Blütezeit in der Mark Bienen und Imkerei in Brandenburg

October 10, 2021 | Author: Clara Winter | Category: N/A
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Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Henning-von-Tresckow-Straße 2-13 14 467 Potsdam

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Blütezeit in der Mark Bienen und Imkerei in Brandenburg

Telefon: 0331 866 -72 37

Blütezeit in der Mark Bienen und Imkerei in Brandenburg

Blütezeit in der Mark Bienen und Imkerei in Brandenburg

Blütezeit in der Mark Bienen und Imkerei in Brandenburg

Die Biene 6 Bienenfleiß zum Wohle der Mark 8 Das etwas andere Haustier 8 Lebensweise und Verhalten 12 Die Königin 14 Der Drohn

Geschichtliches 53 Ein ganz besonderer Ort: Die Honigkirche Neu Hartmannsdorf 56 Bienenhaltung – Leidenschaft mit Tradition 67 Aufbruch in eine neue Zeit

15 Die Arbeiterin 16 Rhythmus des Bienenvolkes 21 Wildbienen – die große Verwandtschaft

70 Von der Wabe ins Glas

23 Künstliche Nisthilfen für Wildbienen

74 Honig – das süße Gold

25 Kooperation statt Konkurrenz

76 Honig schonend behandeln

27 Klein – aber nützlich

77 Kleine Sortenkunde

28 Bienen als Ertragsfaktor nutzen

78 Typische Sortenhonige in Berlin

35 Pflanzen- und Bienenschutz

und Brandenburg

40 Gemeinsam geht es besser

79 Fester oder flüssiger Honig?

44 Bienenschutz im Kleingarten

81 Welcher Honig ist der beste?

46 Alleen als ökologische Netzwerke

83 Honiggastronomie in der

50 Pflanzenauswahl aus Sicht der Bienen

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Der Honig

Blütezeit in der Mark

Immenstube Chorin

Forschung und Lehre 86 Ein Institut für Bienen 88 Einblicke ins Erbgut 96 Forum für Praxis und Wissenschaft 100 Bienen-Beobachtungskasten für die Schule 104 Bienenerlebniswelt Königs Wusterhausen 109 Ein Lehrbienenstand am Rande der Stadt

Imker und Imkerei 113 Wege zum eigenen Volk 116 Fördergelder von Land und EU 119 Von Bienen lernen – Gemeinschaft erleben 122 Aller Anfang ist schwer – aber Spaß macht es auch 128 Märkische Bienen summen in Berlin 131 Sauberer Stadthonig 134 Eine Anfängerin erzählt

Anhang 138 Literaturempfehlungen 140 Links zu Imkerverbänden und weiterführenden Informationen Links zu regionalen Honig-Anbietern in Berlin und Brandenburg

Blütezeit in der Mark

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Bienenfleiß zum Wohle der Mark

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die Statistiken zwischen Löcknitz und Elster,

Sicher gehören auch in Berlin und Brandenburg

Oder und Elbe nach 1990 dramatische Einbrü-

Bienen zu den zwar geschätzten, aber immer

che – sowohl was die Zahl der gehaltenen Völker

noch unterschätzten Nutztieren. Sechs bis zehn

betrifft als auch die Zahl der aktiven Imker. Die

Sammelausflüge unternimmt eine Biene täglich.

allermeisten Schulprojekte, die Arbeitsgemein-

Für ein Bienenvolk ergeben sich bis zu 200 000

schaften der Jungimker, stellten nach dem Ende

Ausflüge pro Tag. 120 000 Kilometer müsste eine

der DDR ihre Arbeit ein. Heute dominieren vor

einzelne Biene als Gesamtflugstrecke für 500

allem die älteren Jahrgänge die märkische Im-

Gramm Honig zurücklegen. Dabei würde sie

kerschaft.

etwa drei Mal um den Äquatorkreis fliegen. Pro

Kinder und Jugendliche sind zwar leicht für das

Sammelflug trägt eine Honigbiene 25 bis 50 Mil-

Thema Bienen und Honig zu begeistern. Selbst

ligramm Nektar zusammen. Bei der Verarbeitung

in die Bienenhaltung einzusteigen, ist dann aber

des wasserreichen Nektars zu Honig reduziert

noch eine Schwelle, die viele nicht überschreiten.

sich die Masse auf weniger als die Hälfte. Rund

Dabei haben Gärtner und Bauern im Land schon

80 Prozent aller heimischen Nutz- und Wildpflan-

vor Jahren erkannt, dass der Rückgang der Bie-

zen sind auf Honig- und Wildbienen als Bestäu-

nenvölker in Brandenburg sich auf ihre Erträge

ber angewiesen. Bei einem Bestand von 80 Mil-

auswirkt und dringend etwas getan werden muss.

lionen Obstbäumen in Deutschland kommt den

Das Land hat hier mit der Unterstützung der Ar-

Bienen durch ihre Bestäubungsleistung für die

beit der Imkerverbände sowie mit Einsteigerpro-

Obsternte eine unverzichtbare Rolle zu. Auch

grammen einen Beitrag geleistet, um die Zahl

viele weitere Nutz- und Wildpflanzen sind von

der Bienenhalter wieder zu erhöhen und zu ver-

der Bestäubung durch Bienen abhängig. Hierzu

jüngen. Mit Millionenaufwand wurde in den ver-

zählen neben den Ölpflanzen Raps und Sonnen-

gangenen Jahren das Länderinstitut für Bienen-

blume, unser tägliches Gemüse sowie viele Fut-

kunde in Hohen Neuendorf saniert. Das Institut

terpflanzen auf den Weiden.

bietet neben seinen wissenschaftlichen Arbeiten

Wie in allen neuen Bundesländern verzeichnen

wichtige Beratungs- und Dienstleistungen für die

Blütezeit in der Mark

Imkerschaft und ist mit öffentlichkeitswirksamen

sollen die folgenden

Beiträgen zum Thema Bienen aktiv. Eine gute

Seite nicht nur über

Unterstützung für die Vermarktung von heimi-

Bienen in und gesun-

schem Honig ist die Einbindung von Imkern bei

den Honig aus Bran-

großen Landesveranstaltungen, unter anderem

denburg informieren,

auf der Internationalen Grünen Woche, auf der

sondern auch weitere Mitstreiter werben, die sich

Brandenburgischen Landwirtschaftsausstellung

diesem – buchstäblich – lebendigen Hobby, das

oder auch bei der Brandenburger Landpartie.

für einige sogar zum Beruf geworden ist, zuwen-

Angesichts des zunehmenden Bewusstwerdens

den. Doch wenn es nicht gleich eigene Bienen

der Zusammenhänge von Ursachen und Wirkun-

sind – ein paar mehr Blüten helfen auch: im Gar-

gen in Natur und Umwelt sind die Voraussetzun-

ten, im Park und auf dem Feld. Denn leben und

gen heute dafür besser als vor einigen Jahren.

nützlich sein können diese kleinen Helfer nur,

Auch ist nicht zu übersehen, dass der zuneh-

wenn ihnen ihr Lebensraum dies möglich macht.

mende Trend zur Stadtimkerei dazu geführt hat, die öffentliche und mediale Aufmerksamkeit für die Bienenhaltung zu erhöhen. Die Vertretung des Landes Brandenburg im Berliner Regierungsviertel geht mit gutem Beispiel voran und

Jörg Vogelsänger

hält auf ihrem Dach seit 2015 zwei Bienenvölker,

Minister für Ländliche Entwicklung, Umwelt

deren Honig als repräsentatives Geschenk für

und Landwirtschaft Brandenburg

Besucher dienen soll. Darin drückt sich auch eine Wertschätzung für dieses besondere Naturprodukt aus. Auch wenn in jüngster Zeit wieder ein Anstieg bei Bienenvölkern und Imkern in Brandenburg zu verzeichnen ist, bleibt noch viel zu tun. So

Blütezeit in der Mark

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Im Bienenvolk geht es eng und harmonisch zu. Unten sind die sechseckigen Wabenzellen zu erkennen. Darüber befinden sich verdeckelte Brutzellen.

Lebensweise und Verhalten Öffnet man einen Bienenstock, dann sieht man erst einmal nichts – außer Massen an Bienen, die ganz unkoordiniert auf den Waben herumzuwimmeln scheinen. Doch bei genauerem Hinschauen kommt schnell Struktur in das Ganze. Im Bienenkasten, der „Beute“, wie der Fachmann sagt, sind gitterartig strukturierte Tafeln aus Wachs sichtbar, die senkrecht hängenden Waben. Diese setzen sich lückenlos aus gleichmäßig geformten sechseckigen Zellen zusammen. Sowohl durch ihre senkrechten als auch durch

Das etwas andere Haustier Ein Bild, das jeder kennt: Eine Honigbiene auf einer Blüte – in diesem Fall ein Fingerstrauch, ein bis zu 60 Zentimeter hoch wachsender, üppig blühender Zierstrauch

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ihre um 120 Grad abgewinkelten Zellwände wird

Honigbienen halten sich nicht an Grundstücks-

mit geringstem Materialaufwand bei optimaler

grenzen, kennen ihren Besitzer nicht und brau-

Raumnutzung eine extrem hohe Stützlast über

chen auch nicht täglich versorgt werden. Und

viele Etagen hinweg erreicht. Durch Auftrag von

doch benötigen sie die Unterstützung des Men-

Wachsreserven auf die Zellränder werden diese

schen – heute, in der aufgeräumten oder gar

verdickt, wodurch sich ihre Stabilität weiter erhöht

ausgeräumten Kulturlandschaft mehr denn je.

und die Zellöffnungen schließlich rund erschei-

Noch etwas unterscheidet sie von anderen Haus-

nen. So kann eine Wabe im DIN-A4-Format und

tieren: „Man kann zwar eine einzelne Kuh halten

einer Dicke von 2,5 Zentimetern – gebaut aus

oder einen einzelnen Hund, aber keine einzelne

nur 40 Gramm Bienenwachs – erstaunliche zwei

Biene – sie würde in kurzer Zeit zugrunde ge-

Kilogramm Honig aufnehmen. Das ist die fünf-

hen“, wie es Nobelpreisträger Prof. Dr. Karl von

zigfache Menge!

Frisch (1886-1982) ausgedrückt hat.

Doch wie lässt sich so ein Bauwerk ohne Was-

Blütezeit in der Mark

Blütezeit in der Mark

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Aufgrund ihrer Form werden die Eier der Königin auch Stifte genannt. In jede Zelle kommt ein Ei, damit sich die Larve optimal entwickeln kann.

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serwaage und Messlatte errichten? Der eigene

Die Bienen durchlaufen mehrere Brutstadien: Larven unterschiedlichen Alters. Links werden die ersten Zellen verdeckelt.

Körper ist das Maß aller Dinge. Wenn er in eine Zelle passt, passt auch der Körper anderer Bie-

nutzt. In der Nähe des Fluglochs beginnt die Kö-

nen hinein. Und senkrecht zu bauen ist ja wirklich

nigin auf einer mittleren Wabe in immer größer

kein Problem: Einfach der Schwerkraft folgen –

werdenden Kreisen Eier zu legen, aus denen

schon klappt es. Zumindest bei den Bienen. Da-

nach drei Tagen Larven schlüpfen, die infolge

mit der spätere Inhalt nicht aus den waagerecht

intensiver Fütterung in ihrer Zelle liegend schnell

liegenden Zellen der senkrecht hängenden Wa-

heranwachsen. Während ihrer sechstägigen Ent-

ben herausläuft, werden sie mit einer leichten

wicklung schauen die Ammen 2000 bis 3 000 Mal

Neigung von etwa fünf Grad schräg nach oben

nach dem Rechten. In diesen sechs Tagen

gebaut. Die Kapillarwirkung tut ihr Übriges.

wachsen die Larven auf das 1500-fache ihres

Das für den Wabenbau erforderliche Wachs

ursprünglichen Körpergewichts heran. Ein

schwitzen die Bienen aus ihren körpereigenen

menschliches Baby würde bei gleicher Wachs-

Wachsdrüsen, die sich an der Bauchseite befin-

tumsgeschwindigkeit die Größe eines ausge-

den. Mit ihren Beinen nehmen sie die an der Luft

wachsenen Elefanten erreichen!

erhärtenden Wachsplättchen ab und reichen sie

Rasant gewachsen, füllt die jeweilige Bienenlarve

zu den Mundwerkzeugen, die sie knetend ver-

mit ihrer Körpergröße die Zelle, die nun von den

bauen. Ihr Speichel erhöht dabei die Geschmei-

Baumeisterinnen verdeckelt wird. So kann sich

digkeit des Wachses und dient gleichzeitig als

die Larve ungestört einspinnen, verpuppen und

Lösungsmittel, so dass weder die zarten Bein-

durch Metamorphose zu einem völlig anderen

chen noch die Mundwerkzeuge verkleben.

Wesen verwandeln – von der Larve über die

Mehrere dieser im Abstand von einem Zentimeter

Puppe zur erwachsenen, flugfähigen Biene.

parallel angeordneten Waben ergeben wiederum

Ist die Entwicklung der Bienen nach insgesamt

das Wabenwerk eines Bienenvolks. Die Zellen

drei Wochen ab Eiablage beendet, knabbern sie

werden entsprechend dem aktuellen Bedarf ge-

ihren Zelldeckel auf und schlüpfen in ihrer end-

Blütezeit in der Mark

Unter dem Zelldeckel verpuppen sich die noch weißen Larven (links) und färben sich später schwarz ein. In beiden Bereichen ist je eine Zelle geöffnet worden. Rechts sind die Bienen bereits geschlüpft

„Bien“. Soll heißen: Beim Bienenvolk hat man es nicht mit einer Herde oder einem Rudel gemeinsam agierender Einzeltiere zu tun, sondern mit

gültigen Größe aus der Zelle heraus. Während-

einem einzigen Organismus, sozusagen ein Su-

dessen wird das so entstandene Brutnest auf

perorganismus ohne den die einzelne Biene nicht

die beiderseits benachbarten Waben ausge-

lebensfähig ist.

dehnt. Es wächst dreidimensional. Das Brutnest

In der Tat sind die drei verschiedenen Wesen

wird also weitgehend kugelförmig, wodurch we-

innerhalb des Bienenvolks in Körperbau und

nig Wärme verloren geht. Denn die sich entwi-

Funktion so verschieden, dass jedes Bienenwe-

ckelnde Brut benötigt eine Temperatur von kon-

sen bereits von Geburt an auf bestimmte Aufga-

stant 35 Grad Celsius, im Sommer, im Frühjahr

ben spezialisiert und somit gleichzeitig auf die

und Herbst, bei brütender Hitze ebenso wie bei

anderen angewiesen ist.

Eine junge Arbeiterin hat gerade ihren Zelldeckel abgenagt um ihre Puppenstube zu verlassen. Nun beginnt ihr Leben als Arbeitsbiene.

frostigem Wetter. In den Wabenzellen am Rand des Brutnests lagern die Bienen den gesammelten Blütenstaub, den Pollen, als Eiweißnahrung. Diese steht für die Brutpflege in Form des Pollenkranzes rund um die Brut zur Verfügung. Darüber kommt die Honigglocke, die den Pollenkranz nach oben und seitlich abdeckt. Das Wabenwerk samt seinem aus Brut und Vorräten bestehenden Inhalt, der Königin, den Drohnen und den Arbeiterinnen bilden letztlich eine Einheit, das Bienenvolk. Der Altmeister der Bienenzucht Ferdinand Gerstung (1860–1925) prägte 1889 gar den Begriff

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Die Königin sorgt für Nachwuchs und wird deshalb ständig von ihrem Hofstaat umsorgt. Der Imker markiert sie auffällig, um sie ja nicht zu verletzen.

Die Königin

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hat. In weite Zellen wird die Königin unbefruch-

Die einzige Königin, die Weisel des Bienenvolks,

tete Eier legen, aus denen die dicken Männchen,

ist als weibliches Geschlechtstier für die Nach-

die Drohnen, hervorgehen, in enge Zellen dage-

kommenschaft zuständig.

gen besamte und schließlich befruchtete Eier.

Mit einer durchschnittlichen Körperlänge von 20

Aus diesen wird immer eine weibliche Larve, die

bis 25 Millimetern ist sie etwas größer als alle

je nach Futtermenge und Futterzusammenset-

anderen Bewohner. Nur sie legt Eier, aus denen

zung zu einer Arbeiterin oder einer Königin he-

über das Larven- und anschließende Puppen-

ranwachsen kann.

stadium erwachsene Insekten werden. Durch die

Um diese enorme Nachkommenleistung zu voll-

ausschließliche Ernährung mit Gelee royale –

bringen, wird die Königin ständig von ihrem Hof-

Weiselfuttersaft – einem Drüsensekret aus der

staat umsorgt, einer Gruppe Arbeiterinnen, die ihr

Futtersaftdrüse der Arbeiterinnen, ist sie in der

alle Wünsche von den Augen, den Lippen oder

Lage, täglich 1 000 bis maximal 2 000 etwa 1,5

wo auch immer ablesen – und das ist das Ent-

Millimeter große, länglich geformte Eier zu legen.

scheidende – diese auch tatsächlich erfüllen. Die

Dabei entsprechen 1500 Eier ihrem eigenen Kör-

Königin wird nicht nur mit Gelee royale versorgt,

pergewicht von etwa 0,23 Gramm. Für die Ab-

sondern auch bestens herausgeputzt und erreicht

lage eines jeden Eies steht der Königin also nur

dadurch ein für Insekten biblisches Alter von zwei

etwa eine Minute zur Verfügung. Zum Regieren

bis drei Jahren, im Ausnahmefall sogar fünf.

bleibt da keine Zeit.

Allerdings lässt wie bei anderen weiblichen We-

Jedoch werden die Eier nicht einfach auf einen

sen mit zunehmendem Alter die Fruchtbarkeit

Haufen gelegt, sondern jedes Ei einzeln am senk-

der Königin nach, so dass nicht mehr ausrei-

recht stehenden Boden der richtigen Wabenzelle

chend Arbeiterinnen entstehen und das Volk

platziert. Dafür muss zuvor eine Zelle inspiziert

schwächer werden würde. Dem beugen die Ar-

und mit den Vorderbeinen ausgemessen werden,

beiterinnen vor, indem sie rechtzeitig eine neue

um festzustellen, ob sie frei und ausreichend

Königin aufziehen. Diese Königin wird im Alter

sauber geputzt ist und welches Innenmaß sie

von einer Woche brünstig, fliegt bei warmem,

Blütezeit in der Mark

Blütezeit in der Mark

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Die Fluglochwache: Wer nicht dazu gehört oder nicht zumindest etwas mitbringt, hat keine Chance durchzukommen.

Schlüpfende Drohnen: Die Augen nehmen den deutlich größten Teil des Kopfes ein. Neben dem Begattungsapparat sind sie ihr wichtigstes Organ.

sonnigen Wetter zur Begattung aus und lässt

Zeit benötigt. Sie werden vom Frühjahr bis in

sich während des Flugs in luftiger Höhe nachei-

den Sommer hinein aufgezogen und im Bienen-

nander von etwa 20 Drohnen begatten. So wird

volk zu mehreren hundert bis wenigen tausend

die Paarung mit nahen Verwandten, damit In-

geduldet.

zucht, vermieden. Während die Drohnen zu Bo-

Bei warmem, sonnigen Wetter fliegen sie mit

den fallen und dort tot aufschlagen, wandern die

dröhnendem Geräusch aus – daher ihr Name –

Spermien in die Samenblase der Königin ein.

und versuchen, ihr Lebensziel zu erreichen: Die

Dort werden die Spermien für den Rest des Le-

Weitergabe ihres Erbguts an Nachkommen. Da-

bens der Königin auf bis heute ungeklärte Weise

mit sie das Ziel ihrer Begierde auch sicher fin-

konserviert und bei Bedarf einzeln abgerufen.

den, haben sie die größten Augen. Aus 7 000

Sie wird nun ihre Mutter ablösen und ihr Leben

bis 8 000 Einzelaugen setzt sich jedes der bei-

lang Eier legen.

den Komplexaugen der Drohnen zusammen. Diese Augen verleihen ihnen so den bestmögli-

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Der Drohn

chen Rundumblick. Königinnen und Arbeiterin-

Drohnen sind als männliche Geschlechtstiere

nen verfügen dagegen nur über etwa halb so

ausschließlich für die Begattung der jungfräuli-

viele Einzelaugen.

chen Königinnen zuständig.

Drohnen werden durchschnittlich drei Wochen

Sie entstehen aus unbefruchteten Eiern durch

alt. Sie können aber auch bis zu 60 Tage er-

Parthenogenese beziehungsweise Jungfernzeu-

reichen. Sobald sich das Bienenvolk auf den

gung. Sie sind 15 bis 19 Millimeter lang und

Winter vorbereitet, werden die nun überflüssi-

durchschnittlich 0,29 Gramm schwer. Da ein Bie-

gen Fresser an die frische Luft gesetzt, wo sie

nenvolk nur im Sommer junge Königinnen auf-

noch als Vogel- oder Ameisenfutter nützlich

zieht, werden die Drohnen auch nur in dieser

sein können.

Blütezeit in der Mark

Eine Arbeiterin nimmt am Rand eines Gewässers mit ihrem Rüssel Flüssigkeit auf und trägt es in ihrem Tank, dem Honigmagen, nach Hause.

Die Arbeiterin Arbeiterinnen im Bienenstaat sind, wie der Name unschwer erkennen lässt, für die tägliche Arbeit zuständig: Putzen, Heizen, Lüften, Brut pflegen, Waben bauen, Flugloch bewachen, Nahrung sammeln und einlagern. Um Letzteres zu ermöglichen, sind nur bei den Arbeiterinnen die Beine mit Kämmen, Bürsten und Körbchen ausgestattet. Je nach Alter und Entwicklungsstand liegen ihnen bestimmte Aufgaben besonders. Dennoch sind sie im Gegensatz zu manch menschlichem Zeitgenossen ziemlich flexibel und werden dort tätig, wo sie gebraucht werden. So patrouillieren die Arbeiterinnen etwa ein Drittel des Tages durch den Bienenstock, um zu schauen, wo sie sich nützlich machen können. Ein weiteres Drittel des Tages arbeiten sie und für das letzte Drittel ist Ausruhen angesagt. Gearbeitet wird selbstverständlich sieben Tage die Woche. Allerdings verrichten die Arbeitsbienen zunächst Innendienst und werden erst mit zunehmendem Alter den Gefahren des Außendienstes ausgesetzt. Denn dort können sie von einem Vogel gefressen oder von einem Hagelkorn erschlagen werden und sind dann als Arbeitstier für das Volk verloren.

Blütezeit in der Mark

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So wie am Flugloch unterscheiden sich die Pollen-Quellen anhand der Vorräte in den Wabenzellen. Pollen ist als Eiweiß-, Vitamin- und Mineralstoffkonzentrat für die Brutaufzucht unerlässlich.

Eine Arbeiterin trägt an ihren Schenkeln den gesammelten Pollen heim. An der Innenseite des rechten Hinterbeins ist die Pollenbürste gut erkennbar.

Die einzelne Biene befliegt zwar nur Blüten derselben Pflanzenart, aber andere Bienen nutzen andere Pflanzen. So ist eine vielseitige Ernährung gesichert.

Biologisch betrachtet sind die Arbeiterinnen Hilfs-

tergegeben, die aus den Eiern der Arbeiterinnen

weibchen ohne Fortpflanzungsaufgaben, die

schlüpfen – ein genialer Trick der Natur.

zwar ebenso wie Königinnen aus befruchteten

Die Anzahl der Arbeiterinnen schwankt im Laufe

Eiern entstehen, aber aufgrund nicht so hoch-

des Jahres: Im Winter sind es etwa 10 000 bis

wertiger Ernährung während ihrer Aufzucht eine

15 000, im Sommer etwa 30 000 bis 45 000, also

völlig andere Gestalt aufweisen sowie unterent-

das Dreifache. Noch größer ist die Spanne der

wickelte Geschlechtsorgane besitzen. Zudem

Lebenserwartung einer Arbeiterin: Wird sie im

sind sie deutlich kleiner als die Vollweibchen,

Sommer angesichts der vielen Arbeit nur drei bis

die Königinnen: Die Arbeiterinnen sind durch-

sechs Wochen alt, kann sie sich im Winter scho-

schnittlich 12 bis 14 Millimeter lang, wogegen

nen und schafft es auf sechs bis neun Monate.

Königinnen, wie erwähnt, 20 bis 25 Millimeter er-

Ihre kurze Lebenserwartung im Sommer und die

reichen. Ihr Gewicht beträgt mit zirka 0,1 Gramm

ungestörte Ruhephase im Winter erklärt ein ein-

weniger als die Hälfte einer Königin. Nur wenn

zigartiges Phänomen in der Haustierhaltung: Bie-

die Königin verstorben ist, ohne dass eine neue

nen kennen ihren Imker nicht. Schließlich sehen

herangezogen werden konnte, können auch Ar-

sie ihn zu selten. Stattdessen muss der Imker die

beiterinnen zur Ersatzkönigin werden und eine

Verhaltensweisen seiner Schützlinge und den art-

geringe Anzahl Eier legen. Diese bleiben aller-

gerechten Umgang mit ihnen erlernen – besser

dings immer unbefruchtet, da Arbeiterinnen nie-

noch als mancher Hundehalter.

mals begattet werden. Weil in diesem Ausnahmefall

keine

neuen

Arbeiterinnen

mehr

aufgezogen werden können, wird dieses Bie-

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Rhythmus des Bienenvolks Wenn die Eiablage nur dem Ersatz der sterben-

nenvolk zwar nach mehreren Wochen sterben.

den Bienen dient, die eigentlich nichts anderes

Aber dessen Erbgut wird über die Drohnen wei-

als Körperzellen des „Biens“ sind, wie können

Blütezeit in der Mark

Die Weitergabe von Nektar zwischen Arbeiterinnen dient nicht nur der Verarbeitung zu Honig, so werden auch Informationen übermittelt.

Hier wird eine neue Königin aufgezogen. Der Höhepunkt in der Entwicklung eines Bienenvolks bahnt sich an – die Vermehrung.

sich dann Bienenvölker vermehren? Auch hier

wird, ist gerade im Spätsommer eine gute Pollen-

sind Honigbienen etwas Besonderes: Die Ent-

versorgung der Völker mittels spät blühender Pflan-

wicklung und Fortpflanzung von Bienenvölkern

zen notwendig. Der Nahrungseintrag fördert zu-

erfolgt nach einem festen jahreszeitlichen „Plan“,

dem die Eiablage der Königin, so dass viele

der dem Jahresrhythmus des Wetters und der

Jungbienen aufgezogen werden können, die den

Vegetation bestens angepasst ist.

Winter sicher überstehen.

Nach dem großen Blühen des Sommers beginnt

Mit den kühler werdenden Tagen und Nächten

das neue Bienenjahr, das vom Kalenderjahr we-

nimmt das Brutgeschehen in den Völkern deut-

sentlich abweicht. Schon ab Juli und insbeson-

lich ab. Häufig nutzen die Jungbienen noch die

dere ab August werden neben den letzten Som-

warmen Tage im Oktober, um sich erstmals ihre

merbienen vornehmlich Winterbienen aufgezogen,

Umgebung anzuschauen. Da es aber bald nichts

die noch weit in den März hinein leben und das

mehr zu sammeln gibt und das Bienenvolk von

Volk im zeitigen Frühjahr in Schwung bringen. Da-

den Reserven leben muss, wird die Aufzucht

mit sie im Gegensatz zu den nur vier bis sechs

neuer Brut uneffektiv. Um den Wärmeverlust zu

Wochen lebenden Sommerbienen tatsächlich

minimieren, ziehen sich die Bienen zu einer en-

sechs bis neun Monate alt werden, müssen die

gen Kugel, der Wintertraube, unmittelbar unter-

künftigen Winterbienen bereits als Larven optimal

halb des Wintervorrats zusammen und stellen

von ihren Ammen gepflegt werden und nach ihrem

die Brutpflege weitgehend ein. Dabei kriechen

Schlupf reichlich Pollen aufnehmen können. Das

Bienen in die leeren Zellen. Andere drängen sich

so entstehende Fett-Eiweiß-Polster dient den Win-

in den umliegenden Wabengassen eng aneinan-

terbienen als Reserve für den zügigen Start der

der. Das oberhalb der Wintertraube befindliche

Brutsaison im zeitigen Frühjahr. Weil Pollen jedoch

Futter wird durch deren Abwärme entsprechend

nur in geringer Menge in den Waben eingelagert

warm gehalten und von den dortigen Bienen auf-

Blütezeit in der Mark

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Dieses Volk fand keine geeignete Höhle. Das Blindfenster schützt nur notdürftig vor Regen und auch nicht vor Angriffen von Krähen.

Auch anderen Tieren dienen Honigbienen zur Nahrungsversorgung: Gegen die Hornisse hat diese Biene keine Chance mehr.

genommen, weitergereicht und als Heizmaterial

Celsius nicht ausfliegen, müssen sie als sehr

verbraucht. So wird die Kerntemperatur der Win-

reinliche Tiere die Stoffwechselprodukte im End-

tertraube auf 30 Grad Celsius gehalten, während

darm sammeln. Wird dieser jedoch durch zu

die Temperatur an ihrer Peripherie bis auf zehn

hohe Stoffwechselaktivität überlastet, kommt es

Grad zurückgeht. Darunter würden die Bienen

zu einer Darmerkrankung. Bei extremen Störun-

in Kältestarre verfallen und sterben. Aber ein Bie-

gen lösen die Bienen sogar den Wintersitz vor-

nenvolk ist ein Sozialstaat im wahrsten Sinne des

zeitig auf und erfrieren. Im Sommer ist die Situa-

Wortes: Die außen sitzenden Bienen drängen

tion jedoch ganz anders: Droht die Temperatur

nach innen, wo sie sich aufwärmen können. Die

im Brutnest über 35 Grad Celsius anzusteigen,

innen sitzenden Bienen wechseln nach außen.

muss gekühlt werden. Ventilatoren gleich lassen

Dabei heizen die Bienen mit ihrem eigenen Kör-

hunderte Arbeiterinnen ihre Flügel schwirren und

per: Die Muskulatur wird kontrahiert. Sie wird im

befördern die warme Luft durch das Flugloch

Wechsel angespannt und entspannt – ähnlich

nach draußen – mit dem Kopf nach innen und

wie bei Sportlern. Insbesondere die sehr ausge-

mit dem Hinterleib nach draußen weisend. Reicht

prägte Flugmuskulatur der Bienen ist hierfür prä-

selbst das nicht, tragen weitere Bienen Wasser

destiniert. Um den Energiebedarf zu minimieren,

herein und verteilen es auf den Waben. Um zu

werden die Aktivitäten und der Stoffwechsel der

verdunsten nimmt das Wasser Wärme auf und

Bienen auf ein notwendiges Minimum reduziert.

verstärkt somit den per Luftaustausch erzeugten

Jegliche äußere Störungen wie Erschütterungen

kühlenden Effekt.

und Vibrationen sind nun zu vermeiden. Denn

Die Kühlung ist ebenso wie die notwendige Sau-

sie lösen den Verteidigungsinstinkt aus und füh-

erstoffversorgung nur bei geöffnetem Flugloch

ren zur Aktivierung des Stoffwechsels.

möglich. Es kann also nicht geschlossen werden.

Da die Bienen bei Temperaturen unter zehn Grad

Auch der Transport von Völkern erfordert zusätz-

Blütezeit in der Mark

Schnell findet sich der Schwarm an einem Ast zusammen, um von dort aus eine geeignete neue Behausung zu suchen.

lichen Lüftungsraum und findet in aller Regel nachts statt, damit die Bienen nicht an Überhitzung und Sauerstoffmangel leiden. Oberstes Ziel eines Bienenvolks ist, sich zu vermehren. Mit steigender Temperatur und zunehmender Tageslänge startet das Brutgeschäft. Werden bei sonnigem Wetter zehn Grad Celsius oder bei bedecktem Himmel zwölf Grad erreicht, erfolgt der große Reinigungsausflug. Die Wintertraube löst sich auf und die Bienen fliegen zügig aus, um ihren Darm zu leeren. Helle Flächen animieren die Insekten dazu ganz besonders. Die ersten Frühblüher locken nun mit ihrer Blütenpracht: Haselnuss, Kornelkirsche, Weiden, Krokusse und Winterlinge spenden den ersten friIm Winter bildet das Bienenvolk eine enge Kugel, damit möglichst wenig Wärme verloren geht.

schen Pollen. Während die Königin intensiv an die Eiablage geht, ist das Wachstum des Bienenvolks vorprogrammiert. Schon bald wird es in der Behausung zu eng.

dort fliegen Spurbienen aus, um eine neue Be-

Was dann folgt, ist ein faszinierendes Natur-

hausung zu suchen. Zurückgekehrt zum

schauspiel und ein biologisches Phänomen, das

Schwarm werben sie tanzend für eine geeignet

Schwärmen der Bienenvölker. Mehrere tausend

erscheinende Behausung. Weitere Bienen fliegen

Bienen erheben sich zur gleichen Zeit in die Luft,

dorthin und werden bei positivem Urteil ebenfalls

um sich zu einer Wolke, dem Schwarm, zu for-

dafür werben. Wurden verschiedene geeignete

mieren und schließlich in der Nähe als Schwarm-

Höhlen gefunden, geht dieses Werben so lange,

traube, meist an einem Ast, niederzulassen. Von

bis die Mehrheit von einer Behausung überzeugt

Blütezeit in der Mark

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Bienen brauchen gerade im Hochsommer eine Vielzahl blühender Pflanzen, um später erfolgreich zu überwintern.

Königinnen – voraus, die den sexuellen Teil der Fortpflanzung übernehmen. Mit auf dem Weg in die neue Wohnung ist nicht etwa die junge Königin, sondern die alte. Sie wurde zuvor auf Diät gesetzt, was zu einer plötzlich verringerten Eiablage und zu einem geringeren Gewicht der alten Königin führt. So wird sie wieder flugfähig. Doch genau diese Vorgehensweise ist im Sinne des Überlebens nachfolgender Generationen. Immerhin fliegt der Schwarm in die Ungewissheit: Wird er eine neue, geeignete Behausung finden? Der Honigvorrat dient nicht nur als energiereiche Nahrung, sondern gerade im Winter auch als Heizmaterial. Geht es den Bienen gut, erzeugen sie mehr Honig als nötig.

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ist und die Entscheidung für die neue Heimat

Wird es dort genügend Nahrung geben? In diese

quasi „demokratisch“ gefällt wird. Das kann we-

Ungewissheit erhebt sich der Schwarm und mit

nige Stunden, aber auch Tage dauern. Dann zie-

ihr die alte Königin.

hen die Bienen in ihren neuen Ort und errichten

In heutiger Kulturlandschaft findet ein Bienen-

einen Wabenbau.

schwarm nur mit Mühe eine geeignete Nisthöhle

Diese Teilung ist der natürliche Vorgang der Fort-

in einer Größe von mindestens 40 Litern, die den

pflanzung eines Bienenvolks. Er ist weder rein

Bienen Schutz vor Regen und Feinden bietet.

geschlechtlicher noch rein ungeschlechtlicher

Sie wären ohne imkerliche Hilfe verloren. Deshalb

Natur, also weder rein sexuell noch rein vegetativ,

versuchen Imker, die Schwärme einzufangen

sondern eine Kombination aus beidem. Schließ-

und in eine geeignete Behausung zu setzen.

lich ging diesem Klonen eines Bienenvolks die

Doch das ist nicht immer einfach: Einerseits set-

Aufzucht neuer Geschlechtstiere – Drohnen und

zen sich die Bienen oft mehrere Meter hoch an

Blütezeit in der Mark

Bäume, Balkone oder Dachvorsprünge. Ande-

Wildbienen –

rerseits ist der Imker durch berufliche oder an-

die große Verwandtschaft

dere Verpflichtungen häufig nicht vor Ort und

Wer an Bienen denkt, denkt an Honigbienen.

kann des Schwarmes nicht habhaft werden. In

Und wer an Wildbienen denkt, meint wildlebende

solchen Fällen hilft es, den Imker anzurufen und

Völker. Doch weit gefehlt. Die Europäische Ho-

ihn zu informieren. Doch wer kennt schon den

nigbiene ist nur eine Art unter vielen. Allerdings

Imker in nächster Nähe? Dann hilft ein Anruf beim

ist sie die einzige Bienenart in Europa, die Honig

nächsten Imkerverein, der sich leicht über die

liefert – daher ihr Name.

Imkerverbände ermitteln lässt (siehe Anhang).

Der diesem fleißigen Tier vom großen Botaniker

Jedes dieser Völker, Schwarm und Muttervolk,

und Zoologen Carl von Linné (1707-1778) ver-

hat nun ein neues Ziel – erfolgreich überwintern.

passte wissenschaftliche Name Apis mellifera –

Deshalb wird es großzügig Waben bauen, inten-

für Apis = Biene und mellifera = Honigeintra-

siv Brut aufziehen und fleißig Nahrung sammeln

gende – zeigt schon an, dass es neben Honig

– in Brandenburg im Juni, Juli und August. So

machenden Bienen auch andere geben muss.

brauchen Bienen gerade im Hochsommer eine

Dabei ist der wissenschaftliche Name nicht ganz

Vielzahl blühender Pflanzen, um später erfolg-

korrekt. Denn heute wissen wir, dass die Honig-

reich zu überwintern. Die einfach blühenden Mi-

biene keinen Honig in ihren Bau trägt, sondern

gnon-Dahlien, Wildrosen, Korbblütler wie Son-

Nektar und Pollen, um daraus erst unter Aus-

nenhut, Sonnenbraut und Sonnenauge, aber

schluss der Öffentlichkeit den wohlschmecken-

auch die verschiedensten Küchenkräuter und

den Honig zu bereiten.

schließlich die Fettblattgewächse sind hierfür

Tatsächlich gibt es allein in Deutschland neben

bestens geeignet.

der Honigbiene zirka 550 Wildbienenarten. Dazu

Unkraut ist nicht nutzlos: Hier sammelt eine Solitärbiene auf Gemeinem Löwenzahn, der als Arzneipflanze gilt.

gehören sowohl Hummeln als auch einzeln, also solitär lebende Arten, die demzufolge als Solitärbienen bezeichnet werden. Wildbienen ma-

Blütezeit in der Mark

21

Ein Hummelnest sieht bei weitem nicht so akkurat aus wie das eines Bienenvolks. Wachstöpfchen werden zu Haufen aneinandergebaut und nach Bedarf genutzt.

chen sich insbesondere bei Pflanzen nützlich, die von Honigbienen weniger beachtet werden. Dazu gehören auch viele seltene, vom Aussterben bedrohte Pflanzenarten. Doch auch für Wildbienen wird ebenso wie für Honigbienen das Überleben immer schwieriger. Die Ursachen dafür sind zum einen Veränderungen des Klimas und in der Folge der Vegetation. Direkt mit der Tätigkeit des Menschen verbunden sind die Beseitigung von Nistmöglichkeiten durch Bebauung und Versiegelung der Landschaft. Zerstört werden auch Niststätten durch das Beseitigen abgestorbener Bäume. Häufiges Mähen oder gar das Abbrennen von Straßen- und Wegrändern, Wiesen und Gartenland führt zur Verminderung des Nahrungsangebots – wie auch die einseitige Gestaltung von Grünanlagen mit Gräsern und Nadelhölzern sowie großflächige Monokulturen und die Vergiftung durch Pflanzenschutzmittel.

Für rund die Hälfte aller Wildbienenarten genügt eine bewuchsfreie Sandfläche, um ihr kleines röhrenartiges Nest anzulegen.

22

Blütezeit in der Mark

So nicht: Die Bohrlöcher sind zerfasert und führen zu verletzungen der Flügel. Grenzwertig: Gut erkennbar ist, dass mit Rissen durchzogene Bohrlöcher nicht angenommen werden.

Künstliche Nisthilfen für Wildbienen Hilfreich sind menschengemachte Wohnlöcher in einem aufgehängten Holzklotz – ohne Fasern und so tief wie der scharfe Bohrer mit unterschiedlichstem Durchmesser reicht, ohne das Holz komplett zu durchbohren. Dabei gehören die Bohrungen in die Längs- und nicht in die Stirnseite des Holzes. Die Bohrspäne müssen aus den Löchern ausgeklopft und eventuelle Fasern am Eingang weggeschliffen werden. Wohnlöcher mit einem Durchmesser von zwei bis sechs Millimetern werden am liebsten angenommen, von manchen Arten auch bis zu 10 Millimeter. Esche und Linde oder Obstgehölze eignen sich besonders gut, weil dieses Holz bei hoher Luft-

destens ein Jahr an einem luftigen Platz langsam

feuchtigkeit kaum quillt. Andernfalls würde die

getrocknet ist. Ein regengeschütztes, sonniges

darin befindliche Brut erdrückt werden. Auch soll-

Plätzchen vermeidet das Wachstum von Pilzen,

ten zwischen den Löchern mindestens zwei Zen-

die die Brut zerstören können. Allerdings sollte

timeter Abstand verbleiben, damit das Holz nicht

das Holz keinesfalls imprägniert werden. Denn

zu stark reißt. Damit sich Schwundrisse nicht

Holzschutzmittel unterscheiden nicht zwischen

durch die späteren Brutröhren ziehen, kann man

Schädlingen und Nützlingen – sie töten alles.

das Bohren auch aufschieben, bis das Holz min-

Da Wildbienen für den Verschluss ihrer Niströhren

Blütezeit in der Mark

Die wohl bekannteste Wildbiene ist die Erdhummel (Bombus terrestris).

23

Hohlstrang-Falzziegel, wie sie gelegentlich zur Dacheindeckung dienen, sind eine einfache Lösung, die allerdings nur häufig vorkommenden Arten hilft.

wuchsfreien Boden. Das fällt besonders zwischen Pflastersteinen auf, wenn dort kleine „Vulkane“ entstehen. Überlässt man die Bienen ih-

Lehm benötigen, den sie kaum noch finden, hilft

24

rem angeborenen Bautalent, räumen sie die

ein frei zugänglicher kleiner Haufen im Garten

Türmchen wieder ganz allein ab. Reinliches

oder ein Blumentopf mit Lehm. Auch hohle Pflan-

Wegfegen stört sie dagegen, zieht ihre Arbeit

zenstengel werden gern angenommen, am bes-

in die Länge und lässt das Pflaster absacken.

ten am ursprünglichen Standort. Fallen sie aber

Nichtstun ist hier die beste Entscheidung.

beim notwendigen Verjüngungsschnitt an – wie

Nun heißt es nur noch Abwarten. Solitärbienen

dies zum Beispiel bei Brombeeren gelegentlich

sammeln Blütenpollen, den sie ähnlich wie Ho-

erforderlich ist – lassen sich auch Bündel davon

nigbienen an ihre Beinchen geklebt nach

gut im Trockenen aufhängen. Dabei sollten sich

Hause tragen. Dort stampfen sie ihn in die aus-

die Bündel nicht im Wind drehen. Denn das er-

gewählte Röhre, legen ein Ei darauf und ver-

schwert den Anflug der Bienen. Mit solchen waa-

schließen die Zelle mit Lehm. Es folgt der wei-

gerecht und senkrecht aufgehängten dünnen

tere Polleneintrag – darauf ein Ei und wieder

Bündeln wirkt die Fassade einer Gartenlaube viel

wird die Zelle verschlossen, bis die Röhre voll

rustikaler. Und wem bei der Gartenarbeit leere

und das Liniennest, wie der Fachmann sagt,

Schneckenhäuser vor den Füßen herumliegen,

fertig ist. Manche Bienen tragen zuvor noch

der lege sie einfach an einen geschützten Platz,

Nistmaterial ein, zum Beispiel die Blattschnei-

denn auch diese werden besiedelt. Am besten

derbienen. Gerade im sandigen Boden stabili-

ist es, die Nisthilfen zu verteilen, zum Beispiel

siert dies die Seitenwände oder den Nestein-

am Gartenhaus, an Zaunpfählen oder an Bäu-

gang. Aus den Eiern schlüpfen Larven, die sich

men mit lockerer Krone. Andernfalls haben Pa-

vom Pollen ernähren und anschließend verpup-

rasiten und Feinde leichtes Spiel.

pen. Meist erst im nächsten Jahr schlüpfen die

Etwa die Hälfte aller Wildbienenarten gräbt ihre

fertigen Bienen heraus, in umgekehrter Reihen-

Brutstätten in offenen, also weitgehend be-

folge der Eiablage.

Blütezeit in der Mark

Kooperation statt Konkurrenz

Gegen das Ausrauben der Brut durch Vögel helfen engmaschige Gitter unmittelbar vor den Nisthilfen. Gerade Pflanzenstengel werden sonst gern geplündert.

Mitunter wird behauptet, dass Honigbienen in Konkurrenz zu Wildbienen stehen. Das ist falsch.

bienen durch eine ganzjährig soziale Lebens-

Honigbienen und Pflanzen haben sich im Laufe

weise aus. Sie überwintern als Volk. Da sie den

der Evolution einander angepasst – und dies be-

Winter aber nicht schlafend, sondern ruhend ver-

vor es Menschen gab, die sie später in ihre Ob-

bringen, zeitweilig sogar brüten, müssen sie im

hut nahmen. Bereits vor mehr als 10 000 Jahren,

Inneren des Wintersitzes mindestens 20 Grad

als sich Europa nach der letzten Eiszeit wieder

Celsius erzeugen, für die Brut sogar 35 Grad.

erwärmte, dehnten sich die Wälder mit wärme-

Dazu benötigen die Honigbienen ausreichend

liebender Flora wie Hasel, Eiche und Buche vom

Brennstoff, nämlich Honig. Um ausreichend Ho-

Mittelmeerraum gen Norden bis nach Skandina-

nigvorräte anzulegen, nutzen sie bevorzugt Mas-

vien aus. Mit ihnen kamen die Honigbienen.

sentrachten.

Imkern ist es zu verdanken, dass es heute noch

Wo Bienenvölker mit einem individuellen Jahres-

Honigbienen gibt. Denn ohne diesen Berufsstand

bedarf von 50 Kilogramm Pollen und 70 Kilo-

würde es den Honigbienen noch schlechter ge-

gramm Honig noch einen Überschuss erzeugen,

hen als den Wildbienen: In einer Kulturlandschaft

kann die Nahrung für einzeln lebende Wildbienen

finden Honigbienen kaum noch geeignete, aus-

mit einem Bedarf von einem bis zehn Gramm

reichend große Nisthöhlen. Hinzu kommen der

Pollen für die Aufzucht der Nachkommen nicht

bereits beschriebene zeitweilige Nahrungsman-

zu knapp sein. Honigbienen arbeiten höchst öko-

gel sowie im Zuge der Globalisierung einge-

nomisch nach folgender Strategie: Einzelne Bie-

schleppte Parasiten.

nen fliegen aus und suchen Nektar sowie Pollen.

Dass Honigbienen und Wildbienen natürlicher-

Finden sie wenig, bestäuben sie dabei die ge-

weise nicht in Konkurrenz stehen, lässt sich auch

fundenen Blüten, damit sie Samen bilden und

zudem biologisch erklären: Im Gegensatz zu al-

sich vermehren können. Anschließend fliegen sie

len anderen Bienenarten zeichnen sich Honig-

wieder nach Hause. Erst, wenn sie reichlich Nah-

Blütezeit in der Mark

25

Bienen werden immer wieder auch verwechselt – zum Beispiel mit der Deutschen Wespe (links im Bild) oder auch mit der Hornisse (Vespa crabro) – eigentlich größer und lauter, die sich rechts im Bild die Vorderbeine putzt.

rung vorfinden, teilen sie dies im Bienenstock

standserfassung konnten von den deutschland-

mit. Sie rekrutieren so weitere Arbeiterinnen für

weit 550 Wildbienenarten auf dem zwei Hektar

die effektive Nutzung des zeitlich begrenzt ver-

großen Institutsgelände immerhin 83 Arten nach-

fügbaren Nahrungsangebots. Dafür legen sie er-

gewiesen werden. Darunter waren zwei Arten,

forderlichenfalls auch mehrere Kilometer zurück.

die als in der Region ausgestorben galten, sieben

Allein aufgrund der großen Anzahl Bienen in ei-

gelten als sehr selten und 16 weitere als selten.

nem Volk fressen sie also keineswegs einzeln

Dies ist vermutlich durch die gute imkerliche Pra-

(solitär) lebenden Bienen die Nahrung weg. Statt-

xis bedingt, Überbesatz mit Bienenvölkern zu ver-

dessen gibt es unter den Wildbienen konkurrenz-

meiden und die Entwicklung eines breit gefä-

starke Arten wie die Große beziehungsweise Gar-

cherten Nahrungsangebots zu unterstützen.

ten-Wollbiene (Anthidium manicatum), die ihr

Nahrungs- und Nistmöglichkeiten sind also der

Nahrungsrevier, beispielsweise einen Strauch,

Schlüssel zum Überleben unserer heimischen

vehement gegen andere Blütenbesucher erfolg-

Bienenfauna. Doch viele für Wildbienen ange-

reich verteidigen – auch gegen Honigbienen.

botene Saatgutmischungen sind zwar optisch

Ein Beispiel mag verdeutlichen, wie positiv sich

attraktiv, aber wenig nützlich, insbesondere wenn

Honigbienenhaltung auf Wildbienen auswirken

sie gefüllt blühende Sorten und fremdländische

kann. Am Standort des Bieneninstituts Hohen

Arten enthalten. Zur Förderung der Wildbienen

Neuendorf wird nachweislich seit den 1920er Jah-

geeignetes Saatgut bieten auf der Basis gebiets-

ren eine Bienenhaltung mit mehreren Dutzend

heimischer Kräuter unter anderem:

Bienenvölkern betrieben. Zudem verfügt Hohen Neuendorf über einen ausgesprochen mitgliederstarken Imkerverein mit zahlreichen Nebenerwerbsimkern, der auch für eine hohe Honigbienendichte in der Umgebung sorgt. In einer Anfang der 1990er Jahre durchgeführten Be-

26

Blütezeit in der Mark

Klein – aber nützlich

Selbstbefruchtung kommt. Dazu brauchen die

In Brandenburg ernten die Imker laut Tierzucht-

Pflanzen einen „Liebesboten“.

report der letzten Jahre des Landesamts für

Die Bestäubung und die daraus resultierende Be-

Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flur-

fruchtung ihrer weiblichen Keimzellen mit den

neuordnung durchschnittlich 34 Kilogramm Ho-

männlichen Pollen anderer Artgenossen führt bei

nig pro Volk und Jahr, insgesamt 1 300 Tonnen.

insektenblütigen Kulturpflanzen zu hoher Ertrags-

Hinzu kommt das Bienenwachs, welches in einer

sicherheit, qualitativ hochwertigen Früchten und

Größenordnung von weniger als einem Kilo-

gleichmäßigem Abblühen samt gleichmäßiger

gramm pro Volk und Jahr gewonnen wird. Ein

Reife. Insektenblütige Pflanzen sind leicht daran

großer Teil davon bringt in Form von Kerzen fest-

zu erkennen, dass sie auffällige Blütenblätter in

liche Stimmung ins Haus.

verschiedensten Farben entwickeln, um die flie-

Darüber hinaus bietet ein Bienenvolk Produkte,

genden Bestäuber anzulocken. Zu ihnen gehören

die zwar nicht von jedem Imker geerntet werden,

die Obstgehölze, Raps, Löwenzahn, Klee und die

aber gerade für medizinische Zwecke äußerst

meisten Gartenblumen. Im Gegensatz dazu sind

interessant sind. Das sind Pollen sowie das von

die Blüten von Windblütlern, zu denen zum Bei-

den Bienen daraus erzeugte Bienenbrot, weiter-

spiel Haselnuss, Birke, Pappeln und Gräser ein-

hin Propolis (Kittharz), Gelee royale (Weiselfut-

schließlich aller Getreidearten ebenso gehören

tersaft), Bienengift und Stockluft. Letztere wird

wie die märkische Kiefer, zumindest farblich sehr

allerdings nicht im eigentlichen Sinne gewonnen,

unauffällig. Allein jener durch die Bestäubungs-

sondern direkt am Bienenstock für Behandlun-

leistung der Honigbiene an Kulturpflanzen er-

gen der Atemwege genutzt.

zeugte Wert ist wesentlich höher als der des Ho-

Die wesentliche Leistung der Bienen besteht al-

nigs. Deshalb zahlen insbesondere Obstbau-,

lerdings in der Bestäubung mit Pollen anderer

aber auch manche Ackerbaubetriebe eine Be-

Blüten derselben Art, um Samen und Früchte

stäubungsprämie für den Einsatz von Bienenvöl-

bilden zu können ohne dass es zu Inzucht durch

kern während der Blütezeit. Allerdings reagieren

Blütezeit in der Mark

Honigbiene

27

Entscheidend ist der Nutzen aus der Blütenbestäubung der Honigbienen: Honig lässt sich importieren, Bestäubung dagegen nicht.

Insektenblütler haben gegenüber Windblütlern auffällige Kronblätter, klebrige Pollen und den Nektar als Belohnung, wie hier die Birne.

die Pflanzen sehr unterschiedlich auf die Bestäu-

eine Biene etwa hundert Blüten besuchen, um ihren

bungstätigkeit der Honigbienen. Einige sind gute

Honigmagen zu füllen. Für ein Kilogramm Honig

Selbstbestäuber. Sie kommen allein mit etwas

sind das sechs Millionen Blüten.

Wind schon gut zurecht. Dazu zählt der auch in

Da ein Bienenvolk jedoch im Laufe eines Sommers

Brandenburg weit verbreitete Raps. Andere sind

100 Kilogramm Honig erzeugt, von denen es etwa

als strenge Fremdbestäuber dringend auf den

70 Kilogramm selbst verbraucht, lässt sich leicht

Dienst der Honigbiene angewiesen. Dies gilt bei-

ermitteln, dass ein Bienenvolk jährlich 600 Millio-

spielsweise für Rotklee. Aber nicht nur zwischen

nen Blüten besucht. Dafür stehen jedoch nur die

den unterschiedlichen Pflanzenarten, auch inner-

Monate März bis August zur Verfügung, also ein

halb einer Pflanzenart gibt es zwischen den ver-

halbes Jahr. Hiervon abzuziehen sind die gerade

schiedenen Sorten erhebliche Unterschiede.

im März und April noch häufig auftretenden kalten

Nektar, aus dem die Bienen Honig bereiten, hat

sowie die während der gesamten Zeit auftreten-

einen Wassergehalt von zirka 70 Prozent, Honig

den Regentage. Letztlich ist die Zahl der Flugtage

dagegen nur noch maximal 20 Prozent. Unter Be-

auf hundert Tage beschränkt. Das heißt, die Bie-

rücksichtigung des Verbrauchs an Nektar für den

nen eines einzigen Volkes befliegen täglich sechs

Sammelflug müssen die Bienen die dreifache

Millionen Blüten. Doch das ist nur der Durch-

Menge Nektar sammeln, um ein Kilogramm Honig

schnitt. Spitzenleistungen von Bienenvölkern lie-

zu erzeugen, also 3000 Gramm. Da die Biene aber

gen bei 30 Millionen Blütenbesuchen an einem

nur die Hälfte ihres Körpergewichts von 0,1 Gramm

einzigen Tag. Die Honigbiene bestäubt Blüten im

zusätzlich transportieren kann, nämlich 0,05

Umkreis von bis zu drei Kilometer um ihren Stock.

Gramm, sind für die genannte Menge 60 000 Aus-

In seltenen Fällen können es auch zehn Kilometer

flüge erforderlich. Weil die Pflanzen den Nektar je-

und mehr werden.

doch nicht ohne Gegenleistung feilbieten, sondern die Bienen animieren wollen, den Pollen zwecks

28

Bienen als Ertragsfaktor nutzen

Bestäubung von Blüte zu Blüte zu tragen, gibt jede

Brandenburgs Landwirtschaft und insbesondere

Blüte nur ein winziges Nektartröpfchen ab. So muss

der Gartenbau profitieren von der Bestäubungs-

Blütezeit in der Mark

Blütezeit in der Mark

29

30

leistung der Honigbienen – vor allem, wenn sie in

mehr auf die Nutzung landwirtschaftlicher Kultur-

der Nähe landwirtschaftlicher Flächen aufgestellt

flächen angewiesen, um Honig zu ernten.

werden. Doch inzwischen meiden manche Imker

Ob Raps oder Sonnenblume, Apfel oder Kirsche –

landwirtschaftliche Nutzflächen: Einerseits bieten

viele Kulturpflanzen zeigen alle typischen Merkmale

diese nur für kurze Zeit Nahrung, andererseits hat

eines Insektenblütlers. Mit leuchtenden Kronblättern

der chemische Pflanzenschutz immer wieder für

und intensiver Nektarproduktion werben die Blüten

Unmut bei den Imkern gesorgt. Aufgrund des er-

um den Besuch von Insekten. Auch wenn der Pol-

heblichen Rückgangs der Bienenhaltung in Bran-

len zum Teil durch Wind verbreitet werden kann

denburg nach 1990 sind viele Imker auch nicht

oder es sogar zur Selbstbefruchtung der Narbe

Blütezeit in der Mark

Weißdorn

Berberitze

Brombeere

Säulenkaktus

Pfaffenhütchen

Ebersche

Kornelkirsche

Hartriegel

Blütezeit in der Mark

31

Der Ertrag von Kulturpflanzen wird wesentlich von Bienen beeinflusst. Gerade Raps, eine der Hauptfeldkulturen in Brandenburg, profitiert davon.

Die Bestäubung beeinflusst auch die Qualität: Hier fand keine ausreichende Bestäubung statt, nicht alle Keimzellen bildeten Samen. Der Apfel wurde schief.

32

mit blüteneigenem

Aussaat an den späteren Einsatz von Bienen-

Pollen kommt, so

völkern zu denken. Pro Hektar insektenblütiger

beweisen neue wie

Kultur sollte mindestens ein Bienenvolk zum Ein-

alte Untersuchungen,

satz kommen, jedoch nicht mehr als vier. Mehr

dass insektenblütige

ist nur bei mittelschweren bis schweren Böden

Pflanzen, zu denen in

und ausreichend Feuchtigkeit ratsam. Auf Sand-

Landwirtschaft und Obstbau alle

böden, wie sie für die „Märkische Streusand-

zweikeimblättrigen Arten gehören, von der Be-

büchse“ typisch sind, würde bei dieser Bienen-

stäubung durch Insekten profitieren.

dichte oft kein Honigertrag mehr möglich sein.

Auffallend ist dabei: Auch wenn die Erträge bei

Die Bienenvölker sind in Gruppen an bezie-

vielen Kulturarten in den letzten Jahrzehnten so-

hungsweise zwischen den Flächen so zu vertei-

wohl durch Züchtung sowie optimierte agrotech-

len, dass die Bienen Radien von nur wenigen

nische und chemische Maßnahmen erheblich ge-

hundert Metern befliegen müssen. Für die Auf-

stiegen sind, hat sich an der Befruchtungsbiologie

stellung eignen sich ebene Splitterflächen, die

nichts geändert. Der bereits vor Jahrzehnten fest-

nicht mehr ackerbaulich genutzt werden und der

gestellte Einfluss auf die Frucht- und Samenbil-

Saumbereich an Windschutzhecken besonders

dung verschiedener Kulturen bestätigt sich bis

gut. Gerade hier ist aber eine Breite von min-

heute – nur eben auf einem deutlich höheren Er-

destens drei Metern erforderlich, da die Imker

tragsniveau.

meist mit einem PKW, Kleintransporter oder Ge-

Für Bienen und Bauern ist das eine Win-Win-Si-

ländewagen samt Anhänger unterwegs sind.

tuation: Für den durch Bienen bedingten Mehr-

Starke Bodenunebenheiten und lehmige, stark

ertrag ist für den Landwirt kein zusätzlicher Mehr-

durchfeuchtete Böden ohne feste Grasnarbe

aufwand erforderlich – von seinem Mehraufwand

können für die Imker zu einem Problem werden.

beim Bergen der größeren Ernte einmal abge-

Obstanlagen bieten dagegen häufig in den Ar-

sehen. Doch damit die Imker mit ihren Bienen-

beitsgassen zwischen und neben den Kulturen

völkern kommen, ist es wichtig, schon bei der

gute Aufstellungsmöglichkeiten.

Blütezeit in der Mark

Blütezeit in der Mark

33

Wichtige Bienenweidepflanzen Nutzpflanzen

Zwischenfrüchte

Bäume

Sträucher

kultur sowie die Beseitigung von Feldgehölzen und Feldrainen oft nicht mehr gegeben. Gegensteuern lässt sich mit Windschutzhecken inklu-

Raps

Phacelie

Weiden-Arten

Weiden-Arten

Weiß-/Rotklee

Winterwicke

Obstgehölze

Haselnuss

Kulturen, schadschwellenbezogener Unkrautund Schädlingsbekämpfung, Blühflächen, Bio-

sive Saumbiotop, die Fruchtfolge verschiedener

Bokharaklee

Sommerwicke

Ahorn-Arten

Himbeere

Luzerne

Esparsette

Linden-Arten

Brombeer-Arten

Sonnenblume

Serradella

Robinie

Faulbaum

Silphie

Perserklee

Rosskastanie

Wildrosen-Arten

gaserzeugung auf der Basis verschiedener Pflanzenarten, Zwischenfruchtanbau sowie durch die gärtnerische Gestaltung betrieblicher Grundstücke, Hof- und Lagerflächen. Von all dem profitieren auch Wildtierarten. WindTopinambur

Inkarnatklee

Esskastanie

Bocksdorn

Buchweizen

Malve

Eberesche

Schlehe

Spargel

Ölrettich

Bienenbaum

Hartriegel-Arten

schutzhecken lassen sich ebenso leicht wie kostengünstig in Form von Benjes-Hecken anlegen oder ergänzen. Durch das Aufschichten von Baum- und Strauchschnitt wird der künftige Heckenverlauf markiert. Die darin nistenden Vögel

Durch einen Abstand von mehreren Dutzend Me-

lassen immer wieder Samen fruchttragender

tern zu Feldwegen oder durch breite, dichte He-

Baume und Sträucher fallen und im Schutz des

cken werden die Bienenstände vor Ausflüglern

entsorgten Gestrüpps entwickelt sich eine neue

und Reitern abgeschirmt. Landwirte sollten ihre

Hecke.

Flächen gemeinsam mit den Imkern vor Aufstel-

Zu guter Letzt: Eine angemessene Bestäubungs-

lung der Bienenvölker besichtigen.

prämie lockt auch Imker an.

Da der Flugradius optimal unter einem Kilometer liegt und effektiv nur auf wenige Kilometer ausgeweitet werden kann, ist die Nahrungsversorgung in der Feldflur durch großflächige Mono-

34

Blütezeit in der Mark

Pflanzen- und Bienenschutz Kulturpflanzen und Honigbienen gehen in jedem

werden. Weiterhin ist sicherzustellen, dass blü-

Frühjahr und Sommer eine enge Verbindung ein.

hende Unkräuter im Pflanzenbestand sowie blü-

Damit diese Verbindung auch fruchtbar bleibt,

hende oder von Bienen beflogene Pflanzen an

kommt es darauf an, dass Landwirte und Garten-

Feldrändern, Hecken und anderen angrenzen-

besitzer Pflanzenschutzmittel nicht nur sparsam,

den Bereichen nicht von solchen Pflanzenschutz-

sondern vor allem bienengerecht einsetzen.

mitteln getroffen werden. Die Grundsätze der gu-

Die Blüte vieler Trachtpflanzen wie Raps und

ten fachlichen Praxis im Pflanzenschutz wie die

Obstkulturen; ist auch die Zeit, in der viele

Vermeidung von Abdrift und das Beachten von

Schadorganismen aktiv sind. Nach Möglichkeit

Windgeschwindigkeit und Windrichtung beim

sollte auf chemische Pflanzenschutzmaßnahmen

Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln sind zwin-

während der Blüte der Kulturen verzichtet wer-

gend einzuhalten.

den. Unbedingt notwendige Anwendungen soll-

Einige Insektizide, die als bienenungefährlich

ten außerhalb des täglichen Bienenflugs erfol-

(B4) eingestuft sind, können negative Auswir-

gen. Ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln

kungen auf andere Blütenbesucher haben, die

während der Blüte von Kulturpflanzen unvermeid-

empfindlicher als die Honigbiene reagieren. Ihre

bar – zum Beispiel gegen Monilia-Spitzendürre

Anwendung in die Blüte sollte deshalb möglichst

und Blütenfäule in Steinobst, gegen Schorf in

ebenfalls unterbleiben oder erst in den Abend-

Kernobst oder gegen den Sclerotinia-Pilz im

stunden erfolgen.

Raps – sind die Regelungen zum Bienenschutz

Besondere Vorsicht ist bei Tankmischungen ge-

konsequent einzuhalten. Diese gelten uneinge-

boten. Tankmischungen mehrerer Insektizide,

schränkt auch für Pflanzenschutzmittelanwen-

auch wenn sie einzeln als bienenungefährlich

dungen im Haus- und Kleingartenbereich.

(B4) eingestuft sind, können wegen der sich ad-

Als bienengefährlich (B1) eingestufte Pflanzen-

dierenden Wirkung nicht als bienenungefährlich

schutzmittel dürfen niemals – auch nicht nachts

betrachtet werden. Auch Tankmischungen mit

– in blühende Pflanzenbestände ausgebracht

bestimmten Fungiziden können die Bienenge-

Blütezeit in der Mark

So ist keine Ernte zu erwarten: Wenn diese Massen an Rapsglanzkäfern satt gefressen sind, ist hier nichts mehr zu bestäuben.

35

fährlichkeit erhöhen. Insbesondere bei mit Insek-

36

NB 661: Mittel ist bienengefährlich B1

tiziden gebeiztem Saatgut ist Abdrift von Beiz-

NB 662: Mittel ist bienengefährlich, außer bei

stäuben unbedingt zu vermeiden. Auf die Ver-

Anwendung nach dem täglichen Bienenflug in dem

wendung entsprechender Aussaattechnik ist zu

zu behandelnden Bestand bis 23 Uhr B2

achten. Die Aussaat von mit bestimmten Pflan-

NB 663: Aufgrund der durch die Zulassung

zenschutzmittelwirkstoffen aus der Gruppe der

festgelegten Anwendungen des Pflanzenschutz-

Neonicotinoide behandeltem Maissaatgut ist

mittels werden Bienen nicht gefährdet B3. Wird das

nach wie vor verboten. Ein entsprechendes Ver-

Mittel abweichend von den Anwendungsvorschrif-

bot gilt inzwischen neben Mais auch für weitere

ten eingesetzt (Einsatzzweck, Anwendungszeit,

Kulturen wie Raps, einschließlich Sommerraps.

Konzentration, Aufwandmenge, Tankmischung mit

Nach der Bienenschutzverordnung dürfen als

anderen Pflanzenschutzmitteln – auch mit

bienengefährlich eingestufte Pflanzenschutzmit-

Tankresten), kann dieses Mittel gegebenfalls

tel nicht auf von Bienen beflogene Flächen aus-

bienengefährlich werden.

gebracht werden, unabhängig davon, ob sie

NB 664: Mittel ist bis zur höchsten durch die

zum aktuellen Zeitpunkt blühen oder nicht.

Zulassung festgelegten Aufwandmenge

Was bedeutet das für die Praxis? Bei blühenden

beziehungsweise Anwendungskonzentration als

Kulturen ist die Lage klar. Aber schon wenn sich

nicht bienengefährlich eingestuft B4. Wird das Mit-

die ersten Vorblüher im Bestand zeigen, wenn

tel abweichend von den Anwendungsvorschriften

Unterwuchs oder Durchwuchs zur Blüte kommt,

eingesetzt (insbesondere bezüglich Menge,

dürfen bienengefährliche Mittel nicht angewandt

Konzentration, Tankmischung mit anderen Pflanzen-

werden. Bei starkem Blattlausbefall werden oft

schutzmitteln – auch mit Tankresten!), kann dieses

auch Kulturen beflogen, die für Bienen eigentlich

Mittel gegebenenfalls bienengefährlich werden.

uninteressant sind, zum Beispiel Getreide oder

NB 6643: Wenn das Mittel in Mischung mit

Kartoffeln. Zudem können Wasserpfützen ein

Fungiziden angewendet wird, darf die Anwendung

Problem darstellen, wenn selbige von den Bie-

nur abends nach dem täglichen Bienenflug

nen zur Wasserversorgung genutzt werden.

bis 23 Uhr erfolgen.

Blütezeit in der Mark

Bienengefährliche Planzenschutzmittel dürfen nicht in von Bienen beflogene Bestände gelangen – Durchwuchs und Vorblüher dürfen dabei nicht übersehen werden.

Blütezeit in der Mark

37

Raps ist in Brandenburg eine weit verbreitete Ackerkultur. Hier bietet der Saumbereich der Windschutzhecke gute Möglichkeiten zum Aufstellen von Bienenvölkern. So kann der Ertrag für Landwirt und Imker deutlich gesteigert werden.

38

Wie stellt man fest, ob Flächen beflogen werden?

dann gegeben, wenn auf mehreren Quadratme-

Blühen insektenblütige Pflanzen wie Obst, Raps,

tern eine einzige Biene zu beobachten ist. Bienen

Sonnenblume, Buchweizen und die verschie-

können in kurzer Zeit viele Blüten aufsuchen und

densten Leguminosen, ist grundsätzlich davon

die meisten Bestände blühen mehrere Wochen

auszugehen, dass sie beflogen werden. Glei-

lang. Andererseits ist der Bienenflug nicht kon-

ches trifft für starken Besatz mit Blattläusen, bei

stant. Abhängig von Pflanzenart und Witterung

blühendem Unterwuchs (zum Beispiel Löwen-

schwankt er im Tagesverlauf und verläuft in der

zahn, Taubnesseln) und Durchwuchs zu.

Fläche ungleichmäßig.

Das Beobachten des Bestands ist zwar möglich,

Das Landesamt für ländliche Entwicklung, Land-

aber sehr schwierig. Ein starker Beflug ist schon

wirtschaft und Flurordnung (LELF) bietet Analy-

Blütezeit in der Mark

www.mlul.brandenburg.de

völkern besetzten Flächen. Oft ist außerhalb der Mittagssonne die Wirkung besser. Für die Fungizidbehandlung im Raps sind Dropleg-Düsen empfehlenswert, mit denen die Fungizide dorthin gelangen, wo sie wirken sollen: am Stengel. Eine frühzeitige Abstimmung mit den Imkern über die vorgesehenen Pflanzenschutzmaßnahmen ist in beiderseitigem Interesse. Diese kann im Zusammenhang mit der Festlegung der Wanderstandorte erfolgen. Notfalls ist es besser, wenn die Imker erst mehrere Tage nach Blühbeginn sen im Pflanzenschutz an. Darüber hinaus prä-

anwandern. Denn im Gegensatz zu anderen Tier-

sentiert das LELF auf seinen Internetseiten um-

arten kann die Behausung von Bienenvölkern

fängliche Informationen und eine weiterführende

nicht über längere Zeit geschlossenen werden.

Link-Sammlung.

Standimker im Umkreis weniger Kilometer um die

Selbst wenn es nicht zu einer Vergiftung kommt,

zu behandelnden Flächen können mit ihren dau-

kann allein der Sprühfilm die getroffenen Bienen

erhaften Bienenständen nicht ausweichen. Deren

im Flugvermögen so beeinträchtigen, dass sie

Standorte können über den örtlichen beziehungs-

nicht in ihren Stock zurückkehren. Andernfalls tra-

weise regionalen Imkerverein erfragt werden.

gen sie die Spritzbrühe in den Stock, was Beein-

Im Interesse einer guten Zusammenarbeit hat es

trächtigungen der Bienenprodukte und ihrer Ver-

sich als sinnvoll erwiesen, bereits im Winter in den

marktungsfähigkeit mit sich bringen kann. Deshalb

Imkervereinen die Pflanzenschutzstrategien der

ist es zweckmäßig, auch bienenungefährliche Mit-

kommenden Saison vorzustellen. Höhere und bes-

tel abends oder am frühen Morgen auszubringen

sere Erträge für den Landwirt, gesündere und

– zumindest an den bekanntermaßen mit Bienen-

leistungsfähigere Bienen für den Imker.

Blütezeit in der Mark

Links: Das Brandenburger Agrar- und Umweltministerium informiert auf seiner Hompage aktuell über die Themen Bienenhaltung und Pflanzenschutz.

Um gesund und leistungsfähig zu bleiben, brauchen Bienen blühende Pflanzen von A bis A – von April bis August.

39

Ein starkes Team: Imker Dietmar Seiler (2. v. l.) und Landwirt Günter Barth (3. v.l.), sind Partner – gut beraten durch Dr. Karsten Lorenz vom Landesbauernverband und Brigitte Villmow vom Kreisbauernverband Elbe-Elster.

Gemeinsam geht es besser

beispielsweise beim Raps nach einer

Im Dörfchen Lausitz bei Bad Liebenwerda ar-

Bestäubung durch die Honigbiene möglich?

beiten Bauern und Imker in Sachen Bienenschutz

Barth: Das können locker fünf bis acht Deziton-

zusammen, ein nachahmenswertes Beispiel da-

nen pro Hektar sein, ein ganz erheblicher Mehr-

Wie viel Mehrertrag ist nach Ihrer Erfahrung

für, wie durch gute Kommunikation Bienenschutz

ertrag. Wir haben das hier auf zwei Flächen mit

gelingen kann und gegenseitig Vertrauen auf-

gleichem Boden gemessen: Einmal mit der Ho-

gebaut wird. Günter Barth ist Geschäftsführer

nigbiene, einmal ohne sie.

der Agroland Saxdorf GmbH, Dietmar Seiler ist hier als Imker unterwegs. Brigitte Villmow ist die

Was ist Ihnen der Einsatz von Bienenvöl-

Geschäftsführerin des örtlichen Kreisbauernver-

kern in Ihren Ackerfrüchten wert?

bands Elbe-Elster mit Sitz in Herzberg.

Barth: Die Bienen und die Insektenbestäubung sind mir wichtig. Deshalb zahle ich eine Bestäu-

Herr Barth, Sie pflegen als Landwirt

bungsprämie an die Imker. Das sind etwa acht

einen engen Kontakt zu Imkern in Ihrer

bis zwölf Euro pro Volk und Kulturart.

Region, warum? Günter Barth: Seit meiner Jugend interessiere ich

Herr Seiler, wie viele Völker braucht man

mich für Bienen. Ich habe sogar eine Arbeitsge-

pro Hektar Raps für eine gute Bestäubung?

meinschaft „Junge Imker“ geleitet, aber später war

Dietmar Seiler: Zwei bis vier Völker pro Hektar

keine Zeit mehr dafür. Trotzdem habe ich mich im-

sind normal. In der Saatgutvermehrung ist es

mer für Insekten begeistert. Sie sind Teil der Natur

das Doppelte.

und viele bestäuben Blüten. Dadurch können die Erträge etlicher Kulturpflanzenarten steigen.

Haben Sie Bedenken wegen des chemischen Pflanzenschutzes, wenn Sie Ihre Bienen in die Rapsblüte schicken?

40

Blütezeit in der Mark

Seiler: Nein, die Zusammenarbeit zwischen den

Herr Barth, wie hoch ist Ihr

Landwirten und mir ist mit den Jahren immer bes-

Pflanzenschutzaufwand im Winterraps?

ser geworden. Wir sprechen alles ab. Ich weiß ge-

Barth: Wir bauen jedes Jahr auf etwa 100 bis

nau, was Günter Barth wann im Raps machen will.

130 Hektar Winterraps an. Insgesamt bewirt-

Barth: Eine Blütenspritzung gibt es bei uns ge-

schaften wir 1 150 Hektar Ackerland und 200

nerell nicht. Und die anderen Maßnahmen führen

Hektar Grünland. Unsere Böden sind nicht die

wir morgens oder spät abends durch, wenn

besten, die Ackerzahlen liegen zwischen 18 und

keine Bienen mehr unterwegs sind. Die Imker

27. Jedenfalls hat der Raps bei uns immer eine

wissen immer Bescheid darüber, sodass nie-

Anbaupause von drei bis vier Jahren. Deshalb

mand Probleme bekommt. So wie auch Buchweizen ist Phacelia eine perfekte Zwischenfrucht: Mit keiner anderen Kulturart verwandt und sechs Wochen nach Aussaat steht sie bereits in Blüte.

hält sich der Aufwand mit dem Pflanzenschutz in Grenzen. Wir haben zum Beispiel keine Probleme mit dem Rapserdfloh.

Blütezeit in der Mark

Serradella ist eine hervorragende Untersaat im Getreide. Sie sammelt Stickstoff aus der Luft und gibt ihn an den Boden ab. Bienen dient sie als Nahrung.

Buchweizen wird wieder verstärkt nachgefragt. Gerade auf leichten Böden bringt er einen guten Ertrag und lockert als Blattfrucht Halmfruchtfolgen auf.

41

Rotklee verlangt schon etwas bessere Böden, ist aber für jede Wiese zu empfehlen. Weißklee sollte zudem auf Weiden nicht fehlen.

Der Raps ist abgeerntet, die Blüte mit ihrem überreichen Futterangebot lange

neben der Sonnenblume und später im

vorbei. Wo sammeln die Bienen

Herbst anbieten, wenn sie ihren Wintervorrat

seitdem Nektar und Pollen?

anlegen wollen?

Seiler: Nach der Rapsblüte waren die Bienen in

Barth: Wir bauen Klee- und Luzernegras an und

den Robinien, dann in den Lindenblüten, das

auch Zwischenfrüchte. Bei den Zwischenfrüchten

war aber dieses Jahr nicht ergiebig. Zurzeit sam-

könnte man noch mehr auf attraktive Blühpflan-

meln sie an Wildkräutern.

zen achten, zum Beispiel auf Phacelia und Buch-

Barth: Wir möchten den Bienen gern noch län-

weizen. Die lassen sich auch zusammen mit Senf

gere Zeit Blühflächen bieten, zum Beispiel Son-

aussäen. Diese Blütenvielfalt würden die Honig-

nenblumen. Aber gerade bei den Sonnenblumen

bienen sicher gern annehmen.

ist es so, dass nicht jede Sorte viel Nektar bildet. Schön wäre es, wenn man bei der Sortenwahl die Nektarbildung beachten könnte. Aber darum wird sich unser Bauernverband kümmern.

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Was könnte man den Bienen im Sommer

Blütezeit in der Mark

Die  Wegwarte, deren Name zu ihrem bevorzugten Standort passt, ist heute eher selten.

Brigitte Villmow: Auf unseren Tagungen und

förderung steigt der Anteil an Trachten in unserer

Schulungen sprechen wir auch über Bienen und

Feldflur weiter an. Wichtig für unsere Landwirte

darüber, wie wir sie fördern können. Über das

und Imker ist, dass sie miteinander reden und

Objektivziel Greening im Rahmen der EU-Agrar-

ihre Arbeiten absprechen. Ackerhummeln lieben neben Luzerne auch Winterwicken.

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Bienenschutz im Kleingarten Die Brandenburger gelten als Volk mit dem sprichwörtlichen „Grünen Daumen“. Fast jede Familie kultiviert hier ihr eigenes Fleckchen Grün. In der Summe bilden die Blühpflanzen in Kleinund Hauspflanzen ein enormes Nahrungsangebot. Nach den Bestimmungen des Pflanzenschutzgesetzes dürfen im Haus- und Kleingartenbereich ohne Sachkundenachweis nur Pflanzenschutzmittel angewandt werden, die für nichtberufliche Anwender zugelassen sind. Sie sind gekennzeichnet mit dem Hinweis „Anwendung durch nichtberufliche Anwender zulässig“. Dies betrifft auch Pflanzenschutzmittel, die gemäß der frühereren Regelung mit der Angabe „Anwendung im Haus- und Kleingartenbereich zulässig“ gekennzeichnet sind. Das BVL führt dazu im Rahmen des Zulassungsverfahrens eine besondere Prüfung durch. Berücksichtigt werden dabei die Eigenschaften des Mittels, Art und Größe der Verpackung, die Dosiereinrichtung und andere Kriterien. Vielfalt an Pflanzen, Insektenhotels und Vogelhäuschen sowie der Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel helfen den Nützlingen im Garten. Sollte es mal zu einem Problem kommen, sollte man nicht die Mühe scheuen und über den örtlichen

44

Blütezeit in der Mark

Kleingartenverein einen Gartenfachberater zu Rate

sowie unendlich viele Fensterbretter, Balkone und

ziehen und sich nicht nur darauf verlassen, was

Terrassen. Nicht nur im eigenen Garten führt Ein-

Beipackzettel, Internetforen oder Verkäufer von

heitsgrün zu gähnender Langeweile. Auch die städ-

Pflanzenschutzmitteln per Ferndiagnose mitzuteilen

tischen Grünanlagen, das Straßenbegleitgrün wie

haben. Aktuell sind in Brandenburg 65 300 Garten-

Wegränder und Alleen im Amtsdeutsch genannt

freunde, darunter viele Berliner, in 1292 Vereinen

werden, gewinnen durch blühende, heimische Ar-

organisiert, die sich in 32 Kreis-, Bezirks- und Re-

ten. Meist sind die Kosten geringer, als die Auf-

gionalverbände gliedern und insgesamt 4 100 Hek-

wendungen für die Mitarbeiter des Grünflächen-

tar kleingärtnerische Fläche nutzen. Dazu kommen

amts, die mit ihren Aufsitzmähern das kommunale

noch zehntausende Haus- und Siedlungsgärten

Grün kurz halten müssen.

Blütezeit in der Mark

Im Rahmen der Agrarförderung wird die Anlage von Blütenstreifen besonders unterstützt.

45

Im Sommer wird der Schatten der Alleenbäume geschätzt. Ihre Kronen dienen aber auch vielen heimischen Tierarten als Nistplatz und Nahrungsquelle.

46

Alleen als ökologische Netzwerke

Bundes- und Landesstraßen stehen gegenwärtig

Brandenburg ist neben Mecklenburg-Vorpom-

außerorts 2 344 Kilometer Alleen. Die will das

mern ein Land der Alleen. Alleen gehören hier

Land erhalten. Am 22. Juni 2006 hat der Landtag

zum typischen Landschaftsbild. Sie sind in ihrer

einen Beschluss zur Erhaltung der Brandenbur-

Dimension, Geschlossenheit und ästhetischen

ger Alleen als kulturhistorisches Landschaftsele-

Schönheit einzigartig in Deutschland und in

ment gefasst. Jährlich werden Millionenbeträge

Europa. Brandenburg ist von allen deutschen

aufgewendet, um Bäume zu pflegen, zu erhalten

Bundesländern mit Abstand das alleenreichste

und nachzupflanzen, wie auch die 2014 verab-

Land. An den insgesamt 8 600 Kilometern langen

schiedete Alleenkonzeption festgeschrieben hat.

Blütezeit in der Mark

Bevor die Autos den Personen- und Lastentransport übernahmen, wurde das Meiste mit Pferden bewegt. Damit diese nicht so stark schwitzen, sondern über weite Strecken fit bleiben, wurden Alleen aus Laubbäumen angelegt. Im Winter ließen diese mangels Laub viel Licht auf die Wege und im Sommer spendeten sie den ersehnten Schatten. Auch heute noch sind sie für Fußgänger, Radfahrer und Biergartenbesucher ein Segen. Selbst Autofahrer spüren bei sommerlicher Hitze den Unterschied. Wer einmal genau hinschaut, wird feststellen, dass Alleen oft aus Ahorn, Linden oder Eichen verschiedenster Arten bestehen. Diese bieten vielen heimischen Tieren den nötigen Lebensraum – ganz im Gegensatz zu Platanen, die „nur“ Sauerstoff produzieren. Gerade Pollen-Allergiker sind dankbar, wenn insektenblütige Bäume zum Einsatz kommen. Ahorn und Linden sind deshalb die Favoriten. Aber auch die eingebürgerten Robinien haben sich bewährt. Diese insektenblütige Pflanzen lassen – wie ihr Bestäubungsmechanismus schon verrät – ihren Pollen zweckmäßig von Bienen und anderen Nützlingen durch die Gegend tragen. Windblütler wie Birke, Erle und Pappel erhöhen dagegen das allergene Potenzial der Atemluft.

Blütezeit in der Mark

47

Haselnuss

Weide

Roßkastanie

Weißer Steinklee

Robinie

Hartriegel

Winterling

Krokus

Weißklee

Apfel

Efeu

Distel

Phacelia

Sonnenblume

Löwenzahn

Essig-Rose

Sonnenbraut

Herbst-Sedum

Günstig für Bienen sind einfach blühende Sorten. Gefüllt blühende Sorten sind nutzlos, wie dieser Vergleich der Dahlien zeigt.

Aus Sicht der Imkerei ist die Auswahl einheimischer Pflanzen zu empfehlen. Von diesen profitieren nicht nur die Bienen. Vögel und Kleinsäuger kommen so zu Nistmöglichkeiten und reichhaltiger Nahrung für den Winter. Voraussetzung dafür ist die Verwendung von Wildformen, deren Blüten nicht für das menschliche Auge umgezüchtet wurden. Prägnanteste Beispiele sind sicherlich Rosen und Dahlien: Während Wildrosen und Mignon-Dahlien einfach blühend sind, also einen einfachen Kranz aus

Seite 44/45: Ein Geschicktes Zusammenstellen von Pflanzen nach Blühzeiten wirkt wie ein „Trachtfließband“, das den Bienen ein durchgehendes Nahrungsangebot vom Frühjahr bis zum Herbst bietet.

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Pflanzenauswahl

Zungenblüten ausbilden, der die inneren Röh-

aus Sicht der Bienen

renblüten umgibt, zeigen gefüllt blühende Sorten

In der Natur gilt: Vielfalt ist Trumpf, auch Biodi-

nur noch einen Ball aus Zungenblüten. Diese

versität genannt. Doch während es im Frühjahr

dienen jedoch nur als optisches Signal, um Bie-

oft reichlich blüht, fehlt es in der warmen Jah-

nen anzulocken. Nahrung enthalten sie nicht. Ei-

reszeit. Gerade im Hoch- und Spätsommer

nem ähnlichen Täuschungsmanöver unterliegt,

brauchen die Honigbienen ein reiches Nah-

wer Knospen-Heide pflanzt: Damit sich der

rungsangebot. Denn ab August werden die

Mensch lange an der Blütenfarbe der Heide er-

künftigen Winterbienen aufgezogen. Nur diese

freut, blühen ihre Knospen niemals auf. Denn

sichern das Überleben des Bienenvolks wäh-

das ist nur bei Wildformen der Fall. Neben diesen

rend der kalten Jahreszeit. Wurden sie in ihrer

eignen sich viele Korbblütler wie Sonnenblume,

Jugend mangelhaft ernährt, fehlt ihnen die Kraft,

Sonnenhut, Sonnenbraut und Sonnenauge für

bis zum Frühjahr durchzuhalten. Das Bienenvolk

die sommerliche Blütenpracht. Anschließend tra-

geht vorzeitig ein und trägt zum berüchtigten

gen Sedum-Arten die Erinnerung an diese wär-

Bienensterben bei.

mere Jahreszeit bis weit in den Herbst hinein.

Blütezeit in der Mark

Sommerlinde

Sommerlinde

Berg-Ahorn

Berg-Ahorn Roßkastanie Roßkastanie

51

Wenn die Auswahl der Blühpflanzen stimmt, können auch Kleingärten für Bienen attraktiv sein.

52

Blütezeit in der Mark

Ein ganz besonderer Ort: Die Honigkirche Neu Hartmannsdorf Am südöstlichen Stadtrand von Berlin liegt die 700-Seelen-Gemeinde Hartmannsdorf. Ihre äußerlich unscheinbare Dorfkirche im Ortsteil Neu Hartmannsdorf beherbergt ein einzigartiges Interieur – einen Altar und eine Altarwand aus reinem Bienenwachs. Schon in einer ersten Urkunde über Hartmannsdorf aus dem Jahr 1510 werden neben Fischern und Bauern auch Zeidler erwähnt – die Vorläufer der heutigen Imker. Sie betreuten ihre Bienenvölker noch in den Wäldern in speziell dafür hergerichteten Baumhöhlen hoch über dem Erdboden. Denn dort gab es die ursprünglichen Behausungen der Bienen – fern des Zugriffs durch Braunbären und andere honignaschende Zeitgenossen. Erst später kamen findige Siedler auf die Idee, die Bienenvölker aus den hochgelegenen Baumhöhlen herunter zu holen und im Garten hinter dem Haus aufzustellen. Die ehemalige Gemeindepädagogin Marianne

Stein erläutert, wie es zum Wachsaltar in Neu Hartmannsdorf kam: „Als die 1858 errichtete Kirche nach massiven Schäden durch den Zweiten Weltkrieg baufällig geworden war, entschloss sich die evangelische Kirchengemeinde Spreenhagen 1988 zur Sanierung. Diese wurde 1993 vollendet. Da der ursprüngliche Altar zwischenzeitlich durch einen düsteren schwarzen Tisch mit einem ebenso düsteren Holzkreuz ersetzt worden war, ersann die Berliner Künstlerin Brigitte Trennhaus eine freundliche, einladende Gestaltung. Inspiriert hatten sie dazu Schilder örtlicher Imker, die Honig feilboten, ebenso wie das weithin vernehmbare Leuchten blühender Löwenzahn-Wiesen rund um den beschaulichen Ort. Um Altes zu bewahren, wurde Holz des baufälligen Dachstuhls im wächsernen Altar mit eingeschmolzen. Doch dieses sank offenbar noch während der Fertigung bis ganz nach unten, zog über die Jahre Feuchtigkeit aus dem steinernen Fußboden und sprengte schließlich das Kunstwerk.“ Von außen unauffällig birgt die Hoffnungskirche Neu-Hartmannsdorf einen besonderen Altar.

Blütezeit in der Mark

53

So stand 2012 die komplette Erneuerung des

„Am zweiten Advent 2012 wurde der neue Altar

Altars an. Und diesmal sollte er länger halten:

mit einem Festgottesdienst in Gebrauch genom-

Der Landesverband Brandenburgischer Imker

men, nachdem wir uns, ohne es auch nur zu ah-

e.V. rief zu Wachsspenden auf.

nen, beim Abendmahlsgottesdienst am Gründon-

Gemeindemitglieder beteiligten sich zwei Wo-

nerstag gleichen Jahres von seinem Vorgänger

chen lang am Gießen ihres Altars: Vor der

verabschieden mussten“, erinnert sich Marianne

Kirche wurde das von Imkern aus Branden-

Stein noch lebhaft. Der duftende, samtweiche Al-

burg und von weit her gespendete Bienen-

tar ist wie die Zelle einer Bienenwabe sechseckig

wachs geschmolzen. Nun kam es darauf an,

geformt und erreicht im Durchmesser von Ecke

das heiße Wachs mit Eimern in die Kirche zu

zu Ecke 1,35 Meter bei einer Höhe von 97 Zenti-

tragen, um den 800 Kilogramm schweren Al-

metern. Die Wand hinter dem Altar ist mit Bie-

tar vor Ort in die dafür gefertigte Form zu gie-

nenwachs verkleidet, das in bis zu 80 dünnen

ßen. Schicht um Schicht musste aufgetragen

Schichten auf Gipsplatten aufgetragen wurde. So

werden. Nur wenn diese einzeln langsam ab-

wurden an der elf Meter hohen und zwölf Meter

kühlt, können Risse vermieden werden. Zu

breiten Altarwand weitere 200 Kilogramm Bie-

diesem Zweck wurde auch, wie in das Fun-

nenwachs verarbeitet, in welches fruchtbringen-

dament neu entstehender Häuser, ein Draht-

der Blütenstaub eingearbeitet worden ist. Der

geflecht eingelegt. Nach altem Brauch wurde

charakteristische Duft des Wachses erfüllt den

auch eine Schatulle mit Dokumenten und

Raum und seine sanfte goldgelbe Farbe strahlt

Münzen für die Nachwelt hineingegeben.

Ruhe aus. Das obligate Holzkreuz wird aus den

Dann hieß es nur noch Abwarten, bis der Altar

Buchstaben des senkrecht und waagerecht po-

komplett ausgekühlt war und die Verschalung

sitionierten Wortes Licht gebildet.

abgenommen werden durfte...

54

Licht – ein frommer Wunsch in Bienenwachs

Einmalig in der Hoffnungskirche: Altarwand und Altar sind aus reinem Bienenwachs gefertigt

Blütezeit in der Mark

55

„Spinnengrotte“ Bienenkörbe als Heimstadt der Völker verbreiteten sich zunächst in waldärmeren Gebieten westlich von Elbe und Saale.

Otto I. (912-973)

56

Bienenhaltung –

aus dem Jahr 965. Es ist nicht bekannt, ob der

Leidenschaft mit Tradition

Honig den Bienenvölkern, die in Baumhöhlen

Honigbienen gibt es weit länger als den Men-

lebten, damals unter Zerstörung ihrer Nester ent-

schen: Während letzterer erstmals vor 160 000

nommen wurde, oder ob es schon eine Wald-

Jahren die Welt durchwanderte, summten die

bienenzucht gab.

ersten Bienen schon 90 Millionen Jahre früher.

Die frei gewachsenen, blütenreichen Mischwäl-

Als Jäger und Sammler erkannten sie Ge-

der samt ihrer Lichtungen boten den Bienen Nah-

schmack sowie die Kraft spendende Wirkung

rung vom Frühjahr bis zum Spätsommer. Um

des Honigs, wie eine Felszeichnung in der „Spin-

Bäume, in denen sich Bienenvölker befanden,

nengrotte“ (Cueva de la Arana) bei Bicorb, nahe

vor Windbruch zu schützen, wurden sie gewip-

dem spanischen Valencia, beweist. Auch die

felt, also von der Krone befreit. Jene Menschen,

Brut stellte eine wertvolle Eiweißquelle dar. So

die sich um die Beutenbäume beziehungsweise

blieb es nicht aus, dass Menschen den Bienen

Bienenstöcke, also die als Behausung dienenden

immer wieder nachstellten und die Nester aus-

Bäume samt ihren Bewohnern kümmerten, ent-

raubten beziehungsweise ausbeuteten, daher

wickelten eine hohe Kultur der Bienenpflege –

der Begriff „Beute“ für Behausung. In Afrika, der

Waldimkerei oder auch Zeidlerei (von altdeutsch

Wiege der Menschheit, half der Honigkuckuck

zeideln = Honig schneiden) genannt.

beziehungsweise Honiganzeiger beim Auffinden

Streng darauf bedacht, dass es den Bienen gut

höhlenbewohnender Bienen. Die Urmenschen

ging, um sich mit ihnen den Lebensunterhalt zu

konnten ebenso wie große Raubtiere, wie der

verdienen, zimmerten sie nach dem Vorbild der

Honigdachs, die Höhlen aufbrechen und den

Natur in ausreichend großem Abstand Höhlen in

Honiganzeiger an der Beute teilhaben lassen.

geeignete Bäume. Denn ohne eine ausreichend

Die ältesten schriftlichen Zeugnisse über die Ho-

große trockene Höhle in vor Bären sicherer Höhe

niggewinnung auf dem Territorium des heutigen

können Bienenvölker nicht sicher überleben.

Brandenburg sind Urkunden von Kaiser Otto I.

Die dabei entstandene große Öffnung wurde mit

Blütezeit in der Mark

Das Flugloch ist der Puls des Bienenvolks. Imker können hier genau beobachten, was passiert.

Viel im Wald unterwegs, wurde den Zeidlern das einer passgenau gezimmerten Klappe versehen,

Waffenrecht übertragen, um Wilddieben Einhalt

die gegenüberliegende Seite mit einem Flugloch

zu gebieten und die Handelswege gegen Räuber

nach Südost. Die Beuten konnten von der Rück-

sicherer zu machen. Dafür erhielten sie eine Arm-

seite her bewirtschaftet werden, nachdem der

brust und hatten bei Bedarf des Landesherrn

Zeidler den Baum erklommen hatte. Bevorzugt

Kriegsdienst zu verrichten. Auch eine eigene Ge-

nutzten sie Kiefern, Fichten und Tannen in min-

richtsbarkeit wurde dem gesellschaftlich hoch

destens drei Metern Höhe aufgrund ihres gera-

angesehenen Stand der Zeidler verliehen. In

den, astarmen Wuchses, welcher Bären und

diese Zunft konnte nur aufgenommen werden,

Mardern wenig Chancen ließ.

wer die erforderliche Prüfung bestand. Das Aus-

Die Zeidler erwarben großes Ansehen in der Ge-

rauben von Bienenvölkern wurde mit hohen Stra-

sellschaft. War Honig doch lange das einzige

fen bis hin zum Abhacken der Hände

Süßungsmittel, das nicht nur den Lebkuchenbä-

belegt. Am 27. Juni 1775 erließ der

ckern ihren Lebensunterhalt sicherte, sondern

Preußen-König Friedrich II. (1712-1786)

auch Früchten durch Einlegen in Honig oder

eine Verordnung über das Strafmaß für

durch Herstellung von Marmeladen und Konfitü-

die vorsätzliche Schädigung von Bienen-

ren mit selbigem lange haltbar und medizinische

völkern: Sechs Jahre Festungs- und Kar-

Tinkturen genießbar machte. Vergolder gaben

renstrafe. Die Gefangenen hatten am Kar-

in Schlössern und Kathedralen ihrer Grundierung

ren angekettet schwere Transportarbeiten

aus Leimwasser und Essig mittels Honig eine

im Hoch- und Straßenbau zu verrichten.

bessere Haftung. Zudem spendete Bienenwachs

Das Besteigen der Bäume im Wald war

Licht in allen Kirchen und Herrscherhäusern,

mühsam. Es blieb auch nicht aus, dass

während sich das gemeine Volk mit Talglichtern

Beutenbäume umbrachen. Diese waren

begnügte (Talg = feste Fettablagerungen am

jedoch zu wertvoll, um sie am Waldboden

Eingeweide von Rindern, Schafen und Ziegen).

liegen zu lassen, was den baldigen Tod

Blütezeit in der Mark

Als wirtschaftlich wichtiges Gut erhofften sich die Menschen auch Schutz für ihre Bienen vor Raub, Krankheiten und bösen Geistern. So wurde der heilige Ambrosius zum Schutzpatron der Imker.

57

Unter Friedrich II. galt, wer Bienenvölker vorsätzlich schädigt oder vergiftet, wurde ohne Ansehen der Person mit sechs Jahren Festungs- und Karrenstrafe belegt.

der darin befindlichen Bienenvölker bedeutet hätte. Der bienenbesetzte Teil des Baumes wurde kurzerhand herausgetrennt und am Haus des Zeidlers aufgestellt. So wurde aus der Waldbienenzucht (Zeidlerei) die Hausbienenzucht (Imkerei). Gefördert wurde dieser Prozess des Übergangs von der Wald- zur Hausbienenzucht im ausgehenden Mittelalter auch durch den zunehmenden Holzbedarf. Die Zeidlerei wurde mit in-

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tensiverer Waldnutzung schließlich als störend

Die Holzklötze als Beuten – im Fachjargon „Klotz-

empfunden. Denn gerade die kräftigsten und ge-

beuten“ genannt – sind schließlich die Vorläufer

radstämmigsten Bäume eigneten sich nicht nur

der später aus Brettern gezimmerten Bienenkäs-

als Bienenbaum am besten sondern auch als

ten. Darin revolutionierte 1845 der im schlesi-

Baumaterial.

schen Lowkowitz „Bienendorf“ (damals Preußen,

Blütezeit in der Mark

heute Polen) geborene Pfarrer und Erwerbsimker

in der Unterrichtsgestaltung,

Johann Dzierzon (1811-1906) mit einem hölzer-

einschließlich der Abschaf-

nen Oberträger für die Waben die Bienenhaltung

fung der morgendlichen

ungemein. Denn von nun ab war es möglich, je-

Andacht zugunsten natur-

derzeit das Wabenwerk, ohne es zu beschädi-

kundlicher

gen auseinander zu nehmen und in das Innere

halte, seinen Dienst quittie-

des Volkes zu schauen, um so das Leben der

ren müssen.

Bienen zu erforschen.

Erst der englische Arzt und

Eine Sonderform der Bienenbeuten nahmen die

Naturwissenschaftler Charles

Unterrichtsin-

Strohkörbe ein. Diese erlangten jedoch nur in

Darwin (1809-1882) bestä-

den ursprünglich waldarmen Gegenden des

tigte in seinem Hauptwerk

Flachlands westlich von Elbe und Saale weite

„Über die Entstehung der Ar-

Verbreitung.

ten durch natürliche Zuchtwahl“ Spren-

Das erste deutschsprachige Buch über Bienen

gels weltbilderschütternde Erkennt-

und ihre Haltung erschien 1568 übrigens auch

nis zur Bestäubung. Sprengel

von einem Schlesier, dem aus Sprottau stam-

erlebte es nicht mehr. Auch

menden Kürschnermeister und Imker Nickel Ja-

später gingen von Bran-

cob (1505 -1576). Der in der Stadt Brandenburg geborene und später in Berlin-Spandau als Rektor tätige Theologe, Sprachkundler und Lehrer Christian Konrad Sprengel (1750 -1816) beschrieb in seinem Buch „Das entdeckte Geheimnis der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen“ 1793 erstmals die Bestäubung von Blüten durch Bienen. Sprengel hatte noch im selben Jahr aufgrund vieler Neuerungen

Blütezeit in der Mark

59

60

denburg und Berlin viele Impulse für die Imkerei

1952 erfolgte Gründung des Bieneninstituts in

aus. War doch die preußische Hauptstadt

Hohen Neuendorf initiiert. Damals war es noch

ebenso wie heute ein wichtiger Standort von Ver-

die Abteilung für Bienenkunde und Seidenbau

lagen und Forschungseinrichtungen.

des Instituts für Kleintierzucht der Humboldt-Uni-

1923 wurde das Bieneninstitut an der Landwirt-

versität Berlin.

schaftlichen Hochschule in Berlin-Dahlem unter

Mit der Abteilungsleitung wurde Dr. Grete Mey-

Prof. Dr. Ludwig Armbruster (1886 -1973) gegrün-

erhoff (1913-2002), später Professorin für Bie-

det, der sich auf der Basis der Mendelschen Ge-

nenkunde, beauftragt. Dieses Institut wurde die

setze intensiv mit den Vererbungsvorgängen bei

zentrale bienenkundliche Forschungseinrichtung

der Honigbiene beschäftigte. So hob er die seit

der DDR. Hier wurden wesentliche Arbeiten für

1919 existierende Forschungsstelle für Bienen-

die Erforschung der Bestäubungsleistung der

biologie und Bienenzüchtung am Kaiser-Wilhelm-

Bienen bei verschiedenen landwirtschaftlichen

Institut für Biologie auf eine neue Stufe. Armbruster

Kulturen, zur Gesunderhaltung der Bienenvölker

stellte bald fest, dass nicht das äußere Erschei-

und zur Normung der Beuten und Gerätschaften

nungsbild den Wert einer Biene ausmache, son-

geleistet. Die Führung der DDR hatte sich die

dern ihre Eigenschaften und Leistungen. Damit

Eigenversorgung der Bevölkerung mit Nahrungs-

passte er nicht in die rassistische Ideologie der

mitteln auf die Fahnen geschrieben. Dafür muss-

baldigen Machthaber und musste 1934 gehen.

ten die Bienen einen wesentlichen Beitrag leisten

Als die Landwirtschaftliche Hochschule samt Bie-

– vornehmlich in Form der Bestäubung.

neninstitut nach dem Ende des Zweiten Welt-

Der erzeugte Honig wurde aufgekauft, um ihn

kriegs durch die Spaltung Berlins den ostdeut-

überwiegend in harte D-Mark zu verwandeln. Um

schen Imkern nicht mehr zugänglich war, wurde

trotz materieller Engpässe die Entwicklung der

vom preußischen Ministerialbeamten und Grün-

Bienenhaltung möglichst wenig zu beeinträchti-

der mehrerer preußischer Bieneninstitute der Vor-

gen, wurden neben vielen anderen technischen

kriegszeit sowie Professor für Kleintierzucht der

Geräten und Fahrzeugen auch die Bienenkästen

Nachkriegszeit Dr. Jan Gerriets (1889 -1963) die

der Normung unterworfen und damit die Hinter-

Blütezeit in der Mark

behandlungsbeute lange Zeit festgeschrieben.

zu Engpässen in der Versorgung. Neue Beuten

So legte man als Norm die „TGL-Beute 52“ mit

bekamen Imker bis in die 80er Jahre nur auf

dem bereits 1880 vereinheitlichten Wabenmaß

Vorbestellung und Zuteilung.

(Deutsch-Normalmaß) von 370 mal 223 Millime-

Ein großer Vorteil dieser Hinterbehandlungsbeute;

tern fest.

sie war stapelbar und lastete die verfügbare

Was vorhanden war und sich bewährt hatte,

Grundfläche gut aus. In Bienen-Wanderwagen

wurde vereinheitlicht. Dennoch kam es bei den

untergebracht, konnte mit den landwirtschaftlichen

wenigen Herstellern für Imkereibedarf oftmals

Fahrzeugen jederzeit eine große Völkerzahl ohne

Blütezeit in der Mark

Der Wanderwagen wurde zum Bienenhaus auf Rädern. Damit konnten die Bienen leicht zu guten Nahrungsquellen gebracht werden.

61

Zu DDR-Zeiten waren die bunten Flugfronten typisch. So präsentierten Imker gern ihre Bienenstände.

Verladeaufwand dorthin

selbst Festnetztelefone waren rar. Neue, industriell

transportiert werden, wo

hergestellte Wanderwagen waren eher die Aus-

sie benötigt wurden.

nahme. Oft wurden die Wagen mit viel Liebe, gu-

Spät abends, wenn alle

tem Sachverstand aber ebenso häufig aus ge-

Bienen zuhause waren,

brauchtem Material zusammengezimmert – von

konnten

kleinen Einachsern bis zu mehrfach bereiften Zwei-

schnell

zwei

Wanderwagen mit je 32

62

Blütezeit in der Mark

achsern, die gelegentlich bis 60 Völker fassten.

oder mehr Völkern zu-

Mit einem Schleuderraum ausgestattet, mit Pro-

sammengekoppelt wer-

pangaskocher und Matratzen versehen, wurden

den und ab ging die

sie bis zu mehrere hundert Kilometer umgesetzt

Reise – oder das Aben-

und am Wochenende von den Imkerfamilien auf-

teuer. Denn wenn die

gesucht. Da der Honig vor Ort gewonnen wurde,

Beuten nicht fest ver-

brauchte er nur nach Hause oder gleich zur Auf-

schraubt waren oder die

kaufstelle transportiert werden. Nach dem Schleu-

überlasteten Reifen den

dern des Honigs gab es abends nicht selten ein

Geist aufgaben, war der

gemütliches Zusammensein mit den Imkerkollegen

Spaß bald vorbei und die

von nebenan, die bald Freunde wurden. Die Im-

Nacht ebenso. Handys

kerei war zu DDR-Zeiten auf den Freizeitbereich

kannte noch niemand,

ausgerichtet und wurde häufig als Nebenerwerb

betrieben. Vollerwerbsbetriebe gab es nur wenige. Denn Privatunternehmen waren wegen dem damit verbundenen Privateigentum an Produktionsmitteln zwar nicht gänzlich abgeschafft worden, aber unerwünscht. Ein Widerspruch zum Nebenerwerb? Nein, denn die DDR brauchte insbesondere die individuelle Tierhaltung, also Privatinitiative, zur Sicherstellung einer besseren Versorgung der Bevölkerung. Zudem hatte man die Menschen besser unter Kontrolle, wenn sie ihrer beruflichen Tätigkeit in einem volkseigenen oder genossenschaftlichen Unternehmen nachgingen. Folglich wurde Ende der 1960er bis Anfang der 70er Jahre in jedem der 15 Bezirke der damaligen DDR eine Großimkerei mit 500 bis 2 000 Völkern zur besseren Absicherung der Bestäubung gegründet. So entstand in Flemsdorf bei Angermünde im heutigen Landkreis Uckermark eine Großimkerei für den damaligen Bezirk Frankfurt (Oder), eine weitere am Rand der Stadt Brandenburg an der Havel für den Bezirk Potsdam. Die Klotzbeuten führten zur sauber getischlerten Hinterbehandlungs-Beute. Mit Fenstern versehen, ermöglichen sie dem Imker jederzeit einen kontrollierenden Blick.

Blütezeit in der Mark

63

Diese Einrichtungen übernahmen die praktische Berufsausbildung und die Leistungsprüfung der in Hohen Neuendorf gezüchteten Bienen. Im Rahmen der dualen Berufsausbildung wurde die landwirtschaftliche Berufsschule in CriewenFlemsdorf 1969 neben anderen Aufgaben auch Zentralberufsschule für Bienenwirtschaft für die theoretische Berufsausbildung der Imker der gesamten DDR. Die zunächst mit dieser Aufgabe betraute Lehr- und Versuchsanstalt für Bienenkunde Tälermühle in Thüringen war wegen von SED-Parteifunktionären festgestellter politischer Disziplinlosigkeit ihres langjährigen Leiters Dr. Hans Oschmann (1915 -1999) geschlossen worden. Oschmann hatte entgegen dem politisch verordneten Kurs der Partei Kontakte zu westdeutschen Kollegen aufrecht erhalten.

Der Honigbär gehörte zum Angebot des DDRLebensmittelhandels und ist bis heute im Einsatz.

Doch auch in Flemsdorf konnte die Berufsausbildung der Imker nicht auf Dauer etabliert werden.

64

zum Imker-Facharbeiter ebenso wie die Weiterbil-

Mit dem Wechsel der organisatorischen Zuord-

dung zum Imkermeister. Nach dem frühen Tod

nung der Imkerei von der Tierzucht zur Pflanzen-

des einzigen Fachlehrers für Bienenwirtschaft in

zucht war die Verlagerung der Ausbildung an ei-

Flemsdorf, Harald Borchardt (1927-1988), über-

nen pflanzenbaulich orientierten Ausbildungs-

nahm die Berufsschule für Gartenbau in Werder

standort vorprogrammiert. Somit übernahm 1981

(Havel) die zentrale berufstheoretische Ausbil-

die Agraringenieurschule Neugattersleben, heute

dung. Jährlich sorgten 20 bis 30 Lehrlinge für gut

Sachsen-Anhalt, die Erwachsenen-Qualifizierung

gefüllte Imkerklassen.

Blütezeit in der Mark

Äußerst interessant stellt sich die Entwicklung der Völkerzahl dar. Während in der alten Bundesrepublik die Anzahl der Bienenvölker von 1950 bis 1989 kontinuierlich von knapp zwei Millionen auf die Hälfte zurückging, blieb sie in der DDR auf etwa gleich bleibendem Niveau von 500 000 Völkern, um nach 1990 auf etwa ein Fünftel zu sinken. Wie bereits erwähnt, genoss die Selbstversorgung der DDR mit Nahrungsmitteln hohe Priorität. Dazu brauchte man die Bestäubungsleistung der Bienen. Die hierfür Verantwortlichen verstanden es offenbar, diese Interessenlage im Sinne der Imker zu nutzen. Immer wieder wurden auf Vorschlag des Bieneninstituts Hohen Neuendorf, allen voran Prof. Dr. Günter Pritsch, Richtlinien verabschiedet, die der Imkerei förderlich waren. So die Wanderordnung, in der die Unterstützung der Imker bei der bedarfsgerechten Standort-

halten wurde. So stand beispielsweise ab 1984

verlegung der Bienenvölker ebenso festgeschrie-

der Honigaufkaufpreis von 14 Mark pro Kilo-

ben wurde, wie die Vergütung der Bestäubungs-

gramm dem Preis für eine Hinterbehandlungs-

leistung. Honig wurde staatlich aufgekauft, was

beute von 85 Mark gegenüber, was sechs Kilo-

einer Absatzgarantie entsprach. Der Aufkaufpreis

gramm

wurde im Zuge von Agrarpreisreformen mehrfach

Bestäubungsprämien von fünf Mark je Bienen-

nach oben korrigiert, während der Endverbrau-

volk im Raps bis zu 120 Mark je Bienenvolk in

cherpreis für Imkereigerätschaften niedrig ge-

der Apfelblüte. Der monatliche Bruttoverdienst

Honig

entsprach.

Hinzu

DDR HonigEtiketten

kamen

Blütezeit in der Mark

65

Warten gehörte zum DDR-Alltag aller Generationen.

lag zu dieser Zeit laut Statistischem Jahrbuch

dels waren einerseits viele Westprodukte verfüg-

der DDR bei durchschnittlich 1 200 Mark, so dass

bar, andererseits änderten sich aber auch die

die Imkerei zu einem einträglichen Nebenerwerb

Bezugsquellen für agrarische Rohstoffe. Honig

werden konnte.

war nun auch als preiswerte Importware verfüg-

Die Währungsunion am 1. Juli 1990, die das

bar. Außerdem brach die Produktion von land-

Ende der DDR-Mark und die Einführung der D-

wirtschaftlichen beziehungsweise gartenbauli-

Mark im Osten Deutschlands bedeutete, fegte

chen Produkten ein. Gerade in Brandenburg war

die Ostprodukte aus den Regalen. In der Folge

nach der Zerschlagung des Havelländischen

gingen etliche Betriebe der Ernährungswirtschaft

Obstbaugebiets und der daran anschließenden

in die Abwicklung durch die Treuhand oder wur-

Rodung von Obstanlagen ein gravierender Rück-

den von zumeist westdeutschen Konkurrenten

gang in diesem Produktionszweig zu verzeich-

aufgekauft. Viele Traditionsmarken im Lebens-

nen.

mittelhandel, teilweise auch aus Zeiten vor Gründung der DDR, verschwanden vom Markt. Mit der Neuausrichtung des Lebensmitteleinzelhan-

66

Blütezeit in der Mark

Aufbruch in eine neue Zeit: Licht und Schatten Die Zeit nach der politischen Wende im Herbst 1989 warf auch für die Imker neue Fragen und Probleme auf. Vor allem der bis dahin staatlich gesicherte Honigaufkauf brach völlig zusammen und damit die finanzielle Grundlage der Imkerei. So wurde nach der am 7. April 1990 erfolgten Gründung des Imkerverbands Berlin (Ost), der sich bald mit dem Imkerverband Berlin (West) vereinigte, am 28. April 1990 der Landesverband Brandenburgischer Imker unter dem Vorsitz von Dieter Paschke (1928-2000), Fachlehrer für Imkerei an der Zentralberufsschule für Bienenwirtschaft in Werder, gegründet. Somit ist der Imkerverband älter als das zum 3. Oktober desselben Jahres wiedergegründete Land Brandenburg, das im Kern die früheren Bezirke Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam, aber auch kleine Teile der Bezirke Schwerin und Neubrandenburg umfasst. Die Wanderung der Bienenvölker war ebenso neu zu organisieren wie die Überwachung ihrer Gesundheit. Die größte Herausforderung war jedoch die Vermarktung des Honigs zu einem akzeptablen Preis. Mangels staatlichem Aufkauf war dies

Blütezeit in der Mark

67

Mit der politischen Wende und dem billigen Auslandshonig kam für viele Imker das Aus – und ohne gebührende Pflege auch das Ende für viele Bienenvölker.

nach westlichem Vorbild nur noch genossenschaftlich zu bewältigen oder über die Direktvermarktung. Doch weil letztere zuvor völlig unerwünscht war, mussten hierfür erst die Voraussetzungen geschaffen werden. Dieter Paschke gelang es mit seinen engagierten Mitstreitern, über das Brandenburger Agrarministerium Fördermittel zu beschaffen. Diese Hilfe zur Selbsthilfe unterstütze so manchen Imker, die eine oder andere Hürde in die Marktwirtschaft zu nehmen. Denn die nun verfügbare und mit Blick in die Zukunft erforderliche Edelstahltechnik glänzte nicht nur mit ihrer polierten Oberfläche, sondern auch mit entsprechenden Preisen. Viele gaben auf oder erwarteten vom Landesverband mehr, als dieser ehrenamtlich zu leisten fähig war. Doch leidenschaftliche Imker bleiben ihren Immen

Seit dem Betritt der Brandenburger Imker zum Deutschen Imkerbund e.V. dürfen sie das seit 1925 erfolgreiche Markenzeichen regionaler Qualität „Echter Deutscher Honig“ nutzen.

treu. Sie suchten unter den neuen Bedingungen

68

neue Wege und nutzten dafür die vielfältigen

wendung des Imkerbund-Glases als Markenzei-

Schulungsangebote des Imker-Landesverbands,

chen für höchste Qualität einheimischer Herkunft

der sich nicht scheute, die Erfahrungen etablierter

möglich.

Verbände im Westen zu nutzen. Mit der Auf-

Doch damit war nur ein Meilenstein gesetzt. Das

nahme der ostdeutschen Imker-Landesverbände

Ziel längst nicht erreicht. Nun galt es, die Imker

in den Deutschen Imkerbund im Oktober 1990

intensiv so zu schulen, dass wirklich nur beste

wurde auch für die Brandenburger Imker die Ver-

Ware an den Kunden gelangt. Darin sah man

Blütezeit in der Mark

schon damals die Chance, langfristig erfolgreich

vertraut macht. Was zunächst mit einem kleinen

auf dem Markt zu bestehen. Denn immerhin wur-

Info-Stand an der heutigen Käserei begann,

den und werden 80 Prozent des in Deutschland

wurde bald in der Paarener Brandenburg-Halle

verzehrten Honigs aus anderen EU-Ländern und

fortgesetzt. Besucher können sich hier über Ho-

aus Übersee importiert. Fast alles, was über den

nigsorten informieren, welche Pflanzen Bienen

Lebensmitteleinzelhandel an Honigprodukten im

unterstützen oder wie man Imker werden kann –

Angebot ist, stammt aus dem Ausland.

egal ob als Hobby oder als Beruf. Seit 2012 prä-

In der Nachwendezeit war schnell klar: Honig-

sentiert Dr. Jens Radtke mit einem alten Bauern-

vermarktung als Grundlage einer rentablen Im-

wagen samt Bienenkörben die kleinsten Nutztiere

kerei muss anders aufgebaut werden. Der Bedarf

gleichberechtigt neben Rind, Schwein, Pferd,

war da, denn relativ schnell waren die Ostdeut-

Schaf, Geflügel und Kaninchen auf dem großen

schen wieder zu ihren Regionalprodukten zu-

Paradeplatz. Hier und auch bei anderen öffentli-

rückgekehrt, soweit diese den Aderlass nach der

chen Veranstaltungen ist gelegentlich ein „ech-

Wirtschafts- und Währungsunion überlebt hatten.

ter“ Zeidler dabei – Holger Ackermann, ein Bie-

Aber für die sich etablierenden Handelsketten

nenfreund aus Groß Schauen, der sich dafür

waren und sind die meisten Imkereien als Liefe-

extra in ein historisches Kostüm eines Waldbie-

ranten zu klein. Deshalb präsentierte sich der

nenzüchters wirft.

Landesverband Brandenburgischer Imker von

Brandenburgs Imker sind bei vielen Großveran-

Anfang an auf der größten Brandenburgischen

staltungen im Land dabei. Sie zählen zu den

Landwirtschaftsaustellung (BraLa), die seit 1991

Gastgebern der Brandenburger Landpartie, die

alljährlich am Himmelfahrtswochenende die Be-

alljährlich am zweiten Juni-Wochenende Zehn-

sucher im havelländischen Paaren/Glien mit der

tausende zum Besuch landwirtschaftlicher und

heimischen Landwirtschaft und ihren Produkten

Gartenbaubetriebe, in Pferdehöfe und Landgast-

Blütezeit in der Mark

Imker präsentieren sich auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin im Januar eines jeden Jahres.

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höfe lädt. Sie zeigen beim größten Volksfest des Landes, der Werderaner Baumblüte, Flagge

Von der Wabe ins Glas

oder offerieren den Besuchern des Choriner Mu-

Während die Imker in früheren Zeiten fern jeden

siksommers auf dem Weg in das Kloster ihre

Trubels völlig abgeschieden in ihrem von Mythen

Erzeugnisse.

umrankten Bienenhaus werkelten, lassen heute

Eindrucksvoll präsentiert sich der Landesver-

viele Bienenfreunde auch Honig-Fans an ihrem

band Brandenburgischer Imker e.V. auch auf

Hobby teilhaben, so auch im Schlosspark Ora-

der alljährlich im Januar stattfindenden Interna-

nienburg. Schon mehrfach hieß es dort: Schau-

tionalen Grünen Woche in Berlin, der größten

schleudern ist angesagt. Die Ernte des neuesten

Verbrauchermesse für Agrarprodukte der Welt.

Honigs steht bevor. Zahlreich versammeln sich die Schaulustigen am Bienenstand, um dem Imkermeister über die Schulter zu schauen und schließlich eines der Gläser mit der goldgelben Köstlichkeit zu ergattern. „Mit Bienen muss man nur richtig kommunizieren“,

70

Blütezeit in der Mark

Eröffnung der Brandenburgischen Landwirtschaftsaustellung (BraLa) Paaren im Glien: In früheren Zeiten wurden die Bienenkörbe noch mir Pferden transportiert. Blütezeit in der Mark

71

Handauflegen bei Bienen: Wer sie mit ihren Bedürfnissen respektiert, braucht den Stachel nicht zu fürchten. Erst müssen die Bienen von den Honigwaben getrennt werden.

72

weiß Jens Radtke „Und so schlimm sind ein paar

Die bienenfreien Waben reicht er dem verdutzten

Stiche gar nicht. Bienengift ist schließlich gesund,

Publikum. So muss er die honigschweren Waben

fördert die Durchblutung. Wer wild um sich schlägt

nicht allein zum Schleuderplatz tragen. Dort an-

oder riecht wie ein Bär, der wird auch als solcher

gekommen, heißt es erst einmal, die konservie-

von den Bienen behandelt. Ruhe ist die erste Im-

renden Deckel von den Honigzellen abzuheben:

kerpflicht, weil sonst die Biene sticht, sticht, sticht.“

„Das Entscheidende dabei ist, dass die Waben

Wagemutig, doch mit sicherem Griff öffnet

heil bleiben, sonst klebt hier alles.“ Geschickt

Radtke den ersten Bienenkasten. Dicht über den

stellt er die entdeckelten Waben in die Honig-

Bienen lässt er seine Hand kreisen, als wolle er

schleuder, die er althergebracht mit Muskelkraft

testen, wie seine Immen heute so drauf sind. Er

betreibt. So lässt sich die goldgelbe Masse fein

will den vielen Zuschauern nur die Angst neh-

säuberlich von den Waben trennen. Gut 200 Um-

men, nicht aber den Respekt.

drehungen pro Minute lassen den Honig gegen

Langsam zieht er eine Wabe nach der anderen

die gläserne Kesselwand spritzen.

aus dem Kasten. „Zunächst muss ich die Bienen

„Dass man heute den Honig nicht mehr aus der

erst einmal wegschicken, damit sie wissen, wer

Wabe lutschen muss, sondern säuberlich aufs

hier der Chef ist.“ Schwuppdiewupp sind die Bie-

Brot streichen kann, ist einer Erfindung aus dem

nen mit einem Federstrich wieder drin im Kasten.

Jahre 1865 zu verdanken. Damals stellte der

Blütezeit in der Mark

österreichische Major Franz Edler von Hruschka

men. „Hmmm, der Honig schmeckt ja toll, nicht

(1813-1888) auf der Wanderversammlung der Bie-

so künstlich wie aus dem Supermarkt. Der ist viel

nenwirte deutscher Zunge – wie es damals so

aromatischer“, lässt eine junge Dame ihre Freundin

schön hieß – die erste Honigschleuder vor. Erfun-

wissen. „Die Vielfalt der Blütenpracht, schonende

den hatte sie jedoch eigentlich sein Sohn. Der

Bearbeitung und kurze Wege vom Bienenvolk bis

sollte nämlich Honigwaben in einem Körbchen

zum Verbraucher machen sich auch im Ge-

nach Hause tragen. Doch wie Kinder nun mal

schmack bemerkbar“, ergänzt der Fachmann.

sind, trug er den wertvollen Schatz nicht bedächtig

„Aber nicht nur deshalb ist es sinnvoll, regional

den Weg entlang, sondern sprang munter vor sich

erzeugten Honig zu kaufen. Je besser die heimi-

her und ließ dabei das Körbchen kreisen.

schen Imker ihren Honig absetzen können, desto

„Und dann war der Honig raus“, tönt es aus dem

mehr Bienen werden sie halten und desto sicherer

Publikum, das nun in schallendes Gelächter ver-

ist auch künftig die Bestäubung bei Kultur- und

fällt. „Sicherlich gab es zunächst eine Ohrfeige,

Wildpflanzen. So können auf rein biologische

doch dann dachte der Papa über das Ungemach

Weise die Erträge stabilisiert werden und heimi-

seines Zöglings nach und so kam ihm die Er-

sche Pflanzen können sich vermehren. Vögel wie

leuchtung.“ Inzwischen läuft den Beobachtern des

Kleinsäuger finden ausreichend Nahrung.“

Dann werden die Waben entdeckelt. Goldgelb läuft der Honig in das Sieb und wird anschließend in Gläser abgefüllt.

seltsamen Treibens das Wasser im Mund zusam-

Blütezeit in der Mark

73

Eine große Blütenvielfalt verhilft zu einem Vielblütenhonig, in dem sich die Vielfalt der Natur vereint - je nach Jahreszeit als Frühjahrs-  oder Sommerblüte.

Honig – das süße Gold

schiedener pflanzlicher Herkunft erzeugen und

Vielen nur als Brotaufstrich bekannt, war Honig in

mit körpereigenen Enzymen (Biokatalystoren) an-

früheren Zeiten bei Medizinern hoch angesehen.

reichern. Je intensiver die Bienen den wasser-

Auch heute ist er aus der Naturheilkunde nicht

reichen Nektar in ihrem Stock umarbeiten und je

wegzudenken. Selbst in die Schulmedizin hält er

schonender der Imker den Honig gewinnt, bear-

wieder Einzug. So konnte er in der Wundbehand-

beitet und lagert, desto höher ist der Anteil bio-

lung wieder Boden zurückerobern, der ihm von

logisch wirksamer Substanzen. Über 180 Inhalt-

Antibiotika lange Zeit streitig gemacht wurde.

stoffe konnten nachgewiesen werden.

Honig ist ein Naturprodukt, das die Bienen aus

Wenn auch die Hauptbestandteile des Honigs Zu-

Nektar (Blütensaft) und Pollen (Blütenstaub) ver-

cker sind, so sind diese nicht mit dem gewöhnli-

Inhaltstoffe ■ 40 Prozent Fruchtzucker (Fructose) ■ 35 Prozent Traubenzucker (Glucose) ■ 18 Prozent Wasser

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Blütezeit in der Mark

■ 5 Prozent Mehrfachzucker ■ 2 Prozent Vitamine, Mineralstoffe, Aminosäuren, Enzyme und Aromastoffe

Blütezeit in der Mark

75

Treten einzelne Pflanzenarten im Flugbereich der Bienen besonders häufig auf, kann das zu sortenreinem Honig mit dem für die jeweilige Pflanze typischen Aroma führen. In Brandenburg ist das standort- und witterungsabhängig, unter anderem bei Obst, Raps, Robinie, Kornblume, Linde, Sonnenblume und Heide.

chen Haushaltzucker, der Saccharose, zu verwechseln. Honig enthält vornehmlich die Einfachzucker

Honig schonend behandeln

Trauben- und Fruchtzucker. Während letzter vielen

Allerdings sind einige Enzyme und Vitamine emp-

Früchten ihren süßen Geschmack verleiht, ist Trau-

findlich gegenüber Licht und übermäßiger Wärme.

benzucker ein beliebter Energiespender, der von

Deshalb sollte Honig dunkel aufbewahrt und nicht

Sportlern und geistig Tätigen häufig in Apotheken

unnötig erhitzt werden. Wegen der Hitzeempfind-

erworben wird. Beide Einfachzucker bewirken das

lichkeit verschiedener Inhaltstoffe wird Honig beim

Ausschwämmen von Wunden und Hautunreinhei-

Kochen und Braten möglichst erst am Ende des

ten, während das Enzym Glukoseoxidase für die

Garprozesses zugesetzt. Er wird erst in die Soße

keimhemmende Wirkung gegenüber verschiede-

gerührt, wenn sie fertig ist. Geflügel oder anderer

nen Erregern verantwortlich zeichnet. Zudem sind

Braten wird erst gegen Ende des Garprozesses

im Honig unter anderem die Vitamine B1, B2, B6

mit Honig bestrichen, zumal dann die Oberfläche

und C sowie die Mineralstoffe Eisen, Kalium, Kal-

besonders knusprig wird.

zium, Magnesium und Zink zu finden.

Wie ist es mit Honig in heißer Milch oder heißem

Nicht von ungefähr hat Honig vielfach auch in

Tee? Gelassenheit ist gefragt, denn auch hier

der Kosmetik seinen festen Platz. Prominentes

gilt: Wird der Honig den Getränken erst im trink-

Beispiel ist die ägyptische Herrscherin Kleopatra

fertigen Zustand zugegeben, nimmt er kaum

(69 -30 v.u.Z.). Sie soll in Milch gebadet und da-

Schaden. Letzterer ist immer ein Produkt aus

nach ihre zarte Haut mit einer Honigmaske ge-

Temperatur und Zeit. Je kürzer eine hohe Tem-

pflegt haben. Ein Liter Milch im Badewasser und

peratur auf den Honig einwirkt, desto weniger

einige Esslöffel Honig dazu sind sicherlich ein

werden seine Inhaltstoffe geschädigt.

guter Anfang. Andere schwören auch auf Honigeinreibungen vor dem Saunagang.

76

Blütezeit in der Mark

In Brandenburg heute sind viele ehemalige Truppenübungsplätze geschützte Heiden. Sie bieten vor allem im Spätsommer ein großes Nahrungsangebot für Bienen.

Kleine Sortenkunde Stehen den Bienen viele verschiedene Pflanzen gleichzeitig zur Verfügung, werden die Bienen einen Vielblütenhonig erzeugen, der je nach Jahreszeit als Frühjahrsblüte oder als Sommerblüte bezeichnet wird. Vielblütenhonig spiegelt die Vielfalt einer Region wieder. Wie bei einem guten Wein, schmeckt er in jedem Jahr ein wenig anders. Deutlich verschiedener sind die sinnlich wahrnehmbaren Eigenschaften dagegen bei Sortenhonigen, wenn also eine Pflanzenart besonders herausgestellt wird. Sind bestimmte Pflanzen Gelingt es, den überschüssigen reifen Honig rechtzeitig zu ernten, motiviert das die Bienen, für Nachschub zu sorgen . Blütezeit in der Mark

77

Je nach pflanzlicher Herkunft zeichnet sich der Honig durch unterschiedliche Farbe und ein unterschiedlichesGeschmacks-Bukett aus.

Typische Sortenhonige in Berlin und Brandenburg Für Brandenburg ist in den Obstbaugebieten der gelbliche, zarte Obstblütenhonig ebenso typisch wie der süße, schmalzige Raps-Honig aus den Ende April bis Mitte Mai gelb leuchtenden Rapsfeldern. Robinienwälder geben den klarflüssigen, lieblichen Robinien-Honig, der mitunter auch als Akazien-Honig bezeichnet wird. Wo im Sommer die Kornblume Äcker in ein blaues Blütenmeer verwandelt, ist Kornblumen-Honig eine interessante Option. Andernorts bieten die Lindenalleen, die Berlin und in deutlicher Überzahl vorhanden, wird sich das

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Brandenburg durchziehen, eine reiche Grundlage

auch im Honig wiederspiegeln. Überwiegt dieser

für den mentholisch würzigen Lindenhonig. Der zu-

Anteil aus einer Pflanzenart deutlich und weist

rückgehende Sonnenblumenanbau liefert in regen-

der Honig die entsprechenden Merkmale in Ge-

reichen Sommern lieblichen goldgelben Sonnen-

ruch und Geschmack, in seinen chemisch-phy-

blumenhonig. Auf mancher Buchweizenfläche im

sikalischen Eigenschaften als auch in seinem mi-

märkischen Sand kann der dunkle, fast schwarze,

kroskopischen Bild auf, kann die betreffende

kräftig duftende Buchweizenhonig gewonnen wer-

Pflanzenart in der Bezeichnung besonders he-

den. Nicht ganz so dunkel, sondern von eher rötli-

rausgestellt werden. Sortenreine Honige sind we-

cher bis bräunlicher Farbe ist der malzig-würzige

gen des höheren imkerlichen Aufwandes und der

Heidehonig aus den von August bis September in

Laboruntersuchung teurer, als Vielblütenhonige.

zartes Violett gehauchten Heidelandschaften.

Blütezeit in der Mark

Fester oder flüssiger Honig? Die Herkunft des Nektars verschiedener Pflanzen beeinflusst nicht

miger Honig kleckert dann auch nicht so leicht vom Brot. Bleibt der Honig sich

nur seine Zusammensetzung,

selbst überlassen,

sondern auch seine spätere

kristallisiert er oft

Konsistenz. Zunächst wird jeder

grob und fest aus.

Honig flüssig gewonnen. Doch

Deshalb ist der

der im Honig enthaltene Traubenzucker kristallisiert. Entsprechend seinem natürlichen Gehalt im Honig dauert dieser Prozess nur wenige Tage oder mehrere Monate. So kann es mit Ausnahme des fruchtzucker-

Honig nicht schlechter. Aber er lässt sich schwer streichen. Mitunter bildet er auch an der Oberfläche und an der Glaswand weiße Flächen. Diese „Blü-

reichen, aber traubenzuckerarmen Robinien- oder

tenbildung“ zeigt einen außerordentlich trockenen,

Waldhonigs schon ab Herbst kaum noch flüssigen

also wasserarmen Honig an und stellt ein physikali-

Honig geben. Doch der Imker sorgt durch richtige

sches Phänomen dar: Während allein der Trauben-

mechanische Bearbeitung, nämlich durch Rühren

zucker im Honig kristallisiert, bilden der Fruchtzu-

bei kühler Umgebungstemperatur dafür, dass der

cker, das Wasser und die darin gelösten Substanzen

Honig äußerst feine Kristalle bildet, die zu einer op-

die dazwischen liegende flüssige Phase, um den

timalen Streichfähigkeit führen. Ein solcher feinkre-

Honig streichfähig zu machen.

Blütezeit in der Mark

79

Die Direktvermarktung ist in Brandenburg ein wichtiger Vertriebsweg für regionale Honigprodukte.

Ist der Honig sehr wasserarm, zieht sich die flüssige Phase, insbesondere bei kühler Temperatur, so stark zusammen, dass an der Glaswand die feinen Traubenzuckerkristalle sichtbar werden. Steht der Honig im Küchenschrank einige Tage bei Zimmertemperatur oder wird er gar leicht erwärmt, dehnt sich die flüssige Phase wieder aus und die weißen Flächen verschwinden – zumindest an der Glaswand. Auf der Honigoberfläche kann eine leichte weiße Schicht auch durch aufsteigende Luftbläschen gebildet werden, die während der Gewinnung und Bearbeitung in den Honig gelangt sind. Kristallisierter Honig ist bei Zimmertemperatur in der Regel gut streichfähig. Um seine Inhaltstoffe und damit seine Qualität nicht zu gefährden,

80

stark essigartigen Geruch und Geschmack er-

sollte man auf ein Verflüssigen verzichten. Allein

kennbar ist, behält Honig seine Verzehrsfähigkeit

als Zutat beim Kochen, Backen und Braten oder

bis weit über das angegebenen Mindesthaltbar-

für die kosmetische Verwendung kann das vor-

keitsdatum hinaus. Dieses ist schließlich nicht

herige Verflüssigen des geschlossenen Honig-

mit einem Verfallsdatum zu verwechseln. Grö-

glases im Wasserbad sinnvoll sein.

ßere Mengen sollen kühl und dunkel gelagert

Honig gehört nicht zu den leicht verderblichen

werden, zum Beispiel im Keller. Das unmittelbar

Lebensmitteln. Unter optimalen Bedingungen

zum Verzehr bestimmte Glas steht dagegen op-

kann er ähnlich wie Wein ohne Qualitätsverlust

timal im Küchenschrank. Andernfalls wird er zu

mehrere Jahre gelagert werden. Sofern Honig

fest und büßt sowohl Streichfähigkeit als auch

nicht in Gärung übergeht, was leicht an einem

Aroma ein.

Blütezeit in der Mark

Echter Deutscher Honig zeichnet sich unter anderem durch seinen besonders hohen Reifegrad aus. Und das ist messbar wie hier mit dem Refraktometer.

Welcher Honig ist der beste? Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten.

findlichen Honig gelten und

Hier hilft nur probieren. Doch Geschmack ist ja

sonst nur von Auslese- und Pre-

nicht alles, was Qualität ausmacht. Wichtig ist,

mium-Produkten erreicht wer-

dass der Honig naturbelassen bleibt. Das erreicht

den.

man durch schonende Bearbeitung, Lagerung

Qualität hat ihren Preis. Dafür

und kurze Transportwege vom Erzeuger bis zum

nimmt der Imker auch gerin-

Verbraucher. Direkt vom Imker oder von kleinen

gere Ernten in Kauf. Einheimi-

regionalen Händlern, Wochenmärkten, Bäckern

sche Imker haben auch kein

und Apotheken erhalten Verbraucher Honig aus

Problem damit, ihr Spitzenpro-

der Region und fördern so die heimische Bienen-

dukt eindeutig und unverwech-

haltung. Honig ist aufgrund seiner kleinen Ernte-

selbar als „Deutscher Honig“

mengen eines der am besten untersuchten Le-

oder gar „Echter Deutscher

bensmittel. Regelmäßig kontrollieren die Veterinär-

Honig“ zu deklarieren.

und Lebensmittelüberwachungsämter. Hinzu

Einige Imkereien lassen sich

kommen freiwillige Analysen der Imker oder Kon-

auch als Bio-Betrieb zertifizie-

trollen durch den Deutschen Imkerbund. Dabei

ren. Meist ändert sich damit für

zeigt sich immer wieder, dass die heimischen Im-

die Imker wenig, da von vorn-

ker qualitativ hochwertigen Honig anbieten, mit

herein auf die Erzeugung mög-

dem sie jedoch aufgrund ihrer vergleichsweise

lichst naturbelassenen Honigs

geringen Menge selten im Supermarkt gelistet

geachtet wird. Einschränkun-

werden können. Gerade der Deutsche Imkerbund

gen gibt es bei den Bienenwoh-

kontrolliert den Honig seiner Mitglieder sehr

nungen und ihrer Aufstellung.

streng. So hat er in seiner Warenzeichensatzung

Wer zuvor in Styropor – statt in

deutlich höhere Qualitätsanforderungen festge-

den meist üblichen Holzkästen

schrieben, als sie generell für den im Handel be-

geimkert hat, muss sich umstel-

Blütezeit in der Mark

81

len. Ökologisch bewirtschaftete Ackerflächen sind

ökologischen Landbaus bewirtschaftet. Bundes-

für die Aufstellung der Bienen zu bevorzugen.

weit gesehen gehört Brandenburger Bio damit

Und auch das Winterfutter für die Bienen darf nur

zur Spitze. Für den Bio-Honig sind vor allem Ge-

aus biologischem Anbau stammen. Die damit ver-

biete interessant, die zusammenhängend ökolo-

bundenen Kontrollen und Zertifikate sind mit wei-

gisch bewirtschaftet werden. Das gilt beispiels-

teren Kosten für den Imker verbunden.

weise für Teile der Uckermark oder für das

In Brandenburg wird rund ein Zehntel der land-

Biosphärenreservat Spreewald.

wirtschaftlichen Nutzfläche, das sind mehr als 100 000 Hektar – nach den Grundsätzen des

82

Blütezeit in der Mark

grenzender Wahrscheinlichkeit wurden zu seiner

Honiggastronomie in der

Kloster Chorin

Blütezeit dort auch Bienen gehalten. Heute ist

Immenstube Chorin

das eindrucksvolle, gut erhaltene Kloster ein Ort

Im dünn besiedelten Nordosten Brandenburgs,

der Entspannung, der Begegnung und der Musik,

idyllisch am Amtssee und mitten im Biosphären-

eingebettet in einen Park, den kein geringerer an-

reservat Schorfheide-Chorin mit seinen Wäldern,

legte als der berühmte preußische Landschafts-

Feldern, Mooren und Gutshäusern, steht die

gartenarchitekt Peter Joseph Lenné (1789 -1866).

Ruine des 1258 gegründeten, ehemals einfluss-

Die Besucher des Klosters müssen nicht mehr

reichen Zisterzienser-Klosters. Mit an Sicherheit

wie früher in kalten Räumen nächtigen. In nur

Blütezeit in der Mark

83

500 Meter Entfernung lädt das Haus Chorin zur Rast.

Honig nicht nur als Brotaufstrich. Er ist neben

Für den Hunger gibt es die

Salaten, Desserts und Getränken auch bestens

Immenstube,

84

Blütezeit in der Mark

über malzig bis würzig. Schließlich eignet sich

erste

zum Kochen, Braten und Backen geeignet – so-

deutsche Honig-Spezialitä-

das

wohl für Süßspeisen als auch für Herzhaftes. So

ten-Restaurant. Während

wird Braten einschließlich Geflügel besonders

schon das Entree der hotel-

knusprig, wenn er im fast garen Zustand mit Ho-

eigenen Villa einem Hofla-

nig bestrichen wird.

den mit heimischen Produk-

Die vielfältigen Einsatz- und Verarbeitungsmög-

ten gleicht, wartet das

lichkeiten beruhen auf langjährigen Erfahrun-

dahinter liegende Restau-

gen. Schließlich war Honig in früheren Zeiten

rant mit Zeugnissen des im-

doch das einzige Süßungsmittel, bis er durch

kerlichen Handwerks auf.

den preiswert herzustellenden Zucker ersetzt

Die Speisekarte bietet eine

werden konnte. Der Berliner Chemiker Andreas

kulinarische Vielfalt, wie

Sigismund Marggraf (1709 -1782) hatte 1747

man sie von einer Küche,

nachgewiesen, dass im Rübensaft Zucker ent-

die auf Honig setzt, gar

halten ist. Die Fabrikationsverfahren, die sein

nicht erwarten würde. Hier

Schüler Franz Karl Achard (1753 -1821) auch

offenbaren sich die vielfäl-

ein Preuße, um 1800 entwickelte, führten 1825

tigen Einsatzmöglichkeiten

zur Entstehung der Rübenzuckerindustrie, die

des süßen Goldes entspre-

bereits Ende des 19. Jahrhunderts im Weltmaß-

chend seines nuancenrei-

stab ebenso viel Zucker erzeugte wie die tradi-

chen Aromas von lieblich

tionelle Rohrzuckerindustrie.

Kloster Chorin: Die Zisterzienser gehören zu den Agrarpionieren in der Mark Brandenburg. Ihrem Gründer Bernhard von Clairvaux wurde nachgesagt, dass seine Reden und Lobpreisungen auf Christus „wie Honig fließen“. Offensichtlich wussten die Mönche, wovon sie schrieben. Honig war zu ihren Zeiten ein wichtiges Süßungsmittel und wird auf den Abgabelisten immer wieder erwähnt. Als Fastenspeise sind beispielsweise gequollene Hanfkörner mit Rosinen und Honig überliefert.

Blütezeit in der Mark

85

Mit dem Bau seiner Schießhalle legt der HohenNeuendorfer Schützenverein den Grundstein für die bauliche Nutzung des bisherigen Ackerlands.

Ein Institut für Bienen Weit über die Grenzen Brandenburgs bekannt ist das Länderinstitut für Bienenkunde in Hohen Neuendorf an der nördlichen Stadtgrenze Berlins. Als Abteilung Bienenkunde und Seidenbau des Instituts für Geflügel- und Pelztierzucht der Humboldt-Universität Berlin wurde es 1952 gegründet, weil das Bieneninstitut am Standort Berlin-Dahlem durch die Teilung Berlins für die Imker der DDR nicht mehr zugänglich war.

„Hohen Neuendorf, den 6. Mai 1903. Hiermit teilen wir (…) ergebenst mit, dass der Rohbau unserer Schießhalle nebst Abort vollendet ist (…) A. Richter, gez. Otto Krüger“

Die damals komplizierten Eigentumsverhältnisse

86

brachten dem Bieneninstitut erhebliche Pro-

etabliert. Neben Brandenburg sind Berlin, Sach-

bleme. So war neben der Nutzung der vorhan-

sen-Anhalt, Sachsen und Thüringen Gründungs-

denen Villa samt Ziegenstall nur die Errichtung

mitglieder der Einrichtung und tragen bis heute

von aus Holz gezimmerten Bienenhäusern mög-

durch Projektförderung das Länderinstitut, weil

lich. Erst mit der 1970 erfolgten Gründung des

eines der Länder eine derartige Forschungsein-

VEB Forschungsstelle für Bienenwirtschaft ent-

richtung nicht allein finanzieren konnte und wollte.

standen massive Bauten.

Mit dieser Mehrländerfinanzierung gelang es, in

Entsprechend der Empfehlungen des Wissen-

Hohen Neuendorf eine in den neuen Bundeslän-

schaftsrats der Bundesrepublik Deutschland

dern einmalige Forschungseinrichtung für die

wurde das Institut als Mehrländereinrichtung 1992

praxisorientierte Bienenforschung zu etablieren.

in der Rechtsform eines eingetragenen Vereins

Doch auch dieses Fünfergespann finanziert nur

Blütezeit in der Mark

einen Teil der erforderlichen Mittel. Ein großer

1995 wurde die Immobilie durch das Land Bran-

Teil des für die Forschung erforderlichen Bedarfs

denburg aus privater Hand erworben, um sie für

muss über Drittmittel eingeworben werden. Nur

die Fortsetzung der bienenkundlichen Forschung

so können sich neben den elf festen Mitarbeitern

und Lehre zu sichern. Pünktlich zum 50jährigen

– vom Wissenschaftler über den Imker bis zur

Institutsjubiläum im Jahre 2002 konnte mit der

Verwaltungskraft – weitere Fachkräfte den ver-

Sanierung der Gebäude begonnen werden, um

schiedenen Forschungs- und Dienstleistungs-

diese mit EU- und Landesmitteln nach und nach

aufgaben widmen.

für die aktuellen Aufgaben fit zu machen. Die Er-

Blütezeit in der Mark

Bereits 1905 wurde das Restaurant an die Schießhalle angebaut. Heute dient es als Hauptgebäude des Bieneninstituts (Abbildung um 1910).

87

Engen Verbindungen nach Großbritannien war es zu verdanken, dass der Patentanwalt Richard Linde ab den 20er Jahren auf dem Anwesen des heutigen Bieneninstituts seine Bienen in Dadant-Magazinen hielt, womit er hiesigen Zeitgenossen weit voraus war.

neuerung des Institutshauptgebäudes kostete

Varroa-Milbe, einem Mitte der 70er Jahre im Zuge

insgesamt 2,67 Millionen Euro, davon zwei Mil-

der Globalisierung aus Asien nach Deutschland

lionen Euro EFRE-Mittel und 0,67 Millionen Euro

eingeschleppten Parasiten, der seit Anfang der

nationale Kofinanzierung aus dem Haushalt des

1980er Jahre auch in Brandenburg und Berlin

Brandenburger Agrarministeriums. Insgesamt

sein Unwesen treibt. Während die Asiatische Ho-

wurden am Standort 4,8 Millionen Euro investiert.

nigbiene ihrem Parasiten gut widersteht, hatte

Die Kompetenz und Leistungsfähigkeit der wis-

die Europäische Honigbiene keine Chance, sich

senschaftlichen Einrichtung ist nunmehr eng ver-

während ihrer Evolution mit der Varroa-Milbe aus-

bunden mit einer hervorragenden infrastruktu-

einanderzusetzen. Inzwischen wurden in Hohen

rellen Ausstattung. Nur so ist es möglich, auf

Neuendorf Möglichkeiten gefunden, die Vermeh-

aktuelle Fragestellungen der Praxis zeitnah zu

rung der Parasiten mit Maßnahmen der Völker-

reagieren und weitere Forschungsmittel einzu-

führung einzudämmen. In Zusammenarbeit mit

werben.

anderen Bieneninstituten wurde erfolgreich die

Traditionell beschäftigen sich die Institutsmitar-

Anwendung organischer Säuren geprüft, um die

beiter mit der Bienenhaltung und Bienenzucht,

Milben direkt zu bekämpfen. Beides bedeutet

mit der Bekämpfung von Bienenkrankheiten, mit

jedoch zusätzlichen Aufwand für die Imker und

der Honigqualität und mit Fragen der Bienen-

erfordert eine kontinuierliche Überwachung des

weide und Bestäubung. Allerdings haben sich

Parasitenbefalls ihrer Bienenvölker. Züchteri-

dabei die Forschungsziele und Methoden im Ver-

sches Ziel ist es, dass die Bienen diese Aufga-

laufe der mehr als sechs Jahrzehnte währenden

ben ebenso wie ihre asiatischen Verwandten

Arbeit geändert.

selbst übernehmen.

Stand ursprünglich die Zucht einer fleißigen, um-

88

gänglichen, leicht zu handhabenden Biene im

Einblicke ins Erbgut

Vordergrund, sind diese Eigenschaften zwar

Mit Forschungsmitteln in Höhe von 1,3 Millionen

nach wie vor erwünscht. Hinzu kommt jedoch

Euro kann das Länderinstitut für Bienenkunde in

eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber der

Hohen Neuendorf seit 2015 das Projekt „GeSeBi“

Blütezeit in der Mark

Das Schützenhaus (Blick aus Nord-West)

(Etablierung der genomischen Selektion zur Verbesserung von Krankheitsresistenz, Leistung, Verhalten und genetischer Vielfalt bei der Honigbiene) umsetzen. Fördermittelgeber ist das Bundeslandwirtschaftsministerium. Das Land Brandenburg als Sitzland fördert das Institut durch Infrastrukturkostenförderung (2014 mit 195 000 Euro) und Fachprojekte (2014 mit 317 000 Euro). In Kombination mit verschiedenen Viren bedroht die Milbe Varroa destructor weltweit die Honigbienen. Die in manchen Jahren feststellbaren hohen Winterverluste sind im Wesentlichen auf diesen Parasiten zurückzuführen. So soll in einem dreijährigen Forschungsprojekt eine neue Zuchtmethode bei der Honigbiene etabliert werden, die die Züchtung

widerstandsfähiger,

resistenter

Bienenvölker gegenüber dieser tödlichen Bedrohung deutlich verbessern soll. Realisiert werden soll das Projekt am Länderinstitut mit Hilfe eines modernen DNAChips,

vergleichbar

mit

einem

Computer-Mikrochip. Auf diesem Chip können zukünftig kleinste Unterschiede

Blütezeit in der Mark

89

Speziell für die Nachzucht von Königinnen aus den besten Völkern wurde 1983 das Aufzuchtzentrum errichtet. Die zur Bestäubungs-, Krankheitsund Zuchtforschung benötigten Bienenvölker wurden überwiegend in Hinterbehandlungsbeuten gehalten und auf bis zu zwölf Rädern zum Einsatzort gebracht.

90

im Genom (Gesamtheit aller Gene) der Bienen aufgespürt und so die möglichen Gründe der unterschiedlichen Widerstandskraft, Leistungsfähig-

Neben Parasiten können aber auch Krankheits-

keit und Sanftmut von Bienen erkannt werden. Ein

erreger den Bienen zu schaffen machen. Deshalb

besonderes Augenmerk liegt aber auf der Ver-

wird den Infektionswegen und krankheitsauslö-

besserung der Resistenz der Honigbienen ge-

senden Faktoren nachgespürt, um natürliche Ab-

genüber der Varroa-Milbe. Zusätzlich erlaubt das

wehrmechanismen aufzudecken und den Bienen

geplante Verfahren auch detaillierte Einblicke in

helfen zu können.

die genetische Vielfalt der einheimischen Honig-

Darüber hinaus wird der Frage nachgegangen:

biene, was eine wesentliche Grundlage für nach-

Wie lässt sich die von den Bienen erzeugte Qua-

haltige Zuchtkonzepte ist. Das Projekt lebt von

lität bis zum Verbraucher erhalten? Dabei ist si-

dem außerordentlich großen Interesse und der

cherlich von Vorteil, dass der heimische Honig

engen Zusammenarbeit mit der deutschen Im-

meist ohne zwischengeschaltete Verarbeiter so-

kerschaft an dieser zukunftsweisenden Techno-

wie Groß- und Einzelhandel direkt vom Imker

logie. Der DNA-Chip wird in enger Kooperation

zum Kunden gelangt oder auch über kleine

mit der Firma Eurofins Medigenomix GmbH in

Händler wie Bäcker, Apotheker und Bauern-

Ebersberg entwickelt. Zukünftig sollen im Rahmen

märkte – allesamt ohne langwierige Lagerwirt-

von Zuchtprogrammen Tiere mit besseren Eigen-

schaft. Damit der Imker die Qualität seines Pro-

schaften gezielt vermehrt werden können. So soll

dukts leicht prüfen lassen kann, werden die

es möglich werden, zunehmend auf die imkerliche

Prüfmethoden beständig weiterentwickelt.

Bekämpfung der Varroa-Milbe zu verzichten. Die

Eine wichtige Aufgabe des Bieneninstituts ist he-

Forscher hoffen, so die Honigbienenzucht voran-

rauszufinden, wie sich die Bestäubungsleistung

zutreiben, damit der Beitrag der heimischen Bie-

der Honigbienen auf die Erträge bei den ver-

nen auf die Landwirtschaft und Pflanzenvielfalt er-

schiedensten Kulturpflanzen, die in immer neuen

halten bleibt.

Sorten auf den Markt gelangen, auswirkt und in-

Blütezeit in der Mark

wiefern die vielen Wildpflanzenarten davon pro-

Damit die heimischen Imker dem Preisdruck

fitieren. Wie viele Bienenvölker werden tatsäch-

durch billig importierten Honig standhalten kön-

lich gebraucht? Schließlich verschwinden die

nen, werden Methoden der Bienenhaltung

Wildbienen durch klimatische Veränderungen

ebenso geprüft und weiterentwickelt wie die im-

und Vernichtung ihrer Lebensräume leise und

kerliche Ausrüstung.

unauffällig.

Ein wesentlicher Schwerpunkt neben der For-

Blütezeit in der Mark

Das sanierte ehemalige Restaurant Schützenhaus, Hauptgebäude des 1952 gegründeten Bieneninstituts, strahlt seit 2002 wieder in neuem Glanz.

91

Das in den Jahren von 2003 bis 2006 sanierte Imkereigebäude bietet beste Arbeitsbedingungen.

schung ist der Dienstleistungsbereich. Nur so kann gesichert werden, dass die Forschungsergebnisse schnell an die Imker gelangen. Durch Veröffentlichungen in der Imkerpresse, Vorträge, Lehrgänge und weitere Schulungsmaßnahmen wird das neueste Wissen den erfahrenen Praktikern ebenso zur Verfügung gestellt wie Einsteigern ins Bienenfach oder künftigen beziehungsweise qualfizierungsbereiten Landwirten und Gärtnern.

Mit dieser Versuchsanordnung lässt sich der Bestäubungserfolg messen: Heidelbeersträucher werden mit Käfigen versehen, einige davon auch mit Bienen.

Eine weitere Dienstleistung ist die Abgabe züchterisch wertvoller Bienen-Königinnen an interessierte Imker. Ebenso haben die Imker die Mög-

An diesem Tag treffen sich in der Hohen Neuen-

lichkeit, ihren Honig analysieren zu lassen oder

dorfer Friedrich-Engels-Straße 32 Bienen- und

bei gesundheitlichen Problemen ihrer Bienen

Honigfreunde, um Honige zu verkosten, Bienen

Hilfe bei der Ursachenforschung einzuholen.

hautnah hinter Glas zu beobachten oder Kerzen

Auch Schulklassen schauen gern über den Gar-

zu basteln. Dieser Tag ist auch eine gute Gele-

tenzaun. Die Praktikums- und Ausbildungsplätze

genheit, um die Hohen Neuendorfer Experten

werden ebenso gern in Anspruch genommen

auszufragen und einen seltenen Blick in sonst

wie Themen für Bachelor-, Master- und Doktor-

verschlossene Labore zu werfen.

arbeiten. Wer das Bieneninstitut selbst erleben möchte, kann sich zum Tag der offenen Tür einfinden, zu dem die Wissenschaftler jährlich am ersten Sonn-

92

tag im September von 10 bis 16 Uhr einladen.

Blütezeit in der Mark

Einer der Forschungsschwerpunkte ist die Bienengesundheit, unter anderen die Bekämpfung der Varroa-Milbe. Ein solcher Parasit (braun) sitzt auf der Biene. Das Aussaugen des Bluts durch die Varroa-Milbe und die dabei entstehenden Infektionen führen zu schweren Erkrankungen der Bienen, zum Beispiel zu Flügeldeformationen.

Das Varroa-Weibchen legt Eier, aus denen sich ein Männchen (Mitte) oder über mehrere Entwicklungsstadien neue Weibchen entwickeln.

Blütezeit in der Mark

93

Viele Wildpflanzen profitieren von Honigbienen, zum Beispiel die Schlehe. So können sich Tiere im Winter von den Früchten ernähren: Die Abbildungen zeigen einen von Honigbienen bestäubten und nicht bestäubten Zweig.

94

Heidelbeeren: Einige Sorten bringen 500 Prozent mehr Ertrag allein durch den Einsatz von Honigbienen.

Blütezeit in der Mark

95

Eifrig am Erfolg des Deutschen Bienen-Journals beteiligt sind die Verlagsbienen.

Forum für Praxis und Wissenschaft

Wie kamen Sie auf die eher exotisch

Silke Beckedorf ist Chefredakteurin des Deut-

anmutenden Wildbienen? Lassen

schen Bienen-Journals und steht als Fachjour-

sich die Ergebnisse Ihrer Arbeit in wenigen

nalistin inmitten des Netzwerks der kleinen, aber

Worten zusammenfassen?

hoch engagierten Imker-Gemeinde in Deutsch-

Zu den Bienen bin ich eher zufällig gekommen

land. Spätestens seit dem Film „More than Ho-

und ich muss sagen, dass mir diese Tiere auf

ney“ des Schweizer Regisseurs Markus Imhoof

Anhieb sympathisch waren. Mich hat beein-

aus dem Jahr 2012 erreicht die Botschaft, dass

druckt, was für eine Formenvielfalt und welch

Kultur- und Wildpflanzen maßgeblich auf den

komplexes Verhalten man bei diesen Insekten

zierlichen Flügeln von Honigbienen ruhen, auch

finden kann. In meinen Untersuchungen stellte

die breitere Öffentlichkeit.

ich fest, dass die Artenvielfalt mit der Flächengröße zunimmt – nicht nur absolut, sondern auch

Frau Beckedorf, Sie sind Biologin.

pro Flächeneinheit. Größere Biotope sind also

Wie sind Sie zum Deutschen Bienen-

stabiler. Außerdem nahm die Qualität der Be-

Journal gelangt?

stäubung mit der Artenvielfalt zu. Ein gutes Ar-

Ich habe meine Diplomarbeit an der Universität

gument für den Schutz der Vielfalt. Was für Men-

Göttingen zum Thema Wildbienen verfasst. Es

schen gilt, gilt auch für Bienen: Gemeinsam ist

ging darum, welchen Wert die Artenvielfalt von

man stärker.

Wildbienen auf Streuobstwiesen für die Bestäubung hat. Außerdem habe ich bereits während

Das Deutsche Bienen-Journal hat eine lange

des Studiums als freie Journalistin für Tageszei-

Tradition, die unter wechselnden

tungen geschrieben. Bienen und Journalismus:

Namen viele Jahrzehnte zurückreicht.

Das passte ganz genau zu einer Fachzeitschrift

In dieser Zeit reduzierte sich

für Imker.

die Vielfalt der Imkerzeitschriften deutlich. Was ist Ihr Erfolgsrezept?

96

Blütezeit in der Mark

Die treue Leserschaft ist ganz sicher eine der

sen nachzuspüren und Beiträge zu schreiben,

wichtigsten Grundlagen für unseren Erfolg. Wir

die interessant zu lesen sind.

haben viele Abonnenten, die bereits seit mehreren Jahrzehnten das Deutsche Bienen-Journal

Das Deutsche Bienen-Journal erhebt den An-

und seine Vorläufer lesen. Manche haben das

spruch, Forum für Wissenschaft und Praxis zu

Abonnement bereits vom Vater übernommen,

sein. Wie werden Sie diesem Anspruch gerecht?

der oft noch einen der Vorgänger las – im Osten

Das lässt sich ganz knapp beantworten: Indem

die Garten- und Kleintierzucht, Ausgabe C – für

wir sowohl praktische Imker als auch Wissen-

Imker, davor die Leipziger Imkerzeitung. Gerade

schaftler zu Wort kommen lassen. Es gibt ja so-

in den letzten Jahren kommen aber auch viele

gar Wissenschaftler, die sich in der Praxis aus-

neue Leser hinzu, die zu den heute typischen

kennen. Diese Kombination schätzen wir an

Neuimkern zählen. Ganz oft sind das Menschen,

Autoren natürlich besonders.

Der Redakteur des Deutschen Bienen-Journals, Dr. Sebastian Spiewok, und Chefredakteurin Silke Beckedorf sind immer nah an der Praxis.

die eine gute Ausbildung genossen haben, politisch engagiert sind und etwas für die Umwelt tun möchten. Dadurch rücken bei uns auch die Umweltaspekte der Imkerei noch stärker in den Fokus. Inhaltlich setzen wir auf eine gute Mischung aus praktischen Tipps, Fachberichten und Reportagen. Ganz wichtig: Ich bin davon überzeugt, dass auch Fachzeitschriften guten Journalismus brauchen. Fachtexte müssen nicht trocken sein. Spannende Reportagen liest jeder gern. Dabei bin ich immer wieder erstaunt, was für fesselnde Geschichten sich auf dem Gebiet der Imkerei abspielen. Es macht uns Spaß, die-

Blütezeit in der Mark

97

Als Fachzeitschrift ist das Deutsche Bienen-Journal unter anderem auch Verbandsorgan der Imker-Landesverbände Berlin und Brandenburg. Wie funktioniert die Zusammenarbeit? Die Imkerverbände und Bieneninstitute schicken Termine und Meldungen an die Redaktion. Dort werden sie zusammengefasst und im Deutschen Bienen-Journal veröffentlicht. Wir haben in der Mitte jedes Heftes einen rund 20seitigen Teil, der die Mitteilungen der Vereine und Verbände enthält. Dort kann man sich über die anstehenden Termine bis hin zum eigenen Ortsverein informieren. Das setzt natürlich voraus, dass uns die Termine gemeldet werden. Bei den meisten Vereinen klappt das ganz gut.

lassen und auf der Seite „Fragen & Antworten“ veröffentlichen. Die Rubrik „Vermischtes“ lebt so-

Welche Möglichkeiten hat der Leser,

gar allein von den Tipps unserer Leser, die mit

sich selbst mit seinen

einem Bild samt wenigen Sätzen zahlreiche An-

Erfahrungen einzubringen?

regungen zum Nachmachen weitergeben.

Viele. Wir erhalten oft Hinweise. Manchmal wird

98

daraus ein kleiner Beitrag, manchmal ein Leser-

Was dürfen die Leser in Zukunft

brief. Wer eine flotte Feder hat, schreibt selbst.

vom Deutschen Bienen Journal erwarten?

Doch viele Leser mögen nicht selbst schreiben,

Auf jeden Fall spannende Beiträge rund um das

dann recherchieren wir. Oft kommen Fragen von

Thema Biene! 2016 werden übrigens die Monats-

Lesern, die wir dann von Experten beantworten

hinweise, also die Erläuterungen, was im jeweiligen

Blütezeit in der Mark

Monat an den Bienen zu tun ist, von einem ebenso professionellen wie interessanten Imkerpaar verfasst: Melanie Röck und Christoph Maaßen sind junge, welterfahrene Berufsimker. Mit Betriebssitz in Berlin halten sie ihre Völker auch an verschiedenen Standorten in Brandenburg. Zudem lassen wir uns wieder auf die Finger schauen: Über unsere Homepage www.bienenjournal.de lässt sich jederzeit das Treiben unserer „Verlagsbienen“ hoch über den Dächern Berlins verfolgen. Natürlich finden unsere Abonnenten auch brandaktuelle Informationen auf dieser Website.

Was wünschen Sie sich von Ihren Lesern? Ich schätze Leser, die ihre Meinung äußern. Wir müssen nicht immer übereinstimmen, auch Kritik ist gut. Wir wollen ein Forum für alle Themen sein die zur Imkerei gehören. Vor allem ein lebendiges – und das sind wir umso mehr, je aktiver unsere Leser sich beteiligen. Glücklicherweise sind unsere Abonnenten genau wie unsere Autoren sehr engagiert – vielen Dank dafür!

Blütezeit in der Mark

99

Ein Bienen-Beobachtungskasten lässt sich genauso gut im Klassenraum aufstellen wie ein Aquarium.

100

Bienen-Beobachtungskasten

Ein Bienen-Schaukasten bringt Leben in den Bio-

für die Schule

logieraum der Schule. Er lässt sich wie ein Aqua-

Zu DDR-Zeiten halfen Arbeitsgemeinschaften Jun-

rium im Unterrichtsraum installieren. Er wird vom

ger Imker dabei, den Imkernachwuchs zu rekru-

Imker mit Bienen, Brut und Vorräten besetzt. Der

tieren. Leider hat in Brandenburg in den 25 Jahren

Ausflug erfolgt durch eine zeitweilige Öffnung im

seit dem Mauerfall fast keine dieser meist an länd-

Fenster. Spannend wird die Aufzucht der Königin

lichen Schulen aktiven Arbeitsgemeinschaften

ebenso wie das Eintragen von Pollen samt aller

überlebt. Für die aktiven Imker und für viele Fach-

Vorgänge im Inneren. Der Bienen-Schaukasten

leute ist dies einer der Gründe für die seit Jahren

schlägt so eine Brücke vom Klassenzimmer in

festzustellende Überalterung der Imkerschaft.

die Natur. In unmittelbarem Erleben entdecken

Umso wichtiger ist, dass Imker heute vor allem

die Schüler Zusammenhänge in der Umwelt. Sie

auf Kindertagesstätten und Schulen zugehen,

werden sensibel für die Vielfalt an Pflanzen und

um für Bienen und Honig zu werben.

Tieren und wirken so bestens präpariert und mo-

Kinder wollen die Welt entdecken und gehen zu-

tiviert an deren Schutz mit. Ein Imker oder Im-

nächst neugierig und recht unbefangen an

kerverein besetzt etwa ab Mitte Mai für sechs

Neues heran. Was ist da faszinierender als kleine

bis acht Wochen einen vorhandenen Bienen-

Kribbel-Krabbel-Tiere? So ist es auch bei Bienen,

Schaukasten mit ein bis zwei Waben oder stellt

noch dazu wenn sie in großer Zahl in wenigen

ihn komplett der ortsansässigen Schule zur Ver-

Zentimeter Entfernung hinter Glas zu beobachten

fügung. Der Clou: Im Gegensatz zur üblichen

sind. Welche Faszination von einem Bienen-

Besetzung von Schaukästen wird dieser zwar zu

Schaukasten ausgeht, kann jeder Imker leicht

einem Drittel mit Brut und zu einem Drittel als

beobachten, der Kinder zu Besuch hat. Lässt

Futtervorrat samt Bienen besetzt, aber ohne Kö-

sich aus dieser Faszination nicht mehr machen?

nigin. Somit wird die ganze Sache sehr kosten-

Schließlich ist das praktische Lernen immer noch

günstig, erfordert keinen Betreuungsaufwand

die beste Schule.

und spätestens zu Beginn der Schulferien erhält

Blütezeit in der Mark

der Imker den Schaukasten in aller Regel samt

ren Etage, ist eine deutliche Kennzeichnung des

begatteter Jungkönigin zurück. Von Vorteil ist,

Fluglochs sinnvoll. Südlage ist zu vermeiden,

wenn sich auch etwas Drohnenbrut auf der Brut-

wenn der Fensterbereich nicht beschattet ist. Not-

wabe befindet und ein Wabenstück herausge-

falls hilft eine Verdunkelungsfolie oder ein Papier-

schnitten wird, das von den Bienen neu ausge-

bogen, der zugleich Informationen über Bienen

baut werden kann.

bieten kann, gegen starkes Aufheizen des Schau-

Es wird ein Fenster als Aufstellungsort gewählt,

kastens. Dabei sollte gesichert werden, dass das

an dessen Außenseite die Bienen unbehelligt

Ein- und Ausfliegen gut beobachtet werden kann.

ein- und ausfliegen können. Für die wenigen

Um die Bienen ohne Verluste leicht wieder zum

Frühlingswochen lässt sich der Fensterflügel

Bienenstand des Imkers bringen zu können,

oder die Fensterscheibe durch eine Plexiglas-

sollte der Beobachtungskasten in jedem Fall zu

scheibe ersetzen. In diese wird zuvor ein Loch

demontieren sein. Selbstverständlich geht bei all

gebohrt, durch den ein durchsichtiger Kunst-

dem nichts ohne die Hausmeister!

stoffschlauch mit mindestens 20 Millimetern In-

Um die Bienen nicht immer wieder zu irritieren,

nendurchmesser als Kanalverbindung zwischen

ist es am günstigsten, wenn die Lehrkräfte dafür

Schaukasten und Fenster gesteckt werden kann.

sorgen, dass der Schaukasten morgens geöffnet

Praktisch ist auch ein Kanal aus Plexiglas. Sein

und mit Schulschluss wieder geschlossen wird.

Boden sollte jedoch undurchsichtig sein. Hier

Die Bienen gewöhnen sich schnell daran und

eignet sich Sperrholz recht gut. Ist das Auswech-

können von den Schülern in jeder Pause aus-

seln des Fensterflügels nicht möglich, kann auch

giebig beobachtet werden: Ein- und Ausflug, Le-

ein Fensterflügel in leicht geöffneter Stellung fixiert

ben im Bienenstock, Entwicklung der Brut, der

und die entstandene Öffnung mit drei passend

Futtervorräte und natürlich der jungen Königin.

zugesägten Keilen verschlossen werden, von de-

Deren Schlupf, Ausflug und Eiablage sind für je-

nen der senkrechte die Bohrung für den Durch-

den Beobachter spannende Ereignisse. Mit der

gangskanal erhält. Liegt der Raum in einer höhe-

bloßen Hand lassen sich verschiedene Wärme-

Blütezeit in der Mark

Durch einen Kanal gelangen die Bienen jederzeit hinaus und können so ihren Lebensrhythmus beibehalten. Unbehelligt fliegen die Bienen ein und aus und lassen sich dabei gut beobachten.

101

Wer frühzeitig lernt, mit Tieren richtig umzugehen, bringt ihnen Toleranz und Achtung entgegen, statt sie zu fürchten.

102

zonen erfühlen. Ein Stethoskop gibt nie gehörte

die pflanzliche Umwelt näher untersucht. Vielleicht

Laute preis. Der Bienen-Schaukasten wird so

wird an einigen Blütenständen mit Fliegengaze

zum Bienen-Beobachtungskasten.

oder Damenstrümpfen der Beflug durch Bienen

Wenn sie schon einmal anwesend sind, lassen

verhindert, um ihren Einfluss auf den Fruchtansatz

sich die faszinierenden Lebewesen vielfältig in den

zu prüfen? Mit etwas Fantasie und den Literatur-

Unterricht einbeziehen. So können die Kinder be-

empfehlungen im Anhang lassen sich auch mit

obachten und protokollieren, was im Kasten ge-

wenig Aufwand verschiedene Lernstationen für

schieht. Das Was, Wie und Warum führt zum for-

unterschiedlichste Klassenstufen aufbauen. Viel-

schenden Lernen: Wie können wir die Hypothesen

leicht weckt der Beobachtungskasten den Wunsch

prüfen? Zudem gehen die Beobachtungen bald

nach mehr: Dann kann die Rückkehr des Beob-

über den Beobachtungskasten hinaus. Zusam-

achtungsvölkchens zum Bienenstand des Imkers

menhänge mit dem Wetter werden erkannt und

mit einem Vor-Ort-Besuch verbunden werden.

Blütezeit in der Mark

Keine Demo, sondern Ausdruck jugendlichen Engagements: Im Ernteumzug weisen die jungen Bienenfreunde stolz auf ihr ungewöhnliches Lernumfeld hin.

Blütezeit in der Mark

103

Schult den Riechsinn: Duftorgel

bäude in ein Eldorado für Eidechse, Distelfalter, Igel und Co. herzurichten. Hier können die Kinder am lebenden Objekt anschaulich lernen, wie es in der Natur zugeht. Ein Gehölzlehrgarten, im Fachjargon Arboretum genannt, ein Gartenteich und ein Bauerngarten samt Kräuterecke lassen leicht erkennen: Grünzeug ist nicht nur grün. Grünzeug blüht bunt. Manches davon schmeckt sogar. Und das noch besser als das Grünzeug

104

Bienenerlebniswelt

aus dem Supermarkt.

Königs Wusterhausen

Genau so bunt wie die Pflanzenwelt ist auch die

Eigentlich hatte Britta Herter nichts mit Bienen

Tierwelt, die sich dort einstellt. Zwar schillern

zu tun. Eigentlich. Denn eigentlich ist sie Lehrerin

nicht alle Tiere in so leuchtenden Farben wie

für Biologie an der Oberschule Johann Gottfried

Stieglitz, Zitronenfalter oder Tagpfauenauge. Da-

Herder in Königs Wusterhausen. Außerdem leitet

für faszinieren Eichhörnchen, Kohlmeise und

sie die Regionalgruppe der Schutzgemeinschaft

Weinbergschnecke auf andere Weise. So ver-

Deutscher Wald samt Jugendgruppe, den „Wal-

schieden sie doch sind, haben sie irgendwie alle

dies“. Um die Natur zu schützen. Darüber wird

miteinander zu tun.

viel geredet. Taten sind besser – und genau ihr

Doch was wäre diese kleine heile Welt ohne Blü-

Ding. Doch allein die Welt retten? Nein. Allein

tenbestäubung? Schließlich sind Honigbienen in

geht das nicht. Hier ist jeder gefragt. Der Grund-

den vergangenen Jahrzehnten deutlich weniger

stein dafür wird in frühester Jugend gelegt. Wer

geworden. Nur in der Obhut des Menschen ha-

wüsste das besser als eine Lehrerin? Und wer

ben sie noch eine Chance. Doch viele Imker sind

hätte mehr Möglichkeiten?

zu alt, können ihre Schützlinge nicht mehr lange

Deshalb fing Herter mit ihren „Waldies“ frühzeitig

hegen und pflegen. Was dann? Wie lassen sich

an, eine trostlose Fläche hinter dem Schulge-

junge Leute motivieren, sich um die unschein-

Blütezeit in der Mark

baren aber wichtigen Stachelträger zu kümmern?

ßen Außenwelt lassen sich die Bienen mit allen

Nicht durch überreden. Sondern durch Faszina-

Sinnen erleben und verstehen: Nicht nur das Se-

tion. Eine Bienenerlebniswelt. Wo die Schüler zu

hen und Hören wird angesprochen, sondern

Bienen werden und so verstehen(d) lernen. Da

ebenso das Riechen, Schmecken, Tasten.

kam das Konjunkturpaket II gerade recht.

Bereits die Gestaltung des Unterrichtsraums ver-

Einzigartig im Land Brandenburg können heute

setzt die Schüler in eine andere Welt. Die Wände

die Schüler in die Welt der Bienen eintauchen.

sind mit Waben samt Bienen und Brut bemalt.

Sowohl in einem speziell hergerichteten Klas-

Nahrungspflanzen ergänzen die Darstellungen.

senraum als auch in der 3 000 Quadratmeter gro-

Bienen- und Blütenmodelle in Großformat be-

Blütezeit in der Mark

Die Bienenerlebniswelt in Königs Wusterhausen

105

Bienen-Quiz: Welches Bild gehört zu welchem Text? Wer das weiß, darf weiter. Pollen im Höschen sammeln und dann aber ab nach Hause. Mit der Seilbahn geht das wie im Fluge.

106

stärken den Forscherdrang genauso wie mikro-

lände sausen und aus großen Blüten-Nachbil-

skopisch kleine Präparate von Bienenbeinen und

dungen farbige Kugeln einsammeln, die den Pol-

-antennen samt Tasthaaren.

len imitieren. Aber bitte nur in jeweils einer Farbe.

Die Firma Dubrow Naturschutzmanagement

Denn Honigbienen sind blütenstet – eine Eigen-

GmbH hat eine spezielle Duftorgel, eine Geräu-

schaft, die vom Blütenbesuch nicht nur zur Be-

schebox, eine Quiz-Wand und einen Pedal-Ge-

stäubung, sondern zur Befruchtung führt und da-

nerator entwickelt, mit dem man selbst Strom er-

mit zu Samen und Früchten. Damit das auch so

zeugen muss, um an weitere Informationen zu

schnell geht wie im Fluge, steht eine eigens er-

gelangen. In den Schränken sind Lernspiele und

richtete Seilbahn bereit.

Materialien verstaut, mit denen die Kinder Bie-

So lässt sich das gesamte Bienenleben nach-

nenobjekte basteln können. Das erfordert viel

vollziehen und verstehen: Zunächst durchlaufen

Aufmerksamkeit: Wie viele Beine hat eigentlich

oder besser durchkriechen die menschlichen

eine Biene? Und vor allem: Wo hat sie diese?

Bienchen-Darsteller die Entwicklung in den engen

Ganz zu schweigen von der Frage, wofür sie da-

Zellen. Sobald sie herausschlüpfen, putzen sie

von mehr als jeder Vogel braucht. Schließlich

wie einen Bienenstock das Gelände mit Besen

hat sie nicht nur zwei, sondern sogar vier Flügel!

und Schippe, um anschließend aus den sechs-

Doch Natur kann man authentisch nur in der Na-

eckigen Zellen neue Waben zu bauen. An Duft-

tur erleben. Deshalb warten draußen noch grö-

orgel und Geräuschebox schulen sie ihren Riech-

ßere Überraschungen: Ein unverkennbar für die

und Hörsinn, um dann im Rausch der Geschwin-

Bienenerlebniswelt umgerüsteter ehemaliger

digkeit den Blütenbesuch nachzuempfinden.

Bauwagen, dem man seine Vergangenheit nicht

Doch auch die Imkerpraxis kommt nicht zu kurz:

mehr ansieht. Heute erinnert er eher an „Pippi

Etwas abseits fallen bunte Bienenkästen ins

Langstrumpf“ und zieht so die Schüler in ihren

Auge. Sie befinden sich gleich neben dem Holz-

Bann. Mit Flügeln, Fühlern und bunten Bechern

haus, in dem es betörend nach Wachs und Ho-

an ihren Beinen dürfen sie bald über das Ge-

nig duftet. Hier logiert die Imker-AG. Wer Lust

Blütezeit in der Mark

hat, kann sich allwöchentlich die Imkerkleidung

im Winter ruhen, wächst das Volk im Frühjahr,

überstreifen und nachschauen, ob die Bienen

sobald es draußen grünt und blüht. Immer mehr

fleißig waren.

Brut wird aufgezogen, die sich hinter verschlos-

Die Bienen haben zwar eine strenge Ordnung.

senen Zelldeckeln von der fast regungslosen

Doch irgendwie sieht es im Inneren des Volkes

Larve zum flugfähigen Insekt verwandelt. Dafür

immer wieder anders aus. Während die Bienen

werden Waben mit regelmäßigem Sechseckmus-

Blütezeit in der Mark

Blickfang im Außengelände ist der Bienenwagen.

107

Inspektion der frisch gebauten Wabe: Was kann ich tun?

ter gebaut, deren Zellen aber unterschiedlich groß sind – je nachdem, ob Arbeiterinnen oder Drohnen entstehen sollen. Und plötzlich werden noch besonders auffallende Wachszellen an die Waben gebaut. Sie sehen aus wie Fingerhüte. Darin werden Königinnen aufgezogen, erklärt Britta Herter den aufgeregten Schülern. Will sich das Bienenvolk etwa aus dem Staub machen? Was tun? Auch dafür hat die Lehrerin inzwischen eine Lösung. Denn mit der Zeit wird sie immer mehr zur Imkerin – so wie es vor ihr viele Schulmeister waren. Jeden Dienstag von 14.30 bis 16 Uhr treffen sich die „Waldies“ in der Bienenerlebniswelt der Europaschule Johann Gottfried Herder in Königs Wusterhausen, Erich-Weinert-Straße 9. Interessenten sind herzlich eingeladen.

Das Imkern kann man am komplett ausgestatteten Bienenstand lernen.

108

Blütezeit in der Mark

nur) durch Zufall. Nachdem er seinen Beruf als

Ein Lehrbienenstand am

Bauingenieur aus gesundheitlichen Gründen früh-

Rande der Stadt

zeitig an den Nagel hängen musste, erfüllte er

Wer das Pädagogische Zentrum für Natur und

sich seinen Kindheitstraum von eigenen Bienen

Umwelt in Cottbus besucht, stößt auch hier auf

und eigenem Honig. Als 2009 ein Wechsel in der

einen Bienenstand. „Hier gehen keine Bienen in

Führung des Lehrbienenstands auf dem viel ge-

die Lehre, hier können Interessierte alles rund

nutzten Gelände anstand, musste Ulrich Meier

um die Bienen lernen“, – verrät Imker Ulrich Meier.

nicht lange gebeten werden. Schließlich waren

Zum Lehrer in Sachen Bienen wurde er (nicht

seine Kinder bereits flügge und die Weitergabe

Blütezeit in der Mark

Am spannendsten wird es, wenn alle ihre Imkerhaube aufsetzen, um mit den Bienen auf Tuchfühlung zu gehen.

109

Nachwuchs im Imkerverein

110

eigenen Wissens schien ihm eine reizvolle Auf-

nen Obstplantagen seines Heimatortes half, be-

gabe, zumal ihm der Umgang mit Bienen samt

trachtete er ganz verzückt die vielen bunten Käs-

Honigverzehr neue Kraft verlieh.

ten im reetgedeckten Bienenhaus und weiß seit-

„Wichtig ist, der Jugend Werte zu vermitteln. Es

dem: Ohne Bienen kein Obst.

müssen ja gar nicht alle Imker werden. Wenn

Etwas unheimlich war es schon. Es gab die

die Kinder Verständnis für Bienen entwickeln und

strenge Anweisung, die Bienen nicht zu stören.

einen rücksichtsvollen Umgang mit unserer Natur

Doch wenn der Imker kam und die Tür öffnete,

erlernen, werden sie auch später sorgsam mit

gab es für den kleinen Uli kein Halten mehr: „Ein

diesen wertvollen Gütern umgehen“ hofft Meier.

lieblicher Geruch von Honig und Wachs durch-

„Kinder sind offen für ihre Umwelt und nehmen

strömte den Raum als ob es schon Weihnachten

das an, was wir ihnen vorleben. Wenn schon die

wäre. Die Beengtheit zwischen den Holzwänden,

Eltern aufdringliche Wespen für Bienen halten –

das Schatten werfende Licht der schon tief ste-

wie sollen es dann die Kinder besser wissen?“

henden Sonne, das deutlich vernehmbare Sum-

Schließlich spricht er aus Erfahrung: Während er

men der Bienen und die absolute Ruhe, die der

als Kind bei der Obsternte auf den nahegelege-

Imker verströmte, machten jeden Besuch zu ei-

Blütezeit in der Mark

Tiere sind für Kinder immer faszinierend.

nem kleinen Abenteuer. Diese Faszination ließ

sie an der Honigschleuder kurbeln dürfen und

mich nie wieder los. Doch je mehr ich über Bie-

plötzlich die goldgelbe Masse aus den Waben

nen lernte, desto mehr wurde mir bewusst, wie

spritzt. Damit die Schüler das nicht so schnell

wenig ich doch weiß. Heute nehme ich die Natur

vergessen, dürfen sie ein Glas Honig behalten.

noch viel intensiver wahr – den Duft oft unschein-

Beim Abwiegen sind dann alle ganz genau: Sie

barer Blüten oder das Zwitschern unserer reich-

passen auf, dass keiner auch nur ein Gramm zu

haltigen Vogelwelt.“

viel mit nach Hause nimmt. Doch wenn Ulrich

Regelmäßig kommen Klassen der umliegenden

Meier wie ein Zeremonienmeister eine Königin

Schulen in das Pädagogische Zentrum für Natur

krönt, herrscht etwas, was manche Lehrer von

und Umwelt. Mit den Garten-Pädagoginnen ent-

ihren Schülern sonst nicht kennen – atemlose

decken sie hier, wie Kopfsalat entsteht, wo Äpfel

Stille.

wachsen, wann Erdbeeren und Tomaten reifen.

Doch manchmal wünscht sich der Imker schon,

Wie Honig in das Glas gelangt, das zeigt ihnen

dass die Schüler besser vorbereitet zu ihm kä-

der Imker. Meist Staunen die Schüler noch, wenn

men. Er hofft, dass die Lehrer die Eindrücke im

ihnen eine Biene ohne zu pieksen über die Hand

Nachhinein mit den Schülern vertiefen.

krabbelt. Die Augen werden noch größer, wenn

Denn Bienen sind ein gutes Beispiel für die Ab-

Blütezeit in der Mark

111

läufe und Gesetzmäßigkeiten in der Natur. Nicht nur der Biologieunterricht könnte von Beobach-

praktischen Umgang mit den Tieren zu erlernen.

tungen an Bienen profitieren, auch der Mathe-

Damit das möglichst authentisch funktioniert,

matik-, Physik- und Chemie-Unterricht ließe sich

werden die Termine grob geplant und je nach

nach Meinung des Fachmanns mit dem durchaus

Entwicklung der Bienenvölker sowie der Pflanzen

vorhandenen naturkundlichen Forscherdrang leb-

vor Ort samt der passenden Witterung wenige

hafter gestalten – sogar der Kunst-Unterricht und

Tage zuvor telefonisch oder per Mail konkreti-

die Informatik. Für diesen Zweck wünscht sich

siert. Denn auch das will Ulrich Meier den Neuen

Meier eine elektronische Stockwaage mit Wetter-

gleich mitgeben: Erfolgreich imkern bedeutet,

station und Daten-Fernübertragung. „Damit wür-

das Richtige zum richtigen Zeitpunkt zu tun. So

den sich ganz neue Anwendungsbereiche im Un-

vorbereitet bleiben die meisten dabei. Der Cott-

terricht ergeben. Mit selbst gewonnenen realen

busser Imkerverein wächst.

Daten ließen sich beispielsweise Berechnungen in Excel durchführen oder Diagramme erzeugen“, wirbt er für sein Anliegen. Angetan davon, wie sich Kinder und Jugendliche für die Natur begeistern lassen, plant Ulrich Meier, eine Arbeitsgemeinschaft Junge Imker zu gründen. Schließlich könnte er auch hier aus Erfahrung schöpfen. Diese Begeisterung ist ansteckend. Gern vermittelt Ulrich Meier heute Neu-Imkern sein Wissen. Dafür stehen ein Dutzend Bienenvölker in unterschiedlichen Behausungen (Beuten) samt den erforderlichen Gerätschaften bereit. Wer noch keine Imkerkleidung hat, dem kann geholfen werden. So geht es nach einem ein-

112

führenden Theorieteil zu den Bienen, um den

Blütezeit in der Mark

In der Bienenmanufaktur Gaitzsch herrscht Hochkonjunktur.

Wege zum eigenen Volk Für die einen ist Bienenhaltung ein Hobby, die anderen erwirtschaften damit ihr Einkommen. Oft geht es dabei um einen persönlichen Beitrag für den Naturschutz. Doch egal was im Vordergrund steht, die Faszination, der ökologische oder der wirtschaftliche Nutzen – all das kann sich nur entfalten, wenn es dem Bienenstaat und jedem einzelnen Mitglied gut geht. Somit lässt sich die Aufgabe des Imkers eindeu-

Zwar muss man sich um Honigbienen nicht jeden

tig formulieren: Aufgabe des Imkers ist es, die

Tag kümmern, aber ganz so einfach wie Kanin-

Bienenvölker in ihrer Entwicklung zu unterstützen

chen halten oder Briefmarken sammeln ist Bie-

und die volle Entfaltung ihrer Leistungsfähigkeit

nenhaltung auch nicht. Ein gutes Maß an Kennt-

zu fördern.

nissen der Bienenkunde ist schon erforderlich,

Genau das macht ja den Reiz der Bienenhaltung

um zu erkennen, ob es den Insekten gut geht.

aus. Der Halter muss auf das Bienenvolk und

Ohne Lernen geht es nicht. Der Handel mit Im-

seine Bedürfnisse unter den jeweiligen Gege-

ker-Büchern boomt. Doch kochbuchartige Lek-

benheiten so einwirken, dass es sich bestmög-

türe, frei nach dem Motto „nehme dieses, tue je-

lich entwickelt. Dann kann es Krankheiten,

nes und erwarte, dass dabei etwas heraus

Schädlingen, tierischen Räubern und langen

kommt“, sind wenig hilfreich.

Wintern widerstehen.

Besser ist es, ein Bienenvolk verstehen zu lernen

Mit dem überschüssigen, erntefähigen Honig

und daraus mögliche Lösungsansätze für kon-

steigt auch die Freude an der Bienenhaltung.

krete Probleme ableiten zu können. Deshalb sind

Entscheidend ist, zum richtigen Zeitpunkt das

Bücher mit Hintergrundinformationen, wie sie im

Richtige zu tun. Hier steckt die Tücke im Detail.

Anhang empfohlen werden, oft hilfreicher.

Blütezeit in der Mark

113

Da man aber nicht alles Rüstzeug, das man für

114

nen, die sich allerdings auf die ersten ein bis

den Einstieg benötigt, in einem Buch finden und

drei Jahre verteilen lassen.

auch nicht in kurzer Zeit erlernen kann, ist es

Wer Glück hat und eine neuwertige gebrauchte

sinnvoll, einen Einsteigerkurs zu besuchen, wie

Ausstattung erwerben kann, ist natürlich günsti-

er an den Bieneninstituten in Hohen Neuendorf

ger dran als bei einer kompletten Neuanschaf-

und Berlin-Dahlem, an verschiedenen Volkshoch-

fung. In den folgenden Jahren fallen nur noch

schulen oder von den Imkerverbänden angebo-

Verbrauchsmaterialien an, die mit dem geernte-

ten wird. Adressen bietet der Anhang. Imker-

ten Honig zu finanzieren sind.

Zeitschriften begleiten den Bienenfreund ebenso

Langfristig betrachtet, ist die Imkerei eines der

wie der kostenlos abonnierbare Info-Brief der

wenigen Hobbys, die sich selbst finanzieren:

Bieneninstitute ein Leben lang. Denn als Imker

Selbst wer keinen Honig vermarktet, wird zumin-

lernt man nie aus.

dest keinen süßen Brotaufstrich mehr kaufen

Wer sich der Bienenhaltung widmen will, ist gut

müssen. Mit dem eigenen Honig samt selbst ge-

beraten, sich einem Imkerverein anzuschließen.

bastelten Kerzen aus eigenem Bienenwachs, hat

Im regen Austausch mit Gleichgesinnten lässt

man immer ein persönliches Geschenk.

sich manches unüberwindbar erscheinende Pro-

Für die Betreuung seiner Bienenvölker sollten

blem leicht klären. Hier finden Einsteiger nicht

Einsteiger einen halben Tag pro Woche einpla-

nur fachliche Kompetenz, sondern auch die nö-

nen. Allerdings ist der Betreuungsaufwand nicht

tige Unterstützung für den erfolgreichen Start.

durchgängig gleich. Müssen anfangs Beuten

Oft werden Imkerpatenschaften und das Imkern

(Bienenkästen) und weiteres Material aus dem

auf Probe angeboten. In diesen Fällen können

Imkereibedarfshandel beschafft und teils gestri-

sich Neulinge mit der Bienenhaltung vertraut ma-

chen werden, müssen später die von anderen

chen, ohne zunächst die volle Verantwortung

Imkern gekauften Bienenvölker entsprechend ih-

und die vollen Kosten zu übernehmen. Immerhin

rem Raumbedarf erweitert oder eingeengt, auf

muss man bei einer komplett neuen Ausstattung

eventuelle Krankheiten und Schädlinge kontrol-

einer kleinen Imkerei mit bis zu 2 500 Euro rech-

liert und diese dezimiert sowie die Vermehrung

Blütezeit in der Mark

der Völker überwacht und gelenkt werden. Hierbei wird vom Imker Hilfestellung durch Bereitstellung neuer Behausungen gewährt. Am einfachsten und sinnvollsten ist, wenn ein Imker die

muss der Nahrungsvorrat bedarfsgerecht abge-

Völker durch Teilung vermehrt, sobald sie ver-

schöpft oder ergänzt werden.

mehrungswillig sind. Dies ermöglicht die witte-

Aber keine Sorge: Imker sind nicht das ganze

rungsgeschützte, weitere Entwicklung, während

Jahr gebunden und Nachbarn müssen sie auch

ein sich selbständig auf die Suche begebendes

nicht mit der Pflege ihrer Lieblinge beauftragen,

Bienenvolk zu oft den sicheren Tod findet. Zudem

sofern sie mal verreisen wollen. Von April bis Juni

Blütezeit in der Mark

Bienen werden ganzjährig draußen gehalten. Die Freiaufstellung in Magazinbeuten spart Kosten.

115

Prüfen der Beuten

sollte man allerdings schon wöchentlich am Bienenstand sein. Danach sind auch zwei- bis drei-

Fördergelder von Land und EU

wöchige Urlaubsreisen möglich.

„Mit Fördermaßnahmen hat das Brandenburger

In der Vergangenheit war Bienenhaltung mit dem

Agrarministerium in der Vergangenheit Nach-

Ländlichen verbunden. Heute ist auch die Stadt-

wuchsimkern immer wieder den Start erleichtert.

imkerei voll im Trend. Selbst in Zentren von Groß-

Das Agrarministerium hat bereits seit mehr als

städten wird die Bienenhaltung auf geeigneten

zehn Jahren finanzielle und organisatorische Un-

Dächern zunehmend beliebter. Sofern man über

terstützung bereitgestellt, um die Imker im Land

kein eigenes Wohn- oder Gartengrundstück ver-

beziehungsweise im Verbund mit anderen Bun-

fügt, muss der Eigentümer der avisierten Fläche

desländern zu fördern“, so Agrarminister Jörg

zustimmen. In Kleingartenanlagen ist die Bienen-

Vogelsänger, „mit dem Ergebnis, dass in jüngster

haltung nach Bundeskleingartengesetz sogar

Zeit wieder ein Anstieg vermeldet werden kann.“

ausdrücklich erwünscht. Fördert sie doch den

Zur Neuimker-Förderung sollen bis 2016 jährlich

Fruchtansatz bei Obstgehölzen ebenso wie bei

um die 65 000 Euro bereitgestellt werden. Darin

Erdbeeren, Tomaten und Kürbis. Schließlich und

enthalten sind laut Ministerium auch EU-Gelder.

endlich darf die, wenn auch formlose, Anmeldung

Pro neu gemeldeten Bienenhalter sei ein Zu-

der Bienenhaltung beim Veterinär- und Lebens-

schuss von bis zu tausend Euro möglich. Über

mittelüberwachungsamt des Landkreises oder

die Imkerverbände können diese Fördermittel

der kreisfreien Stadt nicht vergessen werden.

beantragt werden, doch reichen sie nicht für alle.

Wem das alles zu aufwendig ist, der sollte es

In der laufenden EU-Förderperiode bis 2020 wird

mit Wildbienen versuchen. Die brauchen nur eine

die Bienenhaltung insbesondere durch Agrarum-

Behausung und viele blühende Pflanzen im Gar-

welt-Klimaschutzmaßnahmen unterstützt. Hierzu

ten, aber keine Pflege. Allerdings geben sie auch

zählen die Bewirtschaftung von Dauergrünland-

keinen Honig.

flächen mit Verbot der Anwendung von mineralischer und chemisch-synthetischer Stickstoffdüngung und Pflanzenschutzmitteln sowie dem

116

Blütezeit in der Mark

Blütezeit in der Mark

117

Verzicht auf wendende und lockernde Bodenbearbei-

periode 2014 – 2020 neue ökologische Anforderungen.

tung bei Erneuerung der Grünlandfläche, die Anlage,

Dieser Umweltbeitrag, hat zur Folge, dass Landwirte

Pflege und Bewirtschaftung von Schonstreifen oder

30 Prozent ihrer Direktzahlungen nur dann erhalten,

Ackerrandstreifen beziehungsweise Ackerrandflächen

wenn sie konkrete Umweltleistungen erbringen. Diese

(hier ist die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und

umfassen den Erhalt von Dauergrünlandflächen wie

von stickstoffhaltigen Düngemitteln verboten), die Pflege

Wiesen und Weiden, eine verstärkte Anbaudiversifizie-

und regelmäßige Bewirtschaftung von extensiv genutz-

rung (größere Vielfalt bei der Auswahl der angebauten

ten Obstbeständen, die Beibehaltung von Zwischen-

Feldfrüchte) sowie die Bereitstellung sogenannter öko-

früchten oder Untersaaten über den Winter.

logischer Vorrangflächen auf Ackerland.

Im Rahmen des neu eingeführten Greeningkatalogs

Nach der in der EU erzielten Einigung müssen land-

wirkt der Erhalt von Dauergrünlandflächen (Wiesen und

wirtschaftliche Betriebe ab 2015 grundsätzlich zunächst

Weiden), der obligatorische Fruchtartenwechsel beim

fünf Prozent ihrer Ackerflächen als ökologische Vor-

Anbau von Kulturen auf Ackerflächen, die Einrichtung

rangflächen bereitstellen. Diese Flächen müssen im

von ökologischen Vorrangflächen auf fünf Prozent der

Umweltinteresse genutzt werden. Eine landwirtschaft-

Ackerflächen (zum Beispiel durch brachliegende Flä-

liche produktive Nutzung ist unter bestimmten Bedin-

chen, Landschaftselemente, Pufferstreifen, Flächen mit

gungen, zum Beispiel beim Anbau stickstoffbindender

Zwischenfruchtanbau, Flächen mit stickstoffbindenden

Pflanzen, aber zulässig. Auf diesen Flächen soll keine

Pflanzen) als Unterstützung für die Bienenhaltung. Mit

Chemie eingesetzt werden und eine ökologische Infra-

dem Greening erfüllen Landwirte seit der EU-Förder-

struktur entstehen.

118

Blütezeit in der Mark

Imker

Bienenvölker

4 000

40 000

3 500

35 000

3 000

30 000

2 500

25 000

2 000

20 000

1500

15 000

1000

10 000

500

5 000

0

0

1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

netzen. Nicht von ungefähr schließen sich seit

Von Bienen lernen –

alters her Imker zusammen, um die Bienenhal-

Gemeinschaft erleben

tung zu harmonisieren, sich auszutauschen, von-

Wer Bienen hält, ist nicht allein. Schließlich haben

einander zu lernen und schließlich ihr Wissen

Honigbienen einen Aktionsradius von zirka drei

und Können an die nächste Generation weiter-

Kilometern um ihre Behausung, den sie bei Be-

zugeben.

darf auch auf über zehn Kilometer ausweiten

Nachdem in den 90er Jahren die Bienenhaltung

können. Insofern stehen schon mal die Bienen-

in Brandenburg durch Preisverfall beim Honig

völker einer Region zumindest potenziell in Kon-

aufgrund massiver Billigimporte sowie infolge ho-

takt, was nicht nur Vorteile bringt. Schließlich

her Arbeitslosigkeit und der damit verbundenen

können auf diese Weise auch Krankheitserreger

existenzielle Probleme sowie durch die boo-

und Schädlinge ausgetauscht und Raubzüge

mende Freizeitindustrie deutlich eingebrochen

begangen werden. Denn so harmonisch wie es

ist, nimmt sie seit 2007 wieder an Fahrt auf. Von

in einem Bienenvolk zugeht – zwischen den Völ-

den nunmehr 4000 Bienenhaltern im Land orga-

kern herrschen andere Gesetze. Umso wichtiger

nisieren sich allein im Landesverband Branden-

ist es, dass sich ihre Heger möglichst gut ver-

burgischer Imker e.V. mit seinen regional verteil-

Blütezeit in der Mark

2014

2015

Nachdem die Bienenhaltung in Brandenburg Anfang der 90er Jahre auf 20 Prozent zusammengebrochen ist, gibt es seit 2007 wieder einen deutlichen Aufwärtstrend.

119

– insbesondere wenn es darum geht, Förderprogramme zu initiieren und großflächige Aktivitäten zu entfalten, ob für imkerliche Investitionen, die Verbesserung der Vermarktungsbedingungen, Blühflächenprogramme, Baum- und Alleenschutz, bestäuberfreundliche Biomasseproduktion, bienenkundliche Forschung, Bildung und Beratung, nützlingsschonenden Pflanzenschutz. Während Imkerbund und Landesverband auf Bundes- und Landesebene agieren, arbeitet der örtlich beziehungsweise regional tätige Imkerverein dort, wo die Imker ihre Bienen halten. Vor Ort bestehen schließlich die größten Einflussmöglichkeiten auf jene Gremien und Unternehmen, die oftmals unbewusst über die Nahrungsgrundlagen der Bienen entscheiden: Umweltämter, Umweltausschüsse, Landwirtschaftsbetriebe. Zudem ist

120

ten Vereinen über 2 300 Imker unter einem Dach.

die Abstimmung mit Landwirten über Pflanzen-

Dafür gibt es gute Gründe. Schließlich ist die Im-

schutzmaßnahmen leichter, wenn beiderseits nur

kerorganisation eine gut aufgestellte Interessen-

wenige Ansprechpartner in Erscheinung treten.

vertretung.

Über den direkten Kontakt der Imker untereinander

Nachhaltige, erfolgreiche Bienenhaltung setzt

und insbesondere des Vorstands zu seinen Mit-

gute Bedingungen voraus. Diese zu erhalten

gliedern sind schnellere Information über aktuelle

oder gar zu verbessern, kann der Einzelne in

Neuigkeiten möglich. Die allgemeinen Medien bie-

der Gemeinschaft wesentlich effektiver angehen

ten für imkerliche Informationen wenig. Imkerzeit-

Blütezeit in der Mark

schriften haben eine monatelange Vorlaufzeit, bis

sonders hohen Qualitätsanforderungen, die der

sie im Briefkasten landen. Über die Imkervereine

Deutsche Imkerbund in seiner Warenzeichensat-

werden aktuell Informationen über Fördermittel für

zung festgeschrieben hat. Die Marke Echter Deut-

Neuimker, Vergiftungsschäden, optimale Witte-

scher Honig tritt in einem einheitlichen Erschei-

rungsbedingungen für die Schädlingsbekämpfung

nungsbild

der

ausländischen

Nach der Süßkirsche warten Birne und Apfel auf die Bestäubung.

Konkurrenz

oft noch am selben Tag verbreitet.

entgegen, die den Honigmarkt weitgehend be-

Zudem profitiert der Imker über den Abschluss

herrscht. Der D.I.B. sorgt auch dafür, dass alle

der Gruppenversicherung der Imkerverbände

Angaben, die mit Gesetzen und Verordnungen

durch eine günstige Versicherung. Dies gilt so-

vorgeschrieben werden, auf dem Gewährver-

wohl für die Tierhalter-Haftpflicht als auch die

schluss des Honigglases des D.I.B. enthalten

Tierhalter-Rechtsschutz-Versicherung. Selbst die

sind. Dies bedeutet mehr Rechtssicherheit für den

Abwicklung versicherter Schäden ist relativ ein-

Einzelnen gegenüber der amtlichen Lebensmit-

fach, weil der Versicherer einer relativ großen

telüberwachung. Die Entwicklung von Werbemit-

Anzahl Versicherter gegenübersteht, die sich un-

teln durch den D.I.B. gewährleistet ein einheitli-

tereinander austauschen und dabei die Qualität

ches Erscheinungsbild von Werbung und Produkt.

des Versicherers beurteilen, also einen gewissen

Aufbauend auf einheitlichen Qualitätskriterien und

Druck ausüben.

einem einheitlichen Erscheinungsbild des Honigs

Wer Honig vermarktet, benötigt geeignete Behält-

ist die Teilnahme an Qualitätswettbewerben mög-

nisse samt Etiketten mit allen rechtlich erforderli-

lich. Diese bieten einen guten Anlass für die Öf-

chen Angaben. Er braucht Werbung. Doch nur

fentlichkeitsarbeit in der jeweiligen Region. Darü-

Mitgliedern von Imkervereinen, die den Landes-

ber hinaus dienen die Urkunden der Werbung im

verbänden des Deutschen Imkerbunds e.V.

eigenen Verkauf, insbesondere bei der Vermark-

(D.I.B.) angehören, ist die Verwendung des D.I.B.-

tung ab Haus oder über einen Hofladen.

Glas einschließlich der hiermit verbundenen Wer-

Schließlich und endlich bietet der Imkerverein

bemittel möglich. Dieses Glas steht für die be-

die Gemeinschaft. Man lernt hier neue Leute ken-

Blütezeit in der Mark

121

Aller Anfang ist schwer In einer großen Gemeinschaft leben Melanie Röck und Christoph Maaßen mit ihren Bienen. Beide sind junge, bestens ausgebildete und welterfahrene Berufsimker. Das heißt, sie wollen nicht nur mit, sondern auch von den Bienen leben. Die Süßkirsche blüht und lässt auf einen guten Start hoffen.

122

nen. Oft entstehen daraus intensive Freundschaf-

Maaßen, der schon von Kindesbeinen an mit Bie-

ten, die ein Leben lang halten.

nen vertraut ist, berichtet vom nicht ganz einfa-

Doch wie findet man einen Verein? Der Anhang

chen Start in die Selbständigkeit: „Angefangen

enthält Adressen zu den Imkerverbänden in der

hatte alles 2008 mit dem Abschluss unserer Aus-

Region. Auf deren Internetseiten sind auch die

bildung zum Tierwirt, Fachrichtung Imkerei.“ Me-

zugehörigen Vereine verzeichnet. Vielfach sind

lanie und er hatten das Imkerhandwerk erlernt.

die örtlichen Imkervereine auch in den Vereins-

Sie an einer Universität, er an einem staatlichen

listen der Städte und Gemeinden zu finden. Hier

Bieneninstitut. „Beim winterlichen Blockunterricht

hilft ein Blick auf die Homepage der Stadt- oder

lernten wir uns an der zentralen Berufsschule im

Gemeindeverwaltung. Zudem pflegt mancher

niedersächsischen Celle kennen und lieben. Da

Verein einen eigenen Internetauftritt. Außerdem

unsere Ausbildung im August endete und die

lohnt ein aufmerksamer Blick auf Ankündigungen

Einstellungschancen für einen Imkergesellen im

für Kleintierausstellungen, Herbstfeste und Wo-

Herbst schlecht sind, zogen wir gemeinsam für

chenmärkte: Hier findet sich oft ein Ansprech-

ein dreiviertel Jahr nach Neuseeland“, so der

partner der süßen Zunft. Jetzt nur keine Schwel-

Imker. Dort arbeiteten beide in einem kleinen Fa-

lenangst: Imker sind meist freundliche Leute: Ist

milienbetrieb mit 3 000 Bienenvölkern. Nach der

der erste Kontakt geknüpft, ermöglichen die Ver-

gut behüteten Ausbildung in Deutschland war

eine, zunächst als Gast an ihren Veranstaltungen

das für beide ein Kulturschock. Drei Personen

teilzunehmen – bevor Mann oder Frau sich end-

betreuten dort die Völker. Zwei weitere kümmer-

gültig entscheidet.

ten sich um die Ableger (Jungvölker) und ums

Blütezeit in der Mark

Ausschleudern des Honigs. Die Arbeit war sehr

Im Frühjahr 2011 sollte es richtig losgehen. Die

hart, aber sie hat das Paar auf „ … die vor uns

Maaßens hatten knapp 100 Völker und im Winter

liegende Belastung im eigenen Betrieb optimal

schon große Pläne geschmiedet. Für fast alle

vorbereitet. Glücklicherweise finanzierte uns der

Völker war der Einsatz zur Bestäubung in Obst-

dortige Chef noch den Lkw-Führerschein, der

plantagen Brandenburgs vereinbart.

sich in Deutschland umschreiben ließ. Heute er-

Es fing jedoch recht holprig an. Ein gebraucht

weist uns diese Fahrerlaubnis große Dienste.“

gekauftes Auto ging schon nach einem Tag in

Im Anschluss an Neuseeland arbeiteten die bei-

Rauch auf. So half nur, das Auto von Melanies

den bei einer großen Bioland-Imkerei östlich von

Vater zu nutzen. Für größere Transporte mussten

Berlin und bauten gleichzeitig die eigene kleine

sie ein Auto mieten. Das stellte sich als gar nicht

Imkerei auf. „Ich hatte rund 20 Völker aus meiner

so schlecht heraus, da so die Fahrzeuge flexibel

alten Heimat, der Eifel, mitgebracht, die wir in

eingesetzt werden konnten. Geschleudert wurde

Wochenendarbeit vermehrten. Im Winter gingen

in einem umgebauten Bauwagen. Die Schleuder

wir noch einmal ins Ausland, um dort bei großen

wurde mit einem Spannungswandler an die Bat-

Honigproduzenten und Königinnenzüchtern den

terie des Autos von Melanies Vater angeschlos-

einen oder anderen Kniff abzuschauen“, erinnert

sen. Abends mussten sie meist auf Starthilfe hof-

sich Maaßen.

fen, damit sie nach Hause konnten: Die Batterie

Blütezeit in der Mark

Vorerst nur geliehen – aber so ein Geländestapler hilft gewaltig.

123

Ergebnis harter Arbeit: Reiche Ernte voll schmackhaftem Obst

124

war dann platt. „Gefühlt hatten wir mindestens

Da sie fleißig Ableger gebildet hatten, konnten sie

so viel Stress wie bei den Imkern in Neuseeland

trotzdem mit ein paar mehr Völkern in die Saison

mit ihren 3 000 Völkern. Komisch, dachten wir,

2012 starten als im Vorjahr. Sie kauften noch etwas

arbeitet man in einem anderen Betrieb, läuft alles

Material, löteten Mittelwände ein und bauten wei-

rund. Kaum probiert man es selber, klemmt und

tere Beuten. Eine Pumpe und einen Honigsumpf

hakt es an allen Ecken und Enden.“

liehen sie sich von Kollegen. Kurz bevor die Sai-

„Wir verzettelten uns, da wir alles auf einmal woll-

son so richtig losging, fanden sie einen günstigen

ten. Wir ernteten nicht nur Honig, sondern auch

Raum, in dem sie schleudern konnten. Der im

Pollen und Gelée royale und zogen außerdem

ersten Frühjahr in Rauch aufgegangene Kleinlas-

noch Königinnen auf,“ erzählt Maaßen weiter.

ter meldete sich nun nach fast einem Jahr in der

Mittlerweile ist nur noch die Honigproduktion üb-

Werkstatt zurück zum Dienst. Alles lief recht gut

riggeblieben. Das ist auch gut so.

an. Pünktlich zur Rapsernte wollte jedoch die 40

Etwas Glück hatten die beiden dann doch. Sie

Jahre alte Schleuder nicht mehr.

ernteten im Schnitt 50 Kilogramm pro Volk, und

„Bevor uns der Rapshonig in den Waben kristal-

zwar Raps-, Robinien- und Lindenhonig. Dann

lisierte, erlaubte uns ein Berliner Kollege , sonn-

lernten sie die Gründer von Berliner Bärengold,

tags bei ihm zu schleudern. Das war unsere Ret-

einer Vermarktungsinitiative, kennen, die die Ernte

tung“, sagt der Imker. Während der Robinienblüte

kauften. Im Winter gossen sie Kerzen und be-

fuhren Melanie und ihr Vater bis nach Nürnberg,

suchten damit einen Weihnachtsmarkt. Dann

um eine gebrauchte 24-Waben-Schleuder zu kau-

packten sie erneut die Koffer, um in Argentinien

fen. Die Völker waren, wie gesagt, nicht beson-

bei einem großen Königinnenzüchter zu arbeiten.

ders stark aus dem Winter gekommen und beide

Anfang März 2012 kamen beide voll neuer Ideen

machten noch einige Fehler, sodass am Ende

und hochmotiviert nach Deutschland zurück. Die

der Saison rund 30 Kilogramm pro Volk auf die

Überwinterung der Völker in der zweiten Saison

Waage kamen. Die Gesamtmenge lag nur unwe-

2011/2012 war leider nicht besonders erfolgreich.

sentlich höher als im Vorjahr.

Blütezeit in der Mark

Die Beziehung zu den Honigabnehmern war mitt-

stattung wurden auch die Ausgaben für Kran-

lerweile zu einer echten Freundschaft gewach-

kenkasse, Alterskasse und Berufsgenossen-

sen, sodass der Absatz sicher war. „Außerdem

schaft regelmäßig fällig.“

konnten wir außerhalb der Saison bei ihnen ar-

Über die Saison bildeten beide wieder einige Ab-

beiten und so unseren Lebensunterhalt sichern.

leger, so dass sie auf rund 200 Völker kamen und

Denn neben Lebensunterhalt und Betriebsaus-

so für die dritte Saison im Jahr 2013 wieder fleißig

Blütezeit in der Mark

Christoph Maaßen ist von Kindesbeinen an ein begeisterter Imker. Er will nun davon leben. Melanie Röck hat für die Bienen und die Liebe das geplante Studium an den Nagel gehängt.

125

Beuten aus professionell vorgefertigten Einzeltei-

126

chend sahen die Völker dann auch aus. Die

len bauen und Mittelwände einlöten durften. Denn

meisten waren erst nach der Robinientracht wie-

Selbstbau war immer noch günstiger als kaufen –

der fit und brachten noch etwas Lindenhonig ein,

wenn man die eigene Arbeitszeit nicht mitrechnet.

bevor wir sie in den Winter schicken mussten.

Und Melanies Vater half wieder mit seiner hand-

Die Bestäubungsprämien fielen mager aus.

werklichen Begabung nach Kräften.

Alle anderen Völker waren gut in Form und auch

Im Winter arbeiteten beide noch einmal einige

recht fleißig, aber aufgrund der Hamburger Er-

Wochen in Australien. „Das war wieder sehr lehr-

fahrung lag der Schnitt wieder nur bei 35 Kilo-

reich, sowohl fachlich als auch menschlich. Wir

gramm Honig pro Volk. Das war viel zu wenig

können das jedem frisch gebackenen Imker-Ge-

für große Sprünge.

sellen nur empfehlen“, so Maaßen.

Aber aufgeben gilt nicht. Für ihre vierte Saison

2013, kurz bevor für die beiden die dritte Saison

kratzten beide wieder alles Geld zusammen, das

losging, kauften sie noch eine zweite Schleuder,

vom Honigverkauf übriggeblieben war und in-

diesmal eine 36-Waben-Radialschleuder. Außer-

vestierten in neue Schleudertechnik. Sie kauften

dem erwarben sie noch eine gebrauchte Entde-

zwei 56-Waben-Radialschleudern mit Programm-

ckelungsbürste. So fühlten sie sich recht gut ge-

automatik, eine Entdeckelungsmaschine, einen

wappnet.

150-Kilogramm-Honigsumpf und eine Pumpe.

Der Kollege, der im letzten Jahr seinen Schleu-

Der erste Schleudertag zur Rapsernte war eine

derraum zur Verfügung gestellt hatte, wollte seine

Katastrophe. Die Schleudern tanzten wie verrückt

Bestäubungsverträge im Alten Land bei Ham-

durch den Raum und verformten sich dabei fast

burg aufgeben.

zu Eiern. Die Entdeckelungs-Maschine entde-

Im Mai 2013 stand ein Teil von Maaßens Völkern

ckelte nur einseitig, die Pumpe pumpte nicht und

also auf den Apfelplantagen im Alten Land bei

die Siebe verstopften nach wenigen Minuten. Um

Hamburg. Es regnete vier Wochen lang ohne

zwölf Uhr mittags gaben sie auf und gingen nach

Unterbrechung. Außerdem war es eiskalt und

Hause, mit den Nerven völlig am Ende. Am nächs-

die Bienen konnten kaum fliegen. Dementspre-

ten Morgen sah die Welt schon wieder anders

Blütezeit in der Mark

ab. „Abends war der erste Schwung Honig im Fass und wir waren glücklich.“ Zur Robinien- und Lindenernte unterstützte uns ein polnischer Helfer beim Schleudern. Er schaffte es auch, dass unser Kleinlaster jetzt Spitzengeschwindigkeiten von 90 Kilometer pro Stunde statt bisher 70 Kilometer pro Stunde erreichte. Mit ihrem inzwischen angeschafften Pritschenlaster sind beide jetzt auch für größere Wanderungen gerüstet und können Zargen auf Paletten bewegen. Die Honigerträge pro Volk steigen allmählich, da sich der Betrieb immer besser an die Standortbedingungen anpasst. „Wir hoffen nun, dass wir die gröbsten Investitionen fürs Erste hinter uns haben und uns Reserven schaffen können. Das nächste große Ziel ist ein eigenes Betriebs- und Wohngebäude,“ zeigt sich Maaßen optimistisch. Klein aber fein: Mit dem eigenen Lkw ist Christoph Maaßen nun unabhängiger.

aus. Maaßens befestigten die Schleudern mit Betonankern am Boden, stellten die Entdeckelungsmaschine neu ein und dichteten die Pumpe etwas

Blütezeit in der Mark

127

Märkische Bienen summen in Berlin Stadimkern ist in. Vor allem die Berliner haben fleißige Bienchen in ihr Herz geschlossen. Die Stadt, die ja ohnehin als grüne Metropole gilt, ist Heimat für über 5000 Bienenvölker. Sie finden in den ausgedehnten Grünanlagen, auf Balkons und Terrassen sowie in den Hausgärten ein reiches Betätigungsfeld. Seit 2015 ist auch die brandenburgische Landesvertretung beim Bundesrat stolze Besitzerin zweier Völker. Agrar- und Umweltminister Jörg Vogelsänger und Brandenburgs Bundesrats-Staatssekretär Thomas Kralinski haben am 9. Juni 2015 auf dem Dach der Landesvertretung in der Berliner Innenstadt die Fluglöcher an zwei in den märkischen Farben gestrichenen Bienenbeuten geöffnet und damit das Signal zum Sammeln gegeben. Die notwendigen Bienenwohnungen stammen vom Landesverband Brandenburgischer Imker e.V. (LVBI), der auch mit Holger Ackermann die Betreuung der Bienen übernommen hat.

Holger Ackermann vom Landesverband Brandenburgischer Imker mit seinen kleinsten Mitarbeitern

128

Die beiden Neu-Berliner Völker hat Prof. Dr. Kaspar Bienenfeld vom Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf zur Verfügung gestellt. Der Leiter des LIB ist zugleich mit Lehr- und Forschungsauftrag vom Albrecht-Daniel-Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften der Lebenswissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin berufen. In Sachen Bienenkunde sind Berlin und Brandenburg längst vereint und inzwischen überreicht Kralinski an ausgewählte Staatsgäste seinen Berlin-Brandenburger Honig. Dahinter steckt natürlich mehr als eine Marketingaktion. Stellvertretend für die gesamte Landesregierung will die Landesvertretung auf die Leistungen, aber auch auf die Probleme der Imkerschaft hinweisen und einen praktischen Beitrag für Natur und Umwelt leisten. Verkauft wird nichts: Nur besondere Gäste erhalten Honig vom Dach der Landesvertretung als Präsent.

versität oft als zu abstrakt und zu sperrig, also Auch andere prominente Gebäude dienen den

langweilig. Doch wir wollten Aufmerksamkeit er-

Bienen als Start- und Landebahn.

regen, Artenvielfalt und Artenschutz greifbar ma-

Dr. Corinna Hölzer und Cornelis Hemmer,

diese Entscheider außerhalb des organisierten

Sie sind die Initiatoren von „Berlin summt!“

Naturschutzes möchten wir vom gesellschaftli-

Was ist darunter zu verstehen?

chen Nutzen des Bienenschutzes überzeugen.

chen sowie Führungskräfte inspirieren. Gerade

Dr. Corinna Hölzer und Cornelis Hemmer, die Initiatoren von „Berlin summt!“, auf dem Dach des Berliner Doms, einem der Projektstandorte

Der Slogan unserer Initiative „Berlin summt!“ lautet: Mit der Biene als Botschafterin zu mehr Stadt-

Wie kamen Sie überhaupt auf die Idee

natur. Träger ist unsere operative Stiftung für

zu „Berlin summt!“?

Mensch und Umwelt. Der Startschuss fiel im

Die sprichwörtlich fleißigen Bienen entdeckten

Herbst 2010 mit dem Aufstellen von Bienenvölkern

wir als Botschafterinnen für mehr Natur, als wir

auf prominenten Dächern der Stadt – gemeinsam

vom Hobby eines Bühnenbauers der Opera Gar-

mit den Imkern. Das gab es so noch nicht. Der

nier in Paris lasen. Der Zeitungsartikel beschrieb

Berliner Dom, das Abgeordnetenhaus, die Staats-

die Imkerei auf dem Dach dieses außergewöhn-

oper und viele andere öffentliche Häuser hießen

lichen Gebäudes und die große Nachfrage nach

die Immen nach anfänglicher Skepsis willkommen.

diesem Honig. Da wurde uns bewusst, welches

Die Einweihung der neuen Bienenstandorte feier-

Potenzial in der Stadtimkerei schlummert.

ten wir dann auf den Dächern. Plötzlich waren die Medien begeistert und berichteten eifrig.

Wie finanzieren Sie Ihre Aktionen und

Ziel von „Berlin summt!“ ist es, biologische Vielfalt

welche sind das konkret?

als wichtiges Thema im Bewusstsein der Men-

Das Startkapital kam von der Bundeskulturstiftung.

schen zu verankern. Medien empfinden Biodi-

Damit konnten wir prominente Häuser ausfindig

Blütezeit in der Mark

129

Imkerin Hilde Smits bei ihren Bienen auf dem Dach des Staatlichen Instituts für Musikforschung mit Musikinstrumenten-Museum; im Hintergrund die Philharmonie

Bepflanzung des Wildbienen-Schaugartens im Gartenzentrum des Verbands der Gartenfreunde Berlin-Treptow

machen, Kontakte anbahnen und Aktionen vor-

nigbienen und Imkerei stecken, sind wir inzwi-

bereiten. Über Förderstiftungen finanzierten wir

schen mit der „Neuigkeit“ durchgedrungen, dass

anschließend unsere Wanderausstellung, einen

Biene nicht gleich Honigbiene ist. Gerade unser

Gartenwettbewerb und den Bienenkoffer für

Engagement für beide Gruppen, Wild- und Ho-

Grundschulkinder ebenso wie unseren Wildbie-

nigbienen, kommt gut an.

nen-Schaugarten, den wir gemeinsam mit Kleingärtnern gestalteten. Die vielen Mitmachaktionen,

Wo sehen Sie sich neben den Imkerverbänden?

Vorträge und sonstige Events realisieren wir mit-

Wir verstehen uns als Initiative, die quer zu den

tels Spenden und ehrenamtlichem Engagement.

bestehenden Strukturen arbeitet und Akteure zu-

Dafür sind wir auch unseren eifrigen Mitstreitern

sammenbringt, die bislang noch nicht miteinan-

sehr dankbar.

der vernetzt waren. Durch „Berlin summt!“ kamen viele Imker jenseits von Vereinsgrenzen in Kon-

Wo summt es überall auf Berlins Dächern?

takt. Wir sind eine Naturschutz-Initiative, die mit

Berlin summt inzwischen an zahlreichen Stand-

den Imkern, aber nicht für sie, arbeitet. Mit dem

orten. Nicht alle müssen so prominent sein wie

Imkerverband Berlin verbindet uns übrigens eine

die Staatsoper. Auch mit einer Universitäts-

sehr fruchtbare Zusammenarbeit.

Mensa, dem Tempelhofer Feld oder dem Technikmuseum erreichen wir viele Menschen.

Konnte Ihre Initiative auch auf andere Städte ausstrahlen?

Wie kommt ihre Initiative in Politik und Bevölkerung an?

starteten in München und Frankfurt am Main

Die Resonanz auf unsere Arbeit war von Beginn

Schwester-Initiativen. Unter dem Motto „Deutsch-

an überwältigend. Die Medien stürzten sich ge-

land summt!“ engagieren sich inzwischen zwölf

radezu auf die prominenten Bienenstandorte.

Städte-Partner und es gibt weitere Anfragen.

Blieb ihre Berichterstattung zunächst oft bei Ho-

130

Und ob. Kurz nach Gründung von „Berlin summt!“

Blütezeit in der Mark

Sommer-Linden blühen Anfang Juni als erste Baumart in der Berliner Straße Unter den Linden.

stand dafür vom Berliner Senat. Die Imker mussten statt der rund 250 Euro, die eine solche Analyse

Sauberer Stadthonig

normalerweise kostet, nur 15 Euro dazuzahlen.

Thomas Ultsch beugt sich über dicke Mauerzinnen

„Wir Stadtimker reden immer davon, dass unser

und zeigt nach unten auf die Kantstraße. Dort

Honig unbelastet ist, aber einen aktuellen Beweis

stauen sich Autos, ein Fahrer hupt. Ein Stück weiter

hatte bislang niemand“, sagt der 70jährige. Immer

hinten braust ein ICE vorbei. Er steht auf dem

wieder wurde er gefragt, ob Stadthonig denn ge-

Dach des Theater des Westens in Berlin. Etwa

sund sein könne. Nun haben er und die vielen

100 Meter Luftlinie entfernt liegt der Bahnhof Zoo,

anderen Stadtimker eine Untersuchung an fünf

dazwischen liegen Straßen, viele Ampeln, an de-

zentralen Standorten der Innenstadt in der Hand.

nen Autos Abgase in die Luft pusten. Neben Ultsch

Schon in den 1980er Jahren hatte Biller eine ähn-

stehen auf dem Dach vier bunt bemalte Bienen-

liche Untersuchung von Berliner Stadthonigen an

stöcke.

der Freien Universität Berlin begleitet. Die Ziel-

Einer der Standorte ist bei Ultsch und seinen Bie-

setzung einer Diplomarbeit am dortigen Institut

nen auf dem Dach zwischen Bahnhof Zoo, Ku-

für Biologie bestand darin, herauszufinden, ob

Damm und Gedächtniskirche. Erwin Biller vom

Honig als Umweltindikator dienen kann. Hierfür

Lehrbienenstand in Marienfelde hat die Schad-

wurde der Bleigehalt von 106 Honigproben an 67

stoffanalyse organisiert und den Honig in einem

Standorten untersucht. Zu dieser Zeit fuhren die

Berliner Lebensmittellabor untersuchen lassen.

Autos noch mit bleihaltigem Benzin, Kraftwerke

Finanzielle Unterstützung bekam der Lehrbienen-

arbeiteten noch nicht mit Filtersystemen wie heute.

Blütezeit in der Mark

Stadtimker Thomas Ultsch bei seinen Bienen mitten in Berlin: Auf dem Dach des Theaters des Westens

131

0,02 Milligramm je Kilogramm Blei enthalten sein. Einen eigenen Grenzwert für Honig gibt es nicht. „Zieht man den Grenzwert für Trinkwasser heran, so ist man auf der sicheren Seite, denn Wasser nimmt man in viel größeren Mengen zu sich als Honig“, sagt Biller. Selbst ein ausgemachter Honigliebhaber würde es nicht schaffen, über 80 Ki-

132

Dies schlug sich schließlich deutlich in den ana-

logramm Honig in einer Woche zu essen. So viel

lysierten Honigproben nieder. Vergleicht man die

wäre laut einer Hamburger Untersuchung aus

damaligen Werte mit denen der aktuellen Analyse,

dem Jahr 2009 nötig, um die von der Welthan-

zeigte sich laut Biller, dass sich die Berliner Luft

delsorganisation festgelegte tolerierbare Menge

verbessert hat, zumindest bezogen auf die be-

an Blei zu sich zu nehmen. Die Forscher gingen

probten Substanzen. Im Schnitt lagen etwa die

hierbei von einer Menge von 0,02 Milligramm Blei

Bleiwerte in den Honigproben der damaligen Di-

pro Kilogramm Honig aus.

plomarbeit rund 20mal höher als heute – örtlich

Neben Blei wurde in der aktuellen Analyse auch

sogar bis zum 200fachen.

nach Cadmium und nach sogenannten polyzy-

So lautet die Bilanz heute: Blei konnte in vier Pro-

klischen aromatischen Kohlenwasserstoffen

ben nur in geringen Spuren nachgewiesen wer-

(PAK) gesucht. Dies sind Schadstoffe aus Ab-

den (< 0,008 - 0,009 Milligramm je Kilogramm). In

gasen, die bei der Verbrennung im Motor, aber

der fünften Probe lag der Wert unterhalb der Be-

auch in Heizungen und Kraftwerken entstehen

stimmungsgrenze von 0,004 Milligramm je Kilo-

und zum Teil krebserregend wirken können. Der

gramm. Alle Werte lagen damit unterhalb des in

Berliner Honig wurde auf 16 Substanzen dieser

der Trinkwasserverordnung festgelegten Höchst-

chemischen Gruppe untersucht. Doch auch bei

wertes. Für Blei beträgt dieser 0,01 Milligramm je

den PAK und bei Cadmium wurden die Grenz-

Liter. In Babynahrung dürfen zum Beispiel bis zu

werte für Trinkwasser nicht überschritten, die er-

Blütezeit in der Mark

Die Robinie, auch Falsche Akazie genannt, spielt eine wichtige Rolle für die Nahrungsversorgung der Blütenbesucher.

initiiert worden. Die Flughafenbetreiber wollten durch die geringen Schadstoffwerte im Honig

mittelten Werte lagen unter der Bestimmungs-

zeigen, dass die Luftbelastung im Umkreis der

grenze. „Außer Wasser dürfte es kaum ein Le-

Flughäfen zu vernachlässigen sei.

bensmittel mit einer geringeren Belastung ge-

„Um diesen Zusammenhang eindeutig herstellen

ben“, schlussfolgert Erwin Biller.

zu können, wären weitere Untersuchungen nötig“,

Als zusätzlichen Beleg nennt er den Stoff

gibt Dr. Birgit Lichtenberg-Kraag vom Länderin-

Benzo(a)pyren, der zu den untersuchten PAK

stitut für Bienenkunde im brandenburgischen Ho-

gehört. Der übliche Wert, der in Lebensmitteln

hen Neuendorf zu bedenken. Dass Schadstoffe

gefunden wird, die wir häufig und in größeren

aus der Stadtluft nicht im Honig landen, bedeute

Mengen zu uns nehmen, liegt beispielsweise bei

nicht zwingend, dass die Luft tatsächlich sauber

Getreide zwischen 0,12 und 0,79 Mikrogramm

sei. Es habe vielmehr mit der Natur der Biene und

je Kilogramm und für Öle und Fette bei 0,19 und

der Pflanzen zu tun. „Die Nektarien, also die Saft-

5,74 Mikrogramm je Kilogramm. In den unter-

drüsen der Pflanzen, sind in der Regel in der Blüte

suchten Honigen lag er mit unter 0,1 Mikrogramm

verborgen und damit nicht direkt der Luft ausge-

je Kilogramm deutlich darunter.

setzt. Die Blütezeit ist zudem relativ kurz“, erklärt

Thomas Ultsch, der hauptberuflich als Hörfunkjour-

Lichtenberg-Kraag. Sei die Umweltbelastung sehr

nalist arbeitet, überlegt nun, wie er seinen Honig-

hoch, sehe man das zwar auch am Honig – wie

kunden die guten Werte der Schadstoffmessung

beim Blei in den 80er Jahren. Bei einer moderaten

aus seiner Stadt näher bringen soll. „Das muss

Belastung sei dies allerdings nicht der Fall.

raus an die Öffentlichkeit“, findet er.

Eine Frage bleibt weiterhin offen: Ob die Biene

Gute Ergebnisse hatten in der Vergangenheit

vielleicht selbst als Filter für Umweltgifte dient, ist

auch Honiganalysen in Frankfurt, München und

wissenschaftlich nach wie vor nicht geklärt. „Mög-

Dortmund ergeben. Allerdings waren diese meist

licherweise gibt die Biene nicht alle aufgenom-

als sogenanntes Biomonitoring von Flughäfen

menen Schadstoffe wieder ab. Da die Bienen den

Blütezeit in der Mark

Strahlt wie die Sonne: Selbst wenn die Luft nicht rein ist, schadet das dem Honig nicht.

133

Nektar im Stock mehrmals weitergeben, könnte

Eine Anfängerin erzählt: Simone

es zu einer weiteren Reduktion kommen“, erläutert

Helbig, Neu-Imkerin aus Liebenwalde

Birgit Lichtenberg-Kraag. Dass nicht alle aufgenommenen Gifte automatisch im Honig landen

Frau Helbig, wie sind Sie auf die Idee

müssen, zeigt sich noch deutlicher auf dem Land,

gekommen, Bienen zu halten?

wenn Bienen Nektar an Blüten sammeln, die mit

Bedingt durch meinen anstrengenden Berufsall-

Pflanzenschutzmitteln behandelt sind. Durch die

tag in einem Ingenieurbüro, habe ich nach einem

dabei aufgenommenen Gifte verlieren manche

Hobby gesucht, welches naturverbunden ist und

Bienen die Orientierung und erreichen den eige-

mir die Möglichkeit gibt, mich vom stressigen

nen Bienenstock nicht mehr. Bevor der Schadstoff

Tag zu entspannen. Fernsehsendungen und Li-

im Honig landen könnte, stirbt die Biene.

teratur haben mein Interesse an der Imkerei geweckt. Hierbei wurde mir bewusst, dass ich mit den Bienen in der Natur einen Beitrag für die Natur leisten kann. Zudem gibt es in meinem Bekanntenkreis einen Imker, der immer wieder voller Leidenschaft von seinen Erfahrungen mit Bienen erzählte. Und schließlich bot unser gut 1 000 Qudratmeter großes, ländlich gelegenes Grundstück ausreichend Platz, um die Bienen gleich hinter dem Haus aufzustellen.

134

Blütezeit in der Mark

Wie sind Sie vorgegangen?

verschiedene Meinungen und Verfahrensweisen.

Zunächst habe ich versucht, an einem Einstei-

Es ist daher sehr schwer, als Neuimker die pas-

gerkurs zur Imkerei im Länderinstitut für Bienen-

sende Vorgehensweise zu finden. Im Fachhandel

kunde in Hohen Neuendorf oder der Volkshoch-

fand ich keine kompetente Beratung. Ein weiteres

schule teilzunehmen. Leider gab es keine freien

Problem war das geringe Blütenangebot an mei-

Termine. Im Jahr darauf habe ich mich gleich

nem Wohnort. Viele Gärten beherbergen ja nur

nachdem ich das Programm der Kreis-Volks-

noch Rasen und Nadelgehölze.

hochschule Oranienburg im Briefkasten hatte, zum Kurs „Imkerei – Faszination und Leiden-

Wie konnten Sie die Probleme lösen?

schaft“ angemeldet. Fast gleichzeitig hatte ich

Eine verlässliche Hilfe für die Lösung meiner

in der Presse gelesen, dass ein Imkerverein in

Probleme waren für mich die Rücksprachen mit

meiner Nähe Interessenten sucht. Auch dort mel-

dem Kursleiter an der Volkshochschule. Fachli-

dete ich mich und bekam eine Zusage. So be-

teratur wie das Buch von Werner Gekeler „Ho-

suchte ich also den Kurs der Volkshochschule

nigbienenhaltung“ und die Schulungsmappe

und den Praxis-Lehrgang „Imkern auf Probe“.

des Deutschen Bienen-Journals „Grundwissen

Kritisch betrachtet Simone Helbig die Arbeit ihrer Bienen. Nach und nach logiert sie ihre Bienen aus den vom Imkerpaten geliehenen Kästen in neue um. Das bislang erworbene Wissen und Können ermöglicht ihr nebst Schutzkleidung einen gelassenen Umgang mit ihren Bienenvölkern.

für Imker“ haben mir beim Selbststudium sehr

Welche unerwarteten Probleme ergaben sich?

geholfen. Nicht zu vergessen ist der wöchentli-

Ich hatte nicht erwartet, dass es keine einheitliche

che, kostenlose Infobrief der Bieneninstitute Bie-

Art und Weise der Völkerführung gibt. Ich stellte

nen@Imkerei. Um das fehlende Blütenangebot

fest: In Gesprächen mit drei Imkern gibt es vier

etwas auszugleichen, haben mein Mann und ich

Blütezeit in der Mark

135

Der Garten ist jetzt viel bunter und einladender geworden. So macht er viel mehr Freude. Bereits im zeitigen Frühjahr breiten sich die Krokusse aus.

mit der Umgestaltung unseres Gartens begon-

Wie sehen Sie Ihre imkerliche Zukunft?

nen: Neuanpflanzungen von bienenfreundlichen

Die Bienen begeistern mich immer wieder aufs

Stauden, Sträuchern und Obstbäumen. Auch

Neue. Aber die Imkerei soll ein Hobby bleiben

unsere verbliebene Rasenfläche haben wir mit

und nicht in Arbeit ausarten. Mit zirka fünf Völkern

dem niedrig bleibenden Weißklee aufgepeppt.

gibt es genügend Honig für meine Familie und unseren Freundeskreis. Sehr gespannt bin ich

Wie stehen Sie heute zu ihrer

auf den Erfahrungsaustausch mit anderen Imkern

Entscheidung, Bienen zu halten?

im Verein.

Meine Entscheidung war die Richtige. Ich habe

136

gelernt, dass die Imkerei mehr Freude als Arbeit

Was würden Sie jemandem empfehlen,

machen kann. Mein Hobby bereitet mir sehr viel

der sich ebenfalls für die Bienenhaltung

Freude, Ruhe und Ausgleich. Hierbei empfinde

interessiert?

ich es als großes Glück, dass mich mein Mann

In jedem Fall sollte man sich im Vorfeld mit den

von Anfang an bei meinem Vorhaben unterstützt

theoretischen Grundlagen der Bienenhaltung be-

hat. Selbst unsere Nachbarn beobachten mit

schäftigen und an einem Lehrgang teilnehmen,

Spannung unsere Bienen an ihrem Gartenteich

der einen Einblick ins Bienenjahr gibt. So weiß

und staunen über das viele Obst an ihren Bäu-

man, was auf einen zukommt und kann manchen

men. Und ganz nebenbei ist unser Zuhause durch

Anfängerfehler vermeiden – wie zum Beispiel Fehl-

die neue Blütenpracht viel bunter geworden.

käufe, die unnötig Geld kosten. Man sollte sich

Blütezeit in der Mark

Um die Terrasse herum duften Lavendel und andere Küchenkräuter.

einen erfahrenen Imker suchen, der einen im ersten und zweiten Jahr begleitet, um einen kompetenten Ansprechpartner zu haben. Denn unterschiedliche Meinungen verschiedener Ratgeber verunsichern. Zudem finde ich den Austausch mit anderen Einsteigern spannend. Deshalb habe ich immer noch Kontakt zu Gleichgesinnten aus dem Volkshochschulkurs.

Selbst die Hummeln freuen sich über Eisenkraut sowie einfach blühende Studentenblumen und Mignon-Dahlien.

Blütezeit in der Mark

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Literatur-Empfehlungen für Einsteiger

für Pädagogen

Claus Zeiler (1992) Ratschläge für den Bienenfreund Verlag Neumann ISBN: 978 -3-7402-0114 -2

Irmgard Kutsch, Gudrun Obermann, 2015 Mit Kindern im Bienengarten. Verlag Freies Geistesleben ISBN: 978-3-7725- 2394-6

Werner Gekeler (2013) Honigbienenhaltung Verlag Eugen Ulmer ISBN: 978 -3-8001-6969-6

Undine Westphal, 2014 Imkern mit Kindern und Schülergruppen. Mit Unterrichts-, Bastel- und Spielideen. Selbstverlag [email protected]

Schulungsmappe: Grundwissen für Imker Deutscher Bauernverlag www.bienenjournal.de Deutsches Bienen Journal monatlich erscheinende Imkerzeitschrift www.bienenjournal.de Info-Brief der Bieneninstitute bienen@imkerei während der Bienen-Saison wöchentlich per E-Mail verteilter Rundbrief; kostenlos zu abonnieren: www.Honigbiene.de

Undine Westphal, 2014 Die Schulimkerei Planung, Aufbau, Betrieb. Mit Extrateil: Unterrichtsideen. Selbstverlag [email protected] Hans Joachim Frings, 1994 Experimentelle Bienenkunde in der Schule. Schulbiologiezentrum Hannover: http://schulbiologiezentrum.info für Gartenfreunde Günter Pritsch, 2007 Bienenweide Verlag Kosmos ISBN: 978-3-4401-0481-1 Melanie von Orlow, 2015 Mein Insektenhotel Verlag Eugen Ulmer ISBN: 978-3-8001-8449-1 Melanie von Orlow, 2013 Ideenbuch Insektenhotels 30 Nisthilfen einfach selbst gebaut. Verlag Eugen Ulmer ISBN: 978-3-8001-7878-0

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Blütezeit in der Mark

für Gourmets Renate Frank, 2016 Honig – köstlich, gesund und vielseitig. Verlag Eugen Ulmer ISBN: 978-3-8001-8446 -0 Elisabeth Bangert, 2011 Honig Raffinierte Gerichte mit der besonderen Note. Verlag Edition XXL ISBN: 978-3-897361-59 -1 Klaus Friederich, 2006 Süße Verführung mit Honig & Schokolade Verlag Josef Duschl ISBN: 978-3-937438 - 47- 4 Friedgard Schaper, 2005 Kochen mit Honig Verlag Landbuch ISBN: 978-3-7842- 0654-7 Andrea Nagl, 2002 Honig – Power aus dem Bienenstock. Die besten Rezepte für Schönheit, Wellness, Power und Wohlbefinden. Verlag Seehammer ISBN: 978-3- 9340 - 5870 -5

Adressen Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg Referat Tierzucht Henning-von-Tresckow-Straße 2-13 14467 Potsdam T 0331 866 – 76 30 [email protected] www.mlul.brandenburg.de Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung Dienstsitz Ruhlsdorf Dorfstraße 1 14513 Teltow T 03328 436 – 101 [email protected] www.lelf.brandenburg.de Landesamt für Umwelt Seeburger Chaussee 2 14476 Potsdam, OT Groß Glienicke T 033201 442 – 118 www.lfu.brandenburg.de Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf e.V. Friedrich-Engels-Straße 32 16540 Hohen Neuendorf T 03303 29 38 30 [email protected] www.honigbiene.de ZALF Müncheberg Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V. Eberswalder Straße 84 15374 Müncheberg T 033432 82 – 0 [email protected] www.zalf.de 140

Blütezeit in der Mark

Lehranstalt für Gartenbau und Floristik Großbeeren e.V. Theodor-Echtermeyer-Weg 5 14979 Großbeeren T 033701 22 97 – 0 [email protected] www.lagf.de Humboldt-Universität zu Berlin Albrecht-Thaer-Institut Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften Invalidenstraße 42 10115 Berlin T 030 20 93 – 468 61 oder – 88 26 [email protected] www.agrar.hu-berlin.de/ Landesverband Brandenburgischer Imker e.V. Dorfstraße 1 14513 Teltow/Ot Ruhlsdorf T 03328 319 – 310 [email protected] www.imker-brandenburgs.de Imkerverband Berlin e.V. Mittelstraße 12 14163 Berlin T 030 80 58 – 39 01 [email protected] www.imkerverband-berlin.de Landesverband der Buckfastimker Berlin-Brandenburg e.V. Jürgen Brauße Blankenseer Dorfstraße 2 14959 Trebbin OT Blankensee T 033731 800 – 26 [email protected] www.lvbb.buckfast.de

Interessengemeinschaft Berlin-Brandenburgische Imker e.V. Günther Jesse Torstraße 18 10119 Berlin T 0172 318 38 50 [email protected] Informationsplattform Schutz und Umsiedlung von Hummeln, Wespen, Hornissen Dr. Melanie von Orlow Liesborner Weg 13 13507 Berlin T 0163 685 95 96 [email protected] www.hymenoptera.de Online-Studienportal Honigbiene HOBOS (HOneyBee Online Studies) Universität Würzburg / Campus Nord Josef-Martin-Weg 52 97074 Würzburg T 0931 318 43 19 [email protected] www.hobos.de Gartenbauverband Berlin-Brandenburg e.V. Dorfstraße 1 14513 Teltow/Ruhlsdorf T 03328 35 17 – 535 [email protected] www.gartenbau-bb.de/ Landesbauernverband Brandenburg e.V. Dorfstraße 1 14513 Teltow / Ruhlsdorf T 03328 31 92 – 01 [email protected] www.lbv-brandenburg.de

pro agro Verband zur Förderung des ländlichen Raumes in der Region Brandenburg-Berlin e.V. Gartenstraße 1-3 14621 Schönwalde-Glien T 033230 20 77 – 0 [email protected] www.proagro.de/ Gartenbauverband Berlin-Brandenburg e.V. Ricarda-Huch-Straße 2 14480 Potsdam T 0331 70 – 89 25 [email protected] www.gartenfreunde-lv-brandenburg.de „Honigkirche“ Hoffnungskirche Neu Hartmannsdorf Chausseestraße 20 15528 Spreenhagen, OT Neuhartmannsdorf außerhalb von Gottesdiensten und Konzerten empfiehlt sich vorheriger Kontakt mit: Marianne Stein T 033 633 – 66 153 oder Rita Schinkel T 033 633 – 232 Hotel Haus Chorin Neue Klosterallee 10 16230 Chorin T 033 366 – 500 www.chorin.de Bienenerlebniswelt Johann Gottfried Herder Europaschule Oberschule Erich-Weinert-Str. 9 15711 Königs Wusterhausen hhttp://kinder-brauchen-schutz.de/waldies/jo [email protected]

Blütezeit in der Mark

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Links zu regionalen Honig-Anbietern in Berlin und Brandenburg (auch wenn es nicht immer gesondert erwähnt wird – regional erzeugten Honig gibt es in fast jedem Hofladen): www www.berlin.deutschland-summt.de www.brandenburg-geniessen.de www.dein-Bauernladen.de www.direktvermarkter-brandenburg.de www.brandenburger-landpartie.de www.berlinerhonig.de www.berliner-bärengold.de www.naturparkhonig.de www.reiseland-brandenburg.de www.Rieger-Hofmann.de www.Wildbienen-Futterpflanzen.de www.Saaten-Zeller.de

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Blütezeit in der Mark

Impressum 2. Auflage 3000 Exemplare Herausgeber: Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft (MLUL) Referat Presse und Öffentlichkeitsarbeit Henning-von-Tresckow-Straße 2 – 13, Haus S, 14467 Potsdam T 0331 8 66 – 70 16 F 0331 8 66 – 70 18 [email protected] www.mlul.brandenburg.de Der Herausgeber dankt folgenden Autoren für die Bereitstellung von Texten, Fotos und Grafiken sowie für die Recherche und fachliche Durchsicht: Dr. Jens Radtke, Christina Gloger, Christoph Maaßen, Jana Tashina Wörrle

Abbildungen Seite 2, 3, 8, 9, 10(2x), 11(2x), 13, 14(2x), 15, 16(3x), 17(2x), 18(2x), 19(2x), 20(2x), 21(2x), 22(2x), 23(2x), 24, 25(2x), 26(2x), 27, 28, 29, 30, 31(7x), 32(2x), 35, 37, 39, 41(3x), 42(3x), 43(3x), 45, 48(8x), 49(9x), 50(2x), 56(3x), 57(2x), 58(2x), 61, 62(2x), 63, 67, 68(2x), 69(2x), 74, 76, 77(2x), 79, 80, 81, 82, 86(2x), 87, 90(2x), 91, 92(3x), 93(4x), 94(2x), 95(2x), 100, 101, 102(2x), 104, 105, 107, 108, 110, 112, 115, 120, 121, 124, 132, 133, 134, 135, 136(2x), 137(2x), 139, 141, Jens Radtke Seite 1, 102, Frank Kirchner Seite 31, Peter Haack Seite 48, Hans-Werner Maternowski Seite 40, Christina Gloger Seite 5, 23, 33, 38, 39, 44, 46, 47, 51(9x), 53, 54(2x), 55, 56, 57, 59(2x), 64, 65 4x, 66, 67, 74, 75, 78, 81, 83, 84(2x), 98, 99, 118, 119, 120, 128(2x), 129, 131, 132, 144, woge-design Seite 52, 113, 117, Silvana Hahn Seite 70, Holger Ackermann Seite 71, Lisa Heinzel Seite 72, (2x), 73, Heike Gerber Seite 73, Alexander Schatjajew Seite 85, Kerstin Budnick Seite 88, 89, Richard Linde Seite 96, Silke Beckedorf Seite 97(2x), Sabine Rübensaat Seite 103, Thomas Köpke Seite 106(2x), 108, Marc Herter Seite 109, 111, Wilfried Jank Seite 122, 123, 125, Melanie Röck Seite 129, Annett Melzer Seite 130(2x), Corinna Hölzer Seite 131, Jana Tashina Wörrle Titel: woge-design Layout: woge-design Herstellung: 2015/16 Druck: vierC-print+mediafabrik

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Landesregierung Brandenburg herausgegeben. Sie ist nicht zum gewerblichen Vertrieb bestimmt. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Landes-, Bundestags- und Kommunalwahlen. Missverständlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift dem Empfänger zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zu Gunsten einzelner politischer Gruppen verstanden wird. © Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft, Potsdam

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