Bundesstadt Bonn Bürgerwerkstatt Bahnhofsbereich Bonn

October 6, 2016 | Author: Gerda Hofmann | Category: N/A
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Bundesstadt Bonn – Bürgerwerkstatt Bahnhofsbereich Bonn ___________________________________________________________________________________

INHALT Bürgerwerkstatt und Zukunftskonferenz...................................................................................2 Teilnehmerliste der Zukunftskonferenz ....................................................................................4 1.

Blick zurück: Wo kommen wir her? ...................................................................................5

2.

Umfeld untersuchen: Welche Entwicklungen kommen auf uns zu?..................................9

3.

Gegenwart betrachten: Worauf sind wir stolz? Was bedauern wir?................................14

4.

Zukunft entwerfen: Was ist unsere Vision? Was wollen wir erreichen? ..........................16

5.

Gemeinsamkeiten herausarbeiten: Worin stimmen wir überein? ....................................28 Gemeinsame Ziele (Konsense).......................................................................................28 Mehrheitliche Ziele ..........................................................................................................31 Differenzen ......................................................................................................................32

6.

Maßnahmen planen: Was ist jetzt zu tun? ......................................................................34 Gemeinsamkeiten, Unterschiede und offene Punkte in den Ergebnissen der Arbeitsgruppen ................................................................................................................46

7.

Bilanz und Ausblick .........................................................................................................48

8.

Anhang ............................................................................................................................49

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Bundesstadt Bonn – Bürgerwerkstatt Bahnhofsbereich Bonn ___________________________________________________________________________________

BÜRGERWERKSTATT UND ZUKUNFTSKONFERENZ Worum geht es bei der Bürgerwerkstatt Bahnhofsbereich Bonn? Im Rahmen der Bürgerwerkstatt sollen Planungsziele für die zukünftige Gestaltung des Bahnhofsbereiches erarbeitet werden, die nach Möglichkeit im Konsens und unter Mitwirkung aller interessierten Bonner Bürgerinnen und Bürger1 gefunden und verabschiedet werden. Falls notwendig werden Mehrheits- und Minderheitsvoten dokumentiert. Diese Ziele bilden die Grundlage für die nächsten Planungsschritte, beispielsweise einen städtebaulichen Wettbewerb, der im Anschluss an das Beteiligungsverfahren ausgelobt werden soll. Der Beteiligungsprozess erfolgt in mehreren Stufen. In einer ersten Phase werden Ideen und Planungsvorschläge aller Bürger gesammelt. Hierfür sind insbesondere gedacht die Ausstellung im InfoCenter, dem Vor-Ort-Büro des Verfahrens, das Online-Forum im Internet und die Open Space Konferenz, die am 23./24.10.05 stattgefunden hat. Rund 170 Ideen und Vorschläge, die bis Mitte November eingebracht worden sind, sind in einer Zusammenstellung dokumentiert, die im InfoCenter abgeholt und im Internet unter http://buergerwerkstattbonn.de abgerufen werden kann. Wozu wird die Zukunftskonferenz durchgeführt? Vor dem Hintergrund dieser zahlreichen Ideen und Planungsvorschläge sollen in einem nächsten Schritt Gemeinsamkeiten und Konsense über planerische Zielvorstellungen herausgearbeitet werden. Hierfür ist eine Begrenzung der Teilnehmerzahl erforderlich. Aus diesem Grund wird mit 64 Personen, die möglichst alle betroffenen Interessenlagen repräsentieren, eine Zukunftskonferenz durchgeführt. Aufbauend auf 14 Planungszielen, die von allen Teilnehmern getragen wurden, haben sich 8 Vertiefungsgruppen mit Teilaspekten der zukünftigen Entwicklung beschäftigt. Die Ergebnisse, die während dieser Veranstaltung am 18.-20.11.05 entstanden sind, sind in dieser Dokumentation wiedergegeben. Wie sehen die nächsten Schritte des Beteiligungsverfahrens aus? Mit den Resultaten der Zukunftskonferenz sind – neben den gemeinsam verabschiedeten Zielvorstellungen – erste Lösungsvarianten aufgezeigt, deren Realisierbarkeit bislang noch nicht geprüft werden konnte. Aus diesem Grund wird in einem Zwischenschritt am 15.12.05 ein Nachfolgeworkshop durchgeführt. Während dieser Abendveranstaltung werden externe Fachleute und Mitarbeiter der Bonner Stadtverwaltung durch fachliche Inputs Randbedingungen für die Entwicklung des Bahnhofsbereiches aufzeigen. Mit diesen Zusatzinformationen sollen die Teilnehmer der Zukunftskonferenz ihre bisherigen Ergebnisse insbesondere in Hinblick auf die Realisierungsmöglichkeiten überprüfen. Seinen Abschluss findet das Beteiligungsverfahren mit einer öffentlichen, vierstündigen Abendveranstaltung. Auf diesem „Marktplatz“, der am 17.01.06 stattfinden wird, erfolgt eine Rückkopplung der Ergebnisse der Zukunftskonferenz und des Nachfolgeworkshops mit allen interessierten Bürgern. Teilnehmer der Zukunftskonferenz erläutern die vereinbarten Konsensvorstellungen und präsentieren die Ergebnisse. Die Anwesenden haben die Möglichkeit, sich die Planungsziele und die aufbauenden Lösungsvorschläge genauer erklären zu lassen sowie Verbesserungsvorschläge einzubringen. Abschließend erfolgt eine gemeinsame Bewertung der Arbeitsergebnisse, die der Stadt Bonn als Entscheidungsempfehlung für einen Ratsbeschluss zu den nächsten Schritten des Planungsprozesses dienen wird. 1

Zur besseren Lesbarkeit werden im Folgenden nur die männlichen Sprachformen verwendet. Gemeint sind Frauen und Männer gleichermaßen. ___________________________________________________________________________________ BÜRO BLAU – Agenda-Agentur Berlin – ecce visionslabor 12/2005

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TEILNEHMERLISTE DER ZUKUNFTSKONFERENZ Lfd. Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8

Nachname

Vorname

Prof. Bergerhoff van Dorp Gerke Loh Maresch Riemann Schott Wimmer

Günter Robert Ekkehard Gisela Ilse Peter Johannes Bernhard

9 10 11 12 13 14 15 16

Bangert Dr. Boysen Conrad Hamelbeck NN Schulte Taylor NN

Gertrud Sigurd Olaf Claudia NN Raimund Irmgard NN

17 18 19 20 21 22 23 24

Bertram-Mayer Dr. Hentschel NN Schretzmann Skomorowsky Speckenheuer Wolf Wallasch

Christina Axel NN Frau Frau Jürgen Ilse Helga

25 26 27 28 29 30 31 32

Beu Burmester Fliessgarten Dr. Gröner Hentschel Isselmann Kivelip Ziegenhagen

Rolf Hillevi Karl Heinz Johannes Heinz Michael Falk Ulrich

33 34 35 36 37 38

Dittrich Franzen Kinzel Lagemann Lenzen Prof. Monheim

Susanne Jörg Hildegard Hanno Stephan Heiner

39 Dr. Mrass

Marcus

40

Olga

Dr. Sonntag

41 Goseberg 42 NN 43 Feldmann 44 Dr. Rüttgers 45 NN 46 Schneider 47 Sessinghaus 48 Zysik

Irene NN Thomas Herr NN Christian Dierck Peter

49 50 51 52 53 54 55 56

Flaig Reuter Schöck Schöll Schröder Dr. Uelsberg Welter Wißkirchen

Tilmann Verena Brigitte Ingrid Wulf Gabriele Sebastian Anna

57 58 59 60 61 62 63 64

Baucks Gut-Toews Kalbitzer Nienhaus Schmuck Trautmann Vilter Weingart

Bernd Angelika Jens Christel Ralph Christopher Claus Frau Michael

Institution AG Bahnhofsvorplatz AG Bahnhofsvorplatz ADFC Verkehrsforum BBB Stadtdirektor a.D.

Gleichstellungsbeauftragte

Drogentherapeut. Ambulanz (VfG) Aids-Initiative Bonn Polizei Behindertengemeinschaft Planungs- und Verkehrsausschuss SPD Liegenschaftsamt BBB CDU Stadtplanungsamt FDP Wirtschaftsförderung

Projektmanager AK Frauen und Stadtplanung Landschaftsarchitekt AG der Bonner Heimat-, Geschichtsund Denkmalvereine

Anwohnerin, Händlerin City Marketing DB Eigentümer Südüberbauung SWB Einzelhandelsverband ver.di Tourismus und Congress GmbH Zentralbibliothek, Stadtbibliothek Gästeführerin Volkshochschule Bonn Deutsche Welle Rheinisches Landesmuseum Institut für intern. Zusammenarbeit

Bonner Funktaxi-Zentrale Servicepersonal Bus/Bahn SWB/Busfahrer

Herkunftsgruppe

gemischte Gruppe

AG Bahnhofsvorplatz AG Bahnhofsvorplatz AG Bahnhofsvorplatz AG Bahnhofsvorplatz AG Bahnhofsvorplatz AG Bahnhofsvorplatz AG Bahnhofsvorplatz AG Bahnhofsvorplatz

1 2 3 4 5 6 7 8

Bonner Wohnbevölkerung Bonner Wohnbevölkerung Bonner Wohnbevölkerung Bonner Wohnbevölkerung Bonner Wohnbevölkerung Bonner Wohnbevölkerung Bonner Wohnbevölkerung Bonner Wohnbevölkerung

1 2 3 4 5 6 7 8

Mit Sicherheit Sozial Mit Sicherheit Sozial Mit Sicherheit Sozial Mit Sicherheit Sozial Mit Sicherheit Sozial Mit Sicherheit Sozial Mit Sicherheit Sozial Mit Sicherheit Sozial

1 2 3 4 5 6 7 8

Politik und Verwaltung Politik und Verwaltung Politik und Verwaltung Politik und Verwaltung Politik und Verwaltung Politik und Verwaltung Politik und Verwaltung Politik und Verwaltung

1 2 3 4 5 6 7 8

Stadtgestalt Stadtgestalt Stadtgestalt Stadtgestalt Stadtgestalt Stadtgestalt

1 2 3 4 5 6

Stadtgestalt

7

Stadtgestalt

8

Standortinteressen / Wirtschaft Standortinteressen / Wirtschaft Standortinteressen / Wirtschaft Standortinteressen / Wirtschaft Standortinteressen / Wirtschaft Standortinteressen / Wirtschaft Standortinteressen / Wirtschaft Standortinteressen / Wirtschaft

1 2 3 4 5 6 7 8

Tor zur Welt Tor zur Welt Tor zur Welt Tor zur Welt Tor zur Welt Tor zur Welt Tor zur Welt Tor zur Welt

1 2 3 4 5 6 7 8

Transitnutzer Transitnutzer Transitnutzer Transitnutzer Transitnutzer Transitnutzer Transitnutzer Transitnutzer

1 2 3 4 5 6 7 8

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1. BLICK ZURÜCK: WO KOMMEN WIR HER? Die gemeinsame Vergangenheit der Teilnehmer steht im Mittelpunkt des ersten Arbeitsschritts. Markante Ereignisse und Entwicklungen der letzten Jahrzehnte werden stichwortartig aufgelistet und zeigen, was die Menschen dieser Zukunftskonferenz als bedeutend erlebt haben. Diese Phase macht auch den reichen gemeinsamen Erfahrungsschatz deutlich und bildet somit eine Grundlage für eine gemeinsame Zukunftsgestaltung. Die Teilnehmer richten ihren Blick auf drei verschiedene Aspekte, die persönliche Vergangenheit, die Vergangenheit Bonns und des weiteren Umfeldes sowie die Vergangenheit des Bahnhofbereiches. Die folgende Zusammenfassung entstand in strikter Anlehnung an Formulierungen und Wertungen der Teilnehmer. Persönliche Vergangenheit Obwohl die Teilnehmer aus unterschiedlichen Bereichen kommen, fallen Ähnlichkeiten in den Biographien auf. Fast alle leben in Bonn, viele haben studiert und eine Familie gegründet. Politisches und soziales Engagement spielen eine große Rolle. Bis 1985 Für einen Teilnehmer hatte der Bonner Bahnhof schon früh Bedeutung: seiner erste Bahnfahrt führte ihn 1970 mit seiner Großmutter von Karlsruhe nach Bonn. Einige Jahre später zog ihn, wie auch andere Teilnehmer, ein Besuch bei der Bundesgartenschau in die Stadt. Viele, die nicht in Bonn geboren sind, kamen als Kind oder im Zuge ihres Studiums hierher. Erfahrungen in Familienleben und Beruf prägten die Identifikation mit der Stadt. So hat einer der Teilnehmer als Maurer nach 1945 an der Enttrümmerung und am Wiederaufbau der bombenzerstörten Stadt Bonn mitgearbeitet. Persönlich betroffen ist man auch später, etwa durch Abriss- und Sanierungsarbeiten im nahen Umfeld. Ein Teilnehmer berichtet von seinem Kampf um den Erhalt seines Geschäftshauses gegen die Stadt, ein anderer von seinem Kauf eines Gründerzeithauses im Jahr 1977. Offenbar sehr prägend für viele ist die aufkommende Friedensbewegung mit Demonstrationen und Konzerten. Im Zusammenhang mit dieser politischen Aufbruchsstimmung gründen sich Bürgerinitiativen, das Verkehrsforum entsteht 1985; erwähnt wird auch der Planerladen in Dortmund als „Verein zur Förderung demokratischer Stadtplanung“. Man erinnert sich an „Schumann-Klause“ und „Info-Treff“. Bis 1995 Das politische und soziale Engagement bleibt für die Bonner auch weiterhin von großer Bedeutung. Viele Teilnehmer setzen sich in der Stadtpolitik sowie zu Verkehrsbelangen ein. Ein zunehmend umweltbewusstes Denken lässt viele auf ein eigenes Auto verzichten und zu leidenschaftlichen Fahrradfahrern und ÖPNV-Nutzern werden. Weg- und Zuzug, berufliche Etablierung und Familienleben sind weiterhin vielen gemeinsame Merkmale dieser Dekade... Bis heute ... wie auch der nächsten. Nicht immer ist der erste Eindruck vom Bahnhofsbereich bei Zuzug oder Rückkehr nach Bonn negativ. Ein Teilnehmer, der nach 2 Jahren in Berlin im Jahr 2002 wieder nach Bonn zurückkehrte, hat die Veränderung der Stadt mit Bewunderung wahrgenommen: Bonn ist für ihn interessanter geworden. Positiv festgestellt wird auch ein ___________________________________________________________________________________ BÜRO BLAU – Agenda-Agentur Berlin – ecce visionslabor 12/2005

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leichterer Zugang als früher mit Kinderwagen zu öffentlichen Verkehrsmitteln: viele Barrieren wurden abgebaut. Im Gegensatz dazu gibt es nach wie vor viel Unbehagen. So wird der Aufenthalt im Bonner Loch und in dessen unmittelbarer Nähe, speziell auch mit kleinen Kindern, eher vermieden, man nimmt dafür lieber Umwege in Kauf. Der Fahrradverkehr bleibt für viele, vor allem in Unterführungen, ein schwieriges Abenteuer. Hinsichtlich gestalterischer und sozialer Aspekte im Bahnhofsbereich wird immer noch Stagnation, Fehlplanung und Vernachlässigung gesehen. Hingewiesen wird auf Vergleichsstudien zu anderen Bahnhöfen und Innenstädten. Das Engagement vieler Teilnehmer für ihre Stadt ist ungebrochen.

Vergangenheit Bonns und des weiteren Umfeldes Bis 1985 Die Vergangenheit Bonns ist eng mit seiner ehemaligen Funktion als Hauptstadt der alten Bundesrepublik verknüpft. Zuvor bewegte die Gesellschaft die Erfahrung der Teilung Deutschlands und des Kalten Kriegs. Die „Bonner Republik“ bedeutete für die Menschen, in einem demokratischen Rechts- und Sozialstaat zu leben, in dem es auch zu wirtschaftlichem Wohlstand kam. Für die einen eine konservative Bundesbeamtenhauptstadt mit Tendenz zur „Großmannssucht“, wurde Bonn durch die Hauptstadtfunktion für die anderen weltoffener. Die Stadt erhielt den Rheinauenpark. Bonn als Bauherr - mancher Teilnehmer verzeichnete eine Gigantomanie beim Bauen. Die Kommunalpolitik „erstarrte“, Politik „nach Gutsherrenart“ wurde betrieben. Der Autoverkehr wurde immer stärker und beherrschte schließlich alles, auch die öffentliche Planung. Parallel dazu erfolgte jedoch eine teilweise Besinnung auf den Umweltschutz – die Ölkrise warf ihre Schatten. Schließlich kam die Friedensbewegung auf, die Bürger gingen auf die Straße. Es gab Demos und Kundgebungen, ein Aufbruch in Kultur und Gesellschaft fand statt. In der Sowjetunion kam die Perestroika, verhieß weltweit Optimismus. Für manchen ein historisches Highlight: der BSC kommt in die 2. Bundeliga. Bis 1995 Die Wiedervereinigung Deutschlands vollzieht sich - oder auch der DDR-Anschluss, wie andere es sehen. Der Berlin-Beschluss schockt Bonn und zwingt die Stadt, die ihren Sonderstatus verliert, sich auf eigene Stärken zu besinnen. Der Regierungsumzug bringt einen beginnenden Strukturwandel mit sich, der Wechsel zur „Dienstleistungshauptstadt“ beginnt. Vom 20.06.1991 bis 1995 protestieren die Bürger auf dem Marktplatz („Selbstachtung der Bürgerschaft - Protest gegen die Missachtung des Bürgerwillens“). Das Jahr 1991 wird aber auch als Chance für Bonn erlebt. Bonn boomt, der Bund zahlt „Unsummen“. Positiv gesehen wird auch die entstehende neue Stadtarchitektur (Museumsmeile, Post-Tower). Gleichzeitig wird die Europäische Stadt wieder entdeckt und führt zu „Kritischer Rekonstruktion“ historischer Stadtgefüge. Investoren treten auf. Die technische Evolution und ihre Folgen machen ___________________________________________________________________________________ BÜRO BLAU – Agenda-Agentur Berlin – ecce visionslabor 12/2005

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sich bemerkbar. Die gesetzliche Ausweitung der Ladenschlussgesetze zieht als Konsequenz eine Verschärfung des Verdrängungswettbewerbes im Einzelhandel nach sich. Bis heute Die europäische Integration schreitet fort, die EU wird erweitert. In Bonn entstehen „Integrierte Handlungskonzepte“. Ein weiterer Strukturwandel in der Region findet statt, die finanziellen Spielräume werden zunehmend enger. Ein wirtschaftlicher Abschwung setzt ein, Depressionserscheinungen tauchen auf. Im Einzelhandel vollzieht sich ein massiver Stellenabbau. Der Auto- und Lastverkehr nimmt weiter stark zu, eine Anpassung der Städte und Landschaften an das Verkehrsaufkommen ist die Folge. Gewachsene Strukturen werden zerstört. Die Folgen besinnungslosen Ressourcen- und Flächenverbrauchs sind heute als Belastungen zu spüren. Pluralismus und Richtungslosigkeit sind im Städtebau zu bemerken. Bahnhöfe werden aber wieder wichtige Zentren und gleichsam „wieder entdeckt“. Die „Berliner Republik“ wird als Talfahrt erlebt - Verschuldung, demokratische Abwärtsentwicklung, Arbeitslosigkeit. Der „neue Aufbruch“ (rot – grün) in Verkehr und Städtebau misslingt. Den Bürgerinteressen wird kein Vorrang eingeräumt. Die CDU verliert die Ratsmehrheit. Bonn wird UN-Stadt. Durch den Bau des ICE-Bahnhofs in Siegburg wird die Erreichbarkeit von Bonn-City verschlechtert, der Hauptbahnhof droht zum Provinzbahnhof heruntergestuft zu werden. Durch eine breitere Verarmung sind mehr Nutzer im ÖPNV zu erwarten. „Internet-ionalisierung“ und „Discounterisierung“ sind Merkmale des letzten Jahrzehnts. Andere sehen es so: der Regierungsumzug hat Bonn nicht geschadet: Bonn boomt, aber es muss im Wettbewerb der Regionen mithalten – auch in der Innenstadt.

Vergangenheit des Bahnhofbereichs Kennzeichen der Vergangenheit des Bonner Bahnhofbereiches ist das über Jahrzehnte andauernde Provisorium mit unzähligen gescheiterten Planungsverfahren. Bis 1985 Mit dem U-Bahnbau anlässlich der Bundesgartenschau werden alte, städtebaulich stimmige Strukturen zerschlagen, interessante Cafés, schöne Häuser und urbane Qualität verschwinden als "erste Sünde". Die Nutzer des ÖPNV werden unter die Erde verbannt, „die Automobilisten übernehmen die Stadt“. Das heutige Bonner Loch (die „zweite Sünde“) war in den 50er Jahren ein attraktiver Bereich für den Beginn und das Ende von Reisen, zum Einkaufen und sich Aufhalten, ein lebendiger Ort. Zunehmend werden drogenabhängige Menschen in Richtung Bahnhof verdrängt. Der „Klotz“ Bahnhofsparkhaus und die Südüberbauung werden errichtet und als starker Kontrast empfunden zum großen und prächtig gebauten Bahnhof ___________________________________________________________________________________ BÜRO BLAU – Agenda-Agentur Berlin – ecce visionslabor 12/2005

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aus der Gründerzeit. Die Sicht auf dieses Gebäude wird dadurch stark eingeschränkt und seine Denkmalwürdigkeit verliert ein angemessenes Umfeld. Friedensdemo und Bundeswehrvereidigung werden als Veranstaltungen mit dem Bahnhofsbereich assoziiert, ebenso wie ein BAP-Konzert im Bonner Loch. Nach einer Zeit mehrfacher Fehlplanungen mit Langzeitwirkung empfand mancher die Situation als statisch, man arrangierte sich. Bis 1995 Alle Pläne zum Bahnhof, zur U-Bahn und zur Tram (Hardtberg) sowie der Plan der Ungershalle scheitern. Häufige Fehlplanungen werden festgestellt. Der Stillstand tritt ein, ein permanentes Provisorium bleibt, jede Veränderung wird verhindert. Der Autoverkehr nimmt ständig zu, vor allem vor dem Bahnhof wird die Situation teilweise unerträglich. Diese Entwicklungen werden als Verdrängung des Umweltverbundes unter die Erde erlebt. Die Planung der Tieflage der Staßenbahnlinien 61 und 62 beginnt und wird verhindert. Das Bonner Loch ist anfangs ein ganz normaler Treffpunkt, verändert sich aber mit der sozialen Situation. Das Bahnhofsumfeld erlebt einen Abstieg, verliert an Attraktivität, eine zunehmende Verwahrlosung findet statt, die Drogenszene wird sichtbarer. McDonalds eröffnet eine Filiale. Als Lichtblicke empfunden werden der Cassius-Garten und eine Fahrradstation. Neben dem Stillstand wird aber auch Dynamik erlebt: Diskussionen und Wettbewerbe zur „Umsetzung“ finden statt. Ein Bürger wird durch das BBB-Plakat „So nicht!“ aufgeschreckt. Bis heute Der Bahnhofsbereich wird als „Schandfleck“ empfunden, die Verwahrlosung wächst weiter. Viele Bürger halten sich nur unter Anspannung dort auf. Das Bonner Loch wird als sozialer Brennpunkt wahrgenommen. Aus dieser Notwendigkeit heraus entsteht GABI als Anlaufpunkt für die sich weiter ausbreitende Alkoholiker- und Drogenszene. Der Verlust der Fernbahnhofsfunktion durch den ICE-Anschluß in Siegburg wird als Fehler erlebt: eine Entwicklung vom charmanten Fernbahnhof mit attraktiven Verbindungen nach ganz Deutschland zum vergammelten und heruntergekommenen Regionalbahnsteig. Die (allerdings schon seit 1947) bestehende Kette zur Schrittwegesicherung am Hauptausgang wird als Behinderung und als unattraktiver erster Eindruck für ankommende Fremde wahrgenommen. Vor dem Gebäude gibt es keine ausreichenden Halte- und Auslademöglichkeiten für Taxis und PKWs. Der Radverkehr in dem Bereich bleibt trotz gemachter Versprechen unberücksichtigt. Der Zugang zum Busbahnhof mit Kinderwagen gestaltet sich schwierig. Beobachtet wird ein ständiger Publikumsverlust in dem Bereich sowie ein schleichendes Fachgeschäftesterben. Aber es gibt auch die Wahrnehmung: am Bahnhof ist immer Leben. Als Reaktion auf die Entwicklung beginnt u.a. die Arbeit zum Integrierten Handlungskonzept Bonn-Innenstadt (IHK). Das Zentren-Konzept Einzelhandel stärkt die City, daraus erwächst der Druck, Flächen hier und nicht „auf der Grünen Wiese“ zu schaffen. Der Bahnhof wird als wichtiger Knotenpunkt für Kunden hervorgehoben. Zur Bebauung des Bahnhofsbereichs wird das Brune-Konzept vorgelegt. Eine Info-Box vor dem Hauptbahnhof liefert Transparenz und gute Information dazu. Diese Art der Präsentation einer vorliegenden Planung wird auch für zukünftige Konzepte als wünschenswert angesehen. Bei der Brune-Planung dominierten Investoren-Interessen, nicht die Interessen der Stadt Bonn. Unter anderem aus diesen Gründen folgte ein Bürgerbegehren, das die Planung erfolgreich gestoppt hat. Dies eröffnete auch neue Formen demokratischer Mitwirkung. Die Verwaltung und Politik öffnen sich und suchen Rat beim Volk. ___________________________________________________________________________________ BÜRO BLAU – Agenda-Agentur Berlin – ecce visionslabor 12/2005

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2. UMFELD UNTERSUCHEN: WELCHE ENTWICKLUNGEN KOMMEN AUF UNS ZU? Welche Entwicklungen wirken auf Bonn und den Bahnhofsbereich ein und sind in Zukunft wichtig? Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer entwerfen gemeinsam ein umfassendes Bild der externen Trends. Die wichtigsten Trends werden genauer betrachtet. Welche Konsequenzen ergeben sich aus diesen Entwicklungen für die Zukunft? Alle Entwicklungen werden von den Gruppen gesammelt und in einem großen Mind Map – einer baumartigen Struktur der externen Trends – zusammengeführt. Jeder Beitrag wird aufgegriffen. Anschließend wird gewichtet, so dass die Haupttrends deutlich werden. Zu den von den Teilnehmern festgehaltenen wesentlichen Trends zählen etwa der wachsende Wettbewerb zwischen den Städten und die steigende Bedeutung des öffentlichen Raumes. Die Bedeutung von Kultur und Tourismus nehmen zu, die ästhetische Qualität des öffentlichen Raumes wird wichtiger. Dem stehen wachsende öffentliche Armut und Macht der Investoren gegenüber, was das Steuerungsvermögen der öffentlichen Hand beeinflusst. Die Schere zwischen arm und reich klafft immer weiter auseinander, die Drogenszene wird sich vergrößern. Der ÖPNV wird aus unterschiedlichen Gründen an Bedeutung gewinnen.

Mind Map (Gedankenkarte) der Teilnehmer zu den externen Trends Anschließend wählen die Teilnehmer in ihren jeweiligen Herkunftsgruppen drei bis vier Trends, die ihnen am wichtigsten erscheinen. Hierbei schälen sich die folgenden Bereiche als besonders zentral heraus: zunehmende Anforderungen an den öffentlichen Verkehr, die öffentliche Verarmung und deren Folgen für den öffentlichen Raum, gesellschaftliche Entwicklungen wie das immer stärkere Auseinanderklaffen der Schere zwischen arm und reich sowie die Wechselwirkung zwischen Wirtschaft und Stadtbild bzw. -gestaltung.

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Mobilität Steigende Mobilitätsanforderungen sind ein Trend, der mit der gesellschaftlichen Entwicklung einhergeht. Die Menschen müssen mobil sein, wenn sie am öffentlichen Leben teilnehmen wollen. Ökonomisch wird in der Politik keine Möglichkeit gesehen, den ÖPNV weiter auszubauen, zurzeit wird versucht, den Status quo beizubehalten. Es gibt aber bereits heute Einrichtungen, die die Mobilität erleichtern: den ZOB gibt es schon, individuelle Haltepunkte ab 21h existieren ebenfalls bereits. Für die Zukunft brauche es kreative Ideen zur Effizienzsteigerung. In Zukunft sollte für Benutzer des Bahnhofsbereichs die Sicherheit gewährleistet sein, was aber nicht heißt, dass die Drogenabhängigen aus dem Bonner Loch vertrieben werden sollen. Die Barrierefreiheit soll erweitert und für den privaten PKW-Nutzer eine Aussteigemöglichkeit vor dem Bahnhof geschaffen werden. Die Taxis sollen einen überdachten Einstiegsplatz sowie einen sicheren Ausstiegsplatz erhalten, der Gepäcksservice den Bedürfnissen angepasst werden. Der ZOB soll erhalten, aber modernisiert werden und das Kundenzentrum als Servicepunkt oberirdisch liegen. Öffentlicher Verkehr Im öffentlichen Nahverkehr wird auf der einen Seite eine steigende Nachfrage (z.B. höhere Pendlerzahl) registriert, auf der anderen Seite jedoch eine Tendenz zur Verschlechterung gesehen: der Takt verringert sich, die Anschlüsse funktionieren oft nicht, die Infrastruktur ist nicht optimal, braucht Verbesserung. Viele Angebote im ÖPNV-Bereich sind für Benutzer nicht präsent; mehr Information ist daher in Zukunft notwendig, um eine Ausnutzung des bereits vorhandenen Angebots zu gewährleisten. Der ÖPNV kann in Zukunft Investitionsschwerpunkt werden, er könnte gleichsam ein Markenartikel sein, die Qualität des Angebots müsste überzeugen, so etwa nach dem Motto: „Bonn, das Zürich Germaniens“. Auch der anstehende demographische Wandel – die Zahl der älteren, nicht motorisierten Menschen steigt – bringt die Notwendigkeit mit sich, die Nahverbindungen attraktiver zu machen. Dazu gehört auch eine Verstärkung der Barrierefreiheit für ältere und behinderte Personen. Der nichtmotorisierte Individualverkehr stellt ein wichtiges Thema dar; in Zusammenhang damit wird die Entwicklung des Fahrradverkehrs als positiv gesehen. Trotz aller funktionalen Forderungen sollte allerdings auch der ästhetische Aspekt nicht vergessen werden: „Gestaltung anstelle von Verschnittstellen, die von Verkehrsingenieuren definiert werden“.

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Armut und Gesellschaft Als zwei große Haupttrends werden wachsende öffentliche wie auch individuelle Armut geortet. Eine große Entwicklung bildet die zunehmende Entsolidarisierung der Gesellschaft. Die Schere zwischen arm und reich, aber auch zwischen Bevölkerungsgruppen, etwa „Inländern“ und Migranten, klafft ständig weiter auseinander (nicht nur in Bonn, sondern generell). Eine wachsende gesellschaftliche Ausgrenzung von Minderheiten und Randgruppen ist die Folge, das wird Probleme bereiten. Und eine zunehmende Drogen- und Alkoholszene breitet sich aus. Sprachkurse und Therapien sowie eine Teilhabe am normalen Arbeitsleben für gesellschaftliche Minderheiten sind Maßnahmen gegen die Ausgrenzung - allerdings gibt es nicht genügend Arbeitsplätze. Transferzahlungen reichen nicht aus, um das Auseinanderdriften von Arm und Reich zu verhindern. Die Politik reagiert nicht, hat aber auch geringe Handlungsspielräume. Eine erhöhte Präsenz von Ordnungskräften/Polizei mag einerseits wirksam sein, andererseits ist jedoch niemandem damit geholfen, wenn die Gruppen dadurch verschoben werden und sich anderswo verbreiten. Diesbezüglich werden eher Hilfsangebote als Lösung angesehen. Allerdings führt gerade die steigende öffentliche Armut zu einer Ausdünnung dieser Hilfsmöglichkeiten und hat negative Folgen für soziale Einrichtungen. Es wird davor gewarnt, dass bei einer Rücknahme der öffentlichen Mittel die Folgekosten steigen (z.B. gibt es ohne saubere Spritzen eine zunehmende Aids-Infektionsrate). Mehr Einrichtungen sollen – auch im Bahnhofsbereich – geschaffen werden, bestehende Einrichtungen sollten schneller agieren können: z.B. durch eine Bürgerstiftung, mit deren Unterstützung kleine Beträge rasch zur Verfügung gestellt werden können. Der Mittelstand soll gestärkt, die Bildung ausgebaut, die Integration von Bevölkerungsschichten gefördert werden – alles sehr schwierige Aufgaben. Ein weiterer gesellschaftlicher Trend ist die zunehmende Individualisierung: mehr Singles, und eine zunehmende Vereinsamung der Menschen sind Merkmale dafür. Eine heutige Antwort darauf kann ein differenzierteres Angebot sein, z.B. Nachtbusse, flexiblere Öffnungszeiten, Mobilitätsangebote. Öffentlicher Raum, öffentliche Armut, öffentliche Planungshoheit Der wachsenden öffentlichen Armut steht ein steigender Investorendruck gegenüber. Der Rückzug der öffentlichen Hand aus der Gestaltung des öffentlichen Raums hat eine Kommerzialisierung und Monotonisierung des öffentlichen Raums zur Folge. Die sinkenden Finanzen der öffentlichen Hand dürfen auf keinen Fall zu einem Freibrief für Investoren führen. Auch in Zukunft muss die Planungs- bzw. Gestaltungshoheit bei der Stadt liegen – auf allen Ebenen und unter Einbeziehung der Bürger. Sie muss entscheiden, was sie will, und die Investoren führen es aus. Auf keinen Fall darf die Gesamtfläche am Bahnhof an nur einen Investor vergeben werden. Wichtig ist ein ausreichendes Zeitbudget, nichts soll unter Druck von Dritten entschieden werden. Als negativ werden unter Druck getroffene einsame Entscheidungen angesehen. Dem ist der Bürgerwille entgegenzusetzen, leider geschieht das erst „Fünf vor Zwölf“. Der öffentliche Raum soll in Zukunft Freiflächen und Ruhezonen für alle bieten und für eine öffentlichen Nutzung zur Verfügung stehen (z.B. eine Infostelle in Bahnhofsnähe und keine Shopping Mall zum Abschließen). Zur Gestaltung des öffentlichen Raums soll ein gestalteri___________________________________________________________________________________ BÜRO BLAU – Agenda-Agentur Berlin – ecce visionslabor 12/2005

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scher und funktionaler Wettbewerb forciert werden. Die Gestaltung soll dem Funktionalen gleichberechtigt sein. Stadtgrundriss und Firsthöhen sollen beachtet werden. Erste Maßnahmen für das Bonner Loch sollten unter dem Motto „Wiederbeleben statt Verdrängen“ stehen, die Anlage sollte vermehrt genutzt werden (z.B. mit einer Filmleinwand für Fußballübertragungen während der WM oder für ein Open Air-Kino, als Skater-Rampe usw.). Als weitere, schnell verwirklichbare Möglichkeit zur Verbesserung des Erscheinungsbilds wird empfohlen: Aufräumen, Entmüllen, Werbetafeln entfernen. Reklame wird als Vermüllung empfunden. An dieser Stelle könnten auch einzelne Bürger Verantwortung übernehmen, etwa indem sie selber Müll aufheben. Darüber hinaus wäre es relativ leicht, mehr Farbe und mehr Licht für einen subjektiven Eindruck von mehr Sicherheit einzusetzen. Zusätzliche Kontrollen würden dieses Gefühl ebenfalls verstärken. Stadtbild – Wirtschaft: Wechselwirkung Das Stadtbild lässt eine negative Vereinheitlichungstendenz erkennen, die „Verpackung“ (Architektur) ebenfalls wie der „Inhalt“ der Gebäude: die Mieten entscheiden, wer als Mieter in Frage kommt. Das hat eine Filialisierung zur Folge, was nicht nur ästhetische Konsequenzen auf das Erscheinungsbild hat, sondern auch den Einzelhandel empfindlich trifft. Als weitere Tendenz nehmen die Dichte und die Attraktivität des Einzelhandels ab. Eine Antwort darauf ist das gezielte Einkaufen im Zentrum, eine Verschärfung des Zentrumskonzepts, um einer „Discounterisierung“ des Umlandes vorzubeugen, was auch das Bahnhofsumfeld einschließt. Als gegenläufige Tendenz dazu wird allerdings bemerkt, dass viele Leute nur noch den Preis sehen und („Geiz ist geil“) 200 km weit fahren, um irgendetwas billiger zu erstehen. Notwendig ist daher die Vervollständigung eines attraktiven Einzelhandelsspektrums, bei dem einerseits der Branchenmix bewahrt bleibt und andererseits der Fokus auf das Stichwort „Frequenz bringen“ gebracht wird - was zweifelsohne einen Spagat bedeutet. Hilfe soll auch ein Runder Tisch mit den Immobilieneigentümern bringen, um Absprachen bezüglich der Mieten zu treffen und damit eine weitere Filialisierung zu verhindern. Weiterhin soll eine Intensivierung der Werbung in einem integrierten Konzept von Tourismus, Gastronomie und Einzelhandel unterstützend wirken. Und: Bestehendes kann sich durchaus sehen lassen, man sollte daher bereits auf dem Bahnhof Hinweise geben: der Bahnnutzer sieht bereits beim Aussteigen, was es alles gibt (auf einer Tafel). Bisher werden Gäste am Bahnhof eher ab- und ausgeladen als willkommen geheißen. Allerdings soll das sensibel geschehen und keine weiteren als Müll empfundenen Werbeklötze nach sich ziehen. Auch hier gilt: die ästhetische Qualität des öffentlichen Raumes gewinnt an Bedeutung. Kultur und Tourismus Auch der Städtewettbewerb wächst: Bonn hat gute Karten, ein gutes Kulturangebot, das aber weiter entwickelt werden muss. Kultur und Tourismus nehmen an Bedeutung zu. Mit einer stärkeren Zusammenarbeit mit anderen Orten können unterschiedliche Stärken verbunden und dem zunehmenden Städtewettbewerb entgegengewirkt werden.

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Im Anschluss an die Präsentationen der einzelnen Bereiche wurden die folgenden Rückmeldungen gegeben: Positiv wurde vermerkt, dass die Rückeroberung des öffentlichen Raums durch Zwischennutzungen und Angebote für ein junges Publikum mehrfach erwähnt wurden. Dem Einwurf, dass man dann aber zum Schutz dieser jungen Leute für eine Auflösung der Konzentration von Drogenabhängigen sorgen müsse, wurde entgegengesetzt, dass dieser Gefahr auch durch eine bessere Betreuung und eine stärkere Präsenz von sozialen Einrichtungen begegnet werden könne. Die soziale Ausgrenzung ärmerer Menschen bringt ein verändertes Stadtbild. Die Stadt wird auch auf weniger Betuchte reagieren müssen. Nicht alle können in Nobelboutiquen einkaufen und in Cafés sitzen. Die negative Beurteilung der „Junkies“ störte. Politik und Verwaltung wurden kritisiert, dass sie nur Schlagwörter vorgetragen hätten, während von anderen Tischen praktische Vorschläge gekommen seien, wie etwa Fahrradständer wegzuräumen. Ein weiterer Kritikpunkt war, dass die Politik auf große Lösungen warte und nicht auf Zwischenschritte achte. Man sei unzufrieden mit der Stadt, weil nichts gepflegt werde. Positiv vermerkt wurden allerdings die Blumenkästen im Sommer. Fazit: Manches geht auch ohne hohe Kosten.

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3. GEGENWART BETRACHTEN: WORAUF SIND WIR STOLZ? WAS BEDAUERN WIR? Nach der Betrachtung der externen Entwicklungen, die sich auf Bonn und den Bahnhofsbereich auswirken werden, geht es nun um das Innenleben und die verschiedenen Bonner Interessen- und Bürgergruppen. Entlang der Fragen „Worauf sind wir stolz?“ und „Was bedauern wir?“ machen sich die einzelnen Gruppen ihre Stärken und Schwächen bewusst. Auf diese Weise erhalten die Teilnehmer Einblick in die unterschiedlichen Sichtweisen auf den Bahnhofsbereich. Gleichzeitig übernehmen sie gemeinsam Verantwortung für die Erfolge und die Versäumnisse der vergangenen Jahre. Im Folgenden werden die Aussagen zu den jeweiligen Fragen zusammengefasst. Was auffällt, ist ein Veränderungsprozess in der Kommunikationskultur. Gerade durch schmerzlich erlebte Erfahrungen wie etwa „wir haben den Kampf ums Bonner Loch verloren“ ist eine Entwicklung von einer „Alles-oder-nichts-Haltung“ hin zu einem Vertrauen in eine Strategie der kleinen Schritte zu beobachten. Worauf sind wir stolz? Womit sind wir zufrieden? Was finden wir gut? Viele sind stolz darauf oder zufrieden, dass das Bürgerbegehren so erfolgreich war und 24.898 Unterschriften gesammelt werden konnten. Eine relativ heterogene Gruppe konnte ein gemeinsames Forderungspapier erarbeiten, aus der sich eine konstruktive Weiterarbeit entwickelt hat. Investorenfehlplanungen und absurde Verkehrsplanungen konnten verhindert werden. Positiv erinnert werden der Versuch einer Verhinderung der Südüberbauung, der Kampf gegen das Bonner Loch, der Protest gegen die „Gallerie“, die Cassiusbastei, der Erhalt des Café Krimling sowie der Poppelsdorfer Allee bzw. der Protest gegen deren Bebauung. Das Engagement der Bürger (und der Stadt) für die Durchführung der Bürgerwerkstatt werden begrüßt. Im Hinblick auf den Bürgergeist wird positiv vermerkt, dass die Gesellschaft die „Open Air“ – Anwesenheit der Junkies trägt, statt sie zu verstecken, und dass es einen respektvollen Umgang und Unterstützung für Obdachlose gibt. Bürgerschaftliches Engagement, auf das man stolz ist, stellt auch die tägliche Säuberung des Taxistands durch die Taxifahrer dar. Nach dem Ratsbeschluss, sich dem Bürgerbegehren anzuschließen, kommunizieren alle besser miteinander. Seither gibt es eine Zusammenarbeit der 5 Fraktionen ebenso wie in der Verwaltung. Im IHK sind Prozesse in Gang gekommen. Auf ganz konkrete Dinge stolz ist man hinsichtlich der Arbeit sozialer Einrichtungen wie Maxi 42, AIDS-Initiative/VfG oder GABI sowie der Nutzungsmöglichkeiten für Behinderte. Zu den positiv erlebten Dingen gehören auch die U-Bahn, die in kurzer Zeit unter die Erde gelegt wurde, die Existenz eines funktionsfähigen ZOB und die Tatsache, dass viele Menschen den ÖPNV nutzen. Und jemand ist stolz darauf, das Bonner Loch „trotzdem“ zu nutzen. Last but not least: die Architektur des alten Bahnhofs ist ein Grund zur Zufriedenheit. Was bedauern wir oder finden wir nicht gut? Neben dem Stolz auf das Bürgerbegehren wird jedoch auch der Umstand bedauert, dass es trotz der 24.898 Unterschriften nicht gelungen ist, die Verwaltung in ihrer Gesamtheit zu überzeugen. Bedauern herrscht gegenüber dem Umstand, dass vor der letzten Planung keine Bürgerwerkstatt stattgefunden hat und dass in 30 Jahren kaum etwas passiert ist. Andere Bürger wurden leider zu wenig auf die Problematik hingewiesen. Ein Teilnehmer bedauert ganz persönlich, nicht früher Engagement gezeigt zu haben. Überkomplexe Partizipations___________________________________________________________________________________ BÜRO BLAU – Agenda-Agentur Berlin – ecce visionslabor 12/2005

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prozesse werden als nicht förderlich erlebt. Viele Projekte wurden verhindert, aber ohne konstruktive Gegenentwürfe auf den Tisch zu bringen; es steht bisher immer mehr das im Vordergrund, was nicht geht, als das, was geht: eine „Ganz-oder-gar-nicht-Haltung“ ließ bisher gar keine Schritte dort erfolgen, wo kleine Schritte möglich wären. Bedauert wird auch ein fehlender Dialog mit der Realität. Der Kampf gegen das Bonner Loch wurde verloren. Das Brune-Projekt wurde einfach so abgebrochen. Beklagt wird auch der versäumte Widerstand gegen die ICE-Neubaustrecke, die den Hauptbahnhof in der Bonner City nicht mehr einbezieht. Der Verlust der Kaiserhalle, die Existenz der Südüberbauung und die Teilung der Stadt durch den Bahnhof werden negativ empfunden. Es gibt keine eigene Nutzung des Bonner Lochs. Es gibt keinerlei Lösungsansatz für die soziale Problematik im Bonner Loch, man bedauert den Missbrauch der sozialen Einrichtungen als „Problemlöser“ ebenso wie die Unterstellung, die Szene wachse wegen der Hilfsangebote. Die gesellschaftliche Toleranz nimmt ab. Es fehlen Hilfsangebote in den Nachbargemeinden und es fehlt günstiger Wohnraum. Bedauert wird, dass man in der U-Bahn-Passage Angst hat, dass die Polizei in einem Fall einen Diebstahl nicht verfolgt hat, und dass man selbst den Bahnhofsbereich beim Einkauf ignoriert. Und negativ, als ein Chaos, wird schließlich der ZOB erlebt.

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4. ZUKUNFT ENTWERFEN: WAS IST UNSERE VISION? WAS WOLLEN WIR ERREICHEN? Wie soll die Zukunft im Bahnhofsbereich im Jahr 2030 aussehen? Anhand von individuellen Wünschen der Teilnehmer werden in Gruppenarbeit unterschiedliche Visionen vom Bonner Bahnhofsbereich entwickelt. Diese Zukunftsentwürfe sollen ein ideales Bild darstellen ohne Rücksicht auf bestehende Sachzwänge und Hindernisse. Das Erarbeiten und Präsentieren dieser Zukunftsbilder ist ein Höhepunkt der Konferenz. Die Visionen werden im Folgenden redaktionell als Beschreibungen und Geschichten aufbereitet wiedergegeben. Die von den Teilnehmern wörtlich präsentierten konkreten Gedanken sowie Aussagen, die sich in den Zeichnungen wiederfinden, sind kursiv hervorgehoben. Die Zustände werden aus Sicht des Jahres 2030 geschildert.

Vision 1 Der Bahnhofsbereich hat sich verändert. Was noch vor 25 Jahren auf der Zukunftskonferenz der Bürgerwerkstatt eine mutige Vision war, aus Papier und Styropor gebaut, ist im Jahr 2030 Wirklichkeit geworden. Alle Teile sind gelungen in ein Gesamtbild integriert. Die offene Gestaltung der Anlagen zieht Menschen an. Tritt man aus dem Bahnhof und überquert den deutlich verbreiterten Bereich vor dem Bahnhof, so lädt ein halbkreisförmiger Platz mit Springbrunnen zum Verweilen ein. Den Platz begrenzen mit angepasster halbrunder Front attraktive Gebäude mit Außengastronomie, Informationseinrichtungen. In den oberen Geschossen befinden sich Praxen und Wohnungen.

„Ich wünsche mir ästhetische Qualität und Funktionsmischung: Aufenthalt, Gastronomie, Handel, Verkehr und Wohnen.“

Durchquert man den Platz, stößt man in einem der alten Gebäude der Maximilianstraße auf die neue Markthalle. Darüber, in die 2. und 3. Etage, ist das Deutsche Museum gezogen. Auch dies ein gelungener Brückenschlag zur Weststadt und dem Rheinischen Landesmuseum. Auf dem südlichen Teil, neben dem modernisierten Busbahnhof, verlängert ein neu entstandenes Gebäude den Kaiserplatz. Die Verbindung der Südunterführung zur Wesselstraße gewährleistet die Erschließung des Bereiches. Komplexe Überlegungen zum Verkehr haben die Mobilität, Anbindung und Sicherheit bedeutend verbessert. So bietet die verlängerte Fußgängerzone bis zum Bahnhofsgebäude sichere und barrierefreie Verbindung zur Innenstadt. Über die Fußgängerbrücke im nördlichen Bereich ist eine weitere Verbindung zwischen Bahnhof und Innenstadt elegant und bequem möglich. ___________________________________________________________________________________ BÜRO BLAU – Agenda-Agentur Berlin – ecce visionslabor 12/2005

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Der Bereich zwischen Thomas-Mann- und Wesselstraße ist nur noch für Fußgänger, Radverkehr und ÖPNV zugelassen. Taxiverkehr ist in beide Richtungen möglich, ein gut erreichbarer, überdachter Taxistand am Bahnsteig 1 erleichtert das Zu- und Umsteigen ins Taxi erheblich. Der motorisierte Individualverkehr beschränkt sich in Bahnhofsnähe auf die Thomas-MannStraße / Rabinstraße und auf die Wesselstraße. Diese Routen gewährleisten die Erschließung des Gebietes. Vom Belderberg kann man nun den Bertha-v.-Suttner-Platz durch eine Linksabbiegerspur wesentlich unkomplizierter erreichen.

Gruppe 1 - Plan

Gruppe 1 - Modell

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Vision 2 Im Jahre 2030 besucht eine ehemalige Bonner Bürgerin nach langer Zeit die Stadt Bonn. Am Bahnhof angekommen, ist sie freudig überrascht über die vielen Veränderungen im Bahnhofsbereich: Sicher und ohne Behinderung überquert sie die verbreiterte Straße zu einem attraktiven halbrunden Vorplatz. Hier lässt es sich aushalten. Auf einer Bank im ehemaligen Bonner Loch wartet sie auf ihren Gastgeber, der sie abholen will. Was damals noch grau und wenig einladend war, ist mittlerweile ansehnlich begrünt. Es gibt verschiedene Gelegenheiten, sich hier zu beschäftigen: Sport, Spiel, Gastronomie oder einfach nur entspannt miteinander reden und ausruhen. Was ist in den letzten 25 Jahren passiert? Und kennt Sie dieses Bild des Bahnhofsvorplatzes nicht irgendwoher? Die Fragen klären sich gleich auf, denn ihr ehemaliger Mitstreiter aus der Bürgerwerkstatt zum Bahnhofsbereich, vor nunmehr 25 Jahren, kommt ihr gerade entgegengeradelt. Jetzt wird auch klar, wieso das alles so bekannt erscheint: Diese Vision haben sie damals gemeinsam auf Papier gebracht – bei der Zukunftskonferenz der Bürgerwerkstatt 2005. Ausführlich lässt sie sich berichten: „Ich wünsche mir eine Reduzierung, besser noch den Abriss der Südüberbauung, wenn auch auf längere Sicht.“

Noch 2005 wurden ersten Maßnahmen zur Verbesserung des Umfeldes gestartet: Müll wurde beseitigt, Grünanlagen verbessert und ausgebaut, erste Freizeitangebote vor Ort eingerichtet, ein Gutachten zur Situation der Randgruppen im Bonner Loch erstellt.

Bebauungspläne für den Nordbereich waren bereits 2010 verwirklicht worden. Hier erhalten Einwohner und Gäste der Stadt jetzt Informationen und Orientierung. Ein Hotel mit Tagungsmöglichkeiten passt sich angenehm in die Umgebung ein. Autos parken jetzt unterirdisch. Im Zuge dieser Planungs- und Bauaktivitäten wurde ein Finanzierungskonzept für die Südüberbauung vorgelegt. Für den Abriss des Gebäudes hatten sich klare Mehrheiten der Bevölkerung damals bei der Bürgerwerkstatt ausgesprochen. Erfolgreich konnte nach dem Abriß 2015 der südliche Teil des Bahnhofsbereiches neu bebaut werden. In den oberen Geschossen der neuen Gebäude sind Wohnungen entstanden, im unteren Bereich lädt attraktiver Einzelhandel zum Flanieren und Verweilen ein. Auch zum Busverkehr hat es eine positive Veränderung gegeben: Durch geteilte Fahrtrichtungen hat sich hier der Verkehr deutlich entspannt.

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Gruppe 2 - Plan Vision 3 Im Bonner Bahnhof wird gefeiert: Erst gestern ist hier das Museum „Unser Bahnhofsbereich“ fertiggestellt worden, heute wird eingeweiht. Zahlreiche Bilder, Modelle, Simulationen und vor allem die Berichte engagierter Bürger erzählen von der turbulenten Geschichte des Bahnhofsbereiches. Die Idee des Museums entstand bei der Bürgerwerkstatt „Mein. Dein. Unser Bahnhofsbereich“ im Jahr 2005. Damals wurden auf einer Zukunftskonferenz Visionen zum Bahnhofsbereich entwickelt, die heute zum Teil wahr geworden sind. Es sind unter anderem die Teilnehmer jener Zukunftskonferenz damals, die jetzt den Museumsgästen vom langen Weg zum Bahnhofsbereich heute - 25 Jahre später - erzählen: Die verschiedenen Maßnahmen zur Veränderung des Bahnhofsbereiches ist man stufenweise angegangen. Das klare Votum der Bürgerwerkstatt für eine Verbesserung der Situation für Fußgänger hatte man gleich zu Beginn in Taten umgestetzt: Ein breiter und sicherer Übergang vom Bahnhof erleichtert die Querung und den Übergang zu Vorplatz und Poststraße – ungestört vom üblichen Verkehrsstrom des MIV. Der Bereich vor dem Bahnhof gehört nun in erster Linie den Radfahrern, Fußgängern und dem ÖPNV. Die Straßenbahn ist auf vielfachen Wunsch, aber nicht ohne Kontroversen oberirdisch und damit im Stadtbild sichtbar belassen worden. Schon wenige Jahren nach der Bürgerwerkstatt gab es hier keinen Durchgangsverkehr mehr, durchaus aber haben Autofahrer durch neu eingerichtete Kurzzeitparkplätze vor dem Bahnhof Zugang zu diesem Bereich. Durch durchdachte Umorganisation des Individualverkehres ist ohne kompliziertes Umleiten eine für alle Verkehrsteilnehmer angenehme Lösung gefunden worden. „Ich wünsche mir einen Vorplatz als Eingangstor zur Stadt.“

Obwohl schon bei der Bürgerwerkstatt und in den Jahren zuvor der Abriss der Südüberbauung eines der dringlichsten Themen war, musste man sich aufgrund finanzieller Zwänge noch einige Jahre mit dem Fort-

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bestand des Gebäudes abfinden. Durch beharrliches Engagement von Bürgerschaft, Politik und Wirtschaft konnte das Gebäude aber doch vor 5 Jahren abgerissen werden. Inzwischen gibt es hier neue Gebäude, die die offene, lichte Achse vom Bahnhof zur Poststraße ansehnlich säumen. Der Bahnhofsvorplatz ist zu einem attraktiven Eingangstor Bonns geworden. Ein großes Ereignis im Bahnhofsbereich war die Eröffnung des neuen „Haus der Bildung“. Entgegen früherer Planung hatte man sich statt für einen üblichen Standort im Regierungsviertel für diese zentrale und belebte Stelle entschieden. So spannend das Museum ist, es wird Zeit, sich die Gegenwart, die bei der Bürgerwerkstatt 2005 noch Vision war, mit eigenen Augen anzusehen. Zuvor vielleicht noch, vorbei an den kleinen Geschäften, ein kurzer Abstecher in eines der Cafés am Bahnhofseingang und dann hinein ins Getümmel des Bonner Bahnhofsbereiches 2030.

Gruppe 3 - Skizze 1

Gruppe 3 - Skizze 2

Gruppe 3 - Skizze 3

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Gruppe 3 – Plan Vision 4 Wenige Bahnhofsbereiche in Deutschland bieten für Radfahrer, Fußgänger und ÖPNVNutzer solch entspannte Atmosphäre wie der in Bonn. Dabei gilt hier in erster Linie: Vorrang für Fußgänger! Vor dem Bahnhof hat man es nach langem, aber kon„Ich wünsche mir eine verkehrsstruktivem Miteinander von engagierter Bürgerschaft, beruhigte Zone von der ThomasPolitik, Verwaltung und Interessenverbänden geMann-Straße bis zum Kaiserschafft, den Individualverkehr so zu organisieren, platz, und die Fußgänger sollen dass der Bahnhofsbereich davon frei bleiben kann, im Bahnhofsbereich Vorfahrt der Bereich zwischen Thomas-Mann-Str. und Weshaben.“ selstraße ist verkehrsberuhigt, hier fahren Taxen und ÖPNV im Schritt-Tempo. Vor allem bedeutet dies für Fuß- und Radverkehr sichere Mobilität in diesem früher so stark freqentierten, umkämpften Straßenraum. Zwei neue Radstationen nördlich und südlich des Bahnhofs haben dafür gesorgt, dass das Abstellen von Rädern nicht nur sicherer und unkomplizierter ist, seitdem gibt es auch deutlich weniger „Fahrradleichen“ im Umfeld des Bahnhofs. Leider gibt es gelegentlich auch Konflikte zwischen Radfahrern und Fußgängern, gerade in der Maximilianstraße. Unter anderem deshalb sind engagierte Bürger und Experten nach wie vor im Gespräch, ob eine Verlegung des Radverkehrs hinter den Bahnhof eine bessere Lösung wäre. Auch der ZOB steht immer wieder zur Debatte, auch wenn man ihn bewusst und unter großer Zustimmung der Bevölkerung erst einmal am alten Standort belassen hat. Hierzu erwägt man, unter Auflösung des ZOB, eine Aufstellung der Busse entlang des Bahnhofs. Auf dem Bahnhofsvorplatz lädt ein offener platzartiger Bereich zum Verweilen ein. Neben kleinen Geschäften und einem Info-Stand für Besucher und Bürger der Stadt in neu errichte___________________________________________________________________________________ BÜRO BLAU – Agenda-Agentur Berlin – ecce visionslabor 12/2005

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ten kleinteiligen Gebäuden im nördlichen Bereich gibt es hier auch kinderfreundliche Aufenthaltsgelegenheiten. Gegenüber, im südlichen Teil des Bahnhofsvorplatzes, ist die Südüberbauung nach 20 Jahren langem Ringen zurückgewichen und schafft durch einen Teilrückbau mehr Platz für die Bedürfnisse der Menschen. Der Bahnhofsbereich in Bonn war und ist ein lebendiges Thema. Hätte man sich damals auf der Zukunftskonferenz der Bürgerwerkstatt 2005 nicht zu träumen gewagt, wäre wohl heute vieles noch immer beim Alten. Im wahrsten Sinne hatte man damals auch Licht ins Dunkel des Untergeschosses gebracht. Durch moderne Beleuchtung in der -1 Ebene sind diese Bereiche keine gemiedenen Angsträume mehr wie damals. Dies war eine der ersten Maßnahmen nach der Bürgerwerkstatt vor 25 Jahren.

Gruppe 4 - Plan Vision 5 Kenner historischer Stadtbilder von Bonn werden sich beim Anblick des Bahnhofsbereiches heute, 2030, sicher erinnert fühlen. Nach langjährigem Druck engagierter Bürger wurde nach mehreren baulichen Maßnahmen die historische Gebäudekante von 27 m Abstand zum Bahnhof wiederhergestellt. Und die Bepflanzung mit Bäumen entlang der Straße am Hauptbahnhof gab es in den 30-er Jahren auch schon ähnlich. Diese ansehnliche Baumreihe ist an der Achse vom Bahnhof zur Poststraße unterbrochen. Hier erleichtert gleich zu Beginn ein breiter und bequemer Fußgängerüberweg die Anbindung zum Zentrum. Freier Blick und Weg also in die Innenstadt. Frei der Weg auch, weil man als eine der ersten Maßnahmen nach der Bürgerwerkstatt 2005 die Forderung der Bürgerschaft nach Beseitigung der Kette vor dem Bahnhof umgehend umgesetzt hatte. Dass der Straßenbereich vor dem Bahnhof mittlerweile MIV-frei ist und neben den Fußgängern nur noch von ÖPNV und dem beidseitigen Fahrradverkehr genutzt wird, hat die Verkehrslage hier außerdem entspannt und die Mobilität vor allem für Fußgänger wesenlich sicherer und bequemer gemacht. Die Straßenbahnlinien 61 und 62 sind nach wie vor sichtbar an der Oberfläche geblieben. Deren zukünftige Tieflage ist noch immer im Gespräch. Für ___________________________________________________________________________________ BÜRO BLAU – Agenda-Agentur Berlin – ecce visionslabor 12/2005

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den Erhalt eines Zentralen Omnibusbahnhofes hatten sich große Teile der Bürgerschaft ausgesprochen. Der ZOB ist geblieben, nur befindet er sich jetzt seit 20 Jahren, modernisiert und leichter zugänglich, im nördlichen Bereich. An seinem ehemaligen Standort wurde eine Markthalle errichtet. Die historischen Bezüge konnten natürlich nur durch einen Teilrückbau der Südüberbauung aufgenommen werden. Das Gebäude wurde in diesem Zuge umgebaut und freundlicher gestaltet. Längerfristig ist hierzu jedoch ein kompletter Abriss geplant. Als Pendant zur Markthalle ist der Nordbereich neben dem ZOB für Einzelhandel, Büro- und Wohnnutzung bebaut worden. Die moderne, hochwertige Architektur passt sich gelungen ins Umfeld ein. Auch ein Parkhaus wurde in diesen Bereich integriert. Für die untere Etage des Bonner Bahnhofsbereiches hat man sich etwas ganz besonderes ausgedacht: große Glaßplatten an der Oberfläche beleuchten den U-Bereich mit Tageslicht. Die Gesamtfläche dieser Ebene ist auf das Notwendigste reduziert worden, Reinigungsmaßnahmen wurden verstärkt. Das Sicherheitsgefühl in der -1-Ebene hat sich seither erheblich erhöht und der Bereich wird deutlich weniger gemieden als zuvor. Ein neu eingerichteter Aufzug befördert Fußgänger nun auch auf der Innenstadtseite an die Oberfläche. „Ich wünsche mir eine moderne und maßstäbliche Bebauung mit interessanten Nutzungen und ein helles und sauberes Eingangstor zur City von oben (Hbf.) und unten (UBahn).“

Gruppe 5 - Plan

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Vision 6 Nach langen Jahren beharrlichen Engagements von Bürgerschaft, Politik und Wirtschaft in Zusammenarbeit mit Planern und Architekten ist aus dem Bonner Bahnhofsbereich ein zentraler öffentlicher Ort geworden, der nicht nur in alter „Ich wünsche mir, dass die TrenTradition als Drehscheibe für verschiedene Vernung von Hbf und Innenstadt aufkehrsarten und andere Nutzungen fungiert, sondern gehoben und die Funktion des in ausgesprochen attraktiver Weise Bürger wie GäsBahnhofs als Drehscheibe unterte der Stadt anzieht und zum Verweilen einlädt. Gestrichen wird.“ stalterisch wurde keine inselhafte Lösung geschaffen, sondern eine Einbettung in das gesamte Umfeld. So konnte heute, 25 Jahre nach der Bürgerwerkstatt 2005, beispielsweise eine neue Grünzone auf dem alten Güterbahnhof als Bestandteil eines großen Grünzuges in Richtung Alter Friedhof eingeweiht werden – eine gelungene Einbindung des Bahnhofsbereiches in das historische großräumige Grünsystem mit Poppelsdorfer Allee und Hofgarten. Anziehend wirkt mit Sicherheit auch die wesentlich verbesserte Situation für Fußgänger, die Vorrang vor anderen Verkehrsarten haben. Der Weg zum ZOB ist jetzt bequemer, der BusBahnhof selber ist nicht länger reiner Großparkplatz für Busse, sondern wurde in Anlehnung an Vorbilder aus dem Ausland attraktiv umgestaltet und modernisiert. Neben wenigen anderen neuen, ästhetisch gelungenen Gebäuden ist aber auch, u.a. durch den Abriss der Südüberbauung, Freiraum entstanden, was dem Bahnhofsbereich einen großzügigeren Charakter gibt als dies früher der Fall war. Hierzu ist man aber nach wie vor im Gespräch: Mehr Freifläche oder doch hochwertige Bebauung? Hinsichtlich der Angebote gibt es hier ein breites Spektrum von Lebensmittel-Einzelhandel über Gastronomie bis zur Büronutzung. Das Herzstück – der Bahnhof selbst – ist neu entdeckt worden. Seine jahrelang brach liegende Potentiale, große, attraktive Räume, die Zentralität sind endlich genutzt worden: Nun finden hier z.B. Tagungen statt, Ausstellungen werden präsentiert und in neuen gastronomischen Einrichtungen im 1. OG werden nicht selten Feste gefeiert. Die Brücke vom Bahnhof zur Innenstadt hat man sprichwörtlich geschlagen: eine elegante Konstruktion führt über das neu gestaltete Bonner Loch zur Poststraße. Nach wie vor ist eine der größten Herausforderungen die Beziehung zwischen 0- und -1Ebene und der Gestaltung des Untergeschosses. Hier kann man gespannt auf hoffentlich baldige Veränderungen sein.

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Gruppe 6 - Plan Vision 7 „Licht und Grün“ so könnte man den Blick vom heutigen Bonner Bahnhof in Richtung Innenstadt beschreiben. Gleich vor dem Bahnhof hat man einen kleinen Platz angelegt, ohne dass eine Verschwenkung der Straße dafür nötig gewesen wäre. In Richtung Poststraße läuft man so erst über diesen Platz, der gleichzeitig Eingang einer angelegten Allee ist, mit der man die städtebauliche Symmetrieachse gelungen aufgegriffen und unterstrichen hat. „Platz schaffen, keine Massivbebauung, ZOB erhalten, Südüberbauung weg!“

Der nötige Platz für den offenen Charakter des Bahnhofsvorbereiches ist durch den Abriss der Südüberbauung entstanden.

Als Besucher der Stadt bekommt man gleich bei Ankunft Orientierungshilfe: Direkt am rechten Eingang der Allee befindet sich die TouristenInformation. Auf der linken Seite wiederum, in einem ähnlichen, pavillon-artigen Gebäude, ist das Kundenzentrum der SWB untergebracht. Die Anlage des Bonner Lochs ist nicht gänzlich aus dem Stadtbild verschwunden, jedoch führt nun eine große breite Treppe von der Nordseite ins Bonner Loch. Gleich hier befindet sich auch der modernisierte ZOB. Für seine Beibehaltung hatten sich viele Beteiligte der Bürgerwerkstatt zum Bahnhofsbereich vor 25 Jahren ausgesprochen. Nach einem Gutachten entschied man sich aber für die Verlagerung des ZOB von Süd nach Nord, sowohl aus Kostengründen, als auch um die Umsteigebeziehungen zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln zu vereinfachen. Der motorisierte Individualverkehr wird nun nicht mehr am Bahnhof vorbeigeführt. Am CityRing wurde aber generell festgehalten. Die Erschließung des Bahnhofsbereiches mit dem PKW ist aber durch die Einrichtung einer Linksabbiegerspur von der Wesselstraße gewähr___________________________________________________________________________________ BÜRO BLAU – Agenda-Agentur Berlin – ecce visionslabor 12/2005

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leistet. Unter anderem diesen Zugang erleichtern auch die entstandenen Kurzzeitparkplätze auf der Fläche des ehemaligen ZOB.

Gruppe 7 Plan Vision 8 Was schon seit einigen Jahrzehnten seitens der Bonner Bürgerschaft immer wieder gefordert wurde, konnte zwei Jahre nach der Bürgerwerkstatt zum Bahnhofsbereich 2005 durch das auch finanziell beeindruckende Engagement vieler Bonner für eine Bürgerstiftung erreicht werden: Mit den gespendeten Geldern war es möglich, die Südüberbauung doch unerwartet früh abzureißen. Diese für viele damals Engagierte wichtigste Voraussetzung für die Planung zum Bahnhofsbereich hätte auf anderem Wege wohl noch wesentlich länger gedauert. Jetzt empfängt statt des grauen Klotzes von damals ein angelegter Platz vor dem Bahnhofsgebäude die Ankommenden – nicht nur mit einer an„Es soll ein zentraler Info-Punkt genehmen, offenen Ausstrahlung sondern auch mit für Bonner und Neuankommende Einrichtungen zur Information und Orientierung in der geschaffen werden: Wo bin ich Stadt. Den Platz begrenzend, locken Restaurants, hier und was gibt es wo, wie Cafés und kleinteiliger Einzelhandel interessierte komme ich da hin?“ Kunden an. Auch einfach zum Verweilen ist hier Raum und Gelegenheit. Dass Bonn eine Stadt mit internationalem Ruf und Weltoffenheit ist, ist bekannt – die Fahnen auf dem Platz machen diesen Geist einmal mehr sichtbar. Gleichzeitig stellt der Bereich die Verbindung vom Bahnhof zur Innenstadt dar – bequem und sicher erreichbar. Letzteres ist sicher auch begünstigt durch die vom Durchgang des Individualverkehrs befreite Zone vor dem Bahnhof. Eine Tunnelkonstruktion für den IV hatte dies vor 10 Jahren möglich gemacht. Auch der ZOB, den man an seinem alten Standort belassen hat, profitiert von dieser Tunnellösung. Am Ende der Wesselstraße taucht der MIV unter die ___________________________________________________________________________________ BÜRO BLAU – Agenda-Agentur Berlin – ecce visionslabor 12/2005

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Oberfläche - für Nutzer wie Angestellte des ÖPNV eine wesentlich entspanntere und sicherere Verkehrsatmosphäre.

Gruppe 8 - Plan

---------------------So also soll „Unser Bahnhofsbereich“ 2030 aussehen! Die Teilnehmer der Zukunftskonferenz waren angehalten zu visionieren, zu träumen. Aber sind Träume nicht Schäume? Nicht, wenn ein gemeinsamer Wille für einen Weg da ist! Wenn sich die Bonner über bestimmte Ziele zum Bahnhofsbereich einig sind, ist ein wichtiger Schritt getan. Dann wird der Nächste sein, zu prüfen, wie diese Ziele zu erreichen sind, oder auch, ob sie erreichbar sind. Und vielleicht kann so aus einer Vision von heute in 25 Jahren Wirklichkeit werden. Viele Aspekte tauchen in mehreren Visionen in ähnlicher Art und Weise auf, zum Teil gibt es deutliche Unterschiede. Gemeinsame Ziele, die sich in allen Visionen widerspiegeln, galt es, im nächsten Schritt herauszuarbeiten. Eine Gemeinsamkeit fällt insofern auf, als in keiner Vision die soziale Situation im Bahnhofsbereich thematisiert wird, obwohl dieses Thema ja die aktuelle Diskussion über den Bahnhof sehr bewegt. Das stimmt zunächst sehr optimistisch - im Jahr 2030 scheint diese Problematik offenbar im Griff zu sein. Aber wie ist es dazu gekommen? Ist das Problem der Randgruppen gelöst oder nur verdrängt? Was hat man ab 2005 unternommen, so dass es in diesem Feld 2030 keine Probleme mehr gibt? Dem Thema der sozialen Belange widmete sich eine der 8 Vertiefungsgruppen, die im übernächsten Kapitel „Maßnahmen planen: Was ist jetzt zu tun?“ vorgestellt werden.

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5. GEMEINSAMKEITEN HERAUSARBEITEN: WORIN STIMMEN WIR ÜBEREIN? Die in allen Zukunftsentwürfen der vorhergehenden Arbeitsphase enthaltenen Gemeinsamkeiten wurden von den Teilnehmern jedes Tisches gesammelt. Anschließend verhandelten jeweils zwei Tische über die von ihnen festgehaltenen Gemeinsamkeiten. So entstand eine Liste, aus der abschließend mit allen Teilnehmern Ziele für den Bonner Bahnhofsbereich verabschiedet wurden. Diese gemeinsamen Ziele wurden einstimmig beschlossen. Das bedeutet, dass ein Ziel bei nur einer Gegenstimme nicht in die Liste aufgenommen und zum Bereich der ungelösten Differenzen zugeordnet wurde. Die auf der Zukunftskonferenz verabschiedeten Ziele werden durch zahlreiche weitere Vorschläge untermauert, die als Bürgerideen in die Bürgerwerkstatt eingebracht wurden – per Brief, auf der Open Space Konferenz, als E-Mail, Fax oder im Internetforum. Auf entsprechende Stellen in der Zusammenfassung aller bisherigen Ideen und Vorschläge zur Bürgerwerkstatt (Stand 16.11.2005) wird in den Fußnoten hingewiesen. Die Quelle kann im InfoCenter der Bürgerwerkstatt in der Bonn-Information oder unter www.buergerwerkstattbonn.de/doc/Zusamm1116.pdf eingesehen werden. „Um also der Belebt- und Beliebtheit des Platzes Rechnung zu tragen, muss ein deutlich verbessertes Miteinander her. Dies muss schon in der Planung deutlich erkennbar sein.“ (Beitrag aus dem Internetforum)

Gemeinsame Ziele (Konsense) 1.

Verkehrskonzept2

Zum Verkehr gab es die einstimmige Auffassung, dass es eines Gesamt-Verkehrskonzeptes bedarf, das die Belange sämtlicher Verkehrsteilnehmer einbezieht: •

qualifizierte Verkehrsplanung für alle Verkehrsteilnehmer (ÖPNV, Fußgänger, Radfahrer, MIV)3

2

Die folgenden Verweise beziehen sich auf die Zusammenfassung der Ideen und Vorschläge mit Stand vom 16.11.05 (vgl. www.buergerwerkstatt-bonn.de/doc/Zusamm1116.pdf): Verkehr, Seite 3 – Verhältnis MIV und ÖPNV, Gesamt-Verkehrskonzept 3 Verkehr, Seite 3 – Verhältnis MIV und ÖPNV, Gesamt-Verkehrskonzept ___________________________________________________________________________________ BÜRO BLAU – Agenda-Agentur Berlin – ecce visionslabor 12/2005

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zentrale ÖPNV-Taxi – Verknüpfung4



Unsicherheit über ZOB, Ziel: noch einmal prüfen, bequemes Umsteigen, möglichst wenige, kurze Wege, Kosten sparen, Platz sparen5

2.

Verbesserung für Fußgänger6

Der vielfache Wunsch des Vorrangs für Fußgänger konnte keinen Konsens erzielen, auf eine Verbesserung der Situation für Fußgänger konnte man sich jedoch einigen. 3.

Raum vor dem Bahnhof7

Unumstritten ist: Alle Teilnehmer wünschen sich mehr Raum, um den Übergang vom Bahnhof in Richtung Poststraße zu erleichtern, sicherer und attraktiver zu gestalten. Damit einhergehend soll der Bereich von als störend empfundenen Gegenständen befreit werden: •

mehr Raum vor dem Hauptausgang



mehr Raum, Entrümpelung im öffentlichen Bereich (oberirdisch), z.B. Kubus weg8



Erleichterung des Überwegs für Fußgänger9



Erweiterung der Fußgängerfläche vor dem Bahnhofsportal10

4.

Aufweitung / Platz vor dem Bahnhof11

Am Bahnhof soll ein Platz entstehen, der nach Möglichkeit eine symmetrische Form aufweist und die achsiale Verbindung von Bahnhof und Poststraße betont (vgl. das folgende Ziel): •

Platz vor Bahnhof schaffen



symmetrischer Platz gegenüber dem Bahnhof wünschenswert



Aufweitung, Platz



Platz vor dem Bahnhof

5.

Achse Poststraße – Bahnhof12



Fußgängerüberweg achsial zum Bahnhofsportal13



achsiale Anbindung Bahnhof – Poststraße



Achse Poststraße – Bahnhof baulich betonen



Sichtachse Poststraße – Bahnhof betonen

4

Verkehr, Seite 10 – Taxis Verkehr, Seite 5f – ZOB 6 Verkehr, Seite 8 – Fußgängerbeziehungen, Straßenquerung für Fußgänger 7 Bebauung und Freiflächen, Seite 11 – Platzanlage; Verkehr, Seite 9 – Straßenbreiten, Straßen und Verkehrsführung 8 Nutzungszwecke, Seite 2 – Weitere Aspekte 9 Verkehr, Seite 8 – Straßenquerung für Fußgänger 10 Verkehr, Seite 8 – Straßenquerung für Fußgänger, Seite 9 – Straßenbreiten 11 Bebauung und Freiflächen, Seite 11f – Platzanlage 12 Bebauung und Freiflächen, Seite 13 – Möblierung; Gesamtkonzepte, Seite 19 – Weitere Vorschläge 13 Verkehr, Seite 8 – Straßenquerung für Fußgänger ___________________________________________________________________________________ 5

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6.

Abstand Bahnhof – Bebauung14

Eine neue Bebauung sollte in Anlehnung an die historische Bebauungskante einen größeren Abstand vom Bahnhof halten. Eine Festlegung auf mindestens 27 m konnte jedoch nicht einstimmig erzielt werden15: •

Abstand Bhf – Bebauung verbreitern



Verbreiterung Bhf – Straße

7.

Umgang mit Südüberbauung16

Im Bereich Bebauung und Freiflächen spielte der Umgang mit der Südüberbauung erwartungsgemäß eine besondere Rolle: Sei es Teilrückbau oder kompletter Abriss - das Gebäude soll in jedem Fall weichen, auch wenn dies erst auf längere Sicht realisiert werden kann: •

mind. Teilabriss der Südüberbauung



Rückbau / Abriss Südüberbauung



Südüberbauung zurückbauen



Rückbau der Südüberbauung



Südüberbauung ganz oder teilweise abreißen bzw. Rückbau



Südüberbauung weicht im Laufe der Zeit (zurück)



Südüberbauung Rückbau oder Abriss

8.

Empfangscharakter / Architektur17

Man ist sich darin einig, dass eine hochwertige, gegliederte und maßstäbliche Architektur den Übergang zur historischen Stadt prägen und damit den Empfangscharakter des Umfeldes unterstreichen soll: •

Hochwertige Architektur



Hohe bauliche Qualität



„Qualität vor Quantität“



Maßstäblichkeit Architektur



Architektur: Empfangscharakter des Stadt-Entrees



Architektonisch schöne, gegliederte Bebauung als Übergang zur historischen Stadt

9.

Wiederherstellung der Poppelsdorfer Allee18

Als gemeinsames Ziel wurde auch die Wiederherstellung der Poppelsdorfer Allee im Bereich des Kaiserplatzes beschlossen. Hierbei darf der Verkehr nicht beeinträchtigt werden.

14

Bebauung und Freiflächen, Seite 13 – Aufnahme der historischen Situation vgl. den Abschnitt „Mehrheitliche Ziele“ am Ende dieses Kapitels 16 Bebauung und Freiflächen, Seite 11 – Abriss Südüberbauung, Platzanlage 17 Bebauung und Freiflächen, Seite 14 – Architektur und Geschossigkeit; Gesamtkonzepte, Seite 18 – Generelle Ziele 18 Bebauung und Freiflächen, Seite 13 – Aufnahme der historischen Situation ___________________________________________________________________________________ 15

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10.

Weststadt-Anbindung

Eine bessere Anbindung der Weststadt an die City wird von allen Teilnehmern als notwendig erachtet: •

Verbindung Innenstadt – Weststadt verbessern



Verknüpfung City – Weststadt



Weststadt-Anbindung stärken



bessere Anbindung Weststadt – City im nördlichen Bahnhofsbereich

11.

Mischnutzung (privat, öffentlich)19

Für den Bahnhofsbereich und die neu entstehenden Gebäude wird eine gemischte Nutzung gewünscht. •

vielseitige Nutzung (Kultur / Museum, Einzelhandel / Lebensmittel, Wohnen, Information und Dienstleistung



Platzrandbebauung mit Mischnutzung: Einzelhandel, Büro, Wohnen, Info, Kultureinrichtungen, Touristeninfo, SWB u.a. Nutzer



Stadtinfo und Mobilitätszentrum



tragfähige Einzelhandelsmischung

12.

Sofortmaßnahmen

Mit den Veränderungen im Bahnhofsbereich soll sofort begonnen werden. Eine erste Verbesserung kann durch kurzfristig zu realisierende Aktionen herbeigeführt werden: •

Aktion im Bonner Loch



Entrümpelung, Angebote möglichst für Jugendliche20



Verlängerung der Grünphase für Fußgänger

13.

schrittweise Umsetzung in Realisierungsstufen21

Für die längerfristigen Ziele einigte man sich auf eine schrittweise Umsetzung. 14.

Planungskompetenz22

Von grundlegender Bedeutung ist den Teilnehmern die Planungshoheit der Stadt. Planungen dürfen nicht durch Investoren gesteuert werden:

Mehrheitliche Ziele Zu zwei vieldiskutierten Zielstellungen wurde ein Meinungsbild erfragt, da hierzu keine Einstimmigkeit erreicht werden konnte. Diese Punkte beziehen sich zum einen auf die Vorrangstellung einzelner Verkehrsarten, zum anderen auf den Mindestabstand von 27 m zwischen 19

Nutzungszwecke, Seite 1f – Ergänzung der Innenstadt / Nutzungsmischung, öffentliche Nutzung, Einzelhandel 20 Nutzungszwecke, Seite 2 – Weitere Aspekte 21 Gesamtkonzepte, Seite 19; Realisierbarkeit, Seite 17 – Realisierungs- und Finanzierungsplanung 22 Gesamtkonzepte, Seite 18 – Generelle Ziele ___________________________________________________________________________________ BÜRO BLAU – Agenda-Agentur Berlin – ecce visionslabor 12/2005

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Bahnhof und Bebauung (historische Stadtkante). Zu diesen Planungszielen gab es jeweils eine deutliche Mehrheit (mit 7 bzw. 8 Gegenstimmen, wobei sich einige Teilnehmer der Stimme enthalten haben). 1.

Verringerung des MIV23

2.

Festlegung auf mindestens 27 m Abstand vom Bahnhof24

Differenzen Vor allem bei einer Reihe von Punkten zum Thema Verkehr gab es unterschiedliche Meinungen, die auch durch Änderungen in der Formulierung nicht beseitigt werden konnten. Zu diesen Differenzen wurde im Verlauf der Zukunftskonferenz kein Meinungsbild erzeugt, so dass keine Aussage zu einer eventuellen mehrheitlichen Zustimmung oder Ablehnung getroffen werden kann. 1.

Verkehr



neues Verkehrskonzept mit Vorrang ÖPNV vor MIV



Autoverkehr vor dem Bahnhof herausnehmen (außer Taxen, Bahn, Bus, Zulieferer)



kein MIV / MIV in die -1-Ebene



Ausschluss Durchgang – MIV durch Straßentunnel (nur Parkplatzzufahrt und Bahnhofsvorfahrt oberirdisch)



City-Ring (MIV) unterbrechen, wenn möglich



Straßenbahn oberirdisch (Zeitschiene?)



Erhalt eines ZOB



optimierter ZOB



Sichere Radwegeführung vor dem Bahnhof (Kaiserstr. – Th.-Mann-Str.)



zusätzlicher Parkraum



Vorrang für Fußgänger vor dem Bahnhof

23

Verkehr, Seite 3 – Verhältnis MIV und ÖPNV Bebauung und Freiflächen, Seite 13 – Aufnahme der historischen Situation ___________________________________________________________________________________ 24

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Priorität für Fußgänger



Vorrang Fußgänger



Verbesserung, Vorrang für Fußgänger



Priorität für Fußgänger versus Gleichberechtigung der Verkehrsteilnehmer



absoluter Vorrang für Fußgänger vor dem Bahnhof

2.

Freiflächen

Ein begrünter Platz wurde ebenfalls nicht einstimmig befürwortet.

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6. MAßNAHMEN PLANEN: WAS IST JETZT ZU TUN? Die gemeinsamen Ziele stehen fest. Wie können sie umgesetzt werden? Entlang der im Konsens beschlossenen Zielvorstellungen sammeln die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einzelne Punkte, die vertieft werden sollen. Diese Zielkonkretisierungen und Maßnahmenvorschläge werden in Clustern zusammengefasst. Schließlich werden acht Themen gebildet, zu denen jeweils eine Projektgruppe weitere Detailüberlegungen anstellt: 1.

Planungskompetenz bei der Stadt

2.

Verkehrskonzept

3.

Süd- oder Nord-ZOB

4.

Soziale Problematik im und um das Bonner Loch

5.

Möglichkeiten einer Mischnutzung mit Konkretisierung der Nutzfläche

6.

Städtebau und Raumgestaltung

7.

Strategie Rückbau oder Abriss Südüberbauung

8.

Sofortmaßnahmen

Nach der Präsentation der einzelnen Gruppenergebnisse geben die anderen Teilnehmer Feedbacks und stellen Fragen, die der weiteren Konkretisierung der Arbeitsergebnisse dienen. Zu diesem Zweck wird auch der vierstündige Nachfolgeworkshop am 15.12.05 durchgeführt, auf dem u.a. die Realisierungsmöglichkeiten der Vorschläge detaillierter geprüft werden sollen.

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1.

Planungskompetenz bei der Stadt (Ansprechpartner: Herr Prof. Bergerhoff)

Die Gruppe unterstreicht die Bedeutung der im Konsens verabschiedeten Ziele, indem sie sie als unverzichtbare Forderungen hervorhebt und partiell weiter konretisiert: •

Planungshoheit muss bei der Stadt liegen bis zu einer Ebene, die Investoren Spielraum lässt



einen Platz schaffen



2 Phasen der Bebauung (rund 20.000 m2) mit Abriss der Südüberbauung vorsehen



qualitativ hochwertige Architektur erreichen



Bonn-West in die Neugestaltungskonzeptionen einbeziehen



Verkehrskonzept für alle Verkehrsteilnehmer erstellen



finanzielle Möglichkeiten der Stadt durch eine Bürgerstiftung erhöhen

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2.

Verkehrskonzept (Ansprechpartner: Herr Baucks)

Generelle Ziele •

Erreichbarkeit optimieren (versus Durchgangsverkehr)



Verträglichkeit von Busverkehr und Schienen mit Fußgängern und Radverkehr herstellen



In größerem Rahmen denken: -

Auswirkungen von Maßnahmen auf andere Räume mitdenken

-

Qualität für alle Verkehrsteilnehmer in der Innenstadt und in den Wohngebieten erreichen



unterschiedliche Interessen beachten und verknüpfen



Annäherung denkbar: Sofortmaßnahmen definieren



Verkehrsgutachten erstellen

Verkehrsgutachten •

Prüfaufträge für Verkehrsplaner definieren



Szenarien bilden, Prognosen erstellen



Verkehrsströme im ganzen Stadtgebiet beobachten: Gibt es „überflüssigen“ Verkehr?



keine unverrückbaren Prämissen, keine Tabus!

Feedback und Fragen aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer •

Verkehrskonzept für die gesamte Stadt ist sinnvoll und notwendig



Straße zum Verteilerkreis probeweise sperren: Ergibt sich dadurch weniger Durchgangsverkehr?



Wollen Straßenbahnnutzer ober- oder unterirdisch aussteigen?



Wie soll die Situation für Fußgänger konkret verbessert werden?



Wie können Umsteigebeziehungen kürzer und bequemer werden?

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3.

Süd- oder Nord-ZOB (Ansprechpartner: Herr Dr. Mrass)



Es wird ein ZOB–Süd zwischen Wessel- und Poststraße präferiert.



Die Nähe zur Uni ist ein Vorteil, denn Studenten sind eine wichtige Kundengruppe.



entlang der Maximilianstr. begrünen



rechte Fahrspur in der Wesselstraße als Busspur ausbilden



kein ÖPNV mehr auf dem Kaiserplatz, nur Linie 610 von der Kaiserstraße zulassen

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Fußgängerbereiche in der Post- und Gangolfstraße, im überwiegenden Teil der Maximilianstraße sowie zum Kaiserplatz hin (blaue Strichelung in der zeichnerischen Darstellung)



Rückgewinnung eines begrünten Stückes der Poppelsdorfer Allee



SWB-Wartebereich mit Toiletten im Bereich der jetzigen, zukünftig nicht mehr vorhandenen Südüberbauung einrichten als gute Verbindung zwischen Bahnhof und ZOB für ÖPNV-Kunden



Taxistellplätze auf der Südseite des Bahnhofes

Feedback und Fragen aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer •

Ergebnis als Anregung für Gesamtverkehrskonzept nutzen



Stellt das Verkehrskonzept der Bürgerinitiativen in Hinblick auf eine Neuorganisation des Busnetzes eine bessere Alternative dar?

4.

Soziale Problematik im und um das Bonner Loch (Ansprechpartnerinnen: Frau Schretzmann, Frau Wallasch)

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Sofortmaßnahmen •

Verkaufsverbot für Alkohol, wofür die Unterstützung des Einzelhandelsverbandes und der Eigentümergemeinschaft nötig sind



GABI sollte umziehen, sichtbarer werden, immer präsent sein, Arbeitsbedingungen sollten sich verbessern



Jugendliche dürfen nicht zum Aufenthalt im Bonner Loch angeregt werden, da die dortigen Aktivitäten für Jugendliche problematisch sind

Bauliche Aspekte •

Bonner Loch hat zu enge Ausgänge



Ecken und Nischen sind Sammlungspunkte, müssen vermieden / beseitigt werden



Überdachungen und Regenschutz müssen ausreichend groß sein



Jugendschlafstelle in der Nähe, aber nicht direkt am Bahnhof schaffen, damit die Jugendlichen nicht morgens um 9 Uhr ins Bonner Loch entlassen werden

Politische Aspekte •

mehr Koordination und Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden



Verdrängung würde das Problem verlagern, so dass sich kleinere Grüppchen in der Stadt verteilen würden. Eine Lösung würde auf diesem Weg nicht erreicht.

Feedback und Fragen aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer •

Mehr Licht führt zu einer (Teil-)Lösung.



Ist ein Treffpunkt am Bonner Loch wirklich notwendig und sinnvoll?



Was ist mit der Citystation (als alternativer Treffpunkt) am Alten Friedhof?

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Wo sind die Randgruppen bei Kälte? Antwort: In der U-Ebene.



Wie würden sich die Gruppen verteilen, wenn sie sich nicht hier treffen könnten? Anwort: Sie würden sich entlang ethnischer Zugehörigkeiten oder des Drogengebrauches in der ganzen Stadt verteilen.

5.

Möglichkeiten einer Mischnutzung mit Konkretisierung der Nutzfläche (Ansprechpartner: Herr Gerke)

Flächen nach Bauabschnitten (geschätzt) 25 Bauteile

Bruttogeschoss fläche (BGF) in m2

Nutzfläche (NF) in m2

NF bei 3 Geschossen in m2

NF bei 4 Geschossen in m2

A = Nord

5000

3500

ca. 10 500

ca. 14 000

B = Südüberbau.

2000

1400

4200

5600

C = Abschnitt Süd

2500

1800

5400

7200

D = Kaiserhalle

1800

1200

3600

4800

ca. 23 700

ca. 31 600

1200

1600

gesamt Bei Wegfall der Gangolfstraße kämen ca. hinzu: 600

400

Abschnitt B+C inklusive Gangolfstraße hätten dann zusammen: 5100

3600

10 800

14 400

Bei Wegfall auch der Wesselstraße (z. Zt. ZOB-Bereich) kämen bei Abschnitt C+D ca. hinzu: 750

500

1500

2000

25

Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe wurden von Herrn Gerke nach der Zukunftskonferenz nochmals aufbereitet, stellenweise ergänzt und in Form der folgenden Tabellen übermittelt. ___________________________________________________________________________________ BÜRO BLAU – Agenda-Agentur Berlin – ecce visionslabor 12/2005

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Nutzungswünsche gewünschte NF gegebenen NF in m2 in m2

Nutzung

Ort

Einzelhandel

nur EG und 1. OG (inkl. Gangolfstraße, ohne D)

15 000

in A-C: 14 200

2. und 3. OG

9000

in A: 7000

Lebensmittel, Gaststätten, Bonn-Info, GABI

EG

4500

3500? (siehe Einzelhandel)

Hotel mit Kleinkonferenzräumen

in den Bereichen B oder D

Haus der Bildung, Volkshochschule, Stadtbibliothek, Verein an der Synagoge

Parken (PKW und Anlieferstellplätze)

UG 1 oder 2-geschossig



1. Bauabschnitt: Nordüberbauung, 2. Bauabschnitt: Kaiserhalle sowie Verlagerung der Eigentümer und Nutzer der Südüberbauung, 3. Bauabschnitt: Bebauung südlicher Bereich (einschließlich Teilflächen der ehem. Südüberbauung)



hohe Aufenthaltsqualität für Menschen, insbesondere auch für Jugendliche, ohne Konsumzwang



ZOB nicht mehr unterzubringen: neues Verkehrskonzept (vor allem für den Busverkehr) erforderlich, evtl. Ringverkehr



Nutzungskonzept abzustimmen / Raumprogramm zu klären



Frage der Finanzierung noch zu klären: Investoren?

Feedback und Fragen aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer •

Was bleibt an vermarktbarer Fläche (neben öffentlichen Nutzungen) übrig?



Wie viele Stellplätze sind in diesem zentralen Bereich mit guter ÖPNV-Erreichbarkeit erforderlich?



Unterbringung des Sozialbereiches (Szene)?

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3.

Städtebau und Raumgestaltung (Ansprechpartner: Herr Wimmer)



Aufweitung des Raums vor dem Hauptbahnhof: 27 m Abstand ist zur Abwicklung des Verkehrs (mit oder ohne MIV) erforderlich



Verlagerung des ZOB nach Norden (verkleinert und neu organisiert) führt zu kurzen Wegen für Umsteiger



beidseits der verbreiterten Flucht (= „Platz“) der Poststraße sollen Gebäude anschließen



Freifläche muss großzügig erscheinen



Gebäudegestalt muss Maximilianstraße aufwerten (keine „Rückseite“)



kleinteiliges Erscheinungsbild



„Rückseite“ des Hauptbahnhofes an der Quantiusstraße muss in die Planung integriert werden



Gestaltung der U1-Ebene erforderlich (u.a. bessere Beleuchtung)

Feedback und Fragen aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer •

Zahlreiche Zwischenräume zwischen Einzelgebäuden erleichtern die Querungsmöglichkeiten für Fußgänger



Wie stellen sich die Eigentumssituation und der Planungsstand für eine Bebauung an der Quantiusstraße dar? Antwort: Der [bisherige] Investor hat sich zurückgezogen.



Fassaden in der Maximilianstraße im Nord- oder Südteil schöner? Anordnung des ZOB daraufhin abstimmen.



27 m – Abstand unverrückbar? Darf kein Dogma sein!

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6.

Strategie Rückbau oder Abriss Südüberbauung (Ansprechpartner: Herr Kivelip)



Aus einer Eigentümerversammlung wird berichtet, dass bei der überwiegenden Mehrheit der Miteigentümer eine Verkaufs- oder Tauschbereitschaft gegeben ist.



Verwaltung soll in Gesprächen mit allen Eigentümern ermitteln, zu welchem Preis sie ihre Einheit verkaufen bzw. tauschen wollen.



Welche Flächen braucht man unbedingt, um zumindest einen Teilrückbau zu realisieren -

für eine Platzgestaltung?

-

zur Verbreiterung der Bahnhofstraße?



Für den Rückbau werden verschiedene Varianten beleuchtet: Ein Zurücknehmen über die gesamte Gebäudelänge an den Seiten Poststraße oder Bahnhofstraße könnte zu nicht nutzbaren Flächen für Büros oder Geschäften führen. Stattdessen wäre es denkbar, die Ecke gegenüber dem Bahnhofsportal aus dem Gebäude „herauszuschneiden“.



Finanzierungsfrage klären

Feedback und Fragen aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer •

Ist auch mit dem Hoteleigentümer bezüglich der unterstellten Verkaufs- / Tauschbereitschaft gesprochen worden?

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Was kostet ein Rückbau um eine Stützenreihe an der Bahnhof- bzw. Poststraße? Sind 40 % von 20 – 28 Mio. € eine realistische Größenordnung?



Wird ein Verkauf an die Stadt teurer als ein Tausch? Antwort: Ja.



Bei einem Tausch ist zu beachten, dass keine flächen-, sondern eine ertragsgleiche Kompensation hergestellt werden muss.



Ist statt eines Kaufes eine Neubaumöglichkeit auf einem besseren Grundstück realisierbar?



Ist der Einsatz von öffentlichen Mitteln für Teillösungen (Rückbau) überhaupt sinnvoll oder sollte eher eine optimale Lösung (Abriss) verfolgt werden?



Lassen sich mit einem Gesamtkonzept für den Bahnhofsbereich Landesmittel akquirieren, mit denen eine Umsetzung vorangetrieben werden kann?



Wäre es denkbar, den städtischen Etat für die Kulturförderung (ca. 50 Mio. €) teilweise umzuverteilen?



Kann die Stadt alle denkbaren Finanzierungsmöglichkeiten recherchieren und zusammenstellen?

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7.

Sofortmaßnahmen (Ansprechpartner: Herr Dr. Gröner)

„Entmüllung“ (noch 2005) Zu entfernen sind •

Würfel



Blumenkästen (mobiles Grün), evtl. stattdessen Bäume pflanzen



Fahrradleichen (regelmäßig); bessere Abstellmöglichkeiten schaffen



Werbetafeln und -ständer



Zeitungskisten

Reinigungsqualität / Sauberkeit (noch 2005) •

Blumenkästen / Pflanzanlagen (regelmäßig Kippen und Dosen entfernen)



Maßnahmen gegen Ratten

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Verkehrliche Sofortmaßnahmen (innerhalb von 6 Monaten) •

legale Haltemöglichkeit und Entladung an der südlichen Bahnhofsseite ermöglichen



Platzierung des Fußgängerüberwegs verbessern / Ampelschaltung mit längerer Grünphase für Fußgänger versehen

Beleuchtung (bis Mitte 2006) •

reflektierende Beleuchtungsmasten (vgl. UN-Platz)



Beleuchtung Poststr. / Maximilianstr. / Parkplatz

Rückgewinnung des öffentlichen Raums „Bonner Loch“ (Zeitraum: 12-15 Monate) •

bauliche Veränderungen (Öffnung / Entfernung von Begrenzungen z.B. am Parkplatz, Entfernung von Ecken und Nischen, Verblendung von Seitenwänden), Skate-Anlage schaffen, allerdings nicht am Kaiserplatz-Brunnen



Multimedia-Displaywand (Stadtmarketing)



Veranstaltungen (Kulturamt einbinden)



mobile feste Verkaufsstände



Alkoholverbot (vgl. Arbeitsgruppe „Soziale Problematik“), polizeiliche Überwachung



bewirtschaftete Toilette

Feedback und Fragen aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer •

Politik will kurzfristige Maßnahmen möglichst bis Dezember aufgreifen und in nächste Ratssitzung einbringen.



Mit Alkoholverbot vorsichtig sein und mögliche Folgewirkungen beachten



Multimediawand kann auch neue „Vermüllung“ sein



Toilettenbewirtschaftung gibt es bereits: Lässt sich diese einbinden in eine erweiterte Sofortmaßnahme?



Grünmaßnahmen (z.B. Bäume) weiterhin sinnvoll, daher nicht entfernen, aber Pflege verbessern

Gemeinsamkeiten, Unterschiede und offene Punkte in den Ergebnissen der Arbeitsgruppen Einige Vorschläge sind gleichzeitig in mehreren Arbeitsgruppen entstanden und scheinen auf größere Zustimmung zu stoßen. Für andere Aspekte haben die Arbeitsgruppen unterschiedliche Varianten entwickelt, so dass hierzu noch Klärungsbedarf besteht. Im Folgenden wird ein Überblick über diese Gemeinsamkeiten, Unterschiede und offenen Punkte gegeben: Gemeinsamkeiten Mehrere Vorschläge konkretisieren das gemeinsam verabschiedete Ziel, eine Verbesserung der Situation für Fußgänger zu verfolgen. So wird mehrfach betont, dass für Umsteiger kurze Wege erreicht werden sollen, wobei im Detail unterschiedliche Lösungen zur Abwicklung des Busverkehrs erarbeitet worden sind. Demselben Ziel dient die Vergrößerung der Flächen für Fußgängerbereiche, die sich in mehreren Varianten findet. Auch die Verkürzung der Warte___________________________________________________________________________________ BÜRO BLAU – Agenda-Agentur Berlin – ecce visionslabor 12/2005

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zeit an der Fußgängerampel am Hauptausgang des Bahnhofs dient diesem Ziel. Weiterhin sehen mehrere Vorschläge Unterbrechungen von langen Gebäudefronten und Passagen innerhalb von Gebäuden vor, um Wegebeziehungen und fußläufige Verbindungen zu erleichtern. Zwischen Wessel- und Bahnhofsstraße sehen mehrere Gruppen eine Straßenverbindung vor. Die kurzfristige Umsetzung von Sofortmaßnahmen wird von mehrfach befürwortet. Hierzu zählen Aufräumaktionen, eine Verbesserung der Beleuchtung oder eine hellere Farbgebung, die Durchführung von Veranstaltungen oder auch verkehrslenkende Aktivitäten, die z.T. probeweise realisiert werden sollen. Ein weiteres gemeinsames Anliegen ist das Verbot des Verkaufes, teilweise auch des Konsums von Alkohol im Bonner Loch. Mehrere Gruppen weisen darauf hin, dass die Frage der Finanzierung zu klären ist, bevor ein Gesamtkonzept realisiert werden kann. Unterschiede und offene Punkte Unterschiedliche Vorstellungen bestehen zur zukünftigen Anordnung der Bushaltestellen. Hierzu existieren eine Südvariante (Arbeitsgruppe „Süd- oder Nord-ZOB“), eine Nordvariante (Arbeitsgruppe „Städtebau und Raumgestaltung“) sowie ein Vorschlag zur Auflösung des Busbahnhofes (Arbeitsgruppe „Möglichkeiten einer Mischnutzung …“). Von der Verwirklichung eines Busbahnhofes hängt in starkem Maß die realisierbare Nutzfläche innerhalb der Gebäude ab. Während der Vorschlag der Arbeitsgruppe „Städtebau und Raumgestaltung“ (mit ZOB) bei einer 3-geschossigen Bebauung rund 18.000 m2 Nutzfläche ermöglicht, führt die Variante der Arbeitsgruppe „Möglichkeiten einer Mischnutzung …“ (ohne ZOB) bei ebenso hohen Gebäuden zu ca. 23.700 m2 Nutzfläche26. Zu den Gebäudehöhen, die angestrebt werden sollen, findet sich keine nähere Aussage. Eine Arbeitsgruppe hat zunächst 3 Geschosse zum Maßstab ihrer Überlegungen gemacht, aber auch ein 4. Stockwerk nicht kategorisch ausgeschlossen. Während der Veranstaltung wurde mehrmals die Traufhöhe der angrenzenden Bauten als Maßstab genannt. Die Größe des Platzes gegenüber dem Bahnhofsgebäude variiert zwischen einer platzartigen Aufweitung der Poststraße (Arbeitsgruppen „Möglichkeiten einer Mischnutzung …“ und „Städtebau und Raumgestaltung“) sowie einer weitläufigen Treppenanlage (Arbeitsgruppe „Süd- oder Nord-ZOB“). Dem Wunsch nach einer Verbesserung der Aufenthaltsqualität für Jugendliche steht die Befürchtung entgegen, die Jugend könne durch den Drogenkonsum am Bonner Loch gefährdet werden. Der künftige Aufenthaltsort und Treffpunkt der sozialen Randgruppen bleibt in vielen Konzepten ungeklärt.

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Diese Werte wurden durch die Prozessbegleiter nach der Veranstaltung ermittelt und beruhen auf den Ergebnissen, die durch die beiden Arbeitsgruppen erarbeitet worden sind (vgl. die Aufbereitung im Anhang). ___________________________________________________________________________________ BÜRO BLAU – Agenda-Agentur Berlin – ecce visionslabor 12/2005

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7. BILANZ UND AUSBLICK Zukunftskonferenz hat Planungsziele für den Bahnhofsbereich geliefert Auf der Zukunftskonferenz sind 14 Zielvorstellungen für eine zukünftige Gestaltung des Bahnhofsbereichs im Konsens verabschiedet worden. Aufbauend auf diesen Planungszielen hat in 8 Vertiefungsgruppen eine intensive Beschäftigung mit Teilaspekten der zukünftigen Entwicklung stattgefunden. Auf diesem Weg wurden die Planungsziele untersetzt z.B. durch Konkretisierung der Nutzflächen, durch erste städtebauliche Lösungsvorschläge, durch Überlegungen zur Lage eines ZOB oder durch mögliche Vorgehensweisen zum Rückbau / Abriss der Südüberbauung. Damit sind erste Lösungsvarianten aufgezeigt, deren Realisierbarkeit bislang jedoch noch nicht geprüft werden konnte. Da in der Begleitgruppe, in der Vertreter aller Interessenbereiche das Verfahren begleiten, Einigkeit darüber bestand, dass mit der Vielzahl der denkbaren Varianten die Ideen- und Vorschlagsvielfalt im Vorhinein nicht eingeschränkt werden sollte, wurde im Rahmen des bisherigen Verfahrens, insbesondere der Open Space Konferenz und der Zukunftskonferenz, diese Prüfung noch nicht vollzogen. Nachfolgetreffen zur Verbesserung der Umsetzbarkeit der gefundenen Vorschläge Damit die Ergebnisse der Zukunftskonferenz bis zur öffentlichen Präsentation auf dem „Marktplatz“ am 17.01.06 weiter konkretisiert und qualifiziert werden, findet für einen ersten Machbarkeits-Check am 15.12.05 ein Nachfolgeworkshop statt. Mit dieser Veranstaltung werden die folgenden Ziele verfolgt: •

Aufzeigen von Randbedingungen für die Entwicklung des Bahnhofbereiches durch fachlichen Input von ausgewiesenen externen Fachleuten und Mitarbeitern aus der Bonner Stadtverwaltung.



Vertiefung und Detaillierung der bisherigen Ergebnisse durch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Zukunftskonferenz insbesondere in Hinblick auf Realisierungsmöglichkeiten.



Weiterführung und Ausbau des begonnenen Verständigungsprozesses zwischen den unterschiedlichen Interessengruppen bis zur abschließenden öffentlichen Großveranstaltung (Marktplatz).

Inputs sind u.a. zu den folgenden Themen vorgesehen: •

Soziale Problematik



Technische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen für einen Rückbau / Abriss Südüberbauung



Realisierungschancen des angedachten Nutzungsmixes aus immobilienwirtschaftlicher Sicht



Eckwerte zu Kosten für Infrastrukturmaßnahmen und zu Erlösen aus möglichen Grundstücksverkäufen



Verkehrskonzept, Buskonzept und ZOB-Varianten

Auf der Grundlage dieser Hintergrundinformationen sollen die Ergebnisse der Zukunftskonferenz weiter detailliert und ggf. modifiziert werden, so dass die Übertragbarkeit der Ergebnisse in das weitere Verfahren nach Abschluss der Bürgerwerkstatt erleichtert und die Umsetzbarkeit verbessert werden kann. ___________________________________________________________________________________ BÜRO BLAU – Agenda-Agentur Berlin – ecce visionslabor 12/2005

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8. ANHANG Auswertung zu den Nutzflächen durch neue Gebäude Um eine erste Einschätzung über die Größe der nutzbaren Flächen zu erhalten, die durch neue Gebäude für Einzelhandel, Büros, Wohnungen, ein Hotel, kulturelle oder weitere öffentliche Einrichtungen zur Verfügung stehen würden, wurden die Vorschläge der Arbeitsgruppen „Möglichkeiten einer Mischnutzung mit Konkretisierung der Nutzfläche“ und „Städtebau und Raumgestaltung“ nach der Zukunftskonferenz grafisch aufbereitet und ausgewertet. Auf dieser Grundlage lassen sich erste Eckwerte zu Kosten für Infrastrukturmaßnahmen und zu Erlösen aus möglichen Grundstücksverkäufen ermitteln. Diese Abschätzungen bilden einen Teil der Vorbereitungen für den Nachfolgeworkshop, auf dem die Umsetzbarkeit der erarbeiteten Vorschläge geprüft und, falls sinnvoll, Anpassungen vorgenommen werden sollen. Planungsvorschlag 1 der Arbeitsgruppe „Möglichkeiten einer Mischnutzung mit Konkretisierung der Nutzfläche“ (Bezeichnung der Baufelder laut nachfolgender Skizze) Baufeld

Fläche in m2

Nutzfläche in m2

A B C D Summe

5.000 2.000 2.500 1.800

3.500 1.400 1.800 1.200

Nutzfläche bei 3 Geschossen in m2 10.500 4.200 5.400 3.600 23.700

Planungsvorschlag 2 der Arbeitsgruppe „Städtebau und Raumgestaltung“ (Bezeichnung der Baufelder laut nachfolgender Skizze) Baufeld

Fläche in m2

Nutzfläche in m2

I, II und III IV V Summe

4.250 2.500 1.800

3.000 1.800 1.200

Nutzfläche bei 3 Geschossen in m2 9.000 5.400 3.600 18.000

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