTHEAST ASIA: PROBLEMS OF UNITED STATES POLICY, Cambridge 1963, S. 253-263.

361

Gabriel Kolko, THE ROOTS OF AMERICAN FOREIGN POLICY, Boston 1969, S. xii f.

362

Ebd., S. 92.

363

George Sheldon, »Status of the Viet Nam«, Far Eastern Survey, 18. Dezember 1946, S. 373-377.

364

Department of State, Bulletin, 18. Mai 1953, S. 708.

365

U.S. Congress, Senate, Committee on the Judiciary, INTERNAL SECURITY REPORT, 1956, S. 197.

366

In Wirklichkeit war Achesons Reaktion weder so positiv, wie Pawley gehofft hatte, noch so negativ, wie er später vor dem Kongreß klagte. Acheson »schrieb, er habe nichts dage­ gen, wenn eine begrenzte Zahl privater amerikanischer Bürger nach Taiwan gingen und in direkte vertragliche Beziehungen zur chinesischen Regierung träten, ohne jede Verant­ wortung seitens dieser Regierung« (State Department, Foreign Relations 9, 1949, S. 428-431, Acheson to Taipei, 18. November 1949; zit. nach Bruce Cumings, THE ORIGINS OF THE KOREAN WAR, Princeton 1990, Bd. 2, S. 510).

367

Peter Dale Scott, DEEP POLITICS AND THE DEATH OF JFK, Berkeley 1996, S. 165-169; Cumings, ORIGINS, Bd. 2, S. 510 ff.

368

Neben dem neuen Material zu Chennault, CAT und Air America im 3. Kapitel siehe auch Martha Byrd, CHENNAULT: GIVING WINGS TO THE TIGER, Tuscaloosa, Alabama, 1987; Christopher Robbins, AIR AMERICA, New York 1985; und William M. Leary, PERILOUS MISSIONS: CIVIL AIR TRANSPORT AND CIA COVERT OPERATIONS IN ASIA, 1946-1955, Montgomery, Alabama, 1984.

369

David Kaiser, AMERICAN TRAGEDY: KENNEDY, JOHNSON, VIETNAM WAR, Cambridge 2000, S. 11 f.

370

David L. Anderson, TRAPPED BY SUCCESS, New York 1991, S. 207 f. Wie ich später noch zeigen werde, billigte das State Department diesen Unsinn wegen eines politischen Han ­ dels, bei dem die Fernostangelegenheiten einem Veteran der Chinalobby, Walter S. Ro­ bertson, anvertraut wurden.

371

Die Idee des »nation building«, des Aufbaus von Nationen, ist ein Beispiel für ein seich­ tes Denken, das durch eine seichte Metapher verdeckt wird. Nationen werden in der Re­ gel nicht »aufgebaut«, sondern wachsen. Und obwohl es scheinbar leicht ist, sie von au­ ßen zu unterstützen, vermag man nur schwer ein inneres System zur Aufnahme und Ver­ arbeitung dieser Hilfe »aufzubauen«.

372

Anderson, TRAPPED BY SUCCESS, S. 156. Sowohl in Vietnam als auch in Laos ließen sich die künstlich festgelegten Wechselkurse der Importprogramme leicht so manipulieren, daß beträchtliche Gewinne für die Machthaber abfielen.

373

Alfred W. McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN. WELTPOLITIK DURCH DROGENHANDEL , Frankfurt am Main 2003, insb. S. 305 (zu Vietnam) und S. 398, 411-418, 448-453 (zu Laos).

374

Die bekanntesten Beispiele der 50er Jahre für einen von den Vereinigten Staaten herbei ­ geführten »Regimewechsel« waren der Iran und Guatemala. Wer wünschte sich heute nicht die gemäßigten Demokratien zurück, die dort 1953 bzw. 1954 von der CIA abge­ schafft wurden?

375

»Landsdales Memo an Taylor über unkonventionelle Kriegführung« vom Juli 1961, Pen­ tagon-Papiere, München 1971, Nr. 22, S. 125-133 (zu CAT); Audrey R. Kahin und Ge­ orge McT. Kahin, SUBVERSION AS FOREIGN POLICY, New York 1995, S. 12 f., 179-184. Auch die amerikanische Intervention in Indonesien 1958 wurde von Guomindang-Kräf­ ten in Taiwan und deren südkoreanischen Verbündeten unterstützt (siehe ebd., S. 185188).

376

FOREIGN RELATIONS OF THE UNITED STATES (FRUS) 1958-1960, Bd. 16, Nr. 65, S. 218; Kaiser, AMERICAN TRAGEDY, S. 21.

153

AND THE

ORIGINS

OF THE

377

In den FRUS-Bänden des State Department für die Kennedy-Ära werden Kambodscha und Indonesien im Südostasien-Band behandelt, während Laos einen eigenen Band ver­ dient.

378

Wie wir im elften Kapitel noch sehen werden, arbeiteten die Guomindang und die Asian Peopleʼs Anti-Communist League enger mit den Drogenhändlern des laotischen Militärs zusammen, nachdem die von der CIA eingesetzte Regierung in Vientiane die Guomin­ dang-Regierung 1958 anerkannt hatte.

379

Die direkte Beteiligung der CIA am Drogenhandel wurde mit der Zeit immer intensiver. Air America übernahm den Transport des Hmong-Opiums, nachdem der General der lao­ tischen Armee Ouane Rathikone kleine korsische Fluggesellschaften 1965 aus dem Ge­ schäft gedrängt hatte. Die von der CIA gebauten Landepisten wurden von den Korsen be­ nutzt, nachdem General Kong Le im Dezember 1960 die Ebene der Tonkrüge eingenom­ men hatte, die seit mehr als 60 Jahren »das Zentrum des Opiumhandels in Nordostlaos gewesen war« (siehe McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN, S. 431-434).

380

Arthur J. Dommen, CONFLICT IN LAOS: THE POLITICS OF NEUTRALIZATION, New York 1971, S. 17. Dennoch wird das Opium in den veröffentlichten FRUS-Akten zur Laoskrise von 1959 und 1960 nicht erwähnt; ebenso wenig in Kaisers ansonsten ausgezeichneter geschichtlicher Darstellung der Ereignisse, die auf diesen Akten basiert.

381

Der amerikanische Diplomat und Sonderbeauftragte Richard Holbrooke, der den Zwi­ schenfall als Mitautor der Biographie von Clark Clifford erforschte, meint: »Was Nixons Leute taten, war möglicherweise sogar rechtswidrig. Sie griffen massiv, direkt und heim­ lich in wichtige diplomatische Verhandlungen ein ..., die wahrscheinlich zu den wichtigs­ ten Verhandlungen in der Geschichte der amerikanischen Diplomatie gehörten. (BBC-In­ terview, 2000, zit. nach Anthony Summers, THE ARROGANCE OF POWER, New York 2000, S. 306).

382

Ich spreche von einem »Kreis«, weil die Intrige 1967 von Robert Hill eingefädelt wurde, einem außenpolitischen Spezialisten der Republikaner, der General Chennault und dessen Fluggesellschaft CAT unterstützte (siehe Summers, ARROGANCE, S. 299).

383

Summers, ARROGANCE, S. 47 f., 53-57, 62 f., 85, 133 f., 180 f., 194 f. Summers erwähnt nicht, daß Senator Owen Brewster, gegen den schon einmal wegen der illegalen Weiter ­ gabe von Geldspenden in Nixons Wahlkampfkasse ermittelt worden war, zum Kern der Chinalobby gehörte. (Ebd., S. 85, 186; Roger Morris, RICHARD MILHOUSE NIXON, New York 1990, S. 576). Zu der von Summers unterschätzten Bedeutung der Chinalobby für Nixons frühe Karriere siehe Stephen E. Ambrose, NIXON: THE EDUCATION OF A POLITICIAN 1913-1962, New York 1987, S. 213 ff.

384

Summers, ARROGANCE, S. 239-245, 253-257, Fußnoten 510, 513. Wie wir noch sehen werden, war Helliwell Berater von Lanskys Bank in Miami. Summers (ebd., S. 55, 57) behauptet, Lansky habe den Gangster Mickey Cohen aus Los Angeles beauftragt, Spen­ den in Nixons Wahlkampfkasse für seinen ersten Wahlkampf für den Kongreß einzuzah­ len. Summers bringt Nixons Privatvermögen auf den Bahamas auch in einen Zusammen­ hang mit der Familie Crosby, die gleichfalls mit Lansky in Verbindung stand (ebd., S. 241). Ein Familienmitglied, Francis Peter Crosby, war auch zusammen mit S. G. Fassou­ lis an Unterweltbetrügereien mit Staatsanleihen beteiligt (siehe 3. Kapitel). Natürlich hat ­ ten auch andere Politiker – vor allem John F. Kennedy – ihre dunklen Verbindungen. Der Unterschied liegt in dem Ausmaß, in dem diese Verbindungen konstitutiv für die politi­ sche Persönlichkeit Richard Nixons waren.

385

Summers (ebd., S. 185) führt zahlreiche Zeugen zur Unterstützung der (von Howard Hunt dem Nixon-Assistenten Robert Cushman zugeschriebenen) These an, wonach Nixon der »Hauptarchitekt« des Schweinebucht-Projekts war. Summers erklärt weiter (ebd., S. 180 f.), Nixon habe die Unterstützung der ursprünglich übergangenen CIA sichergestellt, nachdem er eine Nachricht Meyer Lanskys erhalten hatte. Als ich dieses Kapitel 1969 und 1970 schrieb, war ich noch nicht auf die heute bekannten Verbindungen zwischen Guomindang, CAT sowie deren Nachfolgegesellschaft Air America und auf das dramati­ sche Wachstum des asiatischen Drogenhandels in der Nachkriegszeit gestoßen. Gleich­ falls beteiligt war die Asian Peopleʼs Anti-Communist League, die Nixon 1964 in Taiwan besuchte. Siehe 11. Kapitel.

386

Spenden soll Nixons Wahlkampfkasse erhalten haben von der Chinalobby, vom persi­ schen Schah, von den griechischen Obristen, die 1967 die Macht ergriffen, und mögli­

154

cherweise 1967 und 1972 von der südvietnamesischen Regierung (siehe Summers, ebd., S. 85, 164, 286, Fußnote 519). Schon früher soll die CIA nach Angaben ihres ehemaligen Mitarbeiters Gordon Mason in ihrem Besitz befindliche Beweise vernichtet haben, wo ­ nach Nixon 100.000 Dollar Schmiergeld von dem rumänischen Faschisten Nicolae Mala­ xa erhalten hatte, der damals mit dem CIA-Mann Frank Wisner zusammenarbeitete (ebd., S. 133 f.). Bei seinem ersten Wahlkampf für das Repräsentantenhaus 1946 erhielt Nixon Spenden von Ölleuten und von Figuren aus der Unterwelt, angeblich auf Anweisung Frank Costellos und Meyer Lanskys (ebd., S. 54-57). 387

Nixon traf Allen Dulles schon 1947 im Zusammenhang mit der Hiss-Affäre (siehe Am­ brose, NIXON, S. 178; Summers, ARROGANCE, S. 63). John Loftus, ein ehemaliger Staats­ anwalt des Justizministeriums, der an Fällen von der CIA geschützter Nazi-Kriegsverbre­ cher arbeitete, hat behauptet, Nixon sei ihm auch bei diesen Fällen begegnet. Allen Dulles finanzierte damals Nixons ersten Wahlkampf, um sein Schweigen zu erkaufen (ebd., S. 62 f., mit Verweis auf John Loftus und Mark Aarons, THE SECRET WAR AGAINST THE JEWS, New York 1994, S. 221, 557).

388

Heute ist vollständig dokumentiert, daß Nixon dies wußte (siehe Summers, ARROGANCE, S. 297-308).

389

New York Times, 26. Oktober 1969, S. 24.

390

New York Times, 10. September 1969, S. 10.

391

New York Times, 27. August 1964, S. 6.

392

Washington Post, 6. April 1961, A9; New York Times, 25. März 1961, S. 2. Noch 1969 flogen Amerikaner Hubschrauber für die laotische Armee (siehe New York Times, 24. September 1969, S. 1).

393

Anna Chan Chennault, CHENNAULT AND THE FLYING TIGERS, New York 1963, S. 76-83; Russell Whelan, THE FLYING TIGERS, New York 1942, S. 31 f.; Claire Lee Chennault, Way of a Fighter, New York 1949, S. 100 f.; vgl. auch ebd., S. 131 ff. Corcorans private Anwaltskanzlei entstand im Zusammenhang mit diesem Manöver; da­ mals verließ er mit Zustimmung Roosevelts das Weiße Haus, um Berater des für die Flying Tigers tätigen Versorgungsunternehmens China Defense Supplies und damit T. V. Soongs Verbindungsmann zum Weißen Haus zu werden (siehe Barbara Tuchman, STILWELL AND THE AMERICAN EXPERIENCE IN CHINA, 1911-45, New York 1971, S. 220).

394

San Francisco Chronicle, 2. April 1970, S. 31; W. T. Wertenbaker, »The China Lobby«, Reporter, 15. April 1952, S. 9 f.

395

Wir wissen heute, daß Frank Wisners (später mit der CIA vereinigtes) »Office of Policy Coordination im Sommer 1948 ›zunehmend die Kontrolle über die Fluggesellschaft über­ nahm, die nach seiner Ansicht unter einem perfekten Deckmantel agierte‹; spätestens ab Sommer 1949 flossen CIA-Gelder in das Unternehmen, und zwar über eine Tarnfirma [Airdale Corp.], die Tommy ›The Cork‹ Corcoran, T. V. Soongs Mann in Washington, aufgebaut hatte« (siehe Bruce Cumings, THE ORIGINS OF THE KOREAN WAR, Princeton 1990, Bd. 2, S. 133, unter Verweis auf Robbins, AIR AMERICA, S. 48 f., 56 f., 70). Im September 1949 begann Frank Wisner für das OPC mit dem State Department über die vollständige Übernahme der Firma zu verhandeln. Als George Kennan vom State Depart­ ment »Wisner am 4. Oktober einen Aktenvermerk schickte, in dem Wisners Pläne weder gebilligt noch abgelehnt wurden ..., hatte Wisner alles, was er brauchte. Das OPC war be­ reit, gegen die Kommunisten in China in den Krieg zu ziehen, und die CAT sollte Teil dieser Operation sein« (Byrd, CHENNAULT, S. 333).

396

Obwohl Soong wie auch die amerikanische Regierung sich in diesem Fall aktiv auf Chen­ naults Seite beteiligten, stammten die Geldmittel aus Schuldscheinen einer zweiten Firma namens CATI, die keine Verbindung zum Aufkauf der CAT durch CIA und OPC hatte. Die CATI-Schuldverschreibungen wurden schließlich 1954 durch eine kleinere, kompli­ ziertere Zahlung ausgelöst, und zwar zur selben Zeit, als die CAT das Recht erhielt, als zivile Luftfahrtgesellschaft Taiwans aufzutreten (siehe ebd., S. 338, 346 ff.).

397

Anna Chan Chennault, A THOUSAND SPRINGS, New York 1962, S. 248; vgl. dies., CHENNAULT AND THE FLYING TIGERS , S. 275. Nach Leary gab die CIA Chennault den »lee­ ren Titel« eines Vorsitzenden des neuen CAT-Aufsichtsrats und rief ihn gelegentlich zu Konsultationen nach Washington zurück, weil die Regierung ihm wegen seiner Nähe zu

155

dem inzwischen entfremdeten ehemaligen Verbündeten Chiang Kai-sheck mißtraute (sie­ he Leary, PERILOUS MISSIONS, S. 137). 398

Robert Lee Scott Jr., FLYING TIGER: CHENNAULT OF CHINA, Garden City, N. Y., 1959, S. 282.

399

Stewart Alsop, Saturday Evening Post, 13. Dezember 1958, S. 86.

400

Roger Hilsman, TO MOVE A NATION, Garden City, N. Y., 1967, S. 300. Siehe 11. Kapitel.

401

Claire Lee Chennault, »Voice of the Tiger« (wie von Tom McClary berichtet), Flying, Oktober 1954, S. 64-68. Siehe auch Look, 7. September 1954, S. 80-83; Flying, Mai 1955, S. 69; Newsweek, 26. April 1954, S. 41.

402

PENTAGON-PAPIERE, Nr. 22, S. 125-133; Chennault, THOUSAND SPRINGS, S. 263 f. Chennault und seine nach dem Krieg gemachten Vorschläge wurden in Washington we­ gen dessen Nähe zu Chiang Kai-shek, Madame Chiang und T. V. Soong selbst von der CIA mit Mißtrauen betrachtet (siehe Leary, PERILOUS MISSIONS, S. 113, 137).

403

Bernard Fall, HELL IN A VERY SMALL PLACE, Philadelphia 1967, S. 24.

404

New York Times, 19. Juni 1954, S. 3.

405

Corey Ford, Saturday Evening Post, 12. Februar 1955, S. 102. Zu CAT in anderen Län­ dern siehe PENTAGON-PAPIERE, Nr. 22, S. 125-133.

406

Wie es scheint, hatte das State Department nicht die Absicht, Souvanna Phouma vollends zu beseitigen, sondern ihn zu zwingen, eine breitere Vertretung von CIA-Günstlingen in seinem Kabinett zu akzeptieren. Gemeint war damit, wie Allen Dulles es ausdrückte, eine »neue dynamische Gruppe, das Komitee zur Verteidigung Nationaler Interessen«. Diese Gruppe lehnte es jedoch ab, unter Souvanna Phouma zu dienen, und Botschafter Smith erhielt die Anweisung, er solle keinen besonderen Druck auf die Gruppe ausüben, ihren Widerstand aufzugeben. Ob die CIA das Komitee 1958 in seinem Widerstand bestärkte (wie es 1960 geschah), ist nicht bekannt. Siehe FRUS 1959-1960, Bd. 16, Nr. 190 f., S. 471 ff.

407

FRUS 1959-1960, Bd. 16, Nr. 202, S. 491.

408

Phoumi scheint anfangs von Henry Hecksher geführt worden zu sein, der die CIA-Nie­ derlassung in Laos bis 1959 leitete, sowie von dessen Nachfolger Gordon Jorgensen und auch von Robert Jantzen, dem Leiter der CIA-Niederlassung in Thailand. Im Dezember 1959 klagte Phoumi, Botschafter Smith sei schuld daran, daß Hecksher Laos früher als erwartet verlassen mußte, und sagte dann zutreffend voraus, daß Smith selbst schon bald abberufen werde. Siehe FRUS 1959-1960, Bd. 16, Nr. 319, S. 723 (zu Hecksher, aber ohne Namensnennung), Nr. 421, S. 887 (zu Jantzen).

409

FRUS 1959-1960, Bd. 16, Nr. 203, S. 491. Ich muß an dieser Stelle einräumen, daß mei­ ne Darstellung der Ereignisse hier zweifellos beeinflußt wurde von meiner vierjährigen Tätigkeit im diplomatischen Dienst Kanadas, das den Auftrag übernommen hatte, die Einhaltung des Genfer Abkommens zu überwachen. So kann ich der von Kaiser gegebe­ nen Darstellung dieser Zeit nicht zustimmen, der zwar den Plan des Pentagons zur »Ex­ pansion der Mission« erwähnt, aber nichts über die Verletzung des Genfer Abkommens sagt, die doch den umstrittensten Aspekt des Plans bildete (siehe Kaiser, TRAGEDY, S. 23). Ebenso wenig kann ich folgender Passage aus demselben Absatz zustimmen: »Im Ja­ nuar 1959 ... sprach Premierminister Phoumi Sananikone angesichts einer verhängnisvol­ len Entwicklung vor der Nationalversammlung von militärischen Zwischenfällen an der nordvietnamesischen Grenze und erhielt besondere Vollmachten zur Abwehr dieser Be­ drohung.« Die RAND Corporation gelangt in einem Bericht über Laos zu dem Urteil, nicht der prokommunistische Pathet Lao, sondern die rechtsgerichtete Regierung Sanani­ kone habe »die Krise verschärft, die zum Krieg in Laos führte« (siehe A. M. Halpern und H. B. Friedman, COMMUNIST STRATEGY IN LAOS , Rand, RM2561, S. 51; zitiert und ausgearbeitet in Bernard Fall, ANATOMY OF A CRISIS: THE LAOTIAN CRISIS OF 1960-1961, hg. und mit einem Nachwort versehen von Roger M. Smith, Garden City, N. Y., 1969, S. 108). Fall bemerkt, daß Hanoi sich schon vor Phoumis Vorwürfen über laotische Über ­ griffe beschwert hatte und daß die Hauptforderung der Nordvietnamesen nach einer Rückkehr der (aus Indien, Kanada und Polen bestehenden) Internationalen Kontrollko­ mission von den Vereinigten Staaten entschieden abgelehnt wurde. Im Gefolge der Ertei­

156

lung von Sondervollmachten durch die laotische Nationalversammlung wurden die älte­ ren Minister des Kabinetts durch junge Obristen des von der CIA unterstützten Komitees zur Verteidigung Nationaler Interessen ersetzt. »Damit war Sananikone rundum ein Ge­ fangener der ›Jungtürken‹.« (Ebd., S. 96). 410

Der Widerstand aus der mittleren Ebene des State Department gegen CIA und Pentagon blieb erfolglos, weil die Republikaner und Dulles die Abteilung Fernostpolitik in die Hände Walter Robertsons gelegt hatten, eines »engen Verbündeten von Chinalobbyisten wie des Kongreßabgeordneten Walter Judd« (Anderson, TRAPPED BY SUCCESS, S. 180). Robertsons Nachfolger J. Graham Parsons war von derselben Mentalität.

411

Dommen, CONFLICT IN LAOS, S. 115. General Lansdale schrieb 1961 (?) in einem Memo über Laos, CAT habe mehr als 200 Überflüge über das chinesische Festland und Tibet und ausgedehnte Hilfsflüge in Laos während der gegenwärtigen Krise durchgeführt (»Landsdales Memo an Taylor über unkonventionelle Kriegführung« vom Juli 1961, PENTAGON-PAPIERE, München 1971, Nr. 22, S. 125-133. Vgl. John Kenneth Knaus, ORPHANS OF THE COLD WAR: AMERICA AND THE TIBETAN STRUGGLE FOR SURVIVAL , New York 1999). Noch nicht durchgesehen habe ich James Morrison und Kenneth J. Con­ boy, THE CIAʼS SECRET WAR IN TIBET , Lawrence 2002.

412

Fall, ANATOMY, S. 99. Vgl. FRUS 1959-1960, Bd. 16, Nr. 226, S. 537. Auch die Guo­ mindang und die Asian Peopleʼs Anti-Communist League beteiligten sich an dieser Hilfe; siehe elftes Kapitel. Der Shanstaat ist ein Gliedstaat im Nordosten Birmas, der aufgrund seiner jahrhundertelangen Unabhängigkeit seit den 50er Jahren um mehr Autonomie kämpft.

413

Dommen, CONFLICT IN LAOS, S. 118; Fall, ANATOMY, S. 104.

414

Ebd., S. 103 f.

415

1971 erhielt ich die Information, daß mit dem Bau 1960 begonnen wurde; McCoy berich­ tet dagegen aus erster Hand, daß der Bau erst 1961 begann (McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN, S. 427).

416

Fall, ANATOMY, S. 20 f. Der Kommandeur des Postens war Deo Van Khoun, Leutnant der laotischen Armee und Mitglied einer mächtigen Tʼai-Familie, die früher (vor ihrer Ver­ treibung aus Nordvietnam) den Franzosen als »Vermittler zu den Hmong-Opiumbauern« gedient hatte (siehe ebd., S. 19; McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN , S. 219). Mit großer Wahrscheinlichkeit waren die im August 1959 in den Opiumprovinzen Sam Neua und Phong Saly ausgebrochenen Streitigkeiten in Wirklichkeit ein Kampf um die Kontrolle über die Opiumernte dieses Jahres. Hugh Toye bemerkt, die kommunistischen Viet Minh hätten Opium benutzt, um »ihre Geheimdienste und ihre Propaganda zu bezahlen«; der Streit habe 1959 begonnen, als »sich große Teile des Opiums noch in den Dörfern befan­ den« (Hugh Toye, LAOS, London 1968, S. 130).

417

FRUS 1959-1960, Bd. 16, Nr. 232, S. 546, Hervorhebungen von mir. Fall beschreibt die Angreifer als Mitglieder des Tʼai-Stammes mit zahlreichen Verwandten in der Region Sop-Nao (Fall, ANATOMY, S. 21).

418

In den Akten des State Department findet sich auch ein Vermerk vom 19. August, in dem es heißt, ein Vorschlag zur »Stärkung der laotischen Armee« werde »rasch geprüft« (sie­ he FRUS 1959-1960, Bd. 16, Nr. 243, S. 562). Doch es gibt keinen Hinweis auf eine Ge­ nehmigung vor dem 5. September; siehe unten.

419

Am 4. September wurde den Mitgliedern einer hochrangig besetzten Dringlichkeitsbe­ sprechung erklärt: »Die Laoten sagten damals, fünf feindliche Bataillone seien beteiligt gewesen, aber unser Militärattaché glaubt, es waren nur drei, also etwa 1.500 Mann. Am 3. September bewegten sich zwei Marschsäulen auf Sam Neua zu« (FRUS 1959-1960, Bd. 16, Nr. 257, S. 596).

420

Siehe dazu Fall, ANATOMY, S. 130-138; Dommen, CONFLICT IN LAOS, S. 123.

421

Alsop hatte seine Informationen eindeutig vom amerikanischen Militärattaché erhalten; siehe Anm. 52.

422

Bernard Fall, STREET ANATOMY, S. 136.

423

Denis Warner, ein anderer antikommunistischer Journalist, hörte einige derselben Zeugen und berichtete, der örtliche General habe »als Tatsache akzeptiert, was selbst der jüngste

WITHOUT

JOY, Harrisburg, Pa., 1964, S. 334 f.; vgl. ders.,

157

westliche Stabsoffizier als Erfindung zurückgewiesen hätte« (Denis Warner, THE LAST CONFUCIAN, New York, 1963, S. 210). Diese Spitze richtete sich offenbar gegen Alsop, der einst unter Chennault Stabsoffizier in Tschungking gewesen war. 424

Eine dieser Folgen war die Aufrechterhaltung des unsinnigen amerikanischen Hilfspro­ gramms für Laos, dem 1959 nach einem verheerenden Kongreßbericht der Abbruch droh­ te. Der wegen Bestechung angeklagte Willis Bird leitete die Bangkok-Niederlassung der Sea Supply, Inc., der CIA-Firma, die für die Versorgung der Opiumtruppen des Guomin­ dang-Generals Li Mi sorgte (siehe 11. Kapitel). Senator Mansfield beklagte 1960 öffent­ lich, daß die 300 Mio. Dollar amerikanischer Hilfe und sonstiger Ausgaben für Laos kaum mehr vorzuweisen hätten als »Chaos, Unzufriedenheit und Armeen, die dabei sind, zu verlieren« (New York Times, 29. Dezember 1960).

425

Bangkok Post, 12. September 1959. Damit wurde die Grundlage für die logistische Unter­ stützung der im Opiumanbau tätigen Hmong durch Air America gelegt. Dabei ist wahr­ scheinlich bedeutsam, daß die falschen Berichte über eine nordvietnamesische Invasion »zugleich der Presse und den Militärattachés zugänglich gemacht wurden«, und zwar von General Ouane Rathikone, der später für das laotische Opiummonopol zuständig war (FRUS 1959-1960, Bd. 16, Nr. 252, S. 583).

426

New York Times, 25. September 1959, S. 4; 27. September 1959, S. 16. Die »American Fliers for Laos« hätten ebenso gegen den Neutrality Act verstoßen wie einst die Flying Tigers. Hatte man unter diesen Umständen die Absicht, Eisenhower um eine Genehmi­ gung zu ersuchen, wie sie Roosevelt erteilt hatte? Einer, der das gewußt haben dürfte, war Joseph Alsop. Wie andere Chinaleute in CIA und Pentagon hatte er während des Zweiten Weltkriegs in China für Chennault gearbeitet. Außer einem von der CIA inspirierten Arti­ kel in Fortune aus dem Jahr 1961 (siehe unten Anmerkung 93) habe ich keine späteren Hinweise auf dieses »Freiwilligen« -Projekt gefunden.

427

Die Ankündigung des State Department vom 26. August veranlaßte einige Kongreßabge­ ordnete zu der Klage, sie hätten in einem zwei Tage zuvor durchgeführten geheimen In­ formationsgespräch nichts von einer Verstärkung der Hilfe gehört; New York Times, 31. August 1959, S. 10. Die FRUS-Dokumente zeigen, daß die am 26. August herausgegebe­ ne Erklärung eigentlich für die Pressekonferenz des Präsidenten am 25. August bestimmt gewesen war; er machte keinen Gebrauch davon (FRUS 1959-1960, Bd. 16, Nr. 247, S. 571 f.). Anscheinend teilte Eisenhower noch nicht die eifrige Bereitschaft seiner Offiziel­ len, in Laos aktiv zu werden.

428

Wie der FRUS-Band zeigt, billigte der Präsident einige Militäraktionen am 5. September (siehe unten). Dazu gehörte der Beschluß, »Transportflugzeuge auf vorgeschobene Flug­ plätze zu verlegen, damit sie für den Transport amerikanischer Truppen bereitstehen« (FRUS 1959-1960, Bd. 16, Nr. 258, S. 600). Einen ausdrücklichen Befehl zum Einsatz von Air-America-Flugzeugen gab es nicht.

429

Dwight D. Eisenhower, WAGING PEACE: 1956-1961, Garden City, N. Y., 1965; dt.: WAGNIS FÜR DEN FRIEDEN . 1956-1961, Düsseldorf 1966, S. 355 [der zweite Satz ist in der deutschen Übersetzung nur verkürzt wiedergegeben]. Die Memoiren komplizieren das Bild noch durch die irrige Behauptung, Eisenhower sei nicht am 4. September, sondern am Morgen des 3. September nach Schottland geflogen. Die »Laoskrise« hatte sich bei der Rückkehr des Präsidenten bereits beruhigt. Die einzige Genehmigung, die er in die ­ sem Zusammenhang erteilte, erfolgte am 5. September aus Schottland.

430

Joseph Alsop, WASHINGTON POST, 4. Oktober 1959, A25.

431

Fall, STREET WITHOUT JOY, S. 334; vgl. ders., ANATOMY, S. 136.

432

FRUS 1959-1960, Bd. 16, Nr. 252, S. 583; vgl. ebd., S. 584. Fall räumt ein, daß es An ­ griffe gab (»die ersten wirklichen Angriffe des Krieges«). Sie bestanden aus einem kurz­ en Mörserbeschuß, »dem kein Infanterieangriff folgte; oder wenn es solch einen Infante ­ rieangriff gegeben hat, konnte die Garnison ihn nicht mehr beobachten, weil sie ihren Rückzug schon viel früher angetreten hatte« (Fall, ANATOMY, S. 134 f.).

433

Washington Post, 11. September 1959, A14.

434

FRUS 1959-1960, Bd. 16, Nr. 252, 254, 258, 262. In Schottland erhielt Eisenhower am 6. September die Nachricht, daß ein Task-Force-Hauptquartier der Marines für die von Childs genannten Einheiten auf Okinawa aktiviert worden war (siehe FRUS 1959-1960,

158

Bd. 16, Nr. 260, S. 602, Telegramm des Außenministers an den Präsidenten vom 6. Sep­ tember 1959). 435

Der stellvertretende CIA-Direktor Charles Cabell betonte die Bedeutung des Laos-Zwi­ schenfalls am 6. Oktober 1959 in einer Rede vor der National Guard Association: »Den Ernst der Lage herunterspielen, genau das wollen die Kommunisten ja erreichen. Tatsa­ che ist, daß schon der Verlust von fünf oder sechs Soldaten in einem Außenposten fern im Norden von Laos bedeutsam ist.« Seine Rede wurde später vom Council Against Communist Aggression verteilt, um skeptischen Artikeln im Wall Street Journal und im Washington Star entgegenzutreten, die den Zwischenfall verharmlosen wollten (Hoover Institution, STANLEY HORNBECK PAPERS, Box 131). Der Council Against Communist Ag­ gression wurde später in Council for the Defense of Freedom umbenannt und 1980 mit dem American Security Council zum Committee for a Free Afghanistan vereinigt.

436

Arthur J. Schlesinger Jr., A THOUSAND DAYS, Boston 1965; dt.: DIE TAUSEND TAGE KENNEDYS, München 1966, S. 307. Vgl. Kaiser, AMERICAN TRAGEDY, S. 25: »Man kommt kaum um die Feststellung herum, daß die CIA die laotische Politik tiefgreifend veränderte und einen Militärputsch herbeiführte.«

437

Die Hauptakteure des Putsches von 1959 waren Phoumi Nosavan, Ouane Rathikone und Prinz Sopsaisana; siehe FRUS 1959-1960, Bd. 16, Nr. 319, S. 723. Sie alle waren als Drogenhändler bekannt. Sopsaisana schob das 1971 bei ihm beschlagnahmte Heroin ei­ nem seiner Mitputschisten, Khampan Panya, in die Schuhe (McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN, S. 412-416, 448-453, 393 ff., 505 ff.).

438

Dommen, LAOS, S. 133.

439

Denis Warner, REPORTING SOUTHEAST ASIA, Sydney 1966, S. 167.

440

Schlesinger, DIE TAUSEND TAGE, S. 307-315. Tatsächlich stand Jorgensen Phoumi so nahe, daß Kennedy zunächst Jorgensen abberufen mußte, als er 1962 die Hilfe für Phou­ mi beenden wollte.

441

Dommen, LAOS, S. 154. Schlesinger, der sich so ätzend über die »CIA-Typen« in Laos äußert, schweigt auffällig zu Air America. Selbst Hilsman, der die »Tragödie« der Rivali­ täten zwischen den Geheimdiensten und den Versuch der CIA, »in Laos Gott zu spielen«, beklagt, schreibt lediglich: »Transportflugzeuge einer zivilen amerikanischen Fluggesell­ schaft bauten eine ständige Luftbrücke zu Phoumis Basis in Savannakjhet auf« (Hilsman, TO MOVE A NATION, S. 124).

442

Keyes Beech, »How Uncle Sam Fumbled in Laos«, SATURDAY EVENING POST, 22. April 1961, S. 89.

443

Dommen erwähnt dieses wichtige Treffen nicht.

444

FRUS 1959-1960, Bd. 16, Nr. 431, S. 914, mit Zitat aus dem Telegramm 686 aus Vien­ tiane vom 18. Oktober 1960.

445

Dommen, LAOS, S. 164.

446

New York Times, 21. Dezember 1960, S. 30; Le Monde, 6. Dezember 1960, S. 4.

447

McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN, S. 424 ff. Weitere Drogenhändler unter den am zwei­ ten Putsch Beteiligten waren General Kouprasith Abhay und Oberst Oudone Sanaikone (vgl. ebd., S. 449).

448

Als Kong Le die Ebene der Tonkrüge im Dezember 1960 eroberte, drängte er die in den Drogenhandel verwickelten korsischen Fluggesellschaften aus dem Geschäft (ebd., S. 316 f.). Sowohl Fall (ANATOMY, S. 93 f.) als auch Dommen (LAOS, S. 111) stellen die bei der Gründung des Komitees zur Verteidigung der Nationalen Interessen propagierten Refor­ mabsichten dem »schändlichen Drogenhandel« alter Familien wie der Sananikone im Umkreis Phoumis gegenüber. Exbotschafter Smith äußerte sich weit weniger empört, als er im Dezember einigen wichtigen Mitgliedern des Komitees vorwarf, »offen persönliche statt laotischer Interessen und ganz sicher nicht die der Vereinigten Staaten zu verfolgen oder verfolgt zu haben« (FRUS 1959-1960, Bd. 16, Nr. 312, S. 714; zit. nach Kaiser, AMERICAN TRAGEDY, S. 24 f.). McCoy schreibt, als Phoumi 1961 erstmals den Opiumhan­ del zur Finanzierung seiner Armee einsetzte, habe er »schon seit mehreren Jahren von den korsischen und chinesischen Schmugglern Bestechungsgelder kassiert« (McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN, S. 412).

159

449

FRUS 1959-1960, Bd. 16, Nr. 397 f., S. 846-850.

450

FRUS 1959-1960, Bd. 16, Nr. 415, S. 876; Kaiser, AMERICAN TRAGEDY, S. 27.

451

McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN, S. 426.

452

FRUS 1959-1960, Bd. 16, Nr. 424, S. 893.

453

FRUS 1959-1960, Bd. 16, Nr. 463, S. 973.

454

Eisenhower, WAGNIS FÜR DEN FRIEDEN, S. 510 f. Vgl. FRUS 1959-1960, Bd. 16, Nr. 487, S. 1008 f.; Aktenvermerk über ein Telefongespräch mit dem Präsidenten.

455

FRUS 1959-1960, Bd. 16, Nr. 487, S. 1009.

456

New York Times, 8. Dezember 1960, S. 7. Vgl. FRUS 1959-1960, Bd. 16, Nr. 480, S. 999. »Zugleich, so fügten sie hinzu, haben die Vereinigten Staaten die Lieferung von mi­ litärischer Ausrüstung an Südvietam verstärkt, die für die Bekämpfung kommunistischer Guerillas erforderlich war, [und] auch die militärische Ausbildung der vietnamesischen Armee wieder aufgenommen, die ein bessere Bekämpfung der Guerillas ermöglichen soll.« Die Geschichte zeigt, daß die Deeskalation in Laos durch eine Eskalation in Viet­ nam ausgeglichen wurde. Und sie zeigt, daß wichtige, der Kennedy-Regierung von 1961 zugeschriebene Entscheidungen in Wirklichkeit vom Pentagon in der Endphase der Re­ gierung Eisenhower getroffen worden waren.

457

FRUS 1959-1960, Bd. 16, Nr. 486, S. 1006.

458

New York Times, 21. Dezember 1960, S. 30. Dies ist der früheste Hinweis auf die ab Au­ gust 1960 verstärkten Aktivitäten von Air America, den ich in der amerikanischen Presse finden konnte. Auch in den Akten des State Department wird Air America erstmals am 23. Dezember 1960 erwähnt. Noch am 14. Dezember benutzte man in Telegrammen die weniger eindeutige Bezeichnung CAT, obwohl CAT Inc. schon am 31. März 1959 in Air America umbenannt worden war.

459

Eisenhower, WAGNIS FÜR DEN FRIEDEN, S. 510.

460

Charles J. V. Murphy, »Cuba: The Record Set Straight«, Fortune, September 1961, S. 94; Hervorhebungen von mir; der Aufsatz wird diskutiert in Paul W. Blastock, THE STRATEGY OF SUBVERSION, Chicago 1964, S. 250.

461

Fred J. Cook, THE WAR FARE STATE, New York 1962, S. 265; Los Angeles Times, 6. April 1960, Sektion 3, S. 2. In seiner Zeit als Oberkommandierender im Pazifik 1957 be­ fürwortete Stump eindeutig eine militärische Intervention in Indochina, bis Eisenhower eingriff und ihn auf Linie mit seiner Auffassung brachte (siehe Kahin und Kahin, SUBVERSION, S. 86, 262).

462

Hilsman, TO MOVE, S. 311.

463

Ebd., S. 115.

464

Peter Dale Scott, »Laos: The Story Nixon Wonʼt Teil«, New York Review of Books, 9. April 1970, S. 35-45.

465

Alfred W. McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN: WELTPOLITIK DURCH DROGENHANDEL, Frankfurt am Main 2003, S. 21 ff. Ich bezweifle, daß für die Anhänger Chiang Kai-s­ hecks ein deutlicher Unterschied zwischen dem langfristigen Ziel einer Rückkehr auf das Festland und dem kurzfristigen Ziel des Drogenhandels bestand, mit dem die Guomin­ dang ihre Verbindungen zur chinesischen Bevölkerung und den Triaden in Südostasien organisierte und finanzierte.

466

Ebd., S. 23. Ich habe nie klären können, ob die Anlage und ähnliche Anlagen in Südviet ­ nam nach Richard Nixons Asienbesuch von 1964 und insbesondere nach seinem Besuch bei der in den Drogenhandel verwickelten Asian Peopleʼs Anti-Communist League (APACL) gebaut wurde (siehe elftes Kapitel). Es mag ironisch klingen, daß die Vereinig­ ten Staaten ausgerechnet unter Nixon Beziehungen zur Volksrepublik China aufnahmen (durch Kissingers Geheimbesuch Anfang Juli 1971) und gleichzeitig ankündigten, man werde laotische, thailändische und südvietnamesische Führer, die in den Drogenhandel verwickelt seien, nicht länger unterstützen (siehe New York Times, 8. Juli 1971). Der ent­ scheidende Monat war der Juni 1971; acht Wochen zuvor hatte man den laotischen APACL-Delegierten Prinz Sopsaisana in Paris mit 60 Kilogramm hochwertigen Heroins

160

im Gepäck festgenommen, das auf den Straßen New Yorks einen Wert von 13,5 Mio. Dollar gehabt hätte (siehe McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN, S. 396). 467

Ebd., S. 415. Phoumi, der sich an der Vorbereitung des Putschs beteiligte, aber letztlich doch erheblich dadurch geschwächt wurde, hatte sich erst im März mit dem vietnamesi­ schen General Nguyen Khan getroffen, der darauf hoffte, daß die Amerikaner ihre Kriegsanstrengungen auf Nordvietnam und sogar auf China ausdehnten. Wie die CIA be­ richtete, erfolgte der Putsch »nach dem Vorbild des Putschs von General Khan in Saigon« im Januar 1964 (David Kaiser, AMERICAN TRAGEDY: KENNEDY, JOHNSON, AND THE ORIGINS OF THE VIETNAM WAR, Cambridge 2000, S. 317). Der öffentlich als Urheber des Putschs genannte General Siho war Phoumis rechte Hand und angeblich selbst korrupt (McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN , S. 745, Fußnote 158).

468

Ebd., S. 456.

469

A. M. Halpern und H. B. Friedman, COMMUNIST STRATEGY IN LAOS, RAND, RM-2561, S. 51; zit. und kommentiert in Bernard Fall, ANATOMY OF A CRISIS , Garden City, N.Y., 1969, S. 108.

470

Der Text von Nixons Erklärung folgt der gedruckten Fassung im San Francisco Chronic­ le, 6. März 1970, S. 9. Wie Bernard Fall meint, trieb die CIA-Politik einer bewußten »Po­ larisierung« in Laos »viele Menschen in die Arme der Kommunisten, die eigentlich keine Kommunisten waren, denen aber angesichts unserer Politik keine andere Wahl blieb (wie 1946 viele Vietnamesen, die lediglich den Abzug der französischen Kolonialherren aus Vietnam wollten, in die Arme der Vietminh Ho Chi Minhs getrieben wurden)« (Fall, ANATOMY, S. 199; vgl. ebd., S. 189). Arthur Schlesinger schreibt dazu: »Indem die Regie­ rung Eisenhower die neutralistische Lösung ablehnte, hatte sie die Neutralisten in ein un­ gewolltes Bündnis mit den Kommunisten getrieben und offene sowjetische Unterstützung für den Pathet Lao provoziert (und in den Augen vieler gerechtfertigt). All das geschah ohne ernsthafte Konsultationen der neuen Regierung, die in Kürze das Problem erben würde.« (Schlesinger, A THOUSAND DAYS , Boston 1965; dt.: DIE TAUSEND TAGE KENNEDYS, München 1966, S. 308). Zu weiteren Einzelheiten siehe Hugh Toye, LAOS: BUFFER STATE OR BATTLEGROUND, Oxford 1968, S. 145-165.

471

Arthur J. Dommen, CONFLICT IN LAOS: THE POLITICS OF NEUTRALIZATION, New York 1964, S. 238. Obwohl Dommen einräumt, daß die Nordvietnamesen 1962 »höchstwahr­ scheinlich« aus Angst vor den 5.000 nach Thailand eingeflogenen amerikanischen Solda­ ten aktiv wurden, war er kein Apologet der nordvietnameischen Präsenz in Laos. Im Ge­ genteil, sein Buch (bei dessen Abfassung er auf die Hilfe von Mitarbeitern des Council on Foreign Relations zurückgreifen konnte), drängt auf die »plötzliche Einkreisung ... und geräuschlose Liquidierung eines der Bataillone der vietnamesischen Grenztruppen durch eine entschlossene und gut ausgebildete Einheit der Special Forces«, weil man dadurch »Hanoi einen gewaltigen Schock versetzen« könne (ebd., S. 301).

472

Bernard Fall, VIETNAM WITNESS, 1 953-1966, New York 1966, S. 249.

473

Toye, LAOS, S. 178; Roger Hilsman, TO MOVE A NATION , Garden City, N.Y., 1967, S. 127; New York Times, 25. März 1961, S. 2; Fall, ANATOMY, S. 206; Fortune, September 1961, S. 94; Schlesinger, DIE TAUSEND TAGE , S. 315 f.

474

Toye, LAOS, S. 182; vgl. Hilsman, TO MOVE A NATION , S. 140.

475

Denis Warner, THE LAST CONFUCIAN, New York 1963, S. 217 f.

476

Times (London), 24. Mai 1962; 31. Mai 1962. Auch in einem Artikel der Saturday Eve­ ning Post, 7. April 1962, S. 87 f., heißt es, »eine Handvoll« CIA und MAAG- (Military Assistance and Advisory Group) Angehörige »untergräbt eifrig unsere gegenwärtige Politik in Laos«. Als Kennedy die Hilfe für Phoumi aussetzte, tat er das gegen den Rat des CIA-Direktors McCone (siehe Kaiser, AMERICAN TRAGEDY, S. 127, mit Verweis auf FRUS 1961-1963, Bd. 24, Nr. 223, S. 264). Siehe auch Kaiser, AMERICAN TRAGEDY, S. 134-139.

477

McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN, S. 412 f.; vgl. ebd., S. 398.

478

Ebd., S. 453-456.

479

Präsident Kennedy unternahm im Frühjahr 1961 einen weiteren Versuch, die Guomin­ dang-Truppen zum Abzug aus der Region zu bewegen, aber etwa 4.000 Soldaten sollen darauf bestanden haben, in Laos und Thailand zu bleiben (Washington Post, 16. März

161

1970, Ab). Nach Alfred McCoy »waren 2.000 bis 3.000 reguläre Guomindang-Soldaten in Laos zurückgeblieben und wurden von der CIA angeheuert, um die Stellung der Rech­ ten im Lande zu stärken« (McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN, S. 470). 480

Hilsman, TO MOVE A NATION, S. 152 f.

481

Dommen, CONFLICT 1966, S. 273 f.

482

Protocol to the Declaration on the Neutrality of Laos, Artikel 1(a), 2, 4, in: Dommen, CONFLICT IN LAOS, S. 314 f.

483

New York Times, 5. Dezember 1962, S. 3; Dommen, Conflict in Laos, S. 243.

484

Ebd., S. 244.

485

Jack Foisie, San Francisco Chronicle, 10. März 1970, S. 16; Dommen, CONFLICT IN LAOS, S. 239. Foisie schreibt: »Es besteht die Möglichkeit, daß einige Leute zeitweilig aus den Streitkräften ausscheiden und nach Beendigung ihres Vertragsverhältnisses dort­ hin zurückkehren.« Auch einige der »zivilen« amerikanischen Piloten, die in Laos arbei­ teten, sollen auf der Grundlage dieser Regelung später wieder in die U.S. Air Force auf­ genommen worden sein. Am 13. März 1970 berichtete Senator Fulbright, CIA-Direktor Richard Helms habe die Richtigkeit von Berichten aus Laos über die CIA-Aktivitäten »grundsätzlich bestätigt« (New York Times, 14. März 1970, S. 11).

486

Noch am 4. Mai 1964 konnte William Bundy vor einem Ausschuß des Repräsentanten­ hauses erklären, die Veränderung der Machtverhältnisse auf der Ebene der Tonkrüge seit Juli 1962 habe »sich günstig ... für die nichtkommunistischen Elemente der Regierung ausgewirkt« (House Committee on Appropriations, Foreign Operations Appropriations for 1965, Hearing before a Subcommittee, 88th Cong., 2d sess., S. 414).

487

Dommen, CONFLICT IN LAOS, S. 256; vgl. Toye, LAOS, S. 193.

488

»Nach außen hin ging es bei dem rechtsgerichteten Putsch vom 19. April 1964 um die Beseitigung der neutralistischen Armee ..., aber die putschenden Generäle schienen einen Großteil ihrer Energie vor allem darauf zu richten, Phoumis Finanzimperium zu zer­ schlagen.« (McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN, S. 415) Befehligt wurden die am Putsch beteiligten Truppen von General Kouprasith Abhay, der »das meiste der Immobilien, Bordelle und Opiumhöhlen des gefallenen Generals einstrich« (ebd., S. 416). In seiner Darstellung des Putsches erwähnt McCoy aber nicht die Rolle, die Guomindang-Offiziere aus Taiwan dabei spielten.

489

Denis Warner, REPORTING SOUTHEAST ASIA, Sydney 1966, S. 190. Wilfred Burchett, THE SECOND INDOCHINA WAR, New York 1970, S. 162 f., schreibt, das Treffen der drei Parteien am 18. April sei zwar ergebnislos verlaufen, doch die Angst vor einem Erfolg habe die CIA veranlaßt, an dem geplanten Putsch vom 19. April festzuhalten.

490

New York Times, 14. Mai 1964, S. 11; 19. Mai 1964, S. 5; Fall, STREET WITHOUT JOY, S. 341.

491

Warner, REPORTING SOUTHEAST ASIA, S. 191. Der Integrationsbefehl erinnert an einen ähnlichen Befehl der Rechten an den Pathet Lao aus dem Jahr 1959, der zum Ausbruch des Laoskriegs beitrug.

492

New York Times, 16. Mai 1964, S. 2; 28. Mai 1964, S. 10.

493

PENTAGON PAPERS, S. 239; Dommen, CONFLICT IN LAOS, S. 259; Toye, LAOS, S. 194. Die ersten substanziellen Berichte über eine nordvietnamesische Infiltration stammen aus der Zeit nach der Aufnahme der neuen amerikanischen Bombardierungspolitik. Vgl. T. D. Allman, Far Eastern Economic Review, 1. Januar 1970, S. 21: »Als die Regierung in Vientiane den Amerikanern erlaubte, mit der Bombardierung zu beginnen, setzten die Nordvietnamesen immer mehr Truppen ein, um diese Regierung in Mißkredit zu bringen.«

494

PENTAGON PAPERS, S. 239; Dommen, CONFLICT IN LAOS, S. 238; Joseph C. Goulden, TRUTH IS THE FIRST CASUALTY: THE GULF OF TONKING AFFAIR - ILLUSSION AND REALITY , New York 1969, S. 97.

495

Toye, LAOS, S. 194; Dommen, CONFLICT IN LAOS, S. 258: »Souvanna wurde immer mehr zu einer Marionette in einer Situation, über die er keine Kontrolle besaß.« Als Antwort auf Souvannas Einwände kündigten die Vereinigten Staaten an, die Aufklärungsflüge »für mindestens 48 Stunden« auszusetzen. Doch zur selben Zeit erklärte das State Depart­

IN

LAOS, S. 238; Grant Wolfkill, REPORTED

162

TO

BE ALIVE , London

ment, die Flüge würden »nach entsprechender Konsultation« fortgesetzt. Das war keines­ wegs das erste Mal, daß die Vereinigten Staaten Souvanna in so demütigender Weise be­ handelten (vgl. Fall, ANATOMY, S. 193 ff., 223). 496

Goulden, TRUTH IS THE FIRST CASUALTY, S. 97. Grant Wolfkill, REPORTED TO BE ALIVE, S. 273 f., damals Gefangener des Pathet Lao, bestätigt, daß die Flugzeuge 1962 sehr nied­ rig flogen: »In etwa 300 Metern Höhe fegte sie [eine F-101 ohne Kennzeichen] durch das Tal und drehte elegant am anderen Ende. Ich konnte den Kopf des Piloten sehen, als das Flugzeug wendete. Drei Tage später tauchte die F-101 abermals auf ... Diesmal schoß man im Lager aus allen Gewehren darauf. Mit arroganter Gleichgültigkeit hielt der Jet seinen Kurs.« (Siehe auch Dommen, CONFLICT IN LAOS, S. 258).

497

Toye, LAOS, S. 182: »Nach einigen nervösen Feuergefechten, aber ohne einen Angriff der Pathet Lao wurde Nam Tha aufgegeben. Diesmal konnte es keinen Zweifel geben. Gene­ ral Boun Leut ist kein Feigling. Er hatte auf Phoumis Befehl gehandelt.

498

T. D. Allman berichtete in der Far Eastern Economic Review, 1. Januar 1970, 5. 21: »Die Amerikaner fliegen nun in Laos 20.000 Bombereinsätze im Monat.« – »Ende 1969 hatten die amerikanischen Bombereinsätze über Laos die Zahl von 242.000 erreicht, das ent­ sprach einem Durchschnitt von 650 Einsätzen pro Tag.« (Seymour Hersh, THE PRICE OF POWER, New York 1983, S. 168).

499

Vgl. Nation, 26. Januar 1970; New York Times, 12. März 1970, S. 3.

500

New York Times, 31. Dezember 1968, S. 6.

501

New York Times, 19. Mai 1969, S. 6; 20. Mai 1969, S. 3; 27. Mai 1969, S. 5; 28. Mai 1969, S. 9.

502

Franz Schurmann, Peter Dale Scott und Reginald Zelnik, THE POLITICS OF ESCALATION IN VIETNAM, Boston 1966; David Kraslow und Stuart H. Loory, THE SECRET SEARCH FOR PEACE IN VIETNAM, New York 1968, S. 3-74; Ramparts, März 1968, S. 56 ff.; New York Times, 6. Januar 1968, S. 28.

503

Newsweek, 16. Februar 1970, S. 37.

504

San Francisco Chronicle, 17. Februar 1970; 19. Februar 1970; 22. Februar 1970; 23. Februar 1970.

505

Fall, STREET WITHOUT JOY, S. 341.

506

Robert Shaplen, TIME OUT OF HAND, New York 1969, S. 346; New York Times, 26. Oktober 1969, S. 24.

507

Die von Nixon in Key Biscayne (»ohne Rücksprache mit irgendeinem Experten«) ge­ nannte Zahl von 67.000 Soldaten erzürnte Jerome H. Little, Angehöriger der United States Information Agency (USIA) und Presseattaché in Laos. »Noch am Abend vor der Erklärung hatte Doolittle bei einem Pressegespräch in Vientiane gesagt, es gebe 40.000 nordvietnamesische Soldaten im Land.« Doolittle meinte später: »Sie haben einfach alle erdenklichen Schätzungen addiert.« (Hersh, Price of Power, S. 171).

508

McNamara am 17. Juni 1965, DEPARTMENT OF STATE BULLETIN, 5. Juli 1965, S. 18; vgl. Department of State Bulletin, 22. März 1965, S. 414; 17. Mai 1965, S. 750, 753; Theodore Draper, »How Not to Negotiate«, New York Review of Books, 4. Mai 1967, S. 27; ders., ABUSE OF POWER, New York 1967, S. 76 f Schurmann, Scott und Zelnik, POLITICS OF ESCALATION, S. 47.

509

PENTAGON PAPERS, S. 107, 152 f., 338, 422. Das Weißbuch von 1965 wurde von Chester Cooper verfaßt, einem ehemaligen CIA-Mitarbeiter mit Verbindungen ins Weiße Haus.

510

Die Zahlen stammen aus dem wertvollen Anhang zu Fred Branfman, »Presidential War in Laos, 1964-1970«, in: Nina Adams und Alfred W. McCoy (Hg.), LAOS: WAR AND REVOLUTION, New York 1970, S. 278 ff.

511

David P. Chandler, THE TRAGEDY OF CAMBODIAN HISTORY: POLITICS, WAR, AND REVOLUTION SINCE 1945, New Haven 1991; Marie Alexandrine Martin, CAMBODIA: A SHATTERED SOCIETY, übers. von Mark W. McLeod, Berkeley 1994.

512

Seymour Hersh, THE PRICE OF POWER: KISSINGER IN THE WHITE HOUSE, New York 1983, S. 176. Hersh spricht auch von »unwiderleglichen Beweisen dafür, daß Agenten des mili­

163

tärischen Geheimdienstes der USA an Lon Nol herantraten und ihn baten, die Regierung Sihanouk zu stürzen«. 513

Government of Thailand, »Petroleum Concessionaires in Thailand« (Stand März 2002), http://www.mfd02.dmr.go.th/resources/petroleum/concessions/concessionairs.pdf http://www.dmf.go.th/resources/annualReport/annual/th/annualReport_2002_th.pdf http://web.archive.org/save/_embed/http://www.dmf.go.th/resources/annualReport/annu­ al/th/annualReport_2002_th.pdf

514

Journal of Commerce, 17. Februar 1995.

515

Bangkok Post, 29. Oktober 1997.

516

PENTAGON-PAPIERE, Nr. 73, S. 298.

517

Der Ausdruck »Lon-Nol-Putsch« wird zwar häufig benutzt, stellt aber eine überzogene Vereinfachung dar, denn an Sihanouks Sturz waren auch viele andere beteiligt, und am Ende wurde das Ergebnis vom kambodschanischen Parlament einstimmig gebilligt. Das juristische Argument, wonach diese Abstimmung verfassungsrechtlich ungültig war, hat dabei weniger Bedeutung als die Schwäche des Parlaments angesichts der vollendeten Tatsache einer Machtübernahme durch Lon Nol und seine Verbündeten. In ähnlicher Weise wurden zwei aufeinanderfolgende Putsche 1960 vom laotischen Parlament nach­ träglich »ratifiziert«. Chandler und Martin behaupten übereinstimmend, die Schlüsselfi­ gur bei dem Putsch sei nicht Lon Nol, sondern Sirik Matak gewesen (siehe Chandler, TRAGEDY, S. 198; Martin, CAMBODIA, S. 122).

518

William Rosoff, »Dissension in the Kingdom«, in: Jonathan Grant, Laurence Moss und Jonathan Unger (Hg.), CAMBODIA: THE WIDENING WAR IN INDOCHINA, New York 1971, S. 89.

519

Journal of Commerce, 17. Februar 1995.

520

Malcolm Caldwell, »Oil and the War«, Liberation, Frühjahr 1971, S. 59. Die amerikani­ schen Firmen, die heute in diesem Offshore-Gebiet operieren, sind Unocal (früher Union Oil of California), Chevron, Amoco und Amerada Hess; ExxonMobil ist an Land enga­ giert ; siehe http://www.mfd02.dmr.go.th/resources/petroleum/concessions/concessionairs.pdf http://www.dmf.go.th/resources/annualReport/annual/th/annualReport_2002_th.pdf http://web.archive.org/save/_embed/http://www.dmf.go.th/resources/annualReport/annu­ al/th/annualReport_2002_th.pdf Schon vor 1970 hatte die Union Oil of California ein Ölfeld auf dem thailändischen Kho ­ rat-Plateau in der Nähe der laotischen Grenze erschlossen (siehe World Oil, 15. August 1963, S. 203).

521

United Nations Economic Commission for Asia and the Far East, Committee for Co­ ordination of Joint Prospecting for Mineral Resources in Asian Offshore Areas, REPORT OF THE SIXTH SESSION, May 21-2 , 1969, E/CN11JL.239, S. 9, 66-70.

522

U.S. Naval Oceanographic Office, ANNUAL REPORT, 1968, S. 1, 16; vgl. ebd., S. 7, 73; Un Doc. E/CN.11/L.216, S. 5.

523

Wall Street Journal, 22. September 1970, S. 34.

524

United Nations Economic Commission for Asia and the Far East, Committee for Co­ ordination of Joint Prospecting for Mineral Resources in Asian Offshore Areas, REPORT OF THE THIRD SESSION, June 24-July 4, 1967, E/CN11IL.186, S. 32.

525

Malcolm Caldwell, Liberation, Frühjahr 1971, S. 59. Nach einem französischen Bericht erklärte die neue kambodschanische Regierung jedoch 1971, in Zukunft werde sie auslän­ dischen Ölgesellschaften nicht mehr erlauben, unabhängig in kambodschanischen Küs­ tengewässern nach Öl zu suchen. Alle Gesellschaften müßten nun mit einer kambodscha­ nischen Behörde zusammenarbeiten, in der die französischen Interessen immer noch am besten vertreten waren (2. Juli 1971). Das hieße, daß der verdeckte Wettstreit zwischen den Vereinigten Staaten und Frankreich um Kambodscha 1971 noch nicht entschieden war. Heute besitzt Unocal (vormals Union Oil of California) drei verschiedene Konzes­ sionen in den thailändisch-kambodschanischen Küstengewässern des Golfs von Thailand, deren älteste vom 1. März 1972 stammt.

526

REPORT ON HERBICIDAL DAMAGE BY THE UNITED STATES IN SOUTHEASTERN CAMBODIA, von A. H. Westing (Windham College), E. W. Pfeiffer (University of Montana), J. Lavorel

164

und L. Matarasso, wiederabgedruckt in: Thomas Whiteside, DEFOLIATION, New York 1970, S. 131. 527

United Nations Statistical Office, WORLD TRADE ANNUAL, 1968, SUPPLEMENT, New York 1969, Bd. 5, S. 410. Es wird behauptet, das Hauptmotiv für die Entlaubungsaktion sei die bessere Verfolgung der NLF-Truppen in Südvietnam gewesen. Sie begann zur sel­ ben Zeit wie die geheime Bombardierung Kambodschas. Sowohl Chandler (S. 179) als auch Martin (S. 133) erwähnen die schwere Zahlungsbilanzkrise und die Bedeutung des Rückgangs der Kautschukexporte, wobei Chandler die Entlaubungsaktion nur nebenbei erwähnt.

528

Rosoff, in: Grant, CAMBODIA, S. 90.

529

U.S. Congress, House, Committee on Foreign Affairs, Chemical-Biological warfare ... Hearings, 91st Cong., 1st sess., S. 198; vgl. Whiteside, DEFOLIATION, S. 130.

530

Pickerings Behauptung, es habe keinerlei amerikanische Einsätze gegeben, ist seit der Aufdeckung der geheimen Bombardierungskampagne, die Anfang 1969 begann, vollends unglaubwürdig geworden. »In den folgenden vierzehn Monaten, bis einen Monat vor dem Staatsstreich in Phnom Penh, wurden auf der kambodschanischen Seite der Grenze mehr als 3.500 Bombereinsätze geflogen.« (Chandler, TRAGEDY, S. 184).

531

Harold Munthe-Kaas, Far Eastern Economic Review, 25. Dezember 1969, S. 668.

532

Stanley Karnow, Washington Post, 28. März 1970, A10. Zu einer typischen Zensur der von Sihanouk vorgetragenen Vorwürfe durch die Presse siehe Time, 16. März 1959, S. 34. William Worthy, »The CIA Plot Against Cambodia«, Le Sangkum (Phnom Penh), September 1965, S. 17, spricht von einem geheimen Flug einer Air-Vietnam-Maschine am 7. Februar 1959 nach Siem Reap. Es ist bekannt, daß viele Air-Vietnam-Piloten in Wirklichkeit Amerikaner waren, die für Civil Air Transport arbeiteten. Chandler, TRAGEDY, S. 101-107, bestätigt, daß Matsui ein »CIA-Agent« war und daß er 1959 ge­ meinsam mit Dap Chhuon, dem Gouverneur der Provinz Siem Reap, am Rande an einem von Südvietnam unterstützten Komplott beteiligt war. Nach Audrey und George Kahin ermunterte die Regierung Eisenhower Thailand und Südvietnam, dieses Komplott zu un­ terstützen, in das auch die Khmer Serei verwickelt waren (Audrey R. und George McT. Kahin, SUBVERSION AS FOREIGN POLICY, New York 1995, S. 12 f.).

533

New York Times, 28. Januar 1970, S. 1. San Francisco Chronicle, 29. Mai 1970, S. 14.

534

New York Times, 28. Januar 1970, S. 1.

535

New York Times, 19. Februar 1967, S. 25; Le Monde, 6. Mai 1967, S. 1, 3.

536

San Francisco Chronicle, 23. Mai 1971. Siehe auch John L. Plaster, SOG: THE SECRET WARS OF AMERICAʼS COMMANDOS IN VIETNAM, New York 1997, S. 97-98; Douglas Valentine, THE PHOENIX PROGRAM , New York 1990, S. 328. Keine Erklärung gibt es bislang für die Anwesenheit des alten Helliwell-Vertrauten Mitchell WerBell 1970 auf dem Militärstützpunkt Nha Trang; WerBell wurde sechs Jahre später wegen Drogen­ handels angeklagt.

537

Andrew Tully, THE SUPER SPIES, New York 1969, S. 201.

538

Guardian (New York), 25. April 1970, S. 1.

539

New York Times, 5. Mai 1970, S. 16; San Francisco Chronicle, 29. Mai 1970, S. 14.

540

Robert Shaplen, New Yorker, 9. Mai 1970, S. 136.

541

Bangkok World, 18. März 1970, S. 1.

542

Pressekonferenz Prinz Sihanouks, nach Wilfred Burchett, THE SECOND INDOCHINA WAR, New York 1970, S. 55 f.

543

Daniel Roy, »Le Coup de Phnompenh«, Le Monde diplomatique, April 1970, S. 12 f. Diese Beschuldigungen wurden noch erweitert von Sihanouks französischem Berater Charles Meyer, DERRIÈRE LE SOURIRE KHMER, Paris 1971, S. 321-324; vgl. ebd., S. 181. Die Behauptung, der damalige Premier Sim Var habe unter der »okkulten Führung« einer projapanischen Geheimgesellschaft namens »Schwarze Sterne« gestanden, wird von Chandler, TRAGEDY (S. 32), als alte Erfindung des französischen Geheimdienstes ent­ larvt. Doch Sim Var hatte Verbindung zu Sasakawa Ryoichi, der einst im Verdacht ge­ standen hatte, Kriegsverbrechen begangen zu haben, und enge Beziehungen zu dem hoch­

165

rangigen CIA-Vertrauten Kodama Yoshio unterhielt. Sasakawa, der auch mit Son Ngoc Thanh befreundet war, lud Sim Var kurz nach dem Putsch von 1970 nach Japan ein (siehe AMPO (Tokio), Januar 1974, S. 44). Sasakawa und Kodama waren im Zweiten Weltkrieg prominente Mitglieder der japanischen Geheimgesellschaft Schwarzer Drache gewesen und hatten in China mit dem Kempeitai (der japanischen »Gestapo«) zusammengearbei­ tet. Sasakawa beteiligte sich am Aufbau der japanischen Sektion der Asian Peopleʼs AntiCommunist League. Zu der Geheimgesellschaft Schwarzer Drache und Kambodscha sie­ he Noam Chomsky und Edward S. Herman, THE POLITICAL ECONOMY OF HUMAN RIGHTS, Boston 1979, Bd. 2, S. 194 [in der dt. Ausgabe nicht enthalten: DIE POLITISCHE ÖKONOMIE DER MENSCHENRECHTE, Grafenau 2000]; Jean Claude Pomonti und Serge Thien, DES COURTISANS AUX PARTISANS , Paris 1971. 544

FAR EASTERN ECONOMIC REVIEW YEARBOOK, 1971.

545

Newsweek, 25. Mai 1970, S. 25.

546

Burchett, SECOND INDOCHINA WAR, S. 65; vgl. Jonathan Grant, »The Regime of Lon Nol«, in: ders., CAMBODIA, S. 121. Sowohl Chandler, TRAGEDY (S. 203), als auch Mar­ tin, CAMBODIA (S. 184), erwähnen die an Indonesien erinnernden Massaker, bei denen »Ströme von Leichen den Mekong hinuntertrieben«. Doch erstaunlicherweise lassen bei­ de die Ankunft indonesischer Experten inmitten dieser terroristischen Praktiken uner­ wähnt. Nach Aussage des ehemaligen Geheimdienstspezialisten der U.S. Navy Samuel Thornton sah der Plan des amerikanischen Militärs zum Sturz Sihanouks ursprünglich auch den Antrag vor, »ein von Amerikanern ausgebildetes Killerteam als Vietcong ge­ tarnt nach Phnom Penh einzuschleusen, das Prinz Sihanouk ermorden sollte, um einen Vorwand für einen Umsturz zu schaffen« (Hersh, PRICE, S. 179). Thornton sagte, dieser Mordplan sei von Lon Nol selbst abgelehnt worden, und angesichts dessen, was wir über Lon Nols Rolle 1970 wissen, ist diese Aussage auch vollkommen glaubwürdig. Wie Hersh zeigt, tarnten Killerteams der Green Berets sich bei Einsätzen in Südvietnam häu­ fig als Vietcong. So sah der angebliche amerikanische Plan, der 1968 »kurz nach Nixons Amtseinführung ... ›auf höchster Regierungsebene‹ gebilligt worden war«, die Ermor­ dung eines gemäßigten Politikers der Mitte durch einen Linken vor, um einen Vorwand für eine Machtergreifung der Rechten zu schaffen. Diese Formel lag dem rechtsgerichte­ ten Militärputsch 1965 gegen den indonesischen Staatspräsidenten Sukarno zu Grunde, und sie wirft die Frage auf, ob bei der Aktion gegen Sukarno auch ausländische Elemente in die Geheimpolizei eingeschleust wurden, die hinter Sukarno stehende Generäle ermor­ deten. Coen Holtzappel, »The 30 September Movement«, Journal of Contemporary Asia 11, Nr. 2 (1979), S. 222, äußert den Verdacht, daß man »Ausländern die nötige Tarnung verschaffte, um den schmutzigen Job zu verrichten« (siehe Peter Dale Scott, »The Uni­ ted States and the Overthrow of Sukarno, 1965-1967«, Pacific Affairs, Sommer 1985, S. 239-264; http://www.pir.orgscott.html).

547

Die CIA spielte jedoch möglicherweise eine zentralere Rolle, als mir 1971 klar war. Dou­ glas Valentine, dessen Buch auf mehr als hundert Gesprächen mit Veteranen der CIA und der Special Forces basiert, gibt folgende knappe Darstellung des Lon-Nol-Putschs: »Die abschließende Phase begann am 12. März 1970, als Sihanouk sich im Ausland auf­ hielt und sein Premierminister Lon Nol auf Anweisung der CIA alle Nordvietnamesen aufforderte, Kambodscha binnen 72 Stunden zu verlassen. Am selben Tag kündigte Vize­ premier Sirik Matak einen Handelsvertrag zwischen Kambodscha und der Provisorischen Revolutionsregierung [Vietnams]. Vier Tage später wurde der amerikanische Frachter Columbia Eagle, der nach außen hin Nachschub für Einheiten der U.S. Air Force in Thai­ land transportierte, von zwei CIA-Agenten in den Hafen von Sihanoukville umgeleitet. Mit Waffen und Munition von der Columbia Eagle und mit Unterstützung der Khmer Kampuchea Krom (von der CIA in Thailand trainierte Exilkambodschaner) sowie der Khmer Serei (gleichfalls von der CIA in Thailand trainierte Kambodschaner unter Füh­ rung von Son Ngoc Thanh) ergriffen Lon Nols Truppen die Macht und zogen gegen die Khmer Rouge (die kambodschanischen Kommunisten) und die Vietnamesen, die Siha­ nouk unterstützten.« (Valentine, THE PHOENIX PROGRAM, S. 327) Valentine behauptet, daß die CIA auch in die nachfolgenden Massaker an Kambodschanern vietnamesischer Herkunft verwickelt war (ebd., S. 328).

548

»Lansdales Memo an Taylor über unkonventionelle Kriegführung« vom Juli 1961, PENTAGON-PAPIERE, Nr. 22, S. 125-133; vgl. David Wise und Thomas B. Ross, THE INVISIBLE GOVERNMENT, New York 1965, S. 145- 156.

166

549

San Francisco Chronicle, 4. September 1970, S. 24.

550

New York Times, 5. April 1970, S. 1, 22.

551

»Mindestens zwei akademische Forscher haben berichtet, daß die (von der CIA ausgebil­ deten) Khmer Kampuchea Krom schon vor dem Putsch gegen Sihanouk im März inner ­ halb Kambodschas operierten. Der Anthropologe Gerald C. Hickey ... erklärte dem Pen­ tagon, KKK-Soldaten seien an der Plünderung der Botschaften Nordvietnams und der Provisorischen Revolutionsregierung in Phnom Penh am 16. März beteiligt gewesen ... George McT. Kahin [erklärte] am 6. März 1975 vor dem außenpolitischen Ausschuß des Senats ..., er habe erfahren, daß 4.800 KKK-Soldaten, die bei den Green Berets und in der südvietnamesischen Armee dienten, aus ihren Einheiten herausgezogen und wenige Wo­ chen vor dem Putsch mit amerikanischen Flugzeugen nach Kambodscha geflogen wur­ den.« (Hersh, PRICE, S. 181; vgl. Kahin und Kahin, SUBVERSION, S. 246).

552

PENTAGON-PAPIERE, S. 383, 440.

553

Ebd., S. 261 f.

554

Präsident Nixon, Rede vom 30. April 1970, wiederabgedruckt in: Gettleman, CONFLICT IN INDOCHINA, New York 1970, S. 382, 384.

555

Newsweek, 11. Mai 1970, S. 25.

556

San Francisco Chronicle, 4. Mai 1970, S. 13.

557

San Francisco Chronicle, 2. Mai 1970, S. 7; Wall Street Journal, 28. April 1970, S. 1.

558

U.S. Congress, Senate, Committee on Foreign Relations, Cambodia: May 1970, STAFF REPORT, Washington, D.C., 1970, S. 5 f.

559

Robert Shaplen, »Letter from Cambodia«, New Yorker, 9. Mai 1970, S. 139.

560

Oakland Tribune, 2. Mai 1970, S. 1.

561

San Francisco Chronicle, 14. Mai 1970, S. 43. Vgl. »End Run by Joint Chiefs? Laird Pu­ shes JCS Reorganization«, Christian Science Monitor, 14. Mai 1970: »Viele Zivilisten im Verteidigungsministerium glauben, daß die Joint Chiefs einen Endspurt eingelegt haben bei ihren Bemühungen, eine Genehmigung für die Angriffe auf die Grenzgebiete zu er­ halten.«

562

San Francisco Chronicle, 30. März 1971, S. 33.

563

San Francisco Examiner, 21. Mai 1970, S. 1.

564

Richard D. Terry, OCEAN ENGINEERING, Washington, D.C., 1966, S. 1.

565

Zu den Titeln siehe NATIONAL UNION CATALOGUE, Autorenverzeichnis, 1963-1967, S. 39, 50 f.

566

World Petroleum, September 1963, S. 66. Henry Kearns arbeitete 1955 in der Hoover Commission Task Force on Intelligence Activities, und zwar unter General Mark Clark, der gelegentlich in geschäftlicher Verbindung zu Nixon stand und 1971 im National Stra­ tegy Committee des American Security Council arbeitete.

567

New York Times, 9. Mai 1971, S. 8.

568

Alfred McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN: WELTPOLITIK DURCH DROGENHANDEL, Frank­ furt am Main 2003, S. 251 ff. Zu Helliwells kriminellen Verbindungen siehe Alan A. Block, MASTERS OF PARADISE, New Brunswick, N.J., 1991, S. 165, 168-171, 189 f.

569

McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN, S. 251 (zum Verkauf von CAT). An anderer Stelle verweist McCoy auf die Bedeutung von »Transportflugzeuge[n] vom Typ C-46- und C47 ohne Hoheitszeichen« für die Anwesenheit der Guomindang in Birma (ebd., S. 254). Das 60-Prozent-Arrangement, über das ich 1972 geschrieben habe, wird ausführlich dar­ gestellt in William Leary, PERILOUS MISSIONS, University, Ala., 1984, S. 204-208. Learys archivalische, auf Dokumenten und Akten von CAT und Air America basierende Darstel­ lung beschreibt jedoch nicht hinreichend das Ausmaß der Verbindungen von Guo­ mindang und CAT zu den im Drogenhandel aktiven Truppen in Birma. So übergeht Lea­ ry bei der Darstellung der 1953 und 1954 mit CAT-Flugzeugen erfolgten Evakuierung von Truppen aus Birma nach Taiwan Berichte, wonach auf dem Rückflug jeweils frische Truppen nach Birma gebracht wurden (siehe ebd., S. 195 f. In diesem Punkt ist McCoys Darstellung sehr viel besser; siehe McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN , S. 259-262).

167

570

Zum Beispiel McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN, S. 60, 203, 400 f., 420 f. usw. McCoy erwähnt auch nicht die Operation Mosquito, ein von Casey, Reagan und dem Chef des französischen Geheimdienstes Alexandre de Marenches ins Leben gerufenes Programm zur Demoralisierung der Sowjetarmee in Afghanistan durch eine Drogenflut; siehe zwei­ tes Kapitel; Stéphane Allix, LA PETITE CUILLÈRE DE SCHÉHÉRAZADE, Paris 1998; Alexand­ re de Marenches, DANS LE SECRET DES PRINCES , Paris 1986. McCoy stützt sich zu sehr auf amtliche amerikanische Quellen. So behauptet er (S. 611), der Drogenstrom durch den Iran sei nach dem Sturz des Schah stärker geworden. Nach äußerst glaubwürdigen au­ ßeramerikanischen Quellen trifft jedoch das Gegenteil zu: »›Nach der Revolution von 1979 gelang es dem Iran, der seit Jahren Drogen produziert hatte, den Anbau von Mohn innerhalb von anderthalb Jahren auszumerzen‹, sagt Antonio Mazzitelli, der Vertreter des UN Drug Control Programme (UNDCP) in Teheran.«; Le Monde diplomatique, 13. März 2002: http://mondediplo.com/2002/03/13drug http://web.archive.org/web/20020601190647/http://mondediplo.com/2002/03/13drug Siehe auch M. Emdad-ul Haq, DRUGS IN SOUTH ASIA, New York 2000, S. 198. Trotz solcher Details bleibt McCoys Arbeit bei weitem die beste, die es gibt.

571

Peter Dale Scott und Jonathan Marshall, COCAINE POLITICS: DRUGS, ARMIES, CIA IN CENTRAL AMERICA, Berkeley 1998, S. xviii f.

572

Samuel Eliot Morison, THE OXFORD HISTORY OF THE AMERICAN PEOPLE, New York 196S, S. 825 f.

573

Stephen Birmingham, »OUR CROWD«: THE GREAT JEWISH FAMILIES OF NEW YORK, New York 1967, S. 236-238; U.S. Congress, Senate, Documents, 58th Cong., 2d sess., no 53; House, Documents, 58th Cong., 1st sess., no. 8. Die französische Regierung war so weit davon entfernt, sich an dieser Kampagne zur Rettung der Besitzungen des erloschenen Pariser Unternehmens zu beteiligen, daß der »französische Außenminister aus Washing­ ton an Bunau-Varillas Bruder in Paris telegrafierte und ihm mitteilte, Philippes [Lobby-]Arbeit im Kongreß sei schädlich für Frankreich und er habe wohl den Verstand verloren« (Birmingham, »OUR CROWD«, S. 237).

574

Washington Post, 22. Dezember 1963, A11; zit. nach Roger Hilsman, TO MOVE A NATION, Garden City, N.Y., 1967, S. 63.

575

David Wise und Thomas B. Ross, THE ESPIONAGE ESTABLISHMENT, New York 1967, S. 166.

576

David Wise und Thomas B. Ross, THE INVISIBLE GOVERNMENT, New York 1965, S. 115 f.; New Republic, 12. April 1969, S. 8.

577

Wise und Ross, INVISIBLE GOVERNMENT, S. 140.

578

New York Times, 20. September 19S7, S. 7.

579

PENTAGON-PAPIERE, München 1971, S. 132.

580

Arnold Dibble, »The Nine Lives of CAT II«, Saturday Evening Post, 18. Mai 1968, S. 50; New York Times, 11. November 1949, S. 14; 5. April 1970, S. 22. 1949 brach die Kincheng Bank ihre Beziehungen zu CAT demonstrativ ab, weil sie hoffte, weiter auf dem Festland agieren zu dürfen. Doch Wang Wen-san, der Manager der Kincheng Bank, saß 1972 immer noch im Aufsichtsrat von CATCL, in dem die nationalchinesische Guo­ mindang drei der fünf Sitze hielt. Air-America-Piloten verbreiteten lange ein Gerücht: »Madame Chiang besitzt die Flugzeuge, und wir mieten sie von ihr.« (San Francisco Chronicle, 2. April 1970, S. 31). Die komplexen Einzelheiten der zwischen CIA und Wang Wen-san getroffenen Arrangements finden sich in Leary, PERILOUS MISSIONS, S. 106-112, 199- 208.

581

Charles Wertenbaker, »The China Lobby«, Reporter, 15. April 1952, S. 9.

582

John R. Beal, MARSHALL IN CHINA, New York 1970, S. 85.

583

U.S. Congress, House, Committee on Un-American Activities, International Commun­ ism: Consultation with Major-General Claire Lee Chennault, 8Sth Cong., 2d sess., 23. April 1958, S. 9-10; U.S. Department of State, U.S. Policy in the Korean Crisis, Wash­ ington, D.C., 1950, S. 21 f.

584

Time, 25. Oktober 1951, S. 23.

168

AND THE

585

New York Times, 6. Juli 1951, S. 9; vgl. 9. Juni 1951; I. F. Stone, THE HIDDEN HISTORY OF THE KOREAN WAR, New York 1969, S. xi. Die New York Times schrieb, es werde er­ wartet, daß »der Kongreß die Chinalobby wegen der Sojabohnen noch einer Untersu­ chung unterziehen werde«, doch solch eine Untersuchung fand niemals statt. Hier könnte es belangvoll sein, daß Joe McCarthy sich auf Anraten eines Pepsi-Cola-Lobbyisten an den gewinnträchtigen Sojabohnenspekulationen beteiligte.

586

Leary, PERILOUS MISSIONS, S. 110 ff.; Christopher Robbins, AIR AMERICA, New York 1979, S. 48 f., 56 f., 70.

587

Den größten Teil des militärischen Lufttransports innerhalb Koreas flog CATCL, die schon bald ein Betriebsvermögen von 5,5 Mio. Dollar und Jahresumsätze zwischen sechs und 12 Mio. Dollar auswies (Collierʼs, 11. August 1951, S. 35).

588

Cleveland Amory, WHO KILLED SOCIETY?, New York 1960, S. 202.

589

Dibble, »Nine Lives«, S. 50.

590

Ein Hinweis auf die wechselseitigen Vorteile für politische und wirtschaftliche Interessen ist die Tatsache, daß später im Aufsichtsrat eines Unternehmens (Cuno Engineering) der ehemalige CIA-Direktor Bedell Smith, dessen Stellvertreter Murray McConnel und Mc­ Connels Nachfolger Walter Reid Wolf saßen, der am Aufbau der CAT, Inc., beteiligt ge­ wesen war.

591

New York Times, 5. April 1970, S. 1, 22.

592

Die Transamericana Corporation, Gianninis Holding, war in den späten 40er Jahren der größte Anteilseigner beider Banken; sie besaß 9 Prozent der Citibank und 22 Prozent der Bank of America.

593

New York Times, 8. April 1960, S. 62; U.S. Congress, House, Committee on Armed Ser­ vices, Special Subcommittee on National Airlift, Hearings, 86th Cong., 2d sess., Wash­ ington 1960, S. 4616-4650, 4730-4734. Der Präsident der PanAm sagte aus, daß seine Gesellschaft in den kommenden sechs Monaten 300 Piloten werde entlassen müssen, »falls keine anderen als die normalen zivilen Aufträge hereinkommen«. Der vom Kon­ greß ausgearbeitete Kompromiß zwischen dem Pentagon und den kommerziellen Flugge­ sellschaften enthielt »keine Empfehlung dazu, was geschehen sollte, falls die Erhöhung der strategischen Lufttransportkapazität und die Beibehaltung der Garantie für die Flug­ gesellschaften zu überdimensionierten Lufttransportkapazitäten in Nichtkriegszeiten führ­ ten« (Frederick C. Thayer, AIR TRANSPORT POLICY AND NATIONAL SECURITY, Chapel Hill, 1965, S. 225). Dank der laotischen Luftbrücke und des Laoskriegs trat dieser Fall nicht ein.

594

Angus McDonald und Alfred McCoy, »PanAm Makes the Going Great«, Scanlonʼs, April 1970, S. 53. 1961 machte TWA, der Konkurrent der PanAm auf der Atlantikroute, 38 Mio. Dollar Verlust. 1962 stieg das Luftfrachtvolumen der PanAm um 500 Prozent, zum Teil dank des in diesem Jahr erfolgten Transports amerikanischer Truppen nach Thailand.

595

Ed Reid, THE GRIM REAPERS, Chicago 1969, S. 219; Wallace Turner, GAMBLERʼS MONEY: THE NEW FORCE IN AMERICAN LIFE, Cambridge, Mass., 1965, S. 10, 274.

596

George A. Doole, Vorstandsmitglied der Air America, Amos Hiatt, Leiter der Finanzab­ teilung, und Hugh Grundy, Präsident von Air Asia, kamen sämtlich von PanAm oder de ­ ren ausländischen Tochtergesellschaften. Auch William Pawney hatte für die chinesische PanAm-Tochter CNAC gearbeitet, bevor er 1941 die Flying Tigers aufbaute. Die Freiwil­ ligen der »American Fliers for Laos«, die als Reaktion auf die Scheininvasion 1959 auf­ gestellt wurden, rekrutierte Clifford L. Speer, »Major der Reserve bei der Air Force und Zivilangestellter in Fort Huachuca, Arizona« (New York Times, 27. September 1959, S. 16). PanAm erprobte in Fort Huachuca im Auftrag der Air Force hochgeheime »elektro­ nische Waffen«.

597

J. T. McAlister, VIETNAM: THE ORIGINS OF A REVOLUTION, New York 1969, S. 228; zit. nach David Feingold, »Opium and Politics in Laos«, in: Nina Adams und Alfred McCoy (Hg.), LAOS: WAR AND REVOLUTION , New York 1970, S. 335.

598

George Thayer, THE WAR BUSINESS, New York 1969, S. 158. Selbst in dem von der amerikanischen Regierung herausgegebenen Area Book for Thailand, Washington, D.C.,

169

1986, S. 454, heißt es, die Haupteinnahmequelle der Guomindang-Truppen sei die »be­ waffnete Begleitung der nach Süden [nach Bangkok] ziehenden Opiumkarawanen«. 599

G. William Skinner, CHINESE SOCIETY N.Y., 1957, S. 289.

600

UN Document E/CN.7/213 (Mitteilung des US-Vertreters), 17. November 1959, S. 9.

601

U.S. Congress, Senate, Committee on the Judiciary, Narcotic Control Act of 1956, Hear­ ing, 84th Cong., 2d sess., 4. Mai 1956, S. 34. In der 10. Sitzung (1955) der UN Narcotics Commission erklärte der amerikanische Vertreter, 180 bis 360 Tonnen Opium würden jährlich über die birmanisch-laotische Grenze nach Thailand gebracht, von denen allen­ falls 90 Tonnen in Thailand selbst konsumiert würden (UN Document E/CN.7/3O3fRev. 1, S. 34).

602

UN Commission on Narcotic Drugs, Report ofthe Ninth Session (1954), FICN.7/283, S. 22.

603

UN Commision on Narcotic Drugs, Report of the Thirteenth Session (1958), E/CN.7/354, S. 26; vgl. ebd., S. 22; Report of the Fifteenth Session (1960), EICN.7/395, S. 19; vgl. ebd., S. 18. Eine detaillierte Darstellung, wie der CIA-Agent George White aus einer He­ roinsendung der Guomindang an Hip Sing eine »kommunistische« Heroinsendung mach­ te, findet sich in meinem Vorwort zu Henrik Krüger, THE GREAT HEROIN COUP, Boston 1980, S. 15-16; Scott, DEEP POLITICS, S. 167.

604

UN Commission on Narcotic Drugs, Report of the Fifteenth Session (1969), E/CN.7/395, S. 18.

605

Ebd. S. 15

606

San Francisco Chronicle, 4. September 1970, S. 1. Die Zeitschrift Free China and Asia, die von derselben Guomindang-Behörde herausgegeben wurde, die auch für die Charte­ rung der CAT-Flüge verantwortlich war, beschrieb die Militäroperationen in Jünnan aus­ führlich und sprach von »Aufstandsplänen in Abstimmung mit den Bemühungen der Ti­ betaner gegen die kommunistische Herrschaft, vor allem in Jünnan und Sikang« (Free China and Asia, Juni 1959, S. 21; vgl. Januar 1959, S. 10). Die Geschichte der CIA-Ope­ rationen in Tibet ist von einem der verantwortlichen CIA-Agenten dargestellt worden: John Kenneth Knaus, ORPHANS OF THE COLD WAR: AMERICA AND THE TIBETAN STRUGGLE FOR SURVIVAL, New York 1999. Tibeter leben sowohl in Sikang als auch in Teilen von Jünnan.

607

Wilfred Blythe, IMPACT OF CHINESE SECRET SOCIETIES IN MALAYA, London 1969, S. 190, 250.

608

Vgl. zum Beispiel UN Commission on Narcotic Drugs, Report of the Seventeenth Ses­ sion, E/CN.7/432, S. 15.

609

Blythe, IMPACT, S. 441, 449.

610

Ebd., S. 441 f.

611

Skinner, CHINESE SOCIETY IN THAILAND, S. 120 f.

612

Ebd., S. 337.

613

UN Document E/CN.7/210, 3. November 1950, S. 3.

614

H. R. Isaacs, THE TRAGEDY OF THE CHINESE REVOLUTION, Stanford 1951, S. 81, 142-146; Y. C. Wang, Journal of Asia Studies, Mai 1967, S. 437; Blythe, IMPACT, S. 21, 28 f. Siehe McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN , S. 369-377. McCoy beschreibt, wie Chiang Kai-shek Tu und die Grüne Bande in eine Geheimpolizei unter Führung von General Tai Li integrierte, mit der das OSS während des Zweiten Weltkriegs zusammenarbeitete. Als Leiter des OSS-Geheimdienstes in China während des Krieges hatte Paul Helliwell mit Tai Li zu tun, bevor er sich an der Übernahme von Civil Air Transport in CIA-Besitz be ­ teiligte.

615

Will Oursler und L. D. Smith, NARCOTICS: AMERICAʼS PERIL, Garden City, N.Y., 1952, S. 87.

616

E/CN.7/394, 29. April 1960, S. 8. Die Vereinigten Staaten wußten sehr genau, daß die Operation von guomindangfreundlichen Chinesen durchgeführt wurde, doch George White von der CIA erklärte der Presse, das Heroin stamme aus dem kommunistischen China (siehe Scott, DEEP POLITICS, S. 167).

IN

170

THAILAND: AN ANALYTICAL HISTORY, Ithaca,

617

Ross Y. Koen, THE CHINA LOBBY IN AMERICAN POLITICS, New York 1960, S. ix.

618

Joseph Keeley, THE CHINA LOBBY MAN, New Rochelle, N.Y., 1969, S. 148, Hervorhebung von mir.

619

Michael Straight, »Corruption and Chiang Kai-shek«, New Republic, 8. Oktober 1951, S. 12.

620

Er war auch Sprecher der taiwanesischen Provinzialversammlung; zu den Hintergründen siehe George H. Kerr, FORMOSA BETRAYED, Boston 1965, S. 297 f.

621

New York Times, 16. Februar 1961, S. 9; Singapore Straits Times, 20. Februar 1961, S. 1.

622

Scott und Marshall, COCAINE POLITICS, S. 87. Die japanische Sektion der APACL wurde von Sasakawa Ryoichi organisiert, einem kurumaku oder Verbindungsmann zwischen Geheimdienst, Geschäftswelt und organisiertem Verbrechen in Japan.

623

APACL: ITS GROWTH AND OUTLOOK, Taipeh 1960. Zur Beteiligung der CIA an der Grün­ dung der APACL siehe Jonathan Marshall u.a., THE IRAN CONTRA CONNECTION, Boston 1967, S. 64 f.

624

Christian Science Monitor, 16. Juni 1970, S. 8; vgl. 29. Mai 1970, S. 14: »Zweifellos weiß die CIA von den umfangreichen Opiumtransporten aus Laos heraus, und möglicher­ weise beteiligt sie sich sogar daran. Ein Charterpilot sagte mir, Flüge mit ›befreundeten‹ Opiumsendungen erhielten eine spezielle Genehmigung und Überwachung seitens der CIA. Zwei Flüge, die ohne diesen ›Schutz‹ stattfanden, endeten mit einem mysteriösen Absturz.«

625

Note der amerikanischen Regierung an die UN Commission on Narcotic Drugs vom 29. April 1960, E/CN.7/394, S. 2.

626

Ebd., S. 1; Free China and Asia, Januar 1959, S. 10.

627

Bernard Fall, ANATOMY OF A CRISIS, Garden City, N.Y., 1969, S. 99.

628

Die Begünstigung der Guomindang durch die thailändische Polizei in den Jahren 1952 bis 1954 war 1956 zurückgenommen worden. Damals erklärte Premierminister Phibun in ei­ ner Pressekonferenz: »Die Guomindang schafft zu viele Probleme. Sie handelt mit Opium und sorgt dafür, daß Thailand in den Vereinten Nationen in Mißkredit gerät.« (Skinner, CHINESE SOCIETY IN THAILAND, S. 343) Im folgenden Jahr wurde Phao von den gegenwär­ tigen Militärherrschern Thailands von der Macht vertrieben. Dabei hieß es, Phao, »gleich­ sam ein lokaler Berija«, habe den »Gold- und den Opiumhandel kontrolliert« (New York Times, 6. November 1957, S. 34). Vgl. das 2. Kapitel; McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN , S. 278 ff.

629

UN Commission on Narcotic Drugs, Report of the Seventeenth Session (1962), E/CN.7/432, S. 11.

630

APACL, Free China and Asia, Oktober 1959, S. 14.

631

Ebd., S. 31.

632

In Wirklichkeit war Veha Akhat kaum mehr als eine Tarnfirma für die nationalchinesi­ schen Fluggesellschaften, von denen sie sechs Flugzeuge und Piloten mietete. Am 19. Fe­ bruar 1961, vier Tage nach dem Abschuß des CAT/FCRA-Flugzeugs durch die birmani ­ sche Luftwaffe, wurde eine bei einer taiwanesischen Gesellschaft gemietete C-47 der Veha Akhat über Laos abgeschossen; vier der sechs Personen an Bord sollen nationalchi­ nesische Offiziere gewesen sein (Bangkok Post, 22. Februar 1961, S. 1; Singapore Straits Times, 22. Februar 1961, S. 3). Im selben Jahr meldete die zweite taiwanesische Flugge­ sellschaft Foshing eine Verringerung ihrer Flotte um drei C-47-Maschinen. Foshing Airli­ nes wurde von Moon Chin geleitet, der früher unter William Pawley stellvertretender Be­ triebsleiter der chinesischen PanAm-Tochter CNAC gewesen war.

633

Bangkok Post, 18. April 1964.

634

San Francisco Chronicle, 16. August 1971, S. 12. Siehe McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN, S. 18-23.

635

Es ist erstaunlich, daß die CIA 1961, als sie in Saigon mit verdeckten Luftoperationen be­ gann, die auf dem Saigoner Flughafen befindlichen Flugzeuge und Einrichtungen der CAT überging und eine neue, nicht damit verbundene »Firma« aufzog, Aviation Inves­ tors, Inc., d/b/a Vietnam Air Transport. Es heißt, Vietnam Air Transport habe Nguyen

171

Cao Ky eingestellt und dann wieder entlassen, als man erfuhr, daß er die Flüge seiner »Operation Haylift« dazu benutzte, Opium aus Laos nach Saigon zu schmuggeln. Vgl. McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN, S. 323 ff. 636

U.S. Congress, House, Committee on Foreign Affairs, The World Heroin Problem, Re­ port of Special Study Mission, House Report Nr. 92-29 8, 92nd Cong., ist sess., Washing­ ton, D.C., 1971.

637

Stanley Karnow, »The Opium Must Go Through«, Life, 30. August 1963, S. 12, be­ zeichnete einmal einen »würdevollen Korsen mit schmalem Oberlippenbart namens Bo­ naventure Francisci« als einen der größten Opiumhändler in Laos. Die Familie Francisci wird mit dem Spirito-Ventun-Zweig der korsischen Mafia in Marseille in Verbindung ge­ bracht, der ihrerseits über das Syndikatsmitglied Vincent Cotroni aus Montreal Verbin­ dungen nach Amerika unterhält (siehe U.S. Congress, Senate, Committee on Government Operations, Organized Crime and Illicit Traffic in Narcotics, Hearings, 88th Cong., 2nd sess., Washington, D.C., 1964, S. 956, 961, im Folgenden zitiert als NARCOTICS HEA­ RINGS). Dieser korsische Drogenhandel soll nach Martin Pera, einem Beamten des Narco­ tics Bureau, mindestens seit den 50er Jahren bestanden haben: »Als es Französisch-Indo­ china noch gab, wurden große Mengen Opium in die Labors bei Marseille geschafft, zur korsischen Unterwelt dort, und dann weiter in die Vereinigten Staaten transportiert.« (U.S. Congress, Senate, Select Committee on Improper Activities in the Labor or Man­ agement Field, Hearings, 85th Cong., 2nd sess., Washington, D.C., 1959, S. 12225; im Folgenden zitiert als MCCLELLAN HEARINGS). Vgl. McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN , S. 407-411.

638

1965 wurde Birds Luftflotte an Continental Air Services verkauft, eine neu gegründete Tochter der Continental Air Lines, die von Robert Rousselot, einem CAT- und Air-Ame ­ rica-Veteranen, geleitet wurde. Der Verkaufspreis soll mehr als eine Mio. Dollar betragen haben (Wall Street Journal, 23. August 1965, S. 20; Continental Airlines, ANNUAL REPORT, 1965, S. 13; New York Times, 27. August 1964, S. 6).

639

U.S. Congress, House, Committee on Government Operations, U.S. Aid Operations in Laos, House Report no. 546, 86th Cong., ist sess., Washington, D.C., 1959, S. 2; HEARINGS, S. 327; NEW YORK TIMES, 24. März 1959, S. 19.

640

New York Times, 2. Februar 1962, S. 8.

641

Stanley Karnow, Washington Post, 16. März 1970, A10. Theodore Sorenson, KENNEDY, New York 1965, S. 661, berichtet: »Chiang war verärgert über Kennedy ..., weil wir ihn im Geheimen drängten, seine marodierenden Truppen aus Birma abzuzie­ hen.« Die Guomindang warb öffentlich dafür, diesen Truppen den Auftrag zu geben, als »Freiwilligenarmee« in Laos gegen den Kommunismus zu kämpfen; Free China and Asia, Dezember 1960, 5. S f. In den Vereinigten Staaten wurde sie unterstützt von Ele­ menten im Pentagon und im American Security Council (darunter auch Admiral Felix Stump, dem Aufsichtsratsvorsitzenden von Air America). Westlaos war Schauplatz der hochgerühmten »Opiumschlacht« im Juli 1967 zwischen 800 Guomindang-Soldaten und den Truppen des in den Opiumschmuggel verwickelten laotischen Generals Ouane Rathi­ kone, der auch bei dem Betrugsmanöver der angeblichen Invasion im September 1959 eine wichtige Rolle gespielt hatte (San Francisco Chronicle, 16. August 1971, S. 12; Feingold, »OPIUM AND POLITICS«, S. 323; Frank Browning und Banning Garrett, »The New Opium War«, Ramparts, Mai 1971, S. 34. Vgl. McCoy, DIE CIA UND DAS HEROIN , S. 478-484).

642

New York Times, 19. März 1964, S. 4; Bangkok Post, 20. März 1964; New York Times, 27. August 1964, S. 6; South China Morning Post, 22. Juni 1964, S. 1; Saturday Review, 11. Mai 1968, S. 44.

643

Starrs Firmen hatten während des Krieges Verbindung zu amerikanischen Geheimdiens­ ten in China. Heute ist daraus das riesige Konglomerat AIG geworden, das auch weiter­ hin Verbindungen zu den Geheimdiensten haben dürfte. In jüngster Zeit wurde AIG von Maurice Greenberg geleitet, der 1995 als Anwärter auf den Posten des CIA-Direktors ge­ handelt wurde; Washington Weekly, 17. März 1977.

644

MCCLELLAN HEARINGS, S. 15262-15272.

172

645

Hank Messick, LANSKY, New York 1971, S. 89. Die Citibank weigerte sich 1968, eine Ein­ lage von 200.000 Dollar zu bestätigen, deren Offenlegung bei einer Ermittlung wegen Akti­ enbetrug gerichtlich angeordnet worden war (New York Times, 1. Dezember 1969, S. 42).

646

New York Times, 23. Mai 1950, S. 34.

647

Auf Anraten von Präsident Roosevelt und Tommy Corcoran baute Pawley die Flying Ti­ gers auf, und zwar auf Grund eines geheimen Präsidentenerlasses, der ihn von der Neu ­ tralitätspflicht des amerikanischen Strafgesetzbuchs ausnahm; siehe Anna Chan Chen­ nault, CHENNAULT AND THE FLYING TIGERS, New York 1963, S. 76-83. 1949 bat er das State Department um eine ähnliche Genehmigung für die Mission der Commerce Interna­ tional (China), die jedoch verweigert wurde (U.S. Congress, Senate, Committee on Judi­ ciary, Communist Threat to the United States through the Caribbean, Hearings, 86th Cong., 2nd sess., Aussage William D. Pawleys vom 2. September 1960, S. 72, 9). Admir­ al Charles Cooke, später Mitglied des American Security Council, machte dennoch weit­ er.

648

Washington Post, 9. September 1951, A1, A8; wiederabgedruckt in: Congressional Re­ cord, Senate, 10. September 1951, S. 11066 f.; Reporter, 29. April 1952, S. 10 f.; Koen, CHINA LOBBY, S. 50. Weitere Informationen in: Bruce Cumings, THE ORIGINS OF THE KOREAN WAR, Princeton 1990, Bd. 2, S. 509-512.

649

T. A. Wise, »The World of Alexander Guterma«, Fortune, Dezember 1959, S. 160. Ein weiterer Akteur in den Guterma-Skandalen war Mathew Fox, ein ehemaliger eingetrage­ ner Lobbyist für Indonesien, der möglicherweise Verbindungen zur CIA besaß (Chester Cooper, THE LOST CRUSADE, New York 1970, S. 52). Außerdem Herman Brann, der im Zweiten Weltkrieg amerikanischer Geheimagent gewesen war. Guterma kam aus Shang­ hai und von den Philippinen und kaufte sich mit philippinischem Kapital in den Grund­ stücksmarkt in Florida ein.

650

Über Chesters Seven Arts Productions; vgl. Messick, LANSKY, S. 228; Reid, GRIM REAPERS, S. 107.

651

Messick, LANSKY, S. 211.

652

MCCLELLAN HEARINGS, S. 12246.

653

Präsident der Gesellschaft war ein Angestellter der Immobilieninvestitionsunternehmen von Lindsey Hopkins Jr., der in den 60er Jahren selbst für CIA-Firmen (Zenith Enterpri­ ses und Melmar, Inc.) in Miami arbeitete. Als Direktor der Sperry Corporation und deren Tochtergesellschaften hatte Hopkins beim Aufbau der Flying Tigers 1941 Verbindung zu William Pawley (über die Sperry-Tochter Intercontinent Corp., deren Präsident Pawley war). Durch die Carl G. Fisher Corporation erbte Hopkins wertvolle Hotels in Miami Be­ ach und beteiligte sich nach dem Krieg am Grundstücksboom auf den Bahamas.

654

New York Times, 1. Dezember 1969, S. 42. Helliwell arbeitete auch als Rechtsberater für die Miami National Bank. Nach zahlreichen Besitzwechseln fiel Miami National schließ­ lich als Ausgleich für einen nicht zurückgezahlten Kredit an die Citibank, vormals Natio­ nal City Bank of New York. Die Verbindung zu Helliwells Kanzlei überdauerte sogar Helliwells Tod 1976. Der neue Syndikus und Vorsitzende des Kreditausschusses der Mia­ mi National Bank war Truman A. Skinner von Helliwells Firma Helliwell, Melrose, and DeWolf. Eine Sonderkommission des Justizministeriums zur Bekämpfung des organisier­ ten Verbrechens beschuldigte Skinner später betrügerischer Machenschaften mit Staats­ anleihen und der eigenmächtigen Gewährung von Krediten der Bank an ein Bauprojekt mit Verbindungen zur Unterwelt (siehe Penny Lernoux, IN BANKS WE TRUST, Garden City, N. Y., 1984, S. 42 ff., 84).

655

New York Times, 14. August 1959, S. 9; Messick, LANSKY, S. 269. Allen Dorfman, des­ sen Freundschaft mit Hoffa dazu beitrug, daß U.S. Life 1950 den Zuschlag für den Teamsters-Versicherungsvertrag erhielt, wurde wegen der Annahme von Schmiergeld für einen Teamster-Kredit an die Neisco Corporation angeklagt (San Francisco Chronicle, 15. Juli 1971, S. 5). Der Vorstandsvorsitzende von Neisco, G. A. Horvath, war 1964 Auf­ sichtsratsvorsitzender und Haupteigentümer der Miami National Bank.

656

Carl O. Hoffmann vom OSS, 1945 bis 1950 Generalkonsul des thailändischen Königs in New York, wurde Aufsichtsratsvorsitzender der First Florida Resource Corporation, und zwar zu einer Zeit, als »Gelder der Guomindang aus Thailand und Birma über Hongkong

173

hereinkamen, damit sie in Immobilienfirmen mit Verbindungen zu Lansky gewaschen wur­ den« (R. T. Naylor, HOT MONEY AND THE POLITICS OF DEBT, New York 1987, S. 292). 657

Reid, GRIM REAPERS, S. 225 f.

658

Ebd., S. 296.

659

Messick, LANSKY, S. 241.

660

So flog Air America im März 1970 mehrere hundert thailändische Soldaten zur Verteidi­ gung des Außenpostens der von der CIA unterstützten Hmong in Long Cheng ein (New York Times, 5. April 1970, S. 22; Flight International, 16. Juli 1970).

661

Eliot Marshall, »Heroin: The Source of Supply«, New Republic, 24.-31. Juli 1971, S. 24: »Wer die Opiumroute durch die Türkei sperrt ..., dürfte damit die Opiumindustrie nur weiter nach Osten drängen.«

174

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F Glossar Kerry-Untersuchungsausschuß – Der Demokrat John Kerry, seit 1985 Senator von Massachusetts, versuchte im Rahmen des außenpolitischen Senatskomitees zu bewei­ sen, daß die Regierung Reagan die Contras in Nicaragua mit Waffen unterstützte und daß diese wiederum in Drogengeschäfte verwickelt waren. Demonstrativ traf er sich 1985 mit dem nicaraguanischen Präsidenten Daniel Ortega, um dem Drohgespenst des nicaraguanischen Kommunismus entgegenzuwirken. Diese Reise wurde ihm nicht nur von den Republikanern, sondern auch von Parteifreunden übelgenommen. Kerry wurde seines Platzes im Senatskomitee verwiesen. Als sich die Iran-Contra-Affäre 1986 ent­ lud, erhielt er lediglich den Vorsitz im Unterausschuß zur Terrorismus- und Drogenbe­ kämpfung. Contras → Iran-Contra-Affäre Oliver North → Iran-Contra-Affäre Vito Genovese – Geboren am 02.01.1897 in Rosiglino in Italien, wanderte Genovese 1913 in die Vereinigten Staaten aus, wo er eine steile Karriere zum führenden Mitglied der Gang von → Lucky Luciano machte. Um einer Verhaftung wegen Mordes zu entge­ hen, kehrte er 1937 nach Italien zurück, wo er schon bald ein guter Freund Mussolinis wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Genovese in der USA unter Mordanklage gestellt; als der Hauptzeuge in seinem Prozeß jedoch umgebracht wurde, kam er wieder auf freien Fuß und wurde zum größten Mafiaboß in New York. 1958 wurde er wegen Drogenhandeis angeklagt und zu 15 Jahren verurteilt; er starb 1969 im Gefängnis. Guomindang – Die nationalchinesische Partei Guomindang (KMT) ging 1912 aus ei­ ner Geheimgesellschaft hervor und wurde unter ihrem Führer Chiang Kai-shek zur füh­ renden Kraft in China. Aufgrund von Korruption und der Vernachlässigung der für die Bevölkerung so wichtigen Agrarfrage verlor die KMT in den 40er Jahren an Ansehen und wurde im Bürgerkrieg von den Truppen Mao Zedongs 1949 vom chinesischen Fest­ land vertrieben. Ein Teil der KMT unter Chiang Kai-shek floh von Shanghai über Hongkong nach Formosa (Taiwan), während eine andere Gruppe unter General Li Mi über Jünnan in den Norden von Thailand und nach Birma auswich. Dort bauten die Überreste der Guomindang-Armee ein intensives Drogennetz auf, das von den westli­ chen Mächten toleriert und von der CIA bis in die 60er Jahre hinein unterstützt wurde. Sie steigerten die Heroinproduktion um fast 1000 Prozent, und bis heute kontrollieren Splittergruppen der Guomindang große Teile des Opiumhandels der Region, vor allem in den Grenzbereichen zu Thailand und China. Quincy-Abkommen – 1945 vereinbarten König Ibn Saud von Saudi-Arabien und Prä­ sident Franklin D. Roosevelt an Bord der USS Quincy im Suezkanal eine langfristige Zusammenarbeit, die sich auf handfeste gemeinsame Interessen stützte. Den USA ging es primär um Öl, während der saudische König den Fortbestand seines Königreichs ge­ gen Ansprüche aus Jordanien, dem Irak, später aus Agypten und dem Iran mit amerika­ nischer Unterstützung sichern wollte. American Security Council (ASC) – Als Reaktion auf den Koreakrieg gründeten Ge­ neral Robert Wood und Robert R. McCormick von der Chicago Tribune 1955 den ASC – eine antikommunistische Vereinigung, in der sich vor allem pensionierte Offiziere, Wirtschaftsvertreter und stramm rechte Politiker zusammenfanden. Das ASC legte ein eigenes Archiv »verdächtiger« Personen an, um die Infiltration amerikanischer Institu­ tionen und Unternehmen mit Sympathisanten kommunistischer Ideen zu verhindern. Auf seinem Höhepunkt in der McCarthy-Ära beriet der ASC über 3500 Firmen und ver­ fügte über etwa sechs Millionen Personalakten. Sein Ziel ist die Stärkung der militäri­ schen und wirtschaftlichen Kraft der USA, um die Dominanz der USA in der Welt­ politik sicherzustellen.

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Erschießung von vier Studenten an der Kent State University – Am 1. Mai 1970, einen Tag nachdem Präsident Nixon öffentlich die Invasion Kambodschas bekanntgege­ ben hatte, versammelten sich auf dem Campus der Universität von Kent, Ohio, etwa 500 Studenten und begruben symbolisch ein Exemplar der amerikanischen Verfassung, an­ schließend schlossen sie sich mit anderen demonstrierenden Gruppen zusammen. Die Antikriegsdemonstrationen nahmen an den Folgetagen zu und führten schließlich zum Einsatz der Nationalgarde von Ohio auf dem Campus der Universität. Am 4. Mai eska­ lierte die Situation: Die Polizei feuerte Schüsse ab, vier Studenten wurden getötet. San Myung Mun – Am 15.05.1954 gründete San Myung Mun in Südkorea die Vereini­ gungskirche (Mun-Sekte), die ihren Gründer als zweiten Messias und dritten Adam ver­ ehrt. Ihr Wirkungsbereich breitete sich in der westlichen Welt rasant aus und wurde in der Folge des Militärputschs in Südkorea Mitte der 80er Jahre immer stärker von radi­ kalen, antikommunistischen Gedanken geprägt. Seit der offiziellen Anerkennung durch die südkoreanische Regierung entstand ein Geflecht von untereinander verwobenen In­ dustrieunternehmen (darunter auch Rüstungskonzerne) und religiösen Organisationen, die alle ein Ziel – die Errichtung der Weltherrschaft der Mun-Familie – verfolgen. Korean Central Intelligence Agency (KCIA) – Die (süd)koreanische CIA wurde in direkter Folge des Militärputschs vom 16. Mai 1961 gegründet und schnell zu einem mächtigen Geheimdienst mit quasi unbeschränkten Vollmachten ausgebaut, der alle op­ positionellen Regungen im Land verfolgte. 1979 wurde Präsident Park Chung Hee, seit 1962 Staatsoberhaupt Südkoreas, von der KCIA ermordet. Asian Peopleʼs Anti-Communist League (APACL) bzw. World Anti-Communist League (WACL) – Eine Organisation der Mun-Sekte, die während des Kalten Krieges in Taiwan unter Beteiligung westlicher Geheimdienste gegründet wurde. Zu den anti­ kommunistischen Kreuzzügen der WACL gehörte es auch, die nicaraguanischen Con­ tras mit Waffen zu beliefern. Einer ihrer Präsidenten war dann auch der in die → IranContra-Affäre verwickelte amerikanische Offizier und Geheimdienstmann John Sin­ glaub. 1990 wurde die WACL in World League for Freedom and Democracy umbenan­ nt. Meyer Lansky (1902-1983) – Neben Lucky Lucky Luciano und Bugsy Siegel (dem »Gründer« von Las Vegas) war Lansky von den 30er bis in die 60er Jahre einer der großen Figuren des organisierten Verbrechens. Gegen Ende seiner Karriere machte er sein Geld vor allem mit dem Glücksspiel, indem er etwa in Florida, im vorrevolutio­ nären Kuba und auf den Bahamas Kasinos betrieb. Außerdem war er zunehmend um le­ gale Geschäfte bemüht und investierte u.a. in Hotels und Golfplätze. Seine liquiden Gel­ der parkte er auf Schweizer Konten. Um 1970, als er zwischenzeitlich nach Israel floh, um sich in den USA diverser Strafverfahren zu entziehen, wurde sein Vermögen auf rund 300 Mio. Dollar geschätzt. Bis zu seinem Tod 1983 konnten ihm keine Verbindun­ gen zur Mafia nachgewiesen werden. Ein Kongressausschuß, der 1979 die Untersu­ chungsergebnisse der Warren-Kommission zum Mord an John F. Kennedy evaluierte, brachte ihn mit Jack Ruby in Verbindung – jenem Nachtklubbesitzer, der vor laufenden Kameras den mutmaßlichen Attentäter Lee Harvey Oswald erschossen hatte. BCCI – Die Bank for Credit and Commerce International, 1972 von Agha Hasan Abedi, dem Vorstandsvorsitzenden der größten pakistanischen Bank, zusammen mit ei­ nem ehemaligen Chef des saudischen Geheimdienstes gegründet, prosperierte vor allem in der arabischen Welt, war mit ihrem Netz von Zweigbanken in 73 Ländern vertreten und brachte es zur siebtgrößten Privatbank weltweit. Ab 1990 geriet die BCCI durch Untersuchungen der Bank of England in Betrugsverdacht. Im Juni 1991 mußte sie schließen, da sich die aufgelaufenen Verluste von insgesamt rund zehn Mrd. Dollar nicht mehr decken ließen. Da die BCCI unter Verletzung der amerikanischen Bankge­ setze auch die First American in Washington aufgekauft hatte, die die Gehaltskonten vieler Angehöriger des Regierungsapparats führte, entwickelte sich die BCCI-Pleite in den USA zu einem innenpolitischen Skandal. Es stellte sich heraus, daß über die BCCI die Mudschaheddin in Afghanistan und andere fundamentalistische Kämpfer, die zur

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Zeit des Kalten Krieges noch als Verbündete galten, ihre geheimdienstlichen Zuwen­ dungen erhalten hatten. Ein beträchtlicher Teil des Bankenumsatzes entfiel auch auf die Geldwäsche der Rauschgiftdollar, mit denen die CIA operierte. Iran-Contra-Affäre – Während der ersten Jahre des Iran-Irak-Krieges (1980-1988) verkaufte die CIA mit Billigung des Nationalen Sicherheitsrates Waffen an den Iran, obwohl die USA offiziell eine neutrale Position vertraten. Mit den Erlösen hätten ei­ gentlich amerikanische Geiseln im Libanon freigekauft werden sollen. Stattdessen wur­ den – entgegen einem entsprechenden Beschluß des Kongresses von 1984 – mit diesem Geld (die Schätzungen schwanken zwischen 30 und 80 Mio. Dollar) die rechtsgerichte­ ten Contras unterstützt, die die in Nicaragua seit 1979 regierenden Sandinisten be­ kämpften. Diese illegale Aktion flog auf, als im Oktober 1986 ein CIA-Flugzeug von der nicaraguanischen Armee abgeschossen wurde. Anschließende Untersuchungen klär­ ten nicht zweifelsfrei, ob nicht auch Präsident Reagan und sein Vize Bush von dem Waffenhandel mit dem Iran wußten. Als Bush selber Präsident wurde, begnadigte er die elf Chargen, die wegen der Iran-Contra-Affäre verurteilt worden waren – allen voran Oliver North vom Stab des Nationalen Sicherheitsrates. Genfer Indochina-Abkommen – Die Genfer Konferenz 1954 beendete den achtjähi­ gen Indochinakrieg, in dem die ehemalige Kolonialmacht Frankreich vergeblich ver­ sucht hatte, ihre politische und ökonomische Macht in Vietnam wiederherzustellen. Weltweite Proteste gegen den Krieg und die Niederlage der französischen Truppen in der Schlacht von Dien Bien Phu im Frühjahr 1954 führten zur Unterzeichnung des Ab­ kommens, in dem Frankreich die Unabhängigkeit Vietnams anerkannte. Trotzdem war das Abkommen ein Kompromiß: Die Unabhängigkeit und Einheit Vietnams wurde an die Durchführung freier Wahlen im Jahr 1956 gebunden, bis dahin wurde eine militäri­ sche Demarkationslinie entlang des 17. Breitengrades gezogen, die faktisch die Teilung des Landes besiegelte, als sich das Regime in Saigon mit Unterstützung der USA den vereinbarten Wahlen verweigerte. Medellín-Kartell – In Medellín, der zweitgrößten Stadt Kolumbiens, häufte das gleich­ namige Drogenkartell unter Pablo Escobar und Carlos Lehder vor allem in den 80er Jahren durch den Kokainhandel Geld und Macht an. Der Drogenhandel brachte so viele Devisen ins Land, daß Politik und Polizei sich an den illegalen Machenschaften betei­ ligten. Die führenden Köpfe des Medellín-Kartells waren zeitweise Mitglieder der Re­ gierungspartei der Liberalen und verwandten ihre Drogengelder auch für die Fi­ nanzierung sozialer Projekte und die Unterstützung von Fußballvereinen. Als die USA den Druck auf Kolumbien erhöhten und die Auslieferung Escobars und anderer Drogen­ bosse forderten, versuchten diese mit terroristischen Gewaltakten, ihre eigene Regie­ rung davon abzuhalten. Mittlerweile ist das Medellín-Kartell zerschlagen. Carlos Leh­ der saß seine 15-jährige Freiheitsstrafe in einem amerikanischen Gefängnis ab und wur­ de im Jahr 2000 aus der Haft entlassen. Pablo Escobar, der sich nach seiner Festnahme im Jahr 1992 sein eigenes Gefängnis bauen ließ, wurde 1993 auf der Flucht von einer Spezialeinheit erschossen. Lucky (Charlie) Luciano (1896-1962) – Seine Familie wanderte 1906 aus Sizilien nach New York aus, wo er schon bald mit Drogen handelte und sich in der Gang von Joe Masseria einen Namen machte. Seinen Spitznamen erhielt er, nachdem er die Ent­ führung durch eine rivalisierende Gang überlebte. Nach den Morden an Joe Masseria und dessen Rivalen Salvatore Maranzano, an denen er beteiligt war, galt Luciano als größter Mafiaboß in New York. 1936 wurde er wegen Drogenhandels und Erpressung zu 30 Jahren Haft verurteilt, wobei er seine Geschäfte vom Gefängnis aus weiter in der Hand behielt. 1942 half er der Regierung dabei, Sabotageakte im New Yorker Hafen unter Kontrolle zu bringen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er entlassen und nach Italien abgeschoben.

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Die Grauen Wölfe – Kommandos der türkischen faschistischen MHP, der 1969 ge­ gründeten Nationalistischen Bewegungspartei. Diese vertritt nach innen eine Politik der Zwangsassimilierung aller Minderheiten im eigenen Land (Kurden, Griechen, Arme­ nier) und nach außen das panturanistische Ideal der Vereinigung aller Turkvölker. Ihr Führer Alpaslan Türkes spielte schon in den 40er Jahren eine entscheidende Rolle in der panturanistischen Bewegung und versuchte, die Türkei an der Seite des faschistischen Deutschland in den Zweiten Weltkrieg hineinzuziehen. 1958 arbeitete Türkes in der tür­ kischen Militärmission in Washington und knüpfte dort enge Kontakte zur CIA und zum Pentagon. In den 60er Jahren baute er die Grauen Wölfe auf, die sich mit Ge­ waltaktionen gegen die türkische Linke und gegen Kurden hervortaten. 1975 wurde die MHP Bündnispartner der regierenden Gerechtigkeitspartei und Türkes stellvertretender Ministerpräsident, was den Terror gegen die Opposition quasi legitimierte. Nach dem Militärputsch 1980 wurde die MHP vorübergehend verboten, aber Ende der 80er Jahre wieder zugelassen. Camp-David-Abkommen – Am 17. September 1978 vereinbarten der ägyptische Prä­ sident Mohammed Anwar Al-Sadat und der israelische Ministerpräsident Menahem Be­ gin unter Vermittlung Jimmy Carters auf dessen Sommerresidenz Camp David den voll­ ständigen Abzug israelischer Truppen aus dem Sinai. Damit beendeten sie den Kriegs­ zustand zwischen den beiden Staaten und sprachen sich für eine friedliche Lösung des Nahost-Konflikts aus. Für ihre Bemühungen um den Frieden in der Region erhielten Begin und Al-Sadat noch im selben Jahr den Nobelpreis. Golf-von-Tongking-Resolution – Im August 1964 meldeten zunächst der US-Zerstörer Maddox und kurz darauf ein Begleitschiff, sie seien im Golf von Tongking von nordvi­ etnamesischen Torpedobooten angegriffen worden. Dieser Vorfall wurde von Präsident Lyndon B. Johnson als Vorwand zur militärischen Eskalation benutzt. In der TongkingResolution erteilte der amerikanische Kongreß dem Präsidenten eine Generalvollmacht zur Kriegsführung gegen Nordvietnam. Damit traten die USA nun auch offiziell in den Krieg ein. Später wurde bekannt, daß der so genannte Tongking-Zwischenfall eine pure Erfindung gewesen war. Andeninitiative – Der Kolumbienplan, in dem die USA für dieses Land ihre Strategie beim »Krieg gegen die Drogen« formulierten, wurde nach dem 11.09.2001 um den »Krieg gegen den Terrorismus« erweitert und in der Andeninitiative festgeschrieben: Ziel ist die Rückeroberung und Sicherung der amerikanischen Hegemonie im Anden­ raum und im Amazonasgebiet sowie die zwangsweise Eingliederung der Region in das Amerikanische Freihandelsabkommen (ALCA), das 2005 in Kraft treten soll. Damit können die USA Druck und Kontrolle über die angrenzenden Staaten wie Ecuador, Ve­ nezuela, Brasilien und Peru ausüben. In ihren Hegemonialansprüchen werden sie von der kolumbianischen Regierung Alvaro Uribes unterstützt, was einen breiten Wider­ stand in der Bevölkerung entfacht hat. Genfer Laos-Abkommen – Seit der Unabhängigkeit von Frankreich im Jahr 1953 be­ fand sich Laos im Bürgerkrieg, in dem der prokommunistische → Pathet Lao und die prowestlichen laotischen Regierungstruppen um die Macht kämpften. Sowohl die USA als auch die Sowjetunion und China versuchten, durch Waffenlieferungen die Entwick­ lung in Laos zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Nachdem sich der Bürgerkrieg zu einer internationalen Krise auszuweiten drohte, wurde in Genf die Laos-Konferenz einberu­ fen, während der man sich auf eine Koalitionsregierung zwischen Neutralisten, Kom­ munisten und Königstreuen einigte. Die Regierung gab ihre neutrale Position jedoch schon bald wieder auf und schloß mit den USA ein Abkommen über die Versorgung der in Südvietnam stationierten US-Truppen. Daraufhin legten die Pathet-Lao-Minister ihre Ämter nieder, was zu einem erneuten Ausbruch des Bürgerkriegs führte.

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Staatsstreich der CIA gegen den iranischen Ministerpräsidenten Mohammed Mossadegh – Großbritannien, als ehemalige Kolonialmacht am Persischen Golf, kon­ trollierte auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg die iranischen Ölfelder durch die Anglo-Iranian Oil Company. Am 01.05.1951 verfügte der frisch installierte Minister­ präsident Mossadegh, gestützt auf einen Parlamentsbeschluß, die Verstaatlichung der Ölindustrie. Als daraufhin die Förderung fast zum Erliegen kam, trat Mossadegh im Juli 1952 freiwillig zurück, mußte aber vom Schah aufgrund landesweiter Proteste wieder eingesetzt werden. Der britische Geheimdienst und auch die CIA taten nun mit »grauer Propaganda« und inszenierten »kommunistischen Übergriffen« alles dafür, die Regie­ rung Mossadegh zu schwächen und zu diskreditieren. Schließlich veranlaßte Roosevelt den Schah, Mossadegh zu entlassen und stattdessen den General Zahedi einzusetzen. Dessen Truppen besetzten am 19.08.1953 Teheran. Maddox → Golf-von-Tongking-Resolution Pueblo, auch Pueblo-Zwischenfall – Am 23. Januar 1968 wurde das Aufklärungs­ schiff USS Pueblo von nordkoreanischen U-Boot-Jägern vor der nordkoreanischen Küs­ te beschossen und gekapert, die Besatzung als Geisel genommen und fast ein Jahr lang in Wonsan gefangengehalten. Nordkorea beschuldigte die USA der Grenzverletzung, während diese darauf bestanden, sich in internationalen Gewässern bewegt zu haben. Erst nach zähen Verhandlungen kamen schließlich die 82 Geiseln im Dezember 1968 frei. McCarran-Ausschuß – In der Zeit der rabiaten Hexenjagden McCarthys brachten die Senatoren Pat McCarran und Robert E. Wood 1950 mit überwältigender Mehrheit einen International Security Act im Repräsentantenhaus und im Senat durch, in dem festge­ schrieben wurde, daß sich Mitglieder kommunistischer Organisationen registrieren las­ sen mußten, aus Jobs im öffentlichen Dienst entlassen und gegebenenfalls sogar depor­ tiert werden sollten. Selbst Präsident Harry S. Truman warnte vor solch einem rigiden Gesetz, das ideologische Anschauungen so offen der Verfolgung aussetzte. Mit diesem Gesetz erhielten Senator John McCarthy und sein Untersuchungskomitee Generalvoll­ macht. My Lai – Im März 1968 töteten amerikanische Soldaten in einem Massaker etwa 500 Dorfbewohner in einem Weiler im südvietnamesischen Annam. In einem der sogenann­ ten Search-and-Destroy-Einsätze wurde das gesamte Dorf – darunter 173 Kinder, 76 Kleinkinder, 182 Frauen und 60 Männer über sechzig Jahren – hingerichtet, weil es an­ geblich Vietcong beherbergt hatte. Die Hauptverantwortlichen an diesem Massaker wurden 1971 in einem Strafprozeß in den USA zur Verantwortung gezogen, allerdings schon wenige Jahre später unter der Ägide Richard Nixons wieder auf freien Fuß ge­ setzt. Kampagne der Brüder Dulles gegen den Neutralismus – John Foster Dulles, von 1953-1959 Außenminister unter Dwight D. Eisenhower, und sein Bruder Allan Welsh Dulles, zur gleichen Zeit Chef der CIA, waren einflußreiche Gegner einer neutralisti­ schen Politik, wie sie etwa die blockfreien Staaten vertraten. Der Außenminister be­ zeichnete Neutralismus als »unmoralisch« und bestand auf einer Politik der Stärke und Konfrontation im Kalten Krieg, die mit einer Vergeltung durch das amerikanische Atompotential drohte und gleichzeitig versuchte, die westliche Welt durch ein System von Militärpakten zu verbünden. Pathet Lao – (laotisch »Lao-Land«) kommunistisch orientierte Guerillabewegung in Laos, die in den späten 40er Jahren entstand und im Indochinakrieg von 1946-1954 die Vietminh unterstützte. 1957-1958 und 1962-1963 waren Vertreter des Pathet Lao an ei­ ner Koalitionsregierung in Laos beteiligt. Nach dem Bruch mit Ministerpräsident Sou­ vanna Phouma gewann die Bewegung in einem Bürgerkrieg die Kontrolle über zwei Drittel des Landes. Nach Beendigung des Vietnamkriegs, in dem der Pathet Lao Nord­ vietnam und den Vietcong unterstützt hatte, wurde in Laos unter der nun alleinregieren­ den Staatspartei »Laotische Revolutionäre Volkspartei«, mit der sich der Pathet Lao zu­ sammenschloß, eine Republik nach volksdemokratischem Muster errichtet.

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Ivy League – Bezeichnung für eine Gruppe nordamerikanischer Universitäten und Col­ leges, die als Eliteeinrichtungen gelten (Harvard, Yale, Pennsylvania, Princeton, Colum­ bia, Brown, Dartmouth und Cornell). Sie alle sind Mitglieder in der Sportvereinigung The Ivy League, deren Wurzeln bis zu Fußballturnieren in den 1870er Jahren zurückrei­ chen. Quemoy-Krisen – Bei ihrem Rückzug nach Taiwan besetzten die geschlagenen natio­ nalchinesischen Truppen auch 37 kleinere und größere Inseln unmittelbar vor der Küste. In der ersten Quemoy-Krise im September 1954 versuchte die VR China, diese Inseln zu erobern, was von Taiwan mit Bombardierungen des chinesischen Küstenstreifens be­ antwortet wurde. Die USA veranlaßten die Guomindang im Januar und Februar 1955, bis auf Quemoy alle Inseln zu evakuieren, drohten in ihrer »Formosaerklärung« der VR China bei einem etwaigen Angriff auf Taiwan aber zugleich mit dem Einsatz von Atom­ bomben. Von August bis Oktober 1958 verschärfte sich die Lage abermals, und Que­ moy wurde aufs Neue von chinesischen Truppen beschossen. Peking gab schließlich be­ kannt, die Insel nur noch an ungeraden Tagen beschießen zu wollen. Die Angriffe wur­ den in der Folge immer seltener und immer ritualisierter, zogen sich aber noch bis 1979 hin. Ho-Chi-Minh-Pfad – Im Indochinakrieg (1946-1954) angelegt, wurde der Ho-ChiMinh-Pfad von Nordvietnam während des Vietnamkrieges zur Unterstützung des Viet­ cong genutzt, um die Guerillatruppen mit Rohstoffen, Nahrung und Waffen zu versor­ gen. Der weitverzweigte Versorgungspfad führte durch den Osten von Südlaos und ver­ band das nördliche mit dem südlichen Vietnam (zum Teil durch Kambodscha). Seit Fe­ bruar 1965 bombardierten die USA neben Nordvietnam auch den Ho-Chi-Minh-Pfad flächendeckend. Bolivianischer Kokainputsch – Seit der Unabhängigkeit Boliviens 1825 hat das Land mehr als 200 Putsche erlebt – in dieser Reihe steht auch der Putsch des Generals Garcia Meza, dem 1980 der frisch gewählte Hernan Silez Zuazo zum Opfer fiel. 1981 aller­ dings dankte die Regierung Meza wegen Korruption und Drogenhandels ab, wodurch der Wahlsieger Zuazo doch noch sein Amt antreten konnte.

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G Über den Autor Peter Dale Scott wurde 1929 in Montreal, Kanada geboren. Er studierte in seiner Hei­ matstadt, in Paris und Oxford und promovierte in Politikwissenschaft. Scott unterrichte­ te an verschiedenen Universitäten in Kanada und in den Vereinigten Staaten Politikwis­ senschaft, Sprachen und Literatur. In den 50er Jahren war er im diplomatischen Dienst Kanadas tätig: an der kanadischen Botschaft in Warschau, bei der UN in Genf und in Wien. Zurück an der Universität unterrichtete er mehr als dreißig Jahre an der Universi­ tät Berkeley, Kalifornien. Als Gegner der aggressiven Interventionspolitik der Vereinig­ ten Staaten äußerte er sich sowohl im Vietnam als auch in den beiden Golfkriegen kritisch und beteiligte sich aktiv an der Gründung des Studiengangs Friedens- und Kon­ fliktforschung in Berkeley. Scott schreibt sowohl Lyrik als auch politische Sachbücher wie 

THE WAR CONSPIRACY (1972)



THE ASSASSINATIONS: DALLAS AND BEYOND (1976)



CRIME AND COVER-UP: THE CIA, CONNECTION (1977)



THE IRAN-CONTRA CONNECTION (1987)



COCAINE POLITICS: DRUGS, ARMIES, AND THE CIA IN CENTRAL AMERICA (1991)



DEEP POLITICS AND THE DEATH OF JFK (1993).

THE

MAFIA,

AND THE

DALLAS-WATERGATE-

Für sein literarisches Werk wurde er im Jahr 2002 mit dem Lannan Poetry Award aus­ gezeichnet.

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