2/07. SemesterJournal

December 13, 2017 | Author: Gesche Adenauer | Category: N/A
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SemesterJournal Hochschulmanagement im Fokus Gesundheitliche Auswirkungen befristeter Beschäftigung Ausgezeichnet: Die Sommerschulangebote der FHW Berlin Put Asia on your CV

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Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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Freiheit für die Hochschulleitung? | Henriette Scharfenberg Hochschulsteuerung im Wandel | Interview Wissenschaft im Zentrum der Managementbemühungen | Jürgen Blum Wettbewerb als Motor des Hochschulwesens? | Olaf Winkel

Neue Medien

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Wiki-Projekte in der Lehre | Ute Hechtner und Heike Wiesner IT-Governance | Michael Sost

Gleichstellung

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Frauen-Stipendienvergabe für MBA-Programme zum Wintersemester 2007 Girl‘s Day am Fachbereich Berufsakademie | Diana Kreutzer Gender-Lehreinheiten in wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen | Andrea-Hilla Carl

Forschung

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Gesundheitliche Auswirkungen befristeter Beschäftigung | Antje Mertens Gründen und Nachfolgen studieren | Birgit Felden und Christian Baal Die Ostseepipeline und ihre wirtschaftlichen Folgen | Helmut Maier und Hanna Shcherbich

In, An, Aus der FHW Berlin

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„Der Sinn des Unternehmens – Strategien und Werte auf dem globalen Marktplatz“ | Sylvia Nave-Brüggemann W-Besoldung: Größere Einkommensunterschiede an Fachhochschulen? | Viola Philipp

Thema: Hochschulmanagement im Fokus

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Personalia

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Neu berufen Erster Honorarprofessor für den Fachbereich Berufsakademie Gastdozentur für Stefanie Lorenzen Neue Mitarbeiter/innen

Rund um's Studium

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Die neue Macht des Marketing Im Gesetzgebungslabor | Susanne Meyer Es ist geschafft! | Timo Schneider und Stefanie Jägerling Bildungssysteme im Vergleich | Hanna Shcherbich

Alumni

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Vernetzung leicht gemacht | Anke Lüers „Für mich ist ein duales Studium zukunftsträchtig“ | Interview GLU Alumni Summer School 2007 | Harald Kröck und Mirjam Klessen

Der internationale Austausch

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Ausschreibung von Auslandsstudienplätzen für FHW-Studierende „Leben und Studieren an einer Partnerhochschule der FHW Berlin“ | Alexander Gruschka Ausgezeichnet: Die Sommerschulangebote der FHW Berlin | Katja Zühlsdorf Put Asia on your CV | Michael Tolksdorf

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Impressum

Impressum

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Thema: Hochschulmanagement im Fokus

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Freiheit für die Hochschulleitung? Text: Henriette Scharfenberg

Freiheit für die Hochschulen – seit geraumer Zeit wird diese Forderung landauf, landab erhoben. Nur mit einem gewissen Maß an Unabhängigkeit vom Staat und der Fähigkeit, eigenständig zu entscheiden, wohin ihr Weg führen soll, seien die Hochschulen in der Lage, im nationalen und internationalen Wettbewerb zu bestehen, so die Meinung. Doch was genau verbirgt sich hinter der Forderung nach mehr Hochschulautonomie und wie lässt sich diese umsetzen? Dass diese Frage nicht leicht zu beantworten ist, zeigen die unterschiedlichen Wege, die die einzelnen Bundesländer dabei im Rahmen ihrer Kulturhoheit eingeschlagen haben. Im Zentrum steht das Verhältnis zwischen Staat und Hochschulen oder, genauer gesagt, das Maß der Einflussnahme und der Kontrolle, die die Wissenschaftsbehörden ausüben. Dies kann sich in Haushaltsfragen ebenso niederschlagen wie in Personal- und Berufungsangelegenheiten, aber auch in den Modellen, die für die Organisation der Hochschule vorgeschrieben oder möglich sind. Von Globalbudget bis Berufungshoheit Einen relativ großen Aktionsradius haben Hochschulen beispielsweise, wenn es ihnen möglich ist, mit einem Globalbudget zu haushalten, dessen Positionen bzw. Kapitel gegenseitig deckungsfähig und zeitlich übertragbar sind. Auch wenn sie eine eigene Personalverwaltung und Dienstherrenfähigkeit haben, gibt ihnen das Gestaltungsspielräume. Wichtig ist darüber hinaus die Frage, in welchem Maße der Staat sich neben der Rechtsauf-

sicht auch die Fachaufsicht über die Hochschulen vorbehält. Hierzu zählen beispielsweise die Genehmigung von Studiengängen oder die Entscheidung über Studien- und Prüfungsordnungen, aber auch die Berufung von Professorinnen und Professoren. Einflussnahme behält sich der Staat auch im Hinblick auf die interne Organisation der Hochschulen vor. In der Regel ist im jeweiligen Landeshochschulgesetz festgeschrieben, welche Form der Hochschulleitung es gibt, wie diese durch Gremien ergänzt oder auch gesteuert wird und welche Form eines auch extern besetzten Kontrollgremiums es gibt. Vor allem im Hinblick auf Letzteres haben in den meisten Bundesländern inzwischen die Ministerien zugunsten von Hochschulräten auf Einfluss verzichtet. Nur sehr vereinzelt – so in Bremen und Schleswig-Holstein – gibt es kein derartiges Gremium. In wenigen Bundesländern ist es vorwiegend staatlich besetzt oder wird mit starkem staatlichen Einfluss ausgewählt. Dies ist beispielsweise in Berlin laut Gesetz bei den (herkömmlichen) Kuratorien der Fall, in denen Mitglieder von Senatsverwaltungen und Fraktionen des Abgeordnetenhauses sowie von gesellschaftlichen Interessengruppen vertreten sein müssen. Die meisten Bundesländer haben im Gegensatz dazu in ihren Gesetzen Aufsichts- bzw. Kontrollgremien (z. B. Hochschulräte) festgesetzt, die durch die Hochschule selbst oder mit Einfluss der Hochschule gewählt bzw. besetzt werden können und ganz oder teilweise aus hochschulexternen Mitgliedern bestehen. Dabei haben die

Hochschulräte unterschiedlich starken Einfluss – er reicht von reiner Beratung über Beschlussfassung bezüglich der Haushaltspläne und der Hochschulentwicklung bis zur Wahl und Abwahl der Präsidenten. Der Grad der Autonomie, den die einzelnen Bundesländer ihren Hochschulen in sonstiger Hinsicht gewähren, variiert beträchtlich, je nachdem, wie eng die jeweiligen Hochschulgesetze gefasst sind. Globalbudgets stehen inzwischen den Einrichtungen in den meisten Bundesländern zur Verfügung. Einer der Vorreiter war in dieser Hinsicht Berlin, aber auch Niedersachsen und Bremen gaben ihren Hochschulen haushaltswirtschaftlich relativ früh viel Spielraum. Ähnliches gilt für die Deckungsfähigkeit sowie die Möglichkeit der Rücklagenbildung und Übertragbarkeit der Haushaltspositionen. Experimentierklauseln: Neue Modelle im Test Hervorzuheben ist das Instrument der Experimentier- oder Erprobungsklausel. Dieses ermöglicht es, in der Regel für eine begrenzte Zeit von bestimmten gesetzlichen Bestimmungen abzuweichen. Die Berliner Erprobungsklausel in § 7a BerlHG führt z. B. aus: „Die für Hochschulen zuständige Senatsverwaltung kann auf Antrag einer Hochschule nach Stellungnahme des Akademischen Senats und mit Zustimmung des Kuratoriums … für eine begrenzte Zeit Abweichungen von den Vorschriften der §§ 24 bis 29, 34 bis 36 [Regelungen zu Studium, Lehre und Prüfungen], 51 bis 58 [Regelungen zur Form der Hochschulleitung], 60 bis 75 [AS, Konzil,

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Thema: Hochschulmanagement im Fokus

Kuratorium] sowie 83 bis 121 [zentrale Einrichtungen, Haushalt, Personal] zulassen, soweit dies erforderlich ist, um neue Modelle der Leitung, Organisation und Finanzierung zu erproben, die dem Ziel einer Vereinfachung der Entscheidungsprozesse und einer Verbesserung der Wirtschaftlichkeit, insbesondere der Erzielung eigener Einnahmen der Hochschule, dienen. Abweichungen von §§ 87 und 88 [Haushalt] bedürfen des Einvernehmens mit der Senatsverwaltung für Finanzen.“

Modellhochschulen als Pilotprojekte Besondere Erwähnung verdienen noch die Modelle, die Hessen und Sachsen sowie Niedersachsen und NordrheinWestfalen zur Steuerung ihrer Hochschulen gewählt haben. Hessen und Sachsen haben sich dazu entschieden, eine weitgehende Hochschulautonomie zunächst durch „Modelluniversitäten“ erproben zu lassen. In Hessen bekam die TU Darmstadt im Januar 2005 befristet bis Ende 2009 den Status als „erste selbständige Hochschule Deutschlands“. Damit gingen die Entscheidungen über Satzungen sowie über die Einführung und Aufhebung von Fachbereichen und Studiengängen vom Ministerium an die Hochschulleitung über. Auch Haushaltsfragen, Personalangelegenheiten und die Immobilien- und Grundstücksverwaltung können seitdem von der Hochschule selbst entschieden werden. In organisatorischer Hinsicht sind ebenfalls Abweichungen vom Hessischen Hochschulgesetz zulässig.

Fast alle Berliner Hochschulen haben inzwischen Gebrauch von § 7a BerlHG gemacht. Die FHW Berlin hat so z. B. im Dezember 2003 ein neues Leitungsmodell eingeführt, das es nach Fusion mit der Berufsakademie ermöglichte, die Dekane der beiden Fachbereiche gleichzeitig als Prorektoren in die Hochschulleitung einzubinden. Darüber hinaus wurde das Kuratorium verkleinert und seine Zusammensetzung unter Einbeziehung von Wirtschaftsvertretern besser an die Bedürfnisse der Hochschule angepasst. Das Konzil wurde zugunsten des Erweiterten Akademischen Senats abgeschafft, dem nun auch die Mitglieder des Akademischen Senats angehören. Ähnliche Abweichungsformeln – mehr oder weniger umfangreich – finden sich auch in den Hochschulgesetzen von Brandenburg, MecklenburgVorpommern, Hamburg, Bremen, und Thüringen.

Auch Sachsen hat zunächst die TU Dresden zur Modelluniversität mit größeren Freiheiten gemacht. Das entsprechende Gesetz soll im Frühjahr 2008 in Kraft treten und bietet der Hochschule vor allem Personalautonomie (ausgenommen allerdings die Professoren), aber auch ein Globalbudget sowie organisatorische Reformen. Die Erprobungsphase ist zunächst auf drei Jahre begrenzt; bei Erfolg sollen die Reformen auch an anderen Hochschulen des Landes möglich werden.

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Stiftungshochschulen und Hochschulfreiheitsgesetz Niedersachsen eröffnet seinen Universitäten und Fachhochschulen seit 2002 die Möglichkeit, auf Antrag in eine rechtsfähige Stiftung des öffentlichen Rechts überführt zu werden. Die Stiftung übernimmt dann die Rechts- und Fachaufsicht sowie die Dienstherrenfähigkeit, allerdings erfolgt die Berufung der Professoren noch über das Fachministerium. Bislang am umfassendsten hat sich Nordrhein-Westfalen mit seinem im Oktober 2006 verabschiedeten „Hochschulfreiheitsgesetz“ zur Unabhängigkeit seiner Hochschulen bekannt. Alle seine Hochschulen wurden in diesem Zuge nicht nur aus der Rechts-, sondern auch aus der Fachaufsicht des Landes entlassen. Sie haben nun die umfassende Verantwortung für Finanz-, Personal- und Organisationsentscheidungen und auch das Berufungsrecht für ihre Professoren. Ob das nordrhein-westfälische Gesetz zum Modell für die übrigen Länder wird oder ob es auch in Zukunft eine Reihe von unterschiedlichen Regelungen mit abgestuften Graden der Eigenverantwortung der Hochschulen geben wird, bleibt abzuwarten – ebenso wie die Prüfung, ob ein größeres Maß an Autonomie tatsächlich die Wettbewerbsfähigkeit der Hochschulen steigert.

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Thema: Hochschulmanagement im Fokus

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Hochschulsteuerung im Wandel Prof. Dr. Frank Ziegele, Geschäftsführer von CHE Consult, Professor für Hochschulmanagement an der FH Osnabrück und Mitglied der Kommission zur Evaluation der Leitungsstruktur der FHW Berlin, über Probleme und Chancen der neuen Managementmodelle Interview: Henriette Scharfenberg

Prof. Dr. Frank Ziegele

SemesterJournal (SJ): Der Bund zieht sich immer mehr aus der Hochschulsteuerung zurück, die einzelnen Bundesländer bieten den Hochschulen auf die eine oder andere Weise an, von den gesetzlichen Normen abweichende Formen des Managements zu finden, meist über sog. Experimentierklauseln. Nordrhein-Westfalen hat mit dem Hochschulfreiheitsgesetz gleich allen Hochschulen des Landes die Reform vorgegeben. Allen Ansätzen gemeinsam ist: Das Hochschulmanagement soll professionalisiert werden. Hat die akademische Selbstverwaltung versagt? Frank Ziegele (FZ): Nein, so einfach ist das nicht. Versagt hat einerseits die staatliche Steuerung; sie hat die Hochschulen in ein Korsett von schädlichen finanziellen, personalwirtschaftlichen und organisatorischen Detailregelungen eingezwängt, die nach und nach fallengelassen werden. Andererseits

gab es aber auch Probleme innerhalb der Hochschulen: So die verfehlte Überzeugung, dass Professor/innen qua Amt auch ohne Weiteres in der Lage sind, eine Hochschule, Fakultät oder Forschergruppe zu führen und zu managen. Oder dass es mit kollegialen Entscheidungen in Senaten gut gelingt, strategische Prioritäten einer Hochschule zu setzen. Letztlich ist die aktuelle Reform eine Stärkung der akademischen Selbstverwaltung: Hochschulmanager/innen können mehr selbst entscheiden, sollen dafür besser qualifiziert werden, erhalten als Personen mehr Verantwortung und werden dadurch entscheidungsfähiger. Professionalisierung heißt ja nicht, dass Hochschulen nun von Wirtschaftsbossen gemanagt werden, sondern von Wissenschaftlern mit ManagementKnow-how. SJ: Welche Chancen ergeben sich denn aus Ihrer Sicht für die Hochschulen aus den neuen Gesetzeslagen? FZ: Sie werden erstens schneller und reaktionsfähiger: Personalfragen können intern gelöst werden, staatliche Genehmigungen sind in weniger Fällen erforderlich. Wenn man eine gute Gelegenheit erkennt, kann man eigenverantwortlich Geld in die Hand nehmen und investieren. Zweitens kann man sich innere Strukturen schaffen, die für die eigenen Ziele und die spezielle Situation einer Hochschule optimal sind (statt staatlichen Einheitsmodellen folgen zu müssen). Dass beispielsweise die FHW Berlin in einer bestimmten historischen Situation die Dekane zu Mitgliedern der Hochschulleitung gemacht hat, war dieser Situation

angemessen und wird erst durch innere Organisationsautonomie möglich. Und drittens wird die Verantwortung für die Festlegung von Zielen primär in die Hände der Hochschulen gegeben. Dies gibt die Chance, durch innere Prozesse der Zielbildung die Hochschulangehörigen zu motivieren und für eine gemeinsame Sache zu mobilisieren. SJ: Gibt es ein Modell unter den verschiedenen bundesweiten Ansätzen, dem Sie persönlich den Vorzug geben würden? Weshalb? FZ: Es gibt kein Idealgesetz, die Gesetze der Länder haben unterschiedliche Vor- und Nachteile. In Bezug auf die Leitungsstrukturen von Hochschulen würde ich mir etwas wünschen, was es bisher nicht gibt: Ein Gesetz, das nur noch wenige Grundprinzipien formuliert (z. B. „In den Leitungsorganen der Hochschule sind Aufsichts- und Umsetzungsfunktion klar zu trennen“), die in eigenverantwortlich gestalteten Modellen der Hochschulen zu berücksichtigen sind. Diese Lösung wäre besser als Leitungsstrukturen, die sich über eine Experimentierklausel als Ausnahmen zunehmend von der eigentlichen Gesetzeslage entfernen oder Leitungsmodelle, die zwar vielleicht moderner sind als die traditionelle Gruppenhochschule, aber staatlich wieder im Detail vorgegeben werden. SJ: Das Hochschulfreiheitsgesetz in NRW und auch die Experimentierklauseln in einigen Bundesländern haben aber auch für Furore und heftige Kritik gesorgt. Insbesondere wird befürchtet, dass die paritätische Mitbestimmung durch den Einsatz von externen Hoch-

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Thema: Hochschulmanagement im Fokus

schulräten mit weitgehendem Mitspracherecht ausgehebelt wird. Ist diese Kritik nicht berechtigt?

SJ: Die Anwendung des Hochschulfreiheitsgesetzes in NRW hat gezeigt, dass es in der Praxis durchaus eine Reihe von Problemen geben kann, insbesondere, wenn die Ansichten des Hochschulrates von denen der Hochschulleitung abweichen. Wie könnte man diese Probleme umgehen?

FZ: Nein. Hochschulräte haben eine wichtige Funktion als „Wächter der Strategie“. Ein FH-Präsident aus BadenWürttemberg hat mir mal gesagt, das beste an seinem Hochschulrat sei, dass die Leute die Finger in die richtigen Wunden legen und permanent nachfragen „Passt das, was ihr macht, zu euren Zielen?“ Die Hochschulräte sind ja nicht als Organe angelegt, die sich selbst Ziele und Maßnahmen für die Hochschule ausdenken, sondern als Aufsichtsorgan. Und was das Gute an der neuen Hochschulwelt ist: Sie eröffnet ganz neue Kanäle für interne Mitsprache! In Bayern wird z. B. die sogenannte „erweiterte Hochschulleitung“ aus Präsidium und Dekanen aufgewertet. Viele Hochschulen geben mehr Kompetenzen in die Fakultäten, die Selbstbestimmung erfolgt dann direkt vor Ort durch die Leistungsträger/innen in Lehre und Forschung. SJ: Sind Schwierigkeiten nicht vorprogrammiert, wenn Präsidenten oder Rektoren durch ein rein externes Gremium gewählt und abgesetzt werden können? Wie weit darf und sollte der Einfluss der Hochschulräte reichen? FZ: Das gängige Modell ist die sogenannte „doppelte Legitimation“: Für Wahl und Abwahl ist nicht nur der Hochschulrat, sondern auch der Senat zuständig. Ich halte diese Idee für richtig: Die externe Legitimation verschafft den Führungspersonen eine gewisse Unabhängigkeit von internen Verteilungsinteressen, die interne Legitimation sichert die Unterstützung der Hochschule und schützt vor dem Verlust der Bodenhaftung. Senate sollten meines Erachtens das Abwahlrecht für Präsidenten und Rektoren unbedingt behalten. Übrigens ist der Hochschulrat nicht überall rein extern besetzt; z. B. können auch in NRW die Hochschulen zwischen externer und gemischter Besetzung wählen.

FZ: In NRW fangen die Hochschulräte ja gerade erst an zu arbeiten oder werden derzeit eingesetzt, da kann man diese Beobachtung noch nicht machen. Probleme gibt es an anderer Stelle: In Niedersachsen sind Präsidentenwahlen gescheitert, weil sich Senat und Hochschulrat nicht einig wurden. Wenn man die doppelte Legitimation will, muss man da durch. Das Problem wird dann gemildert, wenn man gemeinsame Findungskommissionen bildet. Schließlich gibt es auch handwerkliche Fehler in Gesetzen: NRW hat vergessen, eine Abwahlmöglichkeit für Hochschulratsmitglieder vorzusehen. Dies sorgt derzeit an der Uni Paderborn für erheblichen Ärger, wo man ein Hochschulratsmitglied eigentlich loswerden möchte. SJ: Mehr Freiheit für die Hochschulen bedeutet gleichzeitig auch neue Herausforderungen. Die Verwaltung eines eigenen Budgets, das Gebäudemanagement, die Personalhoheit auch über die Professoren, die autonome Entscheidung über Einführung und Aufhebung von Studiengängen – das alles ist nicht einfach zu bewerkstelligen. Können die Hochschulleitungen dies alles leisten? FZ: Ja, unter drei Bedingungen: Erstens brauchen die Hochschulleitungen die entsprechenden Qualifikationen. Diese erhalten sie durch Personalentwicklung und auf neuen, managementbezogenen Karrierewegen, die z. B. vom Dekan der Universität X zum Vizepräsidenten der FH Y und von dort zum Präsidenten der Universität Z führen. Zweitens bedarf es der Dezentralisierung von Verantwortung auf die Fakultäten und Fachbereiche; dort ist ein Teil der Aufgaben noch näher am Geschehen in Lehre und Forschung zu erledigen. Und

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drittens ist die Unterstützung durch Managementprofis auf allen Ebenen erforderlich: Qualitätsmanager und Strategieentwickler auf Leitungsebene, Fakultätsgeschäftsführer, Manager von Forschungsclustern usw. Für solche Leute gibt es übrigens inzwischen akademische Ausbildungsangebote; ich selbst biete an der FH Osnabrück ein berufsbegleitendes MBA-Studium für Hochschulmanagement an. SJ: Die Bestrebungen, den deutschen Hochschulen mehr Autonomie zu geben, werden weiterhin fortgesetzt. Die Abschaffung des Hochschulrahmengesetzes auf der einen Seite, der Test weitgehender Selbststeuerung in Modellprojekten wie in Darmstadt oder Dresden auf der anderen Seite, aber auch das dauerhafte Angebot von Experimentierklauseln in den Landeshochschulgesetzen sind in der Diskussion. Wo wird der Weg hinführen? Wo sehen Sie die Hochschullandschaft in fünf Jahren? FZ: Sehr viel stärker ausdifferenziert als heute und mit sinkender Bedeutung der alten Typenstruktur Uni–FH. Der Sektor der Exzellenzunis wird sich absetzen, andere Unis werden zunehmend zu regionalen Lehruniversitäten, einzelne FHs werden stärkere Forschungsintensität entwickeln – z. B. im „Club“ der „UAS7“, dem die FHW Berlin und sechs andere renommierte Fachhochschulen angehören. Es wird eine Vielfalt interner Steuerungs- und Organisationsmodelle existieren, natürlich wird und muss es in einzelnen Fällen auch ein Scheitern innerer Reformen geben. Die Hochschulen werden mehr Anstrengungen auf Transparenz und Information verwenden müssen, um eine komplexere Landschaft für Studierende, Forschungspartner und Gesellschaft durchschaubar zu machen. SJ: Vielen Dank!

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Thema: Hochschulmanagement im Fokus

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Wissenschaft im Zentrum der Managementbemühungen Text: Jürgen Blum

Ich wurde um einen Artikel zur Evaluation der Gremien- und Leitungsstruktur der FHW Berlin gebeten, die ich moderiert habe. Ich möchte hier nicht den Ergebnisbericht der Evaluationskommission wiedergeben, den die Hochschulmitglieder in der veröffentlichten Lang- und Kurzfassung nachlesen können, vielleicht auch sollten. Ich will in dem kurzen Artikel einige persönliche Anmerkungen zu einigen mir besonders wichtig erscheinenden Problemen und Lösungsansätzen im Wissenschaftsmanagement machen, die auch bei der Evaluation der FHW Berlin, zumindest in der Diskussion, eine Rolle gespielt haben. Meine Ausführungen geben nur meine persönliche Meinung und nicht die der Evaluationskommission wieder.

und nach einem strengen Maßstab für ihre Verwaltungen zu verlangen, deren Aufwand ja aus den Ressourcen für Wissenschaft bestritten wird.

Management zum Nutzen der Wissenschaft Ich benutze lieber den Ausdruck „Wissenschaftsmanagement“ statt „Hochschulmanagement“, da mit ihm klar ist, dass im Zentrum der Managementbemühungen die Wissenschaft steht, die Lehre und Forschung und Nebenfunktionen wie den Transfer umfasst. Mit dieser Begrifflichkeit wird klar, dass Management nachweislich (!) der Wissenschaft nutzen muss. Soweit dieser Nachweis nicht erbracht werden kann, sollten Managementprozesse, ihr Aufwand und die hierfür verantwortlichen Personen in Frage gestellt werden. Das gilt für die Verwaltungen der Hochschule ebenso wie für jegliches Projektmanagement in der Wissenschaft. Das gilt auch für Beratungsleistungen, die nur über den konkreten Erfolg für die Wissenschaft zu rechtfertigen sind. Ich verstehe nicht, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich inzwischen geduldig einer Flut sie rechtfertigender Evaluationen unterziehen, ohne dieses gleichzeitig

Effektivität und Effizienz auch im Wissenschaftsmanagement Eine zweite Vorbemerkung ist, dass ein auf betriebswirtschaftliche Kriterien von Effektivität und Effizienz ausgerichtetes Management aus der Wirtschaft auf die Wissenschaft prinzipiell übertragbar ist, wenn es sich dem Kontext der Wissenschaft anpasst. Das ist per definitionem ganz selbstverständlich, da Management immer akzessorisch zu seinem Gegenstand ist. Konkret bedeutet das u. a., dass Wissenschaftsmanagement nicht genauer sein kann als die Wissenschaft selber und dass für ihre Unwägbarkeiten auch im Management die erforderlichen Freiräume und Flexibilitäten vorgehalten werden müssen. Das aber darf von der Wissenschaft nicht als ein Vorwand, eine generelle Abwehr und prinzipielle Diskreditierung von Wissenschaftsmanagement missbraucht werden. Viele Bereiche des Managements sind aus der Wirtschaft direkt auf die Wissenschaft übertragbar, wenn es z. B. nicht direkt um die eigentlichen

So kommt eine „billige“ und trotzdem effiziente Verwaltung der Wissenschaft direkt zugute. Das hieraus abgeleitete Motto für Wissenschaftsmanagement lautet daher: Nur soviel Management, wie für den Erfolg für Wissenschaft unbedingt nötig, und das heißt, so wenig wie möglich! Daraus ergeben sich die Hauptkriterien für eine Evaluation von Verwaltung, die meines Erachtens alle vier Jahre erfolgen sollte. Soweit die Einleitung, um jeden Zweifel über die Funktion von Management für Wissenschaft von vorneherein auszuschließen.

Wissenschaftsprozesse geht, sondern um die Betriebsfunktionen der Wissenschaftseinrichtungen, die Administration, die Infrastrukturen etc., die einen ganz wesentlichen Produktions- und Kostenfaktor für Wissenschaft darstellen. Das wird vielfach von den Wissenschaftler/innen nicht gesehen. Sie trauen sich in ihrem aus wissenschaftlichem Erfolg abgeleiteten Übermut Leitungsfunktionen im Management von Wissenschafts-„Unternehmen“(!) zu, für die sie nicht ausgebildet sind und die sie häufig überfordern. Für diesen Zusammenhang fehlt vielfach das Bewusstsein, da für Folgen solchen Missmanagements nicht gehaftet wird. Diese Kultur des professionellen Dilettantismus findet auch kein generelles Korrektiv durch die hauptamtlichen Administratoren, die nach wie vor weitgehend eine juristische Ausbildung und Ausrichtung haben und es ebenfalls nicht können. Hier liegt ein doppelter, sich gegenseitig verstärkender Effekt von spezieller Unfähigkeit vor, der der Wissenschaft schadet. Ich will im Nachfolgenden thesenartig einige mir besonders wichtig erscheinende Managementaspekte ansprechen, die mir im Generellen und auch für die FHW Berlin als besonders wichtig erscheinen: Unter den Gesichtspunkten von Management sind Strategie und Strategieentwicklung essentiell, sozusagen der Beginn von Management. Ohne eine zielgerichtete, umsetzbare Strategie kann man allenfalls von Verwaltungen – Fortschreibung eines Zustands, der sich höchstens zufallsbedingt ändert – sprechen, bestenfalls von Administration – Verwaltung als Zuwendung zur Wissenschaft. Erst

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Thema: Hochschulmanagement im Fokus

Strategie macht den Managementprozess zu einem zielgerichteten und vom Management zu verantwortenden Vorgang. Dies ist ein top-down angestoßener Vorgang, der in einem organisierten Strategieentwicklungsprozess im Gegenstromverfahren das gesamte Wissenschaftsunternehmen erfasst und so zu einer Identifikation durch aktive Mitwirkung und Auseinandersetzung mit der Strategie führt. Der Strategieentwicklungsprozess ist die wichtigste Führungsaufgabe, für die nicht nur Fantasie sondern auch handwerkliches Können zur Durchführung des Prozesses notwendig sind.

Ein weiterer wichtiger prinzipieller Punkt ist das Verhältnis von Zentralität und Dezentralität: Es gilt der Grundsatz „Soviel Dezentralität wie möglich und soviel Zentralität wie unbedingt nötig“. Die Umsetzung dieses Subsidiaritätsprinzips stellt hohe Ansprüche an die Führungspersonen auf der zentralen und der dezentralen Ebene, die auf der einen Seite die strategische Verantwortung und Delegation deren Umsetzung beherrschen und auf der anderen Seite die operative Umsetzungsverantwortung übernehmen müssen.

Zur Strategieentwicklung gehört notwendigerweise auch eine professionelle Kommunikation. Hierunter ist nicht zu verstehen, dass viele viel miteinander reden, sondern dass obligatorische Kommunikationsstrukturen etabliert werden. Das heißt, die gezielte Information zur rechten Zeit wird zur Dienstpflicht und ihre Verletzung ist arbeitsvertragliches Dienstvergehen mit den möglichen rechtlichen und tatsächlichen Konsequenzen. Ich kenne keine Wissenschaftseinrichtung, bei der ich die Kommunikationsstrukturen nicht als mehr oder weniger stark defizitär bezeichnen würde, auch die eingeschlossen, bei denen ich selber hierfür Verantwortung getragen habe. Das Personalmanagement ist der kritische Erfolgsfaktor für Wissenschaftsmanagement. Im Personalmanagement fehlen im öffentlichen Bereich vor allen Dingen die monetären Incentives. Wenn auch die persönlichen Incentives, die stimulierende und selbstbestätigende Beschäftigung mit Wissenschaft, in der Regel stärker wirken mögen als ein geldwerter Anreiz, sollte dieses aber nicht zu einer verklärenden Idealisierung mäßig bezahlter und stark regulierter Tätigkeit in Lehre und Forschung führen. Hier gibt es aus meiner Sicht ein starkes Motivationsdefizit und gleichzeitig bei der öffentlichen Hand wie auch bei der Wissenschaft selbst weder Neigung noch durchsetzbare Vorstellungen, diesen Zustand wirksam zu verändern.

Drohende Handlungsautonomie? Das Wissenschaftssystem im universitären und außeruniversitären Bereich ist in einem weiteren Umbruch: Ihre Finanzierungsnöte versucht die öffentliche Hand dadurch zu lindern, dass sie den Wissenschaftseinrichtungen, insbesondere den Hochschulen, unter Chiffren wie „Solidarpakt“, „Globalhaushalt“ etc. eine Autonomie einzuräumen vorgibt, die das (dann insoweit arbeitslose) Mittelmanagement der Wissenschaftsministerien nicht wirklich will und zu der das hierauf nicht vorbereitete Management der Wissenschaftseinrichtungen (noch) nicht befähigt ist. Über Jahrzehnte haben die Wissenschaftseinrichtungen diese Chance verwirklichter Handlungsautonomie für sich gefordert, die nun zu drohen scheint. Hieraus ergeben sich Reaktionsnotwendigkeiten, von denen ich nur einige stichwortartig ansprechen möchte: Es bedarf der weiteren Professionalisierung auch im Managementbereich. Zur Strategie gehört daher ein Konzept der Personalentwicklung mit einer darauf abgestimmten Fort- und Weiterbildung und dessen Finanzierung in einem der Industrie vergleichbaren Umfang. Konsequenz der ausgeweiteten Selbstverantwortung der Wissenschaftseinrichtungen muss ein erfolgsorientiertes Qualitätsmanagement im Hinblick auf die Leistungen und Produkte der Wis-

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senschaftseinrichtungen sein. Dieses steckt erst in den Anfängen. Ehe Studenten und Studentinnen zur erfolgsbestimmenden Kundschaft von Hochschulen werden, müssen deren Leistungen stärker auf diese zugeschnitten und wirksame Marketingkonzepte entwickelt werden. Interessanterweise hat ein erfolgreicher Finanzdienstleister, der das akademische Personal als Zielgruppe hat, hierfür das Modell der Career-Center entwickelt, das in ersten Ansätzen nun im Hochschulbereich übernommen wird. Mit diesem Konzept gilt es sich auseinanderzusetzen und es fortzuentwickeln. Das öffentliche Vergütungssystem, dem die Wissenschaftseinrichtungen unterworfen sind, bietet bei guten Verdiensten für ordentliche, aber nicht herausragende Leistungen und hoher Beschäftigungs- und Versorgungssicherheit keine ausreichenden Incentives für die besondere Leistung. Nach 20-jähriger Diskussion um einen eigenen Wissenschaftstarif habe ich den Glauben an Einsicht und Durchsetzung verloren und setze auf eine an sich unvernünftige Kompensation durch Nebentätigkeiten, z. B. an sogenannten „An-Instituten“, die es inzwischen an allen im Drittmittelbereich erfolgreichen Wissenschaftseinrichtungen, insbesondere in den Ingenieurwissenschaften, gibt. Diese intelligenten Umgehungsstrukturen mit ihren zum Teil hervorragenden Forschungs-, Ausbildungs- und Transfereffekten werden inzwischen zum Glück selbst von den Rechnungshöfen nicht mehr diskreditiert, sondern sogar begrüßt, sind aber insoweit ein Testat für die Unfähigkeit des öffentlichen Systems. Ein perspektivisch besonders wichtiger Entwicklungsschwerpunkt für die Wissenschaftseinrichtungen sind die IT-Infrastrukturen, die ich in nur zwei Gesichtspunkten ansprechen will: Die IT-Serviceprozesse als Umsetzungsfunktionen für Wissenschaft und Management bedürfen einer hohen

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Thema: Hochschulmanagement im Fokus

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Spezialisierung und Professionalität, die jedenfalls von kleineren und mittleren und manchmal auch großen Wissenschaftseinrichtungen nicht vorgehalten werden kann. Hier sollten Konzepte des Jobsharings bis hin zum Outsourcing entwickelt und modellhaft ausprobiert werden, um die erheblichen Effizienzpotentiale zugunsten der Wissenschaft auszuschöpfen. Dem steht tendenziell der individuelle Übermut der Wissenschaft entgegen, die ihr unreflektiertes Vorurteil pflegt, hier sei die Wissenschaftsfreiheit gefährdet. Ein spezielles und besonders wichtiges Problem der IT-Infrastrukturen ist das der IT-technologischen Unterstützung und Umsetzung von Vernetzungs-

strukturen, die zwar in aller Munde sind, ohne dass aber die Problematik wirklich klar beschrieben ist.

Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege, hat aus meiner Sicht ein ungeheueres Potenzial, das meines Erachtens allerdings in beiden Fällen noch nicht annähernd ausgeschöpft ist. Dies zu fördern und hierzu Hilfestellung zu leisten, war die eigentliche Aufgabe der Evaluationskommission, deren Empfehlung nun vorliegt. Es ist nicht der Anspruch, dass sie befolgt wird. Wichtig ist, dass wir einen Beitrag zur Auseinandersetzung der Hochschule leisten. Dazu kann man nur Glück wünschen und gespannt sein.

Die angeführten Punkte sind nur eine Auswahl, die Statements und Argumentationen sind um die Differenzierung verkürzt und sollen nur Diskussionsbeiträge sein, wenn auch zum Teil dezidierte. Ich bewundere die FHW Berlin um ihren gut gelaunten Mut, mit der sie wichtige Initiativen ergriffen hat, um ihre Zukunft tatkräftig in die eigenen Hände zu nehmen und sie zu gestalten. Die zweimalige Fusion, zunächst mit der Berufsakademie und jetzt mit der

Prof. Dr. Jürgen Blum ist Rechtsanwalt und Berater des Zentrums für Wissenschaftsmangement (ZWM) e. V. Speyer.

Wettbewerb als Motor des Hochschulwesens? Eine Betrachtung aus dem Blickwinkel von Fachhochschulen Text: Olaf Winkel

Die deutsche Hochschullandschaft befindet sich im Umbruch. Ziel ist dabei nicht nur die Schaffung eines einheitlichen europäischen Hochschulraums im Sinne der Erklärung von Bologna, sondern auch eine Steigerung der Qualität von Forschung und Lehre an den heimischen Hochschulen, die viele für im internationalen Vergleich nicht mehr konkurrenzfähig halten. Ein Element der Hochschulreform ist die Aufwertung von Wettbewerb, dem Ökonomen die Fähigkeit zuschreiben, die Ressourcenallokation optimieren, Innovationsfähigkeit erhöhen, Monopolbildung verhindern und einer leistungsgerechten Einkommensverteilung Vorschub leisten zu können. Wettbewerb soll künftig nicht nur innerhalb der Hochschulen eine zentrale Rolle spielen, sondern auch im Verhältnis zwischen den Hochschulen in den Varianten von künstlichem und echtem Wettbewerb. Während echter Wettbewerb für Leistungsbereitstellung

unter Konkurrenzbedingungen steht, geht es beim künstlichem Wettbewerb darum, Konkurrenzbedingungen zu simulieren, etwa indem mit Hilfe von Kennzahlen Leistungsvergleiche durchgeführt und diejenigen belohnt werden, die dabei besonders gut abschneiden.

„Die Hochschulpolitik vernachlässigt bei der Umstellung auf die zweistufige Studienstruktur die Tatsache, dass funktionierender Wettbewerb vergleichbare Ausgangsbedingungen auf Seiten der Wettbewerber voraussetzt.“

Schwierigkeiten im Bereich des internen Wettbewerbs, wie sie etwa bei der Messung und Bewertung individueller Leistungen auftreten, finden inzwischen zunehmend Beachtung. Die Probleme, die insbesondere echter Wettbewerb zwischen Hochschulen nach

sich ziehen kann, sind dagegen bislang weitgehend unterbelichtet geblieben. Gerade sie erscheinen aber aus Sicht von Fachhochschulen besonders brisant. Denn die hierzulande angestrebte Umwandlung der Hochschullandschaft in ein System „innovativer Hochschultypen jenseits der bestehenden Einteilung in Universitäten und Fachhochschulen“, die miteinander in einen intensiven Wettbewerb treten (Lothar Zechlin, langjähriger Rektor der Universität Duisburg-Essen), stellt die Fachhochschulen vor neue Herausforderungen, die sie unter den gegebenen Voraussetzungen kaum bewältigen können. Zurückzuführen ist dies darauf, dass die Hochschulpolitik bei der Umstellung auf die zweistufige Studienstruktur die Tatsache vernachlässigt, dass funktionierender Wettbewerb vergleichbare Ausgangsbedingungen auf Seiten der Wettbewerber voraussetzt.

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Thema: Hochschulmanagement im Fokus

Die Ungleichbehandlung von Universitäten und Fachhochschulen beginnt schon bei der staatlichen Forschungsförderung, welche dazu tendiert, Fachhochschulbelange auszublenden. Deutlich geworden ist dies auch bei der Ausgestaltung der Exzellenzinitiative, durch die im Zeitraum von 2005 bis 2011 1,9 Milliarden Euro in das deutsche Hochschulsystem gepumpt werden sollen. Noch problematischer wirken sich aber abweichende strukturelle Rahmenbedingungen aus. Während die Lehrverpflichtung der Hochschullehrer an Universitäten acht Wochenstunden beträgt, liegt sie an Fachhochschulen bei achtzehn Stunden. Während Universitäten über einen akademischen Mittelbau zur Unterstützung der Hochschullehrer verfügen, fehlt es an Fachhochschulen zumeist an einem solchen.

Die Asymmetrien in der Ausstattung der deutschen Hochschulen lassen sich auch in Geld ausdrücken. Während die jährlichen Aufwendungen für einen Studienplatz an Universitäten 7.400 Euro betragen, liegen sie an Fachhochschulen bei 4.300 Euro. Und schließlich führen spezielle hochschulpolitische Feinjustierungen dazu, dass an Fachhochschulen erworbene Bachelor- und Mastergrade trotz der nominellen Gleichstellung weniger wert sind als solche, die von Universitäten stammen.

Die hohe Lehrverpflichtung an Fachhochschulen, welche angesichts der Informationsexplosion in fast allen Fachgebieten schon längst nicht mehr zeitgemäß ist, geht dort häufig zu Lasten der Forschung. Ohne ein Mindestmaß an Forschung lässt sich aber weder eine hochwertige Lehre gewährleisten noch das Renommee sichern, das eine Hochschule benötigt, um Studierende anzuziehen und Arbeitgeber von der Qualität ihrer Ausbildung zu überzeugen. Dass man sich dieses Umstands in der Hochschulrektorenkonferenz und in vielen Kultusministerien durchaus bewusst ist, zeigt die Diskussion um die Einrichtung sogenannter Lehrprofessuren an Universitäten. Darin hat sich nämlich relativ schnell die Einschätzung durchgesetzt, dass eine über zwölf Semesterwochenstunden hinausgehende Lehrverpflichtung kaum sinnvoll ist, weil Hochschullehrer ausreichend Zeit benötigen, um sich in ihren Fachgebieten auf dem aktuellen Stand zu halten und durch Publikationen die Fähigkeit zu einer hochwertigen Lehre unter Beweis zu stellen. Vor der Konsequenz, dieser Erkenntnis auch im Hinblick auf Fachhochschulen Geltung zu verschaffen, scheuen die Verantwortlichen aber bis heute zurück.

Dies gilt schon hinsichtlich der weiteren Qualifikationsperspektiven. Ob ein Fachhochschulbachelor Zugang zu einem universitären Masterstudiengang bekommt und wenn, unter welchen Bedingungen, entscheiden die Universitäten. Ebenso wenig hat ein Fachhochschulmaster Anspruch auf Zugang zu den Promotionsstudiengängen der Universitäten, die das Promotionsprivileg aller Voraussicht nach exklusiv behalten werden. Auch hier entscheiden die Universitäten über die Zulassung – und diese haben es Fachhochschulabsolventen mit entsprechenden Ambitionen schon in der Vergangenheit schwer gemacht.

„Schweben die Fachhochschulen vielleicht in der Gefahr, zum billigen Jakob der deutschen Hochschullandschaft abzusinken?“

Nicht gleichwertig sind die Abschlüsse von Universitäten und Fachhochschulen auch dort, wo es um Beschäftigungsperspektiven im öffentlichen Dienst geht. Dass ein Universitätsmaster die Befähigung für eine Laufbahn im höheren Dienst besitzt, steht in traditioneller Weise außer Frage. Bei einem Fachhochschulmaster wird eine entsprechende Zulassung dagegen an die Erfüllung zusätzlicher Voraussetzungen gebunden. Für erforderlich hält man dabei nicht nur eine entsprechende Feststellung in der Akkreditierungsurkunde, sondern zumeist auch, dass die jeweils zuständige oberste Dienstbehörde die Eignung der Ausbil-

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dung für den höheren Dienst explizit anerkennt. Angesichts der geschilderten Wettbewerbsnachteile ist nicht auszuschließen, dass es mit den Fachhochschulen von dem Augenblick an bergab gehen wird, an dem sich die heute noch primär forschungsfixierten Universitäten stärker für die Lehre und insbesondere die Bachelorausbildung erwärmen. Schweben die Fachhochschulen vielleicht in der Gefahr, zum billigen Jakob der deutschen Hochschullandschaft abzusinken und eines Tages nur noch Abschlüsse anbieten zu können, die studierwillige junge Menschen und Arbeitgeber zu Recht als zweitklassig ablehnen? Diese Frage stellt sich inzwischen durchaus. Allerdings zeichnen sich in einzelnen Bereichen auch Entwicklungen ab, die den Fachhochschulen den Rücken stärken. So hat sich der Bund kürzlich dazu durchgerungen, von der Diskriminierung von Fachhochschulmastern beim Zugang zum höheren Dienst Abstand zu nehmen. Und es gibt inzwischen Anzeichen dafür, dass vielleicht auch Landesminister diesem Beispiel folgen werden. Die Hochschulpolitiker, auf die es hier entscheidend ankommt, verhalten sich gegenüber den Problemen der Fachhochschulen aber weiterhin eher indifferent. Insbesondere sind sie längst überfällige Nachbesserungen in den Bereichen der Lehrdeputate und der Ressourcenausstattung bis heute weitestgehend schuldig geblieben. In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Fachhochschulen vor allem durch die Fähigkeit, eine hochwertige Lehre mit anwendungsorientierter Forschung zu verbinden, zu einem konstituierenden Element des deutschen Hochschulwesens entwickeln können. Um ihr Potential zu erhalten, sollte ihnen eine faire Chance gegeben werden, sich im Wettbewerb zu behaupten. Der Autor ist Professor für Public Management mit dem Schwerpunkt Verwaltung an der FHVR Berlin.

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Wiki-Projekte in der Lehre „Gruppen-Lernprojekt: interessant, praxisnah, empfehlenswert.“ Text: Ute Hechtner und Heike Wiesner

Entscheidend für die Akzeptanz und die kreative Nutzung von Informationstechnik in Lern- und Arbeitskontexten ist, dass die Nutzenden die Technologie als komfortabel und vertraut empfinden. Die Dinge zu vereinfachen, ist eine gute Ausgangsbasis, um Softwareprojekte zu verbreiten. „Partizipative Softwaregestaltung“ geht jedoch einen Schritt weiter. Die potenzielle Gruppe von Nutzer/innen in den Gestaltungsprozess der Technologie zu integrieren, kann dazu führen, dass Software nicht mehr als statisches Produkt, sondern als Prozess empfunden wird. Das Lernziel der Lehrveranstaltung „Grundlagen der Wirtschaftsinformatik“ besteht nicht nur darin, die Studierenden über Datenbanken, IuK-Systeme in Unternehmen etc. zu informieren, sondern sie auch mit Softwareentwicklungsprozessen direkt in Berührung zu bringen: Im Ersten Studienabschnitt der Bachelor-Studiengänge geht es v. a. um eine wissenschaftliche Grundausbildung, in der auch die Praxisbezüge zu verdeutlichen sind. „Das Projekt hat auf jeden Fall Spaß gemacht ...“

Software- bzw. Systementwicklung ist die Gestaltung rechnergestützter Informations- bzw. Anwendungssysteme, die i. d. R. mit Hilfe eines Vorgehensmodells konzipiert wird und u. a. eine Analyse-Phase beinhaltet. Dieser Aspekt lässt sich hervorragend in authentische, realitätsnahe Lernprojekte übertragen. Auch in der beruflichen Zukunft der Studierenden werden Vorgehensmodelle eine Rolle spielen, da Endbenutzer/innen in die Entwicklung von Software einbezogen werden. „Für die Software-Entwicklung sind Systemanalytiker/innen oder Programmierer/innen zuständig“, so lautete die Meinung der Studierenden. Das Thema hatte in ihren Augen eine geringe Gegenwartsbedeutung, da sie ja Wirtschaft und nicht Informatik studieren. Insofern wurde der Lehr-Lerninhalt als „verordnet“ empfunden. Um den Studierenden den thematischen Zugang zu erleichtern, wurden sie in praxisnahen Projekten mit Aufgabenstellungen konfrontiert, die an ihre Interessen und Vorkenntnisse im Foto: Ute Hechtner

Umgang mit Computer bzw. Internet anknüpften. Im Vordergrund stand dabei, dass digitale Medien nicht nur zur Wissensrepräsentation oder zum Transport für deklaratives Wissen, sondern auch als kognitive Werkzeuge für die aktive Wissenskonstruktion dienen sollten. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde während des Semesters mit dem Wiesner-Wiki1 gearbeitet. Die sogenannte Wiki-Technologie ist eines der Herzstücke der Web2.0-Anwendungen und steht für Nutzerfreundlichkeit, Standardisierung, Mitwirkung, Weiterverwendbarkeit und – als fast unbeabsichtige Nebenfolge – Wirtschaftlichkeit. Statt (moderner) Geschlossenheit wird postmoderne interaktive Offenheit proklamiert. In Wikis findet das kooperative und konstruktivistische Arbeiten seine volle Entfaltung. Die Grenze zwischen Lehrenden und Lernenden wird absichtsvoll vermischt und lädt zu neuen Lehr-Lernformen und inhaltlichen Neuorientierungen ein – ein grenzüberschreitender Schmelztiegel aus Laien- und Expertenwissen. Wikis vereinen damit kollektives Wissen, das nicht nur abgerufen, sondern zugleich auch weiterentwickelt werden kann. Die Wiki-Technologie für die Lehrveranstaltung nutzbar zu machen, war daher nahe liegend. Lernprojekte innerhalb der Lehrveranstaltung „Grundlagen der Wirtschaftsinformatik“ bei Prof. Wiesner zu erproben, wurde von Ute Hechtner angeregt, geplant und direkt umgesetzt. So hat sich ein Team gefunden, das nicht nur Wiki-Begeisterung auslösen konnte (Wiesner), sondern auch über mediendidaktische Kompetenzen in Sachen „Lernprojekte“ (Hechtner) verfügte.

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Neue Medien

Nach einer kurzen Einführung in die Handhabung des Wikis konnten die Studierenden eigene Web-Seiten mit Artikeln zum Vorlesungsstoff (z. B. Fachbegriffe) anlegen, verfassen und miteinander verlinken. Jede Arbeitsgruppe erhielt einen Projektauftrag mit der Aufgabe, eine Ist-Analyse zu Internet-Anwendungen durchzuführen. Die Studierenden konnten sich entscheiden, ob sie Firmen-Wikis oder die Gebrauchstauglichkeit, das Suchmaschinen-Ranking bzw. den OnlineKundenservice der FHW-Webpräsenz untersuchen.

Fazit Mit den Lernprojekten wurde konstruktives, kooperatives und selbstgesteuertes Lernen ermöglicht. Die Studierenden zeigten großes Engagement, um innovative und kreative Lösungsansätze zu finden. Die Einladung zur Wissenskonstruktion wurde von ihnen gern angenommen: „Das Projekt hat auf jeden Fall Spaß gemacht und mir persönlich viel mehr gebracht als mein EDV-II-Kurs.“, „Lernprojekte fördern selbständiges Arbeiten ... Learning by Doing gewährleistet tieferen Einblick ins Fachgebiet.“, „Projekt war sehr gut, man hat auf jeden Fall was für die Zukunft gelernt.“ „Gruppenlernprojekt: interessant, praxisnah, berufsorientiert, empfehlenswert.“

Die Lernprojekte waren so formuliert, dass die Studierenden keine vorgefertigten Lösungswege abarbeiten konnten. Die beiden Lehrenden begleiteten stattdessen die Lernprozesse. Das Fehlen von konkreten Handlungsanweisungen zur Lösung der Aufgaben irritierte die Studierenden anfänglich. Doch bereits nach einer zweiwöchigen Einarbeitungszeit zeigte sich, dass die Beschäftigung mit dem jeweiligen Thema das Interesse der Studierenden geweckt hatte. In einem Zwischenfazit präsentierten die Gruppen erste Lösungsansätze. Das Wiesner-Wiki wurde zur Dokumentation der Lernergebnisse und für Absprachen hinsichtlich der Arbeitsaufteilung rege genutzt. Ende Mai referierten die Studierenden zu ihren Themen und den Ergebnissen ihrer Lernprojekte. Dabei wurden die Stärken bzw. Schwächen des Internetauftritts der FHW Berlin sowohl aus der Perspektive verschiedener Zielgruppen als auch im Vergleich zu konkurrierenden Hochschulen aufgezeigt und Vorschläge zur Verbesserung unterbreitet. Darüber hinaus wurde ein Kontakt mit der Synaxon AG, der größten IT-Verbundgruppe Europas, hergestellt. Die Studierenden interviewten den CEO des Unternehmens, Frank Roebers, zu seinen Erfahrungen im Hinblick auf die Einführung eines Firmen-Wikis. Selten wurden wirtschaftliche Aspekte so hautnah in eine Grundveranstaltung integriert.

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Auszug aus dem Lernprojekt (1): Wissensmanagement und Firmen-Wikis Zielsetzung

Inhalt

Forschungsstand Wikis Wissensmanagement im internationalen Vergleich Analyse: Erhebung, Beschreibung und Bewertung des Ist-Zustandes bezüglich der an der FHW Berlin vorhandenen Anwendungssysteme Grobkonzept zur Einführung eines Firmen-Wikis Interview mit der Synaxon AG

Auszug aus dem Lernprojekt (2): Suchmaschinenoptimierung

Die Konzeption und Betreuung der Lernprojekte waren Teil der Masterarbeit „Digitale Medien und Wissensgenerierung in Lehr-Lernkontexten. Lernprojekte zur Förderung von Medienkompetenzen bei Studienanfängern.“ (Universität Rostock). Ohne diesen speziellen Kontext wären die Lernprojekte nicht möglich gewesen. Doch jenseits der guten Zusammenarbeit zwischen den beiden Dozent/innen gilt der Dank den Studierenden der Lehrveranstaltung. Sie haben deutlich gemacht, dass mehr Potenzial in ihnen schlummert, als vorab vermutet. Eine tolle Erfahrung für alle Beteiligten! Und natürlich werden in der nächsten Grundlagenveranstaltung wieder Lernprojekte angeboten … Lese-Tipps Ergebnisse aller Lernprojekte im Wiesner-Wiki: http://www.heike-wiesner.de/wiki/ index.php/Kategorie:GWI Zum Einsatz von Wikis in LehrLernkontexten: Wiesner, H. (2007): Neue Lehr- und Lernkonzepte in der Wirtschaftsinformatik. In: Curdes, B./Marx, S./Schleier, U./Wiesner, H. (Hrsg.): Gender lehren – Gender lernen in der Hochschule. Konzepte und Praxisbeispiele, Oldenburg, S. 127–158

Einführung eines Firmen-Wikis

Zielsetzung

Gute Platzierung der zu bestimmten Suchbegriffen relevanten FHW-Webseiten, z. B. auf den Ergebnisseiten der Suchmaschine Google

Inhalt

Gerade in den wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen konkurrieren die Hochschulen um leistungsstarke Bewerber. Da die meisten Internet-User (und damit auch Studieninteressierte) für die Informationsrecherche Suchmaschinen benutzen, ist zu prüfen, mit welcher Platzierung und mit welchen Verweisen die FHWWebpräsenz in den Suchmaschinen erscheint. Forschungsstand: Suchmaschinenoptimierung Analyse: Erhebung, Beschreibung und Bewertung des Ist-Zustandes unter Berücksichtigung des Rankings der Hauptkonkurrenten (nach Standort und Studienangebot) Erstellung eines Lastenheftes, um ein Angebot von Firmen einzuholen, die Webseiten für Suchmaschinen optimieren

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Das Wiesner-Wiki ist eine Applikation auf der Web-Präsenz von Prof. Wiesner. Dabei handelt es sich um Artikelsammlungen, die mit einem normalen Web-Browser nicht nur angeschaut, sondern auch direkt editiert werden können.

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Gleichstellung

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Frauen-Stipendienvergabe für MBAProgramme zum Wintersemester 2007

Schlüssel zur erfolgreichen Transformation der Hochschule

IT-Governance Der Modernisierungsauftrag an die Hochschulen ist im Kern eine Herausforderung der IT. Das Heben von Wertschöpfungspotenzialen (insbesondere die Optimierung der Lehre) in Abstimmung mit den vorhandenen IT-Ressourcen wird eine zunehmend stärker zu beachtende Aufgabe des Hochschulmanagements sein.

Zum dritten Mal vergab die Fachhochschule für Wirtschaft Berlin Stipendien für Frauen, die mit einem Master of Business Administration ihre berufliche Karriere ausbauen wollen. Die fünf Mitglieder des Vergabeausschusses, Dr. Vera Piálek (Leiterin Training und Fortbildung der Berliner Volksbank), Marianne Rühl-Andresen (Leiterin des

Text: Michael Sost

Mit dem Bolognaprozess werden Rahmenbedingungen formuliert, die letztendlich als Auftrag zur Reorganisation der Hochschule mit Hilfe der IT verstanden werden müssen. Die wesentlichen Herausforderungen können wie folgt benannt werden: Erhöhter Verwaltungsaufwand. Die Anzahl der Studiengänge hat sich mehr als verdoppelt. Die Anzahl der Prüfungsleistungen hat sich deutlich erhöht. Die Studienverlaufsprüfung ist viel komplexer geworden. Entwicklung eines bedarfsgerechten Studienangebots. Die Differenzierung des Lehrangebots bzw. der Lehrform (das didaktische Setting für den Bachelor-Studenten sollte sich von dem des Master-Studenten unterscheiden) stellt eine Herausforderung dar, der man nur über den vermehrten Einsatz der elektronischen Medien begegnen kann. Wie auch immer die Formulierung einer Strategie im Einzelnen lauten wird, in letzter Konsequenz ist eine Entwicklung hin zu einer IT- bzw. medienbasierten Hochschule unabwendbar – die IT muss als Instrument verstanden werden, über das sich Wettbewerbsvorteile erzeugen lassen. Auf der operativen Ebene kumulieren sämtliche Überlegungen in dem Ziel, eine integrierte multimediale Informationsversorgung aufzusetzen, von der sämtliche Nutzerkategorien profitieren. Damit rückt die Gestaltung der Geschäftsprozesse (Dienste bzw. Services) und nicht die Beherrschung einer bestimmten Technologie in den Vordergrund. Das Selbstverständnis eines Rechenzentrums ändert

Rektorat Weisung, Zielvereinbarung

CIO Beratung

Beratung

Vorsitz

Referates Grundsatz- und Rechtsangelegenheiten der Gleichstellungspolitik bei der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen), Petra Wieczorek (Geschäftsführerin des IMB der FHW Berlin), Prof. Dr. Sven Ripsas (Direktor des IMB) sowie beratend Viola Philipp (Frauenbeauftragte der FHW Berlin) konnten sich über 26

qualifizierte Bewerbungen freuen. Die vier Teilstipendien in Höhe von jeweils 5.000 Euro gingen an studieninteressierte Frauen, deren herausragende berufliche Leistungen, gepaart mit gesellschaftlichem Engagement, den Vergabeausschuss überzeugten.

Abstimmung

IT-Board Lenkungsgremium für operative IV

FIOs

Aufsicht

Geschäftsverteilung

Medien

Bibliothek

FB I

FB V

Serviceteam

Serviceteam

Verwaltung

IVZ (IV-Servicezentrum)

Die FHW Berlin vergibt im Rahmen ihres Stipendienprogramms mit Mitteln der Hochschule sowie des Berliner Programms zur Förderung der Chancengleichheit von Frauen in Forschung und Lehre zum 01.04.2008

Die Säulen des IT-Governance-Modells

sich demnach. Es ist nicht mehr der „Rechenknecht“ vergangener Tage, sondern vielmehr ein Servicezentrum, das die notwendige Infrastruktur zur Abbildung der Geschäftsprozesse liefert. Die IT wird somit integraler Bestandteil einer Hochschulentwicklungsplanung. Zwischen der strategischen und der operativen Ebene müssen Funktionen eingerichtet werden, die im Gegenstromverfahren die Abstimmung zwischen den technischen Rahmenbedingungen und den strategischen Erfordernissen durchführen. Im Folgenden wird ein IT-GovernanceModell vorgestellt, das sich im privatwirtschaftlichen Bereich (in ähnlicher Form auch schon im Hochschulbereich implementiert) bewährt hat. Es besteht im Wesentlichen aus drei Säulen: Der CIO (Chief Information Officer). Ihm obliegt die IT-Gesamtplanung in

der Hochschule. Er legt die zentralen IT-Projekte fest, um übergreifende Synergien sicherzustellen. Der FIO (Faculty Information Officer). Er ist im Fachbereich der Ansprechpartner für IT: verantwortlich für Anforderungsdefinition, Fachkonzepterstellung, fachliche Architektur. Das IVZ (IV-Service-Zentrum). Das IVZ ist verantwortlich für Entwicklung, IT-Betrieb, und technische Architektur. Es berät die Fachbereiche bzw. die FIOs und den CIO zu technischen Innovationen. Die Themen, die sich durch den Einsatz der IT ergeben, sind also vielfältig. Neben der technischen und fachlichen Dimension des IT-Einsatzes, ist insbesondere die übergreifende Koordinierung der diversen Aktivitäten zwingend erforderlich.

3 Stipendien zur Vorbereitung bzw. Konzeptionierung eines Promotionsvorhabens Die Laufzeit der Stipendien beträgt 12 Monate. Gefördert wird die Vorbereitung eines Promotionsvorhabens sowie die Zeit der Erbringung von notwendigen Vorleistungen an der Promotionshochschule. Gefördert werden wissenschaftliche Vorhaben in den wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fachgebieten. Das Programm richtet sich an Berliner Absolventinnen von wirtschaftswissenschaftlichen Fachhochschulstudiengängen, die ihr Studium mit einem überdurchschnittlichen Abschluss beendet haben. Bewerbungen mit einem Forschungs-/Projektantrag sind bis zum 20.01.2008 einzureichen. Als wissenschaftliche Ansprechpartnerin steht Frau Prof. Dr. Dorothea Schmidt (Telefon +49 (0)30 85789-158) zur Verfügung. Die Bewerbungsunterlagen und allgemeine Auskünfte sind bei der Zentralen Frauenbeauftragten der FHW Berlin, Viola Philipp, (Telefon +49 (0)30 85789-231 und www.fhw-berlin.de/frauenbeauftragte) erhältlich. Fachhochschule für Wirtschaft (FHW) Berlin Badensche Str. 50–51, 10825 Berlin Da das Programm der Förderung von Frauen in der Wissenschaft dient, können sich nur Frauen bewerben. Die FHW Berlin wurde nach 2002 im Jahre 2005 erneut aufgrund ihrer erfolgreichen Aktivitäten für die Chancengleichheit mit dem Total-E-Quality-Award ausgezeichnet.

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Gleichstellung

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Girl's Day am Fachbereich Berufsakademie

Nach einer Einführung in das duale Studiensystem durch den Dekan des Fachbereichs, Prof. Kurzawa, stieß der kurze Vortrag von Sarah Hameister, Wirtschaftsingenieurin bei der DaimlerChrysler AG, auf großes Interesse der über 40 Teilnehmerinnen. Sie Spannende Aktionen beim Girl's Day

ermutigte die jungen Mädchen, sich nicht einreden zu lassen, dass Technik nichts für Mädchen sei, und sich bereits frühzeitig dafür zu interessieren. In den Räumen des Studienbereichs Technik wurden den Teilnehmerinnen dann spannende Aktionen geboten: In der Fachrichtung Informatik lernten die Schülerinnen in Windeseile, mit der Software Prolog zu programmieren. Bei der Wirtschaftsinformatik erhielten sie eine kurze Einführung in Algorithmen am Beispiel des „Spiels des Lebens“, bei dem Regeln formuliert werden, wie aus einer Generation lebender und toter Zellen eine neue Zellgeneration berechnet werden kann. Beim Bauwirtschaftsingenieurwesen konnten sie die Tragfähigkeit unterschiedlicher Materialien überprüfen, mit Bodenproben

Gleichstellung

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Gender-Lehreinheiten in wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen

Text: Diana Kreutzer

Auch in diesem Jahr beteiligte sich der Fachbereich Berufsakademie am Girl's Day, der bundesweit am 26. April stattfand. Dieser jährliche Aktionstag soll dazu beitragen, jungen Mädchen ein breites Spektrum an beruflichen Möglichkeiten zu zeigen und sie dazu zu bringen, sich nicht ausschließlich für „typisch weibliche“ Berufe zu interessieren, sondern auch für technische Bereiche, in denen zunehmend qualifizierte Fachkräfte fehlen.

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experimentieren und Schallmessungen durchführen, und in der Fachrichtung Maschinenbau experimentierten sie mit einem Industrieroboter, der darauf programmiert ist, den Zauberwürfel „Rubik's Cube“ zu lösen. Seinem Ziel, Mädchen für die Technik zu begeistern, ist der Fachbereich Berufsakademie auf jeden Fall näher gekommen: Meldete sich bei einer ersten Befragung zum Interesse an Technik bei der Begrüßung nur eine Teilnehmerin, so waren es bei der Abschlussrunde immerhin fünfzehn Mädchen, die sich vorstellen können, einen technischen Beruf zu ergreifen. Mit einer Zunahme an weiblichen Studierenden ist also zu rechnen!

Foto: FHW Berlin, Diana Kreutzer

Im Rahmen des Bologna-Prozesses besteht die Chance und Herausforderung, fachspezifische Lehrinhalte aus der Frauen- und Geschlechterforschung in den Curricula der Bachelor- und Masterstudiengänge zu verankern. Der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften nutzt diese Gelegenheit und entwickelt derzeit gemeinsam mit dem Harriet-Taylor-Mill-Institut der FHW Berlin geschlechterspezifische fachbezogene Lehreinheiten, die den Lehrenden zur Verfügung gestellt werden sollen. Text: Andrea-Hilla Carl

Im vergangenen Jahr wurden fünf Werkverträge an ausgewiesene Experten und Expertinnen wirtschaftswissenschaftlicher Fachgebiete vergeben (Personal und Organisation, Rechnungswesen und Controlling, Mikro- und Makroökonomie, Finanzwissenschaft sowie Wirtschaftsinformatik). Ziel war die Erarbeitung des Standes der Erforschung geschlechtsspezifischer Aspekte des jeweiligen Fachgebietes im deutsch- und englischsprachigen Raum. Die Ergebnisse, die auf der Homepage des Instituts einsehbar sind und noch veröffentlicht werden sollen, wurden in diesem Jahr im Rahmen von fünf Workshops einer breiten Fachöffentlichkeit vorgestellt. Die Workshops, an denen zwischen fünf und 15 Interessierte teilnahmen, richteten sich an Fachexpertinnen und -experten der FHW Berlin und anderer Berliner und Brandenburger Hochschulen. Sie hatten das Ziel, im Austausch Eckpunkte für die Entwicklung von fachbezogenen Gendermodulen zu entwickeln. Eine konkrete Modulgestaltung (auch auf der Grundlage der Workshopergebnisse) erfolgt in einem nächsten, abschließenden Schritt. Die Struktur der Workshops war jeweils gleich: Die Werkvertragsergebnisse wurden präsentiert und von einem Vertreter bzw. einer Vertreterin des Fachgebietes der FHW Berlin kommentiert. Neben einer generellen fachlichen Kommentierung wurde vor allem auch eine kritische Einschätzung vorgenommen, inwieweit, wo und in welcher Form die präsentierten Inhalte Verknüpfungsmöglichkeiten mit dem bestehenden Curriculum der

Foto: Roland Horn

jeweiligen Facheinheit eröffnen. In den abschließenden Diskussionsrunden bzw. Arbeitsgruppen der Workshops ging es um folgende Leitfragen: Wie können Lehrende motiviert werden, Geschlechterthemen in die Lehre einzubinden? Wie können Geschlechterfragen in das jeweilige Fachgebiet integriert werden? Die Workshops erbrachten durchaus vergleichbare Ergebnisse, von denen hier nur ein kleiner Ausschnitt skizziert werden kann. Um die Lehrenden zu erreichen und Gender in ein Fachgebiet zu integrieren, müsste das Geschlechterthema systematisch in die Fachinhalte und -einheiten getragen werden. Zur Förderung der Geschlechterkompetenz auf Seiten der Lehrenden wurden regelmäßige Gespräche zu verschiedenen Themen (z. B. Bedeutung von Geschlechterthemen für das Fachgebiet; geschlechtersensible Didaktik) in den Facheinheiten angeregt sowie die Kooperation zwischen Lehrenden und Geschlechterforscher/innen vorgeschlagen. Ziel solcher Kooperationen wäre etwa

die gemeinsame Erarbeitung von Kursinhalten oder exemplarischen Modell-Lehreinheiten. Darüber hinaus könnten den Lehrenden ausgearbeitete Lehr- und Lernpakete zur Verfügung gestellt werden. Übergeordnet sollten die Curricula grundlegend hinsichtlich Gender überarbeitet werden. In allen Workshops wurde angemerkt, dass die Integration von GenderAspekten in die fachbezogene Lehre nur dann erfolgreich sein kann, wenn auch die Hochschulleitungen diesen Prozess durch zentrale Vorgaben unterstützen. In diese Richtung gab es am Fachbereich I der FHW Berlin schon vor der Durchführung der Workshops Bewegung. Die Zielvereinbarungen des Fachbereichs enthalten nicht nur explizit das Ziel, Module zu identifizieren, bei denen die Verankerung von Gender-Aspekten sinnvoll bzw. notwendig ist, und eine Anpassung der entsprechenden Inhalte in den Modulbeschreibungen vorzunehmen. Auf Anregung des Dekans des Fachbereichs wurde auch eine Arbeitsgruppe gebildet, die diesen Prozess antreiben und begleiten soll.

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Forschung

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Gesundheitliche Auswirkungen befristeter Beschäftigung

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Forschung

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Schaubild 1 – Befristet Beschäftigte arbeiten vor allem im unteren Teil der Lohnverteilung

60 %

Deutschland

Spanien

50 %

Ein deutsch-spanischer Vergleich

40 %

Text: Antje Mertens

30 % 20 % 10 %

Befristete Beschäftigung – Chance oder Risiko? Seit Mitte der 1980er Jahre haben viele europäische Länder, darunter auch Deutschland, neue Möglichkeiten geschaffen, Beschäftigte ohne spezifischen Grund befristet einzustellen. Dadurch wollte man ein dynamischeres Einstellungsverhalten der Unternehmen motivieren, ohne den prinzipiellen Kündigungsschutz in Frage zu stellen. Von Anfang an gab es jedoch auch zahlreiche kritische Stimmen. Man befürchtete eine Zweiteilung oder Dualisierung des Arbeitsmarktes mit einer Gruppe von stabil Beschäftigten einerseits und einer marginalisierten Gruppe von Beschäftigten in befristeten Verträgen andererseits. Würden Beschäftigte mit befristeten Verträgen wieder in so genannte Normalarbeitsverhältnisse zurückfinden? Würde das Einkommen befristeter Beschäftigter geringer ausfallen als dasjenige unbefristet Beschäftigter? Und würde letztendlich sogar die Gesundheit durch die unsichere Stellung leiden? Erstaunlicherweise machten nicht alle Länder die gleichen Erfahrungen mit der neuen Gesetzgebung. Während insbesondere in Spanien die befristete Beschäftigung sprunghaft angestiegen ist und inzwischen rund ein Drittel aller Beschäftigungsverhältnisse ausmacht, war der Anstieg in Deutschland weit weniger dramatisch. Mit rund 8 % liegt der Anteil befristeter Beschäftigung unter dem EU-Durchschnitt von 12–13 %. Wie empirische Studien zeigen, waren die Befürchtungen zumindest für Spanien nicht unbegründet, denn für befristete Arbeitskräfte ist es dort schwierig, aus dem Kreislauf wiederkehrender Arbeitslosigkeit und erneuter Befristung herauszufinden. In

Deutschland werden befristet Beschäftigte zwar ebenfalls häufiger arbeitslos, jedoch ist der Übergang in unbefristete Beschäftigung nicht unwahrscheinlich. Wie sich Befristungen auf Löhne und Gesundheit auswirken, haben wir in unseren neueren Studien untersucht und die Erfahrungen in beiden Ländern verglichen. Die Löhne befristet beschäftigter Arbeitnehmer Wie Schaubild 1 zeigt, konzentriert sich befristete Beschäftigung stark am unteren Ende der Lohnverteilung. Tatsächlich verdienen in Deutschland befristet beschäftigte Männer im Durchschnitt 32 % weniger als Arbeitnehmer in regulären unbefristeten Beschäftigungsverhältnissen. In Spanien ist die Differenz sogar fast 50 %. Berücksichtigt man jedoch die Qualifikationen und das Alter der Beschäftigten sowie weitere individuelle und firmenspezifische Merkmale, so fällt die Lohndifferenz auf rund 18 % in beiden Ländern. Verwendet man ein spezielles statistisches Verfahren, das auch unbeobachtbare individuelle Merkmale, wie besondere Begabungen, berücksichtigt (Fixed Effects Modell), so fallen die Lohnunterschiede sogar auf 4,4 % in Spanien und 6,9 % in Deutschland. Eine detaillierte Betrachtung der Lohnverluste entlang der Lohnverteilung zeigt, dass die Verluste in Deutschland besonders die unteren Lohngruppen betreffen (siehe Schaubild 2). Je höher man als befristet Beschäftigter in der Lohnverteilung platziert ist, desto geringer ist die Lohneinbuße. Unter Berücksichtigung der oben genannten persönlichen Merkmale und Firmencharakteristika verdienen befristet Beschäftigte in den unteren

Lohngruppen ca. 30 % weniger als unbefristet Beschäftigte; in den oberen Lohngruppen ist der Verlust mit unter 10 % bedeutend kleiner. In Spanien sind die Lohnverluste dagegen gleichmäßiger verteilt, wobei allerdings der durchschnittliche Verlust – wie oben dargestellt – in beiden Ländern vergleichbar ist. In Spanien kommt es also nur darauf an, ob man einen befristeten Vertrag hat oder nicht; in Deutschland ist es wichtig, was für einen befristeten Vertrag man hat. Gesundheitliche Auswirkungen der Beschäftigungsunsicherheit Ein weiteres Problem befristeter Beschäftigung ist, dass diese unvermeidlich häufiger in Arbeitslosigkeit mündet als unbefristete Beschäftigung, da die Verträge in der Regel im Laufe von ein bis zwei Jahren auslaufen. Nach einem Jahr sind in Deutschland rund 13 % der befristet Beschäftigten arbeitslos, in Spanien rund 20 %. In empirischen Studien konnte oft gezeigt werden, dass Arbeitslosigkeit, aber auch Jobunsicherheit, eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes hervorrufen kann und die Aufnahme einer Beschäftigung die Gesundheit verbessert. Aber finden sich die gleichen Effekte auch bei befristeten Verträgen? Während sich bei deutschen Männern die gesundheitlichen Effekte befristeter und unbefristeter Arbeitsverhältnisses nur wenig unterscheiden, verbessert sich bei spanischen Männern die Gesundheit nur bei Aufnahme eines unbefristeten Vertrages. Dies kann vermutlich durch die unterschiedlichen Gelegenheitsstrukturen erklärt werden, die in Spanien deutlich schlechter sind als in Deutschland: Die Wahrscheinlichkeit, ein unbefristetes Arbeitsver-

0% Unterstes Viertel

Zweites Viertel

Drittes Viertel

Oberstes Viertel

Anmerkung: Befristet beschäftigte Männer in den verschiedenen Vierteln (Quartilen) der gesamten Lohnverteilung in Prozent aller befristet Beschäftigten Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels und des European Community Household Panels

Schaubild 2 – Befristet Beschäftigte verdienen in allen Bereichen der Lohnverteilung weniger als unbefristet Beschäftigte

Durchschnitt

Quantil 10

Quantil 25

Quantil 50 (Median)

- 0,00 - 0,05 - 0,10 - 0,15 - 0,20 - 0,25 - 0,30 - 0,35

Quantil 75

Deutschland

Quantil 90

Spanien

Anmerkungen: Erweiterte Mincer-Lohngleichungen für Männer. Kleinste Quadrate Schätzung (Durchschnitt) und Quantilsregressionen für unterschiedliche Punkte der Lohnverteilung. Dabei misst beispielsweise Quantil 10 die Lohnverluste an dem Punkt der Lohnverteilung unterhalb dessen sich 10 % der Fälle der Lohnverteilung befinden. Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis des sozio-oekonomischen Panels und des European Community Household Panels

hältnis zu bekommen, ist in Spanien gering, und die Jobqualität befristeter Arbeitsverhältnisse ist deutlich schlechter. Da in Deutschland die Karrierechancen für befristet Beschäftigte (noch) besser sind, können Männer auch gesundheitlich von einem befristeten Vertrag profitieren. Für deutsche Frauen ergeben sich jedoch negative Auswirkungen befristeter Verträge auf die Gesundheit. Die Rückkehr in das Berufsleben führt bei ehemals arbeitslosen Frauen nur bei unbefristeten Verträgen, aber nicht bei befristeten Verträgen, zu einer gesundheitlichen Verbesserung. Erstaunlicherweise verändert sich die Einschätzung des eigenen Gesundheitszustandes bei spanischen Frauen weder bei Aufnahme einer befristeten noch einer unbefristeten Stelle. Wir vermuten, dass die deutlichen Geschlechtsunterschiede

zumindest teilweise auf die unterschiedliche Belastung durch Kinderbetreuung und Tätigkeiten im Haushalt zurückzuführen sind. Die „Doppelbelastung“ durch Jobunsicherheit und Hausarbeit verhindert das Entstehen positiver gesundheitlicher Wirkungen bei Aufnahme einer Beschäftigung. Vor dem Hintergrund steigender Zahlen befristet beschäftigter Arbeitnehmer stimmen diese Ergebnisse nachdenklich. Finden sich zunehmende Anteile der Bevölkerung in befristeter Beschäftigung, könnte die durchschnittliche Gesundheit der Bevölkerung in Mitleidenschaft gezogen werden. Negative Auswirkungen auf die Produktivität der Wirtschaft durch befristete Beschäftigung sind somit nicht auszuschließen.

Literatur Amuedo-Dorantes, C. (2000), Industrial and Labour Relations Review, 53, 309–325. Boockmann, B./Hagen, T. (2005), ZEW-Wirtschaftsanalysen, Band 79. Gash, V./Mertens, A./Romeu-Gordo, L. (2007), European Societies, 9 (3), 429–458. McGinnity, F./Mertens, A./Gundert, S. (2005), European Sociological Review, 21(4), 359–374. Mertens, A./Gash, V./McGinnity, F. (im Erscheinen), Labour.

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Forschung

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Gründen und Nachfolgen studieren Die Unternehmensnachfolge wird neben den Unternehmensgründungen wegen der Relevanz für Arbeitsmarkt und Konjunktur zunehmend auch als Thema in Bildung und Forschung erkannt. Eine aktuelle Umfrage der FHW Berlin untersuchte vor diesem Hintergrund die qualifikatorischen Anforderungen an Nachfolger und Gründer aus Sicht von Finanzmittelgebern. Text: Birgit Felden und Christian Baal

Der DIHK stellt in seinem aktuellen Unternehmensbarometer fest, dass pro Jahr in rund 43.000 Unternehmen ca. 150.000 Arbeitsplätze durch eine ungelöste Unternehmensnachfolge bedroht sind. Das IfM in Bonn stellt gar fest: „Dies führt dazu, dass die Zahl der von Unternehmensnachfolgen berührten Arbeitsplätze von 907.000 (im Jahre 2000 ff.) auf knapp 680.000 im Jahre 2005 ff. zurückgehen wird.“ Die merklichen Zuwachsraten von Arbeitsplätzen im Zuge der sich belebenden Konjunktur würden sich bei diesem „Worst-case-Szenarium“ deutlich reduzieren. Insofern ist die Nachfolge nicht mehr nur ein soziostrukturelles oder demographisches Phänomen, sondern zunehmend ein Thema, das dieselben strukturellen und inhaltlichen Fragen wie die Existenzgründerforschung aufwirft. Während bislang die empirische Betrachtung eines demographischen Ist-Zustandes im Vordergrund der

Nachfolge-Forschung stand, rücken aktuell die Umsetzung und die Qualität der Nachfolgeprozesse in den Fokus der Betrachtung. Auch Fragen nach der Übereinstimmung des real vorhandenen und des erwünschten Qualifikationsprofils müssen vor diesem Hintergrund verstärkt gestellt werden. Welche Anforderungen werden an Nachfolger aus der Sicht der beteiligten Marktpartner gestellt? Welches Prozesswissen ist bei Nachfolgern und Übergebern vorhanden? Werden alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um eine Unternehmensnachfolge erfolgreich zu gestalten? Was muss ein Nachfolger können, um ein bestimmtes Unternehmen in Zukunft erfolgreich führen zu können? Welche Bildungsschwerpunkte sollte er mitbringen, wo besteht nachträglicher Qualifikationsbedarf? Was sind geeignete Bildungsformate, um eine optimale Qualifikation von Gründern und Nachfolgern zu gewährleisten?

Bewertung der Qualität von Businessplänen von Gründern und Nachfolgern

ungenügend 7%

sehr gut 7%

mangelhaft 17 %

gut 23 %

ausreichend 18 % befriedigend 28 %

Insbesondere letztere Fragestellungen stehen im Fokus der aktuellen Umfrage, die von der Professur für Mittelstand und Unternehmensnachfolge der FHW Berlin unter Kreditinstituten durchgeführt wurde. Hintergrund der Befragung ist die Einführung des BachelorStudiengangs Unternehmensgründung und -nachfolge an der FHW Berlin vor zwei Jahren. Dieser richtet sich an Studierende und „young professionals“, die eine Gründung oder die Übernahme eines Unternehmens anstreben. Dabei wurden rund 500 Multiplikatoren mit einem Fragebogen angeschrieben, von denen rund 20 % geantwortet haben. Die Kernergebnisse der Umfrage verwundern den Praktiker nicht:

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von Business Angels, Beteiligungsgesellschaften, Mitarbeiterbeteiligungen, Mezzanine-Finanzierungen oder Mittel aus dem persönlichen Umfeld, kamen bei der Frage nach den am häufigsten genutzten Finanzierungsarten quasi nicht vor. Vorherrschend sind die drei klassischen Finanzierungsarten, der Bankkredit (97,8 %), öffentliche Mittel (88,9 %) und Eigenkapital (87,8 %). Im Zusammenhang damit steht auch die mäßige Beurteilung der Businesspläne aus Sicht der Befragten. Die Hilfe externer Berater bei dem Verfassen von Businessplänen wird daher von mehr als der Hälfte der Befragten positiv bewertet. Hier zeigt sich möglicherweise sehr deutlich die Qualifikationslücke vieler Gründer und Nachfolger, vor allem im strategischen und finanziellen Bereich. Die Businesspläne der Nachfolger wurden dabei von einem deutlich höheren Anteil der Befragten besser beurteilt, was wiederum die Vermutung einer konsequenteren Zielausrichtung unterlegt sowie die höhere Qualifikation der Nachfolger widerspiegelt.

Forschung

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Eignung verschiedener Qualifikationsangebote für Gründer und Nachfolger aus Sicht der befragten Institutionen

0%

20 %

40 %

60 %

80 % 100 % Gründer Betriebswirtschaftliche Kurse von Kammern und Verbänden Berufsspezifische Kurse von Kammern und Verbänden Gründungs- bzw. nachfolgespezifische Kurse Allg. betriebswirtschaftliches Hochschulsstudium BWL-Studium mit Schwerpunkt Mittelstand MBA Unternehmensentwicklung FH Pfozheim B.A. Unternehmensgründung und -nachfolge FHW Berlin Nachfolger Betriebswirtschaftliche Kurse von Kammern und Verbänden Berufsspezifische Kurse von Kammern und Verbänden Gründungs- bzw. nachfolgespezifische Kurse Allg. betriebswirtschaftliches Hochschulsstudium BWL-Studium mit Schwerpunkt Mittelstand MBA Unternehmensentwicklung FH Pfozheim B.A. Unternehmensgründung und -nachfolge FHW Berlin

kenne ich nicht

ungeeignet

geeignet

Hauptmängel in der Qualifikation von Gründern und Nachfolgern

1.

Aus Sicht der befragten Banken und Kammern besteht ein deutlicher Qualifizierungsbedarf, insbesondere im betriebswirtschaftlichen Bereich. Eine fundierte betriebswirtschaftliche Grundbildung ist also aus Sicht der Multiplikatoren unabdingbare Voraussetzung für eine gelungene Gründung oder Nachfolge. Deutlich wird, dass die qualifikatorischen Anforderungen an Nachfolger höher liegen, als an Gründer, diese aber auch nach Ansicht der Multiplikatoren besser erfüllt werden. Sowohl bei der allgemeinen Schulbildung als auch bei berufsspezifischen Bildungsabschlüssen weisen Nachfolger bessere Ergebnisse aus. 21,7 % der Nachfolger haben einen berufsspezifischen Hochschulabschluss, bei den Gründern liegt dieser Anteil lediglich bei 13,5 %.

2.

Bei Unternehmensnachfolgern fehlen in einem größeren Umfang Kenntnisse über Finanzierungsmöglichkeiten. Alternative Finanzierungsarten, wie z. B. der Einsatz

3.

Allerdings zeigt die Umfrage auch, dass die Befragten nur selten spezialisierte Bildungsangebote für Gründer und Nachfolger kennen. Hier besteht auf Seiten der Bildungsanbieter ein erhöhter Marketing- und Informationsbedarf. Aus der Umfrage wird deutlich, dass spezialisierte Bildungsangebote, wie das der FHW Berlin, nur wenig bekannt sind, gleichzeitig aber mittelständisch ausgerichtete Hochschulstudiengänge durchaus für geeignet gehalten werden, die Qualifikationslücke von Gründern und Nachfolgern zu schließen. Im Sinne eines zukunftsfähigen gesellschaftlichen Umfelds, das Unternehmertum sichert, fördert und nachhaltig wachsen lässt, ist eine umfassende Informations- und Bildungsoffensive gefordert. Wie die Untersuchung der FHW Berlin zeigt, reichen dabei die hergebrachten Existenzgründungs- und Nachfolgequalifizierungen häufig nicht aus. Gerade bei Unternehmensnachfolgen sind Kenntnisse erforderlich,

Gründer

Nachfolger

50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0% Berufsspezifische Mängel

Betriebswirtschaftliche Mängel

die auf die speziellen Bedürfnisse des Mittelstandes zugeschnitten sind. Die Erhöhung des Bekanntheitsgrades bestehender Angebote sowie die Einrichtung und Vermarktung neuer Qualifizierungsangebote können zukünftig zu einer Verbesserung beitragen. Das Ausschöpfen alternativer Finanzierungsquellen birgt zusätzliches Potenzial zur Belebung der Gründungs- und Nachfolgeszene. Schließlich ist der

Mängel in der sozialen Kompetenz

Unternehmerische Mängel

Ausbau der Forschungsaktivitäten auf diesem speziellen Gebiet zu empfehlen, um weitere Erkenntnisse über Qualifikation und Qualifizierungsmöglichkeiten für die Praxis zu erhalten. Die komplette Version des auf Basis der Umfrage entstandenen Artikels im „Finanzbetrieb“ kann unter [email protected] angefordert werden.

22

Forschung

SemesterJournal 2/07

Die Ostseepipeline und ihre wirtschaftlichen Folgen Hanna Shcherbich aus Weißrussland gehört zu den ersten Absolvent/innen des dreisemesterigen Masterstudiengangs „International Economics“. In ihrer Masterarbeit hat sie sich mit der Abschätzung wirtschaftlicher Folgen von Investitionen zur Erstellung der 1.200 km langen Erdgaspipeline durch die Ostsee beschäftigt, die von Vyborg in Russland unterseeisch direkt bis nach Mecklenburg-Vorpommern in die Nähe von Greifswald führen soll.

SemesterJournal 2/07

Forschung

23

Szenario: Folgeabschätzung für Deutschland, Basis Input-Output-Tabelle von 1997

Zusammengefasste Gütergruppen 1

Zunahme Endnachfrage Mio. Euro

Norwegen Schweden

Estland

Großbritannien

Dänemark

Russland Lettland Litauen

Deutschland

Polen

Der geplante Verlauf der Ostseepipeline

Erforderliche Kenntnisse zur Durchführung derartiger Abschätzungen mit Hilfe empirischer Input-OutputTabellen hatte Hanna Shcherbich in der Lehrveranstaltung Ökonometrie im Wintersemester 2006/07 erworben, in der sie eine Hausarbeit über gesamtwirtschaftliche Einbußen durch die damalige Krise bei Airbus angefertigt hatte. Doch die neue Aufgabe war ungleich schwieriger und anspruchsvoller. Das offiziell als North European Gas Pipeline bezeichnete Projekt sieht den Bau von zwei parallelen Leitungen, einer überseeischen Plattform sowie Anschlussleitungen in Russland und Deutschland mit einer Transportkapazität von 55 Mrd. Kubikmeter Erdgas pro Jahr vor, wodurch eine Steigerung der Erdgasimporte nach Mittel- und Westeuropa um bis zu 25 % im Jahr 2012 möglich ist. Die herausragende Bedeutung dieses Projektes ist auch von der Europäischen Kommission erkannt worden, welche es im Dezember 2000 zum integralen Bestandteil des transeuropäischen Energienetzes (TEN-E) erklärt hat. Dies ist teilweise umstritten,

Polen hatte Bedenken geäußert. Für die Durchführung wurde die Nord Stream AG gegründet, an der auf russischer Seite die Gasprom mit 51 % und auf deutscher Seite Wintershall/BASF und E.ON Ruhrgas mit je 24,5 % beteiligt sind. Hauptziel der Masterarbeit war, auf der Basis von deutschen und russischen Input-Output-Tabellen und greifbaren Kostendaten in zwei Szenarien den gesamtwirtschaftlichen Niederschlag dieser deutsch-russischen Investition zum Bau der Pipeline in beiden Ländern einschließlich indirekter Auswirkungen grob abzuschätzen und zu bewerten. Eine Fülle von Detailproblemen war zu lösen. Als summarisches Ergebnis für Deutschland auf der Basis der Input-Output-Tabelle von 1997 mit 59 Gütergruppen ergab sich: Nimmt man an, dass der Bau dieser Pipeline und erforderlicher Landanschlüsse die Endnachfrage nach Bauarbeiten um etwa 3 Mrd. Euro, nach Maschinen/ Fahrzeugen/DV-Geräten um 1,95 Mrd. Euro und nach Metallproduktion in

der Bundesrepublik um knapp 0,5 Mrd. Euro, also insgesamt um 5,5 Mrd. Euro erhöht, so erhöht sich dadurch der Produktionsoutput (einschließlich Vorleistungen) um insgesamt 10 Mrd. Euro, die Bruttowertschöpfung um 4,5 Mrd. Euro und die Erwerbstätigenzahl um etwa 100.000 Personen für ein Jahr. Die Multiplikatorwirkung beträgt 1,8. Berücksichtigt man eine Laufzeit von fünf Jahren für den Bau und seit 1997 gestiegene Arbeitsproduktivitäten, so liegt der Arbeitsmarkteffekt für Deutschland unter 20.000 Erwerbstätigen pro Jahr. Das summarische Ergebnis für Russland auf der Basis der Input-OutputTabelle von 2003 sieht folgendermaßen aus: Nimmt man an, dass durch den Bau dieser Pipeline und erforderlicher Landanschlüsse die Endnachfrage in Russland nach Bauarbeiten um 4,9 Mrd. Euro und nach Maschinen/ Fahrzeugen/DV-Geräten um knapp 1 Mrd. Euro, also insgesamt um knapp 6 Mrd. Euro steigt, dann steigt der Produktionsoutput (einschließlich Vorleistungen) um 9,6 Mrd. Euro und die Bruttowertschöpfung um 4 Mrd. Euro. Die Multiplikatorwirkung beträgt 1,63 und ist damit niedriger als in der Bundesrepublik. Auf die Angabe des rechnerischen Arbeitsmarkteffektes, der in Russland wegen niedrigerer Arbeitsproduktivitäten weit höher liegt als in Deutschland, wird hier verzichtet, da die aufgetretenen Zahlen als verzerrt bewertet und Inkonsistenzen u. a. im statistischen Datenmaterial vermutet werden, die in der dreimonatigen Bearbeitungszeit nicht abschließend geklärt werden konnten.

Zunahme Bruttowertschöpfung Mio. Euro

0

9,90

199,00

5,50

Bergbau, Steine/Erden, Energie-, Wasserversorgung

0

152,40

915,00

74,70

Mineralöl, Gas, chemische Erzeugnisse, Baumaterialien

0

633,80

4.633,00

243,90

496,00

1.109,70

10.410,00

444,90

1.950,00

2.596,60

21.404,00

1.050,10

Textilien, Leder, Holz, Papier, Sekundärrohstoffe

0

215,20

1.885,00

81,20

Nahrungs-, Futtermittel, Getränke, Tabakerzeugnisse

0

7,90

59,00

2,00

3.060,00

3.181,00

41.225,00

1438,80

Handels-, Verkehrs-, Nachrichten und Gaststätten-DL

0

644,60

8.656,00

276,80

Kreditinstitute, Versicherungen, Wohnungswesen und sonstige unternehmenbezogene DL

0

1.343,20

9.542,00

816,20

DL Gesundheit, Veterinär-, Sozialwesen, Erziehung, Unterricht, Entsorgung

0

27,50

182,00

13,60

DL öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung, private Haushalte

0

87,10

1.538,00

62,70

5.506,00

10.008,80

100.649,00

4.510,40

Maschinenbau, Fahrzeuge, Datenverarbeitungsgeräte

Finnland

Zunahme Erwerbstätigenzahl Personen

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

Metalle (Gewinnung und Bearbeitung)

Text: Helmut Maier und Hanna Shcherbich

Zunahme Produktionsoutput Mio. Euro

Bauarbeiten

Summe

Szenario: Folgeabschätzung für Russland, Basis Input-Output-Tabelle von 2003 Zunahme Endnachfrage Mio. Euro

Zusammengefasste Gütergruppen 2

Zunahme Produktionsoutput Mio. Euro

Zunahme Bruttowertschöpfung Mio. Euro

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

0

15,00

7,88

Bergbau, Steine/Erden, Energie-, Wasserversorgung

0

290,90

108,39

Mineralöl, Gas, chemische Erzeugnisse, Baumaterialien

0

1.025,60

459,8

Metalle (Gewinnung und Bearbeitung)

0

646,70

193,86

996,00

1.495,20

304,49

Textilien, Leder, Holz, Papier, Sekundärrohstoffe

0

184,80

46,10

Nahrungs-, Futtermittel, Getränke, Tabakerzeugnisse

0

51,90

12,83

4.910,00

4.415,30

2.029,79

Handels-, Verkehrs-, Nachrichten und Gaststätten-DL

0

1.262,80

795,59

Kreditinstitute, Versicherungen, Wohnungswesen und sonstige unternehmenbezogene DL

0

110,20

62,02

DL Gesundheit, Veterinär-, Sozialwesen, Erziehung, Unterricht, Entsorgung

0

57,30

26,98

DL öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung, private Haushalte

0

51,00

25,39

5.906,00

9.606,70

4.073,12

Maschinenbau, Fahrzeuge, Datenverarbeitungsgeräte

Bauarbeiten

Summe

1) 2)

Die Originaltabelle umfasst 59 Gütergruppen Die Originaltabelle umfasst 23 Gütergruppen

DL 1 Euro

Dienstleistungen = 34,93 Russische Rubel (25. Juli 2007)

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In, An, Aus der FHW Berlin

SemesterJournal 2/07

SemesterJournal 2/07

Foto: Andrea Katheder

Keynote-Sprecher Dr. Wolfgang Gerhardt

In, An, Aus der FHW Berlin

25

IMB Management Forum 2007

„Der Sinn des Unternehmens – Strategien und Werte auf dem globalen Marktplatz“ Text: Sylvia Nave-Brüggemann

IMB Management Forum 2007

Werte und Wirtschaft – kaum etwas beherrscht derzeit mehr die Schlagworte als Themen wie Corporate Social Responsibility, Wirtschaftsethik, Integrität oder „Karma-Kapitalismus“. Halten sie, was sie versprechen? Können Unternehmen rund um den Erdball mit einer Orientierung an Werten tatsächlich erfolgreicher sein? Diese und andere Fragen wurden im Rahmen der hochkarätig besetzten Fachtagung am 21. September 2007 unter dem Titel „Der Sinn des Unternehmens –

Strategien und Werte auf dem globalen Marktplatz“ behandelt. Anlässlich des 15-jährigen Jubiläums der MBA-Studiengänge an der FHW Berlin wurde dieses Thema von Wissenschaftlern und Wirtschaftsvertretern im Ritz Carlton Berlin in seinen vielfältigen Facetten dargestellt und diskutiert. Keynote-Sprecher war Dr. Wolfgang Gerhardt, Mitglied des Bundestages im Auswärtigen Ausschuss, langjähriger Vorsitzender der FDP und Vorsitzen-

der der Friedrich-Naumann-Stiftung. Prof. Norbert Bolz von der TU Berlin, Medienphilosoph und Trendforscher, beleuchtete die gestiegene Rolle von Ethik und Werten in der sich vernetzenden Welt und daraus resultierende Herausforderungen an das Management. Die Strategien und Werte, die es deutschen – meist familiengeführten – Mittelstandsbetrieben ermöglichen, sich auf globalen Märkten als Weltmarktführer positionieren zu können,

stellte Herr Prof. Venohr von der FHW Berlin dar. Vier Workshops boten den Teilnehmern anschließend die Möglichkeit, sich aktiv von neuen Managementansätzen inspirieren zu lassen und neue Leadership-Skills kennen zu lernen. In der abschließenden Podiumsdiskussion beleuchteten Unternehmerpersönlichkeiten das Tagungsthema aus der Perspektive ihrer Unternehmen.

Foto: Andrea Katheder

Mit dem IMB Management Forum 2007 würdigte die Fachhochschule für Wirtschaft Berlin das 15-jährige Bestehen ihrer MBA-Studiengänge am hochschuleigenen IMB Institute of Management Berlin mit mittlerweile über 800 Absolventen. Die FHW Berlin hat sich in Deutschland als Vorreiter bei der Entwicklung und Einführung von MBA-Weiterbildungsstudiengängen (1992 MBA European Management, 1998 MBA EuropeanAsian Programme) positionieren

können. Das Gesamtangebot des IMB umfasst fünf akkreditierte MBAProgramme, zwei Masterstudiengänge sowie ein Zertifikatsprogramm. Die MBA-Studiengänge mit ihren jeweiligen inhaltlichen Schwerpunkten bilden die Kernkompetenz des IMB. Auf der Internetseite www.mbaberlin.de sind Fotos des Jubiläums, der Tagungsreader zum Herunterladen sowie Videoausschnitte der Abschlussdiskussion eingestellt.

26

In, An, Aus der FHW Berlin

SemesterJournal 2/07

W-Besoldung: Größere Einkommensunterschiede an Fachhochschulen? Durch die Einführung der „leistungsgerechten“ Bezahlung für Professorinnen und Professoren kann es auch in der FHW Berlin zu bisher nicht gekannten Einkommensunterschieden kommen. In diesem Beitrag sollen einige Hintergründe und offene Fragen thematisiert werden.

Text: Viola Philipp

Grundlagen zur Einführung der W-Besoldung Zum Jahr 2005 haben gemäß Bundesbesoldungsrecht (Professorenbesoldungsreformgesetz) alle Länder über die entsprechenden Landesgesetze die W-Besoldung mit dem Element Leistungszuschläge eingeführt. Professoren und Professorinnen können seit dem 1. Januar 2005 nur noch in ein W-Amt berufen werden. Damit wurden zugleich die W-Grundgehälter festgelegt; einen Dienstaltersaufstieg – wie er in der C-Besoldung und in den am Fachbereich Berufsakademie überführten Angestelltenprofessuren nach A-Gehältern üblich ist – beinhaltet die W-Besoldung nicht mehr. Zu den Grundgehältern können aus folgenden Gründen Leistungszulagen hinzutreten: Berufungs- und Bleibeverhandlungen besondere Leistungen in Forschung, Lehre, Kunst, Weiterbildung und Nachwuchsförderung Wahrnehmung von Funktionen oder besonderen Aufgaben im Rahmen der Hochschulselbstverwaltung oder der Hochschulleitung. Diejenigen Professor/innen, die nach C-Besoldung eingestellt wurden, rücken weiterhin in den Dienstaltersstufen auf. Der Wechsel in eine höhere Besoldungsstufe – der früher in Berlin an Fachhochschulen z. T. realisiert werden konnte – ist nicht mehr möglich. Für Berlin hat der Senator für Bildung, Wissenschaft und Forschung festgelegt, dass bei einem Wechsel für C-besoldete Professorinnen und Professoren in die W-Besoldung automatisch nur das W-Grundgehalt angesetzt wird und die

bereits erreichten Dienstaltersstufen als Gehaltsbestandteil nicht mitgenommen werden können. Ein Wechsel erscheint damit eher für sehr junge Professorinnen und Professoren, die erst wenige Dienstaltersstufen erreicht haben, interessant. Sollten die Professorinnen und Professoren jedoch einen Ruf von einer anderen Hochschule erhalten und doch an ihrer Hochschule bleiben wollen, können sie nun eine W-Besoldung mit Zulagen (Abwehrruf) verhandeln. Generell sind die Eintrittsgehälter in der W-Besoldung niedriger als in der C-Besoldung (weitere Informationen im W-Portal des Hochschulverbandes: www.hochschulverband.de). Im Vergleich zur C-Besoldung erhalten Einsteiger/innen sowie Geistes- und Sozialwissenschaftler/innen im Durchschnitt geringere Gehälter. Sie erhalten z. T. nur das Grundgehalt, und das liegt je nach Alter bzw. Familienstand um mehrere Hundert Euro niedriger als bei der alten C-Besoldung. Der Gesamtvergaberahmen für die Verteilung der Besoldungszahlungen ist nicht vergrößert worden, so dass der einzelnen Hochschule dafür nicht mehr Geld als früher zur Verfügung steht. Selbst wenn die Hochschule das gesamte Finanzvolumen des Vergaberahmens an die Professorinnen und Professoren weitergibt, muss folgender Effekt entstehen: Bei einer stärker leistungsdifferenzierten Bezahlung können nur für einige Professor/innen höhere Gehälter realisiert werden und dies zu Lasten derer, die nur das Grundgehalt bekommen.

Regelungen an der FHW Berlin Der professorale Lehrkörper an der FHW Berlin weist verschiedene Besoldungs- und Gehaltsmodelle auf. Das Spektrum umfasst verbeamtete C2- und C3-Positionen und verbeamtete W-Professuren am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften sowie nichtverbeamtete Angestellten-Professuren mit überführten A-Gehältern und an W2 angelehnte Angestelltenprofessuren am Fachbereich Berufsakademie. Insgesamt hat der Rektor seit 2005 35 W-Professuren, mehrheitlich mit Rufannahme, verhandelt. Darüber hinaus gibt es noch weitere Vergütungs- und Besoldungsformen an unserer Hochschule, nach denen jedoch wenige Personen vergütet werden. Die FHW Berlin verfügt wie alle Berliner Hochschulen über eine Satzung zur Vergabe besonderer Leistungsbezüge sowie eine Durchführungsrichtlinie, die zum Jahr 2005 in Kraft trat. In der Durchführungsrichtlinie werden die maximalen Beträge für Leistungszulagen im Rahmen von Berufungs- und Bleibeverhandlungen sowie für die Gewährung von Funktionsleistungsbezügen und für besondere Leistungen sowie deren Ruhegehaltsfähigkeit geregelt. Die Satzung enthält die Kriterien für besondere Leistungen. Darin sind auch Elemente, die aus gleichstellungspolitischer Sicht wichtig sind, aufgenommen worden. Besondere Leistungen sind u. a. auch wesentliche Beiträge zu Gender- bzw. DiversityAnsätzen in der Lehre sowie die Förderung des weiblichen wissenschaftlichen Nachwuchses.

SemesterJournal 2/07

In, An, Aus der FHW Berlin

In den Leistungsrat, der über das Vorliegen einer besonderen Leistung entscheidet, werden vier Professor/innen beiden Geschlechts bestellt. Die Beratungen des Leistungsrates werden von der zentralen Frauenbeauftragten begleitet. Auf Vorlage des Bescheids des Leistungsrates und der Stellungnahme des Dekans bzw. der Dekanin entscheidet der Rektor bzw. die Rektorin über Art und Umfang der besonderen Leistungszulagen. Der Gesamtumfang ist vom Vergaberahmen begrenzt.

Abgeordnetenhaus Berlin: Drucksache 16/0757 vom 25.07.2007, Mitteilung zur Umsetzung des Professorenbesoldungsreformgesetzes).

Offene Fragen und Auswirkungen auf das Geschlechterverhältnis Das leistungsorientierte Element der W-Besoldung eröffnet die Möglichkeit einer neuen Gehaltsverteilung. Wenn die Gehälter ungleicher werden, könnten geschlechterspezifische Effekte entstehen. So stellt ein aktueller Bericht der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung an das Abgeordnetenhaus zwei Jahre nach der Einführung der leistungsorientierten Besoldung in Berlin auf Grundlage der empirischen Ergebnisse der Berliner Hochschulen fest, dass über alle Hochschulen hinweg Frauen bei Berufungsverfahren seltener Berufungsleistungsbezüge erlangen konnten (Quelle:

In den nicht betriebswirtschaftlichen Fächern an der FHW Berlin sind proportional mehr Frauen als in den betriebswirtschaftlichen Fächern vertreten. Wird die Gruppe der Professorinnen durch die neuen Regelungen (ungewollt) benachteiligt? Wird es für die einzelne Person überhaupt eine Berufungszulage bzw. Bleibezulage geben, und nach welchen Kriterien wird die Höhe der Zulage vergeben? An der wirtschaftswissenschaftlichen Fachhochschule werden häufig wissenschaftlich ausgebildete Praktiker/innen rekrutiert. Werden (männliche) Manager aus großen Unternehmen und mit internationaler Erfahrung, die BWL-Fächer unterrichten, finanziell jetzt besser gestellt als andere Professor/innen? Dies könnten die (mehrheitlich weiblichen) Jurist/innen, Volkswirt/innen, Mathematiker/innen und Gesellschaftswissenschaftler/innen sein, die keine konkurrierenden Gegenangebote aus der Wirtschaft vorzuweisen haben (vgl. FHW-Richtlinie). Ist das möglicherweise gerechtfertigt, weil diese betriebswirtschaftlichen

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Praxiskenntnisse für eine Fachhochschule unabdingbar sind? Oder sollten Erfahrungen und Qualität in der Lehre stärker gewichtet werden, weil das die Hauptaufgabe einer hauptamtlichen Lehrkraft ist? Weiter stellt sich die Frage, in welchen Einkommensverhältnissen sich die (jüngeren) Professor/innen langfristig wiederfinden werden, die heute nach C2 besoldet werden. Werden die „neuen“ Professor/innen in der W-Besoldung auf lange Sicht durch Leistungszulagen im Durchschnitt mehr verdienen als die Professor/innen in der C-Besoldung? Muss diese Entwicklung eine politisch hingenommene Folge des Gesetzes zur Einführung der leistungsbezogenen Professorenbesoldung sein? Aktueller Handlungsbedarf Der genauen Ausgestaltung der Regelungen muss sich die FHW Berlin bald stellen. Erste Anträge für Leistungszuschläge sind im Jahr 2008 zu erwarten. Dann müssen die Beratungen des Leistungsrates erfolgen, der die Kriterien aus der Satzung und der Richtlinie in die Praxis umsetzen muss. Der Prozess der Differenzierung hat begonnen.

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Personalia

SemesterJournal 2/07

Neu berufen

SemesterJournal 2/07

Personalia

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Erster Honorarprofessor für den Fachbereich Berufsakademie Prof. Dr. Ralf Leinemann vertritt das Bauvertrags- und Vergaberecht

Fachbereich I Wirtschaftswissenschaften

Nach seiner Zulassung als Rechtsanwalt in Düsseldorf begann Dr. Leinemann seine berufliche Tätigkeit bei der Sozietät Lauenroth & Partner, in die er bald selbst als Partner eintrat. Im Jahr 2000 gründete er die Sozietät Leinemann & Partner mit Sitz in Berlin, die heute mit 31 Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten bundesweit an vier Standorten tätig ist.

Thomas Gruber – Professur für Allgemeine BWL, insbesondere Rechnungswesen und Controlling

Thomas Gruber studierte BWL an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Daran anschließend war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am dortigen Institut für betriebswirtschaftliche Steuerlehre, wo er 1990 promovierte. Die letzten 18 Jahre war Thomas Gruber in unterschiedlichen Funktionen in den Bereichen Bilanzen und Controlling im Daimler-Konzern tätig. Ab 1997 arbeitete er in Berlin bei Daimler Financial Services, wo er in den letzten Jahren als Bereichsleiter für Corporate Controlling und Bilanzierung verantwortlich war. Schwerpunkt seiner Tätigkeit in dieser Zeit war die

konzernweite Einführung der International Financial Reporting Standards im externen und internen Rechnungswesen und die Implementierung des Internal Control System nach US-amerikanischen Vorschriften. Nebenberuflich war Thomas Gruber als Trainer bei Forum, Institut für Management, tätig. Darüber hinaus ist er beim International Accounting Standards Board und beim Deutschen Rechnungslegungs Standards Committee Mitglied in Arbeitskreisen, die sich mit der Weiterentwicklung der internationalen Bilanzierung von Leasingverhältnissen beschäftigen.

Fachbereich II Berufsakademie

Claudia Lemke – Professur für Wirtschaftsinformatik

Claudia Lemke studierte Wirtschaftswissenschaften mit dem Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik an der TU Bergakademie Freiberg und promovierte 1999 über neue Geschäftsmodelle in der digitalen vernetzten Welt. Ihre mehr als 10-jährigen beruflichen Erfahrungen sammelte Frau Lemke in verschiedenen Unternehmensberatungen. Zuletzt war Frau Lemke bei Horváth & Partners Beraterin im Bereich Informationsmanagement. Sie führte zahlreiche Projekte im Umfeld der IT für internationale Konzerne und den gehobenen Mittelstand durch. Exemplarische Aufgabenstellungen waren die Konzeption und Umsetzung von IT-Strategien, die Bewertung und Auswahl betriebswirtschaftlicher Standardsoftware sowie die Entwicklung

serviceorientierter IT-Organisationsmodelle. Frau Lemke kann auf eine langjährige Lehrtätigkeit an verschiedenen Hochschulen zurückblicken. Von 2006 bis zu ihrer Berufung an die FHW Berlin hatte sie eine Vertretungsprofessur für Organisation und Informationsmanagement am Fachbereich Wirtschaft der Fachhochschule Stralsund inne. Zu ihren Forschungsinteressen gehören die Entwicklung von Prozessmodellen in der IT auf der Basis von Referenzmodellen sowie organisatorische Fragestellungen von IT-Abteilungen und IT-Dienstleistern. Frau Lemke ist PMI-zertifizierter Project Management Professional.

Prof. Dr. Ralf Leinemann

Am 29. Juni 2007 hat der Rektor der FHW Berlin den langjährigen Lehrbeauftragten des Fachbereichs II für privates Baurecht, Dr. Ralf Leinemann, zum Honorarprofessor ernannt. Ralf Leinemann studierte Rechtswissenschaften in Würzburg und Köln, legte seine Staatsexamina in Köln und Düsseldorf ab und promovierte 1989 mit einer Dissertation über das deutschamerikanische Umwelthaftungsrecht. 1985 verbrachte er ein Jahr an der State University of New York, wo er einen „Bachelor of Arts“ in den Politikwissenschaften erwarb.

Die Schwerpunkte der anwaltlichen Tätigkeit von Herrn Dr. Leinemann liegen auf dem Gebiet des Baurechts und des Vergaberechts. Seit 1996 hat er die Errichtung zahlreicher Bauvorhaben anwaltlich begleitet und dabei oftmals ausführende Unternehmen im Rechtsstreit vor Gerichten und Schiedsgerichten vertreten, so zum Beispiel bei der ICE-Neubaustrecke Köln-Rhein/Main, beim Neubau des Lehrter Bahnhofs in Berlin, beim Neubau des Bundeskanzleramts und bei der Neugestaltung des Berliner Olympiastadions. Er ist zudem als Berater und Bevollmächtigter bei förmlichen Verfahren zur Vergabe öffentlicher Bau- und Dienstleistungsaufträge tätig und als Autor und

Herausgeber zahlreicher Fachbeiträge und Bücher in Erscheinung getreten. Seit vielen Jahren ist Dr. Leinemann Seminarleiter für Bau- und Vergaberecht beim Wissensforum des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) sowie beim Betriebswirtschaftlichen Institut der Bauindustrie (BWI Bau). Seit der Einführung der Fachanwaltschaft für Bau- und Architektenrecht im Jahr 2005 ist er fachlicher Leiter bei zwei Veranstaltern dieser beruflichen Qualifizierungsmaßnahme für Rechtsanwälte und gehört dem entsprechenden Fachanwaltsausschuss des Vorstandes der Rechtsanwaltskammer Berlin an. Seit 1998 ist Dr. Leinemann Lehrbeauftragter für Bauvertragsrecht an der Berufsakademie Berlin. Mit der Bestellung zum Honorarprofessor spricht ihm die Hochschule ihre Anerkennung für herausragende Leistungen auf dem Gebiet des Bauvertragsrechts und des Vergaberechts sowie für sein Engagement an der FHW Berlin aus.

Gastdozentur für Stefanie Lorenzen Stefanie Lorenzen studierte an der Ruprecht-Karl-Universität in Heidelberg und der Freien Universität Berlin Rechtswissenschaften. Nach dem Studium unterstützte sie in Namibia das Justizministerium bei der nationalen Rechtsreform im Rahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Als Rechtsanwältin war sie von 1998 bis 2003 bei der internationalen Wirtschaftskanzlei Gleiss Lutz in Berlin

tätig. Dort spezialisierte sie sich im Arbeitsrecht, einschließlich gesellschafts- und sozialrechtlicher Fragestellungen. Nach der Geburt ihres zweiten Sohnes gründete sie eine eigene Kanzlei. Ihre thematischen Schwerpunkte liegen in den arbeitsrechtlichen Aspekten von Unternehmensumstrukturierungen und der Auswirkung von Privatisierungen auf Arbeitsverhältnisse. In

der wissenschaftlichen Arbeit interessiert sie das Spannungsfeld zwischen Flexibilisierung der Arbeitsstrukturen und Schutz des einzelnen Arbeitnehmers, insbesondere im internationalen Kontext. Seit 2006 unterrichtet Stefanie Lorenzen als Lehrbeauftragte an der FHW Berlin und hat vom Oktober 2007 an für ein Jahr eine Gastdozentur für Arbeits- und Sozialrecht am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften übernommen.

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Personalia

SemesterJournal 2/07

Neue Mitarbeiter/innen

SemesterJournal 2/07

Personalia

Fachbereich I Wirtschaftswissenschaften

den Bachelor-Studiengang „Unternehmensgründung und -nachfolge“ leitet. Die inhaltlichen Schwerpunkte seiner Forschungsarbeit liegen in den Bereichen KMU, Familienunternehmen und Unternehmensnachfolge im Mittelstand. Zur Zeit arbeitet er zusammen mit Frau Felden an der Veröffentlichung eines Buches zum Thema Unternehmensnachfolge. In Zukunft werden seine Tätigkeiten vor allem im weiteren Ausbau des Studiengangs und in der Vertiefung des Themas Familienunternehmen als Forschungsschwerpunkt liegen. Herr Baal hat im Jahr 2004 an der FHW Berlin mit dem Schwerpunkt Organisation und Personal diplomiert. Ein weiterer Studienschwerpunkt lag im Bereich Gründung und Management von kleinen und mittelständischen Unternehmen. Praxiserfahrung konnte Herr Baal als General Manager mit Schwerpunkt Vertriebsorganisation bei einem kleinen Berliner Handelsunternehmen sammeln.

Nadja Awada

Zentrale Hochschulverwaltung Isolde Drosch

Isolde Drosch ist seit Mai 2007 für den career contact der FHW Berlin tätig. Sie ist dort die Ansprechpartnerin für Bewerbungsberatung und Coaching. Darüber hinaus ist sie für die Organisation der Bewerbungsstrategieseminare sowie das Controlling von ESF-Projekten zuständig. Nach mehrjähriger Arbeit im sozialpädagogischen Bereich und einer Expedition eines britisch-amerikanischen Forschungsinstitutes studierte sie an der FHW Berlin Wirtschaftswissenschaften. Bevor sie nach fast zehn Jahren Auslandsaufenthalt mit ihrer Familie nach Berlin zurückkehrte, arbeitete sie in Paris für eine Non-Profit-Organisation. Dort war sie für die Kommunikation mit den spendenden Unternehmen und die Betreuung der Spendenempfänger verantwortlich.

Detlef Kaszynski

Seit September 2007 ist Detlef Kaszynski für die Zentrale Hochschulverwaltung als Hausmeister am Fachbereich Berufsakademie tätig.

Vom November 2005 bis August 2006 absolvierte er ein Praktikum im Rahmen „Praxis Büro“ im Bereich Gebäudemanagement und Zentrale Dienste der FHW Berlin. Dort sammelte er Erfahrung in der Haushandwerkerei, im Postdienst und der Vervielfältigung. Begleitend nahm er an einer Qualifizierung im EDV-Bereich, der betriebswirtschaftlichen und kaufmännischen Grundlagen und am Teamtraining teil. Dazu beizutragen, dass am Standort Berufsakademie auch im Hinblick auf den bevorstehenden Umzug Ende nächsten Jahres alles reibungslos funktioniert, ist für ihn ein erstrebenswertes Ziel, dem er sich voller Freude stellt. Bis zum Umzug des Fachbereichs II nach Alt Friedrichsfelde gehören das Ausstatten der Seminarräume, die Wartung, Bereitstellung und Pflege von mechanischem Gerät zum problemlosen Ablauf der Seminare sowie die handwerklichen Hausarbeiten zu seinen Aufgaben.

Regine Liebelt

Regine Liebelt vertritt seit Juli 2007 Frau Schumann für die Dauer ihrer Elternzeit im Bereich Hochschulmarketing und Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Zu ihren Aufgaben zählt die Erstellung von Inhalten für den Internetauftritt der FHW Berlin sowie die Mitarbeit bei verschiedenen Projekten des Hochschulmarketings. Frau Liebelt studierte Soziologie und Anglistik an der Universität Hamburg und Medienberatung an der TU Berlin.

Während ihrer Studienzeit sammelte sie Erfahrungen im Rahmen diverser Praktika und als freie Mitarbeiterin in den Bereichen Marktforschungs- und Marketingassistenz, die sie nach ihrem Abschluss als Diplom-Medienberaterin in verschiedenen Unternehmen weiter ausbaute.

Marc Wingenfeld

Marc Wingenfeld setzt seine Kreativität seit Oktober 2007 als Grafiker in der Abteilung Hochschulmarketing ein und ist nun gemeinsam mit Frau Ruhstrat hauptsächlich für die visuelle Umsetzung der PR- und MarketingMaterialien der FHW Berlin zuständig. Nach einer kaufmännischen Ausbildung studierte Herr Wingenfeld Kommunikationsdesign/Grafikdesign an der Fachhochschule Dortmund und erwarb im Herbst 2004 sein Diplom. In Hamburg arbeitete er eine Zeit lang in der Marketingabteilung des Software-Publishers dtp entertainment AG und war seit Sommer 2006 als freiberuflicher Designer für verschiedene Unternehmen der Medienbranche tätig. In dieser Zeit befasste sich Herr Wingenfeld vor allem mit Kommunikations-, Web- und Corporate Design.

Nadja Awada ist seit August 2007 im Büro für Immatrikulation und Bewerbermarketing tätig. Sie ist mitverantwortlich für die Organisation und Durchführung der Zulassungsverfahren und die Immatrikulation der zugelassenen Bewerber aller Studiengänge, einschließlich der Gaststudenten. Frau Awada gibt Auskunft zu allen Fragen der Bewerbung und Zulassung. Zu Ihren Aufgabenschwerpunkten gehören die Informationsbeschaffung und der Kontakt mit Ämtern und anderen Einrichtungen, wie der Senatsverwaltung, der Ausländerbehörde und Krankenkassen. Im Herbst 2002 hat Frau Awada an der FHW Berlin ihr Diplom erworben. Ihre Diplomarbeit wurde im Jahr 2003 als Buch unter dem Titel „CelebrityMarketing – Der Trend zu Werbung mit Prominenten“ veröffentlicht. Nach ihrem Studium an der FHW Berlin hat Frau Awada in einem Verein Projekte und Ehrenamtliche betreut und an der Freien Universität einige Semester Rechtswissenschaften studiert.

Christian Baal

Christian Baal ist einer von zwei Forschungsassistenten, einer Position, die zum Mai 2007 neu an der FHW Berlin geschaffen wurde. Herr Baal ist Frau Prof. Felden zugeordnet, die

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Marleen Kregel-Olff

Marleen Kregel-Olff arbeitet seit August 2007 im Studienbüro für den Masterstudiengang „Chinese-European Economics and Business Studies“ (CEEBS). Sie unterstützt dessen Einführung und Organisation in den Bereichen des Bewerbermarketings, der Lehrplanung und der Kommunikation mit den chinesischen Partnerhochschulen. Darüber hinaus wirkt sie an der Konzeption des Fremdsprachenangebots der FHW Berlin mit. Nach ihrem Studium der Sinologie, Sprachwissenschaften und Anglistik in Kiel und in Hangzhou war Frau KregelOlff zunächst als Dozentin am EurasiaInstitut Berlin tätig. Anschließend sammelte sie bei uni-assist in enger Zusammenarbeit mit verschiedenen

Hochschulen, der Akademischen Prüfstelle in Beijing und der Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen in Bonn Erfahrungen als Asienreferentin. Zur Zeit arbeitet sie nebenbei an der Veröffentlichung ihrer Promotion.

Elzbieta Zielonka

Elzbieta Zielonka ist seit Oktober 2007 Mitarbeiterin im Lehrbetriebsamt des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften. Zu ihren Aufgaben gehört die Mitarbeit bei dem organisatorischen Teil der Lehrplanung mit dem Schwerpunkt der Raumvergabe, die Organisation und Überwachung der Ausleihe und Vergabe von Lehrmitteln sowie die Betreuung der akademischen Mitarbeiter/innen bei der Raumvergabe. Frau Zielonka ist Diplom-Ingenieurin für Biomedizinische Technik. Nach dem Studium an der TU Breslau hat sie mehrere Jahre an der Medizinischen Universität in Breslau gearbeitet, wo sie für die Verwaltung und Betreuung von medizinischer Apparatur und PCs zuständig war.

Dr. Holger Zumholz

Dr. Holger Zumholz ist seit Mai 2007 als Forschungsassistent von Prof. Ripsas tätig. Er unterstützt ihn bei einem Forschungsprojekt, das die Gründungsplanung und Strategiegenese in jungen Unternehmen untersucht. Das Projekt wird in Kooperation mit der Berliner Volksbank und dem

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Rund um's Studium

SemesterJournal 2/07

Beratungsunternehmen Leo Impact Consulting durchgeführt. Herr Zumholz hat an der FU Berlin Betriebswirtschaftslehre studiert und bei Prof. Winterhager im Themenbereich Entrepreneurship promoviert. Er war selbst an der Gründung verschiedener Unternehmen beteiligt und berät und unterstützt Unternehmensgründer und Gründerteams bei der Entwicklung ihrer Geschäftskonzepte. Seit dem WS 2006/07 ist er auch Lehrbeauftragter an der FHW Berlin und hält Vorlesungen im Bachelor-Studiengang „Unternehmensgründung und -nachfolge“.

Fachbereich II Berufsakademie Anika Maier

Anika Maier ist seit Juni 2006 bei Prof. Schmoll gen. Eisenwerth in der Fachrichtung Immobilienwirtschaft des Fachbereichs Berufsakademie beschäftigt und arbeitet dort für das Projekt „Erfolgsfaktoren von

Wohnungsunternehmen in einem schwierigen Marktumfeld“. Zu ihren Aufgaben zählen neben der organisatorischen Unterstützung des Projektes die Entwicklung von Fragebögen und Interview-Leitfäden sowie die statistische und qualitative Auswertung der Ergebnisse. Frau Maier studierte am Fachbereich Berufsakademie der FHW Berlin Immobilienwirtschaft und war danach im Bereich der gewerblichen Immobilienfinanzierung bei der Landesbank Berlin AG tätig. Zur Zeit absolviert sie den Master-Studiengang International Management am Fachbereich I der FHW Berlin.

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Rund um's Studium

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Im Gesetzgebungslabor Ein Blick hinter die Kulissen des Bundestags Text: Susanne Meyer

Die neue Macht des Marketing Relevanz von Emotion, Innovation und Präzision für die Ausgestaltung des unternehmerischen Marketing

„Marketing is in trouble …“ ist einer der plakativen Sätze, der in Fachdiskussionen, Vorträgen und Veröffentlichungen in jüngster Zeit immer häufiger zu hören ist. Denn vor dem Hintergrund von in diesem Ausmaß bisher nicht bekannten Veränderungen von Markt, Kunde, Wettbewerb, Mitarbeiter etc. scheinen die bisher gelernten klassischen Konzepte, Strategien und Instrumente des Marketings immer weniger zu überzeugen. Die sich verändernden Rahmenbedingungen des unternehmerischen Marketings schlagen sich u. a. in folgenden Entwicklungen nieder: Aufgeklärtere und kritischere Verbraucher Fragmentierung des gesamten Informationsangebotes Verweigerungshaltung immer größerer Kundengruppen gegenüber dem werblichen Information-Overload Zunehmende Flopquoten bei Innovationen Höhere Erwartungshaltungen an das Marketing in den Unternehmen

In der Konsequenz gerät Marketing im eigenen Unternehmen immer stärker in die Defensive. Denn auf eine gleichermaßen dynamischere wie unberechenbarere Umfeldentwicklung kann nicht mehr mit der bisher üblichen Selbstverständlichkeit und Vorhersagbarkeit reagiert werden. Die in der Vergangenheit erfolgreich angewandten Konzepte „greifen“ offensichtlich nicht mehr mit der gleichen Sicherheit. Vor diesem Hintergrund muss der generelle Marketing-Anspruch des Unternehmens neu ausgerichtet werden – mit einem stärkeren Fokus auf noch mehr Emotion, Innovation und Präzision als dies jemals vorher notwendig war. Im Kern geht es darum, Emotionen als Erfolgsparameter im Innen- und Außenverhältnis des Unternehmens konsequent einzusetzen, indem auf die Erreichung einer „Unique Passion Proposition“ hingearbeitet wird und bspw. Mitarbeiter zu Markenbotschaftern aufgebaut werden. Gleichzeitig gilt es, Innovationen im Unternehmen stärker als Erfolgspara-

meter zu verstehen und Kunden viel früher und systematischer in den Innovationsprozess einzubinden. Darüber hinaus sollte das Kommunikationspotenzial des Web 2.0 erschlossen werden – und dies nicht nur im Innovationsbereich. Zusätzlich ist der Erfolgsparameter Präzision zu vertiefen, weil hier das Marketing den größten Nachholbedarf aufweist, um den Return on Marketing Invest zu belegen. Diese und viele weitere Aspekte werden im dem Marketing-Reader von Kreutzer/Merkle vertieft, der soeben im Gabler-Verlag, erschienen ist. Viele renommierte Experten aus Wissenschaft und Praxis präsentieren neueste Forschungsergebnisse und praxisorientierte Lösungskonzepte.

Kreutzer, R./Merkle W., Die neue Macht des Marketing. Wie Sie Ihr Unternehmen mit Emotion, Innovation und Präzision profilieren, Wiesbaden 2007. ISBN 978-3-8349-0515-4

Das Reichstagsgbäude

Was macht ein Parlamentarier den ganzen Tag? Wer hilft ihm bei der Informationsbeschaffung? Worüber entscheidet das Parlament? Was ist eine Fraktion? Wer findet im Bundestag Arbeit? Was sind die verschiedenen Tonsignale, die im Reichstagsgebäude überall zu hören sind? Diese Fragen und viele mehr konnten Studierende bei unserem Besuch im Bundestag klären. Unter der fachkundigen Anleitung von Dr. Peter Fäßler, Mitarbeiter des Staatsministers im Auswärtigen Amt, Gernot Erler, durften wir hinter die Kulissen des Bundestags schauen. Neben einem Überblick über die Einrichtungen, die Bundestagsabgeordnete zur Informationsbeschaffung und Organisation ihrer täglichen Arbeit nutzen können, haben wir im Fraktionssaal der SPD Einzelheiten über die parlamentarische Arbeit erfahren.

Foto: Presse- und Informationsamt des Landes Berlin

Der gedrängte Zeitplan der Abgeordneten, die Fülle der in den Sitzungswochen abzuarbeitenden Fragestellungen und die große Spannbreite von Themen haben uns dabei besonders beeindruckt. Im Fraktionssaal der SPD suchte sich jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer einen Platz in den Bänken derjenigen Landesgruppe, aus dessen Bundesland er oder sie stammt. Das war mit viel Heiterkeit verbunden. Dr. Fäßler beantwortete mit großer Geduld alle aufkommenden Fragen. Die beeindruckende Architektur des Reichstages tat ein Ihriges dazu, den Besuch zu einem großen Gewinn für alle Teilnehmenden zu machen. Natürlich endete die Besichtigung auf der eindrucksvollen Kuppel von Sir Norman Foster. Wer dort länger verweilte, konnte sogar noch Zeuge einer Besetzung der Reichstagsfassade durch eine Gruppe Protestierender werden, die ein großes Plakat an der Fassade abseilten. Blitzschnell waren Sicherheitsbeamte

zur Stelle, die wir zuvor überhaupt nicht wahrgenommen hatten. Insgesamt sei Herrn Dr. Fäßler herzlich gedankt für seine informative Führung. Die Veranstaltung werden wir sicher wiederholen. PS: Die merkwürdigen Tonsignale, die überall im Reichstagsgebäude zu hören sind und die wir sehr irritierend fanden, haben eine sehr wichtige praktische Bedeutung: Sie rufen zur Abstimmung. Ein solches Signal ertönt vor jeder Abstimmung im Plenum, damit auch diejenigen Abgeordneten, die gerade nicht im Parlamentssaal sind, noch schnell herbeieilen können, um ihre Stimme abzugeben. Aus der Art des Signals können die Abgeordneten, die nicht im Plenarsaal sind, entnehmen, ob namentlich, mit Hammelsprung oder einfach abgestimmt wird. Daraus ergibt sich für sie auch, wie wichtig ihre Teilnahme an der Abstimmung ist.

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Rund um's Studium

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Rund um's Studium

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Es ist geschafft!

Bildungssysteme im Vergleich

Erste Bachelor-Absolventen der Studiengänge „Business Administration“ und „Economics“

Wie eine Masterstudentin die „deutschte Art“ des Studierens kennen lernte

Text: Timo Schneider und Stefanie Jägerling

Text: Hanna Shcherbich Übersetzung: Helmut Maier

Dies gilt sowohl für die Fachhochschule für Wirtschaft Berlin als auch für die ersten Absolventinnen und Absolventen der Bachelorstudiengänge „Business Administration“ und „Economics“. Die Hochschule hat seit Herbst 2003 den ersten Turnus dieser Studiengänge durchgeführt und dabei die positiven Merkmale des Bachelorstudiums in der Praxis erleben können. Aber auch Verbesserungspotenziale konnten erkannt und Maßnahmen eingeleitet werden. Die Absolventinnen und Absolventen können ebenfalls jubeln. Sie haben ihren Abschluss als „Bachelor of Arts“ in der Tasche.

Diese erfolgreichen Ereignisse wurden mit einer kleinen Abschlussveranstaltung Ende April 2007 gebührend gefeiert. Prof. Bruche erläuterte in seiner Rede die Studienzeit mit Hilfe der Symbolik einer Schiffsreise. Die Studenten sind mit ihrem Abschluss sicher im Hafen angekommen. Jetzt beginnt die nächste Reise im Master oder im Berufsleben. Im Anschluss hielten auch die Studenten Reden bereit, in denen es um die vorangegangenen Erlebnisse der gemeinsamen Studienzeit und den Ausblick in die Zukunft ging.

Wir möchten uns noch bedanken: insbesondere bei unseren Studiendekanen, die unserer Meinung immer viel Aufmerksamkeit geschenkt haben; bei allen Professorinnen und Professoren und Lehrbeauftragten für eine sehr angenehme Lernatmosphäre und einen hohen Praxisbezug. Natürlich wollen wir auch den Eltern, dem BAföG-Amt und sonstigen Sponsoren danken, die uns überhaupt ein Studium ermöglicht haben. Ganz besonders am Herzen liegt es uns jedoch, unserem Studienbüro zu danken. Allen derzeitigen Studentinnen und Studenten wünschen wir weiterhin viel Erfolg beim Studium!

Im Jahr 2005 habe ich an der Technischen Universität in Brest/Weißrussland das Diplom in „International Economics und International Relations“ erworben. Obwohl ich fünf Jahre für dieses Ökonomiestudium gebraucht hatte, habe ich noch nicht gewusst, auf welchem spezifischen Berufsfeld ich meinen Werdegang beginnen sollte. Maßgeblich dazu beigetragen hat, dass osteuropäische Bildungssysteme (hier meine ich z. B. Russland, Weißrussland, oder die Ukraine) auf fest definierten Ausbildungsmodulen gegründet sind, die zwar eine große Vielfalt von Pflichtfächern abdecken, jedoch nicht die Möglichkeit zur vertiefenden Spezialisierung bieten.

Nach der offiziellen Zeugnisübergabe konnten die Hüte fliegen und die Sektkorken knallen.

Deshalb habe ich mich während meiner Arbeit als Managerin für die Logistik eines kleinen Transportunternehmens in meiner Heimatstadt nach einer Möglichkeit umgesehen, meine Ausbildung im Ausland fortzusetzen. Die Entscheidung für ein Studium in Berlin erschien mir damals ein wenig spontan, aber wenn ich heute darüber nachdenke, fallen mir schon ein paar Gründe ein. Erstens war meine zweite Fremdsprache (nach Englisch) Deutsch, und beim Lernen der Sprache lernte ich auch deutsche Kultur, Geschichte und Traditionen kennen. Zweitens waren die Ausbildungs- und Lebenshaltungskosten in Deutschland mehr als angemessen für mich. Und drittens bot die Fachhochschule für Wirtschaft Berlin ein Masterprogramm an, das hervorragend zu meiner vorher erreichten Qualifikation passte.

Daher habe ich im April 2006 mit dem Masterstudium in „International Economics“ begonnen. Schon zu Beginn habe ich etliche Unterschiede zu meiner weißrussischen Universität festgestellt: Der Lernprozess war völlig anders organisiert. In fast allen Lehrveranstaltungen wurde in Seminarform unterrichtet, bei der die Studierenden in die Diskussion einbezogen werden. Die Prüfungen sind schwierig gewesen, und sie umfassten – mit Ausnahme der mündlichen Abschlussprüfung zu Semesterende – Präsentationen und terminierte Hausarbeiten. Neben Pflichtfächern hat es einen Kanon von Wahlpflichtfächern gegeben, unter denen jeder etwas Interessantes finden konnte. Mein erstes Semester an der FHW Berlin würde ich als die „Anpassungsperiode“ bezeichnen. Es ergab sich, dass ich später als die übrigen Studierenden zu den Kursen kam. Deshalb musste ich nicht nur auf den Inhalt laufender Lehrveranstaltungen achten, sondern auch eigenständig die versäumten Inhalte nachholen. Am besten habe ich meine erste Präsentation über die Firma 3M im Kurs „Strategic Management“ sowie die erste Gruppenpräsentation zur Situation in meinem Heimatland im Kurs „Development Economics“in Erinnerung. Mein zweites Semester ist im Gegensatz hierzu sehr intensiv gewesen. Ich bin mit dem Bildungssystem allgemein vertrauter geworden und habe meine Wahlpflichtfächer sehr sorgfältig ausgewählt. Daher bin ich mit jedem Kurs,

den ich besucht habe, zufrieden gewesen. So ist z. B. „International Business Law“ toll gewesen durch die Art und Weise, wie Prof. Straub es organisiert hatte: Er hat einfache Sachverhalte und Bilder mit der „Juristensprache“ in aufregende Geschichten verwandelt; er hat einen ungewöhnlichen Weg gefunden, sonst langweilige und schwierig zu behaltende Dinge wirklich interessant zu gestalten. Die Innovation von Prof. Haller in ihrem Kurs „Current Issues in Marketing“ hat darin bestanden, die zwei großen Themen Einzelhandel und Tourismus anhand eines Beispiels darzulegen, das sie zur Erklärung der Theorie benutzt hat. Und mein absoluter Lieblingskurs ist „Econometrics“ gewesen. Offen gestanden bin ich bislang nie gut im Umgang mit Zahlen gewesen, aber nach der Teilnahme an dem Kurs von Prof. Maier, nach seinen klaren und detaillierten Ausführungen, habe ich mich entschlossen, die Leontiefsche Input-Output-Theorie zur Grundlage meiner Masterarbeit zu machen. Zusammenfassend kann ich nur anfügen, dass mein Studium hier an der FHW Berlin meine universitäre Ausbildung perfekt vervollständigt hat. Es hat mir mehrere neue Wege aufgezeigt, wie ich mein erworbenes Wissen in die Praxis umsetzen kann, und es hat mir eine hochinteressante Erfahrung verschafft. Meine Entscheidung, an der FHW Berlin zu studieren, ist ganz bestimmt richtig gewesen!

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Alumni

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Vernetzung leicht gemacht Neue Alumni-Plattform der FHW Berlin Text: Anke Lüers

Der Kontakte e. V. – das Ehemaligennetzwerk der FHW Berlin – geht noch in diesem Jahr mit einer von der Firma Implemens konzipierten Datenbank speziell für alle Ehemaligen, aber für auch Studierende und Lehrende unserer Hochschule, online. Nach zahlreichen Angeboten und ausführlicher Prüfung sind wir glücklich darüber, uns für die Implemens-Datenbank entschieden zu haben. Wir freuen uns auf den Start! Die Alumni-Plattform bildet den Kern der Datenbank. Sie wird durch die Module „Career Service“ und „Netzwerke“ erweitert. Das Modul „Netzwerke“ ermöglicht es jedem Fachbereich bzw. Studiengang, sich individuell abzubilden und sich damit auch innerhalb der Plattform von anderen abzugrenzen. Die Plattform deckt alle Anforderungen einer Alumni-Organisation ab, wenn man die Ehemaligen nicht nur verwalten, sondern auch ansprechen und zur Eigeninitiative auffordern will. So bietet sie den Ehemaligen ein intuitives und

interaktives Networking-Portal. Alle Funktionen der Plattform sind einfach bedienbar, so dass jeder Ehemalige sehr leicht eigene Inhalte beisteuern und die Plattform für alle Mitglieder interessanter machen kann. Die Suchmöglichkeiten umfassen alle wichtigen Informationen zu einer Person, d. h. neben Namens- und Adressdaten beispielsweise auch den Abschlussjahrgang oder den derzeitigen Arbeitgeber. Die Alumni verwalten ihre Daten selbst und werden regelmäßig gebeten, ihr Profil auf Aktualität zu überprüfen. Die Informationen im Alumni-Portal – Artikel, Bilder, Termine und Umfragen – können zentral oder dezentral eingestellt und gesteuert werden. Zur Kommunikation stehen verschiedene Online-Formate zur Verfügung. Diese können auf der Ebene der Communities eingesetzt werden. So werden automatisch E-Mail-Verteiler für jede Community generiert. Ein „Instant Messenger“ sowie Diskussionsforen und Newsletter eröffnen zusätzliche Kommunikationskanäle. Die aktuellste

Das Leistungsspektrum der Implemens-Datenbank

Module (Ausschnitt)

Community-Plattform

Alte Kontakte finden Neue Kontakte knüpfen Potenzielle Geschäftspartner treffen Termine veröffentlichen Downloads Kursinformationen E-Mail-Verteiler Informationen über Veranstaltungen (z. B. Workshops, Homecoming Days, Stammtische) Versand von Newslettern Bildung von eigenen Communities

Erweiterung ist die Integration von Internettelefonie über Skype. Das Modul „Career Service“ ist eine wertvolle Ergänzung der AlumniPlattform. Es bündelt wichtige Funktionen rund um den Jobeinstieg und die persönliche berufliche Karriere. Die Funktionen des Jobmarktes sind umfassend und nutzerorientiert. Über eine externe Website stellen Unternehmen ihre Angebote in einem standardisierten Format ein, die so für die Ehemaligen im Portal sichtbar werden. Neben dem Einstellen von Angeboten gehört die aktive Vermittlung zu den wesentlichen Erfolgsfaktoren. Vor diesem Hintergrund wurden detaillierte Filterfunktionen entwickelt, die Angebot und Absolventenprofil zusammenbringen. Die Alumni entscheiden selbst über den Empfang und die Art der zu empfangenden Angebote. Auch der career contact der FHW Berlin freut sich darauf, dass es schon in Kürze losgehen wird. Kurzum: Mit allen Funktionen und Möglichkeiten bildet die Datenbank sämtliche Alumni-Strukturen innerhalb der FHW Berlin ab. Die AlumniArbeit der Hochschule hat damit eine sichere und gute Startposition für die künftige Interaktion mit ihren Ehemaligen.

Career-Service

Einstellen von Interessenprofilen Einstellen von Stellenangeboten und -gesuchen durch Unternehmen gezielte Ansprache der Absolventen/ Studenten durch Filterkriterien Unternehmenspräsentationen Organisation von Firmenmessen

Genau gesagt – was heißt hier „Ehemalige“? Das Kontakte-Netzwerk will sehr gern auch die heutigen Studierenden ansprechen, sie für eine Mitgliedschaft gewinnen und frühzeitig beim Berufseinstieg unterstützen. Besuchen Sie uns (www.fhw-kontakte. de) oder schreiben Sie uns (kontakte@ fhw-berlin.de): Wir freuen uns auf Sie!

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Alumni

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„Für mich ist ein duales Studium zukunftsträchtig“ Madeleine Peran (Jg. 1983) hat in Berlin ihr Abitur gemacht. 2002 hat sie an der damaligen „Berufsakademie Berlin“, jetzt Fachbereich der FHW Berlin, ein duales Studium aufgenommen. Heute ist sie als Auditorin bei der PricewaterhouseCoopers S.à.r.l. in Luxembourg tätig. Wir haben mit ihr gesprochen und sie nach den Motiven für ihre Studienentscheidung sowie ihre Erfahrungen im Studium und beim beruflichen Einstieg befragt. Interview: Helmut Lück

Madeleine Peran

SemesterJournal (SJ): Warum haben Sie sich für ein duales Studium entschieden? Madeleine Peran (MP): Die Entscheidung für dieses Studium fiel während meiner Schulzeit. Ich wollte gern eine Bankausbildung machen und hinterher studieren. Wichtig war mir die Verbindung zur Praxis, da mir die Schule lebensfremd vorkam. Als ich mich über eine mögliche Ausbildung informierte, bin ich auf die Berufsakademie gestoßen. Diese Verbindung von Theorie und Praxis hat mir gefallen, ich war begeistert. Daraufhin habe ich mich bei den großen Banken, die alle Kooperationspartner der Berufsakademie sind, um einen Ausbildungsplatz beworben. SJ: Wie haben Sie die Studienzeit erlebt? Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt? MP: Ich weiß noch: Die erste Zeit in der Praxis war sehr aufregend. Man

musste den Umgang mit den Kunden lernen. Da geht es oft um „Kleinigkeiten“, die aber entscheidend sein können. Wir haben das trainiert, und das hilft mir heute sehr in meinem Beruf. Besonders interessant war die Zeit im Ausland: Ich habe eine Praxisphase in der Firmenkundenkreditabteilung der Commerzbank in Paris absolvieren können. Die Anforderungen der Hochschule im Studium, vor allem in den ersten Semestern, waren „knackig“. Mit über 30 Semesterwochenstunden hatten wir ordentlich zu tun! Dass wir faktisch von morgens bis abends den Tag in der Hochschule zusammen verbrachten, schweißte aber auch eng zusammen. Außerdem waren wir kleine Gruppen von 30 Personen, was die Lernatmosphäre sehr förderte. Auch hatten wir ein enges Verhältnis zu unseren Professoren. Zwischenzeitlich kamen natürlich auch Zweifel bei uns auf. Kritisch hinterfragten wir unser Studium. Ist dies denn eine akzeptable Ausbildung, die junge Menschen für das Leben rüstet? Ich für meinen Teil kann sagen: Ja! SJ: Wie ging es weiter? Wie gelang Ihnen der Berufsstart? MP: Als das Studienende absehbar war, die Diplomarbeit endlich fertig war, überlegte ich natürlich, was ich in Zukunft tun könnte. Dafür sind die Personalabteilung des Ausbildungsunternehmens, aber auch Firmenkontaktmessen sehr hilfreich. Da ich gern ins französischsprachige Ausland gehen wollte, bin ich zur im

November in Strasbourg stattfindenden Firmenkontaktmesse „Forum francoallemand“ gefahren. Über die Messe habe ich auch meinem heutigen Arbeitgeber, die PricewaterhouseCoopers S.à.r.l., Luxembourg, kennengelernt. Ich habe mich beworben, und es hat geklappt. Jetzt bin ich in Luxembourg im Audit tätig. Meine Ausbildung bei der Commerzbank – die ja Teil des Studiums war – hat mir beim Berufsstart sehr geholfen. Luxembourg als einer der wichtigsten Finanzplätze in Europa bietet jungen, gut ausgebildeten Menschen viele Möglichkeiten. SJ: Wissen Sie auch, wie es Ihren Kommilitonen ergangen ist? MP: Zwei weitere Kommilitonen von mir sind dort in Banken tätig. Alle meine ehemaligen Studienkollegen sind in „Lohn und Brot“. Ein großer Teil blieb in den ursprünglichen Ausbildungsbetrieben. Einige sind im Ausland tätig. Wiederum andere, aber nur ein geringer Teil, haben gleich einen Aufbaustudiengang zum Master gewählt. Ich selber habe kein MasterStudium aufgenommen, da ich mich berufsspezifisch weiterbilden möchte. Abschließend kann ich sagen: Für mich ist ein duales Studium zukunftsträchtig. Es sollte weiterhin gefördert werden. Es führt junge Menschen schnell und gut ausgebildet in die Berufswelt und lässt zugleich für die Zukunft alle Wege offen. SJ: Vielen Dank für das Gespräch.

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Alumni

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GLU Alumni Summer School 2007 Text: Harald Kröck und Mirjam Klessen

SemesterJournal 2/07

Der internationale Austausch

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Ausschreibung von Auslandsstudienplätzen für FHW-Studierende Studierende können sich für wahlweise ein bis zwei Semester oder für das Doppelabschlussprogramm, beginnend mit dem Wintersemester 2008/2009, bewerben. Bewerbungszeitraum: Plätze außerhalb des Erasmus-Programms vom 8.–30. November 2007 und Plätze im Erasmus-Programm vom 1.–31. Januar 2008 im International Office (Räume 57 und 58).

Genau drei Jahre, nachdem die ersten Studierenden der 2004 gegründeten Global Labour University (GLU) ihren Master-Abschluss in „Labour Policies & Globalisation“ an der FHW Berlin abgelegt haben, fand für die Alumni der ersten beiden Jahrgänge die 1. GLU Alumni Summer School statt.

Knapp zwei Wochen lang diskutierten die aus ca. 20 Ländern angereisten ehemaligen Studierenden im IG-MetallBildungszentrum bei Beverungen und an der Universität Kassel u. a. nationale und internationale gewerkschaftliche Strategien im Hinblick auf die fortschreitende Globalisierung und analysierten die innerhalb der

GLU definierten Ziele bezüglich der bisher erreichten Ergebnisse und damit verbundenen Erfahrungen. Ein Schwerpunkt wurde bei der Summer School zudem auf einen intensiven Erfahrungsaustausch zwischen den Alumni gelegt, der insbesondere zur Stärkung des weltweiten Netzwerkes ehemaliger GLU-Studierender beigetragen hat.

Plätze im Erasmus-Programm Dänemark

Aalborg Kopenhagen

E E

Aalborg Universitet Copenhagen Business School

Argentinien

Buenos Aires Buenos Aires

L L

Universidad Argentina de la Empresa Universidad Torcuato di Tella

England

Bristol Hatfield Portsmouth Sheffield

L L L L

University of the West of England (DD) University of Hertfordshire University of Portsmouth (1S) Sheffield Hallam University (1S)

Australien 3)

Sydney Townsville

L L

Macquarie University James Cook University

Brasilien

Blumenau Sao Paolo

L L

Universidade Regional de Blumenau 4) State University of Campinas (auf Anfrage)

NEU! NEU!

Finnland

Vantaa

E

EVTEK School of Business Administration

Frankreich

Angers

L

Lyon Paris Rennes

E twE E

Ecole Supérieure des Sciences Commerciales d‘ Angers Université Catholique de Lyon Ecole Supérieure du Commerce Extérieur Ecole Supérieure du Commerce 2)

Griechenland

Gelebte Internationalität: Die GLU-Alumni aus 20 Ländern

33 der insgesamt 44 Alumni haben – meist unter Inanspruchnahme eines großen Teil ihres Jahresurlaubs – an der Summer School teilgenommen und diese in Workshops, Präsentationen und Diskussionsrunden weitgehend selbst gestaltet. Während der Summer School wurden unter reger Beteiligung der Alumni drei neue Forschungsprojekte ins Leben gerufen. Die größte Projektgruppe hat ihre Arbeit zum Thema „Achieving Better Protection and Representation for Workers in Small and Micro Enterprises“ bereits im Oktober 2007 aufgenommen und wird in den nächsten Monaten ca. 15 Länderstudien hierzu erarbeiten. Die Ergebnisse der Einzelstudien werden dann in einem Gesamtbericht aufbereitet, welcher im Frühjahr 2008 bei der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Genf eingereicht wird. Der Masterstudiengang „Labour Policies and Globalisation“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der FHW Berlin und der Universität Kassel. Finanziell unterstützt wurde die GLU Summer School vom DAAD und der ILO. Für Ende 2008 ist die 2. GLU Summer School, diesmal im IG-Metall-Bildungszentrum Pichelssee/Berlin, bereits in Planung.

Plätze außerhalb des Erasmus-Programms

Athen

E

1)

NEU!

Athens University of Economics & Business

Chile

Santiago de Chile

L

Universidad Mayor

China

Chengdu

L

Southwestern University of Finance and Economics

SAR China

Hong Kong

E

Hong Kong Baptist University

Japan

Otaru

E

Otaru University of Commerce (2S)

Kanada

Kelowna

L

Okanagan College

Mexiko

Monterrey

twE

Universidad de Monterrey

Russland

St. Petersburg

L

St. Petersburger Staatliche Universität für Wirtschaft und Finanzen

Winterthur

twE

Zürcher Hochschule Winterthur

Italien

Bergamo Catania

L L

Università degli Studi di Bergamo Università degli Studi di Catania

Irland

Dublin Waterford

L L

Dublin Institute of Technology Waterford Institute of Technology

Niederlande

Amsterdam Groningen Haarlem Sittard

E E E E

HES Amsterdam (1S) + (DD) Hanzehogeschool Groningen (DD) Hogeschool INHOLLAND (1S) + (DD) Hogeschool Zuyd

Singapur

E

Nanyang Technological University

Südkorea

Seoul

E

Sungkyunkwan University

Norwegen

Trondheim

E

Trondheim Business School (1S)

Ungarn

Budapest

E

Fondation ESSCA Hongrie (bei 2S ggf. Kombination mit ESSCA Angers)

Österreich

Eisenstadt Wien

L L

Fachhochschule Burgenland FH Wien

USA 3)

Polen

Warschau Posen

E L

Warsaw School of Economics Bankhochschule Posen

Spanien

Alicante Bilbao Bilbao

twE L L

Las Palmas Vitoria-Gasteiz Zaragoza

L L L

Universidad de Alicante Bilbao Business School Faculty of Economics and Business Studies Sarriko (1–2 S) (DD) Universidad de Las Palmas de Gran Canaria Business School of Vitoria-Gasteiz Universidad de Zaragoza

Buffalo, NY East Bay, CA Fresno, CA Honolulu, HI Minneapolis, MN Missoula, MT Newark, DE Philadelphia, PA University Park, PA Wichita, KS

L L L L L L L L L L

Canisius College California State University East Bay California State University Fresno Hawai‘i Pacific University University of Minnesota University of Montana University of Delaware Drexel University Pennylvania State University Wichita State University

Tschechische Republik

Prag

E

University of Economics (1S)

Türkei

Istanbul Istanbul Izmir

E E/D E

Bogaziçi University Marmara University Ege University (1–2 S) (DD)

Ungarn

Budapest

E

International Business School

Zusätzliche Informationen zu den Sprechzeiten des International Office (Raum 57/58): Mo 10.30–11.30 h, Di/Mi 10.30–12.30 h, Do 14.00–16.00 h www.ilias.fhw-berlin.de > Magazin > Zentrale Dienste > International www.fhw-berlin.de > Internationales Internetseiten der Partnerhochschulen

Schweiz Singapur

NEU!

NEU! NEU! NEU!

4)

1) 2) 3) 4)

Studiengang Wirtschaftsinformatik bei 2S Möglichkeit zum Bachelorabschluss nur 1 Semester möglich für Studierende im Studiengang Wirtschaftsingenieur – Umwelt und Nachhaltigkeit

E L twE D 1S/2S DD

Der Unterricht findet überwiegend oder ganz auf Englisch statt. Der Unterricht findet in der Landessprache statt. Der Unterricht findet teilweise auf Englisch statt. Der Unterricht findet auf Deutsch statt. für ein/zwei Semester Double Degree Programme/Doppelabschlussprogramm

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Der internationale Austausch

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SemesterJournal 2/07

Der internationale Austausch

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Fotowettbewerb

„Leben und Studieren an einer Partnerhochschule der FHW Berlin“ Text: Alexander Gruschka

Ein Blick sagt mehr als tausend Worte – wohl wahr, möchte man meinen. Nur wohin soll der Blick sich richten? Stellte sich der austauschwillige Student die Frage, welche Partnerhochschule am besten zu ihm passt, fand er bislang Antworten im persönlichen Gespräch mit Rückkehrern, bei Informationsveranstaltungen des International Office oder beim Durchstöbern diverser Erfahrungsberichte, die irgendwann anfingen, gleich zu klingen. Der visuelle Eindruck blieb – sicherlich abseits einiger Ausnahmen – meist auf der Strecke. Das Bild (im wahrsten Sinne des Wortes) der Partnerhochschule bzw. des Umfeldes entstand häufig im Kopf des Interessenten. Leider sind diese fiktiven Eindrücke aber auch mit Vorurteilen gespickt und von fremden Erfahrungen geprägt.

Foto: Daniela Kupke

Foto: Jan Bracke

Foto: Steffen Heiling Foto: Steffen Heiling

Gefragt war also aktuelles Bildmaterial, welches für die Studierenden an der FHW Berlin jederzeit frei zugänglich ist und die Partnerhochschule sowie das studentische Umfeld porträtiert. Unterstützung fanden wir beim DAAD, der das Projekt im Rahmen des Programms „GoOut – Studieren weltweit!“ finanziell ermöglichte. Wir starteten also das Projekt Fotowettbewerb unter dem Motto „Leben und Studieren an einer Partnerhochschule der FHW Berlin“. Aufgerufen waren alle Studierenden, die in den letzten drei Semestern an einer unserer Partnerhochschulen immatrikuliert waren. Gewünscht waren 5–10 Fotos pro Beitrag, die für nachfolgende Generationen neben den verbalen Eindrücken auch einen visuellen leisten sollten. Etwa 30 Teilnehmer machten sich an die Arbeit und sendeten viele schöne

Foto: Andreas Brepohl

und teilweise sehr aufwändige Fotos. Das machte uns im International Office und der Jury die Auswahl nicht leicht. Die Auslobung der drei Preise in Höhe von 300 € für den ersten, 200 € für den zweiten und 100 € für den dritten Platz machten einen Entscheid aber unumgänglich. Schade! Denn es waren weit mehr als nur drei Beiträge preisverdächtig. An dieser Stelle seien zum Beispiel die Beiträge von Jan Bracke (Otaru University of Commerce, Japan) und Manuela Halbekath (Universidad Regional de Blumenau, Brasilien) genannt. Mit sehr schönen Einzelbildern wussten sie die Jury zu begeistern. Nichtsdestotrotz sind wir für jedes einzelne Bild dankbar und hoffen, dass nun auf diesem Wege die Entscheidung für eine Partnerhochschule besser getroffen werden kann.

Alle Beiträge werden im übrigen auf der ILIAS-Webseite der FHW Berlin unter Magazin/Zentrale Dienste/International eingestellt. Die Entscheidung über die Gewinnerfotos fiel wie folgt aus: 1. Platz: Steffen Heiling –

Southwestern University of Finance and Economics, Chengdu, VR China 2. Platz: Daniela Kupke – Dublin Institute of Technology, Dublin, Irland 3. Platz: Andreas Brepohl – Zürcher Hochschule Winterthur, Schweiz Wir gratulieren den drei Gewinner/innen und bedanken uns ganz herzlich bei allen Teilnehmern!

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Der internationale Austausch

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SemesterJournal 2/07

Der internationale Austausch

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Ausgezeichnet: Die Sommerschulangebote der FHW Berlin Text: Katja Zühlsdorf

„Put Germany on Your Resumé“ Die Angebote der Berlin International Summer School der FHW Berlin wurden in diesem Jahr gleich zweifach ausgezeichnet. Zum Einen erhielt der Wirtschaftskurs „Markets and Management in Europe“, der 2007 schon zum zweiten Mal angeboten wurde, die DAAD-Auszeichnung als „exzellente Sommer-Akademie“. Kriterien hierfür sind zum Beispiel ein fachlich anspruchsvolles Curriculum, die Vergabe von ECTS- bzw. Leistungspunkten, ein attraktives Begleit- und Kulturangebot und ein professioneller Betreuungsservice. Insgesamt erhielten 20 Universitäten und zwei Fachhochschulen aus ganz Deutschland und aus sehr unterschiedlichen Fachgebieten diese Auszeichnung. Den ausgewählten Hochschulen stellte der DAAD für die Durchführung ihrer Sommerkurse großzügig Stipendien für internationale Teilnehmer zur Verfügung. Außerdem wurden diese Angebote weltweit gesondert beworben. Eine weitere DAAD-Auszeichnung erhielt die FHW Berlin im September 2007 mit der Entwicklung eines neuen Kursangebots. Das DAAD-Programm „Put Germany on your Resumé“ richtet sich dabei speziell an die Bedürfnisse US-amerikanischer Studierender und unterstützt ausgewählte Hochschulen drei Jahre lang beim Aufbau einer

erfolgreichen Sommer-Akademie. Da das Kursprogramm gemeinsam mit US-Universitäten entwickelt werden sollte, stellte die FHW Berlin die Zusammenarbeit mit sechs US-Partnern (Baruch College der City University of New York, Canisius College, Wichita State University, Hawaii Pacific University, California State University East Bay, University of Montana) sicher. Besonders intensiv entwickelte sich die Zusammenarbeit mit dem Canisius College in Buffalo, New York. Erfolg im deutschlandweiten Wettbewerb Nachdem in einer ersten Projektphase vor drei Jahren zehn Studienangebote (u .a. FUBiS, LMU, Uni Bonn, TU Berlin) auf den Weg gebracht worden waren, wählte der DAAD in diesem Jahr nur sieben neue Projektanträge aus, die ihm in einem deutschlandweiten Wettbewerbsverfahren zugegangen waren. Darunter waren fünf Engineering-Studienangebote und nur zwei Angebote aus dem Wirtschaftsbereich (HS Pforzheim und FHW Berlin). Die neuen Projekte erhalten alle das DAAD-Gütesiegel, was eine fortlaufende Qualitätskontrolle in den kommenden drei Jahren bedeutet. Neben der Anschubfinanzierung trägt der DAAD zur gemeinsamen Vermarktung in den USA bei.

Das neue englischsprachige Sommerkursangebot der FHW Berlin trägt den Titel „The European Union in a Global World“ und enthält vier aufeinander bezogene Module in den Bereichen BWL, VWL, Umwelt und Sozialwissenschaften nebst eines deutschen Sprachund Kulturangebots. Indem der Kurs insgesamt 90 Kontaktstunden (ganze Stunden) sicherstellt, gewährleistet er die Anerkennung an US-Hochschulen mit etwa sechs US-Credits. Das ist tatsächlich ein hochschulpolitischer Durchbruch, weil bisher die direkte Anerkennung auf den ECTS-Raum, also Europa, beschränkt ist. „The EU in a Global World“ wird erstmalig im Sommer 2008 angeboten und soll sich nach spätestens zwei Jahren auch finanziell selbst tragen. Neben der Förderung interkulturellen Verständnisses zwischen den Nationalitäten will die FHW Berlin ein Problem lösen, das einem größeren Studentenaustausch bisher im Wege steht: Diese Sommerakademien helfen, ausländische Studierende nach Berlin zu holen, die wegen ungünstiger Semesterzeiten und fehlender Sprachkompetenz ein volles Semesterstudium nicht hätten aufnehmen können. Im Austausch erhalten FHW-Studierende entgeltfreie Studienplätze, z. B. in den USA, Australien, Singapur und Mexiko.

Foto: FHW Berlin, Christian Kretke

Berlin International Summer School 2007 Insgesamt haben die Sommerschulangebote der FHW Berlin 2007 wieder mehr als 60 Studierende aus aller Welt angelockt, darunter viele von unseren Partneruniversitäten, wie der Macquarie University/Australien und der Universidad de Monterrey/Mexiko. Die Nanyang Technological University/ Singapur, mit der die FHW Berlin erst vor knapp einem Jahr eine neue Kooperation geschlossen hat, schickte allein neun Studierende in die Sommerkurse. Als Folge der weltweiten Werbung durch den DAAD fand eine große Anzahl „free mover“, also Studierende, die nicht von Partnerinstitutionen kommen, ihren Weg nach Berlin, u. a. aus so unterschiedlichen Ländern wie Ägypten, Afghanistan, Brasilien, China, Rumänien, Türkei, Usbekistan, USA und Vietnam. Insgesamt waren bislang 25 Nationalitäten bei der Sommerschule vertreten, eine wahrlich internationale Gruppe.

Mittlerweile in ihrem vierten Jahr, bot die Internationale Sommerschule wieder intensive und kompakte Kurse für Studierende aus dem Ausland an. Waren sie anfangs noch ganz auf das Erlernen der deutschen Sprache beschränkt, ist das Kursangebot sukzessive gesteigert worden. Diesjährige Teilnehmer konnten sich zwischen zwei Wirtschaftsfachkursen und zwei Sprachkursen entscheiden. Die Wirtschaftskurse, „Markets and Management in Europe“ und „European Business and Economics Programme“, wurden interdisziplinär und komplett auf Englisch unterrichtet. Der Fokus lag allgemein auf Wirtschaft in Europa bzw. der Europäischen Union, um vor allem Studierende aus Übersee anzusprechen. Beide Fachkurse wurden durch ein interessantes Begleitprogramm ergänzt, das inhaltlich auf die jeweiligen Module abgestimmt war. So führten z. B. zwei Exkursionen des Moduls „Marketing for the Automotive Industry“ zur Autostadt nach Wolfs-

burg (VW) und zu Porsche in Leipzig. Weitere Exkursionen bestanden aus einer Führung im Bundestag, einem Seminar in der Vertretung der Europäischen Kommission in Berlin und einem Vortrag beim Innovations- und GründerZentrum (IGZ) bzw. einem Rundgang im Wissenschafts- und Technologiepark Adlershof. Abgerundet wurde das akademische Kursprogramm durch ein umfassendes Kulturangebot. Mit Exkursionen zur Gedenkstätte Sachsenhausen und zum Schloss Sanssouci in Potsdam, Führungen im Pergamonmuseum, der Gemäldegalerie und im Holocaust Denkmal war die „High Culture“ ebenso vertreten wie die „Low Culture“: Bootstour, Besuch von Berliner Biergärten und Beach Bars, Schwimmen im Strandbad Wannsee und Kinobesuch. Fazit: Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern hat es in Berlin gut gefallen!

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Der internationale Austausch

SemesterJournal 2/07

SemesterJournal 2/07

Der internationale Austausch

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Put Asia on your CV Als FHW’ler in Kobe und Hong Kong Text: Michael Tolksdorf

In einem Beitrag über „Managementstile deutscher Manager“ bemängelte das Handelsblatt kürzlich, dass deutsche Firmenvertreter – sehr zum eigenen Nachteil und dem ihrer Unternehmen – „fremde Kulturen mitunter nicht ernst“ nähmen. Wenn das so zuträfe, wäre es ein sehr guter Grund für die FHW Berlin, zu Hochschulen an vielen Orten der Erde Beziehungen aufzunehmen. Studierende und Lehrende könnten damit in direkten Kontakt zu unterschiedlichsten Kulturen kommen. Trotz ihrer weltweiten Bedeutung sind unsere Austauschbeziehungen mit den asiatischen Wirtschaftsgroßmächten Japan (Nr. 2) und China (seit 2007 Nr. 3 der Weltrangliste nach absolutem BIP) eher gering. Grund genug für mich, ein Angebot der Universität Kobe, einer Nachbarstadt von Osaka in der westjapanischen Kansai-Region, anzunehmen. Im September 2007 führte ich als Gastdozent ein Kompaktseminar „The Economics of European Integration“ durch. Da damit eigenständige Lehre und Prüfungen verbunden waren, ernannte mich die Universität förmlich zum „Visiting Professor“.

Unsere Partnerhochschule in Hong Kong

Die Kansai-Region in Westjapan: Kobe, Osaka, Kyoto Die Universität Kobe – vierzig Shinkansen-Minuten entfernt von der alten Kaiserstadt Kyoto, die die meisten als Ort des gleichnamigen UN-UmweltProtokolls von 1997 kennen – blickt mittlerweile auf eine fast hundert Jahre alte Tradition zurück. Malerisch auf halber Höhe am Rokko-Gebirge gelegen, bietet sie mit ihrem weiträumigen Campus einen faszinierenden Blick auf die Stadt und deren Hafen. Die Studenten wohnen zum Teil auf dem Campus, viele fahren aus der Stadt mit dem Bus die Hügel hoch, um ihre Studien tagsüber zu verfolgen. Eine gut ausgestattete Bibliothek und eine große Mensa mit einer breiten Auswahl japanischer Speisen laden dazu besonders ein. Ähnlich wie bei uns haben die Studierenden einige Probleme, dem Unterricht in englischer Sprache zu folgen. Als Folge asiatischer Traditionen sind sie auch eher zurückhaltend im Unterricht. Eigenständige Beiträge waren zu ermuntern, weil sonst fast nur rezeptiv mitgearbeitet worden wäre. Allerdings tauten sie im Laufe der Tage doch spür-

bar auf und ließen sich gern anregen, mit eigenen Ideen im Seminar aufzuwarten. Hilfreich waren dabei Ayako und Hiroto Tanaka, die vorher im Austausch an der FHW Berlin studiert hatten und gut mit den Kulturunterschieden umgehen konnten. Gerechterweise muss man hinzufügen, dass auch die Zahl der Professoren, die in Kobe Seminare in englischer Sprache geben können, derzeit noch gering ist. Einen gewissen Kulturschock stellten dann die abschließenden mündlichen Prüfungen dar, da sonst ausschließlich schriftlich geprüft wird. Es bestand aber die Bereitschaft, mit dem europäischen Gastprofessor auch Prüfungsforderungen zu akzeptieren, die sonst nicht üblich, aber Ausdruck europäischer Hochschultradition sind. Als deutlich wurde, dass die Prüfungen mit einem frei zu wählenden Schwerpunkt aus dem Bereich der europäischen Integration begonnen werden durften, breitete sich dann doch Zuversicht aus, die Neuerung beherrschen zu können. Stolz und Freude nach bestandener Prüfung waren deutlich zu sehen – manche der Student/innen hatten erstmals in einer anderen Sprache Foto: Michael Tolksdorf

Prof. Tolksdorf mit Dekan Yasuhide Tanaka und Vizepräsident Hiroshi Ohta von der Kobe University

als Japanisch vor der ganzen Gruppe gesprochen und ein mündliches Examen bestanden. Zur Zeit bereiten sich an der FHW Berlin vier Studierende des Masterstudiengangs „International Economics“ auf ein Studiensemester in Kobe vor. Sie werden, da bin ich sicher, bereichert zurückkehren. Hong Kong als eurasischer Studienort Im Anschluss hatte ich die Möglichkeit, unsere neue Partneruniversität in dem vier Flugstunden von Kansai International entfernten Hong Kong zu besuchen – die HK Baptist University im Stadtteil Kowloon. Hong Kong ist als Sonderverwaltungsregion (SAR) seit zehn Jahren Teil der VR China. Mit derzeit knapp acht Milionen Einwohnern – fast alle sind Chinesen, es gibt nur vergleichsweise wenige „Langnasen“, wenn auch im öffentlichen Straßenbild mehr als in Japan – ist diese quirlige Stadt eines der Zentren weltwirtschaftlicher Aktivitäten. Dazu tragen zu vermutlich gleichen Teilen das auf der Insel Hong Kong gelegene Finanzzentrum und der riesige Hafen bei. Im öffentlichen Straßenbild dominieren die chinesischen Schriftzeichen, aber überall sind englische Bezeichnungen zu finden, die einem die Orientierung, die Verkehrswegsuche und das Einkaufen erleichtern. Die jungen Chines/innen tragen die überall beworbene westliche

Markenkleidung und sind vielfach „MP3-gestöpselt“. Praktisch alle Leute führen die „Octopus“-Karte mit sich, eine aufladbare Geldkarte, mit der die Verkehrsmittel, Speisen und Getränke und sonstige kleinere Käufe getätigt werden. Die Lehrkräfte und Studenten der HKBU waren alle – so kam es mir jedenfalls vor – im Besitz einer solchen Karte. Meine wurde mir unmittelbar nach der Begrüßung in der Universität ausgehändigt. Die HKBU verfügt über eine „School of Business“ mit einem breit gefächerten Programm, das zum Abschluss eines Bachelor of Business Administration, B.B.A. (hons.), führt. Die AACSBAkkeditierung wird betrieben. Die Schwerpunktsetzungen im Studium sind sehr gut zu vergleichen mit den Tätigkeitsfeldern, die der BachelorStudiengang „Business Administration“ bei uns aufweist. Darüber hinaus ist die Faculty of Social Sciences zu erwähnen, die mit ihrem Department of Government and International Studies (GIS) internationale und sozialwissenschaftliche Schwerpunkte aufweist, die für unsere Studierenden in „Economics“ und „Business Administration“ von Interesse für ein Auslandssemester sein könnten. Weiträumige „Housing Facilities“ lassen es grundsätzlich zu, dass man auf dem Campus lebt und studiert. Besonders wertvoll ist der Tatbestand, dass die Lehre fast ausschließlich in englischer Sprache mit einem interna-

tionalen Lehrkörper stattfindet. Das unterscheidet die HKBU ganz wesentlich vom bisherigen chinesischen Partner in Chengdu und den japanischen Universitäten in Kobe und Otaru. Dort gibt es – wenn überhaupt – nur einen schmalen „English Stream“, womit die Hauptbeschäftigung unserer Studierenden auf Sprach- und Kulturstudien lag. In Hong Kong steht somit ein volles wirtschafts- und sozialwissenschaftliches Lehrangebot auf Englisch zur Verfügung. Mein Vortrag vor etwa 70 Studierenden über „Present Economics Developments in the European Union and in Germany“ zeigte, dass Europa trotz aller asiatischen Wirtschaftsdynamik durchaus noch „eine Adresse“ ist. Eine Präsentation über Studienmöglichkeiten an der FHW Berlin brachte noch einmal 20 Studenten zusammen und erste konkrete Anmeldungen – erstaunlicherweise von GIS-Student/innen, die auch unser deutschsprachiges Lehrangebot nutzen wollen. So verschieden Japan und China/ Hong Kong auch sein mochten, ich war berührt über die herzliche Aufnahme, die ich an beiden Standorten gefunden hatte. Die Partner in Kobe und Hong Kong machten mehrfach deutlich, dass FHW-Studierende nicht anders behandelt werden. „Put Asia on your CV”?! Die Tür steht offen!

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Impressum Das Semesterjournal ist die Hochschulzeitschrift der FHW Berlin. Es erscheint zweimal jährlich während des laufenden Semesters. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des jeweiligen Autors dar. Die Redaktion behält sich sinnvolle Kürzungen vor. Herausgeber Der Rektor der FHW Berlin Badensche Str. 50–51 10825 Berlin Redaktion Henriette Scharfenberg Telefon: +49 (0)30 85789-205 E-Mail: [email protected] Gestaltung und Satz Marc Wingenfeld Telefon: +49 (0)30 85789-412 E-Mail: [email protected] Foto Jan Bracke (Titel) familie redlich (S. 2 und S. 47) Druck Oktoberdruck AG chlorfrei gebleichtes Papier Auflage 2.500 Stück Redaktionschluss Oktober 2007 ISSN 0945-7933

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