1. LANGE NACHT DER OPERN UND THEATER

November 23, 2016 | Author: Kurt Gerhardt | Category: N/A
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1 1. LANGE NACHT ER OPERN UN THEATER Beilage zum Berliner Bühnenmarathon am 25. April MITTWOCH, 22. APRIL 2009 / NR...

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1. LANGE NACHT DER OPERN UND THEATER Beilage zum Berliner Bühnenmarathon am 25. April

MITTWOCH, 22. APRIL 2009 / NR. 20 239

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„to be or“ (Theatervorhang Öl auf Nessel, 70x40 cm) von Susanne Husemann, die als Regisseurin und bildende Künstlerin in Berlin arbeitet. Zu den letzten Inszenierungen der Meisterschülerin der UdK gehören 2004 „Frauen.Krieg.Terror“ im Bunker der Arena, 2005 „Frauen.Krieg.Lustspiel“ von Thomas Brasch im Orphtheater, 2006 „Der Andere des Anderen“ Theaterkapelle in Berlin und 2007 das Hörspiel „Jerusalem“ .

Die große Tour de Chance Bretter, die die Stadt bedeuten: Fünfzig große und kleine Berliner Bühnen aller Sparten laden ein zur ihrer ersten „Langen Nacht“

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Foto: Kai-Uwe Heinrich

lle paar Jahre wird in Berlin das Theater neu erfunden, manchmal sogar öfter. Beständige Innovation ist für diese Stadt ein vertrautes Phänomen – und seit gut einem Jahrhundert, seit Max Reinhardt hier aus Wien auftauchte, eine historische Tatsache. Man kann sich darauf verlassen. Und es geht auch gar nicht anders: Aus diesem Erneuerungshochdruck der hauptstädtischen Theaterluft leiten die Bühnen ihren Erfindungsreichtum ab, ihren Charakter und letztlich ihre Existenz. Manche sagen, dass Berliner Publikum sei verwöhnt; das bringt das volle Programm übers Jahr so mit sich. Vor allem aber ist es ein erfahrenes, theatergebildetes, neugieriges und treues Publikum.

Rüdiger Schaper ist Theaterkritiker und leitet das Kulturressort des Tagesspiegel.

Und es wird in der „Langen Nacht“ des 25. April, wenn es im Halbstundentakt kreuz und quer durch die Stadt von Bühne zu Bühne hüpft, animierende Erfahrungen machen. Im Jahr der Wirtschaftskrise 1929 hieß es in einem bibelschweren Buch zur Geschichte der deutschen Schauspielkunst: „Das reale Leben, mit seinem Hasten und Jagen des Alltags, der nervenzermürbende Daseinskampf, in dem nur die Höchstleistung gilt, entzieht dem Theater den Boden für ein ideales Gedeihen.“ Diese pessimistisch-idealistische Einschätzung war wohl schon damals, vor achtzig Jahren, falsch. Im Krisenjahr 2009 jedenfalls trifft genau das Gegenteil zu. An einzelnen Häusern mag es zu anderen Zeiten bedeutendere, größere Theaterkunst gegeben haben, aber noch nie schien die Vielfalt, Lebendigkeit und Beweglichkeit der Theaterszene, der vielen unterschiedlichen Theaterszenen, so groß wie heute. Das Programm der ersten „Langen Nacht der Opern und Theater“ beweist es. Selbst professionelle Beobachter werden von der Fülle des Angebots immer wieder auf schönste überfordert und überrascht. Auch am 25. April fällt die Auswahl nicht leicht. Oder auch: je schwerer die Entscheidung, desto besser. An dem Projekt der „Langen Nacht“ ist sehr lange gearbeitet worden. Es ist in dieser Form, in diesem Miteinander der Staatstheater und der kleinen und kleinsten Bühnen, der unterschiedlichsten Gen-

res, Sprachen und Spielformen lange auch gar nicht denkbar gewesen. Denn es geht hier nicht nur um ein logistisch-organisatorisches Meisterstück, sondern um einen gemeinsamen Auftritt benachbarter und doch allein schon künstlerisch weit auseinander liegender Häuser und Ensembles. Was sich da präsentiert, ist nichts anderes als ein gigantisches Berliner Ensemble. Route 1 etwa führt von der Staatsoper Unter den Linden u. a. über den Admiralspalast und das Kabarett der Distel zu den Sophiensälen. Was für eine Spannweite! Und was mag die größte Entfernung sein, die man in dieser Nacht zurücklegen kann: von der Schaubühne am Lehniner Platz zur Schaubude in der Greifswalder Straße? Vom Zimmertheater Karlshorst zum Haus der Berliner Festspiele? Vom Theater unterm Dach in der Danziger Straße zum Theater Strahl in der Schöneberger Martin-Luther-Straße? Vom English Theatre Berlin zum Theater Thikwa – die spielen beide in der Fidicinstraße 40 in Kreuzberg! Es scheint, als wollte sich die gesamte Berliner Theaterwelt in ihrer ersten konzertierten „Langen Nacht“ – nach den langen Museums- und Wissenschaftsnächten – neu erfinden. Die Idee ist so gut, so zwingend, dass sie Schule machen wird. Man wird ja nicht nur neue Künstler, neue Stücke,neue Adressen kennenlernen,sondern auch andere Wege durch die Stadt, die das Theater weist – frei von Barrieren, die manchmal doch noch tief in den Gewohnheiten verankert sind. Fünfzig Orte laden ein, das gibt es auf der Welt kein zweites Mal. In einem anderen Format hat das Hebbel am Ufer die Netzwerk-Idee der langen Theaternacht bereits mit großem Erfolg praktiziert. Bei den Kiez-Spaziergängen der „X Wohnungen“ gibt man auf engstem Raum auf große Erkundungstour. Im HAU verbindet sich das, was man früher Avantgarde nannte, mit einem ausgeprägten Gefühl für die urbane Umgebung. Aber ich möchte noch zwei andere wichtige Phänomene erwähnen, die einen gewissen Neuigkeitswert haben, die nur in einer Großstadt wie Berlin und von allen großen Städten vielleicht auch nur in Berlin haben entstehen können. Das eine ist die Rückkehr des Boulevard und des Volkstheaters. Es ist bitter, dass im Theater und in der Komödie am Kurfürstendamm die Lichter verlöschen sollen, weil die Bühnen den Investoren im Weg sind. Anderswo aber tun sich neue Räume auf, besinnt man sich auf die lange verpönte Kunst der Unterhaltung: im wiederbelebten Kleinen Theater am Südwestkorso, in Neukölln und im Prater, wo die Volksbühne während der Renovierung ihres Haupthauses spielt und sich mal wieder neu aufstellt – mit Komödie! Das andere Phänomen ist der Bedeutungsgewinn des Musiktheaters. Seit eini-

ger Zeit geht man wieder oder überhaupt einmal in die Oper. Schauspiel und Oper haben sich ästhetisch angenähert, konkurrieren sogar miteinander, wie man es so noch nicht erlebt hat. Und der Tanz ist keine „dritte Sparte“ und auch keine reine Off-Szenen-Erscheinung mehr. „Lange Nacht der Opern und Theater und des Tanzes“, so müsste es eigentlich heißen – und natürlich auch des Kinder- und Jugendtheaters, der Performance und Comedy, der Show ... . Alle Genres sind vertreten. Berlins Theater sind in Bewegung. Am Deutschen Theater wartet man auf den neuen Intendanten Ulrich Khuon, die Staatsoper bereitet sich auf ihren Umzug nach Charlottenburg ins Schiller Theater vor, das Grips Theater hat eine zweite Spielstätte in Mitte eröffnet, die Volksbühne genießt im Ausweichquartier in Prenzlauer Berg die Vorzüge des Biergartens, und am Maxim Gorki Theater herrscht ständig eine Atmosphäre von Labor, von Umzugskisten und Durchreise. Die Besucher der „Langen Nacht“ werden diese produktive Unruhe spüren, auf den Boulevards, in den Seitenstraßen und den

Boulevards, Seitenstraßen, Hinterhöfe – mit dem Theater die Stadt neu entdecken Hinterhöfen, in den Bussen der Theaternacht. Was für ein Kulturbetriebsausflug! Was für eine Theaterzeit! Am 1. Mai eröffnet das Berliner Theatertreffen 2009. Deutsches Theater, Schaubühne und das Berliner Staatsballett haben für Ende April große Premieren angesetzt. Anfang des Monats präsentierten die drei Opernhäuser aufwändige Neuinszenierungen. Lange Nächte, bald jeden Tag. Aber die längste Lange Nacht erlebt am 25. April ihre Premiere. Insgesamt 20 000 Plätze warten darauf, eingenommen zu werden. Wenn man den Bewegungsdrang und die Theaterlust der Berliner ein wenig kennt, könnten dies am Ende viel zu wenig sein.

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Von Frederik Hanssen

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ie Architektur macht die Musik, das ist natürlich klar. Dazu aber kommt dieses Prickeln, das es wahrscheinlich wirklich nur in der Drei-Opernhäuser-Metropole Berlin gibt. Das Prickeln von sehr viel Energie auf sehr engem Raum. Ein Prickeln aus Stars und Skandalen, Klasse und Krise, Hochgenuss und Bildungsmuss. Oper für alle? Oper für alle! Begonnen hat alles mit Friedrich dem Großen. 1742 eröffnete er Unter den Linden sein Opernhaus, nur wenige Schritte vom Stadtschloss entfernt. Doch auch die weniger kunstsinnigen Nachfolger betrieben das Musiktheater am Prachtboulevard weiter. Es gehörte zu den Statussymbolen der Herrschenden, sich eine eigene Opern-Compagnie am Hofe zu halten. 1912 zog dann das mittlerweile selbstbewusst gewordene Bürgertum nach: Vor den Toren der Hauptstadt, im damals noch nicht eingemeindeten Charlottenburg, errichtete es sich seine eigene Bühne, die dem königlichen Bau vor allem mit Aufführungen von Richard Wagners Musikdramen Paroli bieten wollte. Auch Berlins drittes Opernhaus wurde ganz bewusst als Konkurrenz zu den Etablierten gegründet. 1947begann derÖsterreicher Walter Felsenstein an der Komischen Oper mit seinem Jahrhundertprojekt. Ihm ging es darum, eine Inszenierungsform zu etablieren, bei der Gesang undDarstellung gleichberechtigtnebeneinander stehen. Ein ehrgeiziges Projekt, das, zumindest im deutschsprachigen Raum, tatsächlich Wirklichkeit geworden ist. Die Neuköllner Oper schließlich – das vierte Musiktheater der Hauptstadt – entstand 1972 im Westteil der Mauerstadt als Gegengewicht zu den massiv subventionierten Repräsentations-Aufführungen in der Bismarckstraße. Die Architektur macht auch den Geist. Die Staatsoper ist ein Opernhaus wie aus dem Bilderbuch: mit viel Stuck, Blattgold und einem prachtvollen Kronleuchter, mit roten Sesseln und geschwungenen Logenreihen. Zwar hat die architektonische Außenhülle bis auf das Säulenportal

INHALT

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KÖRPERBILDER, HAUTNAH . . . . . . . . . . . . . . B2 Sommernachtsträume, Crashtests und andere Märchen: Berlin besitzt eine kosmopolitische Tanzszene. Auch die Brasilianer sind wieder da.

FREIE SZENE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B6 Der Drache mit den sieben Köpfen. Nicht reich, aber eigen: Die freie Theaterszene in der Hauptstadt wächst und gedeiht wie nirgendwo sonst.

ERSTE KLASSE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B3 Die Berliner Kinder- und Jugendtheater bieten keinen Kinderkram – sie sprechen mit ihrem reichhaltigen Angebot auch Erwachsene an.

DIE STUNDE DER PRODUZENTEN . . . . B7 Kabarett und Cabaret, Comedy und Show: ein Rundgang durch die vielfältige und bunte Berliner Entertainment-Szene.

nichts mehr mit dem Bau Friedrichs des Großen gemein und auch Rokoko-Innenausstattung ist eine Erfindung der fünfziger Jahre – doch wer sich einen „festlichen Abend“ gönnen will, wer das Sehen und Gesehenwerden in den Pausen schätzt, der liebt dieses Haus. Hier trifft man das neue Berlin und einen internationalen Touristen-Mix. Die Komische Oper ist ebenfalls ein architektonischer Zwitter, zeigt ihre Jahresringe aber offensiv vor. Der Zuschauerraum erstrahlt noch im Glanz von 1892, die im Krieg erbombten Foyers wurden zunächst im sozialistischen Geschmack neu erreichtet. Vor einigen Jahren gelang

Rokoko-Schmuckkästlein, baulicher Zwitter oder StilIkone: Oper ist für alle da es dann dem Architekten Stephan Braunfels, dem angegrauten Ambiente mit einigen geschickten Kunstgriffen metropolitanes Flair zu verleihen. Das gefällt dem jungen Publikum, das die Komische Oper in jüngerer Zeit durch ihre szenischen Neudeutungen gewonnen hat. Eine echte Stil-Ikone war dagegen von Anfang an die Deutsche Oper. Auf den Grundmauern des ersten Baus von 1912 hat Fritz Bornemann 1961 ein Haus, das die aristokratische Kunstform ins demokratische Zeitalter katapultierte: Während in den Logentheatern der Staatsund der Komischen Oper nur die Besitzer der teuren Tickets die ganze Bühne im Blick haben, ist in der Deutschen Oper beste Sicht von allen 1800 Plätzen garantiert. Einen genialen Kunstgriff hat sich Bornemann fürs Foyer ausgedacht: Zur stark befahrenen Bismarckstraße schirmt eine fensterlose Betonmauer die Besucher vom profanen Alltagsbrausen ab, die voll verglasten Seiten des Gebäudes aber lassen dennoch ein Gefühl von lichter Weite entstehen. Die Neuköllner Oper schließlich wendet sich an Menschen, denen Äußerlichkeiten nicht so wichtig sind – und die den Fußmarsch in den dritten Stock der Neuköllner Passage nicht scheuen. Draußen auf der Karl-Marx-Straße unterbieten sich die Billigheimer, drinnen ist die Ausstattung spartanisch. Was die Künstler – zu Gagen an der Selbstausbeutungsgrenze – hier vorführen, ist nicht selten spannender als das, was in den großen „Operntankern“ geboten wird. Die „Lange Nacht der Opern und Theater“ kann natürlich nur einen flüchtigen Einblick in die hauptstädtische Musiktheaterszene geben. Die einmalige Berliner Musik-Landschaft ist zu vielfältig, die Profile der einzelnen Häuser zu heterogen, um sich an einem Abend auch nur

annähernd erfassen zu lassen. Zumal zwei der drei großen Häuser aufgrund der langen Planungszeiten im Opernbereich an dem Abend reguläre Aufführungen anbieten, für die man gesonderte Tickets benötigt. Halbstündige Kurzaufführungen wird es in der Deutschen Oper im Foyer geben, wo John Cages musikhistorische Satire „Europera 3“ drei Mal gezeigt wird. Auf der großen Bühne läuft Verdis „Maskenball“ in Götz Friedrichs klassisch-moderner Inszenierung. An der Komischen Oper geht ebenfalls ein abendfüllender Verdi über die Bretter, nämlich „La Traviata“ (in Hans Neuenfels’ düsterer Deutung). Das Spektakel wird für die Nachtschwärmer nach draußen auf eine Großbildleinwand übertragen. Hier ist dann anschließend auch Barrie Koskys, des künftigen Intendanten, mitreißende Musical-Show „Kiss me Kate“ zu sehen. Im Foyer wird es ab 21.30 Uhr ein SalonKonzert mit Lieder und Arien von Verdi geben, der Zuschauerraum soll sich ab 22 Uhr dann in eine „Lounge“ mit DJ verwandeln. Unter dem Motto „Die klingende Passage“ lädt die Neuköllner Oper ab 22 Uhr zu einer Entdeckungstour durch ihre vier Stockwerke und präsentiert 100 Jahre

Foto: Kai-Uwe Heinrich

Von Rüdiger Schaper

Frederik Hanssen ist Musikredakteur und -kritiker im Kulturressort des Tagesspiegel.

(nicht nur kulturelles) Leben vor Ort: von alten Rixdorfer Schlagern bis zu türkischer Musik. Die Staatsoper bietet den ganzen Abend lang ein Programm für alle auf der großen Bühne an. Es gibt zweierlei Häppchen: Erst drei Mal hintereinander Ausschnitte aus Mozarts „Zauberflöte“ und ab 22.30 Uhr dann (auch drei Mal) eine Kurzversion von Gaetano Donizettis „Viva la Mamma“, eine Belcanto-Komödie, die passenderweise hinter den Theaterkulissen spielt. Im benachbarten Magazingebäude zeigen der Chor sowie das Staatsballett ihr Können. Wie stark die Berliner Opernhäuser im öffentlichen Bewusstsein verankert sind, zeigt sich allein bei den seit Jahren mit nicht nachlassender Leidenschaft geführten Debatten um die Zukunft der drei Opernhäuser. Auch Kulturpolitik hat ihren Unterhaltungswert. Für die Opernstadt Berlin gilt auch bei dieser „Langen Nacht“ der Wahlspruch Friedrichs des Großen: „In meinem Staat soll ein jeder nach seiner Façon selig werden.“

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LANGE NACHT DER OPERN & THEATER

DER TAGESSPIEGEL

NR. 20 239 / MITTWOCH, 22. APRIL 2009

Körperbilder, hautnah Sommernachtsträume, Crashtests und andere Märchen: Berlin besitzt eine kosmopolitische Tanzszene. Auch die Brasilianer sind wieder da Von Sandra Luzina Schneewittchen bekommt neue Kleider verpasst – und die sind diesmal der dernier cri! Jean Paul Gaultier, das enfant terrible der Pariser Mode, hat die Kostüme entworfen für das Ballettmärchen von Angelin Preljocaj. Die Choreografie „Schneewittchen“, die der Franzose mit albanischen Wurzeln für sein Ballet Preljocaj schuf,wirdnundenTänzerinnenund Tänzern des Staatsballett Berlin auf den grazilen Leib geschneidert. Einen Tag vor der Premiere wird der Choreograf bei einer „Lecture Demonstration“ seine künstlerische Methode erläutern. (Magazin der Staatsoper, 21 Uhr) Die Lektion ist gewiss einer der spannendsten Programmpunkte bei der „Langen Nacht der Opern und Theater“, die auch einen Blick in die Werkstatt erlaubt. Hier kann man die Tänzer hautnah bei der Arbeit erleben, außerdem gibt es zahlreiche Angebote für die Tanzfans, sich selbst zu bewegen. Berlin besitzt eine dynamische, kosmopolitische Tanzszene – die Hauptstadt zieht Tänzer und Choreografen aus aller Welt an. Und Berliner Choreografinnen wie Sasha Waltz oder Constanza Macras werden längst auch international gefeiert. Das 2004 gegründete Staatsballett Berlin hat mit Vladimir Malakhov ein Weltstar als künstlerischen Leiter. Berlins Spitzenensemble bringt Glamour in die Stadt. Doch in der freien Szene, in den kleinen Studios in den Hinterhöfen von Kreuzberg oder Prenzlauer Berg, wird munter geforscht. Hier werden radikal andere Körperbilder entworfen: Vom kopflastigen Konzept-Tanz bis zum energetischen Urban Dance sind hier alle Spielarten des Tanzes vertreten. DieTanzfabrik,die1978voneinemKollektiv gegründet wurde, besitzt auch heute noch unverkennbaren Alternativ-Charme und zugleich Modellcharakter: Denn sie ist zugleich Produktionsort, Aufführungsund Diskussionsort. Hier werden vor allem junge Künstler gefördert, der internationale Austausch steht dabei im Mittel-

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Die ersten vier Spielorte sind auch in den Routen 2 bis 5 ab Bebelplatz enthalten. STAATSOPER UNTER DEN LINDEN Programm 19.30 Uhr, 20.00 Uhr, 21.00 Uhr Ausschnitte aus „Die Zauberflöte“ von W. A. Mozart 21.30 – 22.30 Uhr öffentlicher Umbau 22.30 Uhr, 23.00 Uhr, 24.00 Uhr Ausschnitte aus „Viva La Mamma“ von Gaetano Donizetti STAATSBALLETT Programm Im Magazingebäude der Staatsoper Unter den Linden 19.00 Uhr „Inside“ Schüler drehen Filme über das Staatsballett Berlin. Präsentation des Podcast-Projekts aus dem Education-Programm des Staatsballetts Berlin 19.30 Uhr und 24.00 Uhr „Mad Hatter´s Tea Party“. Ein Auszug aus Giorgio Madias Tanzstück „Alice's Wonderland“ zum Mitmachen mit Kathlyn Pope. 20.00 Uhr und 22.00 Uhr Choreographien von Tänzern des Staatsballetts Berlin. Junge Choreographen zeigen ein kleines Programm mit klassischer Ausrichtung mit Tänzerinnen und Tänzern des Staatsballetts Berlin 21.00 Uhr „Schneewittchen“. Lecture Demonstration zur Ballettpremiere mit dem Choreographen Angelin Preljocaj sowie Tänzerinnen und Tänzern des Staatsballetts Berlin 23.00 Uhr „Enya -And Winter Came“. Choreographie von Martin Buczkó zu Songs des Albums mit Tänzerinnen und Tänzern des Staatsballetts Berlin. MAXIM GORKI THEATER Programm 19.00 Uhr und 20.00 Uhr „Der Zauberberg“ von Thomas Mann (Ausschnitt). Regie: Stefan Bachmann Mit: Ruth Reinecke, Anja Schneider, Marek Harloff, Miguel Abrantes Ostrowski, Ronald Kukulies, Gunnar Teuber.

Hoch hinaus. Die Companhia de Dança da Cidade aus Rio de Janeiro gastiert beim Festival „Move Berlim“ im HAU.

punkt. Der Amerikaner Jess Curtis und die Italienerin Maria Scaroni stellen bei der „Langen Nacht“ ihr „Symmetry Project“ vor, das zwei Jahre Körperforschung bündelt: Die Performance-Installation basiert aufeinemeinfachenBewegungsprinzip:Erlaubt sind allein symmetrische Bewegungen der Gliedmaßen und Körperachsen. Curtis& Scaroni haben schonmehrere Anläufegestartet,umihrsymmetrischesPrinzip von Körper zu Körper weiterzugeben. (Tanzfabrik 20 Uhr) Dock 11 ist eine der wichtigsten Anlaufstellen der freien Tanzszene in Ber-

lin. In dem historischen Fabrikkomplex in der Kastanienallee werden internationale Produktionen gezeigt, die oft experimentellen Charakter haben. Und hier trifft man überwiegend auf ein hippes Szene-Publikum. Mit „7 Pearls 07/08“ sind bei der Langen Nacht nun nochmals die sieben Gewinner des Tanzfilm-Wettbewerbs „POOL“ zu sehen. In „3SOME“ liefern der Israeli Nir de Volff, der Deutsche Knut Berger und die Palästinenserin Sahara Abu Gosh sich nicht nur einen physischer Crashtest, hier krachen auch die Mentalitäten aufeinander. Den politi-

19.30 Uhr Lesung mit Darja Stocker 20.30Uhr Autoren-Lesung mit Philippp Löhle 21.00 Uhr und 22.00 Uhr „Amphitryon“ von Heinrich von Kleist (Ausschnitt). Regie: Jan Bosse. Mit: Hilke Altefrohne, Michael Klammer, Robert Kuchenbuch. Was bleibt, wenn einem alles genommen wird, wenn selbst das Ich abhanden kommt? 21.30Uhr Autoren-Lesung mit Thomas Freyer 22.30Uhr Autoren-Lesung mit Juliane Kann 23.00 Uhr Auf der Sonnenseite. Ein Abend mit Liedern von Manfred Krug, Leitung: Ronny Jakubaschk.

mat: Ouvertüren, Arien, Intermezzi und Märsche aus Verdi-Opern. Mit Gesangssolisten und Musikern des Orchesters der Komischen Oper Berlin. Länge 1. 30 h. Foyer 22.00 Uhr Komische Oper „Lounge“ Ein DJ und stimmungsvolles Licht verwandeln den neobarocken Zuschauersaal der Komischen Oper Berlin in eine Lounge der besonderen Art. Lehnen Sie sich zurück und lassen Sie die Seele baumeln! Saal.

THEATER IM PALAIS (am Festungsgraben) Programm 19.00 Uhr Begrüßung und Vorstellung des Hauses durch Leitung und Ensemble 20.00 Uhr und 23.00 Uhr „In den Gehirnkammern Mäuse fangen“ – ein etwas anderer Wilhelm-Busch-Abend (Ausschnitte) 21.00 Uhr Gesprächsrunde zur Positionierung unseres kleinen Theaters in der Kulturmetropole Berlin 22.00 Uhr „Mit Musike!“ Gassenhauer, Bänkellieder, Moritaten (Ausschnitte) 24.00 Uhr Ausklang mit dem Ensemble und Gästen 19.00 Uhr – 24.00 Uhr Ausstellung mit Exponaten, Fotos und Aufführungsvideos des Theaters im Palais im Foyer und der Galerie Die Theaterbar ist durchgehend geöffnet. KOMISCHE OPER Programm 19.00 Uhr „La Traviata“ live und unter freiem Himmel: Direktübertragung der Neuninszenierung von Hans Neuenfels aus dem Saal der Komischen Oper Berlin auf eine Großbildleinwand Länge 2. 30 h. Unter den Linden / Ecke Glinkastraße 21.30 Uhr„Kiss me, Kate“ unter freiem Himmel: Ausstrahlung der 3sat-Aufzeichnung mit Dagmar Manzel in der Hauptrolle auf eine Großbildleinwand Länge 2.45 h. Unter den Linden / Ecke Glinkastraße 21.30 Uhr „Viva Verdi!“ Opern im Salonfor-

ADMIRALSPALAST Programm 19.00 Uhr Mark Scheibes „Berlin Revue“ Gäste: Theatersport Berlin und Gardar Thor Cortes. 40 min. 20.00 Uh Mark Scheibes „Berlin Revue“ Gäste: die Stars aus „The Producers – Frühling für Hitler“. 40 min. 21.00 Uhr Mark Scheibes „Berlin Revue“ Gäste: „Cavewoman“ Ramona Krönke und Trio Ohrenschmalz. 40 min. 22.00 Uhr Mark Scheibes „Berlin Revue“ Gast: Gardar Thor Cortes. 40 min. 23.00 Uhr Mark Scheibes „Berlin Revue“ Gäste: die Stars aus „The Producers – Frühling für Hitler“. 45 min. 24.00 Uhr Große offizielle Abschlussparty aller Häuser der „Langen Nacht“ im Ballsaal des Admiralspalastes. Internationale Live Musik und DJs. Ende offen. KABARETT-THEATER DISTEL Programm 18.00 Uhr „Jenseits von Angela“. Bundeskanzlerin Merkel ist verschwunden. Auf ihrem Schreibtisch liegt ein Zettel: Bin dann mal weg … normale Vorstellung. 21.00 Uhr – 24.00 Uhr Ausschnitte aus „Jenseits von Angela“ immer zur vollen Stunde. 30 min. DEUTSCHES THEATER Programm 19.00 Uhr und 20.00 Uhr Liebesgeschichten I. Ausschnitte aus „Gefährliche Liebschaften“, „Emilia Galotti“ und anderen Inszenierungen. Deutsches Theater 19.00 Uhr und 20.00 Uhr „Solo“. Ausschnitte aus den Monologen „Lolita", „Tagebuch eines Wahnsinnigen“ und „Leben bis Männer“. Kammerspiele. 19.00 Uhr „Junges DT“. Der Jugendclub des Deutschen Theaters zeigt Szenen aus seiner aktuellen Inszenierung „Alles aus – Liebe im Hotel“. Box + Bar 19.00 Uhr Liebesworte I. Barbara Schnitzler liest Virginia Woolf. Reinhardtzimmer 20.00 Uhr „Short Cuts.“ Michael Benthin, Lucas Gregorowicz und Niklas Kohrt zeigen Szenen aus Sam Shepards "True West". Box + Bar 20.00 Uhr „Liebesworte II“. Lesung mit Schauspielern des Ensembles. Reinhardtzimmer 21.00 Uhr, 22.00 Uhr, 23.00 Uhr „Liebesgeschichten II“. Szenen aus „Faust“, „Das Pulverfass“ und anderen Inszenierungen. Deutsches Theater 21.00 Uhr und 22.00 Uhr. „Short Cuts“ Quer durchs Repertoire mit Szenen aus „Alice im Wunderland“, „Mann ohne Eigenschaften“ u. a. Kammerspiele

Foto: promo

schen Realitäten haben die drei Performer einen verzweifelt-komischen Tanzabend abgetrotzt. Die Sophiensäle wurden 1996 von Sasha Waltz und Jochen Sandig als Produktions- und Spielstätte gegründet. Die Eröffnungsproduktion „Allee der Kosmonauten“ von Sasha Walz & Guests wurde gleich ein durchschlagender Erfolg und verschafften dem neuen Spielort eine große Aufmerksamkeit. Mit Heike Albrecht leitet heute eine Tanzperformerin und -kuratorin die Bühne in dem historischen Backstein-

bau in der Sophienstraße. Das Programm umfasst neue und experimentelle Produktionen aus den Bereichen Theater, Tanz, Performance, Musik und Bildende Kunst. Die Sophiensäle sind ein Haus der jungen Talente. Hier wurden unbekannte Newcomer wie Constanza Macras aufgebaut. Viele Berliner Choreografen und Compagnien – Christoph Winkler, Martin Nachbar, Two Fish, um nur einige zu nennen – zeigen hier regelmäßig ihre Arbeiten. Rosalind Crisp und Andreas Müller machen in „They still shoot horses“ nun

21.00 Uhr „Der Knacks“. F. Scott Fitzgerald Szenische Lesung mit Mathis Reinhardt, Ernst Stötzner und Regine Zimmermann. Box + Bar 21.00 Uhr „Liebesworte III“. „Treffen sich zwei“. Szenen aus dem Kreuzberger Liebesroman von Iris Hanika. Reinhardtzimmer 22.00 Uhr „Wohnen. Unter Glas“. Ewald Palmetshofers Szenische Probe. Box + Bar 22.00 Uhr und 23.00 Uhr „Liebesworte IV“ Lesung mit Schauspielern des Ensembles. Reinhardtzimmer 23.00 Uhr und 24.00 Uhr. „Diva“.Kathrin Wehlisch und Valery Tscheplanowa präsentieren ihre Liederabende. Kammerspiele 23.00 Uhr „Teufelei“. Michael Bulgakow Szenische Lesung mit Anne Haug, Simon Bauer, Nils Kahnwald. Box + Bar 24.00 Uhr „Die Schwärmer“. Robert Musil. Szenische Probe Box + Bar

THEATER IM NIKOLAIVIERTEL Programm 19.00 Uhr – 24.00 Uhr „Zille sein Milljöh“ Ausschnitte. Ein musikalisch-szenischer Spaziergang durch Zilles Berlin. Alltagsimpressionen aus einer anderen Zeit jenseits von Boulettenseligkeit. 25 min. Immer zur vollen Stunde

GALLI THEATER Programm 19.00 Uhr „Märchen für Erwachsene“ 20.00 Uhr „Männerschlussverkauf“ 21.00 Uhr „Interaktives Theater“ 22.00 Uhr „Ehekracher“ 23.00 Uhr „Interaktives Theater“ 24.00 Uhr „Frosch mich“ SOPHIENSAELE Programm 19.00 Uhr – 01.00 Uhr „They still shoot horses“ mit Rosalind Crisp, Andreas Müller. Eine Dauerperformance. Eintritt immer Hochzeitssaal. 22.00 Uhr und 24.00 Uhr „Lockruf des Geldes“ mit Shiny Shilling Shockers. 45 min Virchowsaal. ROUTE 2

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STAATSOPER UNTER DEN LINDEN Programm siehe Route 1 STAATSBALLETT BERLIN Programm siehe Route 1 MAXIM GORKI THEATER Programm siehe Route 1 THEATER IM PALAIS (am Festungsgraben) Programm siehe Route 1

THEATERDISCOUNTER Programm 19.00 Uhr – 24.00 Uhr „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Ödön von Horváth. Ausschnitt aus der Eröffnungsproduktion. 30 min immer zur vollen Stunde. 19.30 Uhr – 00.30 Uhr Trailershow in der weitere im Laufe des Jahres geplante Produktionen vorgestellt werden. Immer zur halben Stunde. BERLINER KRIMINAL THEATER Programm 19.00 Uhr„Mord im Pfarrhaus“. Vorstellung. 21.00 Uhr – 24.00 Uhr Der Mörder ist immer der Gärtner. Ausschnitte aus dem Programm. 20 min immer zur vollen Stunde. THEATER DER KLEINEN FORM Programm 19.00 Uhr – 21.00 Uhr 1. Teil: „Auf der Erde“ für Eltern mit Kindern. Sie sehen: Den Akrobaten der Lüfte, die Primaballerina Arabella Muhlen Puhlen, den Reiter Robert Robertowitsch Plätzchen mit seinem fliegenden Pferd, Affen, Leoparden, Schlangen und ein sehr unfreundliches Krokodil! Präsentiert werden die Figuren von: Elvira Galante und dem Clown Kreisel. 15 min immer zur vollen Stunde. 22.00 Uhr – 01.00 Uhr 2. Teil: „Unter Wasser“. Für alle mit starken Nerven. Sie sind Dompteur in unserer Zirkusmanege: Für einen dressierten Haifisch (im Käfig), zauberhafte Fische, Quallen und Fabelwesen. Stürzen Sie sich selbst in die Unterwasserwelt und führen Sie die Figuren (im uv-Licht), denn dazu fordern wir Sie auf! 15 min immer zur vollen Stunde. THEATER AN DER PARKAUE Programm 19.00 Uhr „Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt“. DDR Kinderbuchklassiker von Hannes Hüttner. Ab 5 Jahren. Bühne 3

Ernst mit dem Begriff der „Langen Nacht“: sie tanzen einen Theaterabend lang – bis zum Umfallen. Die Dauerperformance lehnt sich an Sidney Pollocks Filmdrama „They Shoot Horses, Don't They?“ von 1969 an, wo Standard-Tänzer sich einem 50-tägigen mörderischen Wettkampf ausliefern, bei dem vor allem die Veranstalter profitieren. Crisp und Müller geht es besonders um das Tanzen als ein Prozess fortwährender Entscheidungen, und um die prekären Momente, wo alles auf der Kippe steht (Sophiensäle, 19 – 1 Uhr). Um die argentinische Choreografin Constanza Macras, deren Bühnenarbeiten meist in wilde Trash-Orgien ausarten, reißen sich glich mehrere Berliner Bühnen. An der Schaubühne hat sie zusammen mit Thomas Ostermeier eine lustig-lustvolle Version von Shakespeares „Sommernachtstraum“ auf die Beine gestellt, die besten Szenen aus dem Renner werden nun bei der „Langen Nacht“ dargeboten. (Schaubühne, 20 + 22 + 24 Uhr) Das Theaterkombinat Hebbel am Ufer setzt in seinem Tanzprogramm auf Diskurs und auf Konfrontation mit radikal zeitgenössischen Körperbildern. Die Häuser HAU 1–3 konnten sich so als eine der ersten Adressen für Tanz in Berlin etablieren. Neben Berliner Künstlern treten auch internationale Stars und Newcomer im HAU auf. Zu den Festivals, die bestens eingeführt sind, gehört „brasil move berlim“. Die brasilianische Tanzszene befindet sich im Aufbruch – das demonstriert die vierte Ausgabe des von Wagner Carvalho und Björn Dirk Schlüter kuratierten Festivals. Die Brasilianer bestreiten auch die „Lange Nacht“ – die Companhia de Danca da Cidade aus Rio de Janeiro unternimmt einen Parforceritt durch die Geschichte des brasilianischen Tanzes. (HAU 1, 19 Uhr / 20 Uhr / 22 Uhr / 24 Uhr). Und bei der Party mit DJ Grace Kelly können auch die Zuschauer sich vom Tanzfieber infizieren lassen.

19.30 Uhr „Dr. Seuss's ABC“ in englischer Sprache, für alle ab 8 Jahren. Ein Interaktionstheater in den Foyers. 20.00 Uhr „Amerika!“ von Franz Kafka 1. Teil – JugendTheater-Werkstatt Spandau mit 40 Darstellern zwischen 15 und 65 Jahren. Bühne 2 21.00 Uhr „Amerika!“ von Franz Kafka 2. Teil – JugendTheater-Werkstatt Spandau. Bühne 2 21.00 Uhr „Welche Droge passt zu mir?“ Lesung von Kai Hensel. Bühne 3 22.00 Uhr „Amerika!“ von Franz Kafka 3. Teil – JugendTheater-Werkstatt Spandau. Bühne 2 22.00 Uhr „Augen voller Wahnsinn“. Lesung. Himmelfoyer 23.00 Uhr „mouse machine – Leonce und Lena – Der gute Mensch von Sezuan“. Ein szenisches Konzert. Bühne 1 DAS WEITE THEATER Programm 19.00 Uhr – 24.00 Uhr „Die Bremer Stadtmusikanten“. Märchentheater mit Live-Musik und Puppen für Jugendliche und Erwachsene. Spiel: Christine Müller, Martin Karl. Regie: Dietmar Staskowiak. 30 min immer zur vollen Stunde. Theatersaal 19.00 Uhr – 01.00 Uhr Wir reichen Getränke und kleine Snacks an der Bar im Foyer und auf der Dachterrasse THEATER DIE BOTEN Programm 19.00 Uhr – 24.00 Uhr „Romeo und Julia“ von William Shakespeare. Ausschnitte. Regie und Bearbeitung: Heike Hinze-Buddrus 19.00 Uhr – 24.00 Uhr „Vorspiel. Szenen 1 – 5“ vom Kampf der verfeindeten Parteien bis zum Geständnis der Liebe von Romeo & Julia auf dem Balkon 20.00 Uhr – 22.00 Uhr „Szenen 6 -11“ von lustigen Szenen bei Lorenzo und auf der Straße, über die Heirat von Romeo & Julia bis zum Wiederausbrechen der Kämpfe, Tod Mercutio und Tybalt. 21.00 Uhr – 23.00 Uhr „Szenen 12 -18“ von der Trauer um Mercutio, Tybalt und Romeo, der „Streit“ Nachtigall oder Lerche, der schreckliche Zwang des Vaters von Julia zur Heirat mit Paris. Gibt es keinen Ausweg für Julia?

MITTWOCH, 22. APRIL 2009 / NR. 20 239

LANGE NACHT DER OPERN & THEATER

Erste Klasse

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Die Berliner Kinder- und Jugendtheater bieten keinen Kinderkram – sie sprechen auch Erwachsene an Von Patrick Wildermann Das erste Mal ist entscheidend, es stellt die Weichen für die Zukunft. Die meisten erleben es als Märchen, undim glücklichsten Falle ist es der Beginn einer lebenslangenLeidenschaft. „Entweder werdeich infiziert und will mehr davon, oder es hat sich erledigt“, das glaubt auch Kay Wuschek, der Intendant des Theaters an der Parkaue. Wenn man sich unter den Berliner Kinder- und Jugendtheatermachern umhört, betonen sie alle die Bedeutung der frühesten Theatererfahrungen fürs künftige Dasein als Zuschauer. Vom „Eintauchen in eine neue Kulturwelt“ spricht Irene Winter, die Leiterin des Weiten Theaters, deswegen lege sie soviel Wert auf Atmosphäre: Ein schöner Saal, ein tiefer Gong, der zum Einlass ruft. Und auch Evelyn Geller, die das „Theater der kleinen Form“ betreibt, schwärmt von diesem Zauber. Beim ersten Mal, da seien die Kinder oft noch schüchtern, der unge-

Kinder erleben Theater körperlicher als Erwachsene wohnte Raum, sie sollen stillsitzen, und dann kämen sie wieder, schon ein wenig vertrauter - und voller Vorfreude. „Kinder erleben Theater deutlich körperlicher als Erwachsene“, sagt Wuschek, „sie fiebern mit, und vor allem lassen Sie den Helden des Abends nie im Stich.“ Fatal werde es erst, wenn man ihnen das Gefühl vermittle, die Inszenierung läuft auch ohne euch. „Die Kinder fühlen sich bei uns verstanden“, sagt auch Volker Ludwig, Gründer und Chef des Grips-Theaters, „sie erkennen sich wieder auf der Bühne.“ Nicht nur den Jüngsten ergeht es so. Wolfgang Stüßl, der Leiter des Jugendtheaters Strahl, erlebt es immer wieder, dass Jugendliche, wenn sie aus den Vorstellungen kommen, begeistert fragen: Können wir mitspielen? Und sich dann zu einem der Theaterworkshops des Hauses anmelden. Und selbst dort, wo keine

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Die ersten vier Spielorte sind auch in den Routen 2 bis 5 ab Haltestelle Bebelplatz enthalten. STAATSOPER UNTER DEN LINDEN Programm siehe Route 1 STAATSBALLETT BERLIN Programm siehe Route 1 MAXIM GORKI THEATER Programm siehe Route 1 THEATER IM PALAIS (am Festungsgraben) Programm siehe Route 1 HEBBEL AM UFER – HAU 1 und HAU 2 Programm 19.00 Uhr Companhia de Dança da Cidade, Rio de Janeiro. 1 – „Dança de III“ . Choreografie: João Saldanha. 2 – „Concerto em F“ (Primeiro movimento). Choreografie: Lourdes Bastos. HAU 1 19.00 Uhr, 21.00 Uhr, 23.00 Uhr Dimenti, Salvador „O Poste, a Mulher e o Bambu“. HAU 2 20.00 Uhr Companhia de Dança da Cidade, Rio de Janeiro. 1 – „Catar“ Choreografie: Lia Rodrigues & João Saldanha. 2 – „Busca Opus 39“. Choreografie: Sônia Mota HAU 1 20.00 Uhr und 22.00 Uhr Grupo Oito, Berlin Choreografie: Ricardo de Paula „Bodies in Pieces“. HAU 2 21.00 Uhr un 23.00 Uhr Pardal Quartett, Berlin, „Música do Brasil“ HAU 1 22.00 Uhr Companhia de Dança da Cidade, Rio de Janeiro. 1 – „Boxe“. Choreografie: Renata Mello. 2 – „Valsa volúpia“, Choreografie: Ana Maria Mondini. 3 – „Serenata do adeus“. Choreografie: Arnaldo Alvarenga und Lydia del Picchia. HAU 1

Rasende Reporterin. Im Theater an der Parkaue hatte gerade das Kinderstück „Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt“ Premiere. Katrin Heinrich spielt Hertha Hastig. Foto: Soeren Stache, dpa

Menschen auf der Bühne stehen, ist ein aktives Publikum gefragt. Silvia Brendenal, die Leiterin der Schaubude an der Greifswalder Straße, wo zu DDR-Zeiten das staatliche Puppentheater Berlin spielte, findet, dass die Form des Puppen-, Figuren- und Objekttheaters „wie kaum eine andere das fantasievolle Mit-

spiel des Zuschauers braucht.“ Ganz gleich, welchen Alters. Fast alle der Kinder- und Jugendtheater Berlins bieten ja auch ein Erwachsenenprogramm. Bloß existiert in Deutschland, wie Wuschek meint, ein „Kastendenken“: einmal Kindertheater, immer Kindertheater. In anderen Ländern, etwa in Frankreich, gebe

es auch unter den Autoren mehr Grenzgänger, die ganz selbstverständlich für junges und erwachsenes Publikum schrieben. „Kinder- und Jugendtheater stehen bedauerlicherweise in der Bewertung immer noch an letzter Stelle des öffentlichen und politischen Interesses“, findet auch Barbara Kilian, die Gründerin des

24.00 Uhr Companhia de Dança da Cidade, Rio de Janeiro. 1 – „Grupo Coringa“ (Três momentos). Choreografie: Graciela Figueroa. 2 -– „Busca Opus 39“. Choreografie: Sônia Mota. 3 – „Cata“. Choreografie: Lia Rodrigues und João Saldanha HAU1 24.00 Uhr Rainhas do Norte, Berlin. „drums & voices“ HAU 1 00.30 Uhr Party HAU 2

Käse-Fress-Sucht. F 40 Studio. 22.30 Uhr und 00.30 Uhr „Prophecy Of A Nameless Eskimo“. Gastspiel: 2084 Productions. Science Fiction Thriller. F 40 Studio

aus dem Programm“. „Loriots Dramatische Werke“: Das Frühstücksei, Der Astronaut, Der sprechende Hund, Feierabend, Der Lottogewinner. Regie, Bühne und Puppen: Siegfried Heinzmann. Kostüme: Silke von Patay Musikalische Zwischenspiele: Rainer Rubbert. 30 min. Immer zur vollen Stunde.

F40 THEATER THIKWA Programm 19.00 Uhr „Anwesend. Aufgehoben“. Lebenszeichen aus der Anstalt mit und inspiriert von Texten aus der Sammlung Prinzhorn. F 40 Bühne 19.30 Uhr „Max und Moritz“. Anarchische Hommage an Wilhelm Busch. F 40 Studio. 20.30 Uhr „Das Zarte wird ja immer überdroht“. Gastspiel: Theater zum westlichen Stadthirschen. F 40 Studio 21.00 Uhr „Umbra“. Eine Klang-Schatten-Performance. F 40 Bühne. 22.00 Uhr „Kafka am Sprachrand“. Koproduktion mit Theater zum westlichen Stadthirschen. Experiment im Sprachlabyrinth auf einer zunehmend von weißen Mäusen bevölkerten Bühne. F 40 Bühne 24.00 Uhr „Umbra“. Eine Klang-Schatten-Performance. F 40 Bühne. F40 ENGLISH THEATRE BERLIN Programm 20.00 Uhr und 23.00 Uhr „Three Tall Women“. Edward Albees mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnetes Drama über das Minenfeld des Älterwerdens. F 40 Bühne. 21.30 Uhr „Blue Vein“. Gastspiel: Laughing Lizards Productions. Bühnensolo über eines der härtesten Probleme unserer Zeit – die

TANZFABRIK BERLIN Programm 19.00 Uhr „Was soll ich kochen? oder Transploration“. Performance von Katja Münker. Die Künstlerin und Feldenkrais-Lehrerin lädt das Publikum ein, das Feld von Choreografie, Improvisation und Tanz zu erkunden. Einlass immer. Studio 2 19.30 Uhr „BMC“ (Body-Mind-Centering). Walburga Glatz. Workshop 60 min. Studio 3. 19.30 Uhr „Afrikanischer Tanz“. Natascha Noack. Workshop 60 min. Studio 4. 19.30 Uhr „Yoga“. Detlef Alexander. Workshop 60 min. Studio 5. 20.00 Uhr „The Symmetrie Project“. Performance -Installation. J. Curtis und M. F. Scarroni haben das Prinzip entwickelt, symmetrische Bewegung von Gliedmaßen und Körperachsen von Körper zu Körper weiterzugeben. Studio 2. 20.30 Uhr „Contact“, Adalisa Menghini. Workshop 60 min. Studio 3. 20.30 Uhr „Contemporary“. Alessio Trevisani. Workshop 60 min. Studio 3. 20.30 Uhr „Latin Fusion“. Meritxell C. Olive. Workshop 60 min. Studio 5. 21.30 Uhr „Jazz“. Xavier Reese. Workshop 60 min. Studio 4. 20.30 Uhr „Ballett“. Matthew Thomas. Workshop 60 min. Studio 5. 21.30 – 24.00 Uhr „Silent Contact Jam“. Adalisa Menghini u. a. Workshop 60 min. Studio 3

THEATER STRAHL Programm 20.00 Uhr „Klasse Klasse“. 20-minütige Szene. Weiße Rose. 20.30 Uhr „Gemeinsames Beatboxen“. Mini-

Theaters Hans Wurst Nachfahren. Volker Ludwig erlebt es nach wie vor, dass begleitende Lehrerinnen während einer Vorstellung lieber im Foyer Kaffee trinken. Und Wolfgang Stüßl wundert sich, dass von politischer Seite oft gefragt würde: Wozu braucht ihr eigentlich soviel Geld? Als würden bei ihm nicht Schauspieler arbeiten, die genauso ihren Lebensunterhalt bestreiten müssten wie diejenigen an den sogenannten großen Häusern. Die Vorurteile gehen fast immer in dem Moment über Bord, wo die Skeptiker sich ihr eigenes Bild machen. Sich davon überzeugen, dass beispielsweise das renommierte Puppentheater Berlin, Hans Wurst Nachfahren oder auch die Schaubude, die zur „Langen Nacht“ eine Bearbeitung des „Odin“-Mythos aufführt, keine „Kasperletheater“ sind. Und erkennen, dass es an all den Kinder- und Jugendtheatern spannende, aktuelle, auch politische Kunst zu sehen gibt. Das Grips-Theater etwa, Berlins dienstälteste Jugend-Institution, ist ja in den 60er Jahren aus dem radikal linken „Reichskabarett“ heraus entstanden, hat ein antiautoritäres Theater aufgezogen und die Kinder, wie Ludwig erzählt, „als unterdrückte Klasse begriffen“. Viele sind dem Grips seitdem treu geblieben. In der „Langen Nacht“ zeigt sein Haus Preview-Ausschnitte aus der rockigen Deutschland-Revue „Alles außer Tiernahrung“, das Theater Strahl stellt sein fulminantes Masken-Beatbox-Theater „Klasse Klasse“ vor, die Parkaue unter anderem eine Adaption von Kafkas „Amerika“ – alles kein Kinderkram. Kay Wuschek schätzt, dass es ungefähr 80 Bühnen in Berlin gibt, vom Staatstheater übers Stadtteiltheater bis zur Offgruppe,die Kinder- und Jugendtheater anbieten. Seit den 70er Jahren, glaubt Barbara Kilian, sei der Besuch des Theaters für die Jüngeren immer mehr Teil des alltäglichen Lebens geworden, nicht nur zur Weihnachtsmärchenzeit. Und alle sind optimistisch, dass ihre Form des Theaters Bestand haben wird. Weil sie der radikale Gegenentwurf zur Einsamkeit vor dem Computer ist, ein soziales Erlebnis, das sich durch nichts ersetzen lässt.

workshop. Weiße Rose. 21.00 Uhr „Klasse Klasse“. 20-minütige Szene. Weiße Rose. 21.30 Uhr „Klasse Klasse“. Scannerlaufen. Miniworkshop. Weiße Rose. 22.00 Uhr „Klasse Klasse“. 20-minütige Szene. Weiße Rose. 22.30 Uhr „Klasse Klasse“. Treppenlaufen. Miniworkshop. Weiße Rose. 23.00 Uhr „Klasse Klasse“. 20-minütige Szene. Weiße Rose. 23.30 Uhr „Fototermin“ mit Masken aus „Klasse Klasse“. Weiße Rose.

HANS WURST NACHFAHREN Programm 19.00 Uhr Begrüßung 19.00 – 24.00 Uhr „Eine kleine Auswahl

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DER TAGESSPIEGEL

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BALLHAUS OST Am Anfang wurde oft gefragt: „Was unterscheidet euch eigentlich von anderen Theatern?“ Das war im November 2005, als die Schauspielerin Anne Tismer, der mittlerweile ausgeschiedene Regisseur Philip Reuter und der künstlerische Leiter Uwe Moritz Eichler das Ballhaus Ost an der Pappelallee gründeten. Eichler entgegnete damals stets: „Lasst uns doch erstmal Platz zum Arbeiten schaffen.“ Theaterraum freilich ist mittlerweile reichlich vorhanden in diesem Haus, das neben einem Friedhof liegt, dessen großer Saal einst die Feierhalle einer Freireligiösen Gemeinde war und in dessen oberen Etagen vormals ein Ledigenheim residierte. Im vergangenen Jahr erst hat man sich zusätzliche Spielstätten im Hinterhaus erschlossen. Man avancierte zur festen Adresse in der freien Szene, der Zuspruch wuchs stetig, und unlängst lautet ein besonders schönes Kompliment: „Ihr habt ja tatsächlich Fremdpublikum hier, nicht nur Freunde“. Und auch an geistigen Freiräumen mangelt es hier nicht: Die Ballhaus-Macher haben sich ein produktives Spannungsfeld aus Chaos und Kontinuität geschaffen, bauen einerseits ein Repertoire auf, um gute Produktionen öfter als in der freien Szene üblich zeigen zu können, und verweigern sich auf der anderen Seite aufgesetzten Labels, einem Spielzeitmotto etwa. Die Gruppen, die hier heimisch geworden sind, wissen das zu schätzen: Die Puppen-Avantgardisten „Das Helmi“ etwa, Dirk Cieslak mit seiner Gruppe Lubricat, oder natürlich Anne Tismer, die hier als Performerin sowie mit ihrem Theaterkollektiv „Gutes Tun“ auftritt. Genre: Schauspiel, Performance Kontakt: Pappelallee 15, 10437 Berlin, Tel.: 47 99 74 74, www.ballhausost.de Route 4 BERLINER KRIMINALTHEATER Während einer Feuerwache entflammte Wolfgang Rumpf fürs Theater. Er war zehn Jahre alt und Mitglied der Kinderfeuerwehr, die in einer Vorstellung von „Carmen“ die Sicherheit der Theaterzuschauer beaufsichtigen durfte. Der Kinderchor in Bizets Oper begeisterte den jungen Wolfgang derart, – „Sie wissen schon: ‚Brust heraus, den Kopf nach oben'“, – dass er sich beim Chorleiter bewarb und sofort Anklang fand. Er wurde dann auch Kleindarsteller am Bernburger Theater, in seiner Geburtsstadt in Sachsen-Anhalt. Den allerersten Satz, den er auf der Bühne sagen durfte, kennt er heute noch auswendig. Die Leidenschaft für das Theaterspielen hat ihn nie verlassen. Wolfgang Rumpf studierte Schauspiel und Regie, wirkte an diversen Stadttheatern und übernahm 1990 das Kabarett Kneifzange. Nach zehn Jahren allerdings wuchs der Wunsch, etwas Neues auszuprobieren. Und weil, wie Rumpf fand, der Stadt noch ein Theater fehlte, das sich einer ganz speziellen Literatur verpflichtet fühlt, gründete er gemeinsam mit Wolfgang Seppelt das „Berliner Kriminaltheater“. In den Anfangsjahren der kleinen Bühne spielte man in den Wilmersdorfer „Wühlmäusen“ von Didi Hallervorden. Als das Haus jedoch abgerissen werden sollte, zogen die Kriminalisten in ein ehemaliges Umspannwerk in Friedrichshain. Dort spielt Rumpfs Truppe nicht nur Krimi-Klassiker, sondern schöpft aus einem überreichen Fundus an Mord- und Totschlagsgeschichte, die die Theaterliteratur hergibt: Gerhart Hauptmanns „Biberpelz“ passt ebenso ins Repertoire wie Shakespeares „Richard III“. Selbstverständlich, eine Autorin wie Agatha Christie darf natürlich trotzdem im Programm nicht fehlen. Deren Klassiker „Mausefalle“ lief bereits rekordverdächtige 860 Mal. Genre: Schauspiel Plätze: 200 Kontakt: Palisadenstr. 48, 10234 Berlin, Tel.: 47 99 74 88 www.kriminaltheater.de Route 2

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LANGE NACHT DER OPERN & THEATER

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KREUZ UND QUER DURCH DIE THEATERSTADT BERLIN

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BROTFABRIK CALIGARIPLATZ „Kunst ist Lebensmittel“ prangt an der Brotfabrik am Caligariplatz, ein schöner Grundversorgungsgedanke. Nils Förster, der seit gut einem Jahr die Bühne des Hauses leitet, verkörpert ihn. Voll Begeisterung erzählt er von seinen im besten Sinne bescheidenen Anfänge an einem Braunschweiger Kinder- und Jugendhaus mit Namen „Theaterspielplatz“, wo er Scheinwerfer hängte, das Bühnenbild aufbaute, den Putzdienst übernahm und auch mal für Garderobe oder Getränke zuständig war. Dort, sagt Förster, habe er „das Theaterlaufen gelernt“. Später studierte er angewandte Kulturwissenschaften, im Anschluss fand er eine Stelle als Theaterpädagoge in Sachsen-Anhalt, bis ihn private Gründe nach Berlin zogen. Okay, sagte er sich, in der Stadt sitzen zwar schon zu viele arbeitslose Theaterleute herum, aber es gibt eben auch viele Möglichkeiten. Der Zufall kam ihm entgegen, der damalige Leiter der Brotfabrik-Bühne, als dessen unbezahlter Assistent er gearbeitet hatte, wollte aufhören, man bot Förster die Stelle an. Schon immer hätten ihn Projekte interessiert, die den Dialog zwischen verschiedenen Kunstsprachen fänden, und da sei die Brotfabrik mit Kino und Galerie ein ideales Biotop, zudem hat Förster eine Kooperation mit der nahen Kunsthochschule Weißensee angebahnt. Der spartenübergreifende Gedanke bestimmt den Spielplan: Es gibt feste Kooperationen mit Gruppen wie „Nightmare before Valentine“, Kinder- und Jugendtheater, soziokulturelle Projekte. Genre: Schauspiel, Kinder- und Jugendtheater, Performance Plätze: 60 Kontakt: Prenzlauer Promenade 3, 13086 Berlin, Tel.: 471 4001 www.brotfabrik-berlin.de ROUTE 4 CAFE THEATER SCHALOTTE Mitte der 70er Jahre schloss hier das Kino Baldur. Danach zog für einige Zeit, zunächst unbemerkt, eine Sekte ein. Der Spuk ist Gottlob lange vorüber, seit fast 30 Jahren nun wird hier die „Schalotte“ betrieben, ehrenamtlich. Der Name spielt, klar, mit dem Charlottenburger Kiez, verweist aber auch auf die scharfen, links-kabarettistischen Anfänge dieser Kultur- und Begegnungsstätte unter dem Dach des evangelischen Kirchenkreises. Christian Retzlaff, von Hause aus Journalist und seit 1988 in der „Schalotte“ engagiert, erzählt, das Haus habe sich im Laufe der Zeit von einem Café mit Theaterraum immer mehr zu einem Theater mit Caféfoyer gewandelt. Der programmatische Schwerpunkt ist heute die Musik: Neben klassischem Boogie, beispielsweise, ist seit 13 Jahren hier höchst erfolgreich ein Acapella-Festival beheimatet, auch ein Chorfestival versuchen die „Schalotte“-Betreiber gerade auf die Beine zu stellen. Außerdem sind hier die „O-Ton-Piraten“ zuhause. Überhaupt ist schwul-lesbische Kunst eine weitere Programmsäule. Einen künstlerischen Leiter hat das Haus nicht, „die höchste Instanz zwischen zwei Parteitagen ist die Teamsitzung“, erzählt Retzlaff lächelnd, dort werde entschieden, welche Gruppen auftreten dürfen. Genre: Playback-Theater, Musik Plätze: 320 Kontakt: Behaimstr. 22, 10585 Berlin, Tel.: 341 14 85. www.schalotte.de Route 6 DAS WEITE THEATER Die Frau hat eine beachtliche Reise hinter sich. Ihre Bühne auch. „Ich habe einen ordentlichen Beruf gelernt“, erzählt Irene Winter, die künstlerische Leiterin des „Weiten Theaters“, und lacht. Sie war angestellt im Rechenzentrum der Humboldt Universität, als Facharbeiterin für Datenverarbeitung. Einige der wissenschaftlichen Mitarbeiter betrieben dort ein Amateurpuppenspiel, und irgendwann wurde sie gefragt, ob sie nicht Lust hätte, kurzfristig einzuspringen. Sie hatte. Und war auf Anhieb so gut, dass während eines Auftritts der damalige Leiter der Abteilung Puppenspiel der Ernst Busch Schule auf sie aufmerksam wurde und sie drängte, sich an seinem Institut zu bewerben. So kam Irene Winter zu ihrer zweiten Ausbildung, nach deren Abschluss sie ans staatliche Puppentheater Berlin engagiert wurde. Als das Renommee-Haus nach der Wende schließen musste, packten sie und ein paar Mitstreiter kurzerhand einen Wagen voll Equipment und gründeten, sehr erfolgreich, „Das weite Theater“ in Hellersdorf. Weit draußen gelegen, mit breitem Programmspektrum, daher der Name. Bloß gingen dem Bezirk die Kulturmittel aus. Und so kehrte man zu den Wurzeln zurück. Seit 2003 nutzt „Das weite Theater“ als autonome Einrichtung einen Saal der Ernst-Busch-Abteilung für Puppenspiel. Und steht für ein höchst anspruchsvolles Kinder- und Erwachsenenprogramm. Für Figuren-Adaptionen von Brechts „Dreigroschenoper“ oder Shakespeares „Sturm“ ebenso, wie für Märchen, die den Kindern in modernem Gewand erzählt werden. Genre: Puppen- und Figurentheater Plätze: 99 Kontakt: Parkaue 23, 10367 Berlin, Tel.: 991 79 21 www.das-weite-theater.de Route 2

NR. 20 239 / MITTWOCH, 22. APRIL 2009

Von den Staatsbühnen zum Off – eine Auswahl aus dem Programm

KENNEN SIE SCHON ...

Verweile doch! Museen und wissenschaftliche Institutionen haben es vorgemacht. Nun gibt es endlich auch eine „Lange Nacht“ der Berliner Theaterhäuser. Der Clou: Man kann von Bühne zu Bühne hüpfen, die meisten Ensembles haben sich für diesen Abend etwas Besonderes ausgedacht, und es gibt speziell zusammengestellte Busrouten. Doch eigentlich ist in Berlin jeden Tag Theatertag – und jede Nacht Theaternacht.

HANS WURST NACHFAHREN(oben) zeigen mit Menschen und Puppen eine kleine Auswahl aus „Loriots Dramatische Werke“ (Route 1). Das THEATER DER KLEINEN FORM(links) in Friedrichshain verzaubert mit „Unter Wasser“, einer ungewöhnlichen Zirkusrevue (Route 2). DOCK 11 (rechts) in Prenzlauer Berg ist eine der herausragenden Institutionen der freien Szene für modernen Tanz mit internationalen Produktionen (Route 4).

DAS STAATSBALLETT (oben) gibt im Magazin der Staatsoper Kostproben aus seinem Repertoire. Das BAT-Theater in der Belforter Straße (links) gehört zur Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“. Hier spielen die Stars von morgen.

Fotos: Fotos: Dieter Bühler, Evelyn Geller, promo

Fotos: promo

TANZFABRIK BERLIN (oben). „The Symmetrie Project“, eine Performance-Installation von J. Curtis und M.F. Scarroni ist ein Beispiel aus dem vielgestaltigen Angebot der Nacht, das in die Geheimnisse des zeitgenössischen Tanztheaters einführt (Route 3). BAR JEDER VERNUNFT (oben rechts) zeigt sich Desirée Nick als „Göttin des Entertainments“ mit dem Ausschnitten aus dem Programm „Ein Mädchen aus dem Volk“. (Route 6). Die SCHAUBUDE BERLIN (rechts) zeigt 15 Minuten lang zur vollen Stunde Ausschnitte aus dem Stück „Odin“, einer Koproduktion von FITZ! Zentrum für Figurentheater Stuttgart und Puppentheater der Stadt Magdeburg mit Unterstützung der Schaubude Berlin (Route 4).

DIE SCHAUBÜHNE (oben) zeigt ihre wilde Partyversion des Shakespeare’schen „Sommernachtstraums“ in der gemeinsamen Regie von Thomas Ostermeier und Constanza Macras. Da treffen heiße Tiere auf liebeskranke Zweiund Dreibeiner. Im MAXIM GORKI THEATER bringt man gern und häufig Romane der Weltliteratur auf die Bühne. Hier eine Szene aus dem „Zauberberg“ nach Thomas Mann.

EIGENREICH (oben) hat sich zu einem Geheimtipp der Szene entwickelt und präsentiert in der Langen Nacht Ausschnitte aus diversen Eigenproduktionen (Route 4). Die KOMÖDIE AM KURFÜRSTENDAMM (rechts) gewährt noch einmal einen Blick in ihr reichhaltiges Repertoire und in den in den prächtigen Zuschauersaal (Route 6). Fotos: Julian Sichelschmidt, promo

Fotos: promo, Marcel Steger, Helmut Pogerth

Fotos: Arno Declair, Bettina Stoess

Die kleinen und dezent gestalteten Operngläser „la scala“ von Eschenbach sind wegen ihrer klaren Linien und des schnörkellosen Designs bei Damen und Herren gleichermaßen beliebt. Jedes Opernglas wird mit einem schwarzen Kunstlederetui geliefert. Vergrößerung 3 x, Objektiv Ø 18 mm.

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EIGENREICH Das Haus in einem Hinterhof der Greifswalder Straße ist ursprünglich als Tabakfabrik gebaut worden, der Architekt des Gebäudes, Glashaus genannt, war kein Geringerer als der Sohn von Sigmund Freud, Ernst Ludwig. Nach dem Krieg wurde hier Kleidung für die NVA genäht, später war dort der VEB Trendmodelle beheimatet. Und nach der Wende schließlich verwandelte sich der Komplex in einen Künstlerort voller Ateliers, der in dieser Form allerdings auch schon nicht mehr existiert. Vor vier Jahren zog hier ein Kollektiv von Theatermachern ein, die einen Verein gegründet hatten, um den etablierten Strukturen zu entkommen. Nicht wenige der Gründungsmitglieder, wie die künstlerische Leiterin Verena Drosner oder die Schauspielerin Antje Trautmann, entstammen dem Umfeld der Ernst Busch Schule und trafen sich in ihrer Leidenschaft, unabhängig ihre Ideen verwirklichen zu können. Aus dem „Eigenreich“-Programm, einer Mischung aus Gastspielen und Eigenproduktionen, ließe sich dabei keine simple Linie herauslesen, findet Drosner. „Was jedes Stück versucht, ist eine Aussage über Lebenswirklichkeit zu treffen.“ Gerade erschließen sie sich die Eigenreichler einen größeren Bühnenraum, der schon einmal für die Erfolgsproduktion „The Waste Land“ genutzt wurde, als Hauptspielstätte. Genre: Schauspiel Plätze: 99 Kontakt: Greifswalder Str. 212/213, 10405 Berlin, Tel.: 0162 1509298, www.eigenreich-berlin.de Route 4 GALLI THEATER „Ich wusste nicht, auf welche Rolle im Leben ich mich spezialisieren sollte“, erzählt Andrea Weber. Ärztin wollte sie werden, Germanistik hat sie studiert, doch dann entdeckte sie die Bühne für sich, wo sie alles sein durfte. Ihr Erweckungserlebnis hatte sie in Freiburg, in einem Workshop von Johannes Galli. Dieser ehemalige Straßenclown ist der Gründer des ersten Galli-Theaters, von dem mittlerweile etliche Filialen in ganz Deutschland existieren. Andrea Weber leitet seit zwei Jahren die Berliner Dependance. In den Häusern werden Stücke gespielt, die Johannes Galli nicht am Schreibtisch, sondern auf der Bühne mit Spielern aus dem Moment heraus erarbeitet, anschließend wird die Fassung ins Reine gebracht, schließlich nehmen die interessierten Galli-Theater sie ins Programm. „Da gibt es keine Rollen, in die ich mich verbiegen muss, sondern es wird geschaut: Was will ich spielen, was bringt mir etwas?“, schwärmt Weber. Im Galli-Repertoire sind Clowntheater und Märchen für Kinder, außerdem englisches Theater und ein Abendprogramm, in dem es meist um das Thema Männer, Frauen und ihre Probleme geht, „sehr humorvoll, aber mit Tiefgang“, wie Weber betont. Eine weitere Schiene ist das Präventionstheater, da werden Themen wie Drogensucht und Gewalt an Schulen verhandelt, auch ein Stück über den Amoklauf von Winnenden hat Johannes Galli unlängst erarbeitet. Genre: Schauspiel, Kinder- und Jugendtheater, englisches Theater Plätze: 99 Kontakt: Oranienburger Str. 32, 10117 Berlin, Tel.: 275 96 971. www.galli.de Route 1 UFA FABRIK Alles hat hier mit dem Film begonnen. Auch Rudolf Brünger hat Kinoerfahrung, zehn Jahre lang war er für das Filmprogramm der „ufa Fabrik“ verantwortlich, mittlerweile leitet er die Bühnen dieses soziokulturellen Zentrums in Tempelhof. Mitte der 70er Jahre machten die Studios hier dicht, danach stand das Areal eine Weile leer. Brünger zählt zu einer Gründergeneration von linken Kulturpionieren, die über befreundete Musiker, die dort probten, auf das Gelände aufmerksam wurden. Es folgte die wohl friedlichste Häuser-Besetzung in der Geschichte Berlins: Für eine lokale Fernsehsendung inszenierte das Aufbruchsteam einen Doku-Beitrag, der dank geschickten Schnitts vorgaukelte, hier werde schon seit Jahren Kulturprogramm gemacht. Abends kam eine Polizeistreife vorbei: „Wir haben gerade in der Abendschau gesehen, was Sie hier machen, viel Glück!“ Der Fake schuf Fakten, bald schon hatte man einen legalen Mietvertrag in der Tasche. Ein Schwerpunkt war von Beginn an das Kabarett, Gruppen wie die „Drei Tornados“ haben hier ihre Wurzeln, heute ist das internationale Programm um Musik, Comedy, Tanz und Schauspiel gewachsen, zudem gibt es dutzende Kursangebote. Wichtig ist Brünger auch das Zusammenspiel der Generationen, wie etwa im Stück „Paradise 09“: In diese britische Produktion mischen sich nun Berliner Stimmen von Jungen und Alten unterschiedlichster Herkunft, die erzählen, was sie sich unter dem Paradies vorstellen. Genre: Schauspiel, Kinder- und Jugendtheater, Musik, Tanz Plätze: Drei Säle mit 80, 170 und 320 Plätzen Kontakt: Viktoriastr. 10-18, 12105 Berlin . Tel.: 755 03 -0 www.ufafabrik.de U-Bahn-Linie 6

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DER TAGESSPIEGEL

KENNEN SIE SCHON ...

LANGE NACHT DER OPERN & THEATER

Der Drache mit den sieben Köpfen

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JÜDISCHES THEATER BIMAH Warum ausgerechnet Neukölln? Das wird Dan Lahav immer gefragt. „Warum nicht Neukölln?“, entgegnet er dann nur. Er hat mit seinem jüdischen Theater „Bimah“ im vermeintlichen Problemkiez noch keine schlechten Erfahrungen gemacht, im Gegenteil, es kommen beispielsweise auch Organisationen muslimischer Frauen, die sich einen „Shabat-Shalom“-Abend ansehen wollen. Das gefällt Lahav, der ausdrücklich „kein Theater von Juden für Juden“ betreiben will. Außerdem war die Wahl des Spielortes ein Wink des Schicksals. Lahav und sein Ensemble hatten aus der vormaligen Bühne am Steinplatz ausziehen müssen, er hatte seiner hochbetagten Mutter, die kurz darauf verstarb, sein Leid geklagt, doch die sagte nur: Wirst sehen, alles wird gut. Und dann stand Dan Lahav in Neukölln vor diesem schönen alten Ballsaal in der Jonasstraße, Jona, das war der Name seiner Mutter. „Mama, du kannst es nicht lassen“, dachte er. Der Mann sprüht vor solchen Anekdoten, schon das Gespräch mit ihm ist ein Erlebnis. In Israel geboren, dort als schauspielerisches Wunderkind gefeiert, kam er vor 30 Jahren auf den Spuren seiner Familie ins Täterland, wo die Großmutter einst am Hamburger Opernhaus engagiert war. Sie sang ihm oft vor, als er noch ein Kind war, mit sechs Jahren konnte er schon 30 Arien mitsingen. Nun vermittelt er selbst Kultur. Hat eine prominent besetzte Reihe mit Lesungen aus von den Nazis verbrannten Büchern im Programm, schützt einen Autor wie Hanoch Levin vor der Vergessenheit, lädt Theaterbesucher ein, einen Abend in einer jüdischen Familie zu verbringen. Sich kennenzulernen, darum geht es dem engagierten Theatermacher hier in Neukölln. Genre: Schauspiel, Literatur Plätze: 200 Kontakt: Jonasstr. 22, 12053 Berlin, Tel.: 251 10 96, www.bimah.de Route 7 RATIBOR THEATER Ende der 70er Jahre blühte die Off-Szene in Berlin auf, unter anderem im wilden Kreuzberg. Einer der Männer der ersten Stunde ist Harald Klenk, der gebürtig aus Heilbronn stammt und 1977 mit einer Gruppe Gleichgesinnter das Ratibor Theater gründete, um freie Kunst und politisches Kabarett zu machen. „Wir waren damals 20 Leute und konnten uns auf nichts einigen, es war ungeheuer demokratisch“, amüsiert sich er sich rückblickend. Und doch machte sich die Bühne aus dem linksbewegten Milieu in der Heimat und auf Gastspielen schnell einen Namen, kurzzeitig sogar beim Staatsschutz. Die Künstlerkommunarden hatten unter der Hand bespielbare Fabriketagen gegen Wohnungen getauscht, die offiziellen Mieter der Ratibor-Räumlichkeiten wurden in Paris bei einem Bankraub für die RAF verhaftet. In ernstere Schwierigkeiten aber geriet das Theater, das 1980 von der Ratibor- in die Cuvrystraße umsiedelte, erst nach der Wende, als Kreuzberg plötzlich passé war. „Wir standen kurz vor der Pleite“, erzählt Theaterleiter Harald Klenk, doch dann kam ihm der Zufall in Gestalt eines Mitglieds der Impro-Theatergruppe „Die Gorillas“ zu Hilfe, man kannte sich eben von früher. Im 13. Jahr nun ist das Ratibor deren Heimat, so lange ist dort auch ihre Erfolgsshow „Gurke Banane“ schon zu sehen, eines von aktuell drei Gorilla-Programmen. Benannt haben sich die Improvisationskünstler nach der Spielart „Gorilla-Theater“, bei der verschiedene Regisseure mit ihren Szenen um die Gunst des verwöhnten Publikums kämpfen. Das zieht heute sogar Bundeskabinettsmitglieder und Zuschauer aus dem fernen München nach Kreuzberg. Genre: Improvisationstheater Plätze: 99 Kontakt: Cuvrystr. 20a, 10997 Berlin, Tel.: 0178 5596894 www.ratibortheater.de Route 7

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Nicht reich, aber eigen: Die freie Theaterszene in der Hauptstadt wächst und gedeiht wie nirgendwo sonst Von Patrick Wildermann Freiheit, das ist ein großes Wort. Ein idealistisches, und auch ein schwammiges. „Unter Off-Theater oder Freie Szene fasst man ja sehr vieles, was man nicht zuordnen kann – oder will“, findet Heike Albrecht, die künstlerische Leiterin der Sophiensäle. „Wir sind sicherlich frei in unserem Mut und unserem Risiko, aber nicht in unserer Verantwortung und schon gar nicht in der Bezeichnung, was wir hier eigentlich für Kunst produzieren“. Klar, bei 60 Premieren und zwei Nachwuchsfestivals, die ihr Haus pro Jahr anbietet, gerät man schnell in begriffliche Unschärfen. Die Sophiensäle, 1996 von Sasha Waltz und Jochen Sandig gegrün-

Die Gruppen sind untereinander gut vernetzt – nicht nur in der Langen Nacht det, bieten klassisches Schauspiel, Dokumentartheater, Performances, Musik aller Spartenund Tanz– wie daein Label finden? Nicht minder produktiv und vielfältig in ihren Programmen sind das Ballhaus Ost, das Theater unterm Dach, der Theaterdiscounter und viele, viele andere. Die Szene ist immer professioneller, auch immer internationaler, schneller und kurzlebiger geworden. Am Hebbel am Ufer, seit 2003 eine der interessantesten Plattformen für freie Kunst in der Stadt, fällt die „Lange Nacht derOpern und Theater“etwa mit dem Festival „Move Berlim“ zusammen, das Brasilien als politischen Tanzkontinent vorstellt – aber HAU-Intendant Matthias Lilienthal kann etliche Künstler aufzählen, die genau so gut einen Querschnitt seines Profils vermittelt hätten. „Selbst Leute, die sich für diese Szene interessieren, schaffen es nicht, einen Überblick zu behalten, was alles nebeneinander produziert wird“, glaubt Georg Scharegg, der Leiter des Theaterdiscounters. Ballhaus-Ost-Leiter Uwe Moritz Eichler be-

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Die ersten vier Spielorte sind auch in den Routen 2 bis 5 ab Haltestelle Bebelplatz enthalten. 10-Minutentakt. Ringlinie. STAATSOPER UNTER DEN LINDEN Programm siehe Route 1 STAATSBALLETT BERLIN Programm siehe Route 1 MAXIM GORKI THEATER Programm siehe Route 1 THEATER IM PALAIS (am Festungsgraben) Programm siehe Route 1 EIGENREICH Programm 19.00 und 22.00 Uhr „Bilder lernen laufen, indem man sie herumträgt“. Daumenkino von und mit Volker Gerling. 20.00 Uhr „Krieger im Gelee“ von Claudius Lünstedt. Ausschnitt der Eigenreich-Produktion N˚19. 21.00 Uhr „Traum eines Narren“ von Fjodor M. Dostojewski. Ausschnitt der Eigenreich-Produktion N˚20. 23.00 Uhr „Die Hundeblume“ von Wolfgang Borchert. Ausschnitt der Eigenreich-Produktion N˚15. 24.00 Uhr „Katze im Sack“. Überraschungsprogramm. THEATER UNTERM DACH Programm 19.00 und 20.00 Uhr „Am Dienstag um neun sind die Erdbeeren reif“. Drama in fünf Anrufbeantwortern von Helmut Mittermaier. 21.00 und 22.00 Uhr „Grete nach Goethes ,Faust’“. Eine Kurzversion mit Claudia Wiedemer als Grete. Das mit vielen Preisen ausge-

Immer in Bewegung. Jochen Roller und Saar Magal in der neuen Tanztheaterproduktion „Basically I don't but actually I do“ in den Sophiensälen.

Foto: Claudia Esch-Kenkel

gegnet der Unüberschaubarkeit der Off-Szenevordiesem Hintergrundmit„offensiver Spielwut“: In der „Langen Nacht“ überfüllt er sein Theater mit Programm, vom Keller bis hoch zum vierten Stock wird jeder Raum bespielt. Was Freiheit bedeuten kann, erfährt man vielleicht am besten über ihr Gegenteil. Für viele stand am Beginn ihrer freien Arbeit der Überdruss an den etablierten Strukturen. Für die Ballhäusler Uwe Moritz Eichler und Anne Tismer beispielsweise, für die Betreiber des Theaters „Eigenreich“, auch für Georg Scharegg, der vor der Gründung des Theaterdiscounters acht Jahre lang an verschiedenen Stadttheatern als Schauspieler engagiert war. Als Vorzüge der Freien Szene gegenüber dem als starr

empfundenen Stadttheater-Betrieb nennen die meisten Off-Theatermacher: die flachen Hierarchien, die Möglichkeit, Herzensprojekte zu verwirklichen, schließlich die Sehnsucht nach Kontinuität – mit Künstlern und Gruppen über Jahre hinweg Arbeitsbeziehungen aufbauen zu können, was auch einschließt, sich im Falle eines möglichen Flops nicht sogleich wieder zu trennen. Dafür nehmen viele einiges an Unsicherheit im Kauf. Für manche bedeute die Existenz in der Freien Szene die Entscheidung, so Liesel Dechant, Leiterin des Theaters unterm Dach: „Ich lebe lieber von Hartz IV, als an einem Haus Geld zu verdienen und dabei unglücklich zu sein.“ Denn das freilich ist die Schattenseite: Finanziellen Komfort bietet kein Off-Theater. „Die

Freiheit hat ihren Preis“, meint Scharegg dazu lakonisch. Wobei Berlin im Vergleich mit anderen Städten wie Hamburg oder gar München noch gut dastehe, findet Matthias Lilienthal. Als Aufbruchsdatum für die hiesige freie Szene bezeichnet er den ersten Tag der Förderung durch den Hauptstadtkulturfonds Ende der 90er Jahre, bei dem sich Künstler aller Sparten um Mittel bewerben können. „Das hatte Sogwirkung für viele im freien Bereich, nach Berlin zu kommen und hat auch auf die Spielstätten zurückgewirkt.“ Im Verbund mit anderen Fördereinrichtungen wie der Kulturstiftung des Bundes sei die Basis für Arbeit „auf einem zwar miesen, aber möglichen Niveau“ geschaffen worden. Die Vernetzung der Freien Gruppen untereinander

nimmt dabei zu – viele sehen auch die „Lange Nacht“ als Chance, sich kennenzulernen –, zudem wächst gerade der „Landesverband Freie Theaterschaffende Berlin“. In mancher Hinsicht sind auch die Grenzen zwischen Off-Szene und Stadttheater heute fließender geworden, bestimmten Gruppen gelingt es, die Vorteile beider Welten für sich abzuschöpfen. So blüht und wuchert das Freie Theater in Berlin, Lilienthal spricht scherzhaft von „einem Drachen mit sieben Köpfen, fällt einer ab, wachsen zwei neue nach.“ Aber dass es zu viel sein könnte, das glaubt dennoch keiner der Theatermacher. „Was soll denn ‚zu viel' bedeuten?“, fragt die Geschäftsführerin der Sophiensäle Kerstin Müller: „Das hieße ja: Es gibt zu viel Sehnsucht der Künstler“.

zeichnete Theaterstück macht Lust, die gesamte „Trilogie der klassischenMädchen“ (Käthe, Johanna und Grete) in voller Länge kennen zu lernen. 23.00 und 24.00 Uhr „textmarker in concert“. Die Schauspieler als Band. Regisseurin Tina Küster von der Gruppe textmarker (www.textmarker-berlin.de) stellt in Zusammenarbeit mit der Theatermusikerin Tina Arnz ein Programm vor.

24.00 Uhr „Nightmare before Valentine“. Fette Hirsche auf Eis. Tanzperformance. Brotfabrik Bühne.

House“. Installation nach copyme – the Play von Rahel Savoldelli. 20.30 – 21.10 Uhr „Romeo und Julia“/Das Helmi“ 20.45 und 22.35 Uhr „Versuche zur Überwindung der Schwerkraft“, Oper Dynamo West 21.00 – 21.40 Uhr „Onkel Benz gelingt immer und die Katze in dem heißen Fettnapf“. 21.30 und 22.30 Uhr „Phantom Story“/Nicola Unger 22.30 Uhr „Anleitung zum schizophrenen Tanzen“/Das Helmi 22.35 Uhr „Maria Kamutzki aka Harndorf“ (anti stand-up aktivist)

23.00 Uhr „ampl:tude“, Konzert 23.30 Uhr „Joy of Sex“/Das Helmig

SCHAUBUDE BERLIN Programm 19.00 – 24.00 Uhr „The best of ,Odin’“ für Jugendliche und Erwachsene. Das Figurentheater paradox (Stuttgart) und Theaterfusion (Berlin) und der Film-Geräuschemacher Max Bauer zeigen das rasante Bühnenstück nach dem nordischen Mythos „Die Edda“ mit Puppen und Objekten. 15 min. Immer zur vollen Stunde. Im Anschluss Künstlergespräch und Blick hinter die Kulissen.

BALLHAUS OST Programm 19.00 – 24.00 Uhr „I am not dead, but I am divided“/Theater Unkst. Einlass zum Rundgang alle 30 Min. 19.00 – 22.00 Uhr „Torstraße intim – Spätfolgen des 2. Weltkriegs!“ 19.00 Uhr „Durch die Nacht mit Lieschen Müller/müller****“ 20.00 und 22.00 Uhr „copyME – the

BROTFABRIK Programm 19.00 – 01.00 Uhr „Against Egocentricity“. Young Madrid Artists. Eintritt immer. Brotfabrik Galerie. 19.00 – 01.00 Uhr „ich bin hier – dort ist die Zeichnung – und da hinten treffen wir uns“. Ein Projekt von Studenten der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Eintritt immer. Brotfabrik Dachboden. 19.00 Uhr „Das Puzzle '89“. Norbert Viertel szenische Lesung. Brotfabrik Bühne. 20.00 Uhr „Changeroos“. Improvisationstheater. Brotfabrik Bühne. 21.00 Uhr „Die Welt ist schön.“ Poetry Club Song Writer Performance. Brotfabrik Bühne. 22.00 Uhr „Jakusch“. Uta Gebert. Figurentheater. Brotfabrik Bühne. 23.00 Uhr „Vision & Wahn“. Peri Planeta. Lesereihe. Brotfabrik Bühne.

RUSSISCHES S/T/A/R-THEATER IN DER KULTURBRAUEREI Programm 19.00 – 24.00 Uhr „Russische Opernarien und Don Kosaken Lieder“. . „Wirtschaftsarien auf Deutsch in Begleitung der Schamanentrommel“. Wladimir Jaremenko-Tolstoj, Kehlkopfsänger, Solist der „Freien Oper von Sibirien“. „Ode auf die Weltwirtschaftskrise 2008 / 09 oder eine schamanische Reise rund um die Welt“. Auszug. Dauer des gesamten Blocks 30 min. 00.30 Uhr Abschlussparty.i. VOLKSBÜHNE IM PRATER Programm 19.00 Uhr, 21.00 Uhr und 23.00 Uhr „Frank Castorf : Hulla di Bulla und die Herrscher“. 19.30 Uhr, 20.30 Uhr, 21.30 Uhr, 22.30 Uhr und 23.30Uhr „Videopräsentation“ 20.00 Uhr und 22.00 Uhr „René Pollesch : Ein Chor irrt sich gewaltig“. 24.00 Uhr Konzert mit Steve Binetti und Sir Henry. DOCK 11 Programm 19.00 – 01.00 Uhr „Präsentation der ,7 Pearls 07 / 08’“. Gewinner unseres TanzFilm-Wettbewerbes „pool. 20.00 Uhr, 21.00 Uhr, 22.00 Uhr und 23.00 Uhr „3 SOME“. Eine Performance von Knut Berger. BAT–STUDIENTHEATER Programm 19.00 – 01.00 Uhr Auswahl der aktuellen Arbeiten. 30 min. im Stundentakt.

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LANGE NACHT DER OPERN & THEATER

Die Stunde der Produzenten

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Kabarett und Cabaret, Comedy und Show: ein Rundgang durch die Berliner Entertainment-Szene Von Gunda Bartels Der Glanz der Unterhaltungshauptstadt Berlin strahlt weit in die Welt hinaus. Auch wenn die Goldenen Zwanziger lange vorbei sind. Der Mythos zieht noch immer, obwohl ihn Berlins quirlige Entertainmentbranche von heute eigentlich gar nicht braucht. Die Angebotsfülle reicht von Europas größtem Revuetheater, dem Friedrichstadtpalast, über Musicaltheater, Varietés, Kabaretts, bis zu unzähligen kleinen, feinen, coolen Kleinkunstbühnen wie dem Zebrano-Theater in Friedrichshain oder der Scheinbar in Schöneberg. Die bunte Palette für Nachtschwärmer ist mit rund 1500 Veranstaltungen täglich vom Musical bis zur Clubszene so vielfältig wie nirgends auf der Welt. Und das,wie ChristianTänzlervon Berlin Tou-

Künstler und Besucher hoffen in Berlin auf verwegenes Entertainment rismus Marketing schwärmt, verglichen mit Metropolen wie London, Paris oder New York, bei einem genialen Preis-Leistungsverhältnis. Keine Stadt werde im internationalen Showbusiness so gemocht wie Berlin, sagtFalkWalter, derChefdes Admiralspalastes. Die Künstler sagten: „Ich will nach Berlin!“ und die auswärtigen und einheimischen Besucher kämen, weil sie hier auf besonders verwegenes Entertainment hofften. Da sind sie bei der „Langen Nacht der Opern und Theater“ im Admiralspalast genau richtig. 2006 wurde der historische Amüsiertempel am Bahnhof Friedrichstraße mit Klaus Maria Brandauers Inszenierung von Brechts „Dreigroschenoper“ wiedereröffnet. Und seitdem tummeln sich hier in drei Sälen mit rund 3400 Plätzen Hochkultur und Clubszene, Musicalbesucher, Popfans und Partypeople. Respektlos und anarchisch will der Admiralspalast sein, sagt Rita Baus, die Künstlerische Leiterin. Und dabei immer der Tradition des Vergnügungstempels verpflichtet. Ein Mann, der diese Attribute spielend vereint, ist hier ab 19 Uhr Gastgeber: Mark Scheibe. Der virtuose Pianist und Orchesterchef

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Die ersten vier Spielorte sind auch in den Routen 2 bis 5 ab Haltestelle Bebelplatz enthalten. 10 Minuten-Takt Tour – Retour. STAATSOPER UNTER DEN LINDEN Programm siehe Route 1 STAATSBALLETT BERLIN Programm siehe Route 1 MAXIM GORKI THEATER Programm siehe Route 1 THEATER IM PALAIS (am Festungsgraben) Programm siehe Route 1 TIPI AM KANZLERAMT Programm 22. 00, 23. 00 und 24.00 Uhr „Die Geschwister Pfister“ Hinreißend komisch, mitreißend perfekt, Comedy-Entertainer von seltenem Format. Ihr Name steht für Schlager, Schmalz und Satire, für lässige freche Showbiz-Profis mit augenzwinkerndem Charme, für einen Abend voller Seligkeit! Jetzt treibt es die Geschwister Pfister, Berlins berühmteste Kleinkünstler, Gesang- und Showstars par excellence in die Klinik – eine geschlossene Anstalt, wie man sie noch nicht gesehen hat. Zauberberg meets Kuckucksnest. Nie waren „Die Geschwister Pfister“ so glamourös und so gesund! Sie präsentieren Auszüge aus ihrer neuen Show, die ihre Deutschlandpremiere am 13. Mai im TIPI haben wird, wo sie vom 13. 5. – 5. 7. 2009 auf dem Spielplan stehen. GRIPS THEATER Programm 19.00 – 24.00 Uhr „Alles außer Tiernahrung“. Exklusiv zur „Langen Nacht“ präsentieren Regisseur Rüdiger Wandel und das Ensemble Szenen und Lieder aus den Proben zu der Jubiläums-Revue für Erwachsene. 30 min. immer zur vollen Stunde. ROUTE 6

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Abfahrt Hardenbergplatz im 10-Minuten-Takt. Ringlinie.

Schnuppernummer. Besucher der „Langen Nacht“ können im Admiralspalast Musicalstars der demnächst hier startenden Hitlerparodie „The Producers“ (Premiere am 15. Mai) von Mel Brooks sehen. Foto: promo

mit dem schrägen Humor begrüßt unter anderem Gäste wie den isländischen Startenor Gardar Thór Cortes, die Improtheaterfreaks von Theatersport und die Musicalstars der demnächst hier startenden Hitlerparodie „The Producers“ mit ersten Schnuppernummern. Ab Mitternacht

landen dann alle Nachtschwärmer eh im Ballsaal des Admiralspalastes. Da wird mit DJs wie dem Schauspieler Lars Eidinger und der Band „The Cesarians“ aus London bis in die Puppen die offizielle Abschlussparty der Langen Nacht der Opern und Theater gefeiert.

Wer’s zwar musikalisch, aber deutlich wortlastiger mag, ist im Vorderhaus richtig. Da residiert dasKabarett-Theater Distel. 1953 gegründet, überstand die Distel die DDR,die Wende und trotztmit 20Mitarbeitern wacker der unsubventionierten Gegenwart. Die Distel ist heute Deutsch-

BERLINER FESTSPIELE Programm 19.00 Uhr – 24.00 Uhr Führung immer zur vollen Stunde. ca. 20 min. Begrenzte Teilnehmerzahl. Unteres Foyer 19.00 Uhr, 20.00 Uhr Lesung mit Lydia Dimitrow, Olga Galicka, Mariya Kozachenko. Oberes Foyer. 19.30, 20.30, 21.30 Angels Voices – Der Chor aus Christoph Schlingensiefs Inszenierung „Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir“. Kassenhalle. 22.30, OO.00 Uhr Das Beste der Internationalen SLAM!Revue. Kassenhalle. Der schönste Theatergarten Berlins ist während der gesamten „Langen Nacht“ geöffnet.

19.30 Uhr und 21.30 Uhr Winfried Glatzeder liest aus seiner Autobiografie „Paul & Ich“ und erzählt aus seinem Film- und Theaterleben zwischen Ost und West. Theater. 20.00 Uhr Harald Effenberg, jahrelanger TV-Sketchpartner von Dieter Hallervorden, gibt kabarettistische Kostproben. Theater. 20.30 Uhr Walter Plathe und Reiner Heise drehen die Zeit zurück in die 20er Jahre und treffen Ralph Benatzky. Theater. 21.00 Uhr und 00.30 Uhr Dieter Landuris und Axel Herrig überraschen mit Swingklassikern und „Göttlichen Affären“. Theater. 21.00 Uhr – 01.00 Uhr Öffentliche Probe zu „Shoppen“, ein Theaterstück über Speeddating. Das Publikum erlebt hautnah die Erarbeitung und kann sein Votum darüber abgeben, welche Kandidaten für einander geschaffen sind. Einlass immer zur vollen und halben Stunde. Komödie. 22.30 Uhr und 23.30 Uhr Die Bühnenpiraten entern das Bühnenbild und entwickeln mit Hilfe des Publikums ein Theaterstück spontaner denn je. Komödie 23.00 Uhr und 24.00 Uhr Judy Winter, Achim Wolff und Rita Feldmeier präsentieren Musikalisches. Komödie. 00.50 Uhr Finale. Komödie.

ting“. Ein Autorenprojekt. Zehn Autoren haben Monologe für Liebeshungrige geschrieben. Im knisternden Vieraugengespräch gewähren einsame Seelen Einblick in ihre sehnsüchtigen Innenwelten und nehmen vielleicht große Liebesgeschichten ihren Anfang. Regie: Benedikt Haubrich und Frank Oberhäußer. Studio. 19.40 Uhr, 20.40 Uhr, 21.40 Uhr, 22.40 Uhr, 23.40 Uhr und 00.40 Uhr „Babelfish“. Übersetzungsquizshow. Klassische Texte erblühen mit Hilfe der Babelfish-Übersetzungssoftware in nie gekannter Poesie - unsere Kandidaten erraten die Vorlage. Beispiel: Liebt die Gele des Treibstoffs! der Morgen des Geruchs! >dt. >frz. >engl. >chin. >chin. trad. >engl. >I love the smell of napalm in the morning. Studio.

BAR JEDER VERNUNFT Programm 22.00 Uhr und 24.00 Uhr „Me and my cello“. Rebecca Carrington featuring Colin Brown. Mit unverwechselbarem britischem Humor nimmt die klassisch ausgebildete First-Class-Cellistin und ihr Cello Joe den staunenden Zuschauer mit auf eine musikalische Reise. Italienische Opern auf sehr spezielle Art übersetzt, Johann Sebastian Bach wird kurzer hand zu Sting, französische Chansons von Gréco und Piaf viersaitig interpretiert. 30 min. Die komplette Show erleben Sie vom 14. Mai bis 7. Juni 2009 in der Bar jeder Vernunft. 23.00 Uhr „Ein Mädchen aus dem Volk“. Désirée Nick begleitet von Volker Sondershausen. Die Bestsellerautorin,Schauspielerin, Entertainerin, Comedy-Queen, Tänzerin schreibt seit 15 Jahren ihre eigenen Shows. Die komplette Show erleben Sie vom 1. - 30. August 2009 in der Bar jeder Vernunft. 30 min. THEATER UND KOMÖDIE AM KURFÜRSTENDAMM Programm 19.00 Uhr Begrüßung durch Martin Woelffer, Theaterdirektor. 5 min. Theater. 19.10 Uhr und 22.00 Uhr „Berlin Comedian Harmonists“. Das erfolgreiche Vokalsextett mischt amerikanischen Swing mit deutscher Liedertafel. Theater.

SCHAUBÜHNE AM LEHNINER PLATZ Programm 20.00 Uhr, 22.00 Uhr und 24.00 Uhr „Ein Sommernachtstraum“. Frei nach William Shakespeare. Swinging Schaubühne! Nehmen Sie einen Drink und genießen Sie Szenen aus der Kultproduktion „Ein Sommernachtstraum“. Regie und Choreografie: Thomas Ostermeier und Constanza Macras. Saal A 19.20 Uhr, 20.20 Uhr, 21.20 Uhr, 22.20 Uhr, 23.20 Uhr und 00.20 Uhr„Berlin Alexanderplatz“ von Alfred Döblin. Lesung mit Schauspielern des Ensembles. Eine Nacht lang in Etappen mit Franz Biberkopf durch den Berliner Großstadtdschungel. Gerade aus dem Gefängnis entlassen, will Biberkopf ein neuer Mensch werden, ein neues Leben soll beginnen. Doch die Vergangenheit lässt sich nicht abschütteln. Saal C. 19.00 Uhr und 23.00 Uhr „Kein Abschied, niemals! (o my baby don't cry)“ von Falk Richter. Regie: Benedikt Haubrich. Unterbühne. 21.00 Uhr und 01.00 Uhr „Monsterdämmerung“ von Marius von Mayenburg. Regie: Frank Oberhäußer. Unterbühne. 19.00 Uhr – Ende „QUIZOOLA!“ von Tim Etchells (Forced Entertainment) „Was ist Liebe? Woher kommt das Fernsehen? Meinst Du, Blondinen haben mehr Spaß? Hat sich aus deiner Familie schon mal irgendwer umgebracht?“. Ein Katalog von Fragen und eine Gruppe von Schauspielern. Einer fragt, ein anderer muss antworten. Eine Nacht zwischen Interview, Quizshow und Verhör. Foyer. 19.40 Uhr, 20.40 Uhr, 21.40 Uhr, 22.40 Uhr, 23.40 Uhr und 00.40 Uhr„Speedda-

DEUTSCHE OPER BERLIN Programm 19.45 Uhr, 20.45 Uhr, 21.45 Uhr, 22.45 Uhr „Der ,Kosmos’ der Langen Nacht“. John Cage: EUROPERA 3. Mit Mitgliedern des Ensembles und zahllosen anderen Mitarbeitern des Hauses. Treffpunkt Kassenhalle.# CAFE THEATER SCHALOTTE Programm 19.00 Uhr, 20.00 Uhr, 21.00 Uhr „Roemisch Fuenf“. O-TonPiraten. Playback-Show. Lassen Sie sich von den O-TonPiraten in die Antike entführen: Die Playback-Show „Roemisch Fuenf“ zeigt die monumentalsten Schmachtfetzen der Kinogeschichte in 30 Minuten. Hysterisch verführend und historisch verwirrend! Hereinspaziert in die Tunika-Oase der O-TonPiraten, in eine Show voll Liebe, Lust, Intrigen und Mord!

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lands größtes Ensemble-Kabarett. Ein von durchreisenden Comedians befreiter Klassiker sozusagen. Gerade feierte das 118. Nummernprogramm „Jenseits von Angela“ umjubelte Premiere. Dreißigminütige Ausschnitte der in spaßige Spielszenen verpackten politischen Wortspitzen sind bei der „Langen Nacht“ von 21 Uhr bis Mitternacht stündlich zu sehen. Schade, dass man von hier nicht gleich rüber in den Friedrichstadtpalast rennen kann, der zwei Tage später seinen 25. Geburtstag feiert. Aber der ist wie viele andere Häuser aus der sehr langfristig Vorstellungen planenden Entertainmentbranche bei der ersten „Langen Nacht der Opern und Theater“ noch nicht dabei. Das soll sich beim nächsten Mal aber ändern, heißt es von dort. Die Bar jeder Vernunft, der Kleinkunst-Olymp in der City West, hat’s genau wie sein Schwesterzelt, das Tipi am Kanzleramt, trotzdem möglich gemacht, bei der „Langen Nacht“ dabei zu sein. Ab 22 Uhr, nach der regulären Vorstellung, knallen hier erst richtig die Korken. Im 2002 im Tiergarten eröffneten Tipi mit seinen 550 Plätzen treten regelmäßig Showgrößen wie die Tiger Lillies aus London, der venezianische Verwandlungskünstler Ennio oder Ulrich Tukur und Band auf. In der Langen Nacht gibt’s schrille Einblicke in die neue Show „Geschwister Pfister in der Klinik“ der immer zu Schlagern und Scherzen aufgelegten Hilfsschweizer Ursli, Toni und Fräulein Schneider. Die 1992 gegründete Bar jeder Vernunft im Jugendstilspiegelzelt auf dem Betonparkdeck in der Schaperstraße, schickt zwei Ladies ins Rennen. Um 22 und 24 Uhr hat die britische Cello-Ulknudel Rebecca Carrington den Bogen raus. Und um 23 Uhr ist Désirée Nick mal wieder ihre eigene egomanische Show. Titel: „Ein Mädchen aus dem Volke“. Das wird in der „Langen Nacht der Opern und Theater“ in jedem Fall was zu gucken finden. Was Amüsierwillige gerade in Zeiten knapper Geldbeutel wollen, weiß Holger Klotzbach, Chef von Tipi und Bar jeder Vernunft und seit Jahrzehnten fixer Bestandteil der Berliner Entertainmentbranche genau: „Was entdecken, aber kein Risiko eingehen. Wer will sich schon gern den Abend vermiesen lassen.“ Und die Nacht schon gleich gar nicht.

22.00 Uhr, 23.00 Uhr und 24.00 Uhr „A-cappella-Konzert“. muSix. Fünf markante Stimmen und eine gewaltige Beatbox ergeben einen mitreißenden Bandsound, der zu einem perfekten Bindeglied zwischen a cappella und Pop wird – zu Vocalpop. PUPPENTHEATER Programm 18.30 Uhr das Theater ist geöffnet. 19.00 Uhr „Der Hase und der Igel“. Schattentheater. 20.00 Uhr „Sophie Charlotte baut ein neues Schloss“. Szenen wie das Schloss Charlottenburg entstand. Klavier: Naoko Fukumoto. 21.00 Uhr und 23.00 Uhr „Bilder einer Ausstellung“. Modest Mussorgsky. Szenen am Flügel: Alina Pronina. 22.00 Uhr und 24.00 Uhr „Ausschnitte aus dem Balladenprogramm“. Figuren und Musik. Klavier: Szymon Jakubowski. UNI.T THEATER DER UdK Programm Die Studiengänge stellen sich vor. 19.00 Uhr „Musical“ 20.00 Uhr „Gesang/ Musiktheater“ 21.00 Uhr „Schauspiel“ 22.00 Uhr „Musical“ 23.00 Uhr „Gesang/ Musiktheater“ 24.00 Uhr „Schauspiel“ VAGANTEN BÜHNE Programm 19.00 Uhr – 24.00 Uhr „Shakespeares sämtliche Werke“. Regie: Andreas Schmidt. Es spielen Michael Baderschneider, Stefan Mehren und Robert Munzinger. 30 min. Immer zur vollen Stunde.

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ST/A/R THEATER Beinahe wäre eine Tradition endgültig gestorben. Schon 1922 gründete Boris Romanow ein russisches Theater in Berlin, das spielte damals im Apollo-Theater an der Friedrichstraße, wurde jedoch im Krieg zerstört. Lange Zeit existierte es nicht, doch vor zehn Jahren fand sich eine Nachfolgerin Romanows, die das russische Theater in der Kulturbrauerei wiederbelebte. Bis im vorigen Winter, auch wegen finanzieller Schwierigkeiten, beinahe das Fahrradlager eines benachbarten Citytour-Unternehmens daraus geworden wäre. Der Retter heißt Dr. Wladimir Tolstoj, er fand sich bereit, die mittellose Bühne zu leiten und holte als Geldgeber die Wiener Zeitschrift „ST/ A/R (Städteplanung, Architektur und Religion)“ mit ins Boot, deren Mitherausgeber er ist. Tolstoj, geboren als Sohn eines Dichters in der sibirischen Verbannung, später in St. Petersburg aufgewachsen und zum Studium nach Wien umgezogen, ist nicht nur Regisseur und Dramatiker, sondern auch Erfinder der Performance-Kunstform „Naked Poetry“. Tolstoj zieht nun in der Kulturbrauerei ein Programm aus Wochenendkonzerten, russischen Stücken sowie Lesungen auf, fast alles in deutscher Sprache – „ich bin ja kein russischer Nationalist“, lächelt er. Im Sommer will er Puschkins auf die Bühne bringen. Genre: Schauspiel, Literatur, Kammeroper Plätze: 99 Kontakt: Knaackstr. 97, 10435 Berlin, Tel.: 441 39 01 www.russisches-theater.de Route 4 THEATER DER KLEINEN FORM Eigentlich hätten es Schuhe werden sollen. Bloß bestand Evelyn Geller die Aufnahmeprüfung für Schuhgestaltung in Halle nicht. Auf dem Rückweg zum Bahnhof dann führte der Weg sie an einem Figurentheater vorbei, das mit der Annonce „Puppenbauer gesucht“ warb. Davon hatte sie zwar keine Ahnung, aber Chuzpe genug besaß sie – und wurde genommen. Den Schwindel, sich mit Puppen bestens auszukennen, bezahlte sie mit vielen schlaflosen Nächten, in denen sie als Autodidaktin so lange Theaterbücher wälzte und Puppen auseinander nahm, bis sie die Kunst tatsächlich beherrschte. Unwiderruflich entflammt für diese Form, die sie „viel lebendiger als das Schauspiel, weil reicher an Möglichkeiten“ findet, wollte Geller schließlich auch selbst auf die Bühne und landete am Theater Wittenberg. Später studierte sie an der Ernst Busch Schule, war im staatlichen Puppentheater engagiert, und nach der Wende versuchte sie, sich selbstständig zu machen. Auch das erforderte Umwege, aber heimisch wurde Geller, die als Hobby-Theaterpädagogin auch mit Kindern zu spielen begann, schließlich in einer ehemaligen, sehr atmosphärischen Kita in Friedrichshain. Hier bringt sie Kinderbücher mit Aussage auf die Bühne, führt selbst erfundene und recherchierte Geschichten wie das Märchen von der „Zuckerfee“ auf und spricht, etwa mit einer Adaption des hochkomischen „Zirkus Schardam“ von Daniil Charms, auch die Eltern an. Evelyn Geller Genre: Puppen- und Figurentheater Plätze: 45 Kontakt: Pillauer Str. 7a, 10243 Berlin, Tel.: 293 50 461 www.theater-der-kleinen-form.de Route 4 THEATER „DIE BOTEN“ Theater, sagt Heike Hinze-Buddrus, habe ja immer eine Botschaft. Insofern passe der Name auch heute noch, obschon man sich von den christlichen Wurzeln der Bühne, die 1961 in der DDR als „Spielgemeinde die Boten“ entstand, die nur in evangelischen Kirchen spielen durfte und die Stasi im Nacken hatte, mittlerweile vollständig emanzipiert hat. Heike Hinze-Buddrus, die nach der Wende als künstlerische Leiterin zu den Boten stieß und seit sechs Jahren das Haus allein führt, stammt selbst aus der DDR: Sie ist gelernte Regisseurin, zehn Jahre lang war sie aus politischen Gründen ausschließlich freiberuflich tätig. Die Lust am zeitkritischen Theater ist ihr nie verloren gegangen, auch in Lichtenberg nicht, wo ihre zumeist professionellen Schauspieler ohne Gage spielen. Eines ihrer frühen Projekte hieß „Traumschrei“, ein Stück über Drogensucht. Und auch einem Klassiker wie „Romeo und Julia“ nähert sie sich aus gesellschaftsskeptischer Perspektive: Als sie es inszenierte, machte gerade ein sogenannter Fememord Schlagzeilen, man könne, sagt die Regisseurin, den Shakespeare-Konflikt durchaus als Zwist zwischen einer deutschen und einer türkischen Familie lesen. Wichtig ist ihr allerdings, bei aller Lust an gegenwartsnaher Erzählung und Deutung nicht das Wesentliche aus den Augen zu verlieren: „Die Fähigkeit, Geschichten zu erzählen, ist heute auf dem Theater doch vielfach verlorengegangen.“ Genre: Schauspiel Plätze: 99 Kontakt: Schottstr. 6, 10365 Berlin, Tel.: 55 00 94 49 www.theaterdieboten.de Route 2

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LANGE NACHT DER OPERN & THEATER

DER TAGESSPIEGEL

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Haltestelle U-Bahnhof Hermannplatz. Zu erreichende Häuser im 15-Minutentakt. Tour – Retour. JÜDISCHES THEATER BIMAH Programm 19.00 Uhr – 24.00 Uhr „Wenn der Rebbe singt, tanzt und erzählt“. BIMAH Ensemble 20.00 Uhr – 23.00 Uhr „Kurt-Tucholsky-Kabarett“ mit Manfred Kloss 21.00 Uhr „Heinrich Heine“. Hebräische Melodien. BIMAH Ensemble 22.00 Uhr „Hommage an Ephraim Kishon“. Humoresken. Das Theater ist gleichermaßen der Tradition und der Moderne verpflichtet. NEUKÖLLNER OPER Programm 22.00 Uhr, 22.30 Uhr, 23.00 Uhr und 23.30 Uhr „Die klingende Passage“. Persönliche Entdeckungstour. Unser Reiseführer überreicht Ihnen den Routenplan und schickt Sie auf eine kurzweilige Tour durch vier Stockwerke eines bemerkenswerten Theaterbaus mit zahlreichen Überraschungen: 100 Jahre (kulturelles) Leben in der Passage – von alten Rixdorfer Schlagern, über Improvisationstheater bis zu türkischer Musik. Seit 20 Jahren ist die Passage Neukölln die Heimat der Neuköllner Oper. HEIMATHAFEN NEUKÖLLN IM SAALBAU NEUKÖLLN Programm 19.00 Uhr und 22.00 Uhr „Eine Omnibusfahrt nach Rixdorf“. Mit einer Collage aus Texten, Liedern und Lebensbildern verführen wir Sie zu einer Vergnügungsreise ins alte Rixdorf. 20 min. Theatersaal im Parterre. 20.00 Uhr und 23.00 Uhr „Filmzauber“. Ausschnitt aus unserer Eröffnungspremiere, einer Posse von 1912, mit großartigen Charakterstudien aus der Glanzzeit Berlins. 20 min. Theatersaal im Parterre.

LANGE NACHT DER OPERN UND THEATER: Beilage des Tagesspiegels. Redaktion: Rolf Brockschmidt, Rüdiger Schaper, Frederik Hanssen, Waltraud Hennig-Krebs. Die Theater stellt Patrick Wildermann vor; Anzeigen: Jens Robotta, Postanschrift: 10876 Berlin, Tel. (030) 26 00 9-0.

21.00 Uhr und 24.00 Uhr „Waren Sie heute schon Neuköllner?“ Ausblick auf unsere zweite Premiere. Wir lassen Sie am Kiezalltag teilhaben und testen Ihre Neuköllntauglichkeit. 20 min. Theatersaal im Parterre. Seit Herbst 2007 verbinden junge Theatermachterinnen die bewegte Rixdorfer Vergangenheit mit dem Kiezalltag von heute. Ab 19.00 Uhr „Film 10“. Eine filmische Entstehungsgeschichte des Heimathafen Neukölln. Ab 19.00 Uhr „Film 2“. Filmausschnitte aus den Kindertagen des Kinos. Begleitfilme durchgängig im Wechsel Lichtspielhaus in der Belle Etage. RATIBORTHEATER – DIE GORILLAS Programm 19.00 Uhr – 24.00 Uhr „Die Gorillas“. Nichts ist schneller als spontan immer zur vollen Stunde. 20 min. Die „Gorillas“ gehören zu den bekanntesten Improvisationstheaterensembles. Sie spielen seit 12 Jahren in der Kreuzberger Spielstätte. Was auf der Bühne geschieht, ist nie vorhersehbar und wird maßgeblich vom Publikum bestimmt.

KENNEN SIE SCHON

NR. 20 239 / MITTWOCH, 22. APRIL 2009

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THEATER IM NIKOLAIVIERTEL Am Wochenende werden weiße Vorhänge über die Bilder des Schreckens gezogen, und dann verwandelt sich der Kellerraum der „Gedenkbibliothek für die Opfer des Stalinismus“ in einen hübsch-intimen Bühnenraum mit berlinischem Kolorit: „Zille sein Milljöh“ wird gespielt, eine musikalische Revue, die Klaus Wüsthoff komponiert hat und mit der Heidrun Preußer, Christine Reumschüssel sowie alternierend zwei männliche Kollegen hier seit fünf Jahren den berühmten Kleine-Leute-Maler feiern. Das Stück hat bereits eine Wanderung durch die Stadt hinter sich, unter anderem war es auf der Unterbühne des Theaters des Westens beheimatet, während oben „Falco“ gegeben wurde, doch dann musste ein neuer Raum her. Das Zille-Museum kam nicht in Frage, die Zuschauer hätten sich an den kostbaren Originalen vorbeidrängen müssen, „außerdem machen wir Krach“, amüsieren sich die beiden Künstlerinnen, aber immerhin in nachbarschaftlicher Nikolaiviertel-Nähe ließ man sich nieder. Heidrun Preußer, die Operngesang studiert hat und unter anderem am Kabarett Distel sowie am Theater im Palais engagiert war, und Christine Reumschüssel, eine gelernte Jazz-Musikerin, die mit Größen wie Tabori und Zadek gearbeitet hat, erzählen mit Verve und Amüsement von der ungebrochenen Anziehungskraft ihrer Haupteinnahmequelle, die ursprünglich nur für drei Monate in der Bibliothek gastieren sollte. Mittlerweile waren schon Besucher aus Japan und Norwegen da, Menschen, die kein Wort Deutsch verstehen. Der nach wie vor sorgsam gepflegte Abend überträgt wohl auch ohne Worte, was Preußer und Reumschüssel an Zille bewundern: Dieses Talent, mit wenigen Strichen etwas ganz und gar Stimmiges zu schaffen. Genre: Musikalische Revue Plätze: 60 Kontakt: Nikolaikirchplatz 5-7, 10178 Berlin, Telefon: 030/241 46 35 www.theater-im-nikolaiviertel.de Route 2

INFOS 15. THEATERDISCOUNTER Das Nomadenleben ist vorbei. Im vergangenen Jahr noch stand der „Theaterdiscounter“ heimatlos da, nachdem ihm die Räumlichkeiten am Monbijoupark gekündigt worden waren, unter anderem gewährten die Sophiensäle in den Sommermonaten Asyl. Nun wird das neue Haus eröffnet, in der Klosterstraße, gegenüber des Podewil. Die Bezeichnung „Theaterdiscounter“, erzählt Scharegg, sei aus der Idee entstanden, „das Überflüssige wegzulassen“. Jetzt geht's ums nackte Wort, sollte signalisiert werden, ohne blendende Verpackung, und natürlich habe man auch provozierend mit den Tiefkultur-Assoziationen des Discounter-Begriffs gespielt. Dem Namen bleibt man treu, ihn mit Inhalten zu unterfüttern, ist ein fortlaufender Prozess. Als das Theater 2003 entstand, sollte dort ausschließlich neue Dramatik produziert werden aber so ein Autorenmodell ist bekanntlich problematisch, nicht zuletzt wegen Nachschubmangels an tauglichen Stoffen. Dennoch, hier wurde ein Erfolgsstück wie Thomas Freyers „Amoklauf mein Kinderspiel“ entdeckt, hier ist ein Regisseur wie Patrick Wengenroth mit seinem Reality-Satire-Format „Planet Porno“ groß geworden. Mit den Jahren haben sich die Discounter-Ansprüche indes verschoben und erweitert: das durch Gastspiele geknüpfte Künstler-Netzwerk wuchs, auch als Festivalort, etwa für die Schau „Politik im freien Theater“, machte der Discounter sich einen Namen. Und Klassiker sind nicht länger tabu. So eröffnet Regisseur Scharegg, ein gebürtiger Schweizer, den neuen Discounter mit einer Produktion von Horvaths „Geschichten aus dem Wiener Wald“ – wobei der ästhetische Zugriff, wie man es hier gewohnt ist, kein klassischer sein wird. Genre: Schauspiel Plätze: ca. 99 Kontakt: Klosterstr. 44, 10179 Berlin, Telefon: 030/ 28 09 30 62, www.theaterdiscounter.de Route 2

ZIMMERTHEATER KARLSHORST Damals spielte er ganz oben. Wolfgang Helfritsch war, wie einige hundert andere, Mitglied des Berliner Lehrerensembles, das eine Bühne im „Haus des Lehrers“ am Alexanderplatz betrieb, im 12. Stock. Die kunstbegeisterten Amateure, die fast alle aus pädagogischen Berufen kamen und sich in verschiedenen Sparten zusammenfanden, wurden dabei professionell angeleitet: die Kabarettgruppe zum Beispiel vom Regisseur Wolfgang Hübner, die Sprechergruppe, die sich der kleinen literarischen Form verschrieben hatte, vom Theatermann Fritz Decho. Als das Lehrerensemble 1991 zerfiel, wollten Helfritsch und einige Kollegen dennoch nicht von ihrer Passion lassen und gründeten, noch ohne neue Spielstätte, den „Verein Theater im 12. Stock“ – ein Name, der auch beibehalten wurde, als sich im Kulturhaus Karlshorst die Chance ergab, aus drei ehemaligen Büroräumen und zwei Nebenräumen zur Lagerung von Requisiten ein Theater zu machen. In dieser mehr geerdeten, charmanten Bühne, die von der unmittelbaren Nähe zum Publikum lebt, wird weiterhin die musikalisch-literarische Miniatur gepflegt, meist mit berlinischem Kolorit, manchmal auch mit Kiezbezug. Ein Programm etwa widmet sich den Zille-Jahren in Lichtenberg. Auch eine „Kabarette“ hat Helfritsch schon erfunden, zum 150. Todestag des Berliner „Zar und Zimmermann“-Komponisten Albert Lortzing, überhaupt schreibt er fleißig selbst. Daneben sind Klassiker des Scharfzüngigen ein Schwerpunkt: Erich Kästner,Friedrich Hollaender und natürlich KUrt Tucholsky, schließlich ist Helfritsch auch Vorsitzender der Tucholsky-Gesellschaft. Für all das wird im Zimmertheater nicht mal Eintritt verlangt, nur ein freiwilliger „Austritt“. Genre: Schauspiel, Literatur, Revue Plätze: 45 Kontakt: Treskowallee 112, 10318 Berlin, Telefon: 030/ 55 34 616, www.zimmertheater-karlshorst.de Route 4

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Die Lange Nacht in Kürze 50 Häuser nehmen an der 1. Langen Nacht der Opern und Theater in Berlin am 25. April 2009 teil. Kombitickets kosten im Vorverkauf 12 Euro/ermäßigt acht Euro, am 25. April 15 Euro/ermäßigt zehn Euro. Kinder bis sechs Jahre haben freien Eintritt. Die Tickets berechtigen zum Besuch aller Veranstaltungen, zur Benutzung des Bus-Shuttle und der öffentlichen Verkehrsmittel im Tarifbereich ABC Berlin, von 15 bis 5 Uhr. Vorverkauf an allen beteiligten Bühnen, Theaterkassen, Berlin-Infostores, Tagesspiegel-Geschäftsstelle und Kundenzentren der S-Bahn und BVG. Online-Tickets und Programmübersicht unter www.berlin-buehnen.de. Info- und Tickethotline: Telefon: 030/ 47 99 74 44. Abendkasse in den beteiligten Theatern und ab 16 Uhr am Bebelplatz. Shuttle-Bus-Routen. Jeweils Hin- und Rückfahrt. Zentraler Start- und Sammelpunkt ist der Bebelplatz: R 1. Behrenstraße, S- und U-Bhf. Friedrichstraße, Deutsches Theater, S-Bahnhof Oranienburger Straße , S-Bhf. Hackescher Markt. R 2. Berliner Rathaus, Friedenstraße, Marchlewskistraße, Normannenstraße, Schottstraße. R 3. Mehringbrücke, Fidicinstraße, Kreuzberg/ Wasserfall, Winterfeldplatz, Grunewaldstraße. R 4. Greifswalder Straße, Prenzlauer Allee/Ostseestraße, Milastraße, U-Bhf. Eberswalder Straße, Schwedter Straße, Prenzlauer Allee. R 5. Platz der Republik, U-Bhf. Hansaplatz, Alt Moabit/Gotzkowskystraße, S- und U-Bhf. Zoologischer Garten. R 6. Hardenbergplatz, Rankeplatz, Uhlandstraße, Lehniner Platz, Deutsche Oper, Eosanderstraße, Steinplatz, Fasanenstraße. R 7. U-Bhf. Hermannplatz, Emser Straße, U-Bahnhof Karl-Marx-Straße, Falkensteingraße. Abschlussparty im Admiralspalast ab Mitternacht. Tsp

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